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Blogtexte2021_1_12

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Die fiesesten Kopfschmerzen, die ich an

diesem Abend und der folgenden Nacht

entwickelte, entsprachen denen von Kerteminde.

Ich erinnere mich so gut daran, weil

ich noch durch die Stadt gelaufen bin und in

einer Bar mit Sportbegeisterten ferngesehen

habe. Die Migräne hatte todsicher nichts

mit dem Versagen der Nationalmannschaft

zu tun. Aber bemerkenswert daran ist,

dass dieses bis dahin mehr als einmal pro

Jahr belastende Phänomen anschließend

zunächst schwächer wurde, schließlich nicht

mehr aufgetreten ist. Ich kann mich an keine

Attacke seit

vielen Jahren

erinnern. Moshe

Feldenkrais

und andere

publizierten

Ansätze, die

eine gute

Basis sind,

weitergedacht

zu werden:

Warum nur von

Kopfschmerzen

reden, von Rückenbeschwerden und psychische

Krankheiten woanders verordnen?

Ein Tabuthema mit diffusen Einschätzungen

und unzähligen Diagnosen aus der Ecke der

Quacksalber zu holen, bedeutet Fische in

Landtiere zu wandeln und gestaltet sich entsprechend

langwierig. Es ist aber möglich.

# Stress ist ein Wort für alle …

… bedeutet aber ganz individuelle Probleme

zu haben. Es ist wie mit der Intelligenz, was

soll das denn sein? Nur weil jeder ein Wort,

einen Begriff verwendet, heißt es nicht zu

verstehen. Wie

mit der Elektrizität

oder dem

Darknet, das

sind zunächst

Krücken für die

einfache Kommunikation.

Ich

weiß nicht, was

das ist: „Darknet“,

und von

der Elektrizität

habe ich in der

Schule gehört.

Strom kommt

aus der Steckdose,

ist meine

Erklärung. Ich

kaufe keine

illegalen Dinge

auf Plattformen,

die ich im Internet

nicht erreiche. Diese zunächst nichts

miteinander gemein habenden Dinge verdeutlichen,

dass es sich mit der Intelligenz

und dem Stress gleichermaßen verhält: Wir

erklären uns die Dinge weg, können über

etwas reden, müssen aber genau genommen

Unwissen eingestehen. Kopfschmerzen sind

der einfache Zugang, zu begreifen, dass

Stress die Ursache sein kann, wenn etwas

weh tut. Andere verbinden Stress mit Fressattacken

und haben keine Kopfschmerzen.

Insofern ist das ein dehnbarer Begriff, der

die Probleme zwischen Körper und Geist

individuell verhäkelt, aber kaum hilft, diese

zu lösen.

Psychische Belastungen werden für gewöhnlich

nicht mit Schmerzen in Verbindung

gebracht. Ein krankes Gehirn tut nicht weh.

Ist das das Knie lädiert, achten wir nur auf

die Mechanik. Manche wissen, dass sie ihre

orthopädischen Beschwerden dem Verhalten

zuzurechnen haben. Untrainiert einen Marathon

mitzumachen, wäre ein Beispiel, wo

Dummheit und psychische Egomanie sich

die Hand reichen mit dem Ergebnis eines

Meniskusschadens. Intelligenz ist ebenfalls

hilfreich, näher gedeutet zu werden, weil

diese dann undeutlicher wird, bei genauer

Betrachtung. Aus diesem Grunde wurde die

„emotionale Intelligenz“ als Begriff etabliert.

Das entspricht dem Paradox, von „positivem

Stress“ zu sprechen. Bald fallen

weitere Blödheiten auf, die „gefühlte

Temperatur“ ist ebenfalls

mit Vorsicht zu bewerten, was

ihre Aussagekraft betrifft. Ein

Stuhl ist einer, ein Auto kann

man fahren. Ein Gedächtnis

ist aber erst einmal nur ein

Wort, wie auch Beschleunigung

nur ein Begriff ist, den

wir nicht ohne ein Fahrzeug

verwenden können, das Gas

gibt oder ein Gehirn haben,

das sich erinnert. Eine Erinnerung kann

man nicht anfassen: Dinge und Begriffe

vermischen sich gern auf eine ungesunde

Weise des Halbwissens. Psychische

Krankheiten sind real, verursachen Leid, aber

die Behandlung der Patienten übersieht oft,

dass ein Gehirn den entsprechenden Körper

in die Psychose, Depression oder eine der

unzähligen anderen Störungen manövriert.

Der ganze Mensch entwickelt sich problematisch,

bevor eine psychische Störung

ihren Namen bekommt.

