stadt:pilot 07 - Das Magazin zu den Pilotprojekten - Nationale ...
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lassen die Vermutung <strong>zu</strong>, dass wir mit <strong>den</strong> Bürgerinnen und<br />
Bürgern gemeinsam Mobilitätsstationen planen können, an<br />
<strong>den</strong>en Elemente wie das Car- und das Bike-Sharing umgesetzt<br />
wer<strong>den</strong>. Damit wollen wir <strong>den</strong> Modal Split weiter optimieren,<br />
der, nebenbei gesagt, schon heute mit der Vorzeige<strong>stadt</strong> Münster<br />
durchaus vergleichbar ist. Greifswald ist die Stadt der kurzen<br />
Wege. Auch deshalb liegt der Radverkehrsanteil bei beachtlichen<br />
44 %, weitere 21 % der Greifswalder sind klimafreundlich <strong>zu</strong><br />
Fuß unterwegs.<br />
<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: OpenScale, die Quartierspartnerschaften am<br />
Orleansplatz, die energiegerechte Stadtentwicklung in<br />
Freiham und der neue Ideenwettbewerb fürs Kreativquartier:<br />
Die Münchner Pilotprojekte gehören <strong>zu</strong> unterschiedlichen<br />
Handlungsfeldern, haben verschie<strong>den</strong>e Zielgruppen und<br />
Akteurskonstellationen. Hat das Methode?<br />
Merk: Wir bil<strong>den</strong> im Prinzip in unserem eigenen strategischen<br />
Stadtentwicklungskonzept, der Perspektive München, diese<br />
Themenfelder bereits ab, d. h. wir agieren sowieso in diesen Bereichen.<br />
Ziel ist es, die Projekte hieraus <strong>zu</strong> generieren und sinnvoll<br />
miteinander <strong>zu</strong> verknüpfen. Sie entstehen ja nicht im luftleeren<br />
Raum, sondern wir schauen: Wo können wir einen<br />
Impuls gebrauchen, etwas intensiver oder in einer<br />
anderen Qualität <strong>zu</strong> bewältigen. Dies kann dann<br />
beispielhaft auch für andere Gebiete sein.<br />
Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk ist<br />
Stadtbaurätin in München.<br />
<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: Saarbrücken hat hier einen anderen Weg<br />
gewählt: Die drei aufeinanderfolgen<strong>den</strong> Projekte<br />
IBIS, Grüne Insel Kirchberg und Bottom Up! stehen in<br />
einem unmittelbaren räumlichen und inhaltlichen<br />
Zusammenhang: Strategie oder Zufall?<br />
Wandel-Hoefer: Dies war zwar günstig, aber nicht strategisch<br />
so geplant. Wir haben unsere Bereitschaft, integriert in der<br />
Verwaltung <strong>zu</strong> arbeiten, mit dem ersten Pilotprojekt umgesetzt.<br />
<strong>Das</strong> haben wir verstetigt und <strong>zu</strong>gleich die gewonnenen Praxiserfahrungen<br />
für die weiteren Pilotprojekte, aber auch für die<br />
Alltagsarbeit genutzt.<br />
Bomba: Ich halte diesen kooperativen Gedanken wirklich für<br />
das Geheimnis des Erfolgs, im internationalen Vergleich wird<br />
hier mit wenig Mitteln sehr viel erreicht. Andere Länder setzen<br />
sehr viel mehr Geld ein, haben aber nicht das gleiche bürgerschaftliche<br />
Engagement, nicht die gleiche Unterstüt<strong>zu</strong>ng aus der<br />
Zivilgesellschaft wie wir.<br />
<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: Hat sich <strong>den</strong>n auf kommunaler Ebene das Verhältnis<br />
von Staat, Markt, Zivilgesellschaft verändert?<br />
Wandel-Hoefer: Es hat sich entschei<strong>den</strong>d verändert! Es gab im<br />
ersten Projekt noch Phasen, in <strong>den</strong>en die Verwaltung noch mal<br />
