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Blogtexte2021_1_12

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oder so. Da hätte er tatsächlich einmal den

Merkur gesehen und wäre sich auch ganz

sicher gewesen, da er die entsprechenden

Tabellen zur Hand hatte, es nachzuprüfen.

Der kleine Punkt im Auge des Sextanten,

und das war der kleine Planet, ganz sicher.

Nur einmal im

Leben käme so

etwas vor, wenn

man nicht sehr

darauf aus wäre.

Oft sei das Wetter

ungeeignet, dann

die Nähe zur Sonne,

die bekannten

Probleme.

Das meint Popper, wenn er

beschreibt, dass wir mit einem

Problem beginnen und nicht

mit dem optischen Erlebnis.

Sind das reine intellektuelle

Haarspaltereien? Das denke

ich nicht. Es sind auch keine

Erkenntnisse ausschließlich für

Wissenschaftler, die sich gerade

mit einer Relativitätstheorie

2.0 herumschlagen. Das kann

auch dem gewöhnlichen Hansdampf

beim Einkaufen zum

Grübeln bringen, wenn eine Packung Müsli

ins Auge sticht? Ich glaube, die Antwort ist:

ja. Wir sollten lernen, uns als Individuum zu

sehen, das ist definitiv gesund. Ein Mensch

kann lernen, Dinge wichtig zu nehmen, die

faszinieren und Spaß machen, obwohl andere

gar nichts damit anfangen können.

Es hat mehrere Tage gebraucht, bis ich ganz

sicher sagen kann, mein Opa und ich, wir

haben den Merkur gesehen! Ich habe alles

nachgerechnet. Dafür benötigte ich einige

Blatt Papier, musste eine Karte aus Google

Maps ziehen und die genaue Richtung nach

Osten ermitteln. Mit dem Sonnenstand, den

man ebenfalls für Hamburg erfragen kann,

wusste ich, wo genau diese aufgehen würde.

Damit ergab sich ein Winkel zur Ostrichtung,

und es ist bekannt, dass die Sonne 15° in einer

Stunde vorankommt. Sie muss für ihren

rechtzeitigen Auftritt auf der Weltenbühne

am nächsten Tag, nach 24 Stunden (entsprechend

360°), scheinbar um uns rundherum

gewandert sein.

Die Deklination(en) von Merkur und Sonne

waren schnell gefunden, der Neigungswinkel

des Himmelsäquators musste relativ

zur Breite von Hamburg sein. Diese Linie

beginnt genau in diesem Ausschnitt, den

ich anvisierte; eine gute Möglichkeit für

eine Konstante. Die relativ in der Nähe dazu

verorteten Objekte erlaubten es mir, fand

ich, einen geraden Strich parallel

davon zu ziehen. Vereinfacht,

aber nicht unzuverlässig, ergab

das quasi die Fahrtrichtung des

Ganzen.

Dann konnte noch die Rektaszension

von Sonne und Merkur

genutzt werden, um in ihrer Differenz

den Abstand der Gestirne zu

prüfen. Schließlich vervollständigten

Arktur im Bootes und Denebola

im Löwen, die gut erkennbar

weiter oben sichtbar waren, das Bild,

den kleinen Planeten als in

der Jungfrau zu begreifen.

Folgebeobachtungen bei

gutem Wetter halfen noch,

und dann erst entdeckte ich

eine Webseite, die unseren

Nachthimmel in Echtzeit

abbildet, inklusive des

Planeten. Kein Zweifel blieb,

ich habe den Merkur gesehen.

„Na und?“, sagt mein

Sohn. „Ach ja, wie interessant“,

meint meine Frau, und

dann haben sie Wichtiges

zu tun. Die Geschichten

meines Opas „seien ihnen

bereits bekannt“, bremsen

die beiden mich aus.

„Na und?“, sage auch ich.

:)

Okt 29, 2021 - Merkur 126 [Seite 124 bis 126 ]

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