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forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2013: Hallo Klimawandel

Schwerpunktthema: Klimaschutz forum-Special: Experiment Ozean. Forscher Mojib Latif: Da tickt eine Zeitbombe Besonders betroffen vom Klimawandel sind küstennahe Städte wie New York, sagt Klimaforscher Mojib Latif in der aktuellen forum Nachhaltig Wirtschaften. Aber auch deutsche Inseln wie Sylt seien gefährdet, wenn der Meeresspiegel wie prognostiziert bis Ende des Jahrhunderts um einen Meter steige. Mit Blick auf Schutzmaßnahmen sagt Latif: "Ein Meter funktioniert gerade noch. Aber was darüber hinausgeht, also jenseits des Jahres 2100, wird mit Deichen nicht mehr zu stoppen sein". Zudem ließe die hohe Konzentration von CO2 in der Atmosphäre die Meere versauern. "Da tickt eine Zeitbombe", warnt Latif. Denn werden die Ozeane saurer, verschwinden kleine Organismen wie Krebse oder Muscheln, die am Anfang der Nahrungskette stehen. Die Folgen von Erwärmung und Versauerung seien bislang schwer abzuschätzen. "Wir führen gerade ein gigantisches Experiment mit unseren Weltmeeren durch", so Latif. Auch der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer äußert sich kritisch und bemängelt die deutsche Klimapolitik. "Wir können beim besten Willen nicht zufrieden sein, wie die Energiewende umgesetzt wird." Eine große Chance sieht Töpfer beim Export deutscher Technologien, da diese vergleichsweise energieeffizient seien. Sie sollen auch Staaten wie China oder auch Entwicklungsländern ermöglichen, Energie zu erzeugen, ohne das Klima zu beeinträchtigen. Außerdem in forum: Al Gore, Wangari Muta Maathai, Richard Branson Promi-Aktivisten im Kampf gegen den Klimawandel Europa ist Weltmeister im Leerfischen Kann die neue EU-Fischereipolitik das ändern? Teilen statt Haben Wie wird die Sharing Economy zum Massenmarkt? Kickt lieber gut, fördert die Jugend! Mit Nachhaltigkeit tun sich Bundesligaclubs schwer. Denn sie verwechseln CSR mit Charity. Sozialstandards: Warum kann KiK einen Bio-Strampler für 2,99 Euro anbieten? Karl-Erivan Haub, der Chef der KiK-Mutter Tengelmann, im Interview

Schwerpunktthema: Klimaschutz
forum-Special: Experiment Ozean. Forscher Mojib Latif: Da tickt eine Zeitbombe

Besonders betroffen vom Klimawandel sind küstennahe Städte wie New York, sagt Klimaforscher Mojib Latif in der aktuellen forum Nachhaltig Wirtschaften. Aber auch deutsche Inseln wie Sylt seien gefährdet, wenn der Meeresspiegel wie prognostiziert bis Ende des Jahrhunderts um einen Meter steige. Mit Blick auf Schutzmaßnahmen sagt Latif: "Ein Meter funktioniert gerade noch. Aber was darüber hinausgeht, also jenseits des Jahres 2100, wird mit Deichen nicht mehr zu stoppen sein". Zudem ließe die hohe Konzentration von CO2 in der Atmosphäre die Meere versauern. "Da tickt eine Zeitbombe", warnt Latif.

Denn werden die Ozeane saurer, verschwinden kleine Organismen wie Krebse oder Muscheln, die am Anfang der Nahrungskette stehen. Die Folgen von Erwärmung und Versauerung seien bislang schwer abzuschätzen. "Wir führen gerade ein gigantisches Experiment mit unseren Weltmeeren durch", so Latif.

Auch der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer äußert sich kritisch und bemängelt die deutsche Klimapolitik. "Wir können beim besten Willen nicht zufrieden sein, wie die Energiewende umgesetzt wird." Eine große Chance sieht Töpfer beim Export deutscher Technologien, da diese vergleichsweise energieeffizient seien. Sie sollen auch Staaten wie China oder auch Entwicklungsländern ermöglichen, Energie zu erzeugen, ohne das Klima zu beeinträchtigen.

Außerdem in forum:

Al Gore, Wangari Muta Maathai, Richard Branson
Promi-Aktivisten im Kampf gegen den Klimawandel
Europa ist Weltmeister im Leerfischen
Kann die neue EU-Fischereipolitik das ändern?
Teilen statt Haben
Wie wird die Sharing Economy zum Massenmarkt?
Kickt lieber gut, fördert die Jugend!
Mit Nachhaltigkeit tun sich Bundesligaclubs schwer. Denn sie verwechseln CSR mit Charity.
Sozialstandards: Warum kann KiK einen Bio-Strampler für 2,99 Euro anbieten?
Karl-Erivan Haub, der Chef der KiK-Mutter Tengelmann, im Interview

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<strong>04</strong>/<strong>2013</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

ForumDas Entscheider-Magazin<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Terminator als Klimaschützer<br />

„Auch Angeberautos<br />

können sauber sein“<br />

Experiment Ozean<br />

Forscher Mojib Latif:<br />

Da tickt eine Zeitbombe<br />

Grüner Luxus<br />

Qualität statt Bling Bling<br />

<strong>Hallo</strong> <strong>Klimawandel</strong><br />

Welche Promis dagegen kämpfen. Wie Unternehmen und<br />

Städte sich anpassen. Was man selbst tun kann.


www.volkswagen.de/emobility<br />

Einfach genial.<br />

Einfach elektrisch.<br />

Der neue XL1.<br />

Der neue e-up!<br />

XL1 Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 0,9 kombiniert, CO 2 -Emissionen in g/km:<br />

21 kombiniert, Stromverbrauch in kWh/100 km: 7,2 kombiniert.<br />

e-up! Stromverbrauch in kWh/100 km: 11,7 kombiniert, CO 2 -Emission in g/km: 0.


Editorial<br />

Masterplan für den Klimaschutz<br />

Unilever konnte zum Beispiel durch seinen Umzug in ein<br />

neues Gebäude rund 70 Prozent seines Energieverbrauchs<br />

und 40 Prozent seiner Heizkosten einsparen. Wer Altbauten<br />

saniert, kann bei den Heizkosten Einsparungen von knapp<br />

80 Prozent erzielen. Mit einer Effizienzrevolution könnten<br />

wir also sowohl Energieverbräuche als auch Energiekosten<br />

und die klimawirksamen CO 2<br />

-Emissionen stark reduzieren.<br />

Foto oben: Cover: © Coldimages – iStockphoto; diese Seite: © moodboard Premium - Fotolia.com; Foto unten: © Rainer Kant, B.A.U.M. e.V.<br />

Wann bricht das Eis? Der Klimaschutz ist eine Jahrhundertaufgabe –<br />

und bietet Deutschland die Chance, sich mit einer echten Energiewende<br />

zukunftsfähig auszurichten.<br />

Wenn wir heute über Klimaschutz diskutieren, dann primär<br />

über Risiken und Kosten. Insbesondere die Energiewende<br />

erfährt in diesem Zusammenhang heftige Kritik. Allein<br />

<strong>2013</strong> zahlen Energieverbraucher ca. 20 Milliarden Euro für<br />

die Einspeisevergütungen der Betreiber von Erneuerbare<br />

Energien- Anlagen. Auch wenn das Umweltministerium den<br />

Zubau gedeckelt hat, werden in den nächsten Jahren einige<br />

hundert Milliarden Euro fällig. Das bedeutet steigende Stromkosten<br />

für alle. Der Bürger-Widerstand ist von Nord bis Süd<br />

spürbar. Große Player sind bereits mit enormen Verlusten<br />

aus der Wind-Offshore-Technologie ausgestiegen.<br />

Wir benötigen dringend ein neues Markt design,<br />

vor allem eine marktwirtschaftliche Überprüfung<br />

des WErneuerbare-Energien-Gesetzes,<br />

des Emissionshandels, der Freistellung von<br />

Unternehmen von der Ökostromabgabe und<br />

weitere Maßnahmen. Gleichzeitig brauchen<br />

wir endlich einen Masterplan, der die herausragenden<br />

Chancen aller Klimaschutzmaßnahmen<br />

konse quent berücksichtigt. Das heutige<br />

System fördert zwar Erneuerbare Energien, aber<br />

Energie einspar-Maßnahmen und die gewaltigen<br />

Energie effizienzpotenziale sind ungenügend<br />

berücksichtigt.<br />

Diese enormen Chancen müssen wir nutzen!<br />

Bei den Sparmaßnahmen ist zudem mit keinem<br />

Widerstand aus der Bevölkerung zu rechnen – im<br />

Gegenteil: Der größte Teil der rund vier Millionen<br />

Unternehmen und ca. 40 Millionen Haushalte<br />

sowie 400 Landkreise in Deutschland würde<br />

enorm profitieren. Der Konsumgüterkonzern<br />

Fritz Lietsch<br />

CEO Altop Verlag, Hrsg.<br />

f.lietsch@eco-world.de<br />

Wachstum durch Klimaschutz!<br />

So könnte ein milliardenschweres Klimaschutz-Wachstumsprogramm<br />

entstehen, initiiert mit einem Bruchteil an Fördermitteln,<br />

die wir heute und in Zukunft für die Energiewende ausgeben<br />

werden. Die Vorteile für die gesamte Gesellschaft: Mit<br />

diesem Programm sichern wir bestehende und schaffen neue<br />

Arbeitsplätze, machen uns unabhängig von fossilen Brennstoffen<br />

und bringen Milliarden zusätzliche Steuer einnahmen<br />

durch die anfallende Mehrwertsteuer für Kommunen und<br />

den Staat. So mancher Unternehmer macht bereits heute vor,<br />

wie Klimaschutzmaßnahmen profitabel umgesetzt werden<br />

können, etwa der Multiunternehmer Richard Branson. Diese<br />

Ausgabe hält verschiedene Lösungen für Sie bereit.<br />

Die Energiewende ist eine Jahrhundertaufgabe. Sie bietet<br />

aber auch die großartige Chance, Deutschland zukunftsfähig<br />

auszurichten und zum internationalen Klimaschutz-Vorbild zu<br />

entwickeln. Wenn die Politik dann noch die entsprechenden<br />

Rahmenbedingungen setzt, ist eine langfristige, sichere und<br />

bezahlbare Energieversorgung für alle bald Realität.<br />

Tina Teucher<br />

Redaktionsleitung<br />

t.teucher@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Prof. Maximilian Gege<br />

Vorsitzender von B.A.U.M. e.V.<br />

Co-Herausgeber<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


INhalt<br />

13<br />

Zu Lebzeiten kämpfte Wangari Maathai<br />

für Naturschutz in Afrika. 44<br />

Werden die Meere so sauer, dass irgendwann<br />

nur noch Quallen dort überleben?<br />

3 Editorial<br />

6 <strong>forum</strong>-News<br />

7 Ein Klo aus stroh … und weitere gute Nachrichten<br />

für den Klimaschutz.<br />

8 sChWERpuNKt: Klimaschutz<br />

10 Interview „Wir können nicht zufrieden sein“, sagt<br />

KLAUS TÖPFEr mit Blick auf die Energiewende.<br />

13 In Bildern AL GOrE, WANGAri MUTA MAATHAi,<br />

riCHArD BrANSON – Aktivisten im Kampf gegen<br />

den <strong>Klimawandel</strong>.<br />

20 Grüne Bahncard und ökostrom So schützen<br />

Unternehmen das Klima.<br />

22 Klima-Risikomanagement Wen die Energiewende<br />

kalt erwischt, hat es schwer bei investoren.<br />

24 auf dem Weg zur Klima-stadt<br />

27 2014 müssen Zahlen auf den tisch Klimakonferenzen<br />

können nicht mehr ergebnislos enden.<br />

30 Interview „Sogar Angeberautos können sauber<br />

sein“, meint ArNOLD SCHWArZENEGGEr.<br />

36 preisen reicht nicht Man muss die Natur auch einpreisen.<br />

40 Klimaschutz selber machen ideen, Projekte und<br />

investitionsmöglichkeiten.<br />

42 <strong>forum</strong> fragt Entscheider Was bedeutet der <strong>Klimawandel</strong><br />

für ihr Unternehmen?<br />

43 spECIal: Ozeane<br />

44 Interview in unseren Meeren tickt eine Zeitbombe<br />

– wann geht sie hoch? Forscher MOJiB LATiF im<br />

Gespräch.<br />

52 Weltmeister im leerfischen Kann die neue<br />

EU-Fischereipolitik etwas ändern?<br />

56 Die Macht der Wellen Warum Meeresenergie stärker<br />

als Windkraft ist.<br />

60 Schätze aus der Tiefe Erste Firmen wollen rohstoffe<br />

aus der Tiefsee fördern. Geht das gut?<br />

62 <strong>Nachhaltig</strong>er Fisch, ökologische Schifffahrt? Tipps<br />

für Unternehmen und Verbraucher.<br />

63 thEMEN<br />

Innovationsschmieden<br />

64 Das huB München öffnet der Social Business-<br />

Szene die Pforten.<br />

unternehmensführung<br />

68 serie Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann.<br />

69 serie Fünf Stufen zum erfolgreichen CSr-Management.<br />

72 Kolumne Was sind „wirklich nachhaltige“ innovationen?<br />

rALPH THUrM<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


INhalt<br />

74<br />

Kein Luxus ohne <strong>Nachhaltig</strong>keit, sagt<br />

Ex-Puma-CEO Jochen Zeitz.<br />

86<br />

Als HSV-Vorstand machte Katja Kraus<br />

die Fußball-Bundesliga nachhaltiger.<br />

Green luxury<br />

74 Interview Mit 30 Jahren schon Puma-CEO: JOCHEN<br />

ZEiTZ erklärt, warum Luxus ohne <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

nicht funktioniert.<br />

sharing Economy<br />

82 Teilen statt Haben Wie wird die Sharing Economy<br />

zum Massenmarkt?<br />

Fußball<br />

86 Kickt lieber gut Warum Fußballvereine mit CSr ihre<br />

liebe Not haben.<br />

Green Money<br />

90 Damit Geld wirklich nicht stinkt Finanzprodukte<br />

brauchen Label.<br />

Branchenreport<br />

92 Gebäude im Größenwahn Die immobilienbranche<br />

baut Häuser bis zum Himmel, lässt bei <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

aber Luft nach oben.<br />

Food<br />

98 Gemüse aus der Region statt Currywurst So arbeiten<br />

nachhaltige Betriebsgastronomien.<br />

leserdiskussion<br />

102 Geplanter Verschleiß Produkte, die zu lang halten,<br />

gefährden den Konsum.<br />

social Entrepreneurship<br />

1<strong>04</strong> serie social Business Kinderbetreuung: Mit Schnuller<br />

und Lätzchen ins Büro.<br />

Politik & Gesellschaft<br />

107 <strong>Nachhaltig</strong>keitslobbying Wer tummelt sich in den<br />

Vorzimmern deutscher Politiker?<br />

Entscheider im Gespräch<br />

108 Interview Tengelmann-Chef HAUB über die Konzerntochter<br />

KiK und Katastrophen in Textilfabriken.<br />

Green Events<br />

112 Der Kongress tanzt Vier Schritte zum Event, der<br />

rockt.<br />

116 Die B.A.U.M.-Jahrestagung Die Zukunft einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsweise.<br />

Der internationale Blick<br />

118 studie Deutsche Firmen sind international keine<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Leuchten.<br />

119 sERVICE<br />

120 <strong>forum</strong> Medientipps<br />

122 B.A.U.M. informiert<br />

124 <strong>forum</strong> Kleinanzeigen<br />

126 <strong>forum</strong> Events im Rückblick<br />

127 <strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

129 Themenvorschau und impressum<br />

130 Zehn Traumfragen an Amelie Fried<br />

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5


News<br />

Aufgestaute Flüsse sind Klimasünder<br />

Der Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Methan<br />

durch aufgestaute Flüsse, so genannte Stauhaltungen, ist<br />

nicht zu unterschätzen. Dies haben Wissenschaftler des<br />

Instituts für Umweltwissenschaften an der Universität<br />

Koblenz-Landau ermittelt. Doch die meisten aktuellen Kohlenstoff-<br />

und Treibhausgasbilanzen berücksichtigen diesen<br />

Beitrag nicht. Weltweit sind mehr als 60 Prozent der großen<br />

Flusssysteme gestaut. Bereits jetzt schätzen brasilianische<br />

Forscher, dass Seen, große Stauseen und Flüsse mit 1<strong>04</strong><br />

Millionen Tonnen jährlich für fast ein Viertel aller von Menschen<br />

verursachten Methanemissionen verantwortlich sind.<br />

Fünf Gründe, warum Unternehmen durch<br />

nachhaltigen Konsum gewinnen<br />

Während Verbraucher zunehmend auf nachhaltigen Konsum<br />

setzen, tun sich Unternehmen immer noch schwer:<br />

zu aufwändig, zu teuer, nicht praktikabel. Dabei gibt es<br />

wirtschaftliche Gründe, die der neue Ratgeber der gemeinnützigen<br />

AG Phineo zusammenfasst: Wettbewerbsvorteile<br />

durch kaufkräftige Konsumenten, Geldeinsparungen z.B.<br />

durch Energie- und Geräteeffizienz, motiviertere Mitarbeiter,<br />

langfristige Geschäftssicherung sowie neue Märkte.<br />

Der kostenlose Praxis-Ratgeber „Beschaffen Sie Zukunft!“<br />

steht zum Download bereit: www.phineo.org<br />

Erblühtes Dach: Phyto Kinetic<br />

Warum heißt es eigentlich „grüne” Mobilität? Jetzt kommt<br />

endlich der farbechte Beweis. Der spanische Landschaftskünstler<br />

Marc Grañén hat einen Garten auf einen Bus und einen<br />

Van gepflanzt. „Ich will die Gartenfläche in die städtische<br />

Umwelt bringen, die CO 2<br />

-Aufnahme der Pflanzen steigern<br />

und den öffentlichen Transport ökologisch und touristisch<br />

attraktiv machen“, so Grañén. Seinem Projekt gab er den<br />

Namen Phyto Kinetic.<br />

Kleine Büsche und Gräser entsprießen dem Busdach. Es lässt<br />

sich natürlich mit Regen bewässern oder mit dem Wasser<br />

der Klimaanlage des Fahrzeugs. Diese muss auch weniger<br />

arbeiten, denn der Dachgarten senkt die Temperatur im<br />

Businnenraum um 3,5°C.<br />

Der Künstler und sein Team haben mit wissenschaftlichen<br />

Beratern das Konzept durchdacht: Es ist weltweit patentiert<br />

und verkehrssicher. Steigt mit so einem Garten nicht der<br />

Verbrauch? Nein: Die Website www.urbangardensweb.com<br />

berichtet, dass der leichte, sieben Zentimeter dicke und<br />

erdelose Schaum viel leichter ist als normaler Boden und sogar<br />

das Gewicht des Dachs reduziert. So können die Pflanzen<br />

pro Bus 25kg CO 2<br />

im Jahr absorbieren.<br />

Grañén träumt davon, die Idee nach New York zu bringen. Er<br />

weiß aber, dass das ähnliche Konzept „BioBus“ dort gescheitert<br />

ist. Er nimmt es optimistisch: „Edison experimentierte<br />

1.000 mal ergebnislos, bevor er die Glühbirne erfand“.<br />

Finanzinstitute veröffentlichen gemeinsame<br />

Grundsätze für Management-Vergütung<br />

Fünf führende Finanzinstitute verpflichten sich mit einem<br />

gemeinsamen Grundsatzpapier zur ethischen Fundierung<br />

von Management-Vergütungen. Unterzeichner sind die<br />

Commerzbank AG, Deutsche Bank AG, DZ BANK AG, HSBC<br />

Trinkaus & Burkhardt AG und HypoVereinsbank. Das Wittenberg-Zentrum<br />

für Globale Ethik moderierte den Prozess.<br />

Neben betriebswirtschaftlichen Kennziffern soll auch die<br />

ethische Dimension des Handelns Eingang in die Führungskräftebewertung<br />

finden. Dies erfordere u.a. eine nachvollziehbare,<br />

der Leistung gemäße Vergütung, nach innen und<br />

außen sichtbare Werte sowie eine Risikobeteiligung für<br />

Führungskräfte.<br />

Mehr unter www.<strong>forum</strong>-csr.net, Suchwort „Finanzinstitute“.<br />

Revision der Norm ISO 14001 schreitet voran<br />

Die Norm ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme ist fast<br />

20 Jahre alt. Im Februar 2012 begann die Internationale Normenorganisation<br />

ISO mit der Revision ihrer Anforderungen.<br />

Rund 300.000 Nutzer jeder Größe und Branche weltweit –<br />

vom Kleinbetrieb über große Industrieunternehmen bis hin<br />

zu Behörden und öffentlichen Einrichtungen – erwarten nun<br />

eine zukunftsweisende Überarbeitung. Mit der Revision soll<br />

sich das Umweltmanagement besser in die Geschäftsprozesse<br />

einer Organisation integrieren. Als nächster Schritt steht<br />

im Dezember <strong>2013</strong> der Komitee-Entwurf „CD2“ an.<br />

Lesen Sie den Fachbeitrag zu Stand und weiterer Planung<br />

der ISO 14001-Revision von Bernhard Schwager, Präsident<br />

des Verbandes der Betriebsbeauftragten für Umweltschutz<br />

e.V. (VBU) unter www.<strong>forum</strong>-csr.net, Suchwort „Revision“.<br />

Mit dem wöchentlichen <strong>forum</strong>-Newsletter immer aktuell informiert sein: www.<strong>forum</strong>-csr.net/service/newsletter<br />

Foto: © Phyto Kinetic<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


NEWs<br />

Gute Nachrichten für den Klimaschutz<br />

Anregende innovationen aus der Love Green Partnerredaktion<br />

Kostenloser Nahverkehr<br />

Verkehrsprobleme und leere Kassen<br />

führten dazu, dass die belgische<br />

Stadt Hasselt ihr Bus-Netz kostenlos<br />

machte. Mit Erfolg. Die Anzahl der<br />

Fahrgäste hat sich verzehnfacht, die<br />

Verkehrsprobleme sind verschwunden<br />

und die Wirtschaft profitiert.<br />

Heu-Schiffen<br />

Mobile Toiletten-Anlagen gibt es<br />

bei allen größeren Veranstaltungen.<br />

Doch die Chemie-Klos sind<br />

nicht wirklich umweltfreundlich.<br />

Eine natürliche Variante könnte<br />

helfen: Strohballen mit eingestecktem<br />

Trichter als Urinal.<br />

Grillkohle aus Olivenkernen<br />

Ein großer Teil der in Deutschland<br />

genutzten Grillkohle wird<br />

immer noch aus Tropenhölzern<br />

gewonnen. Wie wäre es daher mit<br />

Grill-Briketts aus Olivenkernen? Sie<br />

sind frei von chemischen Zusatzstoffen<br />

und CO 2 -neutral.<br />

Foto: © alle Bilder by Flickr, CC BY 3.0 DE; Einzelnachweise v.o.l.n.u.r. © photosteve101 - CC BY 3.0 DE; © DKi Photography - CC BY 3.0 DE; © Serge Melki - CC BY 3.0<br />

DE; © Alaskan Dude - CC BY 3.0 DE; © mrhayata - CC BY-SA 3.0 DE; © dobrych - CC BY-SA 3.0 DE; © P-One; © Beraldo Leal - CC BY 3.0 DE; © gumuz - CC BY 3.0 DE<br />

© Geomangio auf flickr<br />

Kleidung aus Fischernetzen<br />

Wer an Netzstrumpfhosen denkt,<br />

hat nicht unbedingt Fischernetze<br />

im Sinn. Doch genau das ist die idee<br />

einer europäischen initiative, die<br />

aus alten Fischernetzen Textilien<br />

herstellen möchte. Das entlastet die<br />

Umwelt, hilft den Tieren und erfreut<br />

das Auge.<br />

Möbel aus recycelter Pappe<br />

Pappe ist nur für Verpackung da?<br />

Weit gefehlt. Das italienische Unternehmen<br />

P-One fertigt daraus Designer-Möbel,<br />

die bequem, stabil und<br />

langlebig sind. Und am Ende können<br />

die Papp-Möbel natürlich wieder zu<br />

100 Prozent recycelt werden.<br />

trockene Reisfelder fürs Klima<br />

Durch den weltweiten reisanbau<br />

werden jährlich rund 60 Millionen<br />

Tonnen Methan erzeugt. Forscher<br />

haben nun herausgefunden, dass<br />

das regelmäßige Trockenlegen der<br />

reisfelder der Pflanze selbst nicht<br />

schadet, sondern dem Klima hilft<br />

und Wasser spart.<br />

CO 2<br />

-neutrales Rechenzentrum<br />

Bis zu zwei Prozent des weltweiten<br />

Stromverbrauchs gehen auf Kosten<br />

von Rechenzentren. In Island entsteht<br />

nun das erste rechenzentrum,<br />

das CO 2 -neutral betrieben werden<br />

kann. Erdwärme und Wasserkraft<br />

machen es möglich.<br />

Alle guten Nachrichten unter www.nachhaltigwirtschaften.loves-green.de<br />

Mit abfall heizen<br />

Biomasse für die Energiegewinnung<br />

zu nutzen, ist nicht neu. Neu ist<br />

allerdings, dass es in Deutschland<br />

nun mit Klimakönner einen Anbieter<br />

gibt, der Biogas ausschließlich aus<br />

organischen Abfällen bereitstellen<br />

kann. inklusive Siegel vom TÜV.<br />

Windräder in Bürgerhand<br />

in Südhessen haben sich Bürger zu<br />

einer Genossenschaft zusammengeschlossen,<br />

um Windenergie zu<br />

erzeugen. Das sorgt nicht nur für<br />

gute Zinsen, sondern schon jetzt<br />

produzieren sie so viel eigenen<br />

Strom, um damit 1.000 Haushalte<br />

versorgen zu können.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

7


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

<strong>forum</strong><br />

Schwerpunkt<br />

Klimaschutz<br />

Als sie diesen Sommer in die Arktis reisten, waren die Wissenschaftler<br />

vom amerikanischen National Snow and Ice<br />

Data Center aufs Neue überrascht: Riesige Eisflächen, die<br />

sie im vergangenen Jahr noch gesehen hatten, waren einfach<br />

weg. Warum hat die Realität die Befürchtungen der Forscher<br />

übertroffen? Der <strong>Klimawandel</strong> bringt so genannte „Tipping<br />

Points“ mit sich, also Schwellenwerte, die eine Kettenreaktion<br />

auslösen – mit unbekannten Auswirkungen: Taut das<br />

arktische Meereis, das die Sonneneinstrahlung bisher wie ein<br />

Spiegel ins All zurückreflektiert hat, erhitzen sich die Ozeane<br />

und noch mehr Eis schmilzt. Einst gefrorene Böden setzen<br />

Methan frei – ein Gas, das auf den Treibhauseffekt 25 Mal<br />

stärker wirkt als CO 2<br />

.<br />

2012 hat die Menschheit weltweit so viel Treibhausgase wie<br />

noch nie ausgestoßen. Das 2°-Ziel ist kaum noch zu erreichen.<br />

Bekommen wir das in unserem Alltag mit? Mittlerweile ja.<br />

Hitzewellen zerfetzen Autobahnböden, Bauern beklagen Ernteausfälle<br />

und ganze Städte standen im Frühjahr unter Wasser.<br />

Auf Schmerz folgt mancherorts Reaktion: Engagierte<br />

wollen die Balance in der Atmosphäre wieder herstellen.<br />

2012 deckten erneuerbare Energien rund 19 Prozent des<br />

weltweiten Endenergieverbrauchs – ein Rekordjahr der<br />

Neuinstallationen. 115 Gigawatt kamen hinzu. Die beste<br />

Energie ist natürlich die, die man gar nicht erst verbraucht.<br />

Städte beleuchten ihre Straßen mit modernen LED-Lampen<br />

und erhöhen so deren Effizienz. Unternehmen setzen in<br />

ihrer Fahrzeugflotte Elektroautos ein und reduzieren so ihre<br />

CO 2<br />

-Emissionen. Investoren hinterfragen die Klimastrategie<br />

der Firmen, denen sie Geld geben. Energieversorger unterstützen<br />

ihre Kunden beim Energiemanagement. Manch ein<br />

Logistiker lässt den Transporter auch mal in der Garage und<br />

setzt seine Mitarbeiter auf eines der neuen Lastenfahrräder.<br />

Die Geschichten in diesem Schwerpunkt machen Mut. Den<br />

brauchen wir. Und verbindliche internationale Regeln: Es sind<br />

noch 24 Monate bis zum größten Klimagipfel aller Zeiten in<br />

Paris 2015. Dort werden die Nationen über die Nachfolge<br />

des Kyoto-Protokolls abstimmen.<br />

Viele gute Ideen, Berichte und Hintergründe konnten wir in<br />

diesem Schwerpunkt gar nicht abdrucken. Schauen Sie deshalb<br />

auch online in unser vielseitiges Informationsangebot:<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/special/klima<br />

Fotos v.o.n.u.: © zitze - Fotolia.com; © Gabriele Rohde - Fotolia.com; © Manfred Steinbach - Fotolia.com; © rnophoto - Fotolia.com<br />

8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net 9


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

„Wir können beim besten<br />

Willen nicht zufrieden sein“<br />

Deutschland hat im Frühjahr ein gewaltiges Hochwasser erlebt. Auf Mallorca<br />

schneite es. Wie können Unternehmen auf den <strong>Klimawandel</strong> reagieren und<br />

verschläft Deutschland nicht sein Prestigeprojekt: die Energiewende?<br />

Ein Interview von Anna Gauto<br />

Einen Großteil seiner<br />

beruflichen Laufbahn<br />

hat Klaus Töpfer dem<br />

Umweltschutz gewidmet.<br />

Von 1987 bis 1994<br />

leitete er das Bundesumweltministerium.<br />

Später war er Exekutivdirektor<br />

des Umweltprogramms<br />

der Vereinten<br />

Nationen und zwischen<br />

2001 und 2010 stellvertretender<br />

Vorsitzender<br />

des Rats für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Entwicklung. Unter seinem<br />

Vorsitz erarbeitete<br />

die Ethikkommission<br />

2011 den Rahmen für<br />

die deutsche Energiewende.<br />

Der Ökonom ist<br />

Gründungsdirektor des<br />

Institute for Advanced<br />

Sustainability Studies<br />

(IASS) in Potsdam.<br />

Herr Töpfer, die Weltbank hat schon vor<br />

sechs Jahren errechnet, dass der ungebremste<br />

<strong>Klimawandel</strong> mindestens fünf Mal teurer<br />

wird als eine intelligente Energiewende.<br />

Trotzdem hört man aus Berlin, wie teuer<br />

uns die Energiewende kommt. Wie passt<br />

das zusammen?<br />

Es ist immer schwerer, die Zukunft durchzusetzen,<br />

als die Vergangenheit zu verteidigen.<br />

Das stimmt hier auch. Ich habe mich intensiv<br />

bemüht, diese Energiewende entscheidungsfähig<br />

zu machen und ich hoffe, dass man auch<br />

über diese Stimmen hinwegkommt, die sagen,<br />

wir brauchen vielleicht doch nicht so eine<br />

intensive Klimapolitik. Ich sehe das als eine<br />

Aufgabe für uns alle an und nehme sie für<br />

mich auch sehr ernst.<br />

Haben Sie nicht den Eindruck, dass unser<br />

Umweltminister (Stand August) die Energiewende<br />

verzögert?<br />

Ich glaube nicht, dass er das macht. Ich denke<br />

aber, dass wir es nicht dazu kommen lassen<br />

dürfen, wenn sich daran etwas ändern sollte.<br />

Denn Deutschland ist international ein Unikat.<br />

Wir schalten Kernkraftwerke ab, die im<br />

Vergleich zu Reaktoren weltweit eher besser<br />

als schlechter sind. Wir versuchen, unsere<br />

Versorgung aus Erneuerbaren Energien zu<br />

decken. Das ist kein leichter Weg. Daher<br />

glaube ich nicht, dass der Umweltminister<br />

diese Zielsetzung im Grundsatz in Frage stellt.<br />

Worüber man mit ihm diskutieren kann, ist<br />

die Frage, ob er den richtigen Weg einschlägt.<br />

Aus eigener Erfahrung: Wie schafft man es<br />

als Minister unter Zeitdruck, dem Einfluss von<br />

Lobbyisten, einer Informationsflut und doch<br />

recht kurzen vier Jahren Legislaturperiode,<br />

eine langfristige, also nachhaltige Politik<br />

umzusetzen?<br />

Natürlich hat man es nicht leicht, aber<br />

unterschiedliche Interessen gab es immer.<br />

Wichtig ist, transparent zu machen, weshalb<br />

man welche Entscheidungen trifft. Man muss<br />

überzeugend darlegen können, was man mittel-<br />

und langfristig vorhat, im wohlverstandenen<br />

Interesse der Bürger. Ich war zwölf Jahre<br />

Bundesminister und glaube nicht, dass ich<br />

mich verbogen habe. Klar ist: Alle vier Jahre<br />

werden die Bürger gefragt, ob sie mit der<br />

Politik einverstanden sind. Da braucht man<br />

überzeugende Argumente.<br />

Die hatte Gerhard Schröder wohl nicht. Ihn<br />

haben seine Strukturreformen, wie die Agenda<br />

2010, die auch von vielen Unionspolitikern<br />

begrüßt wurde, die Kanzlerschaft gekostet.<br />

Man kann nicht dauernd „basta“ sagen. Man<br />

muss auch sehen, dass man für das basta<br />

Mehrheiten bekommt. Auf der anderen Seite<br />

darf ein Politiker nicht sagen, das ist zwar nötig,<br />

aber ich tue es lieber nicht, weil ich dafür<br />

dann vielleicht keine Mehrheit bekomme. Er<br />

muss das tun, was er für richtig hält und dann<br />

dafür arbeiten, dass es mehrheitsfähig wird.<br />

Sich nur zu fragen, was will die Mehrheit und<br />

das zum Ziel seiner Politik zu machen, ist fatal.<br />

In Deutschland erleben wir das dritte<br />

„Jahrhunderthochwasser“ in elf Jahren, auf<br />

Mallorca schneit es. Die extremen Wetterbedingungen<br />

häufen sich, genau wie die<br />

Klimaforscher es vorhergesagt haben – was<br />

können Unternehmen tun, um sich an den<br />

<strong>Klimawandel</strong> anzupassen?<br />

Die Überschwemmungen zeigen: Wir haben<br />

massiv in die Natur eingriffen, haben Flüsse<br />

Foto: © BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CC-BY 2.0 – Flickr<br />

10 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

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| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Fotos v.o.l.n.u.: © Frank Fennema - Fotolia.com; © Lulu Berlu - Fotolia.com; © Natura Oggi - Fotolia.com<br />

„Wir haben massiv in die Natur eingriffen“ sagt Klaus Töpfer. Die Folgen sind Wetterextreme. Schon heute erleben wir immer<br />

häufiger Dürren, Überschwemmungen, Stürme oder kuriose Schneefälle wie Mitte März auf der Sonneninsel Mallorca.<br />

begradigt. Renaturierungsmaßnahmen sind also die erste<br />

Aufgabe. Es ist gesichert, dass durch den <strong>Klimawandel</strong> extreme<br />

Wetterbedingungen wie Regengüsse oder Hitzewellen<br />

häufiger eintreten werden. Die Wirtschaft sollte sich also auf<br />

Technologien konzentrieren, die CO 2<br />

-Emissionen verhindern.<br />

So könnte Deutschland die Energiewende vorantreiben.<br />

Was sind Maßnahmen, die Unternehmen wenig kosten,<br />

die aber einen großen Hebel für den Klimaschutz haben?<br />

Eine große Chance sehe ich in der Energieeffizienz, besonders<br />

in der Produktion. Denn deutsche Exportgüter haben den<br />

Vorteil, dass sie vergleichsweise energieeffizient sind. Das<br />

sollten Unternehmen weiter ausbauen.<br />

Welche Branche kann am meisten bewirken und gleichzeitig<br />

Gewinne machen?<br />

Ganz ohne jeden Zweifel die Automobilindustrie. Sie hat nicht<br />

nur eine große Wirkung für Deutschland. Als Exportnation<br />

platziert sie Technologien auch im Ausland. Damit meine ich<br />

nicht nur die Hersteller von Autos, sondern auch die vielen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

großartigen mittelständischen Unternehmen aus der Zulieferung.<br />

Ihre Technologien helfen, die Umwelt zu entlasten.<br />

Dafür muss aber noch einiges passieren.<br />

Natürlich. Wer sich ausruht, macht den größten Fehler. Ich<br />

sehe mit großem Interesse, dass BMW ein Elektroauto auf<br />

den Markt gebracht hat.<br />

Der BMW i3 kostet um die 35.000 Euro, von einer flächendeckenden<br />

Ladeinfrastruktur kann keine Rede sein. Wie<br />

viele Menschen werden sich dieses Auto kaufen?<br />

Das Problem haben wir ja auch beim Ein-Liter-Auto gehabt.<br />

Es wurde im Prototyp gebaut, war dann hinterher so teuer,<br />

dass es keiner kaufen wollte. Das galt dann als Beleg dafür,<br />

dass der Verbraucher nicht genug Bewusstsein für Klimaschutz<br />

hat. Natürlich muss sich ein neues Produkt wie ein<br />

Elektroauto im Markt erst einmal eine Nische schaffen.<br />

Aber wenn man nicht damit anfängt, weiß man nicht, wie<br />

es weiterläuft. Daher ist es eine gute Sache, dass BMW das<br />

jetzt macht. Den großen Durchbruch wird es wohl noch<br />

nicht bringen.<br />

Sie haben lange in Kenia gelebt und lehren unter anderem<br />

in Shanghai, China: Wie sehr ist Deutschland international<br />

Benchmark für moderne Klimapolitik?<br />

Wir müssen uns sehr anstrengen, dass wir auf dem Gebiet<br />

nicht an Boden verlieren. Im vergangenen Jahr hatten<br />

wir einen Anstieg der CO 2<br />

-Emissionen wegen der extrem<br />

niedrigen Preise für Kohle und CO 2<br />

-Zertifikate. Das hat alte<br />

Kohlekraftwerke wieder wettbewerbsfähig gemacht. Das darf<br />

nicht passieren. Wir müssen die Energiewende im Einklang<br />

mit unserer ambitionierten Klimapolitik umsetzen. Ob wir<br />

darüber nur reden, anstatt zu handeln, beobachten andere<br />

Länder sehr genau.<br />

Der Anstieg der CO 2<br />

-Emissionen lässt Deutschland nicht<br />

gerade gut aussehen.<br />

Wir können beim besten Willen nicht zufrieden sein, wie die<br />

Energiewende umgesetzt wird. In der Ethikkomission* haben<br />

wir die Bedingung sehr deutlich genannt: Die Energiewende<br />

ist zu realisieren, ohne jegliche Beeinträchtigung unserer<br />

Klimapolitik. Das ist leider nicht passiert.<br />

* Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am 22. März 2011 die „Ethikkommission<br />

für eine sichere Energieversorgung“ eingesetzt, um technische und ethische<br />

Aspekte der Kernenergie zu prüfen, einen gesellschaftlichen Konsens zum<br />

Atomausstieg vorzubereiten und Vorschläge für den Übergang zu erneuerbaren<br />

Energien zu erarbeiten. Anlass war die Nuklearkatastrophe von Fukushima.<br />

Was können Länder wie Deutschland ausrichten, wenn<br />

Volkswirtschaften wie China weiterhin exponentiell wachsen<br />

und in großem Volumen CO 2<br />

emittieren?<br />

Unsere zentrale Aufgabe ist es, Technologien zu ent wickeln,<br />

die es auch anderen Ländern wie China oder auch Entwicklungsländern<br />

ermöglichen, Energie zu erzeugen, ohne<br />

das Klima zu beeinträchtigen. Denn Armut ist zunächst<br />

Energiearmut. Deutschland muss sich der Pflicht stellen,<br />

die Erneuerbaren so weiterzutreiben, dass sie preislich für<br />

Afrika, für Lateinamerika und für China erschwinglich sind.<br />

In China geht man nicht an deutscher Energietechnologie<br />

vorbei. Im Gegenteil: Das Land, das am meisten in Windenergie<br />

investiert, ist China.<br />

In Peking gibt es mehr Elektroautos als in ganz Deutschland<br />

– was kann Deutschland von China lernen?<br />

Wir sollten eng zusammenarbeiten. Der chinesische Forschungsminister<br />

Wan Gang, der im Übrigen Ingenieur bei<br />

Audi in Ingolstadt war, hat die Entwicklung zur Elektromobilität<br />

vorangetrieben. Wer über Luftbelastung spricht, kann<br />

nicht beim Thema Elektromobilität schweigen. Die Megacitys<br />

der Welt zwingen uns geradewegs dazu, Elektromobilität<br />

voranzutreiben.<br />

Glauben Sie noch an Klimakonferenzen und deren positive<br />

Wirkung – sind sie die Flugemissionen, die auf An- und<br />

Abreise entfallen, wert?<br />

Sie sind die Investitionen in Zeit, Geld und Emissionen<br />

wert, wenn wir den stark wachsenden Schwellen- und<br />

Entwicklungsländern eine echte Alternative für ihre Energieversorgung<br />

anbieten können. Wenn wir in Deutschland<br />

etwa in der Solarenergie zu einer Größenordnung von<br />

unter 10 Euro/ct pro Kilowattstunde kommen, ist das der<br />

Fall. Regionen mit vielen Sonnenstunden wie Afrika oder<br />

der arabische Raum sind prädestinierte Nutzer für diese<br />

Technologien. Wir müssen solche Technologien anbieten<br />

können, dann ist jede Klimakonferenz eine sinnvolle<br />

Veranstaltung.<br />

Wie optimistisch sind Sie, dass das gelingen wird?<br />

Ich bin nun 75 Jahre alt. Ich habe meine gesamte berufliche<br />

Laufbahn der Umwelt -und Wissenschaftspolitik gewidmet.<br />

Hätte ich nicht einen gewissen Optimismus, hätte ich das<br />

nicht so lange mitgemacht. Menschen die glauben, man<br />

kann nur sofort oder gar nicht reüssieren, kennen die Welt<br />

und die Menschen nicht. Obwohl wir eigentlich keine Zeit<br />

dazu haben, müssen wir sehr dicke Bretter bohren. Aber<br />

resignieren hat noch nie ein Problem gelöst.<br />

12 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KLiMASCHUTZ | sChWERpuNKt<br />

Die Vorkämpfer<br />

Er ist kein gewöhnlicher Gegner. Er ist stark, weltumspannend,<br />

er wird unterschätzt – und er kommt schleichend:<br />

Der <strong>Klimawandel</strong>. Aber auch die, die mit all ihrer Kraft<br />

gegen ihn vorgehen, sind alles andere als gewöhnlich.<br />

Von Cora Högl<br />

Foto: © iStockphoto<br />

al Gore<br />

Wie würden die USA wohl aussehen, hätte Al Gore die<br />

Präsidentenwahl im Jahr 2000 anstatt seines Konkurrenten<br />

George W. Bush gewonnen? Grüner, sauberer,<br />

wäre das Land gar ein Vorreiter des Klimaschutzes? Wir<br />

wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, dass Al Gore<br />

alles andere als aufgegeben hat: Sein Film „An inconvenient<br />

Truth“ („Eine unbequeme Wahrheit“) gewann nicht<br />

nur den Oscar, er rüttelte auch Millionen von Menschen<br />

wach, darunter Nachwuchsaktivisten wie Felix Finkbeiner<br />

(Seite 18). Daneben hat er das GLOBE-Programm gestartet<br />

und die Konzertreihe Live Earth initiiert. Als Vorsitzender<br />

und Gründer des Climate reality Projects kämpft<br />

er für eine gesellschaftliche revolution und erhielt 2007<br />

für seinen unermüdlichen Einsatz zur Bewusstmachung<br />

der Klimakrise und ihrer globalen Gefahren den Friedensnobelpreis<br />

– das Preisgeld von umgerechnet 530.000<br />

Euro spendete er an die Alliance for Climate Protection.<br />

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13


sChWERpuNKt | KLiMASCHUTZ |<br />

Bill McKibben<br />

Die New York Times nannte ihn einmal den „Ultramarathonläufer“ der Klimaaktivisten. Wenn man<br />

Bill McKibben fragt, ist er von seiner persönlichen Ziellinie aber noch weit entfernt. Zum Glück ist er<br />

nicht alleine unterwegs: Seit der Gründung seiner Umweltorganisation 350.org 2008 haben sich ihm<br />

Tausende von Aktivisten angeschlossen, um mit ihm für eine globale Bewegung gegen den menschgemachten<br />

<strong>Klimawandel</strong> zu kämpfen. Nebenbei schreibt er Bücher zur globalen Erwärmung und<br />

veröffentlich regelmäßig Artikel in der New York Times.<br />

Am 24. Oktober 2009 initiierte 350.org mehr als 5.200 Demonstrationen in 181 Ländern rund um<br />

den Globus. Gerade tourt er mit seiner Kampagne „Do the Maths“, was so viel heißt wie „Überzeug<br />

dich selbst“, um die Welt. Es ist ein Wettlauf gegen den <strong>Klimawandel</strong>.<br />

Foto: © Joanna Brown, CC BY-ND 2.0 – Flickr<br />

14<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

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sChWERpuNKt | KLiMASCHUTZ |<br />

sir Richard Branson<br />

Narziss, Milliardär, Gründer des Virgin Konzerns, Anbieter kommerzieller Weltraumflüge,<br />

der älteste Mann der Welt, der den Ärmelkanal auf einem Surfbrett<br />

überquert hat, Schulabbrecher. Wäre das Leben des Sir richard Branson ein<br />

Buch, es wäre wohl ein Abenteuerroman. Und auch im Kapitel „Branson und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit“ würde man fündig. Mit seinem 2010 geründeten „Carbon War<br />

room“ sagt der Brite den Treibhausgasen den Krieg an. Das Ziel: Gemeinsam<br />

mit Unternehmern und Politikern den CO 2<br />

-Ausstoß im großen Stil reduzieren<br />

und damit viel Geld verdienen. Branson bezeichnet die inititiative als „More a<br />

do tank than a think tank“. Ähnliches dürfte auch für das „B-Team“ gelten, das<br />

Branson mit dem ehemaligen Puma-CEO Jochen Zeitz gegründet hat. Zusammen<br />

mit Mitstreitern wie Arianna Huffington, Gro Harlem Brundtland oder auch<br />

Muhammad Yunus, sollen völlig neue Geschäftsmethoden entstehen, bei denen<br />

nicht nur Profite, sondern auch die Menschen und der Planet zur Geltung<br />

kommen – ein „Plan B“ für Unternehmen aus aller Welt.<br />

Foto: © Hardo Müller, CC BY-SA 2.0 - Flickr<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KLiMASCHUTZ | sChWERpuNKt<br />

Foto: © Green Belt Movement - www.mifotografia.com<br />

Wangari Muta Maathai<br />

„Mama Miti“ wurde sie in ihrer Heimat<br />

liebevoll genannt, die „Mutter der Bäume“:<br />

Die aus Kenia stammende Wangari Muta<br />

Maathai gründete 1977 das „Green Belt<br />

Movement“. Die panafrikanische Organisation<br />

leitete ein gigantisches Wiederaufforstungsprojekt<br />

in zahlreichen afrikanischen<br />

Ländern in die Wege und macht sich seither<br />

für den Wälder- und Naturschutz in ganz<br />

Afrika stark. in den 199-er Jahren bescherten<br />

ihr die politischen Aktivitäten für den<br />

Umweltschutz mehrere Jahre in Haft und<br />

diverse Misshandlungen. Durch eine Kampagne<br />

von Amnesty international erlangte<br />

sie ihre Freiheit zurück und kämpfte weiter<br />

für ihre Werte – mit Erfolg: Maathai wurde<br />

im Januar 2003 zur stellvertretenden Umweltministerin<br />

Kenias berufen und erhielt<br />

im Dezember 20<strong>04</strong> als erste Afrikanerin<br />

überhaupt den Friedensnobelpreis für ihr<br />

unermüdliches Engagement für nachhaltige<br />

Entwicklung, Frieden und Demokratie.<br />

Am 25. September 2011 starb Wangari<br />

Muta Maathai im Kreise ihrer Familie an<br />

Krebs.<br />

Foto: © Carina Jahn<br />

Matthias Willenbacher<br />

Es klingt wie der typische „American Dream”:<br />

Von der Zwei-Mann-Bude zum Weltunternehmen,<br />

vom Pfälzer Bauernsohn zum<br />

Chef von 1.800 Mitarbeitern. Doch der<br />

wahre Traum des Matthias Willenbacher<br />

ist ein anderer: 100 Prozent erneuerbare<br />

Energien – und zwar sofort! Dafür ist er<br />

bereit, alles zu geben, denn nur eine Person<br />

kann die Weichen dafür stellen: Angela<br />

Merkel. Also macht er der Kanzlerin kurzerhand<br />

ein „unmoralisches Angebot”. Er<br />

spendet nicht nur alle Einnahmen aus seinem<br />

Buch, sondern bietet darüber hinaus<br />

an, seine Firma mit Milliardenumsatz zu<br />

verschenken, sollte die Kanzlerin ihren Teil<br />

erfüllen und bis 2020 die 100 prozentige<br />

und dezentrale Energiewende umsetzen.<br />

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17


sChWERpuNKt | KLiMASCHUTZ |<br />

| KLiMASCHUTZ | sChWERpuNKt<br />

Felix Finkbeiner<br />

Er ist wohl der berühmteste Vertreter der neuen Generation<br />

der Klimaaktivisten: Felix Finkbeiner. Ein Schulaufsatz<br />

über die Gefahren der Erderwärmung, Al Gores Film „An<br />

inconvenient Truth“ und Wangari Muta Maathai haben<br />

den damals 9-Jährigen zu einer lebensverändernden idee<br />

inspiriert: Er gründete Plant-for-the-Planet, eine initiative,<br />

der heute mehr als 100.000 Kinder auf der ganzen<br />

Welt angehören, die zusammen für eine klimafreundliche<br />

Zukunft kämpfen indem sie unter anderem auf der<br />

ganzen Welt 1.000 Milliarden Bäume pflanzen wollen.<br />

Foto: © plant for the planet<br />

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Die Energieversorgung der<br />

Zukunft gestalten<br />

Die zunehmende Dezentralisierung der<br />

Energieversorgung sowie der große Bedarf,<br />

die Energieeffizienz zu verbessern,<br />

erfordern tiefgreifende Veränderungen im<br />

Energieversorgungssystem. Die N-ERGIE<br />

Aktiengesellschaft nutzt diese Veränderungen<br />

als Chance und richtet ihre Dienstleistungen<br />

und Erzeugungsaktivitäten<br />

verstärkt auf erneuerbare Energien und<br />

Energieeffizienz aus.<br />

Seit Jahren investiert der regionale Energieversorger<br />

massiv in die regenerative Energieerzeugung.<br />

Eine Bioerdgasanlage sowie ein<br />

Biomasse-Heizkraftwerk betreibt die N-ERGIE<br />

seit letztem Jahr mit Erfolg. Außerdem realisiert<br />

das Unternehmen zahlreiche Photovoltaik-<br />

und Windkraftprojekte.<br />

Die N-ERGIE Regenerativ GmbH, ein Tochterunternehmen<br />

der N-ERGIE, unterstützt<br />

Kommunen, Bürger, Gewerbe- und Industriekunden<br />

dabei, eigene regenerative Erzeugungsanlagen<br />

wirtschaftlich, ökologisch<br />

und mit modernster Technik umzusetzen.<br />

Zudem bietet sie unterschiedliche Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten<br />

an.<br />

Die N-ERGIE Effizienz GmbH, ein weiteres<br />

Tochterunternehmen, ist in den Dienstleistungsfeldern<br />

Contracting und Energiemanagement<br />

aktiv. Unternehmen können<br />

beispielsweise durch die Teilnahme an<br />

Energieeffizienznetzwerken ihren Energieverbrauch<br />

und ihre Energiekosten senken.<br />

Die N-ErGiE Aktiengesellschaft, Nürnberg, zählt<br />

zu den zehn größten deutschen Stromanbietern.<br />

Der regionale Energiedienstleister versorgt<br />

große Teile Mittelfrankens und angrenzende<br />

Gebiete mit Strom und Erdgas sowie die Stadt<br />

Nürnberg mit Wasser und Fernwärme. 2012<br />

setzten die 2.500 Mitarbeiter 2,6 Mrd. Euro um.<br />

Die N-ErGiE ist einer der großen investoren in<br />

der Region und engagiert sich dort sozial und<br />

kulturell in vielfältiger Weise. Die Netze der<br />

N-ErGiE Aktiengesellschaft werden durch die<br />

N-ErGiE Netz GmbH bewirtschaftet.<br />

N-ERGIE Aktiengesellschaft<br />

Am Plärrer 43<br />

9<strong>04</strong>29 Nürnberg<br />

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18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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19


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

So schützen Unternehmen<br />

das Klima<br />

Es zeichnete sich bereits auf dem <strong>Nachhaltig</strong>keitsgipfel 2012 in Rio ab: Die Politik<br />

allein kann nicht die nötige Dynamik in den globalen Klimaschutz bringen. Deshalb<br />

müssen Firmen diese Lücke füllen.<br />

Von Max Schön<br />

Unternehmen kommt beim Klimaschutz eine entscheidende<br />

Rolle zu. Über Produkte, Prozesse und verantwortliches Handeln<br />

können sie den Klimaschutz sogar als neuen „Standard“<br />

im Markt etablieren. So machte zum Beispiel die Deutsche<br />

Bahn die „Grüne Bahncard“ zur Standard-Bahncard und damit<br />

alle Besitzer zu 100 Prozent Ökostrom-Reisenden. Beim<br />

norddeutschen Energieversorger EWE ist der Ökostromtarif<br />

„Naturwatt“ grundsätzlich günstiger als der Grundversorgungstarif.<br />

Ob aus Eigenverantwortung, Imagegründen oder<br />

ökonomischem Kalkül: In vielen Branchen zeigen Vorreiter<br />

Initiative und verdienen daran. Denn klimafreundliches<br />

<strong>Wirtschaften</strong>, Energieeffizienz, Prozessoptimierung und klimafreundliche<br />

Energiegewinnung bieten nicht nur enorme<br />

ökologische, sondern auch ökonomische Einsparpotenziale<br />

und treiben Innovation voran.<br />

Klare Strategien sparen Geld<br />

Längst nicht alle Vorreiter-Unternehmen kommen aus den<br />

Bereichen Energieerzeugung oder Energie-Effizienz. Die Otto<br />

Group entwickelte bereits im Jahr 2007 eine Klimastrategie,<br />

die durch Effizienzsteigerungen bis zum Jahr 2020 eine<br />

Reduktion der CO 2<br />

-Emissionen um 50 Prozent zum Ziel hat.<br />

Bis 2<strong>04</strong>0 sollen es sogar 70 Prozent sein. Bei einem Tochterunternehmen,<br />

dem Logistiker Hermes, sorgt eine Mischung<br />

aus technischen und logistischen Verbesserungen für weniger<br />

CO 2<br />

-Emissionen: Dazu gehören eine modernere Transporterflotte,<br />

alternative Antriebe und die neueste GPS-Technologie<br />

zur Routenoptimierung. Insgesamt erbrachte die<br />

Klimastrategie der Otto Group seit 2007 CO 2<br />

-Einsparungen<br />

von 19 Prozent.<br />

Ähnlich ehrgeizig arbeitet PUMA daran, CO 2<br />

-Ausstoß, Abfall,<br />

sowie Wasser- und Energieverbrauch bis 2015 im Vergleich<br />

zu 2010 um ein Viertel reduzieren. Die letzten Zahlen zeigen,<br />

dass PUMA seine globalen CO 2<br />

-Emissionen 2012 um 1.450<br />

Tonnen (1,6 Prozent) verringert hat. Im Warentransport<br />

senkte das Unternehmen die Emissionen 2012 sogar um 13<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Zulieferer hingegen<br />

bleibt die CO 2<br />

-Reduktion weiter eine Herausforderung, besonders<br />

für die Schuh- und Accessoires-Produktion. Daher erhalten<br />

die Mitarbeiter von 30 Zulieferern seit einigen Jahren<br />

Schulungen für die Erstellung von <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichten<br />

gemäß den Richtlinien der Global Reporting Initiative. Im<br />

vergangenen Jahr hat PUMA die Berichtsperiode von einem<br />

auf ein halbes Jahr verkürzt, um die Erhebung seiner Umweltkennzahlen<br />

zeitnah zu verbessern und den CO 2<br />

-Footprint<br />

weiter zu reduzieren.<br />

Grünstrom kann Emissionen um ein Drittel reduzieren<br />

Branchenführer im Bereich <strong>Nachhaltig</strong>keit will auch die Carlson<br />

Rezidor Hotel Group werden. Das Unternehmen rief das<br />

konzernweite Energie-Effizienz-Programm „Think Planet“ ins<br />

Leben. Durch die konsequente Nutzung brachliegender Effizienzpotenziale<br />

soll der Stromverbrauch in fünf Jahren in über<br />

330 Hotels in 70 Ländern um 25 Prozent sinken. Nach Angaben<br />

Über die Stiftung 2°<br />

Die Stiftung 2° wurde gegründet, um die Politik bei ihren Bemühungen<br />

zur Etablierung marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

zu unterstützen und die Lösungskompetenz deutscher<br />

Unternehmer für den Klimaschutz zu aktivieren. Benannt ist die<br />

Stiftung nach ihrem wichtigsten Ziel: Die globale Erderwärmung<br />

auf durchschnittlich 2°C zu beschränken.<br />

„Mit der Gründung der Unternehmerstiftung 2° setzen wir ein<br />

klares Signal, dass Klimaschutz ein langfristiges, dringendes und<br />

wichtiges Anliegen der Wirtschaft ist“, so Dr. Michael Otto, Vorsitzender<br />

des Präsidiums der Stiftung 2° und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Otto Group.<br />

Bei der Stiftung 2° handelt es sich um eine CEO-Initiative. Die Führungspersönlichkeiten<br />

der unterstützenden Unternehmen können<br />

sich unmittelbar an den Aktivitäten der Stiftung beteiligen und stehen<br />

mit ihrem Namen hinter dem Klimaschutzengagement ihres Unternehmens.<br />

Die Stiftung 2° ist branchenübergreifend angelegt, um<br />

den marktwirtschaftlichen Kontext möglichst umfangreich abzubilden.<br />

Folgende CEOs fördern die Stiftung 2°:<br />

Dr. Michael Otto (Otto Group) | René Obermann (Deutsche Telekom<br />

AG) | Dr. Werner Brinker (EWE AG) | Dr. Frank Mastiaux (EnBW AG) |<br />

Jan Buck-Emden (Xella International GmbH) | Jürgen Wild (M+W<br />

Group) | Dr. Rüdiger Grube (Deutsche Bahn AG) | Björn Gulden<br />

(PUMA SE) | Dr. Hinrich Mählmann (Schüco International KG) | Dr.<br />

Matthias Metz (Schwäbisch Hall AG)<br />

20 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

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| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

des Unternehmens wird sich bis 2016 die eingesparte Menge<br />

Energie in allen Rezidor Hotels auf ca. 897 Gigawattstunden<br />

belaufen. Bei derzeit stetig steigenden Energiekosten sind die<br />

Investitionen von Carlson Rezidor somit durchaus strategisch<br />

relevant. Im Radisson Blu Hotel am Stansted Airport sparen die<br />

Optimierung der Anlagen, die Sensibilisierung und Kontrolle<br />

der Heizungs- Lüftungs- und Klimaanlagen beeindruckende<br />

200.000 englische Pfund pro Jahr ein.<br />

Neben Effizienzstrategien haben Unternehmen durch die<br />

Umstellung auf Erneuerbare Energien Verantwortung übernommen<br />

und signifikante CO 2<br />

-Reduktionen erreicht. So hat<br />

das Unternehmen Schüco seinen CO 2<br />

-Ausstoß im Jahr 2012<br />

um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr alleine durch die<br />

ausschließliche Nutzung von Grünstrom reduziert.<br />

Ohne politische Klarheit bleiben Investitionen unsicher<br />

Das Handeln verantwortungsbewusster Unternehmen entbindet<br />

die Politik allerdings nicht von ihren gestalterischen<br />

Pflichten. Auch eine Wirtschaft, die sich eigenständig auf den<br />

Weg macht, benötigt klare Rahmenbedingungen und transparente<br />

Regeln. Unternehmen brauchen eine langfristige<br />

Orientierung für ihre weitere Planung. Das gilt vor allem für<br />

Investitionen in eine wettbewerbsfähige, kohlenstoffarme<br />

Wirtschaft, für die Unternehmen einen langfristig stabilen<br />

marktwirtschaftlichen Rahmen benötigen.<br />

Zwar sind verbindliche CO 2<br />

-Minderungsziele, die dem Stand<br />

der Wissenschaft entsprechen, sehr wichtig. Sie allein reichen<br />

aber nicht. Die Politik sollte ehrgeizige und verbindliche Ziele<br />

für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Senkung des<br />

Energieverbrauchs auf nationaler und europäischer Ebene<br />

fixieren. Ohne solche Fixpunkte kann Klimaschutz zum politischen<br />

Spielball werden – wie die hitzige Debatte zur Reform<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zeigt.<br />

