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Die Ida aus Tirol

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<strong>Ida</strong> <strong>aus</strong> <strong>Tirol</strong> – <strong>Ida</strong> Jungwirth (geb. Wurnig)<br />

Christoph Jungwirth, Dezember 2021<br />

Meine gesamte Kindheit und Jugend lebte ich in Langholzfeld mit <strong>Ida</strong> Jungwirth unter einem Dach. Sie,<br />

die Oma (und Mutter meines Vaters), wohnte in der Mansarde, wir unten.<br />

Weihnachten feierten wir zwei Mal, zuerst „ober bei der Oma“ und dann nochmal im familiären<br />

Wohnzimmer im Erdgeschoß. Und vier Wochen davor ließ sie es sich nie nehmen, uns zu Bratwürstel<br />

einzuladen.<br />

Lebensmittel verbinde ich mit ihr. In Übermaß im eigenen Gemüsegarten produziert, kein Herbst ohne<br />

„Sauerkraut stampfen“ (barfuß natürlich) und obwohl damals schon alle meinten, dass sei nicht<br />

gesund: der Apfel vor dem Schlafengehen musste sein. Ebenso das tägliche Stamperl irgendeiner<br />

grauenhaften Knoblauch-Mixtur „gegen Verkalkung“ - ich weiß nicht, ob sie die Angst vor Demenz oder<br />

die vor Arterienverkalkung mehr umtrieb. Und kein Mittagessen, ohne – mangels Kirchengeläut in<br />

Langholzfeld – zu Radioglocken auf Österreich Regional den Engel des Herrn zu beten. Ja, sie war <strong>aus</strong><br />

dem heiligen Land <strong>Tirol</strong>, „Osttirol“ wie ihr wichtig war, meine ich mich zu erinnern. Deswegen trug sie<br />

auch keine Kopftücher wie die anderen alten Frauen in der Siedlung, für die das als „Volksdeutsche“<br />

(wie sie sich nannten) Alltagskleidung war.<br />

Mit 60, das war 1963, sah Oma, verglichen mit heute Gleichaltrigen, alt <strong>aus</strong> - ein Hinweis auf Ihr Leben<br />

und auf den jetzigen sozialen Fortschritt.


Als Kinder waren bei ihren Verwandten zu Besuch in Ainet bei Lienz und fuhren zu ihrem Geburtsh<strong>aus</strong><br />

in St. Johann im Walde. Aber das liegt lange zurück.<br />

Als ich zuletzt die Geschichte meines Großvaters Leopold, <strong>Ida</strong>s Ehemann, zusammentrug und schrieb,<br />

entdecke ich viele ihrer Spuren. Ich beschloss, sie hat sich eine eigene Erzählung verdient, nicht nur<br />

den Hinweis auf „geheiratet werden“. Dar<strong>aus</strong> entstand dieser Text, der noch weiterwachsen wird.<br />

Dank gebührt den von Familie Oblasser (Defereggental) veröffentlichten „Genealogien von<br />

patrilinearen Oblasser Linien <strong>aus</strong>gehend von den Höfen … in St. Johann im Walde“.<br />

<strong>Ida</strong> Wurnig wurde am 8. Oktober 1903 um „5 Uhr früh“ St. Johann, Unterleibnig 2, geboren.


Ihre Mutter Franziska (*1876 als geb. Müllner; +1928) stammte von Anton und Maria „Ploiner in<br />

Grafendorf“ (wohl ein H<strong>aus</strong>name) ab, ein Dorf bei Lienz.<br />

Vater Josef Wurnig (*1873 *1952) war zu <strong>Ida</strong>s Geburt „Bauer zu Reimer“ in St. Johann im Walde. <strong>Die</strong><br />

Erklärung zu „Ainet“ am Partezettel findet sich untenstehend.


Das Elternh<strong>aus</strong> stand in Unterleibnig Nr. 2, ein Ortsteil von St. Johann im Walde im Iseltal zwischen<br />

Ainet und Matrei am Weg zum Felbertauern. Es wurde „Reimer“ oder „Reimergut“, aber auch<br />

„Rainergut“ (1884 auf Großvaters Partezettel) genannt. Der Rufname „Reimer“ basiert auf den<br />

althochdeutschen Namengliedern *ragin, *regin „Rat, Beschluss“ und althochdeutsch māri<br />

„angesehen, berühmt“.<br />

Ebenso heißt das H<strong>aus</strong> „Lorenzengütl in (Unterleibnig)“ sowie „Lorenzen Hof“ – so zu lesen auf dem<br />

1970 unbewohnten und teilweise eingefallen Hof.<br />

<strong>Die</strong> Familie kam zwischen 1773 (Hochzeit der UrUrGroßeltern noch im 28 km entfernten Lienz) und<br />

1782 (deren Sohn Georg wurde in St. Johann geboren) hierher. Der UrUrGoßvater Gregor (*1747<br />

*1817) wurde als „Reimer“ im Sterberegister vermerkt.


