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Fertig.

Jun 19, 2021

Vier Jahre, vier Bilder. „Kalte Küche“ und „Eingänge“,

dann „Gurken und Rosen“, schließlich

ist „Das grünere Gras“ gerade fertig geworden.

Von 2019 bis nun im Frühsommer 2021,

schaffte ich pro Jahr nur jeweils ein einziges

großes Bild fertigzustellen. In 2018 wurden

„Malen hilft“, „Vorsicht Startbahn“ und „Mal

kurz für immer“ fertig, und das hat viel Ärger

gegeben. Ich habe die Webseite gelöscht und

neu angefangen, Schenefeld (und die Welt)

zu erklären. Dann gelang mir tatsächlich

noch „Kalte Küche“. Meine neue Kunst.

Das sind absurde Gemälde, realistisch umgesetzte

Szenen, die es so nicht gibt. Um mir

selbst meine Ideen anschaulich vor Augen zu

führen, besser als eine hingeworfene Skizze

(die mir zu ungefähr wäre), ein Modell von

dem Bild zu haben, das mir vorschwebt, greife

ich auf die zahlreichen Abbildungen zurück,

die ich im Internet finde. Mein Anspruch

ist, eine ganz eigene Welt zu schaffen, und

so findet sich auch keine Vorlage im Ganzen

dafür. Das Haus in „Eingänge“ und „Kalte

Küche“ gibt es so nicht, wohl aber den schönen

Aufgang in das Restaurant, das wirklich

nicht Kombüse heißt. Weitere Gebäude sind

aus anderen Abbildungen dazu gekommen,

sollen einer Bühne die Kulisse sein für das

Bild. Das gleiche Prinzip wende ich bei den

Figuren an. Einzelne Gliedmaßen, eine passende

Hand oder die Füße, muss ich mir für

die exakte Umsetzung zusammensuchen.

Nachdem anstelle einer Skizze ein digitaler

Entwurf vorliegt, übertrage ich die Idee mittels

Pauspapier auf die Leinwand. Ich erzähle

hier (bislang) viermal die Geschichte vom Erwachsenwerden,

und auf jedem Bild ist eine

junge Frau. Hier geht es um Beziehungen,

Erwartungen und Manipulation.

Das neue Bild, Europa ist von den Socken

oder „Das grünere Gras“, wie soll mein Gemälde

heißen? Europa reitet den Zeus. Es gibt

Vorbilder: Tizian. Das ist nicht neu. Beziehungen,

Bindungen, und die anderen schauen zu.

Die Drohne ist neu.

# Ukraine, Paar kettete sich für 123 Tage aneinander

– und trennt sich sofort nach der

Befreiung. Ein Leben in Ketten – Paar will mit

Handschellen Beziehung retten.

(…). Mit den Handschellen wollen Vika

und Alexander ihre Beziehung retten. „Ich

beschloss, dass es eine interessante Erfahrung

für mich sein wird, dass es neue

Emotionen in mein Leben bringen wird,

die ich vorher nicht erlebt habe. Ich liebe

ihn, also kam ich zu der Entscheidung, es

zu tun.“ „Was den körperlichen Komfort

betrifft, so gewöhnen wir uns mit jedem

Tag mehr daran. Es wird leichter. Aber

es sind einige Spannungen aufgetreten.

Das merke ich besonders an Vikas Verhalten.

Sie ist wütend geworden. Meiner

Meinung nach gibt es mehr unbegründete

Unzufriedenheiten. (…)

Früher haben wir uns gegenseitig

viele Anweisungen gegeben. Jetzt

machen wir Routine-Dinge ohne

ein Wort, alles ist für uns beide

klar.“ Drei Monate wollen Alexander

und Vika das durchziehen.

(…). Es war ein Experiment, das

ihre Liebe retten sollte: Ein ukrainisches

Paar ließ sich an den

Handgelenken aneinander ketten

und verbrachte 123 Tage zusammen.

Doch direkt nach ihrer Befreiung war

die Beziehung vorbei. „Ich bin endlich

frei“ – laut „DailyMail“ waren dies die

ersten Worte der 29-jährigen Viktoria

Pustovitova, genannt Vika, nachdem

die Kette, die sie und ihren Freund

Alexander Kudlay seit Valentinstag

dieses Jahres aneinandergebunden

hatte, durchtrennt wurde. Insgesamt

123 Tage hatte das Paar an den Handgelenken

aneinander gekettet in

nächster Nähe und ohne Privatsphäre

miteinander verbracht. Kaum waren

sie von ihrer Fessel befreit, konnten

die beiden es jedoch kaum erwarten,

endlich getrennte Wege zu gehen.

