03.01.2022 Aufrufe

Blogtexte2021_1_12

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

# Der ganze Mensch

Funktional und von der Struktur ähneln sich

Menschen ziemlich. Sie unterscheiden sich

durch individuellen Erfahrungen. Das Wissen

prägt sich nicht nur in die „Rinde“ seines

Gehirns ein, der Mensch lernt insgesamt. Wer

ein Tennisspiel gewinnen kann, weiß seinen

Körper entsprechend zu verwenden, wie in

jedem Beruf spezielle Bewegungen nötig

sind. Modernes Homeoffice macht deutlich,

dass ergonomische Arbeitsplätze nicht

grundlos entwickelt wurden, um orthopädische

Beschwerden am Arbeitsplatz zu

vermeiden. Nett zu Hause arbeiten, ist nicht

jedermanns stressfreie Zone.

Die Idee eines Daseins nach dem Tod

übersteigt unsere Vorstellungskraft schon

deswegen, weil wir uns in der Summe nicht

außerhalb vom Körper, seinen Extremitäten

und ganzheitlicher Erfahrungen begreifen,

untrennbar ein Individuum sind. Wer möchte

als Rind wiedergeboren sein?

Noch dazu krank, heilig zwar,

aber mit Wahnvorstellungen aus

früheren Episoden des Lebens

durch Mumbai strolchen. Diesen

Vorteil gäbe es: Eine psychisch

kranke Kuh könnte andere nicht

mit einer Axt angreifen. Wie aber

fühlt sich’s an, das Jenseits im

Zustand der Demenz ewiglich zu

erleben? Darüber müssten Rentner

im Seniorenstift nachdenken,

denen der baldige Tod gewiss ist.

Das Beste inklusive Jungbrunnen

erwarten manche da oben im

Himmel.

Körper und Geist getrennt

darzustellen, ist eine Abstraktion.

Obwohl es vertraute Begriffe

sind, helfen sie gerade nicht,

Menschen und Verhalten zu

kennen. Wir spalten die Person.

Damit verzettelt sich mancher

mehr als gut ist. Der Titel einer

intelligenten Theorie lautet

im Original: „Body and Mature

Behaviour“ und nicht „Weg zum

reifen Selbst“, wie die deutsche

Übersetzung. Ärzte sind

spezialisiert und handeln isoliert.

Der studierte Weißkittel einer

geschlossenen Station glaubt

nicht selten an den kranken Geist

für sich genommen. Ohne Konzept lässt man

Desorientierte basteln und malen, weil das

in der Regeln gut tut und bietet Entspannungseinheiten

nach Jacobson oder als

billigen Abklatsch Feldenkrais für (geistig)

Arme an. Ärzte überhöhen sich, ohne Erfolge

belegen zu können. Wenn es dem Patienten

besser geht, bleibt der exakte Grund, warum

ihm das gelungen ist, dieser nicht wirklich

zu entschlüsselnde Multikomplex aus

Faktoren; wie schon bei der Suche nach der

Ursache einer Erkrankung das Übel vielfältig

gewesen ist. Keinesfalls wird der behandelnde

psychiatrische Arzt etwas in der Art

seiner Kollegen aus den anderen Fachbereichen

gemacht haben, das nachweislich wie

ein neues Hüftgelenk operativ Besserung

bringt, wenn etwa der orthopädische

Chirurg seinen Auftrag bekam. Wir sollten

die Spürbarkeit der menschlichen Struktur

nutzen, ihre Funktionalität zu bessern und

Verstörten die Ordnung im Körper lehren,

der Angst einen individuellen Rahmen zu

setzten. Das hieße therapeutisch auf die

Intelligenz der Kranken zu setzen und dürfte

gesellschaftlich schwierig zu etablieren sein.

Je nach Schwere der Verhaltensauffälligkeit

müssten auch neue Ansätze an bekannte,

unüberwindbare Grenzen stoßen. Immerhin,

es wurden Fortschritte gemacht; es könnte

aber besser sein in der Psychiatrie. Besonders

der Allgemeinheit nützte klügeres

Denken anstelle stereotyper Darstellungen

der Presse.

