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Stein des Anstoßen im Wattenmeer - Eckart Grenzer

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<strong>Stein</strong> <strong>des</strong> <strong>Anstoßen</strong> <strong>im</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

Zwiespältige Reaktionen: „Öffentliches Ärgernis“ oder „Kunstwerk“?<br />

Dangast (dpa) Ungläubig. blicken die<br />

Badegäste vom Deich, aus hinüber,<br />

einige sch<strong>im</strong>pfen über die Geschmack-<br />

losigkeit, die meisten aber nehmen's<br />

mit Humor: Erste Reaktionen auf' ein<br />

Kunstwerk am Jadebusen das unver-<br />

wechselbar einen Penis darstellt. 3,20<br />

Meter hoch .ist die Skulptur, die der<br />

Oldenburger. Aktionskünstler <strong>Eckart</strong><br />

<strong>Grenzer</strong> aus schwedischem Granitstein<br />

gemeißelt hat. Schon wenige Tage nach<br />

ihrer öffentlichen Enthüllung <strong>im</strong> Wat-<br />

tenmeer bei Dangast sorgt sie für Auf<br />

sehen, wie Karl-August Tapken, Galle-<br />

rist, Mäzen und Wirt <strong>des</strong> Dangaster<br />

Kurhauses, berichtet.<br />

Genau auf der Mitte zwischen<br />

Land und Meer wollte der<br />

Aktionskünstler einen „Grenzstein"<br />

setzen. „Das Wasser ist das<br />

weibliche Element, der <strong>Stein</strong> das<br />

männliche, die Begattung findet<br />

alle zwölf Stunden statt", erläutert<br />

der 41 jährige Künstler sein Werk.<br />

Die aus dem Watt ragende Plastik<br />

soll, so beteuert <strong>Grenzer</strong>, kein<br />

Phalluskult sein, keine<br />

Pornographie, und auch kein Spaß.<br />

Sie ist für den Meister vielmehr eine<br />

„tiefe, erotische Angelegenheit", die<br />

beweisen soll, wie „sensibel die<br />

Natur", ist. I m Kurort Dangast gibt<br />

es gegen das<br />

4,5 Tonnen schwere und drei Meter<br />

tief <strong>im</strong> Boden verankerte Kunstwerk<br />

keine Handhabe; Arno Kühlmann von<br />

der Kurverwaltung hält sich mit einer<br />

Stellungnahme zu dem Standbild<br />

denn auch bedeckt: „wir warten die<br />

Reaktionen der Gäste ab." Falls sich<br />

die Proteste häufen, könne.<br />

Möglicherweise die<br />

Ordnungsbehörde gegen das<br />

„öffentliche Ärgernis" einschreiten.<br />

Die künstlerischen Aktivitäten am<br />

Dangaster Privatstrand würden von<br />

der Gemeindeverwaltung insgesamt<br />

durchaus positiv bewertet, aber<br />

„Zusätzliche Kurgäste bringen uns<br />

solche nette Schweinereien auch<br />

nicht."


WHV-Zeitung / 15.8.1984<br />

Sorgte am vergangenen Wochenende für Rekordbesuch <strong>im</strong><br />

friesländischen Badeort Dangast am Jadebusen: Der steinere<br />

Phallus <strong>im</strong> Watt, Werk <strong>des</strong> 41jährigen Oldenburger Künstlers<br />

