21.09.2012 Aufrufe

Leber - Leberzirrhose

Leber - Leberzirrhose

Leber - Leberzirrhose

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gastroenterologie und Hepatologie, Stoffwechsel- und<br />

Ernährungsmedizin, Endokrinologie<br />

<strong>Leber</strong> - <strong>Leber</strong>zirrhose<br />

Ätiologie<br />

Langdauernder Alkoholkonsum, chronische Virushepatitiden, chronischer Gallestau (primär oder<br />

sekundär biliäre Zirrhose), Stoffwechselerkrankungen (Hämochromatose, Mb. Wilson, Alpha1-Antitrypsinmangel,<br />

Nash), Autoimmun-Prozesse (Autoimmunhepatitis, Autoimmuncholangitis, primär<br />

sklerosierende Cholangitis), chronische Rechtsherzinsuffi zienz sind mögliche Ursachen, ungefähr<br />

in absteigender Häufi gkeit gereiht.<br />

Pathogenese<br />

<strong>Leber</strong>zellnekrose und <strong>Leber</strong>fi brose führen schließlich zum Umbau der <strong>Leber</strong>architektur mit Ausbildung<br />

von Regeneratknoten. Der Perfusionswiderstand steigt an und es kann eine portale Hypertension<br />

mit Varizenbildung und Aszites auftreten. Die Blutgerinnung wird zunehmend gestört, da<br />

die Faktoren II, VII, IX und X nicht mehr ausreichend synthetisiert werden; die Thrombozytenzahl<br />

nimmt durch den Hypersplenismus bei portaler Hypertension ab. Der onkotische Druck des Plasmas<br />

nimmt durch eine verminderte Albuminsynthese ab, Ödemneigung tritt auf. Die Hirnfunktion<br />

kann durch falsche Transmitter und durch die gestörte Harnstoffbildung aus Ammoniak gestört<br />

sein. Eine stark eingeschränkte <strong>Leber</strong>funktion schädigt auch die Nierenfunktion, es kommt zum<br />

hepatorenalen Syndrom.<br />

Symptomatik<br />

Große Variationen von klinisch stummen Formen bis zu schwersten intensivpfl ichtigen Krankheitsbildern<br />

sind möglich. Charakteristisch sind anfänglich ein Leistungsknick, eine Zunahme des<br />

Bauchumfangs (Aszites) und das Auftreten von Beinödemen, Verlust der Hautanhangsgebilde<br />

(„Bauchglatze“), Entstehen von am Stamm sichtbaren Kollateralkreisläufen („Caput Medusae“),<br />

trophische Störungen der Nagelbildung, Ausbildung von Spider Naevi, Lacknägel und eines Palmarerythems;<br />

Auftreten von oberen gastrointestinalen Blutungen mit Haematemesis oder Melaena. In<br />

Spätstadien nimmt der Patient Gewicht ab, die Haut wirkt oft papierdünn, ist auch manchmal von<br />

Hämatomen und Petechien übersäht. Der Patient macht Phasen von Konzentrationsstörungen und<br />

Müdigkeit bis hin zur Bewußtlosigkeit durch.<br />

www.elisabethinen.or.at


Diagnose<br />

Neben den geschilderten klinischen Symptomen sind ein Mangel an Albumin und Pseudocholesterinesterase<br />

und eine verlängerte Brothrombinzeit deutliche Hinweise aus dem Labor. Die Sonographie<br />

kann eine Zirrhose durch die unregelmäßige Oberfl äche und den Aszites erkennen, übersieht<br />

aber auch häufi g klassische Zirrhosefälle. Der Goldstandard wäre die Laparoskopie, die aber heute<br />

in dieser Indikation kaum mehr zum Einsatz kommt. Die <strong>Leber</strong>punktion ist das nächst verläßliche<br />

Mittel der Diagnosefi ndung, wird aber in der Praxis nur zur Unterscheidung der verschiedenen<br />

Ätiologien oder zur Therapieüberwachung eingesetzt. Die portale Hypertension mit Varizenbildung<br />

oder hypertensiver Gastropathie kann sehr eindeutig mit der Gastroskopie nachgewiesen werden.<br />

