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Pirouette No. 01/2022 Januar

Deutsche Meisterschaften Erstmals fanden die Deutschen Meisterschaften in Neuss statt. Der dortige Verein war vor der Pandemie besonders erfolgreich mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Eismärchen und konnte jeweils mit ihm die Halle mit etwa 3.000 Zuschauerplätzen bis zu sechsmal füllen. Das heißt, aus Neuss, Düsseldorf, Köln und Umgebung zahlten bis zu 18.000 Zuschauer Eintritt und finanzierten den Verein damit maßgeblich mit. Diesmal kamen an den drei Tagen einschließlich Schaulaufen erfreuliche 2.500 Zuschauer, viel mehr waren an den Meisterklasse Tagen auch gar nicht erlaubt. Die 25 Mitarbeiter meisterten die Corona-Vorschriften zuverlässig und überhaupt verlief die Veranstaltung pannenfrei und war insgesamt sehr gelungen. … Topthemen: · Deutsche Meisterschaften · Russische Meisterschaften · Weitere nationale Meisterschaften Weiteres aus dem Inhalt: · Interview: Darya Grimm & Michail Savitskiy · Interview: Morisi Kvitelashvili · Interview: Reed & Ambrulevicius · Portrait: Kamila Valieva · Schweizermeisterschaften der Elite · Österreichische Staatsmeisterschaften: Abschiedsvorstellung von Ziegler/Kiefer, Pesendorfer und Maierhofer Überraschungssieger · Deutsche Meisterschaften: Nicole Schott EM-reif, Fentz wieder Meister · Deutsche Nachwuchsmeisterschaften: Olesya Ray und Louis Weissert Juniorenmeister, Vielversprechende Anna Gerke · Nationale Meisterschaften: Ukraine, Finnland, Estland, Türkei, Italien, Großbritanien, Frankreich, Spanien und Vier-Länder-Meisterschaft · Challenger: Golden Spin (Sieg von Gubanova, Klarer Sieg für Eistänzer Hawayek/Baker) · Russische Meisterschaften: Kamila Valieva - wer sonst, Mishina/Galliamov erstmals Meister, Kondratiuk knapp vor Kolyada, Stepanova/Bukin zum Zweiten · Eislaufgeschichte: Ria Baran & Paul Falk (Olympia- und WM-Gold 1952) · Japanische Meisterschaft: Hanyu springt 4A · Neues aus aller Welt Titelbild: Überraschung im Eistanzen bei den Deutschen Meisterschaften: Erstmals konnten Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan ihre Konkurrenten mit fehlerfreien Programmen schlagen. Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-1-januar-2022.html (Erscheinungstermin 12.1.2022)

Deutsche Meisterschaften

Erstmals fanden die Deutschen Meisterschaften in Neuss statt. Der dortige Verein war vor der Pandemie besonders erfolgreich mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Eismärchen und konnte jeweils mit ihm die Halle mit etwa 3.000 Zuschauerplätzen bis zu sechsmal füllen. Das heißt, aus Neuss, Düsseldorf, Köln und Umgebung zahlten bis zu 18.000 Zuschauer Eintritt und finanzierten den Verein damit maßgeblich mit. Diesmal kamen an den drei Tagen einschließlich Schaulaufen erfreuliche 2.500 Zuschauer, viel mehr waren an den Meisterklasse Tagen auch gar nicht erlaubt. Die 25 Mitarbeiter meisterten die Corona-Vorschriften zuverlässig und überhaupt verlief die Veranstaltung pannenfrei und war insgesamt sehr gelungen. …

Topthemen:
· Deutsche Meisterschaften
· Russische Meisterschaften
· Weitere nationale Meisterschaften

Weiteres aus dem Inhalt:
· Interview: Darya Grimm & Michail Savitskiy
· Interview: Morisi Kvitelashvili
· Interview: Reed & Ambrulevicius
· Portrait: Kamila Valieva
· Schweizermeisterschaften der Elite
· Österreichische Staatsmeisterschaften: Abschiedsvorstellung von Ziegler/Kiefer, Pesendorfer und Maierhofer Überraschungssieger
· Deutsche Meisterschaften: Nicole Schott EM-reif, Fentz wieder Meister
· Deutsche Nachwuchsmeisterschaften: Olesya Ray und Louis Weissert Juniorenmeister, Vielversprechende Anna Gerke
· Nationale Meisterschaften: Ukraine, Finnland, Estland, Türkei, Italien, Großbritanien, Frankreich, Spanien und Vier-Länder-Meisterschaft
· Challenger: Golden Spin (Sieg von Gubanova, Klarer Sieg für Eistänzer
Hawayek/Baker)
· Russische Meisterschaften: Kamila Valieva - wer sonst, Mishina/Galliamov erstmals Meister, Kondratiuk knapp vor Kolyada, Stepanova/Bukin zum Zweiten
· Eislaufgeschichte: Ria Baran & Paul Falk (Olympia- und WM-Gold 1952)
· Japanische Meisterschaft: Hanyu springt 4A
· Neues aus aller Welt

Titelbild: Überraschung im Eistanzen bei den Deutschen Meisterschaften: Erstmals konnten Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan ihre Konkurrenten mit fehlerfreien Programmen schlagen. Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-1-januar-2022.html (Erscheinungstermin 12.1.2022)

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<strong>Pirouette</strong><br />

Nr. 1 | <strong>Januar</strong> <strong>2022</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 55. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Jennifer Janse van Rensburg & Benjamin Steffan<br />

Deutsche<br />

Meisterschaften<br />

Russische<br />

Meisterschaften<br />

Weitere nationale<br />

Meisterschaften


2<br />

News<br />

Absagen: Grand Prix Finale,<br />

Universiade und mehr<br />

Während das Dezember-Heft der <strong>Pirouette</strong> in<br />

Druck war, gab die ISU bekannt, dass der japanische<br />

Verband das Grand Prix Finale samt<br />

Juniorenfinale wegen der neuen Omikron-Virusvariante<br />

zunächst verschoben hat. In Japan<br />

hatte man zu viel Angst, dass die für das Finale<br />

ins Land kommenden Läufer, Trainer, Offiziellen<br />

und Medienvertreter die neue Coronavirus-Variante<br />

einschleppen könnten. Zunächst<br />

hatte die ISU noch nach einem späteren<br />

Termin und Ausrichter gesucht, aber im<br />

Februar sind die Olympischen Spiele geplant.<br />

Nach der WM Anfang April sind viele Läufer/<br />

innen nicht mehr motiviert oder haben ihre<br />

Karriere schon beendet. Niemand fand sich,<br />

daher wurde das Event zwei Wochen später<br />

ganz abgesagt. Von großem Nachteil war dies<br />

für alle Läufer, die fünfstellige Geldsummen<br />

hätten verdienen können. Medienvertreter<br />

und Fans bedauerten, dass sich die Spitzenläufer<br />

der Grand-Prix-Serie beim Finale nicht<br />

schon vor den Olympischen Spielen noch interessante<br />

Duelle liefern konnten.<br />

Auch die kurzfristige Absage der Universiade<br />

in Luzern Mitte Dezember war sehr bedauerlich,<br />

denn dieses Event wäre für viele Läufer,<br />

die studieren, ein Höhepunkt ihrer Laufbahn<br />

gewesen, zum Beispiel für das Oberstdorfer<br />

Tanzpaar Lara Luft und Maximilian Pfisterer,<br />

die Dritten der Deutschen Meisterschaften<br />

und mehrere Schweizer (siehe Seiten 9-11).<br />

Der Berliner Choreograf und Showläufer Joti<br />

Polizoakis schrieb im Facebook, er sei traurig,<br />

dass Holiday on Ice seine gesamte Tournee<br />

mit 180 Shows absagen musste, weil es keine<br />

ausreichende Planungssicherheit mehr gegeben<br />

habe. Und Showmanagerin Jenny Weiss<br />

bedauerte, dass schon vor Monaten die alljährliche<br />

vorweihnachtliche Show in Ingolstadt<br />

gestrichen werden musste. Sogar China<br />

sagte seine nationalen Meisterschaften ab.<br />

Was wird mit Olympia?<br />

Tochter für Zhiganshina<br />

und Just<br />

Das Oberstdorfer Trainerehepaar Nelli Zhiganshina<br />

und Florian Just wurde am 6. <strong>No</strong>vember<br />

Eltern einer Tochter Emilie. Zhiganshina (34)<br />

war bei den Olympischen Spielen 2<strong>01</strong>4 in Sotchi<br />

Elfte im Eistanzen mit Alexander Gazsi, Just<br />

(39) hat im Jahr 1999 einen Junioren Grand Prix<br />

als Einzelläufer gewonnen und war als Paarläufer<br />

mit Mari Vartmann zweimal Siebter bei den<br />

Europameisterschaften 2007 und 2008.<br />

Verschoben: Cup of Dresden<br />

und Synchro-DM in Neuss<br />

Der für das letzte Februarwochenende geplante<br />

internationale Synchronwettbewerb Cup of Dresden<br />

mit ISU- und Nicht-ISU-Kategorien musste<br />

aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen in<br />

Dresden und ganz Sachsen auch in diesem Jahr<br />

vorläufig abgesagt werden. Die Vorbereitungen<br />

waren schon weit gediehen und einige Teams<br />

hatten schon die Startgebühren bezahlt, die ihnen<br />

natürlich zurückerstattet werden. Das Organisationskomitee<br />

appelliert an alle Synchronteams<br />

nicht aufzugeben und hofft, den Wettbewerb<br />

im Frühjahr oder frühen Sommer nachholen<br />

zu können. Auch die für Mitte <strong>Januar</strong> in Dresden<br />

geplante EM im Shorttrack muss ausfallen.<br />

Die NRW Trophy für Synchronlaufen mit den<br />

offenen deutschen Synchronmeisterschaften, die<br />

im Februar in Neuss geplant war, wurde vorläufig<br />

auf das Wochenende am 26. und 27. März an<br />

gleicher Stelle verschoben, in der Hoffnung, dass<br />

sich bis dahin die Corona-Situation gebessert hat.<br />

Erika Schiechtl gestorben<br />

Am 17. <strong>No</strong>vember ist die langjährige bayerische<br />

Preisrichterin Erika Schiechtl im Alter von 90<br />

Jahren in München gestorben. Nach ihrer eigenen<br />

Karriere als Eistänzerin zusammen mit ihrem<br />

Ehepartner und späteren ISU-Vizepräsidenten<br />

Hermann Schiechtl (Bronze bei den Deutschen<br />

Meisterschaften 1952) war sie jahrzehntelang<br />

als Schieds- und Preisrichterin bei unzähligen<br />

Europa- und Weltmeisterschaften sowie<br />

Olympischen Spielen dabei. In Bayern und<br />

ganz Deutschland war sie ebenfalls in vielfältiger<br />

Weise aktiv, von Klassenlaufen über DEU-<br />

Sichtungslaufen bis zu nationalen Events. Bei<br />

diesen Veranstaltungen hat sie stets mehr Wert<br />

auf ein hohes Niveau und vollständige Programme<br />

gelegt als heute üblich. Lange Zeit war<br />

sie Chefin aller deutschen Preisrichter/innen<br />

und hat über deren Einsätze mitentschieden.<br />

Sie hat jahrzehntelang – damals natürlich noch<br />

ohne Internet - ehrenamtlich die neuesten ISU-<br />

Regeln für die Preisrichter ins Deutsche übersetzt<br />

und für deutsche und internationale<br />

Preisrichter viele Lehrgänge abgehalten. Mehr<br />

als zehn Jahre saß sie auch im DEU-Vorstand.<br />

141 Unterschriften für König<br />

Die Petition für die Wiedereinstellung von Paarlauf-Bundestrainer<br />

Alexander König haben innerhalb<br />

der dreiwöchigen Frist 141 Personen<br />

aus der nicht sehr großen Eislauffamilie unterschrieben,<br />

darunter auch Preisrichter, die anonym<br />

bleiben wollen.<br />

Nachtrag zum<br />

Berliner Eistanz<br />

Stefano Caruso hatte für einige Monate einen<br />

Vertrag mit dem Berliner Landesverband und bei<br />

dem Verband hat sich angeblich niemand über<br />

ihn beschwert. Aber dieser Vertrag wurde zum<br />

1. <strong>No</strong>vember wieder gekündigt und fast alle<br />

Nachwuchsläufer des Landesverbandes haben<br />

seitdem oder vorher aufgehört. Ein Grund hierfür<br />

ist, weil Läufer und Eltern die neuen finanziellen<br />

Forderungen von Caruso nicht mittragen<br />

wollen. Dem Vernehmen nach hat wohl auch<br />

sein Verhalten als Trainer eine Rolle gespielt,<br />

aber hier gilt natürlich die Unschuldsvermutung.<br />

Älteste Abonnentin der<br />

<strong>Pirouette</strong> wird 106<br />

Hilde Lehmann aus Berlin, die wohl<br />

älteste Leserin der <strong>Pirouette</strong>, feiert am<br />

14. <strong>Januar</strong> ihren 106. Geburtstag. Die<br />

<strong>Pirouette</strong> gratuliert ihr recht herzlich und<br />

übernimmt die Gebühren Ihres<br />

Abonnements.<br />

Kwan wird Botschafterin<br />

In den USA ist es üblich, dass ein Präsident zum<br />

Dank für geleistete Dienste wichtige Mitarbeiter<br />

und Helfer mit interessanten Positionen belohnt.<br />

Davon profitiert jetzt die mehrfache Eislauf-<br />

Weltmeisterin Michelle Kwan, die seit Jahren in<br />

der Diplomatie arbeitet und zuletzt in Joe Bidens<br />

erfolgreicher Wahlkampagne mit viel Engagement<br />

als Redenschreiberin und Organisatorin<br />

mitgearbeitet hat. Biden ernannte die inzwischen<br />

41-Jährige zur US-Botschafterin in dem<br />

kleinen mittelamerikanischen und an Mexiko<br />

und Guatemala angrenzenden Staat Belize, der<br />

ehemaligen Kolonie British-Honduras. Für ihren<br />

ersten Karriereschritt ist dieses englischsprachige<br />

Land mit 420.000 Einwohner, darunter viele Mayas,<br />

eine geeignete Position. Wenn sie sich dort<br />

bewährt, könnte sie in einigen Jahren auch Botschafterin<br />

in größeren Ländern werden. Kwan<br />

sagte, wenn der Senat ihre <strong>No</strong>minierung bestätigt,<br />

sei sie sehr stolz darauf, ihrem Land zu dienen.<br />

„Belize hat viel interessante Geschichte und<br />

Kultur und ist ein wichtiger Partner der USA. Ich<br />

freue mich darauf, mit der Regierung von Belize<br />

besonders auf wirtschaftlichem Gebiet zusammenzuarbeiten<br />

und mitzuhelfen, dort ein Ende<br />

der Pandemie zu erreichen.“<br />

Neue US-Eistanzschule<br />

Der amerikanische Eistanztrainer Greg Zuerlein,<br />

früher ein Assistenztrainer von Igor Shpilband,<br />

baut seit einigen Jahren eine eigene Eistanzschule<br />

in Canton bei Detroit auf. Kurz vor Weihnachten<br />

gab er bekannt, dass er mit Olympiasieger<br />

Charlie White und dessen Ehefrau Tanith<br />

White (früher Tanith Belbin) zusammenarbeiten<br />

wird und seine Schule „für die nächste Generation<br />

von Eistänzern“ vergrößern will.<br />

Challenge Cup verlegt<br />

Der alljährlich Ende Februar im Uithof in der<br />

niederländischen Regierungsstadt Den Haag<br />

ausgetragene Challenge Cup wird in diesem<br />

Jahr nach Tilburg nahe der belgischen Grenze<br />

verlegt. Preisrichter Jeroen Prins schrieb: „Die<br />

finanziellen Bedingungen dort waren anscheinend<br />

besser und der Challenge Cup soll jetzt einige<br />

Jahre in Tilburg stattfinden.“ Andere Beobachter<br />

wie der Stiftungsmanager Ron Mulder<br />

kritisierten auf Facebook, anstatt dieses Jahr<br />

mit Unterstützung der Stadtverwaltung Den<br />

Haag das 45-jährige Jubiläum des Wettbewerbs<br />

zu feiern, der als Ennia Cup begann, gehe man<br />

weg. Das sei falsch. <br />

krk


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

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pirouette-magazin/id1553450950<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Einzelheft (Print): 6,90 EUR zzgl. Versand<br />

Einzelheft (App Store / Google Play): 5,99 / 6,49 EUR<br />

Jahresabonnement (Print):<br />

Deutschland: 69 EUR, EU: 72 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo (Print): 36 EUR, EU: 38 EUR inkl. Versand<br />

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Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Unsere vollständigen AGB sind nachzulesen unter:<br />

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allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Inhalt<br />

Neues aus aller Welt 2<br />

Interview: Darya Grimm & Michail Savitskiy 4<br />

Interview: Morisi Kvitelashvili 5<br />

Interview: Reed & Ambrulevicius 6<br />

Portrait: Kamila Valieva 7<br />

Nationale Meisterschaften 8<br />

Schweizermeisterschaften der Elite 9<br />

Nationale Meisterschaften 11<br />

Österreichische Staatsmeisterschaften 12<br />

Deutsche Meisterschaften 14<br />

Deutsche Nachwuchsmeisterschaften 20<br />

Nationale Meisterschaften 23<br />

Challenger: Golden Spin 24<br />

Nationale Meisterschaften 26<br />

Russische Meisterschaften 28<br />

Eislaufgeschichte: Ria Baran & Paul Falk 33<br />

Japanische Meisterschaft 34<br />

Titelbild:<br />

Jennifer Janse van Rensburg &<br />

Benjamin Steffan<br />

Überraschung im Eistanzen bei den<br />

Deutschen Meisterschaften: Erstmals<br />

konnten Jennifer Janse van Rensburg und<br />

Benjamin Steffan ihre Konkurrenten mit<br />

fehlerfreien Programmen schlagen.<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong><br />

erscheint voraussichtlich am:<br />

2. Februar <strong>2022</strong> (Digital),<br />

14. Februar <strong>2022</strong> (Print)<br />

Termine (mit großem Vorbehalt)<br />

von Mitte <strong>Januar</strong> bis Ende Februar 2021<br />

10.<strong>01</strong>. – 16.<strong>01</strong>. EM in Tallinn (Estland)<br />

18.<strong>01</strong>. – 23.<strong>01</strong>. Bavarian Open in Oberstdorf<br />

18.<strong>01</strong>. – 23.<strong>01</strong>. 4-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Tallinn (Estland)<br />

19.<strong>01</strong>. – 22.<strong>01</strong>. Skate Helena in Belgrad<br />

(Serbien)<br />

26.<strong>01</strong>. – 30.<strong>01</strong>. Maria Olszewska Memorial<br />

in Lodz (Polen)<br />

26.<strong>01</strong>. – 30.<strong>01</strong>. <strong>No</strong>rdische Meisterschaften in<br />

Kopenhagen (Dänemark)<br />

28.<strong>01</strong>. – 30.<strong>01</strong>. Offene Sächsische Meisterschaften<br />

in Chemnitz<br />

<strong>01</strong>.02. – 06.02. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

04.02. – 06.02. Egna Dance Trophy (Italien)<br />

04.02. – 06.02. Heiko-Fischer-Pokal Stuttgart<br />

04.02. – 06.02. Meran Ice Trophy (Italien)<br />

04.02. – 06.02. Reykjavik International<br />

Games (Island)<br />

04.02. – 06.02. Kleine Sächsische Meisterschaften<br />

in Chemnitz<br />

04.02. – 06.02. Deutsche Jugendmeisterschaften<br />

in Chemnitz<br />

04.02. – 20.02. Olympische Spiele in Peking<br />

09.02. – 12.02. LuMi Dance Trophy in<br />

Odessa (Ukraine), verschoben<br />

10.02. – 13.02. Dragon Trophy in Ljubljana<br />

(Slowenien)<br />

11.02. – 13.02. Jegvirag Cup in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

15.02. – 22.02. Erwachsenen-Wettbewerb in<br />

Ottawa (Kanada)<br />

19.02. – 20.02. Baden-Württembergische<br />

Meisterschaften in Stuttgart<br />

19.02. – 20.02. NRW-Meisterschaften in<br />

Dortmund<br />

19.02. – 20.02. Hessische Meisterschaften in<br />

Bad Nauheim<br />

24.02. – 27.02. Bellu Memorial in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

24.02. – 27.02. Challenge Cup in Tilburg<br />

(Niederlande)<br />

25.02. – 27.02. Sarajevo Open<br />

(Bosnien-Herzegowina)<br />

Synchron-Wettbewerbe<br />

13.<strong>01</strong>. – 16.<strong>01</strong>. Challenger: Lumière Cup in<br />

Eindhoven (Niederlande)<br />

21.<strong>01</strong>. – 22.<strong>01</strong>. Marie Lundmark Cup in<br />

Turku (Finnland)<br />

27.<strong>01</strong>. – 30.<strong>01</strong>. Leon Lurje Trophy in<br />

Göteborg (Schweden)<br />

28.<strong>01</strong>. – 29.<strong>01</strong>. US Synchronized Classic,<br />

abgesagt<br />

28.<strong>01</strong>. – 30.<strong>01</strong>. Mozart Cup in Salzburg<br />

(Österreich)<br />

03.02. – 05.02. Zagreb Snowflakes Trophy<br />

(Kroatien), abgesagt<br />

04.02. – 05.02. Challenger: French Cup in<br />

Rouen (Frankreich)<br />

10.02. – 12.02. Tissot Neuchâtel Trophy<br />

(Schweiz)<br />

11.02. – 13.02. Trophy d’Ecosse in Dumfries<br />

(Großbritannien)<br />

18.02. – 20.02. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien), abgesagt<br />

26.02. – 27.02. Cup of Dresden, abgesagt<br />

3<br />

Inhalt & Termine


4<br />

Darya Grimm & Michail Savitskiy<br />

Interview<br />

Darya Grimm & Michail Savitskiy<br />

»Eistanzen macht mehr Spaß«<br />

Darya Grimm (15) und Michail Savitskiy (18) sind aktuell das vielversprechendste junge Tanzpaar in Deutschland.<br />

Nach zwei überzeugenden Auftritten im Junioren Grand Prix, als sie auf Anhieb Rang sechs<br />

belegten, wurden sie Deutsche Juniorenmeister und dürften für die Junioren-WM gesetzt<br />

sein. Das Duo trainiert bei Natalia Karamysheva und Rostislav Sinicyn in Oberstdorf.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie fühlen Sie sich als frischgebackene<br />

Juniorenmeister?<br />

Michail: Wir fühlen uns gut und sind sehr zufrieden<br />

mit unserer Leistung. Das war bisher der<br />

erfolgreichste Wettkampf der Saison und ist das<br />

Ticket zur JWM, was ein großer Schritt in die<br />

richtige Richtung ist. Das bedeutet uns sehr viel.<br />

In dieser Saison waren Sie erstmals beim Junioren<br />

Grand Prix. Wie war diese Erfahrung?<br />

Darya: Es war auf jeden Fall etwas, was ich<br />

noch einmal erleben möchte.<br />

Michail: Es war etwas Neues. Die Grand Prix<br />

sind besser organisiert und die Konkurrenz ist<br />

sehr viel größer als bei irgendwelchen B-Wettkämpfen.<br />

Es war auch mal ganz cool zu sehen<br />

und mit anderen, besseren Paaren zu laufen.<br />

Seit wann laufen Sie zusammen und wie<br />

kam das?<br />

Michail: Wir laufen seit September 2<strong>01</strong>9 zusammen.<br />

Es war mehr oder weniger ein Zufall.<br />

Wir sind beide zu diesem Zeitpunkt vom Einzellauf<br />

zum Eistanz gewechselt. Wir haben ein<br />

Probetraining gemacht und jetzt sind wir ein<br />

Eistanzpaar.<br />

Wieso wollten Sie zum Eistanz?<br />

Darya: Beim Einzellauf war einfach nicht mehr<br />

das Gefühl da und es fing an mit den Vierfachsprüngen<br />

und ich habe direkt gesagt, das mache<br />

ich nicht. Mir haben viele Leute gesagt, ich soll<br />

zum Eistanz gehen und dann hat sich die Möglichkeit<br />

ergeben.<br />

Michail: Sprungtechnisch war es bei mir eigentlich<br />

ok, aber ich habe das Interesse am Einzellaufen<br />

verloren. Ich wollte generell einfach aufhören,<br />

aber dann kam die Möglichkeit, zum Eistanz<br />

zu wechseln, weil sie auch gewechselt ist und da<br />

dachte ich, wieso nicht, ich kann das ausprobieren,<br />

bevor ich den Sport komplett aufgebe.<br />

Was gefällt Ihnen am Eistanz?<br />

Michail: Es macht mehr Spaß, weil Eistanz ein<br />

bisschen mehr ist als Einzellaufen. Einzellaufen<br />

ist einfach nur Technik. Klar, das Artistische, dieses<br />

Laufen mit Emotionen hat man auch, aber<br />

nicht so sehr wie im Eistanz. Das spricht mich an.<br />

Darya: Mir gefällt das Gefühl beim Wettkampf,<br />

da ist jemand neben dir, du läufst mit einer Person<br />

und du teilst das mit ihm. Es ist schön, dass<br />

jemand an deiner Seite mitläuft und genau das<br />

gleiche durchmacht wie du.<br />

Wie kamen Sie überhaupt zum Eislaufen?<br />

Michail: Mein Bruder Daniel hat Eislaufen gemacht<br />

und meine Mam wollte nicht, dass ich<br />

einfach nur auf der Tribüne rumsitze und hat<br />

mich auch aufs Eis gestellt. Ich habe in Hessen<br />

gewohnt und in Frankfurt trainiert, dann haben<br />

wir uns der Trainingsgruppe von Svetlana Knorr<br />

angeschlossen und waren in Aschaffenburg. Seit<br />

ich zehn bin, trainiere ich in Oberstdorf.<br />

Darya: Ich war damals zwei und meine Mom<br />

hat irgendeine Eisshow im Fernsehen geguckt,<br />

wahrscheinlich „Ice Age“ (Ilia Averbukhs russische<br />

TV Show) und dann habe ich gesagt, das<br />

will ich auch. Ich habe meine Eltern ein bisschen<br />

genervt, dass ich auch Schlittschuhe haben<br />

will, die nie gepasst haben, weil sie zu groß<br />

waren. Aber im Endeffekt bin ich auf dem Eis<br />

gelandet. Ich bin aus Dortmund gekommen und<br />

habe zwei Jahre in Oberstdorf Einzel gemacht.<br />

Wer sind Ihre Vorbilder?<br />

Michail: Guillaume Cizeron. Irgendwas hat er,<br />

was andere nicht haben. Bei ihm hat man immer<br />

das Gefühl, dass er übers Eis schwebt. Ich<br />

weiß nicht, wie er es macht, aber seine Knie<br />

sind unglaublich. Und Nathan Chen. Er ist eigentlich<br />

der einzige Einzelläufer, bei dem ich<br />

noch jeden Wettkampf gucke. Er hat mir von<br />

Anfang an gefallen, einfach, was er sich damals<br />

getraut hat, früher als er noch nicht so gut bewertet<br />

wurde und nicht so an der Spitze war.<br />

Dass er direkt ankam und seine vier, fünf Vierfachen<br />

gemacht hat. Ganz viel Respekt habe ich<br />

noch vor Alexandra Trusova. Die ist eine lebende<br />

Maschine, was die macht, ist krass.<br />

Darya: Mein Vorbild ist Tatiana Navka, weil ich<br />

durch sie zum Eislaufen gekommen bin. Heute<br />

gefällt mir Kamila Valieva und früher war Evgenia<br />

Medvedeva meine absolute Lieblingsläuferin.<br />

Was machen Sie neben dem Eis?<br />

Michail: Ich studiere Informatik an der TU München.<br />

Im Studium ist alles online. Es gibt gar<br />

keine Präsenzveranstaltungen, auch die Klausuren<br />

sind online. Ich bin in einer Informatikerfamilie<br />

aufgewachsen. Mein Vater ist Informatiker,<br />

mein Bruder, mein zweiter Bruder studiert<br />

auch Informatik. Ich hatte schon viel mit<br />

Computern zu tun, seit ich klein bin. Ich spiele<br />

auch Klavier, da war ich früher einmal bei internationalen<br />

Wettbewerben.<br />

Darya: Ein echtes Multitalent! Ich gehe noch<br />

zur Schule, in die 9. Klasse. Meine Lieblingsfächer<br />

sind Englisch und Biologie. Informatik ist<br />

es sicher nicht!<br />

Was sind Ihre Ziele in dieser Saison und darüber<br />

hinaus?<br />

Michail: In dieser Saison ist das Ziel auf jeden<br />

Fall, bei der Junioren-WM zu laufen und gut<br />

abzuschneiden. Langfristig sind wie bei jedem<br />

Sportler die Olympischen Spiele das Ziel.<br />

Wie sind Sie in die Auswahl Ihrer Programme<br />

involviert?<br />

Michail: Bei der Musikwahl sind wir dabei. Die<br />

Trainer bieten uns etwas an, aber sie fragen<br />

auch, ob wir Vorschläge haben. Für die Choreo<br />

kommt dann extra eine Choreographin aus der<br />

Ukraine (Maria Tumanovskaia). Aber wir bringen<br />

unsere eigenen Vorschläge mit ein und können<br />

sagen, was wir gut oder nicht so gut finden.<br />

Darya: Die Musik für dieses Jahr haben die Trainer<br />

vorgeschlagen und wir haben gesagt, wir<br />

finden es gut, nehmen wir.<br />

Wie würden Sie Ihr Paar beschreiben, wenn<br />

es eine Person wäre?<br />

Michail: Crazy. Im Vergleich zu anderen Eistanzpaaren,<br />

von dem, was wir so gesehen haben,<br />

haben wir ein ganz gutes Verhältnis zueinander<br />

und machen schon viele komische, crazy Sachen<br />

zusammen. Wir sehen uns zu oft, aber man vermisst<br />

sich gegenseitig, wenn man sich längere<br />

Zeit nicht sieht.<br />

Darya: Es gab noch nie etwas, wo wir uns wirklich<br />

gestritten haben. Einer hat vielleicht mal<br />

schlechte Laune, aber so gestritten haben wir<br />

noch nicht. Wir sind uns fast immer einig und<br />

wenn nicht, werden wir uns einig.<br />

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!<br />

Foto: Flade<br />

Mit Darya Grimm und Michail Savitskiy sprach<br />

Tatjana Flade.<br />

•••


Morisi Kvitelashvili<br />

»Wer keine Angst hat zu verlieren,<br />

der wird nicht verlieren«<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer<br />