Allzugern verschanzt sich die Politik hinter dem liebgewonnenen<br />

Dogma „Die Wirtschaft muss vor Eingriffen des Staates<br />

geschützt werden“. Viele Unternehmen wollen und benötigen<br />

diesen „Schutz“ gar nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Sie<br />

sind dafür schon viel zu weit fortgeschritten oder haben ihre<br />

Geschäftsmodelle bereits umgestellt. Sie wollen Sicherheit,<br />

dass die Investitionen von heute nicht schon morgen durch<br />

einen politischen Schlingerkurs bedeutungslos werden. Es ist<br />

höchste Zeit, sich dem Thema gemeinsam und unwiderruflich<br />

zu widmen. Die Natur gibt immer Kredit, sie vergisst aber<br />

auch nie, Rechnungen zu stellen. Je später die Umstellungen<br />

kommen, desto teurer wird die Zeche ausfallen.<br />

Max Schön<br />

ist Vorstand der Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz.<br />

Seit 2010 ist er Mitglied im <strong>Nachhaltig</strong>keitsrat der Bundesregierung<br />

und seit 2007 Präsident des CLUB OF ROME Deutschland.<br />

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21


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

Kalt erwischt?<br />

Investoren schauen sich genau an, ob ihre Portfolio-Firmen gut<br />

auf den <strong>Klimawandel</strong> vorbereitet sind. Der Fragebogen des<br />

Carbon Disclosure Projects hilft Anlegern und Unternehmen.<br />

Von Dr. Jörg Doppelfeld<br />

Viele Energieversorger ließen sich vom rasanten Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien kalt erwischen. Hersteller von PKWs<br />

mit hohem CO 2<br />

-Ausstoß sehen ihr Geschäftsmodell bedroht,<br />

wenn Brüssel die zulässigen Emissionswerte senkt. Auch der<br />

<strong>Klimawandel</strong> hat Konsequenzen: Die wachsende Zahl von<br />

Hochwassern kann Unternehmen dazu zwingen, Standorte<br />

aufzugeben. Umgekehrt sind Trockenheit und niedrige Wasserstände<br />

ein Problem, ist man auf Kühlwasser angewiesen.<br />

Reputationsrisiken bestehen für Banken, die weltweit in<br />

großem Stil Kohleminen und Kohlekraftwerke finanzieren<br />

und damit Treibhausgas-Emissionen auf Jahrzehnte hinaus<br />

festschreiben.<br />

Den Risiken stehen aber auch Chancen gegenüber. Wer etwa<br />

Grundstoffchemikalien für hocheffiziente Reifen herstellt,<br />

profitiert: Sein Produkt erleichtert es Autoherstellern, die<br />

Risiken TOP 10<br />

Emissionshandelssysteme<br />

Reputaon<br />

Benzin-/Energiesteuern<br />

und Gesetze<br />

Änderungen im<br />

Konsumentenverhalten<br />

Veränderungen in<br />

Temperaturextremen<br />

Veränderungen in<br />

Niederschlagsextremen<br />

CO 2<br />

Steuern<br />

Internaonale<br />

Vereinbarungen<br />

Sonsge physische<br />

Klimafaktoren<br />

Unsicherheit bezüglich<br />

neuer Gesetze<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Insgesamt haben 68 Prozent der am CDP partizipierenden Unternehmen (126) mindestens<br />

ein Risiko durch den <strong>Klimawandel</strong> wahrgenommen. Damit hat sich in 2012 die Risikowahrnehmung<br />

marginal um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr erhöht.<br />

34<br />

36<br />

36<br />

42<br />

49<br />

48<br />

EU-Vorgabe für PKW-Emissionen einzuhalten. Für Banken<br />

ist die Finanzierung von energieeffizienten Gebäuden und<br />

erneuerbaren Energien interessant, zudem können sie klimafreundliche<br />

Anlageprodukte anbieten. Wer sich das Ziel<br />

setzt, die eigenen Emissionen zu senken, stößt also nicht<br />

selten auf lukrative Einsparmöglichkeiten.<br />

Das CDP beeinflusst große Investitionsentscheidungen<br />

Investoren wollen diese Klima-Effekte in ihrer Portfoliosteuerung<br />

berücksichtigen. Hinter dem Carbon Disclosure<br />

Project (CDP) stehen weltweit 722 institutionelle Anleger,<br />

die zusammen ein Anlagevolumen von etwa 87 Billionen USD<br />

managen (zum Vergleich: Marktkapitalisierung aller DAX-Unternehmen<br />

zusammen ca. 1,2 Billionen USD). Zusätzlich<br />

haben sich 65 Großunternehmen entschlossen, im Rahmen<br />

des CDP Supply Chain Programs auch ihre Zulieferer<br />

zum Klimaschutz zu motivieren. Insgesamt<br />

sind damit weltweit mehr als 8.000 Unternehmen<br />

56 aufgefordert, zu berichten, welche Auswirkungen<br />

<strong>Klimawandel</strong> und Klimaschutzgesetzgebung auf sie<br />

54 haben und was sie selbst für Anpassung und Schutz<br />

tun. In Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

53 nehmen ca. 550 Unternehmen an der Befragung<br />

teil. Im letzten Jahr haben davon 257 Unternehmen<br />

51<br />

am CDP Climate Change Program teilgenommen.<br />

Ein weltweit einheitliches Scoring untersucht die<br />

Antworten des Fragebogens, sowohl bezüglich der<br />

Transparenz („Disclosure Score“), als auch bezüglich<br />

des tatsächlichen Umgangs mit dem Thema Klima<br />

(„Performance Score“).<br />

Der Fragenkatalog deckt Chancen für neue<br />

Absatz strategien auf<br />

Der Fragenkatalog des CDP ist recht detailliert. Er<br />

führt die Unternehmen durch alle klimabezogenen<br />

Themen, die für ihr Geschäftsfeld relevant sind. Die<br />

Fragen betreffen u.a. die Treibhausgasemissionen<br />

des Unternehmens und seiner Wertschöpfungskette<br />

(„CO 2<br />

-Fußabdruck“), seine Reduktionsziele<br />

und Maßnahmen zu ihrer Erreichung. Besonders<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

wichtig sind auch die Fragen danach, welche klimabezogenen<br />

Chancen und Risiken das Unternehmen erkannt hat, und wie<br />

es mit ihnen umgeht.<br />

Primärer Zweck des CDP-Fragebogens ist, die externen Stakeholder<br />

zu informieren – also Investoren und Einkäufer. Man<br />

kann ihn aber auch unternehmensintern nutzen, um systematisch<br />

zu analysieren, welche Aspekte des <strong>Klimawandel</strong>s<br />

das Unternehmen geschäftsrelevant betreffen. Im zweiten<br />

Schritt identifiziert man ToDos und Handlungsfelder: Lohnt<br />

es sich etwa, ein Energiemanagementsystem einzuführen? Zu<br />

diesem Schritt gehört auch die vertiefte Analyse bestimmter<br />

klimapolitischer Instrumente und der zugehörigen Diskussion<br />

oder sogar die Entwicklung neuer Produkte und Absatzstrategien.<br />

Der CDP-Prozess kann zugleich Anlass zur Definition<br />

einer Klimastrategie oder eines Klimaprogramms sein.<br />

Deshalb ist es auch für nicht-börsennotierte und öffentliche<br />

Unternehmen wie z.B. Stadtwerke und Sparkassen sinnvoll,<br />

den CDP-Fragebogen von sich aus zu nutzen.<br />

Oberflächliche Klimaberichte schaffen kein Vertrauen<br />

Unserer Erfahrung nach gehen Unternehmen recht unterschiedlich<br />

mit dem Thema <strong>Klimawandel</strong> um. Einige setzen<br />

sich intensiv und strategisch damit auseinander. Sie haben<br />

den Klimaschutz in ihre Unternehmensstrategie und ihr<br />

Risikomanagement integriert. Sie verfolgen klimabezogene<br />

Geschäftschancen, haben die Risiken erkannt, tragen durch<br />

eigene Reduktionen zum Klimaschutz bei und stärken so ihre<br />

Reputation. Ihre CDP-Antworten und daraus resultierende<br />

CDP-Scores schaffen Vertrauen und sind durchaus Werbung<br />

für das Unternehmen. Das zahlt sich sogar in barer Münze<br />

Chancen TOP 10<br />

Änderungen im<br />

Konsumentenverhalten<br />

Reputaon<br />

Produkteffizienzgesetze<br />

und Standards<br />

Benzin-/Energiesteuern<br />

und Gesetze<br />

Veränderungen der Durchschnis-Temperaturen<br />

38<br />

Allgemeine Umweltgesetze<br />

inkl. Pläne<br />

36<br />

Internaonale<br />

Vereinbarungen 33<br />

Emissionshandelssysteme<br />

32<br />

Verursachte Veränderungen<br />

in Ressourcen<br />

32<br />

andere regulatorische<br />

Treiber<br />

30<br />

48<br />

56<br />

72<br />

aus: Die Vorreiter im Klimaschutz mit den zehn Prozent<br />

besten CDP-Scores schnitten über die letzten sechs Jahre<br />

um über 36 Prozent besser ab als der globale Aktienmarkt.<br />

Andere Unternehmen fassen die Fragen des CDPs eher als<br />

Berichtspflicht auf. Mancher Vorstand ist mehr am Scoring-Ergebnis<br />

interessiert als am Inhalt. Dementsprechend wirken<br />

manche Antworten nicht besonders betriebswirtschaftlich<br />

fundiert und eher sozial erwünscht. Als Leser fragt man sich<br />

gelegentlich, ob die geringe Analysetiefe symptomatisch für<br />

das Unternehmen insgesamt ist. Falls ja, wäre man durchaus<br />

geneigt, Aktien des betreffenden Unternehmens sicherheitshalber<br />

zu verkaufen.<br />

Wer seine Klimaauswirkungen untersucht, kann auch<br />

Energiekosten sparen<br />

Die CDP-Antworten und Scorings liefern Investoren, Fondsmanagern<br />

und Vermögensverwaltern aufschlussreiche Informationen.<br />

Beispielsweise sind die Emissionswerte, vor allem<br />

die spezifischen Emissionen pro Euro Gewinn (oder Umsatz)<br />

wichtige Kennzahlen für den Vergleich innerhalb einer Branche.<br />

Auch die Analyse der Klimarisiken ist wichtig: Hier geht<br />

es nicht nur darum, welche Risiken ein Unternehmen hat,<br />

sondern auch darum, wie es sie managt. Gerade hierzu fragen<br />

manche Investoren im Gespräch mit den Unternehmen auch<br />

gezielt nach. Die CDP-Informationen nutzen nicht nur <strong>Nachhaltig</strong>keits-Investoren,<br />

sondern auch sogenannte Main stream-<br />

Investoren ohne expliziten <strong>Nachhaltig</strong>keitsfokus. Zusätzlich<br />

fließen die Daten in fast alle bekannten <strong>Nachhaltig</strong>keitsratings<br />

als Klima schutz-Standard ein.<br />

Unternehmen, die sich mit den Fragen des CDP-Fragebogens<br />

intensiv auseinandersetzen, profitieren<br />

also gleich mehrfach. Die Antworten<br />

sind ein wichtiger Teil der Investor- relations-<br />

94 Kommunikation und stärken die Attrakti vität<br />

der Aktie. Mindestens genauso wichtig sind<br />

aber die positiven Auswirkungen auf das<br />

Unternehmen selbst, z.B. in Form von Absatzchancen<br />

und reduzierten Energiekosten.<br />

Am Ende profitieren auch wir als Gesellschaft<br />

davon, wenn die Wirtschaft das Klima weniger<br />

durch Emissionen beeinflusst.<br />

Dr. Jörg Doppelfeld<br />

ist zuständig für Climate Strategy und Climate Finance<br />

bei FutureCamp. Das auf Klimaschutzthemen<br />

spezialisierte Beratungsunternehmen ist offizieller<br />

Consultancy Partner des CDP.<br />

www.future-camp.de<br />

Zum Weiterklicken<br />

www.cdproject.net<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Die Wahrnehmung der Chancen ist ausgeprägter, d.h. 79 Prozent (146) der Unternehmen<br />

geben an, mindestens eine eine Chance durch Klimaschutz wahrzunehmen,<br />

woraus eine Erhöhung um zwei Prozentpunkte (bzw. fünf Unternehmen) resultiert.<br />

CDP-Report 2012 für Deutschland, Österreich und<br />

die Schweiz inklu sive der Scorings:<br />

www.cdproject.net/CDPResults/CDP-DACH-<br />

350-Report-2012.pdf<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

23


sChWERpuNKt | KLiMASCHUTZ |<br />

Grüner wohnen in der stadt: Wenn<br />

beim derzeitigen Bevölkerungszuwachs<br />

das leben in den Metropolen in<br />

ein paar Jahrzehnten noch lebenswert<br />

sein soll, müssen Städtbauer in neue<br />

Technologien investieren. Hängende<br />

Gärten und innovative Energiekonzepte<br />

schonen Bewohner und Klima - hier<br />

zu sehen am Konzept der „Vincent<br />

Callebaut architects“ für ein hochhaus<br />

in Mexico City.<br />

Foto: © Vincent Callebaut Architectures, www.vincent.callebaut.org<br />

24<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Der Weg zur Klima-Stadt<br />

Der Trend zur Urbanisierung hält an. Städte sind deshalb wichtig, um die<br />

Klimaziele von EU und Bundesregierung zu erreichen. Mit ihrem Engagement<br />

stärken sie gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Von Maximilian Gege und Alexander Holst<br />

Die „20-20-20“-Klimaschutzziele der EU von 2007 sind ehrgeizig.<br />

Auf der Agenda steht,<br />

• die Treibhausgasemissionen (THG) in CO 2<br />

-Äquivalenz bis<br />

zu 20 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken,<br />

• einen Anteil der erneuerbaren Energien von 20 Prozent<br />

am Energieverbrauch zu erreichen und<br />

• die Energieeffizienz des Primärenergieverbrauchs zu<br />

verbessern – um 20 Prozent gegenüber den „business-as-usual“-Prognosen.<br />

Die deutschen Klimaschutzziele lesen sich noch ambitionierter:<br />

Die Bundesrepublik beschloss im Kontext des Atomausstiegs<br />

bis 2022 die sogenannte „kleine Energiewende“: Bis<br />

2020 eine Reduktion der THG-Emissionen um 40 Prozent –<br />

bezogen auf das Basisjahr 1990. Erneuerbare Energien sollen<br />

bis 2020 sogar 35 Prozent des Energieverbrauchs decken.<br />

In Städten entsteht der Großteil der CO 2<br />

-Emissionen, verursacht<br />

durch Produktionsprozesse, in Gebäuden sowie durch<br />

den Verkehr. Viele Städte haben das Problem erkannt und<br />

sich im europäischen Konvent der Bürgermeister sowie im Klima-Bündnis<br />

der europäischen Städte zusammengeschlossen.<br />

Sie haben sich Ziele zur Senkung des CO 2<br />

-Ausstoßes gesetzt,<br />

die teils über die europäischen Vorgaben hinausgehen. Das<br />

ist sehr ambitioniert, denn viele entscheidende Hebel für<br />

die entsprechenden Weichenstellungen liegen nicht direkt<br />

im städtischen Hoheitsbereich.<br />

Passivhäuser senken Energieverbrauch<br />

Städte haben gute Voraussetzungen für Klimaschutzmaßnahmen:<br />

Gerade hier sind sonst teure Infrastrukturen wie<br />

Fernwärme- und Gasnetze (die als Brückentechnologien der<br />

Energiewende gelten) oft bereits vorhanden. Der Verbrauch<br />

sinkt, wenn Städte noch stärker energetisch sanieren, z.B.<br />

mit effizienten Heizungsanlagen, energiesparenden Fenstern<br />

und Dämmung im Bestand in Richtung Passivhausstandard.<br />

Und sie können ihre Bürger noch stärker zu verbrauchsorientiertem<br />

Verhalten (z.B. kontrolliertes Lüften) bewegen.<br />

Einerseits gibt es auch im städtischen Bereich verstärkt<br />

Prosumenten (produzierende Konsumenten), die mit ihren<br />

Mini-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen oder Photovoltaik-Anlagen<br />

Strom in die Netze einspeisen. Andererseits führen<br />

die EEG-Umlage und die Eigentumsstruktur in deutschen<br />

Städten – es gibt mehr Mieter als Eigentümer – dazu, dass<br />

mehr Geld aus den städtischen Regionen (von den Mietern)<br />

in die ländlichen Regionen (zu den Eigentümern von Erneuerbare-Energien-Anlagen)<br />

fließt.<br />

Die deutschen Städte stehen untereinander im Wettbewerb<br />

um Unternehmen, Investitionen, kluge Köpfe und Ideen. Ihre<br />

Attraktivität bestimmt sich durch die Wirtschaftskraft, die Umweltqualität<br />

und das urbane Image. Zudem steht den Städten<br />

bei knappen Mitteln eine Modernisierungswelle bevor: Die<br />

Verkehrs-, Ver- und Entsorgungs- sowie ein großer Teil der<br />

Gebäudeinfrastruktur stammen aus den 1950er, 60er und 70er<br />

Jahren und sind somit dringend sanierungsbedürftig. Wenn eine<br />

Stadt diese Häuser saniert und dabei den Klimaschutz geschickt<br />

für sich nutzt, kann sie mit Wettbewerbsvorteilen punkten – bei<br />

Unternehmern, der Stadtgesellschaft, bei der Forschung und<br />

bei höheren politischen Ebenen wie Land, Bund oder gar EU.<br />

Wie sich das Leben und <strong>Wirtschaften</strong> in der Stadt intelligenter<br />

gestalten lässt, untersuchen B.A.U.M. e. V. und Accenture<br />

– gemeinsam mit den internationalen Partnern und Unterstützern<br />

ECE, Hewlett Packard, Panasonic und dem NATURpur<br />

Institut (HSE) – im Report „Intelligent Cities – Wege zu einer<br />

nachhaltigen, effizienten und lebenswerten Stadt“.<br />

Nationale und internationale Good Practice-Projekte zeigen<br />

darin die vier Kernbereiche im Zentrum der Transformationsprozesse:<br />

Energiekonzepte, Mobilität, Stadtplanung<br />

und -verwaltung sowie Wirtschaft.<br />

Ein Ergebnis der Studie: Eine den Klimaschutz fördernde<br />

Stadtplanung und -verwaltung<br />

• fördert erneuerbare Energien,<br />

• erhöht die Energieeffizienz,<br />

• ermöglicht die Energiespeicherung,<br />

• erarbeitet intelligente, „postfossile“ Mobilitätskonzepte<br />

für Verkehr, Logistik und Transport,<br />

• nutzt ihre Flächen möglichst effizient, da der Boden eine der<br />

knappsten natürlichen Ressourcen im urbanen Raum ist,<br />

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Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

25


sChWERpuNKt | KLiMASCHUTZ |<br />

Unabhängig im Umland: Auf einem alten Fabrikgelände in<br />

der Nähe von Tokio entsteht eine intelligente Musterstadt,<br />

Fujisawa Sustainable Smart Town. Mittels Solarenergie, Brennstoffzellen<br />

und unter Einsatz eines intelligenten Stromnetzes<br />

(„Smart Grid“) wollen die Ingenieure von Panasonic den<br />

CO 2<br />

-Ausstoß um bis zu 70 Prozent verringern.<br />

• fördert die energetische Sanierung des Gebäudebestands<br />

und<br />

• baut nachhaltige Neubauten, um den Gesamtenergieverbrauch<br />

von Gebäuden maßgeblich zu senken.<br />

Um diese Ziele auf dem Weg zu einer intelligenten Stadt<br />

umzusetzen, sind eine intra- und interstädtische, integrative<br />

Vernetzung durch innovative informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(iKT), Bürgerbeteiligungsmodelle sowie<br />

Finanzierung notwendig.<br />

Wettstreit der attraktivsten Metropolen<br />

An ideen und Technologien mangelt es nicht – das zeigen<br />

Städte wie Kopenhagen, Amsterdam, Wien und andere<br />

(<strong>forum</strong> 2/<strong>2013</strong> berichtete). Weltweit gibt es unter vielen<br />

Metropolen einen Wettstreit um die Pole Position. Das südschwedische<br />

Malmö ist unter den klimaengagierten Städten<br />

fast ein Geheimtipp. Bereits seit einigen Jahren ist die mit<br />

rund 300.000 Einwohnern drittgrößte Stadt des Landes sehr<br />

erfolgreich mit dem Aufbau und der Umsetzung eines umfangreichen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskonzepts. Neben der Sanierung<br />

von Gebäuden im Bestand und der Anpassung der infra- und<br />

Versorgungsstruktur umfasst dieses auch den Neubau ganzer<br />

Stadtviertel wie Hyllie oder Västra Hamnen (Western Harbour/Bo01<br />

City of Tomorrow). Die ambitionierten Strategien<br />

für die „Sustainable City Malmö“ reichen dabei von einer<br />

gemeinsamen Vision und einer hohen Bürgerpartizipation<br />

über intelligente Energie- und Mobilitätskonzepte bis hin<br />

zu recyclingsystemen, der Stärkung von fairem Handel und<br />

ganzheitlichen Bildungsansätzen.<br />

Die Bandbreite der Lösungen auf dem Weg zur Smart City ist<br />

gigantisch und so manche klingt, einmal umgesetzt, fast banal.<br />

in Singapur wurde bspw. eine einfache Lösung realisiert,<br />

die die lokalen Wetterprognosedaten mit dem Taxileitsystem<br />

verknüpft. Denn wie die Erfahrung zeigt, steigt die Zahl der<br />

Taxifahrten bei regen stark an. Mithilfe der Wetterdaten<br />

kann die Taxizentrale Wagen jetzt präventiv in die Stadtteile<br />

schicken, für die Niederschlag vorhergesagt ist und so für<br />

eine bessere Auslastung der Fahrzeuge und kürzere Wartezeiten<br />

sorgen. Das Logistikprojekt Distripolis in Paris, ein<br />

unterirdisches Abfallentsorgungssystem in New Songdo und<br />

ein innovatives Frühwarnsystem zum Katastrophenschutz in<br />

Sao Paolo sind ähnliche innovative Projekte.<br />

PROF. DR. MAxIMIlIAN GEGE<br />

ist Vorsitzender von B.A.U.M. e. V. in Hamburg.<br />

alExaNDER hOlst<br />

ist Managing Director bei Accenture Sustainability Services in<br />

Kronberg im Taunus. Gemeinsam mit Partnern haben Sie die Studie<br />

„intelligent Cities“ erstellt.<br />

B.A.U.M. Report: Intelligent Cities<br />

Wege zu einer nachhaltigen, effizienten und<br />

lebenswerten stadt<br />

Wie können Leben und <strong>Wirtschaften</strong> in der<br />

Stadt intelligenter gestaltet werden? Anhand<br />

von vielen bereits umgesetzten Best- bzw.<br />

Good Practice Beispielen wird dieser Frage<br />

möglichst anwendungsorientiert nachgegangen.<br />

Der report zeigt Bürgermeistern, Kommunalverantwortlichen,<br />

Stadtplanern oder<br />

anderen interessierten Lesern, dass Maßnahmen<br />

oft leichter umzusetzen sind als gedacht.<br />

Die begleitende Projekt-Website vervollständigt<br />

dieses Bild durch weitere Beispiele. im<br />

Zuge der Erarbeitung wurde ein Konzept<br />

entwickelt, das in seiner Anwendung politische<br />

Entscheidungsträger auf ihrem Weg<br />

zu einer intelligenten Stadt mit zahlreichen<br />

Handlungsempfehlungen und praxisnahen<br />

Leitfragen ausstattet.<br />

Der report ist in den Sprachen Deutsch<br />

und Englisch erhältlich und kann unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/intelligent-cities bestellt<br />

werden.<br />

ALTOP Verlag, 79,90 EUr<br />

iSBN 3925646590<br />

Foto: © Panasonic<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KLiMASCHUTZ | sChWERpuNKt<br />

2014 müssen Zahlen auf den tisch<br />

internationale Klimaverhandlungen erinnern an ein ewiges Schachspiel mit Pattsituationen.<br />

Wie realistisch ist eine Einigung bei der nächsten Konferenz?<br />

Von Susanne Ehlerding<br />

Foto: © dimasobko - Fotolia.com<br />

Die Weltklimakonferenz in Warschau rückt näher. im November<br />

müssen die Diplomaten bei der nächsten Zusammenkunft<br />

des United Nations Framework Convention on Climate Change<br />

(UNFCCC) zu klaren Beschlüssen kommen. Sonst wird es<br />

eng für den Zeitplan, 2015 in Paris einen Nachfolger für das<br />

Kyoto-Abkommen zustande zu bringen. Ob die vergangene<br />

Konferenz in Bonn eine gute Vorbereitung für Warschau<br />

war, hängt von der Perspektive ab und davon, welchen der<br />

Konferenzstränge man betrachtet.<br />

Ein Desaster war der Verhandlungsabbruch im Subsidiary<br />

Body for implementation (SBi), der Organisation des Kyoto-Protokolls,<br />

in der die Länder Umsetzungsfragen verhandeln.<br />

russland, die Ukraine und Weißrussland hatten schon<br />

die Annahme der Tagesordnung blockiert, Verhandlungen<br />

fanden nicht statt. Als Grund gaben die drei Länder an, der<br />

Vorsitzende der letzten Konferenz in Doha habe ihre Meldungen<br />

am Ende der Konferenz mit Absicht übersehen, um das<br />

Abschlussdokument durchzupeitschen. Dies hat Tradition bei<br />

Klimakonferenzen: in einer legendären Nachtsitzung begrub<br />

der Vorsitzende die Widerspruchsversuche der Teilnehmer<br />

unter seinem niedersausenden Hammer, sonst wäre das<br />

Kyto-Protokoll 1997 nicht zustande gekommen. Doch die<br />

Wirtschaft der drei Blockiererländer ist abhängig von Kohle,<br />

Öl und Gas. Da kam die Verletzung des Konsensprinzips im<br />

UNFCCC gerade recht.<br />

Ausgleich für Entwicklungsländer bisher leere Versprechen<br />

Zum Glück ist der SBi nicht so wichtig für das oberste Ziel<br />

der Klimakonferenzen, die reduzierung der Treibhausgas-Emissionen.<br />

Ein Problem bringt der Abbruch der<br />

Verhandlungen aber für die armen Ländern. Denn<br />

auf der Tagesordnung stand neben vielen Kontrollfragen,<br />

für die der SBi zuständig ist, auch<br />

der für die Entwicklungsländer enorm<br />

wichtige Punkt „Loss and Damage“. Das<br />

sind die Ausgleichsmaßnahmen für Verluste<br />

und Schäden durch den <strong>Klimawandel</strong>.<br />

Die reichen Länder hatten die Hilfen<br />

bereits zugesagt, es gibt aber weder einen<br />

Fahrplan noch konkrete Finanzzusagen.<br />

„Wir hoffen, dass die UNFCCC kein United Nations Framework<br />

on Conversation wird. Was wir brauchen, sind Beschlüsse“,<br />

kommentierte Meena raman vom Third World Network<br />

die Verzögerung bei „Loss and Damage“. Es sei der einzige<br />

Hoffnungsschimmer in Doha gewesen, der nun blockiert<br />

wurde. Meena ramans Aussage steht stellvertretend für<br />

viele bittere Stimmen aus den am wenigsten entwickelten<br />

Staaten, den „Least Developed Countries“ (LCD-Gruppe) oder<br />

dem sogenannten AOSiS-Bündnis der kleinen inselstaaten.<br />

Kyoto-Nachfolge-Gremium ist bisher ein Debattierclub<br />

Das wichtigste Ziel, die reduktion der Klimagase, besprachen<br />

die Diplomaten in Bonn in einem zweiten Verhandlungsstrang,<br />

der Ad Hoc Working Group on the Durban Platform for Enhanced<br />

Action (ADP). Die ADP arbeitet am Kyoto-Nachfolger, in<br />

dem sich alle Staaten der Erde zu einer verbindlichen reduktion<br />

des Kohlendioxidausstoßes ab 2020 verpflichten. Herausgearbeitet<br />

sind die Positionen, wie man die reduk tionsziele<br />

für die Zeit nach 2020 bewertet, damit sie wirklich fair und<br />

ausgeglichen sind. Die Entwicklungsländer fordern, diese Kriterien<br />

vorher festzulegen, weil die Ziele wohl nicht ausreichen<br />

werden, um das globale Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.<br />

Vier Gesichtspunkte müsste der Kyoto-Nachfolger nach<br />

bisherigem Stand der Debatte berücksichtigen: Erstens<br />

den historischen Gesamtausstoß pro Kopf eines Landes,<br />

zweitens das Wohlstandsniveau pro Kopf, gemessen etwa<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

27


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

am Bruttosozialprodukt, drittens den Entwicklungsbedarf<br />

(betrifft nur ärmere Länder). Viertens müsste man alle geleisteten<br />

Reduktionsversprechen mit den nötigen Gesamtreduktionen<br />

abgleichen, um die Größe der Lücke zu berechnen.<br />

Allerdings ist der ADP bisher ein Debattierclub. Die Stunde<br />

der Wahrheit schlägt 2014, wenn laut Beschlüssen vorheriger<br />

Konferenzen die Reduktionsziele neu angeschaut werden und<br />

Zahlen auf den Tisch kommen müssen. „Nicht einmal die Europäische<br />

Union ist bereit, ihr bisheriges Klimaschutzziel von<br />

20 Prozent Reduktion bis 2020 auf 30 Prozent anzuheben“,<br />

sagt Jan Kowalzig von Oxfam. „Die Europäische Union und<br />

die übrigen Industrieländer gefährden damit das wichtige<br />

Ziel, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu<br />

begrenzen.“ Auch hier sind es die Kohleländer wie Polen, die<br />

ein stärkeres Engagement blockieren.<br />

Wir steuern auf vier Grad Erwärmung zu<br />

Tatsächlich muss es bei den Selbstverpflichtungen bis 2015<br />

gewaltige Fortschritte geben. Wenn man nämlich alle bisher<br />

von den Ländern zugesagten Reduktionsziele in Betracht<br />

zieht, steuert die Erde auf eine Erwärmung von vier Grad<br />

zu. Davor hatten die Internationale Energieagentur und die<br />

Weltbank kürzlich gewarnt.<br />

Dennoch antworteten die Vertreter der EU bei der Bonner<br />

Konferenz ausweichend auf die Frage nach ihrer Selbstverpflichtung:<br />

„Das 30-Prozent-Ziel liegt noch auf dem Tisch.<br />

Wir haben gesagt, dass wir es einlösen, wenn andere vergleichbare<br />

Anstrengungen unternehmen“, sagte etwa David<br />

Walsh aus Irland. „Ein 20-Prozent-Ziel bei internationalen<br />

Verhandlungen bedeutet ja nicht, dass man zu Hause nicht<br />

mehr macht“, sagte Delegationsleiter Jürgen Lefevere. Nur<br />

zur Erinnerung: Die EU hat bis heute schon eine Reduktion<br />

von genau 18,4 Prozent gegenüber 1990 erreicht. Für 2030<br />

sind nur 40 Prozent im Gespräch, Greenpeace beispielsweise<br />

fordert mindestens 55 Prozent.<br />

Ban Ki Moon lässt Regierungschefs antreten<br />

Doch bald werden die Industriestaaten Farbe bekennen<br />

müssen, wie weit ihr Engagement für den Klimaschutz<br />

wirklich geht – wahrscheinlich schon im September 2014<br />

bei einem Zwischengipfel auf Einladung von UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon. Er hatte 2012 angekündigt, die<br />

Regierungschefs zusammenzurufen, „um den politischen<br />

Willen für einen neuen Klimavertrag zu mobilisieren“. Spätestens<br />

bei der übernächsten Klimakonferenz Ende 2014 in<br />

Lima müssen Zahlen auf den Tisch, damit die Diplomaten<br />

das neue Klimaabkommen ein Jahr später in Paris verabschieden<br />

können.<br />

Christiana Figueres, die Generalsekretärin der UNFCCC, versuchte<br />

den Rückschlag im SBI positiv zu sehen und nannte es<br />

eine Herausforderung, in Warschau innerhalb einer Woche<br />

den Rückstand von zwei Wochen in Bonn aufzuholen. Doch<br />

der Prozess der Klimaverhandlungen bleibt schwerfällig, ganz<br />

besonders jetzt, wo Russland auf die strikte Einhaltung des<br />

Konsensprinzips pocht.<br />

Ist das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen?<br />

Wächst der CO 2<br />

-Ausstoß weiter wie bisher (business as usual), wird<br />

er im Jahr 2020 rund 56 Gigatonnen jährlich betragen. Zum Vergleich:<br />

Im Jahr 2011 betrug der weltweite Ausstoß 34 Gigatonnen.<br />

Nach dem aktuellen Verhandlungsstand ergeben alle bisherigen<br />

Zusagen zur Kohlendioxid-Reduktion zusammen bis 2020 eine maximale<br />

Minderung von sieben Gigatonnen. Darin sind allerdings<br />

auch mögliche, vertraglich nicht bindende, Reduktionen enthalten.<br />

Bindende Verpflichtungen ergeben sich bisher allein aus dem<br />

Kyoto-Protokoll. Es sieht eine Reduzierung des CO 2<br />

-Ausstoßes in<br />

den Industrienationen (den so genannten Annex-I-Staaten) vor –<br />

von 2008 bis 2012 um fünf Prozent gegenüber 1990. Im zweiten<br />

Geltungszeitraum von <strong>2013</strong> bis 2020 haben sich diese Staaten zu<br />

einer Reduktion um 18 Prozent verpflichtet.<br />

Allerdings hat der heute zweitgrößte Emittent von CO 2<br />

, die USA,<br />

das Abkommen nie ratifiziert. China, der weltgrößte Emittent, ist<br />

kein Annex-1-Land, es bestehen also keine Reduktionsverpflichtungen<br />

aus dem Kyoto-Vertrag.<br />

Aus allen addierten Zusagen (verpflichtende und nicht-verpflichtende)<br />

käme man also laut UNEP im günstigsten Fall weltweit auf<br />

eine Ausstoßmenge von 49 Gigatonnen (56 minus 7) im Jahr 2020.<br />

Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfen es aber nur 44 Gigatonnen<br />

sein, es wären also zusätzlich mindestens 5 Gigatonnen mehr<br />

Reduktionen notwendig.<br />

Ob das realistisch ist, wird von vielen Seiten bezweifelt. Auf jeden<br />

Fall muss es auch nach 2020 weitere Reduktionen geben, um das<br />

Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Die UNEP geht von einer durchschnittlichen<br />

Rate von minus drei Prozent pro Jahr aus. Sie muss umso<br />

größer sein, je höher die Emissionen vor 2020 waren. Im Jahr 2050<br />

müsste der CO 2<br />

-Ausstoß dann um 50 bis 60 Prozent unter dem Niveau<br />

von 1990 liegen.<br />

Mehr Informationen gibt es im UNEP Emissions Gap Report online<br />

unter www.unep.org.<br />

Foto: © ag visuell - Fotolia.com<br />

28 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Zeit ist Luxus<br />

Für die Reduktion der Klimagase gibt es noch zwei weitere<br />

hoffnungsvoll stimmende Initiativen abseits des UNFCCC-Parketts.<br />

Die USA und China kamen im Juli überein, die Emission<br />

von Klimagasen zu reduzieren. Präsident Obama hat sich<br />

dazu auf Maßnahmen besonnen, für die er die Zustimmung<br />

der Republikaner im Kongress nicht braucht. So finanziert<br />

die staatliche Exim Bank, einer der weltgrößten Geldgeber<br />

für Kohlekraftwerke, Projekte im Ausland künftig nur noch<br />

in Ausnahmefällen. Die USA und China wollen außerdem die<br />

klimaschädlichen HTC-Gase reduzieren, die man einst als<br />

Ersatz für die die Ozonschicht gefährdenden FCKW einführte.<br />

China hat selbst ein großes Interesse, die Luftverschmutzung<br />

durch Kohleverbrennung in den Griff zu bekommen.<br />

Vielleicht bringt auch der Club der Erneuerbaren, den der<br />

deutsche Umweltminister im Sommer gründete, den Pro-<br />

zess voran. Peter Altmaier hatte im Sommer neun Länder<br />

mit vorbildlichem Engagement in der Energiepolitik um sich<br />

geschart. Nicht ausgeschlossen, dass sie eine neue Dynamik<br />

im weltweiten Engagement für erneuerbare Energien<br />

entfalten. Allerdings treffen sich die Clubmitglieder erst<br />

wieder im Januar 2014. Die Zeit, die noch bleibt, um die<br />

Klimaziele zu erreichen, schwindet. Und dazu sagte Ronny<br />

Jumeau, <strong>Klimawandel</strong>-Botschafter der Seychellen, bei der<br />

Bonner Konferenz treffend: Zeit ist ein Luxus, den wir uns<br />

nicht leisten können.<br />

Susanne Ehlerding<br />

ist Redakteurin beim Onlinemagazin klimaretter.info in Berlin.<br />

Energiewende und <strong>Klimawandel</strong> sind die schönsten und wichtigsten<br />

Themen für sie.<br />

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und Reaktorsicherheit fördert das Projekt im<br />

Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.<br />

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29


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

„Sogar Angeberautos können<br />

sauber sein“<br />

Arnold Schwarzenegger will das Klima retten. <strong>forum</strong> verrät er, warum er nur<br />

kurz duscht, was er mit dem Star-Unternehmer Richard Branson gemeinsam<br />

hat und warum sein Auto nach Pommes riecht.<br />

Ein Interview von Tina Teucher<br />

Arnold Schwarzenegger<br />

war 2003 bis 2011 Gouverneur<br />

von Kalifornien.<br />

Bekannt wurde der gebürtige<br />

Österreicher als<br />

Schauspieler in Filmen<br />

wie „Terminator“. Jetzt<br />

engagiert er sich mit<br />

seiner Organisation „Regions<br />

20“ für lokalen<br />

Klimaschutz weltweit.<br />

Herr Schwarzenegger, Sie haben im Jahr<br />

2010 die R20 Regions of Climate Action gegründet.<br />

Was hat Sie dazu bewegt?<br />

2009 konnten sich die Länder auf der UN<br />

Konferenz in Kopenhagen (COP 15) nicht auf<br />

einen Post-Kyoto-Vertrag verständigen. Und<br />

das, obwohl Wissenschaftler schon lange warnen,<br />

dass wir unsere momentanen Treibhausgasemissionen<br />

bis 2050 um 80 Prozent senken<br />

müssen, um die katastrophalen Auswirkungen<br />

des <strong>Klimawandel</strong>s zu verhindern – die wir ja<br />

heute mancherorts schon sehen.<br />

Die Länder fanden einfach keinen Weg, ihre<br />

Streitigkeiten und diese Pattsituation aufzulösen.<br />

Als ich darüber mit internationalen<br />

Entscheidern wie UN Generalsekretär Ban Ki-<br />

Moon diskutierte, erkannte ich: Wir müssen<br />

einen neuen Weg einschlagen.<br />

Deshalb brachten Sie im November 2010<br />

bei Ihrem 3. „Governor’s Global Climate<br />

Summit” regionale Regierungsvertreter aus<br />

aller Welt in Kalifornien zusammen.<br />

Menschen von überall her stellten uns Lösungen<br />

vor, wie wir uns von fossilen Energieträgern unabhängiger<br />

machen und damit eine nachhaltige<br />

Wirtschaft erschaffen können. Bundesländer<br />

und Regionen krempeln die Ärmel hoch und<br />

machen sich an die Arbeit – sie warten nicht,<br />

bis Nationalstaaten zu Potte kommen.<br />

Ich sprach mit anderen Landespräsidenten,<br />

Premierministern, der UN, Cleantech-Entwicklern,<br />

Finanzinstitutionen und NGOs. Wir<br />

waren uns einig: Die Welt braucht eine neue<br />

Organisation, um dieses regionale Engagement<br />

zu stärken. R20 unterstützt Aktionen<br />

auf regionaler Ebene, die Finanzierung und<br />

Technologie verbinden – für saubere, effiziente<br />

und kohlenstoffarme Lösungen.<br />

Was unterscheidet Ihre Organisation von den<br />

vielen anderen, die sich für den Klimaschutz<br />

engagieren?<br />

R20 ist mehr als eine NGO oder ein Regionennetzwerk.<br />

Diese Koalition vereint Regierungen,<br />

Finanzwirtschaft, NGOs, Wissenschaft,<br />

Technologieentwickler und Unternehmen.<br />

Gemeinsam entwickeln wir einen wirklich<br />

ganzheitlichen Maßnahmenplan für die<br />

Green Economy. Ein bisschen ähneln wir einem<br />

Kuppler: Wir bringen Anlagekapital und<br />

andere Finanzmittel zusammen mit lokalen<br />

Regierungen und Technologiepartnern, die<br />

kohlenstoffarme Projekte erfolgreich umsetzen<br />

können. Ich glaube, dieser Ansatz kann<br />

als Katalysator für echte Veränderung wirken.<br />

Wie denn?<br />

Stellen Sie sich doch mal vor: Wir überwinden<br />

endlich diese Finanzierungslücke, die<br />

uns ständig bremst. Wie rasant entwickeln<br />

sich dann Erneuerbare Energien-Projekte. Sie<br />

fördern damit die Weltwirtschaft, niedrigere<br />

Emissionen und neue Arbeitsplätze. R20 ist für<br />

mich ein missionarischer Feldzug. Wir wollen<br />

Erfolgsgeschichten verbreiten und jeden Menschen<br />

inspirieren, an der Lösung von großen<br />

Problemen wie dem <strong>Klimawandel</strong> mitzuwirken.<br />

Jeder soll wissen, wie er loslegen kann,<br />

ohne auf Unternehmen oder Regierungen oder<br />

die Vereinten Nationen zu warten. Ich selbst<br />

habe im Bereich Fitness deutlich gesehen, wie<br />

die Kraft von Menschen die Welt verändern<br />

kann – genau das brauchen wir jetzt für die<br />

Fitness unseres Planeten.<br />

Was haben Sie bisher erreicht?<br />

Unser erstes Projekt in China ist abgeschlossen.<br />

Dort setzt unser Projektpartner Westech<br />

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| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Solar seine Wassererhitzungsanlagen in der Umweltschutzbehörde<br />

und im Hauptkrankenhaus der Stadt Wuxi in der<br />

Provinz Jiangsu ein. Der solare Boiler versorgt das Krankenhaus<br />

nun zu 100 Prozent mit heißem Wasser und spart so<br />

Energie und Geld für die Menschen.<br />

Sie waren auch in Brasilien unterwegs ...<br />

Im April durfte ich dem Umweltschutzbeauftragen von Rio<br />

de Janeiro die Machbarkeitsstudie „Die nächste Generation<br />

der Straßenbeleuchtung” präsentieren. Der dazugehörige<br />

Aktionsplan zeigt, wie sich solarbetriebene LEDs in Straßenlaternen<br />

nachrüsten lassen. Damit könnte Rio über 50 Prozent<br />

Energie sparen und die Projektkosten innerhalb von drei<br />

Jahren amortisieren. So verbindet die Stadt Einsparungen in<br />

zweistelliger Millionenhöhe und Umweltschutz. Genau solche<br />

Beispiele wollen wir mit R20 weltweit bekannt machen,<br />

damit andere die Projekte nur noch übernehmen brauchen.<br />

Das sind echte Taten.<br />

Gibt es Regionen, die Ihnen positiv aufgefallen sind?<br />

Afrika hat mich beeindruckt. Im Sommer sagte mir der algerische<br />

Premierminister Sellal, dass er seinen Kontinent in eine<br />

nachhaltige Energiezukunft führen will. Er sieht seine Chance,<br />

die Fehler, die wir in der westlichen Welt gemacht haben, zu<br />

überspringen. Besorgt erzählte er mir von der Umweltverschmutzung<br />

seiner Häfen, der schlechten Luftqualität und<br />

den gesundheitlichen Auswirkungen auf seine Bevölkerung.<br />

Ich war überrascht, als er eine Gruppe Studenten zu unserem<br />

gemeinsamen Mittag mitbrachte, die Umweltexperten<br />

und -aktivisten sind. Wir führten tolle Gespräche darüber,<br />

welche Lösungen aus dem R20-Netzwerk Algerien für sich<br />

entdecken und übernehmen könnte. Die Provinz Oran wird<br />

unser erstes algerisches Mitglied sein. Wir wollen Projekte im<br />

Bereich Energieeffizienz, Müllverwertung und Erneuerbare<br />

Energien anpacken. Umweltverschmutzung runter, lokale<br />

Wirtschaftsförderung rauf.<br />

Und was tun Sie privat für den Klimaschutz?<br />

Umweltschutz muss keine lästige Pflicht sein. Wir sollten es<br />

einfach in unseren Alltag einbinden. Ich halte meine Kinder<br />

an, die Lichter auszumachen, wenn sie den Raum verlassen<br />

und kürzer zu duschen – und mache das auch selbst. Sie<br />

wissen sicher, dass ich ein großer Autofan bin – vor allem<br />

von meinem Hummer. Doch ich habe versucht, mein Auto<br />

umweltfreundlicher zu machen und den Antrieb auf Wasserstoff<br />

umgerüstet. Ein weiterer Hummer läuft jetzt mit<br />

Pflanzenöl – es riecht ein bisschen nach Pommes, wenn ich<br />

damit die Straßen langfahre, aber darüber reden die Leute.<br />

Klar, manche sagen mir: „Arnold, der Umwelt wäre mehr<br />

geholfen, wenn Du einen Prius fährst oder ein kleineres<br />

Auto“. Doch nicht jeder kann ein kleineres Auto fahren, etwa<br />

wenn man im Baugewerbe tätig ist oder Kinder hat wie ich.<br />

Ich wollte eben zeigen, dass sogar Angeberautos sauber<br />

sein können und deshalb bin ich stolz, diesen Hummer umgerüstet<br />

zu haben.<br />

Der Terminator a. D. gründet R20 Regions of Climate Action.<br />

Richard Branson hat in Anlehnung an die US-Action-Serie<br />

„A-Team”, das „B-Team”gestartet. Sehen Sie Parallelen?<br />

Ich glaube, Richard Branson und ich teilen eine ähnliche Philosophie:<br />

Wir müssen jetzt handeln. Wir haben keine Zeit zu warten.<br />

Ich will im Kampf gegen den <strong>Klimawandel</strong> wirklich etwas bewegen<br />

und den Übergang zu einer sauberen, grünen Wirtschaft<br />

schaffen. Ich finde es super, dass Richard auch zur Tat schreitet.<br />

Er ist ein Pionier und Visionär und setzt wie ich seine Kräfte voll<br />

ein, um einen neuen Kurs einzuschlagen. Einen Kurs, mit dem<br />

wir der größten Herausforderung unserer Zeit begegnen und<br />

nachhaltige Lösungen in die Welt bringen können.<br />

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Die Stadt Essen aus der Luft. Aus dieser Perspektive identifiziert RWE Potenziale für Energieeffizienz.<br />

Mit Transparenz für<br />

mehr Klimaschutz<br />

RWE Flugthermografie und „smarte“ Technologien<br />

zeigen Potentiale für Energieeffizienz<br />

Wind und Regenwasser durch die Decke?<br />

Solche Probleme am Dach sind meist<br />

schnell identifiziert. Anders sieht es beim<br />

Schutz vor Kälte im Winter und Hitze im<br />

Sommer aus. Nicht immer ist die Dachisolierung<br />

auf dem neuesten Stand. Und oft ist<br />

den Hausbewohnern nicht bewusst, dass<br />

dies die Energiekosten nach oben treibt.<br />

Das ist schlecht für den Geldbeutel und<br />

für das Klima – denn mehr Heizen bedeutet<br />

meistens auch mehr CO 2<br />

-Emissionen.<br />

In partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

zwischen Stadt und RWE werden deshalb<br />

Wärmebilder sämtlicher Gebäudedächer<br />

aus der Luft aufgenommen. Anhand dieser<br />

Bilder kann sich jeder Gebäudeeigentümer<br />

selbst einen Eindruck über den energetischen<br />

Zustand seines Hauses verschaffen.<br />

Denn die Qualität der Dachisolierung ist<br />

als Einstieg ein erster aussagekräftiger<br />

Indikator.<br />

Energieeffizienz bei Gebäuden – große<br />

Potenziale mit wichtigem Beitrag für den<br />

Klimaschutz<br />

Mit der „RWE-Flugthermografie“ will RWE<br />

Neugierde und Interesse für das Energiesparen<br />

am eigenen Haus wecken – ein wichtiger<br />

Schritt für den sparsameren Umgang mit<br />

Heizwärme. Der Bedarf dafür ist groß. Über<br />

ein Viertel aller Wohngebäude verfügen laut<br />

der Allianz für Gebäudeeffizienz (geea) über<br />

gar keine Dämmung des Dachs, bzw. der<br />

obersten Geschossdecke – eine beträchtliche<br />

Zahl bei über 18 Millionen Wohngebäuden<br />

bundesweit. Hinzu kommen 1,8<br />

Millionen Nicht-Wohngebäude, bei denen<br />

ebenfalls Handlungsbedarf besteht.<br />

Effizienz beim Heizen hilft viel, um die<br />

Energiebilanz insgesamt zu verbessern. So<br />

macht Wärmenutzung knapp die Hälfte der<br />

gesamten Endenergienutzung aus – weit<br />

vor Kraftstoffen (ca. 30 Prozent) und Strom<br />

(20 Prozent). Auch die Politik sieht dieses<br />

Potenzial. Laut Energiekonzept der Bundesregierung<br />

soll der Primärenergieverbrauch<br />

von Wohn-und Nichtwohngebäuden bis<br />

zum Jahr 2050 um 80 Prozent sinken. Das<br />

Ziel ist, einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand<br />

zu erreichen und damit einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Energiewende zu<br />

leisten. Über Neubauten allein wird dies jedoch<br />

wohl nicht gelingen, denn die aktuelle<br />

Neubaurate liegt bei unter einem Prozent.<br />

Die Modernisierung oder Sanierung bestehender<br />

Gebäude ist deshalb notwendig.<br />

Flugprojekt Essen – Wärmebilder<br />

aus der Luft<br />

Bei der Erfassung des Potenzials für die<br />

Sanierung hilft die RWE-Thermografie. Aufgenommen<br />

werden die Wärmebilder von<br />

der belgischen Firma Eurosense im Auftrag<br />

32 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Anzeige | Schwerpunkt<br />

Wärmebildaufnahme. Die Einfärbungen zeigen, wie gut die Gebäude isoliert sind.<br />

von RWE. Zuletzt war ein Spezialflugzeug mit<br />

eingebauter Thermokamera von Eurosense<br />

in Essen im Einsatz. Dabei wurden innerhalb<br />

von drei Flugnächten 80 Schleifen über dem<br />

gesamten Stadtgebiet gezogen, um alle<br />

der knapp 90.000 Essener Gebäude thermografisch<br />

aus der Luft zu erfassen. Dafür<br />

benötigte das Flugzeug zwölf Flugstunden.<br />

Mit diesen Aufnahmen lassen sich nun die<br />

energetischen Dämmeigenschaften aller<br />

Gebäudedächer der Stadt analysieren. Im<br />

Herbst kann dann jeder Hauseigentümer<br />

von der Stadt sein individuelles Wärmebild<br />

erhalten.<br />

Besondere Rahmenbedingungen für die<br />

Datenerfassung<br />

Aussagekräftige Aufnahmen können bei der<br />

RWE Flug-Thermografie nur nachts erstellt<br />

werden. Tagsüber ist eine Messung nicht<br />

sinnvoll, da die Sonneneinstrahlung alle<br />

Körper, insbesondere Gebäude und Straßen<br />

aufheizt und damit das Ergebnis verfälscht<br />

wird. Neben der passenden Tageszeit müssen<br />

auch weitere Rahmenbedingungen<br />

erfüllt werden: So sind während der Befliegung<br />

Temperaturen von unter fünf Grad erforderlich,<br />

und es muss während des Fluges<br />

trocken und windstill sein. Aufgrund dieser<br />

Rahmenbedingungen kann das Aufnahmeteam<br />

oft erst am Tag selbst entscheiden, ob<br />

es wirklich in die Luft geht.<br />

Sind die Aufnahmen jedoch erst einmal<br />

im Kasten, beginnt der Prozess der Datenaufbereitung.<br />

Diese nimmt im Fall Essen<br />

mehrere Monate in Anspruch. Dabei wird<br />

das thermografische Flugbild mit den Gebäudedaten<br />

der Stadt zusammengeführt.<br />

Auf dieser Basis entstehen die individuellen<br />

Gebäudeinformationen für jeden<br />

Eigentümer. Zusätzlich wird ein komplettes<br />

Wärmebildmosaik vom gesamten Stadtgebiet<br />

angefertigt, das die Kommune für die<br />

Umsetzung der eigenen Klimaschutzziele<br />

einsetzen kann. Der Datenschutz hat bei<br />

dem Verfahren oberste Priorität, dafür sorgt<br />

der TÜV Rheinland.<br />

RWE konzentriert sich bei der Bestandsaufnahme<br />

nicht nur auf große Städte, sondern<br />

bezieht auch kleinere mit ein. In der Stadt<br />

Rheinbach wurden ebenfalls bereits Aufnahmen<br />

gemacht. Hier waren über 5.000 Einzelbilder<br />

nötig, um alle Gebäude der 28.000<br />

Einwohner zählenden Stadt zu erfassen. Im<br />

sauerländischen Arnsberg mit rund 78.000<br />

Einwohnern und einer Fläche fast so groß<br />

wie in Essen hat letzten Winter ebenfalls<br />

eine Thermografie-Befliegung stattgefunden.<br />

Auch hier laufen zurzeit der Prozess der<br />

Datenaufbereitung und die Vorbereitung<br />

der Hauseigentümerinformation.<br />

Wärmebildkamera – nur ein Baustein<br />

einer umfassenden Energieberatung<br />

Die Ergebnisse der Wärmebildkameras sind<br />

dabei nur eine von verschiedenen Informationsquellen<br />

für Energieeffizienz. Sie ersetzen<br />

nicht die ausführliche Energieberatung.<br />

Die Stadt Essen und RWE werden daher<br />

im Herbst sowohl individuelle Beratungen<br />

als auch allgemeine Informationsveranstaltungen<br />

anbieten. Dabei geht es um<br />

weitere Maßnahmen zur Reduzierung des<br />

Wärmeverbrauchs. Laut geea sinkt der<br />

Energieverbrauch eines Gebäudes um bis zu<br />

75 Prozent, wenn neben der Dachisolierung<br />

eine insgesamt fachgerechte Dämmung,<br />

neue Wärmeschutzfenster und moderne<br />

Heizungstechnik zum Einsatz kommen.<br />

Transparenz und Steuerung<br />

von Energienutzung<br />

Und selbst damit sind „nur“ die Effizienzpotenziale<br />

bei der Wärmenutzung, nicht aber<br />

die beim Strom identifiziert. Eine einfache<br />

Möglichkeit, den Komfort und die Energieeffizienz<br />

im Hause zu erhöhen, bietet die<br />

intelligente Haussteuerung (RWE Smart<br />

Home). Mit Smart Home können sowohl<br />

Heizung, als auch Elektrogeräte gesteuert<br />

werden. Ob Licht, Heizung oder Rollladen,<br />

die Smart Home-Technologie verbindet alle<br />

Geräte und technischen Einheiten über ein<br />

gesichertes Funknetzwerk mit der Steuerzentrale.<br />

Die gesamte Steuerung kann<br />

sowohl von zu Hause als auch via Internet<br />

oder Smartphone von unterwegs vorgenommen<br />

werden. Dies erhöht nicht nur<br />

den Komfort, sondern ermöglicht auch eine<br />

effiziente Anpassung an die Bedürfnisse.<br />

Auch Mieter können mit RWE SmartHome<br />

ihren Strom- und Heizenergieverbrauch<br />

senken.<br />

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33


Schwerpunkt | Anzeige |<br />

Das Spezialflugzeug der Firma Eurosense – für RWE u.a. über Essen und Arnsberg im Einsatz.<br />

Ansätze für ein effizientes<br />

Energiemanagement<br />

Smart Home bietet künftig zugleich die<br />

Möglichkeit, die Photovoltaikanlage auf<br />

dem Dach und einen Stromspeicher im<br />

Keller (RWE HomePower solar) mit zu<br />

steuern. Mit dem Modul SmartHome<br />

Power Control solar können Nutzer die<br />

Menge des selbst erzeugten Stroms, den<br />

eigenen Stromverbrauch und die ins Netz<br />

eingespeiste Strommenge über Computer,<br />

Smartphone oder Tablet-PC ablesen. Zusätzlich<br />

gibt es die Möglichkeit, elektrische<br />

Geräte (Waschmaschine etc.) in Spitzenzeiten<br />

zuzuschalten. Diese Anwendungen<br />

gewinnen vor allem an Bedeutung, weil<br />

immer mehr Bürger mit Solaranlagen auf<br />

dem Dach zu Eigenerzeugern werden. Der<br />

meiste Strom wird allerdings dann erzeugt,<br />

wenn der Verbrauch zu Hause bei vielen<br />

am geringsten ist – zum Beispiel tagsüber<br />

während der Arbeitszeit. Stromspeicher<br />

und ihre intelligente Steuerung helfen dabei,<br />

Erzeugung und Verbrauch in Einklang<br />

zu bringen.<br />

Die Möglichkeiten für klimafreundliche<br />

Energienutzung sind damit vielfältig. Und<br />

für Verbesserungen ist Transparenz am<br />

Haus und in den Haushalten oftmals der<br />

erste Schritt, damit Brennstoffe, Wärme und<br />

Strom intelligenter und effizienter genutzt<br />

werden.<br />

RWE Home Power Solar. Speichertechnologien,<br />

mit denen der<br />

Solar strom vom Dach auch Abends<br />

verfügbar ist.<br />

RWE AG<br />

Opernplatz 1, 45128 Essen<br />

und<br />

RWE Deutschland AG<br />

Kruppstraße 4, 45128 Essen<br />

Ansprechpartner<br />

Corporate Responsibility/Umweltschutz<br />

Telefon +49 (0)201 / 1 21 55 94<br />

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34 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Wir sehen schwarz für den mündigen Bürger.<br />

| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Um es ganz klar zu sagen: Wir sind für sinnvolle Regulierung. Der von den Gremien der Europäischen Union derzeit<br />

diskutierte Entwurf einer neuen Tabakproduktrichtlinie verfehlt jedoch seinen Sinn: nämlich den Schutz der Gesundheit.<br />

Vielmehr kommen die geplanten Maßnahmen wie vergrößerte Warnhinweise mit Schockbildern, Standardisierung<br />

von Produkt und Verpackung sowie ein Verbot kompletter Produktsegmente einer Markenenteignung gleich. Die<br />

gesundheitspolitischen Ziele werden so nicht erreicht, sondern vielmehr durch den zu erwartenden Anstieg von<br />

Produktfälschungen und Schmuggel konterkariert. Tabakgenuss ist mit ernst zu nehmenden Risiken verbunden und<br />

kann süchtig machen – das ist allgemein bekannt. Wir sind jedoch der Meinung, dass der mündige und erwachsene<br />

Bürger sehr wohl in der Lage ist, Eigenverantwortung zu übernehmen und über den Genuss eines legalen Produktes<br />

zu entscheiden. Mehr über unser Engagement erfahren Sie unter www.bat.de und www.bat.com.<br />

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35


Schwerpunkt | Klimaschutz | | |<br />

Kompensieren statt spenden<br />

Es reicht nicht, die Natur zu preisen. Wir müssen sie auch einpreisen, um in<br />

unserem <strong>Wirtschaften</strong> weiter mit ihren Leistungen planen zu können.<br />

Von Michael Sahm<br />

Klimaschutz ist ein Generationenprojekt: Wir werden nicht<br />

über Nacht ohne Treibhausgasemissionen auskommen. Die<br />

ersten Schritte, CO 2<br />

-Emissionen von Unternehmen zu senken,<br />

heißen: Erneuerbare Energien und Effizienz. Im zweiten<br />

Schritt geht es ums Kompensieren – also den Ausgleich durch<br />

CO 2<br />

-Einsparungen an anderer Stelle. Zyniker nennen das gern<br />

„Ablasshandel“. Doch ein Teil der Kompensationsprojekte<br />

erhält nicht nur das Atmosphärengleichgewicht, sondern<br />

auch die ökologische Infrastruktur des Planeten am Leben<br />

– und damit wichtige Dienstleistungen der Natur, die auch<br />

die Wirtschaft braucht.<br />

Das Grundgesetz fordert den Ausgleich bei Landschaften<br />

Der Kompensationsgedanke ist nicht neu. Wir kennen ihn<br />

hierzulande aus der Flächennutzung. In der Bundeskompensationsverordnung<br />

heißt es: „Die Verpflichtung zur Vermeidung<br />

und Kompensation von Beeinträchtigungen bei Eingriffen<br />

in Natur und Landschaft stellt […] einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Umsetzung des Verfassungsgebots zum Schutz<br />

der natürlichen Lebensgrundlagen […] dar.“ CO 2<br />

-Kompensation<br />

wendet dieses Prinzip an: auf den Klimaschutz und auf<br />

das globale öffentliche Gut, die Atmosphäre. Noch freiwillig.<br />

Für den CO 2<br />

-Ausgleich gibt es viele Wege: In Windfarmen,<br />

Solar- oder Wasserkraft zu investieren ist eine Lösung, weil<br />

erneuerbare Energieträger im Gegensatz zu fossilen Energien<br />

weitgehend CO 2<br />

-frei Strom und Wärme produzieren. Auch<br />

die Energieeffizienz bietet ein CO 2<br />

-Einsparungspotenzial,<br />

das noch nicht ansatzweise ausgeschöpft ist. Doch um den<br />

<strong>Klimawandel</strong> abzumildern reicht es nicht, Technik und Abläufe<br />

zu verbessern – wir müssen auch Schäden ausgleichen.<br />

Land- und Forstwirtschaft auf nachhaltige Bewirtschaftung<br />

umzustellen bietet dabei die Möglichkeit, die natürliche<br />

CO 2<br />

-Speicherfähigkeit von Biomasse und Böden zu erhöhen.<br />

Diese Variante hat eine weitaus größere Hebelwirkung.<br />

Ohne Waldschutz kein Klimaschutz<br />

Gut geplante Forst- und Agroforstprojekte bieten neben der<br />

CO 2<br />

-Bindung einen deutlich größeren sozialen und ökologischen<br />

Nutzen in den Projektregionen. Sie kommen gerade jenen<br />

ländlichen und marginalisierten Bevölkerungen in Entwicklungsländern<br />

zugute, die keine Lobby und Marktzugänge haben.<br />

Abholzung und Brandrodung verursachen 17 Prozent der<br />

weltweiten Emissionen – mehr als der gesamte Verkehr.<br />

Wer das Klima schützen will, sollte also den Wald erhalten.<br />

Fotos: © Forest Carbon Group<br />

36 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Zudem sind Wälder als Rohstoffquelle unverzichtbar und<br />

ein milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor. Deshalb bildet die<br />

CO 2<br />

-Kompensation über nachhaltiges Waldmanagement einen<br />

Weg, ökologische Vermögenswerte und „Dienstleistungen“ der<br />

Natur gewissermaßen einzupreisen. Dazu gehört etwa, dass<br />

ein intaktes Ökosystem (z.B. ein Meer oder Wald) Leistungen<br />

wie „Regen bilden“ oder „Stoffkreisläufe regulieren“ erbringt.<br />

Deutschland ist einer der größten Geldgeber für bi- und multilaterale<br />

Waldprogramme. Bereits heute sind namhafte Unternehmen<br />

wie die Allianz, Danone, Walt Disney, PPR, Eneco oder<br />

der deutsche Energieversorger HSE AG substantiell im Waldund<br />

Klimabereich engagiert. Das Thema wird auch vom Senat<br />

der Wirtschaft* der deutschen Sektion des Global Economic<br />

Network, mit seiner „Welt Wald Klima Initiative“ unterstützt.<br />

Kerngeschäft statt CSR<br />

Immer mehr Unternehmen folgen hierbei einer veränderten<br />

Logik: Weg von der rein externen Corporate Social Responsibility<br />

(CSR), hinein ins Kerngeschäft. Es geht darum, Produkte<br />

und Prozesse umzubauen und ökologische Vermögenswerte<br />

langfristig in die Bilanzen einzubeziehen. Denn CSR<br />

funktioniert im Grunde wie eine Spende. Das Engagement<br />

passt zwar thematisch ins Geschäftsfeld der Unternehmen.<br />

Der Mitteleinsatz ist jedoch oft beliebig und abhängig vom<br />

Die wichtigsten Standards für CO 2<br />

-Kompensationen<br />

Verified Carbon Standard (VCS)<br />

Der VCS ist einer der führenden Standards zur Qualitätssicherung<br />

von Klimaschutzprojekten. Er bilanziert und zertifiziert die Emissionseinsparungen<br />

sowohl aus forstwirtschaftlichen Projekten als<br />

auch solchen, die Energie einsparen oder aus erneuerbaren Quellen<br />

produzieren. Das Gütesiegel muss jedoch auch von unabhängigen<br />

Dritten geprüft werden.<br />

Climate, Community and Biodiversity Alliance Standard (CCBA)<br />

Der CCBA analysiert und bewertet die positiven Effekte von Klimaschutzprojekten<br />

für Klima, Regionalentwicklung und Artenvielfalt.<br />

Er stellt eine Art Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung dar<br />

und ist eine Initiative von überwiegend nordamerikanischen und<br />

internationalen Wissenschafts- und Umweltorganisationen.<br />

Gold Standard (GS)<br />

Der WWF hat gemeinsam mit zahlreichen anderen Umwelt- und<br />

Menschenrechtsorganisationen den GS initiiert. Sie entwickelten<br />

einen Kriterienkatalog, der insbesondere prüft, ob und wie Klimaschutzprojekte<br />

sozial und ökologisch nachhaltig sind. Ursprünglich<br />

nur für Projekte angewandt, die Energieeffizienz und<br />

erneuerbare Energien fördern, hat sich die tragende Gold Standard<br />

Foundation 2012 entschlossen, nunmehr auch Projekte zu<br />

nachhaltiger Landnutzung und Forstwirtschaft zu begutachten<br />

und zu zertifizieren.<br />

Mehr Zeit für Ihr Kerngeschäft<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

37


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

Mehr als Ablasshandel? Unternehmen und Energieversorger emittieren Treibhausgase, die das<br />

Klima beeinflussen. CO 2<br />

-Kompensationsprojekte mit Agroforstwirtschaft wie im Kongo binden durch<br />

Baum-Pflanzungen und Waldschutz CO 2<br />

aus der Atmosphäre, helfen aber auch der lokalen Bevölkerung<br />

(siehe Bild auf vorheriger Seite). Arbeitsplätze entstehen, die lokale Biodiversität blüht auf.<br />

Weitblick der <strong>Nachhaltig</strong>keitsabteilungen. Bei der Kompensation<br />

geht es hingegen, neben Überzeugung, um<br />

handfeste betriebswirtschaftliche Argumente: Lieferanten<br />

und Kunden gewinnen und binden sowie sich strategisch<br />

positionieren. Hier entscheiden Geschäftsführung, Vertrieb<br />

und Marketing.<br />

Die Vorreiter setzen dabei auf Differenzierung und wollen<br />

das Thema konsequenter als die Wettbewerber umsetzen.<br />

So bietet in der Logistikbranche der Paketdienstleister DPD<br />

mit seinem „Total Zero“ Programm den klimaneutralen Versand<br />

automatisch als Standard an, während die Deutsche<br />

Post DHL ihr „Go Green“ Projekt nur als Option bereithält;<br />

in der Energiewirtschaft bietet der Versorger Entega seine<br />

Ökogas-Produkte als „default“, die meisten anderen Anbieter<br />

dagegen weiterhin nur auf Kundenwunsch. Und das, obwohl<br />

die Mehrkosten für hochwertigen CO 2<br />

-Ausgleich bei vielen<br />

Produkten deutlich unter einem Prozent liegen und sich<br />

entweder durch höhere Preise, Marktanteile oder Kundenbindung<br />

wieder ausgleichen lassen.<br />

* Der Senat der Wirtschaft besteht aus Persönlichkeiten der Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Gesellschaft zusammen, die ethische Grundsätze wie Fairness und<br />