Vater und Großväter werden in den Geburtsregistereinträgen der Kinder als „Bauer zu Reimer“, in<br />

Hochzeits-Matrikeln zumeist als „Besitzer des Reimergutes“ geführt. Der Hof selbst war Teil einer<br />

kleinen Häusergruppe, wie in der Franziszeischen Landesaufnahme <strong>Tirol</strong> (1816 – 1821) gut zu sehen ist<br />

(„Unterleibniger Reimer“).<br />

<strong>Die</strong> uralte Siedlung Leibnig scheint schon um 1170 urkundlich als „Libnich-Leibnig“ auf. Im Jahre 1702<br />

wurde in der Gemeinde St. Johann im Walde die Seelsorge als Curatie errichtet. Schule bestand zu<br />

dieser Zeit noch keine. Der jeweilige Seelsorger hielt jedoch sogenannte "H<strong>aus</strong>haltskatechismen" ab,<br />

wird aber wahrscheinlich außer Religion keinen Gegenstand gelehrt haben. Erst gegen Ende des 18.<br />

Jahrhunderts zeigten sich die ersten Spuren eines geregelten Volksschulunterrichts. Zuerst erteilte im<br />

Auerfeld, wo es eine Straßenmaut gab, der Einnehmer einigen Knaben (Mädchen waren<br />

<strong>aus</strong>geschlossen) Unterricht. Damals (1797) kartographiert Johann Walch die Grafschaft <strong>Tirol</strong>.


Bis 1895 war das Schullokal eine dumpfe, feuchte Kammer im Pfarrh<strong>aus</strong>. 1896 wurde ein eigenes<br />

Schulgebäude errichtet. Da wurde wahrscheinlich (die Übersiedelung der Familie nach Ainet, siehe<br />

unten, kann von mir nicht genau datiert werden) <strong>Ida</strong> eingeschult.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde St. Johann im Walde liegt auf einer Meereshöhe von 740 Meter. Der Michelbach und<br />

Leibnigbach richteten oft arge Verwüstungen an (besonders 1882 und 1891, <strong>Ida</strong>s Vater war 18 Jahre<br />

alt). Zu <strong>Ida</strong>s Geburt, 1903, lebten 260 Menschen in St. Johann im Walde.<br />

Unterleibnig bekam 1919 elektrisches Licht, berichtet das Kärtner Tagblatt am 1. Mai 1919. <strong>Ida</strong> lebte<br />

(vermutlich) schon im 10km entfernten Ainet, in dem die Familie zwischen 1908 (Todgeburt einer<br />

Schwester <strong>Ida</strong>s in St. Johann) und 1928 (Tod von <strong>Ida</strong>s Mutter Franziska Wurnig, geb. Müller in Ainet)<br />

ein H<strong>aus</strong> („Votzbauer“) erwarb. Vater Josef stirbt 1952 als dessen „Besitzer“ in Ainet. Da der jünger<br />

Bruder Anton im nicht in Taufmatrikeln von St. Johann zu finden ist, werden die Wurnigs wohl um 1910<br />

übersiedelt sein. Warum sie das taten, weiß ich (noch) nicht.<br />

1970 vermietet die nächste Generation, Albert und Franz, Fremdenzimmer am Votzbauerhof.


Neben diesem jüngsten Bruder Anton, der in den 1970er Jahren in Altmünster am Traunsee den<br />

Campingplatz betrieb - und zwei totgeborene Mädchen (1905 und 1908) - hatte <strong>Ida</strong> vier weitere mir<br />

bekannte Geschwister:<br />

Franz (*1901 +1984) zog in den Schwarzwald im Südwesten Baden-Württemberg und blieb dort.<br />

Maria („Moidl“), heirate in Matrei den Baumeister Josef Raneburger und besuchte meine Oma in den<br />

1970er Jahren mehrmals in Langholzfeld.


