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forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2016: Herausforderung Migration und Integration

Schwerpunkt: Herausforderung Migration und Integration Rettungsinsel Europa Hier in Europa leben zu dürfen ist ein Privileg, und die große Zahl der Menschen, die hier Zuflucht suchen, zeigt, dass wir als eine Insel der Sicherheit, als Rettungsinsel angesehen werden. Damit das so bleibt, sind wir alle gefragt. Dafür gilt es, sich einzusetzen, dazu braucht es menschliche Werte. Dazu braucht es ein "Wir schaffen das!". forum zeigt Hintergründe der Migration und gibt Anregungen für eine gelungene Integration. Grüne Inseln in der Stadt der Zukunft Immer mehr Menschen leben in Städten. Gleichzeitig steigt der Wunsch nach Grünflächen, nach einem Stück Erde, nach Pflanzen und Ernten. forum zeigt, wie Dach- und Fassadenbegrünungen das Mikroklima in der Stadt entscheidend verbessern. Und der Trend führt noch weiter: zur städtischen, gebäudeintegrierten Nahrungsmittelproduktion. Dachgewächshäuser sind geeignet, lokale Nährstoffkreisläufe zu schließen und Städter mit frischem Gemüse und - im Fall der Aquaponik - mit frischem Fisch zu versorgen. Traumurlaub auf Trauminseln Inseln berühren unser Herz, geben das Gefühl, abgeschottet zu sein vom Rest der Welt, und sind deshalb ganz besonders begehrte Urlaubsziele. Die Kehrseite ist häufig die Zerstörung der Natur und traditioneller Werte. forum zeigt, dass es auch anders geht und lädt ein zum Inselhopping. Von der deutschen Insel Juist, Gewinnerin des deutschen Nachhaltigkeitspreises, über die Azoren bis hin zu exotischen Traumplätzen in Afrika und Asien geht die Reise und zeigt, wie Entwicklung und Umweltschutz Teil des Tourismus sein können. Weitere Themen im Heft Wie neue Lebensstile die Umwelt entlasten - Grüner Konsum oder neue Bescheidenheit? Die digitale Revolution - Gefahr und Chance für den Mittelstand! Genug gewartet! Pionierunternehmen sind zum Klimaschutz bereit und bieten attraktive Jobs. forum Serien Nachhaltige Kunst: Songs of the T-Shirt - ein Theaterstück provoziert Starke Frauen: Kakao aus dem Kaffeeland - Eine Schokoladenkönigin kämpft für Bauern in Nicaragua forum Nachhaltig Wirtschaften erscheint im ALTOP-Verlag und berichtet vierteljährlich über neue Entwicklungen, Trends und Erfolgsbeispiele zur unternehmerischen Verantwortung.

Schwerpunkt: Herausforderung Migration und Integration
Rettungsinsel Europa
Hier in Europa leben zu dürfen ist ein Privileg, und die große Zahl der Menschen, die hier Zuflucht suchen, zeigt, dass wir als eine Insel der Sicherheit, als Rettungsinsel angesehen werden. Damit das so bleibt, sind wir alle gefragt. Dafür gilt es, sich einzusetzen, dazu braucht es menschliche Werte. Dazu braucht es ein "Wir schaffen das!". forum zeigt Hintergründe der Migration und gibt Anregungen für eine gelungene Integration.

Grüne Inseln in der Stadt der Zukunft
Immer mehr Menschen leben in Städten. Gleichzeitig steigt der Wunsch nach Grünflächen, nach einem Stück Erde, nach Pflanzen und Ernten. forum zeigt, wie Dach- und Fassadenbegrünungen das Mikroklima in der Stadt entscheidend verbessern. Und der Trend führt noch weiter: zur städtischen, gebäudeintegrierten Nahrungsmittelproduktion. Dachgewächshäuser sind geeignet, lokale Nährstoffkreisläufe zu schließen und Städter mit frischem Gemüse und - im Fall der Aquaponik - mit frischem Fisch zu versorgen.

Traumurlaub auf Trauminseln
Inseln berühren unser Herz, geben das Gefühl, abgeschottet zu sein vom Rest der Welt, und sind deshalb ganz besonders begehrte Urlaubsziele. Die Kehrseite ist häufig die Zerstörung der Natur und traditioneller Werte. forum zeigt, dass es auch anders geht und lädt ein zum Inselhopping. Von der deutschen Insel Juist, Gewinnerin des deutschen Nachhaltigkeitspreises, über die Azoren bis hin zu exotischen Traumplätzen in Afrika und Asien geht die Reise und zeigt, wie Entwicklung und Umweltschutz Teil des Tourismus sein können.

Weitere Themen im Heft
Wie neue Lebensstile die Umwelt entlasten - Grüner Konsum oder neue Bescheidenheit?
Die digitale Revolution - Gefahr und Chance für den Mittelstand!
Genug gewartet! Pionierunternehmen sind zum Klimaschutz bereit und bieten attraktive Jobs.
forum Serien
Nachhaltige Kunst: Songs of the T-Shirt - ein Theaterstück provoziert
Starke Frauen: Kakao aus dem Kaffeeland - Eine Schokoladenkönigin kämpft für Bauern in Nicaragua

forum Nachhaltig Wirtschaften erscheint im ALTOP-Verlag und berichtet vierteljährlich über neue Entwicklungen, Trends und Erfolgsbeispiele zur unternehmerischen Verantwortung.

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ISSN 1865-4266<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Tod eines Giganten<br />

Doug Tompkins, ein Mann<br />

mit Herz <strong>und</strong> Esprit<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertaufgabe Flucht<br />

Gemeinsam schaffen wir das!<br />

Klimawandel stoppen!<br />

Unternehmen gehen voran<br />

Reif für die Insel<br />

Die schönsten Ziele<br />

Mittelstand 4.0<br />

BIG DATA <strong>und</strong> Kooperation<br />

Die Bienensauna<br />

Lebt die Biene, lebt der Mensch<br />

<strong>01</strong><br />

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Editorial<br />

REIF FÜR DIE INSEL …<br />

… sind vielleicht auch Sie nach diesem ereignisreichen Jahr 2<strong>01</strong>5. Oder<br />

schon wieder, wenn Sie den <strong>Herausforderung</strong>en 2<strong>01</strong>6 ins Auge schauen.<br />

Titelbild: © Sunya Thadathanawong | Doug Tompkins: © Song Saa by Mott Visuals<br />

Finanzkrise, Terroranschläge, der Germanwings-Absturz,<br />

die Flüchtlingskrise – 2<strong>01</strong>5 war ein so ereignisreiches wie<br />

dramatisches Jahr. Und dann noch der tragische Unfalltod<br />

unseres Fre<strong>und</strong>es Doug Tompkins, der es bei einem Kajakunfall<br />

im eiskalten Gletschersee nicht auf die rettende Insel<br />

geschafft hat.<br />

Da bleibt nur eines – enger zusammenrücken, sich gegenseitig<br />

unterstützen <strong>und</strong> offen sein für das, worauf es wirklich<br />

ankommt: Leben – Lieben – Lachen. Dankbar sein für Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Familie, Freiheit <strong>und</strong> Frieden. Hier in Europa leben<br />

zu dürfen ist ein Privileg <strong>und</strong> die große Zahl der Menschen,<br />

die hier Zuflucht suchen, zeigt, dass wir als eine Insel der<br />

Sicherheit, als Rettungsinsel angesehen werden. Damit das<br />

so bleibt, sind wir alle gefragt. Dafür gilt es, sich einzusetzen,<br />

dazu braucht es menschliche Werte. Dazu braucht es ein Wir<br />

schaffen das!, noch mehr Weitsicht <strong>und</strong> vor allem die Einsicht,<br />

dass Waffen keine Probleme lösen, sondern schaffen.<br />

Große Ehre für Angela Merkel<br />

Sie wurde vom Time Magazine zur „Person of the Year 2<strong>01</strong>5“<br />

gekürt, als „Chancellor of the free world“, „Kanzlerin der<br />

freien Welt“. In der Begründung verweist Time auf Merkels<br />

Führungsrolle bei praktisch allen aktuellen Groß-Krisen der<br />

Welt – sei es der Ukraine-Konflikt, die Euro-Finanzkrise oder<br />

die Flüchtlingskrise. „Europas mächtigste Führungsfigur ist<br />

ein Flüchtling aus einer Zeit <strong>und</strong> von einem Ort, wo ihre<br />

Macht unvorstellbar gewesen wäre“, schreibt Time <strong>und</strong> spielt<br />

damit auf Angela Merkels Herkunft aus der DDR an. Vor allem<br />

ihre Standhaftigkeit in der Flüchtlingsfrage <strong>und</strong> ihr berühmter<br />

Satz „Wir schaffen das!“ werden in der Begründung der Time<br />

herausgehoben. Vor Merkel waren die Ebola-Ärzte (2<strong>01</strong>4),<br />

Papst Franziskus (2<strong>01</strong>3) <strong>und</strong> US-Präsident Barack Obama<br />

(2102) Time Person of the Year. Wir gratulieren <strong>und</strong> werden<br />

mit kritischem <strong>und</strong> vor allem konstruktivem Journalismus<br />

unterstützen. Versprochen!<br />

Paris ein Symbol des Aufbruchs<br />

Zutiefst haben uns die Terroranschläge von Paris erschüttert.<br />

Und dann entstand aus diesem Gräuel ein Geist des Zusammenhalts,<br />

der Solidarität <strong>und</strong> auch des Aufbruchs, der bei<br />

der nachfolgenden Klimakonferenz zu spüren war. Erstmals<br />

hat man zumindest einen Energieimpuls, einen frischen Wind<br />

in Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit gespürt. Es geht voran!<br />

Und wenn Ihnen zum Aufbruch noch die Energie fehlt, dann<br />

empfehlen wir Ihnen Kraft zu tanken auf einer der von uns<br />

vorgestellten Inseln. Vergessen Sie dabei nicht das brandneue<br />

Buch „Zukunft gewinnen!“ in ihrem Reisegepäck. Denn wir<br />

sagte schon Albert Einstein:<br />

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft,<br />

denn in ihr gedenke ich zu leben.“<br />

Wir wünschen eine gute Reise durch das Jahr 2<strong>01</strong>6.<br />

Fritz Lietsch<br />

Herausgeber <strong>forum</strong><br />

f.lietsch@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege<br />

Vorsitzender von B.A.U.M. e. V.<br />

<strong>und</strong> Mitherausgeber<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


INHALT<br />

10<br />

<strong>Migration</strong>: Eine Aufgabe, die für Europa<br />

<strong>und</strong> uns alle zur Zerreißprobe wird<br />

44<br />

Green Cities: So werden unsere Städte<br />

lebenswert <strong>und</strong> zukunftsfähig<br />

Sonderteil<br />

WIR – MENSCHEN<br />

IM WANDEL<br />

3 Editorial<br />

6 HUMAN<br />

8 Unternehmensnews<br />

28 Ein ganz großer Traum Christoph Quarch im<br />

Gespräch mit Christian Kirsch<br />

34 Globales Fest der Künste Die delphischen Spiele<br />

der Neuzeit<br />

Schwerpunkt<br />

FLUCHT<br />

DIE HERAUSFORDERUNG<br />

10 Neue Bilder braucht das Land Deutschland <strong>und</strong> die<br />

Flüchtlingswellen<br />

15 Die <strong>Integration</strong> muss früh beginnen Zeit zu<br />

handeln<br />

18 Krise <strong>und</strong> Chance <strong>Integration</strong> aus Sicht des<br />

Mittelstandes<br />

22 Willkommenskultur in Deutschland Eine<br />

Bertelsmann Studie<br />

25 Die Kraft der guten Beispiele Wir schaffen das!<br />

38 Wir müssen dienen lernen Plädoyer für einen<br />

europäischen Bürgerdienst<br />

THEMEN<br />

Verantwortung, Visionen, Aktionen<br />

40 Eine andere Ökonomie feiern Die GWÖ gründet<br />

eine Bank <strong>und</strong> feiert<br />

41 Mr. Business and Mrs. Social Mit Wärme die<br />

Welt verändern<br />

Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

44 Wohnst Du noch oder begrünst Du schon?<br />

Dach- <strong>und</strong> Fassadengrün für gutes Klima<br />

48 „Wenn es mehr kostet, ist es nicht nachhaltig“<br />

Baustoffhersteller innovativ<br />

Fotos v.l.n.r.: © © UNHCR, Achilleas Zavallis | ©Wolfgang Heidenreich | © Juist | © Astrid Vargas, privat<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


INHALT<br />

Reif für die Insel: Wir haben die<br />

62 richtige Insel für Ihren Urlaub 112<br />

Doug Tompkins: Nachruf auf einen<br />

Fre<strong>und</strong>, der Geschichte schrieb<br />

51 Vom Wahrzeichen zum Green Building Ein<br />

besonderes Hochhaus wird renoviert<br />

Ressourceneffizienz<br />

56 Die Verzinker Auf dem Siegertreppchen<br />

58 Steigen Sie mal jemandem aufs Dach! Gebäudeintegrierte<br />

Landwirtschaft<br />

Tourismus <strong>und</strong> Entwicklung<br />

62 Reif für die Insel Traumurlaub mit gutem Gewissen<br />

70 Reisen Sie sinnvoll? Kai Pardon, Pionier des sanften<br />

Reisens<br />

72 Wohnen zwischen Himmel <strong>und</strong> Erde Luxusherberge<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsprojekt<br />

<strong>forum</strong> Serien<br />

80 Songs of the T-Shirt <strong>Nachhaltig</strong>e Kunst<br />

Zukunft Wasser<br />

102 Fisch <strong>und</strong> Bananen aus Berlin Aquaponik in der<br />

Stadt<br />

108 Big Blue in Monaco And the winner is …<br />

110 Die Jeanne d´Arc der Ozeane Sylvia Earle im <strong>forum</strong><br />

Interview<br />

Klimaschutz<br />

112 Der sanfte Gigant Nachruf auf Doug Tompkins<br />

113 Genug gewartet! Pionierunternehmen sind zum<br />

Klimaschutz bereit<br />

116 Klimaschutz, Jobs <strong>und</strong> Bildung Momentum for<br />

Change Award<br />

118 Veränderungen brauchen Begleitung Medien für<br />

den Klimaschutz<br />

83 Erfolgreiches CSR Management<br />

86 Der T(h)urmblick Vom integrierten zum<br />

integralen Denken<br />

88 Kakao aus dem Kaffeeland Starke Frauen<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

92 Wie neue Lebensstile die Umwelt entlasten<br />

Wachstum oder Resilienz?<br />

94 Die digitale Revolution Gefahr <strong>und</strong> Chance<br />

für den Mittelstand<br />

98 Vom Aussterben bedroht Sonderveröffentlichung<br />

der Green Brands<br />

SERVICE<br />

120 Ocean, Life & Water Das Green Me Filmfestival<br />

<strong>und</strong> <strong>forum</strong> Medientipps<br />

124 Unterstützung für Kanzlerin Merkel<br />

B.A.U.M. informiert<br />

126 Marktplatz / Events in der Vorschau<br />

130 Impressum, Nachwort <strong>und</strong> Ausblick – Zukunft<br />

gewinnen!<br />

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Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

5


BRENNPUNKT | HUMAN<br />

HUMAN<br />

Der neue Film von Yann Arthus-Bertrand nach Home (2009)<br />

<strong>und</strong> Planet Ocean (2<strong>01</strong>2) ist wieder ein Meisterwerk. In einer<br />

Kollektion aus berührenden Geschichten <strong>und</strong> eindringlichen<br />

Bildern zeigt Human was es bedeutet, ein Mensch zu sein.<br />

Die Portraits von Bewohnern aus aller Welt, von deren Liebe<br />

<strong>und</strong> Glück, von Hass <strong>und</strong> Gewalt animieren dazu, unser<br />

eigenes Leben zu reflektieren. Begleitet werden die Portraits<br />

Fotos: © HUMANKIND Production<br />

© Yann Arthus Bertrand<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


HUMAN | BRENNPUNKT<br />

von grandiosen Luftaufnahmen <strong>und</strong> phantastischer Musik.<br />

Der Film ist ein sehr engagiertes, politisches Projekt <strong>und</strong><br />

einzigartig in Machart <strong>und</strong> Verbreitung: Er wurde CO 2<br />

-neutral<br />

produziert <strong>und</strong> dank der Sponsoren kann dieses Meisterwerk<br />

kostenlos im Internet gesehen werden. Ein grandioser Film<br />

für alle, überall.<br />

www.human-themovie.org<br />

Kuna Amerindian homes, Panama – aus dem Film Planet Ocean:<br />

Dieses Bild von Yann Arthus-Bertrand symbolisiert wie kein anderes<br />

diese Ausgabe von <strong>forum</strong>. Mit dem Klimawandel <strong>und</strong> ansteigendem<br />

Meeresspiegel werden die Bewohner vieler Inseln ihr Land verlieren.<br />

Sie werden zu Flüchtlingen, wie so viele Menschen derzeit auf<br />

dieser Welt. Vertrieben von Gewalt, Hunger <strong>und</strong> Armut. Doch es<br />

gibt auch Hoffnung. Und so stellen wir Projekte <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

Inseln vor, auf denen sich Menschen zusammentun, um gemeinsam<br />

einen neuen Weg zu finden.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

7


UNTERNEHMENSNEWS<br />

Foto: © Deutsche Bahn AG<br />

DB zum„klimafre<strong>und</strong>lichsten Bahnunter nehmen weltweit“ gekürt<br />

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Paris Anfang Dezember 2<strong>01</strong>5, schlossen sich neben<br />

der DB viele weitere europäische <strong>und</strong> asiatische Bahngesellschaften der Kampagne des<br />

Internationalen Eisenbahnverbandes (UIC) an, <strong>und</strong> ließen viele Besucher mit Sonderzügen<br />

nach Paris reisen. Sie gaben damit das klare Signal, dass effektiver Klimaschutz<br />

nur mit dem Schienenverkehr umsetzbar ist. Am 28.November fuhren 300 geladene<br />

Gäste, darunter die deutsche Regierungsdelegation sowie DB-Vorstand Roland Pofalla,<br />

von Berlin CO 2<br />

-frei mit dem „Train to Paris“ zur Weltklimakonferenz. Während der Fahrt<br />

gab es unter anderem Informationen zum Beitrag des Schienenverkehrs zur CO 2<br />

-Reduktion.<br />

Wie klimafre<strong>und</strong>lich Zugfahren insbesondere in Deutschland ist, zeigt sich an der Auszeichnung „Klimafre<strong>und</strong>lichstes<br />

Bahnunternehmen weltweit“, mit der die DB im „Train to Paris“ für ihre Klimaschutzaktivitäten <strong>und</strong> ihre transparente<br />

Berichterstattung von der Rating Agentur DCP geehrt wurde. Die DB erreichte im DCP-Ranking, dem renommiertesten<br />

Klima-Ranking weltweit, volle 100 Punkte <strong>und</strong> damit die höchste Bewertung.<br />

Foto:© Sarolea<br />

Erstes Elektro-Superbike mit<br />

Straßenzulassung von Saroléa<br />

Eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 170<br />

km/h auf 60 km Strecke<br />

schaffte das Elektro-<br />

Superbike Manx 7 des<br />

belgischen Traditionsunternehmens<br />

Saroléa<br />

bei der „grünen Variante“<br />

des Isle of Man TT Zero Rennens. Und das völlig<br />

emissionsfrei. Jetzt hat die Hochleitungsmaschine auch eine<br />

Straßenzulassung erhalten. Sie zeige damit bereits heute die<br />

nahe Zukunft elektronischer Motorräder <strong>und</strong> e-Racings an,<br />

wie Jake Rønsholt, Managing Director Consumer Business<br />

Unit von Bridgestone Europe erklärte. Bridgestone unterstützt<br />

Sarolá unter anderem im Rennsport <strong>und</strong> hat kürzlich<br />

einen umweltfre<strong>und</strong>lichen Reifen aus nahezu 100% Guayule-<br />

Pflanzenteilen entwickelt.<br />

Photovoltaik-Ballon bringt Strom<br />

Foto: © Xerox<br />

Umweltfre<strong>und</strong>lich waschen mit Nylon<br />

Der britische Hersteller Xerox<br />

hat eine Waschmaschine entwickelt,<br />

die mit Hilfe von Nylon-Kügelchen<br />

bis zu 80% Wasser <strong>und</strong><br />

50% Strom spart. Dabei werden<br />

chemische Effekte genutzt, die<br />

bereits bei 20 Grad Celsius Wassertemperatur ihre volle<br />

Wirkung entfalten. Zielgruppe dieser Maschinen sind derzeit<br />

Hotels, denn hier verbraucht jeder Gast täglich ca. 300 Liter<br />

Wasser, unter anderem durch nur einmalige Handtuchnutzung.<br />

Zugegeben, auf den ersten Blick erscheint es wenig<br />

umweltschonend mit Nylon, einem Plastik, Wäsche zu waschen.<br />

Der Hersteller Xerox gibt jedoch an, dass die Kügelchen<br />

problemlos recycelt <strong>und</strong> beispielsweise in Autoteilen<br />

verbaut werden können. Sie überstehen außerdem mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Waschvorgänge. Allerdings sind je 25 kg Kleidung 50<br />

kg Kügelchen nötig. In Amerika haben bereits die 10 größten<br />

Hotelketten auf die neuen Waschmaschinen umgestellt. Es<br />

wird aber noch etwas dauern, bis auch Privatwaschmaschinen<br />

verfügbar sind.<br />

Foto: © Julie Dautel<br />

Drei Kunststudenten entwickelten das<br />

Konzept für einen Photovoltaik-Ballon,<br />

der Strom in abgelegene Landstriche, wie<br />

beispielsweise Katastrophengebiete, bringen<br />

kann. Mithilfe einer Beschichtung aus<br />

verschiedenen Metallen <strong>und</strong> Materialien,<br />

wandelt er Sonnenlicht in Elektrizität um<br />

<strong>und</strong> speichert es in der Basisstation. Bis<br />

zu 15 Zelte können damit versorgt werden. Neun Liter Wasser<br />

sind nötig, damit der Ballon abheben kann, denn er schwebt<br />

mit Wasserstoff bis zu 50 Meter hoch. Dabei richtet er sich<br />

automatisch auf die Sonne aus. Der Prototyp von „Zephyr“<br />

wurde bereits fünffach ausgezeichnet. Die Gründer suchen<br />

derzeit Investoren, um den Ballon weiterzuentwickelnd <strong>und</strong><br />

so schnell wie möglich in Krisengebieten einsetzen zu können.<br />

Foto: © Süße Hoffnung<br />

„Süße Hoffnung“ für Straßenkinder in Peru<br />

Zwei junge Studenten hatten die pfiffige Idee<br />

soziales Engagement mit einem besonderen<br />

Produkt zu verbinden. Sie vertreiben handgemachte<br />

Pralinen aus fair gehandelter Bioschokolade<br />

für einen guten Zweck. Einzigartig<br />

dabei ist, dass der gesamte Gewinn Projekten<br />

mit Straßenkindern in Peru zu Gute kommt. Die<br />

Studenten arbeiten neben dem Studium alle ehrenamtlich<br />

bei der „Süßen Hoffnung“ <strong>und</strong> haben persönliche Kontakte<br />

zu Herstellern <strong>und</strong> Kakaobauern in Peru. Für Ihr Engagement<br />

<strong>und</strong> das nachhaltige <strong>Wirtschaften</strong>, wurden sie 2<strong>01</strong>4 von der<br />

UNESCO für die Förderung von Bildung <strong>und</strong> nachhaltiger<br />

Entwicklung ausgezeichnet.<br />

8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


UNTERNEHMENSNEWS<br />

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SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

NEUE BILDER<br />

BRAUCHT<br />

DAS LAND<br />

Die Sommer- <strong>und</strong> Herbstbilder von 2<strong>01</strong>5 liegen<br />

hinter uns. Zu Beginn des Jahres 2<strong>01</strong>6 reflektieren<br />

wir noch einmal die Aufnahmen, die uns so<br />

betroffen machten. Sie spiegeln die umfassenden<br />

Veränderungen wider, die auf unsere Gesellschaft<br />

zukommen werden. Es waren Bilder des Chaos,<br />

Leidensbilder, Bilder der Angst <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit<br />

– Bilder aus der Ferne.<br />

Von Elmar Thomassek<br />

Seit Sommer 2<strong>01</strong>5 begleiten uns diese Bilder jetzt aus unmittelbarer<br />

Nähe. Die Mittelmeerregionen waren uns bisher<br />

eher durch heitere Bildkompositionen in Erinnerung geblieben.<br />

Mehr Urlaubs- denn Fluchtszenarios. Irgendwie hatten<br />

wir gehofft, der Winter in unseren Breitengraden würde die<br />

Menschen erst einmal zurückhalten <strong>und</strong> uns damit nicht noch<br />

weitere Bilder der Flucht bescheren. Einige – oder wohl eher<br />

die Mehrheit – von uns sahen sich als Gastgeber, als mitfühlende<br />

<strong>und</strong> hilfreich agierende Deutsche – am Fernseher<br />

sitzend. Oder waren einfach nur fassungslos. Und weder die<br />

Bilder aus der Ferne noch die aus unmittelbarer Nähe wurden<br />

besser. Denn nach den dramatischen Boots-Bildern kamen<br />

die Bilder der Odyssee von der Balkanroute in unser Sichtfeld.<br />

Ein Massen-Spießrutenlauf durch europäische Länder.<br />

Die Vergessenen unserer Gesellschaft<br />

Daneben hatten verdrängte Bildszenen aus Seniorenheimen,<br />

von Hartz IV-Empfängern, die sich in deutschen Landen ebenfalls<br />

oft wie Vertriebene, Vergessene fühlen, noch weniger<br />

Chancen, ins kollektive Bewusstsein zu dringen, als schon<br />

zuvor. Es wäre auch zu viel für unsere emotionale Aufnahmekapazität<br />

gewesen. Doch auch diese Bilder werden wir<br />

in unserem gesellschaftlichen Bildgedächtnis reaktivieren<br />

müssen. Möglicherweise mit Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung der<br />

Neuankömmlinge.<br />

Wahrlich keine Picknick-Szene. Stattdessen: Erschöpfung,<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> Orientierungslosigkeit. Ein schweres Los,<br />

in eine ungewisse Zukunft zu gehen.<br />

Foto: © UNHCR, Igor Pavicevic<br />

10 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

Nach abenteuerlichen Meerespassagen im Schlauchboot, Torturen auf der Balkan-Route, der Via Mala des Jahres 2<strong>01</strong>5, immer noch kein<br />

Ende in Sicht. Zwar angekommen in Deutschland, aber auch hier warten ungeahnte Hürden.<br />

Stille Nacht, heilige Nacht<br />

Wie haben die Weihnachtsbilder ausgesehen? Mit oder ohne<br />

Migranten? Waren wir nur mit unseren Liebsten im Partyzelt<br />

<strong>und</strong> feierten Neujahr wie üblich: Knall, Bumm, Krach, ohne<br />

Rücksicht auf mögliche Zuhörer aus zerbombten Städten,<br />

gerade erst zu uns gekommen? Oder gab es auch Schweigeminuten<br />

zum Jahreswechsel – für die Fassbomben-Geschädigten?<br />

Kam es möglicherweise sogar zu ersten Festen<br />

der <strong>Integration</strong> zum Übergang ins Neue Jahr, in beheizten<br />

Zelten, Hallen, Erstunterkünften, zusammen mit den Neuankömmlingen?<br />

Oder mit den Verdrängten <strong>und</strong> am Rande<br />

der Gesellschaft lebenden alteingesessenen Deutschen?<br />

Zwischen all den neuen Bildern werden wir natürlich auch 2<strong>01</strong>6<br />

wieder die strandenden Boote entdecken, dicht bepackt mit<br />

Hoffnung, Sehnsucht, Wunschvorstellungen <strong>und</strong> Angst. Werden<br />

wir im Laufe des neuen Jahres Bilder des Aufbruchs erleben, aus<br />

denen Mitgefühl, Engagement, gegenseitige Verantwortung auf<br />

uns wirken werden, Bilder einer stillen Revolution?<br />

Wir werden es im Blick behalten <strong>und</strong> dokumentieren.<br />

Die Helfer beim Marathonlauf<br />

Die Bilder der Schilder <strong>und</strong> Pappen mit „Welcome refugees"<br />

aus 2<strong>01</strong>5 sind unvergessen! Es waren bewegende Filmberichte<br />

<strong>und</strong> Schnappschüsse der Hoffnung; gleichermaßen<br />

wichtige Signale für Helfer <strong>und</strong> Neu-Ankommende. Statt Hetze<br />

waren es Bilder des Mutmachens, Momentaufnahmen der<br />

Menschenwürde. Neben den Bildern von taumelnden, zum<br />

Multi-Marathonlauf gezwungenen <strong>und</strong> umher geschubsten<br />

Flüchtlingen wurden auch unermüdliche Helfer <strong>und</strong> Helferinnen<br />

gezeigt. Ohne diese Menschen wäre es zu menschlichen<br />

Katastrophen gekommen. So starten wir ins Neue Jahr mit<br />

einem Potpourri aus alten <strong>und</strong> neuen Bildern, mit medialen<br />

Schnipseln, die sich in unser Gedächtnis gebrannt haben <strong>und</strong><br />

weiter brennen werden. Im besten Sinne motivieren sie uns<br />

zu Engagement, kreativen Veränderungen <strong>und</strong> führen uns auf<br />

neuen gemeinsamen Wegen, mit Weisheit <strong>und</strong> viel Mitgefühl,<br />

in eine neue Epoche deutscher <strong>und</strong> europäischer Geschichte.<br />

Die Regeln des <strong>Integration</strong>s-Spiels<br />

Wenn wir einen sportlichen Vergleich heranziehen wollen, gibt<br />

es einen Arbeitstitel für die große Übung: <strong>Integration</strong>s-Spiel.<br />

Noch sind wir dabei, die gemeinsamen Regeln festzulegen. Es<br />

sollen die Gr<strong>und</strong>regeln des Gr<strong>und</strong>gesetzes sein, zumindest auf<br />

dem heimischen Spielfeld, in Deutschland. Einige einheimische<br />

Spieler <strong>und</strong> Spielerinnen müssen dabei selbst noch ein paar<br />

Theoriest<strong>und</strong>en über das Regelbuch namens Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

nehmen, damit sie, mit diesem internalisierten Regelverständnis<br />

ausgestattet, die neuen Mitspieler auch zum Mitspielen<br />

animieren können. Sonst wird es wohl nicht zu einem guten<br />

Spiel der <strong>Integration</strong> kommen, einem entspannten Hin <strong>und</strong><br />

Her beim sich gegenseitig Integrieren.<br />

Die Voraussetzungen für kommende Bilder mit freudigeren<br />

Szenen werden wir gemeinsam mit den Neuankömmlingen<br />

schaffen müssen; relativ kurzfristig, wenn uns die große Aufgabe<br />

– das viel zitierte Jahrh<strong>und</strong>ert-Projekt – gelingen will.<br />

Warm-up<br />

Parallel hierzu erkennen wir bereits die Anzeichen von noch<br />

größeren Wanderungsbewegungen, die sich möglicherweise<br />

bald, wenn sich die Erdteile noch ein bisschen aneinander<br />

reiben, auf uns zubewegen werden. Mit Plattentektonik <strong>und</strong><br />

Klimaszenarien sowie daraus resultierenden Klimaflüchtlingen<br />

setzen wir uns bitte aber vorerst nur grafisch <strong>und</strong> statistisch<br />

auseinander. Nicht mit Live-Bildern <strong>und</strong> Live-Berichten, die<br />

uns schon wieder mit Ursache <strong>und</strong> Wirkung konfrontieren. Da<br />

schauen wir uns lieber erstmal beeindruckende Animationen<br />

über Klimakatastrophen <strong>und</strong> ihre Auswirkungen an. Bitte jetzt,<br />

Anfang des Jahres, noch keine Bilder von Klimaflüchtlingen!<br />

Ist es aber nicht nur ein Warm-up, ein Wachwerden, was wir<br />

Eine analytische Meditation: Bilder der frühen Nachkriegsjahre<br />

<strong>und</strong> Bilder der letzten Monate. Erkennt man den Unterschied?<br />

Es sind auf den ersten Blick nur verschiedene Farben: deutsche<br />

Flüchtlinge in schwarzen, Neuankömmlinge der Jetztzeit in bunten<br />

Bildern. 17 Millio nen Flüchtende waren es damals <strong>und</strong> eine Million<br />

im letzten Jahr …<br />

Foto: © UNHCR, Mark Henley<br />

Fotos: links v.o.n.u: © der-familienstammbaum.de | rechts v.o.n.u.© UNHCR, Achilleas Zavallis | © UNHCR, Ivor Prickett | © Bwag, CC-BY-SA-4.0<br />

12 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


1 9 4 5 2 0 1 5<br />

TEXT | SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

13


SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

gerade zu leisten haben? Für künftige Szenarien <strong>und</strong> noch<br />

komplexere Bildkompositionen, die uns bevorstehen? Packen<br />

wir´s an! Lasst es uns schaffen!<br />

Von den Bildern, die wir auf uns wirken ließen, die uns emotional<br />

berührt haben, wenden wir uns den Worten, den Begrifflichkeiten<br />

zu. Benennungen für die unmittelbar betroffenen<br />

Menschen der Fluchtszenarien. Es ist der Gr<strong>und</strong>wortschatz,<br />

den man verstanden haben muss, wenn man sich den aktuellen<br />

<strong>und</strong> künftigen Aufgaben der <strong>Integration</strong> widmen möchte.<br />

Wenige Begriffe nur <strong>und</strong> doch so oft missverstanden.<br />

Die älteren Menschen in Deutschland können die Worte<br />

Flüchtling, <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> sofort aus ihrem Langzeitgedächtnis<br />

wachrufen. Die Worte <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />

Bilder. Die baby boomer, zwischen 1955 <strong>und</strong> 1965 in Deutschland<br />

Geborene, hörten diese Begriffe mit etwas Verspätung.<br />

Die Tatorte <strong>und</strong> Ursachen von Flucht waren weit entfernt. Bis<br />

vor kurzem kannten die Kinder der baby boomer Fluchtszenarien,<br />

<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Erfahrungen<br />

meist nur aus den Medien. Die <strong>Integration</strong> der Gastarbeiter<br />

fand auch nie so richtig statt <strong>und</strong> die bisherigen Ankünfte von<br />

Migranten waren bis Anfang 2<strong>01</strong>5 eher von homöopathischer<br />

Natur, gemessen an den Eintreffenden der letzten Monate. Im<br />

Gegensatz zur Nachkriegszeit gehört Deutschland 2<strong>01</strong>6 zu den<br />

wohlhabendsten Ländern der Welt. 17 Millionen Flüchtende<br />

sollen es damals gewesen sein, so genannte Vertriebene,<br />

unreflektiert auch Polaken oder einfach Flüchtlinge genannt.<br />

Die meisten sprachen deutsch <strong>und</strong> hatten ähnlich kulturelle<br />

Hintergründe. Etwas andere Voraussetzungen als heute. Der<br />

Anspruch an alle Beteiligten war damals wie heute der gleiche:<br />

mitfühlende Aufnahme, Teilen einerseits, Teilhabe am<br />

Wiederaufbau <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> andererseits.<br />

ELMAR THOMASSEK<br />

ist Entrepreneur <strong>und</strong> Querdenker. Für <strong>forum</strong> wird er künftig gemeinsam<br />

mit Fritz Lietsch Ideen, Initiativen <strong>und</strong> Projekte zu den<br />

Schwerpunktthemen Energie, Mobilität <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> realisieren.<br />

Wir freuen uns auf die Kommentare, Anregungen, Ideen <strong>und</strong> Initiativen<br />

unserer Leser <strong>und</strong> Leserinnen. Möge es ein gutes Jahr werden.<br />

Kontakt: e.thomassek@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Mama, Papa, was ist eigentlich ein Flüchtling?<br />

Mit folgenden Basisbegriffen sollten wir im Sinne der Klarheit <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage für einen offenen Gesprächsstil in allen<br />

Kontexten der <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> umgehen können – egal, ob wir kritisieren, helfen oder integrieren wollen.<br />

Flüchtling<br />

Die Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person,<br />

die sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit<br />

sie besitzt oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz hat,<br />

<strong>und</strong> die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu<br />

einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen<br />

Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat <strong>und</strong><br />

den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen<br />

dieser Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren kann.<br />

Dies ist eine trockene Beschreibung eines Flüchtlings. Die emotionalen<br />

Erfahrungen, wenn ein Mensch mit diesem Titel bedacht<br />

wird, werden dabei nicht berücksichtigt.<br />

Asyl<br />

Unter der Bezeichnung „Asyl“ versteht man einen Zufluchtsort,<br />

eine Unterkunft, ein Obdach, eine Freistatt bzw. Freistätte oder<br />

eine Notschlafstelle (Nachtasyl); den Schutz vor Gefahr <strong>und</strong> Verfolgung,<br />

die temporäre Aufnahme der Verfolgten.<br />

Der konkrete Umgang mit dem Thema <strong>und</strong> den betroffenen<br />

Menschen wird in Deutschland durch das Asylverfahrensgesetz<br />

geregelt. Am 20. Oktober 2<strong>01</strong>5 hat der B<strong>und</strong>estag mit Zustimmung<br />

des B<strong>und</strong>esrates ein neues Gesetz beschlossen. Unter<br />

dem Namen „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“ werden die<br />

regulatori schen Verfahrensschritte beschrieben.<br />

Dies ist wiederum eine kühle Beschreibung von Verfahrensschritten,<br />

ohne die mitfühlenden Aspekte <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

emotio nalen Empfindungen der Betroffenen abzubilden.<br />

Asylbewerber<br />

Asylbewerber, mit unterschiedlicher Benennung in den europäischen<br />

Ländern, sind Personen, die in einem Land, dessen Staatsangehörigkeit<br />

sie nicht besitzen, Asyl, Aufnahme <strong>und</strong> Schutz vor politischer,<br />

religiöser oder sonstiger Verfolgung suchen. Asylbewerber<br />

sind Menschen mit einem laufenden Asylanerkennungsverfahren.<br />

Sie werden nach erfolgreichem Prüfverfahren als anerkannte Asylbewerber<br />

als Asylberechtigte oder anerkannte Flüchtlinge bezeichnet.<br />

Der Staat, in dem die Asylbewerber um Aufnahme suchen,<br />

prüft in einem Asylverfahren, ob ein Anspruch auf Asyl besteht,<br />

ob es sich bei den Antragstellenden um Flüchtlinge im Sinne der<br />

Genfer Flüchtlingskonvention handelt <strong>und</strong> ob Abschiebungsverbote<br />

wie Gefahren für Leib <strong>und</strong> Leben, Gefahr der Folter, drohende<br />

Todesstrafe oder Ähnliches vorliegen.<br />

Der Begriff „Asylanten“ wird im alltäglichen Sprachgebrauch eher<br />

mit einem abwertenden Beigeschmack verwendet.<br />

Migranten<br />

Migranten sind Menschen, die nicht auf dem Gebiet der heutigen<br />

B<strong>und</strong>esrepublik, sondern im Ausland geboren sind. Sie sind nach<br />

Deutschland zugezogen (Zuwanderer). Sie können je nach Staatsangehörigkeit<br />

Deutsche (z.B. Spätaussiedler) oder Ausländer sein.<br />

Sie gehören zu den Personen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />

Flüchtlinge, Asyl, Asylbewerber <strong>und</strong> Migranten: Begrifflichkeiten,<br />

die seit mehreren Monaten unseren Alltagswortschatz begleiten.<br />

In diesem Sinne subsumiert sich unter dem Begriff Migrant vieles<br />

aus den vorgenannten Begrifflichkeiten.<br />

<strong>Integration</strong><br />

Aus soziologischer Betrachtungsweise bedeutet <strong>Integration</strong> die<br />

Ausbildung einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von<br />

Gruppierungen, die zunächst möglicherweise andere Werthaltungen<br />

vertreten. Es sind Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaften<br />

mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten<br />

Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) <strong>und</strong> teilweise in<br />

Sonder gemeinschaften zusammengefasst (separiert) waren.<br />

<strong>Integration</strong> hebt den Zustand der Exklusion <strong>und</strong> der Separation auf.<br />

<strong>Integration</strong> beschreibt einen dynamischen, lange andauernden<br />

<strong>und</strong> sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens <strong>und</strong> Zusammenwachsens.<br />

Gegenbegriff hierzu ist Desintegration.<br />

14 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Die<br />

INTEGRATION<br />

MUSS FRÜH<br />

BEGINNEN<br />

Die <strong>Integration</strong> der Flüchtlinge, die in sehr großer<br />

Zahl zu uns kommen, ist die größte Aufgabe,<br />

vor der Deutschland seit der Wiedervereinigung<br />

steht. Möglicherweise ist sie sogar die größte<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Foto: © David Ausserhofer<br />

Ein Kommentar von Frau Prof. Dr. Christine Langenfeld<br />

Deutschland wird sich in den nächsten Jahren verändern,<br />

schneller als noch vor kurzem gedacht. Vielen machen diese<br />

Veränderungen Angst. Doch Angst ist selten ein guter Ratgeber.<br />

Gefragt sind Realitätssinn <strong>und</strong> Zuversicht, aber auch<br />

Entschlossenheit, die jetzige <strong>Herausforderung</strong> zu meistern.<br />

Quo vadis <strong>Integration</strong>spolitik, angesichts der aktuellen<br />

Flüchtlingszuwanderung? Meine Antwort auf diese Frage<br />

möchte ich in sechs Forderungen wiedergeben:<br />

Forderung 1:<br />

Flüchtlinge, die bleiben, müssen frühzeitig <strong>und</strong> nachhaltig<br />

integriert werden!<br />

Wenn Menschen voraussichtlich über einen langen Zeitraum<br />

oder gar dauerhaft in Deutschland bleiben werden, müssen<br />

sie in der Lage sein, für sich selbst <strong>und</strong> ihre Familien zu sorgen.<br />

Dies liegt nicht nur im Interesse der Flüchtlinge, sondern<br />

auch im Interesse des Gemeinwesens. Der deutsche Sozialstaat<br />

ist hierauf in besonderer Weise angewiesen, um eine<br />

übermäßige Beanspruchung der Sozialkassen zu vermeiden.<br />

Den Fokus auf eine frühe <strong>Integration</strong> zu legen, die vom<br />

Staat mit hohem Einsatz gefördert wird, bedeutet einen<br />

Paradigmenwechsel der deutschen Politik. Erinnern wir<br />

uns an die „Gastarbeiterzuwanderung“ in den 1950er- <strong>und</strong><br />

1960er-Jahren: Damals ging man über viele Jahre davon aus,<br />

dass der Aufenthalt in Deutschland begrenzt sein würde. In<br />

diesem Sinne wurde der Erhalt der so genannten Rückkehrbereitschaft<br />

gefördert, nicht aber eine nachhaltige <strong>Integration</strong><br />

in die deutsche Gesellschaft. Eine Fehleinschätzung<br />

mit dramatischen Folgen. Erst in den 1990er-Jahren wuchs<br />

die Erkenntnis, dass die Förderung <strong>und</strong> Forderung von<br />

<strong>Integration</strong> das Gebot der St<strong>und</strong>e ist. Diese Fehler möchte<br />

die Politik nicht wiederholen.<br />

Und sie tut recht daran. Denn aus heutiger Sicht ist kaum<br />

absehbar, wann die Kriege in Syrien <strong>und</strong> im Irak enden werden<br />

<strong>und</strong> wann eine nachhaltige Befriedung gewährleistet<br />

sein wird, die eine Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Herkunftsländer<br />

möglich macht. Viele, gerade wohlsituierte<br />

Familien aus Syrien haben ihr Haus <strong>und</strong> Land verkauft, um<br />

die Flucht für alle zu finanzieren – was eine Rückkehr umso<br />

unwahrscheinlicher macht. Dementsprechend sind Politik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft, aber auch die Zivilgesellschaft aufgefordert,<br />

die Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Flüchtlinge in<br />

Deutschland heimisch werden können.<br />

Forderung 2:<br />

Wir müssen erkennen: <strong>Integration</strong> bedeutet gleichberechtigte<br />

Teilhabe <strong>und</strong> verändert uns alle.<br />

Wer Platz nehmen soll, dem muss Platz gemacht werden.<br />

In der politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Praxis hat sich ein<br />

partizipationsorientierter <strong>Integration</strong>sbegriff durchgesetzt:<br />

Danach bedeutet <strong>Integration</strong> die möglichst chancengleiche<br />

Partizipation an den zentralen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens, an Bildung, Arbeit, sozialer Wohlfahrt <strong>und</strong><br />

Politik. Auf dem Weg zu diesem Ziel verändern sich alle Teile<br />

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15


SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

der Einwanderungsgesellschaft – die Einwanderer ebenso<br />

wie die Mehrheitsbevölkerung. Sicher erfordert dieser Prozess<br />

von den neu Hinzugekommenen ein größeres Maß an<br />

Anpassung, wie das Erlernen der Landessprache oder das<br />

Erwerben entsprechender Schul- <strong>und</strong> Berufsabschlüsse. Das<br />

Gemeinwesen darf erwarten, dass die Flüchtlinge sich im<br />

Rahmen ihrer Fähigkeiten in diese Gesellschaft einbringen.<br />

Die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale <strong>Integration</strong> einer so großen<br />

Zahl von Menschen wird allerdings kein Selbstläufer werden,<br />

weder für die Flüchtlinge noch für das Gemeinwesen insgesamt.<br />

Und sie erfordert Zeit, viel Zeit.<br />

Die Voraussetzungen sind freilich so günstig wie selten. Der<br />

deutsche Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die Wirtschaftslage erweisen sich<br />

als überaus robust. Mancherorts ist bereits ein Fachkräftemangel<br />

spürbar; Ausbildungsstellen können nicht besetzt<br />

werden. Hier liegen große Chancen. Andererseits kommen<br />

die Flüchtlinge aus Ländern, deren Kultur sich erheblich<br />

von der in Deutschland unterscheidet. Ganz überwiegend<br />

wird es auch an deutschen Sprachkenntnissen fehlen. Und<br />

schließlich wissen wir noch wenig über die Qualifikationen<br />

der Flüchtlinge. Die wenigen vorhandenen Studien zur<br />

Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen zeigen, dass eine<br />

erfolgreiche Beteiligung am Arbeitsmarkt nicht von heute<br />

auf morgen gelingt. Die Politik muss die Bevölkerung darauf<br />

einstimmen, dass die Investition in die Ausbildung <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

der Flüchtlinge eine Investition in die Zukunft ist, die<br />

sich wohl über eine Generation erstrecken wird, aber dann<br />

den erhofften Ertrag bringen kann.<br />

Forderung 3:<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Weiterbildung müssen an erster Stelle<br />

stehen!<br />

Flüchtlinge, gerade solche, die noch jung sind, müssen angehalten<br />

werden, sich weiterzuqualifizieren <strong>und</strong> gut Deutsch<br />

zu lernen. Ein früher Einstieg in den Arbeitsmarkt, etwa über<br />

eine gering qualifizierte Tätigkeit, mag zunächst verführerisch<br />

sein. Aber mittel- <strong>und</strong> langfristig wird er vielleicht zur<br />

Sackgasse <strong>und</strong> erhöht die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu<br />

werden. Es muss also heißen: Qualifikation <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

an erster Stelle. Ich stelle mir vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

öfter die Frage, ob die Forderung – von der Wirtschaft, aber<br />

auch von Flüchtlingsorganisationen –, den Arbeitsmarkt für<br />

Flüchtlinge noch früher im Verfahren zu öffnen als bislang<br />

schon, hier nicht kontraproduktiv wirkt. In der ersten Zeit des<br />

Aufenthalts muss der Fokus darauf liegen, Sprachkenntnisse<br />

<strong>und</strong> berufliche Qualifikationen zu erwerben, die am Arbeitsmarkt<br />

nachgefragt sind. Sind solche Qualifikationen vorhanden,<br />

ist allerdings so schnell wie möglich die Aufnahme einer<br />

Beschäftigung anzustreben.<br />

Forderung 4:<br />

Wir brauchen <strong>Integration</strong>sstandards! Wir brauchen aber<br />

auch Flexibilität!<br />

Die Feststellung <strong>und</strong> Anerkennung der beruflichen Qualifikationen<br />

der Flüchtlinge stellt die deutschen Behörden vor<br />

erhebliche <strong>Herausforderung</strong>en. Entsprechende Dokumente<br />

können nach der Flucht oft nicht mehr vorgelegt werden.<br />

Zugleich fehlt es an Kenntnissen über die Bildungssysteme in<br />

den Herkunftsländern. Was besagt dort ein mittlerer Schulabschluss?<br />

Gibt es ein ausgebautes berufliches Bildungssystem<br />

oder setzt man überwiegend auf berufliche Erfahrung? All<br />

dies erschwert die Feststellung der vorhandenen Qualifikationen<br />

erheblich. Hier muss auf Befragungen, Praktika <strong>und</strong><br />

andere Möglichkeiten zurückgegriffen werden. An dieser<br />

Stelle ist also eine neue Flexibilität gefragt. Sie darf allerdings<br />

nicht so weit gehen, dass die Qualitätsstandards auf Dauer<br />

sinken. Dies gilt insbesondere für die berufliche Aus- <strong>und</strong><br />

Fortbildung, aber auch für das Hochschulstudium.<br />

Forderung 5:<br />

<strong>Integration</strong> von Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe.<br />

Die <strong>Integration</strong> von Flüchtlingen wird nur gelingen, wenn<br />

sie als ein gesamtgesellschaftliches Projekt verstanden <strong>und</strong><br />

der Bevölkerung vermittelt wird, dass dafür ein langer Atem<br />

notwendig ist. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür,<br />

dass Flüchtlinge einheimische Arbeitskräfte verdrängen.<br />

Etwaige Effekte, insbesondere für heimische Arbeitnehmer<br />

mit niedriger Qualifikation, sind allenfalls gering <strong>und</strong> nur<br />

vorübergehender Natur. Besser qualifizierte Beschäftigte<br />

profitieren sogar von der Zuwanderung. Dennoch hält sich<br />

in der Bevölkerung hartnäckig die Angst vor neuen Verteilungskämpfen.<br />

Dem müssen Politik <strong>und</strong> Wirtschaft mit<br />

Nachdruck entgegenwirken. Insbesondere Debatten über<br />

den Mindestlohn sollten daher mit großer Vorsicht geführt<br />

werden, sonst entsteht der Eindruck in der Bevölkerung, dass<br />

soziale Errungenschaften im Angesicht des Flüchtlingszuzugs<br />

kurzerhand über Bord geworfen werden.<br />

Alle Bemühungen um den Erhalt dieser Akzeptanz drohen<br />

allerdings ohnehin zu verpuffen, wenn es nicht gelingt, wieder<br />

die Kontrolle über die Flüchtlingszuwanderung zu gewinnen.<br />

Das heißt auch, möglichst rasch zu einer wirksamen Steuerung<br />

<strong>und</strong> Begrenzung des Zuzugs zu kommen. Viele der Flüchtlinge<br />

haben Familienmitglieder im Herkunftsland zurückgelassen,<br />

die im Laufe des nächsten Jahres über den Familiennachzug<br />

ebenfalls nach Deutschland streben werden. Noch sind<br />

Offenheit <strong>und</strong> Willkommenskultur in der Bevölkerung groß,<br />

aber auch bei den Wohlmeinenden wächst die Sorge, dass<br />

Deutschland trotz seiner wirtschaftlichen Stärke mit einer<br />

so großen Zahl von Flüchtlingen nicht zurechtkommen wird.<br />

Und in der Tat stoßen Unterbringung <strong>und</strong> Versorgung von so<br />

vielen Menschen sowie ihre <strong>Integration</strong> an faktische Grenzen.<br />

Forderung 6:<br />

Wir brauchen eine gemeinsame Wertebasis <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Dialog.<br />

Wir müssen uns wegen der zunehmenden gesellschaftlichen<br />

Diversität auf gemeinsame Werte <strong>und</strong> Normen verständigen,<br />

die in der Verfassung unseres Landes verankert sind <strong>und</strong> zu<br />

denen sich alle gleichermaßen bekennen. Was diese gemein-<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

same Basis im Konkreten ist <strong>und</strong> wo im Einzelfall die Grenzen<br />

der Toleranz liegen, das bewegt die Menschen sehr, ob Einwanderer<br />

oder nicht. Hier ist die offene Bürgergesellschaft<br />

mit ihrer Kraft zum Dialog, auch zum streitbaren Dialog,<br />

gefragt. Es geht darum, sicherzustellen, dass die Menschen<br />

untereinander kommunikationsfähig <strong>und</strong> willig bleiben,<br />

dass es ihnen trotz aller Unterschiede möglich ist, Politik<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Einmal mehr<br />

kommt es hier darauf an, dass sich die Menschen über eine<br />

allen gemeinsame Sprache verständigen können. Sprache<br />

öffnet Türen. Es ist wichtig, dass man sich zugehörig fühlt,<br />

auch emotional. Nur dann entstehen über alle Unterschiede<br />

hinweg Zusammenhalt <strong>und</strong> Gemeinsamkeit.<br />

Wo können die Flüchtlinge dies lernen <strong>und</strong> erfahren? Ein Ort<br />

dafür sind die <strong>Integration</strong>skurse. Von insgesamt 660 St<strong>und</strong>en<br />

sind allerdings nur 60 St<strong>und</strong>en für den so genannten Orientierungsteil<br />

vorgesehen, in dem neben Alltagswissen „Kenntnisse<br />

der Rechtsordnung, der Kultur <strong>und</strong> der Geschichte<br />

Deutschlands, insbesondere auch die Werte des demokratischen<br />

Staatswesens der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong><br />

der Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung,<br />

Toleranz <strong>und</strong> Religionsfreiheit“ vermittelt werden sollen. Ich<br />

denke, der Aspekt der politischen Bildung <strong>und</strong> der Werteerziehung<br />

muss sehr viel stärker in den Vordergr<strong>und</strong> rücken.<br />

Wie überhaupt die politische Bildung, Demokratie- <strong>und</strong><br />

Werteerziehung in den Schulen forciert werden müssen, für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />

Damit diese Schüler lernen, was wir alle brauchen: den Mut<br />

<strong>und</strong> die Offenheit, im kritischen Dialog über Auffassungen zu<br />

streiten <strong>und</strong> dabei jeweils auch sich selbst zu hinterfragen.<br />

Ich bin davon überzeugt: Deutschland kann das bewältigen!<br />

Der Gastkommentar von Prof. Dr. Christine Langenfeld basiert<br />

auf ihrer Rede anlässlich der gemeinsamen Konferenz des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums des Inneren <strong>und</strong> des Sachverständigenrats<br />

deutscher Stiftungen für <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong> zum<br />

Thema „Fachkräftezuwanderung <strong>und</strong> Flüchtlinge – Geht das<br />

zusammen?“ am 5. November 2<strong>01</strong>5. Der Beitrag ist beim<br />

Mediendienst <strong>Integration</strong> erschienen.<br />

www.mediendienst-integration.de<br />

PROF. DR. CHRISTINE LANGENFELD<br />

ist Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für<br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong> (SVR). Die Verfassungs- <strong>und</strong> Europarechts-Expertin<br />

war von 1991 bis 1997 am Max-Planck-Institut für<br />

ausländisches Öffentliches Recht <strong>und</strong> Völkerrecht in Heidelberg tätig.<br />

Seit 2000 hat sie einen Lehrstuhl an der Universität Göttingen inne<br />

<strong>und</strong> ist Direktorin des Instituts für Öffentliches Recht.<br />

Rolf Kreibich, Fritz Lietsch (Hrsg.)<br />

Die Zukunft<br />

selbst in die Hand nehmen<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert – inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

Albert Einstein sagte „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich<br />

die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“<br />

Getreu diesem Motto hat Robert Jungk, dem dieses Buch gewidmet<br />

ist, mehrere Generationen <strong>und</strong> unzählige Pioniere entscheidend<br />

inspiriert. Er <strong>und</strong> seine Wegbegleiter haben in vielen Bereichen dazu<br />

beigetragen, dass wir heute so leben können, wie sie es damals<br />

initiiert haben. Vom Ausstieg aus der Atomenergie über Biolandwirtschaft,<br />

Solarenergie bis zu Partizipation, nachhaltiger Entwicklung<br />

<strong>und</strong> demokratischer Gestaltung. Geist <strong>und</strong> Ideen Jungks sind<br />

heute aktueller als je zuvor.<br />

Nie zuvor hatten wir so viele Möglichkeiten, „Zukünfte“ zu gestalten.<br />

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Mit Beiträgen u.a. von Franz Alt; Maximilian Gege; Mathias Greffrath; Bärbel Höhn;<br />

Peter Stephan Jungk; Rolf Kreibich; Fritz Lietsch; Horst W. Opaschowski; Franz<br />

Josef Radermacher; Ortwin Renn; Angelica Schwall-Düren; Ernst-Ulrich von<br />

Weizsäcker; Sarah Wiener; Ulrike von Wiesenau<br />

Zukunft gewinnen!<br />

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inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

1. Auflage, Altop-Verlag 2<strong>01</strong>5, 260 Seiten,<br />

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17


Interview<br />

KRISE UND CHANCE<br />

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich bereit zur <strong>Integration</strong> von Migranten. Doch dazu müssen mutige Entscheidungen<br />

her. <strong>forum</strong>-Redakteur Elmar Thomassek erhielt dazu sehr offene <strong>und</strong> nicht immer populäre<br />

Vorschläge im Gespräch mit Dr. Yorck Otto, Präsident der Union Mittelständischer Unternehmen.<br />

<strong>forum</strong>-Interview mit Dr. Yorck Otto<br />

Herr Dr. Otto, Sie hielten am 16. November 2<strong>01</strong>5 eine Rede<br />

zum Thema <strong>Integration</strong> von Migranten als Chance für<br />

Deutschland. Wenige Tage zuvor, am 13. 11. 2<strong>01</strong>5, ereigneten<br />

sich die brutalen Attentate in Paris. War es schwierig<br />

für Sie vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Ereignisse?<br />

Natürlich waren diese Ereignisse fürchterlich. Aber gerade die<br />

Attentate in Paris, die Aktivitäten von Isis auf der einen Seite<br />

<strong>und</strong> unsere Bemühungen, die davor fliehenden Menschen<br />

in unserer Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft zu integrieren, auf der<br />

anderen Seite, verlangen Mut, Offenheit <strong>und</strong> Engagement.<br />

Angst ist nie ein guter Ratgeber. Sie reduziert die Eigenverantwortung,<br />

die ja auch ein besonderes Merkmal von Mittelständischen<br />

Unternehmen ist. Mit meinen Ausführungen<br />

wollte ich Mut machen.<br />

Wie beurteilen Sie den jetzigen Status der Krisenbewältigung?<br />

Die Wucht <strong>und</strong> die Komplexität der Ereignisse sind so groß,<br />

dass in Szenarien gedacht werden muss. Es konnte nicht ohne<br />

Konsequenzen bleiben, wenn Diktatoren weggebombt <strong>und</strong><br />

danach ihre Völker ihrem Schicksal überlassen werden. Es<br />

kann nicht ohne Konsequenzen bleiben, wenn in den Flüchtlingslagern<br />

in Syrien, Jordanien, der Türkei oder anderswo<br />

die Versorgung durch das UN-Hilfswerk einfach halbiert wird.<br />

Jeder von uns, der Kinder hat, hätte das gleiche getan <strong>und</strong><br />

lieber die 50%-Chance einer Meeresüberquerung gewagt, als<br />

vor Ort im Bombenhagel auf Hilfe zu hoffen. Die Probleme<br />

waren zu erwarten.<br />

Wer deshalb jetzt an Separieren innerhalb der EU <strong>und</strong> an<br />

Grenzzäune denkt, sollte auf Soldatenfriedhöfe gehen <strong>und</strong><br />

nachdenken. Denn jeder Krisenherd auf dieser Welt geht uns<br />

alle gemeinschaftlich an. Wir müssen als Erstes die Einigkeit<br />

Europas stärken. Die EU ist kein Wunschkonzert, in dem<br />

alle nur die angenehmsten „Lieder“ für sich heraussuchen<br />

können. Als Präsident eines großen Mittelstandsverbandes<br />

muss ich hier tief im Thema <strong>und</strong> auch im Dialog mit vielen<br />

Menschen sein.<br />

Welche <strong>Herausforderung</strong>en kommen auf Deutschland zu?<br />

Wir wissen alle, dass Deutschland dramatisch überaltert <strong>und</strong><br />

die sozialen Sicherungssysteme jetzt schon aus den Fugen<br />

geraten. Mindestens 10 Milliarden Euro müssen künftig<br />

jedes Jahr von staatlicher Seite aufgewendet werden. Auch<br />

die großen Industrieunternehmen schlittern durch die<br />

immensen Zusagen bei Firmenpensionen auf ein enormes<br />

Problem zu. Die kürzlich bekanntgewordenen Forderungen<br />

der Lufthansa-Mitarbeiter zeigen dies überdeutlich. Schon in<br />

den nächsten zehn Jahren wird die Zahl der Erwerbstätigen<br />

Fotos v.l.n.r.: © Dr. Yorck Otto | © Boris Roessler | © Jochen Eckel<br />

18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

Statt Langeweile <strong>und</strong> viel zu langem Warten, führt gemeinsames Brötchenbacken <strong>und</strong> Beschäftigung zu wirkungsvoller <strong>Integration</strong>.<br />

um r<strong>und</strong> 4,5 bis 5,5 Millionen schrumpfen. Nach VDI-Angaben<br />

müssen allein bis ins Jahr 2040 710.000 Ingenieure altershalber<br />

ersetzt werden. Das sind 42 Prozent des aktuellen<br />

Bestandes. 400.000 Ausbildungsplätze konnten in diesem<br />

Jahr nicht besetzt werden. Die Arbeitslosenquote ist auf den<br />

niedrigen Stand von circa 2,63 Millionen gesunken.<br />

Was bedeutet das konkret für die <strong>Integration</strong> der Migranten<br />

in Deutschland?<br />

Bei einer solch alternden Bevölkerung <strong>und</strong> mangelnder Ausbildungsbesetzung<br />

kann Deutschland sein Wohlstandsniveau<br />

nur dann aufrechterhalten, wenn die Wirtschaft längerfristig<br />

um mehr als zwei Prozent wächst. Sonst sind dramatische<br />

Einschnitte in den sozialen Systemen unvermeidbar. Mehr<br />

noch: Es wird so sein, dass bei einem sinkenden Arbeitskräfteangebot<br />

auch die Investitionen <strong>und</strong> die Kapitalausstattung<br />

der Volkswirtschaft sinken werden. Deutschland würde an<br />

Stärke, Innovationskraft <strong>und</strong> weltpolitischer Bedeutung dramatisch<br />

verlieren! Jeder zweite Flüchtling ist unter 25 Jahre<br />

alt. Ein ideales Alter also für Arbeitsleistung <strong>und</strong> Ausbildung.<br />

Es bleiben 42 Jahre für die Einzahlung in die Rentenkassen.<br />

Daher: Flüchtlinge sind zunächst eine enorme finanzielle<br />

Belastung. Mit Sicherheit! Aber entgegen mancher Vorurteile<br />

werden sie niemandem seine Arbeit wegnehmen.<br />

Wie schätzen Sie die Rolle des deutschen Mittelstandes bei<br />

dieser Jahrh<strong>und</strong>ertaufgabe ein?<br />

Ich möchte noch einmal auf ein paar Zahlen zurückkommen,<br />

ehe ich auf Ihre Frage eingehe. Der deutsche Mittelstand<br />

stellt 99,5 Prozent aller Unternehmen Deutschlands dar <strong>und</strong><br />

beschäftigt 38,5 Millionen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />

Wenn also jemand die Flüchtlinge, die Arbeit suchen, in<br />

eigenverantwortliche Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung führen kann,<br />

dann ist es der deutsche Mittelstand.<br />

Sehen Sie auch Hindernisse auf dem Weg der <strong>Integration</strong>?<br />

Nicht alle sind gewillt, dem Statement der Kanzlerin zu<br />

folgen: „Wir schaffen das“.<br />

Ich habe im Moment mehr Sorge über die Anhänger derer,<br />

die in vielen Städten das „Spiel“ Wer hat Angst vor dem<br />

schwarzen Mann spielen wollen <strong>und</strong> danach Asylheime<br />

anzünden, aus Angst vor dem Vater, der seine vierjährige<br />

Tochter im Mittelmeer verloren hat <strong>und</strong> sie noch nicht mal<br />

auf Lesbos beerdigen konnte. Aber: Jede Ordnung zerstört<br />

sich selbst, wenn es keine klaren Regeln gibt. Die lückenlose<br />

Erfassung aller Zuwanderer ist daher ebenso zwingend wie<br />

die Information über unsere Werte.<br />

Der Philosoph Karl Popper schrieb einmal über die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> die wirtschaftliche Stärke einer offenen Gesellschaft:<br />

„Wenn wir Menschen bleiben wollen, dann gibt es nur einen<br />

Weg, den Weg in die offene Gesellschaft. Wir müssen ins<br />

Unbekannte, ins Ungewisse, ins Unsichere weiterschreiten!“<br />

Das ist für uns Mittelständler ja bekannte Praxis. Wir sollten<br />

hier auch die alte chinesische Weisheit heranziehen,<br />

die das gleiche Schriftzeichen für Krise <strong>und</strong> Chance hat.<br />

Deutschland ist in einer guten Position <strong>und</strong> langfristig nicht<br />

zuletzt aufgr<strong>und</strong> der demografischen Veränderungen in der<br />

Verpflichtung, jetzt zu investieren, jetzt zu handeln, jetzt mit<br />

Mut Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong> dabei das Europa der<br />

offenen Gesellschaft nicht aus dem Blick zu verlieren. Für<br />

unser Wohl <strong>und</strong> auch das Wohl der Menschen, die bei uns<br />

Schutz <strong>und</strong> eine Zukunft suchen.<br />

Herzlichen Dank für dieses Gespräch <strong>und</strong> die offenen Worte.<br />

DR. YORCK OTTO<br />

ist Präsident der Union Mittelständischer Unternehmen UMU <strong>und</strong><br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> geschäftsführender Inhaber der Dr. Yorck Otto<br />

