Ludwigs Buch
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LUDWIGS
BURG
2
Kennen Sie LUDWIGS BURG ‐ Natürlich werden Sie jetzt sagen–
Doch Achtung! Der Teufel liegt im Detail!
LUDWIGS BURG liegt nicht im gleichnamigen Landkreis und am Neckar.
LUDWIGS BURG findet man im Alb‐Donaukreis, genauer in Griesingen.
LUDWIGS BURG ‐ ist eben LUDWIGS BURG.
Genug der „Haarspaltereien“
3
Tja mein lieber Ludwig,
schon wieder einige Zeit ins Land gegangen.
ß
Wie Du es so schön in Deinem Neujahrsbrief geschrieben hast, ich gehöre zu den von Dir bezeichneten stumm „Leidenden“.
Nicht weil mir es nicht aufgefallen wäre, das der Anhang fehlte.
Sondern weil ich die Hoffnung hatte, für mich, da noch fehlendes Bildmaterial „abzweigen“ zu können.
Also, wie richtig vermutet, bin fündig geworden und somit, sagen wir mal Produktions-klar.
Die Daten habe ich so übernommen wie sie vorlagen. Die Inhaltsangaben und die Reihenfolge der Artikel sind mutmaßlich
nicht immer identisch. Aber Du wirst mir das nachsehen.
Selbstverständlich habe ich die veröffentlichten Artikel und Bilder studiert und gelesen.
Allerdings ist mein Interesse an der Griesinger Geschichte, man möge es mir verzeihen, nicht so ausgeprägt.
Um so mehr begeistert mich wie Du was schreibst und wo Du die geschichtlichen Hintergründe dafür recherchierst.
Letztlich also ist meine Motivation auch darin begründet, kein adäquates Geschenk gefunden zu haben.
Was soll man jemanden schenken, so man denn schenken will, wenn derjenige den man beschenken möchte,
entweder Alles hat, oder vielleicht gar nicht beschenkt werden möchte. Großes Dilemma!
Wie löst man sowas? „Ma bäschdled was“. Des geht immer!
Tja, was aber wenn du kein „Säger, Bohrer, oder Hämmerer“ bist. Pudelmütze kann ich auch nicht.
Was bleibt dann also noch?
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Nr.
Kennwort
001 Bleamleskaffee, Zichore und Mode Advent
002 alte bäuerliche Gerätschaften
003 altertümliches Hausgerät (Sammlung Paul Braun)
004 Badefreuden und Geschrubbe
005 Bibellies, Blinder Espan und Bloßäcker
006 Bleamleskaffee, Zichore und Mode
007 Bonta ond Facklafuier
008 Corona nicht, aber sonst allerlei Krankheiten
009 Der heilige Leodegar
010 Ehrat, Felbengärtlesäcker und ‐teile
011 Fasnet — Soubloter und Schmalzkiachla
012 Fasnet in alten Zeiten
013 Gaatafescht
014 Gemeindewappen
015 Geschenk ans Kloster Murbach
016 Gespanne Kuh ‐ Ochs ‐ Gaul ‐ Bulldogg
017 Getreidesäcke
018 Griesinger Scharmützel
019 Griesinger Weiber
020 Hausschlachtung und reacht gveschberet
021 Himmelreich und Hölle ganz irdisch
022 Hochwasser
023 Hummelberg ohne Hummeln
024 Irrtümer im Gemeindebuch (Teil 1)
025 Irrtümer im Gemeindebuch (Teil 2)
026 Kaspar Schwenckfeldt
027 Keltengrab
028 Kinderfest in alten Zeiten
029 Kurze Schlunggärten und Lange Birkenteile
030 Ladengeschäfte
031 landwirtschaftliche Maschinen
032 Lange Rötel und Lange Schlunggärten
033 mit dem Tonkrug aufs Feld
034 Mooscht, Mooschdsekt
035 Quelle‐, Neckermannkatalog
036 Römerbad
037 Schbätzlesvarianten
038 Schindergrub und Schinderwasen
039 Steglache, Steigäcker, Stockäcker
040 Stehbrunzhos und Heisle
041 Streuobstwiesen
042 Unter Palmen gedenken wir
043 Waldmädla und Hopfa zopfa
044 Weihnachten
045 Wintersport für Jung und Alt
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Bleamleskaffee, Zichore und Mode
Im 18. und 19. Jahrhundert, aber auch noch in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg, war Bohnenkaffee
etwas, das man sich nicht jeden Tag leisten konnte. Obwohl man (frau) es ja schon gerne
gehabt hätte. Doch Not macht erfinderisch. Beim Stallvieh mischte man gehäckseltes Stroh unters
Heu, um die Vorräte zu strecken. Und ebenso mischte man Malz‐ und Bohnenkaffee. Malzkaffee
wurde aus geröstetem Gerstenschrot hergestellt und mit Wasser aufgekocht.
Das tun auch heute noch viele und vermutlich sogar wieder vermehrt. Malzkaffee enthält von
Natur aus kein Koffein und wird heutzutage daher gerne als gesündere Alternative angesehen.
Als es aber damals um den ersehnten Wohlgeschmack des Bohnenkaffees und nicht so sehr
ums Gesunde ging, mischte man oft Malz‐ und Bohnenkaffee. Solche Mischungen gab es auch
zu kaufen. Die Marke Quieta gab es zum Beispiel in drei unterschiedlich gefärbten Verpackungen
mit drei unterschiedlich hohen Anteilen an echtem Bohnenkaffee. Das machte natürlich einen
Preisunterschied aus. Wer sich ungemischten Bohnenkaffee leisten wollte oder konnte, blieb
häufig sparsam bei der Menge der verwendeten Kaffeebohnen. Dann geriet der Kaffee womöglich
entsprechend dünn, und das Blümchenmuster des Tassenbodens schimmerte durch. Dies
nannte man dann spöttisch einen Blümchenkaffee, oder auf gut Griesinger Schwäbisch „en
Bleamleskaffee“. Um dem abzuhelfen, gab es wiederum ein Mittelchen. Jedes Ladengeschäft,
das Lebensmittel verkaufte, führte auch Zichorie.
Wikipedia: „In einer Zichorienfabrik werden die gereinigten Wurzeln der Zichorie [Wegwarte]
zunächst zerkleinert. Auf einer Darre oder in einem Trockenofen wird der Wassergehalt der
Wurzeln reduziert. Danach werden sie bei einer Temperatur von 100 °C bis 120 °C geröstet.
Während dieses Prozesses karamellisiert das in der Wurzel enthaltene Inulin… [eine Art Zucker],
wodurch der an Kaffee erinnernde Geschmack entsteht. Die abgekühlten Wurzeln werden abschließend
zu feinem Pulver gemahlen. Bisweilen werden Zuckerrüben, Speisefette und ‐öle,
Kochsalz … zugefügt. Zichorienkaffee ist an einer intensiven karamellbraunen Färbung erkennbar.“
Die Zichorie [schwäbisch: der Zichore; Betonung auf dem ‘o‘] wurde in eine Art runde Pellets
mit etwa 4 cm Durchmesser gepresst und dann mehrere dieser „Tabletten“ zusammen in einer
röhrenförmigen Hülle verpackt. Die Abbildung entstand im Bauernhausmuseum Kürnbach. Bei
Gebrauch brach man ein Stück davon ab und gab es zu den gemahlenen Kaffeebohnen hinzu.
So bekam dieser die ersehnte dunklere Färbung. Aber nicht nur das: Mädchen und Frauen hatten
irgendwann mal entdeckt, dass sie das rotgefärbte Einwickelpapier anfeuchten und sich dann
die Wangen bestreichen und ihnen somit eine rötliche Färbung verpassen konnten. Dieses
„Schminken“ war mal schwer in Mode. Und so bekam auch der Zichorienkaffee selbst im Volksmund
den Namen „Mode“. Man tat Mode in den Kaffee und wurde ganz nebenbei auch noch
hübscher. Übrigens: Noch heute kann man mit Zichorie Bratensoßen dunkler machen. ‘s nassgemachte
Papierle ins Gesicht reibt sich aber wohl schon lange niemand mehr.
Zum Nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zichorienfabrik
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffeeähnliches_Getränk
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Keltengrab
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Der Keltenweg in Obergriesingen erhielt seinen Namen nicht ohne Grund. In Richtung Altbierlingen
wurde 1928 bei Drainagearbeiten eine keltische Grabanlage entdeckt. Vielleicht besteht
sogar ein Zusammenhang mit Hügelgräbern. Der Straßenname wurde vom Gemeinderat
bewusst gewählt, weil der Weg genau in Richtung des ehemaligen „Keltengrabs“ führt.
Er wird daran erinnert, dass einmal die Kelten als frühes Kulturvolk in unserer Gegend beheimatet
waren, bis sie von den Römern unterdrückt und im Zuge der Völkerwanderung durch
die vom Ostseeraum (!) nachrückenden Alemannen und Sueben („Schwaben“) an die Ränder
Europas verdrängt wurden.
Keltische Volksgruppen, Sprachen, Kultur und Traditionen finden wir heute daher vor allem in
Westfrankreich (Bretagne), Irland, Schottland, Wales und Nordspanien.
Bei den „alten Römern“ hieß die Ostsee „Schwäbisches Meer“ (mare suebicum), weil die Sueben
eben zunächst dort zuhause waren, während die Römer den Bodensee als „Bregenzer See“
(Lacus Brigantinus oder Lacus Constantinus) bezeichneten, wobei die Städtenamen Bregenz
oder Konstanz durchschimmern.
Man räumt keltischen und römischen Elementen einen starken Einfluss auf uns, unser Aussehen,
unsere Sprache und unsere Kultur ein. Es dürfte kein Zufall sein, dass bei uns im deutschen
Süden der norddeutsch‐nordeuropäische hellblonde Menschenschlag (mit blauen Augen) eher
selten anzutreffen ist. Die Menschen hierzulande tragen gewiss auch römisches und keltisches
Erbgut in sich.
Auch in der deutschen Sprache finden sich Wörter keltischen Ursprungs, zum Beispiel Wörter
wie „Amt“, „Apfel“, „Bitumen“ (Straßenbelag), (der Name der Stadt) „Bregenz“, „Eisen“, „Lanze“,
„Karren“, „beten“ und „Bett“. Man vermutet, dass auch der Name des Flusses Donau und der
Griesinger Flurname „Taie (sprich: Doie) seinen Ursprung in der Sprache der Kelten hat.
Die Heuneburg, etwa 14 km östlich von Sigmaringen, ist eine der bekanntesten Fundstellen aus
keltischer Zeit in Mitteleuropa. Mit um die 5.000 Einwohnern war sie für die damalige Zeit eine
sehr große Stadt. Eine Vielzahl von Funden bezeugen Handelskontakte zu anderen Völkern und
Kulturen.
Die Kelten brachten das Eisen zu uns.
Es war wie bei anderen frühgeschichtlichen Neuerungen auch: In Kleinasien, der heutigen Türkei,
war bereits viel früher als bei uns die Eisentechnologie bekannt. Erst rund tausend Jahre später
fand sie dank der Kelten ihren Weg in unseren Raum.
Eisen wurde nach und nach zum wichtigsten Rohstoff für die Herstellung von Waffen und Werkzeug.
Darum wird die keltische Epoche auch als „Eisenzeit“ bezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kelten
https://de.wikipedia.org/wiki/Heuneburg
Advent
10
Advent ist bekanntlich die Zeit der Einstimmung auf Weihnachten. Um diese Vorweihnachtszeit
ranken sich im schwäbischen Volksmund jedoch auch einige teils lustige Sprüche, Redensarten
und Wortspielereien. Hier eine kleine Auswahl.
∙
Macht hoch die Tür … I komm noch glei.
(Macht hoch die Tür … Ich komme dann gleich.)
Mit diesem Begleitspruch hielt ein freundlicher Herr einer Dame eine Ladentüre auf.
Was wie ein kirchliches Adventslied anfängt, aber dann nicht wie vermutet weitergeht,
könnte, wenn auch scherzhaft, einem ganz anderen Kapitel zuzuordnen sein.
Das Augenzwinkern war danach ... War aber nur ein Späßle.
∙ Ouf s Silbr tritt i,
den hailigen Andreas bitt i,
er wolle mir lassen erschainen
den liebschten Mainen.
Auf‘s Silber trete ich,
den heiligen Andreas bitte ich,
er wolle mir lassen erscheinen
den liebsten Meinen.
(Ratzenried bei Wangen im Allgäu)
Der Sankt‐Andreas‐Tag (30.11.) liegt zeitlich nahe beim ersten Adventssonntag, mit dem das
Kirchenjahr beginnt. Also war der Andreas‐Tag ein beliebter Termin für versuchte Blicke in die
Zukunft. In diesem Fall traten wohl Mädchen im heiratsfähigen und ‐willigen Alter vor dem Zubettgehen
auf eine Silbermedaille und sagten obigen Spruch auf. Und weil‘s ein bisschen feierlich
zuging, ist er in nicht ganz hasenreinem Schwäbisch. Ob sie damit ihren Zukünftigen herausfinden
konnten, ist freilich nicht überliefert. Aber sie haben es offenbar immer wieder gehofft und
versucht.
Macht hoch die Tür: Hier bezogen auf den Kleinwagen Messerschmitt‐Kabinenroller, dessen
»Tür« zum Einsteigen nach oben aufging. Entsprechend mussten Fahrer und Mitfahrer von oben
ein‐ und auch nach oben wieder aussteigen. Und damit lag die Anspielung auf das kirchliche
Adventslied »Macht hoch die Tür!« nahe. 1950er‐ und 1960er‐Jahre. | Ludwig Dorner.
11
∙
Abfenz‐Outo (schwäbisch ausgesprochen)
Advents‐Auto
(Abb.: Wikipedia)
Advent und Weihnachtszeit in meiner Kindheit
12
Meine Kindheit und Jugend bis einschließlich Studium verbrachte ich im oberschwäbischen
Weingarten. Weihnachten kündigte sich auch so an, dass am Vorabend von St. Nikolaus, also
am 5. Dezember, der Nikolaus höchstpersönlich in Begleitung von Knecht Ruprecht zu uns in
die Wohnung kam. Einmal hatte ich sogar ausgerechnet den „Wochadippl“ (Mumps) und lag
recht kränklich da, als „dr Gloos“ kam. Er las das Gute aus dem goldenen Buch und die kleinen
„Schandtaten“ aus dem schwarzen Buch vor. Bei diesen konnte Knecht Ruprecht mit der Rute
sachte über den Popo streichen, was als beeindruckende Maßnahme durchaus reichte. Und
dann gab es aus dem Rupfensack ein paar Geschenke: vielleicht zwei Mandarinen, eine Handvoll
Walnüsse, eine Orange sowie einen Lebkuchen mit aufgeklebtem Nikolausbildchen. Am andern
Tag teilte man sich noch einen Klosama (Hefeteig‐Nikolausmann) zum Eintunken in den Malzkaffee.
Adventskalender gab es zu meiner Kindheit auch. Wenn man täglich ein Türchen öffnete, guckte
ein kleines Bildle hervor. Das vom 24. Dezember war ein bisschen größer und hinter einem Doppeltürchen
versteckt.
Und jetzt folgt eine spätere Nikolaus‐Begebenheit. Da war ich schon Student an der Pädagogischen
Hochschule in meiner Heimatstadt. Damals gab es in Weingarten noch eine französische
Garnison: ein großes Kasernenareal, mehrere große Wohnblöcke für die Offiziere und ihre Familien,
ein französisches Kino, in das auch Deutsche reindurften, eine eigene Kapelle, in der
sonntags auf Französisch die Heilige Messe gefeiert wurde, und einen französischen Supermarkt,
in dem man als Deutscher nicht alles einkaufen durfte. Manche Waren (Zigaretten und Alkohol)
waren nämlich verbilligt und durften an Nicht‐Militärangehörige nicht abgegeben werden. War
mir übrigens egal. Die französischen Kinder gingen in ihre französische Grundschule in Weingarten,
und dann mussten sie nach Konstanz oder Freiburg an weiterführende französische
Schulen mit Internat wechseln.
In den meisten Gegenden in Frankreich kennt man den Brauch des Nikolausbesuchs nicht. Ein
guter Bekannter von mir organisierte über mehrere Jahre hinweg ein Nikolausgewand mit Mitra
und Krummstab, (Bischof) und für sich ein Knecht‐Ruprecht‐Gewand. Einige Tage vor Nikolaus
machten wir in französischer Sprache Anschläge an der Pinnwand in den Wohnblöcken der Franzosen
und kündigten das Kommen des Nikolaus an. Die Kinder sollten ein kleines Lied oder Gedicht
vorbereiten, und die Eltern die kleinen Sünden und guten Taten oder Eigenschaften für
den Nikolaus aufschreiben. Und wir wiesen höflich darauf hin, dass der Hl. Nikolaus nicht etwaige
Erziehungsfehler der Eltern mit Rutenhieben ausgleichen könne, und dass wir auch nicht
kleine Kinder in den Rupfensack stecken und mitnehmen würden. Die Eltern mögen vor der
Wohnungstür kleine Geschenke bereitlegen. — Und dann kamen wir als Nikolaus, wie es sich
gehört. Und die kleinen Franzosen waren genauso aufgeregt, sagten aber genauso artig ihre
kleinen Gedichte auf oder gaben ein kleines Lied zum Besten, natürlich alles auf Französisch.
Ich konnte es verstehen und auch fragen und antworten, während mein Knecht Ruprecht nur
Unverständliches in seinen Bart brummeln konnte, weil er kein Wort Französisch sprach.
Und nun wieder zurück in meine Kindheit zur Kindergartenzeit, aber jetzt an Heiligabend. Da
war es Brauch, dass unser Vater mit meiner Schwester und mir einen Spaziergang unternahm.
Die Mama blieb daheim. Unser Vater brachte es immer wieder fertig, dass wir zwei Kinder das
Christkindle am Himmel fliegen sahen. „Do, gugget, do isch es grad gfloga!“ Später war mir klar,
dass wir den Gockel auf dem Turm der evangelischen Stadtkirche im Mondlicht kurz aufblitzen
sahen, wenn er sich im Wind drehte — oder es auch nur meinten. Aber als jüngere Kinder waren
wir davon überzeugt. Und dann kamen wir heim, und siehe, am Christbaum brannten die Kerzen,
er war mit allem geschmückt, was dazugehörte, und Gschenkpäckla lagen auch darunter. Und
in der Stube war es gut warm. Jetzt war Weihnachten.
Die Abbildungen zeigen (neba Bredla) zwei Klosamaa aus Hefeteig und einen mit einem Bildle
beklebten Lebkuchen mit Zuckerguss, alles in Griesingen sichtbar hand‐ und hausgemacht.
Wer nach „Conrad David Arnold Weingarten“ googelt, erfährt Näheres zu meinem damaligen
Knecht Ruprecht. Im Gemeindebuch findet sich u. a. auf Seite 218 etwas zu Weihnachten in
Griesingen.
Neujahr — und anderes Neues
14
Das neue Jahr liegt noch weitgehend vor uns. Vermutlich werden viele Menschen dem vergangenen
2020 nicht viele Tränen nachweinen. Zuviel war anders, ungewohnt, lästig, ärgerlich oder
auch bedrohlich.
Früher war bekanntlich auch nicht alles besser. Im Gemeindebuch steht auf Seite 239: „An
Stefanstag (2. Weihnachtsfeiertag) und an Neujahr 1933 [!!] führte der Militär‐ und Kriegerverein
Griesingen nachmittags mehrere Theaterstücke auf: „Weihnachten im Feindesland“, „Divisionsreserve“
und „Der Prestlingsgockel“. Das klang nicht alles so richtig nach friedlicher Weihnacht!“
Und es verhieß auch nichts Gutes für die anstehenden neuen Jahre.
Wir Menschen haben zuweilen die Neigung, vor ungewohntem Neuen etwas Bammel zu haben.
Was wird auf einen zukommen? Andererseits gibt es natürlich meist auch Gründe zu Hoffnung,
es möge 2021 auch Erfreuliches geschehen, möglichst sogar etwas mehr. Und so wird im
ortsüblichen Gruß „a goets Nuis“ (ein gutes Neues Jahr) diesmal vielleicht noch etwas mehr
Herzblut drinstecken als in anderen Jahren.
Die Abbildung (entstanden um 1920) zeigt auch etwas „Neues“, wie es damals eines war und
auch so bezeichnet wird: Die neue Schule. Es ist längst etwas Gutes für unsere Jugend daraus
geworden. Auch die anderen auf der Karte abgebildeten Gebäude haben inzwischen zu ihrem
Vorteil im Vergleich zu damals Neuerungen erfahren, und es ist ebenfalls Gutes daraus entstanden.
Seien wir um alles, was in unserer Gemeinde gut ist, froh und dankbar. Und nehmen wir die
Zukunftsfreude, die man aus der Abbildung herauslesen kann, als Muster für das jetzt
anstehende neue Jahr. Man muss nicht alles im Voraus wissen, aber man kann sich mit
Vorfreude, Zuversicht und eigenen besten Absichten darauf einlassen wollen.
Das kann den Alltag schöner oder mindestens erträglicher machen. In diesem Sinne für uns alle,
jünger oder älter: „a herzlichs goets Nuis!“ Und nochmals: Bx (= Bleib(et Se) xond! |
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Wintersport
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Ous dr Bah’ – d’ Halda na’!
Also dees war no zo denne Zeita, wo ma moit, s häb no mai Schnai gheet wie heitzedag.
[Also das war noch zu denjenigen Zeiten, von denen man meint, es habe noch mehr Schnee
gehabt als heutzutage.]
Ob das so ganz stimmt? Immerhin ist die Redensart „Weihnachten im Klee — Ostern im Schnee“
so ganz neu ja nicht. Es hat also wohl schon immer schneeärmere und schneereichere Winter
gegeben. Das bestätigen auch die Klimaforscher, die gleichwohl zu diesem Thema bekanntlich
noch allerhand mehr zu berichten wissen.
Wenn genügend Schnee lag, konnte man auch hier ausgiebig Wintersport betreiben. Skiausfahrten
in die Berge, wie es jetzt auch schon seit langem üblich ist, waren früher eher ungebräuchlich,
ja meist undenkbar. Auch ohne Corona.
Man begnügte sich mit dem, was es zu Hause gab. Man fuhr mit dem Schlitten „d’ Haie naa“
(die heutige Höhenstraße hinunter). Man rodelte auch den „Kirchaberg“ und gleich anschließend
„d’ Hohlgass naa“.
Zu meiner Kindheit im Schussental rief man dort „Bah‘ frei, Kartofflbrei ...“ Und wenn noch Zeit
war, ergänzten wir weiter im Singsang „… und a Schdiggle Wurschd drbei!“ Das hat sich alles
gereimt, wie in Griesingen auch – siehe Überschrift.
Mit dem Ruf „Ous dr Bah’ – d’ Halda na’!“ versuchte man sich in Griesingen an der „Halde“ Platz
zu schaffen. Hei – das war eine Freude, im „Doppeldecker“ hangabwärts zu „fliegen“: Zu mehreren
übereinander auf einem Schlitten, und der Hund noch obendrauf, was für ein Gejauchze
... Freilich, der Rückweg bergauf war lang und mühsam. Ob da der Hund manchmal mithelfen
musste?
Wagnermeister Wiget („Eschenwangers“) hatte als erster im Dorf Skier angefertigt. Sie waren
ein heiß ersehnter Artikel, den sich aber noch lange nicht jeder leisten konnte oder wollte. Auf
den zugefrorenen Altwasserarmen der Donau wurde Eishockey gespielt.
Die Abbildungen aus dem Gemeindebuch Seite 295 zeigen, dass Wintersport und Winterfreude
fast keine Altersbegrenzung kannten. Und der „Liesgaul“ durfte mit ein paar Schlitten hintereinander
auch keine Mühe gehabt haben.
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Die Mutter ist sauer
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Und das soll sie sogar! Und zwar so richtig sauer. Denn wenn der eigene Most irgendwann nicht
mehr richtig schmecken will und eher nach Essig zu riechen anfängt, dann schlägt die Stunde
der Feinschmecker: Lässt man den Most bei Luftzufuhr stehen, so verwandelt er sich allmählich
in Essig. Dabei bildet sich aus Essigbakterien, die überall in der Luft sind, im Mostfass allmählich
eine sogenannte Essigmutter. Diese sieht aus und fühlt sich an wie eine gallertartige Masse
(Abbildung, Wikipedia). Sie wächst und wächst unendlich weiter und wandelt dabei den Most
in einen milden Apfelessig um. Ab und zu muss man Teile der Essigmutter abtrennen und
entsorgen, sonst würde das Essigfass damit zuwachsen.
Wenn der Essigvorrat bis zur nächsten Saison reicht, kann man neuen übrigen Most jederzeit
nachfüllen. Es gibt auch in Griesingen Leute, die erzeugen auf diese Weise schon seit Jahrzehnten
ohne Unterbrechung ihren eigenen Essig. Wenn ein freundlicher Nachbar noch alten Most
übrighat, wird der gerne auch hinzugegeben, und auch in diesem Fall kann man annehmen,
dass man weiß, was drin ist. Reine Natur. Da darf die Essigmutter gerne sauer sein oder sich
„schwabbelig“ anfühlen! Da ist nichts Unappetitliches dran. Nur sollte man im selben Fass nächstes
Jahr nicht wieder Most machen wollen. Der Essig sollte in einem anderen Behältnis reifen.
Seinen Essigbedarf für den Gebrauch füllt man in eine Glaskanne, deckt diese mit einem Tuch
ab und lässt den neuen Essig noch eine kleine Weile an einem wärmeren Ort (zum Beispiel oben
auf dem Küchenschrank) weiter reifen. Auch darin lebt dann eine Essigmutter. Alsdann füllt man
den Essig durch ein Sieb in Flaschen mit Verschluss. Fertig zum Salat anmachen!
Wer Näheres wissen will, darf uns gerne fragen. Unter dem Stichwort „Küfer“ findet sich im
Gemeindebuch ab Seite 107 auch etwas zum Gebrauch des Mosts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Essigmutter
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Fasnet — Soubloter und Schmalzkiachla
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Viele kennen vielleicht noch den alten Kinderreim:
Lustig ist die Fasenacht, wenn mai Muettr Kiachla bacht,
wenn sie aber kaine bacht, frait mich kaine Fasenacht.
Was haben Schmalzküchlein, die man auch in Griesingen kennt, mit der Fastnacht zu tun?
Nun, nach Lehre der katholischen Kirche beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und dauert
bis Ostern. In der Fastenzeit war Vieles untersagt, nicht nur beim Essen und Trinken. Wir reden
jetzt vom 16.‐19. Jahrhundert und noch bis ins 20. hinein.
Also sorgten damals die Menschen kurz vor Fastenbeginn für ein Schlachtfest. Ein Schwein
wurde geschlachtet. Es gab für einige Tage viel Fleisch, das auch alsbald zum größeren Teil
verzehrt werden musste. Es gab früher ja keine Kühlmöglichkeiten. Ein anderer Teil wurde zu
Wurst verarbeitet und ebenso wie Teile des Fleisches geräuchert und luftgetrocknet.
Andere Methoden der Haltbarmachung waren damals nicht bekannt. Es gab also kurz vor der
„drohenden“ Fastenzeit reichlich Grund für ein Fest: Essen, Trinken, Tanz, Musik und allerlei
Lustbarkeiten – die Fasnet!
Und da die damaligen Schweine wie gewünscht viel Fett an sich hatten, gab es auch viel Schmalz,
das man täglich in der Küche verwendete. Man konnte nun in heißem Schmalz Gebackenes herstellen
und sich daran in überaus reichem Maße erfreuen.
Unsere badischen Nachbarn nennen den Glombiga in der Tat lieber Schmotziga Dunnschdig,
also den Donnerstag, an dem Schmotziges, d.h. Fettes, also Schmalzgebackenes, verzehrt wird.
Das Gesicht mit Schmalz einzureiben und dann in eine Schüssel voll Mehl zu blasen ergab zudem
eine einfache und billige Fastnachtsmaske.
Dies tut man heute noch z. B. bei den Geltentrommler‐Narren in Waldshut‐Tiengen am Hochrhein.
Mit jeder Schlachtung fielen auch Schweineharnblasen an (im Dialekt „Soublotr“ geheißen).
Diese werden zunächst gewässert (Geruch!), dann getrocknet und mit Luft aufgeblasen und
dienen in vielen schwäbisch‐alemannischen Narrenorten als närrisches Neckinstrument.
Die Abbildungen zeigen einen Weingärtler rotweißen Plätzler (es gibt auch andersfarbene)
mit Soublotera und einen Teller mit Schmalzkiachla aus Griesingen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwäbisch‐alemannische_Fastnacht
https://www.plaetzlerzunft.de/die‐zunft/plaetzler/
https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/waldshut‐tiengen/fastnacht/neuaufnahmen‐beider‐narro‐zunft‐waldshut‐18‐weisse‐gesichter‐auf‐dem‐monitor;art1369011,10663998
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Fasnet in alten Zeiten
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Fasnet (auch Fasnacht oder Fastnacht) gibt es schon sehr lange Zeit, auch als es in Städten noch
keine Narrenzünfte und auf dem Land keine organisierten Narrenvereinigungen wie auch in
Griesingen gab.
Ob man nun mit Rufen, Schellengeklingel, Peitschenknallen und „wildem Getue“ die dunklen
und kalten Mächte des Winters verjagen wollte, weiß man nicht so genau. Aber denkbar wäre
es schon. Die Fastnachtsforschung, vor allem Prof. Dr. Werner Mezger, bekannt durch die
SWR‐Fernsehübertragung von Narrentreffen, betont freilich, dass fastnächtliches Brauchtum
vor allem in den Klöstern des Mittelalters aufgekommen sei. Insbesondere die jugendlichen
Klosterschüler hätten sich einen Tag vor Aschermittwoch unter Duldung (und vielleicht heimlichem
Augenzwinkern der geistlichen Oberen) einige Frechheiten herausnehmen dürfen.
Sie durften mal Dampf ablassen. Sie durften vielleicht die eine oder andere Schwäche ihrer
geistlichen Lehrer aufs Korn nehmen, aber auch alte und abgetragene geistliche Gewänder
anziehen und Prozessionen und Gottesdienstrituale spöttisch nachahmen, um vielleicht damit
einen Pater wegen skurriler Eigenheiten oder menschlicher Schwächen zu veräppeln. Für die
Zeit vor dem strengen Fasten war es für den einen Tag im Jahr erlaubt, der in Kalendern als
Fasnacht vermerkt ist. Am nächsten Tag war „Aschermittwoch und alles vorbei“, wie es im Lied
heißt.
Nun waren die Klöster immer auch Vorbild für die Menschen im Umland. Auch in den Städten
und auf den Dörfern gab es eine närrische Zeit. Am bromigen Freitag (siehe unten) beschmierte
man sein Gesicht mit etwas schwarzem Ruß und hatte so eine Art Maske. Die Menschen verkleideten
sich irgendwie „verrückt“, zogen durchs Dorf, es gab vor dem langen Fasten nochmals
reichlich zu essen und zu trinken. Die Burschen machten sich einen Spaß daraus, den Mädchen
nachzujagen und ihnen einen schwarzen Strich ins Gesicht zu malen. Diese rannten kreischend
davon, aber manchmal vielleicht nicht gar zu schnell, damit sie wie versehentlich auch mal eingeholt
werden konnten … Vielleicht ging man anschließend noch in Nachbarorte, um auch dort
Schabernack zu treiben. Die Einkehr spätnachmittags ins Wirtshaus mit Musik und Tanz durfte
nicht fehlen. Oft wurden dabei auch Vorkommnisse aus dem vergangenen Jahr öffentlich durch
den Kakao gezogen. Lustig war’s.
Wikipedia weiß: „Als Rußigen Freitag bezeichnet man den Freitag vor Aschermittwoch, also
nach dem Schmotzigen Donnerstag und vor dem Schmalzigen Samstag. Der Begriff wird
vornehmlich in der schwäbisch‐alemannischen Fastnacht (das heißt in Baden‐Württemberg,
Vorarlberg und der Schweiz) verwendet, aber auch im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben.
Der Name stammt daher, dass früher an diesem Tag die Narren versucht haben, Leuten Ruß ins
Gesicht zu schmieren. Heutzutage ist der Brauch bei Kindern noch sehr beliebt. Ein Mädchen,
das bei mir in der 8. und dann 9. Klasse war, fragte mich höflich jeweils tags zuvor, ob sie mir
einen Strich auf die Stirn malen dürfe. Sie durfte natürlich …
In Oberschwaben und Vorarlberg heißt der Tag nach dem Glombiga, den man dort den „Gumpigen
Donnschdig“ nennt, auch Bromiger Freitag: An diesem Tag schwärzten früher die Buben
den Mädchen das Gesicht mit Ruß ...“ Mit „Brombeeren hat das nichts zu tun, wie Wikipedia
hier ausnahmsweise zunächst irrte.
Hermann Wax weiß in seinem Buch „Etymologie des Schwäbischen“, und ich weiß es auch seit
Kindheitstagen, dass Brom (oder auch B{e}ram oder Bram) ein altes schwäbisches Wort für Ruß
ist. Dies ist inzwischen auch bei Wikipedia ergänzt.
Im Gemeindebuch wird ab Seite 151 die Griesinger Fasnet früherer Jahrzehnte in Wort und Bild
dargestellt.
Am Aschermittwoch ging man zum Gottesdienst, bekam Asche auf die Stirn gestreut und wurde
daran erinnert, dass der Mensch sterblich sei: „memento mori“.
Die Fastenzeit dauerte bis Ostern.
