Pirouette No. 01/2022 Januar

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28 Russische Meisterschaften Der goldene Glanz der Winternächte von St. Petersburg Hohes Niveau bei den russischen Titelkämpfen mit drei neuen Meistern · Ein Bericht von Tatjana Flade Die Russischen Meisterschaften bewiesen einmal mehr eindrucksvoll, wie Russland dem Rest der Eiskunstlauf-Welt zumindest bei den Damen und Paaren enteilt ist. Jedes Jahr denkt man, noch besser kann es eigentlich nicht werden, aber dann setzen die Sportlerinnen noch einen drauf. St. Petersburg richtete zum wiederholten Male die Russischen Meisterschaften in der Olympiasaison aus und die Bedingungen waren exzellent. Die letzte Entscheidung über das Olympiateam ist noch nicht gefallen, aber grundsätzlich sind die Gold- und SilbermedaillengewinnerInnen qualifiziert, während der dritte Startplatz aufgrund anderer Kriterien vergeben werden kann. Der Druck ist angesichts der starken Konkurrenz immer groß, aber diesmal war er noch größer. Die Zuschauer konnten das Spektakel vor Ort, via Fernsehen oder Internet (der Erste Kanal bot wieder einen Livestream mit englischem Kommentar von Ted Barton an) verfolgen. Eigentlich hieß es, dass die Halle wegen anhaltender Corona-Beschränkungen nicht voll besetzt werden dürfe, aber bei der Kür der Damen sah man kaum freie Plätze. Frauen | Meisterklasse KP Kür Pkt 1 Kamila Valieva 1 1 283.48 2 Alexandra Trusova 5 2 248.65 3 Anna Shcherbakova 2 4 239.56 4 Adeliia Petrosian 6 3 233.97 5 Sofia Samodelkina 4 5 233.09 6 Sofia Muravieva 3 7 230.31 7 Elizaveta Tuktamysheva 7 6 224.40 8 Maiia Khromykh 9 8 217.18 9 Kseniia Sinitsyna 8 9 204.61 10 Veronika Yametova 15 10 191.37 11 Sofia Samodurova 11 14 184.26 12 Anastasia Zinina 10 15 181.45 13 Valeriia Shulskaia 13 11 180.92 14 Anastasia Morozova 12 12 180.57 15 Ksenia Gushchina 18 13 171.62 16 Polina Sviridenko 16 16 166.02 17 Arina Onishchenko 17 17 163.56 18 Veronika Peterimova 14 18 155.40 Kamila Valieva, wer sonst Kamila Valievas Höhenflug hielt auch in St. Petersburg an (siehe Porträt Seite 7). Die 15-Jährige schwebte mit zwei perfekten Programmen zum Titel – selbstverständlich mit 3A im KP und 3A, 4S, 4T-3T und 4T-Euler-3S in der Kür. Bei ihr sieht das so mühelos aus, dass alle anderen nur mit Staunen zuschauen können. Nicht umsonst sagte Trainerin Eteri Tutberidze einmal über Valieva, sie sei die talentierteste Läuferin, die sie bisher hatte. Bei der Pressekonferenz sorgte die neue Russische Meisterin für Lacher bei den Journalisten und den Teamkameradinnen, als sie meinte, sie fühle sich noch nicht in bester Form. Kamila Valieva »„Ich bin sehr froh, dass ich mich « zusammenreißen konnte, auch wenn ich ein bisschen gezittert habe. Ich habe fast das Maximum gezeigt. Ich würde nicht sagen, dass ich in Bestform bin, mehr so zwischen mittlerer und guter Form. Im Training kann ich noch besser laufen. Jetzt mache ich eine kurze Pause, kann mich ein wenig ausruhen und neue Energie schöpfen. Ich wäre über Neujahr gern in meine Heimatstadt Kazan zu meiner Familie gefahren, aber ich bleibe lieber mit meiner Mutter in Moskau.“ Alexandra Trusova stürzte beim unterdrehten 3A im KP und war zunächst Fünfte. In der dynamischen Kür zu „Cruella“ begann sie mit einem 4F, stürzte aber beim 4T. 4L-3T und 4L-Euler-3S gelangen ihr dagegen wieder ebenso wie die dreifachen Sprünge. Auf eine provozierende Frage eines Journalisten über Bewertungen kläffte Trusovas mitgebrachter Hund, worauf alle lachten und die Läuferin meinte, die Frage sei somit beantwortet. » « „Ich wollte noch besser sein, aber der 4T hat Alexandra Trusova nicht geklappt. Mit dem Resultat bin ich trotzdem zufrieden. Wegen meiner Fußverletzung war ich drei Wochen lang nicht auf dem Eis. Vor einem Monat habe ich langsam wieder angefangen, zunächst ohne Sprünge.“ Weltmeisterin Anna Shcherbakova war nicht ganz auf der Höhe. Das KP war zwar sauber, aber nicht so mitreißend. In der Kür ging sie beim 4F zu Boden, stand sechs gute Dreifache, nur der 3R in Kombination mit dem 3L war unsauber. „Ich will eine positive Lektion mitnehmen“, kommentierte sie. Die Juniorinnen dahinter zeigten, dass die nächste Generation bereitsteht – in der kommenden Saison dürfen sie in der Meisterklasse starten. Die sehr zierliche Adeliia Petrosian überraschte mit zwei 4R – als erste Läuferin in der Welt. „Vor drei Monaten fing der vierfache Rittberger an zu klappen und da ich Probleme mit dem (vierfachen) Toeloop hatte, beschlossen wir, ihn ins Programm aufzunehmen“, sagte Petrosian, die wie die drei Medaillengewinnerinnen bei Eteri Tutberidze & Co trainiert. Sofia Samodelkina, eine Schülerin von Sergei Davydov, zeigte einen 3A im KP und riskierte drei Vierfache in der Kür, aber nur 4S-2T war