Gruppe in München.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

19


SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

Die Grafik IREUS zeigt die globalen Risiko-Hotspots <strong>und</strong> damit mögliche Fluchtbewegungen.<br />

Sie basiert auf: PREVIEW Global Risk Data Platform, CreSIS, CIESIN <strong>und</strong> globalen Datenbanken. www.WeltRisikoBericht.de<br />

20 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

21


WILLKOMMENSKULTUR<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

Entwicklung <strong>und</strong> <strong>Herausforderung</strong>en<br />

In der Bevölkerung wächst das Bewusstsein dafür, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, die<br />

Offen heit gegenüber Einwanderern nimmt zu. Aber das Land bleibt mit Blick auf Zuwanderung gespalten.<br />

Vor allem der Osten ist skeptisch. <strong>forum</strong> präsentiert die Ergebnisse der Bertelsmannstudie Willkommenskultur<br />

in Deutschland von 2<strong>01</strong>5<br />

Von TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

Willkommenskultur wird positiver gesehen<br />

Die Willkommenskultur in Deutschland wird 2<strong>01</strong>5 von der<br />

Bevölkerung positiver gesehen als noch vor wenigen Jahren.<br />

Das zeigt der Vergleich der aktuellen repräsentativen TNS<br />

Emnid- Bevölkerungsumfrage mit jener, die die Bertelsmann<br />

Stiftung im Dezember 2<strong>01</strong>2 in Auftrag gegeben hatte. Sechs<br />

von zehn Befragten sagen, Einwanderer werden vor Ort<br />

fre<strong>und</strong>lich empfangen. 2<strong>01</strong>2 meinten das nur 49 Prozent<br />

der in Deutschland lebenden Menschen <strong>und</strong> stellten damit<br />

der Willkommenskultur im Land ein eher schlechtes Zeugnis<br />

aus. In ihrer Wahrnehmung wächst demnach eine Kultur des<br />

Willkommens im Land. Auch bei der Frage, inwieweit staatliche<br />

Stellen in den Kommunen Einwanderer willkommen<br />

heißen, deutet sich eine positive Entwicklung an. Waren 2<strong>01</strong>2<br />

noch zwei von drei Befragten dieser Ansicht, sagen das 2<strong>01</strong>5<br />

annähernd drei von vier Befragten.<br />

Einwanderungsland Deutschland gewinnt an Reife<br />

Einwanderer sehen sich mit gestiegenen Erwartungshaltungen<br />

von Seiten der Bevölkerung konfrontiert. Zugleich steigen<br />

aber auch die Ansprüche an die eigene Willkommenskultur<br />

<strong>und</strong> in der Folge die Bereitschaft, Einwanderer mit gezielten<br />

Hilfestellungen zu unterstützen – in dieser Kombination Ausdruck<br />

dafür, dass Deutschland ein reiferes Einwanderungsland<br />

geworden ist. So sagen einerseits nahezu alle Befragten,<br />

dass sich Einwanderer um ein gutes Zusammenleben mit<br />

Foto: © Takver<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

Deutschen bemühen sollten. Drei von vier erwarten von Einwanderern,<br />

sich an die deutsche Kultur anzupassen. Andererseits<br />

wünschen sich aber auch 80 Prozent, dass Einwanderer<br />

mehr von ihrer eigenen Kultur vermitteln. Zudem sprechen<br />

sich wachsende Anteile in der Bevölkerung für spezielle<br />

Hilfen für Einwanderer beim Arbeitsamt aus. Drei von vier<br />

Befragten sehen Handlungsbedarf bei der Anerkennung im<br />

Ausland erworbener Schul- <strong>und</strong> Berufsabschlüsse. 62 Prozent<br />

befürworten, dass dauerhafter Aufenthalt ermöglicht werden<br />

sollte. Eine Mehrheit spricht sich überdies für die erleichterte<br />

Einbürgerung in Deutschland sowie für Gesetzesinitiativen<br />

aus, die die Benachteiligung von Einwanderern bekämpfen.<br />

Die Bevölkerung bleibt hin- <strong>und</strong> hergerissen<br />

Trotz der Fortschritte schwankt die Bevölkerung weiterhin in<br />

der Frage, ob Zuwanderung die Gesellschaft bereichert oder<br />

ihr eher schadet. Zwar sehen Mehrheiten klare Vorteile: für<br />

die Ansiedlung internationaler Firmen, für ein interessanteres<br />

Leben in Deutschland <strong>und</strong> für die demographische<br />

Entwicklung. Andererseits verbinden deutliche <strong>und</strong> im Vergleich<br />

zu 2<strong>01</strong>2 stabile Mehrheiten Einwanderung weiterhin<br />

mit Problemen, zum Beispiel in Schulen oder mit Blick auf<br />

vermeintliche Belastungen des Sozialstaats. Zwei von drei Befragten<br />

sehen generell Konfliktpotenzial mit Einheimischen.<br />

In Ostdeutschland wächst die Skepsis<br />

Ob Schulprobleme, vermeintliche Belastung des Sozialstaats<br />

oder Konfliktpotenzial: Die Skepsis gegenüber Einwanderern<br />

ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern ausgeprägter als in den alten.<br />

Während in Westdeutschland lediglich ein Drittel der Befragten<br />

glaubt, Einwanderer seien nicht willkommen, glaubt das<br />

im Osten fast jeder Zweite. Der Vergleich zu 2<strong>01</strong>2 zeigt, dass<br />

die Einstellungen punktuell auseinanderdriften <strong>und</strong> offenbart<br />

somit mit Blick auf Einwanderer stärker gegenläufige gesellschaftliche<br />

Tiefenströmungen in Ost <strong>und</strong> West – <strong>und</strong> das vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong>, dass in Ostdeutschland kaum Menschen<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> leben.<br />

In Deutschland werden die Effekte des demographischen<br />

Wandels unterschätzt<br />

In Deutschland existiert zwar ein Bewusstsein für die Effekte<br />

des demographischen Wandels. Gleichwohl werden seine<br />

Auswirkungen unterschätzt. So glaubt mehr als jeder Vierte,<br />

Deutschland werde in den nächsten Jahrzehnten ohne Zuwanderung<br />

gar nicht oder kaum schrumpfen. Demgegenüber<br />

prognostiziert das Statistische B<strong>und</strong>esamt bis 2060 ohne<br />

Einwanderer einen Bevölkerungsrückgang um über 20 Millionen<br />

Menschen. Entsprechend uneinig sind die Befragten<br />

darüber, mit welchen Strategien eine älter werdende Gesellschaft<br />

einem drohenden Fachkräftemangel begegnen soll.<br />

34 Prozent meinen, Deutschland solle mehr Fachkräfte aus<br />

dem Ausland holen. Jeder fünfte Befragte ist hingegen der<br />

Ansicht, es gebe gar keinen Mangel an Fachkräften.<br />

(Quelle: TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5)<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

Der lange <strong>und</strong> mühsame Weg zur Anerkennung<br />

Ohne Dolmetscher <strong>und</strong> geschulte Kenner der Bürokratiemaschine<br />

haben MigrantInnen ohne Sprachkenntnisse wirklich<br />

keine Chance in strukturierter Form seinen ersten Verpflichtungen<br />

nachzukommen.<br />

Nach langer Odyssee müssen sie sich zuerst einmal mit<br />

beengten Wohnbedingungen vertraut machen, um dann<br />

die einzelnen Prozesse für eine Anerkennung <strong>und</strong> das<br />

Bleiberecht zu erhalten. Es dauert es sehr oft Monate,<br />

manchmal mehrere Jahre, bis echte Ruhe für die Asyl suchenden<br />

Menschen eintritt. Es sind vor allem die Familien<br />

mit Kindern, die darunter leiden. Wer von uns könnte da<br />

nur einen Monat in diesem Dauerstress leben, ohne Depressionen<br />

zu bekommen.<br />

Im Folgenden zeigen wir einen Ausschnitt der Anmelde-Prozesse<br />

in verschiedenen Charts. Es sind Landkarten der Orientierung<br />

<strong>und</strong> zugleich oft Wegführung von vorgezeichneten<br />

Frustrationen.<br />

Irgendwie wirken Grafiken so rational, so eindeutig, gut choreographiert.<br />

Folgt man den vorgezeichneten Wegen, sind<br />

es die Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen auf diesen Pflicht-Pfaden<br />

meist nicht.<br />

Den Kopf nicht in den Sand stecken<br />

Wir wagen einen gewagten Blick in die Zukunft. Die Flüchtlinge<br />

sind im Land. Wir müssen die Situation unter verschiedenen<br />

Gesichtspunkten betrachten, analysieren, langfristig<br />

durchdenken <strong>und</strong> jetzt anpacken <strong>und</strong> handeln.<br />

Bisher haben wir beispielhaft Fluchtszenarien <strong>und</strong> deren<br />

Ursachen abgebildet. Die Auswirkungen haben uns 2<strong>01</strong>5<br />

besonders getroffen. Deutschland muss sich nun mit dem<br />

Thema Flucht, <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> auseinandersetzen.<br />

Wir werden qualifiziert mit der Ursachenforschung<br />

der Ereignisse umgehen müssen; auf hohem Niveau, wie<br />

wir dies beim Aufbau unserer Wirtschaftskraft nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg getan haben. Mit Eigenschaften, die<br />

weltweit noch immer respektiert werden. Dazu werden<br />

alle Gesellschaftsschichten ihren Anteil beitragen müssen.<br />

Vor allem die Wirtschaft, Schulen, Wohlfahrtsverbände, um<br />

nur einige zu nennen.<br />

Wenn wir noch etwas mehr Weitsicht wagen, könnten die<br />

augenblicklichen Ereignisse, die ja nur für uns in Deutschland<br />

so neu erscheinen, eine gute Übung <strong>und</strong> Vorbereitung für<br />

künftige Szenarien werden. In diesem Sinne nutzen wir die<br />

jetzt gestellten Aufgaben der <strong>Integration</strong> als Vorbereitung,<br />

als warm up“, als Lab für künftige Ereignisse, die noch<br />

mehr Flucht-, <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sszenarien mit<br />

sich bringen könnten. Spätestens dann wird auch Europa<br />

gefordert sein, sowohl in territorialer Hinsicht als auch mit<br />

Blick auf sein gesellschaftliches Engagement. Wir schließen<br />

den ersten Teil unseres Schwerpunktes mit einer Grafik der<br />

UNU-EHS, Institute for Environment and Human Security<br />

<strong>und</strong> widmen uns dann den Aktionen, den Lösungsansätzen,<br />

dem w<strong>und</strong>erbaren Engagement von Bürgern, Institutionen,<br />

Medienplattformen <strong>und</strong> Unternehmen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

23


SCHWERPUNKT | FLUCHT<br />

24 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

DIE KRAFT<br />

DER GUTEN BEISPIELE<br />

Wir brauchen eine Mischung aus großem Mitgefühl, Ideen, Mut <strong>und</strong> Tatkraft, um<br />

verschiedene Kulturen zu integrieren <strong>und</strong> eine neue Zukunft zu schaffen.<br />

Von Elmar Thomassek<br />

Wie können wir die langfristig anstehenden Aufgaben der<br />

<strong>Integration</strong> von Migranten meistern? Es werden Ideen, durchdachte<br />

Planungen <strong>und</strong> die Beteiligung der Neuankömmlinge<br />

gefordert sein. Eine ganze Nation wird sich schulen müssen<br />

in einer neuen Denkart, die mit Offenheit für neue Kulturen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitiger Bewahrung eigener kultureller Werte einhergeht.<br />

Wir werden auch verkrustete Bürokratien abbauen<br />

müssen. Eine große Chance, mehr Mitmenschlichkeit <strong>und</strong><br />

Lebensqualität in unserer Gesellschaft gemeinsam mit den<br />

ankommenden Menschen zu entwickeln.<br />

Neben kriegerischen Auseinandersetzungen <strong>und</strong> Terrorismus<br />

wird auch das Raumschiff Erde weiterhin für Turbulenzen<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge sorgen: Hier <strong>und</strong> da mal ein Beben, ein<br />

Vulkanausbruch, ein Tsunami <strong>und</strong> last but not least der<br />

Klimawandel. Lassen Sie uns alle Möglichkeiten zur Vorbereitung<br />

nutzen, mit allen Fähigkeiten, die wir in Deutschland<br />

entwickelt haben, um konstruktiv, mit Zuversicht, Mut <strong>und</strong><br />

Mitmenschlichkeit die große Aufgabe zu meistern. Tun wir<br />

dies in gemeinsamer Teilhabe mit den neu ankommenden<br />

Menschen. Je nach Betrachtungswinkel können wir <strong>Migration</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> als Weckruf verstehen oder als ein<br />

Menetekel.<br />

Konstruktiver Journalismus – tatkräftig anpacken<br />

Es hat Freude gemacht, während der Recherche zu diesem<br />

Schwerpunktthema neben den traurigen, depressiv<br />

machenden Bildern der letzten Monate gleichwohl Mut machende<br />

Bilder zu finden. Helfende Aktionen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

zu entdecken, die zum Teil schon seit Jahren existieren. Es<br />

sind Institutionen, Stiftungen, Wohlfahrtverbände darunter<br />

<strong>und</strong> die vielen unbekannten ehrenamtlichen Helfer, die<br />

engagierten Unternehmer, Freiberufler, Fre<strong>und</strong>eskreise. In<br />

unserem ersten Schwerpunktthema werden wir natürlich<br />

nur punktuell – pars pro toto – Beispiele zeigen können. Wir<br />

haben uns entschlossen, künftig den Ideen <strong>und</strong> Initiativen<br />

Platz auf unseren Medienplattformen zu geben. Dies soll zum<br />

gemeinsamen Handeln ermuntern, Hilfestellung <strong>und</strong> Anregung<br />

geben. Wir wollen den Prozess begleiten, Ansprechpartner,<br />

Vermittler <strong>und</strong> Vernetzer sein, ganz im Sinne eines<br />

nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s. Schön wäre es, wenn unsere<br />

Vorstellung, eine gemeinsame Plattform der Akteure zu<br />

schaffen, auch Gehör <strong>und</strong> Unterstützung bei unseren Lesern,<br />

bei Firmen <strong>und</strong> Ministerien fände. Viele Akteure haben sich<br />

bereit erklärt, Berichte, Bilder, Links <strong>und</strong> gute Beispiele zur<br />

Verfügung zu stellen <strong>und</strong> sich mit uns zu vernetzen. Das<br />

„Wir schaffen das!“ von Angela Merkel wird vielleicht zum<br />

Pendant des „Yes we can!“ von Barack Obama. Wir hoffen,<br />

dass es ihr den Friedensnobelpreis <strong>und</strong> Deutschland eine<br />

friedliche Zukunft beschert.<br />

Und nun viel Freude, Mut <strong>und</strong> Motivation bei der Verwirklichung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung einer Jahrh<strong>und</strong>ertaufgabe.<br />

Themenfelder <strong>und</strong> Akteure der nächsten Jahre<br />

Die prioritären Themen werden sein: Wohnen – Spracherwerb<br />

– Ausbildung – Beschäftigung – kulturelle Vielfalt<br />

<strong>und</strong> gemeinschaftliche Projekte. Die am Gestaltungsprozess<br />

beteiligten Haupt-Akteure sind: B<strong>und</strong>esregierung, B<strong>und</strong>esministerien,<br />

Landesregierungen, Landesministerien, Kommunen,<br />

Kindergärten/Kitas, Schulen, Hochschulen, Mittelständische<br />

Unternehmen, Konzerne, Stiftungen, Agenturen,<br />

TV-Sender, Printmedien, Internet-Portale/Online-Medien,<br />

Unter nehmens verbände, Stiftungsverbände, Wohlfahrtsverbände,<br />

Vereine, Fre<strong>und</strong>eskreise, Religionsgemeinschaften,<br />

Das Kollektiv der Bürger <strong>und</strong> nicht zuletzt die Migranten<br />

selbst. Die genannten Akteure sind bereits aktiv <strong>und</strong> können<br />

dringend weitere Hilfe bei der Bewältigung der oben<br />

genannten <strong>Herausforderung</strong>en <strong>und</strong> Themen gebrauchen.<br />

Sichtbare Aktionen<br />

Natürlich waren die viele der Genannten schon vor den großen<br />

Fluchtbewegungen ab Mitte 2<strong>01</strong>5 sehr aktiv, wenn es<br />

um <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Erste-Hilfe ging. Die spontane Hilfsbereitschaft<br />

der neuen Ehrenamtlichen im Feld der <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

begann sich Ende 2<strong>01</strong>5 zu ordnen, findet Strukturen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

25


Innovative Lösungen für temporäre Unterkünfte: In Bremen entstehen neue Siedlungen unter Beteiligung von Migranten<br />

bei der Konzeption <strong>und</strong> baulichen Umsetzung. Der Nachnutzen wird dabei mitgedacht.<br />

<strong>und</strong> vernetzt sich auf allen Medienkanälen miteinander. Das<br />

sind positive Aussichten.<br />

Wir können in dieser <strong>forum</strong>-Ausgabe nur eine kleine Auswahl<br />

an Aktivitäten, kreativen Projekten, Persönlichkeiten zeigen<br />

<strong>und</strong> sprechen lassen. In unseren Recherchen haben wir eine<br />

Vielfalt von Lösungsangeboten zu den prioritären Themen<br />

gef<strong>und</strong>en. Mit einigen Protagonisten haben wir in den letzten<br />

Wochen gesprochen. Viele Beispiele zeigen wir online. Mit<br />

eigenen Initiativen <strong>und</strong> der Vernetzung wollen wir zum Gelingen<br />

einer <strong>Integration</strong> beitragen, die vorbildlich für Europa<br />

sein kann. Best Practices aus Deutschland <strong>und</strong> der Welt sollen<br />

uns selbst <strong>und</strong> anderen Mut machen. Wir informieren zu den<br />

Schwerpunktthemen Wohnen (temporäre <strong>und</strong> feste Bauten),<br />

Spracherwerb (für alle Altersstufen), Ausbildung <strong>und</strong> Bildung<br />

(Handwerk, Fachkräfte, Schule, Studium), Beschäftigung<br />

(Mittelstand, Konzerne), Kulturelle Vielfalt <strong>und</strong> Gemeinschafsprojekte.<br />

In diesem <strong>forum</strong>-Heft zeigen wir Beispiele aus<br />

den Themenfeldern Wohnen, Spracherwerb <strong>und</strong> Ausbildung.<br />

Der Mensch braucht ein Dach über dem Kopf<br />

Die letzten Monate zeigten, dass wir schnell menschenwürdige<br />

Wohnsituationen schaffen müssen. Dabei dürfen wir<br />

nicht die Perspektive für mittelfristige Anpassungen verlieren,<br />

von temporären Lösungen hin zu festen Bauten. Wir brauchen<br />

innovative Quartierslösungen, um eine Ghettobildung<br />

zu vermeiden. Damit die <strong>Integration</strong> gelingt, ist eine gute<br />

Durchmischung aller Gesellschaftsschichten in den Wohnbereichen<br />

wichtig. Dies sind die neuen <strong>Herausforderung</strong>en<br />

des Wohnungsbaus.<br />

Die blauen <strong>und</strong> grünen Container von Bremen. Hier werden<br />

die bekannten Wohncontainer einmal anders gestaltet. Mit<br />

der Motivation <strong>und</strong> Absicht erstellt, Migranten kurzfristig ein<br />

Wohnumfeld zu bieten, die sie an Stadtviertel, Häuser <strong>und</strong><br />

Wohnungen in ihrer Heimat erinnert. Der Architekt Stefan<br />

Feldschnieders hat solch temporäre Wohnareale in Arbergen,<br />

Grohn, Hemelingen <strong>und</strong> Walle gebaut. Häuser mit Innenhof,<br />

ähnlich den Häusern im Nahen Osten, in Nordafrika,<br />

in Syrien; mit Atrium <strong>und</strong> zentralen Plätzen. Es sollen keine<br />

„Aufbewahrungsanstalten“, sondern Quartiere sein, die auch<br />

Privatsphäre ermöglichen. Keine Gemeinschaftsduschen,<br />

die von Frauen oft aus religiösen Gründen <strong>und</strong> aus Scham<br />

nicht genutzt werden: Ein sehr gutes Beispiel durchdachter<br />

Umsetzung, Mitwirkung von Betroffenen bei der Planung<br />

<strong>und</strong> beispielgebend für kurzfristig zu erstellende temporäre<br />

Übergangslösungen..<br />

www.fk-architekten.de<br />

Die Asylhilfe Bayern – ein durchdachtes Konzept in Holzbauweise.<br />

Eine der Hauptaufgaben der Asylhilfe Bayern<br />

gGmbH ist es, Sozialeinrichtungen für eine humanitäre<br />

Unterbringung der schutz- <strong>und</strong> asylbedürftigen Menschen<br />

in Bayern auf städtischen oder kommunalen Gr<strong>und</strong>stücken<br />

zu planen <strong>und</strong> zu errichten. Die Asylhilfe stellt die Gebäude<br />

auf, die durch das Landratsamt betrieben werden. Sind die<br />

regionalen Projekte beendet, gehen sowohl das Eigentum<br />

der Immobilien als auch sämtliche Erlöse automatisch in<br />

den Besitz der regionalen Gebietskörperschaften über, in die<br />

Asylhilfe Bayern investiert hat. VariaHome als Ersteller der<br />

Gebäude achtet besonders darauf, dass sich unterschiedliche<br />

Religionsgemeinschaften <strong>und</strong> Kulturkreise räumlich gut<br />

trennen lassen. Jörg Bauer, ehrenamtlicher Geschäftsführer<br />

von Asylhilfe Bayern, betont, dass bei den Gebäuden auf<br />

individuelle Bedürfnisse im Sanitärbereich geachtet wird<br />

<strong>und</strong> auch darauf, dass Kinder ausreichenden Platz zum<br />

Spielen haben. Sogar Raum für ehrenamtliche Helfer <strong>und</strong><br />

damit die Möglichkeit zur aktiven Sozialbetreuung werden<br />

eingeplant. Verb<strong>und</strong>en mit der satzungsmäßigen Auflage ist<br />

gewährleistet, dass die nachhaltigen Gebäude <strong>und</strong> deren<br />

Erträge wieder für soziale Zwecke eingesetzt werden, z.B. für<br />

Obdachlose oder geistig oder körperlich Behinderte in den<br />

Regionen. Motto der Initiative: Von diesem Konzept sollen<br />

alle etwas haben.<br />

www.variahome.de<br />

Fotos: © Architekten Feldschnieders + Kister<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FLUCHT | SCHWERPUNKT<br />

Worte bauen Brücken<br />

Das DaZ-Projekt – didaktische Hilfsmittel vom Kindergarten<br />

bis zur Sek<strong>und</strong>arstufe. Im Themenfeld Sprachunterricht<br />

finden wir b<strong>und</strong>esweit die unterschiedlichsten Akteure.<br />

Ministerien, staatliche Stellen, Unternehmen, Schulen, Universitäten<br />

<strong>und</strong> ehrenamtliche Initiativen haben früh erkannt,<br />

dass der Spracherwerb einer der wesentlichen Schlüsselfaktoren<br />

einer gelungenen <strong>Integration</strong>sarbeit ist.<br />

In Kitas, Schulen, Fre<strong>und</strong>eskreisen <strong>und</strong> Ausbildungsbetrieben<br />

steigt deshalb der Bedarf an Materialien, die Kindern,<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> Auszubildenden das Deutschlernen erleichtern<br />

helfen.<br />

Ein Verlag will hier Impulse geben <strong>und</strong> Werkzeuge zum<br />

Spracherwerb vom Kindesalter bis zu Jugendlichen anbieten.<br />

Die Instrumente sollen zum Erlernen der Sprache<br />

<strong>und</strong> als Unterstützung für haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Helfer<br />

dienen. Die hier vorgestellten Materialien werden zudem<br />

kostenlos vergeben <strong>und</strong> sind auch als Gratisdownload<br />

verfügbar.<br />

www.verlagruhr.de<br />

Das SprInt-Projekt als Brückenbauer: Unter dem Namen<br />

SprInt arbeiten an verschiedenen Standorten in Deutschland<br />

Sprach- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>smittler. Sie sind Brückenbauer<br />

zwischen Migranten <strong>und</strong> Fachpersonal im Bildungs-,<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen. Ihre Arbeit soll Verständigungsbarrieren<br />

abbauen <strong>und</strong> eine problemlose <strong>und</strong> effektive<br />

Zusammenarbeit ermöglichen. SprInt-Fachkräfte<br />

dolmetschen kultursensibel. Sie sind also darin geschult,<br />

kulturelle Missverständnisse zu vermeiden. Zudem assistieren<br />

sie Fachkräften der Sozialen Arbeit auch bei längerfristigen<br />

Aufgaben. Ihre Kompetenzen erwerben sie in einer<br />

18- monatigen Qualifizierung, die sich in drei Schwerpunkte<br />

gliedert:<br />

• Modul I Spracherwerb<br />

• Modul II Einführung in die regionale<br />

Kultur- <strong>und</strong> Lebenswelt<br />

• Modul III Einführung in das Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsleben<br />

Am Ende der Qualifizierung erhalten die Teilnehmer das<br />

b<strong>und</strong>eseinheitliche SprInt-Zertifikat, vergeben von drei renommierten<br />

Hochschulen.<br />

www.sprach<strong>und</strong>integrationsmittler.org<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit statt Almosen<br />

Im Themenfeld Ausbildung sind vor allem die staatlichen<br />

Institutionen <strong>und</strong> Akteure der Wirtschaft gefordert, gut<br />

durchdachte Ausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> integrative<br />

Arbeitsverhältnisse zu schaffen.<br />

ESF – ein vernetzendes Förderportal. Da hat sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Mühe gemacht. Auf den Seiten des Europäischen<br />

Sozialfonds für Deutschland werden Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Förderprojekte, deutsche <strong>und</strong> europäische Initiativen sowie<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>und</strong> sehr gute Verlinkungen angeboten.<br />

Eine Top-Quelle für alle, die sich mit <strong>Integration</strong> <strong>und</strong><br />

Ausbildung beschäftigen.<br />

www.esf.de<br />

Das GrünBau Beschäftigungsprojekt. GrünBau hat ein Ausbildungscoaching<br />

für junge Migranten <strong>und</strong> Neuankömmlinge<br />

entwickelt <strong>und</strong> bietet dieses Programm über das Internet an.<br />

Junge Menschen, die nach Deutschland kommen, sind überdurchschnittlich<br />

motiviert, eine Ausbildung aufzunehmen <strong>und</strong><br />

einen Beruf zu erlernen. Sie wollen sich damit gesellschaftlich<br />

integrieren <strong>und</strong> wirtschaftlich selbstständig ihren Weg gehen.<br />

Das Angebot richtet sich an Menschen, deren Sprachniveau<br />

<strong>und</strong> schulische Erfahrung den Anforderungen einer dualen<br />

Ausbildung gerecht werden. Es umfasst den kompletten Prozess<br />

von der Entscheidung für den geeigneten Ausbildungsberuf<br />

über die Bewerbungsphase bis hin zu begleitenden<br />

Hilfestellungen nach erfolgreicher Ausbildungsaufnahme.<br />

www.gruenbau-dortm<strong>und</strong>.de<br />

Weitere Projektbeschreibungen, Initiativen <strong>und</strong> Links finden<br />

Sie auf www.<strong>forum</strong>-csr.net <strong>und</strong> in der kommenden Ausgabe<br />

von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>.<br />

Fotos: ©DaZ-projekt<br />

Didaktische Hilfsmittel braucht das Land: Die sprachliche Unterstützung ist ein wichtiger Schritt zur <strong>Integration</strong>.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

27


Visionär<br />

28<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Visionär<br />

Ein<br />

ganz großer<br />

Traum<br />

Es gibt Ideen, die sind wie reifes Obst. Sie sind über einen<br />

langen Zeitraum gewachsen, sie haben manchem Wind <strong>und</strong><br />

Wetter getrotzt, <strong>und</strong> zuletzt bedarf es nur noch des ausgestreckten<br />

Armes eines achtsamen Menschen, der die Frucht<br />

erntet. Die Delphischen Spiele der Neuzeit sind so eine Idee.<br />

Und Christian Kirsch ist so ein Pflücker. Denn hört man ihn<br />

von seinem Herzensthema reden, so kann man sich des<br />

Eindrucks nicht erwehren, es habe nur auf ihn gewartet. So<br />

einleuchtend ist das Projekt, dass man sich w<strong>und</strong>ert, warum<br />

es nicht schon eher aus dem Ideenhimmel auf die Erde gebracht<br />

wurde. Wahrscheinlich, weil es dafür einen Christian<br />

Kirsch brauchte.<br />

Und da sitzt er mir nun gegenüber, im Gästegarten einer<br />

Berliner Pizzeria. Der Verkehr rauscht an uns vorbei. Trotzdem<br />

spricht er leise <strong>und</strong> bedächtig. Von einem Phantasten<br />

oder Spinner finde ich nichts an ihm. Einer, der Visionen hat<br />

wie er, muss keineswegs zum Arzt gehen – wie Helmut Schmidt<br />

einst meinte. Nein, einer wie er braucht Öffentlichkeit,<br />

damit die goldene Frucht, die er geerntet hat, in dieser Welt<br />

Beachtung findet. Dabei hat er schon viel erreicht. Doch<br />

noch mehr bleibt zu tun. Denn seine Vision ist groß, sehr<br />

groß. Hätte Christian Kirsch nicht eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte<br />

vorzuweisen, man wäre wohl versucht, an<br />

ihr zu zweifeln. Tatsächlich aber hat sie ihre Kraft bereits<br />

bewiesen <strong>und</strong> eindrucksvoll unter Beweis gestellt.<br />

Musische Wettbewerbe<br />

Was ist das nun für eine Idee: die Delphischen Spiele der<br />

Neuzeit? Gewiss, der humanistisch Gebildete weiß, dass<br />

einst im Heiligtum zu Delphi, wo das berühmte Orakel seinen<br />

Sitz hatte, ähnlich wie in Olympia, heilige Festspiele gefeiert<br />

wurden. Dem Gott Apollon waren sie gewidmet, <strong>und</strong><br />

bei ihnen rangen nicht die schnellsten Läufer <strong>und</strong> die besten<br />

Springer um den Siegespreis, sondern die Musiker <strong>und</strong> Sänger,<br />

die Tänzer <strong>und</strong> Schauspieler. Sie traten an, um sich in<br />

ihrer Kunst zu messen <strong>und</strong> zu ermessen, wer von ihnen dem<br />

verehrten Gott am nächsten komme.<br />

Das ist schon lange her. Die letzten Spiele dieser Art fanden<br />

Ende des 4. Jahrh<strong>und</strong>erts statt, vor dem Verbot heidnischer<br />

Kulte durch Kaiser Theodosius im Jahre 394. Es brauchte<br />

satte sechszehnh<strong>und</strong>ert Jahre, bis sich jener Visionär fand,<br />

der die große delphische Idee zu neuem Leben erweckte:<br />

Christian Kirsch.<br />

Mit den »Delphischen Spielen der Neuzeit«<br />

hat Christian Kirsch eine Plattform<br />

geschaffen, auf der sich Künstler<br />

aus aller Welt begegnen <strong>und</strong> aneinander<br />

messen – eine gelungene Synthese<br />

aus Tradition <strong>und</strong> Zukunftsgeist. Und<br />

die Vision nimmt Gestalt an.<br />

Text: Christoph Quarch | Fotos: Christine Teufel<br />

Brücke von Tradition <strong>und</strong> Zukunft<br />

Wie kam er bloß darauf? »Die Gr<strong>und</strong>idee ist einfach«, sagt er<br />

mit ungekünstelter Bescheidenheit, »es geht darum, auf spielerische<br />

Weise Kunst <strong>und</strong> Kultur zu nutzen, um Identität <strong>und</strong><br />

Bildung der Menschen zu stärken«. »Warum aber dafür den<br />

weiten Umweg über das antike Delphi nehmen?«, frage ich.<br />

»Weil Tradition uns gut tut«, ist die Antwort. Wer Zukunft will,<br />

braucht die Geschichte. Die Spiele, so erklärt er mir, sollen<br />

Gestern <strong>und</strong> Morgen im Heute miteinander verbinden.<br />

»Um diesem Ziel gerecht zu werden«, erinnert er sich, »mussten<br />

wir zunächst ermitteln, welche Ausdrucksformen Kunst<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

29


Visionär<br />

// Christian Kirsch ////////////////////////////////<br />

Initiator <strong>und</strong> Gründer des »International Delphic Council« <strong>und</strong> seit dessen Gründung<br />

1994 in Berlin dessen Generalsekretär. Geboren 1943 als Johann Christian<br />

Bernhard Kirsch in Altlandsberg, verbrachte er seine Kindheit in Berlin <strong>und</strong> Hamburg.<br />

Nach einer kunsthandwerklichen Ausbildung <strong>und</strong> seiner Dienstzeit bei der<br />

Luftwaffe der B<strong>und</strong>eswehr begann er eine Karriere als Unternehmensberaterist,<br />

die 18 Jahre andauerte <strong>und</strong> während der er für Klienten im In- <strong>und</strong> Ausland arbeitete.<br />

Seit den 1970er Jahren nahm in ihm die Idee einer Wiederbelebung der<br />

antiken Delphischen Spiele Gestalt an, die 15. Dezember 1994 zur Gründung des<br />

Internationalen Delphischen Rates führte. Seither leitet er dessen Büro in Berlin<br />

<strong>und</strong> treibt seine Vision unermüdlich voran.<br />

www.delphic-games.com/indexde.htm<br />

/////////////////////////////////////////////////////////////////////<br />

<strong>und</strong> Kultur heute finden können, um die Geisteshaltung der<br />

Antike in die Neuzeit zu übersetzen«. Es sollte ja nicht darum<br />

gehen, die antiken Spiele einfach zu kopieren, sondern sie so<br />

zu übersetzen, dass sie sich in allen oder wenigstens doch<br />

vielen heutigen Kulturen widerspiegeln könne. Jede Kultur, so<br />

die Idee, müsse etwas zu den Delphischen Spielen beitragen<br />

können. »Delphi«, sagt er, »ist zu einem Gutteil gestern, aber<br />

vor allem morgen. Weil es eine Gebrauchsanleitung dafür ist,<br />

Werte zu bewahren <strong>und</strong> Verschüttetes freizulegen«.<br />

Sechs Kunstkategorien<br />

Der Mann zollt mir Respekt ab. Er denkt im großen Stil. Hier<br />

geht es nicht um irgendwelche provinziellen Perspektiven,<br />

sondern ums Ganze – um Weltkultur; <strong>und</strong> er erzählt von der<br />

anfänglichen Aufgabe, das weite Feld der Weltkultur so zu<br />

durchdringen, dass es auf eine überschau- <strong>und</strong> handhabbare<br />

Zahl von »Disziplinen« konzentriert werden kann, in denen<br />

die Teilnehmer der Delphischen Spiele ihre Wettbewerbe<br />

austragen könnten. Eine wichtige Frage sei für ihn deshalb<br />

gewesen, was die Kulturen der Welt gemeinsam haben – wo<br />

sie sich treffen können.<br />

Die Antwort, die sich Kirsch auf diese Frage gab, lässt mich<br />

erstaunen: Neben den traditionellen <strong>und</strong> weltweit verbreiteten<br />

Künsten wie Musik, Tanz, Gesang, Poesie, Literatur erschien<br />

es unserem Visionär geboten, auch solche Künste aufzunehmen,<br />

die er »soziale« oder »kommunikative Künste«<br />

nennt; genauso wie »Ökologie« <strong>und</strong> »Architektur«. »Als<br />

ich dieses Tableau von Künsten bei der Gründung vorschlug,<br />

wurde ich ausgelacht«, erinnert er sich mit einem Anflug<br />

Traurigkeit. »›Das gab es nicht in der Antike‹, höhnten die<br />

Vertreter der Wissenschaft.«<br />

Der Geist Apollons<br />

»Delphi ist zu einem Gutteil Gestern, aber vor allem<br />

Morgen; weil es eine Gebrauchsanleitung dafür ist, Werte<br />

zu bewahren <strong>und</strong> Verschüttetes freizulegen.«<br />

Damit hatten sie in der Sache Recht, nicht aber was den<br />

Geist angeht. Mir jedenfalls leuchten Kirschs delphische<br />

Kunstkategorien bei näherer Betrachtung ein. Denn wenn<br />

man sich auch im antiken Delphi nicht mit sozialen oder<br />

ökologischen Künsten befasste, so waren die dortigen<br />

Spiele eben doch dem Apollon geweiht – <strong>und</strong> dieser Gott<br />

stand für nichts anderes als für Balance <strong>und</strong> Harmonie: in<br />

der Kunst nicht anders als in Medizin, Politik <strong>und</strong> Gesellschaft.<br />

Diesem apollinischen Prinzip huldigten die Vordenker<br />

der Demokratie. Auch lautete Apollons Wahlspruch:<br />

»Nichts im Übermaß« oder »Das Beste ist das Maß« – ein<br />

unzweifelhafter Appell zu <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong> ökologischer<br />

Haushaltsführung, auf Griechisch oikonomía. So gesehen<br />

ist Kirschs Tableau der Delphischen Spiele der Neuzeit vollkommen<br />

stringent: Es atmet den Geist des Apollon.<br />

Dass es gleichwohl nicht einfach war, Menschen für seine<br />

Neufassung der alten Spiele zu gewinnen, glaube ich ihm<br />

gern. Dass es ihm dennoch gelungen ist, das Baby auf die<br />

Welt zu bringen, scheint umso w<strong>und</strong>erbarer.<br />

Besonders wenn man weiß, dass<br />

Christian Kirsch kein Millionär ist <strong>und</strong><br />

bei der Gründung des Internationalen<br />

Delphischen Rates im Jahr 1994 keinerlei<br />

Institution im Rücken hatte. Er war am Anfang eine One-<br />

Man-Show <strong>und</strong> musste beispielsweise in München in einem<br />

Copy-Shop arbeiten, um seine umfangreichen Drucksachen<br />

zu finanzieren. Aber er war gut vernetzt, hatte die Welt bereist<br />

<strong>und</strong> einen Kreis von knapp 60 Unterstützern aus aller<br />

Welt um sich geschart, der schließlich die Gründung möglich<br />

machte. Vor allem war er langsam aber stetig seiner Vision<br />

entgegen gereift.<br />

Verwickelter Lebensweg<br />

Der Weg seines Wachstums ist lang <strong>und</strong> verwickelt: Als<br />

junger Mann studierte Christian Kirsch in Österreich Kunst-<br />

30 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier im <strong>forum</strong> GmbH.


Visionär<br />

geschichte <strong>und</strong> Kunsthandwerk. Damals, sagt er, habe er<br />

etwas gelernt, was ihm später von großem Nutzen werden<br />

sollte: Präzision <strong>und</strong> Neugierde. Nach seiner Rückkehr nach<br />

Deutschland versuchte er sich als Designer, bevor er einen<br />

ganz anderen Weg einschlug <strong>und</strong> sich in München an der<br />

Schauspielschule bewarb. Unter den zwölf Kandidaten, die<br />

aufgenommen wurden, war Christian Kirsch. Nur konnte er<br />

dem Ruf nicht folgen, weil ihm das Geld dafür fehlte.<br />

Während ich ihm zuhöre, dämmert mir etwas: Der Erfolg<br />

dieses Mannes hat damit zu tun, dass er erzählen kann.<br />

Seine Rede ist unwiderstehlich. Ein bisschen Schauspieler<br />

ist er wohl noch immer. Vor allem aber ein begnadeter<br />

Storyteller. Selbst die Spaghetti, die nun vor ihm dampfen,<br />

schaffen es nicht, seinen Redefluss zu bremsen. Die Pasta<br />

bleibt noch lange unberührt. Denn Christian Kirsch erzählt<br />

sein Leben.<br />

Von München ging es über Regensburg nach Berlin, wo er<br />

sich ein Jahr lang als Chef-Kassierer einer US-amerikanischen<br />

Bank verdingte. Das aber reichte ihm nicht. Er wollte<br />

vorankommen, <strong>und</strong> da er nun schon einmal im Geldgeschäft<br />

gelandet war, heuerte er an als Finanzberater <strong>und</strong> kam auf<br />

diesem Wege wieder nach München. Es dauerte freilich nicht<br />

lange, da machte er sich selbständig. In dieser Zeit kam es<br />

zu einer wichtigen Begegnung. Er lernte eine amerikanische<br />

Sängerin kennen, deren Manager <strong>und</strong> Partner er wurde. So<br />

lernte er die Kulturszene aus der Sicht der Künstler kennen.<br />

Ärger mit dem IOC<br />

Gleichzeitig trieb ihn die Frage um, warum die Kultur in<br />

Deutschland nicht mehr die gleiche Kraft hatte wie in den<br />

USA oder in Asien. Er reiste durch Europa, studierte unterschiedliche<br />

Ausbildungssysteme <strong>und</strong> kam zu dem Ergebnis,<br />

dass es mehr Wettbewerb brauche, um mehr künstlerische<br />

Qualität zu entfesseln. Damit war die Keimzelle für die Delphischen<br />

Spiele gelegt. Er fasste den Entschluss, die »Olympischen<br />

Musikspiele« zu erfinden – ein Plan, den er allerdings<br />

nach vehementen Protesten seitens des Nationalen <strong>und</strong> Internationalen<br />

Olympischen Komitees fallen lassen musste.<br />

In dieser Situation besuchte Kirsch im Philologischen Institut<br />

der Münchener Universität Professor Helmut Flashar – einen<br />

ausgewiesenen Delphi-Experten. Kirsch wusste das anfangs<br />

nicht, erfuhr es aber bald, da der Professor ihm erklärte, die<br />

Idee der Musikwettspiele habe nichts mit Olympia, dafür aber<br />

sehr viel mit Delphi zu tun. In diesem Gespräch wurde Kirsch<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

31


INTERNATIONAL DELPHIC COUNCIL<br />

Visionär<br />

Das<br />

Logo der<br />

Delphischen Spiele<br />

der Neuzeit wurde von Christian<br />

Kirsch selbst entworfen<br />

in den delphischen Geist initiiert. Noch in derselben Nacht<br />

änderte er den Titel sämtlicher Projektpapiere in »Delphische<br />

Spiele«. Die Frucht war reif. War er es auch?<br />

Lehrjahre in Griechenland<br />

»Delphi weiß sich von altersher so<br />

Es steht für Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

Gemeinsamkeit.«<br />

Noch nicht ganz. Aber die Vision hatte Kraft: »Wenn es gelingen<br />

würde, den delphischen Geist in den Herzen der Menschen<br />

zu entflammen, dann hat er das Zeug, die Welt zum Guten zu<br />

verändern«, war er von Anfang an überzeugt. Diese Gewissheit<br />

trug ihn voran. Zunächst – wie sollte es anders sein?<br />

– nach Griechenland. BERLIN Er reiste – quer GERMANY<br />

durch Europa, besuchte<br />

griechische Politiker <strong>und</strong> Künstler, darunter Mikis Theodorakis<br />

<strong>und</strong> Melina Mercouri, er traf den König <strong>und</strong> dessen Schwester<br />

Sofia, Königin von Spanien. Er fre<strong>und</strong>ete sich an mit dem<br />

Musiker Stavros Xarchakos, dessen Wahlkampf er managte<br />

<strong>und</strong> für den er das kulturpolitische Konzept schrieb. Damals<br />

lernte er griechisch denken <strong>und</strong> fühlen. Er ging für ein halbes<br />

Jahr nach Delphi, sprach mit den Menschen, lebte mit ihnen.<br />

»Ich hatte das Gefühl, ein Teil von ihnen zu sein«, erinnert er<br />

sich. Nun war auch er reif – reif für den delphischen Geist.<br />

»Was aber ist dieser delphische Geist«, frage ich ihn, »wie<br />

würden Sie dessen Essenz beschreiben?« Er denkt nach,<br />

nimmt einen Schluck aus seinem Wasserglas <strong>und</strong> sagt dann,<br />

dass er es in einem Satz nicht formulieren könne. Es seien<br />

verschiedene Elemente, aus denen er sich zusammensetze.<br />

Eines sei die Amphiktyonie. Gott sei Dank, habe<br />

ich mich ein bisschen mit Delphi beschäftigt <strong>und</strong> weiß,<br />

dass sich hinter diesem Wort ein bemerkenswertes<br />

Institut der alten Welt verbirgt, nämlich der Zusammenschluss<br />

von zwölf griechischen Staaten zu<br />

einem B<strong>und</strong>, der gemeinsam die delphischen Spiele<br />

ausrichtete <strong>und</strong> deren Sicherheit garantierte. So<br />

leuchtet mir ein, dass Kirsch diesen Begriff wie folgt<br />

erläutert: »Es ist ein Geist des Teilens, der Verb<strong>und</strong>enheit,<br />

des gemeinsamen Schöpfens <strong>und</strong> Genießens.«<br />

Ferner sei Delphi ein Gegengewicht zu der<br />

körperfixierten Welt der Gegenwart: die notwendige<br />

Ergänzung zu Olympia; der Ort des ges<strong>und</strong>en Geistes<br />

neben dem des ges<strong>und</strong>en Körpers.<br />

»Unerschöpfliche Goldmine«<br />

Und noch eines sei für den Geist von Delphi von Bedeutung:<br />

Er erinnert an die wahren Werte des Lebens, die andere sind<br />

als die Warenwerte der Wirtschaft. »Delphi weiß sich von<br />

alters her so hohen Werten wie Gerechtigkeit, Balance <strong>und</strong><br />

Harmonie verpflichtet. Es steht für Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

Gemeinsamkeit« – für alles, was in einer Welt gefährdet ist,<br />

die mehr <strong>und</strong> mehr der Wirtschaft huldigt. »Es braucht«,<br />

betont er lapidar, »neben Davos ein Delphi. Es braucht<br />

neben der Finanzwelt eine lebendige Spiritualität, um das<br />

Feld für die künftige Wirtschaft zu bereiten <strong>und</strong> einen Geist<br />

der Balance in die Ökonomie zu tragen.«<br />

Der delphische sei deshalb »eine unerschöpfliche Goldmine«,<br />

deren Wert erst langsam entdeckt werde – vielleicht<br />

nicht zufällig bislang eher außerhalb Europas. So jedenfalls<br />

lässt sich erklären, warum die Delphischen Spiele seit dem<br />

ersten Event im Jahre 1997 in Georgen nur einmal in Europa<br />

stattfanden, dafür aber schon mehrfach in Asien <strong>und</strong> Afrika.<br />

Nächster Gastgeber im April 2<strong>01</strong>6 wird das indische Goa sein.<br />

Delphische Akademie<br />

Wer wie Christian Kirsch im großen Stil denkt, belässt es<br />

hohen Werten wie Gerechtigkeit,<br />

1<br />

nicht bei nur einer Idee. Den Delphischen Spielen galt bislang<br />

sein Hauptaugenmerk. Nun, da sie bereits sieben Mal<br />

Balance <strong>und</strong> Harmonie verpflichtet.<br />

International Delphic Council – Tel. (+49) 30 / 47 300 171 – Email: mail@delphic.org<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben, tritt ein weiteres Großprojekt hinzu:<br />

die Internationale Delphische Akademie. Sie soll nicht nur<br />

der Brückenpfeiler der neuen delphischen Bewegung in jenem<br />

kleinen zentralgriechischen Bergdorf namens Delfi sein, sondern<br />

vor allem der Ort, an dem der antike Spirit Delphis erforscht<br />

<strong>und</strong> für die Gegenwart aufbereitet werden soll; keine<br />

akademische Einrichtung, sondern ein Institut, das auf Politik<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft einwirken soll, »eine Wallfahrtstätte für<br />

Spiritualität, Kunst, Kultur <strong>und</strong> Bildung«.<br />

Das Projekt macht erkennbar, wie wichtig es Kirsch ist, dass<br />

man in Griechenland die Delphischen Spiele <strong>und</strong> die delphische<br />

Bewegung als eigene Sache versteht. Schon zu seiner<br />

Zeit in Athen <strong>und</strong> Delphi hatte er seinen Gesprächspartnern<br />

glaubhaft machen können, dass die Delphischen Spiele kein<br />

32<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> im <strong>forum</strong>


Visionär<br />

deutsches, sondern ein griechisches Projekt sein müssten. Mit<br />

Erfolg. Es gelang ihm, namhafte griechische Unterstützer für<br />

seine Vision zu gewinnen, u.a. den Kulturschaffenden <strong>und</strong> -manager<br />

Spyros Mercouris, der als Ehrenpräsident des Internationalen<br />

Delphischen Rates amtiert.<br />

Transparenz <strong>und</strong> solide Finanzen<br />

Wie aber will Christian Kirsch seine Vision groß werden lassen?<br />

Indem er von den Großen lernt – vor allem von der großen<br />

Schwester Olympia, die zuletzt vieles falsch, anfangs jedoch<br />

auch manches richtig gemacht hat. »Wir<br />

müssen transparent <strong>und</strong> offen sein«, ist seine<br />

oberste Maxime – <strong>und</strong> die ist an das IDC<br />

gerichtet: den Internationalen Delphischen<br />

Rat, den er 1994 ins Leben rief <strong>und</strong> dem er<br />

seither als Generalsekretär vorsteht. »Es geht hier nicht ums<br />

große Business, wenn auch die Delphische Idee wirtschaftlich<br />

gut unterfüttert sein muss.« Dafür läuft die Gründung<br />

einer Delphischen Stiftung, die für die nachhaltige <strong>und</strong> solide<br />

Finanzierung des Internationalen Delphischen Rates <strong>und</strong> der<br />

Delphischen Akademie einschließlich eines Weltkultur<strong>forum</strong>s,<br />

aufkommen wird, das zukünftig einmal im Jahr in Delphi stattfinden<br />

soll. Jetzt werden Geldgeber <strong>und</strong> Sponsoren gesucht.<br />

An dem Erfolg seiner Delphischen Vision hat Christian Kirsch<br />

keinen Zweifel. »Bei Lichte besehen lechzt die Gesellschaft<br />

doch nach kulturellen <strong>und</strong> spirituellen Impulsen. Delphi hat<br />

das Zeug, als Plattform für die Weltkultur zu dienen.« Vor<br />

allem auch deshalb, weil der Ort nicht religiös oder weltanschaulich<br />

aufgeladen ist, sondern ganz im Gegenteil schon in<br />

der Antike für religiöse <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> kulturelles Miteinander<br />

stand. »Delphi ist eine geistige Kraft«, weiß er sich überzeugt<br />

<strong>und</strong> meint, dass man die Spiele deshalb auch nicht wie<br />

irgendein beliebiges Produkt vermarkten könne. »Die Werte,<br />

für die Delphi <strong>und</strong> die Delphischen Spiele stehen, sind universal.<br />

Jeder trägt sie in sich. Es geht nur darum, diese Werte ins<br />

»Die Werte, für die Delphi <strong>und</strong> die Delphischen Spiele<br />

stehen, sind universal. Jeder trägt sie in sich. Es geht<br />

darum, diese Werte ins Bewusstsein zu rufen.«<br />

Bewusstsein zu rufen«, erklärt er mit dem ihm eigenen Funkeln<br />

im Blick. Und das sei nichts, was einfach so von heute auf<br />

morgen geschieht. »Wir müssen in Generationen denken«,<br />

betont er, »die Delphische Bewegung von heute wird unseren<br />

Enkeln noch zugute kommen.«<br />

Man glaubt es diesem Christian Kirsch. So unscheinbar er daher<br />

kommt, so verschlungen seine Vita ist – so klar ist sein<br />

Blick <strong>und</strong> so groß seine Tatkraft. Sein Essen ist längst kalt geworden,<br />

aber das stört ihn nicht im Geringsten. Wessen Herz<br />

so für die Sache glüht, kommt auch mit kalten Nudeln klar. //<br />

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33


Die Delphischen Spiele der Neuzeit<br />

Globales Fest der Künste<br />

Text: Christoph Quarch | Fotos: Sabine <strong>und</strong> Axel Sperl<br />

Seit 1994 gibt es die Delphischen Spiele<br />

der Neuzeit. Anders als bei den Olympischen<br />

Spielen treten bei ihnen Künstlerinnen<br />

<strong>und</strong> Künstler aus aller Welt an,<br />

um sich in unterschiedlichen Disziplinen<br />

zu messen. Nächster Austragungsort<br />

ist das indische Goa.<br />

Die Olympischen Spiele sind weithin bekannt; ebenso,<br />

dass mit ihnen eine Tradition aus dem antiken Griechenland<br />

neu belebt wurde. Dass es im alten Hellas neben den Olympischen<br />

auch Delphische Spiele gab, wissen jedoch die wenigsten.<br />

Und dass, obwohl die dem Gott Apollon geweihten<br />

Spiele in Delphi noch höher im Kurs standen als die heiligen<br />

Spiele zu Ehren des Zeus in Olympia. Nur waren sie anders:<br />

Nach Delphi ging man nicht, um sich im sportlichen Wettstreit<br />

zu messen, sondern um in musischen Wettbewerben<br />

gegeneinander anzutreten: Gesang <strong>und</strong> Schauspiel, Dichtung<br />

<strong>und</strong> Musik, Tanz <strong>und</strong> Rezitation – das waren die Disziplinen<br />

der Delphischen Spiele. Und wer in ihnen den Siegespreis<br />

erhielt, konnte sich bleibenden Ruhmes sicher sein.<br />

Heute feiern wir alle vier Jahre die Olympischen Spiele der<br />

Neuzeit; das nächste Mal im Sommer 2<strong>01</strong>6 in Rio de Janeiro.<br />

Das weiß jeder. Kaum einer aber weiß, dass im April 2<strong>01</strong>6 in<br />

Goa, im Südwesten Indiens, die V. Delphischen Jugendspiele<br />

stattfinden werden – geschweige denn, dass die Olympischen<br />

Spiele schon seit über 20 Jahren in Gestalt der Delphischen<br />

Spiele der Neuzeit ihr antikes musisches Pendent wiedergef<strong>und</strong>en<br />

haben; nicht so bekannt wie die großen Sportwettkämpfe,<br />

aber nicht minder attraktiv.<br />

Forum für den Dialog der Kulturen<br />

Es war im Jahre 1994, genau h<strong>und</strong>ert Jahre nach der Wiederbelebung<br />

der Olympischen Spiele durch Pierre de Coubertin,<br />

als sich in Berlin Repräsentanten aus 20 Ländern versammelten,<br />

um gemeinsam die Delphischen Spiele der Neuzeit aus<br />

der Taufe zu heben. Gründer <strong>und</strong> Impulsgeber war der Neu-<br />

Berliner Christian Kirsch, der seither als Generalsekretär die<br />

Geschicke des damals gegründeten Internationalen Delphischen<br />

Rates (IDC) lenkt. Er ist die Seele <strong>und</strong> treibende Kraft<br />

hinter den Delphischen Spielen (s. Artikel S. 28 – 33).<br />

Seine Idee ist so überzeugend wie einfach: Nicht nur der Sport<br />

hat das Potenzial, Menschen aller Kulturen <strong>und</strong> Länder zusammenzuführen<br />

<strong>und</strong> zu verbinden – auch die Kunst vermag dies.<br />

34<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> im <strong>forum</strong>


Die Delphischen Spiele der Neuzeit<br />

Die sechs delphischen<br />

Kunstkategorien /////////////<br />

Musikalische Künste & Klänge<br />

Gesang, Instrumental, Elektronische Klänge, …<br />

Darstellende Künste<br />

Tanz, Theater, Puppentheater, …<br />

Sprachliche Künste<br />

Literatur, Vortrag, Moderation, …<br />

Visuelle Künste<br />

Malerei / Grafik, Skulptur / Installation, Fotografie / Film,<br />

Design, Mode, Kunsthandwerk, …<br />

Soziale Künste & Kommunikation<br />

Internet, Computerspiele, Medien, Pädagogik, Didaktik, …<br />

Ökologische Künste & Architektur<br />

Landschafts- <strong>und</strong> Städteplanung, Bewahrung <strong>und</strong> Pflege<br />

von Natur-, Bau- <strong>und</strong> Bodendenkmälern, …<br />

////////////////////////////////////////////////<br />

Impressionen von den III. Delphischen Spielen 2009 in Korea<br />

Vielleicht sogar noch besser oder unmittelbarer. Warum also<br />

nicht die alten Delphischen Spiele zu neuem Leben erwecken<br />

<strong>und</strong> auf diese Weise ein » einzigartiges Forum für den friedlichen<br />

Dialog aller Kulturen« zu etablieren, wo unter Wahrung nationaler<br />

<strong>und</strong> ethnischer Identitäten gr<strong>und</strong>legende menschliche<br />

Werte gefeiert werden? Warum nicht eine Plattform schaffen,<br />

die zugleich der Förderung zeitgenössischer Kunst, der Bewahrung<br />

des kulturellen Erbes <strong>und</strong> der Stärkung des interkulturellen<br />

Dialogs bzw. der Fre<strong>und</strong>schaft unter den Völkern gewidmet ist?<br />

Zwischen Tradition <strong>und</strong> Innovation<br />

Tatsächlich gelang es Christian Kirsch, für diese Vision Mitstreiter<br />

zu gewinnen, so dass nur drei Jahre nach der Berliner Gründungsversammlung<br />

die ersten Delphischen Spiele stattfinden<br />

konnten. Die Mitglieder des IDC entschieden sich damals, neben<br />

den eigentlichen Spielen auch Jugendspiele zu veranstalten,<br />

die um zwei Jahre zeitversetzt zwischen den Delphischen Spielen<br />

gefeiert werden sollten. So erklärt sich, dass die ersten Delphischen<br />

Spiele im Jahre 1997 als reine Jugendspiele ausgetragen<br />

wurden. Ort des Geschehens war die georgische Hauptstadt<br />

Tiflis. Im Jahr 2000 folgten dann die ersten Delphischen Spiele<br />

in Moskau. Seither haben im Wechsel weitere drei Jugendspiele<br />

(2003 Deutschland, 2007 Philippinen, 2<strong>01</strong>1 Süd Afrika) <strong>und</strong> zwei<br />

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35


Die Delphischen Spiele der Neuzeit<br />

Die Delphischen Spiele<br />

in der Antike ///////////////////////<br />

Delphi war mit seinem Orakel <strong>und</strong> dem Tempel des Apollon<br />

das spirituelle Zentrum der antiken Welt. Ab 582 v. Chr. fanden<br />

dort, am Südhang des Parnass-Gebirges, die Delphischen<br />

Spiele (auch Pythien, Pythische Spiele) in festgelegter Form<br />

alle vier Jahre statt, jeweils im Jahr vor den Olympischen Spielen.<br />

Sie wurden von der Delphischen Amphiktyonie ausgerichtet,<br />

einem Rat der zwölf griechischen Stammesgruppen.<br />

Die Spiele waren Apoll gewidmet, dem Gott der Heilkunst,<br />

der Dichtung <strong>und</strong> der Künste, der Schönheit <strong>und</strong> des Lichtes.<br />

Daher zeichneten sie sich vor allem durch ihre musischen<br />

Wettkämpfe aus. Wegen der Musik- <strong>und</strong> Malwettbewerbe<br />

<strong>und</strong> der darstellenden Künste (Schauspiel <strong>und</strong> Tanz) priesen<br />

Zeitzeugen die Delphischen Spiele als prachtvoller als die<br />

athletischen Olympischen Spiele.<br />

Für die Zeit der Spiele galt der heilige Delphische Frieden,<br />

der drei Monate andauerte. Die Waffenruhe garantierte den<br />

Menschen – Teilnehmern wie Zuschauern - eine gefahrlose<br />

Reise zu den Spielen <strong>und</strong> wieder zurück in ihre Heimat. Im<br />

Theater von Delphi wurden die Musik- <strong>und</strong> Schauspielwettbewerbe<br />

durchgeführt. Die musischen Disziplinen umfassten:<br />

Eine Hymne an den Gott Apoll, Flöten- <strong>und</strong> Kitharaspiel<br />

(altes griechisches Saiteninstrument) mit <strong>und</strong> ohne Gesang,<br />

Schauspiel- <strong>und</strong> Tanzwettbewerbe- sowie Malwettbewerbe.<br />

Am fünften Tag wurden im Stadion von Delphi athletische<br />

Wettbewerbe ausgetragen. Auf der Ebene bei Krisa fanden<br />

spektakuläre Wagenrennen statt.<br />

Die Delphischen Spiele waren Ehrenspiele. Die Sieger bekamen<br />

keine Geldpreise, sondern einen Lorbeerkranz als Auszeichnung,<br />

so wie der Ölzweig die Auszeichnung Olympias<br />

war. Überliefert ist auch die Begeisterung des Publikums.<br />

Zahlreich strömte es aus ganz Griechenland herbei. 394 n.<br />

Chr. verbot Kaiser Theodosius die Delphischen Spiele als<br />

heidnische Veranstaltung.<br />

////////////////////////////////////////////////<br />

allgemeine Spiele (2005 Malaysia, 2009 Korea) stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Getreu dem antiken Vorbild treten die Wettbewerber der Delphischen<br />

Spiele der Neuzeit in unterschiedlichen Disziplinen<br />

gegeneinander an. Die Palette der Wettbewerbe hat sich jedoch<br />

geändert, schien es doch dem Delphischen Rat geboten,<br />

eine gute Balance zu finden zwischen Wahrung der Tradition<br />

<strong>und</strong> Achtung der Gegenwart. Daher entschieden sich die<br />

Gründer, sechs Kunstkategorien zu identifizieren, innerhalb<br />

derer dann in unterschiedlichen, vom jeweiligen Gastgeber zu<br />

definierenden Disziplinen die einzelnen Wettkämpfe ausgetragen<br />

werden: Musikalische Künste & Klänge, Darstellende<br />

Künste, Sprachliche Künste, Visuelle Künste, Soziale Künste<br />

& Kommunikation, sowie Ökologische Künste & Architektur.<br />

Fest des Stimmigen<br />

Die Zusammenstellung mag überraschen <strong>und</strong> könnte den Eindruck<br />

erwecken, gerade die letztgenannten Kategorien hätten<br />

sich weit vom antiken Vorbild entfernt. Tatsächlich trifft<br />

das nicht zu. Denn die eigentlichen Kennzeichen des Apollon,<br />

dem die Delphischen Spiele geweiht waren, sind Harmonie<br />

<strong>und</strong> Balance. Sie in den Künsten zu feiern ist das eine, sie im<br />

Sozialen <strong>und</strong> Ökologischen zu achten <strong>und</strong> zu verwirklichen, ist<br />

das andere. Stets aber geht es darum, stimmige Verhältnisse<br />

zu schaffen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Dafür steht Apollon<br />

– <strong>und</strong> dafür stehen auch die Delphischen Spiele der Neuzeit.<br />

Symbolisiert ist die Zusammengehörigkeit der sechs Kunstkategorien<br />

im Symbol der Delphischen Spiele. Es besteht aus<br />

sechs farbigen, kreisförmig angeordneten, miteinander als<br />

endloses Band verb<strong>und</strong>enen Halbkreisen auf weißem Gr<strong>und</strong>.<br />

In ihrem weiten <strong>und</strong> der modernen Lebenswelt angepassten<br />

Spektrum der Wettbewerbe unterscheiden sich die heutigen<br />

Delphischen Spiele maßgeblich von einem Vorläuferprojekt,<br />

das in den 30er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts von dem griechischen<br />

Dichter Angelos Sikelianos <strong>und</strong> seiner amerikanischen<br />

Ehefrau Eva Palmer initiiert wurde. Zweimal fanden damals<br />

stark antikisierende Festspiele in den Ruinen des antiken Theaters<br />

von Delphi statt. Die damals auf die Bühne gebrachten<br />

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Academic<br />

CSR Summit<br />

Internationale Konferenz<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit<br />

5.–6. April 2<strong>01</strong>6<br />

Ludwigsburg bei Stuttgart<br />

Forum am Schlosspark<br />

Information <strong>und</strong><br />

Anmeldung unter<br />

www.csr<strong>forum</strong>.eu<br />

36 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> im <strong>forum</strong>


Die Delphischen Spiele der Neuzeit<br />

Konzentrierter Blick: Teilnehmer der III. Delphischen Spiele in Jeju City / Korea<br />

Auftakt einer Delphiade: die Wasserzeremonie<br />

an der Kastalischen Quelle in Delphi.<br />

Inszenierungen der Dramen des Aischylos sind legendär geworden.<br />

Finanzielle Nöte machten jedoch die Fortsetzung dieses<br />

Projektes unmöglich.<br />

Professionelle Organisation<br />

Die von Christian Kirsch ins Leben gerufenen Delphischen Spiele<br />

der Neuzeit haben bislang einen längeren Atem bewiesen. Das<br />

mag unter anderem daran liegen, dass die Mitglieder des Delphischen<br />

Rates auf die Erfahrungen des Internationalen Olympischen<br />

Komitees zurückgreifen <strong>und</strong> aus ihnen lernen konnten.<br />

So bauten sie eine der olympischen Bewegung ähnliche Struktur<br />

mit nationalen Delphischen Räten auf, die in ihren Ländern<br />

Qualifikationswettbewerbe für die internationalen Spiele austragen<br />

<strong>und</strong> vor Ort zur Teilnahme einladen <strong>und</strong> motivieren.<br />

Die Teilnehmer an den Delphischen Spielen, so die Statuten<br />

des IDC, sind professionell ausgebildete/arbeitende Künstler<br />

<strong>und</strong> Kulturschaffende. Teilnehmer an den Delphischen Jugendspielen<br />

sind Jugendliche ab 15 Jahren <strong>und</strong> junge Erwachsene,<br />

die sich in künstlerischer Ausbildung/Studium befinden sowie<br />

Autodidakten bis zum 25. Lebensjahr, die ihre künstlerische<br />

Tätigkeit noch nicht berufsmäßig ausüben. Auf Qualität <strong>und</strong><br />

Professionalität wird größter Wert gelegt. So werden die Jurys<br />

mit Vertretern nationaler <strong>und</strong> internationaler Kunstverbände,<br />

Wettbewerbe, Festivals <strong>und</strong> Künstleragenturen zusammengestellt.<br />