Ihre Beziehung, die durch dieses Experiment

gerettet werden sollte, ist

endgültig vorbei. (Stern, Panorama/

Weltgeschehen, 18.Juni 2021).

Kein Mensch lebt isoliert. Die große

Liebe muss da irgendwo sein. Insofern

bedeutet erwachsen werden, dass

Träume und realistische Möglichkeiten

im Blick liegen und die Freiheit von den

Eltern in neue Abhängigkeiten führen wird.

Dabei erinnere ich meine eigenen Versuche,

schaue aber weniger auf den jungen Mann,

der ich selbst war, sondern mehr auf meine

Träume damals und suche nach ihrer Reflexion

heute. Man kann das nicht sinnvoll schreiben

oder erklären; und deswegen sind hier

vier Bilder entstanden, bei denen es jeweils

um Facetten von Beziehungen geht. Ich bin

also mit im Bild, wenngleich nicht sichtbar

zu erkennen. Ich kann der Stier sein, auf dem

die Europa reitet, der Obelix mit der Gurke,

das „Problemwildschwein“ Kalle, dem ich so

unähnlich nicht bin. Es sind quasi erweiterte

Selbstbildnisse, denn es ist ja meine Fantasie,

mein Traum, der hier zu Bildern wird. So kann

die einzelne Figur der beiden zunächst gemalten

Bilder mit „Eingänge“ im ersten Bild

und dieselbe Figur in „Kalte Küche“ als das

letzte Bild einer Serie verstanden werden.

Die zwei neuen Bilder, die ich anschließend

malte, gehören dazwischen. Ich denke dabei

an eine Art Labyrinth, das von meiner Protagonistin

betreten wird. Wie unsinnige Traumsequenzen

könnten weitere Motive eine Geschichte

erzählen, die dann mit dem zuerst

gemalten Bild „Eingänge“ und dem letzten,

das „Kalte Küche“ heißt, ihren Rahmen und

ein Ende findet.

Das ist der Plan.

In der Schule lernte ich, dass die romantischen

Naturdarstellungen von Caspar David

Friedrich in Wirklichkeit politische Kritik seien.

Meine Bilder sind davon inspiriert. Ein Rebus

ist ein Bilderrätsel, so ungefähr. Nur mit

Humor und Ironie können wir lernen, nicht

zu hassen, sondern kreativ zu schaffen. Was

das alles soll?

# Alliteration: Kalauer

am Kochtopf – und

die Kunst, was wegzulassen

Isoldeweg und Volkerweg

sind kleine

Straßen in Rissen

hinter der Bahn. Da

fahre ich gelegentlich

mit dem Fahrrad.

Ich hatte kurz

die Hoffnung, nicht

nur Isolde wäre weg,

auch Christiane mache

den Abflug (wie

offenbar Volker die

Bühne verlassen hat),

aber die SPD ist gerade

aktuell in Schenefeld

gescheitert, Straßen

zukünftig nach

Frauen zu benennen.

Kalte Küche! Auch

der Hof derselben ist

irgendwann nur noch

ein Hinterhof; diese

Hoffnung bleibt mir.

Man muss Geduld

lernen.

Ich fühle mich frei, die

Personen mit unterschiedlichen

Schauspielern

zu besetzen,

bin nicht darauf versessen,

bestimmte

Figuren abzubilden.

Mir gefällt daran, dass es eine individuelle

Herausforderung ist. Wenn ich nicht wüsste,

auf diese Weise kreativ zu denken und meine

Fantasie zu lenken, könnte ich es nicht

machen. Das scheint nun auf der Basis malerischer

Erfahrung und Selbsterlebtem möglich

zu sein. Das ist gut! Ein eigener Topf, ein

privates Füllhorn mit Einfällen steht mir zur

Verfügung. Dazu kommt die vielfältige Problematik

immer neuer Situationen, etwa ein

Meer hinzubekommen oder einen Schotterpfad

im Gebirge, nicht zuletzt die Anatomie

der Figuren plastisch werden zu lassen. Das

Projekt kann jederzeit abgebrochen werden.

Mit jetzt vier Bildern und dem von Beginn

an gesetzten Rahmen, dazu die kleinen Digi-

Jun 19, 2021 - Fertig. 57 [Seite 57 bis 58 ]

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