Blogtexte2021_1_12

03.01.2022 Aufrufe

Ich habe noch ein wenig Zeit bis zum Terminauf dem Schlengel. Und während der Mannhinter dem Deich wie unbeteiligt treppelnddas Radfahren in der Marsch genießt, bin ichoben vor dem Tonnenhafen angekommen.Ich stoppe, setze einen Fuß auf den Boden,schaue mich um: Dieser Typ, er hat wiederdie Richtung gewechselt. Währender, als ich ihn bemerkte, noch in Richtungder gelben Sonne aus Beton zur Schulauer-Straßezurückgefahren ist, folgt ermir nun ein weiteres Mal. Er arbeitetsich gerade den Deich hoch. Als er obenankommt, haben wir Blickkontakt. Er istnur knapp hundert Meter hinter mir undbiegt, wie als wäre das ein neues Ziel,über den Parkplatz vor dem Bootsausrüsterlinks ab, auf den vorgelagertenDeich rauf. Da wird er mal so lockerhinüber zum Segelverein dödeln unddie Elbe anschauen. Er ist der megaentspannteTrödelmors, der gerade nichtsBesseres zu tun hat, als in der Woche einwenig an der Elbe rumzufahren?Mich sticht der Hafer, ich probiere etwas.Ich bin auch nur so mal am Radfahren,warum nicht? Was du kannst, das kannich auch, denke ich. Ich drehe ebenfallsum, und rollere leicht wie der unbeteiligteHans-Guckindiluft dem Mann mitder roten Karojacke nach.Er ist langsam. Dort, wo nur eine kleine matschigeFahrradspur anschließend der Sackgassevorm Laden auf das Deichgras führt,bin ich dicht herangekommen. Er fährt aufden Deich.Ich folge ihm im Abstand von nur einer Fahrradlänge.Wortlos und im Schneckentempo.Ich verziehe keine Miene, als wäre alles sonormal wie die laue Luft, ein Kümo in derSüd, die dunstige, windstille Natur und dievereinzelten Senioren hier und da.Kaum, dass überhaupt ein Auto fährt. Einschöner Tag. Träge zieht die Ebbe das glatteWasser aus dem Fluss. Ich kann dem Mannnur wenige fünfzig Meter auf diese Weise folgen:Er setzt einen Fuß an’ Grund, ankert.Er stoppt, dreht sich um und winkt mich vorbei.Ich halte ebenso an, aber er macht schondeutlich, dass ihm das nicht gefällt. Er winktnoch einmal mit großer Fällerhand: „Fahrvorbei“, grummelt der Fremde mürrisch. Ersieht gerade eine Niederlage ein? Ich tretelocker in die Pedale. Er schaut mir nach, währendich mit dem undurchdringlichsten Gesichtdas ich zustande bringe passiere.„So ein harter Knochen“, sagt der Mann noch.:)Mrz 18, 2021 - Der harte Knochen 34 [Seite 32 bis 34 ]

Die neue FreiheitMrz 27, 2021Ein bisschen Frieden, etwas Adolf und einigeim Clan, etwas Bullenscheiße in und ohneUniform, andere querdagegen, ein paar Putinsund immer wieder Virus im Maskenland.Die neue Freiheit ist ego und egal.Menschen klumpen sich, stehen zusammen,halten Abstand und schweigen eine Minuteam Weltfrauentag, Weltgebetstag, Weltfukuschimatag,Weltklimatag, dem Weltleifmettertagund dem Ich-Auch-Tag. Weiße Westedurch die freie Wahl der Moral: Weltwaschtagoder Hashtag-MeToo, was willst du?Für alle was dabei.Die Bundestagswahl bringt jeder Partei etwazwölf, dreizehn Prozent (Nichtwähler undSonstige inclusive), und dann dauert es einJahr, bis Christian Lamentierer aus den Koalitionsverhandlungenaussteigt und irgendetwasKanzlers wird. Gelenkte Anarchie, dasist die Zukunft. Ein wenig Malle, etwas mehrFöderalismus wagen und wieder ein neuerImpfstoff auf dem Markt. Gute Geschäfte,Kriegsgewinnler hier und da: zerstörte Träumeder Studenten, Gastwirte im Konkurs.# Olaf „schlaffe“ Scholle schafft die rote NullManche werden verrückt vor Angst. Dieterkickt den Michel weg und versaut damitschließlich die Quote. Titanendämmerungselbstgemacht. Ein Schalk, der Böses dabeidenkt: Mein Gott. Lockdown und Bim-Bam.Gläubige läuten ihre Glocken, müssen singen,um gehört zu werden. Maria 2.1 – wir wollenauch mal. Durchficken der Ministrant*innenzwischen brasilianischen Mutant*innen. Osternin Ruhe genießen, Angrillen mit Güntherund Niesen, anschließend Testen.Gefährlich. Bis endlich genug krepieren undFreiräume spürbar größer werden. Abstanddurch Auslese. Kollaps überall. „Bild“ gibt denOpfern eine Stimme, klagt an, titelt: „NeueVariante infizierte meine Tante!“Schlimm. Aus dem Schattender Virologen treten, dabei sein.Ein Krebsdoktor warnt: „Es wirdTote geben, wenn die Menschennicht zum Arzt gehen und ihreTumore zu spät entdeckt werden!“Ein Medizin-Markt ist inGefahr. „Wir müssen operieren,sonst …!“ Die Drohung verpufft,wenn der Standard in der Medizinsich wandelt. Statt strukturierterFließbandarbeit im OPgibt es täglich echte Not. Ständigsterben unsere Covidkeucher.Das ist unerträglich. Dazu diese Menschen,die merken, dass sie nach einiger Zeit vonselbst wieder gesund werden, ohne Rezept.Sie sind quasi wirtschaftsflüchtig und deswegennicht akzeptabel. Blöde Maskenpflicht:Es gibt keine Grippesaison, da fehlt uns dasGewohnte. Schlimm genug, dass die Lufthansanicht fliegt und die Leute sauber zu Hausearbeiten. Präsenz in den Medien ist so wichtig.Klimaretter wollen weiter warnen: „DieKlimakrise ist noch da!“ Das erledigt sich. (Esgibt aktuell zu viele Menschen auf diesemPlaneten). Denn nicht nur das Virus killt: „Suizidewerden zunehmen, psychische Problemedurch Corona.“ Warnungen werden wahr, endlichRecht zu haben, ist doch fein.Gut so!Platz für einen Neuanfang. Die Aliens wollenlanden, und keiner wartet noch darauf. Undwir? Wozu zum Mars fliegen, wenn wir unszuhause eine tote Welt gleich selbst erschaffenkönnen: Das spart Flugzeit. Die letzteGeneration ist schon geboren. Und der letzteMensch ist ein Prepper, der seine letzte DoseRavioli heute bunkert.:)Mrz 27, 2021 - Die neue Freiheit 35 [Seite 35 bis 35 ]

