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forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2010: Cleantech

Deutschland war Vorreiter in vielen Umwelttechnologien. Nur wenige davon schafften am Markt einen echten Durchbruch. Viele Pioniere mussten ernüchtert feststellen, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit zukunftsweisender Technologien schlichtweg ignorierten. Jetzt dreht sich das Blatt und erneut scheinen deutsche Firmen in die Röhre zu schauen, denn die wirklichen Impulse und vor allem die Gelder für Green Tech platzieren Amerika, China und nicht zuletzt die Arabischen Staaten. forum präsentiert vielversprechende Projekte wie die Clean Tech World, CLEANTECHD, Masdar City und den neuesten Stand der Elektromobilität. Themen im Heft 01/2010: Masdar City Marktübersicht Elektromobile Branchenreport Textilindustrie Umweltmanagement SusCon 2010 Unternehmenskultur Special: "Business & Biodiversität" Die Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser oder Medikamente. Aus Wäldern werden Zeitungen, Früchte werden zu Konserven, Getreide zu Brennstoff, Strände zu Erholungsgebieten, Bodenschätze zu Computern. Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen bestäuben. Wälder schützen uns vor Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken damit gegen den Klimawandel. Doch wir nehmen der Natur immer mehr Raum und gefährden damit langfristig unsere Wirtschafts- und Lebensgrundlage. forum zeigt konkrete Möglichkeiten, um die Biodiversität zu erhalten.

Deutschland war Vorreiter in vielen Umwelttechnologien. Nur wenige davon schafften am Markt einen echten Durchbruch. Viele Pioniere mussten ernüchtert feststellen, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit zukunftsweisender Technologien schlichtweg ignorierten. Jetzt dreht sich das Blatt und erneut scheinen deutsche Firmen in die Röhre zu schauen, denn die wirklichen Impulse und vor allem die Gelder für Green Tech platzieren Amerika, China und nicht zuletzt die Arabischen Staaten. forum präsentiert vielversprechende Projekte wie die Clean Tech World, CLEANTECHD, Masdar City und den neuesten Stand der Elektromobilität.

Themen im Heft 01/2010:
Masdar City
Marktübersicht Elektromobile
Branchenreport Textilindustrie
Umweltmanagement
SusCon 2010
Unternehmenskultur

Special: "Business & Biodiversität"
Die Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser oder Medikamente. Aus Wäldern werden Zeitungen, Früchte werden zu Konserven, Getreide zu Brennstoff, Strände zu Erholungsgebieten, Bodenschätze zu Computern. Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen bestäuben. Wälder schützen uns vor Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken damit gegen den Klimawandel. Doch wir nehmen der Natur immer mehr Raum und gefährden damit langfristig unsere Wirtschafts- und Lebensgrundlage. forum zeigt konkrete Möglichkeiten, um die Biodiversität zu erhalten.

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<strong>Cleantech</strong><br />

Leitindustrie der Zukunft<br />

<strong>02</strong>/<strong>2010</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Special: Business & Biodiversität<br />

SusCon <strong>2010</strong> • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport<br />

Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur


Die größte Zielgruppe für<br />

ökologische Lösungen.<br />

Wer auf Werte achtet, sieht die Welt mit anderen Augen.<br />

Und denkt schon heute an Lösungen für morgen. Deshalb<br />

basiert bei Steinbeis die gesamte Technologie und Produktion<br />

auf dem Prinzip Ökologie. Seit 1976 produzieren wir<br />

Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier in besonders energiesparenden,<br />

klima- und umweltschonenden Verfahren.<br />

Unser komplettes Premium-Sortiment an Büro- und Magazinpapieren<br />

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eDiTORial<br />

Oskarreife<br />

Zukunftsvisionen<br />

Auf dem Planeten Pandora hat die Menschheit ein Mineral<br />

entdeckt, das die Energieprobleme der Erde lösen könnte.<br />

Doch alle Versuche, den Rohstoff abzubauen, werden von<br />

den einheimischen Na’vi vehement blockiert. Diese wissen:<br />

Die reichhaltige Flora und Fauna ihres Planeten bildet ein<br />

komplexes System, das nicht ins Ungleichgewicht gebracht<br />

werden darf.<br />

Starregisseur James Cameron hat für seinen jüngsten Kassenschlager<br />

„Avatar“ ein brandaktuelles Thema gewählt:<br />

Pandora ist ein Science-Fiction-Abbild der Erde – ein Planet,<br />

auf dem sich das Zusammenwirken der Arten über<br />

einen langen Zeitraum eingespielt hat. Dieses feine Netz<br />

aller Lebensformen, „Biodiversität“ genannt, ist unendlich<br />

wertvoll, nicht nur in fiktiven Galaxien, sondern auch auf<br />

unserem Blauen Planeten, im Hier und Jetzt.<br />

Doch das einzigartige Zusammenspiel ist bedroht: Der<br />

fortschreitende Abbau des Tropenwaldes und die Ausrottung<br />

vieler Tier- und Pflanzenarten sind zu den größten<br />

Herausforderungen unserer Zeit geworden. Nicht zufällig<br />

haben die Vereinten Nationen das Jahr <strong>2010</strong> zum<br />

Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Denn alle<br />

Ressourcen, die wir heute so selbstverständlich plündern,<br />

sind nur in begrenzter Form verfügbar.<br />

of Europe, deren talentierte und engagierte Fotografen<br />

dieses Heft mit wunderschönen Bildern bereichern.<br />

Für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sind technische<br />

Innovationen und eine schnellere Marktentwicklung<br />

gefragt. Um hier alle Kräfte in Deutschland zu bündeln,<br />

haben wir der Bundeskanzlerin die Strategie CLEAN-<br />

TECH D vorgelegt, die die Entwicklung und internationale<br />

Vermarktung grüner Technologien massiv fördern wird.<br />

Deutschland kann und sollte hier weiter Vorreiter bleiben.<br />

Schließlich ist die Lage ernst, denn für unsere Welt gibt<br />

es keinen Ersatz – höchstens im Kino.<br />

Zur Bewahrung der Biodiversität bedarf es eines Wandels<br />

der Wirtschaft – grüne, saubere Technologien und Strategien<br />

sind gefragt. Wie diese aussehen können, lesen Sie<br />

in dieser und unseren kommenden Ausgaben.<br />

B.A.U.M. und <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> sind hier<br />

in vielfältige Aktivitäten involviert: Wir untersuchen Ansatzpunkte<br />

des Biodiversitätsmanagements, veranstalten<br />

Workshops und die internationale Konferenz SusCon<br />

<strong>2010</strong>. Mit der EU-geförderten „European Business and<br />

Biodiversity Campaign“ tragen wir in den kommenden<br />

Jahren das Thema in die Wirtschaft und bringen europaweit<br />

Naturschutzorganisationen, Politik, Medien und<br />

Firmen zusammen. Starke Partner unterstützen uns dabei.<br />

Wir danken an dieser Stelle der Initiative Wild Wonders<br />

Fritz Lietsch<br />

Geschäftsführer ALTOP Verlag,<br />

Herausgeber & Chefredakteur<br />

f.lietsch@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Prof. Maximilian Gege<br />

Geschäftsführer B.A.U.M. e.V.<br />

Co-Herausgeber<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


iNHalT<br />

■ Editorial .................................................................................... 3<br />

6<br />

„Biologische Vielfalt ist kein Luxus“<br />

Masdar City<br />

20<br />

Lautlose Flitzer<br />

40<br />

Business und Biodiversität<br />

51<br />

Der Wert unserer Welt<br />

54<br />

■ Im Brennpunkt ........................................................................ 6<br />

Norbert Röttgen: Biologische Vielfalt ist kein Luxus .................................. 6<br />

Janez Potocnik: ˇ Der Biodiversitätsverlust ................................................... 8<br />

– eine Herausforderung wie der Klimawandel<br />

■ CSR-News ............................................................................... 10<br />

■ Schwerpunkt: <strong>Cleantech</strong> ................................................... 13<br />

Günther Bachmann: Grand Design 2050 ................................................ 14<br />

Interview mit Marco Voigt und Sven Krüger: .......................................... 15<br />

<strong>Cleantech</strong> braucht eine Bühne!<br />

Curt J. Winnen und Thomas Schulz: CLEANTECH D ................................. 17<br />

Christoph Santner und Maximilian Heinz: ............................................... 20<br />

Wüste(n) Visionen – Masdar City<br />

Bayer startet neues <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm ........................................ 30<br />

Myclimate – Ihr Partner für Klimaschutz ................................................. 35<br />

Manfred Bayerlein: <strong>Nachhaltig</strong>keit braucht Intelligenz ............................... 36<br />

Vinnolit: Neuer Standard durch Zukunftstechnologie PVClean ................ 38<br />

GrünHausEnergie: Schalten Sie um auf Grün! ........................................ 39<br />

Peter Grett: Saubere Trucks und lautlose Flitzer ...................................... 40<br />

– Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge<br />

■ Special: Business & Biodiversität ................................... 51<br />

Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein: .............................................. 52<br />

Wirtschaft – vom Aussterben bedroht?<br />

Josh Bishop: Der Wert unserer Welt – Die TEEB-Studie ........................... 54<br />

zur Bedeutung von Biodiversität<br />

Stefan Hörmann: Gemeinsam stark für Biodiversität! ............................. 60<br />

Ein Überblick über internationale und europäische<br />

Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen<br />

Stefan Hörmann: Mit Vollgas ins Jahr der Biodiversität! .......................... 62<br />

Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet<br />

Sebastian Winkler: Countdown <strong>2010</strong> ..................................................... 64<br />

Corinna Hölzer: Wer keinen Nutzen bringt, fliegt raus. ........................... 66<br />

Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen für Politik und Gesellschaft<br />

Marion Hammerl: Ein Fall fürs (Umwelt-)Management ........................... 68<br />

– Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann<br />

Patrick Trötschler: Bunte Vielfalt vor der Firmentür .................................. 70<br />

– Naturnahe Firmenareale<br />

Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich: xtinct – Die Totgeglaubten leben wieder .. 72<br />

Volkswagen: Das große Rad der Biodiversität drehen .............................. 74<br />

Arme Böden – reiche Artenvielfalt .......................................................... 76<br />

Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE neue<br />

Lebensräume entstehen<br />

Tina Teucher: SusCon <strong>2010</strong> – Kann die Wirtschaft die Erde retten? ........... 79<br />

■ Praxis ....................................................................................... 83<br />

Countdown <strong>2010</strong><br />

64<br />

Strategie & Unternehmensführung<br />

Stefan Schaltegger, Holger Petersen und Martin Oldeland: ..................... 84<br />

Vorne dran bleiben! Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


iNHalT<br />

Verantwortung, Visionen, Aktionen<br />

Muhammad Yunus: Den Sozialunternehmen gehört die Zukunft ............ 86<br />

Die Totgeglaubten leben wieder<br />

72<br />

Changemaker im Porträt<br />

Interview mit Jerome Braun und Dennis Lotter: ...................................... 88<br />

Kein Beraterkauderwelsch – <strong>Nachhaltig</strong>e Geschäftskonzepte<br />

für CSR-Manager<br />

Personalmanagement<br />

Christian Klant: Weiche Faktoren – Zwar heiß diskutiert, ........................ 90<br />

aber wenig beachtet<br />

Einkauf, Produktion & Logistik<br />

Claudia Mende: Wenn Kommunen einkaufen ........................................ 92<br />

SusCon am 15.-16. Juni <strong>2010</strong><br />

79<br />

Branchenreport Textilindustrie<br />

Jerome Braun und Dennis Lotter: Vom Sorgenkind ................................. 96<br />

zur Vorzeigebranche? Die Herausforderungen der Textilbranche<br />

Kik: Im Fokus – Die Entwicklung nachhaltiger CSR-Strategien ............... 100<br />

Berichterstattung und Kommunikation<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun: ......................................................... 101<br />

Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

Dr. Alexandra Hildebrandt: Wa(h)re Marken ......................................... 1<strong>02</strong><br />

Dieter Brübach: <strong>Nachhaltig</strong>keit gewinnt – B.A.U.M. e.V. sucht in .......... 104<br />

drei verschiedenen Wettbewerben Positivbeispiele aus Unternehmen<br />

Sozialunternehmen gehört die Zukunft 86<br />

■ Themen ................................................................................. 105<br />

Politik & Gesellschaft<br />

Martin Beckenkamp: Warum zerstören wir gegen die Vernunft? .......... 106<br />

Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität<br />

Ralph Thurm: Der T(h)urmblick – Statische Diskussionen ...................... 108<br />

Swisscanto: Attraktive Verbindung für Anleger ..................................... 109<br />

– <strong>Nachhaltig</strong>keit und Emerging Markets<br />

Branchenreport Textilindustrie<br />

96<br />

Globalisierung<br />

Bernward Geier: „Wir müssen zurück zur Wirtschaft ............................ 110<br />

der realen Welt“ – Interview mit Vandana Shiva<br />

LOHAS & Ethischer Konsum<br />

Kathrin Hartmann: Ende der Märchenstunde! ...................................... 114<br />

Ende der Märchenstunde!<br />

114<br />

Green Money<br />

UmweltBank: Sinn und Gewinn ........................................................... 116<br />

Georg Zoche: Der Dollar war‘s. Und nicht die Gier. ............................... 117<br />

■ Service .................................................................................... 121<br />

Unser Filmtipp: Die Bucht<br />

125<br />

<strong>forum</strong> Wissenschaft & Lehre ................................................................ 122<br />

<strong>forum</strong> Medientipps ............................................................................. 124<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau .............................................................. 126<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau ........................................................... 129<br />

Themenvorschau & Impressum ............................................................ 130<br />

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5


iM BReNNpUNKT<br />

Biologische Vielfalt<br />

ist kein Luxus<br />

Geleitwort des Bundesumweltministers Norbert Röttgen<br />

Foto: © Thomas Köhler / photothek.net<br />

Ökosysteme sind die Grundlage allen<br />

Lebens. Ihre Leistungen sind für die<br />

Menschen unverzichtbar. Die biologische<br />

Vielfalt dient der Ernährung und<br />

der Gesundheit, sie ist Impulsgeberin<br />

für zukunftweisende Innovationen.<br />

Wirtschaft und Gesellschaft sind auf<br />

die Nutzung der Vielfalt von Natur<br />

und Landschaft angewiesen. Zurzeit<br />

schwindet die biologische Vielfalt<br />

jedoch weltweit in einem besorgniserregenden<br />

Tempo. Zerstören wir die<br />

Natur weiter, bringen wir uns langfristig<br />

selbst um unsere Existenz- und<br />

Wirtschaftsgrundlage.<br />

Das Bundesumweltministerium hat<br />

während der deutschen G8-Präsidentschaft<br />

gemeinsam mit der europäischen<br />

Kommission eine umfangreiche<br />

Studie über die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Schädigung von Ökosystemen<br />

initiiert („The Economics of<br />

Ecosystems and Biodiversity“, TEEB).<br />

Ein Ergebnis der ersten Untersuchungen:<br />

Investitionen in Schutzgebiete<br />

rechnen sich. Sie stärken auf kostengünstige<br />

Weise die Widerstandskraft<br />

gegenüber den Auswirkungen von<br />

Klimawandel oder Naturkatastrophen.<br />

Und sie helfen bei der Ernährungssicherung,<br />

der Armutsbekämpfung<br />

und der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

TEEB hat sich inzwischen zu einem<br />

globalen Projekt zur Untersuchung<br />

der Ökonomie von Ökosystemen und<br />

der Biodiversität entwickelt, welches<br />

vom Umweltprogramm der Vereinten<br />

Nationen verwaltet wird.<br />

Die Völkergemeinschaft hat das Problem<br />

des anhaltenden Biodiversitätsverlustes<br />

für Gesellschaft und Wirtschaft<br />

frühzeitig erkannt und bereits<br />

1992 auf der Konferenz der Vereinten<br />

Nationen für Umwelt und Entwicklung<br />

das „Übereinkommen über die<br />

biologische Vielfalt“ (CBD) beschlossen.<br />

Das zentrale Ziel der 193 Staaten,<br />

die der CBD inzwischen beigetreten<br />

sind, ist es, den Biodiversitätsverlust<br />

aufzuhalten. Ein ehrgeiziges Ziel, das<br />

nur erreicht werden kann, wenn alle<br />

gesellschaftlichen Kräfte und Anstrengungen<br />

gebündelt werden. Es bedarf<br />

hierzu internationaler und nationaler<br />

Bündnisse zwischen Politik, Wissenschaft,<br />

Bürgerinnen und Bürgern<br />

und besonders auch der Wirtschaft.<br />

Denn: Ökonomie und Ökologie sind<br />

keine Gegner, sondern zwei Seiten<br />

einer Medaille. Sie sind aufeinander<br />

angewiesen.<br />

Anlässlich der neunten Vertragsstaatenkonferenz<br />

der CBD in Bonn<br />

im Mai 2008 wurde die Business &<br />

Biodiversity Initiative „Biodiversity<br />

in Good Company“ des Bundesumweltministeriums<br />

gegründet.<br />

Das Ziel der Initiative ist es, Unternehmen<br />

stärker in die Umsetzung<br />

von Biodiversitätsaktivitäten und<br />

-programmen einzubeziehen. Das<br />

Bundesumweltministerium hat die<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) damit<br />

beauftragt, die Initiative „Biodiversity<br />

in Good Company“ voranzubringen.<br />

Bislang haben sich 42<br />

Unternehmen der internationalen<br />

Initiative durch die Unterzeichnung<br />

der sieben Punkte umfassenden<br />

Leadership-Erklärung (siehe Seite 8)<br />

angeschlossen. Sie haben sich damit<br />

verpflichtet, die Biodiversität in ihre<br />

jeweiligen Managementsysteme zu<br />

integrieren.<br />

Welchen Beitrag leistet die Wirtschaft<br />

zur Erhaltung der Natur und der biologischen<br />

Vielfalt? Wie gehen Unternehmen<br />

mit der wachsenden Nachfrage<br />

nach natürlichen Ressourcen<br />

und der Nutzung von Ökosystemen<br />

um? Solche Fragen werden innerhalb<br />

der Initiative diskutiert und praxisnahe<br />

Lösungsansätze entwickelt.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der<br />

biologischen Vielfalt <strong>2010</strong> eine Trendwende zu mehr Artenschutz.<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Fabriken. Ausschließlich mit<br />

erneuerbaren Energien betrieben.<br />

Ein ferner Traum?<br />

Für uns der nächste Schritt.<br />

Bereits heute gewinnt unser Produktionswerk in<br />

Spartanburg über 63 % seines Energiebedarfs<br />

aus Methangas – dem Nebenprodukt einer benachbarten<br />

Mülldeponie. Für manch einen mag<br />

das ein guter Wert sein. Für uns aber nicht gut<br />

genug – genauso wenig wie für unsere Kunden<br />

und für die Welt, in der wir leben. Wir lehnen uns<br />

nie zurück – sondern denken und gehen weiter.<br />

Suchen weiter nach neuen, auch unkonventionellen<br />

Lösungen. Nicht umsonst gilt die BMW<br />

Group als nachhaltigster Automobilhersteller<br />

der Welt* – und Vorreiter in Sachen ökologischer<br />

Produktion. Das wollen und werden wir bleiben.<br />

Dazu fordern wir uns selbst heraus. Täglich aufs<br />

Neue. Deswegen werden wir auch nicht aufhören,<br />

bis wir unsere Fabriken ausschließlich mit erneuerbaren<br />

Energien betreiben. Ideen und Visionen<br />

für alternative Energiequellen haben wir genug.<br />

So produzieren wir im BMW Werk Rosslyn in<br />

Südafrika und in der BMW Welt in München<br />

Energie aus der Kraft der Sonne. Im BMW Werk<br />

Leipzig planen wir die Nutzung von Windkraft.<br />

Und schon bald könnte natürliche Wärme aus<br />

der Erde erneuerbare Energie für unseren<br />

Standort München liefern.<br />

www.bmwgroup.com/whatsnext.<br />

*Branchenführer im Dow Jones Sustainability Index 2005, 2006, 2007, 2008, 2009<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

7


iM BReNNpUNKT<br />

Ein Engagement für die Erhaltung der biologischen Vielfalt bringt<br />

auch in ökonomischer Hinsicht Vorteile mit sich. Verbesserte betriebliche<br />

Umwelt-Managementsysteme, ökologisch ausgerichtete<br />

Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung, nachhaltige<br />

Produktionsweisen und eine vorausschauende Anpassung der<br />

Produkte erhöhen langfristig die Wettbewerbsfähigkeit eines<br />

Unternehmens.<br />

Partner der „Biodiversity in Good Company“ Initiative sind<br />

international bekannte Unternehmen, die den Schutz der<br />

biologischen Vielfalt aktiv in ihr Unternehmensmanagement<br />

aufnehmen und sich damit als Vorreiter etablieren.<br />

Pragmatische Konzepte, Methoden, Instrumente und Erfahrungen<br />

zur Integration von Naturschutzzielen in unternehmerische<br />

Aktivitäten waren bislang schwer zu finden. Die Initiative „Biodiversity<br />

in Good Company” versucht hier gegenzusteuern. Sie<br />

ist auf einem guten Weg, die Einbindung der Wirtschaft in die<br />

Umsetzung der CBD signifikant zu verbessern. Die Ergebnisse<br />

werden auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz der CBD im<br />

Oktober <strong>2010</strong> in Nagoya, Japan präsentiert.<br />

Neben den vielfältigen politischen Aktivitäten zum Schutz der<br />

Natur sehe ich es als zentrale Aufgabe an, das Thema biologische<br />

Vielfalt einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und die gesamtgesellschaftlichen<br />

Folgen und Kosten des Biodiversitätsverlustes<br />

zu kommunizieren. Das Magazin<br />

„<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>“<br />

stellt sich dieser Aufgabe. Ich lade<br />

Sie herzlich ein, sich in dieser Ausgabe<br />

über weitere Aktivitäten zu<br />

informieren.<br />

„Biodiversity in Good Company“<br />

– Leadership-Erklärung<br />

Die Unterzeichner anerkennen und unterstützen die drei<br />

Ziele des Übereinkommens:<br />

• erhaltung der biologischen vielfalt<br />

• nachhaltige nutzung ihrer Bestandteile<br />

• gerechte Aufteilung der sich aus der nutzung der genetischen<br />

ressourcen ergebenden vorteile<br />

und verpfl ichten sich:<br />

1. die Auswirkungen der unternehmensaktivitäten auf<br />

die biologische vielfalt zu analysieren;<br />

2. den schutz der biologischen vielfalt und die nachhaltige<br />

nutzung in das umweltmanagementsystem<br />

aufzunehmen und indikatoren zu defi nieren;<br />

3. eine verantwortliche stelle im unternehmen einzurichten,<br />

die alle Aktivitäten im Bereich Biodiversität<br />

steuert und der Geschäftsführung berichtet;<br />

4. messbare und realistische Ziele zum verbesserten<br />

schutz der biologischen vielfalt und ihrer nachhaltigen<br />

nutzung festzulegen, die alle 2-3 Jahre überprüft<br />

und angepasst werden;<br />

5. alle Aktivitäten und erfolge im Bereich der biologischen<br />

vielfalt im Jahres-, umwelt- oder nachhaltigkeitsbericht<br />

zu veröffentlichen;<br />

6. Zulieferer über seine Biodiversitätsziele zu informieren<br />

und schrittweise einzubinden;<br />

7. Kooperationen mit potentiellen Partnern wie naturschutzorganisationen,<br />

wissenschaftlichen oder staatlichen<br />

einrichtungen auszuloten, um im dialog das<br />

Fachwissen zu vertiefen und das Managementsystem<br />

fortzuentwickeln.<br />

Der Biodiversitätsverlust – eine ebenso große und globale Herausforderung wie der Klimawandel<br />

Unser langfristiges Überleben ist von der Natur genauso abhängig, wie von der Stabilität<br />

des Klimasystems. Unsere Volkswirtschaften und unsere Firmen sind auf die Ressourcen<br />

angewiesen, die die Natur uns zur Verfügung stellt. Von Wasser und fruchtbarem Boden<br />

bis hin zur Nahrungsmittelproduktion und Baumaterialien.<br />

Der Schutz der Biodiversität kann daher nicht ausschließlich Aufgabe des öffentlichen<br />

Sektors sein. Die Privatwirtschaft muss sich ganz klar positionieren und den Einfluss von<br />

Unternehmungen auf die Biodiversität in Grenzen halten. Es muss deutlich mehr getan<br />

werden, um Ressourcenverbrauch und Verschwendung zu verringern, gleichzeitig muss<br />

die Effizienz auf ein Höchstmaß getrieben werden, um unseren ökologischen Fußabdruck<br />

einzugrenzen oder – noch besser – zu verringern. Beim aktiven Schutz der Natur können Unternehmen stark vom<br />

Nutzen der Natur profitieren. Der Tourismussektor ist ein typisches Beispiel dafür, das gleiche gilt aber auch für<br />

Agrarwirtschaft, Fischerei und den Energiesektor, die stark von den Leistungen der Ökosysteme abhängig sind.<br />

<strong>2010</strong> ist nicht nur das UN-Jahr der Biodiversität, sondern auch das Jahr, in dem wir ein neues globales Biodiversitätsziel<br />

für die Zeit nach <strong>2010</strong> verabschieden werden. Um diese drängende und äußerst wichtige Herausforderung<br />

anzunehmen und mit Erfolg zu meistern, brauchen wir die volle Verantwortungsübernahme und den vollen Einsatz<br />

der Unternehmen.<br />

Janez Potocnik, ˇ Europäischer Umweltkommissar<br />

8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Die Umwelt hat<br />

sich verändert...<br />

unser Papier auch.<br />

Eine der größten Herausforderungen ist es heute, positive Zeichen zu setzen,<br />

ohne unsere Umwelt zu beeinträchtigen. Deshalb wird zur Herstellung von<br />

Revive Altpapier verwendet, das sonst verbrannt oder auf einer Mülldeponie<br />

entsorgt worden wäre. Das Ergebnis ist beeindruckend. Zudem wird für die<br />

Produktion weniger Energie und Wasser verbraucht.<br />

Erleben Sie die neue Generation unserer Recyclingpapiere! Mehr dazu unter<br />

www.revivepaper.com<br />

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Deutsche Papier Vertriebs GmbH • Steinerne Furt 75 • 86167 Augsburg • Tel. 08 21 / 7 40 40 • Fax 08 21 / 7 40 41 60 • info@deutsche-papier.de • www.deutsche-papier.de<br />

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9


Csr-neWs<br />

<strong>forum</strong>-News<br />

Keine „grüne Welle“ für den Natur- und Artenschutz?<br />

Foto: © NABU/H. Pollin<br />

2007 hatte die Bundesregierung mit<br />

der Nationalen Strategie zur Biologischen<br />

Vielfalt ein Paket mit 330<br />

Zielen und rund 430 Maßnahmen<br />

für den Erhalt der Artenvielfalt verabschiedet.<br />

Große Verantwortung<br />

für deren Umsetzung haben die Bundesländer.<br />

Eine Analyse der Umwelt-<br />

verbände BUND und NABU zeigt: In<br />

keinem einzigen Bundesland stehen<br />

die Zeichen für einen erfolgreichen<br />

Arten- und Biotopschutz auf grün.<br />

Dabei sei ein umfassender Schutz<br />

der biologischen Vielfalt dringend geboten,<br />

so die Naturschutzverbände.<br />

Jede achte Vogelart, jedes vierte Säugetier<br />

und jede vierte Nadelbaum art<br />

weltweit sind vom Aussterben bedroht.<br />

Allein in Deutschland gelten<br />

72,5 Prozent der Lebensräume von<br />

Pflanzen und Tieren als gefährdet.<br />

Jede zweite heimische Vogelart, ein<br />

Drittel der Pilzarten und 30 Prozent<br />

der Farn- und Blütenpflanzen sind<br />

bedroht. Verschärft wird diese prekäre<br />

Lage durch den fortschreitenden<br />

Klimawandel. Der weitere Verlust<br />

der Artenvielfalt erhöht auch die<br />

Folgekosten für Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Die Erde trocknet aus<br />

Spielerisch das eigene<br />

Energieprofil ermitteln:<br />

Zürich macht es vor<br />

Wie stark belasten Sie das Klima? Wie<br />

viel Energie brauchen Sie in Ihrem<br />

Alltag – beim Wohnen, Essen, Reisen,<br />

in der Freizeit? Wo steht die eigene<br />

Ökobilanz im Vergleich zu anderen<br />

Menschen? Welche Sparmaßnahmen<br />

bringen am meisten?<br />

Foto: © Olaf-Schneider, pixelio<br />

Das Institute of Agro Food Research and Technology (IRTA) hat die Ausbreitung<br />

von Wüstenregionen weltweit untersucht und beunruhigende Ergebnisse<br />

publiziert. Bereits heute sind 38 Prozent der Land-Erdoberfläche gefährdet<br />

zu Wüsten zu werden. Dabei handelt es sich um Prärien, Küstengebiete, den<br />

gesamten Mittelmeerraum sowie Steppen und Wüsten aller Klimazonen.<br />

Mangelnde nachhaltige Landnutzung ist einer der maßgeblichen Faktoren<br />

für die Ausbreitung der Wüsten.<br />

Unter www.stadt-zuerich.ch können<br />

Verbraucher spielerisch ihre persönliche<br />

Lebens- und Verhaltensweise<br />

unter die Lupe nehmen. Das Spiel<br />

errechnet wissenschaftlich korrekt<br />

den persönlichen ökologischen Fußabdruck<br />

im Vergleich zum Durchschnittsbürger.<br />

Außerdem erfährt<br />

man, in welcher „Energieeffizienzklasse“<br />

man in den Bereichen Heizen,<br />

Elektrogeräte, Mobilität, Ernährung<br />

und Konsum lebt. Individuelle Tipps<br />

helfen bei der Verbesserung der eigenen<br />

Treibhausgas-Bilanz.<br />

10 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Csr-neWs<br />

Kaufkräftige Kunden<br />

investieren zunehmend<br />

in ökologische Produkte<br />

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für alle<br />

EU-Bioprodukte<br />

Rund 80 Bewerber im<br />

Rennen für den Deutschen<br />

Umweltpreis<br />

Die Wirtschaft hat das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

für sich entdeckt und<br />

greift damit einen gesellschaftlichen<br />

Trend auf. Doch wie nachhaltig<br />

handelt der Konsument von heute?<br />

Um das herauszufinden, hat<br />

SevenOne Media, der Vermarkter<br />

der ProSiebenSat.1 Group, bei dem<br />

Marktforschungsinstitut Nielsen<br />

eine repräsentative Umfrage unter<br />

10.000 deutschen Online-Haushalten<br />

beauftragt.<br />

Der aktuelle TrendReport „Grün“<br />

zeigt die wichtigsten Ergebnisse: In<br />

acht von zehn Haushalten werden<br />

bereits energiesparende Geräte genutzt.<br />

Fast ebenso viele Haushalte<br />

(78,9 Prozent) kaufen Produkte aus<br />

ihrer Region. Etwas mehr als die<br />

Hälfte (54 Prozent) der Haushalte<br />

kaufen regelmäßig Bio-Lebensmittel<br />

und nutzen Öko-Reiniger. Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigen: Ökologisch<br />

bewusster Konsum, aber auch soziale<br />

Verantwortung gewinnen für breite<br />

Bevölkerungsschichten zunehmend<br />

an Bedeutung.<br />

Der TrendReport „Grün“ kann unter<br />

www.sevenonemedia.de/research<br />

kostenlos bestellt werden.<br />

Seit dem Februar <strong>2010</strong> gibt es einen<br />

Sieger beim Wettbewerb um das<br />

neue EU-Bio-Logo: Ab dem 1. Juli<br />

<strong>2010</strong> müssen Bioprodukte, die nach<br />

den EG-Rechtsvorschriften für den<br />

Ökologischen Landbau hergestellt<br />

werden, zusammen mit der Angabe<br />

der Herkunft und dem Code der Kontrollstelle<br />

mit dem neuen Bio-Siegel,<br />

dem „Euro-Blatt“ für Bioprodukte,<br />

etikettiert werden. Das deutsche Bio-<br />

Siegel darf weiterhin in gewohntem<br />

Erscheinungsbild zusätzlich verwendet<br />

werden.<br />

Der Deutsche Bauernverband (DBV)<br />

vermisst am neuen EU-Logo eine<br />

deutliche Aussagekraft. Das EU-Logo<br />

erkläre sich nicht selbst und könne<br />

daher nur schwer die Rolle einnehmen,<br />

die das bekannte deutsche<br />

Biosiegel derzeit innehat, zumal für<br />

die Bekanntmachung des neuen Logos<br />

keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt<br />

werden sollen.<br />

www.bauernverband.de<br />

Die öffentliche Verwaltung als zentraler Akteur<br />

einer nachhaltigen Entwicklung<br />

Um die öffentliche Verwaltung in ihrer Rolle als Arbeitgeber und politischen<br />

Akteur zu unterstützen, hat das Centre for Sustainability Management (CSM) der<br />

Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag des Rats für <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung<br />

der Bundesregierung ein umfassendes Kompendium zum <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

in der öffentlichen Verwaltung erstellt. Das Kompendium unterscheidet<br />

zwischen organisationsbezogenen Handlungsfeldern, wie Beschaffung und<br />

Liegenschaften, und den Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Für die mehr<br />

als 50 verschiedenen Methoden des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements, die für die<br />

Handlungsfelder und Aufgaben der öffentlichen Verwaltung relevant sein können,<br />

werden die Stärken und Schwächen in der Anwendung herausgearbeitet.<br />

Beispiele für Methoden sind die Berichterstattung, das Monitoring und Public<br />

Private Partnerships.<br />

Informationen und das Kompendium zum kostenlosen Download finden Sie<br />

unter www.leuphana.de/csm.<br />

Ob mittelständische Unternehmer<br />

oder Kandidaten aus Wissenschaft<br />

und Forschung – rund 80 qualifizierte<br />

Bewerbungen liegen für den<br />

Deutschen Umweltpreis auf dem<br />

Tisch. Am 31. Oktober vergibt die<br />

Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) in einem Festakt mit Bundespräsident<br />

Horst Köhler ihre mit<br />

500.000 Euro dotierte Auszeichnung<br />

zum 18. Mal. Mit der Vergabe<br />

des Preises in Bremen zeichnet die<br />

DBU erneut Leistungen aus, die<br />

entscheidend und in vorbildlicher<br />

Weise zum Schutz und Erhalt der<br />

Umwelt beigetragen haben oder es<br />

in Zukunft werden.<br />

www.dbu.de<br />

Der Staat muss handeln:<br />

Förderung und freie<br />

Fahrt für E-Autos<br />

Der Bund muss die Entwicklung<br />

elektrisch betriebener Automobile<br />

stärker vorantreiben. Dies fordert<br />

die unabhängige Expertenkommission<br />

Forschung und Innovation (EFI)<br />

in ihrem neuen Gutachten, das sie<br />

an Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

überreichte. Deutschland habe auf<br />

dem Gebiet der Elektromobilität<br />

einen beträchtlichen Rückstand<br />

zu Ländern wie Japan, Korea und<br />

China.<br />

www.e-fi.de<br />

Wasserfilter-Systeme | Wasser-Ionisierer<br />

Wasser-Spender | Wasser-Vitalisierer<br />

Dieter Kerski DKH-Wassertechnik<br />

Am Weserufer 2 | 32549 Bad Oeynhausen<br />

Tel. 0 57 31 / 74 12 32<br />

Email: info@vitales-biowasser.de<br />

www.dkh-wassertechnik.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


Wer greift den Nordpol an?<br />

Wann fängt Demokratie an?<br />

Warum wächst die Wirtschaft genauso<br />

schnell wie die Armut?<br />

Wo ist der Cyberterrorismus?<br />

Wieso machen Überschwemmungen<br />

durstig?<br />

Antworten auf die Fragen der Welt<br />

Gebundene Luxusausgabe<br />

Großformatiges Paperback<br />

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Mit herausnehmbarer Karte „Die Welt 300 neue Karten und Grafiken<br />

von morgen“. CD-ROM für Windows,<br />

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Telefon (030) 25 90 21 38<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>Cleantech</strong><br />

Leitindustrie der Zukunft<br />

Foto © Masdar<br />

Foto © e-Wolf GmbH<br />

Foto: © Daldrup & Söhne AG<br />

Deutschland war Vorreiter in vielen<br />

Umwelttechnologien. Nur wenige davon<br />

schafften am Markt einen echten<br />

Durchbruch. Viele Pioniere mussten<br />

ernüchtert feststellen, dass Wirtschaft<br />

und Gesellschaft die Notwendigkeit<br />

zukunftsweisender Technologien<br />

schlichtweg ignorierten. Jetzt dreht<br />

sich das Blatt und erneut scheinen<br />

deutsche Firmen in die Röhre zu schauen,<br />

denn die wirklichen Impulse und<br />

vor allem die Gelder für Green Tech<br />

platzieren Amerika, China und nicht<br />

zuletzt die Arabischen Staaten. <strong>forum</strong><br />

präsentiert vielversprechende Projekte<br />

wie die Clean Tech World, CLEANTECH D ,<br />

Masdar City und den neuesten Stand<br />

der Elektromobilität.<br />

eCarTec <strong>2010</strong><br />

2. Internationale Leitmesse für Elektromobilität<br />

19. - 21. Oktober <strong>2010</strong><br />

Neue Messe München<br />

www.ecartec.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

13


| cleaNTecH |<br />

Grand Design 2050<br />

Innovation und Technologie<br />

für Fortschritt und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung<br />

Seminarreihe „Inspirationen“<br />

Was wir vom<br />

stabilsten Betrieb der<br />

Welt fürs Business<br />

lernen können …<br />

Erfolgsunternehmen<br />

Natur 15. - 17. April <strong>2010</strong><br />

Erfahren Sie in drei Tagen<br />

mit interna tionalen Referenten,<br />

welche Antworten<br />

die Natur für Ihre ganz<br />

individuellen Herausforderungen<br />

bereit hält.<br />

Denn die Natur ist und<br />

bleibt die beste Managerin<br />

der Welt:<br />

Seit Millionen Jahren produziert<br />

sie permanent<br />

Wachstum. Durch jede<br />

Ka tastrophe wurde sie<br />

weiter gestärkt. Mit ihrer<br />

evolutionären Kraft entwickelt<br />

sie ständig neue<br />

Problemlösungen. Gerade<br />

heute, da <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in aller Munde ist, lässt<br />

sich von der Natur mehr<br />

lernen als an den meisten<br />

Business-Schools!<br />

Jetzt anmelden:<br />

T +43 (0)6541 6497<br />

welcome@alpenkarawanserai.at<br />

Preis 990,- inkl. 2 Übernachtungen VP<br />

Fortschritt ist bisher ein ahnungsloses<br />

Geschehen. Wikipedia definiert Fortschritt<br />

schlichtweg als die Änderung<br />

eines Zustandes. Ist die Rede von Sinn<br />

und Zweck des Fortschritts, so blieb<br />

es immer eine nachträgliche Interpretation,<br />

die eine Zeit zum Goldenen<br />

Zeitalter macht. Der Fortschritt selbst<br />

war nicht golden, nicht farbig, nicht<br />

freundlich. Er war schlicht: neu, dampfend,<br />

schnell, rabiat, unüberwindlich.<br />

Manchmal, aber nicht notwendigerweise,<br />

war er besser als das Alte.<br />

Die Industrialisierung und die Französische<br />

Revolution prägten die Idee<br />

eines stetigen und zudem noch linear<br />

verlaufenden Fortschritts. Stimmt<br />

das einmal nicht, so handelt es sich<br />

allenfalls um eine Unterbrechung oder<br />

einen Rückschlag. Das prägte grundlegende<br />

Begriffe unserer politischen<br />

Ordnung. Bis heute. Aber jetzt können<br />

wir uns keine Ahnungslosigkeit<br />

mehr leisten. Sie steht im Widerspruch<br />

zur <strong>Nachhaltig</strong>keit. Ein wirklich gelingender<br />

Fortschritt muss eine Ahnung<br />

von Zukunft haben. Er muss sich der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit verpflichten, oder er<br />

gelingt eben nicht. Er muss die ökologische<br />

Verträglichkeit, die soziale<br />

Gerechtigkeit und die ökonomische<br />

Innovationskraft beachten, und zwar<br />

in ihren Zusammenhängen.<br />

Der Grund dafür ist einfach.<br />

Ungebremster Klimawandel und die<br />

Vernutzung der Umwelt sind unsozial.<br />

Das Jahr 2050 ist keine ferne Zukunft.<br />

Es ist übermorgen, denkt man an<br />

die Lebenszyklen von Immobilien,<br />

Energieanlagen und Infrastruktur-<br />

Einrichtungen. 2050 werden die<br />

Menschen hierzulande 90 Prozent<br />

weniger Klimagase freisetzen, als wir<br />

das heute tun. Sie werden trotzdem<br />

mobil sein wollen, gut essen wollen,<br />

und in einer Welt leben wollen, die<br />

Chancen gleich verteilt und keine<br />

Wohlstandsmauern errichtet. Deshalb<br />

muss Fortschritt richtungssicher sein<br />

und sich an <strong>Nachhaltig</strong>keitszielen<br />

orientieren. Alles andere ist zu teuer,<br />

führt in Sackgassen und ist in noch<br />

weit höherem Maße ungerecht, als<br />

es die ungleiche Verteilung von Reichtum<br />

heute schon ist.<br />

Der politische Durchbruch dieser<br />

Erkenntnis steht noch aus, aber<br />

sie geht schon um die Welt. Der<br />

globale Wettbewerb um die besten<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitslösungen nimmt zu.<br />

Das sagte Björn Stigson, der Präsident<br />

des World Business Council<br />

for Sustainable Development, als<br />

er der Bundeskanzlerin seinen Peer<br />

Review „Sustainability made in Germany“,<br />

ein Gutachten zur deutschen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitspolitik, übergab. Er<br />

empfiehlt dringend ein Grand Design<br />

2050, um eine Vorstellung davon zu<br />

gewinnen, wohin die Reise gehen<br />

soll. Es sollte Politik, Unternehmen<br />

und Gesellschaft mehr Mut machen,<br />

selbst aktiv zu werden. Technische<br />

Weltneuheiten bei den erneuerbaren<br />

Energien und im Umweltschutz, neue<br />

Märkte mit Milliardenvolumina, Strategien<br />

des Investierens in Zukunftsmärke,<br />

neue Jobs und neue Chancen,<br />

Effizienzstrategien mit neuen Verfahren<br />

für Produktion und Dienstleistungen<br />

machen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

zum Feld wirtschaftlich-technischer<br />

Innovation und für viele Menschen<br />

zum Beruf. Damit die Sache aber<br />

nicht in modischen Trends und Beliebigkeiten<br />

zerläuft, brauchen wir<br />

ambitionierte Initiativen und neue<br />

Foren zur Diskussion dessen, was wir<br />

als Notwendigkeit und als Chancen<br />

erkennen.<br />

Weitere Seminare „Inspirationen“<br />

<strong>2010</strong> finden Sie im Internet:<br />

14 www.alpen-karawanserai.at<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

<strong>Cleantech</strong> braucht<br />

eine Bühne!<br />

Von Alistair Langer<br />

<strong>forum</strong> im Interview mit den Clean Tech Media Award Gründern Sven Krüger<br />

und Marco Voigt<br />

Herr Voigt, Herr Krüger, Sie haben<br />

vor drei Jahren den Clean Tech<br />

Media Award ins Leben gerufen.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Sven Krüger: Wir beide sind seit über<br />

zehn Jahren im Technologiebereich<br />

tätig und haben irgendwann festgestellt,<br />

dass viele herausragende<br />

<strong>Cleantech</strong>-Produkte und -Ideen existieren,<br />

die es aber kaum in die breitere<br />

Öffentlichkeit schaffen. Wie soll ein<br />

Bewusstseins- und Verhaltenswandel<br />

einsetzen, wenn die Menschen nicht<br />

die Alternativen kennenlernen, die<br />

Umwelttechnologien ihnen bieten?<br />

Marco Voigt: Genau da setzen wir an.<br />

Wir präsentieren Umwelttechnologien<br />

so, dass möglichst viele Menschen<br />

anfangen, sich dafür zu interessieren.<br />

Wir wollen eine Vorstellung davon<br />

vermitteln, welche Perspektiven nachhaltige<br />

technologische Entwicklungen<br />

für unsere ökonomische und auch gesellschaftliche<br />

Zukunft schaffen. Mit<br />

dem Clean Tech Media Award ist uns<br />

das innerhalb kurzer Zeit gelungen.<br />

Das Schlagwort „Clean Tech“ ist<br />

inzwischen in aller Munde und<br />

wird als die nächste Boombranche<br />

gefeiert. Wie sehen Sie diese<br />

Entwicklung?<br />

Sven Krüger: Immer mehr Unternehmen<br />

verstehen, welche Geschäftsmöglichkeiten<br />

in umweltschonenden<br />

Technologien stecken. Immer mehr<br />

Kunden achten beim Konsum darauf,<br />

welche Produkte oder Firmen<br />

verantwortungsvoll mit Ressourcen<br />

umgehen. Aber wir befinden uns am<br />

Anfang dieser Entwicklung. Trotzdem<br />

schaffen es immer noch zu wenige<br />

Unternehmen, mit ihren Produkten<br />

ins Bewusstsein der Verbraucher<br />

vorzudringen.<br />

Marco Voigt: Außerdem beobachten<br />

wir, dass die einzelnen Technologiebereiche<br />

untereinander zu wenig<br />

kooperieren. Erst die Kombination<br />

vieler guter Technologien und das<br />

zielgerichtete Zusammenwirken von<br />

Politik, Unternehmen und Gesellschaft<br />

werden den wirtschaftlichen<br />

Durchbruch für die <strong>Cleantech</strong>-Branchen<br />

herbeiführen und unser gesamtes<br />

Wirtschaftssystem nachhaltiger<br />

gestalten.<br />

Im September <strong>2010</strong> planen Sie<br />

eine neue Veranstaltung: Die<br />

Es war Einmal<br />

Ein solarmodul<br />

ohnE<br />

BEschichtung …<br />

Beinahe märchenhaft, wie die Be-<br />

schichtung AZUR 2P unbeschichtete<br />

Solar-Module alt aussehen lässt. Die<br />

ultraharte Beschichtung widersteht<br />

Sandstürmen, bremst die Degradation<br />

und erhöht die Effektivität. Ganz<br />

nebenbei kann sie sich zukünftig sogar<br />

farblich an die Umgebung anpassen.<br />

Fast unglaublich, aber wahr. Mehr<br />

darüber unter www.azur-solar.com<br />

Berlin wird Schaufenster für die besten Umwelttechnologien der Welt. Vom 15. bis<br />

19.9.<strong>2010</strong> findet am Flughafen Tempelhof die CLEAN TECH WORLD als erste internationale<br />

Ausstellung und Konferenz statt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

15


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Anzeige-BWK_53x240:<strong>2010</strong> 23.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong><br />

www.biowerkstoff-kongress.de<br />

3. Biowerkstoff-Kongress <strong>2010</strong><br />

International Congress<br />

on Bio-based Plastics<br />

and Composites<br />

April 20 th – 21 st <strong>2010</strong>, HANNOVER MESSE,<br />

Germany, Convention Center, Saal 2<br />

The nova-Institut invites you to the Biowerkstoff-Kongress<br />

within the scope<br />

of HANNOVER MESSE (www.hannovermesse.de)<br />

– The world’s leading showcase<br />

for industrial technology!<br />

All presentations are translated simultaneously<br />

into the English or German.<br />

Bio-based products are based completely<br />

or in relevant quantities on agrarian commodities<br />

or wood. Typically bio-based products<br />

are made of Wood Plastic Composites<br />

(WPC), Naturalfibre Reinforced Plastics and<br />

Bio-based Plastics. Besides, the congress<br />

has the following main topics:<br />

■ Industries and applications<br />

■ Marktsituaton and trends<br />

■ Processing procedures and material<br />

qualities<br />

■ Research and development<br />

Practically oriented for developers, producers,<br />

trades and users.<br />

Further information regarding the innovation<br />

award on bio-based products <strong>2010</strong>, programme<br />

and re gistration at:<br />

www.biowerkstoff-kongress.de<br />

Contact<br />

Lena Scholz<br />

Programme, Innovation prize, Press,<br />

Requests concerning HANNOVER MESSE<br />

Phone: +49 (0) 2233 4814– 48<br />

lena.scholz@nova-institut.de<br />

Dominik Vogt<br />

Sponsor, Partner, Media partner<br />

Phone: +49 (0) 2233 4814– 49<br />

Fax: +49 (0) 2233 4814 – 50<br />

dominik.vogt@nova-institut.de<br />

Sponsor<br />

Innovation prize<br />

Premium partner<br />

Sponsor<br />

Organiser<br />

CLEAN TECH WORLD. Messen und<br />

Kongresse zu diesen Themen gibt<br />

es doch inzwischen reichlich …<br />

Marco Voigt: Mit der CLEAN TECH<br />

WORLD gehen wir einen neuen Weg.<br />

<strong>Cleantech</strong> braucht eine branchenübergreifende,<br />

öffentliche Bühne. Im<br />

September werden wir das Beste aus<br />

allen <strong>Cleantech</strong>-Bereichen im Flughafen<br />

Tempelhof zusammenbringen, um<br />

es für die Öffentlichkeit im wahrsten<br />

Sinn des Wortes begreifbar und erfahrbar<br />

zu machen. Wie wichtig das<br />

eigene Erleben von neuen Technologien<br />

ist, um ihre Möglichkeiten im<br />

Alltag zu begreifen, haben wir selbst<br />

im vergangenen Jahr beim E-Day<br />

eindrücklich erfahren. Dort waren<br />

51 Elektrofahrzeuge zeitgleich im<br />

Einsatz. Irgendwann merkten wir,<br />

dass es trotzdem absolut still war.<br />

Die Erfahrung, dass Autos nicht<br />

zwangsläufig Lärm machen, war sehr<br />

beeindruckend. Deshalb wird die<br />

CLEAN TECH WORLD auch eher einen<br />

Ausstellungscharakter haben und<br />

viel Wert auf die Interaktion mit den<br />

Besuchern legen. Um beispielsweise<br />

die Facetten der mobilen Zukunft<br />

erlebbar zu machen, bieten wir den<br />

weltweit größten Parcours für alternativ<br />

angetriebene Fahrzeuge vom<br />

Pedelec bis zum Sportwagen.<br />

Eine <strong>Cleantech</strong>-Erlebniswelt also?<br />

Marco Voigt: So könnte man es sagen.<br />

Aber es ist mehr als das. Wir wollen<br />

die CLEAN TECH WORLD zu dem<br />

Im Profil<br />

branchenübergreifenden Treffpunkt<br />

in Europa machen. Deshalb wird es<br />

zeitgleich mehrere Fachkonferenzen<br />

geben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt<br />

wird beim Thema Mobilität liegen.<br />

Auch wird es spezielle Formate zum<br />

Thema Unternehmensfinanzierung<br />

geben, bei denen Kapitalsuchende<br />

und Finanziers ins Geschäft kommen<br />

können.<br />

Sven Krüger: Umwelttechnologie ist<br />

ein internationales Thema. Die CLEAN<br />

TECH WORLD soll mittelfristig zum<br />

internationalen, branchenübergreifenden<br />

Treffpunkt werden. Deshalb<br />

freuen wir uns besonders, dass wir<br />

gleich im ersten Jahr die USA als offizielles<br />

Partnerland gewinnen konnten.<br />

Eine spannende Vision! Wo stehen<br />

Sie aktuell?<br />

Marco Voigt: Wir möchten hier langfristig<br />

etwas etablieren. Deshalb war<br />

es uns wichtig, mit dem Betreiber des<br />

Flughafen Tempelhof eine Vereinbarung<br />

für die nächsten zehn Jahre zu<br />

treffen. Die Resonanz und Unterstützung<br />

aus der Politik ist hervorragend,<br />

denn mit <strong>Cleantech</strong> entsteht eine<br />

wirtschaftliche Perspektive, sowohl in<br />

Berlin als auch in ganz Deutschland.<br />

Auch das Interesse von Wirtschaftsunternehmen<br />

ist groß. Die Konzeption<br />

der Ausstellung geht nun in die heiße<br />

Phase.<br />

www.cleantech-award.de<br />

www.cleantechworld.org<br />

die beiden Maschinenbauingenieure<br />

Marco voigt und<br />

sven Krüger lernten sich im<br />

rahmen ihrer Arbeit für einen<br />

nationalen Projektträger für das<br />

Forschungs-, Wirtschafts- und<br />

Umweltministerium kennen,<br />

wo sie als energie- und Automobiltechnologieexperten<br />

tätig<br />

Pictures: MAS, Gala, nova-Institut.<br />

nova-Institut GmbH | www.nova-institut.de/nr<br />

waren. 2005 gründeten sie gemeinsam die unternehmensberatung<br />

vKPartner, die auf die themen umwelttechnik,<br />

erneuerbare energien und nachhaltige Mobilität<br />

spezialisiert ist.<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

Abfall ist<br />

Na€hrstoff!<br />

Zukunft und Wirtschaftskraft<br />

für Deutschland<br />

Von Tina Teucher<br />

Clean technology umfasst ein weites<br />

Feld von innovativen Produkten, Prozessen<br />

und Dienstleistungen für den<br />

effizienten Umgang mit den natürlichen<br />

Ressourcen und die Minimierung von<br />

schädlichen Umwelteinflüssen. Sie ist<br />

neben einem Bewusstseinswandel die<br />

Grundvoraussetzung zur Bewältigung<br />

der Herausforderungen, mit denen sich<br />

die Menschheit heute konfrontiert sieht.<br />

Sie reduziert Kosten, erhöht die Effizienz<br />

und bietet überlegene Leistung.<br />

Herausforderungen für den ehemaligen<br />

Exportweltmeister<br />

Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung<br />

und die Knappheit natürlicher<br />

Ressourcen sind unumstößliche Tatsachen,<br />

für die Lösungen geschaffen<br />

werden müssen und in denen<br />

ungeheure wirtschaftliche Potenziale<br />

stecken. „Wer sich heute diesen Herausforderungen<br />

stellt, wird morgen<br />

Exportweltmeister sein. Wir möchten<br />

dazu beitragen, dass Deutschland als<br />

Vorreiter fungiert und davon auch<br />

wirtschaftlich profitiert“, erläutert<br />

Curt Winnen, der seit drei Jahren<br />

cleantech_net betreibt. „Darum initiieren<br />

wir gemeinsam mit starken Partnern<br />

die Initiative CLEANTECH D .“<br />

Deutschland hatte einen großen<br />

Vorsprung im Bereich der Umwelttechnologien.<br />

Leider wurde zu lange<br />

gezaudert und dieser Vorsprung<br />

leichtfertig verspielt. Mit einer nationalen<br />

CLEANTECH D -Agenda sollten<br />

deshalb Innovationen, Produkte,<br />

Dienstleistungen und neue Geschäftsmodelle<br />

gefördert und international<br />

vernetzt werden. „Wir möchten<br />

nicht nur die Unternehmen erreichen,<br />

sondern alle Gesellschaftsgruppen<br />

für die Gestaltung der Zukunft begeistern:<br />

Firmen, Medien, Politik und<br />

vor allem Forschung und Lehre. Nur<br />

wenn wir bereits in den Schulen ein<br />

Klima von Neugierde, Kreativität und<br />

Innovationsbereitschaft erzeugen,<br />

können wir später davon ausgehen,<br />

dass Menschen mit hoher Flexibilität<br />

auf Herausforderungen reagieren<br />

können. Mit CLEANTECH D vernetzen<br />

wir alle genannten Gruppen zu einer<br />

einzigartigen Phalanx für eine nachhaltige<br />

Gestaltung der Zukunft“, freut<br />

sich Fritz Lietsch als Mitinitiator.<br />

Aufbruch in die Zukunft<br />

Digitale und analoge Plattformen<br />

für <strong>Cleantech</strong>-Wissen, -Talente, Akteure<br />

und -Ideen sollen Industrie,<br />

Forschung, Politik und Kapital aktiv<br />

vernetzen. Eine CLEANTECH D Bundes-<br />

Geschäftsstelle dient zur Planung,<br />

Koordinierung und Management<br />

aller nationalen und internationalen<br />

Aktivitäten. Regionale CLEANTECH D<br />

Knotenpunkte in den wichtigsten<br />

deutschen Städten fördern Kooperationen<br />

und Aktivitäten vor Ort.<br />

„Wir nutzen das Internet ganz selbstverständlich“,<br />

so Tom Schulz, als Gründer<br />

der Cybernet AG einer der Wegbereiter<br />

des Internet-Booms in Deutschland<br />

und Partner bei CLEANTECH D , „aber<br />

wir wollen, dass die Akteure sich auch<br />

persönlich kennen lernen und vor<br />

Ort konkret aktiv werden. Nationale<br />

CLEANTECH D -Börsen und regionale,<br />

monatliche CLEANTECH D -Jours Fixes<br />

in Berlin, Hamburg, München und<br />

anderen deutschen Städten, sowie<br />

die Durchführung von CLEANTECH D -<br />

Workshops und Think-Tank-Camps sind<br />

hier die Grundlage“.<br />

CLEANTECH D setzt auf Partnerschaft<br />

und Synergien und will alle bereits<br />

vorhandenen Initiativen, Projekte und<br />

Akteure stärken und unterstützen. Da-<br />

Wie bitte?<br />

www.nutec.de<br />

Gateway to Industrial Change<br />

Internationaler Fachkongress<br />

und Fachmesse<br />

10.–12. Nov. <strong>2010</strong><br />

Frankfurt am Main, Germany<br />

Messegelände, Halle 1.2<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

17


Klar, Sie könnten<br />

ohne Recycling leben<br />

Allerdings gewinnen alleine wir<br />

. t<br />

Kupfer, Gold und andere<br />

Edelmetalle zurück:<br />

Ohne Recycling landet<br />

das alles auf dem Müll.<br />

www.aurubis.com<br />

Our Copper for your Life<br />

18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

mit könnte es gelingen, international<br />

führende Veranstaltungen im Bereich<br />

<strong>Cleantech</strong>-Konferenzen, -Awards<br />

und -Ausstellungen dauerhaft in<br />

Deutschland zu etablieren. „Als wir<br />

vor 25 Jahren in Deutschland die Bio-<br />

Bewegung starteten, hätte auch kein<br />

Mensch gedacht, dass wir damit zu<br />

einem globalen Treiber werden können“,<br />

freut sich ECO-World Gründer<br />

Fritz Lietsch. Heute ist Deutschland<br />

der Vorreiter mit mehr als 20.000<br />

innovativen Firmen. „Mit der BioFach<br />

als Weltleitmesse in Nürnberg und<br />

Ablegern in Südamerika, Nordamerika<br />

und Asien zeigt sich diese Vorreiterrolle<br />

auf internationalem Parkett in<br />

beeindruckender Weise.“<br />

Taten statt Worte<br />

Konkrete Aktionen sind Voraussetzungen<br />

für den Erfolg der Initiative:<br />

Einrichtung einer Datenbank von<br />

CLEANTECH D Akteuren sowie Rednern<br />

und Referenten, Aufbau eines CLEAN-<br />

TECH D Portals und Etablierung einer<br />

Web 2.0 Community. Veröffentlichung<br />

eines CLEANTECH D Magazins und Jahrbuches.<br />

Organisation gemeinsamer<br />

Messe- und Konferenzauftritte und die<br />

Vermittlung deutscher <strong>Cleantech</strong>-Persönlichkeiten<br />

an die Rednerpulte und<br />

Panels internationaler Konferenzen in<br />

Europa, Asien und Amerika.<br />

„Um breite Gesellschaftskreise zu<br />

erreichen, muss eine CLEANTECH D -<br />

PR- und Werbekampagne erfolgen.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt legen<br />

Im Profil<br />

Curt J. Winnen, Geschäftsführer Munich<br />

network, Mit-initiator von cleantech_net<br />

und cleantech eve.<br />

www.munichnetwork.com<br />

wir auf die Anbahnung von Kooperationen<br />

mit Medien“, so Lietsch, der als<br />

Marketingexperte und Gründer von<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> den<br />

Kontakt mit seinen Kollegen in den<br />

Medien herstellen will. „Eine Roadshow<br />

an Schulen und Universitäten<br />

rundet unser Aktionsportfolio ab.“<br />

„In unseren Vorgesprächen haben hohe<br />

Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft<br />

sowie Akteure in der <strong>Cleantech</strong><br />

Szene hohes Interesse signalisiert, sich<br />

an CLEANTECH D zu beteiligen und<br />

damit ein gemeinsames Zeichen von<br />

Innovationsführerschaft zu setzen“,<br />

freut sich Curt Winnen. „Alle wichtigen<br />

Ministerien sollten sich an dieser Initiative<br />

beteiligen. Von den Kultusministerien<br />

der Länder bis hin zum Wirtschafts,<br />

Forschungs-, Finanz- und Umweltministerium.<br />

Die Beteiligten profitieren von<br />

der engen, fachübergreifenden Vernetzung<br />

und dem Kontakt mit Wirtschaft<br />

und Medien“.<br />

„Aber besonders wichtig ist es,<br />

dass wir gemeinsam ein neues Finanzierungsklima<br />

für <strong>Cleantech</strong> in<br />

Deutschland schaffen“ fordert Tom<br />

Schulz. „Ich habe zehn Jahre in Silicon<br />

Valley gearbeitet und als Investor<br />

erleben können, wie schnell in Amerika<br />

Venture Capital für Innovationen<br />

aufgestellt wird. Dieses Klima und das<br />

Know-how will ich unter anderem mit<br />

CLEANTECH D nun in Deutschland verbreiten.<br />

We need urgency and passion<br />

to bring Germany on Top“.<br />

www.cleantechD.net<br />

Im Profil<br />

thomas schulz, Gründer der Cybernet AG<br />

und des cleantech circle San Francis co,<br />

inkubiert in deutschland startup-unternehmen<br />

im Bereich energieeffi zienz und<br />

Smart Grid. www.cleantechcircle.com<br />

www.tomschulz.name<br />

INTERNATIONALER KONGRESS UND<br />

FACHMESSE FÜR NACHHALTIGES BAUEN<br />

Consense <strong>2010</strong> -<br />

Kombination aus Fachmesse und Kongress<br />

Die Fachmesse<br />

zeigt <strong>Nachhaltig</strong>keit als<br />

Innova tionstreiber und<br />

Zukunftsmarkt<br />

Besucher profitieren von<br />

innovativen Produkten und<br />

treffen auf aktuellste technische<br />

Entwicklungen<br />

Der Themenpark Sonnenschutz<br />

bietet zusätzlichen<br />

Mehrwert und kompetente<br />

Orientierung auf der<br />

Consense<br />

Der Kongress<br />

International renommierte<br />

Referenten stellen erfolgreiche<br />

und praktische<br />

Konzepte vor<br />

Europaweit einzigartiger<br />

Branchen treff zur <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Teilnehmer erhalten<br />

Lösungen und Antworten<br />

für die Immobilien- und<br />

Bauwirtschaft<br />

Fachmesse und Kongress können<br />

unabhängig voneinander besucht werden.<br />

MULTIPLIKATOREN<br />

UND PARTNER<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Deutsche Gesellschaft für <strong>Nachhaltig</strong>es Bauen e.V.<br />

German Sustainable Building Council<br />

19<br />

www.messe-stuttgart.de/consense


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Wüste(n)<br />

Masdar City, die Öko-Modellstadt in Abu Dhabi, möchte nicht nur im nachhaltigen Städtebau Maßstäbe setzen, sondern<br />

auch weltweit im Business mit <strong>Cleantech</strong>. Wir haben unsere Redakteure Christoph Santner und Maximilian Heinz für<br />

Sie in die Wüste geschickt.<br />

Foto © Masdar<br />

20 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

Visionen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

21


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Staubig ist es und glühend heiß. Aber<br />

daran scheint sich die Armada von<br />

Bauarbeitern, Handwerkern, Technikern<br />

und Bauingenieuren gewöhnt zu<br />

haben. Pro Schicht schuften hier mehr<br />

als 3.000 Arbeitskräfte. Drei Schichten<br />

täglich, also rund um die Uhr, wird<br />

hier an diesem Wüstentraum gearbeitet.<br />

Sieben Tage die Woche. Denn<br />

es geht um ein ehrgeiziges Projekt:<br />

Masdar City soll die erste Öko-Stadt<br />

der Welt werden. Das Modellprojekt<br />

gibt sich selbstbewusst: „Eines Tages<br />

werden alle Städte so gebaut werden“,<br />

behauptet der Slogan dieser<br />

Unternehmung.<br />

An die 50.000 Menschen sollen<br />

hier schließlich permanent auf sechs<br />

Quadratkilometern wohnen, arbeiten,<br />

forschen und gute Geschäfte mit<br />

<strong>Cleantech</strong> und vor allem mit erneuerbaren<br />

Energien machen. Die ersten<br />

Bewohner wollen bereits in diesem<br />

Sommer einziehen.<br />

Vom Schwarzen Gold<br />

zum unendlichen Sonnengold<br />

Was bewegt den Erdöl-Exporteur<br />

Abu Dhabi, nun ein Exempel in erneuerbaren<br />

Energien zu statuieren?<br />

Man weiß, dass das Schwarze Gold<br />

endlich ist. Alles nur eine Frage der<br />

Zeit. Trotzdem will man auch dann,<br />

wenn die Öl- und Erdgasquellen<br />

versiegen, den Spitzenplatz im Energiesektor<br />

behalten. Deshalb arbeitet<br />

man fieberhaft daran, das heiße Gold,<br />

die Sonnenkraft, in nutzbare Energie<br />

zu verwandeln – und in Geld. Erste<br />

Photovoltaikanlagen sind bereits errichtet<br />

und speisen Strom in das Netz<br />

von Abu Dhabi ein. Masdar stellt sich<br />

damit den beiden vermutlich größten<br />

Herausforderungen des 21. Jahrhunderts:<br />

Dem Klimawandel und der<br />

rasant wachsenden Nachfrage nach<br />

Rohstoffen und Energie. „Wir von<br />

Masdar sind davon überzeugt, dass<br />

wir ganz praktisch Führerschaft in<br />

diesen Themen übernehmen werden,<br />

indem wir zeigen, was heute alles<br />

getan werden kann und wie man es<br />

ganz konkret macht“, sagt Dr. Sultan<br />

Ahmed Al Jaber, der selbstbewusste<br />

CEO der Masdar Initiative, und er fährt<br />

fort: „Das ist ein ambitioniertes Ziel,<br />

aber wir sind davon überzeugt, dass<br />

wir es auch erreichen können“.<br />

Die Stadt soll ihren Energiebedarf<br />

kompromisslos ausschließlich aus<br />

erneuerbaren Quellen decken. Sie<br />

soll CO 2<br />

-neutral sein und so gut wie<br />

keinen Abfall produzieren – alles wird<br />

recycliert. Damit hat man schon jetzt<br />

in der Bauphase begonnen: Nicht<br />

mehr benötigte Holzverschalungen<br />

zum Beispiel werden geschreddert<br />

und dienen zum Humusaufbau in<br />

den Gartenanlagen. Diese wiederum<br />

werden bewässert aus Entsalzungsanlagen,<br />

die rein solarbetrieben errichtet<br />

werden. Und insgesamt, so die ehrgeizige<br />

Vorgabe, soll es nur noch einen<br />

Energieaufwand von 25 Prozent pro<br />

Kopf, verglichen mit dem heutigen<br />

Verbrauch in Abu Dhabi, geben. Das<br />

offizielle Ziel, die grünste Stadt der<br />

Welt zu werden, klingt so überzeugend,<br />

dass WWF und BioRegional<br />

bereits heute Masdar City in ihr „One<br />

Planet Living Community“-Programm<br />

aufgenommen haben.<br />

Auch die Schweizer<br />

gehen in die Wüste<br />

Foto: © Masdar<br />

Herzstück von Masdar City wird das Masdar Institute of Science and Technology. Schon<br />

jetzt wurden erste <strong>Cleantech</strong>-Patente entwickelt.<br />

Unter großer internationaler Beachtung<br />

wurde das Projekt „Masdar“<br />

2006 aus der Taufe gehoben. Es geht<br />

dabei nicht nur darum, diese Modell-<br />

Stadt aufzubauen, die 22 Milliarden<br />

Dollar kosten soll. Das ganze Emirat<br />

am persischen Golf hat sich dem<br />

langfristigen Ziel verschrieben, innovative<br />

<strong>Cleantech</strong>-Firmen anzuziehen<br />

und neue zu gründen. Rund 1.500<br />

Unternehmen aus der ganzen Welt<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