Hinzu kommen Experten von Kunstakademien, Universitäten<br />

<strong>und</strong> Hochschulen sowie Künstler, die in der zu bewertenden<br />

Disziplin international höchstes Ansehen genießen.<br />

Austragungsort Indien<br />

Die nächsten Delphischen Spiele werden wieder Jugendspiele<br />

sein. Austragungsort ist Goa in Indien. Dort werden<br />

im April 2<strong>01</strong>6 junge Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler aus aller Welt<br />

erwartet. In Indien stößt die Idee der Delphischen Spiele offenk<strong>und</strong>ig<br />

auf großen Zuspruch. So fungiert die Regierung<br />

der Provinz Goa als Gastgeber <strong>und</strong> unterstützt das Organisationskomitee<br />

Indiens nach Kräften. Auch die Universität<br />

von Goa hat sich bereitgef<strong>und</strong>en, aktiv an der Planung <strong>und</strong><br />

Durchführung der Spiele mitzuwirken.<br />

Bei Lichte besehen haben die V. Delphischen Jugendspiele<br />

bereits begonnen, fand doch am 8. September 2<strong>01</strong>5 in Delphi<br />

eine Art Eröffnungszeremonie statt. Im Rahmen einer Tagung<br />

des IDC wurde dort ein Ritual begangen, bei dem Wasser aus<br />

der schon in antiker Zeit als heilig verehrten Kastalischen<br />

Quelle entnommen <strong>und</strong> in eine Amphore gefüllt, die von den<br />

indischen Austragenden in ihre Heimat gebracht worden ist.<br />

In Goa laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Als besonderes<br />

Projekt initiierte das Organisationskomitee gerade<br />

erst ein Projekt namens »Delphic Art Wall«. Mit ihm sollen<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus aller Welt dafür gewonnen<br />

werden, große Leinwände zu bemalen, aus denen in Goa der<br />

längste Kunst-Wall der Welt gebaut werden soll. Alles deutet<br />

also darauf hin, dass im Frühjahr 2<strong>01</strong>6 in Goa ein bemerkenswertes<br />

Fest der Künste <strong>und</strong> Kulturen gefeiert werden wird. //<br />

Weitere Infos /////////////////////////////////<br />

Allgemeine Infos:<br />

www.delphic-games.com/indexde.htm<br />

https://www.facebook.com/Delphic.org<br />

Informationen zu den V. Delphischen Jugendspielen in<br />

Goa: http://www.youthdelphicgames.com/<br />

////////////////////////////////////////////////////<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

37


Hier spricht der Philosoph<br />

Planlose Regierung<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung lässt sich dafür feiern, schlechte Antworten<br />

auf Probleme zu geben, die sie mitverursacht hat. In<br />

Griechenland nicht anders als beim Thema Zuwanderung.<br />

Ohne erkennbaren Plan, was man mit all den Menschen anfangen<br />

möchte, lässt man allein in diesem Jahr über eine Million<br />

Flüchtlinge ins Land. Ohne erkennbaren Plan für eine Lösung<br />

des Konflikts, stürzt man sich in einen Krieg in Syrien. Ohne<br />

eine Idee, wie man das Land flott bekommen könnte, verordnet<br />

man Griechenland eine Rosskur. Die Kanzlerin <strong>und</strong> ihr Kabinett<br />

reagieren technisch, funktional – doch ohne jeden Anhauch<br />

einer politischen Vision für unser Land <strong>und</strong> für Europa.<br />

Man wurschtelt sich so durch – <strong>und</strong> fragt sich nicht einmal, wie<br />

lange das noch gut geht.<br />

Doch ist es müßig, den Finger nur gen Brüssel <strong>und</strong> Berlin zu<br />

strecken. Dort zeigt sich nur, was in uns allen waltet: der Niedergang<br />

des Politischen. Umfragen zeigen, dass es seit dem<br />

2. Weltkrieg noch keine Studentengeneration in Deutschland<br />

gab, die so unpolitisch ist wie diese. Doch damit nicht genug:<br />

Nach den Pariser Anschlägen gaben 89 Prozent der Deutschen<br />

zu Protokoll, als angemessene Reaktion auf den Terror<br />

erscheine ihnen, an ihrem Leben nichts zu ändern. Weitermachen<br />

wie bisher, heißt die Devise.<br />

Wir müssen<br />

dienen lernen<br />

Text <strong>und</strong> Foto: Christoph Quarch<br />

Nur wenn wir uns auf unsere Werte<br />

besinnen <strong>und</strong> sie tätig anwenden, wird<br />

Europa den <strong>Herausforderung</strong>en der<br />

Zukunft gewachsen sein. Ein Plädoyer<br />

für die Einführung eines Europäischen<br />

Bürgerdienstes.<br />

Das Jahr 2<strong>01</strong>5 geht zur Neige. Es war ein Jahr der Krisen <strong>und</strong><br />

<strong>Herausforderung</strong>en – für Europa, für Deutschland, für jede(n)<br />

einzelne(n) von uns. Blicken wir kurz zurück: Der Schuldenstreit<br />

um Griechenland, die uferlosen Flüchtlingsströme quer durch<br />

Europa, dschihadistischer Terror in den Städten, ein Klimagipfel<br />

ohne Courage. Und wo man hinschaut: nirgendwo Visionen,<br />

allenfalls ein halblebiges Krisenmanagement, das auf<br />

vermeintlich bewährte Instrumente zurückgreift: Austerität<br />

<strong>und</strong> Sparkurs in Griechenland, Bomben <strong>und</strong> Soldaten in Syrien,<br />

mehr Sicherheit <strong>und</strong> Geheimdienst gegen Terror. Ansonsten<br />

bleibe alles wie es ist.<br />

Ein Volk von Egoisten<br />

Was das bedeutet, verrät eine andere frische Zahl: Ein Werteranking<br />

von Infratest im November hat ergeben, was dem<br />

Deutschen wirklich wichtig ist: An erster Stelle steht Ges<strong>und</strong>heit,<br />

gefolgt von individueller Freiheit <strong>und</strong> persönlichem<br />

Erfolg. Gerechtigkeit kommt erst an neunter Stelle. Wir sind<br />

ein Volk von Egoisten – ein Haufen unpolitischer Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />

Glückssüchtiger. So ziemlich das, was Nietzsche »letzte<br />

Menschen« nannte: »Sie haben ein Lüstchen für den Tag <strong>und</strong><br />

ein Lüstchen für die Nacht, aber sie ehren die Ges<strong>und</strong>heit.«<br />

Mit dieser Haltung werden wir den <strong>Herausforderung</strong> der<br />

nächsten Jahre nicht gewachsen sein: nicht der Schuldenkrise,<br />

nicht den Flüchtlingsströmen, nicht dem Islamismus, nicht<br />

dem Klimawandel. Es gibt nur einen Weg, der in die Zukunft<br />

führt: Wir müssen politischer werden. Wir müssen einen Gemeinsinn<br />

entwickeln <strong>und</strong> den Raum des Politischen zurückgewinnen.<br />

Wir müssen ihn mit unseren wahren Werten füllen<br />

<strong>und</strong> mit bürgerlichen Tugenden beleben. Wir brauchen eine<br />

Renaissance des Politischen in Deutschland, aber mehr noch<br />

in Europa. Denn den genannten <strong>Herausforderung</strong>en der Zukunft<br />

werden wir nur als Europäer begegnen können.<br />

Renaissance des Politischen<br />

Was heißt »Renaissance des Politischen«? Es heißt Besinnung<br />

auf die Werte, die diesen Kontinent zu einem Ort der Freiheit<br />

<strong>und</strong> des Wohlstands machten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,<br />

Humanität, Solidarität Liebe zum Menschen <strong>und</strong> zur<br />

Natur, Schönheit <strong>und</strong> Vertrauen… Doch Werte bleiben leere<br />

Worte, wenn sie nicht als Tugenden gelebt werden: Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Weisheit, Tapferkeit <strong>und</strong> Besonnenheit, Nächstenliebe<br />

<strong>und</strong> Naturschutz. Die Liste ist nicht abgeschlossen.<br />

38<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> im <strong>forum</strong>


Hier spricht der Philosoph<br />

Wir Europäer müssen uns unserer Werte <strong>und</strong> Tugenden besinnen.<br />

Vor allem aber müssen wir lernen, sie tätig auszuüben. Das<br />

ist ein Auftrag an die Bildung. Politische Bildung ist das Gebot<br />

der St<strong>und</strong>e – nicht theoretisch-kognitiv, sondern aktiv <strong>und</strong> praktisch.<br />

Nur wenn die Werte als Tugenden gelebt <strong>und</strong> geübt werden,<br />

schlagen sie im Herz der Menschen Wurzeln. Nur dann entfalten<br />

sie die Kraft zur politischen Tat <strong>und</strong> zur politischen Vision.<br />

Europäischer Bürgerdienst<br />

Wie lässt es sich erreichen, die Werte <strong>und</strong> Tugenden Europas<br />

in den Herzen der Europäerinnen <strong>und</strong> Europäer zu verwurzeln?<br />

Wie lässt sich ein europäisches Wertbewusstsein implementieren,<br />

das uns die Festigkeit <strong>und</strong> Kraft gibt, den <strong>Herausforderung</strong>en<br />

der Zukunft zu begegnen. Die Antwort, die ich vorschlage,<br />

ist einfach: Wir schaffen einen Europäischen Bürgerdienst:<br />

Jede(r) Bürger(in) der Mitgliedsstaaten der EU wird dazu verpflichtet,<br />

an der Schwelle zur Volljährigkeit ein Jahr soziale,<br />

ökologische oder andere zivile Aufgaben in einem anderen<br />

Mitgliedsland der EU zu verrichten. Teil des Bürgerdienstes ist<br />

ein entsprechender Sprachkurs sowie eine Schulung in europäischer<br />

Politik <strong>und</strong> europäischen Werten. Vom Bürgerdienst<br />

befreit ist, wer in seinem Heimatland Wehrdienst leistet. Zum<br />

Bürgerdienst eingezogen werden auch anerkannte Flüchtlinge<br />

<strong>und</strong> Einwanderer.<br />

Auf diese Weise könnte innerhalb kurzer Zeit in der Breite der<br />

europäischen Bevölkerung ein Bewusstsein für die Zugehörigkeit<br />

zum europäischen Gemeinwesen gebildet werden. Weil<br />

jede(r) Bürger(in) eines EU-Staates zum Bürgerdienst verpflichtet<br />

ist, wird mit ihm die <strong>Integration</strong> von Einwanderern<br />

<strong>und</strong> Flüchtlingen beschleunigt. Sehr schnell wird sich ein Beziehungsnetz<br />

von Menschen über ganz Europa ausbreiten. Die<br />

in vielen Mitgliedsstaaten der EU grassierende Jugendarbeitslosigkeit<br />

könnte gelindert werden. Europa verfügte permanent<br />

über eine starke Man-Power, die in Krisensituationen (z.B. zur<br />

Erstversorgung von Flüchtlingen in Griechenland) zum Einsatz<br />

gebracht werden kann.<br />

Es gibt auch Freiheitspflichten<br />

Vor allem aber würden auf diese Weise den jungen<br />

Europäer(inne)n soziale, ökologische <strong>und</strong> politische Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Tugenden vermittelt werden. Das Bewusstsein der<br />

Zugehörigkeit zu einem umfassenden Gemeinwesen würde entfaltet<br />

<strong>und</strong> gestärkt werden, während gleichzeitig Narzissmus<br />

<strong>und</strong> Egozentrik eingedämmt würden. Wir haben viel zu lange<br />

ignoriert, dass Freiheit nicht allein aus Freiheitsrechten besteht.<br />

Es gibt auch Freiheitspflichten, ohne die alle Freiheitsrechte bodenlos<br />

werden, die Pflicht zur Bildung etwa (Schulpflicht). Wir<br />

müssen wieder dienen lernen – <strong>und</strong> zwar den Werten unserer<br />

Kultur. Es liegt in der Verantwortung unserer Politiker, den Mut<br />

aufzubringen, dies einer hedonistischen Gesellschaft beizubringen.<br />

Es liegt in unser aller Verantwortung, das Dienen neu zu<br />

lernen. Sonst werden wir die letzten Europäer sein. //<br />

Weitere Infos /////////////////////////////////<br />

Wenn Sie die Petition zur Einführung eines Europäischen<br />

Bürgerdienstes unterstützen wollen, dann unterschreiben<br />

Sie auf:<br />

weact.campact.de/petitions/einfuhrung-eineseuropaischen-burgerdienstes<br />

Eine ausführliche Beschreibung finden Sie unter:<br />

www.christophquarch.de/category/blog<br />

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Mit neuen Ansätzen nachhaltig wirtschaften!<br />

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Energiewirtschaftliche Prozesse beherrschen – die Energiewende gestalten<br />

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www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

39


THEMEN | VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN<br />

Eine andere<br />

ÖKONOMIE FEIERN!<br />

Das beweisen die seit fünf Jahren aktive Gemeinwohl-Ökonomie Bewegung <strong>und</strong> das Projekt Bank für<br />

Gemeinwohl. Die jungen Bewegungen sind Speerspitze für ethisches <strong>Wirtschaften</strong> <strong>und</strong> wollen Veränderung<br />

konkret machen.<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Mehr als 250 Unternehmen erstellen mittlerweile schon<br />

eine Gemeinwohl-Bilanz. Durch die Bilanzierung bekommen<br />

K<strong>und</strong>Innen eine nachvollziehbare <strong>und</strong> glaubwürdige<br />

Einschätzung, wo sich ein Unternehmen im Hinblick auf<br />

das Gemeinwohl befindet. Nicht-finanzielle Erfolge werden<br />

sichtbar, wertvoll <strong>und</strong> kommunizierbar.<br />

Österreichs erste ethische Alternativbank entsteht<br />

Ab Ende 2<strong>01</strong>6 soll das Projekt Bank für Gemeinwohl als erste<br />

Ethikbank Österreichs Geld als Mittel in den Dienst des Gemeinwohls<br />

stellen. Zum ersten Mal weltweit wächst damit<br />

aus der Mitte der Zivilgesellschaft eine Bank, die sich ganz<br />

dem Gemeinwohl verschreibt. Sie verweigert Spekulation<br />

sowie intransparente Finanzprodukte <strong>und</strong> besinnt sich auf<br />

das ursprüngliche Kerngeschäft von Banken: Sparen, Kredite,<br />

Zahlungsverkehr. Diese Bank wird Kredite nur an Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Projekte vergeben, die Gemeinwohlorientierung<br />

nachweisen – nach Kriterien wie Ökologie <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Eine freie Genossenschaft stellt das Startkapital zur Verfügung,<br />

ab 200,- EUR kann jedeR mitgründen – <strong>und</strong> damit den<br />

Weg der Bank für Gemeinwohl mitbestimmen! Alle Mitglieder<br />

haben, unabhängig vom gezeichneten Zeichnungsbetrag,<br />

EINE Stimme <strong>und</strong> werden Teil einer visionären Community.<br />

Das Gemeinwohl-Fest 2<strong>01</strong>6<br />

Mit einer einzigartigen Mischung aus Kunst, Politik <strong>und</strong> aktivem<br />

Mitmachen wird das Wiener Volkstheater ein lebendiger<br />

Ort für die Transformation unseres Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzsystems.<br />

Als VisionärIn, VeränderIn oder als AlltagsheldIn<br />

haben sie an diesem Abend Gelegenheit, Menschen kennenzulernen,<br />

die an der Transformation arbeiten, Gleichgesinnte<br />

zu treffen <strong>und</strong> neues <strong>Wirtschaften</strong> von seiner künstlerischen<br />

Seite aus zu erleben. Erleben Sie interaktiv <strong>und</strong> hautnah, wie<br />

die Gemeinwohl-Ökonomie weltweit umgesetzt wird – <strong>und</strong><br />

wie Sie konkret dazu beitragen können! Erfahren Sie aus<br />

erster Hand, wie Sie beim Aufbau von Österreichs erster<br />

ethischer Alternativbank, der Bank für Gemeinwohl, mitgestalten<br />

<strong>und</strong> GenossenschafterIn werden können.<br />

Performance, Musik <strong>und</strong> politisches Gespräch<br />

Internationale KünstlerInnen wie Konstantin Wecker,<br />

Klang <strong>forum</strong> Wien u.v.m. schaffen den Spannungsbogen<br />

<strong>und</strong> kreativen Rahmen<br />

für einen Abend, gefüllt<br />

mit Zukunftsthemen <strong>und</strong><br />

Veränderungsenergie.<br />

Zusätzlich erwartet Sie<br />

eine hochkarätige Podiumsdiskussion<br />

u.a. mit<br />

Helmut Lind (Vorstandsvorsitzender<br />

Sparda Bank<br />

München) <strong>und</strong> Antje von<br />

Dewitz (Gemeinwohlökonomie-Unternehmerin VAUDE), Gewinnerin<br />

deutscher Nachhhaltigkeitspreis. Der Reinerlös Ihres<br />

Tickets fließt in die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Projekte der beiden<br />

Bewegungen. Gönnen Sie sich einen inspirierenden, kreativen<br />

Abend <strong>und</strong> erleben Sie, wie die Gemeinwohl-Ökonomie Ihr<br />

Unternehmen zum Pionier für gelebte Werte werden lässt.<br />

Das Gemeinwohl-Fest 2<strong>01</strong>6 findet am 13. Februar 2<strong>01</strong>6 im<br />

Volkstheater Wien statt. Einlass ab 18.00 Uhr, Tickets <strong>und</strong><br />

Programm unter www.ecogood.org/gemeinwohl-fest Infos zur<br />

geplanten Bankengründung unter www.mitgruenden.at<br />

Mehr als CSR?<br />

Gemeinwohlorientiertes <strong>Wirtschaften</strong> unter der Lupe<br />

An den Universitäten Flensburg <strong>und</strong> Kiel läuft derzeit das vom<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) geförderte<br />

Forschungsvorhaben „Gemeinwohl-Ökonomie im Vergleich unternehmerischer<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien“ (GIVUN). Das Projekt<br />

untersucht die Potenziale der Gemeinwohl-Ökonomie für eine<br />

sozial-ökologische Transformation. Aus ideengeschichtlicher Perspektive<br />

sowie im Vergleich zu CSR-Instrumenten wie dem Umweltmanagementsystem<br />

EMAS, dem Global Social Compliance<br />

Programme (GSCP), dem Leitfaden ISO 26000 <strong>und</strong> dem Deutschen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskodex wird untersucht, was neu ist an der Gemeinwohl-Ökonomie.<br />

Eine empirische Erhebung beleuchtet, was eine<br />

Gemeinwohlorientierung des <strong>Wirtschaften</strong>s für das Unternehmenshandeln<br />

bedeutet. Mithilfe des Backcastings, einem Verfahren<br />

aus der Zukunftsforschung, werden mögliche <strong>und</strong> machbare<br />

Wege in Richtung einer Gemeinwohlorientierung auch für Großunternehmen<br />

erarbeitet. Praxispartner wie die Deutsche Post, dmdrogerie<br />

markt, der Outdoor-Ausstatter Vaude <strong>und</strong> der Anbieter<br />

für Öko-Tiefkühlkost Ökofrost gewähren im Projekt Einblicke in ihre<br />

Gemeinwohl-Anstrengungen. www.norberteliascenter.de<br />

Foto: © Thomas Karsten<br />

40 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

Mr Social <strong>und</strong> Mrs Business<br />

MIT WÄRME<br />

DIE WELT VERÄNDERN<br />

Weltweit werden Bienenvölker von der Varroamilbe befallen. Sie gilt als ein Hauptverursacher<br />

des massenhaften Bienensterbens. Die herkömmliche Bekämpfung der Varroamilbe<br />

mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Im Gegenteil:<br />

Sie schädigt die Bienen zusätzlich. Ein Fall für Mrs. Social <strong>und</strong> Mr. Business.<br />

Von Cornelia Rossa-Comes<br />

Illustration: © Norbert Stanczak<br />

Mrs. Social <strong>und</strong> Mr. Business sind sich einig: Sie wollen die<br />

Bienen gegen die Varroamilbe verteidigen. Die emsigen<br />

Insekten sind schon mehr als genug belastet von Insektiziden<br />

<strong>und</strong> Herbiziden <strong>und</strong> sterben völkerweise. Zum Start<br />

ihres ehrgeizigen Projektes hätten sie sich allerdings nicht<br />

träumen lassen, dass sie bereits 18 Monate später den<br />

Next Economy Award beim Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis<br />

gewinnen sollten.<br />

Für Mr. Business, Florian Deising, ist klar: Was immer er<br />

auch beruflich tut, es soll einen gesellschaftlichen Nutzen<br />

haben. Und da trifft es sich bestens, dass er im Rahmen eines<br />

Coachings von einer Sauna zur Rettung der Bienen erfährt.<br />

Diese verrückte Idee hatte ein Bienenliebhaber in Schweden<br />

<strong>und</strong> Florian Deising macht sich sofort auf den Weg Richtung<br />

Norden <strong>und</strong> berichtet von seinem Abenteuer.<br />

Ende August 2<strong>01</strong>4 in Schweden: 300 Kilometer links von<br />

Stockholm<br />

Ich treffe Richard Rossa das erste Mal in seinem Holzhaus im<br />

schwedischen Dalarna. Wir haben davor nur kurz am Telefon<br />

gesprochen. Die Begeisterung für seine Bienen merke ich<br />

ihm sofort an. Er hat Respekt vor ihnen. „Wenn Du einmal<br />

das magische Feld erlebt hast, das ein ges<strong>und</strong>es Bienenvolk<br />

mit seinem Summen <strong>und</strong> seiner harmonischen Emsigkeit<br />

erzeugt, weißt Du, was ich meine“, sagt Richard.<br />

„Setzt sich das Bienensterben unbegrenzt fort, verlieren<br />

wir überaus nützliche, in einer faszinierend organisierten<br />

Gemeinschaft lebende Insekten, die eine positive Energie<br />

ausstrahlen“, <strong>und</strong> er setzt fort, „ohne die Bestäubungsleistung<br />

der Biene wird unsere Pflanzenwelt dramatisch<br />

verarmen <strong>und</strong> für uns Menschen geht damit ein großer Teil<br />

unserer Lebensgr<strong>und</strong>lagen verloren.“ Wie sagte schon Albert<br />

Einstein: „Stirbt die Biene, stirbt der Mensch.“ Ein klarer Fall<br />

also für Mrs. Social.<br />

Rückblende<br />

August 2<strong>01</strong>0:<br />

Wärme statt Säure<br />

Konkreter Auslöser für Richards Entschluss,<br />

die Bienensauna zu entwickeln,<br />

war der Verlust eines Bienenvolkes nach<br />

der Ameisensäurebehandlung gegen die<br />

Varroamilbe. Diesem Bienenparasiten,<br />

der sich so stark vermehrt, dass ein Bienenvolk ohne<br />

Behandlung nach spätestens zwei Jahren zugr<strong>und</strong>e geht,<br />

versuchen die ImkerInnen durch das Verdunsten von Säure<br />

im Bienenstock Herr zu werden. Leider hat das nicht nur<br />

eine schädigende Wirkung auf die Milben, sondern auch auf<br />

die Bienen. Bei seiner Recherche zu alternativen Methoden<br />

stieß Richard auf einen Beitrag über Hyperthermie zur Varroabekämpfung.<br />

Versuche, der Varroamilbe mit Überwärmung<br />

zu Leibe zu rücken, gab es nämlich schon vor 30 Jahren. Die<br />

gute Erkenntnis war, dass die Milbe ab einer Temperatur von<br />

39° C durch Veränderung ihrer Proteine geschädigt wird, die<br />

Biene diese Temperatur aber gut verträgt. Die schlechte Nachricht,<br />

dass es den Forschern damals nicht gelang, die Wärme<br />

gleichmäßig <strong>und</strong> ohne große Verwirbelungen ins Bienenvolk<br />

zu transportieren. Sturm im Haus mögen die Bienen aber nicht<br />

<strong>und</strong> so „klumpten“ sie zusammen <strong>und</strong> fingen so stark an zu<br />

fächeln, dass sie „verbrausten“ – eine Panikreaktion, bei der<br />

die Bienen nicht mehr aufhören, mit den Flügeln zu schlagen,<br />

so dass Temperaturen von über 60° C erzeugt werden können<br />

<strong>und</strong> das gesamte Volk zugr<strong>und</strong>e geht.<br />

Da Richard nicht nur Imker, sondern auch Ingenieur ist, machte<br />

er sich an die Arbeit, ein Gerät zu entwickeln, das in der Lage ist,<br />

den gesamten Bienenkasten mitsamt der Brut <strong>und</strong> Bienen langsam<br />

<strong>und</strong> gleichmäßig auf eine genau vorgegebene Temperatur<br />

zu erwärmen. Nach vierjähriger Tüftelei hatte er einen entsprechenden<br />

Prototypen entwickelt <strong>und</strong> das Patent angemeldet.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


Freiwillige Helfer, tausende von Arbeitsst<strong>und</strong>en, eine begeisterte Resonanz bei den Bienenfre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Next Economy Award:<br />

Das Projekt Bienensauna kann sich sehen lassen.<br />

Anfang September 2<strong>01</strong>4: Ohne Moos nix los<br />

Die Entwicklung eines Prototypen ist die eine Sache, eine<br />

andere die Produktion <strong>und</strong> Markteinführung. Dazu braucht<br />

man Fachkompetenz <strong>und</strong> vor allem Geld. Beides hatte<br />

Richard nicht. Hier war ich als Mr. Business gefragt. Nach<br />

einer knappen Woche Planungsarbeit mit Metaplanwand<br />

<strong>und</strong> Rechner steht das Konzept, wie Geld für die Fertigung<br />

der ersten Bienensaunen aufzutreiben ist – <strong>und</strong> ich fange<br />

in der Idylle eines von Wald <strong>und</strong> Wildnis umgebenen Sees<br />

meinen ersten Fisch im Leben: Schweden eben.<br />

Januar 2<strong>01</strong>5: 70.000 Euro – die ersten 70 Bienensaunen<br />

sind verkauft<br />

Unsere Crowdf<strong>und</strong>ing-Kampagne, in der wir als Tauschgut<br />

auch Bienensaunen anbieten, knackt nach vier Tagen bereits<br />

die 50-Prozent-Marke. Die kleine Deutschland-Tour zu Imkervereinen,<br />

unter anderem in München <strong>und</strong> Berlin, zahlt sich<br />

aus. Und das Glück des Tüchtigen scheint uns auch weiterhin<br />

hold zu sein, als wir kurz darauf über drei Ecken Kontakt zur<br />

Süddeutschen Zeitung bekommen. Es erscheint ein ganzseitiger<br />

Artikel im Regionalteil, der große Aufmerksamkeit erzeugt<br />

<strong>und</strong> sich in gut 15.000 Euro ummünzt. Offenbar haben wir<br />

einen Nerv getroffen. Zeitgeist ist das Eine. Das Andere die<br />

positive Alternative, die wir den ImkerInnen bieten. Denn<br />

viele können die Säurebehandlung, mit der die Bienen regelmäßig<br />

verätzt werden, nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.<br />

Mit Wärme im Kampf gegen die Varroamilbe können<br />

Bienen dagegen wieder ethisch vertretbar gehalten werden.<br />

Am Ende der drei Monate Kampagnenzeit steht die Gewissheit,<br />

dass 350 Menschen unser Projekt unterstützen <strong>und</strong><br />

gerade ausreichend Geld vorhanden ist, um die ersten sechs<br />

Geräte bauen zu können.<br />

April 2<strong>01</strong>5: Per Wohnmobil 30 Tage durch Deutschland<br />

Unser Zweier-Team bekommt Verstärkung. Cornelia, die<br />

Ehefrau von Richard, steigt hauptberuflich mit ein. Selbst<br />

Imkerin, hat sie Richard über mehrere Jahre bei seiner<br />

Entwicklung der Vorläufer für die Bienensauna begleitet<br />

<strong>und</strong> ist jetzt eine wichtige Unterstützung für den weiteren<br />

Ausbau des Projektes. Gemeinsam touren wir mit unserem<br />

Bienensauna-Wohnmobil 30 Tage quer durch Deutschland,<br />

von einem Imker zum nächsten, <strong>und</strong> behandeln vor Ort<br />

jeweils ein Bienenvolk mit Wärme. Ein Härtetest für die<br />

Prototypen <strong>und</strong> eine Tour, auf der 600 ImkerInnen live die<br />

Wirkung <strong>und</strong> Bienenverträglichkeit der Bienensauna sehen<br />

können <strong>und</strong> damit zu BotschafterInnen für unsere Sache<br />

werden. Das ist der Gr<strong>und</strong>stein für die kommenden Wochen<br />

<strong>und</strong> Monate: Aus einem kleinen Team wächst eine Bewegung<br />

für Hyperthermie heran.<br />

August 2<strong>01</strong>5: 110 emsige ImkerInnen bauen 250 Bienensaunen<br />

250 ist unsere magische Zahl. Denn 250 Geräte sind der<br />

kommunikative Gr<strong>und</strong>stein für einen guten Buschfunk quer<br />

durch die Vereinslandschaft der Imkerei. Mit der Bezahlung<br />

per Vorkasse können wir die notwendigen Materialien <strong>und</strong><br />

Bauteile einkaufen <strong>und</strong> wollen damit die Produktion von 250<br />

Saunen in Angriff nehmen.<br />

Und das Glück ist uns weiterhin hold: Über den Artikel in<br />

der Süddeutschen Zeitung bekommen wir Kontakt zu einem<br />

Imker, der uns in ein ehemaliges Brauhaus einlädt, in dem er<br />

mit seiner Familie auf einem Schlossgelände im Altmühltal<br />

lebt. Neben der 40 Quadratmeter großen Küche – mit einem<br />

Esstisch, an dem 15 Personen Platz haben – <strong>und</strong> mehreren<br />

Gästezimmern, stellt er uns auch den renovierten Kuhstall<br />

zur Montage unserer Bienensaunen über mehrere Wochen<br />

kostenlos zur Verfügung. Und so können während unserer<br />

Bauwochen insgesamt über 100 begeisterte ImkerInnen<br />

gegen Kost <strong>und</strong> Logis mit uns zusammen in traumhafter<br />

ländlicher Umgebung die ersten Bienensaunen bauen <strong>und</strong><br />

die Gastfre<strong>und</strong>schaft an diesem besonderen Ort genießen.<br />

Aus drei geplanten Bauwochenenden werden für uns insgesamt<br />

über zwei Monate Leben <strong>und</strong> Arbeiten in Bauernhaus<br />

<strong>und</strong> Kuhstall mit Familienanschluss <strong>und</strong> sich immer wieder<br />

spontan einfindenden HelferInnen. Am Ende der ersten<br />

Bauwoche stehen 300 gespendete Arbeitstage <strong>und</strong> ein erhebender<br />

Moment, als die ersten 50 Bienensaunen auf die<br />

Reise zu ihren BesitzerInnen gehen.<br />

Oktober 2<strong>01</strong>5: Lieferuntreue <strong>und</strong> mangelhafte Qualität<br />

Doch trotz aller Freude: nur 50 Bienensaunen in 300 engagiert<br />

geleisteten Arbeitstagen – das hatten wir uns anders<br />

vorgestellt. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen:<br />

Obwohl die Planung stimmte <strong>und</strong> die Zulieferer rechtzeitig<br />

verständigt wurden, lassen uns gerade unsere drei wichtigsten<br />

Lieferanten im Stich <strong>und</strong> versäumen ihre Liefertermine<br />

für die folgenden Bauwochenenden. Um überhaupt etwas<br />

für unsere freiwilligen HelferInnen zu tun zu haben, lassen<br />

Fotos: © Bienensauna.de<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

wir uns per Express Teillieferungen kommen. Auch wenn<br />

unsere Arbeitssituation dadurch erschwert ist, tut das der<br />

guten Stimmung <strong>und</strong> der Lust am Bauen keinen Abbruch.<br />

Im Gegenteil. Es schweißt uns zusammen <strong>und</strong> alle improvisieren,<br />

was das Zeug hält. Dadurch wird die Lage aber auch<br />

zunehmend unübersichtlich <strong>und</strong> ein Abgleiten ins Chaos lässt<br />

sich nur mit größter Mühe verhindern. Am Ende der zweiten<br />

Bauphase haben wir kein einziges fertiges Gerät, sondern<br />

ausschließlich Module in verschiedenen Fertigungsstadien.<br />

Der Plan, 250 Bienensaunen zum Herbst ausgeliefert zu bekommen<br />

<strong>und</strong> damit die Gr<strong>und</strong>lage für einen stabilen Umsatz<br />

in 2<strong>01</strong>6 zu legen, ist dahin. Anfang Oktober liegt immer noch<br />

ein riesiges Arbeitspensum vor uns, das wir ohne Hilfe nicht<br />

bewältigen können. Zu unserer Erleichterung bietet uns einer<br />

der Lieferanten fairerweise als Wiedergutmachung für die<br />

nicht eingehaltenen Vereinbarungen seine Unterstützung<br />

beim Zusammenbau der vorgefertigten Bienensauna-Module<br />

an <strong>und</strong> stellt Mitarbeiter für uns ab, die sechs Wochen lang<br />

unter Richards Anleitung die Bienensaunen in ihrem Werk<br />

in Österreich fertigstellen. Doch so hilfreich dieses Entgegenkommen<br />

auch ist, es kostet Zeit <strong>und</strong> Geld. Und damit<br />

ist unsere Finanzierung nicht mehr gesichert. Wir müssen<br />

wieder Geld beschaffen.<br />

Oktober 2<strong>01</strong>5: 157.000 Euro aus der Imkerschaft<br />

Schon über den Sommer hatten wir begonnen, für Nachrangdarlehen<br />

zu werben. Nun forcieren wir diese Initiative<br />

<strong>und</strong> tragen die Botschaft über unseren Newsletter in die<br />

Imkerschaft. Und tatsächlich werden uns weitere Darlehen<br />

gegeben. Offenbar haben unsere Beharrlichkeit, die offene<br />

Kommunikation <strong>und</strong> die Einbindung der ImkerInnen so viel<br />

Begeisterung, Zusammenhalt <strong>und</strong> Vertrauen geschaffen, dass<br />

wir ihre Unterstützung bekommen, obwohl die ersten Geräte<br />

noch ein paar Macken haben <strong>und</strong> wir sechs Monate mit der<br />

Auslieferung in Verzug sind. Freude <strong>und</strong> Erleichterung lösen<br />

die Anspannung der letzten Wochen: Die nächsten Monate<br />

sind gesichert. Wir können weitermachen. Doch es kommt<br />

noch besser. Aus unserem Netzwerk heraus bekommen wir<br />

Zugang zu einem Konstruktionsbüro, einem Montagebetrieb<br />

<strong>und</strong> einem wissenschaftlichen Institut, das unseren Feldversuch<br />

im nächsten Jahr betreuen wird.<br />

November 2<strong>01</strong>5: Ohne Fleiß kein Preis<br />

Diese Überzeugungskraft war es wohl auch, die die Jury der<br />

Stiftung Deutscher <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis beeindruckt hat. Das<br />

Konzept der Bienensauna bringt uns die Nominierung für den<br />

Next Economy Award <strong>und</strong> schließlich auch noch den Gewinn<br />

in unserer Kategorie. Wir sind überglücklich <strong>und</strong> nehmen<br />

diese Auszeichnung als Auftrag, Bienen zu retten – mit der<br />

Bienensauna als wirksames Mittel.<br />

Ende 2<strong>01</strong>5: Wir können zufrieden sein<br />

Durch eine unglaubliche Energieleistung aller Beteiligten<br />

haben wir unseren Meilenstein erreicht: 250 Geräte sind<br />

im Feld – unser Sprungbrett für 2<strong>01</strong>6. Die Bewegung, die<br />

wir in diesem Jahr ins Leben gerufen haben, werden wir im<br />

nächsten Jahr auf eine breitere Basis stellen können <strong>und</strong><br />

damit die Hyperthermie als bienenfre<strong>und</strong>liche Alternative<br />

in der Varroabekämpfung voranbringen. Das ist unser Ziel<br />

<strong>und</strong> wir sind überzeugt, es erreichen zu können.<br />

So funktioniert die Bienensauna<br />

Die Bienensauna ist ein elektronisches Gerät, das wie eine Schublade<br />

in einen passenden Boden unter den Bienenkasten eingeschoben<br />

wird <strong>und</strong> mit seiner ausgeklügelten Wärme- <strong>und</strong> Lüftertechnik<br />

eine gleichmäßige Temperatur von 42° C im Bienenstock<br />

erzeugt. Bei dieser Temperatur erleiden die Varroamilben einen<br />

Hitzeschock, während die Bienen sogar höhere Temperaturen noch<br />

gut vertragen. Die Wärme ist nicht nur unschädlich für die Bienen,<br />

sondern sogar wohltuend <strong>und</strong> entwicklungsfördernd. Nach einer<br />

Behandlung von zwei bis drei St<strong>und</strong>en sind über 90 Prozent der<br />

Milben irreversibel geschädigt <strong>und</strong> sterben innerhalb von St<strong>und</strong>en<br />

oder Tagen. Gegen Wärme kann die Varroamilbe keine Resistenzen<br />

bilden <strong>und</strong> Bienenvölker, Wachs <strong>und</strong> Honig werden nicht durch<br />

Rückstände von Säuren oder Chemikalien belastet, wie sie bei der<br />

herkömmlichen Varroabekämpfung eingesetzt werden.<br />

20./21. FEBRUAR 2<strong>01</strong>6<br />

Hamburg | Cruise Center Altona<br />

5./6. MÄRZ 2<strong>01</strong>6<br />

München | MVG Museum<br />

19./20. MÄRZ 2<strong>01</strong>6 *<br />

Ruhr | Jahrh<strong>und</strong>erthalle Bochum<br />

9./10. APRIL 2<strong>01</strong>6 *<br />

Leipzig | Kongresshalle am Zoo<br />

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43


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

WOHNST DU NOCH ODER<br />

BEGRÜNST DU SCHON?<br />

Dach- <strong>und</strong> Fassadenbegrünung für ein schönes <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Wohnklima<br />

Begrünte Häuser sehen nicht nur w<strong>und</strong>erschön aus <strong>und</strong> sorgen für ein angenehmes, ges<strong>und</strong>es<br />

Wohnklima, sondern tragen einen wichtigen Teil zur Anpassung an den Klimawandel in der Stadt bei.<br />

Von Fritz Lietsch<br />

44 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Foto: © Tobias Hase, Green City e.V.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Zum 25jährigen Jubiläum<br />

schmückt Green City e.V.<br />

den Münchner Stachus mit<br />

seiner Wanderbaumallee<br />

45


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

Die üppige Fassadenbegrünung ist ein weiteres Schmuckstück dieser Wohnanlage in der Borstei, die Münchner Geschichte schrieb <strong>und</strong> noch<br />

heute Vorbild für wirklich sozialen Wohnungsbau ist<br />

Asphaltierte Straßen, gepflasterte Gehwege <strong>und</strong> nackte<br />

Fassaden – die meisten Straßenzüge in Großstädten geben<br />

ein trauriges Bild ab. Grau statt grün ist die urbane Realität<br />

in Deutschland. Zuzug, Nachverdichtung, Versiegelung – an<br />

diesem Dreiklang scheint aufgr<strong>und</strong> des enormen Runs auf<br />

Großstädte kein Weg vorbeizuführen. Doch muss das tatsächlich<br />

so sein?<br />

Nein, sagt die Umweltorganisation Green City e.V. aus<br />

München <strong>und</strong> setzt dem großstädtischen Grau mit seinem<br />

2<strong>01</strong>4 gegründeten Begrünungsbüro endlich eine grüne Kraft<br />

entgegen. Denn gerade Dächer <strong>und</strong> Fassaden bieten ein<br />

enormes Begrünungspotenzial, das bislang viel zu wenig<br />

genutzt wurde. Wohnhäuser, Büro- <strong>und</strong> Firmengebäude<br />

bieten vielfältige Handlungsmöglichkeiten für mehr Grün in<br />

der Stadt <strong>und</strong> sogar Urban Gardening.<br />

Was bringt begrüntes Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten?<br />

Für nahezu jedes Haus bestehen Möglichkeiten zur Begrünung,<br />

die der Bausubstanz nicht schaden, sondern im<br />

Gegenteil zu deren Schutz <strong>und</strong> zur Verbesserung des Raumklimas<br />

beitragen. Zudem erhöht eine Gebäudebegrünung auf<br />

Dächern <strong>und</strong> an Fassaden die Lebensqualität in der gesamten<br />

Straße, da sie Lärm schluckt, optisch beruhigt <strong>und</strong> die Luft<br />

reinigt. Das Potenzial dieser bislang vernachlässigten Flächen<br />

ist sogar groß genug, um München oder andere Metropolen<br />

an zu erwartende Klimaänderungen wie Hitzetage <strong>und</strong> Starkregenereignisse<br />

anzupassen. Pflanzen kühlen im Sommer<br />

<strong>und</strong> tragen so zu einem angenehmen Stadtklima bei. Bei<br />

Regen hingegen speichert das Substrat der Dachbegrünung<br />

das Regenwasser <strong>und</strong> entlastet die Kläranlagen.<br />

Begrünung als günstige Klimaschutzmaßnahme<br />

Eine Gebäudebegrünung muss nicht teuer sein. Die Kosten<br />

für die grünen Alleskönner belaufen sich bei Flachdächern<br />

je nach Aufbaudicke zwischen 25 <strong>und</strong> 50 Euro pro Quadratmeter.<br />

Weitere Kostenkriterien sind die Dachneigung, die<br />

Höhe des Gebäudes sowie zum Beispiel die Zugänglichkeit<br />

des Daches. Bei Fassadenbegrünungen hängen die Kosten<br />

ebenfalls von den vorhandenen Bedingungen ab. Können<br />

so genannte Selbstklimmer wie Efeu oder Jungfernrebe<br />

ohne Kletterhilfe die Fassade begrünen, liegt der Quadratmeterpreis<br />

etwa bei 0,40 Euro pro Quadratmeter. Der so<br />

genannte leitbare Bewuchs mit einer Rankhilfe, der auch<br />

bei Wärmeverb<strong>und</strong>systemen möglich ist, liegt bei r<strong>und</strong><br />

95 Euro pro Quadratmeter. Wer sich für eine Dach- oder<br />

Fassadenbegrünung interessiert, sollte sich am besten von<br />

Fachleuten beraten lassen. Im Münchener Raum freuen sich<br />

die ExpertInnen vom Begrünungsbüro über Anfragen. B<strong>und</strong>esweit<br />

vermittelt die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung<br />

Fachleute in Ihrer Nähe.<br />

Vorurteile gegen Gebäudebegrünung<br />

Bei dieser Gelegenheit widerlegen sie dann auch gleich die<br />

gängigsten Vorurteile. „Vorbehalte gegen Fassadenbegrünung<br />

sind leider weit verbreitet“, bedauert Wolfgang Heidenreich.<br />

„Eine typische Sorge, die wir zu hören bekommen,<br />

ist, dass Efeu oder Jungfernrebe dem Mauerwerk schaden<br />

könnten. Das ist schlichtweg falsch. Selbstklimmer können<br />

von sich aus nicht in einen intakten Putz eindringen. Die<br />

jungen Triebe können höchstens in bereits bestehende Risse<br />

eindringen <strong>und</strong> diese vergrößern. Einer ges<strong>und</strong>en Fassade<br />

können Selbstklimmer nichts anhaben.“<br />

Bei Dächern, so Heidenreich, befürchteten viele HauseigentümerInnen,<br />

dass Pflanzen, Substrat <strong>und</strong> somit Wasser auf<br />

dem Flachdach das Dach <strong>und</strong>icht werden lassen können.<br />

Aber auch diese Sorge sei unbegründet. „Auf einem Flachdach<br />

befinden sich immer Wasser oder Schnee, es muss also<br />

ohnehin dicht sein, egal ob es begrünt wird oder nicht. Bei<br />

einem begrünten Dach ist die Dachabdichtung sogar viel<br />

besser geschützt als bei einem Kiesdach“, erklärt der Experte.<br />

„Die Temperaturschwankungen sind wesentlich geringer<br />

<strong>und</strong> somit auch die unterschiedlichen Wärmeausdehnungen<br />

verschiedener Materialien, was die Alterung <strong>und</strong> Rissbildung<br />

stark reduziert <strong>und</strong> die Lebensdauer erheblich verlängert.“<br />

Foto: © Wolfgang Heidenreich, Green City e.V.<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Links: Begrüntes Wagnis4-Dach in München, rechts: Fröhliche Stelzenläuferinnen begleiten die Jubiläums-Wanderbaumallee von Green City<br />

in der Lindwurmstraße<br />

Fotos: links: © Wolfgang Heidenreich, Green City e.V. | rechts: © Tobias Hase, Green City e.V.<br />

Für wen eignet sich eine Gebäudebegrünung?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich verbessert eine Gebäudebegrünung in jedem<br />

Fall das Mikroklima im <strong>und</strong> um das Haus <strong>und</strong> schützt die<br />

Gebäudehülle vor Starkniederschlag, Hagel, UV-Strahlung<br />

<strong>und</strong> großer Temperaturschwankung. Geeignet ist sie also<br />

erstmal für jede Fassade <strong>und</strong> jedes Flachdach.<br />

Wenn es an die Realisierung eines konkreten Begrünungsvorhabens<br />

geht, hat es der Hauseigentümer natürlich am<br />

leichtesten, denn er kann selbstständig entscheiden. Als<br />

Wohnungseigentümer muss die Eigentümergemeinschaft<br />

einen einstimmigen Beschluss für eine Gebäudebegrünung<br />

herbeiführen. Mieter müssen ihren Vermieter von den Vorteilen<br />

der Gebäudebegrünung überzeugen.<br />

Am einfachsten ist eine Gebäudebegrünung, wenn diese<br />

von Beginn an mitgeplant wird. Doch auch bei schwierigen<br />

Bedingungen, wie Steildächern oder Fassaden mit Wärmedämmverb<strong>und</strong>system,<br />

sind Begrünungen natürlich auch<br />

nachträglich möglich. Immer vorausgesetzt, die Statik kann<br />

größere Lasten aufnehmen.<br />

Gebäudebegrünung ist die Bauform der Zukunft<br />

Gerade in Ballungsräumen, in denen immer weniger<br />

Grünflächen immer mehr Menschen als Erholungs- <strong>und</strong><br />

Rückzugsort dienen sollen, schaffen begrünte Dächer <strong>und</strong><br />

Fassaden eine Alternative zum schwindenden Stadtgrün<br />

<strong>und</strong> bringen gleichzeitig zahlreiche positive Effekte für das<br />

Wohn- <strong>und</strong> Stadtklima mit sich: Dämmung, Kühlung, Schutz<br />

der Dachabdichtung, Lärmminderung, Feinstaubbindung <strong>und</strong><br />

Steigerung der Biodiversität.<br />

Viele der genannten Effekte sind gerade im Hinblick auf<br />

den zunehmenden Klimawandel von unschätzbarem Wert.<br />

Schon heute werden Großstädte an heißen Tagen gerade<br />

für ältere <strong>und</strong> kranke Menschen zu ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />

Hitzeinseln. Umgekehrt können die Wassermassen bei<br />

Starkregen aufgr<strong>und</strong> der massiven Versiegelung nicht mehr<br />

abfließen <strong>und</strong> überschwemmen ganze Straßenzüge. Dass<br />

solche Wetterextreme in den nächsten Jahren zunehmen<br />

werden, darüber besteht in der Klimaforschung längst kein<br />

Zweifel mehr. Die Dach- <strong>und</strong> Fassadenbegrünung ist eine<br />

höchst effiziente Methode, um hier gegenzusteuern.<br />

In München haben Politik <strong>und</strong> Verwaltung erkannt, dass<br />

sich auch die bayerische Landeshauptstadt auf den Klimawandel<br />

vorbereiten muss. Gefördert wird das Begrünungsbüro<br />

nämlich vom Referat für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt der<br />

Landes hauptstadt München <strong>und</strong> ist somit Teil der städtischen<br />

Klimaschutzstrategie.<br />

www.greencity.de<br />

Siehe „Das naturnahe Firmengelände“ in <strong>forum</strong> 1/2<strong>01</strong>5<br />

Sie machen München grün<br />

<strong>forum</strong> gratuliert Green City e.V. zu 25 Jahren Engagement<br />

1990 begannen sieben junge Visionäre, München zu verändern.<br />

Unter dem Namen „München 2000 Autofrei e.V.“ verfolgten sie das<br />

Ziel, den Autoverkehr drastisch zu reduzieren, das öffentliche Verkehrsnetz<br />

zu verbessern <strong>und</strong> mehr Geh- <strong>und</strong> Radwege einzurichten.<br />

Mit positiv besetzten Aktionen wollten sie die Münchnerinnen<br />

<strong>und</strong> Münchner für mehr Umweltschutz gewinnen.<br />

Auch nach 25 Jahren hat der Verein, der sich später Green City e.V.<br />

nannte, den Kern dieser Philosophie bewahrt. Mit 26 hauptamtlichen<br />

MitarbeiterInnen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 1.000 Ehrenamtlichen <strong>und</strong> Mitgliedern<br />

setzt sich das engagierte Team heute für stadtverträgliche Mobilität,<br />

einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie, nachhaltige Stadtgestaltung<br />

<strong>und</strong> Umweltbildung für alle Altersgruppen ein.<br />

Unter dem Motto „Umweltschutz macht Spaß!“ bietet Green City<br />

e.V. r<strong>und</strong> 150 Umweltaktionen zum Mitmachen pro Jahr – vom<br />

„Streetlife Festival“ auf der autofreien Ludwigstraße über die beliebte<br />

„Wanderbaumallee“ <strong>und</strong> verschiedene Urban-Gardening-<br />

Projekte bis zur organisierten Schulwegbegleitung „Bus mit Füßen“<br />

<strong>und</strong> vielen anderen Umweltbildungsprojekten für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene.<br />

Unser Tipp: Unterstützen Sie den Verein zum 25-jährigen<br />

Jubiläum mit einer Mitgliedschaft oder einer Spende <strong>und</strong> machen<br />

auch Sie Ihre Stadt zur Green City. Die Münchner Aktivisten<br />

haben dazu bereits viele gute Anregungen geliefert.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

„WENN ES MEHR KOSTET,<br />

IST ES NICHT NACHHALTIG“<br />

Über Umweltbewusstsein <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit wird viel geschrieben <strong>und</strong> viel geredet. Von Umweltinitiativen<br />

über Politik, Wissenschaft bis hin zum Papst besteht Einigkeit: Der Raubbau an der Natur muss aufhören.<br />

Auch <strong>und</strong> besonders im Bauwesen.<br />

Von Anita Kietzmann<br />

Jeder weiß, dass Rohstoffe <strong>und</strong> Wasser knapp werden,<br />

dass die Müllberge wachsen <strong>und</strong> der Klimawandel ohne<br />

beherztes Handeln nicht aufzuhalten ist. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist<br />

somit das Gebot der St<strong>und</strong>e. Dies gilt ganz besonders für die<br />

Baubranche. Denn nach Angaben des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz, Bau <strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMUB)<br />

fallen über ein Drittel des Energieverbrauchs <strong>und</strong> der Treibhausgasemissionen<br />

sowie die Hälfte des Abfallaufkommens<br />

in Deutschland im Bausektor an. Also ein enormes Potenzial,<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Geld zu sparen <strong>und</strong> damit auch die Lebensqualität<br />

zu verbessern. Die Lebensqualität derer, die dort<br />

leben <strong>und</strong> arbeiten, wo Rohstoffe abgebaut werden; derer,<br />

die dort leben <strong>und</strong> arbeiten, wo die Bauprodukte hergestellt<br />

werden <strong>und</strong> letztlich derer, die die Produkte verarbeiten.<br />

Nicht zu vergessen sind die Menschen, die in Gebäuden leben<br />

<strong>und</strong> arbeiten, in denen die Produkte verbaut sind.<br />

Hinzu kommt: <strong>Nachhaltig</strong>keit rechnet sich häufig im Laufe der<br />

Gebäudenutzung durch geringere Betriebskosten. Aufgr<strong>und</strong><br />

effektiver Wärmedämmung zum Beispiel oder aufgr<strong>und</strong> der<br />

Langlebigkeit einzelner Bauprodukte. Bei Großprojekten –<br />

insbesondere bei Bürobauten – liegt <strong>Nachhaltig</strong>keit im Trend<br />

<strong>und</strong> vom B<strong>und</strong> in Auftrag gegebene Neu- <strong>und</strong> Umbauten<br />

müssen bereits seit 2<strong>01</strong>1 über ein <strong>Nachhaltig</strong>keitszertifikat<br />

verfügen.<br />

Wie umweltfre<strong>und</strong>lich kann ein Bauprodukt sein?<br />

Immer mehr Unternehmen schreiben sich das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

auf die Fahnen, doch das reicht nicht. Dr. Burkhart<br />

Lehmann, Geschäftsführer vom Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt<br />

e.V. (IBU) in Berlin, warnt davor, <strong>Nachhaltig</strong>keit lediglich<br />

oberflächlich zu behandeln oder gar nur den Begriff für<br />

Werbezwecke zu missbrauchen <strong>und</strong> so „Greenwashing“ zu<br />

betreiben. „Wer mit <strong>Nachhaltig</strong>keit wirbt, sollte entsprechende<br />

Nachweise erbringen <strong>und</strong> diese auch öffentlich<br />

verfügbar machen.“ In Belgien <strong>und</strong> Frankreich ist das bereits<br />

gesetzlich vorgeschrieben. Das IBU ist ein Zusammenschluss<br />

von Bauproduktherstellern, die <strong>Nachhaltig</strong>keit als gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe betrachten <strong>und</strong> sich dabei selbst in<br />

der Pflicht sehen. Lehmann räumt allerdings auf mit ideologischen<br />

Vorstellungen von umweltfre<strong>und</strong>lichen Bauprodukten:<br />

„Ein Bauprodukt ist kein Endprodukt. Sein Einfluss auf<br />

die Umwelt hängt von vielen Faktoren ab <strong>und</strong> wird erst auf<br />

Gebäudeebene ersichtlich.“ Ein zwei- oder dreifach verglastes<br />

Fenster zum Beispiel verbraucht zwar mehr Ressourcen <strong>und</strong><br />

auch mehr Energie beim Herstellungsprozess als ein einfach<br />

verglastes. Während der Nutzungsphase im Gebäude spart<br />

es aufgr<strong>und</strong> der besseren Wärmedämmung jedoch viel Energie<br />

ein. Um solche Wirkungen sichtbar zu machen, werden<br />

Umwelt-Produktdeklarationen (engl.: Environmental Product<br />

Declaration; kurz EPD) erstellt. Sie liefern vollständige <strong>und</strong><br />

Die Erstellung von Umwelt Produkt Deklarationen – Environmental<br />

Product Declaration (EPD) – erfolgt in drei Schritten.<br />

geprüfte Informationen über eine Vielzahl von Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> über die Umwelteinflüsse eines Bauprodukts. Und zwar<br />

über den gesamten Lebensweg – von der Herstellung über<br />

die Nutzungsdauer bis zur Entsorgung beziehungsweise zum<br />

Recycling.<br />

Grafik: © Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt e.V.<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


BAUEN UND WOHNEN | THEMEN<br />

Musikkens Hus, Aalborg<br />

Foto: © Lindner Group, www.Linder-Group.com<br />

Erfreut nimmt Heinrich Büchner (Vorstandsmitglied der Lindner Group) die erste produktspezifische<br />

EPD von Dr. Burkart Lehmann (Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt e.V.) entgegen.<br />

EPD als Motor für Produktoptimierung<br />

„Mit EPDs machen Hersteller die eigene Produktion transparent“, so Lehmann. „Die<br />

Erstellung von EPDs führt zwangsläufig dazu, tiefer in das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

einzusteigen.“ Die Lindner Group, eines der jüngsten IBU-Mitglieder, ist ein Beispiel<br />

dafür, wie dabei nicht nur der jeweilige Produktionsprozess, sondern auch das unternehmerische<br />

Handeln auf den Prüfstand gestellt wird. Das Familienunternehmen ist<br />

Spezialist in Sachen Innenausbau, Fassadenbau <strong>und</strong> Isoliertechnik, produziert Boden-,<br />

Decken-, Trockenbau-, Wand- <strong>und</strong> Fassadensysteme <strong>und</strong> betreibt neben dem Hauptsitz<br />

im bayerischen Arnstorf Produktionsstätten <strong>und</strong> Tochtergesellschaften mit insgesamt<br />

6.000 Mitarbeitern in mehr als 20 Ländern. Vor vier Jahren wurde die Abteilung „Green<br />

Building“ gegründet. Seitdem erstellt das Unternehmen Selbstdeklarationen für seine<br />

Produkte <strong>und</strong> Systeme, ohne dass sie vom Gesetzgeber oder von K<strong>und</strong>en gefordert<br />

wurden. „In den Selbstdeklarationen bilden wir die für die Gebäudezertifizierungssysteme<br />

relevanten Aussagen ab“, erklärt Green Building-Koordinator Marcel Gröpler.<br />

Am Standort Dettelbach, der „Keimzelle“ der <strong>Nachhaltig</strong>keitsbemühungen innerhalb<br />

der Lindner Group, wurde die erste Ökobilanz des Unternehmens erstellt. Da kam die<br />

Anforderung eines norwegischen K<strong>und</strong>en im Sommer 2<strong>01</strong>4 genau richtig. Lindner<br />

erhielt den Auftrag, für den Flughafen Oslo Gardermoen ein Doppelbodensystem<br />

zu liefern. Voraussetzung für die Auftragserteilung: eine EPD für das zu liefernde<br />

System. „Diese Anforderung wurde zur treibenden Kraft, IBU-Mitglied zu werden<br />

<strong>und</strong> die erste produktspezifische EPD zu erstellen“, erinnert sich Gröpler.<br />

Das in Dettelbach hergestellte Doppelbodensystem „NORTEC“, bestehend aus<br />

Gipsfaserplatten mit unterseitig angebrachtem verzinktem Stahlblech <strong>und</strong> stufenlos<br />

verstellbaren Stahlstützen, verfügt über bauphysikalische Eigenschaften, die hohe<br />

Traglast erlauben <strong>und</strong> hohen Schallschutz bieten. Mit der Erstellung einer EPD für<br />

das Produkt wurden Optimierungspotenziale hinsichtlich <strong>Nachhaltig</strong>keit deutlich.<br />

Das betraf zum Beispiel den Kleber, der Stahlstütze <strong>und</strong> Bodenplatte verbindet.<br />

„Wir haben uns mit dem Hersteller zusammengesetzt, der daraufhin seine Rezeptur<br />

verändert hat“, so der zuständige Abteilungsleiter Robert Nürnberger.<br />

Was mit den Selbstdeklarationen begonnen hatte, wurde mit der ersten Ökobilanz<br />

<strong>und</strong> der darauf basierenden ersten EPD konsequent weitergeführt. Nun sollen<br />

weitere EPDs folgen. Dies erfordert, die Produktionsprozesse stetig zu verbessern,<br />

Vorketten <strong>und</strong> Folgeprodukte bis hin zur Verpackung unter die Lupe zu nehmen,<br />

K<strong>und</strong>en sowie Planer <strong>und</strong> Architekten für das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit zu sensibilisieren<br />

sowie Mitarbeiter <strong>und</strong> Lieferanten in die Pflicht zu nehmen.<br />

Das große Ziel: geschlossene Kreisläufe<br />

Ralph Peckmann, Geschäftsführer am Standort Dettelbach, beschreibt eine Vision<br />

des Unternehmens: „Der Standort Dettelbach mit seiner Gipsfaserplatten- <strong>und</strong> Trocken-<br />

HENSOTHERM ®<br />

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für ökologisches Bauen<br />

HENSOTHERM ® Brandschutz-Beschichtungssysteme<br />

sind nach DIN <strong>und</strong> EN zugelassen <strong>und</strong> besitzen<br />

weitere internationale Zulassungen/Zertifikate<br />

nach BS, VKF, UL <strong>und</strong> GOST. Im Fokus unserer<br />

Entwicklungsarbeit stehen die Umweltverträglichkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit der auf Wasser basierenden <strong>und</strong><br />

wartungsfreien Produkte unserer Green Product-<br />

Linie. Sie sind frei von VOC <strong>und</strong> neben der LEED-<br />

Bestätigung auch AgBB-geprüft, eingestuft in die<br />

VOC-Emissionsklasse A+, besitzen bereits eine<br />

Umweltproduktdeklaration (EPD) Typ III <strong>und</strong> sind<br />

im DGNB-Navigator registriert. HENSOTHERM ®<br />

Stahlbrandschutz-Beschichtungen, nach DIN EN<br />

135<strong>01</strong>-2 zugelassen, bieten fast uneingeschränkte<br />

Möglichkeiten, filigrane <strong>und</strong> vielfältige Stahlbauteile<br />

als architektonisches Element sichtbar zu lassen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig den Anforderungen des passiven<br />

baulichen Brandschutzes zu entsprechen.<br />

Unsere breite Produktpalette bietet dämmschichtbildende<br />

<strong>und</strong> ablativ wirkende Systeme von Brandschutz-Beschichtungen<br />

für Stahl, Holz, Beton <strong>und</strong><br />

Kabel, zudem für die Herstellung von Wand- <strong>und</strong><br />

Deckenschotts <strong>und</strong> von feuerbeständigen Fugen.<br />

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Über 90 Jahre Kreativität, Qualitätsanspruch <strong>und</strong><br />

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RUDOLF HENSEL GMBH | Lack- <strong>und</strong> Farbenfabrik<br />

49


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

Teile der Alpha-Anlage am Produktionsstandort Dettelbach, die jährlich<br />

12.000 Tonnen Gipsstäube in den Produktionsprozess zurückführt.<br />

Qualität spielt ein wichtige Rolle im Prozess der EPD. Im Bild die<br />

Statikprüfung einer Doppelbodenplatte.<br />

bauproduktion soll bis 2020 abfallfrei <strong>und</strong> CO 2<br />

-neutral<br />

produzieren.“ Eine Rücknahmegarantie für die langlebigen<br />

Gipsfaser- <strong>und</strong> Gipskartonplatten gibt es bereits. Die Platten<br />

lassen sich wiederaufbereiten oder schreddern <strong>und</strong> reaktivieren.<br />

Die neue Alpha-Anlage führt die jährlich etwa 12.000<br />

Tonnen im Werk anfallenden Gipsstäube vollständig in den<br />

Produktionsprozess zurück <strong>und</strong> spart dabei energieintensive<br />

Arbeitsgänge ein. Somit verfügt der Standort bereits<br />

jetzt über geschlossene Kreisläufe in den Bereichen Wasser<br />

<strong>und</strong> Gips. Das spart Entsorgungskosten <strong>und</strong> der Bedarf an<br />

Frischgips sowie damit verb<strong>und</strong>ene Transportkosten werden<br />

reduziert. All das wird in der EPD abgebildet.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit: eine Querschnittsaufgabe des gesamten<br />

Unternehmens<br />

Während sich in der Abteilung Green Building die einen um<br />

Abfall <strong>und</strong> Recycling kümmern, befassen sich die anderen mit<br />

dem papierlosen Büro, der Umstellung der Außenbeleuchtung<br />

auf LED <strong>und</strong> der so genannten intelligenten Beleuchtung<br />

in den Werkshallen. Derzeit wird geprüft, wie der durch die<br />

Photovoltaik-Anlage gewonnene Strom gespeichert werden<br />

kann. „Wir wollen keine Green Line. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist kein<br />

Extra, das wir verkaufen. Wir wollen <strong>Nachhaltig</strong>keit zu unserem<br />

Standard machen, ohne dass unsere K<strong>und</strong>en mehr dafür<br />

zahlen.“ Marcel Gröpler <strong>und</strong> seine Mitstreiter sind sich einig:<br />

„Es muss aus den Köpfen raus, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit viel mehr<br />

kostet. Denn gerade das wäre nicht nachhaltig.“ Zunächst<br />

müsse ein Unternehmen zwar Geld in die Hand nehmen,<br />

aber das sei eben eine Investition in die Zukunft.<br />

Der in Dettelbach entwickelte „Umwelt-Energie-Team-Gedanke“,<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit zur Querschnittsaufgabe gemacht<br />

hat, wird inzwischen am Hauptstandort Arnstorf methodisch<br />

fortgeführt. „Genauso soll es sein“, lobt Burkhart Lehmann<br />

das Engagement des Unternehmens. „Die Konsequenz aus<br />

der EPD-Erstellung ist, Potenziale zu erkennen <strong>und</strong> zu nutzen,<br />

um die eigenen Produkte <strong>und</strong> Prozesse stetig zu optimieren.“<br />

Apropos Konsequenz: <strong>Nachhaltig</strong>e Produktion ist nicht gesetzlich<br />

vorgeschrieben. Und ein Unternehmen muss sich<br />

auch nicht dazu äußern. Noch nicht. Doch diejenigen, die<br />

frühzeitig ihre Hausaufgaben machen, werden vorbereitet<br />

sein, wenn es soweit ist. Wenn Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenschutz<br />

Gesetz werden <strong>und</strong> uns so eine neue Lebensqualität<br />

verordnet wird. Und wir feststellen: Teuer ist relativ.<br />

ANITA KIETZMANN<br />

studierte Sustainability Economics and Management an der Universität<br />

Oldenburg <strong>und</strong> ist im IBU für die Kommunikation zuständig. Ihre<br />

Zielsetzung: die Ökobilanz als wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Methodik<br />

in der breiten Gesellschaft verständlich zu machen <strong>und</strong> zu verankern<br />

<strong>und</strong> alle am Thema Bauen Beteiligten für das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

zu sensibilisieren.<br />

Was ist eine EPD?<br />

Das Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt e.V. (IBU) hat in Zusammenarbeit<br />

mit Bau- <strong>und</strong> Umweltbehörden sowie internationalen Normungsinstituten<br />

ein Programm für Umwelt-Produktdeklarationen (engl.:<br />

Environmental Product Declaration; kurz EPD) entwickelt. Auf<br />

dieser Basis erstellen IBU-Mitgliedsunternehmen EPDs für ihre<br />

Bauprodukte. Der Kern einer EPD ist die Ökobilanz, also die systematische<br />

Analyse der Umweltwirkungen des jeweiligen Produkts<br />

beziehungsweise der Produktgruppe. EPDs sind gemäß der EN<br />

15804 europäisch genormt <strong>und</strong> international anerkannt.<br />

Mehr Informationen: www.bau-umwelt.com<br />

Die Gebäudezertifizierung<br />

Nachdem eine EPD durch unabhängige Dritte geprüft <strong>und</strong> durch das<br />

IBU veröffentlicht wurde, können Interessierte wie Planer, Architekten,<br />

Bauherren <strong>und</strong> vor allem die Auditoren der Gebäudezertifizierungssysteme<br />

auf die Informationen zugreifen, um nachhaltige<br />

Gebäude zu planen beziehungsweise Gebäude im Hinblick auf ihre<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu bewerten. Seitens der EU-Bauproduktenverordnung<br />

werden EPDs zur Beurteilung der von Gebäuden ausgehenden Umwelteinflüsse<br />

explizit empfohlen. Die verschiedenen Gebäudezertifizierungssysteme<br />

(BNB, DGNB, HQE, BREEAM, LEED) setzen auf EPDs.<br />

Mehr Informationen: www.bau-umwelt.com<br />

Fotos: © Lindner Group, www.Linder-Group.com<br />

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Papier GmbH.


