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Handreichung teilstationäre Hospizangebote / Tageshospize

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e. V. (DHPV) begrüßt ausdrücklich die Entwicklung teilstationärer Hospizangebote – sie entspricht dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung nach ambulanten Strukturen der Hospiz- und Palliativbegleitung. Die nun vorliegende Handreichung hat das Ziel, eine Orientierung und Unterstützung zum Aufbau und zur Etablierung von teilstationären Hospizangeboten unter der Beachtung und der Perspektive regionaler Gegebenheiten zu geben.

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e. V. (DHPV) begrüßt ausdrücklich die Entwicklung teilstationärer Hospizangebote – sie entspricht dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung nach ambulanten Strukturen der Hospiz- und Palliativbegleitung. Die nun vorliegende Handreichung hat das Ziel, eine Orientierung und Unterstützung zum Aufbau und zur Etablierung von teilstationären Hospizangeboten unter der Beachtung und der Perspektive regionaler Gegebenheiten zu geben.

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Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e.V.<br />

Die Entwicklung<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

in Deutschland<br />

Eine <strong>Handreichung</strong> des DHPV<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

www.dhpv.de


Inhalt<br />

Einleitung ................................................ 4<br />

Ziel der <strong>Handreichung</strong> ............................ 5<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong> als<br />

spezielle Form der Hospizbegleitung<br />

und -versorgung ..................................... 6<br />

Entwicklung der letzten Jahre ................. 6<br />

Definition:<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong>.................. 7<br />

Theoretischer Hintergrund und<br />

Vorbilder aus dem englisch- und<br />

deutschsprachigen Raum .................... 10<br />

Begriff und Haltung der Palliative Care<br />

in Bezug auf Theorie und Praxis von<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n ............ 10<br />

Die Verortung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n innerhalb eines<br />

regionalen Versorgungsnetzwerkes ........ 12<br />

Aspekte von Ganzheitlichkeit<br />

im Konzept <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> .................................... 15<br />

Ausrichtung, Organisation und<br />

konzeptionelle Angebote <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> in Deutschland .......... 19<br />

Darstellung der verschiedenen Formen<br />

der aktuellen Umsetzung <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> in Deutschland .............19<br />

– Trägerschaft und organisationale<br />

Anbindung .............................................20<br />

– Wesentliche Konzeptmerkmale ..............21<br />

– Räumliche Ausstattung ..........................23<br />

– Personelle Ausstattung ..........................24<br />

– Angebotsstruktur ...................................26<br />

– Finanzierung ..........................................27<br />

– Auslastung / Inanspruchnahme ..............29<br />

– Organisation des Fahrdienstes<br />

für die Gäste ..........................................31<br />

Ausschlusskriterien ................................ 32<br />

Fazit aus der ersten Situationsermittlung<br />

sowie der Auswertung der Umfrage<br />

des DHPV (2020) zur Bedarfsanalyse<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> in<br />

Deutschland ........................................... 33<br />

– Quintessenz aus Interviews und<br />

Erfahrungsaustausch............................. 33<br />

– DHPV-Umfrage zur Bedarfsanalyse........ 34<br />

– Konzeptionelle Abgrenzungen................ 41<br />

– Erfolgsaussichten und Risiken................ 42<br />

2


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Umsetzung <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> in Deutschland .......... 44<br />

Handlungsempfehlungen und<br />

Ausblick ................................................ 45<br />

Entwicklung der Definition der<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong> .............. 46<br />

Anpassung der gesetzlichen<br />

Grundlagen ............................................. 46<br />

Bis zur Verabschiedung einer<br />

separaten Rahmenvereinbarung<br />

für <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong>:<br />

Anpassung der bestehenden<br />

Rahmenvereinbarung für stationäre<br />

Hospize................................................... 47<br />

Autor*innen............................................. 49<br />

Quellen.................................................... 50<br />

Herausgeber<br />

Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e. V. (DHPV)<br />

Erscheinungsjahr: 2021<br />

1. Auflage<br />

3


Einleitung<br />

Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung<br />

möchte die letzte Lebensphase in der<br />

eigenen Häuslichkeit selbstbestimmt verleben<br />

und auch dort in Würde sterben. 1 Dazu leistet<br />

die Hospizbewegung in Deutschland einen<br />

großen Beitrag – ganz individuell bei den Betroffenen<br />

und den Familien, aber auch durch<br />

ihr öffentliches Wirken. So bleiben schwerstkranke<br />

und sterbende Menschen in unserer<br />

gesellschaftlichen Mitte.<br />

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband<br />

e. V. (DHPV) begrüßt ausdrücklich die Entwicklung<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> – sie<br />

entspricht dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung<br />

nach ambulanten Strukturen der<br />

Hospiz- und Palliativbegleitung.<br />

Bereits bei der Gesetzgebung 1997 und in<br />

der ersten Rahmenvereinbarung für stationäre<br />

Hospize nach § 39a SGB V vom 13. März<br />

1998 ist die <strong>teilstationäre</strong> Hospizarbeit, seit<br />

mehr als zwanzig Jahren, als besondere Form<br />

der stationären Versorgung ausgewiesen, mit<br />

dem Ziel, die Entlastung und Unterstützung<br />

von schwerstkranken und sterbenden Menschen<br />

und ihrer Zugehörigen zu gewährleisten,<br />

sodass sie möglichst lange in der eigenen<br />

Häuslichkeit und dem familiären Umfeld<br />

bleiben können. 2 Bis 2018/2019 haben sich in<br />

Deutschland jedoch nur wenige <strong>teilstationäre</strong><br />

Angebote etabliert, die zudem eine große Heterogenität<br />

aufweisen.<br />

4<br />

1) Vgl. DHPV: Sterben in Deutschland – Wissen und Einstellungen zum Sterben. Repräsentative Bevölkerungsbefragung<br />

im Auftrag des DHPV e. V., 2017.<br />

2) Vgl. Rahmenvereinbarung nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität<br />

der stationären Hospizversorgung vom 13.03.1998, i. d. F. vom 31.03.2017.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

<br />

Ziel der <strong>Handreichung</strong><br />

Die Rahmenvereinbarung über Art und Umfang<br />

sowie Sicherung der Qualität der stationären<br />

Hospizversorgung legt in ihrer Präambel<br />

der aktuellen Fassung vom 31.03.2017<br />

dar, dass auf regionaler Ebene Abstimmungsund<br />

Planungsprozesse zur Hospiz- und Palliativversorgung<br />

vor Ort mit allen an der Versorgung<br />

und Begleitung Beteiligten stattfinden<br />

sollen. 3 Vereinzelt haben sich bereits vor mehr<br />

als fünfzehn Jahren <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

entwickelt. Diese sind in den Angeboten,<br />

der Personalausstattung, der sächlichen Ausstattung<br />

und auch der Ausrichtung (teilweise<br />

sogar der primären Zielgruppe) sehr unterschiedlich.<br />

Einige sind bereits gescheitert oder<br />

haben ihre Arbeitsweise oder ihre Refinanzierung<br />

geändert. Außerhalb des § 39a SGB V<br />

gibt es in Deutschland kaum eine Orientierung<br />

– und auch der § 39a SGB V und die zugehörige<br />

Rahmenvereinbarung für die stationären<br />

Hospize enthalten Aspekte, die eine gezielte<br />

Etablierung <strong>teilstationäre</strong>r Einrichtungen und<br />

Angebote erschweren.<br />

Die <strong>Handreichung</strong> hat das Ziel, eine Orientierung<br />

und Unterstützung zum Aufbau und<br />

zur Etablierung von <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

unter der Beachtung und der Perspektive<br />

regionaler Gegebenheiten zu geben.<br />

Dazu dient wesentlich die Auswertung der<br />

Organisation und Erfahrungen bestehender,<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong>.<br />

Der DHPV priorisiert beim Aufbau <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> die Orientierung an § 39a<br />

Abs. 1 SGB V und weist zusätzlich darauf hin,<br />

dass eine gesicherte Finanzierung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n derzeit nur auf der<br />

Basis der genannten Gesetzeslage besteht.<br />

Er empfiehlt dabei dringend, dass in den Verträgen<br />

zur <strong>teilstationäre</strong>n Hospizversorgung<br />

den Zielen, den spezifischen konzeptionellen,<br />

strukturellen und wirtschaftlichen Anforderungen<br />

der <strong>teilstationäre</strong>n Hospizversorgung<br />

sowie den regionalen Besonderheiten Rechnung<br />

getragen wird. Aus der Sicht des DHPV<br />

ist es deshalb notwendig, dass in einer eigenen<br />

Rahmenvereinbarung ein deutschlandweit<br />

einheitlicher Rahmen geschaffen wird für<br />

den notwendigen bedarfsgerechten Ausbau<br />

der <strong>teilstationäre</strong>n Hospizversorgung. Bis zur<br />

Verabschiedung dieser neuen Rahmenvereinbarung<br />

für <strong>teilstationäre</strong> Hospize kann die bestehende<br />

Rahmenvereinbarung in den wichtigsten<br />

Punkten angepasst werden.<br />

Die <strong>Handreichung</strong> adressiert in erster Linie die<br />

Mitgliedsorganisationen des DHPV. Sie wird<br />

auf der öffentlich zugänglichen Webseite des<br />

DHPV eingestellt, sodass sie auch anderen<br />

Interessierten zur Verfügung steht.<br />

3) Vgl. RV nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V, 2017.<br />

5


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

als spezielle Form der Hospizbegleitung und -versorgung<br />

Mit dem Sterbehilfegesetz von 2015 (§ 217<br />

StGB) hat sich in Deutschland der Prozess der<br />

gesellschaftlichen Auseinandersetzung zur<br />

Selbstbestimmung am Lebensende verstärkt.<br />

Um ein Verbleiben in der eigenen Häuslichkeit<br />

bis zum Tod zu ermöglichen, reichen die Angebote<br />

der ambulanten Hospizdienste und<br />

der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung<br />

(SAPV) mitunter nicht aus. Die Entlastung<br />

der Zugehörigen ist nicht ausreichend<br />

und/oder der Austausch mit anderen Betroffenen<br />

fehlt. Gerade <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

haben das Ziel, der krankheitsbedingten<br />

Isolation entgegenzuwirken und mit gezielten<br />

Entlastungsangeboten das Verbleiben in der<br />

eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. Der Einzug<br />

in ein (voll-)stationäres Hospiz wird nur in<br />

Erwägung gezogen, wenn alle anderen Versorgungs-<br />

und Begleitungsangebote als nicht<br />

ausreichend angesehen werden.<br />

Entwicklung der letzten Jahre<br />

Bezogen auf die Bevölkerungszahl und die<br />

Bezugsgröße vorzuhaltender vollstationärer<br />

Palliativ- und Hospizbetten halten die meisten<br />

Bundesländer ausreichende Kapazitäten vor.<br />

Eine Ausweitung vollstationärer Hospizkapazitäten<br />

ist gesetzlich zwar möglich, wird aber<br />

sowohl vom DHPV und seinen Mitgliedsorganisationen<br />

als auch von den bestehenden<br />

Einrichtungen kritisch gesehen. Ein regionales<br />

Überangebot würde zu einer Konkurrenz<br />

zwischen einzelnen Hospizen und ggf. zu<br />

Schließungen wegen mangelnder Auslastung<br />

führen.<br />

Angebote <strong>teilstationäre</strong>r Hospizbegleitung<br />

waren lange Zeit das ‚Stiefkind‘ der Hospizbewegung<br />

in Deutschland. Sie können die<br />

bestehenden <strong>Hospizangebote</strong> ergänzen und<br />

gründen sich seit wenigen Jahren zunehmend<br />

– teils angebunden an ambulante oder<br />

stationäre Versorgungsangebote, teils als<br />

separate Einrichtung (in der Minderheit). Der<br />

gesetzliche Rahmen ist vorhanden und entsprechende<br />

Versorgungsverträge können mit<br />

den Krankenkassen / Kostenträgern verhandelt<br />

werden.<br />

Die Frage, warum es in Deutschland zwanzig<br />

Jahre gedauert hat, bis die gezielte Wahrnehmung<br />

und Umsetzung der gesetzlichen<br />

Möglichkeiten eine gewisse Dynamik erfährt,<br />

kann in Zukunft Gegenstand der Forschung<br />

sein. Hört man Pionier*innen der Hospizarbeit<br />

zu – darunter auch Menschen, die bereits in<br />

ersten, teilweise gescheiterten, Ansätzen von<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n gearbeitet<br />

haben – dann fällt öfter der Satz: „[…] die Zeit<br />

war wohl noch nicht reif dafür […]“, 4 denn vor<br />

6<br />

4) Fink, Michaela; Gronemeyer, Reimer: Das erste Tageshospiz in Deutschland und seine Wurzeln.<br />

In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 35.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

zwanzig Jahren war der Begriff ‚Hospiz‘ der<br />

deutschen Bevölkerung noch weitestgehend<br />

unbekannt oder hatte einen eher abschreckend-dunklen<br />

Klang.<br />

Was von der Hospizbewegung wahrgenommen<br />

wird und auch auf die aktuelle Dynamik<br />

in Deutschland Einfluss hat, sind Entwicklungen<br />

– und entsprechende Publikationen:<br />

in besonderer Weise das 2016 von Sabine<br />

Pleschberger und Christof S. Eisl herausgegebene<br />

Fachbuch „<strong>Tageshospize</strong> – Orte der<br />

Gastfreundschaft. Teilstationäre Angebote<br />

in Palliative Care“. 5 Die Autor*innen gehen in<br />

mehreren Aspekten auch auf die Situation in<br />

Deutschland ein.<br />

In einem Erfahrungsbericht und einem Rat<br />

von ‚Tat-Zeugen‘ im Franziskus-Hospiz Hochdahl<br />

heißt es u. a., dass als erstes eine gute<br />

und ordentliche Ausstattung wesentlich sei,<br />

wo sich die Menschen wohlfühlen können. Mit<br />

gut geschultem Personal (inklusive Seelsorger<br />

und Ehrenamt) sollten Gäste mit einem Probetag<br />

starten und hätten dann die Möglichkeit,<br />

an bis zu fünf Tagen die Woche die Angebote<br />

zu nutzen. Vielleicht könnte man auch situationsabhängig<br />

ein Nachtangebot machen. 6<br />

Definition:<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Bezogen auf die Angebots- und Strukturentwicklung<br />

auch in anderen Ländern, hat die<br />

Fachgruppe <strong>Tageshospize</strong> des DHPV die bestehende<br />

Definition <strong>teilstationäre</strong>r Hospizversorgung<br />

überarbeitet. Gemäß der Rahmenvereinbarung<br />

für stationäre Hospizversorgung<br />

in Deutschland sind stationäre Hospize:<br />

„[…] selbstständige Einrichtungen mit einem<br />

eigenständigen Versorgungsauftrag, die für<br />

Menschen mit unheilbaren Krankheiten in ihrer<br />

letzten Lebensphase eine palliativ-pflegerische<br />

und palliativmedizinische Versorgung<br />

erbringen. Sie sind kleine Einrichtungen mit<br />

familiärem Charakter mit in der Regel mindestens<br />

8 und höchstens 16 Plätzen. Die räumliche<br />

Gestaltung der Einrichtung ist auf die<br />

besonderen Bedürfnisse schwer kranker und<br />

sterbender Menschen auszurichten. Stationäre<br />

Hospize verfügen über eine besondere personelle<br />

und räumliche Ausstattung, die eine<br />

palliative, psychosoziale sowie seelsorgliche<br />

Begleitung und Versorgung der sterbenden<br />

Menschen und ihrer Zugehörigen gewährleistet.<br />

Sie bringen einen Anteil der Kosten durch<br />

Spenden und vielfältiges ehrenamtliches Engagement<br />

auf. Stationäre Hospize verstehen<br />

5) Pleschberger, Sabine; Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der Gastfreundschaft:<br />