23


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

wollen sich mittlerweile in Masdar<br />

City ansiedeln, davon rund 100 aus<br />

der Schweiz. So wird es ein eigenes<br />

„Swiss Village“ geben. Ein weiterer<br />

Coup war die Gründung des Masdar<br />

Institute of Science and Technology,<br />

das eng mit dem renommierten MIT<br />

(Massachusetts Institute of Technology)<br />

kooperiert. 2009 hat der erste<br />

Studiengang für Post-Graduierte mit<br />

85 Studenten aus der ganzen Welt<br />

begonnen. Die ersten Patente wurden<br />

bereits entwickelt. Die Institute<br />

und Studentenwohnheime werden<br />

bereits im Sommer <strong>2010</strong> bezogen.<br />

Während rundum noch gebaut wird,<br />

forschen die jungen Wissenschaftler<br />

nicht nur im Labor. Die ganze,<br />

täglich wachsende Stadt ist dann<br />

ein einziges, großes Laboratorium,<br />

in dem angewandte Wissenschaft<br />

studiert, verwirklicht und weiterentwickelt<br />

wird. „Wir haben hier eine<br />

Weltklasse-Fakultät aufgebaut und<br />

zielen darauf ab, die klügsten Köpfe<br />

der Welt anzuziehen“, gibt sich Prof.<br />

Dr. John Perkins, der Rektor des<br />

Masdar Institutes, selbstbewusst.<br />

Prof. Perkins beweist, dass Wissenschaft<br />

und Wirtschaft in Masdar<br />

Hand in Hand gehen: Eines der<br />

größten Projekte, an denen gearbeitet<br />

wird, bezieht sich auf die<br />

Entwicklung von Bio-Treibstoffen.<br />

Die ehrgeizige Initiative besteht<br />

aus dem Masdar Institute, Boeing,<br />

Honeywell und Etihad. Diese offizielle<br />

Fluglinie Abu Dhabis will ihren<br />

Teil dazu beitragen, das ehrgeizige<br />

Ziel des Emirates zu erreichen: Bis<br />

2<strong>02</strong>0 mindestens sieben Prozent der<br />

Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

zu generieren. Im konkreten Fall<br />

werden Integrated Seawater Agriculture<br />

Systems (ISAS) aufgebaut.<br />

Neben den bereits bestehenden<br />

Mangrovenwäldern an der Küste<br />

soll vor allem Salicornia angepflanzt<br />

werden. Dieses Salzwassergewächs<br />

gilt als geeignet, um daraus Biokraftstoff<br />

zu gewinnen. Ein Pionier<br />

dieser Technologie, Dr. Carl Hodges<br />

von Global Seawater Inc., berät<br />

das Projekt. Damit es schließlich<br />

gelingt, die Boeing-Maschinen von<br />

Etihad künftig mit Bio-Kerosin zu<br />

fliegen.<br />

Big Business mit<br />

erneuerbarer Energie<br />

Natürlich steht ein cleveres Business-<br />

Modell hinter diesem Engagement.<br />

Die Masdar Initiative hält staatliche<br />

Förderprogramme und Risiko-Kapital<br />

bereit, um Projekte und Firmen in<br />

Masdar City aufzubauen. In einem<br />

eigenen <strong>Cleantech</strong>-Fund engagieren<br />

sich jedoch u.a. auch Credit Suisse,<br />

Siemens Venture Capital und die<br />

Consensus Business Group. So ist es<br />

wohl nur eine Frage der Zeit, bis die<br />

Kommerzialisierung neuer Erfindungen,<br />

an denen die Masdar Initiative<br />

dann beteiligt ist, Geld in die Kassen<br />

des Emirates spült. Der Sinn für’s Geschäft<br />

und der Handel mit begehrten<br />

Gütern haben eine lange Tradition<br />

in den Vereinigten Arabischen Emiraten.<br />

So ist die Masdar Initiative<br />

ein Schlüssel zur Vision der Emirate,<br />

eine Quelle für Energie, Wissen und<br />

Innovation zu werden. „Wir wollen<br />

ganz einfach ein globales Center für<br />

<strong>Cleantech</strong> und erneuerbare Energien<br />

werden“, sagt Ahmed Ali Al Sayyegh,<br />

der Vorsitzende der Masdar Initiative.<br />

Ein globales Center für Business ist<br />

man heute schon.<br />

Masdar bedeutet „Quelle“ auf arabisch.<br />

Und diese permanent sprudelnde<br />

Quelle für gewinnbringende<br />

Greentech-Lösungen wird systematisch<br />

und mit Weitblick aufgebaut.<br />

Eine Reihe von Maßnahmen unterstreicht<br />

den Ernst, mit dem Abu Dhabi<br />

den Fokus auf <strong>Cleantech</strong> setzt: Im<br />

Januar <strong>2010</strong> fand zum dritten Mal<br />

der World Future Energy Summit statt.<br />

Rund 200 renommierte Referenten<br />

aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

sowie Staatspräsidenten und Minister<br />

aus der ganzen Welt skizzierten die<br />

Zukunft der erneuerbaren Energien.<br />

Aus Deutschland u.a. Dr. Hans-Jörg<br />

Bullinger, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

der an gemeinsamen<br />

Projekten mit Masdar City arbeitet, sowie<br />

CEOs und Vorstände von Siemens,<br />

Eon, Deutsche Bank, BASF, Bayer oder<br />

Schott Solar. Sie alle und weitere 600<br />

Firmen, die beim Goldrush auf die<br />

erneuerbaren Energien dabei sein<br />

möchten, präsentierten ihre Firmen<br />

auf Messeständen in zehn Hallen des<br />

neuen Ausstellungszentrums Abu<br />

Dhabis. Gemessen an der Anzahl der<br />

Aussteller kommt Deutschland nach<br />

den arabischen Firmen noch auf Platz<br />

zwei, bereits dicht gefolgt von China.<br />

Doch das Wettrennen um die Zukunft<br />

hat eben erst begonnen.<br />

So sagt auch Roland Berger, der Grand<br />

Seigneur der deutschen Strategieberater<br />

mit eigenem Office in Abu<br />

Dhabi: „In diesem Bereich waren wir<br />

in Deutschland mal ganz vorne, aber<br />

die Welt holt rasant auf. Die Konkurrenz<br />

wächst. Wir sollten vor allem die<br />

Amerikaner nicht unterschätzen, die<br />

ganz massiv dabei sind, ihre Green<br />

Technologies zu entwickeln, Obama<br />

fördert sie ja auch. Da bleibt uns keine<br />

Zeit zum Ausruhen. Wir wissen, dass<br />

gerade auch die Chinesen sehr stark<br />

sind in der Solartechnologie, auch da<br />

laufen sie uns von der Kosten- und Effizienzseite<br />

den Rang ab.“ Und Berger,<br />

der sowohl die deutsche, als auch die<br />

globale Wirtschaft wie kaum jemand<br />

anderer kennt, fährt fort: „Wir sind in<br />

einem gnadenlosen weltweiten Wettbewerb.<br />

Aber was diese Region hier so<br />

spannend macht: Es gibt viel Geld, und<br />

damit erwirbt man weltweites Knowhow.<br />

Hier streitet sich die ganze Welt<br />

um die arabischen Investitionsmittel.<br />

Deutschland darf hier seine Chancen<br />

nicht verschlafen!“<br />

Sprudeln nach Petrodollars<br />

die Solardollars?<br />

Natürlich nimmt es sich bizarr aus,<br />

dass der Parkplatz vor den Messehallen<br />

mit Sprit-Monstern zugepflastert<br />

ist. So findet auch der Präsident der<br />

Malediven in seiner Rede klare Worte:<br />

„The world provides enough for everybodys<br />

need, but not for everybodys<br />

greed“. Abu Dhabi gehört heute mit<br />

kaum gebremstem Wachstum und<br />

mit den aus dem Boden schießenden<br />

Wolkenkratzern zu den CO 2<br />

-<br />

intensivsten Ländern der Welt. Die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate sind<br />

mit 38,5 Tonnen CO 2<br />

pro Person das<br />

Land mit den weltweit zweithöchsten<br />

Pro-Kopf-Emissionen.<br />

Deshalb waren kritische Beobachter<br />

aus dem <strong>Cleantech</strong>-Lager auch nicht<br />

24 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

erfreut, dass Abu Dhabi neben den<br />

enormen Anstrengungen in Sachen<br />

erneuerbare Energien für den nach wie<br />

vor rasant steigenden Energiebedarf<br />

noch einen zweiten Weg beschreitet:<br />

Atomkraft. So wie US-Präsident Obama<br />

neuerdings auf diese Technologie<br />

setzt, macht es auch Abu Dhabi. Die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate betrauten<br />

im Februar ein von der Korea<br />

Electric Power Corporation (KEPCO)<br />

angeführtes Konsortium mit dem Bau<br />

von vier Reaktoren, die jeweils eine<br />

Leistung von 1.400 Megawatt haben.<br />

Wert des Auftrages: 20 Milliarden<br />

Dollar. Die Südkoreaner haben zudem<br />

gute Chancen auf Anschlussaufträge<br />

im Wert von weiteren 20 Milliarden<br />

Dollar. Damit stachen die Asiaten<br />

den amerikanischen Konzern General<br />

Electric und den französischen Nuklear-<br />

Riesen Areva aus. „Dieses Geschäft<br />

ist das größte Mega-Projekt in der<br />

koreanischen Geschichte“, teilte das<br />

Büro des südkoreanischen Staatspräsidenten<br />

Lee Myung Bak mit.<br />

„Warum soll uns verwehrt sein, was<br />

ihr in den USA und Europa seit Jahrzehnten<br />

praktiziert?“, antwortet der<br />

Chef der Masdar Initiative, Dr. Sultan<br />

Ahmed Al Jaber, seinen Kritikern.<br />

Er wurde letztes Jahr von UNO-<br />

Generalsekretär Ban Ki Moon in die<br />

UN-Beratergruppe für Energie und<br />

Klimawandel berufen.<br />

Masdar – Utopie oder Holzweg?<br />

Es ist also noch ein weiter Weg zum<br />

wirklichen Öko-Musterland. Es dauert<br />

noch, bis sich alle Bauvorhaben<br />

des Emirates dem grünen Gedanken<br />

unterordnen. Obwohl die Öko-Architektur<br />

des Masdar-Masterminds Sir<br />

Norman Foster bereits Schule macht<br />

und auf mehr und mehr Gebäude<br />

der Manhattan-gleichen Skyline<br />

Abu Dhabis abfärbt. Foster, der<br />

renommierte Doyen der britischen<br />

Architektenszene, entwarf mit seinem<br />

Büro den Masterplan für die grüne<br />

Wüstenstadt.<br />

Einerseits orientiert sich Foster dabei<br />

an traditionellen arabischen Lösungen:<br />

Die Schatten spendenden und<br />

kühlen engen Gassen bilden zusammen<br />

mit Gärten und Parkanlagen<br />

die Grundelemente der Stadt. Die<br />

Luftzirkulation im Schatten bildet<br />

eine natürliche Klimaanlage. Darüber<br />

hinaus soll die bewährte lokale Idee<br />

der Kühlung durch Windtürme in<br />

modernisierter Form aufleben: Einige<br />

große Gebäude werden um riesige<br />

„Modern Wind Towers“ herum gruppiert,<br />

kombiniert mit verschiedenen<br />

ökologischen Energiegewinnungstechniken.<br />

Der Verkehr wird weitgehend in<br />

den Untergrund verbannt – und<br />

auch dort gibt es nur futuristische<br />

Elektrofahrzeuge. Sie haben weder<br />

Lenkrad noch Brems- und Gaspedal:<br />

Über einen Touchscreen gibt man<br />

das Ziel ein. Wie von Geisterhand<br />

bewegt, fährt das Elektroauto dann<br />

von selbst an den gewünschten Ort.<br />

Die ersten Fahrzeuge sind heute<br />

schon im Einsatz. Der Erfinder und<br />

Betreiber dieses futuristischen Konzepts<br />

ist die niederländische Firma<br />

2getthere. Geschäftsführer Carel<br />

van Helsdingen gibt sich visionär:<br />

„Die Städte der Zukunft werden<br />

Eine „Solar Beam Down Station“ speist bereits<br />

heute sauberen Strom in das Netz von<br />

Abu Dhabi.<br />

Foto: © Maximilian Heinz<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

25


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Foto: © Masdar<br />

In 3 Schichten arbeiten jeweils rund 3.000 Menschen rund um die Uhr daran, die Öko-Stadt aus dem Wüstenboden zu stampfen.<br />

Modernste Gebäudetechnologie vereint sich mit tradtionellen arabischen Elementen wie Windtürmen und natürlichen Klimaanlagen.<br />

diese Art von vollautomatischen<br />

Fahrzeug- und Verkehrssystemen<br />

haben. Das Auto funktioniert wie Ihr<br />

persönliches automatisches Taxi on<br />

demand und bringt sie genau dort<br />

hin, wo sie wollen. Einer der großen<br />

Vorteile neben der Energiebilanz: Sie<br />

brauchen keinen Parkplatz für Ihr<br />

Auto, da es eben wie ein Taxi immer<br />

verfügbar ist“.<br />

Masara Y. Alameri ist Verkehrsspezialistin<br />

in der Stadtplanung von<br />

Masdar City. Sie treibt den Aufbau<br />

dieses Personal-Rapid-Transit-Netzes<br />

voran, das hier weltweit erstmals realisiert<br />

wird: „Das Beste daran: Diese<br />

automatischen Fahrzeuge werden<br />

ohne Chauffeur und mit Solarstrom<br />

betrieben. Doch zusätzlich bauen<br />

wir diese Stadt sehr fußgänger- und<br />

fahrradfreundlich auf. Sie werden hier<br />

jede Menge Fahrräder und Tricycles<br />

sehen.“<br />

Traditionelle Benziner bleiben auf<br />

Parkplätzen draußen vor den Toren<br />

der Stadt. Von dort führen neben<br />

den Elektroautos auch Straßenbahnen<br />

und eine Schnellbahn zu den<br />

wichtigsten Plätzen. Die Stadt soll<br />

trotz der neuesten Technologie, die<br />

in ihr steckt, vertraut und menschlich<br />

wirken – hat sie doch die Aufgabe,<br />

Menschen aus den unterschiedlichsten<br />

Kulturen und Nationen einen<br />

attraktiven Lebensraum zu bieten. Da<br />

spielt auch die Moschee neben verschiedensten<br />

Cafés, Restaurants und<br />

Öko-Hotels als Ort der Begegnung<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Labor zur Weltveränderung<br />

Wenn hier von <strong>Nachhaltig</strong>keit geredet<br />

wird, geht es nicht nur um technische<br />

und ökonomische Dimensionen. Der<br />

soziale Aspekt wird sehr ernst genommen,<br />

blicken doch die Augen der Welt<br />

auf dieses Vorzeigeprojekt. Die Direktorin<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>keit ist Dr. Nawal<br />

Al-Hosany. Für sie ist Masdar City<br />

ein zentrales Pilotprojekt für unseren<br />

Planeten: „Wir bauen ja hier nicht nur<br />

ein Modellprojekt auf, sondern vor<br />

allem neues Wissen, das der ganzen<br />

Welt dienen soll. So geht es uns sehr<br />

stark auch um das richtige Bewusstsein<br />

und um soziale <strong>Nachhaltig</strong>keit für<br />

alle Beteiligten. Wir wollen nicht nur<br />

saubere Luft und höchstmögliche Lebensqualität,<br />

sondern vor allem eine<br />

menschengerechte Stadt errichten,<br />

die fußgängerfreundlich ist und Orte<br />

für die Gemeinschaftsbildung bereit<br />

hält. Diversität ist dabei ein großes<br />

Ziel – wir wollen ja eine Lösung für<br />

die Menschen aus allen Kulturen<br />

schaffen.“<br />

Die engagierte Direktorin hat nicht<br />

nur ihren Doktor in Sustainable<br />

Architecture gemacht, sondern in<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

Harvard auch Innovationsstrategie<br />

studiert. Denn Ideen ohne die Kraft,<br />

sie auch umzusetzen, bleiben heiße<br />

Luft. Und dass Projekte oft nicht an<br />

der technischen Umsetzung scheitern,<br />

sondern an den „weichen“, zwischenmenschlichen<br />

Faktoren, weiß<br />

sie: „Das ist natürlich eine große Herausforderung.<br />

Wir haben lokale und<br />

internationale Studien angestellt, um<br />

herauszufinden, wie sich Menschen<br />

verschiedenster Kulturen wirklich als<br />

aktiver Teil dieses einen Modells begreifen<br />

und gemeinsam an unseren<br />

Zielen arbeiten können. Ich muss sagen:<br />

Alles was bisher läuft, ist extrem<br />

ermutigend. Es handelt sich hier ja um<br />

ein wirkliches Pionier-Projekt, wo wir<br />

das meiste erst selbst erfinden müssen.<br />

Wir lernen täglich dazu. Doch<br />

was heißt täglich – stündlich! Es ist<br />

unglaublich, was hier alles geschieht,<br />

und es ist ein großes Privileg, hier mit<br />

dabei sein zu dürfen“.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit für alle ist das Motto.<br />

Auch für die Bauarbeiter, die meist<br />

aus Indien, Pakistan und Bangladesch<br />

kommen. Über die schlechten<br />

Arbeitsbedingungen, die viele von<br />

ihnen in den Emiraten vorfinden, wird<br />

heute oft berichtet. Besonders im<br />

benachbarten Dubai, das sich noch<br />

stärker als Abu Dhabi auf Immobiliengeschäfte<br />

konzentrierte, sitzen<br />

jetzt viele asiatische Bauarbeiter nach<br />

dem Ende des Booms wie Strandgut<br />

fest. Gerade auch hier will die Öko-<br />

Stadt einen Unterschied machen: Die<br />

Baufirmen haben klare Richtlinien<br />

unterschrieben, wie sie die Arbeiter<br />

zu behandeln haben: Klimaanlagen<br />

in den Unterkünften, gesundheitliche<br />

Versorgung und geregelte Arbeitszeiten<br />

sind garantierte und kontrollierte<br />

Minimalstandards. Dass ein Arbeiter<br />

im Schnitt hier fünf bis zehn Mal so<br />

viel verdient, wie zu Hause in Bangladesch,<br />

macht die Jobs immer noch<br />

sehr begehrt.<br />

Die Zukunft auf dem Prüfstand<br />

„Wir können nur das predigen, was<br />

wir auch praktizieren“, sagt Khaled<br />

Awad, der charismatische Entwicklungsdirektor<br />

von Masdar. „Es geht<br />

uns darum, in allen Bereichen den<br />

höchstmöglichen Lebensstandard zu<br />

realisieren – aber mit dem niedrigsten<br />

Umwelt-Fußabdruck. Wir demonstrieren,<br />

wie ein „Greenprint“ heute<br />

aussehen kann – CO 2<br />

-neutral und<br />

ohne Abfall“.<br />

Technik, die hier zum Einsatz kommt,<br />

muss zuerst auf den Prüfstand. So<br />

werden zum Beispiel die Solaranlagen<br />

von 45 Anbietern getestet, um<br />

die besten Systeme zu identifizieren.<br />

Sieben deutsche Firmen sind mit dabei.<br />

Aber auch Gebäudetechnologien<br />

kommen zum Einsatz, die speziell für<br />

und mit Masdar entwickelt werden.<br />

Groß im Geschäft ist etwa Siemens<br />

Building Automation. Deren CEO<br />

Andreas Schierenbeck berichtet:<br />

„Unsere konkrete Vision für eine<br />

nachhaltige Zukunft hier in Abu Dhabi<br />

ist das Zusammenspiel eines Smart<br />

Grids mit Smart Buildings und Smart<br />

Consumption. Die Herausforderung<br />

besteht darin, dass wir intelligente<br />

Gebäude errichten, die den Strom<br />

dann nutzen und speichern, wenn<br />

er zur Verfügung steht. Denn was<br />

machen Sie in der Nacht, wenn keine<br />

Sonne scheint und kein Wind weht?<br />

Wie sollen da trotzdem Licht, Kühlung<br />

und E-Cars laufen?“<br />

Aber es sind nicht nur die globalen<br />

Player, die in Masdar punkten können.<br />

Sogar kleine Projekte aus der<br />

Region finden hier einen Inkubator,<br />

in dem sie wachsen können. Der<br />

solarbetriebene Wüsten-Rollstuhl<br />

ist ein konkretes Beispiel. Er ist die<br />

Erfindung eines Körperbehinderten.<br />

Haider Talib Erabeh demonstrierte<br />

seinen Prototypen, den er in Kooperation<br />

mit der Masdar Initiative nun<br />

weiterentwickelt, auf dem World<br />

Future Energy Summit. Einmal aufgeladen,<br />

fährt der solarbetriebene<br />

Rollstuhl sechs Stunden lang mit<br />

einer Geschwindigkeit von 10 km/h.<br />

Dass die Solarpanels in der Gluthitze<br />

zusätzlich ein Dach bilden und<br />

Schatten spenden, ergibt absolut<br />

Sinn. Der querschnittgelähmte Erfinder<br />

bewältigte mittlerweile auch<br />

den Dauertest: Er fuhr 170 km von<br />

seiner Heimatstadt Sharjah nach Abu<br />

Dhabi und erntete damit großes Echo<br />

in der Presse.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

27


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Hauptberuflich ist Haider Talib Erabeh<br />

General Manager des Al Thiqah Projects<br />

in Sharjah. Dort leben und arbeiten<br />

300 körperbehinderte Menschen.<br />

Er stellte für sie ein Reha-Programm<br />

auf die Beine und kümmert sich um<br />

Arbeitsplätze. Sollte er nun auch<br />

noch Investoren finden, möchte er<br />

seinen Solar-Rollstuhl in Serie fertigen.<br />

Das wird ihm wohl gelingen –<br />

denn bisher ließ sich der energische<br />

Erfinder von nichts stoppen. „Ich bin<br />

fest davon überzeugt, dass es einen<br />

Markt dafür gibt. Dass wir für die<br />

nächste Entwicklungsstufe meiner<br />

Erfindung mit Masdar kooperieren,<br />

gibt mir zusätzlich Sicherheit und<br />

Selbstvertrauen, dass dieses Projekt<br />

ein Erfolg wird“.<br />

Big Business CO 2<br />

-Handel - ein<br />

wüstes Schurkenstück?<br />

Globale Unternehmen wie Eon<br />

kooperieren im großen Stil mit<br />

Masdar. Im konkreten Fall werden<br />

Windparks aufgebaut. Und auch das<br />

Thema Carbon Storage wird mit der<br />

Masdar Initiative vorangetrieben.<br />

„Dieses Projekt ist eine einzigartige<br />

Gelegenheit für uns, den Bereich<br />

der erneuerbaren Energien weiter<br />

auszubauen“, sagt Frederic Boeuf,<br />

Regionaldirektor bei Eon, der eben<br />

ein Joint Venture mit eingefädelt<br />

hat. Der Name dieses neuen Entwicklungsunternehmens<br />

für CO 2<br />

-<br />

Projekte heißt EMIC (E.on Masdar<br />

Integrated Carbon) und hat nun<br />

seinen Sitz in Masdar City. Schwerpunkt<br />

des neuen Joint Ventures ist<br />

die Entwicklung von Projekten zur<br />

Reduktion des Kohlendioxidausstoßes<br />

vor allem im Nahen Osten,<br />

in Asien und Afrika. Dabei wird die<br />

Emissionsreduzierung, die sich aus<br />

der Verbesserung der Energieeffizienz<br />

von Industrieanlagen ergibt, in<br />

Kapital umgewandelt. Denn der globale<br />

CO 2<br />

-Markt hat in den vergangenen<br />

Jahren ein starkes Wachstum<br />

verzeichnet: Nach dem 68-prozentigen<br />

Anstieg des globalen Handelsvolumens<br />

im Jahr 2008 wurde 2009<br />

ein Umsatz von 168 Milliarden Dollar<br />

erzielt. So erstaunt es nicht, dass Eon<br />

selbst nach Angaben Frederic Boeufs<br />

acht Milliarden Dollar in erneuerbare<br />

Energien investiert, um an diesem<br />

großen Kuchen mitzunaschen.<br />

Kritiker bemängeln eine Milchmädchenrechnung<br />

bei dem Konzept<br />

einer CO 2<br />

-neutralen Ökostadt wie<br />

Masdar City: Die Stadt soll u.a.<br />

auch über den Clean Development<br />

Mechanism finanziert werden. Diese<br />

Prozedur ist im Kyoto-Protokoll<br />

vorgesehen und beschrieben. Dies<br />

bedeutet, dass die eingesparten<br />

Treibhausgas-Emissionen Masdars<br />

als so genannte Certified Emissions<br />

Reductions zertifiziert und verkauft<br />

werden. Der Käufer darf dann die<br />

Emissionen seinerseits emittieren.<br />

Zur Berechnung der Reduktion wird<br />

eine Stadt angenommen, wie sie in<br />

dieser Region „normalerweise“ gebaut<br />

würde. Auf Grund des hohen<br />

Treibhausgasausstoßes der Region<br />

winken durch die Differenz zu Masdar<br />

City also satte Gewinne.<br />

Ist Big Business in Masdar also nur<br />

für Global Players möglich? Einer,<br />

der viel vor Ort ist und seine eigenen<br />

Erfahrungen gemacht hat,<br />

ist Prof. Manfred Norbert Fisch.<br />

Er unterrichtet Energieeffizientes<br />

Bauen und Solartechnik an der TU<br />

Braunschweig und ist in seinem<br />

Fachgebiet ein ausgewiesener Experte.<br />

In Masdar City und Abu Dhabi<br />

hat er Energiekonzepte erstellt und<br />

für bestehende Gebäude die entsprechenden<br />

Energiekennzahlen<br />

erhoben. Sein Befund ist niederschmetternd:<br />

Die rund 500 Wohnund<br />

Bürotürme, die in den letzten<br />

Jahren errichtet wurden, haben<br />

im Schnitt einen zehnmal höheren<br />

Energieverbrauch als vergleichbare<br />

Gebäude in Deutschland. „Sie<br />

müssten dort in ihrem Bestand nur<br />

um den Faktor 2 runterkommen mit<br />

ihrem Energieverbrauch – das würde<br />

locker mehr einsparen, als Masdar<br />

City je erreichen kann.“<br />

Prof. Fisch ist um klare Worte nicht<br />

verlegen: Für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen aus Deutschland<br />

ist es nicht so einfach, in Abu<br />

Dhabi Fuß zu fassen. „Verträge<br />

durchzuarbeiten und zu unterschreiben,<br />

die 2-3 cm dick sind, das können<br />

große amerikanische Firmen mit<br />

ihren Rechtsabteilungen, aber nicht<br />

wir“, bekennt er gerade heraus.<br />

„Und da hat auch unsere Politik<br />

versagt: Während dort ständig große<br />

amerikanische Delegationen vor<br />

Ort sind, sehen Sie da von offizieller<br />

deutscher Seite nicht viel.“<br />

Die Konsequenzen, die er für sich<br />

und seine EGS-plan Ingenieurgesellschaft<br />

in Stuttgart zieht: „Meine<br />

Message ist klar: Wir müssen 100<br />

Masdar Citys in Deutschland bauen<br />

– modellhafte Städte und Stadtquartiere.<br />

Die paar Plusenergie-Gebäude<br />

und Fabriken, die ich plane, sind zu<br />

wenig, wenn man bedenkt, dass<br />

sich irgendwann zwischen 2040 und<br />

2050 Erdöl und Erdgas erschöpfen.<br />

Die Chancen, die jetzt etwa in Berlin<br />

Tempelhof und Tegel entstehen, die<br />

gilt es zu nutzen.“<br />

Masdar Citys in Deutschland? Kann<br />

das eine Vision sein? In einem Land,<br />

das träge geworden ist und in dem<br />

Visionen oft an politischen Vorgaben<br />

scheitern? Wie sieht Roland Berger<br />

den Vergleich zwischen Abu Dhabi<br />

und Deutschland? Er denkt kurz<br />

nach und sagt: „Hier in den Emiraten<br />

hat man die Chance und die<br />

Notwendigkeit, alles von Grund auf<br />

aufzubauen, da kann man natürlich<br />

auch eine neue Stadt konzipieren.<br />

Was mich eher traurig macht ist,<br />

dass wir in Deutschland nicht auf die<br />

Idee gekommen sind, solche Städte<br />

beim Aufbau Ost und in den verschiedenen<br />

wachsenden Regionen<br />

der Welt zu errichten, etwa auch<br />

in Afrika oder Lateinamerika. Mit<br />

deutschem Know-how und deutschem<br />

Investitionsgeld hätten wir<br />

solche Städte mit aufbauen können.<br />

Das erachte ich als Versäumnis. Und<br />

wir könnten ja auch bei uns selbst<br />

in einem Zeitraum von drei bis fünf<br />

Jahren eine Modellstadt komplett<br />

auf ’green’ und Energie-Effi zienz<br />

umstrukturieren.“<br />

Bleibt zu hoffen, dass es mit grüner<br />

Technologie nicht so endet<br />

wie mit dem Computer oder dem<br />

Fax – erfunden in Deutschland,<br />

zum Geschäftserfolg gemacht in<br />

28 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

den USA oder Japan. Noch mischt<br />

Deutschland im Wettlauf um das<br />

große grüne Geschäft mit. Aber wie<br />

lange noch?<br />

Ende des Jahres <strong>2010</strong> präsentiert<br />

sich Masdar City in Deutschland.<br />

Für heimische Firmen und auch die<br />

Politik wird das eine Chance, sich ein<br />

Beispiel zu nehmen – wie man mit<br />

Visionen und Tatkraft sogar in der<br />

Wüste blühende Gärten und prosperierende<br />

Öko-Städte baut.<br />

www.masdar.ae<br />

Prof. Roland Berger vor Ort im Gespräch<br />

mit Christoph Santner, der für <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> beispielhafte<br />

Initiativen vor Ort untersucht. Der Zukunftsmacher,<br />

Autor und Redner organisiert<br />

für <strong>forum</strong> auch Kongresse und Workshops.<br />

c.santner@verantwortungjetzt.de<br />

IRENA und die Kraft weiblicher Visionen<br />

Foto: © Maximilian Heinz<br />

Auch IRENA-Chefin Hélène Pelosse<br />

steuert ihre Aktivitäten in 142 Ländern<br />

künftig von Masdar City aus.<br />

Hélène Pelosse ist die neu gekürte Generaldirektorin<br />

von iReNa, der international<br />

renewable energy Agency. Mittlerweile<br />

sind dieser globalen initiative 143 nationen<br />

beigetreten. die vision ist klar: erneuerbare<br />

energien sollen so schnell wie möglich weltweit<br />

die traditionellen energiequellen ersetzen.<br />

irenA unterstützt diesen Prozess auf<br />

politischer und ökonomischer ebene, berät<br />

nationen im Prozess der umstellung und<br />

baut ein Center of excellence auf, das als<br />

informations- und Wissensbasis dient. dabei<br />

hat Hélène Pelosse nicht nur die umstellung<br />

in den industrienationen im Auge: ihr liegen<br />

gerade auch die 1,6 Milliarden Menschen<br />

am Herzen, die bis heute keinen Zugang zu<br />

elektrizität haben.<br />

obwohl im Januar 2009 in deutschland<br />

gegründet, schlägt irenA nun das Hauptquartier<br />

in Masdar City auf. Abu dhabi hat<br />

also auch hier das rennen gemacht – unter<br />

anderem mit der Zusage, irenA bis<br />

2015 jährlich mit 13,7 Millionen dollar zu<br />

unterstützen. vor ort interviewten wir die<br />

rührige französische visionärin. sie ist die<br />

enkelin einer der ersten französischen Ökologinnen<br />

und umweltpolitikerinnen. die<br />

40-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin<br />

wurde in Montreal geboren. sie war Handelsbeauftragte<br />

des französischen Premierministers<br />

und verantwortlich für internationale<br />

Belange im Ministerium für Ökologie,<br />

energie und nachhaltige entwicklung.<br />

2007 war sie während der deutschen euratspräsidentschaft<br />

Beraterin im Büro von<br />

Angela Merkel. sie ist stolz darauf, mit irenA<br />

künftig einen wichtigen Part in Masdar<br />

City zu spielen.<br />

„Wir müssen der Welt zeigen, dass wir ganz<br />

einfach alles ändern müssen, wirklich alles.<br />

Heute sind städte für 80 Prozent der treibhausgase<br />

verantwortlich. Wie können wir<br />

diesen Wert auf null Prozent bekommen?<br />

Masdar macht eines vor: es stellt sich diesem<br />

Traum und verwandelt ihn in eine neue<br />

realität. Wir zeigen hier, dass dieses große<br />

Ziel erreichbar ist.“<br />

Hélène Pelosse hat aber nicht nur die vision,<br />

die 18 Prozent der globalen energie, die<br />

heute aus erneuerbaren Quellen kommen,<br />

dramatisch nach oben zu fahren. „Als Frau<br />

und Mutter von drei Kindern bin ich davon<br />

überzeugt, dass wir langfristige visionen<br />

brauchen. Wir müssen uns der Zukunft stellen<br />

– in allen Bereichen. Meine Großmutter<br />

war eine der ersten Ökologinnen Frankreichs.<br />

ich schulde ihr das versprechen, irenA mit<br />

50 prozent Frauen zu besetzen. Hier werde<br />

ich mit gutem Beispiel voran gehen.“<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

29


sCHWerPunKt | CLeAnteCH |<br />

Foto: © Bayer CropScience AG<br />

Amit Sharma, Sr. Manager Food Chain Alliances, Bayer CropScience Indien (rechts), überprüft den Gemüseanbau durch regelmäßige<br />

Besuche der Landwirte auf ihren Feldern.<br />

Bayer startet neues<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm<br />

Das 21. Jahrhundert stellt die Menschen vor enorme globale Herausforderungen –<br />

drei der dringlichsten lauten:<br />

Wie kann die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung gesichert werden?<br />

Was kann getan werden, um weltweit die medizinische Versorgung zu verbessern?<br />

Wodurch kann effektiv dem Klimawandel begegnet werden?<br />

Bayer nimmt die Verantwortung an, mit seinen Produkten sowie dem Know-how und dem<br />

Engagement seiner Mitarbeiter zur Bewältigung dieser Aufgaben beizutragen. Dafür hat der<br />

Konzern jüngst ein neues <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm gestartet – mit Schwerpunkten in den<br />

Bereichen Ernährung, Gesundheit und Klimaschutz.<br />

30 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


aNZeiGe<br />

| CLeAnteCH | sCHWerPunKt<br />

Foto: © Bayer HealthCare AG<br />

Bayer will sein Kerngeschäft noch<br />

konsequenter als bisher an <strong>Nachhaltig</strong>keitskriterien<br />

orientieren: Das<br />

Unternehmensleitbild „Bayer: Science<br />

For a Better Life“ spiegelt diese Zielsetzung<br />

wider. Der Konzern will seine<br />

Produkte und Kompetenzen gezielt<br />

dort einbringen, wo sie am meisten<br />

Wirkung entfalten. Dabei setzt Bayer<br />

bei seinen Produkten und Technologien<br />

insbesondere auf Innovationen,<br />

die der Motor der <strong>Nachhaltig</strong>keit sind<br />

sowie auf strategische Partnerschaften.<br />

In seinem neuen <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm<br />

setzt das Unternehmen im<br />

Rahmen seiner <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

vier Schwerpunkte mit insgesamt<br />

acht Leuchtturmprojekten:<br />

1. Familienplanung und vernachlässigte<br />

Krankheiten<br />

2. Hochwertige Nahrungsmittel in<br />

Schwellenländern<br />

3. Klimaschutz sowie<br />

4. Energie- und Ressourceneffizienz.<br />

1. Selbstbestimmte Familienplanung<br />

und Bekämpfung<br />

vernachlässigter Krankheiten<br />

Die Verbesserung von Müttergesundheit<br />

und die Reduktion von<br />

Kindersterblichkeit, vor allem in den<br />

Aufklärung auf dem Land in Uganda: Der Youth Truck der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung<br />

(DSW) im Einsatz.<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern,<br />

sind zwei der acht UN Millenniumsentwicklungsziele.<br />

Die Verfolgung dieser<br />

Ziele wird durch die Zunahme der<br />

Weltbevölkerung immer dringlicher.<br />

Das Leuchtturmprojekt „Familienplanung“<br />

soll einen wichtigen Beitrag<br />

leisten, weltweit eine selbstbestimmte<br />

Familienplanung zu ermöglichen.<br />

Gemeinsam mit öffentlichen Institutionen<br />

und Nichtregierungsorganisationen<br />

initiiert Bayer Projekte, die<br />

Bewusstsein und Bildung im Bereich<br />

Verhütung fördern und den Zugang<br />

zu modernen Verhütungsmethoden<br />

verbessern. Das Unternehmen wird<br />

seine bereits laufenden Aktivitäten<br />

bis 2012 verdoppeln und mit Partnern<br />

wie z.B. USAID (United States Agency<br />

for International Development) orale<br />

Verhütungsmittel kostenlos oder zu<br />

reduzierten Preisen für 100 Millionen<br />

Monatszyklen zur Verfügung stellen.<br />

In einem weiteren Leuchtturmprojekt<br />

engagiert sich Bayer intensiv<br />

für die Bekämpfung sogenannter<br />

„vernachlässigter Krankheiten“. Über<br />

3,3 Milliarden Menschen – meistens<br />

die Ärmsten der Armen – sind davon<br />

betroffen. In Kooperationen mit<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) stellt Bayer u.a. kostenlos<br />

Medikamente zur Behandlung der<br />

Chagas-Krankheit und der Afrikanischen<br />

Schlafkrankheit zur Verfügung.<br />

Foto: © Bayer HealthCare AG<br />

Schwester Jane Maenaria erklärt die Anwendung<br />

oraler Kontrazeptiva im Kajiado<br />

District Hospital, Kajiado, Kenia.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

31


sCHWerPunKt | CLeAnteCH |<br />

aNZeiGe<br />

Foto: © Bayer CropScience AG<br />

Bayer fördert in Indonesien den nachhaltigen Anbau von Reis. Bei Reis aus Direktsaat ist<br />

der Wasserverbrauch und Methan-Ausstoß deutlich geringer als bei vorgezüchteten Setzlingen.<br />

Verbesserter Reisanbau ist das Thema<br />

des zweiten Leuchtturmprojekts im Bereich<br />

Ernährung. Es wird in Indonesien<br />

umgesetzt. Eine neue Anbaumethode,<br />

die es ermöglicht, vorgekeimten Reis<br />

direkt zu säen, statt Setzlinge umzupflanzen,<br />

wird hierbei kombiniert<br />

mit einem integrierten Angebot von<br />

Saatgut, Pflanzenschutzprodukten<br />

und Training. Dadurch kann eine<br />

Steigerung der Ernteerträge um rund<br />

10 Prozent erreicht und ebenso die<br />

Absatz- und Einkommenschancen der<br />

Bauern und ihrer Familien verbessert<br />

werden. Zusätzlich wird durch die<br />

neue Anbauweise der Ausstoß des<br />

klimaschädigenden Methan-Gases auf<br />

den Reisfeldern um circa 30 Prozent<br />

gesenkt.<br />

3. Lösungen für den Klimaschutz:<br />

Beispiele Gebäude<br />

und chemische Produktion<br />

Zudem arbeitet das Unternehmen mit<br />

der Non-Profit-Organisation Global<br />

Alliance for TB Drug Development in<br />

der Entwicklung eines neuen Tuberkulose-Medikamentes<br />

mit dem Ziel<br />

zusammen, die Behandlungsdauer<br />

von derzeit sechs Monaten um ein<br />

Drittel zu reduzieren.<br />

2. Innovative Konzepte einer<br />

nachhaltigen Landwirtschaft<br />

in Schwellenländern am<br />

Beispiel Indonesien und Indien<br />

Nach Studien der Vereinten Nationen<br />

wird die Weltbevölkerung bis 2050<br />

um rund drei Milliarden Menschen<br />

wachsen. Um die Ernährung in der<br />

Zukunft zu sichern, fördert Bayer innovative<br />

Konzepte einer nachhaltigen<br />

Landwirtschaft. Ein wichtiges Element<br />

dieses Engagements bilden die „Food<br />

Chain Partnerships“: Ziel der Projekte<br />

ist die Vernetzung der Akteure entlang<br />

der Wertschöpfungskette – vom Erzeuger<br />

bis zum Verbraucher. Eine dieser<br />

„Food Chain Partnerships“ hat Bayer<br />

als Leuchtturmprojekt ausgewählt: Zur<br />

Stärkung des Gemüseanbaus in Indien<br />

unterstützt das Unternehmen die beteiligten<br />

Bauern darin, die steigenden lokalen<br />

und internationalen Qualitätsanforderungen<br />

besser zu erfüllen und so<br />

ihre Einkommenssicherheit erhöhen zu<br />

können. Bis 2011 sollen 65.000 Kleinbauern<br />

eingebunden sein.<br />

Weltweit verursacht der Energieverbrauch<br />

in Gebäuden fast 20 Prozent<br />

der Treibhausgas-Emissionen. Die<br />

Ende 2007 im Rahmen des Bayer-<br />

Klimaprogramms gestartete Initiative<br />

„EcoCommercial Building“ wurde zu<br />

einem umfassenden EcoCommercial<br />

Building-Programm weiterentwickelt.<br />

Zentraler Bestandteil dieses Leuchtturmprojektes<br />

ist ein Partnerschaftsnetzwerk,<br />

das Zulieferer, Baufirmen,<br />

Architekten und Bauherren umfasst.<br />

Bayer bringt seine Kompetenz und<br />

Hightech-Produkte aus dem Bereich<br />

MaterialScience ein und vermittelt<br />

Partner für maßgeschneiderte Lösungen<br />

zum Bau energieoptimierter<br />

kommerzieller und öffentlicher Gebäude<br />

– von Niedrigenergie-Häusern<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Herausforderungen & Bayer-<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Herausforderungen<br />

• Wie müssen wir heute handeln, um die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht zu beschränken?<br />

• Die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns ist durch die Finanz- und Wirtschaftskrise nochmals verstärkt<br />

worden.<br />

• Globale Trends wie Wachstum der Weltbevölkerung, Klimawandel und Ressourcenknappheit führen<br />

zu globalen Herausforderungen.<br />

• Die Wirtschaft hat eine entscheidende Rolle, um Lösungen zu entwickeln und Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

• Stakeholder erwarten Transparenz und Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen.<br />

32 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


aNZeiGe<br />

| CLeAnteCH | sCHWerPunKt<br />

Bayer-<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

• Ökonomie, Ökologie und gesellschaftliche Belange sind<br />

gleichrangige Ziele der Unternehmenspolitik.<br />

• Innovationen sind der Motor der <strong>Nachhaltig</strong>keit, um globale<br />

Herausforderungen zu bewältigen.<br />

• Mit seinen Produkten und Kompetenzen leistet das<br />

Unternehmen Beiträge auf zentralen Gebieten der nachhaltigen<br />

Entwicklung: Gesundheitsversorgung, Ernährung, Klimaschutz<br />

und Ressourceneffizienz.<br />

• „Sustainability Value Balance“-Instrument:<br />

Um den <strong>Nachhaltig</strong>keitsbeitrag der Produkte zu messen, werden<br />

ihre positiven Beiträge in Relation zu möglichen negativen Effekten<br />

bewertet. Dieses Instrument betrachtet die folgenden Herausforderungen:<br />

Ernährung, Gesundheit, Wasser, Energie, Rohstoffe,<br />

Atmosphäre, Biodiversität, Bildung, Wohlstand und Landnutzung.<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele sind ein wesentliches Element des Management-<br />

Prozesses.<br />

• Das Thema <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung wird auf Vorstandsebene<br />

durch das Community Board Sustainable Development gesteuert.<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>e Lösungen können nur erreicht werden, wenn alle<br />

gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten.<br />

über Passiv häuser bis hin zu Null-<br />

Emissions-Gebäuden.<br />

Die externe Vermarktung des Konzepts<br />

kann einen bedeutenden<br />

Beitrag zum Klimaschutz im Gebäudesektor<br />

leisten. Hochwertige<br />

Materialien für Gebäude-Isolation,<br />

leichtere Baukonstruktionen und<br />

wasserbasierte Lackrohstoffe fügen<br />

sich ideal in diese neuen, wachsenden<br />

Märkte. Als eines der ersten<br />

Anschauungsobjekte weihte Bayer<br />

im November 2009 einen emissionsneutralen<br />

Betriebskindergarten am<br />

Standort in Monheim ein. Weitere<br />

emissionsneutrale Konzern-Bürogebäude<br />

entstehen in Indien und in<br />

Belgien.<br />

Auch in dem weiteren Leuchtturmprojekt<br />

„Energieeffizienz in der<br />

Chlorproduktion“ erzielt das Unternehmen<br />

eine Verminderung der<br />

Treibhausgas-Emissionen. Die Produktion<br />

von Chlor – ein Grundstoff<br />

unter anderem für die Herstellung<br />

von Kunststoffen und Medikamenten<br />

– ist sehr stromintensiv. Bayer<br />

entwickelte mit Partnern bereits<br />

2008 ein neuartiges klimafreundliches<br />

Verfahren: die sogenannte<br />

Sauerstoffverzehrkathode auf Säure-<br />

Basis. Sie integriert das Prinzip der<br />

Brennstoffzelle und reduziert so den<br />

Stromverbrauch und damit die CO 2<br />

-<br />

Emissionen in der Chlorproduktion<br />

um 30 Prozent. In einem weiteren<br />

Kooperationsprojekt haben Bayer-<br />

Forscher diese Technologie für die<br />

Chlorherstellung – nun auf Salzbasis<br />

– weiterentwickelt. Bis 2011<br />

soll die erste großtechnische Anlage<br />

bei Bayer in Deutschland in Betrieb<br />

gehen. Der Leverkusener Konzern<br />

wird die innovative Technologie<br />

weltweit anderen Unternehmen der<br />

chemischen Industrie anbieten. Der<br />

Einsatz dieser Technologie eröffnet<br />

Durch energieeffizientes Bauen das Klima schonen will Bayer MaterialScience. Dazu hat das Unternehmen ein völlig neues, weltweites<br />

Geschäftsmodell für die Bauindustrie entwickelt, das erst kürzlich in die UNEP-Initiative Sustainable Buildings & Climate (SBCI) aufgenommen<br />

wurde. Mit dem EcoCommercial Building-Programm wird Bayer MaterialScience die Arbeit des SBCI maßgeblich unterstützen und<br />

insgesamt einen Beitrag zum nachhaltigen und wirtschaftlichen Bauen der Zukunft leisten.<br />

Foto: © Bayer MaterialScience AG<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

33


sCHWerPunKt | CLeAnteCH |<br />

Foto: © Bayer MaterialScience AG<br />

Bayer MaterialScience läutet eine neue Ära der klimaschonenden Chlorproduktion ein. Mit<br />

der innovativen Sauerstoffverzehrkathode soll in industriellem Maßstab Chlor gewonnen<br />

werden – bei 30 Prozent weniger Elektrizitätsbedarf und entsprechender indirekter Reduktion<br />

der CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Mit seinen acht Leuchtturmprojekten<br />

verbessert das Programm auf direkte<br />

Weise die Gesundheitsversorgung<br />

wie auch die ökonomische und soziale<br />

Lage von mehr als 15 Millionen<br />

Menschen. Auch ökologisch hat das<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits-Engagement messbare<br />

Auswirkungen: Der Konzern wird<br />

die Energieeffizienz in der eigenen<br />

Produktion bis 2013 um zehn Prozent<br />

steigern, was dann einer Einsparung<br />

der jährlichen Treibhausgas-Emissionen<br />

von 350.000 Tonnen gegenüber<br />

dem Basisjahr 2008 entspricht. Zudem<br />

werden durch die neue Technologie<br />

zur Chlorproduktion konzernweit<br />

die Emissionen um weitere 250.000<br />

Tonnen bis 2<strong>02</strong>0 gegenüber 2008<br />

gesenkt werden.<br />

Für das Bayer-<strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm<br />

gelten die Maßstäbe, die für<br />

das Unternehmen oberste Priorität<br />

haben: Es ist auf nachhaltigen Erfolg<br />

und innovative, hochwertige Lösungen<br />

angelegt. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist<br />

bei Bayer ein fester Bestandteil der<br />

Unternehmenspolitik.<br />

der internationalen Chlor-Industrie<br />

ein Einsparpotenzial von fünf Millionen<br />

Tonnen Treibhausgas-Emissionen<br />

pro Jahr.<br />

4. Energie- und Ressourceneffizienz<br />

systematisch steigern<br />

Innovative Lösungen für eine systematische<br />

effizientere Nutzung von<br />

Energie und weiteren Ressourcen<br />

stehen im Mittelpunkt von zwei weiteren<br />

Leuchtturmprojekten des Bayer-<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramms. Durch das<br />

Energieeffizienzmanagement-System<br />

STRUCTese® können Energieeinsparpotenziale<br />

systematisch umgesetzt<br />

werden, die mithilfe des Bayer Climate<br />

Check zuvor identifiziert wurden.<br />

Es sichert dazu im Unternehmen<br />

die Verankerung der notwendigen<br />

technischen Maßnahmen und organisatorischen<br />

Prozesse.<br />

Der in der Entwicklung befindliche<br />

Ressourcen-Effizienz-Check zielt darüber<br />

hinaus auf die prozessorientierte<br />

Optimierung von Ressourceneffizienz.<br />

Dieses Instrument basiert auf innovativen<br />

Technologien zur Reduktion<br />

von Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch<br />

sowie von Abfällen und<br />

Emissionen.<br />

5. Messbare Ergebnisse<br />

Das Bayer-<strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm<br />

hat sich die Millenniums-Entwicklungsziele<br />

der Vereinten Nationen<br />

als Orientierungsrahmen genommen<br />

und leistet dazu konkrete Beiträge<br />

– insbesondere zur Förderung der<br />

Müttergesundheit, der Senkung der<br />

Kindersterblichkeit, der Stärkung der<br />

Position der Frau sowie zum Kampf<br />

gegen Krankheiten und zur Bekämpfung<br />

von Hunger und Armut.<br />

Im Profil<br />

Mit rund 108.400 Mitarbeitern und einem<br />

Jahresumsatz (2009) von 31 Milliarden<br />

euro gehört der Bayer-Konzern zu den<br />

weltweit führenden unternehmen in den<br />

Bereichen Gesundheit, ernährung und<br />

hochwertige Materialien. Mit seinen Produkten<br />

und dienstleistungen will Bayer einen<br />

Beitrag zur verbesserung der Lebensqualität<br />

der Menschen leisten. Gleichzeitig<br />

sollen Werte geschaffen werden durch<br />

innovation, Wachstum und hohe ertragskraft.<br />

das Forschungs- und entwicklungsbudget<br />

des unternehmens beträgt im Jahr <strong>2010</strong><br />

rund 2.9 Milliarden euro.<br />

Weitere informationen fi nden sie unter<br />

www.nachhaltigkeitsprogramm.bayer.de<br />

34 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

myclimate<br />

Ihr Partner im Klimaschutz<br />

Foto: © myclimate<br />

Klimaschutzprojekt Indien: Frauen aus einem Dorf in<br />

Nordindien sammeln Tannennadeln. Daraus werden Biomasse-Briketts<br />

gemacht, ein klimafreundlicher Brennstoff.<br />

Seit 20<strong>02</strong> ist die Schweizer Non-Profit<br />

Stiftung myclimate – The Climate<br />

Protection Partnership weltweit im<br />

Klimaschutz tätig und möchte einen<br />

bestmöglichen Beitrag zum Übergang<br />

in eine emissionsarme Zukunft – eine<br />

Low Carbon Society – leisten. Seit<br />

Ende Oktober 2009 verfügt myclimate<br />

mit der myclimate Deutschland<br />

gGmbH über eine Tochterorganisation,<br />

um die deutschen Kunden optimal<br />

betreuen zu können.<br />

Gemäß dem Motto „Emissionen messen,<br />

dann reduzieren bzw. vermeiden<br />

und die nicht vermeidbaren Emissionen<br />

kompensieren“ bietet myclimate<br />

gesamtheitliche Klimaschutzstrategien<br />

für Unternehmen und ist organisatorisch<br />

in drei Geschäftsfeldern<br />

aufgestellt:<br />

1. Carbon Management Services<br />

Hier offeriert myclimate eine große<br />

Palette von Dienstleistungen bezogen<br />

Klimaschutzprojekt Madagaskar: In Madagaskar<br />

werden Solarkocher zu vergünstigten<br />

Preisen an die lokalen Haushalte<br />

verkauft.<br />

auf Unternehmen bzw. Produkte, die<br />

mit einem eigenen Stab von Umweltwissenschaftlern<br />

abgedeckt werden:<br />

• CO 2<br />

-Bilanzen und Öko-Bilanzierungen<br />

(ISO 14040, ISO 14044)<br />

• CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

(Product Carbon Footprint)<br />

• Online-Plattformen / Webrechner<br />

zur Berechnung von CO 2<br />

-Emissionen<br />

• Performance Management Tools<br />

und Reporting in Bezug auf klimaschädliche<br />

Emissionen<br />

(ISO 14064, GRI, GHG-Protokoll)<br />

• Beratung zu Klima- und <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

• Unterstützung in der Kommunikation<br />

2. Klimabildung<br />

myclimate sensibilisiert in Projekten<br />

für verschiedene Zielgruppen (Schüler,<br />

Lehrlinge, Mitarbeiter in Firmen, breite<br />

Öffentlichkeit) für den Klimawandel<br />

und Klimaschutz und zeigt auf, wo<br />

sich im Alltag CO 2<br />

reduzieren lässt.<br />

3. CO 2<br />

-Kompensation<br />

In diesem Bereich wird myclimate von<br />

unabhängigen Studien als einer der<br />

weltweit führenden Anbieter empfohlen.<br />

Die gemeinsam mit lokalen<br />

Partnern entwickelten Klimaschutzprojekte<br />

erfüllen ausschließlich die<br />

höchsten Qualitätsstandards (Gold<br />

Standard und/oder CDM). Neben der<br />

CO 2<br />

-Reduktion tragen die Projekte<br />

auch zur nachhaltigen Entwicklung<br />

in der Projektregion bei.<br />

Als gemeinnützige Organisation<br />

garantiert myclimate, dass von allen<br />

Kompensationserlösen mindestens<br />

80 Prozent in die Klimaschutzprojekte<br />

fließen. Diese Quote wurde in<br />

den letzten Jahren jeweils sogar leicht<br />

übertroffen. Höchste Transparenz über<br />

die Mittelverwendung gewährleisten<br />

Jahresberichte, die von unabhängigen<br />

Dritten überprüft werden und online<br />

zum download verfügbar sind.<br />

Namhafte Unternehmen und Institutionen<br />

arbeiten mit myclimate im<br />

Klimaschutz zusammen, beispielsweise<br />

Swiss International Airlines,<br />

Lufthansa, Seat, Hyundai, PricewaterhouseCoopers,<br />

Tui Deutschland,<br />

B.A.U.M., WWF, diverse Schweizer<br />

Bundesämter und Universitäten, das<br />

World Economic Forum, Mammut, die<br />

Schweizer Jugendherbergen, Virgin<br />

Atlantic, Unilever und viele mehr.<br />

Von der Gründung von myclimate<br />

Deutschland profitieren neben<br />

Unternehmen übrigens auch Privatpersonen:<br />

Die Organisation ist als<br />

gemeinnützig anerkannt und kann<br />

somit steuerlich anerkannte Spendenbescheinigungen<br />

ausstellen.<br />

Für weitere Informationen kontaktieren<br />

Sie bitte:<br />

Stefan Baumeister<br />

Geschäftsführer myclimate Deutschland<br />

stefan.baumeister@myclimate.org,<br />

Telefon +49 (0)7121 / 92 23 50<br />

Kathrin Dellantonio<br />

Mediensprecherin myclimate<br />

kathrin.dellantonio@myclimate.org<br />

Telefon +41 (0)44 / 5 00 43 50<br />

www.myclimate.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 35


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

braucht Intelligenz<br />

Dr. Manfred Bayerlein,<br />

Vorstand der TÜV SÜD AG in München<br />

Der weltweite Strombedarf wird weiter<br />

zunehmen. In den Entwicklungsländern<br />

bekommen immer mehr Menschen<br />

einen Zugang zur Elektrizität,<br />

aber auch in Industrieländern wird der<br />

Bedarf weiter steigen – beispielsweise<br />

durch alternative Mobilitätskonzepte<br />

wie die E-Mobilität.<br />

Zugleich steht die Weltgemeinschaft<br />

vor der Herausforderung, die drohende<br />

Klimakatastrophe abzuwenden<br />

und den Ausstoß von Treibhausgasen<br />

deutlich zu reduzieren. „Um die<br />

zuverlässige, klimafreundliche und<br />

bezahlbare Versorgung einer wachsenden<br />

Weltbevölkerung mit Strom<br />

sicherzustellen, brauchen wir einen<br />

zukunftsfähigen Energiemix“, sagt<br />

Dr. Manfred Bayerlein, Vorstand der<br />

TÜV SÜD AG in München. Im Energiemix<br />

der Zukunft werden erneuerbare<br />

Energien einen deutlich höheren<br />

Anteil haben.<br />

Im Jahr 2008 wurden in Deutschland<br />

insgesamt 58 Prozent des Stroms aus<br />

fossilen Energieträgern gewonnen,<br />

gut 23 Prozent entfielen auf die<br />

Kernenergie und über 14 Prozent auf<br />

regenerative Energien. „Diese Zusammensetzung<br />

wird sich in kommenden<br />

Jahren nachhaltig verändern“, erklärt<br />

Bayerlein. Der TÜV SÜD-Vorstand<br />

geht davon aus, dass in Deutschland<br />

der Anteil der fossilen Energieträger<br />

im Jahr 2030 auf etwa 38 Prozent<br />

zurückgeht und regenerative Energiequellen<br />

mit 37 Prozent fast gleichauf<br />

liegen. Der Anteil der Kernenergie am<br />

Energiemix werde bei fast 20 Prozent<br />

nahezu konstant bleiben. „Die Kernenergie<br />

ist eine Brückentechnologie“,<br />

so Dr. Bayerlein, „die wir für den Ausbau<br />

der regenerativen Energien und<br />

den Übergang zu einer nachhaltigen<br />

Energieversorgung benötigen.“<br />

Im Bereich der regenerativen Energien<br />

ist das Potenzial der Wasserkraft in<br />

Deutschland nahezu ausgeschöpft,<br />

die Stromerzeugung aus Sonne ist<br />

vergleichsweise teuer. „Wirtschaftlicher<br />

ist der Ausbau von Onshore- und<br />

Offshore-Windenergieanlagen, die im<br />

Jahr 2030 zusammen etwa 140 TWh<br />

der benötigten 719 TWh produzieren<br />

könnten“, so Dr. Bayerlein. Weitere<br />

vielversprechende Technologien zur<br />

regenerativen Stromerzeugung seien<br />

Erdwärme und Biomasse, die zusammen<br />

etwa 34 TWh liefern könnten.<br />

Der Ausbau von regenerativen Energien<br />

wird die gesamte Versorgungslandschaft<br />

verändern. „Die gesamte<br />

europäische Infrastruktur für die<br />

Stromversorgung muss modernisiert<br />

werden“, betont Dr. Bayerlein. Denn<br />

nur der Aufbau von transeuropäischen<br />

Netzen biete die Möglichkeit,<br />

die starken Schwankungen bei der<br />

Stromerzeugung aus Wind und Sonne<br />

auszugleichen. „Dadurch können<br />

beispielsweise Leistungsspitzen von<br />

großen Offshore-Windparks in der<br />

Nordsee zur Versorgung von weit<br />

entfernten Verbrauchern in Süddeutschland<br />

oder in europäischen<br />

Nachbarländern genutzt werden“,<br />

so der TÜV SÜD-Vorstand. Zudem<br />

müssten die Speicherkapazitäten<br />

stark ausgebaut werden. Hier gebe es<br />

vielversprechende Forschungsprojekte<br />

zur Weiterentwicklung der Druckluftspeichertechnik<br />

und zur Realisierung<br />

moderner Druckluftspeicherkraftwerke.<br />

Ein weiterer Ausgleich der<br />

Leistungsschwankungen sei durch<br />

die zeitweise Abschaltung von trägen<br />

Verbrauchern wie Hochöfen oder<br />

Kühlhäusern möglich.<br />

„Um alle diese Anforderungen zu erfüllen,<br />

muss die Versorgungsinfrastruktur<br />

mit mehr Intelligenz ausgestattet werden“,<br />

betont Dr. Bayerlein. Das Stichwort<br />

lautet: „Smart Grids“. „Smart<br />

Grids“ oder „Intelligente Netze“<br />

bezeichnen ein umfassendes System<br />

zur Erfassung, Analyse, Steuerung,<br />

Speicherung und zum Transport von<br />

Elektrizität. Über Smart Grids können<br />

nicht nur dezentrale Energieerzeuger<br />

wie Windparks, Tiefengeothermie-<br />

Kraftwerke, Biomasse- und Biogasanlagen<br />

oder Blockheizkraftwerke in die<br />

Infrastruktur integriert, sondern auch<br />

Schwankungen bei Stromerzeugung<br />

und Stromlast durch die Einbeziehung<br />

der Verbrauchsstellen flexibel ausgeglichen<br />

werden.<br />

„Die umfassende Modernisierung<br />

der europäischen Versorgungsinfrastruktur<br />

schafft die Voraussetzung<br />

dafür, dass regenerative Energien<br />

sinnvoll genutzt und effizient verteilt<br />

werden können“, so das Fazit von<br />

Dr. Bayerlein. „Bei dieser Modernisierung<br />

begleiten wir Energieversorger,<br />

Betreiber von konventionellen Kraftwerken<br />

und Anlagen zur regenerativen<br />

Energie erzeugung sowie die<br />

Anlagenhersteller mit dem Know-how<br />

und den Erfahrungen eines internationalen<br />

Dienstleistungskonzerns.“<br />

Weiterführende Informationen finden<br />

Sie unter www.tuev-sued.de<br />

36 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.tuev-sued.de<br />

Erneuerbarer Energie gehört die<br />

Zukunft und sie verschafft Ihnen schon heute einen großen<br />

Wettbewerbsvorteil. TÜV SÜD unterstützt umfassend bei der Planung,<br />

Inbetriebnahme und im laufenden Betrieb von Windpark-, Geothermie-,<br />

Solarthermie- oder Biogasanlagen. Auch in der Wasserstoff- und<br />

Brennstoffzellentechnologie verfügen wir über ein fundiertes und aktuelles<br />

Know-how. Wer in eine Zusammenarbeit mit uns investiert,<br />

sichert sich wirtschaftlichen Mehrwert. Deshalb: Gestalten Sie<br />

mit uns lebenswerte Zukunft!<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

