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«Von der Lebenserfahrung profitieren.» - ZAG

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Curaviva<br />

Ein Tag im Leben von Janine Wingeier,<br />

1. Lehrjahr Fachfrau Gesundheit (FaGe)<br />

<strong>«Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenserfahrung</strong><br />

<strong>profitieren</strong>.<strong>»</strong><br />

Die 16-jährige Janine Wingeier absolviert am Zentrum für Gesundheit<br />

(<strong>ZAG</strong>) die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit.<br />

Im Pflegezentrum im Spitz in Kloten absolviert sie den praktischen<br />

Teil ihrer Ausbildung.<br />

«Geht es Ihnen so?<strong>»</strong> Behutsam und geduldig wäscht Janine<br />

Wingeier die Füsse einer Bewohnerin und erkundigt sich<br />

dabei nach <strong>der</strong>en Wohlbefinden. «Mir machen Arbeiten wie<br />

diese nichts aus, ich helfe den Menschen sehr gerne<strong>»</strong>, erklärt<br />

die auszubildende FaGe anschliessend. «Zudem zeigen<br />

sich die Bewohnerinnen und Bewohner oft sehr dankbar<br />

für diese Hilfen, das macht mich glücklich.<strong>»</strong> Überhaupt<br />

arbeite sie gerne mit Menschen zusammen: «Ich bin jemand,<br />

<strong>der</strong> den Kontakt mit Menschen braucht.<strong>»</strong><br />

Selbstbewusst und geduldig<br />

Als 16-jährige auszubildende junge Frau ist es nicht immer<br />

einfach, ältere Menschen zu pflegen und zu betreuen. Dazu<br />

braucht es eine grosse Portion Selbstvertrauen, ist sich<br />

Janine Wingeier bewusst: «Die Patientinnen und Patienten<br />

würden schnell merken, wenn ich unsicher bin.<strong>»</strong> Viele<br />

Menschen schätzen sie älter als 16 Jahre, was sicher auf<br />

ihr selbstbewusstes Auftreten zurückzuführen ist. Selbstbewusstsein<br />

ist jedoch nicht die einzige Eigenschaft, die<br />

eine gute Fachfrau Gesundheit ausmacht. «Gerade bei <strong>der</strong><br />

Arbeit mit älteren Menschen ist es wichtig, dass man sehr<br />

geduldig ist<strong>»</strong>, erklärt Janine Wingeier und schmunzelt,<br />

«o<strong>der</strong> sonst darf man es sich einfach nicht anmerken lassen,<br />

wenn man einmal die Geduld verliert<strong>»</strong>.<br />

Für Menschen da sein<br />

Die Hauptaufgabe für Fachpersonen Gesundheit sind die<br />

Pflege und Betreuung von Menschen. Dies kann sowohl<br />

im Gesundheits- wie auch im Sozialwesen, im stationären<br />

o<strong>der</strong> im ambulanten Bereich sein. Das körperliche, so-<br />

ziale und psychische Wohlbefinden steht dabei im Zentrum.<br />

Etwas, das <strong>der</strong> hilfsbereiten Janine Wingeier liegt:<br />

«Es befriedigt mich, wenn ich an<strong>der</strong>en Menschen helfen<br />

kann, damit es ihnen anschliessend besser geht.<strong>»</strong> Dies<br />

sind für die angehende Fachfrau Gesundheit auch die<br />

schönsten Momente in ihrem Beruf. «Wenn sich die<br />

Menschen, die ich betreue, bei mir für die Hilfe bedanken<br />

und mir so zeigen, dass sie mich schätzen, dann erfüllt<br />

mich das mit Freude.<strong>»</strong>


«Es ist dieses<br />

Vertrauen <strong>der</strong><br />

Bewohnerinnen<br />

und Bewohner in<br />

mich, das mich<br />

immer wie<strong>der</strong><br />

glücklich macht.<strong>»</strong><br />

<strong>ZAG</strong> Magazin N°1 17


18<br />

Liebe und Krieg<br />

Das Pflegezentrum im Spitz<br />

bietet älteren Menschen, die<br />

nicht mehr in ihrer angestammten<br />

Umgebung wohnen<br />

können, ein Zuhause mit <strong>der</strong><br />

notwendigen Betreuung. Für<br />

Janine Wingeier <strong>der</strong> perfekte<br />

Ort, ihre Ausbildung zu ab-<br />

solvieren. «Ich liebe den Kontakt<br />

mit älteren Menschen. Die<br />

<strong>Lebenserfahrung</strong> dieser Menschen<br />

beeindruckt mich.<strong>»</strong> Sie<br />

hört sehr gerne zu, wenn sie<br />

von ihrem Leben erzählen. Themen,<br />

die dabei häufig vorkommen,<br />

sind Erlebnisse mit <strong>der</strong><br />

Liebe o<strong>der</strong> aus dem Krieg. «Es<br />

ist unglaublich, wie viel ich<br />

von den älteren Menschen lernen<br />

kann!<strong>»</strong>, freut sich Janine<br />

Wingeier. Eine Begeisterung,<br />

die auch Andrea Furrer, Ausbildungsverantwortliche<br />

im Pflegezentrum,<br />

bemerkt: «Janine<br />

pflegt nicht nur zu den Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern auf<br />