<strong>zu</strong>rückfiel in ihr herrschaftliches Denken. Konsens erhalten wir<br />
aber nur, wenn wir einen Schritt <strong>zu</strong>rückgehen und alle gleichberechtigt<br />
sind. <strong>Das</strong> waren sehr lehrreiche Schritte, inzwischen<br />
haben wir viel über Beteiligungsformate gelernt: Man muss die<br />
Spielregeln am Anfang definieren und ganz klar festlegen, wer<br />
welche Rechte hat, und die Akteure fragen: Seit ihr <strong>zu</strong> diesen<br />
Bedingungen bereit mit<strong>zu</strong>machen? Diese Regeln darf man dann<br />
nicht mehr verändern, sonst verliert man jegliche Glaubwürdigkeit.<br />
Wenn man es richtig macht, stärken diese Prozesse sogar<br />
die Fachkompetenz und das Verständnis der Bevölkerung für<br />
Planung, das verändert auch die Verwaltung.<br />
Hochheim: Auch für unsere Mitarbeiter war es schon neu <strong>zu</strong><br />
erfahren, welche konkreten Vorstellungen und Erwartungen<br />
die Menschen hinsichtlich neuer Mobilitätsdienstleistungen<br />
haben. Und das, obwohl <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt durchaus noch<br />
nicht klar ist, <strong>zu</strong> welchem Ergebnis die Planung führen wird,<br />
ob tatsächlich alles realisiert wer<strong>den</strong> kann. Trotzdem waren<br />
die Bürger bereit, sich ein<strong>zu</strong>bringen. Ein solcher Prozess weckt<br />
natürlich auch Erwartungen. Es wird sich zeigen, ob und wie<br />
wir diese erfüllen können.<br />
Hahn: Investitionen in Menschen oder in Bauwerke sind für mich<br />
kein Gegensatz mehr. Besonders interessant ist es, mit <strong>den</strong> Menschen<br />
über unsere ganz materiellen städtebaulichen Projekte ins<br />
Gespräch <strong>zu</strong> kommen. Dies ist eine der besten Möglichkeiten für<br />
die Aktivierung und <strong>den</strong> Zusammenhalt der Zivilgesellschaft: mit<br />
konkreten Projekten kommen und darüber diskutieren.<br />
Merk: München ist für Beteiligung sehr gut aufgestellt, wir<br />
kommen aber an bestimmte Ebenen nur ganz schwer ran,<br />
beispielsweise an die junge Generation. Der Wettbewerb Open<br />
Scale war hier wirklich ein nachhaltiger Erfolg, wir profitieren<br />
jetzt von einem anderen Verteiler, haben andere und neue<br />
Zielgruppen erreicht.<br />
»Die Projekte en<strong>den</strong> nicht<br />
mit dem Abschlussbericht.«<br />
<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: Haben die Pilotprojekte und die<br />
Modellvorhaben Spuren hinterlassen?<br />
Merk: Der Wettbewerb war definitiv keine Eintagsfliege. Wir<br />
haben ein Netzwerk gegründet, auf das wir immer wieder<br />
<strong>zu</strong>rückgreifen. Viele Teilnehmer beteiligen sich weiter, sie haben<br />
sich eingemischt in Initiativen und bei anderen Wettbewerben<br />
gewonnen. Sie sind <strong>zu</strong> Dialogpartnern gewor<strong>den</strong>, auf die wir<br />
auch zählen können. Auch hier ist das Schlüsselwort, alte Muster<br />
<strong>zu</strong> durchbrechen.<br />
Hahn: In Stuttgart haben die Projekte ebenfalls Spuren hinterlassen.<br />
Die Ergebnisse sind fester Bestandteil der Planung und sind<br />
Be<strong>zu</strong>gspunkte auch für andere Prozesse. Vor Ort<br />
hat das Thema Bildung von Anfang an das Interesse<br />
des Quartiers geweckt, ebenso das energetische<br />
Thema. Hier gibt es ein echtes Langfristinteresse.<br />
Matthias Hahn ist Bürgermeister für Städtebau<br />
und Umwelt in Stuttgart.<br />
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