TÜV SÜD AG • Westendstraße 199 • 80686 München • Tel: 0800 888 4444<br />

37


sCHWerPunKt | CLeAnteCH |<br />

aNZeiGe<br />

Neuer Standard durch<br />

Zukunftstechnologie PVClean<br />

Wasserrecycling senkt Wasserverbrauch<br />

in der PVC-Produktion um bis zu 50%<br />

Ultrafiltrations-Anlage Vinnolit Knapsack<br />

Seit 2008 betreibt Vinnolit Knapsack mit<br />

PVClean die erste großtechnische Anlage<br />

zum Recycling des Prozessabwassers<br />

eines Suspensions-PVC-Betriebes. Durch<br />

Ultrafiltration und Wasserrückführung<br />

konnte der Wasserverbrauch pro Jahr<br />

um 200.000 Kubik meter gesenkt werden.<br />

Das von der EU-Kommission im<br />

Rahmen des LIFE III-Programms geförderte<br />

Projekt setzt neue Maßstäbe beim<br />

Wasserverbrauch in der Suspensions-<br />

PVC-Herstellung.<br />

Fast 35 Millionen Tonnen PVC werden<br />

jährlich weltweit beispielsweise für<br />

Rohre, Fensterrahmen oder Bodenbeläge,<br />

für Automobile, Verpackungen,<br />

Kreditkarten oder<br />

medizintechnische Anwendungen<br />

benötigt. Mit einem<br />

Anteil von etwa 90 Prozent<br />

ist das Suspensions-Verfahren<br />

das weltweit wichtigste Verfahren<br />

zur Herstellung von<br />

PVC. Dabei wird Vinylchlorid<br />

unter Druck in einem wässrigen<br />

System polymerisiert. Das<br />

dabei verwendete Wasser,<br />

drei bis vier Kubikmeter pro Tonne<br />

PVC, konnte bisher anschließend<br />

nicht wiederverwendet werden, da<br />

es noch geringe Produktmengen<br />

enthält und die PVC-Qualität bei ungefilterter<br />

Wiederverwendung massiv<br />

verschlechtern würde.<br />

Während mehrere frühere Versuche<br />

zum Prozesswasserrecycling scheiterten,<br />

hat Vinnolit nun eine Methode<br />

entwickelt, die störenden PVC-Kleinstpartikel<br />

durch ein Ultrafiltrationsverfahren<br />

so herauszufiltern, dass das<br />

aufbereitete Wasser in die Produktion<br />

zurückgeführt werden kann. Bei einer<br />

dauerhaften Kreislaufführung kann<br />

die zugeführte Frischwassermenge<br />

und analog die Abwassermenge um<br />

die Hälfte reduziert werden. Damit<br />

verbessert sich die Umweltbilanz des<br />

Gesamtprozesses deutlich. Das Projekt<br />

wurde vom nordrhein-westfälischen<br />

Umweltministerium unterstützt und<br />

von der EU-Kommission im Rahmen<br />

des LIFE III-Programms gefördert. Seit<br />

April 2008 wird das Ultrafiltrationsverfahren<br />

erfolgreich großtechnisch bei<br />

der Herstellung von Suspensions-PVC<br />

in Knapsack eingesetzt.<br />

Effizienz des Filterprozesses (links Wasser direkt aus<br />

der PVC-Produktion, Mitte Retentat (konzentriert),<br />

rechts gefiltertes Wasser)<br />

Mit PVClean wurde ein neuer Standard<br />

beim Wasserverbrauch des<br />

PVC-Verfahrens gesetzt, der über<br />

den Lizenzverkauf durch das Vinnolit-Technologiezentrum<br />

VinTec<br />

auch anderen PVC-Herstellern zur<br />

Verfügung gestellt wird. Das Verfahren<br />

kann nicht nur in Neuanlagen,<br />

sondern – wie in Knapsack – auch in<br />

bestehende Produktionsumgebungen<br />

integriert werden. Insbesondere für<br />

PVC-Hersteller in wasserarmen Ländern<br />

bietet sich so die Möglichkeit,<br />

die knappe Ressource Frischwasser<br />

sparsam einzusetzen.<br />

Im Profil<br />

vinnolit ist einer der führenden PvC-rohstoffhersteller<br />

in europa und weltweiter<br />

Marktführer bei PvC-spezialitäten für<br />

hochwertige Anwendungen. 1500 Mitarbeiter<br />

entwickeln, produzieren und vermarkten<br />

ein breit gefächertes sortiment<br />

an PvC-rohstoffen für die verschiedensten<br />

einsatzgebiete, etwa im Bausektor, in der<br />

Automobilindustrie oder in der Medizintechnik.<br />

2008 erwirtschaftete vinnolit einen<br />

Umsatz von 846 Millionen euro.<br />

Vinnolit GmbH & Co. KG<br />

Carl-Zeiss-ring 25<br />

d-85737 ismaning<br />

www.vinnolit.com<br />

Dr. Oliver Mieden<br />

environmental Affairs / Corporate Communications<br />

Andrea Walter<br />

public Relations<br />

telefon: +49 (0)89 / 9 61 03 - 0<br />

Fax: +49 (0)89 / 9 61 03 - 103<br />

e-Mail: corporatecom@vinnolit.com<br />

38 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


aNZeiGe<br />

| CLeAnteCH | sCHWerPunKt<br />

Schalten Sie um auf Grün!<br />

Strom aus erneuerbaren Energien sorgt nicht nur für ein<br />

gutes Umweltgewissen. Ein Wechsel hat oft auch geldwerte<br />

Vorteile – und ist außerdem ein Kinderspiel.<br />

Eigentlich ist es ganz einfach: Die<br />

Stromerzeugung aus den alternativen<br />

Energiequellen Wind, Wasser und Sonne<br />

ist letztlich die einzige Möglichkeit,<br />

die Umwelt nachhaltig zu schonen. Und<br />

zudem die einzig realistische Möglichkeit,<br />

auch mittel- und langfristig den<br />

Bedarf an Elektrizität überhaupt zu<br />

decken. Denn Strom aus fossilen<br />

Brennstoffen belastet das Klima mit<br />

bekannten Folgen wie Anstieg des<br />

Meeresspiegels, heftigeren Niederschlägen,<br />

längeren Trockenzeiten usw.<br />

Kohle, Erdgas und Erdöl sind darüber<br />

hinaus nur begrenzt verfügbar. Und die<br />

Kernenergie krankt neben den Risiken<br />

des normalen Reaktorbetriebs vor<br />

allem an der Entsorgungsfrage.<br />

Grund genug also, um im eigenen<br />

Haushalt auf Grün umzuschalten,<br />

das heißt Ökostrom<br />

zu nutzen. Als Verbraucher<br />

erhalten Sie dabei keinen<br />

reinen Ökostrom, denn das<br />

Netz funktioniert wie ein<br />

See: Alle gewonnene Energie<br />

– ob aus Atom- oder aus<br />

Windkraft – fließt hier hinein.<br />

Durch den steigenden Bedarf<br />

werden die Stromproduzenten<br />

allerdings angehalten, ein wachsendes<br />

Angebot an regenerativen<br />

Energien bereitzustellen. Das heißt<br />

gleichzeitig, dass die Produktion der<br />

fossilen und nuklearen Energieträger<br />

stetig weiter zurückgefahren wird.<br />

Wenn Sie sich also dafür entscheiden,<br />

auf Grün umzuschalten, sorgen Sie<br />

dafür, dass mehr umweltfreundliche<br />

Energie fließt.<br />

Um Ökostrom zu beziehen, müssen<br />

Sie gar nicht viel tun. Alle Formalitäten,<br />

die beim Wechsel anfallen,<br />

übernimmt der neue Versorger für<br />

Sie. Meist genügt ein Anruf oder ein<br />

Mausklick, um ein Antragsformular zu<br />

erhalten. Weder müssen Kabel oder<br />

Zähler ausgetauscht werden noch<br />

müssen Sie sich mit bürokratischen<br />

Angelegenheiten herumschlagen.<br />

Das Einzige, was Sie tun müssen, ist,<br />

sich zu entscheiden, das Formular<br />

auszufüllen und abzuschicken.<br />

In finanzieller Hinsicht haben Sie<br />

durch den Wechsel keine Nachteile.<br />

Die Ökovariante kostet oft nur genauso<br />

viel wie herkömmlich produzierter<br />

Strom. Eventuelle Aufpreise fallen<br />

gering aus, in manchen Fällen ist die<br />

grüne Energie sogar günstiger.<br />

Der Preis wird dadurch bestimmt,<br />

wo und mit welcher Technologie<br />

der Strom erzeugt wird. Der Anbieter<br />

GrünHausEnergie bezieht seine<br />

gesamte Energie aus sogenannten<br />

Laufwasserkraftwerken, die mit ihren<br />

Turbinen das große natürliche Potenzial<br />

fließender Gewässer nutzen.<br />

Wenn Sie „umsteigen“, sorgt das übrigens<br />

nicht nur für ein gutes Gewissen,<br />

sondern hat auch geldwerte Vorteile:<br />

Trotz schwankender Energiepreise<br />

garantiert GrünHausEnergie seinen<br />

Kunden 24 Monate Kostenstabilität.<br />

Bei Vertragsabschluss erhalten Sie<br />

zudem eine Wechselprämie in<br />

Höhe von 50 Euro, die Ihrer<br />

ersten Jahresstromabrechnung<br />

gutgeschrieben wird. Belohnt<br />

wird auch, wenn Sie Ihren<br />

Stromverbrauch insgesamt<br />

senken – ebenfalls mit bis<br />

zu 50 Euro.<br />

Ein Wechsel lohnt sich also<br />

– und ist ganz einfach. Jetzt<br />

sind Sie dran!<br />

Kontakt<br />

GrünHausEnergie<br />

Wissollstraße 5 - 43<br />

45478 Mülheim an der Ruhr<br />

Telefon +49 (0)800 / 6 64 88 04<br />

(Mo–Fr 8–20 Uhr, kostenfrei aus dem<br />

dt. Festnetz, Mobilfunktarif max. 42<br />

Cent/Minute),<br />

www.gruenhausstrom.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

39


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Saubere Trucks<br />

Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge<br />

40 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

und lautlose Flitzer<br />

Von Peter Grett<br />

Noch vor wenigen Jahren wurde die<br />

Fahne der Elektromobilität lediglich<br />

von wenigen Idealisten hoch gehalten.<br />

Inzwischen entwickelt sich das Thema<br />

zum Mega-Trend. Bis Elektrofahrzeuge<br />

in nennenswerter Zahl auf unseren<br />

Straßen unterwegs sind, wird jedoch<br />

noch einige Zeit vergehen. <strong>forum</strong> zeigt<br />

Ihnen, welche Fahrzeuge bereits heute<br />

angeboten werden und was in naher<br />

Zukunft zu erwarten ist.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Wir haben etwas gegen<br />

Zukunftssorgen: Gute Beratung.<br />

Sparkassen sind gegründet worden, damit alle Bürgerinnen und Bürger Vorsorge betreiben<br />

und am Wirtschaftsleben teilhaben können. Weil wir auch morgen und übermorgen Ihr bevorzugter<br />

Finanzpartner sein wollen, suchen wir nicht den kurzfristigen Profit. Wir suchen die<br />

beste Lösung – für Sie und für Ihre Zukunft. Durch umfassende Beratung mit dem Sparkassen-<br />

Finanzkonzept.<br />

Dem Wohlstand ihrer Region und den dort lebenden Menschen verpflichtet: die Sparkassen.<br />

Gut für Sie – und gut für Deutschland.<br />

Fragen zur Finanzwirtschaft?<br />

Wir helfen Ihnen gern –<br />

in Ihrer Sparkasse oder online unter<br />

www.gut-fuer-deutschland.de<br />

s<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

Hundert Prozent Einsatz für hundert<br />

Prozent erneuerbare Energien lautet<br />

das Motto der juwi-Gruppe mit Sitz<br />

in Wörrstadt. Zum ganzheitlichen Ansatz<br />

des erfolgreichen Unternehmens,<br />

das weltweit Solar-, Windkraft- und<br />

Biomasse-Anlagen projektiert, gehört<br />

ganz selbstverständlich auch Elektromobilität.<br />

„Unser erklärtes Ziel ist es,<br />

den jetzigen Betriebsfuhrpark von<br />

über 150 Fahrzeugen schrittweise<br />

durch Elektromobile zu ersetzen, die<br />

ihren Strom komplett aus erneuerbaren<br />

Energien beziehen“, erläutert Dr.<br />

Ronald Große, Abteilungsleiter des<br />

Geschäftsbereichs Solare Mobilität.<br />

Bereits jetzt zieren vier elektrische<br />

Tesla-Sportwagen und ein TWIKE-<br />

Leichtmobil den Parkplatz. Mitarbeiter<br />

können verschiedene Elektroroller für<br />

die Fahrt zur Arbeit nutzen und das<br />

Facility Management setzt für Transporte<br />

einen Eco Carrier ein.<br />

Ein Problem teilt Große trotz seiner<br />

guten Kontakte zur Automobilwirtschaft<br />

mit allen Unternehmen und<br />

Kommunen, die schon heute ein<br />

glaubwürdiges Zeichen für die nachhaltige<br />

Mobilität der Zukunft setzen<br />

wollen: Die geringe Auswahl an geeigneten<br />

Fahrzeugen und deren mangelnde<br />

Verfügbarkeit. Immerhin einen<br />

der ersten i-MiEV von Mitsubishi, die<br />

in Deutschland ausgeliefert werden,<br />

konnte sich juwi sichern. Allerdings<br />

noch ein Rechtslenker-Modell für den<br />

japanischen und britischen Markt. Die<br />

Version für Kontinentaleuropa kommt<br />

nämlich erst Ende des Jahres.<br />

Der Dornröschenschlaf<br />

elektrischer Antriebe ist beendet<br />

Wer sich an den immer zahlreicheren<br />

Medienberichten über eMobility<br />

orientiert, gewinnt den Eindruck, das<br />

elektromobile Zeitalter stehe unmittelbar<br />

bevor. In der Tat, der Dornröschenschlaf<br />

elektrischer Antriebe scheint ein<br />

für allemal beendet zu sein. Langfristig<br />

gesehen gibt es angesichts der Endlichkeit<br />

von Öl- und Gasvorkommen auch<br />

keine echte Alternative. Zudem wurden<br />

in den letzten Jahren beachtliche<br />

Fortschritte in der Akku-Technologie<br />

erzielt und auch die Akzeptanz von<br />

Elektromobilen hat inzwischen deutlich<br />

zugenommen. Neuerdings wird Elektromobilität<br />

nicht mehr nur mit kleinen<br />

LEVs (Light Electric Vehicles) assoziiert,<br />

sondern auch mit E-Sportwagen, deren<br />

Design und Beschleunigungswerte<br />

Emotionen wecken. Symptomatisch<br />

für die Begeisterung für lautloses,<br />

dynamisches Fahren ist der Slogan,<br />

mit dem ein Münchner Unternehmer<br />

auf dem Heck seines Teslas für seine<br />

Website wirbt: Grün, schlau, sexy.<br />

Längst ist es also keine reine Frage<br />

mehr von Vernunft, Verantwortung<br />

für die Umwelt und Glaubwürdigkeit,<br />

wenn sich immer mehr private und<br />

gewerbliche Nutzer für emissionsfreie<br />

(bei Ladung mit Ökostrom) Mobilität<br />

interessieren. E-motion entspricht dem<br />

Zeitgeist, spätestens seit die Schwarzeneggers<br />

und Clooneys dieser Welt<br />

sich elektrisieren ließen.<br />

Die „Ankündigungs-<br />

Weltmeister schaft“<br />

Der eMobility gehört zweifelsfrei<br />

die Zukunft. Doch wie steht es um<br />

die Gegenwart, welche elektrischen<br />

Fahrzeuge können vor allem Unternehmen<br />

oder kommunale Nutzer<br />

schon heute erwerben? Sieht man<br />

sich auf den großen Autoshows in<br />

Detroit, Genf oder Frankfurt um,<br />

so begegnet einem inzwischen auf<br />

beinahe jedem Stand ein elektrisches<br />

oder (plug-in-)Hybrid-Modell. All diese<br />

Showcars, Konzeptfahrzeuge und<br />

Prototypen können jedoch nicht darüber<br />

hinweg täuschen, dass wir erst<br />

ganz am Anfang einer Entwicklung<br />

stehen, die bis 2<strong>02</strong>0 mindestens eine<br />

Million batteriebetriebene Fahrzeuge<br />

auf deutsche Straßen bringen soll.<br />

Im Moment befinden wir uns noch<br />

in einer Phase, die am besten mit<br />

„Ankündigungs-Weltmeisterschaft“<br />

zu bezeichnen ist. Man darf gespannt<br />

sein, ob es speziell den großen Herstellern<br />

gelingt, ihre kommunizierten<br />

Markteinführungsziele zu erreichen.<br />

Und selbst dann dürften sich Privatkunden<br />

– überwiegend early adopter,<br />

die bereit sind, die zunächst relativ<br />

hochpreisigen eModelle zu kaufen<br />

– keine Illusionen machen. „In<br />

Produktion gehen“ oder „auf den<br />

Markt kommen“ bedeutet nämlich<br />

meist, dass Elektroautos zunächst in<br />

kleiner Serie bei größeren Kunden,<br />

meist Energieunternehmen, erprobt<br />

werden. Im nächsten Schritt werden<br />

sie dann zwar in begrenzter Stückzahl<br />

ausgeliefert, aber gerade die<br />

asiatischen Hersteller, die derzeit noch<br />

die Nase vorne haben, konzentrieren<br />

sich zunächst auf fernöstliche oder<br />

amerikanische Märkte. So kommen<br />

etwa in diesem Jahr von der neuen,<br />

aufladbaren („Plug-in“) Generation<br />

des Toyota Prius ganze 200 Stück<br />

nach Europa und lediglich 20 nach<br />

Deutschland. Allein die Deutsche<br />

Bahn AG wird die meisten davon in<br />

der Vermietung einsetzen.<br />

Fazit: Noch ist Elektromobilität vor<br />

allem ein marketinggetriebenes Thema<br />

und das Angebot an serienreifen<br />

Elektrofahrzeugen bekannter Marken<br />

äußerst überschaubar. Die wenigen<br />

Modelle werden zudem meist in<br />

kleineren Serien produziert und sind<br />

dementsprechend Mangelware. Für<br />

gewerbliche Kunden und Kommunen<br />

lautet die gute Nachricht hinter dieser<br />

ernüchternden Tatsache: Sie werden<br />

als erste in den Genuss kommen,<br />

OEM-Fahrzeuge kaufen zu können.<br />

Und: Kleinere, innovative und mit<br />

e-mobiler Erfahrung ausgestattete<br />

Spezialhersteller offerieren bereits<br />

heute interessante Produkte. Hier<br />

ein Überblick über das momentane<br />

Angebot und ein Ausblick auf die<br />

nahe Zukunft.<br />

Nutzfahrzeuge – Angebot noch<br />

übersichtlich<br />

Für Transportfahrten, die im näheren<br />

Umkreis getätigt werden, sind<br />

strombetriebene Fahrzeuge ideal, da<br />

emissionsfrei und geräuscharm. In<br />

manchen europäischen Kommunen<br />

ist es angesichts von Feinstaub- und<br />

Lärmbelastung im Bereich der City<br />

nicht mehr gestattet, im Liefer- und<br />

Warenverkehr Verbrennungsfahrzeuge<br />

einzusetzen. Auch die eMobility-<br />

Modellregion München konzentriert<br />

ihre Aktivitäten auf den kommunalen<br />

und gewerblichen Verkehr. Aber gibt<br />

es schon Alternativen zu den üblichen<br />

Stinkern? Im Prinzip ja, auch wenn<br />

das Angebot an E-Transportern noch<br />

ziemlich übersichtlich ist.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

43


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Der MEGA Multitruck: vielseitig einsetzbarer Kleintransporter<br />

Die Firma Iseki-Maschinen aus Meerbusch<br />

importiert mit dem französischen<br />

MEGA Multitruck ein äußerst<br />

variables Fahrzeugkonzept, das den<br />

unterschiedlichsten Transportanforderungen<br />

gerecht wird. Die 3 x 3 m große<br />

Nutzfläche kann mit verschiedenen<br />

Aufbauten versehen werden: Pickup,<br />

Pritsche, Kipper, Chassis-Kabine oder<br />

mit einer geschlossenen Box beim<br />

Van. Entsprechend vielfältig sind<br />

auch die Einsatzmöglichkeiten des<br />

elektrischen Kleintransporters. Sogar<br />

als mobiler Verkaufsstand kann der<br />

MEGA dienen. Die Spitzenleistung<br />

ist mit maximal 11 kW (15 PS) nicht<br />

gerade üppig, aber ausreichend, um<br />

die maximal 350 kg Zuladung zu bewältigen.<br />

Die Reichweite hängt von<br />

den Einsatzbedingungen ab. Bis zu 60<br />

Kilometer reicht eine Akkuladung. Die<br />

Preise beginnen bei 17.600 Euro.<br />

Volkswagen fertigt im Auftrag der<br />

Firma Ecocraft Automotive den Eco-<br />

Carrier E 2. Das robuste Fahrzeug<br />

besitzt einen leichten Aluminium-<br />

Spaceframe-Rahmen und ein volltragendes<br />

Luftfedersystem an der<br />

Hinterachse. Der E 2 leistet 15 kW,<br />

erreicht eine (abgeregelte) Höchstgeschwindigkeit<br />

von 80 km/h, eine<br />

Reichweite von 80 km und ist mit<br />

Pritschen- oder Kofferaufbau lieferbar.<br />

Der Kunde kann auch zwischen<br />

verschiedenen Batterie-Technologien<br />

wählen: von Blei- über Bleigel- bis zur<br />

Lithium-Ionen-Batterie. Die Zuladung<br />

kann im Falle von Lithium-Akkus um<br />

etwa 300 kg erhöht werden.<br />

Die italienische Firma Micro-Vett<br />

ist seit langem auf die Umrüstung<br />

von konventionellen Fahrzeugen<br />

in E-Mobile spezialisiert. Aus der<br />

Kooperation mit Fiat gehen gleich<br />

mehrere E-Transporter-Modelle hervor,<br />

die in Deutschland u.a. von der<br />

österreichischen Firma Lupower<br />

vertrieben werden. Der Doblo Electric<br />

kommt bei einer Vielzahl von<br />

gewerblichen Nutzern zum Einsatz<br />

wie etwa Flughäfen, Postgesellschaften,<br />

Wachdiensten oder Krankenhäusern.<br />

Gemäß seiner vielfältigen<br />

Einsatzmöglichkeiten wird er in<br />

verschiedenen Varianten angeboten.<br />

Mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 120 km/h, einer Reichweite von<br />

bis zu 120 km und einer Zuladung<br />

von 500 kg bietet der Doblo Beachtliches<br />

für ein Elektroauto. Wer<br />

mit weniger Leistung zufrieden ist,<br />

dafür eine etwas größere Ladefläche<br />

benötigt, wird beim Fiorino Cargo<br />

Electric fündig. Sogar einen großen<br />

Transporter in der 3,5 t-Klasse bieten<br />

die Spezialisten aus Imola an, den<br />

Ducato Electric.<br />

Ebenfalls aus Italien kommt der Porter<br />

Electric von Piaggio. Er wird bereits<br />

seit 1995 produziert und ist das meistverkaufte<br />

Elektrofahrzeug in Europa.<br />

Allein Disneyland Paris setzt 20 davon<br />

ein, die Müllentsorgung von Mailand<br />

56. Über 20 verschiedene Modellausführungen<br />

ermöglichen beinahe<br />

jeden Einsatzzweck. Je nach Akkutyp<br />

beträgt die Reichweite des Porter<br />

zwischen 70 und 120 Kilometer.<br />

PKW – Vorsichtige Rückkehr<br />

der E-Mobile<br />

Französische und japanische Autohersteller<br />

verschrieben sich der Elektromobilität<br />

schon lange zu Zeiten, als<br />

andere lediglich auf immer stärkere,<br />

schnellere und luxuriösere Fahrzeuge<br />

setzten. So hat Peugeot bis heute die<br />

meisten Zero-Emission-Autos verkauft.<br />

Von dem bis 2003 gebauten<br />

Modell 106 Électric wurden immerhin<br />

3.500 Fahrzeuge vermarktet. Auch<br />

wenn E-Mobile bei Peugeot, Mitsubishi<br />

und Co. nur ein Schattendasein<br />

fristeten, so verfügte man zumindest<br />

über Erfahrung und spezifische Ent-<br />

Fiat-Transporter vom Elektrospezialisten Micro-Vett: Doblo, Fiorino, Ducato<br />

44 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

wicklungskompetenz, als das Thema<br />

eMobility wieder an Bedeutung<br />

gewann. Es verwundert daher nicht,<br />

dass gerade diese Hersteller es sind,<br />

die nun mit den ersten Serienmodellen<br />

auf den Markt kommen.<br />

Zögerlicher Markteintritt<br />

der Großen<br />

Zwar unternehmen inzwischen auch<br />

andere Anbieter größere Anstrengungen,<br />

aber die notwendigen Entwicklungs-<br />

und Erprobungszeiträume<br />

lassen sich nicht beliebig verkürzen.<br />

Allzu groß ist die Furcht, mit unausgereiften<br />

Produkten Kunden zu vergraulen<br />

und damit das Markenimage zu<br />

beschädigen. So kommuniziert etwa<br />

BMW seinen Elektro-Mini lediglich als<br />

Erprobungsfahrzeug und sammelt lieber<br />

in Modellanwendungen Erfahrung,<br />

als hastig ein lediglich elektrifiziertes,<br />

konventionelles Fahrzeug mit eingeschränktem<br />

Platzangebot (Akkus im<br />

Bereich der Rücksitze) anzubieten.<br />

Parallel zur Produktentwicklung arbeitet<br />

man derzeit an einem eigenen<br />

Markenlabel unter dem in ein paar<br />

Jahren u.a. ein Megacity Vehicle<br />

vertrieben werden soll. Ebenso wie<br />

Volkswagen, die das Kleinfahrzeug up<br />

in einer E-Version erst 2013 anbieten<br />

werden, setzen die Münchner auf<br />

eine mittelfristige Strategie, statt mit<br />

Schnellschüssen zu agieren. Ein weiterer<br />

Grund, warum manche Hersteller<br />

mit dem Markteintritt warten, liegt<br />

in der Tatsache begründet, dass es in<br />

Deutschland – im Gegensatz zu anderen<br />

europäischen Ländern – noch keine<br />

staatlichen Fördermittel beim Erwerb<br />

eines Elektroautos gibt. Angesichts der<br />

anfangs noch sehr hohen Preise wird<br />

sich die Nachfrage daher zunächst<br />

auf gewerbliche und kommunale<br />

Nutzer beschränken. Zudem muss die<br />

Autoindustrie selbst noch eine Reihe<br />

von Hausaufgaben erledigen, um ihre<br />

Produkte zu akzeptablen Preisen offerieren<br />

zu können. Zu diesen gehören<br />

insbesondere attraktive (Akku-)Leasing-<br />

und Finanzierungsangebote.<br />

Auftritt der Drillinge<br />

Wer sich von vergleichsweise hohen<br />

Preisen und noch lückenhafter<br />

öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht<br />

abschrecken lässt, kommt schon Ende<br />

des Jahres in den Genuss elektrischen<br />

Fahrens mit „echten“ Elektroautos.<br />

In Japan wird der viertürige Viersitzer<br />

i-MiEV (Mitsubishi innovative Electric<br />

Vehicle) bereits seit vergangenem Jahr<br />

an Kunden aufgeliefert. Nachdem<br />

sie eine Reihe von Anpassungen an<br />

die gesetzlichen Vorschriften der EU<br />

(u.a. höhere Karosserieüberhänge<br />

zum Fußgängerschutz) erfahren hat,<br />

ist die Linkslenker-Version nun ab<br />

Oktober <strong>2010</strong> auch in Deutschland<br />

verfügbar. Der Kleinwagen, basierend<br />

auf dem japanischen Modell „i“, erfüllt<br />

bereits heute die Ansprüche an<br />

ein komfortables Stadt- und Pendlerfahrzeug.<br />

Seine Reichweite beträgt<br />

144 Kilometer (nach EU-Mode), die<br />

Höchstgeschwindigkeit ausreichende<br />

130 km/h. In fünf bis sieben Stunden<br />

ist der i-MiEV bei 15 Amp/220<br />

Volt wieder aufgeladen, mit Hilfe<br />

einer Offboard-Schnell-Ladeeinheit<br />

in knapp einer halben Stunde zu 80<br />

Prozent voll. Der Motor leistet 47<br />

kW (64 PS) und wird von modernen<br />

Lithium-Ionen Akkus gespeist. Diese<br />

MCC-KONGRESS<br />

Unter der Schirmherrschaft von:<br />

ElektroMobilität <strong>2010</strong><br />

26. und 27. April <strong>2010</strong> in Düsseldorf, Lindner Congress Hotel<br />

3 Neue Entwicklungen im Spannungsfeld<br />

von Politik, Recht und Wirtschaft<br />

3 Automobilhersteller:<br />

Entwicklungstendenzen und Innovationen<br />

3 Batteriehersteller:<br />

Stand der Technik und Forschungsansätze<br />

3 Energieversorger:<br />

Innovationen in einem wachsenden Markt<br />

3 Kooperationskonzepte auf dem Prüfstand<br />

3 Kundenerwartung zwischen Kosten<br />

und technischer Machbarkeit<br />

Moderation:<br />

Gerd-Uwe Funk, EnergieAgentur.NRW<br />

Ihre Referenten und Diskussionspartner:<br />

Dr. Andreas Gutsch, Geschäftsführer, Li-Tec Battery GmbH • Dr. Peter Asmuth, Vorstand,<br />

STAWAG AG • August Hirschbichler, Vorstand, Salzburg AG • Dr. Christian Kessel,<br />

Partner, Bird & Bird LLP • Roger Kohlmann, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDEW •<br />

Carolin Reichert, Leiterin E-Mobility, RWE Effizienz GmbH • Wilfried Nietschke, Prokurist,<br />

Bereichsleiter Technologie Monitoring, TM Executive Vice President, IAV GmbH • Katja<br />

Schlager, Institut für Transportation Design • Prof. Dr. Gernot Spiegelberg, Vice President<br />

Strategie und Technologie, Siemens AG • Dr. Oliver Weinmann, Leiter Innovationsmanagement,<br />

Vattenfall Europe AG • Dr. Wolfgang Woyke, Technische Grundsatzfragen,<br />

Neue Technologien, E.ON Energie AG • Bernhard Grünewald, Senior Manager External<br />

Affairs, Toyota Motor Europe • Dr. Armin Pfoh, Leiter Konzernbereich Innovationsmanagement<br />

TÜV SÜD AG • Dr. Hermann Scheer, MdB, Präsident, Eurosolar e.V. • Dr.-Ing.<br />

Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik, ADAC Technikzentrum, ADAC e.V. • Uwe Likar,<br />

Manager Advanced Engineering Planning, Mitsubishi Motor R&D Europe GmbH<br />

ElektroMobilität erFahren…<br />

Erleben Sie aktuelle E-Mobile und Prototypen LIVE !<br />

KEYNOTE SPEAKER<br />

Michael Gessner<br />

Ministerium für<br />

Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Energie,<br />

NRW<br />

Weitere www.<strong>forum</strong>-csr.net Informationen unter +49 (0)2421 12177-21 oder wolfsberger@mcc-seminare.de<br />

The Communication Company · Scharnhorststraße 67a · 52351 Düren<br />

www.mcc-seminare.de 45


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Technisch identisch: i MiEV, Ion, C-Zero<br />

sind zentral im Unterflur-Bereich<br />

platziert, was Einschränkungen im<br />

Passagier- und Gepäckraum vermeidet<br />

und einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt<br />

mit sich bringt. Der Preis<br />

liegt bei ca. 48.000 Euro, also etwa<br />

dem Dreifachen eines vergleichbaren<br />

konventionellen Autos. Dafür wird<br />

die hohe Anfangsinvestition zumindest<br />

teilweise durch die geringen<br />

Betriebskosten kompensiert. Dennoch<br />

ist lautloses, emissionsfreies Fahren<br />

momentan noch ein teurer Spaß. Bei<br />

mittelfristig zu erwartenden, deutlichen<br />

Preisanstiegen von fossilen<br />

Treibstoffen wird sich jedoch das Gefälle<br />

in der Wirtschaftlichkeit zwischen<br />

konventionellen und E-Fahrzeugen<br />

zunehmend verringern.<br />

Der französische PSA Konzern kooperiert<br />

schon seit längerem mit Mitsubishi<br />

und so ist es nicht verwunderlich, dass<br />

dessen Marken Peugeot mit dem Ion<br />

und Citroën mit dem C-Zero zwei optisch<br />

und technisch beinahe identische<br />

i-MiEV-Geschwister präsentieren.<br />

Unterschiedlich sind jedoch die<br />

Markteinführungsstrategien.<br />

Noch zurückhaltend zeigt<br />

sich dabei Citroën. So<br />

werden zwar im letzten<br />

Quartal <strong>2010</strong> einige<br />

hundert Fahrzeuge<br />

in Europa angeboten,<br />

wie viele davon<br />

nach Deutschland<br />

kommen, ist derzeit<br />

jedoch noch offen. Zumindest<br />

soll der C-Zero<br />

über den Fuhrpark der Deutschen<br />

Bahn AG angemietet werden können.<br />

Für den Ion, der ab Oktober auch von<br />

Privatkunden bezogen werden kann,<br />

liegen laut Peugeot bereits 3.000<br />

Vorreservierungen aus Europa vor,<br />

550 davon aus Deutschland.<br />

Alle spielen die Elektro-Karte<br />

Renault setzt von den europäischen<br />

Herstellern am stärksten auf Elektromobilität:<br />

Gleich vier verschiedene<br />

Conceptcars wurden auf der IAA 09<br />

präsentiert. Den deutschen Markt<br />

wird man jedoch erst ab 2012 bedienen,<br />

wahrscheinlich mit dem Kangoo<br />

Z.E. (für Zero Emission).<br />

Nicht viel anders sieht es bei Nissan,<br />

dem Allianz-Partner von Renault, aus.<br />

Zwar entfalten die Japaner weltweit<br />

erhebliche eMobility-Aktivitäten, aber<br />

der elektrische Kleinwagen Leaf wird in<br />

Deutschland gegen Ende diesen Jahres<br />

nur an strategische Partner, wie z.B.<br />

den Vermieter Europcar ausgeliefert.<br />

Opel Ampera: Elektroauto mit Verbrennungsmotor<br />

als Reichweiten-Erhöher<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

Von den deutschen Marken geht<br />

Smart als erster an den Start. Derzeit<br />

wird eine erste Serie von tausend fortwo<br />

ed (für electric drive) gefertigt und<br />

an gewerbliche wie private Kunden in<br />

europäischen Metropolen, darunter<br />

Berlin, ausgeliefert. Ehe Händler und<br />

Werkstätten flächendeckend geschult<br />

sind, erscheint eine Fokussierung zunächst<br />

auf Großstädte in acht Ländern<br />

durchaus sinnvoll zu sein. Schließlich<br />

erwarten die Kunden einen kompetenten<br />

Service vor Ort.<br />

Mit dem Ampera bringt Opel 2011<br />

eine spezielle Kategorie von Elektrofahrzeugen<br />

auf den Markt. Die<br />

Kapazität der Lithium-Akkus reicht<br />

dabei für eine Fahrstrecke von maximal<br />

60 Kilometern. Für längere Strecken<br />

verfügt der Ampera über einen<br />

kleinen Verbrennungsmotor, der das<br />

Fahrzeug nicht antreibt, sondern als<br />

Generator Strom erzeugt. Anders als<br />

bei Hybrid-Autos erfolgt der Antrieb<br />

hier also stets rein elektrisch. Dank<br />

dieser Range-Extender-Technik sind<br />

Reichweiten von 500 km möglich.<br />

Es bleibt abzuwarten, wann Audi<br />

seinen Sportflitzer e tron an betuchte<br />

Kunden ausliefern kann. Noch befindet<br />

er sich im Prototypen-Stadium,<br />

genauso wie viele der zuletzt vorgestellten<br />

asiatischen Elektro-Modelle<br />

von Hyundai, Mazda, Honda, Suzuki,<br />

Toyota, Tata oder Subaru. Gespannt<br />

sein darf man auf die Elektro-Offensive<br />

der Chinesen. Dank ihrer hohen<br />

Kompetenz im Bereich Speichermedien<br />

werden sie in absehbarer Zeit<br />

Stadtmobile zu vermutlich attraktiven<br />

Preisen in großer Stückzahl in die<br />

Märkte bringen. Auch in die europäischen.<br />

In den nächsten Jahren wird<br />

folglich ein harter Konkurrenzkampf<br />

ausbrechen. Hoffentlich zum Nutzen<br />

der Kunden.<br />

Innovative Kleine<br />

Länger als viele große Hersteller<br />

widmen sich eine Reihe kleiner, spezialisierter<br />

Unternehmen seit langem<br />

der Fertigung von Elektrofahrzeugen.<br />

Das meistverkaufte Elektromobil ist<br />

hierzulande das einsitzige City El,<br />

welches im fränkischen Aub produziert<br />

Schon zu kaufen: Die Stadtflöhe Tazzari Zero, Mega City, Reva-i<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

wird. Über 6.000 Stück wurden bisher<br />

verkauft, vornehmlich an Pendler und<br />

Unternehmen, die ihn als mobilen<br />

Werbeträger einsetzen. Der Hersteller<br />

Smiles profiliert sich inzwischen auch<br />

als Importeur von pfiffigen Elektro-<br />

Kleinwagen des indischen Anbieters<br />

Reva und der italienischen Firma Tazzari.<br />

Deren zweisitziges Modell Zero<br />

ist eine echte Alternative zum Elektro-<br />

Smart, auch wenn er den technischen<br />

und Komfortansprüchen von Smart-<br />

Fahrern vielleicht nicht genügen wird.<br />

Die wichtigsten Eigenschaften besitzen<br />

jedoch beide: kompakt, leicht, wendig.<br />

Und, der Zero ist schon zu haben. Für<br />

24.000 Euro bietet er neben Lithium-<br />

Batterien vier verschiedene Fahrmodi<br />

– von sparsam bis flott. Mit dem Eco-<br />

Fahrprogramm sind immerhin 140 km<br />

Reichweite möglich.<br />

Wer ein kompaktes Elektroauto für<br />

die Stadt sucht, wird auch beim französischen<br />

Hersteller Aixam (mit deutschen<br />

Vertriebspartnern) fündig. Der<br />

Ecity pro kann es zwar nicht mit den<br />

Fahrleistungen des Zero aufnehmen,<br />

ist dafür aber knapp 6.000 Euro günstiger<br />

als der Italiener. Zwei Personen<br />

finden auch im Leichtmobil-Klassiker<br />

TWIKE Platz. Neuerdings wird dieser<br />

Human-Power-Hybrid (Reichweitenerhöhung<br />

durch Mittreten) optional<br />

mit Lithium-Akkus angeboten. Der<br />

Prototyp eines Nachfolgemodells wurde<br />

als einziger deutscher Teilnehmer<br />

für den renommierten Automotive X<br />

Prize-Wettbewerb ausgewählt.<br />

Einen viersitzigen Viertürer namens<br />

Citysax, aufbauend auf dem Chevrolet<br />

Matiz, bietet ein Kleinstserienhersteller<br />

aus Dresden an.<br />

Beinahe für jeden Anspruch gibt es<br />

also inzwischen E-Mobile, entsprechende<br />

Kaufkraft des Kunden vorausgesetzt.<br />

Dies gilt ganz besonders<br />

für die Liebhaber von Sportwagen,<br />

die sechsstellige Summen berappen<br />

müssen, um einen E-Flitzer zu<br />

erwerben. Dank des überragenden<br />

Drehmoments elektrischer Antriebe<br />

ist es vor allem die Beschleunigungsleistung,<br />

die viele „sportliche Fahrer“<br />

begeistert. So katapultiert sich etwa<br />

der Tesla Roadster – auch dank<br />

seiner Leichtbaukarosserie – in nur<br />

3,9 Sekunden auf 100 km/h. Selbst<br />

hartgesottene Porsche-Fans werden<br />

demnächst vielleicht abtrünnig. Der<br />

Allgäuer Tuner Ruf wird noch in<br />

diesem Jahr die ersten Greenster auf<br />

911er Basis ausliefern. Entstanden ist<br />

der elektrische Sportler in einer Ent-<br />

Extremsportler: Tesla Roadster (oben), Ruf Greenster (unten), Wolf E 2 (rechts)<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| cleaNTecH |<br />

sCHWerPunKt<br />

Pioniere der Elektromobilität<br />

seit fast 20 Jahren beschäftigt sich Karl<br />

nestmeier mit dem thema elektromobilität.<br />

Während viele klassische Automobilhersteller<br />

noch über die umsetzung<br />

nachdenken, fährt er mit effi zienten,<br />

zuverlässigen und vor allem verfügbaren<br />

Fahrzeugen an ihnen vorbei. Als vorstand<br />

der Smiles aG bietet Nestmeier neben viel<br />

erfahrung nun ein breites spektrum sich<br />

ergänzender elektrofahrzeuge.<br />

Als Marktführer im Bereich elektrofahrzeuge<br />

ist beispielsweise der in Aub bei<br />

Würzburg gefertigte CityeL nicht nur sparsamstes<br />

serienfahrzeug der Welt, sondern<br />

auch ein interessanter Werbeträger für<br />

Gewerbebetriebe. Mittlerweile sind rund<br />

6.000 Fahrzeuge auf den straßen weltweit<br />

unterwegs. doch mit den Qualitäten des<br />

CityeL gab sich der visionäre Autobauer<br />

nicht zufrieden. die smiles AG sicherte<br />

sich deshalb die importeurslizenzen für<br />

die Marken revA und tazzari. somit gehört<br />

das unternehmen auch in Zukunft zur<br />

ersten riege der elektrofahrzeuganbieter.<br />

www.smiles-world.de<br />

seit 23 Jahren ist die Zeitschrift eMobile<br />

plus solar die Pfl ichtlektüre für alle elektromobilisten.<br />

sie ist offi zielles Mitteilungsorgan<br />

diverser elektromobilvereine und des<br />

Bundesverband solare Mobilität e.v. das<br />

engagierte Fachmagazin gibt auf 80 seiten<br />

Auskunft über technik, Fahrzeuge, Förderungen<br />

sowie veranstaltungen. erscheinungsweise:<br />

4 Ausgaben p.a., einzelheft:<br />

6,00 euro. Abo 24,- euro<br />

www.solarmobil-zeitschrift.de<br />

wicklungskooperation mit Siemens.<br />

Wer es noch extremer mag, für den<br />

hält die Firma Wolf aus Neuenrade ab<br />

2011 mit dem E 2 einen kraftstrotzenden<br />

Stromer bereit, der weniger<br />

als 900 Kilogramm wiegen soll und<br />

von vier Elektromotoren angetrieben<br />

wird. Je einer pro Rad und jeweils 100<br />

kW (!) stark.<br />

Ein Tipp am Ende:<br />

Wer sich der Faszination Elektromobilität<br />

hingeben möchte, sich aber<br />

keines der im Moment noch relativ<br />

teuren Elektroautos leisten kann oder<br />

will, für den sind elektrische Zweiräder<br />

eine gute Einstiegsdroge. Das Vergnügen<br />

fängt bereits bei Elektrofahrrädern,<br />

den sogenannten Pedelecs,<br />

an. Sie sind längst keine Mobilitätshilfe<br />

für Senioren mehr, sondern<br />

erleben inzwischen einen regelrechten<br />

Boom – gerade bei einer jüngeren,<br />

komfortbewussten Klientel. An die<br />

zwanzig Anbieter von Elektrorollern<br />

tummeln sich inzwischen schon auf<br />

dem deutschen Markt. Das Angebot<br />

reicht vom leichten Scooter aus<br />

Fernost bis zum High-End-Bike von<br />

Vectrix. Sogar richtige Straßen- und<br />

Geländemotorräder und elektrische<br />

Mopeds gibt es bereits. Nur, auch bei<br />

Zweirädern hat Qualität ihren Preis.<br />

Billigprodukte aus unbekannter, meist<br />

asiatischer Herkunft, die in großen<br />

Märkten ohne fachkundige Beratung<br />

verramscht werden, bringen nur Verdruss<br />

und schaden dem guten Image<br />

der Elektromobilität.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

49


sCHWerPunKt | cleaNTecH |<br />

Träume auf zwei Rädern<br />

Keine Pedale, 45km/h Höchstgeschwindigkeit und nur<br />

45kg Fahrzeuggewicht ermöglichen dem Fahrer ungeahnten<br />

Fahrspaß. Das außergewöhnliche Design, das<br />

geräuschlose Dahingleiten garantieren bewundernde<br />

Blicke – sowohl auf dem Weg zur Arbeit, als auch<br />

beim Cruisen durch die Stadt. Durch die Nähe zum<br />

Fahrrad erschließt sich die Bedienung des Fahrzeuges<br />

sofort und auch kleine Personen fühlen sich aufgrund<br />

des geringen Gewichtes auf dem ELMOTO wohl.<br />

www.elmoto.com<br />

Design meets Future: Ein Fahrrad, das gut und gerne<br />

50 km/h fährt und obendrein auch noch gut<br />

aussieht. Ein Drehmoment von 140 Newton-<br />

Meter, 3.000 Umdrehungen je Minute und<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 80<br />

km/h (bei der ungedrosselten Version) sollten<br />

selbst den letzten Rad-Muffel überzeugen.<br />

www.pg-bikes.com<br />

Im Profil<br />

Leichte, bürstenlose Elektromotoren mit verschleißarmem Riemenantrieb und regenerativem<br />

Bremssystem (speist beim Bremsen Energie zurück) verpackt in sportliches und<br />

hochwertiges italienisches Design: Govecs Elektroroller haben Betriebskosten von 50-70<br />

Cent/100 km und sind damit sparsam und umweltschonend zugleich. www.govecs.com<br />

Peter Grett, (*1957), M.A. studium der<br />

Pädagogik und (organisations-/Wirtschafts-)Psychologie.<br />

er war Ceo, Marketingleiter<br />

und Berater verschiedener<br />

elektrofahrzeug-entwicklungsunternehmen,<br />

daneben freier Autor zum themenbereich<br />

alternative antriebe. Zahlreiche<br />

internatio nale Kontakte zur Automotiveindustrie<br />

und benachbarter Branchen. als<br />

verlagsleiter verantwortet er seit kurzem<br />

das neue Fachmagazin electric mobility,<br />

dessen erste Printausgabe Anfang Juni<br />

erscheinen wird.<br />

www.electricmobility.de<br />

50 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Special: Business & Biodiversität<br />

Wirtschaft und<br />

biologische Vielfalt<br />

Die Natur liefert uns Nahrung, sauberes<br />

Wasser oder Medikamente. Aus<br />

Wäldern werden Zeitungen, Früchte<br />

werden zu Konserven, Getreide zu<br />

Brennstoff, Strände zu Erholungsgebieten,<br />

Bodenschätze zu Computern.<br />

Insekten sichern unsere Ernten, indem<br />

sie Obst- und Gemüsepflanzen<br />

bestäuben. Wälder schützen uns vor<br />

Überschwemmungen, speichern große<br />

Mengen Kohlendioxid und wirken<br />

damit gegen den Klimawandel.<br />

Doch wir nehmen der Natur immer<br />

mehr Raum und gefährden damit<br />

langfristig unsere Wirtschafts- und Lebensgrundlage.<br />

<strong>forum</strong> zeigt konkrete<br />

Möglichkeiten, um die Biodiversität<br />

zu erhalten.<br />

Forum<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

<strong>02</strong>/<strong>2010</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

<strong>Cleantech</strong><br />

Leitindustrie der Zukunft<br />

Special: Business & Biodiversität<br />

SusCon <strong>2010</strong> • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport<br />

Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur<br />

Diese Sonderbeilage der European Business and Biodiversity Campaign<br />

wird durch das LIFE+ Programm der Europäischen Union gefördert.<br />

Zeigen Sie Ihr Engagement für Biodiversität - in <strong>2010</strong> und darüber hinaus!<br />

Wie? Kein Grund, sich darüber den Kopf zu zerbrechen! Wir haben die Lösung.<br />

Eine positive Botschaft. Vermittelt durch 200.000 einzigartige Bilder vom Naturerbe unseres<br />

Kontinents. An 700 Millionen Europäer – und den Rest der Welt.<br />

Wild Wonders of Europe lädt Sie ein als Partner für:<br />

- die Outdoor-Ausstellungstour<br />

- die Indoor-Ausstellungstour<br />

- Multimedia-Shows<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Wenn Sie mehr über eine Partnerschaft mit Wild Wonders of Europe erfahren möchten,<br />

wenden Sie sich bitte an:<br />

Florian Möllers, Communications Director, florian@wild-wonders.com, mobil: +49 170 937 57 89<br />

www.wild-wonders.com<br />

51


Special | Business & Biodiversität |<br />

Wirtschaft – vom<br />

Aussterben bedroht?<br />

Wie wir die Vielfalt der Natur gefährden<br />

und uns damit selbst auf die rote Liste setzen<br />

Foto: © Magnus Lundgren / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Bis zu 200 Millionen Menschen leben<br />

weltweit vom Fischfang. Doch gleichzeitig<br />

gefährdet Überfischung Arbeitsplätze, weil<br />

immer mehr Fischbestände zurückgehen<br />

und vom Aussterben bedroht sind. Die Wirtschaft<br />

ist auf intakte Ökosysteme angewiesen<br />

und sollte daher ihr Handeln auf eine<br />

nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen<br />

und Dienstleistungen abstimmen.<br />

Von Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein<br />

In den letzten 50 Jahren hat sich die<br />

Weltbevölkerung verdoppelt. Die Weltwirtschaft<br />

wuchs dabei sogar um das<br />

Sechsfache. Auch der Lebensstandard<br />

vieler Menschen erhöhte sich dadurch.<br />

Doch mit diesem Wachstum fordern<br />

wir mehr von der Natur, als sie uns<br />

geben kann, ohne dabei selbst Schaden<br />

zu nehmen. Für Verkehr, Industrie<br />

und Landwirtschaft zerschneiden und<br />

zerstören wir natürliche Lebensräume.<br />

Wir stoßen inzwischen mehr Schadstoffe<br />

aus, als die Natur aufnehmen<br />

kann. Über globale Transportwege<br />

verbreiten sich fremde Arten, die die<br />

heimische Flora und Fauna verdrängen.<br />

Der Klimawandel bedroht viele<br />

Arten und Ökosysteme, die es nicht<br />

schaffen, sich den neuen Bedingungen<br />

anzupassen.<br />

Bilanz: 40 Prozent aller Arten sind<br />

vom Aussterben bedroht. Und die<br />

Wirtschaft auch!<br />

Der Verlust von biologischer Vielfalt<br />

schwächt unser Ökosystem, also<br />

das Zusammenspiel von Tieren und<br />

Pflanzen mit ihrem Lebensraum – was<br />

jedoch häufig nicht sofort sichtbar<br />

wird. Ganze Forschungs- und Innovationszweige<br />

speisen aus diesem Wissen<br />

– z.B. die Bionik: Wie bei einer<br />

Mauer, aus der man einen Stein nach<br />

dem anderen herauszieht, droht ein<br />

Ökosystem irgendwann zu kippen.<br />

Doch ein derart gestörtes Ökosystem<br />

kann den Menschen nicht mehr mit<br />

Rohstoffen und natürlichen Dienstleistungen<br />

versorgen.<br />

Der tropische Regenwald des Amazonas,<br />

in dem 10 Prozent aller Arten<br />

dieser Erde leben, ist größer als die<br />

Fläche der Europäischen Union. Doch<br />

der größte Regenwald der Welt ist in<br />

Gefahr. Weil die Nachfrage nach Holz,<br />

Soja und Rindfleisch auf der ganzen<br />

Welt steigt, wird er gerodet, damit<br />

er landwirtschaftlich genutzt werden<br />

kann. Jeden Tag verschwinden etwa<br />

70 km² seiner Fläche.<br />

Natürliche Lebensräume werden<br />

aber nicht nur in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern zerstört, sondern<br />

auch in den Industriestaaten – und<br />

das bereits seit Jahrhunderten. Natürliche<br />

Flächen werden in Siedlungen<br />

umgewandelt, wodurch auch hier<br />

biologische Vielfalt verloren geht. So<br />

verschwinden in Deutschland jeden<br />

Tag etwa 113 Hektar Fläche unter<br />

Asphalt und Beton, das entspricht 161<br />

Fußballfeldern. Jeden Tag.<br />

Auch eingeschleppte Arten, die nicht<br />

im jeweiligen Lebensraum heimisch<br />

sind, lassen die biologische Vielfalt<br />

schrumpfen. So löste die Meerwalnuss,<br />

eine unscheinbare Qualle, in den 90er<br />

Jahren eine ökologische Katastrophe<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

im Schwarzen Meer aus. Als blinder<br />

Passagier eines Schiffes traf sie auf einen<br />

Lebensraum, der durch eine Algenplage<br />

bereits geschwächt war. Die Qualle<br />

hatte dort keine natürlichen Feinde und<br />

verdrängte so 90 Prozent aller anderen<br />

Lebewesen.<br />

Und schließlich hat auch der Klimawandel<br />

ernste Auswirkungen auf die biologische<br />

Vielfalt. Das Meerwasser wird<br />

immer wärmer, was das empfindliche<br />

Zusammenspiel von Algen und Korallen<br />

stört. Die Folge: Die Korallen bleichen<br />

aus und sterben. Allein im Jahr 1998<br />

wurden so weltweit 16 Prozent aller<br />

Korallenriffe schwer beschädigt.<br />

Biologische Vielfalt – ein Segen<br />

für die Wirtschaft<br />

Biologische Vielfalt versorgt uns nicht<br />

nur mit direkt nutzbaren Gütern wie<br />

Nahrung und Holz, ihr genetischer<br />

Reichtum ist auch die Basis vieler<br />

Arzneimittel. Allein die etwa 100.000<br />

Schutzgebiete, die zirka 11 Prozent der<br />

Landfläche der Erde ausmachen und<br />

die noch relativ reich an Arten sind,<br />

versorgen die Menschheit mit Leistungen,<br />

deren Wert schätzungsweise<br />

4,4 bis 5,2 Billionen US-Dollar pro Jahr<br />

beträgt. Das übertrifft die Summe der<br />

Umsätze aller Automobil-, Stahl- und<br />

IT-Unternehmen weltweit.<br />

Die Vielfalt an Ökosystemen zu Land<br />

und zu Wasser hilft, das Klima zu<br />

stabilisieren. Wälder und Moore etwa<br />

speichern Wasser und CO 2<br />

, Savannen<br />

verhindern die Wüstenbildung und<br />

Korallenriffe mindern die Auswirkungen<br />

von Sturmfluten.<br />

Meere bedecken etwa 71 Prozent<br />

unseres Planeten und versorgen uns<br />

mit vielen wichtigen Rohstoffen.<br />

Über eine Milliarde Menschen sind<br />

auf Fisch und Meeresfrüchte als Proteinquelle<br />

angewiesen. Bis zu 200<br />

Millionen Menschen leben weltweit<br />

vom Fischfang, vor allem in den Entwicklungsländern.<br />

Aber das Meer versorgt uns nicht nur<br />

mit Nahrung. Die Natur hat im Laufe<br />

der Zeit eine Vielfalt unterschiedlicher<br />

Formen, Strukturen und Prozesse<br />

entwickelt. Dieses Wissen können<br />

wir für uns nutzbar machen. So ist<br />

die Natur immer wieder Ideengeber<br />

für neue Produkte: Schwimmanzüge<br />

imitieren Haihaut oder Gebäude<br />

werden wie Termitenhügel belüftet.<br />

Ein ganzer Designzweig – die Bionik<br />

– speist sich aus diesem Wissen: Die<br />

Schnauze von Delfinen war Vorbild<br />

für stromlinienförmigere Schiffe, die<br />

bis zu 10 Prozent Energie einsparen.<br />

Aus dem Gift einer Seeschnecke wird<br />

ein Schmerzmittel gewonnen – 1000-<br />

mal stärker als Morphium – das aber<br />

nicht abhängig macht. Lotusblume,<br />

Hai, Pinguin und Gecko stehen für<br />

selbst reinigende Oberflächen, strömungsgünstige<br />

Beschichtungen bei<br />

Flugzeugen, geringe cw-Werte bei<br />

Autos, verbesserte Schiffsantriebe und<br />

wieder verwendbare Klebebänder.<br />

Es gibt unendlich viele Gründe,<br />

biologische Vielfalt zu fördern. Für<br />

Unternehmen bietet der aktive Einsatz<br />

für Biodiversität neue Kunden<br />

und Märkte, Kosteneinsparung und<br />

Imagegewinn. Eine ökologische<br />

Landwirtschaft erhält die lokale Sortenvielfalt.<br />

Unternehmen überprüfen<br />

die Auswirkungen ihrer Produktion<br />

und orientieren sich bei der Auswahl<br />

ihrer Materialien an anerkannten Umweltzeichen<br />

wie FSC bei Papier.<br />

Die Wirtschaft ist auf intakte<br />

Ökosysteme angewiesen<br />

Die Wirtschaft belastet auch bei<br />

Einhaltung aller Gesetze die Natur.<br />

Sie braucht Rohstoffe, muss Flächen<br />

versiegeln und oft auch Wälder roden<br />

lassen. Produktion belastet Luft, Wasser<br />

und Böden.<br />

Auf der anderen Seite ist die Wirtschaft<br />

auf intakte Ökosysteme angewiesen.<br />

Ohne Wildpflanzen keine natürliche<br />

Kosmetik, Getränkehersteller<br />

brauchen sauberes Wasser, zerstörte<br />

Landschaften schaden dem Tourismus<br />

und nicht zuletzt profitieren Versicherungen<br />

vom Schutz, den Lebensräume<br />

bei Naturkatastrophen bieten.<br />

Der Wert der Natur ist schwer zu beziffern,<br />

auch wenn daran gearbeitet<br />

wird. Doch immer mehr Unternehmen<br />

erkennen, dass es in ihrem Interesse<br />

liegt, biologische Vielfalt zu schützen<br />

und immer mehr Verbraucher fordern<br />

dies ein.<br />

Fakt ist, dass sich das Flora- und Faunasterben<br />

fortsetzt. Das Ziel der internationalen<br />

Staatengemeinschaft – die<br />

Verlustrate der Biodiversität bis <strong>2010</strong> zu<br />

mindern - wurde somit verpasst. Zudem<br />

forderte die internationale Staatengemeinschaft<br />

2006, dass die Einbindung<br />

der Wirtschaft stärker vorangetrieben<br />

werden muss. Unternehmen stehen<br />

mit ihrem Engagement nicht allein: In<br />

verschiedenen Initiativen und in Zusammenarbeit<br />

mit der Bundesregierung<br />

oder erfahrenen NPOs können sie ihren<br />

Einfluss auf Natur, Arten und Ökosysteme<br />

positiv gestalten.<br />

<strong>forum</strong> stellt in diesem Special die wichtigsten<br />

Initiativen, beeindruckende<br />

Vorbilder und innovative Best-Practice-<br />

Beispiele vor. Sie zeigen, wie die überlebenswichtige<br />

Biodiversität erfolgreich<br />

und mit Gewinn für alle in die Wirtschaft<br />

integriert werden kann.<br />

Im Profil<br />

edgar endrukaitis ist Koordinator der Business<br />

and Biodiversity initiative „Biodiversity<br />

in Good Company”, Judith Winterstein ist<br />

für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und<br />

redaktion zuständig. die initiative des<br />

Bundesumweltministeriums wird von der<br />

GtZ umgesetzt und strebt eine stärkere<br />

integration des Privatsektors in die Zielerreichung<br />

des internationalen Übereinkommens<br />

über die biologische vielfalt an.<br />

edgar.endrukaitis@gtz.de<br />

Judith.Winterstein@gtz.de<br />

www.business-and-biodiversity.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

53


Special | Business & Biodiversität |<br />

Der Wert unserer Welt<br />

Die TEEB-Studie zur Biodiversität liefert wichtige Informationen,<br />

um Biodiversität ins Management zu integrieren.<br />

Von Josh Bishop<br />

Sehr vielen Menschen ist die Problematik<br />

des Klimawandels mittlerweile<br />

bewusst. Und erfreulicherweise wird<br />

die Verringerung der Treibhausgase<br />

in die tägliche Geschäftspraxis integriert.<br />

Nun steigt auch das Bedürfnis<br />

nach Informationen – über die Gefahren<br />

des Verlustes von biologischer<br />

Vielfalt, aber auch über ökologische<br />

Dienstleistungen. Das Thema ist<br />

dringlich – gefragt sind nachhaltige<br />

Business-Modelle, die die Erhaltung<br />

und Regeneration von Ökosystemen<br />

und gleichzeitig die Bedürfnisse der<br />

Menschen berücksichtigen.<br />

Die Studie „The Economics of Ecosystems<br />

and Biodiversity“ (TEEB) will<br />

dafür die nötigen Grundlageninformationen<br />

bereit stellen und praktische<br />

Handlungsmöglichkeiten aufzeigen,<br />

wie Biodiversität und die Dienstleistungen<br />

von Ökosystemen in Unternehmensentscheidungen<br />

integriert<br />

werden können.<br />

54 Foto: © Markus Varesvuo / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Artenschwund vor unserer Haus- und<br />

Firmentür: Der Wiedehopf ist ein in weiten<br />

Teilen Mitteleuropas verschwundener<br />

Brutvogel. Seine Beute – der Maikäfer – ist<br />

ebenfalls nur noch selten anzutreffen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 55


Special | Business & Biodiversität |<br />

Foto: © Magnus Elander / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Ausgerottet – wiederangesiedelt – erneut bedroht: Der Bartgeier war in den Alpen einst<br />

ausgerottet, wurde dann in den 1980er Jahren wieder angesiedelt und ist nun neuerdings<br />

bedroht durch eine neue Hygieneverordnung der EU. Diese verbietet es, Kadaver von<br />

(Haus-)Tieren – eine wichtige Nahrungsquelle für alle Geier – liegen zu lassen.<br />

Die Kosten des Biodiversitätsverlusts<br />

werden zunehmend als signifikantes<br />

wirtschaftliches Risiko wahrgenommen.<br />

Dies gilt insbesondere für<br />

Unternehmen, die Ökosysteme und<br />

Biodiversität direkt beeinflussen,<br />

wie beispielsweise Bergbau, Öl- und<br />

Gassektor oder Infrastrukturmaßnahmen.<br />

Mehr und mehr Manager<br />

erkennen die direkte Abhängigkeit<br />

ihrer Unternehmen von Biodiversität<br />

und Ökosystemdienstleistungen –<br />

den essentiellen Grundlagen ihrer<br />

Produktion, vor allem im Agrar- oder<br />

Fischereisektor, in der Forst- und Holzwirtschaft<br />

oder in der Biotechnologie.<br />

In anderen Fällen sind Wirtschaft<br />

und Biodiversität indirekt verknüpft,<br />

etwa im Einzelhandel, Bankenwesen,<br />

Aktienhandel, Versicherungs- oder<br />

Dienstleistungssektor. Bei Existenzgründern<br />

geht der Trend hin zu einer<br />

engen Verbindung von Produkten und<br />

Ökosystemdienstleistungen: Ökotourismus,<br />

Biolandbau, zertifizierte Holzprodukte<br />

oder Emissionsausgleich<br />

sind im Kommen.<br />

Als Antwort auf diesen zunehmenden<br />

Bedarf an Lösungen wurde die<br />

TEEB-Studie von der Bundesrepublik<br />

Deutschland und der Europäischen<br />

Kommission initiiert. Man folgte<br />

damit dem Vorschlag der G8+5 Umweltminister<br />

bei ihrem Treffen 2007<br />

in Potsdam, eine globale Studie zur<br />

Ökonomie des Verlusts der biologischen<br />

Vielfalt zu erstellen. Die Studie<br />

zeigt auf, wie die erforderlichen Veränderungen<br />

in der Privatwirtschaft<br />

zügig umgesetzt werden können und<br />

welche politischen Rahmenbedingungen<br />

dafür nötig sind. Darüber hinaus<br />

integriert sie weitere Problemfelder<br />

wie Naturschutz und Armutsbekämpfung,<br />

die eng mit der Thematik<br />

verknüpft sind.<br />

TEEB ist eine unabhängige Studie,<br />

geleitet von Pavan Sukhdev, die von<br />

der Bundesrepublik Deutschland,<br />

der Europäischen Kommission, den<br />

Niederlanden, Norwegen, Schweden<br />

und Großbritannien finanziert wird<br />

und weitere Unterstützung von einer<br />

Vielzahl öffentlicher und privater<br />

Organisationen erhält. TEEB vereint<br />

Kenntnisse und Expertise aus den<br />

Bereichen Naturwissenschaften, Ökonomie,<br />

Politik und Wirtschaft aus allen<br />

Regionen der Welt. Ziel der Studie ist<br />

es, eine Einschätzung der ökonomischen<br />

Einflüsse auf den Verlust der<br />

biologischen Vielfalt zu erstellen und<br />

praktische Handlungsmöglichkeiten<br />

gegen den weltweiten Rückgang der<br />

Ökosysteme anzubieten.<br />

Wertschätzung durch<br />

Bewertung ermöglichen<br />

Die Annahme, die der Arbeit von<br />

TEEB zugrunde liegt, ist ein allseits<br />

bekanntes Problem der Mikroökonomik:<br />

Märkte können für Ressourcen,<br />

für die es keine Preise gibt, keine<br />

effiziente Nutzung sicherstellen. Weil<br />

viele der Dienstleistungen, die Ökosysteme<br />

und Biodiversität uns liefern,<br />

nicht in den Marktpreisen von Gütern<br />

und Dienstleistungen enthalten sind,<br />

werden diese positiven Effekte bei<br />

öffentlichen und privaten Entscheidungsprozessen<br />

häufig ignoriert.<br />

Dadurch wird unreflektiert weiter zum<br />

Verlust der Biodiversität beigetragen<br />

und das menschliche Wohlergehen<br />

langfristig negativ beeinflusst.<br />

Im Mai 2008 wurde der erste TEEB-<br />

Zwischenbericht auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz<br />

der UN-Konvention<br />

für die biologische Vielfalt (CBD)<br />

vorgestellt. Er enthält eine Vielzahl<br />

von betriebswirtschaftlich relevanten<br />

Fakten. Im Vordergrund stehen dabei<br />

die Bedeutung und die Vorteile von<br />

marktbasierten Ansätzen zum Schutz<br />

der biologischen Vielfalt. In diesem<br />

Rahmen empfiehlt der Bericht eine<br />

Stärkung von Buchführung und Berichtswesen,<br />

um den wirtschaftlichen<br />

Einfluss auf und die Abhängigkeit von<br />

Biodiversität messen und reflektieren<br />

zu können.<br />

In der zweiten Phase werden Informationsschriften<br />

und fünf weitere Berichte<br />

erstellt: einer zu den ökologischen<br />

und ökonomischen Grundlagen des<br />

Rückgangs der Biodiversität, sowie<br />

vier voneinander unabhängige Berichte,<br />

die sich an verschiedene Endnutzergruppen<br />

richten: nationale und<br />

internationale politische sowie lokale<br />

Entscheidungsträger und Administratoren,<br />

Unternehmen und Bürger.<br />

Tools für die Privatwirtschaft<br />

bereitstellen<br />

Der TEEB-Bericht für die Privatwirtschaft<br />

wird Mitte <strong>2010</strong> veröffentlicht.<br />

Er geht der Frage nach, was<br />

die ökonomische Betrachtung der<br />

Biodiversität für die Privatwirtschaft<br />

bedeutet. Der Bericht wird Beiträge<br />

von verschiedenen Experten aus<br />

führenden Unternehmen enthalten<br />

und kann nicht nur als Bericht für<br />

die Wirtschaft angesehen werden,<br />

sondern auch als Bericht von der<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Privatwirtschaft zur Ökonomie der<br />

Ökosysteme und der biologischen<br />

Vielfalt.<br />

Der Bericht wird folgende Fragen<br />

beantworten:<br />

• Wie verändert sich der Kontext<br />

von Privatwirtschaft und Biodiversität?<br />

Welche Einflüsse und Abhängigkeiten<br />

bestehen zwischen<br />

verschiedenen Business-Sektoren<br />

und Ökosystemen? Wie können<br />

diese Faktoren gemessen und in<br />

das Berichtswesen integriert werden?<br />

• Welche Risiken birgt der Verlust der<br />

Biodiversität für die Privatwirtschaft<br />

und wie kann man diese managen?<br />

• Welche Chancen und Möglichkeiten<br />

ergeben sich aus der nachhaltigen<br />

Nutzung von Biodiversität<br />

und den Wohlfahrtswirkungen der<br />

Ökosysteme und wie lassen sie sich<br />

realisieren?<br />

• Wie lässt sich die Verbindung von<br />

biologischer Vielfalt und Privatwirtschaft<br />

noch um Armutsbekämpfung<br />

ergänzen?<br />

Gerade die Verknüpfungen von<br />

Privatwirtschaft und biologischer<br />

Vielfalt werden stark von den sich<br />

ständig verändernden Vorlieben der<br />

Konsumenten beeinflusst. TNS-Untersuchungen,<br />

basierend auf 13.000<br />

Interviews, zeigen in den letzten fünf<br />

Jahren eine zunehmende Besorgnis<br />

bei Konsumenten über den Zustand<br />

der Umwelt: 82 Prozent der befragten<br />

Konsumenten in Lateinamerika sind<br />

zunehmend besorgt, 56 Prozent in<br />

Asien, 49 Prozent in den USA und<br />

48 Prozent in Europa. Die Ängste der<br />

Konsumenten vor dem Verlust der<br />

biologischen Vielfalt sind zwar nicht<br />

ausführlich dokumentiert, doch ein<br />

zunehmendes Verständnis der Problematik<br />

beginnt sich abzuzeichnen.<br />

Dazu jüngst in einer Untersuchung<br />

von IPSOS:<br />

“Heutzutage wissen sehr wenige<br />

Verbraucher was Biodiversität ist.<br />

Allerdings zeigt das Beispiel der<br />

nachhaltigen Entwicklung, ein Konzept<br />

das für viele Jahre kaum in der<br />

Öffentlichkeit bekannt war, dass Kommunikationsbemühungen<br />

mit der Zeit<br />

Früchte tragen. Obwohl Biodiversität<br />

immer noch fast nur unter den Pionieren<br />

bekannt ist, wird dieser Trend in<br />

den kommenden Jahren immer mehr<br />

Anhänger gewinnen”.<br />

Risiken und Chancen erkennen<br />

Alle Wirtschaftszweige profitieren –<br />

direkt oder indirekt – von biologischer<br />

Vielfalt und den Ökosystemdienstleistungen.<br />

Unternehmen, die es versäumen,<br />

ihren Einfluss und ihre Abhängigkeiten<br />

von diesen beiden Größen<br />

zu ermitteln, tragen ein undefiniertes<br />

Risiko. Unternehmen, die diese Verknüpfungen<br />

nicht verstehen, können<br />

Veränderungen nicht effektiv planen.<br />

Dagegen können Unternehmen, die<br />

die Risiken des Biodiversitätsverlusts<br />

analysieren, betriebswirtschaftliche<br />

Modelle etablieren und damit die<br />

Negativfaktoren flexibel auffangen.<br />

Sie sind beweglicher und können<br />

neue Geschäftschancen schneller<br />

ergreifen.<br />

Insbesondere Unternehmen mit direktem<br />

Konsumentenkontakt müssen<br />

Biodiversität in ihre Risikomanage-<br />

Friedliches Miteinander oder Konkurrenzkampf um Fläche und (Lebens-)Raum? Die TEEB-<br />

Studie bewertet die Bedeutung der Ökosysteme für Unternehmen und Gesellschaft – aber<br />

auch den Einfluss der Wirtschaft auf die Natur.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57<br />

