Pflegekonzepte bei Patienten mit ... - auf LiN-ArGe.de
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3.7.5 Techniken zur taktil-haptischen Stimulation<br />
Unter <strong>de</strong>m taktil-haptischen Sinn versteht man <strong>de</strong>n Tast- und Greifsinn, <strong>de</strong>r es uns<br />
möglich macht, durch das Abtasten und Greifen unsere Umwelt zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
An <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Tast- und Greifwerkzeuge, also unserer Hän<strong>de</strong>, spielt sich<br />
diese Sinneswahrnehmung ab. Unsere Hautrezeptoren reagieren <strong>auf</strong> Kälte, Wär-<br />
me, Druck, Vibration und Berührung. Die größte Empfindung in diesen Bereichen<br />
nimmt <strong>de</strong>r Mensch an <strong>de</strong>n Fingerkuppen wahr, daher rührt auch <strong>de</strong>r Ausdruck<br />
„Fingerspitzengefühl“. Mit Hilfe dieses „Fingerspitzengefühls“ können kleinste Un-<br />
terschie<strong>de</strong> an Oberflächen berührt, ertastet und erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Um <strong>de</strong>n <strong>Patienten</strong>/die Patientin <strong>auf</strong> dieser Ebene zu erreichen, ist es für die Pfle-<br />
gekräfte von höchster Wichtigkeit, zu wissen, ob es sich <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Wahrnehmungs-<br />
störung, die <strong>de</strong>r Patient/die Patientin <strong>auf</strong>weist, um eine Störung <strong>de</strong>s ersten Moto-<br />
neurons – also eine Störung in <strong>de</strong>r Reizverar<strong>bei</strong>tung im Gehirn – o<strong>de</strong>r um eine<br />
Störung <strong>de</strong>s zweiten Motoneurons – also eine Störung <strong>de</strong>r Nerven in <strong>de</strong>r Periphe-<br />
rie – han<strong>de</strong>lt. Diese <strong>bei</strong><strong>de</strong>n <strong>Patienten</strong>gruppen bedürfen eines differenzierten Um-<br />
gangs <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r taktil-haptischen Stimulation!<br />
Wie <strong>bei</strong> allen an<strong>de</strong>ren Stimulationen ist es auch hier wichtig, sich langsam und an<br />
<strong>de</strong>n <strong>Patienten</strong>/Patientinnen orientierend in <strong>de</strong>r Wahrnehmungsför<strong>de</strong>rung zu stei-<br />
gern. Das heißt es könnte <strong>bei</strong>spielsweise zuerst ein Kontakt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten<br />
Wasser <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Ganzkörperwäsche hergestellt wer<strong>de</strong>n – ist es warm o<strong>de</strong>r kalt, wie<br />
fühlt es sich an?<br />
In weiterer Folge könnte man <strong>de</strong>m <strong>Patienten</strong>/<strong>de</strong>r Patientin Dinge zum Greifen ge-<br />
ben, wie <strong>bei</strong>spielsweise Gegenstän<strong>de</strong>, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen er/sie früher viel zu tun hatte.<br />
Später, wenn <strong>de</strong>r Patient/die Patientin umpositioniert wird, sollte man ihm/ihr In-<br />
puts an <strong>de</strong>n Fußsohlen durch das Aufstellen <strong>de</strong>r Beine geben o<strong>de</strong>r ihm/ihr <strong>bei</strong>m<br />
Querbettsitzen die Hand zur Bettkante führen, da<strong>mit</strong> er/sie weiß: „So viel Platz<br />
habe ich“, „Hier befin<strong>de</strong>t sich also <strong>bei</strong>m Körper“.<br />
Die taktil-haptische Stimulation beruht <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Grundwissen, dass flächenhafte<br />
Berührungen leichter zu empfin<strong>de</strong>n sind und daher die Gefahr von Missempfin-<br />
dungen von Seiten <strong>de</strong>s <strong>Patienten</strong>/<strong>de</strong>r Patientin geringer ist. Aus diesem Grund<br />
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