forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2011: Ressourcen

Auf der einen Seite häufen sich die Müllberge - auf der anderen Seite werden Rohstoffe knapp. Ein Widerspruch? Wie sollen wir dieser Situation begegnen? Sparen oder verschwenden und dafür wiederverwenden? Verstärkt Steuern auf den Verbrauch erheben oder scheinbar Notwendiges durch Nichts ersetzen? Wie wir es auch drehen, wir stehen in der Verantwortung: Als Konsumenten, Unternehmen, politische Akteure. Mehrmals täglich entscheiden wir, wie wir mit Ressourcen umgehen und welchen Preis wir bereit sind, dafür zu zahlen. Von innovativen Ansätzen einer Wiederverwendungsarchitektur über die Herausforderungen der Verpackungsbranche bis hin zur sinnvollen Mistverwertung erwartet Sie in diesem forum-Schwerpunkt Wissenswertes, Erschütterndes und Hilfreiches zum Thema Ressourcen. Auf den Service-Seiten finden Sie mit dieser Ausgabe erstmalig Service-Adressen. Auf einen Blick finden Sie wichtige Firmen- und Kontaktinformationen nachhaltiger Unternehmen - von Ressourcenmanagement über Mobilität & Logistik bis hin zu Think Tanks. Themen im Heft 02/2011: Verschwenden mit Cradle to Cradle Ressourcenverantwortung in der Bergbaubranche Rohstoffversorgung ist ein strategisches Thema Die Nachhaltigkeit von Verpackungen Bio gehört die Zukunft Der Boden der Tatsachen - Die Tatsachen des Bodens Land Grabbing Green Events Social Business in Haiti Gesunde Arbeit gegen menschliche Krisen Ökologische Industrie- und Gewerbearchitektur, die sich rechnet Waldklima-Projekte als Anlagegut und Zertifikatelieferant Grüner Strom Special: Ernährung & Landwirtschaft Der Boden, von dem wir unsere Nahrung beziehen, stellt die Grundlage unseres Wirtschaftens dar. Das Wasser, das durch die "Adern" der Erde fließt, ist ebenso lebensnotwendig. In diesem Special stellt sich forum Nachhaltig Wirtschaften die Frage, wie wir diese wertvollen Ressourcen auch in Zukunft zugänglich machen, pflegen und gerecht verteilen können. Dabei spielt die ökologische Landwirtschaft eine wesentliche Rolle. Was hat Boden- mit Klimaschutz zu tun? Welche Auswirkungen hat Land Grabbing auf die lokale Landwirtschaft? Und wie geht's weiter mit der Bio-Branche? Diese und weitere spannende Themen erwarten Sie in den Beiträgen dieses Specials. Auf der einen Seite häufen sich die Müllberge - auf der anderen Seite werden Rohstoffe knapp. Ein Widerspruch?
Wie sollen wir dieser Situation begegnen? Sparen oder verschwenden und dafür wiederverwenden? Verstärkt Steuern auf den Verbrauch erheben oder scheinbar Notwendiges durch Nichts ersetzen?

Wie wir es auch drehen, wir stehen in der Verantwortung: Als Konsumenten, Unternehmen, politische Akteure. Mehrmals täglich entscheiden wir, wie wir mit Ressourcen umgehen und welchen Preis wir bereit sind, dafür zu zahlen. Von innovativen Ansätzen einer Wiederverwendungsarchitektur über die Herausforderungen der Verpackungsbranche bis hin zur sinnvollen Mistverwertung erwartet Sie in diesem forum-Schwerpunkt Wissenswertes, Erschütterndes und Hilfreiches zum Thema Ressourcen.
Auf den Service-Seiten finden Sie mit dieser Ausgabe erstmalig Service-Adressen. Auf einen Blick finden Sie wichtige Firmen- und Kontaktinformationen nachhaltiger Unternehmen - von Ressourcenmanagement über Mobilität & Logistik bis hin zu Think Tanks.

Themen im Heft 02/2011:
Verschwenden mit Cradle to Cradle
Ressourcenverantwortung in der Bergbaubranche
Rohstoffversorgung ist ein strategisches Thema
Die Nachhaltigkeit von Verpackungen
Bio gehört die Zukunft
Der Boden der Tatsachen - Die Tatsachen des Bodens
Land Grabbing
Green Events
Social Business in Haiti
Gesunde Arbeit gegen menschliche Krisen
Ökologische Industrie- und Gewerbearchitektur, die sich rechnet
Waldklima-Projekte als Anlagegut und Zertifikatelieferant
Grüner Strom

Special: Ernährung & Landwirtschaft
Der Boden, von dem wir unsere Nahrung beziehen, stellt die Grundlage unseres Wirtschaftens dar. Das Wasser, das durch die "Adern" der Erde fließt, ist ebenso lebensnotwendig. In diesem Special stellt sich forum Nachhaltig Wirtschaften die Frage, wie wir diese wertvollen Ressourcen auch in Zukunft zugänglich machen, pflegen und gerecht verteilen können. Dabei spielt die ökologische Landwirtschaft eine wesentliche Rolle. Was hat Boden- mit Klimaschutz zu tun? Welche Auswirkungen hat Land Grabbing auf die lokale Landwirtschaft? Und wie geht's weiter mit der Bio-Branche? Diese und weitere spannende Themen erwarten Sie in den Beiträgen dieses Specials.

14.12.2021 Aufrufe

Forum 02/2011 Nachhaltig Wirtschaften Das Entscheider-Magazin EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.forum-csr.net Ressourcen ISSN 1865-4266 Welche Welt übergeben wir unseren Kindern? Special: Ernährung & Landwirtschaft Verpackungen • Ökolandbau • Kooperationen von NPOs und Unternehmen • Wald Gewerbebau • Green Meetings & Events • Cradle to Cradle • Klimaverhandlungen

Forum<br />

<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

<strong>Ressourcen</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

Welche Welt übergeben wir<br />

unseren Kindern?<br />

Special: Ernährung & Landwirtschaft<br />

Verpackungen • Ökolandbau • Kooperationen von NPOs und Unternehmen • Wald<br />

Gewerbebau • Green Meetings & Events • Cradle to Cradle • Klimaverhandlungen


Treten Sie ruhig in<br />

unsere<br />

Fußstapfen.<br />

Und profitieren Sie von den<br />

Vorteilen eines nachhaltigen<br />

Sparkonzepts.<br />

Als europäischer Marktführer für grafische<br />

Recyclingpapiere aus 100% Altpapier<br />

setzen wir konsequent auf öko-effiziente<br />

Technologien und den Ausbau unserer integrierten<br />

Fabrik zu einer der modernsten<br />

in Europa. Das Ergebnis: allerbeste Öko-<br />

Bilanz-Werte bei CO 2 -Emissionen, Energieund<br />

Wasserverbrauch. Bei 100% <strong>Ressourcen</strong>schutz.<br />

Büro- und Magazinpapiere der<br />

Eco-Premium-Klasse – sparen auch Sie<br />

beim ökologischen Fußabdruck.<br />

www.stp.de


EDITORIAL<br />

Apokalypse now?<br />

Wir sind betroffen. Und es betrifft uns auch. Angesichts<br />

der apokalyptischen Bilder, die uns gegenwärtig aus Japan<br />

erreichen, hat jeder seine eigene Art, sich mit den Folgen<br />

auseinanderzusetzen. Der eine geht demonstrieren, der<br />

andere schaut sich seinen Stromvertrag nochmal genauer<br />

an – in jedem Fall ist es richtig, den Menschen dort unser<br />

Mitgefühl und unsere Anteilnahme auszudrücken.<br />

ergreift, sollten wir als Aktivierung für konkrete Taten<br />

nutzen. Als Verbraucher und Nutzer eröffnen sich für uns<br />

drei Energie-Handlungsfelder: Auf Erneuerbare Energien<br />

umsteigen, Energieeffizienz fördern und Energie sparen.<br />

Hier trägt jeder einzelne Verantwortung, die er im Großen<br />

oder Kleinen wahrnehmen kann: Auf Ökostrom umsteigen,<br />

effizient bauen und sanieren, Unnötiges abschalten.<br />

Doch ebenso, wie wir jetzt eine globale Betroffenheit in<br />

Anbetracht der Ereignisse spüren, sollten wir über diese<br />

auch in globalen Zusammenhängen denken. Es gibt<br />

keine abgeschlossenen Systeme, nur sich austauschende<br />

Kreisläufe. Neben der offensichtlichen Naturkatastrophe,<br />

verbunden mit einem atomaren GAU gibt es weitere<br />

Notlagen, die auf uns zukommen. Allen voran ist dies<br />

der dramatische Verlust von Trinkwasser und Boden,<br />

der als logische Konsequenz Ernährungsprobleme und<br />

Hungersnot nach sich ziehen wird. Auch der gedankenlose<br />

Raubbau von <strong>Ressourcen</strong> und Bodenschätzen hat<br />

ernsthafte Konsequenzen für das menschliche Dasein<br />

auf diesem Planeten auf dem jetzt bekannten und angestrebten<br />

Wohlstandsniveau.<br />

Die stillen Katastrophen<br />

Es gilt zu erkennen, dass jede<br />

Ressource wertvoll ist, denn<br />

selbst, wenn wir sie als nutzlos<br />

geworden betrachten, wird sie<br />

– zurückgeführt in den technischen<br />

oder natürlichen Kreislauf<br />

– vom Abfall zum Wertstoff.<br />

Um dieses Verständnis weiter<br />

zu fördern, widmen wir den<br />

Schwerpunkt dieses Hefts den<br />

<strong>Ressourcen</strong>. Noch deutlicher<br />

wird der Kreislaufgedanke,<br />

wenn wir unseren Blick auf<br />

die Landwirtschaft richten, die<br />

Thema unseres Specials ist.<br />

Denn unser Ernährungs- und Lebensstil<br />

hat einen wesentlichen<br />

– und derzeit existenzbedrohenden<br />

– Einfluss auf die Fruchtbarkeit<br />

der Böden, sowie den<br />

Klima- und Wasserkreislauf.<br />

Im Vordergrund steht nun jedoch<br />

zunächst Japan. Die emotionale<br />

Erschütterung, die uns deshalb<br />

Fritz Lietsch<br />

Geschäftsführer ALTOP Verlag<br />

Herausgeber<br />

f.lietsch@eco-world.de<br />

Zeit für neue Energie<br />

Wir möchten Sie anregen, nicht nur die Augen zu öffnen<br />

für das Leid, sondern vor allem auch für Ihre Aktionsmöglichkeiten.<br />

Die vorliegende Ausgabe möchte Ihr<br />

Bewusstsein schärfen für die Dramen, die sich etwas<br />

weniger offensichtlich, aber dafür mit gleicher Wucht<br />

im Moment entwickeln und abspielen. Doch wir wollen<br />

nicht apokalyptische Reiter an die Wand malen, sondern<br />

mit den drei Energien des Menschen – Engagement,<br />

Enthusiasmus, Erfindungsreichtum – eine positive Veränderung<br />

bewirken. „Für Pessimismus habe ich gar<br />

keine Zeit!“, sagt auch unser Schwerpunkt-Autor und<br />

B.A.U.M.-Umweltpreisträger Ernst Ulrich von Weizsäcker.<br />

Recht hat er! Lassen Sie uns handeln. Wir hoffen, Ihnen<br />

mit dieser Ausgabe dafür zahlreiche Inspirationen und<br />

Anstöße zu geben.<br />

Tina Teucher<br />

Redaktionsleitung<br />

t.teucher@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Prof. Maximilian Gege<br />

Vorsitzender von B.A.U.M. e.V.<br />

Co-Herausgeber<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


INHALT<br />

Verschwenden mit Cradle to Cradle 16 ■ Editorial ............................................................. 3<br />

<strong>forum</strong>-News ................................................................... 6<br />

■ Schwerpunkt: <strong>Ressourcen</strong> ........................ 8<br />

Dr. Norbert Röttgen: Deutschland trägt Verantwortung .. 10<br />

Ernst Ulrich von Weizsäcker: ........................................ 14<br />

Besteuern sollten wir <strong>Ressourcen</strong> statt Arbeit!<br />

Michael Braungart: ...................................................... 16<br />

Verschwenden und wiederverwenden!<br />

Friedrich Schmidt-Bleek: Sparen ist eine Tugend! .......... 18<br />

Verantwortung in der Bergbaubranche 28<br />

Steinbeis: Die Recycling-Konsumkette .......................... 20<br />

William McDonough: Cradle to Cradle ® Architektur: ...... 21<br />

Ein neuer Hoffnungsträger<br />

Gunter Pauli und Markus Haastert: The Blue Economy: ... 24<br />

Substitute Something with Nothing<br />

Kristina Rüter: .............................................................. 28<br />

Abbau von Bodenschätzen – um jeden Preis?<br />

Gudrun Kopp: .............................................................. 32<br />

Rohstoffversorgung ist ein strategisches Thema<br />

Hannes Kerzel: Mehr Wege, bessere Umweltbilanz? ..... 34<br />

Thomas Fischer: Die <strong>Nachhaltig</strong>keit von Verpackungen .. 35<br />

Karopack: Das neue Leben eines Altkartons ................. 39<br />

Varel: Aus „Alt mach Neu“ .......................................... 40<br />

Swantje Schlederer: Her mit dem Mist! ........................ 42<br />

Land Grabbing<br />

68<br />

■ Special: ............................................................. 45<br />

Ernährung & Landwirtschaft<br />

Franz-Theo Gottwald: „Bio“ gehört die Zukunft ........... 46<br />

Ilse Aigner: ................................................................... 49<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist der rote Faden unserer Agrarpolitik<br />

Fritz Lietsch: ................................................................. 50<br />

Biofach <strong>2011</strong> – Vom Müsli-Treff zur Weltleitmesse<br />

Dagmar Walser: Green – aber leider zu wenig Glamour ... 50<br />

Tina Teucher: ............................................................... 54<br />

Der Boden der Tatsachen – Die Tatsachen des Bodens<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft: Die Zeit ist reif ........... 62<br />

Helmy Abouleish und Christina Boecker: ...................... 64<br />

Die begrünte Wüste<br />

Tobias Bandel: Der Erde zurückgeben ........................... 66<br />

Constanze von Oppeln: Land Grabbing ........................ 68<br />

Katharina Wußler: SusCon <strong>2011</strong> – Boden und Wasser .. 71<br />

Heike Leitschuh: Bio hat noch großes Potenzial ............ 74<br />

Green Meetings & Events<br />

78<br />

■ Praxis ................................................................. 77<br />

Green Meeting & Events<br />

Petra Husemann-Roew: Wenn Events, dann green ....... 78<br />

Markus Bauer: <strong>Nachhaltig</strong>keit in aller Munde? ............. 80<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


INHALT<br />

Strategie & Unternehmensführung<br />

Ralph Thurm: Der T(h)urmblick. Sputnik Moments ....... 82<br />

Muhammad Yunus: Social Business in Haiti .................. 84<br />

Otmar Ehrl: Innovationen falsch gedacht – ................... 86<br />

Denkfehler bewusst gemacht<br />

Fritz Lietsch: Hier geht die Post ab ................................ 88<br />

Verantwortung, Visionen, Aktionen<br />

Joachim Galuska und Kathrin Schmitt: ......................... 90<br />

Gesunde Arbeit gegen menschliche Krisen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>er Gewerbebau<br />

Kirstin Abitz: Eco2 – Ökologische Industrie- und ........... 94<br />

Gewerbearchitektur, die sich rechnet<br />

Hauke Schlüter und Kirstin Abitz: ................................. 96<br />

Die Chimäre als HAUS-Tier<br />

Der grüne Gebäudesektor<br />

94<br />

Büro & Umwelt<br />

Heike Fischer: Es ist soweit! .......................................... 99<br />

Unternehmen stellen um auf Recyclingpapier<br />

■ Themen ............................................................ 101<br />

Kooperationen von NPOs & Unternehmen<br />

Claudio Weiss: <strong>Nachhaltig</strong> kooperieren ...................... 1<strong>02</strong><br />

Frauke Fischer: Her mit der Kohle! ............................. 104<br />

Kooperationen zwischen NGOs und Unternehmen<br />

Kumi Naidoo: CSR reicht nicht aus! ............................ 106<br />

Kommentar von Greenpeace<br />

Elke Wagner: Investieren in Neuspendergewinnung ... 107<br />

Jim Leape: Kritische Freunde ...................................... 109<br />

Kooperationsmanagement beim WWF<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun: ............................... 111<br />

Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

PwC: Ausgezeichnete Transparenz ............................. 112<br />

Open Planet Ideas: Grüne Ideen gefragt ..................... 114<br />

Biodiversität<br />

Hans-Dieter Radecke: ................................................. 116<br />

Zukunft filmisch in Szene setzen<br />

Thomas Kellner: Die schöne Else ................................ 120<br />

Tina Teucher: Klick – gerettet! .................................... 124<br />

Maresa Münsterer und Klaus Wallner: ........................ 125<br />

Waldklima-Projekte als Anlagegut und Zertifikatelieferant<br />

Energie & Klima<br />

Entega: Mehr als grüner Strom – ................................ 128<br />

Klimaneutrales <strong>Wirtschaften</strong> aus einer Hand<br />

Miranda Schreurs: Heiter bis wolkig – ........................ 130<br />

Eine Bilanz aus den Klimaverhandlungen in Cancún<br />

Jan-Oliver Heidrich: Ökostrom für Großabnehmer ...... 132<br />

1<strong>02</strong><br />

Kooperationen von NPOs und Unternehmen<br />

Der Baum des Jahres<br />

120<br />

■ Service ............................................ 133<br />

<strong>forum</strong> Medientipps .................................................... 134<br />

<strong>forum</strong> Wissenschaft & Lehre ....................................... 136<br />

B.A.U.M. informiert ..................................................... 138<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau .................................. 140<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau ..................................... 142<br />

<strong>forum</strong> Adressen .......................................................... 144<br />

Themenvorschau & Impressum ................................... 146<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

5


FORUM-NEWS<br />

Neste Oil und AngloGold<br />

am Public-Eye-Pranger<br />

Mit den Public Eye Awards <strong>2011</strong> prämierten<br />

die Erklärung von Bern (EvB)<br />

und Greenpeace am 28. Januar <strong>2011</strong><br />

zwei Konzerne, die exemplarisch für<br />

jene Weltwirtschafts<strong>forum</strong>-Mitglieder<br />

und Unternehmen stehen, deren<br />

soziale und ökologische Vergehen<br />

die Kehrseite einer rein profitorientierten<br />

Globalisierung zeigen. Für die<br />

Vergiftung von Land und Menschen<br />

beim Goldabbau in Ghana erhielt<br />

der südafrikanische Bergbaukonzern<br />

AngloGold Ashanti den von einer<br />

Fachjury verliehenen Public Eye Global<br />

Award. Den Web-basierten Public<br />

Eye People’s Award, der dieses Jahr<br />

mehr als doppelt so viele Menschen<br />

mobilisierte wie noch 2010, räumte<br />

mit 17.385 Stimmen Neste Oil ab und<br />

verwies damit BP 13.000 und Philip<br />

Morris 8.052 auf die Plätze. Der finnische<br />

Agrotreibstoffproduzent und<br />

bald schon weltgrößte Palmölabnehmer<br />

verkauft unter dem schamlosen<br />

Namen „Green Diesel“ europaweit<br />

Biodiesel und treibt damit die Regenwaldzerstörung<br />

in Indonesien und<br />

Malaysia an.<br />

www.publiceye.ch<br />

Social Business<br />

Was hat es mit der Kritik auf<br />

sich?<br />

Entgegen aktuellen Medienberichten<br />

aus Bangladesch, blickt Social<br />

Business auf eine vielversprechende<br />

Zukunft. Das Konzept von Prof. Muhammad<br />

Yunus hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten weltweit unter Experten<br />

als wirksamer Ansatz zur Bekämpfung<br />

von Armut oder weiterer gesellschaftlicher<br />

Ungleichgewichte behauptet.<br />

Das Interesse an dem Konzept sowie<br />

seine Erfolgschancen sind heute an<br />

einem Höhepunkt. Informationen<br />

zur aktuellen Lage in Bangladesch<br />

und Social Business Projekten finden<br />

Sie unter:<br />

www.grameencreativelab.org<br />

2. Green Marketing<br />

Round Table<br />

Einen informativen Nachmittag voller<br />

Anregungen und fundierter Einblicke<br />

aus der Praxis für die Praxis bietet<br />

greenpartner am 11.05.<strong>2011</strong> mit dem<br />

2. Green Marketing Round Table in<br />

München. Das Thema: „Kernkompetenz<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit“. Keynote Speaker<br />

ist Christian Merz, Director Sustainability<br />

bei OSRAM. Für einen weiteren<br />

Vortrag konnte Georg Hechenblaikner,<br />

Geschäftsführer der Alpbach<br />

Tourismus GmbH, Congress Centrum<br />

Alpbach gewonnen werden.<br />

Der branchenübergreifende Austausch<br />

steht dabei im Vordergrund<br />

und soll die Unternehmen inspirieren,<br />

Ökologie und Wirtschaft in Einklang<br />

zu bringen: Was sollten wir über nachhaltige<br />

Konzepte und Maßnahmen in<br />

der Praxis wissen? Wie lässt sich dieses<br />

Know-how konkret für uns im Unternehmen<br />

nutzen? Und wie können<br />

wir uns mit <strong>Nachhaltig</strong>keit erfolgreich<br />

positionieren und vermarkten?<br />

Die Antworten dazu werden im kleinen,<br />

feinen Kreis von Unternehmern und<br />

Marketingverantwortlichen gefunden.<br />

www.green-partner.eu<br />

Internationale Sommeruniversität<br />

<strong>2011</strong><br />

Bis zum 1. Mai <strong>2011</strong> ist die Bewerbung<br />

zur Internationalen Sommeruniversität<br />

<strong>2011</strong> möglich. Von Mai<br />

bis Dezember bietet sie eine onlinegestütze<br />

Weiterbildung auf dem<br />

Gebiet „Audivisuelle Kommunikation<br />

Erneuerbarer Energien, Energieeffizienz<br />

und Klimafolgen“. Präsenzphase<br />

ist vom 1. bis 14. August <strong>2011</strong> in<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Das<br />

Angebot richtet sich an Interessierte<br />

aus den Bereichen Film und Medien,<br />

an Kommunikations-, Sozial- und Naturwissenschaftler<br />

sowie an Akteure<br />

aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und<br />

Verwaltung.<br />

www.uinternacional.org<br />

„Meine Landwirtschaft –<br />

unsere Wahl“<br />

Aufruf zur gemeinsamen<br />

Debatte und Gestaltung<br />

unserer Agrar- und Ernährungspolitik<br />

<strong>2011</strong> wird die gemeinsame Agrarpolitik<br />

der Europäischen Union nach 2013<br />

festgelegt. Dabei geht es nicht nur<br />

um Subventionen, sondern um eine<br />

entscheidende Weichenstellung der<br />

EU für Klimaschutz und Artenvielfalt,<br />

Wasser- und Bodenqualität, regionale<br />

Entwicklung und Tierschutz und nicht<br />

zuletzt für unsere Gesundheit. Diese<br />

Agrar-Reform ist Europas wichtigster<br />

Beitrag zur Bekämpfung des Welthungers<br />

und zu globaler Gerechtigkeit.<br />

„Meine Landwirtschaft - unsere<br />

Wahl“ ruft deshalb zu einer breiten<br />

Debatte über unsere künftige Agrar-<br />

und Ernährungspolitik auf. Die<br />

Kampagne will Fragen stellen, Lösungen<br />

suchen und mehr Demokratie<br />

wagen, auch beim Essen. Menschen<br />

sollen dafür sensibilisiert werden,<br />

Verantwortung zu übernehmen und<br />

das Gemeinwohl, wo nötig, über<br />

kurzfristige Einzelinteressen zu stellen.<br />

„Die Ernährungs- und Agrarpolitik<br />

Europas ist unsere Angelegenheit.<br />

Ihre Umgestaltung ist unsere Wahl“,<br />

sagen die Initiatoren und laden ein,<br />

sich daran zu beteiligen.<br />

www.meine-landwirtschaft.de<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


EU-Klimaziele<br />

30-Prozent-Reduktion ist Wachstumsmotor<br />

Am 21. Februar <strong>2011</strong> wurde in Brüssel eine Studie über die ökonomischen<br />

Auswirkungen ambitionierten Klimaschutzes vorgestellt. Die im<br />

Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) erstellte Studie kommt<br />

zu dem Ergebnis, dass eine Reduktion der europaweiten Treibhausgasemissionen<br />

um 30 Prozent bis 2<strong>02</strong>0 – statt der bisher geplanten 20<br />

Prozent – das jährliche Wirtschaftswachstum in Europa um 0,6 Prozent<br />

anheben und bis zu sechs Millionen zusätzliche Stellen schaffen würde.<br />

Der Klima-Referent der Entwicklungsorganisation Oxfam Jan Kowalzig sagt<br />

dazu: „Wir empfehlen EU-Kommissar Günther Oettinger und Wirtschaftsminister<br />

Rainer Brüderle diese Studie dringend als Gute-Nacht-Lektüre. Beide<br />

Politiker blockieren die Aufstockung des europäischen Klimaziels auf 30<br />

Prozent Reduktion.“<br />

Die Studie zeigt außerdem, dass die positiven wirtschaftlichen Effekte<br />

ausgewogen auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt wären und auch dann<br />

aufträten, wenn Länder wie China oder die USA ihre bisherigen Klima-Ziele<br />

nicht weiter erhöhen würden. Zudem warnt sie, dass bei einem Verharren<br />

des EU-Reduktionsziels für 2<strong>02</strong>0 bei den bisherigen 20 Prozent europaweit<br />

in erheblichem Maße Investitionen und Beschäftigungseffekte ausbleiben<br />

würden.<br />

www.oxfam.de<br />

Nächster Castor rollt für die Deutsche Bahn<br />

Dass die Bahn ihre<br />

Züge mit umweltschädlichem<br />

Atomstrom<br />

betreibt, überrascht<br />

mehr als zwei<br />

Drittel (71 Prozent)<br />

der Deutschen. Dies<br />

ergab eine repräsentative<br />

Umfrage von<br />

TNS Emnid im Auftrag<br />

von Greenpeace. „Die<br />

nächsten elf Castoren, die im Herbst nach Gorleben rollen, gehen auf das Konto<br />

der Deutschen Bahn“, sagt Tobias Riedl, Atom-Experte von Greenpeace.<br />

Die Deutsche Bahn AG deckt rund 25 Prozent ihres Strombedarfs mit Atomkraft.<br />

Bereits seit 1976 bezieht sie Atomstrom aus Block 1 und seit 1989<br />

aus Block 2 in Neckarwestheim, einem der ältesten und gefährlichsten<br />

AKW in Deutschland, und hat dort insgesamt rund 160 Tonnen hochradioaktiven<br />

Atommüll verursacht. Dennoch setzt die Bahn auch langfristig<br />

auf diese Hochrisikotechnologie. Sollte die Bahn an ihrem Atomstromanteil<br />

festhalten, kämen weitere 80 Tonnen Atommüll noch hinzu. Neben der<br />

Atomkraft bezieht die Deutsche Bahn 45 Prozent ihres Strombedarfs aus klimaschädlichen<br />

Kohlekraftwerken. Der Anteil Erneuerbarer Energien beträgt<br />

hingegen nur 18,5 Prozent. Davon kommen 0,6 Prozent aus der Windkraft,<br />

der restliche EE-Strom stammt vor allem aus alten Wasserkraftwerken.<br />

8.–10. Juni <strong>2011</strong><br />

Die weltweit größte<br />

Fachmesse der Solarwirtschaft<br />

Neue Messe München<br />

2.000 Aussteller<br />

165.000 m 2 Ausstellungsfläche<br />

75.000+ Besucher<br />

www.greenpeace.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.intersolar.de<br />

7


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

<strong>Ressourcen</strong><br />

Welche Welt übergeben wir unseren Kindern?<br />

Auf der einen Seite häufen sich die<br />

Müllberge – auf der anderen Seite<br />

werden Rohstoffe knapp. Ein Widerspruch?<br />

Wie sollen wir dieser Situation begegnen?<br />

Sparen oder verschwenden und<br />

dafür wiederverwenden? Verstärkt<br />

Steuern auf den Verbrauch erheben<br />

oder scheinbar Notwendiges durch<br />

Nichts ersetzen?<br />

Wie wir es auch drehen, wir stehen in<br />

der Verantwortung: Als Konsumenten,<br />

Unternehmen, politische Akteure.<br />

Mehrmals täglich entscheiden wir,<br />

wie wir mit <strong>Ressourcen</strong> umgehen und<br />

welchen Preis wir bereit sind dafür<br />

zu zahlen. Von innovativen Ansätzen<br />

einer Wiederverwendungsarchitektur<br />

über die Herausforderungen der<br />

Verpackungsbranche bis hin zur<br />

sinnvollen Mistverwertung erwartet<br />

Sie in diesem <strong>forum</strong>-Schwerpunkt<br />

Wissenswertes, Erschütterndes und<br />

Hilfreiches zum Thema <strong>Ressourcen</strong>.<br />

Ihre Meinung ist uns wichtig: Wie gehen<br />

Sie und Ihre Organisation mit den<br />

knapper werden <strong>Ressourcen</strong> um?<br />

Schreiben Sie uns an:<br />

info@<strong>forum</strong>-csr.net.<br />

8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

9


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Deutschland trägt<br />

Verantwortung<br />

Rohstoffsicherung ist Unternehmensaufgabe – die Politik<br />

wird unterstützen<br />

Von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen<br />

<strong>Ressourcen</strong>politik muss ökologische<br />

Notwendigkeiten mit ökonomischen<br />

Chancen und sozialer Verantwortung<br />

verbinden. Eine nachhaltige <strong>Ressourcen</strong>politik<br />

erhöht die Versorgungssicherheit<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Standorts Deutschland und<br />

begrenzt gleichzeitig die nationalen<br />

und globalen Umweltbelastungen aus<br />

dem <strong>Ressourcen</strong>verbrauch. Wenn sich<br />

unternehmerisches Denken am Ziel<br />

einer gesteigerten <strong>Ressourcen</strong>produktivität<br />

orientiert, können beträchtliche<br />

Effizienz potenziale und damit einhergehend<br />

Kosteneinsparungen in der<br />

deutschen Wirtschaft erreicht werden.<br />

Insgesamt werden in Deutschland<br />

jährlich Materialien im Wert von rund<br />

einer halben Billion Euro verarbeitet.<br />

Die Deutsche Materialeffizienzagentur<br />

(demea) geht davon aus, dass<br />

davon ca. 20 Prozent – also rund 100<br />

Milliarden Euro – durch effizientere<br />

Verfahren und Abläufe eingespart<br />

werden könnten. So werden <strong>Ressourcen</strong>effizienz<br />

und Schutz der<br />

natürlichen <strong>Ressourcen</strong> zum Motor<br />

der ökologischen Modernisierung und<br />

stärken die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Deutschlands.<br />

Globale Verantwortung<br />

der nationalen Politik<br />

Die vielfältigen und miteinander<br />

verknüpften ökologischen, ökonomischen,<br />

gesundheitlichen und sozialen<br />

Aspekte der <strong>Ressourcen</strong>nutzung erfordern<br />

ein breit angelegtes Programm<br />

zum sparsamen und effizienten<br />

Umgang mit natürlichen <strong>Ressourcen</strong>.<br />

Das Bundesumweltministerium hat<br />

entsprechend dem Kabinettbeschluss<br />

vom 20.10.2010 zur Deutschen Rohstoffstrategie<br />

ein Nationales <strong>Ressourcen</strong>effizienzprogramm<br />

(ProgRess)<br />

entworfen, das nun innerhalb der<br />

Bundesregierung abgestimmt und mit<br />

allen betroffenen gesellschaftlichen<br />

Akteuren weiterentwickelt wird. Das<br />

Programm soll im November vom<br />

Kabinett beschlossen werden und<br />

bietet uns damit die Möglichkeit,<br />

international eine Vorreiterfunktion<br />

einzunehmen.<br />

Globale Verantwortung ist das zentrale<br />

Leitmotiv unserer nationalen<br />

<strong>Ressourcen</strong>politik:<br />

Trotz aller Anstrengungen zur <strong>Ressourcen</strong>effizienz<br />

wird Deutschland weiterhin<br />

auf den Import vieler Rohstoffe<br />

angewiesen sein und trägt daher auch<br />

für die ökologischen und sozialen<br />

Folgen dieser Rohstoffnachfrage im<br />

Ausland eine besondere Verantwortung.<br />

Die Politik der Bundesregierung<br />

zur Sicherung der Rohstoffversorgung<br />

für Deutschland muss daher auch<br />

zur nachhaltigen Entwicklung in den<br />

Lieferländern beitragen.<br />

Die Bundesregierung setzt sich bereits<br />

im Rahmen der Vorbereitungen für<br />

die UN-Konferenz für nachhaltige<br />

Entwicklung im Jahr 2012, bei der<br />

Green Economy ein Hauptthema sein<br />

10 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

wird, für den Übergang zu einer nachhaltigen,<br />

<strong>Ressourcen</strong> schonenden<br />

und sozialverträglichen Wirtschaftsweise<br />

weltweit ein. Insbesondere für<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

bietet dies die Chance, auf wesentlich<br />

umweltschonendere Weise Wohlstand<br />

für breite Bevölkerungsschichten<br />

zu erreichen.<br />

Rohstoffsicherung ist eine unternehmerische<br />

Aufgabe und muss auch in<br />

Zukunft vor allem von den Unternehmen<br />

selbst wahrgenommen werden.<br />

Der Staat sollte aber engagiert und<br />

vorausschauend flankieren und unterstützen.<br />

Deshalb werde ich mich dafür<br />

einsetzen, dass in den Rohstoffpartnerschaften,<br />

die die Bundesregierung<br />

mit einigen rohstoffreichen Länden<br />

schließen wird, der sozial- und umweltverträgliche<br />

Abbau der Rohstoffe<br />

und die <strong>Ressourcen</strong>effizienz als<br />

wichtige Grundsätze nachhaltigen<br />

<strong>Wirtschaften</strong>s verankert werden.<br />

Davon profitieren die Partnerländer<br />

und langfristig auch die deutschen<br />

Unternehmen.<br />

Ausbau der Kreislaufwirtschaft<br />

Wir müssen Wirtschafts- und Produktionsweisen<br />

in Deutschland schrittweise<br />

vom Verbrauch neu abgebauter<br />

Rohstoffe unabhängiger machen<br />

und die Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln<br />

und ausbauen. Bereits<br />

seit Jahren übertrifft Deutschland die<br />

EU-weit geforderten Quoten in Höhe<br />

von 80 Prozent für das Recycling<br />

bzw. 85 Prozent für die Verwertung<br />

von Altfahrzeugen und nimmt damit<br />

regelmäßig eine Spitzenposition in<br />

Europa ein.<br />

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />

und die darin verankerte<br />

Produktverantwortung haben in den<br />

letzten 20 Jahren zum Aufbau von<br />

flächendeckenden Systemen der<br />

getrennten Sammlung von Abfällen<br />

und zu einer Entwicklung einer ausgeprägten<br />

Kreislaufwirtschafts- und<br />

Recyclingtechnologie geführt. Derzeit<br />

werden in Deutschland Siedlungsabfälle<br />

zu 62 Prozent und Produktionsund<br />

Gewerbeabfälle zu 81 Prozent<br />

recycelt. Für alle Abfälle liegt die<br />

Recyclingrate bereits bei 73 Prozent.<br />

Das ist ein großer Erfolg!<br />

Die derzeitige Novellierung des Kreislaufwirtschafts-<br />

und Abfallgesetzes<br />

forciert diese Entwicklung weiter. Der<br />

Abfallvermeidung, der Vorbereitung<br />

von Abfällen zur Wiederverwendung<br />

und dem Abfall-Recycling wird ein<br />

Vorrang gegenüber der sonstigen<br />

Verwertung und der umweltverträglichen<br />

Beseitigung von Abfällen<br />

eingeräumt. Durch die Einführung<br />

der bundesweiten Wertstofftonne für<br />

Leichtverpackungen und stoffgleiche<br />

Nichtverpackungen unternehmen<br />

wir einen weiteren Schritt, um mehr<br />

Siedlungsabfälle dem Recycling zuzuführen.<br />

Auch das Recycling von ressourcenrelevanten<br />

Mengenströmen kann weiter<br />

optimiert werden. Mengenmetalle<br />

wie Eisen-, Stahl-, Kupfer- oder Aluminiumschrott<br />

sind schon heute fast<br />

ohne Qualitätsverluste recycelbar.<br />

Außerdem bietet die notwendige<br />

<strong>2011</strong> 2013 2016 2018 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>3 2<strong>02</strong>6 2<strong>02</strong>8 2030?<br />

Ohne Seltene Erden keine Windkraft.<br />

> Rohstoffknappheit<br />

Zu den Seltenen Erden gehört Neodym – ein Element, aus dem unter anderem Hochleistungsmagnete für<br />

Windkraftanlagen entstehen. Bereits 2030 soll der Bedarf allein für Zukunftstechnologien fast viermal so hoch<br />

sein wie die heutige Produktion. Außerdem ist der Rohstoff kaum substituierbar und seine Förderung regional begrenzt,<br />

weshalb erhebliche Versorgungsrisiken auftreten können. REMONDIS erforscht Lösungen, Neodym zu recyceln. Weltweit,<br />

auf höchstem Niveau. Für eine gesicherte Zukunft. German Qualität.<br />

Quellen: United States Geological Survey (USGS 2010), Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW 2008), Fraunhofer Institut<br />

für System- und Innovationsforschung und Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (ISI 2009)<br />

Das als sehr kritisch eingestufte<br />

Neodym wird nahezu<br />

ausschließlich in China gefördert.<br />

Und schon heute erhebt<br />

das Land Exportsteuern auf<br />

Seltene Erden.<br />

REMONDIS AG & Co. KG, Brunnenstraße 138, 44536 Lünen, Deutschland, Telefon: +49 2306 106-515<br />

Telefax: +49 2306 106-533, www.remondis.de, info.rohstoffknappheit@remondis.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Für eine absolute Senkung des <strong>Ressourcen</strong>verbrauchs<br />

und der damit<br />

einhergehenden Umweltbelastungen<br />

sind weitreichende Schritte erforderlich.<br />

Um nicht Gefahr zu laufen, die ereinen<br />

nachhaltigen Konsum bis zur<br />

Wiederverwertung.<br />

Zu diesem Instrumentenmix gehören<br />

vor allem:<br />

Information: Das Thema <strong>Ressourcen</strong>effizienz<br />

muss seinen Weg in die<br />

Köpfe der Entscheider der Zukunft<br />

finden. Wir brauchen eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Bildungsmaßnamen<br />

in allen Ausbildungsphasen<br />

– in Universitäten, beruflicher Bildung,<br />

Schulen und Kindergarten.<br />

Mit <strong>Ressourcen</strong> nachhaltig umzugehen, heißt auch schützen und nachwachsen lassen:<br />

Eine Million Bäume wollte die Initiative Plant for the Planet allein in Deutschland pflanzen.<br />

Die magische Grenze knackten die Kinder 2010 gemeinsam mit Norbert Röttgen auf dem<br />

Petersberg.<br />

energetische Sanierung des Wohnungsbestandes<br />

einen Anlass, Energie-<br />

und <strong>Ressourcen</strong>effizienz zu<br />

verbinden. Durch eine den gesamten<br />

Lebenszyklus betrachtende Bauweise<br />

können Baumaterialien beim Rückbau<br />

der Gebäude recycelt und im Wirtschaftskreislauf<br />

gehalten werden.<br />

Schließlich brauchen wir mehr Forschung,<br />

um Technologien voranbringen<br />

zu können, die Bedarfsmengen<br />

verringern oder Substitutionsmöglichkeiten<br />

erschließen.<br />

<strong>Ressourcen</strong>effizienzstrategie für<br />

Deutschland und Europa<br />

Deutschland und Europa sind sich<br />

einig: Wir müssen Wohlstand vom<br />

<strong>Ressourcen</strong>verbrauch entkoppeln. Nur<br />

so lässt sich eine nachhaltige <strong>Ressourcen</strong>nutzung<br />

langfristig sichern.<br />

Die Europäische Kommission zeigt mit<br />

ihrer am 26.1.<strong>2011</strong> veröffentlichten<br />

Leitinitiative „<strong>Ressourcen</strong>schonendes<br />

Europa“ den Weg zu einem Europa,<br />

das durch einen effizienteren Umgang<br />

mit <strong>Ressourcen</strong> nicht nur umweltfreundlicher,<br />

sondern auch wettbewerbsfähiger<br />

wird und Arbeitsplätze<br />

dauerhaft sichert.<br />

reichten Effizienzgewinne durch eine<br />

steigende Nachfrage nach <strong>Ressourcen</strong><br />

und Konsumgütern aufzuzehren (der<br />

sogenannte „Rebound- Effekt“), müssen<br />

wir den Weg eines qualitativen<br />

Wachstums einschlagen. Das heißt,<br />

den Blickwinkel neu darauf zu richten,<br />

wie wir menschliche Bedürfnisse am<br />

qualitativ besten befriedigen, und<br />

hier bedeutet „weniger“ oft „mehr“.<br />

Häufig kann die Nachfrage mit viel geringerem<br />

<strong>Ressourcen</strong>verbrauch durch<br />

Dienstleistungen oder durch Nutzung<br />

statt durch Erwerb von Produkten<br />

befriedigt werden.<br />

Konsumenten müssen aber verstärkt<br />

für ressourcenschonende Produkte<br />

und Dienstleistungen sensibilisiert<br />

werden. Dazu brauchen sie geeignete<br />

Informationen, zum Beispiel<br />

durch entsprechende Zertifizierung.<br />

<strong>Ressourcen</strong>effizienz und Schutz der<br />

natürlichen <strong>Ressourcen</strong> müssen zudem<br />

in alle Stufen der Bildungsarbeit<br />

integriert werden. So wollen wir langfristig<br />

ein öffentliches Bewusstsein<br />

schaffen und nachhaltigere Lebensstile<br />

erreichen.<br />

Was wir brauchen, ist ein breiter<br />

Mix von Instrumenten, um die Potenziale<br />

für <strong>Ressourcen</strong>effizienz bei<br />

allen Schritten der Wertschöpfungskette<br />

zu heben – vom nachhaltigen<br />

Rohstoffab bau über effiziente Produktionsweisen,<br />

ressourcenschonende<br />

und langlebige Produkte,<br />

Beratung: Erfahrungen aus der betrieblichen<br />

Beratung zeigen, dass<br />

durchschnittlich 200.000 Euro pro Unternehmen<br />

und Jahr an Materialkosten<br />

eingespart werden können. Hierfür<br />

erforderliche Investitionen amortisieren<br />

sich in der Regel innerhalb von sehr<br />

kurzen Zeiträumen, häufig unter zwei<br />

Jahren. Wir wollen uns dafür einsetzen,<br />

dass solche Beratungsleistungen<br />

flächendeckend angeboten und vor<br />

allem die kleinen und mittleren Unternehmen<br />

für eine Teilnahme gewonnen<br />

werden können.<br />

Abfallrechtliche Produktverantwortung<br />

stärken: Erzeugnisse sind möglichst<br />

so zu gestalten, dass bei deren<br />

Herstellung und Gebrauch weniger<br />

Abfälle entstehen. Da nach der<br />

Nutzungsphase die Erzeuger für die<br />

umweltverträgliche Verwertung und<br />

Beseitigung verantwortlich sind, entsteht<br />

ein Anreiz, Erzeugnisse bereits<br />

verwertungsfreundlich zu gestalten.<br />

<strong>Ressourcen</strong>effiziente Produkte und<br />

Dienstleistungen schneller auf den<br />

Markt bringen: Die Ökodesignrichtlinie<br />

bietet die Möglichkeit, einen<br />

zukünftigen Mindesteffizienzstandard<br />

durch die heute besten Produkte einer<br />

Kategorie zu bestimmen. Ich werde<br />

mich dafür einsetzen, dass ihr Anwendungsbereich<br />

von der Energieeffizienz<br />

auf die <strong>Ressourcen</strong>effizienz erweitert<br />

wird. Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist<br />

es – etwa über Produktkennzeichen<br />

– Transparenz für den Verbraucher<br />

herzustellen. Über die Integration von<br />

<strong>Ressourcen</strong>effizienz in die Vergabekriterien<br />

der öffentlichen Beschaffung<br />

kann der Staat zudem erheblich zur<br />

Verbreitung innovativer, ressourcenschonender<br />

Produkte beitragen.<br />

12 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Klar, Sie könnten<br />

ohne Kupfer leben<br />

Allerdings benötigt man<br />

km<br />

unseres Kupferdrahts<br />

pro Windkraftanlage:<br />

Ohne Kupfer kein Ökostrom.<br />

www.aurubis.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Our Copper for your Life<br />

13


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Besteuern ...<br />

... sollten wir <strong>Ressourcen</strong> statt Arbeit!<br />

Der B.A.U.M.-Umweltpreisträger Wissenschaft 2010 ist überzeugt, dass man die <strong>Ressourcen</strong>produktivität weltweit um<br />

den Faktor fünf steigern kann. Funktionieren soll das über eine Ökosteuerreform.<br />

Von Ernst Ulrich von Weizsäcker<br />

Schieflage der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Der Begriff, auf den sich heute ein<br />

großer Teil der Unternehmensverantwortung<br />

bezieht, ist die <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Das Wort steht für Ausgewogenheit<br />

der wirtschaftlichen mit den<br />

sozialen und ökologischen Aspekten.<br />

Diese Ausgewogenheit muss sich<br />

jedoch in einer Welt behaupten, in<br />

welcher das Wirtschaftliche alles andere<br />

dominiert. Fällt der Börsenwert<br />

eines Unternehmens, wird es alsbald<br />

zum Kandidaten für die Übernahme<br />

durch einen Konkurrenten oder eine<br />

Investorenfirma. Das bedeutet fast<br />

immer, dass die ökologischen und<br />

sozialen Aspekte erst einmal zum<br />

Schweigen gebracht werden.<br />

wenn man sich zunächst auf Bereiche<br />

konzentriert, wo das Wirtschaftliche<br />

nicht leidet, wenn man ökologisch<br />

und sozial vorangeht.<br />

Profitabler Klimaschutz?<br />

Die letzten Jahre des teuren Öls und die<br />

Sorge vor weiteren Preissteigerungen<br />

haben viele Firmen der Welt – unter<br />

ihnen Siemens, GE, Toshiba, Walmart<br />

und Otto –auf den Gedanken gebracht,<br />

dass man mit Energieeffizienz<br />

besser verdienen kann, als mit der<br />

alten Bequemlichkeit. Auch staatliche<br />

Behörden in aller Welt haben vermehrt<br />

auf Energieeffizienz gesetzt. Dabei gibt<br />

es zwei verschiedene Arten des Profits<br />

durch Effizienz: Das eine sind die Käufer<br />

von Energie, die weniger berappen<br />

müssen, wenn sie ihren Energieverbrauch<br />

effizienter gestalten. Das ist vor<br />

allem die Lage der Behörden oder des<br />

Handels, also z.B. Otto oder Walmart.<br />

Die andere Art von Profit entsteht bei<br />

den Anbietern von energieeffizienten<br />

Geräten. Hier sind Siemens, GE und<br />

Toshiba zu Hause.<br />

Im neuen Buch, „Faktor Fünf“ (siehe<br />

Kasten) gehen die Autoren davon<br />

aus, dass die Effizienzfortschritte unserer<br />

Tage erst ein ganz bescheidener<br />

Anfang einer großen Revolution sind.<br />

Eine im Wesentlichen alle Wirtschaftsbranchen<br />

und alle Konsumbereiche<br />

erfassende Effizienzrevolution könnte<br />

innerhalb von einer oder zwei Gene-<br />

In dieser Schieflage müsste eigentlich<br />

die öffentliche Hand korrigierend<br />

eingreifen und diese Aspekte durch<br />

rechtliche Rahmenbedingungen<br />

hochhalten. Doch welcher Nationalstaat<br />

tut das, wenn dies bedeutet,<br />

dass dadurch systematisch die Gewinnsituation<br />

und damit der Börsenwert<br />

der Unternehmen im Lande<br />

abfällt? Man kann versuchen, sich<br />

international oder zumindest EU-weit<br />

zu koordinieren, aber die Verhandlungen<br />

über Klimaschutz oder die Kern-<br />

Arbeitsnormen zeigen, dass diese<br />

Koordination verdammt schwierig<br />

und langsam ist.<br />

In dieser Lage ist es für die Umwelt<br />

und die sozialen Belange, für die ausgewogene<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit, am besten,<br />

Faktor Fünf<br />

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste ist der<br />

technologische und wurde von einem australischen<br />

Team unter Leitung von charlie Hargroves entworfen.<br />

Beschrieben werden die riesigen Effi zienzpotenziale,<br />

auch in den als ökologisch schwierig geltenden<br />

Branchen: Industrie, Verkehr, Landwirtschaft<br />

sowie die vergleichsweise einfache Branche der Gebäudebewirtschaftung.<br />

Der zweite Teil von Ernst von<br />

Weizsäcker, diskutiert die politische Umsetzung. Die<br />

Kapitel behandeln je ein Thema: die ökonomischen<br />

Instrumente, den Rebound- oder Bumerangeffekt,<br />

die sanfte Ökosteuer, die Balance zwischen Markt<br />

und Staat und schließlich die Genügsamkeit. Das<br />

Buch erschien 2009 auf englisch und (aktualisiert)<br />

2010 auf deutsch und chinesisch.<br />

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Karlson „charlie“ Hargroves<br />

u.a.: Faktor Fünf. München; Droemer 2010.<br />

14 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

rationen zu einer Verfünffachung der<br />

Energieproduktivität oder allgemeiner<br />

der <strong>Ressourcen</strong>produktivität führen.<br />

Das ist eine technologische Vision.<br />

Sie kann erst zur wirtschaftlichen<br />

Wirklichkeit werden, wenn sie richtig<br />

rentabel ist. Dies wird aber erst dann<br />

der Fall sein, wenn Energie- und<br />

<strong>Ressourcen</strong>preise systematisch nach<br />

oben gehen. Das braucht der Wirtschaft<br />

überhaupt nicht zu schaden.<br />

Man muss nur verhindern, dass (wie<br />

während der Ölkrisen der 1970er Jahre<br />

und ab 2007) unsinnige Mengen<br />

Geldes in die ölexportierenden Länder<br />

abfließen, dass vorhandene Industrien<br />

auswandern und dass ärmere<br />

Volksschichten Schaden nehmen. Die<br />

Vermeidung solcher Schäden ist die<br />

Idee der in „Faktor Fünf“ beschriebenen<br />

stetigen Ökosteuerreform. Die<br />

Zielsetzung ist es, den Klimaschutz<br />

zum wirtschaftlichen Renner zu machen<br />

und die Länder, die mitmachen,<br />

technologisch an die Weltspitze zu<br />

katapultieren.<br />

Stetige Ökosteuerreform<br />

Die Grundidee ist, die Energiepreise<br />

jedes Jahr im ungefähren Gleichschritt<br />

mit der Steigerung der Energieproduktivität<br />

anzuheben. Damit würde<br />

man gewissermaßen die 150-jährige<br />

Erfolgsgeschichte der Steigerung<br />

der Arbeitsproduktivität kopieren,<br />

welche ja im<br />

u n g e f ä h r e n<br />

Gleichschritt mit den Bruttolohnkosten<br />

zugenommen hat. So ähnlich<br />

soll es nun mit den heute knappen<br />

und viel zu unproduktiven Faktoren<br />

Energie und <strong>Ressourcen</strong> gehen. Die<br />

Produktivität soll laufend zunehmen,<br />

die Klima- und Umweltkrisen sollen<br />

schrumpfen, und der zusätzlich<br />

erwirtschaftete Wohlstand soll fair<br />

verteilt werden.<br />

Das ist die Grundidee. Die politische<br />

Konkretisierung kann Unterschiede<br />

machen. Da der technische Fortschritt<br />

bei modernen Branchen früher ankommt<br />

als bei alten, darf man aus<br />

Fairnessgründen die langsameren<br />

Branchen zeitlich etwas schonen.<br />

Analoges gilt für ärmere Schichten im<br />

Volk. Man kann auch Strom, Treibstoffe<br />

und Heizenergie oder auch ganze<br />

Branchen wie z.B. die Chemieindustrie<br />

gesondert behandeln, um unerwünschte<br />

strukturelle Verschiebungen<br />

zu vermeiden oder zu verlangsamen.<br />

Aber keinesfalls soll man den Fehler<br />

machen, nicht nachhaltige Strukturen<br />

auf Dauer zu subventionieren. Der<br />

Modernisierungsdruck soll überall<br />

spürbar sein.<br />

Internationale Koordination wäre<br />

wünschenswert, ist aber nicht nötig.<br />

Der Pfad ist so sanft, dass die Vorteile<br />

die Nachteile überwiegen. Japan hat<br />

in den 1970er Jahren einen bemerkenswerten<br />

Alleingang mit hohen<br />

Energiepreisen gemacht und ist damit<br />

glänzend gefahren. Zwar emigrierten<br />

die Aluminiumschmelzen, aber dafür<br />

wurde das Hochgeschwindigkeitszugnetz<br />

Shinkansen entwickelt (übrigens<br />

mit viel Aluminium gebaut) und die<br />

Digitalkamera, die „fünfte Computergeneration“<br />

und viele andere<br />

hochtechnologische Neuheiten. Die<br />

japanische Industrie florierte besser<br />

als alle konkurrierenden <strong>Wirtschaften</strong>,<br />

die versuchten, um ihrer Industrie<br />

willen die Energiepreise niedrig zu<br />

halten. Dass Japan gleichzeitig auch<br />

die Kernenergie forcierte, hat die<br />

hohen Energiepreise keineswegs<br />

gesenkt und ist für unser Argument<br />

unerheblich.<br />

Wem diese Strategie einleuchtet,<br />

der könnte zu einem neuen Verständnis<br />

von CSR kommen – einem,<br />

bei dem die Wirtschaft (oder Teile)<br />

mit dem Staat kooperiert, um die<br />

Verteuerung der knappen <strong>Ressourcen</strong><br />

so zu gestalten, dass der<br />

wirtschaftliche Nutzen die Kosten<br />

deutlich überwiegt. Die Wirtschaft<br />

kann dem Staat abringen, im gleichen<br />

Zug auch Vorschriften abzubauen,<br />

die überflüssig werden,<br />

sobald das Preissignal Wirkung tut,<br />

und die Steuerlast insgesamt zu<br />

senken, sobald sich die Wirtschaft<br />

aus Eigeninteresse für bestimmte öffentliche<br />

Aufgaben, etwa Forschung<br />

für die ökologische Modernisierung,<br />

engagiert.<br />

Erstaunlicher Abwärtstrend: Entwicklung der Rohstoffpreise 1800-2004. Im Gegensatz zur Arbeitskraft wurden <strong>Ressourcen</strong> seit der Industrialisierung<br />

immer billiger. Nun ist es an der Zeit, Rohstoffe entsprechend ihrer realen Verfügbarkeit und Endlichkeit zu bepreisen.<br />

(Quelle: Abb.9.1 von „Faktor Fünf“, S. 308, basierend auf Daten des Bank Credit Analyst, 2005.)<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

15


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Verschwenden ...<br />

... und wiederverwenden!<br />

„Die Natur verschwendet doch auch, sehen Sie sich nur mal Kirschbäume im Frühling an“, begrühdet Michael Braungart sein Konzept,<br />

das auf Qualität statt Quantität setzt.<br />

Von Michael Braungart<br />

Sparen und einschränken bringt nichts<br />

– ein Leben ganz ohne Abfall muss her,<br />

sagt der Erfinder des Cradle to Cradle ®<br />

Konzepts. Die Natur ist sein Vorbild.<br />

Eine auf stetiges Wachstum ausgerichtete<br />

Welt stößt zunehmend an<br />

die fernab geglaubten Grenzen der<br />

<strong>Ressourcen</strong>entnahme. Derzeitige<br />

Lösungsansätze zur Behebung dieser<br />

Probleme beruhen auf der effizienten<br />

Gestaltung von Prozessen, Dienstleistungen<br />

und Produkten. Doch können<br />

diese Maßnahmen den drohenden<br />

Kollaps wirklich verhindern? Nein,<br />

denn auf diese Weise „verbrauchen“<br />

wir unseren Planeten dennoch, wenn<br />

auch nur langsamer. Vor diesem<br />

Hintergrund sind innovative Ideen<br />

wichtiger denn je.<br />

Die Menschen sind die einzigen Lebewesen<br />

auf unserem Planeten, die<br />

Abfälle verursachen. Alle anderen Lebensformen<br />

auf der Erde produzieren<br />

dagegen ausschließlich Nährstoffe,<br />

die sie in Kreisläufen führen. Das, was<br />

von einem Organismus innerhalb des<br />

natürlichen Systems nicht mehr benötigt<br />

und abgestoßen wird, dient für<br />

eine andere Lebensform als wertvoller<br />

Nährstoff und Lebensgrundlage. Alles<br />

ist Ressource – Abfall ist Nahrung.<br />

Insofern spielt die Menge der eingesetzten<br />

Materialien keine Rolle, da<br />

diese fortlaufend innerhalb von Kreisläufen<br />

zirkulieren. Dabei sind die natürlichen<br />

Prozesse nicht öko-effizient,<br />

sondern öko-effektiv. Die Natur spart<br />

nicht, sondern „verschwendet“, allerdings<br />

mit geeigneten <strong>Ressourcen</strong>.<br />

Intelligent produzieren<br />

Doch wie entkommen wir aus dem<br />

derzeitigen Dilemma heutiger linear<br />

ausgerichteter Wirtschaftsweisen,<br />

bei denen Nährstoffe in Müllverbrennungsanlagen<br />

und auf Deponien<br />

für immer eingebüßt werden? Ein<br />

Lösungsvorschlag heißt einfach „intelligent<br />

produzieren“, indem alle<br />

eingesetzten Materialien in technischen<br />

und biologischen Kreisläufen<br />

zu führen sind. Dies bedeutet, nicht<br />

weniger schädliche Produkte herzustellen<br />

als zuvor, sondern vielmehr<br />

solche, die sowohl für die Menschen,<br />

als auch für die Umwelt förderlich<br />

sind und deren Inhaltsstoffe nach<br />

Gebrauch biologisch oder technisch<br />

nützlich sind.<br />

Anstatt die linearen Stoffflüsse heutiger<br />

Produkte und Produktionsweisen<br />

„von der Wiege zur Bahre“ zu verringern,<br />

sollten wir uns an der Kreislaufschöpfung<br />

der Natur – „von der<br />

Wiege zur Wiege“ – orientieren.<br />

Im Gegensatz zur Minimierung propagiert<br />

die Öko-Effektivität die Umwandlung<br />

von Produkten und der damit zusammenhängenden<br />

Materialströme<br />

in zyklische Stoffwechselkreisläufe.<br />

Damit bietet die Öko-Effektivität eine<br />

positive Alternative zu traditionellen<br />

Ansätzen der Öko-Effizienz, was die<br />

Entwicklung gesunder und ökologisch<br />

unbedenklicher Produkte und Syste-<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Der biologische Kreislauf für Produkte und<br />

Konsum<br />

me angeht. Bereits heute lassen sich<br />

Systeme errichten, die der Intelligenz,<br />

der Fülle und der Effektivität der Natur<br />

nachgebildet sind.<br />

Wertstoffe, Sonne, Vielfalt<br />

Aus dieser Ideologie heraus entstand<br />

das Cradle to Cradle ® -Design Konzept,<br />

welches einen begrifflichen<br />

Rahmen für die Neugestaltung der<br />

Das cradle to cradle ® -Festival in Berlin<br />

war ein voller Erfolg. Wie es sich für ein<br />

richtiges „Festival“ gehört, wurde ausgelassen<br />

gefeiert – doch nicht mit Tanzfl ä-<br />

chen oder DJs, sondern mit dem cradle to<br />

cradle ® -Konzept, das sich am Überfl uss<br />

und der Vielfalt der Natur erfreut und diese<br />

für Produkte nutzbar macht.<br />

Kern des Festivals in Berlin war eine<br />

große Ausstellung rund um die cradle to<br />

cradle ® -Produkte, -Hersteller und -Philosophie.<br />

Das Spektakel mit rund 80 Ausstellern<br />

wurde zudem durch hochkarätige<br />

Workshops und Diskussionen, Filmvorführungen<br />

und sogar durch eine Modenschau<br />

niederländischer, deutscher und schwedischer<br />

Designer ergänzt.<br />

Für knapp zwei Monate zog das Festival<br />

mindestens 6.000 Besucher aus der<br />

ganzen Welt an und schloss am 16. März<br />

seine Türen in Berlin, um nun auf große<br />

Europatournee zu gehen. Feiern Sie mit!<br />

Los geht’s in Münster vom 6. Juni bis 6.<br />

Juli <strong>2011</strong>. Als Medienpartner wünscht <strong>forum</strong><br />

Ihnen viel Freude und Inspirationen!<br />

FESTIVAL<br />

The Next Industrial Revolution<br />

Blueprint Netherlands<br />

Der technische Kreislauf für Produkte und<br />

Service.<br />

Grundbeziehung zwischen Mensch<br />

und Umwelt liefert. Den Prinzipien der<br />

Natur entsprechend, beruht die Idee<br />

der naturnahen Produktion auf drei<br />

grundlegenden Prinzipien:<br />

• Jedes Produkt ist so konzipiert, dass<br />

es ein Nährstoff für ein anderes<br />

Produkt ist (Abfall = Nahrung)<br />

• Jedes Produkt wird erzeugt durch<br />

die ständig vorhandene Kraft der<br />

Sonne<br />

• Jedes Produkt trägt zur Vielfalt bei<br />

– sei es im Hinblick auf Konzept,<br />

Kultur oder Biodiversität<br />

Das Cradle to Cradle ® -Design definiert<br />

den Rahmen für die Entwicklung von<br />

Produkten und industriellen Abläufen,<br />

in denen Materialien zu Nährstoffen<br />

werden, die innerhalb des biologischen<br />

oder technischen Kreislaufs<br />

zirkulieren.<br />

Der biologische Kreislauf bildet die<br />

zyklischen Prozesse der Natur ab:<br />

Der Abfall des einen Geschöpfs ist<br />

Nahrung für ein anderes. Dieser<br />

biologische Nahrungsbegriff wird –<br />

metaphorisch – auf technische Dinge,<br />

wie Autos, Waschmaschinen oder<br />

Fernseher übertragen. Auch diese<br />

Materialien sollen so konstruiert sein,<br />

dass sie in einer neuen Generation<br />

von Produkten wieder Verwendung<br />

finden können.<br />

Produkte nach dem Cradle to Cradle ® -<br />

Design-Konzept funktionieren genau<br />

so. Sie sind darum eine wichtige<br />

Antwort auf die drängendsten Herausforderungen<br />

unserer Zeit. Sie<br />

werden im Hinblick auf ihren gesamten<br />

Lebenszyklus entwickelt. Stoffströme<br />

für sämtliche Güter zirkulieren<br />

in technischen oder biologischen<br />

Kreisläufen. Ein T-Shirt zum Beispiel,<br />

dessen Produktionsprozess keine<br />

schädlichen Bestandteile enthält und<br />

das biologisch abbaubar ist, kann<br />

kompostiert werden. Es geht in den<br />

biologischen Kreislauf zurück und ist<br />

ein biologischer Nährstoff. In einem<br />

technischen Kreislauf können Materialien<br />

zirkulieren – Voraussetzung<br />

dafür ist, dass Produkte sich wieder in<br />

ihre Bestandteile zerlegen lassen und<br />

dadurch technische Nährstoffe für<br />

Folgeprodukte werden. So kann jeder<br />

Fernseher und jede Waschmaschine<br />

wieder zu einen neuen Gerät werden.<br />

Was in dem einen Lebenszyklus<br />

Abfall ist, ist dann in einem anderen,<br />

gleichwertigen Lebenszyklus wichtiger<br />

Nährstoff.<br />

Mittels „intelligenter Verschwendung“<br />

nach dem Cradle to Cradle ® -<br />

Design-Konzept muss der Mensch<br />

sich nicht züchtigen, seinen ökologischen<br />

Fußabdruck zu minimieren. Bei<br />

positiver und förderlicher Einwirkung<br />

darf und soll jener getrost groß sein.<br />

Alles neu zu erfinden, so dass es umfassend<br />

positiv ist, befreit Kreativität,<br />

bedeutet Wettbewerbsvorsprung und<br />

sorgt dafür, dass sich der Einfluss der<br />

Menschheit förderlich auf die Flora<br />

und Fauna dieser Erde auswirkt.<br />

Im Profil<br />

Prof. Dr. Michael Braungart ist Dozent<br />

für Verfahrenstechnik an der Universität<br />

Lüneburg, Leiter des „cradle to cradle ® “-<br />

Lehrstuhls an der Erasmus Universität in<br />

Rotterdam sowie Direktor eines interdisziplinären<br />

Masterprogrammes für Stoffstrom-Management<br />

an der Universität<br />

Twente. Darüber hinaus ist er Gründer<br />

sowie wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

der EPEA Internationale Umweltforschung<br />

GmbH in Hamburg.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

17


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Sparen ...<br />

... ist eine Tugend!<br />

Endlich abspecken! Der „Vater der Dematerialisierung“ (Bild der Wissenschaft) und „Doyen der deutschen Umweltforschung“<br />

(Spiegel) schreibt in <strong>forum</strong> über Rucksäcke, Tonnen-Gesellschaften und suizidale Veranlagung von Kollegen.<br />

Von Friedrich Schmidt-Bleek<br />

Verglichen mit 1980 würde „business<br />

as usual“ den Bedarf an natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> bis 2030 um etwa 250<br />

Prozent erhöhen.<br />

Damit hätten wir zwei Probleme.<br />

Erstens gibt es auf dem Planeten<br />

Erde gar nicht genügend <strong>Ressourcen</strong><br />

für eine wachsende Bevölkerung mit<br />

westlichen Verbrauchsansprüchen.<br />

Und zweitens werden die unerfreulichen,<br />

gefährlichen und stetig teurer<br />

werdenden ökologischen Konsequenzen<br />

des <strong>Ressourcen</strong>verbrauchs<br />

scharf zunehmen. Es geht dabei nicht<br />

nur um Klimawechsel. Es geht auch<br />

um weltweit massive Erosionen<br />

von Muttererde, es geht um<br />

wachsende Knappheiten<br />

an Wasser, Lebensmitteln<br />

und Land und um<br />

das evolutionsbiologisch<br />

gefährliche<br />

Massensterben von<br />

Arten. Die gigantische<br />

Entnahme<br />

von natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> ist der<br />

tiefere Grund für<br />

die ökologischen<br />

Mammutprobleme,<br />

die sich der Mensch<br />

selber schafft. Dies<br />

nicht zur Kenntnis<br />

nehmen zu wollen, erinnert<br />

stark an suizidale<br />

Veranlagung.<br />

James Hansen von der US NASA<br />

hat postuliert, dass bei Überschreiten<br />

von 350 ppm CO 2<br />

in der Atmosphäre<br />

„ein Planet wie der, auf dem sich<br />

Zivilisation entwickeln konnte“, nicht<br />

länger existieren wird. 2009 befand<br />

eine EU-finanzierte Studie der Deutschen<br />

Bank, dass die Weltwirtschaft<br />

alleine durch das Verschwinden der<br />

Wälder mehr Geld verliert, als durch<br />

die Bankenkrise.<br />

Der heutige pro-Kopf-Verbrauch an<br />

materiellen <strong>Ressourcen</strong>, einschließlich<br />

Energieträger, liegt in den USA bei 90<br />

kg pro Tag, in der EU bei der Hälfte.<br />

Afrikaner können sich im Schnitt<br />

gerade einmal 10 kg leisten. Als<br />

zukunftsfähiger Richtwert gilt heute<br />

der pro-Kopf Verbrauch von maximal<br />

20 kg pro Tag (die „8 Tonnen-Gesellschaft“).<br />

Für Deutschland bedeutet<br />

dies eine Erhöhung der <strong>Ressourcen</strong>produktivität<br />

um den Faktor 10,<br />

sofern man weltweite Gerechtigkeit<br />

walten lassen und das Exportgeschäft<br />

absichern will.<br />

Noch entfernen wir uns jeden Tag<br />

weiter von einem noch immer möglichen<br />

zukunftsfähigen Leben von<br />

Menschen auf der Erde. Die<br />

Politik hat keine andere Wahl,<br />

als in wenigen Jahren die<br />

veralteten Randbedingungen<br />

der Wirtschaft<br />

der neuen Situation<br />

anzupassen. Kernpunkt<br />

wird sein, Arbeit<br />

von Abgaben<br />

zu entlasten und<br />

im Gegenzug für<br />

<strong>Ressourcen</strong> den<br />

ehrlichen Marktpreis<br />

einzuführen.<br />

Die Politik wird dafür<br />

sorgen müssen,<br />

dass sich ökologisch<br />

vernünftiges Tun für<br />

jeden Bürger lohnt.<br />

Tonnenschwere Last: Der ökologische<br />

Rucksack unserer Produkte<br />

liegt bei durchschnittlich 30 Tonnen pro<br />

Tonne.<br />

18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Dematerialisierung<br />

gegen Kostendruck<br />

Entrepreneurs können dem wachsenden<br />

Material-Kostendruck durch<br />

Dematerialisierung ihrer Produkte<br />

begegnen und sich zusätzliche Vorteile<br />

auf dem Markt verschaffen. Einer<br />

Studie von A. D. Little und Anderen<br />

zufolge, könnten in Deutschland die<br />

Inputkosten für <strong>Ressourcen</strong> bei gleichem<br />

Output schon heute im Schnitt<br />

um etwa 20 Prozent gesenkt werden.<br />

Das entspricht mehr als 150 Milliarden<br />

Euro jährlich. Die hierfür fälligen<br />

Investitionen zahlen sich in wenigen<br />

Jahren aus.<br />

Langfristig werden jedoch diejenigen<br />

den Weltmarkt erobern, die für<br />

die Befriedigung von Bedarf neue<br />

Ideen haben. Beispiele hierfür sind<br />

der Zugdrache für Frachtschiffe von<br />

SkySails, der Einsatz neuer selbstreinigender<br />

(Lotus-)Oberflächen, oder<br />

der Wohn- und Arbeitsturm aus Holz<br />

von Rhomberg.<br />

Der Ökologische Rucksack eines<br />

verkaufsfertigen Produktes ist sein<br />

gesamter Materialverbrauch – d.h.<br />

Materialinput einschließlich Energie,<br />

von der Wiege bis zum point of sale,<br />

minus sein Eigengewicht. Heutzutage<br />

wiegt der mittlere Rucksack von technischen<br />

Produkten etwa 30 Tonnen<br />

pro Tonne. Bei Informations- und<br />

Kommunikationstechniken geht es<br />

sogar um 300-600 Tonnen Rucksackfüllung<br />

pro Tonne des verkaufsfertigen<br />

Produktes.<br />

Ein Mittelklasseauto fährt heute 40<br />

Tonnen Natur spazieren und verbraucht<br />

dafür 0,006 Tonnen Treibstoff<br />

pro 100 Kilometer! Anstatt nun den<br />

automobilen Stadtverkehr um den<br />

Faktor 10 zu dematerialisieren, was<br />

technisch möglich ist, vergibt die<br />

Regierung Milliarden an Automacher,<br />

um den Treibstoffverbrauch um 30<br />

Prozent zu reduzieren. Der hierfür als<br />

geeignet erachtete zweite Antrieb von<br />

Toyota erhöht den Rucksack um etwa<br />

80 Prozent!<br />

2008 hat das EU Innovation Watch<br />

Panel on Eco-Innovation den Rahmen<br />

der technischen Weiterentwicklung in<br />

folgende Worte gefasst :<br />

„Ökoinnovation ist die Verwirklichung<br />

neuer und wettbewerbsfähiger Güter,<br />

Prozesse, Systeme, Dienstleistungen<br />

und Handlungsweisen, die menschliche<br />

Bedürfnisse befriedigen und<br />

Lebensqualität für alle Menschen<br />

schaffen mit einem lebenszyklusweit<br />

minimalen Einsatz von natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> (Material einschließlich<br />

Energieträger, und Landoberfläche)<br />

pro Einheit Output und einer minimalen<br />

Abgabe an gefährlichen<br />

Stoffen.“<br />

In dieser Definition fehlt noch Wasser<br />

als Ressource.<br />

Ökologische Bedarfsbefriedigung<br />

ist nächste Kondratieffwelle<br />

Bei der Schaffung von Zukunftstechnik<br />

gibt es keinen „technology<br />

fix“. Es geht hier um die ökologische<br />

Bedarfsbefriedigung. Genau dies<br />

wird das beherrschende Merkmal<br />

der Technik im 21. Jahrhundert sein,<br />

in der sechsten Kondratieffwelle.<br />

Aus makroökonomischer Sicht sind<br />

solche Gütergruppen wichtig, die<br />

große Anteile am Verbrauch von natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> haben. Hierzu<br />

zählen Energieproduktion, Bauen und<br />

Wohnen, Straßenbau, Mobilität, IKT<br />

und Landwirtschaft.<br />

Hunderte von gewinnbringenden<br />

Beispielen für Dematerialisierung sind<br />

seit 1993 veröffentlicht und einige<br />

Dutzend mit hohen Geldprämien<br />

belohnt worden. Vor kurzem veröffentlichte<br />

das Wuppertal Institut eine<br />

neue Broschüre mit dem Titel „Resource<br />

productivity in 7 steps. How to<br />

develop eco-innovative products and<br />

services, and improve their material<br />

footprint“. Sie beruht auf praktischen<br />

Erfahrungen in Hunderten von Betrieben.<br />

Kriterien für <strong>Nachhaltig</strong>keitsbewertung<br />

brauchen Bezug zu den Gesetzen<br />

der Natur. Praktische Indikatoren<br />

für die Umweltqualität von Gütern<br />

und Dienstleistungen werden von der<br />

„Wiege bis zur Wiege“ angewendet,<br />

sie müssen für alle Leistungen der<br />

Technik gelten und richtungssicher<br />

sein. Sie dienen der Entkopplung<br />

des Nutzens vom Naturverbrauch,<br />

und sind dem praktischen Design<br />

verpflichtet. Die Berechnung des<br />

Material-Inputs pro Serviceeinheit<br />

(MIPS) und der ökologische Rucksack<br />

werden hierfür eingesetzt.<br />

Wie dieser kurze Abriss zeigt, wären<br />

die Ratschläge von Michael Braungart<br />

an die Industrie noch entscheidend<br />

wertvoller, wenn dieser wohl beste<br />

Umweltchemiker nicht den wissenschaftlichen<br />

Unfug der Bedeutungslosigkeit<br />

des <strong>Ressourcen</strong>verbrauches für<br />

die Annäherung an die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

predigen würde.<br />

Im Profil<br />

Friedrich Schmidt-Bleek, genannt Bio,<br />

ist zusammen mit E.U. von Weizsäcker Träger<br />

des hoch dotierten Takeda World Environmnent<br />

Award 2001. Er ist gelernter<br />

Kernchemiker (MPI chemie), arbeitete mit<br />

Nobellaureat S. Rowland und lehrte an<br />

großen Universitäten in den USA. Gründung<br />

und Leitung eines der ersten US-<br />

Umweltzentren (University of Tennessee<br />

System, Tennessee Valley Authority, Oak<br />

Ridge National Laboratory). 1974 wurde<br />

er Verantwortlicher für die Umweltforschung<br />

in (West-)Deutschland, danach für<br />

den umweltwissenschaftlichen Inhalt und<br />

die Anwendung des chemikaliengesetzes,<br />

Abteilungsleiter bei der OEcD und beim<br />

International Institute for Applied Systems<br />

Analysis (IIASA), Gründungs-Vize-Präsident<br />

des Wuppertal Institutes, Erfi nder des<br />

Faktor X/MIPS Konzeptes, Gründungs-Präsident<br />

des Factor 10 Institute in der Provence<br />

und International Factor 10 club.<br />

Außerdem gab er den Anstoß zum ersten<br />

World Resources Forum Davos und zurr<br />

Lindau Group for New Economics.<br />

Informationen über die praktischen Erfahrungen<br />

von Betrieben mit dem Konzept<br />

der Dematerialisierung erhalten Sie bei<br />

christa.liedtke@wupperinst.org.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