Teilstationäre Angebote in Palliative Care. Esslingen: der hospiz verlag, 2016.<br />

6) Vgl. Wosko, Paulina: „Die Zeit war nicht reif.“ Erfahrungen aus dem Franziskus-Hospiz Hochdahl.<br />

In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 380.<br />

7


sich als Teil einer vernetzten Versorgungsstruktur<br />

im regionalen Gesundheits- und Sozialsystem.<br />

Sie sind eingebunden in die regionalen<br />

Strukturen, vernetzen sich mit den<br />

regionalen Leistungserbringern (Krankenhäusern,<br />

Vertragsärzte etc.) und arbeiten mit ambulanten<br />

Hospizdiensten eng zusammen. Die<br />

hospizliche Versorgung und Begleitung erfolgt<br />

auf der Grundlage eines Einrichtungskonzeptes,<br />

das auf die Belange schwerkranker und<br />

sterbender Menschen ausgerichtet ist.“ 7<br />

In § 1 Absatz 2 wird diese Definition für die <strong>teilstationäre</strong><br />

Versorgung ergänzt:<br />

„Anstelle der (voll)stationären Hospizversorgung<br />

kann die palliativ-pflegerische und<br />

palliativ-medizinische Versorgung sowie psychosoziale<br />

Begleitung als besondere Form<br />

der stationären Versorgung auch teilstationär<br />

erfolgen mit dem Ziel, die Entlastung und Unterstützung<br />

der Versicherten und ihrer Zugehörigen<br />

zu gewährleisten, so dass die oder<br />

der Versicherte möglichst lange in ihrer bzw.<br />

seiner häuslichen bzw. familiären Umgebung<br />

bleiben kann […].“ 8<br />

Inhalt und Ausrichtung sind dem stationären<br />

Angebot gleichgesetzt – ergänzt um die Besonderheit<br />

der Erfordernisse der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Versorgung und Begleitung. Was die Besonderheiten<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

sind, lässt die Definition offen. Aus diesem<br />

Grund hat die Fachgruppe des DHPV eine erläuternde<br />

Definition erarbeitet:<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong> richten sich<br />

an Menschen mit einer komplexen oder<br />

lebensbegrenzenden Erkrankung und an<br />

Menschen mit unheilbaren Krankheiten, die<br />

ihren Lebensmittelpunkt in ihrer gewohnten<br />

Umgebung erhalten wollen. Die Einrichtung<br />

hält Versorgungs-, Begleitungs- und<br />

Beratungsangebote zur Erhaltung und Verbesserung<br />

der Lebensqualität der Betroffenen<br />

und zur Entlastung des betreuenden<br />

Umfeldes vor.<br />

Ziel <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> ist es,<br />

eine individualisierte, ganzheitliche Versorgung<br />

und Begleitung zu bieten, die<br />

Autonomie und soziale Integration fördert,<br />

das Selbstwertgefühl stärkt und letztendlich<br />

die beste Lebensqualität für Betroffene<br />

und ihre Zugehörigen ermöglicht.<br />

Ein multidisziplinäres Team bietet die Möglichkeit,<br />

den gesundheitlichen Allgemeinzustand<br />

betroffener Menschen regelmäßig<br />

zu evaluieren und gemeinsam ganzheitliche<br />

Ziele zu formulieren, die körperliche, psy-<br />

8<br />

7) Vgl. RV nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V, 2017, S. 3.<br />

8) Ebd.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

chische, soziale und spirituelle Bedürfnisse<br />

berücksichtigen. Ein Kernelement der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> ist der Dienst<br />

Ehrenamtlicher. Diese stellen allerdings<br />

keinen Ersatz für psychosoziale Fachkräfte<br />

dar.<br />

Die <strong>teilstationäre</strong> Versorgung / Begleitung<br />

versteht sich als Teil einer vernetzten sektorenübergreifenden<br />

Versorgungsstruktur<br />

im regionalen Gesundheits- und Sozialsystem.<br />

Sie stärkt und entlastet die ambulanten<br />

Versorgungsstrukturen, vermeidet<br />

Krankenhausaufenthalte und erweitert die<br />

Wahlmöglichkeiten im Versorgungsnetzwerk.<br />

Die Erweiterung des Lebensumfeldes<br />

wirkt der sozialen Isolation entgegen. Die<br />

Gemeinschaft gleichermaßen Betroffener<br />

ermöglicht, Erfahrungen auszutauschen<br />

und sich mit der eigenen Krankheit und<br />

dem Lebensende auseinanderzusetzen.<br />

Im Vergleich zur Definition <strong>teilstationäre</strong>r Strukturen<br />

aus der Rahmenvereinbarung werden<br />

hier weitere Aspekte aufgezeigt, die Einfluss<br />

auf die künftige Gründung teilsta tionärer <strong>Hospizangebote</strong><br />

haben müssen: Zunächst sollte<br />

der Zugang zur <strong>teilstationäre</strong>n Versorgungsstruktur<br />

(1) auf komplexe Erkrankungen erweitert<br />

werden. Die Versorgungs-, Begleitungs-<br />

und Beratungsangebote sollen zur Erhaltung<br />

und (2) auch zur Verbesserung der Situation<br />

führen. Das Ziel <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

muss es sein, (3) eine individualisierte,<br />

ganzheitliche Versorgung und Begleitung zu<br />

bieten, die Autonomie und auch (4) Rehabilitation<br />

(im Setting <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

ist Rehabilitation als psychische und soziale<br />

Wiedereingliederung zu verstehen) fördert,<br />

(5) das Selbstwertgefühl stärkt und die beste<br />

Lebensqualität für Betroffene und ihre Zugehörigen<br />

ermöglicht. Letztendlich einer der<br />

wichtigsten Aspekte <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong>:<br />

(6) die Gemeinschaft gleichermaßen<br />

Betroffener, die im Wesentlichen der krankheitsbedingten<br />

Isolation entgegenwirken soll.<br />

In Anlehnung an eine abgestufte Hospiz- und<br />

Palliativversorgung, wie sie in unserem Nachbarland<br />

Österreich etabliert ist, 9 erweitert das<br />

<strong>teilstationäre</strong> Hospizangebot die Wahlmöglichkeiten<br />

im regionalen Versorgungsnetzwerk.<br />

9) Eisl, Christof S.: <strong>Tageshospize</strong> in Österreich – Konzept und Entwicklungsstand.<br />

In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 38.<br />

9


Theoretischer Hintergrund<br />

und Vorbilder aus dem englisch- und deutschsprachigen<br />

Raum<br />

Begriff und Haltung der Palliative<br />

Care in Bezug auf Theorie und<br />

Praxis von <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

Der Terminus ‚Palliative Care‘ beschreibt nicht<br />

nur ein medizinisches oder pflegerisches<br />

Konzept, wie die in deutscher Übersetzung<br />

oft synonym verwendeten Bezeichnungen<br />

‚Palliativ medizin‘ oder ‚Palliativpflege‘ nahelegen.<br />

Er charakterisiert vielmehr in Bezug auf<br />

die in ihm enthaltenen Begriffe ‚pallium‘ (lat.<br />

‚Mantel‘) und ‚care‘ (engl. ‚Pflege‘, aber auch<br />

‚sorgende Aufmerksamkeit‘ und ‚Zuwendung‘<br />

und ‚Zuneigung‘ für jemanden) zugleich eine<br />

menschlich zugewandte Grundhaltung, die<br />

den Anspruch hat, den Menschen in seiner<br />

Lebenswelt umfänglich wahrzunehmen und in<br />

seinem subjektiven Verständnis von Lebensqualität<br />

zu respektieren.<br />

Palliative Care als Handlungskonzept orientiert<br />

sich an den im Krankheitsverlauf veränderlichen<br />

Bedarfen und den vielfältigen<br />

subjektiven Bedürfnissen Schwerstkranker<br />

und Sterbender gleichermaßen. Die Ziele der<br />

Hospizversorgung sind entsprechend der individuellen<br />

Situation des jeweils Betroffenen<br />

anzupassen. Die Ansprüche an Lebensqualität,<br />

Präferenzen und Entscheidungen sowie<br />

der Anspruch auf Selbstbestimmung und<br />

Selbstwirksamkeit sind in der Versorgung,<br />

Begleitung und Beratung als maßgeblich zu<br />

betrachten. Das „Weißbuch zu Empfehlungen<br />

der Europäischen Gesellschaft für Palliative<br />

Care (EAPC)“ betont demgemäß die von den<br />

europäischen Experten geteilten Werte “Würde“<br />

und “Autonomie“ der Patient*innen. 10<br />

Die WHO-Definition der Palliative Care benennt<br />

Ziele der Versorgung, die auch für<br />

<strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong> gelten. In Anbetracht<br />

der Leistungsangebote, die in einer<br />

<strong>teilstationäre</strong>n Einrichtung ihren Ort finden sollen,<br />

sind besonders hervorzuheben:<br />

Der Anspruch,<br />

eine ganzheitliche (körperliche, psychosoziale,<br />

spirituelle) Leidenslinderung und<br />

Symptomkontrolle zu gewährleisten und<br />

dabei auch Prävention – in Bezug auf die<br />

Verschlechterung der Lebensqualität – zu<br />

betreiben (‚Vorbeugen und Lindern von Leiden‘,<br />

‚frühzeitige Erkennung‘);<br />

in der Versorgung / Care einen multidisziplinären<br />

Teamansatz zu verfolgen;<br />

10<br />

10) Vgl. Radbruch, Lukas; Payne, Sheila; EAPC-Vorstand: Standards und Richtlinien für Hospiz- und Palliativversorgung<br />

in Europa: Teil 1. Weißbuch zu Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Palliative Care (EAPC). In:<br />

Zeitschrift für Palliativmedizin (5) 12, 2011, S. 220.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Lebensqualität zu fördern (ein personenzentrierter<br />

Ansatz, denn Lebensqualität bemisst<br />

sich subjektiv);<br />

Familien / Angehörige in der Zeit der (fortgeschrittenen)<br />

Erkrankung und in der Trauerzeit<br />

als Adressat*innen der Palliative Care<br />

mit einzubeziehen (ein systemischer Ansatz);<br />

neben kontinuierlicher ganzheitlicher Anamnese<br />

/ Symptomkontrolle (Assessment) und<br />

Behandlung auch begleitende Beratung zu<br />

bieten;<br />

lebensverkürzend Erkrankten Unterstützung<br />

zu bieten und ihr Leben „so aktiv wie<br />

möglich bis zum Tod zu gestalten“. 11<br />

Angesichts der Verortung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n innerhalb des Netzwerkes<br />

einer regionalen Versorgungslandschaft und<br />

mit Blick auf das Leistungsspektrum, werden<br />

die Aspekte der Verlaufskontrolle und der<br />

Krisenintervention, aber auch präventive und<br />

wiederherstellende Maßnahmen (im Sinne<br />

der Verbesserung und des Erhalts von Lebensqualität)<br />

sowie das Motiv einer (möglichst<br />

langen) aktiven Lebensgestaltung in sozialer<br />

Teilhabe besonders relevant. Weder rein ambulante<br />

noch vollstationäre Angebote allein<br />

könnten diesem Anspruch auf dem Entwicklungsweg<br />

einer lebensverkürzenden Erkrankung<br />

vollumfänglich gerecht werden.<br />

Die Gesamtheit von Palliativversorgung und<br />

Tagesgestaltung, sowie Begleitung und Beratung<br />

jeweils in Einzel- und Gruppenangeboten,<br />

die am Ort eines <strong>teilstationäre</strong>n Hospizes<br />

möglich sind, besitzt entsprechend ein Alleinstellungsmerkmal<br />

12 und fehlt derzeit in einer<br />

bundesweiten flächendeckenden Versorgung.<br />

Die britischen Palliative Care-Spezialist*innen<br />

Fisher und McDaid fassen die Philosophie von<br />

‚Day Care‘ (Tagesbetreuung) wie folgt zusammen:<br />

„Tagesbetreuung kann eine Lebensader<br />

und kontinuierliche Unterstützung sein.<br />

Sie ermöglicht Patienten, zu Hause zu bleiben<br />

und es ist ‚ein sicherer Hafen‘ für diejenigen,<br />

die allein leben.<br />

11) Vgl. „WHO Definition of Palliative Care 2002“ mit deutscher Übersetzung, bereitgestellt von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. unter: https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/WHO_Definition_2002_Palliative_Care_englisch-deutsch.pdf<br />

(Zugriff: November 2021). Siehe auch: https://www.who.int/<br />

health-topics/palliative-care (Zugriff: November 2021).<br />

12) Vgl. Heynen, Nina; Lexow, Ulrike: Das Modell Tageshospiz. Die alte Hofgärtnerei als Beispiel einer fiktiven Existenzgründung<br />

im sozialen Bereich. Bachelorarbeit im Studiengang Soziale Arbeit, Fachhochschule Potsdam:<br />

Fachbereich Sozialwesen, 2015.<br />

11


Sie konzentriert sich auf die Lebensqualität,<br />

indem es die physischen, psychischen,<br />

emotionalen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse<br />

der Patienten und ihrer Familien<br />

im Blick hat.<br />

‚Day Care‘ bietet Rehabilitation […], um die<br />

Eigenständigkeit zu maximieren, die Abhängigkeit<br />

zu minimieren und das Vertrauen zu<br />

fördern.<br />

Sie kann Kreativität und persönliches<br />

Wachstum fördern.<br />

Die Entwicklung des Patienten kann dadurch<br />

überwacht werden.<br />

Sie ist ein wichtiger Aspekt der Entlastungspflege<br />

/ Verhinderungspflege [‚Respite<br />

Care‘; (Blick auf Angehörige)].“ 13<br />

Damit sind zugleich die möglichen Anliegen<br />

und das Potential von sich etablierenden <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n in Deutschland<br />

prägnant charakterisiert.<br />

Die Verortung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n innerhalb<br />

eines regionalen Versorgungsnetzwerkes<br />

Palliative Versorgung wird in Deutschland<br />

in verschiedenen Formen und unter unterschiedlichen<br />

institutionellen Voraussetzungen<br />

realisiert. Im Idealfall – dies ist für jede*n Krankenversicherte*n<br />

eine gesetzlich verbürgte<br />

Option – vollzieht sie sich interdisziplinär koordiniert,<br />

integriert und wie in anderen Gesundheitsbereichen<br />

(bspw. der Psychiatrie oder<br />

Geriatrie) unter Wahlmöglichkeiten in der Inanspruchnahme<br />

von ambulanten, <strong>teilstationäre</strong>n<br />

und stationären Angeboten. 14 Selbst wenn die<br />

Pflege zu Hause grundsätzlich abgedeckt ist<br />

– über pflegende Angehörige, ein Pflegeteam<br />

der Hauskrankenpflege und/oder ein Team<br />

der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung<br />

– stellt sich die Frage, wie die schwer<br />

Erkrankten weiterhin am sozialen Leben teilhaben<br />

können, wie die eigene Wohnung nicht<br />

12<br />

13) Fisher, Ronald A.; McDaid, Pearl: Purpose. In: Fisher, Ronald A.; McDaid, Pearl (Ed.): Palliative Day Care. London:<br />