Partnerschaft im Wirtschaftsleben sowie soziale Kompetenz von Unternehmern<br />

und Führungskräften in ihr Umfeld tragen wollen.<br />

Vorsicht vor Ramsch bei Schutzprojekten<br />

International agierende Großunternehmen integrieren<br />

Umwelt- und Klimaschutz darüber hinaus zunehmend in ihr<br />

Risikomanagement, richten ihre Beschaffungspolitik entsprechend<br />

aus und setzen auf globale Imagepflege. Dies funktioniert<br />

in einer wachen Medien- und Interessengruppengesellschaft<br />

langfristig nur über<br />

Glaubwürdigkeit und Qualität.<br />

Und die hat ihren Preis. So gibt<br />

es nicht nur Gammelfleisch<br />

im Lebensmittel-Discounter,<br />

sondern auch Ramsch unter<br />

den Klimaschutzprojekten. Für<br />

wenige Cent kann man CO 2<br />

-Zertifikate<br />

erwerben, deren ökologisch-sozialer<br />

Mehrwert und<br />

CO 2<br />

-Ersparnis mehr als zweifelhaft<br />

sind. Auf der anderen<br />

Seite gibt es solide gemachte<br />

und gemanagte Projekte, die<br />

auf Klima- und Artenschutz<br />

sowie verbesserte Lebensbedingungen<br />

der Menschen vor<br />

Ort einzahlen. Ausweis hierfür<br />

sind weltweit etablierte Gütesiegel<br />

wie der Voluntary Carbon<br />

Standard, Climate, Community<br />

and Biodiversity Alliance Standard<br />

oder Gold Standard (siehe<br />

Infokasten). Deren Integrität wird dadurch gewährleistet,<br />

dass Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die gemeinsam<br />

erarbeiteten Qualitätskriterien ständig überprüfen<br />

und weiterentwickeln.<br />

CO 2<br />

als Ersatzwährung<br />

Unternehmen nutzen Umweltgüter wie Luft, Wasser und<br />

Boden meist ohne dafür zu zahlen – und die Kosten der Umweltauswirkungen<br />

ihrer Geschäftstätigkeit tragen sie meist<br />

auch nicht selbst. Die Kosten werden also „externalisiert“:<br />

Die Gesellschaft zahlt. Wenn ein Kompensationsprojekt<br />

den natürlichen CO 2<br />

-Speicher von Ökosystemen erhöht,<br />

werden damit auch Naturverbrauch und -schäden durch<br />

das kompensierende Unternehmen zumindest teilweise<br />

internalisiert. Das unterscheidet Wald- und Forstprojekte<br />

von den Kompensationsprojekten, die technologische Modernisierung<br />

fördern.<br />

Kohlendioxid ist eine global sowohl gut messbare als auch<br />

verrechenbare Einheit und Ware. Und weil sich Biodiversität,<br />

Wasser, Arten und Stoffkreisläufe ungleich schwerer (wenn<br />

überhaupt) verrechnen lassen, dient CO 2<br />

als Währung, über<br />

die lebenswichtige Funktionen von Naturräumen mitfinanziert<br />

werden können.<br />

Bisher gibt es keine Patentlösung auf dem Weg zu wahren<br />

Preisen. Doch die Kompensation ist ein nützlicher Katalysator,<br />

um den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen nicht<br />

nur zu bestimmen, sondern auch zu minimieren.<br />

Michael Sahm<br />

ist Director Marketing & External Affairs bei der Forest Carbon<br />

Group AG in Frankfurt. Er will komplexe Themen wie Klima- und<br />

Umweltschutz für Kunden und Öffentlichkeit verständlich darstellen.<br />

Foto: © Uwe Bergeest, pixelio.de<br />

38 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Stromkosten senken<br />

| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

oder<br />

Klima schonen? Ich mache<br />

beides!<br />

Beitrag Fritz Mobilität<br />

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Mit günstigem ENTEGA Ökostrom können Sie Ihre Energiekosten senken und<br />

das Klima schonen. Wenn Sie noch mehr sparen möchten, finden wir gemeinsam<br />

mit Ihnen Möglichkeiten, Energie in Ihrem Unternehmen noch effizienter einzusetzen.<br />

Steigen Sie um auf eine moderne, nachhaltige und vor allem günstige<br />

Energieversorgung.<br />

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39


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

Klimaschutz selber machen<br />

Hier finden Sie Ideen, Projekte, Investitionsmöglichkeiten, Studien und<br />

die richtigen Medien für Ihr Engagement.<br />

Gezielt investieren in gemeinnützige Organisationen<br />

Der Phineo „Themenreport Klimaschutz“ zeigt, welche Wirkung<br />

eine gezielte Investition in gemeinnützige Organisationen<br />

haben kann. Eine Marktanalyse mit geprüften Grassroot<br />

Klimaschutz-Projekten, sowie Tipps & Empfehlungen für<br />

wirkungsvolles unternehmerisches Engagement.<br />

www.phineo.org<br />

Einsparmaßnahmen für energieintensive Branchen<br />

Auf das verarbeitende Gewerbe entfallen knapp 30 Prozent<br />

des deutschen Endenergieverbrauchs. In einer aktuellen<br />

Studie stellt das Fraunhofer-Institut für System- und<br />

Innovationsforschung ISI etwa 200 Maßnahmen vor, die<br />

den Energieverbrauch in der energieintensiven Industrie<br />

Deutschlands bis 2035 um knapp 15 Prozent reduzieren<br />

können. Rund 14 Terrawattstunden Strom ließen sich so<br />

jährlich einsparen – das entspricht der Erzeugungsmenge<br />

von zwei großen Kohlekraftwerken. Bei mehr als 90 Prozent<br />

der Einsparmaßnahmen würden für die Unternehmen keine<br />

zusätzlichen Kosten entstehen.<br />

Erneuerbare Energien als Reiseziel<br />

In vielen Urlaubsregionen sind Erneuerbare Energien nicht<br />

nur zum Wirtschafts-, sondern auch zum Tourismusfaktor geworden.<br />

Von Rügen bis in die Pfalz ziehen Windkraftanlagen<br />

und Bioenergiedörfer Neugierige an. Wer sich im „Baedeker<br />

Reiseführer Deutschland – Erneuerbare Energien entdecken“<br />

informieren will, bekommt ihn derzeit nur gebraucht im<br />

Internet. Eine Neuauflage ist geplant.<br />

Wärme-Contracting<br />

Beim Contracting übernimmt ein Dienstleister – der Contractor<br />

– die Investitionskosten für die Modernisierung der<br />

Heizungsanlagen. Im Gegenzug schließt der Hauseigentümer<br />

einen Wärmelieferungsvertrag mit langer Laufzeit von zehn<br />

bis 15 Jahren mit ihm ab. Seit Mai <strong>2013</strong> können Vermieter<br />

die Umstellung auf das sogenannte Wärmecontracting<br />

verlangen, wenn dies für die Mieter keine höheren Kosten<br />

bei Heizung und Warmwasser bedeutet. Im Auftrag des<br />

Vermieters sorgt der gewerbliche Contractor dann für den<br />

Betrieb und die Effizienzsteigerung der Heizungs- und Warmwasseranlage.<br />

Leitfaden für Effiziente Energienutzung<br />

Der kostenlose Leitfaden für effiziente Energienutzung in<br />

Industrie und Gewerbe des<br />

Bayerischen Landesamts für Umwelt geht auf spezielle Aspekte<br />

wie Prozesswärme oder Beleuchtung ein.<br />

Download: www.bestellen.bayern.de, Artikelnr. lfu_klima_00022<br />

Machen Sie Ihren online-Shop CO 2<br />

-neutral<br />

Webshopbetreiber können ihren CO 2<br />

-Bedarf ausgleichen,<br />

indem sie neue Bäume pflanzen lassen. Den Ausgleich<br />

zertifiziert Steady State. Käufer erkennen am Siegel das Klimaschutzengagement<br />

des Anbieters und können es in ihre<br />

Konsumentscheidung einbeziehen. Steady State wurde von<br />

der Naturschutzorganisation Naturefund e.V. ins Leben gerufen.<br />

Aktuell arbeitet die Organisation an der Aufforstung von<br />

Wäldern am Rande des größten noch zusammenhängenden<br />

Regenwaldes in Mittelamerika. Gleichzeitig wurden in Europa<br />

über 80.000 Bäume gepflanzt.<br />

www.ready-steady-grow.eu<br />

Effizienz ab 50 Euro<br />

Die Crowdfunding-Plattform bettervest.de ermöglicht es<br />

Bürgern (der „Crowd“) kleine Geldbeträge (ab 50 Euro) in<br />

Energieeffizienz-Projekte von Unternehmen, öffentlichen<br />

Einrichtungen, Vereinen und Privathaushalten zu investieren.<br />

Die Projektinhaber erhalten das notwendige Startkapital von<br />

einer Vielzahl von Crowd-Investoren und können damit sofort<br />

ihren Energieverbrauch reduzieren. Im Gegenzug werden die<br />

Investoren (je nach Projekt bis zu zehn Jahre lang) an den<br />

erzielten Kosteneinsparungen der Projektinhaber finanziell<br />

beteiligt.<br />

www.bettervest.de<br />

Medientipps:<br />

www.sonnenseite.com Spannende News, zusammengestellt<br />

und geschrieben vom bekannten TV-Journalisten Franz Alt<br />

www.KlimafolgenOnline.com Auf dem Portal des Potsdam-Institut<br />

für Klimafolgenforschung kann man die Folgen des<br />

<strong>Klimawandel</strong>s für Deutschland detailliert ansehen.<br />

www.klima-sucht-schutz.de Ratgeber zum Energiesparen<br />

und Klimaschutz<br />

www.klimaretter.info Das online-Magazin zur Klimawende<br />

40 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


| Klimaschutz | Schwerpunkt<br />

Foto: © Klares Licht<br />

Unterstützung aus dem B.A.U.M.-Netzwerk<br />

Initiative „Wirtschaft pro Klima“<br />

Die Datenbank www.wirtschaft-pro-klima.de mit über 200<br />

Praxisbeispielen von mehr als 100 Unternehmen zeigt die<br />

Bandbreite des Klimaschutz-Engagements deutscher Unternehmen.<br />

Schwerpunkte sind der Einsatz erneuerbarer<br />

Energien, die energetische Optimierung von Betriebsgebäuden<br />

sowie Maßnahmen zu klimafreundlicherer Mobilität.<br />

Namhafte Unternehmen bekennen sich zum Klimaschutz und<br />

zeigen, wie sie ihren CO 2<br />

-Ausstoß spezifisch um 20 Prozent<br />

senken konnten.<br />

Klares Licht LED-Kampagne<br />

Die LED-Kampagne von B.A.U.M. und Klares Licht schafft Klarheit<br />

über die Möglichkeiten für LED-Technologie im Unternehmen –<br />

hocheffizient, passgenau und mit Qualität. So lassen sich Stromkosten<br />

und CO 2<br />

-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren.<br />

Wetterprognosegestützte Energiesteuerung<br />

Durch eine auf Wetterprognosedaten gestützte Energiesteuerung<br />

kann man 20 bis 40 Prozent Energie einsparen,<br />

wie erste Praxisbeispiele zeigen. Besonders geeignet ist<br />

diese Technik zur Optimierung von Wärme- und Kühlprozessen<br />

in Gebäuden wie Bürogebäuden, Hallen etc. sowie<br />

bei indus triellen Anlagen. Diese Regeltechnik hat Amortisationszeiten<br />

von nur ein bis zwei Jahren – ganz ohne<br />

Baumaßnahmen.<br />

Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen durch den<br />

B.A.U.M. Zukunftsfonds<br />

Aus Mitteln des B.A.U.M. Zukunftsfonds lassen sich Energieeffizienzmaßnahmen<br />

bis zu 100 Prozent finanzieren. Die<br />

Rückzahlung speist sich ausschließlich aus den erzielten<br />

Einsparungen. www.baum-zukunftsfonds.de<br />

Energie und Kosten sparen - Klima schützen<br />

Experten aus dem B.A.U.M.-Netzwerk unterstützen beim<br />

Aufbau eines betrieblichen Energiemanagementsystems<br />

nach ISO 50001. Erfahrene Berater helfen zudem, Energieeinsparpotenziale<br />

im Betrieb zu ermitteln und umzusetzen<br />

(Beratungen z. T. förderfähig durch KfW).<br />

Mobilitätsmanagementberatung<br />

Unternehmen erhalten professionelle Unterstützung beim<br />

Einstieg in ein umfassendes betriebliches Mobilitätsmanagement.<br />

Ziel ist es, die Mobilität der Mitarbeiter klimaschonend<br />

und kosteneffizient abzuwickeln.<br />

Zertifizierung als „fahrradaktiver Betrieb“<br />

B.A.U.M. zeigt auch, wie man die Fahrradnutzung der<br />

Mitarbeiter fördern kann – als Beitrag zum Klimaschutz,<br />

zur Gesundheitsförderung und zur Kosteneinsparung. Auf<br />

Wunsch kann am Schluss das Zertifikat „fahrradaktiver Betrieb“<br />

verliehen werden. www.fahrrad-fit.de<br />

LED-Technik liefert optimale Beleuchtung, spart dabei Energie und<br />

schützt das Klima. Die Klares Licht Kampagne unterstützt Unternehmen<br />

bei der Umsetzung.<br />

Eco-Fahrtrainingskurse<br />

10 bis 20 Prozent Verbrauch reduzieren nur durch ein geändertes<br />

Fahrverhalten? In praxisorientierten Trainingskursen<br />

des B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmens Eco-Consult GmbH<br />

erlernen die Teilnehmer eine neue Fahrkultur, die u. a. den<br />

Kraftstoffverbrauch dauerhaft senkt.<br />

B.A.U.M.-Reservat „Wilde Buche“<br />

Im B.A.U.M.-Waldreservat „Wilde Buche“ können engagierte<br />

Unternehmen und Organisationen mitwirken, naturnahe Laubwälder<br />

mit ausgereiften Altbuchen und einer hohen Arten- und<br />

Strukturvielfalt aus der kommerziellen Nutzung zu nehmen<br />

und so dauerhaft im ursprünglichen Bestand zu erhalten. In<br />

Kooperation mit dem B.A.U.M.-Mitglied ForestFinance (CO2OL).<br />

B.A.U.M.-Waldführungen<br />

Die fachlich fundierten und inhaltlich abwechslungsreichen<br />

Waldführungen behandeln Themen wie Faszination und Dynamik<br />

von Waldökosystemen, geschichtliche Nutzung der Wälder<br />

durch den Menschen, Waldschäden, <strong>Klimawandel</strong>, Biodiversität<br />

sowie Bedeutung von Waldökosystemen für Unternehmen.<br />

Kontakt für die B.A.U.M.-Angebote<br />

Dieter Brübach (Mitglied des Vorstands),<br />

dieter.bruebach@baumev.de, Tel. 0511 165 00 21<br />

Rainer Kant, rainer.kant@baumev.de, Tel. <strong>04</strong>0 49 07 11 14<br />

Weitere nützliche Tipps, Studien und Medienempfehlungen<br />

unter www.<strong>forum</strong>-csr.net/special/klima<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


Schwerpunkt | Klimaschutz |<br />

Chance oder Risiko<br />

<strong>forum</strong> fragte Entscheider, was der <strong>Klimawandel</strong> für<br />

ihre Organisation bedeutet.<br />

„Ohne Klimaschutz wären wir unglaubwürdig“<br />

Als nachhaltiger Energiedienstleister ist Klimaschutz für uns essentiell. Er ist daher auch in der Umweltpolicy unserer<br />

Mutter HEAG Südhessische Energie AG (HSE) verankert, auf welche sich ENTEGA verpflichtet hat. Ansonsten wäre<br />

unsere Geschäftstätigkeit, Energiedienstleistungen zur Vermeidung, Verminderung und Kompensation von CO 2<br />

allen<br />

Kunden zugänglich zu machen, auch unglaubwürdig. Insbesondere unsere Geschäftskunden fordern energieeffiziente<br />

und nachhaltige Lösungen. Dem kommen wir mit unseren Produkten und Beratungsleistungen nach. Was wir<br />

unseren Kunden empfehlen, tun wir auch selbst: Daher implementieren wir ein Umwelt- und Energiemanagement<br />

nach ISO 14001 und 50001 bei ENTEGA. Da wir aber nicht nur Lieferant von erneuerbarer Energie und Energieeffizienzberatungen<br />

sind, sondern über unseren Mutterkonzern auch in erneuerbare Energien investieren, ist für uns die<br />

Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen zentral und daher hier auch die Politik in der Pflicht.<br />

Frank Gey, Geschäftsführer der ENTEGA Geschäftskunden GmbH & Co. KG<br />

„Klimaschutz? Da bin ich egoistisch.“<br />

Die Dimension der Klimaschutzproblematik wird im Alltag konsequent verdrängt. Dies kann auch gut sein, denn es ist<br />

psychisch sicherlich ungesund, sich den tatsächlichen Zustand der Welt ständig zu vergegenwärtigen. Was wir aber<br />

brauchen, sind kluge Lösungsvorschläge und ein aktives und mutiges Umsetzen auf politischer und individueller Ebene.<br />

Auf individueller Ebene versuche ich einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten durch Energiesparen, mobil<br />

klimaschonend unterwegs zu sein sowie als Verbraucherin faire und klimaschonende Produkte zu kaufen. Beruflich<br />

engagiere ich mich in einer Energiegenossenschaft und bei Women in Europe for a Common Future (WECF) für CO 2<br />

-<br />

freie und sichere erneuerbare Energiekonzepte auf nationaler und internationaler Ebene. Nach dem Motto Wählen<br />

gehen, Abgeordnete ansprechen und Energiewende machen ist meine Motivation v.a. eine ethische und eine egoistische.<br />

Eine so massive Veränderung der Schöpfung und Biodiversität, wie wir sie veranstalten, kann nicht gut sein.<br />

Und meine Kinder, ihre Freunde und überhaupt die nächsten Generationen sollen in Frieden leben können.<br />

Katharina Habersbrunner, Vorstand Bürgerenergiegenossenschaft BENG eG<br />

und Referentin Erneuerbare Energie bei WECF e.V.<br />

„Informationstechnologien helfen beim Stromsparen“<br />

Im <strong>Klimawandel</strong> sehen wir eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, seine Eindämmung ist für uns von zentraler<br />

Bedeutung. Dabei haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt: In Deutschland wollen wir unsere CO 2<br />

-Emissionen<br />

bis 2020 um 30 Prozent gegenüber den Werten aus dem Jahr 2008 senken. Dazu verbessern wir unter anderem die<br />

Energieeffizienz unserer Rechenzentren und stellen die Netze auf effizientere Technologien um. Die Pkw-Neuwagen<br />

unserer Firmenflotte erfüllen schon heute die von der EU für 2015 vorgegebenen CO 2<br />

-Grenzwerte von 120 g/km.<br />

Gleichzeitig bietet unsere Branche selbst enorme Potenziale zur Senkung der globalen CO 2<br />

-Emissionen. Die aktuelle<br />

Studie „SMARTer 2020“, an der die Telekom maßgeblich mitgewirkt hat, errechnet das Einsparpotenzial von Informations-<br />

und Telekommunikationstechnologien auf 16,5 Prozent der weltweiten CO 2<br />

-Emissionen – rund das Zehnfache<br />

der jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland. Mit Lösungen für intelligentes Energiemanagement können<br />

wir unseren Kunden helfen Strom zu sparen.<br />

Luis Neves, Konzernbeauftragter für Klimaschutz und <strong>Nachhaltig</strong>keit bei der Deutschen Telekom AG<br />

Lesen Sie, wie weitere Entscheider sich für Klimaschutz einsetzen unter www.<strong>forum</strong>-csr.net/special/klima<br />

Foto oben: © HSE; Foto Mitte: © Katharina Habersbrunner; Foto unten: © Deutsche Telekom AG<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>forum</strong> special<br />

Ozeane<br />

Willkommen bei den Dinos<br />

Foto: © Jim Maragos / U.S. Fish and Wildlife Service<br />

„Wir führen ein gigantisches Experiment mit unseren<br />

Meeren durch“, sagt der renommierte Klimaforscher<br />

Mojib Latif im <strong>forum</strong>-interview. Denn die Ozeane erwärmen<br />

sich nicht nur. Der hohe CO 2<br />

-Gehalt in der<br />

Atmosphäre macht die Meere immer saurer. Gehen die<br />

CO 2<br />

-Emissionen nicht zurück, dürfte der Säuregehalt bis<br />

2050 um 150 Prozent steigen. Das wäre der schnellste<br />

Anstieg in den vergangenen 65 Millionen Jahren – in<br />

dieser Zeit lebten noch Dinosaurier. Was die Folgen saurer<br />

Ozeane und steigender Meeresspiegel sind, erzählen<br />

die nächsten Seiten. Erfahren Sie außerdem, ob die<br />

neue Fischereipolitik der Europäischen Union die Ausbeutung<br />

der Meere beendet, warum der Filmemacher<br />

Yann Arthus-Bertrand kein Flugzeug mehr besteigen<br />

will, wie viel Energie in den Wellen steckt und welche<br />

Schätze in der Tiefsee schlummern.<br />

Mojib latif: „Im Meer tickt eine Zeitbombe“ | 44<br />

Die neue EU-Fischereipolitik: Überfischung ade? | 52<br />

Strom aus Meeresenergie | 56<br />

Schätze aus der Tiefe: Geht das gut? | 60<br />

Diesen Fisch können Sie guten Gewissens genießen | 63<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

43


Special | Ozeane |<br />

„Da tickt eine Zeitbombe“<br />

Die CO 2<br />

-Konzentration lässt unsere Meere langsam versauern. Was heißt das<br />

für das Leben unter Wasser? Welche Küsten sind vom steigenden Meeresspiegel<br />

besonders bedroht? Meteorologe Mojib Latif im Gespräch.<br />

Ein Interview von Anna Gauto<br />

Foto: © iStockphoto<br />

Der Homo Oeconomicus und das Meer<br />

Eine Reise durch die Zeit und über die<br />

Weltmeere.<br />

Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren<br />

war die Erde eine Kugel aus<br />

Feuer. Vulkane spuckten Lava,<br />

Wasserdampf entwich.*<br />

Aus dem Wasserdampf wurde<br />

Regen. Es regnete Jahrmillionen,<br />

riesige Meere entstanden: die<br />

Vorgänger unserer Ozeane.<br />

44<br />

* Viele Informationen aus der Meeresleiste stammen aus dem Buch „Der Mensch und das Meer“ von Callum Roberts, Random House GmbH (<strong>2013</strong>).


| OZEANE | spECIal<br />

„Wir führen ein<br />

gigantisches Experiment mit<br />

unseren Meeren durch“.<br />

Herr Latif, man sagt, an den Ozeanen lässt<br />

sich der Zustand des Klimas am besten ablesen.<br />

Was können wir dort erkennen?<br />

Zunächst einmal, dass sich auch die Ozeane<br />

erwärmen. Und zwar nicht nur die<br />

oberen Schichten. Bis in Tiefen von 2.000<br />

Metern können wir das nachweisen. Außerdem<br />

nehmen unsere Meere einen Teil<br />

des CO 2<br />

auf, das wir in die Luft blasen. Das<br />

führt dazu, dass der PH-Wert sinkt und die<br />

Meere saurer werden. Der Meeresspiegel<br />

steigt natürlich auch, weil sich erwärmtes<br />

Wasser ausdehnt und das Eis der Erde<br />

schmilzt.<br />

Was passiert, wenn die Meere saurer<br />

werden?<br />

Das wirkt sich auf kleine Organismen wie<br />

Krebse oder Muscheln aus, die schlechter<br />

Kalkschalen oder andere Schutzhüllen ausbilden<br />

können. Sie stehen am Anfang der<br />

Nahrungskette. Und wenn die wegbleiben,<br />

dann pflanzt sich das in der Nahrungskette<br />

fort bis hin zu den Fischen.<br />

Das saure Milieu der Meere tötet diese wichtigen<br />

Organismen?<br />

Zumindest werden sie geschädigt. Wie schnell<br />

das geht, wissen wir nicht, aber da tickt potenziell<br />

eine Zeitbombe. Wenn irgendwann<br />

die Nahrungsquelle im Meer versiegt, haben<br />

wir ein großes Problem.<br />

Was hat die Erwärmung der Ozeane für<br />

Folgen für unsere Küsten?<br />

Das ist auch unsicher, weil es regionale Unterschiede<br />

gibt. An der amerikanischen Westküste<br />

ist der Meeresspiegel in den letzten Jahren<br />

größtenteils sogar gesunken. Das führt oft zu<br />

Konfusion, weil die Leute denken, hier steigt<br />

der Meeresspiegel gar nicht, ist doch alles<br />

Quatsch mit der globalen Erwärmung. Wir<br />

können die Klimaänderung am besten in den<br />

globalen Mittelwerten sehen.<br />

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass<br />

jedes Grad Erderwärmung die Ozeane um<br />

mehr als zwei Meter steigen lässt. Was heißt<br />

das für die Zukunft unserer Küsten?<br />

Das ist eine Frage des Zeitraums. Wir gehen<br />

davon aus, dass der Meeresspiegel bis Ende<br />

des Jahrhunderts um maximal einen Meter<br />

steigt – wie gesagt nicht überall, sondern<br />

an einigen Küsten. Das ist natürlich schon<br />

bedrohlich für einige inseln oder auch für Länder<br />

wie Bangladesch. Die leiden heute schon<br />

darunter. insofern müsste der Meeresspiegel<br />

gar nicht um einen ganzen Meter steigen,<br />

um diese Länder in enorme Bedrängnis zu<br />

bringen.<br />

Welche Städte sind denn besonders betroffen?<br />

New York zum Beispiel, besonders dann,<br />

Wenn etwa ein Hurrikan New York heimsucht.<br />

Mojib Latif ist diplomierter<br />

Meteorologe<br />

und Doktor der Ozeanographie.<br />

Er gehört zu<br />

den einflußreichsten<br />

Experten in Sachen<br />

Klimaveränderung. Seit<br />

2003 ist er Professor<br />

am Institut für Meereskunde<br />

Kiel und seit<br />

20<strong>04</strong> Professor am<br />

Leibniz-Institut für<br />

Meereswissenschaften<br />

IFM-GEOMAR, Kiel.<br />

Die Ozeane erstrecken sich heute<br />

auf über 360 Mio. Quadratmeter<br />

und haben ein Volumen von 1,33<br />

Milliarden Kubikkilometern.<br />

Der Mensch betritt die Bühne.<br />

Funde aus Afrika belegen: Seit mindestens<br />

200.000 Jahren bevölkert<br />

Homo Sapiens die Erde.<br />

Wann begann der Mensch mit dem<br />

Fischen? Thunfisch wurde in Timor<br />

wohl schon vor 42.000 Jahren mit<br />

Netzen gefangen.<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

45


Special | Ozeane |<br />

Meere faszinieren: Millionen von Besuchern<br />

strömen jedes Jahr in Aquarien.<br />

Doch die Schönheit dieses Ökosystems ist<br />

fragil: 400 sogenannte „Dead Zones“ zählt<br />

man heute in den Ozeanen. Das sind Gebiete,<br />

in denen kaum ein Tier überleben<br />

kann – bis auf die Quallen.<br />

Foto: © Gerick Bergsma 2010/Marine Photobank<br />

Prototypen von Angelhaken kennt<br />

man im heutigen Europa bereits<br />

vor 30.000 Jahren.<br />

Im Mesolithikum, 8.000 bis 4.000<br />

v. Chr., höhlen Menschen Bäume<br />

aus, um sie zu Transportmitteln<br />

zu machen.<br />

Ein steinzeitliches Kanu aus<br />

Kiefern holz (8.000 bis 7.000 Jahre<br />

alt) wurde in den heutigen Niederlanden<br />

gefunden.<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

Meere ziehen an: Mehr als 70 Prozent der Megacitys weltweit liegen an der Küste. In den Ferien strömen Menschenhorden an die Strände,<br />

wie hier am Ipanema Beach in Rio de Janeiro – aber wie lang noch? Bis Ende des Jahrhunderts soll der Meeresspiegel um maximal einen<br />

Meter steigen. Wo vorher Sandstrände waren, könnten dann Betondeiche stehen.<br />

Foto: © Yann Arthus-Bertrand / Altitude, Ipanema Beach, Rio de Janeiro, Brazil (22°59’ S, 43°12’ W)<br />

Ein Hurrikan kommt immer mit Flutwelle, setzt also schon<br />

automatisch einige Teile von Manhattan unter Wasser.<br />

Wenn dann der Meeresspiegel noch mal einen halben oder<br />

einen Meter höher ist, hat das natürlich umso stärkere<br />

Auswirkungen. Stellen Sie sich vor, der Meeresspiegel wäre<br />

noch höher gewesen, als der Hurrikan Katrina 2005 über<br />

New Orleans gefegt ist. Bei solchen extremen Situationen<br />

entscheiden Zentimeter darüber, ob eine Region überflutet<br />

wird oder nicht. Das Gleiche gilt auch für Tsunamis. Wenn der<br />

Meeresspiegel höher ist, richtet natürlich auch ein Tsunami<br />

mehr Schaden an.<br />

Sind deutsche Inseln wie Sylt auch gefährdet?<br />

Ja. Wenn wir wirklich von einem Meter ausgehen, dann muss<br />

man sich darauf vorbereiten.<br />

Wie würde man sich darauf vorbereiten?<br />

Die Festlandküsten können die Deiche erhöhen. Ein Meter geht<br />

gerade noch. Aber was darüber hinausgeht, also jenseits des<br />

Jahres 2100, wird mit Deichen nicht mehr zu stoppen sein.<br />

Das klingt schrecklich, dass wir uns zubauen müssen, um<br />

uns vor dem Meer zu schützen. Welche Rolle spielen die<br />

arktischen Meere für den <strong>Klimawandel</strong>?<br />

Die Arktis erwärmt sich sehr schnell und ist von der Versauerung<br />

besonders betroffen, weil kaltes Wasser CO 2<br />

gut aufnimmt. Aber<br />

das ist ein ziemlich neuer Forschungszweig. Man weiß nicht<br />

genau, wie die arktischen Ökosysteme darauf reagieren. Man<br />

darf nicht vergessen, dass wir die Meere auch ohne <strong>Klimawandel</strong><br />

belasten, etwa durch Überfischung und Verschmutzung. Wie das<br />

alles zusammenwirkt, ist schwer abzuschätzen. Wir führen gerade<br />

ein gigantisches Experiment mit unseren Weltmeeren durch.<br />

Wissen Sie woher das Wort „Tabu“ stammt?<br />

Nein, woher?<br />

Auf den Fidschi Inseln wachten die lokalen Häuptlinge<br />

Jahrhunderte lang über Riffabschnitte, die den jeweiligen<br />

Stämmen gehörten. An manchen Stellen war Fischen strikt<br />

verboten – sie waren tabu.<br />

Das war klug.<br />

Der Homo Oeconomicus entdeckt<br />

das Meer: 1.000 Jahre v. Chr. beginnt<br />

die kommerzielle Fischerei.<br />

Das heutige Cadiz wird 1.000<br />

Jahre v. Chr. der wichtigste<br />

Fischereihafen.<br />

Die Phönizier und Römer bauen<br />

ab 1.200 v. Chr. „Handelssegler“<br />

mit robustem Schiffsrumpf und<br />

Seitenruder.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


spECIal | OZEANE |<br />

Meere leiden: auf einem Quadratmeter<br />

Meer schwimmen heute im Durchschnitt<br />

46.000 Plastikteile. Das wurde diesem<br />

jungen Kormoran zum Verhängnis. Der<br />

Müll, den die Tiere für Fische halten, landet<br />

unverdaulich in den Mägen und lässt<br />

sie mit vollem Bauch verhungern.<br />

Foto: © Claire Fackler, NOAA National Marine Sanctuaries/Marine Photobank<br />

Phönizische Seeleute umrunden<br />

600 v. Chr. innerhalb von drei Jahren<br />

den afrikanischen Kontinent.<br />

industriespionage i: Die Griechen<br />

kopieren die Technik der Phönizier<br />

und bauen Galeeren.<br />

industriespionage ii: Die römer<br />

kopieren die griechischen Galeeren<br />

vor dem ersten Punischen Krieg<br />

(264-241 v. Chr.).<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

Meere vereinsamen: Steigende Wassertemperaturen führen zu „Korallenbleiche“. So bezeichnet man den Verlust der als Symbiosepartner<br />

essentiellen Mikroalgen im Korallengewebe. Korallenbleichen haben oftmals das Absterben großräumiger Riffabschnitte zur Folge.<br />

Foto: © Lasti Kurnia/Marine Photobank<br />

Ja, denn 400 Regionen im Ozean weltweit gelten als „tot“.<br />

Auf einem Quadratmeter Meer schwimmen im Durchschnitt<br />

46.000 Plastikteile. Der Thunfisch ist vom Aussterben bedroht.<br />

All das, weil zwei Drittel der Weltmeere niemandem<br />

gehören, also Allgemeingut sind.<br />

Allgemeingüter werden am schnellsten aufgebraucht. Es gibt<br />

praktisch keine wirksamen internationalen Vereinbarungen<br />

und auf den Konferenzen kann man sich nicht einigen. Stichwort<br />

Überfischung: Wenn man die Meere nur mal zwei, drei<br />

Jahre in Ruhe ließe und die Fangquoten halbierte, würden<br />

sich die Fischbestände extrem erholen. Man könnten danach<br />

sogar viel mehr fischen und hätte auch einen ökonomischen<br />

Vorteil (siehe Beitrag S. 52). Aber in der heutigen Welt über<br />

zwei oder drei Jahre hinaus zu denken, scheint kaum möglich<br />

zu sein.<br />

Dazu passt, dass im Rossmeer und in der Ostantarktis ein<br />

Schutzgebiet entstehen sollte, fast so groß wie die Europäische<br />

Union. Das Projekt ist am Widerstand Russlands<br />

gescheitert.<br />

Es wird immer an irgendeinem Land scheitern, mal sind es<br />

die Amerikaner, mal sind es die Russen und bei den Walen<br />

sind es die Japaner oder die Norweger.<br />

Staaten blockieren Abkommen, wenn sie ihre Interessen<br />

bedroht sehen. Russland sorgt sich um seine Fischerei.<br />

Wie gelingt es, diese Staaten für das Wohl der Meere zu<br />

gewinnen?<br />

Man muss versuchen, die extremen Auswirkungen abzufedern.<br />

Mit einem Fonds etwa, in den alle einzahlen und<br />

der die betreffenden Fischer unterstützt. Wenn ich einem<br />

Ostsee-Fischer sage, Du musst Deinen Fang um die Hälfte reduzieren,<br />

dann steht der natürlich vor der Pleite. Dann nutzt<br />

ihm das nichts, wenn er in drei Jahren später das Doppelte<br />

hätte fischen können.<br />

Sie meinen, wie der Europäische Fischereifonds (EMFF), der<br />

ab 2014 in Kraft treten soll?<br />

Ja. Er kann kurzfristige Gewinn-Einbrüche abgefangen und<br />

Langfristigkeit unterstützen.<br />

Die Wikinger stellen 700 n. Chr. hochseetüchtige<br />

und außergewöhnlich<br />

schnelle Schiffe her.<br />

1241 gründen norddeutsche<br />

Kaufleute die Hanse, eine Wirtschafts-Bündnis<br />

für die See.<br />

Im 14. Jahrhundert beginnt in<br />

Europa die Schleppnetzfischerei.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

49


Special | Ozeane |<br />

Meere tragen: Wildnis und Wirtschaft begegnen sich auf den Ozeanen besonders häufig. 90 Prozent der weltweit produzierten und konsumierten<br />

Güter werden über die Ozeane transportiert. Eine logistische Herausforderung, die scheinbar zu groß ist: 50 Prozent der Container sind leer.<br />

Noch ist nicht geklärt, wer in welcher Höhe einzahlen soll<br />

(Stand August). Sind neben den Mitgliedsstaaten auch<br />

Unternehmen in der Pflicht?<br />

Ja, alle die beteiligt sind. Die Staaten sind dafür verantwortlich,<br />

das Geld einzusammeln. Ob sie das dann aus der<br />

Wirtschaft holen oder zum Teil auch über Steuereinkommen<br />

finanzieren, müssen die Staaten für sich entscheiden. Die<br />

Idee eines Fonds ist nicht neu. Es wurde ja auch beschlossen,<br />

dass es einen Klimafonds geben soll, bloß zahlt da keiner ein,<br />

das ist das Problem.<br />

Was können Unternehmen tun, um die Meere zu schützen?<br />

Wenn man glaubhaft versichern kann, dass man die Meere<br />

schützt, honoriert das der Verbraucher. Viele Konsumenten<br />

sind durchaus bereit, mehr Geld für nachhaltige Produkte<br />

in die Hand zu nehmen. Das aber funktioniert nicht über<br />

irgendein Siegel, das keiner nachvollziehen kann. Ich glaube,<br />

viele Unternehmen unterschätzen, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

verkaufsfördernd ist. Man darf diese Entwicklung nicht<br />

unterschätzen. Vieles kann man übers Internet machen<br />

– die heutigen Möglichkeiten sind ganz andere als die vor<br />

20 Jahren.<br />

Was müsste denn konkret passieren, wenn es nach Mojib<br />

Latif ginge?<br />

Die Pläne, die unter Zusammenarbeit von Wirtschafts- und<br />

Naturwissenschaftlern entstanden sind, liegen alle auf dem<br />

Tisch. Man muss sie nur umzusetzen. Dazu braucht es eine<br />

internationale Vereinbarung und einen internationalen<br />

Fonds, nicht nur einen für Europa. Die Menschen, die von<br />

den Reformen oder den Folgen des <strong>Klimawandel</strong>s betroffen<br />

sind, wie Opfer von Überschwemmungen, will man ja nicht<br />

bankrott gehen lassen. Mit Hilfe eines internationalen Fonds<br />

kann man die langfristigen Strategien, die wir ja schon haben,<br />

endlich umsetzen.<br />

Wie gut schlafen Sie?<br />

Ich schlafe noch gut. Es ist wie beim Arzt, der lässt die Probleme<br />

seiner Patienten auch nicht an sich heran, sonst würde<br />

er verrückt werden. So ist das bei mir auch.<br />

Foto: © Tom Osborn, www.tomosborn.co.uk/Marine Photobank<br />

Bartolomëu Diaz umsegelt 1488 als<br />

erster Seefahrer das Kap der Guten<br />

Hoffnung und öffnet den Seeweg in<br />

den Indischen Ozean.<br />

1492: Christoph Kolumbus entdeckt<br />

Amerika. Bis zu seinem Tod glaubt<br />

er, es handele sich um Indien.<br />

1498: Der Portugiese Vasco da<br />

Gama entdeckt den Seeweg<br />

nach Indien.<br />

50 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.


| Ozeane | Special<br />

Wir haben das<br />

3-LITER-SCHIFF<br />

Sparsame Fahrweise durch ständige<br />

Optimierung von Geschwindigkeit,<br />

Routen und Liegezeiten.<br />

Konsequentes Energiesparen,<br />

z. B. durch Hotel-Card-Schalter in<br />

den Kabinen, LED-Lampen und Abwärmenutzung<br />

zur Klimatisierung.<br />

Schwefelarmer Treibstoff bereits seit 2007 im Hamburger Hafen<br />

(freiwillige Selbstverpflichtung). Seit 2010 gemäß Vorschrift in allen<br />

EU-Häfen, Nord- und Ostsee sowie seit 2012 in Nordamerika.<br />

AIDA<br />

Das Treibstoff sparende Design von<br />

Schiffsrumpf, Ruder und Propeller hält<br />

den Strömungswiderstand niedrig.<br />

Die in der biologischen Kläranlage<br />

gereinigten Abwässer erreichen<br />

nahezu Trinkwasserqualität.<br />

Keine ungeklärten Abwässer<br />

gelangen ins Meer.<br />

Im Archiv<br />

Abfälle werden zu nahezu 100 % an Bord getrennt<br />

und ausschließlich an lizenzierte Entsorger an<br />

Land abgegeben. Kein Abfall gelangt ins Meer.<br />

Niedrigster Pro-Kopf-Verbrauch<br />

von Frischwasser in der Kreuzfahrt,<br />

z. B. durch Vakuum-Systeme für Lebensmittelabfälle<br />

und Vakuum-Toiletten.<br />

Der reibungsarme Unterwasseranstrich<br />

verhindert den Bewuchs am Rumpf, reduziert<br />

Wasserwiderstand und Treibstoffverbrauch.<br />

Beste Energiebilanz: Der Treibstoffverbrauch<br />

der AIDA Flotte konnte seit 1990 bereits um 70,7 %<br />

gesenkt werden. Bei Autos waren es nur 18,5 %.<br />

Die AIDA Flotte Nam ist fugia eine adicae der nihit, saubersten et, omnihil und ius modernsten Kreuzfahrtflotten Nam fugia adicae nihit, weltweit. et, omnihil Der ius Treibstoffverbrauch<br />

nulpa pro dolum Person solorporibus an Bord sitenimus beträgt nur 3 Liter auf nulpa 100 Kilometern dolum solorporibus (bestätigt sitenimus durch den<br />

Germanischen es que Lloyd). nihit 2015 offic torum und 2016 sed qui stellen wir zwei Schiffe es que einer nihit neuen offic torum Generation sed qui in Dienst.<br />

Sie sind mit Dual-Fuel-Motoren ausgestattet und können im Hafen mit Flüssiggas betrieben<br />

werden. Zudem gleiten sie auf einem Teppich aus Luftblasen, wodurch sich Reibung und Treibstoffverbrauch<br />

deutlich verringern. Trotz konsequenter Einsparung von Treibstoff, Energie und<br />

Wasser genießen unsere Gäste erstklassigen Service.<br />

Einmalig.<br />

Immer wieder.<br />

Nam fugia adicae nihit, et, omnihil<br />

ius nulpa dolum solorporibus<br />

sitenimus es que nihit offic<br />

torum sed qui<br />

Unseren <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht und viele weitere Informationen finden Sie auf<br />

www.aida.de/aidacares<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

51


Special | Ozeane |<br />

Die neue EU-Fischereipolitik:<br />

Ein Ende der Überfischung?<br />

Das Ergebnis der Gemeinsamen Fischereipolitik der Europäischen Union in den<br />

vergangenen 30 Jahren ist: desaströs. Ändert die jüngste Reform der EU etwas<br />

daran? Anna Holl vom WWF bezweifelt das.<br />

Zwei von drei Fischbeständen in Europa sind überfischt. Die<br />

ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen gefährden<br />

die Zukunft der Fischbestände und der Fischerei. Die Ende<br />

Mai <strong>2013</strong> ausgehandelte Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik<br />

der Europäischen Union (GFP) schafft die Möglichkeit,<br />

durch nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> langfristig wieder eine<br />

gesunde Fischerei und damit lebendige Meere zu erhalten.<br />

Die EU will die Überfischung bremsen und den Rückwurf<br />

von unerwünscht gefangenem Fisch beenden – jedoch muss<br />

sich die Wirksamkeit der Reform erst in der Praxis erweisen.<br />

Leere Meere – wie Europa die See ausbeutet<br />

Traurig aber wahr: Europa ist Weltmeister darin, Meere leer<br />

zu fischen. Weltweit gelten 30 Prozent aller Fischbestände als<br />

überfischt. Im Nordostatlantik sind es 39 Prozent, im Mittelmeer<br />

sogar 88 Prozent. Über Jahre haben Fischer mehr Fische<br />

aus dem Wasser geholt, als nachwachsen konnten. Zwischen<br />

2000 und 2009 ging daher die Anlandemenge, also der Fisch,<br />

der an Land gebracht wurde, in den EU-Mitgliedsstaaten um<br />

22 Prozent zurück.<br />

Überfischung bedroht nicht nur die Fischbestände, sondern<br />

unsere Meere insgesamt. Denn sie bringt die Nahrungsketten<br />

in marinen Ökosystemen durcheinander und zerstört fragile<br />

Unterwasserhabitate. Billigend hat Europa jahrzehntelang in<br />

Kauf genommen, dass Meerestiere, die zum Teil vom Aussterben<br />

bedroht sind, als Beifang in den Netzen landen und<br />

tot wieder über Bord gehen. Beifang macht weltweit etwa<br />

40 Prozent des jährlichen Fangs aus.<br />

Ein wichtiges politisches Steuerungselement, um das Management<br />

der Fischbestände zu regeln, sind die Fangquoten.<br />

Im Auftrag der EU-Kommission ermitteln Wissenschaftler, wie<br />

viel Fisch pro Jahr gefangen werden darf, ohne den Bestand<br />

zu bedrohen. Allerdings genehmigten die Fischereiminister<br />

zwischen 2003 und 2012 Fangmengen, die durchschnittlich<br />

45 Prozent über den Empfehlungen der Wissenschaftler<br />

lagen. Damit gestatteten sie der Fischereiindustrie, sechs<br />

Millionen Tonnen Fisch zusätzlich aus den europäischen Meeren<br />

zu ziehen und stellten damit kurzfristige wirtschaftliche<br />

Interessen über eine ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung.<br />

Alle zehn Jahre kommt die EU Fischereipolitik<br />

auf den Prüfstand<br />

Die EU-Kommission läutete im Jahr 2009 mit einer öffentlichen<br />

Konsultation den Reformprozess ein – das ungewöhnlich<br />

deutliche sowie niederschmetternde Urteil: Die EU-Fischereipolitik<br />

sei schlichtweg gescheitert. Abgesehen von<br />

einer zu großen Fischerei-Flotte identifizierte die EU-Kommission<br />

weitere strukturelle Schwächen der Fischereipolitik.<br />

Sie attestierte der Industrie ein zu geringes Verantwortungsbewusstsein,<br />

der Politik Nachlässigkeit beim Durchsetzen<br />

eigener Vorschriften und ein Fischereimanagement, das auf<br />

kurzfristigen Interessen basiert.<br />

Diese Einsicht bot für die Reform der Gemeinsamen<br />

Fischerei politik eine große Chance. Sie sollte die Fischerei<br />

grundsätzlich neu gestalten und in einen nachhaltigen Wirtschaftszweig<br />

umbauen. So würden sich nicht nur viele Fischbestände<br />

bis 2020 erholt haben. Auch die Wirtschaft und<br />

Gesellschaft würden profitieren: Studien ergeben nämlich,<br />

dass mit einer nachhaltigen Fischerei bis zu 35.000 Arbeitsplätze<br />

bei höherem Einkommen gesichert werden könnten.<br />

Denn erholte Beständen geben langfristig mehr Fisch her.<br />

Ein holpriger Weg zum politischen Kompromiss<br />

Im Februar <strong>2013</strong> hatte das EU-Parlament mit großer Mehrheit<br />

den fortschrittlichen Bericht zur GFP der deutschen<br />

Eine starke Meeresströmung treibt<br />

im 16. Jh. portugiesische Seefahrer<br />

auf dem Weg nach Indien ab: Der<br />

Golfstrom ist entdeckt.<br />

1519 bis 1522: erste Weltumsegelung<br />

durch Ferdinand Magellan.<br />

Er überlebt die Reise nicht.<br />

Um 1600 in Amerika: Die<br />

ersten Sklavenschiffe für den<br />

trans atlantischen Menschenhandel<br />

kommen zum Einsatz.<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

Kollateralschaden der Fischerei: Meeresbewohner, die kein Geld einbringen, gehen als Beifang zurück ins Meer – meist tot.<br />

Foto: © Brian j. Skerry / National Geographic Stock WWF<br />

Berichterstatterin Ulrike Rodust verabschiedet und sich<br />

deutlich dafür ausgesprochen, die Überfischung zu beenden.<br />

Im Fischereiministerrat gab es für dieses Votum jedoch keine<br />

Mehrheit. Der Rat beharrte in den Verhandlungen in vielen<br />

Bereichen auf dem Status quo, besonders als es darum ging,<br />

die Fangquoten auf ein Niveau zu senken, das die Erholung<br />

der Fischbestände erlaubt. Auf Druck einiger Mitgliedsstaaten,<br />

darunter klassischer Fischereinationen wie Frankreich,<br />

Spanien, aber auch Polen und Litauen, verwässerte der Ministerrat<br />

daher die historische Entscheidung des EU-Parlaments.<br />

Was hat die Reform erreicht?<br />

Auch wenn man den Ende Mai <strong>2013</strong> erzielten Kompromiss<br />

wohl nicht als historisch bezeichnen kann, so hat diese neue<br />

Fischereipolitik dennoch das Potenzial, eine neue Epoche im<br />

Fischereimanagement einzuläuten. Der WWF bewertet die<br />

Einführung einiger Kernelemente ausdrücklich positiv, doch<br />

es gibt auch Grund zur Skepsis. Wie sehen die Kernelemente<br />

der Reform aus?<br />

• Ein Rückwurfverbot von unerwünscht gefangenem Fisch<br />

und die Begrenzung des Beifangs: Bisher mussten Fischer<br />

alle Fische, die ihre Quote übersteigen oder die Mindestanlandegröße<br />

unterschreiten, wieder über Bord werfen. Das<br />

überleben die Tiere meist nicht. Die Reform schreibt nun<br />

vor, auch diese Fische anzulanden und auf die Fangquote<br />

des Fischers anzurechnen, statt den Beifang ins Meer zu<br />

kippen. Den Gesamtfang auf die Fangquote des Fischers zu<br />

verrechnen, schafft den Anreiz, selektiver zu fischen. So soll<br />

unerwünschter Beifang schon auf See vermieden werden.<br />

Allerdings erlauben Ausnahmeregelungen auch weiterhin,<br />

bis zu fünf Prozent von bestimmten Fängen über Bord zu<br />

werfen. Dieses Schicksal ereilt vor allem Fisch von geringem<br />

wirtschaftlichem Interesse, wie Leierfische. So verwässert<br />

die Summe der Ausnahmen die gute Neuregelung und<br />

erschwert es, die Einhaltung des Verbots zu kontrollieren.<br />

• Mehrjährige Bewirtschaftungspläne für alle Fischereien:<br />

Sie ersetzen das herrschende Prinzip kurzfristiger Wirtschaftsinteressen<br />

zugunsten einer langfristigen, auf Erhalt<br />

der Fischbestände ausgerichteten Fischerei. Statt wie bisher<br />

jährlich Höchstfangmengen völlig neu auszuhandeln,<br />

dürfen sie nun über mehrere Jahre nur innerhalb wissenschaftlich<br />

vorgegebener Grenzen angepasst werden. Ein<br />

guter Nachwuchsjahrgang wird also nicht gleich wieder<br />

weggefischt, sondern trägt zur Bestandserholung bei.<br />

Allerdings ist noch ungeklärt, wie und bis wann man die<br />

Mehrjahrespläne umsetzen will. Die EU-Institutionen müssen<br />

dringend die Zuständigkeiten klären, damit die Pläne<br />

schnellstmöglich erarbeitet und in Kraft treten können.<br />

• Die Einbeziehung der externen Dimension (EU-Fischerei<br />

außerhalb von EU-Gewässern): Es ist erstmals vorgesehen,<br />

dass Schiffe der EU-Flotte, die außerhalb der EU-Gewässer<br />

fischen, den grundlegenden Prinzipien der GFP folgen<br />

sollen. Dies ist ein wichtiger Schritt, weil die EU-Flotte<br />

jahrelang mit dazu beigetragen hat, etwa die Gewässer<br />

vor den Küsten Westafrikas zu überfischen.<br />

1602: Britische Kaufleute<br />

schließen sich zur East India<br />

Company zusammen.<br />

Auf seiner dritten Südseereise<br />

entdeckt James Cook am 18.<br />

Januar 1778 Hawaii.<br />

1783: Das erste Dampfschiff<br />

wird gebaut.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

53


Special | Ozeane |<br />

Der Blauflossenthun kostete noch vor wenigen Jahrzehnten zwanzig US-Cent das Kilo. Heute wird dieselbe Menge für 900 Dollar gehandelt,<br />

denn der Fisch ist knapp geworden und gilt als stark gefährdet.<br />

• Die Bewirtschaftung nach dem sogenannten „höchstmöglichen<br />

Dauerertrag“: Das Prinzip einer verantwortungsvollen<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen in der Fischerei zu verankern,<br />

war von Anfang an die Kernforderung des WWF.<br />

Unser zentraler Anspruch war ein <strong>Nachhaltig</strong>keitsziel,<br />

basierend auf dem Konzept des sogenannten „höchstmöglichen<br />

Dauerertrags“ oder „maximum sustainable yield<br />

(MSY)“, welches zunächst eine Erholung der Bestände in<br />

einem bestimmten Zeitrahmen sichert. Indem man nach<br />

der Erholung den Fischbeständen nur so viel entnimmt, wie<br />

auch nachwachsen kann, beendet man die Überfischung,<br />

erzielt aber dank gesunder, größerer Bestände höhere<br />

Fangmengen. Ist das „Grundkapital“ der Fischbestände<br />

groß genug, kann die Fischerei profitabel arbeiten, indem<br />

sie nur die „Fischzinsen“ fängt.<br />

Grundsätzlich hat die EU „MSY“ – die Erreichung des<br />

höchstmöglichen Dauerertrags durch eine nachhaltige<br />

Befischung – zu einem der zentralen Ziele der neuen GFP<br />

erklärt. Allerdings ist der nötige erste Schritt – die Erholung<br />

der Fischbestände – zwar als Absichtserklärung in das neue<br />

Gesetz miteingeflossen, es gibt dafür jedoch keine gesetzliche<br />

Verpflichtung. Man hat sich lediglich auf eine sukzessive<br />

Einführung von nachhaltigen Fangmengen auf Basis des<br />

höchstmöglichen Dauerertrages geeinigt, jedoch in einem<br />

Zeitrahmen bis 2020. Die Anpassung der Fangquoten wäre<br />

auch sofort umsetzbar gewesen, weshalb eine mögliche<br />

Verschleppung bis 2020 bedauerlich ist. Faktisch könnte dies<br />

bedeuten, dass Bestände, die noch überfischt sind, nun als<br />

„nachhaltig befischt“ (Fangmenge auf Basis des <strong>Nachhaltig</strong>keitsprinzips<br />

MSY) gelten. Die Überfischung geht zurück,<br />

die Erholung der übernutzen Fischbestände bleibt aber eine<br />

Absichtserklärung.<br />

Die Wirksamkeit der Reform muss sich nun in der Praxis<br />

erweisen. Ob sie einen Übergang in eine neue Epoche<br />

markieren kann, in der die <strong>Nachhaltig</strong>keitsprinzipien effektiv<br />

umgesetzt und kontrolliert werden, hängt zudem maßgeblich<br />

von der Ausrichtung des zukünftigen Europäischen<br />

Meeres- und Fischereifonds (EMFF) ab, der die Vergabe<br />

von Subventionen für den Fischerei- und Aquakultursektor<br />

regelt. Zukünftige EU-Beihilfen für den Fischereisektor müssen<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keitsprinzipien der GFP flankieren und<br />

dürfen diese nicht untergraben. Derzeit ist die Fangflotte<br />

der EU mehr als doppelt so groß wie nachhaltig wäre. Trotzdem<br />

sollen in den weiteren Flottenausbau Subventionen<br />

fließen. Über dieses letzte Puzzleteil der Reform wollen<br />

die EU-Institutionen bis Endes des Jahres eine politische<br />

Einigung erzielen.<br />

Anna Holl<br />

hat Wirtschaftswissenschaften, EU-Recht und -Politik studiert.<br />

Sie hat mehrere Jahre in Brüssel gearbeitet und war dort bei auf<br />

EU-Politik spezialisierten Beratungsunternehmen tätig, bevor sie<br />

2010 zum WWF ging. Zunächst tätig im Europa-Büro des WWF in<br />

Brüssel, arbeitet sie seit 2012 als Referentin für EU-Fischereipolitik<br />

& Markt im Internationalen WWF-Zentrum für Meeresschutz des<br />

WWF Deutschland in Hamburg.<br />

Foto: © Alex Hofford / Greenpeace<br />

1844: Beginn der ersten Erdölförderung<br />

der Welt – am<br />

Kaspischen Meer.<br />

1869: Eröffnung des 193 Kilometer<br />

langen Suezkanals, einer<br />

der wichtigsten Wasserwege<br />

zwischen Europa und Asien.<br />

Um 1880: Mit dampfbetriebenen<br />

Schiffen<br />

beginnt die moderne<br />

kommerzielle Fischerei.<br />

54 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

„Ich zeige eine Welt, die verschwinden wird“<br />

Yann Arthus Bertrand rüttelt auf<br />

mit seinem Film „Planet Ocean“.<br />

Nach über 30 weltbekannten Fotobänden<br />

in Millionenauflage hat<br />

der Franzose Yann Arthus-Bertrand<br />

mit seinem Kinofilm „Home“ der<br />

Schönheit der Erde 2009 ein Denkmal<br />

gesetzt. In seinem neuesten<br />

Dokumentarfilm „Planet Ocean“,<br />

der erstmals beim Rio+20-Gipfel<br />

2012 ausgestrahlt wurde, zeigt der<br />

Biologe die Fragilität unsere Ozeane<br />

aus der Luft und unter Wasser.<br />

Ein Interview von Fritz Lietsch<br />

Herr Arthus-Bertrand, warum haben Sie Planet Ocean gemacht?<br />

Seit zwei Milliarden Jahren gibt es Wasser auf unserem Planeten. Wir<br />

kommen aus dem Meer, genau wie alles Leben auf dem Planeten. Ich<br />

will darstellen, wo wir herkommen und wohin wir einmal zurückkehren<br />

werden. Ich will aber auch zeigen, was wir im Meer anrichten.<br />

Was zum Beispiel?<br />

Wir fischen die Ozeane leer. Vor kurzem habe ich mir selbst einen<br />

Eindruck über den industriellen Fischfang gemacht. Ich bestieg ein<br />

deutsches Boot, das jedes Jahr 60.000 Tonnen Fisch fängt. 60.000<br />

Tonnen. Das muss man sich mal vorstellen. Auf dem Boot arbeiten<br />

57 Fischer. Ein einziger Fischer zieht also 1.000 Tonnen Fisch aus dem<br />

Wasser. Sehen Sie den Unterschied zu dem kleinen Fischer, der jeden<br />

Morgen sein Netz auswirft?<br />

Ist es nicht effizient, wenn wenig Menschen möglichst viel Fisch fangen?<br />

Nein, denn auf diesem Boot waren von 4.000 Fischen 2.000 illegal, zu<br />

klein und verboten. Die „Industriefischer“ mussten für eine Woche<br />

den Fang unterbrechen und eine Strafe zahlen. Danach ging es unverändert<br />

weiter. Aber auch andere Europäer, Chinesen, Koreaner und<br />

Japaner beuten die See aus. Als Konsumenten machen wir uns keine<br />

Gedanken, wo der Fisch, den wir im Supermarkt kaufen, herkommt<br />

oder ob er bedroht ist. Als Unternehmen und Nationen leeren wir<br />

die Meere, obwohl wir wissen, dass kommerzieller Fischfang im Jahr<br />

2050 ein Ende haben wird, weil die Fischfanggründe ausgebeutet sein<br />

werden. Trotzdem hat die Europäische Kommission die industrielle<br />

Fischerei mit Millionen von Euro subventioniert. Das ist Wahnsinn.<br />

Bestände nicht erholen. Bislang ist nur ein Prozent des Ozeans Schutzgebiet.<br />

Es müssten 20 Prozent sein, darum geht es auch in meinem<br />

Film Planet Ocean. Wir alle sollten etwas unternehmen. Ich für meinen<br />

Teil setze ich mich besonders für die Bekämpfung des menschgemachten<br />

<strong>Klimawandel</strong>s ein. Wir wissen, dass wir wesentlich mehr CO 2<br />

emittieren,<br />

als wir uns in Kopenhagen und den vielen anderen Konferenzen<br />

vorgenommen haben, aber trotzdem machen wir weiter. Wir fahren<br />

Auto, fliegen, verschwenden Energie, als ob uns egal wäre, was mit<br />

dem Klima ist.<br />

Woran liegt das nach Ihrer Ansicht?<br />

Unsere Zivilisation will immer mehr. Mehr haben, mehr kaufen, mehr<br />

besitzen. Aber vor allem werden wir immer mehr. Als ich geboren wurde,<br />

gab es zwei Milliarden Menschen. Heute sind es sieben. Wir sollten<br />

lernen, mit weniger umzugehen, denn wir beuten die Ressourcen der<br />

Erde aus. Als ich für Planet Ocean in Shanghai war, habe ich nur gestaunt.<br />

Riesige Schiffe, Häfen, Industrie. Was das an Energie kostet. Das<br />

können wir uns mit endlichen Ressourcen wie Öl nicht ewig leisten. Die<br />

Zahlen, die den <strong>Klimawandel</strong> belegen, sind schrecklich. Trotzdem akzeptieren<br />

wir einen Temperaturanstieg von zwei bis sogar sechs Grad<br />

am Ende dieses Jahrhunderts. Wie wollen wir auf diesem Planeten<br />

weiterleben?<br />

Deprimiert Sie das nicht?<br />

Ich akzeptiere das und auch dass ich eines Tages sterben werde. Sonst<br />

kann ich das Leben nicht genießen. Aber ich habe Enkel, die es viel<br />

schwerer haben werden als ich und das macht mich unglücklich. Ich<br />

hasse es, Kindern Planet Ocean zu zeigen. Denn ich zeige ihnen eine<br />

Welt, die verschwinden wird. Ich kann ihnen nur sagen, seht her, was<br />

wir getan haben. Kopenhagen, Rio, Cancun haben nichts geändert. Es<br />

gibt immer noch keine Global Governance für die Meere. Nicht einmal<br />

die UNO konnte dies bisher erreichen. Die See gehört jedem und jeder<br />

kann sie ausbeuten. Also tue ich mein Bestes, um mit meinen Filmen<br />

und Fotographien ein anderes Bewusstsein zu schaffen.<br />

Was ist Ihr nächstes Projekt?<br />

Mein nächstes Projekt ist HUMAN. Der Film wird eine Komposition aus<br />

Interviews mit Menschen aus allen Schichten, mit unterschiedlichstem<br />

Hintergrund und aus mehr als 45 Ländern sein. Wenn ich diesen Film<br />

vollendet habe, werde ich nie wieder ein Flugzeug besteigen.<br />

Welches Fangschiff, ist bereit, Yann Arthus Bertrand<br />

an Bord filmen zu lassen? redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Foto: © Erwan Sourget<br />

Aber es gibt doch Initiativen für nachhaltigen Fischfang.<br />

Stimmt. Die Fischer sagen: Wir betreiben nur nachhaltigen Fischfang.<br />

Aber komischerweise will trotzdem niemand, dass eine Kamera mit<br />

an Bord ist. Denn sie fangen alles, auch Fische, die verboten sind.<br />

Man fischt wortwörtlich im Verborgenen. Selbst bei den vorbildlichen<br />

Schweden ist es verboten, den Fischfang zu filmen. Ich versuche<br />

das jetzt schon seit zehn Jahren.<br />

Was schlagen Sie vor?<br />

Wir müssen endlich damit aufhören, industriellen Fischfang zu subventionieren.<br />