BAUEN UND WOHNEN | THEMEN<br />

Foto: © HypoVereinsbank, Philipp Geist, Stefan Obermeier<br />

VOM WAHRZEICHEN ZUM<br />

GREEN BUILDING<br />

Ressourcenschonendes Bauen <strong>und</strong> ein für Mensch <strong>und</strong> Umwelt optimierter Betrieb von Immobilien sollte<br />

für fortschrittliche Unternehmen selbstverständlich sein. Dieser <strong>Herausforderung</strong> stellt sich ein Münchner<br />

Unternehmen bei der Renovierung einer außergewöhnlichen Bestandsimmobilie.<br />

Von Martina Steffens<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

51


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

Die Fassadenelemente des denkmalgeschützten Hochhauses<br />

werden für die Montage vorbereitet.<br />

Das Arbeiten in großer Höhe erfordert höchste Konzentration.<br />

Betrieblicher Umweltschutz schont nicht nur natürliche<br />

Ressourcen, sondern spart in Zeiten hoher Energiepreise<br />

auch unmittelbar Geld. Für laufende Verbesserungen sorgt<br />

bei der HypoVereinsbank bereits seit 2006 ein Umweltmanagementsystem,<br />

das den gesamten Bankbetrieb, seit<br />

2<strong>01</strong>3 CO 2<br />

-neutral gestaltet. Doch auch die Immobilien<br />

des Unternehmens haben eine wichtige Bedeutung im<br />

Klimaschutz engagement. Das aktuelle Leuchtturmprojekt<br />

im Rahmen der <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie ist der 114 m hohe<br />

HVB-Tower. Bereits seit 2006 steht er unter Denkmalschutz<br />

<strong>und</strong> ist inzwischen ein Wahrzeichen Münchens. Als das<br />

größte Gebäude der HypoVereinsbank in Deutschland, hat<br />

der Tower auch das größte Potenzial, seinen Ressourcenverbrauch<br />

zu reduzieren. Bis Ende 2<strong>01</strong>5 wird das Gebäude<br />

für r<strong>und</strong> 250 Mio. Euro zu einem Green Building nach dem<br />

international anerkannten LEED-Standard umgewandelt.<br />

Energetische Sanierung<br />

Die Belange des Denkmalschutzes sowie der bankeigene<br />

Anspruch für den verantwortungsvollen Umgang mit diesem<br />

städtebaulichen Unikat, haben von Anfang an ein anspruchsvolles<br />

Architekturkonzept erfordert. Dies sollte Energieeffizienz<br />

<strong>und</strong> zukunftsorientierte Gestaltung, moderne Arbeitswelten<br />

<strong>und</strong> nachhaltiges Denken vereinen. Ziel ist es, den Energieverbrauch<br />

deutlich zu senken <strong>und</strong> dadurch den CO 2<br />

-Ausstoß des<br />

Gebäudes massiv zu reduzieren. Nach der Sanierung wird sich<br />

beispielsweise der Wärmebedarf des Gebäudes um circa die<br />

Hälfte reduzieren, der Strombedarf um etwa ein Viertel. Dies<br />

soll durch eine neue, zweischalige Fassade mit der Möglichkeit<br />

zur natürlichen Belüftung über die Fenster sowie durch ein<br />

neues versorgungstechnisches Konzept unter Berücksichtigung<br />

von Geothermie, Regenwassernutzung <strong>und</strong> neuer Heiz-Kühlsysteme<br />

für die Haustechnik erfolgen.<br />

Effiziente Optik<br />

Die äußere Fassadenhülle sollte aus gestalterischen Gründen<br />

nahezu keinen Unterschied zum ursprünglichen Zustand zeigen.<br />

Daher darf die natürliche Belüftung nach außen kaum<br />

sichtbar sein, um dem denkmalpflegerischen Anspruch gerecht<br />

zu werden. Im September 2<strong>01</strong>4 wurde die neue Fassade<br />

fertiggestellt: Vormals eine einschalige, nicht zu öffnende<br />

Konstruktion, ist die neue Fassade jetzt zweischalig. Durch<br />

innenliegende, kippbare Fenster besteht die Möglichkeit<br />

einer natürlichen Belüftung. Der Kippmechanismus erfolgt<br />

motorunterstützt <strong>und</strong> erlaubt somit eine einzelne, individuelle<br />

Bedienung sowie eine zentrale Ansteuerung. Die Luft kann<br />

neben den Bereichen der weiterhin geschlossenen Aluminiumpaneele<br />

über insgesamt r<strong>und</strong> zwei Millionen kleine, auf<br />

Distanz kaum wahrnehmbare Löcher eingesogen werden,<br />

die unter <strong>und</strong> über den Fenstern in die Fassadenstege eingelassen<br />

wurden. Dadurch ergibt sich aufgr<strong>und</strong> der weiterhin<br />

gleich strukturierten Fassade keine optische Beeinträchtigung.<br />

Insgesamt wurden r<strong>und</strong> 2.500 Fassadenelemente<br />

ausgetauscht <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 6.000 Aluminiumpaneele der alten<br />

Fassade gereinigt <strong>und</strong> wiederverwendet. Das Jalousiesystem<br />

wird innerhalb der zweischaligen Fassade geführt <strong>und</strong> sorgt<br />

maßgeblich für eine Reduzierung der externen Wärmelasten,<br />

um die Dimensionierung der Klimatechnik im Inneren des<br />

Gebäudes auf das notwendige Maß zu beschränken. Mit<br />

den vorgesehenen Heiz-Kühl-Decken wird in ein modernes<br />

Raum-Klima-Konzept investiert, das energieeffizient ist <strong>und</strong><br />

für den Nutzer bestmöglichen Komfort bietet. Darüberhinaus<br />

dient der Sonnenschutz auch als Blendschutz für die<br />

Arbeitsplätze.<br />

Smart Working – Arbeitswelt der Zukunft<br />

Das ehemalige Innenraumkonzept des Architekturdenkmals<br />

entsprach nicht mehr den gegenwärtigen <strong>und</strong> künftigen<br />

Anforderungen. Auch die inneren Wärmelasten wiesen<br />

aufgr<strong>und</strong> zunehmender IT-Ausstattung andere Werte als<br />

zur Entstehungszeit des Gebäudes auf. Daher ist ein weiteres<br />

Ziel die <strong>Integration</strong> eines neuen Nutzungskonzepts, das<br />

durch zeitgemäßen Innenausbau eine flexible Aufteilung der<br />

Büroflächen erlaubt. Damit wird auch in Zukunft den Anfor-<br />

Foto: © HGEsch<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


BAUEN | THEMEN<br />

Der HVB-Tower ist aktuell mit 144 Metern Münchens höchste<br />

Baustelle. Bis 2<strong>01</strong>8 soll das gesamte HypoVereinsbank-Gebäude<br />

zum zertifizierten „Green Building“ umgebaut <strong>und</strong> erweitert<br />

werden. Die <strong>Herausforderung</strong>: ein effizientes Pumpensystem,<br />

das ökonomisch arbeitet <strong>und</strong> jederzeit valide Daten während<br />

des Betriebes liefert. Die Lösung: Gr<strong>und</strong>fos iSOLUTIONS.<br />

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53


THEMEN | BAUEN<br />

Focus-Area, Co-Working Area, Business Lounge. Das moderne Raumkonzept ist für das Arbeiten der Zukunft ausgelegt.<br />

derungen an eine moderne Raumgestaltung <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

Rechnung getragen. Angepasst an die sich<br />

ändernden Arbeitswelten werden den Mitarbeitern vermehrt<br />

Räume mit unterschiedlichsten technischen Möglichkeiten<br />

zur Verfügung gestellt. Auch die Gestaltung dieser Räume<br />

ist von einem neuen Zeitgeist geprägt. Bei den mobilen<br />

Bürokonzepten löst man sich konsequent von klassischen<br />

Strukturen <strong>und</strong> baut kommunikationsfördernde Arbeitslandschaften<br />

auf. Diese Strukturen sollen die die Kreativität<br />

des Einzelnen, die Bildung von Teams <strong>und</strong> die Entstehung<br />

von dynamischen Netzwerken fördern. Die Büroflächen im<br />

Turm erstrecken sich über 25 Etagen mit einem Gr<strong>und</strong>riss,<br />

der aus drei Prismen zusammengesetzt ist. Das bereits zu<br />

Beginn der 1970er Jahre in der Planungsphase vorgegebene<br />

Ziel auf flexible Gestaltungsmöglichkeiten <strong>und</strong> einen möglichst<br />

durchgängigen Tageslichteinfall für jeden Arbeitsplatz<br />

kommt heute der Umsetzung des neuen Nutzungskonzepts<br />

im HVB-Tower zugute. Statt eines festen Arbeitsplatzes haben<br />

die Mitarbeiter in dem neu gestalteten Innenraumkonzept<br />

die Wahl, je nach Aufgabenbereich in einer der unterschiedlichen<br />

Arbeitsumgebungen Platz zu nehmen. Hier findet<br />

sich die ‚Focus Area ‚ für konzentriertes, konzeptionelles<br />

Arbeiten, oder die ‚Co-Working Area ‚ für Projektarbeit mit<br />

mehreren Kollegen, Zellenbüros für ungestörte Telefonate<br />

<strong>und</strong> Videokonferenzen oder die ‚Business-Lounge‘ zum informellen<br />

Austausch. All diese unterschiedlich gestalteten<br />

Arbeitsumgebungen finden sich an jeweils gleicher Stelle<br />

in jedem Regelgeschoss des HVB-Tower. Ein „Desk Sharing“<br />

über verschiedene Etagen ist daher weder notwendig noch<br />

vorgesehen, weil alle ‚Zonen‘ dem Mitarbeiter in jeder Etage<br />

zur freien Auswahl stehen.<br />

Der Turm der Inspirationen<br />

Unter dem Motto „The Tower to inspire“ feierte die HypoVereinsbank<br />

Ende Januar 2<strong>01</strong>5 ihren Turm mit einem öffentlichen Kunstprojekt.<br />

Sieben Abende lang ließ der Lichtkünstler Philipp Geist das<br />

Gebäude mit grafischen Mustern, Videos oder abstrakter Lichtmalerei<br />

in bunten Farben erstrahlen. „Ein spannendes Projekt – <strong>und</strong><br />

angesichts der Größe <strong>und</strong> interessanten Architektur eine echte<br />

<strong>Herausforderung</strong>“, so Geist, der das bewegte Kunstwerk während<br />

der gesamten Laufzeit persönlich betreute. Die Ideen für die Bildwelten<br />

stammten auch von Bürgern der Stadt <strong>und</strong> Mitarbeitern der<br />

Bank, die dazu im Vorfeld aufgerufen wurden. „Der HVB-Tower soll<br />

inspirieren <strong>und</strong> neue Impulse vermitteln – als Arbeitswelt von morgen,<br />

Kunstwerk <strong>und</strong> Green Building“, sagte Heinz Laber, Mitglied<br />

des Vorstands der HypoVereinsbank, zu der Lichtshow, die Tausende<br />

Münchnerinnen <strong>und</strong> Münchner begeisterte.<br />

Durchdachte Haus- <strong>und</strong> Versorgungstechnik<br />

Das neue Brandschutzkonzept des HVB-Tower stellt eine<br />

signifikante Verbesserung dar <strong>und</strong> gewährleistet die Betriebssicherheit<br />

dauerhaft. Die bestehenden Treppenhaustürme<br />

werden zukünftig als druckbelüftete Sicherheitstreppenräume<br />

ertüchtigt. In alle vier Treppenhäuser würde im Brandfall<br />

Frischluft eingeblasen, damit diese rauchfrei bleiben <strong>und</strong> eine<br />

gefahrlose Flucht <strong>und</strong> Rettung ermöglichen. Zudem werden<br />

unter anderem eine Vollsprinklerung sowie eine vollflächige<br />

Überwachung mittels Brandmeldeanlage für größtmögliche<br />

Sicherheit sorgen. Durch eine Optimierung der inneren<br />

Strukturierung der Geschosse in brandschutztechnischer<br />

Hinsicht, konnte dem ursprünglichen Entwurfsgedanken<br />

der Entstehungszeit sowie den heutigen Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

Zielvorstellungen folgend, eine größtmögliche Flexibilität<br />

der Büroraumstruktur erreicht werden, ohne die Schutzziele<br />

des Brandschutzes dabei zu vernachlässigen. Durch Einbau<br />

einer Regenwasserzisterne kann der Wasserverbrauch<br />

gesenkt werden. Die Bewässerung der Außenanlagen wird<br />

aus diesem Reservoir gespeist werden. Die Nutzung von<br />

Geothermie wird den Energieverbrauch für Kühlen im<br />

Sommer <strong>und</strong> Heizen im Winter signifikant reduzieren: Der<br />

Einbau einer Brunnenkühlung ermöglicht die Verwendung<br />

von Gr<strong>und</strong>wasser als Energieträger <strong>und</strong> realisiert über das<br />

Wärmetausch-Prinzip die gewünschte Reduzierung.<br />

Countdown läuft<br />

Im Januar 2<strong>01</strong>5 machte der HVB-Tower einen leuchtenden<br />

Auftakt des letzten Baujahres: Mit der Lichtinstallation<br />

„Green Building“ des Künstlers Philipp Geist präsentierte<br />

sich der Tower eine Woche lang als Kunstwerk für Tradition,<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong> Zukunftsorientierung. Der HVB-Tower<br />

bleibt als prägendes Bauwerk der Stadt erhalten, das durch<br />

seine futuristische Anmutung bereits in den 70er Jahren den<br />

Aufbruch Münchens zu einer modernen Weltstadt unterstrich.<br />

Gleichzeitig stellt das Gebäude heute eine moderne<br />

Arbeitswelt für r<strong>und</strong> 3.000 Mitarbeiter dar. Mit Leben erfüllt<br />

wird der HVB-Tower durch den Einzug der Belegschaft ab<br />

Anfang 2<strong>01</strong>6.<br />

MARTINA STEFFENS<br />

ist Redakteurin bei <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>. Sie hat europäische<br />

BWL sowie Psychologie studiert <strong>und</strong> arbeitet unter anderem<br />

als Expertin für <strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation.<br />

Fotos: © HGEsch<br />

54 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Kunststoffabfällen privater Haushalte <strong>und</strong><br />

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55


DIE VERZINKER<br />

Beim Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis 2<strong>01</strong>5 in Düsseldorf standen Ende November Bosch, BASF <strong>und</strong><br />

ZINQ gemeinsam auf der Bühne <strong>und</strong> warteten auf Erlösung. Die einen kennt man, aber wer oder was ist<br />

ZINQ? Ein Hidden Champion? Ein Branchenprimus mit Ambitionen? <strong>forum</strong> wollte es wissen.<br />

Von Michael Bokelmann<br />

„Es ging beim Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis (DNP) unter<br />

anderem darum, einen Bewerber auszuwählen, der im Bereich<br />

Ressourceneffizienz etwas nach vorne gebracht hat, <strong>und</strong> das<br />

war bei Voigt & Schweitzer so“, erklärt Dr. Peter Jahns von der<br />

nordrhein-westfälischen Effizienzagentur. Er saß in der Jury,<br />

die aus b<strong>und</strong>esweiten Bewerbern die Nominierungen <strong>und</strong><br />

letztlich auch die Sieger auswählte. Zwischen viel Prominenz<br />

<strong>und</strong> klangvollen Namen wurde schließlich ein Unternehmen<br />

geehrt, das aus einer Branche stammt, die so gar nicht im Fokus<br />

der öffentlichen Wahrnehmung von <strong>Nachhaltig</strong>keit steht. Voigt<br />

& Schweitzer sitzen mit ihrem Kerngeschäft, dem Feuerverzinken,<br />

seit 1889 in der Wiege der deutschen Metallkultur – im<br />

Ruhrgebiet. Hier <strong>und</strong> an 32 europäischen Standorten sorgen<br />

die Feuerverzinker mit r<strong>und</strong> 1.500 Mitarbeitern dafür, jährlich<br />

700.000 Tonnen Stahl vor dem Verfall durch Rost zu schützen.<br />

Nur – was ist daran nachhaltig?<br />

Eine Gala für die Zukunft<br />

Der Hauptpreis „Ressourceneffizienz“ ging letztlich an<br />

BASF, <strong>und</strong> doch ist Voigt & Schweizer der erste nominierte<br />

Metallverarbeiter in der nunmehr 8-jährigen Geschichte<br />

eines <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises, der unter der Schirmherrschaft<br />

von B<strong>und</strong>eskanzlerin Angela Merkel steht. Bei der Gala war<br />

Prominenz aus Film, Musik <strong>und</strong> Politik – von Iris Berben,<br />

Dieter Hallervorden, Hans-Dietrich Genscher, UN-Flüchtlingskommissar<br />

António Guterres <strong>und</strong> nicht zuletzt Königin<br />

Silvia von Schweden – zugegen, als die begehrten Preise<br />

vergeben wurden. „Der <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis ist ein gesellschaftliches<br />

Event, <strong>und</strong> da ist es schade, dass der Glamour<br />

um Königin Silvia <strong>und</strong> die vielen VIPs die unternehmerischen<br />

Ideen mitunter verdrängen“, erklärte eine Sprecherin der<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf.<br />

Die Ausnahme von der Regel<br />

Wie aber kam ein außerhalb der Fachwelt nahezu unbekannter<br />

Weiterverarbeiter beim Thema Ressourceneffizienz<br />

unter Deutschlands Top 3? Die DNP-Jury verglich über 500<br />

Bewerber <strong>und</strong> würdigte schließlich die Initiative Planet<br />

ZINQ®. Hier verschmelzen – im wahren Wortsinne – Zink<br />

<strong>und</strong> Qualität zur Dachmarke ZINQ®, die schließlich zur Nominierung<br />

von Planet ZINQ® führte. Planet ZINQ® ist eine<br />

langjährige Initiative des ausgezeichneten Unternehmens,<br />

das in Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit sehr praktisch sowohl beim<br />

Prozess als auch bei den Oberflächen ans Werk geht. Die<br />

mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis ausgezeichnete<br />

Oberfläche microZINQ® steht dafür ein. Den Entwicklern<br />

geht es darum, so wenig Zink wie möglich im energieintensiven<br />

Verzinkungsprozess einzusetzen. Ein Ansatz, der<br />

Foto: © Voigt & Schweitzer<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


RESSOURCENEFFIZIENZ | THEMEN<br />

Das frisch verzinkte Bauteil vor dem Einbau.<br />

Der millionenfach verzinkte Sturzlenker ist den Witterungseinflüssen<br />

im Lenksystem diverser BMW-Fahrzeuge permanent ausgesetzt.<br />

Bei der Eröffnung der neuen microZINQ®-Anlage am 3. September<br />

2<strong>01</strong>5 in Hagen verzinken Mitarbeiter den Markenschriftzug micro-<br />

ZINQ®.<br />

Dr. Burkhard Lehmann (Institut für Bauen <strong>und</strong> Umwelt), Lars Baumgürtel<br />

(ZINQ® Voigt & Schweitzer), Margret Suckale, (BASF), Dr. Uwe<br />

Gackstatter (Bosch), Johannes Remmel (NRW-Umweltminister) (v.l.n.r.)<br />

Fotos v.o.l.n.u.r.: Voigt & Schweitzer | © Michael Bokelmann | © ZINQ® Voigt & Schweitzer | © DNP/Frank Fendler<br />

in der traditionsverhafteten Branche nicht einheitlich bewertet<br />

wird. So wenig wie möglich, so viel wie nötig – klingt<br />

einfach, ist aber die Branchenausnahme. Deutschland- <strong>und</strong><br />

europaweit.<br />

80 Prozent Einsparung<br />

Über 11 Millionen mikroverzinkte Sturzlenker hat Voigt<br />

& Schweitzer in den zurückliegenden Jahren für den<br />

deutschen Automobilhersteller BMW verzinkt. Dieses<br />

Bauteil sitzt in zahlreichen BMW-Reihen zwischen Achse<br />

<strong>und</strong> Rad <strong>und</strong> ist damit permanent den Umwelteinflüssen<br />

ausgesetzt, dennoch kommt hier ein Verfahren zum<br />

Einsatz, das gegenüber herkömmlichen Verzinkungsmethoden<br />

einen um 80 Prozent reduzierten Zinkeinsatz<br />

garantiert. Ende der 1990er-Jahre haben Forscher im<br />

belgischen Dendermonde in Zusammenarbeit mit der Uni<br />

Leuven dieses Verfahren entwickelt, das seit 2005 u.a. zum<br />

Bauteil für die Automobilbranche führt. Statt 80-150 µm<br />

(d.i. 0,08-0,15 mm) weist die sogenannte Dünnschichttechnologie<br />

nur 10-15 µm (0,<strong>01</strong>-0,<strong>01</strong>5 mm) Zink auftrag<br />

auf. Allein hierdurch ergeben sich bemerkenswerte<br />

Material-, Energie- <strong>und</strong> Gewichtseinsparungen. Zudem<br />

besitzt dieses Verfahren die Allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik <strong>und</strong> darf<br />

so auch entsprechend genutzt werden. „Wir wollen mit<br />

diesem Verfahren nicht die herkömmliche Feuerverzinkung<br />

ablösen, sondern ergänzen. Unsere K<strong>und</strong>en sollten<br />

mehr über die realistische Lebensdauer eines Produktes<br />

nachdenken. Beträgt die Lebenserwartung nur ein bis<br />

zwei Dekaden, braucht das Bauteil keinen Zinkauftrag für<br />

200 Jahre“, erklärt der <strong>Nachhaltig</strong>keitsbeauftragte von<br />

Voigt & Schweitzer, Dr. Thomas Pinger. „Wir verpassen<br />

stählernen Bauteilen einen verzinkten Maßanzug. Das ist<br />

neu.“ Und genau das hat auch die Jury des DNP überzeugt.<br />

Dafür erhielt der Verzinker aus Gelsenkirchen nicht nur<br />

die Cradle to Cradle®-Zertifizierung, den Rohstoffeffizienz-Preis,<br />

den Industriepreis <strong>und</strong> viele mehr, sondern nun<br />

auch die Nominierung zum DNP. Dieses Beispiel soll auch<br />

andere Industriebetriebe dazu animieren, auf maximale<br />

Ressourcen- <strong>und</strong> Energieeffizienz zu achten.<br />

MICHAEL BOKELMANN<br />

ist Wissenschaftsjournalist <strong>und</strong> schreibt u.a. für das Ingenieursmedium<br />

think-ING. Als Autor, Fotograf <strong>und</strong> Moderator bearbeitet er<br />

vornehmlich technische Themen, ergänzt um soziale Projekte <strong>und</strong><br />

Kulturveranstaltungen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57


STEIGEN SIE MAL<br />

JEMANDEM AUFS DACH!<br />

Klimawandel, Verlust von Ackerboden, steigende Weltbevölkerung – vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird die Idee,<br />

Gemüse <strong>und</strong> Obst in der Stadt zu produzieren immer interessanter. <strong>forum</strong> beleuchtet die <strong>Herausforderung</strong><br />

der gebäudeintegrierten Nahrungsversorgung <strong>und</strong> fragt Sara Wolff von DACHFARM Berlin, wie wir<br />

die Gärten in die Häuser holen können.<br />

Ein Interview von Fritz Lietsch<br />

Bis zum Jahr 2050 werden nach den neuesten Erhebungen<br />

9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Damit einhergehend<br />

steigt der Bedarf an Nahrung, Wasser <strong>und</strong> Energie.<br />

Ungefähr 80 Prozent der Weltbevölkerung werden sich in<br />

urbanen Ballungsräumen ansiedeln <strong>und</strong> hier werden auch<br />

80 Prozent der Ressourcen verbraucht werden. Bei gleichbleibendem<br />

Ressourcenverbrauch bräuchten wir bis zum<br />

Jahr 2050 drei Erden!<br />

Der Appetit steigt<br />

Um die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung<br />

zu sichern, müssen bis zum Jahr 2050 ungefähr 60 Prozent<br />

mehr Nahrungsmittel bereitgestellt werden. Gleichzeitig mit<br />

dem Anstieg der Weltbevölkerung geht aber eine Abnahme<br />

der verfügbaren Ackerflächen einher; noch immer werden<br />

täglich 120 Hektar Ackerland versiegelt, um zum Beispiel<br />

Wohnraum zu schaffen oder Straßen zu bauen. Zusätzlich<br />

sinkt der verfügbare Anteil an fruchtbarem Boden durch<br />

Erosion, die Folgen des Klimawandels <strong>und</strong> den Anbau von<br />

Bioenergiepflanzen. Doch nicht nur die Ressource Boden<br />

wird zunehmend knapper, sondern auch das zur Verfügung<br />

stehende Trinkwasser: Durch die herkömmliche konventionelle<br />

Landwirtschaft werden 70 Prozent des weltweiten<br />

Trinkwassers verbraucht! Auch die weltweite Verfügbarkeit<br />

von Nährstoffen ist begrenzt: vor allem die des lebenswichtigen<br />

Phosphats. So geht man davon aus, dass die zur Düngerproduktion<br />

nutzbaren Phosphatlagerstätten früher erschöpft<br />

sein werden als die weltweiten Erdölvorkommen. Weder<br />

zusätzliche Ackerflächen noch zusätzliches Trinkwasser, noch<br />

zusätzliches Phosphat für die Produktion von Nahrungsmitteln<br />

können geschaffen werden. Daher sollte über alternative<br />

Lösungsansätze zukunftsfähiger, ressourcen- <strong>und</strong> flächeneffizienter<br />

sowie verbrauchernaher <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>licher<br />

Anbaumethoden zur Produktion von Nahrungsmitteln in<br />

Städten in <strong>und</strong> auf Gebäuden nachgedacht werden. Das hat<br />

Sara Wolff getan <strong>und</strong> <strong>forum</strong> fragt nach.<br />

Foto: © Partner <strong>und</strong> Partner Architekten, Berlin<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


RESSOURCENEFFIZIENZ | THEMEN<br />

Dächer führen zukünftig kein Schattendasein mehr. Lichtdurchflutete Gewächshäuser sammeln Sonnenenergie <strong>und</strong> dienen sowohl zur Begegnung<br />

als auch zur Produktion von regionalen Lebensmitteln. Ein 1.200 qm großes Dach in Berlin-Wilmersdorf soll zu Deutschlands erstem<br />

„Zentrum für gebäudeintegrierte Landwirtschaft“ werden.<br />

Fotos: © Dachfarm Berlin<br />

Welche Chancen bietet die „gebäudeintegrierte Landwirtschaft“,<br />

insbesondere die Nutzung von Dachflächen?<br />

Zum einen ist es eine flächeneffiziente Produktionsform:<br />

Es werden keine zusätzlichen innerstädtischen Flächen zur<br />

Lebensmittelproduktion verbraucht <strong>und</strong> keine zusätzlichen<br />

Flächen versiegelt; es wird ganz einfach das genutzt, was die<br />

Stadt natürlicherweise zu bieten hat: die Dächer.<br />

Zum anderen überzeugt die CO2-Effizienz: Durch die verbrauchernahe<br />

Produktion von Lebensmitteln fallen lange<br />

Transportwege <strong>und</strong> energieintensive Kühlketten weg. Die<br />

auf dem Gebäude angebauten Kulturen nehmen CO2 aus der<br />

Luft auf <strong>und</strong> verringern damit die CO2-Emissionen urbaner<br />

Ballungsräume.<br />

Ganz besonders überzeugt die gebäudeintegrierte Landwirtschaft<br />

jedoch durch seine Ressourceneffizienz. Durch<br />

die Nutzung der Synergiepotenziale der Stoff- <strong>und</strong> Energiekreisläufe<br />

zwischen dem Wohngebäude <strong>und</strong> seinem gebäudeintegrierten<br />

Landwirtschaftsbetrieb bleiben kostbare<br />

Ressourcen wie Wasser, Nährstoffe <strong>und</strong> Energie erhalten.<br />

Dachfarmen können Regenwasser oder aufbereitetes<br />

Grau- <strong>und</strong> Schwarzwasser zur Bewässerung der Kulturen<br />

nutzen. Organische Abfälle aus den Haushalten, aber auch<br />

aufbereitete Nährstoffe aus anfallendem Schwarzwasser<br />

dienen zur Versorgung der Nutzpflanzen. Abwärme aus<br />

dem Gebäude kann direkt zur Beheizung von Dachfarmen<br />

unter Glas genutzt werden <strong>und</strong> regenerative Energiequellen<br />

(z.B. Windräder, Photovoltaik <strong>und</strong> Solarthermie) auf dem<br />

Gebäude sichern die Energieversorgung von Dachfarmen.<br />

Ganz besonders begeistert mich jedoch, dass die Produktion<br />

von verbrauchernahem Gemüse, Obst <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch Fisch zur Subsistenz <strong>und</strong> Versorgungssicherheit von<br />

Ballungszentren mit Nahrungsmitteln beitragen kann.<br />

Sie sind ja gar nicht mehr zu bremsen in Ihrer Begeisterung :)<br />

Ja, es gibt weitere, positive Auswirkungen für das Gebäude<br />

<strong>und</strong> das Mikro-Klima im Stadtviertel. Der Anbau von<br />

Nutzpflanzen auf Dächern hat eine Pufferwirkung für das<br />

Gebäude: Im Sommer wird es gekühlt, im Winter zusätzlich<br />

gedämmt. Starke Temperaturschwankungen müssen nicht<br />

mehr durch einen zusätzlichen Energieverbrauch aufgefangen<br />

werden. Gleichzeitig leistet die Gebäudevegetation einen<br />

Beitrag zur Befeuchtung der Luft im Sommer, damit kann<br />

der Entstehung von Hitzeinseln entgegengewirkt werden.<br />

Auch stehen bereits Technologien zur aktiven Kühlung oder<br />

Beheizung des Gebäudes durch sein Dachgewächshaus zur<br />

Verfügung.<br />

Und wenn ich noch mehr Vorteile aufzählen darf…, dann<br />

sind das Schaffung von Arbeitsplätzen, Erhöhung der Biodiversität,<br />

Verbesserung der Lebensqualität <strong>und</strong> Förderung<br />

sozialer Kontakte, wenn Projekte in Form von partizipativen<br />

Gemeinschaftsgärten umgesetzt werden. Dies schafft eine<br />

generationsübergreifende Kommunikation, zusätzliche<br />

Erholungsflächen in der Stadt, Bewusstsein für ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

<strong>und</strong> Pflanzen bei (Stadt-)Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen,<br />

Erhöhung zivilgesellschaftlichen Engagements usw.<br />

Wie möchten Sie das mit Ihrer jungen Firma realisieren?<br />

Die DACHFARM Berlin wurde von mir <strong>und</strong> meinem Geschäftspartner<br />

Hans Jörg Schütz gegründet. Wir sind ein<br />

Unternehmen, das mit innovativen deutschen Forschungsprojekten<br />

<strong>und</strong> Firmen aus den Bereichen Wasserwirtschaft,<br />

Gewächshausbau, Energiemanagement <strong>und</strong> Architektur<br />

kooperiert, um das Potenzial ungenutzter Dachflächen zum<br />

professionellen Anbau von Nutzpflanzen <strong>und</strong> für partizipative<br />

Gemeinschaftsgärten nutzbar zu machen.<br />

Unser aktuelles Projekt ist ein 1200 Quadratmeter großes<br />

Dachgewächshaus auf dem Gebäudekomplex des Internationalen<br />

Begegnungszentrums der Wissenschaften (IBZ) in<br />

Berlin-Wilmersdorf. Unterstützt wird das Projekt im Wesentlichen<br />

von dem Geschäftsführer des IBZ, Andreas Barz, <strong>und</strong><br />

dem damaligen ausführenden Architekten Siegwart Geiger.<br />

Unser Konzept für dieses Dachprojekt sieht vor, ein inter- <strong>und</strong><br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

59


Die Projektinitiatoren Agrarwissenschaftlerin Sara Wolff, Dipl.-Kommunikationswirt Hans Jörg Schütz <strong>und</strong> Architekt Siegwart Geiger bei der<br />

Planung. Sara Wolff freut sich über die ersten Pflanzen auf dem Dach.<br />

transdisziplinäres Zentrum für gebäudeintegrierte Landwirtschaft<br />

zu entwickeln, das aus den drei ineinandergreifenden<br />

Teilkomplexen Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, „Grünes Klassenzimmer“<br />

<strong>und</strong> partizipativer Gemeinschaftsgarten bestehen<br />

wird. Im Fokus der praxisnahen Forschungsaktivitäten<br />

stehen Erhebungen zu Synergiepotenzialen von Stoff- <strong>und</strong><br />

Energiekreisläufen (Wasser, Energie, Nährstoffe) zwischen<br />

Gebäuden <strong>und</strong> Dachgewächshäusern zur Produktion von<br />

Nahrungsmitteln in Großstädten.<br />

Was sollten Bauherren <strong>und</strong> Stadtplaner wissen, die sich für<br />

ein entsprechendes Vorhaben interessieren?<br />

Der Betrieb einer gebäudeintegrierten Dachfarm wirkt sich<br />

positiv auf die Wirtschaftlichkeit von Bestandsgebäuden <strong>und</strong><br />

auf deren Ökobilanzierung aus. Es werden Einsparungen<br />

durch die Nutzung von Gebäuderessourcen wie beispielsweise<br />

Regenwasser, Grau- <strong>und</strong> Schwarzwasser, organische<br />

Abfälle <strong>und</strong> Gebäudewärme erzielt. Außerdem dürfen der<br />

Mehrwert durch die Schaffung von zusätzlicher Erholungsfläche<br />

auf dem Dach <strong>und</strong> der soziale Aspekt des gemeinsamen<br />

Gärtnerns nicht außer Betracht gelassen werden: Dachfarmen<br />

erhöhen die Wohnqualität!<br />

Wir unterstützen deshalb entsprechende Vorhaben durch<br />

Beratung, Planung <strong>und</strong> Bau von Dachfarm-Systemen <strong>und</strong><br />

bringen gemeinsam mit unserem Expertenteam unsere<br />

Erfahrungen aus den Bereichen Wasser-, Nährstoff- <strong>und</strong><br />

Energiemanagement, Gewächshausbau, Pflanzenproduktion,<br />

Architektur <strong>und</strong> Bauwesen ein. Im Fokus stehen hierbei<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Vernetzung der Stoff- <strong>und</strong> Energiekreisläufe<br />

zwischen Wohngebäude <strong>und</strong> Dachfarm.<br />

Brauchen wir überhaupt Dachfarmen in Deutschland, wo<br />

wir doch genug Wasser <strong>und</strong> Lebensmittel haben?<br />

Der Klimawandel macht sich auch in Deutschland bemerkbar.<br />

So gab es 2<strong>01</strong>4 in verschiedenen Regionen komplette Ernteausfälle.<br />

Böden, die eine schlechte Wasserspeicherkapazität<br />

besitzen, sind zunehmend auch schwerer zu bewirtschaften:<br />

Das betrifft zum Beispiel die sandigen Böden in Brandenburg<br />

<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Das heißt, dass auch bei<br />

uns die nutzbaren Ackerflächen zurückgehen <strong>und</strong> damit die<br />

Möglichkeit, ausreichend Nahrungsmittel für die regionale<br />

Bevölkerung produzieren zu können. Gleichzeitig hat aber die<br />

Nachfrage nach regionalen Produkten in den letzten Jahren<br />

stark zugenommen: Zum Beispiel kann sie innerhalb Berlins<br />

gar nicht mehr aus dem Umland gedeckt werden. Generell<br />

werden nur etwa 40 Prozent des in Deutschland konsumierten<br />

Gemüses auch innerhalb Deutschlands produziert.<br />

Aber Sie haben recht, die Lösungsmöglichkeiten, die die<br />

DACHFARM Berlin für die nachhaltige Zukunft der Städte<br />

entwickelt, betreffen in besonderem Maße Schwellen- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsländer mit hohem Bevölkerungswachstum,<br />

insbesondere, wenn diese in Gebieten liegen, in denen<br />

Wassermangel ein erhebliches Problem darstellt. Der Trend<br />

zur Urbanisierung ist hier in der Regel noch stärker als in<br />

europäischen Ländern <strong>und</strong> die Möglichkeit zur – zumindest<br />

partiellen – Subsistenzwirtschaft für ärmere Bevölkerungsschichten<br />

existentieller als in Europa. Zudem ist in solchen<br />

Ländern häufig die städtische Infrastruktur <strong>und</strong> Verwaltung<br />

weniger stark ausgeprägt <strong>und</strong> die Umweltsituation speziell<br />

in den „Megacitys“ prekär. Hier können Methoden zur gebäudeintegrierten<br />

Landwirtschaft einen deutlich positiven<br />

Einfluss auf die nachhaltige Stadtentwicklung haben <strong>und</strong><br />

soziale Probleme abfedern. Geplant ist daher langfristig, die<br />

gewonnen Erkenntnisse auch international weiterzugeben.<br />

Die Einbindung der internationalen Wissenschaftlerinnen<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler, die das IBZ bewohnen, sowie die<br />

internationale Bedeutung der B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin<br />

versprechen dafür eine gute Voraussetzung.<br />

Wie funktioniert der Anbau von Gemüse auf dem Dach?<br />

Es gibt unterschiedliche Anbautechnologien zur innerstädtischen<br />

gebäudeintegrierten Produktion von Nahrungsmitteln.<br />

Hier muss nach Gebäude <strong>und</strong> nach Vorstellung der<br />

Auftraggeber individuell differenziert werden, ob sich eher<br />

Fotos: © Dachfarm, Berlin<br />

60 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


RESSOURCENEFFIZIENZ | THEMEN<br />

hydroponische, aquaponische oder auf Substrat basierende<br />

Anbausysteme für das Bauvorhaben eignen.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Bei den hydroponischen Anbausystemen erfolgt die Nährstoffversorgung<br />

der Pflanze über eine Nährlösung, die die<br />

Pflanzenwurzel kontinuierlich umspült. Bei diesen Systemen<br />

finden die Pflanzenwurzeln entweder über ein anorganisches<br />

Substrat wie zum Beispiel Mineralwolle, Kokosfaser oder<br />

Blähton oder direkt in Rinnen Halt. Die Kombination aus<br />

hydroponischem Pflanzenanbau <strong>und</strong> Fischzucht wird als<br />

Aquaponik bezeichnet. In diesem Kreislaufsystem werden<br />

die im Fischwasser enthaltenen Nährstoffe an die Pflanzen<br />

weitergegeben, die wiederum das Wasser für die Fische<br />

filtern <strong>und</strong> aufbereiten. Eine weitere Möglichkeit, Pflanzen<br />

auf Dächern zu kultivieren, wäre, der jeweiligen Nutzung<br />

entsprechend, spezifische Substrate einzusetzen. Diese<br />

Nährböden sind Gemische unterschiedlichster Materialien<br />

wie zum Beispiel Bims, Lava oder Kompost. In ihnen kann<br />

wie im herkömmlichen Pflanzenbau gewirtschaftet werden.<br />

Für welches Dachfarm-System sich der Auftraggeber letztendlich<br />

entscheidet, hängt von seiner persönlichen Motivation ab:<br />

zur kommerziellen Nutzung, zur Steigerung der Lebensqualität,<br />

zur Bildung <strong>und</strong> für Soziales, zur Innovation oder als Image. Aber<br />

auch eine Kombination von zwei oder auch drei Anbausystemen<br />

ist denkbar, wenn es dem Nutzungskonzept dient.<br />

Gibt es vergleichbare Projekte in Deutschland <strong>und</strong> Europa?<br />

Gebäudeintegrierte Landwirtschaft wird in einigen Regionen<br />

der Welt, insbesondere in Nordamerika (New York, Montreal)<br />

<strong>und</strong> (Süd)Ostasien (Japan, Südkorea, China <strong>und</strong> Singapur),<br />

mit unterschiedlicher Nutzungsausrichtung (kommerziell,<br />

sozial-nachbarschaftlich) schon professionell <strong>und</strong> erfolgreich<br />

betrieben. In Nordamerika sind in den vergangenen acht Jahren<br />

zahlreiche professionell <strong>und</strong> großenteils gewinnbringend<br />

betriebene open-air Dachfarmen, allen voran die „Brooklyn<br />

Grange“ in New York, entstanden. Dagegen sind in Europa –<br />

unter anderem aufgr<strong>und</strong> der geringen Bekanntheit der Idee<br />

<strong>und</strong> des mangelnden Fachwissens zur gebäudeintegrierten<br />

Landwirtschaft – nur einige wenige Pilotprojekte zu finden.<br />

Diese Projekte, wie beispielsweise das „Gartendeck“ in Hamburg,<br />

„Food from the Sky“ in London oder der „Zuidpark“ in<br />

Duivendrecht in den Niederlanden, sind jedoch bislang eher<br />

nachbarschaftlich-sozial ausgerichtet.<br />

Der große Boom hat also noch nicht begonnen, woran<br />

liegt das?<br />

Unter anderem gibt es noch unzureichende Informationen<br />

zu den unterschiedlichen Bereichen gebäudeintegrierter<br />

Landwirtschaft: Es mangelt zwar nicht an vorhandenen Technologien,<br />

aber an Fachkenntnissen bei den verantwortlichen<br />

Entscheidern, wie zum Beispiel Politikern, Stadtplanern,<br />

Architekten <strong>und</strong> Stadtgärtnern. Hier wollen wir auch den<br />

politischen Prozess vorantreiben, praktische Umsetzungen<br />

vorstellen <strong>und</strong> Hindernisse aus dem Weg räumen. Dazu gehört<br />

auch, genehmigungsrechtliche Fragen zu klären. Mit DACH-<br />

FARM Berlin möchten wir Entscheider <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />

für dieses Thema sensibilisieren <strong>und</strong> die gebäudeintegrierte<br />

Landwirtschaft als eine Möglichkeit vorstellen, um weltweiten<br />

Ernährungs- <strong>und</strong> Umweltproblemen zu begegnen.<br />

Ganz konkret: Welches Potenzial bietet die Erzeugung von<br />

Lebensmitteln in der Stadt?<br />

Nach Aussagen der „Urban Farmers“ aus der Schweiz produziert<br />

ein 1000 Quadratmeter großes aquaponisch betriebenes<br />

Dachgewächshaus jährlich drei bis fünf Tonnen Fisch <strong>und</strong><br />

20 Tonnen Gemüse. Davon können 340 Personen mit Fisch<br />

<strong>und</strong> 250 Personen mit Gemüse ernährt werden.<br />

Ergebnisse einer dreijährigen Studie aus den Jahren 2<strong>01</strong>0<br />

bis 2<strong>01</strong>3 aus Bologna besagen, dass bei einer konsequenten<br />

gartenbaulichen Nutzung aller geeigneten Dachflächen<br />

(ca. 0,82 Quadratkilometer) innerstädtisch 12.500 Tonnen<br />

Gemüse pro Jahr produziert <strong>und</strong> damit 77 Prozent des<br />

jährlichen Gemüsebedarfs der Stadtbewohner abgedeckt<br />

werden könnten. In der Studie wurden unterschiedliche<br />

Blatt- <strong>und</strong> Fruchtgemüse in sowohl auf Erde basierenden<br />

Anbausystemen als auch in bodenlosen hydroponischen<br />

Anlagen kultiviert.<br />

Im Forschungsprojekt ZFarm wurde innerhalb Berlins eine<br />

Potenzialfläche von 8,08 Millionen Quadratmetern für<br />

kommerziellen Anbau von Nahrungsmitteln in Dachgewächshäusern<br />

berechnet. Mit dieser Fläche könnten 242 Millionen<br />

Kilogramm Gemüse pro Jahr für zwei Drittel der Berliner<br />

Bevölkerung produziert werden.<br />

Unglaublich, doch wie verhält es sich mit der Schadstoffbelastung<br />

in der Stadt?<br />

Leider gibt es bisher nur unzureichende Studien über das<br />

Verhalten von Schadstoffen in innerstädtisch produzierten<br />

Nahrungsmitteln. Einige Studien sind uns bekannt, die sich<br />

aber ausschließlich mit der Akkumulation von Schadstoffen<br />

in Stadtgemüse bodennaher urbaner Gärten beschäftigen.<br />

Zum Verhalten von Schadstoffen in unterschiedlichen<br />

Höhen beziehungsweise auf Dächern oder Dachgewächshäusern<br />

gibt es bisher noch keine aussagekräftigen Untersuchungen:<br />

Aus mündlichen Überlieferungen durch<br />

Gärtner der „Brooklyn Grange“ in New York wurde nach<br />

Laboruntersuchungen bestätigt, dass in den Ernteprodukten<br />

ihres Stadtgartens im sechsten Gebäudegeschoß keine<br />

Schadstoffe zu finden waren. Daher gehen wir davon aus,<br />

dass in geschlossenen Dachgewächshaussystemen die<br />

Belastung mit Schwermetallen, da sie schwerer als Luft<br />

sind <strong>und</strong> daher eher am Boden bleiben, unbedenklich sind.<br />

Detailliertere Untersuchungen werden auch dazu von der<br />

DACHFARM Berlin angestrebt.<br />

Frau Wolff, wir danken für das Gespräch <strong>und</strong> möchten nun<br />

gerne mit Ihnen auf das Dach steigen.<br />

www.dachfarmberlin.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net 61


REIF FÜR DIE INSEL?<br />

Inseln berühren unser Herz, geben das Gefühl, abgeschottet zu sein vom<br />

Rest der Welt, <strong>und</strong> sind deshalb ganz besonders begehrte Urlaubsziele.<br />

Die Kehrseite ist häufig die Zerstörung der Natur <strong>und</strong> traditioneller Werte.<br />

<strong>forum</strong> zeigt auf den folgenden Seiten, dass es auch anders geht.<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Foto: © Jens Fischer<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

63


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

Das Geschäft mit den Walen: Früher harpuniert, heute Gott sei Dank nur noch fotografiert.<br />

Daneben: Delphine vor der Silhouette des Mt. Pico<br />

Als ich vor fast dreißig Jahren die Dominikanische Republik<br />

das erste Mal besuchte, war ich fasziniert von der Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />

der Menschen. Fünf Jahre später, der Massentourismus<br />

war mit voller Wucht auf den Südteil dieser Karibikinsel<br />

hereingebrochen, mussten die Strände <strong>und</strong> Hotelanlagen<br />

bereits von Polizisten bewacht werden …<br />

Die kleine thailändische Insel Koh Tao war vor 25 Jahren ein<br />

Robinson Crusoe Eiland für Insider. Wenige Autos, keine befestigten<br />

Straßen, kein Lärm <strong>und</strong> Stress. Nichts als kristallklares<br />

Wasser <strong>und</strong> viel Ruhe. Air Condition <strong>und</strong> Swimmingpool:<br />

Fehlanzeige. Die Einfachheit des Insellebens war ein Traum.<br />

Heute ist Koh Tao Partyinsel. Täglich kommen Fähren <strong>und</strong><br />

Speedboote aus Koh Samui <strong>und</strong> bringen Tagesausflügler<br />

<strong>und</strong> Touristen auf die Mini-Insel, die mittlerweile von einem<br />

dichten Straßennetz durchzogen ist. Eine davon führt vorbei<br />

an einem stinkenden, knatternden Diesel-Generator <strong>und</strong> nur<br />

wenige h<strong>und</strong>ert Meter weiter entdeckt man einen riesigen<br />

Müllberg. Die Kehrseite des unbeschwerten Strandlebens.<br />

Inseln sind besonders empfindlich<br />

Warum ist nachhaltiger Tourismus gerade auf Inseln so wichtig?<br />

Als ein großer Einflussfaktor <strong>und</strong> zugleich ein wichtiger<br />

– oft der wichtigste – wirtschaftlicher Faktor auf vielen Inseln<br />

sichert der Tourismus das Einkommen vieler Bewohner. Doch<br />

wie schützt man gleichzeitig das empfindliche Ökosystem<br />

Insel? Und wie erhält man die dortige Natur <strong>und</strong> Kultur?<br />

Wie findet man die Balance zwischen den Interessen der<br />

Einheimischen <strong>und</strong> denen der Besucher? Ist das überhaupt<br />

möglich?<br />

Definiert sind Inseln als kleine, in sich geschlossene Einheiten,<br />

sowohl aus geographischer, ökologischer als auch aus politischer<br />

<strong>und</strong> ökonomischer Sicht. Daher reagieren sie viel empfindlicher<br />

auf äußere Einflüsse, als man im ersten Moment<br />

oft annimmt. Rachel Dodds <strong>und</strong> Sonya Graci beschäftigen<br />

sich in ihrem 2<strong>01</strong>0 erschienenen Buch „Sustainable Tourism<br />

in Island Destinations“ mit der Frage, wie eine wirtschaftliche<br />

Entwicklung durch Tourismus die lokale Natur <strong>und</strong> Kultur erhalten<br />

kann, <strong>und</strong> begründen, warum nachhaltiger Tourismus<br />

besonders auf Inseln Priorität haben sollte.<br />

„Viele Inseln auf der ganzen Welt sind vom Tourismus abhängig,<br />

da er ihre Haupteinnahmequelle darstellt. Es ist daher<br />

zwingend erforderlich, diese Destinationen so zu managen,<br />

dass sie langfristig überleben. […] Der natürliche Reiz einer<br />

Destination ist typischerweise einer der tourismuswirksamsten<br />

Vorzüge, gleichzeitig ist die natürliche Umgebung auch<br />

das Merkmal, das am direktesten von Raubbau betroffen<br />

ist.“ – Rachel Dodds<br />

Dodds <strong>und</strong> Graci führen sowohl positive als auch negative<br />

Beispiele des nachhaltigen Tourismus auf Inseln an <strong>und</strong> beleuchten<br />

die Schlüsselprobleme im Tourismus <strong>und</strong> die daraus<br />

resultierende Notwendigkeit für Veränderung. Anhand von<br />

Fallstudien – u.a. aus Kanada, St. Kitts, Honduras, China, Indonesien,<br />

Spanien, Tansania <strong>und</strong> Thailand – zeigen sie, dass<br />

alternative Herangehensweisen in der Tourismusentwicklung<br />

möglich sind, wenn die Priorität auf <strong>Nachhaltig</strong>keit liegt. Sie<br />

stellen fest, dass sich viele negative Elemente des Tourismus<br />

immer noch wiederholen <strong>und</strong> man scheinbar nichts aus den<br />

Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. So ist die aktuelle<br />

Entwicklung in der Karibik ähnlich desaströs wie die vor 30<br />

bis 50 Jahren in der Mittelmeerregion. Es gibt aber auch<br />

positive Veränderungen. So planen zum Beispiel die Bahamas,<br />

bis 2030 zu 99 Prozent frei von fossilen Brennstoffen<br />

zu sein. Man stelle sich vor, große Länder würden sich dies<br />

zum Ziel setzen!<br />

Ein Azorenhoch<br />

Der seit 2007 verliehene QualityCoast Award wird für ökologisch<br />

nachhaltig handelnde Reiseziele vergeben, die sich<br />

um die Erhaltung intakter Ökosysteme sowie die soziale<br />

Stabilität <strong>und</strong> die kulturelle Identität bemühen. Das Programm<br />

wurde von der Coastal & Marine Union (EUCC) ins<br />

Leben gerufen. Sie ist der größte regierungsunabhängige<br />

Fotos v.l.n.r.: © ONEWORLD Reisenmit Sinnen<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

Wandern in grandioser Natur: Die Azoren bieten Inselfeeling mitten im Atlantik<br />

<strong>und</strong> gemeinnützige Verband zur Förderung des Küsten- <strong>und</strong><br />

Meeresnaturschutzes in Europa. Nachdem die Azoren bereits<br />

viermal in Folge mit dem QualityCoast Award in Gold prämiert<br />

wurden, entschied sich die Jury zur Vergabe des Platin<br />

Awards mit Alleinstellungsmerkmal. Die Azoren sind damit<br />

das erste <strong>und</strong> einzige Reiseziel Europas, das mit diesem Preis<br />

in Platin ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung zeigt,<br />

dass der Inselarchipel im Atlantik in puncto Naturerlebnis<br />

<strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit eine echte Spitzenposition einnimmt. Die<br />

Azoren, den meisten aus der Wetterkarte bekannt, sind ein<br />

Inselarchipel im Atlantik zwischen Portugal <strong>und</strong> Nordamerika<br />

<strong>und</strong> gelten als ECO-Destination fernab des Massentourismus.<br />

Die Inseln umfassen eine Gr<strong>und</strong>fläche von 2.330 Quadratkilometern<br />

<strong>und</strong> sind mit 245.500 Einwohnern bevölkert. Die<br />

Entfernung zu Portugal beträgt 1.500 Kilometer, circa zwei<br />

Flugst<strong>und</strong>en. Von den neun Inseln sind acht vulkanischen<br />

Ursprungs <strong>und</strong> vor allem für Wanderfre<strong>und</strong>e ein Spektakel.<br />

Zwischen blau blühenden Hortensien wandert man auf alten<br />

Eselswegen, oft mit Ausblick auf den blauen <strong>und</strong> endlos<br />

scheinenden Atlantik. Früher waren die Azoren bekannt für<br />

Walfang, heute kann man dort auf Walbeobachtungstouren<br />

die Meeressäuger bestaunen. Auf den Inseln ist der Vulkanismus<br />

in seinen Facetten besonders gut zu beobachten.<br />

Für Badefre<strong>und</strong>e finden sich auf allen Inseln in Granitfelsen<br />

gebaute Naturschwimmbecken mit Meerwasser. Wassersportler<br />

finden zwischen den Inseln interessante Tauchreviere.<br />

Die beste Reisezeit ist von April bis Ende Oktober. Aber<br />

auch in unseren Wintermonaten sind die Azoren durchaus<br />

ein abwechslungsreiches Reiseziel. Die Inseln bieten dann<br />

stürmische wie sonnige Tage <strong>und</strong> der milde Golfstrom sorgt<br />

für angenehme Temperaturen von bis zu 20 Grad – an Land<br />

<strong>und</strong> im Ozean.<br />

Deutsche Insel ausgezeichnet<br />

Auch in Deutschland sind die Inseln vom Klimawandel betroffen.<br />

Die 1.500 Einwohner der Nordseeinsel Juist müssen sich<br />

<strong>Herausforderung</strong>en wie dem Anstieg des Meeresspiegels <strong>und</strong><br />

zunehmenden Sturmfluten, aber auch dem demografischen<br />

Wandel <strong>und</strong> dem Fachkräftemangel stellen. Die Insulaner<br />

r<strong>und</strong> um den Marketingleiter <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten<br />

Thomas Vodde haben dabei in den vergangen Jahren mit<br />

außergewöhnlicher Konsequenz <strong>und</strong> Initiative Vieles richtig<br />

gemacht. Bereits vor Jahren entwickelte die Gemeinde mit<br />

der Bevölkerung ein touristisches Leitbild, in dem Ziele für die<br />

zukünftige Entwicklung festgelegt <strong>und</strong> entsprechende Projekte<br />

verabschiedet wurden. Sie sollten allesamt den Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit in allen drei Bereichen Ökologie,<br />

Ökonomie <strong>und</strong> Soziales entsprechen. Dank dessen ist Juist zur<br />

Klimainsel geworden. Die Inselgemeinde hat mehrfach einen<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck erstellen <strong>und</strong> die Bewohner im sorgsamen<br />

Umgang mit der Energie schulen lassen. Dafür gewann die<br />

Kurverwaltung 2<strong>01</strong>2 den Green Globe Highest Achievement<br />

Award for Best Business <strong>und</strong> ließ sich 2<strong>01</strong>3 von Green Globe<br />

rezertifizieren. Doch damit war es nicht genug: In Zusammenarbeit<br />

mit Norderney, Baltrum <strong>und</strong> Norden wurde ein<br />

integriertes Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzkonzept erarbeitet, in<br />

dem auch der Einsatz eines Klimaschutzmanagers gesichert<br />

ist. Die Projekte „KlimaInsel Juist“ <strong>und</strong> „Energiewende Juist“<br />

beinhalten umfassende Maßnahmenpakete für Unternehmen,<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> Gäste zur Erreichung der angestrebten<br />

Klimaneutralität bis 2030. Insbesondere im Bereich der<br />

Mobilität zeichnet sich Juist durch seine Autofreiheit aus.<br />

Gäste werden motiviert, mit Bahn oder Fernbus anzureisen.<br />

Hotspot der Biodiversität <strong>und</strong> Partnerschaften<br />

Juist ist Bestandteil des Niedersächsischen Nationalparks<br />

Wattenmeer <strong>und</strong> des UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer.<br />

Mit dem BUND führen die rührigen Insulaner Projekte wie<br />

„pestizidfreie Kommune“ <strong>und</strong> „plastikmüllfreies Juist“ durch.<br />

Die Teilnahme an Wettbewerben führte zu erfolgreichen Auszeichnungen,<br />

zuletzt dem Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis.<br />

Und die Insulaner wollen sich auch auf dieser Auszeichnung<br />

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Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

65


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

Die ostfriesische Insel Juist ist 17 Kilometer lang, 500 Meter breit <strong>und</strong> kaum sieben Kilometer vom Festland entfernt. Mit dem Schiff ist sie in<br />

etwa 75 Minuten von Norddeich-Mole erreichbar ...<br />

nicht ausruhen: Das einmal im Jahr stattfindende Gästeparlament<br />

bringt wertvolle Anregungen <strong>und</strong> demnächst<br />

soll es weitere Projekte geben. „Juistus Klimaretter“ wird<br />

die kleinen Insulaner begeistern <strong>und</strong> wissenschaftlich begleitete<br />

Workshops unter dem Arbeitstitel „Justopia“ die<br />

Erwachsenen. Momentan bereitet sich die Insel als eine<br />

der ersten in Deutschland auf die TourCert-Zertifizierung<br />

für nachhaltige Destinationen vor. <strong>Nachhaltig</strong>keit gilt für die<br />

Inselgemeinde als Standortfaktor. Im Zuge der wirtschaftlich<br />

wichtigen Saisonverlängerung sollen vor allem auch in den<br />

saisonschwachen Monaten Gäste mit Interesse an einem<br />

nachhaltigeren Konsum angesprochen werden. Juist ist also<br />

das ganze Jahr ein lohnendes Reiseziel. Hut ab vor Juist! Da<br />

können sich sehr viele deutsche Tourismusdestinationen eine<br />

dicke Scheibe abschneiden.<br />

Gemeinsam zur Klimaneutralität<br />

Unter den Kanaren strengen sich El Hierro <strong>und</strong> La Gomera<br />

besonders in Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit an. El Hierro, die kleinste<br />

der kanarischen Inseln, gilt als Öko-Hochburg des Archipels:<br />

Die gesamte Insel ist UNESCO-Biosphärenreservat <strong>und</strong> die<br />

Inselverwaltung hat ein ausgedehntes Meeresschutzgebiet<br />

ausgewiesen. Die Inselbusse fahren mit Wasserstoff <strong>und</strong><br />

die Landwirte wurden unterstützt, auf ökologischen Anbau<br />

umzustellen. Außerdem will sie weltweit die Erste sein, die<br />

ihren Energiebedarf zu 100 Prozent erneuerbar deckt. Mit<br />

„Bimbache openART“ hat die Insel ein global ausgerichtetes<br />

Kunst- <strong>und</strong> Sozialprojekt, das Leuchtturm ist für ein neues<br />

gesellschaftliches Miteinander (siehe dazu das <strong>forum</strong>-Interview<br />

mit Torsten de Winkel „Kunst <strong>und</strong> Musik als Botschafter“<br />

in <strong>forum</strong> 2/2<strong>01</strong>5).<br />

Auch La Gomera setzt auf Partnerschaft <strong>und</strong> hat mit Futouris<br />

<strong>und</strong> der deutschen Insel Juist einen Erfahrungsaustausch<br />

vereinbart. Konkret wird es eine Reihe von Feldern geben,<br />

auf denen Juist <strong>und</strong> La Gomera in Zukunft zusammenarbeiten<br />

werden: Im Zentrum der Aktivitäten stehen ein gemeinsamer<br />

Aktionsplan für nachhaltigen Tourismus, die gemeinsame<br />

Akquise von Fördermitteln für konkrete Projekte <strong>und</strong> der<br />

kontinuierliche Wissenstransfer bei allen Fragen, die die<br />

Reduzierung von CO 2<br />

-Emissionen <strong>und</strong> Abfall, die Nutzung<br />

alternativer Energiequellen, die Reduzierung des Wasserverbrauchs<br />

sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung <strong>und</strong><br />

der Tourismusbranche betreffen. Bei der Positionierung von<br />

La Gomera <strong>und</strong> Juist als nachhaltige Tourismusdestinationen<br />

soll es auch gemeinsame Vermarktungsaktionen geben.<br />

Ein Young Global Leader<br />

Rory Hunter wurde vom World Economic Forum zu einem<br />

der „Young Global Leaders 2<strong>01</strong>5“ (YGL) ernannt. Jährlich<br />

haben bis zu 200 herausragende Persönlichkeiten aus aller<br />

Welt die Ehre, in dieses Netzwerk aufgenommen <strong>und</strong> für ihre<br />

beruflichen Erfolge <strong>und</strong> ihren Einsatz für das Gemeinwohl<br />

belohnt zu werden. Hunter wurde somit nicht nur wegen<br />

seiner steilen beruflichen Karriere, sondern vor allem für<br />

sein gesellschaftliches Engagement <strong>und</strong> seine Leistung im<br />

Bereich des nachhaltigen Tourismus ausgezeichnet. Mit „Song<br />

Saa Private Island“ hat er nach Ansicht der Jury nicht nur ein<br />

außerordentlich nachhaltiges Hotelmanagementkonzept entwickelt,<br />

sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung<br />

des natürlichen <strong>und</strong> kulturellen Erbes Kambodschas geleistet.<br />

„Als erstes Private Island Resort in der Geschichte Kambodschas<br />

tragen wir eine immense Verantwortung <strong>und</strong> haben<br />

eine Vorreiterrolle inne, mit der wir sehr hohe Standards in<br />

Umweltschutz <strong>und</strong> gesellschaftlicher Entwicklung setzen“,<br />

so Rory über seine Vision als CEO der Song Saa Hotels and<br />

Resorts. Mit der Gründung der „Song Saa Fo<strong>und</strong>ation“ haben<br />

er <strong>und</strong> seine Frau Melita Hunter zudem eine Organisation ins<br />

Leben gerufen, die bedeutende Projekte für die Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> die natürliche Umgebung des Koh Rong Archipels initiiert<br />

<strong>und</strong> dabei neue Wege für eine nachhaltige Entwicklung Kambodschas<br />

geht. Zu deren Projekten zählt unter anderem die<br />

Gründung von Kambodschas erstem Meeresschutzreservat,<br />

Fotos: © Juist<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

... Im November 2<strong>01</strong>5 erhielt die Gemeinde für ihr Engagement den Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis. Die „KlimaInsel“ Juist strebt an, bis zum<br />

Jahr 2030 klimaneutral zu werden.<br />

die Kontrolle der Fischbestände, der Schutz der bedrohten<br />

Echten Karettschildkröte <strong>und</strong> ein Abfall-Management-System,<br />

mit dem die Wasserqualität der gesamten Region verbessert<br />

wird. Ziel ist es, die natürlichen Bestände zu schützen <strong>und</strong> eine<br />

nachhaltige Zukunft für die Einwohner <strong>und</strong> die umliegende<br />

Natur zu schaffen. Dabei muss keineswegs auf Komfort <strong>und</strong><br />

Luxus verzichtet werden. Song Saa Private Island schafft die<br />

perfekte Symbiose aus <strong>Nachhaltig</strong>keit, Luxusurlaub <strong>und</strong> Robinson<br />

Crusoe Deluxe Feeling. Es bleibt zu hoffen, dass Rory<br />

nicht nur die große Ehre, Teil des YGL Forums zu sein, genießt,<br />

Das Weltnaturerbe Wattenmeer erleben<br />

Lassen Sie sich von der ostfriesischen Gastfre<strong>und</strong>schaft verwöhnen <strong>und</strong><br />

erleben Sie einen Urlaub auf der autofreien Nordseeinsel Juist. Gewinner<br />

des Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises 2<strong>01</strong>5 Kleinstädte & Gemeinden.<br />

Leistungen<br />

• Überfahrt Norddeich – Juist<br />

<strong>und</strong> zurück<br />

• Gepäcktransport vom Hafen Juist<br />

bis zur Unterkunft <strong>und</strong> zurück<br />

• 7 Übernachtungen im Einzel-/<br />

Doppelzimmer, DU/WC, inkl. Frühstück<br />

oder 7 Übernachtungen in<br />

einer Ferienwohnung<br />

• TöwerCard inkl. Kurbeitrag<br />

• 1 x Fahrrad für 5 Tage<br />

• 1 x Wattwanderung<br />

• 1 x Buch über Watt & Meer<br />

• 1 x Abendessen<br />

• 1 x Meerschlickpackung mit Massage<br />

• Reiserücktrittskosten-Versicherung<br />

Reisezeit 18.03. – 22.06.2<strong>01</strong>6 oder 13.09. – <strong>01</strong>.11.2<strong>01</strong>6<br />

Der Aufenthalt ist beliebig verlängerbar.<br />

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Pensionen Pensionen u. Hotels<br />