Die Abbildung der Griesinger „Fasnetsmädla“ ist leider ohne Jahrgang überliefert. Weiß jemand
Näheres? Die fröhliche Musikkapelle war 1962 unterwegs. Offensichtlich waren auch einige
Ehinger Narren zu Gast.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rußiger_Freitag
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Bonta ond Facklafuier
(„Spunten“ und Funkenfeuer)
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Das Fackelfeuer heißt vielerorts Funkenfeuer. In vielen oberschwäbischen Orten wird am Abend
des Funkensonntags oder bereits am Vorabend ein Funken(‐feuer) abgebrannt. An der oberschwäbischen
Donau sagt man auch Fackla (Fackeln) oder Facklafuier (Fackelfeuer) dazu. Das
ist in allen Fällen ein großer Holzstoß, vielleicht mit Strohballen ergänzt, so dass die Funken
schön stieben können. Daher wohl auch die Bezeichnung „Funken“ für dieses Feuer. Manchmal
wird oben an einer Stange eine menschenähnliche Gestalt befestigt. Ein altes Kleidungsstück
wird mit Stroh ausgestopft und brennt, wenn es von den Flammen erfasst wird, lichterloh. Damit
soll vielleicht symbolisch der kalte und dunkle Winter verbrannt werden. Und zugleich könnten
im Laufe von Herbst und Winter abgefallene dürre Äste, Reisig und Ähnliches entsorgt werden.
Oft bieten Vereine Getränke und Grillgut zum Verkauf an und erhoffen sich somit einen kleinen
Ausgleich für die tagelangen Mühen, die mit dem Einsammeln des Brennholzes, darunter auch
die ausgedienten Christbäume, und dem Aufschichten des Holzstoßes verbunden waren.
Außerdem sollen sie darauf achten, dass keine umweltbelastenden Materialien wie zum Beispiel
Altreifen oder behandeltes Holz in den Stapel eingeschmuggelt werden.
Zuvor muss also immer jemand die Arbeit auf sich nehmen und hinterher auch wieder aufräumen
wollen. Und so kommt es, dass wie auch in Griesingen in manchen Jahren ein Facklafuier
abgebrannt wurde und dann auch wieder nicht. Oder Corona macht es nicht möglich.
Funkensonntag ist immer der Sonntag nach Aschermittwoch. Mancherorts wird um den Funken
getanzt oder es gibt spezielles Gebäck beim Bäcker zu kaufen, oder es wird in Lokalen darum
gewürfelt: Funkenbrezeln oder Funkenringe. Zuweilen gibt es am Funkensonntag auch den
Brauch des Scheibenschlagens. Näheres dazu gibt es bei Wikipedia nachzulesen.
Bonta, die älteren Griesinger erinnern sich, waren Blecheimer, die zum Anlass des Facklafuiers
mit allerlei brennbarem Material getränkt und gefüllt, am Ort des Facklafuiers entzündet und
an einer längeren Schnur im Kreis geschwungen wurden. Dabei stoben die Funken, und es soll
zuweilen, je nach verwendetem Material (auch mal Altöl!) mächtig gequalmt und gestunken
haben. Tags darauf sah man deswegen an manchen Häusern Klamotten zum Auslüften aufgehängt.
Außerdem zog man sowieso tunlichst was Altes an, falls durch Funkenflug Löchlein in
Jacke oder Hose gebrannt würden. Beim Facklafuier des 1250‐Jahrjubiläums wurde der Brauch
des Bonta‐Schwingens kurzfristig wiederbelebt – natürlich umweltgerecht! (Abbildung)
Manche mögen sich schon gefragt haben, woher das Wort „Bonta“ eigentlich herrührt. Im Buch
„Etymologie des Schwäbischen“ von Hermann Wax werden wir fündig. Es sei eine Nebenform
von „Spunt“, den man ins Fass zum Verschließen einschlägt. Von „da Schbonta schla“ (den Spund
[ein]schlagen) entstand die weitere Bedeutung „den Bonta schwenken“. Das Anfangs‐S muss
irgendwann verlorengegangen sein. Damit sind wir glücklich beim Griesinger Facklafuier‐Bonta
angekommen. Die Aufnahmen zur Fackla‐Brauchtumspflege sind vom Jahr 2009 (Gemeindebuch
Seite 57).
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Fastenzeiten
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Fasten kann man auf verschiedene Arten und aus verschiedenen Gründen. In früheren Jahrzehnten
und Jahrhunderten war es von den Regeln her relativ einfach. Da schrieb hierzulande
die katholische Kirche den Gläubigen vor, was erlaubt war und was nicht. „Die vierzigtägige
Fastenzeit der römisch‐katholischen Kirche ist als österliche Bußzeit bestimmt und dient der
Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Christi. … Die Fastenzeit dauert von
Aschermittwoch bis zum Beginn der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag.
Ab Karfreitag bis zur Osternachtfeier schließt sich das Osterfasten an, als Trauerfasten zum
Gedächtnis der Passion und der Grabesruhe Christi und zur Vorbereitung der Taufe oder
Erneuerung der Taufversprechen in der Osternacht.“ So steht es bei Wikipedia. Die Adventszeit
galt überdies früher zusätzlich als „kleine“ Fastenzeit.
„Im Lauf der Geschichte des Christentums haben sich die Regeln und Verbote zur Fastenzeit
immer wieder geändert. So legte Papst Gregor I. im Jahr 590 fest, dass in der Fastenzeit vor Ostern
der Verzehr von warmblütigen Tieren verboten ist. Auch andere tierische Produkte wie
Eier, Milch, Butter und Käse sowie Alkohol standen auf der Verbotsliste. Außerdem war nur eine
Mahlzeit am Tag erlaubt. Diese Fastenregeln hatten über mehrere Jahrhunderte Bestand, bis
sie Mitte des 16. Jahrhunderts von Papst Julius III. gelockert wurden und nur noch auf Fleisch
verzichtet werden sollte. Fisch, Mehlspeisen und viel vegetarische Kost standen fortan auf den
Speisezetteln.“ (Quelle: siehe unten)
Freilich, keine Regel ohne Ausnahme. So heißt es in derselben Quelle: „Die Fastenzeit vor Ostern
war nicht die einzige Zeit im Kirchenjahr, zu der gefastet werden sollte – im Mittelalter gab es
bis zu 130 Fastentage. Doch gerade im Mittelalter war der Alltag der Menschen von schwerer
körperlicher Arbeit geprägt und sie waren auf kalorienreiche, nahrhafte Speisen angewiesen.
Frei nach dem Motto »Zu jedem Verbot gibt es Ausnahmen« wurden vor allem in den Klöstern
hilfreiche Tricks erdacht, um die strengen Fastenregeln zu umgehen. So wurden Vögel und
Geflügel kurzerhand zu Wassertieren erklärt und als solche mit Fischen gleichgesetzt, weil sie
laut der Schöpfungsgeschichte am selben Tag erschaffen wurden. Auch Biber zählten wegen
ihres geschuppten Schwanzes zu den Fischen.“
Martin Luther (Augustinermönch) schien seine Pappenheimer zu kennen: „Ich will jetzt davon
schweigen, dass manche so fasten, dass sie sich dennoch vollsaufen; dass manche so reichlich
mit Fischen und anderen Speisen fasten, dass sie mit Fleisch, Eiern und Butter dem Fasten viel
näher kämen … Wenn nun jemand fände, dass auf Fische hin sich mehr Mutwillen regte in seinem
Fleisch als auf Eier und Fleisch hin, so soll er Fleisch und nicht Eier essen. Andererseits,
wenn er fände, dass ihm vom Fasten der Kopf wüst und toll oder der Leib und der Magen
verderbt würde […], so soll er das Fasten ganz gehen lassen und essen, schlafen, müßig gehen,
so viel ihm zur Gesundheit nötig ist. — Deutlich wird aus diesem Zitat, dass Luther das Fasten
als eine Art individuelles Trainingsprogramm versteht. Daher kann nicht das gleiche Verzichtsverhalten
allen gleichermaßen empfohlen oder gar verordnet werden.“
Heute sieht es auch katholisch‐kirchlicherseits anders aus: „Was genau gefastet oder als
Freitagsopfer erbracht werden soll, wird in der Fastenordnung nicht detailliert festgehalten.
Stattdessen gibt es verschiedenen Vorschläge: Verzicht auf Fleisch, spürbare Einschränkungen
im Konsum, Verzicht auf Genussmittel sowie Werke der Nächstenliebe oder ein Geldopfer für
Notleidende.“ Oder gerade zu Coronazeiten vermehrt Kontaktpflege zu Alleinstehenden. Und
so kann man sich ein Stück weit selber aussuchen, in welcher Form man dem Gebot folgen will.
Es gibt auch moderne Vorschläge: Handybenutzung oder Fernsehen einschränken, oder weder
Zucker noch Milch in den Kaffee tun, auf Kuchen verzichten usw. Siehe Gemeindebuch S. 66.
Fastenzeiten und ‐regeln gibt es auch in anderen Kulturen und Religionen. Zum religiösen Fasten
(„Saum“) im Islam heißt es: „Das Fasten während des Ramadan gehört zu den fünf Säulen
(Grundpflichten) des Islams. Für alle erwachsenen und gesunden Muslime ist das Fasten
während des gesamten Monates Ramadan im Normalfall verpflichtend [es gibt Ausnahmen].
Hierbei nehmen die Fastenden täglich zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang
keine Nahrungs‐ oder Genussmittel zu sich und dürfen keinen Geschlechtsverkehr haben.“
Da heißt es, erst recht, wenn der Ramadan auf einen Sommermonat fällt, sehr früh zu einem
Frühstück aufzustehen. Manche legen sich danach nochmals ins Bett. Und es wird dann bis Sonnenuntergang
ein sehr langer Schul‐ oder Arbeitstag so ganz ohne jegliches Essen und Trinken.
Kein Wunder, wenn man nach Sonnenuntergang dann herzhaft zugreift. Mir erzählten türkische
Schülerinnen, die (noch minderjährig) das Fasten freiwillig ziemlich konsequent einhielten, dass
sie leider nie dabei abnehmen würden. Es wäre so ein schöner Nebeneffekt gewesen, meinten
sie schmunzelnd … Auch im Islam wird von den Gläubigen erwartet, dass im Rahmen des
Fastenmonats für Bedürftige gespendet wird. Dies gilt als moderne Form. Früher wurde persönlich
bekannten Armen direkt etwas vom Essen abgegeben. Gegenseitige Essenseinladungen
nach Sonnenuntergang als Freundschaftsbezeugungen spielen auch bei hiesigen Muslimen eine
große Rolle. — Eine Abbildung zeigt Biberacher Fastenbrezeln (kurz „Faschta“ genannt), die
andere einige Köstlichkeiten zum abendlichen Ende des „Tagsüber‐Fastens“ (sog. Fastenbrechen)
bei Muslimen; Copyright.
https://cms.vivat.de/themenwelten/jahreskreis/fastenzeit/fastenspeisen.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fastenzeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Fasten
https://www.hefe-und-mehr.de/2019/02/biberacher-fastenbrezel/
https://de.wikipedia.org/wiki/Ramadan
https://de.wikipedia.org/wiki/Saum_(Islam)
https://www.misereor.de/informieren
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Flurnamen
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Flurnamen bezeichnen bestimmte unbebaute Teile der Gemarkung einer Stadt oder Gemeinde
und dienen ihrer Unterscheidung. So ist es auch in Griesingen. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft
schwinden Alltags‐Bedeutung und Bekanntheitsgrad.
„Flurnamen sind nicht zufällig. Sie sind aus ganz alltäglichen praktischen Erwägungen heraus
entstanden und dienten der eindeutigen Zuordnung bestimmter Markungsbereiche. Jeder im
Dorf musste genau wissen, welches Stück Land gemeint war.“ (Gemeindebuch Seite 165).
Flurnamen unterliegen zuweilen aber auch einem Wechsel. Manche tauchen in alten Landkarten
auf, in neueren hingegen nicht, oder umgekehrt, weil sich zum Beispiel Bedarf oder Besitzverhältnisse
ändern. Hier folgen beispielhaft einige Griesinger Flurnamen oder Namensbestandteile.
Viele sind nicht selbsterklärend. Sie bedeuten:
• den anfänglichen Besitzer („Ehrat“ vom Vornamen Erhard)
• die Bebauung („Taie“ [sprich „Doie“] keltischen Ursprungs: für Hütte, Unterstand)
• die Besitzverhältnisse („Breit‐“ ein Vermögender, „Himmelreich“ kirchlicher Besitz)
• die Bodenbeschaffenheit („Ried“ [feucht], „Höll“ [schlecht])
• die Rodung (Abholzung) („‐hau“, „Reut‐“, „Stock‐“)
• die Höhenlage („Unter‐“, „Oberes …“)
• die Lage in der Landschaft („Hinter dem Berg“)
• die Lage zum Ort („Hinter dem Dorf“)
• die Landschaftsform („Ebene“, „Halde“, „Rein“, „Steig‐“)
• die Nutzungsart („Schinder‐“, „Hummel‐“ [= Häge], „‐äcker“, „‐gärten“)
• menschliche Bearbeitung („Schlung‐“; verschließbare Öffnung im Wassergraben)
• eine markante und für alle bedeutsame Stelle („Rötleh‐“)
• a) die Grundstücksform („Lang‐“, „Kurz‐“)
• b) die Nähe markanter Stellen („Felben‐“) [Felbe = Weidenbaum]
• c) die Aufteilung der Allmende in kleinere Parzellen („‐teile“)
• eine Kombination (a‐c) aus den drei vorigen („Lang/Birke/Teile“): „Lange Birkenteile“
Nun lesen Sie eine Liste der Griesinger Flurnamen: Am Griesinger Wald, Am Nasgenstadter See,
Alte Viehweidteile, Banzäcker, Beim Oberholz, Bibellies/Bibellüß, Blinder Espan, Bloßäcker,
Breitenweiher, Breitwiesen, Brenntehau, Brühl, Bühl, Donauwiesen, Ebene, Eichenwäldle, Ehrat,
Felbengärtlesäcker, Felbengärtlesteile, Forchenteile, Gemeindehecke, Gemeiner Trieb, Greut,
Hägele, Halde(n), Haugenbrunnen, Himmelreich, Hinter dem Berg, Hinter dem Dorf, Hinter der
Zehntscheuer, Hohenrain, Hölle, Hummelberg, Jau, Kälberweide, Kammerwiesen, Kapellenberg,
Kleebühl, Kräutergarten(‐äcker), Krummer See, Kurzgelände (Pfaffental), Kurze Schlunggärten,
Lange Birkenteile, Lange Rötel, Lange Schlunggärten, Lüssen, Lüßwiesen, Oberes Ehrat, Oberholz,
Pfaffental, Ried, Riedäcker, Rötenleh/Rötleh, Schindergrub, Schinderwasen, Steglache,
Steigäcker, Stockäcker, Stockert, Stockertäcker, Suhau, Taie, Untere Au, Untere Straßenteile,
Unteres Ehrat, Unteres Greut, Waset, Wiesenbrünnle (Pfaffental), Zigeunerhof.
In jüngerer Zeit werden Flurnamen auch in Griesingen zu Namen für Straßen („Steigäcker“) oder
Wege („Bühlweg“, „Rötlehweg“). In Ehingen kennen wir als Stadtteil‐ und zugleich Straßennamen
Wenzelstein, Längenfeld und etliche weitere Straßen, die ganz eindeutig aus Flur‐ oder
Waldparzellennamen heraus entstanden sind, z. B. Rothäuleweg, Am Großholz, Hirtenhau und
Wittumweg (= ehem. kirchlicher Besitz). In Nasgenstadt gibt es zum Beispiel die Straßen Gollenäcker
und Haldenstraße.
Auch im benachbarten Öpfingen gibt es Straßennamen, die sicher aus Flurnamen entstanden
sind: Herrschaftsäcker, Hinter den Hopfengärten, Sonnenhalde und Unteres Greut. In Oberdischingen
gibt es Am Hägele, Am Hopfengarten, Banzengasse, Breitenweg, Holzgasse, Höllgasse,
Im Eschle und Riedstraße.
Für Straßennamen, die aus Flurnamen entstanden sind, ist dies oft ihre einzige Möglichkeit,
nicht in Vergessenheit zu geraten, wenn statt des arbeitenden Land‐ oder Forstwirts längst der
Gartenrasenmäher in Aktion trat. Oder es entstand darauf ein Gewerbegebiet: Erbach („Oberer
Luß“), Öpfingen („Burren“), Schemmerhofen („Reuteäcker“ und „Eichelsteige“).
Etliche der Griesinger Flurnamen werden im Laufe dieser Artikelserie noch näher besprochen.
Eine Abbildung zeigt die auflaufende Saat in der Flur „Felbengärtlesäcker“, die andere ist selbsterklärend.
https://schlehen.hypotheses.org/flurnamen/flurnamen-im-alltag
https://schlehen.hypotheses.org/files/2012/01/flurnamenlexikon-baden-wc3bcrttemberg.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzstein (Markstein)
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/lmb_museen/1841/
Grenzsteinmuseum+Ostrach
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Ehrat, Felbengärtlesäcker und ‐teile
drei Griesinger Flurnamen
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Ehrat sprich [erret] — Kommt insgesamt dreifach vor (zweimal mit Zusatz): An der östlichen
Markungsgrenze, Rißtissen zu, entlang der Landstraße auf der rechten (südlichen) Seite.
Benachbart: Lange Birkenteile, Kurze Schlunggärten, Krautgartenäcker, Oberes Ehrat, Unteres
Ehrat, Untere Straßenteile.
Die Herkunft des Flurnamens konnte nicht eindeutig geklärt werden. Am Wahrscheinlichsten
ist jedoch die Deutung, dass der Rufname „Ehrhard“ oder „Erhard“ eines anfänglichen Besitzers
den Ausschlag gab. Es sind – wenn auch nicht gerade in Griesingen – insgesamt sehr oft
Personennamen zum Ursprung von Flurnamen geworden. Diese Erklärung ist einfach. Bei den
beiden folgenden müssen wir unseren Grips ein wenig mehr bemühen. Aber keine Bange: zuletzt
ist alles logisch.
Felbengärtlesäcker — Auf der Kreisstraße von Griesingen in Richtung Altbierlingen bei der
Baumgruppe am Frauenbund‐Wegkreuz geradeaus (südlich) den Feldweg hinunter, und gleich
wieder links (nach Osten) in den Feldweg einbiegen, so liegen die Felbengärtlesäcker gleich
anschließend links (nördlich) davon. Benachbart: Bibellüß, Hummelberg, Felbengärtlesteile,
Hinter dem Berg.
Felbe ist ein älteres Wort für Weidenbaum. „Felberlein“, schwäbisch Felberla oder „Felberkraut“
sind aber auch Wolfsmilchgewächse, tief wurzelnd und kaum auszurotten. Und diese sollen gerade
auch in dem Gewann noch lange kräftig gediehen sein, sogar trotz Spritzens, schilderte
mir Alt‐Bürgermeister Karl Müller †, selber ja auch ein erfahrener Landwirt.
Garten (auch „Gärtle“) bedeutete „eingezäunt“ (siehe nachstehend). Die Felbengärtlesäcker
müssen also Felder gewesen sein, die bei eingezäuntem Gartenland lagen, das nach Weidenbäumen
benannt wurde. Die Umzäunung diente als Schutz gegen Wildfraß. Und vielleicht auch,
um zu zeigen: „Der Gaata ghait eis!“ (Dieser Garten gehört uns!).
Siehe hierzu auch die nette Entstehungsgeschichte der Bad Cannstatter Narrenfigur „Felbenköpfe“,
wo sie Kopfweiden im Nebel für den heranrückenden Gegner gehalten haben sollen.
(Quelle: siehe unten).
Felbengärtlesteile — Auf der Kreisstraße nach Altbierlingen bei der Baumgruppe mit Wegkreuz
am Frauenbund‐Wegkreuz geradeaus in den abfallenden Feldweg, dann sogleich wieder nach
links (Osten) in den anderen Feldweg einbiegen. Nun liegen die Felbengärtlesteile gleich
anschließend rechts (südlich) davon. Auf dieser Parzelle befinden sich wieder wie früher teilweise
Kleingärten. Ein Wassergraben bot sich einst zum Wasserschöpfen und Gießen – und zum
Abkühlen an. „Teile“ sind meist kleine Stücke aus der Allmende. Allmende heißen die von der
Dorfgemeinschaft gemeinsam bewirtschafteten landwirtschaftlichen Grundstücke.
Das Nutzungsrecht wurde verlost. Daher sagte man auch Losteile oder Allmendteile.
Die Felbengärtlesteile müssen also durch Los zugewiesenes eingezäuntes Gartenland als Anteil
an der Allmende gewesen sein, das bei den Felbengärtlesäckern liegt (siehe oben).
Das mag sich erst etwas kompliziert anhören, ist aber dann doch logisch. Eine Abbildung zeigt
eine der namengebenden Weiden, die inzwischen einem Blitzschlag zum Opfer gefallen sind.
Die andere zeigt die Gewanne Ehrat (von Rißtissen her gesehen links der Straße), Oberes und
Unteres Ehrat (rechts der Straße).
https://de.wikipedia.org/wiki/Allmende
https://www.kuebelesmarkt.de/fasnetfelbe.html
Vom Oberholz zur Unteren Au
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Unter den Griesinger Flurnamen gibt es auch einige, die das Wort „Wasser“ zwar nicht enthalten,
aber doch dessen Vorkommen anzeigen oder vermuten lassen:
Beim Oberholz: Betonung auf [‚‐holz‘]. Fast am westlichen Markungsrand, Berg zu, nördlich
des „Berger Weges“. „Ober‐“ kann die höhere Lage (vgl. „Nieder‐“ oder „Unter‐“) bedeuten.
„Ober‐“ kann aber auch von „Ob“ abgeleitet sein, und dieses käme von „Au “, was „Wiese“
und auch „durch Bäche oder Gräben abgesondertes Land“ bedeutet. Und siehe da:
Ausgerechnet auf dieser ziemlich hoch gelegenen Fläche führt der Erdboden dank einer
undurchlässigen Schicht reichlich Wasser. Es mussten daher zur Entwässerung noch vor
wenigen Jahrzehnten Drainagerohre verlegt werden. Der Namensbestandteil ‚‐holz‘ deute
auf eine anfängliche Rodung einer Waldfläche hin. Dies wird in einem anderen Beitrag
dieser Reihe dargestellt.
Brühl: In nördlicher Richtung, Markung Gamerschwang zu. „In Oberschwaben hat fast jedes
Dorf seinen Brühl. Dort versteht man darunter Wässerwiesen“ (künstlich bewässerte
Wiesen); (Buck, Fischer). Keinath schreibt: „Brüel, in der Niederung, an einem Fluss oder
Bach gelegen, Ort oder Vorplatz eines Orts, wo einst ein Gehölz, eine Viehweide war, später
meist in gutes [mähbares] Wiesenland verwandelt, auch sumpfige und Wässerwiese.“
Haugenbrunnen: Östlich in Verlängerung der Waldstraße, etwa auf halber Strecke bis zum
Waldrand. „Haug“ bedeutet Hügel, und „Brunnen“ weist auf mehrere dort befindliche
Quellen hin, also „Hügelbrunnen“. Kein Wunder: Die Flur liegt am Fuße eines Hügels, der
vom Dorf her abfällt. Siehe auch den nächsten Abschnitt.
Kurze Schlunggärten: Gesprochen [kuuze Schlunget], ohne „‐gärten“. Südlich (rechts) der
Straße nach Rißtissen, etwa auf halber Strecke vom Ortsrand zur Abzweigung nach Öpfingen.
Die Deutung von „Schlung“ erscheint zunächst nur schwer möglich, denn fast alle
Quellen verweisen auf eine wenig überzeugende Herkunft dieses Namens: „Schlung“,
abgeleitet von „Schlieng“, käme von der heimischen Fischart Schleie. Dazu ist die Donau
aber wohl zu weit entfernt. Freilich befand sich aber nicht weit davon eine Quelle im
Gewann „Haugenbrunnen“, und in den wasserführenden Gräben sollen auch schon kleine
Forellen und wohl auch andere Fischlein gesehen worden sein. Vielleicht kommt die
Bezeichnung aus der Zeit der noch unregulierten Donau, die viel näher an Griesingen
heranreichte?
Eine weitere Deutung: Schlundgraben bedeutete einst Wassergraben, und ein Schlundloch
war eine verschließbare Öffnung im Wassergraben, vielleicht zur Bewässerung.
Steglache: An der südöstlichen Markungsgrenze Rißtissen zu. Steg bedeutet wie heute
schmale Brücke, aber auch „Stiege“, also Treppe. Mundartlich sagt man ja teils heute noch
„d Schteaga nouf“. Daneben gibt es „Staig“, also „Weg auf eine Anhöhe“, und „Steig(e)“ für
Pfad oder Fußpfad. „Lache“ könnte von einem Wort „Lach“ oder „Lauche“ herrühren, das
„Einhieb“ in einen Baum usw. bedeutet, um die Grenze zu markieren. Die Lage an der Markungsgrenze
könnte darauf hindeuten. Es konnte aber zweitens auch „Wasseransammlung“
verschiedenster Größen bedeuten. — In Griesingen erinnert man sich teilweise noch an
die „Gauslacha“ (Gänselache) nahe dem Regenüberlaufbecken beim Bioland‐Aussiedlerhof.
Dort soll sich früher immer mal wieder Wasser angesammelt haben, in dem die Gänse pfluderten,
wie mir Alt‐Bürgermeister Karl Müller † einmal berichtete. Und: Darin sei um 1945
wohl auch mancherlei unliebsam Gewordenes verschwunden …
Untere Au: Gleich nach der Markungsgrenze beidseitig der Landstraße, heute auf Markung
Nasgenstadt. Benachbart: Krummer See (!). „Au“ bedeutet mähbare Wiesen, die man also
nicht nur beweiden kann. Ursprünglich bedeutet es jedoch „Land am Wasser“ und ist somit
wieder ein Hinweis auf das nahe alte Flussbett der früher unbegradigten Donau. Dazu passt
auch der Name einer Nachbarflur: „Am Nasgenstadter See“ (Altwasser?). In alten Zeiten
wurden die fernab gelegenen Flurstücke häufig gemeinsam mit dem jeweiligen Nachbarort
genutzt, meist als Weideland.
Die Abbildung zeigt das Donau‐Altwasser bei der Schneeschmelze mit Öpfingen im Hintergrund.
Literatur (evtl. in Büchereien eingestellt oder antiquarisch erhältlich):
Württembergisches Flurnamenbüchlein, Dr. phil. Walther Keinath, Tübingen 1926
Oberdeutsches Flurnamenbuch, Dr. M. R. Buck, Bayreuth 1931, 2. Auflage („Michel Buck“)
Straßen und Fluren in der Gemeinde Griesingen, Ludwig Dorner, Griesingen 2002
Gespanne — nicht nur Kuh, Ochs, Gaul und Bulldogg
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… sondern auch mal ein Esel und ein Bernhardiner, die zusammen den Karren mit vollen Milchkannen
in die Obergriesinger Molke des Konrad Wiget ziehen mussten (vor 1914). Da geht es
gehörig bergan, oder, wie man in Griesingen sagt, „d Haie nouf“ (die Höhe hinauf).
Über Jahrtausende waren es manchmal der Mensch und meist Kuh, Ochse oder Pferd, die hierzulande
die landwirtschaftlichen Wagen und Gerätschaften zu ziehen hatten. Über eine sehr
lange Zeit hat sich daran nicht viel geändert. Und so hieß es im Lied einmal zu Recht „Im Märzen
der Bauer die Rösslein einspannt“. Aber das ist lange her.
Ab den 1870er‐Jahren kamen in den USA die ersten Dampftraktoren in Einsatz, die sich für
europäische Ackerböden wegen ihres Gewichts aber zu wenig eigneten. 1920 brachte die Firma
Lanz (Mannheim) einen Traktor auf den Markt, der mit Rohöl betrieben werden konnte.
Sie nannte das Modell „Bulldogg“. Dieser Name ist markenübergreifend bis heute für Schlepper
gebräuchlich geworden, vor allem in Süddeutschland. Im Norden wird dazu eher „Trecker“
(etwas, das zieht) gesagt. Siehe auch im Gemeindebuch auf Seite 284.
Als dann noch die Zapfwelle erfunden und immer leistungsfähigere Motoren entwickelt wurden,
wurden aus Zug‐ auch zugleich Antriebsmaschinen für immer zahlreichere Einsatzmöglichkeiten.
Es geschah in unserer Gegend vor allem in den Jahren 1950 bis 1970, dass sich mehr und mehr
landwirtschaftliche Betriebe einen „Bulldogg“ anschafften. Die Doppelseite 102/103 im
Gemeindebuch gibt einen kleinen Eindruck von solchen Oldtimer‐Traktoren wider.
Eines unserer diesmaligen Fotos zeigt als Besonderheit eine selbstfahrende Arbeitsmaschine
zur bodennahen Gülleausbringung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Traktor (viele Raritäten abgebildet)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mechanisierung_der_Landwirtschaft (erste Dreschmaschinen ...)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nebenabtrieb (Zapfwelle)
https://www.youtube.com/watch?v=LoJ4_9zyfe4 (Lied: Im Märzen der Bauer …)
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Zur Belohnung ein Ei
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Dazu steht im Gemeindebuch auf Seite 252: Nach der Palmsonntagsmesse wurden die jetzt geweihten
Äpfel vom Palmen abgenommen und verzehrt. Der halb abgeräumte Palmen wurde in
Griesingen über die Karwoche (Woche vor Ostern) im „Gäätle“ (Gärtchen) am Gartenzaun aufgestellt.
Am Karsamstag wurde er abgeräumt. Wer ihn entfernte, bekam zur Belohnung ein Ei
geschenkt. Ein Ei zur Belohnung?
Man muss dazu wissen, dass noch vor einigen Jahrzehnten ein Ei etwas eher Außergewöhnliches
war. Ich erinnere mich an meine Kindheit: Ein „wachsweiches“ Frühstücksei gab es eigentlich
nur zu wenigen Anlässen im Jahr, zum Beispiel am Namens‐ und Geburtstag, oder wenn man
von einer Krankheit wieder am Genesen war. Dies war vor allem so, wenn man wie wir zuhause
selber keine Hühner hatte. Damals gab es noch keine Eierfarmen, kein spezielles „Legemehl“
und kein Beleuchtungsmanagement (siehe Hyperlinks unten) im Hühnerstall. Eier waren vor
allem in städtischen Haushalten etwas Besonderes. Anfangs der 1950er‐Jahre kostete eine
Laugenbrezel 5‐6 Pfennig (ca. 3 Euro‐Cent), ein Ei aber 22 Pfennig. Ein Ei kostete also rund das
Vierfache einer Brezel. Man rechne das mal um! Und so war es auch kein Wunder, dass Nudelhersteller
damit warben, wie viele Eier in ihren Produkten doch enthalten seien: Markennamen
wie „Gaggli“ und „Birkel‐sieben‐Hühnchen‐Nudeln“ sprachen für sich. Und anfangs galten
italienische Nudeln hierzulande als minderwertig: „Do isch jo it amool Oi denna!“ (Da ist ja nicht
mal Ei drin!). Italienische Nudelhersteller haben sich angepasst: Heute enthalten auch manche
ihrer Teigwaren Eier.
Eine schwäbische Redensart lautet: „Henna schärret rickwärds“ (Hennen scharren rückwärts).
Aus dieser biologischen Erkenntnis leitet die Bauernweisheit eine ökonomische ab: Mit bäuerlicher
Hühnerhaltung (Eiererzeugung) sei kein Geld zu verdienen, ja, man zahle noch drauf.
Ob es stimmt oder eher daher rührt, dass das Eiergeld traditionsgemäß das bescheidene
Privateinkommen der Bäuerin war und der Bauer davon also nichts unmittelbar zu sehen
bekam? Oder es auch gar nicht sollte …?
Auch in Wikipedia wird über das Ei berichtet, natürlich insbesondere in Verbindung mit Ostern:
„Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition, was 60.000 Jahre
alte Funde dekorierter Straußeneier aus dem südlichen Afrika beweisen. Auch wurden 5.000
Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter gefunden.
Bemalte Eier als Grabbeigabe sind auch aus der europäischen Antike bekannt. Die frühen Christen
Mesopotamiens [heute ungefähr Irak und Syrien] bemalten Eier rot, um an das Blut Christi
zu erinnern, das er bei der Kreuzigung vergoss.
Dass [bei uns] die Eier verschiedentlich gefärbt wurden, hatte praktische Gründe. Aufgrund des
Fastengebotes der katholischen Kirche durften ab Aschermittwoch bis Ostern neben Fleisch
auch keine Eier gegessen werden. Da die Fastenzeit über sechs Wochen dauert, erfolgte die
Haltbarmachung durch Hartkochen der Eier. Um ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden,
färbte man sie unterschiedlich. So standen am Ostersonntag verschieden gefärbte Eier zum
Verzehr zur Verfügung.“
Nun wieder zurück nach Griesingen. Im Gemeindebuch steht auf Seite 175: „Zu Ostern bauen
Kinder aus Moos oder grün gefärbter Holzwolle ein Nest, damit der ‚Osterhase‘ Süßigkeiten und
andere kleine Geschenke darin ablegen könne. Manche tragen ein aus Teig gebackenes Osterlamm
und hartgekochte bunt gefärbte Hühnereier mit zur Kirche, um sie dort segnen zu
lassen.“
Eine Abbildung (Wikipedia) zeigt buntgefärbte Ostereier, wie wir sie kennen. Die andere zeigt
einen Griesinger Palmen von 1964 (Gemeindebuch Seite 252).
