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OCG Journal 03-04/2021: Nachhaltigkeit & Ethik in der IT

Mitgliederzeitschrift der OCG, 46. Jahrgang, Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist Nachhaltigkeit und IT

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Schwerpunktthema: <strong>Nachhaltigkeit</strong> & <strong>Ethik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>IT</strong><br />

rung e<strong>in</strong>es nachhaltigen Technologieverständnisses<br />

und dessen Nutzen für globale<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen wird ebenso im<br />

Informatik-Kontext diskutiert und führte<br />

zu vielfältigen Forschungs<strong>in</strong>itiativen (z. B.<br />

Digital Humanism, The Biosphere Code).<br />

Technologiekonzepte zu f<strong>in</strong>den, die sich<br />

gleichzeitig auf technologische, soziale<br />

und ökologische Aspekte konzentrieren,<br />

ist nun die große Herausfor<strong>der</strong>ung, vor<br />

dem das Feld <strong>der</strong> Informatics & Susta<strong>in</strong>ability<br />

steht. Vor allem aus dem Blickw<strong>in</strong>kel<br />

heraus, dass <strong>Nachhaltigkeit</strong> und Resilienz<br />

je nach Zielrichtung aus verschiedenen<br />

Dimensionen betrachtet werden können<br />

(Abbildung 1) .<br />

Um diese Herausfor<strong>der</strong>ung zu adressieren,<br />

kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachhaltigen Technologie-Entwicklung<br />

die Suche nach Synergien<br />

zwischen e<strong>in</strong>zelnen Ideologien im<br />

Fokus stehen. So erhöht beispielsweise<br />

die Entwicklung von nachhaltigem,<br />

wartbarem Code und Architekturen (z. B.<br />

Verwaltung von Abhängigkeiten durch<br />

Conta<strong>in</strong>erisierung und Microservices) die<br />

Langlebigkeit und Resilienz bestehen<strong>der</strong><br />

Produkte und senkt damit verbundene<br />

Kosten <strong>in</strong> Form von Stromverbrauch.<br />

Die Nutzung von Synergien ist jedoch<br />

nicht immer möglich. Daher ist die Erforschung<br />

e<strong>in</strong>es Äquilibriums zwischen<br />

Effizienz und Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit (Abbildung<br />

2) e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptanliegen des<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Forschungsbereichs<br />

von Informatics & Susta<strong>in</strong>ability.<br />

Gefahren <strong>der</strong> Technologie-Implementierung<br />

Forscher*<strong>in</strong>nen aus unterschiedlichen<br />

Bereichen (Ahlborg et al., 2019; Redman<br />

und Miller, 2015; An<strong>der</strong>ies, 2014) haben<br />

dabei auf die Gefahren <strong>der</strong> Technologie-Implementierung<br />

<strong>in</strong> sozio-ökologischen<br />

Umgebungen – ohne <strong>der</strong> Nutzung<br />

abgestimmter Frameworks und dem<br />

Mangel von systemischen Kenntnissen<br />

<strong>der</strong> Wechselwirkungen zwischen Menschen<br />

und ihrer Umwelt – h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, da die E<strong>in</strong>führung<br />

neuer Technologien e<strong>in</strong>e weitere Ebene<br />

<strong>der</strong> Komplexität h<strong>in</strong>zufügt (Vergleich Abbildung<br />

1), was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Steigerung<br />

des dynamischen Systemverhaltens<br />

führen kann (emergente Phänomene,<br />

Unsicherheit, Rückkopplungszyklen<br />

usw.). Werden diese Komplexitätsherausfor<strong>der</strong>ungen<br />

nicht spezifisch adressiert,<br />

kann die E<strong>in</strong>führung neuartiger Technologien<br />

die Fragilität (kaskadenartige<br />

Fehlerpropagation, Erhöhung <strong>der</strong> Angriffsfläche,<br />

S<strong>in</strong>gle-Po<strong>in</strong>ts-of-Failure) sozio-ökologischer<br />

Systeme erhöhen und<br />

das Erreichen gesetzter politischer Ziele<br />

(SDGs, The Green Deal, Farm to Fork usw.)<br />

gefährden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Gefahr kann dar<strong>in</strong> gesehen<br />

werden, dass die Verbreitung neuer<br />

Technologien auf begünstigte Gruppen<br />

beschränkt ist, was bestehende Ungleichheiten<br />

vergrößern wird. So werden<br />

weltweit überwiegend Bevölkerungsgruppen<br />

mit höherem E<strong>in</strong>kommen als<br />

sogenannte „Early Adopters“ mit großem<br />

Vorsprung neue Technologien übernehmen.<br />

Dieser unterschiedliche Zugang zu<br />

neuen Technologien schafft weitere Klüfte<br />

<strong>in</strong> Bereichen wie Bildung, Gesundheit<br />

und Beschäftigung. Es besteht daher die<br />

Gefahr, dass diejenigen, die diesen besseren<br />

Zugang zu neuen Technologien<br />

haben, Innovationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Richtung<br />

bee<strong>in</strong>flussen, welche die Ungleichheit<br />

weiter verstärken könnten. In <strong>der</strong> Folge<br />

könnten <strong>IT</strong>-Spitzentechnologien wie<br />

Künstliche Intelligenz und Robotik die<br />

Arbeitsmärkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung verzerren,<br />

wo global gesehen viele Menschen<br />

Abbildung 2: Systemisches Äquilibrium zwischen Simplizität und Komplexität (basierend auf Lietaer, 2011)<br />

<strong>03</strong>-<strong>04</strong> • <strong>2021</strong> | <strong>OCG</strong> <strong>Journal</strong><br />

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