<strong>Eckart</strong> <strong>Grenzer</strong>. Bild: pr<br />

Phallus<br />

lockt die<br />

Massen<br />

ins Watt<br />

"Da isser ja", freute sich -•-<br />

'eine etwas betagte<br />

Besuchergruppe - und schon<br />

wurden die Kameras aus den<br />

Taschen geholt. Grund für die<br />

Verzückung: Das steinerne<br />

Phallus-Symbol <strong>des</strong> Oldenburger<br />

Künstlers <strong>Eckart</strong><br />

<strong>Grenzer</strong>, das seit einigen Tagen<br />

das Watt am Jadebusen<br />

bei Dangast (Kreis Friesland)<br />

ziert und mittlerweile mächtigen<br />

Widerhall in den Medien<br />

fand. Einwohner und Gäste in<br />

Dangast spaltete der Perus <strong>im</strong><br />

Watt in<strong>des</strong> in zwei Lager: Entrüstung<br />

auf der einen,<br />

Schmunzeln und Zust<strong>im</strong>mung,<br />

auf der anderen Seite.<br />

Eindeutige Gewinner — zumin<strong>des</strong>t<br />

am vergangenen Wochenende<br />

- sind Dangast und<br />

sein Fremdenverkehr: Tausende<br />

von Besuchern kamen<br />

in den gediegenen Badeort<br />

und genossen neben den<br />

Strandfreuden auch das Gefühl,<br />

„das Ding" gesehen zu<br />

habend Kurverwaltung und<br />

Gastronomie durften sich jedenfalls<br />

die Hände reiben:<br />

Das war Rekordbesuch.<br />

Leichte Aufregung hatte es<br />

übrigens am Sonntagmorgen<br />

gegeben, als sich die <strong>Grenzer</strong>sche<br />

<strong>Stein</strong>skulptur <strong>im</strong> wahrsten<br />

Sinne <strong>des</strong> Wortes bedeckt<br />

zeigte. Unbekannte Spaßvögel<br />

hatten der Figur nächtens<br />

einen Plastiküberzieher verpaßt<br />

und damit ihren ureigenen<br />

Kunstbeitrag für wenige<br />

Stunden der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt. Der 41jährige<br />

