Blogtexte2021_1_12

03.01.2022 Aufrufe

Wehret den Anfängen. Wäre höfliche Distanzgewünscht gewesen, sagtest du: „Wir bleibenbitte beim ‚Sie‘, und natürlich – in IhreAusstellung, Herr Bassiner – komme ich gerneinmal.“ In die Kunsthalle, aber nicht nachtsin den Club, wir hätten früh merken können,dass wir zu weit gingen, vielleicht. MeineFehler – aber irgend etwas stimmt nicht beiallem. Ein ganzes Dorf spannthinter der digitalen Gardineund wartet nur auf denkrachenden Schlussakkord?Bereit, nach Kräften die Sacheanzufeuern und schließlichden Esel mit seinem Pinselgemeinsam durch die Straßenzu jagen. Ha ha. So muss esgewesen sein.Persönlicher Einschub: „C.“wirft mir vor „A.“ bedrängt zuhaben? Im Auto jedenfallsdränge ich niemanden. Dashilft mir zu verstehen? Nein.Ich kann jahrelang Zweisamkeitenmit meiner Kunstfreundinbelegen. Ohne, dass das Wort Liebe nureinmal fiel. „Lieber John“, schrieb sie: „Hey,wann wollen wir denn los? Ich habe schonmal in den Fahrplan geschaut“, so in der Art.Dann ist es eskaliert, warum? Abbruch jeglichenKontakts befohlen: „Ja, ich wurde beraten.“Alle lassen mich wohlmeinend auflaufen.Sie necken mich gönnerhaft, tröstend;die weisen Alten sind so freundlich: „Die istdoch viel zu jung für dich.“ Ich dann, Arschloch,male sie nackt auf Leinwand. Das Zielist Provokation. Niemand malt drei Wochenunter den Augen der Lieben Schweinkram,wenn das nicht dem nötigen Ziel geschuldetist. Wie im Märchen, die alte Hexe fragt:„Wer ist die Schönste?“ Ich will der Kaiserinneue Kleider machen, Transparenz erzwingen,Panikerzeugen,wütend machen,unddie Konfrontationmit demFrechsten.Das hätteich allesganz alleinverkackt,meint „C.“ dazu. Schönen Tag auch! Heutehasse ich Frauen, wenn sie alt und eingebildetsind, ihre Schönheit verblasst. Mit einerBlöden, in ihrer Blechdose Auto steckend,kann man nicht diskutieren, und mit einer,die sich hinter Pappe verschanzt, genausowenig. Ab einem gewissen Moment derVersuche, etwas zu begreifen, ist kein Dialogmehr möglich und die Einsicht, bereitsvorab von anderen – mit stillschweigendemEinverständnis untereinander – verarschtworden zu sein, unausweichlich.Warum ich das hier zwischentexte: Ich binfrüher normal Auto gefahren. Ich hatte dengesunden Menschenverstand dafür. Heutehalte ich mich exakt an die Vorschriften,auch an die Geschwindigkeit – und bremsealles aus deswegen. Ich dränge nie, und dieanderen kleben mir am Heck, schon weil ichmich an das Tempo halte. Das hat sich sonach und nach entwickelt, bin ich krank?# 4. Beispiel (a.), Frauen sind (auch) scheißeDas passende zum Thema: Ich muss stoppen,weil vor mir am rechten Fahrbahnrand derPaketdienst seinen Transporter parkt. Erhat den Warnblinker eingeschaltet. Einelange, gerade Strecke, aber nicht sehr breit,rechts Felderund Baumschulgelände,linksstehen Häuser.Wir befindenuns innerhalbgeschlossenerOrtschaft. EinPkw nähert sichentgegenkommend.Es ist fürmich unumgänglichanzuhalten.Der Paketbotehat die Türen geöffnetund lädtsich mehrereKartons auf, umnach dem Auto die Straße zu überqueren. Indem Moment, wo für mich frei wäre, um loszufahren,checkt der junge Mann mit einemkurzen Blick, ob er noch rüber könnte, ichwarte? Natürlich gebe ich ein Handzeichen.Der Mann dankt und sprintet los. Da huptmich die Frau im Fahrzeug hinten an! Ichlasse das Gemetzel ausnahmsweise, aber:Ist es zu fassen? Das war nun eine „Dame“hinter mir. „Dämlich“ ist als Schmähung wohlnicht genügend, sie damit abzuwerten. KeinGegner unter Männern im Kampf, so einmuskelbepacktes Arschloch. Ich bin ja nurein schwächlicher Zeichner aus dem Atelier,das weiß ich schon. Nein, dieses zarte,entsprechend zu schützende Geschöpf, istscheiße wie was.