Leistung beim Grand Prix?<br />

Morisi: Nach Skate Canada habe ich verstanden,<br />

dass ich meine Einstellung ändern muss. Mein<br />

KP ging bei Skate Canada total daneben und ich<br />

musste mich vom letzten Platz hocharbeiten. In<br />

Sotchi bin ich mit einer positiveren Einstellung<br />

rausgegangen, war konzentrierter. Nach dem KP<br />

war ich etwas nervös, nicht weil ich in einer<br />

guten Position war, sondern ich wollte einfach<br />

zeigen, was ich erarbeitet habe. Das hat mir<br />

mehr Druck gemacht. Als ich anfing zu laufen,<br />

öffnete ich mich für das Publikum und es wurde<br />

viel leichter und es machte mir Spaß. Das ist<br />

das Erfolgspfand - du musst Freude haben an<br />

dem, was du tust. Dann kommt das Resultat.<br />

Und das Frank-Sinatra-Programm macht Laune,<br />

da muss man mitspielen.<br />

Auf welchem Platz steht die Grand Prix Goldmedaille<br />

für Sie?<br />

Die Bronzemedaille der EM ist noch ein bisschen<br />

wichtiger. Ich hatte schon so lange das Ziel, eine<br />

Medaille bei der EM zu gewinnen. Als sich das<br />

erfüllte, war ich natürlich glücklich. Aber alle<br />

diese Medaillen sind historische Ereignisse, das<br />

hat vorher keiner (für Georgien) geschafft. Ich<br />

hoffe, dass das der Entwicklung des Eiskunstlaufs<br />

in Georgien hilft. Und ich hoffe, dass sie eine<br />

richtige Eishalle bauen, das wäre toll, und wenn<br />

in Georgien Wettbewerbe stattfinden würden.<br />

Wird der Eiskunstlauf in Georgien dank Ihrer<br />

Erfolge populärer?<br />

Die Presse berichtet und der Verband bemüht<br />

sich darum, es bekannter zu machen und die<br />

Eisläufer zu zeigen, die das Land repräsentieren<br />

und gute Ergebnisse haben. Ich bin sehr stolz<br />

darauf, dass wir in Georgien jetzt viele gute<br />

Läufer in allen Disziplinen haben. Wir werden<br />

bei den Olympischen Spielen zum ersten Mal<br />

am Teamwettbewerb teilnehmen, auch das ist<br />

ein historisches Ereignis.<br />

Was möchten Sie über Ihre Programme sagen?<br />

Das KP („Tout l’universe“) haben wir in <strong>No</strong>vogorsk<br />

ausgewählt, wir hatten zwei Varianten für<br />

die Musik, aber diese Musik hat mich gleich gepackt.<br />

Als ich sie hörte, bekam ich Gänsehaut.<br />

Frank Sinatra (in der Kür) ist ein Klassiker. Diese<br />

Musik mag ich auch sehr und wir haben schon<br />

lange daran gedacht, sie zu benutzen. Alle waren<br />

dafür und es ist mein Stil.<br />

Welche Ziele setzen Sie sich?<br />

Morisi Kvitelashvili (26) konnte als erster<br />

Läufer für Georgien einen Grand Prix gewinnen.<br />

Der Sohn georgischer Einwanderer ist in<br />

Russland geboren und aufgewachsen<br />

und startet seit 2<strong>01</strong>6 für die alte<br />

Heimat der Eltern.<br />

Gut trainieren und gut laufen. Das ist das<br />

Hauptziel. Ich möchte das ideale Programm zeigen,<br />

denn das ist gleich ein ganz anderer Eindruck.<br />

Wenn du Fehler machst, sieht das Programm<br />

nicht mehr so gut aus, verliert es.<br />

Kamila Valieva hat beim Rostelecom Cup<br />

mehr Punkte als Sie bekommen. Was sagen<br />

Sie dazu?<br />

Ich habe mit Mark Kondratiuk darüber gesprochen.<br />

Ihm hat man eine ähnliche Frage gestellt.<br />

Er sagte, wie kann man ein Genie mit anderen<br />

vergleichen. Es ist ein etwas anderes Niveau. Für<br />

mich ist Kamila ein Unikum. Sie hat alles - läuferisch,<br />

<strong>Pirouette</strong>n, Sprünge. Es ist schwer, einen<br />

Fehler bei ihr zu finden. Ich kenne sie seit ihrer<br />

Kindheit und ich sehe, wie Kinder groß werden<br />

und Erfolg haben, das fing mit Julia (Lipnitskaia)<br />

an, Zhenia (Evgenia Medvedeva), Alina (Zagitova)…<br />

ich glaube, ich kann bald Memoiren schreiben.<br />

Unsere Mädchen inspirieren mich. Sie trainieren<br />

viel und das sieht man am Ergebnis.<br />

Was meinen Sie, fallen den jungen Mädchen<br />

die Vierfachsprünge leichter, weil sie zierlich<br />

sind und weniger wiegen als die Männer?<br />

Schwer zu sagen, wir haben eine hochkoordinative<br />

Sportart. Es ist der besser, der eine gute Koordination<br />

hat. Sehr viele Faktoren haben einen<br />

Einfluss auf die Läufer und alle sind unterschiedlich.<br />

Viele haben zum Beispiel keine so<br />

beweglichen Gelenke, der eine hat eine bessere<br />

Koordination, der andere eine schlechtere. Eiskunstlauf<br />

ist ein sehr individueller Sport.<br />

Sie sind mit 1,82 groß für einen Einzelläufer.<br />

Macht es das schwieriger für Sie?<br />

Ich weiß nicht, ich kann es nicht vergleichen.<br />

Ich denke, für die Kleinen ist es zu einem gewissen<br />

Grad leichter und bei ihnen sieht man<br />

die Fehler nicht so. Wenn ich einen Fehler mache,<br />

ist das sehr deutlich zu sehen. Vielleicht<br />

gibt es andererseits Pluspunkte, wenn ich etwas<br />

gut mache, weil es eindrucksvoller aussieht.<br />

Was machen Sie außerhalb vom Eis?<br />

Ich mache gerade meinen Magisterabschluss an<br />

der Staatlichen Sportuniversität. Gut, dass jetzt<br />

alles an der Uni online stattfindet. Ich schalte<br />

Zoom ein und höre die Vorlesung und versuche,<br />

die Aufgaben zu lösen. Die Diplomprüfung fällt<br />

mit den Olympischen Spielen zusammen, also<br />

muss ich sie entweder vorzeitig ablegen oder<br />

nachholen. Ich habe überlegt, ob ich den Magister<br />

mache oder nicht, aber ich wollte sehr gern<br />

zur Universiade. Sie sollte im letzten Jahr stattfinden,<br />

aber sie wurde verlegt. Wir haben alle<br />

Dokumente eingereicht. Dann sah ich, dass es<br />

eine Altersbeschränkung von 18 bis 25 gibt, aber<br />

ich bin schon 26. Wir fragten, ob sie eine Ausnahme<br />

machen, aber sie sagten nein. Dann wurde<br />

sie abgesagt. Jetzt wollte ich den Magister<br />

machen, nachdem ich schon angefangen hatte.<br />

Wie sehen Ihre Zukunftspläne nach dieser<br />

Saison aus?<br />

Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich<br />

mache. Ich schaue, wie ich mich fühle und ob ich<br />

den Wunsch habe, weiter zu laufen. Ich trete<br />

sehr gern in Shows auf. Mir gefällt diese Art des<br />

Auftritts, diese fabelhafte Atmosphäre. Wahrscheinlich<br />

strebe ich eine Showkarriere an, vielleicht<br />

versuche ich, als Trainer zu arbeiten. Beides<br />

gefällt mir. Aber solange ich noch Wettbewerbe<br />

laufen kann, warum sollte ich das nicht tun.<br />

Wie beschreiben Sie Ihren Charakter?<br />

Ich habe zu allen ein gutes Verhältnis und ich<br />

bin gutmütig und in der Kindheit haben das<br />

manche ausgenutzt. Viele sagen, Gutmütigkeit<br />

ist eine Schwäche, aber ich denke nicht so, im<br />

Gegenteil. Das ist meine Stärke.<br />

Was ist Ihr Motto?<br />

Foto: Flade<br />

Wer keine Angst hat zu verlieren, der wird nicht<br />

verlieren. Das sagt man bei Kriegern - wer keine<br />

Angst vor dem Tod hat, wird nicht sterben. Das<br />

hilft vielleicht, mehr Selbstvertrauen zu haben.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg!<br />

Mit Morisi Kvitelashvili sprach Tatjana Flade.•••<br />

5<br />

Morisi Kvitelashvili<br />

Interview


6<br />

Alison Reed & Saulius Ambrulevicius<br />

Interview<br />

Alison Reed & Saulius Ambrulevicius<br />

»Wir laufen für das Publikum<br />

und nicht für die Punkte«<br />

Peking <strong>2022</strong> wäre für Reed und Ambrulevicius, die seit 2<strong>01</strong>7 zusammenlaufen,<br />

der Höhepunkt der gemeinsamen Karriere. Der Startplatz<br />

wurde bei der WM mit dem 15. Platz problemlos erlaufen. Nun fehlt<br />

nur noch der litauische Pass für die gebürtige Amerikanerin Reed.<br />

Nervenaufreibende Wochen liegen vor und hinter dem charismatischen<br />

Paar, das in den letzten Jahren zu Publikumslieblingen geworden<br />

ist. Die <strong>Pirouette</strong> sprach mit ihnen am Rande der Golden Spin.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Allison und Saulius, dies ist der<br />

dritte Wettbewerb innerhalb eines Monats.<br />

Wie war Ihr Saisonstart?<br />

Allison: Es war tatsächlich eine einmonatige<br />

Reise für uns. Erst die beiden Grand Prix hintereinander<br />

und nun sind wir hier. In der Zwischenzeit<br />

haben wir eine Woche in Litauen trainiert,<br />

es hat sich nicht gelohnt, zurück nach Kanada<br />

zu fliegen. Hier in Kroatien sind wir angetreten,<br />

weil wir leider auf Grund von Reisebeschränkungen<br />

an Wettbewerben zu Anfang der Saison<br />

nicht teilnehmen konnten. Daher hat unsere Saison<br />

erst mit der Budapest Trophy begonnen. Wir<br />

verbessern uns stetig von Wettbewerb zu Wettbewerb<br />

und genau das war unser Ziel.<br />

Wie geht es jetzt für Sie weiter?<br />

Saulius: Obwohl eigentlich schon die Hälfte der<br />

Saison rum ist, fühlt es sich für uns immer noch<br />

wie ganz am Anfang an. Wir sind froh, dass wir<br />

jetzt einen Monat Zeit haben, um uns auf die<br />

EM vorzubereiten. Wir werden an Feinheiten in<br />

beiden Programmen arbeiten.<br />

Allison, gibt es Neuigkeiten zu Ihrem litauischen<br />

Pass?<br />

Allison: Momentan sind wir voller Hoffnung,<br />

haben aber nicht wirklich Einfluss auf die Entscheidung.<br />

Wir konzentrieren uns auf unser<br />

Training, den Rest liegt leider momentan außerhalb<br />

unserer Kontrolle.<br />

Saulius: Es ist immer ein Problem, wenn politische<br />

und sportliche Interessen vermischt werden.<br />

Die Entscheidung liegt nun ganz allein in<br />

der Hand des litauischen Präsidenten. Wir haben<br />

uns ein zweites Mal beworben und hoffen,<br />

dass die Entscheidung rechtzeitig und zu unseren<br />

Gunsten gefällt wird.<br />

Für Sie, Allison, wären es die zweiten Olympischen<br />

Spiele, für Sie, Saulius, die ersten.<br />

Was würde eine gemeinsame Teilnahme so<br />

besonders machen?<br />

Allison: Die Olympischen Spiele sind einfach das<br />

ultimative Ziel für jeden Athleten. Und obwohl<br />

ich 2<strong>01</strong>0 mit meinem ehemaligen Partner schon<br />

teilgenommen habe, wäre es mit Saulius etwas<br />

ganz Besonderes. Uns verbindet eine besondere<br />

Freundschaft. Daher hoffe ich, dass wir diese<br />

Erfahrung gemeinsam machen können.<br />

Foto: Dombrowski<br />

Weshalb haben Sie mitten in der Pandemie<br />

beschlossen, zum Trainerteam der Ice Academy<br />

of Montreal zu wechseln?<br />

Allison: Es gibt so viele Gründe für Montreal.<br />

Man muss nur schauen, was für großartige<br />

Teams in Montreal trainieren. Wir wollten ein<br />

Teil dieses Teams sein, um uns als Eistänzer<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Saulius: Man wird nicht automatisch Teil der<br />

Besten, wenn man auf die Schule der Besten<br />

geht. Wir haben aber viele Ansätze gesehen, wie<br />

die Academy arbeitet und was für uns nützlich<br />

ist. Daher waren wir überglücklich, dass man<br />

uns dort für gut genug gehalten hat. Leider hat<br />

die Welt uns einige Steine in den Weg gelegt,<br />

um überhaupt dort hinzukommen.<br />

Allison: Seit wir im Sommer 2020 in Montreal angenommen<br />

wurden, haben wir maximal fünf Monate<br />

wirklich vor Ort trainiert. Das erste Mal nach<br />

Kanada einreisen konnten wir nach Weihnachten<br />

2020, so dass wir uns dort auf die WM vorbereiten<br />

konnten. Vorher fanden alle Trainings ein heiten<br />

online statt. In der Zeit waren wir Eiskunstlauf-<strong>No</strong>maden,<br />

waren mal hier, mal dort, z. B. in<br />

Litauen, Finnland, Italien und in Oberstdorf.<br />

Sie haben lange Zeit in Oberstdorf trainiert.<br />

Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?<br />

Saulius: Wir kennen Oberstdorf seit der Kindheit<br />

und waren immer wieder dort für Wettbewerbe.<br />

Allison: Ich habe mich damals dort für meine<br />

ersten Olympischen Spiele qualifiziert, ebenso<br />

wie meine Geschwister, das bringt viele wichtige<br />

und wunderschöne Erinnerungen mit sich. Das<br />

Training dort war sehr gut, die Ausstattung ist<br />

hervorragend. Wir vermissen unser Team dort.<br />

Was können Sie zu Ihren Programmen sagen?<br />

Allison: Für den Rhythmustanz haben wir uns<br />

sehr über das diesjährige Thema Hip Hop gefreut,<br />

auch wenn es eine Herausforderung war.<br />

Saulius: Wir haben lange nach dem passenden<br />

dritten Lied - Blue Monday - gesucht. Aber als<br />

wir es gefunden haben, hat es „Klick“ gemacht<br />

und wir lieben es. Unser Rhythmustanz erzählt<br />

eine Geschichte, die sehr zu der heutigen Zeit<br />

passt: Alles ist im Lockdown, niemand kann raus<br />

gehen, tanzen und Spaß haben.<br />

Allison: Und dann kommt auf einmal der erlösende<br />

Anruf, dass wir wieder rausdürfen. Das<br />

sieht man am Anfang unseres Programms: Wir<br />

heben das Telefon ab und werfen dann unsere<br />

Handys in die Ecke, um rauszugehen und Spaß<br />

zu haben und einfach den wertvollen Moment<br />

zu genießen, in dem das möglich ist.<br />

Saulius: In unserer Kür erzählen wir eine Liebesgeschichte<br />

aus dem täglichen Leben mit allen<br />

dazugehörigen Hochs und Tiefs. Ich hatte das<br />

Lied „Vinegar & Salt“ von Hooverphonic schon<br />

ganz lange in meiner Playlist, und als wir es<br />

dann gemeinsam gehört haben, konnten wir uns<br />

sofort damit identifizieren.<br />

Haben Sie eventuell schon Ziele, die über die<br />

Olympischen Spiele hinausgehen?<br />

Allison: Wir leben gerade im Moment und versuchen<br />

noch nicht wirklich vorauszudenken. Es<br />

ist uns wichtig, die Menschen mit unseren Programmen<br />

zu erreichen und zu bewegen.<br />

Saulius: Es geht uns nicht um die Punkte, sondern<br />

um das Publikum. Die Platzierung ist eine<br />

einfache Zahl, aber schöne Erinnerungen sind<br />

wertvoller und bleiben für immer, sowohl bei<br />

uns als auch beim Publikum.<br />

Allison, Sie posten in den sozialen Medien<br />

viele Erinnerungen an Ihren verstorbenen<br />

Bruder Chris. In welcher Hinsicht ist er noch<br />

immer Teil Ihres Lebens?<br />

Allison: Ich weiß, dass er immer für unsere Familie<br />

da sein wird. Ich bin mir sicher, dass er zuschaut,<br />

wann immer wir auftreten. Ich nehme ihn<br />

in meinem Herzen überall hin mit. Er war unser<br />

erster Fan und hat uns unglaublich unterstützt.<br />

Saulius: Er hat uns auch einmal mit unseren<br />

Programmen geholfen, als wir in Oberstdorf<br />

trainiert haben. Er ist extra angereist und hat<br />

uns damals beim Rhythmustanz geholfen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!<br />

Mit Allison Reed und Saulius Ambrulevicius<br />

sprach Judith Dombrowski.<br />

•••


Das Wunderkind der Wunderkinder:<br />

Kamila Valieva<br />

Sie ragt selbst aus Russlands unerschöpflich<br />

scheinendem Strom der<br />

Wunderkinder heraus: Kamila Valieva.<br />

Die 15-Jährige ist das Wunderkind der<br />

Wunderkinder, sozusagen. Locker gewann<br />

sie ihre zwei Grand Prix Skate<br />

Canada und Rostelecom Cup in ihrem<br />

Meisterklassendebüt und stellte dabei<br />

wie nebenbei neue Rekorde auf.<br />

Die Juniorenweltmeisterin von 2020 hält nun<br />

die Höchstpunktzahlen für das KP (87,42), die<br />

Kür (185,29) und insgesamt (272,71), die sie<br />

alle beim Grand Prix in Sotchi erzielte. Kamila<br />

hat den dreifachen Axel in beiden Programmen<br />

plus drei Vierfache – zwei Toeloops und<br />

einen Salchow – in ihrer Kür, dazu kommen<br />

natürlich alle Dreifachen, exzellente <strong>Pirouette</strong>n<br />

und hohes Tempo. All das ermöglicht die<br />

Rekorde. Allerdings sind diese Bestpunktzahlen<br />

nebensächlich für die Läuferin, die seit<br />

2<strong>01</strong>8 in der Gruppe von Eteri Tutberidze trainiert.<br />

„Ich kann es immer noch besser machen“,<br />

sagt sie und lächelt. „Ich werde versuchen,<br />

noch besser zu laufen und meine Ziele<br />

zu erfüllen, aber die Preisrichter entscheiden<br />

über die Punktzahlen.“<br />

Die Teenagerin jagt nicht Punkten hinterher,<br />

sondern der Perfektion. „Mein Ziel ist es jedes<br />

Mal, dass die Menschen meine Programme<br />

ästhetisch genießen, dass sie es wirklich mögen,<br />

dass es ein komplettes Programm ist und<br />

ich den Charakter darstellen kann“, erklärt sie.<br />

Beim Rostelecom Cup nahm sie sich vor, selbstbewusster<br />

aufzutreten. Denn manchmal hat sie<br />

Zweifel und ist nervös, was zu Fehlern führt.<br />

„Ich freue mich, dass ich ruhig an den Start gehen<br />

konnte. Ich habe jeden Schritt, jede Aktion<br />

durchdacht und das ist eine Vorbereitung auf<br />

die nächsten Wettbewerbe. Mit jedem gewinne<br />

ich an Selbstvertrauen“, sagt die 15-Jährige. In<br />

Sotchi hatte sie außerdem neben ihrer Mutter<br />

ihren vierbeinigen Freund, Zwergspitz Liova, an<br />

ihrer Seite. „Wenn er dabei ist, fühle ich mich<br />

fast zu Hause. Ich komme nach dem Training<br />

zurück und Liova wartet auf mich. Ich bürste<br />

ihn, gehe mit ihm spazieren. Da kann ich entspannen<br />

und vergessen, dass das eigentlich ein<br />

Wettbewerb ist.“ Der kleine Hund war ein Geschenk<br />

von Fans und ein großer Wunsch der<br />

jungen Russin.<br />

Auf dem Eis ist Kamila konzentriert und zeigt<br />

Höchstschwierigkeiten wie den dreifachen Axel<br />

und Vierfache mit beiden Armen über dem Kopf<br />

mit verblüffender Leichtigkeit. Außerhalb vom<br />

Eis ist sie ein fröhlicher Teenager, hat Spaß mit<br />

ihren Teamkameradinnen und anderen Freundinnen,<br />

veröffentlicht lustige Videos und Fotos<br />

in den sozialen Netzwerken. Sie lacht viel und<br />

gerne. Früher war sie sehr schüchtern, aber das<br />

hat sich gelegt, sie ist viel offener geworden.<br />

Seit dem Gewinn der Junioren-WM vor knapp<br />

zwei Jahren ist Valieva nicht nur auf dem Eis<br />

gereift, sondern seit dem Vorjahr fünf Zentimeter<br />

gewachsen und jetzt 1,60 Meter groß. Ihre<br />

Sprünge hat der Wachstumsschub nicht beeinträchtigt,<br />

aber es war trotzdem eine Herausforderung.<br />

„In <strong>No</strong>vogorsk (im Sommertraining) war<br />

es sehr schwer“, gibt die Läuferin zu. „Nach den<br />

Ferien ist es sowieso schon schwierig, sich wieder<br />

in Form zu bringen und selbst beim Sichtungslaufen<br />

(im September) war ich noch nicht<br />

so weit. Jetzt erst verstehe ich, wie ich springen<br />

muss und wohin mit meinen Armen und Beinen“,<br />

meint sie und lacht. Die Vierfachen fallen<br />

ihr leichter als der dreifache Axel. „Wohl, weil<br />

man den von vorwärts abspringt“, überlegt sie.<br />

Beim Rostelecom Cup hatte Valieva rund 6,5<br />

Punkte mehr auf dem Konto als Herrensieger<br />

Morisi Kvitelashvili, ihr Trainingskamerad und<br />

Foto: Flade<br />

ein guter Freund, mit dem sie sogar in seiner<br />

Schaulaufnummer „Aladdin“ auftritt. „Er war<br />

nicht beleidigt“, versichert sie. Anders als Alexandra<br />

Trusova aber möchte Kamila nicht gegen<br />

Männer laufen. „Der Männer-Eiskunstlauf muss<br />

kraftvoll sein. Bei den Frauen werden mehr<br />

Emotionen verlangt, mehr Ausdruck. Für mich<br />

ist es interessanter, bei den Frauen zu laufen<br />

und mir gefällt meine Kategorie.“<br />

Valieva ist erst 15 Jahre alt, aber sie weiß genau,<br />

was sie will und was sie tun muss, um das<br />

zu erreichen. In ihrer Geburtsstadt Kazan fing<br />

sie mit Turnen und Ballett an. „Beim Turnen haben<br />

sie mich gut gedehnt“, kichert sie – eine<br />

Anspielung auf ihre fast akrobatischen <strong>Pirouette</strong>n.<br />

Ballett machte sie zusätzlich zum Eiskunstlauf<br />

– und der gefiel ihr von allem am besten.<br />

„Das Gleiten auf dem Eis, dieses Tempo ist toll“,<br />

sagt sie. Turnen fand sie anstrengend, Ballett<br />

langweilte sie. „Da bin ich irgendwie eingeschlafen,<br />

du machst Übungen, dazu diese langsame<br />

Musik …“<br />

Als sie sechs Jahre alt war, zog Kamila mit ihrer<br />

Mutter, einer Buchhalterin, nach Moskau. Sie<br />

trainierte erst in einem anderen Club, bevor sie<br />

sich 2<strong>01</strong>8 bei Tutberidze vorstellte. Die hatte<br />

gerade bei den Olympischen Spielen in Korea<br />

triumphiert, als Alina Zagitova und Evgenia<br />

Medvedeva Gold und Silber gewannen und viele<br />

wollten zu ihr. „Meine Mutter und ich hatten<br />

die Idee. Wir entschieden, wenn Eteri Georgievna<br />

uns nimmt, ist es gut. Wenn nicht, ist es Zeit<br />

aufzuhören. Oder zumindest zu überlegen, wie<br />

es weitergeht.“ Heute sagt Kamila selbstbewusst,<br />

dass sie selbst die einflussreichste Person<br />

in ihrem Leben sei. „Wenn ich mich richtig auf<br />

eine Sache einstelle, dann kann mich nichts<br />

mehr davon abbringen oder meine Einstellung<br />

ändern“, betont sie.<br />

Spätestens seit Valieva im Grand Prix ihre Rekordmarken<br />

setzte, redet jeder von den Olympischen<br />

Spielen. Zweifellos ist sie eine Topkandidatin<br />

für Gold. Wird sie das wiederholen, was<br />

Alina Zagitova schaffte und als Neuling in ihrem<br />

ersten Jahr in der Meisterklasse mit tollen<br />

Leistungen auftrumpfen und mit 15 Jahren Gold<br />

holen? Aber Kamila möchte nicht so weit denken<br />

und sich unter diesen Druck setzen. Die<br />

ewiggleichen Fragen der Presse nach den Olympischen<br />

Spielen quittiert sie mit einem Lächeln.<br />

Sie will Schritt für Schritt vorgehen und einfach<br />

hart trainieren. „Arbeite, arbeite viel, je mehr,<br />

desto besser,“ meint sie. „Wenn du wirklich arbeitest,<br />

wirst du das auch im Wettbewerb zeigen.“<br />

Aber die Olympischen Spiele sind natürlich<br />

das Ziel, der Traum. Dazu passt Valievas Kurzprogramm<br />

in dieser Saison zu einem Stück des<br />

jungen russischen Komponisten Kirill Richter, „In<br />

Memoriam“. Sie hat es ihrer verstorbenen Großmutter<br />

gewidmet, aber es hat seine eigene Geschichte.<br />

„In diesem Programm jage ich einem<br />

Schmetterling nach, ich folge ihm durch das<br />

ganze Programm. Ich stelle mir vor, dass das ein<br />

Traum ist, nach dem ich strebe, der mich ruft.<br />

Am Ende fange ich den Schmetterling und mein<br />

Traum wird wahr.“ Vielleicht erfüllt sie sich einen<br />

großen Traum schon am 17. Februar <strong>2022</strong><br />

in Peking.<br />

Tatjana Flade<br />

7<br />

Kamila Valieva<br />

Portrait


8<br />

Nationale Meisterschaften<br />

Ukrainische Meisterschaft<br />

Die Eistänzer Alexandra Nazarova/Maxim Nikitin haben bei der Ukrainischen<br />

Meisterschaft einen klaren Sieg gefeiert und die beste Leistung aller<br />

Kategorien gezeigt. Alle Elemente erhielten Pluspunkte und insgesamt<br />

kamen sie auf 192,31 Zähler. Silber ging an Mariia Golubtsova/Kirill Belobrov<br />

(169,36) vor Anastasia Sammel/Danylo Efremenko (122,81). Ivan<br />

Shmuratko siegte mit 229,25 Punkten und etwas mehr als 40 Zählern<br />

Vorsprung vor Gleb Smotrov und Kirill Marsak. Shmuratko führte nach<br />

gutem KP mit wackligen 3A und stand fünf einwandfreie Dreifache in der<br />

Kür. Vierfache versuchte er nicht. Anastasia Shabotova (188,59 Punkte)<br />

setzte sich vor Anastasia Govzha (180, 98) und Anastasia Arkhipova<br />

(153,74) durch. Shabotova stürzte bei ihrem 3A in beiden Programmen.<br />

Sofia Golichenko/Artem Darenski gewannen im Paarlauf im Alleingang mit<br />

142,03 Punkten.<br />

Finnische Meisterschaft<br />

Juulia Turkkila/Matthias Versluis haben sich ihren dritten nationalen Eistanz-Titel<br />

geholt und wurden für die EM sowie die Olympischen Spiele<br />

nominiert. Das Duo gewann mit 196,71 Punkten und rund 20 Zählern Vorsprung<br />

vor den einzigen Konkurrenten Yuka Ohira/Juho Pirinen. Bei den<br />

Damen ist das Rennen um die Olympiaqualifikation noch nicht entschieden.<br />

Jenni Saarinen sicherte sich mit 179,13 Punkten Gold und einen Vorsprung<br />

in der Qualifikation vor Emmi Peltonen, die Rang drei belegte<br />

(168,75). Basis für den Erfolg der bei Michael Huth in Oberstdorf trainierenden<br />

Saarinen war ein gelungenes KP. Die Kür gewann Linnea Ceder, die<br />

insgesamt Zweite wurde (171,17). Saarinen und Peltonen werden in Tallinn<br />

starten und dort soll die Entscheidung über den Olympiastartplatz<br />

fallen. „Altmeister“ Valtter Virtanen (195,33) gewann bei den Herren vor<br />

Makar Suntsev (185,09) und wird Finnland bei der EM vertreten. Einen<br />

Olympiastartplatz haben die finnischen Herren nicht. Das einzige Paar am<br />

Start waren die noch recht schwachen Milania Väänänen/Mikhail Akulov<br />

mit 123,92 Punkten, die aber die EM-<strong>No</strong>rm erfüllt haben.<br />

Estnische Meisterschaft<br />

In Estland setzte Niina Petrökina ihren Aufwärtstrend fort und gewann<br />

ihren ersten Meistertitel vor Eva-Lotta Kiibus. Petrökina zeigte zwei fehlerfreie<br />

Programme mit allen Dreifachen (211,83), während die von Knöchelproblemen<br />

geplagte Kiibus das KP verpatzte, aber mit einer guten Kür<br />

vom siebten auf den zweiten Rang vorlief (183,07). Bronze ging an Nataly<br />

Langerbaur (171,89). Estland hat zwei Startplätze bei den Damen bei der<br />

Heim-EM. Gemäß den <strong>No</strong>minierungskriterien dürfte Kiibus den Olympiastartplatz<br />

bekommen. Die sehen vor, dass diejenige, die den Platz geholt<br />

hat, ihn nutzen darf, solange sie unter den besten zwei im Land ist. Aleksandr<br />

Selevko nahm seinen dritten Titel ohne Vierfach-Versuche nach<br />

Hause (233,38 Punkte), vor Arlet Levandi, der saubere Programme ohne<br />

3A oder Vierfache zeigte (223,52). Bronze ging an Selevkos jüngeren Bruder<br />

Mihhail (183,17). Im Eistanz-Wettbewerb mit zwei Paaren siegten die<br />

auch bei den Junioren aktiven Solene Mazingue/Marko Jevgeni Gaidajenko<br />

(155,55 Punkte).<br />

Sikharulidze ist Petersburger<br />

Verbandspräsident<br />

Anton Sikharulidze, mit Elena Berezhnaia Paarlauf-Olympiasieger von<br />

2002, ist im Dezember zum neuen Präsidenten des Sankt Petersburger Eislaufverbandes<br />

gewählt worden. Der heute 45-Jährige hat beruflich nichts<br />

mehr mit dem Eiskunstlauf zu tun, sondern ist Geschäftsmann und war<br />

Vorsitzender des Sportausschusses im russischen Parlament. Hinter den<br />

Kulissen setzt er sich bereits länger für den Eiskunstlauf ein und trug<br />

maßgeblich dazu bei, dass der Konzern Gazprom zwei neue Eishallen in St.<br />

Petersburg baute. In der einen gründete er den Club seiner früheren Trainerin<br />

Tamara Moskvina. Sikhuralidze ist in zweiter Ehe verheiratet und hat<br />

zwei Söhne im Alter von fünf und sieben Jahren.<br />

tat<br />

www.mediavia.de<br />

EISLAUFTRAINING <strong>2022</strong><br />

Beste Trainingsbedingungen von Mitte Juni bis Dezember<br />

• 3 Trainingshallen<br />

• Weltklasse Trainer für Eiskunstlauf,<br />

Eistanz, Choreographie<br />

• Physiotherapien, Ballett- und<br />

Yogaraum, Sportplatz<br />

• Eiszeiten für Gasttrainer mit<br />

ihren Läufern<br />

• Unterkünfte in direkter Umgebung<br />

des Eissportzentrums<br />

Tel.: +49 (0) 83 22-700 5006 · Roßbichlstr. 2-6 · 87561 Oberstdorf<br />

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Dmitri Soloviev im Krankenhaus<br />