Arnold, 1996, S. 3-12, S. 5. [Eigene Übersetzung] „Day care can be a continuing life line of support. It<br />

enables patients to remain at home and it is a haven for those who live alone. It focuses on the quality of life by<br />

attending to the physical, psychological, emotional, social and spiritual needs of patients and their families. It<br />

provides rehabilitation [...] in order to maximise self reliance, minimal dependency and promote confidence. It<br />

can facilitate creativity and personal growth. It enables the patient’s progress to be monitored. It is vital source<br />

of respite care.“<br />

14) Die Ergebnisse der DHPV-Studie zu den Wünschen von Menschen am Lebensende in Deutschland wurden<br />

bereits in der Einleitung dargelegt.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

zum Gefängnis wird 15 und wie zugleich eine<br />

sichere, familiäre Umgebung gewährleistet ist.<br />

Auch für England, wo die palliative Versorgung<br />

im Stadtteil und in der Häuslichkeit insgesamt<br />

systematisch-umfangreicher praktiziert<br />

wird als derzeit in Deutschland, wird das<br />

Bedürfnis nach Austausch, Begegnung, Unterstützung<br />

durch Menschen in ähnlicher Situation<br />

als dringlich identifiziert. 16 Die englischen<br />

Autor*innen Fisher und McDaid beschreiben<br />

Diagnose und Behandlung maligner Erkrankungen<br />

als einen für die meisten Menschen<br />

„verheerenden Eingriff in ihr Leben“; in einem<br />

unheilbaren, lebensbedrohlichen Stadium der<br />

Krankheit seien bezüglich der Lebensführung<br />

viele Anpassungen erforderlich. Sie definieren<br />

zugleich die Zielgruppe, die von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n (‚Day Care Units‘) profitiert:<br />

Palliativpatient*innen „sind meist in ihrer<br />

Kondition zu sehr beeinträchtigt und eingeschränkt,<br />

um ihren gewohnten Routinen und<br />

Hobbies nachzugehen, und oft sind sie selbst<br />

und ihre Familien von der Situation überfordert.<br />

Für diejenigen Patienten, die nicht zeitnah<br />

sterben, deren Fähigkeit zur Erfüllung<br />

ihrer üblichen Aufgaben jedoch beeinträchtigt<br />

ist, ist die Inanspruchnahme einer Tagespflege<br />

angezeigt.“ 17<br />

Das vordringliche Ziel von <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

– hier liegt ihre Verortung innerhalb<br />

des vernetzten Versorgungssystems von<br />

ambulanter Palliativversorgung und stationärem<br />

Hospiz – ist es, die Versorgung zu Hause<br />

zu unterstützen und zu ergänzen. Teilstationäre<br />

<strong>Hospizangebote</strong> können der erste Berührungspunkt<br />

von Patient*innen mit hospizlicher<br />

Versorgung sein – sie fungieren als ‚Eingangshalle‘<br />

einerseits, als ‚Dreh- und Angelpunkt‘,<br />

Verbindung für parallele und abschließende<br />

häusliche oder nachfolgende vollstationäre<br />

Versorgung andererseits.<br />

15) „Für Pflegebedürftige kann die Wohnung zum Gefängnis werden“, sagte der damalige Pflegebevollmächtigte<br />

der Bundesregierung Karl-Josef Laumann im Focus in einem Artikel zum geförderten Ausbau von Tagespflege.<br />

(Ackeren, Margarete van; Esser, Barbara: Heim oder daheim? In Zukunft öfter beides. In: FOCUS Magazin<br />

Nr. 52 (2014), o. S.; von: focus.de vom 22.12.2014, https://www.focus.de/magazin/archiv/politik-und-gesellschaft-heim-oder-daheim-in-zukunft-oefter-beides_id_4360283.html.)<br />

Dies lässt sich nicht nur für geriatrische,<br />

sondern auch für palliative Patient*innen formulieren – auch sie sind zumeist ‚mental fit‘, aber in der Regel in ihrer<br />

Mobilität und Kondition durch Krankheit eingeschränkt.<br />

16) Fisher; McDaid: Purpose, 1996, S. 4. Dort formuliert als „urgent need for peer group support.“<br />

17) Ebd. [Eigene Übersetzung] „They are often too incapacitated to pursue their usual routines and hobbies, and<br />

quite often they and their families are left stunned by the situation. It is for those patients who are not actually<br />

dying, but whose ability to fulfil their usual roles is compromised, that referral to a day care unit is indicated.“<br />

13


Leiter*innen berichten, dass das Angebot in<br />

mehrfacher Hinsicht niedrigschwellig ist: 18 Die<br />

Gäste treten zu einem Zeitpunkt im Krankheitsverlauf<br />

ein, an dem sie Symptome noch<br />

gut kompensieren können, relativ mobil sind,<br />

nicht dauerhaft bettlägerig oder zu schwach,<br />

um am Leben im Tageshospiz Anteil zu nehmen.<br />

Das ist auch für künftig zu etablierende<br />

<strong>Tageshospize</strong> relevant, denn im Eintrittszeitpunkt<br />

im Krankheitsverlauf unterscheiden sie<br />

sich idealerweise von vollstationären Hospizen,<br />

in denen eine Versorgung am Lebensende<br />

stattfindet.<br />

Die Angebote können entsprechend gut angenommen<br />

werden und passen in die Lebensbzw.<br />

Krankheitssituation. Die Einrichtungen<br />

fungieren im Stadtteil zudem oftmals als Ort<br />

der Begegnung und Beratung, der Freizeitangebote<br />

und Informationsveranstaltungen,<br />

die sich an Palliativpatient*innen, Zugehörige<br />

und die Öffentlichkeit wenden. Berührungsängste<br />

mit dem Thema Sterben und eventuell<br />

vorhandene negative Konnotationen zum<br />

‚Etikett Hospiz‘ (im Sinne von ‚Sterbehaus’)<br />

sowie Vorurteile in der persönlichen und in<br />

der öffentlichen Wahrnehmung lassen sich<br />

durch das Erleben vor Ort relativieren. Auch<br />

eine mögliche Anschlussversorgung in einem<br />

stationären Hospiz kann, nachdem die gelebte<br />

Praxis von Palliative Care in einem <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizangebot für die Nutzer*innen<br />

als wohltuend und unterstützend empfunden<br />

wurde, als Alternative zu einem Sterben zu<br />

Hause, ggf. besser angenommen werden.<br />

In Deutschland haben sich <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

noch nicht flächendeckend etabliert,<br />

obwohl der § 39a Abs. 1 SGB V bereits<br />

die Inanspruchnahme <strong>teilstationäre</strong>r Hospizleistungen<br />

darlegt. Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

orientieren sich inhaltlich 19 an folgenden<br />

Zielen:<br />

Erhalt des Zuhauses als Lebensmittelpunkt<br />

/ gewünschter Sterbeort;<br />

Entlastung Angehöriger;<br />

Berücksichtigung körperlicher, psychischer,<br />

sozialer und spiritueller Bedürfnisse;<br />

Förderung von Selbstständigkeit und Lebensqualität.<br />

Sie berücksichtigen in ihrem Leistungsangebot<br />

maßgeblich Inhalte der Rahmenverein-<br />

14<br />

18) Vgl. Bericht aus der Praxis / Interviews in Heynen; Lexow: Das Modell Tageshospiz, 2015.<br />

19) Siehe Kap. 5 der <strong>Handreichung</strong>: Ausrichtung, Organisation und konzeptionelle Angebote <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

in Deutschland.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

barung nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V zur<br />

ambulanten Hospizarbeit. 20 Zur multidisziplinären<br />

Arbeit in <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

gehören die Begleitung von sterbenden<br />

Menschen sowie deren Angehörigen und<br />

Bezugspersonen, dabei die Begleitung der<br />

Trauerprozesse im Zusammenhang mit der<br />

Konfrontation mit dem Sterben, die Überwindung<br />

von Kommunikationsschwierigkeiten<br />

und die Hilfe bei der Auseinandersetzung mit<br />

Lebenssinn- und Glaubensfragen sowie die<br />

Suche nach Antworten. Dies schließt die Berücksichtigung<br />

sozialer, ethischer und religiöser<br />

Gesichtspunkte ein. 21<br />

Besonders in einem <strong>teilstationäre</strong>n Setting gilt<br />

es, die Menschen zu ermutigen und zu befähigen,<br />

sich nicht nur als Behandelter sondern<br />

auch (wieder) als Handelnder und Entscheider<br />

wahrzunehmen (‚Empowerment‘). In der „Entwicklung<br />

neuer Lebens-, Verhaltens- und Bewältigungsstrategien“<br />

22 und durch spezifische<br />

Information über und Anleitung zur Symptomkontrolle<br />

(Förderung von Coping-Strategien<br />

im Umgang mit Angst, Atemnot, Fatigue etc.)<br />

kann es gelingen, der durch die Krankheit<br />

provozierten Einschränkung persönlicher Autonomie<br />

und Kompetenz zu begegnen. Das<br />

Empfinden von Selbstwirksamkeit, Selbstwert<br />

und Würde vermag die in der Krankheitserfahrung<br />

so wichtige Resilienz zu erhöhen.<br />

Die Begegnungen, sozial-psychologischen<br />

Interventionen und Erfahrungen im Tageshospizalltag<br />

sollen dem Erhalt von psychischer<br />

Gesundheit in fortschreitender Erkrankung<br />

dienen. Eine Voraussetzung dafür ist die über<br />

die palliative Pflege angestrebte Stabilisierung<br />

der körperlichen Kondition zum möglichst langen<br />

Erhalt der Selbstständigkeit, die zur Ausdehnung<br />

belastungsfreier bzw. -armer Zeit<br />

führen soll. Entsprechend orientiert sich das<br />

Leistungsangebot am Ort eines <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>s auch an den Qualitätsvorgaben<br />

der ambulanten Rahmenvereinbarungen:<br />

„Die Sterbebegleitung unterstützt und<br />

fördert insbesondere die Selbsthilfepotenziale<br />

der Betroffenen. Dabei werden Angehörige<br />

und Bezugspersonen einbezogen.“ 23<br />

Aspekte von Ganzheitlichkeit<br />

im Konzept <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong><br />

Schon frühzeitig identifizierte die Pionierin<br />

der modernen Hospizbewegung, Cicely<br />

Saunders, die Relevanz und Wechselwirkung<br />

psychischer, sozialer und spiritueller Fakto-<br />

20) Rahmenvereinbarung nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V zu den Voraussetzungen der Förderung sowie zu Inhalt,<br />

Qualität und Umfang der ambulanten Hospizarbeit vom 03.09.2002, i. d. F. vom 14.03.2016.<br />

21) Vgl. ebd., S. 5.<br />

22) RV nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V, 2017, S. 7.<br />

23) RV nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V, 2016, S. 6.<br />

15


en mit Schmerzempfinden und entwickelte<br />

ein biopsychosoziales Schmerzmodell (“Total<br />

Pain“). Zu den Hintergründen von schwer<br />

kontrollierbarem Schmerz heißt es u. a.:<br />

„Schmerz ist eine somatopsychische Erfahrung.<br />

[…] Psychologische Faktoren beeinflussen<br />

die Schmerzwahrnehmung bei tödlichen<br />

Krankheiten stark. Depressionen, Angstzustände,<br />

Einsamkeit und Langeweile senken<br />

die Schmerzgrenze.“ 24<br />

In seiner Würdigung sozialer Arbeit im Sinne<br />

einer ganzheitlichen schmerz-therapeutischen<br />

Behandlung Sterbender hält der Palliativmediziner<br />

Gian Domenico Borasio fest:<br />

„Tatsächlich zeigen die vorhandenen Daten,<br />

dass der Wunsch nach vorzeitiger Lebensbeendigung<br />

bei Schwerstkranken in der Regel<br />

aus psychosozialem Leiden heraus resultiert:<br />

etwa aus sozialer Isolation, aus dem Gefühl,<br />

eine Belastung für die eigene Familie zu sein,<br />

oder aus dem subjektiv erlebten Verlust des<br />

Lebenssinns. Die Angehörigen wiederum leiden<br />

unter der Situation oft noch mehr als die<br />

Kranken selbst [...].“ 25<br />

In einem Interview betont Amy Outingdyke,<br />

Chair der Association of Palliative Day Services<br />

(APDS) 26 und Leiterin des Tageshospiz<br />

am St Joseph‘s Hospice in London, den Stellenwert<br />

des sozialen Elements als „Herzstück“<br />

eines <strong>Tageshospize</strong>s, das in seinem als vielfältigen<br />

Tagesgeschehen und seinem „familiären<br />

Setting“ offenbar zur offenen Kommunikation,<br />

als „Sinn-voll“ empfundener Aktion und authentischer<br />

menschlicher Begegnung einlädt<br />

und damit tatsächlich die aktuell empfundene<br />

Lebensqualität erhöht. 27 In der Schilderung<br />

der Aussagen von Gästen und Nutzer*innen<br />

spielt dabei die (oftmals vermisste) Möglichkeit,<br />

Lebensfreude, authentischen Selbstausdruck<br />

und „Unterhaltung“ jenseits von<br />

Krankheit erfahren zu können, eine bedeutende<br />

Rolle. Zugleich werden konkrete Erfahrungen<br />

benannt, die nach den Termini hiesi-<br />

16<br />

24) Saunders, Cicely; Baines, Mary; Dunlop, Robert: Living with Dying: A Guide to Palliative Care. 3rd ed., Oxford:<br />

Oxford University Press, 1995, S. 12-13; vgl. auch ebd., S. 45 ff. zu Hintergründen von „schwer kontrollierbarem“<br />

Schmerz. [Eigene Übersetzung] „Pain is a somatopsychic experience. […] Psychological factors greatly<br />

influence the perception of pain in terminal illness. Depression, anxiety, loneliness, and boredom will all lower the<br />

pain threshold.“<br />

25) Borasio, Gian Domenico: Geleitwort. In: Wasner, Maria; Pankofer, Sabine (Hrsg.): Soziale Arbeit in Palliative<br />

Care. Ein Handbuch für Studium und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer, 2014, S. 16.<br />

26) Website der Association of Palliative Day Services (APDS): https://apds.org.uk/.<br />

27) Amy Outingdyke: „And that’s the social element to day hospice. [...] by taking away the social element to day<br />

hospice you´re really taking away the heart of what it is. It’s being with each other. And it’s about increasing<br />

somebody´s well-being.“ Amy Outingdyke war eine der Interviewpartner*innen der Bachelorarbeit von Nina<br />

Heynen und Ulrike Lexow zum Modell Tageshospiz. Vgl. Heynen; Lexow: Das Modell Tageshospiz, 2015.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

ger Rahmenvereinbarungen als „Hilfen beim<br />

Verarbeitungsprozess in der Konfrontation<br />

mit dem Sterben“ und „Unterstützung bei der<br />

Überwindung von Kommunikationsschwierigkeiten“<br />

28 charakterisiert werden können, z. B.<br />

offene, moderierende Gespräche über Krankheit<br />

und Lebensende, nach denen den Patient*innen<br />

auch eine offene Kommunikation<br />

mit Angehörigen über Wünsche, Hoffnungen<br />

und Planungen für die letzte Lebenszeit und<br />

die Beerdigung etc. erleichtert ist.<br />

In Großbritannien ist die Förderung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n seit Jahrzehnten<br />

politisch gewollt und ihr Ausbau wurde entsprechend<br />

betrieben. ‚Day Care‘ ist dort zugleich<br />

die am schnellsten wachsende und am<br />

wenigsten untersuchte, in der wissenschaftlichen<br />

Literatur dargestellte Versorgungsform<br />

von Palliative Care. 29 Die tageshospizlichen<br />

Einrichtungen sind in ihrer Ausrichtung durchaus<br />

heterogen. Englandweit existierten mit<br />

Stand 2013 insgesamt 272 <strong>Tageshospize</strong>. 30<br />

Die am häufigsten verbreitete Tageshospiz-Praxis<br />

in Großbritannien stellt das Therapeutische<br />

Modell dar, nach dem gleichrangig<br />

gezielt bedarfsorientierte medizinisch-pflegerische<br />

Interventionen inklusive Verlaufskontrolle<br />

und psychosozialen Leistungen angeboten<br />

werden.<br />

Ein interner Report der Association of Palliative<br />

Day Services (APDS) von 2015 befragte<br />

landesweit (United Kingdom) <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> nach ihren Organisationsstrukturen,<br />

konzeptuellen Ausrichtungen und<br />

Leistungsangeboten und identifiziert, dass<br />

3,2 % einem medizinischen Modell folgen,<br />

17,7 % einem sozialen Modell, während die<br />

überwiegende Mehrheit der befragten Einrichtungen<br />

mit 79 % dem 50/50-Mix-Modell<br />

(“Therapeutic Model“) folgen. 31<br />

Neben der Schmerztherapie und der Kontrolle<br />

von weiteren physischen Symptomen (Atemnot,<br />

Übelkeit / Erbrechen, Wundversorgung<br />

etc.) liegt in dem gemischten Modell <strong>teilstationäre</strong>r<br />

Versorgung entsprechend ein Schwerpunkt<br />

auf der psychosozialen und psychoonkologischen<br />

Begleitung und Beratung. 32<br />

28) RV nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V, 2016, S. 6.<br />