19


ScHWERPUNKT<br />

ANZEIGE<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Die Recycling-Konsumkette<br />

Vor über 30 Jahren hat Steinbeis Papier<br />

am Standort Glückstadt, Schleswig-<br />

Holstein, die Weichen für eine Ökologisierung<br />

des Verbrauchermarkts<br />

gestellt. Und mit seinem integrierten,<br />

ökologischen Fabrikmodell einen<br />

wegweisenden Industriestandard für<br />

Umweltschutz, effizientes Energiemanagement<br />

und maximalen <strong>Ressourcen</strong>schutz<br />

geschaffen.<br />

Dass die Grenzen des Wachstums<br />

endlich sind und es eines ökologischen<br />

Paradigmenwechsels auf<br />

Seiten von Wirtschaft, Politik und<br />

Verbrauchern bedarf, ist ein Appell,<br />

der bis in die 70er Jahre zurückreicht.<br />

Angesichts der wachsenden <strong>Ressourcen</strong>knappheit<br />

und der internationalen<br />

Verbrauchswerte beim ökologischen<br />

Fußabdruck, hat das Thema im 21.<br />

Jahrhundert an Dringlichkeit gewonnen.<br />

Heute bestimmen die drei großen<br />

„E“ die Diskussion um internationale<br />

politische und wirtschaftliche<br />

Regulationen. „Erneuerbare Energien,<br />

Einsparungen und Effizienz“ bilden<br />

die programmatische Trias, um die<br />

sich nachhaltige Lösungen drehen.<br />

Aufklärungsmandat<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Doch zeigt das „Konsumenten Mindset“<br />

in Sachen Ökologie noch Lücken,<br />

auch, weil ein „grünes Wachstumsund<br />

Produktivitätsdenken“ längst<br />

noch nicht alle Branchen und Hersteller<br />

erreicht hat. Der moderne<br />

Verbraucher sollte – und dies müsste<br />

das politische wie wirtschaftliche Ziel<br />

auf breiter Ebene sein – weitaus mehr<br />

Möglichkeiten haben, sich in einer<br />

Öko-Konsumkette zu bewegen. Das<br />

Angebot wäre das eine, das Bewusstsein<br />

für nachhaltiges Denken und<br />

Handeln in der Konsumgesellschaft<br />

das andere. Damit fällt an ökologisch<br />

ausgerichtete Unternehmen auch ein<br />

pädagogisches Mandat, Verbraucher<br />

für eine verantwortliche Haltung zu<br />

gewinnen und sich selbst als Teil des<br />

Öko-Systems zu verstehen.<br />

Das geschlossene<br />

Verwertungskonzept<br />

Als Hersteller für hochwertige Recycling-Büro-<br />

und Magazinpapiere<br />

aus 100 % Altpapier sieht Steinbeis<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit als Aufklärungsthema.<br />

So sind Live-Präsentationen unserer<br />

integrierten Fabrik, übrigens eine der<br />

modernsten in Europa, Fachvorträge<br />

und Öko-Kommunikation über alle<br />

Kanäle Teil unserer Loyalisierungsarbeit.<br />

Kontinuierliche Entwicklungsarbeit<br />

ist wichtiger Bestandteil unseres<br />

„grünen Wertschöpfungsmodells“.<br />

Der Verlust an Biodiversität und die<br />

Notwendigkeit, <strong>Ressourcen</strong>nutzung<br />

und Wachstum zu entkoppeln, lässt<br />

uns weitere nachhaltige Konzepte<br />

und Systeme entwickeln, die zu<br />

einer wachsenden Ökologisierung<br />

der Gesellschaft beitragen sollen und<br />

können. Lösungen, die auch Unternehmen<br />

die Möglichkeit bieten, ihre<br />

nachhaltige Strategie zu komplettieren.<br />

Aktuell arbeiten wir an der<br />

Markteinführung eines ganzheitlichen<br />

Verwertungssystems, das auf das<br />

Kreislaufwirtschaftsmodell aufsetzt<br />

und sich am Cradle-to-Cra dle- Konzept<br />

der EPEA Internationale Umweltfor-<br />

schung GmbH orientiert. Damit können<br />

wir Privatunternehmen und Behörden,<br />

Kommunen und Ministerien eine<br />

geschlossene Papierverwertungskette<br />

anbieten – von der Entsorgung über die<br />

Aufbereitung bis zur Integration in die<br />

Herstellung erstklassiger Eco-Premium-<br />

Papiere, einschließlich Anlieferung der<br />

neuen Ware. Der Kunde hat also die<br />

Garantie, dass sein entsorgtes Papier<br />

wieder in den Steinbeis‘schen Altpapierveredelungsprozess<br />

eingesteuert<br />

und damit einer sinnvollen Wiederverwertung<br />

zugeführt wird. Über<br />

einen zertifizierten Partner können<br />

wir selbst datensensible Dokumente<br />

entgegennehmen, schreddern, um sie<br />

anschließend unserem Papierrecycling<br />

zuzuführen. Der ökonomische Vorteil:<br />

Der Kunde erhält eine Komplettleistung<br />

aus Entsorgung, Aufbereitung,<br />

(Re-) Produktion und Anlieferung<br />

hochwertiger Recyclingpapiere. Dieses<br />

geschlossene Verwertungskonzept ist<br />

Teil der Steinbeis`schen Benchmarking-<br />

Strategie zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

von Umweltwerten. Ein Modell,<br />

das das ökologische Handlungsspektrum<br />

erweitert und ein weiteres Glied<br />

in der gesamtgesellschaftlichen Öko-<br />

Konsumkette bildet.<br />

Im Profil<br />

Die Steinbeis Papier GmbH verarbeitet am<br />

Standort Glückstadt (Schleswig-Holstein)<br />

jährlich 280.000 Tonnen Altpapier zu hochwertigen<br />

Büro- und Magazinpapieren. Die<br />

Produktion erfolgt nach strengsten ökologischen<br />

Kriterien in einer der modernsten<br />

integrierten Fabriken Europas.<br />

Ansprechpartner: Michael Söffge<br />

Geschäftsführer<br />

Telefon + 49 (0)4124 / 9 11 - 3 77<br />

www.stp.de<br />

20 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Cradle to Cradle ® Architektur:<br />

Ein neuer Hoffnungsträger<br />

Ein Aufbruch des aktuellen Verständnisses von <strong>Nachhaltig</strong>em Bauen<br />

Von William McDonough<br />

Als Architekt und Designer ist es für<br />

mich eine große Freude, die Idee von<br />

Cradle to Cradle ® zu verbreiten und<br />

das Konzept in seiner Ganzheit auf<br />

allen Ebenen in eine neue Generation<br />

aus Innovation und Implementation<br />

einzubringen. Damit es möglich ist,<br />

intelligente Produkte zu erzeugen,<br />

muss ein umfassendes Verständnis<br />

von der Welt, in der wir leben, vorherrschen.<br />

Es ist notwendig zum<br />

Ursprung zurückzukehren und die<br />

natürlichen Prozesse unseres Planeten<br />

zu verstehen.<br />

Cradle to Cradle ® ermutigt uns, alte<br />

Gewohnheiten aufzubrechen und die<br />

bislang geltendenden Rahmenbedingungen<br />

zu überdenken. Nach diesem<br />

Prinzip ist „weniger schlecht” nicht<br />

mit „gut” gleichzustellen. Cradle to<br />

Cradle ® dient nicht dazu, Schaden zu<br />

minimieren. Dieses Konzept verfolgt<br />

vielmehr das Ziel etwas zu schaffen,<br />

was aus sich heraus eine nutzenbringende<br />

und regenerative Kraft aufweist<br />

– eine Kraft, welche zu einem<br />

optimalen ökologischen Fußabdruck<br />

führt. Es erweitert die Definition von<br />

Qualität: Bislang wurden Gebäude nur<br />

nach traditionellen, architektonischen<br />

Standards – Nutzen, Standhaftigkeit<br />

und Design – bewertet, durch das<br />

Cradle to Cradle ® Konzept werden<br />

nun auch positive Auswirkungen in<br />

ökologischer, ökonomischer, aber<br />

auch sozialer Sicht als Qualitätsmerkmale<br />

anerkannt.<br />

Auf die Architektur angewendet bietet<br />

dieser Ansatz die Möglichkeit ein Denken<br />

anzuregen, welches wiederum zu<br />

Innovationen und Verbesserungen in<br />

etlichen Bereichen führt. Dabei geht<br />

dies weit darüber hinaus, lediglich die<br />

negativen Folgen menschlichen Tuns<br />

zu reduzieren und führt vielmehr zu<br />

neuen Visionen und durchdachten<br />

Strategien um eine positive Bilanz auf<br />

der Welt zu schaffen.<br />

Nach dem Cradle to Cradle ® Design<br />

Konzept<br />

• betrachten wir Produkte als „Nährstoffe”<br />

für einen sicheren und<br />

dauerhaften Kreislauf;<br />

• entwickeln wir Systeme, um unsere<br />

biologischen und technischen<br />

Nährstoffe sicher und dauerhaft<br />

wiederzuverwenden;<br />

• verwenden wir für alle Prozesse ausschließlich<br />

100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien;<br />

• betrachten wir Wasser als eine<br />

wertvolle Ressource;<br />

• respektieren wir alle Menschen und<br />

natürlichen Systeme.<br />

Ferrer Research & Development Center:<br />

die Form des Gebäudes wurde durch die<br />

Design-Kultur Barcelonas, das Klima und<br />

dessen Zweck bestimmt. Das Atrium dient<br />

als Treibhaus für natürliche Vegetation und<br />

wird dadurch zur periodischen Brutstätte<br />

für die Schmetterlinge Kataloniens.<br />

In dieser Philosophie stellen Gebäude<br />

einen Teil des immerwährenden technischen<br />

Kreislaufs dar, in welchem<br />

sich hochmoderne synthetische Stoffe<br />

und mineralische Produkte in einem<br />

ewigen „Upcycling” von Produktion,<br />

Wiedergewinnung und Neuaufbereitung<br />

befinden.<br />

Das Cradle to Cradle ® Design Protokoll<br />

hat im vergangenen Jahrzehnt<br />

zu weltweiten Veränderungen in der<br />

Herstellung und im Gebrauch zahlreicher<br />

Produkte geführt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

21


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Häuser wie Bäume<br />

Stellen wir uns einmal hochmoderne<br />

Gebäude vor, welche sich derart harmonisch<br />

in die Biosphäre einfügen, dass<br />

sie – wie Bäume – zu einem Teil der<br />

Landschaft werden, Sauerstoff bilden,<br />

Kohlenstoff absorbieren, Stickstoff fixieren,<br />

Wasser reinigen, Lebensraum für<br />

tausende Spezies bieten, Sonnenenergie<br />

sammeln, neue Erde produzieren<br />

und sich den Jahreszeiten anpassen.<br />

Zusätzlich steigern diese Gebäude die<br />

Leistungsfähigkeit und bieten optische<br />

Schönheit, Komfort und Wohlbefinden.<br />

Wir sollten dabei an die zahlreichen<br />

Möglichkeiten denken, die diese Veränderungen<br />

– die Wiederentdeckung<br />

unserer natürlichen Verbindung zu<br />

Leben – zu einer Revitalisierung unserer<br />

Städte, unserer Wirtschaft und unserer<br />

Nationen beisteuern können und den<br />

Bezug der Menschheit zu unserem<br />

Planeten wieder herstellen kann.<br />

Ein Beispiel bietet der Plusenergie-<br />

Stützpunkt der NASA. Dieses Gebäude<br />

übersteigt aktuelle Best Practice-Beispiele:<br />

Seine Systeme zielen<br />

daraufhin ab, in gegebener Zeit nur<br />

noch auf erneuerbare Energien angewiesen<br />

zu sein und Wasser nicht<br />

mehr zu verbrauchen, sondern dieses<br />

in geschlossenen Kreisläufen wiederzuverwenden.<br />

Ein innovatives Außenskelett<br />

ohne notwendige Stützpfeiler<br />

im Inneren ermöglicht größtmögliche<br />

Ausreichend Tageslicht<br />

durch Dachfenster<br />

Produktive<br />

Landschaft<br />

Wärmeaustausch<br />

des Treibhauses<br />

Im Landschaftsbild<br />

integrierte<br />

Wasserareale<br />

Hotels und<br />

Apartments<br />

Büroräume des<br />

Wissenschaftscenters<br />

Kongresszentrum<br />

Nährstoffrückgewinnung<br />

des Abfalls<br />

Perfekt gedämmte<br />

Gebäudehülle<br />

Zusammenschluss von<br />

Gebäude und Landschaft<br />

Begrünte Dächer<br />

als Nutzflächen<br />

Bornholm Island Science Park and Green Solution House Conference Center: Dieses Zentrum wird ein Netzwerk in sich geschlossener Kreisläufe<br />

darstellen, in welchem Materialien in optimaler Nutzung wiederverwendet werden. Verbunden werden die Gebäude durch eine Struktur aus<br />

natürlichen Wegen und naturnahen Grünflächen – sowohl um die einzelnen Häuser als auch im Zentrum des Gewerbegebietes. Diese Grünflächen<br />

bieten ausreichend Raum für natürliche Vegetation, Lebensmittelanbau, sportliche Aktivitäten und die Erzeugung Erneuerbarer Energien.<br />

Zudem schaffen sie ein optimales Klima für Zusammenkünfte jeglicher Art. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit EPEA Dänemark.<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Flexibilität in der Gestaltung des<br />

Arbeitsplatzes. Dieses Außenskelett<br />

bietet dabei ebenfalls ein optimales<br />

Verhältnis von Licht und Schatten<br />

und sorgt des Weiteren für natürliche<br />

Ventilation. Darüber hinaus gewährt<br />

es Materialrückgewinnung im Fall<br />

eines zukünftigen Abbaus.<br />

Unsere Vision, unser Anspruch an<br />

Architektur und Community Design<br />

unterstützt und feiert die Vielfalt<br />

und den Reichtum der Natur. Unsere<br />

Lösungen für Aspekte/Probleme in<br />

Architektur, Planung und Community<br />

Design – beginnend im mikroskopischen<br />

Bereich bis hin zum Spektrum<br />

einer ganzen Region erstreckend<br />

– schließen wirtschaftliche, ökologische<br />

und soziale Konsequenzen des<br />

Designs ein. Was ist dies für eine Ehre<br />

an diesem Abenteuer teilzuhaben!<br />

Im Profil<br />

William McDonough, FAIA, Int. FRIBA<br />

ist Architekt, Designer, Vorreiter und –<br />

zusammen mit Michael Braungart – Kopf<br />

des cradle to cradle ® Gedankens. William<br />

McDonough + Partners ist ein Architekturbüro,<br />

welches die unterschiedlichsten<br />

Projekte betreut – von charlottesville,<br />

Virginia, bis nach San Francisco, Kalifornien.<br />

C2C ® Materialien<br />

Kluges, anpassungs- und Zentrale Erzeugung<br />

lernfähiges Gebäudesystem erneuerbarer Energien<br />

Dezentrale Erzeugung<br />

erneuerbarer Energien<br />

Optimiertes<br />

Tageslicht + Aussicht<br />

Natürliche Ventilation<br />

Photosynthetische Hülle<br />

Ausgedehntes geothermisches System<br />

Außenskelett-Struktur<br />

Sustainability Base: Die NASA stellte bei ihrer neuen Einrichtung mit über 15.000 m² den Anspruch, dass das Gebäude den Geist dieser<br />

Institution verkörpert, eine gemeinsame Zusammenarbeit sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert und<br />

in seinem Cradle to Cradle® Design die Kriterien des LEED Platin übertrifft. Durch die besondere Konstruktion als Gebäude mit einer<br />

Außenskelett-Struktur bietet es neben anderen Besonderheiten eine überdurchschnittliche Stabilität während seismischer Aktivitäten.<br />

William McDonough + Partners.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

23


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Dass wir über den Horizont der Green<br />

Economy hinaussehen können verdanken<br />

wir den vielen Riesen, die vor<br />

uns Innovationen erbrachten und auf<br />

deren Schultern wir nun stehen.<br />

Gunter Pauli<br />

Von Gunter Pauli und Markus Haastert<br />

Die Green Economy – die „nachhaltige<br />

Wirtschaft“ von heute befindet sich<br />

in einer Zwickmühle: Sie hat nach 30<br />

Jahren so manches Ziel erreicht, das<br />

zuvor noch als undenkbar galt. Dennoch<br />

erreicht sie lediglich ein Prozent der Gesamtwirtschaft<br />

und ist bislang immer<br />

noch nicht im Mainstream angelangt.<br />

Zudem beginnt sie gerade, ihren Status<br />

zu verteidigen – ähnlich wie die „old<br />

economy“ ihre Besitzstände verteidigt<br />

– statt ständig nach noch besseren Lösungen<br />

zu suchen und sich nie mit dem<br />

Erreichten zufrieden zu geben.<br />

Das Konzept der Blue Economy hingegen<br />

stellt nicht nur das bestehende<br />

System in Frage, weil es „schlecht“<br />

ist, sondern weil wir wissen, dass<br />

eine Verbesserung immer möglich<br />

ist. Unsere Gesellschaft, einschließlich<br />

der Wirtschaft, befindet sich in<br />

einem dauerhaften Prozess ständiger<br />

Verbesserung. Wenn wir unseren<br />

Kindern nur beibringen würden,<br />

was wir bereits wissen, können sie<br />

kein besseres Leben führen als wir<br />

und uns, wie auch unsere Träume,<br />

nicht übertreffen – „they can only<br />

do as bad as we have performed“.<br />

Die nächste Generation muss über<br />

das Offensichtliche hinaus Fragen<br />

stellen, wie etwa: „Was ist die größte<br />

ungenutzte Energiequelle unseres<br />

Planeten?“. Während unsere spontane<br />

Antwort meist „Solar“ lautet,<br />

so müssen wir doch eingestehen,<br />

dass die Sonne nur die Hälfte des<br />

Tages auf die Hälfte der Erde scheint<br />

– während die Schwerkraft rund um<br />

die Uhr überall wirkt. Das bedeutet<br />

nicht, dass die Pioniere der Green<br />

Economy auf dem falschen Weg sind,<br />

es impliziert lediglich, dass wir uns<br />

darauf konzentrieren müssen, mit<br />

Hilfe des bereits Vorhandenen sehr<br />

viel mehr zu erreichen.<br />

Das Konzept der Blue Economy wurde<br />

1994 ins Leben gerufen. Diese Initiative<br />

ist sowohl kompromisslos als auch<br />

einleuchtend und selbsterklärend.<br />

Kompromisslos, denn es darf keinen<br />

„Abfall“ geben, alles muss weiterverwendet<br />

werden und dabei Mehrwert<br />

schaffen. Einleuchtend, da wir<br />

Menschen die einzige Spezies sind,<br />

die Dinge erzeugt, welche niemand<br />

haben will. Aus ethischen Gründen<br />

argumentieren wir, dass man nicht<br />

weniger stehlen darf, sondern gar<br />

nicht; aber für (häufig subventionierte)<br />

Bemühungen, die Natur weniger<br />

24 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

The Blue Economy:<br />

Substitute Something<br />

with Nothing<br />

Wie wir das Gute und „Grüne“<br />

noch viel besser machen können<br />

statt gar nicht zu verschmutzen, verleihen<br />

wir Umweltpreise?!<br />

Wir sind der Überzeugung, dass nur<br />

wirtschaftlich konkurrenzfähige Geschäftsmodelle<br />

und Produkte sowohl<br />

Unternehmen als auch Verbraucher<br />

für sich gewinnen können – das<br />

daraus resultierende Wachstum samt<br />

Arbeitsplätzen überzeugt dann auch<br />

die Politik. Verzicht zu predigen und<br />

Subventionen zu verteilen, ist auf<br />

Dauer eben nicht nachhaltig.<br />

Mit der Blue Economy befürworten<br />

wir eine wirtschaftliche Entwicklung,<br />

die von natürlichen Systemen<br />

inspiriert ist, statt von den Lösungen<br />

einzelner Spezies. Dafür clustern<br />

wir industrielle Aktivitäten, kaskadieren<br />

Material- und Energieflüsse<br />

und erhöhen damit dramatisch die<br />

menschlichen Möglichkeiten, die<br />

Grundbedürfnisse aller Lebewesen<br />

zu befriedigen. Wir arbeiten mit dem,<br />

was lokal zur Verfügung steht.<br />

Vom Immunsystem lernen und<br />

systemisch Denken<br />

Mit einem einzelnen Produkt oder<br />

einem Kerngeschäft ist Unternehmensführung<br />

oft durchschaubar<br />

und vorhersagbar. Informationen<br />

werden im Unternehmen verwertet,<br />

als würde es wie ein Gehirn<br />

mit einem Nervensystem arbeiten.<br />

Um mehr Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erlangen, stellen Unternehmen in<br />

immer größeren Mengen immer die<br />

gleichen, standardisierten Produkte<br />

her – um dann dank einer Merger<br />

& Acquisition Strategie zu wachsen,<br />

samt der damit verbundenen<br />

Überschuldung! Doch die Komplexität<br />

der realen Welt kann dieses<br />

System nicht länger bewältigen.<br />

Das Immunsystem funktioniert auf<br />

eine stark dezentrale Weise, wobei<br />

jeweils ein Teilsystem Verantwortung<br />

übernimmt. Dabei geht keine Zeit<br />

durch Verzögerungen oder Beratungen<br />

verloren. Informationen werden<br />

wie in einem System mit mehrfacher<br />

Besetzung der Posten ausgetauscht.<br />

Das führt zu unabhängigem Handeln,<br />

welches auf einem besseren Verständnis<br />

der Situation vor Ort beruht. Ein<br />

solcher vom Immunsystem inspirierter<br />

Führungsstil bedeutet das Ende der<br />

Konzernzentrale (des Gehirns) in<br />

seiner derzeitigen Form.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 25


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ein Lebensmittel geworden. 10.000<br />

Bauern in Kolumbien nutzen dieses<br />

Wissen bereits, ebenso wie Tausende<br />

Menschen in Afrika nicht mehr<br />

hungern müssen, während die kleine<br />

Berliner Firma gerade Partner in einem<br />

halben Dutzend Ländern aufbaut.<br />

Der nächste (Herz-)Schritt in Richtung Blue Economy: Batterien und Akkus benötigen immer<br />

noch giftige Schwermetalle, die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut<br />

werden. Dieser nano-Herzschrittmacher kommt ohne Batterie aus.<br />

Unser Ziel mit der Blue Economy ist<br />

es, Plattforminnovationen auf den<br />

Markt zu bringen, die selten zentral<br />

gelenkt werden können. Aus diesem<br />

Grund schafft das Thema so viele<br />

Möglichkeiten für Unternehmer auf<br />

der ganzen Welt. Die Entwicklung<br />

von Unternehmensnetzwerken erfordert<br />

aber auch ein hohes Maß an<br />

Selbstorganisation, die sich immer<br />

an die lokalen Konditionen anpasst.<br />

Wenn wir das gegenwärtige – auf zentralem<br />

Management und dem Kerngeschäft<br />

basierende – Wirtschaftssystem<br />

beurteilen, können wir gewiss nicht<br />

behaupten, es sei schlecht. Es hat<br />

besser funktioniert als alle vorherigen.<br />

Es ist aber einfach nicht gut genug und<br />

es zeigt sich seit Jahrzehnten, dass es<br />

nicht in der Lage ist, den Grundbedürfnissen<br />

aller Menschen gerecht zu<br />

werden. Es ist demnach höchste Zeit<br />

für ein paar wesentliche Verbesserungen.<br />

Das Angenehme ist, dass diese<br />

Neubetrachtung der Wirtschaft mehr<br />

Basisbedürfnisse befriedigt, mehr Cash<br />

generiert und mehr Wert schafft –<br />

nicht nur für die Unternehmer, sondern<br />

auch für die lokale Gesellschaft.<br />

Warum Recycling unnatürlich ist<br />

In der Natur nutzt kein Lebewesen<br />

direkt seinen eigenen Abfall, sondern<br />

Abfälle werden in Transformationsprozessen<br />

zwischen den fünf Reichen<br />

der Natur (Bakterien, Algen, Pilze,<br />

Pflanzen, Tiere) weiter verwertet – des<br />

einen Abfall wird zur Lebensgrundlage<br />

des anderen. So wie wir Menschen<br />

aus Glasflaschen neue Glasflaschen<br />

machen, aus Papier wieder neues Papier<br />

herstellen und dabei jeweils enorme<br />

Mengen an Wasser und Energie<br />

verschwenden, käme kein Baum auf<br />

die Idee, die im Herbst abgefallenen<br />

Blätter im Frühjahr wieder anzukleben.<br />

Vorher haben Pilze die Moleküle<br />

des Laubs aufgespalten und zersetzt,<br />

so dass Würmer, Ameisen, Käfer und<br />

viele andere Arten die enthaltenen<br />

Nährstoffe aufnehmen können. Erst<br />

durch deren Ausscheidungen erthält<br />

der Baum neue Nährstoffe, die er über<br />

seine Wurzeln aufnimmt und so zu<br />

neuen Blättern wandelt.<br />

Ist es möglich diese perfekt vorgegebenen<br />

Beispiele der Natur in Blue Economy<br />

Geschäftsmodellen wiederzufinden?<br />

In Berlin ist kürzlich eine Firma<br />

gegründet worden, die den Kaffeesatz<br />

zahlreicher Cafés einsammelt und<br />

darauf Edelpilze züchtet – Kräuterseitling,<br />

Shiitake und Austernpilz sind<br />

reich an Proteinen und damit sogar ein<br />

gesunder, vollwertiger Fleischersatz.<br />

Das verbleibende „Substrat“ enthält<br />

kein Koffein mehr, sondern ebenfalls<br />

hochwertige Proteine und ist daher<br />

sowohl als Tierfutter, als auch als<br />

Dünger optimal geeignet. So ist aus<br />

einem methanproduzierenden Abfall<br />

Ein weiteres Beispiel eines verbesserten<br />

Kreislaufs ist Glas: Geschmolzen<br />

und mit CO 2<br />

zu einem Schaum gehärtet<br />

dient es als hochwertiger Baustoff,<br />

der gleichzeitig isoliert, feuerfest und<br />

wasserdicht ist, zuverlässig sämtliche<br />

Ungeziefer fernhält und sowohl in<br />

Einfamilienhäusern in Schweden als<br />

auch beim Bau des Guggenheim<br />

Museums in Bilbao erfolgreich zum<br />

Einsatz kommt. Pfandflaschen gelten<br />

in Belgien als Rohstoff, der Strukturbau,<br />

Isolierung und Chemikalien<br />

ersetzt. Einleuchtend?<br />

Materie durch Nichts ersetzen<br />

Das wichtigste Prinzip der Blue Economy<br />

ist die Einfachheit der Physik. Viele<br />

Lösungen basieren auf physikalischen<br />

Gesetzen und ermöglichen so den<br />

Verzicht auf Chemie und andere giftige<br />

Stoffe. Warum etwa verwenden wir<br />

weiterhin Batterien, wo es inzwischen<br />

Handys, Feuerlöschsysteme und Herzschrittmacher<br />

gibt, die völlig darauf<br />

verzichten? Batterien – auch die langlebigen<br />

wiederaufladbaren „grünen“<br />

Coffee-Shop mal anders: Auf Berliner Kaffeesatz<br />

werden Edelpilze gezüchtet. Sie<br />

sind reich an Proteinen und damit sogar ein<br />

gesunder, vollwertiger Fleischersatz. Dieses<br />

Wissen machen sich auch Menschen in<br />

Kolumbien und Afrika gegen den Hunger<br />

zunutze.<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Akkus – benötigen immer noch giftige<br />

Schwermetalle, deren Bergbauförderung<br />

allein schon eine massive Umweltbelastung<br />

darstellt – von den oft<br />

unwürdigen Arbeitsbedingungen ganz<br />

zu schweigen. Zudem werden jährlich<br />

40 Milliarden Batterien auf Müllhalden<br />

„entsorgt“. Unser Körper stellt Strom<br />

stattdessen aus einfachen Dingen wie<br />

Temperaturunterschieden, Wasserdruck<br />

und PH-Differenzialen her, um<br />

z.B. unser Herz schlagen zu lassen.<br />

Dieses Wissen wird in den nächsten<br />

Jahren die Mikroelektronik komplett<br />

revolutionieren.<br />

Auch in der Architektur bieten sich<br />

viele verlockende Beispiele. Gebäude<br />

von Schweden bis Simbabwe verwenden<br />

inzwischen eine passive Klimatisierung,<br />

die von Termiten abgeguckt<br />

ist. In jedem Termitenhügel der Welt<br />

herrschen die gleichen, konstanten<br />

klimatischen Bedingungen: 26° Celsius<br />

und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit.<br />

Dabei werden lediglich Schächte<br />

verwendet, um Luft so zirkulieren zu<br />

lassen, dass auch in Gebäuden auf<br />

eine Kühlung vollständig verzichtet<br />

werden kann. Die Ersparnis an Zwischendecken,<br />

teurer Technik und<br />

deren Wartung erhöht die Rendite<br />

zahlreicher Bauten – von Schulen bis<br />

hin zu Bürokomplexen.<br />

Jenseits von nachhaltig<br />

Die Blue Economy-Strategie ermöglicht<br />

die Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />

aller Menschen mit dem,<br />

was lokal zur Verfügung steht. Sie<br />

steht für einen neuen Weg der Geschäftsgestaltung:<br />

Durch Nutzung<br />

der lokal verfügbaren <strong>Ressourcen</strong> in<br />

Kaskadensystemen wird der Abfall<br />

eines Produkts zum Ausgangsmaterial<br />

für neue Cashflows mit Mehrwert.<br />

Auf diese Weise werden Arbeitsplätze<br />

nachhaltig geschaffen, Sozialkapital<br />

aufgebaut und das Einkommen<br />

steigt – dabei wird die Umwelt, die<br />

unsere Lebensgrundlage bildet, nicht<br />

weiter ausgebeutet und verseucht.<br />

So können wir uns entwickeln, von<br />

einer Wirtschaft, in der Gutes teuer<br />

und Schlechtes billig ist, hin zu einem<br />

System, in dem das Gute und Innovative<br />

erschwinglich wird.<br />

Änderungen vollziehen sich nicht im<br />

Zentrum, sie beginnen in der Peripherie.<br />

Wir möchten ermutigen nach<br />

mehr Wirkung zu streben – sehr viel<br />

mehr, und sehr viel schneller! Dabei<br />

müssen Fehler und Lernprozesse<br />

erlaubt sein, solange wir zügig nachbessern,<br />

um unser aller Wunsch zu<br />

erreichen: eine bessere Zukunft für<br />

alle Kinder dieser Erde, wie auch für<br />

die Erde selbst.<br />

Wir hoffen, viele Unternehmer zu<br />

inspirieren, indem wir die unzähligen<br />

Möglichkeiten und Chancen aufzeigen.<br />

Die „Green Economy“ hat viel<br />

erreicht, doch wir wollen mehr erreichen,<br />

als wir alle uns vor 30 Jahren<br />

erträumt haben. Man kann es „Green<br />

Economy 2.0“ nennen; wir haben uns<br />

für „Blue Economy“ entschieden:<br />

blau wie der Himmel, blau wie der<br />

Ozean, und blau wie unsere Erde vom<br />

Universum aus betrachtet.<br />

www.blueeconomy.de<br />

www.youtube.com/watch? v=<br />

1af08PSlaIs<br />

Pumpen verbrauchen 10 Prozent des weltweiten Stroms!<br />

Durch den Einsatz von energieeffizienten Pumpen und Motoren<br />

kann ein erheblicher Beitrag zur Energieeinsparung geleistet werden.<br />

Meet the<br />

energy challenge<br />

N W<br />

Wir bieten Ihnen die energieeffiziente Motorentechnologie: Grundfos Blueflux®<br />

Bei Grundfos Blueflux® handelt es sich um eine Motorentechnologie auf hohem Energieniveau speziell für den<br />

Antrieb von Pumpen. Halten Sie Ausschau nach dem Grundfos Blueflux® Label, um den Energieverbrauch Ihrer<br />

Pumpen um bis zu 60% zu senken. Bestellen Sie die Grundfos Blueflux Broschüre unter: www.grundfos.com/energy<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

27


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Abbau von Bodenschätzen –<br />

um jeden Preis?<br />

Die Aktivitäten der Metall- und Bergbauindustrie<br />

haben weitreichende<br />

Auswirkungen auf Gesellschaft und<br />

Umwelt. Vorreiter-Unternehmen übernehmen<br />

bereits Verantwortung, doch<br />

die Branche treibt nach wie vor auch<br />

sehr kritische Vorhaben voran.<br />

Von Kristina Rüter<br />

Die Rohstoffpreise haben seit der<br />

Finanzkrise wieder kräftig angezogen,<br />

und viele neue Bergbauprojekte<br />

sind in Planung oder bereits in der<br />

Umsetzung. Zu wenig Beachtung<br />

finden in solchen Zeiten die großen<br />

negativen Auswirkungen der Bergbau-<br />

und Metallindustrie auf Gesellschaft<br />

und Umwelt. Der Abbau von<br />

Bodenschätzen ist mit großflächigen<br />

Eingriffen in die Umwelt und in soziale<br />

Strukturen der Herkunftsgebiete<br />

verbunden. Die Aufbereitung von<br />

Erzen zeichnet sich durch einen hohen<br />

Energiebedarf und den Einsatz<br />

großer Mengen giftiger Chemikalien<br />

aus. Weitere Umweltrisiken ergeben<br />

sich, wenn die bei der Aufbereitung<br />

anfallenden Schlämme entsorgt oder<br />

Bergbauanlagen geschlossen werden<br />

müssen. Die jüngsten Überschwemmungen<br />

in Australien und die Bauxitschlammkatastrophe<br />

in Ungarn im<br />

Herbst vergangenen Jahres haben<br />

entsprechende Risiken eindrucksvoll<br />

veranschaulicht.<br />

Was die gesellschaftlichen und sozialen<br />

Auswirkungen betrifft, haben<br />

Bergbauprojekte einerseits zwar häufig<br />

positiven Einfluss auf den lokalen<br />

Arbeitsmarkt und die Entwicklung der<br />

Infrastruktur. Die industriellen Tätigkeiten<br />

führen andererseits auch oft<br />

zu steigenden Lebenshaltungskosten,<br />

einer veränderten gesellschaftlichen<br />

Struktur und mitunter gewaltsam<br />

eskalierenden Interessenkonflikten<br />

mit der einheimischen Bevölkerung.<br />

Streit gibt es vor allem bei Fragen<br />

28 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

der Land- und Wassernutzung und<br />

bei der Einschränkung traditioneller<br />

Lebensweisen.<br />

Schutz von Menschenrechten<br />

Der große Flächenbedarf bewirkt,<br />

dass Wälder gerodet und traditionelle<br />

Landwirtschaft und Viehhaltung<br />

sowie Jagd und Fischerei verdrängt<br />

werden. Zudem wird traditioneller<br />

Rohstoffabbau erschwert und häufig<br />

kriminalisiert. Proteste von Bauern<br />

sowie unrechtmäßiges Betreten der<br />

Abbaugebiete durch illegale Schürfer<br />

rufen häufig gewalttätige Übergriffe<br />

durch Sicherheitspersonal oder lokale<br />

Militär- oder Polizeikräfte hervor.<br />

Die Bergbaukonzerne bekennen sich<br />

zu Menschenrechtsstandards, und<br />

einige führen entsprechende Schulungen<br />

für Sicherheitskräfte durch.<br />

Mit mäßigem Erfolg: Mehr als 50<br />

Prozent der Bergbaukonzerne sind in<br />

Menschenrechtsverletzungen in Ländern<br />

wie Ghana, Guatemala, Indien,<br />

Indonesien, Peru, Papua-Neuguinea,<br />

den Philippinen, Tansania oder Südafrika<br />

involviert. Beispielsweise wurden<br />

in den letzten zwei Jahren im Umfeld<br />

der North Mara Goldmine des kanadischen<br />

Bergbaukonzerns Barrick<br />

Gold in Tansania mindestens sieben<br />

Menschen bei Einsätzen von Sicherheitsleuten<br />

getötet und 15 schwer<br />

verletzt.<br />

Lokale Einbindung und gute<br />

Nachbarschaftsbeziehungen<br />

Bergbauprojekte schaffen neue Ballungszentren<br />

mit Verkehrswegen,<br />

industriellen Komplexen und Wohnanlagen.<br />

Diese großen Veränderungen<br />

müssen mit den Bedürfnissen<br />

der lokalen Bevölkerungsgruppen<br />

abgestimmt werden. Wichtig dafür<br />

sind der Austausch mit lokalen<br />

Interessenvertretern sowie die Ausbildung<br />

und Beschäftigung lokaler<br />

Arbeitskräfte. Ziel sollte es sein, die<br />

Anwohner zu Mit-Profiteuren der<br />

Unternehmensaktivitäten zu machen<br />

und die negativen gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen der Bergbautätigkeit<br />

zu minimieren. Auch die Folgen einer<br />

späteren Stilllegung sollten vorab abgeschätzt<br />

werden, um entsprechende<br />

begleitende Maßnahmen rechtzeitig<br />

planen zu können.<br />

Minimierung von<br />

Umweltschäden<br />

Neben Flächen- und Wasserverbrauch,<br />

Rodung und Luftverschmutzung<br />

durch klimawirksame Gase, Staub<br />

und Schwefeldioxid stellt die Entsorgung<br />

des Abraums und der zum Teil<br />

hochgiftigen flüssigen Aufbereitungsrückstände<br />

die größte Umweltgefährdung<br />

durch den Bergbau dar. Die<br />

Entsorgung schwermetall-, gift- und<br />

säurehaltiger Aufbereitungsschlämme<br />

in Flüsse oder Küstengewässer hat<br />

katastrophale Folgen für die aquatischen<br />

Ökosysteme und damit auch<br />

für die lokale Trinkwasserversorgung<br />

und die Fischerei. Insbesondere die<br />

chemische Aufbereitung von Erzen<br />

– wie beispielsweise die Goldaufbereitung<br />

unter Einsatz von Zyanid<br />

– erfordert eine gründliche Auswahl<br />

der Entsorgungsmethode und eine<br />

gewissenhafte Überwachung der abgelagerten<br />

Rückstände. Aber auch der<br />

bloße Abraum an sich birgt Gefahren:<br />

Gesteinsschichten, die in ihren Lagerstätten<br />

in reduzierter Form vorlagen,<br />

bilden in Kontakt mit Luftsauerstoff<br />

und Regenwasser große Mengen<br />

Säure, die Böden und Gewässern<br />

schadet und giftige Schwermetalle<br />

mobilisieren kann. Mehr als 50 Prozent<br />

der analysierten Bergbauunternehmen<br />

sind für schwerwiegende<br />

Umweltschäden, unter anderem in<br />

Ghana, Indien, Indonesien, Papua-<br />

Neuguinea, Rumänien und Russland,<br />

verantwortlich.<br />

Arbeitssicherheit<br />

Zentrales Thema in Bezug auf Mitarbeiterstandards<br />

in der Metall- und<br />

Bergbaubranche ist der Arbeitsschutz.<br />

Zahlreiche Arbeitsplätze sind prozessund/oder<br />

standortbedingt mit hohen<br />

Unfallrisiken verbunden. Zwar haben<br />

viele Unternehmen bereits umfangreiche<br />

Präventionsmaßnahmen realisiert,<br />

deren Erfolg durch abnehmende Unfallraten<br />

bei fast allen untersuchten<br />

Unternehmen dokumentiert ist. Dennoch<br />

sind Arbeitsunfälle, insbesondere<br />

solche mit tödlichem Ausgang,<br />

nach wie vor ein großes Problem und<br />

traurige Realität in der Branche. Beim<br />

Stahlproduzenten ArcelorMittal wurden<br />

in den letzten drei Jahren 173 Arbeiter<br />

Opfer tödlicher Unfälle, die sich<br />

überwiegend in unterirdischen Minen<br />

ereigneten und zumindest teilweise<br />

auf mangelnde Sicherheitsstandards<br />

zurückzuführen waren. Als besonders<br />

gefährlich für die Bergarbeiter hat sich<br />

auch der Betrieb tiefer unterirdischer<br />

Minen in Südafrika erwiesen.<br />

Klimaschutz und energieeffiziente<br />

Prozessgestaltung<br />

Die Metall- und Bergbauindustrie ist<br />

ein bedeutender Konsument fossiler<br />

Brennstoffe und elektrischer Energie.<br />

Nicht zuletzt haben steigende<br />

Energiepreise und die bevorstehende<br />

Einbeziehung der Branche in den europäischen<br />

Emissionshandel vielerorts<br />

dazu geführt, dass die Unternehmen<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Alles unter Kontrolle? Arbeitssicherheit ist<br />

ein Kernthema der Unternehmensverantwortung<br />

in der Bergbaubranche.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

29


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Der Schutt einer Goldmine zerstörte dieses<br />

Feld einer Bäuerin in Ghana. Mehr als 50<br />

Prozent der analysierten Bergbauunternehmen<br />

sind für schwerwiegende Umweltschäden<br />

– wie Erosion – verantwortlich.<br />

Energieeffizienz ihrer Prozesse getroffen<br />

haben. Große Einsparmöglichkeiten<br />

ergeben sich auch durch<br />

den Einsatz sekundärer Rohstoffe<br />

(Altmetall). Für eine nachhaltige Weiterentwicklung<br />

der Branche sollten die<br />

einzelnen Akteure zukünftig verstärkt<br />

auf die Nutzung regenerativer Energiequellen<br />

wie insbesondere Sonne,<br />

Wind und Biomasse setzen und eine<br />

weitgehende Rückgewinnung und<br />

Nutzung sekundärer Rohstoffe voranzutreiben.<br />

Die Unternehmen Outokumpu<br />

(FI) und SSAB (SE) zählen zu<br />

den energie- und CO 2<br />

-effizientesten<br />

Stahlproduzenten; bei Kupfer ist Aurubis<br />

(DE), bei Aluminium Alcoa (US)<br />

in dieser Hinsicht führend.<br />

Engagement noch sehr<br />

unterschiedlich<br />

Die Unternehmen der Metall- und<br />

Bergbaubranche sind sich der Herausforderungen<br />

im sozialen und<br />

ökologischen Bereich bewusst.<br />

Allerdings gibt es große Unterschiede<br />

hinsichtlich des Engagements und<br />

der Wirksamkeit der ergriffenen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsinitiativen, wie vor<br />

allem die hohe Anzahl an Menschenrechts-<br />

und Umweltverstößen zeigt.<br />

Zwar versuchen die Unternehmen,<br />

die negativen Auswirkungen ihrer<br />

Projekte und Industrieanlagen zu<br />

begrenzen und weitgehend abzufedern.<br />

In der Praxis werden jedoch<br />

nach wie vor auch besonders kritische<br />

Vorhaben vorangetrieben,<br />

solange sie Profitabilität versprechen.<br />

Das gravierende Ausmaß der durch<br />

die Branchenaktivitäten verursachten<br />

Auswirkungen auf Umwelt und<br />

Gesellschaft erfordert daher eine<br />

noch größere Anstrengung und<br />

Bereitschaft der Unternehmen, in<br />

den Bereichen der oben genannten<br />

Schlüsselthemen konsequent Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Im Profil<br />

Kristina Rüter ist Research Director<br />

und für die Metall- und Bergbaubranche<br />

verantwortliche Analystin bei der oekom<br />

research AG in München.<br />

Die oekom research AG analysiert als<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Ratingagentur mehr als<br />

3.000 Unternehmen und Länder weltweit<br />

hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen<br />

Performance. Weitere Informationen<br />

zur <strong>Nachhaltig</strong>keit der Metall- und Bergbaubranche<br />

bietet der oekom Industry Focus<br />

Metals & Mining, der unter info@oekom-research.com<br />

bestellt werden kann.<br />

Das B.A.U.M.-Jahrbuch <strong>2011</strong> erscheint in Kürze!<br />

Freuen Sie sich auf erstklassige Beiträge zum Kernthema „<strong>Ressourcen</strong>management“.<br />

Im April erscheint das neue Jahrbuch des Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e. V.) in<br />

Kooperation mit <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>. Das Jahrbuch von B.A.U.M. ist seit 1995 das erfolgreiche Informations- und Kommunikationsinstrument<br />

für umweltengagierte und nachhaltig orientierte Unternehmen.<br />

In diesem Jahr bietet es hochkarätige Beiträge zum Schwerpunktthema „<strong>Ressourcen</strong>management“ und beleuchtet das Thema aus Sicht der<br />

drei Ebenen der <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Unternehmensstatements zum Umgang mit den Herausforderungen der <strong>Ressourcen</strong>verknappung zeigen die wichtige Rolle einer sicheren<br />

Rohstoffverfügbarkeit für die Wirtschaft. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle leitet das Buch durch ein Vorwort zur nachhaltigen Rohstoffpolitik<br />

als Bestandteil der Wirtschaftspolitik ein, während Jochen Flasbarth, Präsident des deutschen Umweltbundesamts, die Perspektiven<br />

einer erfolgreichen <strong>Ressourcen</strong>politik erläutert.<br />

Die ökologischen Aspekte des <strong>Ressourcen</strong>managements werden u.a. durch Bundesumweltminister Norbert Röttgen, Fritz Brickwedde, Generalsekretär<br />

der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie Prof. Dr. Michael Braungart, den Begründer des cradle-to-cradle-Konzepts, dargestellt.<br />

Zur sozialen Dimension äußert sich u.a. Entwicklungsminister Dirk Niebel in seinem Beitrag zur <strong>Ressourcen</strong>gerechtigkeit. Weitere<br />

spannende Artikel geben Einblicke in die Themen Urban Mining, Human Resources und schonende Produktion und der Überlebenskünstler<br />

Rüdiger Nehberg schildert eindringlich seine Hautnah-Erlebnisse mit <strong>Ressourcen</strong>konfl ikten.<br />

Darüber hinaus bietet das Jahrbuch einen umfassenden, informativen Überblick über die Aktivitäten des Verbandes, zahlreiche Portraits nachhaltiger<br />

und umweltorientierter Firmen und ein strukturiert geordnetes Verzeichnis aller B.A.U.M.-Mitglieder und Service-Adressen.<br />

Das Jahrbuch erscheint zweisprachig auf Deutsch und Englisch.<br />

Sie können das Jahrbuch <strong>2011</strong> ab Mitte April direkt im ALTOP Verlag bestellen:<br />

Tel.: +49 (0)89 / 74 66 11 16; E-Mail: s.lukatsch@<strong>forum</strong>-csr.net; direkt online unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

30 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERÄNDERUNG BLEIBT<br />

AB SOFORT KÖNNEN SIE DIE GEDRUCKTE TAZ FÜNF WOCHEN LANG FÜR NUR 10 EURO PROBEWEISE ABONNIEREN.<br />

DAS E-PAPER DER TAZ ERHALTEN SIE EINEN MONAT LANG FÜR 10 EURO IM DIGITALEN ABO.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.taz.de/abo | abo@taz.de | T (0 30) 25 90 25 90<br />

31


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Rohstoffversorgung<br />

ist ein strategisches Thema<br />

Beitrag und Strategie des Entwicklungsministeriums<br />

Von Gudrun Kopp<br />

Gudrun Kopp, parlamentarische Staatssekretärin<br />

im Bundesministerium für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung.<br />

Die lang anhaltende Hochpreisphase<br />

der Rohstoffe in den vergangenen<br />

Jahren steht im Zusammenhang mit<br />

einem enormen Nachfrageschub,<br />

der vor allem durch das Wachstum in<br />

China, Brasilien und Indien erzeugt<br />

wurde und wird und damit den<br />

Wettbewerb auf der Nachfrageseite<br />

verschärft hat.<br />

Davor gab es über viele Jahre bei den<br />

meisten mineralischen Rohstoffen<br />

ausreichende oder überschüssige<br />

Kapazitäten. Unternehmen konnten<br />

sich problemlos zu vergleichsweise<br />

geringen Preisen versorgen. Heute<br />

erkennen wir, dass die Rohstoffversorgung<br />

ein strategisches Thema ist.<br />

Unsere Industrie kann ohne Rohstoffe<br />

nicht produzieren, unsere Wirtschaft<br />

nicht wachsen.<br />

Entwicklungsfaktor Rohstoffe<br />

Doch das ist nur die eine Seite der<br />

Medaille. Für die Bergbauländer – viele<br />

von ihnen Entwicklungsländer – ist<br />

der Rohstoffsektor ein bedeutender<br />

wirtschaftlicher Entwicklungsfaktor.<br />

Denn richtig eingesetzt bieten Rohstoffeinnahmen<br />

rohstoffreichen Ländern<br />

ein erhebliches Potenzial für eine<br />

nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.<br />

Länder können dadurch zu Wohlstand<br />

kommen und ihr Wachstum eigenständig<br />

und nachhaltig gestalten.<br />

Beispiele dafür sind Kanada, Australien,<br />

in jüngerer Zeit auch Chile, Peru,<br />

Ghana, Botswana.<br />

Hier setzt die deutsche Entwicklungspolitik<br />

an. Mit dem Positionspapier<br />

Entwicklungsfaktor Extraktive Rohstoffe<br />

vom Februar 2010 und dem Entwicklungspolitischen<br />

Strategiepapier<br />

Extraktive Rohstoffe (Okt. 2010) hat<br />

das BMZ seine entwicklungspolitischen<br />

Konzepte für den Rohstoffsektor<br />

vorgelegt und die wesentlichen Herausforderungen<br />

sowie Chancen und<br />

Potenziale im Einzelnen aufgezeigt:<br />

1. Damit der Rohstoffsektor für Aufbau<br />

und Stärkung der Wirtschaft<br />

in den Partnerländern genutzt<br />

werden kann, ist eine gute Regierungsführung<br />

erforderlich, die<br />

ein stabiles politisches Umfeld<br />

ebenso gewährleistet, wie einen<br />

langfristig angelegten eigentumsund<br />

steuerrechtlichen Rahmen.<br />

2. „Neue“ Rohstoffländer müssen<br />

leistungsfähige Rohstoffsektoren<br />

aufbauen, mit starken Strukturen,<br />

angemessenen Kompetenzen<br />

und Qualifikationen. Aus- und<br />

Fortbildung sind erforderlich, um<br />

Fachkenntnisse zu entwickeln, die<br />

eine Bewertung und Verwaltung<br />

der Rohstoffvorkommen und<br />

eine kompetente Umsetzung der<br />

Rohstoffpolitik ermöglichen.<br />

3. Die Herstellung transparenter<br />

Waren- und Zahlungsströme ist<br />

ein wirkungsvolles Mittel gegen<br />

Korruption und die ungerechte<br />

Verteilung der Einnahmen aus der<br />

Rohstoffproduktion. Die deutsche<br />

Entwicklungspolitik unterstützt die<br />

Verwirklichung von Transparenz<br />

bei Finanzströmen der extraktiven<br />

Industrien, u.a. über die Extractive<br />

Industries Transparency Initiative<br />

(EITI).<br />

4. Es gilt, ökologische und soziale<br />

Mindeststandards zu etablieren.<br />

Bergbau wird z.T. unter menschenverachtenden<br />

Bedingungen<br />

und unter Inkaufnahme schwerer<br />

Umweltschäden betrieben.<br />

5. Eindämmung von Rohstoffkonflikten.<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

engagiert<br />

sich für Transparenz der Warenströme.<br />

Zertifizierte Herkunftsnachweise<br />

sollen die Finanzierung<br />

bewaffneter Auseinandersetzungen<br />

eindämmen.<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

setzt sich dafür ein, dass<br />

der Rohstoffreichtum in den Produktionsländern<br />

für eine nachhaltige Entwicklung<br />

zum Wohl der Bevölkerung<br />

genutzt wird.<br />

Ob dies gelingt, wird maßgeblich<br />

von den genannten Faktoren, aber<br />

auch von der Wirtschaftlichkeit der<br />

Lagerstätten und der vorhandenen<br />

Infrastruktur bestimmt. Und schließlich<br />

auch von den Investitionen in den<br />

Rohstoffsektor, die von allen vorgenannten<br />

Faktoren abhängen.<br />

Nur im Zusammenspiel der Faktoren,<br />

unter Beteiligung aller Betroffenen<br />

und in einem austarierten Interessensausgleich,<br />

kann sich ein Sektor<br />

entwickeln, von dem die Produktionsländer<br />

ebenso profitieren können,<br />

wie die Rohstoffindustrie und die<br />

Abnehmerländer.<br />

32 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

DIE BESTEN »GRÜNEN« PRODUKTE UNTER EINEM DACH. FAIR. SAUBER. UMWELTFREUNDLICH. NACHHALTIG. ENERGIE<br />

SPAREND. ATTRAKTIV. ZUKUNFTSFÄHIG. RESSOURCENSCHONEND. EMISSIONSARM. BIO. BIO. ÖKOLOGISCH. SINNVOLL. SC<br />

DIE MESSE FÜR<br />

NACHHALTIGEN KONSUM<br />

27.-- 29. MAI <strong>2011</strong><br />

HAMBURG MESSE<br />

ZUKUNFTSFÄHIG. SCHLAU. MENSCHLICH. ZUM ENTDECKEN. ZUM TESTEN. ZUM KAUFEN. www.goodgoods.de<br />

VERANSTALTER:<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

KOOPERATIONSPARTNER:<br />

FOTONACHWEIS:<br />

Stuhl CORQUI chair by Pedro Silva Dias for corquedesign.com<br />

Geschirr von EKOBO SAS (Foto: boo LOUIS) 33<br />

Weihnachtsbaum von Kidsonroof


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Mehr Wege, bessere Umweltbilanz?<br />

Umweltverbände werfen der Bundesregierung Untätigkeit bei der Unterstützung des Mehrwegsystems vor.<br />

Die Wirtschaft reagiert teils mit Lobbyarbeit gegen, teils mit Verbraucheraufklärung und Anreizen für das Mehrwegsystem.<br />

Von Hannes Kerzel<br />

Mehrweggetränkeverpackungen<br />

erscheinen vielen als wirksames Instrument<br />

zum Klimaschutz und zur<br />

Müllvermeidung. Mehrwegflaschen<br />

aus Glas werden bis zu 60 Mal wiederbefüllt,<br />

bevor sie recycelt werden.<br />

Jede Wiederbefüllung einer Mehrwegflasche<br />

erspart so die Produktion<br />

einer neuen Flasche. Demnach könnte<br />

ein einziger Mineralwasserkasten mit<br />

zwölf Mehrwegglasflaschen (0,75 l),<br />

die durchschnittlich etwa 50 Mal<br />

wiederbefüllt werden, bis zu 450 PET-<br />

Einwegflaschen (1,0 l) ersetzen.<br />

Angesichts des starken Absturzes<br />

der Mehrwegquote bei alkoholfreien<br />

Getränken werfen die Deutsche Umwelthilfe<br />

(DUH), die Stiftung Initiative<br />

Mehrweg (SIM), der Bundesverband<br />

des Deutschen Getränkefachgroßhandels,<br />

der Verband Privater Brauereien<br />

Deutschlands und der Verband des<br />

Deutschen Getränkeeinzelhandels<br />

der Bundesregierung Untätigkeit vor.<br />

Insbesondere müsse die Regierung<br />

gegen „Dumpingpreise und Verbrauchertäuschung“<br />

bei den großen Discounter-Ketten<br />

vorgehen und die im<br />

Herbst 2009 im Koalitionsvertrag von<br />

CDU/CSU und FDP verabredete verbraucherfreundliche<br />

und eindeutige<br />

Kennzeichnung von Mehrweg- und<br />

Einweggetränkeverpackungen<br />

endlich umsetzen.<br />

Teile der Industrie nehmen das Thema<br />

inzwischen selbst in die Hand. Fast<br />

zeitgleich zum DUH-Aufruf startete<br />

Coca-Cola Deutschland mit einer<br />

neuen Kampagne: Seit Mitte Februar<br />

vermittelt „Kurt die Kiste“ auf<br />

spielerische Art, dass Mehrwegverpackungen<br />

vielfältig, praktisch und<br />

umweltfreundlich sind. Mit der Kampagne<br />

will das Getränkeunternehmen<br />

den Verbraucher über die vielfältigen<br />

Vorteile von Mehrweg informieren<br />

und zum Kauf von Mehrwegflaschen<br />

in Kisten anregen.<br />

Innerhalb seines Verpackungsmixes<br />

setzt der Getränkehersteller mit der<br />

neuen Kampagne gezielt auf Mehrwegflaschen<br />

in Getränkekisten, denn<br />

sie ermöglichen den Konsumenten<br />

eine einfache Lagerung von Getränken<br />

sowie Sammlung und Rückgabe<br />

der leeren Flaschen.<br />

„Wir sind einer der führenden Mehrweganbieter<br />

und setzen auch weiter<br />

auf diese umweltfreundlichen Verpackungen“,<br />

sagt Hendrik Steckhan,<br />

Geschäftsführer der Coca-Cola<br />

GmbH. Im Jahr 2010 verkaufte das<br />

Unternehmen knapp 70 Prozent seines<br />

Volumens an Endverbraucher in<br />

Mehrwegflaschen. Bereits 1929 hat<br />

der Softdrink-Hersteller das Mehrwegpfandsystem<br />

in Deutschland eingeführt.<br />

Ebenso entwickelte das Unternehmen<br />

in Deutschland die leichte<br />

PET-Mehrwegflasche und führte<br />

diese als erstes Unternehmen in den<br />

Markt ein. Gerade Kisten ermöglichen<br />

eine besonders hohe Rücklaufquote<br />

der Mehrwegflaschen und damit<br />

häufigere Wiederbefüllungen. Auch<br />

die Kisten selbst werden möglichst<br />

umweltfreundlich produziert – zum<br />

Teil bestehen sie aus 100 Prozent<br />

Recyclingmaterial und werden in der<br />

Regel bis zu 80 mal benutzt, ehe sie<br />

selbst recycelt werden.<br />

Auch bei Mehrwegkisten muss sich<br />

der Verbraucher jedoch genau informieren.<br />

DUH-Bundesgeschäftsführer<br />

Jürgen Resch kritisiert in diesem<br />

Zusammenhang die bei anderen Herstellern<br />

verbreitete „Täuschung der<br />

Verbraucher durch Einwegflaschen in<br />

Mehrwegkästen“. Petcycle-Flaschen<br />

sind Einwegflaschen aus Kunststoff,<br />

werden nur einmal benutzt und<br />

danach entsorgt. Doch aufgrund des<br />

Verkaufs im Kasten und fehlender<br />

klarer Kennzeichnung der Flaschen<br />

als „Einweg“ werden gerade Petcycle-<br />

Flaschen häufig von Verbrauchern mit<br />

umweltfreundlichen Mehrwegflaschen<br />

verwechselt. Bleibt zu hoffen,<br />

dass Kurt und seine Freunde als die<br />

auf dem richtigen (Mehr-)Weg befindlichen<br />

erkannt werden.<br />

Die animierte und sprechende Kiste<br />

(„Kurt“) erklärt dem Verbraucher in der<br />

Fernsehwerbung, dass Coca-Cola Getränkekisten<br />

vielseitig, praktisch und umweltfreundlich<br />

sind. Mit weiteren Anreizen wie<br />

Gratiszugaben regt das Unternehmen zum<br />

Kauf von Mehrwegkisten mit Mehrwegflaschen<br />

an.<br />

34 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

von Verpackungen<br />

Spagat zwischen Life-Style und <strong>Ressourcen</strong>schutz<br />

Von Thomas Fischer<br />

In Deutschland fallen pro Person<br />

und Jahr 196 kg Verpackungsabfälle<br />

an – 20 Prozent mehr als der europäische<br />

Durchschnitt. In nur fünf<br />

anderen EU-Mitgliedstaaten werden<br />

mehr Verpackungsabfälle produziert.<br />

Gleichzeitig sind die politischen<br />

und gesellschaftlichen Ansprüche an<br />

umweltfreundliche Verpackungen so<br />

hoch wie nie. Laut einer Studie der<br />

Gesellschaft für Konsumforschung ist<br />

für rund zwei Drittel der Verbraucher<br />

eine umweltfreundliche Verpackung<br />

ein wichtiger Gesichtspunkt beim<br />

Einkauf. In diesem Spannungsfeld<br />

steht die Verpackungsindustrie vor<br />

der Herausforderung, die bislang<br />

hohen Verpackungsmengen durch<br />

intelligentes Design und kreislauforientiertes<br />

<strong>Ressourcen</strong>management mit<br />

den gesellschaftlichen Ansprüchen an<br />

nachhaltige Verpackungen in Einklang<br />

zu bringen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 35


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Verpackungen im Wandel<br />

der Zeit<br />

Verpackungen gehören zum täglichen<br />

Leben. Sie erfüllen verschiedene Aufgaben,<br />

wie die sichere Lieferung von<br />

Produkten, den Schutz von Waren<br />

und die Darbietung von Erzeugnissen.<br />

Verpackungen haben sich jedoch in<br />

den vergangenen Jahrzehnten stark<br />

verändert und zu einem rasanten<br />

Wandel der Packmittelstruktur und<br />

des Abfallaufkommens geführt.<br />

Zu Beginn der 1950er Jahre waren<br />

Verpackungen noch schlicht und<br />

zweckmäßig, denn es stand die<br />

Schutz-, Transport- und Lagerfunktion<br />

im Vordergrund. Es dominierten die<br />

Monomaterialien Papier, Glas und<br />

Holz. Die Modernisierung der Warenwirtschaft<br />

in den 1960er Jahren führte<br />

zu neuen Darreichungsformen von<br />

Produkten und einem veränderten<br />

Konsumverhalten. Es begann die Ära<br />

kurzlebiger Einwegverpackungen:<br />

Cola gab es plötzlich in Dosen, Saft<br />

in Getränkekartons und Milch in<br />

Kunststoffbeuteln. Seit den 1980er<br />

Jahren begann der Siegeszug der<br />

Universalkunststoffe Polyethylenterephtalat<br />

(PET), Polyethylen (PE) und<br />

Polypropylen (PP) als Verpackungsmaterial.<br />

Eine aufkommende<br />

Plastik- und Verpackungsflut<br />

brachte Anfang der<br />

1990er die Politik dazu,<br />

sich mit dem Recycling<br />

von Produktverpackungen<br />

zu beschäftigen: Die Verpackungsverordnung<br />

wurde<br />

eingeführt und der Grüne<br />

Punkt war geboren. Parallel<br />

zum aufkeimenden Recycling<br />

reduzierten sich die Verpackungsgewichte<br />

stark. Die zahlenmäßige<br />

Zunahme von Verpackungen wurde<br />

bis 1997 durch die Abnahme der<br />

Einsatzgewichte kompensiert, sodass<br />

der Verpackungsabfall insgesamt abnahm.<br />

Seit Ende der 1990er kehrt sich<br />

dieser Trend jedoch wieder um.<br />

Heutzutage müssen Verpackungen<br />

ein Produkt nicht nur schützen und<br />

transportieren. Sie müssen auch<br />

dem Lifestyle entsprechen und der<br />

Bequemlichkeit von sogenannten<br />

Convenience-Produkten dienen: Sie<br />

müssen u.a. wiederverschließbar sein,<br />

dosieren, portionieren und Genuss<br />

stiften. Vor allem die Nahrungsmittelindustrie<br />

portioniert zunehmend<br />

ihre Produkte vor und füllt sie in immer<br />

kleinere Verpackungen ab. Der<br />

demographische Wandel und immer<br />

mehr Life-Style-Produkte erhöhen<br />

Verpackungsaufkommen. Spätestens<br />

seit Beginn dieses Jahrtausends geht<br />

die Materialeffizienz der eingesetzten<br />

Verpackungen tendenziell wieder<br />

zurück.<br />

Die umweltfreundlichste Verpackung<br />

ist die, die erst gar<br />

nicht entsteht<br />

Die beste Verpackung ist die, die gar<br />

nicht erst produziert wird. Dieser<br />

einfach klingende Grundsatz ist Teil<br />

der fünfstufigen Abfallhierarchie der<br />

europäischen Abfallrahmenrichtlinie:<br />

Abfälle sind in erster Linie zu vermeiden.<br />

Nicht vermeidbare Abfälle sollen<br />

in abnehmender Prioritätenfolge<br />

wiederverwendet, recycelt, verwertet<br />

oder beseitigt werden.<br />

Für eine Verpackung, die nicht hergestellt<br />

werden muss, wird weder<br />

Material, noch Energie benötigt. Ob<br />

eine Verpackung gebraucht wird,<br />

hängt von der Art des Produktes ab. In<br />

jedem Fall sollten Doppelverpackungen<br />

vermieden und bei offener Ware<br />

wie Obst und Gemüse auf unnötiges<br />

Verpackungsmaterial verzichtet<br />

werden.<br />

Die nächstbeste Lösung sind Mehrwegverpackungen,<br />

da sie durch ihre<br />

mehrfache Nutzung in besonderem<br />

Maße zur Abfallvermeidung beitragen.<br />

Dadurch müssen keine Verpackungen<br />

für denselben Zweck neu<br />

Von der europäischen Abfallhierarchie-Pyramide<br />

lassen sich<br />

konkrete Handlungsstrategien<br />

für nachhaltige Verpackungen<br />

ableiten.<br />

36 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

produziert werden – und man spart<br />

wertvolle Rohstoffe. So werden Glas-<br />

Mehrwegflaschen für Mineralwasser<br />

durchschnittlich rund 50 Mal wieder<br />

befüllt, bevor sie aussortiert, recycelt<br />

und für die Herstellung neuer Glasverpackungen<br />

eingesetzt werden.<br />

Weniger Umweltauswirkungen<br />

durch Recycling und Eco-Design<br />

Verpackungen müssen nach der Nutzung<br />

problemlos recycelt und für die<br />

Herstellung neuer Materialien eingesetzt<br />

werden können. Monomaterialien<br />

erleichtern ein hochwertiges Recycling,<br />

wogegen Verbundstoffe aus<br />

mehreren Materialien das Recycling<br />

erschweren. Hersteller und Nutzer von<br />

Verpackungen sollten deshalb bei der<br />

Auswahl von Verpackungsmaterialien<br />

unbedingt deren Wiederverwendbarkeit<br />

berücksichtigen.<br />

Verpackungen sollten grundsätzlich so<br />

gestaltet sein, dass die Verpackungsmenge<br />

in einem optimalen Verhältnis<br />

Vor allem die Nahrungsmittelindustrie portioniert zunehmend ihre Produkte vor und füllt<br />

sie in immer kleinere Verpackungen ab. Doch die umweltfreundlichste Verpackung ist die,<br />

die erst gar nicht entsteht.<br />

mEEt thE Bioplastics<br />

industry in hall 9<br />

Come to the EuropEan Bioplastics stand 9E<strong>02</strong><br />

and see our presentations on the<br />

nEwEst dEvElopmEnts in Bioplastics packaging!<br />

Join us for a drink and meet new business ContaCts at<br />

daily social EvEnts sponsored by our partners.<br />

and our strong partners<br />

in bioplastiCs<br />

www.bio-based.eu<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

37


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

zum Füllgut steht. Durch eine Reduzierung<br />

des Materialeinsatzes, z.B. durch<br />

die Verringerung der Foliendicke von<br />

Plastikverpackungen, kann die Materialeffizienz<br />

weiter verbessert werden.<br />

Bei kleiner werdenden Verpackungen<br />

sinkt tendenziell die Materialeffizienz,<br />

da mehr Verpackungsmaterial für<br />

die gleiche Inhaltsmenge eingesetzt<br />

werden muss. Halbvolle Produktverpackungen<br />

sollten, insbesondere<br />

bei Lebensmittelverpackungen, der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Einsatz nachhaltiger Rohstoffe<br />

Die Industrie steht zunehmend vor<br />

der Frage woher die Rohstoffe der<br />

Zukunft kommen sollen und setzt<br />

daher auf nachwachsende Rohstoffe.<br />

Auch aus Mais und Kartoffeln werden<br />

inzwischen Plastiktüten, Trinkbecher<br />

und Folien hergestellt. Biokunststoffe<br />

können ohne Zweifel einen<br />

bedeutenden Beitrag zur weltweiten<br />

<strong>Ressourcen</strong>-Effizienz leisten. Allerdings<br />

gibt es Nutzungskonkurrenzen,<br />

wenn nachwachsende Rohstoffe als<br />

DEW_Anz210x145_Schrott.qxd 20.<strong>02</strong>.<strong>2011</strong> 12:12 Uhr Seite 1<br />

Energieträger, Chemierohstoff oder<br />

als Nahrungsmittel genutzt werden.<br />

Besser wären deshalb Verpackungsmaterialien,<br />

die aus Pflanzenabfällen<br />

hergestellt werden, die sich nicht als<br />

Nahrungsmittel eignen (z.B. Pflanzenstängel).<br />

Schließlich ist auch zu<br />

berücksichtigen, dass die Herstellung<br />

von Kunststoffen aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen Energie benötigt und<br />

die oft beworbene Klimaneutralität<br />

nicht gegeben ist.<br />

<strong>Ressourcen</strong>effizienz als<br />

Erfolgsfaktor für Unternehmen<br />

Sicher, hygienisch einwandfrei, passend<br />

für jeden Einsatz und trotzdem<br />

mit möglichst geringem Materialaufwand:<br />

So müssen Verpackungen<br />

der Zukunft sein. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang mit natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> wird für den Erfolg von<br />

Unternehmen zunehmend wichtiger.<br />

Sowohl Händler als auch Verbraucher<br />

fordern von Herstellern nachhaltige<br />

und ökologisch sinnvolle Lösungen.<br />

Eine Faustformel für „die“ nachhaltige<br />

Verpackung gibt es zwar nicht,<br />

denn letztlich bestimmt die Funktion<br />

der Verpackung die Herstellung, den<br />

Materialeinsatz und die Logistik. Deshalb<br />

kann man per se auch keine Materialart<br />

generell als „die“ beste einstufen.<br />

Glas eignet sich beispielsweise<br />

hervorragend für Mehrwegflaschen,<br />

würde jedoch nie für die Verpackung<br />

von Eiern in Frage kommen. Doch<br />

es gibt grundlegende Ansätze zur<br />

Verbesserung der Verpackungs-<strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

die den Weg weisen: Bei<br />

der Herstellung von Verpackungen<br />

sollte v.a. konsequent das Gewicht<br />

reduziert, der Einsatz von Rezyklat<br />

erhöht, die Kreislauffähigkeit gesteigert<br />

und nachwachsende Rohstoffe<br />

eingesetzt werden. Unternehmen, die<br />

diese Grundsätze beachten, machen<br />

sich fit für die Zukunft.<br />

Im Profil<br />

Thomas Fischer ist Umweltwissenschaftler<br />

und Projektmanager Kreislaufwirtschaft<br />

bei der Deutschen Umwelthilfe e.V.<br />

fi scher@duh.de<br />

Recycling XXL<br />

Die Deutschen Edelstahlwerke stellen aus<br />

selektiertem Schrott innovative und wiederverwertbare<br />

Stahlprodukte her.<br />

Für die Schonung von Rohstoffen und<br />

<strong>Ressourcen</strong>. Für grüne Technologien. Für<br />

unsere Umwelt.<br />

DEUTSCHE EDELSTAHLWERKE, Auestr. 4, D-58452 Witten / Obere Kaiserstr., D-57078 Siegen / www.dew-stahl.com<br />

38 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ANZEIGE<br />

Das neue Leben<br />

eines Altkartons<br />

karopack Polsterkissen – eine exklusive<br />

Idee und ein umweltbewusstes Konzept<br />

zur Weiterverwendung von Altpapier<br />

ebenfalls ortsansässiger Fakturierung<br />

sowie einem eigenen Logistiksystem<br />

setzt man auf bewusst kurze Lieferwege.<br />

Diese gesellschaftlich verantwortungsvolle<br />

Haltung entspricht der Philosophie<br />

des jungen Unternehmens.<br />

Außerdem bietet die Kreiter GmbH die<br />

Möglichkeit, eine eigene Kartonagen-<br />

Verwertungsanlage zu kaufen oder<br />

zu leasen. Potenzielle Kunden dafür<br />

sind Unternehmen, deren Ausgaben<br />

für Polstermaterial, Entsorgung von<br />

Altkartonagen und Altpapier sowie<br />

Aktenvernichtung im Jahr 25.000<br />

Euro übersteigen. Die karopack<br />

Polsterkissen werden so im eigenen<br />

Haus äußerst kostengünstig und<br />

umweltfreundlich, da ohne Logistik,<br />

hergestellt. Kleine Versender, deren<br />

Altkartonagen nicht den nötigen<br />

Umfang haben, werden selbstverständlich<br />

unabhängig vom Recyclingkreislauf<br />

mit karopack Polsterkissen<br />

beliefert.<br />

Die Kreiter GmbH in Kirchardt macht<br />

aus der Monoware Altpapier ein<br />

exklusives, individualisiertes und<br />

umweltbewusstes Mehrwegprodukt.<br />

Das Unternehmen wendet sich mit<br />

seinen karopack Polsterkissen jetzt<br />

verstärkt an ökologisch orientierte<br />

Großversender.<br />

Die Idee ist so einfach wie genial.<br />

Zerkleinerte Altkartonagen werden<br />

als Füllmaterial für hochwertige,<br />

reißfeste und staubfreie Polsterkissen<br />

genutzt. Der Kunde wird mit<br />

der ersten Lieferung Teil eines ökologischen<br />

Kreislaufes indem er seine<br />

anfallenden Altkartonagen sammelt,<br />

welche die Kreiter GmbH bei einer<br />

Folgelieferung kostenlos abholt und<br />

als neuen Rohstoff einsetzt.<br />

karopack Polsterkissen<br />

bestehen aus recycelbarem<br />

Kraftpapier<br />

und sind in sieben<br />

verschiedenen<br />

Standardgrößen<br />

von 180 x<br />

220 Millimeter<br />

bis 240 x 600<br />

Millimeter sowie<br />

individuellen Sonderformaten<br />

lieferbar.<br />

Zudem lassen sie<br />

sich zusätzlich mit imagewirksamen<br />

Aufdrucken, wie beispielsweise<br />

Kunden-Logos, personalisieren. Der<br />

Endverbraucher schließlich kann die<br />

karopack Polsterkissen einfach mit<br />

dem Altpapier entsorgen.<br />

Ab sofort wendet sich die Kreiter<br />

GmbH verstärkt an ökologisch orientierte<br />

Versender. Zum bisherigen<br />

Kundenkreis zählen unter anderem<br />

namhafte Unternehmen des Großund<br />

Einzelhandels sowie der Industrie<br />

aus den Bereichen Computer und<br />

Zubehör, Elektronik, Telekommunikation,<br />

Medizintechnik, Antriebstechnik,<br />

Werkzeuge sowie Mess- und Regeltechnik.<br />

Mit ihren umweltfreundlichen und<br />

wirtschaftlichen Transport-<br />

Polstermaterialien hat<br />

sich die Kreiter GmbH<br />

inzwischen erfolgreich<br />

etabliert<br />

und konnte seit<br />

1995 eigenständig<br />

arbeitende<br />

Filialen eröffnen.<br />

Die Herstellung<br />

erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit anerkannten<br />

Behinderten-Werkstätten.<br />

Mit<br />

Vorteile der Verwendung von karopack<br />

Polsterkissen<br />

• keine Entsorgungskosten für Altkartonagen<br />

• hochwertige, reißfeste und staubfreie<br />

Polsterkissen<br />

• hervorragende Polstereigenschaften<br />

• optimaler Schutz der eigenen Produktsendungen<br />

• einfache Entsorgung der Polster<br />

beim Endverbraucher über den<br />

Papiermüll<br />

• zusätzliche Imageförderung durch<br />

individuellen Aufdruck auf den<br />

Polsterkissen<br />

• umweltfreundliches Verhalten<br />

durch praktisches <strong>Wirtschaften</strong> im<br />

Kreislauf<br />

• umweltbewusste Wiederverwendung<br />

der eigenen Altkartonagen<br />

• sozialer Zusatznutzen durch die<br />

Zusammenarbeit mit Behinderten-<br />

Werkstätten<br />

Weitere Information finden Sie auf der<br />

Homepage unter: www.karopack.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

