Pirouette No. 01/2022 Januar

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32 Russische Meisterschaften Stepanova/Bukin zum Zweiten Alexandra Stepanova/Ivan Bukin konnten ihren zweiten Titelgewinn feiern und verdienten ihn sich mit sehr guten Leistungen. Sie machten keinen Fehler und erhielten gute Level für ihre Elemente. Allerdings mussten die nach dem Rhythmustanz (RD) führenden Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov aufgeben, da er wieder Rückenprobleme hatte und Trainer Alexander Zhulin » nichts riskieren wollte. Alexandra Stepanova „Die Emotionen der Zuschauer waren « unglaublich, lange haben wir diese Unterstützung nicht gehört. Wir sahen die Gesichter unsere Trainer, Irina Vladimirovna (Zhuk) weinte sogar vor Rührung. Unser Romeound-Julia-Programm spielt nicht mit den Preisrichtern und dem Publikum, sondern es geht tiefer.“ Diana Davis/Gleb Smolkins Silbermedaille überraschte und verärgerte einige. Schnell kam die Theorie auf, dass das junge Duo nur gepusht werde, weil sie die Tochter von Tutberidze und er der Sohn eines bekannten Schauspielers ist. Doch die Schüler von Igor Shpilband haben große Fortschritte gemacht und im Herbst bessere Ergebnisse erzielt als ihre Konkurrenten, so dass Platz zwei nicht aus heiterem Himmel kam. Elizaveta Khudaiberdieva/Egor Bazin überzeugten insbesondere in der Kür und tanzten so noch vom fünften Platz zu Bronze. Der Kampf um Platz drei war spannend, denn auch Annabelle Morozov/Andrei Bagin glänzten in der Kür, während im RD ein paar Levels fehlten. Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro hatten ein hartes Jahr, nachdem er erst gravierende Rückenprobleme hatte und sie dann mit einer Hirnhautentzündung im Krankenhaus landete. Im RD wurden sie Vierte, aber für die Kür war Zagorski einfach noch nicht fit genug und hatte Mühe bei einigen Elementen. Sie war so erschöpft, dass sie nicht einmal in die Tränenecke kam, sondern gleich in die Erste-Hilfe-Station getragen wurde. „Wir sind hierhergekommen, weil wir um den Olympiastartplatz kämpfen wollten, aber wir wussten, es wird schwer. Tiffani ist im RD sehr gut gelaufen, aber heute war es physisch einfach nicht möglich“, erklärte Guerreiro. Eigentlich hätte Zagorski erst nach drei Monaten Pause wieder mit dem Training anfangen sollen, aber sie kehrte bereits nach zwei Monaten zurück auf das Eis. Alexandra Stepanova und Ivan Bukin, Fotos: Timochova Elizaveta Khudaiberdieva und Egor Bazi EM-Team benannt Der russische Verband benannte sein EM- Team und folgte im Wesentlichen den Ergebnissen der Meisterschaft. Nur bei den Herren wurde Semenenko aufgrund der besseren Resultate im Grand Prix anstelle von Mozalev nominiert und natürlich dürfen Sinitsina/Katsalapov nach Tallinn fahren. Das Olympiateam wird nach der EM bekanntgegeben, Änderungen sind aber eher unwahrscheinlich, außer jemand hat einen Leistungseinbruch. Stepanova/Bukin sind zuversichtlich, dass sie in Peking starten dürfen. Vor vier Jahren war er aus bis heute nicht öffentlich genanntem Grund vom IOC nicht zugelassen worden. Diesmal entscheide keine IOC-Kommission, sondern das Russische Olympische Komitee, so der Sportler, der sagt, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Bei der Meisterschaft wählten die SportlerInnen außerdem Tuktamysheva (Einzellauf), Guerreiro (Eistanz) und Fedor Klimov (Paarlauf) in die Athletenkommission des Verbandes. Am Tag nach der Meisterschaft fand das wegen Corona verschobene Schaulaufen zu Ehren von Tamara Moskvinas 80. Geburtstag statt. Dabei traten ihre aktuellen Schüler und die