# 5. Beispiel, Mauern zwischen denNachbarnIn einer Wohnanlage kommt es zumWasserschaden. Einem Eigentümerist erheblicher Mangel entstanden,und der Mann führt an, das Wasserwäre über Jahre hinweg laut Gutachtenvon ganz wo oben geflossen undausgerechnet bei ihm ginge die Wandin’ Dutt. Der Baumangel am Dachsei schuld und betreffe das Ganze, ob dieanderen sich an den Kosten beteiligen? AufNachfrage finden sich drei zufällig Angesprochene.„Da haben wir nichts mit zu tun,das betrifft das vordere Haus“, meint einerund „Eigentum verpflichtet“, ein anderer. DerDritte führt noch ein persönliches Beispielan und stimmt dem Erstenzu.Zeit vergeht.Einer dieser lieben Zeitgenossenhat die „RohrreinigungKlaus“ im Haus.Spirale in der Spüle, daslange Bohrdings reicht meterlangbis in die angrenzendeKanalisation vorn an derStraße. „Schon zum drittenMal!“, schimpft der Hausbesitzer, und es isteiner von denen: „Eigentum verpflichtet!“,der nun seinerseits ausführt, die Kostenumlegen zu wollen. Er habe bereits mit derVerwaltung gesprochen. Es stünde fest, derPfropf, der regelmäßig seine Küche verstop-fe, stecke immer vorn an der Straße in derHauptleitung. Das sei das Rohr für mehrereKacklieferanten, und „keinesfalls wäre esseine Schuld“, wenn es dort nicht weiterginge.Der Ärger und die Kosten wären alleinbei ihm? und: „So ginge es nicht!“, schimpftder Wüterich.# 6. Beispiel, Freunde sind auch nur MenschenIch schreibe einen Blog, diesen hier. Immerwieder stelle ich Bilder vom Segeln ein. Ichfrage schon mal, ob ich einen Freund zuverpixeln hätte. Das führt stets zu lustigenMails: „Bloß nicht!“ schreibt Henning.Piet, Kocki und Niels diskutieren die altenGeschichten im wechselseitigen Austauschmit mir, wie es damals war, mit dem Krebsim Watt, dem Gewitter später oder demFeuerwerk an der Kugelbake. Karin erfreutein Foto von ihrem Laden, worauf ich sie perLink verweise. Den Text kommentiert niemand.Das muss man ja nicht lesen. MeineFrau: „Das ‚kann‘ man ja nicht lesen.“ Anfangshabe ich noch zu Ausstellungen geladenund gelegentlich ein Aquarell verkauft. DieFreunde brachten kleine Geschenke mit zurVernissage. Nach einiger Zeit wurde es nichteinfacher, die immer selben Leute zu erreichen.Ich vermute, sie zögern: „Diese Bilder.Wenn wir wieder hingehen, müssen wir Johnauch mal eines abkaufen.“Das sagt man nicht.Was ich meine ist, wie schafft es der Normalgesunde,diese Mauern im Kopf zu bildenund gleichwohl zu übersehen, je nach Lage?Ein Arzt kann dich mit was benebeln, dashilft nur in der schlimmsten Not.Niemand kann Normalität lehren, aber jedergibt dir diesen Rat.„Einfach leben.“Das ist so individuell, wie unsereiner sichabgrenzt, dass man einen, der es nicht(mehr) kann, wohl nur schwer darin unterrichtenoder therapieren könnte, es allerWelt gleich zu tun. Vielfalt, jeder Mensch istseine kleine Ordnung und eine feine Person,bis das Kollektiv, alles gleich, fair undgerecht haben zu wollen, uns den Stempelaufdrückt – und nicht wenige erdrückt. DieRetter retten; und trampeln dabei alles tot,denke ich böse. Einen Allerweltsmenschenbräuchten wir, vollständig geimpft mit diffuserSolidarität für alle? Er würde uns fertigmachen wie der Mensch den Neandertaler.Wie gut, dass der nochnicht erfunden wurde.:)Sep 30, 2021 - Mauern im Kopf 114 [Seite 111 bis 114 ]