# Es gibt keine psychischen Krankheiten

Es gibt keinen kranken Kopf, der nicht seine

Beine zum Laufen nimmt oder die Arme

schwingt, mit denen er Aktivitäten startet.

Krank ist immer der ganze Mensch, wenn

wir vom „Geisteskranken“ reden. Spannung,

Fluchtkräfte, Angriff: Diese drei Funktionen

setzt ein psychisch Kranker unkontrolliert

frei, gegen andere, und ein selbstbeschädigender

Angriff auf die eigene Person ist

auch denkbar. Der Einsatz von Psychopharmaka

möchte

diese Energien

zu vermeiden

helfen. Das gewohnte

Prinzip

der Maßnahmen,

zusammen

mit einer auf

Mäßigung

hinwirkenden

Therapie, wird

die Probleme

oft genug verewigen.

Warum

genügt es der

Gesellschaft,

ihre kranken

Mitglieder auf

vielfältige Weise

auszusortieren?

Nach wie vor

diktiert die

Hilflosigkeit

gegenüber den

Problemen unser

Handeln.

Amok wird zur

alltäglichen

Bedrohung. Ein

ums andere Mal

entsetzt die zur

Schau gestellte

Fachlichkeit der

Verantwortlichen, die in Wirklichkeit nicht

wissen, was sie tun. Einen anderen kennen,

hieße sich selbst kennen, sagt man. Bei psychisch

Kranken eine Höchstanforderung für

diejenigen, denen solche quasi an die Hand

gegeben sind. Berufsbezogen übernehmen

nicht wenige die Aufgabe zu helfen. Das

ist in der Realität viel schwieriger, als man

sich’s normalerweise vorstellt.

Wir wollen gut sein, nicht strafen, stattdessen

helfen. Man möchte wegsperren, aber

Schuldunfähigkeit feststellen. Es klingt wie:

„Wir waschen unsere Hände in Unschuld“,

und „das ist kein Gefängnis.“ Würde die Psychiatrie

ihre Behandelten in überschaubarer

Zeit dauerhaft gesund machen, könnte sie

als anerkannte Fakultät einen Ehrenplatz in

der Gesellschaft haben. Sie sperrt in erster

Linie weg, doktert weiter herum wie man’s

kennt. Das verschriebene Medikament, die

Fußfessel am Bein der frei herumlaufenden

Sexualstraftäter sind weitere Einfälle, die

erdacht wurden, anstelle echter Integration

moderne Käfige um diese Menschen herum

zu basteln. Das macht die Betroffenen zornig

und listig, nun gerade Rache zu nehmen, wie

es immer wieder passiert. Gelehrt werden

müsste die dosierte Anwendung unserer

Kräfte, wie die Gesunden sich einen Platz

in der Gesellschaft ja auch erst erkämpfen.

Es ist bekanntlich noch kein Meister vom

Himmel gefallen.

Manche Tante nimmt an einer Friedenswerkstatt

Teil und verschrobene Langbartonkel

möchten Frieden schaffen ohne Waffen, aber

diese Leute erträgt die Gesellschaft als Spinner.

Wenn sie sich wenigstens gegen Corona

impfen ließen, meinen viele und nicht etwa

radikal für den gewaltfreien Frieden ihre

Steine schmeißen.

Und genau hier beginnt das Problem:

Niemand möchte Gewalt erleben. Kein

Psychiater will die Verantwortung übernehmen,

wenn ein Patient ausrastet. Wenn die

Gesellschaft nicht wahrhaben mag, dass

Aggression in ihrer brutalsten Form wie im

dosierten Gebrauch, sich effektiv im Leben

durchzusetzen, das Ergebnis von Angst und

Überlebenswillen ist, werden wir weiter

im Dunkeln tappen. Wir müssen größere

Gefängnisse und Psychiatrien bauen. Wir

verspotten weiter Querdenker aller Art,

können sie aber nicht verhindern, und vieles

wird bleiben, wie es ist.

:)

Nov 13, 2021 - Nur ein Traum 134 [Seite 132 bis 134 ]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!