Künstler war es schließlich<br />

höchstpersönlich, der sein<br />

Werk von der ungewohnten<br />

Ummantelung befreite.<br />

Zufriedene Gelassenheit am<br />

Montagmorgen auch bei Karl-<br />

August Tapken, seines Zeichens<br />

Kunstmäzen und Gastwirt<br />

<strong>des</strong> Dangaster Kurhauses,<br />

auf <strong>des</strong>sen Privatstrand<br />

eben jener <strong>Stein</strong>phallus errichtet<br />

wurde: „Die Leute haben<br />

uns am Wochenende fast<br />

die Bude eingerannt, und von<br />

denen hat kaum einer gemekkert<br />

- <strong>im</strong> Gegenteil, da haben<br />

sich ja manchmal ganze Familien<br />

vor die Figur gestellt und<br />

sich fotografieren lassen." Das<br />

bestätigte auch ein Kurhaus-<br />

Helfer, der die Strandpromenade<br />

zu fegen hatte: „Die<br />

Schaulustigen haben ja ganze<br />

Berge von Zigarettenkippen<br />

hier gelassen."<br />

Eitel Freude aber dennoch<br />

nicht bei Mäzen Tapken, dem<br />

einzelne massive Proteste gehörig<br />

in den Ohren klangen.<br />

Darüber hinaus erreichten ihn<br />

mittlerweile auch einige Briefe:<br />

„In die Luft sprengen",<br />

hieß es in. einem, „lassen Sie<br />

sich nicht unterkriegen", in<br />

dem anderen. Doch an dem<br />

viereinhalb Tonnen schweren<br />

Phallus, so Tapken, gibt's<br />

nichts zu rütteln.<br />

„Massiv kam bisher noch<br />

nichts auf uns zu", zog<br />

schließlich Arno Kuhlmann,<br />

Sachbearbeiter für Fremden<br />

verkehr, Bilanz nach dem<br />

heißen Dangaster Wochenen-<br />

de. Sensibilisiert von den Ge-<br />

schehnissen der vergangenen<br />

Tage vermochte er keinen<br />

Schaden für Dangast zu er<br />

kennen — der Riesenandrang<br />

besserte die Kasse auf und<br />

„bisher hat noch keiner ge-<br />

sagt, daß er nicht wieder<br />

kommt. .. pr


Neuer Friesl. Bote Sept. 1984<br />

Das Für und Wider zum Fruchtbarkeitssymbol am Strand<br />

Dangast in Phallus-Fieber<br />

Nachdem der Oldenburger Bildhauer<br />

Eckard <strong>Grenzer</strong> sein Werk am<br />

Kurhausstrand in Dangast vollendet<br />

hatte, und sich zahlreiche Medien von<br />

Funk, Fernsehen und Zeitung auf <strong>des</strong>es<br />

Kunstwerk stürzten und es bun<strong>des</strong>weit<br />

bekannt machten, begann <strong>im</strong><br />

Nordseebad Dangast am Jadebusen ein<br />

wahres Phallus- Fieber. Schon nach der<br />

ersten Bild-Meldung kam es am<br />

Wochentag zu einer Autowanderung<br />

nach Dangast, wie man sie noch nicht<br />

erlebt hat.<br />

Doch dann kam das erste Dangaster<br />

Wochenende mit dem Phallus, und es<br />

rollte eine 3iechlawine auf Dangast und<br />

das Kurhaus zu, wie man sie in den<br />

besten Kurbetriebszeiten nicht gesehen<br />

hat. Menschenmassen schauten die<br />

gemauerte Steilküste hinunter auf das<br />

Symbol der Fruchtbarkeit. Einzelpersonen<br />

und ganze Familien ließen<br />

sich vor dem Phallus fotografieren, und<br />

man diskutierte, mehr dafür als<br />

dagegen.<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Sauerei, die zum H<strong>im</strong>mel schreit!<br />