zweimaligen Europameister Yuko Kawaguchi/Alexander Smirnov sowie viele russische Topläufer inklusive Olympiasiegerin Alina Zagitova auf. Kawaguchi ist in einigen Eis-Shows zu sehen und arbeitet ansonsten in einem Kosmetiksalon, während Smirnov als Trainer sein Geld verdient. ••• Diana Davis und Gleb Smolkin Eistanz | Meisterklasse RT Kür Pkt 1 Alexandra Stepanova / Ivan Bukin 2 1 223.37 2 Diana Davis / Gleb Smolkin 3 2 207.70 3 Elizaveta Khudaiberdieva / Egor Bazin 6 3 195.75 4 Annabelle Morozov / Andrei Bagin 5 4 195.65 5 Elizaveta Shanaeva / Devid Naryzhnyy 8 5 187.19 6 Anastasia Skoptcova / Kirill Aleshin 7 6 185.72 7 Arina Ushakova / Maxim Nekraso 9 7 180.23 8 Tiffani Zagorski / Jonathan Guerreiro 4 9 179.50 9 Elizaveta Pasechnik / Dmitrii Blinov 10 8 166.48 10 Ekaterina Mironova / Evgenii Ustenko 11 10 163.29 11 Vlada Pavlenina / Alex. Aleksanyan 12 12 154.24 12 Angelina Lazareva / Maksim Prokofiev 13 11 152.49 13 Ksenia Ermakova / Vladislav Panteleev 14 13 112.17 – Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov 1 – –
Das Traumpaar vor 70 Jahren: Olympia-Gold und WM-Gold 1952 für Ria Baran & Paul Falk Am 21. Dezember 2021 wäre Paul Falk 100 Jahre alt geworden und am 29. November 2022 wiederum würde Ria Baran ihren 100. Geburtstag feiern. Beide waren in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg das erfolgreichste deutsche Eislaufpaar und verloren ab 1947 nie einen Wettbewerb. Ria Baran & Paul Falk starteten für die Düsseldorfer EG, lebten aber in Dortmund. 1947 wurden sie erstmals deutsche Paarlaufmeister und verteidigten diesen Titel bis 1952. Ria Baran und Paul Falk in der Olympia-Show 1952 33 Ria Baran & Paul Falk Eislaufgeschichte Sie entwickelten das „Schattenlaufen“ weiter. Ihr Programm zeichnete sich durch Synchronität und Musikalität aus. Sie setzten vor allem durch Mannigfaltigkeit, Kontrastierung und vor allem Sicherheit der Darbietung neue Maßstäbe. Ihre Kür enthielt neben verschiedenen Einzelsprüngen, präzise getimte Hebesprünge, u. a. geführte und geworfene Dreiersprünge, parallele Schrittfolgen bzw. Figuren, Tanzelemente, Spiralen, Pirouetten und Paarelemente. Eine Innovation bildeten Hebungen mit zwei Umdrehungen des Herren und sie beherrschten schon Lasso-Hebungen. An internationalen Wettbewerben durfte das Paar erst ab 1951 teilnehmen, da Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg noch lange vom internationalen Sportgeschehen ausgeschlossen war. Aber dann begann 1951 ihr Siegeszug: Sie wurden in Zürich Europameister und in Mailand Weltmeister. Zudem holten sie sich noch im Sommer 1951 den WM- Titel im Rollkunstlaufen. 1952 verteidigten sie im Eislaufen ihre Titel bei der EM und der WM und wurden auch Olympiasieger in Oslo. Diese Erfolge waren umso bemerkenswerter, weil die Beiden weder einen Trainer noch einen Choreografen hatten, geschweige denn einen Sponsor. Alles entwickelten sie selbst und zumeist war die Sekretärin Rita die treibende Kraft. Der gelernte Feinmechaniker Paul Falk aber ging meisterhaft auf ihre Ideen ein und der Höhepunkt war natürlich die Goldkür von Oslo. Der einstige Sportreporter Heinz Maegerlein hielt dieses Ereignis fest (siehe Kasten). Maria Therese „Ria“ Baran wurde am 29. November 1922 in Dortmund geboren und wollte als kleines Mädchen eigentlich Tänzerin werden. Doch ihre Eltern legten dagegen ein Veto ein. So begann sie mit dem Rollschuh- und Schlittschuhlaufen, denn Dortmund war damals im Sommer eine Hochburg im Rollschuhlauf und die Westfalenhalle bot im Winter reichlich Trainingsmöglichkeiten für den Eiskunstlauf. Beim