Foto: © A. Schmidt, GNF


Special | Business & Biodiversität |<br />

mentsysteme aufnehmen. Darin können<br />

die folgenden Punkte enthalten<br />

sein:<br />

• Sicherstellung, dass Konsumentenbefürchtungen<br />

bezüglich Biodiversität<br />

ins Risikoregister des Unternehmens<br />

aufgenommen werden.<br />

• Bedeutung des Risikos abschätzen:<br />

Wie wird der „brand value“ des<br />

Unternehmens beeinflusst?<br />

• Entsprechende Antworten auf die<br />

Problematik entwerfen: Wie lassen<br />

sich z.B. interne Beschaffungs- und<br />

Produktionsprozesse modifizieren<br />

oder Schlüsselunternehmen in der<br />

Wertschöpfungskette beeinflussen,<br />

so dass negative Auswirkungen auf<br />

die biologische Vielfalt minimiert<br />

werden? Die Kommunikationsstrategie<br />

sollte dazu beitragen, Befürchtungen<br />

der Kunden aufzunehmen<br />

und Konsumenten auf die Problematik<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Die starke Zunahme von ökologisch<br />

zertifizierten Produkten am Markt ist<br />

ein Indikator für ein sich wandelndes<br />

Konsumbewusstsein. Beispielsweise<br />

hat sich die Mitgliederzahl der International<br />

Social and Environmental<br />

Accredetation and Labelling Alliance<br />

(ISEAL) in den letzten Jahren mehr als<br />

verdoppelt. Viele Zertifizierungslabels<br />

haben sich als Antwort auf den Verlust<br />

der biologischen Vielfalt etabliert:<br />

Forest Stewardship Council (FSC), Marine<br />

Stewardship Council (MSC) oder<br />

von Rainforest Alliance zertifizierte<br />

Kaffee-, Tee-, oder Kakaoprodukte.<br />

So haben sich zwischen 2005 und<br />

2007 die Verkaufszahlen von Gütern<br />

mit FSC-Logo vervierfacht. Die Ausgaben<br />

für fair gehandelte Nahrungsmittel<br />

generell haben sich im letzten<br />

Jahrzehnt mehr als verdreifacht, von<br />

1,9 Milliarden britische Pfund im Jahr<br />

1999 auf über 6 Milliarden im Jahr<br />

2008.<br />

Wachstum von Naturzerstörung<br />

abkoppeln<br />

Der jüngste Versuch, verfügbare<br />

Zukunftsprognosen zu interpretieren<br />

und eine generelle Strategie für die<br />

Privatwirtschaft für eine nachhaltige<br />

Zukunft zu formulieren, ist das „Vision<br />

2050“ Projekt, das vom World<br />

Business Council for Sustainable<br />

Development (WBCSD) gefördert<br />

wird. Nach Aussagen von „Vision<br />

2050“ wird mehr als die Hälfte der<br />

Weltbevölkerung im Jahr 2<strong>02</strong>5 unter<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Unschätzbare Schönheit: Elbe und Sandsteingebirge<br />

im tschechischen Nationalpark<br />

Czech Svyzarsko.<br />

Foto: © Jose B Ruiz / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

deutlichem Wassermangel leiden, da<br />

ein großer Teil der Weltwasserreserven<br />

zur industriellen Bewässerung<br />

genutzt wird. Um nur die Nachfrage<br />

nach Nahrungsmitteln von bis zu<br />

neun Milliarden Menschen zu befriedigen,<br />

muss die weltweite Nahrungsproduktion<br />

um 2 Prozent pro Jahr<br />

über die jüngsten Produktionszahlen<br />

gesteigert werden. Der WBCSD<br />

fordert, ökonomisches Wachstum<br />

müsse „von der Zerstörung von Ökosystemen<br />

und materiellem Konsum<br />

abgekoppelt, mit einer nachhaltigen<br />

ökonomischen Entwicklung verbunden<br />

und der veränderten Nachfrage<br />

angepasst werden“. Die Herausforderung<br />

dabei: Es muss sichergestellt<br />

werden, dass „Abkopplung“ nicht<br />

bedeutet, dass negative Auswirkungen<br />

auf entfernte Produktionsstandorte<br />

ausgelagert werden, sondern<br />

dass die Effizienz bei der Nutzung<br />

von Energie und Gütern sich wirklich<br />

verbessert. Wie kann zum Beispiel die<br />

steigende Nachfrage nach tierischem<br />

Protein befriedigt werden, ohne<br />

weitere Wälder in Grasland und Felder<br />

für Futtermittel umzuwandeln?<br />

Wie lässt sich die Nachfrage nach<br />

Mobilität erfüllen, ohne ganze Landschaften<br />

in Straßen und Parkplätze<br />

umzuwandeln?<br />

Anpassungsfähigkeit<br />

und Flexibilität erhöhen<br />

In einer nachhaltigeren Zukunft, wie<br />

sie vom WBCSD gesehen wird, “bilden<br />

Preise den wahren Wert (sozial<br />

und ökologisch) einer Ware ab und<br />

Belohnungssysteme sorgen für die<br />

Anerkennung nachhaltigen Verhaltens.”<br />

Unternehmen müssen ihre<br />

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />

erhöhen und so zu einer nachhaltigeren<br />

Zukunft beitragen. Nach<br />

Aussagen des WBCSD kann „das Ziel<br />

der Widerstandsfähigkeit, also die<br />

Fähigkeit eines Unternehmens, sich<br />

schnell von Rückschlägen zu erholen,<br />

dringender werden als das <strong>Nachhaltig</strong>keitsziel.”<br />

„Vision 2050“ hat die fünf wichtigsten<br />

Veränderungen für eine nachhaltige<br />

Zukunft definiert:<br />

• Wirtschaft und Gesellschaft müssen<br />

die Zwänge einer Welt, in<br />

der Milliarden Menschen leben,<br />

anerkennen, aber auch die daraus<br />

resultierenden Chancen ergreifen.<br />

• Erfolg muss auf nationaler, individueller<br />

und Unternehmensebene neu<br />

definiert werden.<br />

• Erhöhte Produktivität aus knappen<br />

Ressourcen durch erhöhte Bio-<br />

Produktivität.<br />

• Es müssen Lösungen entwickelt<br />

werden, um den ökologischen<br />

Fußabdruck von wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zu verringern, während<br />

man die Lebensqualität erhält<br />

und<br />

• dabei die Lebensqualität in Entwicklungsländern<br />

steigert, ohne den<br />

ökologischen Fußabdruck in nicht<br />

akzeptabler Weise zu erhöhen.<br />

Neue Märkte durch<br />

Biodiversitätsschutz erschließen<br />

Am Ende stecken wir alle zusammen in<br />

diesem Dilemma. Regierungen spielen<br />

eine wichtige Rolle in diesem Prozess,<br />

in dem sie den geforderten Paradigmenwechsel<br />

initiieren. Häufig aber ist<br />

es die Privatwirtschaft, die Veränderungen<br />

herbeiführen kann und muss. Eine<br />

gut informierte Entscheidungsgrundlage<br />

ist dafür der Schlüssel. TEEB will<br />

praktische Anleitungen bieten, wie die<br />

Risiken des Verlusts von biologischer<br />

Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen<br />

bewertet und geregelt werden<br />

können. Sie zeigt innovative ökonomische<br />

Werkzeuge, um Produktionsprozesse<br />

kompatibel mit dem Schutz<br />

von Biodiversität und Ökosystemen zu<br />

gestalten. Der Bericht will Entscheidern<br />

aus der Wirtschaft dabei helfen, neue<br />

Märkte in einer Welt zu erschließen,<br />

die sich zunehmend aktiv gegen den<br />

weiteren Verlust biologischer Vielfalt<br />

zur Wehr setzt. TEEB bietet diesen<br />

Entscheidungsträgern Hilfsmittel, um<br />

sich und andere über die Auswirkungen<br />

ihrer Aktivitäten auf finanzielles,<br />

menschliches wie auch natürliches<br />

Kapital zu informieren. Damit will der<br />

Bericht dazu beitragen, die Privatwirtschaft<br />

in eine ‘Green Economy’ zu<br />

überführen.<br />

Die abschließenden Ergebnisse der<br />

TEEB-Studie werden im Oktober <strong>2010</strong><br />

bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz<br />

der CBD in Nagoya, Japan, präsentiert.<br />

Mehr Informationen zur Studie finden<br />

sich unter www.teebweb.org.<br />

Im Profil<br />

Josh Bishop<br />

Koordinator teeB for Business<br />

JtB@hq.iucn.org<br />

59


Special | Business & Biodiversität |<br />

Gemeinsam stark<br />

für Biodiversität!<br />

Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Ein Überblick über internationale und europäische<br />

Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen<br />

Von Stefan Hörmann<br />

<strong>forum</strong> stellt Ihnen aus den zahlreichen<br />

Programmen und Initiativen,<br />

die Unternehmensengagement für<br />

biologische Vielfalt unterstützen, die<br />

wichtigsten vor:<br />

1) Gemeinsam Standards entwickeln:<br />

Branchenübergreifende Initiativen<br />

Business and Biodiversity Initiative<br />

„Biodiversity in Good<br />

Company”<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) GmbH<br />

setzt im Auftrag des Bundesumweltministeriums<br />

die Initiative „Biodiversity<br />

in Good Company“ um. Diese<br />

branchenübergreifende Initiative<br />

will den Privatsektor weitaus stärker<br />

als bisher in den Zieleprozess des<br />

CBD (=Übereinkommen über die<br />

biologische Vielfalt) einbinden. Mit<br />

der Unterzeichnung der sogenannten<br />

Leadership-Erklärung verpflichten<br />

sich die Mitgliedsunternehmen<br />

dazu, den Schutz und die nachhaltige<br />

Nutzung von Biodiversität in ihre<br />

betrieblichen Managementsysteme<br />

zu integrieren. Inzwischen haben<br />

über 40 international agierende Unternehmen<br />

die Leadership Erklärung<br />

unterzeichnet. In Zusammenarbeit<br />

mit den Unternehmen wurde ein<br />

Handbuch für unternehmerisches<br />

Biodiversitätsmanagement entwickelt.<br />

Die Kommunikationsstrategie<br />

umfasst Auftritte auf der UN-<br />

Konferenz über biologische Vielfalt<br />

im Oktober <strong>2010</strong>, eine Webseite,<br />

einen Newsletter sowie eine Wanderausstellung.<br />

www.business-and-biodiversity.org<br />

World Business Council on Sustainable<br />

Development (WBCSD)<br />

In einem von vier <strong>Nachhaltig</strong>keitsschwerpunkten<br />

befasst sich das<br />

WBCSD mit der Entwicklung von<br />

Richtlinien und Instrumenten zur nachhaltigen<br />

Nutzung von Ökosystemen.<br />

In Kooperation mit Think Tanks wie<br />

dem World Ressource Institute (WRI)<br />

und der Weltnaturschutzunion IUCN<br />

entwickelt das WBCSD praktische<br />

Handreichungen, die Unternehmen<br />

bei der Bewertung und Vermeidung<br />

von negativen Auswirkungen auf die<br />

60 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

biologische Vielfalt unterstützen. Hierzu<br />

zählen das Standardwerk „Business<br />

and Biodiversity – A Handbook for<br />

Corporate Action“ sowie Lernmodule<br />

für Entscheider. Der mit dem WRI<br />

entwickelte Corporate Ecosystem<br />

Services Review zur Bestimmung der<br />

Abhängigkeit von Ökosystemen ist<br />

bereits von über 200 Unternehmen<br />

angewendet worden.<br />

www.wbcsd.org<br />

Business and Biodiversity Offsets<br />

Program (BBOP)<br />

Das BBOP bietet Unternehmen umfangreiche<br />

Informationen sowie praktische<br />

Anleitungen zur Umsetzung<br />

von Ausgleichsmaßnahmen für Schäden<br />

an natürlichen Lebensräumen<br />

und Arten, die durch Unternehmenseingriffe<br />

entstanden sind. Folgen Unternehmen<br />

der Minderungshierarchie<br />

(Vermeiden, Minimieren, Abmindern,<br />

Kompensieren), ist das oberste Ziel<br />

aller Kompensationsmaßnahmen der<br />

„No net loss“ oder gar ein Zugewinn<br />

an Biodiversität. Hierzu entwickelt<br />

das BBOP ab <strong>2010</strong> einen Standard.<br />

Weltweit wurden bereits Pilotprojekte<br />

im Bereich Bergbau, Infrastruktur und<br />

Tourismus umgesetzt. Koordiniert<br />

wird das BBOP durch die NGOs Forest<br />

Trends und World Conservation Society<br />

(WCS). Zu den über 40 beratenden<br />

und fördernden Institutionen zählt<br />

auch die KfW Bankengruppe. Prinzipien,<br />

Handbücher und Fallstudien zur<br />

Umsetzung von Offsetmaßnahmen<br />

stehen zum Download auf der BBOP-<br />

Webseite bereit.<br />

http://bbop.forest-trends.org/guidelines/index.php<br />

European Business and<br />

Biodiversity Platform<br />

Diese kürzlich lancierte europäische<br />

Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

der European Business and Biodiversity<br />

Campaign (siehe S. 62). Ein<br />

webbasiertes Informationscenter zum<br />

Thema „Unternehmen und Biodiversität“<br />

wird bis Sommer <strong>2010</strong> eingerichtet.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist<br />

die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen<br />

und daraus entwickelten Best-<br />

Practice-Richtlinien. Unternehmen mit<br />

herausragendem Engagement für<br />

die Erhaltung der Biodiversität sollen<br />

zukünftig im Rahmen einer Preisverleihung<br />

ausgezeichnet werden. Die<br />

Umsetzung der European Business<br />

and Biodivesity Platform erfolgt im<br />

Auftrag der Europäischen Kommission<br />

durch den IUCN, der auch an der<br />

European Business and Biodiversity<br />

Campaign mitwirkt.<br />

NGO-Initiativen<br />

Darüber hinaus bieten etliche Naturschutzverbände<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

allen interessierten Unternehmen<br />

eine Zusammenarbeit beim<br />

strategischen Umgang mit Natur- und<br />

Artenschutz an. Auf europäischer<br />

und globaler Ebene sind dies unter<br />

anderem das World Conservation<br />

Monitoring Centre, das Business and<br />

Biodiversity Programm des IUCN, das<br />

Business and Biodiversity Research<br />

Centre des Earthwatch Institutes, der<br />

WWF und Birdlife.<br />

2) Finanzmarkt und Bergbau:<br />

Branchenspezifische Initiativen<br />

Neben Biodiversitätsinitiativen, die<br />

Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftszweige<br />

ansprechen, haben sich<br />

einige branchenspezifische Programme<br />

und Arbeitsgruppen zum Thema<br />

Biodiversität gebildet. Zwei Beispiele<br />

aus der Finanzbranche und dem<br />

Bergbau sind:<br />

UNEP FI<br />

Die Arbeitsgruppe Biodiversity and<br />

Ecosystem Services ist in der Finance-<br />

Initiative des UN Umweltprogramms<br />

(UNEP FI) verankert. Sie entwickelt<br />

Methoden- und Indikatorensets, um<br />

den Wert biologischer Vielfalt zu<br />

ermitteln und Finanzdienstleister darüber<br />

zu informieren. UNEP FI selbst ist<br />

Mitinitiator der Natural Value Initiative.<br />

Diese hat ein Benchmark Tool für Finanzinvestoren<br />

entwickelt, mit dem sie<br />

Investitionsrisiken und -chancen, die<br />

einen direkten Bezug zu Ökosystemleistungen<br />

haben, für Unternehmen<br />

in der Lebensmittel-, Getränke und<br />

Tabakbranche bewerten können.<br />

www.unepfi.org/work_streams/biodiversity/index.html<br />

International Council<br />

on Mining and Metals<br />

Diese Vereinigung, der global agierende<br />

Bergbaukonzerne wie Rio Tinto,<br />

BHP Billiton und Newton angehören,<br />

hat die Förderung einer nachhaltigen<br />

Mineralgewinnung und Metallerzeugung<br />

zum Ziel. Die Erhaltung der<br />

Biodiversität ist eines von 10 <strong>Nachhaltig</strong>keitsprinzipien<br />

des ICMM und<br />

seiner Mitglieder. Eine Arbeitsgruppe<br />

sowie Publikationen zum Thema<br />

Biodiversität und Bergbau sollen zur<br />

Erhaltung der biologischen Vielfalt im<br />

Bergbau beitragen.<br />

www.icmm.com/our-work/workprograms/environment<br />

3) Verbindliche Richtlinien aufstellen –<br />

eine Bewertung der Initiativen<br />

Die meisten Initiativen und Programme<br />

haben Prinzipien, Richtlinien<br />

und Instrumente zur nachhaltigen<br />

Nutzung und Erhaltung von Biodiversität<br />

entwickelt. Die explizite Auseinandersetzung<br />

mit diesem Thema<br />

zeigt ein wachsendes Bewusstsein<br />

des Privatsektors für die Biodiversität<br />

und ihrer Bedeutung hinsichtlich der<br />

Sicherung der Rohstoffbeschaffung,<br />

der Reputation und Rechtssicherheit.<br />

Allerdings stehen den Initiativen noch<br />

einige Herausforderungen bevor.<br />

Bisher noch nicht erreicht sind:<br />

• eine breite Anwendung und vollständige<br />

Umsetzung von Richtlinien<br />

und Instrumenten in der Praxis.<br />

• eine Einbindung von kleinen und<br />

mittleren sowie öffentlichen Unternehmen<br />

in Programme und<br />

Initiativen.<br />

• die Entwicklung von verbindlichen,<br />

überprüf- und vergleichbaren Standards.<br />

Trotzdem bieten die verschiedenen<br />

Programme bereits heute umfassende,<br />

praxistaugliche Hilfestellungen für<br />

Unternehmen, die sich näher mit dem<br />

Thema Biodiversität beschäftigen wollen<br />

– und müssen. Fast alle Initiativen<br />

ermöglichen es Unternehmen, eigene<br />

Erfahrungen und Kenntnisse aktiv in<br />

den Prozess der Weiterentwicklungen<br />

von Methoden- und Indikatorensets<br />

einzubringen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

61


Special | Business & Biodiversität |<br />

Mit Vollgas ins Jahr der<br />

Biodiversität!<br />

Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet<br />

Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Von Stefan Hörmann<br />

Anfang des Jahres hat ein starkes Konsortium<br />

zur Förderung der biologischen<br />

Vielfalt seine Arbeit aufgenommen: Die<br />

European Business and Biodiversity<br />

Campaign. Unter Führung des Global<br />

Nature Fund (GNF) und Mitwirkung des<br />

Altop-Verlags, der Unternehmensberatung<br />

dokeo und prominenten Partnern<br />

aus Deutschland, den Niederlanden,<br />

Spanien und Belgien stellt sie die hohe,<br />

auch ökonomische Bedeutung der Biodiversität<br />

vor. Ihr Ziel: die Wirtschaft<br />

für den aktiven Schutz und Erhalt von<br />

Arten und Ökosystemen zu gewinnen.<br />

Die Kampagne bietet dazu attraktive<br />

Angebote für Umwelt- und <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager<br />

und Entscheider in unternehmerischen<br />

Führungsposi tionen. Im<br />

Zentrum steht die Frage: Mit welchen<br />

Methoden und Instrumenten lassen sich<br />

die Auswirkungen unserer wirtschaftlichen<br />

Tätigkeit auf die Biodiversität<br />

bewerten?<br />

Ab Mitte <strong>2010</strong> veranstalten Vorreiter-<br />

Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Wirtschaftszweigen branchenspezifische<br />

Biodiversitäts-Workshops. Unternehmen<br />

und Wirtschaftsverbände aus<br />

Branchen mit großem Bezug zu biologischer<br />

Vielfalt wie Lebensmittel-,<br />

Tourismus-, Rohstoffgewinnungs-,<br />

Forst- und Finanzsektor sind eingeladen,<br />

von ihrem Erfahrungs- und Wissensvorsprung<br />

zu lernen. Zu Beginn<br />

können sich Vertreter großer, global<br />

agierender Konzerne ebenso wie<br />

kleine und mittlere Unternehmen in<br />

sogenannten Schnupper-Workshops<br />

unverbindlich darüber informieren,<br />

welche Bezugspunkte ihre Branche<br />

zur biologischen Vielfalt hat.<br />

Ab 2011 wird ein weiterführendes<br />

Informationsprogramm für jeden<br />

Wirtschaftszweig angeboten. Mit<br />

einem „Biodiversitäts-Check“ können<br />

Unternehmen alle relevanten Aspekte<br />

ihres Betriebes abklopfen und dann<br />

entscheiden, ob sie die Verbesserung<br />

und den Schutz der biologischen<br />

Vielfalt kontinuierlich angehen wollen.<br />

Wie lässt sich Biodiversität in das<br />

Umweltmanagementsystem integrieren?<br />

Welche Indikatoren können zur<br />

Beurteilung der Ausgangslage und<br />

zur Kontrolle der Wirkungen eigener<br />

Maßnahmen hilfreich sein? In wie<br />

weit kann sich ein Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber „rücksichtslosen“<br />

Unternehmen ergeben, wenn man<br />

das eigene Engagement nach innen<br />

und außen kommuniziert? Diese<br />

und weitere Fragen werden in einer<br />

Reihe von Seminaren und während<br />

individueller Beratungen gemeinsam<br />

beleuchtet.<br />

Regionale Biodiversitätsforen<br />

– Unternehmensengagement in<br />

der Region<br />

Bislang wird der Verlust der biologischen<br />

Vielfalt von der Öffentlichkeit<br />

und von Unternehmen – wenn<br />

überhaupt – als ein globales Problem<br />

wahrgenommen, dass sich weit weg<br />

in Brasilien oder anderen „Hotspots“<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

der Artenvielfalt abspielt. Die Bedeutung<br />

und der Verlust von Biodiversität<br />

in der eigenen Region ist selten ein<br />

Thema, ebenso wenig wie das Engagement<br />

von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU). Dabei verfügen<br />

gerade KMUs oft über eine hohe wirtschaftliche<br />

und emotionale Bindung<br />

zu ihrem Standort.<br />

Regionale Foren zum Thema „Unternehmen<br />

und biologische Vielfalt”<br />

rücken den Schutz der biologischen<br />

Vielfalt in der heimischen Region<br />

in den Fokus und sprechen speziell<br />

KMUs an, dieses Thema in ihr Unternehmensmanagement<br />

zu integrieren.<br />

Die „Ökologische Gestaltung von<br />

Firmengeländen“ ist eine der Maßnahmen,<br />

mit denen ein Unternehmen<br />

konkrete Beiträge zum Schutz<br />

von Natur und biologischer Vielfalt<br />

leisten kann. Anleitungen zur Begrünung<br />

werden im Rahmen der Foren<br />

vorgestellt und dienen als Einstieg in<br />

das Thema Biodiversität. Die „Ökologisierung“<br />

von Firmengeländen wird<br />

in der Schweiz derzeit sehr erfolgreich<br />

realisiert. Mehr als 350 Unternehmen<br />

haben über 18.000 Hektar Firmenfläche<br />

naturnah gestaltet. Mit Beginn<br />

der zweiten Jahreshälfte <strong>2010</strong> sind im<br />

Rahmen der Kampagne mindestens<br />

sechs solcher Foren in den Niederlanden,<br />

Spanien und Deutschland (im<br />

Bodenseeraum) geplant.<br />

Biodiversitätspartnerschaften<br />

zwischen Unternehmen<br />

und NGOs<br />

Umweltschutzorganisationen wie der<br />

GNF, die Weltnaturschutzunion IUCN<br />

und die Bodensee-Stiftung haben<br />

langjährige Erfahrungen im Schutz<br />

der biologischen Vielfalt. Einige<br />

Aktivitäten wurden sogar in Kooperation<br />

mit Wirtschaftsunternehmen<br />

realisiert. Die Berührungspunkte sind<br />

vielseitig: NGOs schlagen Alarm,<br />

wenn Natur und biologische Vielfalt<br />

durch wirtschaftliche Aktivitäten in<br />

Mitleidenschaft gezogen werden.<br />

Sie beraten Unternehmen darin, wie<br />

sich negative Auswirkungen auf die<br />

biologische Vielfalt reduzieren bzw.<br />

vermeiden lassen und machen die Öffentlichkeit<br />

darauf aufmerksam, wenn<br />

Realität und Öffentlichkeitsarbeit bei<br />

Unternehmen auseinanderklaffen<br />

(Green Washing). Unternehmen sind<br />

andererseits häufig wichtige Unterstützer<br />

von Naturschutzprojekten.<br />

In diesem Spannungsfeld benötigen<br />

NGOs aktuelle Informationen zu<br />

Aspekten wie <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichten,<br />

CSR oder Indikatoren zur<br />

Biodiversitätsperformance von Unternehmen.<br />

Am Ende sollen Kriterien für<br />

erfolgreiche Partnerschaften zwischen<br />

Umweltschutzorganisationen und<br />

Unternehmen zum Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt bereitgestellt und der<br />

Grundstein für neue Kooperationen<br />

gelegt werden. Auch deshalb gehören<br />

Workshops und Erfahrungsaustausch<br />

für NGOs zu den Schwerpunkten der<br />

Kampagne.<br />

Gebündeltes Expertenwissen<br />

für Unternehmen<br />

nikationsstrategie und eine enge Abstimmung<br />

mit laufenden Initiativen wie<br />

der European Business and Bio diversity<br />

Platform und Biodiversity in Good<br />

Company, erhalten Interessenten in<br />

den kommenden Jahren profundes<br />

Wissen zum Thema Unternehmen und<br />

Biodiversität in Europa.<br />

Unternehmen, die sich bereits für die<br />

Erhaltung der Biodiversität engagieren,<br />

sind eingeladen ihre Erfahrungen<br />

im Rahmen der europäischen Kampagne<br />

zu präsentieren. Firmen, die<br />

sich zuerst einmal über das Thema<br />

erkundigen und mögliche Berührungspunkte<br />

zur Geschäftstätigkeit<br />

erfassen möchten, können dies durch<br />

Seminare, Biodiversitäts-Checks und<br />

webbasierte Informationstools tun.<br />

www.business-and-biodiversity.eu<br />

Im Profil<br />

Weitere Partner bei der Umsetzung der<br />

Kampagne sind die niederländische<br />

Umweltberatung Triple E sowie die<br />

Naturschutzverbände IUCN, Fundación<br />

Global Nature Espana und die<br />

Bodensee-Stiftung. Unterlegt durch<br />

eine attraktive cross-mediale Kommustefan<br />

Hörmann ist Projektleiter bei der<br />

umweltstiftung Global nature Fund. dort<br />

koordiniert er die umsetzung der „european<br />

Business and Biodiversity Campaign“.<br />

interessenten zum Thema Unternehmen<br />

und Biodiversität können sich direkt an<br />

stefan Hörmann wenden unter:<br />

telefon +49 (0)228 / 2 42 90 18<br />

hoermann@globalnature.org<br />

der Global nature Fund (GnF) ist eine<br />

gemeinnützige internationale stiftung für<br />

umwelt und natur, die 1998 gegründet<br />

wurde. Weltweit arbeitet der GnF mit<br />

naturschutzverbänden, staatlichen Akteuren<br />

und Partnern aus der Wirtschaft<br />

für eine nachhaltige entwicklung. der sitz<br />

der Hauptgeschäftsstelle befi ndet sich in<br />

radolfzell am Bodensee, weitere Büros<br />

sind in Bonn und Berlin. Bei der umsetzung<br />

der „european Business and Biodiversity<br />

Campaign“ wird der GnF von der<br />

europäi schen Kommission im rahmen des<br />

LiFe+ Programms unterstützt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

63


Special | Business & Biodiversität |<br />

Countdown <strong>2010</strong><br />

Für die biologische Vielfalt<br />

Von Sebastian Winkler<br />

In Europa haben mehr als 1000 Partner<br />

– von nationalen und lokalen Regierungen,<br />

über Nichtregierungsorganisationen<br />

bis hin zu Unternehmen – die<br />

Herausforderung des Biodiversitätsschutzes<br />

angenommen. Sie haben mit<br />

Countdown <strong>2010</strong> ein leistungsstarkes<br />

Netzwerk aktiver Teilnehmer ins Leben<br />

gerufen und gehen die Ursachen des<br />

Biodiversitätsverlusts mit gemeinschaftlicher<br />

Triebkraft an.<br />

Als sich die Regierungschefs im Jahr<br />

20<strong>02</strong> beim Weltgipfel für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Entwicklung dazu verpflichteten,<br />

bis Ende <strong>2010</strong> einen signifikanten<br />

Rückgang des Biodiversitätsverlusts<br />

zu erreichen, wurde dieses ehrgeizige<br />

Ziel als historischer Schritt in die richtige<br />

Richtung gewertet. Seither haben<br />

etliche wissenschaftliche Studien den<br />

Ernst der Lage bestätigt: die Millennium<br />

Ecosystem Assessment der<br />

UN fand heraus, dass weltweit zwei<br />

Drittel aller Ökosystemdienstleistungen<br />

zurückgehen; die Rote Liste der<br />

Weltnaturschutzunion IUCN umfasst<br />

mehr als 16.000 gefährdete Arten<br />

und die durchschnittliche Artendichte<br />

ist in nur dreißig Jahren um 40 Prozent<br />

zurückgegangen. Der Bericht der<br />

Vereinten Nationen zur Entwicklung<br />

der Artenvielfalt folgerte, dass das<br />

Erreichen des <strong>2010</strong>-Ziels beispiellose<br />

Anstrengungen auf regionaler, nationaler<br />

und globaler Ebene erfordert.<br />

Kernfelder für den<br />

Biodiversitätsschutz<br />

Alle Mitglieder von Countdown <strong>2010</strong><br />

haben versprochen, sich voll für das<br />

<strong>2010</strong>-Ziel einzusetzen. Da nun abzusehen<br />

ist, dass dieses nicht erreicht<br />

wird, hat das Netzwerk sieben Haupthandlungsfelder<br />

definiert, durch<br />

die der Biodiversitätsverlust in den<br />

kommenden Jahren nachhaltig zum<br />

Stillstand gebracht werden soll:<br />

1. Raum für Biodiversität: Arten und<br />

Ökosysteme brauchen für ihre<br />

Regeneration und Entwicklung<br />

ausreichend Raum. Wenigstens<br />

10 Prozent aller Ökosystemtypen<br />

sollten unter Schutz stehen, um<br />

Der Countdown läuft: Die Eisschollen vor Spitzbergen (Norwegen) schmelzen durch den<br />

Klimawandel. Die Packeisgürtel sichern weltweit das Überleben von Eisbären und vielen<br />

anderen Meeres- und Landsäugertierarten, Vögeln und Fischen. Auch andere Arten verlieren<br />

durch Meeresspiegelanstieg und Überschwemmungen ihren Lebensraum.<br />

Natur und Naturlandschaften zu<br />

erhalten.<br />

2. Landwirtschaft: Ohne Biodiversität<br />

gibt es keine Landwirtschaft. Die<br />

landwirtschaftliche Praxis sollte<br />

das Überleben von Arten nicht<br />

in Gefahr bringen. Der Schlüssel<br />

zur Rettung der Biodiversität liegt<br />

in einer vielfältigen Landnutzung<br />

und der Reduktion des Pestizid-<br />

und Düngemitteleinsatzes.<br />

Methoden des ökologischen Landbaus<br />

können in vielen Gebieten als<br />

ein Beispiel hierfür dienen.<br />

3. Fischerei: 75 Prozent aller Fischerei<br />

gewässer sind bis an die Belastungsgrenze<br />

ausgelastet oder<br />

überfischt. Arten wie Kabeljau,<br />

Schellfisch und Heilbutt sind schon<br />

jetzt bedroht. Wenn wir nicht<br />

zu einer nachhaltigen Nutzung<br />

übergehen, werden für unsere<br />

Enkelkinder keine Fische zurückbleiben.<br />

4. Flächennutzung: Straßen, Fabriken<br />

und Wohnungsbau zerstören die<br />

Lebensräume von Tieren und<br />

Pflanzen. Wenn die städtische<br />

und ländliche Entwicklung keine<br />

Rücksicht auf die Natur nimmt,<br />

werden Beton und Schmutz fortan<br />

unsere Umwelt dominieren.<br />

Foto: © Peter Cairns/Wild Wonders of Europe<br />

5. Klimawandel: Der Klimawandel gilt<br />

als die wichtigste globale Herausforderung<br />

der Menschheit. Ökosysteme<br />

und Lebensräume wandeln<br />

sich analog zu den Umweltbedingungen.<br />

Es reicht nicht, die Klimaänderungen<br />

zu bekämpfen. Es<br />

müssen Wanderungsmöglichkeiten<br />

für Arten sowie deren Anpassungsfähigkeit<br />

an neue Gegebenheiten<br />

sichergestellt werden.<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Special<br />

Foto: © Diego López/Wild Wonders of Europe<br />

Versalzener Lebensraum? Das Mündungsgebiet des Guadalquivir in der Bahia de Cadiz<br />

(Spanien) wird weitflächig als Saline genutzt.<br />

6. Invasive Arten: Wenn man eine<br />

Art außerhalb ihres natürlichen<br />

Verbreitungsgebiets aussetzt, geht<br />

sie in vielen Fällen ein. Manchmal<br />

jedoch etablieren sich so genannte<br />

„invasive fremdländische<br />

Arten“ in der heimischen Flora<br />

und Fauna lokal und zerstören<br />

sie. Da sich nicht voraussagen<br />

lässt, welche Arten das tun, ist es<br />

äußerst wichtig, diese Invasionen<br />

zu reduzieren.<br />

7. Politische Anreize: Biodiversität ist<br />

das Fundament für eine nachhaltige<br />

Entwicklung. Die Funktionen<br />

der Ökosysteme bilden die Basis<br />

für jegliches wirtschaftliches Handeln.<br />

Die Belange der Biodiversität<br />

müssen folglich integrativer Bestandteil<br />

aller Politikbereiche werden.<br />

Die Maßnahmen dafür sind<br />

Marktanreize, Entwicklungshilfe,<br />

biodiversitätsverträglicher Handel<br />

und internationale Regierungsprozesse.<br />

Engagement liegt im ureigensten<br />

Interesse der Wirtschaft<br />

Der Verlust an Biodiversität beeinträchtigt<br />

Kernbereiche des menschlichen<br />

Wohlbefindens. Dies betrifft<br />

die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln<br />

und Energie, die Gefahr von<br />

Naturkatastrophen und den Zugang<br />

zu sauberem Wasser und Rohstoffen.<br />

Der Biodiversitätsverlust berührt<br />

aber ebenso Gesundheit, soziale<br />

Beziehungen und Entscheidungsfreiheit<br />

der Menschen. Es liegt also im<br />

ureigenen Interesse von Mensch und<br />

Wirtschaft, das Überleben der Arten<br />

und den Fortbestand der Ökosysteme<br />

sicherzustellen.<br />

All diese Ideen sind nicht neu. Sie<br />

spiegeln Forderungen wider, die von<br />

vielen Organisationen seit Jahrzehnten<br />

propagiert werden. Die politische<br />

Legitimation für das <strong>2010</strong>-Ziel und<br />

das womöglich folgende 2<strong>02</strong>0-Ziel,<br />

das im Oktober dieses Jahres proklamiert<br />

wird, liefert einen stabilen<br />

gemeinsamen Rahmen, um diese<br />

Agenda voran zu bringen. Es liegt<br />

zwar primär in der Verantwortung der<br />

Regierungen, diese Ziele zu erreichen.<br />

Doch die politische Realität zeigt,<br />

dass es sowohl engagierte Politiker<br />

und Beamte, als auch eine einbezogene<br />

und informierte Öffentlichkeit<br />

sowie einen engagierten Privatsektor<br />

braucht, um diese Chance zu nutzen.<br />

Das Ziel von Countdown <strong>2010</strong> war<br />

klar und einfach: Durch Bereitstellung<br />

des nötigen Handlungsspielraums<br />

soll den Organisationen ermöglicht<br />

werden, ihre Arbeit auf die Biodiversitätsziele<br />

zu fokussieren, und das<br />

mit dem Handwerkszeug und den<br />

Themen, die am dichtesten an ihrem<br />

eigenen Hauptanliegen und ihren<br />

Zielsetzungen sind.<br />

Bereitschaft für zusätzliche<br />

Aktivitäten zeigen<br />

Um sich dem Bündnis anzuschließen,<br />

unterzeichnen die Partner eine<br />

Erklärung, in der sie ihre Bereitschaft<br />

zu zusätzlichen Aktivitäten und ihre<br />

Zustimmung zu den Grundsätzen und<br />

Zielsetzungen von Countdown <strong>2010</strong><br />

erklären. Die Erklärung erfordert drei<br />

Schritte von jeder Organisation:<br />

1. Die Unterstützung der Biodiversitätsziele<br />

2. Die Aufforderung von Entscheidungsträgern<br />

zum Handeln<br />

3. Eine Selbstverpflichtung zur Reduktion<br />

des Biodiversitätsverlusts.<br />

Mit einem wirkungsvollen Netzwerk<br />

aktiver Partner kann Countdown<br />

<strong>2010</strong> die Regierungen zur Rechenschaft<br />

ziehen, damit sie ausreichend<br />

Raum für die Natur sichern, ihre<br />

natürlichen Ressourcen auf nachhaltige<br />

Weise nutzen und beständig die<br />

Umweltverschmutzung reduzieren.<br />

Zusammen können wir es schaffen,<br />

die Biodiversität zu erhalten.<br />

Kontakt<br />

sebastian Winkler ist der Leiter der initiative<br />

„Countdown <strong>2010</strong>“ und europäischer<br />

senior-Politikberater der iuCn. Als mexikanisch-deutsch-französischer<br />

staatsbürger,<br />

der im französisch-sprachigen Afrika<br />

aufwuchs, arbeitet sebastian seit 1997 bei<br />

der iuCn. seine breitgefächerte Berufserfahrung<br />

umfasst programmatische themen,<br />

institutions- und Management-Aufgaben,<br />

Fundraising, und die internationale<br />

Politik-Agenda mit speziellem Fokus auf<br />

Handel, Klimawandel und Biodiversität.<br />

vorher arbeitete er für die Wirtschafts-,<br />

umwelt- und Handelsabteilung der uneP,<br />

das evaluierungsbüro des Welternährungsprogramms<br />

und den umweltminister<br />

Mexikos.<br />

Kontakt<br />

countdown <strong>2010</strong><br />

sebastian Winkler<br />

telefon +32 (0)273 / 9 0320<br />

sebastian.winkler@countdown<strong>2010</strong>.net<br />

www.countdown<strong>2010</strong>.net<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 65


Special<br />

| Business & Biodiversität |<br />

Als „ökosystemare Dienstleistungen“ betrachten<br />

Forscher diejenigen durch den Menschen nutzbare<br />

Leistungen, die von Ökosystemen erbracht<br />

werden. Beispiel: Wenn unsere Bienen und<br />

Schwebfliegen weiterhin großflächig im Rückgang<br />

begriffen sind, wer bestäubt dann unsere<br />

Feldfrüchte?<br />

Foto: © Arnd Hertel / Fotolia<br />

Wer keinen Nutzen bringt,<br />

fliegt raus.<br />

Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen<br />

für Politik und Gesellschaft<br />

Von Corinna Hölzer<br />

Heute redet alles vom „Nutzen“. Wer<br />

keinen konkreten Nutzen bringt, fliegt<br />

raus. Das galt immer schon für die<br />

Wirtschaft und gilt mehr und mehr<br />

für die Wissenschaft. Früher war alles<br />

besser. Das könnte zumindest für Biodiversitätsforscher<br />

gelten. Auch wenn<br />

sie sich damals noch nicht so nannten:<br />

Naturwissenschaftler wie Carl von<br />

Linné und Charles Darwin konnten<br />

im 18. und 19. Jahrhundert als große<br />

Entdecker in der weltweiten Vielfalt<br />

des Lebens schwelgen. Ausdauer, Zeit<br />

und einfache Hilfsmittel waren ihre<br />

Begleiter. Ohne großen Druck von<br />

außen katalogisierten, analysierten<br />

und strukturierten sie den Reichtum<br />

an Arten, Formen und Funktionen. Sie<br />

tauchten ein in die Faszination der Tierund<br />

Pflanzenwelt und teilten anderen<br />

ihre Entdeckungen in Form handgemalter<br />

Abbildungen mit. Es gab weder<br />

Internet noch Online-Datenbanken,<br />

Elektronenmikroskop oder Genanalysen.<br />

Und vor allem: Keine Aufforderung<br />

zum „publish or perish“.<br />

Heute erleben sich viele Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler in einer<br />

anderen Situation. Mit modernster<br />

Technik können sie der biologischen<br />

Vielfalt auf den Leib rücken. Sie tauchen<br />

immer tiefer ein in die Vielfalt<br />

der Gene, Arten und Ökosysteme und<br />

produzieren und publizieren eine Flut<br />

an Detailwissen. Wer viel publiziert,<br />

gewinnt. Der Wissensberg türmt<br />

sich und die Biodiversitätsforscher<br />

verstehen immer besser, wodurch das<br />

Netz des Lebens weltweit zusammen<br />

gehalten wird. Diverse Forschungsergebnisse<br />

zeigen, dass das komplexe<br />

Netzwerk an vielen Stellen reißt. So<br />

sind Forscher heutzutage mehr und<br />

mehr gezwungen, den rapiden Artenschwund<br />

zu katalogisieren und Rote<br />

Listen zu füllen anstatt – wie Darwin<br />

– in der Vielfalt zu schwelgen.<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Es verwundert nicht, dass immer<br />

mehr Wissenschaftler nicht mehr<br />

nur beschreiben möchten, wie die<br />

moderne Gesellschaft mit ihrer Verschwendungssucht<br />

die Gesundheit<br />

der Ökosysteme ruiniert. Sie möchten<br />

sich einbringen und Lösungsvorschläge<br />

unterbreiten. Denn diese Einsicht<br />

haben inzwischen auch Politik und<br />

Wirtschaft: Nur funktionierende Ökosysteme<br />

können überhaupt unsere<br />

Grundbedürfnisse wie frisches Wasser,<br />

frische Luft, ertragreiche Böden<br />

etc. bedienen. Während Umwelt- und<br />

Naturschutz in der Vergangenheit als<br />

Luxus deklariert wurden, wird auf<br />

Politik- und Wirtschaftsebene – wenn<br />

auch zögerlich – erkannt, dass es sich<br />

um eine dringende Notwendigkeit<br />

handelt.<br />

Innerhalb der letzten 200 Jahre entwickelte<br />

sich die gesellschaftliche Sicht<br />

auf die biologische Vielfalt von der<br />

Furcht vor der Übermacht der Wildnis<br />

hin zu Forderungen nach mehr Wildnis<br />

in unserer verarmten Landschaft<br />

der Monokulturen. Nachdem die<br />

Biologen in den letzten Jahrhunderten<br />

vor allem Grundlagen erforschten<br />

und zum generellen Verständnis der<br />

komplexen Lebenszusammenhänge<br />

beitrugen, scheint sich seit einigen<br />

Jahren eine Trendwende zu vollziehen.<br />

Mittlerweile integrieren auch Sozialwissenschaftler,<br />

Juristen, Ökonomen<br />

und Politikwissenschaftler Fragestellungen<br />

zur biologischen Vielfalt in ihre<br />

Forschungsarbeit. Sie beleuchten das<br />

Feld aus gänzlich neuen Blickwinkeln.<br />

Transdisziplinarität heißt das Zauberwort.<br />

Die Erkenntnis setzt sich durch,<br />

dass der Stopp des Artensterbens nur<br />

zu erreichen ist, wenn Wissenschaft<br />

auch wirklich „Wissen schafft“. Entscheider<br />

und Umsetzer aus Politik,<br />

Behörden und der Landnutzungspraxis<br />

lesen selten englischsprachige Wissenschaftsjournale.<br />

Wie also soll das<br />

ständig neu geschaffene Wissen der<br />

Biodiversitätsforscher an die Akteure<br />

aus der Praxis gelangen? Brauchen wir<br />

einen Paradigmenwechsel innerhalb<br />

der Wissenschaft?<br />

Mit internationalen Abkommen wie<br />

der Biodiversitätskonvention, CBD,<br />

hatte sich die Weltgemeinschaft<br />

das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahre<br />

<strong>2010</strong> den Artenschwund zu stoppen.<br />

Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Seit<br />

2007 hat auch Deutschland eine<br />

Nationale Strategie zur Biologischen<br />

Vielfalt und befindet sich momentan<br />

in der vom Bundesumweltministerium<br />

koordinierten Umsetzungsphase. Um<br />

die Hebel beim Biodiversitätsschutz<br />

dabei möglichst effektiv anzusetzen,<br />

bedarf es dem verstärkten Austausch<br />

zwischen Wissenschaft und allen Akteuren<br />

aus der Landnutzungspraxis.<br />

Wirtschaft, Politik und ihre Berater<br />

könnten bei ihren Bemühungen um<br />

den Erhalt der biologischen Vielfalt<br />

gut von Handlungsempfehlungen aus<br />

der Wissenschaft profitieren.<br />

Diesen Prozess zu unterstützen hat sich<br />

eine neue Initiative der Biodiversitätsforscher<br />

zur Aufgabe gemacht: Mit dem<br />

vom BMBF geförderten neuen „Netzwerk-Forum<br />

Biodiversitätsforschung<br />

Deutschland“ werden Informationen<br />

gebündelt und für die Forscher selbst<br />

sowie für Politik und Medien aufbereitet<br />

(www.biodiversity.de). „Das ist<br />

dringend nötig“ findet nicht nur Dr.<br />

Klaus Henle, Leiter des Department<br />

für Naturschutzforschung beim Helmholtzzentrum<br />

für Umweltforschung<br />

und einer der Projektverantwortlichen.<br />

Er macht die Erfahrung, dass<br />

„von politischer Ebene beschlossene<br />

und von Behörden umgesetzte Naturschutzmaßnahmen<br />

zu leicht an den<br />

wissenschaftlichen Notwendigkeiten<br />

vorbei gehen, weil die Forscher ihre<br />

Empfehlungen häufig nicht anwendbar<br />

formulieren“.<br />

Auf ein anderes Manko weist Prof.<br />

Dr. Volkmar Wolters hin, der das<br />

ebenfalls vom BMBF geförderte<br />

Forschungsprogramm „BIOLOG –<br />

Biodiversität und globaler Wandel“<br />

koordiniert (www.biolog-europe.org).<br />

Er findet, dass die Biodiversitätsforschung<br />

in der Pflicht steht, auch<br />

problem- und lösungsorientiert zu<br />

forschen: „Die Biodiversitätskrise ist<br />

durch den Menschen verursacht und<br />

muss den Menschen daher auch bei<br />

der Lösungssuche mitnehmen. Es<br />

genügt nicht mehr, die negativen ökologischen<br />

Folgen unseres Handelns<br />

zu dokumentieren. Wissenschaft<br />

Ökosysteme erbringen uns wertvolle<br />

Dienste – wir sollten sie also endlich<br />

wertschätzen. Oder sogar in Wert<br />

setzen, monetarisieren ...?<br />

Beispiele für ökosystemare dienstleistungen:<br />

• Bestäubung<br />

• Bodenfruchtbarkeit<br />

• Lebendverbau<br />

(biogener erosionsschutz)<br />

• Wasser-Aufnahmevermögen des Bodens<br />

• Bereitstellung von süß- und trinkwasser<br />

durch niederschlag und natürliche<br />

Filtration<br />

• Beeinfl ussung des Klimas<br />

(Co 2<br />

-sequestrierung)<br />

• verfügbarkeit von Fischen als nahrungsmittel<br />

in aquatischen Ökosystemen<br />

Als „ökosystemare dienstleistungen“ betrachten<br />

Forscher diejenigen durch den<br />

Menschen genutzte (oder potentiell nutzbare)<br />

Leistungen, die von Ökosystemen<br />

erbracht werden. Wenn beispielsweise unsere<br />

Bienen und schwebfl iegen weiterhin<br />

großfl ächig im rückgang begriffen sind...<br />

wer bestäubt dann unsere Feldfrüchte?<br />

obstplantagenbesitzer und imker klagen<br />

schon lange. niemand scheint sie zu hören.<br />

darf sich nicht scheuen, auch die<br />

Wirtschafts- und Lebensweisen des<br />

Menschen sowie seine konkreten<br />

Auswirkungen auf die Ökosysteme<br />

in den Fokus der wissenschaftlichen<br />

Betrachtung zu nehmen“.<br />

Im Profil<br />

Foto: © Cornelis Hemmer / GreenMediaNet<br />

dr. Corinna Hölzer gründete 2001 das erste<br />

Medienbüro für ökologisch tragfähige<br />

entwicklungen, GreenMedianet. schwerpunkte<br />

ihrer Arbeit sind die vernetzung<br />

von umweltakteuren und Biodiversitätsschutz.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

67


Special | Business & Biodiversität |<br />

Ein Fall fürs<br />

(Umwelt-)Management<br />

Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann<br />

Von Marion Hammerl<br />

Erfreulicherweise gehören die Umweltmanagementsysteme<br />

EMAS und<br />

ISO 14.001 inzwischen zum Standard<br />

zahlreicher Unternehmen. Dabei konzentriert<br />

sich die „kontinuierliche“<br />

Verbesserung der Umweltleistungen<br />

in der Regel auf die Aspekte Energie,<br />

Wasser, Abfall oder den Einsatz von<br />

Reinigungsmitteln. Das Thema „Biologische<br />

Vielfalt“ haben bislang jedoch<br />

nur eine Handvoll Unternehmen in<br />

ihr Umweltmanagement integriert.<br />

Hier besteht großer Aufklärungs- und<br />

Nachholbedarf, damit das Thema<br />

endlich mehr Aufmerksamkeit in der<br />

Wirtschaft bekommt.<br />

Bei den <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichten ist<br />

die Situation etwas erfreulicher. Sie<br />

fragen wenigstens ab und zu nach<br />

negativen Auswirkungen des Abbaus<br />

von Rohstoffen auf Ökosysteme<br />

oder den Maßnahmen, die ergriffen<br />

wurden, um die Zerstörung zu<br />

beschränken bzw. einen Ausgleich<br />

zu schaffen. <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichte<br />

können zwar auf ihren Wahrheitsgehalt<br />

geprüft werden, aber es steckt<br />

selten ein strukturiertes <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

dahinter. Somit<br />

ist eine kontinuierliche Verbesserung<br />

kaum gegeben.<br />

EMAS III: Kernindikatoren für<br />

Umweltleistungen<br />

Im Januar <strong>2010</strong> ist die überarbeitete<br />

EMAS III in Kraft getreten. Sie enthält<br />

eine Reihe von Änderungen, welche<br />

die EMAS validierten Organisationen<br />

zu einer höheren Performance in allen<br />

Umweltaspekten führen. Erstmals<br />

wurden Kernindikatoren definiert, die<br />

von allen Organisationen im Umweltbericht<br />

und bei der Umwelterklärung<br />

eingesetzt werden müssen. Diese<br />

Kernindikatoren betreffen die Umweltleistungen<br />

in den Bereichen:<br />

• Energieeffizienz: jährlicher Gesamtenergieverbrauch<br />

mit Anteil der<br />

erneuerbaren Energien<br />

• Materialeffizienz: jährlicher Massenstrom<br />

der verschiedenen Ersatzmaterialien<br />

• Wasser: jährlicher Wasserverbrauch<br />

• Abfall: jährliches Abfallaufkommen<br />

und Aufkommen gefährlicher Abfälle<br />

• Biologische Vielfalt: Flächenverbrauch<br />

• Emissionen: jährliche Gesamtemissionen<br />

von Treibhausgasen und<br />

anderen Emissionen<br />

Foto: © Edwin Giesbers / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Naturschätze wie die Sumpf-Gladiole sind durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen und<br />

Mooren bedroht. Mit dem „Biodiversitäts-Check“ der European Business and Biodiversity<br />

Campaign können Unternehmen ihren Einfluss auf die biologische Vielfalt messen und<br />

konkrete Maßnahmen für den Biodiversitätserhalt ergreifen.<br />

Außerdem werden sowohl in der<br />

neuen EMAS-Verordnung, wie auch<br />

in der ISO 14.001 (Version 2005), die<br />

Auswirkungen auf die biologische<br />

Vielfalt unter den direkten Umweltaspekten<br />

aufgelistet. Damit wurde der<br />

dramatische Rückgang der Artenvielfalt<br />

endlich auch explizit in die gängigsten<br />

Umweltmanagementsysteme<br />

aufgenommen.<br />

Derzeit arbeitet die EU-Kommission<br />

an sogenannten EMAS Referenz-<br />

Dokumenten für die wichtigsten Branchen<br />

und Administrationen. Diese<br />

Referenzen werden neben dem Faktor<br />

68 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Flächenverbrauch weitere Kennzahlen<br />

und Indikatoren enthalten, die<br />

zur Beschreibung der Ist-Situation,<br />

zur Messbarkeit der Ziele und zum<br />

Monitoring der Maßnahmen und<br />

ihrer Wirkungen verwendet werden<br />

sollen – unter anderem für die Auswirkungen<br />

auf die biologische Vielfalt.<br />

In diesem Rahmen wird die European<br />

Business and Biodiversity Campaign<br />

der EU Kommission branchenspezifische<br />

Indikatoren für den Schutz der<br />

biologischen Vielfalt liefern.<br />

ISO 26.000 Social Responsibility<br />

Beim neuen Standard ISO 26.000<br />

für Social Responsibility, der in diesem<br />

Jahr verabschiedet wird, gehört<br />

Biodiversität zu den Kernthemen<br />

gesellschaftlicher Verantwortung. In<br />

den Erläuterungen zum Kernthema<br />

Umwelt geht die Norm dezidiert auf<br />

die verschiedenen Arten der Zerstörung<br />

von Ökosystemen, den Verlust<br />

von Artenvielfalt oder die Einführung<br />

invasiver Tier- und Pflanzenarten<br />

ein. Auch das Ziel der gerechten<br />

Verteilung der Gewinne, die aus der<br />

Nutzung der Biologischen Vielfalt<br />

entstehen, hat die ISO 26.000 in<br />

verschiedenen Kernthemen verankert:<br />

Als Respekt vor den Eigentumsrechten,<br />

gute Geschäftspraktiken,<br />

Beteiligung der lokalen Bevölkerung<br />

oder Zugang zur technischen Entwicklung.<br />

Einige Länder haben inzwischen<br />

einen zertifizierbaren Standard für<br />

Social Responsibility – entweder<br />

auf der Basis von ISO 14.001 oder<br />

der neuen ISO 26.000 oder einer<br />

Kombination von beidem. In Mexiko<br />

können sich Unternehmen und Organisationen<br />

seit 2004 zertifizieren<br />

lassen; 34 Unternehmen haben das<br />

inzwischen getan. Auch Brasilien<br />

hat seit 2004 einen zertifizierbaren<br />

Standard und bis heute über 20<br />

zertifizierte Unternehmen. Portugal<br />

und Spanien haben Elemente von<br />

ISO 14.001 mit dem neuen Standard<br />

für Social Responsibility verknüpft. In<br />

diesen Ländern kann man sich seit<br />

2009 zertifizieren lassen. Dänemark<br />

wird eine ähnliche Zertifizierung ab<br />

diesem Jahr anbieten.<br />

Wie kann man Biodiversität erhalten und der Natur ein Stück Raum zurückgeben?<br />

Die Renaturierung von Brachflächen und der Schutz von Feuchtgebieten sind hierfür<br />

wichtige Maßnahmen. Die Standards EMAS und ISO zielen darauf ab, die Chancen der<br />

biologischen Vielfalt sichtbar zu machen und kontinuierliche Verbesserungen im Umweltmanagement<br />

der zertifizierten Unternehmen anzuregen.<br />

Auch Österreich, Israel oder England<br />

haben inzwischen Leitfäden<br />

veröffentlicht und arbeiten an einer<br />

Zertifizierung. Es ist also ein klarer<br />

Trend in Richtung standardisiertes und<br />

zertifizierbares Managementsystem<br />

für CSR erkennbar.<br />

„European Business and<br />

Biodiversity Campaign“<br />

hilft bei der Integration<br />

Damit gibt es ein weiteres gutes Argument<br />

für Unternehmen, sich ernsthaft<br />

mit Biodiversität zu befassen.<br />

Im Rahmen der European Business<br />

and Biodiversity Campaign erhalten<br />

sie Hilfestellung bei der Aufgabe,<br />

den Schutz der Biodiversität in das<br />

(Umwelt-)Management ihres Unternehmens<br />

zu integrieren. Mit einem<br />

„Biodiversitäts-Check“ können Unternehmen<br />

alle Aspekte ihres Betriebes<br />

abklopfen und dann entscheiden, ob<br />

sie die Verbesserung und den Schutz<br />

der biologischen Vielfalt kontinuierlich<br />

angehen wollen. Wie lässt sich Biodiversität<br />

in mein Umweltmanagement<br />

oder Qualitätsmanagement integrieren?<br />

Welche Ziele sind angemessen<br />

und welche konkreten Maßnahmen<br />

können ergriffen werden? Welche Indikatoren<br />

kann ich zur Beurteilung der<br />

Ausgangslage und zur Kontrolle der<br />

Wirkungen meiner Maßnahmen nutzen?<br />

Wie kann ich mein Engagement<br />

nach innen und außen kommunizieren<br />

und einen Wettbewerbsvorteil erwirken<br />

gegenüber den Unternehmen,<br />

die keine Rücksicht nehmen? In einer<br />

Reihe von Workshops und individuellen<br />

Beratungen laden wir Sie ein, diese<br />

Fragen gemeinsam zu diskutieren und<br />

zu beantworten.<br />

www.business-and-biodiversity.eu<br />

Kontakt<br />

Marion Hammerl ist Geschäftsführerin der<br />

Bodensee-stiftung und Partner des LiFe-<br />

Projekts „european Business and Biodiversity<br />

Campaign“.<br />

marion.hammerl@bodensee-stiftung.org<br />

Foto: © Krzysztof Konieczny, ProNatura<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

69


Special<br />

| Business & Biodiversität |<br />

Foto: © Stiftung Natur und Wirtschaft<br />

Bunte Vielfalt<br />

vor der Firmentür<br />

Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter, Geschenk für die Natur, gespartes Geld für die Firmenkasse: Mit einer naturnahen Gestaltung des<br />

Firmenareals gewinnen alle Beteiligten.<br />

Naturnahe Firmenareale als erster Schritt zum betrieblichen<br />

Biodiversitätsmanagement<br />

Von Patrick Trötschler<br />

Einheitsgrün oder asphaltgrau sind<br />

die prägenden Farbtöne auf Industriearealen<br />

und in Gewerbegebieten.<br />

Diese Farbtristesse lässt sich relativ<br />

einfach in ein kleines Naturparadies<br />

verwandeln, was langfristig die Kosten<br />

sogar halbieren kann. Naturnahe<br />

Firmenareale sind Lebensräume für<br />

Flora und Fauna und bieten einen<br />

hohen Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter.<br />

Eine vielfältig belebte Umgebung<br />

vermittelt eine innovative und<br />

nachhaltige Firmenphilosophie nach<br />

außen und wirkt positiv auf die innere<br />

Unternehmenskultur.<br />

Der Schutz biologischer Vielfalt kann<br />

nicht nur die Angelegenheit von Regierungen<br />

oder NGOs sein. Die freie Wirtschaft<br />

muss einen Beitrag dazu leisten.<br />

Global agierende Konzerne sind dabei<br />

ebenso angesprochen wie KMUs. Jeder<br />

Betrieb, ganz gleich ob produzierendes<br />

Gewerbe oder Dienstleister, nimmt<br />

Einfluss auf die biologische Vielfalt.<br />

Und deshalb kann jedes Unternehmen<br />

Maßnahmen zum Schutz von Arten<br />

und Lebensräumen ergreifen. Einfach<br />

und anschaulich beginnen Unternehmer<br />

damit vor der eigenen Firmentür:<br />

auf dem Firmenareal.<br />

Aus Arbeitsorten kleine<br />

Naturparadiese machen<br />

Schmetterlinge flattern von Blüte zu<br />

Blüte, ein Frosch quakt im kleinen<br />

Teich und oben im Baum brütet ein<br />

Vogelpaar. Das mag kitschig klingen,<br />

ist aber im Fall der Schweizer Firma<br />

Ciba Spezialitätenchemie AG noch<br />

stark untertrieben. Auf deren naturnah<br />

gestaltetem Firmenareal fanden Biologen<br />

über 900 Tier- und Pflanzenarten.<br />

Dieses Beispiel macht deutlich, dass<br />

der besiedelte Raum einen hohen<br />

Stellenwert für die Erhaltung der<br />

70 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Biologischen Vielfalt besitzen kann.<br />

Firmenflächen und Gewerbegebiete<br />

können zu wichtigen Trittsteinen im<br />

Biotopverbund entwickelt werden.<br />

Die Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen<br />

sind vielfältig. Statt kurzem<br />

grünem Rasen können attraktive Blühstreifen<br />

und Blumenwiesen eingesät<br />

werden. Kleine Feuchtbiotope oder<br />

abwechslungsreich angelegte Hecken<br />

und Sträucher bieten Lebensraum für<br />

zahlreiche Pflanzen und Tiere. Dachbegrünung,<br />

Verzicht auf Biozide und<br />

Entsiegelung von Parkplätzen sind<br />

weitere wichtige Maßnahmen.<br />

Es geht um Lebensqualität<br />

und Lebensraum<br />

Ein alter Baumbestand strahlt Ruhe<br />

aus, spendet Schatten und zeigt, dass<br />

Firmenareale auch Erholungs- und Entspannungsraum<br />

bieten. Wer mit Blick<br />

ins Grüne arbeitet, fühlt sich wohler,<br />

ist leistungsfähiger und inspirierter. Die<br />

Belegschaft kann, unter fachkundiger<br />

Anleitung, in die Planung und praktische<br />

Gestaltung des Geländes mit<br />

einbezogen werden. So entwickeln<br />

sich Teamgeist, Leistungsvermögen<br />

und Identifikation mit dem Unternehmen.<br />

Ein vielfältiges Firmenareal ist ein<br />

sichtbares Symbol für eine innovative<br />

und nachhaltige Firmenphilosophie<br />

und zählt letztlich auch zum unternehmerischen<br />

Kapital. Langweilige<br />

Rasenflächen und graue Asphaltplätze<br />

zeugen eher von fehlender Phantasie.<br />

Außerdem kosten sie überraschenderweise<br />

mehr Geld.<br />

In der Tat kosten konventionelle Areale<br />

doppelt so viel, wie naturnahe Flächen.<br />

Wer glaubt, dass ein paar exotische<br />

Sträucher, englischer Rasen und einige<br />

Blumenrabatten billig sind, liegt falsch.<br />

Betrachtet man die langjährigen Personal-<br />

und Materialkosten, dann sind<br />

Blumenwiesen, einheimische Kräuter,<br />

standortgerechte Sträucher und ein<br />

gekiester Parkplatz deutlich günstiger,<br />

vor allem wenn etwas natürliche Dynamik<br />

erwünscht ist. Dies geht aus einer<br />

Auswertung der Schweizer Stiftung<br />

„Natur und Wirtschaft“ hervor.<br />

Die Stiftung ist wegweisend für<br />

naturnah gestaltete Firmenareale<br />

und hat seit 1995 über 300<br />

Schweizer Firmen bei der Ökologisierung<br />

des Firmengeländes beraten<br />

(www.naturundwirtschaft.ch). Seitdem<br />

wurden knapp 1.900 Hektar zertifiziert.<br />

Und immer mit ausgesprochen<br />

positivem Medienecho für die Unternehmen.<br />

Die internationale Bodensee-<br />

Stiftung arbeitet eng mit der Schweizer<br />

Stiftung „Natur und Wirtschaft“<br />

zusammen und sucht im Rahmen<br />

eines EU-Projekts Unternehmen, Gewerbeparks<br />

und Roundtables, die ihre<br />

Flächen naturnah gestalten wollen.<br />

Naturnahe Firmenareale:<br />

Anschaulicher Einstieg in<br />

„Business & Biodiversity“<br />

Naturnah gestaltete Betriebsflächen<br />

und Gewerbeparks bieten eine einfache<br />

und anschauliche Möglichkeit,<br />

sich auf praktische Weise dem Thema<br />

„Business & Biodiversity“ zu nähern.<br />

Der nächste konsequente Schritt ist<br />

die Analyse der Auswirkungen des<br />

eigenen wirtschaftlichen Handelns auf<br />

die Biodiversität. Mit Blick ins bunte<br />

Grün vor der Firmentür fällt diese<br />

Aufgabe deutlich leichter.<br />

Im Profil<br />

Foto: © triple E<br />

Erst fällt der Groschen, dann der Hammer!<br />

Auktionen als neues Finanzierungsinstrument für den Naturschutz<br />

Lebensraum für Flora und Fauna: Wer in<br />

die bunte Vielfalt blickt, arbeitet motivierter<br />

und kreativer.<br />

105 euro für ein Weideschaf als trockenrasenmäher<br />

im naturschutzgebiet? 250 euro<br />

für einen Hektar bunte Bienenweide? 430<br />

euro für eine Hecke mit seltenen Wildobstsorten?<br />

oder 1.100 euro für die sanierung<br />

eines Baum-naturdenkmals? das sind nur<br />

Ausschnitte aus dem Katalog zu einer naturschutz-Auktion,<br />

die im vergangenen Herbst<br />

von der Bodensee-stiftung durchgeführt<br />

wurde. das Auktionsergebnis kann sich sehen<br />

lassen: unternehmen, vereine, verbände<br />

und Privatpersonen ersteigerten naturschutzleistungen<br />

im Gesamtwert von 6.000 euro.<br />

Mit den naturschutz-Auktionen will die Bodensee-stiftung speziell regionalen unternehmen<br />

vermitteln, wie wichtig und wie dringlich der erhalt der natur- und Kulturlandschaft am Bodensee<br />

ist. „Besonders wichtig ist uns, dass bei einer Auktion die vielfalt der natur als Wert<br />

sichtbar wird“, so Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-stiftung. die idee dazu<br />

stammt aus den niederlanden. dort führt das unternehmen triple e bereits seit 2007 erfolgreich<br />

„Landscape Auctions“ durch und hat bereits weit über 300.000 euro für konkrete naturschutzmaßnahmen<br />

vor ort erlöst. einziger unterschied zu normalen versteigerungen: erfolgreiche<br />

Bieter besitzen ihr gekauftes Gut nach der naturschutz-Auktion nicht wirklich, sondern<br />

bezahlen mit ihrem Gebot die fachgerechte durchführung von naturschutzmaßnahmen.<br />

