Blogtexte2021_1_12
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Ratgeber kommen ungefragt, und schön ist
ja, wenn es überhaupt Resonanz gibt. Ein
Freund hätte sich dafür begeistern können,
riet, mehr ansprechende Aquarelle, aber
beliebte Landschaften, vielleicht Mallorca zu
malen? Oder das mit den drolligen Senioren
am Deich! Da sei doch
der Beginn einer Serie
erkennbar. Mein Weg ist
anders. Ich bin mehr als
verstört, was Kunst alles
bedeuten darf. Ich kann
mich beschäftigen, das ist
besser, denke ich.
Mein Schwager erkundigte
sich mittels der
Webseite bei einem
„Fachmann“ im Baden-Württembergischen:
„Der Mann ist zu gut“, resümierte
dieser. Das sollte heißen, ich wäre zu
engagiert für die seriellen Kunstkreise,
aber nicht zielgerichtet unterwegs,
meine Qualität an den entsprechenden
Markt zu bringen. Matthias
fand heraus, Künstler würden
„gemacht“.
Was einfach geht
Sep 28, 2021
Wenn ich heute male, ist das etwas ganz
anderes für mich als anfangs, etwa zur Jahrtausendwende,
mit den ersten Versuchen.
Zunächst war es ein Abenteuer, überhaupt
ein Bild zu beginnen. Durch die Ausbildung
begriff ich mich als Info-Grafiker, fing spätberufen
an, individuell zu arbeiten. Schade,
meine ich inzwischen. Da hätte man auch
früher drauf kommen können, eigene Sachen
zu machen. Wäre ich nicht besser ähnlich
der Illustration drangegangen und sollte
mich am Markt orientieren, auf ein Genre
beschränkt beispielsweise Landschaften
anbieten? Immer wieder bin ich dem Rat
ausgewichen, derartige Ansätze zu verfolgen.
# Meine
Aquarelle
verkauften
sich
Ich hatte im
Urlaub etwa
zwanzig
Stück gemacht,
bald
das Interesse
dran verloren.
Eine
Galeristin fand es nachteilig, die schönen
Dänemarkbildchen zusammen mit anderem
auf der Webseite zu zeigen. Entweder
persönliche Kunst oder nett hin gekleckerte
Dorfszenen, empfahl sie. Nicht beides rausstellen
nach dem Motto: „Seht mal, das kann
ich auch noch.“
Nur so vor sich hin zu
arbeiten, beinhaltet die Resignation,
es nicht geschafft
zu haben. Bei näherem
Betrachten bleibt das
Begreifen, die Bilder selbst
als das Wichtigste am
Malen hinbekommen zu haben.
Das motiviert weiterzumachen,
aber auf einer neuen Basis.
Meine Kollegen und ich müssen
einen inneren Antrieb erst zum
Laufen bringen. Wir haben
keinen Chef. Es beginnt diese
imaginäre Diskussion mit einem
eingebildeten Zuhörer, was
man mag und wie es wäre, stattdessen das
Richtige zu tun. Fleißige werden übersehen
und einige wollen gar nicht ins Rampenlicht.
Es fehlen kritischer Gegenpol und äußere
Bewertung. Wir machen nur halbe Sachen?
Das einzuordnen, bleibt welchen überlassen,
die sich dazu berufen fühlen.
# Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum
So heißt es im Psalm. Er war so freundlich,
uns noch einen Fußboden in den Kosmos zu
nageln. Ich kann malen. Ob ich Kunst kann;
im Fokus der Öffentlichkeit stehen,
ich frage mich, ob ich das will? Möglicherweise
nicht, und das ist eine
gute Antwort für diejenigen, die mit
sich hadern, überhaupt zu malen. Es
geht auch einfach so.
:)
Sep 28, 2021 - Was einfach geht 110 [Seite 110 bis 110 ]