Ex-Eistänzer Dmitri Soloviev ist in Moskau von zwei Studenten<br />

brutal niedergeschlagen worden und mit Kopf verletzungen im<br />

Krankenhaus gelandet. Wie russische Medien berichten, geriet<br />

der Eisläufer in der Nacht auf den 21. Dezember mit den<br />

Angreifern in Streit, weil sie seine Freundin, die Curling-<br />

Spielerin Anna Sidorova, und andere Frauen beleidigt haben<br />

sollen. Die Polizei hat die Verdächtigen festgenommen.<br />

Soloviev meldete sich per Instagram aus dem<br />

Krankenhaus und bedankte sich<br />

für die Genesungswünsche.<br />

Dmitri Soloviev mit<br />

Eistanzpartnerin<br />

Ekaterina Bobrova<br />

bei der Ondrej<br />

Nepela Trophy<br />

2<strong>01</strong>7<br />

Foto: Sharov


9<br />

Die Gefühlsleiter rauf und runter<br />

Die Schweizermeisterschaften der Elite<br />

Schweizermeisterschaften der Elite<br />

Just zum Wochenende der Schweizermeisterschaften der Elite häuften sich die<br />

Warnungen der Schweizer Landesregierung und mehrerer für Virusfragen zuständigen<br />

Gremien vor einer neu aufflammenden Ansteckungswelle im Rahmen der Corona-19-Pandemie.<br />

Eine Reihe von Veranstaltungen wurde abgesagt. Am letzten<br />

<strong>No</strong>vemberwochenende weilten insgesamt 1.200 Zuschauer in der kalten Luzerner<br />

Eishalle. Niemand bereute das Kommen, denn die Eisläuferinnen und Eisläufer beeindruckten<br />

mit hochklassigen Programmen und gutem Sport, von den Erst- bis zu den<br />

Letztklassierten. Das Publikum dankte dies mit stetig zunehmendem Applaus.<br />

Frauen: Vierter Titel in Serie<br />

Im September sicherte Alexia Paganini (Zürich-<br />

Oerlikon) der Schweiz bei der Olympia-Qualifikation<br />

bei der Nebelhorn Trophy einen Quotenplatz.<br />

Bekannt als nervenstarke Wettkämpferin,<br />

wurde von der 20-Jährigen der vierte Titel in Serie<br />

erwartet, den sie auch „lieferte“, aber ein<br />

Selbstläufer war die Sache nicht. Trotz eines<br />

sehr guten KP mit 3L-3T(q), 3R, 2A und viermal<br />

Level 4 wurde sie von den Läuferinnen auf den<br />

Rängen 2 und 3 härter bedrängt als gedacht. Als<br />

Letztgestartete in der Kür brachte die amerikanisch-schweizerische<br />

Doppelbürgerin genügend<br />

Punkte ins Trockene, zeigte sich aber sichtlich<br />

enttäuscht über drei Doppel- statt Dreifachsprünge:<br />

3L-3T(q), 2L, 2R, 2A, 2R/1Eu/3S, 3T-2T,<br />

2A. Die Goldmedaille war für die WM-25. von<br />

Stockholm verdient. Sie hat die nicht einfachen<br />

Trainerwechsel von Igor Krokavec zu Stéphane<br />

Lambiel und in der jetzigen Saison zu Gheorghe<br />

Chiper und seinem Team gut überstanden. Wenn<br />

die Meisterschaft vor einem Jahr nicht abgesagt<br />

worden wäre, hätte Luzern für Paganini vermutlich<br />

bereits der fünfte Titel in Serie bedeutet.<br />

Das Publikum erstaunt hat auch Yasmine Kimiko<br />

Yamada (Zürich). Gut unterwegs im KP, musste<br />

sie beim 3L noch ein Umsteigen in Kauf nehmen.<br />

Über beide Tage gesehen, stand die 24-Jährige<br />

sechs voll gewertete Dreifachsprünge und vier<br />

mit Abzügen. Das reichte für Silber. Somit sind<br />

es für Yamada mittlerweile ein halbes Dutzend<br />

Meisterschaftsmedaillen – einmal Gold, zweimal<br />

Silber und dreimal Bronze. Anderntags dann ein<br />

Paukenschlag für die für die Universiade Qualifizierte:<br />

Absage der Studenten-WM. „Schade. Alles<br />

war bereit. Das ist eine Mega-Enttäuschung.<br />

Die Universiade wäre ein Höhepunkt für mich<br />

gewesen. Es ist extrem selten, dass man dabei<br />

im eigenen Land starten kann“, erklärte die Studentin<br />

der Sportwissenschaft einer Online-Hochschule.<br />

„Sollte sie nächstes Jahr stattfinden,<br />

dann wäre dies für mich wegen der Altersgrenze<br />

die letzte Möglichkeit.“<br />

Bronzemedaillengewinnerin Livia Kaiser (Dübendorf)<br />

hatte nichts zu verlieren. Denn wer als<br />

17-Jährige an der Schweizermeisterschaft erstmals<br />

in der Elitekategorie startet, kann in gewisser<br />

Weise Narrenfreiheit beanspruchen. Auf<br />

Letzteres musste die Schülerin einer Kunst- und<br />

Sportschule allerdings überhaupt nicht abstellen.<br />

Im Feld der 14 Konkurrentinnen erwies sie sich<br />

als die eleganteste Läuferin. Beeindruckend jeweils<br />

die ansatzlose Ausführung der Sprünge der<br />

von Trainerin Linda van Troyen gecoachten Kufenkünstlerin.<br />

Mit drei Dreifachsprüngen im KP<br />

klassierte sich Kaiser im zweiten Zwischenrang.<br />

Die neue Nummer 3 der Schweiz meinte hierzu:<br />

„Ich versuchte einfach das zu zeigen, was ich<br />

geübt habe.“ In der Kür beeindruckte sie mit<br />

Yasmine Yamada,<br />

Alexia Paganini und<br />

Livia Kaiser (von links)<br />

Foto: Albert René Kolb<br />

fünf Dreifachsprüngen erneut, musste allerdings<br />

wegen nachlassender Kräfte bei Sprungelement<br />

4 (2A-1Eu-3S beim Salchow) und bei Sprungelement<br />

6 (3Fq) je einen Sturz in Kauf nehmen.<br />

Bemerkenswert auch der Auftritt von Shaline<br />

Rüegger (Zürich-Oerlikon): Nach einem missglückten<br />

KP und dem 10. Zwischenrang lief die<br />

Stadtzürcherin in einem für sie wie angegossenen<br />

und perfekt zugeschnittenen schwarzen<br />

Kleid die viertbeste Kür und stieß auf den 4.<br />

Schlussrang vor. Die 22-Jährige kam richtiggehend<br />

in einen Fluss, machte keine Fehler, stand<br />

vier verschiedene Dreifachsprünge, strahlte danach<br />

über das ganze Gesicht und wurde vom<br />

Publikum zu Recht mit einem Sonderapplaus<br />

verabschiedet. Die Vizemeisterin 2<strong>01</strong>6 überzeugte<br />

mit ihrer Ruhe und Routine und trägt<br />

Wesentliches zum hohen Niveau bei den Damen<br />

im Schweizer Eiskunstlauf bei. Rechtzeitig für<br />

die Titelkämpfe in Form gekommen war auch<br />

Céline Blarer (St. Moritz). Ihr 5. Rang stimmte<br />

die Sportwissenschaftsstudentin zuversichtlich<br />

für die Universiade. „Das ist definitiv mein bisher<br />

wichtigster Wettkampf“, meinte das Mitglied<br />

des Eiskunstlauf-Nationalkaders. Auch bei<br />

der 20-Jährigen ging es mit der Freude am<br />

nächsten Tag die Gefühlsleiter runter wegen der<br />

Universiade-Absage.<br />

Männer: Dritter Titel in Serie<br />

Lukas Britschgi (Frauenfeld) galt als der unumstrittene<br />

Favorit auf die Goldmedaille. Der WM-<br />

15. von Stockholm 2021 präsentierte denn auch


10<br />

Schweizer Nachwuchskonzept<br />

im KP die Sprungelemente in sicherer Manier:<br />

4T-2T, 3A, 3L. „Pflicht erfüllt, aber die Entscheidung<br />

fällt in der Kür“ meinte der 23-Jährige danach<br />

kurz. Letztere sah so aus: 4T-3T, 4T (Umsteigen),<br />

3A-2T, 3R, 3A (Umsteigen), 3Lq (Sturz),<br />

3F-1Eu-2S. „Das Programm hat mir auch gefallen.<br />

Job erfüllt. Ich freue mich und bin erleichtert“,<br />

sagte der Schaffhauser. Trainer Michael<br />

Huth meinte zu seinem Schützling: „Lukas hat<br />

es gut gemacht. Seine Ausführung, seine Motivation.<br />

Er hat sich bestätigt, ist zu einer Persönlichkeit<br />

geworden. Ein wahrer Champion.“ Huth<br />

bemängelte die schlechte Akustik in der Luzerner<br />

Eishalle. Und dann hörte Britschgi von der<br />

Universiade-Absage: „Natürlich ist die Enttäuschung<br />

groß, denn ich hatte mich sehr auf das<br />

Event gefreut. Man kann jetzt aber leider nichts<br />

mehr ändern, und ich schaue vorwärts auf die<br />

nächsten Ereignisse.“<br />

Lukas Britschgi<br />

Egor Murashov<br />

Johnston in Ellenton (Florida) und erreichten in<br />

Luzern 144.64 Punkte. <strong>No</strong>ch befinden sich die<br />

23-jährige Pfund und der 29-jährige Santillan<br />

nicht in Bestform. So mussten sie etwa Abzüge<br />

beim dreifachen Twist oder beim dreifachen<br />

Wurfrittberger in Kauf nehmen, beim 3S<br />

stürzte sie am ersten Tag, er in der Kür.<br />

Aber das Paar strahlt Ruhe und Routine<br />

aus und wird die Schweiz auf internationaler<br />

Bühne gut vertreten.<br />

Eistanz: Fortgesetzter Aufschwung<br />

Das im vergangenen Sommer neugebildete Eistanzpaar<br />

Jasmine Tessari/Stéphane Walker (La<br />

Chaux-de-Fonds) holte sich erwartungsgemäß<br />

in Abwesenheit des vierfachen Meisterpaares<br />

Victoria Manni/Carlo Röthlisberger (Biasca) den<br />

ersten Eistanztitel. Insbesondere die mehrfache<br />

EM- und WM-Teilnehmerin Tessari (mit Francesco<br />

Fioretti für Italien) hebt das neue Paar<br />

auf einen höheren Level. Walker, 30-jährig,<br />

kommen seine 7-EM- und 4-WM-Teilnahmen<br />

ebenfalls zugute, dies allerdings als Einzelläufer.<br />

Der Walliser wird sich aber zunehmend als Eistänzer<br />

steigern, und das Paar dürfte bei den<br />

kommenden ISU-Meisterschaften nicht enttäu-<br />

hat ein Ziel, man arbeitet, und dann ist alles<br />

weg“, sagte er frustriert und ergänzte: „Man<br />

fasst neuen Elan. Und jetzt folgt wieder eine<br />

Absage. Das bremst den Elan.“<br />

Paarlauf: Auf einen Schlag dabei<br />

In dieser Saison startet Egor Murashov (Champéry)<br />

für die Schweiz und gab mit der Silbermedaille<br />

gleich seine Visitenkarte ab. Darauf stand<br />

nach KP und Kür: 4T, 4S, 3F-1Eu-3S, 3L-3T, 3R-<br />

3T, 3L, 3F. Es fehlte nur der 3A. Das Publikum<br />

staunte nicht schlecht über das Sprungvermögen<br />

des 2021 bei der russischen Meisterschaft<br />

im 13. Rang klassierten 21-Jährigen.<br />

Mit Jessica Pfund/Joshua Santillan (La Chauxde-Fonds)<br />

verfügt die Schweiz seit vergangenen<br />

Sommer nach dem Rücktritt der Titelverteidiger<br />

Alexandra Herbrikova/Nicolas Roulet (Neuchâtel)<br />

über ein neues Paarlaufpaar, das mit erreichten<br />

Mindestpunkten gleich bei den internationalen<br />

Meisterschaften eingesetzt werden<br />

kann. Pfund/Santillan rangierten als Achte der<br />

US-Meisterschaften 2<strong>01</strong>9. Pfund ist Schweizerin<br />

und entschloss sich, zusammen mit Santillan<br />

künftig für die Schweiz zu starten. Beide<br />

trainieren seit Jahren mit Trainer Lyndon<br />

Nurullah Sahaka<br />

Nurullah Sahakas (Küsnacht) Meisterschaftsauftritt<br />

wird dem 21-Jährigen vor allem im Hinblick<br />

auf seinen Kampfgeist in Erinnerung haften.<br />

Ein Fehler in der Kür nach einem 4S und einem<br />

3A (Hand auf dem Eis) sollte paradoxerweise<br />

den Ausschlag für Bronze geben: „Nach<br />

dem Sturz beim ersten Dreifachen habe ich<br />

wirklich gekämpft.“ Sahaka gelang danach der<br />

3A sowie ein 3S und ein 3R, die dem Zürcher<br />

den 3. Rang einbrachten. Auf diesem Platz lag<br />

nach dem ersten Tag noch Nicolas Todeschini<br />

(La Chaux-de-Fonds). Ärgerliche Sprungfehler<br />

zu Beginn seiner Kür ließen ihn aber noch auf<br />

den vierten Rang zurückfallen. Dem Jubel über<br />

Bronze folgte bei Sahaka am nächsten Tag die<br />

Enttäuschung über die Absage der Universiade.<br />

„Ich wollte es nicht glauben. Schon letzten<br />

Winter wurde sie abgesagt. Ja, Nein, Ja. Man


Jasmine Tessari und Stéphane Walker<br />

schen. 163,28 Punkte sind erst der Anfang,<br />

künftig dürften in dieser Rubrik höhere Zahlen<br />

geschrieben werden. „Der Titel bedeutet für<br />

mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich<br />

kam zurück auf das Eis nach einem Jahr Pause.<br />

Natürlich, ich hatte viele offene Fragen, wie es<br />

gehen würde – aber ich wusste, ich musste es<br />

wieder versuchen, ich wusste, ich wollte zurückkommen<br />

und zuallererst mir selbst meinen<br />

Wert als Athletin beweisen“, erklärte Tessari und<br />

ergänzte: „Ich habe das Ganze als Herausforderung<br />

für mich genommen. Und heute kann ich<br />

sagen, dass ich wirklich glücklich über meine<br />

Wahl bin, die ich vor Monaten traf. Damit ist<br />

mein persönliches Ziel bereits erreicht.“ Die<br />

25-jährige Italienerin verriet noch: „Meine Coaches<br />

sagten mir, es hätte nicht so ausgesehen,<br />

als ob ich ein Jahr lang aufgehört hätte. Und<br />

wirklich, als ich auf das Eis zurückkam, fühlte<br />

ich mich besser und in besserer Verfassung als<br />

2<strong>01</strong>9, als ich noch Wettkämpferin war.“<br />

Jessica Pfund und Joshua Santillan, Fotos: Kolb<br />

Das Vizemeisterpaar Fiona Pernas/German<br />

Shamraev (Troïs Chêne, 149,81 Punkte) glänzte<br />

durch harmonisches Gleiten und zeigte zur<br />

italienischen Theatermusik von La Commedia<br />

dell Arte eine originelle und auf das Paar zugeschnittene<br />

Kür. Die Bronzegewinner Arianna<br />

Sassi/Luca Morini (Lugano, 124,32 Punkte)<br />

fielen in ihren Programmen im ersten Teil<br />

durch ein beinah braves, einfaches Eistanzen<br />

auf, um im zweiten Teil schneller werdend<br />

sich mehr als Paar zu präsentieren. Und in der<br />

Kür liefen sie zu ruhiger, sinnlicher Musik wie<br />

in einem Liebesfilm. Das Publikum zeigte sich<br />

am Ende begeistert.<br />

Im Junioren-Eistanz behaupteten sich Gina<br />

Zehnder/Beda-Leon Sieber (Küsnacht, 129,37<br />

Punkte) und verteidigten damit ihren Meistertitel.<br />

Das Paar überzeugte mit neuen Hebungen,<br />

wobei Zehnder es gut versteht, Sieber<br />

hierbei hervorragend zu unterstützen, so dass<br />

sie ansatzlos aussehen. „Wir sind sehr zufrieden.<br />

Vor zwei Wochen waren wir noch hinter<br />

dem Paar aus Champéry klassiert“, meinte<br />

Trainerin Cornelia Leroy. Spektakulär kam vor<br />

allem das letzte Drittel ihrer Kür übers Eis,<br />

was einen großen Applaus des Publikums auslöste.<br />

Zweite wurden Kayleigh Ella Maksymec/<br />

Maximilian Rahier (Champéry, 120,95 Punkte),<br />

Dritte Elina Bacsa/Maxim Kobelt (Küsnacht,<br />

107,47 Punkte).<br />

Präsidentin zuversichtlich<br />

Am Ende der Meisterschaften meinte Diana<br />

Barbacci Lévy, Präsidentin von Swiss Ice Skating,<br />

die auch als Technische Controllerin beim<br />

Paarlauf, bei den Frauen und Männern im Einsatz<br />

stand: „Ich bin sehr zufrieden mit dem<br />

Ablauf. Das Niveau ist generell gut. Wir sind<br />

nun in allen vier Disziplinen wieder gut vertreten.<br />

An der EM belegt die Schweiz sieben<br />

Startplätze.“ Barbacci Lévy überreichte in der<br />

kalten Luzerner Eishalle den jeweils drei Erstklassierten<br />

die Medaillen. „Wir haben Top-<br />

Athletinnen und –Athleten und einen guten<br />

Nachwuchs. Gerade der Eistanz entwickelte<br />

sich von Wettkampf zu Wettkampf sehr gut.<br />

Es herrscht allgemein wieder mehr Konkurrenz<br />

in den Disziplinen.“ Es war Sonntagabend. Wie<br />

immer „flüchteten“ die Eislauffamilien nach<br />

der Rangverkündigung bei garstigem Wetter<br />

nach Hause. Froh darüber, dass die Meisterschaften<br />

überhaupt durchgeführt werden<br />

konnten. Am Montagmorgen kam dann der<br />

Schock der Absage der Universiade, deren Eiskunstlaufwettbewerbe<br />

in derselben Halle vorgesehen<br />

waren. <br />

Albert René Kolb<br />

Resultate:<br />

https://resultate.swissiceskating.ch/<br />

2021_<strong>2022</strong>/sm/SM_Elite_<strong>2022</strong>/index.htm<br />

Nationale Meisterschaften<br />

Vier-Länder-<br />

Meisterschaft<br />

Tschechien, die Slowakei, Polen und Ungarn<br />

hielten ihre traditionelle gemeinsame<br />

Meisterschaft im ostslowakischen<br />

Spisska <strong>No</strong>va Ves ab. Ungarn war im Vorjahr<br />

wegen der Pandemie nicht dabei.<br />

Der Tscheche Matyas Belohradsky (189,97<br />

Punkte) siegte vor seinem Landsmann Georgi<br />

Reshtenko (189,97) und dem jetzt für Polen<br />

startenden Russen Vladimir Samoilov (187,54),<br />

der damit polnischer Meister ist. Adam Hagara<br />

auf Rang vier ist Slowakischer Meister (180,91).<br />

Bester Ungar war Andras Csernoch (167,48).<br />

Das Niveau insgesamt war nicht so hoch. Der<br />

vielfache tschechische Meister Michal Brezina<br />

war nicht am Start. Die beste Leistung insgesamt<br />

zeigte Ekaterina Kurakova aus Polen. Die<br />

gebürtige Russin stand in der Kür sieben Dreifache<br />

und gewann mit 190,06 Punkten klar vor<br />

der Tschechin Eliska Brezinova (168,83). Knapp<br />

dahinter landete die neue ungarische Meisterin<br />

Julia Lang (168,07). Ema Doboszova sicherte<br />

sich auf Rang fünf den slowakischen Meistertitel.<br />

Im Paarlauf feierten die Ungarn Ioulia<br />

Chtchetinina/Mark Magyar (170,51) einen klaren<br />

Sieg vor ihren Landsleuten Mariia Pavlova/<br />

Balazs Nagy (156,93). Dritte wurden die Polen<br />

Anna Hernik/Michal Wozniak mit schwachen<br />

121,38 Zählern. Die Tschechen Elizaveta Zhuk/<br />

Martin Bidar fehlten, weil sie nach einem Trainingsunfall<br />

noch nicht in Form waren, wollten<br />

aber zur EM kommen. Im Eistanz holten sich die<br />

Polen Natalia Kaliszek/Maksym Spodyriev mit<br />

181,09 Punkten und zwei Zählern Vorsprung<br />

den Sieg vor den Geschwistern Natalie und Filipp<br />

Taschler aus Tschechien. Bronze ging an die<br />

für Ungarn startenden Mariia Ignateva/Danijil<br />

Szemko (168,23). Slowakische Meister wurden<br />

die viertplatzierten Maria Sofia Pucherova/<br />

Nikita Lysak mit 150,03 Punkten. Hinter ihnen<br />

lagen drei polnische Paare.<br />

Türkische<br />

Meisterschaft<br />

Bei der Türkischen Meisterschaft in Ilkadim am<br />

Schwarzen Meer Ende <strong>No</strong>vember hat Burak Demirboga<br />

seinen nationalen Rivalen Basar Otkar<br />

deutlich mit 235,33 zu 203,87 Punkten geschlagen.<br />

Das könnte bei einer eventuellen Olympiateilnahme<br />

relevant werden, da die Türkei dank<br />

Oktar bei der Nebelhorn Trophy erster Ersatz für<br />

einen Olympiastartplatz bei den Herren ist (zum<br />

Beispiel wenn Schweden seinen Startplatz nicht<br />

in Anspruch nimmt). Wenig konkurrenzfähig<br />

sind die Frauen, hier kam die in Kanada lebende<br />

Meisterin Yasemin Zeki auf 134,44 Zähler. Es<br />

gab Wettbewerbe vom Nachwuchs bis zur Meisterklasse,<br />

allerdings nur im Einzellauf. tat<br />

11<br />

Nationale Meisterschaften


12<br />

Österreichische Staatsmeisterschaften<br />

Österreichische Meisterschaften<br />

Letzter Titel für Ziegler & Kiefer, Vorjahresmeister entthront<br />

Die Staatsmeisterschaften<br />

fanden<br />

heuer vom 9. bis 11.<br />

Dezember im Merkur Eisstadion<br />

in Graz statt und fielen<br />

erneut in einen Lockdown, so dass<br />

kein Publikum zugelassen war. Allzu<br />

viele Zuseher wären aber vermutlich<br />

ohnehin nicht gekommen, da geplant<br />

war, Eintritt zu verlangen. Kein kluger<br />

Schachzug, um diesen Sport zu promoten<br />

und mehr Publikum anzulocken, wenn<br />

man bedenkt, dass das Interesse auch<br />

mit Gratiseintritt stets überschaubar war.<br />

Stattdessen gab es wieder einen Livestream,<br />

der sehr gut funktionierte.<br />

Deutlich wurden bei diesen Meisterschaften<br />

auch die Folgen der Pandemie für den Sport:<br />

Während vor allem Kaderläufer auch während<br />

des Lockdowns und sonstiger Beschränkungen<br />

noch einigermaßen trainieren konnten, gab es<br />

im Nachwuchsbereich deutliche Einschränkungen,<br />

was sich im Teilnehmerfeld und auch in<br />

den Leistungen widerspiegelte.<br />

In der Kategorie der Intermediate <strong>No</strong>vice Mädchen<br />

gab es dennoch ein einigermaßen breites<br />

Teilnehmerfeld mit 27 Teilnehmerinnen. Hier<br />

gewann Maxima Rebernig (39,24 Punkte) mit<br />

höchstem Wert sowohl in der Technik als auch<br />

bei den Komponenten und mit einem guten,<br />

flüssigen Vortrag. Zweite wurde Vanessa Paul<br />

(36,67 Zähler), Bronze ging an Alisah Reiterer<br />

(35,85 Punkte). Bei den Knaben siegte Yi Zhi<br />

Zheng (36,81 Punkte) mit deutlichem Vorsprung<br />

vor Ilja Savenkov (29,98 Punkte), den sich<br />

Zheng vor allem im technischen Bereich erarbeitete.<br />

In der Kür gelangen ihm unter anderem<br />

2L-2T und 2F-2T. Er hat eine gute Basis und<br />

viele schwierige Elemente klappten schon recht<br />

sicher. Schülermeister im Paarlaufen wurden<br />

Raphaela Aschl / Jonathan Aschl (28,84).<br />

Titelverteidigerin Flora Marie Schaller (89,27<br />

Punkte) wurde auch diesmal wieder Jugendmeisterin.<br />

Dies dank eines großen Vorsprungs im<br />

KP, denn in der Kür klappten die Dreifachen<br />

nicht rückwärts, sie stürzte zweimal und war<br />

sichtlich sehr nervös. Die Silbermedaillengewinnerin<br />

Sara Höfer (84,68 Punkte) hat einen dynamischen<br />

Laufstil und lief die beste Kür, aber<br />

auch sie musste zweimal zu Boden, hatte allerdings<br />

auch schon Dreifache im Programm.<br />

Bronze ging an Sascha Sophie Erhardt (77,78<br />

Punkte). Sie zeigte zwei dynamische Programme,<br />

leistete sich weder in KP noch Kür einen<br />

Sturz, riskierte allerdings auch weder Dreifache<br />

noch einen 2A. So reichte mit ausgeglichener<br />

Leistung ein vierter Platz in KP und Kür zu einer<br />

Medaille. Bei den Knaben gewann Leon Salzer<br />

(83,83 Punkte) vor Nikolaj Gromov (78,28) unter<br />

zwei Teilnehmern. Gromov zeigte zwar deutlich<br />

schwierigere Programme, hatte in der Kür im<br />

Technikwert sogar die Nase vorne, aber seine<br />

Dreifachen und der 2A sind merkbar unterrotiert.<br />

Zudem war ihm deutlich anzumerken, dass<br />

er sich sehr auf die technischen Schwierigkeiten<br />

konzentriert, worunter die Komponenten litten.<br />

Salzer lief flüssiger und ausdrucksstärker. Elisabeth<br />

Havers / Leo Havers (103,83 Punkte) wurden<br />

Jugendmeister im Eistanzen, Anna Ruis /<br />

Daniel Ruis im Paarlaufen (45,92 Punkte), hier<br />

waren sie die einzigen Starter.<br />

Junioren: Dorotea Leitgeb verteidigt<br />

Titel, Tobia Oellerer siegt verbessert<br />

Bei den Damen verteidigte Dorotea Leitgeb<br />

(142,48 Punkte) ihren Titel recht eindrucksvoll.<br />

Sie zeigte insgesamt fünf Dreifache und drei 2A<br />

und kam durch beide Programme fast fehlerfrei.<br />

Auch in den Komponenten war sie ein Klasse<br />

für sich und gewann mit deutlichem Abstand.<br />

Ganz knapp verlief dagegen die Entscheidung<br />

um den Vizemeistertitel. Hier ging der Titel an<br />

Paola Jurisic (118,28 Punkte), die sich in der Kür<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer<br />