29) Vgl. Hanks, Geoffrey W.: Preface. In: Fisher; McDaid (Ed.): Palliative Day Care, 1996, o. S. sowie Hearn, Julie;<br />

Myers, Kathryn: An Introduction to Palliative Day Care: Past and Present. In: Hearn; Myers (Ed.): Palliative Day<br />

Care in Practice. Oxford: Oxford University Press, 2001, S. 1.<br />

30) Centeno, Carlos et al.: EAPC Atlas of Palliative Care in Europe 2013. Milano: European Association for Palliative<br />

Care, 2013.<br />

31) Unveröffentlichter, interner Report der Association of Palliative Day Services (APDS) von 2015; zur Verfügung<br />

gestellt von Amy Outingdyke, Chair der APDS, London.<br />

32) Vgl. Heynen; Lexow: Das Modell Tageshospiz, 2015.<br />

17


Auch in Deutschland wird in der Onkologie<br />

und Palliativmedizin der Stellenwert behandlungsbedürftiger<br />

psychosozialer Aspekte bzw.<br />

Krankheits(begleit)erscheinungen in der Patientenversorgung<br />

zunehmend hoch eingestuft.<br />

Im August 2019 ist die „Erweiterte S3-Leitlinie<br />

der Palliativmedizin für Patienten mit einer<br />

nicht heilbaren Krebserkrankung“ erschienen,<br />

über die Hälfte der neu verfassten Kapitel beziehen<br />

sich auf psychosoziale Symptomatik,<br />

die Beratung und Behandlung: Therapiezielfindung<br />

und Kriterien der Entscheidungsfindung,<br />

Nächtliche Unruhe, Angst, Todeswünsche<br />

und anteilig auch Fatigue; aktualisiert<br />

wurde u. a. auch die psychische / psychosoziale<br />

Symptomatik (Kommunikation, Depression).<br />

33 Eine psychosoziale Behandlung in den<br />

Einzel- und Gruppenangeboten in <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n will in der herausfordernden<br />

Situation der Krankheitsbewältigung,<br />

der stetig geforderten Anpassung an den<br />

Krankheitsverlauf, dem Bedürfnis nach Teilhabe<br />

am Leben, dem Recht auf selbstbestimmte<br />

Interaktion und dem Wunsch nach sinnerfüllter,<br />

belastungsarmer Gestaltung der letzten<br />

Lebenszeit entsprechen.<br />

18<br />

33) Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Palliativmedizin<br />

für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion 2.0, 2019, AWMF-Registernummer:<br />

128/001OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/palliativmedizin/ (abgerufen am:<br />

02.04.2020).


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

<br />

Ausrichtung, Organisation<br />

und konzeptionelle Angebote<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> in Deutschland<br />

Die „Charta zur Betreuung schwerstkranker<br />

und sterbender Menschen in Deutschland“ 34<br />

beging 2020 ihren 10. Jahrestag. Mehr als<br />

2.300 Organisationen und Institutionen und<br />

mehr als 27.000 Einzelpersonen haben die<br />

Charta bisher unterzeichnet. „Jeder Mensch<br />

hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen<br />

Bedingungen“ – mit diesem Satz sind die fünf<br />

Leitsätze der Charta überschrieben, mit dem<br />

Ziel, allen Menschen, die einer hospizlich-palliativen<br />

Betreuung bedürfen, hierzu auch einen<br />

Zugang zu ermöglichen. Die notwendige Entwicklung<br />

und Etablierung <strong>teilstationäre</strong>r Angebote<br />

spiegeln sich insbesondere im Leitsatz<br />

2: Bedürfnisse der Betroffenen – Anforderungen<br />

an die Versorgungsstrukturen („Recht auf<br />

eine umfassende medizinische, pflegerische,<br />

psychosoziale und spirituelle Betreuung und<br />

Begleitung, die einer individuellen Lebenssituation<br />

und einem hospizlich-palliativen Versorgungsbedarf<br />

Rechnung trägt“) 35 und dem<br />

Leitsatz 5: Die europäische und internationale<br />

Dimension („Jeder schwerstkranke und sterbende<br />

Mensch hat ein Recht darauf, dass etablierte<br />

und anerkannte internationale Empfehlungen<br />

und Standards zur Palliativversorgung<br />

zu seinem Wohl angemessen berücksichtigt<br />

werden. In diesem Kontext ist eine nationale<br />

Rahmenpolitik anzustreben, die von allen Verantwortlichen<br />

gemeinsam formuliert und umgesetzt<br />

wird.“) 36 Das bedeutet: Wir lernen aus<br />

den Erfahrungen anderer und geben gleichzeitig<br />

eigene Anregungen und Impulse.<br />

Darstellung der verschiedenen<br />

Formen der aktuellen Umsetzung<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> in<br />

Deutschland<br />

Die Heterogenität der Organisation, der Angebote<br />

und auch der Finanzierung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizstrukturen in Deutschland könnte<br />

vielfältiger nicht sein. Im Oktober 2019 hat die<br />

Fachgruppe des DHPV mit Einrichtungen und<br />

Initiativen, die entweder bereits arbeiten oder<br />

in der Gründungsphase und dem Verband<br />

bekannt sind, einen Erfahrungsaustausch zu<br />

den wichtigsten Eckpunkten durchgeführt.<br />

34) Vgl. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP); Deutscher Hospiz- und PalliativVerband (DHPV);<br />

Bundesärztekammer (BÄK) (Hrsg.): Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in<br />

Deutschland. Broschüre, 10. Aufl., Berlin: Januar 2020. https://www.charta-zur-betreuung-sterbender.de/files/<br />

dokumente/2020_Charta%20Broschuere_Stand_Jan2020.pdf; https://www.charta-zur-betreuung-sterbender.<br />

de/die-charta_leitsaetze.html.<br />

35) Ebd., S. 8.<br />

36) Ebd., S. 9.<br />

19


Teilnehmende Einrichtungen und Initiativen<br />

(Erfahrungsaustausch):<br />

Tageshospiz des Franziskus-Hospiz Hochdahl<br />

e. V. (nach 1995 nun erneuter Start<br />

geplant in 2020)<br />

Tageshospiz „Lebensbaum“ im Christlichen<br />

Hospizdienst Dresden e. V. (arbeitet seit<br />

2000)<br />

Tageshospiz im Haus Wegwarte – Ruppiner<br />

Harz, Neuruppin (arbeitet seit 2014)<br />

Tageshospiz im „Ricam“ Hospiz Zentrum,<br />

Berlin (Start geplant in 2020)<br />

Tageshospiz des Evangelischen Gemeindeverein<br />

Nürnberg-Mögeldorf e.V. (arbeitet<br />

seit 2019)<br />

Tageshospiz im Hospiz Aurich e.V. (arbeitet<br />

seit 2015)<br />

Tageshospiz im Palliativ- und Hospizzentrum<br />

der GFO-Kliniken Rhein-Berg,<br />

Bergisch-Gladbach<br />

Teilnehmende Einrichtungen und Initiativen<br />

(Interview):<br />

Hospizgruppe Aschaffenburg (Planung und<br />

aktuelle Umsetzung eines <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>s)<br />

Hospiz Mittelhessen gGmbH (geplante<br />

Eröffnung des <strong>Tageshospize</strong>s LEBENSZEIT<br />

im April 2021)<br />

Hospiz „Gezeiten“, Stralsund, mit angeschlossenem<br />

Tageshospiz<br />

Hospiz zwischen Elbe und Weser, Bremervörde,<br />

Tageshospizstart seit 2019<br />

Alle Teilnehmenden des Erfahrungsaustausches<br />

und der Interviews haben zu nachfolgenden<br />

Aspekten der Organisation und<br />

Durchführung berichtet.<br />

Trägerschaft und organisationale<br />

Anbindung<br />

Die Rahmenvereinbarung nach § 39a SGB V<br />

gibt organisatorische Möglichkeiten vor: eine<br />

Anbindung an ein stationäres Hospiz, an einen<br />

ambulanten Hospizdienst oder als separat<br />

agierende Einrichtung. In jedem Fall muss<br />

ein <strong>teilstationäre</strong>s Hospizangebot eine organisatorisch<br />

und wirtschaftlich selbständige Einheit<br />

sein – mit eigenem Personal und eigenen<br />

Räumlichkeiten.<br />

Die befragten Organisationen und Einrichtungen<br />

sind überwiegend eingetragene Vereine<br />

oder gemeinnützige Gesellschaften und<br />

haben ihre Räumlichkeiten mehrheitlich an<br />

stationäre Einrichtungen angebunden. Es<br />

gibt aber auch Angebotszusammenschlüsse<br />

mit ambulanten Hospizdiensten, Einrichtungen<br />

und Initiativen der Kinderhospizarbeit,<br />

20


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

mit Trauer-Cafés und Beratungsdiensten. Mit<br />

Ausnahme des <strong>Tageshospize</strong>s in Aurich sind<br />

alle Organisationen und Einrichtungen, die am<br />

Erfahrungsaustausch teilnahmen, in bzw. an<br />

Palliativ- und / oder Hospizzentren ein- und<br />

angebunden. Im Gespräch wurde das u. a.<br />

darauf zurückgeführt, dass bereits bestehende<br />

– insbesondere ambulante – <strong>Hospizangebote</strong>,<br />

diese Form der hospizlichen Begleitung<br />

als fehlend angesehen haben. Die Anbindung<br />

findet hier nicht nur räumlich statt, sondern<br />

oftmals auch in der Nutzung gemeinsamer<br />

Personalstrukturen, wie bspw. der Verwaltungsmitarbeiter*innen.<br />

Die Zuordnung der<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong> und Strukturen<br />

zu Räumlichkeiten, Personal und einzelnen<br />

Angeboten des stationären Bereiches<br />

birgt die Gefahr, eine stationäre Aufnahme zu<br />

beschleunigen, was nicht dem Auftrag entspricht.<br />

Wesentliche Konzeptmerkmale<br />

Bereits in der Organisationsanbindung zeigt<br />

sich der Grundgedanke der Mehrheit der vorhaltenden<br />

Einrichtungen, dass alle Angebote<br />

eines Trägers in einem Gebäude stattfinden<br />

können. Hier besteht eine Ähnlichkeit zur Organisation<br />

der Palliativ- und Hospizarbeit in<br />

England.<br />

In Deutschland gibt es eine deutliche Orientierung<br />

hin zur Organisation von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n, die durch die Krankenkassen<br />

finanziert werden und sich am § 39a<br />

SGB V orientieren. 37 Auch die nicht über die<br />

Kostenträger finanzierten <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

haben keine Kosten bzw. Kostenbeteiligungen<br />

für die Gäste eingeplant.<br />

Spenden sind jedoch – ebenso wie bei den<br />

stationären Hospizen – notwendig.<br />

Die besondere Hervorhebung der psychosozialen<br />

Begleitung und der Vermeidung krankheitsbedingter<br />

Isolation prägen die Konzepte<br />

fast aller bestehenden bzw. sich gründenden<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>.<br />

Grundlage der Angebotsvielfalt sind die palliativmedizinischen<br />

und palliativpflegerischen<br />

Angebote. Sie spielen bei vielen – jedoch nicht<br />

der überwiegenden Mehrheit – der wenigen<br />

bestehenden <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

in Deutschland eine entscheidende Rolle.<br />

Das reicht von der Einbindung des Hausarztes<br />

/ der Hausärztin bei akuten Problemen bis<br />

hin zur ständigen Verfügbarkeit eines Palliativmediziners<br />

/ einer Palliativmedizinerin.<br />

Auch die Pflegeangebote sind verschieden:<br />

Es gibt supportive Angebote und/oder die<br />

ständige Anwesenheit einer examinierten<br />

Pflegekraft – ebenso wie keine räumlichen<br />

37) Siehe Kap. 5.1.6 der <strong>Handreichung</strong>: Finanzierung.<br />

21


Möglichkeiten für pflegerische Interventionen<br />

und dementsprechend kein Pflegeangebot,<br />

sondern die ausschließlich psychosoziale<br />

Ausrichtung eines <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>s.<br />

Ist Pflege erforderlich, wird ein ambulanter<br />

Pflegedienst hinzugezogen. Auch für<br />

Großbritannien und Österreich wird das Vorhandensein<br />

unterschiedlicher Ausrichtungen<br />

beschrieben: „eher medizinisch, denn sozial“<br />

oder „eher sozial, denn medizinisch“. 38 Nur<br />

sehr wenige Einrichtungen haben einen deutlichen<br />

(einzigen) Schwerpunkt.<br />

Wichtig erscheint allen Anbietern eine Vernetzung<br />

mit ambulanten und stationären Begleitungs-<br />

und Versorgungsangeboten, wie bspw.<br />

eine enge Zusammenarbeit mit Palliative Care-Teams<br />

der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung<br />

(SAPV), und die Nutzung der<br />

vorhandenen regionalen Infrastruktur, bspw.<br />

der Palliativstationen und der stationären Hospize.<br />

Das Ziel ist die Stabilisierung der häuslichen<br />

Versorgung. Problematisch ist jedoch<br />

oftmals eine späte Inanspruchnahme der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>.<br />

In den bestehenden Einrichtungen ist ein Angebot<br />

im Zeitfenster zwischen 7 Uhr bis ca.<br />

17 Uhr etabliert. In den Gesprächen und Interviews<br />

wurde aber mehrheitlich deutlich, dass<br />

bei Bedarf eine Ausweitung hin zur Nachtversorgung<br />

möglich und organisierbar wäre. Je<br />

näher die Orientierung am § 39a SGB V ist,<br />

desto eher wird die ganze Woche genutzt.<br />

Angestrebt wird dann eine 5-Tage-Angebotswoche,<br />

was natürlich auch mit dem Einzugsgebiet<br />

und der Inanspruchnahme zusammenhängt.<br />

Aktuell sind die Öffnungs- bzw.<br />

Angebotszeiten sehr verschieden. Sie reichen<br />

von einem 14-tägigen Angebot über feste Öffnungstage<br />

pro Woche (ca. 2-3 Tage) bis hin<br />

zu täglicher Präsenz. 39<br />

22<br />

38) Pleschberger, Sabine: <strong>Tageshospize</strong> in Großbritannien. In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 30.<br />

39) Um insbesondere zu den Aspekten Öffnungszeiten, Angebotsnachfrage und erwartete / geschätzte Inanspruchnahme<br />

ein Meinungsbild aus allen Bundesländern zu bekommen, hat der DHPV 2020 (bis 31.08.2020)<br />

eine Umfrage bei seinen Mitgliedern durchgeführt. Die Ergebnisse dazu werden im Kapitel 5.3.2 der <strong>Handreichung</strong><br />

dargestellt.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Öffnungszeiten der befragten <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