Patrick trötschler ist Projektmanager und<br />

stellvertretender Geschäftsführer der<br />

internationalen Bodensee-stiftung. die<br />

stiftung ist eine private, projektorientierte<br />

naturschutzorganisation und setzt sich<br />

seit 1994 für nachhaltige Wirtschaftsweisen<br />

in der internationalen Bodenseeregion<br />

und darüber hinaus ein. Aktuelle Handlungsfelder<br />

sind kommunales nachhaltigkeitsmanagement,<br />

umweltgerechte Landwirt<br />

schaft, Business & Biodiversity,<br />

renaturierung von Auenwäldern sowie<br />

Bioenergie und regionaler Klimaschutz.<br />

die Bodensee-stiftung repräsentiert den<br />

Bodensee im globalen seennetzwerk Living<br />

Lakes. Weitere informationen zu den<br />

Projekten und Aktivitäten unter<br />

www.bodensee-stiftung.org.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

71


Special<br />

Foto: © xtinct<br />

Die letzte Riesenseekuh wurde vermutlich<br />

1768 von Pelztierjägern bei der Beringinsel<br />

erschlagen. Heute erinnern nur noch Skelette<br />

in Naturkundemuseen an sie – und<br />

xtinct, die T-shirt-Kampagne für den Erhalt<br />

der Biodiversität.<br />

Die Totgeglaubten<br />

leben wieder<br />

Mit xtinct feiern ausgestorbene Tiere eine modische Auferstehung<br />

Von Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich<br />

Wer genau waren noch mal Dodo,<br />

Beutelwolf und Goldkröte? Es sind<br />

durch unsere Lebensweise ausgerottete<br />

Tierarten, Zeugen der schwindenden<br />

Lebensvielfalt unseres Planeten. Die<br />

Kampagne XTINCT gegen Artensterben<br />

gibt diesen und anderen verlorenen<br />

Tierarten nun wieder ein Gesicht: auf<br />

nachhaltig produzierten T-Shirts, Jacken<br />

und Pullovern, porträtiert von jungen<br />

Designern aus aller Welt. „Getarnt“<br />

als Modelabel will XTINCT das Thema<br />

Artensterben auf die Straße bringen<br />

und mit den Verkaufserlösen konkrete<br />

Naturschutzprojekte unterstützen.<br />

Jede Spezies auf diesem Planeten ist<br />

einzigartig, aus menschlicher Sicht mal<br />

mehr mal weniger kurios und exotisch.<br />

Doch was die Evolution in Jahrmillionen<br />

hervorgebracht hat, vermag der<br />

Mensch in nur 100 Jahren von der<br />

Erdoberfläche zu fegen. So erging es<br />

zum Beispiel dem Dodo auf Mauritius<br />

– ein Abschied ohne Wiederkehr. Doch<br />

Geschichten, wie das Verschwinden<br />

des Dodo, erzählen uns auch die kontinuierliche<br />

Geschichte menschlicher<br />

Landnahme. Wo immer Menschen<br />

eine unberührte Landschaft erobert<br />

haben, wurde die Großtierfauna verdrängt.<br />

Beutelwolf oder Steller‘sche<br />

Seekuh erzählen noch heute von der<br />

gedankenlosen Großwildjagd früherer<br />

Jahrhunderte. Die Rodrigues Riesenschildkröte<br />

war beliebter Lebendproviant<br />

für wochenlange Schiffsreisen.<br />

Die Linsenfliege verschwand als Folge<br />

der industriellen Revolution in Europa<br />

und die Goldkröte, einst heimisch in<br />

Costa Rica, gilt als erstes Opfer des<br />

Klimawandels. Das damals legitim<br />

scheinende menschliche Verhalten<br />

stellt sich aus späterer Sicht häufig als<br />

katastrophal heraus. Weswegen?<br />

Ein sprechendes Beispiel dafür ist der<br />

chinesische Schwertstör. Im Jangtse,<br />

im Westen Chinas, war der bis zu vier<br />

Meter große Fisch zu Hause. Mit weit<br />

geöffnetem Maul siebte er Plankton<br />

und kleine Fische aus dem Flusswasser<br />

und nahm so eine Schlüsselposition<br />

im Ökosystem ein.<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

So steht das Aussterben des chinesischen<br />

Schwertstörs als Sinnbild für die<br />

Folgen des kompromisslosen Wachstums<br />

einer Ökonomie, in diesem Fall<br />

der chinesischen. Für die XTINCT-<br />

Kampagne hat ihn der Künstler<br />

Sven Palmowski in ein futuristisches<br />

Raumschiff verwandelt. Ganz wie bei<br />

seinem planktonfressenden Vorbild<br />

fliegen dem Raumschiff kleine Shuttles<br />

in den weit geöffneten Hangar.<br />

Biodiversität „haut“nah – als<br />

textiles Comic oder Pop-Art<br />

Um das Thema Artenvielfalt sowohl im<br />

Club, als auch im Schulzimmer oder<br />

im Café nachdrücklich zu kommunizieren,<br />

präsentieren bei XTINCT ganz<br />

unterschiedliche Künstler ihre Designs:<br />

Es gibt die verspielt-detaillierten<br />

Bilder des Berliner Teams Peachbeach,<br />

die reduzierten, symbolhaften Grafiken<br />

der Leipziger Künstlerin Beatrice<br />

Barth, aber auch comicartige Motive,<br />

Pop-Art oder Hochschulkunst.<br />

Ein letzter Tanz: Der Schweinsfuss-Nasenbeutler<br />

(Chaeropus ecaudatus) starb 1950 in Australien<br />

aus. Große Flächen seines Lebensraums wurden in<br />

Weideland für Nutztiere umgewandelt. Der Designer<br />

Volker Konrad ließ den niedlichen Beutelsäuger<br />

für xtinct wieder auferstehen.<br />

Wie funktioniert also ein Projekt<br />

mit einem auf den ersten Blick so<br />

schmalen Fokus? Die XTINCT-Kampagne<br />

verdankt ihre Existenz einer<br />

Vielzahl von Akteuren und wurde<br />

praktisch ohne Startkosten realisiert.<br />

Der Startschuss fiel Anfang 2009 in<br />

Würzburg auf einem Wirkcamp der<br />

Synagieren-Initiative. Dort setzten<br />

sich Biologen, Webdesigner, Künstler<br />

und Geisteswissenschaftler aus<br />

ganz Deutschland zusammen und<br />

erarbeiteten einen Plan für die Kampagne.<br />

Die anschließende Umsetzung<br />

erscheint im Rückblick ganz dem<br />

Konzept „Gründen in Komponenten“<br />

des Berliner Professors Günter Faltin<br />

zu folgen. Die Künstler stellen ihre<br />

Designs zunächst kostenlos zur Verfügung,<br />

erhalten jedoch eine geringe<br />

Beteiligung an den Verkaufserlösen<br />

sowie die Möglichkeit, auf sich aufmerksam<br />

zu machen. Design und<br />

Programmierung der Webseite wurde<br />

von der Webagentur Artkolchose<br />

kostenlos übernommen. Für die fortwährende<br />

Betreuung der Webseite<br />

werden Artkolchose ebenfalls gering<br />

an den Verkaufserlösen beteiligt.<br />

Um auch auf der Produktionsseite<br />

das Risiko gering zu halten, arbeitet<br />

XTINCT mit dem print-on-demand<br />

Dienstleister Spreadshirt zusammen,<br />

welcher gleichzeitig Versand und<br />

Zahlungsabwicklung übernimmt.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Produktion<br />

und Künstlerförderung<br />

Einer der nächsten Schritte wird die<br />

Zusammenarbeit mit einer T-Shirt-<br />

Mode-Plattform im Internet sein, um<br />

einen internationalen Designwettbewerb<br />

zum Thema „ausgestorbene<br />

Tierarten“ auszurufen. Damit neben<br />

der Aufklärungsarbeit noch handfestes<br />

Engagement im Naturschutz<br />

unterstützt wird, gehen vier Euro pro<br />

verkauftem Textil in drei ausgewählte<br />

Artenschutzprojekte der Zoologischen<br />

Gesellschaft Frankfurt, jeweils angesiedelt<br />

in den internationalen Hot<br />

Spots der Biodiversität.<br />

Natürlich bedeutet die Zusammenarbeit<br />

mit Partnern immer auch Kompromisse.<br />

So ist XTINCT zum Beispiel<br />

derzeit auf das Produktsortiment von<br />

Foto: © xtinct<br />

Relikt aus fernen Zeiten: Am Fuß des Dodo prangt<br />

ein Kärtchen mit „xtinct“ – ausgestorben. Weniger<br />

als 100 Jahre nach seiner Entdeckung um 1590<br />

war der Dodo ausgestorben. Von Seefahrern eingeschleppte<br />

Ratten und Haustiere fraßen die Eier<br />

des bodenbrütenden Vogels, der sonst keine natürlichen<br />

Feinde und daher kein angeborenes Verteidigungsverhalten<br />

hatte.<br />

Spreadshirt angewiesen. Dennoch<br />

können bei der Auswahl der Produkte<br />

jene T-Shirts und Pullover aus<br />

besonders nachhaltiger Produktion<br />

in den Vordergrund gestellt werden.<br />

So machen im XTINCT-Webshop<br />

Textilien von Continental Clothing<br />

oder der in den USA produzierenden<br />

Firma American Apparel zwei Drittel<br />

des Sortiments aus. Beginnt XTINCT in<br />

Zukunft einzelne Designs in limitierten<br />

Auflagen selbst zu produzieren, steht<br />

die Entscheidung erneut zur Debatte,<br />

die Textilauswahl gänzlich ökologischen<br />

Kriterien zu unterwerfen.<br />

Zusammenarbeit willkommen<br />

Die gesamte Kampagne XTINCT<br />

versteht sich als offene Plattform für<br />

gesellschaftliches Engagement, sei es<br />

von Privatpersonen, die dem Organisationsteam<br />

beitreten wollen, oder<br />

am Thema Artenschutz interessierte<br />

Firmen, welche mit ihrer Expertise,<br />

mit Kooperationen oder durch Sponsoring<br />

die Kampagne voranbringen.<br />

Der Erhalt der globalen Artenvielfalt<br />

ist schließlich eine Aufgabe für die<br />

gesamte Gesellschaft.<br />

Kontakt<br />

XTINCT – Kampagne gegen<br />

Artensterben GbR<br />

sebastian Kirschner und Jörg dietrich<br />

Könneritzstraße 41<br />

04229 Leipzig<br />

info@xtinct.info<br />

telefon +49(0)178 / 7 22 17 50<br />

oder +49(0)152 / 28 71 66 19<br />

www.xtinct.info<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Foto: © xtinct<br />

73


Special | Business & Biodiversität |<br />

Das große Rad<br />

der Biodiversität drehen<br />

Gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland, dem NABU, hat der Wolfsburger Autobauer die Initiative „Willkommen Wolf“ gestartet.<br />

Von Michael Scholing-Darby und Moritz Seiler<br />

Der Schutz der biologischen Vielfalt<br />

geht uns alle an – auch die Wirtschaft.<br />

Unter dem Leitmotiv „Volkswagen<br />

verbindet Lebensräume“ hat Europas<br />

Autobauer Nr. 1 begonnen, ein globales<br />

Biodiversitäts-Management zu<br />

entwickeln.<br />

Jedes Biodiv-Managment, das seinen<br />

Namen verdient, wird stets auf die<br />

Entwicklung von Geschäftsmodellen<br />

zielen, die den Schutz der biologischen<br />

Vielfalt mit einer Stärkung der<br />

Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Unternehmens verbinden.<br />

Volkswagen hat den Natur- und<br />

Artenschutz 2007 im Rahmen eines<br />

Mission Statements in den Kanon der<br />

Unternehmensziele aufgenommen.<br />

Als Gründungsmitglied der internationalen<br />

„Business and Biodiversity<br />

Initiative“ hat VW sich erneut verpflichtet,<br />

seine Prozesse im Blick auf<br />

den Schutz der biologischen Vielfalt<br />

zu optimieren.<br />

So versteht sich VW durchaus als<br />

Vorreiter – und ist von Perfektion doch<br />

weit entfernt. Zu neu ist das Thema,<br />

zu komplex die Anforderungen an<br />

Strategie und Management. Denn für<br />

einen Global Player mit 60 Standorten<br />

in 19 Ländern ist es schon eine Herkulesaufgabe,<br />

überhaupt die eigene<br />

Exponiertheit in Sachen Biodiversität<br />

zu ermitteln. Erst dann kann ja eine<br />

vernünftige Handlungsstrategie im<br />

Sinne eines Chancen- und Risikomanagements<br />

entwickelt werden.<br />

Und doch: Inzwischen sind bei Volkswagen<br />

nicht nur klare Verantwortlichkeiten<br />

geschaffen worden; das Thema<br />

ist auch in „Umweltaktionspläne“<br />

von Standorten aufgenommen und<br />

auf Regionalkonferenzen diskutiert<br />

worden. An diversen Standorten – zunächst<br />

in Deutschland – sind überdies<br />

Öko-Gutachten angefertigt worden,<br />

die die im Umfeld der Fabriken vorkommenden<br />

schützenswerten Arten<br />

zusammen mit den Emissionswerten<br />

der Werke minutiös dokumentieren.<br />

In das Reporting des Unternehmens<br />

hatte die Biodiversität schon seit längerem<br />

Eingang gefunden.<br />

Und nicht nur das: Über die B2B-<br />

Plattform www.vwgroupsupply.com<br />

werden auch Lieferanten über die<br />

Anforderungen der Volkswagen AG<br />

an ein zeitgemäßes Management<br />

der biologischen Vielfalt aufgeklärt.<br />

Parallel dazu baut das Unternehmen<br />

sein Know-how in Sachen Biodiv im<br />

Diskurs mit kompetenten Partnern<br />

systematisch aus.<br />

An praktischen Erfahrungen im Naturund<br />

Artenschutz herrscht ohnehin<br />

kein Mangel. Denn gemeinsam mit<br />

renommierten Umwelt- und Naturschutzorganisationen<br />

werden an zahlreichen<br />

Standorten in Deutschland<br />

und der Welt oft schon seit langem<br />

vielfältige Natur- und Artenschutzprojekte<br />

unterhalten.<br />

74 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

Das Unternehmen hat aber auch direkt<br />

auf dem Geschäftsmodell eines<br />

Autoherstellers basierende Projekte<br />

zu bieten, wie zum Beispiel ein Leasingangebot,<br />

das die Verbreitung<br />

besonders spritsparender Modelle<br />

in gewerblichen Fahrzeugflotten<br />

fördern soll.<br />

Und wenn die Völkergemeinschaft<br />

nun in Nagoya im Oktober diesen<br />

Jahres über neue Ziele und Instrumente<br />

für den Schutz der biologischen<br />

Vielfalt beraten wird, ist<br />

Volkswagen – keine Frage – wieder<br />

mit dabei.<br />

Volkswagen verbindet<br />

Lebensräume<br />

Jenseits von Produktion und Produkten<br />

engagiert sich VW für Biodiversität<br />

auch als der Partner der Politik. Um<br />

die Bundesregierung bei der Sensibilisierung<br />

der Öffentlichkeit zu unterstützen,<br />

hat sich das Unternehmen<br />

schon 2007 – und insofern tatsächlich<br />

als First Mover – in der „Naturallianz“<br />

beteiligt und die Deutschlandtour<br />

„Unterwegs für Vielfalt“ ermöglicht.<br />

Die 9. Naturschutzkonferenz (COP 9)<br />

der Vereinten Nationen im Mai 2008<br />

hat der Wolfsburger Autobauer dann<br />

wie kein anderes Unternehmen als<br />

Kommunikations- und Dialogplattform<br />

genutzt. Ganz abgesehen davon,<br />

dass eine Flotte von BlueMotion-<br />

Fahrzeugen in Bonn für die nötige<br />

Mobilität gesorgt hat.<br />

BlueMotion-Leasing von VW<br />

und NABU<br />

Die Volkswagen Leasing GmbH und<br />

der NABU geben gewerblichen Kunden<br />

die Chance, Kostenersparnis und<br />

Klima-/Naturschutz zu verbinden.<br />

Wer verbrauchsarme BlueMotionoder<br />

EcoFuel-Modelle least, erhält<br />

verbilligte Spritspartrainings für seine<br />

Fahrer dazu und fördert obendrein<br />

CO 2<br />

-sparende Technologien wie eine<br />

Biogas-Anlage oder NABU-Projekte<br />

wie die Wiedervernässung eines<br />

Moores. Drei von fünf Neuwagen in<br />

Deutschland sind Flottenfahrzeuge<br />

– so kann FleetCompetence eCo2<br />

zu einem mächtigen Hebel für den<br />

Klima- und Naturschutz werden.<br />

im umfeld des stammwerks Wolfsburg<br />

hat volkswagen gemeinsam mit der stadt<br />

Wolfsburg die Aller vom schnurgeraden<br />

Wasserlauf zum mäandernden naturfl<br />

uss zurückversetzt und dabei einen artenreichen<br />

verbund von Feuchtbiotopen<br />

geschaffen. Gemeinsam mit dem naturschutzbund<br />

Deutschland, dem NaBU, hat<br />

vW zudem die initiative „Willkommen<br />

Wolf“ gestartet, die ängsten und vorurteilen<br />

gegenüber dem nach deutschland<br />

zurückgekehrten isegrim begegnet und<br />

sich für Wildwege und Grünbrücken engagiert.<br />

in Mexiko fördert das unternehmen<br />

– „Aus Liebe zum Planeten“ – die erforschung<br />

von naturschutzgebieten mit hoch<br />

dotierten Preisen. Außerdem pfl anzt vW<br />

in der Bergregion „itza-Popo“ 300.000<br />

Bäume und legt versickerungsgruben und<br />

dämme an, um Wasser zu gewinnen und<br />

die Bodenerosion zu stoppen. in Brasilien<br />

lässt volkswagen die traditionelle Cerrado-vegetation<br />

in der nähe des Werks<br />

sao Carlos wieder aufl eben. seit langem<br />

fördert vW do Brasil auch die Artenschutzprogramme<br />

des „Parque ecologico“, des<br />

größten Zoos im staat sao Paulo. Für<br />

jeden gekauften truck lässt volkswagen<br />

von seinem partner SOS Mata atlantica<br />

bei resende zudem zehn neue Bäume<br />

pfl anzen. Weitere Aufforstungsprojekte<br />

laufen in spanien bei Alcaraz und in den<br />

usA, am unteren Mississippi im Bundesstaat<br />

Louisiana. die volksrepublik China<br />

hat in den letzten Jahren ein erfolgreiches<br />

Panda-Zuchtprogramm durchgeführt –<br />

volkswagen hat es unterstützt. in Japan<br />

schließlich fördert volkswagen den schutz<br />

des eisbären.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 75


Special | Business & Biodiversität |<br />

Arme Böden –<br />

reiche Artenvielfalt<br />

Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE<br />

neue Lebensräume entstehen<br />

Der Schutz von unberührter Natur ist<br />

eine wichtige Aufgabe für den Erhalt<br />

von Artenvielfalt. In einer hochindustrialisierten<br />

Gesellschaft aber werden<br />

diese Flächen rarer. Verschwindet damit<br />

automatisch auch die Biodiversität? Die<br />

Erfahrungen des Bergbaus zeigen, dass<br />

es auch anders geht. Auf den Flächen<br />

von ehemaligen Braunkohletagebauen<br />

entstehen Lebensbedingungen für viele<br />

Arten, wie es sie in Europa sonst nur<br />

noch selten gibt. Seit über 40 Jahren<br />

gibt es eine Begleitforschung zur Rekultivierung<br />

im rheinischen Revier. Vor<br />

10 Jahren wurde dafür eine eigene Forschungsstelle<br />

aufgebaut. Sie untersucht<br />

die Entwicklungen der Rekultivierung<br />

und erarbeitet Lösungen für ökologisch<br />

zukunftsfähige Lebensräume, die in<br />

die Aufgabe der Rekultivierung mit<br />

einfließen.<br />

Wer in die ausgebeuteten Braunkohletagebaue<br />

schaut, mag nicht<br />

als erstes an Artenvielfalt und neue<br />

Perspektiven für den Naturschutz<br />

denken. Kein anderes industriepolitisches<br />

Projekt verändert die Landschaft<br />

und damit auch den Lebensraum für<br />

Tiere und Pflanzen in vergleichbarem<br />

Maße. Ganze Natur- und Kulturlandschaften<br />

weichen für den Abbau des<br />

Energieträgers Braunkohle. Nach der<br />

Auskohlung der Gebiete gibt es viel<br />

zu tun, um die Flächen landschaftlich<br />

ansprechend zu gestalten und für die<br />

Landwirtschaft oder auch als Naherholungsgebiete<br />

nutzbar zu machen<br />

– und dies auf einem großen Gebiet.<br />

Über 20.000 Hektar Fläche sind bis<br />

heute rekultiviert worden. Rund die<br />

Hälfte davon ist landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche; über 7.700 Hektar sind<br />

Wälder und Grünflächen, die eine<br />

hohe Artenvielfalt aufweisen.<br />

Rekultivierung – ein Prozess mit<br />

langer Geschichte und strengen<br />

Vorgaben<br />

Diese planbare Wiedernutzbarmachung<br />

der ehemaligen Abbauflächen<br />

hat eine lange Tradition und reicht<br />

bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ursprünglich<br />

verfügten kurfürstliche<br />

Dekrete und andere vertragliche<br />

Vereinbarungen über die Wiederherstellung<br />

der Flächen. Heute ist die<br />

Rekultivierung qua Gesetzgebung<br />

ein fester Bestanteil in den Planungen<br />

des Braunkohleabbaus. Sie existiert<br />

in dieser modernen Form seit den<br />

siebziger Jahren und folgt einem<br />

streng vorgegebenen Verfahren. Der<br />

Braunkohlenausschuss – das ist der<br />

Bezirksplanungsrat für das Braunkohlenrevier<br />

– legt zunächst sehr grundsätzlich<br />

fest, welche Flächen nach<br />

Beendigung der Förderung als landwirtschaftliche<br />

Flächen ausgewiesen<br />

werden – und wo dagegen Grünzüge,<br />

oder auch Gewässer entstehen. Dabei<br />

werden auch ganz neue Elemente<br />

in der Landschaft geschaffen, wie<br />

zum Beispiel Anhöhen, bis hin zu<br />

alternativ gestalteten Flussverläufen.<br />

Aus diesen Gegebenheiten dann<br />

ökologisch wertvolle Lebensräume zu<br />

machen – darin sehen die Rekultivierungsabteilung<br />

von RWE Power und<br />

die Forschungsstelle Rekultivierung<br />

ihren Beitrag. Mit dem Kölner Büro für<br />

Faunistik wird RWE von einem unabhängigen<br />

Gutachter-Büro unterstützt.<br />

Die Einrichtung hat die Betreuung der<br />

Forschungsstelle übernommen und<br />

führt kontinuierlich Untersuchungen<br />

in der rekultivierten Landschaft durch.<br />

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der<br />

Forschungsstelle erarbeiten Analysen<br />

76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


aNZeiGe<br />

| Business & Biodiversität | sPeCiAL<br />

und geben Empfehlungen für die<br />

Gestaltung der Landschaft. Diese<br />

werden dann mit der zuständigen<br />

Rekultivierungsabteilung abgestimmt<br />

und umgesetzt.<br />

Aufschüttung und Aufforstung<br />

– Grundlagen für eine lebensfähige<br />

Landschaft<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Rekultivierung sind zunächst die<br />

Böden, die für Flora und Fauna den<br />

geeigneten Lebensraum bereitstellen.<br />

So richtet sich die Oberflächengestaltung<br />

vor allem danach, dass sie<br />

die richtigen Voraussetzungen für<br />

die Rekultivierung schafft. Damit sich<br />

kein Wasser in einzelnen Erdschichten<br />

stauen kann, wird zunächst die<br />

Rohkippe mit sandigen oder kiesigen<br />

Drainageschichten abgedeckt. Auch<br />

beim Auftragen der letzten Schicht,<br />

dem neuen Boden, wird darauf geachtet,<br />

dass es nicht zu Verdichtungen<br />

kommt. Dabei ist die künftige<br />

Flächennutzung mit entscheidend.<br />

Auf künftigen Waldböden kommt<br />

vor allem locker gekippter Forstkies<br />

zum Einsatz, da dieser Untergrund die<br />

besten Voraussetzungen für schnellen<br />

Baumwuchs bietet. Für neues Ackerland<br />

wird der reine Löss – der auch<br />

von Natur die niederrheinische Bucht<br />

prägt – besonders schonend aufgebracht.<br />

Die Aufforstung erfolgt zu 80<br />

Prozent mit heimischen Laubhölzern<br />

wie Buche und Eiche und den gebietstypischen<br />

Mischbaumarten. Rund<br />

15 Prozent nehmen standortfremde<br />

Baumarten wie die Kiefer, Lärche und<br />

Roteiche als nicht standortheimische<br />

Wirtschaftsbaumarten ein; der Rest<br />

sind Wiesen und Sukzessionsflächen.<br />

Etwa 4.500 Pflanzen werden dann pro<br />

Hektar in Gruppenmischung angepflanzt<br />

– und dies von Hand.<br />

Sieben magere Jahre – mit<br />

Chancen für ganz bestimmte<br />

Tier- und Pflanzenarten<br />

Sieben Jahren sind für die landwirtschaftliche<br />

Rekultivierung – die so<br />

genannte Zwischenbewirtschaftung<br />

– angesetzt. In dieser Zeit herrschen<br />

auf den Flächen Bedingungen vor,<br />

wie sie sonst in Europa kaum noch<br />

vorkommen. Denn durch intensive<br />

Bewirtschaftung und den Einsatz von<br />

Düngemitteln sind die Böden in der<br />

europäischen Kulturlandschaft über die<br />

Zeit immer nährstoffreicher geworden.<br />

Anders aber die Flächen der ehemaligen<br />

Tagebaue – aufgrund ihrer Nährstoffarmut<br />

eröffnen sich hier Chancen für<br />

die Ansiedlung von Arten, die es auf<br />

den nährstoffreichen Böden sonst nicht<br />

mehr so leicht haben. Dazu zählen zum<br />

Beispiel Orchideenarten, von denen<br />

eine ganze Reihe von Arten auf den<br />

frisch rekultivierten Flächen zu zählen<br />

sind. Aber auch bestimmte Tierarten<br />

finden auf den rekultivierten Flächen<br />

gute Bedingungen vor. Vogelarten wie<br />

die Grauammer, oder auch Amphibien<br />

wie die Wechselkröte schätzen die<br />

Gebiete. Sie alle benötigen karge,<br />

nährstoffarme Böden. Die Flächen<br />

bieten jedoch nicht nur Lebensraum<br />

für ‚Spezialisten’, die auf nährstoffreichen<br />

Böden Schwierigkeiten haben. Es<br />

entwickelt sich zudem ein ‚normaler<br />

Lebensraum’ für andere, sonst auch<br />

heimische Arten. Nicht lange dauert<br />

es, bis die Artenvielfalt auf den Tagebauflächen<br />

der Biodiversität auf Altland<br />

entspricht. Besonders die Vielfalt der<br />

Vogelarten leistet dazu ihren Beitrag.<br />

Zum Vergleich: In Nordrheinwestfalen<br />

wird von 166 Brutvogelarten inklusive<br />

der Vermehrungsgäste ausgegangen.<br />

Davon lassen sich 108 Arten in den<br />

rekultivierten Flächen wiederfinden.<br />

37 Prozent dieser Arten gelten als gefährdet.<br />

Insgesamt konnten bisher weit<br />

über 3.000 Tier- und Pflanzen arten in<br />

den Rekultivierungsgebieten im rheinischen<br />

Braunkohlenrevier nachgewiesen<br />

werden. Viele von ihnen zählen zu den<br />

gefährdeten Arten der „Roten Liste“.<br />

Gestaltung im Wandel – von der<br />

Landschaftsarchitektur zum Naturschutz<br />

Links: Das übersehene Knabenkraut, Dactylorhiza praetermissa. Sie war die Orchidee des<br />

letzten Jahres. Rechts: Die grünliche Waldhyazinthe, Platanthera chloranta<br />

Dass die Flächen wieder rekultiviert<br />

werden müssen, ist vom Gesetzgeber<br />

vorgeschrieben. Eine besondere<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

77


Special<br />

aNZeiGe<br />

im Rheinischen Braunkohlenrevier<br />

eingesetzt. Mit diesen verschiedenen<br />

Maßnahmen stehen nun die<br />

Chancen gut, dass der Eisvogel sich<br />

dauerhaft in der Region als Brutvogel<br />

ansiedelt.<br />

Die Wirtschaftsentwicklung<br />

schreitet voran – der Schutz von<br />

Biodiversität wird wichtiger<br />

Bildquelle: Ralf Gültzow<br />

Berücksichtigung von Artenvielfalt<br />

aber ist darin so nicht festgelegt. Hier<br />

leistet die Forschungsstelle Arbeit aus<br />

eigenem Antrieb. Ein guter Teil der<br />

zunächst nährstoffarmen Böden wird<br />

später der Landwirtschaft zurückgegeben.<br />

Ziel ist es deshalb die übrige<br />

rekultivierte Landschaft mit Wiesen,<br />

Wäldern Seen und Flusslandschaften<br />

für bestimmte Arten zu erhalten. Dies<br />

geschieht vor allem über die Gestaltung<br />

und Ausrichtung der Landschaftsgestaltung.<br />

Und hier hat sich über die<br />

Jahre ein Wandel vollzogen. In den<br />

80er und auch noch 90er Jahren wurde<br />

die Rekultivierung vor allem nach<br />

Kriterien der Landschaftsarchitektur<br />

vorgenommen. Das bedeutete auch,<br />

dass auf offener Fläche bevorzugt Hecken<br />

angepflanzt wurden. Heute hingegen<br />

schauen die Verantwortlichen<br />

verstärkt auf die Bedürfnisse bestimmter<br />

Tier- und Pflanzenarten. Und für<br />

diese Zielarten ist das Anpflanzen von<br />

Hecken nicht unbedingt von Vorteil,<br />

so dass man heute Wiesen und Felder<br />

offen gestaltet, um beispeilsweise den<br />

typischen – heute seltenen – Arten der<br />

Kulturlandschaft einen Lebensraum zu<br />

schaffen. Der Erhalt der Biodiversität<br />

wäre bei völliger Naturbelassenheit<br />

nicht möglich. So würden sicherlich 30<br />

bis 40 Prozent der Arten bald verloren<br />

gehen.<br />

Arten im Fokus – Maßnahmen<br />

für den Eisvogel<br />

Der Ansatz der Forschungsstelle geht<br />

sogar noch weiter, bis hin zur Förderung<br />

von Zielarten durch die aktive<br />

Förderung ihrer Lebensbedingungen.<br />

Ein Beispiel dafür ist der Eisvogel.<br />

Durch die Begradigung vieler Flüsse<br />

wurde der Lebensraum des Eisvogels<br />

im vergangenen Jahrhundert in Europa<br />

deutlich eingeschränkt. Denn<br />

er nistet vor allem in Steilwänden an<br />

Stillgewässern, oder an natürlichen<br />

Flussläufen mit einer geringen Fließgeschwindigkeit.<br />

Die rekultivierten<br />

Flächen bieten die Möglichkeit, die<br />

Landschaft auch nach diesen Bedürfnissen<br />

auszurichten und verloren<br />

gegangene Bedingungen wieder<br />

herzustellen. In diesem Sinne wurde<br />

auch die Inde als Fluss rekultiviert. Die<br />

Inde floss bereits durch das rheinische<br />

Revier, bevor hier Braunkohleabbau<br />

betrieben wurde. Über die Zeit war<br />

der Fluss dabei deutlich begradigt<br />

worden. Im Rahmen der Rekultivierung<br />

wurde nun die Möglichkeit<br />

genutzt, der Inde in einer „künstlichen“<br />

Landschaft ein „natürliches“<br />

Flussbett zurückzugeben und damit<br />

auch Lebensraum für Arten wie den<br />

Eisvogel wieder herzustellen. Seit<br />

2005 fließt die Inde in ihrem neuen<br />

Bett. Zahlreiche Hochwasserereignisse<br />

haben seitdem dafür gesorgt,<br />

dass an vielen Stellen Steilwände<br />

entstanden sind, die dem Eisvogel<br />

als potentiellem Brutplatz dienen<br />

können. Darüber hinaus wurden als<br />

zusätzliche Artenschutzmaßnahme<br />

so genannte Eisvogelwände als<br />

künstliche Brutplätze errichtet. Diese<br />

werden bereits seit mehr als 10<br />

Jahren an zahlreichen Stillgewässern<br />

Die Umgestaltung der Landschaft<br />

schafft so Perspektiven für bestimmte<br />

Arten. Für andere jedoch bleibt es<br />

eine Herausforderung, diesen Wandel<br />

mitzuvollziehen. Vor allem einige<br />

Pflanzenarten und Kleintiere, die in<br />

alten Wäldern Lebensraum finden,<br />

haben es auf den neugestalteten Flächen<br />

nach Beobachtungen der Forschungsstelle<br />

schwer. Auch deshalb<br />

bleibt die Bewahrung bestehender<br />

Naturräume weiterhin ein wichtiger<br />

Ansatz für den Artenschutz. Die Industrialisierung<br />

und damit auch die<br />

Nutzbarmachung von Naturflächen<br />

schreiten jedoch weltweit weiter<br />

voran. Umso wichtiger ist es, auch<br />

dafür Lösungen zu erarbeiten, mit<br />

denen sich die Entwicklung der<br />

Wirtschaft und die Bewahrung von<br />

Biodiversität vereinbaren lassen. Die<br />

Aktivitäten auf den Tagebauflächen<br />

von RWE stellen hier seit Jahrzehnten<br />

unter Beweis, wie dies möglich<br />

sein kann – und die Erfolge bei der<br />

Wiedersansiedlung von Arten zeigen,<br />

dass Eingriffe in die Landschaft<br />

nicht zwangsläufig den Verlust von<br />

Lebensraum mit sich bringen, sondern<br />

auch neue Chancen für die<br />

heimischen Arten bedeuten.<br />

Kontakt<br />

RWE AG<br />

Opernplatz 1<br />

45128 essen<br />

www.rwe.com/verantwortung<br />

ansprechpartner:<br />

rWe AG<br />

Corporate responsibility/umweltschutz<br />

telefon +49 (0)201 / 1 21 55 94<br />

Weitere informationen zur rekultivierung<br />

www.forschungsstellerekultivierung.de<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Business & Biodiversität |<br />

Special<br />

<strong>2010</strong><br />

International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

Kann die Wirtschaft die Erde retten?<br />

Von Tina Teucher<br />

Unsere Wirtschaft soll das menschliche<br />

Leben auf der Erde retten? Für viele ist<br />

das eine paradoxe Vorstellung. Ist es<br />

doch die Wirtschaft, die mit rauchenden<br />

Schloten, Raubbau von Wäldern<br />

und der Ausbeutung von Ressourcen<br />

verantwortlich zeichnet für eine<br />

unvorstellbare Zerstörung der Natur.<br />

Doch wir alle müssen uns darüber im<br />

Klaren sein: Die Wirtschaft wird maßgeblich<br />

getrieben von unserer Gier als<br />

Konsumenten. Die SusCon <strong>2010</strong> hat es<br />

sich als „2 nd International Conference<br />

on Sustainable Business and Consumption”<br />

deshalb zum Ziel gesetzt, einen<br />

Veränderungsprozess in Wirtschaft,<br />

Politik und Konsum einzuleiten.<br />

„Wir müssen sowohl national als auch<br />

international alles daran setzen, den<br />

Verlust der Lebensräume und Arten<br />

zu stoppen – insbesondere in den<br />

Bereichen Landwirtschaft, Fischerei,<br />

Flächenversiegelung und Verkehr.<br />

Denn von dort geht weiterhin eine<br />

starke Gefahr für die biologische<br />

Vielfalt aus“, mahnt Bundesumweltminister<br />

Röttgen. „Zerstören wir die<br />

Natur weiter, bringen wir uns langfristig<br />

selbst um unsere Existenz- und<br />

Wirtschaftsgrundlage“.<br />

Jetzt entschlossen aktiv werden!<br />

In Nürnberg treffen sich vom 15. bis<br />

16. Juni internationale Akteure aus<br />

Wirtschaft, Umweltverbänden und<br />

Politik, um im Rahmen der zweiten<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskonferenz gemeinsam<br />

aktiv zu werden: Wirtschaftsvertreter<br />

aus den Bereichen Lebensmittel, Pharma,<br />

Kosmetik, Textilien, Bioenergie,<br />

aber auch andere Unternehmen, die<br />

im Kerngeschäft nicht mit Biodiversitätsprodukten<br />

handeln. Was können<br />

Mobilitätsdienstleister tun? Was können<br />

Berg- und Tagebauunternehmen<br />

leisten? Welchen Beitrag kann ein IToder<br />

Telekommunikationsunternehmen<br />

oder gar ein Finanzdienstleister<br />

einbringen?<br />

Die teilnehmenden Unternehmen und<br />

Persönlichkeiten haben erkannt, dass<br />

Biodiversität einen strategischen Wert<br />

in einer nachhaltigen Ökonomie darstellt<br />

und wollen zu deren Erhaltung<br />

durch innovative Geschäftsmodelle<br />

beitragen – indem sie gesellschaftliche<br />

Verantwortung mit wirtschaftlichen<br />

Interessen kombinieren. Kleine und<br />

mittelständische Unternehmen ge-<br />

Die sechs Themenarenen<br />

der SusCon<br />

15. bis 16.6.<strong>2010</strong>, Nürnberg<br />

• Biodiversitätsmanagement<br />

in Unternehmen<br />

• vorteilsausgleich im Handel<br />

mit Biodiversitätsprodukten<br />

• Lebensstile und ihr einfl uss<br />

auf die biologische vielfalt<br />

• Glaubwürdigkeit von siegeln<br />

und deren Überwachung<br />

• Konzepte zur Finanzierung<br />

von Biodiversität<br />

• strategien zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels<br />

Konstruktiver Dialog und Austausch: Die SusCon <strong>2010</strong> lädt ein, ganzheitliche Lösungsansätze<br />

und Innovationen gegen den Biodiversitätsverlust zu entwickeln.<br />

durch eine interessante Mischung aus<br />

impulsvorträgen, teilnehmer-dialog und<br />

aktivem networking will die susCon nachhaltige<br />

Maßnahmen auf den Weg bringen.<br />

Sie soll konkrete projekte initiieren und<br />

längst notwendige synergien schaffen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

79


Special | Business & Biodiversität |<br />

Foto: © Tonia Pöppler, pixelio.de<br />

Foto: © siepmannH, pixelio.de<br />

Foto: © Wala<br />

Wir wissen seit langem, dass die Aktivitäten privater Firmen die Biodiversität beeinträchtigen. dennoch war das<br />

Ausmaß dieser Beeinfl ussung bis vor kurzem noch nicht in dollar- und Centangaben ersichtlich. eine kürzlich von<br />

der in London ansässigen Beratung trucost für die un-gestützten „Grundsätze für verantwortliches investment“<br />

durchgeführte studie fand heraus, dass die 3.000 weltweit größten Aktiengesellschaften im Jahr 2008 zusammen<br />

einen geschätzten Gesamtschaden an der natur von 2.2 Billionen (!) us-dollar verursacht haben.<br />

eine andere internationale studie – die „Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität“ – die von der europäischen<br />

Kommission herausgegeben wurde, schreibt die jährlichen Kosten des Biodiversitätsverlust auf fast 3 Billionen<br />

us-dollar fest. das entspricht etwa dem weltweiten Jahresumsatz von drei Hauptsektoren: das entspricht<br />

etwa dem Jahresumsatz von drei der größten Branchen: der Autoindustrie mit 1,9 Billionen, der it-industrie mit<br />

0.95 Billionen und der Stahlbranche mit 0.6 Billionen.<br />

es gibt als keine andere Wahl, als die industrie aufzufordern, entschlossene initiativen zu ergreifen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu<br />

mindern – und tatsächlich gibt es bereits marktwirtschaftliche Mechanismen, um den Biodiversitätsschutz und nachhaltige verwendung in<br />

ihrer Geschäftsstrategie zu etablieren. darum geht es bei der von der CBd ins Leben gerufenen Business & Biodiversity initiative.<br />

Ahmed Djoghlaf<br />

Generalsekretär der Biodiversitätskonvention (CBd)<br />

im Jahr <strong>2010</strong> brauchen wir dringend ein neues und durchdachteres Zusammenspiel zwischen der Menschheit<br />

und den für unser – auch wirtschaftliches – Überleben wichtigen Ökosystemen.<br />

Bis zu diesem Jahr sollte die verlustrate von Pfl anzen, tieren und anderen organismen unseres Planeten deutlich<br />

reduziert werden. das ist nicht eingetreten.<br />

Wir stehen jetzt vor der Herausforderung, nicht nur den verlust komplett zu stoppen, sondern vor allem das über<br />

viele Jahre geschwächte und geschädigte Ökosystem wieder zu stärken.<br />

das internationale Jahr der Biodiversität kann dann als erfolg verbucht werden, wenn:<br />

... Biodiversität, naturhaushalt und volkswirtschaften enger verkoppelt werden.<br />

... ein fundierter Austausch zwischen Wissenschaft und politischen entscheidern etabliert wird.<br />

... die öffentliche Meinung teils dazu gebracht werden kann, komplexe wissenschaftliche Begriffe wie<br />

„Biodiversität” und „Ökosysteme” zu entmystifi zieren.<br />

... auf der Konferenz der Biodiversitätskonvention (CBd) in Japan ein internationales regelwerk über den Zugang zu genetischen ressourcen<br />

und gerechten vorteilsausgleich (Access and benefi t sharing, ABs) beschlossen wird.<br />

... eine umfassendere Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Abkommen und vereinbarungen, wie z.B. der Biodiversitätskonvention, dem<br />

Artenschutzübereinkommen von Washington (Cites) und die ramsarkonvention über Feuchtgebiete gefördert wird.<br />

Achim Steiner<br />

Geschäftsführer des umweltprogramms der vereinten nationen (uneP)<br />

Volker Hauff<br />

vorsitzender des rates für nachhaltige entwicklung<br />

Biodiversität ist eng verwoben mit den Grundlagen unseres Lebens und <strong>Wirtschaften</strong>s. schädigen wir sie, schädigen<br />

wir uns. das noch zu erkämpfende recht auf nahrung wird in einer wachsenden Weltbevölkerung nur<br />

zu erzielen sein, wenn die Biodiversität erhalten bleibt. Angesichts der globalen erwärmung, der erhaltung der<br />

Wälder als Kohlenstoffsenken und der für die Gesundheit unverzichtbaren genetischen vielfalt ist dies eine<br />

notwendigkeit, die von allen akzeptiert werden muss. Aber noch nehmen wir die Biodiversität allzu oft als<br />

selbstverständlichkeit wahr und quittieren den Artenschwund mit einem Achselzucken. nach wie vor lassen wir<br />

die Wilderei als lukratives Geschäft einer organisierten Kriminalität zu. noch fehlt der schulterschluss zwischen<br />

Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. der schutz der Biodiversität braucht konkrete Ziele und instrumente zur<br />

ihrer Überprüfung. unternehmen werden sich daran messen lassen müssen, ob sie ethisch verantwortliches<br />

Handeln in ihre unternehmensstrategien integrieren und sich an den Biodiversitätszielen orientieren. dies gilt<br />

auch für die gerechte verteilung der Gewinne aus genetischen ressourcen.<br />

80 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| business & bioDiVersiTÄT |<br />

sPeCial<br />

Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de<br />

Veranstaltungen im internationalen<br />

Jahr der Biodiversität<br />

20. mai bis 20. Juni <strong>2010</strong><br />

Gemeinsam wandern – Deutschlands<br />

Vielfalt erleben!<br />

Das bundesumweltministerium (bmu)<br />

und das bundesamt für naturschutz (bfn)<br />

rufen im mai und Juni, insbesondere am<br />

Tag der biologischen Vielfalt (Pfi ngstsamstag,<br />

22. mai <strong>2010</strong>) zu bundesweiten Wanderveranstaltungen<br />

auf. Das gemeinsame<br />

Wandern soll zeigen, welche Vielfalt in<br />

unseren lebensräume und landschaften<br />

steckt und wie wertvoll die leistungen der<br />

natur für mensch und Gesundheit sind.<br />

im offi ziellen Veranstaltungskalender zum<br />

internationalen Jahr der biologischen Vielfalt<br />

fi nden sie alle bisher angebotenen<br />

Wanderungen und weitere interessante<br />

Veranstaltungen.<br />

www.kalender.biologischevielfalt.de<br />

1. bis 4. Juni <strong>2010</strong> in brüssel<br />

GREEN WEEK:<br />

Die europäische Umweltkonferenz<br />

in rund 30 sitzungen geht es bei der<br />

diesjährigen Konferenz um biodiversität<br />

und natur: ihre leistungen, aktuelle bedrohungen<br />

und mögliche lösungen für<br />

die derzeitigen Verlustraten. im Zentrum<br />

der Debatten: Die eu-Politik im hinblick<br />

auf biodiversitätsstrategien für die Zeit<br />

nach <strong>2010</strong>, die ökonomische Dimension<br />

von Ökosystemdienstleistungen und das<br />

schutzgebietsnetz natura 2000.<br />

http://ec.europa.eu/environment/greenweek/<br />

nauso wie multinationale Konzerne<br />

nehmen die Herausforderung an, stellen<br />

aber auch klar, wo die Grenzen ihrer<br />

Möglichkeiten liegen. Ein zentrales<br />

Thema ist dabei die verantwortliche<br />

und nachhaltige Rohstoffbeschaffung<br />

für die verarbeitende Industrie.<br />

Doch die Wirtschaft alleine kann<br />

die gewaltigen Herausforderungen<br />

nicht stemmen. Es braucht auch verantwortungsbewusste<br />

Verbraucher<br />

und lösungsorientierte Politiker. Nur<br />

„Hand in Hand“ sind globale Lösungen<br />

umzusetzen. Das Beispiel der<br />

weltweiten Förderung erneuerbarer<br />

Energien oder der Etablierung eines<br />

weltweiten Rahmens für den Handel<br />

mit Emissionsrechten zeigt die Notwendigkeit<br />

ganzheitlicher Lösungsansätze.<br />

„Obwohl die Biodiversität<br />

ein zentraler Teil der Problemlösung<br />

im Umgang mit den Folgen der<br />

Erderwärmung ist, haben viele gutgemeinte<br />

politische Weichenstellungen<br />

zu einer stärkeren Bedrohung<br />

der Biodiversität geführt“, gibt Udo<br />

Censkowsky von Organic Services,<br />

einer der Initiatoren der SusCon, zu<br />

bedenken.<br />

Neben Impulsvorträgen setzen die<br />

Veranstalter vor allem auf aktive<br />

Arbeitsgruppen, um Vernetzungen<br />

und Synergien zwischen den verschiedenen<br />

Akteuren herzustellen.<br />

Durch Networking-Pausen und eine<br />

begleitende Ausstellung, die Best<br />

Practice Beispiele und konkrete<br />

Projekte zeigt, können sich die Teilnehmer<br />

der Konferenz wechselseitig<br />

informieren und inspirieren. Einen<br />

„konstruktiven Dialog, Austausch<br />

und eine kreative Atmosphäre soll zu<br />

Innovation führen und Handlungsbereitschaft<br />

stärken“, wünscht sich<br />

Fritz Lietsch von <strong>forum</strong>, Mitveranstalter<br />

der SusCon.<br />

Kunst und Natur inspirieren<br />

Dazu sollen auch kulturelle Elemente<br />

beitragen. „Wir wollen zeigen“, so<br />

Bernward Geier, einer der Konferenzinitiatoren,<br />

„wie sehr die Natur uns<br />

auch über die Kunst inspiriert. Die<br />

Bereitschaft zur Veränderung bedarf<br />

unserer Emotionen. Nur wenn wir<br />

von Herzen berührt werden, sind<br />

wir bereit für eine Veränderung“.<br />

Neben außergewöhnlichen musikalischen<br />

Darbietungen wollen<br />

die Veranstalter deshalb die Sinne<br />

der Konferenzbesucher durch eine<br />

Kunstausstellung, durch Düfte<br />

und auch durch den Filmbeitrag<br />

„Home” von Yann Arthus-Bertrand<br />

beflügeln.<br />

„Weltweit erkennen politische und<br />

wirtschaftliche Entscheidungsträger<br />

zunehmend, welche immense<br />

Bedeutung der Schutz der biologischen<br />

Vielfalt für das menschliche<br />

Wohlergehen, die globale<br />

wirtschaftliche Entwicklung und<br />

die Armutsbekämpfung hat“, sagt<br />

Claus Rättich von der Geschäftsleitung<br />

der Nürnberg Messe. „Es ist an<br />

der Zeit, diesen Erkenntnissen auch<br />

Taten folgen zu lassen. Deshalb sind<br />

wir stolz, die SusCon <strong>2010</strong> in Nürnberg<br />

als Gastgeber unterstützen zu<br />

können“.<br />

www.suscon.net<br />

Vom Wort zur Tat:<br />

Die Landschaftsauktion<br />

um die Worte in konkrete Taten zu verwandeln,<br />

initiieren die organisatoren der<br />

Konferenz in Kooperation mit der „european<br />

business and biodiversity Campaign“<br />

ein landschaftsauktion. Damit wird nicht<br />

nur ein stück natur unter schutz gestellt,<br />

sondern auch eine biodiversitätsinitiative<br />

in bayern gestartet, die zum europäischen<br />

modell wird.<br />

„Wir wollen veranschaulichen“, so stefan<br />

hörmann, Kampagnenleiter beim Global<br />

nature Fund, „wie Wirtschaft, Politik<br />

und naturschutzorganisationen vor ort in<br />

nürnberg kooperieren und mehrwert für<br />

natur und Gesellschaft generieren können.<br />

Wir engagieren uns dafür, akteure<br />

aus allen Gesellschaftsbereichen für das<br />

Thema biodiversität zu gewinnen und<br />

werden im rahmen der auktion internationale<br />

und lokale Prominenz als Fackelträger<br />

für die Zukunft begeistern.“<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

81


International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

June 15-16, <strong>2010</strong><br />

CCN-West, NürnbergMesse, Germany<br />

Biodiversity<br />

of strategic value<br />

in a greening economy<br />

SusCon <strong>2010</strong> Agenda<br />

Corporate biodiversity<br />

management<br />

The economic benefits<br />

of biodiversity<br />

Lifestyles and business models<br />

for biodiversity<br />

Verification and certification<br />

Financing biodiversity<br />

Climate change mitigation and<br />

biodiversity<br />

Save the date<br />

Receive latest information, discuss with<br />

representatives from key international<br />

organisations, multinational, small and<br />

medium sized enterprises, learn from best<br />

sustainable practises and develop<br />

innovative business ideas.<br />

www.suscon.net<br />

Host Organizer Co-Organizer Media partner<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Praxis<br />

Unternehmensführung | Changemaker | Branchenreport Textil<br />

Foto: © Roger Richter<br />

Foto: © Karin Jung, pixelio.de<br />

Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de<br />

<strong>forum</strong> PRAXIS ist für CSR-Praktiker<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten ein alltagsnahes<br />

Werkzeug zu den Themen<br />

Strategie & Unternehmensführung,<br />

Personalmanagement, Einkauf, Produktion<br />

& Logistik und vielen mehr.<br />

Neu ist die Rubrik „Change Maker“, in<br />

der wir diesmal die CSR-Berater Dennis<br />

Lotter und Jerome Braun vorstellen.<br />

Eine Kostprobe ihrer Expertise bieten<br />

sie mit dem Branchenreport über die<br />

Textilindustrie.<br />

® Ampelmann GmbH<br />

Barcelona Budapest Genf Köln Moskau<br />

Stuttgart<br />

Wien<br />

Zürich<br />

®<br />

PERSONAL<strong>2010</strong><br />

27.-28.April <strong>2010</strong><br />

MESSE STUTTGART<br />

WWW.PERSONAL-MESSE.DE<br />

Die Erfolgsmesse wieder<br />

in Stuttgart<br />

people<br />

performance<br />

technology<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


PraXis<br />

| sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG |<br />

Vorne dran bleiben!<br />

Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr<br />

Von Stefan Schaltegger und Holger Petersen<br />

Leadership im <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

ist durch Persönlichkeiten<br />

geprägt, die sich für neue Ideen begeistern<br />

lassen. Sie erkennen Herausforderungen<br />

aus eigenem Antrieb und<br />

übernehmen Verantwortung, bevor<br />

Probleme von außen an sie herangetragen<br />

werden.<br />

Für so motivierte <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager/innen<br />

stellt sich die Frage<br />

der erfolgreichen Umsetzung ihrer<br />

Ideen und Aufgaben immer wieder<br />

neu. Für diesen Erfolg setzen Leader<br />

nicht nur auf ihren Eigenantrieb, ihre<br />

Fähigkeiten und Beharrlichkeit. Sie<br />

haben auch offene Ohren für andere,<br />

um Perspektiven zu wechseln, Anregungen<br />

aufzunehmen, sich inspirieren<br />

zu lassen und gemeinsam Lösungen<br />

zu entwickeln, die tatsächlich in die<br />

Welt von morgen passen.<br />

Da Leader jedoch meistens mehr<br />

vorhaben, als sich normalerweise<br />

umsetzen lässt, sind sie in besonderer<br />

Weise auf einen effektiven und effizienten<br />

Austausch angewiesen, der<br />

zugleich beflügelt, Erfahrungen aus<br />

erster Hand bietet, Behauptungen<br />

durch Fakten ersetzt, Reflektionen<br />

ermöglicht und das weniger Wichtige<br />

hinter sich lässt.<br />

Unter dieser Prämisse rief das Centre<br />

for Sustainability Management<br />

(CSM) der Leuphana Universität<br />

Lüneburg zusammen mit B.A.U.M.<br />

e.V. vor sieben Jahren das Sustainability<br />

Leadership Forum (SLF) ins<br />

Leben. Sein Ziel ist es, Leadership<br />

im <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

zu unterstützen und auszubauen.<br />

Hierfür werden jährlich drei Treffen<br />

angeboten, an denen sich die Mitgliedsunternehmen<br />

mit jeweils ein bis<br />

zwei Verantwortlichen beteiligen. Im<br />

Rahmen dieser Treffen erfüllt das SLF<br />

Anforderungen, die zugleich für eine<br />

Fortbildung, einen Arbeitskreis, ein<br />

Netzwerk und ein vertrauliches Gespräch<br />

gelten. Durch die besondere<br />

Art des Austauschs zwischen Praxis<br />

und Wissenschaft werden aktuelle<br />

Themen des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements<br />

wissenschaftlich fundiert<br />

auf ihre praktische Bedeutung hin<br />

beleuchtet, um mit den beteiligten<br />

Unternehmen Lösungen zu entwerfen,<br />

deren Passgenauigkeit auch auf<br />

Insiderwissen beruht.<br />

Austausch zwischen Praxis<br />

und Wissenschaft<br />

Insiderwissen, Erfahrungsaustausch, Kooperationsmöglichkeiten: Durch die Vernetzung<br />

von Wissenschaft und Praxis unterstützt das SLF seit sieben Jahren Leadership im <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement.<br />

Um das zu erreichen, beruht das SLF<br />

auf vier Prinzipien: Strikte Vertraulichkeit,<br />

Themenwahl durch Unternehmen,<br />

wissenschaftliche Fundierung<br />

und Expertenaustausch.<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG |<br />

PraXis<br />

• Vertraulichkeit:<br />

Es handelt sich um eine „closed<br />

shop“ Veranstaltung. Alles bleibt<br />

intern im Kreise der Teilnehmer/innen.<br />

Unternehmen können sich für das<br />

SLF bewerben oder werden empfohlen.<br />

Sie nehmen für jeweils ein Jahr<br />

oder länger teil, wobei ihre Aufnahme<br />

der Zustimmung aller Mitglieder<br />

bedarf. Am SLF können insgesamt<br />

zwölf und aus jedem Wirtschaftszweig<br />

nur jeweils ein Unternehmen<br />

teilnehmen. Diese Exklusivität schließt<br />

Wettbewerbsbeziehungen unter den<br />

Mitgliedern aus und sichert so eine<br />

offene, vertrauensvolle Atmosphäre.<br />

Unternehmensberater sind nicht<br />

zugelassen. Die Aufnahme in das SLF<br />

setzt voraus, dass die Unternehmen<br />

bereits „Sustainability Leaders“ sind<br />

oder ernsthaft anstreben, solche zu<br />

werden – etwa durch eine hervorragende<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsperformance<br />

oder durch das aktive Engagement<br />

für die Weiterentwicklung einer<br />

unternehmerischen <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie.<br />

So wird ein besonderer<br />

Arbeits- und Diskussionskreis von<br />

Vorreitern der nachhaltigen Unternehmensentwicklung<br />

geschaffen,<br />

einschließlich solcher, die es werden<br />

wollen.<br />

• Thematische Fokussierung:<br />

Jedes Treffen des Forums wird einem<br />

spezifischen Thema des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements<br />

gewidmet. Das<br />

darauf folgende Thema wird von<br />

den teilnehmenden Unternehmen<br />

am Ende eines Treffens bestimmt.<br />

Damit ist gesichert, dass die aus<br />

Unternehmenssicht drängendsten<br />

Themen analysiert und besprochen<br />

werden.<br />

• Wissenschaftliche Fundierung:<br />

Jedes Forumsthema wird vom Centre<br />

for Sustainability Management<br />

(CSM) in einem Grundlagenpapier<br />

wissenschaftlich aufbereitet. Damit<br />

erhalten die teilnehmenden<br />

Unternehmen eine praxisnahe thematische<br />

Zusammenfassung zum<br />

aktuellen Stand in Wissenschaft<br />

und Praxis. Die Forumstreffen<br />

starten mit einem kurzen Übersichtsvortrag<br />

von Prof. Schaltegger<br />

zu den zentralen Fragestellungen<br />

und Lösungsansätzen. Arbeitsphasen<br />

zur praktischen Umsetzung<br />

im Unternehmen setzen an dieser<br />

Darstellung an und verbinden die<br />

wissenschaftliche Perspektive mit<br />

den Praxiserfahrungen.<br />

• Vertiefter Expertenaustausch:<br />

Verantwortliche der teilnehmenden<br />

Unternehmen verfügen aufgrund<br />

ihrer Profession im <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

über weitreichende<br />

Kenntnisse und Erfahrungen, an<br />

denen sie andere teilhaben lassen.<br />

Vertreter von BAUM e.V. und dem<br />

CSM der Leuphana Universität<br />

Lüneburg ergänzen dieses Wissen<br />

aus ihrer jeweiligen Perspektive.<br />

Weitere Experten werden bei Bedarf<br />

hinzugezogen.<br />

Konkrete Umsetzungsprobleme<br />

und -lösungen von Unternehmen<br />

Im Unterschied zu anderen Unternehmensforen<br />

ermöglichen die<br />

Branchenexklusivität und die zu Beginn<br />

geschaffene wissenschaftliche<br />

Fundierung einen tiefergehenden<br />

Austausch, in dem die tatsächlichen<br />

Umsetzungsprobleme offen<br />

angesprochen werden. Vergleiche<br />

zwischen den Unternehmen erleichtern<br />

dabei die eigene Einschätzung<br />

und befördern neue Motivation. Im<br />

Kern kombiniert das SLF wesentliche<br />

Vorteile von Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen.<br />

Darüber<br />

hinaus profitieren die Teilnehmer von<br />

dem Wissens- und Erfahrungsschatz<br />

der beteiligten Fachleute. Für interessierte<br />

Unternehmen des SLF bestehen<br />

auch unterschiedlichste Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit CSM der Leuphana<br />

Universität Lüneburg im Rahmen des<br />

dort angebotenen MBA-Studiengangs<br />

„sustainament”. So können Unternehmen<br />

in Präsenzen oder Fallstudien<br />

gemeinsam mit Studierenden aktuelle<br />

Problemstellungen behandeln.<br />

Derzeit nehmen am SLF folgende<br />

Unternehmen teil: Bayer Schering<br />

Pharma, Deutsche Post DHL, Deutsche<br />

Telekom, HypoVereinsbank, memo,<br />

Münchener Rück, IKEA, Provinzial Versicherungen,<br />

Sensient Food Colors,<br />

TUI und WELEDA.<br />

Kontakt<br />

CSM – Centre for Sustainability<br />

Management<br />

leuphana universität lüneburg<br />

Prof. Dr. stefan schaltegger,<br />

Dr. holger Petersen<br />

scharnhorststr. 1, Gebäude 6<br />

D-21335 lüneburg<br />

Telefon +49(0)4131 / 6 77 21 80 81<br />

Fax: +49(0)4131 / 6 77 21 86<br />

schaltegger@uni.leuphana.de<br />

holger.petersen@uni.leuphana.de<br />

www.leuphana.de/csm<br />

B.A.U.M. e.V.<br />

martin oldeland<br />

mitglied des Vorstandes<br />

osterstraße 58<br />

2<strong>02</strong>59 hamburg<br />

Telefon +49(0)40 / 49 07 11 00<br />

Fax +49(0)40 / 49 07 11 99<br />

martin.oldeland@baumev.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 85


PraXis<br />

| VeranTWorTunG, Visionen, aKTionen |<br />

Foto: © Roger Richter<br />

Den Sozialunternehmen<br />

gehört die Zukunft<br />

... denn sie lösen Probleme, statt Gier zu bedienen.<br />

Von Muhammad Yunus<br />

Vor einigen Jahren traf ich zufällig<br />

Franck Riboud, den Vorstandsvorsitzenden<br />

von Danone. Wir diskutierten<br />

über verschiedenste Themen und ich<br />

schlug ihm vor: „Warum gründen wir<br />

nicht ein Grameen-Danone Joint-Venture<br />

in Bangladesch?“ Er fragte: „Und<br />

was sollte diese Firma machen?“<br />

Ich antwortete: „Joghurt produzieren<br />

– Sie haben mir eben erklärt,<br />

wie gut Ihr Joghurt schmeckt.“ Und<br />

ich fuhr fort: „Lassen Sie uns das für<br />

einen ganz speziellen Zweck tun: In<br />

Bangladesch ist eines von zwei Kindern<br />

unterernährt, besonders in den<br />

ländlichen Gegenden. Wir geben alle<br />

Spurenelemente, die diesen Kindern<br />

fehlen, in den Joghurt: Vitamine,<br />

Eisen, Zink – und all das, woran es<br />

diesen Kindern mangelt. Wir richten<br />

uns nach der Dosierung, die uns<br />

Wissenschaftler vorgeben für genau<br />

diese Art von schlecht ernährten Kindern.<br />

Und wenn wir diesen Joghurt<br />

schließlich verkaufen, bieten wir<br />

ihn zu genau dem Preis an, den sich<br />

Eltern leisten können, wenn sie ihren<br />

Kindern heute einen Snack in ihrem<br />

Dorf kaufen“. Franck Riboud sagte:<br />

„Das machen wir“.<br />

Wir schüttelten uns die Hände, aber<br />

ich fuhr fort: „Ich bin noch nicht fertig.<br />

Das, was wir hier gemeinsam machen,<br />

wird ein Sozialunternehmen sein,<br />

ein Social Business.“ Er fragte mich:<br />

„Was ist das, ein Social Business?“ Ich<br />

erklärte ihm, dass es sich dabei um<br />

ein Unternehmen handelt, in das man<br />

zwar investieren kann, in dem es aber<br />

keine Dividenden gibt. Man bekommt<br />

zwar genau das Investment zurück,<br />

das man eingesetzt hat, und zwar bis<br />

auf den letzten Penny, aber darüber<br />

hinaus gibt es nichts. Die Firma macht<br />

Gewinn, aber dieser wird ausnahmslos<br />

dafür verwendet, um zu wachsen<br />

und um mehr und mehr Kindern zu<br />

helfen. Das Unternehmen wird also<br />

von einem sozialen Ziel angetrieben,<br />

und nicht von Profitgier.“<br />

Er stimmte mir zu, wir schüttelten<br />

uns nochmals die Hände und er<br />

wiederholte: „Das machen wir“. In<br />

diesem Moment dachte ich: Vielleicht<br />

versteht er mein Englisch nicht richtig.<br />

Aber später tauschten wir Emails aus<br />

und ich erklärte alles nochmals im<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| VeranTWorTunG, nn |<br />

Visionen, aKTionen | PraXis<br />

19. - 20. Juni <strong>2010</strong><br />

in München<br />

Foto: © Roger Richter<br />

Detail, und am Ende der Mail schrieb<br />

ich: „Bitte bestätigen Sie, dass wir uns<br />

in dieser Sache wirklich verstehen.“ Er<br />

schrieb sofort zurück und unterstrich,<br />

dass er jedes Wort begriffen hat und<br />

schloss: „Lassen Sie uns starten und<br />

unsere Ideen in die Tat umsetzen.“<br />

Heute produzieren wir in lokalen<br />

Fabriken in Bangladesch mit Milch<br />

von hiesigen Bauern den Joghurt<br />

„Schokti Doi“. Die Milch wird zu<br />

einem festen Preis abgenommen<br />

und ein kostenloser Veterinärservice<br />

sichert die Gesundheit der Tiere und<br />

damit die Milchqualität. Der Joghurt<br />

wird von den „Grameen-Ladies“ verkauft.<br />

Sie gehen mit einer Kühltasche<br />

von Haus zu Haus und verkaufen das<br />

Produkt für sechs Cent pro Becher.<br />

Das entspricht dem lokalen Konsumniveau.<br />

Pro Becher verdienen<br />

die Grameen-Ladies einen kleinen<br />

Betrag und erwirtschaften so ihren<br />

Lebensunterhalt.<br />

Wenn nun ein unterernährtes Kind<br />

über einen Zeitraum von acht bis neun<br />

Monaten pro Woche zwei Becher<br />

Joghurt isst, erklären uns die Wissenschaftler,<br />

dass dieses Kind genau die<br />

Nährstoffe erhält, die ihm fehlten. Es<br />

ist mittlerweile durch unsere Untersuchungen<br />

bewiesen, dass dieses Kind<br />

gesünder und lebensfroher wird. Genau<br />

das ist das Ziel der Unternehmung<br />

– nicht das Geldverdienen. Damit<br />

wir nachhaltig wirtschaften können,<br />

müssen wir natürlich kostendeckend<br />

arbeiten. Aber die einzige Absicht<br />

unserer gemeinsamen Firma ist es,<br />

diese Kinder in Bangladesch aus der<br />

Unterernährung rauszubekommen.<br />

That´s it.<br />

Wir bauen heute eine zweite Produktionsstätte<br />

auf, die noch in diesem<br />

Jahr eröffnet wird. Unser Ziel ist es,<br />

bis 2016 in ganz Bangladesch 50<br />

örtliche Joghurtfabriken zu errichten.<br />

Im ersten Jahr verkauften wir täglich<br />

3.414 Becher pro Tag – im letzten Jahr<br />

waren wir bereits bei 22.894 Joghurtbechern.<br />

Und wir gehen davon aus,<br />

dass wir in diesem Jahr <strong>2010</strong> erstmals<br />

profitabel arbeiten.<br />

Dies war also das erste Social Business<br />

auf Joint-Venture-Basis, das mittlerweile<br />

Schule gemacht hat. Wir haben<br />

heute eine ganze Reihe von Firmen<br />

nach diesem Modell gegründet – aber<br />

mehr noch: Wir können auf diese<br />

Weise noch eine enorme Anzahl von<br />

künftigen Sozialunternehmen in die<br />

Welt bringen. Denn wir haben bewiesen,<br />

dass es ganz einfach ist: Wo auch<br />

immer wir ein Problem sehen, können<br />

wir ein Social Business gründen, um<br />

es zu lösen.<br />

Dieses Beispiel gibt mir selbst und<br />

den Menschen in den Entwicklungsländern<br />

Hoffnung, dass meine Vision<br />

machbar ist: Weltweit die Armut zu<br />

besiegen und sie ins Geschichtsmuseum<br />

der Menschheit zu stellen.<br />

Prof. Muhammad Yunus, Gründer der<br />

Grameen Bank, schreibt regelmäßig<br />

eine Kolumne für <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong>.<br />

Mit Kühltaschen gegen Mangelernährung:<br />

Das Social Joint-Venture von Grameen und<br />

Danone versorgt Kinder in Bangladesch mit<br />

den wichtigsten Nährstoffen. Gleichzeitig<br />

können die Grameen-Ladies vom Verkauf<br />

des günstigen Produkts ihren Lebensunterhalt<br />

bestreiten. „Wo auch immer es ein<br />

Problem gibt, versuchen wir es durch ein<br />

Social Business zu lösen“, sagt Friedensnobelpreisträger<br />

Muhammad Yunus.<br />

Hotel Novotel München Messe<br />

integrative<br />

medizin<br />

kongress<br />

“Integrative Medizin: Das Ende<br />

der Diskussion Schulmedizin<br />

vs. Naturheilkunde”<br />

Dr. Andrew Weil (USA)*<br />

Prof. Thorsten Doering<br />

Prof. Fritz Albert Popp<br />

Dipl. Psych. Rainer Franke<br />

Willigis Jäger<br />

Erminia Guarneri MD (USA)*<br />

David Katz MD (USA)*<br />

Dr. med. Ernst Schrott<br />

Dr. dent. Johann Lechner<br />

Dr. Olaf Kuhnke ZAEN<br />

HP Claus-Peter Neumann<br />

Hans-Ulrich Schachtner<br />

Prof. Dr. med. H. J. Greten<br />

Dr. med. Werner Nawrocki<br />

Dr. Patrick Broome<br />

Lothar Hirneise<br />

*via Live Video Link<br />

Vorträge<br />

Fortbildungsseminare<br />

Podiumsdiskussionen<br />

Exklusive Ausstellung<br />

Patienten Infoabend<br />

Programm, Anmeldung & Info im<br />

Internet oder Tel. 08722 - 967451<br />

www.imkongress.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

87


PraXis | ChanGemaKer im PorTrÄT |<br />

Kein Beraterkauderwelsch<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Geschäftskonzepte für CSR-Manager<br />

Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns, forschen<br />

nach werteorientierten und nachhaltigen Geschäftspraktiken erfolgreicher<br />

Unternehmen und beraten Organisationen in den Themen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Unternehmensverantwortung: Dennis Lotter und Jerome Braun haben ihre<br />

Leidenschaft zum Beruf gemacht und mit Benefit Identity eine CSR-Agentur<br />

gegründet. Im Interview mit <strong>forum</strong> erklären die CSR-Strategen, wie sie das<br />

Thema begeisterte und warum einzelne Spendenaktionen noch lange keine<br />

umfassende Unternehmensverantwortung darstellen.<br />

Mit Leidenschaft für mehr ganzheitliche<br />

Unternehmensverantwortung: Die Autoren<br />

und Berater Dennis Lotter und Jerome<br />

Braun.<br />

Was hat Sie persönlich bewogen,<br />

sich mit Unternehmensverantwortung<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit auseinanderzusetzen?<br />

Braun: Meine Berufslaufbahn hat im<br />

Non-Profit-Sektor als Geschäftsführer<br />

zweier Stiftungen ihren Anfang genommen<br />

– ehrbares und verantwortliches<br />

Handeln ist seit 13 Jahren eigentlich<br />

mein Tagesgeschäft. Es gibt doch keine<br />

bessere Motivation, als mit dem, was<br />

man tagtäglich kreativ und begeistert<br />

umsetzt, einen substantiellen Mehrwert<br />

für Gesellschaft und Unternehmen<br />

gleichermaßen zu schaffen.<br />

Lotter: Als Querdenker habe ich mich<br />

schon zu Zeiten meines wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Studiums intensiv<br />

mit dem Brecht’schen Zynismus „Zuerst<br />

kommt das Fressen, dann die<br />

Moral“ beschäftigt. Ich wollte zum<br />

Leidwesen meiner Kommilitonen<br />

einfach nicht hinnehmen, dass es die<br />

einzige Verantwortung von Unternehmen<br />

ist, ihren Profit zu steigern. Diese<br />

künstlich heraufbeschworene Unversöhnlichkeit<br />

von Ethik und wirtschaftlichem<br />

Erfolg fuchste mich mein ganzes<br />

Studium über. Während meiner<br />

Tätigkeit als Innovationsberater hatte<br />

ich dann die Chance, ungewöhnliche<br />

Menschen und Unternehmer kennenzulernen,<br />

die lebende Beweise<br />

für verantwortlich praktiziertes Unternehmertum<br />

waren. Als ich dann<br />

noch Jerome Braun kennengelernt<br />

habe, sprang der Funke für das Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Unternehmensverantwortung<br />

gänzlich über und so<br />

war es nur konsequent, dass wir beide<br />

die Begeisterung und Leidenschaft zu<br />

unserem Beruf gemacht haben.<br />

Kürzlich wurde Ihr Buch „Der<br />

CSR-Manager – Unternehmensverantwortung<br />

in der Praxis“<br />

veröffentlicht. Warum haben Sie<br />

dieses Buch geschrieben?<br />

Braun: Angesichts der gesellschaftspolitischen<br />

und wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen des 21. Jahrhunderts<br />

ist Corporate Social Responsibility<br />

eine Conditio sine qua non für die<br />

Zukunftsfähigkeit von Unternehmen<br />

und muss daher mit derselben Sorgfalt<br />

und Professionalität geplant und<br />

umgesetzt werden wie das eigentliche<br />

Kerngeschäft.<br />

Lotter: Unser Anliegen mit dem Buch<br />

ist es, die Ärmel hochzukrempeln und<br />

Führungskräfte, Unternehmer und<br />

Vordenker bei ganz pragmatischen<br />

Fragestellungen im Hinblick auf die<br />

Entwicklung und Umsetzung von<br />

CSR zu unterstützen: Wie entwickle<br />

ich eine CSR-Strategie? Wie kann ich<br />

meine CSR-Aktivitäten steuern und<br />

überprüfen? Welche Strukturen und<br />

Prozesse muss ich für ein effizientes<br />

CSR-Management gestalten? Wie<br />

kann ich CSR erfolgreich kommunizieren?<br />

Braun: Wir liefern den Praktikern<br />

fundiertes Wissen, gepaart mit spannenden<br />

Best-Practice-Beispielen.<br />

Abgehobene Theorien und Beraterkauderwelsch<br />

werden Sie vergeblich<br />

suchen.<br />

Welche außergewöhnlichen Unternehmen<br />

haben Sie bei Ihren<br />

Buchrecherchen am meisten beeindruckt?<br />

Lotter: Tief beeindruckt haben mich<br />

die drei innovativen Jungs von MyMu-<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| nn ChanGemaKer | im PorTrÄT |<br />

PraXis<br />

Wo treffen Sie mehr<br />

CSR-Kompetenz?<br />

st Unternehmer, keine grauen Theoretiker.<br />

er Praxis. Eine bloße Aneinanderreihung<br />

i den Autoren nicht finden. Stattdessen<br />

gepaart mit spannenden Fällen aus der<br />

Unternehmensverantwortung in einem<br />

feld zu einem nachhaltigen Wettbewerbsmit<br />

dem Sie CSR professionell planen,<br />

n organisiert wird.<br />

rumente aus der Praxis.<br />

tierte CSR-Strategie entwickeln.<br />

CSR-Scorecard umsetzen und bewerten.<br />

olgreich zu kommunizieren.<br />

ctice-Beispielen.<br />

ISBN 978-3-925646-50-8<br />

Der CSR-Manager<br />

Dennis Lotter / Jerome Braun<br />

esli. Das Geschäftskonzept mit den<br />

Körnern aus dem Netz ist von A bis Z<br />

auf <strong>Nachhaltig</strong>keit getrimmt. Es reicht<br />

von Bio-Zutaten über Bio-Logistik bis<br />

zu Bio-Kooperationen und besonders<br />

anerkennenswert finde ich, dass das<br />

verwendete Palmfett aus Orang-<br />

Utan-freundlichem Anbau stammt.<br />

Was die wenigsten Konsumenten<br />

wissen: Die meisten Orang-Utans in<br />

Indonesien werden auf Ölpalmen-<br />

Plantagen abgeschossen, gefangen<br />

oder verstümmelt.<br />

Braun: Ein weiteres Exemplar nachhaltiger<br />

Geschäftskonzepte ist Bionade<br />

mit der visionären Idee einer gesunden<br />

Limo, frei von jeglicher Chemie.<br />

In Verbindung mit dem Projekt Bio-<br />

Landbau Rhön garantiert Bionade den<br />

teilnehmenden Landwirten, die ihren<br />

Betrieb auf ökologischen Landbau<br />

umstellen, eine Abnahme der Ernte<br />

von Bio-Gerste und Bio-Holunder zu<br />

100 Prozent. Bio-Holunder wurde nie<br />

zuvor in der Region angebaut und<br />

erschließt den Lieferanten in einer<br />

allgemein strukturschwachen Region<br />

einen völlig neuen Markt.<br />

Lotter: Klasse finde ich auch Faber-<br />

Castell. Durch ihre firmeneigenen<br />

Wälder ist die Faber-Castell-Gruppe<br />

als eines von wenigen Unternehmen<br />

Der CSR-Manager<br />

Unternehmensverantwortung in der Praxis<br />

Dennis Lotter<br />

und Jerome Braun<br />

In ihrem Buch „Der CSR-Manager“ zeigen<br />

Lotter und Braun an zahlreichen Best-<br />

Practice-Beispielen, wie CSR als strategisches<br />

Handlungsfeld erfolgreich in der<br />

Praxis angewendet werden kann.<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun: Der CSR-<br />

Manager. Unternehmensverantwortung in<br />

der Praxis. Altop-Verlag <strong>2010</strong>, 220 Seiten,<br />

EUR 24,90. ISBN 978-3-925646-50-8<br />

„Der CSR-Manager“ liefert eine ganzheitliche<br />

und praxisnahe Sicht auf die<br />

Notwendigkeit und Potentiale von gelebter<br />

Unternehmensverantwortung.<br />

Dieses Buch ist von CSR-Praktikern<br />

für CSR-Praktiker und zukünftige CSR-<br />

Verantwortliche geschrieben. Lotter<br />

und Braun verdeutlichen, dass Corporate<br />

Social Responsibility kein Luxusgut<br />

für wirtschaftlich blühende Zeiten<br />

ist, sondern vielmehr ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit<br />

von Unternehmen.<br />

Dieses Buch hilft Ihnen CSR als strategisches<br />

Handlungsfeld erfolgreich<br />

in der Praxis anzuwenden und für Ihr<br />

persönliches Aufgabenfeld weiterzuentwickeln.<br />

Mithilfe von Best-Practice-<br />

Beispielen und Handlungsempfehlungen<br />

zeigen die Autoren anschaulich,<br />

wie Sie CSR als Teil des Kerngeschäfts<br />

professionell planen, steuern und umsetzen<br />

können.<br />

Fritz Lietsch,<br />

Chefredakteur <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

mehrfach CO 2<br />

-neutral. Mit Öko-<br />

Wasserlack ummantelte Stifte sind<br />

nicht nur umweltverträglich und hygienisch<br />

– gerade bei kleinen Kindern<br />

ein großer Vorteil – sie setzen auch<br />

weltweit neue Maßstäbe auf dem<br />

Gebiet der Stiftlackierung und lassen<br />

die Kasse klingeln.<br />

Worauf sollten Unternehmen aus<br />

Ihrer Sicht bei der Umsetzung von<br />

CSR ganz besonders achten?<br />

Braun: Ganz wichtig: Zuerst die Pflicht<br />

und dann die Kür. Pflicht ist hierbei die<br />

Verknüpfung zwischen Engagement<br />

und Kerngeschäft! Philanthropisches<br />

Engagement ist sicher anerkennenswert,<br />

aber zusammenhangslose Spenden<br />

nach dem Gießkannenprinzip<br />

sind noch lange keine CSR.<br />

Lotter: CSR darf keinesfalls als semantischer<br />

Nebel missbraucht werden,<br />

um maßloses Gewinn- und Wachstumsstreben<br />

zu legitimieren oder<br />

als Greenwashing Imagepflege zu<br />

betreiben. Aufpolierte <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichte<br />

dokumentieren leider<br />

nicht selten oberflächliche Projekte,<br />

in denen sich Unternehmen mit ihren<br />

Wohltaten schmücken, um von<br />

dubiosen Praktiken in der operativen<br />

Geschäftstätigkeit abzulenken.<br />

Mit welchen Gefühlen blicken Sie<br />

in die Zukunft?<br />

Braun: Die vielen Initiativen und<br />

Ansätze mutiger Unternehmer und<br />

Persönlichkeiten stimmen mich positiv.<br />

Mit großem Interesse verfolgen<br />

wir die Aktivitäten von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong>. Letztlich liegt<br />

es an uns selbst, Verantwortung zu<br />

tragen.<br />

Lotter: Um es in den entliehenen<br />

Worten Gandhis zu sagen: „Du musst<br />

die Veränderung sein, die du in der<br />

Welt sehen willst.“ Mit unserem<br />

Buch „Der CSR-Manager“ liefern wir<br />

konkrete Ideen, wie Unternehmen<br />

Verantwortung tragen können und<br />

machen hoffentlich jedem in unserem<br />

Kosmos deutlich, dass man die Kuh<br />

nicht schlachten darf, von der man<br />

morgen wieder Milch haben will.<br />

und<br />

mehr<br />

V. Angres [ZDF], Dr. S. Anwander Phan-Huy<br />

[Coop], G. Billen [Bundesverband Verbraucherzentrale],<br />

Dr. U. Brekau [Bayer CropScience],<br />

D. Fockenbrock [Handelsblatt], U. Gattenlöhner<br />

[Global Nature Fund], M. Geers [Daimler Financial<br />

Services], A. Halfmann [CSR News], I. Jerger<br />

[natur & kosmos], T. Jorberg [GLS-Bank], S. R. Joshi<br />

[Child Care Program, Indien], K. Kaufmann [Habitat<br />

for Humanity], M. Kleinert [Celesio], S. Knauer<br />

[Der Spiegel], P. Knoblich [SAM Headhunting],<br />

R. Kopp [Heussen Rechts anwaltsgesellschaft],<br />

P. Mayer [LBBW], T. Mickeleit [Microsoft Deutschland],<br />

W. Niess [SWR], Dr. G. Rau [REFCCO],<br />

Dr. A. Reichel [Universität Stuttgart], Dr. L. Reisch<br />

[Copenhagen Business School], C. Roth [BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN], R. X. Ruter [Ernst & Young], Prof. H.<br />

Schäfer [Universität Stuttgart], W. Scheunemann<br />

[dokeo], B. Schwager [Robert Bosch], Prof. Dr.<br />

J. Schwalbach [Humboldt Universität zu Berlin],<br />

Dr. J.-F. Senn [Volkswagen do Brasil], G. Sonnleitner<br />

[Deutscher Bauernverband], Prof. D. Spath<br />

[FhG/Acateck], R. Tichy [Wirtschaftswoche],<br />

K. Wendt [Bayerische Hypo- und Vereinsbank]<br />

und mehr<br />

6. Deutsches CSR-Forum –<br />

Forum EnviComm<br />

13. bis 14. April <strong>2010</strong> in Stuttgart<br />

www.envicomm.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

89


PraXis | PersonalmanaGemenT |<br />

Weiche Faktoren –<br />

Zwar heiß diskutiert,<br />

aber wenig beachtet<br />

Welchen Einfluss CSR auf die Unternehmenskultur ausübt<br />

Von Christian Klant<br />

Weiche Faktoren werden immer häufiger<br />

als wichtig, notwendig oder<br />

unabdingbar betitelt. Tatsächlich aber<br />

spielt der aktive Umgang mit ihnen<br />

im täglichen Arbeitsleben häufig eine<br />

untergeordnete Rolle. Worin sind die<br />

Gründe hierfür zu suchen? Welchen<br />

Nutzen hat ein Unternehmen von den<br />

sogenannten „weichen Faktoren“?<br />

Wie können weiche Faktoren messbar<br />

gemacht und quantifiziert werden?<br />

Die Unternehmenskultur<br />

als weicher Faktor<br />

Einen sehr umfassenden weichen<br />

Faktor stellt die Unternehmenskultur<br />

dar. Je höher der Fit zwischen den<br />

Werten der Mitarbeiter und ihres<br />

Unternehmens ist, desto stärker ist<br />

auch die Unternehmenskultur. Heute<br />

kann die Frage, ob die Unternehmenskultur<br />

messbar ist, eindeutig mit<br />

ja beantwortet werden. In einer von<br />

Deep White durchgeführten Studie<br />

bei über 100 Unternehmen und Organisationen<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum konnte nachgewiesen werden,<br />

dass beachtliche 25 Prozent des<br />

Geschäftserfolges durch die gelebte<br />

Wertekultur zu erklären sind. Es stellt<br />

sich die Frage, wie eine Unternehmenskultur<br />

und damit auch die Werte<br />

eines Unternehmens nachhaltig so<br />

gestaltet werden können, dass sie sich<br />

zur gelebten Wertekultur entwickeln<br />

und auf diesem Wege zum Geschäftserfolg<br />

beitragen.<br />

Indem Zusammenhänge zwischen<br />

dem CSR-Engagement eines Unternehmens,<br />

der Unternehmenskultur<br />

und der Mitarbeitermotivation näher<br />

betrachtet werden, ist diese Fragestellung<br />

zu beantworten. Eine bei Tchibo<br />

durchgeführte Mitarbeiterbefragung<br />

zeigt, dass das CSR-Engagement<br />

einen deutlich positiven Einfluss auf<br />

die Werte und Normen der Unternehmenskultur<br />

ausübt. Die Unternehmenskultur<br />

hängt wiederum auf<br />

ähnlich starkem Niveau mit der Mitarbeitermotivation<br />

zusammen. Auch<br />

ein direkter positiver Zusammenhang<br />

zwischen CSR und Mitarbeitermotivation<br />

ist festzustellen.<br />

Motivierend wirkt CSR nur über<br />

die Unternehmenskultur<br />

Abb. 1: Auswirkungen von CSR auf das Unternehmen<br />

Rechnet man den Einfluss der Unternehmenskultur<br />

aus dem direkten<br />

Zusammenhang heraus, zeigt sich,<br />

dass der direkte positive Zusammenhang<br />

verschwindet und negativ wird.<br />

Die empirische Forschung spricht hier<br />

von einem Scheinzusammenhang.<br />

Der Effekt von CSR auf die Mitarbeitermotivation<br />

lässt sich also nur unter<br />

Berücksichtigung der Unternehmenskultur<br />

erklären.<br />

Die oben dargestellten positiven Auswirkungen<br />

auf Unternehmenskultur<br />

und Mitarbeitermotivation werden<br />

allerdings nur dann Früchte tragen,<br />

wenn die Mitarbeiter auch darüber<br />

informiert werden.<br />

Viele Unternehmen investieren hohe<br />

Beträge in externe Reportingmaßnahmen.<br />

Die Kommunikation an die<br />

eigenen Mitarbeiter – das interne<br />

Reporting – wurde bisher in seiner<br />

Bedeutung unterschätzt. Die konsequente<br />

Nutzung des Intranets stellt,<br />

wie die Untersuchung des Autors<br />

zeigen konnte, eine der effizientesten<br />

Möglichkeiten dar, die Mitarbeiter<br />

90 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| nn PersonalmanaGemenT | |<br />

PraXis<br />

Abb. 2: Integrierter Ansatz bei Tchibo und Funktionen des CSR-Bereiches<br />

mit den ohnehin schon aufbereiteten<br />

Informationen zu versorgen.<br />

Die zweite Möglichkeit besteht<br />

darin, die Mitarbeiter aktiv an der<br />

Entstehung und Umsetzung der<br />

CSR-Konzepte teilhaben zu lassen.<br />

Dies hat zum einen den Vorteil,<br />

dass Mitarbeiter ihr Fachwissen<br />

dort einbringen können, wo es benötigt<br />

wird und zum anderen, dass<br />

CSR und damit die neuen Werte<br />

in alle Bereiche des Unternehmens<br />

getragen werden. So wird CSR von<br />

ganz alleine integraler Bestandteil<br />

des strategischen und operativen<br />

Managements und trägt auf diesem<br />

Wege zum Aufbau der organisationalen<br />

Identifikation bei.<br />

Corporate Social Responsibility<br />

als fester Bestandteil der<br />

Geschäftsstrategie<br />

Bei Tchibo wurde CSR von Beginn<br />

an durch den so genannten „integrierten<br />

Ansatz“ umgesetzt. CSR<br />

ist fester Bestandteil der Geschäftsstrategie.<br />

In einem ersten Schritt<br />

wird durch den jeweiligen Fachbereich<br />

und unterstützend durch den<br />

CSR-Bereich aus der integrierten<br />

Geschäftsstrategie ein gemeinsames,<br />

fachbereichsspezifisches CSR-<br />

Konzept abgeleitet. Die Umsetzung<br />

des Konzeptes erfolgt im zweiten<br />

Schritt eigenverantwortlich durch<br />

den Fachbereich. Der CSR-Bereich<br />

nimmt lediglich eine Beraterfunktion<br />

ein. Im dritten Schritt übernimmt der<br />

CSR-Bereich eine Kontrollfunktion,<br />

um die Umsetzung des Konzeptes<br />

sicherzustellen. Damit wird gewährleistet,<br />

dass alle Fachbereichsmitarbeiter,<br />

in den gesamten Prozess von<br />

der Entstehung bis zur Umsetzung<br />

des CSR-Konzeptes einbezogen<br />

werden.<br />

Wer es also schafft, CSR ehrlich und<br />

dauerhaft in sein Unternehmen zu<br />

integrieren, der stärkt gleichzeitig<br />

die Unternehmenskultur und fördert<br />

die Mitarbeitermotivation. Neben<br />

internem Reporting ist die integrative<br />

Umsetzung von CSR im Unternehmen<br />

der Erfolgsgarant.<br />

Im Profil<br />

Christian Klant ist inhaber von imposis -<br />

human resources & nachhaltigkeitsberatung.<br />

schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in<br />

der betrachtung und Förderung der internen<br />

effekte von Csr und der strategieentwicklung<br />

im unternehmen.<br />

c.klant@imposis.de<br />

www.imposis.de<br />

Christian Klant im Interview mit Achim Lohrie, Direktor Corporate Responsibility, Tchibo GmbH<br />

CK: herr lohrie, sie haben bei Tchibo die Themen nachhaltigkeit und<br />

Csr durch den integrierten ansatz eingeführt. Worin sehen sie<br />

dabei die Vorteile?<br />

AL: es gibt zwei ganz entscheidende Vorteile: Durch die integration<br />

von Csr in die Geschäftsstrategie wird nachhaltigkeit zum<br />

„business case“. Durch die integration von Csr in die Fachbereichsarbeit<br />

fi ndet nicht nur aufgaben-, sondern gleichzeitig<br />

Verantwortungsdelegation mit deutlicher motivationssteigerung<br />

statt.<br />

CK: sie bezeichnen den bereich Corporate responsibility als „interne<br />

unternehmensberatung nachhaltigkeit“. Werten sie damit<br />

ihre arbeit nicht ab?<br />

AL: mit einer exzellenten unternehmensberatung kann ich einen<br />

signifi kanten beitrag zur unternehmerischen Wertschöpfung<br />

leisten. Das gilt umso mehr, wenn ich damit gleichzeitig die<br />

arbeit der Fachbereiche aufwerte.<br />

CK: häufi g wird nachhaltigkeitsmanagement als Chefsache beschrieben.<br />

sehen sie diesen stellenwert bei Tchibo gefährdet?<br />

schließlich sind die Fachbereiche nicht nur an der umsetzung,<br />

sondern auch an der entwicklung der Konzepte beteiligt.<br />

AL: nachhaltigkeit ist bei Tchibo in die Geschäftsstrategie integriert.<br />

Die Csr-Konzepte werden aus der Geschäftsstrategie<br />

abgeleitet sowie deren umsetzung an der Geschäftsstrategie<br />

gemessen. Über diesen Prozess berichte ich unmittelbar an Gesamtvorstand<br />

und Vorstandsvorsitzenden. mehr „Chefsache“<br />

geht nicht.<br />

CK: Wann – glauben sie – ist die integration von nachhaltigkeit in<br />

ihrem unternehmen abgeschlossen?<br />

AL: Wenn der von mir geführte Csr-bereich auch nach auffassung<br />

besonders kritischer gesellschaftlicher anspruchsteller überfl<br />

üssig geworden ist. Daran arbeiten meine mitarbeiter und ich<br />

mit hochdruck.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

91


PraXis<br />

| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |<br />

Wenn Kommunen<br />

einkaufen<br />

Das neue Vergaberecht wird das Einkaufsverhalten<br />

der Kommunen verändern<br />

© Gettyimages - Glow Images<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |<br />

PraXis<br />

Bonn steht mit seiner Einkaufspraxis<br />

nicht alleine da. München war 20<strong>02</strong><br />

die erste deutsche Stadt, die soziale<br />

Kriterien für ihre Beschaffung aufgestellt<br />

hat. Keine Produkte aus ausbeuvon<br />

Claudia Mende<br />

Als Bonns oberster Einkäufer Martin<br />

Krämer neulich in einem Schuhgeschäft<br />

war, fragte er den Verkäufer,<br />

woher die Schuhe stammten. Der<br />

Verkäufer verwies ihn auf das Etikett.<br />

„Aber wo kommt das Leder her? Wo<br />

wurden die Schuhe geklebt“, hakte<br />

der Beschaffer nach. Der Verkäufer<br />

schaute ihn mit großen Augen an.<br />

Solche Fragen war er nicht gewohnt.<br />

Aber die kommunalen Beschaffer werden<br />

sie in Zukunft öfter stellen, nicht<br />

nur beim privaten Shopping. Das neue<br />

Vergaberecht erlaubt den Kommunen,<br />

kritisch zu hinterfragen, unter welchen<br />

Arbeitsbedingungen die Produkte entstanden<br />

sind, die sie beziehen.<br />

Wenn die öffentliche Hand einkauft,<br />

geht es gleich um Riesensummen.<br />

Spielzeug für Kindertagesstätten,<br />

Bettwäsche für Krankenhäuser, Pflastersteine<br />

für Plätze: Die öffentliche<br />

Hand kauft jedes Jahr für rund 300<br />

Milliarden Euro ein. Rund 60 Prozent<br />

davon geben Städte und Gemeinden<br />

aus und setzen damit jedes Jahr 12<br />

Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

um. Seit dem 1. April 2009 gibt es<br />

ein neues Vergaberecht, das regelt,<br />

nach welchen Kriterien Bund, Länder<br />

und Kommunen einkaufen. Das neue<br />

Gesetz sieht vor, dass Kommunen<br />

nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte<br />

beachten müssen, sondern<br />

auch soziale und ökologische Kriterien<br />

berücksichtigen dürfen, wenn sie für<br />

ihre Kantinen, Schulen und Altenheime<br />

einkaufen. Diese Neuregelung<br />

wird das Einkaufsverhalten verändern,<br />

davon ist Krämer überzeugt. „Wenn<br />

es ausdrücklich erlaubt ist, werden<br />

immer mehr Kommunen ihren Einkauf<br />

umstellen und soziale Kriterien<br />

berücksichtigen,“ meint er.<br />

Schwellenländer nur unzureichenden<br />

Arbeitsschutz, ausbeuterische<br />

Kinderarbeit und eine Bezahlung unterhalb<br />

des gesetzlichen Mindestlohns<br />

gibt. Kommunen, die ihr Geld nicht<br />

für Produkte ausgeben wollen, die<br />

mühsam erkämpfte Sozialstandards<br />

untergraben, bewegten sich bisher<br />

in einer rechtlichen Grauzone. Nicht-<br />

Regierungsorganisationen kämpfen<br />

seit Jahren für eine öffentliche Beschaffung<br />

nach sozialen Standards,<br />

aber auch Verantwortliche in den<br />

Kommunen stellen sich dieser Frage,<br />

und zwar jenseits von Parteigrenzen.<br />

Nicht nur Pflastersteine, viele Produkte<br />

aus Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

entstehen unter Bedingungen, die<br />

man hierzulande keinem zumuten<br />

möchte. Dazu gehören Textilien,<br />

Spielzeug, Sportartikel, Teppiche und<br />

Leder, aber auch Computer, Billigprodukte<br />

aus Holz sowie landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse wie Kaffee,<br />

Tee, Orangensaft, Schokolade oder<br />

Blumen.<br />

Bei all diesen Produkten sind die<br />

Kernnormen der internationalen Arbeitsorganisation<br />

ILO nicht garantiert,<br />

es sei denn sie stammten aus fairem<br />

Handel. Die Kernnormen der ILO sind<br />

weltweit anerkannt und regeln einen<br />

Mindeststandard für Arbeitnehmer.<br />

Zu diesem Mindeststandard gehören<br />

gleiche Entlohnung für Männer und<br />

Frauen, der Verzicht auf Kinderarbeit<br />

und das Recht, Gewerkschaften zu<br />

gründen. Die Kernnormen sollen<br />

verhindern, dass sich Unternehmer<br />

im internationalen Handel Vorteile<br />

verschaffen, indem sie Arbeitnehmerrechte<br />

abbauen. „Als Stadt dürfen wir<br />

vor diesen Problemen nicht einfach<br />

die Augen verschließen. Wir haben<br />

eine internationale Verantwortung,“<br />

so Krämer. Die Stadt Bonn hat bereits<br />

im Jahr 2004 beschlossen, keine<br />

Produkte mehr zu beziehen, bei<br />

denen ausbeuterische Kinderarbeit<br />

nicht ausgeschlossen werden kann.<br />

Sie verlangt von ihren Lieferanten<br />

eine unabhängige Zertifizierung zum<br />

Beispiel durch ein Fair-Handels-Siegel<br />

oder eine verbindliche Zusage, die<br />

auch die Aktivitäten von Lieferanten<br />

und Subunternehmern abdeckt. Ein<br />

Lieferant von Natursteinen aus China<br />

wurde bei der Ausschreibung einer<br />

Verblendung von einer Aufzugsanlage<br />

ausgeschlossen. Solche Fälle wird es<br />

mit dem neuen Vergaberecht öfter<br />

geben.<br />

Eine Kommune, die zum Beispiel<br />

einen neuen Platz gestalten will, hat<br />

bisher in der Regel bei der öffentlichen<br />

Ausschreibung der Pflastersteine dem<br />

günstigsten Anbieter den Zuschlag<br />

erteilt. Doch Pflastersteine aus Indien<br />

und China sind in die Kritik geraten.<br />

Sie sind nur deswegen trotz langer<br />

Transportwege konkurrenzlos billig,<br />

weil es in den Steinbrüchen dieser<br />

Deutschlandweit verzichten Kommunen zunehmend auf Pflastersteine, die unter<br />

menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen wurden.<br />

© Kurt Bouda - pixelio<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

93


PraXis<br />

| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |<br />

terischer Kinderarbeit, darauf konnten<br />

sich alle Parteien im Stadtrat einigen,<br />

selbst wenn es ein bisschen teurer<br />

wird. Sieben Jahre später sind über<br />

140 Kommunen in ganz Deutschland<br />

dem Beispiel Münchens gefolgt<br />

und fordern von Lieferanten und<br />

Herstellern die Garantie, dass keine<br />

Minderjährigen an den eingekauften<br />

Produkten mitgearbeitet haben. Neuss<br />

und Düsseldorf gehen sogar darüber<br />

hinaus und haben beschlossen, nichts<br />

mehr zu beziehen, was nicht den<br />

Kriterien der ILO entspricht.<br />

Die Umsetzung der Beschlüsse in<br />

die Praxis wird noch für genügend<br />

Zündstoff sorgen. Für viele Produkte<br />

existiert nämlich gar kein Label,<br />

das Kontrollen bei den Herstellern<br />

vorsieht. „Das Problem sind die<br />

Vertriebswege, die durch die halbe<br />

Welt gehen,“ weiß Bonns Beschaffer<br />

Martin Krämer. „Kein Beschaffer kann<br />

sie bis ins Detail nachvollziehen. Wir<br />

brauchen ein Label das anerkannt<br />

und kontrolliert ist, ähnlich wie der<br />

Blaue Engel“.<br />

Zum Beispiel bei der Arbeitsbekleidung<br />

von Müllmännern und Feuerwehrleuten.<br />

Bis jetzt gibt es noch<br />

keinen deutschen Hersteller, der sich<br />

genau in die Karten schauen lässt,<br />

wie es in seinen außereuropäischen<br />

Produktionsstätten zugeht. „Kommunen<br />

retten sich mit Selbstauskünften<br />

der Hersteller und bewegen<br />

sich damit auf dünnem Eis,“ kritisiert<br />

Christiane Schnura von der Clean<br />

Clothes Campaign. Die Stadt Neuss<br />

zum Beispiel kauft ihre Arbeitskleidung<br />

in Holland, weil es dort mit<br />

der Fair Wear Foundation eine Organisation<br />

gibt, die die Einhaltung<br />

von Standards garantiert. Bisher ist<br />

in Deutschland noch kein Hersteller<br />

von Arbeitskleidung Mitglied bei Fair<br />

Wear. Für Martin Krämer wird das<br />

neue Vergaberecht auf jeden Fall<br />

bei den Unternehmen den Druck in<br />

Richtung Zertifizierung und Kontrolle<br />

erhöhen. „Vielleicht macht sich ja<br />

auch die Zivilgesellschaft dann mal<br />

Gedanken, unter welchen Bedingungen<br />

ein T-Shirt für zwei Euro<br />

hergestellt wurde,“ meint er. Dann<br />

müssten Verkäufer öfter mit unbequemen<br />

Fragen nach der Herkunft<br />

ihrer Ware rechnen.<br />

Kontakt<br />

Claudia mende<br />

Journalistin<br />

Postfach 80 18 62<br />

81618 münchen<br />

mobil: (+49) 0151 / 17 85 86 91<br />

mail@claudia-mende.de<br />

www.claudia-mende.de<br />

Ein kleiner Junge bei der Arbeit in Patan, Nepal. Über 140 Kommunen in Deutschland<br />

verzichten auf Produkte, bei deren Herstellung Kinder mitwirken.<br />

© Gettyimages - Mitchell Kanashkevich<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


NATÜRLICH SCHÖN DURCH „LL REGENERATION”.<br />

Die LL Regeneration-Serie von ANNEMARIE BÖRLIND enthält den hochwirksamen LL-Biokomplex. Mit Hilfe moderner<br />

Bio-Wirkstoffe und hochwertigen Pfl egesubstanzen aus der Natur ist die regenerierende Gesichtspfl ege ideal auf die<br />

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95


PraXis<br />

| branChenrePorT TeXTil |<br />

Vom Sorgenkind<br />

zur Vorzeigebranche?<br />

Wie die Textilindustrie die Herausforderungen<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit entlang der Prozesskette meistern kann<br />

Von Jerome Braun und Dennis Lotter<br />

Die gesellschaftliche Verantwortung<br />

und die Textilindustrie – dieses Paar ist<br />

fast schon ein Klassiker. In kaum einer<br />

anderen Branche wurde die ökologische<br />

und soziale Verantwortung von<br />

Unternehmen heftiger diskutiert. Bereits<br />

in den 80er Jahren, als Corporate<br />

Social Responsibility für viele noch ein<br />

Fremdwort war, gingen Skandale um<br />

Kinderarbeit in Zulieferbetrieben um<br />

die Welt und Massen von Konsumenten<br />

riefen zum Boykott auf. Seither hat die<br />

Textilindustrie in Sachen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

eine beachtliche Weiterentwicklung<br />

erfahren. Soziale Standards gehören,<br />

so scheint es, wie selbstverständlich<br />

zum guten Ton der Branche und nachhaltige<br />

Textilien haben den Weg vom<br />

Reformhaus um die Ecke in die Modemetropolen<br />

der Welt geschafft.<br />

Die soziale und ökologische Verantwortung<br />

entlang der textilen<br />

Wertschöpfungskette geht jedoch<br />

nach wie vor mit zahlreichen Herausforderungen<br />

einher, die mitunter<br />

schwer zu bewältigen sind. Gerade<br />

Ende Januar hagelte es wieder Negativschlagzeilen<br />

für die Branche. Das<br />

Thema: Bio-Baumwolle, die gar keine<br />

Bio-Baumwolle ist.<br />

Der Skandal um die<br />

Bio-Baumwolle<br />

Baumwolle bildet noch immer einen<br />

der wichtigsten Rohstoffe in der Textilproduktion.<br />

40 Prozent der weltweiten<br />

Baumwollproduktion stammen<br />

mittlerweile von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen. Die konventionelle<br />

Baumwollproduktion verursacht eine<br />

erhebliche Umweltbelastung – durch<br />

hohen Wasserbedarf, Bodenerosion<br />

und den Einsatz von Pestiziden. Täglich<br />

sterben mehr als 70 Menschen<br />

an den Folgen des Insektizid- und<br />

Pestizid-Einsatzes in der konventionellen<br />

Baumwollproduktion. Drei<br />

Millionen Menschen erkranken jährlich<br />

neu. Immer mehr Modemarken<br />

und Einzelhändler gehen aus diesem<br />

Grund dazu über, Bio-Baumwolle für<br />

die Herstellung ihrer Produkte zu verwenden.<br />

Diese wird nicht genetisch<br />

verändert und beim Anbau wird auf<br />

den Einsatz künstlicher Dünger und<br />

Pestizide verzichtet.<br />

Auch wenn der Anteil an Bio-Baumwolle<br />

momentan nur bei lediglich<br />

0,1 Prozent im Verhältnis zur konventionellen<br />

Baumwolle liegt, ist das<br />

Marktvolumen mit Produkten aus<br />

Bio-Baumwolle in den letzen Jahren<br />

stark angewachsen – allein vom Jahr<br />

2008 auf 2009 von 3,3 Milliarden<br />

US-Dollar auf rund 4 Milliarden US-<br />

Dollar. <strong>2010</strong> soll die 5 Milliarden-<br />

Marke überschritten werden. Neben<br />

kleineren Einzelhändlern integrieren<br />

auch immer mehr große Handelsketten<br />

Kleidung aus 100 Prozent<br />

Bio-Baumwolle in ihr Sortiment. H&M<br />

bietet beispielsweise eine gesonderte<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| branChenrePorT TeXTil |<br />

PraXis<br />

„Organic Cotton“-Linie, Otto mischt<br />

seine „Pure Wear“ ins Katalogangebot<br />

und auch C&A führt seit 2008<br />

eine eigene Bio-Baumwollkollektion.<br />

Nach eigenen Angaben ist der Konzern<br />

mit dem Verkauf von 18 Millionen<br />

Kleidungsstücken im Jahr 2009<br />

führender Modeeinzelhändler für<br />

Bio-Baumwolle.<br />

Anfang <strong>2010</strong> dann der Skandal:<br />

Nach einem Bericht der „Financial<br />

Times Deutschland“ wurden<br />

aus Indien, dem weltweit größten<br />

Exportland von Bio-Baumwolle,<br />

beträchtliche Mengen angeblicher<br />

Bio-Baumwolle ausgeliefert, die in<br />

Wirklichkeit jedoch gentechnisch<br />

verändert war. Dutzende Dörfer<br />

hatten mit westlichen Zertifizierungsunternehmen,<br />

die von den<br />

Textilanbietern beauftragt worden<br />

waren, „gemeinsame Sache“ gemacht<br />

und so große Mengen falsch<br />

ausgezeichneter Baumwolle in den<br />

Handel gebracht. Die betroffenen<br />

Unternehmen, darunter große<br />

Handelsketten, aber auch kleinere<br />

Hersteller und Designer, zeigten sich<br />

betroffen und setzen sich sofort mit<br />

ihren Zertifizierern und Lieferanten<br />

in Verbindung, um den Sachverhalt<br />

aufzuklären.<br />

Die zentrale Herausforderung:<br />

Verantwortung entlang der<br />

gesamtem Prozesskette<br />

Auch wenn die Hersteller keine<br />

unmittelbare Schuld trifft, der Imageschaden<br />

ist dennoch vorhanden.<br />

Dieser Fall macht erneut die zentrale<br />

Herausforderung der Textilunternehmen<br />

deutlich: Die umfassende Verantwortung<br />

und Kontrolle entlang der<br />

kompletten textilen Prozesskette.<br />

Zwar haben heute fast alle Textilunternehmen<br />

Arbeitsrechts- und<br />

Verhaltensstandards (sogenannte<br />

Codes of Conduct) formuliert, die<br />

wichtige Gesundheits- und Sicherheitsstandards<br />

sowie das Verbot von<br />

Kinderarbeit abdecken. Themen wie<br />

existenzsichernde Löhne und/oder<br />

Gewerkschaftsrechte finden sich allerdings<br />

eher selten. Und natürlich ist<br />

nicht die Formulierung solcher sozialer<br />

Standards entscheidend, sondern<br />

ihre Umsetzung. Hier zeichnen sich<br />

Unternehmen aus, die ihre Zulieferer<br />

im positiven Sinne dabei unterstützen<br />

Kompetenzen aufzubauen, diese<br />

beispielsweise über Workshops weiter<br />

qualifizieren oder ihnen Handbücher<br />

und weiterführende Unterlagen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Mangelnde Kontrolle<br />

der Sozialstandards<br />

Mindestens genauso entscheidend ist<br />

jedoch die ständige Überprüfung der<br />

Einhaltung der Standards. Denn was<br />

nützen die besten Qualitätssiegel,<br />

wenn sie nur auf dem Papier existieren?<br />

An dieser Stelle gibt es momentan<br />

noch großen Handlungsbedarf.<br />

Bei einer externen Überprüfung, wie<br />

sie bisher in der Branche zumeist<br />

durchgeführt wird, übernimmt ein beauftragter<br />

Dritter, z.B. eine Prüfgesellschaft,<br />

die Kontrolle. Da auch externe<br />

Prüfgesellschaften von Unternehmen<br />

oder Verbänden bezahlt werden und<br />

zu anderen Prüfinstitutionen im Wettbewerb<br />

stehen, weist diese Form der<br />

Überprüfung erhebliche Lücken auf,<br />

was nicht zuletzt am Bio-Baumwoll-<br />

Skandal deutlich wurde.<br />

Eine wesentlich objektivere und unabhängigere<br />

Kontrolle ist durch den<br />

Einsatz sogenannter Multi-Stakeholder-Initiativen<br />

gegeben. Multi-Stakeholder-Initiativen<br />

sind unabhängige<br />

Zertifizierungsinstitutionen, an denen<br />

verschiedene Interessengruppen beteiligt<br />

sind – Unternehmen, Gewerkschaften,<br />

NGOs und teilweise auch<br />

Regierungen. In der Textilbranche<br />

sind die Fair Wear Foundation, die<br />

Ethical Trading Initiative, die Fair Labor<br />

Association, Social Accountability<br />

International und das Worker Rights<br />

Consortium die bedeutendsten. Durch<br />

die Einbeziehung mehrerer Perspektiven<br />

sind Multi-Stakeholder-Kontrollen<br />

weitaus objektiver und transparenter<br />

als externe Kontrollen und zeigen<br />

auf, wohin der Weg in Zukunft gehen<br />

sollte. In einer aktuellen Studie<br />

von SÜDWIND e.V. Mitträger des<br />

international anerkannten Netzwerks<br />

„Kampagne für saubere Kleidung“<br />

(Clean Clothes Campaign), wird diese<br />

Form der Kontrolle gar als „die einzig<br />

glaubwürdige“ beurteilt.<br />

Ein deutsches Unternehmen, das<br />

Sozialstandards entlang seiner Prozesskette<br />

überprüft, ist Hess Natur.<br />

Das 1976 gegründete Versandhaus<br />

für Öko-Textilien trat als erstes Unternehmen<br />

in Deutschland der Fair Wear<br />

Foundation bei. Seit 2005 treffen sich<br />

die verantwortlichen Mitarbeiter von<br />

Hess Natur einmal im Jahr mit Vertretern<br />

der Fair Wear Foundation, der<br />

Kampagne für saubere Kleidung und<br />

der IG Metall, um den aktuellen Stand<br />

sowie weitere Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der Sozialstandards von Hess<br />

Natur zu besprechen.<br />

Öko auf der ganzen Linie – das<br />

IVN-Qualitätssiegel<br />

Auch in Sachen ökologischer Verantwortung<br />

wirkt Hess Natur als Mitglied<br />

des Internationalen Verbandes der<br />

Naturtextilwirtschaft (IVN) ganz vorne<br />

mit. Das Qualitätssiegel „IVN Best“<br />

des Verbandes gilt – im Vergleich<br />

zu anderen Öko-Standards – als der<br />

Standard mit den höchsten Ansprüchen<br />

an textile Ökologie. Als erstes<br />

Qualitätszeichen weltweit bewertet es<br />

die gesamte textile Produktionskette<br />

und schließt die Kontrolle sämtlicher<br />

beteiligter Produktionsbetriebe durch<br />

unabhängige Prüfinstitute ein. So<br />

müssen beispielsweise die Fasern<br />

zu 100 Prozent aus biologisch angebauten<br />

Naturfasern bestehen. Bei<br />

sämtlichen Verarbeitungsschritten<br />

sind keine gesundheitlich bedenklichen<br />

oder umweltschädigenden<br />

Substanzen erlaubt. Mit Wasser und<br />

Energie muss sparsam umgegangen<br />

werden, die Verpackung darf<br />

kein PVC enthalten und sämtliche<br />

Transportmittel und -wege werden<br />

dokumentiert. Auf internationaler<br />

Ebene gilt der GOTS-Standard (Global<br />

Organic Textil Standard) als bedeutendster<br />

Öko-Standard, er liegt in<br />

seinen Ansprüchen etwas unter dem<br />

IVN-Standard.<br />

Dem IVN gehören über 70 Unternehmen<br />

an – Einzelhändler und Hersteller<br />

ebenso wie Versender, Dienstleister<br />

und Vorstufenbetriebe. Der IVN-Stan-<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

97


PraXis<br />

Foto: © China Blue, bfilm<br />

Foto: © China Blue, bfilm<br />

| branChenrePorT TeXTil |<br />

Foto: © Christliche Initiative Romero (CIR)<br />

Klammern gegen die Müdigkeit, Jeans nähen bis zur Erschöpfung, Arbeiten hinter Gittern: Die Bedingungen für Textilhersteller sind in<br />

den Produktionsländern oft alles andere als fair, sozial und nachhaltig.<br />

dard schließt zwar auch soziale Standards<br />

mit ein, diese werden derzeit<br />

jedoch nur extern und nicht unabhängig<br />

geprüft. Bei den Öko-Standards<br />

fällt die Kontrolle im Vergleich zu den<br />

Sozialstandards leichter, da sie hauptsächlich<br />

technisch abläuft, z.B. durch<br />

Abwasser- oder Rückstandsproben<br />

und somit leichter messbar ist.<br />

Made in Germany – das ganz<br />

besondere Geschäftsmodell<br />

Das Textilunternehmen Trigema hat<br />

die Herausforderungen der Zukunft<br />

erkannt und muss sich weder über<br />

Qualitätskontrollen noch über die<br />

Arbeitsbedingungen in der Produktion<br />

Sorgen machen. Das schwäbische<br />

Unternehmen mit seinem bekannten<br />

Oberhaupt Wolfgang Grupp produziert<br />

ausschließlich in Deutschland.<br />

„Globalisierung heißt nicht, Arbeitnehmer<br />

in Deutschland zu entlassen<br />

und die Produktion ins Ausland zu<br />

verlagern“, betont der Unternehmer<br />

im Pressegespräch. „Globalisierung<br />

ist für mich vielmehr ein offenes Tor<br />

in die Welt und bietet dadurch die<br />

große Chance, hochwertige Produkte<br />

Made in Germany in andere Länder<br />

liefern zu können“, so Wolfgang<br />

Grupp.<br />

Insgesamt werden 78 Prozent des<br />

Umsatzes bei Trigema im eigenen<br />

Unternehmen wertgeschöpft. Die<br />

„hauseigene“ Herstellung verschafft<br />

Trigema eine Flexibilität gegenüber<br />

den Kunden, die der Wettbewerb<br />

nicht bieten kann. In 48 Stunden vom<br />

Garn bis zum T-Shirt, und das alles im<br />

eigenen Haus, wäre bei den meisten<br />

Konkurrenten undenkbar.<br />

Abbaubar oder recycelt –<br />

Textilien für den Kompost<br />

Trigema entwickelt zudem ständig<br />

neue, umweltfreundliche Produkte,<br />

wie das kompostierbare Cradle-to-<br />

Cradle-Shirt, das in Zusammenarbeit<br />

mit dem Umweltinstitut EPEA aus<br />

Hamburg entstand. Die Fasern des<br />

Shirts werden von Pilzen und Bakterien<br />

rückstandsfrei zu biologischen<br />

Nährstoffen abgebaut und so ihrem<br />

Zukunft gestalten.<br />

Nah dran.<br />

Berater/in für Corporate<br />

Social Responsibility in<br />

Ecuador<br />

Zur Förderung von verantwortungsvoller<br />

Unternehmensführung (CSR) in der<br />

Region Azuay sollen – gemeinsam mit der<br />

Partnerorganisation – ein Netzwerk<br />

aufgebaut und andere Aktivitäten<br />

initiiert werden.<br />

Für diese interessante Aufgabe bringen<br />

Sie eine passende Hochschulausbildung,<br />

mehrjährige Berufserfahrung und<br />

Kenntnisse in der Förderung verantwortungsvoller<br />

Unternehmensführung mit.<br />

Ebenso sollten Sie Erfahrungen in der<br />

Netzwerkarbeit und im Projektmanagement<br />

gesammelt haben und über gute<br />

Spanischkenntnisse verfügen.<br />

Fachkräfte für Afrika,<br />

Asien und Lateinamerika<br />

gesucht.<br />

Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED)<br />

vermittelt Fachkräfte als Entwicklungshelferinnen<br />

und -helfer in über<br />

45 Länder.<br />

Unterstützen Sie uns dabei, die Lebensbedingungen<br />

der Menschen nachhaltig<br />

zu verbessern. Wir suchen laufend fachlich<br />

qualifizierte Menschen aus den<br />

Bereichen Wirtschaft und Handel |<br />

Sozialwesen | Gesundheitswesen | Bildung<br />

| Verwaltung und Organisation |<br />

Land-, Forst- und Wasserwirtschaft |<br />

Handwerk und Technik für den zeitlich<br />

befristeten Einsatz vor Ort.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.ded.de/stellenmarkt mit Angabe<br />

der PP-Nr. 1<strong>02</strong>64.<br />

Interesse? Informieren Sie sich bitte im<br />

Internet unter www.ded.de/<br />

stellenmarkt über offene Stellen und<br />

bewerben Sie sich direkt online.<br />

Deutscher Entwicklungsdienst gGmbH | Bewerberreferat | Kzf. <strong>02</strong>7 | Tulpenfeld 7 | 53113 Bonn<br />

www.ded.de<br />

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98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| branChenrePorT TeXTil |<br />

PraXis<br />

natürlichen Kreislauf zurückgeführt.<br />

Mit dem Schweizer Chemiekonzern<br />

Ciba und EPEA wurden spezielle synthetische,<br />

biologisch abbaubare Farben<br />

entwickelt, die besonders farbecht<br />

und wesentlich haltbarer sind als herkömmliche<br />

Farben. Gleichzeitig sind<br />

die T-Shirts besonders hautfreundlich<br />

und somit für Allergiker geeignet.<br />

Mit dem „T-Shirt für den Kompost“<br />

besetzt das Unternehmen ein wachsendes<br />

Trendthema in der Textilbranche:<br />

das Recycling. Vor allem Hersteller von<br />

Sport- und Outdoormode möchten auf<br />

diese Weise ihren ökologischen Fußabdruck<br />

reduzieren. So verwendet der<br />

Hersteller von High-Tech-Textilien Sympatex<br />

für seine Produkte seit vielen Jahren<br />

eine Membran, die zu 100 Prozent<br />

ökologisch abbaubar ist. Sie besteht<br />

aus denselben Materialien wie eine<br />

PET-Flasche und ist somit nicht nur recyclebar,<br />

sondern auch lebensmittelecht<br />

und gesundheitlich unbedenklich. Verbrennt<br />

man eine Sympatex-Membran,<br />

entstehen lediglich CO 2<br />

und Wasser.<br />

Sympathex ist Hersteller für zahlreiche<br />

Sportmarken, wie Zimtstern, die auf der<br />

Ispo 2009 (Internationale Fachmesse für<br />

Sportartikel und Sportmode) mit dem<br />

Eco Responsibility Award ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Auch der schweizer Sportartikelhersteller<br />

Switcher stellt einen Teil seiner Kollektion<br />

seit 2009 aus PET-Flaschen her.<br />

Die leeren PET-Flaschen werden zuerst<br />

zu Flocken zermahlen und anschließend<br />

zu neuen Polymeren verarbeitet. Daraus<br />

entstehen Polyesterchips, die der Textilindustrie<br />

als Rohstoff für Fasern und<br />

Garne dienen. Im Durchschnitt wird<br />

mit fünfzehn leeren PET-Flaschen eine<br />

PET-Jacke produziert.<br />

Öko & fair ist en vogue<br />

Ein weiterer Trend in der Textilbranche<br />

ist die Öko-Mode. Angeführt wird<br />

diese Bewegung von „grünen“ Stars<br />

wie Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und<br />

Heidi Klum. Sie wohnen in Solarhäusern,<br />

fahren Hybrid-Autos, shoppen in<br />

Öko-Boutiquen und designen Kollektionen<br />

für Birkenstock. Öko ist heute<br />

absolut en vogue und findet sich auf<br />

dem Catwalk wieder.<br />

Bereits im vergangenen Jahr wurde<br />

Modemacher Peter Ingwersen, dem<br />

Pionier in Sachen „Ethical Fashion“,<br />

die Ehre zuteil, die Londoner Fashionweek<br />

mit einer seiner Kollektionen zu<br />

eröffnen. Die diesjährige Modewoche<br />

in Berlin stand noch stärker im Zeichen<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit. Mehr als hundert<br />

grüne Labels präsentierten dort ihre<br />

Kollektionen. Mit „The key.to“ gibt es<br />

seit Juli 2009 eine gesonderte Messe,<br />

die sich nur mit grüner Mode und<br />

nachhaltigem Lifestyle beschäftigt.<br />

Natürlich verlangen die Konsumenten<br />

der Öko-Textilien heute mehr als<br />

kratzige Wollpullover. Die Kleidung<br />

soll ethisch korrekt produziert und<br />

gehandelt werden und gleichzeitig<br />

chic aussehen. Zahlreiche junge Öko-<br />

Mode-Labels, die momentan wie Pilze<br />

aus dem Boden schießen, zeigen,<br />

dass diese Kombination möglich ist.<br />

Eine der bekanntesten jungen Designerinnen<br />

aus Deutschland ist Inka<br />

Koffke. Ihre „Organic Couture“ von<br />

der Abendrobe bis zum extravaganten<br />

Hosenanzug produziert sie aus biologischen<br />

Stoffen, die alle schadstofffrei<br />

gefärbt sind und in Deutschland hergestellt<br />

werden.<br />

Ein Großteil der deutschen Öko-Designer<br />

setzt dagegen auf Streetwear. So<br />

auch Anton Jurina und Martin Höfeler<br />

von armedangels. Ihre Longsleeves<br />

und Tops werden von Graffitikünstlern<br />

und Nachwuchsdesignern entworfen.<br />

Sie bestehen aus Bio-Baumwolle und<br />

tragen alle das „Fair-Trade“-Siegel.<br />

Ein Euro von jedem verkauften Artikel<br />

wird an eines von drei gemeinnützigen<br />

Hilfsprojekten gespendet. Der<br />

Kunde kann dabei selbst entscheiden,<br />

an welches Projekt sein Anteil geht.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit – Langfristige<br />

Entwicklung statt Modetrend<br />

Die jungen Designer treiben die<br />

nachhaltige Entwicklung in der Modebranche<br />

voran. Damit aus dem<br />

grünen Trend jedoch mehr wird, als<br />

eine kurzfristige Modeerscheinung,<br />

müssen auch die „Großen“ mitziehen.<br />

An dieser Stelle sind auch die<br />

Konsumenten gefragt, die ein Mehr<br />

an Verantwortung in der Textilbranche<br />

einfordern müssen. Denn was<br />

für die Öko-Fashion gilt, gilt für die<br />

Entwicklung der gesamten Branche:<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist mehr als ein Trend.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist eine langfristige<br />

Bewegung. Die Textilbranche ist auf<br />

einem guten Weg, doch sie steht noch<br />

vielen Herausforderungen gegenüber,<br />

die nicht von einem Tag auf den anderen<br />

gelöst werden können, sondern<br />

nur durch fortwährende Bemühungen<br />

um die Verbesserung von Strukturen.<br />

Mit Institutionen wie den Multi-<br />

Stakeholder-Dialogen ist hier ein guter<br />

Anfang gemacht. Doch noch viele Unternehmen<br />

müssen erkennen, dass sie<br />

mehr tun müssen, als sich ein Siegel<br />

aufzudrücken, um nachhaltige Veränderungen<br />

zu erzielen – damit sich<br />

ihre Branche wirklich vom Sorgenkind<br />

zum Vorbild entwickelt.<br />

Im Profil<br />

Dennis lotter und Jerome braun sind berater,<br />

autoren und Vortragsredner der benefi<br />

t identity Gmbh. Diese berät und begleitet<br />

unternehmen und soziale institutionen<br />

in strategischen wie operativen Fragestellungen<br />

zu den Themen nachhaltigkeit und<br />

Corporate social responsibility.<br />

info@benefi tidentity.com<br />

info@mehrwerte-schaffen.de<br />

www.benefi tidentity.com<br />

www.mehrwerte-schaffen.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


PraXis | branChenrePorT TeXTil |<br />

anZeiGe<br />

Im Fokus:<br />

Die Entwicklung<br />

nachhaltiger CSR-Strategien<br />

Herstellung traditioneller Flickenteppiche<br />

in Rangpur<br />

Eine kleine Fabrik in Rangpur, einer<br />

strukturschwachen Gegend in Nord-<br />

Bangladesch: Rund ein Dutzend Frauen<br />

sitzen zusammen und bearbeiten<br />

Stoffreste. „Das sind alles Reste aus<br />

der Textilindustrie, die wir zu bunten<br />

Flickenteppichen wiederverwerten“,<br />

erläutert Asif Uddin Ahmed,<br />

Programm Direktor bei CARE-Bangladesch,<br />

die das Projekt mit initiiert<br />

haben. „Dieses Projekt schafft Arbeit<br />

und Verdienstmöglichkeiten in einer<br />

der ärmsten Regionen der Welt und<br />

bietet den Menschen hier eine echte<br />

Perspektive!“ Alle Teppiche werden<br />

von KiK gekauft. Über 450.000 Stück<br />

wurden in Deutschland bereits mit<br />

großem Erfolg in den Filialen verkauft<br />

– der Erlös fließt vollständig in<br />

Hilfsprojekte zurück.<br />

Doch dieses Projekt ist nur ein Baustein<br />

in der umfassenden CSR-Strategie von<br />

KiK. Um sicherzustellen, dass bei der<br />

Produktion von KiK-Artikeln soziale<br />

Mindeststandards eingehalten werden,<br />

werden die Arbeitsbedingungen<br />

direkt vor Ort in den Produktionsstätten<br />

durch externe, unabhängige,<br />

international anerkannte Institutionen<br />

geprüft. Insgesamt hat KiK bereits<br />

über 800 Lieferanten auditiert. Seit<br />

2006 verfügt das Unternehmen über<br />

einen Code of Conduct, den alle Lieferanten<br />

einhalten müssen. Wer auffällt,<br />

erhält einen verbindlichen Verbesserungsplan<br />

und wird qualifiziert.<br />

CSR bei KiK bedeutet aber auch Verantwortung<br />

für den Erhalt und den<br />

Schutz der natürlichen Ressourcen zu<br />

übernehmen: Zum Beispiel werden<br />

die aus Asien georderten Waren ausschließlich<br />

per Seeweg nach Europa<br />

gebracht. Somit vermeidet KiK pro<br />

Jahr mindestens 400.000 Tonnen CO 2<br />

im Vergleich zum Flugzeugtransport.<br />

Zusätzlich leistet KiK auch durch den<br />

Bau von GreenBuilding- Filialen einen<br />

aktiven Beitrag zum Umweltschutz.<br />

In den kommenden Jahren steht bei<br />

dem Textildiscounter die kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung nachhaltiger<br />

CSR- Strategien im Vordergrund: „Der<br />

Ausbau des CSR- Bereichs bei KiK liegt<br />

mir sehr am Herzen. Deshalb werde<br />

ich mich auch in Zukunft persönlich<br />

für eine positive Weiterentwicklung<br />

nachhaltiger Strategien einsetzen und<br />

das Investment in diesen Unternehmensbereich<br />

Zug um Zug ausbauen“,<br />

so KiK-CEO Stefan Heinig.<br />

Im Profil<br />

Drei Fragen an Petra Katzenberger,<br />

Leiterin des CSR-Bereichs bei KiK<br />

Wie ist der aktuelle Stand der Social<br />

Compliance bei KiK?<br />

Wir sind hier in den letzten drei Jahren<br />

großartig vorangekommen. Seit 2007<br />

haben wir über 800 Audits durchgeführt.<br />

In Bangladesch, einem unserer<br />

Haupteinkaufsmärkte, haben wir bereits<br />

alle Lieferanten auditiert. Unsere Arbeit<br />

trägt Früchte: Bei der Re-Auditierung<br />

schneiden die Lieferanten wesentlich<br />

besser ab.<br />

Wie sorgt KiK für langfristige Verbesserungen<br />

der Arbeitsbedingungen?<br />

Wir haben starke Allianzen auf den<br />

Märkten aufgebaut. Das beginnt bei<br />

den geschulten Mitarbeitern der Einkaufsagenturen,<br />

die sehr oft in den Produktionsstätten<br />

sind. Wir als CSR-Team<br />

sind auch in Fernost vor Ort. Alle unsere<br />

Einkäufer sind für das Thema sensibilisiert.<br />

Am wichtigsten aber ist, dass wir eine<br />

Unternehmensleitung haben, die unsere<br />

Aktivitäten voll unterstützt und CSR zum<br />

Unternehmensziel erklärt hat.<br />

Sie haben innerhalb kürzester Zeit ein<br />

scheinbar funktionierendes System<br />

aufgebaut. Wie schaffen Sie hierüber<br />

Transparenz für die Öffentlichkeit?<br />

Wir planen als erster Textildiscounter in<br />

Deutschland einen <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht<br />

zu veröffentlichen. Dies ist ein geeignetes<br />

Dokument, die Gesamtheit unserer Maßnahmen<br />

detailliert und sachgerecht darzustellen.<br />

In der Zwischenzeit informieren<br />

wir umfangreich via Internet.<br />

KiK steht für „Kunde ist König“, das leitmotiv des textilen Grundversorgers<br />

seit der Firmengründung im Jahr 1994. Die KiK Textilien<br />

und non-Food Gmbh bietet Damen-, herren-, Kinder- und baby-bekleidung<br />

in guter Qualität zum vergleichbar günstigsten Preis an. mit<br />

über 2.900 Filialen in sechs europäischen ländern erwirtschaftet das<br />

unternehmen einen Jahresumsatz von weit mehr als einer milliarde<br />

euro. im deutschen Textilhandel rangiert KiK unter den Top Ten.<br />

internet: www.kik-textilien.com<br />

100 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| beriChTersTaTTunG unD & KommuniKaTion | | PraXis<br />

Wertvolles vom<br />

ehrbaren Kaufmann<br />

Von Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

Grün, grün, grün sind alle meine<br />

Investments… könnte man meinen,<br />

wenn man einen Blick auf den Kapitalmarkt<br />

wirft. Saubere Technologien<br />

wie Solarenenergie, Windkraft oder<br />

Wasseraufbereitung erleben einen<br />

sagenhaften Boom. Doch nicht nur<br />

Investoren surfen auf der grünen<br />

Welle; auch Politik, Öffentlichkeit,<br />

sowie Industrie- und Endkunden sind<br />

von ihr erfasst.<br />

Cleanteach ist längst nicht mehr nur<br />

ein Randthema für Öko-Idealisten und<br />

Weltverbesserer. Saubere Technologien<br />

haben sich innerhalb weniger Jahre<br />

zu einer weltweiten Schlüsselindustrie<br />

entwickelt und nun möchte jeder<br />

ein Stückchen vom grünen Kuchen<br />

abbekommen.<br />

Grünes Image – mehr Schein<br />

als Sein?<br />

So ist es nicht verwunderlich, dass<br />

so manches Unternehmen allein aus<br />

Imagegründen zum angeblichen Saubermann<br />

mutiert. Da werden Logos<br />

plötzlich grün eingefärbt, Ökolabels<br />

aufgedrückt und Werbekampagnen<br />

gefahren, die ein Vielfaches dessen<br />

verschlingen, was das Unternehmen<br />

mit sauberen Technologien erwirtschaftet.<br />

Auf Seiten der wirklich sauberen Unternehmen<br />

ist die Lage umgekehrt –<br />

das Angebot wird zu wenig kommuniziert.<br />

Eine aktuelle Studie des weltweit<br />

größten PR-Netzwerks kommt gar<br />

zum dem Ergebnis, dass ein Mangel<br />

an Kommunikation die europäische<br />

<strong>Cleantech</strong>-Entwicklung behindert.<br />

Potenzielle Kunden beklagen die<br />

mangelhafte<br />

Beratung ihrer<br />

<strong>Cleantech</strong>-<br />

Lieferanten. Von<br />

400 in Frankreich,<br />

Deutschland, Spanien<br />

und Großbritannien<br />

befragten Entscheidungsträgern<br />

im Einkauf<br />

erhält fast ein Drittel derzeit<br />

keinerlei Informationen<br />

von <strong>Cleantech</strong>-Unternehmen<br />

über deren Produkte und Dienstleistungen.<br />

26 Prozent der Befragten<br />

geben an, dass sie nicht genügend<br />

Informationen von den Lieferanten<br />

erhalten, während jeder Zehnte das<br />

Gefühl hat, dass die erhaltenen Informationen<br />

zu kompliziert sind.<br />

Glaubwürdigkeit ist das A und O<br />

Die Kommunikation des eigenen<br />

Angebotes spielt nicht nur in der<br />

Beziehung zu Geschäftspartnern eine<br />

wichtige Rolle, auch Endverbraucher<br />

erwarten zunehmend eine umfassende<br />

Information zu <strong>Cleantech</strong>-Themen,<br />

wie beispielweise der Gebäudeenergieeffizienz.<br />

Für eine langfristig erfolgversprechende<br />

Kommunikation gegenüber<br />

allen Anspruchsgruppen ist Glaubwürdigkeit<br />

das A und O. Und diese<br />

wird nicht durch bunte Bildchen<br />

und ökologisch verträgliche Slogans<br />

erreicht, sondern durch einen offenen<br />

und transparenten Dialog. Das<br />

Internet – besonders das Web 2.0<br />

mit all seinen Ausprägungen von<br />

Social Networks über Blogs bis hin<br />

zu Diskussionsforen – bietet den<br />

<strong>Cleantech</strong>-Unternehmen hier effiziente<br />

und gleichzeitig kostengünstige<br />

Möglichkeiten. Die Online-Aktionen<br />

sollten zusätzlich durch eine objektive<br />

Pressearbeit begleitet werden.<br />

Unternehmen, die sich lediglich einem<br />

grünen Schnellwaschgang unterziehen,<br />

ohne dass sich am Unternehmenskonzept<br />

etwas ändert, werden<br />

keine nachhaltigen Erfolge erzielen.<br />

Kunden, Investoren und die Öffentlichkeit<br />

durchschauen sie früher oder<br />

später und mit diesem Imageproblem<br />

kommen sie so schnell auf keinen<br />

grünen Zweig mehr.<br />

Hinweis<br />

mehr Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

in der nächsten ausgabe von <strong>forum</strong> nachhaltig<br />

<strong>Wirtschaften</strong> oder unter<br />

www.mehrwerte-schaffen.de<br />

schließen sie sich den<br />

sichtweisen des ehrbaren<br />

Kauf manns an.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

101


PraXis | beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |<br />

Wa(h)re Marken<br />

Von Dr. Alexandra Hildebrandt, Expertin für <strong>Nachhaltig</strong>keit und Wirtschaftskommunikation<br />

„Wir verwandeln Werte in Produkte.“ Reinhard<br />

Schneider, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Werner & Mertz GmbH<br />