Einige oberschwäbische Redensarten rund ums Ei:
Dem sai Oi hott zwoi Dottr! (Dem sein Ei hat zwei Dotter!)
Der hat unentwegt unverdientes Glück!
Doo lommer noo an Goggeler driebr schbaziera! (Da lassen wir noch einen Gockel darüber
spazieren!) Scherzhaft: Diese Suppe verfeinern wir noch durch ein dazugegebenes Ei — Schussental.
Etz hosch gaggeret, etz legs Oi au! (Jetzt hast du gegackert, jetzt leg das Ei auch!) Wer A sagt,
muss auch B sagen.
Wär am Karfrittig morga fria nichdern a rohs Oi usdringd, wird se koin Bruch nalupfa. (Wer
am Karfreitagmorgen früh nüchtern [ = mit leerem Magen] ein rohes Ei austrinkt, wird sich
keinen Bruch hinlupfen [zuziehen].) Karfreitag galt als besonders strenger Fastentag. Da ein Ei
zu essen erforderte allerhand „Mut“ … Lebensweisheit aus dem württembergischen Allgäu.
In Wikipedia findet man auch etliche Abbildungen mit Ostereiern aus anderen Kulturen und zu
den Palmsonntags‐„Palmen“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Osterei
https://de.wikipedia.org/wiki/Osterpalme
https://oberschwaben-welt.de/palmsonntag-bad-saulgau/ (besonders schöne „Palmen“,
ganztägig ausgestellt)
https://bauernhahn.de/content/lichtverhaeltnisse-im-huehnerstall
https://www.huehner-hof.com/futter/futtersorten/legemehl/
https://www.mein-italien.info/essen-und-trinken/pasta-sorten.htm (italienische Nudeln – mit oder ohne Ei?
Der Weiße Sonntag
Nach Wikipedia: „Der Weiße Sonntag (lateinisch Dominica in albis‚ Sonntag in weißen [Gewändern]‘),
ist der Sonntag nach Ostern. Der Ursprung der Bezeichnung Weißer Sonntag ist nicht
gewiss. Wahrscheinlich hängt er mit den weißen Taufgewändern zusammen, die in der frühen
Kirche von den in der Osternacht Getauften bei den Gottesdiensten in den Tagen nach Ostern
getragen wurden. Sie legten diese Gewänder an Sonntag nach Ostern wieder ab.
Im deutschen Sprachraum ist die Bezeichnung Weißer Sonntag wegen ihrer Verwurzelung in
der Volksfrömmigkeit, u. a. als traditioneller Tag der Erstkommunion, geläufig. In der katholischen
Kirche empfangen Kinder erstmals die Kommunion, wenn das sogenannte Vernunftalter
erreicht ist, und zwar in der Regel in einer gemeinsamen Feier der Erstkommunion in der Pfarrgemeinde.
Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Weiße Sonntag zum bevorzugten Termin für die
Erstkommunion. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962‐65) gingen manche Gemeinden
dazu über, die Erstkommunionfeier auf einen anderen Termin zu legen.“ So ist es auch in
Griesingen.
Früher trugen die Mädchen zur Erstkommunion ein weißes Kleid, die Buben dunkle Anzüge.
Heute werden oft für beide Geschlechter die Gewänder in einheitlicher Form meist von der
Kirchengemeinde gestellt, auch um eine Art Modenschau‐Effekt unter den Kindern (und Eltern?)
zu vermeiden.
Die Erstkommunion wird im Gemeindebuch an verschiedenen Stellen erwähnt: 2008 kamen 11
Kinder zur Erstkommunion (Seite 37) — Nach der Feier der Erstkommunion können sich die Jugendlichen
entscheiden, zu den Ministranten zu kommen. (S. 40) — Kuchen und Torten wurden
zu besonderen Anlässen (beim örtlichen Bäcker) bestellt: Namenstag, Erstkommunion und
runde Geburtstage. (S. 100) — An besonders festlichen Ereignissen, oftmals verbunden mit
einer Prozession durch die Gemeinde, seien erwähnt: Feier der Erstkommunion … (S. 174) —
An Kindstaufen, Erstkommunionfeiern oder Hochzeiten gab’s natürlich immer schon etwas
Besonderes zum Essen. (S. 226).
Mein Vater (Jahrgang 1905) hat mal von einem Erlebnis bei seiner Erstkommunion erzählt. Es
sei plötzlich das Gerücht aufgekommen, „dr Karle hot a Milch gsoffa“ (Karl hat Milch getrunken).
Damals galt als strenge Regel, dass man zum Empfang der Kommunion auf jeden Fall mit leerem
Magen zu erscheinen habe. Da war das Trinken von Milch also natürlich etwas höchst Verwerfliches.
Warum man davon erfuhr, und ob es besagter Karle selber rumerzählt hatte, lässt sich
nicht mehr feststellen. Ich meine aber mich zu erinnern, dass der Arme erst am nächsten Tag in
aller Stille zum Empfang der ersten heiligen Kommunion zugelassen worden sei.
Zu meiner eigenen Erstkommunion weiß ich auch noch etwas zu erzählen. Ich bekam zu diesem
Tag einen „Bleyle‐Anzug“, ein Anzug mit eigentlich kurzer Hose, die aber wegen des abzusehenden
Hineinwachsens noch recht lang war, zu jener Zeit der Modehit für Jungs — freilich eher
aus Elternsicht. Mein „Erstkommunion“‐Foto dazu hat man erst Monate später gemacht, bis
mal jemand mit einer Kamera greifbar war. Als heißersehntes Geschenk erhielt ich eine Armbanduhr,
die beim Großversandhaus Quelle 20 Mark (ca. 10 Euro) gekostet hatte. Diesen Betrag
teilten sich mein Götte und meine Eltern. Zum Essen ging’s nach Hause. Die Einkehr in einer
Gastwirtschaft, gar mit mehreren Leuten, war völlig undenkbar. Und doch muss es ein aufregender
Tag für mich gewesen sein. Mitten unter dem feierlichen Gottesdienst fing mich die Blase
an zu drücken. Immer mehr. Vor aller Augen mal schnell rauszugehen, die große Weingärtler
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Basilika entlang von der vordersten Bankreihe bis ganz nach hinten, mutterseelenallein, wissend,
dass auch draußen weit und breit eh kein Klo wäre — undenkbar! Außerdem sollten wir demnächst
aus der Kirchenbank zur Kommunionbank vorgehen, Höhepunkt der ganzen Feier. Himmel
hilf, welche Not! Und so bildete sich unter mir ganz leise ein kleines Bächlein. Aber niemand
sonst hat etwas bemerkt — zum guten Glück. Und ich hab‘s auch nicht groß rumerzählt, wie es
jener Karle mit der Milch wohl tat, mindestens bis heute nicht. Und jetzt ist es ja hoffentlich
alles wieder getrocknet und außerdem verjährt …
Unsere Abbildungen entstammen dem Gemeindebuch und zeigen Aufnahmen zur Erstkommunion
in Griesingen zu verschiedenen Zeiten, bis auf eine: Das Bild von 1963 zeigt die Fronleichnamsprozession,
die Kommunionkinder des vergangenen Weißen Sonntags gehen vor den
Ehrwürdigen Schwestern. Man beachte beim Jahr 2009 den „Farbwechsel“ bei den Buben und
die Einheitlichkeit der Kleidung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weißer_Sonntag
https://de.wikipedia.org/wiki/Erstkommunion
https://de.wikipedia.org/wiki/Bleyle
Ladengeschäfte
40
Im Gemeindebuch sind ab Seite 218 die Griesinger „Läden und Hucken“ in Text und Bild vorgestellt.
Hucken („eine Huck“): Dies waren noch etwas kleinere Läden — ohne eigenes Ladenlokal.
Es soll dem Hörensagen auch mal eine Huck in Obergriesingen gegeben haben. Die Waren
wurden oft unter der Treppe oder in einem Wohnraum gestapelt, und der Verkauf erfolgte im
Hausgang. Keiner dieser Läden und Hucken besteht noch. Ersatz sind einmal die Einzelhandelsgeschäfte,
Supermärkte und Discounter in benachbarten Orten, aber auch rollende Verkaufsfahrzeuge
und neuerdings ein Verkaufsautomat.
Als meine Eltern 1953 ihr neues Einfamilienhaus gebaut und bezogen hatten, stand alsbald ein
Vertreter einer Brauerei vor der Tür und konnte sie zur Einrichtung einer Flaschenbierhandlung
überreden. Jedes Zubrot war schließlich willkommen. Und außerdem wurde uns ein großer
Brauereikühlschrank in den Keller gestellt, dessen unterste Etage wir für uns nutzen durften.
Einen eigenen Kühlschrank kannten wir bis dahin nicht. Und so freuten wir uns umso mehr,
wenn gelegentlich Nachbarn oder Bauarbeiter zum Vesper ein bis zwei Fläschchen Bier bei uns
kauften. Für uns Kinder war manchmal auch ein Limonädle drin ... Sonst gab’s meistens Pfefferminz‐
oder Melissentee oder verdünnten Saft aus eigenen Beeren. Und welch Zufall: Im Elternhaus
meiner Frau im Allgäu war es ähnlich, wenn auch mit Flaschenbier einer anderen Brauerei.
In den meisten Fällen müssen wir in Griesingen längst irgendwelche Fahrzeuge zum Einkaufen
benutzen. Zu Fuß wäre es fast immer zu weit oder zu beschwerlich. Anders als früher kaufen
wir meist Vorrat für mehrere Tage oder gar die ganze Woche ein. Früher deckte man im örtlichen
Laden meist nur den jeweils kurzfristigen Bedarf, zuweilen also auch mehrmals täglich.
Eines hatten die früheren Griesinger Läden aber schon damals: Heute wären sie in mindestens
einer Beziehung wenigstens zum Teil wieder topmodern. Ein neuer Trend, der sich zunächst in
Großstädten, aber immer mehr auch auf dem Land ausbreitet, sind „Unverpackt‐Läden“. Vieles
wurde schon früher „offen“ aus einem Vorratsbehältnis heraus verkauft. Die Kundschaft hatte
Einkaufsnetze oder ‐taschen dabei. Derartiges oder entsprechende Behälter sind heutzutage
auch wieder vermehrt in Gebrauch.
Das Umweltbundesamt weiß dazu jedoch: „Die Deutschen produzieren immer mehr Verpackungsmüll.
Wie das Umweltbundesamt (UBA) am 18. November 2019 … mitteilte, fielen
2017 mit insgesamt 18,7 Millionen Tonnen drei Prozent mehr an als im Jahr zuvor. Pro Kopf sind
das im Durchschnitt 226,5 Kilogramm, nur knapp die Hälfte davon geht allerdings auf das Konto
der privaten Verbraucher.“
Das ist freilich auch noch eine ganze Menge. Und noch eines muss uns allen bewusst sein: Je
mehr wir online bestellen, wofür es durchaus gute Gründe geben mag, desto mehr verursachen
wir auch Verpackungsabfall. Diesen wenigstens sachgerecht zu entsorgen, sollte das Mindeste
sein. Straßen‐, Wald‐ und Wegränder oder die Umgebung von Abfallcontainern gehören nicht
dazu. Die Anständigen unter uns wissen und beherzigen das.
Noch eines unterschied die damaligen kleinen einheimischen Läden von den meisten heutigen
Geschäften: Man kannte sich gegenseitig, Inhaber und Kundschaft und deren Familien samt
Verwandtschaft, man sah sich regelmäßig, erfuhr vom Wohlergehen und von Krankheiten, Seelenschmerz
und Unfällen, aber auch, wenn sich Verlobungen anbahnten, und ein Einkauf war
daher auch insgesamt immer der Ort zum Austauschen von Tratsch und Neuigkeiten.
Unsere Abbildungen erinnern an ehemalige Griesinger Ladengeschäfte (Gräter, Wiget, Wilhelm
und die Flaschenbierhandlung Kiem). Ein Ladengeschäft der etwas anderen Art zeigt eine weitere
Abbildung: Im Griesinger Lagerhaus, an dessen Stelle heute das Feuerwehrgebäude steht,
konnte man das erwerben, was vor allem Landwirte benötigen, stellvertretend und nur zum
Beispiel viererlei Produktgruppen, die alle mit ‚K‘ beginnen: Kälbermilch, Kleesamen, Kraftfutter
und Kunstdünger. Aber natürlich war noch vieles mehr zu haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unverpacktladen
https://www.umweltbundesamt.de/immer-mehr-verpackungsmuell
https://de.wikipedia.org/wiki/Bierflasche (Manches dazu wissen wir gewiss, aber alles?)
https://de.wikipedia.org/wiki/Milchaustauscher (zu Kälbermilch)
Lange Rötel und Rötleh
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… und gleich daneben noch Rötenleh. Das sind drei Obergriesinger Flurnamen, die zwar durchaus
ähnlich klingen, aber teilweise vielleicht etwas ganz Unterschiedliches bedeuten und wieder
etwas aus unserer Ortsgeschichte erzählen.
Lange Rötel mundartlich [langa raitl] — Zwischen der „Ebene“ und „Rötleh“, in westlicher Richtung,
Berg zu. Weitere Nachbarfluren: Beim Oberholz, Gemeindehecke. — Rötel [raitl] könnte
von „reuten“ = „roden“ abstammen. In unmittelbarer Umgebung dieser Flur befinden sich in
der Tat noch andere Flurnamen, auch auf der Nachbarmarkung, die auf einstige Bewaldung und
erfolgte Rodung hinweisen. Dazu gibt es noch einen eigenen Beitrag in dieser Reihe. Der Zusatz
„lang“ beschreibt vielleicht die Form und Größe des Grundstückes, vielleicht aber zudem, dass
es einst einem Vermögenden gehört hat.
Rötenleh und Rötleh, mundartlich jeweils [raitlai], weniger stark mundartlich geprägt auch [retlee].
Der breite Feldweg, der vom Knotenpunkt Rötlehweg/Bühlweg in Richtung der Markungen
Altbierlingen und Berg abgeht, führt mitten in diesen Bereich mit den beiden einander sehr
ähnlichen Flurnamen Rötenleh und Rötleh. Die sich anschließenden Stockäcker bilden die Markungsgrenze.
Benachbarte Flurstücke: Hummelberg, Blinder Espan, Stockäcker, Lange Rötel,
Beim Oberholz, Gemeindehecke, Ebene. Auch diese werden ein andermal besprochen.
„Leh“, in Donaunähe auf Schwäbisch „Lai“ gesprochen, bedeutet Hügel, Grab‐ oder Grenzhügel,
das heißt, ein von Menschenhand errichteter Hügel. „Hügelgräber sind Überreste aus der Keltenzeit.
Davon gibt es viele in unserer Gegend. Nach der Oberamtsbeschreibung von 1893 sind
im früheren Oberamt [Altkreis] Ehingen 862 Hügelgräber registriert. Bei dieser Bestattungsart
wurde der Leichnam nicht in ein Grabloch, sondern ebenerdig auf eine Holz‐ oder Steinunterlage
gelegt und dann mit Erde oder faustgroßen Steinen zugedeckt. Den Toten waren Waffen,
Schmuck und Gefäße mit kleinen Gegenständen und Nahrung beigegeben worden, mehr oder
weniger nach Besitz und gesellschaftlicher Stellung. Oft liegen Gruppen von Hügelgräbern beieinander.
Einzelne Hügel sind im Zeitabstand auch mehrfach belegt worden.“ (Wohlleb, Altsteußlingen*)
„1500 bis 1200 vor Christus nennt man die ‚Bronzezeit der Hügelgräber’. In diesen Zeitabschnitt
fallen auch die Funde von Obergriesingen.“ (C. Kohl**)
Bei solchen von menschlicher Hand errichteten Hügeln, auf die Flurnamen mit „Leh“ oder „Lai“
hindeuten, waren häufig alte Gerichtsstätten. Sie befanden sich wiederum oft bei einer rot angemalten
Stelle: Turm, Tor, Tür oder — hier wohl am ehesten — bei einer entsprechenden rot
verputzten oder bemalten Bildsäule (Bildstöckle, „Käppele“). Das heißt, dass beide Wortbestandteile,
„Raut“ und „Lai“, auf eine alte Gerichtsstätte hindeuten.
„Gerichtsstätte“ darf nicht mit Hinrichtungsstätte („Galgen“) usw. verwechselt werden. Es handelte
sich um Treffpunkte unter freiem Himmel zum Schlichten von Streitigkeiten und für Gerichtsverhandlungen
gegen echte oder vermeintliche Übeltäter/innen an bestimmten Tagen des
Jahres. Man sagte auch „Dingtag“: „Dingtag ist ein Begriff der mittelalterlichen Rechtsprechung.
Dabei handelte es sich um Gerichtstage. Grundsätzlich gab es feststehende Gerichtstage, an
denen die ganze Bevölkerung dazu aufgerufen war, zu Gerichtstagen zu erscheinen. Traditionell
handelte es sich dabei um Termine um Weihnachten beziehungsweise um den Johannistag, die
als Pflichtdingtage galten. Oft waren diese mit Märkten und Messen verbunden und gewöhnlich
handelte es sich dabei um die Tage, an denen Dienstboten angestellt und entlassen wurden.
Die Gerichtstage dauerten oft mehrere Tage an oder wurden in bestimmten Abständen wiederholt.“
(Wikipedia)
Wir stellen abschließend fest: [langa raitl] und [raitlai] klingen teils einander zwar ähnlich, dürften
aber ganz unterschiedlicher Herkunft sein: Bei Lange Rötel mundartlich [langa raitl] ist es
die Erinnerung, dass hier einmal der Wald gerodet wurde, um Ackerland zu gewinnen. Bei Rötenleh
und Rötleh, mundartlich jeweils [raitlai], dass hier unter freiem Himmel Gerichtssitzungen
und Schlichtungsverhandlungen abgehalten wurden. Und wie sich doch eins zum andern fügt:
Benachbart ist die Flur „Blinder Espan“ sprich [aischba]. „Blind“ heißt, dass man das Unterholz
ausgehauen hat und die großen Bäume als Schattenspender und Regenschutz stehen blieben:
Eine Flur mit Namen Espan lag immer in unmittelbarer Nähe der Siedlung und diente auch als
Spiel‐ und Festplatz. Da hat sich die Dorfgemeinschaft zu verschiedenen Anlässen getroffen.
Entsprechende Straßennamen (nach Flurnamen benannt) gibt es außer in Griesingen (Rötlehweg)
auch sonst in unserer Region als Rötelfeld (Rißtissen) und Rötelweg (Laupertshausen und
Schaiblishausen) sowie Rödelstraße (Isny). Die Abbildungen zeigen den Griesinger Rötlehweg,
aus Wikipedia ein bronzezeitliches Hügelgrab bei Tannheim im Illertal (Landkreis Biberach) und
die schematische Darstellung eines Hügelgrabs.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hügelgrab
https://de.wikipedia.org/wiki/Hügelgräber_im_Illertal_bei_Tannheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Leeberg (Rötleh!)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Dingtag (Gerichtstag)
https://de.wikipedia.org/wiki/Großsteingrab_Gerichtsstätte
*Geschichte und Geschichten von Altsteußlingen < Bürgerrecht, Allmende >, Max Wohlleb, 1993
** Flurnamen Griesingen, Christa Kohl, 1964 (maschinenschriftlicher Kohlepapier ‐Durchschlag) Zulassungsarbeit zur Ersten Dienstprüfung
für das Lehramt an Grund‐ und Hauptschulen, Pädagogisches Institut (jetzt Pädagogische Hochschule) Weingarten
Vom Aischtleita zom Zeemaleita
In einem Lesebuch meiner Grundschulzeit (um 1953) stand ein Gedicht, in dem beschrieben
wurde, dass ein Kind am Sonntag nicht zum Gottesdienst wollte und lieber in die Felder lief. Die
Mutter hatte es angedroht, und so geschah es: Die Glocke stieg vom Kirchturm, verfolgte das
Kind und drohte, es unter sich zu „begraben“. Die erzieherische Absicht war klar: Es sollte Druck
und Angst aufgebaut werden. Das Gedicht war übrigens von Goethe (siehe Anhang).
Zum Glück sind die wahren Aufgaben von Kirchenglocken andere: Sie geben mit ihrem viertelstündigen
Schlag die Zeit an. Zur vollen Stunde kann man mitzählen, was die Stunde geschlagen hat,
also wie viel Uhr es jetzt ist. Früher, als man in großer Zahl auf den Feldern tätig war und kaum jemand
eine Uhr bei sich hatte, war man auf die Zeitangabe vom Kirchturm her angewiesen.
Gemeindebuch Seite 122: Weil Kirchenuhr und Kirchenglocken auch eine „weltliche“ Aufgabe
erfüllen („Zeitanzeige“), beteiligt sich die bürgerliche Gemeinde seit etwa 1890 vertragsgemäß
an deren Unterhaltskosten in Form eines jährlichen Beitrags an die Kirchengemeinde. Ihr Anteil
beläuft sich auf 33% an den Kosten für den Kirchturm, auf 100% für die Uhrenanlage und auf
50% für die Glocken. (Auskunft Alt‐Bürgermeister Karl Müller †)
Freilich, heute haben wir immer und überall Datum und Uhrzeit verfügbar, im Haus, im Herd, womöglich
in der Kaffee‐, Spül‐ und Waschmaschine. Bei Handy und Armbanduhr, im Auto ist eine
Zeitanzeige, auch Radio und Fernsehen versorgen uns auch diesbezüglich mit aktuellen Meldungen
oder Pieptönen. Insofern sind wir nicht mehr so auf Kirchenuhr und ‐glocken angewiesen.
Kirchenglocken haben noch weitere Aufgaben: Sie werden geläutet, um den Tagesanbruch, die Mittagszeit
und den Feierabend zu verkünden. Dieses Läuten soll die Gläubigen zugleich zum Gebet
rufen, weshalb man morgens und abends auf gut Schwäbisch auch vom „Bäatleita“ (Gebetläuten)
spricht. Das abendliche Bäatleita war für Kinder das Signal, schleunigst heimzukommen.
In unserer Nachbarstadt Ehingen kann man das „Zwelfe‐Leita“ (Zwölf‐Uhr‐Läuten) besonders
erleben: Sobald der letzte Zwölf‐Uhr‐Glockenschlag verklungen ist, beginnt das Zwelfe‐Leita,
zeitlich abgestimmt in mehreren Kirchen der Stadt. Damit macht sich eine nahezu feierliche
Stimmung breit. Das Fußgängergeschehen ändert sich, vor allem auf dem Marktplatz. Angestellte
verlassen ihre Büros und „machen Mittag“, entweder suchen sie eine Gaststätte auf, oder
sie fahren mit dem Rad weg oder gehen zu den Tiefgaragen. Aus den nahen Berufsschulen strömen
Jugendliche scharenweise, entweder um schnell etwas einzukaufen oder sich etwas zum
Essen zu holen. An schönen Tagen kann man sich auf eine der Sitzbänke oder auf den Rand des
Theodulbrunnens setzen. Die Außen‐Sitzplätze der Gaststätten sind voll besetzt. Es herrscht
eine Art Piazza‐Stimmung im Städtle, also so etwas wie südländische Atmosphäre, ein Weilchen
begleitet vom vielstimmigen Glockengeläut. Wenn nicht gerade Corona ist …
Die Kirchenglocken haben aber noch eine weitere Aufgabe: Sie rufen zum Gottesdienst, in mehreren
Stufen, und nicht in allen Orten in genau der gleichen Art. Die Läuteordnung wird u. a. in
Wikipedia beschrieben (siehe unten).
Im Gemeindebuch heißt es auf Seite 173: Sonntags, beim Hochamt, da war alles viel feierlicher:
Die Glocken laden in mehreren Etappen zum Gottesdienst ein: „Aischtleita“ (Erstläuten, mit der
mittleren Glocke, 1 Stunde vor Gottesdienstbeginn), dann das „ Anderleita“ (das „andere“, also
zweite, jetzt mit der großen Glocke, 30 Min. zuvor), und dann das „Zeemaleita“ (Zusammen‐
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läuten mit allen anfangs drei, inzwischen längst vier Glocken, 10 Min. vor Beginn). Da die Gottesdienstzeiten
manchmal unterschiedlich waren, pflegte Pfarrherr Dr. Weber jeweils am Sonntag
zuvor darauf hinzuweisen: „Man achte auf das Läuten.“ Heute wird weniger oft mit Glocken
zum Gottesdienst geladen, 30 und 10 min vor Beginn. Heute finden die „Sonntagsgottesdienste“
zum Teil auch schon am Samstagabend statt. Nach dem antiken Kalender der „alten Römer“ begann
der neue Tag jeweils am Vorabend mit Aufzug der Nachwachen. Insofern kann man den
Samstagabend schon zum Sonntag zählen. Auskunft von kundiger Seite, Griesingen: „Es wird
samstags 30 Minuten vor Beginn mit zwei Glocken; am Sonntag 30 min vorher mit einer Glocke
geläutet. ‚Zusammengeläutet‘ wird dann samstags mit drei, sonntags mit allen vier Glocken.
Vor allen Gottesdiensten wird begonnen mit zusammenläuten 10 min vor Beginn und das für
eine Dauer von 5 min.“ Danke an alle, die mich beraten haben!
Im Gemeindebuch findet sich auf Seite 209 ein „weltlicher“ Anlass zum feierlichen Glockengeläut:
Am 14. Oktober 1955 kehrte Johannes Dorn als letzter Griesinger Kriegsgefangener aus Russland
zurück. Das war immerhin zehn Jahre nach Kriegsende! … Gegen 14.30 Uhr kamen die geschmückten
Fahrzeuge in der Gemeinde an. Die Glocken der Kirche kündeten von der Ankunft des von allen
Erwarteten. Am Triumphbogen, der zum Empfang am Ortseingang errichtet worden war, schüttelten
viele dem Zurückgekehrten in herzlicher Freude die Hände. Langsam fuhren die Fahrzeuge nach
Obergriesingen hinauf, zum Heimathaus, dem Dorn so lange fern gewesen war.
Eine der Abbildungen zeigt eine Glockenweihe 1977. Man erkennt neben Weihbischof Rieger
Herrn Pfarrer Klaus (Gemeindebuch Seite 186). Die andere Abbildung zeigt einen Merkzettel
aus der Sakristei. Darauf ist handschriftlich vermerkt, wann welche Glocken zu läuten sind. Man
zieht schon längst nicht mehr am Glockenseil, sondern schaltet das elektrische Läutwerk ein.
https://www.aphorismen.de/gedicht/112111 (Gedicht von der verfolgenden Glocke)
https://de.wikipedia.org/wiki/Läuteordnung (Läuteordnung katholisch)
https://www.kirchenrecht-ekm.de/document/9927 (Läuteordnung evangelisch)
https://www.youtube.com/watch?v=OQ8ZZV5UjcI (SWR „Handwerkskunst“: Wie man eine Glocke gießt)
https://www.youtube.com/watch?v=MiLroPwawjg (Glockenläuten am Handseil; Westminster London)
https://www.youtube.com/watch?v=vUE0NlWc4yI (Vollgeläut Sankt Leodegar Griesingen)
Hinweis: Auf Youtube finden sich unter dem Stichwort „Vollgeläut“ zahlreiche Aufnahmen aus aller Welt.
Europatag am 9. Mai
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Es gibt viele und vielerlei Gedenktage in Deutschland und auf der Welt: Am 8. Mai wird in mehreren
Ländern das Ende des Zweiten Weltkriegs als gesetzlicher Feiertag begangen. Aber es gibt
noch andere Gedenktage. Manche sind sicher in bester Absicht ernstgemeint und andere scheinen
eher kurios: Tag des Deutschen Schlagers, Welt‐Lepra‐Tag, Afrikatag (Religion), Tag der italienischen
Küche, Weltknuddeltag, Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (katholisch),
Welttag der Feuchtgebiete, Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung, Europäischer
Tag des Notrufs 112, Internationaler Tag der Muttersprache, Tag der seltenen Krankheiten
usw. In dieser bunt gemischten Aufzählung sind nur einige meist international geltende
Beispiele und nur solche aus den Monaten Januar und Februar aufgeführt.
Und nun also noch so ein Gedenktag, ein „Europatag“? Ja, und das mit gutem Grund. DER SPIE‐
GEL vom 23. Januar 2021, dem die folgenden kurzen Textausschnitte entnommen sind, stellt
als Überschrift darüber: „Die sanfte Macht“.
Zunächst zählt DER SPIEGEL auf, wie manche Spötter die Europäische Union (EU) oft darstellen:
als Schnecke, Schlangengrube, Saustall, Rennwagen ohne Motor, sinkendes Schiff und noch einiges
mehr. Als ob es nichts Schlimmeres auf der Welt als ausgerechnet die EU gäbe! Doch dann
legt die Wochenzeitschrift ganz anders los:
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„Die EU ist nicht nur eine ökonomische Supermacht, sie ist heute vor allem der globale
Regulator Nummer eins.“
„Fast‐Food‐Ketten wie McDonald’s, Subway, Wendy’s nehmen chemische Zusätze aus
ihren Produkten, weil die EU sie nicht erlaubt.“
„ADIDAS, Nike, Zara verändern weltweit die Rezepturen des Plastiks in Turnschuhen,
um weniger giftige, EU‐konforme Ware herzustellen.“
„Wenn sich Microsoft, Google, Apple, Intel und andere Großfirmen gegenseitig wegen
Wettbewerbsvergehen verklagen, … streiten sie sich [auch] vor Europas hohen Gerichten.“
„Europas Auffassung von Datenschutz … ist zum globalen Standard geworden.“
„Indem die EU Schritt für Schritt die Angelegenheiten ihres Binnenmarkts regelt,
formuliert sie nebenbei weltweit wirksame Standards. Egal ob es um Chemikalien,
Sondermüll, Hormonfleisch, Elektroschrott, Abgasnormen, Tierversuche, Kartellrecht,
Privatsphäre, Pflanzenschutz, Wettbewerb oder Luftreinhaltung geht — die EU ist
immer irgendwie schon da.“
„EU‐Gesetze bestimmen [indirekt], wie in Indonesien Holz geschlagen wird, wie die
Brasilianer Honig produzieren, welche Pestizide Kakaobauern in Kamerun einsetzen
und welches Gerät in chinesischen Milchfabriken zum Einsatz kommt.“
„Klare Kriterien für alle bedeuten Planungssicherheit und fairen Wettbewerb, und weil
die EU meist nicht nur irgendwelche, sondern meist die strengsten Regeln setzt,
orientieren sich viele der Einfachheit halber gleich an ihr.“
Die EU ist „vor allem viel gesünder, viel wohlhabender, viel fortgeschrittener und viel
besser, als die meisten Menschen denken.“
Auch im Griesinger Gemeindebuch findet sich auf Seite 184 Passendes: „Vielleicht ist bei dieser
Gelegenheit auch große Dankbarkeit angesagt, dass wir seit 1945 in den derzeit 27 Mitgliedsländern
der Europäischen Union und darüber hinaus miteinander in Frieden leben können. So
lange ‚ungestörtes‘ Dasein war noch keiner Generation vor uns gegönnt.“
Zu den Abbildungen: Ein schönes Zeichen europäischen Denkens ist es, dass auf den Schildern
an den Ortseingängen Besucher in mehreren Sprachen zur 1250‐Jahrfeier im Jahr 2010 willkommen
geheißen werden (Gemeindebuch Seite 184). Bei der 1200‐Jahrfeier 1961 (aufgenommen
am Ortseingang Obergriesingen) geschah das noch in anderer Form und einsprachig (Seite 306).
Auch wenn in der EU gewiss nicht immer alles klappt. Manchmal möchte man auch mal schier
daran verzweifeln. Doch sollte man nicht nur die Fehler sehen wollen: „Zwei Schritte vor und
anderthalb zurück sind immer noch Fortschritt!“ (DER SPIEGEL) Nutzen wir doch mal die Gelegenheit,
um das Glas auf unsere Europäische Union zu erheben (in allen Amtssprachen ihrer
Mitgliedsstaaten, aber besser nicht alles auf einmal, außer alkoholfrei):
A/D (KFZ‐Kennzeichen: Österreich/ Deutschland): Zum Wohl! — B/F/LUX: A votre santé! —
B/NL: Santé/Proost! — BG: наздраве! — CZ: Na zdraví! — DK/S: Skål! — E: Salud! — EST: Rõõmuhõisked!
— FIN: Kippis! — GR/ZY: Στην υγειά σας! — HR:Živjeli! — HU: Egészségére! — I:
Alla salute! — IRL/M: Cheers! — LT: Linksmai! — LV: Priekā! — P: Felicidades! — PL: Na zdrowie!
— RO: Noroc! — SK: Na zdravie! — SLO: Na zdravje!
Eine große Zahl weiterer Staaten legt großen Wert auf Assoziierungs‐Verträge mit der EU, ohne
deren Mitglied zu sein.
PS: Nur für die Leserschaft dieses Mails
Zum Foto von 1961: links der Straße, nach der Gartenmauer, wo noch die Apfelbäume zu sehen
sind, steht seit 1987 unser Haus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europatag#9._Mai_-_Europatag_der_Europäischen_Union
https://europa.eu/european-union/about-eu/symbols/europe-day_de
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitgliedstaaten_der_Europäischen_Union#Liste_der_Mitgliedstaaten
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/assoziierung-615722
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gedenk-_und_Aktionstagen
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kfz-Nationalitätszeichen
Wettervorhersage
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Wenn der Hahn kräht auf dem Mist,
ändert sich’s Wetter oder ‘s bleibt, wie’s ist.
Der Spruch besagt, dass die Gockel als Wettervorhersager nicht wirklich zu gebrauchen sind.