39


ANZEIGE<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Durch konsequente Weiterentwicklung<br />

der bestehenden Produktionsanlagen<br />

und dem Neubau einer<br />

Papiermaschine (PM 5) in 2004/2005<br />

steht dem Unternehmen ein moderner<br />

Maschinenpark zu Verfügung, um<br />

höchste Qualitätsanforderungen von<br />

Kunden in aller Welt zu erfüllen. Daneben<br />

investierte das Unternehmen<br />

in den letzten 20 Jahren konsequent<br />

in modernste Kraftwerkstechnik.<br />

Der gesamte Bedarf an Strom und<br />

Dampf wird unter Einsatz zweifacher<br />

Kraft-Wärme-Kopplung in einem<br />

patentierten GuD-Prozess erzeugt.<br />

Durch diesen aufwändigen Prozess<br />

wird ein Wirkungsgrad von über 90<br />

Prozent erreicht. Bei extrem niedrigen<br />

Emissionswerten, wie auch die staatliche<br />

Aufsichtsbehörde regelmäßig bescheinigt.<br />

Zum Einsatz kommt neben<br />

Erdgas auch selbst erzeugtes Biogas.<br />

Die spezifischen Mehrkosten für ein<br />

Kraftwerk mit solch herausragenden<br />

Effizienz- und Emissionswerten verstehen<br />

Gesellschafter und Geschäftsführung<br />

als Investition in die Zukunft,<br />

sowohl für das Unternehmen, als<br />

auch für die Umwelt, denn es wird<br />

durch den Einsatz dieser Technik der<br />

Ausstoß von jährlich ca. 50.000 Tonnen<br />

CO 2<br />

vermieden.<br />

Aus „Alt mach Neu“<br />

Eine Verpackung ist nur dann umweltfreundlich,<br />

wenn bereits bei der<br />

Rohstoffproduktion konsequent auf<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit geachtet wird. Im<br />

Nordwesten Deutschlands wird bei der<br />

Papier- und Kartonfabrik Varel GmbH<br />

& Co. KG bereits seit den 50er Jahren<br />

ausschließlich Altpapier eingesetzt.<br />

Auf je zwei Karton- und Papiermaschinen<br />

werden in Varel jährlich ca.<br />

700.000 Tonnen Verpackungsrohstoffe<br />

für Hersteller von Kartonagen,<br />

Faltschachteln und Wellpappenkarton<br />

produziert. Die Wahl der Sekundärfaser<br />

Altpapier ist jedoch nur der erste<br />

Schritt eines ressourcenschonenden<br />

Produktionsprozesses. In Varel wird<br />

die gesamte Wertschöpfungskette<br />

ständig auf ökonomisches aber auch<br />

ökologisches Optimierungspotential<br />

untersucht. Als familiengesteuertes<br />

mittelständisches Unternehmen werden<br />

auch längere Amortisationszeiträume<br />

in Kauf genommen, wenn die<br />

Überzeugung vorhanden ist, dass eine<br />

Maßnahme in das <strong>Nachhaltig</strong>keitskonzept<br />

passt.<br />

Investition in die Zukunft<br />

Für die Herstellung von Papier und<br />

Karton sind große Mengen Wasser<br />

notwendig. Um den Frischwassereinsatz<br />

möglichst niedrig zu halten,<br />

wird das Brauchwasser in Varel in<br />

zwei Stufen, einem anaeroben und<br />

einem aeroben Teil, aufbereitet. Das<br />

gereinigte Wasser kann dadurch über<br />

100-mal dem Produktionsprozess wieder<br />

zugeführt werden. Nebenprodukt<br />

der anaeroben Reinigung sind ca. 5,5<br />

Mio. m 3 /a Biogas, die dem Kraftwerk<br />

zugeführt werden.<br />

Aber auch der Produktionsprozess<br />

selbst wird ständig unter ganzheitlichen<br />

Gesichtspunkten optimiert.<br />

Neuestes Projekt ist der Umbau einer<br />

der beiden Papiermaschinen, der PM<br />

4, zu einer Multiproduktmaschine. Ab<br />

dem Sommer <strong>2011</strong> werden auf dieser<br />

Maschine neben den klassischen<br />

Wellpappenrohpapieren Testliner<br />

und Wellenstoff auch weiße Verpackungspapiere<br />

und besonders feste<br />

Qualitäten aus Altpapier produziert,<br />

die beim Kunden ohne Qualitätseinschränkungen<br />

Produkte aus Frischfaser<br />

ersetzen sollen. Auch bei diesem<br />

Projekt wurde besonderer Wert auf<br />

Innovation und Energieeinsparung<br />

gelegt. Die Einsparung von 13.500 t<br />

CO 2<br />

/a hat auch das Bundesumweltministerium<br />

überzeugt, das die<br />

Investi tion von über EUR 100 Mio. mit<br />

EUR 2,7 Mio. als Demonstrationsvorhaben<br />

unterstützt.<br />

www.pkvarel.de<br />

Auf dieser Papiermaschine der neuesten<br />

Generation können Flächengewichte zwischen<br />

80 g/m² und 140 g/m² produziert<br />

werden<br />

40 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Wir forschen intensiv nach<br />

weniger schädlichen Produkten.<br />

Der Konsum von Tabakprodukten ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Seit vielen Jahren forscht die<br />

British American Tobacco Gruppe deshalb an der Entwicklung risikoreduzierter Tabakprodukte. Damit möchten wir<br />

unserer Verantwortung gegenüber den Konsumenten unserer Produkte, den Erwartungen der Gesellschaft sowie unserem<br />

eigenen Anspruch eines verantwortungsbewussten Unternehmens gerecht werden. Dies ist uns ein zentrales Anliegen,<br />

denn das mit dem Tabakgenuss verbundene Gesundheitsrisiko ist und bleibt unsere wichtigste Herausforderung.<br />

Mehr über unser Engagement erfahren Sie auf www. bat.de/verantwortung<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


ScHWERPUNKT<br />

| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

Her mit dem<br />

Mist!<br />

Die machen was draus: Das florafuel-Verfahren produziert Brennstoffe aus<br />

feuchter Biomasse. Ein Pilotprojekt zur Strom- und Wärmeerzeugung, das<br />

nicht mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert.<br />

Von Swantje Schlederer<br />

Holz wird knapp. Nach einer<br />

Studie im Rahmen des EU-<br />

Projektes „Euwood“ könnte<br />

das Angebot an Rohholz bis zum<br />

Jahr 2030 um 400 Millionen m³ geringer<br />

ausfallen als der Bedarf. Doch<br />

für Holz als Energieträger gibt es<br />

beachtenswerte Alternativen. Nach<br />

Aussagen des Sachverständigenrats<br />

für Umweltfragen (2007) wären ca.<br />

65 Prozent der jährlich bundesweit<br />

anfallenden rund 100 Millionen Tonnen<br />

„Biomassereststoffe“ technisch<br />

und ökologisch sinnvoll nutzbar, was<br />

immerhin ein Potenzial von vier bis<br />

fünf Prozent des Primärenergiebedarfs<br />

Deutschlands darstellt. Ein Verfahren<br />

zur Aufbereitung von feuchter<br />

Biomasse zu Brennstoff wird gerade<br />

an der Universität der Bundeswehr<br />

München an der Professur Siedlungswasserwirtschaft<br />

und Abfalltechnik<br />

optimiert.<br />

Die Pilotanlage des Forschungsprojekts<br />

verarbeitet halmgutartige feuchte<br />

Biomasse, wie z.B. Gras, Laub,<br />

Feuchtwiesenschnitt oder Straßenbegleitgrün<br />

zu Brennstoff. Dabei macht<br />

sie sich das zum Patent angemeldete<br />

florafuel-Verfahren „Waschen,<br />

Zerkleinern, mechanisch Trocknen,<br />

thermisch Trocknen und Verdichten<br />

(Pelletieren/ Brikettieren)“<br />

zunutze. Fermentierungsabfälle,<br />

wie<br />

Pferdemist oder Schilf,<br />

werden mit einem reduzierten<br />

Anlagenaufwand<br />

aufbereitet.<br />

Brennstoff,<br />

Dünger und Wasserwiederverwendung<br />

Die Heizwerte der aufbereiteten<br />

Brennstoffe (Gras, Laub, …) liegen<br />

zwischen 17.000 und rd. 18.000 kJ/kg<br />

(wf) und damit fünf bis zehn Prozent<br />

unter den Werten von Holzbrennstoffen.<br />

Ein positiver Einfluss des florafuel-<br />

Aufbereitungsverfahrens zeigt sich in<br />

der Reduktion des Aschegehaltes und<br />

der verbrennungstechnisch bedenklichen<br />

Inhaltsstoffe, wie Chlor (Reduktion<br />

bis zu 90 Prozent) und Kalium<br />

(Reduktion bis zu 80 Prozent).<br />

Das im Prozess anfallende Presswasser<br />

kann in Abhängigkeit von der<br />

Biomasse als Dünger auf landwirtschaftliche<br />

Flächen ausgebracht oder<br />

zur Biogaserzeugung genutzt werden.<br />

Der Vorteil der Vergärung der Presssäfte,<br />

im Vergleich zur Vergärung der<br />

Ganzpflanze, liegt in einem schnellen<br />

Prozessablauf innerhalb von maximal<br />

15 statt 30 Tagen. Die Vergärung<br />

der Presssäfte in einem industriellen<br />

oder kommunalen Faulbehälter auf<br />

Kläranlagen zur Energieerzeugung ist<br />

denkbar. Das Waschwasser wird direkt<br />

in der Anlage aufbereitet und wiederverwendet.<br />

Das Presswasser kann,<br />

wenn es nicht als Dünger verwendet<br />

wird, direkt in der Anlage aufbereitet<br />

und nach der Abwassersatzung in den<br />

Kanal eingeleitet werden.<br />

Die Durchsatzleistung der Versuchsanlage<br />

ist abhängig von der Biomasse<br />

und liegt bei Gras bei drei Tonnen<br />

Frischmasse pro Stunde und einer Pelletproduktion<br />

von 660 kg. Der Energiegewinn<br />

(unter Berücksichtigung<br />

des Energiegehaltes des Presswassers)<br />

liegt bei 3.580 kWh/t Pellet (13 Prozent<br />

Feuchtegehalt), das entspricht<br />

umgerechnet auf die Tonne Frischgras<br />

(80 Prozent Feuchtegehalt) einem<br />

Energiegewinn von 620 kWh/t.<br />

Die ersten Berechnungen zeigen deutlich,<br />

dass die Nutzung der Biomasse als<br />

Brennstoff, im Vergleich zur Vergärung<br />

der Ganzpflanze (Biogasanlage) einen<br />

Die Pilotanlage für das florafuel-Verfahren<br />

steht in der Nähe von München und wird<br />

schrittweise durch Anlagenoptimierung<br />

weiteren Biomassetypen angepasst und<br />

zur Marktreife geführt. Durch die Aufbereitung<br />

der verschiedenen Biomassetypen<br />

unterliegt die Anlagenauslastung keinen<br />

jahreszeitlichen Schwankungen.<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| RESSOURcEN & ROHSTOFFE |<br />

ScHWERPUNKT<br />

Strom und Wärme aus Bioabfällen und Grünzeug: So lässt sich das neue Verfahren in einen Biomassehof integrieren.<br />

rund 20 Prozent höheren Energieertrag<br />

aus einer Tonne Frischgras erzielt. Findet<br />

die Produktionswärme der Biogasanlage<br />

keine Verwendung, reduziert<br />

sich der Energiegewinn einer Tonne<br />

Frischgras auf 170 kWh/t. In diesem<br />

Vergleich liegt der erzielte Energiegewinn<br />

durch das Aufbereitungsverfahren<br />

3,6 mal höher als bei der Nutzung<br />

durch Vergärung des Grasschnitts.<br />

Energetische Unabhängigkeit<br />

und regionale Wertschöpfung<br />

Wenn man 5.000 Betriebsstunden<br />

im Jahr bei der Anlage unterstellt,<br />

können Brennstoffe mit einem Energiegehalt<br />

von rund 9,3 Millionen kWh<br />

bereitgestellt werden, was einem<br />

Erdgasäquivalent von 1.054.500 m³<br />

entspricht. Durch den Einsatz dieser<br />

Brennstoffe könnten pro Anlage rund<br />

2500 Tonnen CO 2<br />

jährlich eingespart<br />

werden. Zum Vergleich: Die CO 2<br />

-<br />

Emissionen aller PKW in Deutschland<br />

betrugen 2006 laut Umweltbundesamt<br />

ca. 104 Millionen Tonnen CO 2<br />

.<br />

Durch das florafuel-Verfahren können<br />

regenerative CO 2<br />

-neutrale Brennstoffe<br />

unter konsequenter Erschließung<br />

bislang ungenutzter Energiepo-<br />

tenziale bereitgestellt werden. Die<br />

hergestellten Brennstoffe sind lager-,<br />

transport- und grundlastfähig und<br />

leisten einen Beitrag zur energetischen<br />

Unabhängigkeit bei regionaler<br />

Wertschöpfung und kurzen Wegen<br />

zwischen Produktion und Verbraucher.<br />

Die aufbereiteten Brennstoffe<br />

stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.<br />

Insgesamt<br />

wird hierdurch die Rohstoffbasis der<br />

Biobrennstoffe erweitert und hochwertige<br />

Brennstoffe werden als Monochargen<br />

(Laub-, Graspellets) oder<br />

Mischbrennstoffe, wie zum Beispiel<br />

Holz-/Gras- oder Holz-/Laubpellets als<br />

Energieträger bereitgestellt. Zudem<br />

kann die Abwärme von Industrieund<br />

Biogasanlagen zur Trocknung<br />

der Brennstoffe genutzt werden. Die<br />

praktische Umsetzung des Verfahrens<br />

bringt außerdem eine dezentrale<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen und<br />

eine potenzielle Wertschöpfung der<br />

Betreiber (Landwirte, Kompostbetreiber,<br />

Kommunen oder sonstige<br />

Gewerbetreibende) mit sich.<br />

Kooperationspartner willkommen<br />

Das vorgestellte Aufbereitungsverfahren<br />

birgt noch weiteres Optimierungspotenzial.<br />

Die Versuchsanlage soll<br />

unter ökonomischen Bedingungen im<br />

Rahmen eines Biomassehofes <strong>2011</strong><br />

betrieben und weiter zur Marktreife<br />

hin optimiert werden. Im Fokus stehen<br />

<strong>2011</strong> Versuche zur Aufbereitung der<br />

biogenen Reststoffe aus der Biotonne<br />

und die Aufbereitung von Mischpellets<br />

(Gras/Holz, Laub/Holz). Der Projektträger<br />

sucht Kooperationspartner<br />

zur Platzierung weiterer Pilotanlagen.<br />

Ebenso wären im Ausland Lizenzen<br />

für das Verfahren zu vergeben.<br />

Im Profil<br />

Dr. Swantje M. Schlederer ist Mitarbeiterin<br />

an der Universität der Bundes wehr<br />

München am Institut für Wasser wesen.<br />

swantje.schlederer@gmx.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

43


International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

June 28-29, <strong>2011</strong><br />

CCN-Mitte, NürnbergMesse, Germany<br />

Soil and Water –<br />

Handle with Care!<br />

Changing threats into opportunities<br />

SusCon <strong>2011</strong> Agenda<br />

Business segments<br />

Food, textiles and natural fibres:<br />

soil and water footprints<br />

Food from water: seafood and other aquatic<br />

organisms<br />

Bottled water industry<br />

Water treatment: concepts and technologies<br />

Aggregates, natural stones and extractive<br />

industries<br />

Innovative technologies and financing<br />

Discussion perspectives<br />

Consumer trends and lifestyles<br />

Supply chains: from threats to business<br />

opportunities<br />

Development cooperation and business<br />

potential<br />

Innovative technologies meet business<br />

Save the date<br />

Receive latest information, discuss with representatives<br />

from key international organisations,<br />

multinational, small and medium sized enterprises,<br />

learn from best sustainable practises<br />

and develop innovative business ideas.<br />

www.suscon.net<br />

Host Organizer<br />

Co-Organizer Media partner<br />

44<br />

COLABORA<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Special: Ernährung & Landwirtschaft<br />

Landunter?<br />

Der Boden, von dem wir unsere Nahrung<br />

beziehen, stellt die Grundlage<br />

unseres <strong>Wirtschaften</strong>s. Das Wasser, das<br />

durch die „Adern“ der Erde fließt, ist<br />

ebenso lebensnotwendig. In diesem<br />

Special stellt sich <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong> die Frage, wie wir diese<br />

wertvollen <strong>Ressourcen</strong> auch in Zukunft<br />

zugänglich machen, pflegen und gerecht<br />

verteilen können. Dabei spielt<br />

die ökologische Landwirtschaft eine<br />

wesentliche Rolle. Wir waren für Sie<br />

auf der BioFach und schildern Ihnen<br />

unsere Eindrücke aus der Sicht eines<br />

alten Öko-Hasen und einer bekennenden<br />

Anti-Öko. Was hat Boden- mit<br />

Klimaschutz zu tun? Welche Auswirkungen<br />

hat Land Grabbing auf die<br />

lokale Landwirtschaft? Und wie geht’s<br />

weiter mit der Bio-Branche? Diese und<br />

weitere spannende Themen erwarten<br />

Sie in den Beiträgen dieses Specials.<br />

Verpassen Sie nicht die SusCon <strong>2011</strong>!<br />

Vom 28. bis 29. Juni diskutieren Unternehmensvertreter<br />

gemeinsam mit<br />

Experten aus NGOs und Politik zum<br />

Thema „Soil & Water“.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 45


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

„Bio“ gehört<br />

die Zukunft<br />

Landwirtschaft als mehrdimensionale Kulturleistung<br />

Von Franz-Theo Gottwald<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

Die Praktiken der industriellen Landund<br />

Lebensmittelwirtschaft stehen<br />

spätestens seit der schonungslosen<br />

Bestandsaufnahme des Weltagrarberichts<br />

2008 in der Kritik. Während<br />

Vertreter aus Politik und Wirtschaft<br />

die Ergebnisse der knapp 400 beteiligten<br />

Agrarexperten geflissentlich<br />

ignorieren, regt sich bei Bauern, Verarbeitern<br />

und Verbrauchern zunehmend<br />

Widerstand gegen die rücksichtlose<br />

Gewinnmaximierung innerhalb der<br />

intensivierten Landwirtschaft, die vielerorts<br />

Böden, Gewässer, Mensch und<br />

Tier sowie das Klima schädigt.<br />

Tatsächlich steht das System mit dem<br />

Rücken zur Wand: Weltweit leidet<br />

knapp eine Milliarde Menschen an<br />

Hunger. Die Millenniumsziele, Hunger<br />

und Armut bis 2015 zu halbieren, sind<br />

weiter entfernt denn je. Denn neben<br />

einer stetig wachsenden Bevölkerung<br />

verhindern ein zunehmender Mangel<br />

an <strong>Ressourcen</strong>, Wasser und fruchtbaren<br />

Böden sowie eine ungerechte<br />

Ausgestaltung des Weltmarktes, dass<br />

alle Menschen satt werden.<br />

Und während die einen nicht wissen,<br />

ob und wie sie den nächsten<br />

Tag überleben, plagen die Menschen<br />

in den Industrienationen Probleme<br />

ganz anderer Art: Hier sterben jährlich<br />

mittlerweile genauso viel Menschen<br />

an den Folgen von Übergewicht und<br />

Fehlernährung, wie andernorts an den<br />

Folgen von Hunger.<br />

Der fatale Preis moderner<br />

konventioneller Landwirtschaft<br />

Es zeigt sich, dass die globale<br />

Landwirtschaft zunehmend als<br />

Wirtschaftszweig angesehen wird,<br />

der vor allem eins sein soll: profitabel.<br />

Dazu wurde allerorts technisiert,<br />

rationalisiert, konzentriert und intensiviert.<br />

Nach der Industrialisierung und<br />

Globalisierung der Landwirtschaft<br />

versorgt der Landwirt heute nicht<br />

mehr seine unmittelbare Umgebung<br />

mit Lebensmitteln, sondern produziert<br />

mit Blick auf den Weltmarkt.<br />

Während ein deutscher Landwirt zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts noch<br />

vier Menschen ernährte, sind es heute<br />

mehr als 140 Menschen. Doch diese<br />

Landwirtschaft hat einen hohen Preis.<br />

Neben immensen ökologischen Kosten<br />

zeichnet sich mit der „Wachsen<br />

oder Weichen“-Mentalität der letzten<br />

Jahrzehnte auch ein soziokultureller<br />

Verlust ab. Denn Landwirtschaft<br />

ist keine Wirtschaftssparte wie jede<br />

andere. Landwirtschaft ist eine unentbehrliche<br />

Kulturaufgabe und Bauern<br />

und ihre Familien sind Träger dieser<br />

Kultur.<br />

Der Landwirt als Kulturwirt<br />

Bezeichnenderweise leitet sich Kultur<br />

von den lateinischen Begriffen cultura<br />

(= Bearbeitung, Pflege, Ackerbau) und<br />

colere (wohnen, pflegen, den Acker<br />

bestellen, kultisch verehren) ab. Der<br />

Mensch hat die Erde „kultiviert“,<br />

Böden beackert, Gärten angelegt,<br />

Pflanzen gezüchtet und Tiere domestiziert.<br />

Die erste Kulturleistung<br />

des Menschen bestand darin, das<br />

eigene Überleben zu sichern, indem<br />

er das ihm anvertraute Land achtsam<br />

gestaltete und nachhaltig nutzte. Die<br />

Bauern von einst waren Gestalter<br />

und Erhalter gleichermaßen. Lange<br />

bevor das Prinzip der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in Gefahr geriet, zum inhaltsleeren<br />

Modebegriff zu verkommen, waren<br />

die Bauern bereits den Grundsätzen<br />

nachhaltigen Denkens und Handelns<br />

eng verbunden. Aus einem einfachen<br />

Grund: Negative Folgen nicht nachhaltigen<br />

<strong>Wirtschaften</strong>s hätten sich<br />

direkt auf die Nachkommen – die<br />

eigenen Kinder und Enkel – ausgewirkt.<br />

So gesehen waren die Bauern<br />

der ersten Stunde nicht nur Begründer<br />

und Bewahrer von Traditionen und<br />

einem unschätzbar wertvollen Wissen<br />

über die vielfachen Abhängigkeiten<br />

der menschlichen Existenz innerhalb<br />

der Natur, sondern auch die ersten<br />

Vertreter einer erfolgreich gelebten<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskultur.<br />

Dementsprechend hat bäuerliches<br />

Handeln hinsichtlich der gesamtkulturellen<br />

Entwicklung des Menschen<br />

Modellcharakter. Denn angesichts<br />

von Wirtschafts-, Finanz- und Nahrungsmittelkrisen<br />

wird deutlich, dass<br />

das Leben der Menschen weltweit<br />

noch immer von dem Kampf ums<br />

Überleben, um Nahrung, sauberes<br />

Trinkwasser und den Zugang zu <strong>Ressourcen</strong><br />

dominiert wird. Dieser Kampf<br />

wurde von den bäuerlichen Gemeinschaften<br />

mittels eines Wertgefüges<br />

gewissermaßen „kultiviert“: durch<br />

eine enge Bindung an Familie und<br />

Standort, von Respekt und Demut<br />

geprägten Naturbezug, Langfristigkeit,<br />

Hilfsbereitschaft, Fairness und<br />

Verantwortung innerhalb der Handelsbeziehungen<br />

sowie eine täglich<br />

gelebte Generationenverbindlichkeit.<br />

Doch dieser Kulturbeitrag der Land-<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

wirtschaft wurde zunehmend ökonomischen<br />

Zwecken und Zwängen<br />

geopfert. Das Verhältnis von Kultur<br />

und Natur ist den Menschen mit der<br />

Industrialisierung der Landwirtschaft<br />

verlorengegangen. In vielerlei Hinsicht<br />

ist dieses Wertgefüge in der ökologischen<br />

Landwirtschaft verwirklicht.<br />

Natur als Lebensgrundlage<br />

Eine moderne transindustrielle Form<br />

des Landbaus ist die ökologische<br />

Landwirtschaft. Im Bio-Landbau steht<br />

nicht nur die Produktion gesunder,<br />

unbelasteter und schmackhafter Nahrungsmittel<br />

im Vordergrund, sondern<br />

auch der Erhalt ökologisch intakter<br />

Systeme und der Biodiversität. Es<br />

gilt, die Natur als Lebensgrundlage<br />

des Menschen zu schützen und zu<br />

erhalten – die erste und wichtigste<br />

Kulturaufgabe der Landwirtschaft.<br />

Der ökologische Landbau trägt durch<br />

vielfältige Maßnahmen zu dieser Kulturleistung<br />

bei: Durch konsequenten<br />

Erhalt gesunder Böden wird die<br />

Grundlage der menschlichen Nahrung<br />

dauerhaft gesichert. Altes, zum<br />

Teil in Vergessenheit geratenes Wissen<br />

wird wiederbelebt, seltene Tierrassen<br />

und Pflanzensorten vor dem<br />

Verschwinden bewahrt. Innovations-<br />

und Entwicklungsbereitschaft werden<br />

im ökologischen Land- und Lebensmittelhandwerk<br />

groß geschrieben.<br />

Dadurch entstanden in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten nicht nur umweltfreundliche<br />

Produktions- und Verarbeitungstechniken,<br />

sondern auch<br />

vielfältige soziale Innovationen, wie<br />

stabile, auf Langfristigkeit angelegte<br />

Handelsbeziehungen, Fairness und<br />

Verantwortung zwischen Urproduktion<br />

und verarbeitendem Gewerbe<br />

sowie eine stärkere Gewichtung von<br />

sozialen Belangen, wie eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf.<br />

Naturnahe Bewirtschaftungssysteme<br />

schaffen ferner neue Lebensräume<br />

für Wildtiere und Nützlinge. Der<br />

Verzicht auf Pestizide und chemischsynthetische<br />

Dünger schont nicht nur<br />

die Böden und trägt zum Erhalt der<br />

Artenvielfalt bei, sondern garantiert<br />

den Menschen gesunde und unbelastete<br />

Lebensmittel. Die Ablehnung<br />

von Risikotechnologien wie der<br />

Grünen Gentechnik verwirklicht in<br />

konsequenter Weise das Vorsorgeund<br />

Verantwortungsprinzip. Durch<br />

weitgehende Kreislaufwirtschaft<br />

und Bindung der Tierhaltung an<br />

betriebseigene Flächen werden<br />

<strong>Ressourcen</strong> geschont und regionale<br />

soziale Gefüge und Gemeinschaften<br />

gestärkt.<br />

Auch die Pflege der Kulturlandschaft<br />

besitzt im Ökolandbau einen hohen<br />

Stellenwert. Die industrialisierte Landwirtschaft<br />

hat durch Flurbereinigung,<br />

weitflächigen, monokulturellen Anbau<br />

und Tierfabriken zur Zerstörung<br />

von Naturräumen beigetragen. Im<br />

ökologischen Landbau kommt man<br />

der Kulturaufgabe, den ländlichen<br />

Raum funktionell, schön und sinnvoll<br />

zu gestalten, wieder nach. Eine<br />

nachhaltige Landbewirtschaftung,<br />

die ihrem vielfältigen Kulturauftrag<br />

nachkommt, erfüllt auch wesentliche<br />

Anforderungen für eine effektive<br />

Hungerbekämpfung. Denn<br />

sie verwirklicht <strong>Nachhaltig</strong>keit, Autonomie,<br />

Regionalität, Gerechtigkeit<br />

und Vernetzung – allesamt wichtige<br />

Pfeiler für Ernährungssicherheit und<br />

Nahrungssouveränität. Im Übrigen<br />

sprechen die Zahlen für sich: Der<br />

Flächenanteil unter ökologischer<br />

Bewirtschaftung wächst konstant;<br />

in Deutschland wurde 2010 erstmals<br />

die Eine-Million-Hektar-Grenze überschritten.<br />

Ebenso zeigt der Umsatz<br />

innerhalb der Biobranche bereits seit<br />

vielen Jahren Wachstumsraten im<br />

zweistelligen Bereich.<br />

Wenn die Landwirtschaft vor den eingangs<br />

genannten Herausforderungen<br />

bestehen will, müssen die vielfältigen,<br />

mehrdimensionalen Kulturleistungen<br />

der Landwirte wieder verstärkt aktiviert<br />

und wertgeschätzt werden.<br />

Kleine und mittlere Betriebe, die<br />

regional und nachhaltig produzieren<br />

und vermarkten, müssen wieder eine<br />

Chance erhalten, ihren bedeutenden<br />

Beitrag für die Gesellschaft zu<br />

leisten. Dazu muss der Kulturauftrag<br />

der Landwirtschaft wieder verstärkt<br />

ins Bewusstsein von Produzenten,<br />

Vermarktern und Konsumenten gleichermaßen<br />

rücken.<br />

Im Profil<br />

Franz-Theo Gottwald ist Honorarprofessor<br />

für Agrar- und Umweltethik an der<br />

Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät<br />

der Humboldt Universität Berlin. Zudem ist<br />

er als Vorstand der Schweisfurth-Stiftung<br />

in München sowie als Lehrbeauftragter für<br />

Politische Ökologie an der Hochschule für<br />

Politik München tätig.<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist der rote Faden unserer Agrarpolitik<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es <strong>Wirtschaften</strong> ist kein Phänomen<br />

der jüngsten Vergangenheit. Vielmehr<br />

hat das Prinzip der <strong>Nachhaltig</strong>keit in der<br />

deutschen Land- und Forstwirtschaft eine<br />

lange Tradition. Seit drei Jahrhunderten wissen<br />

Forstwirte, wie man Produktivität, Vielfalt<br />

und Vitalität zusammenbringt – und dauerhaft<br />

erhält. Heute ist das Prinzip der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

sowohl im Grundgesetz als auch im<br />

Vertrag von Lissabon verankert. Es hat damit<br />

Eingang gefunden in viele Bereiche unseres<br />

wirtschaftlichen und sozialen Lebens.<br />

Zu Beginn des Jahres hat der Dioxin-Skandal<br />

Verbraucher und Landwirte im Land<br />

erschüttert. Er hat einmal mehr gezeigt,<br />

dass nachhaltiges und verantwortungsvolles<br />

<strong>Wirtschaften</strong> auch für die Zukunft<br />

eine ernste Verpfl ichtung sein muss. Denn<br />

wer rücksichtslos nach kurzfristigen Profi ten<br />

strebt und dadurch Schäden für Gesundheit<br />

und Umwelt in Kauf nimmt, handelt absolut<br />

skrupel- und verantwortungslos. <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

aber steht im Zeichen gelebter Verantwortung.<br />

Ich habe gemeinsam mit den Bundesländern<br />

einen Aktionsplan bei Lebensmitteln erarbeitet,<br />

um das Sicherheitsnetz in der Futter- und<br />

Lebensmittelkette engmaschiger zu knüpfen.<br />

Diesen Aktionsplan setzen wir nun Schritt für<br />

Schritt um. Die Gesetzgebung begleiten wir<br />

mit einer breiten gesellschaftlichen Debatte<br />

über die Rolle unserer Landwirtschaft in der<br />

Zukunft. Viele Verbraucher haben Fragen zu<br />

dem, was sie auf dem Teller haben, woher es<br />

stammt und unter welchen Bedingungen es<br />

produziert wurde. Insbesondere der Schutz<br />

von Tier und Umwelt bewegt die Menschen.<br />

Deshalb soll am Ende dieser Debatte eine<br />

charta für Landwirtschaft und Verbraucher<br />

stehen, die Antworten auf die gestellten Fragen<br />

gibt.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit spielt auch bei der Gestaltung<br />

der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013<br />

eine entscheidende Rolle. Wir befürworten<br />

ein stärkeres „Greening“ in Europa – eine<br />

stärker nachhaltig orientierte Ausrichtung<br />

europäischer Landwirtschaft. Über das „wie“<br />

werden wir noch gemeinsam diskutieren<br />

müssen. Deutschland hat hier bereits Wegmarken<br />

gesetzt: Während sich die Förderung<br />

durch die EU nur noch auf die Bewirtschaftung<br />

der Fläche bezieht und somit losgelöst<br />

von jeglichen Produktionsanforderungen ist,<br />

erhalten unsere Landwirte Direktzahlungen<br />

nur dann ungekürzt, wenn sie umfangreiche<br />

Anforderungen an Umwelt- und Tierschutz<br />

erfüllen. Durch unsere Innovationsförderung<br />

unterstützen wir besonders die tiergerechte<br />

Haltung. Darüber hinaus leisten fünf Millionen<br />

Hektar deutsches Grünland ihren Beitrag<br />

zum Klimaschutz.<br />

Ilse Aigner<br />

Bundesministerin für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

WASSER BERLIN<br />

INTERNATIONAL<br />

9<br />

Fachmesse und Kongress<br />

Wasser und Abwasser<br />

30. <strong>02</strong>.–05. März Mai - 3. April <strong>2011</strong>2009<br />

Highlights:<br />

Jetzt online<br />

registrieren!<br />

Messe Berlin GmbH · Messedamm 22 · 14055 Berlin<br />

Telefon www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

+49(0)30/3038-2148 · Telefax +49(0)30/3038-2079<br />

www.wasser-berlin.de · wasser@messe-berlin.de<br />

49


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Vom Müsli-Treff<br />

zur Weltleitmesse<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Was vor über 25 Jahren begann, ist<br />

endlich in der Mitte der Gesellschaft<br />

angekommen. Aus der deutschen<br />

BioFach ist die internationale Weltleitmesse<br />

geworden. Ein Beweis, dass und<br />

wie Visionäre Geschichte schreiben<br />

und die Welt beeinflussen können.<br />

Am 19. Februar <strong>2011</strong> schloss die<br />

21. BioFach in Nürnberg ihre Pforten<br />

mit beeindruckenden Zahlen<br />

und Fakten: Über 44.000 Besucher<br />

(2010: 43.669) nutzten die Hallen<br />

der BioFach, Weltleitmesse für Bio-<br />

Produkte, und Vivaness, Leitmesse<br />

für Naturkosmetik und Wellness, auf<br />

dem Messegelände in Nürnberg als<br />

internationalen Treffpunkt. Vier Tage<br />

lang interessierte sich das Fachpublikum<br />

aus 131 Ländern (2010: 119)<br />

für innovative Bio-Lebensmittel,<br />

Ökotextilien und Naturkosmetik.<br />

Green – aber leider zu wenig Glamour<br />

Ein bekennender Anti Öko (weiblich) kämpft sich mit einem Augenzwinkern durch die BioFach.<br />

Von Dagmar Walser<br />

Ich oute mich gleich: Ich liebe Fleisch, Lederjacken,<br />

lackierte Fingernägel. Ich hasse Jutetaschen,<br />

Elektroautos, die Farbe Grün. Ideale<br />

Voraussetzung also, um die BioFach zu besuchen.<br />

Klaviermusik im Foyer, Journalisten-Hallo im<br />

Pressezentrum, starker Kaffee. Bio? Bio!<br />

Macht jedenfalls munter, es kann los gehen.<br />

Wo sind die „ typischen“ Öko-Sandalenträger?<br />

Ich sehe Frauen auf High Heels, Männer<br />

in Anzug und Krawatte, und das alles nicht in<br />

grün, sondern im chicen Schwarz. Müsli-Image<br />

ist das also schon mal nicht. Wenigstens mein<br />

nächstes Vorurteil bestätigt sich, zum Teil:<br />

Viele Stände in den Food-Hallen sehen hölzern<br />

aus, im wahrsten Sinn des Wortes. Mein<br />

oberfl ächliches Verbraucherherz möchte aber<br />

lieber mit Individualität, Zeitgeist und Designanspruch<br />

verführt werden, so wie z. B. beim<br />

holländischen Käsestand mit edlen Lüstern,<br />

oder beim unübersehbaren Eyecatcher des<br />

brombeerfarbenen Standes, der Saft und Kosmetik<br />

aus Aroniabeeren anbietet; ob gesund<br />

oder nicht, ich bin sofort angesprungen. Genau<br />

wie beim kleinen stylishen Stand mit Bio-<br />

Eis. Vielleicht liegt das aber vor allem an dem<br />

netten Verkäufer, der zum Glück auch keinen<br />

„selbstgestrickten“ Öko-Pullover trägt.<br />

In der Textilhalle scheint er sich jedenfalls nicht<br />

eingekleidet zu haben – hier würde ich lediglich<br />

einen Stand leer kaufen, ansonsten großmütig<br />

und ohne mit der Wimper zu zucken<br />

widerstehen können. Das sieht zum größten<br />

Teil defi nitiv zu „gesund“ aus. Eine Dame vom<br />

Fach bestätigt, hippe Öko-Designer fi nde man<br />

bisher eher auf anderen Modemessen. Hier<br />

verführt mich also nichts, ein weiterer Haken<br />

hinter „Vorurteil bestätigt“.<br />

In der Kosmetikhalle der VIVANESS verführt<br />

zumindest schon mal der Duft. Ich gebe mir<br />

auch ehrliche Mühe und will auch der Bio-<br />

Kosmetik glauben, dass Falten ohne chemie<br />

gekillt werden können – nur fi nde ich kaum<br />

ein Döschen, das ich in mein Bad stellen würde.<br />

Dass mir zusätzliche Schädigungen durch<br />

chemie erspart würden, der Inhalt also die<br />

50 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

Flankierende Kongressveranstaltungen<br />

sorgten für regen Austausch.<br />

Neben Deutschland mit rund 25.000<br />

Facheinkäufern besonders stark<br />

vertreten: Österreich, Italien, Frankreich,<br />

Niederlande und die Schweiz.<br />

Die Internationalität stieg auf 42<br />

Prozent. Aus 86 Ländern reisten<br />

2.544 Aussteller zu dem Messe-<br />

Duo an.<br />

Bio verbindet Leidenschaft<br />

mit guten Geschäften<br />

Claus Rättich, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der NürnbergMesse: „Vier<br />

Tage voller Leidenschaft für Branche<br />

und Produkte, für Zukunftskonzepte<br />

und Politik. Ein echtes Highlight: die<br />

sichtbare politische Präsenz! Über<br />

100 Vertreter aus der internationalen<br />

Politik sowie das erste regionale<br />

Agrarpolitikertreffen auf der BioFach<br />

belegen: Hier gestaltet die Branche<br />

Ernährungsstile und die ökologische<br />

Zukunft unseres Planeten mit.“ Den<br />

Themenschwerpunkt Welternährung<br />

diskutierten über 500 Kongressbesucher.<br />

Große Ideen bewegen die Welt<br />

Diesen Volltreffer einer Weltleitmesse<br />

haben die beiden Visionäre aus<br />

Franken, Hagen Sunder und Hubert<br />

Rottner, etabliert, die als Veranstalter<br />

kleiner, regionaler Ökomessen rechtzeitig<br />

den Trend der Zeit erkannten:<br />

Vor 21 Jahren initiierten sie die erste<br />

BioFach. Als Fachhandelsmesse<br />

wurde sie schnell zum wichtigsten<br />

Katalysator der Bio-Branche und<br />

unterstützt das weltweite Wachstum<br />

einer Bewegung, die sich heute<br />

so schwerwiegenden Themen wie<br />

gesunde Welternährung und Bewahrung<br />

der <strong>Ressourcen</strong> Boden und<br />

Wasser stellt. Hagen Sunder wünscht<br />

sich denn auch vom jetzigen Veranstalter,<br />

der NürnbergMesse, und allen<br />

Ausstellern und Besuchern, dass sie<br />

weiterhin und noch konsequenter<br />

an dieser Aufgabe bleiben, denn:<br />

„leider sind die globalen Probleme<br />

bei weitem noch nicht gelöst.<br />

Aber der ökologische<br />

Landbau und die darauf<br />

bauenden Industrien, von<br />

der Nahrungsmittel-, über<br />

die Kosmetik-, bis zur Textilbranche,<br />

haben die Zeichen<br />

der Zeit erkannt und<br />

setzen immer mehr auf<br />

Bio. Ich freue mich, dass<br />

leidenschaftliche Pioniere<br />

die großen Tanker auf<br />

den richtigen Kurs bringen<br />

Attraktiv geworden: Die BioFach<br />

und die Naturkosmetik-Messe<br />

VIVANESS lockten auch Miss<br />

Germany an – und einige Kolleginnen<br />

aus dem <strong>forum</strong>-Team ...<br />

konnten. Wer hätte vor 25 Jahren<br />

gedacht, dass Bio-Lebensmittel und<br />

Textilien aus „Organic Cotton“ in<br />

jedem Supermarkt und Kaufhaus zu<br />

finden sein werden.“<br />

Immer noch mit höchstem Eifer<br />

ist auch Hubert Rottner am Werk.<br />

„Nachdem wir die Welt für die Bio-Bewegung<br />

geöffnet haben, konzentriere<br />

ich mich jetzt ganz auf meine Region,<br />

denn „All business is local“. Mit der<br />

„Grünen Lust“ hat er eine Messe für<br />

den regionalen Genuss etabliert – die<br />

neugegründete Bio Innung e.V. geht<br />

maßgeblich auf seine Initiative zurück<br />

und verbindet bereits alle wichtigen<br />

Akteure in der Region Nordbayern.<br />

Optik wett macht – nicht meine, sondern die<br />

der Tiegelchen und Töpfchen – ok, darüber<br />

kann ich ja mal nachdenken.<br />

Um mich nicht als völlig unbelehrbar zu outen,<br />

besuche ich daraufhin einen der über 100<br />

spannenden Vorträge und wage dort „Das<br />

Auge kauft mit“ zu äußern. Unverständnis allent-halben,<br />

ich möge doch bitte einmal durch<br />

die Kosmetikhalle gehen! Ich bin bereits dreimal<br />

durchgegangen. Sorry, die optische Ausbeute<br />

ist für meinen Geschmack wirklich nicht<br />

allzu üppig! Eine Belohnung für meinen Affront<br />

bekomme ich dennoch: Ich werde fachgerecht<br />

geschminkt, und zwar wirklich toll. Gut, ich leiste<br />

Abbitte, biodynamisches Ehrenwort.<br />

Und an diesem Tag bekomme ich noch<br />

mehrfach bestätigt, dass ich mit meiner<br />

Einschätzung nicht so ganz daneben liege:<br />

Modernes Design und Öko scheinen sich<br />

noch zu widersprechen. Vielleicht liegt das<br />

„Design-Dilemma“ auch daran, dass Fair<br />

Trade-Designer noch zu viel „Respekt“ vor<br />

den Konsumentinnen haben. Ein Händler, der<br />

in Russland erfolgreiche Kosmetik-Geschäfte<br />

macht, bringt einen interkulturellen Unterschied<br />

auf den Punkt: „Die deutsche Frau<br />

kauft mit dem Verstand, die russische Frau<br />

mit der Seele“. Frauenseele liebt Luxus und<br />

Sinnlichkeit, und wenn das dann zudem auch<br />

noch statt schädlich gesund ist – bitte her<br />

damit!<br />

Eingedeckt mit einer Menge Prospekte für<br />

mein neu zu entdeckendes grünes Gewissen<br />

und fast schon überzeugt, dass nur ich noch<br />

nicht öko bin, kommt der Dämpfer: am Ausgang<br />

beichten zwei fröhliche Messe-Putzfrauen<br />

auf meine Frage nach der Marke ihres<br />

Bio-Putz-mittels: „So wie die Toiletten hier<br />

aussehen, kommt man mit bio nicht weit“.<br />

Wer sagt’s denn…Einen letzten Bio-Kaffee,<br />

und dann mein Resümee: Vorurteile bestätigt<br />

– Vorurteile revidiert: An Darbietung und Verpackung<br />

hapert es, aber viele Engagierte sind<br />

viel weniger dogmatisch als ich vorher verwettet<br />

hätte. Ich bin mit einem grünen Auge<br />

davon gekommen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

51


Special | Ernährung & Landwirtschaft |<br />

Namaste und herzlich<br />

willkommen Indien<br />

International: Die Weltleitmesse für Bio-Produkte empfing dieses Jahr Fachpublikum aus<br />

131 Ländern.<br />

Der Impuls aus Deutschland ging in die Welt<br />

Befeuert vom rapiden Wachstum des Marktes für Bio-Produkte finden in vielen Ländern Veranstaltungen<br />

statt. Ein besonderes Wachstum legen Bio-Lebensmittel in den Heimatländern<br />

des kulinarischen Genusses in Italien und Frankreich hin. In Mailand findet vom 8. bis 11.<br />

Mai <strong>2011</strong> die BtoBIO EXPO zeitgleich mit der Veranstaltung TUTTOFOOD statt. Sie ist eine<br />

Biennale für zertifizierte Bio-Lebensmittel. Sergio Rossi, Sprecher der Veranstaltung, erklärt<br />

das starke Wachstum in Italien damit, dass die Konsumenten ein immer stärkeres Qualitätsbewusstsein<br />

entwickeln und immer wählerischer werden. Ethische Werte, Umweltschutz<br />

und Gesundheitsverträglichkeit werden zunehmend ausschlaggebend bei der Kaufentscheidung.<br />

Zusätzlich wartet er mit beeindruckenden Zahlen zum Wachstum des italienischen<br />

Bio-Marktes auf: So stieg etwa der Anteil an verpackten Bio-Produkten in Italien in 2010<br />

gegenüber dem Vorjahr um 11,5 Prozent.<br />

www.btobio.it<br />

Auch das Organic Marketing Forum in Warschau erfreut sich als internationaler Fachtreff<br />

für den Bio-Markt Mittel- und Osteuropas stetig wachsender nationaler und internationaler<br />

Beliebtheit. Bei dieser Fachkonferenz mit begleitender Ausstellung treffen sich zum sechsten<br />

Mal die Entscheider der Schlüsselunternehmen des Bio-Produkte- und Rohstoffmarktes von<br />

Polen, Tschechien, Ungarn, Ukraine, Russland, Rumänien, den baltischen Staaten und deren<br />

Nachbarländern mit innovativen Unternehmen aus Westeuropa. Übersetzer in fünf Sprachen<br />

(Englisch, Deutsch, Polnisch, Russisch und Tschechisch) ermöglichen neue, interessante Kontaktmöglichkeiten.<br />

Auch beim diesjährigen Forum am 26. und 27. Mai <strong>2011</strong> in Warschau<br />

wird wiederum der „Best of Organic“–Award ausgelobt.<br />

www.organic-marketing-<strong>forum</strong>.org<br />

Das nächste Mal trifft sich die internationale<br />

Bio-Branche in Nürnberg vom<br />

15. bis 18. Februar 2012, wenn Indien<br />

als Land des Jahres im Mittelpunkt<br />

der BioFach steht. Als Ableger finden<br />

zudem in den kommenden Monaten<br />

folgende BioFach-Veranstaltungen<br />

statt:<br />

• BioFach China, Shanghai:<br />

26.-28. Mai <strong>2011</strong><br />

• BioFach America, Baltimore:<br />

22.-24. September <strong>2011</strong><br />

• BioFach America Latina und Expo<br />

Sustentat, Sao Paulo:<br />

5.-7. Oktober <strong>2011</strong><br />

• BioFach Japan, Tokio:<br />

1.-3. November <strong>2011</strong><br />

• BioFach India, Bangalore:<br />

10.-12. November <strong>2011</strong><br />

Ein besonderes Highlight bietet die<br />

NürnbergMesse am 27. und 28. Juni<br />

mit der dritten internationalen <strong>Nachhaltig</strong>keitskonferenz<br />

SUSCON <strong>2011</strong><br />

als „International Conference on Sustainable<br />

Business and Consumption”.<br />

Diesjähriger Schwerpunkt: Soil and<br />

Water – Handle with Care! Changing<br />

threats into opportunities<br />

www.suscon.net<br />

Hinweis:<br />

Bitte beachten Sie auch unsere Videoreportagen<br />

von der SusCon 2010<br />

sowie der BioFach <strong>2011</strong> auf<br />

www.eco-world.de sowie<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net und<br />

www.suscon.net<br />

Reiche Produktauswahl, hochaktuelle Diskussionen: „Vier Tage<br />

voller Leidenschaft für Branche und Produkte, für Zukunftskonzepte<br />

und Politik“.<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.eco-world.de<br />

C<br />

Jubiläumspreis<br />

E O<br />

Das alternative Branchenbuch<br />

World<br />

5,-<br />

ECO-World ist seit 25 Jahren der führende<br />

Einkaufsratgeber für einen ökologischen,<br />

gesunden und nachhaltigen Lebensstil.<br />

ERNÄHRUNG<br />

BILDUNG<br />

VERSANDHANDEL<br />

MODE<br />

WOHNEN<br />

Die Jubiläumsausgabe gibt es ab sofort<br />

zum Sonderpreis von nur 5,- EUR.<br />

Jetzt bestellen unter www.eco-world.de<br />

oder rufen Sie uns gleich an:<br />

+49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

BÜRO<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

BAUEN<br />

FAMILIE<br />

GELDANLAGEN<br />

GESUNDHEIT<br />

MOBILITÄT<br />

Der Einkaufsratgeber für einen gesunden, genussvollen und nachhaltigen Lebensstil<br />

Infos, Tipps und Kontakte zu Klimaschutz und ethischem Konsum<br />

53


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Der Boden der Tatsachen<br />

Die Tatsachen des Bodens<br />

Die Grundlage unseres Lebens wird immer mehr vom Winde verweht, ausgewaschen oder vergiftet. Lösungen gehen<br />

bisher vor allem von unten, von innovativen Landwirten aus, bieten aber weltweit enorme Möglichkeiten für Ernährungssicherung<br />

und Klimaschutz.<br />

Von Tina Teucher<br />

Es duftet. Es verbindet zum Ursprung.<br />

Es erinnert den Menschen an seine<br />

Wurzeln. Ein Häufchen Muttererde<br />

in die Hände zu nehmen ist wie die<br />

Erinnerung an eine lang vergessene<br />

Zeit. Diese Erinnerung brauchen wir<br />

wieder. Denn längst ist vergessen,<br />

dass die Landwirtschaft nicht nur EIN<br />

Industriezweig unter vielen ist, sondern<br />

DIE Grundlage allen <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

schlechthin. Doch er entzieht<br />

sich uns schleichend. So langsam,<br />

dass einzelne Generationen es kaum<br />

bemerken, doch so schnell, dass wir<br />

„Peak Soil“ längst als bedrohlicher<br />

wahrnehmen sollten als „Peak Oil“.<br />

Der Boden ist Basis<br />

jeder Zivilisation.<br />

Denn die Menge des Nahrungsmittelüberschusses,<br />

der Nichtbauern<br />

zur Verfügung steht, bestimmt die<br />

Entwicklungsmöglichkeiten einer Gesellschaft.<br />

Mit anderen Worten: Ohne<br />

etwas im Bauch kann auch der größte<br />

Gelehrte nur wenige Tage philosophieren,<br />

der Börsianer spekulieren,<br />

der Feldmarschall kommandieren... Die<br />

Landwirtschaft ist der Wirtschaftssektor,<br />

der alle anderen erst ermöglicht,<br />

weil er die Ressource Mensch, sein<br />

Denken und seine Arbeit, speist.<br />

Und noch mehr: Heute hat dieses<br />

Thema eine globale Bedeutung. Nahrungsmittelknappheit<br />

und Klimawandel<br />

stehen in direkter Verbindung zur<br />

Bodenfruchtbarkeit und der Fähigkeit<br />

der Böden, CO 2<br />

zu speichern.<br />

54 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Ernährung & Landwirtschaft |<br />

Special<br />

Vernichtet eine Nation ihre Böden, vernichtet sie sich selbst.<br />

Franklin D. Roosevelt<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

55


SPEcIAL<br />

bildet, brauchen 2,5 cm dafür 200<br />

bis 800 Jahre. Für ein Gleichgewicht<br />

dürften damit jährlich maximal 0,4<br />

bis 1,3 Tonnen Boden pro Hektar<br />

erodieren. Doch der Boden gleitet<br />

uns momentan etwa 100 Mal<br />

schneller unter den Füßen weg, als<br />

sich neuer bildet. Seit es industrielle<br />

Landwirtschaft gibt, sind weltweit<br />

etwa ein Drittel der landwirtschaftlich<br />

nutzbaren Flächen durch Erosion verloren<br />

gegangen – größtenteils in den<br />

letzten 40 Jahren.<br />

Faszinierend und nützlich: Eine Handvoll Boden enthält mehr Organismen, als es<br />

Menschen auf der Erde gibt.<br />

Das Neuland geht uns aus<br />

Nicht nur die Urwälder verschwinden,<br />

auch die landwirtschaftlich nutzbaren<br />

Flächen nehmen mit beunruhigender<br />

Geschwindigkeit ab: Einer Studie der<br />

Welternährungsorganisation FAO<br />

zufolge kamen 1961 noch 4307 m²<br />

auf eine Person – bis 2007 hat sich<br />

diese Zahl mehr als halbiert (2137m²).<br />

Bevölkerungswachstum und Bodenverlust<br />

treiben diesen Abwärtstrend<br />

auch weiterhin an.<br />

Vor allem die industrialisierte Landwirtschaft<br />

mit ihren Monokulturen<br />

und schweren Maschinen verwüstet<br />

schleichend unsere Böden – es<br />

kommt zur Verschlechterung der<br />

Bodenqualität (Bodendegradation)<br />

durch Humusabbau. Folgenreich ist<br />

vor allem die Abtragung (Erosion).<br />

Die oberste Schicht der Erdoberfläche<br />

geht dabei verloren, wird vom<br />

Winde verweht oder von Regen<br />

und Gewässern ausgespült. Jedes<br />

Jahr verschwinden so ca. zwölf<br />

Millionen Hektar fruchtbares Land.<br />

Ausgelöst wird dies, wenn die Flächen<br />

ungeschützt den Elementen<br />

ausgesetzt sind – zum Beispiel bei<br />

Waldrodung oder zwischen Anbauzeiten.<br />

Weltweit fiel allein seit 1945<br />

eine landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

von der Größe Indiens und Chinas<br />

der Erosion zum Opfer, nämlich 1,2<br />

Milliarden Hektar.<br />

Die Folgen der Bodenverschlechterung<br />

bis hin zur Verwüstung (Desertifikation)<br />

sind z. B. aus Äthopien bekannt.<br />

Die hungernden Menschen emigrieren<br />

und suchen sich neue Flächen zum<br />

Bewirtschaften. Eine „normale“ Reaktion,<br />

denn seit Menschengedenken<br />

bis in die 1950er Jahre hinein wurde<br />

immer wieder Neuland erschlossen,<br />

um den Verlust landwirtschaftlicher<br />

Fläche zu kompensieren. Allein seit<br />

1860 wurden weltweit 800 Millionen<br />

Hektar neues Land urbar gemacht.<br />

Doch es war nur eine Frage der Zeit,<br />

wann diese Expansion an die natürlichen<br />

Grenzen der Erde stoßen würde.<br />

Die grüne Revolution konnte die Folgen<br />

des Bodenverlusts durch Düngemittel,<br />

ertragsstarke Sorten, intensive<br />

Bewässerung und Pestizide zunächst<br />

abfedern. Doch es hungern immer<br />

noch rund eine Milliarde Menschen.<br />

Langfristig kann die ausreichende und<br />

sichere Produktion von Lebensmitteln<br />

so nicht gewährleistet werden, da mit<br />

der modernen industrialisierten Landwirtschaft<br />

ein allmählicher Verlust der<br />

Bodenfruchtbarkeit einhergeht.<br />

Jetzt heißt’s: Pflegen<br />

Den Boden „zurückzuholen“ erscheint<br />

alles andere als leicht. Jährlich<br />

erodieren Ackerflächen von zehn bis<br />

100 Tonnen Erdreich pro Jahr und<br />

Hektar. Wenn sich Boden natürlich<br />

Doch es gibt Hoffnung, denn zahlreiche<br />

Maßnahmen zur Bodenerhaltung<br />

sind schon lange bekannt und<br />

nachweislich nützlich. Dazu gehören<br />

Humuswirtschaft, bodendeckende<br />

Pflanzen, das Bedecken des Bodens<br />

mit unverrottetem organischem Material<br />

(Mulchen), Konturpflügen und<br />

Terrassierungen. Die Colca-Tal-Bauern<br />

in Peru kennen sich damit bestens aus.<br />

Seit über 1.500 Jahren bestellen sie<br />

erfolgreich ihr Land: Durch Zwischenpflanzen,<br />

Fruchtwechsel, Brachezeiten,<br />

Düngung, Ascheausbringung<br />

und andere Bewirtschaftungsformen<br />

haben sie es geschafft, die A-Horizonte<br />

(also die oberste Bodenschicht)<br />

30 bis 120 Zentimeter mächtiger<br />

aufzubauen, als die benachbarter,<br />

kultivierter Böden. Alle Indikatoren für<br />

einen gesunden Boden sind gegeben:<br />

Vor allem viele Regenwürmer und ein<br />

höherer Kohlenstoff-, Stickstoff- und<br />

Phosphoranteil als in natürlichen<br />

Böden. Damit wirken die Bauern der<br />

Erosion aktiv entgegen. Denn je nach<br />

Bodentyp und Anbaukultur lässt sich<br />

Was ist Biokohle?<br />

Man nehme: Biomasse. Also Bioabfall,<br />

Grünschnitt, Viehmist, Klärschlamm oder<br />

ähnliches. Durch Pyrolyse oder hydrothermale<br />

Karbonisierung wird diese Biomasse<br />

verkohlt.<br />

Holzkohle ist eine Spezialform der Biokohle.<br />

Während erstere primär als<br />

Brennstoff dient, wird Biokohle vor allem<br />

als Bodenverbesserer in der Forst- und<br />

Landwirtschaft genutzt. Sie bleibt über<br />

tausende Jahre stabil im Erdboden und<br />

bildet so Kohlenstoffsenken – ein interessantes<br />

Instrument für den Klimaschutz.<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

die Erosion durch eine Zunahme der<br />

Bodenbedeckung um 20 bis 50 Prozent<br />

reduzieren.<br />

Schwarzerde: die Krume für den<br />

Garten Eden<br />

Ebenfalls aus Südamerika stammt das<br />

Wissen um die Terra Preta de Indio –<br />

die schwarze Erde der Ureinwohner<br />

des Amazonasgebietes. Ironischerweise<br />

ist die „grüne Hölle des Amazonas“<br />

– wie die meisten Tropengebiete –<br />

sehr artenreich, aber tendenziell nur<br />

mit nährstoffarmen Böden bedacht.<br />

Das „pralle Leben“ funktioniert trotzdem,<br />

solange sich alles im Kreislauf<br />

der Biomasse befindet. Doch sobald<br />

der Urwald weg ist, durch Rodung<br />

oder Brände, werden die Nährstoffe<br />

des Bodens ausgewaschen, Biomasse<br />

zersetzt, es kommt zu Erosionen – und<br />

nach zwei bis fünf Jahren ist das Land<br />

nicht mehr nutzbar.<br />

Genau daneben findet man historische<br />

Böden, die bis heute kohlrabenschwarz<br />

sind, viel Kohlenstoff in Form<br />

von Humus enthalten und extrem<br />

fruchtbar sind. Obwohl das Wissen<br />

verloren ging, wie diese Böden entstanden<br />

sind, werden sie zur landwirtschaftlichen<br />

Produktion genutzt und<br />

teilweise als Bodenverbesserungsmittel<br />

abgebaut. Sie sollen sogar in der<br />

Lage sein, sich zu regenerieren. Wie<br />

sind diese Wunder entstanden? Diesmal<br />

eine gute Nachricht: Der Mensch<br />

war’s. Er hat durch Naturbeobachtung<br />

etwas geschaffen, was mit der Erfindung<br />

des Rades vergleichbar ist und<br />

nur durch schöpferische Kreativität<br />

entsteht.<br />

Man weiß inzwischen, dass das<br />

Amazonasgebiet doch sehr anthropogen<br />

beeinflusst wurde. Die dort<br />

gefundenen Schwarzerdeflächen sind<br />

kleinräumig, puzzleartig auf Hügeln<br />

verteilt, etwa zwei Meter mächtig und<br />

haben eine Fläche zwischen 0,1 und<br />

300 Hektar. Archäologen schätzen<br />

das Alter der Terra Preta Böden zwischen<br />

500 und 7.000 Jahre.<br />

Etwa zehn Prozent Amazoniens sind<br />

mit dieser Schwarzerde bedeckt. Dort,<br />

wo heute nur 350.000 Menschen<br />

leben, tummelten sich einst sechs bis<br />

20 Millionen Menschen. Eine enorme<br />

zivilisatorische und hygienische<br />

Leistung!<br />

Bei zahlreichen Ausgrabungen stieß<br />

man auf die ursprüngliche Zusammensetzung<br />

des schwarzen Goldes:<br />

Tonscherben (ca. 8.000-12.000 Gefäße<br />

pro Hektar), Holzkohle, Pflanzenrückstände,<br />

Asche, Knochen,<br />

Fischgräten und Exkremente. Schlussfolgerung:<br />

Die Bewohner Amazoniens<br />

betrieben eine hochintelligente „Misthaufenkultur“<br />

hinter ihren Häusern.<br />

Aus Holzkohle und alltäglichen Abfällen<br />

machten sie fruchtbare Böden<br />

für ihre Gärten und erzeugten so ihre<br />

Lebensgrundlagen – große Flächen,<br />

Rodung und Wanderkultur waren<br />

nicht nötig.<br />

Ähnliches findet sich auch außerhalb<br />

des Amazonasgebiets: in Bolivien,<br />

Peru, Südafrika – und neuerdings im<br />

südbayerischen Chiemgau.<br />

Sauerkraut für den Menschen,<br />

Bokashi für den Boden<br />

„Abfälle sind für uns Nährstoffe,<br />

die wir wieder nutzen wollen“, sagt<br />

Bernhard Hennes. Der Landwirt aus<br />

Grabenstätt im Chiemgau produziert<br />

mit dem Mist seiner Hühner seit<br />

zwei Jahren das Material für eine<br />

Chiemgauer Schwarzerde (Terra Preta<br />

Substrat). Als einer von etwa 700<br />

Bauern experimentiert er im Rahmen<br />

des Rosenheimer Projekts, das sich seit<br />

1999 in der Region etabliert, mit alternativen<br />

Landwirtschaftsmethoden.<br />

Mit Erfolg: „Seither haben wir mehr<br />

Regenwürmer, der Boden ist lockerer,<br />

fruchtbarer und wir ernten mehr“.<br />

Gefragt nach seinem „Rezept“ für<br />

Schwarzerde bringt Hennes einen Vergleich:<br />

Kohl und Sauerkraut. Das Verfahren<br />

der Milchsäurefermentierung<br />

zur Konservierung von Lebensmitteln<br />

ist in allen Kulturen verbreitet. In unseren<br />

Breitengraden kennt man man<br />

das Verfahren für Kohl, der durch Fermentierung<br />

leichter verdaulich wird:<br />

das Sauerkraut. Holzkohle spielt ebenfalls<br />

eine wichtige Rolle im „Rezept“:<br />

Ein altes erfolgreiches Hausmittel bei<br />

Durchfall sind Kohletabletten. Auch<br />

die Terra Preta nutzt fermentierbares<br />

Material (z. B. Küchenabfälle), Mikroorganismen<br />

und Biokohle, um dann<br />

in Regenwürmern zu schwarzer Erde<br />

zu werden.<br />

Die frischen Abfälle werden mit Biokohle<br />

versetzt, gepresst und luftdicht<br />

abgeschlossen. Dadurch werden<br />

Fäulnis, Gestank, Krankheitsherde<br />

und Insektenplagen vermieden, was<br />

besonders bei hohen Temperaturen<br />

wichtig ist. Nährstoffe können durch<br />

Starkregen nicht weggeschwemmt<br />

werden. Die schwammartige, poröse<br />

Kohle speichert Wasser und Nährstoffe.<br />

Das Besondere aber ist, dass sich in<br />

den Hohlräumen milchsäurebildende<br />

Mikroorganismen ansiedeln, die<br />

die Fermentation vorantreiben und<br />

damit die Kohle biologisch „aktivieren“.<br />

Was so in einem abgeschlossenen<br />

Gefäß vergährt, nennt sich<br />

auch Bokashi. Der Begriff stammt<br />

aus dem Japanischen und bedeutet<br />

dort „Allerlei“. Durch die Milchsäurefermentierung<br />

entsteht wie beim<br />

> Systemlösung SolarGrünDach.<br />

Die Dachbegrünung …<br />

… erhöht Photovoltaikleistung<br />

… schützt die Dachabdichtung<br />

… dämmt und kühlt<br />

www.optigruen.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Sauerkraut hochwertige Nahrung für<br />

die Bodenorganismen. Der Arbeitsaufwand<br />

sowie die Nährstoff- und<br />

Kohlenstoffverluste sind dabei viel geringer<br />

als bei der Kompostierung. Das<br />

Holzkohle-Bokashi wird nach sechs bis<br />

acht Wochen den Regenwürmern auf<br />

dem Feld zum Fraß vorgeworfen – sie<br />

vererden und veredeln es über ein<br />

halbes Jahr. So entsteht Dauerhumus<br />

und ein hervorragender Boden, der<br />

Wasser und Nährstoffe bedarfgerecht<br />

an Pflanzen abgeben kann. So ein<br />

Boden riecht gut, hat eine stabile Krümelstruktur<br />

und bekommt eine sehr<br />

dunkle Farbe. Die Holzkohlepartikel,<br />

die im Boden kaum abgebaut werden,<br />

stellen dann „Wohnungen“ für Pilze,<br />

Hefen und Mikroorganismen dar, die<br />

weiter hocheffizient schwarze Erde<br />

produzieren. Diese Bewohner des<br />

Bodens sind uns zwar weitgehend<br />

unbekannt, aber unverzichtbar... und<br />

sehr zahlreich! Eine Handvoll Boden<br />

enthält mehr Organismen, als es<br />

Menschen auf der Erde gibt.<br />

Das Wissen über die Herstellung von<br />

Terra Preta erscheint als der verlorengegangene<br />

Schlüssel zum Garten<br />

Eden. Es erschöpft sich nicht, wird<br />

mehr, wenn man es teilt und ersetzt<br />

Agro-Gentechnik, Pestizide und Kunstdünger.<br />

Die vom Menschen gemachte<br />

schwarze Erde verfügt über einen für<br />

das Pflanzenwachstum günstigen<br />

pH-Bereich, ein reiches Bodenleben<br />

und einen hohen Anteil an pflanzenverfügbaren<br />

Stoffen. So bringen<br />

Schwarzerde-Böden gesunde Pflanzen<br />

mit hohen und sicheren Erträgen<br />

hervor. Zusätzlich wird Kohlendioxid<br />

in Form von Dauerhumus (Kohlenstoff)<br />

dauerhaft aus der Atmosphäre<br />

gebunden sowie der Wasserhaushalt<br />

verbessert. „Entscheidend ist, dass wir<br />

hofeigene organische Dünger so aufbereiten<br />

können, dass Stickstoff und<br />

Phosphor gebunden sind und nicht<br />

durch Niederschläge ausgewaschen<br />

werden“, erklärt Christoph Fischer, Initiator<br />

des Rosenheimer Projektes, der<br />

Anti-Agro-Gentechnik-Initiative „Zivil<br />

Courage“ und Experte für effektive<br />

Mikroorganismen, der gemeinsam mit<br />

Bernhard Hennes und anderen Landwirten<br />

die Chiemgauer Schwarzerde<br />

entwickelt hat. „Dadurch können wir<br />

auch mehr Kohlenstoff speichern,<br />

was wiederum die Erträge – z. B. für<br />

Mais – steigert“.<br />

Das Gegenteil vom Teufelskreis<br />

Der Kohlenstoffaspekt ist in mehrfacher<br />

Hinsicht interessant: Zum einen<br />

wird sich der Klimawandel weltweit<br />

negativ auf Erträge auswirken – bei<br />

einem durchschnittlichen Anstieg der<br />

Minimumtemperaturen von einem<br />

Grad Celsius rechnet man mit Ertragsverlusten<br />

von zehn Prozent bei Reis,<br />

Weizen und Gerste.<br />

Besonders bemerkenswert dabei ist,<br />

dass die intensive Landwirtschaft<br />

für den Klimawandel selbst mit verantwortlich<br />

ist. Etwa ein Drittel des<br />

gesamten Kohlendioxids, das seit der<br />

Industriellen Revolution in die Atmosphäre<br />

gelangt ist, stammt nicht etwa<br />

von fossilen Brennstoffen, sondern<br />

vom Abbau organischer Bodensubstanz.<br />

Der Einsatz fossiler Düngemittel<br />

tut sein Übriges.<br />

Die Kohlenstoffspeicherung der Terra<br />

Preta trägt nicht nur zur Ertragssteigerung,<br />

Lebensmittelsicherheit und<br />

Einkommenssicherung der Ärmsten<br />

bei, sondern stellt auch eine handfeste<br />

Maßnahme für den Klimaschutz<br />

dar. Beim sogenannten Klimafarming<br />

werden bis zu 20.000 Jahre stabile<br />

Karbonsenken aus Stoffen aufgebaut,<br />

die sonst als Abfälle die Umwelt und<br />

unsere Geldbeutel belasten. Aus einer<br />

Tonne Grünschnitt, die durch Pyrolyse<br />

zu Holzkohle verarbeitet wird, könnten<br />

somit etwa 500 kg CO 2<br />

dauerhaft<br />

gebunden werden – lässt man das<br />

Material dagegen verrotten oder<br />

kompostieren, geht die Biomasse zu<br />

ca. 95 Prozent als CO 2<br />

und Methan<br />

verloren. Während ein normaler Acker<br />

ca. zwei Prozent Kohlenstoff enthält<br />

(entspricht 25 bis 100 Tonnen Kohlenstoff<br />

pro Hektar) und 20 Regenwürmer<br />

pro m2 beherbergt, bietet der Terra<br />

Preta-Boden Raum für mindestens<br />

zehn Prozent Kohlenstoff und 700<br />

Regenwürmer. Terra Preta kann 250<br />

Tonnen und mehr Kohlenstoff pro<br />

Hektar speichern. Wissenschaftler in<br />

den USA schätzen, dass die biologische<br />

Kohlenstoffsequestrierung mit Biokohle<br />

auf den Kulturflächen weltweit die<br />

gegenwärtigen fossilen Kohlenstoffemissionen<br />

vollständig kompensieren<br />

könnte. Kohlendioxid könnte also im<br />

Boden gebunden werden und neue<br />

Einkommen schaffen! Mit weiterem<br />

Bevölkerungswachstum würde die<br />

Fläche mit fruchtbaren Böden wieder<br />

zunehmen können. Mehr Kohlenstoff<br />

im Boden würde außerdem bedeuten,<br />

dass die Nachfrage nach (fossilen)<br />

Kunstdüngern und Pestiziden weiter<br />

sinkt, die Erosion abnimmt und die<br />

Bodenfruchtbarkeit steigt... Wie nennt<br />

man eigentlich das Gegenteil von einem<br />

Teufelskreis?<br />

Kein Wunder, dass der internationale<br />

Agrarministergipfel auf der<br />

„grünen Woche“ im letzten Jahr<br />

zu der Schlussfolgerung kam, dass<br />

innovative Projekte zur Anreicherung<br />

und Speicherung von Kohlenstoff im<br />

Boden gefördert werden sollten.<br />

Von den Indios<br />

ins bayerische Dorf<br />

Doch bis solche politischen Lippenbekenntnisse<br />

beim einzelnen Bauern<br />

ankommen, ist es bekanntlich<br />

ein langer Weg. Deshalb schließen<br />

sich Landwirte zusammen, um es<br />

selbst auszuprobieren. „Wir wollen<br />

eine bessere, gesündere bäuerliche<br />

Landwirtschaft, hier in Deutschland,<br />

hier im Chiemgau“, sagt Christoph<br />

Fischer, Leiter des Rosenheimer Projekts<br />

und Spezialist für effektive<br />

Mikroorganismen. Gemeinsam mit<br />

Landwirten vor Ort legte er letztes<br />

Jahr Versuchsfelder mit Mais an. Das<br />

Ergebnis: Die Pflanzen des konventionell<br />

bewirtschafteten Feldes zeigten<br />

gelbe Blätter, die mit Bokashi behandelten<br />

waren schon grüner und 20<br />

cm höher, die mit Bokashi und einem<br />

zusätzlichen Holzkohleanteil von<br />

zehn Prozent behandelten Pflanzen<br />

waren nochmal 20 cm höher, grüner,<br />

dicker und hatten mehr Blattmasse<br />

und besser ausgebildete Körner. Die<br />

Vermutung: Mit Hilfe des Schwarzerdesubstrates<br />

werden die Pflanzen<br />

besser und gesünder ernährt und die<br />

Nährstoffe sind bis zum Schluss der<br />

Vegetationszeit für die Pflanze verfügbar.<br />

Nun soll dieses Jahr Weizen als<br />

Folgefrucht ausgetestet werden – es<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

wird sich zeigen, ob die Nährstoffe<br />

des letzten Jahres noch ausreichend<br />

zur Verfügung stehen.<br />

„Unser Ziel ist es, ohne Fördergelder<br />

auszukommen. Das Ganze soll sich<br />

allein über die bessere Nutzung unserer<br />

regionalen <strong>Ressourcen</strong> für den<br />

einzelnen Bauern durch den sicheren<br />

Mehrertrag rechnen“, ist Christoph<br />

Fischer überzeugt. Denn nur dann<br />

könnte sich die Methode auch von<br />

selbst verbreiten, „weil’s einfach stimmig<br />

ist und funktioniert“.<br />

Die Chiemgauer wollen höhere Erträge<br />

für die Bauern vor Ort und eine<br />

Landwirtschaft aufbauen, die Antworten<br />

auf die Herausforderungen unserer<br />

Zeit gibt. „Momentan beobachten<br />

wir nur ein ‚Weiter-wie-bisher’“, stellt<br />

Fischer fest. Die Landwirtschaft wird<br />

weiter intensiviert, die Agro-Gentechnik<br />

forciert. Er wolle stattdessen<br />

bessere und wirtschaftlich erfolgreichere<br />

Wege aufzeigen, bei denen<br />

Gentechnik gar nicht gebraucht wird.<br />

„Momentan schicken wir unsere<br />

Steuergelder in Bereiche, die uns nicht<br />

aus der Sackgasse der industriellen<br />

Landwirtschaft raushelfen. Doch ich<br />

glaube, dass die Wiederentdeckung<br />

und Umsetzung von bäuerlichem<br />

Wissen sowie natürliche Produktionsverfahren<br />

mehr zur Lösung beitragen,<br />

als alle anderen Diskussionen, Geldflüsse<br />

und Lobbyarbeit“, resümiert der<br />

Projektleiter.<br />

Wissen vernetzen, wenn die<br />

Politik überfordert ist<br />

Damit hat er den Bodenkundler und<br />

Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums<br />

Haiko Pieplow auf seiner Seite:<br />

„Gerade bei der Nutzbarmachung<br />

von Innovationen und Transformation<br />

uralten Wissens in unsere heutige Zeit<br />

sind Institutionen wie unsere Bundeseinrichtungen<br />

eigentlich überfordert.<br />

Es gibt zwar fachliche Diskussionen<br />

über <strong>Nachhaltig</strong>keit und Klimaschutz,<br />

aber es ist unglaublich schwer und<br />

langwierig, ein Bewusstsein für die<br />

Bedeutung des Bodens zu schaffen“.<br />

Zwar gäbe es Passagen zur Bedeutung<br />

von Boden und Humus im Rahmen<br />

der Klimaanpassungsstrategie und des<br />

Bodenschutzgesetzes, doch könnte<br />

Gemeinsames Anpacken für das „Schwarze Gold“: Landwirte im Chiemgau nutzen das<br />