Wir brauchen geschützte Areale, sonst können sich die<br />

Filmtipp<br />

Planet Ocean zeigt in herausragenden Luftund<br />

Unterwasseraufnahmen, die in über<br />

20 Ländern gedreht wurden, die Schönheit<br />

unserer Weltmeere – aber auch die<br />

Probleme, die der Mensch den marinen<br />

Ökosystemen mit seiner Bewirtschaftung<br />

bereiten.<br />

http://ocean.goodplanet.org<br />

1893: Rudolf Diesel erfindet<br />

den Dieselmotor, der die großen<br />

Ozeandampfer des 20. Jahrhunderts<br />

antreiben wird.<br />

1898/99: Die Valdivia ist die erste<br />

groß angelegte deutsche Expedition<br />

zur Erforschung der Tiefsee.<br />

Die Industrialisierung der Hochseefischerei<br />

dezimiert Ende des 19. Jh.<br />

die Fischbestände. Aquakulturen<br />

mit Scholle und Steinbutt.<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

55


Special | Ozeane |<br />

Titan der erneuerbaren<br />

Energien<br />

In den Wellen der Ozeane schlummern gewaltige Energiemengen. Einzelne<br />

Länder könnten ihren Strombedarf vollständig aus Meeresenergie decken –<br />

bei Industriekonsortien weltweit wächst das Interesse.<br />

Von Astrid Schneider<br />

Die Kraft, die dem Meer innewohnt, die Macht der Wellen,<br />

Gezeiten und Meeresströmungen, bewunderten und fürchteten<br />

die Menschen seit jeher als eine der mächtigsten auf<br />

der Welt. In der griechischen Mythologie galt Okeanos als der<br />

stärkste der Titanen. Und in der Tat: Meeresenergie ist stärker<br />

als die Windkraft, da Wasser durch seine höhere Masse<br />

konzentriertere kinetische Energie beinhaltet als Luft. Daher<br />

kann die Meeresenergie auch effizienter genutzt werden als<br />

Windenergie. Zugleich ist sie gefährlicher und zerstörerischer<br />

für die Anlagen – aber mächtig in der Energieerzeugung.<br />

Mehr als 75 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt,<br />

doch bislang liegen diese titanischen Energiereserven<br />

in den Weltmeeren völlig brach. Dabei ist das Energiepotenzial<br />

der Ressource Meeresenergie ähnlich unerschöpflich und groß<br />

wie das der Wind- und Sonnenenergie. Auch hier schlummert<br />

ein Vielfaches des Weltenergiebedarfs als theoretisches<br />

Potenzial. So errechnet der Berliner Wellenenergiespezialist<br />

Gerhard Brandl, dass eine Meeresfläche in der Größe Spaniens<br />

den gesamten Weltenergiebedarf decken kann, wenn man die<br />

Fläche auf die besten Meeresgebiete weltweit verteilt. Einzelne<br />

Länder wie z.B. Irland mit seiner günstigen Lage im Atlantik<br />

und ständigen Westwinden können bis zu 100 Prozent ihres<br />

Strombedarfs alleine aus Wellenkraft erzeugen. Für Europa<br />

hat das Centre for Renewable Energy Sources (CRES) in einem<br />

EU-Projekt ein Wellenenergiepotenzial von 290 Gigawatt (GW)<br />

im nordöstlichen Atlantik und in der Nordsee errechnet und<br />

weitere ca. 30 GW für den Mittelmeerraum. Das entspricht<br />

einer Leistung von 200 Atomkraftwerken. Der wissenschaftliche<br />

Dienst des Deutschen Bundestages recherchiert ein Wellenpotenzial<br />

von ca. 15 Prozent des weltweiten Strombedarfs.<br />

Für die USA schätzt das amerikanische Forschungsinstitut EPRI<br />

das Stromerzeugungspotenzial rund viermal so hoch wie den<br />

Stromverbrauch Deutschlands. Außer Betrachtung blieben bei<br />

diesen Potenzialstudien jedoch küstenferne offene Meere.<br />

Meeresenergie lässt sich auf verschiedene Weise nutzen,<br />

vor allem durch:<br />

• Gezeitenkraftwerke<br />

• Wellenkraftwerke<br />

• Strömungskraftwerke<br />

• Meereswärmekraftwerke<br />

• Osmose-Kraftwerke<br />

Gewaltiges Potenzial: Denn Wellen gibt es überall im Meer<br />

Die Technologie mit dem größten Verbreitungspotenzial ist<br />

die direkte Nutzung der Wellenkraft, denn Wellen gibt es<br />

überall (siehe Infokasten). Für die Wellenenergie besonders<br />

gut geeignet sind die Küsten Schottlands oder Portugals, die<br />

von westlichen Winden getriebene Atlantikwellen auffangen.<br />

Dort sind auch die ersten europäischen Testzentren angesiedelt.<br />

Die schottische Regierung, die das Ziel hat, bis zum Jahr<br />

2020 den Strom zu 100 Prozent aus regenerativen Energien<br />

zu gewinnen, erkennt das Potenzial der Meeresenergie und<br />

fördert die Erprobung mit dem 2003 gegründeten „European<br />

Marine Energy Centre“ in Orkney. Das Centre bietet Tests für<br />

kommerzielle Meeresenergieentwickler an und hat seit 2011<br />

gut gefüllte Auftragsbücher.<br />

Schon eine Ein-Meter-Welle reicht<br />

Europa gehört weltweit zu den potenzialreichsten Gebieten<br />

für die Nutzung der Wellenenergie. Die Energie der Wellen<br />

wird in Kilowatt Leistung pro Meter (kW/m) senkrecht zur<br />

Wellenrichtung gemessen. Entlang der europäischen Atlantikküste<br />

messen Forscher hohe und sehr effizient nutzbare<br />

Wellenenergiestärken, von 48-65 kW/m in Portugal bis hin<br />

14. April 1912: die Titanic kollidiert<br />

mit einem Eisberg und sinkt nur<br />

knapp drei Stunden später. 1.500<br />

Menschen sterben.<br />

15. August 1914: Der<br />

Panamakanal wird in<br />

Betrieb genommen.<br />

1915: Allein aus den<br />

Gewässern vor Alaska<br />

werden rund 180.000<br />

Tonnen Lachs gefischt.<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

Gigant aus Deutschland: Die norddeutsche Firma „HAB Hallen- und<br />

Anlagenbau“ hat bereits einen Wellenenergiekonverter getestet.<br />

Die Stromerzeugungskosten der schwimmenden Boje könnten in<br />

Massenproduktion auf drei Eurocent sinken.<br />

Nessi aus Schottland: Forscher testen die Wellenschlange Pelamis<br />

gerade am European Marine Energy Centre (EMEC). Sie hat bereits<br />

160 MWh Strom ins öffentliche Netz gespeist – so viel wie rund 50<br />

Haushalte im Jahr verbrauchen.<br />

Foto: links: © HAB Hallen- und Anlagenbau GmbH; rechts: © Pelamis Wave Power<br />

zu 70 kW/m um Irland. Im offenen Atlantik vor den Küsten<br />

Europas beträgt die Wellenkraft sogar 92 kW/m. Das ist<br />

weitaus höher, als an vielen nord- und südamerikanischen,<br />

australischen oder afrikanischen Küsten, die nur ca. halb so<br />

Anspruchsvoll: Strömungs- und Gezeitenkraftwerke<br />

brauchen spezielle Bedingungen<br />

Während Osmose- und Meereswärmekraftwerke noch in der Entwicklung<br />

stecken, benötigen Gezeiten- und Strömungskraftwerke sehr<br />

spezielle räumliche Gegebenheiten, die nicht so weit verbreitet sind.<br />

Das European Marine Energy Centre in Schottland testet seit 2011<br />

ein neues Strömungskraftwerk, das wie ein „Windrad im Meer“<br />

aussieht und funktioniert. Dort engt die natürliche Topografie die<br />

Strömung zwischen zwei nahe nebeneinander gelegenen Inseln so<br />

ein, dass sie sich beschleunigt und sich durch eine Turbine im Wasser<br />

direkt in Strom umwandeln lässt.<br />

Ein Kraftwerk, das mit dem Tidenhub der Gezeiten arbeitet, gibt es<br />

bereits seit 1966 in Frankreich. Dort verwandelte man die ganze<br />

Mündung des Flusses Rance durch einen 750 Meter langen Damm<br />

in einen Stausee. Der acht Meter große Unterschied von Ebbe und<br />

Flut dient zur Energiegewinnung. Bei Flut läuft das Meerwasser<br />

über eine Turbine in den Stausee, bei Ebbe läuft es in Gegenrichtung<br />

wieder über die Turbine hinaus. Allerdings hat das Gezeitenkraftwerk<br />

das Ökosystem des Flusses und der Mündung stark verändert.<br />

Und wirtschaftlich möglich ist das Gezeitenkraftwerk nur<br />

durch diesen Landschaftseingriff und den weltweit nahezu einmalig<br />

großen Tidenhub. Erst 2011 wurde ein zweites Gezeitenkraftwerk<br />

am künstlich angelegten Sihwa-See in Südkorea gebaut, nachdem<br />

die ursprüngliche Absicht, den See als Süßwasserreservoir zu<br />

nutzen, gescheitert war.<br />

hohe Wellenkraftniveaus aufweisen. In einem zukünftigen<br />

europäischen Stromverbund könnte auch Deutschland von<br />

diesen Potenzialen profitieren.<br />

Ab rund 40 Meter Wassertiefe ist die Wellenenergienutzung<br />

sinnvoll. Dann wird der Wellengang nicht durch Reibungskräfte<br />

am Meeresboden behindert. Eine Wellenhöhe von ca.<br />

einem Meter reicht bereits zur Stromgewinnung aus. Daher<br />

könnte Wellenenergie auch in der deutschen Nordsee genutzt<br />

werden. Zugleich steht die Meeresenergienutzung vor<br />

den gleichen „Chancen und Risiken“ wie die Offshore-Windenergie:<br />

Sie bewegt sich in einem sehr zerstörerischen<br />

Terrain. Die Anlagen müssen den Wellen auch standhalten<br />

und sind dabei extremen mechanischen und chemischen<br />

Materialanforderungen ausgesetzt.<br />

Wind- und Wellenkraft: Die ideale Kombination<br />

Vorteilhaft gegenüber anderen erneuerbaren Energien ist,<br />

dass die Menge der Wellen sich gut voraussagen lässt. Recht<br />

stetig bläst der Wind auf dem offenen Meer und die Windwellen<br />

werden nahezu verlustfrei tausende von Kilometern<br />

weitergeleitet. Daher kann die Windmessung den kommenden<br />

Wellengang schon viele Stunden im Voraus bestimmen.<br />

Da die Wellenkraft zeitversetzt zum Wind an den Küsten ankommt,<br />

kann sie einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der<br />

Windkraft liefern und diese optimal ergänzen. Interessant ist<br />

daher die Idee, die Systeme zu mischen: Beide Stromerzeuger<br />

können die gleichen Unterseekabel benutzen. Auch das wäre<br />

ein wichtiger Beitrag zur wechselseitigen Kostenreduktion.<br />

Dies könnte umso bedeutender werden, als derzeit gemäß<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg breiten<br />

sich japanische Langleinenfischer in<br />

der Hochsee aller Ozeane aus: Tonnen<br />

an Beifang verenden in ihren Netzen.<br />

Seit 1950: Die Aquakulturproduktion<br />

hat sich von einer Mio. Tonnen im Jahr<br />

auf über 50 Mio. Tonnen gesteigert.<br />

Zwei Amerikaner entwickeln<br />

1955 Behälter für die Seehafenlogistik.<br />

Containerschiffe<br />

befahren jetzt die Meere.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57


Special | Ozeane |<br />

Das Potenzial der Wellenenergie in Europa<br />

Bis zu 81 Kilowatt pro Meter: an der europäischen Atlantikküste liefern die Wellen viel Energie.<br />

dem Offshore-Netzentwicklungsplan in der deutschen Nordsee<br />

Netzanschlusspunkte für Offshore-Windparks beauftragt<br />

und gebaut werden, die mit 6,2 GW mehr als doppelt so<br />

leistungsstark sind wie die bislang konkret durchfinanzierten<br />

Projekte in der Größe von 2,9 GW Leistung. Laut einer Studie<br />

der Offshore Management Resources vom April <strong>2013</strong> droht<br />

ein Milliardenverlust, der nach der aktuellen Rechtslage<br />

vom Stromkunden zu bezahlen wäre. Der Wellenkraft die<br />

gleichen Anschlussbedingungen<br />

und dieselbe EEG-Förderung wie<br />

der Offshore- Windkraft zu gestatten,<br />

wäre ein wichtiger Schritt zur<br />

Markteinführung dieser Technologie.<br />

Doch auch der Erforschung der<br />

Wellenkraft könnte Deutschland<br />

mehr Aufmerksamkeit schenken.<br />

Die Rolle Deutschlands bei der Wellenenergienutzung<br />

sieht Prof. Pentscho<br />

Pentschew vom Institut für<br />

Maschinenbau und Schiffstechnik<br />

an der Universität Rostock vor allem<br />

in der Erforschung, Entwicklung<br />

und Produktion von Wellenkraftanlagen<br />

mit dem Know-how der<br />

deutschen Forschungs- und Industrielandschaft.<br />

Die schwimmenden<br />

Anlagen haben den Vorteil, dass<br />

sie optisch kaum in Erscheinung<br />

treten, da nur ein kleiner Teil der<br />

Anlage aus dem Wasser ragt. Durch<br />

die geringe Höhe tritt so keine<br />

Beeinträchtigung der Naturlandschaft<br />

auf.<br />

Ein weiterer Vorteil der Wellenkraftwerke<br />

gegenüber der Offshore-<br />

Windenergienutzung ist, dass die<br />

schwimmenden Wellenkraftwerke<br />

in der Regel mit Schleppankern<br />

und Gewichten am Meeresboden<br />

gesichert werden. So entfallen die<br />

Fundamente, die Offshore-Windräder<br />

benötigen. Und gerade<br />

das Einrammen der Offshore-Fundamente<br />

verursacht sehr starke<br />

Geräuschbelastungen, die das<br />

Bundesamt für Naturschutz (BfN)<br />

in diesen sensiblen Meeresgebieten<br />

als größten Nachteil aufführt.<br />

„Abhängig von der Technik und der<br />

Größe der Anlagen sind die zu erwartenden Auswirkungen auf<br />

die Meeresumwelt unterschiedlich“, sagt Kathrin Ammermann<br />

vom BfN. Es bestehe noch „erheblicher Forschungsbedarf“,<br />

denn bisher wurden Wellenkraftwerke nur im kleineren Maßstab<br />

getestet, in Deutschland fast noch gar nicht. Doch „in den<br />

bisherigen Dimensionen haben wir keine Bedenken gegenüber<br />

der Nutzung“, sagt Nadja Ziebarth vom Projektbüro Meeresschutz<br />

des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Im<br />

Karte aus dem EU-Programm „ESPON, UMA ESaTDOR, 2012“, www.mapfinder.espon.eu<br />

1959: Riesige Supertanker kreuzen<br />

die See. Bald werden 90 Prozent aller<br />

Güter für den Weltkonsum über<br />

die Meere transportiert.<br />

1959: Die International Maritime<br />

Organization der UNO soll die<br />

Meeresverschmutzung durch<br />

Schiffe mindern.<br />

Seit 1978 bis <strong>2013</strong>: Dutzende<br />

Havarien von Tankern und Unfälle<br />

auf Ölplattformen verseuchen<br />

die Meere.<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ozeane | Special<br />

Gegensatz zu Windkraftanlagen beeinflussen die Meeresbojen<br />

nicht die Flugrouten der Zugvögel, ebenso entfällt die weite<br />

Sichtbarkeit. Zwischen Offshore-Windrädern gelegen, könnten<br />

neben den gemeinsamen Kabeln auch die gleichen Gebiete<br />

jenseits von Schifffahrtsrouten genutzt werden.<br />

Wellenstrom für unter vier Cent pro kWh<br />

Wellenforscher sind sich einig, dass die momentan erforschten<br />

Techniken in jeder Hinsicht aussichtsreiche Kandidaten zur<br />

regenerativen Energieerzeugung sind. Alleine am bislang zu<br />

geringen Kapitaleinsatz liege es, dass noch kein wirtschaftlicher<br />

Durchbruch gelungen sei. Langer Atem für die Entwicklung<br />

einiger Systeme zur Praxisreife würde benötigt. Die wirtschaftlichen<br />

Aussichten sind dabei durchaus rosig, wie eine Studie<br />

von Prof. Pentscho Pentschew, der 27 Wellenenergiekonverter<br />

evaluierte, bestätigt. Bei insgesamt drei verschiedenen Systemen<br />

kann langfristig ein Preis von unter vier Eurocent pro<br />

kWh Wellenstrom erzielt werden. Auch das amerikanische<br />

Energy Power Research Institute (EPRI) sieht die Kosten der<br />

Wellenenergie deutlich unter denen der Offshore-Windkraft.<br />

Aktuelle Projekte unterstützen diese Berechnungen. So kalkuliert<br />

der Berliner Wellenkraftentwickler Gerhard Brandl die<br />

Stromerzeugungskosten für sein System einer schwimmenden<br />

Boje mit Lineargenerator auf ca. drei bis sechs Eurocent<br />

pro kWh – sofern das System in die Massenproduktion<br />

kommt. Derzeit arbeitet Brandl mit der norddeutschen Firma<br />

HAB Hallen- und Anlagenbau zusammen, die selbst bereits<br />

einen Prototypen eines Wellenenergiekonverters entwickelt<br />

und getestet hat. Brandl konzipiert das neue Wellenkraftwerk<br />

als vollständig gekapselte schwimmende Boje, die als<br />

Ganzes auf und ab schwimmt. So werden die empfindlichen<br />

beweglichen Teile nicht dem Meerwasser ausgesetzt – der<br />

Wellengang bewegt den Antrieb ausschließlich im Inneren<br />

der Boje. Zur Verankerung ist nur eine Kette vorgesehen, die<br />

an einem Gewicht als Schleppanker befestigt ist.<br />

Kraftschwimmer und Seeschlangen?<br />

Bereits weiter entwickelt ist das System einer schwimmenden<br />

Wellenboje der amerikanischen Firma Ocean Power<br />

Technologies, ein Partner der Waffenschmiede Lockhead<br />

Martin. Hintergrund: Militärische Einrichtungen der USA sollen<br />

energieautark autonom versorgt werden. Nach erfolgreichen<br />

Prototypentests in Hawaii, New Jersey und Spanien ist die<br />

„Powerbuoy“ in das so genannte „Loyds Register“ aufgenommen<br />

worden. Dieses Zertifikat bestätigt, dass die Boje einer<br />

Wellenhöhe von bis zu 28 Metern standhalten kann. Größtes<br />

aktuelles Vorhaben ist der Bau eines Wellenenergieparks mit<br />

28 Power-Bojen vor der Küste Australiens mit einer Leistung<br />

von 19 MW. Gefördert wird es von der australischen Regierung<br />

mit 66 Millionen australischer Dollar. Produzieren soll es<br />

75.000 MWh pro Jahr.<br />

Die Vorarbeiten laufen bereits. Bis 2020 sollen die Kosten pro<br />

Kilowattstunde unter 100 Dollar pro MWh sinken – das entspricht<br />

acht Eurocent pro Kilowattstunde und ist damit nur<br />

etwas teurer als der Strom aus neu gebauten Kohlekraftwerken<br />

in Deutschland, der derzeit rund sechs Eurocent kostet.<br />

Das am weitesten voran geschrittene europäische Wellenkraftsystem<br />

ist die so genannte Wellenschlange „Pelamis“.<br />

Bereits seit rund zehn Jahren wird sie vor der Küste Portugals<br />

im Wave Energy Centre erforscht. Seit nunmehr einem Jahr<br />

testet das European Marine Energy Centre in Orkney ein weiter<br />

entwickeltes Modell in Schottland. Bereits 160 MWh Strom<br />

sind ins öffentliche Netz eingespeist worden – das entspricht<br />

dem Jahresverbrauch von rund 50 Haushalten. An dem Forschungsprojekt<br />

sind die Energieversorger E.ON und Scottish<br />

Power Renewables beteiligt, Vattenfall folgt mit einer weiteren<br />

Testschlange. Der Bau größerer Projekte ist im Anschluss an die<br />

Testphase geplant. Die „Pelamis“ kann auch in flachen Gewässern<br />

küstennah schwimmen. Innerhalb von nur 15 Minuten<br />

lässt sich die Schlange von ihrer Verankerung lösen und in den<br />

Schutz des Hafens bringen, wenn ein Unwetter aufzieht, das<br />

die Schlange zerstören könnte. Im ausgereiften Zustand soll die<br />

Seeschlange aber auch dem härtesten Wetter trotzen können.<br />

Ziel der deutschen Forschung und Entwicklung sollte es sein,<br />

den internationalen Entwicklungsvorsprung einzuholen. Auch<br />

in der Nordsee lässt sich aus den Meereswellen elektrische<br />

Energie rentabel erzeugen. Die Synergien mit der Offshore-Windkraft<br />

liegen auf der Hand: Wenn man gemeinsame<br />

geeignete Meeresgebiete ausweist und Stromeinspeisungspunkte<br />

festlegt, lassen sich die gleichen „Steckdosen“ im<br />

Meer nutzen. Zwischen den ohnehin von der durchfahrenden<br />

Schifffahrt ausgenommenen Offshore-Turbinenfeldern könnten<br />

auch Wellenenergiebojen schwimmen. So ließe sich der<br />

Stromertrag des Gesamtgebiets erhöhen – doch vor allem<br />

würde die Energieproduktion durch das versetzte Auftreten<br />

der Wellen stetiger. Wenn Deutschland diese innovative Technologie<br />

entwickelt, kommt das dem deutschen Anlagen- und<br />

Maschinenbau zugute – und die globale Umwelt profitiert<br />

durch weitere CO 2<br />

-Einsparungen.<br />

Wünschenswert wäre dafür ein deutsches Wellenkraft-Testfeld<br />

zur Erforschung der Meeresenergie in der Nordsee.<br />

Astrid Schneider<br />

ist Energieexpertin und Solararchitektin in Berlin. Ihre Leidenschaft<br />

gehört einer Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien, dafür<br />

engagiert sie sich beruflich und energiepolitisch.<br />

Unentdeckte und sich neu entwickelnde Potenziale erneuerbarer<br />

Energien faszinieren sie.<br />

astrid@astrid-schneider.de | www.astrid-schneider.de<br />

Eine Mio. Tonnen Rohöl fließen<br />

1991 in den Persischen Golf.<br />

Saddam Hussein lässt im 1. Golfkrieg<br />

Bohrplattformen sprengen.<br />

1992 tritt das OSPAR-Übereinkommen<br />

(Übereinkommen zum Schutz<br />

der Meeresumwelt und des Nordatlantiks)<br />

in Kraft.<br />

1996: Gründung des Internationalen<br />

Seegerichtshofes. Er soll<br />

internationale Meeresstreitigkeiten<br />

beilegen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

59


Special | Ozeane |<br />

Schätze aus der Tiefe<br />

Steigende Rohstoffpreise und eine Weltbevölkerung von bald neun Milliarden<br />

Menschen wecken Begehrlichkeiten nach Schätzen aus der Tiefsee. Wie rentabel<br />

ist mariner Bergbau für Unternehmen und was heißt das für die Umwelt?<br />

Von Dr. Sven Petersen und Anna Gauto<br />

Die wertvollen Metallvorkommen, die in der Tiefsee schlummern,<br />

interessierten lange niemanden. Doch die anhaltend<br />

hohe Nachfrage nach Ressourcen für Smartphones, Werkstoffe<br />

oder High-Tech-Geräte und steigende Rohstoffpreise haben<br />

den Meeresbergbau in der Tiefsee für Wirtschaft und Politik<br />

interessanter gemacht. Noch gewinnt die Menschheit alle metallischen<br />

Rohstoffe an Land und damit auf nur knapp einem<br />

Drittel der Oberfläche unseres Planeten. Die Ozeane, die mit<br />

71 Prozent den größten Teil der Erdoberfläche aus machen,<br />

nutzen wir bislang kaum. Das könnte sich bald ändern.<br />

Welche Rohstoffe schlummern in der Tiefsee?<br />

Zu den Rohstoffen, die für eine Tiefseeförderung in Frage<br />

kommen, zählen die Manganknollen der Tiefsee-Ebenen,<br />

die Kobaltkrusten an den Flanken alter Vulkane sowie die an<br />

den sogenannten „Schwarzen Rauchern“ gebildeten Massivsulfide<br />

(siehe Bild). Welche der Rohstoffe sind wirtschaftlich<br />

relevant und inwiefern beeinträchtigt ihr Abbau die marinen<br />

Ökosysteme?<br />

Kartoffeln aus wertvollen Metallen: Die Manganknollen<br />

Manganknollen sind kartoffel- bis salatkopfgroße Mineralienklumpen,<br />

die riesige Bereiche der Tiefsee-Ebenen, meist in<br />

Wassertiefen zwischen 4.000 und 6.500 Meter, bedecken.<br />

Sie bestehen hauptsächlich aus Mangan und Eisen. Die<br />

höchsten Knollen-Dichten finden sich zwischen Hawaii und<br />

der Westküste Mexikos. Hier liegen mindestens 21 Milliarden<br />

Tonnen Manganknollen – ein gewaltiges Rohstoffpotenzial.<br />

Allerdings gilt das Hauptinteresse der Wirtschaft nicht dem<br />

Mangan, davon gibt es an Land genug. Für Unternehmen sind<br />

Kobalt, Kupfer und Nickel spannend, die zusammen etwa<br />

2,5 bis 3 Gewichtsprozent der Knollen ausmachen. Gerade<br />

Kobalt und Nickel sind in der Stahlindustrie unverzichtbar.<br />

Hinzu kommen noch Spuren anderer bedeutsamer Elemente<br />

wie Molybdän, Lithium, Platin, Tellur oder die sogenannten<br />

Seltenen Erden, die insbesondere als Magnete für die Rotoren<br />

der Windparks von entscheidender Bedeutung sind.<br />

Zumindest der Abbau von Manganknollen ist kein großes<br />

technisches Problem, da Maschinen die Knollen relativ<br />

einfach vom Meeresboden aufklauben können. Ein Abbau<br />

würde aber gewaltige Flächen des Meeresbodens aufwühlen,<br />

Organismen dort abtöten und den marinen Lebensraum stark<br />

verändern. „Man zerstört den Meeresgrund, ohne zu wissen,<br />

welche Folgen das für den Lebensraum der Tiere hat“, sagt<br />

Greenpeace-Experte Christoph von Lieven. „Anstatt in immer<br />

neue Ökosysteme vorzudringen, sollten wir uns lieber überlegen,<br />

wie wir mit den Rohstoffen an Land besser haushalten.“<br />

Kobaltkrusten für die Stahlindustrie<br />

Kobaltkrusten bilden sich in Wassertiefen von 400 bis 7.000<br />

Metern an den Flanken alter, submariner Vulkane. Wirtschaftlich<br />

relevant ist Kobalt, weil es etwa in der Stahlindustrie als<br />

Legierungsmittel von elementarer Bedeutung ist, zum Beispiel<br />

beim Bau von Flugzeugen. Kobalt, aber auch die in Spuren<br />

auftretenden Metalle Tellur (Photovoltaik) und Platin (Katalysatoren)<br />

sind in etwas höherer Konzentra tion vorhanden<br />

als in den Manganknollen. Kobaltreiche Vorkommen finden<br />

sich meist in Wassertiefen zwischen 800 und 2.500 Metern.<br />

Kobaltkrusten aus der Tiefsee zu gewinnen, hat den Vorteil,<br />

dass man weniger abhängig von den Vorkommen im politisch<br />

instabilen Kongo angewiesen wäre. Allerdings ist es technisch<br />

deutlich schwieriger, marine Kobaltkrusten abzubauen, als<br />

Manganknollen einzusammeln. Denn die Hänge der Vulkane<br />

sind teilweise schroff, was den Einsatz von Abbaumaschinen<br />

erschwert. Daher gibt es für den Kobaltkrusten- Abbau bislang<br />

erst Konzeptstudien. Ähnlich wie bei den Manganknollen dürfte<br />

auch der Abbau von Kobaltkrusten erhebliche Auswirkungen<br />

auf die Bodenlebewesen haben.<br />

1870 bis 2000: Der gesamten<br />

Meeresspiegel steigt um fast 20<br />

Zentimeter an – die globale Erwärmung<br />

beschleunigt sich.<br />

2010 explodiert die Ölbohrplattform<br />

„Deepwater Horizon“. Etwa<br />

800 Mio. Liter Rohöl fließen in den<br />

Golf von Mexiko.<br />

Im südlichen Polarmeer verschwinden<br />

um 2030 gemäß<br />

Voraussagen die schneckenartigen<br />

„Pteropoden“ wegen<br />

Versauerung.<br />

60 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.


| Ozeane | Special<br />

Papua Neuguinea. Es ist davon auszugehen, dass der Abbau<br />

2014/15 beginnt. Und auch die Politik hat erkannt, dass die<br />

Tiefsee lukrativ sein könnte. Deutschland hat sich 2006 für 15<br />

Jahre die Rechte an einem 75.000 Quadratkilometer großen<br />

Gebiet gesichert, das entspricht der Größe Bayerns. Durch<br />

Kooperationen mit Entwicklungsländern (Tonga, Nauru,<br />

Kiribati) haben seit 2011 erstmalig auch Industriefirmen<br />

Zugang zu Erkundungslizenzen für Manganknollenfelder in<br />

der offenen See erhalten.<br />

Foto: © ROVKiel6000, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung<br />

Rohstoff von morgen? 1979 wurden die ersten heißen Tiefseequellen,<br />

die „Schwarzen Raucher“, entdeckt.<br />

Schwarze Raucher: Erzfabriken der Tiefsee<br />

Massivsulfide sind kupfer-, zink-, gold- und silberhaltige<br />

Gesteine, die an sogenannten „Schwarzen Rauchern“ in<br />

Wassertiefen von bis zu 5.000 Metern entstehen. Sie haben<br />

oft einen höheren Metallgehalt als die Rohstoffe an Land<br />

und sind kompakte Erzkörper. Inzwischen sind über 300<br />

aktive und inaktive Vorkommen von Schwarzen Rauchern in<br />

allen Weltmeeren bekannt. Die meisten sind aber zu klein,<br />

um wirtschaftlich relevant zu sein. Die Metallgehalte der<br />

Vorkommen sind je nach Region sehr unterschiedlich. So<br />

sind Vorkommen im Südwestpazifik besonders kupfer- und<br />

goldreich. Gleichzeitig befinden sie sich auch in vergleichsweise<br />

geringen Wassertiefen (weniger als 2.000 Metern),<br />

was einem möglichen Abbau techno logisch entgegenkommt.<br />

Die Massivsulfide sind von den drei genannten Rohstoffen<br />

am seltensten, haben aber den höchsten Wertmetallgehalt.<br />

Fachleute schätzen, dass am Meeresboden insgesamt 500<br />

bis 1.000 größere Vorkommen existieren, die zusammen<br />

vielleicht 600 Millionen Tonnen Kupfer und Zink enthalten.<br />

Dies entspricht in etwa der Menge, die in einem Jahr an<br />

Land abgebaut wird. Ein mariner Bergbau von Massivsulfiden<br />

hätte deshalb keinen großen Einfluss auf die globale<br />

Rohstoffversorgung. Das Potenzial von Manganknollen und<br />

Kobaltkrusten ist um ein Vielfaches höher.<br />

Tiefseebergbau ist noch Zukunftsmusik<br />

Dass sich große Bergbaufirmen bislang aus der Tiefsee fernhalten,<br />

liegt vor allem daran, dass noch keine Abbautechniken<br />

existieren und nicht klar ist, ob Metalle aus der Tiefsee über<br />

mehrere Jahre wirtschaftlich rentabel zu gewinnen sind. Die<br />

Firma Nautilus hat aber seit Januar 2011 die erste Abbaulizenz<br />

für Schwarzen Raucher in den Hoheitsgewässern von<br />

Greenpeace: Landgrabbing unter Wasser<br />

Das ist nicht unproblematisch. Zwar müssen sich Länder,<br />

die Konzessionen außerhalb der Wirtschaftszone anderer<br />

Staaten erwerben wollen, grundsätzlich an die Meeresbodenbehörde<br />

der Vereinten Nationen in Jamaika (International<br />

Seabed Authority, ISA) wenden. Gleichzeitig ist diese<br />

Behörde aber gegründet worden, um die Ressourcennutzung<br />

voranzutreiben, nicht um sie zu verhindern. Seit 2001 hat<br />

die Internationale Meeresbodenbehörde 19 Lizenzen zur<br />

Erkundung von Manganknollenfeldern, Massivsulfiden<br />

und Kobaltkrusten vergeben. Findet der Abbau aber nicht<br />

außerhalb, sondern im Hoheitsgewässer eines Landes statt,<br />

verhandeln Staaten oder private Firmen direkt mit dem<br />

betreffenden Land. Denn dort ist die ISA nicht zuständig.<br />

Niemand kontrolliert dann Umweltrichtlinien oder in welche<br />

Taschen die Gelder für den wertvollen Grund wandern.<br />

„Arme Länder werden abgespeist und das wenige Geld greifen<br />

korrupte Regime ab“ sagt von Lieven. Außerdem gingen<br />

Wertschöpfung und Technologien nicht an die Abbauländer,<br />

„das erinnert an Landgrabbing unter Wasser“.<br />

Die Zukunft des marinen Bergbaus ist also offen. Wirtschaft<br />

und Politik lassen einander den Vortritt, wenn es darum<br />

geht, Gelder bereitzustellen. Es gilt das Prinzip „Hannemann,<br />

geh Du voran“. Das könnte sich ändern, wenn Firmen wie<br />

Nautilus in der Tiefe reüssieren. Klar ist: Jede Form von<br />

Bergbau ist ein gravierender Eingriff für Ökosysteme, ob<br />

an Land oder unter Wasser. Alternativen dazu sind Formen<br />

von Kreislaufwirtschaft, Recycling oder Urban Mining. Eine<br />

Bevölkerung von bald neun Milliarden Menschen braucht<br />

viele Ressourcen. Möchte jeder ein eigenes Auto und eine<br />

elektrische Zahnbürste haben, geht es in die Tiefe.<br />

Sven Petersen<br />

ist Mineraloge am GEOMAR (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung<br />

Kiel) und arbeitet seit vielen Jahren im Bereich der marinen<br />

mineralischen Rohstoffe. Neben einem besseren Verständnis der<br />

grundlegenden Prozesse der Bildung von „schwarzen Rauchern“ gilt<br />

sein Hauptinteresse dem Einsatz neuer Techniken wie autonomen<br />

Unterwasserfahrzeugen und mobilen Bohrgeräten. Er hat bisher an<br />

über 30 Forschungsfahrten in allen Ozeanen teilgenommen.<br />

Auf dem jetzigem Stand der CO 2<br />

-Emissionen<br />

wird der Säuregehalt der Meere<br />

bis 2050 um 150 Prozent steigen.<br />

Das ist der schnellste Anstieg in<br />

den vergangenen 65 Mio. Jahren.<br />

Schalentiere sterben und damit<br />

ihre Jäger…<br />

Wasser mit einem Säuregehalt,<br />

der 2100 droht, gab es zuletzt<br />

vor 55 Mio. Jahren – bei 5-10<br />

Grad höheren Temperaturen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

61


Special | Ozeane |<br />

„Guter“ Fisch, Green Shipping<br />

und Wellenkraft<br />

Das können Firmen und Verbraucher tun,<br />

um die Ressource Ozean nachhaltig zu<br />

nutzen und Gewinne einzufahren.<br />

Fisch und Seafood: Welche Label und Siegel sind verlässlich?<br />

In europäischen Gewässern gilt nahezu die Hälfte der Bestände<br />

als überfischt. Weltweit entstehen im Jahr 38 Millionen Tonnen<br />

Beifang. Gastronomen und Verbraucher sollten daher auf<br />

zertifizierten Fisch achten. Laut dem WWF sind bei Zuchtfischen<br />

„Bioland“, „Naturland“ sowie Siegel vom „Aquaculture<br />

Stewardship Council“ (ASC) verlässliche Siegel. Bei Wildfisch<br />

gilt das „MSC-Siegel“. Zwar stand das MSC-Label in der Kritik,<br />

auch Bestände zu zertifizieren, die überfischt sind. Mittlerweile<br />

hat eine Studie die Kritik aber relativiert.<br />

Der Fisch-Einkaufsratgeber von Greenpeace und WWF:<br />

www.greenpeace.de/themen/meere<br />

fischratgeber.wwf.de (mobil)<br />

Logistik: Wie gestaltet man den Schiffsverkehr ökologisch?<br />

Über 90 Prozent aller Waren gelangen gegenwärtig in Containerschiffen,<br />

Schüttgutfrachtern, Tankern und Spezialschiffen<br />

über die Meere. Wesentlich ökologischer als Schweröl ist der<br />

Treibstoff LNG (Liquefied Natural Gas), den die Norweger<br />

schon seit der Jahrtausendwende für die Schifffahrt einsetzen.<br />

Zudem bieten Logistik-Dienstleister wie DHL „Green Shipping<br />

Services“ an: Sie nutzen zunehmend alternative Antriebe<br />

wie Zugdrachen, Biogas und Elektromotoren. Die Zukunft<br />

der „grünen Schifffahrt“ gehört wohl der Windkraft und der<br />

Sonnenenergie. Erste Piloten wie das Solarboot „Planet Solar“<br />

reüssierten bereits. Planet Solar kehrte im Mai 2012 von<br />

seiner Weltumrundung zurück: Der Photovoltaickatamaran<br />

legte mehr als 50.000 Kilometer zurück, ohne einen einzigen<br />

Tropfen Öl zu verbrauchen.<br />

Investieren: Welche Energiequellen bietet das Meer ?<br />

Meeresenergie lässt sich vor allem durch Gezeitenkraftwerke,<br />

Wellenkraftwerke, Strömungskraftwerke, Meereswärmekraftwerke<br />

und Osmose-Kraftwerke nutzen.<br />

Das größte Verbreitungspotenzial hat die Wellenkraft. Das<br />

European Marine Energy Centre in Schottland testet seit<br />

2011 ein neues Strömungskraftwerk. Bislang befinden sich<br />

die meisten Projekte aber erst in einer Pilotphase, weshalb<br />

Investitionen Risikokapital wären. (siehe auch Beitrag S. 56)<br />

Das European Marine Energy Centre: www.emec.org.uk<br />

Kooperieren: Welche Organisationen sind relevant?<br />

„Greenpeace“ und „WWF“ sind in Deutschland die bekanntesten<br />

Nichtregierungsorganisationen, die sich für den<br />

Schutz der Meere einsetzen. Weitere Organisationen sind<br />

der Naturschutzbund Deutschland „Nabu“ und „Oceancare“.<br />

Wissenschaftliche Einrichtungen, die sich mit der Erforschung<br />

der Meere befassen, sind das GEOMAR Helmholtz-Zentrum<br />

für Ozeanforschung Kiel (www.geomar.de), das Alfred-<br />

Wegener -Institut (www.awi.de) und das IMARE Institut für<br />

Marine Ressourcen GmbH (www.imare.de).<br />

Foto: © Jeanette Dietl - Fotolia.com<br />

Der Anstieg des Meeresspiegels<br />

um einem Meter bis 2100 wird<br />

Hunderte Mio. Menschen von<br />

ihren Wohnorten vertreiben.<br />

Etwa 90 Prozent aller Städte<br />

weltweit befinden sich in<br />

Küstennähe.<br />

2150: ... ?<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>forum</strong> themen<br />

Grün ist der neue Luxus<br />

„Kein Luxus ohne <strong>Nachhaltig</strong>keit“ lautet das Credo des<br />

ehemaligen PUMA-Geschäftsführers Jochen Zeitz. Denn<br />

beides gehört für ihn zusammen, wie er auf seiner Luxusfarm<br />

Segera in Kenia beweist. Dort fehlt es den Gästen<br />

an nichts – trotzdem oder vielleicht gerade weil alles<br />

dort nachhaltig ist. Lesen Sie außerdem, was die Sharing<br />

Economy braucht, um aus der Nische zu kommen, welche<br />

immobilienunternehmen auf groß statt grün stehen, warum<br />

Fußballkonzerne noch ihre liebe Not mit CSr haben<br />

und wie aus Betriebskantinen Oasen der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

werden können.<br />

Ideenschmiede HUB | 64 Gebäude im Größenwahn | 92<br />

Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann | 68 Produktiver durch Kantinenessen | 98<br />

Zum Nam erfolgreichen fugia adicae nihit, CSR-Management et, omnihil ius<br />

Nam fugia adicae | 69 nihit, Was et, omnihil halten ius Sie von geplantem Verschleiß? Nam fugia adicae nihit, et, | omnihil<br />

102<br />

Büro ius nulpa dolum solorporibus | 1<strong>04</strong><br />

Was nulpa sind dolum „wirklich solorporibus nachhaltige“ sitenimus Innovationen? nulpa dolum | 72 solorporibus Social sitenimus Business: Mit Schnuller ins<br />

es que nihit offic torum sed qui<br />

es que nihit offic torum Grüne sed qui lobbyarbeit sitenimus es que nihit | 107 offic<br />

torum sed qui<br />

Jochen Zeitz: Kein luxus ohne <strong>Nachhaltig</strong>keit | 76<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Tipps | 80<br />

Warum teilen und tauschen, statt haben? | 82<br />

Kickt gut, fördert die Jugend! | 86<br />

Finanzprodukte brauchen label | 90<br />

Der Tengelmann-Geschäftsführer im Interview | 108<br />

Der Kongress tanzt | 112<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung <strong>2013</strong> | 116<br />

Japan hat die Nase vorn | 118<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

63


Themen | Innovationsschmieden |<br />

Ideenschmiede HUB<br />

Wo bekommen junge Ideen Raum für Austausch? Das HUB München gibt der<br />

Social Business-Bewegung Rückenwind. <strong>forum</strong> stellt die Akteure vor.<br />

Von Katrin Frische und Katrin Bache<br />

„Welcome“. Die schlichte Aufschrift in weißen, handschriftlichen<br />

Lettern ziert den Eingang des Münchner Proto-Hubs,<br />

das am 18. Februar <strong>2013</strong> im Sendlinger Großmarktviertel<br />

seine Türen öffnete. Mit einem sympathischen Lächeln<br />

empfängt uns Lena, die 23 Jahre junge „daily host“. Auch<br />

die Räumlichkeiten des HUBs München in der Gotzinger<br />

Straße sind einladend: Hell, weitläufig, unverstellt, beinahe<br />

jungfräulich. Ein imposanter, hoher Raum ohne Stilvorgaben,<br />

in dem man spürt: Hier gibt es viel Gestaltungsfreiheit. Wo<br />

andernorts schicke Kaffeemaschinen und teure Möbel stehen,<br />

reduziert man sich im HUB auf das Wesentliche, hier<br />

gibt‘s guten Kaffee aus fairem Handel, Regale und Hocker<br />

aus Karton, schlichte, funktionale Stühle und Tische, die der<br />

HUB-Gründer Johann Schorr designt und gebaut hat. Motto:<br />

„Improvisation auf hohem Niveau“.<br />

Das HUB München will vor allem eines: Raum bieten für<br />

alle, die unternehmerisch einen Wandel in der Gesellschaft<br />

mitgestalten wollen. Dafür stehen den beiden HUB-Gründern<br />

Joscha Lautner (26) und Johann Schorr (29) nun 700 qm<br />

zur Verfügung, die sie mit unterschiedlichsten Menschen,<br />

gemeinwohlorientierter Arbeit, wertvollen Begegnungen<br />

und kreativen Ideen füllen wollen. Dabei sieht sich das Unternehmen<br />

in Ergänzung zu den reinen Coworking Spaces, wie<br />

sie in München immer zahlreicher aus dem Boden sprießen.<br />

„Enabling people to do good“, so lautet ihr Leitspruch: Hier<br />

will man die Voraussetzungen für gesellschaftliche Innovation<br />

und gemeinwohlorientiertes <strong>Wirtschaften</strong> schaffen. Das<br />

HUB versteht sich als Drehkreuz, Gastgeber, Förderer und<br />

Impulsgeber für all diejenigen, die der Gesellschaft mit ihrem<br />

wirtschaftlichen Tun etwas zurückgeben wollen.<br />

Mit Energie die Welt bewegen<br />

Der Ökoenergieversorger Polarstern<br />

Polarstern ist der neue Stern am Himmel der Ökoenergie. Kennengelernt<br />

haben sich die drei Jungunternehmer Dr. Jakob Aßmann, Simon<br />

Stadler und Florian Henle im Freundeskreis. Sie verband der Wille,<br />

gemeinsam etwas zu unternehmen, womit sie die Welt wirkungsvoll<br />

verbessern können. Auf einer WG-Party schmiedete das Trio den<br />

Plan: „Wir revolutionieren die Energiebranche!“ Gesagt – getan: Ihr<br />

Unternehmen bietet seit letztem Jahr reinen Ökostrom und Ökogas<br />

aus Reststoffen an. Damit ist Polarstern der erste und bisher einzige<br />

Energieversorger, der Gas aus 100 Prozent non-fossilen Brennstoffen<br />

anbietet. Hierfür hat das Unternehmen ein eigenes Biogashandelssystem<br />

entwickelt. „Wir sind keine Revoluzzer aus der Atomkraftecke,<br />

sondern lebensbejahende Menschen, die sich ihrer Verantwortung<br />

für die Erde bewusst sind“. Wichtig ist den Energieversorgern, nicht in<br />

der branchenüblichen „Klein-Klein“-Mentalität zu verharren, sondern<br />

vielmehr überregional zu denken: Polarstern betrachtet das Energiethema<br />

als ein globales und strebt daher die weltweite Energiewende<br />

an. So unterstützt das Unternehmen für jeden neuen Kunden eine<br />

Familie aus den Entwicklungsländern (derzeit Kambodscha) beim Bau<br />

einer Biogasanlage. Mehr als 400 Menschen haben auf diese Weise bereits<br />

Zugang zu regenerativer Energie bekommen. Und das spornt an ...<br />

Vision: Polarstern wird zum Treiber einer nachhaltigen Gestaltung<br />

des Energiemarktes.<br />

Der Weg: Mit dem Aufbau von Biogasanlagen in Kambodscha und<br />

Gasprodukten aus Reststoffen.<br />

Werte: Eigenverantwortung (Du kannst was verändern, hier und<br />

jetzt!), Offenheit, Transparenz, Emotionalität, Persönlichkeit, Authentizität.<br />

Darum im HUB: Die Unternehmer, die man hier trifft, brennen für<br />

das, was sie tun und schielen nicht nur auf die persönliche Gewinnmaximierung,<br />

sondern auf Sinn.<br />

„Viele denken, die Energiewende ist gut, hat aber nichts mit mir zu<br />

tun. Diese Denke wollen wir durchbrechen.“<br />

Foto: © Polarstern<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Innovationsschmieden | Themen<br />

Willkommen im hierarchiefreien Raum. Im HUB München arbeiten Versicherer, Energieanbieter, Integrationshelfer. Ihre Gemeinsamkeit?<br />

Alle wollen ökologisch und sozial wirtschaften.<br />

Neuer Geist statt alte Strukturen<br />

Die beiden Jungunternehmer wollen gar der Arbeitswelt<br />

einen neuen Geist einhauchen und alte Strukturen aufbrechen.<br />

Joscha beschäftigt vor allem die Frage des sozialen<br />

Miteinanders. Von Kindesbeinen an würfelt er bewusst unterschiedliche<br />

Freunde zusammen und schätzt die kreative<br />

Dynamik, die dabei entsteht. „Wichtig ist es, die Leute über<br />

Themen in Verbindung zu bringen“, fasst er die Philosophie<br />

des HUBs zusammen.<br />

Von den öffentlichen Veranstaltungen mit Vorträgen und<br />

Workshops bis hin zum Community Event „Sexy Salad“, der<br />

Mittagspause, bei der zusammen geschnippelt, gegessen<br />

und vor allem miteinander geredet wird: Das HUB fördert<br />

das kooperative Miteinander und den Austausch durch die<br />

Auflösung von Hierarchien, einen wertschätzenden Umgang<br />

und wirkliche Begegnung.<br />

„Wenn ich ein ehrliches Gespräch führe und dabei in einen<br />

wirklichen Austausch komme, bringt mich das in einen<br />

Flow“, sagt Lautner und Schorr fügt hinzu: „Mich inspirieren<br />

Menschen, die aus einer klaren Überzeugung heraus ihren<br />

Weg gehen. Ich bin ein Freund der Vielfalt“. Viele solcher<br />

Menschen seien in der Gründungsphase des HUBs schon<br />

Weiter auf Seite 67<br />

Ver.de<br />

Versichert nachhaltig!<br />

Fotos: oben: © HUB München; unten: © Verde<br />

Mit Geld etwas Positives bewegen? Dr. Marie-Luise Meinhold brachte<br />

dieser Wunsch auf die Idee, hochwertigen Versicherungsschutz<br />

mit sinnstiftender Geldanlage zu kombinieren. So gründete sie Ver.<br />

de. Der Verein verbindet als erster Anbieter seiner Art das Produkt<br />

Versicherung mit einem Beitrag zur <strong>Nachhaltig</strong>keit. Der Unterschied<br />

zu traditionellen Versicherern: Das Kapital – z.B. für die Hausratsversicherung<br />

– fließt zu 100 Prozent in nachhaltige Projekte. Außerdem<br />

zahlt Ver.de im Schadensfall 20 Prozent mehr, um Hausrat ökologisch<br />

fair ersetzen zu können; bei Schadenfreiheit gibt es Beitragsrückzahlungen.<br />

Die Rechtsform des Vereins soll größtmögliche Transparenz und Mitgestaltung<br />

für die Beitragszahler gewährleisten. Das Konzept garantiert,<br />

dass jeder Kunde mit Abschluss der Versicherung Mitglied im<br />

Verein wird und mit seinem Stimmrecht Einfluss auf dessen Entwicklung<br />

nehmen kann.<br />

Vision: Kapital nachhaltig statt gewinnmaximierend investieren. Ausweitung<br />

des Angebotes auf weitere Versicherungen. Marktführer für<br />

nachhaltige Versicherungsprodukte sein und bleiben.<br />

Werte: <strong>Nachhaltig</strong>keit, soziales und ökologisches Engagement, Transparenz,<br />

Mitbestimmung.<br />

Darum im HUB: Hier findet man viele Leute, mit denen man sich<br />

über sozial-ökologisches Engagement und <strong>Nachhaltig</strong>keit austauschen<br />

kann.<br />

„Menschen aus dem Finanzsektor haben oft Berührungsängste mit<br />

ökologischen Themen. Umgekehrt aber ebenso: Jemand aus dem ökologischen<br />

Bereich findet oft keinen Zugang zu finanziellen Aspekten.“<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

65


Themen | Innovationsschmieden |<br />

„Duldet keinen Stillstand!“<br />

Ein Interview von Fritz Lietsch<br />

Norbert Kunz gründet seit über 20 Jahren<br />

ein soziales Unternehmen nach<br />

dem anderen und verwandelt jedes<br />

Scheitern in eine neue Innovation. Im<br />

<strong>forum</strong>-Interview erklärt er, warum<br />

auch Vorbestrafte Gründer werden<br />

können.<br />

Sie werden als Serial Social Entrepreneur bezeichnet. 1994 bündelten<br />

Sie Ihr Engagement in der Firma iq consult – was wollten Sie<br />

damit erreichen?<br />

Soziale Innovationen und Organisationen fördern! Ich bin ausgebildeter<br />

Berufsschullehrer und habe erlebt, dass die Schule und die Methoden,<br />

die sich aus Traditionen der Kirche und des Militärs speisen<br />

(„Du sollst nicht hinterfragen, sondern akzeptieren“), nur den „Angepassten“<br />

dienen. So vergeuden wir Talente.<br />

Um jungen Menschen aus Randgruppen eine abgeschlossene Berufsausbildung<br />

zu ermöglichen, haben wir eine neue Lernarchitektur<br />

entwickelt. Dafür definierten wir strukturell überschaubare Lerneinheiten<br />

und verzahnten systematisch die theoretische und praktische<br />

Ausbildung. Methodisch ließen wir die jungen Leute wesentlich souveräner<br />

ihre Lernprozesse gestaltet. Vor allem aber nahmen wir die<br />

Schüler mit ihren individuellen Stärken und Problemen ernst, erarbeiteten<br />

gemeinsam mit ihnen individuelle Qualifizierungspläne, Zielvereinbarungen<br />

und boten ihnen individuelle Lernberatung. Heute<br />

würden wir die Methodik als Empowerment bezeichnen.<br />

Fast alle Teilnehmer haben die IHK-Prüfung erfolgreich absolviert.<br />

Doch die jungen Menschen bekamen wegen ihres biografischen<br />

Hintergrunds trotzdem keine Stellen. Wieso haben Sie an Ihrer Idee<br />

festgehalten?<br />

Dieses „Scheitern“ war Auslöser für eine neue Überlegung: Wenn wir<br />

Menschen aus Randgruppen so empowern können, dass sie die Mühen<br />

einer Berufsausbildung auf sich nehmen – warum sollte es nicht<br />

gelingen, sie erfolgreich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten? Es<br />

hat funktioniert: Unter anderem zeigte unser Projekt „enterability –<br />

ohne Behinderung in die Selbstständigkeit“, dass auch Menschen mit<br />

Schwerbehinderung mittels individueller Unterstützung erfolgreich<br />

gründen können.<br />

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat auf seiner Website<br />

einen Trailer als Werbemedium für das Thema „Inclusive Entrepreneurship“<br />

eingesetzt. Das Video zeigt einen unserer Gründer. Er<br />

war selbst drogenabhängig, ist als Dealer mehrfach vorbestraft und<br />

hat einige Jahre Knast hinter sich. Aufgrund seiner exzessiven Drogenkarriere<br />

ist er auch schwerbehindert. Doch „jetzt dealt er mit Eis“!<br />

Wir benötigen mehr solcher sozialen Innovationen, um den Herausforderungen<br />

der Gegenwart und der Zukunft zu begegnen.<br />

Welche Rolle können Hubs dabei spielen?<br />

Es muss Räume geben, wo soziale Innovatoren sich austauschen und<br />

unterstützen können. Wir bieten neben dem Ort und dem Arbeitsplatz<br />

auch Beratung, Mentoring und Qualifizierungsmöglichkeiten.<br />

Im Rahmen des „social impact enterprise“-Programms ermöglichen<br />

wir Social Start-ups für einen „Inkubationszeitraum“ von bis zu acht<br />

Monaten kostenfreie Unterstützung in Form von Arbeitsplätzen, Beratung,<br />

Coaching, Qualifizierung, Vernetzung etc. in unserem Social<br />

Impact Lab. Das „social impact localizer“ Angebot richtet sich dagegen<br />

an erfahrene Sozialunternehmen. Wir bieten Unterstützung<br />

beim Transfer und der Skalierung von sozialen Innovationen. Noch<br />

<strong>2013</strong> wollen wir unser Angebot für Social-Start-ups in mehreren<br />

deutschen Großstädten etablieren. Mit SAP arbeiten wir an einer<br />

Online-Service-Plattform für Social Start-ups. Zudem entwickeln wir<br />

eine Crowdfunding-Plattform für Social Entrepreneure und treten<br />

auch politisch für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für<br />

Sozialunternehmer ein.<br />

Was geben Sie jungen Leuten mit auf den Weg?<br />

Glaubt an Euch und Eure Idee, nehmt aber Kritik ernst. Holt Euch<br />

professionelle Unterstützung und baut ein breites Netzwerk an Partnern<br />

und Unterstützern auf. Macht nicht nur die Auswirkungen gesellschaftlicher<br />

Probleme erträglicher – bekämpft auch die Ursachen.<br />

Duldet keinen Stillstand, sondern sucht immer weiter nach innovativen<br />

Lösungen.<br />

Lesen Sie, wie Norbert Kunz das Deutsche Mikrofinanz Institut gründete<br />

und warum die Politik ihren Bürgern vorausgehen sollte. Das Interview<br />

in voller Länge gibt’s auf www.<strong>forum</strong>-csr.net, Stichwort Norbert Kunz.<br />

Próxima salida: München<br />

Migrationshilfe auf Spanisch<br />

Viele Menschen müssen Spanien wegen der schwierigen wirtschaftlichen<br />

Lage verlassen. Die Spanierinnen Nuria Puig Boronat und Diana<br />

Martinez-Hulha sowie Carolina Keller aus Kolumbien sind im Gegensatz<br />

zu vielen ihrer Landsleute unter guten Bedingungen (mit deutschen<br />

Partnern und Jobs) nach Deutschland gekommen.<br />

Als sie gemeinsam ihre Kinder aus der Kita abholten, stand plötzlich<br />

die Gründungsidee im Raum: Eine Migrationshilfe für all jene Spanier<br />

und Lateinamerikaner, die nicht den Luxus einer Relocationfirma in<br />

Anspruch nehmen können. Maßgeschneiderte, unbürokratische und<br />

zuverlässige Hilfe bei Verwaltungsgängen, Wohnungs- und Arbeitssuche,<br />

Kinderbetreuung und Schulfragen.<br />

Die drei Gründerinnen verstehen sich nicht nur als Berater für die<br />

Migranten, sondern auch als Vermittler zwischen Einwanderern und<br />

Einheimischen.<br />

Vision: Gesellschaftliche Brücken bauen und den eigenen Landsleuten<br />

(insbesondere den Kindern) den oft nicht ganz freiwilligen Start<br />

in München erleichtern.<br />

Werte: (soziales) Engagement, Wertschätzung, Loyalität und Chancengleichheit.<br />

Darum im HUB: Die inspirierende Energie, die wertvollen Begegnungen,<br />

die Offenheit, das Miteinander und die interessanten und<br />

informativen Veranstaltungen machen das HUB zur idealen Alternative<br />

zum heimischen Küchentisch und allen anderen Bürooptionen.<br />

„Am besten wäre es, wenn man uns in zehn Jahren nicht mehr<br />

braucht, weil sich Spanien so gut entwickelt.“<br />

Foto: © Social Impact Lab<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Innovationsschmieden | Themen<br />

Social Hubs<br />

„Hubs“ (engl. „Knotenpunkte“) sind Orte des gemeinsamen Arbeitens<br />

und Innovierens. In Deutschland gibt es so genannte Coworking-Space-Anbieter,<br />

wie die Beta-Häuser, das Modulor etc. Auf<br />

soziale Organisationen spezialisiert haben sich<br />

• das Social Impact Lab in Berlin<br />

• das Social Impact Lab in Hamburg<br />

• das HUB München<br />

• das Social Lab Köln<br />

• das Co-Lab in Köln<br />

• die Hubs in Wien und Zürich.<br />

Weitere Hubs und Labs sind in Planung: bei Freiburg, in Duisburg, in<br />

Frankfurt am Main und in Mannheim.<br />

zusammengekommen (siehe Beispielstorys der Munich<br />

HUBbers). „Das macht Spaß und treibt an.“<br />

Salatschnippeln und putzen statt Investorendruck<br />

Ihren Überzeugungen und Erfahrungen entsprechend, hat die<br />

HUBcrew denn auch eine klar definierte Werteskala: Mut,<br />

Verantwortung, Offenheit, Respekt und Vielfalt. Diese Tugenden<br />

spiegeln sich in vielen bereits getroffenen Entscheidungen<br />

– v.a. in dem Entschluss, ein Investoren-Angebot<br />

abzulehnen und damit die alleinige finanzielle Verantwortung<br />

zu übernehmen. Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat gibt es<br />

einen „Sexy Salad“ – eine gesunde und belebende Mittagspause<br />

mit frischem Gemüse und offenem Austausch, offen<br />

für Gäste. Auch ist sich keiner zu schade, den Putzlappen<br />

selber zu schwingen. Jeden Montagmorgen zwischen sieben<br />

und acht heißt es „fröhliches Putzen in den Wochenbeginn“.<br />

Mit dem respektvollen, hierarchiefreien Miteinander will<br />

man einen Ort schaffen, an dem man die Zeit und den Raum<br />

und das nötige Wohlwollen findet, um die eigene Idee weiterzuentwickeln.<br />

Einen Ort, an dem zwischen Bewegern, die das<br />

Thema Gemeinwohl umtreibt, Synergien entstehen können.<br />

Denn der Wandel von rein profitgetriebenem Unternehmertum<br />

hin zu gemeinwohlorientiertem <strong>Wirtschaften</strong> braucht<br />

Zeit und unsere Gesellschaft braucht Wandel.<br />

Katrin Frische<br />

sitzt mit ihrer Agentur für Storytelling glücklich im Münchner HUB<br />

und schreibt als Storyconsultant Geschichten für eine authentische<br />

und vertrauensbildende Unternehmenskommunikation.<br />

www.frische-biografien.de<br />

Katrin Bache<br />

ist Texterin aus München und schreibt am liebsten für „die gute<br />

Sache“. Themen rund um <strong>Nachhaltig</strong>keit und soziales Engagement<br />

bringen ihr Textblut in Wallung.<br />

www.textblut.de<br />

Fassaden Holz/Metall-Systeme Fenster und Türen Briefkästen und Fertigteile Sonnenenergie-Systeme Beratung und Service<br />

Bauen für Mensch und Umwelt.<br />

Schweizer setzt sich ein für eine nachhaltige Baukultur.<br />

Wir stellen die Bedürfnisse unserer Kunden ins Zentrum unserer Tätigkeit – von der Beratung und Planung<br />

über die Ausführung bis hin zum Service. All dies im Einklang mit unseren Grundwerten:<br />

Zuverlässigkeit, Innovationskraft, Umweltorientierung, Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung.<br />

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67


Themen | unternehmensführung |<br />

Wertvolles vom<br />

ehrbaren Kaufmann<br />

Immer mehr Verbraucher interessieren<br />

sich für die Herkunft ihrer Produkte.<br />

Durch falsche Bio-Eier, Schimmel-Mais<br />

im Kuhstall und Pferdefleisch im Rindergulasch<br />

wird der „Bauer von nebenan“<br />

zur neuen Vertrauensperson.<br />

Von Dr. Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

Die regionale Herkunft, so eine aktuelle Umfrage des Verbraucherministeriums,<br />

ist für 67 Prozent der Deutschen eines<br />

der entscheidenden Kriterien beim Einkauf. Damit liegt sie<br />

sogar vor dem Preis (66 Prozent) und der Herkunft aus biologischem<br />

Anbau (61 Prozent). Inwiefern hinter diesen Aussagen<br />

lediglich hehre Absichtsbekundungen stecken, lässt sich<br />

nicht genau feststellen, da es aufgrund der schwammigen<br />

Definition von „Regionalität“ keine zuverlässigen Aussagen<br />

zum Umsatzwachstum gibt. Doch sowohl das Ernährungsministerium<br />

wie diverse Bauern- und Handelsverbände<br />

bestätigen den Regio-Boom.<br />

Regional = Fair und klimaschonend?<br />

Die regionalen Überzeugungstäter wollen nicht nur die<br />

eigene Gesundheit, sondern ebenso das gesellschaftliche<br />

und ökologische Umfeld fördern. Regionale Produkte verbinden<br />

Verbraucher mit fairen Löhnen, die den heimischen<br />

Produzenten zugutekommen und dort Einkommen und Arbeitsplätze<br />

sichern. Ebenso reist der Apfel vom heimischen<br />

Baum nicht aus Neuseeland an und weist so scheinbar eine<br />

bessere Klimabilanz auf.<br />

Aber Vorsicht! Regional ist nicht immer automatisch nachhaltig.<br />

So fand die Uni Gießen unlängst heraus, dass bei der<br />

monatelangen Lagerung von Äpfeln aus der Region ähnlich<br />

viel CO 2<br />

ausgestoßen wird, wie beim Schiffstransport frischer<br />

Äpfel von der Südhalbkugel. In diesem Falle ist regional also<br />

nur dann optimal, wenn gleichzeitig saisonal gekauft wird.<br />

In diese Gleichung muss man auch noch die CO 2<br />

-Ausstöße<br />

des Einkaufsweges und der Zubereitung einbeziehen, denn<br />

das Garen einer handelsüblichen Kartoffel verbraucht mehr<br />

Energie, als alle vorgelagerten Bearbeitungs- und Transportschritte<br />

zusammen. Hilfestellung in dieser hochkomplexen<br />

Angelegenheit gibt zum Beispiel das vom Bundesumweltministerium<br />

geförderte Portal „Klima sucht Schutz.“<br />

Das Schwarzwälder Schinken-Dilemma<br />

Weitere Fallstricke lauern in der bereits erwähnten Definition<br />

von Regionalität – das Schwarzwälder Schinken-Dilemma<br />

dient dabei als klassisches Beispiel. Die Delikatesse muss<br />

nämlich nur im Schwarzwald geräuchert werden, um ihren<br />

Namen tragen zu dürfen. Das Fleisch kommt häufig aus Dänemark<br />

oder Russland. Und wer sich beim skandalgebeutelten<br />

Discounter Lidl „Ein gutes Stück Heimat“ gönnt, kann selbst<br />

in Norddeutschland auf Saft vom Bodensee und Möhren<br />

vom Niederrhein zurückgreifen. Einheitliche Standards und<br />

Kontrollen sind dagegen Mangelware.<br />

Wer mit der Neigung zum Regionalen nicht nur dem eigenen<br />

Gewissen, sondern auch der nachhaltigen Entwicklung einen<br />

Gefallen tun und eine Milchmädchenrechnung vermeiden<br />

will, muss also einen kritischen Blick hinter die idyllische<br />

Heimat-Kulisse werfen.<br />

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich der ehrbare Kaufmann<br />

von Ihnen. 2014 starten die Autoren Dr. Dennis Lotter<br />

und Jerome Braun eine neue Reihe in <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong>. Alle Ausgaben des ehrbaren Kaufmanns<br />

und weitere wertvolle Informationen finden Sie unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net und www.benefitidentity.com.<br />