Einzelne Tage<br />

Jeden Vormittag (in der Woche)<br />

Jeden Nachmittag (in der Woche)<br />

Samstag<br />

Sonntag<br />

2<br />

2<br />

5<br />

5<br />

5<br />

Räumliche Ausstattung<br />

Die Ausstattung betreffend ist die DIN 18040<br />

für pflegerische und medizinische Leistungserbringung<br />

die Grundlage und bei fast allen<br />

Einrichtungen bestehender bzw. geplanter<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> sichergestellt<br />

bzw. geplant. Gemäß den priorisierten Angeboten<br />

sind Wohnküche oder Wohnzimmer,<br />

Ruheraum (ausgestattet mit Ruhesesseln<br />

und/oder Betten), behindertengerechtes WC,<br />

Gruppenraum, Pflegebad, Pflegearbeitsraum<br />

und Dienstzimmer vorhanden.<br />

Räumliche Ausstattung der befragten <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

Pflegebad<br />

Raum der Stille<br />

Garten/Terrasse<br />

Behindertengerechtes WC<br />

Lagerräume<br />

Büro<br />

Einzelzimmer für jeden Gast<br />

Ruheraum<br />

Wohnzimmer/Gruppenraum<br />

Küche/Esszimmer<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

7<br />

8<br />

8<br />

9<br />

23


Ein eigenes Zimmer mit Duschbad ist kaum<br />

vorhanden. Dass die Ausstattung auf Austausch,<br />

Zusammensein und Herausholen aus<br />

der Isolation ausgerichtet ist, wird auch deutlich<br />

durch die Nutzungsmöglichkeiten großer<br />

Dachterrassen und umliegender Gärten.<br />

Personelle Ausstattung<br />

Anzahl und Qualifikationen der hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen der <strong>teilstationäre</strong>n Angebote<br />

richten sich bei den bestehenden und geplanten<br />

Einrichtungen nach dem Schwerpunkt: d.<br />

h., ob ggf. ausschließlich psychosoziale Begleitungsangebote<br />

vorgehalten werden oder/<br />

und die palliativ-pflegerische / medizinische<br />

Versorgung im Vordergrund steht. Eine wichtige<br />

Rolle spielt, wie stringent sich die Einrichtung<br />

an den Vorgaben des § 39a SGB V bzw.<br />

der aktuellen Rahmenvereinbarung orientiert.<br />

Ein weiteres Kriterium ist die Refinanzierbarkeit.<br />

Ist eine Einrichtung oder Initiative überwiegend<br />

auf Spenden und Zuwendung Dritter<br />

angewiesen, sinkt die Anzahl der personellen<br />

Verbindlichkeiten bis dahin, dass die vorgehaltenen<br />

Angebote ausschließlich durch qualifizierte<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sichergestellt<br />

werden. Überwiegend umgesetzt ist,<br />

dass eine dem Arbeitsaufkommen entsprechende<br />

Anzahl qualifizierter hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter*innen (ca. zwei Mitarbeiter*innen<br />

in einer 8-Stunden-Schicht) fest im <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizangebot arbeitet. Diese Mitarbeiter*innen<br />

sind qualifiziert: überwiegend<br />

examinierte Pflegefachkräfte mit Palliative<br />

Care-Ausbildung, Koordinator*innen-Ausbildung<br />

oder Leitungsqualifikation. Durchgängig<br />

wurde beschrieben, dass ehrenamtliche Mitarbeiter*innen<br />

zu allen Präsenz- und Angebotszeiten<br />

anwesend sind.<br />

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen werden<br />

überwiegend von den Koordinator*innen des<br />

ambulanten Hospizdienstes (in Kooperation<br />

oder in gemeinsamer Trägerschaft mit dem<br />

<strong>teilstationäre</strong>n Hospizangebot) eingesetzt (für<br />

die planbare Organisation, u. a. mit einem separaten<br />

Dienstplan).<br />

Nicht in allen Einrichtungen werden Sozialarbeiter*innen<br />

eingesetzt – die Bedeutung von<br />

Koordinationsleistungen und psychosozialer<br />

Begleitung ist aber durchgängig benannt. Besondere<br />

Angebote wie Kunst- oder Musiktherapie,<br />

Trauergespräche nach/mit Curriculum<br />

oder auch Ergotherapie sind in nicht unerheblichem<br />

Maße davon abhängig, welche Mitarbeiter*innen<br />

und individuellen Zusatzqualifikationen<br />

Einzelner für die Einrichtung jeweils zur<br />

Verfügung stehen.<br />

24


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Aufgaben der ehrenamtlichen Mitabeiter*innen der befragten <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

Fahrdienst<br />

Unterstützung bei Kunstangeboten<br />

Unterstützung bei komplementären Therapien<br />

Patienten-Begleiter für Gespräche etc.<br />

Essen anreichen<br />

Unterstützung bei Körperpflege<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Verwaltungsarbeit<br />

1<br />

3<br />

3<br />

4<br />

5<br />

7<br />

9<br />

9<br />

Personelle Ausstattung der befragten <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

Orientierung am § 39A SGB V<br />

(Rahmenvereinbarung)<br />

Kooperation mit Palliativmedizin/<br />

Therapeuten<br />

Separate Hauswirtschaft<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Einsatz Ehrenamtlicher<br />

10<br />

Angestellte Sozialarbeit<br />

3<br />

Angestellte Pflege<br />

7<br />

Fazit: Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong> verfolgen<br />

im Hinblick auf die personelle Ausstattung<br />

einen multiprofessionellen Ansatz. Die sich<br />

gründenden Einrichtungen und die, die gerade<br />

an den Start gegangen sind, orientieren<br />

sich an den Personalvorgaben der Rahmenvereinbarung<br />

für stationäre Hospize (2018) –<br />

angepasst auf die jeweiligen Öffnungszeiten<br />

und die vorgehaltenen Kapazitäten.<br />

25


Angebotsstruktur<br />

Grundsätzlich orientieren sich die Angebote<br />

an den Bedarfen und den zur Verfügung stehenden<br />

Personalien, Qualifikationen, Kooperationen<br />

und Räumlichkeiten. Das konkrete<br />

Tagesprogramm – außerhalb von Medizin und<br />

Pflege – wird in einigen Einrichtungen ggf.<br />

zuerst mit den aktuell teilnehmenden Gästen<br />

(oder auch Zugehörigen) abgestimmt.<br />

Die Mahlzeiten (Frühstück, Mittag, Vesper)<br />

werden oft mit den Gästen und in Gemeinschaft<br />

mit den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen<br />

zubereitet und eingenommen. Mehrheitlich<br />

ist das Essen in den Einrichtungen für die<br />

Gäste kostenfrei.<br />

Auf Anforderung kommen Physiotherapeut*innen<br />

und Logopäd*innen. Dazu werden<br />

Verordnungen des Hausarztes / der Hausärztin,<br />

des Palliativarztes / der Palliativärztin oder<br />

auch vom Onkologen / von der Onkologin benötigt.<br />

Die psychosozialen Angebote – hier<br />

besonders Gespräche (einzeln oder in Gemeinschaft)<br />

und/oder Beratung – haben einen<br />

großen Stellenwert und werden neben den<br />

Gästen auch von den Angehörigen und ggf.<br />

Hinterbliebenen in Anspruch genommen.<br />

Die pflegerischen Angebote – neben<br />

Hauptamtlichen werden dafür auch teilweise<br />

/ in einigen Einrichtungen Ehrenamtliche<br />

eingesetzt – beinhalten im Wesentlichen die<br />

Symptomkontrolle und die Körperpflege. Das<br />

Vorhalten von Aromapflege / Aromatherapie<br />

wird von Einrichtungen, die auch pflegerische<br />

Leistungen anbieten, als ein wichtiges Angebot<br />

benannt. Ist für jeden Gast ein eigenes<br />

Zimmer vorhanden, können hier auch medizinische<br />

Leistungen vom Hausarzt / von der<br />

Hausärztin oder einem Palliativarzt / einer Palliativärztin<br />

des SAPV-Teams erbracht werden.<br />

Eines der wichtigsten Ziele der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> ist es, der krankheitsbedingten<br />

Isolation und Vereinsamung entgegenzuwirken.<br />

Neben dem Kontakt und Austausch<br />

mit anderen Gästen bilden die vielfältigen Angebote<br />

der Einrichtung dafür die Grundlage:<br />

Friseur*innen kommen in die Einrichtung, Kunst<br />

(Malen, Gestalten u. v. m.) und Kunsttherapie,<br />

Musik und Hörbücher, gemeinsames Kochen,<br />

einfach nur reden, Spaziergänge und kurze<br />

Ausflüge oder Gesellschaftsspiele. Das aktive<br />

Miteinander steht hier im Vordergrund. Oftmals<br />

enden Gesprächsangebote nicht mit dem Tod<br />

eines Gastes, sondern stehen in gewissem<br />

Rahmen den Zugehörigen noch zur Verfügung.<br />

Bislang werden in den Einrichtungen in<br />

Deutschland noch keine Nachtbetreuungen<br />

angeboten, da der Bedarf dafür von den Gästen<br />

und Zugehörigen noch nicht nennenswert<br />

geäußert wurde. Die Konzepte können aber<br />

dafür angepasst werden.<br />

26


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Angebote <strong>teilstationäre</strong>r Hospizbegleitung<br />

Konzerte, Theater, Vorträge<br />

4<br />

Ausflüge<br />

8<br />

Tiertherapie<br />

6<br />

Gemeinsames Kochen<br />

9<br />

Kreativangebote<br />

10<br />

Kunstangebote<br />

8<br />

Musikangebote<br />

10<br />

Physiotherapie<br />

6<br />

Palliative Gymnastik/Sport<br />

Angehörigen-Gruppe-Gespräche<br />

5<br />

5<br />

Gruppengespräche<br />

9<br />

Spirituelle Begleitung<br />

4<br />

Psychologische/Psychosoziale Angebote<br />

10<br />

Sozialrechtliche Beratung<br />

7<br />

Medizinische Therapien<br />

Arztvisiten vor Ort<br />

Grundpflege (Baden, Duschen, etc.)<br />

Palliativfachpflege<br />

Schmerz- und Symptommanagement<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

27


Finanzierung<br />

Die Mehrheit der teilnehmenden Einrichtungen<br />

und Organisationen haben einen Versorgungsvertrag<br />

(mehr oder weniger eng am § 39a<br />

SGB V und der Rahmenvereinbarung orientiert)<br />

mit den Krankenkassen. Darunter gibt<br />

es auch inkludierte – mit einem stationären<br />

Hospiz gemeinsam verhandelte Versorgungsverträge<br />

– aber mit unterschiedlichen Vergütungsvereinbarungen.<br />

Dabei orientieren sich<br />

die teilnehmenden Kostenträger zunehmend<br />

enger am § 39a SGB V und der gültigen Rahmenvereinbarung,<br />

insbesondere an den §§ 6<br />

und 7: Personal und räumliche Ausstattung.<br />

Finanzierung (anteilig und/oder gesamt) bestehender, (befragter)<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

Subsiditäre Finanzierung<br />

1<br />

Versorgungsvertrag gemäß §39a<br />

(insgesamt)<br />

Versorgungsvertrag gemäß §39a<br />

(zusammen mit einem stationären Hospiz)<br />

2<br />

8<br />

Allen Einrichtungen mit Versorgungsvertrag ist<br />

gemeinsam, dass nur Tage abgerechnet werden,<br />

die von Gästen in Anspruch genommen<br />

wurden. Zwei Einrichtungen haben Maximalkapazitäten<br />

mit den Kostenträgern vereinbart:<br />

bspw. max. 20 Gäste pro Woche oder bis zu<br />

25 Gäste bei Realisierung einer 5-Tage-Woche.<br />

Der Tagessatz der wenigen vorhandenen<br />

Einrichtungen kann nur ein Anhaltspunkt sein<br />

und liegt zwischen 136 Euro und 259 Euro.<br />

Eine Einrichtung arbeitet auf reiner Spendenbasis<br />

und benötigt ca. 20 bis 30 Euro pro Tag<br />

(nicht pro Person und Tag). Bislang wurde auf<br />

die Kostenträger noch nicht zugegangen, weil<br />

es eine zu geringe Inanspruchnahme gibt, um<br />

die Wirtschaftlichkeit kalkulieren zu können.<br />

28


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Neben der Spendenbasis nutzen Einrichtungen<br />

auch kommunale Förderungen, die Refinanzierung<br />

der Sach- und Verbrauchskosten<br />

durch Spenden der Gäste und der Öffentlichkeit<br />

oder anderweitige kreative Ideen und Verhandlungsgeschick,<br />

wie bspw. die mietfreie<br />

Nutzung vorhandener Räumlichkeiten.<br />

Auslastung / Inanspruchnahme<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit spielt für die Wahrnehmung<br />

eine entscheidende Rolle. Für einige<br />

bestehende Einrichtungen mit <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n hat die Öffentlichkeitsarbeit<br />

aber noch eine andere, wichtige – ja fast<br />

existenzielle – Bedeutung, da über die Hausärzt*innen<br />

in einzelnen Regionen so gut wie<br />

keine Informationen an die Patient*innen gegeben<br />

werden und dementsprechend keine<br />

bzw. kaum Zuweisungen kommen.<br />

Die Inanspruchnahme der bisherigen <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> pro Tag ist gar nicht<br />

so heterogen, wie zunächst vermutet: Die Einrichtungen,<br />

die am Erfahrungsaustausch teilgenommen<br />

haben, schätzen die Auslastung<br />

als sehr gut ein – steigend von Jahr zu Jahr.<br />

Besuchsintervalle <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

Inanspruchnahme pro Woche<br />

Durchschnittliche Inanspruchnahme<br />

1-2 Tage<br />

2-3 Tage<br />

3-4 Tage<br />

4-5 Tage<br />

5 Tage<br />

0<br />

0<br />

1<br />

3<br />

4<br />

Einige Tage<br />

Wochen<br />

1-2 Monate<br />

2-3 Monate<br />

3-4 Monate<br />

Länger<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

29


Ausgenommen der 16-Betten-Einrichtung<br />

mit geplanten 80 % Auslastung, kristallisiert<br />

sich eine Inanspruchnahme von fünf bis sieben<br />

Gästen pro Angebotstag heraus. Für die<br />

zukünftige Entwicklung der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> wird es entscheidend sein,<br />

wie oft ein Gast pro Woche in der Einrichtung<br />

verweilt und wie lange das Angebot in<br />

Anspruch genommen wird. Dazu gab es eine<br />

interessante Meinungsäußerung: „Kein Gast<br />

würde Montag bis Freitag, also die ganze Woche,<br />

kommen. Dafür reicht die Kraft des Patient*innen<br />

nicht aus. Also sind zwei bis drei<br />

Tage das Maximum.“<br />

Die Gäste kommen überwiegend<br />

durch Vermittlung eines ambulanten<br />

Hospizdienstes. Anmeldungen<br />

für Angebotstage (wenn es kein<br />

tägliches oder verbindlich-regelmäßiges<br />

Angebot gibt) erfolgen<br />

meist eine Woche vorab.<br />

Teilweise werden Hinweise auch in der Regionalpresse<br />

veröffentlicht oder Teilnehmer*innen<br />

verabreden sich von selbst zum kommenden<br />

Treffen. Grundsätzlich gilt: Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

sind ein offenes Angebot und<br />

die Inanspruchnahme wird individuell von den<br />

Gästen selbst gewählt.<br />

Ausrichtung des Versorgungsangebotes<br />

27 %<br />

Keine<br />

Priorisierung<br />

möglich<br />

Gast erscheint zu geplanten<br />

Gruppenangeboten = 0 %<br />

Gast erscheint zu Einzelterminen/<br />

Alternativen = 0 %<br />

Gast verbringt<br />

den Tag in der<br />

Einrichtung<br />

73 %<br />

30


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Organisation des Fahrdienstes für die<br />