Foto: © Werner & Mertz Gmbh<br />

Starke, nachhaltige Marken stiften<br />

Sinn, markieren Bereiche, ziehen<br />

Grenzlinien; an ihnen scheidet sich das<br />

Gewöhnliche vom Ungewöhnlichen,<br />

Vertrauenswürdige und Qualitative<br />

vom Marktschreierischen und Umsatzgetriebenen.<br />

Mit diversen Auffrischungen<br />

wie „wäscht jetzt noch weißer“ ist<br />

es nicht getan, denn Marken brauchen<br />

neben klaren Botschaften auch eine<br />

nachhaltige Substanz. Fehlt beides,<br />

laufen sie Gefahr, in gesättigten Märkten<br />

nicht zum Kunden durchzudringen,<br />

weil solchen Ansätzen die Kontinuität<br />

fehlt und Sinnvermittlung dort simuliert<br />

wird, wo nichts ist außer einer<br />

werblichen Botschaft und dem Preis.<br />

Kunden (von althochdeutsch „kundo“,<br />

der Kundige, der Eingeweihte, der<br />

Wissende) haben heute mehr Macht<br />

denn je – sie sind kritischer und erwarten<br />

Produkte, die unter akzeptablen<br />

Umweltschutz- und Sozialbedingungen<br />

produziert werden, wahrhaftige<br />

Produkte also. „Die Verbraucher<br />

haben ein gut funktionierendes<br />

Gespür für die Wahrhaftigkeit eines<br />

Markenkonzepts, dies umso mehr,<br />

wenn die Produkte, um die es geht,<br />

ein Versprechen geben, dessen Einhaltung<br />

die Verbraucher nicht selbst zu<br />

Hause überprüfen können, wie zum<br />

Beispiel die Umweltfreundlichkeit“,<br />

sagt Reinhard Schneider, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung und Hauptanteileigner<br />

des Familienunternehmens<br />

Werner & Mertz.<br />

Der im Grundgesetz verankerte Satz:<br />

„Eigentum verpflichtet“ bedeutet<br />

für ihn als Unternehmer insbesondere,<br />

eine ausgewogene Balance<br />

zwischen Ökonomie, Ökologie und<br />

Sozialem zu schaffen. Für Schneider<br />

ist das Markenimage zusammen<br />

mit dem Know-how der Mitarbeiter<br />

das eigentliche Vermögen des Unternehmens.<br />

Eine Orientierung an<br />

kurzfristigen Gewinnmaximierungen<br />

auf Kosten der Gesellschaft ist für ihn<br />

nicht zukunftsfähig. Reinhard Schneider<br />

setzt auf das Premium-Konzept.<br />

„Wir trauen uns, auch teurer zu sein<br />

als die Konkurrenz, aber das können<br />

wir, weil wir echte Qualität bieten.“<br />

Möglich wird das durch „gezielte<br />

Selbstbeschränkung“. Seine Maxime:<br />

weniger ist mehr. So werden nur echte<br />

Innovationen mit einer überdurchschnittlichen<br />

Rotationsquote auf den<br />

Markt gebracht.<br />

1<strong>02</strong> <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |<br />

PraXis<br />

Zukunft aus der<br />

Frosch-Perspektive<br />

„Ich habe in meinen ersten 100<br />

Tagen als Bundesumweltminister<br />

unmittelbar erfahren, wie sehr<br />

Umwelt- und Klimapolitik im Zentrum<br />

der Veränderung von Gesellschaft<br />

und Wirtschaft stehen.“<br />

Dr. Norbert Röttgen,<br />

Bundesumweltminister<br />

Reinhard Schneider hat den Lebenszyklus<br />

der Dinge – vom Rohstoff<br />

zum fertigen Produkt – ganzheitlich<br />

im Blick. „<strong>Nachhaltig</strong>keit erlebbar<br />

machen – das ist unser Ziel. Es wird<br />

neben den ökologischen auch soziale<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen zu forcieren,<br />

ist ein weiterer Baustein unserer Philosophie.“<br />

Dabei geht es ihm um einen<br />

kontinuierlichen Wachstumsprozess<br />

„ganz nach dem Vorbild der Evolution“:<br />

„Wir müssen nicht am schnellsten<br />

wachsen, sondern das Wachstum<br />

am dauerhaftesten generieren.“<br />

Wir verbinden in unserem Unternehmen<br />

das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

sehr eng mit Vertrauenswürdigkeit.“<br />

Reinhard Schneider,<br />

Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Werner & Mertz GmbH<br />

Mertz wird zudem durch langfristige<br />

Kooperationen mit dem NABU und<br />

dem WWF gestützt.<br />

„Die gemeinsamen Naturschutzaktionen<br />

Frosch schützt Frösche<br />

ermöglichen einen Imagetransfer<br />

zu Gunsten der Marke und kommen<br />

der Natur zugute“, so Reinhard<br />

Schneider.<br />

Seine positiven Erfahrungen teilt auch<br />

Bundesumweltminister Röttgen:<br />

„Die Umweltverbände sind ein<br />

wichtiger Partner, die ich sehr zu<br />

schätzen gelernt habe.“<br />

Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit<br />

der Mitarbeiter von 17,4 Jahren<br />

spricht für sich. Was die Belegschaft<br />

und die Anspruchsgruppen des Unternehmens<br />

zusammenhält, sind Vertrauen<br />

und Glaubwürdigkeit. Die Werner<br />

& Mertz GmbH hat an Ihren Produktionsstandorten<br />

Mainz/Deutschland 500<br />

Mitarbeiter und Hallein/Österreich 910<br />

Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2008<br />

ca. 284 Mio.Euro, (Produktion: 171<br />

Mio.Stückzahl) – davon liegen 50%<br />

Umsatzanteil beim grünen Frosch.<br />

Kontakt<br />

Für die vorbildliche Umsetzung des <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedankens wurde das Unternehmen<br />

mit seiner Marke Frosch mit dem Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis 2009 in der Hauptkategorie<br />

„Deutschlands nachhaltigste Marken“ ausgezeichnet. Die Jury würdigte, dass<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit bei Frosch gleichbedeutend sei mit verpflichtenden Standards entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales.<br />

in Zukunft immer wichtiger werden,<br />

über das eigentliche Produkt hinaus<br />

Informationen über die generelle<br />

Herstellerphilosophie zu vermitteln,<br />

um <strong>Nachhaltig</strong>keit entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette zu<br />

dokumentieren. Ein glaubhaftes<br />

Ökoprodukt kann nur von einem<br />

Unternehmen stammen, das <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

konsequent in seinem Handeln<br />

umsetzt. Das regelmäßige Erreichen<br />

anspruchsvoller Ökozertifizierungen<br />

und ein ernst gemeintes Engagement,<br />

Der Haushaltsreiniger der Marke<br />

Frosch wurde <strong>2010</strong> zum neunten Mal<br />

in Folge in einer europaweiten Umfrage<br />

der Zeitschrift „Reader’s Digest“<br />

zur „vertrauenswürdigsten Marke“<br />

gewählt. Die Marke Frosch kommuniziert<br />

die höchste Anzahl relevanter<br />

ökologischer Zertifizierungslabel innerhalb<br />

der Branche – bezogen auf Inhaltsstoffe,<br />

Produktion, Verpackung,<br />

Anwendung und Entsorgung.<br />

Die Glaubwürdigkeit des nachhaltigen<br />

Markenversprechens von Werner &<br />

Foto: © Werner & Mertz Gmbh<br />

Foto: © Werner & Mertz Gmbh<br />

unternehmerischer erfolg ist umso glaubwürdiger<br />

und stabiler, wenn er im einklang<br />

mit positiven Grundwerten der mitarbeiter<br />

und der Gesellschaft erwirtschaftet wird.<br />

„nachhaltigkeit ist ein Thema, das jeden<br />

mitarbeiter im unternehmen betrifft. Diese<br />

bereichsübergreifende Kommunikation<br />

anzuregen und zu steuern, macht mir<br />

große Freude“, so birgitta schenz, leiterin<br />

unternehmenskommunikation von Werner<br />

& mertz.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.werner-mertz.de<br />

www.ganzheitlich-nachhaltig.de<br />

bschenz@werner-mertz.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

103


PraXis<br />

| beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit gewinnt<br />

B.A.U.M. e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben<br />

Positivbeispiele aus Unternehmen<br />

Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben<br />

zu Büro, Handelsimmobilien und Radverkehr solche Unternehmen, die umweltfreundliche Alternativen in ihre<br />

Strategie integrieren und mit gutem Beispiel vorangehen.<br />

Von Dieter Brübach<br />

Wettbewerb „Büro & Umwelt“ <strong>2010</strong><br />

Wer hat die umweltfreundlichsten büros Deutschlands?<br />

Der schonende umgang mit ressourcen im büroalltag sowie die beachtung von umweltaspekten bei<br />

der beschaffung stehen im mittelpunkt des Wettbewerbs „büro & umwelt“.<br />

Der Wettbewerb richtet sich in erster linie an unternehmen aller Größenordnungen. Darüber hinaus<br />

können sich aber auch Verwaltungen, Kommunen und andere einrichtungen am Wettbewerb beteiligen.<br />

in diesem Jahr werden erstmals Konzepte für ein „papierloses büro“ in einer sonderkategorie bewertet.<br />

Der Wettbewerb „büro & umwelt“ wurde vom bundesdeutschen arbeitskreis für umweltbewusstes management (b.a.u.m.) e.V. im Jahre<br />

2008 initiiert und wird gemeinsam mit Partnern jedes Jahr erneut durchgeführt. namhafte medienpartner sorgen für breite Publizität.<br />

Bewerbungsschluss: 31. Mai <strong>2010</strong><br />

www.buero-und-umwelt.de<br />

Wettbewerb „Umweltfreundliche Handelsimmobilien“<br />

Der Wettbewerb hat zum Ziel, beim bau oder der sanierung von handelsimmobilien auf umweltaspekte<br />

aufmerksam zu machen. Gesucht werden handelsimmobilien aus ganz Deutschland, die durch<br />

ein umfassend umweltfreundliches Gebäudekonzept überzeugen. Die besten bewerbungen werden<br />

mit insgesamt 10.000 euro Preisgeld prämiert. Teilnehmen können einzelhandelsimmobilien sowie<br />

lager- und logistikgebäude. unterstützt wird der Wettbewerb vom bundesumweltministerium und dem<br />

umweltbundesamt. Fachpartner ist das Ökozentrum nrW. Durch prominente medienpartner (u.a. das handelsblatt) erfährt der Wettbewerb<br />

breite aufmerksamkeit.<br />

Bewerbungsschluss: 31. Mai <strong>2010</strong><br />

www.gebaeudewettbewerb.de<br />

Wettbewerb „Die fahrradfreundlich sten Arbeitgeber Deutschlands“<br />

Das Fahrrad ist ein absolut klima- und umweltverträgliches Verkehrsmittel im nahbereich. Dennoch<br />

wird es häufi g unterschätzt und hat gerade bei unternehmen noch einen zu geringen stellenwert.<br />

Daher führt b.a.u.m. e.V. als wirtschaftsnaher umweltverband <strong>2010</strong> erstmals einen Wettbewerb<br />

durch, bei dem bundesweit die fahrradfreundlichsten arbeitgeber gesucht und ausgezeichnet werden. Der Wettbewerb wird vom bundesverkehrsministerium<br />

fi nanziell gefördert. er richtet sich insbesondere an unternehmen, aber auch an behörden und sonstige einrichtungen<br />

und honoriert das konzeptionelle, umfassende bemühen, die Fahrradnutzung bei den mitarbeitern zu fördern.<br />

Bewerbungsschluss: 31. August <strong>2010</strong><br />

www.fahrrad-fi t.de<br />

104 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Themen<br />

Politik & Gesellschaft | Globalisierung | Green Money<br />

Foto: © Iñaki Relanzon / Wild Wonders<br />

of Europe<br />

Foto: © Georg Zoche<br />

Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de<br />

<strong>forum</strong> THEMEN bietet aktuelle Beiträge<br />

zu Politik & Gesellschaft, Globalisierung,<br />

Green Money, Ethischem Konsum<br />

und mehr. Diesmal fragen unsere<br />

Autoren nach den psychologischen<br />

Ursachen für Umweltzerstörung und<br />

Krisen, rechnen mit Greenwashing ab<br />

und fordern eine neue Wertschätzung<br />

der Landwirtschaft.<br />

HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />

INSTITUTE OF MANAGEMENT<br />

4 th INTERNATIONAL<br />

CONFERENCE ON CORPORATE<br />

SOCIAL RESPONSIBILITY<br />

September 22 – 24, <strong>2010</strong><br />

Humboldt-Universität zu Berlin, Germany<br />

www.csr-hu-berlin.org<br />

CSR-Challenges Around the Globe<br />

“The Berlin conference on Corporate Social Responsibility<br />

brings together experts concerned with corporate and<br />

government policies that influence millions of people’s<br />

live.”<br />

Michael Spence (Nobel Laureate in Economics)<br />

“This conference on corporate responsibility<br />

brings together the leading thinkers from Europe,<br />

the US, and elsewhere in a good conversation about the<br />

constructive roles that businesses can play in society.”<br />

Sandra Waddock (Boston College)<br />

“This conference is inviting CSOs to join such coalitions<br />

and to strengthen their contribution to a better World.”<br />

Peter Eigen (Founder Transparency International)<br />

“This will be about business that puts<br />

ethics, responsibility, and sustainability<br />

in the very center of the story.”<br />

R. Edward Freeman (University of Virginia)<br />

The Program Committee<br />

Joachim Schwalbach (Humboldt-Universität zu<br />

Berlin), Chairman<br />

Timothy Devinney (Technical University, Sydney)<br />

Wanjun Jiang (Peking University)<br />

Dirk Matten (York University, Toronto)<br />

Anja Schwerk (Humboldt-Universität zu Berlin)<br />

Partners:<br />

THE MODERN CLASSIC<br />

200 YEARS OF THE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Unter den Linden 6 · 10099 Berlin<br />

For more information and questions regarding the<br />

conference contact us at: info@csr-hu-berlin.org<br />

105<br />

Abb.: Fotolia.de (Eray)


Themen<br />

| PoliTiK & GesellsChaFT |<br />

Warum zerstören wir<br />

gegen die Vernunft?<br />

Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität<br />

Von Martin Beckenkamp<br />

Der Mensch gefährdet Lebensräume<br />

und Lebewesen in bedrohlicher Weise.<br />

Nahezu jedes Naturkundemuseum<br />

klärt uns darüber auf. Trotzdem nimmt<br />

die Zerstörung der Umwelt bedrohliche<br />

Ausmaße an. Wenn der Mensch<br />

um die Folgen der Zerstörung weiß,<br />

warum tut er es dann? Moralische Appelle<br />

an Veränderungen des Umweltbewusstseins<br />

sind häufig ineffizient.<br />

Liegt das nur an der schlechten Natur<br />

des Menschen?<br />

Erklärungsansätze wie die „schlechte<br />

Natur“ des Menschen greifen einfach<br />

zu kurz. Hinter vielen Umweltproblemen<br />

steckt ein strukturelles Problem.<br />

Marktversagen führt zu einem<br />

Konflikt zwischen der Verfolgung<br />

der eigenen Interessen und dem Gemeinwohl,<br />

der so drastisch sein kann,<br />

dass ein Verzicht auf Verfolgung der<br />

eigenen Interessen zu Gunsten des<br />

Gemeinwohls zum existentiellen Ruin<br />

führen würde. Und doch – scheinbar<br />

widersprüchlich – wäre ein gemeinsames<br />

Vorgehen zum Erhalt der Biodiversität<br />

dem Gemeinwohl förderlich,<br />

und – konsequent zu Ende geführt<br />

– im Interesse aller. Vielen Umweltkonflikten<br />

liegt also eine verletzliche<br />

Win-win-Situation zu Grunde.<br />

Verletzliche Win-win-Situationen<br />

sind Konstellationen, in denen die<br />

Kooperation zu einem Mehrgewinn<br />

für alle führt, aber das Aufbrechen<br />

einer solchen Kooperation durch<br />

einen Einzelnen diesen in eine noch<br />

bessere Position bringt – zu Lasten<br />

der anderen. Anders als bei einem<br />

Nullsummen-„Spiel“ (Spiel im Sinn<br />

der mathematischen Spieltheorie)<br />

oder dem Agieren an einem funktionierenden<br />

Markt ist dieser individuelle<br />

Zugewinn geringer als der Verlust,<br />

welcher der Gemeinschaft bzw. dem<br />

Unternehmen zugefügt wird. Technisch<br />

bezeichnet man solche Situationen<br />

als „soziale Dilemmata“.<br />

Win-win-Situationen<br />

stabilisieren<br />

Soziale Dilemmata erfordern Maßnahmen,<br />

welche gegenseitige Winwin-Situationen<br />

stabilisieren. Es gilt zu<br />

verhindern, dass sich einzelne Beteiligte<br />

Vorteile verschaffen, die aus der<br />

Gemeinwohl- oder globalen Perspektive<br />

heraus betrachtet zu schlechteren<br />

oder gar bedrohlichen Ergebnissen<br />

führen. Als Beispiel für eine solche<br />

verletzliche Win-win-Umweltsituation<br />

kann man den idealisierten Konflikt<br />

zweier Muschelfischer im Wattenmeer<br />

heranziehen (siehe Tabelle 1). Wenn<br />

beide Fischer nachhaltig fischen,<br />

erhalten beide acht Taler. Wenn Fischer<br />

1 nachhaltig fischt und Fischer<br />

2 zuviel fischt, erhält nur Fischer 2<br />

eine Auszahlung in Höhe von zwölf<br />

Talern usw.<br />

Foto: © Cornelia Doerr<br />

Kahlschlag: Bei der nicht nachhaltigen Forstwirtschaft holt jeder soviel aus dem Wald,<br />

wie er kann – und mehr, als nachwächst. Wie kann dieses soziale Dilemma, unter dem<br />

Mensch und Ökosystem langfristig leiden, eingeschränkt werden?<br />

Fatal ist, dass Egoismus (zuviel fischen)<br />

immer besser erscheint als die<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit (wenig fischen). Wenn<br />

jeder Fischer auf diese Weise rational<br />

entscheidet, dann werden beide viel<br />

fischen und jeder eine Auszahlung<br />

von vier Talern erhalten. Hätten aber<br />

beide nachhaltig gefischt, hätte jede<br />

Person eine Auszahlung von acht erhalten.<br />

Diese Win-win-Konstellation<br />

(jeder entscheidet nachhaltig) ist aber<br />

anfällig und instabil, denn die Versuchung<br />

(Gier) ist für jeden der Fischer<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| PoliTiK & GesellsChaFT |<br />

Themen<br />

Fischer 1<br />

groß, viel zu fischen um zwölf, statt<br />

acht Taler zu erhalten. Der jeweils<br />

andere Fischer bliebe dann ebenso<br />

ohne Ertrag (0 Einheiten), wie beim<br />

Versuch, bei gegenseitiger Überfischung<br />

alleine nachhaltig zu handeln.<br />

Das Streben nach <strong>Nachhaltig</strong>keit kann<br />

daher sogar Existenz gefährdend oder<br />

gar vernichtend sein! Manch einer<br />

überfischt nicht nur aus Gier, sondern<br />

auch aus Angst vor diesem Ergebnis.<br />

Über das Fischereibeispiel verallgemeinert,<br />

ist es zum Erhalt der Biodiversität<br />

und Ressourcen wichtig, dass<br />

die einzelnen Stakeholder möglichst<br />

nachhaltig agieren. Leider ist es in<br />

vielen Fällen individuell ertragreicher,<br />

wenn sie nicht nachhaltig agieren,<br />

und die Spuren der Übernutzung<br />

möglichst verwischen. Dieser strukturelle<br />

Konflikt betrifft sehr viele Biodiversitätsprobleme,<br />

wie etwa auch<br />

den Soja-Anbau in Brasilien.<br />

Institutionen zur Lösung<br />

des Dilemmas<br />

Eine wichtige Einsicht aus dieser<br />

Analyse ist, dass Veränderungen in<br />

Umwelteinstellungen und im Umweltbewusstsein<br />

zu verpuffen drohen,<br />

wenn ein soziales Dilemma besteht.<br />

Lösungen müssen auch institutionell<br />

ansetzen, um die beim Umweltbewusstsein<br />

oft beschriebene Kluft<br />

zwischen Einstellung und Verhalten<br />

zu überbrücken. Entgegenstehende<br />

Anreize können allerdings mit institutionellen<br />

Lösungen fast nie vollständig<br />

überwunden werden. Institutionen<br />

zur Korrektur der Anreize bedürfen<br />

auch des Willens ihrer Adressaten –<br />

genau hier haben Umwelteinstellung<br />

und Umweltbewusstsein hohe Relevanz.<br />

Aus dieser Perspektive hat der<br />

Appell an die soziale Verantwortung<br />

Fischer 2<br />

Viel fischen <strong>Nachhaltig</strong> fischen<br />

Viel fischen 4 / 4 12 / 0<br />

<strong>Nachhaltig</strong> fischen 0 / 12 8 / 8<br />

Tabelle 1: Soziales Dilemma beim Fischen: Wenn beide Fischer nachhaltig handeln, erhalten<br />

beide acht Taler für ihre Ware, aber der Anreiz, alleine zwölf Taler zu erwirtschaften,<br />

lässt sie viel fischen – damit verlieren beide.<br />

einen unverzichtbaren Stellenwert,<br />

aber anders, als es der üblichen<br />

Auffassung entspricht. Der Einzelne<br />

soll sich nicht für die Gemeinschaft<br />

opfern, sondern verstehen, warum es<br />

ohne institutionelle Sicherungen nicht<br />

geht und auf Obstruktion gegenüber<br />

diesen Institutionen verzichten bzw.<br />

idealerweise diese unterstützen.<br />

Kontrollen und Sanktionen sind<br />

wesentliche Bestandteile von Institutionen.<br />

Doch Menschen sind von<br />

Natur aus freiheitsliebend und tendieren<br />

daher dazu, auf Institutionen<br />

mit Reaktanz zu reagieren. Wenn die<br />

Institutionen aber als ein Instrument<br />

zur Sicherung von instabilen Win-win-<br />

Situationen verstanden werden, dann<br />

steigt die Akzeptanz und sogar die<br />

Bereitschaft, dafür zu investieren.<br />

Transparenz und Information<br />

schaffen Akzeptanz<br />

Informationspolitik über das soziale<br />

Dilemma ist daher eine fast schon<br />

notwendige, wenn auch nicht hinreichende<br />

Bedingung dafür, dass die Adressaten<br />

entsprechende institutionelle<br />

Lösungen unterstützen. In meinen<br />

eigenen Forschungsansätzen habe ich<br />

dazu den Begriff der „institutionellen<br />

Ergonomie“ geprägt. Ähnlich wie<br />

Computerprogramme müssen auch<br />

Institutionen adressatenfreundlich<br />

gestaltet und auf diesen Aspekt hin<br />

überprüft werden. Zugleich fokussiert<br />

„institutionelle Ergonomie“ auf die<br />

bislang im Hintergrund gebliebene<br />

psychologische Dimension. Ziel ist<br />

nicht die Manipulation der Adressaten.<br />

Vielmehr geht es um spieltheoretisch<br />

fundierte Diagnosen und die<br />

darauf aufbauende Gestaltung von<br />

Institutionen gemeinsam mit den<br />

Adressaten.<br />

An dieser Stelle sind die Arbeiten der<br />

aktuellen Nobelpreisträgerin Elinor<br />

Ostrom einschlägig. Sie plädiert dafür,<br />

möglichst viel von den Kontrollen und<br />

Sanktionen in die Hände der Stakeholder<br />

selbst zu geben: Self-Governance<br />

ist Top-down-Regulierungen deutlich<br />

überlegen. Sie hat dies mit historischen<br />

Analysen (an ihrem Institut<br />

befindet sich das weltweit größte Archiv<br />

zu Gemeingütern), aktuellen Interventionen<br />

(wie etwa im tropischen<br />

Regenwald) und experimentellen<br />

Untersuchungen im Labor belegt.<br />

Vertrauensbildung<br />

durch Kontrolle?<br />

Aufgrund des sozialen Dilemmas<br />

sind zur Umsetzung komplexer <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele<br />

Einstellungs- und<br />

Bewusstseinsänderung nicht ausreichend.<br />

Scheinbar paradox ist das<br />

Ziel eine Vertrauensbildung durch<br />

Institutionen bzw. durch Kontrollen<br />

und Sanktionen. Tatsächlich gibt es<br />

wissenschaftlich klare Belege, dass<br />

in sozialen Dilemmata Kontrolle und<br />

ggf. Sanktionen gegen Absahner<br />

Vertrauen bilden können. Lenin wird<br />

unterstellt, er habe den Satz geprägt<br />

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.<br />

Im Rahmen von <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

im sozialen Dilemma stellt sich die<br />

Frage umgekehrt: „Wie schaffen wir<br />

Vertrauen durch Kontrollen?“<br />

Im Profil<br />

Dr. martin beckenkamp habilitierte 2001<br />

über „sanktionen im Gemeingutdilemma“.<br />

im rahmen seiner arbeit am max-Planckinstitut<br />

zur erforschung von Gemeinschaftsgütern<br />

betreut beckenkamp seit<br />

märz 2008 ein von der Krekeler-stiftung<br />

gefördertes Projekt über das „Verstehen<br />

sozialer Dilemmata als notwendige Voraussetzung<br />

für die akzeptanz von institutionen<br />

bei biodiversitätsproblemen“.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

107


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Der T(h)urmblick<br />

Statische Diskussionen<br />

Spiegelbild fehlender Zukunftsperspektive?<br />

Von Ralph Thurm<br />

Ist es nicht manchmal zum Verzweifeln?<br />

Ob in Zeitungen, Talkshows oder<br />

in Konferenzen: Sogenannte Fachleute,<br />

durch verschiedenste Lobbys getrieben,<br />

posaunen ihre Wahrheiten über<br />

Aspekte nachhaltiger Entwicklung<br />

ins Volk. Es überwiegt Kurzsichtigkeit,<br />

verbale Floskeln hinterlassen Orientierungslosigkeit<br />

beim Zuhörer. Dann<br />

doch besser erst einmal nichts unternehmen,<br />

wenn schon die Fachwelt sich<br />

nicht einig ist. Auf der Strecke bleiben<br />

Visionen, Mut und Enthusiasmus, sich<br />

den Herausforderungen zu stellen.<br />

Beispiel 1:<br />

Die langwierige Diskussion um Hybrid-<br />

und Elektroautos. Sind sie<br />

nun die Zukunft oder doch das<br />

Wasserstoffauto? Ist der Einsatz von<br />

Hybrid- und Elektroautos nicht doch<br />

schädlicher als die CO 2<br />

-Werte uns<br />

glauben machen wollen, weil die derzeitige<br />

Batteriegeneration noch einen<br />

ordentlichen ökologischen Rucksack<br />

mit sich herumträgt? Besser doch kein<br />

Hybrid- oder Elektroauto?<br />

Gegenfrage:<br />

Ist diese Diskussion überhaupt relevant?<br />

Aus meiner Sicht kann es nicht<br />

eindeutiger sein; Elektroautos gehört<br />

die Zukunft, weil sie im Zusammenspiel<br />

mit der Energiewirtschaft nur<br />

eine einzige geniale Zuliefererschnittstelle<br />

brauchen: eine Steckdose!<br />

Da läuft es der Zulieferindustrie<br />

natürlich kalt den Rücken runter,<br />

ihre bestehende Infrastruktur wird<br />

(beinah) obsolet. Weil Elektroautos im<br />

Rahmen von Grid-Konzepten sowohl<br />

Speichermedium als auch Energieeinspeiser<br />

sein können – und das<br />

die Reduktion von Peak-Kapazität<br />

bedeuten kann. Weil diese Nutzungsmöglichkeit<br />

die Erzeugung<br />

regenerativer Energieformen<br />

antreibt. Und weil die Abrechnung<br />

des entnommenen und<br />

eingespeisten Stroms immer<br />

einfacher wird. Jedes heute<br />

gekaufte Elektroauto wird die<br />

Kostendegression der nächsten<br />

besseren Batterie- und<br />

Motorgeneration beschleunigen.<br />

Ziel ist die Gesamtbilanz<br />

ökologischer Folgewirkungen<br />

im Mobilitätslebenszyklus so<br />

schnell wie möglich zu reduzieren.<br />

Jeder jetzt investierte Euro<br />

in Hybrid- und Elektroautos ist also<br />

auch ein Stück Beschleunigung zur<br />

Erreichung dieser Vision – und immer<br />

mehr Menschen gefällt dies.<br />

Beispiel 2:<br />

Die Diskussion über Bonuszahlungen:<br />

Was ist als Maximum erlaubt, in welcher<br />

Form muss man sie auszahlen,<br />

wer überwacht die Rechtmäßigkeit,<br />

und muss man eventuell auch wieder<br />

was zurückbezahlen? Muss man Boni<br />

extra besteuern, wenn Erträge durch<br />

geliehenes Staatskapital erwirtschaftet<br />

wurden? Großer Katzenjammer,<br />

dass die Leistungsträger weglaufen,<br />

wenn man keine Boni ausschüttet.<br />

Gegenfrage:<br />

Wozu muss es Bonuszahlungen<br />

heut zutage überhaupt noch geben?<br />

In einer Zeit, da die Mehrzahl der<br />

Arbeitnehmer sowieso meist keinen<br />

Bonus bekommt, erzeugt dieses Thema<br />

Abscheu und Unverständnis. Gute<br />

Arbeit soll durch gutes Salär entlohnt<br />

werden, das ist sicher Konsens – und<br />

wer mehr Verantwortung trägt, sollte<br />

auch höher entlohnt werden. Aber die<br />

Art und Weise, wie sich jetzt Banker<br />

in vielen Ländern in den zahlreichen<br />

Untersuchungsausschüssen zum Thema<br />

Verantwortung und Bonuskultur<br />

äußern, zeugt von andauerndem<br />

Abstand zur Realität des „Normalbürgers”.<br />

Dies ganz abgesehen von der<br />

Eindimensionalität der Diskussion, die<br />

suggeriert, dass Belohnung einzig und<br />

Foto: © Fotolia<br />

108 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Themen<br />

allein monetär geschehen könne. Die<br />

aufkeimende Neuro-, Verhaltens- und<br />

Glücksökonomieforschung zeigt uns,<br />

dass mehr Geld uns auf lange Sicht<br />

nicht glücklich macht, sondern viele<br />

Probleme zusätzlich schürt.<br />

Diese Beispiele zeigen unsere „Systemblockaden”,<br />

im Denken wie auch im<br />

Handeln; wir können nicht anders,<br />

weil das Erlebte es nicht erlaubt. Unsere<br />

Diskussionen bleiben statisch, wir<br />

sind gefangen im Jetzt und Hier und<br />

verzetteln uns somit lieber in Details!<br />

Wie also weiter? Ich kenne nur einen<br />

Weg: Organisieren einer mündigen<br />

Bürgergesellschaft, die Verantwortung<br />

für Visionen übernehmen will<br />

und den Weg zeigt, einen Rahmen zu<br />

setzen, in dem Politik, Wirtschaft und<br />

Zusammenleben wieder ausbalanciert<br />

werden und Marktmechanismen fair<br />

funktionieren können. Diese Bewegung<br />

ist bereits in vollem Gange,<br />

jedem Zweifler empfehle ich Paul<br />

Hawkens Buch ‘The blessed unrest’<br />

als Rüstzeug um schnellstmöglich mitzumachen<br />

oder sich auf unbequeme<br />

Diskussionen einzustellen.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Wer sich jenen anschließen will, die<br />

bereits „in Bewegung“ sind, kann<br />

sich eintragen in den XING- oder<br />

Facebook-Gruppen „Verantwortung-<br />

Jetzt“ oder registrieren direkt unter<br />

www.VerantwortungJetzt.net<br />

Kontakt<br />

ralph Thurm ist Director sustainability<br />

strategies bei Deloitte.<br />

rthurm@deloitte.nl<br />

Attraktive Verbindung<br />

für Anleger:<br />

anZeiGe<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Emerging Markets<br />

Neben den Industriestaaten müssen<br />

auch die Schwellenländer ihre Volkswirtschaften<br />

auf eine nachhaltige<br />

Entwicklung ausrichten. Ein Beispiel<br />

hierfür ist der weltweite Klimawandel,<br />

der nur zu begrenzen ist, wenn<br />

alle Staaten die fossilen Brennstoffe<br />

effizienter und sparsamer einsetzen<br />

und die erneuerbaren Energien forcieren.<br />

Unternehmen in den Emerging<br />

Markets kommen zudem nicht daran<br />

vorbei, der Einhaltung von strengeren<br />

Umwelt- und Sozialstandards mehr<br />

Beachtung zu schenken.<br />

Firmen, die mit ihren Produkten und<br />

Dienstleistungen zur nachhaltigen<br />

Wirtschaftsentwicklung beitragen,<br />

werden künftig besonders profitieren.<br />

Und trotz möglicher Rückschläge, wie<br />

zuletzt durch die globale Finanzkrise,<br />

ist langfristig weiteres Wachstumspotenzial<br />

in den Schwellenländern vorhanden.<br />

Die Verbindung der Themen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Emerging Markets<br />

ist daher zukunftsweisend und für<br />

Anleger attraktiv.<br />

Swisscanto, die Fondsgesellschaft der<br />

Schweizer Kantonalbanken, lancierte<br />

aus diesem Grund als einer der ersten<br />

Anbieter bereits im August 2008<br />

einen nachhaltigen Aktienfonds, der<br />

sich auf die <strong>Nachhaltig</strong>keit in den<br />

Emerging Markets konzentriert. Im<br />

Bereich Umwelt umfasst der Fonds<br />

zum Beispiel Themen wie Klima, Wasser<br />

und Ressourceneffizienz, während<br />

soziale Aspekte mit Unternehmen in<br />

den Bereichen Bildung und Gesundheit<br />

abgedeckt werden.<br />

Das Fondsmanagement investiert in<br />

Aktien von Unternehmen, die einen<br />

überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten oder ihren Sitz in<br />

den Emerging Markets haben und<br />

langfristig einen ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen Nutzen in<br />

den Schwellenländern erbringen. Investoren<br />

können mit der Fondslösung<br />

von Swisscanto einfach und flexibel<br />

an den positiven Entwicklungen partizipieren.<br />

Im Profil<br />

swisscanto gehört zu den Pionieren und<br />

führenden anbietern nachhaltiger investmentfonds.<br />

neben den Green invest-Fonds<br />

für verschiedenen risikoprofi le besetzen<br />

drei nachhaltige aktienfonds die Zukunftsthemen<br />

emerging markets, Klimaschutz<br />

und Wasser. Der „swisscanto (lu) equity<br />

Fund Green invest emerging markets b“<br />

(isin lu0338548034) widmet sich den<br />

nachhaltig agierenden unternehmen der<br />

schwellenländer.<br />

bernhard.engl@swisscanto.ch<br />

www.swisscanto.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


Themen<br />

| GlobalisierunG |<br />

Foto: © Rapunzel Naturkost AG<br />

„Die Lösungen liegen in der Tat nicht in der Wallstreet oder den Konzernzentralen, sondern vor allem auf dem Land“: Vandana Shiva<br />

beim Start von „Genfrei Gehen 2009“ in Berlin vor dem Schloss Charlottenburg mit diversen Prominenten.<br />

„Wir müssen zurück zur<br />

Wirtschaft der realen Welt“<br />

Interview mit der alternativen Nobelpreisträgerin Vandana Shiva<br />

Welches Wirtschaftsmodell weist angesichts der Globa lisierung<br />

den Weg in eine nachhaltige Zukunft? Die weltbekannte<br />

indische Umweltschützerin Vandana Shiva erhielt<br />

1993 den Alternativen Nobelpreis, weil sie „Frauen und<br />

Ökologie im Zentrum des modernen Diskurses um Entwicklungspolitik<br />

platziert“ hat. Im Gespräch mit <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> stellt die Aktivistin Zusammenhänge<br />

zwischen den verschiedenen Krisen her und erklärt,<br />

warum wir eine neue Wertschätzung der Landwirtschaft<br />

brauchen.<br />

Von Bernward Geier<br />

Die Finanzkrise hat enorme wirtschaftliche<br />

Auswirkungen, aber<br />

Krisenstimmung kann man hierzulande<br />

nicht feststellen. Alles<br />

halb so schlimm oder noch einmal<br />

davon gekommen?<br />

Ganz sicher nein. Die wirkliche Krise<br />

kommt erst noch. Das jetzige Wirtschaftsmodell<br />

verursacht riesige Probleme<br />

und schafft immer mehr! Seine<br />

Zeit ist abgelaufen, denn es ist ein<br />

falsches Modell. Es ist sinnlos, noch<br />

mehr Milliarden an Steuergeldern für<br />

seine Rettung zu verschwenden. In<br />

diesem Modell hungert eine Milliarde<br />

Menschen, und zwei Milliarden<br />

leiden an Fettleibigkeit, Diabetes und<br />

Bluthochdruck, weil ihre Ernährungsgewohnheiten<br />

und ihre Nahrung<br />

dermaßen schlecht sind. Wir brauchen<br />

ein anderes Wirtschaftsmodell,<br />

das sich sowohl an den Grenzen der<br />

Leistungsfähigkeit der Erde, als auch<br />

an Gerechtigkeit orientiert.<br />

In dem Glauben, dass ein neuer<br />

Wachstumsschub die Antwort auf<br />

die Krise ist, werden überall in der<br />

Welt Milliardensubventionen in die<br />

Wirtschaft gepumpt. Ein Irrweg?<br />

Dies ist in der Tat ein fataler Fehler.<br />

Dahinter steht der Irrglaube des<br />

unendlichen Wirtschaftswachstums.<br />

110 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| GlobalisierunG |<br />

Themen<br />

Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht)<br />

Wachstum misst nicht die Produktion,<br />

sondern nur jenen Teil davon, der<br />

auf den Markt kommt. Aber selbst<br />

wenn die Armen ihre Produkte auf<br />

dem Markt verkaufen, jedoch wegen<br />

nicht kostendeckender Dumpingpreise<br />

dabei verhungern, tragen sie zum<br />

Wirtschaftswachstum bei. Wachstumszahlen<br />

sagen nichts darüber<br />

aus, wie viel die Leute essen, wie viel<br />

sauberes Wasser sie haben oder ob sie<br />

ihren Lebensunterhalt gut bestreiten<br />

können – sie messen nur die Umsätze<br />

im Geschäftssektor. Und weil dieser<br />

immer mehr von großen und multinationalen<br />

Firmen beherrscht wird,<br />

ist Wachstum heute die Hauptursache<br />

für wachsende Ungleichheit. Als wir<br />

in Indien 4,5 Prozent Wachstum hatten,<br />

war die Gesellschaft gerechter.<br />

Jetzt haben wir 9 Prozent, und die<br />

Armen werden ärmer. Inzwischen<br />

sagt sogar der Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Joseph Stiglitz, dass sich das<br />

Wohlergehen der Menschen nicht mit<br />

Wachstum und Bruttosozialprodukt<br />

messen lässt.<br />

Was ist die Alternative?<br />

Was wir messen sollten, ist viel umfassender:<br />

Wie viele Menschen haben<br />

Arbeit mit einer fairen Entlohnung?<br />

„Wer soll in Zukunft unsere Lebensmittel<br />

erzeugen?“ Vandana Shiva 2009 bei einer<br />

Veranstaltung der „Zivilcourage“ – einer<br />

Arbeitsgemeinschaft von unabhängigen<br />

Bauern und Bürgern gegen die Agro-<br />

Gentechnik.<br />

Was produzieren und was konsumieren<br />

wir? Das heißt, es geht vor allem<br />

um die nachhaltige Qualität und<br />

nicht die Quantität der Güter und<br />

Dienstleitungen. Heute beobachten<br />

wir überall, dass die Zunahme des<br />

Konsums mit sinkender Qualität der<br />

Güter einhergeht.<br />

Wie sehen Sie für Ihr Heimatland<br />

das Zeitalter der Globalisierung?<br />

Globalisierung basiert auf dem Auslagern<br />

von Produktion, Arbeitsplätzen<br />

und Umweltverschmutzung. Die globalisierte<br />

Industrie braucht viel Land,<br />

und dieses Land wird auch in Indien<br />

oft KleinbäuerInnen und Stammesgesellschaften<br />

weggenommen, die<br />

aber ein Recht auf ihr Land haben<br />

und darum kämpfen. Etwa ein Drittel<br />

Indiens ist zurzeit unregierbar, weil die<br />

Rebellion der Armen so intensiv ist.<br />

Die Gesetze werden außer Kraft gesetzt,<br />

wenn es um Großprojekte wie<br />

etwa Autobahnen oder Industrieansiedlungen<br />

in Sonderwirtschaftszonen<br />

geht. Und das Schlimmste ist, dass<br />

dabei Militärgewalt gebraucht wird.<br />

Die einzige Möglichkeit, Demokratie<br />

zu zerstören, ist Gewalt.<br />

Gibt es nicht auch Hoffnung im<br />

Lande Mahatma Gandhis, des<br />

Kämpfers für Gewaltfreiheit?<br />

In Indien gibt es immer mehr erfolgreiche<br />

nachhaltige Wirtschaftsprojekte.<br />

Bei uns ist es heute am dringendsten,<br />

eine falsche Entwicklung zu vermeiden.<br />

Wir müssen die Prinzipien von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Gerechtigkeit<br />

erhalten und weiter entwickeln, mit<br />

denen Mahatma Gandhi unser Land<br />

inspirierte. Es war bis vor einigen<br />

Jahren staatliche Politik, dass Indien<br />

primär ein Land der KleinbäuerInnen<br />

ist und die Nahrungsproduktion so<br />

nah wie möglich bei den KonsumentInnen<br />

sein sollte.<br />

Die Finanzkrise ist nicht allein.<br />

Welche anderen Krisen gilt es<br />

vorrangig zu lösen?<br />

Wir sind mit drei weiteren großen<br />

Krisen konfrontiert: dem Klimachaos,<br />

Peak Oil und der Nahrungskrise, und<br />

die hängen ganz eng zusammen. Die<br />

zentrale Botschaft ist „Soil not Oil“,<br />

das heißt, der entscheidende Weg,<br />

diese Krisen zu lösen, ist, eine Landwirtschaft<br />

zu betreiben, die mit einer<br />

gesunden Erde arbeitet, nicht auf der<br />

Basis von Öl.<br />

Das „Auslaufmodell“ Landwirtschaft<br />

als Retter für die Krisen?<br />

Die Lösungen liegen in der Tat nicht in<br />

der Wallstreet oder den Konzernzentralen,<br />

sondern vor allem auf dem Land.<br />

Die Landwirtschaft ist ein zukunftsweisendes<br />

Wirtschaftsmodell und ein zentraler<br />

Lösungsfaktor, aber nur, wenn sie<br />

nachhaltig und ökologisch betrieben<br />

wird. Es werden wieder mehr Menschen<br />

in der Landwirtschaft arbeiten<br />

müssen, auch in den reichen Ländern.<br />

Wir müssen zurück zur Wirtschaft der<br />

realen Welt, auf der Basis realer Energien,<br />

realer Talente von Menschen und<br />

ihrer realen Bedürfnisse. Wir müssen<br />

jetzt Modelle gegenseitiger Unterstützung<br />

aufbauen. Wenn wir uns jetzt<br />

nicht vorbereiten, werden wir sehr<br />

heftige Konflikte haben, einen Kampf<br />

aller gegen alle.<br />

Nicht die Bänker und Manager,<br />

sondern die Bauern haben die<br />

Lösungen in ihren Händen?<br />

Die Leute sind Bauern, weil sie für<br />

alles andere zu blöd sind – das glauben<br />

wir heute. Darum sehe ich meine<br />

Aufgabe darin, die harte Arbeit der<br />

KleinbäuerInnen zu würdigen. Wenn<br />

wir das nicht tun, wird niemand<br />

mehr diese Arbeit machen wollen.<br />

Der weltweite Trend und die Landflucht<br />

belegen das. Dies führt zu der<br />

zentralen Frage: Wer soll in Zukunft<br />

unsere Lebensmittel erzeugen? Die<br />

industrielle Landwirtschaft vernichtet<br />

Nahrung. So verschwenden wir bis<br />

zu neunzig Prozent der erhältlichen<br />

Kalorien, indem wir dem Vieh Getreide<br />

füttern. Es gibt keine nachhaltige<br />

Landwirtschaft ohne die Kombination<br />

von Tieren, Ackerbau und Bäumen.<br />

Wir haben die Systeme auseinander<br />

gerissen – die Landwirtschaft ganz auf<br />

Ackerbau ausgerichtet und die Tiere in<br />

riesige Gefängnisse gesperrt. In einer<br />

ökologischen Landwirtschaft ergänzen<br />

Tiere die Menschen, sie konkurrieren<br />

nicht mit ihnen. Sie fressen das, was<br />

Menschen nicht essen: Gras, Stroh und<br />

Erntereste, und sie geben den Menschen<br />

Nahrung, Energie und Dünger.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

111


Themen<br />

| Globalisierung |<br />

„Die Leute sind Bauern, weil sie für alles<br />

andere zu blöd sind – das glauben wir<br />

heute. Darum sehe ich meine Aufgabe<br />

darin, die harte Arbeit der KleinbäuerInnen<br />

zu würdigen“. Bija Devi, Mitarbeiterin in<br />

Vandana Shivas Stiftung Navdaya, hat<br />

allein 380 Reissorten in ihrer Saatgutbank.<br />

Mit der Saatgutsicherung werden Pflanzen<br />

bewahrt, die durch die moderne Landwirtschaft<br />

vom Aussterben bedroht sind.<br />

Foto: © Rapunzel Naturkost AG<br />

Und wo bleibt die Politik?<br />

Das Wichtigste scheint mir, die Demokratie<br />

zurückzufordern, denn sie ist von<br />

der Wirtschaft korrumpiert. Ich plädiere<br />

dafür, dass wir Demokratie gleichzeitig<br />

in lokale Zusammenhänge einbetten<br />

und global machen. Wir brauchen<br />

eine Demokratie der Erde: Das heißt<br />

einerseits viel aktiver zu werden beim<br />

Verändern der lokalen Bedingungen.<br />

Und sich gleichzeitig viel mehr der ganzen<br />

Welt bewusst zu werden.<br />

Was braucht es für diese Veränderungen?<br />

Wir brauchen für den nötigen Paradigmenwechsel<br />

ein neues Denken. Das<br />

Denken verändert sich durch Bildung.<br />

Die beste Bildung ist die direkte bzw.<br />

praktische Erfahrung. Wenn Sie Ihre<br />

Hände gebrauchen und Kontakt mit<br />

dem Erdboden und zu Tieren haben,<br />

wird ein anderer Teil Ihres Gehirns aktiv.<br />

„Hand anlegen“ ist der beste Weg,<br />

das Denken zu verändern. Ich empfehle<br />

Gartenarbeit als Schulfach für<br />

alle Kinder. Lassen wir die Kinder ihren<br />

eigenen Weg finden. Aber wir sollten<br />

ihnen zumindest Gärten geben.<br />

Im Profil<br />

Vandana Shiva ist Indiens wohl prominenteste<br />

Kämpferin für Umweltschutz und Bürgerrechte<br />

und promovierte Quantenphysikerin.<br />

Als scharfe Globalisierungskritikerin und charismatische<br />

Rednerin ist sie unter anderem<br />

Mitglied des „Club of Rome“, Präsidentin<br />

der internationalen Kommission „Zukunft der<br />

Lebensmittel“ und Vizepräsidentin der Slow<br />

Food-Bewegung. Bei all ihren internationalen<br />

Aktivitäten bleibt sie tief verwurzelt und verbunden<br />

mit ihren Mitmenschen in Indien und<br />

hier insbesondere mit den Kleinbauern – vor<br />

allem über die indische Organisation Navdanya,<br />

die sie vor über 20 Jahren gründete. Ihr<br />

neues Buch „Leben ohne Erdöl – Eine Wirtschaft<br />

von unten gegen die Krise von oben“<br />

ist im Rotpunktverlag erschienen.<br />

www.rotpunktverlag.ch<br />

Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht)<br />

112 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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113


Themen<br />

| lohas & eThisCher Konsum |<br />

Ende der Märchenstunde!<br />

Foto: © Iñaki Relanzon / WILD WONDERS OF EUROPE<br />

Die zornige Autorin Kathrin Hartmann rechnet ab mit<br />

Greenwashing und fordert mehr Bürgerbeteiligung zur<br />

politischen Regulierung der Wirtschaft .<br />

Von Kathrin Hartmann<br />

Fischstäbchenesser retten die Weltmeere,<br />

Biertrinker den Regenwald und<br />

Burger essen ist jetzt Umweltschutz:<br />

Großkonzerne verpassen ihren Produkten<br />

einen grünen Anstrich, weil sich<br />

die Konsumenten ein gutes Gewissen<br />

kaufen wollen.<br />

Wenn es draußen trist und kalt ist,<br />

wärmen gute Nachrichten das Herz.<br />

Zum Beispiel die, dass McDonald’s<br />

grün wird. Im November verkündete<br />

der Fastfoodkonzern, die Farbe seines<br />

Logos zu ändern: hinter dem gelben<br />

„M“ soll es grün leuchten – „als<br />

Bekenntnis zur und Respekt vor der<br />

Umwelt“, sagte der stellvertretende<br />

Konzernchef in Deutschland, Holger<br />

Beeck. Und schwupps ist Burger essen<br />

praktizierter Umweltschutz.<br />

Die Überzeugung, dass die Lösung<br />

der Weltprobleme in der Hand der Privatwirtschaft<br />

liegt, ist groß. Selbst die<br />

Unternehmensberatung McKinsey,<br />

die mit Massenentlassungen Tausende<br />

ins Unglück schickt, sieht die Zukunft<br />

im ethischen <strong>Wirtschaften</strong>, fast jeder<br />

Konzern beschreibt seine „Verantwortung“<br />

auf der Homepage. Mehr<br />

als die Hälfte der Deutschen sieht<br />

verantwortlich handelnde Unternehmen<br />

als Krisen-Gewinner. Das ist ein<br />

Ergebnis der Otto-Trendstudie 2009.<br />

Darin untersucht der Konzern die<br />

„Zukunft des ethischen Konsums“.<br />

Er ist das Verbraucher-Pendant zur<br />

Moralwirtschaft. Die Idee: Wenn<br />

genug Menschen ökologische und<br />

sozialverträgliche Produkte kaufen,<br />

stellen Unternehmen nur noch „gute“<br />

Produkte her. Dass die Verbraucher<br />

verstehen, unter welchen Bedingungen<br />

ihre Waren entstehen, darauf<br />

arbeiten Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />

seit Jahrzehnten<br />

hin. Mit öffentlicher Empörung wollen<br />

sie Druck auf die Politik ausüben, die<br />

dann Unternehmen zum umwelt- und<br />

sozialverträglichen <strong>Wirtschaften</strong> per<br />

Gesetz zwingen soll. Eine Bewegung<br />

ist der „Lifestyle of Health and Sustainability“<br />

(Lohas) aber nicht. Es gibt<br />

keine homogene Gruppe, die nach<br />

verbindlichen Grundsätzen handelt<br />

und keine politischen Ziele.<br />

Effizient gegrilltes Fleisch<br />

Trotzdem stellen die Unternehmen<br />

ethisch veredelte Produkte ins Regal:<br />

Iglo spendet pro Packung Fischstäbchen<br />

aus überfischtem Alaska-<br />

Seelachs an ein Meeresschutzprojekt.<br />

Toyota lässt seine Händler pro verkauftem<br />

Auto von Kindern Bäume<br />

pflanzen. Der Chemiekonzern Henkel<br />

betont sein Öko-Engagement mit<br />

einem Putzmittel aus Palmöl, das von<br />

Ölpalmen stammt, die auf gerodetem<br />

Regenwaldboden wachsen. Pampers<br />

rettet Menschenleben – aber nur,<br />

wenn die Kunden die Windeln kaufen,<br />

von denen pro Packung armen<br />

Kindern eine Polio-Impfung spendiert<br />

wird.<br />

Und in Achim bei Bremen steht der<br />

erste energieeffiziente McDonald’s<br />

mit Sonnenkollektoren, Windrad<br />

und Geothermie-Wärmepumpe. Dass<br />

McDonald’s sein Fleisch energieeffizient<br />

grillt, kann aber nicht wett<br />

machen, dass das Grillgut selbst der<br />

größte Klimakiller ist: die Fleischpro-<br />

114 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| lohas & eThisCher Konsum |<br />

Themen<br />

duktion ist laut World Watch Institute<br />

für mindestens die Hälfte der klimaschädlichen<br />

Emissionen verantwortlich.<br />

Nicht nur, dass Rinder Methan<br />

rülpsen: 30 Prozent der eisfreien<br />

Flächen der Erde werden für Viehhaltung<br />

in Anspruch genommen, 16<br />

Kilo Getreide und 15 000 Liter Wasser<br />

braucht es für die Produktion von<br />

einem Kilo Fleisch. Laut Foodwatch<br />

verarbeitet McDonald’s in Deutschland<br />

100 000 Kilo Rindfleisch pro Tag<br />

– und plant mit seiner Grünwerdung<br />

die Expansion.<br />

Das Problem ist die<br />

Bequemlichkeit der Kunden<br />

„Greenwashing“ nennt sich das PR-<br />

Geschäft, das suggeriert, dass selbst<br />

dreckige Produkte öko sind. Das<br />

Problem ist aber nicht die Täuschung,<br />

sondern die Bequemlichkeit der<br />

Kunden. Die Unternehmen machen<br />

es ihnen leicht, zum besser scheinenden<br />

Produkt greifen zu können<br />

– schon deshalb, weil sich mit den<br />

Lohas gutes Geld verdienen lässt.<br />

Aber leider gibt es nicht für jedes<br />

Produkt einen korrekten Ersatz – und<br />

kein richtiges Einkaufen im falschen<br />

Weltwirtschaftssystem. Darin Dinge<br />

punktuell ändern zu wollen, macht es<br />

nur schlimmer. Ein Beispiel: Weil die<br />

Verbraucher Kinderarbeit ablehnen,<br />

haben Süßwarenhersteller wie Mars<br />

und Nestlé ihren Zulieferern verboten,<br />

Kinder auf Kakaoplantagen arbeiten<br />

zu lassen. Laut einer Studie der NGO<br />

Südwind hat das die Situation der<br />

Bauern verschlechtert. Ohne Kinderarbeit<br />

gibt es weniger Erträge und noch<br />

weniger Geld. Denn die extrem niedrigen<br />

Preise und Löhne, die die Konzerne<br />

sämtlich zahlen, reichen nicht<br />

zum Überleben, wenn nur die Eltern<br />

arbeiten. Auch der faire Handel, der<br />

Kleinbauern in Entwicklungsländern<br />

die Abnahme ihrer Lebensmittel zum<br />

höheren Preis garantiert, ist vor neue<br />

Probleme gestellt: Die Weltmarkt<br />

beherrschenden Kaffeekonzerne<br />

wie Jakobs, Nestlé oder Kraft haben<br />

sich, anstatt faire Preise zu zahlen,<br />

Ersatzsiegel zugelegt. Sie unterstützen<br />

kaum überprüfbare Minimalstandards<br />

auf Plantagen, den „nachhaltigen“<br />

Kaffee sollen die Bauern selbst zu<br />

einem höheren Preis loswerden.<br />

Weil „nachhaltig“ für ein reines Verbrauchergewissen<br />

reicht, wird dieser<br />

Kaffee, der etwa von McCafé, Ikea<br />

oder Nespresso verkauft wird, dem<br />

wirklich fairen Kaffee zur Konkurrenz.<br />

Zur <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie von<br />

McDonald’s gehört, mehr von diesem<br />

Kaffee zu verkaufen. Der trägt das<br />

Siegel der umstrittenen Rainforest<br />

Alliance. Auf deren Anbauflächen<br />

ist die Abholzung von Regenwald<br />

verboten, festgeschrieben ist der<br />

Schutz von Wildtieren. Erlaubt sind<br />

Mono-Kultur, Gentechnik und Pestizide.<br />

Einen Mindestpreis oder eine<br />

Abnahmegarantie gibt es nicht. Laut<br />

einer Studie bekommen Rainforest-<br />

Alliance-Bauern 20 Prozent weniger<br />

Lohn als Bauern, die sich dem fairen<br />

Handel angeschlossen haben.<br />

Wenig Handlungsspielraum in<br />

der Konkurrenzwirtschaft<br />

„Einen Konzern auf ökologischen<br />

Kurs zu bringen, ohne dass sich die<br />

Rahmenbedingungen ändern, das<br />

geht nicht. Man würde seine Wettbewerbsvorteile<br />

aufs Spiel setzen“,<br />

sagt der ehemalige Metro-Chef, Klaus<br />

Wiegandt. Unternehmen agieren innerhalb<br />

einer Konkurrenzwirtschaft.<br />

Dort lässt sich umso mehr Profit machen,<br />

je billiger sie herstellen können.<br />

Das geht eben am besten da, wo man<br />

auf Menschenrechte und Umwelt<br />

keine Rücksicht nehmen muss. Es<br />

ist das deregulierte Weltwirtschaftssystem,<br />

das dies möglich macht. Ändern<br />

können das nur Gesetze – nicht<br />

Konzerne, die von diesen Strukturen<br />

profitieren. Denn was nutzt ein<br />

Öko-Putzmittel, das den Regenwald<br />

zerstört? Ein nachhaltiger Kaffee, der<br />

Bauern in Armut hält? Oder ein Bio-<br />

Baumwoll-T-Shirt, das in Sweatshops<br />

genäht wird? Und warum werden<br />

die Verhältnisse in der Welt immer<br />

schlimmer, obwohl Unternehmen<br />

schon seit Jahren „Verantwortung“<br />

übernehmen?<br />

Wer glaubt, dass diese nur nach<br />

Kundenwünschen schielen, täuscht<br />

sich: die Wirtschaft ist deshalb so<br />

mächtig, weil sie ihre Anliegen in<br />

die Politik trägt. Aber anstatt diesen<br />

Einfluss mit demokratischen Mitteln<br />

zu schwächen, delegieren ethische<br />

Konsumenten dringend nötige Gesellschaftsdebatten<br />

an PR-Abteilungen.<br />

Es ist ein Ablasshandel, unter dessen<br />

grünem Mäntelchen alles bleibt,<br />

wie es ist: die Unternehmen können<br />

ihre Wirtschaftsweise behalten, die<br />

Konsumenten ihren aufwendigen Lebensstil.<br />

Dazu passt bestens, dass der<br />

erste grüne McDonald’s am Münchner<br />

Flughafen zu finden ist – und der<br />

„energieeffiziente“ McDonald’s bei<br />

Bremen ein McDrive ist.<br />

Wir laden unsere Leser und Kunden<br />

ein, zu diesem provokanten Artikel<br />

Stellung zu nehmen und Ihre Meinung<br />

auf dem Portal www.<strong>forum</strong>-csr.net zu<br />

veröffentlichen.<br />

Im Profil<br />

Kathrin hartmann ist autorin des buchs<br />

„ende der märchenstunde. Wie die industrie<br />

die lohas und lifestyle-Ökos vereinnahmt“.<br />

blessing-Verlag<br />

Klappenbroschur, 384 seiten<br />

isbn 3896674137, 16,95 euro<br />

blog: www.ende-der-maerchenstunde.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 115


Themen | Green moneY |<br />

Sinn und Gewinn<br />

Horst Popp, Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />

der UmweltBank AG: „Unsere<br />

Kunden haben unser Geschäftsmodell<br />

honoriert und legen Wert auf Sicherheit,<br />

Transparenz und Ökologie sowie attraktive<br />

Konditionen. Viele finden es sympathisch,<br />

dass die UmweltBank mit dem Geld der<br />

Anleger ausschließlich Umweltprojekte<br />

finanziert und fördert.“<br />

Nach klassischer Banker-Karriere,<br />

kam Horst Popp erstmals bei der<br />

Frankfurter Ökobank mit der grünen<br />

Bankbranche in Berührung. 1992 trat<br />

er dort in den Vorstand ein. Im Jahr<br />

1994 entwickelte er das Konzept der<br />

grünen Bank. Die UmweltBank startete<br />

nach gut zwei Jahren Vorbereitung<br />

als ökologische Direkt-, Förder- und<br />

Beraterbank und bietet seitdem ihren<br />

Kunden Finanzierungen, Versicherungen<br />

und Geldanlagen im grünen<br />

Sektor. Bei der Kreditvergabe liegen<br />

die Schwerpunkte in den Bereichen<br />

Solarenergie und ökologische Wohnimmobilien<br />

sowie Wind- und Wasserkraft,<br />

Biomasse und ökologische<br />

Landwirtschaft.<br />

Die Motivation für die Bankgründung<br />

1996 war von Beginn an, Ökonomie<br />

und Ökologie in Einklang zu bringen.<br />

Der Anfang war mühsam und brauchte<br />

seine Zeit. Auf die Frage, ob er die<br />

UmweltBank heute noch einmal gründen<br />

würde, sagt Horst Popp jedoch<br />

unumwunden: „Ja. Die UmweltBank<br />

soll mindestens 100 Jahre alt werden.<br />

Deshalb werden wir auch weiterhin<br />

solide wachsen.“<br />

Spezialistin in Sachen<br />

nachhaltige Geldanlagen<br />

Die UmweltBank konnte sich gerade in<br />

der Finanzkrise mit ihrer nachhaltigen<br />

und soliden Geschäftspolitik nicht nur<br />

behaupten, sondern ist weiter gesund<br />

gewachsen. Die Anzahl der Kunden<br />

kletterte auf fast 80.000, bis Ende 2011<br />

sollen es bundesweit 100.000 werden.<br />

Die Kunden der Umweltbank wollen<br />

verstärkt wissen, wo sich auf dem<br />

Globus ihr Geld befindet. In Zeiten der<br />

Wirtschaftskrise ist neben den klassischen<br />

Kriterien wie Sicherheit, Laufzeit,<br />

Zinssatz das Thema Sinnhaftigkeit<br />

entscheidend für eine Anlageentscheidung.<br />

Durch die Fokussierung auf den<br />

Umweltaspekt sind die ökologischen<br />

Kredite durch das Erneuerbare Energien<br />

Gesetz mit der Einspeisevergütung gesichert.<br />

Die Finanzierung ist so berech-<br />

net, dass sich Zins und Tilgung durch<br />

die Einspeisevergütung tragen. Somit<br />

sind Kreditausfälle gering. Hier stützt<br />

man sich auf einfache kaufmännische<br />

Grundregeln und betreibt noch klassisches<br />

Bankgeschäft. Es versteht sich von<br />

selbst, dass riskante Devisentermin- und<br />

Optionsgeschäfte oder Verkauf von<br />

Kundenkreditforderungen nicht angeboten<br />

werden.<br />

Der große Unterschied zwischen der<br />

UmweltBank und einer konventionellen<br />

Bank liegt im Bankkonzept. Die<br />

UmweltBank ist die einzige Bank in<br />

Deutschland, die den Umweltaspekt<br />

in der Satzung verankert an. Kundeneinlagen<br />

fließen ausschließlich in ökologische<br />

Projekte.<br />

Im Profil<br />

Die umweltbank bietet alle typischen anlageprodukte<br />

an – vom Tagesgeldkonto<br />

bis hin zum sparbuch.<br />

im Wertpapierbereich bietet sie umweltfonds,<br />

grüne aktien und Genußscheine der<br />

umweltbank sowie Projekt-Genußscheine<br />

aus dem bereich der erneuerbare energien<br />

an. auch die berufsunfähigkeits- und risikolebensversicherung<br />

sowie die riesterrente<br />

lässt sich nachhaltig gestalten.<br />

Dass Klimaschutz aktiv angepackt werden<br />

kann, beweist die umweltbank in jedem<br />

Geschäftsjahr aufs neue: bei der grünen<br />

Direkt- und Förderbank ist umwelt- und<br />

Klimaschutz nämlich Programm. als einzige<br />

bank Deutschlands hat die umweltbank<br />

den umweltschutz als unternehmensgegenstand<br />

bereits in ihrer satzung<br />

verankert. ihren umweltfördereffekt dokumentiert<br />

die grüne bank jährlich in einem<br />

ausführlichen umweltbericht. Zum 30.12.<br />

2009 fi nanzierte die umweltbank 12.276<br />

ökologische Projekte. Durch die Geschäftstätigkeit<br />

der umweltbank konnte damit im<br />

vergangenen Jahr eine Co 2<br />

-entlastung von<br />

über 1,6 mio. Tonnen erreicht werden.<br />

www.umweltbank.de<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Green moneY |<br />

Themen<br />

Der Dollar war‘s.<br />

Und nicht die Gier.<br />

1929 und 2008:<br />

Warum nationale Weltwährungen in die Krise führen. Immer.<br />

Von Georg Zoche<br />

Gemeinhin werden Gier und Turbokapitalismus<br />

als Ursachen der Finanzkrise<br />

genannt. UN-Expertenkommission und<br />

Zentralbanken kommen jedoch zu einem<br />

ganz anderen Ergebnis: Der Dollar<br />

war‘s. Gier und Deregulierung spielten<br />

nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Der gleiche Mechanismus, der 2008<br />

die ganze Welt in eine Finanzkrise<br />

stürzte, hatte bereits 1929 seine<br />

Wirkung gezeigt. Damals wirkte er<br />

auf das britische Pfund, heute auf den<br />

US-Dollar. Die Krankheit, die unser auf<br />

dem US-Dollar basierendes Weltwährungssystem<br />

ergriffen hat, ist unter<br />

Ökonomen als das Triffin-Dilemma<br />

bekannt – benannt nach Robert Triffin,<br />

der die heutige Krise bereits vor<br />

über 50 Jahren in seinem Buch Gold<br />

and the Dollar Crisis beschrieben hat.<br />

Triffin hatte bewiesen, dass die Verwendung<br />

des US-Dollars als Weltleitwährung<br />

früher oder später in einer<br />

Krise enden müsste. Zwangsläufig.<br />

Ohne wenn und aber. Wie aber kann<br />

das sein? Der unausweichlich tödliche<br />

Mechanismus des Triffin-Dilemmas ist<br />

schnell erklärt: Der US-Dollar kann<br />

nur dann als Weltleitwährung dienen,<br />

wenn die USA sich bei dem Rest der<br />

Welt verschulden.<br />

Das klingt zunächst verblüffend, hat<br />

aber einen einfachen Grund: Würden<br />

sich die USA nicht verschulden, so<br />

gäbe es außerhalb der USA auch<br />

keine US-Dollar. Und dann hätte<br />

z.B. Deutschland keine US-Dollar,<br />

um damit in Saudi-Arabien Öl zu<br />

kaufen. Der US-Dollar kommt also<br />

nur in die Welt, wenn die USA in<br />

der Welt mehr einkaufen, als sie der<br />

Welt liefern. Somit ist das US-amerikanische<br />

Handelsbilanzdefizit eine<br />

unausweichliche Folge des US-Dollars<br />

als internationale Transaktions- und<br />

Reservewährung. Heute, 65 Jahre<br />

nach Einführung des US-Dollars als<br />

Weltleitwährung, können die USA<br />

ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen<br />

und die von aller Welt erhaltenen<br />

Immobilienkredite nicht mehr<br />

bedienen. Der von Triffin prophezeite<br />

Krisenfall ist eingetreten.<br />

© Creative Commons<br />

Wo ist das Geld in der Krise hin? Unter welches Hütchen ist die Erbse verschwunden?<br />

Diese Frage beschäftigte schon Hieronymus Bosch (1450 - 1516) mit seinem Werk „Der<br />

Gaukler“.<br />

Dass die USA sich bei dem Rest der<br />

Welt über sechs Jahrzehnte lang verschulden<br />

konnten, hat aber nicht nur<br />

ihre Rolle als Supermacht ermöglicht,<br />

sondern vor allem den Verlauf dieser<br />

letzten sechs Jahrzehnte in einer einzigartigen<br />

Weise geprägt: Marshall-<br />

Plan, Wiederaufbau nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg, Wirtschaftswunder,<br />

Mondfahrtprogramm, Kalter Krieg,<br />

Vietnamkrieg, Ölkrise, Irakkrieg, Globalisierung<br />

und vieles andere mehr –<br />

etwa der Klimawandel – wären ohne<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