Das ist nicht komischOkt 10, 2021Anfang der Achtziger erlebten Imke und ichGillian Scalici live in einem Hamburger Club.Das war zu der Zeit, als Eric den Show-Shopin der Spaldingstraße betrieb und bevor diebald so bekannte Sängerin und Schauspielerindie Stage-School leitete. Ich erinnereScalici als vielseitig und humorvoll. Wie EricEmmanuele, begeisterte sie uns durch ihreProfessionalität. Mich hat das geprägt, immerganz genau hinzusehen, wenn irgendwoauf einer Bühne, im Film oder sonst wo kreativGeschichten dargestellt sind. Wir warenmit „Musical-Projekt“ auf einem guten Wegund hatten nach einigen Jahren erfolgreicheAuftritte an verschiedenen Spielstätten. Einewunderbare Zeit.# „An Evening With Gillian Scalici“Ich weiß noch genau, dass wir aus einer Nische,von einer erhöhten Ecke mit Tisch, aufdie kleine Bühne schauten. Es gab Bewirtungam Platz. Ich meine mich zu erinnern,dass diese kuschlige Location an einemFleet gelegen, mehr wie ein Restaurantgewesen ist. Ein unscheinbarerEingang. Wir liefen durch einenverwinkelten Flur, um hineinzugelangen.Es war dort viel kleinerals im bekannten Schmidts Tivoli.Imke hatte den Auftritt ausfindiggemacht, sie begeisterte sichfür alles im Showbusiness. RotePlüschsessel und der warme Tonvon orange und gelb im Bereichder kleinen Bühne, wenn man vonoben auf die Dielen schaute. DieseBretter, die die Welt bedeutenund ansonsten Dämmerdunkelrundherum, schemenhaft Gäste erkennbar,die nahe der Spielflächesaßen, das weiß ich noch. GillianScalici war ganz dünn und schienkaum älter als wir vom MusicalFaszinierten im Séparée zu sein. Ich erinnereihre ausdrucksstarken, dunklen Augenbrauen,fand sie wunderschön, und dass manvon unserem erhöhtenPlatz recht gut in denAusschnitt ihres Kleidesschauen konnte, istmir tatsächlich nochpräsent. Das Kleid warblau? Da werde ichunsicher, aber es überraschtmich selbst, wiedeutlich die Erinnerungnoch heute ist.Nun ahnt man janicht, wie es im Lebenweitergeht, und dieseskleine Konzert hat nichtgerade meine Zukunftgeprägt. Deswegenskizziere ich dieseEpisode auch gar nicht.Meine gute Erinnerungan vieles, die Fähigkeit bildhaft zurückzublicken,ist das wesentliche Element meinerGestaltung. Ich arbeite nicht willkürlich.Mich treibt, etwas so hinzubekommen, wiees mir vorschwebt. Ebenso wichtig ist mirauszuloten, was damit gemeint sein könnte.Ich möchte von mir selbst wissen, warumich mich auf ein Thema einlasse. Geradezuschockiert lese ich deswegen die immergleich daherkommenden Artikel zum ThemaKunst im Tageblatt. Nun gut, es ist eine Dorfzeitung.Und Pinneberg unsere Kreisstadt istkaum mehr als ein Provinznest, ein richtigesKaff. Mich stört, dass der weltweit verwendeteBegriff „Kunst“ verballhornt daherkommt,in ein Händchen haltendes Netzwerkvertrockneter Tanten geopfert wird, die meinSteuergeld nutzen für ihren Scheiß.# Leben und TodDie Künstler in China seien in Gefahr, sagtman. Sie würden gelöscht und verfolgt. Daswird das Ende der Volksrepublik sein! DieKirche, die Mafia oder die Kunst verbietenzu wollen, muss letztlich das Schicksaleines Staates besiegeln. Gerade ist derösterreichische Kanzler Kurz über seineEitelkeit gestolpert und zurückgetreten:Keine Regierung ist unfehlbar, aber natürlich,das Gewaltmonopol liegt beim Staat. Darinbesteht das Risiko, abgewählt zu werdenoder eine Revolution anzufachen. Denn dasMonopol auf die Ordnung insgesamt zuhaben, bedeutet nicht, die Aggression desEinzelnen abzuschaffen, sondern allenfallszu unterdrücken. Ein Sportler, kurz vor demSprung über eine Hürde, benötigt sämtlicheEnergie und darf keinen Zweifel haben oderSchmerzen ignorieren, wenn eine Bestleistunggefordert ist. Ein Konkurrent magleichter drübersegeln, weil dieser fest dranglaubt, es zu schaffen und nichts in sichunterdrücken muss, weil alle Muskeln unddie ganze Motivation bereits in dieselbeRichtung wirken. So auch beim Tanz undTheater, in der Musik oder bei einer gutenFederzeichnung (die man nicht radierenkann). Wer lernte, sich voll einzubringen,respektiert Störungen.# Sie nahm nicht die Jogginghose für ihrDateEin Dorn im Fleisch, der Stein im Schuh, dassollten wir nicht ignorieren. Nach siebenStunden Tanga in Kombination mit Hotpants,hat ein Teenie den wunden Popo, lese ich.Dann Bakterien in der Ritze, Sepsis, Intensivstation.Wenn’s beginnt weh zu tun, ist eswichtig zu handeln. Kunst muss nichtteuer sein, sie muss uns berühren.Mit diesem intellektuellen Bogen hineinins Thema: Gegen die Kunst in Pinnebergund drumherum gibt es keinenWiderstand. Das ist so unbedeutend,dass niemand diese Armseligkeitenwahrnimmt. Eine Kunst, die nicht juckt.Kreationen, die nirgendwo eine Ritzeschneiden. Keine Haut, die sich rötetbei diesem Quatsch, so blutleer ist derKörper der Skulpturen und Flachwerke,denen wer weiß was zugeschriebenwird. Eine glatte Ästhetik für Liebhaber desgewichtigen Wortes mit ernstem Bezug zurschlimmen Gegenwart. Niemand stört sichdaran. Dann können wir unbesorgt sein? Esgeht uns gut, und Corona hat noch finanzielleReserven übrig gelassen.Okt 10, 2021 - Das ist nicht komisch 115 [Seite 115 bis 116 ]