Wissen der Indios über Terra Preta, um fruchtbaren Boden herzustellen.<br />

man hier nicht von zukunftsweisend<br />

ganzheitlichen Ansätzen sprechen.<br />

Bei ganzheitlichen systemischen<br />

Ansätzen tun sich EU-, Bundes- und<br />

Landesbehörden bislang immer noch<br />

schwer, ganz zu schweigen von vielen<br />

Politikern. Da haben es kreative Unternehmer<br />

schon etwas einfacher.<br />

Doch das Spannende ist: Es gibt<br />

weltweit Regionen wie den Chiemgau,<br />

in denen die Menschen einfach<br />

anfangen und nicht auf die Behörden<br />

oder die Politik warten. Hier setzt sich<br />

das Bottom-up-Managementkonzept<br />

durch – man tauscht landwirtschaftliche<br />

Erfahrungen und Wissen aus,<br />

fängt klein an und lässt es wachsen,<br />

statt nur einseitig gegen starke Lobbyinteressen<br />

anzurennen. „Wir sollten<br />

viel stärker solche innovaten Konzepte<br />

und nachhaltiges unternehmerisches<br />

Handeln befördern, ohne zu subventionieren.<br />

Die neuen zukunftsfähigen<br />

Impulse kommen von unten“,<br />

bestätigt Pieplow als Vertreter einer<br />

Bundesbehörde. Landwirte können<br />

vieles alleine machen. Man sollte aber<br />

viel stärker den Wissenstransfer, die<br />

praxisnahe wissenschaftliche Begleitung<br />

sowie Aus- und Weiterbildung<br />

im Bereich des nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

fördern.<br />

Denn gerade die konventionelle<br />

Agrarwissenschaft ist bisher kaum<br />

in der Lage, sich mit den komplexen<br />

Systemen gesunder Böden zu beschäftigen.<br />

Sie ist schlicht überfordert,<br />

weil durch Lobby korrumpiert – oder<br />

eben von unabhängiger Seite zu wenig<br />

gefördert. Die Lehrmeinung, es<br />

gäbe kein Humusproblem in Deutschland,<br />

ist weit verbreitet. Andernorts<br />

werden innovative Ansätze zwar<br />

aufgenommen, aber bald wieder auf<br />

einen Teilbereich beschränkt, statt<br />

systemisch betrachtet. So ist es auch<br />

bei der Terra Preta geschehen, die an<br />

der Universität Bayreuth für die heutige<br />

Zeit „wiederentdeckt“ und dann<br />

sehr schnell auf das (industriell interessante)<br />

Einzelphänomen Biokohle<br />

Ein „dreckiges“ Buch<br />

voller spannender Fakten<br />

Wer vom (Thema) „Boden“ nicht mehr<br />

loskommt, dem sei dieses Buch ans Herz<br />

gelegt. Der Autor führt durch die Kulturgeschichte<br />

des „Drecks“, dieser dünnen<br />

Haut der Erde, die alle menschlichen Zivilisationen<br />

trägt – und ernährt. Die brillante<br />

Synthese aus Archäologie, Geschichte und<br />

Geologie beschreibt den menschlichen<br />

Umgang mit dem fruchtbaren Dreck vom<br />

alten Zweistromland bis zur Gegenwart –<br />

und sie präsentiert Alternativen für einen<br />

nachhaltigen Umgang mit dem Stoff, der<br />

unser aller Überleben sichert.<br />

David R. Montgomery: Dreck. Warum unsere<br />

Zivilisation den Boden unter den Füßen<br />

verliert. Band 6 der Reihe Stoffgeschichten,<br />

304 Seiten, oekom verlag München, 2010,<br />

ISBN-13: 978-3-86581-197-4<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

59


SPEcIAL<br />

Ernährung selbst in die Hand nehmen: Urban Gardening bietet die Chance, „Abfälle“ der<br />

Stadt als Nährstoffe wieder wertvoll zu machen – Kreislaufdenken macht‘s möglich.<br />

(engl. Biochar) reduziert wurde, statt<br />

die gesamte Bodenbiologie als Einheit<br />

zu erforschen.<br />

Deutschland verliert<br />

den Anschluss<br />

„Wir haben in Deutschland die<br />

tragische Situation, dass an keiner<br />

Universität der Boden wirklich systematisch<br />

untersucht wird. Da sind uns<br />

inzwischen andere Länder voraus“,<br />

bedauert Pieplow. USA, Südamerika,<br />

auch Australien und partiell<br />

China hätten schon ganzheitlichere<br />

Forschungsansätze, während die<br />

Bodenkunde und Humusforschung<br />

hierzulande seit den 1970er Jahren<br />

zugunsten der Erforschung chemischer<br />

Mittel stark reduziert wurde.<br />

Die Auflösung des Dilemmas könnte<br />

von den Landwirten kommen, die ihre<br />

funktionierenden neuen Ansätze der<br />

Wissenschaft zur Verfügung stellen<br />

würden – sofern diese sich wieder<br />

mehr dem Erkenntnisgewinn, als der<br />

Drittmitteleinwerbung zuwenden<br />

könnte.<br />

Das Rosenheimer Projekt will diese<br />

Praxiserfahrungen machen und Wissen<br />

teilen. Es folgt keiner Ideologie,<br />

ist für alle Bauern offen und integriert<br />

von allen Seiten die besten Erfahrungen.<br />

80 Prozent der 700 teilnehmenden<br />

Landwirte arbeiten konventionell.<br />

„Denen muss man das Werkzeug an<br />

die Hand geben, damit sie Schritt für<br />

Schritt in die richtige Richtung gehen<br />

können“, ist Projektleiter Christoph<br />

Fischer überzeugt. Einige der Teilnehmer<br />

stellen nach und nach auf<br />

Biolandwirtschaft um, einige lassen<br />

sich zertifizieren, andere wollen einfach<br />

eine nachhaltige Landwirtschaft<br />

betreiben, die sie mit gutem Gewissen<br />

ihren Kindern weiter vererben<br />

können.<br />

Der Kreislauf von Geld<br />

und Nährstoffen<br />

Der wirtschaftliche Aspekt kommt<br />

bei diesem Ansatz nicht zu kurz.<br />

Schließlich lassen sich durch die<br />

getesteten alternativen Methoden<br />

– Gesteinsmehl, Holzkohle, Mikroorganismen,<br />

Mischfruchtanbau,<br />

pflugloser Ackerbau usw. – auch<br />

Kosten für Düngung, Spritzmittel und<br />

Tierärzte sparen. So kann in weitere<br />

sinnvolle Maßnahmen reinvestiert<br />

werden. „Kern unserer Arbeit ist es,<br />

die regionalen Kreisläufe zu schließen.<br />

Und die verbessern wir ja permanent“,<br />

bestätigt Landwirt Hennes:<br />

„Fruchtbarer Boden, gesündere<br />

Pflanzen, gesündere Tiere und damit<br />

letztendlich wieder mehr und bessere<br />

Nährstoffe für den Boden“.<br />

Dieser bäuerliche Kreislaufgedanke<br />

ist es, der sich auf alle Systeme übertragen<br />

lässt. Eine zukunftsfähige<br />

Wirtschaft schließt die Landwirtschaft<br />

wieder viel stärker ein und vor allem:<br />

Sie baut Stoffströme neu auf. Terra<br />

Preta ist ein Ergebnis und wie ein<br />

Puzzleteil des gesamten Konzepts,<br />

ein Jahrtausende altes Experiment von<br />

Abfall- und Bodenmanagement, das<br />

sich sehr gut in den Blue Economy-<br />

Ansatz von Gunter Pauli (siehe Beitrag<br />

S. 24) integrieren lässt. Ziel ist ein<br />

Managementsystem, mit dem mehr<br />

Lebensmittel und Produkte regional<br />

mit wesentlich weniger Aufwand<br />

hergestellt werden. „Wenn Betriebswirte<br />

und Unternehmer ihren ‚homo<br />

economicus’ ernst nähmen“ so Pauli<br />

„würde jeder verantwortungsvolle<br />

Manager nach mehr Nutzen streben –<br />

durch eine stetig abnehmende Menge<br />

an nicht regenerierbaren <strong>Ressourcen</strong>,<br />

ohne die heutige Vergeudung der<br />

menschlichen Potenziale, und durch<br />

einen stetig zunehmenden Einsatz<br />

von regional verfügbaren regenerativen<br />

natürlichen <strong>Ressourcen</strong>“.<br />

Was zunächst wie ein Schema aus<br />

einem BWL-Einstiegsbuch klingt, bedeutet<br />

bei näherem Hinsehen einen<br />

riesigen Sprung. Zwar redet man gern<br />

über nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong>, doch<br />

der Erfolg von regionalen Stoffkreisläufen<br />

nach dem Vorbild der Natur<br />

setzt auch voraus, dass man anerzogene<br />

Tabus im Kopf durchbricht.<br />

Am Beispiel der Terra Preta: Natürlich<br />

muss es erst „Klick“ machen, bevor<br />

sich vorurteilsfrei über die Nutzung<br />

von Urin und Fäkalien als wertvolle<br />

<strong>Ressourcen</strong> in einer modernen zukunftsfähigen<br />

Siedlungswirtschaft sprechen<br />

lässt. Doch die Ureinwohner in<br />

Brasilien waren da schon mal weiter.<br />

Sie konnten in tropischen Städten nur<br />

so dicht miteinander leben, weil sie<br />

viel hygienischere Abfall- und Abwassersysteme<br />

als wir hatten und damit<br />

schwarze Erde herstellten.<br />

Tabus brechen:<br />

das „Klo für’s Klima“<br />

Noch „stinkt“ dieses wichtige Thema<br />

vielen kommunalen Entscheidern.<br />

Momentan sind unsere Kläranlagen<br />

„hocheffiziente <strong>Ressourcen</strong>vernichtungsanlagen“,<br />

wie der Agrarökonom<br />

Pieplow es ausdrückt. 1,5 Liter Ausscheidungen<br />

werden mit rund 100<br />

Liter Trinkwasser verdünnt und in<br />

den Kläranlagen am Stadtrand mit<br />

viel Energie in die Luft geblasen. Der<br />

Wahnsinn setzt sich fort, denn der<br />

Klärschlamm, der dabei entsteht,<br />

60 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

wird zunehmend mit viel Energie<br />

getrocknet und verbrannt. Eine Verschwendung<br />

an Geld, Kohlenstoff,<br />

Nährstoffen, Wasser und Energie!<br />

Eine Lösung läge in der Nutzung von<br />

nachhaltigen Sanitärsystemen, wie<br />

den anaeroben Trockentrenntoiletten.<br />

Mithilfe des daraus herstellbaren<br />

Bokashi lässt sich sogar der eigene<br />

Garten oder Balkon aufpeppen – z. B.<br />

mit selbst gezogenen Tomaten. „Da<br />

bekommen ‚innere Werte’ eine ganz<br />

andere Bedeutung“, lacht Pieplow, „es<br />

ist doch amüsant, wenn nicht immer<br />

nur Fehler, sondern auch mal Tomaten<br />

auf dem eigenen Mist wach sen!“. Die<br />

Voraussetzungen dafür scheinen ideal.<br />

Die Schöpfung hat uns als Stofftrennanlage<br />

entwickelt. Als es noch keinen<br />

mineralischen Stickstoffdünger zu<br />

kaufen gab, wurde diese Tatsache auch<br />

viel intelligenter genutzt.<br />

Außerdem ließe sich durch diese<br />

Toilettenform ein enormer Beitrag<br />

zum Klimaschutz realisieren. 480<br />

Milliarden Tonnen CO 2<br />

-Äquivalente<br />

könnte man jährlich binden, wenn der<br />

über den menschlichen Stoffwechsel<br />

angefallene Kohlenstoff für den<br />

Boden zurückgewonnen würde.<br />

Stadt, Land, Wald: die<br />

Verbindung der Zukunft<br />

Werden wir also bald riesige<br />

Schwarzerde-Fabriken in der Landschaft<br />

sehen? Ganz bestimmt nicht.<br />

Die Terra Preta ist eine Gartenbodenform,<br />

die industriell nicht wirtschaftlich<br />

hergestellt werden kann. Sie ist in urbanen<br />

Gebieten entstanden und funktioniert<br />

auch nur in kleinen regionalen<br />

Kreisläufen. Noch immer wachsen<br />

urbane Räume und zerstören damit<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche, die<br />

wir brauchen würden, um die Stadtbevölkerung<br />

zu ernähren. Momentan<br />

beziehen Städter ihre Nahrungsmittel<br />

aus der ganzen Welt vom Land und<br />

vernichten das übrigbleibende als<br />

wertlosen Müll. „Und wir Landwirte<br />

kommen nicht an diese Wertstoffe<br />

ran“, bedauert Bernhard Hennes.<br />

„Dabei könnten wir sofort anfangen,<br />

intelligente Wertstoffhöfe für organische<br />

Abfälle zu bauen“.<br />

Kohlenstoff und Nährstoffe sollten<br />

künftig möglichst lokal – auch in<br />

Städten – in Kreisläufe zurückgebracht<br />

und z. B. für den Gemüseanbau<br />

genutzt werden. Dieser Ansatz<br />

kann auch in die aufkommenden<br />

Urban Gardening-Bewegungen getragen<br />

werden, die alle mit dem<br />

Humusproblem kämpfen. Wenn hier<br />

landwirtschaftliches Wissen und bürgerschaftliches<br />

Engagement verknüpft<br />

und z. B. über Open Source wie im<br />

Chiemgau weitergegeben werden,<br />

kommt der Kreislauf wirklich ins<br />

Rollen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong> in die Zukunft gedacht,<br />

brauchen wir keine riesigen industriellen<br />

Monokulturen in Landwirtschaft<br />

und Gartenbau, sondern eine Mischung<br />

aus Permakultur, städtischem<br />

Anbau und Agroforstsystemen, in<br />

denen u. a. wieder mehr Holzbiomasse<br />

produziert wird, die Kohlenstoff<br />

für die Bodenfruchtbarkeit liefert.<br />

Und wir brauchen ein neues Systemdenken<br />

einer Ökonomie, mit der<br />

unsere Lebensqualität steigt – ohne<br />

Vergeudung von Naturressourcen und<br />

Potenzialen der Menschen.<br />

Klassische Wirtschaftssysteme berechnen<br />

die Endlichkeit der <strong>Ressourcen</strong><br />

nicht ein. Ob Adam Smiths Theorie<br />

vom freien Markt oder Marx’ und<br />

Engels’ Hypothese, nach der sich die<br />

Ertragsfähigkeit des Bodens durch die<br />

Anwendung von Kapital, Arbeit und<br />

Wissenschaft ins Unendliche steigern<br />

lässt: Sie alle werden in ihrer Weisheit<br />

übertrumpft von einem Kinderfilm.<br />

Für den „König der Löwen“ Mufasa<br />

ist Boden kein wertloser „Dreck“,<br />

auch wenn der Herrscher ein Raubtier<br />

mit nicht gerade vegetarischem Lebensstil<br />

ist. Doch er vermittelt seinem<br />

Sohn Simba das Wissen vom „ewigen<br />

Kreis des Lebens“, in dem jedes<br />

Element sein Werden, Vergehen und<br />

seinen Sinn hat; und seinen Ursprung<br />

im Boden.<br />

Egal, ob uns der Verlust dieser Grundlage<br />

jetzt oder erst in 100 Jahren in<br />

eine Krise stürzt – es wird Zeit, dass<br />

wir ihn besser kennenlernen und<br />

uns mit den Tatsachen des Bodens<br />

beschäftigen.<br />

Bio-Pionier seit 1974<br />

Samba Party!<br />

RAPUNZEL Samba feiert Geburtstag!<br />

Zwei Jahr zehnte himmlische Nuss-<br />

Schoko-Aufstriche und vieles Leckere<br />

mehr … SAMBA hat inzwischen<br />

echten Kult-Status erreicht!<br />

Damals wie heute setzen wir von<br />

RAPUNZEL bei der Herstellung auf<br />

beste Bio-Zutaten und eine Extra-<br />

Portion Liebe.<br />

Erhältlich in Ihrem<br />

Naturkostfachgeschäft<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

61<br />

Wir machen Bio aus Liebe.


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Die Zeit ist reif<br />

Ökozüchtung: ohne Gift und Gene, dafür mit Raum für Biodiversität. Der Schwalbenschwanz rastet auf den Weizenähren im Zuchtgarten<br />

des Züchters Peter Kunz.<br />

Saatgut ist die Grundlage unserer<br />

Ernährung, eines der wichtigsten<br />

„Betriebsmittel“ der Landwirtschaft<br />

und Jahrtausende altes Kulturgut.<br />

Seit den 1980er Jahren findet jedoch<br />

eine zunehmende Monopolisierung<br />

in diesem Bereich statt – Agrarkonzerne<br />

bestimmen Zuchtziele und die<br />

dafür angewendeten Techniken. Der<br />

Ökolandbau droht, in diesen Strudel<br />

der Abhängigkeit zu geraten. Deshalb<br />

engagiert sich der Saatgutfonds der<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft für<br />

eine ökologische und gentechnikfreie<br />

Züchtungsforschung.<br />

Bisher ist der Ökolandbau fast vollständig<br />

abhängig von der konventionellen<br />

Züchtung, die in konventionellen<br />

Zuchtgärten (mit chemisch-synthetischen<br />

Spritzmitteln und Mineraldüngern)<br />

stattfindet. Trotz aller Erfolge<br />

des Biolandbaus in den letzten 50<br />

Jahren war das Saatgut und dessen<br />

Entwicklung im Ökolandbau eher<br />

ein Randthema, zumal Züchtungsforschung<br />

Arbeitsauf wand und Geld<br />

erfordert.<br />

Saatgut sollte vielfältig, regional angepasst<br />

und fruchtbar sein. Doch die<br />

Sorten der konventionellen Zuchtfirmen<br />

sind eher einfältig, zentral und<br />

unfruchtbar: Einfältig, weil nur für eine<br />

intensive Landwirtschaft mit hohem<br />

Input geeignet. Zentral, weil Standortunterschiede<br />

für moderne Sorten keine<br />

Rolle spielen sollen – Saatgutkonzerne<br />

hätten am liebsten eine Welteinheitssorte<br />

für hohe Verkaufsquoten.<br />

Unfruchtbar bzw. nicht zum Nachbau<br />

geeignet, weil man so die Landwirte<br />

zum Nachkauf zwingt.<br />

So sollte Saatgut sein: Vielfältig, regional<br />

angepasst und fruchtbar.<br />

Ökologische Züchter – eine<br />

ganzheitliche Sicht auf Pflanzen<br />

Konventionelle Züchtung arbeitet<br />

zunehmend mit Labormethoden und<br />

unter Umgehung des Jahreszyklus.<br />

Im Gegensatz dazu respektieren<br />

ökologische Züchter die natürlichen<br />

Kreuzungsbarrieren. Ihre Arbeit basiert<br />

auf fruchtbaren Pflanzen und ihre<br />

Zuchtgärten werden ausschließlich<br />

ökologisch bewirtschaftet.<br />

Die Pflanze als Ganzes steht für den<br />

Ökozüchter im Zentrum. Der Blick<br />

geht nicht nur auf die Genetik, sondern<br />

z. B. auch auf Form, Farbe, Geschmack<br />

und Inhaltsstoffe. Der Ökolandbau<br />

braucht Sorten, die an seine<br />

Bedingungen angepasst sind: Andere<br />

Nährstoffverfügbarkeit im Jahreslauf,<br />

optimale Anpassung an lokale<br />

Bedingungen, dauerhafte Resistenz<br />

und Toleranz gegenüber Schädlingen<br />

und Krankheiten, Ernährungs- und<br />

sensorische Qualität. Daher verfolgt<br />

der Ökolandbau andere Zuchtziele:<br />

So gibt es z. B. Krankheiten wie die<br />

Getreidebrände, die konventionell auf<br />

Grund der chemisch-synthetischen<br />

Saatgutbehandlung keine Rolle spielen.<br />

Hier müssen die Ökozüchter quasi<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

bei Null anfangen und neue Konzepte<br />

entwickeln.<br />

Ökozüchter wollen widerstandsfähige<br />

Sorten entwickeln, die zwar nicht 100<br />

Prozent resistent sein müssen, jedoch<br />

ein hohes Maß an Toleranz haben. Mit<br />

fruchtbaren Sorten kann wieder ein<br />

Nachbau erfolgen – die weit verbreiteten<br />

konventionellen Hybridsorten<br />

stammen aus den immer wieder neu<br />

durchzuführenden Kreuzungen von<br />

Inzuchtlinien (die die Züchtungsfirmen<br />

unter Verschluss halten) und sind<br />

quasi nicht nachbaubar.<br />

Für Sortenvielfalt: Die Zukunftsstiftung<br />

Landwirtschaft<br />

Die Notwendigkeit, dass ökologische<br />

Saatgutforschung- und -entwicklung<br />

finanzieller Unterstützung bedürfen,<br />

wurde Mitte der 1990er-Jahre in der<br />

GLS Treuhand erkannt. 1996 wurde<br />

der Saatgutfonds als Spendensammelfonds<br />

gegründet und stellte ca.<br />

70.000 Euro für die Züchtungsforschung<br />

zur Verfügung.<br />

Mit ihrer Förderarbeit konnte die<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft<br />

inzwischen einige Erfolge feiern:<br />

2009 und 2010 wurden zehn Gemüsesorten<br />

und vier Weizensorten aus<br />

der Züchtung der vom Saatgutfonds<br />

geförderten Projekte zugelassen.<br />

Weitere Getreide- und Gemüsesorten<br />

befinden sich in der Anmeldung beim<br />

Bundessortenamt. Insgesamt stehen<br />

inzwischen über 20 Getreidesorten<br />

und 30 Gemüsesorten aus biologischdynamischer<br />

Züchtung zur Verfügung.<br />

Außerdem wurden Regionalsortenprojekte,<br />

Vermarktungskonzepte und die<br />

Erforschung von Pflanzenkrankheiten<br />

und widerstandsfähigen Sorten gefördert.<br />

Zahlreiche der unterstützten<br />

Züchtungsinitiativen wurden mit Auszeichnungen<br />

geschmückt – darunter<br />

auch staatliche, wie der Förderpreis<br />

Ökolandbau vom Verbraucher- und<br />

Landwirtschaftsministerium.<br />

Zucht & Zulassung: Langwierig,<br />

teuer... und sehr wichtig<br />

Die Entwicklung einer (!) Sorte kostet<br />

ca. 600.000 Euro und dauert zehn<br />

Jahre. Anschließend erfolgt eine<br />

dreijährige staatliche Zulassungsprüfung<br />

beim Bundessortenamt. Diese<br />

kostet (je nach Kultur) nochmals bis<br />

zu 3.000 Euro pro Jahr. Erst nach einer<br />

staatlichen Zulassung ist eine Sorte am<br />

Markt handelbar. Der Saatgutfonds<br />

unterstützt 20 Gemüsezüchter sowie<br />

fünf Getreidezüchtungsinitiativen und<br />

einen Obstzüchter. 2010 konnte der<br />

Saatgutfonds mit Unterstützung von<br />

3.000 SpenderInnen, Unternehmen<br />

und Stiftungen für diese Projekte<br />

630.000 Euro zur Verfügung stellen.<br />

Der tatsächliche Bedarf liegt jedoch<br />

bei 1.750.000 Euro. Der überwiegende<br />

Teil der Finanzmittel ist notwendig,<br />

um die Arbeit der Züchterinnen und<br />

Züchter zu ermöglichen. Es werden<br />

aber auch Maschinen, Laborausrüstung<br />

und EDV benötigt.<br />

Lohnen sich diese Investitionen<br />

in die Zukunft unserer Lebensgrundlagen?<br />

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein (Vorstand<br />

des BÖLW) kam bei der Jubiläumsfeier<br />

der Zukunftsstiftung Landwirtschaft<br />

zu folgendem Schluss: „Wir sind an<br />

einem Punkt angelangt, an dem es um<br />

eine historische Weichenstellung geht.<br />

Die Frage ist, mit welchen <strong>Ressourcen</strong><br />

und mit wessen <strong>Ressourcen</strong> unsere<br />

Lebensmittel erzeugt werden“.<br />

Unser künftig Brot:<br />

Eine lohnende Investition<br />

Die Ziele der Zukunftsstiftung<br />

Landwirtschaft:<br />

• für den Ökolandbau geeignete Sorten:<br />

Dies erfordert Züchtungsforschung und<br />

Entwicklung unter langjährig ökologischen<br />

Bedingungen<br />

• ganzheitliche Züchtungsmethoden<br />

• Entwicklung nachbaufähiger/samenfester<br />

Sorten (keine Hybriden, keine Gentechnik)<br />

• gesunde, anpassungsfähige, widerstandsfähige<br />

und ertragreiche Sorten<br />

• guter Geschmack, hochwertige Qualität<br />

• regionale Orientierung (z. B. Goldblume<br />

von Dr. Karl Josef Müller, Hofsorte Lux<br />

von Dr. Spieß)<br />

• Züchtungsforschung im Rahmen gemeinnütziger<br />

Träger, neu entstehende<br />

Sorten sind dadurch kein Privatbesitz<br />

• Austausch und Zusammenarbeit der<br />

geförderten Projekte<br />

Durch eine Spende tragen Sie zu einer<br />

ökologischen Weiterentwicklung des Kulturgutes<br />

Saatgut bei. Natürlich ohne Gentechnik<br />

und Patente. Denn über die zukünftigen<br />

Lebensmittel für unsere Kinder<br />

und Enkel sollten nicht nur die weltweit<br />

agierenden Agrarkonzerne bestimmen.<br />

Der Züchter Dr. Karl-Josef Müller in einem Feld mit dem von ihm gezüchteten<br />

Lichtkornroggen.<br />

SPENDENKONTO:<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft<br />

Kto.Nr.: 30 00 54 12<br />

BLZ 430 609 67, GLS Bank<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

63


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Die begrünte Wüste<br />

Trocken-heißes Klima, 1977 in Ägypten:<br />

Mitten in der Wüste will der<br />

Chemiker Ibrahim Abouleish das Land<br />

in eine grüne Oase verwandeln. Mit<br />

biologisch-dynamischer Landwirtschaft<br />

und viel Liebe zu den Menschen<br />

gelingt ihm das Wunder. Ein Blick auf<br />

den Umgang mit Boden und Wasser in<br />

der Sekem-Initiative.<br />

Von Helmy Abouleish und Christina Boecker<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

Sekem arbeitet außerdem mit mehr<br />

als 350 Demeter-Landwirten im ganzen<br />

Land zusammen, die verschiedenste<br />

Produkte anbauen, welche in<br />

den Sekem-Firmen weiter verarbeitet<br />

werden. Die Palette reicht von Futterpflanzen<br />

über Getreide wie Reis oder<br />

Weizen und Ölsaaten (Sesam, Nigella,<br />

Leinsaat) zu Heilkräutern (Minze, Hibiskus,<br />

Kamille, Basilikum), Obst und<br />

Gemüse und Baumwolle.<br />

Die Initiative setzt auf die Kunst, die den Menschen seine Fähigkeiten entfalten lässt.<br />

Die Sekem Initiative wurde 1977 durch Dr. Ibrahim Abouleish<br />

in ägypten auf etwa 60 ha Wüstenland, circa 60 km nordöstlich<br />

von Kairo gegründet. Sein Ziel war es, aufbauend auf der<br />

biologisch-dynamischen Landwirtschaft im zuerst sandigen Wüstenboden<br />

ein nachhaltiges Modell für eine ganzheitliche Gesellschaftsentwicklung<br />

aufzubauen. Aus den biologischen Farmerzeugnissen<br />

werden Demeter-Produkte hergestellt und sowohl in<br />

ägypten als auch im Export vertrieben. So ist in ägypten einer<br />

der größten Bio-Märkte außerhalb der westlichen Welt entstanden.<br />

Soziale und kulturelle Einrichtungen wie die Sekem Schule,<br />

ein medizinisches Zentrum, ein Ausbildungszentrum, sowie eine<br />

Kunst- und Forschungsakademie werden von Sekem betrieben. Etwa 2.000 Mitarbeiter sind<br />

in Sekem beschäftigt und ihre Familien und die umliegenden Dorfgemeinschaften profi tieren<br />

von den Sozial- und Bildungseinrichtungen. 2007 erhielt Abouleish für sein Engagement den<br />

Alternativen Nobelpreis.<br />

Da, wo vorher nur Sand und Gestein<br />

war, erblüht heute ein grünbuntes<br />

Paradies mit Vogelgesang.<br />

Die Sekem-Farm wurde einst durch<br />

Flutbewässerung aus Brunnenwasser<br />

urbar gemacht. Ein mit biologischdynamischen<br />

Präparaten veredelter<br />

Kompost sorgte für eine gute Düngung.<br />

Im Laufe der Jahre konnten<br />

weitere Flächen in der Nachbarschaft<br />

erworben werden, so dass heute etwa<br />

180ha bewirtschaftet werden. Auf<br />

den Farmen wird, je nach Standort,<br />

mit Brunnenwasser (Tiefbohrungen<br />

bis zu 150m) oder Kanälen, die aus<br />

dem Nil gespeist werden, bewässert.<br />

Für verschiedene Kulturen nutzen die<br />

Bauern Sprenkler oder Tröpfchenbewässerung,<br />

um Verdunstung zu<br />

verringern.<br />

Die Bauern arbeiten mit einer Fruchtfolge,<br />

die der Auslaugung der Böden<br />

entgegenwirkt. So nehmen Leguminosenarten<br />

wie Bohnen oder Klee<br />

als Viehfutter eine wichtige Stellung<br />

unter den Produkten ein. Alle Farmen<br />

unterhalten Vieh wie Kühe, Wasserbüffel,<br />

Schafe und Hühner, deren Mist<br />

für die Düngung eine wichtige Rolle<br />

spielt. Seit 2007 wurde die Produktion<br />

von Kompost zusammen mit der Firma<br />

Soil & More (Niederlande) enorm<br />

verbessert und vergrößert, so dass<br />

inzwischen 110.000 Tonnen jährlich<br />

produziert werden.<br />

Expansion in statt Exodus<br />

aus der Wüste<br />

Diese Entwicklung machte es möglich,<br />

dass Sekem drei weitere große Wüstengrundstücke<br />

bearbeiten konnte,<br />

deren Flächen durch Bewässerung<br />

und Kompostaufbringung Stück für<br />

Stück urbar gemacht werden. Dabei<br />

werden Klee und andere Leguminosen<br />

in den ersten Jahren vermehrt<br />

angebaut, um Stickstoff in die Böden<br />

zu bringen.<br />

Die Sinai-Farm mit knapp 1000ha<br />

baut Orangen, Kartoffeln, Bohnen<br />

und Futterpflanzen an, jedes Jahr<br />

wird ein größerer Anteil der Fläche<br />

bearbeitet. Die Farm in Minya, Mittelägypten,<br />

schlängelt sich in einem<br />

18km langen, schmalen Tal auf knapp<br />

1000ha Fläche in die Berge neben<br />

dem Nil. Hier werden Kräuter wie<br />

Das Nichts der Wüste inspirierte den Sekem-Gründer, mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft ein Paradies zu schaffen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

65


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Der Erde zurückgeben<br />

Kompost kommt eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Bodenbearbeitung zu: Er steigert den Ertrag, hält Wasser und<br />

speichert beachtliche Mengen Kohlenstoff.<br />

Von Tobias Bandel, Soil & More International<br />

Insbesondere kleinbäuerliche, aber<br />

auch intensive Landwirtschaftsgebiete<br />

Afrikas, Asiens und Lateinamerikas,<br />

sind stark von einem sich ändernden<br />

Klima betroffen. Humusbasierter<br />

Kompost gehört dort zu den wichtigsten<br />

Bestandteilen einer langfristig<br />

rentablen und damit nachhaltigen<br />

Landwirtschaft. Durch seine einzigartige<br />

physikalische und chemische<br />

Struktur sowie die hohe mikrobielle<br />

Aktivität unterstützt er die nachhaltige<br />

und stabile Entwicklung der<br />

Böden. Humus schützt zudem vor<br />

Austrocknung, Wind- und Wasser-<br />

Erosion bei langen Trockenperioden<br />

oder starkem Niederschlag.<br />

Herstellung: Nährstoffe, Impfung,<br />

Belüftung<br />

Beinahe jede Form von Biomasse kann<br />

zur Kompostierung verwendet werden.<br />

Wichtig ist, dass die Mischung<br />

ausgewogen ist, denn nur so kann<br />

ein nährstoffreiches und stabiles<br />

Endprodukt entstehen. Als Ausgangsmaterialien<br />

dienen z.B. Reisstroh,<br />

Ernterückstände, Wasserhyazinthen,<br />

Hühner- und Kuhmist, bis hin zum<br />

städtischen Grünabfall. In den meisten<br />

Fällen werden diese Materialien<br />

von dem eigenen Betrieb oder umliegender<br />

Landwirtschaft bezogen<br />

und dann in einem kontrollierten,<br />

mechanisch gewendeten, aeroben<br />

Kompostierungsprozess innerhalb von<br />

acht bis zehn Wochen verarbeitet.<br />

Eine mikrobielle Impfung des Kompost,<br />

sowie tägliche Temperatur- und<br />

CO 2<br />

-Messungen und die anschließende<br />

mechanische Belüftung des Kompost<br />

stellen sicher, dass der gesamte<br />

Kompostierungsprozess kontrolliert<br />

abläuft, d.h. einerseits Unkrautsamen<br />

und schädliche Mikroben vernichtet<br />

werden und andererseits ein stabiler<br />

Humus-Komplex aufgebaut wird.<br />

Ertragssteigerung: inklusive Wasserund<br />

Pflanzenschutz<br />

Im letzten Jahr litten die intensiv bewirtschafteten<br />

Tee-Plantagen Nordost-Indiens<br />

unter großer Trockenheit<br />

– Wasser ist hier ein knappes Gut.<br />

Diejenigen Teegärten, die Kompostanwendungen<br />

in ihr System<br />

integriert hatten, konnten ihren Ertragsausfall<br />

auf 20 Prozent minimieren,<br />

während der Rest der Betriebe<br />

bis zu 40 Prozent Ertragsausfall zu<br />

verkraften hatte. Insbesondere die<br />

erhöhte Wasserhaltekapazität kompostangereicherter<br />

Böden trägt zu<br />

diesen positiven Auswirkungen bei.<br />

Ein weiteres Merkmal von humusbasiertem<br />

Kompost ist die hohe<br />

mikrobielle Aktivität, die in Zeiten<br />

einer sich ständig verringernden<br />

Biodiversität der Agrarsysteme vor<br />

allem von konventionellen Betrieben<br />

geschätzt wird. Die Anwendung des<br />

Kompost stellt die natürliche Krankheitsresistenz,<br />

bzw. das natürliche<br />

Kompostherstellung in Ägypten<br />

Immunsystem der Pflanzen wieder<br />

her – eine willkommene Alternative<br />

zu den sich ständig verteuernden und<br />

zunehmend ineffektieven, aber auch<br />

gesundheitsschädlichen chemischen<br />

Pflanzenschutzmitteln.<br />

Klimabilanz: Sehr gut<br />

Selbst Großunternehmen wie Coca<br />

Cola, Marks & Spencer, Pepsico,<br />

Unilever, Walmart, aber auch Organisationen<br />

wie Fairtrade, Rainforest<br />

Alliance und WWF empfehlen Kompost<br />

innerhalb ihrer Lieferketten<br />

oder Mitgliedsorganisationen – oder<br />

schreiben ihn sogar vor.<br />

Hierbei kommt vor allem der insgesamt<br />

guten Klimabilanz von humusbasiertem<br />

Kompost hohe Relevanz zu.<br />

Der hohe Bodenkohlenstoffanteil im<br />

Kompost führt nicht nur über das C/N<br />

Verhältnis zu besseren Erträgen, guter<br />

Bodenstruktur und damit erhöhter<br />

Wasserhaltekapazität, sondern baut<br />

auch langfristig und stabil Kohlenstoff<br />

im Boden auf. Dies führt zu<br />

einer Senkung des atmosphärischen<br />

Kohlenstoff bzw. Kohlendioxids. Ingesamt<br />

befinden sich über 50 Prozent<br />

des gesamten im Boden bzw. in den<br />

Gesteinschichten und der pflanzlichen<br />

Biomasse gebunden Kohlenstoffs in<br />

den oberen 30-50 cm eines aktiven<br />

Humusbodens. Eben dieser kann<br />

durch Kompostanwendungen geschützt<br />

und stabilisiert werden.<br />

Treibhausgase wie Methan werden<br />

bereits während der Herstellung von<br />

Humuskompost vermieden. Diese<br />

Emissionsvermeidung kann auch als<br />

Emissionszertifikate verifiziert und<br />

gehandelt werden – eine zusätzliche<br />

Einnahmequelle für den landwirtschaftlichen<br />

Betrieb.<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

| Ernährung & Landwirtschaft |<br />

Special<br />

Basilikum, Kamille, Dill und Zwiebeln<br />

angebaut.<br />

Die Farm in der Bahareya-Senke in der<br />

Westwüste: auf etwa 150ha werden<br />

Krauseminze, Palmen, Agroforst,<br />

Süßholz, Klee, Luzerne und Geranium<br />

angebaut. Auch diese Farm wird in<br />

einigen Jahren etwa 1000ha bewirtschaften.<br />

Die Böden werden mit dem eigens<br />

hergestellten Kompost gedüngt. Bisher<br />

wird in Ägypten das anfallende<br />

Reisstroh in riesigen Mengen verbrannt,<br />

was fatale Auswirkungen auf<br />

die Umwelt hat und in einem Land,<br />

das dringend Biomasse benötigt,<br />

diese unnötig zerstört. Bei Sekem wird<br />

der Kompost – meist zweimal jährlich<br />

– auf die Felder aufgebracht, die dazu<br />

gepflügt werden.<br />

Die Wüstenböden in der Umgebung<br />

Sekems sind leicht alkalisch, mit sehr<br />

niedrigen Kohlenstoffwerten und<br />

recht hohen Salzwerten. Die Bearbeitung<br />

mit Kompost, Gründünger,<br />

biologisch-dynamischen Präparaten<br />

und regelmäßiger Bewässerung hat<br />

im Laufe der Zeit zu einer Änderung<br />

der Bodenzusammensetzung geführt<br />

– mit höheren Werten von organischer<br />

Substanz.<br />

In einer Studie von Soil & More International,<br />

dem Louis Bolk Institut und<br />

der Heliopolis University konnten Joris<br />

van der Kamp und Boki Luske die<br />

Effekte von langjähriger biodynamischer<br />

Landwirtschaft auf die ägyptischen<br />

Wüstenböden aufzeigen. Dazu<br />

wurde der Gehalt an organischem<br />

Kohlenstoff in verschiedenen Bodenschichten<br />

gemessen und mit nicht<br />

bearbeitetem Wüstenboden verglichen.<br />

Die Ergebnisse zeigen eine<br />

starke Zunahme von organischem<br />

Kohlenstoff bis in Schichten von<br />

30cm Tiefe. Im unberührten Wüstenboden<br />

rund um Sekem fand sich ein<br />

organischer Kohlenstoffgehalt von<br />

maximal 0.08 Prozent. Auf Böden<br />

hingegen, die 30 Jahre bewirtschaftet<br />

wurden, hat sich der organische<br />

Kohlenstoffgehalt in 0-10cm Tiefe<br />

auf bis zu 1,39 Prozent und in 10-<br />

30 cm Tiefe auf bis zu 0,39 Prozent<br />

erhöht. Pro Hektar und Jahr werden<br />

im Durchschnitt drei Tonnen CO2-<br />

Äquivalente gebunden und somit<br />

ein großer Beitrag zum Klimaschutz<br />

erbracht. Der höhere Humusgehalt<br />

im Boden führt außerdem dazu,<br />

dass 20-40 Prozent weniger Wasser<br />

für die Bewässerung benötigt wird<br />

und die Bodenfruchtbarkeit sich verbessert<br />

– wichtige Faktoren, um die<br />

Nahrungsmittelsicherheit in einem<br />

wasserarmen Land wie Ägypten zu<br />

verbessern.<br />

Biologisch-dynamische Landwirtschaft<br />

mit ihren vielfältigen positiven Auswirkungen<br />

auf landwirtschaftliche Böden<br />

verfügt über ein starkes Potenzial, die<br />

großen Herausforderungen unserer<br />

Zeit zu meistern. Sie trägt nicht nur zu<br />

einer besseren Ernährungsversorgung<br />

und einem schonenderen Umgang<br />

mit knappen <strong>Ressourcen</strong> wie Wasser<br />

bei, sondern bietet auch unzähligen<br />

Bauern in armen ländlichen Regionen<br />

eine nachhaltigere und sicherere<br />

Lebens grundlage.<br />

Ein starkes Duo<br />

Der CSR-Manager<br />

Unternehmensverantwortung in der Praxis<br />

Der praktische CSR-Ratgeber für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

von Dennis Lotter und Jerome Braun.<br />

Forum<br />

Forum<br />

Forum<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Forum<br />

<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 •<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Green<br />

Building<br />

<strong>Ressourcen</strong><br />

Wasser<br />

Spekulationsobjekt<br />

oder Menschenrecht?<br />

Zukunftsmusik • ISO 26000 • SINN-lichkeit • Biodiversität • Rio wird 18<br />

Büro & Umwelt • Projektmanagement • Werthaltigkeit • Pioniere des Wandels<br />

In der Zukunft angekommen?<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Design • CSR-Excellence • Unternehmensnahe Stiftungen •<br />

Branchenreport Solar • Aquakulturen • Lobbyieren • <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis<br />

Design City • Energieeffizienz • Baustandards • Innovationsmanagement<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitspreise • Der Grüne Fuhrpark • Elektromobilität • Jahr des Waldes<br />

Welche Welt übergeben wir<br />

unseren Kindern?<br />

Special: Deutschlands nachhaltige Unternehmen<br />

Special: Ernährung & Landwirtschaft<br />

Verpackungen • Ökolandbau • Kooperationen von NPOs und Unternehmen • Wald<br />

Gewerbebau • Green Meetings & Events • Cradle to Cradle • Klimaverhandlungen<br />

01/<strong>2011</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

Special: Fair Trade & Ethischer Konsum<br />

Special: CSR im Mittelstand<br />

04/2010<br />

ISSN 1865-4266<br />

03/2010<br />

ISSN 1865-4266<br />

220 Seiten fundiertes Wissen, gepaart mit spannenden<br />

Fällen aus der Praxis und wertvollen Checklisten<br />

– nur 24,90 Euro<br />

Zu den Autoren:<br />

www.benefitidentity.com<br />

Jetzt bestellen,<br />

per Telefon unter 089 / 74 66 11 - 0<br />

oder online unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheidermagazin für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> und Corporate Social Responsibility<br />

Einzelheft 7,50 | Jahresabonnement 30,- (4 Ausgaben) | pdf-Abo 25,- | Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

67


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Land Grabbing<br />

Wir nehmen, Ihr gebt!<br />

Investitionen in ländliche Entwicklung<br />

sind wichtig und könnten für alle<br />

Beteiligten Chancen darstellen. Doch<br />

mit den ungleich gestalteten Land-<br />

Deals gehen bisher vor allem Risiken<br />

einher.<br />

Von Constanze von Oppeln<br />

Seit der Nahrungsmittel- und Energiepreiskrise<br />

2007/08 ist die globale<br />

Nachfrage nach Agrarland explodiert:<br />

Zwischen 1961 und 2007 stieg die<br />

landwirtschaftlich genutzte Fläche<br />

weltweit noch um jährlich etwa vier<br />

Millionen Hektar an. 2008/09 wurden<br />

laut Weltbank innerhalb eines Jahres<br />

internationale Abkommen mit einem<br />

Gesamtumfang von schon über 45<br />

Millionen Hektar Agrarland abgeschlossen.<br />

Doch auch diese massive<br />

Steigerung beziffert wohl nur „die<br />

Spitze des Eisbergs“: Aufgrund der<br />

großen Intransparenz von Land-Deals<br />

in den betroffenen Ländern hängt<br />

die nationale und internationale<br />

Berichterstattung den tatsächlichen<br />

Dimensionen dieses Trends laut einem<br />

Papier des BMZ von 2009 noch weit<br />

hinterher.<br />

Auch deutsche Unternehmen partizipieren<br />

an diesem Trend: Medienberichten<br />

zufolge erwerben deutsche<br />

Firmen Agrarland in afrikanischen<br />

Staaten, um dort Energiepflanzen zur<br />

Produktion von Biotreibstoff anzubauen.<br />

Fonds deutscher Banken finanzieren<br />

zudem ausländische Firmen, die in<br />

großem Stil Agrarland aufkaufen.<br />

Wettlauf um Mangelware<br />

Landressourcen<br />

Die großflächige Landnahme findet<br />

weltweit statt. Hauptzielländer sind<br />

allerdings Entwicklungsländer in Afrika<br />

südlich der Sahara (75 Prozent).<br />

Hier werden Investoren durch zwei<br />

Faktoren angelockt: die Verfügbarkeit<br />

landwirtschaftlicher Fläche mit gutem<br />

Produktionspotenzial und schwache<br />

Regierungsführung. Hinzukommt,<br />

dass sich diese Länder, die selber<br />

mit gravierenden Nahrungsmitteldefiziten<br />

und ländlicher Armut zu<br />

kämpfen haben, bei der Gestaltung<br />

investorenfreundlicher Rahmenbedingungen<br />

gegenseitig unterbieten, um<br />

ausländisches Kapital und Technologie<br />

anzulocken.<br />

Die regulativen Rahmenbedingungen<br />

der Land-Deals sind für die Bevölkerung<br />

und die Region entscheidend:<br />

Erfolgen die Investitionen nicht auf<br />

Grundlage sozialer, ökologischer und<br />

ökonomischer Analysen und fehlt es<br />

an einer angemessenenen Beteiligung<br />

betroffener Gruppen, bergen sie vielfältige<br />

Risiken:<br />

Landeigentums- oder Nutzungsrechte<br />

sind in vielen Ländern des südlichen<br />

68 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

SPEcIAL<br />

Afrikas und anderen Zielländern nur<br />

unzureichend dokumentiert oder haben<br />

keine formalrechtliche Grundlage.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass dieses<br />

Land nicht bereits seit Generationen<br />

bewirtschaftet oder anders genutzt<br />

wird. Aufgrund des asymmetrischen<br />

Kräfteverhältnisses bei Land-Deals<br />

(„Kleinbauer gegen Großinvestor“),<br />

wenig Rechtssicherheit und Korruption<br />

hat die lokale Bevölkerung<br />

kaum eine Chance, legitimen Besitz<br />

oder traditionelle Nutzungsrechte<br />

zu behaupten. Folgen können die<br />

Verschärfung von Landkonflikten,<br />

Umsiedlung oder Vertreibung der<br />

lokalen Bevölkerung sein. Traditionelle<br />

Lebensformen, die etwa auf dem<br />

Sammeln von Waldprodukten oder<br />

nomadischen Weidewirtschaft basieren,<br />

werden weiter marginalisiert.<br />

Bei der Mehrzahl der Land-Deals geht<br />

es darum, auf der gekauften oder<br />

gepachteten Fläche Exportprodukte<br />

– Nahrungsmittel, Agrartreibstoffe<br />

oder anderes – anzubauen. Dies<br />

verschärft die Ernährungssituation<br />

der Bevölkerung vor Ort, wenn die<br />

Fläche für die Eigenversorgung weiter<br />

beschränkt und kein Ausgleich durch<br />

Marktzukäufe gesichert ist. Zumal die<br />

großflächige Bewirtschaftung durch<br />

die Investoren eher Arbeitsplätze vernichtet,<br />

als neue schafft, insbesondere,<br />

wenn die Investoren Arbeitskräfte<br />

aus ihren eigenen Ländern mitbringen<br />

und weitgehend mechanisierte Produktionsverfahren<br />

einsetzen.<br />

Aus ökologischer Sicht ist der großflächige<br />

Anbau einzelner Kulturpflanzen<br />

mit intensivem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz<br />

eine potenzielle Gefahr<br />

für Biodiversität, langfristige Fruchtbarkeit<br />

der Böden und natürlichen<br />

Wasserhaushalt.<br />

Sind Win-win-Investitionen<br />

möglich?<br />

Investitionen in Landwirtschaft und<br />

ländliche Entwicklung sind in vielen<br />

Zielländern der Landnahmen dringend<br />

erforderlich. Gerade im südlichen Afrika<br />

bleiben bäuerliche Betriebe oft weit<br />

hinter ihren Produktionspotenzialen<br />

zurück. Viele dieser Kleinbauern produzieren<br />

noch nicht einmal genügend<br />

Nahrung, um ihre eigene Ernährung<br />

zu sichern. Unter den weltweit etwa<br />

925 Millionen hungernden Menschen<br />

stellen Kleinbauern die weitaus größte<br />

Gruppe.<br />

Das gewachsene Interesse an ländlichen<br />

Räumen kann daher auch eine<br />

Chance sein. Allerdings müssen die<br />

Investitionen grundsätzlich anders<br />

gestaltet werden, als die großflächige<br />

Landnahme mit den oben<br />

beschriebenen Risiken: Armutsorientierte<br />

sowie sozial und ökologisch<br />

nachhaltige Maßnahmen, die die<br />

lokalen Kleinbauern einbinden,<br />

sind erforderlich. Vorstellbar sind<br />

fair gestaltete Formen der Vertragslandwirtschaft,<br />

die den beteiligten<br />

Bauern Zugang zu Innovationen,<br />

Wissen und Kapital gewähren, oder<br />

Joint-Venture Modelle, bei denen die<br />

lokalen Produzenten eine Gewinnbeteiligung<br />

erhalten. Doch weder die<br />

ungleichen Kräfteverhältnisse der<br />

Deals noch die Rahmenbedingungen<br />

machen eine solche Ausgestaltung<br />

wahrscheinlich.<br />

Bessere Zeiten für die Teebauern von Valacode<br />

Vorbei an Teegärten windet sich die Gebirgsstraße in Kerala, dem Bundesstaat im Südwesten Indiens. Schließlich halten wir bei einer christlichen<br />

Schule. Von dort aus ist es noch eine Viertelstunde Fußweg bis zum Dorf Valacode. Wir überqueren einen kleinen Bach – dort wäscht<br />

eine Frau Wäsche im Gebirgswasser. Das Steinhäuschen von George und Valsamma Oomman liegt im Grünen, umgeben von Kaffeesträuchern,<br />

Bananenstauden und verschiedenen Gemüsepfl anzen, zusätzlich zu ihrem Teegarten. Valsamma und George bewirtschaften knapp einen<br />

halben Hektar Land gemeinsam. Die Oommans verkaufen ihren Bio-Tee über die Peermade Development Society (PDS), eine kirchliche Entwicklungsorganisation,<br />

der 400 Kleinbauern angehören.<br />

Das Geschäft mit Tee lief jedoch längere Zeit schleppend. PDS<br />

konnte nicht viel Tee vermarkten, so dass die Organisation<br />

zwischendurch auch gar keine Teeblätter von den Kleinbauern<br />

abnahm. „Das waren schwierige Zeiten“, erinnert sich George.<br />

Die Oommans mussten ihre Ernte anderweitig zu einem<br />

schlechteren Preis verkaufen. George: „Doch bevor es PDS<br />

gab, war es noch schlechter. Wir bekamen nur drei Rupien<br />

pro Kilo Tee.“ Inzwischen bekommt PDS Unterstützung von<br />

Tea Promoters India (TPI), langjähriger Partner für Bio-Tee der<br />

Fair Handelsorganisation GEPA. Die Oommans begrüßen diese<br />

Entwicklung: „Bevor TPI kam, bekamen wir nur fünf Rupien<br />

pro Kilogramm Tee. Jetzt sind es 15 Rupien.“ Dank dem Fairen<br />

Handel entwickelt sich außerdem die gesamte Organisation<br />

in Sachen Tee weiter: Von dem Mehrpreis, den die GEPA an<br />

PDS für den Bio-Tee bezahlt, stellt PDS drei landwirtschaftliche<br />

Berater ein. Sie sollen die Kleinbauern unterstützen und<br />

schulen. Über die GEPA können die Kleinbauern ihren Tee auf<br />

dem deutschen Markt verkaufen. Dank dem Fairen Handel ist<br />

Tee-Anbau in dieser Region ein wichtiger Beitrag zum Familieneinkommen<br />

geworden.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

69


SPEcIAL | ERNäHRUNG & LANDWIRTScHAFT |<br />

Regulierungen in Sicht?<br />

Als Reaktion auf die rapide zunehmenden<br />

Landnahmen und die lauter<br />

werdende Kritik an dieser Entwicklung<br />

haben sich auf internationaler Ebene<br />

zwei Initiativen gegründet: Eine Initiative<br />

hat unter Vorsitz der Weltbank<br />

sieben Prinzipien für verantwortungsvolle<br />

Investitionen in Agrarland<br />

formuliert (Principles for Responsible<br />

Agricultural Investment; siehe: www.<br />

responsibleagroinvestment.org/rai/).<br />

Die zweite Initiative, die von der<br />

Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation<br />

der Vereinten Nationen<br />

(FAO) gesteuert wird, setzt auf die<br />

Verantwortung der Regierungen in<br />

den Zielländern des Land Grabbings<br />

(Volontary Guidelines on Responsible<br />

Governance of Tenure of Land<br />

and Other Natural Resources; siehe:<br />

www.fao.org/nr/tenure/voluntaryguidelines).<br />

Beide Ausarbeitungsprozesse sind<br />

noch nicht abgeschlossen. Zwar erwecken<br />

insbesondere die RAI-Prinzipien<br />

schon den Eindruck, dass sie fertig<br />

seien, aber aus vielen Ländern gibt<br />

es massiven Protest. Denn die Prinzipien<br />

nehmen keinerlei Bezug auf<br />

existierende, relevante Gesetzgebung<br />

– etwa arbeitsrechtliche Normen –<br />

Bewohner der Gemeinde Santa Rosa de Roca berichten von den drängenden Landkonflikten<br />

mit Großgrundbesitzern und Bodenspekulanten aus Brasilien. Zentrale Figur im Kampf<br />

um Land ist die couragierte Gemeindeführerin Marta Solis Aponte (35).<br />

nehmen und machen nicht den<br />

völkerrechtlich sehr relevanten Unterschied<br />

zwischen Staatenpflichten und<br />

Unternehmerpflichten.<br />

Der Ansatz der zweiten Initiative verspricht<br />

die größere Wirksamkeit: Von<br />

den Voluntary Guidelines gibt es zwar<br />

noch nicht einmal einen offiziellen ersten<br />

Entwurf (sog. „Zero Draft“); der<br />

Entwurf wird im Frühjahr erwartet.<br />

Doch anders als die Prinzipien werden<br />

die Voluntary Guidelines sich an existierende<br />

internationale Gesetzgebung<br />

anlehnen und diese weiter konkretisieren.<br />

Sie zeigen so den Rahmen auf,<br />

in dem sich Staaten bei der Landvergabe<br />

bewegen können. Geplant sind<br />

z.B. konkrete Vorgaben darüber, wie<br />

die Beteiligung der Betroffenen vor<br />

Ort gestaltet werden muss, welche<br />

Beschwerdemöglichkeiten und Kompensationsformen<br />

bei Verletzungen<br />

zur Verfügung stehen, welche Zugriffsmöglichkeiten<br />

bei Rechtsverletzungen<br />

auf Firmen im Ausland<br />

bestehen (extra-territoriale Geltung),<br />

etc. Der Prozess zur Erarbeitung der<br />

Voluntary Guidelines läuft bereits seit<br />

zwei Jahren und ist – im Gegensatz<br />

zum Prozess der Erarbeitung der<br />

Prinzipien – sehr inklusiv gestaltet:<br />

mit regionalen Konsultationen für alle<br />

zivilgesellschaftlichen Gruppen auf<br />

allen Kontinenten, öffentliche online-<br />

Konsultationen zur Stellungnahme,<br />

etc. Mit diesen Leitlinien würde den<br />

Betroffenen ein konkretes Instrument<br />

in die Hand gegeben, um vom Staat<br />

einzufordern, bei der Vergabe von<br />

Land verantwortlich zu handeln und<br />

seinen Verpflichtungen – wie etwa<br />

dem Menschenrecht auf Nahrung –<br />

nachzukommen.<br />

Land Grabbing gefährdet lokale Arbeitsplätze und gewachsene Traditionen. Auch aus<br />

ökologischer Sicht ist der Landkauf durch kaufkräftige Investoren problematisch: Der<br />

großflächige Anbau einzelner Kulturpflanzen mit intensivem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz<br />

stellt eine potenzielle Gefahr für Biodiversität, langfristige Fruchtbarkeit der Böden<br />

und natürlichen Wasserhaushalt dar.<br />

Im Profil<br />

Constanze von Oppeln ist Referentin<br />

Ernährungspolitik bei der Welthungerhilfe.<br />

70 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

sPECiaL<br />

International Conference on<br />

Sustainable Business<br />

and Consumption <strong>2011</strong><br />

Boden und Wasser –<br />

unsere wichtigsten <strong>Ressourcen</strong><br />

Overview & Facts<br />

SusCon <strong>2011</strong>, 28.-29.6.<strong>2011</strong><br />

in Nürnberg<br />

Von Katharina Wußler<br />

Bevölkerungswachstum, Wasserverknappung<br />

und Bodenverlust zwingen<br />

uns, das Weiter-wie-bisher kritisch zu<br />

hinterfragen: Gibt die industriellle<br />

Landwirtschaft mit Pestiziden, Kunstdünger,<br />

Gentechnik und Saatgutmonopolen<br />

Antworten auf diese Probleme?<br />

Welche Alternativen erscheinen umsetzbar<br />

und „ganzheitlich rentabel“?<br />

Die 3. International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

(SusCon) diskutiert die Prinzipien,<br />

Risiken und Folgen unseres Umgangs<br />

mit Grundressourcen und sucht nach<br />

innovativen „grünen“ Lösungen.<br />

„Wassermangel und der unwiederbringliche<br />

Verlust von fruchtbarem<br />

Boden stellen existentielle Herausforderungen<br />

für die Menschen im 21.<br />

Jahrhundert dar“. Als Mit-Veranstalter<br />

der SusCon <strong>2011</strong> sieht Fritz Lietsch<br />

hier akuten Handlungsbedarf. Denn<br />

von der Verknappung der natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> Boden und Wasser ist<br />

nicht nur die Nahrungsmittelversorgung<br />

betroffen, sondern auch die<br />

Wertschöpfungskette anderer Wirtschaftszweige.<br />

„Zukünftig wird es im<br />

Extremfall für einige Unternehmen<br />

schlicht darum gehen, ob sie ihre<br />

Produktion überhaupt weiterführen<br />

können“, ist Udo Censkowsky,<br />

Geschäftsführer des internationalen<br />

Beratungsbüros Organic Services,<br />

überzeugt. Die SusCon <strong>2011</strong> hat<br />

sich deshalb zum Ziel gesetzt, das<br />

Bewusstsein für einen nachhaltigen<br />

Umgang mit den <strong>Ressourcen</strong> Boden<br />

und Wasser zu fördern.<br />

Den Dreiklang verankern<br />

Überbevölkerung, Klimawandel und<br />

<strong>Ressourcen</strong>verknappung führen zu<br />

einem Paradigmenwechsel in der<br />

Wirtschaft, dem sich niemand entziehen<br />

kann. Seit seiner Teilnahme beim<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsgipfel 1992 in Rio ist<br />

Bodenverschlechterung: Ein sich weltweit<br />

ausbreitendes Problem. Die SusCon <strong>2011</strong><br />

diskutiert Lösungsansätze und einen nachhaltigen<br />

Umgang mit Boden und Wasser.<br />

Thema:<br />

soil and Water – Handle with Care!<br />

Changing threats into opportunities<br />

Host:<br />

NürnbergMesse GmbH, Deutschland<br />

Veranstaltungsort:<br />

Congress Center Nürnberg, CCN Mitte<br />

Veranstalter:<br />

COLaBOra, altop Verlag,<br />

Organic services GmbH<br />

Wirtschaftsbereiche:<br />

• Umwelttechnologie,<br />

Umweltdienstleistungen<br />

• trinkwasseraufbereitung<br />

• abwasserbehandlung<br />

• rohstoff-recycling<br />

• finanzierung<br />

• Konsumgüterhersteller<br />

• Lebensmittel<br />

• textil<br />

• Papier<br />

• reinigungsmittel<br />

Diskussionsthemen:<br />

• Konsumtrends und Lifestyle<br />

• Wertschöpfungskette: von risiken<br />

zu neuen geschäftsmöglichkeiten<br />

• ausweitung von Kooperationen und<br />

neuen geschäftspotenzialen<br />

• innovative technologien im<br />

Business-Kontext<br />

Zielgruppe:<br />

repräsentanten aus Politik, medien und<br />

hochkarätigen nationalen und internationalen<br />

Organisationen sowie Wirtschaft,<br />

ngOs und Zertifi zierungsgesellschaften.<br />

Erwartete Teilnehmerzahl: 300 plus.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

71


sPECiaL | ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

niemand darf Kontrolle über die natur haben. niemand darf Kontrolle über das Leben haben. niemand darf das<br />

recht haben, Patente auf Leben zu beanspruchen.<br />

So lange meine frau und ich noch leben, werden wir für das recht der Bauern kämpfen, ihr Saatgut von Jahr<br />

zu Jahr wiederzuverwenden. niemand darf dem anderen dieses recht wegnehmen. meine frau und ich haben<br />

fünf Kinder, 15 enkel und einen Urenkel. Wir haben oft darüber nachgedacht, was für eine Zukunft wir unserer<br />

jungen generation hinterlassen wollen. eine Zukunft mit Böden und Wasser voller gifte? ich glaube nicht, dass<br />

sich irgendjemand eine solche Zukunft für die kommenden generationen wünscht. noch haben wir die Chance,<br />

das richtige zu tun.<br />

Percy Schmeiser, kanadischer farmer und Saatgutzüchter, kämpfte zehn Jahre gegen den internationalen gentechnikkonzern monsanto.<br />

gemeinsam mit seiner ehefrau Louise erhielt er im Jahr 2007 den alternativen nobelpreis für den Kampf gegen die agro-gentechnik und den<br />

mut bei der Verteidigung der Biodiversität und die rechte der Landwirte. Das ehepaar Schmeiser gilt heute – nicht zuletzt durch die Wirkung des<br />

beeindruckenden Dokumentarfi lms „David gegen monsanto“ von Bertram Verhaag – als Symbolfi gur im Kampf für eine gentechnikfreie Welt.<br />

meine Vision einer Zukunft für uns alle ist, dass menschliches Leben rund um den erdball wächst und gedeiht,<br />

in all seiner Verschiedenheit. für die Landwirtschaft habe ich die Vision von kleinen, biodiversen farmen, mit<br />

freiem Saatgut und fruchtbarem Land. Sonne, Boden und Samen schenken uns die besten nahrungsmittel. Doch,<br />

diese Kombination verfehlt das industriesystem gänzlich. Das starre Zukunftsbild von industrie und Wirtschaft<br />

ist geprägt durch Öl, durch fossile Brennstoffe. meine Zukunftsvision dreht sich dagegen um eine lebendige<br />

erde, lebendige menschen und lebendige farmen. Das von uns gegründete netzwerk navdanya beschäftigt<br />

Bauern, welche auf grundlage des ökologischen Landbaus Saatgut sammeln. Dieses ist durch jahrtausendelange<br />

Züchtung und tradition ohne künstliche Chemie und genmanipulation resistent, gegen fluten, Dürren und<br />

Schädlinge. es ist ein mythos, dass industrieller anbau mit Pestiziden und gentechnik mehr nahrung produziert<br />

im Vergleich zum ökologischen anbau. Die Wahrheit ist eben immer abhängig von der Perspektive derjenigen,<br />

die danach fragen.<br />

Vandana Shiva, indische Umweltschützerin, Bürgerrechtlerin und feministin. Sie wurde 1993 mit dem alternativen nobelpreis ausgezeichnet,<br />

weil sie frauen und Ökologie ins Zentrum des modernen Diskurses um entwicklungspolitik setzt.<br />

Wir arbeiten seit 33 Jahren in Ägypten und haben Wüste urbar gemacht. Beim Besiedeln von Wüstengegenden<br />

kann unglaublich viel Biodiversität geschaffen werden, zum Beispiel unzählige mikroorganismen, hunderte von<br />

tier- und Pfl anzenarten. Biologisch-dynamische und organische Landwirtschaft werden somit zu indikatoren<br />

für den Schutz vor Klimawandel und Biodiversitätsverlust. in letzter Konsequenz bedeutet dies die Sicherung<br />

der Lebensgrundlage. erschwingliche Produktpreise sowie Qualitätssteigerung sind belegbare ergebnisse. Das<br />

Wirtschaftsmodell unserer farm Sekem veranschaulicht, dass Profi tabilität und Präsenz auf dem Weltmarkt in<br />

einklang mit mensch und natur möglich sind. Die Lösung für die wachsenden ökologischen herausforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts liegt bereits auf der hand: Wasser, energieknappheit, alles das kann biologisch-dynamische<br />

und organische Landwirtschaft besser händeln als alle anderen formen der Landwirtschaft.<br />

Helmy Abouleish, geschäftsführer der SeKem holding, setzt auf biologische und nachhaltige Bewirtschaftung. Dabei steht das Zusammenspiel<br />

von Wirtschaft, Sozialem und Kultur im Zentrum. hierzu zählt vor allem der bewusste Umgang mit energie und ressourcen. Die Sekeminitiative<br />

wurde 2003 als „Wirtschaftsmodell des 21. Jahrhunderts“ mit dem alternativen nobelpreis ausgezeichnet.<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

sPECiaL<br />

sich SusCon-Initiator Bernward Geier<br />

bewusst, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit das<br />

Zukunftsthema darstellt und arbeitet<br />

an der Verankerung in der wirtschaftlichen<br />

Praxis: „Dass es nicht nur rhetorisch<br />

und theoretisch inzwischen auch<br />

bei Unternehmen angekommen ist,<br />

zeigt die SusCon“. Global agierende<br />

Entscheider aus Politik, NGOs, Medien<br />

und Wirtschaft kommen vom 28. bis<br />

29. Juni <strong>2011</strong> in Nürnberg zusammen,<br />

um die Zukunft unserer Erde aktiv<br />

zu gestalten. Hochkarätige Vertreter<br />

der Wirtschaftsbereiche Umwelttechnologie,<br />

Umweltdienstleistungen,<br />

wie z. B. Trinkwasseraufberei tung,<br />

aber auch Konsumgüterhersteller<br />

aus Lebensmittel- und Textilindustrie<br />

werden lösungsorientiert das Thema<br />

<strong>Ressourcen</strong>management diskutieren.<br />

Wesentliches Augenmerk fällt dabei<br />

auf den Mittelstand. Gerade kleine<br />

und mittlere Unternehmen können<br />

flexibler auf wandelnde Rahmenbedingungen<br />

reagieren und neue<br />

Marktnischen besetzen.<br />

Do-Tank Philosophie<br />

Unter dem Motto „Vom Reden zum<br />

Handeln“ wollen die drei Veranstalter<br />

<strong>2011</strong> noch mehr Dynamik und Aktion<br />

ermöglichen. Aktive Arbeitsgruppen,<br />

etwa die Young Academics des Hasso<br />

Plattner Instituts, sollen gemeinsam<br />

mit ausgewählten Unternehmen innovative<br />

Lösungen auf Basis der „Design<br />

Thinking“ Methode entwickeln. Interdisziplinäre<br />

Ansätze und Synergien<br />

können in Panel Sessions realisiert<br />

werden, in denen sektorübergreifende<br />

Kontroversen geplant sind.<br />

„Natürlich“ Frauenpower<br />

Wie wichtig die Rolle der Frauen für<br />

den Erhalt der Biodiversität ist, zeigt<br />

sich besonders deutlich in den Ländern<br />

und Regionen mit traditioneller<br />

Landwirtschaft. So war und ist die<br />

Frau in den meisten Kulturen Hüterin<br />

der Biodiversität. Vandana Shiva,<br />

Sprecherin auf der SusCon <strong>2011</strong>,<br />

setzt sich dafür ein, dass Frauen wieder<br />

zu Schützerinnen des Saatgutes<br />

werden. Die Alternative Nobelpreisträgerin<br />

ist davon überzeugt, dass ihr<br />

Umgang damit verantwortungsvoller<br />

und nachhaltiger ist. Auch Bernward<br />

Geier hat im Laufe seiner langjährigen<br />

IFOAM-Präsidentschaft immer<br />

wieder festgestellt, dass „Frauen<br />

einen viel natürlicheren Bezug zur<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit haben, im Vergleich<br />

zu uns Männern“. Fritz Lietsch prognostiziert,<br />

dass die Frauenquote<br />

in Führungspositionen in den kommenden<br />

Jahren eine „natürliche“<br />

Entwicklung durchläuft. Die Veranstalter<br />

wollen die Rolle der Frau in der<br />

Umwelt- und <strong>Nachhaltig</strong>keitspolitik<br />

stärken – für dieses Jahr ist deshalb<br />

ein großes Panel geplant, bei dem<br />

ausschließlich international agierende<br />

weibliche Führungspersönlichkeiten<br />

auf dem Podium diskutieren und<br />

so die feminine Perspektive in die<br />

Debatte um <strong>Ressourcen</strong>verknappung<br />

einbringen.<br />

Green Meeting Pioneer –<br />

Mit gutem Beispiel voran<br />

Auch <strong>2011</strong> setzen die Veranstalter der SusCon alles daran, die bei der Konferenz entstehenden<br />

Schadstoffausstöße so gering wie möglich zu halten. Der CO 2<br />

-Footprint,<br />

den die Veranstaltung dennoch hinterlässt, wird durch die Unterstützung des Soil &<br />

Energy Projektes in Nord-Karnataka, Indien, kompensiert. Bereits in den vergangenen<br />

Jahren wurde das Projekt gefördert, welches nachhaltige Energienutzung und ökologische<br />

Landnutzung kombiniert.<br />

Bereits seit der ersten Konferenz im<br />

Jahr 2009 ist die Veranstaltung selbst<br />

an ökologischen Kriterien ausgerichtet.<br />

So werden z.B. die Teilnehmer<br />

mit ausgewählten Biospezialitäten<br />

beköstigt und die Veranstaltung ist<br />

CO 2<br />

-neutral gestellt: Die SusCon 2010<br />

hat in Zusammenarbeit mit dem Soil<br />

& Energy Projekt knapp 1.500 Bäume<br />

in Indien pflanzen lassen, um entstandene<br />

Emissionen zu kompensieren.<br />

Auch <strong>2011</strong> wird diese Kooperation<br />

weitergeführt. Zusätzlich arbeiten die<br />

Veranstalter mit namhaften Experten<br />

aus dem Bereich Green Meetings<br />

zusammen und wollen weitere Standards<br />

setzen. Veranstaltungspartner<br />

Fritz Lietsch plant aktuell ein Informationsportal<br />

zum Thema Green Meetings<br />

und ist somit der ideale Sparring<br />

Partner – damit Top-Events nicht zur<br />

„Verwüstung“ beitragen, sondern<br />

auch morgen noch auf gutem Boden<br />

stehen können.<br />

Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.suscon.net<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

73


sPECiaL | ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

Bio<br />

an der FH Münster das Institut für<br />

nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft<br />

(iSuN) leitet. Einerseits<br />

steige der Marktanteil nach wie vor,<br />

die Branche habe sich klare Regeln gegeben<br />

und es geschafft, einen großen<br />

Teil der Kunden auch emotional an<br />

sich zu binden. Andererseits würden<br />

„Produkte und Strukturen auch anohat<br />

noch großes Potenzial<br />

Die Ernährungsbranche muss sich neuen Themen stellen<br />

Von Heike Leitschuh<br />

Bio-Produkte haben einen festen Platz<br />

in der Gesellschaft, doch nachhaltige<br />

Ernährung ist mehr als bio. Die gesamte<br />

Ernährungsbranche muss die Herausforderungen<br />

auf den Radarschirm<br />

holen, die der Klima- und <strong>Ressourcen</strong>schutz<br />

an sie richtet. Die Vorlieben der<br />

Konsumenten bieten aber auch Chancen<br />

für neue Geschäftsmodelle.<br />

Die Bio-Branche darf sich nicht auf<br />

ihren derzeitigen Erfolgen ausruhen,<br />

sondern muss ihre Vorreiterrolle neu<br />

definieren und wieder besetzen,<br />

so der Tenor einer Tagung, die das<br />

Institut iSuN Ende 2010 in Münster<br />

veranstaltete. „Der Massenmarkt ist<br />

für die Bio-Firmen Chance und Gefahr<br />

zugleich“, meint Petra Teitscheid, die<br />

74 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

sPECiaL<br />

nymer“. So könne Vertrauen wieder<br />

verspielt werden, zumal sich, wie<br />

derzeit zu beobachten, Meldungen<br />

über mit Pestiziden verunreinigte Produkte<br />

oder gar Fälschungen häuften.<br />

Außerdem laste auch auf den Bio-<br />

Herstellern ein enormer Kostendruck<br />

in der Wertschöpfungskette und „die<br />

Grenzen zwischen den Märkten bio<br />

und konventionell verschwimmen“,<br />

so die Wissenschaftlerin, denn die<br />

Bio-Branche folgt mit immer mehr<br />

Convenience-Angeboten dem Trend<br />

der Zeit. Aber auch „die Konventionellen<br />

werden in Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

besser und besonders die<br />

Großen der Branche beschleunigen<br />

das Tempo.“<br />

Neu sei, dass nun auch der Handel,<br />

der jahrelang Produktinnovationen<br />

eher misstrauisch beäugte und so<br />

das Nadelöhr der Entwicklung war,<br />

sich nun teilweise gar zum Treiber<br />

gemausert habe, wie zum Beispiel<br />

der Handelskonzern REWE. Aber<br />

auch produzierende Unternehmen,<br />

konventionelle und „Bios“ entwickeln<br />

umfassendere <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien<br />

und präsentieren ihre Maßnahmen<br />

in <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichten,<br />

wie beispielsweise Iglo, Lebensbaum,<br />

Nordmilch oder Westfleisch. Darüber<br />

hinaus werden <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen<br />

in bestehende Standards, wie<br />

z. B. Qualitätsmanagementsysteme,<br />

integriert.<br />

Bio heißt auch Klima- und<br />

<strong>Ressourcen</strong>schutz<br />

Das alles müsse die Bio-Branche nicht<br />

schrecken, findet Teitscheid, doch<br />

müsse sie nun die richtigen Schlüsse<br />

ziehen, um ihre Pionierposition halten<br />

zu können. Zu oft werde mit bio –<br />

„sicher in bester Absicht“ – zu extrem<br />

umgegangen, sagt Ulrich Walter, Chef<br />

der gleichnamigen Firma, die mit ihrer<br />

Marke Lebensbaum (Tee, Kaffee, Gewürze)<br />

nun seit über 30 Jahren erfolgreich<br />

am Bio-Markt agiert. „Die einen,<br />

vor allem die Discounter, benutzen es<br />

als Marketinginstrument, die anderen,<br />

der Bio-Fachhandel, tun so, als sei es<br />

das einzig Wahre. Die Verbraucher<br />

dagegen fokussieren sich auf einzelne<br />

Vorteile, vor allem gesundheitliche<br />

Aspekte, und interessieren sich teils<br />

wenig für die soziale und ökologische<br />

Qualität der Produkte.“ Vor allem die<br />

Themen Peak Oil, Klimagase, sauberes<br />

Wasser, Landverlust, Artenvielfalt,<br />

Bekämpfung der Armut und Schutz<br />

der <strong>Ressourcen</strong> generell hätten sich<br />

nun in den Vordergrund geschoben.<br />

„Damit sind auch wir, die Pioniere<br />

der ersten Stunde, herausgefordert,<br />

ganzheitliche Strategien zu entwickeln,<br />

also Verantwortung entlang<br />

der gesamten Wertschöpfungskette<br />

zu übernehmen“, so Walter. Interessante<br />

Ansätze sieht er jedoch bereits<br />

u.a. in der Initiative „Bio mit Gesicht“<br />

der Stiftung nature & more, die für<br />

Transparenz in der Lieferkette sorgt,<br />

oder die Verhaltenskodizes des Bundesverband<br />

Naturkost Naturwaren<br />

BNN, die auch die sozialen Kriterien<br />

beinhalten.<br />

Sehnsüchte der Verbraucher<br />

sind Chancen für visionäre<br />

Konzepte<br />

Eine Strategie der gesamten Branche<br />

könnte es sein, nicht nur die<br />

KONFERENZ <strong>2011</strong><br />

Am 9. und 10. Juni <strong>2011</strong> · In der IHK Frankfurt am Main · Am 9. und 10. Juni <strong>2011</strong> · In der IHK Frankfurt am Main<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