Bruder Andreas kam 1906 auf die Welt und starb 65-jährig im Jahr 1971.<br />

Josef („Onkel Seppl“; *1900) übernimmt als ältester Sohn den neuen Hof in Ainet, heirate am 17.<br />

September 1928 in Villach Elisabeth Obermair („Tante Liesl“; *1900 +1991) und stirbt 1984 als<br />

„Votzbauer“. 1974 besuchten Oma, mein Vater und ich Onkel Seppl in Osttirol.<br />

<strong>Ida</strong>s Großvater Josef Wurnig (*1815 +1884) heiratet am 16. Jänner 1872 als 56-Jähriger - nach dem<br />

Tod seiner ersten Frau Maria Mattersberger (*1821 +1865) - die 43-jährige Elisabeth Gruber <strong>aus</strong> St.<br />

Johann im Walde (*1828 als Tochter von Magdalena und Franz Gruber). Aus dieser Ehe ging <strong>Ida</strong>s Vater<br />

Josef hervor.


<strong>Die</strong> UrGroßeltern <strong>Ida</strong>s waren Georg Wurnig (*1782 +1870) am Reimergut und Maria Oblasser (*1789)<br />

<strong>aus</strong> der benachbarten Ortschaft Oberleibnig, Tochter von Christian Oblasser und Maria Ganzer. <strong>Ida</strong>s<br />

Uroma, das „Eheweib von Gerog Wurnig“ starb 1842 mit 53 Jahren an Wassersucht.<br />

Mit den UrUrGroßeltern kamen die Wurnigs von Lienz nach St. Johann im Walde. Greorg Wurnigs<br />

(*1747 + 1817 als „Reimer“) Hochzeit mit Maria Plainizerin (*1726 *1794) – Tochter von Plainiz Pruner<br />

Josef und Helene Unterweger - fand im Jänner 1773 in Lienz statt, bei der Geburt Sohnes Georg 1782<br />

lebte das Paar schon in St. Johann.


Es fällt auf, dass einige „aber nicht durchgängig“ Frauen am Geburtsnamen, am Namen des Vaters,<br />

den Anhang „in“ anhängten. Maria PlainizerIN als Tochter von Anton Plainiz und ebenso in diesem<br />

Stammbaum: Frau PleckIN (1600), PlonerIN/PlauerIN (1679) oder ZnoppIN (1630).<br />

<strong>Die</strong> UrUrUrGroßeltern: Vincenz Wurnig (*1710, Lienz, auch dort verstorben) und Maria Peterer oder<br />

Possenig, eine 1707 (+1769) geborene Witwe <strong>aus</strong> Patriasdorf - heute ein Stadtteil von Lienz. <strong>Die</strong><br />

beiden heirateten 1744.<br />

Gregor Wurnig (*1688, Lienz) und Eva B(P)lauerin / Blux(n)erin / Plonerin (*1679 Tochter von Christian<br />

B(P)lauer / Blux(n)er / Ploner und Ursula Veiderin im 45 km entfernten St Veit in Defreggen) waren die<br />

vierfachen UrGoßeltern von <strong>Ida</strong>. <strong>Die</strong> Braut war bei der Hochzeit in Lienz 30 Jahre alt. <strong>Die</strong> Namen sind<br />

nicht klar lesbar.<br />

Ob diesen beiden Genrationen in Lienz lebten oder in den Bergen über Lienz bzw. Ainet (und diese<br />

Gegend in den Matrikeln Lienz zugeordnet wurde) ist nicht eindeutig. Es könnte aber sein, dass unsere<br />

Familie Wurnig im 17. Jahrhundert vom Bergdorf Alkus ins Tal nach Lienz übersielte. Jedenfalls die<br />

UrUrUrUrUrGroßmutter Maria Goming war mit ihrem Gatten Blasius „Wurnig Winkel de Alcus“ (*1657)<br />

oben in Alkus, das hoch über Ainet liegt und seit 1939 Teil dieser Gemeinde ist, beheimatet. Dort<br />

heirateten die beiden 1687.<br />

Eine Studie in der „Neuen Zeitschrift des Ferdiandeums für <strong>Tirol</strong> und Vorarlberg“ <strong>aus</strong> 1857 zeigt, wie<br />

kalt das Klima und wie hart das Bauernleben in diesem Dorf war. Roggen blühte zwei Wochen, Erdäpfel<br />

drei Wochen und Birnen gar sechs Wochen später als in den Tallagen.