Das ist nicht komisch

Okt 10, 2021

Anfang der Achtziger erlebten Imke und ich

Gillian Scalici live in einem Hamburger Club.

Das war zu der Zeit, als Eric den Show-Shop

in der Spaldingstraße betrieb und bevor die

bald so bekannte Sängerin und Schauspielerin

die Stage-School leitete. Ich erinnere

Scalici als vielseitig und humorvoll. Wie Eric

Emmanuele, begeisterte sie uns durch ihre

Professionalität. Mich hat das geprägt, immer

ganz genau hinzusehen, wenn irgendwo

auf einer Bühne, im Film oder sonst wo kreativ

Geschichten dargestellt sind. Wir waren

mit „Musical-Projekt“ auf einem guten Weg

und hatten nach einigen Jahren erfolgreiche

Auftritte an verschiedenen Spielstätten. Eine

wunderbare Zeit.

# „An Evening With Gillian Scalici“

Ich weiß noch genau, dass wir aus einer Nische,

von einer erhöhten Ecke mit Tisch, auf

die kleine Bühne schauten. Es gab Bewirtung

am Platz. Ich meine mich zu erinnern,

dass diese kuschlige Location an einem

Fleet gelegen, mehr wie ein Restaurant

gewesen ist. Ein unscheinbarer

Eingang. Wir liefen durch einen

verwinkelten Flur, um hineinzugelangen.

Es war dort viel kleiner

als im bekannten Schmidts Tivoli.

Imke hatte den Auftritt ausfindig

gemacht, sie begeisterte sich

für alles im Showbusiness. Rote

Plüschsessel und der warme Ton

von orange und gelb im Bereich

der kleinen Bühne, wenn man von

oben auf die Dielen schaute. Diese

Bretter, die die Welt bedeuten

und ansonsten Dämmerdunkel

rundherum, schemenhaft Gäste erkennbar,

die nahe der Spielfläche

saßen, das weiß ich noch. Gillian

Scalici war ganz dünn und schien

kaum älter als wir vom Musical

Faszinierten im Séparée zu sein. Ich erinnere

ihre ausdrucksstarken, dunklen Augenbrauen,

fand sie wunderschön, und dass man

von unserem erhöhten

Platz recht gut in den

Ausschnitt ihres Kleides

schauen konnte, ist

mir tatsächlich noch

präsent. Das Kleid war

blau? Da werde ich

unsicher, aber es überrascht

mich selbst, wie

deutlich die Erinnerung

noch heute ist.