75<br />

www.karmakonsum.de / konferenz


sPECiaL | ErNÄHrUNG & LaNDWirTsCHaFT |<br />

Bio-Palette zu erweitern, sondern<br />

umfassend nachhaltige Konzepte<br />

anzubieten, schlägt Mirjam Hauser<br />

vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI)<br />

in Zürich vor. Denn die Verbraucher,<br />

so ergab eine neue Studie des GDI,<br />

hätten eine „tiefe Sehnsucht nach<br />

vertrauenswürdigem Essen“. Wohl<br />

verhalten sich die Menschen extrem<br />

widersprüchlich: Fast-Food-Ketten,<br />

Discounter, Light- und Convenience-<br />

Produkte haben ein schlechtes Image<br />

und trotzdem gehören sie zum<br />

Lebensstil der meisten Befragten,<br />

die sich deshalb bei der Ernährung<br />

unwohler und entfremdeter denn je<br />

fühlten. Die Gründe für das Paradoxon<br />

sieht die Wirtschaftspsychologin<br />

Hauser darin, dass die „Menschen<br />

zwar sagen können, was sie nicht wollen,<br />

aber nicht, was sie wollen. Und so<br />

verharren sie in ihren alten Einkaufsmustern.“<br />

Den Herstellern, Händlern<br />

und Restaurants empfiehlt sie daher,<br />

die „rückwärtsgewandte Sehnsucht<br />

der Konsumenten in neue visionäre<br />

Konzepte umzudeuten“. Das Beispiel<br />

der Bewegung „Slow Food“ zeige, in<br />

welche Richtung sich die Märkte weiterentwickeln<br />

könnten – denn Thema<br />

ist hier nicht nur <strong>Nachhaltig</strong>keit, sondern<br />

auch das Wiederaufleben von<br />

verloren geglaubten Traditionen und<br />

Ritualen. Schnell und einfach gehe<br />

das sicher nicht, weiß Hauser, doch<br />

die Unternehmen, die versuchten, die<br />

„große Vision zu denken, die abstrakten<br />

und diffusen Konsumsehnsüchte<br />

zu konkretisieren und radikal einfach<br />

anzubieten“, hätten die Chance, das<br />

Vertrauen der Konsumenten zurückzugewinnen.<br />

„Will man aber Verhalten verändern,<br />

muss man die Menschen beteiligen“,<br />

sagt Carola Strassner, Expertin für<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Ernährung an der FH<br />

Münster. Projekte wie das Hofgut<br />

Entrup in NRW, bei dem Verbraucher<br />

direkt in die landwirtschaftliche<br />

Produktion einbezogen werden<br />

(Community Supported Agriculture),<br />

zeigen dafür Wege auf. Derzeit 100<br />

Mitglieder zahlen einen festen Betrag<br />

und erhalten im Gegenzug einen Teil<br />

der Ernte. „Das ist mehr als die bekannte<br />

Gemüsekiste. Hier sollen die<br />

Menschen in den saisonalen Ablauf<br />

oder auch in Risiken wie Ernteausfälle<br />

eingebunden werden“, so Strassner.<br />

Wie weit aber darf sich bio dem Mainstream<br />

anpassen? Ist zum Beispiel<br />

Bio-Fast-Food akzeptabel? Durchaus,<br />

findet die Expertin, denn man könne<br />

sich nicht prinzipiell gegen die Fast-<br />

Food-Kultur stemmen, die einen<br />

festen Platz in der Gesellschaft habe.<br />

Vielmehr müsse man sie gesünder<br />

machen und für bio aufschließen.<br />

Wichtig sei, an bestehende Verhaltensweisen<br />

anzuknüpfen, wenn man<br />

eine nachhaltige Ernährung fördern<br />

will. „Produktinnovationen in der Lebensmittelwirtschaft<br />

muss man immer<br />

im Kontext von Gewohnheiten, Ritualen<br />

und Lebensstilen entwickeln“.<br />

Strassner sieht auch völlig neue Trends<br />

entstehen, wie zum Beispiel die sogenannte<br />

„Urban Agriculture“: Vor<br />

allem in den ärmeren Stadtteilen USamerikanischer<br />

Städte mehren sich<br />

Projekte, bei denen Menschen Obst<br />

und Gemüse für die Selbstversorgung<br />

anbauen oder sie „mieten“ sich einen<br />

Apfelbaum („Rent an appletree“),<br />

den sie ernten können.<br />

Schöne neue Kunstwelt?<br />

Die Lebensmittelkonzerne hingegen<br />

haben ganz andere Ideen: Neben<br />

genetisch veränderten Lebensmitteln,<br />

Functional Food (mit Nährstoffen<br />

angereicherte Produkte) und der Nanotechnologie<br />

arbeiten sie neuerdings<br />

daran, wie man Medikamente über die<br />

Nahrung verabreichen kann. Guido<br />

Ritter, Professor für Lebensmittelrecht,<br />

Lebensmittelsensorik und Produktentwicklung<br />

an der FH Münster, ist verärgert,<br />

dass die EU-Kommission entsprechende<br />

Produkte – zum Beispiel eine<br />

Cholesterin senkende Margarine – als<br />

Lebensmittel überhaupt zulässt. „Wir<br />

handeln uns damit eine Menge neuer<br />

Probleme ein: Die Menschen denken,<br />

sie tun sich was Gutes, wissen aber<br />

nicht, dass auch diese Produkte nicht<br />

für alle und nicht in jeder Dosierung<br />

geeignet sind.“ Vor allem aber werde<br />

so die Illusion geschürt, man brauche<br />

seine Ernährung nicht umzustellen.<br />

„Ein einzelnes Produkt kann uns nicht<br />

gesund erhalten, es geht immer um<br />

das gesamte Ernährungsverhalten und<br />

den Lebensstil“, so Ritter.<br />

Neue Geschäftsmodelle für<br />

Produzenten und Handel<br />

Es habe keinen Sinn, auf Convenience<br />

zu schimpfen, wenn die Menschen<br />

keine Zeit mehr hätten, täglich mit<br />

ausschließlich frischen Zutaten zu<br />

kochen, stellten viele Tagungsteilnehmer<br />

fest. Ein neues Geschäftsmodell<br />

hingegen könnte zum Beispiel der<br />

Dienstleister sein, der im Hause seiner<br />

Kunden kocht, ggf. mehrere Portionen<br />

zum Einfrieren. Oder das „Begehbare<br />

Rezeptbuch“ in Berlin-Schöneberg –<br />

ein Geschäft, das alle Zutaten für ein<br />

Rezept gleich griffbereit anbietet. Das<br />

bebilderte Rezept kann der Kunde<br />

ebenfalls mit nach Hause nehmen.<br />

Auch „Eataly“ ist so ein Geschäftsmodell,<br />

eine Fusion zwischen Supermarkt,<br />

Restaurant und Wissensanbieter. Hier<br />

gibt es regelmäßig Degustationen,<br />

Kochshows, Kochkurse und eine<br />

Kochbuchabteilung. Die Gerichte sind<br />

an der bodenständigen italienischen<br />

Regionalküche orientiert und das Ziel<br />

ist, biologische, regionale und fair gehandelte<br />

Produkte zu erschwinglichen<br />

Preisen anzubieten. Möglich wird das,<br />

indem die Lieferkette auf ein Minimum<br />

reduziert wird. Ursprünglich nur in Turin<br />

angesiedelt, ist „Eataly“ inzwischen<br />

expandiert und nun an sieben Standorten<br />

vertreten, darunter Tokyo und New<br />

York. Mirjam Hauser vom GDI fordert<br />

die Produzenten auf, auch mit den<br />

Konsumenten zusammen zuarbeiten,<br />

um neue Geschäftsmodelle zu kreieren.<br />

„Die Unternehmen tun ja meist<br />

so, als ließen ihnen die Verbraucher<br />

keine andere Wahl. Tatsächlich können<br />

sie über den Handel das Angebot steuern“,<br />

wie das Beispiel Eataly zeige.<br />

Im Profil<br />

Die autorin Heike Leitschuh (Jg. 1958)<br />

ist Journalistin, Buchautorin, moderatorin<br />

und Beraterin für nachhaltigkeit<br />

(www.fairwirtschaften.de).<br />

sie ist Mitherausgeberin des Jahrbuchs<br />

Ökologie.<br />

Kontakt: +49 (0)69 / 70 79 12 84<br />

heike-leitschuh@t-online.de<br />

Die Ergebnisse der Tagung des institut<br />

iSun ende 2010 in münster fi nden Sie unter<br />

www.fh-muenster.de/isun/veranstaltungen/tagungsdokumentation.pdf<br />

76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Praxis<br />

Green Events | <strong>Nachhaltig</strong>es Bauen | Strategie & Unternehmensführung<br />

<strong>forum</strong> startet in dieser Ausgabe den<br />

Auftakt zu einer neuen Artikelserie<br />

über nachhaltige Gewerbebauten: Ab<br />

sofort können Sie „live“ miterleben,<br />

wie „grüne“ Gebäude entstehen.<br />

Darüber hinaus berichten wir über<br />

wirklich nachhaltiges Veranstaltungsmanagement<br />

und darüber, welche<br />

Handlungsfelder beachtet werden<br />

müssen. Außerdem lesen Sie diesmal<br />

interessante Fachbeiträge und Best<br />

Practices über Innovationsfindung, gesunde<br />

Arbeit und Sputnik Moments.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

77


Praxis<br />

| GrEEN MEETiNG & EVENTs |<br />

Wenn Events, dann green<br />

Können Veranstaltungen nachhaltig sein?<br />

Events werden mit Attributen wie<br />

kurzfristiges Erleben, Luxus, Verschwendung<br />

und Schnelllebigkeit<br />

verbunden. <strong>Nachhaltig</strong>keit steht da-<br />

gegen für langfristiges Denken und<br />

Handeln, behutsamen Umgang mit<br />

<strong>Ressourcen</strong> und Umwelt, die Übernahme<br />

von Verantwortung für Mensch<br />

und Gesellschaft. Schließt das eine das<br />

andere aus? Können wir es uns guten<br />

Gewissens erlauben, weiterhin Veranstaltungen<br />

zu inszenieren?<br />

Von Petra Husemann-Roew<br />

Die Forderung nach <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

kann für die Eventbranche als Gefahr,<br />

aber auch als Chance gesehen werden:<br />

Events sind als Instrument in der<br />

heutigen Marketing- und Kommunikationslandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Jede Veranstaltung führt<br />

jedoch dazu, dass Umwelt und Klima<br />

belastet bzw. <strong>Ressourcen</strong> und Energien<br />

zusätzlich verbraucht werden. Mit<br />

dem Ziel, Menschen an einem ausgewählten<br />

Ort zusammenzuführen, um<br />

gemeinsam zu erleben, zu lernen und<br />

miteinander zu arbeiten, werden Reisen<br />

notwendig. Hinzu kommen meist<br />

Unterkunft und Verpflegung sowie<br />

alle Mittel, die eingesetzt werden, um<br />

die Veranstaltung möglichst wirksam<br />

und effektvoll zu gestalten. Je größer<br />

die Veranstaltung, desto weniger lässt<br />

sie sich zudem im Rahmen vorhandener<br />

Gegebenheiten bewältigen. So<br />

erfordern z.B. Großveranstaltungen<br />

im Vorfeld häufig einen massiven<br />

Aus- und Umbau vorhandener Infrastruktur.<br />

Zwei Seiten einer Medaille<br />

Auf der einen Seite besteht also die<br />

Gefahr für die Eventbranche, aufgrund<br />

der verursachten Belastungen<br />

für Umwelt und Gesellschaft massiv<br />

in Kritik zu geraten. Auf der anderen<br />

Seite generieren Veranstaltungen im<br />

klassischen Sinne Geschäft, sie dienen<br />

der Gewinnung von Kunden, dem<br />

Austausch mit Geschäftspartnern, der<br />

Herstellung von Handelsbeziehungen,<br />

der Gewinnung von Aufmerksamkeit<br />

und Reputation. Darüber hinaus<br />

sind sie längst ein bedeutender wirtschaftlicher<br />

Faktor für Veranstalter,<br />

Verbände, Sponsoren geworden,<br />

erzeugen Wertschöpfung und Arbeitsplätze.<br />

Und Sie bieten neben der<br />

positiven ökonomischen Komponente<br />

eine weitere Chance: Events können<br />

„hervorragend dazu genutzt werden,<br />

um Menschen zu aktivieren, wenn<br />

sie <strong>Nachhaltig</strong>keits- und Umweltthemen<br />

positiv verpackt präsentieren“,<br />

stellt Rainer Lucas, Projektleiter des<br />

Forschungsprojektes Eventkultur<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit (20<strong>02</strong>-2006) am<br />

Wuppertal Institut, fest.<br />

Zum Beispiel wird <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

dadurch transportiert, dass das Event<br />

umweltbewusst gestaltet und dies<br />

pro-aktiv kommuniziert wird. Oder<br />

die Veranstaltungen werden gezielt<br />

dazu genutzt, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

erlebnisreicher zu vermitteln – als<br />

Instrument in Umweltbildung und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation. Ende<br />

der 1990er Jahre prägte Martin Lichtl<br />

bereits den Begriff Ecotainment „als<br />

neue Art der Produktwerbung, die<br />

Konsumenten über die rein emotionale<br />

Inszenierung attraktiver Lebensstile<br />

zu einem umweltgerechten Verhalten<br />

anregt.“ Zudem sind die Chancen,<br />

dass ein Bewusstseinswandel in<br />

Richtung <strong>Nachhaltig</strong>keit angestoßen<br />

werden kann und ein so genannter<br />

Multiplikatoreffekt eintritt, gerade in<br />

der Eventbranche besonders groß, da<br />

sie – wie keine andere Branche – mit<br />

allen anderen Branchen vernetzt und<br />

Öffentlichkeitswirkung ein wesentlicher<br />

Bestandteil ihres Geschäfts ist.<br />

Trend oder neue Event-Kultur?<br />

Unter Begriffen wie Green Meetings<br />

und Events folgt die Veranstaltungsbranche<br />

dem Trend zum grünen Lifestyle,<br />

bemüht sich aber auch ernsthaft,<br />

das eigene <strong>Wirtschaften</strong> nachhaltig<br />

zu gestalten. Zusätzlich hat die Zahl<br />

der Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten<br />

Facetten nachhaltigen<br />

<strong>Wirtschaften</strong>s zum thematischen Inhalt<br />

machen, enorm zugenommen: Konferenzen<br />

und Tagungen, Symposien und<br />

Workshops stellen zentrale Themen<br />

wie Klimawandel und Biodiversität,<br />

Energie und <strong>Ressourcen</strong>, Wachstum<br />

und Wandel, Ökologie und Soziales<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Im Sinne von Glaubwürdigkeit und<br />

einer zukunftsfähigen Entwicklung<br />

muss <strong>Nachhaltig</strong>keit Teil der Eventkultur<br />

werden: Veranstaltungen,<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit zum Programm<br />

machen, sollten auch organisatorisch<br />

an deren Kriterien ausgerichtet<br />

werden. Wer seine Veranstaltungsorganisation<br />

nachhaltig ausrichtet,<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| GrEEN MEETiNG & EVENTs |<br />

Praxis<br />

sollte die Chance nutzen, Teilnehmer,<br />

Geschäftspartner, Mitarbeiter und<br />

Dienstleister für das Thema zu sensibilisieren<br />

und zu begeistern. Und nicht<br />

zuletzt sollten Unternehmen, die ihre<br />

Prozesse nachhaltig gestalten, auch<br />

ihr Eventmanagement einbeziehen,<br />

insbesondere wenn Events eines ihrer<br />

wichtigsten Kommunikationswerkzeuge<br />

darstellen.<br />

Green Meetings & Events – aber<br />

wie?<br />

Eine gute Basis für die Umsetzung von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskriterien im organisatorischen<br />

Eventalltag bieten zahlreiche<br />

Leitfäden. International anerkannte<br />

Standards und Zertifizierungsansätze<br />

können Orientierung geben und helfen,<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keitsperformance<br />

von Veranstaltungen zu bewerten.<br />

Eine Vielzahl von Akteuren setzt sich<br />

dafür ein, nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

in der Veranstaltungsbranche zu etablieren:<br />

Verbände und Eventagenturen,<br />

Tagungshotels und Veranstaltungszentren,<br />

Kompensationsdienstleiter<br />

und Netzwerke, Anbieter von Mobilitätskonzepten,<br />

Produkten und<br />

Event-Dienstleistungen.<br />

Im Wesentlichen geht es darum,<br />

<strong>Ressourcen</strong> bewusst einzusetzen, das<br />

Klima zu schonen, Umweltbelastungen<br />

zu minimieren, einen positiven<br />

Mehrwert zu schaffen und die lokale<br />

Wirtschaft zu unterstützen, aber<br />

auch eine positive Außenwirkung zu<br />

erzielen, die eigene Glaubwürdigkeit<br />

zu stärken und die Reputation zu<br />

erhöhen (siehe Infokasten).<br />

Das Spektrum an Veranstaltungsformen<br />

und Größenordnungen ist breit<br />

und viele Schritte sind notwendig, um<br />

Green Event Practices einzuführen.<br />

Wer jedoch einige allgemein gültige<br />

Punkte berücksichtigt, ist auf einem<br />

guten Weg seine Veranstaltungen<br />

erfolgreich „grüner“ zu gestalten:<br />

• Gute Planung: <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele<br />

gleich zu Beginn des Prozesses formulieren<br />

• Stetiger Prozess: Green Eventmanagement<br />

als kontinuierlichen<br />

Prozess begreifen und schrittweise<br />

integrieren<br />

• Flexibilität: <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele an<br />

die Erfordernisse des jeweiligen<br />

Events anpassen<br />

• Nicht Überfordern: mit den „low<br />

hanging fruits“ beginnen und langsam<br />

die Anforderungen steigern<br />

• Ganzheitlicher Ansatz: Green Event<br />

Practices müssen integraler Bestandteil<br />

des Veranstaltungsmanagements<br />

werden, kein Add-on<br />

• Motivation: Best Practice-Beispiele<br />

schaffen und aus positiven Erfahrungen<br />

Mut für weitere Schritte<br />

schaffen<br />

• Weniger ist mehr: reduzieren, wieder<br />

verwenden, recyceln sind die Basis<br />

nachhaltigen Eventmanagements<br />

Handlungsfelder nachhaltigen Eventmanagements<br />

Klima(neutralstellung)<br />

• neutralstellung nur zweitbeste Lösung<br />

• ermittlung, Vermeidung &<br />

Verminderung, ausgleich<br />

Wasser<br />

• Wasser sparen & sauber halten<br />

• Unbeabsichtigte Verluste abstellen<br />

Schick und natürlich: Beim CIB Germany Day 2010 wurde ausschließlich Sitz- und<br />

Loungemobiliar aus Altholz genutzt (ehemalige Gerüstbohlen); Herbstlaub dekorierte<br />

die Tische, das Catering war ausschließlich saisonal und regional.<br />

Mobilität, Ort & Unterbringung<br />

• transportaufwand gering halten<br />

• Prinzip der kurzen Wege<br />

• Distanzen bei der auswahl des<br />

Veranstaltungsortes berücksichtigen<br />

• Optimale anbindung ans<br />

öffentliche Verkehrsnetz<br />

• Berücksichtigung regionaler<br />

Gegebenheiten<br />

• hinweise für eine umweltfreundliche anund<br />

abreise der Teilnehmer<br />

• Dokumentation der reise- und<br />

transportbezogenen emissionen<br />

Catering<br />

• regionale, saisonale, möglichst ökologisch<br />

produzierte und fair gehandelte Lebensmittel<br />

• ausreichend vegetarische alternativen<br />

• abfallvermeidung und -reduktion<br />

Energieversorgung<br />

• Berücksichtigung des aspektes energieverbrauch<br />

bei der auswahl von Veranstaltungsgebäuden,<br />

hotels, Dienstleistern (z.B.<br />

technik)<br />

• Beleuchtung, heizung/Kühlung, Strom<br />

Beschaffung von Produkten und<br />

Dienstleistungen<br />

• Beachtung von nachhaltigkeitskriterien<br />

bei allen Beschaffungsvorgängen<br />

• Prinzip „weniger ist mehr“<br />

• abfallmanagement: reduzieren,<br />

Wiederverwenden, recyceln<br />

Soziales und Gesellschaft<br />

• Diversity, Barrierefreiheit,<br />

geschlechtergerechtigkeit<br />

• Vermeidung negativer sozialer<br />

auswirkungen<br />

• förderung regionaler Spezifi ka<br />

Kommunikation und Dokumentation<br />

• Öffentlichkeitsarbeit vorher und<br />

nachher<br />

• information & Schulung aller akteure<br />

• aufgreifen von nachhaltigkeitsthemen<br />

in der Konzeption<br />

• integration in die nachhaltigkeitsstrategie<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

79


Praxis<br />

| GrEEN MEETiNG & EVENTs |<br />

Selbstverständlich im Budget<br />

Wir werden auch zukünftig nicht<br />

auf einen lebendigen Austausch, auf<br />

ein Miteinander von Angesicht zu<br />

Angesicht, auf die Inszenierung von<br />

Erlebnissen und Events verzichten<br />

können und wollen. Doch wir können<br />

dabei aktiv unsere Verantwortung für<br />

Umwelt und Gesellschaft wahrnehmen.<br />

Die Eventbranche ist auf einem<br />

guten Weg und hat die Chance, ihren<br />

eigenen, wertvollen Beitrag zu einer<br />

nachhaltigen Entwicklung zu leisten.<br />

Die Nachfrage nach grünen Produkten<br />

und Dienstleistungen wird auch in der<br />

Eventbranche weiter steigen. Zahlreiche<br />

innovative, grüne Lösungen gibt<br />

es bereits, sie sind nur manchmal noch<br />

schwer zu finden.<br />

Für Unternehmen bieten Green<br />

Meetings einen geeigneten Rahmen,<br />

um bestehende <strong>Nachhaltig</strong>keitsakti-<br />

vitäten glaubwürdig zu unterstützen<br />

oder aber umgekehrt das Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit über den Eventbereich<br />

hinaus im gesamten Unternehmen<br />

zu etablieren. Eventabteilungen in<br />

Unternehmen können dann erfolgreich<br />

nachhaltig wirtschaften, wenn<br />

nachhaltiges Eventmanagement Teil<br />

der Geschäftspolitik und der Unternehmensleitlinien<br />

und selbstverständlich<br />

in die Budgetplanung einbezogen<br />

wird.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in aller Munde ?<br />

Ein Projekt des Wuppertal Institutes zu Eventkultur und <strong>Nachhaltig</strong>keit identifizierte 2005 Eventcatering als eines der<br />

wesentlichen Innova tionsfelder. Wie die Situation sich heute darstellt, fragte <strong>forum</strong> den Cateringexperten Markus Bauer,<br />

der zusammen mit seiner Kollegin Natascia Zamberlan 2010 Unikatevent gegründet hat, um <strong>Nachhaltig</strong>keit in der eigenen<br />

Branche deutlich voranzubringen.<br />

Dass die <strong>Nachhaltig</strong>keitsanforderung bei der Speisenauswahl bio, fairtrade, regional und saisonal heißt, ist nicht mehr<br />

ganz neu – warum hapert es dennoch so häufig an der Umsetzung?<br />

häufi g wird nachhaltigkeit mit ausschließlich „bio“ und damit automatisch mit „teuer“ gleichgesetzt. außerdem meinen Caterer immer noch,<br />

sie müssten sich mit exklusiven, exotischen Speisen von der Konkurrenz abheben, sich immer wieder neu erfi nden. Und der mehraufwand der<br />

recherche wird gescheut, es ist einfacher, zentral bei einem großlieferanten einzukaufen, statt z.B. nach regionalen Spezialitäten zu suchen.<br />

man arbeitet gern nach dem Scheuklappenprinzip: dem Kunden verkaufen, was man kennt, der wird das vom fachmann schon akzeptieren.<br />

<strong>Ressourcen</strong>verwendung und -verschwendung sind gerade auch im Event-Bereich ein Thema – wie kann man kreativ mit<br />

dem Thema umgehen, um Verbesserungen zu erzielen?<br />

Da gibt es viele möglichkeiten, wenn man sich die mühe macht, quer zu denken und sich von der Vorstellung „viel hilft viel“ löst. Z.B. Dekoration:<br />

ich kann auf exotische Blumen von weit her verzichten, ohne zu Kunstblumen greifen zu müssen. Wir haben eine Veranstaltung mit herbstlaub dekoriert,<br />

das hinterher der natur zurückgegeben wurde. Oder mobiliar: einen event haben wir mit aus altholz gebauten möbeln ausgestattet. eine<br />

andere alternative sind eventmöbel auf altpapierbasis. auch hier ist das thema recherche: nach neuen Lösungen suchen, in Kreisläufen denken.<br />

Was ist neu an Ihrem Ansatz?<br />

Jedem seine Kernkompetenz zu überlassen! Dem Caterer das essen, dem Dekorateur die Dekoration, usw. Wenn der Caterer full-Service<br />

bietet, sind die aufaddierten margen zu hoch und das Qualitäts-/Preisverhältnis sinkt. Wir bündeln passgenau die einzelnen gewerke unter<br />

ökonomischen wie ökologischen aspekten, z.B. indem wir die Logistik optimal und ressourceneffi zient ausrichten. Das schafft transparenz<br />

für alle Beteiligten. ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Wertschätzung der mitarbeiter: der typische eventmitarbeiter ist ein „hamster im<br />

Laufrad mit niedrigem Lohn und vielen überstunden. Wir sorgen für faire arbeitsbedingungen und Bezahlung.<br />

ein weiterer aspekt ist: Begeisterung für das thema nachhaltigkeit wecken und Wissen dazu vermitteln. Wenn es gelingt, die mitarbeiter für<br />

das thema „brennen“ zu lassen, überträgt sich das auch auf die Kunden.<br />

Die HVB veranstaltete auf Sizilien ein besonders regionales Event: Mobiliar und Geschirr stammten aus dem ortstypischen Restaurant<br />

von gegenüber, die vorher geschulten Servicekräfte aus dem Fischerdorf. Am Buffet erlebten die Gäste, wie Ricotta hergestellt wird,<br />

wie Fisch fangfrisch zubereitet wurde. Übrigens: Der Tagungsort, die alte örtliche Thunfischfabrik, ist regionales Kulturerbe und ein<br />

von der UNESCO-geschütztes Gebäude.<br />

80 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

81


Praxis<br />

| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Der T(h)urmblick<br />

Sputnik Moments<br />

Dem echten Wandel spielend einen Schritt näher kommen!<br />

Von Ralph Thurm<br />

Die Zukunft wirft ihren Schatten – oder<br />

sagen wir besser ihr Licht – voraus.<br />

Künftig werden wir spielend Probleme<br />

lösen können.<br />

Vor wenigen Wochen verkündete der<br />

amerikanische Präsident Obama einen<br />

neuen „Sputnik Moment“, der vergleichbar<br />

mit dem Schritt in den Orbit<br />

der sechziger Jahren sein müsste. Er<br />

bezog sich hierbei vor allem auf die<br />

nötige Erneuerung der Energieversorgung<br />

in den USA bis 2035 – spätestens<br />

dann müsste diese zu 80 Prozent<br />

durch Erneuerbare Energien gedeckt<br />

werden. Nun doch endlich?<br />

Wenige Tage später stirbt der neuerstarkte<br />

Glaube schon wieder. Der<br />

überwiegend republikanische Kongress<br />

versucht nun, der exekutiven<br />

EPA (Environmental Protection Agency)<br />

zugesagte Rechte zur Carbon Regulation<br />

durch die Legislative wieder<br />

zu entsagen. Das ewige Tauziehen<br />

geht weiter und die Mehrheiten in<br />

Senat und Kongress sehen doch<br />

eher nach einem „Spottnik“<br />

aus.<br />

Seriöse Spielemacher<br />

Warum ist eigentlich immer so<br />

schnell die Luft raus, wenn es<br />

um die vollmundigen Ankündigungen<br />

der Politiker geht?<br />

Eigentlich ganz einfach: Uns<br />

fehlt die Fantasie für und der<br />

Glaube an diesen sogenannten<br />

„systemischen Wandel“.<br />

Gerade in dieser Phase und vielleicht<br />

aus eben diesen Gründen<br />

erhebt sich eine neue Community, von<br />

der man eigentlich gar nicht erwartet<br />

hätte, dass sie sich um die Zukunft<br />

kümmert: die Designer von Computerspielen.<br />

Unter dem Oberbegriff<br />

„Serious Gaming“ entwickeln sich<br />

in der Tat „ernsthafte“ Spiele, die im<br />

Alltags- sowie im Unternehmens- und<br />

Stakeholder-Dialog-Geschehen eine<br />

zunehmend interessante Rolle spielen<br />

können.<br />

Basierend auf fortschreitender Technik<br />

befassen sich diese Spiele mit den Lösungen<br />

für die Zukunft, basierend u.a.<br />

auf Crowdsourcing, der gemeinsamen<br />

Lösungsfindung. Sie entwickeln Szenarien,<br />

die das Undenkbare einfach<br />

ausprobieren, z.B. „World without<br />

Oil“ oder „Evoke“. Auch interessieren<br />

sich immer mehr Firmen für Serious<br />

Games – nicht nur, um zu dieser wohl<br />

attraktivsten Form des Lernens aufzuschließen,<br />

sondern weil man weiß,<br />

dass dies durch die Generation „Y“ als<br />

Grundvoraussetzung gesehen wird,<br />

ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.<br />

In nur wenigen Wochen haben sich<br />

jetzt rund 2.000 Gamedesigner aus<br />

der ganzen Welt unter dem sinnigen<br />

Titel „Gameful.org“ zusammengeschlossen,<br />

um gemeinsam den<br />

virtuellen Stammsitz von Gameful<br />

aufzubauen. Natürlich ist auch dies<br />

in Spielform organisiert, gemeinsam<br />

schafft man so den Seitenaufbau und<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Praxis<br />

die Governance, um sich weiter zu<br />

organisieren und das Gedankengut<br />

zu entwickeln. Nebenbei finden sich<br />

in den Foren von Gameful.org immer<br />

mehr themenbezogene Gruppen, die<br />

sich den unterschiedlichsten Spielformen<br />

widmen. Beinahe die gesamte<br />

Bandbreite von <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen<br />

findet sich hier wieder. Als<br />

einer der 500 Gründer von Gameful<br />

wundert es mich auch nicht, dass ich<br />

selbst immer mehr Spiellogik in den<br />

verschiedenen Situationen des Arbeits-<br />

und Privatlebens entdecke.<br />

Turbo für den<br />

Bewusstseinswandel<br />

Vor zwei Jahren wurde mir deutlich,<br />

dass ich mich in den letzten 20 Jahren<br />

eigentlich ausschließlich um die<br />

technokratische Seite des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements<br />

gekümmert habe,<br />

wobei der Bewusstseinswandel als<br />

die andere Seite derselben Medaille<br />

noch enorm unterentwickelt blieb.<br />

Die Human Resources Funktion ist<br />

oftmals auch einer der Schwachpunkte<br />

in der <strong>Nachhaltig</strong>keits-Integrationslandschaft<br />

in Unternehmen. Wir<br />

begegnen dem mit dem „Deloitte<br />

Business Simulation Game“, einem<br />

Serious Game, das eine holistische<br />

Unternehmensführung anstrebt<br />

und bei den Spielern einen Lernprozess<br />

auslöst, was <strong>Nachhaltig</strong>keit im<br />

tagtäglichen Unternehmensgeschehen<br />

bedeuten kann – nämlich oft<br />

Dilemma-Situationen und nicht eine<br />

Dreiklang-Harmonie.<br />

Wenn die Entwicklung in den kommenden<br />

Jahren so weiter geht, können<br />

wir über Serious Gaming eine<br />

ganze Reihe von ausgetesteten Vorschlägen<br />

zu den nötigen „Epic Wins“<br />

– der in Spielsprache übersetzte<br />

Begriff von „systemischem Wandel“<br />

– erwarten, entwickelt durch enorm<br />

inspirierende Gaming-Communitys.<br />

Es gibt heute schon 500 Millionen<br />

Computerspieler, in zehn Jahren<br />

werden es 1,5 Milliarden sein. Bereits<br />

heute wurde „World of Warcraft“ in<br />

der Summe schon sechs Millionen<br />

Jahre gespielt! Nicht verwunderlich<br />

also, dass der Wiki von „WoW“ nach<br />

Wikipedia der weltweit zweitgrößte<br />

ist. Wir beginnen das Potenzial von<br />

Serious Gaming erst zu entdecken.<br />

Aus „mindful“ wird „gameful“. Endlich<br />

ein Hoffnungsschimmer!<br />

Kontakt<br />

Ralph Thurm, Director Sustainability<br />

strategies & innovation,<br />

Deloitte innovation B.V., niederlande<br />

mail: rthurm@deloitte.nl<br />

Blog: www.aheadahead.wordpress.com<br />

CxO Dialog<br />

Prozessindustrie<br />

08. / 09. Juni <strong>2011</strong> | Stuttgart | www.prozessindustrie.econique.com<br />

Wie verbessern Sie Ihre Produktionsprozesse?<br />

– Operational Excellence in der Produktion<br />

CxO Dial og<br />

14 Case Studies von Produktionsverantwortlichen aus der serienfertigenden Industrie<br />

Frank Weber<br />

Leiter Industrielle<br />

Organisation<br />

Nestlé Deutschland AG<br />

CxO Dial og 13<br />

Hanns-Ingolf Paul<br />

Head of Global<br />

Technology<br />

Lanxess Deutschland GmbH<br />

Dr. Ingo Ortmann<br />

Leiter Production<br />

BayerSchering<br />

Pharma<br />

Jürgen Würtenberger<br />

Leiter Produktionsplanung<br />

Wolf-Wurst<br />

Herbert Strecker<br />

Leiter Produktionsplanung<br />

Campina GmbH<br />

Dr. Axel Schaaf<br />

Head of Business<br />

Excellence<br />

Abbott GmbH<br />

Wissen, Kontakte & Inspiration – zugeschnitten auf Ihre Projekte<br />

Gemanagte Einzelgespräche | Interaktive Kaminrunden | Echte Fallstudien | Nur für Entscheider<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


Praxis<br />

| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Prof. Muhammad Yunus promovierte in Wirtschaftswissenschaften und lehrte an der Vanderbilt<br />

University in Tennessee, USA. Er ist Gründer der Grameen Bank, die Kleinstkredite<br />

an die Ärmsten vergibt und Geschäftsführer mehrer Social Businesses, die soziale Probleme<br />

durch unternehmerisches Handeln lösen. 2006 wurde ihm der Friedensnobelpreis<br />

verliehen. Für <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> schreibt er regelmäßig eine Kolumne über<br />

Social Business.<br />

Social Business in Haiti<br />

Die Initiative YY Haiti gibt ein Jahr nach dem Erdbeben<br />

Hoffnung auf wirtschaft lichen und sozialen Wandel<br />

Von Muhammad Yunus<br />

Langfristiger<br />

Wiederaufbau Haitis<br />

Am 12. Januar 2010 erschütterte ein<br />

Erdbeben der Stärke 7,0 den Karibikstaat<br />

Haiti – eines der ärmsten<br />

Länder der Welt. Mehr als 250.000<br />

Menschen kamen dabei ums Leben.<br />

Auch ein Jahr nach dem Beben<br />

ist Haiti stark von der Katastrophe<br />

gezeichnet: Tausende Häuser sind<br />

noch zerstört, 1,3 Millionen Haitianer<br />

wurden obdachlos, rund eine Million<br />

lebt noch immer in behelfsmäßigen<br />

Zeltstädten – viele von ihnen in den<br />

Ruinen von Port-au-Prince. Die Spendenhilfe<br />

der Nachbarländer konnte<br />

direkt nach der Katastrophe schnelle<br />

Hilfe leisten, aber der Wiederaufbau<br />

des Landes wird noch viele Jahre in<br />

Anspruch nehmen.<br />

Haitis Wirtschaftssystem ist nach wie<br />

vor am Boden. Das Bildungssystem ist<br />

leistungsschwach, nur knapp über 50<br />

Prozent der Bevölkerung kann lesen<br />

und schreiben. Der Ernährungssektor<br />

ist instabil, die Haitianer leiden an<br />

chronischer Nahrungsmittelknappheit<br />

und bereits vor dem Erdbeben waren<br />

mehr als die Hälfte aller Kinder in<br />

Haiti unter fünf Jahren unterernährt.<br />

Auch im Umweltbereich gibt es alarmierende<br />

Zahlen: Die Waldfläche hat<br />

sich von 60 Prozent im Jahr 1925<br />

auf unter zwei Prozent im Jahr 2010<br />

reduziert. In der Folge gehen jedes<br />

Jahr 1.600 Hektar Land durch Erosion<br />

verloren. Gerade die langfristige<br />

Förderung kleiner und mittelgroßer<br />

Unternehmen kann hier einen Wandel<br />

herbeiführen.<br />

YY Haiti – Social Businesses<br />

als Hoffnungsträger<br />

Nach dem Erdbeben habe ich gemeinsam<br />

mit SAP die Initiative YY Haiti (YY<br />

steht für Yunus and You) ins Leben gerufen,<br />

um in Haiti die Infrastruktur für<br />

Social Business zu schaffen und damit<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Strategie & Unternehmensführung |<br />

Praxis<br />

das ganze wirtschaftliche Leistungspotenzial<br />

des karibischen Staates für<br />

einen tiefgreifenden wirtschaftlichen<br />

und sozialen Wandel zu nutzen.<br />

Ein Social Business dient der Erfüllung<br />

sozialer und ökologischer Bedürfnisse.<br />

Die Zielsetzung liegt nicht darin, Profite<br />

zu maximieren oder Dividenden an<br />

Investoren auszubezahlen. Vielmehr<br />

sollen die Grundbedürfnisse der armen<br />

Bevölkerung gedeckt werden,<br />

indem günstige Produkte und Dienstleistungen<br />

angeboten werden. Ein Social<br />

Business zahlt die ursprünglichen<br />

Investitionen zurück und reinvestiert<br />

seine Profite in Innovationen oder weiteres<br />

Wachstum, um so seine sozialen<br />

Ziele voranzutreiben. Dabei bleibt die<br />

Art der Betriebsführung traditionell.<br />

Wie jedes andere Unternehmen darf<br />

es keine Verluste machen, unabhängig<br />

davon, ob es Profit erwirtschaftet<br />

oder nicht.<br />

Durch die Einführung des ganzheitlichen<br />

Social Business Konzeptes zielt<br />

die Initiative darauf ab, den privaten<br />

Sektor Haitis nachhaltig wieder aufzubauen<br />

und dem Land langfristig zu<br />

größerer finanzieller Unabhängigkeit<br />

zu verhelfen. Damit unterscheidet<br />

sich YY Haiti von kurzfristiger Krisenunterstützung<br />

und Spendenhilfe. Im<br />

Rahmen unserer Initiative gründen<br />

wir ein Grameen Creative Lab Büro<br />

in Port-au-Prince, um vor Ort Social<br />

Business Ideen zu initiieren und zu<br />

unterstützen. Die sorgfältig geprüften<br />

Ideen werden durch den YY Haiti<br />

Social Business Fonds finanziert, der<br />

momentan in New York aufgesetzt<br />

wird, um gezielt die Gründung von<br />

Social Businesses voranzutreiben.<br />

Die Initiative fördert Entrepreneure,<br />

die Probleme im Bildungs-, Ernährungs<br />

und Umweltssektor adressieren<br />

wollen. Der YY Haiti Social Business<br />

Fonds wird selbst als Social Business<br />

aufgesetzt. Das bedeutet, dass Investoren<br />

nach und nach Investitionen zurückerlangen,<br />

aber keine Dividenden<br />

über ihr ursprüngliches Investment<br />

hinaus erzielen. Momentan befinden<br />

sich viele verschiedene Social Business<br />

Ideen in der Pipeline. Ein Eco Hotel<br />

in Cap Haitien und eine Kakaofabrik<br />

in Camp Perrin stehen kurz vor der<br />

Umsetzung. Kakao aus der Karibik<br />

wird aufgrund seiner hohen Qualität<br />

stark nachgefragt. Durch das Beben<br />

wurde jedoch der Kakaoproduktionssektor<br />

stark beschädigt und<br />

viele Kakaobauern gerieten in Not.<br />

YY Haiti ermöglicht den Bau einer<br />

Kakaofabrik, die erstmalig auf Haiti<br />

Kakaobohnen in Kakaomasse umwandelt.<br />

Kleine Gruppen von Bauern<br />

werden dadurch beim Anbau von<br />

Kakao nach biologischen Maßstäben<br />

unterstützt. Durch den Verkauf als<br />

Fairtrade-Produkt werden sie von<br />

einem Einkommenszuwachs um 30<br />

Prozent profitieren.<br />

Als Investor in den YY Haiti Social<br />

Business Fonds können Sie gezielt<br />

die Gründung von Social Businesses<br />

unterstützen.<br />

Mehr Informationen zu YY Haiti<br />

und den Projekten finden Sie unter<br />

www.grameencl.com unter „live<br />

examples“.<br />

MachT MiT beiM<br />

MusikconTesT<br />

hiPhoP rock/PoP klassik<br />

Die Jury: Musiker der Staatskapelle Berlin,<br />

Eko Fresh und CITY. Infos unter:<br />

www.PlaTTenFesT.coM<br />

1. Preis<br />

1000 €<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

85


Praxis<br />

| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Innovationen falsch gedacht –<br />

Denkfehler bewusst gemacht<br />

Von Otmar Ehrl<br />

Um schnell und richtig neue Produkte<br />

zu kreieren, muss man ein paar<br />

weitverbreitete Missverständnisse<br />

und Denkfehler über das richtige<br />

Innovieren erkennen und mit TCM –<br />

Total Creativity Management – diesen<br />

erfolgreich entgegenwirken.<br />

Denkfehler Nr. 1<br />

Innovation entsteht in der Forschung<br />

& Entwicklung (F&E)<br />

Nicht in der F&E entstehen Innovationen,<br />

sondern nur im Markt. Daher<br />

muss Innovation kompromisslos vom<br />

Markt her definiert werden. Allein<br />

diese Sicht ermöglicht es, die richtigen<br />

Strategien zu wählen, sowie<br />

Zeit- und Kostenaufwand vernünftig<br />

abzuschätzen. Die wesentliche Frage<br />

ist daher nicht: Was haben wir neu<br />

entwickelt, erfunden oder entdeckt?<br />

Sondern: Was ist zu tun, um unsere<br />

Entwicklung oder Erfindung im Markt<br />

erfolgreich zu machen?<br />

Denkfehler Nr. 2<br />

Mangelnde Kreativität<br />

Zwar ist Kreativität heute wahrscheinlich<br />

noch wichtiger als je zuvor.<br />

Dennoch mangelt es meistens nicht<br />

an kreativen Ideen, sondern an realisierten<br />

Ideen. Selbst in den scheinbar<br />

unkreativsten Organisationen gibt<br />

es mehr Ideen als jemals realisiert<br />

werden. Ideen generieren ist etwas<br />

völlig anderes als Ideen realisieren.<br />

Genau das aber – und nur das – ist<br />

Innovation. Die Idee als solche ist zwar<br />

auch wichtig, sie ist aber das vergleichsweise<br />

Billigste und Einfachste.<br />

Denn nach der Idee kommen<br />

die schwierigen und teuren<br />

Phasen. Zuerst muss<br />

ein funktionierender<br />

Prototyp entwickelt<br />

oder es<br />

müssen<br />

die klinischen Tests durchgeführt<br />

werden, was bereits viel mehr kostet<br />

und länger dauert. Danach muss die<br />

Entwicklung zur Serienreife gebracht<br />

werden, was wieder Aufwand und<br />

Zeit kostet. Und schließlich muss<br />

auch noch die Vermarktungsphase<br />

zumindest begonnen werden. Man<br />

kann davon ausgehen, dass jeder Folgeschritt<br />

das Zehnfache an Aufwand<br />

verursacht.<br />

Denkfehler Nr. 3<br />

Innovation hat immer mit „Hightech“<br />

zu tun<br />

Die verständliche Faszination von Hightech<br />

führt häufig zu einer kollektiven Irreführung.<br />

In Zukunft werden wir zwar<br />

zweifellos noch viel mehr Hightech<br />

haben als bisher. Aber das ist längst<br />

nicht für alle Firmen gleichermaßen<br />

wesentlich. Aufgrund der Faszination<br />

durch Hightech übersieht man häufig<br />

die viel zahlreicheren Möglichkeiten,<br />

die es auf Low- und No-Tech-Gebieten<br />

gibt, die mit geringeren Risiken und<br />

weniger Aufwand sehr lukrative Geschäftsmöglichkeiten<br />

bieten.<br />

Denkfehler Nr. 4<br />

Innovation liegt im Persönlichkeitstypus<br />

von Mitarbeitern<br />

Dies ist der schädlichste<br />

Denkfehler und<br />

gerade dieser<br />

ist am weitesten<br />

verbreitet. Der spezielle Persönlichkeitstyp,<br />

den man sucht, ist der initiative,<br />

kreative, unternehmerische,<br />

risikofreudige QUERDENKER. Es gibt<br />

zweifellos solche Leute, aber sie sind<br />

eher selten. Schaut man sich die angeblichen<br />

QUERDENKER genauer an,<br />

stellt sich fast immer heraus, dass sie<br />

im Nachhinein zu solchen hoch stilisiert<br />

wurden durch heroisierende Biographien<br />

und Medienberichte. Die meisten<br />

QUERDENKER waren in Wahrheit ganz<br />

gewöhnliche Menschen. Sie wurden,<br />

bevor ihr Erfolg augenfällig war, von<br />

ihrer Umgebung eher als Spinner und<br />

komische Käuze angesehen. Sie hatten<br />

nichts vom strahlenden „Innovatortyp“.<br />

Aber sie hatten meistens eines:<br />

eine systematische Arbeitsweise. Sie<br />

haben das Handwerk des Innovierens<br />

beherrscht. Darüber wird zwar kaum<br />

geschrieben, aber das ist es, was man<br />

von ihnen lernen kann.<br />

Krisen nicht nur überstehen, sondern<br />

durch sie beflügelt werden, durch<br />

QUERDENKEN die Zukunft aktiv herbeizuführen,<br />

ist eine der wichtigsten<br />

Fähigkeiten des Unternehmerischen<br />

im Mitarbeiter.<br />

Im Profil<br />

Otmar Ehrl ist gründer und Vorsitzender<br />

des QUerDenKer-Clubs, der in nur knapp<br />

zwei Jahren mit über 180.000 interdisziplinären<br />

entscheidern und kreativen<br />

machern zu den größten Wirtschaftsvereinigungen<br />

in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz aufgestiegen ist. Das<br />

QUerDenKer-institut entwickelt im rahmen<br />

einer Studie von weltweit führenden<br />

höchstleistern, wie apple, toyota, gore,<br />

etc. neue Denkwerkzeugen und nutzt diese<br />

im rahmen von tCm – total Creativity<br />

management, um havarien von Unternehmen<br />

zu sanieren oder vermeiden zu<br />

können.<br />

www.querdenker.de<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WENN DAS DIE LÖSUNG<br />

IST, HÄTTE ICH GERN<br />

MEIN PROBLEM ZURÜCK.<br />

JETZT QUERDENKER WERDEN!<br />

www.club.querdenker.de<br />

PREMIUM-Partner<br />

PREMIUM-Medien-Partner<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

87


Praxis<br />

| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Hier geht die Post ab<br />

Beim ersten <strong>Nachhaltig</strong>keitstag der Deutschen Post DHL in<br />

Bonn zeigte der Vorstand des Konzerns Flagge<br />

Einen großen Bahnhof veranstaltete die Deutsche Post DHL am 24. Februar in Bonn. Beim ersten <strong>Nachhaltig</strong>keitstag<br />

diskutierte das Unternehmen nicht nur Zukunftsthemen mit prominenten Gästen, sondern bot seinen gesamten Vorstand<br />

auf, um das Engagement für Umwelt, Bildung und Katastrophenhilfe als einen festen Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />

zu demonstrieren. <strong>forum</strong>-Redakteur Fritz Lietsch berichtet aus dem Bonner Post Tower.<br />

Frank Appel präsentiert die umweltfreundlichen Transportfahrzeuge der Deutschen Post DHL. Der Logistikbranche kommt bei der Senkung<br />

des Kohlendioxidausstoßes eine Schlüsselfunktion zu. Mit seinem Umweltschutzprogramm GoGreen hat sich das Unternehmen als<br />

konkretes CO 2<br />

-Ziel gesetzt, seine Effizienz bis 2<strong>02</strong>0 im Vergleich zu 2007 um 30 Prozent zu verbessern.<br />

Zur Eröffnung erläuterte Moderator<br />

Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist<br />

bei der ARD, dass er als<br />

Mitglied des <strong>Nachhaltig</strong>keitsrates<br />

der Bundesregierung immer vermisst<br />

habe, etwas konkret umsetzen zu<br />

können. Eine große Chance sieht er<br />

darin, wenn ein Konzern mit rund<br />

470.000 Mitarbeitern aktiv wird.<br />

Denn wenn ein multinationaler<br />

Player wie die Deutsche Post DHL<br />

seine Emissionen reduziert und<br />

konsequent gesellschaftliche Verantwortung<br />

übernimmt, dann hat<br />

es nach seiner Ansicht eine große<br />

Relevanz und kann zum Standard<br />

werden für andere Unternehmen und<br />

viele Länder.<br />

Hohe Ziele bei der Post DHL<br />

In seinem Eröffnungsvortrag sprach<br />

CEO Dr. Frank Appel über unternehmerische<br />

Verantwortung und bekräftigte,<br />

dass sich sein Unternehmen<br />

hohe Ziele gesteckt habe. Die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

sei ein wichtiges Anliegen<br />

und weit mehr als Umweltschutz<br />

und <strong>Ressourcen</strong>effizienz. Sie habe für<br />

die Deutsche Post DHL gesellschaftliche,<br />

politische und wirtschaftliche<br />

Dimensionen. Das Programm Living<br />

Responsibility ist dabei ein wichtiger<br />

Pfeiler der strategischen Ausrichtung<br />

des Konzerns um, Verantwortung zu<br />

tragen und baut auf drei Säulen auf:<br />

GoGreen: Über eine Milliarde Sendungen<br />

wurden letztes Jahr CO 2<br />

-<br />

neutral versendet. Zusätzlich läuft<br />

das Energiesparprogramm auf hohen<br />

Touren. Jedes Barrel Öl, das Deutsche<br />

Post DHL beim Transport mit seinen<br />

Flugzeugen, Schiffen oder LKWs<br />

nicht verbraucht, spart nicht nur CO 2<br />

sondern auch Geld und ist damit<br />

gut für Umwelt und Klima sowie für<br />

wirtschaftlichen Erfolg.<br />

GoHelp: Bei Naturkatastrophen helfen<br />

Mitarbeiter des Konzerns freiwillig<br />

an Flughäfen, die Flut an Hilfsgütern<br />

abzuwickeln. Dabei werden die<br />

logistischen Fähigkeiten eingesetzt<br />

und fatale Engpässe verhindert. Für<br />

die Mitarbeiter weltweit sind die in<br />

den Katastrophengebieten aktiven<br />

Kollegen eine Motivations- und Identifikationsquelle<br />

und damit auch ein<br />

Vorteil für das Unternehmen.<br />

GoTeach: Die Bildung ist nach Ansicht<br />

der Verantwortlichen im Konzern der<br />

größte Hebel, um diesen Planeten<br />

lebenswerter zu machen. Man fördert<br />

deshalb Hochschulabsolventen, die an<br />

Schulen in sozial schwierigem Umfeld<br />

unterrichten. Sie sollen Lehrer dabei<br />

unterstützen, benachteiligte Kinder<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Strategie & UnternehmenSführUng |<br />

Praxis<br />

zu fördern. Die sogenannten Fellows<br />

entwickeln damit nicht nur besondere<br />

soziale Fähigkeiten, sondern sollen<br />

damit auch näher als potenzielle<br />

Nachwuchsführungskräfte an das<br />

herangeführt werden.<br />

Appel scheute sich in seiner Rede nicht<br />

davor, sensible Themen zu nennen<br />

und weiß, dass es am besten wäre,<br />

überhaupt nichts zu transportieren. Er<br />

stellt sich der Herausforderung, dass<br />

Gesellschaft und <strong>Ressourcen</strong><br />

Ernst Ulrich v. Weizsäcker erinnerte anschließend<br />

in einer flammenden Rede,<br />

dass gerade ein Logistikunternehmen<br />

angesichts von Peak Oil gut daran tut,<br />

sich immer an der Spitze der Energieund<br />

<strong>Ressourcen</strong>effizienz zu bewegen.<br />

„Ich finde es eindrucksvoll, wie die<br />

Deutsche Post DHL sich engagiert und<br />

zwar nicht um das schlechte Gewissen<br />

bei Deutsche Post DHL angeregt von<br />

den Teilnehmern diskutiert wurden.<br />

Ziel war es, mit Vertretern unterschiedlicher<br />

gesellschaftlicher Bereiche über<br />

unternehmerische Verantwortung im<br />

21. Jahrhundert, die sich wandelnden<br />

Anforderungen der Arbeitswelt an<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die<br />

Erwartungen von Investoren an eine<br />

nachhaltige Unternehmensführung<br />

zu analysieren.<br />

Im Katastrophenmanagement ist Deutsche Post DHL als Partner<br />

der Vereinten Nationen mit seinem Programm GoHelp aktiv.<br />

Hier organisieren die freiwilligen Mitarbeiter der sogenannten<br />

Disaster Response Teams (DRT) an betroffenen Flughäfen die<br />

eintreffenden Hilfsgüter für den Weitertransport. DHL fördert<br />

auch das vielfältige, freiwillige Engagement der Mitarbeiter<br />

durch einen „Living Responsibility Fund“.<br />

Qualifikation und Bildung sind entscheidend für den Erfolg des Unternehmens.<br />

Der Konzern ist daher im Rahmen seines Programms<br />

GoTeach seit 2010 globaler Partner der internationalen Organisation<br />

Teach For All und engagiert sich für eine Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

eine Effizienzsteigerung nicht immer<br />

auch zu einer absoluten Verbesserung<br />

führt wenn im gleichen Zuge der<br />

Konsum und somit die Transportbewegungen<br />

insgesamt steigen. Aber<br />

zumindest will er eine Benchmark<br />

setzen und damit die Effizienz der<br />

Branche treiben.<br />

9 9<br />

seconds for<br />

t h e f u t u r e<br />

ein klares Statement zu seiner Vision gibt<br />

CeO frank appel im format „99 seconds<br />

for the future“ unter www.99seconds.tv. es<br />

bleibt zu hoffen, dass appel und Deutsche<br />

Post DhL, mit rund 470.000 mitarbeitern<br />

weltweit einer der größten arbeitgeber,<br />

mit ausdauer und geduld an der erreichung<br />

ihrer ehrgeizigen Ziele im Sinne der<br />

nachhaltigkeit festhalten.<br />

zu beruhigen, sondern um langfristig<br />

unternehmerisch erfolgreich zu sein“,<br />

so v. Weizsäcker. „Aber man muss die<br />

politischen Rahmenbedingungen so<br />

verändern, dass man als guter Unternehmer<br />

noch viel mehr für den langfristigen<br />

Umweltschutz tun kann. Wir<br />

verbrauchen zu viel und deshalb sollten<br />

wir die Energie teurer machen, andernfalls<br />

setzt keine Innovation ein.“<br />

Strategie auf dem Prüfstand<br />

In drei Workshops nutzte die Deutsche<br />

Post DHL ihren <strong>Nachhaltig</strong>keitstag<br />

dazu, um ihre <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

„Living Responsibility“ im Dialog auf<br />

den Prüfstand zu stellen. Folgerichtig<br />

gab es denn auch drei Workshops „Go-<br />

Green“, „GoTeach“ und „GoHelp“ in<br />

denen die Bereiche Umweltschutz, Bildung<br />

und Katastrophenmanagement<br />

Podiumsdiskussionen, Vorträge<br />

und Networking<br />

Der Veranstaltung bot weitere prominente<br />

Referenten. Unter anderen<br />

der Staatssekretär beim Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales, Gerd<br />

Hoofe, der Vizedirektor des Instituts<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung,<br />

Dr. Ulrich Walwei, die stellvertretende<br />

ver.di-Bundesvorsitzende,<br />

Andrea Kocsis sowie Walter Scheurle,<br />

Personalvorstand, und Larry Rosen,<br />

Finanzvorstand bei Deutsche Post DHL<br />

skizzierten ihre An- und Einsichten<br />

zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Die gesamte Veranstaltung wurde in<br />

Podcasts und Videos dokumentiert<br />

und kann online abgerufen werden<br />

unter:<br />

www.dp-dhl.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

89


Praxis<br />

| VerantWOrtUng, ViSiOnen, aKtiOnen |<br />

Ausgleich vom Stress im Beruf: Die wirtschaftlichen Kosten kranker oder unmotivierter Unternehmen sind inzwischen nicht mehr zu verdrängen.<br />

Gutes Gesundheitsmanagement wird daher mehr und mehr zu einer wichtigen Aufgabe der Unternehmensführung.<br />

Gesunde Arbeit<br />

gegen menschliche Krisen<br />

„Die Krise ist zu Ende“ – diese Botschaft<br />

ist momentan in aller Munde. Vielleicht<br />

haben wir die wirtschaftliche Rezession<br />

ganz gut überstanden, aber die Krise,<br />

die unsere Gesellschaft zurzeit durchlebt,<br />

ist viel tiefer: Es handelt sich um<br />

eine Bewusstseinskrise. Ganzheitlich<br />

denkende Unternehmen können ihren<br />

Mitarbeitern Sinn, wertvolle Beziehungen<br />

und gesunde Arbeitsverhältnisse<br />

bieten – und sich so vor enormen wirtschaftlichen<br />

Schäden schützen.<br />

Von Dr. Joachim Galuska und Kathrin Schmitt<br />

Die Bewusstseinskrise, die wir in<br />

unserer Gesellschaft haben, bewirkt<br />

eine fehlgeleitete einseitige Werteorientierung<br />

an Gewinn und Profit.<br />

Die Auftragsbücher sind voll, der<br />

Arbeitslosenstand ist niedrig, der<br />

Export steigt… Nur daran wird der<br />

Erfolg einer Nation gemessen. Die<br />

Bedeutung des Subjektiven, der inneren<br />

Werte und der Sinnverbundenheit<br />

wird dabei dramatisch unterschätzt.<br />

An einem Beispiel verdeutlicht könnte<br />

man sagen, dass die Leistung eines<br />

Managers in den Unternehmen daran<br />

gemessen wird, wie viel Profit<br />

er macht. Dass aber sein Erfolg viel<br />

größer sein könnte, wenn er sich mit<br />

seiner Arbeit identifiziert und das<br />

Gefühl hat, eine sinnvolle Arbeit zu<br />

leisten, wird übersehen.<br />

Anstieg der psychosozialen<br />

Belastung<br />

Die Bewusstseinskrise wird auch in<br />

anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />

deutlich, die wiederum einen Einfluss<br />

auf die Wirtschaft haben. Zum Beispiel<br />

in der Entwicklung der psychischen<br />

Erkrankungen: Schätzungen zufolge<br />

leiden rund 30 Prozent der Bevölkerung<br />

90 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN |<br />

PRAXIS<br />

in den Industriestaaten innerhalb eines<br />

Jahres mindestens ein Mal an einer diagnostizierbaren<br />

psychischen Störung.<br />

Diese muss nicht immer behandlungsbedürftig<br />

sein, häufig könnte diese<br />

vom sozialen Umfeld des Erkrankten<br />

aufgefangen und gemildert werden.<br />

Der heutige Trend zur Individualisierung<br />

trägt aber dazu bei, dass immer mehr<br />

Menschen mit den Anforderungen, die<br />

an sie gestellt werden, überfordert sind.<br />

Konnten früher Familie und Freunde<br />

in Krisensituationen unterstützend<br />

auf die Betroffenen einwirken, werden<br />

die tragfähigen Beziehungen der<br />

Menschen heute durch die familiären<br />

Zerfallsprozesse, also weniger stabile<br />

Ehen und Freundschaften, immer<br />

schwächer. Auch die Flucht in die<br />

sozialen Medien, wie etwa Facebook,<br />

kann den Wegfall der realen Beziehungen<br />

nicht kompensieren. Denn keiner<br />

meiner 200 Facebook-Freunde nimmt<br />

mich wirklich in den Arm, wenn es mir<br />

schlecht geht. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

prognostiziert sogar, dass<br />

Depressionen bis zum Jahr 2<strong>02</strong>0 nach<br />

den Herz-Kreislauferkrankungen die<br />

häufigsten Erkrankungen der Welt sein<br />

werden.<br />

Wirtschaftliche Folgen<br />

sind enorm<br />

Der gesamtwirtschaftliche Schaden<br />

dieser Entwicklungen ist durch<br />

Produktionsausfälle, medizinische<br />

Behandlungen, Krankengeld und<br />

Rentenzahlungen enorm. Im Gesundheitsreport<br />

der Barmer GEK aus dem<br />

Jahr 2009 wird der Anteil psychischer<br />

Erkrankungen an der Arbeitsunfähigkeit<br />

in Deutschland mit knapp<br />

17 Prozent beziffert. Zudem sind sie<br />

die häufigste Ursache für frühzeitige<br />

Verrentungen: Bei Männern erfolgten<br />

im Jahr 2009 rund 32,1 Prozent aller<br />

Rentenneuzugänge aufgrund von<br />

psychischen Erkrankungen, bei Frauen<br />

waren es sogar 43,9 Prozent. Laut<br />

Zahlen des Statistischen Bundesamtes<br />

vom August 2010 stiegen die durch<br />

psychische Störungen verursachten<br />

Krankheitskosten im Jahr 2008 auf<br />

28,7 Milliarden Euro, im Vergleich<br />

zum Jahr 20<strong>02</strong> eine Steigerung um<br />

rund 23 Prozent. Aber nicht nur die<br />

Kosten der Arbeitsunfähigkeiten<br />

oder Frühverrentungen müssen hier<br />

betrachtet werden, auch der Ausfall<br />

durch eine Produktivitätsminderung<br />

von erkrankten, aber noch nicht<br />

behandelten Arbeitnehmern muss<br />

einberechnet werden.<br />

Wirtschaft muss umdenken<br />

Um der steigenden psychosozialen<br />

Belastung langfristig begegnen zu<br />

können, reicht eine reine Behandlung<br />

der Erkrankten nicht aus. Ein<br />

Bestandteil zur Verbesserung der<br />

psychosozialen Lage wäre daher ein<br />

neuer Ansatz der Prävention in allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen, der sich<br />

auf die grundlegenden Kompetenzen<br />

zur Lebensführung, zur Bewältigung<br />

von Krisen und zur Entwicklung<br />

von tragfähigen und erfüllenden<br />

Beziehungen konzentriert. Dieser<br />

Präventionsgedanke kann schon bei<br />

der Gesundheitsbildung der Kinder<br />

im Kindergarten und in der Schule<br />

ansetzen. Dort könnten sie zum<br />

Beispiel während eines Schulfachs<br />

„Gesundheit“ Selbstführung und<br />

Entspannungstechniken erlernen<br />

und soziale Kompetenzen außerhalb<br />

der Familie entwickeln, die ihnen im<br />

späteren Arbeitsleben nützen. Aber<br />

auch die Unternehmen müssten umdenken,<br />

was sie ansatzweise schon<br />

tun. Meistens aber nicht, weil das<br />

Problem an sich erkannt wurde, sondern<br />

weil die wirtschaftlichen Kosten<br />

für die Unternehmen nicht mehr zu<br />

verdrängen sind. Die Einrichtung eines<br />

betrieblichen Gesundheitsmanage-<br />

Direkte Krankheitskosten seelischer Erkrankungen in Milliarden Euro<br />

(Quelle: Berechnungen gbe-bund.de, Gesundheitsberichterstattung des Bundes)<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

91


PRAXIS<br />

| VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN |<br />

ments ist häufig der erste Schritt, um<br />

einer Erkrankung der Arbeitnehmer<br />

vorzubeugen.<br />

Gesunde Arbeit – Was können<br />

Unternehmen tun?<br />

Die Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen,<br />

die auf die Behandlung psychosomatischer<br />

Erkrankungen spezialisiert<br />

sind und im Januar <strong>2011</strong> vom Great<br />

Place to Work-Institut als „Bester<br />

Arbeitgeber im Gesundheitswesen“<br />

ausgezeichnet wurden, haben zur Prävention<br />

ein komplexes Gesundheitssystem<br />

eingeführt. Dieses ist in die vier<br />

Perspektiven Verhältnismanagement,<br />

Verhaltensmanagement, Erlebensund<br />

Kulturmanagement aufgeteilt.<br />

Beim Verhältnismanagement geht es<br />

für ein Unternehmen darum, die Rahmenbedingungen<br />

für ein gutes Leben<br />

zu schaffen, also z. B. in der Kantine<br />

gesunde Mahlzeiten oder physiologisch<br />

gesunde Sitzmöbel anzubieten,<br />

Lärm- und Umweltbelastungen zu<br />

minimieren und eine gesundheitsbewusste<br />

Planung der Arbeitsorganisation.<br />

Die Heiligenfeld Kliniken legen<br />

beispielsweise viel Wert auf eine<br />

gesunde Ernährung der Mitarbeiter<br />

und auf eine gesundheitsfördernde<br />

Raumgestaltung sowie Bestuhlung<br />

der Arbeitsplätze. Neben komplexen<br />

Arbeitszeitmodellen wie unbezahlten<br />

Urlaubsketten, gibt es zudem umfassende<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

und eigene Qualitätsmanagement-<br />

Projekte zur Gesundheitsförderung,<br />

an denen alle Mitarbeiter mitwirken.<br />

Das Verhaltensmanagement bezieht<br />

sich dagegen direkt auf jeden<br />

Einzelnen, der die Verantwortung<br />

für seine eigene Gesundheit hat.<br />

Hierbei können z. B. Fortbildungen<br />

zu den Themen Selbstmanagement,<br />

Stressmanagement und „Work-Life-<br />

Balance“ genutzt werden. Gesundheitsangebote<br />

in den Bereichen<br />

„Ernährung und Bewegung“ sowie<br />

eine arbeitspsychologische und<br />

gesundheitliche Beratung können<br />

Hilfestellung geben. Die am besten organisierten<br />

Strukturen bringen nichts,<br />

wenn der Einzelne nicht achtsam für<br />

sein eigenes Verhalten ist, gelernt hat,<br />

auf sich selbst zu achten, Bedürfnisse<br />

zu spüren und sie in seiner eigenen<br />

Seele mit seinen Werten zu verankern.<br />

In den Heiligenfeld Kliniken gibt es<br />

eine individuelle Gesundheitsförderung,<br />

in der z. B. der Betriebsarzt<br />

den Arbeitsplatz auf Ergonomie prüft<br />

und die Mitarbeiter in Fortbildungen<br />

Entspannungsverfahren lernen, eine<br />

Ernährungsberatung erhalten und<br />

sich an den Mitarbeiterleitlinien zu<br />

den Themen „Umgang mit akutem<br />

und chronischem Stress“ und „individualisiertes<br />

Stressmanagement“<br />

orientieren können.<br />

Die Bereiche Verhältnis- und Verhaltensmanagement<br />

werden in den<br />

Heili genfeld Kliniken durch Erlebensund<br />

Kulturmanagement ergänzt. Erlebensmanagement<br />

bedeutet, dass die<br />

Mitarbeiter bei allen Aktionen auch<br />

ein gutes Gefühl haben und es für sie<br />

eine Art Gesundheitserlebnis ist. Denn<br />

tun sie es nur aus reiner Vernunft, wird<br />

eine langfristige Umsetzung schwierig.<br />

Mitarbeitergespräche zu sinnstiftender<br />

Arbeit, Rückkehrgespräche<br />

nach längerer Krankheit, individuelle<br />

Supervisionen, Gesundheitsangebote<br />

während der Arbeitszeit (Massage,<br />

Wellness, Physiotherapie) und kostenfreies<br />

Obst, Getränke und Kuchen<br />

für die Mitarbeiter sind nur einige<br />

Angebote der Klinikgruppe.<br />

Kulturmanagement bezieht sich auf<br />

die Entwicklung einer komplexen gesundheitsfördernden<br />

Unternehmenskultur<br />

– und einer Unternehmensphilosophie,<br />

die den Werterahmen des<br />

Unternehmens für die Mitarbeiter<br />

vorgibt. In den Heiligenfeld Kliniken<br />

ist das Thema „Gesundheit“ im Leitbild<br />

des Unternehmens verankert, in<br />

den Mitarbeiterversammlungen wird<br />

kontinuierlich darüber informiert, es<br />

finden Teamsupervisionen statt und<br />

es gibt Fortbildungen zur Unternehmenskultur<br />

für neue Mitarbeiter, um<br />

ihnen den Zugang zum Unternehmen<br />

und der Kultur zu erleichtern.<br />

Ein gesundes Unternehmen<br />

als echte Führungsaufgabe<br />

Alle vier Perspektiven gehören und<br />

wirken in einem gesunden Unternehmen<br />

zusammen. Die effektivste<br />

Form der Gesundheitsförderung<br />

besteht daher darin, den Betrieb<br />

selbst gesund zu machen. Ein solches<br />

ganzheitliches Konzept eines<br />

gesunden Unternehmens ist aber<br />

nur umsetzbar, wenn die Unternehmensleitung<br />

daran interessiert ist, ein<br />

gesundes Unternehmen zu führen.<br />

Die Entwicklung eines gesunden<br />

Unternehmens setzt die Entwicklung<br />

aller Mitarbeiter voraus: Betroffene<br />

werden Beteiligte. Die Führung<br />

des Unternehmens besitzt also ein<br />

Interesse an der Zufriedenheit, der<br />

Entfaltung und der Gesundheit<br />

der Mitarbeiter. Sie repräsentiert<br />

idealerweise eine Gewinnabsicht<br />

für alle Beteiligten und nicht auf<br />

Kosten Einzelner. Daraus folgt eine<br />

betriebliche Gesundheitspolitik, die<br />

die gesamte Organisation und den<br />

Einzelnen in den Blick nimmt, sein<br />

subjektives Erleben, sein Verhalten,<br />

die Kultur und die Struktur. Somit<br />

kann ein Unternehmen nur zu einem<br />

gesunden Unternehmen mit gesunden<br />

Mitarbeitern und gesunden<br />

Arbeitsplätzen werden, wenn ein<br />

Führungsstil durch alle Hierarchieebenen<br />

gepflegt wird, der sich um<br />

Balance der verschiedenen Bereiche<br />

bemüht, der durch Authentizität und<br />

Kooperation eine Vorbildfunktion besitzt,<br />

der die Aufgabenorientierung<br />

über die persönlichen Interessen stellt<br />

und die Mitarbeiter anerkennt und<br />

teilhaben lässt.<br />

Ein gesundes Unternehmen erfüllt<br />

nicht nur seinen wirtschaftlichen<br />

Zweck, sondern in seinem Mittelpunkt<br />

stehen die Pflege des Unternehmens<br />

selbst und seiner Mitarbeiter.<br />

Im Profil<br />

Dr. Joachim Galuska ist Facharzt für<br />

Psychosomatische Medizin, Psychotherapie<br />

und Psychiatrie. Seit August 1990 ist er<br />

Ärztlicher Direktor und geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Heiligenfeld Kliniken für<br />

Psychosomatische Medizin und psychosomatische<br />

Rehabilitation in Bad Kissingen<br />

und Waldmünchen.<br />

Kathrin Schmitt verantwortet die Presseund<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Heiligenfeld<br />

Kliniken.<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

93


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGER GEWERBEBAU |<br />

Eco 2<br />

Ökologische Industrie- und Gewerbearchitektur, die sich rechnet<br />

Von Kirstin Abitz<br />

„Günstig“ und „schnell“ – dies sind<br />

für viele Bauherren im Industrie- und<br />

Gewerbebau die wichtigsten Prämissen<br />

bei einer Investition. Die Begriffe „umweltfreundlich“<br />

und „architektonisch<br />

herausragend“ werden von den Investoren<br />

oft nicht angesprochen, denn<br />

„das kann sich doch keiner leisten“.<br />

Oder vielleicht doch? <strong>forum</strong> war für Sie<br />

in dieser Frage unterwegs und ist auf<br />

ein spannendes und innovatives Bausystem<br />

für Gewerbebauten gestoßen.<br />

Über genau diesen vermeintlichen<br />

Gegensatz – Wirtschaftlichkeit versus<br />

individuelle und nachhaltig orientierte<br />

Architektur – hat sich das Architekturbüro<br />

Poppe*Prehal aus Steyr/Oberösterreich<br />

Gedanken gemacht und auf<br />

Grundlage seiner bisherigen Erfahrungen<br />

ein neues Gewerbebau-System<br />

entwickelt. Das Modularkonzept<br />

eco²building wurde zusammen mit<br />

einem internationalen Projektteam<br />

im Rahmen eines EU-geförderten<br />

Projektes initiiert und entwickelt. Die<br />

fünf Projektpartner aus den Bereichen<br />

Architektur, Energieeffizienz,<br />

Haustechnik und Holzbau kreierten<br />

während ihres fünfjährigen Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojektes<br />

das erste modulare Holzbausystem<br />

Nicht nur energetisch, sondern auch optisch<br />

überragend: Der Verkaufsraum im<br />

neuen Logistikzentrum der Eine Welt AG.<br />

Das Logistikzentrum der<br />

Eine Welt Handel AG in<br />

Niklasdorf/Steiermark ist<br />

das erste Gebäude von<br />

eco 2 building. Durch dieses<br />

neuartige Konzept ist<br />

es möglich, ökologische<br />

und ökonomische Ziele<br />

zu verwirklichen.<br />

in Passivhaus-Qualität für Industrie-<br />

und Gewerbebauten. „Mit dem<br />

eco²building System können Unternehmen<br />

kostensicher, rasch, mit technisch<br />

ausgezeichneter Qualität und<br />

hohem architektonischen Anspruch<br />

bauen. Ein maßgeschneidertes Energie-<br />

und Haustechnikkonzept sorgt<br />

für optimale Arbeitsplatzbedingungen<br />

und hohe Energieeffizienz“, erklärt<br />

Architekt Dr. Helmut Poppe.<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGER GEWERBEBAU |<br />

PRAXIS<br />

Individuell und schnell<br />

Das eco²building benötigt nur zehn<br />

Prozent der Heiz- und Kühlenergie<br />

eines vergleichbaren Gebäudes und<br />

bietet höheren Komfort. Sowohl die<br />

Planungszeit, als auch die Realisierungsphase<br />

gegenüber der konventionellen<br />

Bauzeit sollen durch eine<br />

eigens entwickelte Planungssoftware<br />

und den hohen Vorfertigungsgrad<br />

deutlich reduziert werden. Die Prämissen<br />

der „Schnelligkeit“ und<br />

„Wirtschaftlichkeit“ werden somit<br />

umfassend erfüllt. Um die individuellen<br />

Bedürfnisse des Bauherrn<br />

– z. B. hinsichtlich Nutzung und<br />

Corporate Architecture – optimal in<br />

das Gesamtkonzept zu integrieren,<br />

bieten die Projektpartner einen Beratungsworkshop<br />

für Interessenten. In<br />

diesem wird ein umfassendes Raum-,<br />

Energieeffizienz- und Haustechnikkonzept<br />

für das neue Industrie- und<br />

Gewerbegebäude erstellt. Bereits<br />

sechs Wochen danach erhält der<br />

Interessent sein Fixpreisangebot. Anschließend<br />

folgt die Umsetzung, die<br />

durch die zertifizierten und vorgefertigten<br />

eco²building-Systembauteile<br />

besonders schnell vor sich geht.<br />

Nummer Eins<br />

Das erste Referenzprojekt, das Verwaltungs-<br />

und Logistikgebäude der Eine<br />

Welt Handel AG in Niklasdorf/Steiermark,<br />

wurde 2009 fertig gestellt und<br />

hat sich seitdem sichtlich bewährt.<br />

Nach zwei Kühl- und Heizperioden hat<br />

sich gezeigt, dass sämtliche vorab kalkulierten<br />

Energieeffizienzkennwerte<br />

eingehalten wurden. „Heiztechnisch<br />

ist das Konzept voll aufgegangen.<br />

Durch eco 2 building konnten wir unsere<br />

Firmenphilosophie auch in unserem<br />

Logistikzentrum umsetzen. Dieses<br />

System steht für einen Bewusstseinswandel<br />

der Gesellschaft und der<br />

Unternehmen. Wir sind auf dem richtigen<br />

Weg und dieser Weg sollte auch<br />

in Zukunft beschritten werden“, so<br />

Uwe Raith von der Eine Welt Handel<br />

AG. Mehrfache Auszeichnungen beweisen,<br />

dass dieses Konzept aufgeht.<br />

Es wurde zum einen für den Österrei-<br />

chischen Staatspreis für Architektur<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit 2010 nominiert<br />

und erhielt zum anderen vor kurzem<br />

die „klima:aktiv“-Plakette. Als erstes<br />

Gebäude überhaupt erreichte es im<br />

„klima:aktiv“-Zertifizierungsprozess<br />

1.000 von 1.000 möglichen Punkten.<br />

Folgende Unternehmen sind<br />

als Projektpartner an<br />

eco 2 building beteiligt:<br />

• Architekturbüro Poppe*Prehal<br />

- Generalplanung<br />

• ebök Institut für angewandte<br />

Effi zienzforschung<br />

- Energieeffi zienzkonzept<br />

• STIWA Group – AMS Engineering GmbH<br />

- Haustechnik<br />

• WIEHAG GmbH<br />

- Holzbau<br />

• HABAU GmbH<br />

- Projektleitung<br />

Für weitere Informationen wenden Sie sich<br />

an Fr. Doris Knoedl:<br />

doris.knoedl@eco2building.com<br />

29.­­ 30. Juni <strong>2011</strong><br />

Internationale Fachmesse und Kongress für nachhaltiges Bauen, Investieren und Betreiben<br />