Hotel-Pensionen<br />

DZ ab 529,- € DZ ab 641,- € DZ ab 793,- €<br />

EZ ab 570,- € EZ ab 682,- € EZ ab 863,- €<br />

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Kategorie A<br />

Kategorie B<br />

2 Pers. ab 878,- € 2 Pers. ab 1.<strong>01</strong>1,- €<br />

Ferienwohnungen: Kat. A u. B. können sich z. B. in<br />

Größe <strong>und</strong> Ausstattung unterscheiden.<br />

Weitere Informationen zur <strong>Nachhaltig</strong>keit der Nordseeinsel Juist unter:<br />

www.juist.de/inselurlaub/natur-umwelt/klimainsel-juist.html<br />

Kurverwaltung Juist · Strandstraße 5 · 26571 Juist · Telefon 04935 809222<br />

E-Mail: zv@juist.de · www.juist.de · www.facebook.com/inseljuis<br />

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67


Sanfter Tourismus statt Traumstrand: Für die Bewohner der thailändischen Insel Koh Siboya geht es um eine nachhaltige Zukunft.<br />

sondern auch die Chance nutzt, um durch das Netzwerk<br />

gleichgesinnter Führungspersonen Impulse für nachhaltiges<br />

<strong>Wirtschaften</strong> setzen zu können.<br />

Eine Insel abseits der Touristenströme<br />

Unsere nächste Insel führt uns zurück nach Thailand – genauer<br />

gesagt in den Süden Thailands 20 Kilometer südlich<br />

von Krabi. Die Insel verfügt über einen flachen Sandstrand,<br />

der für Touristen nicht wirklich attraktiv ist <strong>und</strong> dessen<br />

Schönheit sich erst bei intensiverer Betrachtung eröffnet.<br />

Dies ist verantwortlich dafür, dass nur wenige Ausländer<br />

den Weg dorthin finden <strong>und</strong> die Bewohner der Insel nicht<br />

so vom Tourismus profitieren wie einige der Nachbarinseln.<br />

Die Rede ist von Koh Siboya <strong>und</strong> sie hat die klassischen <strong>Nachhaltig</strong>keitsprobleme<br />

von Inseln abseits der Touristenströme:<br />

von A wie Arbeitslosigkeit, Abfallentsorgung, Abwanderung<br />

oder Abholzung bis zu Z wie Zukunft, die ein großes Fragezeichen<br />

beinhaltet. Die Biodiversität leidet unter Monokulturen,<br />

der Lebensraum der Tiere ist eingeengt, die naturbelassenen<br />

Strände werden immer mehr von angeschwemmtem Plastik<br />

verschmutzt <strong>und</strong> von der Fischerei kann fast niemand mehr<br />

leben. Die r<strong>und</strong> 1.000 Einwohner auf der 30 Quadratmeter<br />

großen Insel leben zur Hauptsache von der Kautschuk-Produktion.<br />

Da der Weltmarkt-Preis in den letzten Jahren massiv<br />

einbrach, gingen viele der Arbeitsplätze verloren. Es besteht<br />

also Handlungsbedarf auf dieser, wie auf vielen anderen<br />

Inseln dieser Größenordnung. Christian Engweiler, der seit<br />

vier Jahren auf dieser Insel lebt, hat den MBA <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

an der Leuphana Universität Lüneburg abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> begann mit den Leuten vor Ort, über diese<br />

Schwierigkeiten zu diskutieren. So entstand das Gesamt-Projekt<br />

„Sustainable Island“, mit den Teil-Projekten nachhaltiger<br />

Tourismus, nachhaltige Landnutzung, erneuerbare Energien,<br />

Abfallwirtschaft, Bildung für nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong><br />

Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung. Am weitesten<br />

fortgeschritten ist das Angebot von Touren, die neben der<br />

Insel Koh Siboya auch andere Orte in fünf Provinzen Südthailands<br />

besucht. Dabei werden verschiedene Orte besucht,<br />

die einen ökologischen oder sozialen Mehrwert aufweisen.<br />

Die Spanne reicht von Dorfgemeinschaften, die biologischen<br />

Landbau betreiben, über ein Projekt, das die Biodiversität<br />

in Kautschukplantagen untersucht, bis hin zu Besuchen von<br />

Natur- <strong>und</strong> Kulturattraktionen.<br />

Diese Reisen ermöglichen, das noch wirklich ursprüngliche<br />

Thailand kennen zu lernen, denn in dieser Region gibt es<br />

kaum Touristen. Dabei wird viel Wert darauf gelegt, verantwortungs-<br />

<strong>und</strong> respektvoll mit der lokalen Bevölkerung<br />

zu kooperieren. Zudem wird darauf geachtet, dass die aus<br />

der Tour resultierenden Gelder direkt der einheimischen<br />

Bevölkerung zugute kommen <strong>und</strong> damit, in diesen strukturschwachen<br />

Gegenden, Arbeitsplätze geschaffen werden<br />

können. Und last but not least wird das Projekt selbst streng<br />

nach <strong>Nachhaltig</strong>keitskriterien geführt, die auf deren Website<br />

zu finden sind.<br />

www.juist.de<br />

www.futouris.org<br />

www.songsaa.com<br />

www.sustainable-island.net<br />

www.siboyaservices.com/de<br />

Hinweis<br />

Zu allen Projekten <strong>und</strong> bereits erschienenen Beiträgen informiert<br />

Sie unsere Landing page zu nachhaltigem Tourismus, green luxury,<br />

verantwortungsbewussten Reisebranchen <strong>und</strong> Hotellerie. Darauf<br />

stellen wir auch relevante Organisationen vor, wie zum Beispiel die<br />

internationale Stiftung „Linking tourism & conservation“. Sie hat<br />

es sich zur Aufgabe gemacht, den Transfer von Wissen, Erfahrung<br />

<strong>und</strong> guten, erfolgreichen Beispielen vom sich gegenseitig profitierenden<br />

Tourismus <strong>und</strong> Naturschutz speziell in maritimen Schutzgebieten<br />

zu verbessern.<br />

www.ltandc.org<br />

Fotos: © Song Saa<br />

68 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

Vom Manager zum Hotelier<br />

<strong>forum</strong>-Interview mit Young Global Leader Rory Hunter<br />

Der Australier Rory Hunter, der<br />

eigentlich aus dem Marketing<br />

stammt, beschloss bei einem<br />

Kambodscha-Aufenthalt mit seiner<br />

Frau, spontan zwei nur durch eine<br />

Brücke verb<strong>und</strong>ene Inseln einer<br />

Fischerfamilie abzukaufen, um<br />

dort das erste nachhaltige <strong>und</strong><br />

luxuriöse Private Island Resort<br />

Kambodschas zu gründen.<br />

Sie waren erfolgreicher Marketing-Manager. Was hat Sie dazu<br />

bewegt, spontan zwei Inseln zu kaufen <strong>und</strong> darauf Kambodschas<br />

erstes Private Island Resort zu gründen?<br />

Wir sind in der Tat nur durch Zufall zu Hoteliers geworden. Als wir<br />

2005 erstmals nach Kambodscha zogen, hatten wir nicht geplant,<br />

dort eine Privatinsel aufzubauen. Ich hatte über mehrere Jahre<br />

eine führende Rolle bei Saatchi and Saatchi <strong>und</strong> sollte mit dem<br />

Unternehmen nach New York, als sich eine Gelegenheit ergab, in<br />

Kambodscha eine Marketing-Firma zu leiten. Wir hatten Lust auf<br />

Abendteuer <strong>und</strong> planten daher, ein Jahr hier zu verbringen, bevor<br />

es weiterging, aber Kambodscha ist uns direkt unter die Haut gegangen.<br />

Anfang 2006 mieteten wir ein Fischerboot für zwei Wochen<br />

<strong>und</strong> entdeckten das w<strong>und</strong>ervolle Koh Rong Archipel. Wir<br />

haben uns sofort in die beeindruckende tropische Umgebung mit<br />

ihren einsamen Stränden, ihren Regenwäldern <strong>und</strong> der lebhaften<br />

Bevölkerung verliebt. Als sich die Chance ergab, etwas Spektakuläres<br />

in diesem Teil der Erde zu erschaffen, haben wir zugegriffen.<br />

Warum liegt Ihnen das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit so am Herzen?<br />

Es wurde deshalb so wichtig für uns, da wir Zeugen der Not wurden,<br />

in der der Ozean <strong>und</strong> die Bevölkerung r<strong>und</strong> um Song Saa steckten.<br />

Es war wie ein Weckruf, der dazu führte, dass wir uns mehr über<br />

diese Themen <strong>und</strong> darüber, wie wir helfen konnten, informierten.<br />

Auf Song Saa Private Island schließen sich purer Luxus <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

nicht aus – im Gegenteil, ein Faktor unterstützt den anderen.<br />

Wie funktioniert dieses Konzept?<br />

Was den Luxus-Urlaub angeht, erwartet unsere Gäste ein zauberhaftes<br />

Privatinsel-Erlebnis, geprägt von Raum, ursprünglichem<br />

Regen wald, weißen Sandstränden, ruhigen smaragdgrünen Wäldern<br />

<strong>und</strong> kulinarischer Vielfalt. Ein Erlebnis, das aber auch zeigt,<br />

wie mit nur ein wenig Hilfe ein großer Schritt in Richtung einer<br />

besseren Welt getan werden kann. Sogar etwas so Simples wie<br />

die Verteilung von Vitamintabletten kann d das Wohlbefinden der<br />

Menschen auf den Inseln im Archipel dramatisch verbessern. Und<br />

genau das ist die Arbeit unserer Stiftung.<br />

Sie mussten beim Aufbau von Song Saa Private Island mit zahlreichen<br />

Hindernissen kämpfen, von der Wirtschaftskrise bis hin<br />

zur schweren Krankheit Ihrer Frau, Warum haben Sie dennoch nie<br />

aufgegeben?<br />

Wir hatten uns gegenseitig <strong>und</strong> auch die Unterstützung unserer Familie.<br />

Außerdem hatten wir unglaubliche Mentoren, die uns halfen<br />

das alles durchzustehen. Ein bisschen Glück war natürlich auch im<br />

Spiel. :)<br />

Sie wurden kürzlich vom Weltwirtschafts<strong>forum</strong> zu einem der<br />

Young Global Leaders 2<strong>01</strong>5 ernannt. Was war ausschlaggebend<br />

für diese Auszeichnung?<br />

Ich war in der Tat sehr geehrt. Es geht darauf zurück, ein groß artiges<br />

Netzwerk an Gleichgesinnten sowie einflussreiche Unterstützer zu<br />

haben, die unsere Arbeit anerkennen <strong>und</strong> daran glauben, dass dies<br />

die Art von Zukunft ist, die wir uns alle wünschen.<br />

Was versprechen Sie sich davon, Teil dieses Netzwerks zu sein?<br />

Dass ich von Menschen lernen kann, die Bindeglied zwischen<br />

Business <strong>und</strong> Gemeinwohl sind. Das ist es, was YGL ermöglichen.<br />

Wie sieht die Zukunft von Song Saa aus? Planen Sie weitere nachhaltige<br />

Projekte?<br />

Wir freuen uns sehr darüber, wie erfolgreich das hybride Resort-<br />

Fo<strong>und</strong>ation Modell geworden ist. Sogar so erfolgreich, dass wir<br />

es nun in weitere Teile Kambodschas sowie in entlegene Orte im<br />

südöstlichen Asien bringen möchten, wo es ebenfalls eine w<strong>und</strong>erschöne<br />

Umwelt gibt, die bedroht ist, <strong>und</strong> wo die Bevölkerung keine<br />

Verbindung <strong>und</strong> keine Rechte hat. Wir möchten alles miteinander<br />

verknüpfen, um große Veränderungen zu erreichen <strong>und</strong> um Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, denn ein Hotel schafft viele Chancen für ungelernte<br />

Arbeitskräfte, zum Beispiel im Housekeeping oder in den<br />

Küchen.<br />

Herr Hunter, wir bedanken uns für das Gespräch.<br />

Fotos oben: © Rory Hunter | unten: © SiBoya Tours Ltd.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

69


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

REISEN SIE SINN-VOLL?<br />

In loser Folge stellen wir in <strong>forum</strong> Menschen vor,<br />

die als Pioniere in ihrer Branche Leuchttürme für<br />

den Wandel sind. In dieser Ausgabe ist Fritz Lietsch<br />

im Gespräch mit Kai Pardon, einem der Pioniere<br />

für sanftes Reisen.<br />

Herr Pardon, Ihr Unternehmen heißt ONE WORLD – Reisen<br />

mit Sinnen. Was bedeutet für Sie dieses „Reisen mit Sinnen“?<br />

Reisen mit Sinnen bedeutet zum einen, dass wir unserem<br />

Reiseland auf allen Ebenen so nah wie möglich kommen<br />

wollen. Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen. Unsere Reisegäste<br />

gehen auf lokale Märkte, kosten lokale Köstlichkeiten,<br />

riechen das Land <strong>und</strong> wir sehen natürlich auch die touristischen<br />

Highlights – eben nur ein wenig anders. Dabei sind wir<br />

immer aktiv, wir wandern einige Strecken oder fahren mal mit<br />

dem Rad. Aus meiner 20-järigen Erfahrung kann ich sagen,<br />

dass dies unsere Gäste mehr entspannt als st<strong>und</strong>enlanges<br />

Sitzen im Bus.<br />

Und was noch?<br />

Zum anderen bedeutet dieses „mit Sinnen“ für mich auch,<br />

dass Reisen nachhaltig sind, also Reisende <strong>und</strong> Bereiste<br />

etwas davon haben, wie zum Beispiel Völkerverständigung,<br />

Emanzipation <strong>und</strong> wirtschaftliche Teilhabe. Wir arbeiten mit<br />

sozialen <strong>und</strong> ökologischen Projekten in unseren Destinationen<br />

in Asien oder Afrika zusammen, die unsere Gäste dann<br />

auf den Reisen besuchen. Auch übernachten wir schon mal<br />

bei Einheimischen zu Hause, zum Beispiel in einem traditionellen<br />

Stelzenhaus in Laos oder in einer Hütte auf den<br />

Kapverdischen Inseln. Das sind echte Erlebnisse, bei denen<br />

beide Seiten profitieren.<br />

Gibt es demnach auch „sinnlose“ Reisen?<br />

Das kann man sicher so sehen. Jeder Reisende hat das Recht,<br />

seinen Urlaub so zu verbringen, wie er das möchte. Es ist<br />

sicher nicht sinnvoll, übers Wochenende eben mal zum<br />

Shoppen nach New York oder zum Golfen nach Spanien zu<br />

fliegen. Etliche Reiseformen sind weder sozialverträglich<br />

noch umweltschonend.<br />

Wie kam es vor 20 Jahren zur Gründung Ihrer Firma <strong>und</strong><br />

welche Idee <strong>und</strong> Motivation stecken dahinter?<br />

Ich hatte damals, kurz vor der Gründung von ONE WORLD,<br />

meine Diplomarbeit zum Thema „Auswirkung des Tourismus<br />

auf Altvölker auf Borneo“ geschrieben. Die drängende Frage,<br />

die ich mir schon damals stellte, war, ob Tourismus nicht auch<br />

anders gehen kann – mit direkterem Kontakt zu den Einheimischen,<br />

mehr Austausch, mehr Begegnung. Und genau das<br />

haben wir damals versucht umzusetzen <strong>und</strong> es ist bis heute<br />

unser Credo. Wir möchten Menschen zusammenbringen,<br />

ohne dabei eine folkloristische Verzerrung eines Landes zu<br />

zeigen. Jede authentische Begegnung bleibt weit länger in<br />

den Köpfen <strong>und</strong> Herzen der Reisenden als ein austauschbares<br />

5-Sterne-Hotel. Anfangs habe ich viele Reisen selbst<br />

begleitet. Inzwischen haben wir 20 Mitarbeitende in unserem<br />

Dortm<strong>und</strong>er Büro, zahlreiche Reiseleiter, die fast überall auf<br />

der Welt für uns im Einsatz sind <strong>und</strong> zwei Incoming-Agenturen<br />

auf den Kapverdischen Inseln <strong>und</strong> den Azoren.<br />

Die Deutschen waren ja auch 1995 schon umweltbewusst<br />

<strong>und</strong> offen für Themen dieser Art. Hat Ihnen das geholfen<br />

oder mussten Sie doch einige Widerstände überwinden?<br />

Vor 20 Jahren waren wir ein echter Außenseiter, unsere<br />

Art des Reisens war einfach neu <strong>und</strong> unbekannt. Daher<br />

mussten wir unsere Gäste natürlich erstmal von unserem<br />

Stil überzeugen <strong>und</strong> Vertrauen aufbauen. Wir hatten Glück,<br />

dass unser Reisestil schon damals von den Medien außer-<br />

Foto: © ONEWORLD Reisenmit Sinnen<br />

70 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

gewöhnlich gut wahrgenommen wurde. Wir erhielten seit<br />

dem zweiten Jahr viele Awards <strong>und</strong> Touristik-Preise. Als<br />

kleiner Nischenveranstalter fehlten uns zu Beginn natürlich<br />

auch Kontakte <strong>und</strong> Netzwerke. Meine Ausbildung, ich bin<br />

diplomierter Raumplaner, hatte ja zunächst nicht viel mit<br />

Tourismus an sich zu tun. Wir haben quasi bei Null begonnen<br />

<strong>und</strong> in den vergangenen 20 Jahren ein Unternehmen<br />

aufgebaut, das heute eine sehr solide Basis, ein gemeinschaftliches<br />

Leitbild hat.<br />

Und heute? Was sind heute die größten <strong>Herausforderung</strong>en?<br />

Die Tourismusindustrie entwickelt sich rasant weiter. Natürlich<br />

ändern sich auch die Gästewünsche. Wir können<br />

als kleines Unternehmen sehr schnell reagieren. Kreativität<br />

<strong>und</strong> Professionalität unterstützen uns dabei, sinnvolle <strong>und</strong><br />

notwendige Modifikationen zügig vorzunehmen. Wir entwickeln<br />

uns weiter, bleiben dabei aber unserer Linie treu. Eine<br />

wichtige Säule <strong>und</strong> Konstante ist <strong>und</strong> bleibt die <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Da gibt es schon unzählige <strong>Herausforderung</strong>en, wie<br />

z.B. Umweltbelastungen durch Flugemissionen, Plastikmüll<br />

in den Ozeanen, Abhängigkeit vieler ärmerer Länder vom<br />

Tourismus, Wasserknappheit etc.<br />

Wir sind seit vielen Jahren CSR-zertifiziert <strong>und</strong> wurden bereits<br />

zweimal rezertifiziert. Dieser Prozess hilft uns sowohl<br />

bei der Verbesserung der internen Prozesse, als auch bei<br />

der Umsetzung von qualitativ hochwertigen <strong>und</strong> möglichst<br />

nachhaltigen Produkten. Qualitätsmanagement ist inzwischen<br />

existentiell für unser Unternehmen. Wir gestalten<br />

ein Stück weit die touristische Entwicklung in Deutschland<br />

mit. ONE WORLD ist Mitglied des Ro<strong>und</strong>tables für Menschenrechte.<br />

Hier wurde ein Verhaltenskodex entwickelt.<br />

Ich selbst bin Vorstandsmitglied im Unternehmerverband<br />

„<strong>forum</strong> anders reisen“.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist ja heutzutage in aller M<strong>und</strong>e. Auch im<br />

Tourismus wird viel darüber geredet <strong>und</strong> viele Unternehmen<br />

schmücken sich mit „grünen“ Reisen. Wie sehen Sie das?<br />

Prinzipiell ist das für mich eine gute Entwicklung. Es ist wichtig,<br />

dass dem Urlauber bewusst wird, dass durch seine Reise<br />

eventuell Folgeschäden verursacht werden. Nur so kann<br />

langsam, aber stetig ein Wandel vollzogen werden. Wir sehen<br />

es als unsere Aufgabe, unsere Gäste zu sensibilisieren <strong>und</strong> zu<br />

informieren. Was wir aber auf keinen Fall wollen: ermahnen<br />

oder mit erhobenem Zeigefinger sagen ‚wie kannst du nur?‘.<br />

Und Sie nehmen das auch den großen Unternehmen ab,<br />

wenn sie von <strong>Nachhaltig</strong>keit sprechen?<br />

Natürlich bin ich skeptisch, wenn die Big Player im Tourismus<br />

mit immer mehr „grünen“ Produkten an den Markt gehen.<br />

Dabei steht ja auch die Reputation des ganzen nachhaltigen<br />

Tourismuszweigs auf dem Spiel. Viele dieser Unternehmen<br />

hängen sich leider aus PR-Gründen ein grünes Mäntelchen<br />

um. Green-Washing soll diesen Unternehmen in der Öffentlichkeit<br />

ein umweltfre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> verantwortungsbewusstes<br />

Image verleihen.<br />

100-prozentige <strong>Nachhaltig</strong>keit versprechen Sie ja mit den<br />

Reisen in Ihrem zusätzlichen Katalog „Luxus Natur“. Für<br />

viele Menschen ist Luxus aber immer noch ein dickes Auto,<br />

eine Rolex, eine Weltreise. Sie sehen das offenbar anders.<br />

100 Prozent ist schwierig. Aber fast! Immerhin wird jede<br />

Reise einem Klimacheck unterzogen. Der Verbraucher kann<br />

sich daran orientieren. Ich würde Luxus heute nicht mehr mit<br />

Konsumwerten erklären. Luxus ist nicht das austauschbare<br />

6-Sterne-Hotel in Dubai, der Wochenend-Shopping-Trip nach<br />

New York oder „all you can eat“. Im Zeitalter von Klimaveränderung,<br />

ungesteuertem Konsum, der Sehnsucht vieler<br />

Menschen nach sauberer Luft, intakter Umwelt, ges<strong>und</strong>er<br />

Ernährung <strong>und</strong> nachvollziehbaren politischen Strategien hat<br />

die Natur diesen Status längst erreicht.<br />

Und wie haben Sie das bei Ihren Reiseangeboten umgesetzt?<br />

Seit 20 Jahren bieten wir Reisen in ferne Destinationen an.<br />

Vor vier Jahren haben wir entschieden, dass wir auch die<br />

Schönheit vor unserer Haustür à la „Reisen mit Sinnen“ interessierten<br />

Gästen näher bringen möchten. Luxus Natur-Reisen<br />

können nicht selbst organisiert werden. Diese Reisen führen<br />

durch Deutschland <strong>und</strong> unsere direkten Nachbarn. Das<br />

Besondere ist, dass diese Reisen nicht von einem Reiseleiter<br />

betreut werden, sondern von fast täglich wechselnden<br />

Experten, die unseren Gästen unterschiedlichere oder auch<br />

überraschende Perspektiven eröffnen. Mit einem Geologen<br />

untersuchen wir zum Beispiel die Vulkane in der Eifel <strong>und</strong><br />

lernen dabei etwas über die Klimaentwicklung der letzten<br />

20.000 Jahre. Oder wir wandern mit einem lokalen Künstler<br />

über den Malerweg in der Sächsischen Schweiz. Im Wattenmeer<br />

zeigt uns ein Biologe die unzähligen Lebewesen im<br />

Schlick. Deutschland ist vielfältiger, als wir alle denken. Übernachtet<br />

wird in ausgewählten BIO-Hotels, die Verpflegung ist<br />

Bio oder kommt direkt von lokalen Erzeugern.<br />

Was würden Sie sich von der Politik, Ihren Mitbewerbern<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en für die Zukunft wünschen?<br />

Toll wäre es, wenn unsere Mitbewerber ihre Produkte klischeefreier<br />

vermarkten würden. Reisen sind ein imaginäres<br />

Produkt. Der Verbraucher weiß, wenn er drei Wochen vor<br />

Reiseantritt den vollen Reisepreis bezahlt hat, nicht genau, was<br />

er wirklich bekommt. Ich wünsche mir, dass die Branche den<br />

K<strong>und</strong>en besser über die Auswirkungen seiner Reise informiert.<br />

So kann das Bewusstsein Schritt halten mit einer unbedarften<br />

Urlaubsfreude. Die Politik sollte mehr Einfluss nehmen, z.B.<br />

bei Investitionen von Weltkonzernen im Tourismus: Zuhause in<br />

Deutschland gibt es bei touristischen Großprojekten, wie dem<br />

Bau eines großen Hotels, Auflagen. Wenn derselbe Investor<br />

in vom Tourismus abhängigen Ländern investiert, diktiert oft<br />

der Konzern die Art <strong>und</strong> Weise des Handelns.<br />

Herr Pardon, wir bedanken uns für das Gespräch <strong>und</strong> wünschen<br />

erfolgreiches <strong>Wirtschaften</strong> „mit Sinnen“.<br />

www.reisenmitsinnen.de | www.luxusnatur.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

71


WOHNEN ZWISCHEN<br />

HIMMEL UND ERDE<br />

Ein Baumhaushotel vor der Küste Tansanias, das mehr sein will als eine reine Luxusherberge. Und seine<br />

Besitzer, die seit 20 Jahren um die nachhaltige Entwicklung eines kleinen Eilandes ringen. Begleiten Sie<br />

mich zu einem besonderen Entwicklungs- <strong>und</strong> Tourismusprojekt auf die Insel Chole.<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

Baobabs - Affenbrotbäume – beherbergen Hotelzimmer. Das<br />

Wohnen in den Baumkronen ist ein einzigartiges Erlebnis<br />

Foto: © Bruno Kinross<br />

Von Monika Czernin<br />

„Meine Brüder <strong>und</strong> Schwestern mussten noch auf die<br />

Nachbarinsel Juani, um zur Gr<strong>und</strong>schule zu gehen”, erzählt<br />

Jumanne Ally den ankommenden Gästen nach der Begrüßung,<br />

während Kinder in Schuluniformen über die Wiese<br />

laufen. Jumanne, was so viel wie Dienstag heißt, Menschen<br />

heißen hier oft nach dem Tag, an dem sie geboren wurden,<br />

ist leitender Angestellter der Chole Mjini Lodge. Nach der<br />

Begrüßung erklärt er die Hausordnung <strong>und</strong> die Besonderheiten<br />

dieses Luxus-Ressorts, die für die Gäste schon damit<br />

begonnen haben, dass sie eines der für die Swahili Küste<br />

so charakteristischen Dhau-Boote besteigen <strong>und</strong> mit hochgekrempelten<br />

Hosen durchs seichte Wasser an den Strand<br />

waten mussten. Abschließend bekommen sie noch kleine,<br />

solarzellenbetriebene Lampen in die Hand gedrückt, denn<br />

auf Chole gibt es keine Elektrizität.<br />

Sechs Baumhäuser, in die Kronen riesiger Baobabs oder auf<br />

Stelzen in den Himmel gebaut <strong>und</strong> eine ausladende Villa<br />

verschwinden im subtropischen Grün. Jedes Hotelzimmer<br />

ist anders, dabei ist „Zimmer“ ein allzu einengender Begriff<br />

für den Raum, den man hier oben bewohnt. Ein Plateau<br />

ohne Wände, ohne Abgrenzung gegen die Welt der Bäume,<br />

der Pflanzen <strong>und</strong> hier lebenden Tiere – <strong>und</strong> gerade dadurch<br />

von berückender Schönheit. In einem dieser Hotelzimmer<br />

hat man die beste Sicht über das Meer, unter dem nächsten<br />

lebt ein sanftmütiger Leguan, <strong>und</strong> wieder in einem anderen<br />

Baumhaus fällt der Blick auf die Ruine eines arabischen<br />

Hauses, von den Luftwurzeln der Bäume langsam in die<br />

Knie gezwungen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

73


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

Mahnmahle einer oft grausamen Vergangenheit<br />

Plötzlich fühlt man sich inmitten der ehemals hier ansässigen<br />

arabischen Händler, die auf der Insel einen blühenden Sklavenhandel<br />

betrieben. Die Sultane von Oman beherrschten<br />

die ostafrikanische Küste seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, 1840<br />

verlegte Said ibn Sultan seinen Hof von Maskat nach Sansibar,<br />

zu dem die Insel Mafia <strong>und</strong> die damals viel bedeutendere<br />

Insel Chole gehörten. Die charakteristische Swahili-Kultur,<br />

eine Vermischung arabischer, indischer <strong>und</strong> schwarzafrikanischer<br />

Einflüsse, ist jedoch viel älter. Sie ist ein Kind des<br />

Monsuns, der indische <strong>und</strong> arabische Händler seit jeher an<br />

die Küsten Ostafrikas gebracht <strong>und</strong> einen jahrh<strong>und</strong>ertelangen<br />

südlich <strong>und</strong> etliche Entwicklungsjahre entfernt von der für<br />

den Tourismus weitgehend erschlossenen Gewürzinsel Sansibar.<br />

Hier sucht man vergeblich Speedboote, Strandbars, aus<br />

denen Reggae oder Kongo-Pop lärmt, <strong>und</strong> Souvenirverkäufer<br />

in Massaitracht. Stattdessen ernten Frauen in bunten,<br />

vom Wind verwehten Kangas bei Ebbe Seegras, <strong>und</strong> bei<br />

Flut füllt sich die Chole Bay, Teil des 800 Quadratkilometer<br />

großen Marineparks von Mafia, bis zu den dicht belaubten<br />

Mangroven mit flaschengrünem Wasser. „Eigentlich kamen<br />

wir, um uns in der Bootswerft von Chole eine traditionelle<br />

Dhau bauen zu lassen“, erzählt Jean de Villiers. „Dann haben<br />

wir uns in die Abgeschiedenheit, intakte Natur <strong>und</strong> reiche<br />

Luftwurzeln zwingen die Ruinen der arabischen Stadt, die einstmals auf Chole stand, in die Knie. Heute: Luxus auf zwei Stockwerken. Oben<br />

der Ausblick zum Lesen <strong>und</strong> Träumen. Unten alles, was das Herz begehrt – nur ohne Wände. So wird die Natur zum eigentlichen Erlebnis,<br />

zum Regisseur unvergleichlicher Tage auf der Insel.<br />

Handel mit Gewürzen, Elfenbein, Stoffen, Gold <strong>und</strong> Sklaven<br />

in Gang gesetzt hat. 1890 wurde Chole Teil der deutschen<br />

Kolonie Deutsch-Ostafrika, <strong>und</strong> nach dem verlorenen Ersten<br />

Weltkrieg fiel die Inselgruppe an das britische Protektorat<br />

Tanganjika.<br />

Im Baumhaus vier wird man sanft vom Gurren grüner Tauben<br />

unter dem Baldachin des großen Himmelbetts geweckt <strong>und</strong><br />

schließlich in einer letzten dieser eigenwilligen Behausungen<br />

hört man die Schulkinder, wie sie jeden Morgen die Tansanische<br />

Hymne singen, „...Gott segne uns, die Kinder Tansanias.“<br />

Seitdem es die Lodge gibt, hört man die Verse voll Hoffnung<br />

auf ein besseres Leben, davor war Bildung auf der kleinen<br />

Koralleninsel im Indischen Ozean bloß eine ferne Sehnsucht.<br />

Ein Experiment: business for development<br />

Mafia, zu deren vorgelagerten Inseln das bloß einen Kilometer<br />

lange Eiland Chole gehört, liegt eine Flugst<strong>und</strong>e weiter<br />

Meeresfauna verliebt“, ergänzt seine Frau Anne, die damals<br />

als Entwicklungshilfeexpertin in Sansibar arbeitete. Das war<br />

1993, <strong>und</strong> bald stand nicht mehr das Segelboot im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

sondern das Ehepaar wurde zu einem der Pioniere<br />

für nachhaltigen Tourismus in Tansania. Ihre Lodge auf Chole<br />

gewann fortan Preise, so etwa 2<strong>01</strong>4 den World Responsible<br />

Tourism Award in Gold in der Sparte Best for beach tourism.<br />

Dabei ging es den de Villiers von Anfang an vor allem um ein<br />

Experiment: „Wir wollten herausfinden, inwieweit ein auf<br />

Profit ausgerichtetes Tourismus-Unternehmen ein probates<br />

Mittel ist, um einem ganzen Dorf eine langfristige <strong>und</strong> breit<br />

angelegte Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen.“ Zwanzig Jahre<br />

ist das her, Zeit, Bilanz zu ziehen <strong>und</strong> sich zu fragen, was<br />

sich hier auf der kleinen Insel Chole verändert hat. In jedem<br />

Fall – das sei schon vorweggenommen – ist das Projekt viel<br />

mehr als ein Luxushotel, es ist eine in den Raum gestülpte<br />

Lernerfahrung über Entwicklung.<br />

Fotos: © Bruno Kinross<br />

74 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

Der Pakt mit dem Dorf: Bildung<br />

„Ich kenne alles hier sehr gut, schließlich war ich von Anfang<br />

an dabei“, sagt Mabruki Sadiki stolz. Der ehemalige Vorsitzende<br />

des Village Council war begeistert, weil die neuen Investoren<br />

weniger ihre Ideen erklärten, als die Dorfbewohner<br />

fragten, was SIE denn von einem solchen Tourismusprojekt<br />

erwarten würden. Mabruki lehnt sich zurück, nippt an seiner<br />

Cola. Der stattliche Mann in den 50ern fühlt sich sichtlich<br />

wohl in der Lodge. „Bildung, Bildung <strong>und</strong> nochmals Bildung<br />

war damals unser einhelliger Wunsch, <strong>und</strong> er ist es bis heute<br />

geblieben.“ Vor 20 Jahren gab es auf Chole nur ein Kind, das<br />

die Sek<strong>und</strong>arschule auf Mafia besuchte <strong>und</strong> einige wenige,<br />

Palmen wie Zinnsoldaten in das Blau des Himmels ragen.<br />

Der hoch gewachsene, hagere Mann lacht breit, große Falten<br />

durchziehen sein Gesicht. „Diese beiden Knirpse können<br />

nächstes Jahr in Chole in den Kindergarten gehen.“ Als er im<br />

Jahr 2000 gegründet wurde, ging der ehemalige Fischer nach<br />

Daressalam <strong>und</strong> ließ sich zum Montessori-Lehrer ausbilden.<br />

Dann wurde er Leiter des Kindergartens. „Er musste seine<br />

Familie für zwei Jahre allein lassen“, erzählt Anne de Villiers,<br />

die den Kindergarten mit dem Geld der Women’s Front of<br />

Norway aufgebaut hat. „Für Menschen wie Johari, die auch<br />

die 20 Cent für die 10-minütige Fähre von Chole nach Mafia<br />

nicht leichtfertig ausgeben, ein gewaltiger Schritt.“ Dass er<br />

Einschlafen mit dem Rauschen des Meeres. Erwachen durch das Gurren grüner Tauben. Dazu ein sehr persönlicher Service <strong>und</strong> regionale<br />

Suahili-Küche. In der Hotel-Lobby zu ebener Erde wird gefrühstückt <strong>und</strong> zu Mittag gegessen. Das Abendessen findet mal unterm alten<br />

Tamarindenbaum, in den Ruinen oder gar im Hotel-Hafen direkt am Wasser statt.<br />

Fotos: © Monika Czernin<br />

die bei Ebbe den weiten Weg auf die Nachbarinsel Juani zur<br />

Gr<strong>und</strong>schule auf sich nahmen. Noch öfter aber blieben die<br />

Kinder zu Hause, um beim Fischen oder der Kokosnussernte<br />

zu helfen. Heute gehen praktisch alle Chole-Kinder in die<br />

Gr<strong>und</strong>schule des Dorfes, 50 Prozent schaffen regelmäßig den<br />

Übertritt in die Sek<strong>und</strong>arschule <strong>und</strong> 20 junge Dorfbewohner<br />

haben es in den letzten 20 Jahren sogar bis an die Universität<br />

oder das College gebracht. „Entwicklung“, betont Anne de Villiers,<br />

„ist nur dann nachhaltig, wenn sie selbstbestimmt ist.“<br />

Einen anderen Mitstreiter aus der ersten Zeit, Johari Fadili,<br />

besuchen wir auf seiner „shamba“. Jedes Haus in einem<br />

ostafrikanischen Dorf ist von ein paar Feldern zum eigenen<br />

Gebrauch umgeben, denn die Subsistenzwirtschaft ist immer<br />

noch das Rückgrat der afrikanischen Ökonomie. Eine<br />

schiefe Bank für uns, Johari hockt auf seinen Fersen, auf<br />

jedem Knie ein Enkelkind. Hinter ihm sieht man hinüber auf<br />

die Nachbarinsel, ein grüner Strich am Horizont, auf dem<br />

2<strong>01</strong>4 sein Amt niedergelegt hat, bedauert sie, aber auch<br />

der Generationswechsel gehört zur Entwicklung. Auch der<br />

norwegische Sponsor ist nach 14 Jahren kontinuierlicher<br />

Unterstützung weggebrochen <strong>und</strong> für die Finanzierung des<br />

Kindergartens mussten neue Lösungen gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Oft scheitert nachhaltige Entwicklung daran, dass die langfristige<br />

Finanzierung fehlt <strong>und</strong> NGOs auf der Suche nach<br />

neuen Projekten weiterziehen. Dadurch, dass die Chole<br />

Mjini Conservation and Development Company beides ist<br />

– Hotelbusiness <strong>und</strong> Entwicklungshilfeorganisation – ist es<br />

anders. Die Lodge verspricht Langfristigkeit.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung ist mehr als Umweltschutz<br />

„Natürlich geht es uns auch darum, Energie zu sparen, ein<br />

sinnvolles Abfallmanagement zu betreiben, die Mangroven<br />

<strong>und</strong> die Unterwasserwelt von Chole zu schützen“, erklärt<br />

Jean de Villiers sein Verständnis von nachhaltigem Tourismus.<br />

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75


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

„Aber wir glauben, dass die Menschen die wichtigsten Faktoren<br />

eines funktionierenden Ökosystems sind, <strong>und</strong> deshalb hat<br />

die soziale <strong>Nachhaltig</strong>keit bei uns Priorität.“ Deshalb gibt es<br />

den Bildungspakt, in dem sich die de Villiers dazu verpflichtet<br />

haben, zwei Generationen von Chole-Kindern mit Stipendien<br />

zu helfen. Dann – auch das gehört zum nachhaltigen Entwicklungskonzept<br />

– soll sich das Dorf selbst helfen können.<br />

Der Kindergarten führte zu einem regelrechten Sprung in der<br />

Entwicklung des Dorfes, doch nicht so sehr wegen der frühkindlichen<br />

Erziehung, sondern durch sein intensives Ges<strong>und</strong>heitsprogramm<br />

<strong>und</strong> die Mittagsmahlzeit, die die 3-6-Jährigen<br />

bekommen. „Anfänglich haben wir uns gew<strong>und</strong>ert, warum so<br />

Johari Fadili, der ehemalige Leiter des Kindergartens, hat viel für die Entwicklung seines Dorfes getan – mit Unterstützung der Chole Mjini<br />

Conservation and Development Company von Anne <strong>und</strong> Jean de Villiers. Harumi <strong>und</strong> Hassaini haben es dank der Unterstützung durch die<br />

Lodge <strong>und</strong> ihre Gäste bis auf die Universität geschafft. Nun wollen sie ihrerseits den Kindern von Chole helfen.<br />

wenig Schüler in der neuen Gr<strong>und</strong>schule durch die Prüfungen<br />

kamen.“ Mit der Einführung des Kindergartens stieg die<br />

Erfolgsrate jedoch signifikant an. „Sie konnten sich einfach<br />

besser konzentrieren, weil sie nicht mehr anämisch <strong>und</strong><br />

chronisch krank waren“, erzählt Anne de Villiers. Damit war<br />

freilich das nächste Problem geboren. Der Finanzierungsbedarf<br />

des Stipendienprogramms für die Sek<strong>und</strong>arschule stieg<br />

angesichts der wachsenden Zahlen von Übertrittkandidaten<br />

gewaltig an. Also gründeten die de Villiers den Chole Mjini<br />

Trust F<strong>und</strong>, der neben Spenden von Gästen auch um große,<br />

institutionelle Sponsoren wirbt. Jene, die es auf die Universität<br />

oder ins College geschafft haben, müssen die Hälfte des<br />

Stipendiums zurückzahlen. Mit den etwa 2.000 USD die auf<br />

diese Weise pro Absolvent in die Kasse kommen werden,<br />

kann das Dorf weitere Kinder in die Sek<strong>und</strong>arschule schicken.<br />

Die Chole Mjini Lodge ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor auf<br />

der Insel. 80 Prozent der Angestellten müssen – so haben<br />

es sich die de Villiers auferlegt – aus dem Dorf kommen, sie<br />

werden aus- <strong>und</strong> weitergebildet <strong>und</strong>, wenn irgend möglich,<br />

auf Dauer beschäftigt. Außerdem zahlt das Hotel pro Gast<br />

<strong>und</strong> Nacht 10 USD direkt an zwei Dorfkomitees, eine Investitionshilfe<br />

für die Bewohner, die ansonsten immer noch<br />

fast ausschließlich vom Verkauf von Fischen, Kokosnüssen<br />

<strong>und</strong> Orangen leben. Die Anstrengungen, dem Dorf zu einer<br />

von der Lodge unabhängigen ökonomischen Entwicklung zu<br />

verhelfen, sind jedoch trotz Mikrokreditprogrammen <strong>und</strong><br />

diversen NGOs, die die Lodgebesitzer auf die Insel gebracht<br />

haben, stets schwierig geblieben. „Es ist eben leichter, die<br />

Menschen auszubilden, als sie dazu zu bekommen, erfolgreiche<br />

Unternehmer zu werden, noch dazu nach 40 Jahren<br />

Sozialismus“, erklärt Jean de Villiers. Doch es liegt wohl auch<br />

an der Größe der Insel, die mit ihren 1.000 Einwohnern <strong>und</strong><br />

ihrer Abgeschiedenheit einfach zu klein ist, um eine signifikante<br />

Nachfrage zu generieren. Auch die r<strong>und</strong> 10 Touristen<br />

am Tag, die von Mafia auf die Insel kommen, um sich das<br />

Dorf anzuschauen, sind keine kritische Masse. Mehr als den<br />

einen Souvenirladen von Ali braucht es da nicht.<br />

Und dennoch: Statt einem Dorfbewohner mit einer bezahlten<br />

Arbeit gibt es heute allein in der Lodge 50 Angestellte,<br />

darüber hinaus noch einmal so viele, die dank ihrer besseren<br />

Ausbildung nach Mafia zur Arbeit pendeln. So fließt Geld<br />

zurück in das Dorf. Statt nur einem Fahrrad gibt es heute<br />

200, fast jeder hat ein Radio <strong>und</strong> nicht wenige sogar ein<br />

Solarpaneel auf dem Dach, um Strom in die dunkle Hütte<br />

zu leiten, aber vor allem um anderen Bewohnern gegen<br />

500 Tansania Schilling (umgerechnet 25 Cent) das Handy<br />

Fotos: © Monika Czernin<br />

76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

aufzuladen. Hier sieht man eine bessere Behausung, dort hat<br />

einer ein wenig Geld <strong>und</strong> Zeit für einen hübscheren Eingang.<br />

Manche träumen gar große Träume, vom eigenen Boot, um<br />

Touristen durch den Marinepark zu schippern oder von einem<br />

Geschäft im Zentrum der Insel. Auch die Krankenstation – ursprünglich<br />

von der Lodge <strong>und</strong> der Norwegischen Frauen Front<br />

erbaut – hat nicht nur die Kinder- <strong>und</strong> Müttersterblichkeit<br />

erheblich gesenkt, ihre Satellitenschüssel dient zudem der<br />

Fußballübertragung im vollgestopften „Kino“, einer Lehmhütte<br />

mit ein paar Bastmatten zum Sitzen. „Es ist vieles besser<br />

geworden, heute schlafen die Menschen nicht mehr am<br />

Boden, sondern können sich ein Holzbett <strong>und</strong> ein Zinndach<br />

zu kommen <strong>und</strong> die Motivation nicht zu verlieren. Mabruki<br />

hat recht: Bildung bringt Entwicklung, weil gut ausgebildete<br />

Leute – wenn die ursprüngliche Lebensgemeinschaft intakt<br />

bleibt – dem ganzen Dorf helfen. „Bereits jetzt haben wir<br />

junge Menschen aus Chole in einflussreichen Stellen. Ein<br />

Netzwerk, das uns allen nützt.“<br />

20 Jahre ringen Anne <strong>und</strong> Jean de Villiers nun schon gemeinsam<br />

mit den Dorfbewohnern von Chole um eine nachhaltige<br />

Entwicklung. „Der Weg ist mindestens zur Hälfte geschafft“,<br />

sagt Anne de Villiers. „Wenn das Schulsystem in Tansania<br />

besser wäre, wären wir mit unseren Anstrengungen noch<br />

viel weiter.“ Doch es gibt zu wenig Lehrer, Kinder sitzen oft<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung bedeutet für die Gründer des Projekts, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen. Die Hälfte der Gr<strong>und</strong>schüler<br />

schafft es heute in die Sek<strong>und</strong>arschule. Der Kindergarten ermöglicht Zugang zu einer regelmäßigen medizinischen Versorgung, eine warme<br />

Mahlzeit am Tag, den Einstieg in den Bildungspakt.<br />

Fotos: © Monika Czernin<br />

auf ihrer Lehmhütte leisten“, sagt Johari. Doch anders als so<br />

oft, wenn das schnelle Geld in ein unterentwickeltes Dorf<br />

einzieht, funktioniert in Chole die ursprüngliche Lebens<strong>und</strong><br />

Solidargemeinschaft weiter. Auch das ist so besonders<br />

an diesem Tourismus- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt, ein Beweis<br />

dafür, dass auf der kleinen Insel in den letzten 20 Jahren eine<br />

nachhaltige Entwicklung gelungen ist.<br />

Bildung bringt nachhaltige Entwicklung<br />

„Wir sind richtige Chole-Produkte“, erzählen Harumi <strong>und</strong><br />

Hassaini, zwei der Universitätsabsolventen der Insel. Harumi<br />

arbeitet heute als Lehrer an einer Sek<strong>und</strong>arschule in Mafia,<br />

Hassaini in der Verwaltung des Krankenhauses. Bald werden<br />

sie die Hälfte ihrer Ausbildungskosten zurückzahlen, doch sie<br />

fühlen sich ihrem Heimatdorf in vielerlei Hinsicht verpflichtet.<br />

Harumi hat unentgeltlich im Learning Center Englisch<br />

unterrichtet, jetzt helfen beide Schülern durch die Prüfungen<br />

alleine in der Klasse. Das Hauptproblem des Schulsystems<br />

klingt aber wie ein Schildbürgerstreich: Während in der<br />

Sek<strong>und</strong>arschule auf Englisch unterrichtet wird, lernen die<br />

Kinder in der Gr<strong>und</strong>schule in Swahili. Wegen der fehlenden<br />

Englischkenntnisse schaffen es viele erst gar nicht in die<br />

Sek<strong>und</strong>arschule oder sie kommen im Unterricht nicht mit<br />

<strong>und</strong> verlassen die Schule nach vier Jahren ohne Gewinn.<br />

Hier setzt das neueste Projekt der de Villiers an. In der mit<br />

Computern ausgestatteten Bibliothek der Gr<strong>und</strong>schule soll<br />

mit dem Softwareprogramm „Genki English“ Gr<strong>und</strong>schülern<br />

so viel Englisch beigebracht werden, dass sie den Übertritt<br />

in die Sek<strong>und</strong>arschule leichter schaffen <strong>und</strong> danach mehr<br />

vom Unterricht profitieren. Wieder einmal hat Anne de<br />

Villiers damit ein Pilotprojekt auf die Insel gebracht. Auch<br />

die Solarlampen, die jeder Gast bei der Ankunft erhält,<br />

wurden zuerst in Chole eingeführt – jetzt findet man sie<br />

in ganz Tansania.<br />

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77


THEMEN | TOURISMUS UND ENTWICKLUNG<br />

Der Luxus besteht im Weglassen von Nebensächlichem<br />

In der Haupthalle der Lodge liegen einige dicke Holzstämme.<br />

Hoch oben in den Balken des großen, mit Palmblättern<br />

gedeckten Daches balanciert Farahani Shomari in einer<br />

atemberaubend akrobatischen Stellung, um zwei Verbindungspfosten<br />

aneinanderzuschrauben. Farahani ist einer<br />

der ältesten Angestellten der Lodge, einer, der sie miterbaut<br />

hat. „Jedes der sechs Baumhäuser hatte eine Bauzeit von<br />

bis zu einem Jahr“, erzählt Jean de Villiers, denn die selbst<br />

auferlegten Prinzipien der ökologischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

einzuhalten, war mehr als aufwendig. Man baute<br />

ausschließlich mit den lokalen Bootsbauern aus der Werft,<br />

Nach einem R<strong>und</strong>gang durch das Dorf kann man auf der eigenen Baumhaus-Terrasse die Seele baumeln lassen. Tauchen, Schnorcheln,<br />

schlüpfende Schildkröten beobachten oder das abenteuerliche Schwimmen mit Walhaien bestimmen die Tage. Am Abend lockt das<br />

Sonnenuntergangs-Segeln.<br />

fast spirituelle Erfahrung <strong>und</strong> dennoch gehobener Tourismus.<br />

„Unser Entwicklungsprojekt ist gewachsen <strong>und</strong> braucht<br />

viel mehr Geld, doch die Lodge hat nur sechs Baumhäuser<br />

<strong>und</strong> eine Villa“, sagt Jean de Villiers <strong>und</strong> erklärt, wie er das<br />

Hotelgeschäft vergrößern will, damit das Entwicklungshilfeprojekt<br />

überleben kann. Seit Jahren wartet er auf eine<br />

Baugenehmigung für eine zweite Lodge auf der Hauptinsel<br />

Mafia, dort wo von September bis März in der Bucht Walhaie<br />

an der Wasseroberfläche schwimmen. Auch hier geht es um<br />

nachhaltigen Tourismus, um Regeln, wie das Schwimmen<br />

mit den majestätischen Tieren ökologisch vertretbar ist.<br />

Dennoch, ein so umfassendes <strong>und</strong> hochkomplexes Entwicklokalen<br />

Handwerkstechniken <strong>und</strong> Holz, das im Rufiji-Delta<br />

geschlagen, per Segelboot nach Chole gebracht <strong>und</strong> dort<br />

mit der Hand bearbeitet wurde. „Wir wollten etwas ebenso<br />

einfaches wie elegantes kreieren“, erklärt Jean, <strong>und</strong> tatsächlich<br />

liegt der Luxus von Chole Mjini in der Konzentration auf<br />

das Wesentliche – ein luxuriös gepolstertes Himmelbett,<br />

Moskitonetze wie wehende weiße Wolken, durch die die<br />

Morgensonne schimmert, eine Hängematte zum Seele baumeln<br />

lassen, eine gute Küche <strong>und</strong> vielfältige Aktivitäten, etwa<br />

Tauchen, Schnorcheln <strong>und</strong> Sonnenuntergangssegeln. So viel<br />

Natur wie nur irgend möglich. Ein Leben mit dem Wind, den<br />

Tieren, der Feuchtigkeit <strong>und</strong> Hitze, dem Tag- <strong>und</strong> Nachtrhythmus,<br />

der parallel mit dem der Gezeiten das Leben der Gäste<br />

wie der Dorfbewohner bestimmt. Luxus als perfekte Balance<br />

zwischen Ausgesetztsein <strong>und</strong> westlichem Lebensgefühl. Gerade<br />

so angenehm, dass man sich wohlfühlt, aber auch so<br />

reduziert, dass es manchmal zur <strong>Herausforderung</strong> wird. Eine<br />

lungshilfeprojekt wie in Chole können sich die de Villiers auf<br />

der Hauptinsel nicht leisten. Im Gegenteil, sie brauchen ein<br />

zweites, finanzkräftigeres Standbein, um ihr Herzensprojekt<br />

Chole Mjini <strong>und</strong> die Entwicklung „ihrer“ Insel weiterhin<br />

unterstützen zu können, denn das Baumhaushotel macht<br />

mit all seinen sozialen Verpflichtungen, seinen ökologischen<br />

Auflagen <strong>und</strong> seiner luxuriösen Ausstattung nur wenig Gewinne.<br />

Deshalb ist es auch so wichtig, dass der Chole Mjini<br />

Trust zusätzliche Sponsoren gewinnt. Jeder kann helfen <strong>und</strong><br />

ein aktives Mitglied der Chole Familie werden.<br />

Ein Urlaub, der Augen öffnen kann<br />

Der Abend senkt sich über die Chole Bay. Rot geht die Sonne<br />

hinter Mafia unter, während der Muezzin zum Gebet ruft. Ein<br />

Fußballmatch auf dem Spielplatz der Schule geht zu Ende,<br />

die Nacht senkt sich über das Dorf <strong>und</strong> die Lodge. Beim<br />

Abendessen unter dem alten Tamarindenbaum werden<br />

Fotos v.l.n.r.: © Bruno Kinross | © Monika Czernin<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TOURISMUS UND ENTWICKLUNG | THEMEN<br />

große Fragen gewälzt: Was ist vom chinesischen Engagement<br />

in Afrika zu halten? Schafft es Tansania, sich von einem der<br />

ärmsten Länder des Kontinents in ein Schwellenland mit<br />

guten Investitionsbedingungen zu verwandeln? Ein Land<br />

mit solider Mittelschicht für einen stetigen Aufschwung?<br />

Und was wird aus Chole, das sich in den letzten 20 Jahren<br />

so nachhaltig verändert hat? Mit der Gewissheit, hier mehr<br />

als einen luxuriösen Urlaub mit Tauchen, Schnorcheln <strong>und</strong><br />

Barbecue am Strand erlebt zu haben, steigen die Gäste zu<br />

später St<strong>und</strong>e in ihre Bäume <strong>und</strong> schlafen, begleitet von Wind<br />

<strong>und</strong> Wellen unter den Moskitonetzen ein.<br />

Für weitere Informationen, wenn Sie spenden oder mit Chole<br />

in Kontakt treten wollen:<br />

The Chole Mjini Trust F<strong>und</strong>: www.choletrust.org<br />

Chole Mjini Lodge: www.cholemjini.com<br />

MONIKA CZERNIN<br />

ist freie Autorin <strong>und</strong> Filmemacherin. Sie hat immer wieder über Ostafrika,<br />

insbesondere Tansania („Jenes herrliche Gefühl der Freiheit.<br />

Frieda von Bülow <strong>und</strong> die Sehnsucht nach Afrika“, List Verlag 2008)<br />

geschrieben. Chole, das sie seit 10 Jahren kennt <strong>und</strong> regelmäßig<br />

besucht, ist ihr ein Herzensanliegen.<br />

Die Fähre verkehrt alle paar St<strong>und</strong>en zwischen der Hauptinsel Mafia <strong>und</strong> dem kleinen Eiland Chole. Die Gäste der Lodge werden mit der<br />

Hotel-eigenen Dhau abgeholt. Fast alle Angestellten der Lodge sind aus dem Dorf. Ihre Familien, hier die Großfamilie des Chefkellners,<br />

haben in vielfältiger Weise von dem Tourismusprojekt profitiert.<br />

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<strong>und</strong> Praxis<br />

Alle wichtigen Themen<br />

des Nonprofit-Sektors<br />

auf einen Blick


Serie<br />

Lisa Stepf, Lea Whitcher <strong>und</strong> Sonata<br />

erzeugen eindrückliche Bilder <strong>und</strong><br />

verwirrende Gefühle r<strong>und</strong> um das<br />

Thema Mode.<br />

SONGS OF THE T-SHIRT<br />

Der erste Teil der <strong>forum</strong>-Serie „<strong>Nachhaltig</strong>Kunst“ porträtiert eine Theaterperformance,<br />

die keine einfachen Rezepte für die Lösung des Konfliktes Mode <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

liefert, aber zum intensiven Nachdenken anregt.<br />

Von Carsten Baumgarth<br />

Vorbemerkung: Die Serie „<strong>Nachhaltig</strong>Kunst“ stellt in jeder<br />

Ausgabe einen Künstler, eine Künstlergruppe <strong>und</strong>/oder<br />

ein Kunstwerk vor, welche die Sphären <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong><br />

Kunst interessant verbinden. Das soll Sie als Leser berühren<br />

<strong>und</strong> für Kunst begeistern. Es darf aber auch als Inspiration<br />

für Unternehmen, Institutionen <strong>und</strong> NGOs dienen, sich mit<br />

den Potenzialen von Kunst für die <strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation<br />

auseinanderzusetzen.<br />

„Du trägst ein T-Shirt auf deiner nackten Haut. Es ist ‚Made<br />

in Bangladesh‘. Seit das Rana Plaza Gebäude in Dhaka 2<strong>01</strong>3<br />

eingestürzt ist <strong>und</strong> über 1000 Textilarbeiter/innen starben,<br />

plagt dich ein diffus schlechtes Gewissen. 32 Paar Hände<br />

sind es, die dein T-Shirt anfassen, bis es fertig ist. Shilpi<br />

kann sich durch die Arbeit an der Nähmaschine bald ihre<br />

eigene Hochzeit finanzieren, hat aber vom Einatmen der<br />

Fusseln Tuberkulose. Obwohl Naila zur Aufseherin befördert<br />

wurde, hat sie gerade gekündigt. Ein Star-Ökonom sieht im<br />

hochwertigen Textil-Export die Zukunft für ein stolzes <strong>und</strong><br />

selbstständiges Bangladesch. Eine Fabrikbesitzerin versteht<br />

die Arbeit an der Nähmaschine als Quelle von Unabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> Würde der Frauen.“<br />

Sklavinnen der Mode<br />

So beschreibt das 1992 in Kassel gegründete Flinntheater<br />

in der Pressemitteilung das Gefühlsbad, welches die Zuschauer<br />

des collagenartigen Theaterstückes „Songs of the<br />

T-Shirt“ erleben. Die drei Schauspielerinnen Lisa Stepf, Lea<br />

Whitcher <strong>und</strong> Sonata unter der Regie von Sophia Stepf<br />

bieten keine wohlklingenden Rezepte zur Lösung der <strong>Nachhaltig</strong>keitsproblematik<br />

in einer globalisierten Modeindustrie,<br />

die von Fast-Fashion-Konzernen wie Primark, H&M <strong>und</strong><br />

Zara dominiert wird, an, sondern lassen den Zuschauer die<br />

Komplexität der Problemstellung intensiv erleben. Kaum<br />

hat sich der Zuschauer eine eigene Lösung zurechtgelegt,<br />

da wird diese Option auch schon wieder zerstört. Sind die<br />

Arbeiterinnen in Bangladesch nur ausgenutzte Sklavinnen<br />

oder trägt die Bekleidungsindustrie zum Glück des Landes<br />

bei? Sollen wir auf fair produzierte <strong>und</strong> hippe Designermode<br />

aus Berlin-Neukölln umsteigen <strong>und</strong> Mode aus Bangladesch<br />

Fortsetzung auf Seite 82<br />

Foto: ©Flinntheater, Alex Barta<br />

80 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

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Alternative entgegenzusetzen. Heute<br />

werden über 70 unterschiedliche SODASAN<br />

Produkte in über 40 Ländern benutzt.<br />

Überzeugungsarbeit muss Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Firmengründer Jürgen Hack, Chemiker<br />

<strong>und</strong> Visionär, heute nicht mehr leisten.<br />

„Ökologie ist das Thema unserer Zeit. Wir<br />

haben schon früh erkannt, was heute selbstverständlich<br />

ist – nämlich die Endlichkeit<br />

fossiler Ressourcen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Suche nach Alternativen“. Fossile<br />

Rohstoffe sind in SODASAN-Rezepturen<br />

nicht zu finden. Das Unternehmen verfolgt<br />

den Anspruch, in Kreisläufen zu handeln<br />

<strong>und</strong> denken. Natürliche Bio-Rohstoffe,<br />

Energie durch Windgas, umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Verpackung all das spricht für Wertigkeit der<br />

Produkte. Zur Vergleichbarkeit <strong>und</strong> Transparenz<br />

unterzieht sich SODASAN freiwillig seit<br />

1996 der Zertifizierung durch Ecocert <strong>und</strong><br />

Ecogarantie, die nach höchsten europäisch<br />

geltenden Kriterien die Produkte prüfen.<br />

Sehr aufwendig, aber sinnvoll, um Substanzielles<br />

vergleichbar zu machen, findet<br />

Bio-Pionier Jürgen Hack, der im Oktober<br />

2<strong>01</strong>5 mit den B.A.U.M. Umweltpreis für<br />

sein Engagement, ökologische Wasch- <strong>und</strong><br />

Reinigungsmittel in den öffentlichen Fokus<br />

gerückt zu haben, ausgezeichnet wurde.<br />

Beide Geschäftsführer Kerstin Stromberg<br />

<strong>und</strong> Jürgen Hack ruhen sich auf diesem<br />

Preis nicht aus. Ganz im Gegenteil: Innovation<br />

ist aktuell besonders beim Thema<br />

Verpackung gefragt. „1A-Produkte<br />

müssen auch 1A- verpackt sein“,<br />

Kerstin Stromberg weiß, wovon sie<br />

spricht.<br />

Aktuell plant SODASAN einen neuen<br />

Reiniger, der in Glas angeboten<br />

werden wird. In ganz unterschiedlichen<br />

Materialien wird bei<br />

SODASAN abgefüllt: Glas, Pappe,<br />

PET, PETr, PE, PP <strong>und</strong> Green PE.<br />

Die umsatzstärksten Produkte,<br />

COLOR <strong>und</strong> COLOR Sensitive Flüssigwaschmittel,<br />

werden in Green<br />

PE Flaschen angeboten. Dieser<br />

Stoff wird aus dem Alkohol brasilianischen<br />

Zuckerrohrs gewonnen. Mehr noch:<br />

Alle transparenten PET Materialien sind<br />

<strong>und</strong> werden aktuell von bereits 50 Prozent<br />

auf 100 Prozent Recycling-Anteil aus Post­<br />

Consumer-Recyclat umgestellt.<br />

Material wiederverwerten ist besser, als Material<br />

neu zu produzieren, so der Gr<strong>und</strong>satz<br />

des ostfriesischen Seifenherstellers.<br />

SODASAN Produkte stehen längst nicht<br />

mehr nur in Küche <strong>und</strong> Bad. Raumdüfte <strong>und</strong><br />

seit Neuestem auch Homesprays kann man<br />

in jedem Zimmer als Quelle von Frische oder<br />

atmosphärischer Reinheit dank natürlicher<br />

Düfte genießen.<br />

Mehr Informationen zur SODASAN-Welt<br />

stehen unter www.sodasan.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

81


THEMEN | FORUM SERIE<br />

Fortsetzung von Seite 80<br />

Wer ist bereit, wirklich fair zu bezahlen? Der Verkauf von T-Shirts ist<br />

Teil der Theaterperformance.<br />

boykottieren? Helfen strengere Richtlinien <strong>und</strong> Gesetze oder<br />

wird der Markt das schon richten?<br />

Zahlen Sie wirklich fair?<br />

Die kleine, aber grandiose <strong>und</strong> eindrückliche Produktion<br />

basiert auf einer r<strong>und</strong> einjährigen Recherche mit Interviews<br />

unter anderem von Journalisten, NGOs <strong>und</strong> Designern von<br />

Upcycling-Mode sowie einem 14-tägigen Dhaka-Besuch der<br />

drei Performerinnen. Das von den drei Schauspielerinnen<br />

getragene Stück bietet den Zuschauern nur wenig Kulisse<br />

<strong>und</strong> sparsame Requisiten an, aber es erzeugt starke Bilder in<br />

den Köpfen der Zuschauer. Und diese Kopfbilder sind deutlich<br />

stärker <strong>und</strong> langfristig wirksamer als einfach konsumierbare<br />

<strong>und</strong> eindeutige Häppchen. Das macht anspruchsvolles<br />

Theater aus <strong>und</strong> passt auch besser zu der aufgeworfenen<br />

Problemstellung. „Songs of the T-Shirt“ gipfelt im Verkauf<br />

von fair hergestellten T-Shirts entweder zu „Dumpingpreisen“<br />

(5 € bei Einstandspreisen von r<strong>und</strong> 17 €), zu fairen oder zu<br />

hohen Preisen (60 €) an die Zuschauer der Vorstellung. Da<br />

zeigt sich dann, ob der Zuschauer als Käufer nur theoretisch<br />

über Konsum <strong>und</strong> Ethik nachdenkt <strong>und</strong> gerne Sonntagsreden<br />

schwingt oder auch entsprechend handelt. Bislang wurden<br />

in den knapp 20 Aufführungen r<strong>und</strong> 270 T-Shirts verkauft.<br />

Keine der aufgeworfenen Fragen wird in der Performance<br />

von den Schauspielerinnen beantwortet, keine fertige Lösung<br />

angeboten.<br />

Das sich immer wieder verändernde Stück mit Improvisationsmomenten<br />

feierte am 21. Mai 2<strong>01</strong>5 in den Sophiensälen<br />

in Berlin Premiere. Mittlerweile wurde es auch in<br />

Kassel, Bern <strong>und</strong> Aarau gezeigt. Die nächste Möglichkeit,<br />

die sehenswerte <strong>und</strong> im besten Sinne nachhaltig wirkende<br />

Performance live zu erleben, findet am 26.2. <strong>und</strong> 27.2.2<strong>01</strong>6<br />

im Rahmen der Ausstellung „Fast Fashion“ – noch ein Tipp<br />

zum Thema nachhaltige Mode – statt, die vom 5.12.2<strong>01</strong>5<br />

bis 3.6.2<strong>01</strong>5 im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden<br />

gezeigt wird. „Songs of the T-Shirt“ wird, wie auch andere<br />

Produktionen des Flinntheaters, auch für Jugendliche ab<br />

15 Jahren gezeigt.<br />

Backgro<strong>und</strong> & Links:<br />

• Deutsches Hygiene-Museum Dresden: www.dhdm.de<br />

• Flinntheater: www.flinntheater.com<br />

• fair hergestellte T-Shirts: www.aluc.eu; www.oporajeo.com<br />

PROF. DR. CARSTEN BAUMGARTH,<br />

Professor für Marketing, insbesondere Markenführung an der Hochschule<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Recht Berlin beschäftigt sich seit Jahren mit<br />

Marketing, Marke <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit sowie den Verknüpfungen zur<br />

Kunst. www.cbaumgarth.net; www.arts-push-business.de<br />

Foto: ©Flinntheater, Alex Barta<br />

Partner:<br />

Die FAIR HANDELN ist eine Messe für alle, die sich engagiert<br />

für ein global faires <strong>und</strong> nachhaltiges Handeln einsetzen.<br />

Sie stellt einen Marktplatz dar für Fachbesucher <strong>und</strong> Endverbraucher<br />