Ihnen gehts doch nur um Gäste."<br />

Dagegen ein Briefschreiber aus<br />

München: „Abartig ist nicht das<br />

Phallus-Symbol, sondern die Bildüberschrift<br />

„Riesen-Penis". In. der<br />

Vergrößerung handelt es sich um ein<br />

Fruchtbarkeitssymbol, wie es in vielen<br />

Religionen verwendet wird." Dann<br />

entrüstet sich dieser Schreiber recht<br />

deutlich über kritische Anmerkungen<br />

aus Dangast selbst und schreibt:<br />

„Wenn man in der Nähe eines<br />

Weltmeeres wohnt, sollte man<br />

weltoffener auch <strong>im</strong> Denken und<br />

Respektieren sein. Als ich die Kritik<br />

eines Dangaster Wirtes .las, mußte ich<br />

an einer Niederschrift von Jean Paul<br />

denken: „Es gibt nichts schl<strong>im</strong>meres auf<br />

der Welt als eine Hure, die in ihrem<br />

Alter zur Betschwester<br />

Inzwischen erreichten den Kurhauswirt<br />

und Kunstförderer Karl-<br />

August Tanken, den städtischen<br />

Sachbearbeiter für Fremdenverkehr in<br />

Dangast, Arno Kuhlmann und den<br />

Schöpfer <strong>des</strong> Monumentes Eckard<br />

<strong>Grenzer</strong> zahlreiche Briefe und Karten<br />

aus der ganzen Bun<strong>des</strong>republik. Bei<br />

ihnen hält sich von der Zahl her<br />

gesehen das Für und das Wider die<br />

Waage.<br />

Jedoch vom Inhalt her läßt sich<br />

manches bei diesen Zuschriften kritisch<br />

anmerken. So fällt auf, daß die meisten<br />

Ablehner und Verteufler <strong>des</strong> Phallus<br />

anonym schreiben, und das hätten sie<br />

doch eigentlich gar nicht nötig. Da<br />

schreibt einer aus Hamburg 36 ohne<br />

Straßenangabe: „Sie, die<br />

Gemeindevertreter und andere Schweine<br />

sollen sich was schämen. Sie sind<br />

gewinnsüchtig, aber ohne jegliche<br />

Moral". Und er schließt mit: „Götz<br />

vor, Berlingen läßt grüßen." Ohne<br />

Unterschrift schreibt einer. „Das<br />

„Ding" ist eine Fortsetzung Seite 2<br />

wird" Soweit der Schreiber aus<br />

München. .<br />

Inzwischen hat der Bildhauer<br />

Eckard <strong>Grenzer</strong> Glückwunschadressen<br />

bekommen von Anatol Herzberg, dem<br />

Maler und Aktionskünstler, der schon<br />

viele Aktionen in Dangast<br />

veranstaltete und die „Jade" eine<br />

weibliche Figur <strong>im</strong> Watt vor dem<br />

Kurhaus schuf. Und kein geringerer<br />

als der umstrittene Kunstprofessor<br />

Josef Beuys gratulierte dem<br />

Oldenburger Künstler.<br />

Still und stumm aber, zwe<strong>im</strong>al am<br />

Tage vom Wasser umspült, steht der<br />

Phallus am Strand <strong>des</strong> Dangaster<br />

Kurhauses, und wenn auch noch in<br />

seinem Wert umstritten, schon jetzt<br />

Symbolfigur geworden, mit der<br />

Dangast leben wird, und wie sich an den<br />

ersten Phallus-Wochenenden gezeigt<br />

hat, auch nicht schlecht. Helmut Popken


Die tiefe Erotik <strong>im</strong> Watt<br />

Am Jadebusen erregt eine gewaltige Penis-Skulptur erhebliches Aufsehen<br />

Dangast (dpa)<br />

Ein Kunstwerk am Jadebusen erregt Aufsehen,<br />

weil es unverwechselbar einen Perus darstellt<br />

3,20 Meter hoch ist die Skulptur, die der Oldenburger<br />

Aktionskünstler <strong>Eckart</strong> <strong>Grenzer</strong> aus<br />

schwedischem' Granitstein gemeißelt hat Vor<br />

wenigen Tagen ist sie öffentlich <strong>im</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

bei Dangast auf Betreiben von Karl-August Tapken,<br />

Galerist Mäzen und Wirt <strong>des</strong> Dangaster<br />

Kurhauses, enthüllt worden.<br />

Genau auf der Mitte zwischen Land und Meer<br />

wollte der Aktionskünstler einen „Grenzstein"<br />

setzen. „Das Wasser ist das weibliche Element,<br />

der <strong>Stein</strong> das männliche, die Begattung findet alle<br />

zwölf Stunden statt", erläutert der 41jährige<br />

Künstler sein Werk. Der massive Granitblock ist<br />

<strong>im</strong> unteren Teil weitgehend roh belassen. Nur der<br />

obere Teil ist rund und poliert Die aus dem Watt<br />

ragende Plastik soll, so beteuert <strong>Grenzer</strong>, keinen<br />

Phalluskult pflegen, keine Pornographie und<br />

auch keinen Spaß darstellen. Sie ist für den Meister<br />

vielmehr eine „tiefe, erotische Angelegenheit",<br />

die beweisen soll, wie „sensibel die Natur"<br />

ist<br />

Schon seit 1975 führt Kunstmäzen Tapken die<br />

alte Tradition der Brücke-Maler, die kurz nach<br />

der Jahrhundertwende in Dangast lebten und<br />

ar-<br />

beiteten, mit eigenwilligen Kunstaktionen fort<br />

Im Kurort Dangast gibt es gegen das 4,5 Tonnen<br />

schwere und drei Meter tief <strong>im</strong> Boden verankerte<br />

Kunstwerk keine Handhabe. Arno Kuhlmann<br />

von der Kurverwaltung hält sich mit einer Stellungnahme<br />

zu dem Standbild denn auch bedeckt<br />

„Wir warten die Reaktionen der Gäste ab."

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