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Krieg zuhause ist nur doof

Mrz 2, 2021

Die offene Gesellschaft wird von innen aufgefressen.

Trump hat vorgemacht, wie das

geht. Selbst Chaos anzetteln und sich als

Aufräumer geben, den Brand zu löschen.

Wir sind entsetzt, auch sonst: Deutschland

empört sich gern über Russland vs. Nawalny,

Spanien, den inhaftierten Carlos Hasél,

die abgesetzte de Facto Regierungschefin in

Myanmar. Unsere eigenen Staatsverbrechen

sind ganz unscheinbar dagegen, noch. Sie

finden unterhalb der sichtbaren Ebene der

Behörden statt.

Jeder wird zum Polizist und Aufräumer hier im

Land der Denunzianten, möchte Erfolge als

erster Löscher am Brandort. Dafür stecken die

Nächsten deine Bude an, bildlich gesprochen,

bis die Hütte brennt, du wie ein Wahnsinniger

verteidigen musst, sie sagen: „Seht, er ist

verrückt.“ Das Prädikat „gefährlich“ drücken

sie dem labilen Menschen auf, der vielversprechend

formbar erscheint, deswegen beharrlich

immer wieder provoziert wird. Dass

mit Mollath hat Methode, nicht nur in Bayern,

überall. Ein Buch erscheint: „Staatsverbrechen“.

Kein Hahn kräht danach, aber es ist nur

eine Frage der Zeit, dass auch bei uns eine

diffuse Gegenbewegung Straßenschlachten

inszeniert. Gut möglich, dass interessantere

Typen als dieser irritierte Nürnberger, wirklich

Kreative auftauchen, weniger neurotisch

und begründet sauer, die deutlich machen

können, wie die sauberen Gruppen nach dem

amerikanischen Vorbild vorgehen.

Der Rechtsstaat ist prima, das ist es gar nicht.

Wir sind rechts und ordentlich, deutsch und

gründlich genug. Schmutzig sind die Saubersten

hier, die frechen Kotzbrocken hinterm

Lenkrad, die diese Welt gemacht haben so

scheint es. Sie fahren nicht zufällig so scharf

und fordernd auf, hupen dich mit ihrem „ich

kann nur diesen einen Ton“ weg, ballern

rechts kurvend über die Bushaltestelle

an dir vorbei. Schneiden mit quietschenden

Reifen vor der Reihe Parkender zurück

in die Spur, „so geht man mit Bremsern

wie dir“ um, heißt das. Am Rand der

Nebenstraße abgeklemmt, zum Stehen

gebracht (ich gebe es zu), zur Rede gestellt,

weisen sie dir den Schaden im

Hirn zu.

Ich erzwinge den Showdown, er ist der

Sieger von Beginn. Wortwechsel, ich

will wissen, mit wem ich es zu tun habe:

Mann, dunkelhaarig, sportlich 1.90 Meter

groß und großartig, sicher auftretend.

Ein Leichtes für ihn, abfällig von oben

auf mich zu sehen. Ein klein wenig fett,

kopiert er nicht einmal unsympathisch

eine feiste Söderschnauze, souverän.

Mann, „du bist der verrückte Doofmann“,

soviel steht für ihn fest, als er loslegt.

„Bist du irre!? Das hätte schief gehen können.

Wenn ich gebremst hätte, bist du immer so

bescheuert? Mann! Grüner Pfeil!! Und du? Im

Schneckentempo!!!!“ Geschwellte Brust, geschwollenes

Hirn. Ich sage: „Und wenn eine

Oma vor dir fährt?“ Er wusste es schon vorher:

„Du bist keine Oma“, kontert er mir, ich gebe

zu, dass ich’s nicht blickte mit dem grünen

Pfeil. „Wir“ werden ruhiger. Unsere Argumente

wiederholen sich. Ein BMW mit entgeisterten

Frauen (die gelten als klüger) wartet, wir nerven

gemeinsam, meine Schuld auch das. Der

Abschied lässt aufhorchen: „Beim nächsten

Mal!“ droht er, als er in seine Blechrüstung

zurück stolpert.

Das nächste Mal wird bereits

geplant.