Foto: Olga Timochova<br />

Dorotea Leitgeb<br />

Foto: Höppner


13<br />

um einen Rang verbessern<br />

konnte. Sie<br />

zeigte viele schwierige<br />

Elemente (3L, 3F), jedoch<br />

fehlte es häufig deutlich<br />

an Rotation, sonst hätte<br />

sie auch Chancen gehabt, um den<br />

Titel mitzukämpfen. Jasmin Elsebaie<br />

(116,57 Punkte), die im KP noch recht<br />

knapp hinter Leitgeb auf Rang zwei gelegen<br />

war, vergab ihre Chance auf eine höhere<br />

Platzierung mit zwei Stürzen und Fehlern bei<br />

den Dreifachen in der Kür.<br />

Eine große Überraschung gab es bei den Herren:<br />

hier siegte Tobia Oellerer (139,95 Punkte), der<br />

letztes Jahr noch in der Jugendklasse am Start<br />

war, vor dem Vorjahresmeister und Favoriten<br />

Alexander Charnagolov (134,59 Punkte), der den<br />

Titel unter anderem mit einem Sturz beim 3T in<br />

der Kür verspielte. Verblüffend war aber nicht<br />

nur die Platzierung, sondern auch die Leistungssteigerung<br />

von Oellerer im technischen Bereich,<br />

denn im Vorjahr zeigte er nicht immer sichere<br />

Doppelsprünge. Heuer landete er 3F, 3S, 3T und<br />

2A – zwar nicht immer ganz rund, aber dennoch<br />

eine gewaltige Verbesserung, die insbesondere<br />

auch auf den Umstand zurückzuführen<br />

ist, dass er nun nicht mehr in Wien trainiert,<br />

sondern in Egna in Italien. So erfreulich die<br />

Entwicklung für Oellerer ist, so bedenklich ist<br />

sie doch für die Situation des Eiskunstlaufs in<br />

Wien, wo die Trainingsbedingungen ganz besonders<br />

trist sind. Bei einer solch exorbitanten<br />

Leistungssteigerung stellt sich nämlich doch die<br />

Frage, wo andere Wiener Läufer entwicklungstechnisch<br />

stehen könnten und ob viele Talente<br />

wie Charnagalov mit den vorherrschenden Bedingungen<br />

nur einen Bruchteil ihres Talents<br />

ausschöpfen können. Dritter wurde Daniel Ruis<br />

(109,37 Punkte).<br />

Spannend verlief auch die Eistanzkonkurrenz bei<br />

den Junioren. Hier ging der Titel an die Vorjahressieger<br />

Corinna Huber / Patrik Huber (113,89<br />

Punkte). Die Basis dafür legten sie mit besserer<br />

Technik, vor allem mit einem sauberen Rhythmustanz,<br />

bei dem ihre Konkurrenten Anita<br />

Straub / Andreas Straub (108,32) viele technische<br />

Fehler machten (Hebung, Twizzles). Straub<br />

/ Straub sind aber ausdrucksstärker, wirken eleganter<br />

und gewannen die Kür zum Phantom der<br />

Oper. Den Gesamtsieg hatten sie jedoch mit<br />

technischen Problemen verschenkt.<br />

Abschiedsvorstellung von<br />

Ziegler/Kiefer<br />

Die Paarläufer Miriam Ziegler und Severin Kiefer<br />

(179,89 Punkte) hatten schon vorab bekannt<br />

gegeben, dass dies ihre letzte Saison nach einer<br />

langen und sehr erfolgreichen Karriere sein<br />

wird. In letzter Zeit hatte Kiefer oft mit Verletzungen<br />

zu kämpfen. Somit waren es ihre letzten<br />

Staatsmeisterschaften – mit dem Lockdown bitter<br />

für alle Fans, die sie gerne nochmal live gesehen<br />

hätten. Das KP verpatzten Ziegler/Kiefer<br />

jedoch komplett (Sturz beim 3T und Wurfflip,<br />

abgebrochene Hebung), vielleicht auch, weil sie<br />

ganz besonders gut laufen wollten. Die Kür war<br />

dafür ein Traum: Bis auf eine kleine Unsicherheit<br />

(Hand beim Wurfflip) klappte alles so gut<br />

wie perfekt. Besonders schön ein dreifacher<br />

Wurfsalchow mit der Hand über den Kopf am<br />

Ende vom Programm und überhaupt folgte ein<br />

Qualitätselement nach dem anderen, gepaart<br />

mit dem schönen harmonischen Laufstil von<br />

Österreichs Vorzeigepaar. Ein wunderbarer Auftritt<br />

von Sportlern, die man vermissen wird. Das<br />

zweite österreichische Paar Chloé Choinard und<br />

Livio Mayr kann in dieser Saison nicht starten.<br />

Mayr schrieb der <strong>Pirouette</strong>: „Leider hat sich<br />

meine Partnerin während des offiziellen Trainings<br />

unseres ersten Wettkampfes das Kreuzband<br />

verletzt und musste operiert werden,<br />

sprich leider konnten wir dieses Jahr an keinem<br />

Wettkampf teilnehmen.“<br />

ging an Sophia Schaller (166,16 Punkte), die<br />

technisch nicht ganz über das Arsenal des<br />

Spitzenduos verfügt und in der Kür auch noch<br />

zweimal stürzte. Schade, denn sie hat einen<br />

schönen Laufstil, der durch die Fehler nicht so<br />

gut zur Geltung kam.<br />

Pesendorfer und Maierhofer<br />

Überraschungssieger<br />

Ähnlich überraschend entwickelte sich der<br />

Herrenwettbewerb, hier lag Favorit Maurizio<br />

Zandron (214,78 Punkte), der Vorjahresmeister,<br />

nach einem Fehler beim 3L, wo die Kombi<br />

fehlte, bereits im KP nur auf Rang zwei hinter<br />

Luc Maierhofer (217,44 Zähler) der zwar keine<br />

3A zeigte, dafür aber ein schönes einfühlsames<br />

KP zu „Women“ von Shawn Philipps. Auch in<br />

der Kür behielt Maierhofer in Führung liegend<br />

die Nerven, zeigte zwar abermals weniger<br />

technische Schwierigkeiten als Zandron, dafür<br />

setzte er auf Qualität der Elemente und blieb<br />

fast fehlerfrei, was zum verdienten Sieg und<br />

seinem ersten Meistertitel reichte. Zandron<br />

konnte zwar die Kür gewinnen, er landete auch<br />

zwei 3A, aber kleinere Ungenauigkeiten und<br />

ein paar wackelige Landungen kosteten Punkte,<br />

so dass er sich heuer mit Rang zwei begnügen<br />

musste. Valentin Eisenbauer (135,78 Punkte)<br />

wurde deutlich abgeschlagen Dritter.<br />

Bei der Entscheidung über <strong>No</strong>minierungen für<br />

die EM zählt nicht nur das Resultat der Meisterschaften,<br />

sondern auch jenes der besten<br />

beiden internationalen Wettbewerbe. Daher ist<br />

der Meistertitel alleine kein Garant für einen<br />

Startplatz. Für die Teilnahme an der EM wurden<br />

Olga Mikutina, Maurizio Zandron und Miriam<br />

Ziegler & Severin Kiefer nominiert. Für die<br />

Olympischen Spiele waren vorab Mikutina und<br />

Ziegler & Kiefer fix gesetzt. Katrin Flaschka<br />

Österreichische Staatsmeisterschaften<br />

Olga Mikutina<br />

Foto: Timochova<br />

Bei den Damen war Olga Mikutina (173,83<br />

Punkte) nach dem großen Erfolg unter den Top<br />

10 bei der letzten WM die große Favoritin. Aber<br />

sie hatte seit Beginn der Saison Verletzungsprobleme<br />

(Knie), die sich auf ihre Form ausgewirkt<br />

hatten. Bereits im KP leistete sie sich einen<br />

Fehler, denn der Lutz gelang nur doppelt, vor<br />

der Kür lag sie somit nur knapp in Führung. Bei<br />

der Kür zur Musik von Ludovico Einaudi häuften<br />

sich dann die Fehler: Sie stürzte bei beiden 3L,<br />

viele Sprünge waren nicht ausrotiert und das<br />

Programm wirkte wegen der Fehler weniger<br />

frisch und flüssig als im Vorjahr. Stefanie Pesendorfer<br />

(176,15), die vor ein paar Jahren Mikutinas<br />

größte und stärkste Rivalin in der Juniorenklasse<br />

war, in den letzten Saisonen aber immer<br />

wieder von Verletzungen eingeschränkt wurde<br />

(u.a. Rückenoperation), nutzte ihre Chance und<br />

lief eine fast fehlerfreie Kür mit fünf Dreifachen<br />

und zwei 2A und am Schluss sichtlicher Freude.<br />

Mit Rang zwei im KP und bester Kür errang sie<br />

den Staatsmeistertitel vor Mikutina. Bronze<br />

Luc Maierhofer<br />

Foto: Flade


14<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Gelungene Deutsche Meisterschaften – Hase & Seegert erstklassig<br />

Janse van Rensburg & Steffan<br />

erstmals Deutsche Meister<br />

In Neuss dabei: Klaus-Reinhold Kany, Tatjana Flade (Zitate) und Hella Höppner (Fotos)<br />

Erstmals fanden die Deutschen Meisterschaften<br />

in Neuss statt. Der dortige<br />

Verein unter der Leitung des mächtigen<br />

Vorstandsvorsitzenden Ulrich Giesen<br />

war vor der Pandemie besonders erfolgreich<br />

mit dem alle zwei Jahre stattfindenden<br />

Eismärchen und konnte jeweils<br />

mit ihm die Halle mit etwa 3.000 Zuschauerplätzen<br />

bis zu sechsmal füllen.<br />

Das heißt, aus Neuss, Düsseldorf, Köln<br />

und Umgebung zahlten bis zu 18.000<br />

Zuschauer Eintritt und finanzierten den<br />

Verein damit maßgeblich mit. Diesmal<br />

kamen an den drei Tagen einschließlich<br />

Schaulaufen erfreuliche 2.500 Zuschauer,<br />

viel mehr waren an den Meisterklasse<br />

Tagen auch gar nicht erlaubt. Die 25<br />

Mitarbeiter meisterten die Corona-Vorschriften<br />

(nur Geimpfte und Genesene<br />

durften in die Halle) zuverlässig und<br />

überhaupt verlief die Veranstaltung pannenfrei<br />

und war insgesamt sehr gelungen.<br />

Einziges Problem war, dass die Halle<br />

fast nur mit dem Auto erreichbar war,<br />

fünf Kilometer vom offiziellen Hotel entfernt<br />

lag und kein Fahrdienst organisiert<br />

war. Einige Personen wurden am Bahnhof<br />

abgeholt. Daher mussten die meisten<br />

Frauen | Meisterklasse<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Nicole Schott NRW 1 1 178.75<br />

2 Kristina Isaev Ba.-Wü. 2 2 159.21<br />

3 Elisabeth Jäger Bayern 3 3 116.47<br />

4 Jennifer Fischer Bayern 5 4 87.81<br />

5 Antonia Moarcas Bayern 4 5 87.66<br />

Männer | Meisterklasse<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Paul Fentz Berlin 1 1 206.84<br />

2 Kai Jagoda Berlin 2 3 181.77<br />

3 Nikita Starostin NRW 4 2 178.94<br />

4 Louis Weissert NRW 3 4 160.31<br />

5 Lotfi Sereir Ba.-Wü. 5 5 133.82<br />

Paare | Meisterklasse<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Minerva Hase / <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Berlin 1 1 197.64<br />

2 Alisa Efimova / Ruben Blommaert<br />

Bayern 2 2 184.23<br />

Eistanz | Meisterklasse<br />

Land RT Kür Pkt<br />

1 Jennifer Janse van Rensburg / Benjamin Steffan<br />

Bayern 1 1 179.07<br />

2 Katharina Müller / Tim Dieck<br />

NRW 2 2 177.11<br />

3 Lara Luft / Maximilian Pfisterer<br />

Bayern 3 3 150.05<br />

4 Viktoriia Lopusova / Asaf Kazimov<br />

NRW 4 4 129.72<br />

Die Herren Sieger Kai Jagoda, Paul Fentz und Nikita Starostin (von links)<br />

Läufer, Trainer und Jurymitglieder, die<br />

mit der Bahn gekommen waren – auch<br />

die Sportdirektorin - Mitfahrgelegenheiten<br />

suchen oder für 15 - 18 Euro mit<br />

dem Taxi von der Halle zum Hotel fahren.<br />

Gerade in Corona-Zeiten war es natürlich<br />

nicht ideal, dass die Fahrzeuge<br />

der Autofahrer manchmal überfüllt waren,<br />

auch wenn alle Mitgenommenen<br />

Masken trugen und geimpft waren.<br />

Sportdeutschland TV übertrug alles im<br />

Livestream, aber kritisiert wurde, dass<br />

keine Ergebnisse eingeblendet wurden.<br />

Die Besten aller Kategorien waren wieder<br />

einmal die Paarläufer, daher war es auch besonders<br />

absurd, ausgerechnet den Bundestrainer<br />

Paarlaufen „bei der Münchner Begegnung<br />

der eher unheimlichen Art Knall auf Fall<br />

zu feuern“, wie Roland Zorn in der Frankfurter<br />

Allgemeinen anschaulich schrieb. Das<br />

Thema Alexander König beherrschte die Berichterstattung<br />

vor allem zu Beginn der<br />

Meisterschaften, und es fand sich niemand,<br />

der die Entscheidung der DEU verteidigte,<br />

insbesondere den fragwürdigen Umgang mit<br />

König bei dem Gespräch in München. Denn<br />

bei einer normalen betrieblichen Kündigung<br />

hätte man wohl eine Abfindung zahlen müssen<br />

und König hätte sofort ab <strong>No</strong>vember Ar-


15<br />

beitslosengeld beantragen können. Bei einem<br />

Aufhebungsvertrag zahlt die Arbeitsagentur dagegen<br />

in den ersten drei Monaten gar nichts,<br />

weil König ihn ja „freiwillig“ unterschrieben hat.<br />

Stellvertretend für viele hier die Meinung von<br />

<strong>Pirouette</strong>-Mitarbeiterin Manuela Buyny in ihrem<br />

Blog: „Manchmal habe ich das Gefühl, die DEU<br />

tut alles dafür, KEINEN Erfolg zu haben.“ König<br />

muss seine laufenden Lebenshaltungskosten wie<br />

Wohnung und Versicherungen seit 1. <strong>No</strong>vember<br />

von seinen Ersparnissen oder von dem Geld seiner<br />

Ehefrau tragen. Schon bisher hatte er keinen<br />

vollen, sondern einen Dreiviertel-Vertrag,<br />

war also sicherlich nicht reich. Ebenso wie im<br />

<strong>No</strong>vember arbeitete er auch im Dezember ehrenamtlich<br />

weiter, weil er seine Paare nicht im<br />

Stich lassen wollte.<br />

Das KP von Minerva Hase & <strong>No</strong>lan Seegert zum<br />

2<strong>01</strong>8 veröffentlichten Song „You Are the Reason“<br />

des britischen Popsängers Calum Scott in<br />

der Duett-Version mit der britischen Sängerin<br />

Leona Lewis war mit 3T, Wurfsalchow und<br />

Schrittfolge mit Level 4 makellos und auch stilistisch<br />

sehr gelungen, wie die Komponenten<br />

bis 8,5 bewiesen. In der Kür zum Song „People<br />

Help the People“ der britischen Sängerin Birdy<br />

konnte das Paar zur Freude ihres aus Sotchi<br />

mitgekommenen Haupttrainers Dmitri Savin<br />

ebenfalls vollauf überzeugen, denn zehn der elf<br />

Elemente gelangen einwandfrei, nur den Wurfrittberger<br />

touchierte Hase mit dem zweiten<br />

»<br />

Fuß. Sie kommentierten:<br />

Minerva Hase & <strong>No</strong>lan Seegert<br />

„Natürlich war die Sache mit Herrn König ein<br />

Schock für uns. Wenn wir in Berlin sind,<br />

bleibt er unser Ansprechpartner. Außerdem<br />

können wir ihm Videos aus Russland schicken,<br />

auch wegen der Levels von Elementen,<br />

denn er ist ja auch Technischer Spezialist.<br />

Mit unserer Leistung sind wir auf jeden Fall<br />

zufrieden, vielleicht hätte die B-<strong>No</strong>te noch<br />

etwas besser sein können. Bis Weihnachten<br />

arbeiten wir jetzt mit Herrn König in Berlin<br />

und am 26.12. fliegen wir wieder nach Sotchi,<br />

um uns dort mit Herr Savin auf die EM<br />

vorzubereiten. In Tallinn streben wir einen<br />

ähnlichen Platz an wie 2020, als wir Fünfte<br />

wurden. Bei den Olympischen Spielen sehen<br />

wir uns im Bereich der guten Amerikaner. Wir<br />

freuen uns auch auf den Teamwettbewerb.“<br />

«<br />

»<br />

Alisa Efimova & Ruben Blommaert<br />

Alisa: „Ich war echt nervös.<br />

Das ist unser erster Wettkampf<br />

zusammen. Wir haben so viel trainiert<br />

und konnten es nicht erwarten, einen<br />

Wettkampf zu machen.“<br />

Ruben: „Ich glaube, es haben viele gewusst,<br />

dass wir da sind, aber noch nicht laufen<br />

können. Jetzt war auch für uns der Druck da,<br />

wir fühlen uns gut im Training und das wollten<br />

wir auch zeigen. Es ist ein schönes Gefühl<br />

und wir sind sehr zufrieden. In Alisa<br />

habe ich eine Partnerin, die extrem ehrgeizig<br />

ist. Wir trainieren hart und ich glaube, ich<br />

hatte noch nie so eine motivierte Partnerin.<br />

«<br />

Darüber kann ich nur glücklich sein und ich<br />

versuche, mein Bestes zu geben. Wir haben<br />

erst vor zehn Tagen Bescheid bekommen,<br />

dass wir mitlaufen dürfen. Aber wir hatten<br />

das Ziel vor Augen, und es war so viel leichter<br />

zu trainieren. Wir wissen, unser Ziel ist in<br />

vier Jahren, wir wollen nach Mailand (Olympische<br />

Spiele 2026).“<br />

Annika Hocke & Robert Kunkel waren nicht am<br />

Start, obwohl sie vorher mit König trainiert hatten,<br />

aber kaum Hebungen und keinen Twist. Wegen<br />

Kunkels noch nicht ganz ausgeheilter Schulterverletzung<br />

wollten sie zu Recht keine neue<br />

Verschlimmerung riskieren, sondern erst bei der<br />

wichtigeren EM im <strong>Januar</strong> wieder an den Start<br />

gehen. Für einen Platz bei den Olympischen<br />

Spielen konnten sie sich ohnehin<br />

nicht mehr qualifizieren.<br />

Elisa Efimova und<br />

Ruben Blommaert<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Gelungen war auch das Wettbewerbsdebüt von<br />

Alisa Efimova & Ruben Blommaert. Efimova hatte<br />

im <strong>No</strong>vember vom russischen Verband endlich<br />

die Genehmigung für nationale Starts erhalten,<br />

aber international darf sie erst nach dieser Saison<br />

laufen. Ihr KP zu Beethovens Mondscheinsonate<br />

war ebenfalls so gut wie fehlerfrei: Twist<br />

und Wurfrittberger glückten erstklassig, nur ihr<br />

3T war etwas unsauber. 66 Punkte sind für den<br />

Anfang sehr vielversprechend. In der Kür glückten<br />

zehn Elemente mit Pluspunkten, nur den 3T<br />

vor dem 2T landete Efimova vorwärts, so dass<br />

der Sprung abgewertet wurde.<br />

Minerva Hase und <strong>No</strong>lan Seegert


16<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Überraschung im Eistanzen<br />

Ein etwas unerwartetes Ergebnis gab es im Eistanzen,<br />

denn erstmals konnten Jennifer Janse<br />

van Rensburg & Benjamin Steffan aus Oberstdorf<br />

ihre deutschen Konkurrenten mit zwei fehlerfreien<br />

Programmen knapp schlagen. Der<br />

Rhythmustanz der Schüler von Rostislav Sinicyn<br />

zu „Is This Love?“ von Bob Marley and the Wailers<br />

und zum Blues „Ain’t <strong>No</strong> Sunshine“ von<br />

Matt Andersen gelang überzeugend und mit guten<br />

Levels, wobei die Rotationshebung ihr bestes<br />

Element war. Die Komponenten lagen bei etwa<br />

7,7 und sie hatten 1,84 Punkte Vorsprung. Auch<br />

in der Kür zu einem Medley aus James Bond-<br />

Filmmusiken, aber mit ungewöhnlichen Varianten<br />

erhielten sämtliche Elemente nur Pluspunkte.<br />

Die Levels waren gut und die Komponenten<br />

lagen bei 7,8. Das gesamte Programm hatte viel<br />

Pfiff, die Hebungen waren gewohnt spektakulär<br />

und brachte die meisten Pluspunkte. Mit 177<br />

Punkten erfüllten sie zum zweiten Mal in dieser<br />

Saison die DOSB-Olympianorm und wurden daher<br />

offiziell als Ersatz nicht nur für die EM, sondern<br />

auch für die Olympischen Spiele gemeldet.<br />

Ihre Anregung, die DEU solle prüfen, ob sie im<br />

Teamwettbewerb der Spiele an den Start gehen<br />

könnten und Müller/Dieck im Individualwettbewerb,<br />

kann aber nicht erfüllt werden. Denn im<br />

Regelwerk steht eindeutig, wenn ein Land einen<br />

Startplatz bei Olympia hat, muss das eine Paar<br />

im Team- und im Einzelwettbewerb starten.<br />

Katharina Müller & Tim Dieck waren Favoriten,<br />

aber ein Stolperer von Müller bei den Twizzles<br />

im Rhythmustanz kostete fast drei Punkte, die<br />

ihnen am Ende zur Titelverteidigung fehlten.<br />

Dort tanzen sie in dieser Saison zu „Spirit in the Katharina Müller<br />

Sky“ von <strong>No</strong>rman Greenbaum, zu „Toxic“ von<br />

und Tim Dieck<br />

Britney Spears und zu „Seven Nations Army“ von<br />

„The White Stripes“. Die anderen vier Elemente<br />

gelangen gut, und die Komponenten lagen bei<br />

»<br />

7,6. Sie bedauerten den Fehler, erklärten aber zu<br />

diesem Zeitpunkt noch selbstbewusst, dass ihr<br />

Ziel weiterhin der Meistertitel sei. Ihre Haupttrainerin<br />

Angelika Krylova war in Neuss, weil<br />

das gleichzeitig geplante Juniorenfinale (zusammen<br />

mit dem großen Finale) in Japan abgesagt<br />

Lara Luft und<br />

Maximilian Pfisterer<br />

»<br />

Katharina Müller & Tim Dieck<br />

Katharina: „In der Kür haben wir das Beste<br />

gemacht, was wir machen konnten. Es war<br />

auch emotional einfach das, wonach wir immer<br />

gestrebt haben. Wir haben einfach abge-<br />

J. Janse van Rensburg & Benjamin Steffan<br />

liefert und wir empfinden immer noch genau<br />

Benjamin: „Wir haben in der Kür versucht, das gleiche Glücksgefühl, dass wir so gelaufen<br />

sind. Die kritischsten Momente waren das<br />

die Konzentration auf uns zu lenken und<br />

nicht auf irgendwas anderes, was außen Warten auf das Ergebnis von den anderen<br />

passiert. Und dann haben wir eine saubere und natürlich sind Tränen geflossen. Es war<br />

Kür abliefern können und schon alleine das immer so, dass die Konkurrenz nah dran ist<br />

war ein erhebendes Gefühl. Als die Punkte und ich denke, dass die beiden gut gelaufen<br />

gekommen sind, waren wir einfach ein Stück sind und das soll auch belohnt werden.“<br />

überwältigt. Es hat sich wahnsinnig gut angefühlt.<br />

Der Erfolg bestätigt uns in erster<br />

Linie in dem, was wir im Training machen.<br />

Aufgeben war keine Option.“<br />

Jennifer: „Uns ist auf jeden Fall ein Stein<br />

vom Herzen gefallen, es war eine große Erleichterung.<br />

Man hat schon gemerkt, das Publikum<br />

war für Kathi und Tim, das ist klar,<br />

wir sind in NRW, aber wir haben das<br />

«<br />

so gut<br />

wie möglich ausblenden können. Die Nerven<br />

waren da, aber wir haben das unter Kontrolle<br />

gebracht. Wir sind sehr stolz auf uns.<br />

Für mich war es einfach wichtig, dass wir<br />

auch in Deutschland zeigen, dass wir zwei<br />

sehr gute Paare haben. Wir beide Paare müssen<br />

dranbleiben, damit wir international<br />

mitmischen können.“<br />

Tim: „Wir sind an diesem Wochenende sportlich<br />

und menschlich sehr gewachsen und gehen<br />

jetzt unsere weiteren Ziele an. Das Ziel<br />

am Anfang der Saison war ganz klar Olympia.<br />

Die Deutsche Meisterschaft war ein kleines<br />

Zwischenziel, das wir jetzt nicht erreicht haben,<br />

wie wir uns das erhofft haben, aber das<br />

große Ziel haben wir erreicht. Wir sind<br />

Deutschlands Nummer 1 und das<br />

«<br />

wissen wir<br />

eigentlich, das hat sich so in der Saison gezeigt.<br />

Wir wollen jetzt ein bisschen abschalten<br />

und runterkommen, aber dann am 26.12.<br />

wieder zurück nach Moskau und in den Trainingsalltag<br />

einsteigen. Wir haben die richtigen<br />

Leute an unserer Seite, die uns täglich<br />

motivieren, die uns Mut zusprechen und die<br />

auch wissen, woran wir zu arbeiten haben.“


17<br />

worden war, bei dem sie ein Paar betreut hätte.<br />

Ihre Kür zu den Songs „Run to You“ und „I<br />

Will Always Love You“ von Whitney Houston<br />

und im Mittelteil zu „Queen of the Night“ von<br />

Alexandra Burke war die beste dieser Saison.<br />

Bewertungen von +2 und +3 dominierten für<br />

die zehn Elemente und die Komponenten kletterten<br />

bis auf durchschnittlich 7,9. Aber insgesamt<br />

waren es wegen weniger Pluspunkten bei<br />

den Hebungen 12 Hundertstel weniger, als die<br />

Konkurrenten hatten, so dass sie Platz zwei<br />

behielten. Für das Schaulaufen hatten sie eine<br />

Hommage an den langjährigen Bundestrainer<br />

Martin Skotnicky vorbereitet, der in Neuss dabei<br />

war. Zu bekannten Musikstücken seiner<br />

drei erfolgreichsten Paare Duchesnay & Duchesnay<br />

(Peruanische Flötenmusik), Rahkamo<br />

& Kokko (Valse Triste von Sibelius) und Winkler<br />

& Lohse (Lateinamerikanisches Stück) zeigten<br />

sie einige Elemente aus deren damaligen Küren.<br />

Den Bundestrainer hatten sie extra gebeten,<br />

sich ausnahmsweise das Schaulaufen anzusehen.<br />

Dieser reagierte sehr gerührt und auf<br />

allen Seiten flossen ein paar Tränen.<br />

Ebenfalls noch aufs Treppchen kamen Lara Luft<br />

& Maximilian Pfisterer aus Oberstdorf, die im<br />

Rhythmustanz zwar fehlerfrei blieben, aber für<br />

die drei Schrittfolgen nur zweimal Level 1 und<br />

einmal Level 2 erhielten. In der Kür zum Musical<br />

Chicago blieben sie ebenfalls ohne Fehler.<br />

Asaf Kazimov aus Dortmund wackelte bei den<br />

Twizzles im Rhythmustanz zu Blues und Disco<br />

von Elton John, die Kür von ihm und Partnerin<br />

Viktoriia Lopusova blieb fehlerlos. Auch sie haben<br />

wie Luft & Pfisterer ein gutes Grundniveau.<br />

Anne-Marie Wolf konnte mit Max<br />

Liebers nicht starten, weil sie krank war.<br />

te sie an den ersten 3T keinen zweiten hängen,<br />

weil sie den ersten zu weit vorne landete. An<br />

den dann gezeigten umgestiegenen 3F kettete<br />

sie nur einen wackligen 2T. „Am liebsten hätte<br />

ich nach diesen beiden Elementen noch einmal<br />

von vorne angefangen, aber das geht ja nicht“,<br />

sagte sie. Die sturzfreie Kür zur Musik „Rain, In<br />

Your Black Eyes“ von Ezio Bosso war aber halbwegs<br />

EM-reif. Denn nach einer sehr guten<br />

3F-3T-Kombination folgten noch drei Dreifache<br />

und zwei 2A. Ein 2T und ein 2S hätten allerdings<br />

auch noch dreifach werden sollen.<br />

Kristina Isaev, ebenfalls Schülerin von Michael<br />

Huth, glückte die bisher beste Vorstellung dieser<br />

Saison. Aber von der DOSB-<strong>No</strong>rm war sie<br />

noch ein Stück entfernt, so dass sie zwar für<br />

die EM, aber nicht für Olympia als Ersatz gemeldet<br />

werden konnte. Im KP waren sowohl<br />

der zweite 3T der Kombination als auch der 3F<br />

unterdreht, die anderen Elemente gut. In der<br />

Kür glückten drei Dreifache einwandfrei, aber<br />

drei weitere waren nicht ganz rückwärts gelandet<br />

und der Lutz erhielte einen Kantenabzug.<br />

Ihr Laufstil hat in letzter Zeit erheblich an<br />

Qualität gewonnen. Elisabeth Jäger aus München<br />

hatte eigentlich keinen Platz auf dem<br />

Treppchen verdient, denn nach abgewertetem<br />

1A und 1S im KP war in der Kür ein Toeloop der<br />

einzige regelgerechte Dreifache. Eher dem Breitensport<br />

zuzurechnen waren Jennifer Fischer<br />

und Antonia Moarcas, beide mit mickrigen 87<br />

Punkten. Aber sie kaschierten etwas, wie wenig<br />

meisterklassenreife Läuferinnen es in Deutschland<br />

nur noch gibt, es waren mal 10 - 15. Nicht<br />

am Start waren diesmal Nathalie Weinzierl wegen<br />

Krankheit und Vorjahresmeisterin Aya Hatakawa,<br />

weil sie statt in Oberstdorf lieber in<br />

Egna trainierte, was einige in der DEU erzürnte,<br />

aber bei den Juniorinnen startete.<br />

Dora Hus fehlte wegen Verletzung, Letizia Bock<br />

und Lea-Johanna Dastich fehlen schon lange.<br />

Nargiz Süleymanova war nach Formproblemen<br />

bei den Juniorinnen gemeldet.<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Nicole Schott EM-reif<br />

Der Aufwärtstrend von Nicole Schott hielt auch<br />

in Neuss an, zumindest in der Kür. Im KP zum<br />

»<br />

Tango „Adios <strong>No</strong>nino“ von Astor Piazzola konn-<br />

Nicole Schott<br />

„Es war eine der besten Küren der Saison. Es<br />

war definitiv mein Ziel, die Mädels, die mehrere<br />

Deutsche Meistertitel hatten, zu übertreffen.<br />

Einen siebten würde ich auch noch<br />

nehmen. Von den Punkten her war es nicht<br />

ganz, was ich erwartet hatte, aber das ist<br />

von Wettkampf zu Wettkampf total unterschiedlich.<br />

Ich habe nach jedem Rückschlag<br />

gedacht, jetzt ist der Punkt, dich zurückzukämpfen.<br />

Nach dem Wettbewerb in China<br />

ging es bergauf, ich hatte auch die Energie<br />

wieder zu trainieren. Das hatte ich davor<br />

nicht (nach der Gürtelrose-Erkrankung). Ich<br />

möchte mir selber und anderen beweisen,<br />

dass ich aus einem Loch wieder hochkommen<br />

kann. Ich habe mein Selbstbewusstsein<br />

«<br />

und meine Leistung von Wettkampf zu<br />

Wettkampf gesteigert. Kurz vor Weihnachten<br />

fangen wir wieder an aufzubauen, um nach<br />

den Festtagen mit Vollgas loszulegen und<br />

uns auf die EM vorzubereiten. Ich möchte<br />

Bestleistungen bei der EM bringen und daraus<br />

so viel wie möglich rausholen.“<br />

Christina Isaev<br />

Elisabeth Jäger<br />

Nicole Schott<br />

Fotos: Höppner


18<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Kai Jagoda<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Die anderen Männer konnte noch weniger überzeugen.<br />