Gäste<br />

Die Organisation des Fahrdienstes und Finanzierung<br />

der Transportkosten gehören zu den<br />

schweren Herausforderungen für die gesicherte<br />

Realisierung <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong>.<br />

Bisher ist es noch keiner Einrichtung<br />

gelungen, die anfallenden bzw. kalkulierten<br />

Kosten über die Krankenkassen vollumfänglich<br />

und individuell pro Gast zu refinanzieren.<br />

Dem Tageshospiz des Evangelischen Gemeindevereins<br />

Nürnberg-Mögeldorf e. V. ist es<br />

2019 zumindest gelungen, eine Fahrdienstregelung<br />

als Aspekt der Vergütungsvereinbarung<br />

mit den Kostenträgern zu thematisieren.<br />

Eine verbindliche Regelung bzw. eine Entscheidung<br />

wurde nicht getroffen, dafür aber<br />

nachträglich die Vergütung pauschal um 9,70<br />

Euro angehoben – was ein Erfolg ist und in die<br />

richtige Richtung ist weist.<br />

Wie sind die Transporte in den anderen Einrichtungen<br />

geregelt? Das ist regional sehr unterschiedlich.<br />

Transportorganisation der Gäste<br />

(Anteilige) Kostenübernahme<br />

(Anteilig) eigene Organisation<br />

(Anteilig) Kranentransport/Taxi<br />

Fahrservice der Einrichtung<br />

3<br />

6<br />

7<br />

8<br />

31


Ab Pflegegrad 2 werden (in den Bundesländern<br />

verschieden) Fahrtkosten von der<br />

Krankenkasse übernommen (Transportschein<br />

vom Haus- oder Palliativärzt*innen).<br />

Wenn Pflegegrad 2 noch nicht dokumentiert<br />

ist, dann wird der Transport mit dem<br />

Dienstwagen des Hospiz e. V. (bei ca. 15 bis<br />

20 % der Gäste) organisiert.<br />

Bei angeschlossenen Tagespflegen (SGB<br />

XI) des gleichen Trägers kann dieser ggf.<br />

genutzt werden.<br />

Die Organisation des Transportes durch<br />

Angehörige wird jedoch bevorzugt (insbesondere<br />

dann, wenn der Transport im Versorgungsvertrag<br />

bzw. in der Vergütungsvereinbarung<br />

nicht verhandelt werden konnte).<br />

Ist ein eigenes Auto oder ein eigener Transporter<br />

vorhanden, werden diese genutzt:<br />

Gäste werden geholt oder gebracht, ggf.<br />

aber auch von Angehörigen.<br />

Die Kosten bei notwendigen Krankentransporten<br />

werden mitunter von der Einrichtung<br />

bzw. Organisation getragen. Ist keine Organisation<br />

und/oder Finanzierung möglich, ist<br />

die ausschließliche Transportorganisation<br />

durch die Gäste selbst notwendig. Taxischeine<br />

werden durch die Kostenträger nicht<br />

anerkannt.<br />

Ausschlusskriterien<br />

Gibt es für die Inanspruchnahme <strong>teilstationäre</strong>r<br />

und vollstationärer Hospize über den § 39a<br />

SGB V und die Rahmenvereinbarung klare<br />

Kriterien der Zugangsberechtigung, definieren<br />

insbesondere die Einrichtungen der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> auch Ausschlusskriterien.<br />

Diese sind nicht einheitlich, sondern zum einen<br />

den vorhandenen personellen (auch mit<br />

Blick auf die vorhandenen Qualifikationen)<br />

und den räumlichen Möglichkeiten (manche<br />

Einrichtungen haben keine Betten) geschuldet,<br />

und zum anderen natürlich dem Auftrag<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong>.<br />

Alter und Lebenserwartung sind weder ein<br />

Kriterium für die Aufnahme noch für den<br />

Ausschluss. Erfahrungsgemäß ist der Altersdurchschnitt<br />

eher unter 70 Jahre und geht<br />

zunehmend zurück – anders als in den vollstationären<br />

Hospizen.<br />

32


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Ausschlusskriterien der Inanspruchnahme<br />

Infektionen (bspw. MRSA)<br />

bettlägrige Menschen<br />

Wachkoma<br />

außerklinische Beatmung<br />

Fremdgefährdung<br />

Eigengefährdung<br />

Weglauftendenzen<br />

6<br />

7<br />

7<br />

9<br />

9<br />

10<br />

10<br />

Fazit aus der ersten Situationsermittlung<br />

sowie der Auswertung<br />

der Umfrage des DHPV (2020) zur<br />

Bedarfsanalyse <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> in Deutschland<br />

Quintessenz aus Interviews und Erfahrungsaustausch<br />

In den Interviews mit bestehenden Einrichtungen<br />

und Initiativen <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

wurde die Heterogenität in der Personalausstattung,<br />

den räumlichen Gegebenheiten<br />

und auch den Angeboten deutlich. Hier stellt<br />

sich die Frage: Kann eine ausschließlich psychosoziale<br />

Ausrichtung gemäß der Definition<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> langfristig den<br />

Begleitungs- und Versorgungsbedarf abbilden<br />

und entspricht das den Bedürfnissen der<br />

betroffenen Menschen und der Zugehörigen?<br />

In der Auswertung der Beiträge der teilnehmenden<br />

Einrichtungen wurde sichtbar, dass<br />

es eine Annäherung hin zur Umsetzung der<br />

Anforderungen des § 39a SGB V und der<br />

Rahmenvereinbarung gibt. Ein wichtiger<br />

Aspekt, der sich mit den Erfahrungen aus<br />

England und Österreich deckt: Die Protagonist*innen<br />

wollen mehr Synergieeffekte bzgl.<br />

Personal, Verwaltungsarbeit und Nutzung von<br />

Räumlichkeiten mit anderen Hospizbereichen<br />

realisieren.<br />

Mit fünf bis sieben Betroffenen stellte sich die<br />

Anzahl der Gäste pro Tag unerwartet in einer<br />

wiederkehrenden Bandbreite dar – unabhän-<br />

33


gig von der Region. Das entspricht aktuell<br />

auch den vorgehaltenen Kapazitäten. 40<br />

DHPV-Umfrage zur Bedarfsanalyse<br />

Die Inanspruchnahme besser einschätzen zu<br />

können, ist maßgeblich für die wirtschaftliche<br />

Kalkulation sich gründender Einrichtungen<br />

und Angebote. Aus diesem Grund hat der<br />

DHPV 2020 eine Befragung unter seinen Mitgliedern<br />

zur Abschätzung der verschiedenen<br />

Aspekte des Bedarfes (anhand der Patient*innenkontakte<br />

in 2019) durchgeführt.<br />

Bis zum 31. August 2020 haben insgesamt<br />

409 Einrichtungen der palliativen / hospizlichen<br />

Begleitung / Versorgung teilgenommen,<br />

was einem Rücklauf von 34 % entspricht, bei<br />

insgesamt 1.196 (100 %) möglichen Teilnehmenden.<br />

Die regionale Verteilung der Teilnehmenden<br />

muss bei der Bewertung der Antworten berücksichtigt<br />

werden – ebenso wie der Versorgungshintergrund,<br />

da <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

hier unterschiedliche Bedeutungen<br />

haben.<br />

34<br />

40) Für Großbritannien beschreibt Sabine Pleschberger die Situation in Verfügbarkeit und Zugangsmöglichkeiten<br />

als signifikant verschieden zwischen einzelnen Regionen. Die Kapazitäten sind mit Deutschland nicht vergleichbar:<br />

teilweise bis zu 150 Plätze. Die Auslastung der beforschten englischen <strong>Tageshospize</strong> lag bei 71 %<br />

und einer durchschnittlichen Dauer der Tageshospiz-Betreuung von ca. 6 Monaten. (Vgl. Pleschberger, Sabine:<br />

<strong>Tageshospize</strong> in Großbritannien. In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 25-32.) Christof Eisl<br />

merkt an, dass bei einer eher medizinischen Ausrichtung die Gäste oft bis kurz vor ihrem Tod betreut werden<br />

können – was bei eher psychosozial ausgerichteten Einrichtungen bzw. Angebotsstrukturen seltener der Fall<br />

sei. (Vgl. Eisl, Christof S.: <strong>Tageshospize</strong> in Österreich – Konzept und Entwicklungsstand. In: Pleschberger; Eisl<br />

(Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 40.)


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Verteilung der Teilnehmer*innen zur Befragung des DHPV:<br />

Bedarfseinschätzung der Einrichtungen/Dienste zu <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

23<br />

45<br />

7<br />

11<br />

5<br />

13<br />

41<br />

47<br />

63<br />

50<br />

27<br />

9<br />

4<br />

17<br />

25<br />

22<br />

20 %<br />

15 %<br />

10 %<br />

5 %<br />

0<br />

0 %<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

Brandenburg<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Hessen<br />

Mecklenburg-Vorp.<br />

Niedersachsen<br />

NRW Rheinland<br />

NRW Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Saarland<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Schleswig-Holstein<br />

Thüringen<br />

Antwortsätze<br />

% Anteil aller Antwortsätze<br />

N = 409<br />

35


Wie viele Einwohner*innen leben in der Gemeinde/Stadt, in der sich Ihre Einrichtung/<br />

Ihr Dienst befindet?<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

6<br />

unter 5.000<br />

77<br />

5.000 bis unter<br />

20.000<br />

183<br />

20.000 bis unter<br />

100.000<br />

100<br />

100.000 bis unter<br />

500.000<br />

43<br />

500.000 und mehr<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Anzahl der Antworten<br />

Anzahl in Prozent<br />

Welche Angebote halten Teilnehmer*innen vor?<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

246<br />

17<br />

95<br />

7<br />

21<br />

2<br />

21<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

AHD mit<br />

Fördg. § 39<br />

AHD ohne<br />

Fördg. § 39<br />

stationäres<br />

Hospiz<br />

Palliativstation SAPV Tageshospiz Sonstiges<br />

246 von den 409 Teilnehmenden waren ambulante<br />

Hospizdienste mit Förderung nach<br />

§ 39a SGB V – unter dieser Maßgabe sind<br />

die folgenden Darstellungen zu bewerten. Ein<br />

ambulanter Hospizdienst wird überwiegend –<br />

auch weil zahlenmäßig das häufigste Angebot<br />

– als primärer Ansprechpartner in der Region<br />

zur Hospizversorgung wahrgenommen. Zudem<br />

erleben die ambulanten Dienste in der<br />

täglichen Arbeit die Versorgungslücken und<br />

-grenzen bzw. den Bedarf und Nutzen <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong>.<br />

36


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Wie viele Personen wurden 2019 in Ihrer Einrichtung/von Ihrem Dienst begleitet?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

106,68<br />

107,86<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

Maximum 800<br />

45<br />

80,5<br />

125<br />

N = 402<br />

Wie viele, der von Ihnen 2019 begleiteten Personen, hätten Ihrer Meinung nach (geschätzt) von<br />

einem <strong>teilstationäre</strong>n Hospizangebot zeitweise profitiert?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

19,58<br />

25,9<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

Maximum 225<br />

5<br />

10<br />

25<br />

N = 390<br />

Ist ein Angebot nicht etabliert, wird es kaum<br />

oder nicht nachgefragt. Im Umkehrschluss<br />

heißt das: Je mehr <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

öffnen, desto größer wird die Nachfrage<br />

werden. Das wird jedoch maßgeblich davon<br />

abhängen, ob das Angebot dem Bedarf und/<br />

oder den Lebensgewohnheiten der Menschen<br />

entspricht.<br />

37


Von wie vielen (ungefähr) Personen wurden Sie 2019 nach <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n gefragt?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

Maximum 350<br />

6,35<br />

5<br />

22,06<br />

N = 400<br />

Wie viele <strong>teilstationäre</strong>n Hospiplätze (geschätzt) wären für einen gute Versorgung (Adult) in den<br />

Regionen der befragten Einrichtungen und Dienste notwendig?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

14,58<br />

25,54<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

5<br />

10<br />

15<br />

Maximum 400<br />

N = 385<br />

Interessant ist die Einschätzung des aktuellen<br />

Bedarfes vollstationärer Hospizplätze. Wie<br />

bereits angeführt ermöglichen <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong>, die eher medizinisch-pflegerisch<br />

als psychosozial ausgerichtet sind,<br />

öfter ein Verbleiben bis kurz vor dem Tod in<br />

der eigenen Häuslichkeit. Dies führt zur Frage,<br />

ob der geschätzte Bedarf vollstationärer<br />

Hospizplätze für eine gute Versorgung sich<br />

reduzieren würde, wenn es deutlich mehr <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> mit eher medizinisch-pflegerischer<br />

Ausrichtung gäbe.<br />

38


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Wie viele stationäre Hospizplätze (Adult) gibt es in erreichbarer Nähe (in der Region)?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

24,84<br />

29,99<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

Maximum 240<br />

10<br />

18<br />

30<br />

N = 403<br />

Wie viele stationäre Hospizplätze (Adult) wären (geschätzt) für eine gute Versorgung in Ihrer<br />

Region notwendig?<br />

Standard Abweichung<br />

Durchschnitt<br />

38,43<br />

36,86<br />

1tes Viertel = unteres Quartil<br />

2tes Viertel = mittleres Quartil<br />

3tes Viertel = oberes Quartil<br />

Maximum 300<br />

14<br />

26<br />

49,5<br />

N = 393<br />

Wird das Thema Bedarf angesprochen, spielen<br />

die Anzahl der Personen und die Häufigkeit<br />

der Inanspruchnahme eine wesentliche Rolle.<br />

Bei den bestehen <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n<br />

in Deutschland gibt es die unterschiedlichsten<br />

Modelle – die auch auf Erfahrungen<br />

und Recherchen beruhen. Ganz wichtig war<br />

es deshalb, ein Meinungsbild zu sinnvollen<br />

Öffnungszeiten zu erstellen.<br />

39


Meinungsbild sinnvoller Öffnungszeiten <strong>teilstationäre</strong>r Hoslpizangebote<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

83,13<br />

76,53<br />

78,73<br />

73,11<br />

82,40<br />

75,55<br />

78,73<br />

73,35<br />

81,66<br />

72,37<br />

34,47<br />

34,96<br />

34,96<br />

36,19<br />

37,41<br />

38,14<br />

33,25<br />

35,94<br />

31,78<br />

30,56<br />

33,25<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

Vormittag Nachmittag Nacht<br />

N = 409 (100 %)<br />

Im Gespräch mit künftigen Trägern <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> zeigte sich: Ca. 75 %<br />

streben eine 5-Tage-Woche an. Ein nicht geringer<br />

Teil der Teilnehmenden sieht auch eine<br />

3-Tage-Woche als ausreichend an. Neben<br />

der Frage des Umfangs der Inanspruchnahme<br />

steht sicherlich auch die Frage, ob die<br />

Kriterien (Personal, Ausstattung und Konzept)<br />

des § 39a SGB V in einer 3-Tage-Woche wirtschaftlich<br />

darstellbar sind, zumal an gesundheitlich<br />

schlechten Tagen die Inanspruchnahme<br />

durchaus auch kurzfristig abgesagt wird.<br />

Bedenkt man dann noch eine durchschnittliche<br />

Inanspruchnahme an 2 bis 3 Tagen, muss<br />

die Anzahl der Gäste der <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

einer Region wesentlich höher<br />

sein als die Anzahl der Gäste vollstationärer<br />

Hospize mit gleicher Kapazität.<br />

Warum gibt es bislang kaum Angebote am<br />

Wochenende? Ist hier nicht die größte Isolation<br />

zu erwarten, weil Betreuungspersonen<br />

eigene Aktivitäten planen? Diese Frage ist<br />

auch unter dem Aspekt zu betrachten, dass<br />

der Schwerpunkt der Arbeit vieler <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> – momentan ca. 50 %<br />