# Das Gehirn erkrankt nicht isoliert vom

Menschen

Die These hier ist, dass wir ein Bild der

Umgebung gewinnen und Anpassungen

kreieren, die unserem Naturell zu passen

scheinen. Dazu kommt, dass der Mensch

individuelle Lösungen anstrebt. Es wäre

sicher einfacher, wenn allen das Ziel, wo sie

eigentlich hin möchten klar wäre. Auf den

ersten Blick haben Tiere es dahingehend

besser, weil sie weniger spezielle Wünsche

entwickeln dürften als der Mensch. Sie werden

sich deswegen je nach Gattung gleich

bewegen, während Menschen etwa meinen,

das Haltungsmuster anderer nachzuahmen,

die ihnen imponieren. Tatsächlich wurde

Mobbing bei Gänsen schon von Konrad

Lorenz thematisiert. Könnten Tiere neidisch

sein und den Wunsch entwickeln, Artgenossen

zu imitieren? Es dürfte noch schwieriger

sein, das nachzuweisen und Belege dafür

anzuführen, als es dem Menschen als grundsätzliches,

sich auf die

Psyche auswirkendes

Problem zu postulieren

und überzeugend

darzulegen,

wie der Körper diese

Abnormen individuell

im Bewegungsmuster

abbildet. Ich glaube

fest daran, dass dies

der Fall ist. Ich vermute

eine eindeutige

Relation.

Je mehr ein Gehirn

dem zu leitenden

Menschen Anweisungen

gibt, seinem

System mittels der Muskulatur dauerhaft

ein Korsett zu formen, um unangenehmen

Gefühlen Ausdruck zu verleihen, nähert sich

dieser Organismus einer fatalen Entgleisung.

Beispiele: Die Rückmeldungen der Muskulatur

vom Körper an die Zentrale oben, es

sei nun gut, täte schon weh am Rücken, das

Becken weiterhin zu penetrieren um das

Gemächt wie präsentiert in Stellung zu bringen,

damit die anwesende Weiblichkeit es ja

mitbekomme oder umgekehrt bei der Frau,

das einengende Gefühl, es reiche, den Busen

verstecken zu wollen, indem die Schultern

vorgerollt würden, die Wirbelsäule zu krümmen,

kommen schließlich nicht mehr an. Wir

gewöhnen uns an unsere Muster. Einen Zug

in das Gesicht zu bringen, der gewohnheitsmäßig

nicht mehr weg geht, bedeutet, dem

gesamten Körper nicht unerhebliche Verwindungen

zu befehlen. Es gibt keine Reste,

insofern zieht ein Muskel am anderen – vom

Augenlied bis zum kleinen Zeh. Das ist eine

Maske für den Menschen, eine Rüstung, die

eigene Haltung; sie gibt uns das Gefühl ganz

individueller Kleidung, und wir gewöhnen

uns an die Einbildung, dass es Stärke sei.

Niemand mit einer ausgeprägt ungewöhnlichen

Haltung macht wirklich Eindruck

damit. Im Gegenteil, Menschen, die sich

leicht und symmetrisch bewegen, können

alles besser tun. Diese nehmen ihre Ängste

wahr, und die anderen verstecken sich, bis

ernsthafte Beschwerden auftreten. Es ist

falsch, den schmerzenden Rücken anders zu

interpretieren als eine Psychose, aber genau

das tut der Mensch.

Es geht wohl nicht an, zu behaupten, wer

schief lächle sei krank. Wer aber nicht anders

kann, als melancholisch oder einschleimend

andere anzugrinsen, könnte erfahren, wie

befreiend spontanes Lachen ist. Es scheint

nicht haltbar oder kausal darzulegen, wie

eine Asymmetrie krank oder gar psychisch

krank macht. Wer zwanghaft gestört unter

den selbstgeschaffenen Verhaltensweisen

leidet, die gerade ihm eingefallen sind,

kann neue Wege zu gehen lernen, körpereigene,

eingefleischte Muskelkontraktionen

erkennen und auflösen. Darzulegen, warum

alles mit dem Gefühl

des Neides zusammenhängt,

dürfte

schwierig werden.

Ein Versuch lohnt

dennoch. Zunächst

eine Anekdote; ich

erinnere eine kleine

Angeltour in Dänemark

und möchte

davon erzählen.

# Herr Doktor?

An anderer Stelle

war ich offen, einige

Probleme meines

Lebens zu verschrift-

Dez 22, 2021 - Kein Fisch an Heiligabend 153 [Seite 149 bis 156 ]

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