68 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Unternehmensführung | Themen<br />

Fünf Stufen zum erfolgreichen<br />

CSR-Management<br />

Wie beeinflusst mein Unternehmen die Gesellschaft? Wie kommuniziere ich CSR,<br />

wie messe ich sie? Der dritte Teil der <strong>forum</strong>-Serie „Der CSR-Manager“ beleuchtet<br />

die fünf Stufen, die zum richtigen CSR-Management führen.<br />

Serie: Der CSR-Manager<br />

Der 5-Stufenplan zum gewinnbringenden CSR-Management<br />

In der vergangenen <strong>forum</strong>-Ausgabe haben wir erfahren,<br />

wie man CSR im Unternehmen richtig organisiert – als Abteilung<br />

oder Stabsstelle – und wie man ein funktionierendes<br />

Team bildet. Jetzt geht es darum, wie man CSR strategisch<br />

ausrichtet und welche Elemente eine gewinnbringende<br />

CSR-Strategie beinhalten muss. Denn eines ist klar: CSR<br />

nach dem Gießkannenprinzip funktioniert nicht. Sie muss<br />

langfristig in die Unternehmensstrategie einfließen. Warum<br />

aber ist es ratsam, Zeit und Energie in das Engagement für<br />

die Gesellschaft zu stecken, wenn man eigentlich genug mit<br />

dem Tagesgeschäft zu tun hat?<br />

Ohne intakte Gesellschaft kein Unternehmenserfolg<br />

Die Antwort liegt in der engen Verflechtung von Unternehmen<br />

und Gesellschaft. Noch vor wenigen Jahren dominierte<br />

die Ansicht, der Unternehmenszweck sei einzig und allein die<br />

Gewinnmaximierung – im Übrigen zum Wohle von Gesellschaft<br />

und Unternehmen gleichermaßen. Gesellschaftliche<br />

Anliegen sollten von anderen Instanzen wie dem Staat oder<br />

der Kirche behandelt werden. Unternehmen und Gesellschaft<br />

sind aber nicht zwei voneinander losgelöste Bereiche. Dabei<br />

beeinflussen sich Unternehmen und Gesellschaft gegenseitig,<br />

ihr Zusammenspiel ist entscheidend für gesellschaftlich-wirtschaftlichen<br />

Erfolg.<br />

Unternehmen benötigen eine funktionierende Gesellschaft,<br />

wie ausgebildete und produktive Mitarbeiter, Eigentumsrechte<br />

oder Konsumenten, die Produkte und Dienstleistungen<br />

nachfragen. Umgekehrt ist eine sich fortentwickelnde Gesellschaft<br />

nicht ohne den Erfolg von Unternehmen möglich.<br />

Bleibt der Gewinn der Unternehmen aus, so sinken die Löhne,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit der Region schwindet und es<br />

werden Arbeitsplätze abgebaut.<br />

CSR wie das Kerngeschäft behandeln<br />

CSR oder unternehmerische Verantwortung ist also weder<br />

lästige Pflicht noch Luxusgut in prosperierenden Zeiten. Die<br />

Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung durch<br />

Unternehmen zielt vielmehr auf eine Win-win-Situation zwischen<br />

Unternehmen und Gesellschaft ab. Unternehmensziel<br />

muss sein, in einem dynamischen, komplexen und globalen<br />

Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben oder zu werden.<br />

Unternehmen, die verantwortlich handeln, sind auf lange<br />

Sicht wirtschaftlich erfolgreicher. Sie stehen in engem und<br />

qualitativ hochwertigerem Kontakt mit ihren Stakeholdern.<br />

Sie können Chancen und Risiken im Unternehmensumfeld<br />

besser und schneller erkennen und ihre strategischen Planungen<br />

flexibler an Veränderungsprozessen ausrichten.<br />

Unternehmen, die CSR als Wettbewerbsfaktor erkennen,<br />

sind also besser für die Zukunft gerüstet.<br />

Daher muss CSR in der Unternehmensstrategie verankert<br />

sein. Unkoordinierte Spontanaktionen, die mit dem Kerngeschäft<br />

nichts zu tun haben, sind nicht zielführend. Wir<br />

empfehlen vielmehr, das CSR-Engagement mit denselben<br />

Methoden anzugehen, mit denen man auch strategische<br />

Entscheidungen im Kerngeschäft behandelt. CSR bedarf<br />

unbedingt derselben Sorgfalt und Professionalität. Eine<br />

CSR-Strategie ist also nicht losgelöst von der „herkömmlichen“<br />

Geschäftsstrategie, sondern gehört konsequent in<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

69


Themen | Unternehmensführung |<br />

Serie: Der CSR-Manager<br />

diese integriert. Sie ist ein zentraler Erfolgsbaustein jeder<br />

zukunftsorientierten Unternehmensführung.<br />

Der Fünf-Stufenplan auf einen Blick<br />

Bevor wir in der nächsten <strong>forum</strong>-Ausgabe die erste Stufe<br />

– die Bestandsaufnahme – intensiv behandeln und dabei<br />

Methoden wie Stakeholdermatrix, CSR-Navigator und Verantwortungsfenster<br />

beleuchten, geben wir jetzt schon einen<br />

Überblick über den gesamten 5-Stufenplan zum erfolgreichen<br />

CSR-Management.<br />

Ein erfolgversprechendes CSR-Management beginnt zunächst<br />

mit einer ausführlichen Bestandsaufnahme. Diese<br />

Fragen sollten Sie in der Analysephase klären:<br />

• Wie sieht unser bestehendes Engagement aus? Was ist<br />

gut, was kann optimiert werden?<br />

• Wer sind unsere Anspruchsgruppen?<br />

• Passt das Engagement zu Leitbild und Kerngeschäft?<br />

• Wie lautet unsere momentane Verantwortungsposition?<br />

Nach der Analyse gilt es, strategische Grundentscheidungen<br />

zu treffen, die die essenzielle Verknüpfung zwischen Kerngeschäft<br />

und Engagement betreffen:<br />

• Wie beeinflusst mein Unternehmen die Gesellschaft?<br />

• Wie kann ich diesen Einfluss optimieren?<br />

• Wo liegen gesellschaftliche Chancen und Risiken für mein<br />

Unternehmen?<br />

• Wie kann ich die Chancen optimal nutzen und die Risiken<br />

eindämmen?<br />

Wenn Sie nach der Bestandsaufnahme strategische Grundentscheidungen<br />

getroffen haben, sind Sie in der Lage, einige<br />

Ihrer „strategischen Leitthemen“ zu identifizieren, deren<br />

systematische Bearbeitung sowohl für Ihr Unternehmen als<br />

auch die Gesellschaft von Vorteil sein wird.<br />

Sind die strategischen Leitthemen identifiziert, geht es im<br />

nächsten Schritt um die systematische Umsetzung ihrer<br />

geplanten CSR in die Praxis. Sie erfahren unter anderem:<br />

• welche CSR-Maßnahmen Sie in den Handlungsfeldern<br />

Markt, Umwelt, Mitarbeiter und Gemeinwesen anwenden<br />

können<br />

• unter welchen Bedingungen eine Kooperation ratsam ist<br />

und wann nicht<br />

• was Sie bei CSR-Kooperationen beachten müssen<br />

In Stufe vier geht es um die Kommunikation Ihres CSR-Engagements.<br />

Folgende Fragen werden dabei geklärt:<br />

• Warum ist die CSR-Kommunikation so wichtig?<br />

• Welche Möglichkeiten zur internen Kommunikation mit<br />

meinen Mitarbeitern habe ich?<br />

• Welche Möglichkeiten zur Kommunikation nach draußen<br />

gibt es?<br />

Auf der letzten Stufe folgt schließlich die Bewertung des<br />

bisher erreichten. Gleichzeitig erschließen Sie Verbesserungspotenziale<br />

für das weitere Vorgehen.<br />

Sie erfahren<br />

• wie Sie Ihr Engagement effizient dokumentieren können<br />

• wie Sie den Erfolg Ihrer CSR-Strategie bewerten können<br />

• wie Sie angemessen über Ihr Engagement berichten können.<br />

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und die passenden<br />

Sparring- Partner für jede der fünf Stufen. Dann gelangen Sie<br />

systematisch zum erfolgreichen CSR-Management.<br />

Das Fachbuch „Der CSR-Manager“<br />

Das Fachbuch „Der CSR-<br />

Manager – Unternehmensverantwortung<br />

in<br />

der Praxis“ hilft Unternehmen,<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

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gestalten und davon zu<br />

profitieren. Der Praxisbezug, die anschaulichen<br />

Tipps und der kompakte Inhalt mit<br />

zahlreichen Checklisten erleichtern den Einstieg<br />

in das Thema. Nicht zuletzt deshalb ist<br />

das Buch bereits in einer zweiten, aktualisierten<br />

Auflage erschienen.<br />

Sie können „Der CSR-Manager. Unternehmensverantwortung<br />

in der Praxis“, 2. Auflage, ALTOP<br />

Verlag 2011, 236 Seiten, EUR 24,90, ISBN 978-<br />

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Wegen vielfacher Anfrage bietet <strong>forum</strong> nun<br />

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Mana ger – Unternehmensverantwortung professionell<br />

gestalten“ an.<br />

Das Seminar ist modular nach verschiedenen<br />

Schwerpunktthemen aufgebaut. Pro Quartal<br />

findet ein Modul (ein Tag) jeweils bei einem<br />

Gastgeber–Unternehmen statt. Die Module<br />

können einzeln oder als Gesamtpaket gebucht<br />

werden. Modul vier schließt mit einer<br />

Prüfung zum „Zertifizierten CSR-Manager“<br />

ab.<br />

Referenten:<br />

Dr. Dennis Lotter, Jerome Braun,<br />

Jana Hepperle, Fritz Lietsch, Tina Teucher<br />

Anfragen dazu bitte direkt an<br />

f.lietsch@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

oder buchen Sie Ihre Teilnahme direkt online<br />

unter www.<strong>forum</strong>-csr.net/events<br />

Die Autoren<br />

Dr. Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

sind als Autoren, Berater und Vortragsredner<br />

im Themen gebiet der Corporate Social<br />

Responsibility aktiv. Mit ihrer Agentur Benefit<br />

Identity beraten und begleiten sie Unternehmen<br />

und soziale Institu tionen in strategischen<br />

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den Themen <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement,<br />

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Jakob Augstein,<br />

Verleger und Chefredakteur des Freitag<br />

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Themen | Unternehmensführung |<br />

Der T(h)urmblick<br />

Raus aus der Kuschelecke<br />

Was sind „wirklich nachhaltige“ Innovationen?<br />

Von Ralph Thurm<br />

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hielt beim World Economic<br />

Forum 2011 eine Rede vor Hunderten von CEOs, bei der er<br />

einige Sätze sagte, die mich aufhorchen ließen: „Our current<br />

economic model is a global suicide pact. We mined our way<br />

to growth. We burned our way to prosperity. We believed in<br />

consumption without consequences. Those days are gone”.<br />

Damit zeigte Ki-Moon eindrücklich auf, wie wichtig ihm ein<br />

neues Wirtschaftsmodell ist. Dafür wären neue Rahmenbedingungen<br />

nötig, aber auch eine radikalere Sichtweise<br />

auf nachhaltige Innovationen. Denn was lesen wir nicht<br />

alles über die sogenannte „Green & Inclusive Economy“,<br />

die politische Absichtserklärung der Rio+20 Konferenz<br />

aus dem vergangenen Jahr? Wie oft hören wir von der<br />

marktverändernden Innovation, mit der Firma XY<br />

eine neue Epoche einleitet? Was aber ist eigentlich<br />

eine „wirklich nachhaltige“ Innovation? Welche<br />

Maßstäbe muss man anlegen, um sich ein<br />

qualifiziertes Urteil zu bilden? Mit diesen drei<br />

Aspekten kommen wir der Antwort näher:<br />

1. Innovationen, die die Effizienz erhöhen:<br />

Dies sind meistens sogenannte Prozessverbesserungen,<br />

die durch höhere Spezialisierungsgrade<br />

in Beschaffung, Produktion,<br />

Transport und Logistik zustandekommen.<br />

Was oftmals zu Kostensenkungen pro Produkteinheit<br />

beim Endproduzenten führt<br />

und einen Wettbewerbsvorteil bringt,<br />

verbraucht meist mehr Ressourcen und<br />

Energie, wofür letztlich die Umwelt zahlt.<br />

Weltweit gesehen haben Effizienzprogramme<br />

den absoluten Ressourcen- und<br />

Energieverbrauch beschleunigt. Die zusätzliche<br />

Über brückung von Raum und<br />

Zeit, die durch Outsourcing und Lean<br />

Management, also Dezentralisierung und<br />

Simultanisierung von Prozessen, en vogue<br />

war und ist, ist ein Sargnagel für unser<br />

Fortbestehen und alles andere als eine<br />

„nachhaltige“ Innovation.<br />

2. Innovationswellen seit Beginn der Industrialisierung: Wir<br />

bejubeln bahnbrechende Innovationen und sind gemäß<br />

Kondratieffs Zyklen nun bei der sechsten Innova tionswelle<br />

angelangt. Jeder der Zyklen propagierte ein bestimmtes<br />

Technikparadigma, der letzte die Digitalisierung. Nun hat<br />

das Zeitalter der Biotechnologie begonnen. Man mag<br />

konstatieren, wir hätten eigentlich alles erfunden, was<br />

wir brauchen, um das Überleben der Menschheit zu<br />

sichern, wie z.B. Erneuerbare Energien, Nanotechnologie,<br />

genetische Modifizierung. Aber die Beharrlichkeit<br />

der bestehenden Wirtschaftsstrukturen verlangsamt<br />

deren Einführung, so dass der Fortschritt zu lange<br />

dauert. Dadurch sind die Produktionsanlagen und<br />

Produkte vorheriger Zyklen weiterhin in großem<br />

Maße im Einsatz und tragen noch immer zu<br />

einer absoluten Zunahme von Ressourcen- und<br />

Energieverbrauch bei. Materialien sind durch<br />

die Vermischung von Stoffen, das Anreichern<br />

mit Giften und die ungebrochene Wegwerfmentalität<br />

zum Teil auch nicht mehr sinnvoll<br />

zurückzugewinnen. Ein Mutantenstadel an<br />

„Stranded Assets“ und – solange noch in<br />

Gebrauch – ein weiterer Sargnagel für unser<br />

Fortbestehen. „Wirklich nachhaltig innovativ“<br />

ist nur, was Altes komplett abschafft<br />

oder neutralisiert.<br />

3. Rebound-Effekte: „Wirklich nachhaltig“<br />

wird weiterhin nur das sein können, was<br />

sogenannte Rebound-Effekte ausschaltet.<br />

Diese bestehen in vielerlei Hinsicht, zum<br />

Beispiel materiell: Wir machen unser Leben<br />

immer mehr von Maschinen abhängig.<br />

Was früher von Hand erledigt werden<br />

konnte, soll nun elektrisch geschehen und<br />

verbraucht Energie. Warum eigentlich sind<br />

wir zu solchen Energiejunkies geworden?<br />

Demografisch: Wir werden immer mehr<br />

Menschen auf dieser Welt und häufen<br />

immer mehr materielle Besitztümer an;<br />

Foto: © freshidea, Fotolia.com<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Unternehmensführung | Themen<br />

finanziell: Billigere Produkte führen zu Mehrkonsum, ebensolche<br />

Effekte haben Einkommenserhöhungen; psychologisch:<br />

Eigentlich paradox, aber umweltfreundliche Produkte<br />

führen zu Mehrbenutzung (man muss ja kein schlechtes<br />

Gewissen mehr haben); politisch: Wachstum ist der Notnagel<br />

kollabierender Staatsfinanzen und Sozialsysteme und überdeckt<br />

die Unfähigkeit der Politiker zu „wirklich nachhaltigen“<br />

Budgets; und schließlich Investitionsverständnis: Wir glauben<br />

noch immer, dass alle Investionen durch Schulden finanziert<br />

werden müssen. Somit müssen wir zusätzlich Zinsen zurückverdienen.<br />

Die sogenannte optimale Kapitalallokation,<br />

die Schuldenmachen oftmals als sinnvoll suggeriert, hat die<br />

Rechnung halt auch ohne den Planeten gemacht. Nun ja,<br />

noch ein Sargnagel mehr.<br />

Wirklich nachhaltig kann also nur agieren, wer minimal<br />

folgende Punkte berücksichtigt:<br />

• „Wirklich nachhaltige“ Innovationen beziehen in ihrer<br />

Planung die Internalisierung externer Kosten wie den<br />

Verbrauch natürlicher Ressourcen mit ein und reflektieren<br />

die „wahren“ Preise. Ein Unternehmen, das sich dieser Kalkulation<br />

verweigert, nimmt sich Zukunftschancen. Puma,<br />

das als erstes Unternehmen eine ökologische Gewinnund<br />

Verlustrechnung durchgeführt hat, zeigt uns, welche<br />

Innovationsanreize dies auslösen kann.<br />

• Unternehmer sollten auch Wort ergreifen für den Umbau<br />

des Steuersystems. Es ist „wirklich nachhaltig“ innovativ,<br />

wenn Ressourcenverbrauch anstelle von Arbeitskraft besteuert<br />

wird, so dass der Bürger bei steigenden Preisen<br />

durch internalisierte externe Kosten bei den Produkten<br />

eine ausgleichende Steuerentlastung durch verminderte<br />

Lohnsteuer bekommt. Der Marktmechanismus beginnt<br />

dann, seine Blüte in die richtige Richtung zu öffnen, ohne<br />

den Bürger zusätzlich zu belasten. <strong>Nachhaltig</strong>keit darf und<br />

muss dann auch nicht mehr kosten.<br />

• Produkte, die aus der Kreislaufwirtschaft kommen, werden<br />

letztlich günstiger für den Gebraucher, wenn der Rohstoffwert<br />

beim Hersteller verbleibt und er nur für die Nutzung<br />

bezahlt. So kann <strong>Nachhaltig</strong>keit sogar für den Bürger und<br />

Gebraucher billiger werden.<br />

• „Wirklich nachhaltig“ ist dann auch eine Rechnungslegung,<br />

die externe Kosten internalisiert, Abschreibungen<br />

auf bestimmte Produkte nicht mehr kennt; auch die Bilanzierung<br />

verändert sich, wenn beispielsweise aufgrund<br />

des Verbleibs des Rohstoffwertes beim Produzenten das<br />

Produktionskapital ansteigt oder durch Leasing von einer<br />

Rohstoffbank ein neuer Kostenposten entsteht.<br />

• Unternehmer müssen in ihrer Firma eine Kultur aufbauen,<br />

die den Stolz auf die Langfristigkeit bei der <strong>Nachhaltig</strong>keitsleistung<br />

voranstellt. Wer redet in Unternehmen noch<br />

über „intergenerationale“ Gerechtigkeit? Dazu gehört, ein<br />

Systemverständnis zu schaffen. Ich bin regelmässig schockiert,<br />

wie Unternehmen <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien auf<br />

Symptombasis erstellen, ohne ihre eigentlichen Gründe<br />

zu kennen. Es ist erstaunlich, wie wenig Unternehmen mit<br />

Langfristszenarios arbeiten.<br />

Die „Green & Inclusive Economy“ kann es nur durch das<br />

Zusammenspiel vieler Lösungsansätze und daraus resultierendem<br />

Verständnis gegenseitiger Abhängigkeiten<br />

der Wirtschaft, Politik und Zivigesellschaft geben. Die<br />

Wiederentdeckung der „Austauschwirtschaft“, der „Gemeinwohl-Ökonomie“<br />

und der „Zirkulären Ökonomie“<br />

sind nur die Vorboten einer Zeit von „wirklich nachhaltigen<br />

Innovationen“.<br />

Ralph Thurm<br />

ist Gründer und Managing Director von<br />

A|HEAD|ahead.<br />

Für <strong>forum</strong> schreibt er regelmäßig die<br />

Kolumne „Der T(h)urmblick“.<br />

ralph.thurm@kpnmail.nl<br />

Blog: www.aheadahead.wordpress.com<br />

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73


Themen | Green Luxury |<br />

„Kein Luxus ohne <strong>Nachhaltig</strong>keit“<br />

Als Puma-CEO hat Jochen Zeitz zum ersten Mal weltweit die Ökobilanz eines Konzerns<br />

errechnet. Mit <strong>forum</strong> sprach Zeitz über seine Farm in Afrika und darüber, ob<br />

Luxus und <strong>Nachhaltig</strong>keit zusammenpassen.<br />

Ein Interview von Fritz Lietsch<br />

Überflieger Jochen Zeitz: Mit gerade einmal 30 Jahren<br />

war er der jüngste Vorstandsvorsitzende eines börsennotierten<br />

deutschen Unternehmens und führte die weltweit<br />

erste ökologische Gewinn- und Verlustrechnung ein.<br />

Heute konzentriert er sich voll und ganz auf die Verwirklichung<br />

der Green Economy.<br />

74<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Green Luxury | Themen<br />

Foto: © Segera / David Crookes<br />

Jochen Zeitz ist eine außergewöhnliche Figur in der Wirtschaft.<br />

1993 wurde er mit gerade einmal 30 Jahren bei<br />

Puma zum jüngsten Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten<br />

deutschen Unternehmens. Zeitz führte Puma<br />

aus der Krise und verwandelte den einst angeschlagenen<br />

Sportartikelhersteller in ein international erfolgreiches<br />

Sport- und Lifestyle-Unternehmen. Zudem führte er bei<br />

Puma die weltweit erste ökologische Gewinn- und Verlustrechnung<br />

ein, um den ökologischen Fußabdruck im<br />

Kerngeschäft und auf allen Stufen der Beschaffungskette<br />

zu vermindern. Zeitz erhielt zahlreiche Auszeichnungen,<br />

darunter das Bundesverdienstkreuz. Im Juli 2011 gab<br />

Zeitz den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei Puma ab,<br />

übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat und legte diesen<br />

Ende 2012 nieder, um mehr Zeit für seine <strong>Nachhaltig</strong>keitsinitiativen<br />

wie „The Long Run“ oder „The B-Team“ zu<br />

haben. Seit 2012 unterstützt er den Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Entwicklung der Bundesregierung.<br />

Herr Zeitz, PUMA ist Teil von Kering, einer Holding von<br />

Luxusmarken wie Gucci oder Yves Saint Laurent. Passen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Luxus zusammen?<br />

Luxus steht für Qualität. Qualität steht für Wert und damit<br />

auch Werte. Produkte mit Qualität bleiben lange erhalten<br />

und behalten lange einen Wert. Wer heute hochwertige<br />

Möbel kauft, besitzt die Antiquitäten von morgen. Selbst im<br />

Bereich der Bekleidung gilt: Nur hohe Qualität garantiert<br />

eine lange Lebensdauer, generiert ein starkes Image und<br />

steigert den Wert einer Marke. Solche Produkte behalten<br />

sogar als „secondhand“-Ware ihren Wert. Luxus hilft also<br />

gegen Schnelllebigkeit, gegen Beliebigkeit und kann damit<br />

ein Zeichen für <strong>Nachhaltig</strong>keit setzen. Luxus ist nicht nur ein<br />

Qualitätsbegriff, er kann vor allem eine Garantie für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

sein. Aus meiner Sicht darf es Luxus nicht mehr ohne<br />

die Dimension der <strong>Nachhaltig</strong>keit von der Lieferkette bis zur<br />

Wiederverwertung geben.<br />

Könnte man mit dem Thema ‚grüner Luxus‘ Entscheidungsträger<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft besonders gut für<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit gewinnen?<br />

Ich glaube, dass wir über die Verbindung von Luxus und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit große Wirkung erzielen können. Inwieweit<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit der Luxus der Zukunft sein wird, entscheiden<br />

aber letztendlich die Verbraucher. Hier ist die Kraft<br />

der Marken gefragt. Sie haben zum einen Einfluss auf<br />

das Verbraucherverhalten und zum anderen das Kapital<br />

für ein verantwortungsbewusstes und nachhaltiges<br />

<strong>Wirtschaften</strong>. So halten wir es auch auf Segera, meiner<br />

Farm in Afrika, die ich für den Luxus-Tourismus geöffnet<br />

habe. Auf Segera muss man auf keinerlei Komfort verzichten.<br />

Gleichzeitig versuchen wir alles, was wir bieten,<br />

so nachhaltig wie möglich zu bewerkstelligen. Wir tun<br />

das nicht nur aus Überzeugung. Ich sehe den Tourismus<br />

auch als gutes Einfallstor für eine Verhaltensänderung<br />

von Menschen.<br />

Warum das?<br />

In den Ferien haben Menschen Zeit, sich mit anderen Dingen<br />

zu beschäftigen, wie Kultur oder Umwelt. Dazu zählen die<br />

Verantwortung der Wirtschaft, die Zukunft der Energieversorgung,<br />

eine naturnahe Lebensmittelproduktion oder ein<br />

fairer Umgang in der Gesellschaft.<br />

Segera ist Teil der 2008 gegründeten Zeitz Foundation. Was<br />

wollen Sie mit dieser Stiftung bewirken?<br />

Ich will vor allem aus dem Schubladendenken herausführen<br />

und zeigen, wie Kultur, Wirtschaft, Natur und Gesellschaft<br />

zusammenspielen können. Wir subsummieren unsere<br />

Aktivitäten in der Stiftung unter den „4C“s: Conservation,<br />

Community, Culture, Commerce. Dabei unterstützen wir<br />

vor allem ausgewählte Unternehmen im Tourismusbereich.<br />

Inwiefern?<br />

Mit Segera will ich ein Vorzeigeprojekt für die 4Cs schaffen,<br />

um andere für das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit zu begeistern und<br />

zum Nachahmen zu motivieren. Die Villen auf der Farm<br />

beziehen Solarenergie, die Einheimischen sind in Kultur und<br />

Umweltprojekte eingebunden. Ein Teil der Erträge fließt in die<br />

Förderung der kommunalen Entwicklung und in die Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt.<br />

Welche Rolle spielt Kunst für <strong>Nachhaltig</strong>keit?<br />

Bewusstseinsänderung kommt durch Kultur zustande und<br />

Kunst kann soziale Probleme thematisieren, Lösungen bieten<br />

und uns die Augen für die Schönheit öffnen. Ohne Kunst und<br />

Kreativität können wir die Welt nicht verändern.<br />

Doug Tompkins, der Gründer von Esprit und heutige Umweltaktivist,<br />

sagt: „There is no sustainable business“. Sind<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Wirtschaft Gegenspieler?<br />

Tompkins hat vielleicht nicht ganz Unrecht, denn fast jedes<br />

Business hat negative Auswirkungen. Mir ist dieser Ansatz<br />

aber zu radikal. Dann kann man auch gleich sagen „There is<br />

no sustainability with mankind“. Solange es Menschen gibt,<br />

wird es Business geben. Business muss deshalb einen Teil zur<br />

Lösung beitragen. Es muss uns gelingen, Unternehmen und<br />

Produkte zu schaffen, die sich positiv auswirken. Cradle to<br />

Die Initiative „The Long Run“<br />

„Optimismus statt Fatalismus”, so lautet das Motto der von Jochen<br />

Zeitz gegründeten Initiative. Die Unterzeichner der Charta verpflichten<br />

sich zum <strong>Wirtschaften</strong> mit einem ganzheitlichen Ansatz<br />

und dazu, dabei fair, ehrlich, konstruktiv und kreativ vorzugehen.<br />

Im Zentrum stehen die „4C“s: Conservation (Biodiversität und<br />

Ökosysteme schützen), Community (Grundbedürfnisse und das<br />

Wohl der Gemeinschaft fördern), Culture (Vielfalt als Bereicherung<br />

respektieren), sowie Commerce (Handel und Wohlstandsvermehrung<br />

auf ganzheitliche, nachhaltige Weise).<br />

Mehr Informationen unter www.zeitzfoundation.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

75


Themen | Green Luxury |<br />

76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Green Luxury | Themen<br />

Cradle – Produkte, die für einen Kreislauf konzipiert sind – ist<br />

ein guter Ansatz. Allerdings muss man auch hier die Effekte<br />

messen, um die Wirkung beurteilen zu können. Denn was wir<br />

nicht messen, managen wir nicht. <strong>Nachhaltig</strong>keit bleibt ein<br />

qualitativer Begriff, bei dem wir nicht wissen, ob wir wirklich<br />

Lösungen für unsere Probleme finden.<br />

„The long run“, so heißt das Kernprojekt der Zeitz Foundation.<br />

Können wir das lange Rennen gegen <strong>Klimawandel</strong>,<br />

Biodiversitätsverlust und Ressourcenknappheit noch gewinnen?<br />

Ein kurzer Sprint wird jedenfalls nicht ausreichen. Wir konzentrieren<br />

uns auch mit dieser Initiative auf den Tourismusbereich.<br />

Über unsere Unterstützer und Mitglieder versuchen<br />

wir, die Philosophie der 4Cs in die Gesellschaft zu tragen. Ob<br />

wir damit Erfolg haben werden, wird die Geschichte zeigen.<br />

Mein radikaler Vorschlag wäre: Mehr Menschen sollen in<br />

die Städte gehen und der Natur wieder mehr Platz geben.<br />

Wir brauchen moderne, nachhaltige und vielleicht sogar<br />

autarke Städte und sollten die Landschaften der Natur zurückzugeben.<br />

Welche weiteren Schritte planen Sie, um auf Ihrem „Long<br />

Run“ weiterzukommen?<br />

Richard Branson und ich haben gerade das „B Team“<br />

gegründet. Wir wollen gemeinsam mit international<br />

erfolgreichen Unternehmenslenkern versuchen, Big Business<br />

nachhaltiger zu machen. Drei Herausforderungen<br />

werden wir angehen: Die Zukunft der Bottom Line, also<br />

des finanziellen Unter nehmenserfolgs. Die Zukunft von<br />

Anreizen und die Zukunft von Leadership. Alle drei Herausforderungen<br />

sind miteinander verknüpft und benötigen<br />

einen ganzheitlichen Ansatz.<br />

Schauen Sie mal rein bei www.bteam.org<br />

Als Vorstandsvorsitzender haben Sie einiges bei Puma<br />

bewegt. Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz?<br />

Da gibt es in den 20 Jahre vieles auf das ich gerne zurückblicke.<br />

Ein Beispiel in nicht so ferner Vergangenheit: Mich<br />

hat die Zusammenarbeit mit Pater Anselm Grün inspiriert.<br />

Im Jahr 2009 arbeiteten wir gemeinsam an unserem Buch<br />

„Gott, Geld und Gewissen“ und ich überlegte: Was ist für<br />

mich der bestimmende Faktor als CEO? Am Ende des Tages<br />

ist es Verlust und Gewinn. Wenn ich diese Haltung auf die<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit übertrage, brauche ich genauso Fakten und<br />

Zahlen über Verlust und Gewinn bei Natur und Gesellschaft.<br />

Ich muss also versuchen, den Einfluss meines Unternehmens<br />

in diesen Bereichen zu quantifizieren und auch zu monetarisieren.<br />

So ist dann die erste ökologische Gewinn- und<br />

Verlustrechnung der Welt entstanden. Wir haben gezeigt,<br />

welche Auswirkungen Unternehmen auf die Natur haben und<br />

dass sie dafür Verantwortung tragen sollten. Voll integriert<br />

in die Unternehmensprozesse können sie Schritt für Schritt<br />

Lösungen finden. Wenn jedes Unternehmen eine ökologische<br />

Gewinn- und Verlustrechnung erstellen würde, dann wären<br />

wir weltweit schon einen großen Schritt weiter.<br />

Fotos: © Segera / David Crookes<br />

Links:<br />

Auf seiner Luxus-Farm „Segera“ in Kenia finden Gäste neben Kunst:<br />

großen Komfort und gleichzeitig <strong>Nachhaltig</strong>keit. Denn für Jochen<br />

Zeitz ist Tourismus ein „Einfallstor für eine Verhaltensänderung von<br />

Menschen“.<br />

Grün ist der neue Luxus<br />

So lautet das Leitmotiv einer neuen <strong>forum</strong>-Serie, die mit diesem<br />

Interview startet. In der nächsten <strong>forum</strong>-Ausgabe lesen Sie, wie<br />

sich der Luxusbegriff gewandelt hat. Chefredakteur Fritz Lietsch<br />

macht einen Streifzug durch die Welt nachhaltiger Weine, Speisen,<br />

Reisen, Mode, Schmuck, Autos und vielem mehr. Kommen Sie mit!<br />

Wir legen<br />

ihnen die Welt<br />

zu FüSSen!<br />

Ob Tagung in „Kyoto“, Beachparty auf „Samoa“<br />

oder eine kulinarische Reise um die Welt. Erleben<br />

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Für Weltentdecker und Klimaretter! 77


Themen | anzeige |<br />

GREEN BRANDS Germany <strong>2013</strong><br />

auf der Zielgeraden<br />

Das erste, zweijährige Auszeichnungsverfahren<br />

der GREEN BRANDS Germany<br />

kommt Ende November <strong>2013</strong> zum Abschluss.<br />

Im Rahmen einer Festveranstaltung<br />

werden die ersten Marken geehrt,<br />

die das aufwändige Verfahren erfolgreich<br />

bestanden haben.<br />

Nach langjähriger Entwicklungszeit und<br />

großem Erfolg in Österreich setzt sich das<br />

neue Auszeichnungsverfahren und Siegel<br />

nun auch in Deutschland durch.<br />

Herzstück des weltweit einmaligen, dreistufigen<br />

Verfahrens ist, dass nur nominierte<br />

Marken an der Validierung teilnehmen können.<br />

Hierzu leistete das wissenschaftliche<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsinstitut SERI (Wien) die entscheidende<br />

Entwicklungs- und Beratungsarbeit<br />

der umfangreichen Kriterien-Kataloge.<br />

Dabei kommt es keineswegs nur auf die<br />

Selbstauskunft der geprüften Marken an:<br />

Die Unternehmen müssen vielmehr genaue<br />

Nachweise zu ihren Behauptungen bringen,<br />

was für manche Firmen eine große Herausforderung<br />

und viel Arbeit bedeutet.<br />

Transparenz steht an oberster Stelle und<br />

so kann man die Fragebögen und Anforderungen<br />

auf der GREEN BRANDS-Homepage<br />

downloaden.<br />

Alle teilnehmenden Marken (Unternehmen,<br />

Produkte, Dienstleister, Lebensmittel)<br />

erhalten eine transparente Auswertung<br />

der Validierung, ehe die Unterlagen an die<br />

finale Instanz – die Jury – weitergeleitet<br />

werden.<br />

Marken für das Gleichgewicht der Natur<br />

Die ausgezeichneten GREEN BRANDS haben<br />

im Verfahren bewiesen, dass sie umweltfreundlich<br />

produzieren und verantwortungsvoll<br />

für die Bewahrung natürlicher<br />

Lebensgrundlagen handeln. Sie verpflichten<br />

sich damit in hohem Maße der Erhaltung<br />

und dem Gleichgewicht der Natur sowie<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

GREEN BRANDS ehrt damit branchenübergreifend<br />

und auch unabhängig von der<br />

Unternehmensgröße alle Marken, die das<br />

dreistufige Verfahren erfolgreich bestanden<br />

haben.<br />

In Österreich wurden im November 2012 die<br />

ersten 47 Marken von 31 Unternehmen zu<br />

den GREEN BRANDS Austria ausgezeichnet;<br />

das zweite Verfahren der GREEN BRANDS<br />

Austria <strong>2013</strong> – 2015 begann vor kurzem.<br />

Das Verfahren in Deutschland ist (noch) in<br />

vollem Gange – rund 25 Marken haben es<br />

bereits geschafft, etliche sind noch in der<br />

Validierung und hoffen, das Verfahren zum<br />

Abschluss des ersten Auszeichnungszyklus´<br />

im November <strong>2013</strong> erfolgreich zu bestehen.<br />

Zur Zeit laufen Vorbereitungen für eine<br />

Ausweitung in andere europäische Länder<br />

sowie in Asien.<br />

Kurzum: Das Siegel und das Auszeichnungsverfahren<br />

setzt sich international durch!<br />

Kontakt<br />

Green Brands Organisation Limited<br />

Unit 38, Tudor Close<br />

Ashbourne, County Meath,<br />

Ireland<br />

www.green-brands.org<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ANZEiGE | thEMEN<br />

Genuss ohne Reue<br />

herr Keller, sie sind seit 2011 leiter für<br />

Flottenkunden der Marken Toyota und<br />

lexus. Was denken Sie über die Kompatibilität<br />

von Umweltschutz und luxus?<br />

Bei uns passen Umweltbewusstsein und<br />

Luxus sehr gut zusammen. Unsere Fahrzeuge<br />

setzen nicht nur in Punkto CO 2<br />

Maßstäbe,<br />

sondern zum Beispiel auch in Sachen Lärmvermeidung.<br />

Auch hier kann der Hybridantrieb<br />

punkten. Was für ein schöner Luxus,<br />

nachts die letzten Meter lautlos nach Hause<br />

zu stromern -und der Nachbar wird nicht gestört.<br />

Und so effizient ein Diesel sein kann, hat<br />

er gegenüber dem Hybrid doch größere Defizite<br />

in Sachen Abgasreinigung, zum Beispiel in<br />

Punkto Rußpartikel oder Stickoxide. Fazit: Ein<br />

Hybridantrieb ist Genuss ohne Reue.<br />

Kann man Firmenwagen zur Imagepflege<br />

und Mitarbeitermotivation einsetzen?<br />

Mit Hybridfahrzeugen kann sich das Unternehmen<br />

fortschrittlich, clever und zukunfts-<br />

orientiert zeigen. Ebenso zeigt man seinen<br />

Kunden, dass man kostenorientiert denkt<br />

und nicht mit ihrem Geld „spazieren fährt“.<br />

Das lässt sich auch den Mitarbeitern gut<br />

vermitteln. Und ein hochklassiger Wagen<br />

ausgestattet mit Hybridantrieb hat meiner<br />

Meinung nach eine sehr motivierende Wirkung.<br />

Zudem trägt man mit einem solchen<br />

Modell nicht, wie seine Kollegen, den zugegeben<br />

sehr attraktiven, aber aufgrund seiner<br />

Häufigkeit auch uniformen Business-Anzug<br />

der deutschen Premiumhersteller.<br />

Wo sehen sie die Zukunft für Business<br />

Mobility?<br />

Fahrzeuge, die Ressourcen schonen, von<br />

Produktion, Betrieb bis hin zum Budget der<br />

Fuhrparkbetreiber, werden mehr und mehr<br />

in den Fokus rücken. Hersteller, die entsprechende<br />

Fahrzeuge im Programm haben,<br />

werden auch in Zukunft gute Aussichten im<br />

Flottenmarkt haben.<br />

www.toyota.de<br />

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kombiniert 4,3 (innerorts 4,4/außerorts 4,5), CO 2 -Emissionen in g/km kombiniert von 99 nach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren. Abb. zeigt IS 300h F SPORT.<br />

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nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> und<br />

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81


thEMEN | SHAriNG ECONOMY |<br />

Warum teilen und tauschen,<br />

statt zu besitzen?<br />

Gärten teilen, Autos leihen, Kleider tauschen. Start-ups für gemeinschaftlichen<br />

Konsum sprießen. Trotzdem ist die Sharing Economy noch in der Nische: Was<br />

muss passieren, damit sie den Massenmarkt erreicht?<br />

Von Michael Kuhndt, Thomas Wagner und Nadine Pratt<br />

Über die Online-Plattform „Airbnb“, auf der Privatpersonen<br />

ihre Wohnungen oder Zimmer vermieten können, buchten<br />

bislang vier Millionen reisende weltweit einen Schlafplatz.<br />

Auch das Portal „Couchsurfing“ hat laut eigener Homepage<br />

sechs Millionen Mitglieder in über 100.000 Städten. Die Zahl<br />

der registrierten Carsharing Nutzer ist in Deutschland zwischen<br />

Ende 2011 und Anfang <strong>2013</strong> von 260.000 auf 450.000<br />

gewachsen. San Francisco und auch die südkoreanische<br />

Metropole Seoul haben sich jüngst zum Ziel gesetzt, eine<br />

Sharing City zu werden (Siehe Box: Sharing City). Was macht<br />

die Sharing Economy so attraktiv?<br />

Menschen beteiligen sich an der Sharing Economy aus unterschiedlichsten<br />

Gründen. Für die einen sind die Kostenvorteile<br />

das ausschlaggebende Argument. Denn sie erleichtert auch<br />

jenen mit geringerem Einkommen den Zugang zu mitunter<br />

teuren Produkten wie Elektroautos. Andere wiederum<br />

wollen den Verbrauch an ressourcen mindern oder suchen<br />

das soziale Miteinander. Denn die Sharing Economy bringt<br />

Menschen nicht nur zusammen. Sie fördert auch einen<br />

nachhaltigen Lebensstil: Teilt oder verleiht man Gegenstände,<br />

nutzt man sie öfter und somit effizienter. Die Nachfrage<br />

nach langlebigen, hochwertigen Produkten steigt, wodurch<br />

der Ressourcenverbrauch sinkt.<br />

Wie kommt die sharing Economy aus der Nische?<br />

Damit sich die Geschäftsmodelle der Sharing Economy<br />

langfristig ökonomisch tragen und voll in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft ankommen, braucht es jedoch einen strukturellen<br />

Unterbau. Das Collaborating Centre on Sustainable<br />

Consumption and Production (CSCP) in Wuppertal untersucht<br />

derzeit, welche Bedingungen dafür nötig sind und welche<br />

Akteure zusammenarbeiten müssen.<br />

Die Politik gibt den Rahmen vor<br />

Die Politik kann rechtliche rahmenbedingungen und Steuersysteme<br />

so gestalten, dass sich Anreize zum Teilen, Leihen<br />

und Tauschen entwickeln und Sharing-Modelle entstehen.<br />

Die Beispiele von San Francisco und Seoul zeigen, dass erste<br />

Politiker ihren Bürgern mittels Sharing-Modellen ein besseres<br />

Leben ermöglichen und zusätzlich den Standort für weitere<br />

Start-ups und Unternehmen attraktiver machen. Dennoch<br />

bestehen häufig noch rechtliche Unsicherheiten. Da die<br />

Vermieter im Gegensatz zu Hotels keine Hotelsteuer abführen,<br />

begegnen sie dem Vorwurf des unfairen Wettbewerbs.<br />

Während ein New Yorker Gericht das kurzzeitige Vermieten<br />

von Wohnungen für illegal erklärt hat, ist die rechtslage in<br />

deutschen Städten noch unklar. Dieser Fall zeigt, dass rechtssicherheit<br />

für Sharing-Modelle unerlässlich ist.<br />

Städte und Kommunen liefern die Infrastruktur<br />

Städte und Kommunen sind Anbieter, Nutzer, aber auch<br />

rahmengeber von Sharing-Modellen. Sie können durch infrastruktur,<br />

wie räumlichkeiten für den Tausch von Werkzeug<br />

oder durch Parkplätze nur für Sharing-Autos, gute Bedingungen<br />

schaffen. Städte können aber auch selbst Sharing-Modelle<br />

offerieren. So bietet die Stadt Paris über das öffentliche<br />

Modell „Autolib’“ Elektromobile zum Teilen an.<br />

Die sharing City<br />

seoul<br />

Seoul positioniert sich als Sharing City mit dem Ziel, Sharing-Modelle<br />

in die Wirtschaft und Gesellschaft zu tragen. Die Stadt fördert<br />

Start-ups der Sharing Economy durch Finanzierung, Beratung und<br />

Büroräume. Seoul wirbt öffentlich für seine Sharing-Anbieter und<br />

schafft so Vertrauen bei den Bürgern. in einer initiative vernetzt sie<br />

Senioren, die Wohnraum übrig haben, mit Studenten. insgesamt<br />

umfasst die „Sharing City Seoul“ 20 Programme und Leitlinien.<br />

San Francisco<br />

Der Bürgermeister von San Francisco, Edwin Lee, hat bereits 2012 die<br />

Sharing Economy Working Group ins Leben gerufen. San Francisco<br />

hat prominente Start-ups aus der Sharing Economy geboren, wie<br />

Airbnb, Taskrabbit, Getaround und relayrides. Ziel der Sharing Economy<br />

Working Group ist es, gemeinsam mit Unternehmen Gesetze<br />

und regulierungen so zu modifizieren, dass wirtschaftliche Anreize<br />

für Unternehmen der Sharing Economy entstehen. San Francisco<br />

sieht das Potenzial, so seine innovationskraft zu stärken.<br />

Foto Zettel: © picsfive - Fotolia.com; Hände oben: © BildPix.de – Fotolia.com; Hand unten: © arneb - Fotolia.com<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| SHAriNG ECONOMY | thEMEN<br />

Wir zeigen Alternativen zur Wegwerfmentalität.<br />

Wer kennt das nicht: Man kauft etwas und ärgert sich dann,<br />

wenn man es nicht ausreichend nutzt. Was tun? Dem Nachbarn<br />

Essen schenken, ihm Kleidung anbieten oder mit ihm gemeinsam<br />

ein Auto nutzen – in unseren Breitengraden eher unüblich.<br />

Aber was spricht eigentlich dagegen? Unser Stolz? Diese<br />

internetplattformen und Anbieter machen Mut zum Teilen und<br />

geben „unnütz“ gewordenen Schätzen ein neues Leben.<br />

Fahrradsharing<br />

StadtrAD Hamburg, Call a Bike oder Nextbike<br />

sind die umweltfreundlichere Alternative zu<br />

Carsharing-Angeboten und stellen Fahrräder<br />

auch spontan zur Verfügung.<br />

leihen<br />

Bei www.Leihdirwas.de und www.frents.com<br />

kann jeder verschiedenste Sachen verleihen und<br />

ausleihen.<br />

Die B2B-Tauschbörse<br />

Auf www.diensttausch.com<br />

können Unternehmen Bartergeschäfte<br />

untereinander<br />

professionell abwickeln. Die<br />

Registrierung ist kostenlos.<br />

autosharing<br />

tauschen<br />

Auf Plattformen wie Netcycler.de<br />

oder Tauschticket.de können Kleidung,<br />

Schmuck, Bücher, Spiele und<br />

vieles mehr getauscht werden.<br />

Carsharing-Systeme werden mittlerweile u.a.<br />

von Daimler (Car2go ), Deutsche Bahn (Flinkster),<br />

Cambio oder BMW (Drive Now) angeboten.<br />

Sie ermöglichen einen flexiblen Zugriff auf die<br />

Fahrzeuge und sind teilweise die günstigere<br />

Alternative zu herkömmlichen Autoverleihern.<br />

Nachbarschaftsauto.de oder Tamyca.de hingegen<br />

vermitteln private Fahrzeuge. Auf der internetseite<br />

des Bundesverbands Carsharing, dem<br />

Interessenverband für die deutschen Carsharing-<br />

Anbieter, findet man Autos in der Nähe.<br />

Kleiderbörsen<br />

Bei den Events von<br />

Swap in the City<br />

kann man in verschiedenen<br />

Städten<br />

Kleider mit anderen<br />

tauschen. Aber: For<br />

girls only!<br />

Bei Anbietern<br />

wie Kleiderkreisel,<br />

ebay und im<br />

Secondhand-Shop<br />

nebenan kann<br />

Man(n) seine<br />

Kleider loswerden<br />

oder sich günstig<br />

und ressourcenverträglich<br />

bereichern.<br />

Foodsharing<br />

Auf Foodsharing.de können Privatpersonen, Händler<br />

und Produzenten überschüssige Lebensmittel kostenlos<br />

anbieten oder auffinden. Außerdem kann man sich zum<br />

gemeinsamen Kochen verabreden.<br />

Mundraub.org ist eine Plattform für Obstallmende. Wo<br />

steht der nächste Kirschbaum? Wo bekomme ich schmackhafte<br />

Äpfel aus der Natur? Hier kommen unbeachtete<br />

Früchte im öffentlichen raum ins Bewusstsein zurück – als<br />

Teil unserer Kulturlandschaft.<br />

Garten teilen<br />

Auf www.garten-teilen.de finden Menschen zusammen,<br />

die ein Stück Land nutzen oder als Gartenbesitzer<br />

ihre Grünfläche teilen möchten.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


Themen | Sharing Economy |<br />

Ebenso wie große Unternehmen Sharing-Modelle integrieren,<br />

können dies auch Städte tun. So können Behörden<br />

Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten, aber auch Humankapital<br />

gemeinsam nutzen. Statt allein, können Mitarbeiter<br />

per Carpooling gemeinsam zur Arbeit oder dem Geschäftstermin<br />

reisen. In Kooperation mit privaten Unternehmen kann<br />

Carsharing den Fuhrpark ersetzen, somit Kosten senken und<br />

die Umwelt schonen.<br />

Unternehmen kooperieren und schaffen Vertrauen<br />

Das Vertrauen zwischen Nutzern ist Grundlage der Sharing<br />

Economy. Allerdings hat jeder Sharing-Anbieter in der Regel<br />

ein eigenes Bewertungssystem, wodurch Nutzer immer<br />

wieder neue Profile anlegen müssen und Vergleiche schwer<br />

sind. Ein Reputationssystem, das Nutzer auf mehreren Plattformen<br />

anwenden können, wäre hilfreich. Erste Ansätze, wie<br />

„Trustcloud“, das die Daten von Sozialen Netzwerken und<br />

Sharing-Anbietern auswertet und so Bewertungsprofile von<br />

Nutzern erstellt, existieren schon. Um weiter zu kommen, ist<br />

allerdings die Zusammenarbeit der Sharing-Anbieter nötig.<br />

Zentral sind Instrumente zur Vertrauensbildung, wie Bewertungen<br />

und Versicherungen besonders dann, wenn Sharing-Modelle<br />

zwischen Unternehmen stattfinden (Business<br />

to Business). Hier gibt es verschiedene Varianten: Zum einen<br />

können kleinere und mittelständische Unternehmen (KMUs)<br />

untereinander teilen und tauschen (etwa Maschinen, Büroräume).<br />

Zum anderen können große multinationale Unternehmen<br />

von Sharing-Modellen profitieren, indem ihre Mitarbeiter<br />

anstatt eines Firmenwagens, Carsharing oder anstelle von<br />

Hotels Mietportale in Anspruch nehmen. Genau wie Städte<br />

und Kommunen können Unternehmen so Kosten sparen, ihre<br />

Die Sharing Enterprise<br />

Sharing zwischen Unternehmen<br />

Online-Märktplätze wie „Floow2“ machen Tauschen, Teilen und<br />

Leihen zwischen Unternehmen möglich. Maschinen, Werkzeug,<br />

aber auch Humankapital werden so effizienter eingesetzt, was den<br />

Ressourcenverbrauch reduziert und Kosten spart.<br />

Sharing im Unternehmen<br />

Durch Software, wie die von SAP entwickelte „App TwoGo“, können<br />

Mitarbeiter auf pragmatische Weise Carpooling organisieren, bei<br />

Fahrten von und zur Arbeit, aber auch privat. So sparen sie Fahrtkosten,<br />

CO 2<br />

-Emissionen und lernen sich besser kennen.<br />

Integration von Sharing-Modellen in Unternehmen<br />

Carsharing funktioniert auch in Fuhrparks von Unternehmen. So<br />

nutzt die Infineon Technologies AG in ihrem Fuhrpark das Carsharing-Angebot<br />

der BMW Tochter Alphabet. Hierdurch wird eine effizientere<br />

Auslastung des Fuhrparks ermöglicht, wodurch Infineon<br />

seine Mobilitätskosten senkt. Den Mitarbeitern kommt bei der Kooperation<br />

zugute, dass sie die Fahrzeuge sowohl beruflich als auch<br />

privat nutzen können. Automobilhersteller können solche Modelle<br />

mittelfristig nutzen, um Elektroautos in den Markt zu bringen. Der<br />

Vorteil: Während Privatkäufer häufig die kurzen Reichweiten von<br />

Elektroautos bemängeln, ist dies vor allem bei Dienstfahrten über<br />

kurze Distanzen eine gute Lösung.<br />

Mitarbeiter stärker vernetzen und ihre Umwelt- und CO 2<br />

-Bilanz<br />

verbessern (Siehe Box „Die Sharing Enterprise“).<br />

Die Chancen und Risiken der Sharing Economy<br />

Die Sharing Economy eröffnet viel Potenzial für ökologische<br />

und soziale <strong>Nachhaltig</strong>keit in Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Sie verringert CO 2<br />

-Bilanzen und den Ressourcenverbrauch.<br />

Außerdem bietet sie gerade sozial Schwächeren Zugang zu<br />

nachhaltigen Gütern. Jedoch gibt es auch Risiken. So kann<br />

sich der Güterverkehr erhöhen, wenn Gegenstände, die<br />

bisher im Keller lagerten, quer durch die Republik fahren.<br />

Ein weiteres Negativbeispiel ist der Nutzer, der sein Auto<br />

verkauft, weil er sich auf Carsharing konzentriert, von dem<br />

gesparten Geld aber CO 2<br />

-intensive Urlaubsreisen macht.<br />

Doch gerade solche Herausforderungen schaffen neue,<br />

innovative Business Modelle. Es entstehen Kooperationen<br />

wie Gütermitfahrzentralen, bei denen Privatpersonen, die<br />

die „Tauschstrecke“ ohnehin fahren, Tausch- und Leihgüter<br />

gegen Gebühr mitnehmen. Onlineportale für privaten Wohnungstausch<br />

können gleichzeitig Alternativen für öffentliche<br />

Verkehrsmittel bewerben, um Flugreisen zu vermeiden.<br />

Zusätzlich könnten sie den CO 2<br />

-Fußabdruck des Reisenden<br />

berechnen und über Möglichkeiten zur Kompensation informieren.<br />

Städte könnten im Austausch mit Carsharing-Anbietern<br />

Anreize setzen, vermehrt Elektroautos in ihre Flotte zu<br />

integrieren.<br />

Der Schlüssel zur Sharing Economy<br />

Welche Stadt wird Deutschlands erste Sharing City? Städte<br />

wie Hamburg oder Köln, die sich <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele für die<br />

Stadtentwicklung setzen, sollten sich fragen, welche Rolle<br />

die Sharing Economy dabei spielen kann. Ohne neue Steuersysteme,<br />

rechtliche Rahmenbedingungen und Infrastruktur<br />

wird es allerdings nicht funktionieren. So wie in San Francisco<br />

die „Sharing Economy Working Group“ im Dialog mit unterschiedlichen<br />

Stakeholdern passende Rahmenbedingungen<br />

entwickelt, sollten auch deutsche Städte und Gesetzgeber in<br />

einen Dialog mit Unternehmern treten und Partnerschaften<br />

etablieren. So ermöglichen sie nicht nur finanziell erfolgreiche<br />

Geschäftsmodelle, sondern stellen auch positive Wirkungen<br />

dieser Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft<br />

sicher. Bisher konzentrieren sich Sharing-Modelle auf die<br />

Altersgruppe der 20-40-Jährigen in städtischen Gebieten.<br />

Um weitere Teile der Gesellschaft zu erreichen, müssen die<br />

Geschäftsmodelle auch für ältere Menschen attraktiv werden<br />

und den ländlichen Raum abdecken. Denn die Sharing<br />

Economy lebt davon, dass alle mitmachen.<br />

Die Autoren arbeiten für das Collaborating Centre on Sustainable<br />

Consumption and Production (CSCP) in Wuppertal, Michael Kuhndt<br />

ist zudem Kurator von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>. Das CSCP<br />

wurde 2005 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)<br />

und dem Wuppertal Institut als non-for-profit Think and Do Tank<br />

gegründet und entwickelt innovative und praxisorientierte Konzepte<br />

im Bereich des nachhaltigen Konsumierens und Produzierens.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/service/kuratorium<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

85


thEMEN | FUSSBALL |<br />

Hier sollten sich Vereine, die nachhaltig sein wollen, vor<br />

allem austoben: In der Talentförderung. Denn gerade<br />

den Fußball trifft der demographische Wandel.<br />

Foto: © lassedesignen/Fotolia<br />

Vergesst die CsR-Broschüren!<br />

Kickt gut, fördert die Jugend<br />

Bundesligaclubs sind heute Fußballfirmen, die Millionenumsätze machen.<br />

Mit <strong>Nachhaltig</strong>keit tun sich die meisten aber noch schwer. Denn <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

gehört nicht auf Broschüren, sondern ins Kerngeschäft.<br />

Von Dr. Alexandra Hildebrandt und Anna Gauto<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| FuSSball | Themen<br />

Im April 2012 schrieb der Sportjournalist Lars Wallrodt in<br />

„DIE WELT“, Borussia Dortmund (BVB) sei vor allem deshalb<br />

Deutscher Meister geworden, weil die Vereinsführung<br />

nachhaltig gearbeitet hatte. Durch seinen Kommentar hat<br />

Wallrodt geschafft, was bunte CSR-Broschüren, <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichte<br />

und Präsentationen nicht zu leisten vermögen:<br />

Er machte deutlich, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit ins Kerngeschäft der<br />

Fußballvereine gehört.<br />

Im Fußball herrscht ein falsches Verständnis von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Denn allzu häufig verwechseln Entscheider in Fußballclubs,<br />

aber auch beim Deutschen Fußballverband (DFB) <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

mit Umweltschutz oder Charity-Aktionen. Bereits zur Fußball-WM<br />

2006 hatte der DFB ein Umweltprogramm entwickelt<br />

und sich damit zur <strong>Nachhaltig</strong>keit bekannt. „Green Goal“ hieß<br />

die Kampagne. Unter dem Motto „Vereint für die Umwelt!“<br />

veranstaltete der Verband den „DFB UMWELTCUP 2012“.<br />

Die Bundesliga konzentrierte sich im April <strong>2013</strong> mit einem<br />

Umweltreport auf die ökologischen Aktivitäten der Clubs.<br />

Mit der Gründung der Bundesliga-Stiftung will die Deutsche<br />

Fußball Liga GmbH das, was sie unter <strong>Nachhaltig</strong>keit versteht,<br />

weiter stärken. Seit 2009 hat die Stiftung über 50 soziale<br />

Projekte mit einer Gesamtsumme von über drei Millionen<br />

Euro gefördert.<br />

Was spricht dagegen, den populärsten Sport in Deutschland<br />

für ökologische und soziale Zwecke einzuspannen? Erst<br />

einmal nichts, wenn sich die Bemühungen nicht nur darauf<br />

konzentrieren. Denn sonst kratzt <strong>Nachhaltig</strong>keit an der Oberfläche<br />

und schrammt am Wesen des Fußballs vorbei: Spiele<br />

zu gewinnen und den Nachwuchs zu fördern.<br />

Denn starke Geburtenrückgänge, der demografische Wandel,<br />

eine wachsende Belastung ehrenamtlicher Mitarbeiter und<br />

die schwierige Finanzausstattung sind die gesellschaftlichen<br />

Probleme, auf die Vereine in erster Linie reagieren müssen.<br />

Unternehmen erzielen auch keine besseren Margen, nur weil<br />

sie ökologische oder soziale Projekte fördern, wenn gleichzeitig<br />

die Qualität der Produkte leidet. Im Fußball gilt es, Tore zu<br />

schießen, Titel zu holen, solide zu wirtschaften und sich um<br />

die Hauptressource – den Fußballnachwuchs – zu kümmern.<br />

Bislang aber glauben viele Clubs, es reiche, bei ein und<br />

derselben PR-Agentur buntes Werbematerial zu bestellen.<br />

In den Broschüren finden sich dann außer Floskeln meist<br />

nicht viel Substanzielles. So verstanden ist <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

nur ein schmuckes, bestenfalls gut gemeintes Anhängsel,<br />

das Vorstände nicht als die Managementaufgabe verstehen,<br />

die sie ist. Das verdeutlicht die Aussage von DFB-Präsident<br />

Wolfgang Niersbach, als er zum ersten Mal an einer Sitzung<br />

der DFB-<strong>Nachhaltig</strong>keitskommission im März 2012 teilnahm:<br />

„Es wäre ein Fehler, sich ausschließlich auf das Kerngeschäft<br />

zu fokussieren. Ich bin froh, dass die gesellschafts- und sozialpolitischen<br />

Aufgaben in der Kommission <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

gebündelt und durch die Beauftragten glaubwürdig besetzt<br />

sind.“ <strong>Nachhaltig</strong>keit aber ist das Kerngeschäft und kein<br />

Nebenschauplatz oder zeitlich begrenztes Projekt einer<br />

Kommission. Dieses Missverständnis wird auch dadurch<br />

offenkundig, dass die Kommission zum DFB-Bundestag am<br />

25. Oktober in Nürnberg wieder aufgelöst werden soll. Denn<br />

mit der Veröffentlichung des <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichts hat sie<br />

nach Ansicht des Verbandes „ihre wichtigste Aufgabe: die<br />

Sichtung, Prüfung und Darstellung sämtlicher <strong>Nachhaltig</strong>keitsaktivitäten“<br />

abgeschlossen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Pionierin: Ex-HSV-Vorstand Katja Kraus<br />

Die Erste, die im Fußballgeschäft begriffen hat, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

eine langfristige Managementaufgabe ist, war Katja<br />

Kraus. Unter der Ägide von Kraus, die acht Jahre Vorstandsmitglied<br />

des Hamburger Sportvereins war, gab der HSV als<br />

erster Bundesligist 2009 einen <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht heraus.<br />

Kraus war federführend an der vielbeachteten Kampagne<br />

„Der Hamburger Weg“ beteiligt, einer Hamburger Organisation,<br />

die sich der Ausbildung und Sportförderung widmet.<br />

Die Initiative war von Anfang an in die Gesamtstrategie des<br />

HSV eingebettet – als gesellschaftliche Institution über den<br />

Sport hinaus zu wirken – und klar dem Management zugeordnet.<br />

„Soziales Engagement gibt es schon lange“, sagte<br />

Kraus damals. „Aber CSR bedeutet mehr als nur punktuelle<br />

Einzelaktivitäten.“<br />

2012 folgte der VfL Wolfsburg mit einem <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht,<br />

der sich an den international anerkannten Kriterien<br />

der Global Reporting Initiative (GRI) orientiert. Er deckt alle<br />

Aktivitäten des Vereins ab. Zu den Zielen gehören unter<br />

anderem: Die CO 2<br />

-Emissionen der VfL Wolfsburg-Fußball<br />

GmbH sollen 2018 um 25 Prozent niedriger liegen als im<br />

Vergleichsjahr 2011. Langfristig sollen zehn Prozent der<br />

Merchandising-Produkte aus fairem Handel stammen. Außerdem<br />

fließen in die Zielvereinbarungen für Geschäftsführer<br />

und Mitarbeiter zukünftig auch <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele ein.<br />

Der VfL hat zudem als erster Bundesligist 2010 eine eigene<br />

Stabsstelle für Corporate Social Responsibility (CSR) eingerichtet.<br />

Aber auch hier gilt: Die Initiativen wären wirkungslos,<br />

stünden sie als Einzelaktionen unkoordiniert nebeneinander<br />

und wäre <strong>Nachhaltig</strong>keit nicht in der Führung verankert. Für<br />

Thomas Röttgermann, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, ist<br />

„ökonomische Exzellenz“ die Basis für nachhaltiges Engagement.<br />

Der Verhaltenscodex der Volkswagen AG ist für den<br />

Verein genauso Maßstab wie für die übrigen Mitarbeiter des<br />

Volkswagenkonzerns. Ligaweit gibt es kaum einen Club, der das<br />

Thema Compliance so konsequent lebt wie der VfL Wolfsburg.<br />

Compliance und solide Finanzen sind im Fußball keine<br />

Selbstverständlichkeit<br />

Dass seriöses <strong>Wirtschaften</strong> und Compliance im deutschen<br />

Fußball keine Selbstläufer sind, zeigt nicht nur das Beispiel<br />

des steuerhinterziehenden Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß.<br />