– in kurzfristigen Angeboten liegt und nicht in<br />

der medizinisch-pflegerischen Versorgung.<br />

Die Einschätzung der Mitglieder des DHPV<br />

zum Bedarf von Nachtangeboten und Öffnungszeiten<br />

am Wochenende ist relativ homogen<br />

und entspricht am ehesten der Meinung,<br />

dass ein <strong>teilstationäre</strong>s Hospizangebot<br />

ebenso wie ein vollstationäres Hospiz zu allen<br />

Tageszeiten Angebote bereithalten sollte. Von<br />

den 409 Teilnehmenden gibt es 90 Träger, die<br />

erste Überlegungen anstellen und 21 Träger<br />

40


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

mit konkreten Planungen für ein <strong>teilstationäre</strong>s<br />

Hospizangebot, die sich an den Bedarfseinschätzungen<br />

in den Regionen orientieren.<br />

Planungen der Träger der Einrichtungen / Dienste zum Aufbau <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

228<br />

nein, gar nicht<br />

90<br />

es gibt erste<br />

Überlegungen<br />

21<br />

es besteht eine<br />

konkrete Planung<br />

6<br />

bereits in der<br />

Umsetzung<br />

15<br />

keine Antwort<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Anzahl der Antworten<br />

Anzahl in Prozent<br />

Konzeptionelle Abgrenzungen<br />

Für die Gründung <strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong><br />

– und hier besonders für die Verhandlung<br />

mit den Kostenträgern – ist es wichtig,<br />

zum einen den Unterschied zur geriatrischen<br />

Tagespflege nach SGB XI im Konzept darzustellen.<br />

In beiden Formen sind die Vermeidung<br />

von Isolation und die Entlastung der<br />

Angehörigen ein wichtiges Anliegen – doch<br />

schon bei den Zugangsberechtigungen gibt<br />

es Unterschiede. Ebenso gibt es verschiedene<br />

Ausrichtungen: Geht es in geriatrischen<br />

Tagespflegen ganz allgemein um die Integration<br />

in die Gemeinschaft, bedeutet für <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> die Gemeinschaft<br />

vorrangig die Begegnung und den Austausch<br />

zwischen schwerstkranken Menschen in<br />

vergleichbarer Situation – mit ähnlichen Gesprächsthemen<br />

und Erfahrungen. Durch beide<br />

Versorgungsangebote sollen der Verbleib<br />

in der eigenen Häuslichkeit wahrscheinlicher<br />

und unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden<br />

werden – dennoch finden sich feine<br />

konzeptionelle Unterschiede: in der Zielgruppe,<br />

der Teamstruktur, der Bedeutung der<br />

41


Rehabilitation (d. h. im Setting <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong> eher die psychische und soziale<br />

Wiedereingliederung), der Ausrichtung<br />

der Angebote, der Inanspruchnahme, der<br />

Gruppengröße, den Themenschwerpunkten,<br />

ganz wesentlich in der Finanzierung und der<br />

Relevanz im Gesundheitswesen. 41<br />

Zum anderen muss die Abgrenzung zur vollstationären<br />

Hospizversorgung konzeptionell<br />

und im Bewusstsein des Teams klar sein:<br />

Die Gäste kommen und gehen, nach eigenem<br />

Bedarf – das orientiert sich am aktuellen<br />

Wohlbefinden, an vereinbarten Terminen und<br />

am Interesse an den Angeboten und hiermit<br />

der vorrangigen Ausrichtung der Einrichtung.<br />

Auf die tatsächliche und kontinuierliche Inanspruchnahme<br />

von vorgehaltenen Angeboten<br />

hat die Einrichtung nur durch einen steten Bedarfsabgleich<br />

Einfluss.<br />

Erfolgsaussichten und Risiken<br />

Ein mit den Kostenträgern konsentiertes Versorgungsmodell,<br />

in dem ein schwerstkranker<br />

Mensch erst ambulante und dann <strong>teilstationäre</strong><br />

Angebote in Anspruch nehmen kann, um<br />

vollstationäre Einrichtungen / Hospize nutzen<br />

zu können, gibt es in Deutschland nicht. Seit<br />

1997 ist die Möglichkeit der <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong> im § 39a SGB V und der<br />

zugehörigen Rahmenvereinbarung gesetzlich<br />

verankert: Es wurde nur kaum in Anspruch<br />

genommen und Einrichtungen sind – anders<br />

als (bisher) stationäre Hospize – auch gescheitert.<br />

Damit stellen sich für die (Weiter-)Entwicklung<br />

von <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n in<br />

Deutschland Fragen:<br />

Sind <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong> primär<br />

von Betroffenen / Zugehörigen gewünscht<br />

oder werden diese eher von SAPV-Teams,<br />

ambulanten Hospizdiensten oder engagierten<br />

Initiativen als sinnvoll erachtet? Ggf.<br />

auch, weil ein vollstationäres Hospiz zu weit<br />

entfernt ist?<br />

Ist ein <strong>teilstationäre</strong>s Hospizangebot als ein<br />

separates Angebot kalkulierbar oder dient<br />

es eher der Ergänzung bzw. auch der Sicherung<br />

bestehender ambulanter / stationärer<br />

Strukturen?<br />

42<br />

41) Vgl. Pfabigan, Doris; Pleschberger, Sabine: Geriatrische Tageszentren und <strong>Tageshospize</strong> – Unterschiede und<br />

Gemeinsamkeiten. In: Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 317-321


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Steigt die Erfolgsaussicht für die Inanspruchnahme<br />

und die Auslastung eines<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>s, wenn es<br />

an ein vollstationäres Hospiz oder an einen<br />

etablierten ambulanten Hospizdienst angebunden<br />

ist?<br />

Eisl sieht darin ein großes Gründungsrisiko:<br />

„Organisatorisch besteht die vielleicht<br />

größte Gefahr darin, dass das Tageshospiz<br />

ein ‚Anhängsel‘ an eine bestehende Struktur<br />

bleibt und dem (<strong>teilstationäre</strong>n) Versorgungsangebot<br />

nicht die entsprechende<br />

Eigenständigkeit und Bedeutung zugemessen<br />

wird. Damit besteht das Risiko, nicht<br />

hinreichend in Anspruch genommen zu<br />

werden.“ 42<br />

Aus Sicht des DHPV wird es für die Erfolgsaussichten<br />

der Gründung und einer langfristig<br />

gesicherten Etablierung von <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong>n in Zukunft darauf ankommen,<br />

dass sich die Einrichtungen am § 39a<br />

SGB V und der neu zu erstellenden Rahmenvereinbarung<br />

für <strong>teilstationäre</strong> Hospize<br />

orientieren und mit den Kostenträgern entsprechende<br />

Versorgungsverträge und Vergütungsvereinbarungen<br />

schließen.<br />

42) Eisl, Christof S.: FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Gründung eines <strong>Tageshospize</strong>s. In: Pleschberger; Eisl<br />

(Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 332..<br />

43


Umsetzung <strong>teilstationäre</strong>r<br />

<strong>Hospizangebote</strong><br />

in Deutschland<br />

Der Einsatz und die Anzahl der notwendigen<br />

Mitarbeiter*innen hängen von der Kapazität<br />

und den Angebotszeiten, aber auch von der<br />

Ausrichtung und den Angeboten selbst ab.<br />

Die entsprechende Orientierung gibt hier die<br />

Rahmenvereinbarung nach § 39a SGB V vom<br />

31.03.2017, die mit einer Mindestkapazität<br />

von acht Plätzen eine definierte Personalstärke<br />

für die vorzuhaltende Mindestkapazität von<br />

12,35 Vollkräften (VK) zugrunde legt. 43 Die<br />

Rahmenvereinbarung verweist in einer Fußnote<br />

darauf, dass im Nachtdienst mindestens<br />

zwei VK einzusetzen sind. 44 In Bezug auf die<br />

Tagesangebote (Stundenzahl) ist dann die erforderliche<br />

Personalstärke zu ermitteln und zu<br />

verhandeln. Weitere Mitarbeiter*innen / Fachkräfte<br />

sind äquivalent dem vollstationären<br />

Hospiz vorzuhalten.<br />

Bei ihren grundsätzlichen Betrachtungen geht<br />

Rösch für ein exemplarisches 10-Betten-Tageshospiz<br />

von einem Personalbedarf von 1,0<br />

VK Leitung; 1,0 VK PDL; 5,0 VK Pflege; 2,0<br />

VK Hauswirtschaft und 0,7 VK Verwaltung<br />

aus. 45 Für eine hinreichende Betreuung ist<br />

eine 1:1-Begleitung gegenüber den Gästen<br />

anzustreben. Hinzu kommen Kapazitäten für<br />

den Küchen- und Haushaltsbereich. 46<br />

Die Rahmenvereinbarung für vollstationäre<br />

Hospize in Deutschland sieht insbesondere<br />

den Bezug zum § 6 (Personalausstattung<br />

für ein solitäres stationäres Hospiz) und § 7<br />

(Sächliche und räumliche Ausstattung) für die<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong> vor. Bisher<br />

gibt es kaum Einrichtungen, die für jeden Gast<br />

ein Einzelzimmer vorhalten. Die Vorgaben gelten<br />

als Orientierungsgrößen und bieten den<br />

regionalen Vertragspartnern den Rahmen für<br />

die Berechnung der Größe des <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizes im Verhältnis zur Anzahl der Plätze<br />

und der konzeptionellen Ausrichtung. Die<br />

bauliche Umsetzung kann je nach Konzept<br />

und Bestand von den Orientierungsgrößen<br />

abweichen. Landesrechtliche Regelungen zur<br />

Investitionskostenförderung sowie baurechtliche<br />

Regelungen bleiben unberührt.<br />

44<br />

43) Vgl. RV nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V, 2017, S. 11.<br />

44) Ebd., S. 11: „Dabei wurde von einer wöchentlichen Arbeitszeit von 39 Stunden, einer Nettojahresarbeitszeit<br />

von 1.554 Stunden unter Berücksichtigung von Feiertagen sowie Fehlzeiten (Urlaub, Krankheit, Fortbildung,<br />

etc.) sowie einer Besetzung des Nachtdienstes im Bereich Pflege von 2,0 VZÄ [Vollzeitäquivalent] ausgegangen.“<br />

45) Vgl. Rösch, Erich: Grundsätzliche Überlegungen zur Finanzierung von <strong>Tageshospize</strong>n in Deutschland. In:<br />

Pleschberger; Eisl (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong>, 2016, S. 355.<br />

46) Vgl. Eisl, Christof S.: FAQs, 2016, S. 336.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

<br />

Handlungsempfehlungen<br />

und Ausblick<br />

Der DHPV unterstützt grundsätzlich die Entwicklung<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong>, da<br />

sie dem Wunsch und Willen der Mehrheit der<br />

Bevölkerung entspricht, die letzte Lebensphase<br />

in der eigenen Häuslichkeit zu verbringen<br />

und dort auch sterben zu können.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden,<br />

dass die wenigen <strong>teilstationäre</strong>n Angebote in<br />

ihrer Organisation und Ausrichtung, aber auch<br />

in ihrer Finanzierungssituation sehr heterogen<br />

sind. Nach Auffassung des DHPV sollte daher,<br />

trotz der regional unterschiedlichen Bedarfe<br />

und der beschriebenen Heterogenität der<br />

bestehenden Einrichtungen, bei der Schaffung<br />

neuer Tageshospizangebote das Augenmerk<br />

darauf gelegt werden, grundsätzlich<br />

den § 39a SGB V und die an den besonderen<br />

Bedingungen der <strong>teilstationäre</strong>n Hospizversorgung<br />

ausgerichtete neue Rahmenvereinbarung<br />

umzusetzen, die Versorgungsqualität<br />

sicherzustellen und entsprechende Versorgungsverträge<br />

und Vergütungsvereinbarungen<br />

zu verhandeln.<br />

Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong>, die nicht im<br />

Rahmen von § 39a Abs. 1 SGB V umgesetzt<br />

werden, können zwar konzeptionell freier gestaltet<br />

werden, da sie die damit verbundenen<br />

rechtlichen Vorgaben nicht beachten müssen.<br />

Es fehlt ihnen aber auf jeden Fall die gesetzliche<br />

Finanzierungsgrundlage, die § 39a<br />

Abs. 1 SGB V bietet. Sie sind auf andere Finanzierungsquellen<br />

angewiesen, bei denen<br />

entweder die spezifischen Bedingungen der<br />

Hospizversorgung nicht hinreichend berücksichtigt<br />

sind (z. B. Tagespflege nach SGB XI,<br />

Angebote i. R. von SGB XII) oder deren Finanzierung<br />

nicht dauerhaft gesichert ist (Projektförderung,<br />

Spenden).<br />

Vor diesem Hintergrund wird sich der DHPV<br />

dafür einsetzen, dass die bestehenden Unsicherheiten<br />

bei der Schaffung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n beseitigt werden. Der<br />

Gesetzgeber hat dazu bereits vor 25 Jahren<br />

mit § 39a SGB V den gesetzlichen Rahmen<br />

geschaffen, innerhalb dessen die <strong>teilstationäre</strong><br />

Hospizversorgung als Leistungsbereich der<br />

Krankenversicherung zu Recht verortet ist.<br />

Um jedoch den Zielen und Anforderungen<br />

der <strong>teilstationäre</strong>n Hospizversorgung mehr<br />

als bisher gerecht zu werden, bedarf es über<br />

die Ausgestaltung von Versorgungsverträgen<br />

und Vergütungsvereinbarungen im Einzelfall<br />

hinaus deutschlandweit verbindliche Regelungen.<br />

Diese sind nach Überzeugung des DHPV<br />

auf der Grundlage des § 39a Abs. 1 SGB V am<br />

besten in einer eigenen Rahmenvereinbarung<br />

für die <strong>teilstationäre</strong> Hospizversorgung festzulegen,<br />

die den in der <strong>Handreichung</strong> dargelegten<br />

Bedarf widerspiegeln und den regionalen<br />

und institutionellen Orientierungen Rechnung<br />

45


tragen. Diese sollten dann auf jeden Fall insbesondere<br />

diejenigen Kriterien umfassen, die<br />

heute schon in den Versorgungsverträgen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Entwicklung der Definition der<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

Die Definition in der Rahmenvereinbarung,<br />

die auf die <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong><br />

gerichtet ist, weicht nur minimal von den<br />

Kriterien der vollstationären Hospize ab – die<br />

Zielgruppen, die Ausrichtung und die Intention<br />

der Inanspruchnahme von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n zeigt aber deutliche Unterschiede.<br />

Aus diesem Grunde – und auch mit<br />

Blick auf die internationale Entwicklung (wenn<br />

auch in den Rahmenbedingungen nicht mit<br />

Deutschland vergleichbar) – hat die Fachgruppe<br />

<strong>Tageshospize</strong> des DHPV eine gezielt<br />

auf das <strong>teilstationäre</strong> Angebot ausgerichtete<br />

Definition erarbeitet. 47 Neben der Neubewertung<br />

der Definition finden sich auch andere<br />

Aspekte (bspw. die personelle, sächliche und<br />

räumliche Ausstattung) in der Rahmenvereinbarung,<br />

die eine zunehmende Etablierung von<br />

<strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n erschweren.<br />

Es besteht also der Bedarf der Weiterentwicklung<br />

der Regelungen.<br />

Anpassung der gesetzlichen<br />

Grundlagen<br />

Im § 39a Abs. 2, SGB V ist formuliert: „Die<br />

Krankenkasse hat ambulante Hospizdienste<br />

zu fördern, die für Versicherte, die keiner Krankenhausbehandlung<br />

und keiner stationären<br />

oder <strong>teilstationäre</strong>n Versorgung in einem Hospiz<br />

bedürfen, qualifizierte ehrenamtliche Sterbebegleitung<br />

in deren Haushalt, in der Familie,<br />

in stationären Pflegeeinrichtungen, in Einrichtungen<br />

der Eingliederungshilfe für behinderte<br />

Menschen oder der Kinder- und Jugendhilfe<br />

erbringen.“<br />

Ebenso ist es in der Präambel der Rahmenvereinbarung<br />

zu § 39a Abs. 2, SGB V formuliert,<br />

die „das Nähere zu den Voraussetzungen<br />

der Förderung sowie zu Inhalt, Qualität und<br />

Umfang der ambulanten Hospizarbeit vereinbart.“<br />

48<br />

Der Ausschluss von <strong>teilstationäre</strong>r Hospizversorgung<br />

für Versicherte, die ambulante Hospizbegleitung<br />

und -versorgung in Anspruch<br />

nehmen, ist nicht zielführend, denn:<br />

Die Wirksamkeit ambulanter Hospiz- und<br />

Palliativversorgung (AAPV, SAPV und ambulantes<br />

Hospiz) kann durch <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> verstetigt und verbessert<br />

werden.<br />

46<br />

47) Siehe Kap. 3 der <strong>Handreichung</strong>: Definition: Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong>.<br />

48) RV nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V, 2016, S. 3.