Aber selbst wenn sie es wären, wo gibt es denn noch krähende Gockeler? Wo gibt es noch die
Miste vor dem Haus, auf der sie scharren, auf ihr Hühnervolk aufpassen und sich ab und zu laut
zu Wort melden können? Es gibt sie nur noch sehr selten.
Wir sind also auf jeden Fall auf andere Wetterpropheten angewiesen. Manche lesen in der
Zeitung, die bereits am Vortag produziert werden muss, wie das Wetter heute sein wird. Das
kann noch stimmen oder auch schon wieder halb veraltet sein. So mancher klopfte früher auch
ans Barometer in der Hoffnung, der Zeiger bewege sich wie erhofft. Das Wetter ändert sich
manchmal schneller, als uns lieb sein kann.
Das wissen auch die Meteorologen im Fernsehen, die vielleicht deshalb gerne und ausführlich
darstellen, wie das Wetter im Laufe des zu Ende gehenden Tages war. Die heutige Wetter‐
Vergangenheit beschreiben — da kann wenig schiefgehen … Doch wie es am nächsten Tag wird?
Oft stimmt es, aber manchmal wehen die Winde schneller und manchmal langsamer, oder sie
ändern die Richtung. Und schon ziehen die Wolken nicht genau dahin, wo es die „Wetterfrösche“
geweissagt hatten.
Wenn wir gerade davon sprechen: „Der Mythos vom Wetterfrosch geht auf die Beobachtung
zurück, dass besonders Europäische Laubfrösche bei sonnigem Wetter an bodennahen Pflanzen
hochklettern, wobei ihnen die spezielle Ausbildung ihrer Zehen dienlich ist. Dieses Verhalten ist
damit zu erklären, dass bei warmem Wetter die Insekten, die als Nahrung dienen, höher als bei
kaltem Wetter fliegen. Aus diesem Verhalten heraus entstand die irrige Vorstellung, der Frosch
könne das Wetter nicht nur anzeigen, wie es gerade ist, sondern sogar vorhersagen. In früheren
Zeiten sperrte man dazu die Frösche in Gläser, in denen sich eine kleine Leiter befand. Stieg der
Frosch die Leiter nach oben, bedeutete das demnach gutes Wetter, blieb er unten, war schlechtes
Wetter anzunehmen. Diese ‚Wetterstation‘ hat sich, ohne noch ernstgenommen zu werden,
bis heute als etwas erhalten, das mit Humor genommen wird. In einer spöttischen Übertragung
werden Meteorologen oder männliche Wettermoderatoren manchmal als Wetterfrösche
bezeichnet, Wettermoderatorinnen im Medien‐Fachjargon hingegen als Wetterfee.“ (nach
Wikipedia) Passend dazu auch „Wetterfröschinnen“ zu erfinden hat wohl noch niemand für
zwingend notwendig gehalten ...
Wenn die Schwalben tief fliegen, kündigt sich Regen an, oder auch ein Gewitter. Können wenigstens
diese in die Wetterzukunft schauen? Auch nicht ganz! Ganz ähnlich wie die Frösche: Ändert sich
bei herannahendem Unwetter der Luftdruck, ändern die Mücken ihre Flughöhe. Die nach ihnen jagenden
Schwalben passen sich entsprechend an. Wir könnten ihr Verhalten also deuten, dass sie
uns zeigen, es regne demnächst. Oft hilft uns ein Blick zum Himmel aber fast ebenso. Und außerdem:
wo gibt es noch Schwalben zu sehen? Auch die Mücken werden weniger.
Mancher sagt, und es klingt überzeugend, Wetterumschwünge an Narben oder „in den Knochen“
zu spüren. Wer diese Sehergabe nicht besitzt, wird sie auch nicht unbedingt vermissen ...
Und so bleiben den meisten von uns uns zuletzt doch eher Radio, Fernsehen und die Wetter‐
App auf dem Handy. Wenn diese über einen längeren Zeitraum wolkenlosen Himmel mit Dauersonnenschein
ankündigen, dann reden wir von „gutem Wetter“. Wer kann, sitzt in der Sonne
oder flieht in den kühleren Schatten, geht in Biergarten oder Freibad oder lädt zum Grillfest ein.
Ob die aber, deren Dasein nicht nur auf Sonnenschein, sondern auch auf Regen angewiesen ist,
also Förster, Garten‐ und Waldbesitzer, Freilandgärtner und natürlich Landwirte dann auch von
schönem Wetter reden? Schließlich müsste ihnen vielmehr zuweilen das Herz viel mehr
aufgehen, wenn sich zwei Wochen satter Landregen ankündigen. Das wäre dann für sie ja
eigentlich das allerschönste Wetter. Aber das denken sie dann wohl eher leise für sich und sagen
es nicht laut. „Allen Leuten recht getan ist eine Kunst, die niemand kann,“ sagt das Sprichwort.
Und das kann nicht mal der fürs Wetter „Zuständige“. Nicht nur in der Bittwoche um Himmelfahrt
wird daher zuweilen hoffnungsfroh gesungen:
Wohlauf, mit hellem Singen, hinaus ins grüne Feld.
Gott Lob und Ehr zu bringen, der es so wohl bestellt.
Bis hierher half dein Segen; Herr, führ es treu hinaus.
Gib Sonnenschein und Regen, gib Brot in jedes Haus
Zu den Abbildungen: Im Gemeindebuch wird auf Seite 174/175 die Bittprozession mit Text und
Bild genannt Abbildung), leider ohne Jahrgangsangabe. Das Reporter‐Namenskürzel (wi) für
Theo Wilhelm † gibt jedoch einen gewissen Anhaltspunkt für den Zeitraum.
Der Blutritt in Weingarten gehört ebenfalls zu den Prozessionen der Bittwoche.
Die andere Abbildung zeigt den Blick ins Glas (1887): Steigt der Wetterfrosch die Leiter hoch?
https://de.wikipedia.org/wiki/Bittprozession
https://de.wikipedia.org/wiki/Blutritt (Weingarten)
https://www.youtube.com/watch?v=wc81t9bhQ9k (Video Blutritt Weingarten)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wetterfrosch
http://www.jakobus-weg.de/aJakw/2SObayJkw/gJkgebet/JkWandca.htm (Lied Wohlauf mit hellem
Singen; Noten und Text, ohne Gesang)
s Mammabrot
Wir kennen die Bitte im christlichen Gebet „Vaterunser“. Darin heißt es „Unser tägliches Brot gib
uns heute.“ Das Gebet geht auf Jesus Christus persönlich zurück und steht im Neuen Testament.
Im Gemeindebuch schreibt Pfarrer Dr. Talgner † auf Seite 34 zur Griesinger Pfarrkirche: „Und wenn
an der Wand der Südseite des Kirchenschiffes noch der Bauernheilige Wendelin (um 1697) grüßt,
zeigt dies nicht nur die landwirtschaftliche Prägung des Ortes Griesingen an, sondern auch die Vater‐
Unser‐Bitte: ‚Unser tägliches Brot gib uns heute!‘ Für die Menschen in der Entstehungszeit dieser
Wendelinsfigur durchaus eine existenzielle Bitte, waren doch Hungersnöte eine reale Erfahrung.“
Wikipedia: „[Wendelins] Gedenktag ist der 20. Oktober. Die Bauernregel für diesen Tag lautet:
Sankt Wendelin, verlass uns nie, schirm unsern Stall, schütz unser Vieh. … Wendelin ist der
Schutzpatron der Hirten und der Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter.“
Brot ist seit Jahrtausenden für die menschliche Ernährung unerlässlich. Freilich, ein leeres Brot
allein genügt uns meistens dann doch nicht. Auf die Frage, womit man es belegen könne, konnte
man in hungrigeren Zeiten zum Scherz auch mal die Antwort bekommen: Nimm halt Daumen
und Zeigefinger! Obwohl, Butter, Wurst, Käse, Honig oder Gsälz (Marmelade) und dergleichen
wären als Zugabe auch damals schon willkommener gewesen.
Die heutige kleine Geschichte handelt von einem unsichtbaren Brotbelag der besonderen Art. Ein
Bäsle von mir war die Tochter meines Götte (Pate). Dessen Schwester, meine Mama, war im Gegenzug
dafür die Gotta (Patin) seiner Kinder. Nennen wir das Mädle hier Susi. Die Susi durfte als
Grundschulkind einmal für ein paar Tage zu ihrer Gotta auf Besuch kommen. Vom bäuerlich
geprägten Dorf im Kreis Biberach in die kleine Stadt im Schussental. Schon die Anfahrt muss aufregend
gewesen sein, denn ein Auto besaß in der ganzen Verwandtschaft damals niemand. Ob die
Reise mit dem Zug vor sich ging? Ich weiß es nicht mehr. Bus gabs auch nicht. Zug hätte geheißen,
von zu Hause gut eine Stunde zu Fuß in den Nachbarort Ummendorf laufen, in dem es einen Bahnhof
gab. Dann ging es über Schussenried, Aulendorf und noch ein paar andere Haltstationa der
schwäb’schen Eisebah‘ bis Ravensburg. Dort wiederum wartete vor dem Bahnhof die Straßenbahn
nach Weingarten und Baienfurt. Und zuletzt waren es nochmals eine Viertelstunde zu Fuß von der
Straßenbahnhaltestelle bis zur Gotta, also zu uns nach Hause. Allein wird es die Susi sicher nicht
geschafft haben, dafür war sie noch zu klein und im Reisen unerfahren.
Nun, sie war da. Wohl zum ersten Mal in
ihrem Leben in einem Haus, das kein Bauernhaus
war. Es gab keinen Stall, koin
Denna (keine Tenne — in Griesingen sagt
man „Stadl“ dazu) und keine Tiere außer
unserer Katze „Schnurri“. Vieles war für
die kleine Susi also ganz neu und ungewohnt.
Es wird am zweiten oder dritten Tag
ihres Besuchs gewesen sein, da stand
sie vor unserem Haus am Gartentürle
zur Straße und weinte bitterlich. Unsere
Mutter, ihre Gotta, bemerkte es, eilte zu
ihr und fragte voller Besorgnis, was sie
50
habe. „I hau so Hoimweh, i will zur
Mamma!“ schluchzte sie. (Ich hab so
Heimweh, ich will zur Mama!). Nun, dieser
Wunsch konnte so schnell nicht erfüllt
werden. Da fiel meiner Mutter eine barmherzige
Notlüge ein: „Do, iss g‘schwind a
Schtickle Brot, des isch von dainer
Mamma. Deesch a Mammabrot.“ (Da, iss
geschwind ein Stückchen Brot, das ist von
deiner Mama. Das ist ein Mamabrot.)
Und die kleine Susi biss hinein und war
alsbald getröstet. Das Brot, vermeintlich
selbstgebacken von daheim, hatte für sie
einen unsichtbaren Belag, der nach dem
heimatlichen Dorf „schmeckte“. Und diese „Zutat“ war ihr damals mehr wert als alle Butter‐,
Wurst‐ und Gsälz‐Beläge der Welt und half also auch gegen ihr Heimweh. Wie sagt man auf
Schwäbisch: „Helf, was helfa mag!“
Eine Abbildung zeigt die Innenansicht der Griesinger Kirche St. Leodegar. Die andere zeigt in der
Außenansicht die Heimatkirche St. Odilia der Susi. Sonntags versah ihr Papa (mein Götte) darin
den Mesmerdienst, wochentags unsere gemeinsame Oma. Susis Elternhaus stand gleich hinter
der Kirche. Vielleicht hat sie auch noch den vertrauten nahen und regelmäßigen Glockenschlag
und das Geläute vermisst, wer weiß. Mit dem Bähnle (hier als Modell beim Welfenfest in Weingarten)
wird die Susi von Ravensburg aus zur Gotta gefahren sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vaterunser
https://de.wikipedia.org/wiki/Wendelin
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Brotsorten
https://de.wikipedia.org/wiki/Straßenbahn _Ravensburg-Weingarten-Baienfurt
Künstler in der Höhle
52
Es war einmal ein Mann. Er hieß Wumme.
Seine Frau nannte man Neandra. Zusammen
hatten sie sieben allerliebste Kinder. Sie wohnten
in einer Höhle am Waldrand. Es war im
November, schon fiel der erste Schnee. Die
Vorratsräume in der Höhle waren gut gefüllt.
Schließlich hatten die Männer der Großfamilie
erst neulich ein Mammut erlegt. Das war eine
Menge Fleisch. Über den Winter sollte es auch
eine Weile halbwegs frisch und essbar bleiben.
Damals war man ja noch nicht so verwöhnt.
Ein Haltbarkeitsdatum war auf dem Mammut
auch nicht aufgeklebt. Aber es war garantiert
in „freilaufender“ Bio‐Qualität. Neandra war
mit Haushalt und Kochen gut beschäftigt. Das
Wäschewaschen erledigte sie am Bach, der an
der Höhle vorbeifloss. Jetzt, im Spätherbst,
war das Wasser freilich schon gehörig kalt. Die
Wohnhöhle war eigentlich gar keine richtige
Höhle, die so richtig tief in einen Berg hineinführt.
Sie war eher ein großes Loch in einem noch größeren Felsen. Daher nannte man ihn „Hohler
Fels“. Wumme saß in dieser Jahreszeit meist untätig herum und war seiner Frau zuweilen
auch im Weg. Neandra ließ sich allerlei einfallen, um ihn zu beschäftigen: Die Werkstatt in einer
Nebenhöhle könnte er ja wieder mal aufräumen. Das war freilich bald geschehen, denn außer
ein paar Messern und Beilen aus Stein und etlichen Knochen lag nicht viel herum. Den Boden
auskehren? Das sei doch wohl eher Weiberarbeit, meinte Wumme. Wozu sprängen da ein paar
Töchter herum? Und schon hockte er wieder am Höhleneingang und sah nach draußen ins weite
Tal. Im November, bei Nebel und Schneetreiben, war da freilich nicht viel Spannendes zu sehen.
Gääääähn … Dann brummte Wumme, wann es denn endlich was zu essen gäbe? „Du musst
noch ein Weilchen warten“, antwortete Neandra. „Du siehst, das Feuer brennt, der Brocken
Fleisch steckt auf dem Spieß. Aber es dauert halt seine Zeit.“ Auf das immer noch mürrische
Gesicht ihres Gatten fügte sie noch ein bisschen boshaft hinzu: „Hättet ihr halt ein jüngeres
Mammut heimgebracht und keinen so steinalten Bullen. Das Fleisch ist so zäh, da wird ja bald
der Hartholzspieß schneller mürbe.“
So ging das auch die kommende Zeit fort. Gut, das Brennholz machte Wumme jeden Tag klein
und trug es auch herbei, wobei ihm die Buben schon tüchtig halfen. Da hatte Neandra plötzlich
einen Einfall: „Du, Wumme, du hast doch vor einigen Monaten mal aus einem Knochenstück
für unsere Kleine einen Puppenkopf geschnitzt. Der ist ja ganz nett geworden. Sie spielt jeden
Tag damit. Willst du nicht mal wieder so etwas probieren?“ Nun war Wumme nicht der Typ, der
auf einen Vorschlag gleich begeistert abfuhr. Er brummte nur etwas Unverständliches vor sich
hin. Aber offenbar hatte es doch gewirkt. Nach dem Mittagessen verzog er sich in seine Werkstatthöhle
und suchte in der Reste‐Ecke nach einem Knochenstück. Von einem Mammut, weil
davon hatte er am meisten. Das Stück sollte nicht zu groß und nicht zu popelig klein sein. Dann
rief er seine Frau: „Du, Neandra, ich hab da so eine Idee.“ Er tat natürlich so, als sei der Einfall
auf seinem Mist gewachsen. „Ich will was schnitzen. Aber nichts für Kinder, sondern was für uns
Große. Das stellen wir dann auf die große Ablage beim Feuer. Und du musst mir Modell sitzen.“
„Ups“, entfuhr es da Neandra, „aber ich hab‘ doch nichts Gescheites zum Anziehen.“ Wumme
fing an zu grinsen: „Das brauchst du auch nicht. Ich will dich als Modell so, wie du einstmals auf
die Welt gekommen bist.“ Da fuhr sie ihn aber an: „Was, nagged!? Dees dät dir grad so bassa!
Was saget do au d Nochber? Noi, dees kommt et in Froog. Du kasch dr jo au sooo denka, wiane
oussieh!“
Nun saß er wieder da. Etwas ratlos hielt er den Mammutknochen in der Hand und fing dann
doch an herumzuschnipseln. Ein Span hier weg, einer dort. Und noch einer. Bis zum Abend war
er beschäftigt. Erst als es dunkel wurde, hörte er auf. Doch am anderen Tag war er gleich nach
dem Frühstücksbrei wieder in der Werkstatt verschwunden und kam nur zum Essen wieder,
oder wenn er mal aufs Klo musste. Niemand durfte ihn fragen, wie weit er denn mit dem Schnitzen
schon sei. „Dees wäaret r no bald gnua säa!“ pflegte er zu brummen. Ab und zu hörte man
ein lautes Gegosche (Schimpfen), wenn er sich mal wieder in den Finger geschnitten hatte oder
sein letztes Steinmesser abgebrochen
war. Dann musste er trotz Schnee und
Eiseskälte raus in den Wald. Wohl lagen
genügend Steine herum, aber er wusste
genau, wo es solche gab, die er zum Messer
umarbeiten konnte.
Und so schnitzte er seine Figur ohne
lebendes Vorbild ganz aus der Fantasie
heraus, stundenlang, tagelang, über
Wochen. Anatomisch womöglich nicht so
ganz originalgetreu, aber was soll’s?
Außerdem hätte er eine Brille gebraucht,
aber das gab es zu Steinzeiten noch nicht.
Vieles musste er mit den Fingern befühlen.
Hauptsache, die Figur würde dekorativ
und würde sich vor der Feuerstelle gut
machen. Er war zufrieden. Und dann
geschah es doch noch: Nach einer ungeschickten
Bewegung glitt das Messer aus
und der Kopf brach ab. Oh Jammer! Aus
war der Traum mit der Figur zum Aufstellen.
Doch Wumme gab nicht auf.
Er begann, mühsam ein Löchlein in den
Rumpf zu bohren, durch das man ein
Lederband ziehen konnte: Und bald war
anders als geplant wenigstens ein hübscher Schmuckanhänger fertig. Den sollte seine geliebte
Neandra bekommen.
Es war Frühjahr geworden und damit Zeit, Nachbarn und Verwandte mal wieder zu einem kleinen
Grillfest einzuladen. Der Vetter, der im nahen Geißenklösterle (auch eine Höhle) zuhause
war, spielte auf seiner Flöte ein paar lustige Liedlein. Er hatte sein Instrument selber aus den
Knochen eines Gänsegeiers geschnitzt und sich das Spielen beigebracht. Auch aus der Griesinger
Gegend waren Musikanten zu Gast und machten mit ihren Holderstängelflöten und Felltrommeln
fetzige Musik. Man wusste auch südlich der Donau schon recht genau, was kulturell so
lief in der Gegend. Mit steigender Stimmung begannen manche Gäste zu tanzen. Neandra trug
voll Stolz ihren neuen Schmuckanhänger und sah ihren Wumme immer wieder wie neu verliebt
an. Wer hatte schon so etwas Schönes umhängen, gar vom eigenen Mann geschaffen?
Und so lebten sie weiter bis an ihr seliges Ende.
Die Geschichte fing an wie ein Märchen, und so soll sie auch enden: Man hat die „Venus“‐
Frauenfigur und die Geierknochenflöte etwa 35 Tausend Jahre später tatsächlich gefunden,
Holderflöten und Felltrommeln kennt man bis heute. Ist das nicht märchenhaft?
Eine Abbildung zeigt die „Venus vom Hohlen Fels“, benannt nach ihrem Fundort bei Schelklingen
(Gemeindebuch Seite 203). Die anderen sind selbsterklärend (teilw. Copyright).
https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_vom_Hohlefels
(War es eine Frau als Künstlerin?)
https://de.wikipedia.org/wiki/Geißenklösterle (bei Blaubeuren-Weiler;
auch die Flöte ist zu sehen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mammute
https://de.wikipedia.org/wiki/Steinzeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte_Baden-Württembergs
(Übersicht)
https://de.wikipedia.org/wiki/Jäger_und_Sammler
https://www.youtube.com/watch?v=gn42GuLZBAg
(Video, wie man eine Hol[un]derflöte herstellt)
http://www.federseemuseum.de/das-federseemuseum/
(auch etwas zur Steinzeit)
Warum man zur Lehrerin Fräulein sagte
56
Im Gemeindebuch wird die Lehrerin „Frl. Traub“, gesprochen [Fraila Droub], an mehreren Stellen
erwähnt oder in einem Bild gezeigt.
Auf Seite 109 steht unter einem Bild: Schulklassen 1 bis 4 mit Lehrerin Frl. Traub, aufgenommen
um 1950 vor der Rückseite der Griesinger Schule.
Ein Eintrag ins Poesiealbum durch Frl. Traub. — Auf Seite 254: Die Spuren der Wassertropfen
kamen vom Regen, weil es das Griesinger Mädle damals (1964) natürlich nicht „verheben“
(erwarten) konnte, reinzuschauen, was ihr die Lehrerin wohl ins Album geschrieben hatte.
Der Heimatabend im Festzelt — Seite 308: Kirchenchor Griesingen (Leit. Oberlehrerin Frl. Traub)
Festsonntag: am Klavier — Seite 309: Oberlehrerin Frl. Traub.
Kinderfest 1961 — Seite 310: Mit viel Liebe und Können hat die Lehrerschaft, Frl. Traub
und Lehrer Bendel, sowie die Schwestern des Kindergartens die Griesinger Buben und Mädchen
bei den Vorbereitungen für das große Fest der Kleinen angeleitet. — Man beachte in
der damaligen Zeitungsmeldung die Unterscheidung zwischen „Lehrer Bendel“, aber nicht
„Lehrerin Traub“, sondern „Frl. Traub“.
Uns Heutigen fällt auf, dass eine erwachsene berufstätige Frau in den obigen Texten durchweg
mit „Fräulein“ angesprochen und genannt wird. Das ist heute undenkbar, aber für die damalige
Griesinger Schüler‐ und Bürgerschaft war es selbstverständlich.
Fräulein (abgekürzt Frl.) war bis in die 1970er‐Jahre hinein die förmliche Anrede für unverheiratete
Frauen, unabhängig von ihrem Alter. Die Frauenbewegung kritisierte die Verkleinerungsform „Fräulein“
(weil es ja eigentlich „kleine Frau“ heißt). Entsprechende Gegenstücke wie „Männlein“ oder
„Herrlein“ wären einem schon damals höchst komisch vorgekommen. Am 16. Februar 1971 verfügte
das Bundesinnenministerium unter Bundeskanzler Willy Brandt, dass in Bundesbehörden erwachsene
weibliche Personen mit „Frau“ anzusprechen seien. Ich habe es als junger Lehrer zu jener Zeit
auch an unserer Ehinger Schule noch durchaus erlebt, dass gleichaltrige unverheiratete Kolleginnen
noch mit „Fräulein X.“ (auf Schwäbisch „Fraila X.“) angesprochen wurden.
Und noch etwas mutet uns heute befremdlich an: „Bis 1958 konnte ein Ehemann das Dienstverhältnis
seiner Frau entscheiden – das heißt, es lag bei ihm, ob sie arbeiten durfte, und wenn
er seine Meinung ändern sollte, konnte er auch jederzeit das Arbeitsverhältnis seiner Frau kündigen.
Das änderte sich mit dem Gleichberechtigungsgesetz von 1958. Aber: Noch bis 1977
durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das ‚mit ihren Pflichten in
Ehe und Familie vereinbar‘ war. Aufgaben im Haushalt und in der Kindererziehung waren also
klar der Frau zugeordnet.“ (Quelle: siehe unten*)
Ich habe im beruflichen Umfeld auch noch später unverheiratete Kolleginnen kennengelernt,
die selbst zeitlebens großen Wert auf die Anrede „Fräulein“ legten. Eine von diesen Frauen war
die leibliche Schwester und Haushälterin eines katholischen Geistlichen. Sie erteilte wie ihr Bruder
auch Religionsunterricht an unserer Schule und wollte nicht mit dem gleichen Familiennamen
und dem Vorsatz „Frau“ wie der Herr Pfarrer angesprochen werden, denn sonst hätten
Nichtwissende ja von einem Ehepaar ausgehen können. Aber es gab auch einen anderen Fall,
dass es zumindest für Außenstehende nicht nachvollziehbar war, warum eine Lehrerkollegin auf
der Fräulein‐Anrede beharrte. Aus alter Gewohnheit, oder um das Unverheiratetsein hervorzuheben?
Bei dienstlichen Schreiben wird sie sich dann aber doch an die Anrede „Frau“ gewöhnt
haben müssen …
„Fräulein“ war also einst in der Tat für Ledige vorgesehen, „Frau“ für Verheiratete. Meine
Schwester hatte in ihrer Grundschulzeit im Schussental auch durchaus „ältere“ Lehrerinnen, die
allesamt Fräulein Soundso genannt wurden. Wenn es sie damals gestört hätte, dass man
zeitlebens „Fräulein“ zu ihnen sagte, hätten sie ja heiraten können. So möchte man meinen.
Aber da war nochmals etwas ganz anders als heute:
Lehrerinnen DURFTEN gar nicht heiraten! Unter dem Begriff „Lehrerinnenzölibat“ verstand man
die gesetzliche (!) Regelung, dass Lehrerinnen nur bis zu ihrer Heirat in ihrem Beruf arbeiten
durften. Heirateten sie, verloren sie ihren Job. Wikipedia: Im Dienstrecht des Landes Baden‐
Württemberg bestand … noch bis 1956 die Regelung, dass eine Lehrerin im Fall der Heirat ihre
Stellung zu quittieren hatte. Darum gab es besonders an Grundschulen viele unverheiratete
Lehrerinnen. „Beruf“ und „Ehe“ waren bei Lehrerinnen nach dem Gesetz gegenseitig ausgeschlossen.
Und damit sind wir auch wieder in Griesingen bei „Fraila“ Traub, oder zeitgemäßer: Frau (Maria)
Traub, auch wenn es für Viele ungewohnt klingen mag. Ihre damaligen männlichen Kollegen
werden in einem anderen Beitrag dargestellt. Die Abbildungen (um 1950 und 1961/1964) zeigen
Frau Traub bei ihrem Tun (Gemeindebuch Seiten 109, 254, 311). Sie stammte aus der Gemeinde
Sauggart, sprich [sougert], heute zu Uttenweiler gehörig. „Sauggart, zwischen Uttenweiler und
Grundsheim, sprich [Grondsa], gelegen, ist ein bäuerliches Dorf mit ungefähr 170 Einwohnern.
Durch die starke landwirtschaftliche Prägung hat sich Sauggart seine dörfliche Atmosphäre
bewahrt.“ (Quelle: siehe unten **)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fräulein (als Anrede; Ernstes und zuweilen auch Kurioses)
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag (entstand schon vor dem 1. Weltkrieg)
https://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerinnenzölibat (kein Recht auf Ehe und Familie für weibl. Lehrkräfte)
https://www.humanresourcesmanager.de/news/frauenrechte-arbeit-letzte-100-jahre.html (* —„Diese
Rechte haben Frauen in den letzten 100 Jahren errungen“)
https://de.wiktionary.org/wiki/Lehrerin (es gibt mehrerlei, als man zunächst annehmen könnte)
https://de.wikipedia.org/wiki/Uttenweiler#Gemeindegliederung
https://www.uttenweiler.de/gemeinde/teilorte/sauggart/ (**)
Badefreuden und Geschrubbe
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Im Gemeindebuch steht auf Seite 185, dass es in Griesingen dort, wo heute das Feuerwehrhaus
steht, in früheren Jahrzehnten eine Gemeinschaftswäscherei gab. Später, als man in den Haushalten
selber Waschmaschinen hatte, wurde daraus eine Gemeinschaftsgefriere, die inzwischen
auch längst nicht mehr in Gebrauch war. Im ursprünglichen Wäschereikeller waren außerdem
zwei Badewannen installiert. Nach Voranmeldung konnte man sich gegen Bezahlung ein
Wannenbad gönnen. Das war zu Zeiten, als es in den Häusern noch kein Badezimmer gab, eine
wichtige Einrichtung.
Die Erwachsenen wuschen sich sonst irgendwo und irgendwie an einem Brunnentrog oder vielleicht
auch am Spültisch in der Küche. Samstags war, auch für Kinder, Badetag. Meist wurde ein
verzinkter Zuber (Blechwanne) aufgestellt, warmes Wasser eingefüllt, Seife bereitgestellt und
dann kam, je nachdem, wie es im Haushalt üblich war, manchmal erst nach den Erwachsenen,
ein Kind nach dem anderen dran, bei kleineren auch mal zwei oder drei zur gleichen Zeit. Dann
wurde eingeseift, geschrubbt, manchmal geplärrt und manchmal gelacht. Da blieb kein Auge
trocken, und der Fußboden meist auch nicht. War es in kalten Tagen in einem ungeheizten Raum,
versperrte der Wasserdampf die Sicht. War die erste Kindergruppe fertig, kam die nächste dran.
Wasserwechsel war nicht üblich. Höchstens, dass die Mutter weiteres warmes Wasser nachgoss.
Und dann gab es frische Unterwäsche, die wieder für eine Woche reichen musste. Auch bei den
Erwachsenen war es diesbezüglich so ähnlich. Ja, es waren rauere Zeiten. Wenn wir an unsere
heutigen Bade‐ und Duschmöglichkeiten denken, warmer Raum, fließend warmes Wasser …
Und die Wäsche wechseln wir heute gewiss auch öfter.
Aber es gab auch früher schon noch ein ganz anderes Baden. Die älteren Griesinger wussten
noch zu erzählen, dass sie als Kinder und Jugendliche an der nahen Donau oder in deren
Altwasser zum Baden gingen (Abb. der fröhlichen Mädchen). Es sei immer sehr lustig gewesen.
Schwamm man in der Donau flussabwärts, so galt es eine bestimmte Stelle „beim Baimle“
(Bäumchen) ja nicht zu verpassen, um wieder an Land zu gehen. Sonst, so glaubte man zumindest,
hätten einen die Strömung oder gefährliche Strudel fortgerissen, und es hätte bedrohlich
werden können.
Es ist im Gemeindebuch nicht ersichtlich, ob es auch in Griesingen so war wie im benachbarten
Berg. Dort badete man auch in der Donau, aber es sollen strenge Sitten geherrscht haben: Buben
hier und Mädchen dort! Dazwischen gab es eine „unsichtbare“ Grenzlinie. Manche seien freilich
heimlich darunter durchgetaucht … Wurde man erwischt, gab es eine Meldung an die Schule
— mit Folgen!
Kleinere Kinder durften an warmen Sommertagen auch mal in im verzinkten Zuber planschen
(Abb.), der im Hof aufgestellt wurde. Wie man an der Abbildung sieht, war das dann doch noch
schöner als die Schrubberei am Samstag.
Die historische Abbildung aus Wikipedia zeigt die Szene in einem Badehaus: Der Bader (Bademeister)
behandelt Badegäste; Stich von Jost Amman, 1568. Der Bader war ein angesehener
Beruf mit vielfältigen Aufgaben: Badewesen, Körperpflege, Kosmetik und Teilgebiete der
Chirurgie, Zahnmedizin und Augenheilkunde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Badehaus (mit vielen historischen Abbildungen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bader (einst ein angesehener Beruf mit vielfältigen Aufgaben)
https://de.wikipedia.org/wiki/Volksbad (das Griesinger Wannenbad war deutlich kleiner)
https://de.wikipedia.org/wiki/Badekultur (mit historischen Abbildungen aus aller Welt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Badewanne (mit Klapp- und Einbauwannen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Volksbadewanne
(zahlr. Abb., auch zu Sitz- und Schaukelbadewannen)
59
Deisagass ond Kelbrgass
Zwei Straßennamen, die eigentlich gar keine sind.
Seit den frühen 1980er‐Jahren hat Griesingen offizielle
Straßennamen. Volkstümliche Bezeichnungen
gab es freilich auch schon zuvor. Wenn es
angebracht schien, hat man diese in die neuen
Straßennamen übernommen, zum Beispiel „Hohlgasse“
und „Im Winkel“. Aus einem „d‘ Haie nouf“
(die Höhe hinauf) wurde die „Höhenstraße“. Und
als es im Neubaugebiet Steigäcker einen Abhang
hinunterging, erwuchs daraus die Bezeichnung
„Hangstraße“.
Es blieben aber auch mündliche Bezeichnungen, denen damals zum Beispiel wegen fehlender Bebauung
kein offizieller Status zuerkannt wurde.
„Deisagass“ ist so ein Beispiel. Das ist der Feldweg, der bei der Gemeindehalle von der Waldstraße
nach Osten abzweigt und in die Flur führt. Dies ist kein offizieller Straßenname. Ältere Leute im Ort
kennen die Bezeichnung aber seit je. Der Name dürfte vom Hausnamen „Deises“ (wohl abgeleitet
vom Vornamen „Mattheis“) des Bauernhauses stammen, etwa an dessen Stelle längst die Gemeindehalle
errichtet wurde Unsere historische Abbildung zeigt Deises Anwesen. Zur Herkunft des Vornamens
„Mattheis“, der die schwäbische Form von Matthias oder Matthäus ist: Matthias ist eine
Kurzform des Namens Mattatias, der griechischen Namensform des hebräischen Namens Mattitjahu
(). Mattitjahu bedeutet „von [Gott] gegeben“, was modern häufig in „Geschenk Gottes“
abgewandelt wird. Die Namensform Matthäus leitet sich von demselben hebräischen Namen ab. Die
Unterscheidung zwischen Matthias und Matthäus gibt es jedoch nicht in jeder Sprache. So werden
zum Beispiel Matthias und Matthäus im Englischen häufig einheitlich mit Matthew übersetzt. Nach
dem Ausscheiden von Judas rückte der Heilige nach, um die Zahl der zwölf Apostel wieder herzustellen.