Differentialdiagnose<br />

Chronische Hepatitis und Fettleber können durch das klinische Bild und die Laborwerte differenziert<br />

werden. Fokale <strong>Leber</strong>erkrankungen werden durch die Sonographie ausgeschlossen.<br />

Therapie<br />

Gut kompensierte Formen verlangen keine spezifi sche Therapie, ausgenommen die Elimination<br />

der verursachenden Noxe, wenn möglich. Ödeme und Aszites werden mit Spironolacton in Kombination<br />

mit Thiazid- oder Schleifendiuretika ausgeschwemmt oder im Fall von Aszites durch Punktion<br />

und Albuminsubstitution behandelt. Blutungen werden endoskopisch diagnostiziert und mit lokaler<br />

Therapie gestillt, am Besten in Kombination mit einer medikamentösen Blutungsbehandlung<br />

mit Somatostatin oder Sasopressinanaloga. Eine medikamentöse Langzeitprophylaxe kann mit<br />

dem nichtselektiven Betablocker Propranolol erreicht werden. Hartnäckig rezidivierende Fälle werden<br />

mit einem intrahepatalen Stentshunt (Tips) oder einem chirurgischen Shunt behandelt. Milde<br />

Abführmittel reduzieren die Belastung des Körpers mit potentiellen Auslösern einer hepatischen<br />

Enzephalopathie, ebenso wie die konsequente Behandlung von Infektionen, das Vorenthalten von<br />

Sedativa und das Vermeiden von Austrocknung. Der Mb. Wilson wird mit Komplexbildnern (Penicillinamin)<br />

behandelt, die H ämochromatose durch Aderlässe. Primär biliäre Zirrhose und primär<br />

sklerosierende Cholangitis sprechen gut auf die Gabe von Ursodesoxycholsäure an. Obstruktionen<br />

der größeren Gallenwege sollen nach Möglichkeit endoskopisch entfernt werden. Chronische Virusinfektionen<br />

können noch von der Durchführung einer viruseliminierenden Therapie profi tieren.<br />

Dekompensierte Formen der <strong>Leber</strong>zirrhose benötigen eine symptomatische, problemorientierte,<br />

teilweise intensivmedizinsche Behandlung und sollen in Hinblick auf die M öglichkeit einer <strong>Leber</strong>transplantation<br />

physisch und psychisch evaluiert werden.<br />

Diät<br />

Alkohol soll unbedingt gemieden werden. Ansonsten ist keine kausal oder symptomatisch wirksame<br />

diätetische Maßnahme bekannt, welche die Entstehung oder Progredienz einer <strong>Leber</strong>zirrhose<br />

beeinfl usst. Einige pfl anzliche Präparate (z.B. Silymarin, ein Silberdistelpräparat) scheinen einen<br />

günstigen Einfl uss auf den Krankheitsverlauf auszuüben.<br />

www.elisabethinen.or.at


Komplikationen können gemildert werden: die Überwässerung soll durch Reduktion der Trinkmenge<br />

auf etwa 1 Liter günstig beeinfl usst werden. Man kann durch eine eiweißarme Diät mit Modifi -<br />

kation der Aminosäurenzusammensetzung (verzweigt-kettige statt aromatische) die Manifestation<br />

einer hepatischen Enzephalopathie hintanhalten.<br />

Prognose:<br />

Voll kompensierte <strong>Leber</strong>zirrhosen haben keine erhöhte Mortalität. Patienten mit fortgeschrittener<br />

<strong>Leber</strong>zirrhose haben eine sehr hohe Mortalität, vergleichbar einem fortgeschrittenen Karzinom.<br />

Die Lebensqualität nimmt mit Beginn der Dekompensation drastisch ab, vor allem durch den Leistungsabfall.<br />

Nach <strong>Leber</strong>transplantation kann mit einem 5-Jahres-Überleben von ca. 60% gerechnet<br />

werden. Die <strong>Leber</strong>zirrhose ist ein Risikofaktor für die Entstehung eines Hepatoms.<br />

www.elisabethinen.or.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!