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Die Effekte der Erweiterung des Lebensumfeldes<br />

durch <strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong><br />

auf das Isolationserleben von schwerkranken<br />

Menschen in ihrer eigenen Häuslichkeit<br />

sind groß.<br />

Die Stärkung und Entlastung der pflegenden<br />

oder begleitenden Zugehörigen führt<br />

zu deren Resilienz und die häusliche Versorgung<br />

kann wahrscheinlicher durch die<br />

gezielte Sorge, die Zugehörige durch das<br />

<strong>teilstationäre</strong> Hospizangebot erfahren, bis<br />

zuletzt bestehen bleiben.<br />

Die rechtzeitige Einbeziehung ambulanter<br />

Hospize und ehrenamtlicher Begleitung in<br />

diese Entlastungsstrategie erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Hilfebeziehung bis<br />

zuletzt trägt, auch wenn das <strong>teilstationäre</strong><br />

Hospizangebot nicht mehr aufgesucht werden<br />

kann. Eine Beziehungsanbahnung erst<br />

am Ende der Nutzungszeit des <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizes kann den Erfolg der ambulanten Begleitung<br />

schmälern.<br />

Bis zur Verabschiedung einer separaten<br />

Rahmenvereinbarung für<br />

<strong>teilstationäre</strong> <strong>Hospizangebote</strong>:<br />

Anpassung der bestehenden Rahmenvereinbarung<br />

für stationäre<br />

Hospize<br />

Eine der schwierigsten Herausforderungen<br />

bei der Gründung und langfristigen Etablierung<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> ist die<br />

Organisation des Fahrdienstes und die Refinanzierung<br />

der Transportkosten. Hier sollte<br />

bis zur Verabschiedung der eigenen Rahmenvereinbarung<br />

für <strong>teilstationäre</strong> Hospize<br />

zunächst die Rahmenvereinbarung für stationäre<br />

Hospize, in § 10 Abs. (2) Satz 4, durch<br />

folgenden Text für die <strong>teilstationäre</strong>n Hospize<br />

ergänzt werden:<br />

„Dies schließt auch die Aufwendungen für die<br />

Betriebsverwaltung und die durch öffentliche<br />

Förderung nicht gedeckten Investitionskosten<br />

ein, sowie die notwendige Beförderung der<br />

Versicherten bzw. des Versicherten von der<br />

Wohnung zur Einrichtung des <strong>teilstationäre</strong>n<br />

Hospizes und zurück gemäß der Regelungen<br />

der Richtlinie zu § 92 Absatz 1 Satz 2 Nummer<br />

12 SGB V und §§ 60 und 61 SGB V.“<br />

Obgleich der Leistungsanspruch auf Beförderung<br />

als Nebenleistung einer ärztlichen<br />

47


Verordnung für die <strong>teilstationäre</strong> Hospizleistung<br />

tatsächlich bereits besteht, kann die Ergänzung<br />

der Klärung dienen. Vergleichbar ist<br />

dies mit bestehenden Regelungen in der Tagespflege<br />

und Nachtpflege gemäß § 41 SGB<br />

XI. Es besteht ein Anspruch auf Beförderung<br />

in Punkt (1) Satz 2: „Die <strong>teilstationäre</strong> Pflege<br />

umfasst auch die notwendige Beförderung<br />

des Pflegebedürftigen von der Wohnung zur<br />

Einrichtung der Tagespflege oder der Nachtpflege<br />

und zurück.“<br />

Des Weiteren sollte die Formulierung im Abs.<br />

8, des § 10 der bisherigen Rahmenvereinbarung<br />

„Die Krankenkasse trägt die zuschussfähigen<br />

Kosten unter Anrechnung der Leistungen<br />

der Pflegeversicherung oder anderer<br />

Sozialleistungsträger […]“ für <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> (anders als für stationäre<br />

Hospize) entfallen.<br />

Eine gleichlautende Regelung stand im § 41<br />

SGB XI, § 41 Tagespflege und Nachtpflege bis<br />

Ende 2014. Seit dem 01.01.2015 gilt die neue<br />

Fassung:<br />

„Pflegebedürftige können <strong>teilstationäre</strong> Tages-<br />

und Nachtpflege zusätzlich zu ambulanten<br />

Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder der<br />

Kombinationsleistung nach § 38 in Anspruch<br />

nehmen, ohne dass eine Anrechnung auf diese<br />

Ansprüche erfolgt.“<br />

Anders als in stationären Hospizen, wo die<br />

Anrechnung anderer Leistungserbringer gerechtfertigt<br />

ist, führt die Regelung für Gäste<br />

von <strong>teilstationäre</strong>n <strong>Hospizangebote</strong>n zu einer<br />

Ungleichbehandlung gegenüber der Inanspruchnahme<br />

von <strong>teilstationäre</strong>n Leistungen<br />

nach §41 SGB XI. Durch die Anrechnung der<br />

Pflegeversicherungsleistungen entsteht eine<br />

zusätzliche Hürde für die Inanspruchnahme<br />

<strong>teilstationäre</strong>r <strong>Hospizangebote</strong> und ggf. muss<br />

von Anspruchsberechtigten für <strong>teilstationäre</strong><br />

<strong>Hospizangebote</strong> eine Abwägung getroffen<br />

werden, ob die regelmäßig notwendigen<br />

Sach- Pflege- oder Kombinationsleistungen<br />

im Rahmen des SGB XI ausreichen, wenn<br />

sich dadurch das Budget verringert.<br />

Letztendlich müssen – in Anbetracht der aktuellen<br />

Orientierung und Gründung von <strong>teilstationäre</strong>n<br />

<strong>Hospizangebote</strong>n und trotz des<br />

bestehenden § 7 der Rahmenvereinbarung<br />

(Sächliche und räumliche Ausstattung) – die<br />

vorzuhaltenden Räumlichkeiten als Mindestanforderungen<br />

neu geklärt werden.<br />

48


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

<br />

Autor*innen<br />

Besonderer Dank gilt den Expertinnen und Experten, die bei der Erstellung der<br />

<strong>Handreichung</strong> mitgewirkt haben:<br />

Dagmar Andersen<br />

Christoph Drolshagen<br />

Heidrun Preußer<br />

Dorothea Becker<br />

Dr. Christina Gerlach<br />

Thomas Schell<br />

Günter Beucker<br />

Paul Herrlein<br />

Norbert Schmelter<br />

Ursula Boltenhagen<br />

Nina Heynen<br />

Dr. Anja Schneider<br />

Benno Bolze<br />

Judith Kohlstruck<br />

Leonhard Wagner<br />

Jasamin Boutorabi<br />

Ulrich Kreutzberg<br />

49


Quellen<br />

Ackeren, Margarete van; Esser, Barbara: Heim oder daheim?<br />

In Zukunft öfter beides. In: FOCUS Magazin Nr. 52<br />

(2014), o. S.; von: focus.de vom 22.12.2014.<br />

www.focus.de/magazin/archiv/politik-und-gesellschaftheim-oder-daheim-in-zukunft-oefter-beides_id_4360283.<br />

html<br />

Borasio, Gian Domenico: Geleitwort. In: Wasner, Maria;<br />

Pankofer, Sabine (Hrsg.): Soziale Arbeit in Palliative Care.<br />

Ein Handbuch für Studium und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer,<br />

2014, S. 16-17.<br />

Eisl, Christof S.: <strong>Tageshospize</strong> in Österreich – Konzept und<br />

Entwicklungsstand. In: Pleschberger, Sabine; Eisl, Christof<br />

S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der Gastfreundschaft: Teilstationäre<br />

Angebote in Palliative Care. Esslingen: der hospiz<br />

verlag, 2016, S. 37-56.<br />

Eisl, Christof S.: FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Gründung<br />

eines <strong>Tageshospize</strong>s. In: Pleschberger, Sabine; Eisl,<br />

Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der Gastfreundschaft:<br />

Teilstationäre Angebote in Palliative Care. Esslingen:<br />

der hospiz verlag, 2016, S. 329-339.<br />

Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Gesetz<br />

zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in<br />

Deutschland (HPG). http://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/hospiz-und-palliativversorgung/hpg.html<br />

(Zugriff: 25.05.2016).<br />

Fink, Michaela; Gronemeyer, Reimer: Das erste Tageshospiz<br />

in Deutschland und seine Wurzeln. In: Pleschberger,<br />

Sabine; Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der<br />

Gastfreundschaft: Teilstationäre Angebote in Palliative<br />

Care. Esslingen: der hospiz verlag, 2016, S. 33-36.<br />

Centeno, Carlos et al.: EAPC Atlas of Palliative Care in<br />

Europe 2013. Milano: European Association for Palliative<br />

Care, 2013.<br />

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP); Deutscher<br />

Hospiz- und PalliativVerband (DHPV); Bundesärztekammer<br />

(BÄK) (Hrsg.): Charta zur Betreuung schwerstkranker<br />

und sterbender Menschen in Deutschland.<br />

Broschüre, 10. Aufl., Berlin: Januar 2020. www.charta-zurbetreuung-sterbender.de/files/dokumente/2020_<br />

Charta%20Broschuere_Stand_Jan2020.pdf<br />

www.charta-zur-betreuung-sterbender.de/die-charta_<br />

leitsaetze.html<br />

Deutscher Hospiz- und PalliativVerband (DHPV): Sterben<br />

in Deutschland – Wissen und Einstellungen zum Sterben.<br />

Repräsentative Bevölkerungsbefragung im Auftrag<br />

des DHPV e. V., 2017. https://www.dhpv.de/files/public/<br />

aktuelles/Forschung/Forschung_2017_Ergebnisse_DHPV-<br />

Bevoelkerungsbefragung.pdf<br />

Fisher, Ronald A.; McDaid, Pearl (Ed.): Palliative Day Care.<br />

Preface by Geoffrey W. Hanks. London: Arnold, 1996.<br />

Fisher, Ronald A.; McDaid, Pearl: Purpose. In: Fisher, Ronald<br />

A.; McDaid, Pearl (Ed.): Palliative Day Care. London:<br />

Arnold, 1996, S. 3-12.<br />

Hanks, Geoffrey W.: Preface. In: Fisher, Ronald A.; McDaid,<br />

Pearl (Ed.): Palliative Day Care. London: Arnold, 1996, o. S.<br />

Hearn, Julie; Myers, Kathryn (Ed.): Palliative Day Care in<br />

Practice. Oxford: Oxford University Press, 2001.<br />

Hearn, Julie; Myers, Kathryn: An Introduction to Palliative<br />

Day Care: Past and Present. In: Hearn; Myers (Ed.): Palliative<br />

Day Care in Practice. Oxford: Oxford University Press,<br />

2001, S. 1-11.<br />

50


Teilstationäre <strong>Hospizangebote</strong><br />

Heynen, Nina; Lexow, Ulrike: Das Modell Tageshospiz. Die<br />

alte Hofgärtnerei als Beispiel einer fiktiven Existenzgründung<br />

im sozialen Bereich. Bachelorarbeit im Studiengang<br />

Soziale Arbeit, Fachhochschule Potsdam: Fachbereich Sozialwesen,<br />

2015.<br />

Radbruch, Lukas; Payne, Sheila; EAPC-Vorstand: Standards<br />

und Richtlinien für Hospiz- und Palliativversorgung<br />

in Europa: Teil 1. Weißbuch zu Empfehlungen der Europäischen<br />

Gesellschaft für Palliative Care (EAPC). In: Zeitschrift<br />

für Palliativmedizin (5) 12, 2011, S. 216-227.<br />

Kittelberger, Frank; Gratz, Margit; Rösch, Erich: Auf dem<br />

Weg zur Kooperationsvereinbarung. Stuttgart: Kohlhammer,<br />

2015.<br />

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft,<br />

Deutsche Krebshilfe, AWMF): Palliativmedizin für<br />

Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion<br />

2.0, 2019, AWMF-Registernummer: 128/001OL.<br />

https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/<br />

palliativmedizin/ (Zugriff: 02.04.2020)<br />

Müller, Dirk: Der Einfluss des Personals auf Lebensqualität<br />

und Sterbekultur in Pflegeheimen. In: Kojer, Marina;<br />

Schmidl, Martina (Hrsg.): Demenz und Palliative Geriatrie in<br />

der Praxis. Heilsame Betreuung unheilbar demenzkranker<br />

Menschen. 2. Aufl. Wien: Springer, 2016, S. 215-224.<br />

Pfabigan, Doris; Pleschberger, Sabine: Geriatrische Tageszentren<br />

und <strong>Tageshospize</strong> – Unterschiede und Gemeinsamkeiten.<br />

In: Pleschberger, Sabine; Eisl, Christof S.<br />

(Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der Gastfreundschaft: Teilstationäre<br />

Angebote in Palliative Care. Esslingen: der hospiz<br />

verlag, 2016, S. 312-328.<br />

Pleschberger, Sabine; Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong><br />

– Orte der Gastfreundschaft: Teilstationäre Angebote<br />

in Palliative Care. Esslingen: der hospiz verlag, 2016.<br />

Rahmenvereinbarung nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V<br />

über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität der stationären<br />

Hospizversorgung vom 13.03.1998, i. d. F. vom<br />

31.03.2017.<br />

Rahmenvereinbarung nach § 39a Abs. 2 Satz 8 SGB V<br />

zu den Voraussetzungen der Förderung sowie zu Inhalt,<br />

Qualität und Umfang der ambulanten Hospizarbeit vom<br />

03.09.2002, i. d. F. vom 14.03.2016.<br />

Rösch, Erich: Grundsätzliche Überlegungen zur Finanzierung<br />

von <strong>Tageshospize</strong>n in Deutschland. In: Pleschberger,<br />

Sabine; Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der<br />

Gastfreundschaft: Teilstationäre Angebote in Palliative<br />

Care. Esslingen: der hospiz verlag, 2016, S. 340-356.<br />

Wasner, Maria; Pankofer, Sabine (Hrsg.): Soziale Arbeit<br />

in Palliative Care. Ein Handbuch für Studium und Praxis.<br />

Stuttgart: Kohlhammer, 2014 (Münchner Reihe Palliative<br />

Care, Bd. 11).<br />

Wosko, Paulina: „Die Zeit war nicht reif.“ Erfahrungen aus<br />

dem Franziskus-Hospiz Hochdahl. In: Pleschberger, Sabine;<br />

Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong> – Orte der Gastfreundschaft:<br />

Teilstationäre Angebote in Palliative Care.<br />

Esslingen: der hospiz verlag, 2016, S. 375-386.<br />

Pleschberger, Sabine: <strong>Tageshospize</strong> in Großbritannien. In:<br />

Pleschberger, Sabine; Eisl, Christof S. (Hrsg.): <strong>Tageshospize</strong><br />

– Orte der Gastfreundschaft: Teilstationäre Angebote in<br />

Palliative Care. Esslingen: der hospiz verlag, 2016, S. 25-32.<br />

51


Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e. V.<br />

Aachener Straße 5<br />

10713 Berlin<br />

Tel. 030 82 00 758-0<br />

Fax 030 82 00 758-13<br />

info@dhpv.de<br />

www.dhpv.de

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