Der von Berlin nach Oberstdorf gewechselte<br />

Kai Jagoda begann wieder einmal ein<br />

KP mit sehr gutem 3A, aber der 3F war umgestiegen<br />

und die Kombination „nur“ 3T-2T. Die<br />

Kür begann er mit gutem 3F und solidem 3A,<br />

aber später gelangen vier Sprünge nicht wie geplant.<br />

Nikita Starostin hatte sonst oft zumindest<br />

ein gutes Programm gezeigt, aber diesmal<br />

gingen im KP alle drei Sprünge daneben und in<br />

der Kür gleich vier. Aufgrund des Punktevorsprungs<br />

aus den Herbstwettbewerben konnte<br />

er sich für den zweiten EM-Startplatz qualifizieren.<br />

Louis Weissert aus Dortmund gelangen<br />

im KP eine gute 3T-3T-Kombination und ein<br />

starker 3F, aber er ging bei der eingesprungenen<br />

<strong>Pirouette</strong> zu Boden. In der Kür glückte nur ein<br />

Dreifacher sauber, vier dagegen nicht und waren<br />

unterdreht. Erneut stürzte er bei einer <strong>Pirouette</strong>.<br />

Der Franzose Lotfi Sereir begann das KP<br />

mit 3L-3T, aber beide Sprünge waren unsauber.<br />

3S und 2A waren knapp gestanden, aber er hatte<br />

wenig Ausdruck. In der Kür war nur einer<br />

der fünf versuchten Dreifachen relativ gut.<br />

Insgesamt hatten die Männer ein dürftiges<br />

Niveau. Thomas Stoll fehlte, weil er<br />

noch immer unter mehreren gesundheitlichen<br />

Problemen leidet, und<br />

Denis Gurdzhi, Meister des Vorjahres,<br />

startete diesmal bei den<br />

Junioren.<br />

Fentz wieder Meister<br />

In diesem Jahr durften die Berliner zur Deutschen<br />

Meisterschaft kommen und so wurde<br />

Paul Fentz erneut Meister, allerdings alles andere<br />

als glanzvoll. Im KP zu „Wire to Wire“ der<br />

britischen Rockband Razorlight ging der 4T<br />

daneben und der 3A war knapp durchgezogen,<br />

auch die 3L-3T-Kombination hatte wenig Auslauf.<br />

Die Kür zu „Hurricanes“ von der Band<br />

„The Scorpions“ aus Hannover begann er mit<br />

einer 4T-2T-Kombination mit q beim 4T. Sehr<br />

gut klappte die 3L-3T-Kombination, der 3A<br />

war dagegen umgestiegen und mit der Hand<br />

touchiert. Später folgten 2R (statt 3R), 3L,<br />

eine 3T-Eu-2S-Kombination (statt 3S) und ein<br />

2A (statt 3A). Die <strong>Pirouette</strong>n hatte Level 3, die<br />

Schrittfolge Level 2, also blieb überall noch<br />

Raum für Verbesserungen. Fentz wurde ganz<br />

schnell wieder in den Ergänzungskader aufgenommen,<br />

aus dem er nach der Nebelhorn Trophy<br />

geflogen war, denn nur so ist ein Start<br />

beim Mannschaftswettbewerb bei Olympia<br />

möglich. Klugerweise hatte er von vorneherein<br />

darauf bestanden, im Anti-Doping-Testpool zu<br />

bleiben und war drei Wochen vor der Deutschen<br />

zuletzt getestet worden. Denn sonst<br />

dürfte er auch aus diesem Grund nicht an den<br />

Spielen teilnehmen. Nun musste die DEU nur<br />

den DOSB noch überzeugen, ihn zu nominieren,<br />

obwohl er die DOSB-Mindestpunktzahl<br />

nicht geschafft hatte.<br />

»<br />

Paul Fentz<br />

„Mein nächstes Ziel ist die EM und dass<br />

ich da gut abschneide. Ich habe mich<br />

auf die EM und WM fokussiert, um<br />

da für die Deutsche Eislauf-Union<br />

gute Ergebnisse zu erzielen. Bei<br />

aller Liebe glaube ich nicht, dass wir<br />

im Teamwettbewerb die Kür laufen<br />

werden. Es bereitet mir schlaflose<br />

Nächte, wenn ich daran denke aufzuhören.<br />

Ich bin mir bewusst, ich habe<br />

noch nicht alles ausgereizt, ich habe noch<br />

nicht alle Erfolge eingefahren, die ich einfahren<br />

kann. Die Motivation im tiefsten Inneren<br />

ist noch so toll wie damals mit 14<br />

beim Deutschland-Pokal. Es gab viele Rückschläge,<br />

Olympiaqualifikation nicht geschafft,<br />

Kaderausschluss, aber was einen<br />

nicht umbringt, macht einen stark und so<br />

lange es mein Körper noch zulässt, will ich<br />

weitermachen. Es lohnt sich durchzuhalten,<br />

auch wenn viele Menschen, auch wichtige<br />

Menschen in deinem Leben, zu dir kommen<br />

und dir raten aufzuhören. Du wirst jedes Mal<br />

wieder ins Kreuz getreten, aber ich lasse<br />

mich nicht unterkriegen. Die anderen<br />

«<br />

hätten<br />

durchaus Chancen, mich zu schlagen. Ich<br />

denke, ich habe wieder bewiesen, dass ich,<br />

auch wenn viele das anders sehen, immer<br />

noch die Nummer eins in Deutschland bin<br />

und ich nicht zu Unrecht zu Europa- und<br />

Weltmeisterschaften fahre und wenn es mit<br />

dem Teamwettbewerb klappt, auch noch zu<br />

den Olympischen Spielen.“<br />

Paul Fentz


Junioren und Nachwuchs, Tanz und Paarlauf<br />

Um Kosten für eine zweimalige Verpflichtung<br />

von Spezialisten und Preisrichtern<br />

für Eistanzen und Paarlaufen zu sparen,<br />

fanden auch diesmal deren Meisterschaften<br />

zusammen mit der Meisterklasse<br />

statt. Im Paarlaufen fehlten die drei gemeldeten<br />

Berliner Duos, weil sich je einer<br />

von ihnen, vielleicht in der Schule, mit<br />

Corona angesteckt hatte und daher in<br />

Quarantäne gehen musste.<br />

Ohne ihre Berliner Konkurrenten Josephine Lossius<br />

& Artem Rotar wurden daher Letizia Roscher<br />

& Luis Schuster aus Chemnitz Juniorenmeister.<br />

Das KP verlief nicht nach Wunsch, denn<br />

Roscher musste beim Wurfsalchow zu Boden,<br />

sein 2A war verwackelt und auch der dreifache<br />

Twist war nicht ganz sauber, Hebung und<br />

Schrittfolge (beides Level 4) waren dagegen<br />

„EM-reif“. In der Kür war die 2A-2T-Kombination<br />

disharmonisch und der Salchow von beiden<br />

Paare | Junioren<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Letizia Roscher / Luis Schuster<br />

Sachsen 1 1 138.92<br />

– Josephine Lossius / Artem Rotar<br />

Berlin – – –<br />

Eistanz | Junioren<br />

Land RT Kür Pkt<br />

1 Darya Beatrice Grimm / Michail Savitskiy<br />

Bayern 1 1 152.64<br />

2 Karla Karl / Kai Hoferichter<br />

Berlin 2 2 133.51<br />

3 Janne Kummer / Erik Kummer<br />

Sachsen 3 3 77.22<br />

Eistanz | Intermediate<br />

Land PT1 PT2 Kür Pkt<br />

1 Enikö Kobor / Zoard Kobor<br />

NRW 4 1 1 62.82<br />

2 Mia Gibbesch / Lias Luft<br />

Bayern 1 2 2 59.98<br />

3 Nelly Elisa Hemcke / Deniz Briesemeister<br />

NRW 2 3 3 57.25<br />

4 Rika Unruh / Artyom Sladkov<br />

NRW 3 3 4 53.67<br />

Eistanz | Nachwuchs<br />

Land PT1 PT2 Kür Pkt<br />

1 Alexia Kruk / Jan Eisenhaber<br />

Berlin 1 2 1 116.03<br />

2 Mia Lee Mayer / Tobias Huber<br />

Bayern 2 1 2 108.84<br />

3 Finja Maeder / Piero Joel Lopez Moreno<br />

Sachsen 4 4 3 91.61<br />

4 Savenna Pache / Jonathan Hörmann<br />

Bayern 3 3 4 89.13<br />

5 Selina Schmidt / Yannick Seidel<br />

Sachsen 5 5 5 67.08<br />

Paare | Nachwuchs<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Aliyah Ackermann / Tobija Harms<br />

Bayern 1 1 68.15<br />

2 Clara-Sophie Lampe / Ilia Trofymov<br />

Ba.-Wü. 2 2 53.24<br />

3 Akiane Adler / Lazar Kurbalija<br />

Ba.-Wü. 3 3 44.70<br />

Letizia Roscher<br />

und Luis Schuster<br />

nur doppelt, aber die meisten anderen Elemente<br />

erhielten Pluspunkte, insbesondere die Hebungen<br />

und der Wurfsalchow. Wie sie beantragt<br />

und erhofft hatten, wurden sie für den dritten<br />

EM-Startplatz in Tallinn nominiert.<br />

Als klare Nachwuchssieger oben auf dem Treppchen<br />

standen Aliyah Ackermann & Tobija Harms<br />

aus Oberstdorf, die im KP als einzige schon eine<br />

regelgerechte Todesspirale sowie einen sauberen<br />

2F zeigten und in beiden Programmen mehr<br />

Paarlaufharmonie beherrschen als die Konkurrenz.<br />

Die Mannheimer Clara-Sophie Lampe &<br />

Ilia Trofymov und die Stuttgarter Akiane Adler &<br />

Lazar Kurbalija stehen dagegen noch ganz am<br />

Anfang, aber es ist erfreulich, dass es sie gibt.<br />

Rico Rex sagte, die beiden fehlenden Berliner<br />

Duos Sonja & Robert Löwenherz sowie Sofia<br />

Krause & Albert Loor wären vermutlich Erste<br />

und Zweite geworden, weil sie schon weiter<br />

sind. Die Bundestrainer konnten also sieben Junioren-<br />

und Nachwuchspaare melden, so viele<br />

wie noch nie im vereinten Deutschland, während<br />

es sonst immer nur null bis drei waren.<br />

Dass der Lohn für diese sieben (und drei Meisterpaare)<br />

der Rauswurf von Alexander König ist,<br />

ist auch unter diesem Gesichtspunkt absurd,<br />

denn er hat mit zu diesem Erfolg beigetragen.<br />

Juniorenmeister im Eistanz wurden erwartungsgemäß<br />

die Sinicyn-Schüler Darya Grimm & Michail<br />

Savitskiy mit zwei fehlerlosen, attraktiven<br />

und anspruchsvollen Programmen und sind damit<br />

praktisch schon für die Junioren-WM qualifiziert<br />

(siehe Interview Seite 4). Fortschritte besonders<br />

in den letzten Wochen haben auch die<br />

Berliner Vizemeister Karla Karl und Kai Hoferichter<br />

gemacht, während die Chemnitzer Janne<br />

Kummer und Erik Kummer noch kein internationales<br />

Niveau hatten. Vielversprechend sind dagegen<br />

die Berliner Nachwuchssieger Alexia Kruk<br />

und Jan Eisenhaber ebenso wie die zweitplatzierten<br />

Mia Lee Mayer & Tobias Huber aus<br />

Oberstdorf, die anderen drei Duos müssen noch<br />

zulegen. Beim Intermediate Nachwuchs, der früher<br />

„Neulinge“ genannt wurde, gewannen die<br />

Dortmunder Enikö Kobor und Zoard Kobor, Schü-<br />

Alexia Kruk und<br />

Jan Eisenhaber<br />

Aliyah Ackermann<br />

und Tobija Harms<br />

Darya Beatrice Grimm<br />

und Michail Savitskiy<br />

ler von Vitali Schulz, vor den Oberstdorfern Mia<br />

Gibbesch und Lias Luft, die von Marie-Theres<br />

Kreiselmeyer und Rostislav Sinicyn trainiert werden.<br />

Vor ein bis zwei Jahren gab es in Berlin sieben<br />

oder acht Tanzpaare, diesmal nur noch zwei<br />

(allerdings gute), was keine erfolgreiche Bilanz<br />

für Stefano Caruso darstellt. Denn er arbeitet<br />

mit einigen Tanztrainern wie Oleg Ryjkin, dessen<br />

Ehepartnerin und Stefanie Frohberg nicht mehr<br />

zusammen. Daraufhin haben mehrere aufgehört.<br />

Hier ist Versöhnung gefragt.<br />

•••<br />

19<br />

Deutsche Meisterschaften


20<br />

Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

Nachwuchsmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

Eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften<br />

fanden die Junioren- und<br />

Nachwuchsmeisterschaften der Einzelläufer<br />

in Dortmund statt – so gut organisiert<br />

wie immer, schnell zu Fuß von vielen<br />

Hotels und der Straßenbahn erreichbar,<br />

mit den üblichen Corona-Regeln und<br />

wieder mit Livestream. Interessant ist<br />

immer, die nicht sehr zahlreichen wirklich<br />

großen Talente herauszufinden. Hier waren<br />

die Jury und der Berichterstatter stets<br />

einer Meinung.<br />

Olesya Ray Juniorenmeisterin<br />

Die deutschen Juniorinnen sind international<br />

nicht wirklich konkurrenzfähig, unter anderem<br />

weil außer Aya Hatakawa niemand im KP den<br />

international geforderten 3F versuchte. Zwar ist<br />

der 2F erlaubt, aber er bringt kaum Punkte und<br />

mindert die Komponenten. Auch die überlegene<br />

neue Juniorenmeisterin Olesya Ray aus Dortmund<br />

als Schülerin von Julia Gnilozubov riskierte<br />

ihn nur doppelt. Im KP war der zweite 3T der<br />

Kombination vorwärts gelandet, die weiteren<br />

Elemente gelangen jedoch sehr überzeugend,<br />

zwei <strong>Pirouette</strong>n erhielten sogar je eine +4. In<br />

der Kür überzeugte sie mit vier guten Dreifachen,<br />

darunter den Kombinationen 2A-3T und<br />

2A-Euler-3S, beide mit Pluspunkten bis zu +3.<br />

Aya Hatakawa, vor einem Jahr Deutsche Meisterin,<br />

trainiert jetzt in Oberstdorf bei Niko Ulanovsky<br />

und Florian Just, wenn sie nicht gerade<br />

in Egna ist. Aber im KP stürzte sie bei den jeweils<br />

unterdrehten 3L und 3F. In der Kür gelangen<br />

zwar je einmal 3T und 3S, aber die zweiten<br />

Versuche riss sie auf und der versuchte 3L endete<br />

mit Sturz. Es bleibt zu hoffen, dass diese talentierte<br />

Läuferin aus dieser Krise wieder herauskommt.<br />

Janne Salatzki aus Berlin gewann<br />

das KP mit 3T-2T, 2F, 2A und guten <strong>Pirouette</strong>n,<br />

aber international ist damit kein Staat zu machen.<br />

In der Kür konnte sie mit 3T-2T überzeugen,<br />

aber drei weitere Sprünge misslangen.<br />

Anastasia Stebljanka aus Mannheim und Marielen<br />

Hirling aus Stuttgart führen das obere Mittelfeld<br />

an, ihnen ist durchaus zuzutrauen, auch<br />

einmal internationales Niveau zu erreichen. Wegen<br />

Verletzung nicht angetreten war Nargiz Süleymanova<br />

aus Köln.<br />

Männer | Junioren<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Louis Weissert NRW 1 1 177.<strong>01</strong><br />

2 Denis Gurdzhi Bayern 2 2 160.86<br />

3 Arthur Wolfgang Mai Berlin 6 3 151.15<br />

4 Luca Fünfer Bayern 4 4 142.36<br />

5 Hugo Herrmann Berlin 3 7 139.76<br />

6 Leon Kraiczyk Bayern 5 6 134.10<br />

7 Robert Weber Bayern 8 5 129.86<br />

8 Loris Kraiczyk Bayern 7 8 129.84<br />

Frauen | Junioren<br />

Aya Hatakawa<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Olesya Ray NRW 2 1 148.11<br />

2 Aya Hatakawa Bayern 8 2 126.54<br />

3 Janne Salatzki Berlin 1 3 125.68<br />

4 Anastasia Steblyanka Ba.-Wü. 3 4 122.80<br />

5 Marielen Hirling Ba.-Wü. 5 5 119.04<br />

6 Kama Schelewski NRW 4 6 118.66<br />

7 Anna Grekul Bayern 7 8 115.78<br />

8 Ina Jungmann NRW 11 7 113.93<br />

9 Paula Beryak Thüring. 9 9 113.46<br />

10 Eva Balduzzi Bayern 10 11 109.63<br />

11 Cecile Pauline Pfister Sachsen 6 13 108.02<br />

12 Fiona Wiens Rh.-Pfalz 13 12 104.55<br />

13 Maike Pruss Berlin 16 14 100.54<br />

14 Lea-Sophie Beck Ba.-Wü. 15 15 99.58<br />

15 Annika Kasel Berlin 17 16 98.34<br />

16 Selina Wilhelm Ba.-Wü. 22 10 97.61<br />

17 Zoe Trafela Bayern 14 17 96.94<br />

18 Alicia Schuster Ba.-Wü. 12 19 96.58<br />

19 Elena Papadopoulou Bayern 18 18 91.82<br />

20 Mariella Wallner Bayern 19 20 89.50<br />

21 Annika Görler Sachsen 20 21 89.12<br />

22 Eva Vlad Ba.-Wü. 21 23 86.09<br />

23 Clara Gladys Bayern 24 22 84.26<br />

24 Katharina Weber Bayern 23 24 78.83<br />

Olesya Ray


Vielversprechende Anna Gerke<br />

Die perspektivenreichste Leistung im Nachwuchs<br />

der Mädchen bot Anna Gerke aus Dortmund,<br />

Schülerin von Haupttrainerin Martina<br />

Dieck, die für die Technik verantwortlich ist, und<br />

von Vitali Schulz, der mit ihr häufig am für ihr<br />

Alter von 11 Jahren bereits eleganten Laufstil<br />

gearbeitet hat. Im KP glückten ein sehr überzeugender<br />

3R, eine gute 3T-2T-Kombination<br />

und ein eindrucksvoller 2A. In der Kür ging zwar<br />

der 3F daneben, aber sie stand eine knappe<br />

3T-3T-Kombination sowie 3R, eine saubere 2A-<br />

Euler-3S-Kombination, einen weiterer 3S und<br />

Jungen | Nachwuchs<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Leon Rojkov Berlin 2 1 108.51<br />

2 Soner Öztürk Berlin 1 2 102.24<br />

3 Richard Alexander von Göler NRW 3 3 92.90<br />

4 Lukas Luft Bayern 6 4 86.06<br />

5 David Beck Berlin 7 5 84.45<br />

6 Robert Wildt Berlin 5 6 82.19<br />

7 Josua Strobl Bayern 8 7 78.45<br />

8 George Garcia Heine Sachsen 9 8 75.19<br />

9 Alejandro Kollmannsberger Bayern 4 10 73.53<br />

10 Patrick Chau Bayern 11 9 70.44<br />

11 Tim Fünfer Bayern 10 11 69.99<br />

12 Ilia Trofymov Ba.-Wü. 12 12 65.64<br />

13 Linus Rotte Ba.-Wü. 13 13 50.92<br />

Soner Öztürk, Leon Rojkov und Richard Alexander von Göler (von links), Fotos: Hella Höppner<br />

einen 2A. Die Komponenten stiegen bis auf 6,0,<br />

was für Nachwuchsläufer/innen ungewöhnlich<br />

ist. Ab <strong>Januar</strong> plant sie, mit regelmäßigem Training<br />

von 3A und Vierfachen zu beginnen.<br />

21<br />

Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

Mädchen A | Nachwuchs<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Anna Gerke NRW 2 1 124.11<br />

2 Sophie Erhardt Bayern 1 2 117.75<br />

3 Valentina Andrianova Bayern 3 3 111.40<br />

4 Marie Bierwert Bayern 5 4 106.66<br />

5 Jenna Louisa Klemm NRW 4 5 1<strong>01</strong>.55<br />

6 Sophia Edler Ba.-Wü. 13 6 90.23<br />

7 Katharina Vialichka NRW 10 7 88.48<br />

8 Frida Herrmann Berlin 6 8 87.42<br />

9 Jara Wabner Sachsen 7 10 86.08<br />

10 Sasha Tandogan Ba.-Wü. 8 9 85.87<br />

11 Anna Haberling Berlin 12 11 84.10<br />

12 Melissa Martin NRW 9 14 79.62<br />

13 Eva Antonella Biehler Bedoya Berlin 11 13 78.50<br />

14 Hoshiyo Raasch Ba.-Wü. 14 12 76.87<br />

15 Akiane Adler Ba.-Wü. 15 15 74.09<br />

16 Maya Verman Berlin 17 16 71.08<br />

17 <strong>No</strong>a Elise Niemann Berlin 16 17 70.47<br />

18 Esther Hamer Hamburg 18 18 68.04<br />

19 Celine Hagedorn Ba.-Wü. 19 20 66.71<br />

20 Anastasia Schönfeld Thüring. 21 19 65.72<br />

21 Alena Jorgus #NV 20 21 65.52<br />

22 Veronika Walger NRW 22 22 56.97<br />

23 Taisija Hirsch Bremen 23 23 52.84<br />

Anna Gerke<br />

Ebenfalls sehr talentiert ist die bei Florian Just in<br />

Oberstdorf trainierende Sophie Erhardt, die das<br />

fehlerfreie KP mit 3L-2T, 3S und 2A gewann, alles<br />

in sehr guter Qualität. In der Kür glückten<br />

3R, 3L knapp, 2A-2T sehr gut und 3S-2T-2R solide,<br />

allerdings patzte sie beim 3F und der zweite<br />

Axel war nur einfach und auf beiden Füßen gelandet.<br />

Überzeugend präsentierte sich auch die<br />

weitere Oberstdorferin Valentina Adrianova, die<br />

mit Landestrainerin Tanja Luft arbeitet. Sie ging<br />

im KP eine gelungene 3R-2T-Kombination und<br />

einen 3S (gestürzt) an. In der Kür waren drei<br />

Dreifache gelungen, zwei weitere allerdings<br />

nicht. Mit Marie Bierwert besitzt Oberstdorf ein<br />

weiteres großes Talent und mit Jenna Louisa<br />

Klemm Dortmund ebenfalls. Im Nachwuchs B,<br />

der älteren Hälfte der Läuferinnen, kam niemand<br />

über 100 Punkte. Am besten war hier Julia Gra-<br />

Mädchen B | Nachwuchs<br />

Land KP Kür Pkt<br />

1 Julia Grabowski NRW 2 1 96.60<br />

2 Maya Werner Bayern 3 2 88.52<br />

3 Luana Krich Berlin 1 5 88.20<br />

4 Sarah Pesch Bayern 5 3 87.69<br />

5 Lea Schumann NRW 4 4 86.39<br />

6 Zoé Niederberger Bayern 6 7 85.13<br />

7 Louisa Brand Ba.-Wü. 14 6 83.15<br />

8 Heerang Jun Bayern 13 8 82.31<br />

9 Julia Matei Bayern 7 13 81.42<br />

10 Annette Meyer Bayern 8 12 81.35<br />

11 Christina Kinsvater Bremen 9 10 81.19<br />

12 Nelly Olszowski Hessen 12 9 81.10<br />

13 Kira Thurner Sachsen 10 11 80.69<br />

14 Hanna Keiß Bayern 11 15 76.83<br />

15 Valent. Arevalo-Sternhuber Ba.-Wü. 16 14 74.71<br />

16 Maja Gaus NRW 17 17 71.77<br />

17 Aliyah Ackermann Bayern 15 18 71.60<br />

18 Rebecca Breest Sachsen 18 16 70.64<br />

19 Helen Lehmann Hessen 19 19 67.50<br />

20 Lara Büddecker NRW 21 21 57.51<br />

21 Lara Focht Hamb. 22 20 55.71<br />

22 Nelle <strong>No</strong>vakovic NRW 20 23 54.32<br />

23 Janine Altergott NRW 23 22 48.69<br />

Sophie Erhardt<br />

Julia Grabowski


22<br />

Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

bowski aus Essen, Schülerin von Gudrun Pladdies,<br />

die viele Jahre lang Nicole Schott aufgebaut<br />

hatte. Im KP gingen die immerhin versuchten<br />

3T und 3S daneben und in der Kür patzte sie<br />

dreimal, aber hier glückten 3S und 3T.<br />

Louis Weissert Juniorenmeister<br />

Juniorenmeister Louis Weissert war eine Woche<br />

zuvor schon in der Meisterklasse gestartet, was<br />

erst seit einigen Jahren möglich und sinnvoll ist.<br />

Diesmal lief es viel besser als in Neuss, was er<br />

darauf zurückführte, dass er nach seiner Corona-<br />

Erkrankung vom <strong>No</strong>vember mal gute und mal<br />

schlechte Tage habe. In Neuss habe er noch erhebliche<br />

Konzentrationsprobleme gehabt und daher<br />

sogar zwei <strong>Pirouette</strong>n verpatzt. Diesmal ging<br />

zwar im KP der 3F daneben, aber alles andere<br />

einschließlich der 3T-3T-Kombination klappte. In<br />

der Kür war er einziger echter Lichtblick und<br />

machte keinen größeren Fehler. Stattdessen gelangen<br />

sechs Dreifache und zwei 2A und die<br />

Schrittfolge erhielt sogar dreimal +3. Sein sehenswerter<br />

Laufstil (Choreograf Tim Dieck) wurde<br />

mit Komponenten bis zu 7,5 belohnt.<br />

Denis Gurdzhi trainiert seit dem bestandenen<br />

Abitur bei Lorenzo Magri im Südtiroler Egna und<br />

Oberstdorf ist der für ihn jetzt nächstliegende<br />

Bundesstützpunkt. Er sagte, dass das Training<br />

zusammen mit Stars wie Daniel Grassl viel Spaß<br />

mache. Magri änderte seine Technik bei den<br />

Sprüngen, insbesondere den Rhythmus beim Absprung<br />

und die Armpositionen und will damit<br />

vermeiden, dass Gurdzhis Bänder immer wieder<br />

so stark belastet werden, dass sie reißen. Den<br />

Flip zeigte Gurdzhi wieder dreifach, beide Versuche<br />

misslangen allerdings in Dortmund. Der 3L<br />

würde zumindest im Training oft gelingen und<br />

der 3A würde besser. Mit Vierfachsprüngen will<br />

er im Frühjahr anfangen. Diesmal war allerdings<br />

der 3T in der KP-Kombination mit 3R nur knapp<br />

durchgezogen und in der Kür musste er beim 3S<br />

nach 3R und Euler zu Boden. Sein Laufstil wirkte<br />

nicht ganz so überzeugend wie früher, weil er<br />

sich im Augenblick mehr auf die Elemente konzentriert.<br />

Arthur Wolfgang Mai aus Berlin holte<br />

im KP die höchsten Komponenten, aber alle drei<br />

Sprünge gingen daneben. Nach der Kür kam er<br />

noch aufs Treppchen, obwohl nur zwei Dreifache<br />

sauber waren. Seine wichtigste Aufgabe: Sprünge<br />

stabilisieren, dann kommt der Erfolg. Luca<br />

Fünfer war fehlerreicher als bei den Junioren<br />

Grand Prix, auch Hugo Herrmann aus Berlin<br />

konnte in der Kür nicht überzeugen.<br />

Der Berliner Leon Rojkov, Schüler von Karin<br />

Hendschke, gewann beim Nachwuchs zum einen,<br />

weil er schon im KP einen soliden 3T präsentierte,<br />

beim 2A allerdings umstieg. Zum anderen<br />

enthielt seine Kür 3T, 3S und einen zweiten<br />

3T relativ sauber sowie sogar zwei erstklassige<br />

2A. Trainingskamerad Söner Öztürk gewann<br />

das KP dank besserer Komponenten und zweier<br />

Dreifacher. In der Kür waren beide Dreifachversuche<br />

dagegen gestürzt bzw. unsauber. Richard<br />

Alexander von Göler aus Dortmund, Schü ler von<br />

Eran Sragowicz, gefiel mit gutem 2A im KP, aber<br />

der Flip war aufgerissen und die Kom bination<br />

unsauber. In der Kür klappten drei Sprünge<br />

nicht nach Wunsch. Klaus-Reinhold Kany<br />

Louis Weissert<br />

Fotos: Höppner<br />

Denis Gurdzhi<br />

Darya Grimm/Michail Savitskyi, Louis Weissert (links)<br />

und Nikita Starostin (rechts), Foto: Flade<br />

Theo-Neuser-Medaille an<br />

Grimm/Savitskiy<br />

Die Eistänzer Darya Grimm/Michail Savitskiy<br />

erhalten die Theo-Neuser-Medaille 2021. Der<br />

Förderpreis ist in diesem Jahr mit 1900 Euro<br />

dotiert. Grimm/Savitskiy wurden für ihre Leistungen<br />

in der Saison ausgezeichnet. In ihrem<br />

Debüt in der Junioren-Serie haben sie sich in<br />

beiden Wettbewerben als Sechste auf Anhieb<br />

im Vorderfeld platziert. Die Aktion unterstützt<br />

auch die für den Preis nominierten Einzelläufer<br />

Nikita Starostin (Dortmund) und Louis<br />

Weissert (Dortmund). Weissert erhält den mit<br />

600 Euro ausgestatteten Laury-Schwarz-Preis<br />

und Starostin wird mit 400 Euro gefördert.<br />

Die Theo-Neuser-Medaille („Theo Taler“) ist<br />

eine verbandsunabhängige Initiative zur Unterstützung<br />

deutscher Eiskunstläufer im Juniorenalter,<br />

die Freunde des 2008 verstorbenen<br />

Theo Neuser ins Leben gerufen haben und die<br />

zum neunten Mal vergeben wurde. Theo war<br />

ein großer Eiskunstlauffan, der als freiwilliger<br />

Helfer stets zur Stelle war. Bei der Aktion wird<br />

durch Souvenirverkauf und Spenden Geld gesammelt.<br />

Ein <strong>No</strong>minierungskomitee, dem u.a.<br />

Olympiasiegerin Aljona Savchenko sowie der<br />

mehrfache Deutsche Meister Peter Liebers angehören,<br />

benennt bis zu drei Sportler/innen<br />

und/oder Paare als Kandidaten für den „Theo<br />

Taler“. Wer mindestens 10 Euro spendet bzw.<br />

ein Souvenir ab 10 Euro erwirbt, darf darüber<br />

abstimmen, wer die Theo-Neuser-Medaille erhält.<br />

Der Laury-Schwarz-Preis ist nach der<br />

2<strong>01</strong>8 verstorbenen Anke Ehlers benannt, die<br />

unter dem Namen Laury in der Szene bekannt<br />

war und die der Aktion ein Erbe hinterlassen<br />

hat. Die Höhe des Preisgeldes ergibt sich aus<br />

den eingegangenen Spenden. Weitere Informationen<br />

über die Aktion gibt es auf der<br />

Webseite www.paarlauffanclub.de und bei<br />

Facebook unter „Theo Taler“.<br />

Oksana Grishuk in<br />

Hannover<br />

Die zweimalige Eistanz-Olympiasiegerin Oksana<br />

Grishuk aus Russland ist nach mehr als 25 Jahren<br />

in den USA zu ihrer Mutter nach Sarstedt<br />

bei Hannover gezogen. Wie die Walsroder Zeitung<br />

berichtete, gibt Grishuk in der neuen Heimat<br />

Eislauf-Unterricht und möchte Shows organisieren.<br />

Mit Evgeni Platov hatte sie 1994<br />

und 1998 olympisches Gold gewonnen, ging<br />

später in die USA und war dort verheiratet. Sie<br />

hat eine mittlerweile erwachsene Tochter. tat


Favoritensiege bei den<br />

Italienischen Meisterschaften<br />

Vier Wochen nach dem von China übernommenen und kurzfristig gut organisierten<br />

