Blogtexte2021_1_12
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Krieg zuhause ist nur doof
Mrz 2, 2021
Die offene Gesellschaft wird von innen aufgefressen.
Trump hat vorgemacht, wie das
geht. Selbst Chaos anzetteln und sich als
Aufräumer geben, den Brand zu löschen.
Wir sind entsetzt, auch sonst: Deutschland
empört sich gern über Russland vs. Nawalny,
Spanien, den inhaftierten Carlos Hasél,
die abgesetzte de Facto Regierungschefin in
Myanmar. Unsere eigenen Staatsverbrechen
sind ganz unscheinbar dagegen, noch. Sie
finden unterhalb der sichtbaren Ebene der
Behörden statt.
Jeder wird zum Polizist und Aufräumer hier im
Land der Denunzianten, möchte Erfolge als
erster Löscher am Brandort. Dafür stecken die
Nächsten deine Bude an, bildlich gesprochen,
bis die Hütte brennt, du wie ein Wahnsinniger
verteidigen musst, sie sagen: „Seht, er ist
verrückt.“ Das Prädikat „gefährlich“ drücken
sie dem labilen Menschen auf, der vielversprechend
formbar erscheint, deswegen beharrlich
immer wieder provoziert wird. Dass
mit Mollath hat Methode, nicht nur in Bayern,
überall. Ein Buch erscheint: „Staatsverbrechen“.
Kein Hahn kräht danach, aber es ist nur
eine Frage der Zeit, dass auch bei uns eine
diffuse Gegenbewegung Straßenschlachten
inszeniert. Gut möglich, dass interessantere
Typen als dieser irritierte Nürnberger, wirklich
Kreative auftauchen, weniger neurotisch
und begründet sauer, die deutlich machen
können, wie die sauberen Gruppen nach dem
amerikanischen Vorbild vorgehen.
Der Rechtsstaat ist prima, das ist es gar nicht.
Wir sind rechts und ordentlich, deutsch und
gründlich genug. Schmutzig sind die Saubersten
hier, die frechen Kotzbrocken hinterm
Lenkrad, die diese Welt gemacht haben so
scheint es. Sie fahren nicht zufällig so scharf
und fordernd auf, hupen dich mit ihrem „ich
kann nur diesen einen Ton“ weg, ballern
rechts kurvend über die Bushaltestelle
an dir vorbei. Schneiden mit quietschenden
Reifen vor der Reihe Parkender zurück
in die Spur, „so geht man mit Bremsern
wie dir“ um, heißt das. Am Rand der
Nebenstraße abgeklemmt, zum Stehen
gebracht (ich gebe es zu), zur Rede gestellt,
weisen sie dir den Schaden im
Hirn zu.
Ich erzwinge den Showdown, er ist der
Sieger von Beginn. Wortwechsel, ich
will wissen, mit wem ich es zu tun habe:
Mann, dunkelhaarig, sportlich 1.90 Meter
groß und großartig, sicher auftretend.
Ein Leichtes für ihn, abfällig von oben
auf mich zu sehen. Ein klein wenig fett,
kopiert er nicht einmal unsympathisch
eine feiste Söderschnauze, souverän.
Mann, „du bist der verrückte Doofmann“,
soviel steht für ihn fest, als er loslegt.
„Bist du irre!? Das hätte schief gehen können.
Wenn ich gebremst hätte, bist du immer so
bescheuert? Mann! Grüner Pfeil!! Und du? Im
Schneckentempo!!!!“ Geschwellte Brust, geschwollenes
Hirn. Ich sage: „Und wenn eine
Oma vor dir fährt?“ Er wusste es schon vorher:
„Du bist keine Oma“, kontert er mir, ich gebe
zu, dass ich’s nicht blickte mit dem grünen
Pfeil. „Wir“ werden ruhiger. Unsere Argumente
wiederholen sich. Ein BMW mit entgeisterten
Frauen (die gelten als klüger) wartet, wir nerven
gemeinsam, meine Schuld auch das. Der
Abschied lässt aufhorchen: „Beim nächsten
Mal!“ droht er, als er in seine Blechrüstung
zurück stolpert.
Das nächste Mal wird bereits
geplant.