<strong>und</strong> zeigt das Spektrum von fair gehandelten<br />

Produkten, Nahrungsmittel bis hin zu Textilien, Kosmetik<br />

<strong>und</strong> Kunst. Mit ihren zahlreichen Bildungsveranstaltungen,<br />

Forumsbeiträgen <strong>und</strong> Podiumsdiskussionen ist sie die Leitmesse<br />

für Fair Trade <strong>und</strong> global verantwortliches Handeln<br />

in Deutschland.<br />

Ausstellungsbereiche:<br />

• Fairer Handel<br />

• Entwicklungszusammenarbeit<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>er Tourismus<br />

• Verantwortliche Unternehmensführung (CSR)<br />

• Sonderbereich <strong>Nachhaltig</strong>es Finanzwesen<br />

www.fair-handeln.com<br />

Donnerstag 14 bis 22 Uhr<br />

Freitag – Sonntag 10 bis 18 Uhr<br />

RZ 165x74_4c_<strong>forum</strong>.indd 1 30.11.15 15:20<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Serie<br />

Auf die Optik kommt es an.<br />

Sie erfahren,<br />

• wie Sie Berichte ansprechend gestalten <strong>und</strong><br />

• qualitativ hochwertig aufbereiten können.<br />

Serie: Der CSR-Manager<br />

ERFOLGREICHES<br />

CSR-MANAGEMENT<br />

Tue Gutes <strong>und</strong> berichte darüber – der CSR-Bericht<br />

Der elfte Teil der <strong>forum</strong>-Serie „Der CSR-Manager“ erklärt Ihnen einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Ihr<br />

CSR-Management: der <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht.<br />

In fünf Stufen zum professionellen CSR-Management: Fünfte Stufe – Erfolgskontrolle & Reporting<br />

In den letzten <strong>forum</strong>-Ausgaben haben wir Ihnen gezeigt,<br />

wie Sie erfolgreiche Kooperationen gestalten, Ihr Engagement<br />

wirkungsvoll kommunizieren sowie Ihren Erfolg<br />

kontrollieren <strong>und</strong> darüber berichten können. In diesem<br />

Beitrag geht es um die ansprechende Gestaltung <strong>und</strong><br />

Sicherstellung der Qualität des <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichts.<br />

Dieser dokumentiert die <strong>Nachhaltig</strong>keitsperformance gegenüber<br />

internen <strong>und</strong> externen Stakeholdern. Er ist damit<br />

ein wichtiges <strong>und</strong> zen trales Kommunikationsinstrument.<br />

Umso wichtiger ist es, dass er ansprechend, im richtigen<br />

Umfang, qualitativ hochwertig <strong>und</strong> im richtigen Medium<br />

präsentiert wird.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


THEMEN | FORUM SERIE<br />

Serie: Der CSR-Manager<br />

Das richtige Outfit – Berichtsgestaltung<br />

Gestalten Sie den Bericht übersichtlich, verständlich <strong>und</strong> leserfre<strong>und</strong>lich.<br />

Das bedeutet der fertige CSR-Bericht sollte keine<br />

graue Zahlenkolonne präsentieren, sondern beim Leser Lust<br />

an der Lektüre wecken <strong>und</strong> auch komplizierte Sachverhalte<br />

verständlich darstellen. Eine klare & logische Gliederung ist<br />

deshalb unerlässlich. Bieten Sie Ihren Stakeholdern durch ein<br />

klar gegliedertes Inhaltsverzeichnis einen Überblick über die<br />

zentralen Inhalte <strong>und</strong> ermöglichen Sie damit einen gezielten<br />

Zugang zu Einzelaspekten Ihres Engagements. Der Stil des<br />

Berichts sollte neutral <strong>und</strong> sachlich gehalten sein. Tabellen<br />

<strong>und</strong> Grafiken erhöhen die Verständlichkeit <strong>und</strong> verschaffen<br />

einen guten Überblick. Mit Fotos <strong>und</strong> Zitaten können eher<br />

trockene Passagen aufgelockert werden. Passen Sie das Layout<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich an das bestehende Corporate Design an. Geben<br />

Sie Ihren Lesern die Möglichkeit, direkt mit dem CSR-Verantwortlichen<br />

Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong> verweisen Sie für Interessierte<br />

auf zusätzliche interne wie externe Informationen.<br />

Print oder online – das ist hier die Frage<br />

Der CSR-Report kann Ihren Stakeholdern als Printversion<br />

oder online zur Verfügung gestellt werden. Ein gedruckter<br />

Bericht hat eine hohe Wertigkeit <strong>und</strong> Übersichtlichkeit, ist<br />

aber statisch. Für die Printversion sprechen die Möglichkeit<br />

der gezielten Distribution sowie die bessere Lesbarkeit <strong>und</strong><br />

Übersichtlichkeit. Das große Manko: Ein gedruckter Bericht,<br />

der alle zwei bis drei Jahre veröffentlicht wird, kann nicht<br />

dynamisch an neue Entwicklungen angepasst werden. Auch<br />

bietet eine Printversion nur einen begrenzten Rahmen<br />

der Darstellung – kein Stakeholder will einen 300-seitigen<br />

Bericht lesen.<br />

Der Wert des Online-Berichts liegt insbesondere im flexiblen<br />

Einstellen <strong>und</strong> Abrufen der Informationen. Individuelle,<br />

weiter führende Informationen für einzelne Stakeholder<br />

Gruppen können Sie problemlos hinterlegen. Besonders<br />

attraktiv ist der Einsatz von Filmbeiträgen <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

zur interaktiven Kommunikation. Darüber hinaus fallen<br />

– ganz im Sinne der <strong>Nachhaltig</strong>keit – negative Einflüsse auf<br />

die Umwelt durch Druck <strong>und</strong> Transport weg.<br />

Das beste beider Welten<br />

Der integrierte Print-Online-Bericht ist das Format der Wahl,<br />

den mittlerweile immer mehr Unternehmen einsetzen. Der<br />

Print-Bericht beinhaltet in diesem Fall Verweise zu Stakeholder<br />

spezifischen Informationen <strong>und</strong> Daten auf der Website<br />

des Unternehmens. Häufig steht auch noch eine PDF-Version<br />

der Printversion zur Verfügung, in der die Leser direkt über<br />

Links im Bericht zu weiterführenden Informationen geleitet<br />

werden. Integrieren lassen sich im Übrigen nicht nur Print<strong>und</strong><br />

Online-Bericht, sondern auch CSR- <strong>und</strong> Geschäftsbericht.<br />

Diese Kombination ist noch nicht weit verbreitet, doch ein<br />

klarer Trend ist erkennbar. Durch die <strong>Integration</strong> von CSR- <strong>und</strong><br />

Geschäftsbericht wird die strategische Bedeutung der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ganz<br />

besonders deutlich. Die ansprechende Gestaltung des Berichts<br />

ist ebenso entscheidend wie die Wahl des geeigneten Berichtsformates.<br />

Integrierte CSR-Reporte sind empfehlenswert. Siehe<br />

dazu auch jeweils die aktuelle Berichterstattung in <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong>. Was die Bekanntmachung betrifft, so muss<br />

natürlich auf die wichtigsten Anspruchsgruppen eingegangen<br />

werden. Als beliebtes Kommunikationsinstrument gilt eine<br />

Pressemitteilung, oder – bei besonderen Neuigkeiten – gar<br />

eine Pressekonferenz. Ansonsten können je nach Zielgruppe<br />

viele der bereits beschriebenen Kommunikationsmittel eingesetzt<br />

werden. Bei aller Euphorie darf jedoch nicht vergessen<br />

werden, dass der CSR-Report kein Werbemittel, sondern eine<br />

seriöse <strong>und</strong> nachhaltige Berichterstattung darstellt.<br />

Ein objektiver Blick – externe Berichtsprüfung<br />

Eine externe Überprüfung des <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichts erhöht<br />

die Transparenz <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit des Berichts – das A <strong>und</strong><br />

O des CSR-Managements. Die externe Bewertung liefert ein<br />

konstruktives Feedback <strong>und</strong> die Identifikation von Verbesserungspotenzialen.<br />

Natürlich ist die externe Bewertung durch<br />

einen Wirtschaftsprüfer nicht kostenlos. Eine verhältnismäßig<br />

günstige Alternative stellt die externe Überprüfung durch die<br />

Global Reporting Initiative dar. Dabei sieht die GRI verschiedene<br />

Anwendungsebenen vor, in die sich das berichtende<br />

Unternehmen je nach Umfang der eingesetzten GRI-Indikatoren<br />

zunächst selbst einstuft <strong>und</strong> dies dann von der GRI<br />

überprüfen lässt. Dann vergibt die GRI ein bestimmtes Logo<br />

für die jeweilige Ebene, das in Online- oder in Printberichten<br />

verwendet werden kann. Die Global Reporting Initiative versteht<br />

sich als ein kontinuierlicher internationaler Dialog, der<br />

eine Vielzahl von Anspruchsgruppen einbezieht. Die Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer Berichterstattung nach GRI ist Transparenz, ihr Ziel eine<br />

Standardisierung <strong>und</strong> Vergleichbarkeit.<br />

Wertvolle Hilfe für die Berichterstattung<br />

Der Kritikpunkt: Die GRI prüft nicht die Qualität der Berichtsinhalte<br />

sondern hakt nur ab, über welche Indikatoren<br />

berichtet wird <strong>und</strong> welche nicht zur Sprache kommen. Aus<br />

Zentrale Inhalte eines guten CSR-Reports:<br />

Ein professioneller CSR-Bericht beinhaltet fünf Berichtselemente<br />

<strong>und</strong> erläutert die <strong>Nachhaltig</strong>keitsleistung anhand von vergleichbaren<br />

Leistungsindikatoren.<br />

• Darstellung der gr<strong>und</strong>legenden <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie sowie<br />

der Steuerungsmechanismen<br />

• Benennung der zentralen <strong>Herausforderung</strong>en für das Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Eingehen auf die wesentlichen Leitthemen<br />

• Aufzeigen von Zielkonflikten <strong>und</strong> Darstellung des entsprechenden<br />

Umgangs mit diesen Konflikten<br />

• Darstellung eines ambitionierten <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramms mit<br />

quantifizierten <strong>und</strong> terminierten Zielen<br />

• Eingehen auf den Dialog des Unternehmens mit seinen Stakeholdern<br />

<strong>und</strong> dessen Ergebnisse<br />

Eine Auflistung von Kennzahlen reicht nicht aus, vielmehr wird die<br />

nachvollziehbare Bewertung <strong>und</strong> Erläuterung der Indikatoren verlangt.<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FORUM SERIE | THEMEN<br />

diesem Gr<strong>und</strong> haben sich einige Initiativen auf die Bewertung<br />

der Berichtsqualität – <strong>und</strong> nicht des Umfangs – fokussiert.<br />

Wertvolle Anregungen für eine Überprüfung der eigenen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsperformance <strong>und</strong> damit auch Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Berichterstattung liefern die Gemeinwohlökonomie<br />

mit dem Gemeinwohlbericht, das B Impact Assessment<br />

des B-Labs oder der deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitskodex. Diese<br />

Ansätze ermöglichen es den Unternehmen ihr <strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement<br />

transparent, vergleichbar <strong>und</strong> damit auch<br />

anschaulich für Investoren <strong>und</strong> Konsumenten darzulegen.<br />

Eine externe Bewertung erhöht die Glaubwürdigkeit des<br />

CSR-Reports <strong>und</strong> zeigt Optimierungsfelder auf. Eine umfassende<br />

Prüfung sollte nicht nur den Berichtsumfang,<br />

sondern auch die Berichtsqualität bewerten. Flankierende<br />

Unterstützung können <strong>Nachhaltig</strong>keitsrankings <strong>und</strong> Preise<br />

bieten wie zum Beispiel der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis,<br />

Green Brands oder Branchenauszeichnungen wie Certified<br />

im Bereich der Hotellerie.<br />

www.globalreporting.org<br />

www.ecogood.org<br />

www.bcorporation.net<br />

www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de<br />

Das Fachbuch „Der CSR-Manager“<br />

Das Fachbuch „Der CSR-Manager – Unternehmensverantwortung<br />

in der Praxis“<br />

hilft Unternehmen, <strong>Nachhaltig</strong>keit als<br />

neue Denkhaltung <strong>und</strong> ganzheitlichen<br />

Managementansatz zu gestalten <strong>und</strong><br />

davon zu profitieren. Der Praxisbezug,<br />

die anschaulichen Tipps <strong>und</strong> der kompakte<br />

Inhalt mit zahlreichen Checklisten<br />

erleichtern den Einstieg in das Thema.<br />

Nicht zuletzt deshalb ist das Buch bereits<br />

in einer dritten, aktualisierten Auflage<br />

erschienen.<br />

Sie können „Der CSR-Manager. Unternehmensverantwortung in<br />

der Praxis“, 3. Auflage, ALTOP Verlag 2<strong>01</strong>4, 236 Seiten, EUR 24,90,<br />

ISBN 978-3-925646-54-6 im Buchhandel oder direkt unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/csr-manager bestellen.<br />

Die Autoren<br />

DR. DENNIS LOTTER <strong>und</strong> JEROME BRAUN<br />

begleiten mit ihrer Agentur Benefit Identity Unternehmen <strong>und</strong><br />

Organisationen seit mehr als zehn Jahren bei der Gestaltung ihrer<br />

Marken integrität durch eine verantwortliche Betriebsführung.<br />

Darüber hinaus sind sie gefragte Fachautoren <strong>und</strong> Vortragsredner.<br />

www.benefitidentity.com<br />

Serie: Der CSR-Manager<br />

So wird aus<br />

Ihrem Toaster<br />

ein Tablet.<br />

Aurubis, die Nummer eins<br />

im Kupferrecycling.<br />

Vom Toaster bis zum Tablet: In jedem elektrischen Gerät<br />

steckt Kupfer. Wir recyceln Kupfer, aber auch die anderen<br />

Metalle ohne Qualitätsverlust, damit sie zu neuen<br />

Produkten weiterverarbeitet werden können. Als Multi-<br />

Metal-Recycler leisten wir einen entscheidenden Beitrag<br />

zum Umweltschutz <strong>und</strong> sichern langfristig die Versorgung<br />

mit wertvollen Ressourcen.<br />

Mehr über unser Recycling erfahren Sie auf<br />

www.aurubis.com/recycling<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

85


Serie<br />

Der T(h)urmblick<br />

VOM ‚INTEGRIERTEN’ ZUM<br />

‚INTEGRALEN’ DENKEN<br />

Die dritte Jahreskonferenz der Reporting 3.0 Plattform hat, beginnend mit einem vorbereitenden<br />

online Thinktank, über die Konferenz bis hin zum Konferenzbericht ein faszinierendes<br />

Spektrum zur Weiterentwicklung der nachhaltigen <strong>und</strong> integrierten Berichterstattung aufgetan.<br />

Von Ralph Thurm<br />

Die zehn wichtigsten Ergebnisse der Konferenz<br />

zeigen Voraussetzungen für ein neues, zukunftsfähiges<br />

Berichtssystem.<br />

1. Für eine zukunftsfähige Berichterstattung<br />

muss man ökonomisches <strong>und</strong> finanztechnisches<br />

Systemdenken (Makro-Ebene), Buchführungs-<br />

<strong>und</strong> Datensystemdesign (Meso-Ebene)<br />

sowie die Erfolgsmessung unternehmerischer<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramme, Transformationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Führungsverständnis (Mikro-Ebene)<br />

kombinieren. Reportingstandards,<br />

die Teile dieser Komponenten auslassen oder<br />

negieren, führen zu Defiziten <strong>und</strong> werden der<br />

Aufgabe eines (<strong>Nachhaltig</strong>keits- oder integrierten)Berichts<br />

über den Nachweis der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

einer Organisation nicht gerecht.<br />

2. Reporting, das zukunftsfähig ist, muss<br />

• Klarheit zum Unternehmenszweck (Purpose) <strong>und</strong> der<br />

Verbindung (Connectedness) der Unternehmung hinsichtlich<br />

der Meso- <strong>und</strong> Makroanforderungen einer Green &<br />

Inclusive Economy verschaffen;<br />

• Klarheit des Unternehmensbeitrags (True Future Value<br />

Creation) durch eine multi-kapitalienbasierte Erfolgsmessung<br />

(Success) schaffen, um als Lackmus-Test dienen zu<br />

können, ob ein Unternehmen Finanzkapital nicht durch<br />

Vernichtung anderer Kapitalien aufbaut;<br />

• Bereiche idenfizieren, in denen durch sinnvolle Produkte,<br />

Services, Netzwerkbildung, Positionsnahme <strong>und</strong> Ausbildung<br />

eine Skalierbarkeit (Scalability) geschaffen wird, die die Einwirkungsmöglichkeiten<br />

(Size of Impacts) der Unternehmung<br />

hinsichtlich einer ‚Wachstumslizenz’ erlauben.<br />

3. Es gibt bereits Methoden <strong>und</strong> Tools, um der Zukunft der<br />

Berichterstattung Form zu geben. Hierzu liefert der Konferenzbericht<br />

genug Beispiele. Die Zusammenarbeit der<br />

verschiedenen Spieler ist nun nötig, um die Teile des Puzzles<br />

in eine gemeinsame Vision zusammenzuführen, wie Berichterstattung,<br />

Accounting <strong>und</strong> Datenspektra einer Green &<br />

Inclusive Economy dienen können. Besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient die Diskussion über ‚tatsächliche’ Wesentlichkeit<br />

(True Materiality) <strong>und</strong> einen auf gemeinsame Einwirkungen<br />

fokussierten Stakeholder-Dialog, der Zusammenarbeit möglich<br />

macht (Integral Thinking).<br />

Foto: © freshidea, fotolia<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FORUM SERIE | THEMEN<br />

4. Bestende Standards haben keine deutliche Vision, wie sie<br />

einer Green & Inclusive Economy dienen können <strong>und</strong> haben<br />

eine zu unternehmensinterne Wahrnehmungswelt. Ein<br />

Stakeholder Dialog, wie er konventionell durchgeführt wird,<br />

bleibt zu sehr an der Oberfläche. Dies liegt u.a. daran, daß<br />

Stakeholder weniger <strong>und</strong> weniger an den Effekt des Dialogs<br />

glauben, auch sind sie z.T. zu wenig informiert über die Gesamtaufgabe,<br />

die es zu diskutieren gilt. Auch sind derzeitige<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien oftmals nur an Symptomlinderung<br />

orientiert, statt an der Analyse der Einwirkung einer Unternehmung<br />

an den Problemen.<br />

5. Accountants könnten viel mehr Einfluss haben auf die<br />

Entwicklung eines multi-kapitalien-orientierten Accounting-Systems.<br />

Die dritte Entwicklungswelle des Accountings<br />

nach ‚single- <strong>und</strong> double entry bookkeeping’ greift diese<br />

<strong>Herausforderung</strong> aber im Augenblick noch nicht<br />

proaktiv auf. Dies schließt auch ein besseres<br />

Verstehen der Zusammenhänge<br />

zur Makro- <strong>und</strong> Mesoebene eines<br />

zukunftsfähigen Accountings<br />

<strong>und</strong> Reportings mit ein. Viele<br />

Accountants wollen dies<br />

nicht als ihre Aufgabe ansehen.<br />

6. Daten spielen eine immer<br />

wichtigere Rolle, um<br />

ein substantielles Set an<br />

Informationen zu einem<br />

‚globalen Puls’ zusammenzutragen,<br />

der auch<br />

Unternehmen hilft, ihre Rolle<br />

<strong>und</strong> Positionierung in den<br />

bestehenden <strong>und</strong> zukünftigen<br />

Systemkonditionen zu finden.<br />

Diese Daten sind nötig, um eine<br />

‚Wachstumslizenz’ zu er- oder behalten.<br />

Unternehmen <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keitsabteilungen<br />

engagieren sich hier erstaunlicherweise noch kaum, z.T.<br />

verleugnet man die Existenz <strong>und</strong> Validität solcher Datensätze<br />

sogar; dies kann drastische Folgen haben für die ‚License to<br />

Operate’ (siehe VW, Exxon).<br />

7. Die Sustainable Development Goals sind ein Schritt, um Unternehmen<br />

an die Idee von ‚Schwellenwerten’ heranzuführen.<br />

Datenpartnerschaften werden gegründet, um das Umfeld zur<br />

Setzung von Indikatoren, Zielen <strong>und</strong> Grenzen zu ermöglichen.<br />

Initiativen, die sich zu sehr auf nationale Schwerpunkte konzentrieren,<br />

beinhalten die Gefahr des kreativen Chaos. Es braucht<br />

hierzu eine klare <strong>und</strong> bindende Beaufsichtigung, wie diese Datenumgebungen<br />

zur Problemlösung global beitragen <strong>und</strong> wie<br />

die Datenarchitektur hierzu aufgebaut werden muss. Letztlich<br />

verhelfen die SDGs bei Erfolg nur zur Verminderung negativer<br />

Effekte, ihre Innovationswirkung ist derzeit noch fraglich.<br />

8. Es gibt bisher keine sichtbare Plattform, die sich auf das Zusammenbringen<br />

von Makro- <strong>und</strong> Mikroanforderungen durch<br />

das Einziehen einer Meso-Ebene konzentriert. Hier kann<br />

die Reporting 3.0 Plattform durch das Design sogenannter<br />

‚Blueprint-Projekte’ im Rahmen eines wettbewerbsneutralen<br />

Ansatzes Wissen zusammentragen <strong>und</strong> strukturieren. Die<br />

Plattform muss agnostisch, anti-lobbyistisch <strong>und</strong> als ‚safe<br />

space’ sowie als Non-for-Profit-Organisation wirken.<br />

9. Der Ansatz der ThriveAbility Fo<strong>und</strong>ation, der einen<br />

drei-dimensionalen Index, einen Entwicklungspfad, eine<br />

Innovationsroadmap <strong>und</strong> eine neue Gleichung zur Ermittlung<br />

von ‚ThriveAbility’ vorsieht, bietet einen integrativen<br />

<strong>und</strong> prägnanten Ansatz zur Einung von Mikro-, Meso- <strong>und</strong><br />

Makro-Ebene. Ein Dreijahresprogramm von 2<strong>01</strong>6 bis 2<strong>01</strong>9<br />

sieht vor, den Index in 10 Industrieclustern mithilfe von<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Finanzmarktakteuren zu<br />

entwickeln. In 2020 soll der ThriveAbility<br />

Index valide Informationen zur Zukunftsfähigkeit<br />

von Unternehmen<br />

bereithalten.<br />

10. Sustainability <strong>und</strong>/oder<br />

ThriveAbility werden nicht<br />

zu bewerkstelligen sein<br />

<strong>und</strong> Datensätze hierzu<br />

werden unter den derzeitig<br />

bestehenden ökonomischen<br />

Systemgrenzen,dessen<br />

Incentives<br />

<strong>und</strong> Markterfolgskriterien<br />

nicht nachhaltig sind, nicht<br />

effektiv sein. Ein regenerativer<br />

Ökonomieansatz (Makro-Ebene)<br />

<strong>und</strong> die Realisierung<br />

dazu kompatibler Meso- <strong>und</strong><br />

Mikrosystembedingungen sind voneinander<br />

abhängig.<br />

Letztlich muss ein neuer <strong>und</strong> systemischer Ansatz der<br />

Berichterstattung zur Herstellung von Vertrauen (Trust),<br />

Innovation <strong>und</strong> Widerstandsfähigkeit (Resilience) beitragen,<br />

sonst kann eine Green & Inclusive Economy weder geplant,<br />

noch realisert oder fortentwickelt werden. Zukunftsfähige<br />

Berichterstattung hat also eine direkte Aufbaufunktion zur<br />

Zielerreichung. Dies schließt den Kreis zur anfänglichen<br />

Darstellung.<br />

www.reporting3.org<br />

RALPH THURM<br />

ist Gründer <strong>und</strong> Managing Director von A|HEAD|ahead.<br />

Für <strong>forum</strong> schreibt er regelmäßig die Kolumne „Der T(h)urmblick“<br />

<strong>und</strong> lädt ein zur Diskussion aktueller Themen. Schreiben Sie an:<br />

ralph.thurm@kpnmail.nl<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

87


Serie<br />

STARKE<br />

FRAUEN<br />

Trocknung der Kakaobohnen bei einer Kooperative<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Eine starke Frau:<br />

Marli Hoppe-Ritter,<br />

die Initiatorin von<br />

Cacaonica in Nicaragua.<br />

KAKAO<br />

aus dem<br />

KAFFEELAND<br />

Die Saat geht auf: Das Engagement von Marli<br />

Hoppe- Ritter verbessert die Situation der Bauern<br />

in Nicaragua.<br />

Foto: © Ritter-Nieragden.com<br />

Von Uta Dobler<br />

Die Idee von Marli Hoppe-Ritter klingt simpel: „Wenn wir<br />

den Bauern helfen, ihren Kakaoanbau weiterzuentwickeln<br />

<strong>und</strong> die Qualität ihres Kakaos zu steigern, werden sie damit<br />

mehr Geld verdienen <strong>und</strong> langfristig ihre Lebensumstände<br />

verbessern können.“ Genau diesen Ansatz verfolgt die Mitinhaberin<br />

des Schokoladeherstellers Ritter Sport seit 25<br />

Jahren mit dem Projekt Cacaonica in Nicaragua. Mit Erfolg,<br />

wie Dr. Pedro Morazán, der im Auftrag des Südwind-Instituts<br />

eine unabhängige Evaluierung vorgenommen hat, bestätigt:<br />

„Cacaonica hat einen großen Beitrag zur Förderung des<br />

nachhaltigen Kakaoanbaus in Nicaragua geleistet. Die Bauern<br />

darin zu unterstützen, durch eine Professionalisierung des<br />

Anbaus die Qualität zu optimieren <strong>und</strong> so gute Preise für<br />

ihren Kakao zu erzielen, hat zu einer deutlichen Verbesserung<br />

ihrer Lebensumstände geführt.“<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

89


Kakaobaum mit reifen Früchten<br />

oben: Marli Hoppe-Ritter beim Pfropfen, unten: Marli<br />

Hoppe-Ritter im Austausch mit Kindern aus Waslala<br />

Gr<strong>und</strong>stück vor Beginn der<br />

Bepflanzung<br />

High Noon in Nicaragua<br />

R<strong>und</strong> 25 Jahre ist es her, dass Marli Hoppe-Ritter das erste<br />

Mal in Waslala war. „Die Stadt sah ein wenig so aus, wie man<br />

es sonst nur aus Westernfilmen kennt“, erinnert sie sich. „Es<br />

gab nur einstöckige Häuser aus Holz, keine befestigten Straßen,<br />

ganz zu schweigen von Straßenbeleuchtung. Und das in<br />

einer Gegend, wo es von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens<br />

stockdunkel ist.“ Auch ein Hotel oder ähnliches gab es nicht,<br />

<strong>und</strong> so wurde der Besuch aus Deutschland kurzerhand im<br />

Pfarrhaus untergebracht – im Bett, das eigentlich dem Bischof<br />

bei seinen Besuchen vorbehalten war.<br />

Bereits in den Achtzigerjahren war in Marli Hoppe-Ritter<br />

<strong>und</strong> ihrem Bruder Alfred T. Ritter der Wunsch gereift, einen<br />

direkten Kontakt zu Kakaobauern zu entwickeln. „Wir wollten<br />

die Menschen kennen lernen, die unseren wichtigsten<br />

Rohstoff anbauen <strong>und</strong> etwas über den Kakaoanbau lernen.“<br />

Westafrika als das Hauptanbaugebiet für Kakao erschien den<br />

Geschwistern zu groß, <strong>und</strong> so fiel die Wahl auf Nicaragua.<br />

„Dass das Land sehr arm <strong>und</strong> durch den Bürgerkrieg gebeutelt<br />

war, war uns klar“, betont Marli Hoppe-Ritter, „aber wir gingen<br />

davon aus, dass der Kakaoanbau einen gewissen Stellenwert für<br />

die Wirtschaft des Landes habe. Was wir dann aber vorfanden,<br />

war etwas ganz anderes: Viele Bauern hatten ihre Plantagen<br />

aufgegeben. Was der Bürgerkrieg nicht zerstört hatte, hatte<br />

vielerorts die Pilzkrankheit Monilia vernichtet. Die meisten lebten<br />

in einfachen Hütten zusammen mit ihrem Vieh <strong>und</strong> bauten<br />

auf Kleinstfeldern Bohnen <strong>und</strong> Mais für den Eigenbedarf an.“<br />

Kakao als Schlüssel für ein besseres Leben<br />

„Nicaragua galt vielen als klassisches Kaffeeland. Und so<br />

wirkte meine Idee, gerade hier den nachhaltigen Anbau<br />

von Kakao zu fördern, für viele in der Branche – vorsichtig<br />

formuliert – ungewöhnlich“, erinnert sich Hoppe-Ritter.<br />

Ihre Vision jedoch war klar: die Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

der Bauern, ein schonender Umgang mit der<br />

Natur <strong>und</strong> hochwertiger, nachhaltig angebauter Kakao. Die<br />

Situation in Nicaragua Anfang der Neunzigerjahre war jedoch<br />

das genaue Gegenteil. „Viele der kleinbäuerlichen Familien<br />

lebten in extremer Armut <strong>und</strong> befanden sich in einem Teufelskreis.<br />

Die Bevölkerung wuchs rasant. Um ihre Kinder zu<br />

ernähren, mussten die Bauern die Viehzucht ausdehnen<br />

<strong>und</strong> den Ackerbau immer intensiver betreiben, wodurch die<br />

Fruchtbarkeit der Böden schnell nachließ <strong>und</strong> die Bauern<br />

gezwungen waren, immer weitere tropische Wälder abzuholzen.<br />

Gleichzeitig schritt die Verarmung voran.“<br />

Gemeinsam mit ihrem Bruder gründete Marli Hoppe-Ritter<br />

1990 das Projekt Cacaonica, <strong>und</strong> was mit der Förderung einer<br />

einzelnen Kooperative mit r<strong>und</strong> 170 Bauern begann, ist heute<br />

eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit über 3.500 Bauern<br />

in mehr als 20 Kooperativen.<br />

Mischkultur statt Monokultur<br />

Eine zentrale Rolle im Projekt spielt der Anbau von Kakao<br />

im Agro-Forst-System, das land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche<br />

Methoden kombiniert. Kakao wird dabei in Mischkulturen mit<br />

anderen Nutzpflanzen angebaut. Die Erosionsgefahr wird so<br />

verringert, die Böden vor Austrocknung <strong>und</strong> Nährstoffverlust<br />

geschützt, <strong>und</strong> die Bauern können bei gleicher Anbaufläche<br />

höhere Erträge erzielen, was zu einer Verbesserung ihrer<br />

Lebensbedingen beiträgt <strong>und</strong> die fortschreitende Abholzung<br />

der Wälder stoppt. Mit Partnern wie der Gesellschaft<br />

für internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder der ADAAC,<br />

einer nicaraguanischen NGO, wurden Bauern geschult, nicht<br />

nur das Agro-Forst-System als ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch<br />

sinnvolle Alternative zu nutzen, sondern auch ihre Ernte<br />

selbst zu vermarkten. Zehn Jahre hat es gedauert, bis die<br />

erste Kakaolieferung aus Nicaragua in Waldenbuch beim<br />

Schokoladenhersteller mit den quadratischen Tafeln eintraf.<br />

Der Einsatz hat sich gelohnt, die Qualität des Kakaos ist heute<br />

absolut hochwertig, wie die Empfehlung der International<br />

Cocoa Organization (ICCO), Nicaragua zum Herkunftsland<br />

für Edel-Kakao zu erklären, belegt.<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Wie jede Erfolgsgeschichte ist auch Cacaonica von Rückschlägen<br />

nicht verschont geblieben. Die Gründung von<br />

Fotos: © Ritter-Nieragden.com<br />

90 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


FORUM SERIE | THEMEN<br />

Vier Jahre später: agroforstwirtschaftliche<br />

Nutzung<br />

Matagalpa-Region heute<br />

Kooperativen gestaltete sich durchaus schwierig. Infolge des<br />

Bürgerkriegs waren viele Bauern vor allem darauf bedacht,<br />

ihre Selbstversorgung sicherzustellen <strong>und</strong> nur langsam davon<br />

zu überzeugen, in ihre Kakaoplantagen <strong>und</strong> damit in ihre<br />

Zukunft zu investieren. Es hat allein zehn Jahre gedauert,<br />

bis mit Cacaonica die erste Kooperative gegründet werden<br />

konnte, die schließlich dem ganzen Engagement ihren Namen<br />

gab. „Zum Glück hatten wir mit dem Entwicklungshelfer Hans<br />

Grebe <strong>und</strong> der Organisation Pro M<strong>und</strong>o Humano erfahrene<br />

Partner vor Ort, die als Wegbereiter echte Basisarbeit geleistet<br />

haben“, erzählt Ritter-Hoppe. „Man darf nicht vergessen,<br />

dass viele Bauern weder lesen, schreiben, noch rechnen<br />

konnten. Das nutzten einige Presidentes der Kooperativen<br />

aus, um in die eigene Tasche zu wirtschaften. Inzwischen<br />

hat sich vieles gebessert, aber es gibt noch immer Mängel.“<br />

Auch Dr. Pedro Morazán vom Südwind-Institut betont, dass<br />

es in puncto Management in vielen Kooperativen noch<br />

Nachholbedarf gebe: „Insbesondere Fragen der Buchhaltung<br />

<strong>und</strong> der Verwaltung, aber auch die Personalplanung<br />

sind Schwachstellen, die angegangen werden müssen, um<br />

die Effizienz zu steigern <strong>und</strong> Risiken zu minimieren.“ Auch<br />

die Menge, die Ritter Sport aus Nicaragua bezog, erreichte<br />

lange nicht das gewünschte Ziel. „Als mein Bruder 2005 den<br />

Vorsitz der Geschäftsführung übernahm, importierten wir<br />

gerade mal 400 Tonnen Kakao aus Nicaragua. Er hat dann<br />

die entscheidenden Weichen gestellt, um Cacaonica zu<br />

einem relevanten Lieferanten zu machen <strong>und</strong> die echte partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit den Kooperativen <strong>und</strong><br />

Bauern aufzubauen“, erinnert sich Hoppe-Ritter. Über das<br />

Radio ließ Ritter Sport verkünden, dass man den Bauern zusätzlich<br />

zum Weltmarktpreis einen Prämienaufschlag zahle,<br />

wenn die Qualität stimmt. Die Liefermenge stieg merklich an.<br />

Die Radiodurchsagen gibt es zwar nicht mehr, den Zuschlag<br />

zahlt das Unternehmen aber nach wie vor.<br />

„Die Förderung des nachhaltigen Kakaoanbaus hat zu<br />

einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern<br />

beigetragen“, betont Morazán. Für viele Familien gehe die<br />

Kommerzialisierung von Kakao mit einer Überwindung von<br />

Armutsstrukturen einher. Die ausschlaggebenden Faktoren<br />

sind nach Ansicht des Experten vor allem die systematische<br />

Arbeit an der Kakaoqualität, die gezahlten Preise <strong>und</strong> die<br />

Steigerung der angebauten Menge.<br />

Leuchtturm für eine Branche<br />

Im vergangenen Jahr erreichte die Liefermenge erstmals die<br />

Marke von 1.000 Tonnen. „Cacaonica hat heute einen festen<br />

Platz in unserer Kakaobezugsstrategie“, erklärt Hajo Brand,<br />

der als Einkaufsleiter Cacaonica betreut. „Langfristig – spätestens<br />

ab 2023 – wollen wir 5.000 Tonnen Kakao von Bauern<br />

aus Nicaragua <strong>und</strong> von unserer eigenen Plantage El Cacao<br />

beziehen, die zurzeit im Osten des Landes entsteht. Sie soll<br />

neben Cacaonica als zweite Säule das Engagement in Nicaragua<br />

weiterentwickeln.“ Brand hat dabei ein klares Ziel vor<br />

Augen: „Wir wollen bis zum Jahr 2025 unseren gesamten Kakaobezug<br />

zu 100 Prozent auf nachhaltigen Kakao umgestellt<br />

haben. Nicaragua spielt da eine ganz entscheidende Rolle.“<br />

Für Marli Hoppe-Ritter ist jedoch entscheidend, dass der<br />

Dreiklang aus Professionalisierung des Anbaus, Verbesserung<br />

der Qualität <strong>und</strong> fairen Preisen den gewünschten Effekt<br />

auf die Lebenssituation der Bauern hat, wie die Experten<br />

vom Südwind-Institut bestätigen. Und sie freut sich über<br />

einen Sinneswandel: „Wir sind für unser Engagement oft<br />

belächelt worden – in der Branche, aber auch hier bei uns<br />

im Haus. Dass jetzt auch andere Unternehmen den Weg<br />

gehen, den wir vor 25 Jahren eingeschlagen haben, <strong>und</strong><br />

aktiv an der Entwicklung des Kakaoanbaus arbeiten, um die<br />

Einkommenssituation der Bauern zu verbessern, empfinde<br />

ich als Bestätigung.“<br />

UTA DOBLER<br />

arbeitet seit 18 Jahren bei ALTOP <strong>und</strong> betreut dort die Internetportale<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net <strong>und</strong> www.eco-world.de<br />

Gerne unterstützt sie die Reihe „Starke Frauen“ in <strong>forum</strong> <strong>und</strong> freut<br />

sich auf weitere Vorschläge von unseren Lesern.<br />

u.dobler@eco-world.de.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

91


WIE NEUE LEBENSSTILE<br />

DIE UMWELT ENTLASTEN<br />

Umweltschutz heißt heute „Grünes Wachstum“ durch Erneuerbare Energien. Neue Lebensstile <strong>und</strong><br />

Konsummuster bewirken genauso viel wie Solaranlagen, brauchen aber keine Fläche <strong>und</strong> kosten nichts.<br />

Von Reinhard Loske<br />

Wir tun uns als Gesellschaft schwer damit, das gewachsene<br />

Umweltbewusstsein in den Umbau der Wirtschaft <strong>und</strong><br />

unserer Infrastrukturen fließen zu lassen. Ökologie <strong>und</strong><br />

Ökonomie sind keine Gegensätze, da sind sich Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelskammern, Gewerkschaften, Umweltverbände <strong>und</strong><br />

Kirchen einig. Aber was bedeutet das für Infrastrukturen,<br />

Produktionsweisen <strong>und</strong> Lebensstile?<br />

Ein gewisser Konsens scheint sich dahingehend abzuzeichnen,<br />

dass wir nach der Phase des „end-of-pipe“-Umweltschutzes<br />

der Filter, Katalysatoren, Klärtechniken <strong>und</strong> Mülltrennung<br />

nun den „integrierten Umweltschutz“ forcieren<br />

müssen. Aus dem politischen Raum kennen wir den Begriff<br />

als „ökologische Industriepolitik“, „ökologische Modernisierung“,<br />

„Green New Deal“ oder „Grünes Wachstum“.<br />

„Grünes Wachstum“ gibt es nicht zum ökologischen Nulltarif<br />

Im Zentrum stehen die Verbesserung der Ressourcen- <strong>und</strong><br />

Energieeffizienz, die Abfallvermeidung, das Stoffstrom-Management,<br />

die Einführung geschlossener Wasserkreisläufe<br />

<strong>und</strong> schadstoffarmer Produkte <strong>und</strong> Verfahren, vor allem<br />

aber der Einsatz erneuerbarer Energie- <strong>und</strong> Rohstoffquellen<br />

(Wind, Sonne, Wasser, Biomasse, Erdwärme). Es tut sich ein<br />

weites Feld der Möglichkeiten auf, auch neue Arbeitsplätze<br />

winken. Für ein Industrieland wie Deutschland ist eine solche<br />

grüne Modernisierungsstrategie von hoher wirtschaftlicher<br />

Attraktivität: Die Wertschöpfung bleibt im Land, die Innovationskraft<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Zukunftsmärkten<br />

wachsen. Nicht zuletzt lassen sich zumindest<br />

mittelfristig Kosten sparen – spätestens dann, wenn „Peak<br />

Oil“, „Peak Gas“, „Peak Everything“ <strong>und</strong> die entsprechenden<br />

Verknappungen mit ihren Preiseffekten voll zuschlagen.<br />

Energieeinsparung, verbesserte Energieeffizienz <strong>und</strong> der<br />

Ausbau Erneuerbarer Energien bedeuten makroökonomisch<br />

nichts anderes, als (teure) Energieimporte <strong>und</strong><br />

(umweltschädliche) inländische Kohleförderung durch Ingenieursverstand,<br />

Handwerksleistungen <strong>und</strong> Technologie aus<br />

Deutschland zu ersetzen.<br />

Fotos: © viperagp - Fotolia.com<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Bis Mitte des Jahrh<strong>und</strong>erts werden uns Erneuerbare Energien<br />

weitgehend vollversorgen. Aber auch an diese flächenintensive<br />

Energieerzeugungsform müssen wir ökologische Anforderungen<br />

stellen, die über die reine CO2-Bilanz hinausgehen.<br />

Erneuerbare Energie ist nicht zum ökologischen Nulltarif zu<br />

haben. Denn sie braucht viele Rohstoffe <strong>und</strong> viel Fläche.<br />

Die „Wachstumsfrage“ ist heikel, drängt aber<br />

In einer Wirtschaft, die sich an permanentem Wachsen <strong>und</strong><br />

Konsum orientiert, machen Mengeneffekte den eingesparten<br />

Ressourcen- <strong>und</strong> Energieverbrauch wieder hinfällig. Das ist<br />

der so genannte „Rebo<strong>und</strong>“-Effekt. Zwar haben wir sparsamere<br />

Autos – aber immer mehr davon. Effizientere Elektrogeräte<br />

– aber immer mehr elektrische Anwendungen. Weniger<br />

Heizenergiebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche – aber<br />

immer mehr Wohnfläche pro Kopf. Im Ergebnis bleibt der<br />

Ressourcenverbrauch trotz technischen Fortschritts konstant<br />

oder steigt. Wir müssen uns also mit der „Wachstumsfrage“<br />

beschäftigen, auch wenn das politisch heikel ist.<br />

Neben der Technologie bestimmen auch unsere Lebensstile<br />

den Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenverbrauch: unser Fleischkonsum,<br />

unser Mobilitätsverhalten, unsere Art zu wohnen, zu<br />

arbeiten, zu kommunizieren, zu reisen <strong>und</strong> einzukaufen. Hier<br />

liegt gewaltiges Potenzial, um die Umwelt zu entlasten: Wenn<br />

wir die notwendige Erwerbsarbeitszeit zwischen allen besser<br />

aufteilen <strong>und</strong> reduzieren, verbrauchen wir weniger Ressourcen.<br />

Wenn wir weniger Fleisch essen, weniger wegwerfen,<br />

mehr wiederverwerten, mehr gemeinschaftlich nutzen, mehr<br />

Verantwortung übernehmen <strong>und</strong> unser Geld sinnvoll anlegen,<br />

dann ist das im Regelfall gut für die Natur, den sozialen<br />

Zusammenhalt <strong>und</strong> die individuelle Zufriedenheit.<br />

Soziale Innovationen entlasten die Umwelt genauso wie<br />

Windräder<br />

Es gibt viele immaterielle Konzepte, die die Umwelt genauso<br />

entlasten wie Windräder <strong>und</strong> Solaranlagen: Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften,<br />

Energiegenossenschaften, Car- Sharing,<br />

Fahrradleihsysteme, Mitfahr- oder Mitwohnzentralen, öffentliche<br />

Transportsysteme, Recyclingbörsen, Tauschringe,<br />

gemeinschaftliche Stadtgärten oder Wohnprojekte, aber<br />

auch Übergangsnutzungen leerstehender Immobilien.<br />

Es geht darum, die Resilienz von Gesellschaften, also die<br />

Unabhängigkeit von permanentem Wirtschaftswachstum, zu<br />

erhöhen. Ein System, das nur funktioniert, wenn es wächst<br />

<strong>und</strong> kollabiert, sobald Wachstum ausbleibt, ist weder sozial<br />

noch ökonomisch haltbar.<br />

Es gibt eine Tendenz, ökologische Politik auf Technologie <strong>und</strong><br />

„grünes Wachstum“ zu reduzieren. Das ist nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong> dennoch falsch; vor allem ist es bequem. Was wir ebenso<br />

sehr brauchen wie Technologiesprünge sind soziale Innovationen<br />

<strong>und</strong> ein Kulturwandel, der den Zwang zum ewigen<br />

Mehr überwindet <strong>und</strong> immaterielle Werte (re-)kultiviert.<br />

Die Politik kann das nicht verordnen, wohl aber unterstützen.<br />

Vor allem die städtische Kommunalpolitik kann viele<br />

der genannten sozialen Innovationen fördern. Weltweit sind<br />

urbane Ballungsräume die bevorzugten Experimentierfelder<br />

für kulturelle Neuerungen. Die Politik sollte „Transition<br />

Towns“ (Städte im Wandel), „Commoning“ (Gemeinsame<br />

Nutzung, Pflege <strong>und</strong> Entwicklung öffentlicher Güter) oder<br />

„Social Banking“ (Wiederindienstnahme des Finanzsektors<br />

für eine nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Realwirtschaft) genau beobachten <strong>und</strong> zu verstehen<br />

versuchen. Sonst verpasst sie den Anschluss <strong>und</strong> verliert<br />

weitere Legitimation.<br />

DR. REINHARD LOSKE<br />

war bremischer Senator für Umwelt, Bau, Verkehr <strong>und</strong> Europa (2007<br />

bis 2<strong>01</strong>1), Mitglied des B<strong>und</strong>estages, stellvertretender Vorsitzender<br />

der Fraktion „Bündnis90/Die Grünen“ (1998 bis 2007) <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt <strong>und</strong> Energie (1992<br />

bis 1998). Heute berät Loske weltweit Regierungen in energie- <strong>und</strong><br />

verkehrspolitischen Fragen. Im Mai 2<strong>01</strong>2 erschien sein Buch „Wie<br />

weiter mit der Wachstumsfrage?“.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

93


DIE DIGITALE REVOLUTION<br />

Gefahr <strong>und</strong> Chance für den Mittelstand<br />

Ein Smartphone hat höhere Rechenleistungen als die gesamte Computerausstattung der NASA zu Zeiten<br />

des Mondfluges. Immer größere Datenmengen werden verarbeitet <strong>und</strong> um den Globus gejagt. Das Sammeln<br />

<strong>und</strong> Verwerten von Daten entwickelt sich zum größten Geschäft im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> die Herren der<br />

Daten haben sich zu globalen Herrschern aufgeschwungen. Bleibt der Mittelstand dabei auf der Strecke?<br />

Von Michael Schwienbacher<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Foto: © adimas, Fotolia<br />

Unsere Uhr wird uns in wenigen Jahren unaufgefordert sagen:<br />

„Setzen Sie sich bitte hin, der Notruf ist alarmiert <strong>und</strong><br />

Ihre aktuellen Werte wurden bereits dem leitenden Arzt im<br />

Klinikum Rechts der Isar übermittelt. Gemäß Ihrer fristgerecht<br />

bezahlten Zusatzversicherung wurde der Chefarzt informiert,<br />

der seine Anwesenheit in 47 Minuten im Krankenhaus<br />

bestätigt hat. Sie erleiden in 32 Minuten einen Herzinfarkt,<br />

der jedoch zu 98,2 Prozent Wahrscheinlichkeit keine bleibenden<br />

Schäden hinterlassen wird. Auch Ihre Frau wurde<br />

bereits informiert. Ein ferngesteuertes, fahrerloses Taxi holt<br />

Sie in diesem Moment von Ihrem derzeitigen Standort ab <strong>und</strong><br />

bringt Sie auf direktem Wege ins Krankenhaus. Auch haben<br />

wir den Terminkalender Ihres Schwiegervaters gecheckt.<br />

Er hat ein freies Zeitfenster <strong>und</strong> befindet sich gerade in der<br />

Nähe der Kita Ihrer Söhne. Er wird Sie nach Hause bringen<br />

<strong>und</strong> betreuen. Ihren Vater haben wir nicht informiert. Er<br />

befindet sich gerade in Bari, hat einen erhöhten Blutdruck<br />

<strong>und</strong> sollte erst einmal seinen gegrillten Oktopus gegessen<br />

haben, den der Kellner vor drei Sek<strong>und</strong>en in der Küche in<br />

Auftrag gegeben hat. Ihre Termine für heute <strong>und</strong> morgen<br />

sowie die damit verb<strong>und</strong>enen Aufträge wie Flug, Hotel etc.<br />

werden gerade storniert. Atmen Sie also ruhig weiter. Lassen<br />

Sie los. Noch 29 Minuten bis zum Infarkt ...“<br />

Big brother is watching You …<br />

Schier unglaublich klingt dieses Zukunftsszenario <strong>und</strong> doch<br />

ist es angesichts der digitalen Möglichkeiten unter dem<br />

Stichwort „Big Data“ realistisch. Digitale Endgeräte speichern<br />

unsere Aufenthaltsorte, Shopbetreiber merken sich unsere<br />

angeklickten Seiten, Apps zeichnen unsere Interessen auf<br />

<strong>und</strong> Armbänder sind stets auf dem Laufenden über unseren<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand. Die Uhr am Handgelenk zeigt neben<br />

der Zeit auch den Kontostand, Amazons Echo im Bücherregal<br />

registriert unsere Launen <strong>und</strong> Stimmungen, entdeckt 24<br />

St<strong>und</strong>en lang die versteckten Vorlieben seiner Nutzer. Dank<br />

Facebook <strong>und</strong> Co. posten <strong>und</strong> liken wir <strong>und</strong> neben diesem<br />

digitalen Lächeln im vermeintlichen Fre<strong>und</strong>eskreis geben wir<br />

unsere Gedanken <strong>und</strong> Gefühle preis. Wo sie sich bündeln,<br />

bleibt ein Geheimnis. Sicher aber bleibt: Menschen werden<br />

transparent. Sie hinterlassen leise ihre Spuren im World Wide<br />

Web <strong>und</strong> machen mit jedem ihrer Schritte wenige Konzerne<br />

reich. Was bedeutet diese Entwicklung für kleine <strong>und</strong> mittlere<br />

Unternehmen? Werden sie sichtbar bleiben mit ihrer<br />

Leistung <strong>und</strong> ihren Werten oder bieten sie sich im Glauben,<br />

alles würde gut, diesen Haien zum Fraß an?<br />

… <strong>und</strong> der Mittelstand bleibt außen vor<br />

Es sind die kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen (KMU), die<br />

Deutschland wirtschaftlich stark machen. Sie bieten die<br />

Qualität Made in Germany, um die uns Europa <strong>und</strong> die Welt<br />

beneidet. Sie sind nicht kapitalgetrieben, sondern beflügelt<br />

durch Menschen mit ihrem Wissen <strong>und</strong> ihrer Kreativität,<br />

durch Menschen, die diese Unternehmen lenken <strong>und</strong> für<br />

ihren Erfolg arbeiten. Im globalen Wettbewerb werden<br />

aktuell 80 Prozent dieser kleinen <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen<br />

angegriffen. Wie das funktioniert? Nun, was oben<br />

noch wie eine Science-Fiction-Szene wirkt, das findet in der<br />

B2C-Szene längst statt. K<strong>und</strong>en klicken, betrachten, ordern<br />

ihre Produkte im Internet. Sie erheben sich kaum noch vom<br />

Sofa, um sich live von einem Verkäufer beraten zu lassen,<br />

um Produkte haptisch zu erfassen <strong>und</strong> mit einer Begegnung<br />

von Mensch zu Mensch diesen Einkauf zu einem persönlichen<br />

Erlebnis zu machen – die Welt hat sich beschleunigt<br />

<strong>und</strong> damit wird Zeit mehr denn je zu einer erschöpfbaren<br />

Ressource. Kurzum: Das Kaufverhalten hat sich geändert <strong>und</strong><br />

die Maßstäbe auch. Was heute zählt, ist der Klick von Kauf<br />

bis zur Kontrolle, von Verfügbarkeit bis zum Nachverfolgen<br />

des Sendestatus <strong>und</strong> einer verschlüsselten Zahlungsweise.<br />

Hier haben viele Mittelständler zu lange gewartet <strong>und</strong> den<br />

Anschluss verloren.<br />

Die Generation Y, jene internet- <strong>und</strong> datenaffinen Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen zwischen 18 <strong>und</strong> 39 Jahren, tickt anders als noch<br />

die Baby Boomer vergangener Generationen. Sie hat häufig<br />

wenig Verständnis dafür, wenn sie Informationen nicht digital<br />

erhält. Sie will den Liefertermin für eine Waschmaschine zu<br />

jeder Tages- <strong>und</strong> Nachtzeit selbst auswählen, unkompliziert<br />

online Datendetails zum Auftrag abrufen können. Dafür sind<br />

sie auch gewillt, ihre Daten analysieren zu lassen, damit ihnen<br />

individuell bester Service, optimales Produkt <strong>und</strong> das ihren<br />

Interessen entsprechende Freizeitangebot offeriert wird. Der<br />

Ein-Mann-Betrieb um die Ecke, der kleine Handwerksladen<br />

von nebenan, das KMU in der Region hat Schwierigkeiten,<br />

diese Anforderungen zu erfüllen. Und genau an dieser Stelle<br />

entsteht ein Bruch. Kleine Betriebe richten den Fokus auf<br />

ihre Kernkompetenz <strong>und</strong> bieten ihre Leistung von 9.00 bis<br />

19.00 Uhr an – also persönlich, aber zeitlich begrenzt. Was<br />

der moderne K<strong>und</strong>e aber will, das ist eine Erreichbarkeit von<br />

24 St<strong>und</strong>en an sieben Tagen in der Woche <strong>und</strong> r<strong>und</strong> ums<br />

Jahr. Welcher Handwerker kann eine solche Dauerpräsenz<br />

bieten? Welcher Kleinunternehmer will im Netz seinen Terminkalender<br />

von den K<strong>und</strong>en füllen lassen, statt selbst zu<br />

Stift <strong>und</strong> Papier zu greifen? Lassen wir diese Fragen für einen<br />

Moment unbeantwortet <strong>und</strong> blicken auf die noch jüngere Generation,<br />

auf die Generation Z. Sie inhalieren mit dem ersten<br />

Schrei die Digitalisierung. Amazon, Google, Facebook & Co.<br />

haben in ihrer jungen Welt einen festen Platz. Ihr Teddybär<br />

ist das bunte Kindernotebook. Und ich muss kein Hellseher<br />

sein, um zu sagen: Betriebe, die das Big-Data-Spiel nicht<br />

beherrschen, werden von ihnen nicht mehr wahrgenommen<br />

werden. Menschen, Maschinen <strong>und</strong> Märkte verändern sich<br />

derzeit so schnell, wie seit h<strong>und</strong>ert Jahren – wie zu Zeiten<br />

der industriellen Revolution – nicht mehr.<br />

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Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

95


THEMEN | GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT<br />

Verliert auch das Handwerk goldenen Boden?<br />

Szenenwechsel von Daten zu Menschen: Steigende Studienanfänger-Zahlen<br />

zeigen, dass die so genannten bodenständigen<br />

Berufe weiter an Attraktivität verlieren. Und auch der<br />

Mittelstand hat Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte zu rekrutieren.<br />

Dies wird forciert, weil die Lehre der Hochschulen auf<br />

die Industrie ausgerichtet ist <strong>und</strong> somit konzernkonforme<br />

Menschen ausgebildet werden. Dieser akademische Nachwuchs<br />

bleibt dem kleinen Mittelstand, mangels Perspektiven<br />

<strong>und</strong> auch mangels moderner Arbeitsumgebung, häufig verwehrt.<br />

Die wenigen, die doch in den kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Betrieben anfangen oder sich als Unternehmer in einem<br />

„Startup“ selbstständig machen, werden bei Erfolg häufig von<br />

Konzernen aufgekauft. Über Inkubatoren fördern Konzerne<br />

die Startups, um aus deren Innovationsfähigkeit <strong>und</strong> Agilität<br />

Kapital zu schlagen, oder gleich um die im Startup erprobten<br />

Prozesse, Methoden <strong>und</strong> Produkte im eigenen Konzern umzusetzen.<br />

Gnadenlos werden die besten Talente ausgesiebt<br />

<strong>und</strong> in die großen Unternehmen gezogen, die KMUs haben<br />

dabei das Nachsehen. Das ist gefährlich für unser Land,<br />

denn es ist gerade der Mittelstand, der die Brücken schlagen<br />

kann zwischen Globalisierung <strong>und</strong> regionaler Verwurzelung,<br />

zwischen Tradition <strong>und</strong> Professionalität, zwischen Menschlichkeit<br />

<strong>und</strong> der digitalen Welt.<br />

Die Wirtschaft ist mehr als kompliziert, sie ist komplex<br />

Die Automatisation in der Produktion 4.0 ist unglaublich. Es<br />

gilt riesige Datenmengen zu verarbeiten <strong>und</strong> große Netzwerke<br />

zu nutzen. Ähnlich ist es im Management. So sind<br />

beispielsweise die rechtlichen Anforderungen an eine Unternehmensleitung<br />

immens: Steuerstrafrecht, Datenschutz,<br />

Verordnungen, Umsatzsteuergesetz <strong>und</strong> so weiter sind sogar<br />

für Experten hoch komplex <strong>und</strong> schwer durchschaubar. Zivil-<br />

<strong>und</strong> strafrechtliche Strafen sind die Folge, wenn man ein<br />

Risiko eingegangen ist, das man nicht überschauen konnte.<br />

Die Folge ist, dass es für einen Menschen heute sicherer ist,<br />

in einem Konzern mit umfangreicher Compliance-Abteilung<br />

zu arbeiten, die Entscheidungen durch externe Gutachten<br />

bezüglich der international geltenden Gesetze absichern<br />

lässt, als in einem kleinen Unternehmen, in dem er eventuell<br />

selbst die Verantwortung tragen muss.<br />

Diese umfassenden, gesetzlichen <strong>Herausforderung</strong>en lassen<br />

viele kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe vor der digitalen Revolution<br />

zurückschrecken. Zu groß erscheint das Risiko eines Datenlecks<br />

verglichen mit dem Nutzen, der sich kurzfristig aus der<br />

Datennutzung ergeben kann. Dabei übersehen viele Unternehmer,<br />

dass es Standardsoftware für unterschiedlichste Anforderungen<br />

gibt, die – einmal implementiert – pflegeleicht<br />

zu handhaben ist <strong>und</strong> in der Regel bereits alle gesetzlichen<br />

Anforderungen abdeckt. Investitionen in eine kompetente<br />

Beratung für den Schritt in die digitale Welt lohnen sich langfristig<br />

<strong>und</strong> sichern die weitere Existenz der Unternehmen.<br />

Es wird also höchste Zeit, dass der Mittelstand aufsteht, die<br />

digitale Revolution annimmt <strong>und</strong> das globale Spiel als Chance<br />

begreift. Wenn er gleichzeitig seine traditionellen Werte wie<br />

Ethik, <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong> Menschlichkeit in die Waagschale<br />

wirft, dann öffnet sich der Blick für die Zukunft.<br />

Ethik <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit als Zukunftsgaranten<br />

Menschliche Bindungen, Ethik <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit sind gewachsene<br />

Gr<strong>und</strong>pfeiler der meisten KMU. Und auch wenn im<br />

Unternehmensleitbild großer Konzerne das Wort <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

groß geschrieben wird, gelebt wird es oft nicht. Das Dilemma<br />

sehen wir jüngst bei der Deutschen Bank, der Fifa <strong>und</strong><br />

bei Volkswagen. Die Manager in den Konzernen tragen nur<br />

Verantwortung für eine kurzfristige Zielerreichung. Geht die<br />

Sache schief, gibt es meistens sogar noch eine Abfindung für<br />

Manager. Ganz anders im Mittelstand: Hier tragen Familien<br />

<strong>und</strong> kleinere Kreise von Kapitalgebern ein sehr persönliches<br />

Risiko <strong>und</strong> bringen nicht zuletzt deshalb ihr ganzes Herzblut<br />

ein. Sie sind eng verb<strong>und</strong>en mit Personal <strong>und</strong> K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

pflegen Beziehungen langfristig. Die gemeinsam gelebten<br />

Werte schaffen dann auch eine gemeinsame Wertschöpfung.<br />

Ein F<strong>und</strong>ament, das der Mittelstand seit jeher aufbaut <strong>und</strong><br />

pflegt. Er hat längst gelernt, dass das Vertrauen der K<strong>und</strong>en<br />

die Basis für eine langfristige Bindung ist <strong>und</strong> nur ein sinnvoller<br />

Umgang mit allen Ressourcen – seien es Mitarbeiter,<br />

Kapital oder Rohstoffe – zum Erfolg führt. Zusammenfassend<br />

möchte ich drei Faktoren für einen erfolgreichen Mittelstand<br />

hervorheben.<br />

Erfolgsfaktor Nummer Eins: Menschenorientierung<br />

Erfolg ist die gemeinschaftliche Wertschöpfung zum individuellen<br />

Nutzen aller Beteiligten <strong>und</strong> des gesamten Umkreises.<br />

Alle Beteiligten begegnen sich auf Augenhöhe, ohne hierarchische<br />

Stufen. Diese Regelkreise, die man beispielsweise<br />

in der Natur wiederfindet, sollte man intelligent auf die<br />

Wirtschaft anwenden. Kleine <strong>und</strong> mittlere Familienunternehmen<br />

haben hier große Chancen, da sie agil <strong>und</strong> flexibel<br />

auf Anforderungen reagieren können. Die Kommunikation<br />

mit den Zielgruppen über alle Kanäle sowie ein intelligentes<br />

Datenmanagement ermöglichen es ihnen, ihr Angebot<br />

k<strong>und</strong>enorientiert, individuell <strong>und</strong> in einer wertschätzenden<br />

Kommunikation zu optimieren. Jeder trägt Verantwortung für<br />

seinen Part im Gesamtgefüge. Damit verschwindet niemand<br />

hinter althergebrachten Organigrammen. Umkreisverantwortung<br />

bedeutet, Raum für Emotionen <strong>und</strong> für Kommunikation<br />

zu schaffen.<br />

Erfolgsfaktor Nummer Zwei: Flexible Arbeitswelten<br />

Das Führen <strong>und</strong> Arbeiten auf Augenhöhe ist ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor der digitalen Wirtschaft, wenn die wertschätzende<br />

Kommunikation einen Wert in der Unternehmenskultur<br />

bedeutet. Neue Gehaltsmodelle beispielsweise bieten<br />

Bezahlung nach Leistung <strong>und</strong> nicht mehr nach Anwesenheit.<br />

In den verlangten Leistungen können klare ökonomische,<br />

ökologische <strong>und</strong> soziale Ziele ein fester Bestandteil sein. Der<br />

Arbeitnehmer trägt selbst Verantwortung dafür, diese Ziele in<br />

Kooperation mit seinen Kollegen zu erreichen. Vertrauen ist<br />

die Gr<strong>und</strong>lage. Es liegt somit in seinem Interesse, sich auch<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

für das Gemeinwohl <strong>und</strong> das Wohl der Firma zu interessieren.<br />

Gerade bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen lassen<br />

sich solche Modelle schnell integrieren <strong>und</strong> leben. Jeder<br />

Mitarbeiter wird zum Mit-Unternehmer im Unternehmen<br />

<strong>und</strong> trägt damit auch eine Umkreisverantwortung.<br />

Erfolgsfaktor Nummer Drei: Gemeinsames Nutzen von<br />

Ressourcen<br />

In- <strong>und</strong> außerhalb von Unternehmen sollten sich KMU-Gruppen,<br />

in der digitalen Wirtschaft so genannte Communities,<br />

zusammenschließen, um gemeinsam Ressourcen wie<br />

Arbeitskraft, Wissen, Zeit, Systeme, Energie <strong>und</strong> Daten zu<br />

nutzen. Das funktioniert nicht nur innerhalb der eigenen<br />

Landesgrenzen, sondern bietet auch auf internationaler Ebene<br />

phantastische Chancen. Gerade die digitale Vernetzung<br />

ermöglicht es heute, unkompliziert mit Partnern aus allen<br />

Kontinenten zusammenzuarbeiten. Das Netz bietet über Ländergrenzen<br />

hinweg ein großes Potenzial an Manpower <strong>und</strong><br />

Know-how, das auch mittelständische Unternehmen nutzen<br />

können. Die internationalen Partner beherrschen die jeweilige<br />

Landessprache fließend, verfügen über interkulturelle<br />

Kommunikation, begreifen fremde Kulturen in ihrem Wert,<br />

kennen die Gepflogenheiten auf internationalen Bühnen,<br />

verfügen über hervorragende Kontakte vor Ort. Kleine <strong>und</strong><br />

mittelständische Unternehmen haben also große Chancen,<br />

sich mit wenig Aufwand <strong>und</strong> hohem Nutzen international<br />

weiter zu entwickeln. Dabei stärken sie die Wirtschaft des<br />

jeweiligen Landes durch virtuell geschaffene Arbeitsplätze,<br />

statt dort gut ausgebildete Arbeitskräfte für teures Geld<br />

abzuziehen.<br />

Sofern der Mittelstand diese drei wesentlichen Faktoren lebt,<br />

entstehen ökologische, ökonomische <strong>und</strong> soziale Systeme<br />

in einer globalisierten <strong>und</strong> digitalisierten Welt, die allen<br />

beteiligten Menschen einen Mehrwert schaffen. Gelebte<br />

Werte, die diese drei Faktoren als Gr<strong>und</strong>lage haben, sind im<br />

neuen Zeitalter der digitalen Wirtschaft der Schlüssel zum<br />

erfolgreichen <strong>Wirtschaften</strong>.<br />

MICHAEL SCHWIENBACHER<br />

begleitet kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen auf ihrem Weg in<br />

die digitale Zukunft. Mit seinem Unternehmen Schwienbacher +<br />

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Netzwerk <strong>und</strong> die aktive Mitarbeit als integrierter Dienstleister beim<br />