Im Jahr 2012 prangte in den Büchern des Traditionsvereins<br />

Schalke <strong>04</strong> ein negatives Eigenkapital von 75,7 Millionen<br />

Euro. Borussia Mönchengladbach brauchte nahezu sieben<br />

Jahre, um seine Schulden aus dem Cashflow zu tilgen, Hertha<br />

BSC Berlin gar zehn. Ein Mittelständler mit einem solchen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

87


Themen | FuSSball |<br />

Mit seiner Stiftung unterstützt Bayern-Kapitän Philipp Lahm<br />

Kinder und Jugendliche im Bereich Sport und Bildung in Afrika<br />

und Deutschland.<br />

„CSR bedeutet mehr als punktuelle Einzelaktivitäten.“ Katja Kraus<br />

hat in ihrer Zeit als Vorstandsmitglied des Hamburger Sportvereins<br />

den ersten <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht der Liga herausgegeben.<br />

Verschuldungsgrad gelte als Pleitekandidat, wie das „Manager<br />

Magazin“ schreibt.<br />

Mit Schulden kennt sich auch der Geschäftsführer von<br />

Borussia Dortmund Hans-Joachim Watzke aus. Als er den<br />

Dortmunder Präsidenten Gerd Niebaum 2005 ablöste, stand<br />

der Club am Rand der Insolvenz. Watzke verzichtete sogar<br />

auf Gehalt, um den epischen Schuldenberg, den der Verein<br />

angehäuft hatte, abzutragen.<br />

In einem Gespräch mit der F.A.Z. sagte er 2012: „Wir sind<br />

gerade im fünften Kapitel: Das erste hieß Überlebenskampf,<br />

das zweite Restrukturierung, das dritte Erarbeitung einer<br />

sportlichen Philosophie, das vierte praktische Umsetzung.<br />

Und das fünfte Kapitel heißt: <strong>Nachhaltig</strong>keit.“ Darunter versteht<br />

er bei einer finanziell extrem konservativen Unternehmensführung<br />

auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren international<br />

zur Spitze zu gehören. Das Umweltthema begleitet<br />

das Kerngeschäft: Mit „Strom09“ haben Borussia Dortmund<br />

und LichtBlick einen umweltfreundlichen Strom- und Gastarif<br />

entwickelt, der die CO 2<br />

-Emissionen deutlich senkt. Für jeden<br />

Punkt, den der BVB in der Bundesliga sammelt, erhalten die<br />

Kunden eine Gutschrift in Höhe von einer Kilowattstunde.<br />

Bayern und Dortmund haben <strong>Nachhaltig</strong>keit verstanden<br />

Hier ist <strong>Nachhaltig</strong>keit in ihrem Kern als Management- und<br />

Führungsaufgabe verstanden worden. Das gilt auch für den<br />

Branchenprimus Bayern München. Die Münchener, die für<br />

ihren seriösen Wirtschaftsstil bekannt sind, verfallen auch<br />

beim Kampf um den Nachwuchs nicht in Hysterie.<br />

Peter Wenninger, U14-Trainer des FC Bayern, betont, dass der<br />

Verein die jungen Spieler möglichst lange in ihrem Elternhaus<br />

und bei ihrem Heimatverein belässt. „Andere Clubs denken<br />

da anders, die holen die Jungs.“ Denn Eltern seien ehrgeizig<br />

und schickten ihre Kinder dann in die Jugendhäuser anderer<br />

Vereine. Dass ein Kampf um die kostbare Ressource Talent<br />

wütet, zeigt der Fall der Kinder Nico Franke und Alexander<br />

Laukart.<br />

Die 13-Jährigen verließen ihre Berliner und Hamburger Heimat,<br />

um in Hoffenheim (Franke) und Wolfsburg (Laukart) dem<br />

Traum vom Profisport näherzukommen. Nicht nur besorgte<br />

Eltern fragten sich, ob dieses Geschäft gar keine Grenzen<br />

mehr kenne. Auch innerhalb der Bundesliga gab es viele<br />

Manager, die darüber den Kopf schütteln, Menschen so früh<br />

von Familie, Freunden und Schule zu trennen.<br />

An Bayern München und Dortmund zeigt sich konkret, dass<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ein langfristiger Prozess und kein Projekt ist.<br />

So besteht Dortmunds Trainer Jürgen Klopp darauf, Teil einer<br />

Entwicklung zu sein, die er selbst mitgestaltet und an den<br />

Prozessen innerhalb des Vereins beteiligt zu sein. Außenkommunikation<br />

braucht dabei nicht im Vordergrund zu stehen.<br />

Wichtig ist Glaubwürdigkeit.<br />

Der falsche Trikotsponsor kostet Reputation<br />

An Glaubwürdigkeit hat der SV Werder Bremen deutlich eingebüßt.<br />

Zwar gibt der Club von der Weser einen <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht<br />

heraus, führt aber den skandalträchtigen Geflügelkonzern<br />

Wiesenhof als Hauptsponsor. Vereinsaustritte<br />

und wütende Proteste von Fans und Tierschutzorganisationen<br />

waren die Folge, als der Deal mit den Fleischfabrikanten<br />

bekannt wurde.<br />

Die Bundesligisten haben sich – gemessen an Umsatz, Mitarbeitern<br />

und professionellem Organisationsgrad – von Vereinen<br />

zu Wirtschaftsunternehmen entwickelt. In der Saison<br />

Fotos: links © RTL; rechts © Gunter Glücklich<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Lebenszeit<br />

CHINESEN, DIE IM NORDEN des Landes<br />

wohnen, sterben im Schnitt rund fünf<br />

gie rung den Menschen dort Heizkohle gratis<br />

zur Verfügung. Eine Langzeitstudie, die auf Rekordwerte von mehr als<br />

gramm geklettert. Auch in D<br />

im Fachblatt „Proceedings of the National kostet Kohle Menschenleben:<br />

Academy of Scienes“ veröffentlicht wur-<br />

Greenpeace-Studie sterben hi<br />

| FuSSball | Themen<br />

de, beziffert die Dimension der Smogschäden:<br />

Die 500 Millionen Bewohner Nordchinas<br />

haben seit Beginn der 90er-Jahre<br />

risch jährlich 3100 Menschen an<br />

sio nen von Kohlekraftwerken.<br />

greenpeace.de/kohle-gesundheit<br />

Die Greenpeace-Magazin-Tabelle <strong>2013</strong>/14<br />

Wer die Vereine der Fußball-Bundesliga finanziert<br />

VEREIN<br />

DER HAUPTSPONSOR IM ÖKO-CHECK<br />

MOBILFUNK<br />

Faire Konkurren<br />

Tabelle: © Greenpeace Magazin, www. greenpeace-magazin.de<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Leverkusen<br />

Bayern München<br />

Mainz<br />

Hertha BSC<br />

Hoffenheim<br />

Bei Redaktionsschluss war Leverkusen noch ohne Sponsor. Mit werbefreier Brust<br />

erobern die Werkskicker dank schwacher Konkurrenz die Tabellenspitze – vorerst.<br />

Die Deutsche Telekom fördert sparsame Dienstwagen – wer Spritschlucker will, zahlt<br />

drauf. Ab 2015 dürfen Neuwagen im Schnitt nicht über 110 Gramm CO 2 ausstoßen.<br />

Der Stromanbieter Entega ist jetzt echt atomfrei: Eon hat seine Firmenanteile verkauft.<br />

Aber Geschäftskunden erhalten statt Öko- immer noch Kohlestrom. Schade.<br />

Ökostrompläne und grüne Bahncard der Deutschen Bahn sind halbgar. Dennoch<br />

reist man mit dem Zug deutlich klimafreundlicher als mit dem Auto oder Flugzeug.<br />

Der Softwareriese SAP entwickelt – unter anderem – Programme für Energieeffizienz.<br />

Und er ist eines der recyclingpapierfreundlichsten Unternehmen.<br />

6<br />

Braunschweig Mit einem CO 2 -Wert bei Neuzulassungen von durchschnittlich 130,7 Gramm war<br />

Seat 2012 in Deutschland die drittbeste Marke, europaweit die zweitbeste.<br />

7 Wolfsburg VW hat Greenpeace versprochen, den CO 2 -Grenzwert der EU für 2020 von 95<br />

Gramm pro Kilometer ohne Rechentricks zu erreichen – und macht vier Ränge gut.<br />

8 Freiburg Bei der Molkerei Ehrmann zieht sich die Umstellung auf gentechfreies Futter hin. Zugleich<br />

läuft eine Klage, weil sie die Zuckerbombe „Monster backe“ als gesund bewirbt.<br />

9 Frankfurt Autos von Alfa Romeo stoßen weniger CO 2 aus, als das sportliche Image der<br />

Marke vermuten lässt. Sie sind aber zu laut.<br />

10 Augsburg AL-KO ist Weltmarktführer bei Wohnmobil-Fahrgestellen. Leider schlucken<br />

Wohnmobile viel zu viel Sprit.<br />

11 Hannover Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe sind Klimakiller. Immerhin wirbt TUI in Katalogen<br />

für einen CO 2 -Ausgleich, und die Flugzeuge sind effizienter als die der Konkurrenz.<br />

12 Stuttgart Die Mercedes-Benz Bank von Daimler finanziert Spritschlucker, strenge CO 2 -Ziele<br />

der EU will man verhindern. Pluspunkt: der Ausstieg aus der Waffenschmiede EADS.<br />

13 Dortmund Der Chemieriese Evonik erzeugt alles von Stoffen für Naturkosmetik bis zu problematischen<br />

PVC-Weichmachern. Aus der dreckigen Kohlekraft möchte er aussteigen.<br />

14 Hamburger SV Wer auf der Website von Emirates „CO 2 -Ausgleich“ anklickt, erfährt, dass die<br />

Fluggesellschaft davon nichts hält. Viel grünes Blabla, nichts dahinter.<br />

15 Bremen Der Geflügelmäster Wiesenhof will den Antibiotikaeinsatz senken und bietet nun auch<br />

Fleisch von Hühnern an, die etwas mehr Platz haben. Sonst bleibt alles beim Alten.<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Nürnberg<br />

Der Textildiscounter NKD ließ bis 2012 in der im Mai eingestürzten Fabrik in<br />

Bangladesch produzieren, lehnt Entschädigungen an Hinterbliebene aber ab.<br />

Mönchengladbach Die Postbank gehört zur Deutschen Bank, die mit Atom und Kohle Geschäfte macht<br />

– und mit Firmen, die Panzer in Krisengebiete liefern und Nuklearwaffen bauen.<br />

Schalke Gazprom will den <strong>Klimawandel</strong> ausnutzen und in der Petschorasee Öl fördern –<br />

der Konzern riskiert Katastrophen im Naturparadies. Finger weg von der Arktis!<br />

Werbefreier Spitzenreiter Schon im vierten Jahr unterzieht das Greenpeace Magazin pixel-Kamera und den mitgel<br />

2011/12 lag der Umsatz der Bundesliga erstmals bei über Führungsebene <strong>Nachhaltig</strong>keit in alle Bereiche der Organisation<br />

trägt. Dahin ist es ein weiter Weg.<br />

die Hauptsponsoren der Bundesliga einem Öko-Check. In dieser Saison spiegelt sich die Krise<br />

zwei Milliarden Euro. Die erfolgreichsten Fußballkonzerne in<br />

Gigabyte<br />

Denn wirklich<br />

Speicher<br />

angekommen<br />

Suntech und ist Sunpower <strong>Nachhaltig</strong>keit sind nicht im Kerngeschäft zurück der und meisten ist mit 170 Gramm<br />

hinter der K<br />

Deutschland, der Solarbranche der FC Bayern in der Tabelle und Borussia wider: Dortmund, Die Fotovoltaikfirmen erwirtschafteten<br />

mehr dabei. allein Leverkusen aus den Erlösen hat noch der keinen Champions neuen League Sponsor in gefunden Bundesliga-Vereine – setzt sich noch damit nicht. weise schwer. Trotzdem gibt e<br />

der bis Saison auf Weiteres 2012/13 jeweils an die Spitze. um die Denn 55 Millionen ökologisch Euro. wirklich vorbildliche Unternehmen sucht 11.000 Vorbestellungen für da<br />

man unter den Sponsoren vergebens. Dagegen finden sich schon ab der Tabellenmitte Clubs, teure Gerät, das das Betriebss<br />

Dr. Alexandra Hildebrandt<br />

Fußballclubs die aufgrund müssen der Produkte sich heute oder daher Firmenpolitik genau wie ihrer andere Partner abstiegsgefährdet sind.<br />

droid 4.2 nutzt. Die Auslieferu<br />

von der Hochschule für angewandtes Management in Erding ist<br />

Unternehmen mit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung<br />

Oktober behinnen. fairphone.com<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsexpertin. Seit 2010 ist Hildebrandt Mitglied der<br />

befassen. Natürlich mag man einwenden, dass ein Club DFB-Kommission <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

18<br />

wie der VfL Wolfsburg sich ein <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

nach Konzernmanier nur leisten kann, weil Volkswagen der<br />

Hauptsponsor ist. Aber auch kleinere Vereine können viel<br />

bewegen, wenn sie ihren CSR-Prozess von innen heraus<br />

lin<br />

00130GPX05E001800K03 18<br />

wachsen lassen. Voraussetzung dafür ist, dass die oberste<br />

IMMER SCHNELLER müssen s<br />

mer schlanker und schicker. Al<br />

nate werfen große Smartphon<br />

wie Samsung und Apple ein ne<br />

auf den Markt. Eine Gruppe um<br />

ländische Organisation Waag S<br />

diesen Wahnsinn durchbrech<br />

mit frommen Appellen, sondern<br />

eigenen Gerät. Und vor allem m<br />

ringeren Folgen für Mensch un<br />

denn der Name des Fairphon<br />

gramm: Laut Hersteller stamm<br />

stoffe Zinn und Tantal aus kon<br />

Minen im Kongo, und die Herku<br />

nötigten Goldes wird von der O<br />

Fairgold überwacht. Die Fertigun<br />

dys übernehme ein chinesisch<br />

ler, der regelmäßig und streng<br />

werde. In seinem Blog räumt In<br />

van Abel ein, dass er und seine<br />

noch nicht die gesamte Produ<br />

überwachen könnten, ihr Proje<br />

ein erster Schritt, den Branche<br />

zeigen, dass die Herstellung e<br />

ren Smartphones möglich sei.<br />

schwächelt das „Fairphone“<br />

Mit 960 mal 540 Bildpunkten h<br />

Ökologische Leuchttürme<br />

sucht man unter<br />

den Sponsoren der<br />

Bundesligisten vergebens.<br />

Deshalb führt im<br />

Greenpeace Öko-Check<br />

auch Bayer Leverkusen<br />

die Tabelle an:<br />

Die Werkself hatte zum<br />

Redaktionsschluss noch<br />

keinen Trikotsponsor.<br />

das beste Display, ist ohne Unt<br />

des neuen Mobilfunkstandards<br />

das Schnellste, bleibt mit seiner<br />

Anna Gauto<br />

ist Redakteurin von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>. Sie war in der<br />

zweiten Fußballbundesliga, der Juniorinnennationalmannschaft<br />

sowie der Deutschen Hochschulauswahl aktiv, mit der sie 2003 an<br />

der Universiade in Deagu, Südkorea, teilgenommen hat.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

89


Themen | Green Money |<br />

Damit Geld wirklich nicht stinkt:<br />

Finanzprodukte brauchen Label<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Label wie Demeter verleihen Produkten Glaubwürdigkeit und<br />

zeigen Verbrauchern, was sie guten Gewissens kaufen können. Nun will auch<br />

die Finanzbranche Qualitätslabel für nachhaltige Finanzprodukte einführen.<br />

Von Volker Weber<br />

Nicht nur Verbraucherschützer und Politiker fordern<br />

immer häufiger Qualitätslabel für Finanzanlagen. Auch<br />

Finanzberater suchen nach Orientierung und damit nach<br />

Mindeststandards, die Basis für nachhaltige Geldanlagen<br />

sein können. Denn bei nachhaltigen Finanzprodukten geht<br />

es um mehr als Geld, was sie komplexer macht. Neben<br />

klassischen finanziellen Auswahlkriterien wie Unternehmensergebnis<br />

und Bilanzentwicklung sehen nachhaltige<br />

Investments auch ökologische, soziale oder ethische<br />

Aspekte vor. Gibt es ein Umweltmanagementsystem im<br />

Unternehmen, spielt bei der Herstellung von Produkten<br />

die Ökobilanz eine Rolle, wie zufrieden sind Mitarbeiter,<br />

beachten Zulieferer Menschenrechtsstandards? Produktanbieter<br />

verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze wie<br />

„Best-in-Class“ oder das Arbeiten mit Ausschlusskriterien.<br />

Der „Best-in-Class“-Ansatz nimmt die jeweils nachhaltigsten<br />

Unternehmen eines jeweiligen Sektors in das<br />

Anlageuniversum auf. Im Bereich der Konsumgüter mit<br />

Schwerpunkt Drogerie, Kosmetikgüter oder Industriekleber<br />

zählt beispielsweise die Henkel AG zu den am besten<br />

bewerteten nachhaltigen Unternehmen. Ausschlusskriterien,<br />

weil gesellschaftlich nicht akzeptabel, sind Waffen,<br />

Tabak, ausbeuterische Kinderarbeit oder Kernkraft.<br />

Investoren wollen Transparenz im Portfolio<br />

Mittlerweile belaufen sich die Anlagevolumen in den nach<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskriterien gemanagten Finanzprodukten nach<br />

Angaben des jüngsten Marktberichts des Fachverbandes<br />

Forum <strong>Nachhaltig</strong>e Geldanlagen (FNG) auf gut 120 Mrd.<br />

Euro im deutschsprachigen Raum. Damit stecken nachhaltige<br />

Finanzprodukte diese Assetklasse immer noch in der Nische,<br />

denn sie halten aktuell nur 1,3 Prozent aller „Assets under<br />

Mangement“. Dennoch integrieren immer mehr Kapitalanlagegesellschaften<br />

ökologische oder soziale Kriterien in<br />

ihre Portfolioauswahl, so dass ein Mindeststandard immer<br />

wichtiger wird. Denn für Investoren stehen Glaubwürdigkeit<br />

und Transparenz an oberster Stelle.<br />

Nationale oder internationale Standards, wie der Deutsche<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskodex oder der UN Global Compact, bei<br />

dem sich die Unternehmen verpflichten, nachhaltige Ansätze<br />

zu integrieren, sind wichtig, um die Berichterstattung<br />

analysierter Unternehmen im Umwelt- und Sozialbereich zu<br />

verbessern. Damit dokumentieren die Produktanbieter, an<br />

welchen Standards sie sich bei der Auswahl für ihre Anlageportfolien<br />

orientieren. Aber auch auf Seiten der Investoren<br />

gibt es Verpflichtungen zum verantwortlichen Investieren.<br />

Ein Beispiel sind die „Principles for Responsible Investments<br />

der Vereinten Nationen“ (UNPRI). Demnach dürfen die Unterzeichner,<br />

wie die Münchener Rück, nur dann in Produkte<br />

investieren, wenn Produktanbieter ökologische und soziale<br />

Kriterien sowie eine einwandfreie Unternehmensführung in<br />

Investmentanalysen und Entscheidungsfindungsprozessen<br />

abbilden.<br />

Transparenzlogo und <strong>Nachhaltig</strong>keitsprofil reichen nicht<br />

Investments mit Sinn und Verantwortung sind im Trend, bedürfen<br />

aber dringend der Transparenz und Glaubwürdigkeit,<br />

um auf stärkere Nachfrage zu stoßen. Zu groß ist die Furcht<br />

der Investoren, ein nachhaltiges Finanzprodukt zu halten, das<br />

etwa in einen Konzern wie BP investiert, der vor zwei Jahren<br />

den Golf von Mexiko verseucht hat.<br />

Bereits 2008 hat das FNG daher zusammen mit dem europäischen<br />

Dachverband für verantwortungsvolles Investieren<br />

– Eurosif – das „Transparenzlogo“ auf den Markt gebracht.<br />

Fondsgesellschaften können es für ihre Finanzprodukte<br />

beantragen, wenn sie den Transparenzkodex akzeptieren,<br />

der unter anderem <strong>Nachhaltig</strong>keit aus Sicht des Anbieters<br />

definiert, den Investmentprozess offen legt oder Sanktionen<br />

bei Verstößen gegen die <strong>Nachhaltig</strong>keitsprinzipien enthält.<br />

Auf dem Transparenzlogo baut auch das seit Mitte 2012<br />

veröffentlichte <strong>Nachhaltig</strong>keitsprofil für Fondsprodukte auf.<br />

Auch Institutionen wie yourSRI, nachhaltiges-investment.<br />

org, ecoreporter.de oder auch der finance & ethik research<br />

(FER) beschäftigen sich damit, Transparenz bei nachhaltigen<br />

Geldanlagen zu schaffen. Allerdings sagen Transparenzlogo<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keitsprofil nichts über die Qualität des Produktes<br />

oder die Leistungsbilanz des Anbieters im Bereich<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit aus.<br />

90 Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


| Green Money | Themen<br />

Foto: © VRD - Fotolia.com<br />

Der Finanzmarkt braucht ein Qualitätslabel<br />

Um Glaubwürdigkeit für nachhaltige Geldanlagen zu schaffen<br />

und dem Markt noch mehr Schubkraft zu verleihen, ist ein<br />

Qualitätslabel oder ein Rating für nachhaltige Finanzprodukte<br />

nötig. Wichtig ist, dass eine unabhängige Institution, die von<br />

den Marktteilnehmern akzeptiert wird, Label und Rating<br />

vergibt. Dafür würde sich etwa eine Stiftung eignen.<br />

In Österreich zertifiziert bereits das Umweltzeichen (Richtlinie<br />

UZ 49) im Finanzbereich ethisch orientierte Projekte<br />

und Unternehmen, die Gewinne durch nachhaltige Investitionen<br />

erzielen. Finanzprodukte mit dem Umweltzeichen<br />

dürfen nicht in Unternehmen investieren, die Atomkraft<br />

oder Rüstungsgüter produzieren oder damit handeln. Das<br />

Umweltzeichen ist die Voraussetzung dafür, dass österreichische<br />

Pensionskassen in diese grünen Fondsangebote<br />

investieren dürfen.<br />

Initiativen, die an Qualitätslabeln arbeiten<br />

In Deutschland haben sich ebenfalls Initiativen gebildet, die<br />

ein Qualitätslabel oder Rating schaffen wollen. Alle Initiativen<br />

verfolgen das Ziel, einen Mindeststandard für nachhaltige Finanzprodukte<br />

zu schaffen. So hat beispielsweise die Plattform<br />

Sustainability Intelligence Ltd. eine Methode entwickelt, die<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit von Investments vollumfänglich aus den<br />

Aspekten ökonomische, ökologische, soziale und ethische<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit erfasst. Sie betrachtet die vier Aspekte – kurz<br />

Ö²SE genannt – aus jeweils zwei Fundamentalansichten:<br />

Entropie und Pareto-Optimum. Bei der Entropie werden<br />

Prozesse bzw. Aktivitäten analysiert und daraufhin beurteilt,<br />

welche Potenziale im Bereich <strong>Nachhaltig</strong>keit noch bestehen.<br />

Das Pareto-Optimum blickt auf die Strukturen, die das Investment<br />

beeinflussen kann. Das vereinigt die Betrachtungsweise<br />

aus allen Bereichen der <strong>Nachhaltig</strong>keit und ermöglicht eine<br />

klare und fundierte Bewertung.<br />

Die internationale Rating-Stiftung CARLO Foundation<br />

verfolgt ebenfalls einen ganzheitlichen<br />

Ansatz. Sie analysiert neben finanzieller, ökologischer<br />

und sozialer <strong>Nachhaltig</strong>keit zusätzlich<br />

die Leistungsbilanz, also die Erfahrung des<br />

Produktanbieters im <strong>Nachhaltig</strong>keits bereich.<br />

Zudem beleuchtet sie die Qualität der Produktpartner<br />

und wie sie die Prozesse des <strong>Nachhaltig</strong>keitsprodukts<br />

analysieren und bewerten.<br />

Das FNG konzentriert sich auf die Beurteilung<br />

der ökologischen und sozialen Qualität der nachhaltigen<br />

Finanzprodukte. Auch hier stehen neben Ausschluss kriterien<br />

Prozessabläufe im Vordergrund.<br />

Das kommende Jahr wird daher spannend. Die Verbraucherschutzminister<br />

aus Bund und Ländern haben bereits ein<br />

Label für nachhaltige Geldanlagen eingefordert. Nun treffen<br />

die beschriebenen Ansätze aufeinander. Sie diskutieren,<br />

wer Träger eines nachhaltigen Finanz-Labels sein kann – die<br />

Unabhängig keit des Trägers steht dabei im Vordergrund.<br />

Allerdings können weder Label noch Ratings die Verantwortung<br />

für den Investor übernehmen, die eigene Sicht auf<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu klären. Letztendlich sind Label nur Orientierungshilfen,<br />

die den Investor nicht davon entbinden, sich<br />

intensiv mit dem Investment auseinanderzusetzen.<br />

Der <strong>Nachhaltig</strong>keitsexperte Volker Weber ist Mitglied im Kuratorium<br />

von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> und Vorsitzender des<br />

Forums nachhaltige Geldanlagen. Hauptberuflich ist er Vorstand<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>keit der MAMA Sustainable Incubation AG und ehrenamtlicher<br />

Geschäftsführer der CARLO Foundation. <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

im Finanzmarkt zu etablieren, ist ihm eine wichtige Angelegenheit.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/service/kuratorium<br />

Zum Weiterklicken<br />

• The European Sustainable Investment Forum (Eurosif)<br />

www.eurosif.org<br />

• Forum <strong>Nachhaltig</strong>e Geldanalagen<br />

www.<strong>forum</strong>-ng.org<br />

• Carlo Foundation<br />

www.carlofoundation.org<br />

• Sustainability Intelligence:<br />

Die Internetplattform für nachhaltige Investments<br />

www.sustainability-intelligence.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

91


Themen | Branchenreport |<br />

Höher, breiter, teurer:<br />

Gebäude im Größenwahn<br />

Die Immobilienbranche baut Häuser bis zum Himmel,<br />

lässt bei <strong>Nachhaltig</strong>keit aber Luft nach oben. Die<br />

Ratingagentur oekom research hat den Sektor<br />

untersucht und liefert ein kritisches Bild.<br />

Von Susanne Schwind<br />

Foto: © Rob Young, CC BY 2.0 - Flickr<br />

830 Meter ragt der Burj Khalifa in den<br />

Himmel von Dubai und ist momentan das<br />

höchste Gebäude weltweit. Auf der Jagd<br />

nach Rekorden gerät <strong>Nachhaltig</strong>keit aber<br />

oft in Vergessenheit.<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Branchenreport | Themen<br />

Es herrscht Gigantonomie im Immobilienbereich. Das<br />

flächen mäßig größte Gebäude der Welt, das Terminal 3 im<br />

Flughafen von Dubai, hat eine Nutzfläche von 1,5 Millionen<br />

m 2 . Das weltweit höchste Gebäude, der Burj Khalifa, der<br />

ebenfalls in Dubai steht, erreicht eine Höhe von 830 Metern.<br />

Gigantisch sind in einigen Städten inzwischen auch die<br />

Mieten: Tokio hat nach einer aktuellen Untersuchung das<br />

weltweit höchste Mietniveau. Rund 3.200 Euro löhnt man<br />

hier monatlich für eine unmöblierte 3-Zimmer-Wohnung<br />

mit rund 80 m 2 . In Europa ist London ganz vorn bei den<br />

Mietpreisen – in der City kostet eine vergleichbare Wohnung<br />

2.500 Euro. Wie aber hält es die Branche mit <strong>Nachhaltig</strong>keit?<br />

Die <strong>Nachhaltig</strong>keits-Ratingagentur oekom research hat 148<br />

Unternehmen aus der Immobilienbranche danach untersucht,<br />

welche Rolle Themen wie Energieeffizienz, ökologisches<br />

Bauen und Gesundheit spielen. Die im Rahmen dieser<br />

Studie betrachteten Unternehmen sind in allen Bereichen<br />

der Immobilienbranche tätig. Sie investieren in Immobilien,<br />

vermieten und verwalten Büroflächen, Wohnraum,<br />

Einkaufszentren oder Lagerhallen. Da Immobilienunternehmen<br />

auch neue Projekte planen, bauen oder deren Bau in<br />

Auftrag geben, bestehen teilweise Überschneidungen mit<br />

der Baubranche.<br />

oekom hat 148 Unternehmen aus der Branche Real Estate<br />

in 27 Ländern, davon 28 aus den USA, 20 aus Hongkong, 15<br />

aus Japan und zehn aus Australien, untersucht.<br />

Gebäude verursachen ein Drittel aller CO 2<br />

-Emissionen<br />

Gebäude tragen in den Industriestaaten ungefähr zu 40 Prozent<br />

zum Energieverbrauch bei und verursachen somit einen<br />

Großteil der energiebezogenen Treibhausgasemissionen<br />

Bewertung von Immobilienunternehmen im Bereich Energieeffizienz<br />

Brish Land<br />

Capital Shopping<br />

Centres<br />

JM<br />

Unibail-Rodamco<br />

Klepierre<br />

Hammerson<br />

17,0<br />

Prologis 17,0<br />

33,0<br />

33,0<br />

50,0<br />

50,0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Bewertung ausgewählter Unternehmen bei Richtlinien/Maßnahmen zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz; Skala: 0 bis 100 (Bestnote); Stand 10.01.<strong>2013</strong>;<br />

Quelle: oekom research (<strong>2013</strong>).<br />

(THG). Weltweit sind sie für ca. ein Drittel aller CO 2<br />

-Emissionen<br />

verantwortlich. Der größte Anteil entsteht durch Heizen,<br />

Kühlen, Lüften und Beleuchten.<br />

Daher sind energieeffiziente Gebäude ein zentraler Pfeiler<br />

für den Klimaschutz. Durch Isolierung der Gebäudehülle,<br />

begrünte Dächer, natürliche Lüftung und Berücksichtigung<br />

der Sonneneinstrahlung reduzieren energieeffiziente Gebäude<br />

den Energieverbrauch zum Heizen oder Kühlen. Auch<br />

energiesparende Leuchtmittel, automatisierte Beleuchtung<br />

und Wärmerückgewinnung helfen, Energie einzusparen.<br />

Das gilt nicht erst beim Kauf von Immobilien. Insbesondere<br />

Gebäude, die älter als 30 Jahre sind, können durch eine<br />

energetische Sanierung sehr viel Energie einsparen. Energieeffizienzmaßnahmen<br />

sollten also vor allem auf Altbauten<br />

abzielen.<br />

Wetterextreme gefährden Immobilienwert<br />

Erneuerbare Energien, wie die Gewinnung von Strom aus<br />

Solarzellen, helfen, die CO 2<br />

-Emissionen zu verringern. Eine<br />

energieeffiziente Gebäudeverwaltung muss Verbrauchsdaten<br />

erheben und Reduktionsziele festlegen. Nicht zu unterschätzen<br />

ist hier der Einfluss der Mieter. „Grüne“ Mietverträge<br />

verpflichten Mieter, Umweltaspekte einzuhalten.<br />

Die Klimastrategie von Immobilienunternehmen sollte eine<br />

Analyse der physischen Risiken des <strong>Klimawandel</strong>s enthalten<br />

und aufzeigen, wie sich das Unternehmen dagegen wappnet.<br />

Denn die Zunahme von Stürmen und Überflutungen sowie<br />

der Anstieg des Meeresspiegels können den Wert von Gebäuden<br />

oder Grundstücken erheblich beeinträchtigen. Als<br />

Bauland ausgewiesene Flächen schrumpfen.<br />

67,0<br />

Ökologisches Bauen und Sanieren<br />

Eine ökonomische und ökologische Lebenszyklusanalyse<br />

sollte schon in der<br />

Planung die Abrisskosten berücksichtigen<br />

und im Blick haben, dass die Herstellung<br />

von Materialien wie Stahl und Zement viel<br />

Energie kostet. Nachwachsende Rohstoffe<br />

können in die Wärmedämmung fließen,<br />

etwa in Form von Holzfaserdämmplatten,<br />

Schafwoll- oder Flachsdämmung.<br />

Wiederverwertetes Material reduziert die<br />

zur Entsorgung anfallenden Mengen an<br />

Bauschutt drastisch. Beachtet man zudem<br />

Haltbarkeit und Wartungsfreundlichkeit<br />

der Baustoffe, sinken langfristig auch die<br />

Kosten.<br />

Die Bauweise eines umweltverträglichen<br />

Gebäudes berücksichtigt auch den Wasserverbrauch.<br />

Dazu gehören die Suche nach<br />

und die Reparatur von lecken Leitungen<br />

sowie die Installation automatischer Armaturen<br />

und WC-Spülkästen mit Zwei-Mengen-Technik.<br />

Für die Toilettenspülung und<br />

die Gartenbewässerung reicht Regen- oder<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

93


Themen | Branchenreport |<br />

Grün gedacht, grün gemacht: Gebäude tragen in den Industriestaaten ungefähr zu 40 Prozent zum Energieverbrauch bei. Begrünte Dächer<br />

und Fassaden kühlen Gebäude im Sommer, dämmen sie im Winter und verwandeln triste Straßenzüge in vertikale Parkanlagen.<br />

Brauchwasser. Während des Baus sollte man den Wasserverbrauch<br />

kontrollieren und anfallendes Abwasser behandeln.<br />

Wohlbefinden steigern, düstere Ecken vermeiden<br />

Menschen verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit in<br />

Gebäuden. Daher sollten Entwickler und Vermieter von<br />

Wohngebäuden, Büroimmobilien und Einkaufszentren dafür<br />

sorgen, dass die Luftqualität nicht unter schädlichen Ausgasungen<br />

der Baumaterialien leidet.<br />

Bewertung von Immobilienunternehmen im Bereich Gesundheit<br />

der Gebäudenutzer<br />

JM<br />

Brish Land<br />

Unibail-Rodamco<br />

SEGRO<br />

Akademiska Hus<br />

Stockland<br />

Klepierre 0,0<br />

8,0<br />

17,0<br />

17,0<br />

33,0<br />

33,0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Bewertung der Maßnahmen von ausgewählten Unternehmen, um Gesundheit und<br />

Wohlbefinden der Gebäudenutzer sicherzustellen; Skala: 0 bis 100 (Bestnote);<br />

Stand 10.01.<strong>2013</strong>; Quelle: oekom research (<strong>2013</strong>).<br />

83,0<br />

Die untersuchten Unternehmen GPT Group und Unibail-Rodamco<br />

verwenden etwa bevorzugt Farben, Klebstoffe und<br />

Bodenbeläge mit niedrigem Anteil an flüchtigen organischen<br />

Bestandteilen. Zusätzlich sollten Unternehmen auch darauf<br />

achten, Lärm und elektromagnetische Felder in Wohnungen zu<br />

vermeiden. Generell ist es für Gebäudenutzer attraktiv, wenn<br />

sie ihre Umgebung selbst kontrollieren können, z.B. indem sie<br />

die Heizung, Kühlung und Beleuchtung in Räumen individuell<br />

regulieren und die Fenster zum Lüften öffnen können.<br />

Studien zeigen außerdem, dass Büroarbeitsplätze<br />

mit Blick ins Freie die Produktivität<br />

steigern und Einkaufsflächen mit Tageslicht<br />

den Umsatz erhöhen. Damit sich Gebäudenutzer<br />

sicher fühlen, sollte man in der<br />

Planungsphase düstere Ecken rund um das<br />

Gebäude vermeiden.<br />

Nicht selbstverständlich: Sicherheit für<br />

Bauarbeiter<br />

Die Gesundheit und Sicherheit der Bauarbeiter<br />

ist immer noch keine absolute Selbstverständlichkeit.<br />

Selbst etablierte Unternehmen<br />

beklagen immer wieder tödliche Unfälle.<br />

Einige Immobilienunternehmen sind selbst<br />

Bauunternehmer und tragen somit direkt<br />

Verantwortung für den Arbeitsschutz ihrer<br />

Angestellten. Andere lagern Bauaktivitäten<br />

aus und sind damit indirekt – über Auswahl<br />

und Überwachung der Subunternehmer – für<br />

die Sicherheitsstandards auf den Baustellen<br />

verantwortlich.<br />

Die starke Konkurrenz im Bausektor und die<br />

Auftragsvergabe an kleine Firmen gefährden<br />

Foto: © iStockphoto<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Branchenreport | Themen<br />

allerdings Arbeitnehmerrechte, angemessene Arbeitszeiten,<br />

eine faire Bezahlung oder das Recht, sich gewerkschaftlich<br />

zu organisieren. Nur verhältnismäßig wenige Unternehmen<br />

(z.B. GPT Group und Hammerson) wirken diesem Trend durch<br />

Standards für Lieferanten und Auftragnehmer entgegen.<br />

Die Standortwahl: Lieber Innenstadt als grüne Wiese<br />

So soll man es nicht machen: Das Einkaufszentrum liegt zwar<br />

im Grünen, ist aber fernab der Stadt und somit nur mit dem<br />

Auto zu erreichen. <strong>Nachhaltig</strong>e Projekte unterstützen die<br />

soziale und ökologische Regenerierung der Innenstädte, sind<br />

aber eine große Herausforderung für die Immobilienunternehmen.<br />

Sie müssen darauf achten, ihre Projekte gut in die<br />

Stadtplanung einzubinden und den Dialog mit Anwohnern<br />

und Kommunen zu führen.<br />

Innovative Projekte mischen die Lebensbereiche (Arbeiten,<br />

Wohnen und Einkaufen). Sie revitalisieren die Innenstadt, schaffen<br />

Arbeitsplätze, sind im Viertel willkommen und finden schnell<br />

Mieter. Insbesondere Immobilienentwicklungen außerhalb<br />

von Städten sollten mit dem Nahverkehr erreichbar sein. Eine<br />

systematische Umweltverträglichkeitsprüfung, die Artenschutz,<br />

Auswirkungen auf das Mikroklima, Altlasten im Boden und effizienten<br />

Flächenverbrauch berücksichtigt, gehört zum Standard.<br />

Bei <strong>Nachhaltig</strong>keit hat die Immobilienbranche<br />

Aufholbedarf<br />

Das oekom Corporate Rating der Immobilienbranche zeigt,<br />

dass bislang nur wenige Unternehmen Themen wie Energieeffizienz,<br />

ökologisches Bauen und Luftqualität in Innenräumen<br />

systematisch in die Projektentwicklung und Renovierung<br />

ihres Immobilienportfolios integrieren.<br />

Verbesserungspotenzial gibt es in der gesamten Branche<br />

insbesondere bei der Gewährleistung von <strong>Nachhaltig</strong>keitsstandards,<br />

bei der Beschaffung von Materialien sowie bei<br />

Arbeitsbedingungen. Da viele Unternehmen ihre Aktivitäten<br />

auslagern, sollten sie dafür sorgen, dass die Mitarbeiter der<br />

Auftragnehmer unter angemessenen Bedingungen arbeiten<br />

können. Bei den Lieferantenstandards besteht bei den untersuchten<br />

Unternehmen noch großer Nachholbedarf.<br />

Zukünftig werden die Immobilienunternehmen Trends in<br />

der demografischen Entwicklung stärker berücksichtigen<br />

müssen, um Leerstände zu vermeiden. Einerseits müssen<br />

Wohnungen altersgerecht sein, um dem Wunsch älterer<br />

Menschen nachzukommen, so lange wie möglich in vertrauter<br />

Umgebung leben zu können. Andererseits ist die<br />

Zunahme von Single-Haushalten sowie die regionale Zuund<br />

Abwanderung eine echte Herausforderung. Langfristig<br />

erfolgreich werden daher die Unternehmen sein, die ihr<br />

Immobilienportfolio an eine sich wandelnde Gesellschaft<br />

anpassen und in der Raumgestaltung flexibel sind.<br />

Susanne Schwind<br />

ist seit 2006 bei oekom research und als Senior Analyst für die Bewertung<br />

der Immobilienbranche zuständig. Sie ist verantwortlich<br />

für die Transportinfrastrukturbranche und betreut Unternehmen<br />

der Finanzbranche.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

95


Themen | anzeige |<br />

Alles im grünen Bereich<br />

In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen<br />

sind energieeffiziente Immobilien<br />

von großer Bedeutung. Studien zufolge<br />

können sogenannte Green Buildings rund<br />

30 Prozent mehr Energie einsparen als<br />

konventionelle Gebäude. Bei dem Fertighaushersteller<br />

OKAL steht deswegen das<br />

Thema umweltfreundliches Wohnen an<br />

erster Stelle. Moderne Heizungssysteme,<br />

die Verwendung nachwachsender Rohstoffe<br />

und die Gebäudetechnik „myGEKKO“<br />

helfen dabei, Energie zu sparen. „Die Nachfrage<br />

nach grünen Immobilien ist enorm<br />

gestiegen. Wir wollen dazu beitragen,<br />

dass nachhaltiges Bauen so einfach wie<br />

möglich ist“, sagt OKAL Geschäftsführer<br />

Friedemann Born.<br />

Kreative Köpfe, innovative Ideen<br />

Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben,<br />

setzt der Fertighausbauer auf die Entwicklung<br />

zukunftsweisender Ideen. Gemeinsam mit der<br />

TU Darmstadt hat OKAL das Projekt „Green<br />

Concept“ initiiert. Architektur-Studenten der<br />

Hochschule entwarfen im Rahmen eines Wettbewerbs<br />

das „Haus der Zukunft“. „Sie haben<br />

tolle Ideen entwickelt, die uns als Denkanstöße<br />

für künftige Entwürfe dienen“, lobt Born die<br />

Leistung der Projektteilnehmer.<br />

Gewonnen hat ein schlichter rechteckiger<br />

Hausentwurf, bei dem die Außenfassade<br />

mit Holzlamellen verkleidet ist. Teilweise<br />

verlaufen sie vor den Fenstern und dienen in<br />

einem urbanen Umfeld als Sichtschutz. „Die<br />

Ergebnisse sollen in die Entwicklung neuer<br />

Fertighaus-Generationen einfließen, damit<br />

wir noch innovativere Lösungen für nachhaltiges<br />

Wohnen anbieten können“, sagt Born.<br />

Der Entwurf wird nun gemeinsam mit der<br />

Siegerin Cansu Önel weiter ausgearbeitet.<br />

Baustoffe der Zukunft<br />

OKAL verwendet bei dem Bau seiner Häuser<br />

verstärkt den nachwachsenden Rohstoff<br />

Holz. Das Holz stammt aus einheimischem<br />

Anbau und nachhaltig bewirtschafteten<br />

Wäldern, in denen ökonomische, ökologische<br />

und soziale Standards eingehalten<br />

werden.<br />

Doch nicht nur bei den Baustoffen wird<br />

auf <strong>Nachhaltig</strong>keit geachtet. Seit einiger<br />

Zeit gehört das intelligente Gebäudemanagement-System<br />

„myGEKKO“ zur<br />

Standardausstattung des Herstellers. Mit<br />

diesem können die Bewohner des Hauses<br />

den Energieverbrauch kontrollieren und<br />

die Heizungsanlage steuern. Auf Wunsch<br />

kann es modular erweitert werden. Dann<br />

ist beispielsweise auch die Einstellung der<br />

Beleuchtung per Smartphone möglich.<br />

Ebenso bietet OKAL verschiedene nachhaltige<br />

Heizungssysteme an. „Gemeinsam mit<br />

unseren Kunden schaffen wir ein Zuhause,<br />

das ihre persönliche Bedürfnisse mit den<br />

Anforderungen des nachhaltigen Bauens in<br />

Einklang bringt“, sagt Born.<br />

Ausgezeichnete Qualität<br />

OKALs Angebot hat in diesem Jahr nicht nur<br />

Kunden überzeugt, sondern auch die Deutsche<br />

Gesellschaft für nachhaltiges Bauen<br />

(DGNB). Ein Musterhaus in Mülheim-Kärlich<br />

erhielt ein Zertifikat in Silber. Damit ist OKAL<br />

der erste Hersteller, der die begehrte Auszeichnung<br />

für ein bereits realisiertes Projekt<br />

bekam. Auf lange Sicht soll die DGNB-Auszeichnung<br />

aller Häuser angestrebt werden.<br />

www.okal.de<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| anzeige | Themen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu Ende gedacht:<br />

„the blue way“<br />

Immobilien prägen unsere Lebensräume<br />

auf lange Zeit. Dabei wird es immer wichtiger,<br />

mit den vorhandenen Ressourcen<br />

schonend umzugehen und regenerative<br />

Energien einzusetzen. Auch bei der<br />

Umsetzung der Energiewende hat die<br />

Immobilienwirtschaft einen wesentlichen<br />

Beitrag zu leisten. Schließlich verbrauchen<br />

Gebäude rund 40 Prozent der gesamten<br />

Energie in Deutschland. Über effektive<br />

Fassadendämmung, die Nutzung von Erdwärme,<br />

intelligente Gebäudetechnik oder<br />

eine effiziente Beleuchtung lässt sich hier<br />

viel erreichen.<br />

Drees & Sommer ist beim Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

schon immer einen anderen Weg<br />

gegangen: „the blue way“. Das heißt, das<br />

Unternehmen sichert den Erfolg der Auftraggeber<br />

durch ganzheitliches und nachhaltiges<br />

Denken und Handeln.<br />

Mit geballter Innovationskraft befindet<br />

sich das Unternehmen bereits seit über 40<br />

Jahren auf dem „blue way“: Als eines der<br />

ersten Unternehmen der Immobilienwirtschaft<br />

bringt Drees & Sommer die Aspekte<br />

der Ökonomie und der Ökologie unter einen<br />

Hut. Investitions- und Betriebskosten, Funktionalität<br />

und Prozessqualität sind dabei<br />

ebenso wichtig wie Gestaltung, Gesundheit,<br />

Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit. Anfang<br />

der 90er-Jahre hat das Unternehmen<br />

beispielsweise mit dem General Management<br />

für den Potsdamer Platz ein Projekt<br />

realisiert, bei dem ein ganzer Stadtteil so<br />

nachhaltig geplant und umgesetzt wurde,<br />

dass er 20 Jahre später das DGNB Zertifikat<br />

Neubau Stadtquartiere erhielt.<br />

Den gesamten Immobilienzyklus im Blick<br />

Mit „the blue way“ lassen sich die Spannungsfelder<br />

Funktionalität und Gestaltung,<br />

Prozesse und Wohlbefinden, Technik und<br />

Gesundheit, und vor allem Ökonomie und<br />

der Ökologie auf hohem Niveau in Einklang<br />

bringen. Schließlich wird sich ein Gebäude<br />

nur am Markt durchsetzen, wenn es all diese<br />

Faktoren in sich vereint. Eine Immobilie<br />

ohne Klimaanlage mag ökonomisch und<br />

ökologisch effizient sein – wenn sie jedoch<br />

beispielsweise durch Betonkernaktivierung<br />

– nicht das Wohlbefinden der Nutzer unterstützt,<br />

wird sie nicht zukunftsfähig sein.<br />

Dazu gehört auch die Optimierung der<br />

Lebenszykluskosten, beispielsweise mittels<br />

effizienten Gebäudebetriebs. Diese Prämisse<br />

gilt dabei nicht nur für Immobilien. Vielmehr<br />

ist die Erfüllung dieser Anforderungen<br />

Erfolgsgrundlage für alle Bereiche, die mit<br />

den Themen Energieeinsparung und dem<br />

Ausbau alternativer Energien korrelieren.<br />

Optimieren im Bestand<br />

Im Gebäudebereich sind es vor allem<br />

Bestandsimmobilien, die einer wirtschaftlichen,<br />

technischen, ökologischen und organisatorischen<br />

Beratung bedürfen, damit<br />

Renditen von Immobilien und Portfolios<br />

verbessert werden können. Beispielsweise<br />

lässt sich mit Hilfe der Immobilienwert- und<br />

Bilanzanalyse die wirtschaftlich und kaufmännisch<br />

optimale Immobilienstrategie<br />

ermitteln. Aber auch für Unternehmensthemen,<br />

die nicht auf den ersten Blick mit<br />

der Immobilie zusammenhängen, führt<br />

Prozess- und Unternehmensberatung im<br />

Sinne des blue ways zu einer deutlichen<br />

Verbesserung des Betriebs.<br />

Die Immobilie als Rohstoffreservoir<br />

Generell gilt es, neben den erforderlichen<br />

Energieeinsparmaßnahmen die Notwendigkeit<br />

zur Ressourcenschonung von baulichen<br />

Rohstoffen wieder in den Blickpunkt zu rücken.<br />

Diese nach Abriss des Gebäudes neu<br />

einzusetzen, ist sowohl umweltfreundlich<br />

und ressourcenschonend als auch langfristig<br />

wirtschaftlich: Der Wert von Kupfer<br />

beispielsweise steigt weiter an.<br />

Drees & Sommer<br />

Obere Waldplätze 13<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel: +49 711 1317-181<br />

Fax: +49 711 1317-114<br />

valeria.goller@dreso.com<br />

www.dreso.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

97


Themen | food |<br />

So kocht die Produktivität<br />

Currywurst oder Körnerküche? Viele Betriebsgastronomen meinen, sie müssten<br />

sich zwischen gesundem, ökologischem Essen und Wirtschaftlichkeit entscheiden.<br />

Dabei lässt sich beides gewinnbringend verbinden.<br />

Von Tina Teucher<br />

„Mache ich genug für die lebenswerte Zukunft meiner Kinder?“,<br />

fragte sich Thomas Donhauser, als er den Film „Eine<br />

unbequeme Wahrheit“ gesehen hatte. Darin erklärt der<br />

ehemalige US-Vizepräsident Al Gore, welche verheerenden<br />

Auswirkungen das aktuelle <strong>Wirtschaften</strong> der Menschen auf<br />

das Klima und die Generationen nach uns hat. Beruflich ist<br />

Donhauser Leiter der Restaurant Services Siemens AG. Damit<br />

ist er Herr über 60 Kantinen und bewirtet täglich 50.000<br />

Tischgäste. Was könnte er für eine zukunftsfähige Welt tun?<br />

Gemeinsam mit der Siemens-Abteilung Corporate Technology<br />

stellte er sich eine kritische Frage nach der anderen:<br />

Wie klimafreundlich kann ein Casino sein? Wie grün sind wir<br />

heute? Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen – und zu<br />

welchen Kosten? Damit hinterfragte er Traditionen, nicht nur<br />

in seinem eigenen Unternehmen.<br />

Die Deutschen konsumieren 40 Prozent ihrer Lebensmittel<br />

nicht zu Hause. Das überrascht nicht, denn die Mittagspause<br />

findet oftmals in der Betriebskantine statt. Das Marktvolumen<br />

der Betriebsgastronomie beträgt etwa 14,8 Milliarden Euro pro<br />

Jahr. Von den rund 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland<br />

haben 17 Millionen Zugang zu Kantinen, 13 Millionen nutzen<br />

das Angebot. Betriebsgastronomen hätten also eine Menge<br />

Macht, die sie nutzen könnten, um die <strong>Nachhaltig</strong>keit auf die<br />

Tische zu bringen. Etwa mit biologisch angebauten, regionalen<br />

und saisonalen Speisen. Denn die sind meist weniger<br />

ressourcen- und energieintensiv in der Herstellung. Doch was<br />

haben Unternehmen davon, ihren Mitarbeitern statt billigen<br />

Einheitsbrei Öko-Lasagne und Bio-Säfte aufzutischen?<br />

Mitarbeiter, die gesund essen, sind seltener krank<br />

Was wie eine Binsenweisheit aus dem Tante-Emma-Laden<br />

klingt, ist in Wahrheit knallharte Kostenkalkulation und ein<br />

Gebot personalpolitischer Klugheit: Mitarbeiter, die sich gesund<br />

ernähren, sind seltener krank, was Kosten und Ausfallzeiten<br />

für den Arbeitgeber reduziert. Der volkswirtschaftliche<br />

Schaden durch kranke Mitarbeiter liegt Experten zufolge bei<br />

rund 130 Milliarden Euro jährlich. Die Versicherungskammer<br />

Bayern untersuchte mit der Hochschule Niederrhein, wie<br />

gesundes Essen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit<br />

von Mitarbeitern beeinflusst. Ergebnis: Die teilnehmenden<br />

Mitarbeiter erzielten nach einem gesunden Mittagessen –<br />

wie z.B. Béchamel-Chicorée mit Spinatspätzle oder Gemüselasagne<br />

– in Konzentrationstests um bis zu drei Prozent<br />

bessere Ergebnisse. Sie waren wacher, fokussierter, fühlten<br />

sich wohler und leistungsfähiger als sonst nach dem Essen.<br />

Siemens-Restaurantleiter Thomas Donhauser wollte solche<br />

Gesundheitsvorteile für seine Tischgäste mit Klimaschutz<br />

verbinden. Am einfachsten funktioniert das über ein Weniger<br />

an tierischen Produkten: Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Ernährung (DGE) warnt, dass zu viel Fleischkonsum ungesund<br />

sei. Vegetarier sind gesünder, seltener übergewichtig und erkranken<br />

seltener an Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten,<br />

wie Studien nahelegen. Außerdem ist pflanzliche Nahrung<br />

klimaverträglicher: Ein Eintopf aus einem Kilo Gemüse belastet<br />

die Atmosphäre etwa einhundert Mal weniger mit Treibhausgasen<br />

als die Produktion von einem Kilo Fleisch. „Wer einmal<br />

pro Woche auf eine Portion Currywurst mit Pommes oder<br />

ein Rindersteak verzichtet, spart mehr CO 2<br />

ein, als wenn er<br />

zu Hause von Glühbirnen auf Energiesparlampen umstellt“,<br />

hat Sebastian Schubert vom Verein GreenFlux aus verschiedenen<br />

Studien mit seinen Kollegen vom Projekt Klimateller<br />

CO 2<br />

-Sparen statt Bloody Monday<br />

Immer mehr Unternehmen testen ökologische Alternativen am<br />

Herd. Die Allianz-Versicherung steigert den Bio-Anteil ihres Angebots,<br />

das Landshuter Kinderkrankenhaus St. Marien bietet seit 2008<br />

als erstes Krankenhaus in Deutschland einhundert Prozent Bio-Essen<br />

an und die Fasten-Pioniere der Buchinger Klinik kochen für ihre Patienten<br />

selbstverständlich zu 100 Prozent vegetarisch und biologisch.<br />

Lufthansa Hamburg verbannt mit der Initiative „Klimateller“ einmal<br />

pro Woche umweltschädliche Lebensmittel vom Speiseplan<br />

und konnte so in acht Monaten etwa 25 Tonnen CO 2<br />

vermeiden.<br />

Puma beteiligt sich seit 2009 an der Meat Free Monday Kampagne,<br />

die der Ex-Beatle Paul McCartney mit seinen Töchtern Stella und<br />

Mary ins Leben gerufen hat. Die Aktion erreicht 11.000 Mitarbeiter<br />

weltweit. Zunächst kamen an diesen fleischfreien Tagen 20 Prozent<br />

weniger Gäste, später aber kamen sie zurück.<br />

Auch externe Dienstleister nehmen den Trend zur <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

auf. Die Compass Group, Marktführer für Catering und Food Services<br />

in Deutschland, kooperiert seit <strong>2013</strong> mit dem Vegetarierbund<br />

und will ihre jährlich 80 Millionen Gäste (vier Milliarden weltweit)<br />

für eine gesündere und klimafreundlichere Ernährung begeistern.<br />

98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| food | Themen<br />

Foto: oben und links: © Siemens Real Estate Restaurant Services; rechts: © CandyBox Images - Fotolia.com<br />

Frisch und nachhaltig. Ein Gericht aus Gemüse und Meeresfrüchten, am besten MSC-zertifiziert, zieht Gäste an und ist günstiger als ein Steak.<br />

(oben und rechts). Gastronomen, Betriebsleiter, Küchenchefs und Einkäufer unterstützen als „BioMentoren“ Kollegen anderer Küchen praxisnah<br />

und ehrenamtlich bei der Umstellung auf ein nachhaltiges Angebot (links).<br />

errechnet. Deshalb bietet Donhauser im Rahmen seiner „Terra<br />

Kampagne“ jeden ersten Donnerstag im Monat drei von vier<br />

Gerichten ohne Fleisch an. Im September 2012 etwa verspeisten<br />

Siemens-Mitarbeiter 21.370 vegetarische Gerichte mehr<br />

als sonst. Sie sparten so über vier Tonnen Fleisch und über 13<br />

Tonnen CO 2<br />

. An einigen Werksstandorten, wo vor allem Industriearbeiter<br />

und Handwerker das Casino nutzen, würde jedoch<br />

ein ausschließlich vegetarisches Angebot nicht funktionieren.<br />

„Deshalb lassen wir immer die Wahl, ob Fleischgericht oder<br />

vegetarisch, haben den Donnerstag aber flächendeckend in<br />

allen 60 Restaurants einführen können“, so Donhauser.<br />

Auch die Versicherungskammer Bayern hatte bei der Einführung<br />

eines wöchentlichen Veggie-Tags 2010 mit Widerständen<br />

zu kämpfen. Viele Mitarbeiter wollen sich nicht bevormunden<br />

lassen oder auf Fleisch verzichten. „Wir sind ganz bewusst<br />

in die Auseinandersetzung mit dem Thema gegangen“, sagt<br />

der Casinoleiter der Versicherungskammer Bayern, Christian<br />

Feist. Feist und seine Kollegen argumentieren gegenüber<br />

der Geschäftsführung unternehmerisch: „Gesunde und verantwortungsvolle<br />

Kost macht uns als Arbeitgeber modern,<br />

innovativ und streitbar im positiven Sinne.“<br />

Trotzdem: Am Veggie-Tag sitzen etwa fünf Prozent weniger<br />

Mitarbeiter in der Betriebskantine. Doch bei den meisten<br />

Beschäftigten trifft die Initiative auf Zustimmung – einige<br />

führen sogar zu Hause einen fleischfreien Tag ein.<br />

Neben Gesundheit und Klima lässt sich auch aus ökonomischen<br />

Gründen für nachhaltigere Waren argumentieren. Denn<br />

regionale und saisonale Rohstoffe sind nicht nur weniger<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


thEMEN | FOOD |<br />

Massenabfertigung oder Speisen mit Ambiente? Betriebsgastronomen können nicht nur über das Essen zum Wohlbefinden ihrer Gäste<br />

beitragen. Im Hado-Konzept der Siemens-Restaurants spielen Farben und Materialien harmonisch zusammen. Holzböden und gelbe bis<br />

dunkelrote Wandtöne wirken beruhigend.<br />

transport- und damit emissionsintensiv, sie sind oft auch<br />

günstiger. Die kostspieligste Teilkomponente auf dem Teller<br />

ist nach Thomas Donhausers Erfahrung das Fleisch. Wenn<br />

man es durch eine Gemüsekreation ersetzt, kann man den<br />

Verkaufspreis sogar mit teurerer, aber gesünderer Bio-Ware<br />

halten. Sie ist gesünder für die Gäste, da sie ohne Pestizide<br />

und synthetische Düngemittel auskommt, keine künstlichen<br />

Was kann mein Betrieb tun?<br />

abfallvermeidung: Deutsche Profiküchen werfen jährlich ca. 1,9<br />

Millionen Tonnen Nahrungsmittel weg, das macht 17 Prozent der<br />

insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittelmüll deutschlandweit.<br />

Unilever zeigt Unternehmen, wie sie Abfall entlang der Wertschöpfungskette<br />

strategisch vermeiden können (siehe Bild unter www.<br />

<strong>forum</strong>-csr.net/special/food). So gibt es etwa bei der Versicherungskammer<br />

Bayern recycelbare und biologisch abbaubare Mehrwegbecher<br />

in der Kaffeebar. Kreativ wurden die Casino-Mitarbeiter bei<br />

MAN. Sie bieten immer freitags ein reste-Buffet für die Angestellten,<br />

auch zum Mitnachhausenehmen.<br />

Regionalität: Lange Transportwege belasten das Klima. Lokale Beschaffung<br />

fördert dagegen die Agro-Biodiversität vor Ort – etwa die<br />

in Vergessenheit geratenen Gemüsesorten Pastinaken oder Linsen.<br />

Suchen Sie Lieferanten in der Nähe.<br />

Saisonalität: „Die Natur bringt das hervor, was unser Körper in der<br />

jeweiligen Jahreszeit braucht“, sagt Andreas Schneider von der initiative<br />

GV nachhaltig. Erdbeeren seien daher auch im Frühsommer<br />

besonders schmackhaft, im Winter könnten Kantinen gern auch<br />

öfter mal originelle und nährstoffreiche Kohlkreationen zaubern.<br />

Größerer Pflanzenanteil: Die meisten Köche erlernen die Speisenzubereitung<br />

nach dem Prinzip „Fleischteil, Kohlenhydratbeilage, Gemüse“.<br />

Doch nur ein Stück Fleischersatz macht noch kein gutes vegetarisches<br />

Essen. Betriebe sollten daher nicht nur den pflanzlichen<br />

Anteil ihrer Gerichte erhöhen, sondern v.a. die vegetarische Qualität<br />

verbessern, indem sie vollwertige, schmackhafte Gerichte anbieten.<br />

Ressourceneffizienz: Strom- und Wasserverbrauch lassen sich durch<br />

moderne Geräte und geschulte Bedienung stark verringern.<br />

Geschmacks- und Farbstoffe oder Antibiotika enthält und wegen<br />

hochwertiger Zutaten und schonendem Anbau oft auch<br />

besser schmeckt. Nebenbei fördert der ökologische Anbau<br />

Land und Leute: „Bio“ ist bekannt für biologische Vielfalt auf<br />

dem Acker, mehr Arbeitsplätze durch mehr Handarbeit, artgerechte<br />

Tierhaltung und geschlossene Wirtschaftskreisläufe<br />

mit organischen statt fossilen Düngemitteln.<br />

am anfang muss nicht alles Bio sein<br />

Kein Gastronom muss seine Produkte von heute auf morgen<br />

auf <strong>Nachhaltig</strong>keit trimmen. Er kann die Menge an<br />

Bio-rohstoffen je nach Anzahl der Tischgäste, den bisherigen<br />

Essgewohnheiten und räumlichkeiten variieren. Dann gibt es<br />

regelmäßig einzelne Bio-Produkte und -Menükomponenten,<br />

die das ganze Jahr über günstig verfügbar sind, wie Kartoffeln,<br />

Karotten, Mehl. An einem Tag kann es ein komplettes<br />

Bio-Gericht geben, bei dem alle Zutaten aus ökologischer<br />

Landwirtschaft stammen. „<strong>Nachhaltig</strong>keits-Tage“ lassen sich<br />

gut bewerben, so auch eine „Aktionswoche“, die Aufschluss<br />

über die Akzeptanz der Gäste gibt. Beliebt bei Mitarbeitern<br />

kann auch die kleine Öko-Zwischenverpflegung mit Getränken,<br />

Gebäck oder Obst sein.<br />

Die Einführung einzelner Bio-Produkte kostet zunächst<br />

mehr, weil auch die Produzenten –durch mehr Handarbeit,<br />

teureren Bio-Dünger – einen höheren Aufwand und<br />

geringere Erträge haben. Damit der Preis für das Unternehmen<br />

oder die Gäste nicht sprunghaft steigt, empfehlen<br />

Experten, anfangs einfache Gerichte attraktiv zuzubereiten<br />

und wenig Fleisch oder günstigere Fleischteile zu verarbeiten<br />

– es muss nicht immer Bio-Filet sein. „Ein Einstieg<br />

mit einzelnen Bio-Komponenten, wie Kartoffeln, hat sich<br />

bei uns bewährt“, bestätigt Hubert Bittl, Küchenleiter der<br />

Versicherungskammer Bayern.<br />

Foto: © © Siemens real Estate restaurant Services<br />

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Papier GmbH.