Grand Prix hat der italienische Eislaufverband auch seine nationalen Meisterschaften<br />

in der olympischen Eishalle von Turin abgehalten. Für dieses Event ist die Halle eigentlich<br />

viel zu groß, aber besser, als die Halle meistens leer stehen zu lassen.<br />

Eistanzmeister wurden erwartungsgemäß Charlène<br />

Guignard & Marco Fabbri, diesmal mit 221<br />

Punkten. Im Rhythmustanz erhielten die fünf<br />

Elemente ausschließlich Level 4, die Ausführung<br />

überwiegend +4 und die Komponenten lagen bei<br />

etwa 9.5. Auch die Kür sechs Stunden später<br />

war fehlerfrei, hier gab es für sechs der neun<br />

Elemente sogar die eine oder andere +5 und<br />

dreimal etwas überhöhte 10,0 bei den Komponenten.<br />

Auf Platz 2 mit 159 Punkten kamen Carolina<br />

Moscheni & Francesco Fioretti, die noch<br />

nicht lange zusammenlaufen und daher am Anfang<br />

der Saison noch schwächer waren. Auf 3<br />

landeten Elisabetta Leccardi (die 2<strong>01</strong>8 noch 21.<br />

der WM als Einzelläufeirn war) & Mattia Dalla<br />

Torre mit 143 Zählern. Wegen gebrochener Kniescheibe<br />

nach einem Sturz im September konnte<br />

Carolina Portesi Peroni mit Michael Chrastecky<br />

nicht starten. Juniorenmeister im Eistanzen wurden<br />

Nicole Calderari (die früher als Einzelläuferin<br />

in Oberstdorf trainierte) & Marco Cilli.<br />

Bei den Männern gewann Daniel Grassl seinen<br />

vierten Titel in Folge mit 273 Punkten. Das KP<br />

blieb mit 4L, 3L-3T, 3A und erstklassigen <strong>Pirouette</strong>n<br />

fehlerfrei (96 Punkte). Aber in der Kür erhielten<br />

nach gutem 4L und knappem 4F drei<br />

Sprünge Abzüge wegen leichter Unterdrehungen.<br />

Silber erhielt Matteo Rizzo mit umgestiegenem<br />

4T, aber sehr guter 3L-3T-Kombination und 3A<br />

im KP. In der Kür glückte eine mit überwiegend<br />

+3 bewertete 4T-3T-Kombination, aber der<br />

zweite 4T war erneut umgestiegen. Sechs weitere<br />

Dreifache gelangen gut und mit überwiegend<br />

+4 bestbewertetes Element war die rasante<br />

Schrittfolge. Dritter mit 216 Zählern wurde Gabriele<br />

Frangipani, der im KP beim 4S stürzte, aber<br />

die anderen Elemente zeigte. In der Kür erhielten<br />

drei Sprünge Abzüge, aber er kam sturzfrei durch<br />

und lief wieder besser als beim misslungenen<br />

Grand Prix in Grenoble. Alle drei sind für Tallinn<br />

startberechtigt, weil bei der EM 2020 Grassl und<br />

Rizzo Vierter und Fünfter geworden waren.<br />

Letztmals als Paarlaufmeister gekürt wurden<br />

Nicole Della Monica & Matteo Guarise mit 195<br />

Punkten, denn sie wollen nach Saisonende aufhören.<br />

Im KP glückte ihr Salchow nur doppelt,<br />

die anderen Elemente waren mehr oder weniger<br />

sauber. In der Kür hatten sie ebenfalls Probleme<br />

bei beiden Einzelsprüngen, während die<br />

anderen Elemente viele Pluspunkte erhielten.<br />

Vizemeister mit 180 Punkten wurden Rebecca<br />

Ghilardi & Filippo Ambrosini, auf Rang 3 kamen<br />

Sara Conti & Niccolo Macii mit 169 Zählern.<br />

Alle drei Paare sind bei der EM <strong>2022</strong> nach den<br />

Plätzen 4 und 8 im Jahr 2020 startberechtigt.<br />

Als Meisterin mit 187 Punkten konnte sich Lara<br />

Naki Gutmann aus Trient feiern lassen. Im KP<br />

war der 3L umgestiegen, alles andere einwandfrei.<br />

In der Kür erhielten vier Dreifache Pluspunkte,<br />

zwei andere waren aber unsauber. Silber<br />

mit 177 Zählern gewann Anna Pezzetta aus<br />

Egna, Bronze mit 173 Punkten Marina Piredda.<br />

Lucrezia Gennaro, Roberta Rodeghiero und<br />

Alessia Tornaghi hatten kurzfristig abgesagt.<br />

Bei der EM hat Italien zwei Startplätze bei den<br />

Frauen nach Platz 8 von Tornaghi vor zwei Jahren.<br />

Synchronmeisterschaften fanden wegen<br />

Corona nicht statt. <br />

krk<br />

23<br />

Nationale Meisterschaften<br />

Britische Meisterschaften<br />

Die britischen Meisterschaften von den Anfängern bis zur Meisterklasse finden immer<br />

(außer vor einem Jahr) in Sheffield statt.<br />

Diesmal wurde am ersten Dezemberwochenende<br />

der in den USA geborene Graham Newberry (23),<br />

der von seinem Vater Christian und dem älteren<br />

Bruder Jack trainiert wird, mit 212 Punkten Einzellaufmeister,<br />

so wie schon 2<strong>01</strong>7 und 2<strong>01</strong>9. Im<br />

KP war der 3A unsauber, aber 3R-3T, 3L und alles<br />

andere dagegen gelungen. In der Kür konnte<br />

er vom zweiten Zwischenplatz noch ganz nach<br />

oben kommen, weil er sechs Dreifache sicher<br />

meisterte und bei zwei weiteren nicht allzu viel<br />

abgezogen wurde. Nur auf Platz zwei mit 202<br />

Zählern kam Lokalmatador Peter James Hallam,<br />

der stets showbetonte Programme zeigt. Aber<br />

bei der Nebelhorn Trophy konnte er für seinen<br />

Verband wegen unsauberer Sprünge nur den<br />

dritten Ersatzstartplatz bei den Olympischen<br />

Spielen holen. Diesmal lag er nach dem fehler-<br />

Lilah Fear und Lewis Gibson<br />

Foto: Copyright International<br />

Skating Union (©ISU)<br />

freien KP und mit höheren Komponenten vorne.<br />

Aber in der Kür riss er den zweiten 3A auf und<br />

patzte leicht bei zwei weiteren Sprüngen. Dritter<br />

mit nur 133 Punkten wurde Elliot Thomson aus<br />

dem schottischen Dundee. Edward Appleby wurde<br />

Juniorenmeister mit 171 Punkten und gab<br />

nach dem KP in der Meisterklasse auf.<br />

Neue Paarlaufmeister mit 141,91 Zählern wurden<br />

Anastasia Vaipan-Law & Luke Digby aus<br />

Dundee. Im KP holten sie trotz Sturz beim<br />

Wurfsalchow und nur doppeltem Twist zwei<br />

Punkte Vorsprung heraus und sicherten sich<br />

den Titel trotz drei Fehlern und um 1,3 Punkte<br />

schwächer bewerteter Kür als die Konkurrenten.<br />

Die bereits 42 Jahre alte Zoe Jones und<br />

ihr Partner Christopher Boyadji machten im KP<br />

mehrere kleinere Fehler und zeigten ebenfalls<br />

nur einen doppelten Twist. Fehler bei beiden<br />

dreifachen Würfen in der Kür verhinderten,<br />

dass sie nach vorne kamen, sondern mit<br />

141,40 Punkten Zweite blieben. Zum fünften<br />

Mal in Folge als Meisterin gekrönt wurde mit<br />

169 Punkten Natasha McKay aus Dundee. Das<br />

KP klappte mit 3R-2T und sehr gutem 3S fehlerfrei.<br />

In der Kür waren jedoch nur drei der<br />

sechs versuchten Dreifachen ohne Makel und<br />

ihr zweiter 2A wurde nur einfach und war<br />

umgestiegen. Dahinter mit 157,61 Zählern<br />

platzierte sich Trainingskameradin Karly Robertson<br />

mit Sturz beim zweiten 3T im KP und<br />

drei gelungenen Dreifachen in der Kür. Auf<br />

Rang 3 dicht dahinter kam Nina Povey mit<br />

157,19 Punkten.<br />

Highlight der ganzen Meisterschaft waren die<br />

Eistanzmeister Lilah Fear & Lewis Gibson, die in<br />

Montreal trainieren und 200 Punkte schafften.<br />

Schon ihr Rhythmustanz wurde trotz relativ<br />

schwacher Level begeistert aufgenommen und<br />

auch in der Kür waren sämtliche Elemente und<br />

die Gesamtdarbietung erstklassig. Zweite mit<br />

176 Zählern wurden Fears Schwester Sasha<br />

und ihr Partner George Waddell, die ebenfalls<br />

in Kanada leben, Dritte mit 129 Zählern Eleanor<br />

Hirst & Anthony Currie. Überlegen Gold im Junioreneistanz<br />

holten Phebe Bekker & James<br />

Hernandez, die erst kurz zusammenlaufen, mit<br />

148 Punkten. Klaus-Reinhold Kany


24<br />

Golden Spin<br />

Challenger<br />

Golden Spin in Kroatien<br />

Interne nationale Konkurrenzen prägen das letzte<br />

Challenger Event · Aus Sisak berichtet Judith Dombrowski<br />

Traditionell führt der letzte Wettbewerb der Challenger Serie nach Kroatien zur<br />

Golden Spin. Der Wettbewerb fand in diesem Jahr jedoch nicht in der Hauptstadt<br />

Zagreb, sondern in der 50 Kilometer entfernten Kleinstadt Sisak statt. Grund dafür<br />

war, dass die Dom Sportova Arena in Zagreb, die das Event bis 2<strong>01</strong>9 ausgetragen hat,<br />

im März 2020 durch ein Erdbeben beschädigt wurde und noch nicht vollständig wiederhergestellt<br />

werden konnte.<br />

Die Kroaten gaben sich große Mühe, Athleten<br />

und Besuchern einen angenehmen Aufenthalt<br />

zu ermöglichen. Die Sportler lobten die gute Organisation<br />

der Gastgeber, Aufenthaltsbereiche,<br />

Wege und Eingänge waren deutlich gekennzeichnet<br />

und vermieden auch ohne sogenannte<br />

„Bubble“ unnötigen Kontakt zwischen Mitwirkenden<br />

und Publikum. Einziger Wermutstropfen<br />

waren die eisigen Temperaturen in der Halle.<br />

Ohne dickste Winterkleidung und Thermowäsche<br />

ließ es sich nicht lange aushalten, was<br />

dem Event vor Ort schnell den Beinamen „Frozen<br />

Spin of Sisak“ einbrachte.<br />

Kampf um Olympiastartplätze<br />

im Paarlauf<br />

Der Paarlaufwettbewerb hatte mit 17 Duos ein<br />

großes Starterfeld und wies einige interessante<br />

nationale Konkurrenzkämpfe auf, die wegweisend<br />

für die Auswahl der Olympiateams sein<br />

könnten. Als Sieger ging mit 195,32 Punkten<br />

überraschend das junge amerikanische Paar Audrey<br />

Lu und Misha Mitrofanov hervor. Die beiden<br />

liefen zwei saubere Programme und schafften<br />

es, für sämtliche Elemente Pluspunkte zu erhalten,<br />

und errangen dabei neue persönliche Bestleistungen.<br />

Ihr Erfolg hatte sich bei den Grand<br />

Prix schon angebahnt, den dort hatten sie bei<br />

der NHK Trophy den fünften und beim Rostelecom<br />

Cup einen starken vierten Rang belegt. Lu<br />

und Mitrofanov zeigten sich sehr glücklich nach<br />

den drei starken Wettkämpfen innerhalb eines<br />

Monats und erzählten, dass sie sich nun sehr<br />

motiviert und voller Selbstbewusstsein auf die<br />

US-Meisterschaften vorbereiten würden. Den<br />

USA stehen im Paarlaufen zwei Startplätze bei<br />

den Olympischen Spielen zur Verfügung. Lu und<br />

Mitrofanov waren zu Beginn der Saison wohl bei<br />

den wenigsten als ernstzunehmende Konkurrenten<br />

für einen dieser beiden Plätze auf dem<br />

Schirm. Aber sie konnten in Zagreb die direkten<br />

Konkurrenten Alexa Knierim und Brandon Frazier<br />

- Platz 5 nach einem schweren Sturz von Knierim<br />

in der Kür - und Jessica Calalang und Brian<br />

Johnson - Platz 6 - deutlich hinter sich lassen.<br />

Das vierte amerikanischen Paar, das um einen<br />

Platz in Peking kämpft, Ashley Cain-Gribble und<br />

Timothy Leduc, war in Kroatien nicht am Start.<br />

Bei den kanadischen Teams scheint sich das neu<br />

gebildete Duo Vanessa James und Eric Radford<br />

deutlich an die Spitze der internen Konkurrenz<br />

zu setzen. Obwohl das KP nach eigenen Aussagen<br />

sehr enttäuschend war und der Twist komplett<br />

misslang, kamen sie in der Kür eindrucksvoll<br />

zurück. Sie stellten eine neue persönliche<br />

Bestleistung von 130,83 Punkten auf und gewannen<br />

die Kür. Insgesamt reichte es mit 187,57<br />

Punkten für den vierten Gesamtrang, deutlich<br />

vor ihren kanadischen Teamkollegen Kirsten<br />

Moore-Towers und Michael Marinaro (Rang 8)<br />

sowie Evelyn Walsh und Trennt Michaud (Rang<br />

9). Im Gespräch mit der <strong>Pirouette</strong> stellten James<br />

und Radford klar, dass sie noch deutlich weiter<br />

nach oben wollen: „Wir sind stolz auf unsere<br />

Leistung heute, auch in der Kür sind die Punkte<br />

jedoch noch nicht dort, wo wir hinstreben. Jedoch<br />

haben wir uns von Wettbewerb zu Wettbewerb<br />

gesteigert und das ist für uns als neues<br />

Team sehr wichtig“, resümierte James. Radford<br />

ergänzte, dass sich das Paar nicht viel um die<br />

kanadische Konkurrenz kümmere: „Wir konzentrieren<br />

uns ganz auf uns. Außerdem wollen wir<br />

mit den Besten der Welt mitlaufen. Das sind<br />

momentan die russischen und chinesischen<br />

Paare. An denen orientieren wir uns.“<br />

Auch Georgien hat zwei starke Paare, die sich<br />

um einen Olympia-Startplatz streiten. Das<br />

ganz junge Team Karina Safina und Luka Berulava<br />

hatte der Nation bei der Nebelhorn Trophy<br />

diesen Startplatz gesichert. In Sisak, in direkter<br />

Konkurrenz mit dem anderen starken georgischen<br />

Team Anastasiia Metelkina und Daniil<br />

Parkman, verloren die Teenager jedoch in der<br />

Kür die Nerven und rutschten nach der Führung<br />

im KP auf den 7. Gesamtrang ab. Metelkina<br />

und Parkman hatten die Olympiaqualifikation<br />

bei der letzten WM knapp verpasst und<br />

setzten hier durch den Gewinn der Silbermedaille<br />

und neuen persönlichen Bestleistungen<br />

(189,60 Punkte) ein Ausrufezeichen. Die Bronzemedaille<br />

ging an das russische Team Iuliia<br />

Artemeva und Mikhail Nazarychev (189,29<br />

Punkte). Auch im Grand Prix hatte das junge<br />

Paar bereits auf sich aufmerksam gemacht und<br />

den Einzug in das abgesagte Grand Prix Finale<br />

nur knapp verpasst. Außerdem debütierte der<br />

australische Juniorenweltmeister von 2<strong>01</strong>7,<br />

Harley Windsor mit seiner neuen Partnerin<br />

Audrey Lu und<br />

Misha Mitrofanov<br />

Fotos: Croskate


Maria Chernyshova. Windsor ist also dem Sport<br />

erhalten geblieben und nun mit einer neuen<br />

Partnerin zu sehen, auch wenn in Sisak nur der<br />

15. Gesamtrang herauskam.<br />

Sieg von Gubanova<br />

Anastasiia Gubanova<br />

mit Trainerin<br />

Olga Glinka<br />

Foto: Dombrowski<br />

In der Frauenkonkurrenz setzte sich wenig überraschend<br />

Anastasiia Gubanova durch. Die gebürtige<br />

Russin, die nach wie vor in ihrer Heimatstadt<br />

St. Petersburg bei Evgeni Rukavitsin<br />

trainiert, ist die Silbermedaillengewinnerin des<br />

Juniorenfinales von 2<strong>01</strong>6 für Russland. Zuletzt<br />

war sie auf Grund der starken internen Konkurrenz<br />

jedoch international nicht mehr zum Zug<br />

gekommen. Seit dieser Saison startet sie für Georgien<br />

und zeigte sich sehr glücklich über ihren<br />

ersten Sieg bei einem Challenger Wettbewerb.<br />

Mit ihrer Leistung in der Kür war sie jedoch<br />

nicht zufrieden. 184,29 Gesamtpunkte reichten<br />

jedoch zum Sieg in einer eher schwachen Frauenkonkurrenz<br />

vor Amber Glenn (USA), (183,36<br />

Punkte) und der aufstrebenden Estin Niina<br />

Petrökina (182,57). Insgesamt waren drei Amerikanerinnen<br />

in Kroatien am Start: Glenn, sowie<br />

Gabriella Izzo und Hanna Harrell. Keine der drei<br />

konnte den Wettbewerb für sich nutzen, um<br />

sich für einen der drei Olympiastartplätze ernsthaft<br />

ins Gespräch zu bringen. Glenn riskierte im<br />

KP den 3A, der jedoch unterdreht war. In der<br />

Kür ließ sie das Element weg und ihre Darbietung<br />

war von vielen kleinen Fehlern geprägt,<br />

auch Izzo (Rang 4) und Harrell (Rang 7) patzten<br />

mehrfach in der Kür.<br />

Zwischen vielen betrübten Gesichtern nach der<br />

Kür waren zumindest zwei strahlende zu finden:<br />

Die Französin Maia Mazzara verbesserte sich<br />

durch eine schöne und saubere Kür vom 13.<br />

Rang nach dem KP auf den sechsten Platz. Niina<br />

Petrokina holte nach Bronze in Graz und Silber<br />

in Warschau nun in Sisak ihre dritte Challenger<br />

Medaille und kann definitiv als eines der<br />

frischen Gesichter der Saison bezeichnet werden.<br />

„Ich bin so glücklich mit meinen Resultaten<br />

in der Saison bislang“, freute sich die neue estnische<br />

Meisterin und präsentierte ganz stolz ihr<br />

neues Kürkleid. Petrokina freute sich auf die EM<br />

in ihrer Heimatstadt Tallinn.<br />

Klarer Sieg für Eistänzer<br />

Hawayek und Baker<br />

Kaitlin Hawayek und Jean-Luc Baker aus den<br />

USA überstrahlten die Eistanzkonkurrenz. Nachdem<br />

sie im Rhythmustanz noch knapp hinter ihren<br />

Trainingskollegen Allison Reed und Saulius<br />

Ambrulevicius aus Litauen gelegen hatten, setzten<br />

sie sich in der Kür überlegen an die Spitze<br />

und gewannen den Wettbewerb mit 191,32<br />

Punkten. Beide Paare, die an der berühmten Ice<br />

Academy of Montréal trainieren, konnten erst<br />

spät in die Saison starten. Bei Reed und Ambrulevicius<br />

hatte das an Reisebeschränkungen gelegen<br />

(siehe Interview Seite 6), Hawayek hatte<br />

eine Gehirnerschütterung zurückgeworfen.<br />

Umso glücklicher sind die Sportler, nun wieder<br />

angreifen zu dürfen. Hawayek und Baker erzählten,<br />

wie viel ihnen eine Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen bedeuten würde und wie besonders<br />

nahe ihnen ihre Kür zu Melodien von<br />

Frédéric Chopin geht. Reed und Ambrulevicius<br />

unterlief bei einer Hebung gegen Ende ihres<br />

Programms ein Fehler, ihr Vorsprung rettete die<br />

beiden jedoch auf den Silberrang mit 180,15<br />

Punkten vor dem jungen russischen Paar Elizaveta<br />

Shanaeva und Devid Naryzhnyy (177,83).<br />

In Jubelstürme brach das lettische Paar Aurelija<br />

Ipolito und Luke Russell nach ihrer Kür aus. Mit<br />

ihren 48,75 technischen Punkten übertrafen sie<br />

die WM-Mindestnorm von 47 Zählern, die sie<br />

im Rhythmustanz schon beim Volvo Cup erreicht<br />

hatten, und dürfen im März in Montpellier<br />

an den Start gehen (Platz 10).<br />

Überraschungen bei den Männern<br />

Der Männerwettbewerb brachte einige Überraschungen<br />

mit sich. So sucht man in den vorderen<br />

Rängen vergeblich nach Rostelecom Cup-<br />

Sieger Morisi Kvitelashvili aus Georgien oder Kevin<br />

Aymoz aus Frankreich. Für beide verlief das<br />

Kurzprogramm desaströs, Kvitelashvili stürzte<br />

dreimal und fand sich auf dem 22. Zwischenrang<br />

wieder. Für Aymoz, der immer noch an den Folgen<br />

einer Verletzung aus dem Spätsommer leidet,<br />

lief es nicht viel besser. Immerhin konnten<br />

sich beide Sportler mit einer respektablen Kür<br />

noch auf die Ränge 8 und 7 emporarbeiten.<br />

Kaitlin Hawayek und<br />

Jean-Luc Baker<br />

Keegan Messing<br />

Keegan Messing aus Kanada unterstrich seine<br />

Position als kanadische Nummer 1. Er landete<br />

insgesamt drei 4T und gewann Gold mit 255,07<br />

Punkten knapp vor Andrei Mozalev aus Russland,<br />

dem Juniorenweltmeister von 2020. Wie schon<br />

beim Grand Prix in Grenoble zeigte Mozalev eine<br />

sehr starke Kür nach einem durchwachsenen KP.<br />

Jimmy Ma aus den USA freute sich über eine<br />

sehr starke Leistung in der Kür. Mit 250,97 Zählern<br />

gewann er Bronze, mit zwei sauberen 4T,<br />

zwei 3A und neuen persönlichen Bestleistungen<br />

für die Kür und insgesamt. Ma zeigte sich nach<br />

seinem Erfolg sehr fokussiert auf kommende<br />

Wettbewerbe. Er hoffte, mit dem Erfolg in Zagreb<br />

ein Zeichen gesetzt zu haben, dass er für größere<br />

internationale Wettbewerbe wie die Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

eine gute Option darstellt.<br />

Deniss Vasiljevs aus Lettland scheiterte zum<br />

vierten Mal in Folge in dieser Saison um Haaresbreite<br />

am Treppchen. Vier vierte Plätze verbuchte<br />

der Schützling von Doppelweltmeister<br />

Stéphane Lambiel in dieser Saison. In Kroatien<br />

fehlten 0,9 Punkte zur Medaille. Er war dennoch<br />

sehr zufrieden, auch er stellte in der Kür<br />

eine neue persönliche Bestleistung auf, nachdem<br />

ihm in beiden Wettbewerbsteilen alle<br />

Sprünge bis auf den 4S sauber geglückt waren.<br />

Auch Aleksandr Selevko aus Estland zeigte sich<br />

stark wie nie. Er landete mit 238,42 Punkten<br />

auf dem fünften Gesamtrang - ein Ergebnis,<br />

das er gut brauchen kann, da der 16-jährige<br />

Arlet Levandi durch gute internationale Resultate<br />

zuletzt ein nationaler Rivale geworden ist.<br />

Auch die Israelis nutzten die Golden Spin als<br />

internen Wettbewerb, bei dem sich Altmeister<br />

Alexei Bychenko mit dem 13. Gesamtrang gegen<br />

Mark Gorodnitsky (Platz 15) und Daniel<br />

Samohin (Platz 23) durchsetzte. Obwohl Bychenko<br />

am folgenden Wochenende die israelische<br />

Meisterschaft gegen Gorodnitsky verlor,<br />

bestätigte der israelische Verband bereits, dass<br />

Bychenko sein Land in Peking vertreten wird.<br />

Abgerundet wurde die Golden Spin durch eine<br />

Gala am Samstagabend. Im Gegensatz zu einigen<br />

Wettbewerbsteilen blieb bei dieser Veranstaltung<br />

fast kein Platz frei und die eisigen<br />

Temperaturen wurden durch eine hervorragende<br />

Stimmung fast vergessen.<br />

•••<br />

25<br />

Golden Spin<br />

Challenger


26<br />

Weitere Wettbewerbe<br />

Open Andorra<br />

Es ist erstaunlich, dass ein so kleiner Staat wie das katalanisch-sprachige Fürstentum<br />

Andorra (77.000 Einwohner, also so viele wie zum Beispiel Viersen oder Bamberg) mit<br />

einer einzigen Eishalle in einem Multi-Sportzentrum in der 1.500 Meter hoch gelegenen<br />

Kleinstadt Canillo jedes Jahr einen internationalen Eiskunstlauf-Wettbewerb<br />

durchführt und im Jahr 2005 sogar einmal einen Junioren Grand Prix. Damals war die<br />

<strong>Pirouette</strong> dabei, der Autor flog nach Barcelona und fuhr von dort drei Stunden mit dem<br />

Bus in die Pyrenäen. Zu berichten gab es unter anderem über die späteren Olympiasiegerpaare<br />

Tessa Virtue & Scott Moir (1. im Jahr 2005), Meryl Davis & Charlie White (2.)<br />

sowie den späteren Europameister Florent Amodio (11.).<br />

Tomas-Llorenc<br />

Guarino<br />

Foto: Höppner<br />

Neue Anschrif t!<br />

Die beste Leistung Ende <strong>No</strong>vember 2021 präsentierten<br />

die britischen WM-Siebten Lilah & Lewis<br />

Gibson im Eistanzen und siegten mit 190 Punkten,<br />

obwohl sie im Rhythmustanz für die drei<br />

Schrittfolgen nur Level 2 erhielten. In der Kür<br />

konnten sie aber glänzen, erhielten überwiegend<br />

Elementebewertungen von +3 und +4 und Komponenten<br />

von etwa 8,6. Silber gewannen Katharina<br />

Müller & Tim Dieck aus Dortmund mit 172<br />

Gesamtpunkten, fünf guten Elementen im fehlerfreien<br />

Rhythmustanz und einer Kür mit vielen<br />

+2-Bewertungen, aber einer Unsicherheit bei der<br />

Choreo-Hebung sowie Komponenten von<br />

7,3. Bronze mit 168 Zählern ging an die<br />

Franzosen Loicia Demougeot & Théo Le Mercier,<br />

die beim Grand Prix in Grenoble Neunte geworden<br />

waren. Sechste mit 141 Punkten wurden<br />

die Oberstdorfer Lara Luft & Maximilian Pfisterer,<br />

Neunte mit 132 Zählern die Dortmunder Victoria<br />

Lopusova & Asaf Kazimov. Platz 11 bei den Eistanz-Junioren<br />

mit 105 Punkten belegten die<br />

Oberstdorfer Milla Ruud Reitan & Nikita Remeshevskiy.<br />

Im Nachwuchs-Wettbewerb kamen ihre<br />

Trainingskameraden Mia Lee Mayer & Tobias Huber<br />

aus Oberstdorf auf Rang 2 mit 104 Zählern.<br />

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Bei den Männern gewann mit 219 Punkten in<br />

der Meisterklasse Tomas-Llorenc Guarino aus<br />

Spanien, der bei Lorenzo Magri in Egna trainiert.<br />

Im fehlerfreien KP landete er 3A, 3F-3T und 3L,<br />

alles in guter Qualität. Auch in der Kür machte<br />

er keinen größeren Fehler, sondern präsentierte<br />

acht Dreifache. Seine Gestaltung ist allerdings<br />

noch ausbaufähig. Bei der Nebelhorn Trophy<br />

hatte er mit 187 Punkten keinen Startplatz für<br />

die Olympischen Spiele geholt (siebter Ersatz),<br />

mit 219 Punkten wie jetzt in Andorra hätte es<br />

gereicht, aber die beiden Wertungen sind natürlich<br />

nicht miteinander vergleichbar. Silber mit<br />

199 Punkten ging an den Österreicher Luc Maierhofer<br />

aus derselben Schule, auch er mit zwei<br />

fehlerlosen Programmen, aber jeweils nur 2A<br />

und sechs Dreifachen in der Kür. Bronze holte<br />

der Spanier Pablo Garcia mit 175 Zählern. Auf<br />

Platz 5 mit 159 Punkten kam Denis Gurdzhi,<br />

auch er trainiert in Egna. Im KP zu „In This Shirt“<br />

von der britischen Band The Irrepressibles war<br />

der immerhin versuchte 3F umgestiegen und die<br />

Kombination nur 3R-2T. In der ebenfalls sturzfreien<br />

Kür zu „Someone You Loved“ von Marc<br />

Lewis gelangen vier Dreifache gut, aber zwei unsauber<br />

und den Lutz hatte er noch nicht im Programm.<br />

Louis Weissert aus Dortmund kam auf<br />

Platz 8 mit 137 Punkten, 36 weniger als beim<br />

Junioren Grand Prix in Linz sechs Wochen zuvor.<br />

Im KP riss er den Axel auf, der wohl dreifach geplant<br />

war, seine Kombination glückte nur 3T-2T<br />

und der 3F war unsauber. In der Kür misslangen<br />

die beiden einzigen dreifach gezeigten Sprünge,<br />

drei andere waren dagegen nur einfach. In der<br />

Juniorenkonkurrenz kam der Österreicher Tobia<br />

Oellerer mit mickrigen 108 Zählern auf Platz 5.<br />

Siegerin der Meisterklasse wurde die Finnin<br />

Emmi Peltonen mit 163 Punkten. <strong>Pirouette</strong>n und<br />

Schrittfolge im fehlerlosen KP waren<br />

Anzeige<br />

sehr überzeugend, die Kombination<br />

3L-2T und der 3R sauber. Zu Beginn<br />

der Kür glückten zwei 3L, aber später<br />

waren drei Sprünge aufgerissen und<br />

beinahe gestürzt. Auf Platz 2 landete<br />

die <strong>No</strong>rwegerin Linnea Kilsand mit<br />

140 Zählern, auf 3 ihre Teamkameradin<br />

Frida Berge mit 132 Punkten.<br />

Paarlaufkonkurrenzen gab es nicht.<br />

Nikolaus Cup in Budapest<br />

Zum 15. Mal fand in Budapest Anfang Dezember der Santa Claus Cup statt.<br />

Die wohl beste Leistung der gesamten Tage zeigten<br />

die russischen Eistanzsieger Anastasiia<br />

Skoptcova & Kirill Aleshin mit 199 Punkten. Im<br />

Rhythmustanz erhielten die Längsschrittfolge<br />

Level 3, die anderen vier Elemente Level 4 und<br />

alle glückten in sehr guter Qualität. Auch die<br />

Kür gelang ausgezeichnet, mit Level 4 für alle<br />

Level-Elemente. Silber gewannen die Ungarn<br />

Mariia Ignateva & Danijil Szemko mit 177 Zählern,<br />

Bronze mit 172 Punkten die Australier Holly<br />

Harris & Jason Chan. In der Juniorenkonkurrenz<br />

der Eistänzer landeten die Berliner Karla<br />

Maria Karl & Kai Hoferichter wenige Tage vor<br />

den Deutschen Juniorenmeisterschaften auf dem<br />

siebten Rang mit 112 Punkten, direkt hinter den<br />

Schweizern Elma Bacsa & Cristian Murer (113)<br />

und vor den zweiten Schweizern Taneya Nüesch<br />

& Maxim Kobelt (111). Im Nachwuchswettbewerb<br />

kamen die Berliner Alexia Kruk & Jan Eisenhaber<br />

auf Platz 4 mit 105 Punkten.<br />

Gewinnerin wurde die für Aserbaidschan startende<br />

Ekaterina Ryabova mit 187 Punkten. Ihr KP<br />

war mit 3L-3T-Kombination, 3F und 2A fehlerfrei,<br />

auch in der Kür erhielten die sechs Dreifachen<br />

ausnahmslos Pluspunkte, nur ein 2A war unsauber.<br />

Auf den Plätzen 2 und 3 landeten die Ungarinnen<br />

Regina Schermann (162 Zähler) und Julia<br />

Lang (153). Den Juniorenwettbewerb mit 42 Teilnehmerinnen<br />

gewann die vielversprechende Belgierin<br />

Nina Pinzarrone mit 171 Punkten vor der<br />

nicht weniger ambitionierten Schweizerin Kimmy<br />

Repond (170). Letztere präsentierte ein fehlerfreies<br />

KP mit 3L-3T und eine Kür mit sechs sauberen<br />

Dreifachen sowie einem unterdrehten 3S.<br />

Bei den Männern hatte der Italiener Nikolaj Memola<br />

die Nase mit 228 Punkten vorne. Sein KP<br />

enthielt 3A, 3F und 3L-3T, alles in guter Qualität.<br />

Seine Kür enthielt acht Dreifache, darunter sieben<br />

saubere und einen leicht verwackelten zweiten<br />

3A. Zweiter wurde der Russe Artem Kovalev<br />

mit 203 Zählern, Dritter mit 194 Punkten der<br />

Slowake Adam Hagara und Neunter mit 130<br />

Zählern der Österreicher Valentin Eisenbauer. Bei<br />

den Junioren belegte der Schweizer Taigo Thomas<br />

Sakai Rang 8 (132 Pkt.) Klaus-Reinhold Kany


Französische Meisterschaften<br />

Die französischen Meisterschaften (wieder mit Curling, Short Track und Eisballett) fanden<br />

erstmals in der recht neuen Eishalle namens ArenIce in Cergy-Pontoise statt, die<br />

von Paris aus in 45 S-Bahnminuten Richtung <strong>No</strong>rdwest erreichbar ist. Die Halle mit<br />

etwa 3.000 Zuschauerplätzen wäre auch für einen Grand Prix gut geeignet und liegt<br />

auch nicht sehr weit vom Pariser Flughafen.<br />

Die großen Stars Gabriella Papadakis &<br />

Guil laume Cizeron wurden mit 226 Punkten natürlich<br />

überlegene Tanzmeister und erhielten<br />

überwiegend +5 für die Elemente und 10,0 für<br />

die Komponenten. Nur beim zweiten der drei<br />

Twizzle-Teile in der Kür leistete sich Papadakis<br />

einen kleinen Sturz, war aber sofort wieder im<br />

Rhythmus der hier und da nach den Grand Prix<br />

veränderten Kür. Besser hier als bei Olympia, war<br />

der allgemeine Tenor. Zweite wurden Evgenia<br />

Lopareva & Geoffrey Brissaud aus der Tanzschule<br />

von Roxane Petetin und Fabian Bourzat in Lyon<br />

mit 195 Punkten, die ebenfalls für die EM nominiert<br />

wurden. Bei ihnen dominierten im Rhythmustanz<br />

Level 3 und in beiden Programmen Elementebewertungen<br />

von +3. Auf Platz 3 mit 176<br />

Zählern kamen die Aufsteiger Loicia Demougeot<br />

& Théo Le Mercier aus Villard de Lans, vor ihren<br />

Trainingskameraden Marie Dupayage & Thomas<br />

Nabais (174). Kurz vor den Meisterschaften ihre<br />

Karriere beendet haben (nach Adelina Galyavieva<br />

& Louis Tauron im Herbst) Julia Wagret & Pierre<br />

Souquet-Basiège. Ohne Chance auf Olympia waren<br />

auch sie nicht mehr motiviert, aber er sucht<br />

eine neue Partnerin.<br />

Kevin Aymoz wurde mit 277 Punkten Meister. Im<br />

KP zu „A Question of You“ von Prince stand er<br />

einen etwas unterdrehten 4T, stürzte aber beim<br />

4S und hatte daher keine Kombination. Aber die<br />

anderen fünf Elemente im KP gelangen sehr gut.<br />

Seine fehlerfreie Kür zu „Outro“ von der französischen<br />

Elektronik-Musikgruppe M83 mit Komponenten<br />

von 9,3 war eine der besten seiner<br />

Karriere mit 4T-3T, 4T, 3A-2T, 3A und vier weiteren<br />

Dreifachen. Der zweite 3S erhielt jedoch keine<br />

Punkte, weil er vorher schon 4T und 3A wiederholt<br />

hatte. Die ausgeflippten Schrittfolgen<br />

erhielten überwiegend +5. Bei der EM in Tallinn<br />

hat Frankreich nur einen Startplatz. Zweiter<br />

wurde Adam Siao Him Fa mit 257 Zählern, dem<br />

im KP 4T-3T und 4S gelangen, aber eine <strong>Pirouette</strong><br />

misslang. In der Kür stürzte er beim 3A und<br />

riss anschließend den Salchow auf. Vieles andere<br />

war gut, aber vor allem stilistisch kann er nicht<br />

mit Aymoz mithalten. Dritter wurde Luc Economides<br />

mit 229 Zählern, der Romain Ponsart<br />

(228) bei dessen letzter Meisterschaft knapp<br />

schlagen konnte. Auf Platz 5 mit 188 Punkten<br />

kam der Monegasse Davide Lewton Brain, der<br />

immer in Frankreich mitlaufen darf, vor sieben<br />

weiteren Franzosen mit mehr als 172 Punkten.<br />

Spanische Meisterschaften<br />

Die spanischen Meisterschaften fanden in diesem Jahr im 13.000 Einwohner-Städtchen<br />