Seine Gebeine ruhen in der Trierer Abtei St. Matthias. — Innerorts ist die Deisagass in ihrer
Bedeutung inzwischen „aufgestiegen“: Sie dient als Zufahrt zum großen Parkplatz hinter der Gemeindehalle
(Wertstoffcontainer, Lager‐ und Abstellplatz für Baumaterial und ‐maschinen). Auch das große
Festzelt zum Pfingstfest des Musikvereins wird entlang der Deisagass aufgestellt. Da wird sie dann,
wenn nicht gerade Corona ist, schier zur Griesinger Hauptstraße. Die neuen Wohngebäude an der
Deisagass wurden von der Hausnummer her der Waldstraße zugeordnet.
Kälberweide: Im Volksmund wird die Flur Kälberweide ab und zu scherzhaft auch „Kelbrgass“ oder
„Kelbrgässle “ (Kälbergasse, Kälbergässchen) genannt. Sie liegt in nördlicher Richtung halbwegs der
Donau zu. Auch dies ist kein offizieller Straßenname. Er könnte entstanden sein, als die Flur Kälberweide
einmal in lauter kleine Gartenland‐Parzellen
aufgeteilt wurde, die links und rechts
des Zufahrtsweges lagen. Über den Grund,
aus dem offiziellen Flurnamen „Kälberweide“
ein „Kelbrgässle“ zu machen, darf geraten
werden: Gar zu gerne bezeichnet man ja
einen „lieben“ Mitmenschen auch einmal als
Kalb, zumal, wenn er sich recht ungeschickt
angestellt hat. Und wenn dann schon jemand
in der Flur Kälberweide seine Landwirtschaft
oder seinen Krautgarten betrieb, war es viel‐
leicht gar zu verlockend, diesen Nutzern den
Beinamen „Kalb“ anzuhängen, versehen mit
dem Zusatz „Gässle“, als ob diese schein ‐
baren Menschen‐„Kälber“ auch gleich dort
wohnhaft wären. Dies hat mir Alt‐Bürgermeister
Karl Müller † mal augenzwinkernd
erzählt. Dort steht aber bekanntlich kein
einziges Haus, und niemand wohnt dort.
Abgesehen von diesen allzu menschlichen
kleinen Bosheiten, die ja vielleicht auch gar
nicht zutreffen: Der wirkliche Name „Kälberweide“
kommt natürlich daher, dass es sich
um ein Wiesenstück handelt, auf das die „Beschla“
(junge Rinder), von der Muttermilch
entwöhnt, auf die Weide getrieben wurden — sicher oft den ganzen Sommer über.
Und hier noch eine weitere nicht‐amtliche Griesinger Straßenbezeichnung: Die Waldstraße wurde
früher im Volksmund auch „Holzgass‘“ genannt. Wer weiß, wo sie in der Verlängerung hinführt,
versteht den inoffiziellen Zweitnamen: Der Wald ist nicht weit. Offizielle Straßennamen mit „Holz“
gibt es zum Beispiel in Achstetten („Holzweg“), Altshausen („Holzgasse“), Bad Waldsee („Holzstraße“),
Biberach („Holzstraße“), Ehingen („Holzackerweg“, „Holzgasse“ und „Holzgassäcker“), Erlenmoos
(„Holzweg“), Langenau („Holzweg“), Laupheim („Holzweg“), Oberdischingen („Holzgasse“), Schemmerhofen
(„Holzweg“), Tettnang („Holzweg“) und Ulm („Holzgasse“ und „Holzstraße“).
In Ehingen gibt es oben am Stoffelberg (Albaufstieg) nahe der Reithalle eine Flur mit Namen „Jungviehweide
“. In Stockach gibt es eine Straße „Kälberwiese“ und in Lindau einen „Kälberweidweg“.
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalb
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias
https://de.wikipedia.org/wiki/Benediktinerabtei_St._Matthias
Wie sagte ein freundlicher Mensch dieser Tage: Schön, zu erfahren,
dass auch ein kleinerer Ort seine eigene Geschichte hat.
62
Gemeindewappen
„Ein Wappen ist ein schildförmiges Zeichen, angelehnt an den Schild als Schutzwaffe des
Mittelalters. Es kann als Hoheitszeichen für einen Staat, ein Land, eine Stadt stehen.“ So steht
es bei Wikipedia. Landkreise führen ebenfalls Wappen.
Also hat auch Griesingen sein Wappen. Es findet sich auf der Titelseite unseres Amtsblatts.
Im Gemeindebuch ist es auf Seite 16 in mehrfacher Ausführung abgebildet. Dazu wird auch
beschrieben, wie es zu dem Wappen kam. Das Ortsadelsgeschlecht der „Herren von Griesingen
führte einen von Rot und Silber geteilten Schrägbalken.“ Und weiter: „Der blaue Schildgrund
und die drei goldenen Kugeln sind vom Wappen der Freiherren von Freyberg abgeleitet.“
Also so richtig rittermäßig‐mittelalterlich? Nicht ganz: „Das Innenministerium hat das Wappen
und die Flagge [blau‐gelb] am 28. März 1961 verliehen.“ Das ist jetzt ziemlich genau sechzig
Jahre her. Und der Entwurf dazu stammte von Oberlehrer Ludwig Bendel (Griesingen), der im
Ehrenamt von 1953 bis 1979 Dirigent des Liederkranzes Cäcilia war. (Gemeindebuch Seite 71).
Er muss also auch zeichnerisch begabt gewesen sein und zudem geschichtlich bewandert.
Wikipedia zeigt, dass noch eine ganze Reihe weiterer Städte und Gemeinden ein ähnliches
Wappen führen. Manche Orte davon sind in der Nähe, andere wohl weiter entfernt. Allen
gemeinsam sind die drei meist goldenen, zuweilen andersfarbigen Kugeln, die auf die Familie
von Freyberg zurückgehen. „Freyberg ist der Name eines alten … schwäbischen Adelsgeschlechts,
das zuerst im Südwesten Deutschlands in Erscheinung tritt.“** Da bei Wikipedia
unser Nachbarort Altheim bei Ehingen nicht aufgeführt ist, ist dieses Wappen hier gesondert
dargestellt.
Die Abbildungen sind selbsterklärend. Ich habe bei meinen Nachforschungen festgestellt, dass
es durchaus auch heute noch einzelne Gemeinden gibt, die kein eigenes Wappen haben: „Die
Gemeinde Gutenzell‐Hürbel (Landkreis Biberach) führt als eine von drei Gemeinden in Baden‐
Württemberg kein eigenes Wappen. Stattdessen werden die ehemaligen Gemeindewappen der
beiden Ortsteile Gutenzell und Hürbel nebeneinander verwendet.“*
https://de.wikipedia.org/wiki/Wappen
https://de.wikipedia.org/wiki/Gutenzell-Hürbel (* führt kein eigenes Wappen, verwendet die der
Ortsteile)
https://www.griesingen.de/de/gemeinde-griesingen/die-gemeinde/wappen
https://de.wikipedia.org/wiki/Freyberg_(Adelsgeschlecht) (**)
Bibellies, Blinder Espan und Bloßäcker
64
Das sind drei Griesinger Flurnamen, die hier näher erklärt werden sollen. Oft klingen Flurnamen
für uns Heutige seltsam, unverständlich oder verleiten zu irreführenden Erklärungsversuchen.
Bibellies sprich: [bibllias] — Auf der Flurkarte auch: Bibellüß. Im Winkel zwischen der Kreisstraße
nach Altbierlingen und dem Gemeindeverbindungsweg nach Schaiblishausen. Benachbart:
Stockert, Hummelberg, Felbengärtlesäcker, Hinter dem Berg, Greut. — Der
Flurname ist vielleicht von Lateinisch biblosus (mit Binsen bewachsen) abgeleitet, also
Grundstücke an fließendem Gewässer, das auch ein Rinnsal sein kann. Vielleicht handelt
es sich auch um Wiesen, die damit bewässert wurden. — Der zweite Wortbestandteil „Lüß“
[von Laus = Los] besagt, dass bestimmte Anteile an der Allmende durch Auslosen vergeben
wurden. Sicher ist, dass der Flurname nichts damit zu tun hat, dass da jemand besonders
Frommer immer in der Bibel gelesen hätte.
Blinder Espan sprich [aischba] auch ohne „blind“ — Im südwestlichen Markungsbereich, auf
neuer Karte rechts des Feldwegs nach Altbierlingen, westlich des Gewanns „Bühl“ und vor
„Rötenleh“/„Rötleh“. Zwischen 1561 und 1697 wird dieses Flurstück mehrfach „Waßenzaun“
genannt. Der heutige und wohl nicht sehr geläufige Name, 1825 als „Blinder Aispel“ geschrieben,
muss also aus jüngerer Zeit stammen. Aber beide Namensdeutungen (Espan bzw. Wasenzaun)
ähneln sich aufallend. „Ein ‚Wasen’ ist eine mit Gras bewachsene Fläche, die für
Anbau wenig geeignet ist; sie dient daher oft besonderen Zwecken: als Weide oder als Spielplatz
und Schindanger (Platz zum Verscharren eingegangener Tiere), und oft auch als Stätte
festlichen Treibens, sonn‐ und festtägliche Treffpunkte für Jung und Alt.“ (C. Kohl). Vgl. „Cannstatter
Wasen“* und „Theresienwiese“**. — „Blind“ nannte man einen Ort, an dem das Unterholz
ausgehauen ist. Und wie schon gesagt, es gibt weitere und ganz ähnliche Erklärungen:
Espan wird beschrieben als Weideland, das von einer beschränkten Zahl Nutzungsberechtigter
gemeinsam genutzt wurde. Espan ist ein zwischen Äckern und Wiesen gelegenes Grundstück,
das von der Dreifeldernutzung ausgenommen war und häufig als Vieh‐ und Geflügelweide genutzt
wurde. Wenn nur das Unterholz beseitigt war, bleiben größere Bäume stehen, konnten
Schatten spenden und vor Regen schützen. Der Espan lag immer in unmittelbarer Nähe der
Siedlung und diente auch als Spiel‐ und Festplatz. Espan: Eine einge‐’spannte’ [also wohl eingezäunte]
Weidefläche in der Nähe des Dorfes; Schwäbisch ‚aispe’‚ (Anton Huber, Kirchbierlingen).
— Hier folgen einige Namen von Ortsteilen oder Straßen, die aus dem Flurnamen
„Espan“ erwachsen sein dürften: Biberach („Beim Aspen“), Kißlegg („Espanweg“), Langenenslingen
(„Im Aisple“), Laupheim‐Untersulmetingen („Am Espan“), Mietingen‐Baltringen („Im
Espan“), Öpfingen („Im Aispel“,auch: „Aischbl“; Ortsteil südlich der Donau), Oberholzheim
(„Espan“), Erbach („Aspenweg“***), Schemmerhofen („Aispenweg“), Uttenweiler („Im Aispel“),
Isny („Espantor“.
Blößäcker, Bloßäcker, Blöße mundartlich [blaise] — Zum Teil auf Markung Schaiblishausen.
An der Markungsgrenze, nördlich des Gewanns Höll. Benachbart: Brenntehau, Höll(e),
Suhau (heute alle Markung Schaiblishausen); Am Griesinger Wald. — Blößäcker sind aus
dem Wald ausgehauene Ackerstücke, also von Wald entblößte Stellen. Ähnliches gilt für
die „Stockäcker“ wie in einem anderen Beitrag beschrieben wird. Die Zuwanderung von
Bauern nach dem 30‐jährigen Krieg (1618‐48) brachte eine Erweiterung der Wirtschaftsfläche
mit sich. Durch Rodung wurde Wiesen‐ und Ackerland gewonnen.
Die Flur wurde lange Zeit gemeinsam mit der Nachbargemeinde Schaiblishausen genutzt.
Wer die „Blaise“ landwirtschaftlich nutzt, weiß, dass sich dort knapp unter der Oberfläche
auffällig viele größere Steine befinden. Ob sie Reste der einstigen Römerstraße von Donaueschingen
über Ennetach‐Emerkingen‐Rißtissen und weiter letztlich bis Istanbul sind?
Dies wird in einem anderen Beitrag dieser Reihe näher dargestellt.
Zum Nachbarort Schaiblishausen sagt man (zumindest in Obergriesingen) oft auch einfach
„Housa“. Der örtliche Dialekt bewahrt wie so oft Geschichtliches: „Im 13. Jahrhundert ist Schaiblishausen
als ‚Husin‘ dokumentiert. Der spätere Zusatz ‚Schaiblis‘ geht wahrscheinlich auf die
Niederadelsfamilie Schadwin [oder ähnlich geschrieben] zurück, die im Ort lebte. Die dortige
Schädwienstraße erinnert daran. Es waren Dienstleute der Grafen von Berg, welche die Oberhoheit
über Schaiblishausen hatten. Von den Grafen von Berg gingen die Rechte im Jahr 1343
an Österreich über. Später hatten hier die Klöster Marchtal und Urspring Güter. Im Jahr 1681
erhielten die Grafen Schenk von Castell zusammen mit der Herrschaft Berg‐Schelklingen den
Ort als Pfand und später auch als Lehen. Seit dem Jahr 1805 war Schaiblishausen ein Teil des
Oberamtes Ehingen und gehörte somit zum Königreich Württemberg.“ Am 1. Januar 1973 wurde
das Dorf zusammen mit Bockighofen nach Ehingen eingemeindet und wurde dort einer von
heute 17 Teilorten“ (Wikipedia). Zu „Bockighofen“ sagt man mundartlich „Bockhofa“. Um 1300
hieß es in einer Urkunde „Bokkenkoven“ (Wikipedia).
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schaiblishausen
https://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Berg
https://de.wikipedia.org/wiki/Cannstatter_Wasen (*Cannstatter Volksfest)
https://de.wikipedia.org/wiki/Theresienwiese (**München, Oktoberfest)
https://de.wikipedia.org/wiki/Isny_im_Allgäu (u. a. Espantor, und in einer Abbildung von 1631 als „Esperthor“)
*** Aspenweg (Erbach): Hier könnte auch die Baumart
Aspe/Espe eine Rolle gespielt haben: https://de.wikipedia.org/wiki/Espe
In der Anlage wie immer die dazugehörigen Fotos sowie
ausnahmsweise zusätzlich einmal der Scan des Originals
Vom Flintsteinmesser zum Mähdrescher
66
Die Getreideernte war jahrzehntausendelang ein mühseliges Geschäft. Gebückt und mit einer
Art Sichel in der Hand wurden die Getreidehalme abgeschnitten. Zunächst war diese „Sichel“
aus scharfkantigem Flintstein oder aus Knochensplittern gefertigt, erst ein paar Tausend Jahre
später waren sie aus Keramik oder ab der Eisenzeit aus Metall. Eine Abbildung zeigt eine sumerische
Ton‐Sichel von 3000 v. Chr. Die Sumerer lebten dort, wo heute Syrien, Irak und Iran liegen
und gelten derzeit als erstes Volk, das den Schritt zur Hochkultur geleistet hat.
Bei Wikipedia steht: „Etwa ab 450 v. Chr. entwickelte sich aus diesen Vorläufern die moderne
Sense mit längerem Stiel und abgewinkeltem Blatt, so dass ein bodennahes Abschneiden der
Pflanzen in aufrechter Stellung möglich war. Welch ein Fortschritt! Diese Sensen befanden sich
dann auch bei den Römern, Kelten, Germanen und Slawen im Einsatz.“ Freilich, man musste sie
auch beherrschen. Sonst hätte es geschehen können, dass man einen als „Spitzmahder“ verspottet,
wenn er mit der Sensenspitze beim Mähen öfters in den Boden stach.
Wenn das Getreide (die „Frucht“) erntereif war, wurde es gemäht, zusammengerecht und zu Bündeln
gebunden, die man Garben nannte und vom Feld heimführte. Die Abbildung auf Seite 281 im
Gemeindebuch zeigt einen vollbeladenen Garbenwagen. Man erkennt auch, dass viele helfende
Hände erforderlich waren. Die Zeit der Getreideernte heißt in Griesingen „Äret“ (Ernte), während
ich beim Gette im Kreis Biberach „Augschda“ dazu hörte (vom Erntemonat August abgeleitet).
Im Spätherbst und Winter wurde das eingelagerte Getreide gedroschen. Das heißt, man klopfte
die Körner aus den Ähren heraus, um sie später zu Mehl vermahlen zu können. Lange Zeit ging
das nur von Hand mit Dreschflegeln.
Siehe im Gemeindebuch Seite 229: Welche Erleichterung war da die Erfindung der ersten Dampf‐
Dreschmaschinen! Sie wurden zum jeweiligen Bauerngehöft angefahren und blieben dort, bis
vor Ort alles Getreide gedroschen war. Bald kamen weitere nützliche Maschinen auf den Markt,
zum Beispiel die ersten Mähmaschinen, anfangs von Pferden gezogen (siehe Abbildung). Sie
lösten die Sensen ab. Dann kam eine neue Erfindung dazu: Der Mähbinder oder Bindemäher
war vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1960er Jahre in Deutschland verbreitet.
Er konnte mähen und sogleich die Halme zu Garben binden. Wieder welche Erleichterung! Aber
noch immer mussten die Garben von Hand aufgeladen, in die Scheune gefahren und gelagert
und später gedroschen werden.
Der ultimative Kick war dann der Mähdrescher, der bald alles zugleich konnte: Mähen, dreschen, das
übrige Stroh ablegen oder gleich häckseln und verteilen und die Getreidekörner lager‐ oder verkaufsfertig
zum Abtransport bereithalten. Das Funktionsprinzip hat sich seit den ersten Exemplaren nicht
sehr geändert, wohl aber die Technik, die Wirkungsweise und die Leistungsfähigkeit. Nur ein Beispiel:
Saß bei den ersten Exemplaren der Fahrer noch hoch oben „auf dem Bock“, war er Wind und Wetter,
Regen und brütender Sonne ausgesetzt. Mancher befestigte irgendwo einen Sonnenschirm, aber
schlimmer noch als all dies war der aufgewirbelte Staub, der stundenlang eingeatmet wurde.
Die Folgen waren Hustenreiz und tränende Augen. Die Älteren unter uns wissen das noch gut.
Wie vergleichsweise komfortabel haben es heutige Mähdrescherfahrer und ‐ innen: Sie sitzen
in einer weitgehend staubdichten und schallgedämmten Kabine mit Klimaanlage, und der Bord‐
computer hilft bei der Bedienung und Überwachung des ganzen Geräts. Radio oder Musik vom
Handy gibt es auch. Heutzutage hilft zunehmend auch noch die GPS‐Steuerung zum möglichst
verlustfreien Abfahren des Felds. Und ein Mensch plus die Schlepperfahrer bewältigen heute
ein Vielfaches an abgeernteter Fläche im Vergleich zur Zeit der Sensen und Garben.
Wie seit der Steinzeit nimmt der Fortschritt noch immer kein Ende. Wer die harte Knochenarbeit
und Schinderei früherer Jahrzehnte noch selbst erlebte, wird über das Neue wohl nicht betrübt
sein, auch wenn ein Mähdrescher viel Geld kostet. Man könnte allenfalls bedauern, dass man
heute einsam hoch oben in einer Maschine „thront“ und seine Runden dreht, und dass es keine
größere Schar von Menschen mehr gibt, die sich stundenlang abplagen, aber danach auch noch
zum Feierabend in gemütlicher Runde beisammensitzen. Freilich, wenn in (ganz) ferner Zukunft
die Mähdrescher auch gleich noch ein eingebautes Backhäusle und eine Minibrauerei dabei
haben und Biertischgarnituren zum Ausklappen mitführen, dann … Ja, dann könnte die alte Gemütlichkeit
vielleicht wiederbelebt werden. Man wird ja noch träumen dürfen … *lächel*. Die
Abbildungen sind weitgehend selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Messer#Steinzeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Sumerer
https://de.wikipedia.org/wiki/Sichel_(Werkzeug)
https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit
Youtube: Historischer Feldtag - Getreide-Ernte u. Dreschen
https://www.youtube.com/watch?v=SZtdVH4a_bo (Video: Sichel bis Mähdrescher)
https://www.youtube.com/watch?v=mDpSyjwzVMI (Video: Der Lanz und seine Geschichte)
https://de.wikipedia.org/wiki/Sense_(Werkzeug)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mähbinder
https://de.wikipedia.org/wiki/Mähdrescher
Gemeiner Trieb
68
Klagte das Hirtenbüble: „Was, da soll ich heute unsere Kühe hintreiben? Es wird ein heißer Tag
und gibt dort kaum Schatten. Mit meinen nackten Füßen muss ich durch Brennnesseln und dornige
Brombeerhecken laufen. Tausende Schnaken wollen mich stechen. Unsere g’scheckte Lies‘
will immer wieder davonlaufen, und ich muss sie wieder hertreiben! Außerdem ist sonst keiner
da, mit dem ich reden oder spielen könnte. Deesch älles soo gemein, Babba!“
„Gemeiner Trieb“ ist ein Griesinger Flurname, der zu allerlei Mutmaßungen führen könnte. Man
spricht ihn so aus: [gmoi drib], mit langem „i“. Manchmal wird das ‚G‘ am Anfang auch schier verschluckt.
Die schwäbische Aussprache [gmoi] zeigt uns, dass der Flurname nichts mit „gemein“ im
Sinne von unfair oder hinterhältig zu tun hat. „Gemein“ bedeutet „allgemein“ genutzt, also von der
gesamten Dorfbevölkerung. Ein Flurstück dieses Namens gehörte nicht einem einzelnen Besitzer,
sondern war Teil der Allmende. „Als landwirtschaftlicher Begriff bezeichnet Allmende … Gemeinschafts‐
oder Genossenschaftsbesitz abseits der parzellierten (in Fluren aufgeteilten) landwirtschaftlichen
Nutzfläche.“ (Wikipedia). Was in diesem Sinne „gemein“ war, durfte von der
Dorfgemeinschaft gemeinsam genutzt werden, wenn auch sicher nach Absprache.
Zum zweiten Teil dieses Flurnamens: Ein „Trieb“ ist eine Stelle, auf die das Vieh zur Weide getrieben
wurde. Noch heute sagt man, wenn man Vieh auf die Weide bringt, „austreiben “, und
wenn man es am Abend wieder heimholt, „eintreiben “. Scherzhaft sagen auch Eltern, wenn sie
jüngere Kinder gegen Abend ins Haus rufen, sie würden den Nachwuchs jetzt „eintreiben“. Bei
Viehmärkten und ‐auktionen werden so und so viel Stück Vieh „aufgetrieben“. In den Bergen
gibt es im Frühjahr den „Almauftrieb“ und jeden Herbst den „Almabtrieb “. Woanders heißt’s
zum Teil auch anders: Im Allgäu heißt’s zum Beispiel „Alp‐“.
Natürlich haben „(auf‐)treiben“, „Trieb“ usw. noch andere Bedeutungen, die jedoch nicht zu
landwirtschaftlichem Tun und nicht zu den Flurnamen gehören.
Wie uns der Flurname also verrät, wurde der „Gemeine Trieb“ von allen gemeinsam als Viehweide
genutzt. Der Gemeine Trieb liegt an der nördlichen Gemarkungsgrenze Richtung Gamerschwang,
rechts (östlich) des „Gamerschwanger Wegs“ in Verlängerung des Riedwegs.
Benachbart: Lüßwiesen, Brühl, Donauwiesen, Hägele, Breitwiesen. Man trieb das Vieh vorwiegend
dort zur Weide, wo man entweder wegen Bodenfeuchte oder wegen Überschwemmungsgefahr
(nahe Donau!) nicht sonderlich gut Heu und Öhmd gewinnen konnte.
Die Namen einiger Nachbarfluren („Lüss‐“, „Brühl“ und „Donau‐“) deuten dies ja ebenfalls an.
Dies wird in einem anderen Beitrag besprochen. Nicht weit davon entfernt liegt auch die
„Kälberweide“ (scherzhaft auch „Kälbergässle“), wie ebenfalls in einem anderen Beitrag dieser
Reihe dargestellt. Solche Flurstücke nutzte man bevorzugt durch Viehaustrieb. Die Tiere konnten
ihr Futter selber suchen. Dies änderte sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als man auch
sommers überwiegend zur Stallfütterung überging. Zwar trieb noch bis in die 1970er‐Jahre mancher
Landwirt auch in Griesingen sein Vieh in der Vegetationsperiode stundenweise auf die
Weide, doch zum Melken wurde es allabends eingetrieben (heimgeholt). In Irland haben wir
gesehen, wie Bauern mit der Melkmaschine auf dem Bulldogg‐Anhänger zu den Kühen fuhren,
die in der wärmeren Jahreszeit auch nachts auf der Weide blieben. Manche Bauern legen auch
hierzulande inzwischen wieder Wert auf verstärkte Weidehaltung und werben damit.
Die bei der Stallhaltung anfallende Gülle und der Mist konnten zur Düngung und damit zur Er‐
tragssteigerung ausgebracht werden. „Damit wurden allmählich Brache und Allmende der
intensiven Nutzung zugeführt, und die Flächenerträge stiegen generell. Die gesteigerte pflanzliche
Produktion diente nicht nur der Ernährung der wachsenden und zunehmend gewerblichindustriell
tätigen Bevölkerung, sondern auch der Fütterung eines wachsenden Viehbestands.“
(Quelle: siehe unten*). Milchüberschüsse konnten zu Butter und Käse usw. verarbeitet werden.
Das dabei anfallende „Schottenwasser“ (oder „Käswasser“) konnte wiederum in der Schweinehaltung
zur Fütterung gut verwendet werden. Die Nutzung der Allmende verlor an Bedeutung.
So erzählt uns auch der Flurname „Gemeiner Trieb“ etwas zur Griesinger Geschichte. Straßennamen
anderer Orte, die sich aus entsprechenden Flurnamen ableiten lassen: Zu „Allmende/Gemein‐“:
Achstetten („Gemeindewiesen“), Bad Buchau‐Kappel („Gemeindebeunden“; Beund =
Kleingärten), Biberach („Allmendeweg“), Laichingen („Gemeindegässle“), Mietingen („Gemeindewiesen“),
Ravensburg („Allmannstraße“), Ulm („Gemeindeplatz“), Wangen im Allgäu („Allmandweg“)
und Weingarten („Allmandstraße“). — Zu „Trieb“: Ingoldingen‐Muttensweiler
(„Triebweg“), Maselheim („Triebäckerweg“) und Ummendorf‐Fischbach („Trieblesfeld“).
Die Abbildungen (Copyright) zeigen u. a. ein Hobby‐Hütekind und Weidevieh unter Obstbäumen
– aber alles aus neuerer Zeit und nicht in Griesingen und sind ansonsten selbsterklärend.
Der Elektrozaun würde dem Hirtenbüble den harten Tag ersparen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Allmende
https://finanzkun.de/artikel/geschichte-der-milchwirtschaft/
https://de.wikipedia.org/wiki/Käse#Käseherstellung
https://de.wikipedia.org/wiki/Käseherstellung
https://de.wikipedia.org/wiki/Molke
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013827/2011-03-23/
*Umstrukturierung der Landwirtschaft in der 2. Hälfte des 18. Jhd.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weide_(Tierhaltung)
https://de.wikipedia.org/wiki/Almauftrieb
https://de.wikipedia.org/wiki/Almabtrieb (Fotos geschmückter Kühe)
Oberstadion/Unterstadion. Oberburkhardshofen/Unterburkhardshofen.
Ober‐ und Unteressendorf … (Gemeinsames und Unterschiede, und dann …)
Ober‐ und Untergriesingen
Zu Ober‐ und Untergriesingen (alphabetisch geordnet) steht in der Quelle „LEO‐BW … das landeskundliche
Informationssystem für Baden‐Württemberg“ zu Obergriesingen: „Historische Namensform:
altero Grisingen“ [altero: lateinisch = oberes] — „Gehörte wohl immer, auch in kirchlicher
Beziehung, zu Untergriesingen, mit dem es eine gemeinsame Markung besitzt.“ Wie die hier abgebildete
Landkarte von 1831 zeigt, waren die beiden Ortsteile räumlich deutlich voneinander
getrennt. Speziell für Untergriesingen findet sich in dieser amtlichen Quelle leider kein ent ‐
sprechender Beitrag. Doch wir hier vor Ort wissen schon noch ein bisschen mehr zum Thema.
Gemeinsame Markung, ja, aber räumlich und auch kirchlich einstens durchaus getrennt. In der
Beschreibung des Oberamts Ehingen von 1826 heißt es: „Obergriesingen bildete ehemals eine
eigene Pfarrey, wovon Freyberg [in Öpfingen] das Patronat hatte. Da aber der Ort im Bauernkriege
1525 fast ganz zerstört wurde, zog der Pfarrer nach Unter‐Griesingen, von wo aus beyde
Pfarrer die Pfarrey lange Zeit gemeinschaftlich versahen. Nachdem im 30jährigen Kriege auch
Unter‐Griesingen ein ähnliches Schicksal gehabt hatte, ließ man die Ober‐Griesinger oder Freybergische
Pfarrey ganz ruhen, und 1723 wurde förmlich entschieden, daß nur Eine, die Kloster
Salmannsweilische, Pfarrey für beyde Orte fortan bestehen solle.“ [Salmannsweiler = Salem,
nahe Überlingen am Bodensee]. Wo einmal das Obergriesinger Pfarrhaus und eine zugehörige
Kirche oder Kapelle standen, ist bisher nicht bekannt.
Landrat Heinz Seiffert schreibt 2010 in seinem Grußwort zum Gemeindebuch: „Zwei kleine Ortschaften
im ehemaligen Vorderösterreich, Ober‐ und Untergriesingen, haben sich im Laufe der
Jahrhunderte zu einer lebendigen und äußerst attraktiven Gemeinde entwickelt.“ (Seite 11).
Dazu im Gemeindebuch Seite 22: „Seit 2004 hat sich die Siedlungsfläche in Griesingen nahezu
verdoppelt. Die Ortsteile Ober‐ und Untergriesingen sind baulich zusammengewachsen.“
Seite 213 im Gemeindebuch zum Thema Kühe hüten: „Die Obergriesinger trieben besonders
gern in die Flur ‚Höll‘ (Richtung Schaiblishausen) aus. Dort gab es keine Felder, sondern Grünland,
und die Kühe hielten sich den ganzen Nachmittag dort auf. Auf diese Art wurden auch ‚Raitlai‘
(Rötleh), ‚Stockert‘, ‚Felbegäätle‘ (Felbengärtle) und ‚Greit‘ (Greut) genutzt. In Untergriesingen
ging man zu diesem Zweck Rißtissen und Öpfingen zu.“ Zum Beispiel in die Fluren „Gemeiner
Trieb“ sprich [gmoi drib], Lüßwiesen, Brühl, Donauwiesen, Hägele und Breitwiesen. Mehr dazu
in einem anderen Beitrag dieser Reihe.
C. Kohl fand heraus, dass die Gewanne „Waset“ (früher „Wasach“) und „Kälberweide“ von Obergriesinger
Bauern nicht genutzt werden durften. Sie hatten ja auch vielleicht deshalb ihre eigene
„Schindergrub“ zur Entsorgung eingegangener Tiere, wie in einem anderen Artikel dargestellt.
Wenn jemand aus Obergriesingen in den Gemeinderat gewählt wurde, konnte er oder sie schon
mal Zuspruch erhalten, dass zum guten Glück jetzt auch Obergriesingen im Rathaus vertreten sei.
Lange war die heutige Höhenstraße nur geschottert und also ohne Teerbelag, und es gab keine
Gehwege. Für Kirch‐ und Botengänge, zum Einkaufen, um zur Bank und ihren Vorläufern, zur
Molke, zum Rathaus und zur Schule zu gehen, für all dies mussten die Menschen aus Obergriesingen
einen langen und vor allem bei schlechtem Wetter und im Alter auch beschwerlichen
Weg auf sich nehmen, vor allem zu Fuß. Jugendliche Obergriesinger Schüler/‐innen und die Er‐
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wachsenen hatten es lange Zeit weit bis zur Bushaltestelle. Diese lag anfangs sogar an der heutigen
Talstraße (Landesstraße) und erst später innerorts beim Gasthof Adler. Endlich wurden
wenigstens vor einigen Jahren in der Raiffeisenstraße und in der Höhenstraße an der Nahtstelle
zwischen Unter‐ und Obergriesingen zwei weitere Haltestellen eingerichtet.
Im Gemeindebuch auf Seite 246: „Zweierlei Griesingen – und doch eines. Wer einen ganz neuzeitlichen
Routenplaner im Internet benutzt, um herauszufinden, wie man am besten von oder
nach Griesingen finde, muss gewärtig sein, gefragt zu werden, ob Ober‐ oder Untergriesingen
gemeint sei. Auch (papierene) Straßenkarten unterscheiden noch genau zwischen den beiden
Ortsteilen.“ Das war im Jubiläumsjahr 2010 auf jeden Fall noch öfters so.
Aber, schlag me ‘s Blechle! Zehn Jahre später, am 24. Dezember 2020 konnte ich auf dem Handy
bei der Wetter‐App das Wetter für Ober‐ und Untergriesingen getrennt vorhersagen lassen, freilich
ohne nennenswerten Wetter‐Unterschied. Und auch mein Routenplaner auf dem Handy
„wusste Bescheid“, am 24. 2. 2021 (kleine Abbildungen). Und bei Wikipedia steht wörtlich: „Griesingen
mit dem Dorf Untergriesingen und dem Weiler Obergriesingen“. Und weiter bei derselben
Quelle: „Obergriesingen gehört zu Griesingen.“* Nun, das stimmt in der Tat. Aber es muss nicht
überall so sein! So gehört zum Beispiel Oberstadion nicht zu Unterstadion. Oberburkhardshofen
und Unterburkhardshofen gehören beide gleichberechtigt zu Leutkirch im Allgäu und hierbei
zum Ortsteil Diepoldshofen.
