einBLICK - 2021 Herbst / Winter
Das Magazin für Bretten, Oberderdingen und meine Region
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ZAUBERHAFTER WINTER<br />
Mit Freude gedenken<br />
Spuren im Sand sind vergänglich,<br />
aber Samen in einem Menschen können Wurzeln<br />
schlagen.<br />
Marion Baumann<br />
In liebevoller Erinnerung an meinen Papa und<br />
Menschen, die uns begegnen und etwas hinterlassen.<br />
Mit jedem fallenden Blatt kommen<br />
einem im <strong>Herbst</strong> automatisch<br />
Gedanken zur Vergänglichkeit.<br />
In den Beeten ist alles verblüht,<br />
der Garten ist winterfest gemacht.<br />
Das letzte fallende Laub wird achtlos<br />
zusammengekehrt und entsorgt. Was<br />
bleibt sind kahle Bäume und blanke<br />
Stellen im Garten.<br />
hen, wenn wir mit einem Lächeln auf<br />
den Lippen an sie denken, als nur mit<br />
Tränen in den Augen? Ganz bestimmt.<br />
Das steht fest.<br />
Wie beispielsweise unser Nachbar<br />
und Vermieter. Leider hatten wir keine<br />
Gelegenheit ihn wirklich kennen zu<br />
lernen.<br />
... fröhlich und unbeschwert –<br />
aber niemals gedankenlos ...<br />
Weihnachten naht und man denkt an<br />
liebe Menschen, die einen im Leben<br />
begleitet haben und die wir so sehr<br />
vermissen. Aber warum muss das immer<br />
mit Trauer verbunden sein?<br />
Wäre es nicht viel würdiger, den Menschen<br />
mit Freude zu gedenken? Würden<br />
es unsere Lieben nicht lieber se-<br />
Ja, der geliebte Mensch, egal ob Vater,<br />
der geschätzte Freundin ist nicht mehr.<br />
Aber, all diese Menschen haben Spuren<br />
hinterlassen. Manchmal große, manchmal<br />
nur kleine. Oft genügt eine winzige<br />
Geste, um einen Samen in uns zu pflanzen,<br />
der in uns weiterwächst und weitergegeben<br />
werden kann.<br />
... und plötzlich ist da neben allem Schmerz,<br />
eine tiefe Dankbarkeit.<br />
Dankbarkeit für<br />
gemeinsame Jahre,<br />
für Liebe und Nähe –<br />
für einen unvergesslichen<br />
Menschen.<br />
Kaum waren wir in das Haus in Bretten<br />
gezogen, verstarb er nur ein paar Wochen<br />
später. Mehr als eine Hand voll<br />
Begegnungen gab es nicht, obwohl<br />
wir Tür an Tür lebten. Dennoch Zeit<br />
genug, um in meinen damals sechzehnjährigen<br />
Sohn einen Samen zu<br />
Pflanzen.<br />
Ich hatte das fast vergessen, wäre nicht<br />
vor ein paar Wochen auch mein Vater<br />
verstorben und ich mich seither mit<br />
dem Thema "vergessen" und "hinterlassen"<br />
auseinandersetze.<br />
Oftmals huscht mir ein Schmunzeln<br />
über das Gesicht, wenn ich an meinen<br />
Papa denke. Ich möchte mich eigentlich<br />
auch nicht in den Sog der Trauer<br />
hinunterziehen lassen. Viel mehr wäre<br />
es ihm wichtig, dass wir weiter fröhlich<br />
und unbekümmert – aber niemals gedankenlos<br />
– unseren Weg gehen.<br />
Selbst beim Thema Trauer kann das<br />
Glas halb voll oder halb leer sein.<br />
Verdrängen wir lieber den Schmerz da-<br />
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