Sprung in das globale Zeitalter unterstützen. Für Schwienbacher bedeutet<br />

<strong>Wirtschaften</strong>, den Menschen zu dienen <strong>und</strong> sich stets zu<br />

fragen: Wie kann mein Beitrag diese Welt ein wenig besser machen.<br />

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97


98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


SONDERVERÖFFENTLICHUNG | THEMEN<br />

VOM AUSSTERBEN<br />

BEDROHT!<br />

Firmen, die noch immer nicht nachhaltig wirtschaften, stehen hoffentlich bald auf der roten Liste. Die<br />

GREEN BRANDS dagegen feiern – umgeben von Saurierskeletten – den Siegeszug der Green Economy.<br />

Fotos: © GREEN BRANDS, Jan Haas news aktuell<br />

Am 30. November 2<strong>01</strong>5 fand in Frankfurt das zweite, zweijährige<br />

Auszeichnungsverfahren der GREEN BRANDS Germany<br />

seinen feierlichen Abschluss. 34 Marken hatten sich erfolgreich<br />

einer intensiven Zertifizierungsprozedur gestellt <strong>und</strong> wurden<br />

nun im Rahmen einer Gala ausgezeichnet. Das Senckenberg<br />

Naturmuseum war phantastischer Schauplatz des Events <strong>und</strong><br />

die beeindruckenden Exponate mahnten, was ein Klimawandel<br />

bewirken kann. Norbert Lux, COO der internationalen<br />

GREEN BRANDS Organisation, überreichte zusammen mit Dr.<br />

Friedrich Hinterberger, dem Präsidenten des internationalen,<br />

wissenschaftlichen <strong>Nachhaltig</strong>keitsinstituts SERI (Wien), den<br />

anwesenden Unternehmensvertretern das Zertifikat. Auch<br />

die GREEN BRANDS-Trophäe ist eine Weltneuheit – sie ist aus<br />

biopolymerem Werkstoff aus dem 3D-Drucker.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


THEMEN | SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

Oben: Iryna Chaplin, begeistert mit ihrer Seifenblasen Show.<br />

Unten: Prof Dr. Volker Mosbrugger begrüßt als Hausherr die Gäste<br />

im Senckenberg Naturmuseum.<br />

Sarah Wiener erhält von Laudator Bernward Geier <strong>und</strong> Norbert Lux,<br />

dem COO der GREEN BRANDS Organisation, die Trophäe aus biopolymerem<br />

Werkstoff aus dem 3-D-Drucker.<br />

Ihr unermüdlicher Einsatz für ökologisch angebaute, frische<br />

Lebensmittel, einen nachhaltigen Lebensstil <strong>und</strong> den<br />

Schutz der Böden zeichnet Sarah Wiener aus. Das <strong>und</strong> auch<br />

ihr soziales Engagement prädestinierte sie für eine Ehrung<br />

als „GREEN BRAND Germany Persönlichkeit 2<strong>01</strong>5“. Bernward<br />

Geier betonte in seiner erfrischenden Laudatio: „Die<br />

Laureatin Sarah Wiener ist ein grünes Markenzeichen <strong>und</strong><br />

Deutschlands berühmteste <strong>und</strong> konsequenteste Advokatin<br />

für ökologische, regionale, saisonale <strong>und</strong> sozial korrekte<br />

Lebensmittel. Das macht sie zur Jeanne d´Arc der bewussten<br />

Esskultur. Sie hat die Auszeichnung mit dem GREEN BRANDS<br />

Persönlichkeitspreis absolut verdient.“<br />

Fritz Lietsch moderierte – wie immer – äußerst charmant<br />

die Gala-Veranstaltung in eindrucksvoller Kulisse zwischen<br />

Tyrannosaurus <strong>und</strong> weiteren Tierskeletten der Urzeit. Zur<br />

Feierst<strong>und</strong>e wurde auch das Buch der GREEN BRANDS<br />

Germany 2<strong>01</strong>5 veröffentlicht. Darin werden nicht nur alle<br />

ausgezeichneten Marken präsentiert, sondern u.a. auch detailliert<br />

Validierungsergebnisse dokumentiert <strong>und</strong> kommentiert.<br />

Zusammen mit informativen Beiträgen gibt das Buch<br />

wertvolle Anregungen, wie ein Unternehmen, ein Produkt,<br />

zur GREEN BRAND werden kann.<br />

Im Grußwort lobt B<strong>und</strong>esumweltministerin Dr. Barbara<br />

Hendricks die Initiative: „GREEN BRANDS macht mit seinem<br />

Gütesiegel Engagement dort sichtbar, wo unternehmerisches<br />

Handeln in vorbildlicher Weise gesellschaftliche Verantwortung<br />

übernimmt. <strong>Nachhaltig</strong>keit braucht Vorbilder. Auch<br />

deshalb sind Initiativen wie GREEN BRANDS wichtig: Sie<br />

machen Vorbilder sichtbar.“<br />

„Ich freue mich“, so Norbert Lux, der Initiator von GREEN<br />

BRANDS, dass sich das Gütesiegel nun – nach Österreich<br />

– auch in Deutschland etabliert hat <strong>und</strong> gerade das aufwendige<br />

Validierungsverfahren von vielen Firmenvertretern<br />

höchste Anerkennung erhält. In Österreich wurde die<br />

dritte Verfahrensr<strong>und</strong>e gestartet. In beiden Ländern sind<br />

nunmehr bereits über 100 Marken ausgezeichnet. GREEN<br />

BRANDS plant jetzt eine Ausdehnung auf weitere europäische<br />

Länder.<br />

Fotos: © GREEN BRANDS, Jan Haas news aktuell<br />

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1<strong>01</strong>


THEMEN | ZUKUNFT WASSER<br />

Aquaponik:<br />

FISCH UND BANANEN<br />

AUS BERLIN<br />

Zukünftig wird frischer Fisch aus der Stadt auf Ihrem Teller landen. Und vorher<br />

hat der Fisch auch noch den Dünger für die urbane Pflanzenproduktion gestellt.<br />

Der geschlossene Kreislauf der Aquaponik ermöglicht damit neue Dimensionen<br />

der Lebensmittelproduktion.<br />

Von Klaus Walther<br />

Fotos: © TopFarmers GmbH<br />

102 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TEXT | THEMEN<br />

Das Substrat macht den Unterschied für<br />

AquaTerraPonics.<br />

Die Besucher im TopFarmers<br />

Gewächshaus bestaunen die Blüten <strong>und</strong><br />

Früchte der Bananenstauden.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

103


THEMEN | ZUKUNFT WASSER<br />

Die Ozeane „sind leer“. In den vergangenen 40 Jahren haben<br />

Menschen die Hälfte aller Fischbestände verzehrt, <strong>und</strong> das,<br />

obwohl heute bereits über die Hälfte des Fischkonsums aus<br />

Aquakultur stammt. 70 bis 85 Prozent der Fischbestände<br />

sind an der Grenze der biologischen Belastbarkeit – oder<br />

bereits darüber. Zusätzlich führt das hohe Maß der Verstädterung<br />

<strong>und</strong> der Globalisierung dazu, dass Lebensmittel<br />

bis zum Verbraucher sehr weite Wege zurücklegen – <strong>und</strong><br />

viele auf der Strecke verderben. Die <strong>Herausforderung</strong>en<br />

von Nahrungsversorgung <strong>und</strong> –transport verschärfen sich,<br />

da in absehbarer Zeit mehr als 70 Prozent aller Menschen in<br />

Städten <strong>und</strong> Megacitys leben werden. Es ist höchste Zeit, den<br />

urbanen Raum in die Lebensmittelproduktion einzubeziehen,<br />

denn dort existieren brachliegende Flächen, Leerstand von<br />

Gebäuden <strong>und</strong> nutzbare Flachdächer. Hier hat sich die so<br />

genannte Aquaponik (Fisch-Pflanzen-Kreislaufverb<strong>und</strong>) als<br />

vielversprechende Technologie erwiesen, die von Pionieren<br />

erprobt wird.<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln in Kreisläufen<br />

Aquaponik-Systeme gibt es schon seit tausenden von Jahren.<br />

Bereits aus der Antike sind Systeme überliefert, die<br />

einen natürlichen Kreislauf aus Fisch <strong>und</strong> Pflanzenzucht<br />

ermöglichen. Die Aquaponik beschreibt ein Verfahren, das<br />

die Aufzucht von Fischen in Aquakultur mit der Kultivierung<br />

von Nutzpflanzen verbindet, die in der Regel in Behältern mit<br />

Substraten wie Blähton oder Kies wachsen <strong>und</strong> periodisch<br />

mit dem nährstoffreichen Wasser aus den Fischbehältern<br />

geflutet werden. Die Substrate haben bei dieser Produktionsweise<br />

eigentlich nur eine Stützfunktion, oft werden Salate<br />

rein in Wasser produziert. Die Nährstoffregulierung für ein<br />

optimales Wachstum der Pflanze kommt durch systemische<br />

Trennung der Kreisläufe <strong>und</strong> zusätzlichen künstlichen<br />

Dünger zustande. Aquaponik argumentiert, dass sie vom<br />

Kreislaufgedanken konsequenter ist als die konventionelle<br />

Landwirtschaft. Wirklich nachhaltig ist jedoch eine solche<br />

Lebensmittelproduktion nur, wenn sie konsequent Ökosysteme<br />

imitiert, also Ressourcen tatsächlich im Kreislauf führt,<br />

<strong>und</strong> den Flächenverbrauch pro Kopf drastisch verringert.<br />

Unter der Bezeichnung AquaTerraPonic haben deshalb junge<br />

Entwickler mit dem bezeichnenden Namen Top Farmers ein<br />

System entwickelt, das sämtliches Wasser der Aquakultur<br />

im Kreis führt <strong>und</strong> den Boden als Element für ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

ganzheitliches Pflanzenwachstum stärker berücksichtigt.<br />

Diesem Ansatz folgend nutzt das Verfahren alle Stoffströme<br />

<strong>und</strong> überschüssigen Nährstoffe zum Grünanbau (inkl.<br />

Wasserlinsen <strong>und</strong> Algen). Die nicht verarbeitbare Biomasse<br />

wird zur Insektenproduktion verwendet, die als Futter <strong>und</strong><br />

Proteinquelle für Fische dient. So kann auch ein beachtlicher<br />

Anteil der Futtermittel selbst hergestellt <strong>und</strong> bei der<br />

Fischfutterproduktion auf Fischmehl aus Beifang oder der<br />

Fischverarbeitung verzichtet werden.<br />

Das Schaubild verdeutlicht den<br />

Nährstoffkreislauf zwischen Wasser<br />

<strong>und</strong> Erde sowie zwischen Pflanzen<br />

<strong>und</strong> Fischen.<br />

Abbildungen: © TopFarmers GmbH<br />

104 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


ZUKUNFT WASSER | THEMEN<br />

Querschnitt durch ein kommerzielles Gewächshaus<br />

Think Blue – vom Pilz zum Fisch<br />

Entstanden ist der neue Ansatz aus dem Blue Economy Projekt<br />

„Chido‘s Mushrooms“. Dort bleiben nach der Pilzproduktion<br />

Substrate übrig, die kompostiert werden. Es entwickeln<br />

sich daraus Humus <strong>und</strong> viele Würmer. Der Humus erschien<br />

hervorragend geeignet, um Gemüse anzubauen, <strong>und</strong> die<br />

Würmer, um damit Fische zu füttern – die Ergänzung einer<br />

Aquaponikanlage war damit naheliegend. 2<strong>01</strong>1 entstand als<br />

erster Prototyp ein Gewächshaus von 10 Quadratmetern auf<br />

einer Dachterrasse mit Fischzucht <strong>und</strong> Gemüseproduktion<br />

im Ganzjahresbetrieb. Seit 2<strong>01</strong>3 betreiben die jungen Top<br />

Farmers ein Labor von 100 Quadratmetern in der August-Sander-Schule<br />

in Berlin, um die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

auszubauen <strong>und</strong> die Skalierbarkeit zu überprüfen. Mit den<br />

erzielten Produktionserträgen an Fisch, Salat <strong>und</strong> Gemüse<br />

erfolgte ein erster Eintritt in den regionalen Nahrungsmittelmarkt.<br />

Parallel wird am Berufsbild des Stadtfarmers gearbeitet.<br />

Mitte 2<strong>01</strong>6 geht eine kommerzielle Anlage mit 2.500<br />

Quadratmetern Nutzfläche an den Start <strong>und</strong> dürfte damit<br />

wohl die größte urbane Aquaponic-Anlage Europas sein.<br />

Die Systeme der Top Farmers arbeiten nicht mit reiner Nährlösung<br />

<strong>und</strong> Kunstdünger wie üblich, sondern mit erdähnlichen<br />

Substraten (daher AquaTerraPonic). Die benötigte Energie<br />

soll künftig aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden<br />

<strong>und</strong> idealer Weise gilt es, Rest- oder Fernwärme zu nutzen.<br />

Ohne solch günstige, klimaneutrale Wärme macht der Ansatz<br />

weder in Mittel- noch Nordeuropa ökologisch oder finanziell<br />

Sinn. Aber auch Fischfutter ist ein wesentlicher Kosten treiber,<br />

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105


Vertical Farming <strong>und</strong> Gewächshaus auf einem Gebäudedach<br />

angesichts explodierender Preise für Fischmehl sind viele<br />

Aquakulturen unter enormem Druck – daher liegt das Bestreben<br />

darin, die Fische zu 100 Prozent pflanzlich <strong>und</strong>/oder mit<br />

Insekten (letzteres in der EU noch nicht erlaubt) zu füttern.<br />

Das Entwicklungsziel ist eine kompromisslose <strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

die trotzdem wirtschaftlich tragfähig ist, Idealismus alleine<br />

reicht nicht.<br />

Genuss mit gutem Gewissen<br />

Das Modellprojekt der Top Farmers in Berlin produziert hochgerechnet<br />

auf 1.000 Quadratmeter Fläche bereits genug Fisch<br />

für 1.800, Gemüse <strong>und</strong> Obst für 90 Menschen. Das entspricht<br />

der zehnfachen Flächenproduktivität bei Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />

<strong>und</strong> nur noch 30 Prozent des Flächenbedarfs bei Fleischprodukten<br />

im Vergleich zu konventionellen Methoden! In<br />

Deutschland beanspruchen wir heute 2.500 Quadratmeter<br />

landwirtschaftliche Fläche pro Kopf, um unsere Ernährung zu<br />

erzeugen (das meiste davon „importiert“, sprich die Fläche<br />

liegt gar nicht in Deutschland!); planetenverträglich wären<br />

1.300 Quadratmeter. Mit dem AquaTerraPonic-System <strong>und</strong><br />

der Nutzung von Brachflächen ist dieser Wert erreichbar,<br />

selbst wenn wir Milchprodukte, Eier <strong>und</strong> Getreide weiterhin<br />

„konventionell“ erzeugen würden. Dabei lässt sich natürlich<br />

jede Technologie auch „falsch“ anwenden. Man sollte daher<br />

auch bei neuen (Urban-) Farming-Methoden auf eine hohe<br />

Biodiversität achten. Neue Monokulturen <strong>und</strong> genmanipulierte<br />

Sorten wären keine nachhaltige Lösung. Elementar<br />

ist außerdem, so „low-tech wie möglich“ zu bleiben <strong>und</strong><br />

dafür Arbeitsplätze zu schaffen. Ges<strong>und</strong>e Ökosysteme versorgen<br />

uns mit reichlich ges<strong>und</strong>en Lebensmitteln. Doch wir<br />

alle müssen Nahrungsmittel <strong>und</strong> deren Erzeugung mehr<br />

wertschätzen. Wer sein Essen klimaneutral auf dem Fahrrad<br />

oder zu Fuß nach Hause trägt <strong>und</strong> die Herkunft seiner<br />

Lebensmittel kennt, kann auch Fisch <strong>und</strong> Fleisch wieder mit<br />

gutem Gewissen genießen.<br />

www.topfarmers.de<br />

www.chidos.org<br />

www.ecovia.ch<br />

www.tropenhaus-wolhusen.ch<br />

www.roofwaterfarm.com<br />

www.solviva.com<br />

Regional – da weiß man, was man isst.<br />

Neue <strong>und</strong> vor allem lokale Produktionsmethoden für landwirtschaftliche<br />

Produkte sind das Gebot der St<strong>und</strong>e. Dies sollte auch<br />

von Seiten der Politik unterstützt werden. Neue Proteinquellen<br />

sowohl für menschliche Nahrung, aber auch Futtermittel müssen<br />

untersucht <strong>und</strong> dann zügig zugelassen werden. Fangquoten sind<br />

weiter zu reduzieren, damit sich die Fischbestände in den Ozeanen<br />

erholen können. Und last but not least sollten Innovationen in<br />

der Landwirtschaft früher gefördert werden – nicht erst, wenn der<br />

„Proof-of-concept“ bereits erbracht wurde.<br />

KLAUS WALTHER<br />

hat durch seine kaufmännische Ausbildung <strong>und</strong> Tätigkeit im Vertrieb<br />

das Rüstzeug für sein unternehmerisches Handeln gelegt. In<br />

einer Zeit globalisierter Agrarwirtschaft, welche Abhängigkeiten,<br />

Ausbeutung <strong>und</strong> Umweltzerstörung bedeutet, will er Alternativen<br />

schaffen, die wirklich ökologisch <strong>und</strong> ressourcenschonend sind <strong>und</strong><br />

den <strong>Herausforderung</strong>en der Zukunft gerecht werden.<br />

Foto: © TopFarmers GmbH<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


ZUKUNFT WASSER | THEMEN<br />

Gute Nachrichten über Weltretter<br />

Anregendes aus der Love Green Partnerredaktion<br />

Die Möbel-Macherin<br />

Der Ziegen-Fan<br />

Der Feuerwehrmann<br />

Fotos (v.o.l.n.u.r.): © {Charlotte.Morrall} - CC BY 3.0 DE | © Ian D. Keating - CC BY 3.0 DE | © Ian D. Keating - CC BY 3.0 DE | © alina.niemann - CC BY 3.0 DE | © Triplejohnny - CC BY 3.0 DE<br />

© Bermi Ferrer - CC BY 3.0 DE | © manoftaste.de - CC BY 3.0 DE | © amitburst - CC BY 3.0 DE | © Glyn Lowe Photoworks - CC BY 3.0 DE<br />

Als sie keine passende Wickelkommode<br />

für ihr Kind fand, beschloss<br />

Nela Quandt aus Hamburg, selbst<br />

Kindermöbel herzustellen. Produziert<br />

werden die Möbel von Bosna-<br />

Nova in Bosnien. Zu fairen Löhnen<br />

<strong>und</strong> aus lokalem Holz mit FSC-Siegel.<br />

Der 3D-Drucker<br />

Dirk Vander Kooij ist Designer <strong>und</strong><br />

Handwerker. Während seines Studiums<br />

stieß er auf einen alten 3D-Drucker.<br />

Und die Idee war geboren,<br />

Möbel aus einem einzigen Kunststoff-Faden<br />

zu fertigen. Der Kunststoff<br />

dafür stammt von Innenleben<br />

alter Kühlschränke.<br />

Die Entpackerin<br />

Meistens sind Bio-Produkte noch<br />

verpackt. Das muss doch auch ohne<br />

solchen Verpackungs-Müll gehen,<br />

dachte sich Catherine Conway <strong>und</strong><br />

eröffnete in London bereits im Jahr<br />

2006 ein Lebensmittel-Geschäft frei<br />

von Verpackungen.<br />

Ziegen prägten das Leben des<br />

Rostockers Christian Pietsch<br />

schon zu Kindertagen. Vermutlich<br />

auch deshalb hat er das<br />

Startup GustiLeder gegründet,<br />

das Taschen aus pflanzlich gegerbtem<br />

Ziegen-Leder anbietet.<br />

Die Jeans-Verwandlerin<br />

Warum recyceln wir eigentlich nicht<br />

Jeans, fragte sich die Lettin Līga<br />

Vītolīņa. Deswegen hat sie die<br />

Manufaktur Otrā Dzimšanas Diena<br />

gegründet, zu deutsch „Zweiter<br />

Geburtstag“. Und schneidert seitdem<br />

kunstvolle Dinge aus altem<br />

Hosenstoff.<br />

Der Strom-Erzeuger<br />

Manoj Bhargava ist ein erfolgreicher<br />

Unternehmer. Und er war Milliardär.<br />

Denn er hat inzwischen 99 Prozent<br />

seines Privat-Vermögens abgegeben,<br />

um damit Gutes zu tun. Zum Beispiel<br />

mit Fahrrädern, die Strom erzeugen<br />

können.<br />

Die Flipflop-Sammlerin<br />

Der Container-Bauer<br />

Filme über diese Weltretter gibt es unter www.nachhaltigwirtschaften.loves-green.de<br />

Jesse Nettles ist in dritter Generation<br />

Feuerwehrmann. Als bei einem<br />

Rettungseinsatz wieder einmal sein<br />

Portemonnaie in Mitleidenschaft<br />

gezogen wurde, kam ihm eine<br />

Geschäftsidee: Geldbörsen aus<br />

Feuerwehrschläuchen.<br />

Flipflops sind in Afrika sehr beliebt.<br />

Vielleicht auch deshalb liegen sie zu<br />

Tausenden an Stränden herum. Die<br />

Umweltschützerin Julie Church gründete<br />

daher die Organisation Ocean<br />

Sole, die aus Flipflops kunstvolle<br />

Spielzeug-Tiere macht.<br />

Seit mehr als 30 Jahren engagiert<br />

sich der Immobilienmakler Jeffrey<br />

White ehrenamtlich für Mitbürger<br />

mit geringem Einkommen. Als er<br />

wieder einmal Schiffscontainer im<br />

Hafen sah, entstand der Plan, damit<br />

preiswerten Wohnraum zu schaffen.<br />

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107


BIG BLUE IN MONACO<br />

Das Königreich von Monaco, das Ozeanografische Museum <strong>und</strong> die Fondation Prince Albert II de Monaco<br />

waren Anfang November Gastgeber für das fünfte BLUE Ocean Film Festival & Conservation Summit.<br />

Von <strong>forum</strong>-Korrespondentin Korina Gutsche<br />

„Damit wurde ein wichtiger Meilenstein für unser BLUE on<br />

Tour Programm erreicht“, so Debbie Kinder, Gründerin <strong>und</strong><br />

CEO des Filmfestivals mit Sitz in Florida/USA. „Es ist für uns<br />

eine große Ehre, in diesem historischen Gebäude die Öffentlichkeit<br />

in Europa mit Filmen für den Schutz der Ozeane zu<br />

begeistern <strong>und</strong> wir freuen uns auf die weitere Kooperation<br />

mit der Prince Albert Fo<strong>und</strong>ation.“<br />

Das BLUE Ocean Film Festival & Conservation Summit fand<br />

erstmals in Europa statt. Es kommt aus Amerika, wo es alle<br />

zwei Jahre die besten Ocean-Filmemacher, Aktivisten <strong>und</strong><br />

Forscher des Landes zusammenbringt. Eröffnet wurde mit<br />

einer großartigen Fotoausstellung „Benath the thin blue line“<br />

von Paul Nicklen <strong>und</strong> Christina Mittermeier (Sea Legacy),<br />

die eindrucksvoll bizarre Fotoaufnahmen unseres blauen<br />

Planeten zeigt. Das Filmprogramm selbst war kompakt <strong>und</strong><br />

vielseitig mit anspruchsvollen <strong>und</strong> engagierten Filmen, Filmemachern<br />

<strong>und</strong> Fachbeiträgen zur Meeresforschung. Darunter<br />

die Grand Dame der Ozeane, Dr. Sylvia Earle, der Regisseur<br />

<strong>und</strong> Oscarpreisträger für Bester Dokumentarfilm 2<strong>01</strong>0 „The<br />

Cove“, Louie Psihoyos, Oceanadvocate and Young Global Leader<br />

celine Cousteau zahlreiche Vertreter von Organisationen<br />

<strong>und</strong> Institutionen zum Schutz der Ozeane, wie IUCN, Mission<br />

Blue, Save our Seas Fo<strong>und</strong>ation, die Tiffany & Co. Fo<strong>und</strong>ation<br />

<strong>und</strong> viele mehr. Das Who is who war vor Ort <strong>und</strong> nutzte das<br />

Festival zum Austausch <strong>und</strong> zum Netzwerken.<br />

Es gab darüber hinaus einige besondere Gala-Events bei<br />

diesem viertägigen Filmfestival. H.S.H. Prince Albert II von<br />

Monaco bekam den BLUE Legacy Award für sein erfolgreiches<br />

Leadership-Engagement auf dem Gebiet der Ozeanforschung<br />

überreicht. Die Laudatio hielt der Freediving Champion<br />

Foto: © BLUE Oceanfilmfestival<br />

108 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


ZUKUNFT WASSER TEXT | THEMEN<br />

Debbie Kinder, Gründerin <strong>und</strong> CEO des BLUE Ocean Filmfestivals,<br />

überreicht H.S.H. Prince Albert II den BLUE Legacy Award for Leadership<br />

in Ocean Conservation.<br />

Dr. Sylvia Earle, Mission Blue, AnoteTong, Preisträger <strong>und</strong><br />

Präsident der Republik Kiribati<br />

Fotos: © Korina Gutsche<br />

Pierre Frolla. Mit dem Sylvia Earle Award ehrte Dr. Sylvia<br />

Earle (Mission Blue) höchstpersönlich den Präsidenten der<br />

Republik Kiribati H.E. Anote Tong für sein Engagement zum<br />

Klimaschutz. Glanzvoller Höhepunkt nach vier intensiven<br />

Tagen war die festliche Preisverleihung in der prunkvollen<br />

<strong>und</strong> traditionsreichen Conference Hall des Ozeanografischen<br />

Museums. Großer Gewinnerfilm: „Racing Extinction“ – der<br />

neue Feature Dokumentarfilm von Louie Psihoyos über das<br />

Aussterben der Arten, der weltweit am 2. Dezember 2<strong>01</strong>5<br />

auf Discovery Channel als Beitrag zur Klimakonferenz in<br />

Paris ausgestrahlt wurde. Unter den weiteren Gewinnern<br />

auch einige Newcomer, wie Preston Buchanan, Student der<br />

Canterbury School in Florida. Er gewann in der Kategorie<br />

”Bester Studentenfilm” mit “The Lionfish Plague of the<br />

Atlantic, Caribbean, and Gulf”.<br />

Seit 2<strong>01</strong>2 kenne ich das Festival, als es noch in Monterey,<br />

Kalifornien, stattfand <strong>und</strong> wie schon damals war ich sehr berührt<br />

von der hochkarätigen Filmauswahl, den ausgiebigen<br />

Gesprächen, dem außergewöhnlichen Veranstaltungsort,<br />

aber vor allem von der positiven Botschaft <strong>und</strong> Mission<br />

des BLUE Ocean Filmfestivals. Es informiert durch Filme<br />

<strong>und</strong> Fotografie eine breite Öffentlichkeit <strong>und</strong> inspiriert<br />

dazu, sich für den Erhalt der Meere <strong>und</strong> seiner Bewohner<br />

zu engagieren.<br />

www.blueoceanfilmfestival.org | www.oceano.mc<br />

www.fpa2.com | www.sealegacy.org<br />

www.iucn.org | www.driftersproject.net<br />

Die Gewinner des Festivals<br />

Bester Festivalfilm<br />

Bester TV Film<br />

Newcomer<br />

Feature Dokumentarfilm<br />

Shortfilm 15-30 Min.<br />

Shortfilm unter 15 Min.<br />

Studentenfilm<br />

Racing Extinction<br />

Louie Psihoyos<br />

The Dark side of the Ocean<br />

Rick Rosenthal<br />

The Edge<br />

Carlos Toro<br />

Racing Extinction<br />

Louie Psihoyos<br />

Fragile Legacy<br />

David O. Brown<br />

One Voice<br />

Chris Cilfone<br />

The Lionsfish<br />

Preston Buchanan<br />

KORINA GUTSCHE<br />

von Bluechildfilm & Communication ist Diplomingenieurin für Umwelttechnik,<br />

Filmautorin, Sustainable Production Managerin <strong>und</strong><br />

seit mehr als 20 Jahren Oceanaktivistin mit Fokus auf den Wal- <strong>und</strong><br />

Delfinschutz weltweit.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


THEMEN | ZUKUNFT WASSER<br />

DIE JEANNE D’ARC<br />

DER OZEANE<br />

Sylvia Earle wurde 1998 im Time Magazin als erste „Heldin des Planeten“ ausgezeichnet. Vor sechs Jahren<br />

gründete sie mit Mission Blue eine Aktivistengruppe, die weltweit in den Ozeanen Meeresschutzgebiete<br />

fordert <strong>und</strong> einrichtet. Diese nennen sie „Hope Spots“ – Flecken der Hoffnung. <strong>forum</strong>-Autor Bernward<br />

Geier sprach mit der prominenten Aktivistin beim BLUE Ocean Filmfestival in Monaco.<br />

Die US-amerikanische<br />

Ozeanographin <strong>und</strong><br />

Umweltaktivistin Sylvia<br />

Alice Earle war nach<br />

ihrem Studium in Florida<br />

als Forscherin an<br />

der Harvard Universität<br />

tätig <strong>und</strong> wurde dann<br />

Leiterin der staatlichen<br />

National Oceanic and<br />

Atmospheric Administration.<br />

Sie hat in ihren<br />

60 Arbeitsjahren mehr<br />

als 60 Ozeanexpeditionen<br />

durchgeführt <strong>und</strong><br />

verbrachte weit über<br />

7.000 St<strong>und</strong>en ihres<br />

Lebens unter Wasser.<br />

Seit vielen Jahren reist<br />

sie als Mitglied der<br />

National Geographic<br />

Society um die Welt, um<br />

sich für die Rettung der<br />

Ozeane einzusetzen. Sie<br />

stellte eine Reihe von<br />

Tauchweltrekorden auf<br />

<strong>und</strong> ihr Motto ist „Ich<br />

will raus ins Wasser“.<br />

Mrs. Earle, woher kommt Ihre Passion für<br />

das Meer?<br />

Ich war drei Jahre alt, als ich am Strand<br />

von New Jersey von einer riesigen Welle<br />

verschluckt wurde. Als mich meine Mutter<br />

rettete, strahlte ich bis über die Ohren <strong>und</strong><br />

wollte sofort zurück ins Meer. Das konnte ich<br />

zunächst nur in den Sommerferien tun, aber<br />

zum Glück zogen wir mit der Familie nach<br />

Florida, als ich zwölf Jahre alt war.<br />

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tauchgang?<br />

Wie könnte ich das vergessen. Mein erstes<br />

Tiefseetaucherlebnis war während meines<br />

Studiums in Florida. Ich bekam die Tauchausrüstung<br />

einschließlich Druckhelm <strong>und</strong> nur<br />

zwei Worte der Anweisung: „Atme natürlich“.<br />

Ich war total fasziniert von dem Gefühl zu<br />

fliegen <strong>und</strong> wollte überhaupt nicht mehr<br />

auftauchen.<br />

Haben Sie eine Lieblingsregion fürs Tauchen?<br />

Eigentlich nein. Es bricht mir fast das<br />

Herz, dort zu tauchen, wo ich über die<br />

letzten 50 Jahre die meiste Zerstörung<br />

gesehen habe. Für mich ist es so, dass<br />

immer der nächste Tauchgang der spannendste<br />

ist, denn man weiß nie, was man<br />

alles sieht <strong>und</strong> entdeckt.<br />

Gibt es überhaupt eine Bucht oder ein Korallenriff,<br />

wo Sie noch nicht getaucht sind?<br />

„Oh heavens“ – Noch nicht einmal fünf Prozent<br />

der Ozeane wurden bis heute überhaupt<br />

von Tauchern besucht. Unsere Planeten Mond<br />

<strong>und</strong> Mars sind viel besser kartographiert als<br />

unsere Ozeane <strong>und</strong> die Biodiversität ist in den<br />

Meeren vielfältiger als auf dem Land.<br />

Wo „brennt es“ in den Meeren am meisten?<br />

Es gibt leider viele menschliche Aktivitäten,<br />

die Weltmeere zu zerstören. Aktuell <strong>und</strong> ganz<br />

gravierend sind die Einflüsse der Klimakatastrophe.<br />

Die Temperaturerhöhung hat einen<br />

katastrophalen Effekt auf die Biodiversität<br />

der Meere. Welche Umweltkatastrophen<br />

wir anrichten, sehen wir auch immer wieder<br />

bei den Ölkatastrophen. Wir müssen aufhören,<br />

im Meer nach Öl zu bohren! Auch das<br />

Überfischen hat katastrophale Dimensionen<br />

erreicht. Es ist abzusehen, dass wir in 30, 40<br />

Jahren überhaupt keine Fische mehr fangen<br />

können. Unsere Profitgier hat zum Beispiel<br />

dazu geführt, dass die Thunfischbestände um<br />

90 Prozent reduziert wurden.<br />

Fotos: © Korina Gutsche<br />

110 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


ZUKUNFT WASSER | THEMEN<br />

Kann Aquakultur die essbaren Meeres bewohner retten?<br />

Aquakultur hat Potenzial, einen Beitrag zum Stopp des<br />

Überfischens zu leisten. Aber dies muss in kleinen dezentralen<br />

Anlagen geschehen <strong>und</strong> bevorzugt in geschlossenen<br />

Systemen. Wir sollten dabei vor allem Fischarten kultivieren,<br />

die Pflanzenfresser sind. In jedem Fall müssen Aquakultursysteme<br />

nachhaltig sein. Vor allem gehört die Aquakultur nicht<br />

in die Meere, sondern aufs Land. Besondere Aufmerksamkeit<br />

müssen wir in jedem Fall auf das Fischfutter legen.<br />

Demnach ist gentechnisch verändertes Soja nicht das richtige<br />

Fischfutter?<br />

Absolut nicht. Selbstverständlich müssen wir auch auf dem Land<br />

<strong>und</strong> in der Landwirtschaft mit der Umweltzerstörung aufhören.<br />

Müssen wir unsere Landwirtschaft nachhaltiger <strong>und</strong> ökologischer<br />

betreiben, um auch die Meere zu retten?<br />

Dem ist zweifelsohne so. Wir müssen die Landwirtschaft<br />

als Ökosystem, das heißt in Kreislaufwirtschaft betreiben.<br />

Dies ist genauso möglich wie die Produktion von Fisch mit<br />

Kreislaufsystemen in der Aquakultur. Ich sehe eine Reihe von<br />

Synergiemöglichkeiten bei gemeinsamer Produktion von Gemüse,<br />

Obst <strong>und</strong> Fischen aus Aquakultur. Inzwischen werden<br />

in Modellprojekten selbst in New York City in geschlossenen<br />

Systemen Papaya (Früchte) <strong>und</strong> Talapia (Fische) produziert.<br />

Wie stehen die Chancen für die Ziele Ihrer Stiftung „Blue<br />

Mission“?<br />

Vor 10 Jahren war die Schutzfläche der Meere im Promillebereich.<br />

Im letzten Jahr konnten wir die Fläche auf 2 Prozent<br />

verdoppeln. Bei dieser Dynamik ist das Ziel keine Illusion, bis<br />

2050 die Hälfte der Meeresgebiete gesetzlich zu schützen.<br />

Glücklicherweise verstehen Menschen <strong>und</strong> Regierungen zunehmend,<br />

dass der „Patient“ Ozean geheilt <strong>und</strong> gerettet werden<br />

muss, wenn wir einen ges<strong>und</strong>en Planeten schaffen wollen.<br />

Produktion oder im Handel, nachhaltig gestalten. Um die<br />

weltweite Zerstörung der Umwelt aufzuhalten, haben die<br />

Unternehmen sogar eine Schlüsselrolle <strong>und</strong> hervorgehobene<br />

Verantwortung. Eine stabile Wirtschaft ist auf lange Sicht nur<br />

möglich, wenn die Umwelt stabil ist. Viele Kriege finden heute<br />

wegen kapitalistischer Gier statt. Wenn die Natur kollabiert,<br />

bricht auch die Businesswelt zusammen.<br />

Wie kann Business in der Zukunft aussehen?<br />

Wir müssen viel effizienter wirtschaften. Dies gilt auch, aber<br />

nicht nur, für den Energieverbrauch. Wir müssen überhaupt<br />

wegkommen von fossilen Energiequellen. Wir müssen die<br />

Roh- <strong>und</strong> Wertstoffe in Kreisläufen nutzen, statt mit Fischerbooten<br />

den Plastikmüll aus den Ozeanen zu holen. Bewahren<br />

ist langfristig rentabler als zerstören: Ein konkretes Beispiel<br />

zeigen uns die Wale. Lange Zeit war es sehr profitabel, die<br />

Wale der Weltmeere zu töten <strong>und</strong> zu schlachten. Jetzt sind<br />

sie bedroht. Heute wollen Menschen Walfleisch nicht mehr<br />

essen, sondern Walfische sehen <strong>und</strong> fotografieren. So ist<br />

überall auf der Welt das Walbeobachten zu einem profitablen<br />

Wirtschaftssektor geworden. Das Gleiche entwickelt sich nun<br />

für Haie, die ja auch substantiell bedroht sind.<br />

Was sind Dinge, die jeder tun kann, um die Ozeane zu retten?<br />

Zu allererst müssen wir viel mehr lernen <strong>und</strong> verstehen<br />

über die Welt der Ozeane. Und jeder sollte die Möglichkeiten<br />

nutzen, die er hat. Nicht nur CEOs <strong>und</strong> Präsidenten<br />

haben Macht. Jeder kann aktiv werden <strong>und</strong> jeder hat<br />

Talente. Mit Singen, Schreiben oder auch mit Aktionen<br />

kann man dazu beitragen, unsere Ozeane <strong>und</strong> Gewässer<br />

zu retten. Eine Person kann nicht alles machen, aber jeder<br />

kann etwas tun.<br />

Mission Blue<br />

Fotos: © Kip Evans<br />

Der mit einem Emmy ausgezeichnete Dokumentarfilm<br />

über Ihr Leben „Mission Blue“ von Robert Nixon (u. a. auch<br />

Produzent von „Gorillas im Nebel“) wird auf dem Green Me<br />

Festival in Berlin gezeigt, zu dem Sie auch selbst kommen<br />

werden. Welche Rolle spielt das Medium Film für Ihre „Mission<br />

Blue“-Aktivitäten?<br />

Filme sind von enormer Bedeutung. Sie sind d a s Kommunikationsmittel,<br />

um Aufmerksamkeit zu erregen, <strong>und</strong> es gibt kaum<br />

ein besseres Medium zur Bildung <strong>und</strong> vor allem auch zur Motivierung<br />

<strong>und</strong> dies möglichst in unterhaltsamer Form. Ich selbst<br />

habe wohl in über 100 Filmen <strong>und</strong> TV-Produktionen mitgewirkt.<br />

Unsere <strong>forum</strong>-Leser sind weitgehend Menschen aus der<br />

Geschäftswelt. Welche Rolle haben Unternehmen? Was<br />

ist ihre Verantwortung <strong>und</strong> wie können sie zur Rettung der<br />

Meere beitragen?<br />

Die Businesswelt versteht langsam, aber zum Glück dynamisch<br />

zunehmend, dass Profitmachen nachhaltig nur möglich<br />

ist, wenn wir unsere geschäftlichen Aktivitäten, sei es bei der<br />

Mission Blue möchte Menschen für Ozeane interessieren, <strong>und</strong> vor<br />

allem Meeresschutzgebiete schaffen. Inzwischen hat Mission Blue<br />

51 Hope Spots weltweit identifiziert, 200 weitere Zonen nominiert.<br />

Momentan sind nur zwei Prozent der Ozeanflächen geschützt. Mit<br />

jedem Jahrzehnt sollen es nach den Wünschen von Mission Blue<br />

zehn Prozent mehr werden.<br />

www.mission-blue.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

111


DER SANFTE GIGANT<br />

Doug Tompkins<br />

Mit Doug Tompkins<br />

haben wir einen<br />

wertvollen Menschen<br />

<strong>und</strong> guten Fre<strong>und</strong><br />

verloren.<br />

Doug Tompkins ist tot. In ihm verlieren wir<br />

einen geliebten Fre<strong>und</strong>, einen entschlossenen<br />

Kämpfer für die Natur <strong>und</strong> einen Visionär, der<br />

Firmen von Weltruf (Esprit, The North Face)<br />

aufgebaut hat. Mit seinen Nationalparks<br />

hat er der Nachwelt ein wohl einzigartiges<br />

Erbe hinterlassen. Mit seinen Farmen hat er<br />

gezeigt, wie die Landwirtschaft der Zukunft<br />

sein wird. Doug, wir danken Dir für Deinen<br />

unvergleichlichen Einsatz, Dein Lächeln <strong>und</strong><br />

Deinen Humor. Du bleibst unvergessen.<br />

Kris, für Dich ist es besonders schwer. Wir<br />

sind bei Dir <strong>und</strong> werden gerne helfen, Euer<br />

gemeinsames Werk fortzusetzen.<br />

Fritz Lietsch, im Namen von Sarah Wiener, Astrid<br />

Vargas, Bernward Geier <strong>und</strong> den B.A.U.M.<br />

Preisträgern 2<strong>01</strong>0.<br />

„Es macht uns tief betroffen, dass ein solch<br />

engagierter Naturschützer so plötzlich aus<br />

seinem Leben gerissen wurde. Er hat enorm<br />

viel geschaffen <strong>und</strong> wir wünschen seiner<br />

Frau, seinen Angehörigen <strong>und</strong> seinem Team<br />

die Kraft, die Arbeit weiterhin so erfolgreich<br />

durchführen zu können“.<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege, im Namen des<br />

gesamten B.A.U.M. e.V. Netzwerkes.<br />

Foto: © Astrid Vargas, privat<br />

112 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


KLIMASCHUTZ | THEMEN<br />

GENUG GEWARTET!<br />

Paris hat es erneut gezeigt: Unternehmen sind zum Klimaschutz bereit.<br />

Doch es fehlen verlässliche, internationale Rahmenbedingungen. Auch<br />

die Verbraucher sind bereit, neue, klimafre<strong>und</strong>lichere Produkte zu kaufen.<br />

Aber es fehlt am Angebot. Nun sind engagierte Unternehmen als<br />

Vorreiter einer klimafre<strong>und</strong>lichen Gesellschaft gefragt.<br />

Von Sabine Kunz<br />

Foto: © ClimatePartner<br />

Herr Müller lässt im Supermarkt die Fleischtheke mit den<br />

klimaschädlichen Köstlichkeiten links liegen <strong>und</strong> kauft stattdessen<br />

regionales Gemüse <strong>und</strong> Bio-Nudeln. Dann ruft er<br />

seine Frau an – allerdings mit einem Handy, das mit energieintensiven<br />

Rohstoffen in China produziert wurde. Warum?<br />

Weil es keine guten Alternativen gibt, obwohl viele Menschen<br />

in Deutschland klimafre<strong>und</strong>lich konsumieren möchten. Seine<br />

Frau ist auf dem Handy nicht erreichbar, weil sie gerade mit<br />

dem Fahrrad nach Hause fährt. In den nächsten Skiurlaub<br />

wollen die Müllers dagegen mit ihrem BMW X3 fahren –<br />

bezahlbare Elektroautos haben nicht genug Reichweite<br />

<strong>und</strong> außerdem wird Ökostrom nicht an allen Ladestationen<br />

angeboten.<br />

Familie Müller zeigt, dass Verbraucher einen wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz leisten können, dass ihnen bei der<br />

Gestaltung einer treibhausgasarmen Gesellschaft jedoch<br />

Grenzen gesetzt sind. Da Konsum <strong>und</strong> Mobilität laut UBA<br />

(Umweltb<strong>und</strong>esamt) über 65 Prozent des CO 2<br />

-Fußabdrucks<br />

einer Person in Deutschland verursachen, spielen diese Bereiche<br />

eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen<br />

Gesellschaft. Doch es gibt aktuell zu wenige umwelt- <strong>und</strong><br />

klimafre<strong>und</strong>liche Alternativen für Verbraucher in Deutschland.<br />

Dabei ließe sich die Lücke durch unternehmerische<br />

Innovationen schließen. Insbesondere hiesige Unternehmen<br />

sollten hier die Führung übernehmen, da Regionalität zur<br />

Klimafre<strong>und</strong>lichkeit gehört.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

113


THEMEN | KLIMASCHUTZ<br />

Zurückhaltung deutscher Unternehmen<br />

Viele Unternehmen geben an, im Rahmen von Corporate<br />

Responsibility auch Wert auf Umweltschutz zu legen, <strong>und</strong><br />

beweisen das zum Beispiel durch CR-Reporting. Was zum<br />

Teil noch fehlt, damit Familie Müller tatsächlich viele klimafre<strong>und</strong>liche<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen zur Auswahl hat,<br />

sind wirkungsvolle Innovationen, die über Berichterstattung<br />

<strong>und</strong> die wiederholte Kommunikation bestehender Maßnahmen<br />

hinausgehen – Innovationen im Produktbereich<br />

<strong>und</strong> in der Produktion wie der Bezug von Ökostrom oder die<br />

Umstellung auf emissionsärmere Rohstoffe. Warum legen<br />

immer noch so wenig Firmen Wert auf die Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

ihrer Produkte beginnend in der Lieferkette über die<br />

Produktion bis hin zur Nutzung? Wieso zögern Unternehmen<br />

noch immer?<br />

Häufig fehlt der Druck von K<strong>und</strong>en, um die Kosten der „Quick-<br />

Wins“ (wie der Bezug von Ökostrom) oder den Aufwand<br />

von Produktionsänderungen zu rechtfertigen. Zudem sind<br />

Statusansprüche unter Mitarbeitern, wie etwa der PS-starke<br />

Dienstwagen, manchmal in der Unternehmenskultur verankert.<br />

Auch der Gedanke, Klimaskeptikern oder Vorwürfen,<br />

man betreibe nur Greenwashing, begegnen zu müssen,<br />

schreckt einige Unternehmen ab.<br />

für uns kein Marketing-Gag, sondern eine gelebte Selbstverständlichkeit,<br />

die zum Unternehmen genauso dazugehört<br />

wie das Logo oder das Rechnungswesen.“<br />

Wer zu spät kommt …<br />

Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im unternehmerischen<br />

Umfeld wurde von Pionieren eingeführt <strong>und</strong> fasst<br />

langsam Fuß im deutschen Markt. Unternehmen sollten jetzt<br />

handeln, bevor das Thema, wie das Beispiel Energieeffizienz<br />

zeigt, zum Mindeststandard in vielen Unternehmen wird <strong>und</strong><br />

dann von der Legislative aufgegriffen wird (wie im Falle der<br />

Energieeinsparverordnung). First Mover haben dann die Nase<br />

vorn <strong>und</strong> profitieren zusätzlich vom Imagevorteil.<br />

Unternehmen können in zwei Schritten konsequent agieren:<br />

1. Product Carbon Footprints berechnen<br />

In einem Product Carbon Footprint (PCF) werden die<br />

CO 2<br />

-Emissionen eines Produkts berechnet – von den<br />

Rohstoffen über die Produktion <strong>und</strong> Auslieferung bis<br />

hin zur Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung. Damit können Unternehmen<br />

ihr Engagement im Klimaschutz für den K<strong>und</strong>en<br />

quantifizieren. Anbieter wie zum Beispiel ClimatePartner,<br />

myclimate <strong>und</strong> CO2OL können mit Unternehmensdaten<br />

PCFs berechnen <strong>und</strong> den zweiten Schritt ermöglichen.<br />

In einem vollständigen Product Carbon Footprint werden die Emissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt.<br />

Basierend auf Greenhouse Gas Protocol Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard, Figure 7.2 (2<strong>01</strong>1)<br />

Vorreiter weisen den Weg<br />

Dennoch stellen sich einige Unternehmen diesen <strong>Herausforderung</strong>en.<br />

Die Scandic Hotels Deutschland GmbH, Trägerin<br />

des Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises 2<strong>01</strong>4 (Top 3 nachhaltigste<br />

Großunternehmen), setzt nicht nur Ökostrom ein – ihre<br />

Eco-Rooms sind zu über 90 Prozent recycelbar, Fettreste<br />

werden im Hamburger Hotel in Biodiesel umgewandelt <strong>und</strong><br />

jeder Gast kann auf Wunsch klimaneutral übernachten.<br />

Mit einer seit 1998 bestehenden EMAS-Zertifizierung sowie<br />

dem Einsatz von Ökostrom verkörpert die Schneider<br />

Schreibgeräte GmbH ebenso den <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedanken.<br />

Das Unternehmen setzt auf ständigen Fortschritt, wie die<br />

Reduktion des outputbezogenen Energieverbrauchs um<br />

40 Prozent seit 2004, der Einsatz von Kunststoffen auf<br />

Biobasis <strong>und</strong> das Angebot klimaneutraler Produkte seit<br />

2<strong>01</strong>4 bezeugen. „Für uns gehen hohe Qualität <strong>und</strong> eine<br />

umweltbewusste Produktion miteinander einher“, so<br />

Geschäftsführer Christian Schneider. „Umweltschutz ist<br />

Links: Neben der CO 2<br />

-Einsparung sorgt das Waldschutzprojekt im<br />

Kasigau Wildlife Corridor, Kenia für lokale Arbeitsplätze <strong>und</strong> schützt<br />

zudem vorhandene Wasser ressourcen.<br />

2. Klimaneutrale Produkte/Dienstleistungen anbieten<br />

Auch mit hoher Energieeffizienz entstehen unvermeidbare<br />

CO 2<br />

-Emissionen. Mithilfe von CO 2<br />

-Ausgleich kann dennoch<br />

ein klimafre<strong>und</strong>liches bzw. klimaneutrales Produkt<br />

angeboten werden. Bei einem klimaneutralen Produkt<br />

werden verursachte Emissionen an anderer Stelle eingespart<br />

– z.B. in Waldschutz- oder Aufforstungsprojekten,<br />

durch Solarkocher <strong>und</strong> -lampen, Biogasanlagen oder<br />

Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Ist das nur Ablasshandel?<br />

Manchmal wird Kritik am freiwilligen Emissionshandel laut,<br />

zum Teil wegen der Verwechslung mit dem verpflichtenden<br />

EU-Emissionshandel, bei dem Großemittenten (z.B. Kraftwerke)<br />

vom Staat Emissionsrechte erhalten. Der verpflichtende<br />

Emissionshandel ist zu Recht in der Kritik: Ein Überangebot<br />

an Zertifikaten sowie niedrige Preise bieten wenig Anreiz zu<br />

Reduktionsmaßnahmen. Im freiwilligen Emissionshandel,<br />

der hiervon losgelöst ist, ist der Emissionsausgleich hingegen<br />

optional.<br />

Der Handel mit Emissionszertifikaten sei Ablasshandel, heißt<br />

es manchmal. Doch Unternehmen, die im ersten Schritt<br />

114 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


KLIMASCHUTZ | THEMEN<br />

Emissionen reduzieren, um dann im zweiten Schritt die<br />

restlichen Emissionen durch zertifizierte Klimaschutzprojekte<br />

auszugleichen, können sich dieser Kritik leicht erwehren.<br />

Denn wichtige Kriterien, wie die Feststellung langfristiger<br />

CO 2<br />

-Einsparungen, werden dabei nachweislich eingehalten.<br />

Im Gegensatz zu FSC-Zertifizierungen oder Spenden gibt es bei<br />

klimaneutralen Produkten einen direkten Produktbezug <strong>und</strong> im<br />

Idealfall Transparenz gegenüber dem K<strong>und</strong>en durch ein nachvollziehbares<br />

Labeling mit einem Online-ID- Tracking-System.<br />

Blick in die Zukunft<br />

Auf politischer Ebene ist die Förderung einer klimafre<strong>und</strong>lichen<br />

Gesellschaft essentiell, insbesondere wenn Unternehmen<br />

nicht von sich aus agieren. Im Kontext der UN-Klimakonferenz<br />

2<strong>01</strong>5 in Paris ist es eindeutig, dass nun auch die<br />

Politik aktiver werden muss. Basierend auf den Ende Oktober<br />

eingereichten national geplanten Treibhausgasminderungsbeiträgen<br />

liegt die Chance, das 2-Grad-Ziel einzuhalten, laut<br />

dem Grantham Research Institute on Climate Change and<br />

the Environment bei unter 50 Prozent. Trotzdem besteht<br />

Hoffnung auf weitere Lösungen, wie etwa die Abschaffung<br />

von Subventionen für fossile Brennstoffe <strong>und</strong> die Einführung<br />

von CO 2<br />

-Steuern.<br />

Aber auch Unternehmen müssen jetzt agieren <strong>und</strong> durch<br />

Innovation vorangehen. Nur mithilfe unternehmerischer<br />

Initiativen im Klimaschutz kann Familie Müller ihrem Bedürfnis<br />

nach einer nachhaltigen Lebensweise wahrhaftig<br />

gerecht werden. Den steigenden Meeresspiegel, schmelzende<br />

Gletscher, Hitzewellen <strong>und</strong> Wasserknappheit können<br />

wir nicht mehr verhindern – aber mit verantwortungsvollem<br />

<strong>Wirtschaften</strong> <strong>und</strong> einem bewussten Konsum können wir den<br />

Klimawandel bremsen.<br />

SABINE KUNZ<br />

ist bei der Klimaschutzberatung ClimatePartner tätig <strong>und</strong> berät<br />

K<strong>und</strong>en im effizienten Carbon Management, von der IT-basierten<br />

CO 2<br />

-Bilanzierung bis hin zur Vermarktung des Engagements im Klimaschutz.<br />

Für die redaktionelle Hilfe beim Erstellen dieses Artikels ist<br />

sie Philipp Gmoser, Dennis Uieß <strong>und</strong> Maike Brzoska sehr verb<strong>und</strong>en.<br />

Klimaschutz geht Alle an!<br />

Um unseren Lesern einen laufend aktualisierten Überblick zu ermöglichen,<br />

bereiten wir eine Landing Page „Klimaschutz“ auf<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net vor. Senden deshalb auch Sie uns Ihre Informationen<br />

<strong>und</strong> Weblinks. Hier ein Auszug von Informationsquellen <strong>und</strong><br />

Akteuren im Klimaschutz.<br />

Netzwerke/Verbände für im Klimaschutz aktive Unternehmen<br />

• B<strong>und</strong>esdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M. e. V.)<br />

www.baumev.de<br />

• B<strong>und</strong>esverband der grünen Unternehmen<br />

www.unternehmensgruen.de<br />

• Wirtschaft pro Klima: Die B.A.U.M.-Initiative „Wirtschaft pro<br />

Klima“ will das Klimaschutz-Engagement deutscher Unternehmen<br />

aufzeigen <strong>und</strong> voranbringen.<br />

www.wirtschaft-pro-klima.de<br />

• Metalle pro Klima: Eine Initiative 18 führender Unternehmen<br />

der Nichteisen-Metallindustrie. Sie will zeigen, wofür die<br />

Branche beim Klimaschutz steht.<br />

www.metalleproklima.de<br />

• KlimAktiv: Diese Initiative setzt den Schwerpunkt in die Ermittlung<br />

<strong>und</strong> Reduzierung des CO 2<br />

-Fußabdruckes von Unternehmen<br />

bis hin zu Privatpersonen.<br />

www.klimaktiv.de<br />

Klimaschutz-Unternehmen<br />

• Die Klimaschutz- <strong>und</strong> Energieeffizienzgruppe der Deutschen<br />

Wirtschaft e.V.<br />

www.klimaschutz-unternehmen.de<br />

• Stiftung 2°: Eine Initiative von Vorstandsvorsitzenden,<br />

Geschäftsführern <strong>und</strong> Familienunternehmern.<br />

www.stiftung2grad.de<br />

Climate-KIC laut nach eigenen Angaben Europas größte publicprivate<br />

partnership (PPP), die sich auf „Klima-Innovationen“ fokussiert<br />

um den Klimawandel zu bremsen <strong>und</strong> die Anpassung an ihn<br />

zu fördern. Zielgruppen sind Unternehmen, Wissenschaft, Politik,<br />

öffentliche Einrichtungen <strong>und</strong> NGOs. Insbesondere sollen Start ups<br />

unterstützt werden.<br />

Webseiten für Verbraucher<br />

• Zusammen ist es Klimaschutz – Informationen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

r<strong>und</strong> um den Klimaschutz<br />

www.bmub.b<strong>und</strong>.de/ziek<br />

• So kann man seine eigene CO 2<br />

-Bilanz berechnen<br />

www.uba.klimaktiv-CO2-rechner.de<br />

• Tipps u.a. zum Energiesparen/Umstieg auf Ökostrom <strong>und</strong> zur<br />

energetischen Sanierung sowie Fördermitteln<br />

www.co2online.de<br />

Weitere Organisationen im Klimaschutz<br />

• B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

(BMUB)<br />

• Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA)<br />

• Carbon Disclosure Project (CDP)<br />

• 350.org<br />

• Klima-Allianz Deutschland<br />

• Klimareporting.de<br />

• Germanwatch.org<br />

• European Climate Fo<strong>und</strong>ation (ECF)<br />

• Nationale Klimaschutzinitiative – klimaschutz.de<br />

• B<strong>und</strong>esverband der Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzagenturen<br />

Deutschlands (eaD)<br />

• Potsdam Institute for Climate Impact Research e. V. (PIK)<br />

• Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)<br />

Die Nationale Klimaschutzinitiative<br />

Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert <strong>und</strong> fördert<br />

das B<strong>und</strong>esumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte,<br />

die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten.<br />

Ihre Programme <strong>und</strong> Projekte decken ein breites Spektrum<br />

an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger<br />

Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen <strong>und</strong> investiven<br />

Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die<br />

Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des<br />

Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen<br />

<strong>und</strong> Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.<br />

www.klimaschutz.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

115


THEMEN | KLIMASCHUTZ<br />

KLIMASCHUTZ, JOBS<br />

UND BILDUNG<br />

Auf dem Klimagipfel in Paris hat das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) die „Momentum<br />

for Change Awards“ verliehen. Insgesamt sechzehn Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte wurden zu „Game Changing<br />

Climate Lighthouse Activities“ ernannt. Im Rahmen der feierlichen Awardverleihung wurden spannende<br />

Projekte, darunter Solarenergie für Bildung <strong>und</strong> Jobs in Tansania, ausgezeichnet.<br />

Von Martina Steffens<br />

2,5 Milliarden Menschen leben weltweit ohne zuverlässige<br />

Stromquelle für ihren täglichen Energiebedarf. Das Problem<br />

besteht nicht nur darin, dass sie ineffiziente Lichtquellen<br />

nutzen, sondern häufig wird äußerst unges<strong>und</strong>er <strong>und</strong> teurer<br />

Brennstoff wie Kerosin in den Lampen eingesetzt. Insgesamt<br />

führt die mangelhafte Beleuchtung dazu, dass ab Einbruch<br />

der Dunkelheit alle Aktivitäten stark einschränkt sind. Hier<br />

setzt das in Paris ausgezeichnete Projekt Solarenergie für<br />

Bildung <strong>und</strong> Jobs von myclimate an.<br />

des Projektes die kostenlose Installation durch lokal ausgebildete<br />

Techniker, damit die Systeme von Anfang an störungsfrei<br />

laufen. Ein GSM-Modem im Solarregler sorgt für eine laufende<br />

Überwachung, bei gleichzeitig niedrigen Wartungskosten. Ein<br />

flankierendes Mikrofinanzsystem senkt die Investitionshürde<br />

für K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> über Mobile-Banking können die Kosten<br />

bequem in einem 36-Monats-Ratenplan bezahlt werden.<br />

Solar Home Systeme sind günstig <strong>und</strong> sauber<br />

Das Projekt fördert eine saubere sowie erschwingliche Alternative<br />

zu fossilen Brennstoffen <strong>und</strong> kombiniert moderne Solar-<br />

<strong>und</strong> LED-Techniken. Im Produktumfang dieser Solar Home<br />

Systeme (SHS) sind vier Komponenten enthalten: Solarpanel,<br />

Batterie, LED-Lichtquelle <strong>und</strong> ein Ladegerät für Mobiltelefone.<br />

SHS werden in verschiedenen Größen für die Bedürfnisse von<br />

Haushalten mit niedrigem Einkommen wie auch kleinerer<br />

Unternehmen angeboten. Besonders wichtig ist den Machern<br />

Stolz über die Auszeichnung: Die Partnerschaft von myclimate <strong>und</strong><br />

Mobisol brachte den begehrten Momentum for Change Award in Paris.<br />

Foto: © myclimate<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Das Solar Home System ist dafür ausgelegt einfach transportiert, montiert <strong>und</strong> betrieben zu werden. Nicht nur damit den Kindern bei den<br />

hausaufgaben ein Licht aufgeht sondern auch um wertvollen Brennstoff <strong>und</strong> CO 2<br />

zu sparen.<br />

Fotos: © Klaus Maier<br />

Das ermöglicht selbst K<strong>und</strong>en ohne eigenes Bankkonto den<br />

Kauf eines SHS. Das in Paris ausgezeichnete Projekt läuft seit<br />

Anfang 2<strong>01</strong>3 <strong>und</strong> sparte bisher pro Jahr 10.000 Tonnen CO 2<br />

.<br />

Von den über 30.000 platzierten Solarsystemen profitieren<br />

mehr als 150.000 Menschen <strong>und</strong> es konnten 350 neue Jobs<br />

in Tansania geschaffen werden.<br />

Außerdem wurde bei der Awardveranstaltung die Solvatten-<br />

Technologie ausgezeichnet, bei der mit Hilfe der UV-Strahlen<br />

der Sonne in einem Kanister alle kritischen Krankheitserreger<br />

im Wasser vernichtet werden <strong>und</strong> dieses gleichzeitig bis 75<br />

Grad erhitzt wird. Eine Technik, die auch im Projekt Sauberes<br />

Trinkwasser für Schulen <strong>und</strong> Haushalte eingesetzt wird. Durch<br />

den Einsatz dieses Systems entfällt das Abkochen von Wasser<br />

auf Holzfeuern. Insgesamt wurden von myclimate bereits über<br />

1.600 Wasserfiltersysteme verbilligt abgegeben. Das Projekt<br />

spart mehr als eine halbe Tonne Feuerholz pro Haushalt <strong>und</strong><br />

weniger Menschen erkranken an Durchfall oder anderen durch<br />

unsauberes Wasser verursachten Krankheiten. Aktuell wird<br />

es in Uganda betrieben, reduziert den CO 2<br />

-Ausstoß pro Jahr<br />

um 50.000 t <strong>und</strong> soll nun in andere Länder skaliert werden.<br />

Welche Anforderungen sollte man an Klimaschutzprojekte<br />

stellen?<br />

Viele Unternehmen kaufen heute freiwillig Klimazertifikate,<br />

um die im Geschäftsbetrieb oder bei der Produktion entstandenen<br />

CO 2<br />

-Emissionen zu kompensieren. Die Zertifikate sollten<br />

unbedingt sorgfältig ausgewählt werden. Eine Zertifizierung<br />

nach den strengsten Standards (Gold Standard im Bereich<br />

Erneuerbare Energien / Energieeffizienz <strong>und</strong> Plan Vivo im<br />

Bereich Wald / Aufforstung / Land use) ist obligatorisch.<br />

Verantwortungsbewusste Klimaschutzprojekte sollten die<br />

Lebensbedingungen möglichst vieler Menschen nachhaltig<br />

verbessern <strong>und</strong> somit auch einen kleinen Beitrag zu mehr<br />

Klimagerechtigkeit leisten. Je nach Land muss der sinnvollste<br />

Ansatz ausgewählt werden: Mal eignen sich Biogasanlagen am<br />

besten, mal bessere Kochgelegenheiten (zum Beispiel Solaroder<br />

Biomassekocher), umweltfre<strong>und</strong>lichere Lichtquellen (LED<br />

statt Petroleum) oder eine regenerative Energieerzeugung.<br />

Bei der Preisverleihung in Paris betonte myclimate, dass sie<br />

eine möglichst große Auswahl an Projekten für ihre K<strong>und</strong>en<br />

bereithalten, da diese oft eines auswählen möchten, das mit<br />

ihrem Kerngeschäft in Verbindung zu bringen ist. Unternehmen<br />

können damit ihre Gelder in die Bereiche lenken, die<br />

zu ihren sonstigen CSR-Aktivitäten am besten passen. Sei es<br />

Energie, Bildung, Naturschutz, Biodiversität oder sonstige<br />

Umwelt- oder Sozialthemen.<br />

Bei der Auswahl eines Klimadienstleisters ist es wichtig, dass<br />

er als Projektbetreiber mit verlässlichen Vor-Ort-Partnern<br />

zusammenarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um NGOs,<br />

die lokal etabliert <strong>und</strong> gut verankert sind. Das ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

dafür, dass die Menschen wirklich von den<br />

Projekten profitieren. Sei es durch bessere ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Bedingungen, Zugang zu sauberem Trinkwasser, dauerhafte<br />

Arbeitsplätze, Verbesserung ihres Einkommens, Stärkung der<br />

Frauenrechte, <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Wer überprüft, dass Zertifikate seriös sind?<br />

Natürlich haben wir bei der Preisverleihung in Paris nachgefragt,<br />

ob <strong>und</strong> wie sichergestellt wird, dass die CO 2<br />

-Reduktionen,<br />

ebenso wie die oben genannten Vorteile für die Bevölkerung,<br />

erreicht werden. Dazu erklärte Stefan Baumeister, der<br />

deutsche Repräsentant mit französischem Charme:<br />

Wir sind bei allen Projekten selbst vor Ort <strong>und</strong> prüfen die Aktivitäten;<br />

unabhängige Dritte (z.B. der TÜV Süd), verifizieren<br />

dann unsere Angaben zum jeweiligen Projekt (Menge der<br />

CO 2<br />

-Einsparungen <strong>und</strong> sozialer Zusatznutzen) jährlich <strong>und</strong><br />

erst wenn diese Prüfungen durch Dritte die Einhaltung der<br />

Standards bestätigen, werden von der zertifizierenden Organisation<br />

(Gold Standard oder UNFCCC) auch die CO 2<br />

-Zertifikate<br />

ausgestellt. Die strengen Mechanismen sind aufwendig<br />

<strong>und</strong> teuer, jedoch auch Garant für uns <strong>und</strong> unsere K<strong>und</strong>en,<br />

dass die Qualität <strong>und</strong> die Zahlen der Projekte stimmen.<br />

www.unfccc.int | www.myclimate.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