Im Gemeindebuch steht auf Seite 247: „Alteingesessene Griesinger wissen bis heute von gewissen
Rivalitäten zwischen Ober‐ und Untergriesingen zu berichten (wie halt ab und zu zwischen
Nachbarorten vermutlich auf der ganzen Welt). Fest steht, dass es in Obergriesingen Vieles
nie oder sehr lange nicht gab: Bäcker, Bank, Bushaltestelle, Gasthaus, Gemeinschaftseinrichtungen
(Waschküche, Gefrieranlage), Handwerksbetriebe, Kindergarten, Kirche und Friedhof,
Ladengeschäfte, Lagerhaus, Molke (Milchannahmestelle), Poststelle, Rathaus, Schule ...“. Nach
meiner Kenntnis war auch unter den früheren einheimischen Griesinger Bürgermeistern nie
einer in Obergriesingen wohnhaft.
Und abschließend nochmals auf Seite 247: „Heute erkennt man im Vorbeifahren kein Unterund
Obergriesingen mehr. Die Lücken sind geschlossen, baulich und wohl auch weitgehend gefühlsmäßig.“
Da sind wir also offensichtlich weiter als ein Teil der „modernen“ Computer‐ und
Handy‐Daten. Und das muss ja keineswegs schlecht sein!
https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Ehingen/Kapitel_B_20
https://www.leo-bw.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Griesingen
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Orte_im_Alb-Donau-Kreis (* auch zu Ober- und Untergriesingen)
Alte Landstraße
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Ihr Name erinnert daran, dass sie früher die Durchgangsstraße durch Untergriesingen war. Dies
zeigt zum Beispiel eine königlich‐amtliche Landkarte von 1831. Davor, um 1808, gab es übrigens
noch gar keine Straßenverbindung nach Nasgenstadt. Das war vor der Donaubegradigung, als
das Donautal häufig und großflächig überschwemmt war. „Diese Hochwasserereignisse verhinderten
bis zur Regulierung der Donau in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine dauerhafte
Besiedlung dieser Risikozone. Allerdings wurden die Überflutungsbereiche schon immer als
Weideland genutzt. Zur Aufrechterhaltung der Fruchtbarkeit der Weideflächen und Mahdwiesen
war der Eintrag von nährstoffreichen Sedimenten sogar sehr willkommen (es gab ja noch keinen
Kunstdünger). Überflutungen wurden daher auch nicht als Katastrophen wahrgenommen,
weswegen auch nur ganz außergewöhnliche Hochwasser in den Archiven dokumentiert
wurden.“ (Quelle**) In anderen Beiträgen dieser Reihe wird mehrfach über die Weidenutzung
des Donautals bei Griesingen berichtet.
Die heutige „Umgehungsstraße“ von Griesingen („Talstraße“; Landesstraße L 259) entstand erst
1935/36. Wenn das Wetter einigermaßen gut und die Wege passierbar waren, so benützten die
Fuhrleute daher früher zur Abkürzung an Griesingen vorbei gerne einen Feldweg, der etwa dem
Verlauf des heutigen Radwanderwegs folgte — also ungefähr parallel zur heutigen Talstraße.
So vermied man den auf beiden Seiten beschwerlichen Anstieg ins Dorf hinein, zumal umgekehrt
die Gefällstrecken ortsauswärts auch wieder nur schwer zu bewältigen waren. Freilich: Damit
konnten sie dann weder im Rößle, noch im Adler oder im Hirschen einkehren und ihre Zugtiere
saufen lassen. Da unterhalb der Kirche Wasser den Hang herunterdrückt, war zu nassen Zeiten
dieser Umgehungsweg freilich stellenweise oft sehr morastig. „Dia sand mit ihre Fuhrwerk schier
vrsoffa!“ wusste mir Alt‐Bürgermeister Karl Müller † noch zu erzählen. Das heißt, sie seien mit
ihren Fuhrwerken zeitweilig im Morast steckengeblieben und mit den Rädern tief eingesunken.
Von der Alten Landstraße führte einst ein Fußweg durch das Anwesen Hugo Raiber („Reges“) in
die angrenzenden Felder.
An der Alten Landstraße liegen der Kindergarten, das Rathaus, das Gasthaus „Brasserie Adler“,
das Musikerheim (ehemaliges Lehrerhaus) und die Schule. Aber auch die früheren Wirtschaften
„Rössle“ und „Hirsch“ lagen an der Alten Landstraße. Außerdem befindet sich an ihr eine beidseitige
Bushaltestelle mit den Buslinien 21 (Erbach) und 225 (Ehingen/Laupheim), neuerdings
barrierefrei ausgebaut. Über viele Jahre war hier auch die örtliche Poststelle und noch früher
sogar eine Tankstelle (beim „Adler“*).
Von der Alten Landstraße sind Pfarrkirche, Jakob‐Griesinger‐Haus, Feuerwehrhaus, Bank, Friedhof
und Mehrzweckhalle alle fußläufig zu erreichen. Und als sie noch bestanden, waren es auch
die Gemeinschaftsg’friere und die Gemeinschaftswäscherei sowie die Ladengeschäfte Gräter,
Wiget und Langensteiner/Wilhelm.
Und somit ist die Alte Landstraße von der Funktion her eine Art Hauptstraße oder das Rückgrat
der Gemeinde Griesingen, früher eher noch mehr als heute.
Die Abbildungen zeigen Teilstücke der Alten Landstraße und die damalige Tankstelle beim Gasthaus
Adler sowie eine Landkarte von 1808, wo es zwar je einen Weg nach Gamerschwang und
Öpfingen gibt. Nach Nasgenstadt geht es aber nur auf dem Umweg über Obergriesingen‐Altbierlingen‐Berg‐Ernsthof
(Gemeindebuch Seite 194).
Vergleichbare Straßenbezeichnungen gibt es zum Beispiel auch in Öpfingen („Alte Landstraße“),
mehrfach in Ehingen („Alte Bundesstraße“, Gamerschwang, „Alte Heerstraße“, Rißtissen, „Alte
Steige“, Nasgenstadt und „Alter Postweg“, Kernstadt), Erbach und Dornstadt (je eine „Alte Landstraße“),
Schemmerhofen („Alte Biberacher Straße“), Blaubeuren („Alte Poststraße“) und Warthausen
(„Alte Biberacher Straße“ und „Alte Steige“).
https://de.wikipedia.org/wiki/Landstraße (zur Auswahl)
https://de.wikipedia.org/wiki/Landesstraße
https://de.wikipedia.org/wiki/Fanal_(Mineralöl) (*die Griesinger Tankstelle)
http://www.joerghemmer.de/Umwelt/Donauausbau.html (**Hochwasser, Donauregulierung und Folgen)
Strieglein geleckt
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Es ist schon ein Weilchen her, dass ich 1952 ein Erstklässler war. In den großen Ferien durfte ich für
ein paar Tage zum Gette im Kreis Biberach. Es war aber nicht so sehr Urlaub auf dem Bauernhof.
Zwar hatte man beim Gette auch etliche Kinder, aber alle waren sie noch jünger als ich oder damals
auch noch gar nicht alle auf der Welt. Also war meine Mithilfe bei der Getreideernte durchaus
willkommen. Was sollte ich kleiner Junge tun? Man legte mir ein Bündel „Garbaschdriggla“
(Garbenstricklein) über den Arm. Und dann musste ich beim langsamen Gehen entlang der Ackerfurche
ein Stricklein nach dem anderen ordentlich hinlegen, so dass der Gette mit der Gabel die
zuvor gemähten Getreidehalme büschelweise darauf ablegen konnte. In einem dritten Arbeitsgang
kniete er dann auf jedes dieser Büschel und band es mithilfe „meiner“ Stricklein zu einer Garbe
zusammen. Ich als Leger der Garbenstricke musste streng darauf achten, dass die Stricke und damit
die Garben schön aufgereiht und nicht etwa in Kurven oder Wellenlinien zum Aufladen bereit lagen.
Sonst hätten weder anfangs die ziehenden Kühe oder Molle (Ochsen) und etwas später der Lanz‐
Mannheim‐Bulldogg entsprechend nicht geradeaus ziehen können, wie es natürlich erwünscht war.
Wer nach „Garbenstrick“ googeln will, wird fündig. Wer sie noch selbst gekannt hat, weiß, dass die
in der Sommerhitze ganz schön auf der Haut „gebissen“ haben. Kaum war man das letzte Stricklein
los, bekam man das nächste und anfangs wieder umso schwerere Bündel aufgelegt. In der Summe
machte das beim Gewicht einiges aus: Die Garbenstricke hatten an einem Ende alle einen Holz ‐
knebel befestigt, um sie besser verknoten zu können.
Schlafen durfte ich im Schdieble (Austragshäusle) bei der Oma. Die wird es wohl gewesen sein,
dass sie mir auftrug, doch mal an meine Eltern ein Brieflein zu schreiben. Für die Jüngeren:
Damals hatte man weit und breit noch kein Telefon im Haus, auch meine Eltern nicht, und
natürlich erst recht auch kein Handy. Ich weiß nicht mehr, was ich als ABC‐Schütze in das kleine
Brieflein schrieb. Aber eines ist mir in Erinnerung geblieben, weil es mir später meine Eltern erzählten.
Ich hätte unter anderem berichtet: „Ich habe Strieglein geleckt.“ Sie hätten einige Zeit
gerätselt, woran ich meine Zunge denn hätte entlangstreichen lassen. Bis es ihnen dämmerte,
dass ich etwas verwechselt hatte. Ich hätte schreiben sollen: „Ich habe Stricklein gelegt“ und
nicht „Strieglein geleckt.“ Als Erstklässler darf man das …
Aus dieser Zeit, ich war dann vielleicht schon in der zweiten oder dritten Klasse, habe ich noch
eine weitere Erinnerung ans „Augschda“ (vom Erntemonat August), wie man dort zur „Äret“
(Getreideernte) sagt. Ich sollte auf dem Acker im Gewann „Rehmoos“ den neuen Lanz fahren.
Was heißt fahren? Der Motor lief im Standgas, der Gette tat den Kriechgang rein und trat dann
schnell beiseite. Ich musste entlang der Garbenstricklein Linie halten. Auf Zuruf musste ich die
Fuhre anhalten, aber wie? Wenn ich vom Sitz rutschte und ein Pedal mit dem Fuß kräftig
runterdrückte, blieb der Bulldogg stehen, bis ich wieder mehr oder weniger sachte losließ.
Der angehängte Garbenwagen sorgte dann schon dafür, dass es dabei nicht allzu ruckartig
weiterging. Ich hatte damals keine Ahnung, wie und warum das funktionierte. Inzwischen weiß
ich es natürlich: Ich drückte die Kupplung, und dann blieb der Lanz auf dem Acker sofort stehen.
Und ehrlich: Bulldogg „fahren“ kam mir damals gleich erheblich schöner vor als „Strieglein
lecken“ … Die Aufnahme mit dem Lanz‐Bulldogg entstand bei einem der Griesinger Oldtimer‐
Umzüge. Ähnlich wie der Mann in der Abbildung machte es auch mein Gette (Wikipedia). Die
Abbildung mit dem „Äret“‐Wagen entstammt dem Gemeindebuch (Seite 281). | Bei Wikipedia
fand ich ein Garbenmesser, um die Garbenstricke (oder Garbenseile) vor dem Dreschen wieder
alle aufzuschneiden. Die waren dann vermutlich ohne Holzknebel. Ludwig Dorner. Aus der Serie:
In den Unterlagen zum Gemeindebuch geblättert. Das Griesinger Gemeindebuch ist im Bürgerbüro
für 20 Euro erhältlich.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_pk_0000130_014.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Getreideernte (mit historischen Abbildungen)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Coupon_für_ein_Garbenmesser_der_Marke_Gräwiso.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lanz_AG („mein“ erster Bulldogg)
Warum der September der siebte Monat ist
76
Natürlich kennen wir den September als den 9. Monat des Jahres. Aber vom Wortanfang
„Septem…“ her ist es eigentlich der siebte Monat im Jahr. Wie geht das denn? Die Antwort ist
einfach: Unser Kalender ist immer noch derjenige aus der Zeit der Römer, die etwa tausend
Jahre lang vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. währte. Und damals sprach
man im „alten Rom“ Lateinisch.
Unsere Monatsnamen von Januar bis August sind auch tatsächlich alle benannt nach römischen
Göttern, damaligen frommen Ritualen oder römischen Kaisern — und das bis heute.
Erst mit der Zeitenwende ums Jahr 0 [Null] seit Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) (Abbildung)
beginnt das römische Kalenderjahr nicht mehr mit Frühlingsanfang am 1. März, sondern mit
dem 1. Januar. Bis dahin war der März über Jahrhunderte der erste Monat im römischen Jahr.
Ja, genau: Neujahr war am 1. März!
Der „Chalandamarz“ ist ein Frühlingsbrauch in Teilen des Schweizer Kantons Graubünden. Und
man hört „Kalender“ und „März“ heraus. Gefeiert wird er bis heute jeweils am oder um den 1.
März, dem ehemaligen römischen Jahresanfang*.
Der Monat August war vom Namen her noch dem Kaiser Augustus (der „Erhabene“) gewidmet,
doch dann hat man bei den folgenden Monaten ohne Namensvergabe einfach weitergezählt —
und so ist es bis heute geblieben:
September: septem (lat.) = sieben (als Zahl). Der September ist in der Tat der siebte Monat, wenn
man ab März zu zählen beginnt. Oktober: octo (lat.) = acht. Der achte Monat, wenn man ab März
… November: novem (lat.) = neun. So gesehen ist es der neunte Monat des Jahres.
Dezember: decem (lat.) = zehn. Vom Namen her der zehnte Monat und nicht wie heute der Zwölfte.
Der September ist also in der Tat bis heute ganz wörtlich der „siebte“ Monat im Jahr geblieben,
weil die alten Römer ein halbes Jahrtausend lang das neue Jahr mit dem 1. März begannen.
Und noch etwas hat unser Kalendersystem von den Römern übernommen: Dort begann der neue
Tag nicht wie bei uns um Mitternacht (Null Uhr), sondern am Vorabend mit dem Aufzug der Nachtwachen.
Auch dies ist uns bis heute teilweise erhalten geblieben: Die Sonntagsmesse kann man
beruhigt auf den Samstagabend vorverlegen und auch damit schon der „Sonntagspflicht“ genügen.
Manche feiern ihren Geburtstag am Vorabend und bis über Mitternacht in den eigentlichen Festtag
hinein. Wir feiern den Beginn eines neuen Jahres hauptsächlich an dessen Vorabend, nämlich am
31. Dezember (Silvester), also noch im alten Jahr. Wir kennen die Ostergottesdienste in der „Osternacht“,
also am Vorabend von Ostern. Nikolaus ist am 6. Dezember. Seine Hausbesuche bei Familien
mit Kindern fanden traditionell (zum Beispiel in meiner eigenen Kindheit) am Abend zuvor statt,
also am 5. Dezember. Und der Tag vor Weihnachten heißt Heiligabend oder Christnacht.
Am Vorabend des ersten Mais errichten wir einen Maibaum (Abbildung, Gemeindebuch S. 227),
und in der anschließenden Nacht zum 1. Mai wird manches „angestellt“. Ursprünglich war der
Polterabend direkt am Vorabend einer Hochzeitsfeier üblich (Abbildung: Scherbenhaufen).
Die Ehinger Bürgerwache hat mit dem Zapfenstreich am Vorabend von Fronleichnam ihren großen
Tag, dem dann am nächsten Morgen noch die prächtige Prozession folgt. Der Memminger Fischertag
ist ein großes Heimatfest: Am Vorabend trifft man sich in den Gassen der Altstadt. Wenn offiziell
die schwäbisch‐alemannische Fasnet beginnt: Am Mittwoch, dem Vorabend zum Gumpigen
Donnerstag (Glombiga Dooschdig) versammeln sich zum Beispiel die Narren in Weingarten zum
„Maskenabstauben“ und die Bad Waldseer zum Schrättelestanz. Wir könnten die Aufzählung sicher
noch lange fortsetzen.
Eine Abbildung zeigt eine Büste von Gaius Julius Caesar, dem wir mehrerlei verdanken: eine
Kalenderreform und damit den Jahresbeginn zum 1. Januar und den Monatsnamen Juli. Mal
sagte man damals Cäsar wie „Zäsar“, woraus sich das russische „Zar“ ableitet, dann sagte man
zu anderen Zeiten „Käsar“, woher unser Wort „Kaiser“ stammt. Die anderen Abbildungen sind
selbsterklärend. Monatsnamen und Kalenderdaten kommen im Gemeindebuch an zahlreichen
Stellen vor.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Lehn-_und_Fremdwörter_im_Deutschen
https://de.wikipedia.org/wiki/Römisches_Reich
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalenderreform_des_Gaius_Iulius_Caesar
https://www.dwds.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Frühlingsanfang
https://www.youtube.com/watch?v=7bXfAHjEb4A (Schrättelestanz in Bad Waldsee)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Scherben_(Polterabend).jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/September
https://de.wikipedia.org/wiki/Chalandamarz (*Brauchtum zum antiken Jahresbeginn: Kinder u. Jugendliche
mit Kuhglocken)
Griesingen — einmalig auf der Welt
78
EINFACH EINMALIG. „Berlin“ gibt es immerhin dreimal auf der Welt, und einmal noch als New
Berlin im US‐amerikanischen Bundesstaat Wisconsin. Den Ortsnamen „Ulm“ gibt es ebenfalls
mehrfach: als Stadt, dreifach irgendwo als Ortsteil, als bayerisches Neu‐Ulm und als New Ulm
in Minnesota (USA). „Ehingen“ gibt es allein in Deutschland sechsmal zu finden (Gemeindebuch
Seite 187).
Aber das ist noch gar nichts: Städte, Gemeinden und Ortschaften namens „Wangen“ finden sich
bei Wikipedia 18. Zu Städten, Gemeinden und Ortschaften mit dem Namen „Weingarten“ gibt
es nicht weniger als 31.
Griesingen aber — aufgemerkt! — gibt es weltweit bloß oi gotzigs Mool (nur genau ein einziges
Mal). Dies gilt übrigens auch für unsere Nachbargemeinden Oberdischingen und Öpfingen [und
viele andere]. Aber natürlich dürfen wir uns darauf allein noch nichts einbilden. Einmalig zu sein
muss schon noch mehr voraussetzen. Es genügt ja schließlich nicht, dass kein ausgewanderter
Griesinger Mensch jemals auf den Einfall gekommen ist, seinen (neuen) Heimatort nach der
alten Heimat zu benennen. Sonst könnte ja jemand fragen, warum eigentlich nicht? Warum gibt
es nirgends ein New Griesingen? Schließlich gibt es in den USA viele Städte, die mit dem Zusatz
„New“ (= Neu) an die alte europäische Heimat der Auswanderer erinnern sollen: New York*
(das zunächst New Amsterdam hieß), New Orleans, New Jersey und eben auch New Ulm … Diese
Auswanderer wollten sich offenbar noch für lange an die alte Heimat erinnern. Eine heimliche
Hoffnung bleibt: Vielleicht gibt es ja irgendwo sozusagen ganz hinten links im Wilden Westen
noch ein „New Greezing“, sprich [nju grising], zu entdecken, was für Englischsprachige erheblich
leichter auszusprechen wäre …
Wir wissen also nicht wirklich, warum es nur ein einziges Griesingen auf der ganzen Welt gibt.
Aber freuen wir uns, dass es wenigstens dieses eine gibt. Und dass es im Großen und Ganzen
so ist, wie es ist. Und dass es sich in diesem Geiste auch ständig weiterentwickelt.
Falls aber jemand ein einziges Griesingen auf der Welt doch nicht genügen sollte, dann machen
wir eben ganz schnell zwei daraus: Ober‐ und Untergriesingen. Dobblet gnäht heebt bessr. (Doppelt
genäht hält besser.) Und auch zu zweit ist es immer noch einmalig auf der Welt … Übrigens:
Es gibt auch nur einen einzigen Straßennamen, der dazu passt: In Ehingen‐Berg gibt‘s einen
Griesinger Weg, sonst nirgends.
*York (eine Stadt in England). Amsterdam (Niederlande). Orléans (Frankreich). Jersey (Kanalinsel).
Die Abbildungen sind selbsterklärend und zeigen unser „einmaliges“ Griesingen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neugablonz (Neugründung nach 1945)
https://de.wikipedia.org/wiki/New_York_City (hieß anfangs Nieuw Amsterdam)
https://de.wikipedia.org/wiki/New_Ulm_(Minnesota)
https://de.wikipedia.org/wiki/New_Brunswick („Neubraunschweig“)
https://de.wikipedia.org/wiki/York
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Heights_Monument (ein amerikanisches Hermannsdenkmal:
Neben dem Symbol des Stolzes der deutschen Einwanderer auf ihr altes Heimatland sollte es auch
ausdrücklich als Beitrag zur Integration und Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern
verstanden werden.)
Himmelreich und Hölle ganz irdisch
80
Die zwei Griesinger Flurnamen Himmelreich und Höll‘ bringt man ja nicht unbedingt mit
so etwas Irdischem wie Bezeichnungen von Feldern und Wiesen in Verbindung. Und doch
geschieht das vielerorts, so auch in Griesingen. Das muss einen Grund haben.
Himmelreich: nördlich der Landesstraße Richtung Nasgenstadt, der Donau zu, etwa in Höhe des
Griesinger Sportplatzes. Benachbart: Pfaffental, Donauwiesen. — Fluren des Namens „Himmelreich“
liegen häufig auf einer Anhöhe, sozusagen näher beim Himmel. In Griesingen ist dies freilich nicht
der Fall. Dort liegt das Himmelreich tief unterhalb des Dorfs im Donautal. Oft finden sich in unmittelbarer
Nachbarschaft des „Himmlischen“ aber weitere Flurnamen, die ebenfalls auf Göttliches
oder wenigstens Kirchliches hinweisen. In Griesingen liegt dann auch prompt daneben das „Pfaffental“.
Beides verweist auf kirchlichen Grundbesitz, der früher gang und gäbe war und zum Einkommen
des Pfarrers beitrug, der oft „Pfaffe“ genannt wurde und selber eine kleine Landwirtschaft
betrieb. „Pfaffe“ ist eine ursprünglich keineswegs verächtlich gebrauchte Bezeichnung für einen katholischen
Pfarrer. Sonst hätte man sich auch den Strauch mit Namen Pfaffakäpple (Pfaffenkäppchen)
nicht so zu nennen getraut: „Da die Kapselfrucht dem Birett, einer Kopfbedeckung
katholischer Geistlicher, ähnelt, wird die Pflanze Pfaffenhütchen oder Pfaffenkäppchen genannt.“
(Wikipedia). Also zusammengefasst: Die einander benachbarten Griesinger Flurnamen Himmelreich
und Pfaffental deuten beide auf (einstigen) kirchlichen Besitz hin.
Wie ist es dann mit der „Höll“? Hölle sprich [Höll]: Markung Schaiblishausen. An der Straße
nach Schaiblishausen, nach der Kuppe, noch bevor die Straße nach rechts (westlich) abbiegt.
Das Gewann wurde früher gemeinsam mit Schaiblishausen umgetrieben (bewirtschaftet). Benachbart:
Stockertäcker, Suhau, Blößäcker, Brenntehau — (heute alle ganz oder teils auf den
Gemarkungen Altbierlingen oder Schaiblishausen, letztlich jetzt also zu Ehingen gehörig). — Das
Gewann „Höll“ hat seinen Namen einmal von seiner tiefen Lage — vgl. die Anmerkungen zu
„Himmelreich“ (oben) —, und wohl auch von seinem ausgesprochen schlechten Ackerboden –
zumindest zur Zeit der Namensgebung. Das kann erklären, warum ein Feld mit der Hölle verglichen
wird. Ältere Obergriesingerinnen wussten noch aus ihrer Kindheit zu erzählen, dass das
Vieh zum Weiden tagsüber in die Höll getrieben wurde. Eine andere Nutzung wird der Boden
nicht hergegeben haben. 1682 war die „Höll“ aufgeteilt in „Hellhau“ und „Hellwieß“. Der Zusatz
„‐hau“ verweist ebenso wie die oben genannten Nachbarflurstücke auf Rodung des Waldes, der
sich dort ursprünglich befunden haben muss. Das ist Thema eines anderen Beitrags dieser Reihe.
„‐wies“ deutet die Art der Nutzung an.
Es gibt Straßennamen in anderen Orten, die auf „Himmel‐“ oder „Höll‐“ lauten und wohl
an entsprechende Flurnamen erinnern: Bad Buchau („Höllweg“), Blaubeuren („Himmelreich“),
Laichingen („Beim Himmelreich“, „Himmelreichgasse“), Meersburg („Höllgasse“),
Münsingen („Höllochweg“), Neenstetten („Himmelreich“), Oberdischingen („Höllgasse“),
Ravensburg („Höll“ und „Höllbergweg“), Stockach („Höllstraße“), Ulm („Himmelgasse“) und
Wolfegg‐Alttann gleich doppelt („Höll“ und „Höllsteige“). Sonderfälle sind Ehingen‐Kirchen
(„Zum Pfaffental“) und Riedlingen („Pfarräckerweg“).
Noch etwas Lustiges weiß ich aus Weingarten im Schussental. Da konnte jemand frohgelaunt
sagen: „Vom Himmel Hoch da komm ich her …“ und meinte dabei kein Weihnachtslied.
Er hatte dann vielmehr die beiden benachbarten Cafés am Münsterplatz besucht, die
nach ihren Besitzern benannt wurden: das Café Himmel und das Café Hoch … Und vielleicht
war die Erinnerung danach ja auch himmelhochjauchzend, denn im „Hoch“ konnte man
schon mal „vorglühen“, und das „Himmel“ war ein bekanntes Tanzcafé …
Aus Kindheitstagen kennt man das Papierfalt‐ oder auch Hüpfspiel „Himmel und Hölle“.
Außerdem leben wir im „Himmelreich des Barocks“, dessen Kostbarkeiten die Oberschwäbische
Barockstraße miteinander verbindet.
Die Abbildungen zeigen einen Blick entlang des Gewanns Himmelreich zur Griesinger Pfarrkirche,
das Birett eines kath. Geistlichen und die Früchte des danach benannten Pfaffenkäppchenstrauchs,
die Flur namens Hölle („Höll“), das passende Papierfaltspiel und zwei Beispiele aus
dem „Himmelreich des Barock“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Flurname
https://de.wikipedia.org/wiki/Birett
https://de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Spindelstrauch (Pfaffenhütchen, -käppchen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Himmel_oder_Hölle (Kinderspiel)
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberschwäbische_Barockstraße („Himmelreich des Barocks“)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Schussenried
Von Bethlehem nach Mailand sind's 79 Kilometer
82
Je nach Strecke ist’s auch ein bisschen mehr oder weniger. Und die Fahrt mit dem Auto dauert
knapp anderthalb Stunden. Wie soll das denn bitte gehen? Die Lösung ist einfach: Wenn man
„Bethlehem“ (ein Wohnplatz bei der Stadt Pfullendorf) und „Mailand“ (ein Stadtteil von Leutkirch
im Allgäu) meint, ist das überhaupt kein Problem.
In einem anderen Beitrag dieser Reihe ist die Rede, dass der Ortsname „Griesingen“ einmalig
ist auf der Welt. Andere Städte, Teilorte und Gemeinden oder auch nur winzige Weiler in
Deutschland tragen jedoch Namen, die uns von woanders her entweder recht vertraut oder
auch einfach merkwürdig vorkommen. Und so können wir jetzt zur Abwechslung mal eine lustige
Wortreise unternehmen.
Der Brenner ist ein Begriff, als Alpenpass führt er über Österreich nach Italien. Aber es geht
auch kürzer als in den üblichen fünf Stunden: „Nach Brenner“ (zu Argenbühl) und „Brenner“
(zu Wangen im Allgäu) sind es in beiden Fällen von Griesingen aus je nur eine gute Stunde im
Auto. Himmel und Hölle: Weit ist es auch nicht von „Himmelweiler“ (nahe Ulm/Dornstadt) über
„Seligweiler“ (an der A8) bis nach „Höllberg“ im Kreis Unterallgäu.
Will jemand von „Rom“ nach „Rom“ fahren, dann geht das das locker: Das eine ist in Nordrhein‐
Westfalen und das andere in Mecklenburg‐Vorpommern. Auch nach „Übersee“ kommt man
von hier aus auf dem Landweg, denn es liegt im Kreis Traunstein in Bayern. Und wenn man
schon dort ist, ist es mit dem Auto nur eine kleine Tagesreise nach „Amerika“. Es gehört zur
sächsischen Stadt Penig. Von dort kommt man problemlos nach „Brasilien“, das in Schleswig‐
Holstein liegt. Dort findet sich auch gleich noch ein „Kalifornien“. Und immer noch in Schleswig‐
Holstein sind es nur sieben Kilometer von „Russland“ nach „Amerika“. Ohne jede Ostsee‐Fähre
gelangt man nach „Norwegen“ (im Münsterland/Westfalen), und auch gar nicht weit ist es von
dort bis „Ägypten“ (bei Osnabrück). Freilich heißt da der zugehörige Fluss nicht Nil, sondern
„nur“ Hase …
Mal kurz beim Vater „Abraham“ vorbeischauen? Keine Weltreise! Das liegt bei Wangen im Allgäu.
Bei „Bremen“ können wir hier in Oberschwaben sogar gleich unter dreien auswählen: eins
in Amtzell und eins in Argenbühl, beide bei Wangen im Allgäu, und ein drittes bei Hohentengen
im Kreis Sigmaringen. Welches soll’s denn sein?
Schnuppern wir „Hundeluft“, dann sind wir in Sachsen‐Anhalt gelandet. Oh welch‘ ein „Elend“
wäre das, wenn es nicht ein Ortsteil der hübschen Stadt Dippoldiswalde in Sachsen wäre. Wenn
unsere Katze mitreist, muss sie aufpassen, dass sie sich nicht ihren „Katzenelnbogen“ (auch ein
Stadtname) in Rheinland‐Pfalz verrenkt. Wenn’s stürmt und schneit, sehnen wir uns nach dem
„Frühling“: Dieser erwartet uns sogar mitten im Winter beim oberbayerischen Traunreut. Alsdann
führt uns die Reise nach „Hannober“ (kein Schreibfehler, aber zum Verwechseln ähnlich!).
Es gehört zu Waldburg im Kreis Ravensburg. Wenn’s jetzt etwas verwirrend wird: Es ist von dort
nicht weit bis zum „Spinnenhirn“ … Da kann man hinwandern, im Heim des TV Weingarten 1861
e.V. einkehren, Tagungen abhalten und auch übernachten, und das ist dann keineswegs gesponnen
oder hirnverrückt!
Hoffentlich finden wir das alles recht lustig und landen daher zuletzt gerne in „Witzighausen“
(bei Senden im Kreis Neu‐Ulm). Zum „Lachen“ müssen wir dann übrigens nicht in den Keller
gehen, sondern einfach zum gleichnamigen Ort „Lachen“ mit schöner Kirche ein paar Kilometer
weiter ins Unterallgäu. Da haben wir dann unsere Ruhe. Und bitte, wenn jemand die einfache
Ruhe immer noch nicht reicht: „Überruh“ ist eine Kurklinik bei einem ehemaligen Einödhof bei
Großholzleute‐Bolsternang, Stadt Isny. Wem es hingegen mit der „Ewigkeit“ pressiert: Bitte, das
findet sich nicht weit bei Leutkirch im Allgäu. Ob es ledige Frauen eher leicht oder eher schwer
haben, wenn der kleine Ort bei Kempten „Ehemanns“ heißt?
Wer bei alledem gerne „Streit“ sucht: Kein Problem und bitte trotzdem ganz friedlich bleiben!
„Streit“ gehört zur Stadt Erlenbach in Franken (Bayern). Unsere Reise geht bald zu Ende, denn
alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Das ist freilich noch gar nichts: Die westfälische Stadt
Herdecke hat nämlich nicht weniger als gleich vier Enden, einen Ortsteil „Ende“, der wirklich so
heißt (mit eigenem Sportverein), aber außerdem gibt’s dort auch noch die Stadtteile Kirchende,
Westende und Ostende.
Und damit sind wir am Ende unserer, wie man in Griesingen gern sagt, „ganz unterhältlichen“
Deutschland‐Rundreise beim Hausnamen „Ostendes“ angekommen. Dieser ist, und jetzt wieder
ganz im Ernst, Gegenstand eines anderen Beitrags dieser Reihe. Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://www.reisereporter.de/artikel/12062-weltreise-durch-deutschland-diese-orte-gibt-es-wirklichbrasilien-norwegen-kanada
https://de.wikipedia.org/wiki/Bethlehem_(Pfullendorf) (und eine nette Geschichte, wie es zu dem
Namen kam)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hundeluft
https://de.wikipedia.org/wiki/Herdecke (Ortsteil „Ende“ und andere auf „-ende“ am Namensende)
https://de.wikipedia.org/wiki/TuS_Ende (Turn- und Sportverein Ende)
https://de.wikipedia.org/wiki/Großholzleute#Weiler_und_Einödöfe („Ueberruh“)
https://de.wikipedia.org/wiki/Lachen_(Schwaben) („Lachen“)
https://www.turnverein-weingarten.de/index.php/10-basisbeitraege/16-turnerheim („Spinnenhirn“)
https://de.wikipedia.org/wiki/Übersee_(Chiemgau) („Übersee“)
http://www.allgaeu-humor.de/01humor_verkehrsschilder_doerfer.htm (lustige Ortsnamen im Allgäu)
Taie
84
Das ist ein Griesinger Flurname, der sich etwas eigenartig anhört.