Training lernte sie ihren späteren Ehemann Paul Falk kennen. Sie entwarf ihre Kostüme selbst und schneiderte sie sogar. Paul Falk wiederum wurde am 21. Dezember 1921 geboren und wollte eigentlich Fußballer werden. Schließlich wuchs er in der Nähe vom Borsigplatz auf, wo einst Borussia Dortmund gegründet wurde und zahlreiche Jugendliche kickten. Schnell erlernte er das Eiskunstlaufen und widerstand auch der Versuchung, zum Eishockey zu wechseln. Dabei hätte er die besten Voraussetzungen gehabt, denn er konnte gleichermaßen gut vorwärts- und rückwärtslaufen. Baran/Falk entwickelten sich schnell zu einem Traumpaar und heirateten auch aus rationalen Gründen ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Oslo. Schließlich hätten sie im olympischen Dorf als unverheiratetes Paar gemeinsam kein Zimmer beziehen können. Sie sagten also Ja und Ria Baran meinte nur lapidar: „Wir haben gesagt, wenn man uns trennt, brauchen wir nicht zu laufen.“ Als Paar ohne Allüren und Affären errangen sie den Olympiasieg und wurden entsprechend gefeiert. » Heinz Maegerlein „Beethovens „Egmont Ouvertüre“ « erklingt. Großer Einlaufbogen, Dreier aus Rückwärtsspirale, der gehobene Rehsprung. Dann springt Paul Falk ein zum Paarlaufzirkel. Scheinbar mühelos zelebrieren die beiden die höchsten Schwierigkeiten. Über viele Meter trägt Paul Falk seine Frau beim hohen Kürsprung, Halbspitzenlutz in der Einwärts- und Auswärts-Kombination. Die Musik geht über zu Carl Maria von Webers „Oberon.“ Sitzpirouette, Tscherkessenpirouette, ein blitzschnell angesetzter Schleuderaxel, Tanzarabesken, die Schlusslibelle.“ Ehrungen, Auszeichnungen Ria Baran wurde von 1950 bis 52 dreimal zur Sportlerin des Jahres gewählt. Beide erhielten gemeinsam als Mannschaft 1952 den Titel „Sportler des Jahres“. Natürlich wurde ihnen für die Verdienste auch das „Silberne Lorbeerblatt“ verliehen, diese Auszeichnung erhielten sie aus den Händen des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss. Da die Falks damals für die olympische Goldmedaille noch kein Geld erhielten und sie auch finanziell enorme Aufwendungen hatten, wechselten sie ins Profilager. Dort liefen sie zuerst drei Jahre bei Holiday on Ice, zwei Jahre bei der Hollywood Ice Revue und anschließend beim Eisballett von Ernst Baier. Als die Falks damals bei Holiday on Ice auftraten, war die Westfalenhalle drei Wochen lang jeden Abend mit 10.000 Besuchern ausverkauft. Die Beiden wohnten zu dieser Zeit im Zentrum von Düsseldorf und kauften 1958 die Pension „Haus am Zoo“. Nach dem Tod seiner Frau 1986 führte Paul Falk das Hotel bis 1990 weiter. Posthum wurde 2010 in Dortmund eine Straße nach Ria Baran benannt und Paul Falk fand sein zweites Glück noch in der Pfalz, in der Radfahrgemeinde Queidersbach, einem kleinen Ort südwestlich von Kaiserslautern. Dort heiratete er seine zweite Frau Uschi. Noch mit 90 Jahren strahlte er eine ansteckende Lebensfreude aus und trainierte täglich eine Stunde auf dem Ergometer. „Sport ist mein Leben“, äußerte er damals in einem Interview gegenüber der Zeitung „Rheinpfalz“. Und er fügte hinzu: „Wenn ich keinen Sport betreiben würde, wäre es mit mir zu Ende.“ Mit 95 Jahren, kurz vor Weihnachten, empfing er ein Team des Südwestrundfunks unter dem Redakteur und Regisseur Michael Dittrich. Falk wunderte sich über die Entwicklung des Paarlaufens. „Da werden die Partnerinnen wie Wegwurfpuppen über das Eis geworfen und das gefällt mir gar nicht.“ Am 20. Mai 2017 verstarb Paul Falk im Alter von 95 Jahren. Guido Dobbratz
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