Auch die sechs- und siebenfachen UrGroßeltern lebten als Bergbauern in Alkus. Georg „im Winkl de<br />

Alcus“ Wurnig (*1626) heiratete 1653 Brigitta Znoppin (Tochter von Philip Znopp) und schließlich<br />

Michael „im Winkl auf Alkus“ Wurnig (*1592 +1631), dessen erste Frau Anna Pleckin (Hochzeit 1617)<br />

früh verstarb. Er heiratete verwitwet 1625 Agnes Glantschnig, die ein Jahr später Georg gebar. Agnes<br />

ist somit meine neunfache Urgroßmutter. 1970 wanderten wir als Familie mit Onkel Seppl (Bruder von<br />

<strong>Ida</strong>) nach Alkus und besuchten eine entfernte Verwandte.


Der Familienname „Wurnig“ kommt vermutlich vom slowenischen „Vrbnik“, zu Deutsch „Weidner“ (zu<br />

slow. vrba „Weide(nbaum)“). Der komplette Stammbaum von <strong>Ida</strong> Jungwirth kann hier nachgeblättert<br />

werden.<br />

<strong>Ida</strong> Jungwirth – und damit ein Zeitsprung von 330 Jahren - war anscheinend bis zum 22. Lebensjahr im<br />

Elternh<strong>aus</strong> tätig, lernte dann von April 1925 bis Mai 1926 als „Kochlernerin“ bei Andrä Vergeiner,<br />

Gastwirt zur Traube, das heutige Lienzer Hotel Traube. Danach war sie Köchin. Bis Juni 1928 im Lienzer<br />

Kaffeeh<strong>aus</strong> von Hanns Bergmann (Kaiser Josef Platz) und einige Monate in der Schulküche der neu<br />

gegründeten Landwirtschaftlichen Lehranstalt Imst in <strong>Tirol</strong>.<br />

Noch einmal kochte <strong>Ida</strong> in einem Gasthof zur Traube: November 1928 bis April 1929 in dem von Josef<br />

Ganner in Telfs - just jenes Lokal in dem 30 Jahre zuvor die Sozialistische Arbeiterpartei <strong>Tirol</strong>s gegründet<br />

wurde.


Darauf folgten eine Saisonstelle von Mai bis Oktober 1929 im Gasthof zum Schwarzen Adler in Pettneu<br />

am Arlberg, das noch heute von der Familie Matt geführt wird, und eine längere Anstellung (November<br />

1929 bis Jänner 1932) als Köchin im Gasthof Eisernes Kreuz, Bludenz.<br />

Ihr späterer Ehemann Leopold war zeitgleich bis Juni 1931 Portier und H<strong>aus</strong>bursche. Sie lernten sich<br />

wohl an dieser Arbeitsstelle kennen. Auf einer Ansichtskarte in den Unterlagen von <strong>Ida</strong> Jungwirth<br />

findet sich der Hinweis auf die Verlobung am 9. Mai 1931 im <strong>Tirol</strong>er Absam.


Anscheinend waren sie gemeinsam auf dem Weg in <strong>Ida</strong>s Heimatort Ainet, um Dokumente zu besorgen.<br />

Am 17. Mai 1931 stellte die Gemeinde Ainet in <strong>Tirol</strong> den Heimatschein <strong>aus</strong>, als Beschäftigung ist<br />

„Köchin“ eingetragen. Wohl eine bürokratische Vor<strong>aus</strong>setzung für die geplante Hochzeit.<br />

Am 9. Mai 1932 wurden die beiden in der Pfarre Absam (<strong>Tirol</strong>) ein Ehepaar. Es wird eine Hochzeit im<br />

sehr kleinen Kreis gewesen sein, weil als Trauzeugen Herr Gessler, ein Beamter <strong>aus</strong> Innsbruck, und Herr<br />

Haider, Messner in Absam, fungieren mussten.


Im September 1934 berichtet der <strong>Tirol</strong>er Anzeiger über ein Gerichtsverfahren gegen eine<br />

Stellvermittlerin, die „<strong>Die</strong>nstmädels und Köchinnen“ um unterschiedlich hohe Geldbeträge, die sie von<br />

diesen borgte, betrogen hatte. Ein Opfer im Jahr 1932 war die Köchin <strong>Ida</strong> Jungwirth, die um 500<br />

Schillinge (heutiger Wert: 1.900 Euro) erleichtert wurde, möglicherweise unsere <strong>Ida</strong>.