ihrer Abteilung einen guten<br />

Kontakt, son<strong>der</strong>n zu denen des<br />

ganzen Zentrums.<strong>»</strong> Sie hat<br />

sich in diesem ersten Lehrjahr<br />

sozial sehr gut integrieren<br />

können, sowohl bei den Patientinnen<br />

und Patienten als auch<br />

bei den Mitarbeitenden.<br />

Reden zum Verarbeiten<br />

Als FaGe wird man im Beruf auch mit<br />

Themen wie dem Tod konfrontiert.<br />

«Beson<strong>der</strong>s schlimm ist es, wenn die<br />

Person einem nahe stand<strong>»</strong>, berichtet<br />

Janine Wingeier aus eigener Erfahrung.<br />

Sie hat zwar schon immer gewusst,<br />

dass solche Momente zu ihrem<br />

Beruf gehören. Als es dann tatsächlich<br />

das erste Mal passierte, war<br />

es gravierend für sie. «Es war eine völlig<br />

neue Situation für mich, deshalb traf<br />

mich <strong>der</strong> Tod dieses Bewohners hart.<strong>»</strong><br />

Gespräche mit den Arbeitskolleginnen<br />

Entspannte Momente: Janine Wingeier im Gespräch mit<br />

ihren Arbeitskollegen.<br />

Die praktische Arbeit im Pflegezentrum<br />

im Spitz gefällt ihr an ihrer Ausbildung<br />

am besten.<br />

und -kollegen haben Janine geholfen,<br />

die schwierige Situation zu verdauen.<br />

Auch zu Hause spricht sie viel über<br />

schwierige Momente im Pflegezentrum.<br />

«Das Reden mit meiner Familie<br />

o<strong>der</strong> mit meinen Freunden gibt mir<br />

Kraft, solche Momente zu bewältigen.<strong>»</strong><br />

Aus Theorie wird Praxis<br />

Janine Wingeier, die in <strong>der</strong> Freizeit<br />

gerne im Verein Handball spielt, ge-<br />

fällt ihre Ausbildung. «Ich<br />

würde mich wie<strong>der</strong> für<br />

eine Ausbildung am <strong>ZAG</strong><br />

entscheiden<strong>»</strong>, ist sie sich<br />

sicher. Neben <strong>der</strong> guten<br />

Struktur des Lehrgangs<br />

gefällt ihr auch das <strong>ZAG</strong>-<br />

Gebäude allgemein. Sie<br />

freut sich darauf, jeden<br />

Mittwoch und jeden Donnerstag<br />

ihre Schulkolleginnen<br />

zu treffen. An den restlichen<br />

drei Tagen <strong>der</strong> Woche<br />

hat sie die Gelegenheit, das<br />

Gelernte in die Praxis umzusetzen.<br />

«Dies gelingt mir<br />

gut<strong>»</strong>, freut sich die 16-jährige.<br />

Im Moment kann Janine<br />

Wingeier im Pflegezentrum<br />

im Spitz beispielsweise das<br />

Messen des Blutdruckes und<br />

des Pulses üben, nachdem<br />

sie es im <strong>ZAG</strong> theoretisch<br />

gelernt hat. <strong>«Von</strong> diesem<br />

Ausbildungskonzept können<br />

auch wir in <strong>der</strong> Praxis<br />

enorm <strong>profitieren</strong><strong>»</strong>, erläutert<br />

ihre Ausbildungs verantwortliche.<br />

«Als Lehrbetrieb<br />

bilden wir im<br />

Mo ment sechs angehende<br />

FaGe aus. So können auch<br />

die Mitarbeitenden <strong>profitieren</strong>,<br />

wenn die Lernenden<br />

neue Inputs von <strong>der</strong> Schule<br />

mit in die Praxis bringen.<strong>»</strong><br />

Janine Wingeier hält ihren Arbeitskolleginnen<br />

und -kollegen manchmal<br />

sogar kleine Vorträge, wo sie<br />

Gelerntes aus <strong>der</strong> theoretischen<br />

Aus bildung erläutert. Trotz <strong>der</strong> guten<br />

Ausbildung bevorzugt Janine<br />

Wingeier die Tage im Pflegezentrum.<br />

«Das Arbeiten mit den älteren Menschen<br />

ist das, was ich am liebsten<br />

mache.<strong>»</strong> Während den drei Lehrjahren<br />

dürfen die Lernenden noch keine<br />

Nachtdienste übernehmen. Janine<br />

Win geier arbeitet entwe<strong>der</strong> im Frühdienst<br />

von 7 bis 16 Uhr o<strong>der</strong> im Mit-<br />


<strong>ZAG</strong> Magazin N°1 19


20<br />