Ich habe noch ein wenig Zeit bis zum Termin

auf dem Schlengel. Und während der Mann

hinter dem Deich wie unbeteiligt treppelnd

das Radfahren in der Marsch genießt, bin ich

oben vor dem Tonnenhafen angekommen.

Ich stoppe, setze einen Fuß auf den Boden,

schaue mich um: Dieser Typ, er hat wieder

die Richtung gewechselt. Während

er, als ich ihn bemerkte, noch in Richtung

der gelben Sonne aus Beton zur Schulauer-Straße

zurückgefahren ist, folgt er

mir nun ein weiteres Mal. Er arbeitet

sich gerade den Deich hoch. Als er oben

ankommt, haben wir Blickkontakt. Er ist

nur knapp hundert Meter hinter mir und

biegt, wie als wäre das ein neues Ziel,

über den Parkplatz vor dem Bootsausrüster

links ab, auf den vorgelagerten

Deich rauf. Da wird er mal so locker

hinüber zum Segelverein dödeln und

die Elbe anschauen. Er ist der megaentspannte

Trödelmors, der gerade nichts

Besseres zu tun hat, als in der Woche ein

wenig an der Elbe rumzufahren?

Mich sticht der Hafer, ich probiere etwas.

Ich bin auch nur so mal am Radfahren,

warum nicht? Was du kannst, das kann

ich auch, denke ich. Ich drehe ebenfalls

um, und rollere leicht wie der unbeteiligte

Hans-Guckindiluft dem Mann mit

der roten Karojacke nach.

Er ist langsam. Dort, wo nur eine kleine matschige

Fahrradspur anschließend der Sackgasse

vorm Laden auf das Deichgras führt,

bin ich dicht herangekommen. Er fährt auf

den Deich.

Ich folge ihm im Abstand von nur einer Fahrradlänge.

Wortlos und im Schneckentempo.

Ich verziehe keine Miene, als wäre alles so

normal wie die laue Luft, ein Kümo in der

Süd, die dunstige, windstille Natur und die

vereinzelten Senioren hier und da.

Kaum, dass überhaupt ein Auto fährt. Ein

schöner Tag. Träge zieht die Ebbe das glatte

Wasser aus dem Fluss. Ich kann dem Mann

nur wenige fünfzig Meter auf diese Weise folgen:

Er setzt einen Fuß an’ Grund, ankert.

Er stoppt, dreht sich um und winkt mich vorbei.

Ich halte ebenso an, aber er macht schon

deutlich, dass ihm das nicht gefällt. Er winkt

noch einmal mit großer Fällerhand: „Fahr

vorbei“, grummelt der Fremde mürrisch. Er

sieht gerade eine Niederlage ein? Ich trete

locker in die Pedale. Er schaut mir nach, während

ich mit dem undurchdringlichsten Gesicht

das ich zustande bringe passiere.

„So ein harter Knochen“, sagt der Mann noch.

:)

Mrz 18, 2021 - Der harte Knochen 34 [Seite 32 bis 34 ]

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