Im Westen nichts Neues. Die
Sonne sinkt, eine Mundharmonika
erklingt und „The
End“ erscheint klobig in den
Wolken, während Staubwolken
abziehen. Unklar bleibt,
wer sich hier den Blechstern
verdient hat. Duell fertig, aufsatteln,
abfahren: Mit dem
Fuß im Türrahmen des vertrauten
Boliden verhakt, hoppelt
er zurück ans Steuer, der
Cowboy, es entgeht mir nicht.
Getroffene Idioten sind wir. Ich gebe noch einen
schwachen Schuss ab: „Du kennst deine
Abmessungen nicht …“, meine Stimme überzeugt
bestimmt niemanden.
Nur ein Hirngespinst? Unauffällige Zeugen,
arme bedrohte Zeitgenossen sind das mitnichten.
Nicht nur in Uniform, einige bereits
verrentet, noch gut vernetzt mit den Aktiven,
sind sie privat auf der Jagd und anerkannt
privat-detektivisch unterwegs: Wir schleppen
dieses Pack mit, das den guten Sicherheitsdienst
gibt, den Staatsschutz, aber diese Elemente
unterwandern die eigentlichen Aufgaben
der Institutionen. Falls ich mir alles
nur einbilde, wird es garantiert noch heute
erfunden: Sie bilden abgeschlossene, private
Gruppen und haben Spaß dran, ganz individuell
persönliche Erfolge zu provozieren.
Ausgerastet.
„Das wird wieder passieren“, gibt einer die
Richtung vor. Während das Team die aussichtsreichsten
Kandidaten von nebenan
als „krank“ einstuft, wie ein Pflänzchen, vom
harmlosen Spinner bis zum ausgewachsenen
Psychopathen heranzüchtet, passiert es wieder.
Im Nachbardorf hat’s funktioniert, warum
nicht auch bei uns. Der laufende Tod, runterladen,
und wer will darf gern mitspielen.
Es spricht sich rum, sogar bis zu mir. Nur ein
Tag ist vergangen. Plappern ist so erhebend.
Begrüßung am Morgen: „Na, wieder abgenagelt?“,
eine Bekanntschaft nur, dieser Typ,
der gern quatscht. Ich verstehe nicht sofort.
Wir reden nun über die wieder geöffneten
Naa-gelstudios ah! … wie interessant. Auch
die Frisöre dürfen arbeiten, unser Gespräch,
unverfänglich. Letzte Woche hatte ich den
Wagen in der Werkstatt, das sage ich nicht,
denke es nur. Wir reden über Corona, aber
meine Gedanken schweifen ab. Nageln ist
rasen? Was die Paranoia hergibt: abgenagelt
ist gleich angepinnt. Ich erinnere die kleine
Schraube: Wie ein „Reißnagel“ sah die aus,
eingebohrt ins Hinterrad. Wir fanden das
Ding sofort, als das Auto aufgebockt stand.
Nachdem der Wagen auf einem Rad immer
ein ganz klein wenig Druckverlust hatte, war
die Warnlampe angegangen. Eine schnelle
Reparatur, danke.
Es kann schon sein: Die rote Lampe leuchtet,
statt im Armaturenbrett bei mir, nun bei
den anderen. Sie fährt in einer digitalen Karte
ihre Spur, und die Schmeißfliegen fragen
wieder: Wer will mal mitfahren?
# Gefährlich
Sie erkennen dein Potential. Sie finden Wege,
dich zu tracken. Sie lassen dich wie eine Bombe
platzen. Und weiden sich daran, wie du
dich selbst zerlegst.
Und dann kommen
naive Rechtsschützer.
Die bekannten,
ehrenamtlichen Gutmenschen
aus der
Dorfpolitik traben
bereitwillig los, folgen
ihrer Eitelkeit, als
Retter der Ordnung
glänzen zu können
und machen gern
den Rest. Betreuung,
Klappse, Knast. Das
ist der Plan. Nimmt
das deutschlandweit
noch zu, sind Prominente betroffen, die „wirklich
wichtig“ sind in den sozialen Netzwerken,
Suizid – kommt als Nächstes so etwas
wie bei den Katalanen, den Briten: Herdenbewegungen
der dekadenten Masse, Chaos
– und ein markiger Typ mit blöder Frisur der
Marke Trump, Johnson (oder mit Rechtsscheitel)
wird sich anbieten.
So doof ist Deutschland.
:(
Mrz 2, 2021 - Krieg zuhause ist nur doof 25 [Seite 25 bis 25 ]