Jaca auf 800 Meter Höhe am Südwestrand der Pyrenäen statt. Dieser Ort hat sich schon<br />

viermal vergeblich um Olympische Winterspiele bemüht und besitzt seit Jahrzehnten<br />

eine im Jahr 2007 komplett erneuerte Eishalle, in der schon renommierte Trainer ein<br />

Sommerlager abgehalten und in den 1990er Jahren Profi-WMs stattgefunden haben.<br />

Spannend war die Leistung der beiden erstklassigen<br />

Eistanzpaare um den einen Olympiastartplatz.<br />

Spanische Meister mit 204,47 Punkten<br />

wurde das in Montreal trainierende Duo Olivia<br />

Smart & Adria Diaz. Im Rhythmustanz zu „Proud<br />

Mary“ von Tina Turner betrug ihr Vorsprung<br />

nach fünf sehr guten Elementen knappe 0,8<br />

Punkte. Denn sie erhielten für diese von den<br />

fünf Preisrichtern, darunter auch den nicht-spanischen<br />

„neutralen“ Stefan Grampelhuber aus<br />

Österreicher und Christopher Buchanan aus<br />

Großbritannien, etwas mehr Pluspunkte. In der<br />

ebenfalls fehlerlosen Kür erhielten sie für die<br />

Elemente viele +4 und sogar mehrere +5, auch<br />

die Komponenten lagen mit etwa 8,9 deutlich<br />

höher. Sara Hurtado & Kirill Khaliavin, die in<br />

Moskau bei Alexander Zhulin trainieren, kamen<br />

auf Rang zwei mit 194,35 Zählern und präsen-<br />

Eigentlich wollte Maé-Bérénice Méité nach ihrem<br />

Achillessehnenriss vom März wieder an den<br />

Start gehen, aber sie war noch nicht fit genug.<br />

Daher errang Brian Joubert-Schülerin Léa Serna<br />

mit 181 Punkten den Meistertitel, nach relativ<br />

gutem KP mit 3L-2T und knappem 3F sowie einer<br />

Kür mit nur vier sauberen und einem umgestiegenen<br />

Dreifachen. Platz 2 und 3 belegten<br />

Lorine Schild (171) und Lola Ghozali (159), beitierten<br />

zu Blues und Hip Hop von Beyoncé<br />

ebenfalls einen fehlerlosen Rhythmustanz. Auch<br />

ihre Kür zu Musik von Led Zeppelin war ohne<br />

Makel, aber bei ihnen dominierten Bewertungen<br />

von +3 für die Elemente und ihre Komponenten<br />

lagen nur bei 8,6. Zusammen mit der Finlandia<br />

Trophy (0,25 Punkte mehr für Smart & Diaz) haben<br />

Smart & Diaz einen Vorsprung von 8,37<br />

Punkten. Bei der EM in Tallinn treffen beide<br />

Paare zum dritten Mal in dieser Saison aufeinander.<br />

Die dort erzielten Punkte werden hinzugezählt<br />

und das dann insgesamt punktbessere<br />

Paar wird für Peking nominiert.<br />

de bisher wenig herausragende Talente aus<br />

Reims, dahinter landete Maia Mazzara (151).<br />

Als neue Paarlaufmeister krönte man Camille &<br />

Pavel Kovalev mit 157 Punkten. Aber drei unsaubere<br />

Elemente im KP und drei Fehler in der<br />

Kür trübten den Eindruck. Dahinter landeten<br />

Coline Keriven & <strong>No</strong>el-Antoine Pierre mit 144<br />

Zählern und ebenfalls je drei Patzern, aber beide<br />

Paare dürfen zur EM. Nach dem Karriereende<br />

von Cléo Hamon wegen Burnout sucht Ex-Partner<br />

Denys Strekalin eine neue Partnerin. Synchronmeister<br />

gab es nicht, weil die Zoulous mit<br />

16 Läuferinnen wegen Corona kaum trainieren<br />

durften. Das Team Les Jeanne d’Arc aus Rouen<br />

in dem eventuellen zukünftigen Format mit nur<br />

12 Läuferinnen gewann dagegen im Alleingang.<br />

Kevin Aymoz<br />

Foto: Höppner<br />

Überlegener Meister der sechs Männer mit 215<br />

Punkten wurde Tomas Llorenc Guarino, der im<br />

italienischen Egna trainiert. Sein KP enthielt vier<br />

Dreifache, der 3F war allerdings umgestiegen. <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schrittfolge wurden mit Level 4<br />

bewertet. In der Kür präsentierte er sechs saubere<br />

Dreifache, darunter einen 3A, und zwei umgestiegene.<br />

Zweiter mit 176 Zählern wurde Pablo<br />

Garcia, Dritter mit 152 Iker Oyarzabal Albas.<br />

Schwach war die Frauenkonkurrenz, in der Marian<br />

Millares mit mickrigen 105 Punkten Meisterin<br />

wurde. Die Paarlaufkonkurrenz gewannen Dorota<br />

Broda & Pedro Betegon mit 152 Punkten im Alleingang<br />

und mit mehreren Unsicherheiten. Das<br />

neue, bessere spanische Paar Laura Barquero &<br />

der Italiener Marco Zandron, das bei der Nebelhorn<br />

Trophy einen olympischen Startplatz für<br />

Spanien geholt hatte, konnte wegen einer Schulterzerrung<br />

von Zandron nicht starten, wie Co-<br />

Trainerin Franca Bianconi der <strong>Pirouette</strong> schrieb.<br />

Sie wollten keine Verschlimmerung riskieren,<br />

aber bis zur EM und den Olympischen Spielen<br />

(Zandron hat inzwischen die spanische Staatsbürgerschaft)<br />

seien sie wieder fit. Beide Paare<br />

trainieren in Bergamo. Synchronmeister wurde<br />

das Team Fusion mit 114 Punkten. Bei den Junioren-<br />

und Nachwuchswettbewerben ragte niemand<br />

heraus, aber in jeder der zehn Kategorien<br />

gab es Läufer/innen. Klaus-Reinhold Kany<br />

27<br />

Nationale Meisterschaften


28<br />

Russische Meisterschaften<br />

Der goldene Glanz der Winternächte<br />

von St. Petersburg<br />

Hohes Niveau bei den russischen Titelkämpfen<br />

mit drei neuen Meistern · Ein Bericht von Tatjana Flade<br />

Die Russischen Meisterschaften bewiesen<br />

einmal mehr eindrucksvoll,<br />

wie Russland dem Rest der Eiskunstlauf-Welt<br />

zumindest bei den Damen<br />

und Paaren enteilt ist. Jedes Jahr denkt<br />

man, noch besser kann es eigentlich<br />

nicht werden, aber dann setzen die<br />

Sportlerinnen noch einen drauf. St. Petersburg<br />

richtete zum wiederholten<br />

Male die Russischen Meisterschaften in<br />

der Olympiasaison aus und die Bedingungen<br />

waren exzellent. Die letzte Entscheidung<br />

über das Olympiateam ist<br />

noch nicht gefallen, aber grundsätzlich<br />

sind die Gold- und SilbermedaillengewinnerInnen<br />

qualifiziert, während der<br />

dritte Startplatz aufgrund anderer Kriterien<br />

vergeben werden kann. Der<br />

Druck ist angesichts der starken Konkurrenz<br />

immer groß, aber diesmal war<br />

er noch größer. Die Zuschauer konnten<br />

das Spektakel vor Ort, via Fernsehen<br />

oder Internet (der Erste Kanal bot wieder<br />

einen Livestream mit englischem<br />

Kommentar von Ted Barton an) verfolgen.<br />

Eigentlich hieß es, dass die Halle<br />

wegen anhaltender Corona-Beschränkungen<br />

nicht voll besetzt werden dürfe,<br />

aber bei der Kür der Damen sah man<br />

kaum freie Plätze.<br />

Frauen | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Kamila Valieva 1 1 283.48<br />

2 Alexandra Trusova 5 2 248.65<br />

3 Anna Shcherbakova 2 4 239.56<br />

4 Adeliia Petrosian 6 3 233.97<br />

5 Sofia Samodelkina 4 5 233.09<br />

6 Sofia Muravieva 3 7 230.31<br />

7 Elizaveta Tuktamysheva 7 6 224.40<br />

8 Maiia Khromykh 9 8 217.18<br />

9 Kseniia Sinitsyna 8 9 204.61<br />

10 Veronika Yametova 15 10 191.37<br />

11 Sofia Samodurova 11 14 184.26<br />

12 Anastasia Zinina 10 15 181.45<br />

13 Valeriia Shulskaia 13 11 180.92<br />

14 Anastasia Morozova 12 12 180.57<br />

15 Ksenia Gushchina 18 13 171.62<br />

16 Polina Sviridenko 16 16 166.02<br />

17 Arina Onishchenko 17 17 163.56<br />

18 Veronika Peterimova 14 18 155.40<br />

Kamila Valieva, wer sonst<br />

Kamila Valievas Höhenflug hielt auch in St. Petersburg<br />

an (siehe Porträt Seite 7). Die 15-Jährige<br />

schwebte mit zwei perfekten Programmen<br />

zum Titel – selbstverständlich mit 3A im KP<br />

und 3A, 4S, 4T-3T und 4T-Euler-3S in der Kür. Bei<br />

ihr sieht das so mühelos aus, dass alle anderen<br />

nur mit Staunen zuschauen können. Nicht umsonst<br />

sagte Trainerin Eteri Tutberidze einmal über<br />

Valieva, sie sei die talentierteste Läuferin, die sie<br />

bisher hatte. Bei der Pressekonferenz sorgte die<br />

neue Russische Meisterin für Lacher bei den<br />

Journalisten und den Teamkameradinnen, als sie<br />

meinte, sie fühle sich noch nicht in bester Form.<br />

Kamila Valieva<br />

»„Ich bin sehr froh, dass ich mich<br />

«<br />

zusammenreißen<br />

konnte, auch wenn ich ein bisschen<br />

gezittert habe. Ich habe fast das Maximum<br />

gezeigt. Ich würde nicht sagen, dass ich in<br />

Bestform bin, mehr so zwischen mittlerer<br />

und guter Form. Im Training kann ich noch<br />

besser laufen. Jetzt mache ich eine kurze<br />

Pause, kann mich ein wenig ausruhen und<br />

neue Energie schöpfen. Ich wäre über Neujahr<br />

gern in meine Heimatstadt Kazan zu<br />

meiner Familie gefahren, aber ich bleibe lieber<br />

mit meiner Mutter in Moskau.“<br />

Alexandra Trusova stürzte beim unterdrehten<br />

3A im KP und war zunächst Fünfte. In der dynamischen<br />

Kür zu „Cruella“ begann sie mit einem<br />

4F, stürzte aber beim 4T. 4L-3T und 4L-Euler-3S<br />

gelangen ihr dagegen wieder ebenso wie<br />

die dreifachen Sprünge. Auf eine provozierende<br />

Frage eines Journalisten über Bewertungen<br />

kläffte Trusovas mitgebrachter Hund, worauf<br />

alle lachten und die Läuferin meinte, die Frage<br />

sei somit beantwortet.<br />

» «<br />

„Ich wollte noch besser sein, aber der 4T hat<br />

Alexandra Trusova<br />

nicht geklappt. Mit dem Resultat bin ich<br />

trotzdem zufrieden. Wegen meiner Fußverletzung<br />

war ich drei Wochen lang nicht auf<br />

dem Eis. Vor einem Monat habe ich langsam<br />

wieder angefangen, zunächst ohne Sprünge.“<br />

Weltmeisterin Anna Shcherbakova war nicht<br />

ganz auf der Höhe. Das KP war zwar sauber,<br />

aber nicht so mitreißend. In der Kür ging sie<br />

beim 4F zu Boden, stand sechs gute Dreifache,<br />

nur der 3R in Kombination mit dem 3L war unsauber.<br />

„Ich will eine positive Lektion mitnehmen“,<br />

kommentierte sie.<br />

Die Juniorinnen dahinter zeigten, dass die<br />

nächste Generation bereitsteht – in der kommenden<br />

Saison dürfen sie in der Meisterklasse<br />

starten. Die sehr zierliche Adeliia Petrosian<br />

überraschte mit zwei 4R – als erste Läuferin in<br />

der Welt. „Vor drei Monaten fing der vierfache<br />

Rittberger an zu klappen und da ich Probleme<br />

mit dem (vierfachen) Toeloop hatte, beschlossen<br />

wir, ihn ins Programm aufzunehmen“, sagte Petrosian,<br />

die wie die drei Medaillengewinnerinnen<br />

bei Eteri Tutberidze & Co trainiert.<br />

Sofia Samodelkina, eine Schülerin von Sergei<br />

Davydov, zeigte einen 3A im KP und riskierte<br />

drei Vierfache in der Kür, aber nur 4S-2T war<br />

einwandfrei, der 4L und der zweite 4S waren<br />

unterdreht. Sofia Muravieva aus der Schule von<br />

Evgeni Plushenko hat seit dem JGP den 3A stabil<br />

erlernt und stand insgesamt drei in fehlerlosen<br />

Programmen.<br />

Fast alle Fans jedoch haben vor allem Lisa Tuktamysheva<br />

die Daumen gedrückt. Die 25-Jährige<br />

kämpfte um wohl ihre letzte Chance auf die<br />

Olympiateilnahme und sie scheiterte an ihren<br />

Nerven im KP, als sie beim 3A stürzte. In der Kür<br />

war sie bis auf einen unterdrehten ersten 3A<br />

fehlerfrei, aber das reichte nicht, um nach vorn<br />

zu kommen. Trainer Alexei Mishin meinte zwar,<br />

dass die Aussichten seiner Schülerin angesichts<br />

der Vierfachspringerinnen von vornherein<br />

schlecht waren, aber Shcherbakova wäre schlagbar<br />

gewesen, obwohl sie über bessere läuferische<br />

Qualitäten verfügt. Tuktamysheva hätte jedoch<br />

zwei perfekte Programme gebraucht, und<br />

so blieb ihr nur der erste Ersatzplatz.<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

»„Im KP bin ich mit meinen Nerven<br />

«<br />

nicht fertig<br />

geworden, denn der Axel war gut, ich<br />

habe nur zu früh geöffnet. Ich bin schon<br />

lange nicht mehr beim Axel gestürzt. In der<br />

Kür war ich viel ruhiger. Mein Kopf war klar,<br />

mein Körper hatte mehr Selbstvertrauen. Für<br />

mich war es das Wichtigste, dass ich in der<br />

Kür die zwei (dreifachen) Axel gemacht<br />

habe. Danach habe ich mich so gefreut, dass<br />

ich fast hingefallen wäre. Ich habe alles gegeben,<br />

was ich konnte.“<br />

Maia Khromykh, eine weiter Tutberidze-Schülerin<br />

mit Vierfachen, machte ein paar Fehler, aber<br />

ein 4T-3T gelang. Kseniia Sinitsina scheiterte<br />

am 4T, und auch Anastasiia Zinina konnte keinen<br />

4T stehen. Von den 18 Läuferinnen haben<br />

also acht mindestens einen Vierfachsprung riskiert,<br />

davon haben fünf wenigstens einen sauber<br />

gestanden. Insgesamt fünf Damen hatten<br />

einen 3A im Programm und vier haben zumindest<br />

einen sauberen 3A gezeigt. Dieses Niveau<br />

gibt es nirgendwo sonst – zumal diese Mädchen<br />

und jungen Frauen nicht nur springen, sondern<br />

auch sehr gute <strong>Pirouette</strong>n und Schritte sowie<br />

interessante Programme vorweisen können.


Mishina/Galliamov erstmals Meister<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov mussten<br />

erst Weltmeister werden, bevor sie ihre erste<br />

Medaille bei der Russischen Meisterschaft gewinnen<br />

konnten, dafür war es gleich Gold. Aber<br />

ihre Trainingskameraden Alexandra Boikova/<br />

Dmitrii Kozlovskii standen ihnen in nichts nach<br />

und die zwei Paare der legendären Tamara<br />

Moskvina lieferten sich ein spektakuläres Duell<br />

auf höchstem Niveau. Beide Duos zeigten anspruchsvolle,<br />

absolut fehlerfreie Programme.<br />

Mishina/Galliamov beeindruckten mit ihrer Sicherheit<br />

und Frische, Boikova/Kozlovskii mit ihrem<br />

durchgehend hohen Tempo insbesondere in<br />

der Malaguena-Kür und der Intensität ihrer<br />

Darbietung. Mishina/Galliamov hatten am Ende<br />

die Nase vorn, weil sie ein paar Pünktchen mehr<br />

für die Technik und die Ausführung der Elemente<br />

erhielten. Für ihre 3S-Euler-3S-Kombi bekamen<br />

sie 10,33 Zähler, während Boikova/Kozlovskii<br />

für ihre 3T-2T-2T-Kombination 7,94 Zähler<br />

verbuchten.<br />

29<br />

Russische Meisterschaften<br />

Die Titelverteidiger Evgenia Tarasova/Vladimir<br />

Morozov haben zwei wunderschöne Programme<br />

zu „Experience“ von Ludovico Einaudi und<br />

„Lighthouse“ von Patrick Watson und erzählen<br />

eine echte Geschichte. Im KP ist es die des<br />

Bildhauers Pygmalion, der sich in die von ihm<br />

geschaffene Statue Galatea verliebt und die für<br />

ihn für kurze Zeit zum Leben erwacht. In der<br />

»„Es war eine gute Leistung. Insgesamt<br />

«<br />

fanden<br />

Anastasia Mishina<br />

wir die Kür etwas schwieriger als das KP, wir<br />

spürten die Verantwortung und wir wussten,<br />

dass die anderen gut gelaufen waren und<br />

hohe <strong>No</strong>ten bekommen hatten. Uns war klar,<br />

dass wir uns keinen Fehler erlauben konnten,<br />

aber es lief gut. Wir wollten aus Prinzip hier<br />

aufs Podium kommen. Das ist unsere vierte<br />

Russische Meisterschaft und bisher hatten<br />

wir noch keine Medaille gewonnen.“<br />

Kamila Valieva<br />

Fotos: Olga Timochova<br />

Kamila Valieva und Alina Zagitova, Foto: Flade<br />

»„Ich bin sehr stolz auf meine Partnerin.<br />

«<br />

Für<br />

uns ist das ein persönlicher Sieg nach einigen<br />

Schwierigkeiten. Die Russische Meisterschaft<br />

ist immer ein ganz besonderer Wettkampf.<br />

Die Konkurrenz ist wahnsinnig stark<br />

und die Atmosphäre ist speziell. Hier sind die<br />

besten Eiskunstläufer der Welt und wir haben<br />

das Recht erworben, unser Land bei den<br />

Olympischen Spielen zu vertreten.“<br />

Alexandra Trusova<br />

Dmitrii Kozlovskii<br />

Anna Shcherbakova<br />

»„Wir haben alle heute gekämpft.<br />

«<br />

Wir hatten<br />

Evgenia Tarasova<br />

unsere positiven und negativen Momente<br />

und wir kennen unsere Fehler. Für uns ist das<br />

eine Zwischenetappe und es ist wichtig, dass<br />

wir etwas Positives mitnehmen können. Bei<br />

früheren Wettbewerben hatten wir Probleme<br />

mit den Sprüngen und Würfen, aber das war<br />

diesmal besser.“


30<br />

Russische Meisterschaften<br />

Anastasia Mishina und<br />

Aleksander Galliamov<br />

Kür stellen sie zwei Spiegelbilder da, die zueinander<br />

finden. Doch das Paar machte wieder<br />

Fehler bei den Elementen, wenn es auch<br />

ohne Sturz abging. Im KP vermasselten sie<br />

den Abgang aus der Hebung, die nur den Basiswert<br />

erhielt. In der Kür wiederum wackelte<br />

er bei der 3T-Kombi und ließ den zweiten 2T<br />

weg während sie den Wurfrittberger auf zwei<br />

Füßen landete.<br />

Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin sind ebenfalls<br />

ein Spitzenpaar und hatten sich für das<br />

Finale qualifiziert. In jedem anderen Land der<br />

Welt außer China wären sie wahrscheinlich<br />

ganz vorne, aber in Russland reichte es nicht<br />

für das Podest. Die Moskauer stechen mit<br />

ihrer Originalität und vielen innovativen<br />

Zwischenelementen heraus, aber Pavliuchenko<br />

stolperte beim 3S in der Kür, während<br />

er beim 3T im KP umgestiegen war.<br />

Das junge Duo Iuliia Artemieva/Mikhail<br />

Nazarychev lief besser als in Zagreb, einziger<br />

grober Patzer war Artemievas Sturz<br />

beim 3T. Karina Akopova/Nikita Rakhmanin<br />

aus Dmitri Savins und Fedor Klimovs Schule<br />

in Sotchi lieferten dynamische und gute<br />

Programme ab. Dahinter reihten sich einige<br />

vielversprechende Juniorenpaare<br />

ein: Natalia Khabibullina/Ilia Kniazhuk<br />

riskierten 3L-Euler-3S (aber<br />

beide Sprünge bekamen ein ‘q’).<br />

Ekaterina Chikmareva/Matvei<br />

Ianchenkov und Anastasia Mukhortova/Dmitri<br />

Evgeniev bewiesen<br />

ebenfalls, wie viele Talente<br />

es im Land gibt.<br />

Paare | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Anastasia Mishina / Aleks. Galliamov 1 1 243.74<br />

2 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii 2 2 239.87<br />

3 Evgenia Tarasova / Vladimir Morozov 3 3 228.20<br />

4 Daria Pavliuchenko / Denis Khodykin 5 4 220.18<br />

5 Iuliia Artemeva / Mikhail Nazarychev 4 6 213.19<br />

6 Karina Akopova / Nikita Rakhmanin 7 5 210.77<br />

7 Natalia Khabibullina / Ilya Knyazhuk 8 9 195.86<br />

8 Ekat. Chikmareva / Matvei Ianchenkov 9 8 195.83<br />

9 Iasmina Kadyrova / Ivan Balchenko 6 10 188.90<br />

10 Anast. Mukhortova / Dmitry Evgenyev 12 7 187.94<br />

11 Ekaterina Geinish / Ilya Mironov 11 11 176.33<br />

12 Ekat. Petushkova / Evgenii Malikov 10 12 166.15<br />

Kondratiuk knapp vor Kolyada<br />

Bis vor einem Jahr, als er aus dem Nichts heraus<br />

Bronze bei der Russischen Meisterschaft gewann,<br />

kannte so gut wie niemand außerhalb<br />

Russlands Mark Kondratiuk. Die nationale WM-<br />

Ausscheidung verpatzte der Moskauer zwar,<br />

aber er wurde zur Nebelhorn Trophy geschickt<br />

und holte dort den dritten Olympiastartplatz,<br />

den er jetzt wahrscheinlich selbst nutzen darf.<br />

Der 18-Jährige lag im KP auf Rang zwei, nachdem<br />

die Kombi 4S-2T war. In der Kürwertung<br />

wurde er Dritter, weil ein 3S aus der Wertung<br />

fiel, aber er stand drei Vierfache. Insgesamt<br />

reichte es wegen der Platzverschiebungen mit<br />

0,67 Zählern Vorsprung zu Gold. Kondratiuk<br />

läuft etwas unelegant, ihm fehlen der Schliff<br />

und die Finesse eines echten Spitzenläufers,<br />

aber er geht aus sich heraus und reißt mit, insbesondere<br />

in den Schrittfolgen, sowohl im KP,<br />

als auch in der Kür zu „Jesus Christ Superstar“.<br />

Kolyada punktete mit 4S-3T und 4T im KP, doch<br />

der Axel geriet einfach, das war der fünfte Zwischenrang.<br />

Schon beim Grand Prix in Sotchi<br />

hatte Trainer Alexei Mishin gesagt, dass sie zur<br />

beliebten Nurejev-Kür zurückkehren. Die Idee<br />

hatte der gewiefte Coach von Anfang an – er<br />

wusste, dass das Programm sehr gut ankam,<br />

wollte aber vermeiden, dass sich die Leute daran<br />

sattsehen und ließ Kolyada daher die Kür zu<br />

„Schindler Liste“ einstudieren. Die war zwar<br />

ebenfalls gelungen, aber passte nicht so perfekt<br />

zu dem Läufer wie „Der weiße Rabe“. 4S und 4T-<br />

3T sowie beide 3A glückten, aber der zweite geplante<br />

4T hatte nur drei Umdrehungen. Kolyada<br />

gewann die Kürwertung dank der besten Komponenten<br />

und holte Silber, seine sechste<br />

Meisterschafts-Medaille.<br />

Andrei Mozalev stürzte beim unterdrehten 4S<br />

im KP, aber wie schon bei anderen Wettbewerben<br />

in der Saison konnte er sich in der Kür erheblich<br />

steigern und drei Vierfache stehen, ging<br />

aber bei einem 3A zu Boden. Evgeni Semenenko,<br />

wie Kolyada ein Mishin-Schüler, führte nach einem<br />

sauberen KP. In der Kür war der Druck<br />

wohl zu groß, denn ein 4T ging daneben und einen<br />

Axel riss er auf, so dass er aus dem Medaillenrängen<br />

rutschte. Petr Gumennik lieferte zwei<br />

solide Programme ohne groben Patzer ab. Alexander<br />

Samarin ging auf Risiko im KP, stand<br />

den 4L-3T, aber der 4F endete mit Sturz. In der<br />

Aleksandra Boikova<br />

und Dmitrii Kozlovskii<br />

Evgenia Tarasova und<br />

Vladimir Morozov<br />

Männer | Meisterklasse<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Mark Kondratiuk 2 3 284.37<br />