Nun ahnt man ja

nicht, wie es im Leben

weitergeht, und dieses

kleine Konzert hat nicht

gerade meine Zukunft

geprägt. Deswegen

skizziere ich diese

Episode auch gar nicht.

Meine gute Erinnerung

an vieles, die Fähigkeit bildhaft zurückzublicken,

ist das wesentliche Element meiner

Gestaltung. Ich arbeite nicht willkürlich.

Mich treibt, etwas so hinzubekommen, wie

es mir vorschwebt. Ebenso wichtig ist mir

auszuloten, was damit gemeint sein könnte.

Ich möchte von mir selbst wissen, warum

ich mich auf ein Thema einlasse. Geradezu

schockiert lese ich deswegen die immer

gleich daherkommenden Artikel zum Thema

Kunst im Tageblatt. Nun gut, es ist eine Dorfzeitung.

Und Pinneberg unsere Kreisstadt ist

kaum mehr als ein Provinznest, ein richtiges

Kaff. Mich stört, dass der weltweit verwendete

Begriff „Kunst“ verballhornt daherkommt,

in ein Händchen haltendes Netzwerk

vertrockneter Tanten geopfert wird, die mein

Steuergeld nutzen für ihren Scheiß.

# Leben und Tod

Die Künstler in China seien in Gefahr, sagt

man. Sie würden gelöscht und verfolgt. Das

wird das Ende der Volksrepublik sein! Die

Kirche, die Mafia oder die Kunst verbieten

zu wollen, muss letztlich das Schicksal

eines Staates besiegeln. Gerade ist der

österreichische Kanzler Kurz über seine

Eitelkeit gestolpert und zurückgetreten:

Keine Regierung ist unfehlbar, aber natürlich,

das Gewaltmonopol liegt beim Staat. Darin

besteht das Risiko, abgewählt zu werden

oder eine Revolution anzufachen. Denn das

Monopol auf die Ordnung insgesamt zu

haben, bedeutet nicht, die Aggression des

Einzelnen abzuschaffen, sondern allenfalls

zu unterdrücken. Ein Sportler, kurz vor dem

Sprung über eine Hürde, benötigt sämtliche

Energie und darf keinen Zweifel haben oder

Schmerzen ignorieren, wenn eine Bestleistung

gefordert ist. Ein Konkurrent mag

leichter drübersegeln, weil dieser fest dran

glaubt, es zu schaffen und nichts in sich

unterdrücken muss, weil alle Muskeln und

die ganze Motivation bereits in dieselbe

Richtung wirken. So auch beim Tanz und

Theater, in der Musik oder bei einer guten

Federzeichnung (die man nicht radieren

kann). Wer lernte, sich voll einzubringen,

respektiert Störungen.

# Sie nahm nicht die Jogginghose für ihr

Date

Ein Dorn im Fleisch, der Stein im Schuh, das

sollten wir nicht ignorieren. Nach sieben

Stunden Tanga in Kombination mit Hotpants,

hat ein Teenie den wunden Popo, lese ich.

Dann Bakterien in der Ritze, Sepsis, Intensivstation.

Wenn’s beginnt weh zu tun, ist es

wichtig zu handeln. Kunst muss nicht

teuer sein, sie muss uns berühren.

Mit diesem intellektuellen Bogen hinein

ins Thema: Gegen die Kunst in Pinneberg

und drumherum gibt es keinen

Widerstand. Das ist so unbedeutend,

dass niemand diese Armseligkeiten

wahrnimmt. Eine Kunst, die nicht juckt.

Kreationen, die nirgendwo eine Ritze

schneiden. Keine Haut, die sich rötet

bei diesem Quatsch, so blutleer ist der

Körper der Skulpturen und Flachwerke,

denen wer weiß was zugeschrieben

wird. Eine glatte Ästhetik für Liebhaber des

gewichtigen Wortes mit ernstem Bezug zur

schlimmen Gegenwart. Niemand stört sich

daran. Dann können wir unbesorgt sein? Es

geht uns gut, und Corona hat noch finanzielle

Reserven übrig gelassen.

Okt 10, 2021 - Das ist nicht komisch 115 [Seite 115 bis 116 ]

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