einwandfrei, der 4L und der zweite 4S waren unterdreht. Sofia Muravieva aus der Schule von Evgeni Plushenko hat seit dem JGP den 3A stabil erlernt und stand insgesamt drei in fehlerlosen Programmen. Fast alle Fans jedoch haben vor allem Lisa Tuktamysheva die Daumen gedrückt. Die 25-Jährige kämpfte um wohl ihre letzte Chance auf die Olympiateilnahme und sie scheiterte an ihren Nerven im KP, als sie beim 3A stürzte. In der Kür war sie bis auf einen unterdrehten ersten 3A fehlerfrei, aber das reichte nicht, um nach vorn zu kommen. Trainer Alexei Mishin meinte zwar, dass die Aussichten seiner Schülerin angesichts der Vierfachspringerinnen von vornherein schlecht waren, aber Shcherbakova wäre schlagbar gewesen, obwohl sie über bessere läuferische Qualitäten verfügt. Tuktamysheva hätte jedoch zwei perfekte Programme gebraucht, und so blieb ihr nur der erste Ersatzplatz. Lisa Tuktamysheva »„Im KP bin ich mit meinen Nerven « nicht fertig geworden, denn der Axel war gut, ich habe nur zu früh geöffnet. Ich bin schon lange nicht mehr beim Axel gestürzt. In der Kür war ich viel ruhiger. Mein Kopf war klar, mein Körper hatte mehr Selbstvertrauen. Für mich war es das Wichtigste, dass ich in der Kür die zwei (dreifachen) Axel gemacht habe. Danach habe ich mich so gefreut, dass ich fast hingefallen wäre. Ich habe alles gegeben, was ich konnte.“ Maia Khromykh, eine weiter Tutberidze-Schülerin mit Vierfachen, machte ein paar Fehler, aber ein 4T-3T gelang. Kseniia Sinitsina scheiterte am 4T, und auch Anastasiia Zinina konnte keinen 4T stehen. Von den 18 Läuferinnen haben also acht mindestens einen Vierfachsprung riskiert, davon haben fünf wenigstens einen sauber gestanden. Insgesamt fünf Damen hatten einen 3A im Programm und vier haben zumindest einen sauberen 3A gezeigt. Dieses Niveau gibt es nirgendwo sonst – zumal diese Mädchen und jungen Frauen nicht nur springen, sondern auch sehr gute <strong>Pirouette</strong>n und Schritte sowie interessante Programme vorweisen können.
Mishina/Galliamov erstmals Meister Anastasia Mishina/Alexander Galliamov mussten erst Weltmeister werden, bevor sie ihre erste Medaille bei der Russischen Meisterschaft gewinnen konnten, dafür war es gleich Gold. Aber ihre Trainingskameraden Alexandra Boikova/ Dmitrii Kozlovskii standen ihnen in nichts nach und die zwei Paare der legendären Tamara Moskvina lieferten sich ein spektakuläres Duell auf höchstem Niveau. Beide Duos zeigten anspruchsvolle, absolut fehlerfreie Programme. Mishina/Galliamov beeindruckten mit ihrer Sicherheit und Frische, Boikova/Kozlovskii mit ihrem durchgehend hohen Tempo insbesondere in der Malaguena-Kür und der Intensität ihrer Darbietung. Mishina/Galliamov hatten am Ende die Nase vorn, weil sie ein paar Pünktchen mehr für die Technik und die Ausführung der Elemente erhielten. Für ihre 3S-Euler-3S-Kombi bekamen sie 10,33 Zähler, während Boikova/Kozlovskii für ihre 3T-2T-2T-Kombination 7,94 Zähler verbuchten. 29 Russische Meisterschaften Die Titelverteidiger Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov haben zwei wunderschöne Programme zu „Experience“ von Ludovico Einaudi und „Lighthouse“ von Patrick Watson und erzählen eine echte Geschichte. Im KP ist es die des Bildhauers Pygmalion, der sich in die von ihm geschaffene Statue Galatea verliebt und die für ihn für kurze Zeit zum Leben erwacht. In der »„Es war eine gute Leistung. Insgesamt « fanden Anastasia Mishina wir die Kür etwas schwieriger als das KP, wir spürten die Verantwortung und wir wussten, dass die anderen gut gelaufen waren und hohe <strong>No</strong>ten bekommen hatten. Uns war klar, dass wir uns keinen Fehler erlauben konnten, aber es lief gut. Wir wollten aus Prinzip hier aufs Podium kommen. Das ist unsere vierte Russische Meisterschaft und bisher hatten wir noch keine Medaille gewonnen.“ Kamila Valieva Fotos: Olga Timochova Kamila Valieva und Alina Zagitova, Foto: Flade »„Ich bin sehr stolz auf meine Partnerin. « Für uns ist das ein persönlicher Sieg nach einigen Schwierigkeiten. Die Russische Meisterschaft ist immer ein ganz besonderer Wettkampf. Die Konkurrenz ist wahnsinnig stark und die Atmosphäre ist speziell. Hier sind die besten Eiskunstläufer der Welt und wir haben das Recht erworben, unser Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten.“ Alexandra Trusova Dmitrii Kozlovskii Anna Shcherbakova »„Wir haben alle heute gekämpft. « Wir hatten Evgenia Tarasova unsere positiven und negativen Momente und wir kennen unsere Fehler. Für uns ist das eine Zwischenetappe und es ist wichtig, dass wir etwas Positives mitnehmen können. Bei früheren Wettbewerben hatten wir Probleme mit den Sprüngen und Würfen, aber das war diesmal besser.“
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