2 Mikhail Kolyada 5 1 283.70<br />

3 Andrei Mozalev 8 2 278.28<br />

4 Evgeni Semenenko 1 5 274.28<br />

5 Petr Gumennik 7 4 267.45<br />

6 Alexander Samarin 6 6 264.73<br />

7 Alexey Erokhov 4 8 261.48<br />

8 Gleb Lutfullin 11 10 251.53<br />

9 Dmitri Aliev 12 9 251.40<br />

10 Makar Ignatov 3 14 250.77<br />

11 Vladislav Dikidzhi 15 7 250.17<br />

12 Artem Kovalev 10 11 249.07<br />

13 Artur Danielian 9 12 248.35<br />

14 Ilya Yablokov 13 13 243.71<br />

15 Roman Savosin 14 16 225.40<br />

16 Kirill Sarnovskiy 16 17 221.92<br />

17 Andrei Anisimov 17 15 213.08<br />

18 Egor Rukhin 18 18 184.95


31<br />

Kür missglückte der 4L, weitere Vierfache probierte<br />

er nicht und mit seinem Stil kann er nicht<br />

viel punkten. Alexei Erokhov, der Juniorenweltmeister<br />

von 2<strong>01</strong>8, meldete sich nach einer Verletzungsserie<br />

zurück. Das KP war gut, in der Kür<br />

stand er einen 4R, machte aber auch Fehler. Europameister<br />

Dmitri Aliev ist noch nicht aus seinem<br />

wohl Long-Covid-bedingten Tief heraus,<br />

einige Sprünge misslangen und die Olympiaträume<br />

platzten.<br />

Nicht viel besser erging es Alievs Trainingskamerad<br />

Makar Ignatov, der nach dem KP mit 4R<br />

auf Rang drei lag, aber in der Kür kaum einen<br />

Sprung sauber zeigte.<br />

Russische Meisterschaften<br />

»„Damit habe ich nicht gerechnet.<br />

«<br />

Ich hatte<br />

damit gerechnet, dass ich vielleicht um einen<br />

Platz in den Top drei kämpfen kann,<br />

denn beim letzten Mal hat das geklappt. Ich<br />

wusste, es wird schwerer als letztes Jahr –<br />

mit meiner Punktzahl von vor einem Jahr<br />

wäre ich diesmal nur Achter geworden. Dass<br />

es so ausgeht, hätte ich mir in meinen<br />

kühnsten Träumen nicht vorstellen können.<br />

Ich fühle mich nicht als die neue Nummer<br />

eins im Team, die sitzt hier neben mir. Heute<br />

war ich vielleicht der Beste, aber insgesamt<br />

bin ich es nicht.“<br />

»<br />

Mikhail Kolyada<br />

„Ich habe gemischte Gefühle, nicht alles hat<br />

geklappt, aber das ist eine gute Motivation<br />

für mich. Den 4S habe ich in beiden Programmen<br />

gestanden, das war positiv. Das<br />

Ärgerlichste war, dass ich den Axel im KP<br />

aufgerissen und den Toeloop in der Kür dreifach<br />

gemacht habe. Es war nicht so einfach,<br />

wieder in die (alte) Kür reinzukommen. Zwei<br />

Wochen waren nicht so viel Zeit dafür. Jetzt<br />

werden wir weiter daran feilen, etwas hinzufügen.<br />

Das Programm sah noch nicht ganz so<br />

aus, wie ich es möchte. Ich möchte<br />

«<br />

eine etwas<br />

andere Botschaft herüberbringen, aber<br />

ich kann das nicht in Worte fassen, es<br />

kommt von innen heraus. Ein Programm ist<br />

für mich ein Gesamtkunstwerk – mit Sprüngen,<br />

<strong>Pirouette</strong>n, Schritten, Choreographie,<br />

Interpretation, Musikgefühl, Ausdruck. Die<br />

Schwierigkeit ist es, alles das zusammenzubringen<br />

und zu zeigen.“<br />

Mikhail Kolyada<br />

Mark Kondratiuk<br />

»„Es ist sehr schade, dass es so ausgegangen<br />

«<br />

Dmitri Aliev<br />

ist und ärgerlich, dass nicht nur ich darunter<br />

leide. In erster Linie ist das mein Team, das<br />

so viel in mich investiert hat, aber ich habe<br />

ihre Bemühungen nicht gerechtfertigt. Es<br />

gab schwierige Momente im Trainingsprozess,<br />

aber wir haben sie schrittweise überwunden<br />

und es kam die Stabilität. Ich<br />

möchte diese Meisterschaft aus meinem Gedächtnis<br />

löschen.“<br />

Andrei Mozalev<br />

Mark Kondratiuk<br />

Fotos: Olga Timochova


32<br />

Russische Meisterschaften<br />

Stepanova/Bukin zum Zweiten<br />

Alexandra Stepanova/Ivan Bukin konnten ihren<br />

zweiten Titelgewinn feiern und verdienten ihn<br />

sich mit sehr guten Leistungen. Sie machten keinen<br />

Fehler und erhielten gute Level für ihre Elemente.<br />

Allerdings mussten die nach dem Rhythmustanz<br />

(RD) führenden Victoria Sinitsina/Nikita<br />

Katsalapov aufgeben, da er wieder Rückenprobleme<br />

hatte und Trainer Alexander Zhulin<br />

»<br />

nichts riskieren wollte.<br />

Alexandra Stepanova<br />

„Die Emotionen der Zuschauer waren<br />

«<br />

unglaublich,<br />

lange haben wir diese Unterstützung<br />

nicht gehört. Wir sahen die Gesichter<br />

unsere Trainer, Irina Vladimirovna (Zhuk)<br />

weinte sogar vor Rührung. Unser Romeound-Julia-Programm<br />

spielt nicht mit den<br />

Preisrichtern und dem Publikum, sondern es<br />

geht tiefer.“<br />

Diana Davis/Gleb Smolkins Silbermedaille überraschte<br />

und verärgerte einige. Schnell kam die<br />

Theorie auf, dass das junge Duo nur gepusht<br />

werde, weil sie die Tochter von Tutberidze und er<br />

der Sohn eines bekannten Schauspielers ist.<br />

Doch die Schüler von Igor Shpilband haben große<br />

Fortschritte gemacht und im Herbst bessere<br />

Ergebnisse erzielt als ihre Konkurrenten, so dass<br />

Platz zwei nicht aus heiterem Himmel kam. Elizaveta<br />

Khudaiberdieva/Egor Bazin überzeugten<br />

insbesondere in der Kür und tanzten so noch<br />

vom fünften Platz zu Bronze. Der Kampf um<br />

Platz drei war spannend, denn auch Annabelle<br />

Morozov/Andrei Bagin glänzten in der Kür, während<br />

im RD ein paar Levels fehlten. Tiffani Zagorski/Jonathan<br />

Guerreiro hatten ein hartes Jahr,<br />

nachdem er erst gravierende Rückenprobleme<br />

hatte und sie dann mit einer Hirnhautentzündung<br />

im Krankenhaus landete. Im RD wurden sie<br />

Vierte, aber für die Kür war Zagorski einfach<br />

noch nicht fit genug und hatte Mühe bei einigen<br />

Elementen. Sie war so erschöpft, dass sie nicht<br />

einmal in die Tränenecke kam, sondern gleich in<br />

die Erste-Hilfe-Station getragen wurde. „Wir<br />

sind hierhergekommen, weil wir um den Olympiastartplatz<br />

kämpfen wollten, aber wir wussten,<br />

es wird schwer. Tiffani ist im RD sehr gut gelaufen,<br />

aber heute war es physisch einfach nicht<br />

möglich“, erklärte Guerreiro. Eigentlich hätte Zagorski<br />

erst nach drei Monaten Pause wieder mit<br />

dem Training anfangen sollen, aber sie kehrte<br />

bereits nach zwei Monaten zurück auf das Eis.<br />

Alexandra Stepanova und Ivan Bukin, Fotos: Timochova<br />

Elizaveta<br />

Khudaiberdieva<br />

und Egor Bazi<br />

EM-Team benannt<br />

Der russische Verband benannte sein EM-<br />

Team und folgte im Wesentlichen den Ergebnissen<br />

der Meisterschaft. Nur bei den Herren<br />

wurde Semenenko aufgrund der besseren Resultate<br />

im Grand Prix anstelle von Mozalev<br />

nominiert und natürlich dürfen Sinitsina/Katsalapov<br />

nach Tallinn fahren. Das Olympiateam<br />

wird nach der EM bekanntgegeben, Änderungen<br />

sind aber eher unwahrscheinlich,<br />

außer jemand hat einen Leistungseinbruch.<br />

Stepanova/Bukin sind zuversichtlich, dass sie<br />

in Peking starten dürfen. Vor vier Jahren war<br />

er aus bis heute nicht öffentlich genanntem<br />

Grund vom IOC nicht zugelassen worden.<br />

Diesmal entscheide keine IOC-Kommission,<br />

sondern das Russische Olympische Komitee,<br />

so der Sportler, der sagt, er habe sich nichts<br />

zuschulden kommen lassen. Bei der Meisterschaft<br />

wählten die SportlerInnen außerdem<br />

Tuktamysheva (Einzellauf), Guerreiro (Eistanz)<br />

und Fedor Klimov (Paarlauf) in die Athletenkommission<br />

des Verbandes.<br />

Am Tag nach der Meisterschaft fand das wegen<br />

Corona verschobene Schaulaufen zu Ehren<br />

von Tamara Moskvinas 80. Geburtstag<br />

statt. Dabei traten ihre aktuellen Schüler und<br />

die zweimaligen Europameister Yuko Kawaguchi/Alexander<br />

Smirnov sowie viele russische<br />

Topläufer inklusive Olympiasiegerin Alina<br />

Zagitova auf. Kawaguchi ist in einigen<br />

Eis-Shows zu sehen und arbeitet ansonsten<br />

in einem Kosmetiksalon, während Smirnov<br />

als Trainer sein Geld verdient. •••<br />

Diana Davis und Gleb Smolkin<br />

Eistanz | Meisterklasse<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Alexandra Stepanova / Ivan Bukin 2 1 223.37<br />

2 Diana Davis / Gleb Smolkin 3 2 207.70<br />

3 Elizaveta Khudaiberdieva / Egor Bazin 6 3 195.75<br />

4 Annabelle Morozov / Andrei Bagin 5 4 195.65<br />

5 Elizaveta Shanaeva / Devid Naryzhnyy 8 5 187.19<br />

6 Anastasia Skoptcova / Kirill Aleshin 7 6 185.72<br />

7 Arina Ushakova / Maxim Nekraso 9 7 180.23<br />

8 Tiffani Zagorski / Jonathan Guerreiro 4 9 179.50<br />

9 Elizaveta Pasechnik / Dmitrii Blinov 10 8 166.48<br />

10 Ekaterina Mironova / Evgenii Ustenko 11 10 163.29<br />

11 Vlada Pavlenina / Alex. Aleksanyan 12 12 154.24<br />

12 Angelina Lazareva / Maksim Prokofiev 13 11 152.49<br />

13 Ksenia Ermakova / Vladislav Panteleev 14 13 112.17<br />

– Victoria Sinitsina / Nikita Katsalapov 1 – –


Das Traumpaar vor 70 Jahren: Olympia-Gold und WM-Gold 1952 für<br />

Ria Baran<br />

& Paul Falk<br />

Am 21. Dezember 2021 wäre Paul<br />

Falk 100 Jahre alt geworden und am<br />

29. <strong>No</strong>vember <strong>2022</strong> wiederum würde Ria<br />

Baran ihren 100. Geburtstag feiern. Beide<br />

waren in der Zeit nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg das erfolgreichste deutsche<br />

Eislaufpaar und verloren ab 1947 nie einen<br />

Wettbewerb. Ria Baran & Paul Falk<br />

starteten für die Düsseldorfer EG, lebten<br />

aber in Dortmund. 1947 wurden sie<br />

erstmals deutsche Paarlaufmeister und<br />

verteidigten diesen Titel bis 1952.<br />

Ria Baran und Paul Falk in der Olympia-Show 1952<br />

33<br />

Ria Baran & Paul Falk<br />

Eislaufgeschichte<br />

Sie entwickelten das „Schattenlaufen“ weiter.<br />

Ihr Programm zeichnete sich durch Synchronität<br />

und Musikalität aus. Sie setzten vor allem<br />

durch Mannigfaltigkeit, Kontrastierung<br />

und vor allem Sicherheit der Darbietung neue<br />

Maßstäbe. Ihre Kür enthielt neben verschiedenen<br />

Einzelsprüngen, präzise getimte Hebesprünge,<br />

u. a. geführte und geworfene Dreiersprünge,<br />

parallele Schrittfolgen bzw. Figuren,<br />

Tanzelemente, Spiralen, <strong>Pirouette</strong>n und Paarelemente.<br />

Eine Innovation bildeten Hebungen<br />

mit zwei Umdrehungen des Herren und sie<br />

beherrschten schon Lasso-Hebungen.<br />

An internationalen Wettbewerben durfte das<br />

Paar erst ab 1951 teilnehmen, da Deutschland<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg noch lange<br />

vom internationalen Sportgeschehen ausgeschlossen<br />

war. Aber dann begann 1951 ihr<br />

Siegeszug: Sie wurden in Zürich Europameister<br />

und in Mailand Weltmeister. Zudem holten<br />

sie sich noch im Sommer 1951 den WM-<br />

Titel im Rollkunstlaufen. 1952 verteidigten<br />

sie im Eislaufen ihre Titel bei der EM und der<br />

WM und wurden auch Olympiasieger in Oslo.<br />

Diese Erfolge waren umso bemerkenswerter,<br />

weil die Beiden weder einen Trainer noch einen<br />

Choreografen hatten, geschweige denn<br />

einen Sponsor. Alles entwickelten sie selbst<br />

und zumeist war die Sekretärin Rita die treibende<br />

Kraft. Der gelernte Feinmechaniker<br />

Paul Falk aber ging meisterhaft auf ihre Ideen<br />

ein und der Höhepunkt war natürlich die<br />

Goldkür von Oslo. Der einstige Sportreporter<br />

Heinz Maegerlein hielt dieses Ereignis fest<br />

(siehe Kasten).<br />

Maria Therese „Ria“ Baran wurde am 29. <strong>No</strong>vember<br />

1922 in Dortmund geboren und wollte<br />

als kleines Mädchen eigentlich Tänzerin werden.<br />

Doch ihre Eltern legten dagegen ein Veto<br />

ein. So begann sie mit dem Rollschuh- und<br />

Schlittschuhlaufen, denn Dortmund war damals<br />

im Sommer eine Hochburg im Rollschuhlauf<br />

und die Westfalenhalle bot im Winter<br />

reichlich Trainingsmöglichkeiten für den Eiskunstlauf.<br />

Beim Training lernte sie ihren späteren<br />

Ehemann Paul Falk kennen. Sie entwarf ihre<br />

Kostüme selbst und schneiderte sie sogar.<br />

Paul Falk wiederum wurde am 21. Dezember<br />

1921 geboren und wollte eigentlich Fußballer<br />

werden. Schließlich wuchs er in der Nähe vom<br />

Borsigplatz auf, wo einst Borussia Dortmund<br />

gegründet wurde und zahlreiche Jugendliche<br />

kickten. Schnell erlernte er das Eiskunstlaufen<br />

und widerstand auch der Versuchung, zum Eishockey<br />

zu wechseln. Dabei hätte er die besten<br />

Voraussetzungen gehabt, denn er konnte gleichermaßen<br />

gut vorwärts- und rückwärtslaufen.<br />

Baran/Falk entwickelten sich schnell zu einem<br />

Traumpaar und heirateten auch aus rationalen<br />

Gründen ein Jahr vor den Olympischen Spielen<br />

in Oslo. Schließlich hätten sie im olympischen<br />

Dorf als unverheiratetes Paar gemeinsam kein<br />

Zimmer beziehen können. Sie sagten also Ja<br />

und Ria Baran meinte nur lapidar: „Wir haben<br />

gesagt, wenn man uns trennt, brauchen wir<br />

nicht zu laufen.“ Als Paar ohne Allüren und Affären<br />

errangen sie den Olympiasieg und wurden<br />

entsprechend gefeiert.<br />

»<br />

Heinz Maegerlein<br />

„Beethovens „Egmont Ouvertüre“<br />

«<br />

erklingt.<br />

Großer Einlaufbogen, Dreier aus Rückwärtsspirale,<br />

der gehobene Rehsprung. Dann<br />

springt Paul Falk ein zum Paarlaufzirkel.<br />

Scheinbar mühelos zelebrieren die beiden die<br />

höchsten Schwierigkeiten. Über viele Meter<br />

trägt Paul Falk seine Frau beim hohen Kürsprung,<br />

Halbspitzenlutz in der Einwärts- und<br />

Auswärts-Kombination. Die Musik geht über<br />

zu Carl Maria von Webers „Oberon.“ Sitzpirouette,<br />

Tscherkessenpirouette, ein blitzschnell<br />

angesetzter Schleuderaxel, Tanzarabesken,<br />

die Schlusslibelle.“<br />

Ehrungen, Auszeichnungen<br />

Ria Baran wurde von 1950 bis 52 dreimal zur<br />

Sportlerin des Jahres gewählt. Beide erhielten<br />

gemeinsam als Mannschaft 1952 den Titel<br />

„Sportler des Jahres“. Natürlich wurde ihnen für<br />

die Verdienste auch das „Silberne Lorbeerblatt“<br />

verliehen, diese Auszeichnung erhielten sie aus<br />

den Händen des damaligen Bundespräsidenten<br />

Theodor Heuss. Da die Falks damals für die<br />

olympische Goldmedaille noch kein Geld erhielten<br />

und sie auch finanziell enorme Aufwendungen<br />

hatten, wechselten sie ins Profilager. Dort<br />

liefen sie zuerst drei Jahre bei Holiday on Ice,<br />

zwei Jahre bei der Hollywood Ice Revue und anschließend<br />

beim Eisballett von Ernst Baier. Als<br />

die Falks damals bei Holiday on Ice auftraten,<br />

war die Westfalenhalle drei Wochen lang jeden<br />

Abend mit 10.000 Besuchern ausverkauft.<br />

Die Beiden wohnten zu dieser Zeit im Zentrum<br />

von Düsseldorf und kauften 1958 die Pension<br />

„Haus am Zoo“. Nach dem Tod seiner Frau 1986<br />

führte Paul Falk das Hotel bis 1990 weiter. Posthum<br />

wurde 2<strong>01</strong>0 in Dortmund eine Straße nach<br />

Ria Baran benannt und Paul Falk fand sein zweites<br />

Glück noch in der Pfalz, in der Radfahrgemeinde<br />

Queidersbach, einem kleinen Ort südwestlich<br />

von Kaiserslautern. Dort heiratete er seine<br />

zweite Frau Uschi. <strong>No</strong>ch mit 90 Jahren strahlte<br />

er eine ansteckende Lebensfreude aus und<br />

trainierte täglich eine Stunde auf dem Ergometer.<br />

„Sport ist mein Leben“, äußerte er damals in einem<br />

Interview gegenüber der Zeitung „Rheinpfalz“.<br />

Und er fügte hinzu: „Wenn ich keinen<br />

Sport betreiben würde, wäre es mit mir zu Ende.“<br />

Mit 95 Jahren, kurz vor Weihnachten, empfing<br />

er ein Team des Südwestrundfunks unter dem<br />

Redakteur und Regisseur Michael Dittrich. Falk<br />

wunderte sich über die Entwicklung des Paarlaufens.<br />

„Da werden die Partnerinnen wie Wegwurfpuppen<br />

über das Eis geworfen und das gefällt<br />

mir gar nicht.“ Am 20. Mai 2<strong>01</strong>7 verstarb Paul<br />

Falk im Alter von 95 Jahren. Guido Dobbratz


34<br />

Japanische Meisterschaft<br />

Yuzuru Hanyu riskiert 4A bei der<br />

Japanischen Meisterschaft<br />

Der letzte Schritt nach Peking: Japan nominiert Olympiastarter<br />

Aus Japan berichtet Maria-Laura Brandmann Mitsuoka<br />

Nachdem die Zahl der COVID-Fälle in<br />

Japan zurückgegangen war, bestand<br />

landesweit die Hoffnung, dass künftige<br />

Veranstaltungen ohne größere Einschränkungen<br />

stattfinden würden. Umso<br />

überraschender waren die Maßnahmen,<br />

die die japanische Regierung unter Premierminister<br />

Fumio Kishida zur Bekämpfung<br />

der Corona-Variante „Omikron“ ergriff.<br />

Ab dem 30.11. wurden die Grenzen<br />

vorübergehend geschlossen und Einreisenden<br />

ein Kurzaufenthalt verweigert.<br />

Diese Anordnung beeinträchtigte die Organisation<br />

der 90. Nationalmeisterschaften<br />

(22. - 26.12.) in der Super Arena<br />

(WM-Arena) in Saitama erheblich, denn<br />

im Ausland ansässige Athleten mussten<br />

14 Tage lang unter Quarantänebedingungen<br />

trainieren und viele Coaches<br />

durften nicht in das Land einreisen.<br />

Hanyu springt 4A<br />

Für Yuzuru Hanyu war es der erste Wettkampf<br />

der Saison, nachdem er verletzungsbedingt vom<br />

Grand Prix zurückgetreten war. Sowohl den 4S<br />

seines neuen KP zu einer Klavierversion von „Introduktion<br />

und Rondo capriccioso“ von Camille<br />

Saint-Saens als auch den 3A meisterte er mit<br />

Glanz. „Mein 4T-3T war etwas steif, aber meine<br />

Sprünge waren besser als in der letzten Saison<br />

und ich hatte den Salchow und den Axel gut<br />

unter Kontrolle.“ Gleich zu Beginn seiner Kür<br />

„Himmel und Erde“ der vergangenen Saison<br />

versuchte er sich am 4A, landete diesen allerdings<br />

auf beiden Beinen und vorwärts, so dass<br />

der Sprung abgewertet wurde. Alle anderen<br />

Sprünge bewältigte er mit Leichtigkeit und<br />

belegte mit 322,36 Punkten den ersten Platz.<br />

„Alle denken, dass ich den (vierfachen) Axel<br />

gut beherrsche, aber in Wahrheit ist er mir das<br />

erste Mal vor zwei Wochen gelungen. Ich weiß,<br />

dass ich noch meine Balance finden und an<br />

meinen Rotationen arbeiten muss, allein schon<br />

der heutige Sprung hat mich sehr viel Energie<br />

gekostet“, sagte der Superstar.<br />

Shoma Uno erreichte mit seinem KP zu zwei<br />

Oboenkonzerten und einer sehr musikalischen<br />

Darbietung den zweiten Platz. Der<br />

4F gelang ihm sauber, allerdings wurde<br />

der 3T seiner Sprungkombination zu einem<br />

2T. Wenige Tage vor dem Wettkampf<br />

hatte er sich den Fuß verstaucht<br />

und haderte beim morgendlichen<br />

Training mit seinen Sprün-<br />

Yuzuru Hanyu<br />

Foto: Höppner<br />

gen. „Ich hatte in Absprache mit Lambiel überlegt,<br />

einen 4S zu springen, weil ich den rechten<br />

Fuß dabei nicht so stark belaste, aber ich wollte<br />

unbedingt mit einem 4F beginnen“, meinte Uno.<br />

In seiner Kür zu einer neuen Version von Ravels<br />

„Bolero“ hatte er sich fünf Vierfache vorgenommen,<br />

stürzte aber nach seinem 4T in der zweiten<br />

Programmhälfte und fiel in der Kürwertung<br />

hinter Yuma Kagiyama zurück. Dennoch reichte<br />

es mit insgesamt 295,82 Punkten für Silber.<br />

„Ich habe meine Kondition nicht so<br />

wiederherstellen können, wie ich mir ursprünglich<br />

vorgenommen hatte. Daher<br />

bin ich froh, dass mir nur ein Sprung<br />

nicht gelungen ist. Im Hinblick auf die<br />

Olympischen Spiele habe ich im Moment<br />

keine besonders starke Waffe. Durch diesen<br />

Wettkampf habe ich gemerkt, dass ich an meinem<br />

Ausdruck arbeiten muss“, stellte Uno fest.<br />

Der talentierte Kagiyama erreichte am ersten<br />

Tag nicht die 100-Punkte-Marke und wurde mit<br />

seinem KP zu „When You‘re Smiling“ von Michael<br />

Bublé Dritter. Die 4S-3T-Kombi gelang<br />

ihm überzeugend, doch er stürzte nach dem 4T,<br />

wodurch er viele Punkte einbüßte. Die Kür zur<br />

Filmmusik „Gladiator“ lief für ihn deutlich besser.<br />

Es haperte zwar beim 3A in der zweiten<br />

Hälfte, den Rest des Programms präsentierte er<br />

allerdings ausdrucksstark und technisch sehr<br />

anspruchsvoll. „Selbst wenn ich ein Programm<br />

ohne Fehler mache, werde ich bei den Olympischen<br />

Spielen nicht gewinnen können. Also<br />

möchte ich einen neuen vierfachen Sprung trainieren“,<br />

erklärte der WM-Zweite.<br />

Sakamotos Traum wird wahr<br />

Nachdem Rika Kihira ihre Teilnahme am GP<br />

aufgrund einer Verletzung zurückziehen musste,<br />

setzten alle ihre Hoffnungen auf ein Wiedersehen<br />

bei den Japanischen Meisterschaften. Jedoch<br />

gab der Verband zwei Tage vor Beginn des<br />

Wettkampfs bekannt, dass Kihira noch immer<br />

nicht genesen sei. So verpasste sie ihre letzte<br />

Chance, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.<br />

Für Japan ein herber Rückschlag, da<br />

sie derzeit die einzige Athletin ist, die sowohl<br />

einen 4S als auch einen 3A beherrscht.<br />

Mit ihrem „Gladiator“-KP ging Kaori Sakamoto<br />

bei den Damen in Führung. Sie erhielt für alle<br />

<strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolgen eine Level 4-Bewertung<br />

und meisterte die Sprünge mit Bravour.<br />

Bereits vor vier Jahren war sie bei den Olympischen<br />

Spielen in Pyeongchang angetreten.<br />

„Letztes Mal habe ich es nur mit Mühe und <strong>No</strong>t<br />

in die Qualifikation geschafft, aber jetzt bin ich


Kaori Sakamoto<br />

Foto: ©ISU<br />

unter den japanischen Athletinnen ganz oben“,<br />

erklärte sie stolz. Die Freude hielt an, denn als<br />

Sakamoto auch mit ihrer Kür den ersten Platz<br />

belegte, konnte sie ihre Tränen kaum noch zurückhalten.<br />

Abzüge gab es lediglich für den 3L,<br />

dafür glänzte sie in der zweiten Hälfte mit einer<br />

ausdrucksstarken Darbietung zur Choreografie<br />

von Benoit Richaud. Im Hinblick auf die<br />

Olympischen Spiele möchte sie an ihren Eislauffähigkeiten<br />

arbeiten: „Die russischen Athletinnen<br />

landen vierfache Sprünge und den 3A,<br />

deshalb muss ich versuchen, mit einer perfekten<br />

Performance zu punkten.“<br />

Ebenso glücklich waren die Zweitplatzierte Wakaba<br />

Higuchi und Drittplatzierte Mana Kawabe.<br />

Erstere machte im KP zu „Your Song“ keine gravierenden<br />

Fehler und ging mit ihrer Entscheidung,<br />

mit einem 2A zu starten, auf Nummer sicher.<br />

In der Kür zum „König der Löwen“ ließ sie<br />

den 3A nicht unversucht, stolperte allerdings.<br />

Außerdem gab es Punktabzüge für einen unterrotierten<br />

3T in Kombination mit einem 3L und<br />

einer unsauberen Landung nach dem 3F. Dennoch<br />

versuchte sie, sich ihre Fauxpas nicht anmerken<br />

zu lassen. „Ich hielt mir vor Augen, dass<br />

es für mich die letzte Chance ist, an den Olympischen<br />

Spielen teilzunehmen. Also habe ich in<br />

dieser Saison sehr viel für die Meisterschaft<br />

trainiert“, sagte die WM-Zweite von 2<strong>01</strong>8. Kawabe<br />

war neben Hana Yoshida die einzige Athletin,<br />

die sich im KP an einen 3A wagte. Sie<br />

landete diesen erfolgreich. Auch in ihrer Kür zu<br />

„Miracle“ stand sie den 3A und konnte sich dadurch<br />

mit insgesamt 209,65 Zählern den dritten<br />

Platz sichern. Die anschließenden 3R und 3L<br />

fielen etwas unsauber aus, doch sie beendete<br />

ihr Programm ausdrucksstark und souverän.<br />

„Ich wusste, dass ich nichts zu verlieren hatte<br />

und habe alles gegeben. Meinen Axel würde ich<br />

mit 100 Punkten bewerten,“ so Kawabe.<br />

Kopf-an-Kopf-Rennen im Eistanz<br />

Misato und Takeru Komatsubara (Tim Koleto)<br />

lieferten sich mit Kana Muramoto/Daisuke Takahashi<br />

einen erbitterten Kampf um den einzigen<br />

Platz bei den Olympischen Spielen. „Wir haben<br />

den Slot für Japan gewonnen, also wollen wir<br />

auch unbedingt dabei sein“, so Misato Komatsubara<br />

einen Tag vor dem Wettbewerb. Nachdem<br />

Muramoto/Takahashi beim GP in Tokio vor<br />

Team KoKo gelandet waren, wurde es eng. Im<br />

Rhythmustanz holte das Ehepaar Komatsubara<br />

einen Vorsprung von fast fünf Punkten heraus.<br />

Zu Beginn des Programms „Le Freak“ unterlief<br />

ihr zwar ein kleiner Fehler im Twizzle, diesen<br />

konnte das Paar aber mit einer energiegeladenen<br />

Performance wieder wettmachen. „Ich war nach<br />

meinem Fehler sehr verärgert, diese Energie hat<br />

mir zu einer guten Leistung verholfen“, erklärte<br />

sie. Für Muramoto/Takahashi lief es nicht ganz<br />

so berauschend. Nach einer mitreißenden Einführung<br />

in das traditionell japanische Programm<br />

„Soran & Koto“ stürzten beide Athleten gänzlich<br />

unerwartet während der Schrittfolge in der ersten<br />

Hälfte. „Wir haben einen Fehler gemacht,<br />

der uns im Training noch nie unterlaufen ist. Die<br />

Ursache war, dass wir uns ineinander verfangen<br />

haben. Wir sind beide in unterschiedliche Richtungen<br />

gelaufen und haben<br />

uns gegenseitig gerammt“,<br />

so Takahashi enttäuscht.<br />

Auch in der Kür ging der knappe Zweikampf<br />

weiter. Muramoto/Takahashi gewannen zwar mit<br />

„La Bayadère“ die Kür, blieben allerdings mit einer<br />

Gesamtpunktzahl von 176,31 mit rund zwei<br />

Zählern Rückstand Zweite. Im Programm unterliefen<br />

ihnen keine größeren Fehler, dennoch ließen<br />

die Schrittfolgen<br />

an einigen Stellen<br />

zu wünschen<br />

übrig und wurden<br />

teilweise mit Level 3 bewertet. Auch Team<br />

Komatsubara gelang es nicht, für jede Schrittfolge<br />

in der Kür zur Filmmusik „Memoiren einer<br />

Geisha“ die höchste Bewertung zu erreichen.<br />

Zudem erhielten sie einen Abzug für eine zu<br />

lange Hebung. Die Gesamtpunktzahl von 178,17<br />

reichte jedoch für den ersten Platz.<br />

Im Paarlauf allein auf dem Eis<br />

Ursprünglich sollten zwei Paare starten, doch<br />

die in Kanada trainierenden Riku Miura und<br />

Ryuichi Kihara, die das Grand Prix Finale erreicht<br />

hatten, beschlossen aufgrund der Reisebeschränkungen<br />

nicht teilzunehmen. Daher<br />

traten Miyu Yunoki und Shoya Ichihashi<br />

alleine in dieser Disziplin an. Das<br />

KP war in der ersten Hälfte sehr durchwachsen,<br />

Abzüge erfolgten beim<br />

Twist sowie beim Solosprung. Die<br />

zweite Hälfte verlief deutlich besser,<br />

dennoch reichte es nur für<br />

34,77 Punkte. Auch der Beginn<br />

der Kür fiel mit einer Level<br />

1-Bewertung für den dop-<br />

pelten Twist und einer asynchronen 3T-2T-Kombi<br />

eher schwach aus. Danach konnte das Paar<br />

sich steigern und insgesamt mäßige 115,72<br />

Punkte erreichen.<br />

Das japanische Team für Peking<br />

Die Meisterschaft in Saitama zeigte nicht nur,<br />

wer die Besten im Land sind, sondern bestimmte<br />

auch die Auswahl für die Weltmeisterschaften<br />

und die Olympischen Spiele. Japan hat bei<br />

der WM 2021 jeweils drei Plätze im Einzellauf<br />

sowie je einen im Paarlauf und Eistanz gesichert.<br />

Wer die Nation vertreten darf, wird durch<br />

drei Qualifikationskriterien entschieden: 1. die<br />

Erstplatzierten der Japanischen Meisterschaften,<br />

2. die Qualifizierten für das Grand Prix Finale, 3.<br />

die Zweit-und Drittplatzierten in der ISU-Weltrangliste.<br />

Der Verband nominierte Hanyu, Uno,<br />

Kagiyama sowie Sakamoto, Higuchi, Kawabe<br />

und Komatsubara/Koleto plus Miura/Kihara<br />

für Peking.<br />

•••<br />

35<br />

Japanische Meisterschaft<br />

Misato Komatsubara und Tim Koleto<br />

Foto: Höppner


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