Taie, in Griesingen sagt man [doie] — Die Flur liegt im Winkel zwischen dem Riedweg (Richtung
Gamerschwang) und der Talstraße (Richtung Rißtissen), jedoch schon weiter Öpfingen zu und
nicht so nah beim Dorf, was seinen Grund haben dürfte. Benachbart: Riedäcker, Brühl, Lüßwiesen,
Breitwiesen, Oberes Ehrat, Krautgartenäcker.
Michel Buck leitet das Wort von Romanisch tegia (Hütte) und keltisch tig (Haus) ab. Schon die
hiesige Aussprache [doie] zeigt, dass der Flurname in der Tat nichts mit „Höhe“ zu tun haben
kann, was mundartlich ja [haie] heißt. Tai (auch Taisch, Kuhtai*) steht für Schirmhütte (Unterstand)
für Vieh auf der Weide und Melkhütte. Es könnte aber auch die Hütte des Schinders
gemeint sein, der außerhalb des Dorfs wohnen musste. „Taie“ und „Waset“ sind einander
benachbart. Nicht allzu weit sind auch die Fluren mit Namen „Schinderwasen“ und „Kleebühl“:
Kleebühl heißt in alten Urkunden „Kloyenbuehl“, „war früher Weideplatz, später diente er aber
dann als Abdeckerei für Tiere.“ (C. Kohl) Es liegt nahe, dass der Schinder (Klee‐ oder Wasenmeister)
nahe bei seinem Arbeitsplatz wohnte, also da, wo die eingegangenen Tiere „verlocht“
wurden, vielleicht in mehr oder weniger großen zeitlichen Abständen: Kleebühl, Schinderwasen,
Taie und Waset. Es ist also gut möglich, dass alle diese vier Flurnamen, also auch die Taie, etwas
Gemeinsames haben: die Erinnerung an den Schinder oder Abdecker.
„Abdecker, im oberdeutschen Sprachraum Wasenmeister [oder Schinder], war jahrhundertelang
eine Berufsbezeichnung für Personen, die in einem bestimmten Bezirk für die Beseitigung von
Tierkadavern und die Tierkörperverwertung zuständig waren. Aus der Verwertung ergaben sich
Produkte wie Fette, Leim, Knochenmehl, Salmiak, Seife, Bleichmittel und Viehfutter“ (!). (Wikipedia)
Das muss beim Abkochen regelmäßig bestialisch gestunken haben! Zu meiner Kindheit
gab es in der Nachbarschaft mitten in der Stadt eine Seifensiederei. Wenn man da Knochen
kochte … Ich weiß, wovon ich rede.
Der Arbeitsplatz der Abdecker, weitab vom Dorf und meist auch ihre Wohnstelle, war die
Abdeckerei („Wasenmeisterei“). Der Beruf des Abdeckers galt als unehrlicher Beruf: Unehrliche
Berufe waren in der Ständegesellschaft des europäischen Mittelalters und bis weit in die frühe
Neuzeit Erwerbsweisen ohne gesellschaftlich zuerkannte Ehrbarkeit. Unehrliche Berufe trugen
den Makel der gesellschaftlichen Verachtung. Unehrlich bedeutete, anders als heute, nicht
‚betrügerisch‘, sondern ‚nicht ehrenwert‘, ohne Ansehen.“
Zu meiner Kindheit und Jugend wurden wir in der Schule zuweilen gewarnt, dass es uns später
höchstens zum „Straßenkehrer“ langen würde, wenn wir nicht richtig fleißig wären … Oder wir
brächten es nur so weit „wia em Gaissmaier saine Mädla“. Das waren auch damals schon
ausgebildete Verkäuferinnen einer früheren Lebensmittelkette, die auch in Ulm, Ravensburg
und Weingarten vertreten war, in Ehingen sogar an prominenter Stelle in einem Eckhaus am
Marktplatz. Beide Drohungen waren abschreckend gemeinte Beispiele und taten doch den
darin Tätigen bitter Unrecht.
Es darf abschließend mit gutem Grund vermutet werden, dass die Griesinger Flur „Taie“ also von
der Behausung des Schinders ihren Namen erhielt. Die Taie wäre dann das Untergriesinger Gegenstück
zur Obergriesinger „Schindergrueb“. Diese wird in einem anderen Beitrag beschrieben.
Eine ergänzende Deutung zu Taie [„Doie“] vermutete freilich ein erfahrener Griesinger Landwirt †:
Ein Unterschlupf unter Bäumen oder eine Hütte habe dem Vieh und erst recht den wetterempfindsamen
Schafen Schutz gegen Sonne und Regen geboten. Da lagerten sie, um in Ruhe wiederzukäuen.
Wiederkäuen heißt in der Mundart „aidaia“ (ein‐ däuen, einspeicheln, vorkauen)
als Vorstufe zu ver‐ dauen. Und daher könne auch der Flurname „Taie“ [doie] herrühren.
Immerhin wurde aber auch hier eine Art Hütte vermutet.
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Abdecker (auch Schinder, Wasenmeister, Kleemeister)
https://de.wikipedia.org/wiki/Unehrlicher_Beruf (und wer sonst noch unter diesem „Ruf“ zu leiden hatte)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kühtai (* Skiort in Tirol: „Ursprünglich gab es hier einen auf Viehzucht ausgerichteten
Hof, sog. „Schwaighof“, die Chutay (Kuhalm). Diese wird um 1288 erstmals erwähnt.)“
https://wabw.uni-hohenheim.de/69153 (Lebensmittel-Gaissmaier)
85
Der heilige Leodegar
86
Leodegar war Patron des Klosters Murbach im Elsass, dem Griesingen vom Marchtaler Adelshaus
im Jahr 760 mindestens teilweise geschenkt wurde. Insofern ergab es sich wohl zwangsläufig,
dass die Griesinger Pfarrkirche ebenfalls diesem Heiligen geweiht wurde und bis heute seinen
Namen trägt.
Wer mit Vornamen Leodegar heißt, kann am 2. Oktober Namenstag feiern. „Nicht einmal einer
von 100.000 Jungen wird Leodegar genannt. Dementsprechend ist Leodegar in der Rangfolge
der häufigsten Jungennamen weit unten auf Platz 28.243 zu finden. Ein Junge mit dem Namen
Leodegar ist also etwas ganz Besonderes!“ (Quelle: siehe unten*)
Wer mehr erfahren möchte, wer Leodegar war, kann sich im Gemeindebuch auf Seite 32 und
bei Wikipedia kundig machen. Dort heißt es u. a.: „Leodegar von Autun [Anm.: Autun ist eine
französische Stadt in Burgund mit Bischofssitz und berühmter Kathedrale, s. Abb.]
Leodegar (auch Leodgar, Lutgar, Léger, Leodigar) (* um 616; † 2. oder 3. Oktober um 677) war
von vornehmer fränkischer Herkunft, von 659 bis 674 Bischof von Autun und initiierte während
seiner Amtszeit das Konzil von Autun. Er wurde heiliggesprochen und gilt als Märtyrer.
Näheres zu seinem Werdegang, der sich in Frankreich abspielte: Im Jahr 653 wurde er Abt im
Kloster Saint‐Maixent im Marais Poitevin und sechs Jahre später (659) durch Königin Bathilde
zum Bischof von Autun. 670 hielt er eine Synode ab zur Reform des Mönchslebens. Nach dem
Tod des Königs kommt es bei der Wahl des neuen Königs zur Rivalität zwischen dem Grafen
Ebroin und Leodegar. In dem Streit unterliegt Ebrion und zieht sich in das Kloster Luxeuil zurück.
Leodegar wird vom neuen König Childerich II., dem Bruder des Verstorbenen, zum Ratgeber
ernannt. Ebroin hatte sich hingegen für dessen Bruder Theuderich III. eingesetzt. Doch Leodegar
verzichtete auf diese Ehre und trat auch von seinem Bischofsamt zurück, da er selbst von
Missgünstlingen beim König angeschwärzt worden war. Stattdessen begab er sich in das Kloster,
in dem Ebroin weilte, und ging mit diesem zum Schein eine Versöhnung ein. Als auch der neue
König bald darauf im Jahr 676 stirbt, bricht ihre Feindschaft wieder aus. Leodegar ist erneut als
Bischof in Autun eingesetzt, wo er von Ebroin belagert und gemeinsam mit seinem Bruder
Gerinus gefangen genommen wurde. Ebroin verdächtigte Leodegar an der Ermordung des
Königs beteiligt gewesen zu sein. Um ihn unschädlich zu machen, ließ er Leodegar mit einem
Bohrer blenden (die Augen ausstechen) und ihm die Zunge herausreißen. [Abbildung aus dem
Jahr 1200: Leodegars Martyrium]
Leodegar soll dennoch weiter Predigten verfasst und seinen eigenen und Ebroins Tod vorausgesagt
haben. Daher wurde er nach Fécamp in die Normandie verbannt. Im Jahr 677 wurde er
endgültig auf der Synode in Malay für abgesetzt erklärt und später enthauptet.
Mit der Ermordung Ebroins im Jahr 680 begann auch die Verehrung Leodegars. Seine Gebeine
wurden 682 ins Kloster St‐Maixent überführt und kamen später nach Poitiers, Plélan‐le‐Grand
und Ebreuil. …“
Das kann man vielleicht nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen oder sich zu merken versuchen.
Doch es gibt auch Handfesteres zum Kirchenpatron:
Bauernregeln zum Tag des hl. Leodegar (2. Oktober):
— „Weht der Wind an Sankt Leodegar,
so kündet er an ein fruchtbares Jahr.“
— „Fällt das Laub an Leodegar,
so ist das nächste ein fruchtbares Jahr.“
— „Laubfall an Leodegar,
kündet an ein fruchtbar‘ Jahr.“
Nochmals Wikipedia: „Der Legende nach zeigten sich an dem Verstümmelten bei Lebzeiten allerlei
Wunder, andere an seinem Grabe. Er wurde heiliggesprochen, obwohl sein Leiden und
Sterben Folge seiner weltlichen Ränke war und mit der Kirche oder dem Glauben in keinerlei
Zusammenhang stand. …“ Im Gemeindebuch (ab Seite 32) findet sich auch die Abbildung der
Leodegarstatue in der hiesigen Pfarrkirche.
Leodegar international: Dem hl. Leodegar geweihte Kirchen gibt es eine in Italien, zwei in England,
vier in Belgien, acht in der Schweiz und über 220 in Frankreich (wo er St. Léger heißt). In
Deutschland nennt Wikipedia 13 Leodegarkirchen, wobei Griesingen zum Zeitpunkt meiner
Nachforschungen noch gar nicht mit aufgeführt war (inzwischen schon …).
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leodegar_von_Autun
https://de.wikipedia.org/wiki/Autun
https://de.wikipedia.org/wiki/Konzil_von_Autun
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Murbach („Murbach besaß Liegenschaften und Rechte in ungefähr
350 Ortschaften“, darunter auch Griesingen.)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fécamp (hier war Leodegar inhaftriert)
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Leodegar_(Friedingen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Leodegar-von-Autun-Kirche (nach ihm benannte Kirchen in halb Europa)
https://www.schulferien.org/namenstage/namenstag_vorname_Leodegar_450.html
https://vornamen.blog/Leodegar (*)
87
Kleine Schätze im Privatmuseum
88
Die einen sammeln Bierdeckel, Briefmarken, Liebesgeschichten, Münzen, Oldtimer oder auch
Zuckerwürfel, die letzteren eingepackt und aus aller Welt. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen.
In Griesingen gibt es mit Paul Braun einen Sammler der besonderen Art. Er sammelt
alles, was irgendwie mit Haushalt, Werkstatt und Hof zu tun hat. Und man findet für fast jeden
Anfangsbuchstaben des Alphabets etwas oder sogar mehreres Passendes. Hier einige Beispiele
dafür, was er mit unendlichem Fleiß angesammelt hat, sozusagen von „A bis Z“. Doch die Liste
hier ist natürlich sehr unvollständig, sonst würde diesmal aus dem Amtsblatt ein richtig dickes
Bilderbuch:
• Absatznägel, Ahle (beides für Schuhmacher)
• Bettflaschen (Abb.), Bügelverschluss‐Bierflaschen im Blechkasten, Blocker*
• Cementsack (aus Leinen; in früherer Schreibweise mit „C“)
• Dreifuß (Schuhmacherbedarf)
• Essigflasche, Einmachdosenverschließgerät
• Federhalter (mit Tintenfässle), FW (Kfz‐Nummernschild „franz. Württemberg“)
• Getreidesäcke (mit Besitzernamen), Grabkreuz, Griffellade, Gugelhupfform
• Handbohrer, Hobel (mehrerlei), Hoopa (Messer zum Reisighacken), Hufeisen
• Imkerstrohkorb
• Jagdmesser
• Kaffeemühle (an der Wand für Handbetrieb), Krauthobel, Kruzifix
• Leisten (Schuhmacher), LKW, Lokomotive (beides Blechspielzeug)
• Madonna (Figürchen), Madonnenbild (eingerahmt), Mehlsieb, Milchkannen
• Nähmaschine (Abb.), Nudelmaschine
• Ochsenkummet, Oelflasche (wörtlich, s. Abb.)
• Öllampe, Öpfingen/Griesingen (Markungsschild)
• Puppenwagen (Abb.)
• Quirl (Abb.)
• Rad (Wagenrad aus Holz), Rechen (aus Holz), Rechnung (für Bierlieferung)
• Säge (Fuchsschwanz), Schlitten, Schreibmaschine, Spinnrad
• Tellerbord (Abb.), Tonkrüge, Traktor (Spielzeug)
• Uralt‐Telefon (mit Kurbel; Abbildung)
• Vogelkäfig
• Waage mit Messinggewichten, Wäschestampfer, Wagenheber aus Holz, Waschbrett
• Zangen, Zeitungsausschnitte, Zigarettenwerbeschild
Fotos aus der Sammlung finden sich auf vielen Seiten des Gemeindebuchs und schmücken
immer wieder Artikel dieser Reihe. Siehe auch im Gemeindebuch auf den Seiten 67 und 278.
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Telefon (auch ein Uralt-Telefon)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahle (Schuhmacherbedarf)
https://de.wikipedia.org/wiki/Waage
https://de.wikipedia.org/wiki/Bohnerbesen (*wer nicht weiß, was ein Blocker ist; übrigens: als kleines
Kind stellte man sich gerne darauf, hielt sich am Stiel fest und ließ sich mit Vergnügen durch die Stube
schieben)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wärmflasche (Bettflasche)
Die Ortschaft „Kirchen“ ist ein Teilort der Großen Kreisstadt Ehingen (Donau) im Alb‐Donau‐
Kreis in Baden‐Württemberg. Der Ort wurde im Jahr 1972 nach Ehingen eingemeindet. … Ortsteile
von Kirchen sind Mühlen, Schlechtenfeld, Stetten, Deppenhausen und Mochental.
(Wikipedia)
Der Ortsteil Deppenhausen spielt im nachfolgenden Amtsblatt‐Beitrag eine Rolle. Deppenhausen
wird von der vielbefahrenen B311 (Ulm‐Freiburg) durchquert. In der Anlage ist die
Kopie der Originalausgabe enthalten.
Herkunft des Ortsnamens Griesingen
Woher kommt der Name Griesingen? In früheren Jahrzehnten war es üblich und entsprach auch
dem politisch gewollten Zeitgeist, möglichst alle Ortsnamen mit ‐ ingen am Ende auf eine Art
Häuptling und dessen Stammesangehörige zurückzuführen. Demnach wären die Ur‐Griesinger
zu einem „Chreso“ gehörige Leute gewesen, ebenso wie ein Häuptling namens Sigmar zum Ortsnamen
Sigmaringen führte. Es kann ja durchaus so gewesen sein.
Vergleichen wir es mal mit dem Gebrauch der örtlichen Hausnamen. Die Älteren hier Geborenen
und Aufgewachsenen gebrauchen sie auch heute noch durchaus, um Bewohner, Haus und Hof
genau danach und nicht nach dem amtlichen Nachnamen zu benennen. Auch die Kinder und
Enkel, selbst wenn sie (inzwischen) anders heißen und woanders wohnen, werden mit dem
Hausnamen definiert dementsprechend, wo sie sozusagen „herstammen“. Und wenn man
früher mal ein Kind fragte „Wamm ghaisch du?“ (Wem gehörst du?), dann hätte es vermutlich
mit dem Hausnamen geantwortet. So könnte aus einem ganz frühen Ur‐Hausnamen auch der
Name der Siedlung geworden sein, ähnlich, wie viele der Griesinger Hausnamen ja auch aus
Vornamen entstanden sind. Dies ist Gegenstand eines anderen Beitrags dieser Reihe.
Aber es gibt auch noch eine ganz andere Möglichkeit, warum Griesingen gerade so und nicht
anders heißt. Das Fachbuch für die Entstehung von Ortsnamen (DUDEN, Geografische Namen
in Deutschland) schreibt: „Der erste Bestandteil des Ortsnamens ‚Gries‐’ dürfte mit dem
althochdeutschen ‚Grioz’ oder ‚Griz’ verwandt sein, das ‚Sand’ oder ‚Kies’ bedeutet. Der Ortsname
kennzeichnet demnach die Lage des Ortes in den sandigen Randflächen eines Flusstales.“
Das Buch nennt als Beispiele dafür Griesheim, Griesbach, Beilngries – aber leider Griesingen
nicht. Ob unser Ort dennoch in diese Reihe gehört? Es spricht ja auch einiges dafür ...
Man wird es wohl nie mehr herausfinden, woher der Name Griesingen wirklich stammt
(Gemeindebuch Seite 187).
Immerhin aber dürfen wir froh sein, nicht in einem Ort zu wohnen, wo Reisebusse extra anhalten,
damit die Leute zur allgemeinen Gaudi ein Selfie mit Ortsschild machen können oder wo
das Schild regelmäßig als Souvenir geklaut wird. Fragen Sie mal in Deppenhausen nach! Meine
Schülerschaft, soweit sie von dort stammte, hat in den 40 Jahren meines Tuns immer gewusst
und betont, dass ihr Ort nach einem Häuptling Dappo und nicht nach ihrer angeblich mangelhaften
Gescheitheit benannt sei. Recht hatten sie! Natürlich! In ihrem einheimischen Schwäbisch
klang es auch nicht wie „Däpp…“, sondern mehr mehr nach „Dabbahousa“ mit Betonung auf ‐
housa. „Deppenhausen wird 1396 erstmals urkundlich erwähnt, damals noch unter dem Namen
Dappenhausen.“ (!!!) * Siehe da: Die Mundart hat die ursprüngliche Form also wieder einmal
über Jahrhunderte bis heute bewahrt. „Der erst spät (1396) erwähnte Ort (Personenname) ist
vermutlich eine merowingische Ausbausiedlung.“** — Am abgebildeten Griesinger Ortsschild
ist auch für Ortsfremde zu erkennen, dass Griesingen eine selbstständige Gemeinde und kein
Teilort einer größeren Stadt ist. Die schon etwas ältere Luftaufnahme zeigt (Unter‐)Griesingen
am Abhang des Donautals, im Hintergrund Ehingen‐Nasgenstadt. Die Souvenir‐Tasse stammt
aus der Sammlung von Paul Braun, Griesingen.
https://www.travelbook.de/orte/skurrile-orte/die-witzigsten-ortsnamen-in-deutschland
https://als.wikipedia.org/wiki/Griesingen (Alemannische Wikipedia)
https://de.wikipedia.org/wiki/Deppenhausen (*)
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/16768/Deppenhausen+-+Wohnplatz
(zu Deppenhausen) (**)
https://de.wikipedia.org/wiki/Griesbach (zahlreiche Orte dieses Namens in Mitteleuropa)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname (allgemeine Übersicht zu ihrer Entstehung)
Kloster Salem
Der Ort und das gleichnamige ehemalige Kloster Salem liegen im Hinterland des Bodensees, 12
km von Überlingen entfernt. Das Kloster hatte viel mit Griesingen zu tun, auch wenn es annähernd
100 km entfernt gelegen ist.
So manche Schulklasse besuchte beim Schulausflug schon mal den dortigen Affenberg, der aber
mit dem Kloster nichts zu tun hat. Im einstigen Klostergebäude jedoch ist ein weltberühmtes
Internat untergebracht. Manche seiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler sind recht prominent
geworden, zum Beispiel der jüngst verstorbene Prinz Philip, der Gemahl der britischen
Königin Elisabeth II.
Kehren wir nun in die Geschichte zurück. In Wikipedia steht u. a. dieses: „Früher hieß das Kloster
auch Salmannsweiler. Die Namen Salem und Salmannsweiler wurden bis ins 18. Jahrhundert
gleichwertig nebeneinander benutzt.“
Und wieder Wikipedia: Zum Zeitpunkt der Aufhebung (1804) hatte Salem enorme jährliche Einkünfte
und besaß Vermögenswerte von rund drei Millionen Gulden, darunter 330 Quadratkilometer
Land mit etwa 6000 Einwohnern. Dazu gehörten unter anderem die Oberämter Salem,
Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Stetten am kalten Markt … sowie die Pflegämter
Ehingen und Unterelchingen.
Ein „Pfleger“ war im Mittelalter eine Art Burggraf oder Vogt, der für [die] Verwaltung eines Klosters
verantwortlich war. Griesingen muss zum klösterlich‐salem‘schen Pflegeamt Ehingen gehört
haben. Was die Griesinger an Abgaben zu entrichten hatten, wurde wohl in der örtlichen Zehntscheuer
(einst neben der Kirche) gesammelt und anschließend in den Ehinger Salmannsweiler
Hof verbracht. Dieses Gebäude steht bis heute in Ehingen am Gänsberg („Schaffnei der Zisterzienserabtei
Salem“, alternativ auch „Salemer Klosterhof“ genannt; erbaut 1586).
In über 31 Städten im Umland besaß Salem bereits im 14. Jahrhundert Stadthöfe, über die die
vom Kloster erzeugten oder eingehobenen Waren vertrieben wurden. Als wichtigste Stadthöfe
gelten der Salmannsweiler Hof in Konstanz sowie die Höfe in Biberach an der Riß, Ehingen, Meßkirch
und Pfullendorf. Die Stadthöfe waren zumeist von Steuern befreit und bildeten so einen
wichtigen Stützpunkt der klösterlichen Wirtschaft.
In der Beschreibung des Oberamts Ehingen (1826) steht wörtlich: „Obergriesingen bildete ehemals
eine eigene Pfarrey, wovon Freyberg [damals in Öpfingen ansässig] das Patronat hatte. Da
aber der Ort im Bauernkriege 1525 fast ganz zerstört wurde, zog der Pfarrer nach Unter‐Griesingen,
von wo aus beyde Pfarrer die Pfarrey lange Zeit gemeinschaftlich versahen. Nachdem
im 30jährigen Kriege auch Unter‐Griesingen ein ähnliches Schicksal gehabt hatte, ließ man die
Ober‐Griesinger oder Freybergische Pfarrey ganz ruhen, und 1723 wurde förmlich entschieden,
daß nur Eine, die Kloster Salmannsweilische, Pfarrey für beyde Orte fortan bestehen solle.“
Wir können zusammenfassend sagen: Das Kloster Salem kümmerte sich über Jahrhunderte in
Untergriesingen und ab 1723 in ganz Griesingen um Pfarrer und Kirche und erhob Steuern und
Abgaben von der Griesinger Bevölkerung. Dass dies nicht immer ohne Streit abging, wird in anderen
Beiträgen dieser Reihe dargestellt.
92
Die Abbildungen sind selbsterklärend. — Salmannsweilergasse, ‐weg oder ‐straße gibt es zum
Beispiel in Konstanz und Biberach/Riß, Hagnau und Stockach. In Ulm gibt es einen Salemer Weg,
einen Salemweg in Friedrichshafen und in Ehingen‐Stetten eine Salemstraße. Direkt hierzu findet
sich Folgendes: „Das Zisterzienserkloster Salem erwarb vor 1271 Hausbesitz in der Stadt Ehingen
und richtete dort einen Klosterhof ein, der 1329 Sitz eines weltlichen Pflegers für die Verwaltung
der umliegenden, zumeist auf der Schwäbischen Alb gelegenen Güter wurde. Besonders umfangreiche
Besitzungen nannte das Kloster in Frankenhofen, Tiefenhülen und Stetten sein eigen.“
(Quelle: siehe unten*)
https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Ehingen/Kapitel_B_20
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_Salem
https://de.wikipedia.org/wiki/Salemer_Münster
https://www.affenberg-salem.de/
https://www.schule-schloss-salem.de/de/internat-und-schule/leben-im-internat?gclid=EAIaI-
QobChMI86iz-a2w7wIVj9_tCh02IAvREAAYASAAEgK0F_D_BwE
https://de.wikipedia.org/wiki/Schule_Schloss_Salem#Ehemalige_Schülerinnen_und_Schüler_(Auswahl)
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=2261 (*zu Ehi-Stetten/Kloster Salem)
Mooscht, Mooschtsekt
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In der hiesigen Gegend spricht man „Most“ mit langem „oo“ und natürlich mit „scht“ aus, daher
diese schwäbische Schreibweise.
Zunächst sei aus dem Gemeindebuch zitiert (Seite 285): Most, damit meint man hierzulande
den Apfelwein. Wobei das so eine Sache ist, von wegen nur „Apfel“. Denn wenn man die wahren
Kenner fragt, so hat jeder sein eigenes kleines Geheimrezept und ist felsenfest überzeugt, sein
eigener Most sei der allerbeste.
Die einen tun „Süßwunder“ rein, einen Süßstoff, andere geben Zucker dazu, um den Alkoholgehalt
etwas zu verstärken oder um die Gärung zu beschleunigen. Es gibt auch Gärhefe zu kaufen
...
Ja, und dann suchen sich manche genau bestimmte Apfelsorten oder gar Apfelsortenkombinationen
aus. Der eine gibt noch eine geringe Menge Birnen (Mooschtbiira) dazu – aber ja nicht
zuviel, denn sonst wird der Most zu räs. „Räs“ kann man nicht wirklich ins Hochdeutsche übersetzen:
„Sauer“ allein trifft den Sachverhalt nicht, „sehr herb“, trocken oder „brut“, sprich [brüt],
wie bei Sekt und Champagner vielleicht noch am ehesten.
Es gibt auch Leute, die besorgen sich extra ein paar Quitten, weil nach ihrer Meinung diese eine
wahre Krönung der Mostmachkunst darstellten. Und jetzt gibt es bestimmt noch mehr als einen,
der noch irgendeinen weiteren Tipp bereit hat ... Zum Beispiel, dass gar nix zusätzlich in den
Saft kommt und er sich selbst überlassen bleibt. Wer es so macht, ist natürlich auch felsenfest
überzeugt, sein Most sei sowieso der Allerbeste. Für alle aber gilt: Damit konnte man sein eigenes
Obst ganzjährig nutzen. Mein Gette im Kreis Biberach machte übrigens lieber Zibebenmost*
(aus gekauften Rosinen), weil er ihm bekömmlicher schien.
Die Abbildungen zeigen u. a. eine Saftpresse, wie sie in vielen Häusern stand, und etwas für
Feinschmecker der besonderen Art: Sie füllen Most zur Vergärung in Sektflaschen und verkorken
diese gut. Flaschen und Korken als übriges Leergut erbitten sie zum Beispiel beim Barbetrieb
des Griesinger Musikvereinsfests zu Pfingsten. Wenn nicht gerade Corona ist … Zuweilen entwickeln
sich bei dieser Flaschengärung gewaltige Kräfte, so dass auch mal welche explodieren.
Daher lagert mancher seinen Mostsekt im Sandbett, damit der Schaden nicht allzu groß sei,
wenn es mal eine Flasche zerreißt. Passiert das nicht, so bleibt wohl ein besonders feines Tröpfchen
zum Genießen.
Wenn dann die Stimmung steigt, wächst vielleicht die Freude am bekannten schwäbischen
Zungenbrecher:
„Moisch, maaschd Mooschd?
Odr moisch, maasch mi?
Woisch, Mooschd moschd meega!“
Most mag man auch in anderen Teilen der Welt. Die Frankfurter schätzen ihren „Äppelwoi“, in
England gibt’s überall „Cider“, sprich [saida], zu kaufen. Man kennt ihn beispielsweise auch im
Baskenland, in Italien, Spanien, Irland und Polen. In Nordfrankreich und Kanada erntet man
zuweilen Äpfel bei eisigen Temperaturen und keltert daraus sozusagen einen Eismost, ähnlich
dem Eiswein. „Cidre“, sprich [sidr], so heißt der Most in Frankreich, steht überall meterweise in
den Supermärkten in den Regalen, ähnlich wie Wein in Flaschen abgefüllt und in verschiedenen
Geschmacks‐, Qualitäts‐ und Preislagen. Wie beim Wein gelten recht strenge gesetzliche Vorgaben.
Man unterscheidet auch nach dem Herkunftsgebiet. „Cidre bouché“ (prickelnd, in
Flaschen abgefüllt und verkorkt) entspricht ziemlich genau unserem hiesigen Mostsekt, ist dort
aber weit bekannter und überall zu haben.
Die Abbildungen sind selbsterklärend.
https://en.wikipedia.org/wiki/Cider (englischsprachig, mit Fotos)
https://fr.wikipedia.org/wiki/Cidre (französischsprachig, mit Fotos)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Apfelwein (deutschsprachig)
https://meinfrankreich.com/cidre/ (Zum Cidre und noch einigem mehr; deutschsprachig)
https://de.food-and-recipes.com/publication/8846/ *(Wein aus Rosinen; Zibebenmost)
Von Sütterlin zu SMS
Das Wort Sütterlin kennen heute nicht mehr allzu viele Leute. Wer sich aber mit älteren Urkunden,
Familienbüchern und Sitzungs‐Protokollen usw. befasst, macht damit unweigerlich
Bekanntschaft. Die Sütterlinschrift, meist einfach Sütterlin genannt, ist eine im Jahr 1911 im
Auftrag des preußischen Kultur‐ und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte
Ausgangsschrift für das Erlernen von Schreibschrift in der Schule.
Es war im 19. Jahrhundert in England Mode geworden, mit der neu entwickelten stählernen
Spitzfeder statt mit Gänsefederkielen zu schreiben. Auch in Deutschland setzte sich die
Spitzfeder rasch durch und prägte das Schriftbild des 19. Jahrhunderts. In Deutschland schrieb
man damals als Schreibschrift vor allem Kurrent (auch altdeutsche Schreibschrift genannt) und
zuweilen auch lateinische Schreibschrift.
Um den Kindern das Schreibenlernen zu erleichtern, ließ Sütterlin sie mit einer Metallschreibfeder
mit Kugelspitze schreiben, vereinfachte die Buchstabenformen, verringerte die Ober‐ und
Unterlängen (Lineatur im Verhältnis 1:1:1) und stellte die relativ breiten Buchstaben aufrecht.
Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann die bis dahin
übliche Form der deutschen Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 Teil des offiziellen Lehrplans.
Siehe die Abbildung mit „Übersetzungen“ in heutige Schrift jeweils eine Zeile darunter.
Bemerkenswert ist, dass die nächste Umstellung in der Zeit des Nationalsozialismus geschah:
Vom 1. September 1941 an wurde das Lehren der Sütterlinschrift, die für uns Heutige immer
noch recht „altdeutsch“ aussieht, im Schulunterricht untersagt. Als Ausgangsschrift wurde in
den Schulen die lateinische Schrift eingeführt. Das ist die, die wir alle kennen. Sütterlin lesen
oder gar schreiben können heute fast nur noch Archivare und Geschichtswissenschaftler. Oder
jemand hatte wie ich das Glück, dass die Oma (1891‐1972) zuweilen handgeschriebene Briefe
verschickte, natürlich auf Papier, im Umschlag und mit Briefmarke darauf. Und wenn ich dann
wissen wollte, was sie uns geschrieben hatte, sagte meine Mutter nur trocken: „Liesch halt.“
(„Lies es eben.“) So lernte ich „altdeutsch“ und Sütterlin wenigstens halbwegs zu entziffern.
Wer mal aus der Schule raus ist, wird heutzutage nicht mehr sehr oft genötigt sein, etwas handschriftlich
festzuhalten. Meist tippt man seine Texte in moderne Elektronikgeräte. Buchstaben
in Druckschrift begleiten uns unser Lebtag in allen Spielarten.
Die Technik schreitet unablässig voran. Eben noch waren E‐Mails das Modernste an Text, der
anderen Leuten elektronisch zugesandt werden konnte. Manche lächeln schon über diese
„Steinzeittechnik“. Messenger (englisch für „Bote/Botin“) sind das neue Maß der Dinge.
Man tippt und tippt … Ob es WhatsApp, Facebook, Signal oder irgendwelche der vielen anderen
elektronischen Helferlein (oder auch Verführer) sind: Sie lassen mehr als nur Texttippen zu: Man
kann Fotos und Videos aufnehmen, bearbeiten und verschicken, Zeichnungen, Grafiken,
Gesprochenes, Musik und was weiß ich noch alles, vom Computer, Handy oder Tablet aus. Gleich
ob sinnvoll oder überflüssig, freundlich und erfreulich oder ärgerlich und beleidigend, informierend
oder verdummend — dem Gerät selbst ist es egal.