Mit dem angetrauten Leopold ging es nach Oberösterreich. Das junge Paar pachtete unter Einsatz<br />

seiner Ersparnisse von Mai 1932 bis März 1933 in Linz das Gasth<strong>aus</strong> „Zum Schwarzen Rössl“ (Besitzer:<br />

Prambauer Johann) in der Blumauerstraße 6, wo sie auch wohnten. <strong>Die</strong>ses Lokal übersiedelte in<br />

späteren Jahren in die Raimundstraße 18, Ecke Grillparzerstraße. Über diese Zeit schrieb Leopold: „…<br />

und pachtete ein Gasth<strong>aus</strong>, das ich infolge der dort einsetzenden schlechten Zeiten nach 9 Monaten<br />

aufgeben musste.“


In diese Zeit fällt auch die Geburt der beiden Kinder: am 29. Dezember 1933 Sohn Hermann, mein<br />

Vater, und am 1. Februar 1936 Tochter Karoline, meine Tante Lini. Der ledige Sohn von Leopold,<br />

Othmar („Otto“) Jungwirth (*1921 +1997) wuchs nicht bei <strong>Ida</strong> auf, der familiäre Kontakt bestand aber<br />

über die Jahrzehnte.<br />

1934 wohnte die dreiköpfige Familie Jungwirth in der Linzer Goethestraße 54. Der Gatte Leopold war<br />

von 1933 bis 1938 durchgängig arbeitslos und sie übersiedelten in seinen Elternort Kirchberg ob der<br />

Donau, wo sie jedenfalls 1938 wohnten. Sie lebten während des Weltkrieges in dieser Gemeinde in<br />

Untermühl a. d. Donau, Point 2, und blieben bis 1946, wiewohl Leopold während des Zweiten<br />

Weltkrieges Wohnadressen auch in Wohnlagern der Linzer Hermann Göring Werke hatte. Point war<br />

ein „Kleinweiler mit 8 Häusern und 30 Bewohnern – Landwirte, Kraftwerksangehörige des Werks<br />

Partenstein, Gewerbe – und hat seinen Name von der abgesonderten Lage von Untermühl <strong>aus</strong><br />

gesehen.“ 1963 wurde die Siedlung beim Bau des Donaukraftwerkes Aschach im Stauraum überflutet.<br />

Ich erinnere mich gut an die Erzählungen von Oma über die Bombenangriffe auf Linz, die in der zweiten<br />

Kriegshälfte bis in die Mühlviertler Heimat zu hören waren und über ihre großen Sorgen, ob denn<br />

Leopold dies unbeschadet überstehen würde. Trotz oder wegen dieser Erinnerungen zog es <strong>Ida</strong> und<br />

ihren Sohn, meinen Vater, immer wieder zu Ausflügen dorthin. So auch 1975 mit <strong>Ida</strong>s Tochter Karoline


und der Schwester Maria „Moidl“, die <strong>aus</strong> <strong>Tirol</strong> zu Besuch war. Gemeinsam auf einer Überfahrt mit der<br />

Fähre Obermühl, unweit des ehemaligen Wohnortes.<br />

Ab 1946 lebten die vier Jungwirths wieder zusammen: im Wohnlager, Lager bzw. Siedlung 20 am Vöest-<br />

Gelände. <strong>Ida</strong> sowie Leopold Jungwirth kauften in Langholzfeld bei Linz ein Grundstück an der Adresse<br />

Nr. 430 (heute: Dr. Karl Rennerstraße 7, 4061 Pasching). Sie begannen mit einer<br />

Siedlungsgenossenschaft ein sogenanntes „Mansardenhaues“ mit zwei Wohnungen zu bauen. Als der<br />

Rohbau stand, starb 1955 Leopold. Das H<strong>aus</strong> stellte sie mit ihrem Sohn Hermann fertig. Im Winter 1963<br />

haben H<strong>aus</strong> und Siedlung schon Gestalt angenommen.<br />

Dort lebte <strong>Ida</strong> Jungwirth dann ein Vierteljahrhundert mit Ihrer Schwiegertochter Romana (*1941, geb.<br />

Eckerstorfer), Ihrem Sohn Hermann und den Enkelkindern Bernhard (*1977), Susanne (*1972),


Andreas (*1967) und Christoph (*1965). Sie verstarb am 13. Jänner 1985 und ist unweit von dort mit<br />

Leopold und Hermann am Waldfriedhof St. Martin (Traun) beerdigt.

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