| food | Themen<br />

Gäste und Mitarbeiter brauchen Vertrauen<br />

In jedem Fall sollten Caterer und Betriebsgastronomen ihre<br />

Gäste möglichst umfassend über Neuerungen auf dem Speiseplan<br />

informieren. Gäste wollen erfahren, was ökologischer<br />

Landbau, Regionalität und Saisonalität bedeuten, woran man<br />

die Qualität dieser Produkte erkennt und warum sie teils<br />

teurer sind. Über den Mitbestimmungsparagraphen §87 im<br />

Betriebsverfassungsgesetz spricht auch der Betriebsrat bei<br />

der Verpflegung mit.<br />

Ohne ein kompetentes Küchenteam lässt sich kein <strong>Nachhaltig</strong>keitskonzept<br />

glaubwürdig vermitteln. Deshalb sollten Unternehmen<br />

bei der Konzeption alle Beteiligten einbeziehen.<br />

Küchenleitung, Küchenteam, Geschäftsleitung, Mitarbeiter<br />

(Gäste) und weitere Entscheidungsträger (z.B. Eltern in einem<br />

Kindergarten) geben Feedback zum neuen Angebot und erfahren<br />

Details über die Vorteile – etwa Qualität, gesellschaftliche<br />

Verantwortung, Imagepflege oder Wettbewerbsvorteile<br />

für das Unternehmen. Vertrauen schaffen Aushänge in der<br />

Kantine, Informationen in der Hauszeitschrift, im Intranet<br />

sowie Mitarbeiter-Newsletter. Besonders Schulungen, eine<br />

Bio-Hofbesichtigung oder auch Filme können viel bewirken.<br />

Siemens-Gastronomieleiter Thomas Donhauser war von Al<br />

Gores Film „Eine unbequeme Wahrheit“ so beeindruckt,<br />

dass er ihn Mitarbeitern, Kollegen und sogar dem Vorstand<br />

zeigte – und sie so für den Klimaschutz gewann.<br />

„Kümmerer“ motivieren Kollegen zum Ressourcenschutz<br />

Doch die <strong>Nachhaltig</strong>keit in der Gastronomie endet nicht bei<br />

der ökologischen und fleischlosen Verköstigung. Es lohnt<br />

sich, genauer hinzuschauen: „Wir haben 55 unserer eigenbewirtschafteten<br />

Mitarbeiterrestaurants untersucht und<br />

geclustert“, erzählt Thomas Donhauser. Er und sein Team<br />

waren verblüfft. Allein der Wasserverbrauch einer Kantine<br />

lässt sich um 30 Prozent und der Stromverbrauch um 32<br />

Prozent reduzieren, indem man Altgeräte durch neue Technik<br />

ersetzt – etwa neue Spülgeräte.<br />

Für mehr Effizienz in seinen Betrieben setzte Donhauser sogenannte<br />

Kümmerer ein, die ihren Kollegen erklären, was man<br />

zusätzlich verbessern kann. Die Kühlkammer muss schließlich<br />

nicht offen stehen bleiben und der Tellerwärmer nicht schon<br />

zwei Stunden vorher heizen. „Die Mitarbeiter können so viel<br />

„Bio“ in die Betriebsverpflegung integrieren<br />

Der Bund Naturschutz in Bayern gibt eine kostenlose Broschüre<br />

heraus: „Bio-Lebensmittel erfolgreich einsetzen – Tipps und Informationen<br />

für Verantwortliche in der Außer-Haus-Verpflegung“.<br />

Download bei <strong>forum</strong>-online unter www.<strong>forum</strong>-csr.net/special/food<br />

Kostenloser Küchencheck<br />

Die Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) bietet seit 2012 einen<br />

kostenlosen Küchencheck an. Dazu besucht ein Auditor der Kontrollstelle<br />

für einen Nachmittag den Gastronomiebetrieb. Er zeigt, wie<br />

Bio-Konzepte umgesetzt und Zertifizierungen vorbereitet werden.<br />

www.gfrs.de<br />

bewegen – immerhin sind etwa 1.000 Menschen in unseren<br />

Betrieben tätig“, betont der Restaurant-Leiter.<br />

Doch Donhauser ist nicht einfach ein klimaschützender<br />

Feinschmecker – er revolutioniert die Kantinen-Kultur. Ihn<br />

interessiert nicht nur, was auf dem Teller liegt, sondern auch<br />

der Raum, in dem seine Gäste essen und trinken. Die Siemens-Gastronomen<br />

kennen sich aus mit Farben und Formen,<br />

die das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern. Das Restaurant-Konzept<br />

„Hado Foodline“ will alle Sinne ansprechen und<br />

nutzt dafür im Design Naturstoffe, viel Holz, wenig Stahl, wenig<br />

Ecken und Kanten, mehr Rundes. Weniger Blau und Giftgrün,<br />

dafür mehr rote und orange Töne. Die Köche bereiten die<br />

Gerichte schonend, frisch und im „Front Cooking“ vor den<br />

Augen der Gäste zu – im Verhältnis 40 Prozent Bio, 40 Prozent<br />

konventionell und 20 Prozent Convenience, also vorgefertigte<br />

Speisen. Mit der Idee inspiriert Thomas Donhauser nun auch<br />

die Restaurant-Leiter anderer Betriebe – und hofft, seinen<br />

Kindern so eine lebenswertere Umwelt zu hinterlassen.<br />

Weiterführende Links<br />

Infos, die schmecken<br />

www.aid.de aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz<br />

www.bio-siegel.de Bio-Siegel für ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />

www.internorga.com Leitmesse für die Außer-Haus-Verpflegung,<br />

14.-19.3.2014<br />

www.jobundfit.de Tipps für gesunde Betriebsverpflegung<br />

www.biomentoren.de Die BioMentoren geben als nachhaltigkeitsbewusste<br />

Führungskräfte in Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung<br />

und Gastronomie anderen Küchenchefs ihr Wissen weiter. Die<br />

Initiative wurde vom <strong>Nachhaltig</strong>keitsrat als „Werkstatt N-Projekt<br />

<strong>2013</strong>“ benannt und von der UNESCO als Projekt der UN-Weltdekade<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.<br />

www.a-verdis.com Beratung für nachhaltige Verpflegung; eine der<br />

dort kostenlos erhältlichen Publikationen: Roehl & Dr. Straßner<br />

GbR (a’verdis): Mit einfachen Schritten zum Bio-Zertifikat – Ein Leitfaden<br />

für Großküchen und Gastronomie. Herausgeber: Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft und Ernährung, Münster, 2009.<br />

www.dig-home.de Das Deutsche Institut für Gemeinschaftsgastronomie<br />

e.V. ist ein Netzwerk großer Unternehmen, die ihre Gastronomie<br />

in Eigenregie betreiben. Das DIG hat <strong>Nachhaltig</strong>keit in seine<br />

Leitlinien mit aufgenommen.<br />

www.gv-nachhaltig.de Plattform des Vegetarierbunds Deutschland,<br />

der die Gemeinschaftsverpflegung bei der Verbesserung<br />

fleischloser Kost unterstützen will.<br />

www.fischbestaende-online.de Infos über die Auswahl von Fischrohwaren;<br />

mit den Suchfunktionen „Fischart“ und „Fanggebiet“<br />

lässt sich eine nachhaltige Einkaufsentscheidung treffen.<br />

www.realestate.siemens.com/restaurant-services/hado/hado.php<br />

Zutaten, Zubereitungsart, Rezepte und Räumlichkeiten: Bei Hado<br />

ist alles aufeinander abgestimmt, um das Wohlbefinden des Gasts<br />

zu fördern. Eine inspirierende Seite, die Gastronomen zum Weiterdenken<br />

einlädt.<br />

Fachmagazine für Gemeinschaftsverpflegung:<br />

www.gvmanager.de<br />

www.catering.de<br />

www.gv-kompakt.de<br />

www.die-biokueche.de<br />

www.gv-praxis.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

101


Themen | leserdiskussion |<br />

Geplanter Verschleiß<br />

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihr Handy<br />

nach so kurzer Zeit das Zeitliche segnet?<br />

Minderwertig: In vielen Jacken findet man Spiral-<br />

Reißverschlüsse, deren Zähne als Längsspirale statt<br />

einzeln aufgeführt sind. Das macht sie anfälliger.<br />

Die Hersteller sparen auch oft bei der Größe des<br />

Reißverschlusses, wodurch die „Spiralen“ und<br />

die Schieber („Zipper“) leichter ausreißen. Der<br />

Zipper selbst ist häufig zu weich oder dünn, biegt<br />

sich dadurch auf und schließt den Reißverschluss<br />

nicht mehr richtig. Austauschen lohnt sich in den<br />

seltensten Fällen – so landet das ganze Kleidungsstück<br />

im Müll.<br />

Ob die geliebte Sportjacke, das iPhone4 oder die Waschmaschine.<br />

Von vielen Dingen müssen wir uns eher trennen, als<br />

uns lieb ist. Die Hersteller selbst sorgen dafür: durch geplante<br />

Obsoleszenz. Hersteller bauen in ihre Produkte Schwachstellen<br />

oder für den Verschleiß anfällige Teile ein. Sie sollen nicht<br />

zu lange halten, damit wir bald wieder Neues kaufen und so<br />

die Umsätze der Produzenten ankurbeln.<br />

Laut einer Studie vom Frühjahr <strong>2013</strong> beläuft sich der volkswirtschaftliche<br />

Schaden durch geplante Obsoleszenz auf<br />

mehr als 100 Milliarden Euro jährlich. Mit seinen über 13.000<br />

Facebook-Fans setzt Stefan Schridde sich inzwischen zur<br />

Wehr. Er steht hinter der Website www.murks-nein-danke.<br />

de, auf der Opfer geplanter Obsoleszenz den „Murks“ melden<br />

können: Der Stabmixer, der kurz nach Ablauf der Garantie<br />

kaputt geht. Der Drucker, der durch einen eingebauten Zähler<br />

nach 3.000 Seiten einen „irreparablen“ Fehler meldet. Das<br />

iPhone4, das sich wegen seiner „Spezial“-Schrauben nur mit<br />

Spezialwerkzeug von Partnerwerkstätten reparieren lässt.<br />

Haben auch Sie Erfahrungen mit geplanter Obsoleszenz<br />

gemacht? Welche Reaktionen haben Sie auf Beschwerden<br />

an den Hersteller erhalten? Oder arbeiten Sie in einem Unternehmen,<br />

das sich bewusst für langlebige Produkte mit<br />

entsprechenden Garantien einsetzt?<br />

Diskutieren Sie mit uns auf<br />

www.facebook.com/<strong>forum</strong><strong>Nachhaltig</strong><strong>Wirtschaften</strong> oder schreiben<br />

sie uns einen Leserbrief an redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net. Einen<br />

Ausschnitt der Diskussion veröffentlichen wir in den kommenden<br />

Ausgaben des Magazins (Kürzungen vorbehalten).<br />

Das ist Ihre Meinung zu Produktkennzeichnungen<br />

Ernährungsampeln auf Chipstüten, Raucherbeine auf Zigarettenschachteln<br />

und Gentech-Zeichen auf Fertiggerichten: In der vergangenen<br />

Ausgabe wollten wir wissen, was Sie von Produktverpackungen<br />

erwarten.<br />

Sie haben uns geantwortet – per Mail, Facebook, Xing und Post.<br />

Eine Lesermeinung möchten wir Ihnen hier vorstellen:<br />

Aufklärung ist nicht die Aufgabe von Unternehmen<br />

„Ich bin der Überzeugung, dass Unternehmen nur bis zu einer bestimmten<br />

Grenze Verantwortung übernehmen können, da sie sonst<br />

einem Zielkonflikt ausgesetzt sind. Die Brauereigruppe InBev wird<br />

für werdende Mütter und Autofahrer gerne ‚Verantwortung’ übernehmen,<br />

indem sie Warnhinweise auf den Bierbüchsen abdruckt,<br />

jedoch kann von Unternehmen nicht erwartet werden, ihre Zielgruppe<br />

vor einer Suchtgefahr zu warnen.<br />

Vielmehr sollten Schulen, Institutionen sowie private Initiativen<br />

über Lebensmittellügen, richtiges Essverhalten, Gesundheitsfragen,<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Gefahren aufklären. Dieser Part kann und<br />

sollte nicht von den Unternehmen im Rahmen von CSR verlangt<br />

werden.“<br />

Johann Peters, CSO bei SeriousBox Deutschland AG, via Xing<br />

Foto: © MURKS? NEIN DANKE!<br />

102 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


wer weniger verbraucht,<br />

hat mehr energie<br />

zum wachsen.<br />

1/1 t-Systems<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e ICT-Lösungen von T-Systems helfen Unternehmen, Ressourcen<br />

zu schonen und den Umsatz zu steigern. www.t-systems.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

103


Themen | Social Business |<br />

Mrs Social und Mr Business –<br />

Schnuller und Lätzchen im Büro<br />

Betriebliche Kinderbetreuung ist nur was für große Konzerne?<br />

Stimmt nicht, zeigen Mrs Social und Mr Business bei sira munich.<br />

Mrs Social und Mr Business sind glücklich – sie bekommen<br />

Nachwuchs und werden ein kleine Familie.<br />

Doch schon ziehen die ersten<br />

dunklen Wolken am Horizont<br />

auf. Denn beide sind berufstätig<br />

und wollen das auch bleiben.<br />

Krippenplätze sind Mangelware<br />

und die Öffnungszeiten vertragen<br />

sich häufig nicht mit den Arbeitszeiten. Muss<br />

einer der beiden seinen Job aufgeben? „Warum<br />

ist das eigentlich so ein großes Problem?“ fragt<br />

sich Mrs Social. „Sollten unsere Arbeitgeber uns<br />

in dieser Phase nicht besser unterstützen als bisher?“ „Müssten<br />

sie eigentlich schon aus Eigeninteresse“, sagt Mr Business<br />

und hat auch schon die passende Geschäftsidee dazu.<br />

Christina Ramgraber und David Siekaczek, beide Gründer und<br />

Geschäftsführer der sira munich GmbH, erzählen in ihrem<br />

Tagebuch mehr dazu.<br />

12. Januar 2011: Wir gründen sira<br />

Heute ist es soweit. Wir gründen sira munich als GbR. Endlich<br />

kann es losgehen. Schon kurz nach der Gründung nimmt uns<br />

das Strascheg Center for Entrepreneurship in München als<br />

neues Team in seine „Start-up League“ auf. Wir bekommen<br />

dort ein Büro. Zusätzlich sind wir das erste Team in der ebenfalls<br />

neu gegründeten Social Entrepreneurship Akademie<br />

(SEA) in München.<br />

9. Mai 2011: sira-munich.de geht online<br />

Nach einer nicht ganz kurzen Entwicklungszeit und viel Unterstützung<br />

von tollen Helfern geht unsere Webseite<br />

www.sira-munich.de online. Jetzt sind wir wer!<br />

21. September 2011: Brezen und Freibier ziehen immer<br />

Wir gewinnen den Preis für den kreativsten Messestand auf<br />

dem LEUCHTTURM Social Business Day 2011 in München.<br />

Ein ziemlich einfaches Konzept hat uns dabei geholfen: Brezen,<br />

Freibier, Dirndl und Lederhosen. Das zieht eben immer<br />

in Bayern.<br />

29. November 2011: Wir gewinnen den LEUCHTTURM 2011<br />

Die Jury des Ideenwettbewerbs LEUCHTTURM 2011 prämiert<br />

sira munich neben zwei weiteren Teams als Sieger. Wir bekommen<br />

Sachleistungen in Höhe von 10.000 Euro. Wichtiger<br />

ist uns aber die Anerkennung der Jury, die uns bestätigt, dass<br />

wir auf dem richtigen Weg sind und die Vertrauen in unser<br />

Geschäftsmodell zeigt.<br />

11. 10. 2011: Sehr viele Einsen für ein Datum<br />

Es kommen noch ein paar dazu: Wir haben den 1. Auftrag<br />

bei unserem 1. Kunden gewonnen und können nun unsere<br />

1. Bedarfsanalyse mit Online-Umfrage und Workshops<br />

durchführen. Bei unserem 1. Auftrag arbeiten wir nicht für<br />

lau, sondern können auch bald unsere 1. Rechnung stellen<br />

– ein tolles Gefühl!<br />

29. März 2012: sira wird GmbH<br />

Der nächste große Schritt. Heute haben wir die sira munich<br />

GmbH gegründet, die GbR lösen wir zeitnah auf. Warum<br />

das? Wir wollen mehr individuelle Sicherheit beim Thema<br />

Haftung. Die ist nun begrenzt auf die Einlage von 25.000<br />

Euro. Außerdem erhoffen wir uns so mehr Akzeptanz bei<br />

(potenziellen) Kunden und Partnern. Denn eine GmbH wirkt<br />

auf viele Unternehmen und Institutionen professioneller und<br />

seriöser als eine GbR. Und darauf sind wir im B2B-Business,<br />

also im Firmengeschäft, unbedingt angewiesen.<br />

25. April 2012: Der erste Rückschlag<br />

Die Bedarfsanalyse bei unserem ersten Kunden läuft richtig<br />

gut, die Mitarbeiterbeteiligung ist vergleichsweise hoch<br />

und wir können viel Erfahrung sammeln. Leider erleben wir<br />

aber auch den ersten Rückschlag: Obwohl Bedarf besteht,<br />

bekommen wir keinen Folgeauftrag für den Aufbau einer<br />

Kinderbetreuung beim Unternehmen. Wir sind geknickt.<br />

Aber jammern hilft auch nicht. Also wieder aufstehen, kurz<br />

schütteln, weitermachen!<br />

11. Mai 2012: Unser Thema interessiert die Unternehmen<br />

Unsere erste Informationsveranstaltung für Unternehmen<br />

findet an einem heißen Freitagnachmittag statt und wird<br />

1<strong>04</strong> <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Social Business | Themen<br />

David Siekaczek und Christina Ramgraber von sira munich beim LEUCHTTURM Social Business Day 2011<br />

in München. Die Vision der jungen Gründer: Familie und Beruf zu vereinbaren.<br />

Foto: © sira munich GmbH<br />

ein toller Erfolg. Wir haben zusammen mit Partnern in den<br />

Oskar-von-Miller-Saal der Hochschule München geladen. Zur<br />

Veranstaltung mit dem Thema „Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie“ kommen knapp 40 Unternehmen. Wir sind von 15<br />

Unternehmen ausgegangen und entsprechend begeistert.<br />

Unser Thema ist also wichtig für die Unternehmen.<br />

21. Mai 2012: Susanne Porsche unterstützt uns<br />

Christina ist glückliche Gewinnerin des HVB Gründerinnen-Mentoring-Programms.<br />

Das ist ein Programm von Unternehmerinnen<br />

für Unternehmerinnen. sira munich wird<br />

ab sofort von Prof. Susanne Porsche unterstützt, wir hätten<br />

es nicht besser erwischen können.<br />

Betriebsnahe Kinderbetreuung für alle Firmen<br />

sira munich unterstützt Firmen bei der Planung und Umsetzung von<br />

betriebsnaher Kinderbetreuung für Mitarbeiterkinder. Die Gründer<br />

Christina Ramgraber und David Siekaczek beziehen Unternehmen<br />

in die gesellschaftliche Aufgabe des Ausbaus der Kinderbetreuung<br />

ein und wollen so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für junge<br />

Eltern verbessern. Die Unternehmen selbst profitieren dabei<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen erhöhen sie durch familienfreundliche<br />

Angebote ihre Attraktivität als Arbeitgeber und die<br />

Mitarbeiterbindung. Zum anderen beschleunigt eine betriebsnahe<br />

Kinderbetreuung die Rückkehr der Mitarbeiter aus der Elternzeit.<br />

Denn sie verkürzt die meist nervenaufreibende Suche nach einem<br />

Krippenplatz enorm.<br />

Durch neue, kleinere Betreuungsformen und Clusterinitiativen lassen<br />

sich auch Einrichtungen für kleine und mittelständische Unternehmen<br />

umsetzen. sira munich übernimmt dabei den kompletten<br />

Aufbau, von der Bedarfsanalyse in der Belegschaft über die Projektplanung<br />

und -umsetzung in Abstimmung mit der Geschäftsleitung<br />

bis zur Organisation des Betriebs.<br />

Mehr Informationen unter www.sira-munich.de.<br />

12. Juli 2012: Die Süddeutsche Zeitung schreibt über uns<br />

Der erste größere Zeitungsartikel über uns: in der Süddeutschen<br />

Zeitung.<br />

31. Juli 2012: Unser erster großer Kunde: Die UniCredit Bank<br />

Die UniCredit Bank AG engagiert uns, damit wir einen Träger<br />

für ihre künftige Mitarbeiter-Kita in München suchen. Wir<br />

legen sofort los, da das Projekt intern schon in vollem Gange<br />

ist und die Erwartungen hoch sind.<br />

10. August 2012: Wir erscheinen im Münchner Merkur<br />

Heute erscheint ein Artikel im Münchner Merkur über uns.<br />

Das Interview war wirklich gut. Die Zeitung hat extra einen<br />

Fotografen geschickt, weil sie keine Standard-Aufnahmen<br />

wollen.<br />

1. November 2012: Wir erscheinen in BISS<br />

Die Münchner Straßenzeitung BISS berichtet in einem Artikel<br />

mit der Überschrift „Nur noch kurz die Welt retten“ über<br />

einige Social Entrepreneurship-Projekte in München und<br />

auch über Christina und sira munich. Zu diesem Zeitpunkt<br />

ist uns noch nicht klar, welchen Effekt der Artikel haben wird<br />

und was noch alles so kommen wird…<br />

1. Februar <strong>2013</strong>: Home Sweet Home<br />

Amalienstraße 62 – das ist ab sofort unser neues Zuhause.<br />

Mit eigenem Türschild und Penthouse-Charakter beginnt<br />

eine neue Ära bei sira munich.<br />

23. April <strong>2013</strong>: sira munich bei der CSRegio Konferenz<br />

Heute stellt David bei der 1. CSRegio Konferenz in Bayreuth sira<br />

munich und das Konzept der betrieblichen Kinderbetreuung vor<br />

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105


Themen | Social Business |<br />

mittelständischen Unternehmen aus der Region Oberfranken<br />

vor. Auch hier wird klar: Kinderbetreuung für MitarbeiterInnen<br />

steht bei den meisten Unternehmen ganz weit oben<br />

auf der Agenda. Auch auf weiteren CSRegio-Konferenzen,<br />

wie in Schweinfurt, wird sira munich künftig dabei sein und<br />

Fragen rund um das Thema für die Arbeitgeber der Region<br />

beantworten.<br />

7. Mai <strong>2013</strong>: Mehrere Aufträge stehen an<br />

Wir bekommen mehrere Aufträge für die Durchführung von<br />

Bedarfsanalysen. Bis zum Beginn der Sommerferien müssen<br />

wir das schaffen. Die nächsten Wochen werden wir also viel<br />

Zeit bei unseren Kunden verbringen – aber dort sind wir<br />

sowieso lieber als im Büro.<br />

10. Mai <strong>2013</strong>: Excel kann einfach alles<br />

In Zusammenarbeit mit der studentischen Unternehmensberatung<br />

der European School of Business (ESB) in Reutlingen<br />

haben David und unser Praktikant Franz ein Excel-Tool entwickelt,<br />

mit dem man den Return on Investment (ROI) für<br />

betriebliche Kinderbetreuung berechnen kann. Das soll uns<br />

helfen, Unternehmen davon zu überzeugen, dass betriebliches<br />

Engagement in diesem Bereich auch finanziell sinnvoll<br />

ist und Kosten sparen kann.<br />

22. Mai <strong>2013</strong>: sira munich in Berlin<br />

Christina und David fliegen nach Berlin zum Unternehmenstag<br />

des bundesweiten Netzwerks „Erfolgsfaktor Familie“.<br />

Auf der Veranstaltung des Bundesfamilienministeriums mit<br />

Ministerin Kristina Schröder präsentieren wir das Angebot<br />

von sira munich.<br />

15. Juli <strong>2013</strong>: Wir sind im Fernsehen!<br />

Dreharbeiten für einen Beitrag in der Sendung „Geld und<br />

Leben“ des Bayerischen Fernsehens. Der Produzent des<br />

Formats ist über den BISS-Artikel auf uns aufmerksam<br />

geworden. Interessant, wie sich Dinge ergeben. Der Drehort<br />

ist direkt am Sudelfeld. David steht der Moderatorin<br />

Rede und Antwort. Die bayerischen Alpen schauen ihnen<br />

dabei zu.<br />

19. Juli <strong>2013</strong>: Familie und Beruf vereinbaren<br />

Endlich! Die UniCredit Bank AG veröffentlicht das Projekt<br />

Betriebskita. Damit dürfen auch wir unseren ersten großen<br />

Kunden öffentlich nennen und als Referenz nutzen. Das erleichtert<br />

uns die Ansprache weiterer Unternehmen erheblich.<br />

Wir freuen uns auf viele weitere Projekte, um unsere Mission<br />

zu erfüllen: die wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

für junge Eltern.<br />

Jetzt anmelden unter:<br />

www.inspirato.de/neues-wachstum-<strong>2013</strong><br />

11. + 12. November <strong>2013</strong>, Nhow berliN<br />

NeUeS wAChSTUm <strong>2013</strong><br />

wie <strong>Nachhaltig</strong>keit Unternehmen und marken<br />

zukunftsfähig macht<br />

Product life cycles under pressure<br />

Heute „sauber“ oder morgen tot?<br />

Sustainable Growth<br />

<strong>Nachhaltig</strong> wachsen oder gar nicht<br />

Death of Trust<br />

Marken und Unternehmen strahlen kein Vertrauen mehr aus<br />

The Sustainable Consumer<br />

Neues Verbraucherverhalten erfordert neue Lösungen<br />

11./12.<br />

MIt FreundlIcher<br />

unterstützung von:<br />

Der brANCheNTreff rUND Um NAChhAlTigkeiT & mArkeNführUNg<br />

InspIrIerend. FacettenreIch. InteraktIv.<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Politik & Gesellschaft | Themen<br />

Demokratie im Vorzimmer?<br />

Ohne „Lobbying“ – die Interessenvertretung gegenüber der Politik – finden<br />

Umweltschutz und <strong>Nachhaltig</strong>keit kaum Eingang in die politischen Entscheidungen.<br />

Wer aber tummelt sich auf den Gängen deutscher Politikbüros?<br />

Von Kristina Kara<br />

Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de<br />

Umweltschutzthemen haben bei der Interessenvertretung<br />

besondere Schwierigkeiten, stellte schon der Politikwissenschaftler<br />

Prof. Claus Offe vor etwa 40 Jahren fest. Weil<br />

alle gleichermaßen vom Umweltschutz profitieren, warten<br />

alle ab, bis sich andere des Problems annehmen. Daran hat<br />

sich nicht viel geändert. Auch in der aktuellen Politik haben<br />

Natur und Soziales oft das Nachsehen: „In diesem Politikfeld<br />

sind sehr unterschiedliche Akteure aktiv, die auf ganz unterschiedliche<br />

Arten ihre Anliegen durchsetzen wollen“, erklärt<br />

Professor Dr. Jochen Roose von der FU Berlin.<br />

Aktuelles Beispiel: Die deutsche Energiewende zeigt, wie<br />

es nicht funktioniert. Interessenvertreter jeglicher Couleur<br />

versuchen, Einfluss auf die Entscheider in den Wirtschafts-,<br />

Umwelt-, Landwirtschafts-, Verkehrs-, Finanz- und weiteren<br />

Ministerien zu nehmen. Dabei lähmt jeder jeden. Es geht<br />

um Profit und Marktaufteilung. Über <strong>Nachhaltig</strong>keit und<br />

Zukunftschancen spricht man wenig. Dabei brauchen diese<br />

Themen eine starke Lobby.<br />

Professionelle Interessenvertretung<br />

Lobbying ist ein sehr bildhafter Begriff. Sein Ursprung geht<br />

auf die Zeit der ersten US-Demokratie zurück. Wer sich in<br />

der Vorhalle des Parlaments aufhielt, konnte Einfluss auf<br />

die Abgeordneten nehmen. Bei einem informellen Gespräch<br />

tauschte man Sichtweisen aus und gab Empfehlungen. Was<br />

damals zwischen Tür und Angel geschah, hat heute System:<br />

„Lobbying ist ein nützlicher und wichtiger Teil des politischen<br />

Meinungsbildungsprozesses und wird von der Politik auch so<br />

wahrgenommen“, sagt Karl-Heinz Heuser, deutscher CEO der<br />

PR- und Public Affairs Agentur Burson-Marsteller anlässlich<br />

der Veröffentlichung einer aktuellen Studie zum Thema.<br />

„Etwa 5.000 Lobbyisten tummeln sich im Berliner Regierungsviertel.<br />

Sie vertreten auch Umweltorganisationen,<br />

größtenteils jedoch die Interessen von Unternehmen“, so<br />

Ulrich Müller, geschäftsführender Vorstand von LobbyControl.<br />

Selten steht der Klimaschutz dabei an erster Stelle: Die<br />

Organisation Corporate Europe Observatory nahm kürzlich<br />

sogenannte „klimaskeptische“ Denkfabriken in Europa unter<br />

die Lupe. Diese Thinktanks veröffentlichen Publikationen, in<br />

denen die These in Frage gestellt wird, der <strong>Klimawandel</strong> sei<br />

vom Menschen verursacht. Finanziert werden sie von Unternehmen,<br />

denen der <strong>Klimawandel</strong> nicht in die strategischen<br />

Planungen passt. Umso wichtiger sind Organisationen, die<br />

Umweltschutz und <strong>Nachhaltig</strong>keit Gehör verschaffen.<br />

Die großen Umweltverbände wie der Nabu, Greenpeace<br />

und weitere beackern dieses Feld. Zugleich beäugen sie es<br />

kritisch. Der BUND etwa verleiht gemeinsam mit der Organisation<br />

Friends of the Earth die EU Worst Lobby Awards an<br />

Unternehmen, die ihre Interessen ohne Rücksicht auf den<br />

Klimaschutz durchsetzen. Es geht aber auch anders: Teile<br />

der Wirtschaft organisieren sich gemeinsam für die Zukunft.<br />

Seit fast 30 Jahren verbreitet etwa B.A.U.M. e.V., die größte<br />

Umweltinitiative der Wirtschaft in Europa, die Idee einer<br />

nachhaltigen Wirtschaftsweise. „Dicke Bretter bohren“ nennt<br />

der Vorsitzende Prof. Dr. Maximilian Gege scherzhaft den<br />

politischen Teil seiner Arbeit. Er weiß: „Ohne Verbindungen<br />

in die relevanten politischen Institutionen wäre ein großer<br />

Teil unserer Arbeit so nicht machbar.“<br />

Kristina Kara<br />

ist Mitglied des Vorstandes von B.A.U.M. e.V. Die Diplom-Politologin<br />

wünscht sich, dass Klimaschutz zur Massenbewegung wird.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

107


Themen | ENTSCHEIDER IM GESPRÄCH |<br />

„Die Entscheidung fällt<br />

an der Verkaufstheke“<br />

Im Interview mit <strong>forum</strong> berichtet Tengelmann-<br />

Geschäftsführer Karl-Erivan W. Haub, welche<br />

Konsequenzen die Konzerntochter KiK aus den<br />

Katastrophen im Herstellungsland Bangladesch<br />

zieht und dass Kunden zwar <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

fordern, diese aber nicht bezahlen wollen.<br />

Ein Interview von Tina Teucher<br />

Foto: © Tengelmann<br />

108<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ENTSCHEIDER IM GESPRÄCH | Themen<br />

Die Tengelmann-Gruppe ist seit ihrer Gründung vor 146<br />

Jahren familiengeführt. Welche Unterschiede stellen Sie<br />

fest, wenn Sie mit Kollegen aktienfinanzierter Unternehmen<br />

sprechen?<br />

Am deutlichsten spüre ich den Unterschied zwischen<br />

aktienfinanzierten und Familienunternehmen, wenn es<br />

um Langfristigkeit geht. Als Familienunternehmer denken<br />

wir in Generationen, nicht in Quartalseinheiten. Mein<br />

Bruder Christian und ich führen Tengelmann aktuell in der<br />

fünften Familiengeneration. Jede Generation hatte den<br />

unbedingten Willen, das Unternehmen mit Chancen an<br />

die nächste Generation weiterzugeben. Natürlich wurde<br />

uns in der Zeit, in der nur der Shareholder Value-Gedanke,<br />

also die Maximierung des kurzfristigen Gewinns für die<br />

Anteilseigner herrschte, oft nahegelegt, uns kapitalmarktfähig<br />

zu machen. Das war für uns in der Familie jedoch nie<br />

ein Thema. Aber was noch viel wichtiger ist: In unserem<br />

Unternehmen verstehen wir uns gemeinsam mit unseren<br />

Mitarbeitenden als eine Gemeinschaft, wo auch der Mensch<br />

an sich eine Rolle spielt.<br />

Die Tengelmann-Gruppe war 1984 die erste, die einen<br />

Verkaufsstopp für Schildkrötensuppe und Froschschenkel<br />

verhängte. Auch Kaninchenfleisch gibt nicht mehr in Ihren<br />

Märkten – Bio dafür schon lange. Warum steht Ihre<br />

Gruppe bei sozialen Themen wie Mitarbeiterbehandlung<br />

und Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette immer<br />

wieder in der Kritik?<br />

Sie sprechen hier die negative Berichterstattung über unsere<br />

Tochtergesellschaft KiK an. KiK ist höchst aktiv für Sozialstandards<br />

in Erzeugerländern. Der Code of Conduct dazu wurde<br />

bereits im Jahr 2006 als Zielsetzung dokumentiert. Leider<br />

haben die verheerenden Unglücksfälle in Textilfabriken in<br />

Südostasien dieses Engagement für Bildung, Gesundheit<br />

und andere soziale Projekte in den Produktionsländern<br />

förmlich überlagert. KiK hat sich übrigens als zweites deutsches<br />

Unternehmen der internationalen Allianz für Feuerund<br />

Gebäudesicherheit in Bangladesch angeschlossen und<br />

fordert darüber hinaus die Ausdehnung dieser Allianz auch<br />

auf weitere Länder.<br />

Karl-Erivan Haub wurde 1960 in Tacoma im US-amerikanischen<br />

Bundesstaat Washington geboren. Der Besitzer<br />

und Geschäftsführer der Tengelmann-Gruppe gehört laut<br />

dem US-Magazin Forbes zu den 200 reichsten Menschen<br />

der Welt – mit einem Vermögen von etwa 4,5 Milliarden<br />

US-Dollar. Er studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

an der Universität St. Gallen und lernte nebenbei<br />

Lebensmitteleinzelhandelskaufmann in der Kaiser’s Kaffee<br />

Geschäft AG seiner Eltern. Nach Stationen bei Nestlé und<br />

McKinsey baute er ab 1991 u.a. die Tengelmann-Gruppe in<br />

Ostdeutschland aus. Seit 2000 ist er persönlich haftender<br />

Gesellschafter im Familienkonzern, zu dem direkt oder<br />

über Beteiligungen u.a. die Handelsmarken KiK, Netto,<br />

OBI, TEDi, Woolworth und Zalando gehören.<br />

Im Internet diskutieren Nutzer, wie KiK einen Bio-Strampler<br />

für 2,99 Euro anbieten kann. Was ist Ihre Antwort?<br />

Die KiK Organisation hat es sich vor knapp 20 Jahren zur<br />

Aufgabe gemacht, Kleidung zu einem möglichst günstigen<br />

Preis zu verkaufen. Damit wollten wir analog zum Lebensmittelleinkauf<br />

einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung von<br />

einkommensschwächeren Haushalten leisten. Um die Kosten<br />

und damit auch den Preis möglichst niedrig zu halten, hat KiK<br />

seine gesamte Prozesskette schlank und effizient aufgestellt<br />

und ordert seine Ware lange und in großen Mengen vor.<br />

Natürlich will und muss das Unternehmen Geld verdienen,<br />

um existieren zu können. Ware preiswert zu verkaufen, heißt<br />

aber nicht, die Sozialbedingungen zu vernachlässigen. Wir<br />

nehmen dafür eine sehr viel geringere Gewinnspanne in<br />

Kauf, als etwa große Markenartikelunternehmen, die häufig<br />

in denselben Fabriken fertigen lassen. Aber dort kostet der<br />

Strampler dann eben 9,99 oder 19,99 Euro. Ein ähnliches<br />

Image-Problem hatte früher der Lebensmittel-Discounter<br />

Aldi der Gebrüder Albrecht.<br />

Sie haben gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund<br />

das Label „Für mehr Tierschutz“ eingeführt. Schweinefleisch<br />

mit diesem Siegel soll gewährleisten, dass es den Tieren<br />

besser geht als in konventionellen Betrieben. Welche Resonanz<br />

haben Sie bisher darauf erfahren und was leiten<br />

Sie daraus ab?<br />

Wir haben zunächst viel Anerkennung bekommen. Leider<br />

stellen wir auch fest, dass Kunden in Befragungen angeben,<br />

dass sie auf Haltungsbedingungen in der Tierzucht Wert legen.<br />

An der Verkaufstheke sieht die Entscheidung dann aber<br />

anders aus. Da muss man als Händler natürlich überlegen,<br />

ob man sich derartige Programme leisten kann.<br />

Mit Ihren Umwelt-Initiativen waren Sie oft Pionier. Doch<br />

inzwischen gibt es Bio in jedem Supermarkt. Wie wollen<br />

Sie die Marktführerschaft im ökologischen Bereich zurückgewinnen?<br />

Wir gehören als Lebensmittelunternehmen zu den mittelständischen<br />

Marktteilnehmern – es geht uns nicht darum,<br />

eine Marktführerschaft zu erringen. Unsere Bemühungen<br />

haben sich inzwischen verlagert. Wir setzen immer wieder<br />

Impulse, in der Hoffnung, dass die großen Marktteilnehmer<br />

diese kopieren. Der Tengelmann Klimamarkt – der erste CO 2<br />

-<br />

freie Supermarkt Deutschlands – ist so ein Leuchtturmprojekt,<br />

auf das wir stolz sind. Solche Märkte gibt es heute bei<br />

allen Wettbewerbern, auch wenn sie nicht explizit so heißen.<br />

Außerdem leisten alle Geschäftsfelder mit zahlreichen Initiativen<br />

einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, auch wenn<br />

das nicht auf allen Titelseiten zu finden ist.<br />

In welchem <strong>Nachhaltig</strong>keitsbereich Ihrer Branche sehen Sie<br />

noch immer die größten Schwierigkeiten?<br />

Zu den dringendsten Problemen im filialisierten Einzelhandel<br />

gehören die steigenden Energiekosten. Deshalb müssen wir<br />

vordringlich am Thema Energieeffizienz arbeiten. Das ist aber<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


Themen | ENTSCHEIDER IM GESPRÄCH |<br />

aufgrund der Dezentralität nur mit sehr hohem Investitionsaufwand<br />

zu schaffen.<br />

Ihre neue Strategie, zunehmend Internet-Start-ups und<br />

Nischenunternehmen zu finanzieren, ist eher ungewöhnlich<br />

für ein Traditionshandelsunternehmen.<br />

Wir alle sehen seit einigen Jahren, wie dank Smartphones<br />

und hoher Netzverfügbarkeiten das Internet mehr Raum<br />

greift und unser Leben von Grund auf verändert. Wer<br />

heute noch glaubt, dass E-Commerce ein Phänomen ist,<br />

das wieder verschwindet, der irrt. Wir müssen uns als<br />

Familienunternehmen danach ausrichten und lernen, wie<br />

die digitale Welt funktioniert, wie wir darin unseren Platz<br />

einnehmen können. Genau das tun wir mit unserer Venture<br />

Capital-Strategie.<br />

Spüren Sie als Unternehmen bereits Auswirkungen der<br />

Klimaerwärmung?<br />

Keiner kann mehr sagen, dass sich unser Wetter nicht verändert.<br />

So haben wir nach vielen „winterfreien“ Jahren wieder<br />

lange und harte Winter mit ernstzunehmenden Schneelagen,<br />

selbst im Ruhrgebiet. Auch die gewaltigen Regenfälle, die<br />

schon fast Monsuncharakter haben und extreme Hochwasserlagen<br />

nach sich ziehen, zeigen uns, dass wir uns zunehmend<br />

auf Extremwetterlagen einstellen müssen. Das betrifft<br />

natürlich auch unsere Filialen. In diesem Jahr sind etwa die<br />

Frühjahrsumsätze von OBI zuerst dem langen Winter und<br />

dann dem Hochwasser zum Opfer gefallen.<br />

Was war Ihre schwerste unternehmerische Entscheidung?<br />

Als wir im Jahr 2000 den Generationswechsel in der Unternehmensführung<br />

vollzogen haben, ging es unserem Familienunternehmen<br />

gar nicht gut. Wir hatten uns in unseren<br />

Aktivitäten verzettelt und waren vom Goodwill der Banken<br />

abhängig. Ich stand vor der Aufgabe, das Unternehmen von<br />

seinen verlustbringenden Tochtergesellschaften zu entlasten<br />

und es nach Möglichkeit zu konsolidieren. In dieser Zeit<br />

mussten wir als Unternehmerfamilie viele Entscheidungen<br />

treffen, die mit dem Verkauf von Unternehmensteilen zu<br />

tun hatten. Das war für uns sehr schwer, denn wir mussten<br />

damit auch viele Mitarbeiter abgeben, die bislang auch „zur<br />

Gemeinschaft gehört“ hatten.<br />

Besten Dank für das Gespräch.<br />

DAS NEUE HEFT<br />

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Ein Jahresabo kostet 22 Euro, eine einzelne Ausgabe am Kiosk 5,50 Euro.<br />

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110 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Anzeige | Themen<br />

Umdenken beginnt vor<br />

der eigenen Haustür<br />

Wo fängt eigentlich <strong>Nachhaltig</strong>keit an?<br />

Tagtäglich arbeiten wir als globales Unternehmen<br />

an einem verantwortungsvolleren<br />

Umgang mit Rohstoffen und bemühen uns<br />

mit einem speziellen Bewertungssystem,<br />

unsere Produkte noch umweltverträglicher<br />

zu machen. Um das Ziel einer nachhaltigeren<br />

Gesellschaft zu erreichen, müssen sich<br />

aber nicht nur globale Prozesse ändern.<br />

Vielmehr muss jeder Einzelne umdenken.<br />

Damit beginnt <strong>Nachhaltig</strong>keit bereits vor<br />

der eigenen Haustür. Diese liegt bei uns<br />

in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg-Bahrenfeld.<br />

Mit kleinen Schritten einen Beitrag leisten<br />

Wir alle kennen das: Jahrelang eingespielte<br />

Gewohnheiten lassen sich schwer abstellen.<br />

Doch wir ermutigen zum Beispiel unsere<br />

Mitarbeiter, sich selbst und ihre Ideen<br />

einzubringen. So zeigen wir ihnen, wie sie<br />

mit kleinen Schritten ihren Beitrag zu einer<br />

geringeren CO 2<br />

-Bilanz leisten: zum Beispiel<br />

mit einem CO 2<br />

-Fahrertraining. Denn schon<br />

ein bewussterer Fahrstil schont die Umwelt.<br />

Beim Eco Relay Tag rufen wir die Kollegen<br />

dazu auf, sich persönlich für den Erhalt des<br />

Ökosystems stark zu machen. Im Rahmen<br />

einer Aktion pflanzen wir in Hamburg und<br />

Umgebung seit Jahren gemeinsam mit<br />

Grundschülern junge Bäume und setzen<br />

Wildgehege wieder in Stand.<br />

Umweltschutz spielerisch begegnen<br />

Damit sich schlechte Gewohnheiten gar<br />

nicht erst einspielen, setzen viele unserer<br />

Projekte direkt bei Kindern und Jugendlichen<br />

an. Wir wollen sie spielerisch an die<br />

Themen Umweltschutz und <strong>Klimawandel</strong><br />

heranführen. Deshalb unterstützen wir<br />

NGOs bei Projekten, die ungewöhnliche<br />

Ideen der nächsten Generation fördern<br />

und das Umweltbewusstsein der Jugend<br />

stärken. Beim Filmwettbewerb „CAMäleon“<br />

der Heinz Sielmann Stiftung beispielsweise<br />

werden Schüler dazu aufgefordert, außergewöhnliche<br />

Ansätze rund um Klimaschutz<br />

Kids school: Schüler nähern sich spielerisch dem Thema Umweltschutz.<br />

und Energieeffizienz zu entwickeln und diese<br />

filmisch festzuhalten.<br />

Des Weiteren unterstützen wir seit Jahren<br />

das Hamburger Forschungsschiff Aldebaran<br />

mit technischem Equipment. Das Projekt<br />

gibt Schülern in den Sommerferien die Möglichkeit,<br />

auf Segelforschungsreise zu gehen<br />

und zum Schutz der Meere zu forschen. Vor<br />

kurzem erst ist die Aldebaran wieder für<br />

drei Wochen von Hamburg aus in Richtung<br />

Helgoland aufgebrochen.<br />

Lehrprogamm bindet die Jüngsten ein<br />

Ein Projekt, das Panasonic besonders am<br />

Herzen liegt, ist „kids school – eco learning“:<br />

Gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation<br />

„Foundation for Environmental<br />

Education“ (FEE) haben wir ein Umweltlehrprogramm<br />

speziell für Schüler im Alter<br />

von sieben bis elf Jahren entwickelt. Hierfür<br />

stellen wir Lehrern kostenlos Unterrichtsmaterial<br />

zur Verfügung, um Kindern möglichst<br />

früh Themen zum <strong>Klimawandel</strong> und Schutz<br />

unserer Erde näherzubringen. Die Schülerinnen<br />

und Schüler lernen, was es bedeutet,<br />

umweltfreundlich zu handeln und unsere<br />

Umwelt zu schonen. In Deutschland haben<br />

seit dem Programmstart vor drei Jahren<br />

über 60.000 Kinder an rund 1.000 Schulen<br />

teilgenommen.<br />

Das Ziel einer nachhaltigeren Gesellschaft<br />

fest im Blick dürfen wir also nicht bei einem<br />

Wandel der globalen Prozesse stehen bleiben.<br />

Wir müssen die Menschen bereits vor<br />

der eigenen Haustür an die Hand nehmen<br />

und ihnen einfache, eigene Wege zu mehr<br />

Umweltschutz aufzeigen. Dafür müssen wir<br />

Projekte anbieten, die sich nach lokalen<br />

oder nationalen Bedürfnissen richten und<br />

persönlichen Ideen Raum geben. Wenn<br />

das gelingt, sind wir auf einem guten Weg.<br />

Werner Graf<br />

Managing Director, Panasonic Deutschland<br />

presse.kontakt@eu.panasonic.com<br />

www.panasonic.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

111


Themen | green events |<br />

Der Kongress tanzt! Wie Veranstaltungen<br />

ihren Sinn erfüllen<br />

Eine nachhaltige Gesellschaft verlangt von uns Änderungen, die verstanden und<br />

gelernt werden wollen. Dafür brauchen wir lebendigere, „menschengerechte“<br />

Veranstaltungen. Vier Schritte zum Event, das wirklich etwas bewegt.<br />

Von Heike Leitschuh<br />

Wir alle haben das schon oft erlebt und erleben es immer<br />

wieder: Bei einem Kongress – das Thema ist eigentlich sehr<br />

interessant – jagt ein Vortrag den anderen, bei dem uns die<br />

Redner mit einer Flut von PowerPoint-Folien bombardieren,<br />

meist so dicht beschrieben, dass man kaum was lesen kann.<br />

Manche Referenten lesen uns absurderweise auch noch Wort<br />

für Wort vor, was sie auf die Folien geschrieben haben. „Betreutes<br />

Lesen“ nennt das ein Kollege. Verzweifelt wandern<br />

unsere Blicke zwischen den Rednern und der Leinwand hin<br />

und her. Irgendwann merkt man, dass es vielleicht besser<br />

sein könnte, die vielen Folien zu ignorieren, da sie doch nur<br />

vom Gesagten ablenken. Da fast alle Redner überziehen – die<br />

Moderatoren tun wenig dagegen – bleibt für Fragen kaum<br />

Zeit; Diskussion ist sowieso nicht vorgesehen, soll in den<br />

Workshops am Nachmittag stattfinden. Nach zwei Stunden<br />

Dauerbeschuss gibt es dann eine Pause, der wir sehnsüchtig<br />

entgegensehen: Wenn schon ein Großteil der Informationen<br />

an uns vorbeirauscht, dann wollen wir die Tagung wenigstens<br />

zum Networken nutzen.<br />

Am Nachmittag freuen wir uns auf den Workshop und hoffen<br />

auf die versprochene Diskussion – doch weit gefehlt.<br />

Auch hier haben die Veranstalter wieder drei ReferentInnen<br />

engagiert, die – mit den bekannten, aber nicht bewährten<br />

PowerPoint-Vorträgen – den größten Teil der Zeit beanspruchen.<br />

Als die dann endlich fertig sind, reicht es gerade noch<br />

für ein paar Nachfragen.<br />

Auf dem Abschluss-Podium sitzen dann fünf oder sechs –<br />

im schlimmsten Fall noch mehr Experten. Die Moderatoren<br />

mühen sich redlich, doch eine richtige Diskussion kommt mit<br />

so vielen Menschen natürlich nicht zustande – und auch hier<br />

darf das Publikum höchstens mal eine Nachfrage stellen. Wie<br />

gesagt: Gäbe es die Pausen nicht, in denen man Kollegen<br />

oder Geschäftspartnerinnen treffen kann, die Reise hätte<br />

sich kaum gelohnt. „Paukschule mit PowerPoint“ sagt dazu<br />

der Journalist Michael Gleich. Diese Paukschulen finden dann<br />

meist noch in Räumen statt, die die Lust am Denken und<br />

Diskutieren nicht gerade fördern: fenster- und schmucklos,<br />

oft – wegen der Beamer-Präsentationen – so stark abgedunkelt,<br />

dass man permanent gegen die Schläfrigkeit ankämpfen<br />

muss. Die Bestuhlung, in der Regel plenarisch, verhindert<br />

den Blickkontakt zu den Teilnehmern, ein guter Dialog, wenn<br />

denn überhaupt gewollt, ist so schlicht unmöglich. Entgegen<br />

unserer körperlichen Bedürfnisse werden wir zudem dazu<br />

verdammt, stundenlang still zu sitzen.<br />

Dabei fahren wir doch voller Erwartung zu den Tagungen über<br />

die Themen der <strong>Nachhaltig</strong>keit, weil wir etwas dazulernen<br />

wollen. Weil wir Informationen, Ideen und Hinweise erhoffen,<br />

die uns für unseren Arbeitsalltag nützlich sein könnten.<br />

Weil wir erfahren wollen, wie andere ihre Probleme meistern.<br />

Weil wir Motivation suchen, um trotz vieler Widerstände und<br />

Rückschläge weiterzumachen. Um Lernprozesse sollte es vor<br />

allem bei der <strong>Nachhaltig</strong>keit gehen, einer Thematik, bei der<br />

die entscheidende Frage noch immer offen ist: Wie schaffen<br />

wir die kollektive Wende in einem demokratischen Prozess?<br />

Die Welt verändern mit schlechter Laune?<br />

Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, mehrfach an<br />

den Tagungen der Commission on Sustainable Development<br />

(CSD) bei den Vereinten Nationen in New York teilzunehmen.<br />

Meine anfängliche Begeisterung, den internationalen<br />

Diskussionsprozess um <strong>Nachhaltig</strong>keit mal ganz hautnah zu<br />

erleben, legte sich jedoch schnell: Die Delegierten tagten<br />

zwei Wochen lang in Räumen ohne Fenster, eine Sitzung jagte<br />

die andere, sie hetzten von „Side-Event“ zu „Side-Event“,<br />

man stritt und rang stunden-, später nächtelang um Sätze,<br />

meist nur um einzelne Worte. Manchmal gab es einen beeindruckenden<br />

Auftritt einer Rednerin, eines Redners, doch<br />

die Regel war ein eher technokratischer Diskussions- und<br />

Verhandlungsprozess, bei dem man vor lauter Klein-Klein<br />

das eigentliche Anliegen, die <strong>Nachhaltig</strong>keit, gänzlich aus den<br />

Augen verlieren konnte. Ich fragte mich damals, ob man in<br />

solch einer Atmosphäre, in solch einem Setting, überhaupt<br />

signifikante Fortschritte erzielen könnte. Die Delegierten der<br />

Nationen, aber auch die vielen Vertreter von NGOs schienen<br />

mir in dieser kunstlichtgefluteten und von jeder natürlichen<br />

Welt abgeschotteten Umgebung auch von ihren Emotionen<br />

112 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| GrEEN EVENTS | thEMEN<br />

Foto: © www.tagungs-entertainment.de Fotos oben & rechts: © <strong>2013</strong> Congress Centrum Alpbach<br />

<strong>Nachhaltig</strong> tagen: Das Congress Centrum Alpbach setzt auf Energieeffizienz,<br />

Catering mit regionalen und saisonalen Produkten, die Anreise<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Beschaffung anhand von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskriterien und ein umfassendes Entsorgungskonzept.<br />

<strong>Nachhaltig</strong> unterhalten: Für gute Stimmung und frischen Wind können<br />

kleine show-Einlagen zwischen den programmpunkten …<br />

… für einen wachen Start am nächsten Tag<br />

ein wenig Morgensport sorgen.<br />

abgeschnitten zu sein: <strong>Nachhaltig</strong>keit war hier auf irgendein<br />

Projekt degradiert, das vor allem aus bedrucktem Papier –<br />

und davon gibt es bei der UN reichlich – zu bestehen schien.<br />

Wie lautet doch der wunderschöne Satz von Saint Exupéry?<br />

Sinngemäß: „Wenn Du willst, dass Menschen Schiffe bauen,<br />

dann lehre sie die Sehnsucht nach dem großen weiten Meer“.<br />

Wonach haben die Delegierten aus aller Welt bei der CSD<br />

Sehnsucht, fragte ich mich. Wahrscheinlich hauptsächlich,<br />

dass das Theater bald ein Ende nähme. Oder ob sie sich<br />

als Teil eines global einmaligen und extrem bedeutsamen<br />

Entwicklungsprozesses sehen? ich vermisste einen gemeinsamen<br />

Spirit. Zu viel verlangt angesichts der Pluralität widerstreitender<br />

interessen? Mag sein. Aber es gab auch keinerlei<br />

Ansätze dafür, diese Menschen jenseits ihrer bürokratischen<br />

Anliegen, bei ihren Gefühlen zu packen, um ihnen zumindest<br />

ein Minimum an Gemeinsamkeiten hervorzulocken.<br />

Emotionen sind Dünger fürs Denken<br />

Wir wissen inzwischen viel darüber, welche Bedingungen und<br />

Voraussetzungen Lernprozesse brauchen, damit tatsächlich<br />

etwas „hängen bleibt“, damit Menschen ihr Denken und<br />

anschließend ihr Verhalten ändern. Der Hirnforscher Gerald<br />

Hüther zeigt dies bei seinen (exzellenten) Vorträgen mit<br />

einem praktischen Beispiel: Die Zuhörer sollen ihre Hände<br />

falten und schauen, welcher Daumen dabei oben liegt.<br />

Danach erneut falten, aber nun bewusst anders herum.<br />

Das fühlt sich komisch an, bedarf einiger Übung, ist aber<br />

möglich. Für Hüther der Beweis: Man kann Gewohnheiten<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

113


thEMEN | GrEEN EVENTS |<br />

<strong>Nachhaltig</strong> vernetzen: Positive Gefühle fördern das Knüpfen<br />

neuer Verbindungen von Nervenzellen. Ergeben also location,<br />

Catering und Programm ein stimmiges Gesamtbild,<br />

wird beim Besucher ein bleibender Eindruck entstehen.<br />

ändern, wir können uns ändern, müssen uns dafür aber ein<br />

bisschen anstrengen.<br />

Es wäre schon viel erreicht, wenn die Veranstalter die Erkenntnisse<br />

der Hirnforschung berücksichtigen würden. Diese<br />

zeigt, dass unser Denken und Lernen nicht-linear funktioniert<br />

und auch nicht in erster Linie kognitiv. Wie viel wir behalten<br />

und in unserem Bewusstsein verankern, hängt nicht von<br />

der Menge an informationen ab, die wir bei einer Tagung<br />

erfahren. Wir lernen vielmehr immer dann besonders leicht,<br />

wenn wir eine Erfahrung machen, die uns unter die Haut<br />

geht, die uns berührt.<br />

ich erinnere mich zum Beispiel bis heute an einen Vortrag an<br />

der Evangelischen Akademie in Tutzing, der mich vor vielen<br />

Jahren sehr beeindruckte, weil die rednerin es verstand,<br />

mich erstaunen zu lassen, weil sie Bilder in mir erzeugte und<br />

zudem scheinbar fixe Wahrheiten zur Disposition stellte.<br />

Übrigens ganz ohne PowerPoint!<br />

Doch Gefühle scheinen im Tagungsgeschäft unerwünscht zu<br />

sein. immer schön sachlich bleiben, lautet die Devise. Gefühle<br />

lenken ab vom Denken. Fühlen stört. Folglich richten sich<br />

die meisten referate und Wortbeiträge an „den Kopf“. Sie<br />

argumentieren, analysieren, bilanzieren. Die schlechte Nachricht<br />

für alle mental Fixierten lautet jedoch: Ohne Gefühle<br />

geht gar nichts. Sie sind das Fundament, auf dem informationsverarbeitung<br />

und Gedächtnis basieren. Positive Gefühle<br />

Workshop „storytelling oder powerpoint?“<br />

Wer will schon sein Publikum langweilen? Geschichten packen den<br />

Zuhörer bei seinen Gefühlen. Er taucht in das Erzählte ein, verändert<br />

seine Perspektive – und manchmal sogar sein Verhalten. Der<br />

<strong>forum</strong>-Workshop „Storytelling oder Powerpoint?“ befähigt dazu,<br />

starke Geschichten gezielt in Vorträge und Präsentationen einzubauen.<br />

Schwerpunkt des Workshops ist die emotionale Verankerung von<br />

inhalten. Dafür erschafft der redner Bilder, die in den Köpfen der Zuhörer<br />

weiterleben. So erinnern sich Publikum und Gesprächspartner<br />

noch lange nach der rede an die Kernbotschaft. Am Ende des Workshops<br />

können die Teilnehmer ihre Geschichten gezielt und wirkungsvoll<br />

in reden, Statements, Texten und zu Pr-Zwecken einsetzen.<br />

infos und Termine unter www.<strong>forum</strong>-csr.net/events<br />

fördern das Knüpfen neuer Verbindungen von Nervenzellen.<br />

Das ist die körperliche Entsprechung dessen, was wir Lernen<br />

nennen. Anders gesagt: Gefühle sind Dünger fürs Denken.<br />

Der Appell an die Veranstalter lautet also: Keine Angst vor<br />

Emotionen! Es darf ruhig unter die Haut gehen. rationalität<br />

ist wichtig, aber ohne Emotionen können wir keine Entscheidungen<br />

treffen. Mit unserer ratio vermögen wir die Fakten zu<br />

sortieren und Zusammenhänge zu analysieren. Erst mit Hilfe<br />

unserer Gefühle aber sind wir in der Lage, zu wissen, ob wir<br />

lieber B statt A tun wollen. Zu den uns leitenden Emotionen<br />

gehört sicher auch die Liebe als Triebkraft, in diesem Fall die<br />

Liebe zum Planeten Erde und seinen Menschen.<br />

Wie sollten die zu <strong>Nachhaltig</strong>keit passenden Tagungen<br />

aussehen?<br />

Was heißt das nun für Tagungen? Wie sollten Veranstaltungen<br />

zur <strong>Nachhaltig</strong>keit konzipiert sein, dass die Menschen<br />

inspiriert nach Hause gehen? Meine Antworten:<br />

• Der richtige Ort. Es fängt bei der Wahl des Veranstaltungsortes<br />

an. Orte (oder besser Un-Orte), wie wir sie heute<br />

noch immer in vielen in den 1970er-Jahren gebauten<br />

Kongresshäusern finden, kommen nicht in Frage. Sie sind<br />

nicht menschengerecht. Wir brauchen Tageslicht! Wir<br />

brauchen Farben, Formen, Ausblicke, die der Seele guttun,<br />

bei denen wir uns als ganze und eben nicht nur kognitive<br />

Menschen fühlen.<br />

• Qualität bei Essen, Ausstattung und Materialien. <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

muss sich auch in der Ernährung zeigen, beim<br />

Umwelt- und Energiekonzept des Veranstaltungsortes und<br />

in den Materialien, die für die Tagung gebraucht werden.<br />

Stichwort „Green Meetings“.<br />

• Die Wahl der Formate. <strong>Nachhaltig</strong>keit verlangt tiefgreifende<br />

Veränderungsprozesse. Tagungen könnten Teil dieser<br />

Veränderung sein, wenn sie so gestaltet sind, dass die<br />

Teilnehmer tatsächlich Lernprozesse vollziehen können.<br />

im leider noch immer vorherrschenden Format – „viele<br />

Vorträge, garniert mit einer Podiumsdiskussion“ – ist das<br />

kaum möglich. Tagungen sollten raum und Zeit zu echter<br />

Foto: © darmstadtium / juergenmai.com<br />

114 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| green events | Themen<br />

Partizipation ermöglichen und auch die körperlichen Bedürfnisse<br />

der Teilnehmer (Bewegung) berücksichtigen.<br />

• Menschen berühren. „Wenn <strong>Nachhaltig</strong>keit ein rein kognitives<br />

Projekt bleibt, wird es scheitern“, formulierte einst<br />

Ralf Haubl, Direktor des Sigmund Freud-Instituts in Frankfurt.<br />

Also sollten auch Tagungen die Menschen berühren,<br />

sie aus ihren gewohnten Denk- und Gefühlsmustern reißen,<br />

sie irritieren, elektrisieren, aufwühlen, begeistern.<br />

Es geht also nicht in erster Linie um die Vermittlung von<br />

Informationen, sondern darum, Herz und Hirn in Schwingungen<br />

zu versetzen.<br />

Was können Organisatoren und Gestalter tun, um dieses zu<br />

realisieren? Für Michael Gleich, Journalist und Mit-Initiator<br />

des Netzwerkes ‚Der Kongress tanzt’ (www.der-kongresstanzt.net)<br />

sind vier Schritte wichtig:<br />

1. Veranstalter sollten im Vorfeld ihre Ziele klären und priorisieren.<br />

Oft nennen die Verantwortlichen gerade mal ein<br />

Ziel. Dabei ist offensichtlich, dass jeder größere (und teure)<br />

Event eine ganze Palette unterschiedlicher Vorgaben bedienen<br />

soll. Sie zu kennen und nach Wichtigkeit zu sortieren,<br />

ist unerlässlich, um wirklich auf den Punkt hin gestalten und<br />

strukturieren zu können.<br />

2. Veranstalter könnten ihre Budgets umverteilen. Meist<br />

geben sie den Löwenanteil für den äußeren Rahmen aus, für<br />

Unterkunft, Verpflegung und Reisekosten und den weitaus kleineren<br />

für Inhalte, für Referenten, eigens produzierte Medien,<br />

didaktische und dramaturgische Beratung. Es ist wie bei einer<br />

Muschel: Die Schale ist wichtig, aber wertvoll ist die Perle.<br />

3. Veranstalter sollten ihre Professional Congress Organizers<br />

anders schulen. Diese sind vor allem logistisch und touristisch<br />

ausgebildet, aber nicht didaktisch, psychologisch oder<br />

szenografisch.<br />

4. Veranstalter sollten mit Kreativen zusammenarbeiten. Es<br />

bildet sich derzeit eine Szene von Freiberuflern heraus, die<br />

an alternativen Formaten und Vermittlungsformen arbeitet.<br />

Dazu zählen Graphic Recording (sie protokollieren mit Hilfe<br />

von Bildern), Moderatoren für lebendige Formate wie Open<br />

Space, World-Café oder Fish Bowl, Rednercoaches, Trainer für<br />

Art of Hosting (eine Methode, um interaktiver, engagierter und<br />

effektiver zu arbeiten), Facilitators (die sich eher als Begleiter<br />

denn als Steuerer von Gesprächen verstehen), Filmemacher.<br />

Das Netzwerk ‚Der kongress tanzt‘ ist nur ein Beispiel für<br />

diesen Aufbruch zu neuen Ufern.<br />

Dieser Text erscheint im Jahrbuch Ökologie 2014.<br />

HEIKE LEITSCHUH<br />

ist Autorin und Moderatorin für <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

www.fairwirtschaften.de<br />

Wenn es Nacht wird<br />

und der Verstand sich im<br />

Schlaf von der Realität<br />

verabschiedet, bleiben<br />

Körper und Geist aktiv.<br />

Diese ‚Nachtschicht’ arbeitet<br />

unablässig an der Erneuerung<br />

der Zellen und ‚verdaut’ das<br />

Tagesgeschehen. Das Gefühl hält<br />

Wache, damit Körper und Geist<br />

ihrer wichtigen Arbeit nachgehen<br />

können. Gefühle entscheiden somit<br />

über die Schlafqualität.<br />

Geborgenheit, Sicherheit und<br />

Übereinstimmung mit der Umgebung<br />

sind die wesentlichen Grundlagen für<br />

erholsamen Schlaf! Naturfasern ähneln sich<br />

im molekularen Aufbau sehr dem menschlichen<br />

Körper und wirken sich entsprechend positiv auf die<br />

Gefühle des Schlafenden aus. Mit der Erkenntnis, dass nur<br />

Naturmaterialien die Aufgaben einer geeigneten Schlafumgebung<br />

erfüllen, ist vor über 20 Jahren die Marke Baumberger entstanden. Die<br />

Natur- und Heimatverbundenheit ist seither der Impuls für eine nachhaltige,<br />