117


THEMEN | KLIMASCHUTZ<br />

VERÄNDERUNGEN<br />

BRAUCHEN BEGLEITUNG<br />

Die zunehmenden Umweltkatastrophen sind ein Signal dafür, dass sich die Welt verändert. Dürren, Überschwemmungen,<br />

Ernteausfälle oder Hitzewellen werden durch den Klimawandel vermehrt auftreten <strong>und</strong><br />

betreffen jeden Einzelnen unmittelbar. Es braucht deshalb Lernprozesse, Ideen <strong>und</strong> Innovationen, die<br />

sicherstellen, dass unsere Welt lebenswert bleibt – für alle!<br />

Von Prof. Dr. Jürgen P. Kropp<br />

Der Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft ist ein Veränderungsprozess.<br />

Ein solcher Vorgang hat in den H<strong>und</strong>erttausenden<br />

von Jahren menschlicher Evolution immer<br />

wieder stattgef<strong>und</strong>en, wenn sich der Mensch veränderten<br />

Umweltbedingungen anpassen musste. Dabei liegen in der<br />

Veränderung Risiko <strong>und</strong> Chance zugleich. Und manchmal<br />

bereitet sie auch Unbehagen.<br />

Klimawandel als politisches Krisenthema<br />

Der Klimawandel ist nicht länger ein wissenschaftliches Problem,<br />

denn spätestens seit dem letzten Sachstandsbericht<br />

des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen<br />

(IPCC) sind die Ursachen der Erwärmung klar. Sie ist vom<br />

Menschen verursacht. Der Klimawandel ist damit ein gesellschaftliches<br />

<strong>und</strong> politisches Problem. Die Menschheit fängt<br />

langsam an zu reagieren, wie die in Paris stattgef<strong>und</strong>enen<br />

Verhandlungen zeigten. Vermutlich werden aber die dort<br />

vereinbarten Ziele nicht ausreichen, um die globale Erwärmung<br />

auf unter 2°C zu begrenzen. Es ist ein Irrglaube, dass<br />

politische Prozesse schnell <strong>und</strong> umfassend Ergebnisse liefern<br />

können. Dazu sind sie viel zu sehr auf pluralistische Teilhabe<br />

<strong>und</strong> auf Kompromisse ausgerichtet. Positiv ist, dass das<br />

Klimathema nun, trotz weiterer Krisen, mit hoher Priorität<br />

auf der internationalen Agenda steht. Die Politik hat gelernt<br />

<strong>und</strong> ist sich bewusst, dass Nicht-Handeln andere Krisen, wie<br />

z.B. Flüchtlingsbewegungen, sogar noch verstärken wird.<br />

Fachwissen für Klima-Laien<br />

Während in Entwicklungsländern vielerorts die Konsequenzen<br />

der globalen Erwärmung schon spürbar sind, scheint es,<br />

als verharrten die entwickelten Länder in ihrem „business as<br />

usual“-Szenario. Veränderung beginnt im Kopf <strong>und</strong> damit sie<br />

stattfinden kann, braucht es ein frühes Problembewusstsein,<br />

Bildung <strong>und</strong> Ausbildung. Das schafft Gestaltungskraft <strong>und</strong><br />

Illustration: © ClimateMedia<br />

118 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


KLIMASCHUTZ | THEMEN<br />

Der GlobalCalculator als Beispiel für einen Bildungs- <strong>und</strong> Beratungsservice zum Klimaschutz sowie das „Earthbook“ auf dem die Erde mit dem<br />

Menschen über seine Aktivitäten kommuniziert.<br />

Fotos: © ClimateMedia<br />

ermöglicht eine andere <strong>und</strong> breitere Sicht auf die gestellten<br />

<strong>Herausforderung</strong>en. Viele Menschen fühlen sich allerdings<br />

durch die zunehmende Komplexität überfordert. Deshalb ist<br />

es wichtig, komplexe Zusammenhänge auch für Schüler <strong>und</strong><br />

Laien erfahrbar zu machen. Die Wissenschaft erkennt erst<br />

langsam, wie zwingend notwendig diese Art der Veröffentlichung<br />

ist, denn bisher zählten vor allem Fachpublikationen<br />

in Spezialjournalen als Kommunikationsinstrument.<br />

Neue Formate zur Wissensvermittlung<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

(PIK) <strong>und</strong> die Filmuniversität Potsdam-Babelsberg<br />

Konrad Wolf bereits vor mehr als fünf Jahren ein<br />

Kooperationsprojekt gestartet, um in der Wissenschaftskommunikation<br />

nach neuen Wegen zu suchen. Aus dem Projekt<br />

heraus entstand 2<strong>01</strong>1 die Climate Media Factory (CMF), die<br />

bereits 2<strong>01</strong>2 mit dem renommierten CleanTec Award in der<br />

Kategorie Kommunikation ausgezeichnet wurde. In einem<br />

interdisziplinären Ansatz, welcher Medienschaffende <strong>und</strong><br />

Klimawissenschaftler unter einem Dach zusammenführt,<br />

werden <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen medial neuartig, umfassend<br />

<strong>und</strong> sachlich richtig aufbereitet. Dabei wird die inhaltliche<br />

<strong>und</strong> gestalterische Qualität gleichermaßen beachtet. Die<br />

CMF versteht sich nicht nur als ausführende Agentur für Klimainformationen,<br />

sondern auch als kritischer Dialogpartner.<br />

Das Ziel ist, neue Medien, Informationsservices, Spiele <strong>und</strong><br />

E-Learning-Konzepte zu entwickeln, um interessierte Laien,<br />

die junge Generation sowie Interessenvertreter fit für die<br />

kommenden Veränderungen zu machen. Die von der CMF<br />

produzierten Materialien sind vielfältig <strong>und</strong> sollen Ideen <strong>und</strong><br />

Innovationen stimulieren.<br />

Vom Video bis zum Wimmelbild<br />

Der Film Earthbook beschreibt beispielsweise, was die Erde<br />

wohl zur Ankunft des Menschen gepostet hätte. Mit über<br />

einer Viertelmillion Views auf Youtube hat ihn die anvisierte<br />

Zielgruppe der Digital Natives sehr positiv aufgenommen.<br />

Für die Kleinsten wurden Wimmelbilder, also große Übersichtsbilder<br />

mit vielen kleinen Einzelheiten, kreiert, die<br />

komplexe Zusammenhänge darstellen. Diese werden nicht<br />

linear gelesen, sondern kreuz <strong>und</strong> quer. Die Climate Media<br />

Factory hat den Prototypen des Wimmelwelt-Spiels Energie!<br />

entwickelt. Neben einer Stadtlandschaft, auf der es<br />

viele Details zu entdecken gilt, gibt es kleine Mini-Games, in<br />

denen man etwa durch Pusten in das Mikrophon des iPads<br />

Windkraftanlagen betreiben kann. Kurze Hilfstexte halten<br />

Erklärungen für die Eltern bereit.<br />

Ein weiteres Beispiel ist das interaktive Online-Tool Global<br />

Calculator. Es macht die Konsequenzen von Lebensstiländerungen<br />

zum Beispiel in den Bereichen Reisen, Ernährung,<br />

Energienutzung <strong>und</strong> deren Einfluss auf das Klima unmittelbar<br />

erfahrbar. Die potenziellen Maßnahmen lassen sich<br />

kombinieren <strong>und</strong> zeigen mögliche Synergieeffekte auf. Der<br />

„Monster-Western“ Outlaws in Air City verdeutlicht, dass es<br />

neben Kohlendioxid noch eine Reihe anderer Luftschadstoffe<br />

gibt, die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Klima bedrohen.<br />

Veränderungsprozesse erleben<br />

Die Climate Media Factory (CMF) versteht sich als Partner<br />

vieler Organisationen, darunter auch Regierungsinstitutionen<br />

in Europa oder Forschungsinstitute, um Veränderungsprozesse<br />

zu begleiten <strong>und</strong> sie spielerisch <strong>und</strong> informativ erfahrbar<br />

zu machen. Seit 2<strong>01</strong>4 ist die CMF Teil des vom European<br />

Institute of Technology gesteuerten <strong>und</strong> der Europäischen<br />

Kommission finanziell unterstützten Climate-KIC (Knowledge<br />

and Innovation Community) Netzwerkes, das versucht,<br />

Innovationen im Klimasektor schneller als bisher üblich in<br />

den Markt zu bringen.<br />

Veränderungen beginnen im Kopf. In Bezug auf den Klimawandel<br />

müssen wir alles tun, damit wir uns dieser Jahrh<strong>und</strong>ert-<strong>Herausforderung</strong><br />

stellen können. Die Climate Media Factory als<br />

Institution an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Gesellschaft will hier ihren Beitrag leisten.<br />

www.climatemediafactory.de<br />

PROF. DR. JÜRGEN KROPP<br />

hat Chemie <strong>und</strong> Physik studiert, arbeitet am Potsdam-Institut für<br />

Klimafolgenforschung <strong>und</strong> leitet dort den Bereich Klimawandel<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Im liegt besonders am Herzen, wie ein faires <strong>und</strong><br />

gerechtes Klimaabkommen ausgestaltet werden kann <strong>und</strong> wie unter<br />

dessen Rahmenbedingungen die Entwicklungschancen der Dritten<br />

Welt erhalten sowie nachhaltig gestaltet werden können.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

119


SERVICE | MEDIENTIPPS<br />

9. GREEN ME<br />

FILMFESTIVAL<br />

Ocean | Life | Water<br />

Interview<br />

Freitag - Sonntag 29. - 31.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6<br />

CinemaxX, Potsdamer Platz, Berlin<br />

www.greenme.de<br />

GreenMe_Plakat Festival_A3 297x420.indd 1 <strong>01</strong>.12.15 13:50<br />

Green Me Programmleitung Delphi Breger <strong>und</strong> Festivaldirektor Nic Niemann, rechts: Buckelwal-Projektion auf Empire State Building aus dem Film „Racing Extinction“<br />

OCEAN, LIFE & WATER<br />

Ocean, Life & Water als Themenschwerpunkt des 9. Green Me Filmfestivals wird Wellen schlagen.<br />

Spannende Filme, ein Themen-Kongress, viele Filmemacher <strong>und</strong> große Emotionen sind zu erwarten.<br />

<strong>forum</strong> Redakteurin Maja Tittlbach sprach mit Nic Niemann <strong>und</strong> Delphi Breger, den Machern des Festivals.<br />

Wie seid Ihr auf Euer diesjähriges Motto gekommen?<br />

Nic: Der Dreiklang Ocean, Life & Water ist für uns wie die Einladung<br />

zu einer Entdeckungsreise. Wir haben unsere Netzwerke<br />

<strong>und</strong> einiges Vorwissen zu diesen Themen <strong>und</strong> wollen nun ein<br />

Programm anbieten, das überrascht, verzaubert <strong>und</strong> berührt.<br />

Delphi: Für mich ist das Thema Wasser so aktuell wie nie. Es<br />

umspannt alles, was mit dem Leben auf der Erde zu tun hat. Vom<br />

Wasser in uns zum Wasser um uns. Ohne Wasser kein Leben.<br />

Worauf können sich die Besucher in diesem Jahr freuen?<br />

Nic: Wir haben drei Säulen für unser Filmfestival aufgebaut:<br />

Film, Kongress <strong>und</strong> Marktplatz. Der Film füllt den Kinosaal mit<br />

seiner Magie. Im fokussierenden Dunkel werden Geschichten<br />

erzählt <strong>und</strong> Informationen vermittelt. Nichts übertrifft die Kraft<br />

von Bildern <strong>und</strong> Ton beziehungsweise Musik. Der Kongress-Teil<br />

bietet mehr als 25 Präsentationen <strong>und</strong> Podiumsdiskussionen<br />

mit Experten, Film- <strong>und</strong> Fernsehstars <strong>und</strong> Politikern. Eine gute<br />

Gelegenheit, spannende Akteure hautnah zu erleben.<br />

Delphi: Der Marktplatz ist ein Ort der Begegnung. Projekte, die<br />

sich vorstellen <strong>und</strong> Menschen, die sich kennen lernen, um mehr<br />

zu erfahren über Umweltschutz <strong>und</strong> Film. Natürlich wird es auch<br />

wieder unsere beliebte Bionade-Bar geben <strong>und</strong> alles ist darauf<br />

ausgelegt, die Menschen zum Verweilen einzuladen.<br />

Das klingt nach viel Arbeit. Wie finanziert sich das Festival <strong>und</strong><br />

bekommt Ihr für Euren Beitrag zur Umweltbildung Förderung?<br />

Delphi: Leider hatten wir bisher kein Glück mit staatlichen Förderungen<br />

<strong>und</strong> müssen uns jedes Jahr aufs Neue auf die Suche<br />

nach Sponsoren machen. Ohne sie <strong>und</strong> die Hilfe der vielen<br />

fleißigen, freiwilligen Helfer wäre das Ganze nicht zu stemmen.<br />

Was wäre mit offizieller Förderung anders?<br />

Delphi: Wir könnten viel mehr Menschen erreichen <strong>und</strong> eine<br />

b<strong>und</strong>esweite Tour mit unserem Festival machen. Das würde<br />

helfen, Menschen außerhalb der Großstadt mit besonderen<br />

Filmen in Kontakt zu bringen. Ideen hätten wir wie Sand am<br />

Meer…<br />

Wie geht’s nach dem Festival weiter mit Green Me?<br />

Green Me hatte seinen ersten Showcase in Cannes auf einem<br />

Festival <strong>und</strong> wir streben weitere fruchtbare Kooperationen mit<br />

anderen Filmfestivals weltweit an.<br />

Welche Filme legt Ihr unseren Lesern ganz besonders ans<br />

Herz <strong>und</strong> warum?<br />

Delphi: Meine Favoriten sind unter anderem „Racing Extinction“<br />

<strong>und</strong> die „Yes Men – Jetzt wird´s persönlich“. Beide Filme machen<br />

Spaß <strong>und</strong> Lust auf Veränderung. Man will einfach aus dem Kino<br />

rennen nach den Filmen <strong>und</strong> mitmachen, aktiv werden, <strong>und</strong><br />

nicht aus Verzweiflung, sondern mit positiver Energie <strong>und</strong> Elan.<br />

Nic: Was mich inspiriert hat, ist auch „Sharkgirl“, weil dort mit<br />

spielerischer Leichtigkeit der sensible Umgang mit der Natur<br />

gezeigt wird. Aber das gesamte Programm hat so viele Highlights<br />

dieses Jahr, dass ich auch die Kinderfilme nur empfehlen kann.<br />

Ob informativ, beeindruckend, Hollywood oder Independent,<br />

das Programm hat eine große Tiefe.<br />

Fotos: v.l.n.r.: © Green Me | © Film Racing Extinction<br />

120 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


SERVICE | MEDIENTIPPS<br />

Film-Tipps zum Green Me Filmfestival<br />

Sharkgirl<br />

Für die 20-jährige Madison Stewart<br />

fühlt sich nichts sicherer<br />

oder natürlicher an als Tauchen<br />

direkt in Gewässern voller Haie.<br />

Seit ihrer Kindheit, aufgewachsen<br />

am Great Barrier Reef, behandelt<br />

sie diese Raubtiere wie ihre<br />

Familie. Aber sie verschwinden<br />

immer schneller <strong>und</strong> wegen ihres<br />

schlechten Rufes scheinen sich<br />

nur wenige Menschen für den<br />

Erhalt der eleganten Meeresbewohner einzusetzen. Folgen<br />

Sie Madison auf ihrer Mission zum Schutz der Haie, einer<br />

Schlacht, die begann, als sie ihr Studium auf Eis legte, ihre<br />

Kamera packte <strong>und</strong> sich aufmachte, diese unglaublichen,<br />

missverstandenen Kreaturen zu retten.<br />

DIE YES MEN – JETZT WIRD´S PERSÖNLICH!<br />

Sie sind die Superstars der Protestbewegung<br />

in den USA: „The Yes<br />

Men“ (Mike Bonanno <strong>und</strong> Andy<br />

Bichlbaum) inszenieren seit 15<br />

Jahren unterhaltsame, aber vor<br />

allem provokative Aktionen. Die<br />

berüchtigten Aktivisten stellen<br />

Konzerne, Lobbygruppen <strong>und</strong><br />

Regierungen bloß, um aufzurütteln<br />

<strong>und</strong> aufzudecken. In schicken<br />

Secondhand-Anzügen <strong>und</strong> mit<br />

wenig Schamgefühl schleusen<br />

sie sich in Business-Events <strong>und</strong> Regierungsfunktionen ein, um<br />

auf die negativen Folgen der Globalisierung <strong>und</strong> der „Geiz ist<br />

geil“-Kultur hinzuweisen. Ihre ersten beiden Filmen THE YES<br />

MEN <strong>und</strong> THE YES MEN FIX THE WORLD errangen zahlreiche<br />

Auszeichnungen, darunter den Publikumspreis der Berlinale<br />

2009. Im dritten Teil der Trilogie DIE YES MEN – JETZT WIRD‘S<br />

PERSÖNLICH! sind die beiden Männer nun Mitte 40 <strong>und</strong> ihre<br />

Midlife-Crisis bringt sie beinahe dazu, ihre Aktivisten-Karriere<br />

endgültig zu beenden, obwohl sie gerade dabei sind, die größte<br />

<strong>Herausforderung</strong> ihres Lebens vorzubereiten: den Klimawandel<br />

zu stoppen …<br />

www.dieyesmen-derfilm.de<br />

Racing Extinction<br />

Wissenschaftler sagen schon jetzt<br />

voraus, dass bis zum Ende dieses<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts die Hälfte aller Spezies<br />

verschw<strong>und</strong>en sein wird, die die<br />

Welt im Moment noch bevölkern.<br />

Sie glauben, wir stehen vor dem<br />

nächsten großen Aussterben in der<br />

Geschichte der Erde, nachdem beim<br />

letzten großen Sterben unter anderem<br />

die Dinosaurier vom Angesicht<br />

der Welt getilgt wurden.<br />

Unsere Ära nennt sich das Zeitalter des Menschen, weil es<br />

Anzeichen gibt, dass ausschließlich die Menschen für die katastrophalen<br />

Entwicklungen auf dem Globus verantwortlich<br />

sind. Damit sind wir nach Ansicht des Films auch die Einzigen,<br />

die diesen Prozess stoppen können. Die US-amerikanische<br />

Umweltschutzorganisation Oceanic Preservation Society<br />

(OPS) will deshalb den Tausenden von Spezies, die vom<br />

Aussterben bedroht sind, eine Stimme geben. Zusätzlich<br />

werden Wissenschaftler <strong>und</strong> Experten befragt, die Stellung<br />

dazu nehmen sollen, ob die Erde wirklich vor dem unmittelbaren<br />

Kollaps steht. Der mehrfach ausgezeichnete Film von<br />

Oscar-Gewinner Louie Psihoyos („Die Bucht“) gehört zu den<br />

wichtigen Werken unserer Zeit.<br />

Nicht verpassen!<br />

www.racingextinction.com<br />

Green Me – Fakten <strong>und</strong> Zahlen<br />

• Grand Opening Gala (29.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6) mit Eröffnungsfilm <strong>und</strong> berühmten Talkgästen<br />

• Awards für besten Spiel-, Dokumentar-, Jugend- <strong>und</strong> Kinderfilm <strong>und</strong> die besten Filme<br />

zu Ocean & Water, Publikumspreis für den besten Kurzfilm<br />

• Prominente Film-Jury, u.a. mit Food-Aktivistin <strong>und</strong> Köchin Sarah Wiener<br />

<strong>und</strong> Oscar-Gewinner Louie Psihoyos („The Cove“ 2009)<br />

• 29. bis 31. Januar 2<strong>01</strong>6 – CinemaxX, Potsdamer Platz Berlin<br />

Tagesticket 18,- € / Schüler u. Studenten 15,- €,<br />

2-Tages-Ticket 29,- € / Schüler u. Studenten 25,- €, Kinder bis 14 Jahre frei<br />

Infos <strong>und</strong> Tickets unter www.greenme.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

121


SERVICE | MEDIENTIPPS<br />

Thule Tuvalu<br />

THULE TUVALU berichtet ruhig <strong>und</strong><br />

berührend von Menschen an zwei<br />

völlig unterschiedlichen Enden des<br />

Globus, die durch die fortschreitende<br />

Erwärmung der Erdatmosphäre ein<br />

Schicksal teilen <strong>und</strong> somit verb<strong>und</strong>en<br />

sind. In beiden Orten sehen sie sich vor<br />

die Tatsache gestellt, dass sie ihre Existenz<br />

gr<strong>und</strong>legend verändern müssen.<br />

In Thule, Nord-Grönland, schmilzt das<br />

Eis, die Landschaft <strong>und</strong> der traditionelle Lebensraum verändern<br />

sich. Die Menschen auf der Insel Tuvalu im pazifischen Ozean<br />

sind davon bedroht, dass ihre Heimat eines Tages in den Fluten<br />

des Meeres versinken wird. Die Geschichten aus den beiden<br />

Orten verbinden sich im Laufe des Films zu einer einzigen Geschichte,<br />

in der die Protagonisten zunehmend als erste <strong>und</strong> feine<br />

Seismografen jenes Wandels erkennbar werden, der einmal alle<br />

Menschen der Welt betreffen wird.<br />

www.thuletuvalu.de<br />

The Island President<br />

THE ISLAND PRESIDENT ist die Geschichte<br />

des maledivischen Präsidenten<br />

Mohamed Nasheed, der mit<br />

größeren Problemen konfrontiert<br />

ist als je ein Staatsoberhaupt vor<br />

ihm. Nachdem er seinem Land nach<br />

dreißig Jahren Diktatur die Demokratie<br />

gebracht hat, steht Nasheed<br />

nun einer noch größeren <strong>Herausforderung</strong><br />

gegenüber: dem Untergang<br />

seines Staates im wahrsten Sinne des Wortes. Als eines der<br />

tiefstliegenden Länder der Welt würde bereits ein Anstieg des<br />

Meeresspiegels um einen Meter genügen, um die 1.200 Inseln<br />

der Malediven unbewohnbar zu machen.<br />

www.theislandpresident.com<br />

Waste Land<br />

WASTE LAND ist ein mehrfach prämiertes<br />

Meisterwerk. Der Film zeigt in<br />

bewegenden Bildern Menschen, die<br />

davon leben, in Brasilien den Müll nach<br />

Recycling-Material zu durchwühlen.<br />

Der Künstler <strong>und</strong> Fotograf Vik Muniz<br />

startet ein Kunstprojekt, wo er diese<br />

Müllsammler im brasilianischen Rio de<br />

Janeiro einbindet. Die „Müllsammler“<br />

erschaffen unter der Anleitung von<br />

Muniz ein Kunstwerk, sie legen ihre Bilder mit den gesammelten<br />

Stoffen aus, Muniz lichtet diese ab, um die Fotografien in Rio de<br />

Janeiro auszustellen <strong>und</strong> später in London zu versteigern. Der<br />

Erlös aus dem Verkauf der Bilder kommt der „Müllwerkergewerkschaft“<br />

zugute. WASTE LAND war nominiert für den Oscar<br />

2<strong>01</strong>1 für den besten Dokumentarfilm.<br />

www.wastelandmovie.com<br />

Die Vision der Wangari Maathai<br />

Der Film erzählt die dramatische Geschichte<br />

der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin<br />

Wangari Maathai,<br />

deren einfaches Bäumepflanzen zu<br />

Kenias Green Belt Movement wuchs –<br />

eine global anerkannte Bewegung, für<br />

welche diese Frau zum Symbol wurde.<br />

Der Film schildert, wie die spätere<br />

Nobelpreisträgerin Frauen zum Kampf<br />

gegen Entwaldung, Armut, einseitige<br />

ökonomische Interessen <strong>und</strong> Korruption der Regierung mobilisierte<br />

<strong>und</strong> damit zu einer nationalen politischen Kraft wurde,<br />

die half, Kenias 24-jährige Diktatur zu beenden.<br />

www.filmefuerdieerde.org ist das umfangreichste deutschsprachige Portal zum Thema Film <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit. Als <strong>forum</strong>-Partner<br />

empfehlen die Macher des Portals unseren Lesern ausgewählte Umwelt- <strong>und</strong> CHANGE-Filme, die auch direkt über das Portal<br />

bezogen werden können.<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


SERVICE | MEDIENTIPPS<br />

Bücher<br />

B.A.U.M. e. V.<br />

Jahrbuch<br />

2<strong>01</strong>6<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit glaubwürdig<br />

<strong>und</strong> wirksam kommunizieren<br />

David C. Korten<br />

Change the Story, Change the Future: Weltsichten<br />

<strong>und</strong> ökonomischer Wandel<br />

Wir befinden uns in einer globalen Krise, weil<br />

die uns definierenden Geschichten, wie „Zeit ist<br />

Geld“, letztlich destruktiver Natur sind. Unser<br />

Handeln hängt von solchen Geschichten, aber<br />

auch von Glaubenssätzen, Kosmologien <strong>und</strong><br />

Weltsichten ab. Nur wenn wir die zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Geschichten ändern, können wir auf eine<br />

Weise nachhaltig wirtschaften, dass wir eine für<br />

alle faire <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Zukunft auf diesem lebendigen<br />

Planeten sicherstellen können. Ökonom,<br />

Club-of-Rome Mitglied <strong>und</strong> Bestsellerautor David<br />

C. Korten legt in diesem Buch die Erkenntnisse<br />

seiner mehrere Jahrzehnte überspannende Suche<br />

nach einer besseren Zukunft vor <strong>und</strong> verbindet<br />

unterschiedliche Weltsichten mit der wirklichen<br />

Chance eines ökonomischen Wandels.<br />

November 2<strong>01</strong>5, 200 Seiten, 19,90 EUR<br />

ISBN: 9788494314742<br />

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Karen Wendt (Hrsg.)<br />

CSR <strong>und</strong> Investment Banking<br />

Die Finanzindustrie ist Spiegel der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ihr Businessmodell befindet sich nicht<br />

erst seit der Finanzkrise am Scheideweg. Doch<br />

imer mehr Vorstände <strong>und</strong> Experten der Finanzindustrie<br />

zeigen – nachhaltiges Investment<br />

<strong>und</strong> nachhaltiges Bankgeschäft ist machbar.<br />

Vordenker aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft stellen die integrierte Betrachtung<br />

finanzieller, gesellschaftlicher <strong>und</strong><br />

Umweltleistung in den Mittelpunkt der Geschäftsstrategie<br />

<strong>und</strong> zeigen, dass <strong>Integration</strong><br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keit in die Wertschöpfungskette<br />

funktioniert. Das klassische Dreieck aus Profit,<br />

Risiko <strong>und</strong> Liquidität wird um eine vierte<br />

Komponente ergänzt, die gesellschaftliche<br />

Wirkkraft der Geldverwendung.<br />

Dezember 2<strong>01</strong>5, 533 Seiten, 29,99 EUR<br />

ISBN 978-3-662-43708-7<br />

www.springer.com<br />

B.A.U.M. e. V. (Hrsg.)<br />

Das B.A.U.M Jahrbuch 2<strong>01</strong>6 – <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

glaubwürdig <strong>und</strong> wirksam kommunizieren<br />

Eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft<br />

kann nur gelingen, wenn Unternehmen,<br />

öffentliche Verwaltung <strong>und</strong> jeder Einzelne seinen<br />

Teil dazu beiträgt. Dazu bedarf es zuverlässiger<br />

Informationen <strong>und</strong> einer Form der Kommunikation,<br />

die überzeugt <strong>und</strong> zu langfristigen Verhaltensänderungen<br />

bewegt. Im B.A.U.M.-Jahrbuch<br />

2<strong>01</strong>6 geht es um aktuelle Entwicklungen im<br />

Journalismus <strong>und</strong> die Frage, was <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen<br />

für Medien attraktiv macht. Experten<br />

beleuchten, wie glaubwürdige <strong>und</strong> erfolgreiche<br />

Unternehmenskommunikation zur <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

aussehen kann. Und wir fragen, nicht zuletzt mit<br />

Blick auf die Konsumenten: Wie sieht wirksame<br />

Kommunikation zur <strong>Nachhaltig</strong>keit aus, die zum<br />

Umdenken <strong>und</strong> „Umhandeln“ führt?<br />

Sie können das Jahrbuch 2<strong>01</strong>6 zum Preis<br />

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123


SERVICE | B.A.U.M. INFORMIERT<br />

Unterstützung für Kanzlerin Merkel<br />

Vorbildliche Unternehmen aus dem B.A.U.M.-Netzwerk, die klimaneutral wirtschaften bzw. umfangreiche Maßnahmen<br />

zur Dekarbonisierung erfolgreich realisiert haben, übergaben am 19. November 2<strong>01</strong>5 B<strong>und</strong>eskanzlerin Dr. Angela<br />

Merkel Vorschläge für eine erfolgreiche Energiewende <strong>und</strong> Klimapolitik.<br />

Der B.A.U.M.-Vorsitzende Prof. Dr. Maximilian Gege wies im<br />

Kanzleramt darauf hin, dass B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen<br />

erfolgreich Programme zur Reduzierung von Energieverbräuchen<br />

umgesetzt haben. Die Unternehmen nutzen z. B. Einsparpotenziale<br />

bei Prozessoptimierung (40 %), Druckluftsystemen (30 %),<br />

E-Motoren <strong>und</strong> -Pumpen (30 %), Lüftungsanlagen (25 %),<br />

Beleuchtung (70 %), intelligenter Automatisierungstechnik (10-<br />

25 %), Heizungs-Klima-Lüftungsanlagen (bis 60 %), aber auch<br />

CO 2<br />

-neutralen Gebäuden oder energieeffizienten Rechenzentren<br />

<strong>und</strong> Green-IT-Strategien mit bis zu 70 % Einsparungen.<br />

Allein der Austausch von z. B. 50 % der 14 Mio. ineffizienten<br />

Heizanlage durch effiziente Anlagen einschließlich Wärmepumpen,<br />

Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Solarthermie<br />

<strong>und</strong> Brennstoffzellen würde ein Umsatzvolumen von über 70<br />

Mrd. Euro <strong>und</strong> zusätzliche MwSt.-Einnahmen von 13,3 Mrd.<br />

Euro generieren sowie die CO 2<br />

-Emissionen um 15-20 Mio. Tonnen<br />

reduzieren. Die Zahlung der Abwrackprämie von 1,6 Mrd.<br />

Euro für acht stillzulegende Braunkohle-Kraftwerke könnte so<br />

eingespart werden, die geplante CO 2<br />

-Einsparung von 12,5 Mio.<br />

Tonnen würde durch das vorgeschlagene Wachstumsprogramm<br />

überkompensiert.<br />

„Auch mehr Energieeffizienz durch die staatliche Förderung<br />

der energetischen Haussanierung kann zu wichtigen Impulsen<br />

für eine deutliche Belebung der Investitionstätigkeit in diesem<br />

Bereich führen <strong>und</strong> damit neben der Realisierung großer CO 2<br />

-<br />

Einsparpotenziale auch Arbeitsplätze schaffen oder zusätzlich<br />

sicherer machen“, so Dr. Johannes Merck von der Otto Group.<br />

Aus Sicht von Dagmar Fritz-Kramer, Geschäftsführerin von<br />

Baufritz, gilt es in Zukunft Produkte zu fördern <strong>und</strong> zu fordern,<br />

die sicherstellen, dass alle Faktoren der <strong>Nachhaltig</strong>keit über den<br />

gesamten Produktzyklus hinweg geprüft werden – zugunsten<br />

einer nachhaltigen Zukunft für alle.<br />

An dem Gespräch mit B<strong>und</strong>eskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

am 19. November 2<strong>01</strong>5 nahmen teil:<br />

Dr. Thomas Banning (Vorstandsvorsitzender, NATURSTROM AG),<br />

Dr. Markus Beukenberg (Vorstand/CTO, WILO SE), Gisbert Braun<br />

(Head of Corporate Quality & Sustainability, Faber-Castell Aktiengesellschaft),<br />

Dr. Franz Ehrnsperger (Inhaber, Neumarkter Lammsbräu<br />

Gebr. Ehrnsperger KG), Prof. Dr. Maximilian Gege (Vorsitzender,<br />

B.A.U.M. e. V.), Manfred Greis (Generalbevollmächtigter, Viessmann<br />

Werke GmbH & Co. KG), Lothar Hartmann (Leitung <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement,<br />

memo AG), Alexander Holst (Managing Director of<br />

Sustainability Services DACH, Accenture GmbH), Merlin Koene<br />

(Director Communications Unilever DACH, Unilever), Dagmar Fritz-<br />

Kramer (Geschäftsführerin, Baufritz GmbH & Co. KG), Fritz Lietsch<br />

(Herausgeber, „<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>“), Dr. Johannes<br />

Merck (Direktor Corporate Responsibility, Otto Group), Prof. Dr.<br />

Müller-Kirschbaum (Co-Chair Sustainability Council, Henkel AG<br />

& Co. KGaA), Martin Oldeland (Mitglied des Vorstands, B.A.U.M.<br />

e. V.), Prof. Dr. Götz E. Rehn (Gründer <strong>und</strong> Geschäftsführer, Alnatura<br />

Produktions- <strong>und</strong> Handels GmbH), Axel Schmidt (Leiter des Zentralbereichs<br />

Umwelt, Flughafen Hamburg GmbH), Bernhard Schwager<br />

(Leiter Geschäftsstelle <strong>Nachhaltig</strong>keit, Robert Bosch GmbH), Dr. Jens<br />

Wichtermann (Direktor Unternehmenskommunikation, <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

& Politik, Vaillant GmbH).<br />

Die Einsparpotenziale sind in Großunternehmen, KMU, aber<br />

auch in der öffentlichen Verwaltung zu erreichen <strong>und</strong> können<br />

dort zu einer massiven Reduzierung der Energie-<strong>und</strong> Ressourcenkosten<br />

sowie zur CO 2<br />

-Minderung beitragen. In Deutschland sind<br />

bei konsequenter Nutzung aller schon heute verfügbaren <strong>und</strong><br />

erprobten Technologien Einsparpotenziale von 30-50 Mrd. Euro<br />

jährlich erreichbar, bei gleichzeitiger Schaffung neuer, zukunftsorientierter<br />

Arbeitsplätze. Zusätzlich wird die Abhängigkeit von<br />

<strong>und</strong> der Mittelabfluss durch Energieimporte reduziert.<br />

B.A.U.M. hat die B<strong>und</strong>esregierung aufgefordert, die erfolgreichen<br />

Unternehmensbeispiele beim Klimagipfel im Dezember<br />

2<strong>01</strong>5 in Paris intensiv zu kommunizieren <strong>und</strong> die Teilnehmer zu<br />

motivieren, endlich verstärkt diese Potenziale in Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Verwaltung, aber auch in privaten Haushalten zu nutzen <strong>und</strong><br />

damit auch zur Sicherung des 2-Grad-Ziels <strong>und</strong> eines nachhaltigen<br />

grünen Wachstums beizutragen.<br />

Zur Finanzierung der Maßnahmen hat der B.A.U.M.-Vorsitzende<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege der Kanzlerin ein innovatives Finanzinstrument<br />

vorgestellt, das im Auftrag des B<strong>und</strong>esumweltministeriums<br />

in drei Modellkommunen erprobt wird <strong>und</strong> bereits<br />

124 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


B.A.U.M. INFORMIERT | SERVICE<br />

mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Es handelt sich<br />

dabei um Regionale EnergieEffizienzGenossenschaften (REEG),<br />

die privates Kapital aus der Region sammeln, Anlegern 4 %<br />

Rendite zahlen <strong>und</strong> mit dem Kapital hochrentierliche Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz finanzieren. Positive<br />

Nebeneffekte sind neue Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung<br />

<strong>und</strong> zusätzliche Steuereinnahmen. Dieses Konzept könnte über<br />

Deutschlands Grenzen hinweg gerade auch für die wachstums-<br />

<strong>und</strong> finanzschwachen Länder in Süd- <strong>und</strong> Osteuropa hilfreich<br />

eingesetzt werden.<br />

Das Vorschlagspapier von B.A.U.M. <strong>und</strong> den teilnehmenden Mitgliedsunternehmen<br />

sowie weitere Informationen zum Gespräch im<br />

Kanzleramt finden Sie unter http://www.baumev.de/News/8314/<br />

UntersttzungfrKanzlerinMerkel.html. Außerdem können Sie das<br />

Vorschlagspapier unter maximilian.gege@baumev.de anfordern.<br />

Nachrichten<br />

REEG in der Pilotkommune Norderstedt gegründet<br />

Durch die Regionalen EnergieEffizienzGenossenschaften<br />

(REEG)<br />

nach dem Vorbild des Zukunftsfonds<br />

werden die riesigen Potenziale<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen genutzt <strong>und</strong> die Wertschöpfungsketten<br />

in der Region gestärkt. B.A.U.M. setzt das vom<br />

B<strong>und</strong>esumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative<br />

geförderte Projekt in der Städteregion Aachen,<br />

im Landkreis Berchtesgadener Land <strong>und</strong> in Norderstedt nördlich<br />

von Hamburg um. Hier wurde Anfang November die EnergieEffizienzGenossenschaft<br />

offiziell gegründet, deren Geschäftsführung<br />

B.A.U.M. übernommen hat.<br />

aktiv fördern, wurden Fallstudien durch geführt, auf deren Gr<strong>und</strong>lage<br />

nun eine Praxishilfe für Unter nehmen entwickelt wird. Die<br />

Dokumentation der Fachtagung zum Abschluss des Projekts <strong>und</strong><br />

weitere Informationen finden Sie auf www.enEEbler.de.<br />

Veranstaltungsvorschau<br />

Sustainable Office Day<br />

2.2.2<strong>01</strong>6, Messe Frankfurt, Halle 3.0<br />

Aus dem „Green Office Day“, dem Thementag r<strong>und</strong> ums umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Büro, den B.A.U.M. regelmäßig in Kooperation<br />

mit der Paperworld veranstaltet, wird ab 2<strong>01</strong>6 der „Sustainable<br />

Office Day“. Das Vortragsangebot wurde um soziale Themen<br />

erweitert. Schwerpunkt ist die öko-faire Beschaffung. Am Nachmittag<br />

werden die Gewinner des Wettbewerbs „Büro & Umwelt“<br />

2<strong>01</strong>5 ausgezeichnet <strong>und</strong> der Wettbewerb 2<strong>01</strong>6 wird gestartet.<br />

www.buero.<strong>und</strong>-umwelt.de<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet! Unter www.baumev.de<br />

finden Sie aktuelle Nachrichten <strong>und</strong> Veranstaltungshinweise.<br />

Partner im Netzwerk<br />

Mitglieder von Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat der neu gegründeten Norderstedter<br />

EnergieEffizienzGenossenschaft<br />

Mitarbeiter engagieren sich für erneuerbare Energien,<br />

Klimaschutz <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Wie Mitarbeiter die Energiewende in<br />

Unternehmen vorantreiben <strong>und</strong> welche<br />

Synergien zwischen beruflichem<br />

<strong>und</strong> privatem Leben entstehen können, ist eine der zentralen<br />

Fragen des vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) geförderten Forschungsprojekts enEEbler, das im Frühjahr<br />

abgeschlossen wird. In r<strong>und</strong> 15 Unternehmen, die die Einbindung<br />

ihrer Mitarbeiter für erneuerbare Energien <strong>und</strong> Klimaschutz bereits<br />

Als neue Mitglieder des Förder kreises von B.A.U.M. e. V.*<br />

begrüßen wir:<br />

AE-advertising GmbH, Berlin | ALDI Einkauf<br />

GmbH & Co. oHG – Unternehmensgruppe<br />

ALDI Nord, Essen | ALDI Einkauf<br />

GmbH & Co. oHG – Unternehmensgruppe<br />

ALDI Süd, Mühlheim/Ruhr | AQAL AG, München | Authentic<br />

Nutrients Deutschland GmbH, Hamburg | Delta-SR GmbH, Neuss<br />

| eco-INSTITUT Germany GmbH, Köln | grün versichert GmbH,<br />

Hamm | Institut Bauen <strong>und</strong> Umwelt e. V., Berlin | Landgut A. Borsig<br />

GmbH & Co Betriebs KG, Nauen | MCCars Fahrgemeinschaften<br />

GmbH, Haar | PrimaKlima-weltweit- e. V., Bergisch Gladbach |<br />

transparente – <strong>Nachhaltig</strong>e Vorsorgeprodukte GmbH, Hamburg<br />

| TRILUX Vertrieb GmbH, Arnsberg<br />

* Stand zum Redaktionsschluss am 20.11.2<strong>01</strong>5<br />

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125


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Forum präsentiert: Organisationen <strong>und</strong> Dienstleister<br />

für ein erfolgreiches CSR Engagement<br />

Eventmanagement <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

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ONE WORLD Reisen mit Sinnen<br />

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Tel.: +49 (0)231 / 58 97 92 - 0<br />

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Einzigartige Reiseprogramme <strong>und</strong> besondere Inhalte sind unser<br />

Credo, in Asien, Afrika, auf den Inseln im Atlantik, in Europa, Südamerika<br />

<strong>und</strong> Ozeanien.<br />

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D - 19309 Lenzen (Elbe)<br />

Tel.: +49 (0)38792 / 5078 300<br />

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Hoch über der Flussaue der Elbe gelegen, inmitten urwüchsiger<br />

Natur, liegt das BioHotel Burg Lenzen, eine der ältesten <strong>und</strong><br />

schönsten Burganlagen an der Elbe.<br />

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entwickeln die passende Lösung für Ihre Ansprüche.<br />

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<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Medien <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Dürfen Journalisten<br />

Aktivisten sein?<br />

Todesursache:<br />

Geplanter Verschleiß<br />

Sozial-Finanzierung<br />

Wie Social Impact Bonds<br />

die Staatskasse schonen<br />

SMARTE PRODUKTE Autoreifen aus Löwenzahn,<br />

Fahrräder aus Bambus, Kaffeemaschinen aus alten CDs:<br />

Wenn Entwickler in Kreisläufen denken.<br />

Das Entscheidermagazin für<br />

nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

<strong>und</strong> Corporate Social Responsi bility.<br />

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127


SERVICE | EVENTS IN DER VORSCHAU<br />

18. <strong>und</strong> 19. Januar 2<strong>01</strong>6 in Berlin<br />

13. Internationaler Fachkongress<br />

für Biokraftstoffe<br />

Als Leitveranstaltung der deutschen Biokraftstoffwirtschaft<br />

ist der Fachkongress<br />

ein Muss für den Austausch mit deutschen<br />

<strong>und</strong> internationalen Akteuren aus Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft. Alle relevanten<br />

Marktakteure sind eingeb<strong>und</strong>en,<br />

um die Bedürfnisse der Branche gezielt<br />

anzusprechen. In insgesamt 14 Foren <strong>und</strong><br />

einer Podiumsdiskussion werden internationale<br />

Marktentwicklungen, aktuelle<br />

Forschungsergebnisse <strong>und</strong> Praxiserfahrungen<br />

mit bereits etablierten <strong>und</strong> neuen<br />

Biokraftstoffen vorgestellt.<br />

www.kraftstoffe-der-zukunft.de<br />

19. bis 21. Januar 2<strong>01</strong>6 in Berlin<br />

Greenshowroom / Ethical Fashion<br />

Show<br />

Let’s talk about … Kreislaufwirtschaft! Die<br />

beiden grünen Modemessen widmen sich<br />

zur Wintersaison der Ressourceneffizienz<br />

<strong>und</strong> beleuchten Recycling-Konzepte in der<br />

Modeindustrie. Im Rampenlicht stehen dabei<br />

internationale Labels mit erstklassigen<br />

Modekollektionen. Im Greenshowroom<br />

<strong>und</strong> auf der Ethical Fashion Show Berlin<br />

präsentiert die Messe Frankfurt die wichtigsten<br />

Brands aus dem grünen Segment.<br />

Mit einem breiten Modespektrum <strong>und</strong><br />

einem informativen Event-Programm<br />

verwandelt sich der Postbahnhof einmal<br />

mehr zum Zentrum für nachhaltige Mode<br />

während der Berlin Fashion Week.<br />

www.green-showroom.net<br />

www.ethicalfashionshowberlin.com<br />

21. Januar 2<strong>01</strong>6 in Berlin<br />

lavera Showfloor 2<strong>01</strong>6<br />

Lust auf Fashion, Beauty & more? Im<br />

Januar heißt es wieder „Celebrating<br />

Natural Beauty“ - bereits zum 7. Mal findet<br />

der lavera Showfloor im Rahmen der<br />

Mercedes Benz Fashion Week in Berlin<br />

statt. Ein Highlight auf dem bevorstehenden<br />

Event ist wieder die Vergabe eines<br />

Awards. Mit dem lavera Green Fashion<br />

Award möchte lavera Naturkosmetik die<br />

Produktion von umweltgerecht hergestellter<br />

Bekleidung <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit fördern.<br />

www.lavera-showfloor.de<br />

25. Januar 2<strong>01</strong>6 in Berlin<br />

Zweites Deutsches CSRcamp<br />

Zum zweiten Mal findet das deutschlandweite<br />

Barcamp zum Thema Corporate<br />

Social Responsibility <strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

als „Unkonferenz“ in Berlin statt. Bei<br />

diesem Veranstaltungsformat bestimmen<br />

die TeilnehmerInnen die Agenda selbst,<br />

„mitwirken statt zuschauen“ lautet das<br />

Motto. Bereits im vergangenen Jahr lobten<br />

die r<strong>und</strong> 120 CSRcamp-TeilnehmerInnen<br />

den fachlichen Austausch über entscheidende<br />

Fragen unternehmerischer<br />

Gesellschaftsverantwortung <strong>und</strong> die<br />

hervorragenden Netzwerkmöglichkeiten.<br />

Der Wissenstransfer mit CSR-Managern<br />

<strong>und</strong> Vertretern der Zivilgesellschaft, Politik<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft soll in diesem Jahr noch<br />

vertieft werden.<br />

www.csrcamp.de<br />

10. bis 13. Februar 2<strong>01</strong>6 in Nürnberg<br />

BIOFACH / Vivaness<br />

Auf der BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-<br />

Lebensmittel, präsentiert die Branche<br />

alljährlich ein umfassendes, inspirierendes<br />

<strong>und</strong> globales Angebot zertifizierter<br />

Bio-Produkte. Die Vielfalt reicht von<br />

Frischeprodukten, wie Molkereierzeugnissen<br />

<strong>und</strong> Käse, über Obst <strong>und</strong> Gemüse,<br />

Trockenprodukte, wie Getreide- <strong>und</strong> Hülsenfrüchte,<br />

Nüsse <strong>und</strong> Süßwaren bis hin<br />

zu Getränken. Die Highlights 2<strong>01</strong>6 sind<br />

die Erlebniswelten Olivenöl, Vegan <strong>und</strong><br />

Wein sowie Cook + Talk – der Treff für Profiköche!<br />

Außerdem das 10. Jubiläum der<br />

VIVANESS, der Internationalen Fachmesse<br />

für Naturkosmetik, die mit der Premiere<br />

des Bühnenprogramms VIVANESS on<br />

stage, den Best New Product Awards, dem<br />

VIVANESS-Kongress <strong>und</strong> der Keynote von<br />

Dr. Auma Obama lockt.<br />

www.biofach.de<br />

www.vivaness.de<br />

16. bis 18. Februar 2<strong>01</strong>6 in Essen<br />

E-world energy & water<br />

Die Messe E-world energy & water ist<br />

mit mehr als 600 Ausstellern <strong>und</strong> 24.000<br />

Besuchern aus 80 Ländern die europäische<br />

Leitmesse der Energie- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> stehen innovative<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen aus der<br />

Strom-, Gas- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft, aber<br />

auch die Top-Themen Erneuerbare Energien,<br />

Energieeffizienz, Speicherung <strong>und</strong><br />

Smart Energy. Das Rahmenprogramm<br />

mit über 200 Referenten richtet sich an<br />

ein qualifiziertes Fachpublikum, das an<br />

direktem <strong>und</strong> intensivem Austausch in<br />

Konferenzen, Workshops, Foren <strong>und</strong> auf<br />

Messeständen interessiert ist.<br />

www.e-world-essen.com<br />

16. bis 20. März 2<strong>01</strong>6 in Friedrichshafen<br />

e-mobility-world<br />

Nach „Otto“ <strong>und</strong> „Diesel“ kommt jetzt<br />

Elektro: Neue alternative Antriebe stehen<br />

im Mittelpunkt der Expo für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Mobilität, die dieses Jahr in die 8. R<strong>und</strong>e<br />

geht. Einmal „erfahren“, wie ein elektrogetriebener<br />

Sportwagen „abgeht“<br />

oder ein E-Bike <strong>und</strong> einen Elektroroller<br />

beschleunigen - das haben die Besucher<br />

in der Vergangenheit gerne in Anspruch<br />

genommen <strong>und</strong> dabei „Fahrspaß pur“<br />

genossen. Lassen Sie sich von den neuen<br />

Highlights überraschen <strong>und</strong> begeistern.<br />

www.e-mobility-world.de<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


EVENTS IN DER VORSCHAU | SERVICE<br />

20. <strong>und</strong> 21. Februar in Hamburg | 05. <strong>und</strong><br />

06. März in München | 19. <strong>und</strong> 20. März<br />

in Bochum | 09. <strong>und</strong> 10. April in Leipzig<br />

Heldenmarkt 2<strong>01</strong>6<br />

Unter dem Motto Egal war gestern! laden<br />

die Veranstalter vom Heldenmarkt im<br />

Frühjahr gleich viermal zu Deutschlands<br />

führender Verbrauchermesse für nachhaltigen<br />

Konsum ein. Von Lebensmitteln<br />

über Mode bis hin zu Mobilität oder Geldanlagen<br />

– in nahezu allen Lebensbereichen<br />

bietet die dort ausgestellte Produktpalette<br />

echte Alternativen zum konventionellen<br />

Angebot unserer Konsumgesellschaft.<br />

Neben Verkaufsständen erwartet die<br />

BesucherInnen ein spannendes Rahmenprogramm<br />

mit Kochshows, Vorträgen <strong>und</strong><br />

tollen Aktionen. Der Heldenmarkt: Zum<br />

Informieren, Einkaufen <strong>und</strong> Erleben.<br />

www.heldenmarkt.de<br />

26. bis 28. Februar 2<strong>01</strong>6 in Freiburg<br />

Gebäude.Energie.Technik (GETEC)<br />

Die GETEC ist die Fach-Publikumsmesse<br />

für private <strong>und</strong> gewerbliche Bauherren<br />

<strong>und</strong> Modernisierer mit den Themen<br />

energieeffizientes Planen, Bauen <strong>und</strong><br />

Modernisieren, erneuerbare Energien<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Wohnen. 2<strong>01</strong>6 findet am<br />

25. <strong>und</strong> 26. Februar parallel dazu der 6.<br />

Kongress „Energieautonome Kommunen“<br />

statt. Der Kongress richtet sich an Vertreter<br />

von Kommunen, Stadtwerken, Energieversorgern,<br />

Verbänden, Initiativen <strong>und</strong><br />

Bürgergruppen, Dienstleister <strong>und</strong> Produzenten<br />

im Bereich Erneuerbare Energien<br />

<strong>und</strong> Energieeffizienz.<br />

www.getec-freiburg.de<br />

www.energieautonome-kommunen.de<br />

18. <strong>und</strong> 19. März 2<strong>01</strong>6 in Vallendar<br />

SensAbility<br />

Die Sozialunternehmerkonferenz an der<br />

WHU ist die größte von Studenten geleitete<br />

Konferenz zu Social Entrepreneurship<br />

<strong>und</strong> Social Business. Ziel ist es, Studenten<br />

<strong>und</strong> Berufseinsteiger aller Fachrichtungen<br />

für gesellschaftliche Fragestellungen zu<br />

sensibilisieren <strong>und</strong> so zu nachhaltigem<br />

Handeln zu inspirieren <strong>und</strong> zu motivieren.<br />

Im abwechslungsreichen Programm<br />

aus Reden, Crashkursen, Workshops<br />

<strong>und</strong> Sozialinvestoren-Pitch werden den<br />

TeilnehmerInnen konkrete Möglichkeiten<br />

aufgezeigt, soziale <strong>und</strong> ökologische Missstände<br />

unternehmerisch anzugehen <strong>und</strong><br />

auch beruflich gesellschaftliche Verantwortung<br />

zu tragen.<br />

www.sensability.de<br />

19. <strong>und</strong> 20 März in Bochum<br />

09. <strong>und</strong> 10. April in Leipzig<br />

ExtraVurst<br />

Immer mehr Menschen suchen nach<br />

einem Lebensstil, der im Einklang mit<br />

unseren natürlichen Ressourcen steht.<br />

Insbesondere eine pflanzenbasierte Ernährung<br />

schont dabei unser Klima. Im Frühjahr<br />

startet hierzu in der Jahrh<strong>und</strong>erthalle<br />

Bochum im Ruhrgebiet <strong>und</strong> in der Kongresshalle<br />

am Zoo in Leipzig Deutschlands<br />

erste Messe für die bio-vegane Lebensweise<br />

– die ExtraVurst. Unterstützt wird die<br />

Veranstaltung durch den Vegetarierb<strong>und</strong><br />

Deutschland e.V.<br />

www.extravurst.de<br />

31. März bis 03. April 2<strong>01</strong>6 in Stuttgart<br />

Fair Handeln<br />

Die Internationale Messe für Fair Trade<br />

<strong>und</strong> global verantwortungsvolles Handeln<br />

ist eine Messe für alle, die sich<br />

engagiert für ein global faires <strong>und</strong> nachhaltiges<br />

Handeln einsetzen. Sie stellt<br />

einen Marktplatz für Fachbesucher <strong>und</strong><br />

Endverbraucher dar <strong>und</strong> zeigt das Spektrum<br />

von fair gehandelten Produkten,<br />

Nahrungsmitteln, Textilien, Kosmetik,<br />

Kunst, Entwicklungszusammenarbeit,<br />

nachhaltigemTourismus, nachhaltigem<br />

Finanzwesen bis hin zu einer verantwortlichen<br />

Unternehmensführung<br />

(CSR). Mit ihren zahlreichen Bildungsveranstaltungen,<br />

Forumsbeiträgen <strong>und</strong><br />

Podiumsdiskussionen ist sie die deutsche<br />

Leitmesse zum Thema.<br />

www.fair-handeln.com<br />

5. <strong>und</strong> 6. April 2<strong>01</strong>6 in Ludwigsburg bei<br />

Stuttgart<br />

12. Deutsches CSR-Forum<br />

Das Deutsche CSR-Forum – Internationale<br />

Konferenz für <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit – ist die europaweit<br />

größte unabhängige Plattform zu CSR<br />

<strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit mit Konferenz, Messe<br />

<strong>und</strong> der Verleihung des Deutschen<br />

CSR-Preises. Hier werden Chancen einer<br />

nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen<br />

aufgezeigt <strong>und</strong> der Austausch<br />

zu gesellschaftlich relevanten Themen<br />

gefördert. Die drei Schwerpunktthemen<br />

sind Digitalisierung, Leadership <strong>und</strong> Warenströme.<br />

Parallel finden der Academic<br />

CSR Summit <strong>und</strong> der CSR and Human<br />

Resources Summit statt.<br />

www.csr<strong>forum</strong>.eu<br />

12. <strong>und</strong> 13. April 2<strong>01</strong>6 in Deauville /<br />

Frankreich<br />

Made in Corporate<br />

Innovation Awards<br />

Die erste Ausgabe der Made in Corporate<br />

Innovation Awards, das internationale<br />

Filmfestival zum Thema Unternehmensinnovation<br />

<strong>und</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit wird in<br />

Deauville (FR) stattfinden. Produzenten,<br />

Agenturen <strong>und</strong> deren K<strong>und</strong>en sind eingeladen,<br />

Dokumentar-, Corporate- <strong>und</strong><br />

Werbefilme einzureichen. Nehmen Sie an<br />

einem einzigartigen Wettbewerb teil, bei<br />

dem sich die besten audiovisuellen <strong>und</strong><br />

digitalen Produktionen zusammenfinden!<br />

Einreichfrist: 15. Februar 2<strong>01</strong>6<br />

www.madeincorporate.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

129


SERVICE | VORSCHAU & IMPRESSUM<br />

Nachwort <strong>und</strong> Ausblick Heft 2/2<strong>01</strong>6<br />

NACH DEM ERFOLG VON PARIS<br />

VOM REDEN ZUM HANDELN<br />

Rolf Kreibich, Fritz Lietsch (Hrsg.)<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert – inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

Mit Beiträgen u.a. von Franz Alt; Maximilian Gege; Mathias Greffrath; Bärbel Höhn;<br />

Peter Stephan Jungk; Rolf Kreibich; Fritz Lietsch; Horst W. Opaschowski; Franz<br />

Josef Radermacher; Ortwin Renn; Angelica Schwall-Düren; Ernst-Ulrich von<br />

Weizsäcker; Sarah Wiener; Ulrike von Wiesenau<br />

Unser neues Buch Zukunft gewinnen! ist<br />

erschienen. Es will zeigen, dass die Zukunft<br />

jeden einzelnen von uns etwas angeht.<br />

Dass wir handlungsfähig sind, die Zukunft<br />

erträumen <strong>und</strong> nach bestem Wissen <strong>und</strong><br />

Gewissen gestalten dürfen <strong>und</strong> sollen.<br />

Deswegen ist dieses Buch erst ein Auftakt.<br />

Wir möchten Sie einladen, sich den vielen<br />

alten <strong>und</strong> jungen Zukunftsgestaltern anzuschließen,<br />

Ihre zukunftsweisenden Ideen<br />

einzubringen <strong>und</strong> Ihre Projekte für den<br />

positiven Wandel vorzustellen. Gemeinsam<br />

erreichen wir mehr – <strong>und</strong> gemäß dem<br />

Megatrend WeQ gehört die Zukunft der Gemeinschaft,<br />

der Kooperation, dem Respekt<br />

<strong>und</strong> damit letztlich der Liebe.<br />

Zukunft gewinnen!: EUR 24,80<br />

ISBN 978-3-925646-65-2<br />

Gemeinsam stark<br />

Für alle Zukunftsgestalter stellen wir von ALTOP (All Love To Our Planet) unsere Medien<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> laden Sie herzlich ein, diese für Ihre Zwecke zu nutzen:<br />

• Das ECO-World Jahrbuch <strong>und</strong> Portal bietet allen Anbietern zukunftsorientierter Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen eine Plattform, sich zu präsentieren <strong>und</strong> damit erfolgreich<br />

zu sein. www.eco-world.de<br />

• Das Videoformat 99 seconds for the future präsentiert Kurzportraits von Zukunftsgestaltern<br />

aus vielen Gesellschaftsbereichen <strong>und</strong> zu den unterschiedlichsten Themenstellungen.<br />

www.99seconds.tv<br />

• <strong>forum</strong> nachhaltig <strong>Wirtschaften</strong> halten Sie in der Hand <strong>und</strong> damit möchten wir Sie<br />

inspirieren <strong>und</strong> für ein zukunftsorientiertes Handeln ermutigen. www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Und das bringt das kommende Heft<br />

Für das kommende Heft haben wir wieder jede Menge Themen für Sie vorbereitet:<br />

Von der strategischen Frühaufklärung <strong>und</strong> Zukunftsforschung über Big Data im Ges<strong>und</strong>heitsbereich,<br />

die neue B-Corp Bewegung, Klimastiftungen, E-Mobilität, Zero-Waste bis<br />

hin zu Best Practice beim „Wir schaffen das!“.<br />

Und damit auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt, stellen wir Ihnen Neues aus<br />

der Kunst <strong>und</strong> Anregungen zum Urlaub in der Region, auf dem Weingut oder auch<br />

dem Bauernhof vor.<br />

Danke<br />

Wir bedanken uns für Unterstützung durch ein Abonnement oder eine Anzeige sowie<br />

Ihre zahlreichen Anregungen <strong>und</strong> nicht zuletzt für Ihr Engagement für eine lebenswerte<br />

Zukunft.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ALTOP Verlag GmbH in Kooperation<br />

mit B.A.U.M. e.V.<br />

Redaktion: Fritz Lietsch, Edda Langenmayr,<br />

Bernward Geier, Maja Tittlbach, Martina Steffens,<br />

Elmar Thomassek<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Korrektorat: Uta Dobler, Vera Schilffarth<br />

Verlag: ALTOP Verlag GmbH, Gotzinger Str. 48,<br />

81371 München, Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60, info@altop.de;<br />

www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch; Gerichtsort<br />

München; Handelsregister Nr. 749 25<br />

Anzeigenbetreuung: <strong>forum</strong> Büro Nord, Lasbeker<br />

Str. 9, 22967 Tremsbüttel, Dagmar Hermann,<br />

Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02,<br />

d.hermann@<strong>forum</strong>-csr.net, mit Hugo Quenzer,<br />

Jürgen Willert, Felicitas Bittong, Rolf W<strong>und</strong>er,<br />

Daniela Günter, Dieter Möller<br />

Abonnentenbetreuung: <strong>forum</strong> Büro Süd, Jennifer<br />

Staniulis, abo@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 10<br />

Marketing: Maja Tittlbach,<br />

m.tittlbach@<strong>forum</strong>-csr.net,<br />

Telefon +49 (0)179 / 5 <strong>01</strong> 49 40<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim<br />

Telefon +49 (0)2225 / 88 <strong>01</strong> - 0,<br />

info@ips-pressevertrieb.de<br />

Bezug auch direkt unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Layout <strong>und</strong> Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Preis: 7,50 Euro<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

ISSN 1865-4266<br />

Printed in Germany 2<strong>01</strong>5<br />

Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen<br />

sowie die Best Practice-Beispiele sind die Unternehmen<br />

selbst verantwortlich. Namentliche oder<br />

anders gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die<br />

durch die Herstellung des Magazins verursachten<br />

Treibhausgase werden durch Klimaschutzmaßnahmen<br />

kompensiert. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des Verlages unter Angabe<br />

der Bezugsanschrift gestattet. Aus Gründen der<br />

besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche<br />

Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser<br />

Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die<br />

männliche als auch die weibliche Schreibweise für<br />

die entsprechenden Beiträge gemeint ist.<br />

Kuratorium<br />

Energie Prof. Dr. Claudia Kemfert, DIW; Dr. Axel<br />

Berg, EUROSOLAR Ethischer Konsum Michael<br />

Kuhndt, CSCP Gesellschaft & Zukunft Prof. Dr.<br />

Rolf Kreibich, Institut für Zukunftsstudien <strong>und</strong><br />

Technologiebewertung; Stefanie Wahl, Denkwerk<br />

Zukunft Globalisierung & Entwicklung Prof. Dr. Dr.<br />

Franz Josef Radermacher, Universität Ulm; Barbara<br />

Unmüßig, Heinrich-Böll-Stiftung Green Money<br />

Rolf D. Häßler, oekom research AG; Volker Weber,<br />

Forum <strong>Nachhaltig</strong>e Geldanlagen Landwirtschaft<br />

& Ernährung Bernward Geier, COLABORA Medien<br />

Prof. Dr. Torsten Schäfer, Hochschule Darmstadt<br />

Psychologie Prof. Dr. Lenelis Kruse, Universität Heidelberg<br />

Social Business Peter Spiegel, GENISIS Umwelt-<br />

& Ressourcenschutz Prof. Maximilian Gege,<br />

B.A.U.M. Klima & Ozeane Mojib Latif, Geomar<br />

Ihr <strong>forum</strong>-Team<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

CO 2<br />

neutral gedruckt mit dem Projekt www.grünesklima.de – ein Produkt der Miller Forest Investment AG. Dauerhafte <strong>und</strong> ökologisch wertvolle Bindung von Kohlendioxid<br />

durch Mischwaldaufforstung in Südamerika. Inhalt gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk, hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.<br />

Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. Umschlag gedruckt auf Satimat Green, hergestellt aus 60prozentigem Anteil an Recyclingfasern sowie 40 Prozent<br />

FSC®zertifizierten Fasern. Ein Produkt der Arjowiggins Graphic.<br />

130<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.


© istock/shotbydave<br />

hochtief.de/nachhaltigkeit<br />

© Oli Keinath<br />

MEINE<br />

ZUKUNFT<br />

UNSERE<br />

TECHNOLOGIE<br />

Mit BIM sind Sie immer einen Schritt voraus<br />

Wer auf den Spuren von HOCHTIEF durch Hamburg spaziert,<br />

begegnet oft Gebäuden <strong>und</strong> Infra struk tur projekten, die von uns<br />

geplant <strong>und</strong> gebaut wurden. Viele dieser Bauwerke entstanden<br />

mit der zukunftsweisenden Methode „Building Information<br />

Modeling“ (BIM). Mit BIM optimieren wir die Planungs phase,<br />

die Bauausführung <strong>und</strong> den Betrieb mithilfe eines 3D- Com putermodells.<br />

Indem wir Dimensionen wie Zeit oder Kosten mit dem<br />

Modell verknüpfen <strong>und</strong> unsere Prozesse digitalisieren, werden<br />

mögliche Konfl ikte schon frühzeitig erkannt <strong>und</strong> behoben. In<br />

Hamburg <strong>und</strong> überall auf der Welt realisieren wir Projekte mit<br />

BIM – <strong>und</strong> sind so stets einen Schritt voraus.<br />

Unsere Experten von HOCHTIEF ViCon beraten Sie gern:<br />

www.hochtief-vicon.de<br />

Wir bauen die Welt von morgen.


Früher galt „Wald-<strong>und</strong>-Wiesen-Bank“<br />

als Schimpfwort.<br />

Heute ist es eine<br />

Prime-Auszeichnung wert.<br />

Wer in die Zukunft investiert, sollte auch dafür sorgen, dass es eine gibt. Darum<br />

arbeiten wir seit 2<strong>01</strong>3 komplett CO ²<br />

-frei. Unter anderem des wegen halten wir seit<br />

13 Jahren den begehrten oekom-Prime-Status. Zudem unterstützen wir be sonders<br />

ökologische Firmenprojekte <strong>und</strong> zählen b<strong>und</strong>esweit zu den wichtigsten Finanzierern<br />

der Energiewende. Sie sehen: Selbst Mutter Natur gehört zu unseren K<strong>und</strong>en.<br />

Mehr unter: hvb.de/nachhaltigkeit

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