Multiplikatoren und Partner<br />

Erfolg nachhaltig gestalten.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist ein Wirtschaftsfaktor. Die Consense <strong>2011</strong> gibt der Immobilienwirtschaft wichtige<br />

Impulse und unterstützt sie bei Investitionsentscheidungen. Von innovativen Mate ria lien<br />

über Sonnenschutz bis hin zu zertifizierten Objekten: Auf der Fachmesse veranschau lichen<br />

Sonderschauen und Themenparks die Bandbreite nachhaltiger Themen. Im Fokus des Kongresses:<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen im Bestand. Nutzen Sie wertvolle Marktchancen.<br />

» www.consense­messe.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

95<br />

Deutsche Gesellschaft für <strong>Nachhaltig</strong>es Bauen e.V.<br />

German Sustainable Building Council<br />

®


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGER GEWERBEBAU |<br />

Neue Serie!<br />

Die Chimäre<br />

als HAUS-Tier<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit“ zähmen und nutzenstiftend<br />

im Gebäudesektor umsetzen<br />

Ein Beispiel unternehmensindividueller <strong>Nachhaltig</strong>keit: Stahlträger, als erlebbare Nähe zum eigenen Produkt, spielen eine markante Rolle<br />

im Inneren des Finanz- und Vertriebszentrums des stahlverarbeitenden Konzerns Voestalpine Stahl in Linz, Österreich. Es wurde mit dem<br />

Best Office Award in der Kategorie „International“ ausgezeichnet.<br />

Von Hauke Schlüter und Kirstin Abitz<br />

Mythisches Mischwesen, Einbildung,<br />

Megatrend – <strong>Nachhaltig</strong>keit hat viele<br />

Erscheinungsformen und ist in freier<br />

Wildbahn schwierig einzufangen und<br />

ans Objekt zu gewöhnen oder gar als<br />

Nutztier zu halten. Wie aber genau<br />

lässt sich <strong>Nachhaltig</strong>keit im Gebäudebereich<br />

sinnvoll erreichen? Wie kommt<br />

ein Unternehmen als Bauherr von der<br />

ersten Idee oder einer nur ungefähren<br />

Vorstellung zu einer Strategie, dann zur<br />

Gebäudeplanung bis hin zum fertigen<br />

Objekt und seinem wirtschaftlichen<br />

Betrieb? Im Rahmen einer Beitragsserie<br />

möchte <strong>forum</strong> für Sie diesen Fragen<br />

auf den Grund gehen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist,<br />

wenn es nützlich ist<br />

Stockholm hin, Brundtland her – wir<br />

alle kennen die Definitionen der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit, die gleichzusetzen mit<br />

„Ökologie“ ein Fehler der Dimension<br />

„Deutschland ist Bayern“ wäre: von<br />

Außenstehenden gerne gemacht, bei<br />

Insidern aber – die Realität und Facetten<br />

kennen – nicht haltbar.<br />

Vor allem bei gewerblichen Immobilienprojekten<br />

und -objekten muss<br />

sich „<strong>Nachhaltig</strong>keit“ in einer für<br />

Objekte relevanten Form ausdrücken.<br />

Objekte, in denen Menschen arbeiten,<br />

Prozesse ablaufen, Organisationen<br />

sich entwickeln und Strukturen sich<br />

herausbilden. Objekte, mit denen<br />

Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern,<br />

Kunden und der Gesellschaft<br />

eine Haltung einnehmen und mit<br />

ihnen als Produktionsfaktor natürlich<br />

einen wirtschaftlichen Mehrwert erzeugen<br />

wollen. Die Interpretation von<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit“ muss ermöglichen,<br />

in der Praxis eingesetzt, kontrolliert<br />

und aus Unternehmenssicht beurteilt<br />

und geregelt werden zu können.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist individuell<br />

Unterschiedliche Unternehmens-<br />

Wirklichkeiten definieren individuelle<br />

Nützlichkeiten und damit eine<br />

auf das jeweilige Unternehmen<br />

zugeschnittene <strong>Nachhaltig</strong>keit. Wie<br />

im Einstein’schen Universum jeder<br />

Beobachter mit seinem eigenen Referenzsystem<br />

unterwegs ist, so hat<br />

jedes Unternehmen seine eigene<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit. Diese Unterscheidung<br />

ist ebenso wichtig, wie plausibel. Ein<br />

Ministerium hat andere organisatorische<br />

Ziele als ein internationaler<br />

Automobilkonzern; eine Super-Brand<br />

wie Swarovski andere Identitätsziele<br />

als ein kassenärztlicher Verband. Diese<br />

individuelle <strong>Nachhaltig</strong>keit hängt vom<br />

„Wesen“ des Unternehmens ab, das<br />

entscheidend von seinen Kernprozessen<br />

definiert wird. Gebäude, die<br />

diese Kernprozesse nicht nachhaltig<br />

unterstützen, erzeugen für das Unternehmen<br />

keine <strong>Nachhaltig</strong>keit und<br />

damit keinen Nutzen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist dynamisch<br />

Da sich Kernprozesse dynamisch<br />

entwickeln und Organisationen leben<br />

und sich verändern, sind ebenso<br />

intelligente wie flexible Anpassungen<br />

zwingend. Der Nutzerbedarf ändert<br />

sich über die Zeit, der Flächenbedarf<br />

sowieso ständig. Gebäude müssen<br />

mitziehen und vorausdenken.<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGER GEWERBEBAU |<br />

PRAXIS<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und ihr Management<br />

sind also auch im Zeitablauf herausgefordert.<br />

Das betrifft nicht nur die<br />

Abstimmung auf die Kernprozesse,<br />

sondern auch die Optimierung der Sekundärwelt.<br />

Es wird immer komplexer.<br />

Damit man seine unternehmerischen<br />

Ziele nicht von dieser Komplexität dominieren<br />

lässt und verzweifelt aufgibt,<br />

sondern die Zielerreichung in einer<br />

komplexen Welt sichert, muss ein Zielund<br />

Arbeitssystem als „Management-<br />

Tool“ entwickelt werden. Man kann<br />

sich dabei an den Entstehungsphasen<br />

eines nachhaltigen Gebäudes orientieren:<br />

von der Strategie, über Initiierung,<br />

Planung, Ausführungsvorbereitung,<br />

Ausführung bis hin zum Betrieb<br />

der gewerblichen Immobilie.<br />

Grundlegende Herausforderungen<br />

beim nachhaltigen Gewerbebau<br />

Bereits in der Strategiephase sollten<br />

drei Spannungsfelder von struktureller<br />

sowie prozessualer Art beleuchtet<br />

werden:<br />

1. Die strukturellen Fragen<br />

Die Beteiligten bei Gewerbeimmobilien<br />

sind Investor, Betreiber<br />

und Nutzer. <strong>Nachhaltig</strong>keit kann<br />

Der Innenhof der Kärtner Landesverwaltung in Klagenfurt, Österreich lädt Mitarbeiter und<br />

Besucher zum Verweilen und Kommunizieren ein und sorgt für eine angenehme Atmosphäre.<br />

nur erreicht werden, wenn alle in<br />

dieselbe Richtung arbeiten. Wie<br />

schafft man das?<br />

2. Die prozessualen Fragen<br />

Primärprozesse müssen eine klare<br />

Haltung zur <strong>Nachhaltig</strong>keit ausdrücken.<br />

Sind die Kernprozesse<br />

nicht auf <strong>Nachhaltig</strong>keit ausgerichtet,<br />

werden die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

produzierenden Sekundärprozesse<br />

nicht geschätzt und das Projekt<br />

wird nicht erfolgreich sein. Durchgängige<br />

Glaubwürdigkeit ist ein<br />

Erfolgsfaktor für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Nutzen. Wie erreicht man<br />

diese?<br />

3. Die Fragen der Veränderung<br />

Planen und Bauen funktioniert seit<br />

Jahrtausenden nach bekannten,<br />

tradierten Mustern. Nun müssen<br />

die Gedanken der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in die Köpfe und die Fähigkeiten<br />

der Beteiligten integriert werden.<br />

Ein Change Projekt! Doch wie<br />

bricht man gewohnte Sichtweisen<br />

auf?<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keiT von N-T<br />

Praxis in Projekten<br />

Phasen<br />

Strategie<br />

Iniierung Iniierung<br />

Planung<br />

Ausführungsvorbereitung<br />

Ausführung<br />

Betrieb<br />

JUL 11 OKT 11 JAN 12 APR 12 JUL 12 OKT 12<br />

JAN 13 APR 13<br />

JUL 13 OKT 13+<br />

Langfrisg Langfrisg Langfrisg<br />

Verwaltungsgebäude (Energieversorger)<br />

Media Office (Mediengruppe)<br />

Phasen-<br />

Beispiele<br />

Triple ZERO Projekt<br />

Ausbau Airport Center<br />

Zu definieren<br />

Themen-Beispiele (Klienten-Porolio)<br />

(Klienten-Porolio)<br />

(Klienten-Porolio)<br />

Projekte und Themen aus der Praxis lassen die Artikelserie leben.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

97


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGER GEWERBEBAU |<br />

Neue Artikelserie zum<br />

nachhaltigen Bauen!<br />

Um diese und spätere Fragen nachhaltig<br />

zu beantworten, startet <strong>forum</strong><br />

in Kooperation mit M.O.O.CON, strategische<br />

Beratung für Organisationsund<br />

Objektentwicklung in Frankfurt<br />

und Wien, eine Beitragsreihe. Anhand<br />

realer und aktueller Fälle soll gezeigt<br />

werden, wie ein Bauherr seine Vorstellungen<br />

von „<strong>Nachhaltig</strong>keit“<br />

erst schärfen und dann tatsächlich<br />

nutzenstiftend operationalisieren und<br />

umsetzen kann.<br />

Die praxisorientierte Redaktion wird<br />

flankiert durch eine exemplarische<br />

Berichterstattung von zwei Projekten<br />

(Verwaltungsgebäude eines<br />

Energieversorgers und Media Office<br />

einer Mediengruppe). Diese wird<br />

dann von der Strategiefindung, über<br />

Initiierung, Planung, Ausführungsvorbereitung,<br />

Ausführung bis hin<br />

zum Betrieb der gewerblichen Immobilie,<br />

sozusagen „live“ von <strong>forum</strong><br />

begleitet werden. In den jeweiligen<br />

(Bau-)Phasen werden zusätzliche<br />

Projekte als Beispiele herangezogen,<br />

bei denen Vorgehen und Ergebnisse<br />

besonders deutlich werden. Im<br />

Zentrum der Artikelserie steht der<br />

Praxisbezug: „Erfahrungen, die wir<br />

signifikant häufig gemacht haben<br />

und die daraus gewonnenen Erkenntnisse,<br />

haben Vorrang vor theoretischen<br />

Möglichkeiten“, betonen<br />

die Autoren von M.O.O.CON.<br />

Der <strong>forum</strong>-Bau(sand)kasten<br />

Kirstin Abitz,<br />

<strong>forum</strong>-Redaktion<br />

<strong>Nachhaltig</strong> Bauen<br />

Bauen auch Sie aktiv an unserer<br />

Artikelreihe mit! Stellen Sie uns<br />

Ihre Fragen, berichten Sie uns von<br />

Ihren Erfahrungen und machen<br />

Sie uns auf außergewöhnlich nachhaltige<br />

Projekte aufmerksam.<br />

Wir sind gespannt!<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Das Projekt beginnt in den Köpfen<br />

… und mit einer Strategie!<br />

In der nächsten Ausgabe von <strong>forum</strong><br />

beginnen wir mit der Strategiephase<br />

am Beispiel von Verwaltungs- und<br />

Betriebsgebäuden („Smart Office“) für<br />

über 1.000 Mitarbeiter in einer europäischen<br />

Metropole und einem Triple Zero-<br />

Projekt mit den europaweit höchsten<br />

Energieeffizienz-Standards. Bis Juli!<br />

Hauke Schlüter,<br />

Unternehmenskommunikation<br />

M.O.O.CON<br />

99 seconds for the future of paper<br />

Die Initiative Pro Recyclingpapier und <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> präsentieren “99<br />

seconds for the future of paper”. Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Branchen<br />

verdeutlichen in kurzen Statements, dass Papier<br />

ein Schlüsselthema auf dem Weg zu einer<br />

nachhaltigen Unternehmensführung darstellt.<br />

Mit dabei sind Epson, Tchibo, Deutsche Post<br />

DHL, Lufthansa und das Wuppertal Institut<br />

für Klima, Umwelt, Energie GmbH.<br />

„… Starten Sie einfach mal mit dem Einsatz Ihrer privaten oder<br />

Ihrer geschäftlichen Visitenkarte aus Recyclingpapier. Das ist ne<br />

coole Sache!“<br />

„Wir haben im Jahr 2010 unsere interne Politik zum Thema Papier<br />

aktualisiert und weltweit ausgedehnt und geben ganz klare<br />

Signale, dass wir Recyclingpapier als die beste Wahl weltweit<br />

bevorzugen.“<br />

Diese und weitere Clips zu den Bereichen<br />

Biodiversität, Mobilität, Medien, Gesellschaft<br />

u.v.m. fi nden Sie auf: www.99seconds.tv.<br />

Wenn auch Sie Ihr Engagement als Unternehmen<br />

kommunizieren möchten, bie tet<br />

Ihnen das <strong>forum</strong>-Videoteam Unterstützung<br />

dabei, mit Videos nachhaltige Botschaften an<br />

Ihre Stakeholder zu senden. Nutzen Sie die<br />

neuen Medien, um Ihr Enga gement zu dokumentieren<br />

und bekannt zu machen!<br />

Philipp Ledényi stimmt gerne Details mit<br />

Ihnen ab.<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 19 oder per<br />

E-Mail: p.ledenyi@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BÜRO & UMWELT |<br />

PRAXIS<br />

Es ist soweit!<br />

Unternehmen stellen um auf Recyclingpapier<br />

Von Heike Fischer<br />

Angesichts knapper werdender<br />

natür licher <strong>Ressourcen</strong> und des<br />

Klimawandels ist nachhaltiges<br />

<strong>Wirtschaften</strong> seit Jahren en vogue.<br />

Unternehmen nutzen jedoch oft<br />

noch nicht alle ökologischen Stellhebel,<br />

die ihnen zur Verfügung stehen.<br />

Papier ist dafür bestes Beispiel.<br />

Papier wird in nahezu jedem Geschäftsprozess<br />

eingesetzt und<br />

täglich in großen Mengen beim<br />

Drucken und Kopieren verbraucht.<br />

In Deutschlands Büros sind es<br />

jährlich rund 700.000 Tonnen, 20<br />

Tonnen alle 15 Minuten. Würde hier<br />

statt Frischfaser- Recyclingpapier<br />

eingesetzt, könnten beachtliche<br />

Einspareffekte besonders im Bereich<br />

Wasser und Energie erreicht werden<br />

– Blatt für Blatt messbar und<br />

wissenschaftlich belegt.<br />

Der Anteil von Recyclingbüropapier<br />

liegt derzeit allerdings erst bei 13<br />

Prozent. Ein riesiges Potenzial zur<br />

<strong>Ressourcen</strong>entlastung wird noch<br />

nicht genutzt. Doch es scheint sich<br />

ein neuer Trend abzuzeichnen.<br />

Eine aktuelle Studie von A.T. Kearney<br />

über die Zukunftstrends bei Papier<br />

prognostiziert eine hohe Bereitschaft,<br />

vom konventionellen Papier auf Recyclingpapier<br />

umzustellen.<br />

Welche Auswirkungen die Verwendung<br />

von Recyclingpapier auf den<br />

Energiehaushalt hat, macht eine<br />

Studie des IFEU deutlich: Bei Umstellung<br />

des Büropapiers der gesamten<br />

Finanzbranche auf Papier mit dem<br />

Blauen Engel ließe sich so viel Energie<br />

einsparen, wie alle Privathaushalte<br />

einer Großstadt mit mehr als 200.000<br />

Einwohnern jährlich verbrauchen.<br />

Die Initiative Pro Recyclingpapier setzt<br />

sich als Wirtschaftsallianz mit ihren 23<br />

namhaften Unternehmen – darunter<br />

Tchibo, Otto, Deutsche Lufthansa<br />

oder auch die Deutsche Post DHL –<br />

für eine verstärkte Nutzung und Akzeptanz<br />

des Papiers mit dem Blauen<br />

Engel ein.<br />

Unternehmenskampagne:<br />

„Jetzt umstellen“<br />

Anlässlich des Internationalen Jahres<br />

der Wälder ruft die Initiative Pro<br />

Recyclingpapier Unternehmen in<br />

Deutschland dazu auf, auf Recyclingpapier<br />

umzustellen. Diese Initiative<br />

soll die deutsche Wirtschaft motivieren,<br />

gemeinsam Farbe zu bekennen<br />

und zu handeln. Bereits jetzt hat der<br />

Stellenwert von Recyclingpapier für<br />

das <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement in<br />

Unternehmen stark an Bedeutung<br />

gewonnen, wie die repräsentative<br />

Studie von A.T. Kearney unterstreicht.<br />

Mit Hilfe der Kampagne<br />

soll die oftmals noch vorhandene<br />

Lücke zwischen Bewusstsein und<br />

Handeln geschlossen werden.<br />

Indem Unternehmen konsequent<br />

umstellen, nutzen sie wertvolle<br />

ökologische und ökonomische<br />

Einsparpotenziale, verbessern ihre<br />

Umweltbilanzen und zeigen Vorbildcharakter.<br />

Zahlreiche prominente Unterstützer<br />

aus Wirtschaft und Gesellschaft<br />

setzen sich bereits für mehr Recyclingpapier<br />

ein. Zu ihnen gehören<br />

Alain Caparros, Vorstand der REWE<br />

Group, Dr. Frank Appel, CEO Deutsche<br />

Post AG, Dr. Rüdiger Grube,<br />

Vorstandsvorsitzender der Deutsche<br />

Bahn AG oder auch Schauspieler<br />

Hannes Jaenicke, Fußballtrainer<br />

Jürgen Klopp und der bekannte<br />

Autor Frank Schätzing.<br />

Auch <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

ist überzeugter Nutzer von Recyclingpapier<br />

und unterstützt die Kampagne<br />

als Medienpartner. Machen auch Sie<br />

mit und zeigen Sie, wer Worten Taten<br />

folgen lässt. Handeln Sie jetzt und<br />

leisten auch Sie einen Beitrag zum<br />

Internationalen Jahr der Wälder.<br />

Jedes Unternehmen zählt!<br />

Per Selbstauskunft können Unternehmen<br />

online unter www.jetztumstellen.de zeigen,<br />

dass sie Recyclingpapier nutzen und<br />

so ihr Engagement transparent machen.<br />

Sie werden mit Name und Logo öffentlich<br />

gemacht und auf den Kampagnen-Websites<br />

genannt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


100 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Themen<br />

Kooperationen von NPOs & Unternehmen | Energie & Klima | Biodiversität<br />

<strong>forum</strong> THEMEN bietet Ihnen diesmal<br />

spannende Beiträge zu Kooperationsmanagement,<br />

Energie & Klima<br />

und Biodiversität. Im Internationalen<br />

Jahr der Wälder begeben wir uns mit<br />

Ihnen auf Spurensuche, was es mit dem<br />

Baum des Jahres, der Elsbeere, auf sich<br />

hat. NPOs und Unternehmen können<br />

durchaus fruchtbare Kooperationen<br />

eingehen, wenn beide Seiten einige<br />

Grundlagen – wie eine umfassende<br />

Vertrauensbildung – beachten. Außerdem<br />

blicken wir zurück auf die<br />

Klimakonferenz von Cancún und ihre<br />

Ergebnisse.<br />

Die Seiten zum Thema Biodiversität werden im Rahmen der European Business<br />

and Biodiversity Campaign vom LIFE+ Programm der EU gefördert.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

101


THEMEN<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

<strong>Nachhaltig</strong> kooperieren<br />

Gemeinsam Mehrwert schaffen<br />

Von Claudio Weiss<br />

Warum schaffen es selbst intelligenteste<br />

Macher häufig nicht, gemeinsam<br />

Ziele zu erreichen? <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

<strong>Wirtschaften</strong> lässt sich nicht im<br />

Alleingang realisieren. Jeder ist auf<br />

das Mitmachen anderer angewiesen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Kooperieren ist keine<br />

schöngeistige Beschäftigung, sondern<br />

nüchterne Notwendigkeit.<br />

Damit Kooperationen funktionieren,<br />

müssen sie sich für alle Beteiligten<br />

lohnen. Wer würde auf Dauer in einer<br />

Kooperation verbleiben, wenn er<br />

davon keinen Nutzen hätte? Dieser<br />

muss nicht zwingend kommerzieller<br />

Natur sein, aber auch Kooperationen<br />

müssen sich zumindest auf längere<br />

Sicht rechnen. Das gelingt nur, wenn<br />

Kooperationen langfristig angelegt<br />

sind und so kumulativ Früchte tragen<br />

können. Ständiges Wechseln von Kooperationspartnern<br />

ist wirtschaftlich<br />

und menschlich schlicht zu aufwändig.<br />

Kooperationen werden grundsätzlich<br />

dann eingegangen, wenn<br />

Parteien sich davon die Förderung gemeinsamer<br />

Interessen erhoffen. Allerdings<br />

treten dabei unvermeidlich auch<br />

Interessenkonflikte auf. Spätestens<br />

wenn es einen Kuchen zu verteilen<br />

gibt oder wenn man sich an Kosten<br />

beteiligen muss, ist häufig Gerangel<br />

um die Größe der jeweiligen Anteile<br />

angesagt. Man sollte sich deshalb von<br />

folgenden Prinzipien leiten lassen:<br />

Kooperation =<br />

Beziehung + Sache<br />

Was Menschen mit Dingen – Ideen,<br />

Produkten, Verfahren, Preisen, Terminen<br />

– tun, ist „Sache“. Was Menschen<br />

über Dinge anderen Menschen antun,<br />

ist „Beziehung“. Wenn ein Lieferant<br />

seinem Kunden schlechte Ware liefert,<br />

ist das zunächst „Sache“. Indem er<br />

aber damit dem Kunden Schaden<br />

zufügt und ihm seine Geringschätzung<br />

zum Ausdruck bringt, entsteht<br />

zusätzlich zum Sach- ein Beziehungs-<br />

1<strong>02</strong> <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

THEMEN<br />

problem. Das Gleiche geschieht bei<br />

nicht eingehaltenen Terminen oder<br />

unterlassenen Benachrichtigungen.<br />

Nicht erfüllte Erwartungen erzeugen<br />

neben Sach- häufig auch Beziehungsprobleme.<br />

Die Prüffrage dafür lautet:<br />

„Wie fühle ich mich vom Kooperationspartner<br />

behandelt?“ Ebenso<br />

sollte man sich fragen: „Wie fühlt er<br />

sich vermutlich von mir behandelt?“.<br />

Probleme in der „Sache“ sollten rein<br />

sachgerecht – z.B. technisch, kaufmännisch<br />

oder juristisch – angegangen<br />

werden. Behandelt man jedoch<br />

Beziehungsprobleme „ganz sachlich“<br />

statt menschlich und menschengerecht,<br />

werden sie womöglich gar noch<br />

verschlimmert.<br />

Vertrauensbeziehungen<br />

aufbauen und erhalten<br />

Gegenseitiges Vertrauen ist die Tragfläche<br />

für jede zwischenmenschliche<br />

Beziehung. Ohne sie kommen Beziehungen<br />

gar nicht erst zum Fliegen<br />

oder sie stürzen, wenn das Vertrauen<br />

zerbricht, ab. Wie baut man gegenseitiges<br />

Vertrauen auf und erhält es<br />

aufrecht? Muss man es erst schenken,<br />

um es nachher zu gewinnen? Nicht<br />

jeder verdient unser unbegrenztes<br />

Vertrauen! Ein potenzieller Partner<br />

sollte sich unseren Glauben an seine<br />

Verlässlichkeit allmählich durch<br />

Bewährung erwerben. Dies gilt natürlich<br />

genauso für ihn, wenn wir<br />

seine Gunst erwerben wollen. Dafür<br />

müssen wir uns vertrauenswürdig<br />

verhalten. Nicht Vertrauensseligkeit,<br />

sondern Vertauenswürdigkeit ist von<br />

uns gefragt. Und dies bedeutet: Wir<br />

müssen meinen, was wir sagen, und<br />

danach handeln. Wenn wir meinen,<br />

was wir sagen, wird unsere verbale mit<br />

unserer non-verbalen Kommunikation<br />

(Tonfall, Mimik, Gestik) übereinstimmen.<br />

Genau diese „Authentizität“ ist<br />

wichtig für Kooperationen.<br />

Wir müssen nicht alles sagen, was<br />

wir meinen, aber hinter dem stehen,<br />

was wir sagen. Manchmal bedeutet<br />

Vertrauenswürdigkeit, dass wir uns<br />

anvertraute Dinge vertraulich behandeln,<br />

also für uns behalten. Eingegangene<br />

Versprechen müssen wir auch<br />

halten. Es fördert die Zusammenarbeit<br />

mehr, auf Versprechungen zu verzichten,<br />

als das Versprochene nicht halten<br />

zu können. Vertrauenswürdig sind<br />

wir nur dann, wenn wir uns nicht aus<br />

Opportunitätsgründen gelegentlich,<br />

sondern grundsätzlich durchgängig<br />

vertrauenswürdig verhalten – getreu<br />

dem Sprichwort „Wer einmal lügt,<br />

dem glaubt man nicht, selbst wenn<br />

er auch die Wahrheit spricht.“<br />

Diesen Wert, den andere uns damit<br />

verleihen, nennt man nicht umsonst<br />

„Vertrauenskapital“. Es erleichtert die<br />

Kommunikation und trägt die Kooperation<br />

sicher auch durch turbulente<br />

Phasen. Umgekehrt ist Misstrauen<br />

eine Brutstätte für Missverständnisse,<br />

die ihrerseits weiteres Misstrauen erzeugen.<br />

Provokant gefragt: Was gibt<br />

es Dümmeres, als wissentlich und<br />

willentlich das Vertrauen eines Kooperationspartners<br />

zu verspielen?<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

103


THEMEN<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Her mit der Kohle!<br />

Kooperationen zwischen NGOs und Unternehmen sollten mehr Tiefgang haben als nur Geldtransfer.<br />

Ein Kommentar von Dr. Frauke Fischer<br />

Kooperationen zwischen NGOs und Unternehmen<br />

sind grundsätzlich eigentlich attraktiv<br />

für beide Seiten. Auf Unternehmen<br />

fällt der Glanz des Guten – NGOs sehen<br />

die Chance, ihre klammen Kassen zu füllen.<br />

Trotzdem knirscht es manchmal im Gebälk<br />

und oft genug läuft die Zusammenarbeit so<br />

unrund, dass sie von nur kurzer Dauer ist und<br />

auf beiden Seiten zu Enttäuschungen führt.<br />

Die Kooperation von NGOs und Unternehmen<br />

ist zum Einen ein komplexer Vorgang, der gut<br />

vorbereitet und von beiden verstanden und<br />

seriös begleitet werden muss. Es liegt im<br />

Kern der Sache, dass diese Beziehungen sich<br />

durch ein ökonomisches Ungleichgewicht<br />

auszeichnen, bei dem das Wirtschaftsunternehmen<br />

der schwergewichtigere Partner ist.<br />

Dazu treffen zwei Gruppen aufeinander, die oft<br />

genug keine gemeinsame Sprache sprechen<br />

und dadurch entweder nicht wirklich kommunizieren<br />

oder aneinander vorbei reden.<br />

Die Reduktion auf eine rein fi nanzielle Ebene<br />

der Beziehung führt häufi g zum Scheitern<br />

einer durchaus möglichen langfristig angelegten<br />

Partnerschaft, die durch die richtige<br />

Kommunikation für beide Seiten ein Erfolg<br />

hätte werden können.<br />

Ist das Kerngeschäft des beteiligten Unternehmens<br />

nicht gänzlich positiv darstellbar,<br />

vermeiden es NGOs gerne, sich als wirkliche<br />

Partner in diesem Geschäft zu positionieren.<br />

Dann geht es nur ums Finanzielle.<br />

Weitere Fragen sollen nicht gestellt werden,<br />

die Kooperation vielleicht sogar nach außen<br />

möglichst wenig kommuniziert werden. Man<br />

sitzt, getrieben vom schnöden Mammon, mit<br />

Es werde Licht! Projekte für eine regenerative Energie- und Trinkwasserversorgung in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern fördert beispielsweise die Solaventus Stiftung. Dabei<br />

werden besonders auch Unternehmen eingeladen, sich in Form von CSR-Projekten zu<br />

beteiligen.<br />

104<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

THEMEN<br />

dem Teufel im Boot und möchte dies nicht<br />

publik machen, weil das die eigene Klientel<br />

übel nehmen könnte. Auf der anderen Seite<br />

stehen Unternehmen, die nicht gerne als ein<br />

feindlicher Goldesel wahrgenommen werden<br />

wollen. Verhalten sie sich auch noch verantwortungsvoll,<br />

wollen sie darüber hinaus nicht<br />

nur Geld geben, sondern auch mal wirkliche<br />

Partner, vielleicht gar „Helden“ für die gute<br />

Sache sein. Unternehmensvertreter beklagen<br />

dann auch, dass NGOs Zuwendungen in<br />

Form von Expertise, Sach- oder Leihgütern<br />

ablehnen. Diese Form der Kooperation ist für<br />

NGOs entweder noch zu neu und daher unüblich,<br />

aber vielleicht auch durch die damit<br />

verbundenen neuen Prozesse und Arbeitsschritte<br />

logistisch aufwändig und folglich<br />

unattraktiv. Damit enttäuschen sie ihren<br />

möglichen Wirtschaftspartner und ersticken<br />

eine Zusammenarbeit bereits im Keim, bzw.<br />

fi nden sich in einer nur kurzfristigen oft gar<br />

einmaligen Sponsoringsituation wieder.<br />

Eine wirkliche Kooperation bedeutet keineswegs<br />

nur, dass Geld von einer Seite auf die<br />

andere fl ießt. Erlauben NGOs ihren Unterstützern<br />

einen wirklichen Zugang zu ihren<br />

Themen und Projekten, geben sie z.B. Fachwissen<br />

zurück ins Unternehmen, machen sie<br />

Aspekte ihrer Arbeitsweise und des Projektmanagements<br />

transparent oder gewinnen<br />

Entscheidungsträger im Unternehmen auch<br />

emotional für ihre Sache, erzielen sie eine<br />

Wirkung, die weit über den Geldtransfer hinaus<br />

geht. Wer im Unternehmen auf dieser<br />

Ebene zu gewinnen ist, ist nicht von vornherein<br />

ersichtlich. Meine Erfahrung zeigt, dass<br />

eine fachlich fundierte Kommunikation der<br />

NGO über ihre Arbeit, Ziele und Projekte in<br />

das Unternehmen hinein eine Investition ist,<br />

die sich mittel- und langfristig lohnt. Dazu<br />

gehört auch, transparent über Misserfolge<br />

und Probleme im geförderten Projekt zu<br />

sprechen. So versteht der Geldgeber besser,<br />

warum sein Geld wie eingesetzt werden<br />

muss oder soll und bekommt einen tieferen<br />

Einblick, der wiederum zu einer stärkeren<br />

Identifi kation mit dem geförderten Projekt<br />

führen kann. Wenn NGOs verstehen, dass<br />

eine solche „Bekehrung“ stattfi nden kann,<br />

erschließen sie sich ein großes Potenzial.<br />

Entscheidungsträger in Unternehmen haben<br />

nämlich nicht nur das Sagen über ihre<br />

jeweiligen Budgets, sondern sind Multiplikatoren<br />

in gesellschaftliche Gruppen, zu denen<br />

NGOs unter Umständen keinen Zugang<br />

haben. Wer sie ins Boot holt, nutzt dieses<br />

Potenzial in hervorragender, wenn auch<br />

nicht sofort in Euro und Cent nachweisbarer<br />

Weise.<br />

Unterschiedliche Sichtweisen<br />

respektieren<br />

Menschen können nicht anders, als<br />

Dinge aus ihrer jeweiligen Perspektive<br />

wahrzunehmen. Diese ist das Produkt<br />

von Bedürfnislagen, gemachten<br />

Erfahrungen, Gewohnheiten, Überzeugungen,<br />

Wertvorstellungen und<br />

Kulturen. So sehen beispielsweise<br />

Juristen berufsbedingt Risiken, wo<br />

Verkäufer nur Chancen sehen möchten.<br />

Je nach Rolle oder Aufgabe ist<br />

die Optik eine andere. Dies führt<br />

gern zu Rechthaberei oder, schlimmer<br />

noch, zum Lächerlichmachen<br />

der „fremden“ Sichtweise. Dass sich<br />

der andere dabei nicht gut behandelt<br />

fühlt (Beziehungsproblem), liegt auf<br />

der Hand. Man sollte besser versuchen,<br />

die andere Sicht der Dinge zu<br />

verstehen, d.h. deren Hintergründen<br />

nachzugehen. Beim Kooperieren ist<br />

es hilfreich, die Tatsache unterschiedlicher<br />

Wahrnehmungen zu akzeptieren,<br />

die jeweils andere Sichtweise zu<br />

respektieren und möglichst auf sie<br />

einzugehen.<br />

Interessen erkennen, gewichten<br />

und anerkennen<br />

Ein Interesse ist nicht, was jemand will,<br />

sondern warum oder wozu er oder sie<br />

es will. Ein „definiertes Ziel“, eine<br />

„klare Vorstellung“, eine „konkrete<br />

Forderung“ ist kein Interesse, sondern<br />

eine gedankliche Annahme darüber,<br />

wie ein Interesse oder ein Bündel von<br />

Interessen befriedigt werden soll. Wer<br />

diese Annahme mit Vehemenz vertritt,<br />

verkennt, dass es vielleicht noch<br />

ganz andere, vielleicht viel bessere<br />

Möglichkeiten gibt, die zugrunde<br />

liegenden Interessen zu befriedigen.<br />

Es sind die Interessen, die uns wirklich<br />

bewegen oder auch stoppen. Deshalb<br />

lohnt es sich, bei sich selbst und beim<br />

Kooperationspartner solche hinter<br />

den gedanklichen Vorstellungen oder<br />

gar hart verteidigten Verhandlungspositionen<br />

liegenden Beweggründe<br />

zu erforschen. Man wird dabei feststellen,<br />

dass meist mehrere im Spiel<br />

sind, die auf Erfüllung, mindestens<br />

aber auf Berücksichtigung drängen.<br />

Hier hilft es, die einzelnen Interessen<br />

zu gewichten. Schließlich sollten<br />

Kooperationspartner ihre jeweiligen<br />

Interessen gegenseitig anerkennen<br />

und damit ernst nehmen. Für eine<br />

fruchtbare Zusammenarbeit ist es<br />

ungemein förderlich, wenn man die<br />

eigenen Interessen beim Partner „in<br />

guten Händen“ weiß. Mit Schwäche<br />

oder klein beigeben hat dies nichts<br />

zu tun. Was spricht dagegen, auf<br />

der Grundlage einer Vertrauensbeziehung<br />

und mit dem Nebeneffekt<br />

ihrer weiteren Festigung offen über<br />

Interessen zu sprechen und diese als<br />

solche gelten zu lassen? Letztlich ist<br />

es die Befriedigung von wichtigen<br />

Interessen, die über den Verbleib in<br />

einer Kooperation entscheidet.<br />

Mit Kreativität den Kuchen<br />

vergrößern<br />

„Was gibt es für Möglichkeiten, wie<br />

wir gleichzeitig sowohl Deine Interessen<br />

A, B und C als auch meine Interessen<br />

X, Y und Z befriedigen können?“<br />

Solche Fragen stimulieren Kreativität.<br />

Sie öffnen das Denken der Partner<br />

für neue Lösungsansätze. Sie laden<br />

zu Gedankenspielen ein – vorher<br />

undenkbare Szenarien, Varianten und<br />

Gebilde entstehen, die beiden Parteien<br />

Vorteile bringen. Der Sowohl-alsauch-Ansatz<br />

in der Frageformulierung<br />

verbindet die Partner zu einem echten<br />

Team, das gemeinsam nach einer eleganten<br />

Lösung strebt, statt nur zum<br />

eigenen Vorteil zu argumentieren.<br />

Kreativität ist die geistige Ressource,<br />

die neue <strong>Ressourcen</strong> erschließt, wenn<br />

materielle <strong>Ressourcen</strong> knapp werden.<br />

Kreativität vergrößert den Kuchen und<br />

schafft damit Mehrwert.<br />

Mit Legitimität den Kuchen<br />

aufteilen<br />

Schon Kinder geraten in Rage, wenn<br />

sie von der Geburtstagstorte ein<br />

ungleich kleineres Stück abbekommen<br />

als andere. Willkür erzeugt<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 105


THEMEN<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Wut. Sollen Kooperationen nicht an<br />

Interessenkonflikten scheitern, ist<br />

es deshalb ratsam, Legitimität statt<br />

Willkür walten zu lassen. Legitimitätskriterien<br />

sollten für beide Parteien<br />

nachvollziehbar und vernünftig sein.<br />

Kluge Partner einigen sich auf solche<br />

und wenden sie dann konsequent an.<br />

Ein solches gemeinsames Regelwerk<br />

generiert im Normalfall willkürfreie<br />

und deshalb akzeptable Lösungen.<br />

Kommt es zu Ausnahmefällen, suchen<br />

die Parteien wiederum nach<br />

Legitimitätskriterien, die der Besonderheit<br />

der Ausnahmesituation<br />

Rechnung tragen.<br />

Auch nachhaltige Kooperationen<br />

haben ein Ende<br />

In einer sich ständig ändernden<br />

Welt ist auch die nachhaltigste<br />

Kooperation nicht für die Ewigkeit<br />

gemacht. Ein Ende ist ihr spätestens<br />

dann beschieden, wenn die Weiterführung<br />

durch einen Mangel an<br />

gemeinsamen Interessen nicht mehr<br />

gerechtfertigt erscheint. Kooperationen<br />

sind Zweckbündnisse auf Zeit,<br />

was natürlich nicht ausschließt, dass<br />

zwischen Kooperationspartnern<br />

entstandene Freundschaften die<br />

geschäftliche Zusammenarbeit überdauern.<br />

Kooperationen enden auch<br />

dann, wenn sich wenigstens einem<br />

der beteiligten Partner eine attraktivere<br />

Alternative zur bisherigen Kooperation<br />

bietet, sei es in Form einer<br />

anderen Kooperation oder auch ohne<br />

Partner (z.B. selber herstellen). Befriedigt<br />

diese Alternative seine eigenen,<br />

gewichteten Interessen besser als<br />

die bisherige Kooperation, ist ihm<br />

deren Beendigung nicht zu verargen.<br />

Verfügt jedoch sein bisheriger Partner<br />

zu diesem Zeitpunkt über keine<br />

attraktive Alternative, kann dies für<br />

diesen sehr schmerzvoll, wenn nicht<br />

gar tödlich sein.<br />

Bei allem Bemühen um nachhaltiges<br />

Kooperieren sollte man deshalb die<br />

Augen auch nach anderen Möglichkeiten<br />

offen halten, um nicht in allzu<br />

große Abhängigkeit zu geraten. Der<br />

wirksamste Schutz gegen „Fremdgehen“<br />

eines Partners besteht darin,<br />

dass er auch weiterhin aus der Kooperation<br />

Nutzen zieht.<br />

Kooperationsvermögen mehren<br />

Kann man nachhaltiges Kooperieren<br />

lernen? Die hier vorgestellten Navigationshilfen<br />

entstammen dem offenen Verhandeln<br />

nach dem Harvard ® -Konzept,<br />

das in Seminaren vermittelt wird. Nicht<br />

alle bringen für Gewinn-Gewinn-Verhandeln<br />

gleich gute Voraussetzungen<br />

mit. Wer es aber entwickelt, mehrt<br />

sein Kooperationsvermögen in dreifacher<br />

Hinsicht: seine eigene Fähigkeit,<br />

sein Netzwerk von funktionierenden<br />

Kooperationen und sein Potenzial, ein<br />

„Vermögen“ zu machen.<br />

Im Profil<br />

Dr. Claudio Weiss vertritt mit seinem<br />

„awareness management“ eine Philosophie<br />

des Führens mit Wissen und Werten.<br />

Er lebt in Männedorf bei Zürich und ist<br />

Senior Associate Consultant und Partner<br />

bei Egger, Philips + Partner AG in Zürich<br />

für das offene Verhandeln nach dem<br />

Harvard ® -Konzept, Seminarleiter am Malik<br />

Management Zentrum St.Gallen sowie<br />

Mitbegründer und Gesellschafter der Vermögensakademie,<br />

München.<br />

www.awareman.ch<br />

CSR reicht nicht aus!<br />

Greenpeace unterstützt effektive Lösungen – und fordert mehr von Unternehmen.<br />

Ein Kommentar von Kumi Naidoo, Direktor Greenpeace International<br />

Greenpeace lobt Unternehmen, wenn sie das<br />

Richtige zu tun. Wenn Unternehmen die Sojaproduktion<br />

am Amazonas aufgeben oder<br />

Fernsehgeräte ohne schädliche Chemikalien<br />

produzieren, sagt Greenpeace „Danke“. Darüber<br />

hinaus haben unsere eigenen Bemühungen<br />

um Lösungsansätze eine lange und<br />

stolze Geschichte. Wir arbeiten zum Beispiel<br />

mit Unilever und Coca-Cola zusammen, um<br />

einige der schlimmsten klimaschädlichen<br />

Gase aus Kühlsystemen zu verbannen.<br />

Wir bei Greenpeace haben keine ständigen<br />

Freunde oder Verbündeten und sind sehr stolz<br />

auf unsere Unabhängigkeit. Wir nehmen kein<br />

Geld von Konzernen oder Regierungen. Gerade<br />

diese Unabhängigkeit ermöglicht es uns,<br />

offene, ehrliche und transparente Diskussionen<br />

mit der Wirtschaft zu führen.<br />

Greenpeace würdigt all die konkreten Maßnahmen,<br />

die merklich den Menschen und<br />

der Umwelt zu Gute kommen, aber wir verabscheuen<br />

grüne “Schönfärberei”. Greenwashing<br />

ist mit uns nicht zu machen. Freiwillige<br />

Verpfl ichtungen können einen Maßstab<br />

setzen und Führerschaft demonstrieren – aber<br />

sie sind niemals Ersatz für staatliche Regulierungen.<br />

Unternehmen, die versuchen, durch<br />

CSR verbindliche Regeln zu verhindern – wie<br />

es die Internationale Handelskammer wiederholt<br />

getan hat – müssen sich auf den Widerstand<br />

von Greenpeace einstellen.<br />

Wir brauchen Firmen, die vorangehen. Nachzügler<br />

davon abzuhalten, Fortschritte zu untergraben<br />

und unsere Zukunft zu zerstören,<br />

ist aber mindestens genau so wichtig. Das<br />

können nur verbindliche Regeln leisten. Unternehmen<br />

müssen in vollem Umfang für die<br />

Schäden, die sie verursachen, haften. Wenn<br />

endlich weltweit gültige Regeln über die<br />

Rechenschaftspfl icht, Verantwortlichkeit und<br />

Haftung globaler Unternehmen erlassen würden,<br />

wäre das die Umsetzung von unternehmerischer<br />

gesellschaftlicher Verantwortung.<br />

Nur ein globales Regelwerk für Unternehmen<br />

würde die weltweite Umsetzung von CSR erreichen<br />

und sichern.<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

THEMEN<br />

Investieren in<br />

Neuspender gewinnung<br />

Charity-Organisationen wollen zwar<br />

mehr Spenden, stehen jedoch professionellen<br />

Akquisemethoden skeptisch<br />

gegenüber. Fundraising verbindet<br />

betriebswirtschaftliches Know-how<br />

mit dem guten Zweck. Es ersetzt den<br />

erhofften Zufallstreffer durch ein systematisches,<br />

erprobtes und langfristig<br />

angelegtes Verfahren.<br />

Von Elke Wagner<br />

Durchschnittlich fünf Milliarden Euro<br />

spenden die deutschen Bundesbürger<br />

laut dem Deutschen Zentralinstitut<br />

für soziale Fragen (DZI) jährlich an<br />

gemeinnützige Organisationen. Das<br />

klingt viel, aber in den USA etwa<br />

geben die Menschen pro Kopf das<br />

20-fache freiwillig ab. Spenden sammeln<br />

für einen guten Zweck ist trotz<br />

des guten Images der Wohltätigkeitsorganisationen<br />

nicht zuletzt<br />

aufgrund der Wirtschaftskrise für<br />

alle schwieriger geworden. Dennoch<br />

ist es gerade für die deutschen Initiativen<br />

nach wie vor problematisch,<br />

in Werbeinvestitionen und professionelle<br />

Akquisiteure zu investieren<br />

beziehungsweise diese Kosten vor der<br />

Öffentlichkeit preiszugeben.<br />

Platz 9 im internationalen Vergleich – die<br />

deutschen Non-Profit-Organisationen<br />

liegen, gemessen am Anteil der Gesamtbevölkerung,<br />

die für einen guten<br />

Zweck spendet, weit abgeschlagen<br />

hinter vergleichbaren Ländern. Obwohl<br />

Wohltätigkeitsorganisationen<br />

nur überleben können, wenn sie das<br />

Vertrauen der Menschen gewinnen<br />

und sie zum Geldgeben motivieren<br />

können, vernachlässigen sie generell<br />

das Thema Spendenakquisition – also<br />

wie sie auf professionelle Weise an<br />

Einnahmen für ihre Aufgaben im<br />

Tierschutz, der Kinderhilfe und für<br />

soziale Projekte kommen. Die meist<br />

ehrenamtlichen Mitglieder verfügen<br />

zwar über genügend Know-how auf<br />

ihrem Gebiet, doch Marketingspezialisten<br />

finden sich unter ihnen selten. Es<br />

fehlen ihnen das nötige Wissen, die<br />

Zeit und die Erfahrung, Privatpersonen<br />

und Unternehmen immer wieder<br />

zu motivieren, sich für gemeinnützige<br />

und soziale Projekte zu engagieren.<br />

Die Alternative sind externe Profis, die<br />

gut ausgebildete Leute mit Informationsständen<br />

in Fußgängerzonen und<br />

Supermärkte stellen, um Fördermitglieder<br />

zu gewinnen oder Agenturen<br />

engagieren, die per Direktmailings<br />

Spender anwerben. So werden laut<br />

dem Deutschen Fundraising Verband<br />

allein mehr als 30 Prozent der Spender<br />

durch einen adressierten Werbebrief<br />

auf die Organisation oder die Initiative<br />

aufmerksam und so zum Geldgeben<br />

ermutigt. Für Charity-Organisationen<br />

lohnt sich diese Investition –<br />

Spenden ist Vertrauenssache: Ob man<br />

einer Organisation Geld gibt, ist weniger<br />

Hirn, sondern zunächst einmal Herz- und<br />

Bauchsache.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

107


ote Seiten:<br />

BilAnzierunG für StiftunGen<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Ausgabe 6|2010<br />

Sandberg / Mecking Vergütung haupt- und ehrenamtlicher Führungskräfte in Stiftungen<br />

www.stiftung-sponsoring.de<br />

tue GuteS und rede dArüBer –<br />

kommunikAtionSStrAteGien<br />

GeSpräch<br />

Wolfgang Herrmann über<br />

den sensationellen Erfolg bei<br />

der Einwerbung privater Mittel<br />

für den Start der TUM<br />

Universitätsstiftung<br />

Berit Sandberg<br />

Christoph Mecking<br />

Alexander Glück<br />

Personalmanagement<br />

in Stiftungen Band 1<br />

Die verkaufte Verantwortung<br />

Das stille Einvernehmen<br />

im Fundraising<br />

AktuelleS<br />

Engagement erfolgreich<br />

transportiert und sichtbar<br />

gemacht: Die Gewinner des<br />

„Social Spot & Short Award<br />

2010“ stehen fest<br />

das magazin für management und nonprofit-<br />

-marketing<br />

Schwerpunkt<br />

Immer professioneller: Stiftungen<br />

stellen sich den wachsenden<br />

Anforderungen an die<br />

Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

2 kostenlose<br />

Probehefte<br />

jetzt anfordern<br />

Fachmagazin Stiftung&Sponsoring<br />

Immer auf dem Laufenden, alle 2 Monate neu<br />

• Aktuell, anschaulich, fundiert<br />

• Praxisbeispiele, Fachartikel, Anregungen<br />

• Kurze, prägnante Beiträge<br />

• Ausgewiesene Autoren aus Wissenschaft und Praxis<br />

• Allen wichtigen Themen des Nonprofit-Sektors<br />

Berit Sandberg /<br />

Christoph Mecking<br />

Vergütung hauptund<br />

ehrenamtlicher<br />

Führungskräfte in<br />

Stiftungen<br />

Die Ergebnisse<br />

der Vergütungsstudie<br />

1. Aufl. 2008, 149 Seiten,<br />

Broschur, € 149,90<br />

SONDERPREIS für Abonnenten<br />

von Stiftung&Sponsoring<br />

€ 119,90<br />

Alexander Glück<br />

Die verkaufte Verant-<br />

wortung: Das stille<br />

Einvernehmen<br />

im Fundraising<br />

Plädoyer für ein Umdenken<br />

in der Spendenkultur!<br />

1. Auflage 2010, 200 Seiten,<br />

Broschur, € 24,90<br />

SONDERPREIS für Abonnenten<br />

von Stiftung&Sponsoring<br />

€ 19,90<br />

Bestellungen und Informationen:<br />

Tel. 05246 9219-0<br />

Fax 05246 9219-99<br />

abo@stiftung-sponsoring.de<br />

www.stiftung-sponsoring.de<br />

regelmäßig bestätigen Initiativen, dass<br />

ihr Spendenaufkommen aufgrund<br />

solcher professionell durchgeführter<br />

Maßnahmen deutlich gestiegen ist.<br />

25 bis 30 Prozent der Spenden<br />

gehen in Verwaltung und<br />

Marketing<br />

Natürlich werben viele Organisationen<br />

damit, dass 100 Prozent der Spendengelder<br />

dem guten Zweck zufließen,<br />

aber in den seltensten Fällen stimmt<br />

das auch. Doch die Mehrzahl hat<br />

Angst davor, ihre Werbeaufwendungen<br />

transparent zu machen. Wer für<br />

eine gemeinnützige Sache sammelt,<br />

verpflichtet sich gegenüber dem<br />

Spender zur vorher vereinbarten<br />

Zweckgebundenheit. Dass Kosten für<br />

Verwaltung und externe Berater für<br />

Spendenneugewinnungs- und Marketingaktionen<br />

anfallen, kann kaum<br />

verleugnet werden. Aufwendungen<br />

von 25 bis 30 Prozent der Einnahmen<br />

sind in der Regel völlig vertretbar.<br />

Dabei kommt es natürlich darauf an,<br />

wie viel die einzelne Organisation mit<br />

Verwaltungs- und Beratungsaufwand<br />

erreichen kann und wo sie demnach<br />

investieren sollte.<br />

Im Prinzip funktionieren auch gemeinnützige<br />

Organisationen wie Wirtschaftsunternehmen:<br />

Wollen sie weiter<br />

wachsen und neue Kunden, also<br />

Spender, gewinnen, müssen sie Geld<br />

in Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Imagekampagnen stecken. Für Non-<br />

Profit-Organisationen ist erfolgreiches<br />

Sozialmarketing überlebenswichtig.<br />

Um an neue Spender zu kommen<br />

und den bereits bestehenden Stamm<br />

zu pflegen, ist die Hilfe von außen,<br />

etwa von Marktforschungsspezialisten<br />

und Marketingexperten, gerade<br />

bei großen spendensammelnden<br />

Organisationen oft unabdingbar.<br />

Professionelles Sozialmarketing<br />

setzt auf <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Sozialmarketing ist am erfolgreichsten,<br />

wenn man mittel- und langfristig<br />

das Vertrauen der Menschen<br />

gewinnt. Aus diesem Grund ist davon<br />

abzuraten, „Drückerkolonnen“ zu<br />

engagieren, also Firmen, die meist<br />

mit Aushilfen arbeiten, welche die<br />

Menschen auf der Straße oder an<br />

der Haustür zum Geldgeben bewegen<br />

wollen. Solche Maßnahmen, bei<br />

denen die Mitarbeiter nur Provision<br />

als Lohn erhalten und daher nicht an<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit interessiert sind, haben<br />

in der Bevölkerung für Misstrauen<br />

gesorgt.<br />

Spenden ist weniger Hirn-, sondern<br />

zunächst einmal Bauch- und Herzsache.<br />

Spendensammler müssen sich<br />

daher mit dem Anliegen der Organisation<br />

identifizieren, Geduld, Beharrlichkeit<br />

und Ausdauer mitbringen.<br />

Daher besteht ihre primäre Aufgabe<br />

darin, das Vertrauen der Leute zu<br />

gewinnen. Menschen achten immer<br />

mehr darauf, wem sie ihr Geld geben.<br />

Erfolgreiche Werbeprojekte haben ein<br />

klares Ziel: Fundraising ist die Kunst,<br />

für mein gemeinnütziges Anliegen<br />

von Anderen Unterstützung zu erhalten,<br />

indem ich sie dafür gewinne,<br />

das Anliegen auch zu dem ihren zu<br />

machen.<br />

Im Profil<br />

Elke Wagner ist studierte Sozialökonomin,<br />

Absolventin der Fund Raising School an der<br />

Indiana University und seit 1994 im Bereich<br />

Fundraising selbstständig. Den Schwerpunkt<br />

ihrer Arbeit legt sie unter anderem<br />

auf externe Fundraisingberatung. Auch die<br />

Suche nach Sponsoren für Vereine gehört<br />

zu ihrem Tätigkeitsbereich. Die Aktionen<br />

sind dabei jeweils auf die Ansprüche und<br />

Ziele des Projekts und des Kunden abgestimmt,<br />

das Personal wird stets entsprechend<br />

geschult. Wagner ist Mitgründerin<br />

der KiNiKi gAG Hilfe für Straßenkinder sowie<br />

Gründungsmitglied des Lions Club Esslingen-Postmichel.<br />

Sie hat eine Patenschaft<br />

in Mexiko und ist Fördermitglied mehrerer<br />

gemeinnütziger Vereine.<br />

elke.wagner@wagner-fundraising.de<br />

108 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

THEMEN<br />

Kritische Freunde<br />

Viele Unternehmen haben Mühe,<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in ihre konventionelle<br />

Wirtschaftsweise zu integrieren, weil<br />

ihnen das Wissen, das Know-how und<br />

manchmal auch die Motivation fehlen,<br />

interne Veränderungen durchzusetzen.<br />

Doch durch die Zusammenarbeit mit<br />

Non-Profit-Organisationen können<br />

Unternehmen entsprechendes Training<br />

und das richtige Werkzeug in die Hand<br />

bekommen, um den Wandel aktiv voranzutreiben.<br />

Von Jim Leape, Director General, WWF International<br />

Veränderungen in der unternehmerischen<br />

Praxis sind absolut notwendig,<br />

wenn Umweltprobleme wie globale<br />

Erwärmung, der Wechsel zu erneuerbaren<br />

Energieformen und sauberen<br />

Technologien, der Ausstieg aus dem<br />

Gebrauch toxischer Chemikalien und<br />

der nachhaltige Umgang mit natürlichen<br />

<strong>Ressourcen</strong> wie Holz, Fisch und<br />

landwirtschaftlichen Produkten wirklich<br />

angepackt werden sollen.<br />

In der Vergangenheit hat sich die<br />

Debatte hauptsächlich um Gesundheit<br />

und Sicherheit am Arbeitsplatz<br />

gedreht. Heutzutage sind diese<br />

Standards Teil der täglichen Praxis<br />

in jedem verantwortungsbewussten<br />

Unternehmen, und häufig sogar von<br />

der Rechtsprechung unterstützt. In<br />

gleicher Weise muss nun die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

mit all ihren drei Aspekten<br />

– Mensch, Planet und Wohlstand – ein<br />

grundlegender Teil jedes Unternehmens<br />

werden.<br />

Um diesen Wandel voran zu bringen,<br />

engagiert sich der WWF in<br />

strategischen Partnerschaften mit<br />

einigen der größten internationalen<br />

Gesellschaften und großen nationalen<br />

Unternehmen. Ziel ist es, ihnen<br />

dabei zu helfen, innovative Potenziale<br />

umzusetzen, ihren Fußabdruck zu<br />

verringern und einen positiven Beitrag<br />

für den Menschen und den Planeten<br />

zu leisten.<br />

One Planet Leaders Lehrgang<br />

Der WWF hat eine Reihe von innovativen<br />

Weiterbildungsprogrammen<br />

für die Wirtschaft entwickelt, wie<br />

zum Beispiel der One Planet Leaders<br />

Lehrgang, der zusammen mit der<br />

hochrangigen Schweizer Wirtschaftshochschule<br />

IMD angeboten wird.<br />

Dieser Lehrgang vermittelt Führungskräften,<br />

wie sie ein erfolgreiches<br />

Geschäftskonzept und stabile Strategien<br />

für Veränderungen entwickeln<br />

können, die zu nachhaltigen Praktiken<br />

führen. Das bedeutet nicht nur mehr<br />

Profit für das Unternehmen, sondern<br />

bringt in vielen Fällen auch einen<br />

Wettbewerbsvorteil mit sich.<br />

Wirtschaftsführer im 21. Jahrhundert<br />

müssen sich mit der Umwelt<br />

auskennen und unseren Planeten<br />

immer im Sinn behalten, und sie<br />

müssen verstehen, dass der Erfolg<br />

ihres Unternehmens letztendlich von<br />

der Gesundheit des Planeten und den<br />

Gemeinschaften, in denen sie operieren,<br />

abhängig ist.<br />

Daher will der WWF die Art, wie<br />

Wirtschaft vermittelt wird, verändern,<br />

um so eine neue Generation<br />

Führungskräfte und Unternehmer zu<br />

inspirieren. Dazu hat die Organisation<br />

gemeinsam mit der Exeter Universität,<br />

einer der führenden Wirtschaftshochschulen<br />

Englands, den One Planet<br />

MBA entwickelt.<br />

Zertifizierte Fischerei und Forst<br />

durch Kooperation<br />

Unternehmen wie The Coca-Cola<br />

Company, HSBC, IKEA und Lafarge<br />

halten es für sinnvoll, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in ihre Geschäftspraktiken zu integrieren,<br />

und wir erwarten, dass viele<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


THEMEN<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Beispiel-Kooperation:<br />

VAUDE und WWF<br />

Der Outdoor-Hersteller Vaude und der<br />

WWF wollen Menschen für die Schönheit<br />

der Natur begeistern und das bewusste Erleben<br />

der Natur mit allen Sinnen fördern.<br />

Als Partner unterstützen sie sich dafür<br />

wechselseitig. Ein Prozent der Einnahmen<br />

aus der Kollektion des VAUDE-eigenen<br />

Umweltgütesiegels Green Shape fl ießen<br />

an die WWF Kinder- und Jugendprojekte.<br />

Den Auftakt dafür bildet das WWF-VAU-<br />

DE-Alpencamp für naturbegeisterte Jugendliche.<br />

Darüber hinaus wird durch die<br />

Kooperation die Renaturierung des Wildfl<br />

usses Ammer in Oberbayern ermöglicht.<br />

Auch auf Unternehmensebene engagiert<br />

sich VAUDE für eine vielfältige und intakte<br />

Umwelt. Als eines der ersten Unternehmen<br />

weltweit hat der Outdoor-Hersteller<br />

den Biodiversitäts-Check der EU Business<br />

and Biodiversity Campaign gemacht und<br />

setzt gezielt Maßnahmen für mehr Biodiversität<br />

um.<br />

Der WWF berät VAUDE im Rahmen der Kooperation<br />

fachlich in Umweltthemen – z.B.<br />

mit einer Papier-Policy. Das Unternehmen<br />

stattet auf der anderen Seite das WWF-<br />

Team mit Bekleidung und Ausrüstung für<br />

die Einsätze in der Natur aus und bezahlt<br />

die Organisation für die Verwendung des<br />

Panda-Logos.<br />

Die Kooperation ist zunächst auf fünf<br />

Jahre vereinbart, mit der Option auf unbegrenzte<br />

Verlängerung.<br />

Unternehmen ihrem Beispiel folgen<br />

werden. Im Jahre 1993 arbeitete der<br />

WWF mit einer großen Reihe von<br />

Anlegern zusammen, die in direktem<br />

Zusammenhang zur Forstwirtschaft<br />

standen, um den Forest Stewardship<br />

Council (FSC) ins Leben zu rufen;<br />

1996 arbeitete die Organisation mit<br />

der Fischereiindustrie zusammen<br />

und gründete mit Unilever den Marine<br />

Stewardship Council (MSC), um<br />

die unabhängige Zertifizierung von<br />

Fischereien und Fischprodukten zu<br />

fördern.<br />

Das Engagement der Unternehmen<br />

ist der Schlüssel, um Märkte zu<br />

transformieren, nationales und internationales<br />

Recht zu verändern und<br />

um einen sektorweiten Ruck hin zu<br />

einer nachhaltigen Entwicklung und<br />

unternehmerischen Best Practices<br />

anzustoßen und zu fördern. Unsere<br />

Partnerschaften mit der Privatwirtschaft<br />

basieren auf Zusammenarbeit<br />

und einer gemeinsamen Vision einer<br />

zukunftsfähigen Welt.<br />

Partnerschaften machen<br />

Veränderung möglich<br />

Wir haben festgestellt, dass unsere<br />

Funktion als „kritischer Freund“ ein<br />

Schlüsselfaktor in der Bildung von<br />

Vertrauen und der langen Erhaltung<br />

dieser Beziehungen ist. Dabei sind wir<br />

davon überzeugt, dass Partnerschaften,<br />

sogar solche mit hohem Risiko,<br />

eine große Möglichkeit zur Unternehmensveränderung<br />

bieten.<br />

Was wir jetzt brauchen, ist werteorientierte<br />

Unternehmensführung.<br />

Wahre Führerschaft hat nichts mit<br />

Macht, Status oder Kontrolle zu<br />

tun. Es geht um Verantwortung.<br />

Wir brauchen Dematerialisierung,<br />

die Entkopplung von Wachstum und<br />

wir müssen lernen, wie man viel mit<br />

wenig erreicht. Wenn das natürliche<br />

Kapital und die <strong>Ressourcen</strong>basis eines<br />

Unternehmens nicht nachhaltig verwaltet<br />

werden, ist ein langfristiger Erfolg<br />

nicht möglich. Deshalb sehen wir<br />

die absolute Notwendigkeit für einen<br />

bewussten Wechsel von einer „Rettet<br />

den Planeten“ zu einer „Rettet die<br />

Wirtschaft“, oder sogar „Rettet die<br />

Menschen“-Mentalität.<br />

Als eine Antwort zu dieser Herausforderung<br />

hat der WWF die zehn One<br />

Planet Lebensprinzipien aufgestellt,<br />

die als ein „<strong>Nachhaltig</strong>keits-Aktionsplan“<br />

für Individuen, Unternehmen,<br />

örtliche Behörden, Länder oder sogar<br />

ganze Regionen fungieren kann.<br />

Living Planet Index: 1970-2000.<br />

Humanity’s Ecological Footprint:<br />

1961-2001.<br />

Die 10 One Planet Lebensprinzipien:<br />

• Null Kohlenstoff<br />

• Null Abfall<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>er Transport<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>e Materialien<br />

• Regionale und nachhaltige Lebensmittel<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>er Umgang mit Wasser<br />

• Natürliche Lebensräume und Tierwelt<br />

• Kultur und Tradition<br />

• Gerechtigkeit und Fair Trade<br />

• Gesundheit und Zufriedenheit<br />

Diese Prinzipien können als Rahmenprogramm<br />

für einen robusten Aktionsplan<br />

für Veränderung dienen und als<br />

Basis für wahrhaftig umwälzende<br />

Unternehmenspartnerschaften.<br />

Fortschrittliche Unternehmen sind sich<br />

darüber im Klaren, dass es nicht um<br />

einen Kompromiss zwischen Profit<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit geht, sondern<br />

haben erkannt, welche Profite die<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit bietet und wandeln<br />

sich in nachhaltige Unternehmen<br />

– das ist wahre unternehmerische<br />

Verantwortung: Gut für den Planeten,<br />

gut für die Menschen und gut für<br />

ihren Wohlstand.<br />

Im Profil<br />

Jim Leape ist Director General von WWF<br />

International.<br />

Der WWF ist eine der größten und angesehensten<br />

unabhängigen Naturschutzorganisationen<br />

der Welt, mit über 5 Millionen<br />

Anhängern und einem globalen Netzwerk,<br />

das in über 100 Ländern der Erde aktiv<br />

ist. Der WWF hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die Zerstörung der Umwelt zu stoppen<br />

und eine Zukunft zu erschaffen, in der<br />

die Menschen im Einklang mit der Natur<br />

leben, indem sie die biologische Vielfalt<br />

schützen, sicher gehen, dass die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien auch nachhaltig<br />

stattfi ndet und indem sie die Verringerung<br />

der Umweltverschmutzung und des verschwenderischen<br />

Konsums fördern.<br />

110 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

THEMEN<br />

Wertvolles vom<br />

ehrbaren Kaufmann<br />

Treffen sich ein Öko und ein Yuppie, um<br />

gemeinsam die Welt zu retten…<br />

Von Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

Partnerschaften zwischen NGOs und<br />

Unternehmen halten Viele eher für<br />

einen schlechten Scherz, als einen<br />

ernsthaften Ansatz zur Bewältigung<br />

globaler Herausforderungen. Man kann<br />

es sich ja bildlich vorstellen: Der NGO-<br />

Vertreter, der sich die Müslireste aus<br />

dem Norwegerpulli kratzt, während er<br />

sich in Ausführungen über die Bedeutung<br />

des Paarungsverhaltens von Feld-<br />

Sandlaufkäfern für den Weltfrieden<br />

verliert... und der Manager, der ohnehin<br />

kaum zuhört, weil er damit beschäftigt<br />

ist die kooperationsbedingte Steigerung<br />

der Imagewerte zu berechnen und<br />

seinen Grafiker in der Grün-Färbung<br />

des Firmenlogos zu briefen.<br />

Tatsache ist jedoch: Immer mehr<br />

NGOs gehen weit über die reine Spendeneintreibung<br />

hinaus, langfristige<br />

Kooperationen mit der Privatwirtschaft<br />

ein und auch Unternehmen<br />

holen sich zunehmend die einstige<br />

„Gegenmacht“ als Experten ins Boot.<br />

Globalisierung, Bildungsarmut, Klimawandel<br />

– dies sind nur einige der<br />

Gründe, die Unternehmen und NGOs<br />

dazu bewogen haben, von Konfrontation<br />

auf Kooperation umzuschalten.<br />

Die ökologischen und gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen unserer Zeit<br />

machen Alleingänge zwecklos. Nur in<br />

konsequenter Zusammenarbeit können<br />

effektive Bewältigungsansätze<br />

entstehen.<br />

Aus Konfrontation wird<br />

Kooperation<br />

Wie in jeder guten Partnerschaft gilt<br />

es auch hier einige Punkte zu beachten.<br />

Ganz oben in den „Beziehungstipps“<br />

rangiert die Übereinstimmung<br />

von Werten und Zielen<br />

der Partner. Leider liegen hier<br />

zugleich auch die größten<br />

Defizite – die klassische Formel<br />

„Gutes Geld gegen guten<br />

Ruf“ dient noch allzu häufig als<br />

Grundlage der Kooperation. In<br />

einer persönlichen Befragung des<br />

Deutschen Fundraising Verbandes<br />

unter knapp 100 NGO- und Unternehmensvertretern<br />

wurde von<br />

einem Großteil der NGOs die Finanzierung<br />

der eigenen Projekte als<br />

primäres Kooperationsziel genannt,<br />

die Förderung der Reputation ist im<br />

Vergleich von geringer Bedeutung.<br />

Bei den Unternehmen steht hingegen<br />

genau diese Absicht an der Spitze.<br />

Entsprechend sehen beide Seiten die<br />

größte Herausforderung darin, Ziele<br />

und Erwartungen zu definieren und<br />

miteinander in Einklang zu bringen.<br />

Professionelles<br />

Kooperationsmanagement<br />

Professionalität ist ein weiterer zentraler<br />

Erfolgsfaktor, denn häufig scheitern<br />

Kooperationsprojekte daran, dass<br />

die so erfolgsentscheidenden Ziele gar<br />

nicht erst formuliert oder evaluiert<br />

werden. Ein professionelles Management<br />

und eine stärkere Konzentration<br />

auf die inhaltliche Zusammenarbeit<br />

werden darum von beiden Seiten als<br />

zentrale Ziele für die Zukunft genannt.<br />

Dass Corporate Social Responsibility<br />

mehr beinhaltet, als gemeinsam mit<br />

dem WWF für den Regenwald einen<br />

über den Durst zu trinken, müssen<br />

viele Unternehmen noch erkennen.<br />

Umgekehrt wird aus Organisationssicht<br />

der gute Name oder der<br />

gemeinnützige Status alleine für eine<br />

gewinnbringende Partnerschaft nicht<br />

mehr ausreichen.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen<br />

und NGOs ist schon heute<br />

weit mehr als eine Lachnummer,<br />

dennoch gilt es noch einen weiten<br />

Weg zu gehen. Ein langer Atem und<br />

eine gehörige Portion Zuversicht sollten<br />

beide Seiten in die Partnerschaft<br />

einbringen. Denn wie schon Henry<br />

Ford, das vielzitierte Paradebeispiel<br />

eines ehrbaren Kaufmanns, sagte:<br />

„Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />

Zusammenbleiben ein Fortschritt,<br />

Zusammenarbeiten ein Erfolg.“<br />

Hinweis<br />

Mehr Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

in der nächsten Ausgabe von <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> und unter<br />

www.benefi tidentity.com<br />

Folgen Sie LOTTERBRAUN auf<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

111


ANZEIGE<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Ausgezeichnete<br />

Transparenz<br />

PwC-Initiative: Praxisleitfaden für spendensammelnde Organisationen<br />

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe<br />

bei der Verleihung des Transparenzpreises<br />

2010. V.l.: Florian Schwinn (Hr2), Dr. Brigitte<br />

Mohn und Franka Piepenbrock (beide<br />

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe), Prof.<br />

Dr. Norbert Winkeljohann, (PwC).<br />

Quelle: Foto PwC 2010<br />

Spender möchten wissen, was mit<br />

ihrem Geld geschieht – das gilt nicht<br />

nur für Privatpersonen, sondern auch<br />

für Unternehmen und Institutionen.<br />

Gesetzliche Vorschriften, die die<br />

Berichterstattung gemeinnütziger<br />

Organisationen den Spendern und<br />

der Öffentlichkeit gegenüber regeln,<br />

gibt es bislang in Deutschland nur<br />

wenige. Wer sich über die Tätigkeiten<br />

und Schwerpunkte einzelner Organisationen<br />

informieren möchte, greift<br />

in der Regel zunächst auf den Internetauftritt<br />

und, sofern vorhanden,<br />

auf Jahres- und Tätigkeitsberichte<br />

zurück.<br />

Engagement mit Kernkompetenzen<br />

des Unternehmens<br />

Die Mehrzahl der 50 nach Spendeneinnahmen<br />

größten Organisationen<br />

aus dem humanitär-karitativen Bereich<br />

informiert ihre Spender mittlerweile<br />

gut bis vorbildlich im Hinblick<br />

auf ihre Ziele, ihre Strukturen, ihre<br />

Projekte und die Verwendung ihrer<br />

Mittel. Zu Beginn der Initiative „Transparenzpreis<br />

von PwC“ im Jahr 2005<br />

analysierte das Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungsunternehmen PwC vor<br />

dem Hintergrund einer größeren Unternehmensspende<br />

für die Flutopfer<br />

des Tsunami in Indonesien die Berichterstattung<br />

der großen Hilfsorganisationen<br />

– konkrete Leistungen und Ziele<br />

blieben hier ebenso wie zukünftige<br />

Planungen und interne Strukturen<br />

überwiegend im Dunkeln.<br />

Vergleichbarkeit der Berichterstattung<br />

von Organisationen<br />

herstellen<br />

PwC nahm dies zum Anlass, sich<br />

hierfür mit den eigenen Kernkompetenzen<br />

zu engagieren und entwickelte<br />

gemeinsam mit der Universität Göttingen<br />

einen Kriterienkatalog im Sinne<br />

eines Leitfadens für Organisationen<br />

samt Praxisbeispielen. Der Kriterienkatalog<br />

konzentriert sich auf folgende<br />

Bereiche:<br />

Verfügbarkeit und Aktualität<br />

der Berichterstattung<br />

• Kommunikationswert<br />

• Tätigkeitsbericht<br />

• Finanzielle Berichterstattung<br />

• Corporate Governance<br />

• Zukünftige Sachverhalte<br />

Transparenz nützt Organisationen<br />

und Spendern gleichermaßen<br />

Eine offene und aussagekräftige<br />

Berichterstattung gemeinnütziger<br />

Organisationen hilft nicht nur den<br />

Spendern, sich über die einzelnen Organisationen<br />

möglichst umfassend zu<br />

informieren. Sie dient auch den Organisationen<br />

selbst, sich einen Überblick<br />

über die eigenen Aktivitäten zu verschaffen,<br />

diese in übersichtlicher Form<br />

zusammenzustellen, Prozesse hierfür<br />

zu verbessern oder zu entwickeln und<br />

die Informationen zur Planung zukünftiger<br />

Tätigkeiten zu nutzen.<br />

Bemerkenswerte Fortschritte<br />

seit Beginn der Initiative<br />

Im Rahmen des Wettbewerbs um<br />

den Transparenzpreis, der mit insgesamt<br />

30.000 Euro dotiert ist, hat<br />

die Mehrzahl der jährlich rund 60<br />

teilnehmenden Organisationen in<br />

den vergangenen sechs Jahren ihre<br />

Berichtsqualität vor dem Hintergrund<br />

der hiermit verbundenen internen Anforderungen<br />

und Prozesse in bemerkenswerter<br />

Weise gesteigert: Mehr<br />

als die Hälfte informiert mittlerweile<br />

ihre Spender in guter bis vorbildlicher<br />

Weise, jede vierte Organisation erfüllt<br />

bereits über 90 Prozent der Kriterien<br />

in vollem Umfang. Der Wettbewerb<br />

um den Transparenzpreis wird in 2012<br />

erneut ausgeschrieben.<br />

Ausführliche Informationen sowie der<br />

Kriterienkatalog mit Beispielen aus der<br />

Praxis sind verfügbar unter:<br />

www.pwc.de/de/transparenzpreis<br />

Kontakt<br />

PwC AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

oliver.heieck@de.pwc.com<br />

nicole.susann.roschker@de.pwc.com<br />

www.pwc.de<br />

112 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


GoHelp | GoTeach | GoGreen<br />

»ES IST EINE TOLLE ERFAHRUNG, MIT MEINEN<br />

FÄHIGKEITEN MENSCHEN HELFEN ZU KÖNNEN.«<br />

Pedro Calvo, Flight Engineer DHL Aviation und freiwilliger Helfer des DHL Disaster Response Teams<br />

Naturkatastrophen stellen eine zunehmende Bedrohung dar. Die schnelle und gezielte Verteilung von Hilfsgütern rettet Menschenleben.<br />

Als global führendes Logistikunternehmen nutzen wir unsere Kompetenz, um Menschen in Katastrophengebieten zu helfen.<br />