Im Westen nichts Neues. Die

Sonne sinkt, eine Mundharmonika

erklingt und „The

End“ erscheint klobig in den

Wolken, während Staubwolken

abziehen. Unklar bleibt,

wer sich hier den Blechstern

verdient hat. Duell fertig, aufsatteln,

abfahren: Mit dem

Fuß im Türrahmen des vertrauten

Boliden verhakt, hoppelt

er zurück ans Steuer, der

Cowboy, es entgeht mir nicht.

Getroffene Idioten sind wir. Ich gebe noch einen

schwachen Schuss ab: „Du kennst deine

Abmessungen nicht …“, meine Stimme überzeugt

bestimmt niemanden.

Nur ein Hirngespinst? Unauffällige Zeugen,

arme bedrohte Zeitgenossen sind das mitnichten.

Nicht nur in Uniform, einige bereits

verrentet, noch gut vernetzt mit den Aktiven,

sind sie privat auf der Jagd und anerkannt

privat-detektivisch unterwegs: Wir schleppen

dieses Pack mit, das den guten Sicherheitsdienst

gibt, den Staatsschutz, aber diese Elemente

unterwandern die eigentlichen Aufgaben

der Institutionen. Falls ich mir alles

nur einbilde, wird es garantiert noch heute

erfunden: Sie bilden abgeschlossene, private

Gruppen und haben Spaß dran, ganz individuell

persönliche Erfolge zu provozieren.

Ausgerastet.

„Das wird wieder passieren“, gibt einer die

Richtung vor. Während das Team die aussichtsreichsten

Kandidaten von nebenan

als „krank“ einstuft, wie ein Pflänzchen, vom

harmlosen Spinner bis zum ausgewachsenen

Psychopathen heranzüchtet, passiert es wieder.

Im Nachbardorf hat’s funktioniert, warum

nicht auch bei uns. Der laufende Tod, runterladen,

und wer will darf gern mitspielen.

Es spricht sich rum, sogar bis zu mir. Nur ein

Tag ist vergangen. Plappern ist so erhebend.

Begrüßung am Morgen: „Na, wieder abgenagelt?“,

eine Bekanntschaft nur, dieser Typ,

der gern quatscht. Ich verstehe nicht sofort.

Wir reden nun über die wieder geöffneten

Naa-gelstudios ah! … wie interessant. Auch

die Frisöre dürfen arbeiten, unser Gespräch,

unverfänglich. Letzte Woche hatte ich den

Wagen in der Werkstatt, das sage ich nicht,

denke es nur. Wir reden über Corona, aber

meine Gedanken schweifen ab. Nageln ist

rasen? Was die Paranoia hergibt: abgenagelt

ist gleich angepinnt. Ich erinnere die kleine

Schraube: Wie ein „Reißnagel“ sah die aus,

eingebohrt ins Hinterrad. Wir fanden das

Ding sofort, als das Auto aufgebockt stand.

Nachdem der Wagen auf einem Rad immer

ein ganz klein wenig Druckverlust hatte, war

die Warnlampe angegangen. Eine schnelle

Reparatur, danke.

Es kann schon sein: Die rote Lampe leuchtet,

statt im Armaturenbrett bei mir, nun bei

den anderen. Sie fährt in einer digitalen Karte

ihre Spur, und die Schmeißfliegen fragen

wieder: Wer will mal mitfahren?

# Gefährlich

Sie erkennen dein Potential. Sie finden Wege,

dich zu tracken. Sie lassen dich wie eine Bombe

platzen. Und weiden sich daran, wie du

dich selbst zerlegst.

Und dann kommen

naive Rechtsschützer.

Die bekannten,

ehrenamtlichen Gutmenschen

aus der

Dorfpolitik traben

bereitwillig los, folgen

ihrer Eitelkeit, als

Retter der Ordnung

glänzen zu können

und machen gern

den Rest. Betreuung,

Klappse, Knast. Das

ist der Plan. Nimmt

das deutschlandweit

noch zu, sind Prominente betroffen, die „wirklich

wichtig“ sind in den sozialen Netzwerken,

Suizid – kommt als Nächstes so etwas

wie bei den Katalanen, den Briten: Herdenbewegungen

der dekadenten Masse, Chaos

– und ein markiger Typ mit blöder Frisur der

Marke Trump, Johnson (oder mit Rechtsscheitel)

wird sich anbieten.

So doof ist Deutschland.

:(

Mrz 2, 2021 - Krieg zuhause ist nur doof 25 [Seite 25 bis 25 ]

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