Das in der Überschrift genannte SMS ist also auch schon nicht mehr allerneuester Stand der
Dinge, wird aber dennoch weiterhin fleißig verwendet. SMS kommt aus dem Englischen und
bedeutet „short message service“ (Kurznachrichtendienst). Im Deutschen neigen wir dazu, englischsprachige
Fachbegriffe unverändert ins Deutsche zu übernehmen. Auf Französisch heißen
SMS „texto“, auf Italienisch „messaggino“ und auf Spanisch „mensaje“.
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Am 3. Dezember 1992 schickte der Ingenieur Neil Papworth die SMS (mit dem Text »Merry
Christmas«) von einem PC an ein Mobiltelefon im britischen Vodafone‐Netz. … Durch die hohe
Akzeptanz von SMS nehmen Kurznachrichten einen zunehmenden Einfluss auf soziale Interaktion
(z. B. Terminvereinbarungen) und Sprache. So ist „simsen“ seit den 1990er‐Jahren im
deutschsprachigen Raum auch die umgangssprachliche Bezeichnung für das Versenden von
Kurzmitteilungen (SMS) mit einem Mobiltelefon. Um mehr Inhalt in die auf 160 Zeichen
beschränkten Nachrichten zu bringen, hat sich eine weitverbreitete Abkürzungskultur entwickelt
wie „mfg": „Mit freundlichen Grüßen“ oder „glg“ für „ganz liebe Grüße“. Dazu gehören auch
die inzwischen zahllosen, aber nicht wirklich neuen Emojis (Smileys; s. Abbildung), die Stimmungszustände
ausdrücken.… Die Kommunikation über SMS hat sich in der Gesellschaft über
die Jahrzehnte so etabliert, dass es heutzutage sogar zum Informationsaustausch in Liebesbeziehungen
benutzt wird, in Zu‐ und in Absagen.
Die Angaben stützen sich im Wesentlichen auf persönliche Erfahrung und auf Wikipedia. Siehe
aber auch im Gemeindebuch auf Seite 269. Die meisten Abbildungen sind selbsterklärend. Nur
zu einer muss ich etwas erklären. Sie entstand 2011 auf einem Friedhof auf der französischen
Insel Noirmoutier (südliche Bretagne). Wie in Frankreich meist üblich, sind die Gräber mit großen
Steinplatten komplett abgedeckt. Verwandte und Freunde der Verstorbenen platzieren auf dieser
Grabplatte oft eine größere Anzahl von Gedenk‐Gegenständen. In diesem Fall war die steinerne
Nachbildung eines Handys darunter mit der eingravierten Inschrift „Je t’envoie un dernier
texto pour ne pas t‘oublier…“, sinngemäß zu Deutsch: „Ich schick dir ein letztes SMS zum
Zeichen, dass du nicht vergessen bist.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kurrentschrift
https://de.wikipedia.org/wiki/Fraktur_(Schrift)#Schriftbeispiele_für_die_Fraktur („altdeutsche Druckschrift“)
https://de.wikipedia.org/wiki/Sütterlinschrift
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Sütterlin_(Grafiker)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgangsschrift#Lateinische_Ausgangsschrift
https://de.wikipedia.org/wiki/Short_Message_Service (SMS)
https://de.wikipedia.org/wiki/Smiley
https://de.wikipedia.org/wiki/Île_de_Noirmoutier (auf Deutsch)
Griesingen gibt's nur einmal, aber ‐ingen‐Orte gibt's 164
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Ortsnamen, die wie Griesingen auf „‐ingen“ enden, gibt es in allein in Oberschwaben fast
unglaubliche 164. Sonst aber ist Griesingen – auf jeden Fall schon mal vom Namen her – einmalig
auf der ganzen Welt. Dies ist zu Recht Thema eines anderen Beitrags dieser Reihe (Gemeindebuch
Seite 187).
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, in den Kreisen Ulm (Stadt), Alb‐Donau, Biberach, Sigmaringen,
Ravensburg und Bodensee die Orte von A bis Z nach gängigen Ortsnamens‐Bestandteilen
und ‐Endungen zu durchsuchen, von Städten und Stadtteilen, von Gemeinden bis zu Weilern,
Ortsteilen und Einzelhöfen, von denen es im württembergischen Allgäu, also im Kreis Ravensburg,
mit seiner Streusiedlungsweise besonders viele gibt. Im genannten Gebiet habe ich unter
vielem anderem gefunden:
17 mal ‐kirch (z. B. Ehingen‐Kirchen, Schwörzkirch), 17 mal ‐stadt (z. B. Nasgenstadt, Winterstettenstadt),
17 mal ‐stetten (z. B. Stetten bei Ehingen und Stetten bei Laupheim), 21 mal ‐
wang(en) (z. B. Binzwangen, Gamerschwang), 28 mal ‐ried(en) (z. B. Bad Schussenried,
Donaurieden), 32 mal ‐heim (z. B. Granheim, Volkersheim), 34 mal staig/‐steig (z. B. Staig, Steigle
b. Scheer), 40 mal ‐bach (z. B. Bach, Erbach, ), 52 mal Bühl (z. B. Argenbühl, Bühl bei Burgrieden),
55 mal ‐dorf (z. B. Hochdorf/Riß, Ummendorf), 63 mal ‐hausen (z. B. Großschafhausen, Schaiblishausen),
81 mal ‐reute (z. B. Enzisreute bei Bad Waldsee an der B30), 130 mal Unter‐ (z. B.
Untergriesingen, Untermarchtal), 132 mal ‐hofen (z. B. Dintenhofen, Frankenhofen), 134 mal ‐
mühle (z. B. Laufenmühle, Ehingen‐Mühlen), 145 mal Ober‐ (z. B. Oberankenreute, Oberbalzheim,
Obergriesingen), 164 mal ‐ingen (z. B. Griesingen und noch viele andere auf ‐ingen), 188
mal ‐weiler (z. B. Weiler zu Blaubeuren, Uttenweiler).
Wie den Zahlen zu entnehmen ist, gibt es recht unterschiedliche Vorkommen: 17 mal enthält ein
Name ‐kirch oder ‐stetten, aber 188 mal ‐weiler. Griesingen ist gemeinsam mit 163 anderen ‐ingen‐
Orten also auf Platz 2 der oberschwäbischen Häufigkeitsliste bei den Ortsnamens‐Endungen.
Und daher geht’s jetzt einmal rund um Griesingen mit lauter ‐ingen‐Orten: Allmendingen,
Altbierlingen, Altsteußlingen, Dettingen, Emeringen, Emerkingen, Ersingen, Grötzingen, Ingerkingen,
Ingoldingen, Justingen, Kirchbierlingen, Kleinallmendingen, Merklingen, Ober‐ und
Untersulmetingen, Oberdischingen, Öpfingen, Ringingen, Söflingen, Unterwilzingen, Weilersteußlingen,
Wiblingen. Und dann gibt’s auch noch sieben passende ingen‐Städte: Ehingen,
Laichingen, Munderkingen, Riedlingen, Schelklingen, Sigmaringen und Überlingen.
Über mein diesmaliges „Forschungsgebiet“ hinaus gibt es zum Beispiel auch noch Balingen,
Burladingen, Donaueschingen, Gammertingen, Hechingen, Ingelfingen, Kreuzlingen (Schweiz,
Kanton Thurgau), Meiningen (Österreich, Vorarlberg), Memmingen, Mössingen, Münsingen,
Reutlingen, Trochtelfingen, Tübingen, Villingen‐Schwenningen, Vöhringen …
Für dieses Mal sind es ein bisschen viel Zahlen und Aufzählungen. Daher gibt es jetzt noch einige
schöne Bilder zum Anschauen dazu, teils sogar mehrfach passend zu einigen Ortsnamens‐
Bestandteilen. Schönes Oberschwaben! Viel Spaß beim Anschauen!
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wappen_Grossschafhausen.svg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bad_Waldsee_-_Haisterkirch_v_SO_121018_-_02.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Laufenmühle.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ratzenried_250708.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Winterstettenstadt
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Griesingen,_UL_-_Untergriesingen_-_Höhenstr_Ri_NO.JPG
Totengedächtnis überall
Der Totensonntag (21. November) ist in den evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz
ein Gedenktag für die Verstorbenen. Er wurde 1816 eingeführt und dient auch der
Erinnerung an die Gefallenen der „Befreiungskriege“ von 1813 bis 1815. Es gibt also einen
Zusammenhang mit dem Volkstrauertag, der ebenfalls im November stattfindet. Da gedenkt man
ganz besonders der Opfer von Krieg, Vertreibung, Flucht und Gewalt, auch in Griesingen. Und es ist
glücklicherweise und durchaus mit gutem Grund üblich geworden, sich im Gedenken nicht allein
auf Deutschland zu beschränken. Andere Länder waren schließlich auch betroffen, und etliche von
ihnen begehen ebenfalls so einen Gedenktag, und sie haben auch allen Grund dazu …
Wo immer man (zumindest) in Europa unterwegs ist, trifft man in jedem Land und in nahezu jedem
noch so kleinen Ort auf ein Mahnmal oder eine Gedächtnistafel mit Namen der jeweiligen Gefallenen
und Vermissten. Manchmal noch aus dem deutsch‐französischen Krieg von 1870/71, aber
gewiss aus den beiden Weltkriegen. Liest man außer den Namen, wenn möglich, auch das jeweilige
Alter ab, so wird erschreckend deutlich, wie viele der Opfer noch sehr jung waren.
Besucht man einmal die zahlreichen Soldatenfriedhöfe in Frankreich, zum Beispiel um Verdun (1.
Weltkrieg) oder in der Normandie (2. Weltkrieg), wo viele Zehntausende aus aller Welt (!) bestattet
sind, dann wird verständlich, warum Lehrer ihre Schülerschaft neugierig machen
können mit der Frage, wo denn wohl die größten Teenagerfriedhöfe Europas seien. Ja, genau da!
Im Gemeindebuch steht auf Seite 210: „Sie kamen nicht mehr heim (Gefallene und Vermisste) —
Auch aus Griesingen gab es im Krieg gegen Frankreich 1870/1871 Opfer. Zum ersten Weltkrieg sind
im Gemeindebuch 32 Namen von Gefallenen und Vermissten verzeichnet, zum Zweiten Weltkrieg
fast doppelt so viel, nämlich 56, was etwa 10 Prozent der damaligen Bevölkerung entspricht.
Vor diesem Hintergrund bin ich bis heute unendlich froh und dankbar, dass ich schon mit jungen
Jahren wie mein Großvater und mein Vater auch nach Frankreich fahren konnte. Nur im großen
Unterschied zu diesen freiwillig, nicht in Uniform und nicht auf Militärfahrzeugen, sondern in
den Schulferien, in Freizeitklamotten, mit Kumpeln und auf dem Fahrrad. Mehrfach. Und ich
bin bis heute froh, dass ich in der französischen Partnerstadt von Weingarten, Bron bei Lyon,
bei einer Gastfamilie unterkam, obwohl mein Gastvater als junger Bursche in Lothringen von
SA oder SS bedroht nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Ich wurde ausdrücklich als
jugendlicher Gast aus der oberschwäbischen Partnerstadt herzlichst aufgenommen, DAMIT sich
so etwas nicht wiederholen solle. Die Städtepartnerschaft Bron‐Weingarten machte es möglich!
Im Gemeindebuch steht auf Seite 184, dass auch hier in Griesingen die Aufnahme einer
Gemeindepartnerschaft zumindest schon einmal erwogen wurde …
Als ich nach meinem Studium 1970 ein Jahr an zwei französischen Gymnasien in Bayonne und
Biarritz Deutsch unterrichtete, erfuhr ich reihum freundliche Aufnahme, WEIL ich Deutscher
bin. Ich könnte konkrete Beispiele nennen und die Liste noch lange fortsetzen.
In diese positiven Erfahrungen, dass man andere Länder in friedlicher Absicht bereisen und mit
den Menschen in Kontakt kommen kann, gehören auch mehrere Studienfahrten mit meinen
Ehinger Hauptschulklassen nach England. Schließlich war Englisch die Fremdsprache, die sie alle
in der Schule lernten. Die Jugendlichen und ihre Eltern waren dazu jeweils gerne bereit, sonst
hätten wir’s nicht gemacht. Wir haben die Studienfahrten auch jedes Mal lange sprachlich,
organisatorisch und vor allem auch erzieherisch vorbereitet. Dies war wohl nicht ganz vergebens.
Einmal erhielt eine der Mädchengruppen von ihren englischen Gasteltern in einem Brief beschei‐
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nigt: „They were the best German ambassadors we’ve ever had.“ (Sie waren die besten Botschafterinnen
Deutschlands, die wir jemals hatten.) Es gab weitere Schreiben ähnlichen Inhalts, wie eine
Abbildung zeigt. Und ebenso gehörten zahlreiche Urlaubsreisen fast rund um unseren Kontinent
zu den Erfahrungen: Sehen, wie die Menschen dort leben, arbeiten und wohnen.
Wer von all den oben angesprochenen gefallenen oder an Leib und Seele verwundeten „Kriegs‐
Teenagern“ und all ihre Eltern, Familienangehörigen, Verwandten, Bekannten, Verlobte, Bräute
und Freunde hätten sich damals so etwas jemals auch nur entfernt träumen lassen?
Die Abbildungen zeigen „Krieger‐Denkmäler“ und zwei Tafeln zu kommunalen Partnerschaften.
Steinhausen an der Rottum (Kreis Biberach) hat mit Eingemeindungen knapp 2200 Einwohner.
Ein anderes Bild zeigt das Mail einer britischen Jugendherberge an meine damalige Klasse 9b.
https://de.wikipedia.org/wiki/Commando_Memorial#/media/Datei:Spean_Bridge_Commando_
Memorial_PICT6239_r1.JPG
https://de.wikipedia.org/wiki/Totensonntag
https://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag#Kriegstotengedenken_in_anderen_Ländern
https://www.normandie-web.de/infos-ueber-die-normandie/soldatenfriedhoefe-in-der-normandie.php
https://fr.wikipedia.org/wiki/Bron (Städtepartnerschaft Bron, Frankreich, mit Weingarten; franz.)
https://de.wikipedia.org/wiki/Steinhausen_an_der_Rottum (Gemeindepartnerschaft mit der franzö -
sischen Gemeinde Chaponnay)
Gehört Griesingen zu Oberschwaben?
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Wenn man auf der B465 von Münsingen her den Stoffelberg nach Ehingen herunterkommt und
dann bei Berg, Gamerschwang oder Öpfingen die Donau überquert, dann beginnt geologisch
gesehen das Voralpenland, das auch Oberland oder Oberschwaben genannt wird. Demnach
liegt Griesingen — südlich der Donau — eindeutig in Oberschwaben bzw. im Oberland.
Der Begriff „Oberschwaben“ wurde im Laufe der Jahrhunderte teils unterschiedlich gedeutet.
Wikipedia: „Es wurde auch schon von einem größeren Oberschwaben bis zum Lech gesprochen,
das auch das bayerische Schwaben mit einbezieht. Und dann wird ein kleineres genannt, das
sich auf den baden‐württembergischen Teil beschränkt, also die Landschaft zwischen Donau,
Iller und Bodensee.“ Doch wie man es nimmt, Griesingen gehört so oder so klar zu jeder Art
von Oberschwaben.
Fährt aber jemand aus Griesingen nach Biberach oder Ravensburg, dann fährt er „ins Oberland“,
womöglich sogar „nouf“ (hinauf). Also gehört Griesingen gefühlt doch nicht so ganz dazu? Auch
innerhalb Oberschwabens gibt es unsichtbare Grenzlinien. Und dann umfasst bei manchen „das
eigentliche Oberschwaben“ womöglich nur die Landkreise Ravensburg, Bodenseekreis und Sigmaringen.
Kommt man an der B30 zwischen Oberessendorf und Bad Waldsee an die Kreisgrenze
BC/RV, so grüßt kein Schuld mit „Willkommen im Landkreis Ravensburg“, sondern eines mit
„Willkommen in der Region Bodensee‐Oberschwaben“. Die „VHS (Volkshochschule) Oberschwaben“
z. B. hat ihren Sitz in Aulendorf.
Die Menschen im früheren Landkreis Wangen, jetzt zu RV gehörend, seufzen dabei schon mal
auf, denn sie seien doch eigentlich West‐Allgäuer (Isny, Kißlegg, Leutkirch und Wangen). Ganz
ähnlich geht es den Leuten um Meersburg, Markdorf und Überlingen: Da singt man bis heute
bei halbwegs jedem Anlass gerne das Badenerlied. Die Kreise Alb‐Donau, Biberach und
Sigmaringen reichen teils auch auf die Schwäbische Alb hinauf. Doch in Biberach selbst fühlt
man sich genau wie in Ravensburg ganz im Herzen Oberschwabens — und natürlich zu Recht.
Diese beiden altehrwürdigen Freien Reichsstädte verkörpern sozusagen die Kraft von zwei
Herzen. Ein bisschen verwirrend, das Ganze …
Griesingen wiederum gehört weder zum württembergischen Allgäu noch zur Region „Bodensee‐Oberschwaben“,
nicht zum Illertal und auch nicht zum Kreis Biberach. Der Name unseres
Landkreises setzt andere Schwerpunkte: Alb und Donau.
Wie ist es also jetzt mit Griesingen und Oberschwaben? Wie in Grenzbereichen gelegentlich üblich:
Es gehört zwar einerseits eindeutig dazu, gefühlt aber eben doch nicht so ganz. Freilich, im
Gemeindebuch steht auf Seite 72: „Das Bestehen einer ‚Griesinger Blechmusik‘ ist erstmals im
Jahre 1850 durch eine Anzeige in der Zeitung ‚Volksfreund für Oberschwaben‘ nachzuweisen.“
Diese Zeitung mit „Oberschwaben“ im Titel erschien jahrzehntelang in Ehingen und muss als
Vorläuferin der Schwäbischen Zeitung Ehingen gesehen werden. Da heißt’s also dann doch
wieder „Oberschwaben“, sogar für Ehingen, bekanntlich nördlich der Donau, wie auch für
Griesingen. An anderer Stelle im Gemeindebuch auf Seite 91 steht: „Wer noch mehr über das
Griesinger Storchenleben wissen möchte, der kann sich im Internet unter www.stoerche‐oberschwaben.de
weiter informieren.“ Also wieder Griesingen in Verbindung mit Oberschwaben.
Und so kann sich jedermann in Griesingen frei entscheiden, ob unser Ort ganz oder doch nur
fast zu Oberschwaben gehören soll.
Eine weitere Unterscheidung ist der oberschwäbische Dialekt mit allerlei Schattierungen. Was
hierzulande „Beschla“ sind, heißen im Allgäu „Schumpa“ (Jungrinder). Sagt man vom Bodensee
bis kurz vor Laupheim „alle“, heißt von da an nördlich in Richtung Donau „älle“. Fährt der Landwirt
in Griesingen „Soich“, so ist sein Kollege im Schussental mit „Lacha“ und der im Allgäu mit
„Bschitte“ unterwegs. Für die Kartoffeln gibt es in Griesingen das Wort „Aideepfl“, weiter südlich
sind es „Grommbiera“ (mit langem „i“), und wieder anderswo „Grommbirra“ (mit kurzem „i“),
oder auch „Bodabirra“. Und alles ist doch in Oberschwaben zuhause.
„Bis heute stellen die Katholiken in weiten Teilen des Oberlandes die Bevölkerungsmehrheit.“
(Wikipedia) Warum das so ist, ist Thema eines anderen Beitrags dieser Reihe. „So ist der katholische
Glauben ebenso bis heute fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Form von Fest‐ und
Feiertagen sowie Wallfahrten. Hervorzuheben sind die Wallfahrt auf den Bussen sowie die
alljährlich stattfindenden Blutritte in Weingarten und Bad Wurzach.“ (Wikipedia). Griesingen
gehört also auch wegen seiner katholisch geprägten Geschichte und seiner Traditionen eindeutig
zu Oberschwaben.
Zu den Abbildungen: Dem Storch auf dem Griesinger Schulhaus (Gemeindebuch Seite 91) kann
die Frage „Oberschwaben oder doch nicht so ganz“ wurscht sein. Er sieht auf jeden Fall vom
Griesinger Schulhauskamin weit ins Oberschwäbische hinein und ist auf seinem Weg nach Süden
und zurück auch mal mittendrüber. Die übrigen Abbildungen zeigen einige Schönheiten und
Traditionen Oberschwabens (auch aus Griesingen) und sind selbsterklärend. All dieses Sehenswerte
und noch viel mehr umfasst unser Oberschwaben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberschwaben
https://de.wikipedia.org/wiki/Region_Bodensee-Oberschwaben
https://de.wikipedia.org/wiki/Biberach_an_der_Riß
https://de.wikipedia.org/wiki/Ravensburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Wangen_im_Allgäu
https://de.wikipedia.org/wiki/Ochsenhausen
https://de.wikipedia.org/wiki/Riedlingen
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldburg_(Burg)
https://de.wikipedia.org/wiki/Basilika_St._Martin_(Weingarten)
https://de.wikipedia.org/wiki/Aktionsprogramm_zur_Sanierung_oberschwäbischer_Seen
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwäbisch-alemannische_Fastnacht
http://stoerche-oberschwaben.de/
Molke
Hund und Esel — war da die halbe Mannschaft der Bremer Stadtmusikanten versammelt? Nein.
Bremen ist rund 700 Kilometer weit weg. Als aufmerksamer Leser des Gemeindebuchs wusste
Ulrich Freudenreich† („Gousa Ulle“) zum Thema „Molke“ etwas richtig Einheimisches beizusteuern:
„„Es gab [auch mal eine] Molke in Obergriesingen. Vor dem 1. Weltkrieg [1914‐18] holte
Konrad Wiget mit einem Gespann aus Esel und Bernhardiner [die Milch] zur Bearbeitung nach
Obergriesingen.“ Das ist lange her.
„Molke“ ist die landläufige Abkürzung für „Molkerei“. Gemeint ist die örtliche Milchannahmestelle,
die als örtliche Molkereigenossenschaft organisiert war und ihre Milch lange an das Bezirksbutterwerk
Riedlingen lieferte. Nicht immer fuhr das „Milchauto“ (Tanklastzug eines Milchwerks) fast von
Hof zu Hof, um täglich die Milch abzuholen. Vielmehr brachten über lange Zeit die Landwirte ihre
gefüllten Milchkannen täglich zweimal zur Sammelstelle. Die Milch wurde in einen großen Bottich
geschüttet, gewogen und das Ergebnis handschriftlich in ein Notizbüchlein eingetragen, später eingestempelt.
Die Milch wurde immer wieder auf Fettgehalt und Sauberkeit überprüft. Beanstandungen
ergaben einen schlechteren Preis. Die Milch wurde dann zentrifugiert, der Rahm abgeholt
und die übrigbleibende Magermilch dem Milcherzeuger als Schweinefutter wieder mitgegeben.
Zusätzlich konnte man noch Rührmilch (Buttermilch) bekommen, die im Milchwerk abfiel. In der
Molke konnte man auch Butter und auf Bestellung Limburger und Romadur („Backsteinkäse“)
erstehen. Im Sommer gab es zudem Edamer, Münsterkäse und Tilsiter zu kaufen, aber nur auf
Bestellung und nur in ganzen Laiben (Gemeindebuch Seite 232).
Die Molke war wichtig für ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Über sie konnten die Bauern
ganzjährig ein gewisses halbwegs regelmäßiges Einkommen erwirtschaften.
Die Molke, von der nachstehend die Rede ist, befand sich in Untergriesingen in der Straße „Im
Winkel“ neben dem früheren Lebensmittelgeschäft Wiget (Hausname „Eschawangers“/Eschenwangers),
Abb. im Gemeindebuch Seite 151 unten. Die Molke und ihre Betreiber tauchen im
Gemeindebuch immer wieder auf. Hier folgt eine Zusammenstellung:
Der Musikverein berichtet: „Deshalb führte man [1958] eine Alteisensammlung durch und
bat um Spenden aus der Gemeinde. Diese blieben glücklicherweise auch nicht aus: die
Molkereigenossenschaft Griesingen spendete einen größeren Betrag.“ Es ging um die
anfängliche Beschaffung von Musikinstrumenten (Seite 74).
Seite 118: „Oft sind die teils noch bis heute gebräuchlichen Griesinger Hausnamen auf die
Berufstätigkeiten der früheren Bewohner zurückzuführen. Dazu gehören zum Beispiel:
Molkes (Milchannahmestellenbetreiber)“, auf Seite 153. Im Dorf von meinem Gette (Kreis
Biberach) nannte man den Molke‐Betreiber „den Käs“ und seine Familie waren die „Käses“.
Das „Adreß‐ und Geschäftshandbuch“ von 1927 nennt zu Griesingens „Industrie, Handel
und Gewerbe“ auf Seite 188 u. a. „Butter‐ und Käsehandlung: Molkereigenossenschaft.“
Ebenfalls 1927: Molkerei‐Genossenschaft: Vorstand Valentin Scheffold (Seite 189)
Feuerwehr 1968: TS 8/8 Magirus – Unterbringung in der alten Molke
Feuerwehr 1975: Gerätehaus wird von „Rössles Stadel“ in die Molke verlegt (Seite 60)
Im Gemeindebuch auf Seite 133 steht unter der Überschrift „Buden‐Anfänge“ u. a.: „
Natürlich gab es … auch früher schon Jugendtreffpunkte im Dorf, entweder an der Molke …“
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Die Molke war mehr als nur eine Milchannahmestelle. Dazu später mehr. Nach dem morgendlichen
und abendlichen Melken wurde die frische Milch zur Molke gebracht. Das war zum Teil
ein weiter und holpriger Weg, der bei jeder Wetterlage und Jahreszeit zu gehen war. Die Milchkannen
wurden auf einem Handwägele oder winters auf einem Schlitten befördert und sollten
natürlich nicht umfallen und auslaufen. Ab und zu kontrollierte die Polizei, ob auch eine brennende
Laterne als Beleuchtung mitgeführt wurde. Wehe, einer der Lausbuben hatte einem der
Mädchen die Lampe zuvor ausgelöscht oder versteckt.
Aus Obergriesingen wurde mir erzählt, dass zuweilen Schulkinder für die Nachbarn gegen eine kleine
Entlohnung die Milch noch vor Schulbeginn zur Molke brachten. Und nicht immer seien die Nachbarn
rechtzeitig mit dem Melken fertig geworden. Dann habe es zur Schule öfters arg pressiert.
Abends war der Gang zur Molke entspannter. Es war nicht nur der möglichst schnelle Transport
der Milch zur Annahmestelle wichtig, sondern dort war zugleich der Treffpunkt für Jung und
Alt. Da wurden Neuigkeiten ausgetauscht, „Unterhältliches“ gepflegt und wohl zuweilen auch
zarte Bande geknüpft.
Gemeindebuch S. 233: Hans Seifert (Deise Hans) und ab 1933 Philipp Russ waren nacheinander
die „Molker“, letzterer über lange Jahre bis zur Schließung der Molkerei um 1970. Von 1940 bis
1949 betreuten kriegsbedingt seine Frau Maria und deren Schwester Theresia Biesinger,
verheiratete Staudenrausch, die Molke.
Eine Molke gab es logischerweise wohl in jedem Dorf einmal. Manchmal erinnern Straßennamen
daran: Molkereiweg (Rot an der Rot‐Haslach) und Molkeweg (Ehingen‐Schlechtenfeld), Am
Käserberg (Burgrieden), Käsergasse (Biberach/Riß‐Bergerhausen) und ebenso eine Käsergasse
(Bad Schussenried‐Sattenbeuren), Käserweg (Bad Buchau‐Moosburg), Käsereiweg (Leutkirch‐
Tautenhofen), Käsgässle (Ingoldingen‐Winterstettenstadt), Käsereiberg (Rot an der Rot‐Zell).
Die Abbildungen sind alle aus dem Gemeindebuch und selbsterklärend. Leider ließ sich selbst
unter freundlicher Mitwirkung aus der Einwohnerschaft (vielen Dank!) bisher kein einziges Foto
der Griesinger Molke finden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Milchsammelstelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Allgäuland-Käsereien (auch: ehem. Milchwerk Riedlingen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Tilsiter (allerlei Wissenswertes zum Tilsiter-Käse)
https://de.wikipedia.org/wiki/Edamer (nicht alle Edamer sind gleich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Munster_(Käse) (französisch, deutsch oder amerikanisch?)
*aus: Hermann Wax, Etymologie des Schwäbischen (4. Auflage, 2011)
Weihnachtserleben im Nachbarort
Die Geschichte wurde für uns freundlicherweise aufgeschrieben und
zur Verfügung gestellt von Frau Gabriela Rapp, einer gebürtigen
Öpfingerin, die in Luxemburg lebt und wissenschaftlich arbeitet. Sie
setzt sich besonders für Kinder‐ und Jugendschutz ein*:
„Als wir Kinder waren, gab es ‚böse Nikolause und Knecht Ruprechte‘.
Sie haben die Dörfer rund um Öpfingen, Oberdischingen etc. unsicher
gemacht. Einer meiner eigentlich lieben Brüder, Josef, wurde von
solch einem Bösen einmal außerhalb des Hofes in den Sack gesteckt und ziemlich verprügelt,
bis meine Mutter das Schreien hörte und aus dem Kuhstall spurtend (so gut es ging, da sie schon
körperbehindert war), dem Spuk per Mistgabel ein Ende setzte.
Bei uns zuhause wurde die Krippen‐Kunst großgeschrieben. Hier waren stets ca. zwei Tage Arbeit
angesagt. Schwere, ausgewaschene Steine aus der Donau (ca. 15‐20 kg das Stück) dienten unter
anderem als Berge, was die Hauskrippe betraf, die natürlich immer sehr viel Platz in der Stube
einnahm.
Einmal habe ich die Zusatzbefestigungen zum Tisch nicht gut verankert (da war ich wohl ca. 16‐
17 Jahre alt) und der Teppich musste nach dem Putzen korrekt in Linie gerückt werden. Alle
waren bereits auf dem Sprung in die Kirche, noch 20 Minuten davor hatte ich die letzte Kuh
gemolken. Es war Eile angesagt. Ich hob etwas den Tisch und schon war es geschehen, das Erdbeben.
Es gab einen riesigen Schlag. Die Krippenkonstruktion mit den schweren Donausteinen
hatte Übergewicht bekommen, ein Holzstützpfosten brach und die ganze Krippe stürzte in sich
zusammen. Viele Krippenfiguren, Schafe, Hunde und sonstiges Getier waren unter den Trümmern
auf dem Stubenboden begraben. Meine Mutter weinte und mein Vater besah mich mit
Entsetzen, schüttelte den Kopf und ging mit meiner noch weinenden Mutter wortlos zur Kirche.
Gut ein Drittel der Stube kam einem Trümmerfeld gleich. Da bei uns zuhause mit so vielen
Kindern immer ein paar mehr (rund ums Dorf) mit am Tisch saßen, war am Heiligabend zufällig
auch D. mit da. Zu zweit befreiten wir Figuren und Tiere und bauten eilends eine völlig neue
Krippenlandschaft auf. Verletzte Figuren und Tiere wurden schnell mit Sekundenkleber geklebt.
Bis die Familie wieder vom Kirchgang heimkam, stellten wir gerade den letzten Rehbock ins
Felsengebirge. Wir hatten sogar einen Wasserfall mit integriert und beleuchtet.
Mein Vater sprach von einem kleinen Wunder, meine Mutter war froh zu singen und D. und ich
waren nass geschwitzt bis auf das Unterhemd. Noch heute erinnert so manch geklebtes Bein,
manch geklebter Arm der Figürchen an jenes besondere Weihnachtsbeben in der Stube von
Rapps ‐ es gab auch andere Weihnachtsbeben:
Da wir viele Kinder waren, kamen für gewöhnlich alle Tanten und Onkel in der Weihnachtszeit
auf einen Besuch zu uns. Die Stube war gerammelt voll. Und unter den Augen der Krippenbewohnerle
wurde gelacht, gesungen, Bredla [Plätzchen] gegessen und natürlich Karten gespielt,
z.B. 4er‐Ruf. Dabei spielten immer zwei auf einem Blatt. Ich hatte eine Tante aus Nasgenstadt,
die hat mit uns Kindern zusammen immer alles versucht, um zu schummeln. Das war ein riesiger
Spaß. Noch im hohen Alter nahm ich sie, meine Mutter und einen kleinen Neffen von mir öfters
auf den Ernsthof (Gaststätte) für Kaffee und Kuchen, doch hauptsächlich, um Karten zu spielen.“
Die Abbildungen sind weitgehend selbsterklärend. Eine (Gemeindebuch Seite 175) zeigt Grie‐
singer Sternsinger, Ende der 1960er‐Jahre (leider etwas unscharf). Damals kamen sie auch in
die Nachbarorte wie Öpfingen und sogar bis Achstetten. Im dortigen Schloss wurden sie freundlich
aufgenommen. Als sie ihren Vortrag aufgesagt und vorgesungen hatten, hieß es immer:
„Das Futter für die Kamele steht bereit.“ Dann gab es etwas zu trinken und Weihnachtsbrötla
zu knabbern.
https://www.digitalhealth24.com/ueber-uns/
*Gabriela Rapp: Bitte, tu was (Januar 2021); PORNO SEX GEWALT DROGEN SUCHT MOBBING
RITZEN & CO.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtskrippe (viele sehenswerte Krippen aus Deutschland und
Europa)
https://de.wikipedia.org/wiki/Krippenmuseum_(Oberstadion) (Hierin sind 160 Krippen ausgestellt.)
https://de.wikipedia.org/wiki/Achstetten (Im Schloss gab damals „Futter für die Kamele“, die Sternsinger)
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