Am 27. Februar 2010 erschütterte eines der stärksten Erdbeben der letzten 100 Jahre die chilenische Stadt Concepción. Zusammen mit<br />

sieben weiteren Freiwilligen des DHL Disaster Response Teams unterstützte Pedro Calvo den chilenischen Katastrophenschutz ONEMI an<br />

den Flughäfen von Santiago und Concepción. In acht Tagen organisierten wir das Packen von 10.300 Hilfssäcken mit 206 Tonnen Hilfs -<br />

gütern. Mit seinem Einsatz konnte das Team dazu beitragen, dass Wasser und Nahrung die betroffenen Menschen schnell erreicht haben.<br />

GoHelp. Hilfe, die ankommt – Unterstützung bei Naturkatastrophen.<br />

www.dp-dhl.de/verantwortung<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

113


ANZEIGE<br />

| KOOPERATIONEN VON NPOS & UNTERNEHMEN |<br />

Grüne Ideen gefragt<br />

sich um ein plattformübergreifendes<br />

Programm, das die Aktivitäten von<br />

Online-Communities optimiert – eine<br />

perfekte Anwendung also, um vor<br />

allem die junge Generation anzusprechen.<br />

So soll Greenbook unter<br />

anderem Geo-Lokalisierungen und<br />

Social-Gaming-Elemente verbinden,<br />

um Interessierte zusammenzubringen,<br />

damit diese gemeinsam an<br />

Umweltaufgaben arbeiten. Die Nutzer<br />

können mithilfe der Applikation unter<br />

anderem eigene Dienstleistungen<br />

anbieten, Spenden tätigen und Petitionen<br />

unterzeichnen.<br />

Vor einem halben Jahr riefen Sony und<br />

die Umweltschutzorganisation WWF<br />

den Online-Wettbewerb „Open Planet<br />

Ideas“ ins Leben, bei dem jeder Ideen<br />

zur Bekämpfung von Umweltproblemen<br />

einreichen konnte. Mit Greenbook<br />

hat nun eine Applikation gewonnen,<br />

welche die Umweltaktivitäten von<br />

Communities neu definiert.<br />

Open Planet Ideas war ein besonderer<br />

Wettbewerb, denn eine weltweite<br />

Community wurde aufgefordert,<br />

gemeinsam Ideen und Lösungen zu<br />

entwickeln, wie mithilfe der Technologie<br />

von heute ökologische Herausforderungen<br />

von morgen angegangen<br />

werden können. Dazu zählten beispielsweise<br />

der Klimawandel und der<br />

Erhalt der Artenvielfalt. Die Aufgabe<br />

bestand darin, bereits existierende<br />

Produkte und Technologien zu nutzen<br />

und neu zum Schutz der Umwelt<br />

einzusetzen. Die Vorschläge konnten<br />

dann von den Mitgliedern der Online-<br />

Community bewertetet, diskutiert<br />

und weiterentwickelt werden. Die zur<br />

Umsetzung notwendige Technologie<br />

wie zum Beispiel GPS-Geräte und<br />

Software lieferte Sony. Der WWF sorgte<br />

für die notwendigen Umweltdaten,<br />

Fakten und Hintergründe.<br />

Mehr als 400 Vorschläge wurden bis<br />

Dezember 2010 auf www.openplanetideas.com<br />

eingereicht – ein voller<br />

Erfolg für das Projekt. Ein Expertengremium<br />

aus Vertretern von Sony und<br />

dem WWF hatte danach die Aufgabe,<br />

gemeinsam mit der Community das<br />

vielversprechendste Projekt auszuwählen.<br />

Software für vielseitige<br />

Umweltaktivitäten<br />

Mit Greenbook von Paul Frigout stand<br />

Mitte Januar schließlich das Gewinnerkonzept<br />

fest. Dabei handelt es<br />

„Wir waren von der Menge an Ideen, die<br />

wir bekamen, begeistert“, sagt Dr. Thomas<br />

Fischer, General Manager Environmental<br />

Affairs Europe bei Sony. „Es ist toll zu sehen,<br />

dass sich so viele Menschen von dem<br />

Projekt inspirieren ließen.“<br />

Doch neben Greenbook gab es auch<br />

viele weitere innovative Projektideen<br />

wie zum Beispiel drahtlose Mini-Wetterstationen<br />

zur Überwachung des<br />

Mikroklimas oder eine Anwendung<br />

zum Erkennen und Lokalisieren von<br />

Wildtieren. Warum sich die Umweltapplikation<br />

schließlich durchsetzte,<br />

erläutert Morgan David, Mitglied des<br />

Open Planet Experten-Teams. „Wir<br />

haben Greenbook ausgewählt, weil<br />

es ein großes Potenzial besitzt, Leute<br />

zusammenzubringen und zum Mitmachen<br />

zu motivieren. Wir glauben<br />

außerdem, dass die Applikation durch<br />

die Anwendung seiner innovativen<br />

Technologie neues Leben in das uralte<br />

Konzept der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />

bringen wird.“<br />

Ziel ist es nun, die Software gemeinsam<br />

mit Dritten weiterzuentwickeln,<br />

um sie schließlich als so genannte<br />

White Label-Application Naturschutzorganisationen<br />

zur Verfügung zu<br />

stellen. Damit löst Sony sein Versprechen<br />

ein, nicht selbst von den Ideen<br />

zu profitieren. Dass Open Planet Ideas<br />

ein Erfolg für den Konzern war, zeigt<br />

sich darin, dass bereits in Kürze ein<br />

Nachfolgewettbewerb geplant ist.<br />

www.openplanetideas.com<br />

114 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


B i o d i v e r s i t y<br />

I t ’ s Y o u r B u s i n e s s !<br />

D i e K a m p a g n e b i e t e t<br />

B r a n c h e n s p e z i f i s c h e W o r k s h o p s u n d r e g i o n a l e F o r e n z u r I n t e g r a t i o n v o n<br />

B i o d i v e r s i t ä t i n d a s M a n a g e m e n t s y s t e m I h r e s U n t e r n e h m e n s<br />

B i o d i v e r s i t ä t s - C h e c k s z u r E r m i t t l u n g u n d B e w e r t u n g d e s<br />

B i o d i v e r s i t ä t s - F u ß a b d r u c k s I h r e s U n t e r n e h m e n s<br />

N a t u r s c h u t z a u k t i o n e n , u m e i n z i g a r t i g e L e b e n s r ä u m e z u e r h a l t e n<br />

F o t o l i a / I r o c h k a<br />

F o t o l i a / G a l y n a A n d r u s h k o<br />

F o t o l i a / R o b B o u w m a n<br />

I h r U n t e r n e h m e n . . .<br />

… m ö c h t e B i o d i v e r s i t ä t i n s e i n e G e s c h ä f t s a b l ä u f e i n t e g r i e r e n ?<br />

… w i l l K o o p e r a t i o n e n m i t N a t u r s c h u t z o r g a n i s a t i o n e n e i n g e h e n ?<br />

… i s t i n t e r e s s i e r t d a r a n , s e i n E n g a g e m e n t f ü r B i o d i v e r s i t ä t z u p r ä s e n t i e r e n ?<br />

D a n n m a c h e n S i e m i t b e i d e r E u r o p ä i s c h e n<br />

B u s i n e s s & B i o d i v e r s i t y K a m p a g n e !<br />

w w w . b u s i n e s s - b i o d i v e r s i t y . e u<br />

T r e f f e n S i e u n s a u f d e m D e u t s c h e n C S R - F o r u m i n S t u t t g a r t , 5 . - 6 . A p r i l 2 0 1 1<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

115


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Forschung hautnah erleben – der Bioniker Leif Kniese demonstriert Jugendlichen am Set<br />

von „Jugend filmt Bionik“ den Fin-Ray-Effekt.<br />

Zukunft filmisch<br />

in Szene setzen<br />

© futurevision<br />

Daher sind Ansätze besonders willkommen,<br />

die eine positive Aufbruchphilosophie<br />

vermitteln und konkrete<br />

Handlungsperspektiven aufzeigen.<br />

Gerade für die nachhaltigen Technologien<br />

sind sie hilfreich, denn trotz aller<br />

Aufklärungsarbeit erweckt der allseits<br />

bemühte Begriff der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

bei vielen Menschen noch immer die<br />

negative Assoziation von Einschränkung<br />

und Verzicht. <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

impliziert jedoch wegen ihrer optimalen<br />

Verknüpfung von Ökonomie<br />

und Ökologie enorme Zukunftsperspektiven<br />

für wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Demonstriert wird dies bereits heute<br />

durch das weltweit in die Billionen<br />

Euro gehende Marktvolumen von<br />

naturorientierten Querschnittstechnologien,<br />

die eine Fülle von Anwendungen<br />

in den unterschiedlichsten<br />

Branchen hervorbringen. Dazu gehört<br />

an prominenter Stelle die Bionik,<br />

deren kreatives Potenzial darin liegt,<br />

dass sie die im Laufe der Evolution<br />

optimierten „Erfindungen“ der Natur<br />

als Inspirationsquelle für technische<br />

Innovationen nutzt. Und davon profitieren<br />

– dies zeigen die bisherigen<br />

Erfahrungen – Mensch und Umwelt<br />

gleichermaßen.<br />

„Ten years over night success“ heißt<br />

ein geflügeltes Wort im Film-Business.<br />

Auch in Forschung und Entwicklung<br />

dauert es meistens Jahre, bis aus einer<br />

guten Idee ein marktfähiges Produkt<br />

wird, das dann von der Wirtschaft<br />

Von Dr. Hans-Dieter Radecke<br />

„Gute Forschungsergebnisse setzen<br />

sich immer durch – nur dauert es<br />

manchmal Jahrzehnte. So lange kann<br />

heute niemand mehr warten. Bei allen<br />

unseren Arbeiten haben die Medien<br />

eine außerordentlich bedeutende beschleunigende<br />

Rolle gespielt“, bekennt<br />

der Entdecker des Lotus-Effekts, Prof.<br />

Dr. Wilhelm Barthlott von der Uni Bonn.<br />

Er engagiert sich daher in der Filmjury<br />

des bundesweiten Medienwettbewerbs<br />

„Jugend filmt Bionik“, der sich als innovative<br />

Kommunikationsplattform für<br />

eine zukunftsweisende Vernetzung von<br />

Bildung, Forschung und Wirtschaft zur<br />

wie ein neuer Star gefeiert wird. Das<br />

Projekt „Jugend filmt Bionik“ bringt<br />

nun Schwung in die Kommunikation<br />

zukunftsweisender Innovationen – und<br />

sorgt gleichzeitig gegen den Fachkräftemangel<br />

vor.<br />

Sicherung der deutschen Zukunftsfähigkeit<br />

versteht. Barthlott hält aufgrund<br />

seiner bisherigen Erfahrungen den<br />

Wettbewerb für ein wichtiges Projekt,<br />

das den gesellschaftlichen Nutzen von<br />

Forschung visuell verständlich vermitteln<br />

und damit auch in der breiten<br />

Öffentlichkeit positives Interesse für<br />

Zukunftstechnologien wecken wird.<br />

Erfindungen der Natur<br />

als Inspirationsquelle<br />

Mit Optimismus tut man sich in<br />

Deutschland traditionell eher schwer.<br />

Kreative Bildungskonzepte –<br />

Grips als wichtigste Ressource<br />

Um den Trend zu diesen viel versprechenden<br />

Technologien zu beschleunigen,<br />

sind beispielhafte Projekte<br />

gefragt, die Begeisterung wecken,<br />

zum Handeln motivieren, den gesellschaftlichen<br />

Nutzen des „Profitierens<br />

von der Natur“ verständlich kommunizieren<br />

und den wirtschaftlichen Erfolg<br />

vielleicht beschleunigen können.<br />

Zu einem solchen Leuchtturm-Projekt<br />

könnte sich „Jugend filmt Bionik<br />

– Innovationen aus der Natur“ entwickeln,<br />

ein kreativer Medienwettbewerb,<br />

den die Münchner futurevision<br />

gemeinnützige GmbH bundesweit<br />

ausschreibt – gefördert durch das<br />

Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) und die Deutsche<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU).<br />

futurevision schafft mit „Jugend filmt<br />

Bionik“ nicht nur eine attraktive Kommunikationsplattform<br />

für die visuelle<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Darstellung von technologischen<br />

Innovationen, sondern will Jugendlichen<br />

über das kreative Medium Film<br />

erste Einblicke in den Bereich der<br />

nachhaltigen Zukunftstechnologien<br />

gewähren und ihnen aussichtsreiche<br />

Berufsperspektiven aufzeigen. Die<br />

drei wichtigsten Faktoren für den<br />

zukünftigen Erfolg der deutschen<br />

Wirtschaft werden hier in einer neuen,<br />

bislang einzigartigen Schnittstelle<br />

zusammen gebracht: Bildung, Forschung<br />

und Wirtschaft. Denn daran,<br />

wie gut es gelingt, diese verzahnten<br />

Bereiche bedarfsgerecht aufeinander<br />

einzustellen, entscheidet sich zweifellos<br />

die Rolle, die Deutschland in<br />

den nächsten Jahrzehnten auf den<br />

Weltmärkten spielen wird.<br />

„Grips ist die wichtigste Ressource in<br />

einem rohstoffarmen Land“, bestätigt<br />

Dr. Rainer Erb, Geschäftsführer der<br />

Forschungsgemeinschaft BIOKON,<br />

„und Investitionen in Bildung sind die<br />

notwendige Basis für eine erfolgreiche<br />

Wirtschaft, die sich durch wissenschaftliche<br />

Innovationen die eigene<br />

Zukunftsfähigkeit sichert.” Zwar gehören<br />

die deutschen Bionik-Forscher<br />

international zur absoluten Spitze und<br />

deutsche Unternehmen zu den innovativsten<br />

der Welt. Doch diese Position<br />

ist durch einen eklatanten Mangel an<br />

Fachkräften und Nachwuchsforschern<br />

vor allem in den MINT-Berufen (Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik) bedroht.<br />

Warnend weisen Analysten und<br />

Forschungsinstitute darauf hin, dass<br />

sich die Situation in diesem Jahrzehnt<br />

dramatisch verschärfen wird, denn<br />

der Nachwuchs kann angesichts einer<br />

Quote von nur 35 Hochschulabsolventen<br />

je 1.000 erwerbstätige Ingenieure<br />

(2007) nicht einmal den Fachkräfteverlust<br />

durch Ausscheiden aus<br />

dem Berufsleben ausgleichen. Nach<br />

Erkenntnissen des Vereins Deutscher<br />

Ingenieure (VDI) und des Instituts der<br />

Deutschen Wirtschaft (IW) fehlen derzeit<br />

mehr als 35.000 Ingenieure, und<br />

wenn der Trend anhält, wird dieser<br />

Fehlbestand noch in diesem Jahrzehnt<br />

auf rund 200.000 anwachsen. Auch<br />

der Bundesverband der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände befürchtet, dass<br />

der Fachkräftemangel in technischen<br />

Berufen zunehmend zu einer Wachstums-<br />

und Innovationsbremse wird,<br />

die den Hochtechnologie- und Forschungsstandort<br />

Deutschland schon<br />

mittelfristig gefährden könnte. Klare<br />

Worte findet auch der Präsident der<br />

Fraun hofer-Gesellschaft, Professor<br />

Hans-Jörg Bullinger: „Das Schicksal<br />

Deutschlands hängt an gut ausgebildeten<br />

und motivierten Fach kräften,<br />

künftig mehr denn je. Wir ha ben<br />

erheblich zu wenig Natur wissenschaftler<br />

und Ingenieure... Be sonders<br />

dramatisch ist dieser Mangel gerade<br />

in Gebieten, die für den Aufbruch in<br />

Zu kunfts märkte benötigt werden.“<br />

Fachkräfte von morgen für die<br />

Unter nehmenskommunikation<br />

von heute<br />

Genau hier setzt „Jugend filmt Bionik“<br />

an: Unter fachkundiger Anleitung von<br />

BIOKON-Forschern und professionellen<br />

Filmteams der Bavaria Film drehen<br />

Jugendliche im Alter von 16 bis 21<br />

Jahren (Schüler von Gymnasien,<br />

5 Tage – ein Film<br />

So sieht der typische Ablauf eines „Jugend<br />

fi lmt Bionik“-Projekts in einem Unternehmen<br />

aus:<br />

Tag 1: Ein Forschungs- und Entwicklungsmitarbeiter<br />

führt durch das Unterneh men,<br />

in einem Workshop wird gemeinsam mit<br />

den Jugendlichen das Storyboard für den<br />

Film entwickelt.<br />

Tag 2: Beginn der Dreharbeiten<br />

Tag 3: Fortsetzung der Dreharbeiten.<br />

Die Filmprofi s sind stets dabei, um die<br />

Inno vationen gut in Szene zu setzen.<br />

Tag 4: Filmschnitt<br />

Tag 5: Postproduction und eine „Premie ren -<br />

party“ für das jugendliche Filmteam.<br />

Auszubildende oder Jugendliche in<br />

Freizeiteinrichtungen) in fünftägigen<br />

Intensiv-Workshops professionelle<br />

Kurzfilme zu bio-inspirierten technischen<br />

Lösungen. Drehorte sind die<br />

freie Natur, Forschungseinrichtungen<br />

und innovative Unternehmen. Dies<br />

gibt den Jugendlichen nicht nur<br />

die Chance, Wissenschaftlern und<br />

Ingenieuren über die Schulter zu<br />

schauen und eine der spannendsten<br />

Zukunftsbranchen kennen zu lernen,<br />

sondern auch mit viel Begeisterung<br />

ihren ersten eigenen Kurzfilm zu drehen.<br />

In ihrer Berufsorientierungsphase<br />

erhalten sie praktische Einblicke in<br />

Forschungseinrichtungen und die<br />

Arbeitsprozesse innovativer Unternehmen.<br />

„Wir wollen Jugendliche<br />

HEUTE über das kreative Medium Film<br />

Durch die Analyse von Struktur und Funktionsweise des natürlichen Vorbilds und den Einsatz neuester Fertigungstechnologien kann die<br />

Mensch-Technik-Kooperation (r)evolutioniert werden – hier der „Bionische Handling-Assistent“ der Festo AG, die in der Fabrikautoma tisierung<br />

und Prozessautomatisierung tätig ist.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

© Festo<br />

117


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Bionik-Pionier Barthlott bettet Schiffe auf<br />

Luftpolster und könnte so in Zukunft den<br />

Energieverbrauch für den weltweiten Schiffverkehr<br />

erheblich reduzieren. Futurevision<br />

filmt das aktuelle BMBF-Forschungsprojekt<br />

nach dem Vorbild des Salvinia-Wasserfarns<br />

an der Uni Bonn.<br />

für Bionik und nachhaltige Zukunftstechnologien<br />

begeistern, damit sie<br />

MORGEN MINT-Berufe wählen und<br />

Ingenieurstudiengänge belegen, so<br />

dass sich der Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland auch ÜBERMORGEN<br />

im globalen Wettbewerb behaupten<br />

kann“, erklärt Silke Kraus die Vision<br />

hinter dem Projekt. „Neben der<br />

Gewinnung von Jugendlichen für<br />

technologieorientierte Zukunftsberufe<br />

geht es uns auch um die Verbesserung<br />

der Technologieakzeptanz<br />

in der Gesellschaft und einen Beitrag<br />

zu einem positiven Innovationsklima<br />

in Wirtschaftsunternehmen.“<br />

© Prof. Wilhelm Barthlott<br />

Futurevision lädt aufgeschlossene Unternehmen<br />

zur aktiven Teilnahme ein:<br />

Sie erhalten die Möglichkeit, sich auf<br />

dieser neuen Kommunikationsplattform<br />

zu präsentieren und sie für eine<br />

öffentlichkeitswirksame Außendarstellung<br />

der eigenen Technologien zu<br />

nutzen. Insbesondere werden Firmen<br />

adressiert, die mit ihren F&E-Abteilungen<br />

und CSR-Verantwortlichen eine<br />

aktive Führungsrolle in der <strong>Nachhaltig</strong>keitsentwicklung<br />

einnehmen wollen.<br />

Wer eine Filmpatenschaft übernimmt,<br />

kann sich dem Nachwuchs als attraktiver<br />

Arbeitgeber vorstellen und<br />

möglicherweise den Grundstein dafür<br />

legen, sich junge, kreative Köpfe für<br />

die Erhaltung der eigenen Zukunftsfähigkeit<br />

zu sichern. Außerdem<br />

erfährt der Markt neben rationalen<br />

Verkaufsargumenten zudem über<br />

eine emotionale Ansprache von den<br />

technologischen Innovationen junger<br />

Start-ups oder mittelständischer<br />

Unternehmen. Denn die professionellen<br />

Filme stellen für die eigene<br />

Unternehmenskommunikation ein<br />

langfristiges Werbemedium dar. Auch<br />

hier gibt das Projekt einen wichtigen<br />

Impuls, denn die Vernachlässigung<br />

der Selbstdarstellung gilt als deutliches<br />

Manko deutscher Unternehmen<br />

und Organisationen. So stellt der<br />

Serial-Entrepreneur Thomas Loeser<br />

fest: „Im Vergleich zu den USA fehlt<br />

uns ganz deutlich der Gedanke des<br />

‚Wissenschafts-Marketings’. Deutsche<br />

Innovationen über die Fachkreise hinaus<br />

in die Öffentlichkeit zu bringen,<br />

kann daher nur begrüßt werden. Den<br />

Ansatz von futurevision halte ich als<br />

neue CSR-Plattform im Marketing-Mix<br />

von Unternehmen für richtungsweisend,<br />

zumal er die Jugendlichen als<br />

potenzielle Fachkräfte von morgen<br />

frühzeitig in die Diskussion mit einbezieht<br />

und ihnen attraktive Berufsperspektiven<br />

aufzeigt.“<br />

Get-together für<br />

Innovations treiber<br />

Futurevision bietet Firmen ein umfassendes<br />

Leistungspaket, das die verschiedenen<br />

Unternehmensbereiche<br />

interdisziplinär vernetzt. „Jugend filmt<br />

Bionik“ dient sowohl als Marketinginstrument,<br />

als auch als Event, das<br />

Innovationen in einem außergewöhnlichen<br />

Rahmen präsentiert. Der<br />

Filmwettbewerb kann so durchaus<br />

zum Wettbewerbsvorteil werden und<br />

kreativen Nachwuchs locken. Unternehmen<br />

können durch die Teilnahme<br />

ihre Corporate Social Responsibility<br />

auch in der Praxis glaubwürdig demonstrieren.<br />

tigkeit Taten und Mehrwert für die<br />

Gesellschaft werden können. Auch<br />

Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär<br />

von Europas größter Umweltstiftung<br />

DBU, befürwortet das Beschreiten<br />

neuer Wege: „Der Filmwettbewerb<br />

trägt wesentlich dazu bei, bionische<br />

Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

bekannter zu machen.“<br />

Für die Preisverleihung am 30. September<br />

<strong>2011</strong> hat sich die engagierte<br />

futurevision-Chefin Silke Kraus die<br />

perfekte Location ausgesucht: das<br />

Deutsche Museum München als<br />

größtes Technik-Museum der Welt.<br />

Spot an für technische Innovationen<br />

und die wichtigsten Akteure aus Wissenschaft<br />

und Forschung, Wirtschaft,<br />

Bildung, Politik und Medien!<br />

Der Autor<br />

Dr. Hans-Dieter Radecke ist Astrophysiker<br />

und freier Journalist mit Themenschwerpunkt<br />

Naturwissenschaft, Technik und<br />

Wirtschaft.<br />

Im Profil<br />

Silke Kraus ist geschäftsführende Gesellschafterin<br />

der futurevision gGmbH mit Sitz<br />

in München. futurevision konzipiert und<br />

realisiert innovative Kultur-, Medien- und<br />

Jugendprojekte, die Lust auf aktive Mitgestaltung<br />

der Zukunft wecken. Silke Kraus<br />

war nach ihrem Studium der Philosophie<br />

(M.A.) als Filmemacherin tätig und beschäftigt<br />

sich seit mehreren Jahren mit<br />

Bionik, Kreativitätsforschung und innovativem<br />

Technologietransfer. Ihr Wissen gibt<br />

sie auch als Beraterin und systemischer<br />

Coach weiter.<br />

futurevision gGmbH<br />

Telefon +49 (0)89 / 35 06 21 10<br />

silke.kraus@futurevisionprojekt.de<br />

www.jugendfi lmtbionik.de<br />

Den Optimismus der Projekt-Initiatoren<br />

teilen offenbar auch Experten<br />

aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Im September 2010 wurde<br />

der Medienwettbewerb vom Rat für<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit als „impulsgebendes<br />

Zukunftsprojekt“ ausgezeichnet, das<br />

zeigt, wie aus Ideen zur Nachhal<strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> ist Medienpartner.<br />

„Jugend filmt Bionik“ wird gefördert von:<br />

118 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

119


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Die schöne Else<br />

Die Elsbeere sorgte vor einigen Monaten<br />

für eine kleine Sensation: Die heimische<br />

und dennoch fast unbekannte<br />

Art wurde zum Baum des Jahres <strong>2011</strong><br />

auserkoren. Dabei gehört sie trotz<br />

ihrer stattlichen Anmutung, dem guten<br />

Geschmack ihrer Früchte und dem<br />

Nutzen ihres Holzes zu den seltensten<br />

heimischen Baumarten. Ein Anzeichen<br />

für ein Umdenken in der Gesellschaft?<br />

Von Thomas Kellner<br />

Vor über 30 Jahren entdeckte ich sie<br />

das erste Mal: Die schöne Else, wie<br />

die Elsbeere im Volksmund genannt<br />

wird. Ich war damals als Waldarbeiter<br />

tätig, beschäftigte mich mit Heilkräutern,<br />

war jung und wollte die Welt<br />

verändern. Die „Forstwirtschaft“ war<br />

auf Masse ausgerichtet, heimische<br />

Raritäten wie Elsbeere, Speierling,<br />

Eibe etc. führten wie auch heute noch<br />

ein Schattendasein im deutschen<br />

Ordnungswald. Große alte knorrige<br />

Bäume haben wirtschaftlich keinen<br />

Wert, ideell dagegen sehr. Bäume sind<br />

uralte, arteigene gewachsene Persönlichkeiten.<br />

Holzfehler gibt es keine,<br />

sondern, wie so oft im Leben, ist alles<br />

ein Problem der eigenen begrenzten<br />

Sicht und Denkweise.<br />

Holz ist gewachsene Schönheit, Lebenskraft,<br />

gespeicherte Sonnenenergie<br />

und Sauerstofflieferant. Bäume<br />

sind geniale natürliche Produktionsanlagen<br />

für zahlreiche Rohstoffe.<br />

Heimische Wildbäume bilden einen<br />

fast unerschöpflichen Vorrat an kostbaren,<br />

vitamin- und vitalstoffreichen<br />

Früchten, sofern man sie überhaupt<br />

wachsen lässt und ihnen Lebensfreiraum<br />

bietet.<br />

Die Wahl der Elsbeere zum Baum des<br />

Jahres <strong>2011</strong> eröffnet Möglichkeiten,<br />

nachhaltig die Baumwelt zu verändern<br />

und zu entdecken.<br />

120 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

121


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Der Baum des Jahres<br />

Die Elsbeere<br />

erlangt. Mit Erlösen bis über 15.000<br />

Euro/cbm für furnierfähiges Wertholz<br />

gibt die Elsbeere immer wieder Anlass<br />

zu Schlagzeilen. Durch seine Härte,<br />

Feinheit und Eleganz eignet sich<br />

das Holz besonders gut für zeitlose<br />

Möbel und Einrichtungen. Es lässt<br />

sich hervorragend bearbeiten, die<br />

samtige und sympathische Oberfläche<br />

eröffnet ein einzigartiges Tasterlebnis<br />

für die Sinne.<br />

Da kommen nicht nur die Bienen ins Schwärmen: Die weißen Doldenblüten der Elsbeere<br />

sind so schön wie selten. Doch mit Pflanzaktionen und echt (!) nachhaltiger Waldwirtschaft<br />

soll sie wieder mehr Verbreitung finden.<br />

Der Anblick: Selbst aufmerksame<br />

Naturfreunde sagen, sie hätten noch<br />

nie eine Elsbeere gesehen. Oft wächst<br />

sie am Waldrand an sonnigen Hängen<br />

und ist bei genauem Hinschauen an<br />

ihrer typischen Blattform und der<br />

markanten Rinde gut zu erkennen.<br />

Die Elsbeere (sorbus torminalis) ist<br />

das größte heimische Rosengewächs.<br />

Der Baum kann durchaus Höhen<br />

von 30 Meter erreichen. Über 200<br />

verschiedene Namen wurden in der<br />

deutschsprachigen Literatur für die<br />

früher viel weiter verbreitete Baumart<br />

Elsbeere gefunden – so z.B. Adlitzbeere,<br />

Arlesbeere, Erlitze, Elsebeere,<br />

Elfenbaum und schöne Else. Die Blätter<br />

der schönen Else sind Ahorn und<br />

Weißdorn ähnlich, die Rinde erinnert<br />

im Alter an Apfel- und Birnbaum. Die<br />

weißen Doldenblüten bringen im Mai<br />

die Bienen zum Schwärmen.<br />

Die Leckerei: Eine besondere Spezialität<br />

sind die Früchte: rotbraun und<br />

fast so groß wie Hagebutten. Schon<br />

die Römer schätzten die Elsbeere nicht<br />

zuletzt aus medizinischen Gründen:<br />

Die getrockneten Früchte dienten bei<br />

Bedarf gegen den „zu weichen Leib<br />

und Magen“. Im Mittelalter wurden<br />

die Früchte getrocknet und wegen<br />

ihres Vitamin C-Gehalts und Aromareichtums<br />

als Delikatesse genossen.<br />

In Österreich und Frankreich hat die<br />

Nutzung der Elsbeerfrüchte für die<br />

Branntweindestillation lange Tradition.<br />

Doch die Ernte der Früchte ist<br />

mit Mühsal verbunden. Das macht<br />

den „Adlitzbeerenbrand“, wie diese<br />

Kostbarkeit in Österreich genannt<br />

wird, zum wohl teuersten Schnaps<br />

Mitteleuropas... und fast hat man<br />

den Eindruck, dass die wenigen,<br />

bäuerlichen Erzeuger den Edelbrand<br />

selbst für über 300 Euro je Liter nur<br />

ungern abgeben!<br />

Das Holz der Elsbeere wurde auf<br />

der Pariser Weltausstellung im Jahre<br />

1900 zum schönsten Holz der Welt<br />

gekürt. In der Zwischenzeit hat es<br />

im exklusiven Möbelbau und bei<br />

Holzliebhabern einen exzellenten Ruf<br />

Der Nachwuchs: Die Elsbeere ist heute<br />

noch vereinzelt in hellen, wärmeren<br />

Mischwäldern und an Waldrändern<br />

zu finden. Sie wächst gerne bei<br />

Hainbuchen, Feldahorn, Eiben und<br />

ist sozusagen die heimliche Geliebte<br />

der Eiche. In den heutigen Hoch- und<br />

Wirtschaftswäldern hat sie kaum<br />

Überlebenschancen, da sie viel Licht<br />

und Pflege braucht.<br />

Das Schattendasein: Leider werden<br />

die seltenen heimischen Edelhölzer<br />

durch die industriell verarbeiteten<br />

Massenhölzer wie Buche und Fichte<br />

verdrängt. Unsere gesamte deutsche<br />

Forstwirtschaft kann derzeit kaum<br />

einige hundert Kubikmeter nachhaltig<br />

gewachsenes Elsbeerholz pro Jahr<br />

liefern. Ihr wertvolles Holz ist der<br />

Elsbeere zum Verhängnis geworden,<br />

ebenso wie der Eibe, dem Buchsbaum<br />

und dem Speierling, nachdem es seit<br />

Jahrhunderten als hervorragendes<br />

Möbel- und Konstruktionsholz geschätzt<br />

wurde. Die gut gewachsenen,<br />

geraden, vitalen Bäume ergeben das<br />

beste Nutzholz und werden erbarmungslos<br />

gefällt. Wenn über lange<br />

Zeiträume nur die bedrängten und<br />

drehwüchsigen Bäume verschont<br />

werden, führt dies zur Negativauslese<br />

– jeder Züchter kann sich die<br />

Folgewirkung vorstellen. Der immens<br />

hohe Wildverbiss tut ein Übriges dazu.<br />

Kein Wunder also, dass in heutigen<br />

Wäldern, wenn überhaupt, meist nur<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Deutschland pflanzt<br />

eine Million Elsbeeren<br />

Wichtige Gründe, um die „schöne Else“ zu<br />

schützen, gibt es genügend. Daher ruft die<br />

„Bürger-Allianz zur Rettung der Elsbeere<br />

vor dem Vergessen“ (Stiftung Baum des<br />

Jahres) zu einer einzigartigen – sich über<br />

mehrere Jahre erstreckenden – Pfl anzaktion<br />

auf. Prof. Beate Jessel vom BfN und<br />

Umweltminister Norbert Röttgen sind<br />

schon mit gutem Beispiel vorangegangen.<br />

www.baum-des-jahres.de oder<br />

www.elsbeerallianz.de<br />

noch schwachwüchsige Elsbeeren<br />

im wahrsten Sinne des Wortes ihr<br />

Schatten dasein führen.<br />

Die Waldwirtschaft: Nachdem über<br />

Generationen hinweg bei der Waldbewirtschaftung<br />

fast nicht auf die<br />

„seltenen Baumarten“ geachtet<br />

wurde, zeigt sich jetzt die Armut des<br />

deutschen Waldes an Werthölzern.<br />

Es gibt kaum noch alte Bäume,<br />

kaum noch Maserbäume und fast<br />

keine Wildfruchtbäume mehr. Es ist<br />

offensichtlich, dass der Bedarf vieler<br />

Kleinverarbeiter, Tischler und auch der<br />

Furnierwerke nicht aus eigener Erzeugung<br />

gedeckt werden kann. Dieser<br />

Trend ist kurzfristig kaum umkehrbar:<br />

Baumstämme benötigen 140 Jahre<br />

bis zur Reife – das bedarf 140 Jahre<br />

wiederholter Pflege von der Verjüngung<br />

an bis zum Baumholzalter. Alle<br />

Wald- und Landbesitzer sind daher<br />

gefordert, die seltenen Baumarten auf<br />

den ihnen zusagenden Standorten anzupflanzen,<br />

zu schützen sowie konsequent<br />

und nachhaltig zu fördern. Nur<br />

so kann mit den Jahren ein höherer<br />

Anteil erreicht werden.<br />

Ob die heutigen Zertifizierungssysteme<br />

wie FSC und PEFC förderlich für<br />

die seltenen Baumarten sind, ist nach<br />

wie vor ungewiss. Denn ist eine Art<br />

erst einmal verschwunden, kann sie<br />

sich auch nicht mehr natürlich verbreiten,<br />

auch wenn die Schlagworte<br />

von „naturgemäßer Waldwirtschaft“<br />

und „Naturverjüngung“ gut klingen.<br />

Wenn der Waldbau ausschließlich<br />

mit natürlicher Verjüngung und ohne<br />

Pflanzung arbeitet, wird sich die Elsbeere<br />

in Deutschland auch auf den<br />

ihr zusagenden Standorten immer<br />

weniger behaupten können.<br />

Unser Einfluss: Es hat keinen Sinn, sich<br />

über Fichten- bzw. Buchenmonokultur<br />

und die Abholzung des Regenwaldes<br />

zu beklagen, wenn dafür andererseits<br />

nicht die Bereitschaft besteht, seltenen<br />

heimischen Baumarten die ihnen<br />

gebührende Unterstützung zu bieten,<br />

die sie zum Überleben brauchen.<br />

Jeder Einzelne von uns hat durch<br />

sein Kauf- und Konsumverhalten Verantwortung<br />

für die Zukunft unserer<br />

Heimat. Wollen wir Gift und Gülle<br />

oder Biolandwirtschaft fördern? Auch<br />

der Staats- und Gemeindewald ist<br />

unser gemeinsames Erbe, und es liegt<br />

an uns, wie die Wälder der Zukunft<br />

aussehen werden: Monokulturen,<br />

Dürfen Bäume wieder in Ruhe uralt werden?<br />

Ein Konzept für nachhaltige Holzmöbel<br />

Holzäcker, Teakholzplantagen oder<br />

artenreiche Mischwälder, mit einer<br />

Vielzahl gepflegter Baumarten?<br />

Geburtstage, Taufen, Feste, Jubiläen<br />

und andere Anlässe gibt es genug,<br />

um eine Elsbeere zu pflanzen oder zu<br />

spenden. Vielleicht wird die Elsbeere<br />

mit ihrer Ehrung zu einem Symbol<br />

für ein neues Zeitalter, in dem die<br />

bewusste Förderung von Kultur,<br />

Miteinander und Menschlichkeit<br />

über kurzfristiges Profitdenken und<br />

Egoismus gestellt wird.<br />

Weitere Informationen:<br />

• www.elsbeere.com<br />

• www.urholz.de<br />

• Broschüre „Die Elsbeere“,<br />

Stiftung LBBW und<br />

• DVD „Die Elsbeere“,<br />

sind bei Urholz erhältlich<br />

Gefällte Elsbeerstämme als Industrieholz zur Herstellung von Klopapier? „Da ist doch der<br />

(Holz- )wurm drin“, dachte sich Thomas Kellner und erwarb das im Mittelalter hoch geschätzte<br />

kostbare Holz. Mit einem geerbten Zieheisen, der Geburt des ersten Kindes und<br />

einer Kinderwiege begann die Geschichte von Urholz.<br />

Mit ihrer Möbelgestaltung will die Firma Urholz dazu beitragen, vergessenes Wissen und<br />

natürliche langlebige Schönheit im Wohnumfeld des Menschen wieder einzubürgern. Urholz<br />

beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Nachzucht, Förderung und Aufklärung über verborgene<br />

heimische Baumarten. Den Wald sieht das Unternehmen nicht nur als Rohstoffl ieferant,<br />

sondern auch als Klimaregulator, Wasserspeicher und Erholungsort.<br />

Holz ist einzigartig – die daraus gefertigten Urholz-Möbel sollten dies auch sein. Jeder Baum<br />

besitzt seine ureigenste Ausstrahlung und Struktur – er stellt mit seinem Wuchs, seiner Maserung,<br />

den Ästen und seinen Eigenheiten immer eine neue Herausforderung dar. Dabei<br />

kommt für Urholz ausschließlich die Verwendung von Massivholz in Frage, da es nur so<br />

möglich ist dauerhafte Werte zu schaffen, welche über Generationen gewachsen, auch Generationen<br />

erhalten bleiben.<br />

Oft verwendet Urholz für Möbelunikate vom Sturme gefällte Bäume – z.B. für maßgefertigte<br />

originelle Schreibtische, ausgefallene Büroeinrichtungen, Couch- und Esstische, Schrankwände<br />

und Betten. Durch Skulpturen und Raumsäulen kommt außerdem die innere Schönheit<br />

des Holzes zum Vorschein.<br />

Die Verwendung einheimischer Edelhölzer<br />

schärft das Bewusstsein der Menschen<br />

für hier vorhandene Werte und durch das<br />

Prinzip von Angebot und Nachfrage wird<br />

die Anpfl anzung neuer Edelhölzer in den<br />

Wäldern gefördert. Mit einer eigenen kleinen<br />

Baumschule und Baumpfl anzaktionen<br />

sorgt Urholz für eine weitere Verbreitung<br />

besonderer Hölzer und ist aktiv an Förderkreisen<br />

für seltene heimische Bäume<br />

beteiligt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

123


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Klick – gerettet!<br />

Ein Klick, und ein Baum ist für 10-30<br />

Jahre gerettet, wohl behütet von Kameras<br />

im All und Internetnutzern, die<br />

ein wachsames Auge auf seinen Schutz<br />

haben. Ein ferner Zukunftstraum? Das<br />

Start-up Treems versucht, ihn jetzt<br />

schon Wahrheit werden zu lassen.<br />

„Wir erben die Erde nicht von<br />

unseren Vorfahren, wir leihen<br />

sie von unseren Kindern.“<br />

Von Tina Teucher<br />

„Save a tree, share the dream” lautet<br />

der Slogan des jungen Unternehmens<br />

Treems. Ziel ist es, die artenreichen<br />

Regenwälder der Erde zu erhalten<br />

– indem möglichst viele Menschen<br />

einbezogen und für diese wertvollen<br />

Regionen sensibilisiert werden.<br />

Dabei wird bewusst auf die Verbreitungskraft<br />

des Web 2.0 gesetzt. Die<br />

dort entstehende Community von<br />

Baumrettern soll sich zu einer weltumspannenden<br />

Regenwaldlobby<br />

aufschwingen, die Wälder vor der<br />

Rodung schützt und somit auch das<br />

Weltklima. Denn die Regenwälder<br />

spielen dabei eine wesentliche Rolle:<br />

Allein der Amazonasregenwald speichert<br />

laut WWF soviel Kohlenstoff,<br />

wie weltweit in ca. 15 Jahren durch<br />

fossile Brennstoffe freigesetzt wird.<br />

„Deshalb bilden wir eine Plattform,<br />

auf der Regenwaldbäume und deren<br />

wertvolles Ökosystem mit einem Preis<br />

versehen werden. Deren Schutz bieten<br />

wir als Gut an, das jeder online<br />

erwerben kann“, sagt Treems-Gründer<br />

und Geschäftsführer Matthias<br />

Rosenberger.<br />

Über das bekannte Klimathema<br />

hinaus soll ein ganzheitliches Konzept<br />

den langfristigen Erfolg der<br />

Walderhaltung sichern: Zum einen<br />

spielt sich der zu erreichende Traum<br />

im Virtuellen ab, wenn User auf einem<br />

weltweiten Online-Marktplatz<br />

einzelne Bäume durch ihren Kauf<br />

schützen können. Zum anderen<br />

können die Nutzer Schritt für Schritt<br />

den Weg des Traums in die Realität<br />

mitverfolgen. Denn mit der Vermarktung<br />

von geschützten Bäumen und<br />

deren Ökosystem werden nicht nur<br />

soziale Projekte vor Ort gefördert,<br />

damit die einheimische Bevölkerung<br />

ökologisch sinnvolle und nachhaltige<br />

Einkommensalternativen findet. Neu<br />

erscheint vor allem die Darstellung<br />

des geschützten Baumes sowie das<br />

professionelle Monitoring – jeder gekaufte<br />

und gerettete Baum kann quasi<br />

live beobachtet werden – mit einem<br />

Luftbild auf einer online-Karte, inklusive<br />

Angaben über Größe, Geokoordinaten,<br />

CO 2<br />

-Absorptionsrate sowie<br />

Wasser- und Biodiversitätsaspekte.<br />

Nutzer können sich so ihren eigenen<br />

Wald zusammenstellen. Bereits ab<br />

10 Euro lässt sich ein Baum mit einer<br />

Schutzdauer von bis zu 30 Jahren<br />

erstehen, momentan in Brasilien,<br />

bald auch in weiteren südamerikanischen<br />

Ländern, Afrika und Asien. Im<br />

Gegenzug wird der monetäre Beitrag<br />

der Nutzer, der in den juristischen,<br />

polizeilichen und sozialen Schutz der<br />

Bäume investiert werden soll, an die<br />

entsprechenden Personen,<br />

Gruppen oder Organisationen<br />

weitergeleitet<br />

Um die Bäume zu lokalisieren<br />

bzw. zu kategorisieren<br />

und die Transparenz<br />

der Vorgehensweise zu<br />

gewährleisten, werden<br />

mit hierfür entwickelten<br />

Flug- und<br />

Messgeräten<br />

regelmäßig<br />

Luftbildaufnahmen<br />

der Schutzregionen gemacht<br />

sowie die Schutzmaßnahmen überwacht.<br />

Renommierte Partner wie<br />

die European Space Agency (ESA),<br />

das Deutsche Zentrum für Luft und<br />

Raumfahrt (DLR), die TU München,<br />

die Hochschule München, das Bayerische<br />

Wirtschaftsministerium sowie<br />

hochspezialisierte Technologieunternehmen<br />

stehen hierbei Pate.<br />

Neben Privatpersonen können auch<br />

Unternehmen Bäume erwerben,<br />

z. B. für ihre Mitarbeiter oder Kunden.<br />

Besonders interessant sind hierbei die<br />

Möglichkeiten, die Treems im Rahmen<br />

von unternehmerischen <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien,<br />

CSR und Co-Branding<br />

bietet.<br />

Weitere Informationen zu dem engagierten<br />

Start-up finden sich unter<br />

www.treems.com<br />

124 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Waldklima-Projekte als Anlagegut<br />

und Zertifikatelieferant<br />

Neue Möglichkeiten in den Carbon-Märkten<br />

Von Maresa Münsterer und Klaus Wallner<br />

Ohne den Schutz bestehender Wälder<br />

und neue Waldflächen wird es nahezu<br />

unmöglich sein, die Erderwärmung in<br />

den kommenden Jahrzehnten unter 2°C<br />

zu halten. Waldschutz und Aufforstungen<br />

sind daher ein unverzichtbarer Beitrag<br />

zum Klimaschutz – und ermöglichen<br />

gleichzeitig attraktive Renditen und den<br />

Ausgleich von CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Agreement umreißt zudem Schutzklauseln<br />

gegen negative soziale<br />

oder ökologische Auswirkungen von<br />

REDD-Aktivitäten.<br />

Je nach Ausgangslage in den einzelnen Ländern kommen bestimmte „REDD“- bzw.<br />

„REDD+“-Maßnahmen zum Tragen. Die globale CO 2<br />

-Senke kann auf diese Weise zeitnah<br />

optimiert werden und das Klima entsprechend entlasten, bis die Welt insgesamt zu einer<br />

klimafreundlicheren Wirtschaftsweise gefunden hat.<br />

Die Umsetzung ist in drei Phasen<br />

vorgesehen. Einige Länder wie z.B.<br />

Brasilien und Indonesien arbeiten<br />

schon an Phase 2. Die angestoßenen<br />

Pilotmaßnahmen sollen bereits in<br />

weiterführende Aktionen münden,<br />

die mess- und verifizierbar sind und<br />

entsprechend dokumentiert werden.<br />

Die Staaten müssen in dieser Phase<br />

also bereits landesspezifische oder<br />

ggf. regionale Referenzszenarien<br />

sowie geeignete Überwachungs- und<br />

Berichtssysteme entwickeln. Die dritte<br />

Phase – vollumfängliches Funktionieren<br />

von REDD+ in allen Tropenländern<br />

– wird voraussichtlich nicht vor 2<strong>02</strong>0<br />

erreicht.<br />

REDD+<br />

Die 16. Weltklimakonferenz schloss<br />

im Dezember 2010 mit dem Cancún<br />

Agreement. Dieses genießt zwar nicht<br />

den Status eines Völkervertrags wie<br />

das Kyotoprotokoll (KP), enthält aber<br />

Beschlüsse, die sofort umgesetzt werden<br />

können, weil es nicht ratifiziert<br />

werden muss.<br />

So stärkt das Cancún Agreement vor<br />

allem den im Entstehen begriffenen<br />

Mechanismus REDD+ (Reducing<br />

Emissions from Deforestation and<br />

Degradation plus associated actions<br />

to conserve and enhance forest carbon<br />

stocks). Mit REDD+ sollen durch<br />

Finanz- und Technologietransfers aus<br />

Industriestaaten in Entwicklungsländer<br />

Anreize geschaffen werden, tropische<br />

und subtropische Waldflächen<br />

vor Abholzung bzw. fortschreitender<br />

Degradierung zu bewahren. Die<br />

Bandbreite finanzierbarer Maßnahmen<br />

umfasst neben der Regenwalderhaltung<br />

und der Eindämmung<br />

fortschreitender Walddegradierung<br />

auch den Erhalt und die Erhöhung<br />

von Kohlenstoffvorräten in Sekundärwäldern,<br />

z.B. durch Umstellung<br />

auf naturnahe Bewirtschaftung. Das<br />

Bäume...<br />

binden im Verlauf der Photosynthese Kohlendioxid<br />

und geben Sauerstoff ab. Wälder<br />

sind daher riesige Kohlenstoffspeicher.<br />

Außerdem erzeugen sie bei nachhaltiger<br />

Bewirtschaftung laufend und klimaneutral<br />

begehrte Produkte wie Bau- und Furnierholz,<br />

die Grundstoffe für Zellulose und<br />

Papier, sowie Brennstoff. Darüber hinaus<br />

können mit Holz immer mehr andere, in<br />

der Herstellung energieaufwändigere<br />

Materialien ersetzt werden. Wird Holz<br />

mehrfach verwendet (Kaskadennutzung),<br />

erhöhen sich diese Klimaschutzeffekte.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 125


THEMEN<br />

| BIODIVERSITÄT |<br />

Finanziert werden soll REDD+ aus dem<br />

Fast Start Finance Program, dem im<br />

laufenden Jahr einzurichtenden Green<br />

Climate Fund sowie bilateralen Vereinbarungen.<br />

Das Fast Start Financing<br />

läuft bereits, bis 2012 sind den Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern für<br />

alle Maßnahmen insgesamt 30 Milliarden<br />

US-Dollar pro Jahr versprochen.<br />

Mittelfristig, d.h. 2013 bis 2<strong>02</strong>0 sollen<br />

diese Leistungen auf 100 Milliarden<br />

US-Dollar pro Jahr steigen. Spätestens<br />

auf der nächsten Klimakonferenz im<br />

Dezember <strong>2011</strong> im südafrikanischen<br />

Durban wird darüber entschieden, ob<br />

die Mittel ausschließlich fonds-basiert<br />

aufgebracht oder über marktgetriebene<br />

Hebel – wie z.B. Zertifikate<br />

– gesteuert werden, oder aber aus<br />

einer Mischung beider Ansätze. Auch<br />

die Rolle der Privatwirtschaft soll dort<br />

geklärt werden: Die Industriestaaten<br />

müssen in Durban Vorschläge dazu<br />

vorlegen, wie sie private Investoren<br />

einzubinden gedenken.<br />

Trotz dieser noch offenen Punkte öffnen<br />

sich mit dem neuen Mechanismus<br />

REDD+ schon jetzt im Rahmen entsprechender<br />

Pilotprojekte vielfältige Möglichkeiten<br />

für die Privatwirtschaft – ob<br />

auf bilateraler, multilateraler oder auf<br />

Projektebene im freiwilligen Markt.<br />

CDM und JI<br />

Für den Fall der Fortführung des<br />

Kyoto-Protokolls steht fest, dass die<br />

Industriestaaten weiterhin einen Teil<br />

ihrer Verpflichtungen über Gutschriften<br />

aus den beiden Mechanismen<br />

Clean Development Mechanism<br />

(CDM) und Joint Implementation (JI)<br />

erfüllen dürfen. Unter CDM werden<br />

dann neben Aufforstungen auch Klimaschutzmaßnahmen<br />

in der Waldbewirtschaftung<br />

angerechnet – wie bereits<br />

jetzt schon unter JI. Dem Risiko,<br />

dass Waldflächen ihre Senkenwirkung<br />

ganz oder teilweise einbüßen, dem<br />

bislang im CDM mit temporär gültigen<br />

Zertifikaten Rechnung getragen<br />

wird, soll in Zukunft wahrscheinlich<br />

durch Einbehaltung eines Teils der<br />

generierten Speichergutschriften in<br />

einem Zertifikate-Puffer begegnet<br />

werden. Auch Versicherungslösungen<br />

sind in der Diskussion.<br />

2012 tritt das kalifornische Emissionshandelssystem<br />

in Kraft. Es wird<br />

– anders als das EU-Emissionshandelssystem<br />

– voraussichtlich CO 2<br />

-<br />

Gutschriften aus Waldprojekten,<br />

u.a. REDD-Aktivitäten, anerkennen.<br />

Auch innerhalb der EU könnten sich<br />

neue Möglichkeiten auftun: Die EU-<br />

Kommission eruiert derzeit, ob und<br />

wie Waldschutz, Waldsanierung und<br />

nachhaltige Bewirtschaftung sowie<br />

Aufforstungen in den Mitgliedsstaaten<br />

auf das EU-Klimaziel angerechnet<br />

werden könnten. Mitte <strong>2011</strong> wird es<br />

hierzu einen Vorschlag für rechtliche<br />

Regelungen geben.<br />

Schematisch dargestelltes Beispiel für Zahlungsströme aus einem Wiederaufforstungsprojekt<br />

unter Berücksichtigung der Erzeugung von CO 2<br />

-Gutschriften.<br />

Waldklimaprojekte<br />

als Anlagechance<br />

Diese Dynamik schlägt sich auch<br />

in zunehmendem Interesse von<br />

Privatunternehmen und -anlegern<br />

an Forstprojekten in den Carbon-<br />

Märkten nieder. Bei Anlegern gilt es<br />

als unbestritten, dass die Assetklasse<br />

Wald einen positiven Beitrag zur<br />

Diversifizierung von Portfoliorisiken<br />

leistet. Größte Hürde war bislang,<br />

dass diese Investments großen institutionellen<br />

Anlegern vorbehalten<br />

blieben und nicht für den Retail-Bereich<br />

realisiert wurden. Gegenwärtig<br />

nimmt die Zahl der Möglichkeiten,<br />

sich über den Kapitalmarkt privat an<br />

Forstprojekten zu beteiligen, stetig<br />

zu. Ein wesentlicher Treiber hierfür<br />

ist das verstärkte Bewusstsein für die<br />

aktuelle Thematik „Wald und Klimaschutz“.<br />

Bei einigen Investmentangeboten<br />

ist dieser Zahlungsstrom<br />

bereits implizit berücksichtigt, bei<br />

anderen Anlageprodukten wie z.B.<br />

Waldfonds wird die CO 2<br />

-Bindung als<br />

möglicher zusätzlicher finanzieller<br />

Ertrag angeführt.<br />

Dieser Trend eröffnet eine Reihe<br />

neuer Möglichkeiten. So ergeben<br />

sich für Finanzintermediäre, z.B.<br />

Banken, verschiedene Varianten<br />

zur Geschäftsfeldererweiterung.<br />

Unternehmen, die für ihre Produkte<br />

oder Dienstleistungen einen CO 2<br />

-<br />

Fußabdruck erstellen lassen und<br />

bewussten Verbrauchern entsprechend<br />

klimaneutrale Produkte oder<br />

Dienstleistungen anbieten wollen,<br />

greifen gern zur Kompensation ihrer<br />

Emissionen auf Zertifikate aus Waldprojekten<br />

zurück: Anders als die<br />

sonst eher abstrakt zu erfassenden<br />

Emissionsminderungen erzeugen<br />

Gutschriften aus der Pflanzung von<br />

Wald bei jedermann eine bildliche<br />

und positiv assoziierte Vorstellung,<br />

eignen sich also gut zur Identifikation<br />

mit dem gekauften Produkt.<br />

Eine interessante Option für Anleger<br />

ist die klassische Investition in ein<br />

Waldprojekt zur Sicherung einer<br />

Mindestrendite aus dem Holzverkauf<br />

und die zusätzliche Erzeugung von<br />

Zertifikaten zur Klimaneutralstellung.<br />

126 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Zur Bewertung solcher Mischprojekte<br />

lassen sich jedoch nicht die gleichen<br />

Renditemaßstäbe angelegen, wie bei<br />

reinen Forstprojekten. Grund dafür<br />

sind die waldbaulichen Vorgaben<br />

der anzuwendenden Standards, die<br />

zur Generierung von Zertifikaten<br />

z.B. keine rein auf Rentabilität zugeschnittenen<br />

Plantagen zulassen.<br />

Doch es lässt sich eine ökologische<br />

Rendite erzielen: Zum einen mildert<br />

die zusätzliche Kohlenstoffspeicherung<br />

die durch den Klimawandel<br />

hervorgerufene, volkswirtschaftliche<br />

„Schadschöpfung“ ab. Zum anderen<br />

tragen Waldprojekte zusätzlich zum<br />

Erhalt natürlicher <strong>Ressourcen</strong> (z.B.<br />

Biodiversität) und Lebensbedingungen<br />

bei. Diese ökologische Rendite<br />

ist naturgemäß für den Investor nicht<br />

monetär auszuweisen. Die Einkünfte<br />

aus dem Verkauf von CO 2<br />

-Zertifikaten<br />

bilden aber einen Teil der ökologischen<br />

Rendite monetär ab, wodurch<br />

sich eine positive Rückkopplung auf<br />

die Gesamtrendite ergibt.<br />

Grundsätzlich also alles sehr vielversprechende<br />

Entwicklungen sowohl<br />

auf der politischen als auch auf der<br />

wirtschaftlichen Ebene, die es sich<br />

lohnt weiter zu verfolgen.<br />

Maresa Münsterer,<br />

Dr. Klaus Wallner<br />

FutureCamp Climate GmbH<br />

climate@future-camp.de<br />

www.futurecamp-climate.de<br />

ANZEIGE<br />

nes professionelles Forstmanagement<br />

mit einer Erfahrung von mehr als 20<br />

Jahren. Die Forstfachleute nutzen die<br />

optimalen tropischen Klimabedingungen<br />

für ein schnelles Wachstum der<br />

Mischwälder und sorgen durch eine<br />

aktive Pflege der Bestände für eine<br />

hochwertige Holzqualität.<br />

Mittelstand macht aus<br />

Klimaschutz Rendite<br />

Unter dem Label „grünes Klima“<br />

bietet die Miller Forest Investment<br />

AG mittelständischen Unternehmen<br />

die Beteiligung an Wiederaufforstungsprojekten<br />

im südamerikanischen<br />

Paraguay an. Damit hilft der<br />

Investor nicht nur dem Klima und<br />

der Wirtschaftsentwicklung vor Ort,<br />

sondern erreicht so auch eine ausgeglichene<br />

CO 2<br />

-Unternehmensbilanz.<br />

Der Lohn dafür ist eine ordentliche<br />

Rendite von über zehn Prozent im<br />

Jahr. Möglich wird dies durch ein eige-<br />

Eine unabhängige Investorenvertretung<br />

kontrolliert diese Bewirtschaftung<br />

vor Ort in Paraguay, einem der<br />

stabilsten Länder Südamerikas.<br />

Kontakt<br />

Miller Forest Investment AG<br />

Millerhof 4<br />

88281 Schlier<br />

Telefon +49 (0)7529 / 9 71 55 80<br />

info@miller-investment.de<br />

www.grünesklima.de<br />

alle freiheit.de<br />

Hinterlassen Sie<br />

die richtigen Spuren ...<br />

Setzen Sie auf nachhaltiges Waldinvestment und leisten einen aktiven<br />

Beitrag zum Klimaschutz!<br />

• bis zu 10% Rendite durch krisensichere Kapitalanlage in<br />

den Rohstoff Holz<br />

• wichtiger Beitrag zur CO 2<br />

-Bindung und damit zum<br />

Klimaschutz<br />

• unabhängige Investorenkontrolle durch den Waldrat e.V.<br />

• Beteiligung bereits ab 1.500,- €<br />

Jetzt unverbindlich Informationen anfordern<br />

unter www.miller-investment.de<br />

Miller Forest Investment AG<br />

Telefon (0 75 29) 97 15 58-0 I www.miller-investment.de<br />

Anzeige Spuren 210x70mm.indd 1 17.<strong>02</strong>.<strong>2011</strong> 08:20:08<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

127


ANZEIGE<br />

| ENERGIE & KLIMA |<br />

Mehr als grüner Strom<br />

Klimaneutrales <strong>Wirtschaften</strong> aus einer Hand.<br />

Die Haltung vieler Firmen zum Thema<br />

nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> hat sich<br />

grundlegend geändert. Die Ausrichtung<br />

auf ökologische Prozesse, umfassenden<br />

Klimaschutz und energieeffizientes<br />

Verhalten entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

werden für Unternehmen<br />

immer mehr zur Voraussetzung für<br />

ihren nachhaltigen wirtschaftlichen<br />

Erfolg.<br />

War man früher der Ansicht, Energie<br />

müsse vor allem günstig sein, streben<br />

Betriebe heute nach zukunftsfähigen<br />

Modellen. Grün etikettierter Strom<br />

für wenig Geld reicht dafür nicht aus.<br />

Unternehmen brauchen ökologisch<br />

verträgliche Lösungen, die gleichzeitig<br />

wirtschaftlich attraktiv sind. Einer<br />

der führenden deutschen Ökostromanbieter,<br />

der Energieversorger ENTE-<br />

GA, setzt an diesem Hebel an.<br />

Ganzheitlicher Ansatz für<br />

nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

Der Geschäftsführer der ENTEGA<br />

Geschäftskunden GmbH & Co.<br />

KG, Frank Gey, ist überzeugt: „Wer<br />

wirklich etwas bewegen will, muss<br />

es umfassend verändern. Darum<br />

ist nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> für<br />

uns nicht mit der Lieferung grüner<br />

Energie getan.“ Vielmehr sieht sich<br />

der Energieversorger als Partner<br />

für das ganzheitliche ökologische<br />

Energiemanagement seiner Unternehmenskunden.<br />

Auf ihrem Weg<br />

zum klimaneutralen <strong>Wirtschaften</strong><br />

unterstützt ENTEGA sie mit den drei<br />

Angebotssäulen Lieferung, Reduktion<br />

und Kompensation.<br />

„Wir sind nicht nur in der Lage, Energie<br />

verlässlich und in ausreichenden<br />

Mengen zu liefern, sondern auch<br />

kostengünstige Lösungen zur CO 2<br />

-<br />

Vermeidung und -Kompensation<br />

anzubieten“, erläutert Frank Gey. Von<br />

der CO 2<br />

-neutralen Energielieferung<br />

durch Ökostrom und klimaneutrales<br />

Erdgas über die Reduktion von CO 2<br />

durch Energiesparmaßnahmen bis hin<br />

zum Ausgleich von CO 2<br />

-Emissionen<br />

durch langfristige Aufforstungsprojekte<br />

bietet ENTEGA ihren Kunden<br />

umfassende Beratungs- und Dienstleistungen<br />

aus einer Hand.<br />

„Diese Vernetzung zahlt sich aus,<br />

denn die Unternehmen ersparen sich<br />

Mehraufwand durch Koordination<br />

und Abstimmung mit unterschiedlichen<br />

Partnern oder Dienstleistern.“<br />

So können sich die Unternehmen<br />

auf ihr Kerngeschäft konzentrieren,<br />

während die Experten von ENTEGA<br />

für ganzheitliche Energielösungen im<br />

Betrieb sorgen.<br />

Geschäft mit hohen Ansprüchen<br />

Das Konzept hat überzeugt. ENTEGA<br />

arbeitet seit 2009 mit dem LOOP5 –<br />

einem Einkaufszentrum von Sonae<br />

Sierra – in Südhessen zusammen. In<br />

der Nähe des Frankfurter Flughafens,<br />

vor den Toren Darmstadts, ist das<br />

Shopping Center mit 200 Geschäften<br />

und Gastronomiebetrieben ein wichtiger<br />

Knotenpunkt im Rhein-Main-<br />

Gebiet – und ein Pionierprojekt für<br />

mehr <strong>Nachhaltig</strong>keit im Handel. Zur<br />

Eröffnung vor zwei Jahren entschied<br />

sich das Center für Ökostrom von<br />

ENTEGA. Mittlerweile bezieht das<br />

LOOP5 auch klimaneutrales Erdgas,<br />

bei dem die unvermeidlichen CO 2<br />

-<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ENERGIE & KLIMA |<br />

THEMEN<br />

Emissionen aus Förderung, Transport<br />

und Verbrennung durch langfristig<br />

angelegte Aufforstungsprojekte kompensiert<br />

werden. Eine Partnerschaft,<br />

die auf ökologischen und ökonomischen<br />

Kriterien basiert: „Als großes<br />

Einkaufszentrum unterliegen wir natürlich<br />

auch budgetären Zwängen“,<br />

erklärt Heiner Hutmacher, Centre<br />

Manager des LOOP5. „Gleichzeitig<br />

brauchen wir einen Partner, der zuverlässig<br />

liefert und exakt weiß, wie<br />

sein Strom entsteht. Der gemeinsame,<br />

hohe Anspruch an <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

hat uns mit ENTEGA zusammengebracht.“<br />

Ein großes Ziel: Das klimaneutrale<br />

Einkaufszentrum<br />

Diesen Weg gehen die Partner konsequent:<br />

Mit CO 2<br />

-freien Stromtankstellen<br />

bietet das Center einen besonderen<br />

und kostenfreien Mehrwert für<br />

Kunden mit Elektrofahrzeugen. Dass<br />

dabei zertifizierter Ökostrom von<br />

ENTEGA zum Einsatz kommt, versteht<br />

sich von selbst. Als nächstes soll das<br />

Center komplett CO 2<br />

-frei betrieben<br />

werden. Dafür wird ein CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

erstellt, der Aufschluss über<br />

die Gesamtemissionen gibt. Spezialisten<br />

von ENTEGA identifizieren<br />

Schwachstellen und entsprechende<br />

Energieeffizienz-Maßnahmen, um<br />

diesen Ausstoß zu reduzieren. Die<br />

verbleibenden unvermeidbaren CO 2<br />

-<br />

Emissionen werden im Rahmen von<br />

ENTEGAs langfristigen Aufforstungsprojekten<br />

kompensiert. Ein klarer Weg<br />

zur neutralen CO 2<br />

-Bilanz, den das<br />

LOOP5 mit ENTEGA geht.<br />

Traditionsunternehmen<br />

mit Zukunftsblick<br />

Dieses wegweisende Engagement<br />

ist kein Einzelfall. Einer der weltweit<br />

führenden Hersteller von Schichtstoffplatten<br />

will jährlich tausende Tonnen<br />

CO 2<br />

einsparen, und arbeitet dafür mit<br />

ENTEGA zusammen. Resopal, traditionsreicher<br />

Oberflächen-Produzent<br />

aus dem hessischen Groß-Umstadt,<br />

bekräftigte im September 2010<br />

seinen Kurs in Sachen Klimaschutz:<br />

Den enormen Strombedarf deckt das<br />

Unternehmen zu 100 Prozent mit<br />

zertifiziertem Ökostrom von ENTEGA<br />

ab. „Dass der ENTEGA-Ökostrom<br />

für Resopal nachgewiesen aus deutschen<br />

Wasserkraftwerken stammt,<br />

war ausschlaggebend für unsere<br />

Entscheidung“, so Donald Schaefer,<br />

Geschäftsführer der Resopal GmbH.<br />

„Dies ist ein wichtiges zusätzliches<br />

Qualitätsmerkmal für unsere Produkte.“<br />

Resopal-Produkte aus den 50er Jahren sind<br />

heute Designklassiker. Bald stehen diese<br />

Ikonen im Museum.<br />

Resopal spart mit dem Ökostrom im<br />

Vergleich zu konventionell erzeugtem<br />

Strom jährlich etwa 13.000 Tonnen<br />

CO 2<br />

-Emissonen ein und bezieht zudem<br />

klimaneutrales Erdgas.<br />

Die Zeit ist reif<br />

„Ein nachhaltiges Energiekonzept ist<br />

für die Wirtschaft heute keine Hürde<br />

mehr – es ist vielmehr ein Erfolgsfaktor“,<br />

sagt Frank Gey. „Umstellung auf<br />

klimaneutrale Energie, konsequente<br />

Einsparungen und Effizienzmaßnahmen<br />

und nicht zuletzt nachhaltige<br />

Kompensationslösungen bergen ein<br />

enormes Potenzial – wirtschaftlich<br />

wie ökologisch.“ ENTEGA hat die<br />

Notwendigkeit erkannt, ihren Auftrag<br />

als Energieversorger neu zu definieren<br />

und eine CO 2<br />

-neutrale, zukunftsorientierte<br />

Energieversorgung zu fairen<br />

Preisen zu ermöglichen.<br />

Kontakt<br />

ENTEGA<br />

Geschäftskunden GmbH & Co. KG<br />

Telefon +49 (0)6151 / 4 04 42 05<br />

Frankfurter Straße 100<br />

64293 Darmstadt<br />

www.entega.de/geschaeftskunden<br />

Im LOOP5 können Besitzer eines Elektrofahrzeugs kostenlos Strom tanken. So viel sie<br />

wollen und vor allem CO 2<br />

-frei erzeugt. An den vier Zapfsäulen im LOOP5 Parkhaus gibt es<br />

zertifizierten Ökostrom von ENTEGA.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

129


THEMEN<br />

| ENERGIE & KLIMA |<br />

Heiter bis wolkig<br />

Eine Bilanz aus den Klimaverhandlungen in Cancún<br />

An einem Strang ziehen für’s Klima? Die zugesagten Emissionsminderungziele der Staaten unterschieden sich bei der Konferenz in Cancún<br />

erheblich voneinander. Nun wächst die Spannung auf das nächste Treffen in Durban.<br />

Weltweit laufen die Vorbereitungen<br />

für die 17. Vertragsstaatenkonferenz<br />

über die Klimarahmenkonvention der<br />

Vereinten Nationen (UNFCCC) Ende<br />

<strong>2011</strong> im südafrikanischen Durban. Der<br />

Druck wächst, ein handfestes und wirkungsvolles<br />

Post-Kyoto Klimaschutzabkommen<br />

zu entwerfen und sowohl<br />

Entwicklungs-, Schwellen- als auch<br />

Industrieländer daran zu binden.<br />

Von Miranda Schreurs<br />

Nach der Enttäuschung von Kopenhagen<br />

fürchtete man ein Scheitern<br />

der internationalen Klimaverhandlungen<br />

insgesamt und die Erwartungen<br />

an Cancún fielen entsprechend<br />

niedrig aus. So blieben auch die Verhandlungen<br />

in Cancún ein Eiertanz<br />

um die politischen Gräben, welche<br />

die Zukunft des Kyoto-Protokolls<br />

so unsicher erscheinen lassen: Die<br />

politische Rückendeckung für ein<br />

rechtsverbindliches Klimaabkommen<br />

im US-amerikanischen Senat<br />

reicht nicht aus. Japan, Kanada und<br />

Russland verkündeten in Cancún,<br />

dass sie nicht bereit seien, eine<br />

zweite Verpflichtungsperiode für das<br />

Kyoto-Protokoll zu unterstützen, da<br />

dieses weder die USA mit einschließt,<br />

noch Emissionsminderungen von<br />

Entwicklungsländern vorsieht. Hingegen<br />

sehen die Entwicklungs- und<br />

Schwellenländer – darunter Indien<br />

und China – die Industrieländer in<br />

der Pflicht zu weiteren Emissionsminderungen<br />

und weigern sich, eigenen<br />

rechtsverbindlichen Reduktionszielen<br />

zuzustimmen.<br />

Was also wurde in Cancún<br />

erreicht?<br />

Im Klimaabkommen von Cancún hat<br />

sich die Staatengemeinschaft zum<br />

ersten Mal auf das gemeinsame Ziel<br />

geeinigt, den Anstieg der weltweiten<br />

Durchschnittstemperatur auf unter<br />

zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen<br />

Niveau zu begrenzen. Sie<br />

bekräftigte außerdem die nationalen<br />

Treibhausgas-Emissionsziele, zu denen<br />

sich die Industriestaaten und zahlreiche<br />

Entwicklungsländer in Kopenhagen<br />

bekannt hatten. Diese Zusagen sind<br />

jedoch nicht einheitlich; sie variieren<br />

in Ehrgeiz und Bezugsjahr: Die EU<br />

verpflichtete sich zu einer Emissionsminderung<br />

um 20 Prozent im Vergleich<br />

zu 1990 bzw. um 30 Prozent, sofern<br />

andere Industrieländer vergleichbare<br />

Verpflichtungen akzeptieren würden.<br />

Die USA und Kanada setzten sich<br />

das Ziel, ihre Emissionen um 17 Prozent<br />

gegenüber 2005 zu verringern.<br />

China erklärte, es strebe an, seine<br />

Kohlendioxid-Emissionen pro Einheit<br />

des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 40<br />

bis 45 Prozent zu senken und Indien,<br />

die Emissionsintensität seines BIP um<br />

20 bis 25 Prozent zu reduzieren – beide<br />

bezogen auf das Basisjahr 2005. Brasilien<br />

sicherte zu, seine Emissionen um<br />

36,1 bis 38,9 Prozent gegenüber den<br />

nach business as usual projektierten<br />

Trends zu mindern. Immerhin: Trotz<br />

der breiten Spannweite der Zielsetzungen<br />

deckt das Klimaabkommen über<br />

die beteiligten Staaten nun etwa 80<br />

Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen<br />

ab. Allerdings ergeben die<br />

Minderungsziele zusammengenommen<br />

keine Emissionsreduktion in dem<br />

Ausmaß, wie es erforderlich sein wird,<br />

um das in dem Abkommen festegelegte<br />

2-Grad-Ziel zu verwirklichen.<br />

Erfolgreicher war Cancún im Hinblick<br />

auf die Transparenz und Unterstüt-<br />

130 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ENERGIE & KLIMA |<br />

THEMEN<br />

Nationale Verminderungsziele für den Ausstoß von Treibhausgasen<br />

Annex I Länder Ziele für 2<strong>02</strong>0 Bezugsjahr<br />

Kanada<br />

17% 2005<br />

USA<br />

EU<br />

20% oder 30%, wenn auch andere viel emittierende Länder 1990<br />

Island<br />

Liechtenstein<br />

der Schweiz<br />

einer verbindlichen Reduktion zustimmen<br />

Australien<br />

5% oder 15-25%, wenn ein Klimaschutzabkommen mit dem 2000<br />

2-Grad-Ziel realisiert wird<br />

Neuseeland<br />

10-20%, wenn ein Klimaschutzabkommen mit dem 2-Grad- 1990<br />

Ziel realisiert wird<br />

Norwegen<br />

30% oder 40%, wenn ein Klimaschutzabkommen mit dem 1990<br />

2-Grad-Ziel realisiert wird<br />

Russland<br />

15-25%, wenn auch andere viel emittierende Länder einer 1990<br />

verbindlichen Reduktion zustimmen<br />

Ukraine 20% 1990<br />

Nicht-Annex I Länder Ziele für 2<strong>02</strong>0 Bezugsjahr<br />

China 40-45% Senkung der CO 2<br />

-Emissionen pro Einheit des BIP 2005<br />

Indien 20-25% Senkung der CO 2<br />

-Emissionen pro Einheit des BIP 2005<br />

Brasilien<br />

36,1-38,9% gegenüber den „business as usual“-Trends<br />

Indonesien<br />

26% gegenüber den „business as usual“-Trends<br />

Korea<br />

30% gegenüber den „business as usual“-Trends<br />

Mexiko<br />

Südafrika 34% ggü. den “business as usual“-Trends bis 2<strong>02</strong>0<br />