117


Themen | Green moneY |<br />

den US-Dollar als Weltleitwährung<br />

anders verlaufen.<br />

Der Blasentrick: Wie die Krise<br />

den Krieg finanzierte<br />

Wie der US-Dollar die Interessen der<br />

USA auf Kosten der Welt finanzierte,<br />

kann exemplarisch anhand der Immobilienkrise<br />

erläutert werden. Zunächst<br />

scheint es, als habe sich das Geld auf<br />

ebenso unerklärliche Weise in Luft<br />

aufgelöst, wie die Erbse beim trickbetrügerischen<br />

Hütchenspiel. Auch hier<br />

ist und bleibt die Erbse verschwunden,<br />

zumindest solange man nur unter das<br />

eine Hütchen blickt, unter dem man<br />

gerade eben die Erbse noch gesehen<br />

hatte.<br />

Natürlich ist sie aber nicht wirklich<br />

verschwunden, sondern liegt unter<br />

einem der anderen Hütchen. Könnte<br />

es also sein, dass das Geld in der<br />

Immobilienblase gar nicht wirklich<br />

verschwunden ist, sondern nur trickreich<br />

bewegt wurde?<br />

Wir können den Weg des Geldes<br />

einfach verfolgen: Es kam in die Welt,<br />

indem US-amerikanischen Bürgern<br />

Immobilienkredite gewährt wurden.<br />

In Umlauf gebracht wurde es dann,<br />

als die Kreditnehmer dieses Geld<br />

in Immobilien investierten. Unter<br />

den ersten, die es sich dann ehrlich<br />

verdienten, waren Bauunternehmer,<br />

Handwerker, Grundstücksverkäufer,<br />

Architekten, Makler etc. Hier begann<br />

die trickreiche Bewegung des Geldes,<br />

denn der Geldstrom spaltete sich nun<br />

in zwei Richtungen auf: ein Teil ging<br />

als Steuern an den US-amerikanischen<br />

Staat, der andere Teil wurde von den<br />

Bauunternehmern, Architekten etc.<br />

für weitere Investitionen oder Konsum<br />

genutzt. Bei jedem Umlauf spaltete<br />

sich der Geldstrom erneut in Steuern<br />

und Konsum auf und verzweigte sich<br />

immer weiter. Auf diese Weise ist der<br />

Inhalt der sich blähenden Blase über<br />

den USA fein verteilt als Geldregen<br />

niedergegangen, kurbelte die US-amerikanische<br />

Wirtschaft an und bescherte<br />

dem Staat Steuereinnahmen.<br />

Da die USA ein erhebliches Handelsbilanzdefizit<br />

aufweisen, floss ein Teil<br />

Foto: © Georg Zoche<br />

dieses Geldes – im Tausch gegen importierte<br />

Waren – weiter in alle Welt.<br />

Kaum in der Welt angekommen,<br />

strömte ein Teil gleich wieder zurück<br />

in die USA, um in angeblich sicheren<br />

Immobilienanleihen angelegt zu<br />

werden. Der Verkauf weiterer Immobilienanleihen<br />

erlaubte die Vergabe<br />

zusätzlicher Immobilienkredite, und<br />

so regnete das Geld erneut über den<br />

USA nieder und floss von dort in die<br />

Welt – wiederum im Austausch gegen<br />

Waren. Auf diese Weise pendelte das<br />

Geld zwischen den Vereinigten Staaten<br />

und der Welt hin und her, wieder<br />

und wieder. Bei jedem Durchgang<br />

förderte das Geld Waren in die USA<br />

und Immobilienanleihen in die Welt.<br />

Wo ist das Geld geblieben?<br />

Und hierin liegt die eigentliche Täuschung:<br />

Man fragt sich, wo das Geld<br />

geblieben ist. Dabei sollte man nicht<br />

nach dem Geld, sondern den entstandenen<br />

Schulden und den gelieferten<br />

Waren fragen. Denn das Geld<br />

vermehrte sich durch dieses Hin- und<br />

Herpendeln nicht, aber bei jedem<br />

weiteren Durchgang erhöhten sich<br />

die Schulden der USA gegenüber der<br />

Welt (und die Warenlieferungen der<br />

Welt an die USA).<br />

Dieser Vorgang entspricht bildhaft<br />

folgender Situation: Sie gehen regelmäßig<br />

in einem feinen Lokal essen.<br />

Nachdem Sie Ihre Rechnung bezahlt<br />

haben, leiht Ihnen der Wirt das Geld<br />

zurück und Sie unterschreiben ihm<br />

einen Schuldschein. Der Wirt macht<br />

das, weil Sie ihm Zinszahlungen<br />

versprechen und ein stadtbekannter<br />

Kaufmann sind. Das geht einige<br />

Jahre so, und jedes Mal bezahlen<br />

Der Blasentrick:<br />

Alle Welt fragt nach dem angeblich<br />

verschwundenen Geld und<br />

übersieht dabei, dass die USA<br />

ihre Importe aus aller Welt letztlich<br />

nicht mit Geld, sondern mit<br />

(Immobilien)anleihen bezahlten.<br />

Nicht das Geld ist verschwunden,<br />

sondern diese US-Anlagen wurden<br />

wertlos.<br />

Sie mit dem gleichen Geldschein,<br />

den Ihnen der Wirt am Ausgang im<br />

Austausch gegen einen weiteren<br />

Schuldschein wieder zurückgibt.<br />

Schließlich möchte der Wirt die<br />

Schulden samt Zinsen von Ihnen<br />

beglichen haben, aber Sie besitzen<br />

immer noch nur den einen Geldschein<br />

und können Ihre Schulden<br />

nicht bezahlen. Und so geben Sie<br />

dem Wirt den Geldschein ein letztes<br />

Mal. Das Geld landet zwar am Ende<br />

beim Wirt, deckt aber nur den allerkleinsten<br />

Teil der Schulden.<br />

Die Pendelbewegung des Geldes<br />

zwischen den USA und der Welt war<br />

nicht nur Motor der US-amerikanischen<br />

Wirtschaft, sondern auch der<br />

Weltwirtschaft, die eifrig Waren für<br />

die USA fertigte, wofür sie im Gegenzug<br />

Immobilienanleihen erhielt.<br />

Der beständige Geldregen über<br />

den USA hatte enorme Ausmaße<br />

angenommen: Mit dem Verkauf<br />

von Immobilienanleihen und Industrieanleihen<br />

ins Ausland konnten<br />

die USA die Hälfte ihres jährlichen<br />

800-Milliarden-Dollar-Handelsbilanzdefizits<br />

finanzieren. Sie konnten<br />

also weiterhin problemlos mehr<br />

Waren aus dem Ausland importieren<br />

als sie Waren exportierten, etwa<br />

T-Shirts aus China oder Autos aus<br />

Deutschland.<br />

Dieser Zustrom von Geld in die USA<br />

erlaubte aber auch, die Kriege in<br />

Afghanistan und im Irak zu finanzieren,<br />

ohne durch die hohen Kriegsbelastungen<br />

die US-Wirtschaft zu<br />

lähmen. Auf diese Weise wurden<br />

die Kosten der US-amerikanischen<br />

Kriege schließlich von der ganzen<br />

Welt getragen.<br />

118 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Pioneer Funds –<br />

Global Ecology<br />

Segel setzen für<br />

nachhaltige Investments<br />

Pioneer Funds – Global Ecology<br />

Der globale Aktienfonds für Ökologie und <strong>Nachhaltig</strong>keit:<br />

Anlegen mit gutem Gewissen.<br />

Morningstar Rating Gesamt †††††<br />

S&P Fund Management Rating AA<br />

Erfahren Sie mehr: 0800.888.1928<br />

www.pioneerinvestments.de<br />

Der Anruf ist in Deutschland gebührenfrei. Daten auf Basis der Anteilklasse A, EUR, ND. Stand 12/2009. Ratings des Pioneer Funds – Global Ecology beziehen sich auf den Activest EcoTech, der ab<br />

dem 30.03.2007 im Pioneer Funds – Global Ecology aufging. Vergangenheitswerte bieten keine Gewähr für die zukünftige Wertentwicklung. Vermögenswerte können sowohl steigen als auch fallen.<br />

Morningstar-Ratings: Copyright © 2008 Morningstar UK Limited. Alle Rechte vorbehalten. Die Informationen zu den Morningstar-Ratings dürfen nicht vervielfältigt oder verteilt werden, und es kann<br />

keine Garantie übernommen werden, dass sie richtig, vollständig oder aktuell sind. Weder Morningstar noch seine Content Provider sind für Schäden oder Verluste verantwortlich, die aus der<br />

Verwendung dieser Informationen resultieren. Au egende Fondsgesellschaft: Pioneer Asset Management S.A. Die für den Anteilserwerb allein maßgeblichen Verkaufsprospekte sind in Deutschland<br />

kostenlos als Druckschrift erhältlich bei der Pioneer Investments Kapitalanlagegesellschaft mbH, Apianstraße 16–20, 85774 Unterföhring. Diese Anzeige stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf<br />

von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Pioneer Investments ist ein Markenname der Unternehmensgruppe Pioneer Global Asset Management S.p.A.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

119


Themen | Green moneY |<br />

Nacht und Nebel<br />

in Bretton Woods<br />

Die USA befinden sich also seit über<br />

sechs Jahrzehnten in einer privilegierten<br />

Position. Doch wie kam es,<br />

dass der US-Dollar seine spezielle<br />

Rolle einnehmen konnte? Wer dieser<br />

Frage nachgeht, bekommt meist die<br />

gleiche Antwort, wonach sich die<br />

Länder der westlichen Welt 1944 auf<br />

der Konferenz von Bretton Woods auf<br />

den US-Dollar als Weltleitwährung<br />

geeinigt hätten.<br />

Falsch! Weder haben sich die Länder<br />

auf den US-Dollar als Weltleitwährung<br />

geeinigt, noch wurde dieser Punkt in<br />

Bretton Woods überhaupt verhandelt!<br />

Es lief ganz anders: Während der<br />

Konferenz – in der Nacht vom 13. auf<br />

Das buch entstand in jahrelangen recherchen<br />

und basiert u.a. auf bisher<br />

weitgehend unbekannten Protokollen der<br />

amerikanischen Zentralbank, Tagebucheinträgen<br />

von henry morgenthau und aufzeichnungen<br />

von John maynard Keynes.<br />

anhand der aktuellen Finanzkrise erklärt<br />

Zoche, wie der Trick mit der immobilienblase<br />

funktionierte, wo das Geld geblieben<br />

ist und was das mit Krieg und macht zu<br />

tun hat. in einer allgemein verständlichen<br />

sprache liefert er so die Grundlagen zu<br />

einem neuen Verständnis von Geld, Krisen<br />

und internationaler Politik.<br />

WELT – MACHT – GELD<br />

blumenbar Verlag<br />

gebunden, 2009, 352 seiten<br />

isbn 978-3936738636<br />

19,90 euro<br />

den 14. Juli 1944 – haben die USA die<br />

Dokumente heimlich umgeschrieben.<br />

Als die aus 44 Nationen stammenden<br />

Konferenzteilnehmer den Vertrag<br />

schließlich unterzeichneten, ahnten sie<br />

nicht, dass die USA in dem Dokument<br />

das Wort „Gold“ jeweils um den Zusatz<br />

„oder US-Dollar“ erweitert hatten.<br />

Auf diese, später von Großbritannien<br />

als Betrug bezeichnete Weise wurde<br />

der US-Dollar zur Weltleitwährung und<br />

die USA zur Supermacht. Der Versuch,<br />

diesen Betrug abzuwehren scheiterte<br />

an der Macht der USA und der kriegsbedingten<br />

Armut Großbritanniens, das<br />

am Ende des Kriegs seine hungernde<br />

Bevölkerung nur mit Hilfe eines Kredits<br />

der USA ernähren konnte. Die USA<br />

gewährten diesen lebensnotwendigen<br />

Kredit jedoch nur unter der Bedingung,<br />

dass Großbritannien Bretton Woods<br />

ratifizieren würde. Dieser Betrug ist<br />

mehr als tragisch, denn ohne ihn hätte<br />

sich die heutige Finanzkrise nicht<br />

entwickeln können, da das zur Krise<br />

führende enorme Ungleichgewicht<br />

zwischen den USA und der Welt erst<br />

durch die Sonderrolle des US-Dollars<br />

ermöglicht wurde.<br />

Mit Wissen über unsere Zukunft<br />

entscheiden<br />

Kaum auszumalen, wie sich die Welt<br />

entwickelt hätte, wenn sich 1944 eine<br />

Weltwirtschaftsordnung nach den Vorschlägen<br />

Großbritanniens durchgesetzt<br />

hätte. Denn der britische Vorschlag war<br />

großartig, visionär und von den Zielen<br />

einer gerechten, ausgeglichenen und<br />

nachhaltigen Welt geprägt.<br />

Schon die folgenden drei Punkte lassen<br />

erahnen, dass wir heute in einer<br />

anderen Welt leben würden:<br />

1) der Welthandel wäre die letzten<br />

sechs Jahrzehnte zinsfrei gewesen<br />

und damit frei vom Zwang zu<br />

ständigem Wirtschaftswachstum –<br />

mit allen positiven Konsequenzen<br />

für Gesellschaft und Umwelt.<br />

2) die dritte Welt hätte sich entwickeln<br />

können, da das Bankenprinzip<br />

– wodurch die Guthaben<br />

der einen Länder als Kredite für<br />

andere Länder gedient hätten –<br />

auf globaler Ebene eingeführt<br />

worden wäre.<br />

3) die Finanzierung größerer Kriege<br />

– etwa Vietnam oder Irak – wäre<br />

kaum möglich gewesen.<br />

Heute ist abzusehen, dass uns der US-<br />

Dollar als Weltleitwährung verlassen<br />

wird und so stellt sich die Frage, was<br />

folgen soll. Unter Hinweis auf Triffin<br />

fordern UN-Expertenkommission und<br />

BRIC-Länder ein neues globales Reservesystem.<br />

Wir, die Zivilbevölkerung,<br />

müssen uns einmischen; wir sollten<br />

die Gestaltung unserer Zukunft nicht<br />

der Finanzindustrie oder mächtigen<br />

Nationen überlassen. Denn die zukünftige<br />

Finanz- und Wirtschaftsordnung<br />

wird entscheiden, ob wir die<br />

Probleme der Zukunft lösen können.<br />

Um diese Frage diskutieren zu können,<br />

möchte mein jüngst erschienenes<br />

Buch ein Leitfaden sein. Denn nur<br />

wenn wir wissen, können wir auch<br />

mitreden!<br />

Im Profil<br />

Georg Zoche, geboren 1968, studierte<br />

maschinenbau und Philosophie und setzt<br />

sich seit über zehn Jahren mit dem Thema<br />

„Global Governance“ auseinander. er hat<br />

2001 die Transnationale republik mitbegründet,<br />

der weltweit rund fünftausend<br />

bürgerinnen und bürger aus über hundert<br />

ländern beigetreten sind. ausgezeichnet<br />

1992 mit dem Philip morris Forschungspreis<br />

(„entwicklung leichter Dieselfl ugmotoren”)<br />

und 2007 als Gewinner des<br />

unesCo-essaywettbewerbs „Global Governance”.<br />

Kontakt:<br />

Georg Zoche<br />

www.weltmachtgeld.de<br />

facebook.com/pages/WelT-maChT-<br />

GelD/3<strong>02</strong>142850373<br />

twitter/WelTmaChTGelD<br />

twitter/georgzoche<br />

120 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Service<br />

Wissenschaft & Lehre | Medientipps | Events<br />

Foto: © Christoph Schmotz, pixelio.de<br />

Foto: © Sabrina Krebs<br />

Foto: © Dieter Schütz, pixelio.de<br />

<strong>forum</strong> SERVICE hält Sie über Veranstaltungen,<br />

Neuerscheinungen und<br />

Erkenntnisse in Wissenschaft & Lehre<br />

auf dem Laufenden. Diesmal mit<br />

dabei: Eine Nachschau auf „HOME<br />

TO BUSINESS“.<br />

Nicht verpassen: Die SUSCON <strong>2010</strong>,<br />

am 15. und 16. Juni in Nürnberg.<br />

Konferenz <strong>2010</strong><br />

Am 25. – 26. Juni <strong>2010</strong> · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni <strong>2010</strong> · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni <strong>2010</strong><br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

121<br />

www.karmakonsum.de / konferenz


SERVICE | WISSENSCHAFT & LEHRE |<br />

<strong>forum</strong> Wissenschaft & Lehre<br />

Verantwortliches Führen lernen<br />

Die Steinbeis Universität in Berlin bietet Studium und Weiterbildung<br />

für CSR-Management und Sustainable Leadership<br />

Die Anforderungen an die Führungskräfte<br />

des 21. Jahrhunderts stellen eine<br />

Herausforderung dar, der man nur mit<br />

einer besonderen Qualifizierung, Studium<br />

oder Weiterbildung begegnen kann.<br />

Globalisierung, <strong>Nachhaltig</strong>keit und CSR<br />

haben sich zu zentralen Strategiefragen<br />

entwickelt und fordern die Unternehmen<br />

heraus, ihre Führungskräfte so zu schulen,<br />

dass sie diese Anforderung im Management<br />

erfolgreich umsetzen und ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit erhalten – oder<br />

sogar dadurch steigern. Das Institute<br />

Corporate Responsibility Management<br />

und das Institute of Sustainable Leadership<br />

der Steinbeis Hochschule Berlin<br />

bieten deshalb ein innovatives Konzept<br />

für Unternehmen und Organisationen,<br />

bei dem Fach- und Führungskräfte eine<br />

umfassende, projektorientierte CSR-<br />

Ausbildung durch Seminare, Studium<br />

und Forschung erhalten.<br />

Innovation 1:<br />

Master in Responsible Management<br />

als Einzel- oder<br />

Doppelstudium<br />

Die Institute bieten ein Masterstudium<br />

an, das als Einzelstudium<br />

in elf Monaten<br />

oder in Kombination mit<br />

einem anderen Studium<br />

absolviert werden kann.<br />

Besonders beliebt ist die<br />

Kombination mit einem<br />

MBA-Studium, bei dem die<br />

Teilnehmer Inhalte des General<br />

Management und des<br />

Responsible Management miteinander<br />

kombinieren können. Ein Doppelstudium<br />

bringt einen zweifachen Abschluss<br />

bei einer kürzeren Studienzeit.<br />

Studium mit Doppelabschluss in kürzerer Studienzeit:<br />

MBA-Programm 21 Monate und M.A. in Responsible<br />

Management 12 Monate ergeben einen zweifachen Abschluss<br />

mit 120 ECTS in 27 anstatt 33 Monaten.<br />

Das ganzheitliche Programm mit dem Schwerpunkt „Responsible Management – Sustainable Leader“<br />

Das Konzept von Studium und Weiterbildung<br />

Management Executive<br />

Program mit dem Schwerpunkt Responsible<br />

Management, das die<br />

beiden Institute gemeinsam anbieten,<br />

ist ganzheitlich und durchgängig.<br />

Das Seminarprogramm dauert sieben<br />

Tage, das Studium zum M.A. in<br />

Responsible Management beinhaltet<br />

fünf Wochen Präsenzunterricht mit<br />

Transferprojekt innerhalb von elf<br />

Monaten. Die Teilnehmer erhalten<br />

ein Hochschulzertifikat bzw. Masterabschluss<br />

mit den sogenannten ECTS<br />

(European Credit Transfer System).<br />

Ein weiterführendes Forschungs- und<br />

PhD-Programm rundet das Angebot<br />

zu einer Weiterbildung als Executive<br />

Manager mit dem Schwerpunkt Responsible<br />

Management ab.<br />

Das Programm bietet Führungs- und<br />

Fachkräften die Möglichkeit, ihr Managementwissen<br />

zu vertiefen und<br />

im Blick auf das Management von<br />

Unternehmensverantwortung und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu erweitern.<br />

Mit einem M.A. in Responsible Management<br />

qualifizieren sie sich für<br />

Managementaufgaben in Unternehmen<br />

in allen Bereichen, sowie in den<br />

Unternehmensberatungen oder als<br />

selbständige Berater.<br />

Das nächste Programm startet im<br />

Mai/Juni <strong>2010</strong>. Die ersten fünfzehn<br />

Interessenten erhalten kostenlos ein<br />

Exemplar des Motivationsbuches<br />

„Sustainable Leader – 40 Aspekte<br />

nachhaltiger Führung“ von Prof.<br />

Dr. Wilfried Mödinger. Das Buch<br />

richtet sich an Führungskräfte und<br />

Unternehmer, die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Unternehmensverantwortung<br />

persönlich und praktisch in ihrem<br />

unternehmerischen Handeln umsetzen<br />

wollen.<br />

<strong>2010</strong>, 98 Seiten<br />

EUR 9,80<br />

ISBN 978-3-941801-04-2<br />

www.sustainable-leader.org<br />

I S L<br />

Institute of Sustainable Leadership<br />

Steinbeis Hochschule Berlin SHB<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

| WISSENSCHAFT & LEHRE |<br />

Innovation 2:<br />

Verknüpfung von CSR<br />

und HR-Development<br />

Das Masterstudium, aber auch die<br />

Weiterbildungsseminare verbinden das<br />

Management von Unternehmensverantwortung<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit stark mit<br />

der branchenbezogenen Weiterbildung<br />

von Mitarbeitern und Führungskräften,<br />

z.B. im Human Ressource Management<br />

oder Material- und Logistik Management.<br />

Im Mittelpunkt des Studiums stehen<br />

deshalb nicht nur strategische oder<br />

konzeptionelle Ansätze von CSR, <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement,<br />

Compliance,<br />

Corporate Ethic Management usw.,<br />

sondern die praktische Umsetzung<br />

von Unternehmensverantwortung und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in den einzelnen Prozessen<br />

von Einkauf, Produktion, Logistik,<br />

Marketing und Finanzen.<br />

Innovation 3:<br />

Steinbeis Transferprojekt-Studium<br />

Die Institute bieten ein Programm, bei<br />

dem die Teilnehmer im Rahmen ihres<br />

Studiums oder der Weiterbildung Wissen<br />

für nachhaltiges Management und<br />

Unternehmensverantwortung in der<br />

Theorie erarbeiten und in der Praxis<br />

ihres Unternehmens oder ihrer Organisation<br />

gleichzeitig anwenden. Das<br />

sogenannte Transferprojekt-Studium<br />

bietet den Unternehmen die Möglichkeit,<br />

Mitarbeiter gezielt weiterzubilden<br />

und in der unternehmerischen Praxis<br />

zielgerecht einzusetzen. Studierende<br />

an der Steinbeis Hochschule werden<br />

damit zum Unternehmensberater im<br />

eigenen Unternehmen. Die Institute<br />

bieten deshalb auch die Dienstleistung<br />

an, geeignete Studenten für<br />

die Unternehmen auszuwählen und<br />

zu vermitteln.<br />

Innovation 4:<br />

Umsetzung verantwortungsbewusster<br />

Managementprinzipien<br />

Die Hochschulausbildung erfolgt auf<br />

der Basis der UN PRME (Principles for<br />

Responsible Management Education<br />

der Vereinigten Nationen). Die PRME<br />

sind Leitlinien, an Hand derer die<br />

Prinzipien des UN Global Compact<br />

in die unternehmensethische Managementausbildung<br />

an Hochschulen<br />

integriert werden sollen. Das Institute<br />

Corporate Responsibility Management<br />

wurde vom UN PRME-Sekretariat zum<br />

Leiter für die Arbeitsgruppe „Incorporation<br />

of the Principles for Responsible<br />

Management Eduaction (PRME)<br />

in Executive Degree Programms“<br />

2009 ernannt. Im Rahmen dieses<br />

Engagements entstanden der M.A.<br />

in Responsible Management und das<br />

Weiterbildungsprogramm.<br />

Dr. Felicitas Mocny<br />

ist Leiterin des Institute Corporate Responsibility<br />

Management<br />

Prof. Dr. Wilfried Mödinger<br />

ist Leiter des Institute of Sustainable<br />

Leadership und Autor von „Sustainable<br />

Leader – 40 Aspekte nachhaltiger<br />

Führung“.<br />

Weitere Informationen:<br />

Michael Wihlenda<br />

Telefon +49 30 29220929<br />

info@steinbeis-icrm.eu<br />

www.steinbeis-icrm.eu<br />

L E R N<br />

F E S T<br />

2 0 10<br />

12.Juni <strong>2010</strong><br />

Kloster Benediktbeuern<br />

Eintritt frei!<br />

Erlebt.Erlernt.Erinnert.<br />

» Innovative Regionen brauchen regen<br />

Aus tausch und immer wieder neue Impulse.<br />

Dafür bietet das Lernfest die besten<br />

Gele genheiten – für alle Bevölkerungsund<br />

Altersgruppen. Hier können sie<br />

auspro bieren, wie viel die Region und ihre<br />

Aktiven drauf haben. Das fördert auch<br />

die Verbundenheit mit dem Lebens- und<br />

Wirtschafts raum Oberland. «<br />

DIE THEMEN<br />

1 LERNFEST-UNI<br />

Zukunftweisende Naturwissenschaften<br />

und Technik entdecken und erleben.<br />

2 WIRTSCHAFT<br />

Mit Unternehmergeist Zukunft sichern –<br />

durch nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> und<br />

Nachwuchsförderung.<br />

3 FAMILIE<br />

Familienfreundliche Lebens- und<br />

Arbeitsumfelder gestalten.<br />

4 KINDER + JUGEND<br />

Die Entwicklungs-, Ausbildungs- und<br />

Berufschancen junger Menschen in der<br />

Region erhöhen.<br />

5 BIOMEILE<br />

Regionale und biologische Produkte und<br />

Dienstleistungen für gesunden Lebensstil<br />

fördern.<br />

6 LEBENSWERTE<br />

Kultur und Tradition für die Zukunft<br />

nutzen.<br />

7 GESUNDHEITSGARTEN<br />

Aus der Natur Ruhe und Kraft schöpfen.<br />

VERANSTALTER: Die Lernende Region Tölzer Land<br />

gemeinnützige GmbH in Zusammenarbeit mit Landkreis<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen, WirtschaftsForum Oberland,<br />

Kloster Benediktbeuern, Jugendbildungsstätte Königsdorf<br />

und Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfratshausen.<br />

www.lernfest<strong>2010</strong>.de<br />

123


SERVICE | MEDIEN |<br />

<strong>forum</strong> Bücher<br />

Grassmann, Peter H.<br />

Burnout – Wie wir eine aus den Fugen geratene<br />

Wirtschaft wieder ins Lot bringen<br />

Wie ist es möglich, dass kurz nach dem<br />

weltweiten Wirtschaftskollaps die Jagd nach<br />

unbegrenztem Wachstum ohne Rücksicht<br />

auf Konsequenzen ungehindert fortgesetzt<br />

wird? Ein Insider, der die Schaltzentralen der<br />

Macht jahrzehntelang selbst bedient hat,<br />

rechnet mit einer ausgebrannten globalen<br />

Marktwirtschaft ab. Doch der ehemalige<br />

Siemens-Top-Manager zeigt auch, wie die<br />

Kraft des Dialogs den Kapitalismus zähmen<br />

kann. Grassmann fordert die Mitbestimmung<br />

der Zivilgesellschaft in Unternehmen und<br />

die Entwicklung eines branchenspezifisch<br />

verpflichtenden Wertekodex.<br />

<strong>2010</strong>, 144 Seiten, EUR 14,90<br />

ISBN: 978-3-86581-191-2<br />

www.oekom.de<br />

Hommelhoff, Peter / Hopt, Klaus J. /<br />

Werder, Axel von (Hrsg.)<br />

Handbuch Corporate Governance<br />

Leitung und Überwachung börsennotierter<br />

Unternehmen in der Rechts- und Wirtschaftspraxis<br />

Das Standardwerk zur Corporate Governance<br />

auf aktuellem Stand. Das Handbuch erläutert<br />

umfassend alle juristischen und betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte sowie Fragestellungen des<br />

Kapitalmarkts. Schwerpunkte sind die Strukturen<br />

und Organe der CG, die Kernprozesse<br />

in den Unternehmen, die Besonderheiten im<br />

Konzern sowie Fragen zu Transparenz, Prüfung,<br />

Evaluation und Sanktionierung.<br />

2., überarb. Aufl. 2009, 977 S., EUR 169,95<br />

ISBN 978-3-7910-2596-4<br />

www.schaeffer-poeschel.de<br />

Behringer, Stefan<br />

Compliance kompakt<br />

Compliance-Management ist heute eine<br />

grundlegende Aufgabe für jedes verantwortlich<br />

handelnde Unternehmen. Stefan Behringer<br />

gibt im Buch gemeinsam mit erfahrenen<br />

Praktikern einen Überblick zu allen aktuellen<br />

Compliance-Bereichen wie Legal Compliance<br />

und Haftung; Accounting Compliance; Tax<br />

Compliance; Health, Safety und Environmental<br />

Compliance; IT-Compliance. Dank dieser<br />

Best-Practice-Lösungen gelingt es, Risiken zu<br />

begrenzen und eine wirksame Compliance-<br />

Organisation aufzubauen sowie die Reputation<br />

des Unternehmens zu stärken.<br />

<strong>2010</strong>, 317 Seiten, EUR 39,95<br />

ISBN 3503120769<br />

www.ESV.info<br />

Loft, Lasse<br />

Erhalt und Finanzierung biologischer Vielfalt<br />

– Synergien zwischen internationalem<br />

Biodiversitäts- und Klimaschutzrecht<br />

Das Buch analysiert das Problem der unzureichenden<br />

Finanzierung von Maßnahmen<br />

zum Erhalt der globalen biologischen Vielfalt.<br />

Dafür verknüpft der Autor neueste naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse mit ökonomischer<br />

Analyse und rechtswissenschaftlicher Auslegung.<br />

Zunächst ermittelt er die Ursachen des<br />

Verlustes und den Nutzen von Biodiversität,<br />

um dann zu untersuchen, wie die rechtlichen<br />

Verpflichtungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern<br />

in der Biodiversitätskonvention<br />

und dem Klimaschutzregime ausgestaltet<br />

und verteilt sind.<br />

2009, 237 Seiten, EUR 89,95<br />

ISBN: 978-3-642-01504-5<br />

www.springer.de<br />

Quaschning, Volker<br />

Erneuerbare Energien und Klimaschutz<br />

Hintergründe – Techniken – Anlagenplanung<br />

– Wirtschaftlichkeit<br />

Der Bestseller behandelt die breite Palette der<br />

erneuerbaren Energien, angefangen bei der<br />

Solarenergie über die Windkraft bis hin zur<br />

Erdwärme oder Biomasse. Neben allgemein<br />

verständlichen Beschreibungen der jeweiligen<br />

Technik, des Entwicklungsstandes und künftiger<br />

Potenziale bietet das Buch auch konkrete<br />

Anleitungen zur Planung und Umsetzung<br />

eigener regenerativer Anlagen. Hinweise auf<br />

Vorschriften und Fördermöglichkeiten geben<br />

dabei weitere Hilfestellungen. Auch die Umweltverträglichkeit<br />

und das Zusammenspiel<br />

der verschiedenen Technologien sowie ihre<br />

Wirtschaftlichkeit werden beschrieben.<br />

2., aktualisierte Auflage, 2009, 344 Seiten,<br />

EUR 24,90<br />

ISBN 978-3-446-41961-2<br />

www.hanser.de<br />

Bührke, Thomas / Wengenmayr, Roland<br />

(Hrsg.)<br />

Erneuerbare Energie<br />

Alternative Energiekonzepte für die Zukunft<br />

„Kompetent mitreden“ verspricht schon die<br />

Überschrift der Einleitung. Und dieses Versprechen<br />

wird auf den nächsten 100 Seiten<br />

eingelöst. Die zweite Auflage wurde jetzt stark<br />

um neue Technikbereiche erweitert. Führende<br />

Wissenschaftler erklären, wie Photovoltaik,<br />

Solarthermie, Solare Klimatechnik, Wind- und<br />

Wasserkraft, Brennstoffzellen, energieeffizientes<br />

Bauen und Wasserstoffspeicher zur<br />

Netzstabilisierung funktionieren. Mit Informationen<br />

zu aktuellen Förderprogrammen.<br />

2009, 2. akt. Aufl., 147 Seiten, EUR 34,00<br />

ISBN 978-3527-40973-0<br />

www.wiley.com<br />

124 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| MEDIEN |<br />

SERVICE<br />

<strong>forum</strong> Bücher & Medien-Tipps<br />

Stern, Nicholas<br />

Der Global Deal<br />

Wie wir dem Klimawandel begegnen und ein<br />

neues Zeitalter von Wachstum und Wohlstand<br />

schaffen.<br />

Sterns Buch bietet Einblick in die Pläne der führenden<br />

Ökonomen, einen Weg aus Klima- und<br />

Wirtschaftskrise zu finden. Wer den Wunsch<br />

hat, diesen Planeten in halbwegs bewohnbarer<br />

Form unseren Kindern und Kindeskindern zu<br />

hinterlassen, sollte Sterns Fahrplan für eine<br />

Politik für die Zukunft, den „Global Deal“,<br />

kennen. „Allen Vorschlägen Sterns geht es<br />

darum, den Bürgern, den Städten, den Staaten<br />

verantwortungsvolles Handeln zu erleichtern,<br />

die Schwellen zu senken fürs Vernünftigsein.“<br />

(Elisabeth von Thadden, DIE ZEIT)<br />

2009, 287 Seiten, EUR 19.90<br />

ISBN-13 9783406591761<br />

www.beck.de<br />

Altner, Günter / Leitschuh, Heike / Michelsen,<br />

Gerd / Simonis, Udo E. / von Weizsäcker,<br />

Ernst U.<br />

Jahrbuch Ökologie <strong>2010</strong><br />

Umwälzung der Erde, Konflikte um Ressourcen<br />

Bei vielen nicht-erneuerbaren Ressourcen<br />

gehen die Vorräte zur Neige und erneuerbare<br />

Ressourcen können den Bedarf bisher nicht<br />

decken. Das Jahrbuch Ökologie enthält viele<br />

kluge Ideen und Beispiele für die Erschließung,<br />

die Schonung und das Recycling von Ressourcen.<br />

Es zeigt, wie wir vom „Ressourcenfieber“<br />

befreit werden können, wie die Wirtschaft<br />

schlanker, die Gesellschaft genügsamer und<br />

Institutionen zu Umweltkommissaren und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsagenten werden können.<br />

2009, 248 Seiten, EUR 19,80<br />

ISBN 978-3-7776-1768-8<br />

www.hirzel.de<br />

Feifel, Silke / Walk, Wolfgang / Wursthorn,<br />

Sibylle / Schebek, Liselotte (Hrsg.):<br />

Ökobilanzierung 2009: Ansätze und Weiterentwicklungen<br />

zur Operationalisierung von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Als entscheidungsunterstützendes Werkzeug<br />

im Sinn nachhaltiger Entwicklung ist<br />

Ökobilanzierung einerseits standardisiert,<br />

unterliegt andererseits einer steten Weiterentwicklung.<br />

Der Tagungsband zur fünften<br />

Ökobilanz-Werkstatt 2009 beinhaltet Beiträge<br />

und Diskussionen u.a. zur Allokationsfrage,<br />

Product Carbon Footprint, Fragestellungen im<br />

Zusammenhang nachwachsender Rohstoffe<br />

wie Nutzungskonkurrenzen und Flächeninanspruchnahme<br />

– um nur einige wenige<br />

Stichworte zu nennen.<br />

2009, 295 Seiten, EUR 32,00<br />

ISBN 978-3-86644-421-8<br />

www.uvka.de<br />

Oscarprämiert und jetzt als DVD<br />

DIE BUCHT (The Cove)<br />

Niemand kennt Delfine so gut wie Ric O’Barry.<br />

In den 60er Jahren war er der Trainer von<br />

„Flipper“. Jenem Delfin, der Generationen<br />

von Fernsehzuschauern begeisterte. Doch mit<br />

Delfinarien, Delfin-Shows, Delfintauchgängen<br />

und -therapien entstand ein global florierendes<br />

Multimillionengeschäft – eine Industrie, für<br />

deren Existenz sich O’Barry mit verantwortlich<br />

fühlt. Weltweit engagiert er sich nun leidenschaftlich<br />

gegen den Fang von Delfinen und<br />

macht wirtschaftliche und politische Interessen<br />

öffentlich, die hinter dem Geschäft mit den<br />

Meeressäugern stehen.<br />

Doch in einer abgelegenen Bucht im japanischen<br />

Küstenort Taiji, die von der Außenwelt<br />

durch Stacheldraht und Sicherheitspersonal<br />

abgeschottet wird, entdeckt O’Barry ein<br />

dunkles und tödliches Geheimnis.<br />

DIE BUCHT zeigt, wie sich Ric O’Barry gemeinsam<br />

mit Regisseur Louie Psihoyos auf<br />

eine Undercover-Mission begibt. Im Stil von<br />

„Ocean’s Eleven“ rekrutieren die beiden<br />

ein Team von Spezialisten bestehend aus<br />

Tauchern, Surfern, Unterwasserfilmern und<br />

Special Effects-Künstlern. Ihr Ziel: die Vorgänge<br />

in der Bucht zu filmen und damit aufzudecken,<br />

was der Öffentlichkeit bisher verschwiegen<br />

wurde. Die Polizei, lokale Behörden und die<br />

Fischer von Taiji sind ihnen immer auf den<br />

Fersen.<br />

DIE BUCHT ist Öko-Thriller, Abenteuerfilm<br />

und provokanter Coup. Packend, verstörend,<br />

aufrüttelnd – und unterhaltsam wie ein Mix<br />

aus „Im Rausch der Tiefe“ und „James Bond“.<br />

Ein Film über Schuld, Verantwortung und<br />

Wiedergutmachung, der Fragen aufwirft,<br />

wütend macht und den Blick auf die Welt<br />

ein Stück verändert.<br />

Das dokumentarische Meisterwerk wurde<br />

dieses Jahr mit dem Oscar© als bester Dokumentarfilm<br />

ausgezeichnet. Seit dem 11.3. ist<br />

er jetzt bei EuroVideo auf DVD und Blue-ray<br />

erhältlich.<br />

Kontakt<br />

EuroVideo<br />

Sandra Czuday<br />

sandra.czuday@eurovideo.de<br />

Telefon +49 (0)89 / 96 24 44 20<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 125


SERVICE<br />

| EVENTS |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

13. bis 14. April <strong>2010</strong>, Stuttgart<br />

Deutsches CSR-Forum – Forum<br />

EnviComm<br />

Das 6. Forum<br />

steht unter dem<br />

Motto „Rio wird<br />

18 – <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Unternehmensführung von Rio bis<br />

Delhi“ und wird sich mit der gesamten<br />

Triple Bottom Line – Ecology, Economy,<br />

Social – befassen.<br />

Referenten – vom Vorstand bis zum Executive,<br />

vom Minister bis zum NGO-Leiter,<br />

vom Chefredakteur bis zum Professor –<br />

befassen sich mit aktuellen CSR-Fragen<br />

und wagen dazu einen Blick zurück auf<br />

18 Jahre nachhaltige Entwicklung seit<br />

der UN-Konferenz von Rio 1992.<br />

www.envicomm.org<br />

15. bis 17. April <strong>2010</strong>, Zeulenroda<br />

3. ARENA für NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit intensiv: Erfahren was die<br />

Zukunft will – Jetzt! 3 Tage, 3 Brennpunkte,<br />

3 Begegnungen<br />

D i e A R E N A<br />

für NACHHAL-<br />

TIGKEIT ist der<br />

Jahrestreff für<br />

Unternehmenslenker,<br />

Experten,<br />

CSR-Beauftragte,<br />

Wissenschaftler, Berater und Gründer,<br />

um sich drei Tage lang intensiv mit<br />

den Themen WACHSTUM, RESSOUR-<br />

CENEFFIZIENZ und FÜHRUNGSKULTUR<br />

auseinanderzusetzen. Die 3. ARENA<br />

bietet die Chance tief einzusteigen, neue<br />

Handlungsimpulse zu bekommen, konkrete<br />

Maßnahmen zu entwickeln und<br />

neue individuelle Potentiale freizulegen.<br />

Nutzen auch Sie diese Zeit um Werkzeuge<br />

für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> zu<br />

identifizieren, Vorbilder und Vordenker<br />

zu treffen und Allianzen zu bilden.<br />

www.nachhaltigkeitsarena.de<br />

21. bis 22. April <strong>2010</strong>, Alfter bei Bonn<br />

Wi.n.d. Alanus Ökonomie Symposium<br />

Erledigst du noch, oder unternimmst<br />

du schon?<br />

Zum zweiten<br />

Mal findet<br />

das Wi.n.d.<br />

Alanus Ökonomie Symposium an der<br />

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft<br />

statt. Angeregt durch ausgewählte<br />

Impulsvorträge werden sich die<br />

Teilnehmer mit dem Thema „Arbeit der<br />

Zukunft, Zukunft der Arbeit“ beschäftigen.<br />

Ist Teamarbeit ein soziales Spiel?<br />

„Bereitschaft-Begegnung-Bewegung“<br />

– Wie schaffen wir motivierende Zusammenarbeit<br />

und authentischen Kontakt?<br />

Diese Fragestellung wird nicht nur einer<br />

der inhaltlichen Schwerpunkte sein,<br />

sondern wird auch den gesamten Tagungsablauf<br />

gestalten.<br />

www.alanus-symposium.de<br />

<strong>2010</strong><br />

sustainability congress<br />

27. bis 28. April <strong>2010</strong>, Bonn<br />

6. Sustainability Congress<br />

Der Sustainability<br />

Congress<br />

bietet bereits<br />

zum 6. Mal ein<br />

Forum für diejenigen, die das Thema in<br />

der Finanzwirtschaft gestalten.<br />

Die Themen:<br />

- Der Kongress liefert eine Standortbestimmung<br />

nachhaltiger Investmentprodukte.<br />

- Immobilienfonds werden nachhaltig!<br />

- <strong>Nachhaltig</strong>e Unternehmensziele: Anspruch<br />

und Wirklichkeit!<br />

- Decken afrikanische Solarfelder in<br />

Zukunft den gesamten Energiebedarf<br />

Europas und wie können Anleger<br />

profitieren?<br />

- Ökologische und ethische Themen<br />

sind Bestandteile unserer heutigen<br />

Welt.<br />

www.sustainability-congress.de<br />

5. bis 6. Mai <strong>2010</strong>, Berlin<br />

2. Media Mundo Kongress<br />

Der 2. Media<br />

Mundo Kong<br />

r e s s b i e t e t<br />

ein innovatives<br />

www.MediaMundo.info<br />

Trend- und Zukunfts<strong>forum</strong><br />

zum Thema Klimaschutz<br />

und nachhaltige Medienproduktion<br />

innerhalb der Creative Industries. Parallel<br />

zur postprint berlin <strong>2010</strong> und der Special<br />

print + marketing veranstaltet der Fachverband<br />

Medienproduktioner (f:mp.)<br />

am 5. und 6. Mai <strong>2010</strong> in Kooperation<br />

mit der Messe Berlin und zahlreichen<br />

Partnern aus der Industrie den 2. Media<br />

Mundo Kongress für nachhaltige Medienproduktion<br />

in Berlin.<br />

www.mediamundo.biz/kongress/kongress<strong>2010</strong><br />

6. bis 7. Mai <strong>2010</strong>, Warschau/Polen<br />

Organic Marketing Forum <strong>2010</strong><br />

Internationale<br />

Tagung zur Verarbeitung<br />

und<br />

Ve r m a r k t u n g<br />

von ökologischen<br />

Produkten und Rohwaren<br />

Als zentrales internationales Treffen der<br />

Biobranche in Mittel- und Osteuropa<br />

bietet das Organic Marketing Forum:<br />

- Konferenz mit internationalen Experten<br />

- Geschäftspartnerbörse<br />

- Ausstellung in Messehalle<br />

- Exkursion<br />

- Teilnehmer aus ganz Europa<br />

www.organic-marketing-<strong>forum</strong>.org<br />

12. Juni <strong>2010</strong>, Benediktbeuern<br />

ERLEBT.ERLERNT.ERINNERT! – Das<br />

Lernfest<br />

Unter dem Motto<br />

„Lernen mit Freude“<br />

erlebt man auf<br />

Deutschlands größtem<br />

Lernfest (über 37.000<br />

Besucher) die Vielfalt<br />

der Lernmöglichkeiten<br />

in der gesamten Oberland-Region.<br />

Die Akteure des Lernfestes<br />

kommen aus den Wirkungsfeldern<br />

Bildung (Schulen und Hochschulen),<br />

Kommunen und Unternehmen. Mit der<br />

Lernfest-Uni „Zukunft neu lernen“ mit<br />

dem zentralen Querschnittsthema BIO-<br />

NIK sollen <strong>2010</strong> insbesondere Jugendliche<br />

und Eltern für neue Möglichkeiten<br />

in Forschung, Technik und Wissenschaft<br />

(MINT-OFFENSIVE) begeistert werden.<br />

Deutlich werden soll, welche Relevanz<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit“ nicht nur im Umweltschutz,<br />

sondern darüber hinaus auch für<br />

den Verkehr der Zukunft, die Architektur<br />

sowie die Informations- und Kommunikationstechnik<br />

hat.<br />

www.lernfest<strong>2010</strong>.de<br />

126 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| EVENTS | SERVICE<br />

10. Juni <strong>2010</strong>, Dortmund<br />

e.day <strong>2010</strong> – Kongress für Energiewirtschaft<br />

und Kommunen<br />

Der Kongress am<br />

day <strong>2010</strong><br />

10. Juni <strong>2010</strong> in<br />

Kongress für Energiewirtschaft Dortmund informiert<br />

unter dem<br />

und Kommunen<br />

Motto „Energie in Bewegung“ über<br />

Stand und Perspektiven der Themen<br />

ENERGIEEFFIZIENZ, ERNEUERBARE<br />

ENERGIEN und ELEKTROMOBILITÄT.<br />

Anspruch ist es, Wünschenswertes zu<br />

beschreiben, Notwendiges zu definieren<br />

und Machbares zu diskutieren.<br />

www.eday<strong>2010</strong>.de<br />

10. bis 13. Juni <strong>2010</strong>, Bad Kissingen<br />

Die Kunst des <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

In einem sich<br />

stetig wandelnden<br />

Markt ist es<br />

sprichwörtlich<br />

eine Kunst, als Unternehmer und Führungskraft,<br />

Antworten auf die immer<br />

komplexeren Fragen zu finden. Als<br />

Handelnde und Betroffene stehen wir<br />

im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit<br />

und Werteorientierung.<br />

Unternehmer, Politiker und Wissenschaftler<br />

geben auf dem großen Jahreskongress<br />

neue Impulse für ein menschliches<br />

Miteinander. Referenten sind u.a.<br />

Prof. Dr. Michael Bockemühl, Dr. Ulrich<br />

Freiesleben, Dr. Joachim Galuska, Wolfgang<br />

Gutberlet, Paul Kohtes, Dr. Josef<br />

Riegler, Prof. Dr. Wolfgang Vieweg, Prof.<br />

Dr. Barbara von Meibom, Dr. Dr. Klaus<br />

von Ploetz, Prof. Dr. Arist von Schlippe,<br />

Dr. Matthias zur Bonsen.<br />

www.kongress.heiligenfeld.de<br />

15. bis 16. Juni <strong>2010</strong>, Nürnberg<br />

SusCon – Biodiversity – a strategic<br />

value in a greening economy<br />

Im internationalen<br />

Jahr der<br />

International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption Biodiversität soll<br />

mit Führungskräften<br />

von Wirtschaftsunternehmen,<br />

öffentlichen Einrichtungen und NGOs<br />

diskutiert werden, wie der „Green New<br />

Deal“ umgesetzt werden kann, um den<br />

unkontrollierten Verlust an Biodiversität<br />

aufzuhalten. Auf der Konferenz sollen<br />

nicht nur innovative unternehmerische<br />

und regulatorische Lösungen präsentiert,<br />

sondern auch neue Geschäftsmodelle<br />

initiiert werden. SusCon begreift<br />

sich selbst als „think-do tank“.<br />

„Wir können schon jetzt viel mehr tun<br />

und dürfen nicht erwarten, dass der<br />

Markt allein das Problem des Biodiversitätsschutzes<br />

löst“, so Udo Censkowsky<br />

(Organic Services).<br />

Bernward Geier (COLABORA) zufolge<br />

muss Biodiversität geschützt werden,<br />

weil ohne sie das Überleben der Menschheit<br />

nicht möglich ist. Er betont, dass<br />

„viele Berichte, unter anderem der<br />

UNEP-Bericht über ‘Ökosysteme und<br />

Klimaschutz’, die Wichtigkeit von Investitionen<br />

in funktionierende Ökosysteme<br />

als direkten Beitrag zum Klimaschutz<br />

hervorheben“.<br />

Die SusCon findet in Kooperation mit der<br />

NürnbergMesse – einem der führenden<br />

Messeanbieter für nachhaltige Produkte<br />

– statt. Sie garantiert den Kontakt zu<br />

Unternehmen, die im Bereich der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

führend sind. Die Ansprache<br />

dieser Unternehmen wird auch durch<br />

die anderen Organisationspartner der<br />

Konferenz gesichert: das UNEP/ Wuppertal<br />

Collaborative Center for Sustainable<br />

Consumption and Production (CSCP),<br />

die Business & Biodiversity Initiative des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit (BMU) und<br />

die Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ).<br />

www.suscon.net<br />

16. und 17. Juni <strong>2010</strong>, Berlin<br />

3rd ESMT Annual Forum – People,<br />

Planet, Profi t: Creating a Sustainable<br />

Future<br />

• What strategies can companies implement<br />

to create both business and<br />

social value?<br />

• Which role should the state play in<br />

the struggle for a sustainable, yet<br />

competitive future?<br />

• How can organizations best develop<br />

talent for long-term effectiveness in<br />

the market place?<br />

• How do we build a green energy<br />

future?<br />

Take advantage of:<br />

- 30+ international corporate, academic,<br />

and public policy leaders<br />

- 300+ participants<br />

- 1 high-caliber cornerstone panel<br />

- 3 academic panels giving new indepth<br />

insights into the “triple bottom<br />

line”, sustainable leadership, and the<br />

future of energy<br />

- 5+ hours of networking opportunities<br />

- 2 conference days in a historical building<br />

in the heart of Berlin<br />

www.annual<strong>forum</strong>.esmt.org<br />

17. bis 18. Juni <strong>2010</strong>, Bonn<br />

Zweiter Deutscher Elektro-Mobil<br />

Kongress<br />

Das nova-Institut veranstaltet in Kooperation<br />

mit der IAV GmbH Ingenieursgesellschaft<br />

Auto und Verkehr den Zweiten<br />

Deutschen Elektro-Mobil Kongress im<br />

World Conference Center Bonn.<br />

- 40 Top-Referenten mit Präsentationen<br />

zu ihren aktuellen Entwicklungen<br />

(bereits zugesagt haben u.a. Deutsche<br />

Bahn, Fraunhofer IFAM, IBM Research,<br />

Michelin, RWE, Toyota, TÜV SÜD)<br />

- Mehr als 600 Teilnehmer aus allen<br />

Industriebranchen, sowie der Forschung<br />

und Entwicklung mit Bezug<br />

zur Elektromobilität<br />

- Eine Ausstellung mit Platz für ca. 50<br />

Aussteller (von OEMs über Zulieferer<br />

bis hin zu Forschungsinstituten und<br />

Verbänden) – Bewerben Sie sich jetzt<br />

für einen Ausstellungsstand!<br />

- Teststrecke mit diversen Elektrofahrzeugen<br />

(Einrad, Zweirad, Dreirad<br />

und natürlich auch mit vier Rädern),<br />

auf der die Teilnehmer Probe fahren<br />

können<br />

- Zahlreiche Geschäftskontakte und<br />

Vernetzung aller Akteure auf dem<br />

Gebiet der Elektromobilität<br />

www.e-mobil-kongress.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

127


SERVICE<br />

| EVENTS |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

19. bis 20. Juni <strong>2010</strong>, München<br />

2. Internationale Integrative Medizin<br />

Kongress<br />

integrative<br />

medizin<br />

kongress<br />

19. - 20. Juni <strong>2010</strong> in München<br />

M i s c h e n<br />

auch Sie<br />

sich unter<br />

mehr als<br />

400 Ärzte,<br />

Heilpraktiker, Therapeuten, Gesundheitspolitiker,<br />

Pfleger, Kostenträger<br />

und Studenten: Diskutieren Sie, welche<br />

Möglichkeiten und Wege einer effektiven<br />

und effizienten interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit im Gesundheitswesen<br />

es gibt und gestalten Sie deren Umsetzung<br />

in schwerpunktorientierten<br />

Arbeitskreisen mit.<br />

www.integrativemedizinkongress.de<br />

25. bis 26. Juni <strong>2010</strong>, Frankfurt<br />

4. Karmakonsum Konferenz<br />

Empowering<br />

a new Spirit in<br />

Business. Unter<br />

diesem Motto<br />

treffen sich Entscheider und Vordenker<br />

auf der vierten KarmaKonsum Konfererenz<br />

<strong>2010</strong>, der Businesskonferenz und<br />

Networking-Veranstaltung für neues<br />

<strong>Wirtschaften</strong> und nachhaltige Lebensstile<br />

(LOHAS).<br />

Die KarmaKonsum Konferenz besteht<br />

aus vier Teilen:<br />

- 25.6.<strong>2010</strong>: Business-Konferenz für<br />

Fachpublikum<br />

- Gründer-Award: Networking Abend-<br />

Event<br />

- Expo / Messe: 2 Tage Ausstellung für<br />

nachhaltige Alternativen im Business<br />

- 26.6.<strong>2010</strong>: GreenCamp, die Networking-<br />

& Ideenbörse<br />

www.karmakonsum.de/konferenz<br />

22. bis 23. Juni <strong>2010</strong>, Stuttgart<br />

Consense<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist<br />

das zentrale Thema<br />

der Bau- und<br />

Immobilienbranche.<br />

Wie in den vergangenen Jahren<br />

bietet die Consense auch <strong>2010</strong> allen<br />

am nachhaltigen Bauen Beteiligten und<br />

Interessierten – Architekten, Planern,<br />

Bauingenieuren, Projektsteuerern sowie<br />

Bauherren, Kommunen, Investoren, Herstellern<br />

und Hochschulen – eine einmalige<br />

Plattform, um sich aus erster Hand<br />

über neueste Entwicklungen im Bereich<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit zu informieren.<br />

www.messe-stuttgart.de/consense<br />

2. bis 3. September <strong>2010</strong>, Iserlohn<br />

Campus Symposium<br />

Das Campus<br />

Symposium<br />

ist eine internationale<br />

Wirtschaftskonferenz, die<br />

von Studenten der privaten Hochschule<br />

BiTS in Iserlohn organisiert wird. Durch<br />

anerkannte Referenten, wie etwa den<br />

ehemaligen Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten, Bill Clinton, oder den ehemaligen<br />

Premierminister Großbritanniens,<br />

Tony Blair, hat sich das Symposium in<br />

seiner fünfjährigen Geschichte bereits zu<br />

einer der bedeutendsten Wirtschaftskonferenzen<br />

in Deutschland entwickelt.<br />

In diesem Jahr wird am 2. und 3. September<br />

der Friedensnobelpreisträger Al<br />

Gore eine Rede zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

halten. Das studentische Organisationsteam<br />

will dabei den Zusammenhang<br />

zwischen ökologischer und ökonomischer<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit untersuchen und<br />

so für die Gäste neue Lösungsansätze<br />

präsentieren.<br />

www.campus-symposium.com<br />

15. bis 19. September <strong>2010</strong>, Berlin<br />

CLEAN TECH WORLD <strong>2010</strong><br />

Die CLEAN TECH WORLD ist die erste internationale<br />

Ausstellung und Konferenz,<br />

die das Beste aus allen Umwelttechnologien<br />

an einem Ort zusammenbringt.<br />

Vom 15.09.-19.09.<strong>2010</strong> wird der historische<br />

Flughafen Tempelhof im Herzen<br />

Berlins zur Bühne für wegweisende<br />

Lösungen von heute und die spannendsten<br />

Visionen für morgen. Vorreiter<br />

aller Umwelttechnologien präsentieren<br />

ihren neuesten Stand der Technik und<br />

definieren Strategien der Zukunft.<br />

Hochkarätige Konferenzen, zahlreiche<br />

Veranstaltungen und die weltgrößte<br />

Teststrecke für alternativ betriebene<br />

Fahrzeuge machen die CLEAN TECH<br />

WORLD zu einem nachhaltigen und<br />

ganzheitlichen Erlebnis für Fachbesucher<br />

und Öffentlichkeit.<br />

www.cleantechworld.org<br />

22. bis 24. September <strong>2010</strong>, Berlin<br />

The 4th International Conference on<br />

Corporate Social Responsibility<br />

Every two years, leading academics, executives,<br />

policymakers, and representatives<br />

from civil society organizations from<br />

around the world have been meeting<br />

in Berlin to debate key questions from<br />

a diverse range of cultural perspectives<br />

and professional viewpoints.<br />

Relying on global exchange and scientific<br />

discourse, the 4th CSR-Conference<br />

„CSR-Challenges Around the Globe”<br />

seeks to identify professional trends in<br />

CSR and suggest options for responsible<br />

action in an increasingly globalized<br />

world.<br />

www.csr-hu-berlin.org<br />

10. bis 12. November <strong>2010</strong>, Frankfurt<br />

Nutec<br />

Vom 10. bis 12. November <strong>2010</strong> gibt die<br />

Nutec drei Tage Raum für Wissenstransfer<br />

und Netzwerkbildung. Aussteller<br />

zeigen branchenübergreifend bewährte<br />

und weiterentwickelte Cradle to Cradle-<br />

Produkte und -Dienstleistungen sowie<br />

Übergangslösungen und -konzepte<br />

zur Produktoptimierung im Sinne ökonomisch<br />

und ökologisch orientierter<br />

Wertschöpfung. Cradle to Cradle-Starter<br />

sind herzlich willkommen!<br />

Auf dem Fachkongress wird der Informationsaustausch<br />

rund um Cradle to Cradle<br />

fortgeführt. Renommierte Referenten<br />

aus aller Welt geben einen Überblick<br />

für Einsteiger und Einblicke in aktuelle<br />

Studien und Marktentwicklungen.<br />

www.nutec.de<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| EVENTS | SERVICE<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau<br />

HOME to Business<br />

Die Bilder unseres Planeten wirken (CSR-)Wunder<br />

Von Tina Teucher<br />

Wie können Unternehmen den Herausforderungen<br />

der Zukunft – wie Biodiversität,<br />

Energieversorgung und Klimaschutz – begegnen?<br />

Antwort: Durch die Emotionen,<br />

die uns Bilder vermitteln! Sie setzen<br />

die Energie für kreative Lösungen und<br />

Innovationen frei. Der Film HOME ist<br />

mit seinen bewegenden Bildern von unserem<br />

Planeten das ideale CSR-Tool, um<br />

Verantwortungsträger und Mitarbeiter<br />

in Organisationen und Firmen positiv zu<br />

stimulieren, die Gestaltung der Zukunft<br />

aktiv in die Hand zu nehmen und auf die<br />

jeweils in Unternehmen schlummernden<br />

Potenziale zu übertragen.<br />

Beim Start von HOME to Business übergab<br />

Stefan Löbbert von der HypoVereinsbank<br />

dem zwölfjährigen Felix Finkbeiner von Plant<br />

for the Planet einen Scheck über 3.000 Euro<br />

für die Umsetzung seiner Vision, in jedem<br />

Land eine Million Bäume zu pflanzen.<br />

240 Teilnehmer kamen am 28. Januar ins<br />

Münchner HVB-Forum. Im vielseitigen<br />

Programm des Intensiv-Seminars „Die<br />

Zukunft des CSR Managements – Alles<br />

im grünen Bereich?“ beleuchteten CSR-<br />

Beauftragte von Bosch, Siemens, BMW &<br />

Co. gemeinsam mit Bio-Pionieren der ersten<br />

Stunde Strategien für unternehmerische<br />

Verantwortung. Am Abend ließen<br />

sich die Teilnehmer von der Vorführung<br />

des Films HOME bezaubern. „Es ist zu<br />

spät um Pessimist zu sein“, ist Regisseur<br />

Foto: © Maximilian Heinz<br />

Yann Arthus-Bertrand überzeugt. Sein<br />

Ziel ist es, dass 100 Millionen Menschen<br />

auf der Welt seinen Film sehen. „Dieser<br />

Film führt uns deutlich vor Augen, wie<br />

wichtig unser Engagement in unseren<br />

Unternehmen für eine nachhaltige Zukunft<br />

ist“, resümiert Bernhard Schwager,<br />

Umweltmanager bei Robert Bosch.<br />

Visuelle Emotionen als CSR-Tool<br />

Neben der HypoVereinsbank wurde der<br />

Film bereits bei BMW und diversen anderen<br />

Firmen eingesetzt. „Unser HOME<br />

to Business-Konzept ist weit mehr als<br />

eine Filmvorführung“, sagt Christoph<br />

Santner, Projektmanager im Organisationsteam<br />

von VerantwortungJetzt!<br />

„Wir erarbeiten zusammen mit unseren<br />

Partnern ein schlüssiges, auf die Zielsetzung<br />

des Unternehmens ausgerichtetes<br />

Konzept“. Vor der Filmaufführung sprechen<br />

Unternehmensvertreter wahlweise<br />

über die bereits erzielten Erfolge oder die<br />

Herausforderungen, mit denen sich das<br />

Unternehmen konfrontiert sieht. Nach<br />

dem Film wird die Aufbruchsstimmung<br />

dazu genutzt, entweder in Podiumsdiskussion<br />

oder in einem Open-Space-<br />

Ambiente über Handlungsmöglichkeiten<br />

zu diskutieren oder konkrete Projekte<br />

zu erarbeiten. „Ich war begeistert, wie<br />

angeregt die Leute im Anschluss networken<br />

und neue Ideen entwickeln“,<br />

bestätigt Eva-Maria Börschlein, Innovationsmanagerin<br />

bei BMW.<br />

Unternehmen nutzen den Film, um<br />

interne Prozesse in Gang zu setzen,<br />

Motivation zu stärken und Innovationen<br />

anzuregen. Aber auch im externen<br />

Stakeholder-Dialog inspiriert der Film,<br />

Lösungen voranzutreiben: Mit Presse,<br />

Kundschaft, Shareholdern und weiteren<br />

Anteilsnehmern kann die Einbettung<br />

des Unternehmens innerhalb der Gesellschaft<br />

und die daraus erwachsende<br />

Verantwortung in einem breiteren Kreis<br />

thematisiert werden. „Wir werden<br />

Gemeinsam Zukunft gestalten<br />

die HOME DVD jedem interessierten<br />

Mitarbeiter im Hause zusenden und<br />

den Film auf Veranstaltungen unseren<br />

Kunden zeigen“, so Stefan Löbbert,<br />

CSR-Manager bei der HypoVereinsbank.<br />

„Unsere strategischen <strong>Nachhaltig</strong>keitsaktivitäten<br />

und Produkte beinhalten<br />

„echte Antworten“ und HOME kann<br />

uns bei der Sensibilisierung von Kunden<br />

und Mitarbeitern für die Themen<br />

Umwelt, Klima und Ressourcen bestens<br />

unterstützen.“<br />

Nutzen auch Sie den in 54 Ländern<br />

gedrehten Film HOME, um damit Ihre<br />

Anliegen zu transportieren und in einen<br />

aktiven Dialog mit Ihren Stakeholdern<br />

zu treten. Mit HOME to Business bieten<br />

wir Ihnen einen Rundum-Service und ein<br />

breites Netzwerk, um Ihre Veranstaltung<br />

erlebnis- und ergebnisreich zu gestalten:<br />

Von Moderatoren, über bekannte<br />

Teilnehmer für Podiumsdiskussionen<br />

aus allen gesellschaftlichen Bereichen,<br />

lösungsorientierte Firmen-Workshops,<br />

bis hin zur exklusiven Bio-Verköstigung<br />

der Teilnehmer durch unsere Cateringpartner.<br />

Gern schaffen wir auch die Verbindung<br />

zur HOME-Stiftung goodplanet.org.<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

Kontakt:<br />

VerantwortungJetzt! by ALTOP<br />

Christoph Santner<br />

c.santner@verantwortungjetzt.de<br />

www.verantwortungjetzt.net<br />

!<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

129


SERVICE<br />

| VORSCHAU |<br />

Vorschau 03/<strong>2010</strong><br />

In der kommenden Ausgabe lesen Sie:<br />

Schwerpunkt: Die Verantwortung der Medien<br />

- Grundwerte einer zukunftsgerichteten Medienpolitik<br />

- Qualität, Vielfalt und Verantwortung der Presse<br />

- Wie kommen nachhaltige Themen verstärkt in die Medien?<br />

- Kooperationsprozesse zwischen Medien, NGOs und Politik<br />

- Mit Web 2.0 die Welt verändern: <strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation und neue Medien<br />

Special: Fairtrade<br />

- Kriterien und Sozialstandards, Zertifi zierungsmöglichkeiten und Labels<br />

- Nicht nur Lebensmittel und Textilien: alle Branchen sind gefragt!<br />

- Think global, act local: Fairer Handel auch in Deutschland<br />

Neues aus Dauerrubriken wie „Strategie & Unternehmensführung“, „Green Building“ und<br />

„Energie & Klima“ sowie dem neuen Dauerthema „Business & Biodiversity“<br />

Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia<br />

Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia<br />

Foto: © TransFair Deutschland e.V./fair feels good<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ECO-World by ALTOP in Kooperation mit<br />

dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M.) e.V.<br />

Redaktion: Fritz Lietsch (Chefredakteur), Tina Teucher,<br />

Edda Langenmayr, Sabrina Krebs, Alistair Langer, Erik<br />

Ammann, Uta Dobler, Maximilian Heinz, Miriam Schuller,<br />

Christian Bayer, Stefan Hörmann, Christoph Santner<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 11<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Verlag: ALTOP Verlag, Gotzinger Str. 48, 81371 München<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60<br />

info@altop.de; www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch Gerichtsort München;<br />

Handelsregister Nr. 749 25<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Maximilian Gege,<br />

Norbert Röttgen, Janez Potocnik, ˇ Günther Bachmann,<br />

Sven Krüger, Marco Voigt, Curt Winnen, Peter Grett,<br />

Thomic Ruschmeyer, Edgar Endrukaitis, Judith Winterstein,<br />

Josh Bishop, Mark Schauer, Sebastian Winkler, Corinna<br />

Hölzer, Marion Hammerl, Patrick Trötschler, Sebastian<br />

Kirschner, Jörg Dietrich, Ahmed Djoghlaf, Achim Steiner,<br />

Volker Hauff, Stefan Schaltegger, Holger Petersen, Martin<br />

Oldeland, Muhammad Yunus, Dennis Lotter, Jerome Braun,<br />

Christian Klant, Claudia Mende, Dieter Brübach, Martin<br />

Beckenkamp, Ralph Thurm, Bernward Geier, Vandana Shiva,<br />

Kathrin Hartmann, Georg Zoche, Felicitas Mocny, Wilfried<br />

Mödinger, Florian Möllers (Wild Wonders of Europe),<br />

Alistair Langer<br />

Anzeigenbetreuung: Uwe Stiefvater-Hermann<br />

Telefon +49 (0)4532 / 2 14 <strong>02</strong>; Wolfgang Gaudian,<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 14<br />

Marketing: Alistair Langer Telefon +49 (0)89 / 96 01 33 43<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim; Telefon +49 (0)2225 / 88 01 - 0<br />

Fax +49 (0)2225 / 88 01 - 1 99; info@ips-pressevertrieb.de<br />

Bezug auch direkt unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Datenbankprogrammierung: info@oneworld.de<br />

www.oneworld.de<br />

Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Titelbild: © Getty Images<br />

Preis: 7,50 Euro<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich ISSN 1865-4266<br />

Printed in Germany <strong>2010</strong><br />

Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen sowie die<br />

Best-Practice-Beispiele sind die Unternehmen selbst verantwortlich.<br />

Namentliche oder anders gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die durch die Herstellung des Magazins verursachten Treibhausgase<br />

werden durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des<br />

Verlages unter Angabe der Bezugsanschrift gestattet. Aus<br />

Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die<br />

männliche Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser<br />

Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche<br />

als auch die weibliche Schreibweise für die entsprechenden<br />

Beiträge gemeint ist.<br />

130 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.volkswagen.de/thinkblue<br />

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