teldienst von 11 bis 20 Uhr. Am Anfang<br />

des Dienstes haben sie jeweils<br />

Rapport, wo die Arbeiten des Tages<br />

untereinan<strong>der</strong> aufgeteilt werden.<br />

Treffpunkt «Stübli<strong>»</strong><br />

Ein Ort, wo Janine Wingeier während<br />

ihrer Arbeit viel Zeit verbringt, ist das<br />

«Stübli<strong>»</strong>. Es ist <strong>der</strong> Aufenthaltsraum<br />

<strong>der</strong> Abteilung für die Bewohner, wo<br />

auch das Mittagessen serviert wird.<br />

Dort trifft man sich. Es ist auch dort,<br />

wo Janine Wingeier ein spezielles Erlebnis<br />

hatte: Zwei Bewohner hätten<br />

sich einmal gegenseitig angegriffen.<br />

Damit die Situation nicht eskalierte,<br />

ging Janine Wingeier mit dem einen<br />

Bewohner nach hinten, wo er sich beruhigte.<br />

Dort traute er ihr an, dass er<br />

sich mit ihr einfach gut verstehe. Er<br />

sei sich sicher, dass man mit ihr Pferde<br />

stehlen könne. «Es ist dieses Vertrauen<br />

<strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner<br />

in mich, das mich immer wie<strong>der</strong><br />

glücklich macht<strong>»</strong>, freut sich Janine<br />

Wingeier.<br />

Faszination Gesundheitsberufe<br />

Selbstbewusst und zielorientiert hat<br />

die Handballspielerin trotz dieser<br />

glücklichen Momente noch ganz an<strong>der</strong>e<br />

Zukunftspläne. «Mein Traum ist<br />

es, Rettungssanitäterin o<strong>der</strong> Pflegefachfrau<br />

zu werden<strong>»</strong>, erklärt sie mit<br />

einem Leuchten in den Augen. Es sei<br />

wohl auch ein bisschen wegen ihrer<br />

Mutter und ihrem Onkel, dass sie<br />

Berufe im Gesundheitswesen so faszinieren.<br />

Als medizinische Praxisassistentin<br />

und als Feuerwehrmann haben<br />

sie ihr schon von klein auf immer<br />

wie<strong>der</strong> Geschichten über diese Berufe<br />

erzählt. Mit dem Gefühl, an<strong>der</strong>en<br />

Menschen gerne zu helfen, wird diese<br />

Faszination Janine Wingeier sicherlich<br />

noch lange auf ihrem Weg begleiten.<br />

Text: Sandra Christen<br />

Fotografie: Martin Vogel<br />

Begegnen Sie Janine Wingeier im<br />

Filmbeitrag auf www.zag-magazin.ch<br />

Es darf auch gelacht werden: Janine mit ihrer Arbeitskollegin Irma Alic.<br />

Fachfrau/Fachmann Gesundheit<br />

Berufsbild Die/<strong>der</strong> Fachfrau/Fachmann Gesundheit arbeitet eng mit an<strong>der</strong>en<br />

Menschen zusammen – mit Patientinnen, <strong>der</strong>en Angehörigen, mit Menschen aus<br />

verschiedenen Berufsbereichen und verschiedenen Kulturen. Da spielen Teamarbeit<br />

und Kommunikation eine wichtige Rolle. Für die Lernenden sieht kein Tag wie<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus. Das Arbeitsgebiet umfasst hauswirtschaftliche und administrative<br />

Tätigkeiten und pflegerische Aufgaben. In <strong>der</strong> Arbeit mit kranken Menschen lässt<br />

sich nicht alles planen, jeden Moment kann etwas Unvorhergesehenes geschehen.<br />

Flexibilität ist deshalb nicht nur im Hinblick auf die Arbeitszeiten gefragt.<br />

Schulische Anfor<strong>der</strong>ungen für die Ausbildung Fachfrau/Fachmann Gesundheit<br />

• Sekundarschule A o<strong>der</strong> B<br />

Persönliche Voraussetzungen<br />

• Respekt gegenüber Mitmenschen und Freude am Umgang mit ihnen<br />

• Teamfähigkeit<br />

• Seelische und körperliche Belastbarkeit<br />

• Freude am Kommunizieren<br />

• Flexibilität<br />

• Einfühlungsvermögen<br />

Informationsveranstaltungen Die Laufbahnberatung für Gesundheitsberufe<br />

führt laufend Informationsveranstaltungen durch. Eine Übersicht zu den geplanten<br />

Veranstaltungen finden Sie unter www.puls-berufe.ch

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