42% bis 2<strong>02</strong>5“<br />

zung für die Entwicklung nationaler<br />

und internationaler Beobachtungsund<br />

Berichtssysteme für Maßnahmen<br />

zu Klimaschutz und -anpassung.<br />

Das Treffen stärkte die Verpflichtung<br />

der Industrieländer, alle zwei Jahre<br />

Bericht zu erstatten – über ihre Klimaschutzmaßnahmen,<br />

die projektierten<br />

künftigen Emissionen und die<br />

Bereitstellung von Unterstützung für<br />

Entwicklungsländer bei Klimamaßnahmen<br />

– finanziell, technisch oder<br />

durch Capacity Building. Es wurde<br />

außerdem gefordert, gemeinsame<br />

Standards hierfür zu entwickeln. Damit<br />

geht es über das bestehende System<br />

zur nationalen Berichterstattung<br />

innerhalb des UNFCCC hinaus.<br />

Kann Durban erreichen, was<br />

Kopenhagen und Cancún nicht<br />

konnten?<br />

Auch die Entwicklungsländer stimmten<br />

regelmäßigen Berichten über<br />

ihre Klimaschutzanstrengungen zu,<br />

welche Gegenstand internationaler<br />

Beratung und Analyse sein werden.<br />

Bezeichnenderweise werden im Falle<br />

der Entwicklungsländer sowohl national<br />

als auch international geführte<br />

Klimaschutzmaßnahmen intern gemessen,<br />

dokumentiert und geprüft<br />

(„measured, reported, and verified”,<br />

MRV) – und zusätzlich international<br />

begutachtet.<br />

Außerdem wurde ein allgemeines<br />

Einverständnis über die Kontrolle,<br />

Organisation und Struktur des Green<br />

Climate Fund zur Unterstützung<br />

von Klimaanpassungs- und -schutzmaßnahmen<br />

erreicht. Die Staaten<br />

verständigten sich darauf, Mittel zur<br />

Fast-Track-Finanzierung von Klimaschutz-<br />

und -anpassungsmaßnahmen<br />

zu gewähren und von heute 30 Milliarden<br />

auf rund 100 Milliarden US-Dollar<br />

jährlich bis 2<strong>02</strong>0 zu erhöhen. Darüber<br />

hinaus wurde beschlossen, einen<br />

neuen Technologie-Mechanismus und<br />

ein Klimatechnologie-Zentrum und<br />

-Netzwerk einzurichten. Fortschritte<br />

konten auch bei den Verhandlungen<br />

über einen neuen Mechanismus zur<br />

Unterstützung von Maßnahmen<br />

zur Reduktion von Emissionen aus<br />

Entwaldung und Schädigung von<br />

Wäldern, sowie zum Schutz und zur<br />

nachhaltigen Nutzung von Wäldern in<br />

Entwicklungsländern (REDD+) erzielt<br />

werden.<br />

Für die Monate bis zur nächsten<br />

Vertragsstaatenkonferenz in Durban<br />

sind weitere Diskussionen um technische<br />

Fragestellungen wahrscheinlich.<br />

Wichtig wird es dabei sein, gemeinsame<br />

Standards und Regeln für MRV zu<br />

entwickeln, da sie das hauptsächliche<br />

Mittel darstellen, Staaten unter Druck<br />

zu setzen, die selbstgesetzten Ziele<br />

aus der Kopenhagener Erklärung und<br />

der Cancún-Vereinbarung tatsächlich<br />

umzusetzen. Auch kommt es auf die<br />

Verwirklichung der versprochenen<br />

finanziellen Hilfe für Entwicklungsländer<br />

an.<br />

Was die Verhandlungspartner in<br />

Durban weiterbringen könnte? Eine<br />

Klausel in ein künftiges Abkommen<br />

einzufügen, die das Aufstellen rechtsverbindlicher<br />

Ziele, Mechanismen und<br />

Strafmaßnahmen vorsieht – für den<br />

Fall, dass sich der freiwillige Ansatz<br />

der Cancún-Vereinbarung nach drei,<br />

fünf oder sieben Jahren als ineffektiv<br />

erweist.<br />

Nachdem das 20-Prozent-Ziel der EU<br />

nicht länger als ehrgeizig gelten kann,<br />

könnte die EU im Vorfeld der Verhandlungen<br />

in Durban einmal mehr die<br />

internationale Führung übernehmen,<br />

indem sie ihr Reduktionsziel für 2<strong>02</strong>0<br />

auf 30 Prozent erhöht.<br />

Im Profil<br />

Miranda Schreurs ist Professorin für<br />

Vergleichende Politikwissenschaft und<br />

Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik<br />

der Freien Universität Berlin.<br />

Miranda.Schreurs@fu-berlin.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

131


THEMEN<br />

| ENERGIE & KLIMA |<br />

Ökostrom für Großabnehmer<br />

Worauf kommt es bei der Auswahl an?<br />

Von Jan-Oliver Heidrich<br />

Supermärkte verbrauchen mit Beleuchtung,<br />

Kühlung & Co. viel Energie. Doch worauf<br />

sollten solche Großabnehmer beim Bezug<br />

von Ökostrom achten?<br />

In Deutschland werden jährlich fast<br />

900 Mio. Tonnen CO 2<br />

emittiert und<br />

die Wirtschaft verursacht laut Inventarbericht<br />

des Umweltbundesamts<br />

knapp 70 Prozent dieser Emissionen.<br />

Aber immer mehr Unternehmen beziehen<br />

Ökostrom und vermeiden so<br />

CO 2<br />

-Emissionen und auch radioaktiven<br />

Abfall. Als Öko- oder Grünstrom<br />

wird elektrische Energie bezeichnet,<br />

deren Rohstoffbasis sich erneuert oder<br />

natürlicherweise zur Verfügung steht.<br />

Gängige Energiequellen sind Wind,<br />

Wasser, Biomasse, Photovoltaik,<br />

aber auch Kraft-Wärme-Koppelung<br />

(KWK) mit fossilem Brennstoff wie<br />

zum Beispiel Erdgas. Die Kosten für<br />

den grünen Strom sind ungefähr ein<br />

Prozent höher als die für herkömmlichen<br />

Strom.<br />

Nachfrage wirklich fördern<br />

Die Güte von Ökostrom wird durch<br />

mehrere Faktoren bestimmt. Ausschlaggebend<br />

dafür sind das Alter der<br />

Produktionsanlagen, die Herkunft und<br />

– ganz wichtig – die Verpflichtungen<br />

zum Zubau. Grünstrom-Zertifikate<br />

wie zum Beispiel das Renewable<br />

Energy Certificate System (RECS) sind<br />

lediglich Herkunftsnachweise. Über<br />

die Qualität der Produktionsanlagen<br />

und damit des Ökostroms haben<br />

diese Zertifikate keine Aussagekraft.<br />

Der Bezug von Strom aus erneuerbaren<br />

Produktionsanlagen sollte<br />

unbedingt einhergehen mit weiteren<br />

Maßnahmen, die die Nachfrage nach<br />

Ökostrom fördern und den Ausbau<br />

regenerativer Energieanlagen unterstützen.<br />

Die Anbieter von Ökostrom können<br />

sich solche Aktivitäten durch verschiedene<br />

Institutionen wie Umweltorganisationen,<br />

Institute, Verbraucherzentralen<br />

oder große TÜV Gesellschaften<br />

überprüfen und bescheinigen lassen.<br />

Deren Gütesiegel – wie das Grüner<br />

Strom Label, das OK Power Label oder<br />

das TÜV SÜD Zertifikat – bestätigen<br />

die nach ihren jeweiligen Kriterien<br />

erlangte Qualität des Ökostroms. Sie<br />

unterscheiden sich zum Beispiel in<br />

Bezug auf den Anteil erneuerbarer<br />

Energien oder die Ausweisung der<br />

Stromquellen. Es werden Fonds- und<br />

Händlermodelle oder beides gleichzeitig<br />

praktiziert. Während Fondsmodelle<br />

auf direktem Zubau basieren,<br />

unterstützen reine Händlermodelle<br />

ausschließlich vorhandene Energiequellen.<br />

Das Gütesiegel EE01 vom TÜV SÜD<br />

eignet sich beispielsweise besonders<br />

für große Volumina. Um das Label<br />

zu erhalten, müssen Versorger sich<br />

zum Beispiel zum gezielten Zubau<br />

von Wasserkraftwerken durch Re-<br />

Investition verpflichten. Dies tun sie<br />

etwa, indem sie einen bestimmten<br />

Prozentsatz an Strom aus besonders<br />

jungen Produktionsanlagen beziehen,<br />

die nicht älter als drei Jahre sein dürfen.<br />

So wird gezielt ein Neubauanreiz<br />

geschaffen.<br />

Neubauanreize statt<br />

Atomquersubvention<br />

Eine zu Ende gedacht nachhaltige<br />

Strombeschaffung lässt sich außerdem<br />

erreichen, indem die Lieferanten<br />

des Stromanbieters ausschließlich<br />

über erneuerbare Energieanlagen<br />

verfügen dürfen. Eine Quersubvention<br />

von beispielsweise Atomkraftwerken<br />

wird somit verhindert und<br />

eine Doppelvermarktung vertraglich<br />

ausgeschlossen.<br />

Die Qualität des Ökostroms ist ein<br />

wichtiges Kriterium im Wettbewerb.<br />

Es gibt immer mehr Wettbewerber,<br />

die sich heftige Preiskämpfe liefern.<br />

Durch besondere Güte kann man<br />

sich in einem zunehmend unübersichtlichen<br />

Markt absetzen. Nur<br />

sehr wenige Anbieter schaffen es,<br />

qualitativ hochwertigen Ökostrom zu<br />

attraktiven Preisen zu liefern. Grundsätzlich<br />

wären eine Vereinheitlichung<br />

der Zertifikate und mehr Transparenz<br />

bei den Vergabekriterien hilfreich.<br />

Im Profil<br />

Der Autor Jan-Oliver Heidrich ist Geschäftsführer<br />

der EHA Energie-Handels-<br />

Gesellschaft mbH & Co. KG (www.eha.<br />

net), ein unabhängiger Energiedienstleister<br />

mit eigenen Handelssystemen. Als<br />

Deutschlands größter Grünstromlieferant<br />

zählt EHA mit mehr als 4.300 Großkunden<br />

zu den Top Ten der deutschen Energiedienstleistungsunternehmen.<br />

Das Unternehmen<br />

bietet die Belieferung mit 100<br />

Prozent Grünstrom, Gas und Nutzenergie<br />

sowie Energieeffi zienzberatungen an.<br />

Kontakt: neuewege@eha.net<br />

132 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Service<br />

Wissenschaft & Lehre | Events | Medientipps | Adressen<br />

Ab sofort bietet Ihnen <strong>forum</strong> SERVICE<br />

einen Adress-Bereich mit Nachschlagecharakter!<br />

Auf einen Blick finden<br />

Sie wichtige Firmen- und Kontaktinformationen<br />

nachhaltiger Unternehmen<br />

nach Rubriken geordnet.<br />

Die Rubriken spiegeln die Vielfalt<br />

der CSR-Aktionsmöglichkeiten von<br />

Unternehmen wider und sollen kontinuierlich<br />

erweitert werden.<br />

In der Eventnachschau erwartet Sie<br />

diesmal ein Rückblick auf die SpoBiS,<br />

die Green Meetings und Fachkonferenz<br />

und die Konferenz der Stiftung<br />

Denkwerk Zukunft.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

133


service | Medien |<br />

<strong>forum</strong> Bücher & Medien-Tipps<br />

Döring, Stefan<br />

Pellets als Energieträger<br />

Technologie und Anwendung<br />

Dieses praxisorientierte Buch beschreibt die<br />

Technologie der Pelletierung aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen und die Nutzung von<br />

Pellets. Der Autor geht darauf ein, welche<br />

Biomassen sich außer Holz für die Pelletierung<br />

eignen, wie sie hergestellt werden und wie<br />

sie in Form von Pellets energetisch genutzt<br />

werden. Angefangen bei den Grundlagen<br />

des Verbrennungs-, Vergasungs- und Pelletierprozesses<br />

werden die verschiedenen<br />

Technologien beschrieben. Die Planung, Realisierung<br />

und Wirtschaftlichkeit der Anlagen zur<br />

Pelletproduktion wird erläutert. Ein Anhang<br />

gibt unter anderem wertvolle Hinweise über<br />

Anlagenkonzepte, Beispielrechnungen und<br />

Adressenlisten.<br />

<strong>2011</strong>, 257 Seiten, EUR 69,95<br />

ISBN 978-3-642-01623-3<br />

www.springer.com<br />

Feuerpfeil, Irmgard; Botzenhart, Konrad (Hrsg.)<br />

Hygienisch-mikrobiologische Wasseruntersuchung<br />

in der Praxis<br />

Nachweismethoden, Bewertungskriterien,<br />

Qualitätssicherung, Normen<br />

Alle gängigen mikrobiologischen Nachweismethoden<br />

sind hier für den Praktiker<br />

zusammengestellt. Sie werden mit Hilfe von<br />

Flussdiagrammen und Referenzergebnissen<br />

leicht nachvollziehbar erklärt. Zu jedem Nachweis<br />

werden die gesetzlichen Anforderungen<br />

und Bewertungsmaßstäbe erläutert – sowohl<br />

auf nationaler wie auf EU-Ebene. Damit ist<br />

das Werk eine sinnvolle Ergänzung der DEV-<br />

Loseblattsammlung. Unverzichtbar für alle,<br />

die Wasseruntersuchungen in Auftrag geben,<br />

durchführen oder bewerten wollen.<br />

2008, 400 Seiten, EUR 99,-<br />

ISBN 978-3-527-31569-7<br />

www.wiley.com<br />

Weiss, Hans<br />

Schwarzbuch Landwirtschaft<br />

Die Machenschaften der Agrarpolitik<br />

Hans Weiss, Spezialist für brisante Themen,<br />

der zuletzt mit dem Bestseller „Korrupte<br />

Medizin“ Ärzte und Pharmaindustrie in Panik<br />

versetzte, hat nun bei den Bauern recherchiert.<br />

Sein neues Buch „Schwarzbuch Landwirtschaft“<br />

wird nicht nur bei Landwirtschaftsfunktionären<br />

und Raiffeisen für Aufregung<br />

sorgen. Weiss hat akribisch recherchiert und<br />

aufgeschrieben, was Agrar-Insider berichten:<br />

über Steuerprivilegien, Fördermillionen für<br />

Funktionäre, den hoch subventionierten Zuckermarkt,<br />

den Umgang mit widerspenstigen<br />

Milchbauern und darüber, wie die Politik Jahr<br />

für Jahr große Agro-Konzerne fördert und<br />

kleine Bauern in den Ruin treibt.<br />

2010, 176 Seiten, EUR 15,90 [D] / EUR 16,40<br />

[A] / CHF 23,90<br />

ISBN-13: 978-3-552-06145-3<br />

www.hanser-literaturverlage.de<br />

Schaber, Romuald<br />

Blutmilch<br />

Wie die Bauern ums Überleben kämpfen<br />

Kühe, Quoten, Dumpingpreise: Viele Bauern stehen vor dem Aus. Romuald Schaber, ein Milchbauer<br />

aus dem Allgäu und Chef des Bundesverbands der Deutschen Milchviehhalter, fühlt sich und<br />

seine Bauern von Politik, Handel und Konsumenten im Stich gelassen. Er weiß, ökonomisch mag<br />

die Agrarwirtschaft mit ihren gerade mal 1,3 Millionen Beschäftigten unbedeutend sein. Aber es<br />

stehen nicht nur bäuerliche Existenzen auf dem Spiel, sondern der Verlust einer jahrhundertealten<br />

Kultur. In seinem Buch Blutmilch erzählt Romuald Schaber erstmals und sehr eindrucksvoll vom<br />

Überlebenskampf der kleinen Bauern.<br />

2010, 280 Seiten, EUR 18,-<br />

ISBN 978-3-629-<strong>02</strong>273-8<br />

www.droemer-knaur.de<br />

Hardtke, Arnd; Kleinfeld, Annette (Hrsg.)<br />

Gesellschaftliche Verantwortung<br />

von Unternehmen.<br />

Von der Idee der Corporate Social Responsibility zur erfolgreichen Umsetzung<br />

Klimawandel, Umweltschutz, Arbeitsplatzsicherheit, Antikorruption, demografischer Wandel und<br />

ähnliche Themen stehen derzeit auf der Agenda vieler Vorstandssitzungen. Stärker als je zuvor ist die<br />

Öffentlichkeit daran interessiert zu erfahren, wie Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung<br />

wahrnehmen. Dieses Buch zeigt insbesondere den Lesern aus dem Mittelstand, wie sie gesellschaftliche<br />

Verantwortung v. a. anhand der Empfehlungen der ISO 26000 wirkungsvoll und effizient in ihrem<br />

unternehmerischen Alltag umsetzen können.<br />

2010, 388 Seiten, EUR 49,95<br />

ISBN 978-3-8349-0806-3, www.kleinfeld-cec.com/aktuelles/lesetipps.html<br />

134 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Medien | service<br />

Hugo, Pieter<br />

Permanent Error<br />

Pieter Hugos eindringliche Porträts von Menschen, Tieren und Landschaften schockieren, aber fesseln<br />

gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit. Die neuste Veröffentlichung des Fotopreisträgers enthüllt die fatale<br />

Wirkung von Giftmüll auf eine Kommune in Afrika: Permanent Error dokumentiert eine Müllkippe in<br />

Ghana, die als Deponie für Computerschrott aus der ganzen Welt genutzt wird. Das Buch thematisiert<br />

eine fehlgeleitete Politik, die Unmengen an veralteten Computern in Entwicklungsländer verfrachtet,<br />

um sie dort nach noch verwertbaren Materialien ausschlachten zu lassen. Das Verbrennen der Computer<br />

wandelt nicht nur das Gelände in eine Ödnis, sondern verseucht die Luft, das Erdreich und das Grundwasser<br />

der Umgebung. In seinen Aufnahmen erzählt Hugo die Geschichte einer von Armut geprägten<br />

Gemeinschaft, von der menschliche Stärke und dem Überlebenswillen jedes Einzelnen.<br />

<strong>2011</strong>, 128 Seiten, EUR 39,95 [D] / EUR 41,10 [A], CHF 58,90<br />

ISBN 978-3-7913-4520-8, www.prestel.de<br />

Leben mit Weitsicht<br />

Blume, Hans-Peter; Horn, Rainer;<br />

Thiele-Bruhn, Sören (Hrsg.)<br />

Handbuch des Bodenschutzes<br />

Bodenökologie und -belastung / Vorbeugende und abwehrende Schutzmaßnahmen<br />

Der Klassiker in neuer Aufmachung: Dieses umfassende Handbuch ist ein unverzichtbares Standardwerk<br />

für Bodenkundler, Landschaftsplaner und Umweltschützer. Es beinhaltet z.B. Themen wie die<br />

Eigenschaften und Funktionen von Böden, deren Veränderungen durch verschiedene Faktoren wie<br />

Erosion, Be- und Entwässerung, Düngung, Überbelastung durch Metalle, Säuren, Salze, organische<br />

Verbindungen, Radionuklide, Sickerwasser, aber auch Schutz- und Sanierungsmethoden. Zusätzlich<br />

ist es mit zahlreichen Tabellen, Schwarz-Weiß-Zeichnungen und auch Farbaufnahmen ausgestattet.<br />

Die Herausgeber sind ausgewiesene Experten mit langjähriger Erfahrung; der Seniorherausgeber<br />

Hans-Peter Blume gilt als einer der Wegbereiter der modernen Bodenkunde.<br />

2010, 782 Seiten, EUR 99,-<br />

ISBN 978-3-527-32297-8<br />

www.wiley.com<br />

Leben mit Weitsicht<br />

Der Success for Future Award zeichnet Ideen oder Projekte, Einzelpersonen oder<br />

Unter nehmen aus, die <strong>Nachhaltig</strong>keit leben und erlebbar machen. Die Verleihung fi ndet<br />

am Donnerstag 14. April <strong>2011</strong> in München statt. www.successforfuture.de<br />

Awardkategorien:<br />

BT Green Economy Award<br />

Schüco Green Building Award<br />

Start Up Award<br />

Ecotainment Award<br />

Ehrenpreis<br />

Publikumspreis<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

presented by<br />

c<br />

135


service | WissenscHAFT & LeHre |<br />

<strong>forum</strong> Wissenschaft & Lehre<br />

Attraktive Zukunftsaussichten für neues <strong>Wirtschaften</strong>:<br />

Manager rüsten um<br />

Öffnet den Geist für Neues: Der Think more about Summit <strong>2011</strong> vom 19. bis 22. Mai <strong>2011</strong> in Brixen, Südtirol, Kloster Neustift.<br />

Social Business, ökologisch fundierte<br />

Produktentwicklung und alternative<br />

Formen der Zusammenarbeit bringen<br />

die Wirtschaft auf einen neuen Kurs. Es<br />

gibt ihn, den Schlüssel, um auch morgen<br />

noch erfolgreich zu sein. Für Manager, die<br />

frühzeitig umrüsten wollen, werden <strong>2011</strong><br />

hochwertige Ausbildungen und Tagungen<br />

mit Best-Practice geboten.<br />

„Geschäftsmodelle, die natürliche Kreisläufe<br />

erhalten und die Lebensqualität für<br />

alle Menschen der Erde verbessern, sind<br />

eine notwendige Überlebensstrategie der<br />

globalisierten Welt. Dass nachhaltiges<br />

<strong>Wirtschaften</strong> ein finanziell nicht lohnendes<br />

oder gar caritatives Unterfangen ist, hat<br />

sich als grundlegender Irrtum entpuppt.“<br />

Günther Reifer, selbst Unternehmer und<br />

Uni-Dozent sowie die Change-Beraterin<br />

Evelyn Oberleiter sprechen aus Erfahrung.<br />

Sie sind die Inhaber des Terra Institutes in<br />

Brixen/Südtirol, einem Kompetenzzentrum<br />

für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong>. Als<br />

rührige Innovatoren und Berater sind sie<br />

im gesamten deutschsprachigen Raum<br />

unterwegs, um Unternehmen in der Umsetzung<br />

qualitativer Wachstumsstrategien<br />

und ökologischer Produktentwicklung zu<br />

begleiten.<br />

Manager rüsten um. Immer mehr Unternehmen<br />

suchen nach praktikablen<br />

Alternativen zum etablierten Wirtschaftsmodell.<br />

Und dies nicht nur aus<br />

ethischer Überzeugung. Bewusstere<br />

Konsumenten, neue Förderkonditionen<br />

und unzufriedene Arbeitnehmer bringen<br />

die herkömmlichen Ansätze ins Wanken.<br />

136 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| WissenscHAFT & LeHre | service<br />

Am Puls der Zeit haben das Brixner Terra<br />

Institute und das Berliner Genisis Institut<br />

ihr Know-how gemeinsam verdichtet<br />

und eine Führungskräfte-Ausbildung<br />

entwickelt, die sogenannte grüne<br />

und blaue Business-Strategien umsetzungsorientiert<br />

vermittelt. Systemische<br />

Visions-Anpassung, Social Business<br />

zur Markterweiterung, Eco Design und<br />

Kulturwandel sind einige der zentralen<br />

Themen. Beim diesjährigen Vision Summit,<br />

der vom 7.-9. April <strong>2011</strong> in Berlin<br />

stattfindet und als fixer Treffpunkt von<br />

Unternehmern mit globaler Verantwortung<br />

international etabliert ist, wird die<br />

neue Ausbildung „SIL – Social Impact<br />

Leadership“ erstmalig vorgestellt. „Wir<br />

unternehmen eine bessere Welt“ – so<br />

motiviert der Untertitel des Lehrgangs.<br />

Führungskräfte mit Innovationsanspruch<br />

werden das Angebot annehmen.<br />

Kongress für neue Unternehmensmodelle<br />

vom 19.-22. Mai <strong>2011</strong> in Brixen.<br />

Erfolgreiche Zukunftsmodelle und deren<br />

praktische Umsetzung werden auch<br />

beim Wirtschaftskongress „Think more<br />

about summit – Tage der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

<strong>2011</strong>“ vorgestellt.<br />

An drei Tagen wird viel Know-how geboten,<br />

das Lust und Vertrauen weckt,<br />

auch selbst neue Wirtschaftskonzepte<br />

anzutesten. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm<br />

macht den Kongress zur<br />

Veranstaltung für die ganze Familie.<br />

Jeder, der an gesellschaftlichem Wandel<br />

interessiert ist, vom Kind bis zum<br />

Erwachsenen, vom Wirtschafts- bis<br />

Kulturinteressierten kommt bei diesem<br />

Summit auf seine Kosten.<br />

Also – auf in den Süden!<br />

terra institute<br />

begleitet Unternehmen in der Umsetzung<br />

nachhaltiger Wachstums- und<br />

Produktentwicklungsstrategien. In<br />

Kooperation mit dem Berliner Genisis<br />

Institut organisieren sie den Führungskräftelehrgang<br />

„Social Impact<br />

Leadership“.<br />

Start: Juni <strong>2011</strong>.<br />

Ort: Humboldt-Viadrina Universität<br />

Berlin.<br />

Infos & Anmeldung unter:<br />

www.terra-institute.eu<br />

Think more about Summit<br />

<strong>2011</strong><br />

Tage der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

vom 19. bis 22. Mai <strong>2011</strong> in Brixen<br />

Wirtschafts-Kongress, Seminare<br />

und Podiumsdiskussionen sowie<br />

ein reiches Rahmenprogramm mit<br />

Kinoabenden, Öko-Fashion-Modeschau,<br />

Wanderungen, Ausstellung<br />

in Kooperation mit Greenpeace und<br />

Kulinarik. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Bildungshaus Kloster Neustift,<br />

der Freien Universität Bozen und der<br />

Universität Innsbruck.<br />

Infos & Anmeldung unter:<br />

www.thinkmoreabout.com<br />

Immer auf der Spur echt nachhaltiger Managementkonzepte: Unternehmer Günther<br />

Reifer (Mitte) und Change-Beraterin Evelyn Oberleiter (rechts) zu Besuch in Ägypten beim<br />

Wüstenbegrüner und Sekem-Gründer Ibrahim Abouleish (links).<br />

www.thinkmoreabout.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Kongress<br />

Seminare<br />

Filmabende<br />

Impulswanderung<br />

Kulinarik und Kunst am Domplatz<br />

Familienseminar “Zukunft leben”<br />

Eco-Fashion Modeschau<br />

Kinder als Klimabotschafter<br />

Ausstellung „Tu Was!“<br />

Radtag am Eisack<br />

think more about<br />

Tage der <strong>Nachhaltig</strong>keit 19.–22.05.<strong>2011</strong><br />

Die Tage der <strong>Nachhaltig</strong>keit wollen Menschen aus Wirtschaft,<br />

Politik und die breite Öffentlichkeit zu nachhaltigem Handeln<br />

inspirieren und ermutigen. Der Kongress, die Seminare und das<br />

Rahmenprogramm zeigen unter dem Thema „Die Kunst des<br />

Miteinanders – Ansätze für die Wirtschaft“, Beispiele, Hintergründe,<br />

und neue Möglichkeiten auf.<br />

137<br />

helios.bz


service<br />

| B.A.U.M. inFOrMierT |<br />

B.A.U.M. informiert<br />

2010 war das Internationale Jahr der<br />

Biodiversität – das Jahr <strong>2011</strong> wurde von<br />

der UN zum Jahr der Wälder erklärt.<br />

Thematisch bedeutet dies durchaus<br />

eine Kontinuität, denn nirgendwo ist die<br />

biologische Vielfalt in Landökosystemen<br />

so hoch und gleichzeitig so bedroht wie<br />

in den Wäldern. Bereits 45 Prozent der<br />

ursprünglichen Wälder der Erde sind<br />

verschwunden; ein Großteil wurde im<br />

Laufe des vergangenen Jahrhunderts<br />

vernichtet. Um der globalen Waldzervielfalt<br />

der Wälder erhalten!<br />

Im Internationalen Jahr der Wälder sollte Deutschland den Waldschutz und eine<br />

nachhaltige, naturnahe Bewirtschaftung fördern.<br />

Dipl.-Forstwirt Rainer Kant, B.A.U.M. e. V.<br />

sieht die derzeitige Situation der deutschen<br />

Forstwirtschaft aber eher trostlos<br />

aus. Zwar haben die Gesamtwaldfläche<br />

und der Holzvorrat in unseren Wäldern<br />

zugenommen, doch die Strukturvielfalt,<br />

die Biodiversität und somit auch die<br />

Stabilität der Wälder befinden sich – von<br />

Ausnahmen abgesehen – auf niedrigem<br />

Niveau. Es fehlt ein Gesamtkonzept, das<br />

auf allen drei Säulen der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

ruht: Ökonomie (die Staatsforstbetriebe<br />

sind seit Jahrzehnten in der Regel hoch<br />

defizitär), Ökologie (Aufbau von strukturreichen<br />

naturnahen Mischbeständen,<br />

die sich natürlich verjüngen, aber<br />

die Lösung des Schalenwildproblems<br />

erfordern) und Soziales (seit der Wiedervereinigung<br />

sind 60 bis 80 Prozent<br />

der Waldarbeitsplätze dem Sparzwang<br />

zum Opfer gefallen – eine naturnahe Bewirtschaftung<br />

strukturreicher Bestände<br />

erfordert mehr Forstpersonal vor Ort).<br />

störung entgegenzutreten, sind z. B.<br />

der Schutz der verbliebenen Urwälder,<br />

die Kontrolle der Übernutzung und des<br />

Handels mit Tier- und Pflanzenarten<br />

sowie eine nachhaltige Forstwirtschaft<br />

notwendig.<br />

Es lohnt sich, die deutschen Wälder<br />

dabei zu unterstützen, ihre vielfältigen<br />

Leistungen auf Dauer – und kostengünstig<br />

– erbringen zu können. Unter<br />

dem Gesichtspunkt der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Waldbaukonzepte wie der<br />

Dauerwald oder der Prozessschutz wurden<br />

bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt.<br />

Diese Beispiele belegen, dass mit<br />

geringen Investitionen langfristig stabile<br />

Wälder entstehen und die Gemeinwohlaufgaben<br />

optimal erfüllt werden können;<br />

gleichzeitig steigt die biologische<br />

Vielfalt deutlich und es werden dabei<br />

noch eindeutig positive Betriebsergebnisse<br />

erzielt. Solche strukturreichen und<br />

kahlschlagsfrei bewirtschafteten Wälder<br />

mit ausgeprägter Naturnähe sind auch<br />

der beste Garant, dem Anpassungsdruck<br />

durch den Klimawandel begegnen zu<br />

können.<br />

Im Internationalen Jahr der Wälder bietet<br />

B.A.U.M. e. V. in den Hamburger Wäldern<br />

Waldführungen an und unterstützt<br />

internationale Aufforstungsprojekte<br />

sowie nationale Waldschutzprojekte von<br />

Kooperationspartnern. Weitere Informationen<br />

unter www.baumev.de.<br />

138 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| B.A.U.M. inFOrMierT | service<br />

nachrichten<br />

Der Zukunftsfonds hat seine Arbeit aufgenommen.<br />

Erste Genossenschaftsmitglieder haben Anteile gezeichnet<br />

Der vom B.A.U.M.-Vorsitzenden Prof. Dr. Maximilian Gege entwickelte Zukunftsfonds,<br />

ein innovatives Modell zur Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

und Projekten im Bereich erneuerbarer Energien, hat im Februar <strong>2011</strong> mit der<br />

Eintragung ins Genossenschaftsregister seine operative Tätigkeit aufgenommen.<br />

Anteilszeichner beschleunigen die energetische Wende in Deutschland und profitieren<br />

von einer überdurchschnittlichen Verzinsung.<br />

Nähere Informationen unter www.baum-zukunftsfonds.de.<br />

Kontakt: Volker Schwikowski (Vorstand)<br />

Tel.: +49 (0)40 / 4 44 05 05 01 | info@baum-zukunftsfonds.de<br />

B.A.U.M. sucht erneut die<br />

fahrradfreundlichsten Arbeitgeber<br />

Nach dem großen Interesse im Jahr 2010<br />

schreibt B.A.U.M. e. V. auch <strong>2011</strong> wieder<br />

den Wettbewerb „Die fahrradfreundlichsten<br />

Arbeitgeber“ aus. Der Auftakt erfolgte am 18. März <strong>2011</strong> in Frankfurt.<br />

Der Wettbewerb richtet sich insbesondere an Unternehmen, aber auch an Behörden<br />

und sonstige Einrichtungen und honoriert das konzeptionelle, umfassende<br />

Bemühen, die Fahrradnutzung bei den Mitarbeitern zu fördern. Dank großzügiger<br />

Sponsoren gibt es Preise im Wert von mehr als 15.000 Euro zu gewinnen. Bewerbungsschluss<br />

ist der 31. August. Weitere Informationen zum Wettbewerb unter<br />

www.fahrrad-fit.de.<br />

Partner im netzwerk<br />

Seit Beginn des Jahres <strong>2011</strong> haben sich (bis zum Redaktionsschluss) folgende Unternehmen<br />

dem Förderkreis von B.A.U.M. e.V. angeschlossen:<br />

Autoren Pieper und Partner, Tangendorf | ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG,<br />

Mulfingen | ecogood GmbH, Berlin | ENTEGA Geschäftskunden GmbH & Co. KG,<br />

Darmstadt | Fachverband Medienproduktioner e.V. (f:mp.), Zell/Mosel | Flughafen<br />

Berlin-Schönefeld GmbH, Berlin | Forest Carbon Group AG, Darmstadt | geldfuermuell<br />

GmbH, Hilpoltstein | HOCHTIEF Energy Management GmbH, Hamburg |<br />

KiK Textilien und Non-Food GmbH, Bönen | Loepke Bürobedarf, Nordhorn | REWE<br />

Zentralfinanz eG, Köln | save our nature Stiftung, Berlin | STAWAG Stadtwerke<br />

Aachen Aktiengesellschaft, Aachen |<br />

Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem<br />

Batterien, Hamburg | SVEA Energy<br />

Concepts GmbH & Co KG, Hamburg |<br />

Umwelt<strong>forum</strong> Berlin Auferstehungskirche<br />

GmbH, Berlin | Vertriebsbüro Jürgen<br />

Wintermayr, Ulm | WiN=WiN GmbH,<br />

Kirchheim/ Teck<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet!<br />

Unter www.baumev.de finden Sie<br />

aktuelle Nachrichten und Veranstaltungshinweise.<br />

veranstaltungsvorschau<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung <strong>2011</strong><br />

mit Preisverleihung<br />

(22.9. bis 23.9.<strong>2011</strong>, Hamburg Airport)<br />

Hamburg ist Umwelthauptstadt Europas<br />

<strong>2011</strong> – Grund für B.A.U.M. e. V.,<br />

seine Jahrestagung mit Verleihung des<br />

B.A.U.M.-Umweltpreises und des Internationalen<br />

B.A.U.M.-Sonderpreises in<br />

Hamburg stattfinden zu lassen. Ganz<br />

besonders freuen wir uns über die<br />

Zusage von Bundesumweltminister Dr.<br />

Norbert Röttgen, der gemeinsam mit<br />

Hamburgs Erstem Bürgermeister an<br />

der Preisverleihung am 23. September<br />

teilnehmen wird.<br />

Gastgeber der Jahrestagung ist das<br />

B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen Flughafen<br />

Hamburg GmbH, das <strong>2011</strong> seinen<br />

100. Geburtstag feiert und damit der<br />

älteste Flughafen der Welt ist, der sich<br />

bis heute am ursprünglichen Standort<br />

befindet. Hamburg Airport löst die<br />

besonderen Probleme eines stadtnahen<br />

Flughafens durch die Umsetzung zahlreicher<br />

Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen<br />

und sucht gezielt und erfolgreich<br />

den Dialog mit den Stakeholdern.<br />

Seit seinem Beitritt im Jahr 2000 ist das<br />

Unternehmen ein sehr aktives Mitglied<br />

des Förderkreises von B.A.U.M. e. V.<br />

und hat unseren Verband schon bei<br />

zahlreichen Projekten begleitet und<br />

unterstützt.<br />

Merken Sie sich den Termin vor – wir<br />

würden uns sehr freuen, Sie bei unserer<br />

Jahrestagung begrüßen zu können!<br />

Über das Programm und aktuelle Details<br />

werden wir Sie auf www.baumev.de<br />

informieren.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

139


service<br />

| evenTs |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau<br />

Sport, Events und <strong>Nachhaltig</strong>keit gehören zusammen<br />

spoBis – düsseldorf<br />

Von Katharina Wußler<br />

Gesellschaftliche Verantwortung zu<br />

demonstrieren und „Gutes zu tun“<br />

ist sowohl für Marketing als auch für<br />

nachhaltige soziale Entwicklung mittlerweile<br />

unentbehrlich. Corporate Social<br />

Responsibility gewinnt deshalb auch im<br />

Sport immer mehr an Bedeutung. Nach<br />

ihrem Umzug von der ISPO in München<br />

nach Düsseldorf hat sich die SpoBiS vom<br />

07. bis 08. Februar <strong>2011</strong> deshalb auch in<br />

Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit positioniert.<br />

Im Rahmen des SpoBiS-Forums „Responsibility<br />

im Sport“ wurde der Profi-<br />

Fußballer Christoph Metzelder mit dem<br />

erstmalig verliehenen CSR-Preis des<br />

Sports ausgezeichnet. Er sprach im Rahmen<br />

einer von <strong>forum</strong>-Herausgeber Fritz<br />

Lietsch moderierten Podiumsdiskussion<br />

über das Engagement seiner Christoph-<br />

Metzelder-Stiftung „Zukunft Jugend“.<br />

Unter dem Motto „Training fürs Leben“<br />

begleitet er Kinder und Jugendliche auf<br />

ihrem schulischen sowie persönlichen<br />

Lebensweg.<br />

Im Jahr 2010 hatten sich die Initiatoren<br />

der Auszeichnung, Pro Event und Forest<br />

Finance, dafür entschieden, die Trophäe<br />

an eine herausragende Persönlichkeit<br />

und ihr innovatives Projekt zu verleihen.<br />

Soziales Engagement gepaart mit Leidenschaft<br />

und guten Ideen sollen den<br />

Sieger auszeichnen. Im ersten Jahr hat<br />

sich die Jury für Christoph Metzelder<br />

entschieden. Er erhält die Auszeichnung<br />

für sein langjähriges Engagement<br />

für die kommende Generation – ein<br />

nachhaltig angelegtes und vorbildliches<br />

CSR-Projekt.<br />

Green Meetings und events Fachkonferenz – Mainz<br />

Rheingoldhalle Mainz: Als ausgezeichnetes Green Globe Unternehmen war das Congress<br />

Centrum Mainz Tagungsstätte der 1. Green Meetings und Events Fachkonferenz.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Sport vereint: <strong>forum</strong>-<br />

Herausgeber Fritz Lietsch mit dem Fußball-<br />

Profi Christoph Metzelder.<br />

Am 1. und 2. März <strong>2011</strong> widmeten sich<br />

die 400 Teilnehmer der Green Meeting<br />

und Events Fachkonferenz in der Rheingoldhalle<br />

des Congress Centrums Mainz<br />

dem Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit in der Veranstaltungsbranche.<br />

Wie muss Umweltmanagement<br />

funktionieren? An welchen<br />

(inter-)nationalen Leitlinien kann man sich<br />

orientieren? Existiert ein einheitlicher Kriterienkatalog?<br />

Und welche wirtschaftlichen<br />

Folgen ziehen Green Events nach sich?<br />

Teilnehmer, Experten und Veranstalter<br />

brachten gemeinsam Licht ins Dunkel.<br />

Neben dem größten CO 2<br />

-Emittenten, der<br />

Mobilität, können v. a. Bio-Verpflegung,<br />

energiesparende Veranstaltungstechnik<br />

und die Unterbringung in klimafreundlichen<br />

Hotels die CO 2<br />

-Bilanz minimieren.<br />

Die Fachkonferenz selbst verursachte<br />

laut Berechnungen von CO2OL, Beratungs-<br />

und Dienstleistungsagentur für<br />

betrieblichen Klimaschutz, 34 Tonnen<br />

Schadstoffausstoß. Der Kauf von CO 2<br />

-<br />

Zertifikaten aus einem internationalen<br />

Klimaschutzprojekt in Panama zielt auf<br />

die Neutralisierung der Veranstaltung<br />

ab.<br />

Dr. Große Ophoff von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt verwies auf eine<br />

Reihe von (inter-)nationalen Richtlinien,<br />

an denen sich sowohl Veranstalter als<br />

auch Dienstleister orientieren können,<br />

bspw. den BS 8901, Sustainability Management<br />

Systems for Events, oder den<br />

neuen ISO Standard ISO 20121. Außerdem<br />

motivierte er zu lokalen Initiativen<br />

und regte an, in Arbeitskreisen praxisorientiert<br />

zusammen zu arbeiten.<br />

140 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| evenTs | service<br />

In kreativer Workshopatmosphäre wurden<br />

Best Practice Beispiele präsentiert,<br />

z.B. stellte die Deutsche Kreditbank AG<br />

als Sponsor des Biathlon-Weltcups in<br />

Oberhof <strong>2011</strong> ein zukunftsweisendes<br />

und nachhaltiges Veranstaltungskonzept<br />

vor. Mit Hilfe eines umfassenden<br />

Kriterienkataloges (vom Abfallmanagement<br />

über Mobilität bis hin zu Energiesparmaßnahmen)<br />

wurde der gesamte<br />

Hospitality-Bereich umwelt- und klimafreundlich<br />

umgesetzt.<br />

Im Abschlussgespräch der Konferenz<br />

verpflichteten sich die Initiatoren, German<br />

Convention Bureau und Europäischer<br />

Verband der Veranstaltungs-Centren, der<br />

Hausaufgabe, 2012 den Fokus, neben<br />

ökonomischen und ökologischen Aspekten,<br />

verstärkt auf soziale Aspekte zu<br />

richten. Zwar zeichnen sich Wettbewerbsvorteile<br />

für nachhaltige Veranstalter klar<br />

ab, allerdings werde man langfristig nur<br />

erfolgreich sein, wenn die Triple Bottom<br />

Line – PEOPLE PLANET PROFIT – im Einklang<br />

ist, so das Fazit der Veranstalter.<br />

Julian Ekelhof, Berater bei CO2OL, berechnet<br />

für die Konferenz-Teilnehmer persönliche<br />

Carbon Footprints.<br />

„Wir können auch anders sein“<br />

Alternativen zur tradierten Wachstumsgesellschaft müssen die Menschen begeistern –<br />

2. Konferenz der stiftung denkwerk Zukunft<br />

Von Heike Leitschuh<br />

Um Wohlstand für alle zu sichern und<br />

die Krisen auf der Welt zu lösen, ist es<br />

genau der falsche Weg, auf fortwährendes<br />

Wirtschaftswachstum zu setzen.<br />

Das Wachstum selbst hat uns in die Krise<br />

geführt, es zerstört inzwischen mehr<br />

Werte als es schafft. Auf der Basis dieser<br />

Erkenntnis trafen sich am 15. Januar in<br />

Berlin 430 Menschen, um von Philosophen,<br />

Soziologinnen, Hirnforschern,<br />

Kultur- und Politikwissenschaftlern,<br />

aber auch von Buddhisten zu hören, wie<br />

„Wege zu zukunftsfähigen Lebensweisen“<br />

aussehen könnten.<br />

Die Überzeugung, dass nur eine Gesellschaft<br />

mit einer Wirtschaft, die immer<br />

wächst, überlebensfähig ist, ist kulturell<br />

so tief verwurzelt, dass der Diskurs über<br />

Alternativen mitunter unmöglich wird.<br />

Der Kulturwissenschaftler Harald Welzer<br />

führte das darauf zurück, dass sich unser<br />

Leben nie zuvor so stark und so schnell<br />

verändert habe, wie in nur knapp 150<br />

Jahren Industriegeschichte. Doch die tiefen<br />

Prägungen im Denken, die uns auch<br />

daran hindern, Neues zu wagen, sind<br />

veränderbar. Das kann die Hirnforschung<br />

belegen. Gerald Hüther, Neurobiologe,<br />

sagte auch wie: mit Emotionen, d.h.<br />

„werden wir begeistert, können wir<br />

Neues aufnehmen“.<br />

Das Neue, also die Alternativen skizzierte<br />

in Ansätzen die US-amerikanische<br />

Soziologin Juliet B. Schor: nicht ein<br />

Leben in Reichtum aber in Fülle, in dem<br />

wir mehr selbst machen (auf hohem<br />

technischen Niveau), Produkte teilen<br />

statt besitzen und gemeinschaftlicher<br />

leben und agieren. Überall erprobten<br />

Menschen neue Lebensweisen. „Diese<br />

Minderheiten“ könnten „eine ganze<br />

Kultur verändern“.<br />

„Ändere dein Leben!“, diesen „ökologisch-kosmopolitischen<br />

Imperativ“, rief<br />

der Philosoph Peter Sloterdijk den Menschen<br />

zu. Dann könnten wir eines Tages<br />

von einer „Ökonomie der Aneignung“<br />

in eine „Ökonomie der Großzügigkeit“<br />

hineinwachsen.<br />

Liegt der Schlüssel für die Veränderung<br />

aber tatsächlich beim Individuum? Elena<br />

Esposito, Soziologin aus Modena,<br />

bezweifelte es, „wir lernen Gefühle<br />

von und innerhalb der gesellschaftlichen<br />

Strukturen“ und möchte den<br />

Blick daher mehr auf die Politik lenken.<br />

Herfried Münkler, Politikwissenschaftler<br />

an der Humboldt-Universität Berlin<br />

machte neben einem starken ichbezogenen<br />

Individualismus aber auch<br />

„ein Bedürfnis nach Gemeinschaft und<br />

gemeinsam Werten“ aus, von dem Impulse<br />

ausgehen könnten. Die Vertreter<br />

des Buddhismus, zu denen neben dem<br />

thailändischen Soziologieprofessor Sulak<br />

Sivaraska, dem Buthanesen Dasho<br />

Karma Ura auch der Schweizer Diego<br />

Hangartner vom Mind and Life Institute<br />

zählten, lenkten das Augenmerk<br />

auf die Stärken dieser Philosophie,<br />

die vor allem in der Achtsamkeit des<br />

Menschen für sich und seine Umwelt<br />

liege.<br />

Eine zwiespältige Bilanz zog Meinhard<br />

Miegel, Vorsitzender des Denkwerks<br />

Zukunft, zum Abschluss: „Wir können<br />

auch anders sein“, doch die Gegenkräfte<br />

aus „beinharten Machtinteressen,<br />

Bedürfnissen, Erfahrungen und<br />

kulturellen Prägungen“ seien extrem<br />

stark.<br />

Bliebe hinzuzufügen: Und von den<br />

Alternativen geht noch kein so starker<br />

Sog aus, dass sie uns schon begeistern<br />

könnten, die Wende anzupacken.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

141


service<br />

| evenTs |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

4. bis 5. Mai, Karlsruhe<br />

talKiT<br />

„E-volution – Die Zukunft der Mobilität?“<br />

talKIT steht für ein<br />

von Studenten organisiertes,<br />

jährlich stattfindendes<br />

Projekt, bei dem in einer Prodiumsdiskussion,<br />

Workshops und Fachvorträgen gesellschaftlich<br />

relevante Fragestellungen<br />

zu Themen aus Wirtschaft und Technologie<br />

behandelt werden. talKIT <strong>2011</strong> trägt<br />

den Titel „E-volution – Die Zukunft der<br />

Mobilität?“ und wird am 4. und 5. Mai<br />

im Audimax des KIT stattfinden. Schirmherrin<br />

ist Tanja Gönner, die Umweltministerin<br />

von Baden-Württemberg.<br />

www.talkit.eu, http://talkit.bik.org<br />

18. Mai, Frankfurt am Main<br />

AGriOn-Tagung „csr & Mittelstand“<br />

AGRION<br />

BUSINESS NETWORK FOR ENERGY<br />

CLEANTECH, SUSTAINABLE DEVELOPMENT<br />

Corporate Social<br />

Responsibility<br />

(CSR) ist<br />

mittlerweile ein wichtiger Erfolgsfaktor<br />

für Unternehmen. Zahlreiche Beispiele<br />

aus der Praxis belegen dies. Auch<br />

viele mittelständische Unternehmen<br />

setzen CSR bereits gezielt ein, um ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die<br />

AGRION-Tagung „CSR & Mittelstand“<br />

am 18. Mai <strong>2011</strong> in Frankfurt am Main<br />

wird vor allem die Bereiche Strategie,<br />

Kundenbeziehungen, Kommunikation<br />

und Personal unter diesem Gesichtspunkt<br />

beleuchten.<br />

www.agrion.org<br />

19. bis 20. Mai, Bayreuth<br />

3. Bayreuther Ökonomiekongress<br />

Champions League der Wirtschaftskongresse<br />

Zwei Tage<br />

lang dreht<br />

sich in zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen<br />

namhafter Referenten<br />

alles um den Leitgedanken „<strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Management – im Zeitalter<br />

der Globalisierung?!“. Für über 1.000<br />

erwartete Teilnehmer (Unternehmer,<br />

Manager & Führungskräfte) besteht<br />

die Möglichkeit, mit Experten aktuelle<br />

Problemstellungen zu erörtern und Erfahrungen<br />

auszutauschen.<br />

www.oekonomiekongress.de<br />

19. bis 22. Mai, Bad Kissingen<br />

seelen-Heil-Kunst<br />

Die Akademie Heiligenfeld<br />

lädt vom<br />

19. bis 22. Mai <strong>2011</strong><br />

zum Kongress „Seelen-Heil-Kunst“<br />

nach Bad Kissingen ein. In Vorträgen,<br />

dreistündigen Workshops und Dialogen<br />

wendet sich der Kongress den Themenfeldern<br />

Heilkunst, beseelte Medizin und<br />

Psychotherapie, Patientenorientierung,<br />

psychosoziale Verantwortung, Bewusstsein<br />

und Lebenskunst zu. Gemeinsam<br />

mit namhaften Referenten wird die<br />

Veranstaltung inspirierende Anstöße zur<br />

Weiterentwicklung der Psychotherapie,<br />

der Medizin und der Gesundheitsversorgung<br />

geben.<br />

Erstmalig werden moderierte Dialoge<br />

zu Themen wie z. B. „Burn-out“, „Leadership<br />

in Gesundheitseinrichtungen“<br />

und „Pluralismus in der Medizin“ geführt.<br />

In rund 40 Workshops mit den<br />

Schwerpunkten Selbsterfahrung, Konzeptvermittlung<br />

und Praxisorientierung<br />

können die Kongressteilnehmer selbst<br />

aktiv werden.<br />

www.kongress.heiligenfeld.de<br />

20. bis 21. Mai, Alfter/Bonn<br />

Wi.n.d. symposium <strong>2011</strong><br />

„geld.macht.erfolg.reich – Werte die bewegen?“<br />

Es gibt viele Gründe,<br />

gerade jetzt keine<br />

<strong>2011</strong> Verantwortung zu<br />

geld.macht.erfolg.reich<br />

Werte die bewegen?<br />

übernehmen und<br />

stattdessen andere für Fehlentwicklungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

verantwortlich zu machen.<br />

Wir aber wollen damit keine Zeit verlieren,<br />

sondern jetzt in einen Austausch<br />

miteinander kommen, uns von Menschen,<br />

die etwas bewegt haben, inspirieren<br />

lassen, Ideen aufgreifen, Potentiale<br />

bündeln – etwas bewegen!<br />

Der Titel „geld.macht.erfolg.reich - Werte<br />

die bewegen?“ rückt in diesem Jahr<br />

die Themen „Werte“ und „Motivation“<br />

in den Fokus. Was bewegt Sie? Was<br />

wollen Sie bewegen? Wi.n.d. – „Wirtschaft<br />

neu denken“ – fängt bei jedem<br />

Einzelnen an! Wir freuen uns, Sie am<br />

20. und 21. Mai <strong>2011</strong> an der Alanus<br />

Hochschule zu begrüßen und in einen<br />

inspirierenden Dialog zu treten.<br />

www.wind-symposium.de<br />

26. bis 27. Mai, Warschau/Polen<br />

Organic Marketing Forum <strong>2011</strong><br />

6. Internationale Tagung zur Verarbeitung<br />

und Vermarktung von ökologischen Produkten<br />

und Rohwaren<br />

Das Organic<br />

M a r k e t i n g<br />

Forum ist der<br />

zentrale internationale<br />

Branchentreff<br />

für die Bio-Branche in Mittelund<br />

Osteuropa. Sie sind eingeladen am<br />

Forum teilzunehmen, um den Biomarkt<br />

in Mittel- und Osteuropa mit seinen<br />

Möglichkeiten und Anforderungen besser<br />

kennen und nutzen zu können. Hier<br />

treffen Sie die Entscheider der Schlüsselunternehmen<br />

des Biomarktes aus ganz<br />

Europa. Die spannende Tagung mit aktuellen<br />

Informationen, fachspezifischen<br />

Diskussionsrunden und einer Geschäftspartnerbörse<br />

wird von einer Ausstellung<br />

begleitet und durch Exkursionen in der<br />

Region Warschau ergänzt.<br />

www.organic-marketing-<strong>forum</strong>.org<br />

27. bis 29. Mai, Hamburg<br />

goodgoods<br />

Messe für nachhaltigen Konsum<br />

g o o d g o o d s<br />

ist die Messe<br />

der in jeder<br />

Hinsicht<br />

„guten“ Produkte: Ökologisch und<br />

verantwortungsbewusst, gleichzeitig<br />

aber auch schön, intelligent und von<br />

bester Qualität. Auf 8.000 Quadratmetern<br />

präsentieren Unternehmen<br />

ihre innovativsten und attraktivsten<br />

nachhaltigen Produkte, Dienstleistungen<br />

und Projekte, die sie heute<br />

oder in unmittelbarer Zukunft anbieten<br />

können. Das breite Angebotsportfolio<br />

soll den Besuchern Information und<br />

Orientierung zum Thema nachhaltiger<br />

Konsum geben – unter anderem<br />

aus den Bereichen Wohnen, Mode,<br />

Technologie, Mobilität, Business, Ernährung<br />

und Gesundheit.<br />

www.goodgoods.de<br />

142 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| evenTs | service<br />

8. bis 9. Juni, Bonn<br />

dritter deutscher elektro-Mobil-<br />

Kongress<br />

Am 8. und 9. Juni <strong>2011</strong> veranstaltet<br />

die nova-Institut GmbH in Kooperation<br />

mit der IAV GmbH den Dritten<br />

Deutschen Elektro-Mobil Kongress im<br />

World Conference Center Bonn. Der<br />

deutsche Leitkongress für Innovationen,<br />

Konzepte und Perspektiven im Bereich<br />

Elektro-Mobilität fokussiert im Jahr <strong>2011</strong><br />

bereits laufende Serien-Produktionen<br />

von E-Fahrzeugen und ihren Zulieferern.<br />

Spitzenkräfte aus Industrie, Forschung<br />

und Politik untersuchen die Erfolgsfaktoren,<br />

Chancen und Risiken am aktuellen<br />

Stand des Machbaren. Wie in den vergangenen<br />

Jahren werden 500 bis 600<br />

Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch<br />

erwartet.<br />

www.e-mobil-kongress.de<br />

8. bis 10. Juni, München<br />

intersolar europe<br />

Die Intersolar Europe findet jährlich<br />

auf der Neuen Messe München statt.<br />

Sie ist die weltweit größte Fachmesse<br />

der Solarwirtschaft und blickt auf eine<br />

fast zwanzigjährige Geschichte zurück.<br />

Im Jahr 2010 nahmen 1.884 internationale<br />

Aussteller und mehr als 72.000<br />

Fachbesucher an der Intersolar Europe<br />

teil. Die Intersolar Europe konzentriert<br />

sich auf die Bereiche Photovoltaik und<br />

Solarthermie und hat sich seit ihrer<br />

Gründung bei Herstellern, Zulieferern,<br />

Großhändlern und Dienstleistern<br />

als wichtigste Branchenplattform<br />

etabliert.<br />

Neben der Intersolar Europe wurde bereits<br />

2008 die Intersolar North America in<br />

San Francisco ins Leben gerufen. Im Jahr<br />

2009 folgte die Intersolar India, die seit<br />

2010 in Mumbai stattfindet. <strong>2011</strong> wird<br />

das Portfolio durch die Intersolar China<br />

in Shanghai ergänzt.<br />

www.intersolar.de<br />

9. bis 10. Juni, Frankfurt<br />

KarmaKonsum Konfererenz <strong>2011</strong><br />

Empowering a<br />

new Spirit in<br />

Business. Unter<br />

diesem Motto<br />

treffen sich Entscheider, Multiplikatoren<br />

und Vordenker auf der fünften<br />

KarmaKonsum Konfererenz <strong>2011</strong>, der<br />

Businesskonferenz und Networking-<br />

Veranstaltung für neues <strong>Wirtschaften</strong><br />

und nachhaltige Lebensstile (LOHAS).<br />

Zu der Veranstaltung in der IHK Frankfurt<br />

werden rund 1.000 Teilnehmer erwartet.<br />

Es erwarten Sie hochkarätige Referenten<br />

aus Forschung, Wirtschaft, Politik und<br />

Kultur, die aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

und anhand von Best-Practice-<br />

Beispielen eine Neudefinition des Faktors<br />

„Wirtschaft“ aufzeigen.<br />

Am zweiten Tag der Konferenz findet eine<br />

innovative Ideen- und Networking-Börse,<br />

das sogenannte GreenCamp, statt.<br />

www.karmakonsum.de/konferenz<br />

29. bis 30. Juni, stuttgart<br />

consense <strong>2011</strong><br />

Internationale Fachmesse und Kongress<br />

für nachhaltiges Bauen, Investieren und<br />

Betreiben<br />

Der gesellschaftliche<br />

Wandel stellt<br />

die Bau- und<br />

Immobilienwirtschaft vor ständig neue<br />

Herausforderungen. Beim nachhaltigen<br />

Bauen gewinnen nicht nur ökologische<br />

und ökonomische Belange für zukunftsweisende<br />

Entwicklungen an Bedeutung,<br />

auch sozio-kulturelle Faktoren werden<br />

wichtiger. Zudem ist die wirtschaftliche<br />

Bedeutung nachhaltigen Bauens mittlerweile<br />

unumstritten. Perspektiven,<br />

Antworten und Lösungen bietet die<br />

Consense <strong>2011</strong> – Internationale Fachmesse<br />

und Kongress für nachhaltiges<br />

Bauen, Investieren und Betreiben, die<br />

am 29. und 30. Juni in Stuttgart stattfindet.<br />

Die einzigartige Plattform für<br />

nachhaltiges Bauen in Europa bezieht<br />

ab diesem Jahr noch stärker Investoren<br />

und Betreiber ein, was sich auch in dem<br />

erweiterten Titel widerspiegelt.<br />

www.messe-stuttgart.de/consense<br />

20. bis 22. september, Köln<br />

Zukunft Personal <strong>2011</strong><br />

Mit <strong>Nachhaltig</strong>keit dem demografischen<br />

Wandel trotzen<br />

Vom 20. bis 22 September <strong>2011</strong> öffnet<br />

die Zukunft Personal, Europas größte<br />

Messe rund um das Thema Personal<br />

in Unternehmen und Organisationen,<br />

bereits zum 12. Mal ihre Tore. Mehr als<br />

11.000 Personalverantwortliche informierten<br />

sich im Jahr 2010 in Köln über<br />

Strategien und Lösungen für das Personalmanagement.<br />

Bekannt ist die Messe<br />

insbesondere für ihr umfangreiches<br />

Vortragsprogramm zu den aktuellen<br />

Trends. Angesichts des fortschreitenden<br />

demografischen Wandels sind insbesondere<br />

nachhaltige Lösungen für die<br />

Personalarbeit gefragt.<br />

www.zukunft-personal.de<br />

4. november, düsseldorf<br />

deutscher nachhaltigkeitstag<br />

Der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis<br />

<strong>2011</strong> ist gestartet. Unternehmen jeder<br />

Größe und Branche können sich bis<br />

zum 15. Mai als Gesamtes oder mit<br />

einzelnen, besonders nachhaltigen<br />

Produkten und Initiativen unter www.<br />

nachhaltigkeitspreis.de bewerben.<br />

Die Sieger werden beim Deutschen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitstag am 4. November in<br />

Düsseldorf vorgestellt. Die Auszeichnung<br />

ist eine Initiative der Stiftung<br />

Deutscher <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis e.V.<br />

in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung,<br />

dem Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Entwicklung, Wirtschaftsverbänden,<br />

zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

und Forschungseinrichtungen.<br />

www.nachhaltigkeitspreis.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

143


Service<br />

| Adressen |<br />

<strong>forum</strong> Service Adressen<br />

Um die CSR-Aktivitäten von Firmen noch<br />

besser und konkret zu unterstützen, stellt<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> ab sofort<br />

vierteljährlich engagierte und wertvolle<br />

Organi sationen und Dienstleister vor.<br />

Auf einen Blick finden Sie besonders wichti ge<br />

Firmen- und Kontaktinformationen nachhaltiger<br />

Unternehmen, nach Branchen geordnet!<br />

<strong>Ressourcen</strong>management<br />

VDI Zentrum <strong>Ressourcen</strong>effizienz GmbH<br />

Reinhardtstr. 27c | 10117 Berlin<br />

Tel. +49 (0)30 / 2 75 95 06 - 0<br />

info@vdi-zre.de | www.vdi-zre.de<br />

Informationsplattform zur <strong>Ressourcen</strong>effizienz gegründet 2009<br />

von VDI und BMU mit Mitteln der Klimaschutzinitiative.<br />

Angebote: <strong>Ressourcen</strong>checks und Praxis-Beispiele im Film<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen<br />

Baufritz GmbH & Co. KG<br />

Alpenstr. 25 | 87746 Erkheim<br />

Tel. +49 (0)8336 / 90 00<br />

objektbau@baufritz.de | www.baufritz-nw.de<br />

Baufritz, ausgezeichnet zum nachhaltigsten Gewerbe- und Hausbauunternehmen<br />

Deutschlands 2009, gilt als Vorreiter und Pionier für<br />

innovatives und umweltverträgliches Bauen.<br />

Produktion, Büro & Umwelt<br />

e+m Holzprodukte GmbH & Co. KG<br />

Regensburger Str. 95 | 92318 Neumarkt<br />

Tel. +49 (0)9181 / 29 75 75<br />

info@em-holzprodukte.de<br />

www.em-holzprodukte.de<br />

e+m Holzprodukte produziert ökologische Werbe- und Kundengeschenke<br />

aus Holz, auch FSC-zertifiziert | feine Schreibgeräte aus<br />

edlen Hölzern | auf Wunsch Personalisierung durch Druck oder<br />

Lasergravur.<br />

Print Pool GmbH<br />

<strong>Ressourcen</strong>schonende Drucksachen<br />

Georg-Ohm-Straße 11 | 65232 Taunusstein<br />

Tel. +49(0) 6128 / 48 92 - 100<br />

mail@print-pool.com | www.print-pool.com<br />

Umweltfreundliche Drucksachen klimaneutral produziert FSCzertifiziert<br />

mit Biodruckfarben Textilstick | Grafik- und Layoutservice<br />

Kompetente persönliche Ansprechpartner<br />

Green Money<br />

Forest Finance Service GmbH –<br />

Nach haltige Waldinvestments<br />

Eifelstr. 14 | 53119 Bonn<br />

Tel. +49 (0)228 / 94 37 78 - 0<br />

info@forestfinance.de | www.forestfinance.de<br />

ForestFinance ist auf nachhaltige FSC-Waldinvestments spezialisiert,<br />

die lukrative Rendite mit ökologischer und sozialer <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

verbinden.<br />

GLS Bank<br />

Christstraße 9 | 44789 Bochum<br />

Tel. +49 (0)234 / 57 97 - 1 00<br />

kundendialog@gls.de | www.gls.de<br />

Die GLS Bank ist die erste sozial-ökologische Universalbank der<br />

Welt und die einzige Bank, die Geldanlagen, Finanzierungen,<br />

Beteiligungen und Schenkungen aus einer Hand anbietet.<br />

Mobilität & Logistik<br />

e-motors – Events & Projekte UG<br />

Schäftlarnstraße 10 | 81371 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 5 23 31 14<br />

info@e-motors-online.de<br />

www.e-motors-online.de<br />

e-motors bietet Events, Projekte und entwickelt Geschäftsmodelle<br />

im Bereich Elektromobilität. Ziel ist ein „Internationales Kompetenzzentrum<br />

Elektromobilität“ – das Elektrodrom.<br />

RWE Effizienz GmbH<br />

Freistuhl 7 | 44137 Dortmund<br />

Tel. 0800 / 8 88 88 62<br />

www.rwe-mobility.com<br />

E-Mobility ist persönlicher Genuss, wirtschaftlicher Vorteil und<br />

sichere Natur. Menschen, Unternehmen und Kommunen erleben<br />

dies mit unseren Ideen, Produkten, Services und als Lösung in<br />

höchster Effizienz.<br />

Kommunikation & Medien<br />

EcoWords-Textagentur – Dipl.-Volksw.<br />

Ingo Leipner<br />

Schönauer Str. 35 | 69198 Schriesheim<br />

Tel. +49 (0)6203 / 66 11 55<br />

ingo.leipner@ecowords.de<br />

www.ecowords.de<br />

Feine Nuancen oder starke Argumente – EcoWords findet für Sie<br />

das richtige Wort. Unsere Stärke: Themen an der Schnittstelle von<br />

Ökologie und Ökonomie (PR, Journalismus).<br />

männer p.r. – Frank Männer<br />

Leitzstraße 45 | 70469 Stuttgart<br />

Tel. +49 (0)711 / 4 90 66 - 1 71<br />

fm@maenner-pr.de | www.maenner-pr.de<br />

männer p.r. ist spezialisierter Anbieter von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie strategischer Kommunikationsberatung mit<br />

Schwerpunkt im Bereich der Wirtschaftskommunikation.<br />

144 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Adressen | Service<br />

modem conclusa<br />

public relations gmbh<br />

Jutastr. 5 | 80636 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 74 63 08 - 0<br />

info@modemconclusa.de<br />

www.modemconclusa.de<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation - seit 18 Jahren begeistern wir<br />

für einen zukunftsfähigen Lebensstil und beraten Kunden in den<br />

Bereichen Lebensmittel, Bauen & Wohnen und Tourismus.<br />

CSR / <strong>Nachhaltig</strong>keitsagenturen & -beratung<br />

Accenture GmbH<br />

Campus Kronberg 1 | 61476 Kronberg<br />

Tel. +49 (0)30 / 8 90 47 40<br />

alexander.holst@accenture.com<br />

www.accenture.com/sustainability<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in Unternehmensstrategien und Wertschöpfungsprozesse<br />

einzubetten, ist eine Kernleistung von Accenture, dem<br />

führenden Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing<br />

Dienstleister.<br />

CQC Consulting – experts in CSR, QM &<br />

Communications<br />

Schlesische Str. 28, Aufgang V<br />

10997 Berlin | Tel. +49 (0)30 / 53 14 98 44<br />

info@cqc-consulting.com<br />

www.cqc-consulting.com<br />

Beratung, Unterstützung, Training: <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement/<br />

CSR, CSR-Kommunikation & Marketing, Qualitätsmanagement.<br />

Analyse, Strategieentwicklung, Maßnahmen, Erfolgsmessung u.a.<br />

Denken Sie mit uns einen Schritt voraus!<br />

stratum ® GmbH<br />

Boxhagener Str. 16, Alte Pianofabrik<br />

1<strong>02</strong>45 Berlin | Tel. +49 (0)30 / 22 32 52 70<br />

info@stratum-consult.de<br />

www.stratum-consult.de<br />

Strategie, Marketing, Kommunikation, Projektkonzeption und<br />

Veränderungsmoderation für NGOs, öffentliche Strukturen und<br />

Unternehmen mit <strong>Nachhaltig</strong>keitsanspruch.<br />

VINETA GmbH<br />

Netzerstraße 43a | 80992 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 38 15 32 13 - 0<br />

info@vineta-solutions.com<br />

www.vineta-solutions.com<br />

VINETA GmbH – Realising Sustainability. Ihr Beratungspartner für<br />

Innovationskraft und Zukunftssicherung. Wert- und markenbildendes<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement (CSR) im Mittelstand.<br />

Weiterbildung & Personalmanagement<br />

Master of Science Sustainable Resource<br />

Management<br />

Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 2<br />

85354 Freising | Tel. +49 (0)81 61 / 71 - 45 51<br />

info@forst.tu-muenchen.de<br />

www.forst.wzw.tum.de<br />

Das breit angelegte Aufbaustudium bündelt die Kompetenzen der<br />

TU München auf dem Gebiet <strong>Nachhaltig</strong>es <strong>Ressourcen</strong>management<br />

und bietet eine interdisziplinäre akademische Ausbildung.<br />

Eventmanagement & Veranstalter<br />

faszinatour EVENT TRAINING BERATUNG<br />

Alleestr. 1 | 87509 Immenstadt<br />

Tel. +49 (0)8323 / 96 56 - 0<br />

info@faszinatour.de<br />

www.faszinatour-b2b.de<br />

faszinatour konzipiert CSR-Events, Team- und Führungskräftetrainings<br />

die begeistern und ungenutztes Potenzial freisetzen.<br />

Für nachhaltige Veränderungen und bleibenden Erfolg!<br />

SusCon – International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

NürnbergMesse, Messezentrum<br />

90471 Nürnberg<br />

Tel. +49 (0)89 / 74 66 11 - 11<br />

k.wussler@<strong>forum</strong>-csr.net | www.suscon.net<br />

Konferenzziel ist, das Bewusstsein über den Rückgang natürlicher<br />

<strong>Ressourcen</strong> sowie deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft<br />

zu schärfen und nachhaltige Lösungen aufzuzeigen.<br />

Stiftungen<br />

Deutschland pflanzt 1 Mio. Elsbeeren<br />

siehe www.baum-des-jahres.de<br />

Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz<br />

Stiftung<br />

Kneippstr. 15 | 95615 Marktredwitz<br />

Tel. +49 (0)9231 / 98 58 48<br />

info@baum-des-jahres.de<br />

www.baum-des-jahres.de |<br />

Global Marshall Plan Initiative<br />

Ferdinandstr. 28-30 | 20095 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 / 8 22 - 9 04 20<br />

andreas.huber@globalmarshallplan.org<br />

www.globalmarshallplan.org<br />

Die Global Marshall Plan Initiative setzt sich ein für ein verbesser tes<br />

und verbindliches globales Rahmenwerk für die Weltwirtschaft,<br />

das die Wirtschaft mit Umwelt, Gesellschaft und Kultur in Einklang<br />

bringt.<br />

Film<br />

International Conference on<br />

Sustainable Business<br />

and Consumption<br />

weiß groß<br />

weiß klein<br />

seconds for<br />

9 t9 h e f u t u r e<br />

99seconds.tv by Altop<br />

Gotzinger Str. 48 | 81371 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 74 66 11 - 19<br />

p.ledenyi@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.99seconds.tv<br />

Kommunizieren Sie Ihr Engagement in „99 seconds for the future“<br />

und setzen Sie ein Zeichen für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> und<br />

Corporate Social Responsibility. Unser Video-Team unterstützt Sie<br />

dabei!<br />

Hier könnte Ihr Service-Eintrag stehen!<br />

Wenn Sie Informationen wünschen oder Vorschläge und Ideen für<br />

weitere Rubriken haben, schreiben Sie uns oder rufen Sie an:<br />

s.lukatsch@<strong>forum</strong>-csr.net, 089 / 74 66 11 -16<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 145


service<br />

| vOrscHAU |<br />

Vorschau 03/<strong>2011</strong><br />

In der kommenden Ausgabe lesen Sie:<br />

Schwerpunkt: CSR im Tourismus<br />

Special: Erneuerbare Energien<br />

Sport & CSR<br />

Stiftungen für Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Kunst, Kultur & <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Neues aus Dauerrubriken wie „Biodiversität“, „Green IT“ und „Politik&Gesellschaft“.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ecO-World by ALTOP in Kooperation mit<br />

dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M.) e.v.<br />

Redaktion: Tina Teucher, Fritz Lietsch, Kirstin Abitz, Uta<br />

dobler, Lea eggers, edda Langenmayr, Alistair Langer, Philipp<br />

Ledényi, sandra Lukatsch, dagmar Walser, Katharina Wußler<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 11 redaktion@<strong>forum</strong>-csr.<br />

net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Verlag: ALTOP verlag, Gotzinger str. 48, 81371 München<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0 Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60<br />

info@altop.de; www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch; Gerichtsort München;<br />

Handelsregister nr. 749 25 Anzeigenbetreuung: Uwe<br />

stiefvater-Hermann Telefon +49 (0)4532 / 2 14 <strong>02</strong>;<br />

Wolfgang Gaudian, Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 14<br />

Marketing: Alistair Langer Telefon +49 (0)160 / 96 39 56 14<br />

Vertrieb: iPs Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11 53334<br />

Meckenheim; Telefon +49 (0)2225 / 88 01 - 0<br />

Fax +49 (0)2225 / 88 01 - 1 99; info@ips-pressevertrieb.de<br />

Bezug auch direkt unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Datenbankprogrammierung: info@oneworld.de<br />

www.oneworld.de<br />

Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Bildnachweise: Titelbild © Britt erlanson, Gettyimages |<br />

6 © rainer sturm, pixelio | 7 © Philipp Ledényi | 8 © FUP<br />

AG | 12 © Plant for the planet | 16 © Gerhard eichstetter,<br />

pixelio | 18 © dieter schütz, pixelio | 21 © William Mcdonough<br />

+ Partners | 26 © Zeri | 28-29 © rAG deutsche<br />

steinkohle AG | 30 © sebastian rötters | 34 © coca cola<br />

| 35-36 oben © Thomas siepmann, pixelio | 36 Pyramide<br />

© dUH | 37 © siepmannH, pixelio | 42 © Marilyn Peddle<br />

| 46-48 © Laselva | 49 © BMeLv – Bildschön | 50 ©<br />

BioFach | 51-52 © Philipp Ledényi | 54-55 © Luis Franke |<br />

56 © steve Baccon, Gettyimages | 59 © Bernhard Hennes<br />

und eM chiemgau | 60 © compassionate eye Foundation/<br />

steven errico, Gettyimages | 62-63 © saatgutfonds | 64-<br />

65 © seKeM | 66 © soil & More | 68 © Philipp Ledényi |<br />

69 © gepa | 70 © Florian Kopp | 71 © soil & energy | 72<br />

oben Leiste © Luis Franke; schmeiser © denKmal-Film;<br />

Abouleish und shiva © right Livelihood Award Foundation<br />

| 73 © soil & energy | 74 © Philipp Ledényi | 79-80 ©<br />

Unikatevent | 84 © roger richter | 86 © Gerd Altmann,<br />

pixelio | 88-89 © deutsche Post dHL | 90 © Heiligenfeld<br />

| 94 links © Walter ebenhofer; rechts © Lukas schaller<br />

| 96-97 © Helge Bauer/voestalpine | 98 links oben und<br />

beide unten © Philipp Ledényi | 1<strong>02</strong> © Gerd Altmann,<br />

pixelio | 104 © eco:factum. München | 106 © scoop spike<br />

Mountjoy | 109-110 © WWF | 116 © futurevision | 117 ©<br />

Festo | 118 © Prof. Wilhelm Barthlott | 120-122 © Thomas<br />

Kellner |123 © Gunther Thunert |124 © Treems | 130 Foto<br />

© s. Hofschlaeger, pixelio | 132 © eHA | 138 BAUM ©<br />

rainer Kant | 140-141 © Katharina Wußler | 146 schuhe<br />

© ernst rose, pixelio; Badender © Oliver Haja, pixelio; Powerknopf<br />

© Gerd Altmann, PhotoshopGraphics.com<br />

Preis: 7,50 euro<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich issn 1865-4266<br />

Printed in Germany <strong>2011</strong><br />

Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen sowie die<br />

Best-Practice-Beispiele sind die Unternehmen selbst verantwortlich.<br />

namentliche oder anders gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der redaktion wieder.<br />

die durch die Herstellung des Magazins verursachten Treibhausgase<br />

werden durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert.<br />

nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des<br />

verlages unter Angabe der Bezugsanschrift gestattet. Aus<br />

Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der regel die<br />

männliche schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser<br />

stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche<br />

als auch die weibliche schreibweise für die entsprechenden<br />

Beiträge gemeint ist.<br />

Klimaneutral gedruckt:<br />

Der CO 2<br />

-Ausstoß der Produktion wurden ausgeglichen durch auf nachhaltige Weise<br />

im landwirtschaftlichen Sektor gewonnene, verifizierte Emissionszertifikate.<br />

Papier: 80 g/qm Charisma Silk, ausgezeichnet mit dem „Blauen Engel“.<br />

Die Seiten zum Thema Biodiversität<br />

werden im Rahmen der<br />

European Business and Biodiversity<br />

Campaign vom LIFE+<br />

Programm der EU gefördert.<br />

146 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.volkswagen.de<br />

SPART AN KRAFTSTOFF.<br />

NICHT AN IDEEN.<br />

Mehr als eine Idee voraus.<br />

Der neue Passat Variant.<br />

Bei der Entwicklung des neuen Passat haben wir keine Kompromisse gemacht, sondern<br />

alle Modelle im Verbrauch reduziert. Klassenbester ist der Passat 1,6 TDI mit<br />

BlueMotion Technology*: Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von nur 4,4 l/100 km<br />

und kombiniert nur 116 g CO 2/km ist er dem gesamten Wettbewerb überlegen. Dass<br />

der neue Passat daneben auch mit vielen weiteren Innovationen Maßstäbe setzt, zeigt<br />

Ihnen eine exklusive Probefahrt – im Variant oder in der Limousine. Ihren persönlichen<br />

Termin erhalten Sie unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 – 89 44 533.<br />

*Passat Variant, 1,6-l-TDI BlueMotion Technology, 77 kW (105 PS), Dieselpartikelfilter, Kraftstoffverbrauch, l/100 km,<br />

innerorts 5,3/außerorts 4,0/kombiniert 4,4; CO 2-Emission, kombiniert 116 g/km. Gemäß RL 1999/100/EG, abhängig von<br />

Fahrweise, Straßen- und Verkehrsverhältnissen. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!