ökologische Matratzen- und Bettwarenproduktion.<br />

Jeder Mensch ist anders, deshalb finden Sie bei Baumberger eines der<br />

breitesten Sortimente von Matratzen und Bettwaren aus kontrolliert biologischen<br />

Naturmaterialien. Zertifiziert über die gesamte Erzeugungskette und hergestellt<br />

in Deutschland.<br />

Gut schlafen ist Vertrauenssache... vertrauen Sie Ihrem Gefühl.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

zertifiziert:<br />

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CERES 085<br />

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www.baumberger-schlafkomfort.de · info@baumberger-schlafkomfort.de<br />

115<br />

Infotelefon: 02543/8646


Themen | green events |<br />

<strong>Nachhaltig</strong> auf dem Sprung?<br />

Bei der B.A.U.M.-Jahrestagung <strong>2013</strong> herrschte weitgehend Einigkeit: Die Zukunft<br />

liegt in einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Wie weit der Verband und<br />

seine Mitglieder dies bereits erreicht haben, wurde kontrovers diskutiert.<br />

Von Kristina Kara und Maximilian Gege<br />

„Organisationen wie B.A.U.M. sind so wichtig, weil sie<br />

Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und weitere Akteure zum<br />

Wohle der <strong>Nachhaltig</strong>keit vernetzen.“ Mit einem saftigen<br />

Lob beendete Martin Zeil, stellvertretender Ministerpräsident<br />

und Wirtschaftsminister Bayerns seine Rede anlässlich<br />

der B.A.U.M.-Jahrestagung am 10. und 11. Juni <strong>2013</strong> im<br />

Graf von Faber-Castell’schen Schloss in Stein bei Nürnberg.<br />

Kaum einer im Saal, der nicht klatschte. Schließlich waren<br />

die Teilnehmer des Kongresses fast ausnahmslos „bereits<br />

katholisch“, wie Dr. Christoph Beier (stellvertretender Vorstandssprecher,<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit GmbH GIZ) es markant formulierte. Damit<br />

meinte er die rund 350 bereits bekehrten Anhänger der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und<br />

Politik, die sich auf der jährlichen größten Versammlung des<br />

B.A.U.M-Netzwerkes ein Stelldichein gaben. Beier warnte<br />

davor, sich auf dem bereits Erreichten auszuruhen: „Es ist<br />

ja nicht so, wie wir uns auf solchen <strong>Nachhaltig</strong>keitsgipfeln<br />

gegenseitig beteuern, dass die ganze Welt schon auf <strong>Nachhaltig</strong>keitsstandards<br />

gepolt ist.“<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist ein großes Wort<br />

Es gibt also noch viel zu tun für B.A.U.M. e.V. und seine Mitstreiter.<br />

Bei den Diskussionen ging es um die Entwicklung und<br />

Positionierung des Verbandes, die Aktivitäten seiner Mitglieder<br />

sowie um die Entwicklung des Begriffs „<strong>Nachhaltig</strong>keit“ in der<br />

Praxis, der auf internationaler Ebene erstmals durch die Vereinten<br />

Nationen mit der Weltumweltkonferenz in Stockholm 1972<br />

Beachtung fand. Anstatt sich – wie der Name „Bundesdeutscher<br />

Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management“ noch immer<br />

vermuten lässt – ausschließlich mit unternehmerischem<br />

Umweltschutz zu beschäftigen, widmet sich das Informationsund<br />

Kontaktnetzwerk seit geraumer Zeit dem Oberthema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit, bei dem auch die soziale Komponente eine<br />

immer größere Rolle spielt. „Ich habe den Eindruck, dass<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit früher ein sektorales Thema war. Man hat sich<br />

auf Umwelt oder soziale Angelegenheiten konzentriert. Das hat<br />

sich fundamental geändert“, unterstützte Karl Erivan W. Haub,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe<br />

Tengelmann, diese Entwicklung. In einer zunehmend global<br />

vernetzten Welt müssen sich auch die einzelnen Mitglieder des<br />

Verbandes neu positionieren: „Für Unternehmen<br />

ist es wichtig, umweltbewusst<br />

und nachhaltig zu wirtschaften<br />

und zugleich global konkurrenzfähig<br />

zu bleiben bzw. Maßstäbe zu setzen“,<br />

fasste Ulrich Walter von Lebensbaum,<br />

langjähriges B.A.U.M.-Mitglied und<br />

aktiv im B.A.U.M.- Unternehmerbeirat<br />

tätig, zusammen. Hier kann B.A.U.M.<br />

An den Vorträgen erfreuen sich auch<br />

Hermann W. Brennecke (Vize präsident<br />

Group Sales, Public Affairs & Special<br />

Tasks, Grundfos-Gruppe), Karl- Erivan<br />

W. Haub (Geschäftsführender und persönlich<br />

haftender Gesellschafter, Unternehmensgruppe<br />

Tengelmann), Prof. Dr.<br />

Maximilian Gege (Vorsitzender, B.A.U.M.<br />

e.V.) und Anton-Wolfgang Graf von Faber-<br />

-Castell (Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Faber-Castell AG).<br />

Foto: © Rainer Kant, B.A.U.M. e.V.<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| green events | Text | Themen<br />

Foto: © B.A.U.M. e.V. Foto: © Rainer Kant, B.A.U.M. e.V.<br />

Unternehmen unterstützend zur Seite stehen. Ein umfassendes<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskonzept etwa bedürfe des Wissens um viele Einzelkomponenten<br />

und erfordere eine kontinuierliche Analyse des<br />

Status quo und seiner Verbesserungsmöglichkeiten, so Tengelmann-Chef<br />

Haub. Der Verband unterstützt mit Fachbeiräten und<br />

Arbeitsgruppen zu aktuell drängenden Themen, wie etwa der<br />

Gestaltung der Lieferketten: „Die größten Herausforderungen<br />

entstehen im Rahmen der Beschaffungsprozesse“, so Stephan<br />

Füsti-Molnar (Geschäftsführer, Henkel AG & Co. KGaA). „Hier<br />

müssen wir uns für mehr Transparenz einsetzen“, forderte auch<br />

Werner Graf (Managing Director, Panasonic Deutschland) von<br />

B.A.U.M und seinen Mitstreitern.<br />

Vorstandserweiterung<br />

Auf der Tagung wurde auch die<br />

Berufung der 34-jährigen Diplom-<br />

Politologin Kristina Kara in den<br />

B.A.U.M.-Vorstand bekanntgegeben.<br />

Kara arbeitet seit 2009 für das<br />

Netzwerk. Ihre Schwerpunkte sind<br />

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Mit großem Interesse folgen die Tagungsteilnehmer dem Vortrag<br />

von Prof. Peter Droege, Präsident von EUROSOLAR, zum Thema<br />

„Energiewende – internationale Perspektiven und Chancen“.<br />

Zielvorgaben von ganz oben<br />

In Kooperation mit Gleichgesinnten lässt sich viel erreichen,<br />

vorausgesetzt, dass der Wille zu Veränderungen in der<br />

Unternehmensspitze angesiedelt ist: „Es geht oftmals auf<br />

Menschen zurück, die sich etwas in den Kopf gesetzt haben“,<br />

so die These von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell,<br />

Vorsitzender des gleichnamigen Schreibgeräteherstellers<br />

und Gastgeber der Jahrestagung. In einem börsennotierten<br />

Unternehmen sähe dies nicht anders aus, so Dr. Jörg Uhl,<br />

Director Global Product Stewardship bei Procter & Gamble:<br />

„Klare Zielvorgaben helfen einer Organisation, sich weiterzuentwickeln“.<br />

Zwar ließe sich Glück nicht am Bruttoinlandsprodukt<br />

festmachen, formulierte Bundesumweltminister a.<br />

D. Prof. Dr. Klaus Töpfer deutlich. Zielvorgaben müsse es aber<br />

auch aus der Politik geben, etwa hinsichtlich der weiteren<br />

Ausgestaltung der Energiewende, forderte der Eurosolar-Vorsitzende<br />

Prof. Peter Droege.<br />

Die weiteren politischen Vertreter gaben sich auf der Tagung<br />

unerwartet harmonisch: Statt Parteienzwist gab es in der<br />

Diskussion zwischen Josef Göppel (CDU/CSU) und Hans-Josef<br />

Fell (Bündnis 90/Grüne), beide Mitglieder des Umweltausschusses<br />

des Bundestags, viel Konsens: „Wir müssen endlich<br />

sicherstellen, dass Kapital in den Klimaschutz und nicht in die<br />

Klimazerstörung fließt, weil es dort gewinnbringender angelegt<br />

ist“, so Fell. Göppel forderte, dass die Menschen von Energiekonsumenten<br />

zu Energieakteuren würden, um sicherzustellen,<br />

dass sie anders mit dieser wertvollen Ressource umgingen.<br />

Gut Ding will Weile haben<br />

Die erforderlichen fundamentalen Veränderungen sind nur<br />

mit einem langen Atem zu bewerkstelligen. Die Geschichte des<br />

B.A.U.M. selbst ist dafür ein gutes Beispiel. 2014 wird die Organisation<br />

ihr 30-jähiges Bestehen feiern. Wer hätte gedacht,<br />

dass aus einer Handvoll engagierter Unternehmer einmal<br />

die größte Umweltinitiative der europäischen Wirtschaft mit<br />

rund 550 Mitgliedern würde? Bei der „Generalprobe“ für die<br />

geplante große Jubiläumsfeier im September nächsten Jahres<br />

in Hamburg schaute man optimistisch in die Zukunft. Prof. Dr.<br />

Jochen R. Pampel (Head of Sustainability Services, KPMG AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) zog als Fazit: „Dass wir alle<br />

noch ein Stück weiter gehen können, ist keine Frage“.<br />

PROF. DR. MAXIMILIAN GEGE<br />

ist Vorsitzender und Mitgründer von B.A.U.M. e. V. und<br />

arbeitet seit über 35 Jahren für die große Transformation.<br />

KRISTINA KARA<br />

freut sich darauf, die strategische Ausrichtung von B.A.U.M.<br />

künftig mitzugestalten.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

117


Themen | der internationale blick |<br />

Japan hat die Nase vorn<br />

Was deutsche Unternehmen von ihren internationalen<br />

Wettbewerbern lernen können.<br />

Im Sommer hat das Centre for Sustainability Management<br />

der Leuphana Universität das „International Corporate<br />

Sustainability Barometer“ veröffentlicht. <strong>forum</strong> stellte dazu<br />

drei Fragen an den Institutsleiter Prof. Dr. Stefan Schaltegger.<br />

In Ihrer Studie wird das <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement von<br />

fast 500 der größten Unternehmen aus elf Ländern analysiert.<br />

Welche Ergebnisse haben Sie am meisten überrascht?<br />

Prof. Schaltegger: Die großen Ähnlichkeiten des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements<br />

in den untersuchten Ländern. So ist<br />

die Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz in fast allen<br />

Ländern einer der wichtigsten Gründe, warum sich Unternehmen<br />

mit dem Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit auseinandersetzen.<br />

Überraschend ist sicherlich auch das sehr gute Abschneiden<br />

Japans. Dort ist die Anwendung konkreter Methoden des<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements deutlich stärker verbreitet<br />

als z.B. in Europa.<br />

Fachkompetenz zu <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen im Vordergrund.<br />

Persönlichkeitskompetenzen allein sind jedoch für eine<br />

nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensausrichtung auf<br />

Dauer nicht ausreichend. Nur wenn Persönlichkeiten in der<br />

Lage sind, Fachwissen umzusetzen, kann <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

erfolgreich sein.<br />

Zum Weiterlesen<br />

Die Studien „International Corporate Sustainability Barometer”<br />

und „Corporate Sustainability Barometer 2012“<br />

(deutsch) stehen unter www.leuphana.de/csm zum Download<br />

bereit.<br />

Wie schneiden denn die deutschen Großunternehmen in<br />

Ihrer Analyse ab?<br />

Oft wird davon ausgegangen, dass deutsche Unternehmen<br />

in Fragen der <strong>Nachhaltig</strong>keit Vorreiter sind. In unserer<br />

Befragung treten sie insgesamt jedoch weder positiv noch<br />

negativ in Erscheinung. Sie „verstecken“ sich bei den meisten<br />

Aspekten im internationalen Durchschnitt. In manchen<br />

Bereichen existieren sogar deutliche Defizite. So geben überdurchschnittlich<br />

viele deutsche Unternehmen mangelnde<br />

personelle Kapazitäten als größtes Hemmnis für ein stärkeres<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement an.<br />

Durch welche Maßnahmen könnten diese Defizite behoben<br />

werden?<br />

Zur Qualifizierung ihres Personals setzen die meisten Unternehmen<br />

vor allem auf interne Maßnahmen wie Workshops<br />

oder die Bereitstellung von Informationen. Es ist jedoch<br />

fraglich, ob dieser Mangel allein durch internes Know-how<br />

behoben werden kann oder ob nicht verstärkt externe<br />

Angebote wie Workshops durch Dritte oder Weiterbildungsstudiengänge<br />

genutzt werden sollten. Außerdem sehen<br />

die meisten Unternehmen Persönlichkeitskompetenzen<br />

wie Motivationsfähigkeit als wichtigste Voraussetzung der<br />

Belegschaft an, um <strong>Nachhaltig</strong>keitsmaßnahmen zu realisieren.<br />

Für nur circa ein Viertel der Unternehmen steht die<br />

MBA-Fernstudium Sustainability Management<br />

In diesem Jahr feiert der MBA Sustainability Management sein<br />

zehnjähriges Jubiläum. Der akkreditierte MBA-Studiengang wird<br />

als E-Learning-gestütztes Fernstudium vom Centre for Sustainability<br />

Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg angeboten.<br />

Mit den Studierenden besteht ein Alumni-Netzwerk aus über<br />

400 Experten des unternehmerischen <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements.<br />

www.sustainament.de<br />

118 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>forum</strong> Service<br />

Medientipps | 120<br />

B.A.U.M. informiert | 122<br />

Kleinanzeigen | 124<br />

Events im rückblick | 126<br />

Events in der Vorschau | 127<br />

Vorschau & impressum | 129<br />

10 Traumfragen an Helena Norberg-Hodge | 130<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

119


SErVicE | MEDIENTIPPS |<br />

Hans-Josef Fell<br />

Globale Abkühlung<br />

Strategien gegen<br />

die Klimaschutzblockade<br />

– ökologisch,<br />

wirtschaftlich,<br />

erfolgreich<br />

Der Energieexperte<br />

Hans-Josef Fell stellt<br />

in diesem Buch neue<br />

Strategien gegen die<br />

Klimablockade vor.<br />

Er erläutert, warum<br />

Klimaschutz nicht nur wissenschaftlich notwendig,<br />

sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Die<br />

Kernaussage des Buches lautet:<br />

„Erneuerbare Energien und andere Klimaschutzmaßnahmen<br />

sind keine Belastung, sondern<br />

treibende Kraft für wirtschaftliche Entwicklung.“<br />

Mit seinen Thesen möchte der Autor die festgefahrene<br />

Klimaschutzdiskussion beleben und<br />

dazu anregen, die gesetzlichen und politischen<br />

Strategien zu überdenken.<br />

<strong>2013</strong>, 232 Seiten, EUR 19,80<br />

ISBN: 978-3-410-23947-5<br />

www.beuth.de/globale-abkuehlung<br />

Bertram Verhaag<br />

naturGerecht<br />

Ein DVD-Buch<br />

mit 9 Filmen von<br />

Bertram Verhaag<br />

Gute, nachhaltige<br />

Landwirtschaft<br />

hat der Münchner<br />

Filmemacher Bertram<br />

Verhaag zum<br />

Thema mehrerer<br />

Dokumentarfilme<br />

gemacht. Jetzt hat<br />

er neun Filme zu einem DVD-Buch zusammengestellt.<br />

400 Filmminuten lang zeigt er wie<br />

biologische Landwirtschaft „naturGerecht“<br />

gestaltet werden kann. Das macht Hoffnung<br />

und regt zum Nachmachen an.<br />

Die Filme sind so vielfältig wie das Thema<br />

selbst: Es geht um Permakultur, preisgekrönten<br />

Bio-Käse, Symbiotische Landwirtschaft, bunte<br />

Kartoffeln, helfende Regenwürmer, gentechnikfreies<br />

Futtermittel, Öko-Bier und Landwirtschaft<br />

in der Wüste Ägyptens.<br />

<strong>2013</strong>, 400 Minuten, EUR 38,50<br />

ISBN: 978-3-935573-73-3<br />

www.denkmal-film.tv<br />

Klaus Fichter, Jens<br />

Clausen<br />

Erfolg und Scheitern<br />

„grüner“<br />

innovationen<br />

Warum einige <strong>Nachhaltig</strong>keitsinnovationen<br />

am Markt<br />

erfolgreich sind und<br />

andere nicht<br />

Warum haben bestimmte<br />

„grüne“<br />

Innovationen Erfolg,<br />

während sich andere auf dem Markt<br />

nicht durchsetzen können? Das untersuchen<br />

Klaus Fichter und Jens Clausen am Beispiel<br />

von 100 umweltentlastenden Produkt- und<br />

Serviceinnovationen. Die dem Buch zugrundeliegende,<br />

vom BMBF geförderte Studie ist<br />

weltweit die erste, die Diffusionsprozesse<br />

„grüner“ Innovationen in solch hoher Zahl<br />

systematisch analysiert und zentrale Einflussfaktoren<br />

ihres Markterfolges empirisch<br />

gestützt herausgearbeitet hat.<br />

<strong>2013</strong>, 374 Seiten, EUR 29,-<br />

ISBN: 978-3-89518-944-9<br />

www.metropolis-verlag.de<br />

Sky Vision<br />

Frösche in<br />

Gefahr – Thin<br />

Green Line<br />

Seit 250 Millionen<br />

Jahren leben<br />

Frösche auf der<br />

Erde. Nun sind sie<br />

durch eine Pilzinfektion<br />

weltweit<br />

akut gefährdet.<br />

In Panama haben<br />

Biologen die Frösche aus dem Wald in eine<br />

Auffangstation gebracht, um ihr Leben zu retten.<br />

Dort befinden sich nun 58 verschiedene<br />

Arten von Fröschen – einige der seltensten auf<br />

der Welt. Die Forscher suchen fieberhaft nach<br />

einer Lösung, um das überleben der Froschpopulationen<br />

zu sichern. Die neue, bildgewaltige<br />

und aufrüttelnde Dokumentation FRÖSCHE IN<br />

GEFAHR – Thin Green Line berichtet über eine<br />

vom Aussterben bedrohte Tierart.<br />

<strong>2013</strong>, 92 Minuten, EUR 14,- (DVD);<br />

EUR 16,- (Blu-ray); EUR 20,- (3D Blu-ray)<br />

EAN DVD: 4<strong>04</strong>1658228398<br />

EAN Blu-ray: 4<strong>04</strong>1658298391<br />

EAN 3D Blu-ray: 4<strong>04</strong>1658278393<br />

www.tiberiusfilm.de<br />

B.A.U.M. e.V. und<br />

Accenture GmbH<br />

intelligent cities<br />

– Wege zu einer<br />

nachhaltigen,<br />

effizienten und<br />

lebenswerten<br />

Stadt<br />

Der globale Trend<br />

zur Urbanisierung<br />

hält unvermindert<br />

an. Den Vereinten<br />

Nationen zufolge lebt schon heute die Hälfte<br />

aller Menschen in Städten, 2030 sollen es über<br />

zwei Drittel sein. Mit diesem Wachstum mehren<br />

sich jedoch auch die Herausforderungen. Wie<br />

können Leben und <strong>Wirtschaften</strong> in der Stadt<br />

intelligenter gestaltet werden? Anhand von<br />

vielen bereits umgesetzten Best- bzw. Good<br />

Practice-Beispielen wird dieser Frage möglichst<br />

anwendungsorientiert nachgegangen. Der<br />

Report zeigt Bürgermeistern, Kommunalverantwortlichen,<br />

Stadtplanern oder anderen<br />

interessierten Lesern, dass Maßnahmen oft<br />

leichter umzusetzen sind als gedacht.<br />

<strong>2013</strong>, 200 Seiten, EUR 79,90<br />

ISBN: 978-3-925646-59-1<br />

www.intelligent-cities.net<br />

Dieter Frey, Lisa<br />

Schmalzried<br />

Philosophie der<br />

Führung – Gute<br />

Führung lernen von<br />

Kant, Aristoteles,<br />

Popper & co.<br />

Führungskräfte arbeiten<br />

heute in einem unsicheren<br />

Umfeld mit<br />

wachsenden Anforderungen<br />

und immer variableren<br />

Rahmenbedingungen. Dennoch müssen<br />

sie Sicherheit ausstrahlen und ihren Mitarbeitern<br />

Orientierung bieten. Viele Führungskräfte suchen<br />

nach einer Art Kompass, an dem sie ihr Handeln<br />

ausrichten können, nach dauerhaften Prinzipien<br />

für eine „gute Führung“. Gut strukturiert und unterhaltsam<br />

– lesen Sie „Basics“ zu Moraltheorien,<br />

Verhaltenstheorien und Theorien der offenen<br />

Kultur, daraus abgeleitete praktische Hinweise<br />

für moderne Führungskräfte, ein verständliches<br />

Modell einer ethikorientierten Führung und ganz<br />

nebenbei eine unterhaltsame Einführung in die<br />

großen philosophischen Theorien.<br />

<strong>2013</strong>, 341 Seiten mit 60 Abb. in Farbe, EUR 39,99 €<br />

ISBN: 978-3-642-34438-1<br />

www.springer.com<br />

120 Gedruckt auf Steinbeis charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> Ein Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Steinbeis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


|MEDIENTIPPS | SErVicE<br />

Michael Pitiot<br />

und Yann Arthus-<br />

Bertrand<br />

Planet Ocean<br />

Die atemberaubende<br />

Dokumentation<br />

zeigt mit imposanten<br />

Bildern<br />

aus über 20 Ländern<br />

die überwältigende<br />

Schönheit und Vielfalt<br />

unserer Ozeane.<br />

Die herausragenden Aufnahmen aus der Luft<br />

und unter Wasser machen aber auch deutlich,<br />

wie wichtig die Ökosysteme der Meere für die<br />

Menschheit sind. Der Film wurde erstmals auf<br />

dem Rio+20 Gipfel 2012 präsentiert und ist<br />

eine spannende Expedition um die Welt. Mit<br />

atemberaubendem Bonusmaterial.<br />

<strong>2013</strong>, 89 Minuten, EUR 8,99 (Blu-Ray);<br />

EUR 12,80 (DVD)<br />

EAN DVD: 50505 8290894 7<br />

EAN Blu-ray: 50505 8290895 4<br />

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Holger Stromberg<br />

iss einfach gut<br />

Sich gesund zu<br />

ernähren scheint<br />

heutzutage eine der<br />

kompliziertesten<br />

Angelegenheiten<br />

der Welt zu sein!<br />

Holger Stromberg<br />

zeigt in seinem neuen<br />

Konzeptbuch<br />

wie´s dennoch gelingt,<br />

entlarvt die größten Ernährungsirrtümer<br />

und gibt auf locker-charmante Art Tipps vom<br />

Einkaufen bis zur Zubereitung – für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene.<br />

Kurzum: Ein Buch über verantwortungsvolle<br />

Esskultur, Geschmacksbildung und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

- spannend und unterhaltsam wie ein Krimi<br />

mit Originalzitaten von Jogi Löw & Co...<br />

<strong>2013</strong>, 240 Seiten, EUR 18,99<br />

ISBN: 978-3-942772-28-0<br />

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Jeremy Irons<br />

„Weggeworfen“<br />

Oscar®-Preisträger<br />

Jeremy Irons<br />

macht mit WEGGE-<br />

WORFEN auf eines<br />

der wichtigsten<br />

Umweltthemen<br />

unserer Zeit aufmerksam:<br />

Das<br />

weltumspannende<br />

Müllproblem.<br />

Mit einprägsamen Bildern, Interviews, die zum<br />

Nachdenken anregen und einem fesselnden<br />

Soundtrack von Vangelis verändert der Film<br />

den Blick des Zuschauers auf unsere Wegwerfgesellschaft<br />

Die vielfach ausgezeichnete<br />

Dokumentation erscheint am 07.11.<strong>2013</strong> beim<br />

Tiberius Film Label Sunfilm Entertainment auf<br />

DVD und Blu-ray.<br />

2012, 97 Minuten, ab EUR 12,99<br />

EAN: 4<strong>04</strong>1658298360<br />

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Urs Schnell<br />

Bottled Life – Das Geschäft mit dem Wasser<br />

Dokumentarfilm<br />

Hierzulande müssen wir nur den Hahn aufdrehen und verfügen jederzeit über bestes Trinkwasser. Warum zahlen wir<br />

dennoch viel Geld für diese lebensnotwendige Ressource?<br />

„Bottled Life“ deckt auf, wie Konzerne den Menschen ihr eigenes Wasser als teures Lifestyleprodukt verkaufen, indem<br />

sie sich weltweit den Zugriff auf wertvolle Quellen sichern. Journalist Res Gehriger verfolgt die Spur von Nestlé und<br />

lässt uns tief blicken in die Strategien eines der mächtigsten Akteure im Milliardengeschäft mit dem Flaschenwasser.<br />

2012, 94 Minuten<br />

Seit 12. September <strong>2013</strong> im Kino!<br />

5./6. Okt. <strong>2013</strong><br />

Frankfurt<br />

8./9. März 2014<br />

2./3. Nov. <strong>2013</strong><br />

Stuttgart<br />

21./22./23. März 2014<br />

München<br />

Ruhr<br />

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GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT<br />

121


Service | B.A.U.M. informiert |<br />

Bundesumweltminister Altmaier zu Gast bei B.A.U.M.<br />

Erstmals stattete ein amtierender Bundesumweltminister der<br />

Hamburger Hauptgeschäftsstelle von B.A.U.M. einen Besuch ab.<br />

Am 1. Juli <strong>2013</strong> kam Minister Peter Altmaier einer Einladung<br />

des B.A.U.M.-Vorsitzenden Prof. Dr. Maximilian Gege nach, um<br />

mit Vertretern von B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen über die<br />

Energiewende zu diskutieren.<br />

Bundesumweltminister Peter Altmaier betonte in seinem einleitenden<br />

Vortrag die herausragende Bedeutung der Energiewende<br />

und stellte dieses in Deutschland hochaktuelle Thema in den<br />

globalen Kontext: Wachsender Wohlstand weltweit führe naturgemäß<br />

zu wachsendem Energie- und Ressourcenverbrauch, und<br />

dieses Problem bedürfe globaler Lösungen. Für Deutschland hob<br />

auf die vielfältigen B.A.U.M.-Projekte wie z. B. „Wirtschaft pro<br />

Klima“, die große Wärmekampagne, den B.A.U.M. Zukunftsfonds<br />

und die regionalen Zukunftsfondsmodelle hin. Zu dem<br />

von B.A.U.M. gemeinsam mit Accenture initiierten und mit den<br />

Unternehmenspartnern ECE, Hewlett-Packard, Panasonic und<br />

NATURpur Institut (HSE) durchgeführten Projekt „Intelligent Cities<br />

– Wege zu einer nachhaltigen, effizienten und lebenswerten<br />

Stadt“ überreichte Gege dem Bundesumweltminister den soeben<br />

erschienenen Report.<br />

Für den B.A.U.M.-Unternehmerbeirat begrüßte Ulrich Walter,<br />

Geschäftsführer der Ulrich Walter GmbH/Lebensbaum, den<br />

Bundesumweltminister. Walter sagte die Unterstützung der<br />

Bundesminister Peter Altmaier bei B.A.U.M. dreifach im Einsatz: (1) Vor dem Hamburger Haus der Zukunft mit den B.A.U.M.-Vorständen (v.l.) Kristina Kara, Dieter<br />

Brübach und Maximilian Gege sowie Dr. Georg Winter, B.A.U.M. Ehrenvorsitzender und Betreiber des Hauses der Zukunft in Hamburg. (2) in der Fragerunde mit<br />

zahlreichen Journalisten und (3) bei der Übergabe des Lebensbaum-<strong>Nachhaltig</strong>keitsberichts durch den mehrfach ausgezeichneten Unternehmer Ulrich Walter,<br />

der auch Mitglied im Unternehmerbeirat Mittelstand von B.A.U.M. ist.<br />

der Minister die Bereiche Mobilität, Gebäude und Unternehmen<br />

als wichtige Handlungsfelder hervor. Aufgabe der Unternehmen<br />

sei es zum einen, schon beim Design ihrer Produkte Ressourcenschutz<br />

und Energieeffizienz im Blick zu haben, zum anderen<br />

aber auch, die Produktionsprozesse ressourcenschonend und<br />

energieeffizient zu gestalten. Dabei dürfe sich niemand auf dem<br />

bereits Erreichten ausruhen; es gelte vielmehr, durch Kreativität<br />

und Innovationen die Energiewende voranzubringen. In diesem<br />

Zusammenhang bedankte sich Altmaier für das Engagement des<br />

B.A.U.M.-Netzwerks.<br />

Der B.A.U.M.-Vorsitzende Prof. Dr. Maximilian Gege hatte in<br />

seiner Begrüßung an die mitreißende Rede Altmaiers bei der<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung 2012 erinnert und seiner Freude über<br />

die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium<br />

in den vergangenen Monaten Ausdruck verliehen. Er wies auch<br />

B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen für die Energiewende zu und<br />

hob die besonderen Stärken des Mittelstands hervor.<br />

Im Anschluss an den Vortrag des Bundesumweltministers diskutierten<br />

Vertreter des Netzwerks mit Minister Altmaier über<br />

die Möglichkeiten einer staatlichen Förderung energetischer<br />

Gebäudesanierung, ein neues Design für den Strommarkt,<br />

eine marktwirtschaftliche Überprüfung des EEG und des<br />

Emissionshandels, die Freistellung von Unternehmen von der<br />

Ökostromabgabe und weitere Maßnahmen im Rahmen der<br />

Energiewende. B.A.U.M. plädiert für einen kosteneffizienten<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine gezieltere Förderung<br />

mit Blick auf die Wertschöpfung und die CO 2<br />

-Vermeidungskosten.<br />

Außerdem fordert das Netzwerk den Auf- und<br />

Ausbau intelligenter Stromnetze und Speicher sowie eine<br />

Anschubfinanzierung eines Zukunftsfonds zur Finanzierung<br />

Fotos: © Rainer Kant, B.A.U.M. e.V.<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| B.A.U.M. informiert | Service<br />

von Effizienzmaßnahmen in KMU, öffentlichen Einrichtungen<br />

und Privathaushalten.<br />

B.A.U.M. freute sich über den Besuch von Minister Altmaier<br />

und die gelungene Veranstaltung. „Dies ist auch ein Erfolg der<br />

zahlreichen Gespräche, die wir führen, und unserer guten Kontakte<br />

zu den relevanten politischen Institutionen“, so Prof. Dr.<br />

Maximilian Gege.<br />

Die guten Drähte nach Berlin und Brüssel und in die internationalen<br />

politischen Metropolen sind das Ergebnis teilweise jahrzehntelanger<br />

Arbeit. Seit Gründung von B.A.U.M. e.V. engagieren<br />

sich die Vorstände, allen voran der Vorsitzende Prof. Gege, in<br />

zahlreichen nationalen und internationalen Gremien. Wichtig ist<br />

ihnen dabei immer die parteipolitische Neutralität. Die Stimme<br />

des B.A.U.M.-Vorsitzenden findet in verschiedensten politischen<br />

Veranstaltungsvorschau<br />

B.A.U.M.-Praxiswissen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

(8./9.10.<strong>2013</strong>, Dortmund; 5./6.11.<strong>2013</strong>, Frankfurt)<br />

In diesem zweitägigen Praxis-Seminar erfahren Sie, was sich hinter<br />

dem Begriff der <strong>Nachhaltig</strong>keit verbirgt, wie Sie <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

im Unternehmen implementieren, umsetzen und kommunizieren,<br />

wie <strong>Nachhaltig</strong>keit in unterschiedlichen Branchen lebendig<br />

wird, welche Herausforderungen diese Aufgabe mit sich bringt<br />

und wie Sie zu einem erfolgreichen <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager<br />

werden.<br />

Zielgruppe:<br />

Umweltbeauftragte und alle am <strong>Nachhaltig</strong>keits-Prozess Beteiligten,<br />

z. B. aus den Bereichen Qualität, Arbeitssicherheit, Personal,<br />

Marketing, Kommunikation<br />

Kosten:<br />

für B.A.U.M.-Mitglieder 1.090 Euro,<br />

sonst 1.190 Euro<br />

(jew. zzgl. MwSt.);<br />

10 Prozent Nachlass bei mehreren Teilnehmern aus einem<br />

Unternehmen.<br />

Save the Date!<br />

30 Jahre B.A.U.M.<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung und Preisverleihung<br />

29./30.09.2014, Hamburg<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet! Unter www.baumev.de<br />

finden Sie aktuelle Nachrichten und Veranstaltungshinweise.<br />

Gremien der Parteien Gehör. Prof. Gege war und ist Mitglied des<br />

BMBF-Gutachterkreises, Aufsichtsrat des Forschungszentrums<br />

Leipzig-Halle und Mitglied vieler anderer Gremien. Man kennt<br />

sich: „Ich habe in dem einen Jahr als Bundesumweltminister mit<br />

etwa 200.000 Menschen über die Energiewende gesprochen“,<br />

berichtete Peter Altmaier bei seinem Besuch bei B.A.U.M. „Sie,<br />

Herr Prof. Gege, sind da natürlich mehrfach mitgezählt!“<br />

Zusätzlich zu den vielen persönlichen Treffen bezieht B.A.U.M.<br />

auch schriftlich Stellung: Mit zahlreichen Positionspapieren,<br />

Vorschlagpapieren und Erwiderungen hat die Stimme der<br />

umweltorientierten Unternehmer schon so manche Debatte<br />

ausgelöst.<br />

(Mehr zum Thema politische Lobbyarbeit auch auf S. 107 in<br />

diesem Heft.)<br />

Partner im Netzwerk<br />

Als neue Mitglieder des Förder kreises<br />

von B.A.U.M. e. V.* begrüßen wir:<br />

BODENHAFTUNG, Allensbach | Enovos<br />

Deutschland SE, Saarbrücken | Enovos<br />

Energie Deutschland GmbH, Wiesbaden | Enovos Future GmbH,<br />

Saarbrücken | Enovos Renewables GmbH, Saarbrücken | Green<br />

Brands Organisation Limited, Hamburg | HUMANA Kleidersammlung<br />

GmbH, Hoppegarten | MehrWert GmbH, Bamberg |<br />

Ritter-Pen GmbH, Brensbach | Steyler Bank GmbH, Sankt<br />

Augustin | SV SparkassenVersicherung Holding AG, Stuttgart |<br />

VCD Umwelt & Verkehr Service GmbH, Bonn<br />

* Stand zum Redaktionsschluss am 18.07.<strong>2013</strong><br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

123


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noch besser in Ihrer Berufspraxis umzusetzen.<br />

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Für direkte 124 Rückfragen steht Ihnen gerne zur Verfügung:<br />

Fritz Lietsch | f.lietsch@<strong>forum</strong>-csr.net | + 49 (0)89 - 746611 - 41<br />

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Die Women Speaker Foundation hat mit über 400 Rednerinnen-/<br />

Mode ratorinnen-Profilen den größten Frauenpool im deutschsprachigen<br />

Raum. Das Ziel: Frauen, die etwas zu sagen haben, auf die<br />

Bühnen vermitteln und damit die öffentliche Wahrnehmung der<br />

Frauen stärken.<br />

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Ausgabe 4|<strong>2013</strong><br />

Das magazin für nonprofitmanagement<br />

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AktuelleS<br />

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Zehn Jahre Malteser Stiftung: Ob Crowdfunding, Affiliate<br />

Breidenbach zur Idee des Sozi-<br />

Wie die Dachstiftung und ihre Marketing, webbasierte Softalunternehmertums<br />

und zur<br />

Treuhandstiftungen das Stiftungsvermögen<br />

hundertfach chern vermehrt die Stiftungsarals<br />

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125


Service | Events im Rückblick |<br />

Stylish und ausgezeichnet<br />

Konsumenten wollen es stylisch – aber auch gesund und<br />

nachhaltig<br />

Im Vortragsprogramm identifizierten Referenten und Teilnehmer<br />

verschiedene Trends für Wirtschaft und Einzelhandel. Dass<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit längst von der Nische in den Massenmarkt dringt,<br />

machte Tina Teucher von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> deutlich.<br />

Im Panel „Trends 2025: Neue <strong>Wirtschaften</strong>, neue Konsumenten“<br />

diskutierte sie mit Joerg Weber (Bürger AG FrankfurtRheinMain),<br />

Heike Leitschuh (Fair <strong>Wirtschaften</strong>) und Rudolf Schreiber (pro<br />

Natur GmbH) die Entwicklungen der nächsten zehn Jahre. Der<br />

neue Konsument lebe den Lifestyle of Health and Sustainability<br />

(LOHAS) und lege daher in Läden sowohl auf schöne Einrichtung<br />

und Lichtgestaltung, als auch auf Gesundheitsaspekte wie Frische<br />

und Chemikalienfreiheit wert. Er hinterfrage nicht nur die Nachecostyle<br />

<strong>2013</strong><br />

Über 5.000 Besucher informierten sich über <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

im Einzelhandel; 24. bis 26. August <strong>2013</strong>, Frankfurt am Main<br />

Die neue Fachmesse Ecostyle ist die erste Informations- und<br />

Orderplattform für geprüft nachhaltige Konsumgüter im europäischen<br />

Einzelhandel. Vom 24. bis 26. August <strong>2013</strong> haben 76<br />

Aussteller umweltbewusste Lifestyle- und Designprodukte parallel<br />

zur Konsumgütermesse Tendence in Frankfurt präsentiert.<br />

Während der dreitägigen Veranstaltung haben sich über 5.000<br />

Fachbesucher bei den rund 80 Ausstellern aus 15 Ländern über<br />

nachhaltige Trends informiert.<br />

GreenTec Awards <strong>2013</strong><br />

Glamouröse Preisverleihung von Europas größtem Umweltund<br />

Wirtschaftspreis; 30. August <strong>2013</strong>, Berlin<br />

Am 30. August <strong>2013</strong> erhielten die Preisträger des diesjährigen<br />

GreenTec Awards in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen<br />

Telekom ihre Auszeichnung:<br />

• Kategorie Bauen & Wohnen: Wäschetrocknen mit Solarwärme<br />

von SOLVIS/Miele verringert den Energieverbrauch des<br />

Trocknens um 50 Prozent.<br />

• Kategorie Energie: BlueGEN von Ceramic Fuel Cells ist das<br />

erste marktreife Mikrokraftwerk auf Brennstoffzellenbasis für<br />

Wohngebäude, öffentliche Einrichtungen und kleine Unternehmen.<br />

• Kategorie Galileo Wissenspreis (ProSieben): Maritime Müllabfuhr<br />

von One Earth – One Ocean sammelt und recycelt<br />

Plastikmüll aus Gewässern.<br />

• Kategorie Kommunikation: foodsharing.de von Foodsharing<br />

haltigkeit des Produkts, sondern auch die der Verpackungen und<br />

Rahmenbedingungen (z.B. effiziente Kühlsysteme) und erwartet,<br />

dass Händler auf ihn eingehen – etwa durch mehr Fahrradstellplätze<br />

statt nur Autoparkplätze. In der Region liege eine große Chance<br />

für alle Wirtschaftsakteure, ihre Produkte in einen Kreislauf einzubringen<br />

und von diesem zu profitieren, unterstrichen Rudolf<br />

Schreiber und Joerg Weber. Werbung und PR sind grundsätzlich<br />

OK – aber nur, wenn Unternehmen parallel echten Dialog mit<br />

ihren Anspruchsgruppen suchen, berichtete Heike Leitschuh aus<br />

ihren Moderationserfahrungen bei Dialogprozessen.<br />

Die nächste Ecostyle findet parallel zur Tendence vom 30. August<br />

bis zum 01. September 2014 in Frankfurt statt.<br />

www.ecostyle.messefrankfurt.com<br />

ist eine Plattform, die es Privatpersonen, Händlern und Produzenten<br />

ermöglicht, überschüssige Lebensmittel kostenlos<br />

anzubieten und abzuholen.<br />

• Kategorie Luftfahrt: Multifunktionale Brennstoffzellen-Technologie<br />

von Airbus als alternative Energiequelle für Flugzeuge.<br />

• Kategorie Mobilität: Echtzeit-Mitfahrnetzwerk von flinc vermittelt<br />

vollautomatisch und in Echtzeit Mitfahrgelegenheiten<br />

über PC, App und integriert diese im Navi.<br />

• Kategorie Produktion: Think Blue. Factory. von Volkswagen<br />

stellt eine Managementmethode zur konsequenten Umsetzung<br />

des <strong>Nachhaltig</strong>keitsziels dar.<br />

• Kategorie Recycling: Reinigung von Straßenabwasser von<br />

3P Technik minimiert den Eintrag von Schadstoffen durch<br />

Niederschlagswasser zum Schutz von Boden und Gewässern.<br />

Die GreenTec Awards 2014 finden am <strong>04</strong>. Mai in München zur<br />

IFAT, der größten Umwelttechnologienmesse weltweit, statt.<br />

www.greentec-awards.com<br />

Foto: © Ecostyle, Messe Frankfurt<br />

126 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Events in der Vorschau | Service<br />

24. und 25. Oktober <strong>2013</strong> in Bremen,<br />

weitere eigenständige Module 2014<br />

Weiterbildung zum Climate Change<br />

Agent<br />

Erfolgreicher Klimaschutz erfordert einen<br />

Wandel in Unternehmen. Die energiekonsens<br />

klima:akademie befähigt Multiplikatoren<br />

für Klimaschutz, diese Transformation<br />

zu steuern. Vom 24. bis 25. Oktober informieren<br />

Experten für Organisationsentwicklung<br />

über Bedingungen erfolgreicher<br />

Veränderungsprozesse. Als Best Practice<br />

ist die hanseWasser Bremen GmbH vor Ort.<br />

Das Weiterbildungsangebot ist Teil des vom<br />

Bundesumweltministerium geförderten<br />

Pilotprojekts green transformation. Weitere<br />

spannende Module finden auch 2014 statt.<br />

www.klima-akademie.net<br />

26. und 27. Oktober in Berlin<br />

2. Grüne Karriere – Mehr Geld<br />

oder mehr Sinn?<br />

Damit die Energiewende gelingt, braucht es<br />

Fach- und Führungskräfte sowie kompetenten<br />

und motivierten Nachwuchs. Daher organisieren<br />

die Heldenmarkt-Macher von Forum Futura<br />

bereits in der 2. Auflage die Messe Grüne<br />

Karriere. Unternehmen, NGOs, Hochschulen<br />

sowie Bildungsträger präsentieren Jobs und<br />

Bildungsangebote aus den Bereichen Erneuerbare<br />

Energien, CSR, Umweltschutz, EZA,<br />

Social Business oder Ökolandbau.<br />

www.gruenekarriere.info<br />

07. und 08. November <strong>2013</strong> in Köln<br />

MCC Stadtwerke Forum 2014<br />

SocialInnovation& EduAction /Lernkultur<br />

Potenzialentfaltung<br />

Die Energiebranche ist im Umbruch! Die<br />

Topthemen Energiewende und Energieeffizienz<br />

forcieren enorme Investitionen bei<br />

Versorger und Verbrauchern. Der alleinige<br />

altbewährte Verkauf von Strom und Gas<br />

bringt Stadtwerken hingegen nur noch<br />

geringe Margen. Die Energieversorger<br />

sind im Zugzwang und müssen Knowhow<br />

aufbauen, um neue Geschäftsfelder<br />

erschließen und bewährte Produkte neu<br />

ausrichten zu können. Informieren Sie<br />

sich auf dem StadtwerkeForum2014, wie<br />

Sie umfassende, spürbare Leistungen anbieten<br />

und damit Kundenbindung sowie<br />

Kundenwert steigern können.<br />

www.mcc-seminare.de/de/energie<br />

11. und 12. November <strong>2013</strong> in Hamburg<br />

Neues Wachstum – Wie <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Unternehmen und Marken<br />

zukunftsfähig macht<br />

Die Bedeutung von <strong>Nachhaltig</strong>keit hat<br />

über alle Marken und Branchen hinweg<br />

zugenommen und wird zunehmend zu<br />

einem klar identifizierbaren Umsatz- und<br />

Werttreiber. Markenvertreter und <strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten<br />

beleuchten am 11. und<br />

12. November bereits zum 2. Mal auf der<br />

inspirato Konferenz NEUES WACHSTUM<br />

– diesmal in Berlin – das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in allen Facetten und zeigen, wie Sie<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit – auch trotz aller Kritik – für<br />

sich als strategisches Wachstumsthema<br />

besetzen.<br />

www.inspirato.de/neues-wachstum-<strong>2013</strong><br />

18. und 19. November <strong>2013</strong> in Bonn<br />

UNEP FI / VfU Roundtable: Future<br />

Finance – Financing Future.<br />

Finanzlösungen für eine nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

Die zweitägige Veranstaltung setzt sich<br />

mit der Rolle des Finanzsektors für die<br />

Realwirtschaft auseinander. In fünf Themenblöcken<br />

wird der Schnittbereich<br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keit und Finanzwirtschaft<br />

beleuchtet und der Zusammenhang<br />

diskutiert, mit welchen Instrumenten,<br />

Produkten und Prozessen Banken, Sparkassen<br />

und Versicherungen zur Transition<br />

der Wirtschaft in eine „Green Economy“<br />

beitragen kann.<br />

www.vfu.de<br />

21. und 21. November <strong>2013</strong> in Düsseldorf<br />

Deutscher <strong>Nachhaltig</strong>keitstag <strong>2013</strong><br />

Der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitstag bringt<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten zum Gespräch<br />

zusammen. In Keynotes und Themenforen<br />

beziehen auf dem Fachkongress<br />

renommierte Redner u.a. aus Politik,<br />

Kommunen, Forschung und Wirtschaft<br />

Position zu aktuellen Entwicklungen im<br />

kommunalen Sektor (21.11.) und in Unternehmen<br />

(22.11.). Die Verleihung des<br />

Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises am<br />

Abend setzt auf die richtige Balance aus<br />

Inhalt und Unterhaltung, um die Erfolge<br />

der Preisträger einem möglichst großen<br />

Publikum nahezubringen.<br />

www.nachhaltigkeitspreis.de<br />

29. und 30. November <strong>2013</strong> in München,<br />

weitere Termine in Hamburg und Wien<br />

Erfolgs-Seminar Storytelling<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit braucht Geschichten. Wer<br />

die Herzen der Menschen bewegt, kann<br />

auch gesellschaftlich und unternehmerisch<br />

viel bewegen. Wenn auch Sie bewegen<br />

wollen – für <strong>Nachhaltig</strong>keit, Ihre Ideen, Ihr<br />

Produkt – wird Storytelling den entscheidenden<br />

Unterschied machen. Schauspieler<br />

und Coach Ralph Willmann vermittelt<br />

in seinem Seminar, wie Sie Geschichten<br />

so heiß stricken, dass Ihre Zuhörer und<br />

Leser sie miterleben. Ein Muss für Kommunikationsleute,<br />

eine Bereicherung für<br />

Vortragende und Führungskräfte – aus<br />

der Reihe <strong>forum</strong> Events. Nutzen Sie auch<br />

den Workshop „<strong>Nachhaltig</strong>keit erfolgreich<br />

managen“, der Ihnen Hilfe bei der Auswahl<br />

der richtigen Software gibt, um Ihre<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

127


Service | Events in der Vorschau |<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsaktivitäten erfolgreicher zu<br />

managen und zu reporten.<br />

Alle aktuellen <strong>forum</strong>-Events finden Sie<br />

unter: www.eco-events.de/<strong>forum</strong><br />

5. und 6. Dezember <strong>2013</strong> in Bad Driburg<br />

Gesunde Führung – Wie Leistungssteigerung<br />

inspirierend und nachhaltig<br />

gelingt<br />

Die inspirato Konferenz „Top Performance<br />

durch Gesunde Führung“ bietet<br />

Unternehmern, Top-Entscheidern und<br />

Führungskräften aus Handel und Industrie<br />

branchenübergreifend neueste<br />

Erkenntnisse über innovative Ansätze zu<br />

Leadership, Unternehmenskultur und<br />

gesundem Wachstum. Erleben Sie zwei<br />

Tage Inspiration, Interaktion und Reflexion<br />

der eigenen Führungsarbeit – inmitten des<br />

inspirierenden Ambientes des Gräflichen<br />

Park Hotel & Spa in Bad Driburg.<br />

www.inspirato.de/gesunde-fuehrung<br />

11.-13.2.2014<br />

ESSEN/GERMANY<br />

www.e-world-essen.com<br />

11. bis 13. Februar 2014 in Essen<br />

E-world energy & water 2014<br />

Seit der ersten Durchführung 2001 hat<br />

sich die E-world energy & water kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Mit über 600<br />

Ausstellern, 20.000 Besuchern und einer<br />

Ausstellungsfläche von 50.000 qm gilt<br />

sie als Leitmesse der Energiewirtschaft<br />

in Europa. Vertrieb, Handel, Marketing<br />

stehen dabei im Vordergrund – genauso<br />

wie die Topthemen Erneuerbare Energien,<br />

Energieeffizienz, Smart Energy und Energiewende.<br />

Das Rahmenprogramm richtet<br />

sich an ein qualifiziertes Fachpublikum, das<br />

an direktem und intensivem Austausch in<br />

Konferenzen, Workshops, Foren und auf<br />

Messeständen interessiert ist.<br />

Nach der Rekordveranstaltung im letzten<br />

Jahr mit erstmals 22.160 Besuchern und<br />

610 Ausstellern sind bereits jetzt rund 80<br />

Prozent der Ausstellungsfläche der kommenden<br />

Veranstaltung gebucht.<br />

www.e-world-essen.com<br />

12. bis 15. Februar 2014 in Nürnberg<br />

BioFach 2014<br />

Schwerpunkt Organic 3.0 – Die<br />

ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft<br />

von morgen<br />

Zum 25-jährigen Jubiläum der BIOFACH<br />

blicken Bio-Branche und Messe gemeinsam<br />

in die Zukunft und rufen Organic 3.0<br />

als Schwerpunktthema aus. Wie sieht<br />

Organic 3.0 und damit die ökologische<br />

Land- und Lebensmittelwirtschaft von<br />

morgen aus? Inspirierende Ansichten,<br />

Ideen und mögliche Antworten, nicht nur<br />

zu den drei Kernaspekten Ressourcen,<br />

Wirkung und Transparenz, gibt es vom 12.<br />

bis 15. Februar in Nürnberg. Rund 2.400<br />

Aussteller und mehr als 40.000 Fachbesucher<br />

werden zum Messe-Duo BIOFACH,<br />

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, und<br />

VIVANESS, internationale Fachmesse für<br />

Naturkosmetik, erwartet.<br />

www.biofach.de<br />

Wir gratulieren den Nominierten<br />

des „Blauer Engel-Preises“ <strong>2013</strong><br />

Weitere Informationen zu den drei Finalisten finden Sie unter:<br />

www.blauer-engel-preis.de<br />

Gemeinsam mit BMU, UBA, Jury Umweltzeichen und RAL gGmbH vergibt die<br />

Stiftung Deutscher <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis zum zweiten Mal den „Blauer Engel-Preis”.<br />

Die Auszeichnung prämiert in diesem Jahr Unternehmen, die engagiert und<br />

überzeugend mit dem Umweltzeichen werben. Sie wird am<br />

22. November <strong>2013</strong> in Düsseldorf im Rahmen des<br />

Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitstages vergeben, dem führenden<br />

Kongress zu Themen nachhaltiger Ent wicklung.<br />

Keynoteredner sind u. a. Dr. Gro Harlem Brundtland,<br />

Richard Oetker und Dr. Rüdiger Grube. Zur festlichen Preisverleihung<br />

werden 1.200 geladene Gäste erwartet.<br />

www.nachhaltigkeitspreis.de<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Vorschau & Impressum | Service<br />

Fotos v.o.l.n.u.: © Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Thomas Fedra; © vladacanon - iStockphoto; © RainerSturm - pixelio.de; © RainerSturm - pixelio.de<br />

Vorschau<br />

Das erwartet Sie in Ausgabe 1/2014 von<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> (erscheint am 2.1.2014):<br />

Schwerpunkt: Ressourcen- & Produktverantwortung<br />

EcoDesign: Wie muss ein nachhaltiges Produkt gedacht sein? +++ <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in der Verpackungsindustrie +++ Alleskönner Plastik? Umweltfreundliche<br />

Innovationen +++ Recycling: Was passiert wirklich mit unserem Müll? +++ Alternative<br />

Rohstoffe – Nachwuchs statt Krieg um Reste +++ Reparieren und Leasen:<br />

Suffizienz als neues Geschäftsmodell<br />

Themen<br />

Energie: Innovationen für die Wende.<br />

Zum Start der neuen Serie: Wie<br />

funktioniert das Kraftwerk Erde?<br />

Und was bringen LEDs? <strong>Nachhaltig</strong><br />

Bauen & Sanieren: Wer das Klima<br />

schützen will, sollte bei den Häusern<br />

anfangen.<br />

Special: <strong>Nachhaltig</strong>keit & Medien<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsjournalismus: Wer<br />

prägt den Markt? +++ Wirtschaftsberichterstattung:<br />

Kann Journalismus<br />

ohne Moralkeule unternehmerische<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit bewerten? +++<br />

Werbung und PR: zwischen Greenwashing<br />

und Verbraucheraufklärung<br />

Weitere Themen<br />

Finanzieren: Wie sich Sozialunternehmen und grüne Start-ups Kapital beschaffen<br />

können, beleuchtet <strong>forum</strong> 2014 ebenfalls mit einer Serie. Zum Start: Social<br />

Impact Bonds.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ECO-World by ALTOP in Kooperation<br />

mit dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für<br />

Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V.<br />

Redaktion: Tina Teucher, Fritz Lietsch, Anna Gauto,<br />

Cora Högl, Edda Langenmayr, Maja Tittlbach,<br />

Nadine Michelberger, Uta Dobler, Lina Skarabis,<br />

Daniela Gschnaidner, Jennifer Staniulis, Sebastian<br />

Gfäller, Sonja Schneider<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Verlag: ALTOP Verlag, Gotzinger Str. 48, 81371<br />

München, Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

Fax +49 (0)89 / 74 66 11 – 60, info@altop.de;<br />

www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch; Gerichtsort München;<br />

Handelsregister Nr. 749 25<br />

Anzeigenbetreuung: <strong>forum</strong> Büro Nord, Dagmar<br />

Hermann, Sonja Hermann, Hugo Quenzer und<br />

Maximilian Römer, d.hermann@oekototal.de,<br />

Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02<br />

Abonnentenbetreuung: Jennifer Staniulis,<br />

abo@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 10<br />

Marketing: Maja Tittlbach<br />

m.tittlbach@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Telefon +49 (0)179 / 5 01 49 40<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim; Telefon +49 (0)2225 / 88 01 - 0<br />

Fax +49 (0)2225 / 88 01 - 1 99<br />

info@ips-pressevertrieb.de Bezug auch direkt unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Datenbankprogrammierung: info@oneworld.de<br />

www.oneworld.de<br />

Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Preis: 7,50 Euro<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

ISSN 1865-4266<br />

Printed in Germany <strong>2013</strong><br />

Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen<br />

sowie die Best-Practice-Beispiele sind die Unternehmen<br />

selbst verantwortlich. Namentliche oder<br />

anders gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die<br />

durch die Herstellung des Magazins verursachten<br />

Treibhausgase werden durch Klimaschutzmaßnahmen<br />

kompensiert. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des Verlages unter Angabe<br />

der Bezugsanschrift gestattet. Aus Gründen<br />

der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die<br />

männliche Schreibweise verwendet. Wir weisen an<br />

dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl<br />

die männliche als auch die weibliche Schreibweise<br />

für die entsprechenden Beiträge gemeint ist.<br />

Kuratorium<br />

Energie Prof. Dr. Claudia Kemfert, DIW Gesellschaft<br />

& Zukunft Prof. Dr. Rolf Kreibich, Institut für Zukunftsstudien<br />

und Technologiebewertung Stefanie Wahl,<br />

Denkwerk Zukunft Globalisierung & Entwicklung<br />

Prof. Dr. Dr. Franz Josef Rademacher, Universität<br />

Ulm; Barbara Unmüßig, Heinrich-Böll-Stiftung<br />

Green Money Volker Weber, Forum <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Geldanlagen Landwirtschaft & Ernährung Bernward<br />

Geier, COLABORA Ethischer Konsum Michael Kuhndt,<br />

CSCP Psychologie Prof. Dr. Lenelis Kruse, Universität<br />

Heidelberg Social Business Peter Spiegel, GENISIS<br />

Umwelt- & Ressourcenschutz Prof. Maximilian<br />

Gege, B.A.U.M. Klima & Ozeane Mojib Latif, Geomar<br />

CO 2<br />

-neutral gedruckt mit dem Projekt www.grünesklima.de – ein Produkt der Miller Forest Investment AG.<br />

Dauerhafte und ökologisch wertvolle Bindung von Kohlendioxid durch Mischwaldaufforstung in Südamerika.<br />

Inhalt gedruckt auf Steinbeis Charisma Silk, hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. Umschlag<br />

gedruckt auf Satimat Green, hergestellt aus 60-prozentigem Anteil an Recyclingfasern sowie 40 Prozent FSC®-zertifizierten Fasern. Ein Produkt der Arjowiggins Graphic.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

129


10 TRAUMFRAGEN an<br />

Amelie Fried<br />

Kinder wie Erwachsene kennen sie, weil sie ihre<br />

Lieblingsbücher geschrieben hat. Zwischendurch<br />

hat Bestsellerautorin Amelie Fried (Die Findelfrau,<br />

Glücksspieler) die TV-Sendungen ‚Live aus dem<br />

Alabama‘, ‚Live aus der Alten Oper‘ und ‚stern TV‘<br />

moderiert. Von 1998 bis 2009 präsentierte sie gemeinsam<br />

mit Giovanni di Lorenzo die Talkshow<br />

‚3 nach 9‘. Zuletzt moderierte sie mit Ijoma Mangold<br />

das ZDF-Literatur-Format ‚Die Vorleser‘. Seit Juli<br />

2012 ist Amelie Fried Kolumnistin des Monatsmagazins<br />

CICERO.<br />

Foto: © Ecostyle, Messe Frankfurt<br />

Welche Öko-Sünde bereitet Ihnen Albträume?<br />

Besonders schlimm finde ich die Massen an Plastikabfällen<br />

im Meer. Nicht nur, dass sie die maritime Tierwelt zerstören.<br />

Auf ihnen siedeln sich bereits neue, bisher unbekannte<br />

Mikro ben- und Bakterienarten an. Ich habe Angst, dass das<br />

ganze Ökosystem Meer irgendwann kippt.<br />

Wie würde Ihre individuelle Traumlösung dafür<br />

aussehen?<br />

Am besten wäre ein Stoff, der alle Vorteile von Plastik hat,<br />

aber längerfristig biologisch abbaubar ist. Wird wohl ein<br />

Traum bleiben.<br />

Warum ist es so schwer, grüne Träume wahr<br />

werden zu lassen?<br />

Weil Menschen faul und Unternehmen profitorientiert sind.<br />

Aber manches verbessert sich ja langsam. Wenn grüne<br />

Ökonomie profitabler wird als herkömmliche, sind wir einen<br />

großen Schritt weiter.<br />

Wie sieht Ihr Traum aus, irgendwie irgendwo<br />

irgendwas neu anzufangen?<br />

Solche radikalen Träume habe ich nicht. Ich bin im Großen<br />

und Ganzen zufrieden mit meinem Leben und versuche lieber,<br />

im Alltäglichen etwas zu verändern.<br />

Was macht einen Beruf zum Traumberuf?<br />

Wenn man während der Arbeit nicht davon träumt, Feierabend<br />

zu machen.<br />

Wie gehen Sie mit zerplatzen Träumen um?<br />

Ich betrauere sie eine Weile, dann begrabe ich sie und suche<br />

mir neue.<br />

Wer wäre Ihr Traumpartner, um über Sinn und Unsinn<br />

des Glaubens an das Gute zu philosophieren?<br />

Barack Obama. Ich hatte – wie so viele Menschen – große<br />

Hoffnungen in ihn gesetzt und bin nun in vielfacher Weise<br />

enttäuscht. Diese amerikanische Paranoia, die wir auf allen<br />

Ebenen zu spüren bekommen, führt zu einem totalen Verlust<br />

von Vertrauen zwischen den Menschen. Ich glaube nicht,<br />

dass wir die Probleme der Zukunft lösen können, wenn wir<br />

einander nicht vertrauen.<br />

Welcher personifizierte Albtraum bedarf einer<br />

nachhaltigen Gehirnwäsche?<br />

Ich glaube nicht an Gehirnwäsche, sondern an Überzeugungsarbeit.<br />

Ich denke, dass viele Wirtschaftsleute ein sehr einseitiges<br />

Bild von der Welt haben. Deren Horizont würde ich gern<br />

erweitern.<br />

Welchen Zukunftstraum möchten Sie auf alle Fälle<br />

realisieren?<br />

Eine ökologisch vertretbare Weltreise machen und kein<br />

eigenes Auto mehr besitzen.<br />

Was sollte die „Öko-Fee“ erfüllen, damit Sie wieder<br />

süße Träume haben?<br />

Wir alle sind die Öko-Fee und sollten jeden Tag versuchen,<br />

130 unsere Öko-Träume <strong>forum</strong> zu erfüllen. <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>Nachhaltig</strong>keit ist kein<br />

Teil unserer Firmenpolitik.<br />

Es ist unsere<br />

Firmenpolitik.<br />

Bei allem, was wir tun, schauen wir auf die Zukunft<br />

unserer Erde. Der Wettlauf gegen den <strong>Klimawandel</strong> erfordert<br />

den gemeinsamen Einsatz von Unternehmen,<br />

Bürgern und Politik. Als Bank leisten wir unseren wichtigsten<br />

Beitrag für die Umwelt mit unseren Produkten:<br />

Wir finanzieren erneuerbare Energien, beteiligen uns<br />

am europäischen Emissionshandel und ermöglichen<br />

nachhaltige Geldanlagen. Und unsere Kunden profitieren<br />

von kostenloser Energieberatung und günstigen<br />

Krediten für die Immobiliensanierung. Dabei gehen wir<br />

mit gutem Beispiel voran: Wir setzen Rohstoffe effizient<br />

ein und führen unsere eigenen Gebäude klimaneutral –<br />

sowie bald den gesamten Bankbetrieb.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf hvb.de<br />

Im Banken-Rating von oekom research (2011) belegt die HypoVereinsbank erneut Platz 1 unter den weltgrößten Geschäftsbanken – und gilt damit als nachhaltigstes Unternehmen der Branche.


Warum Vaillant geoTHERM?<br />

Weil man im Garten nichts von Ihrer Heizung hören sollte.<br />

das ressourcenschonende Luft-Wärmepumpensystem geoTHERM.<br />

Mit Vaillant geoTHERM schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch die<br />

Ohren. Die Außeneinheit des Systems zieht die Wärme für Ihren Haushalt direkt<br />

aus der Umgebung – bleibt dabei aber mit maximal 55 dB angenehm leise und<br />

stört die Idylle Ihres Gartens nicht. Im Gegenteil, dank des prämierten Designs<br />

passt sich das Gerät auch optisch perfekt in die Natur ein. In Kombination mit<br />

Haus und bleibt dennoch ein Ort der Ruhe. Das lässt sich doch hören.<br />

Weitere Details bei Ihrem Vaillant Fachpartner oder unter www.vaillant.de

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