WOLL Magazin 2021.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
WOLL Magazin 2021.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
WOLL Magazin 2021.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
16<br />
Sauerland<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Warstein</strong>,<br />
<strong>Möhnesee</strong> und<br />
<strong>Rüthen</strong><br />
In dieser Ausgabe: Sauerländer<br />
Erfindungen + Patente<br />
Geschichte eines<br />
Tores in <strong>Warstein</strong><br />
<strong>Rüthen</strong>-Meiste im Portrait<br />
Interview mit <strong>Möhnesee</strong>s Bürgermeisterin<br />
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Öffnungszeiten<br />
Montag-Freitag · 9 Uhr – 18 Uhr<br />
Samstag · 10 Uhr – 13 Uhr
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
unser Sauerland ist eine Region voller Geschichten, alter und neuer, lustiger sowie<br />
nachdenklicher. Davon wollen wir Ihnen immer wieder erzählen und das<br />
Schöne auf Papier bringen, wie es die <strong>WOLL</strong>-Philosophie vorsieht. So auch in<br />
der <strong>WOLL</strong>-<strong>Winter</strong>ausgabe.<br />
Wir haben uns im Reiterverein <strong>Warstein</strong> umgesehen. Er hat neue Pferde, auf<br />
denen Kinder Reiten und Verantwortung sowie den Respekt vor Tieren lernen.<br />
Wir haben Maria Moritz, die Bürgermeisterin von <strong>Möhnesee</strong> besucht. Sie ist<br />
jetzt ein Jahr im Amt und kann sich nicht mehr vorstellen, mal etwas anderes<br />
gemacht zu haben. Ortsvorsteher Rolf Langer stellt uns das kleine, aber äußerst<br />
bemerkenswerte Meiste vor.<br />
Der Tatsache, dass das Sauerland eine Region kluger Menschen, sprich Erfinder<br />
ist, tragen wir ebenfalls Rechnung. Erfindungen und Patente sind ein Schwerpunkt-Thema<br />
dieser Ausgabe. Sie bilden nicht nur für Firmen eine wichtige<br />
Schutz-Rolle. Wir werfen einen Blick in die Geschichte Sauerländer Erfindungen<br />
und erläutern, was eigentlich ein Patent ist und was man bei einer Anmeldung<br />
beim Patentamt in München beachten muss.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Wie bunt und abwechslungsreich unser <strong>Magazin</strong> geworden ist, können sie unter<br />
anderen Geschichten daran erkennen, dass wir Ihnen passend zur Jahreszeit einen<br />
„Nikolaus mit Zertifikat“ vorstellen. Diese Aufgabe kann man lernen – ohne<br />
Knecht Ruprecht. Wir lernen Zeichen und Symbole einer hörgeschädigten jungen<br />
Mutter. Schließlich zeigen wir Ihnen den Manta 400, der in der Region<br />
unterwegs ist.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre der <strong>WOLL</strong>-<strong>Winter</strong>ausgabe.<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-woll@axo.media<br />
facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Warstein</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 3
<strong>Warstein</strong><br />
12 Der Calisthenic-Park<br />
16 Sprachkitas<br />
23 Reitverein <strong>Warstein</strong><br />
26 Ortsvorsteher Dietmar Lange<br />
29 Das <strong>Warstein</strong>er Repair Café<br />
64 Das Hameckeweib<br />
84 Flachs aus dem Sauerland<br />
117 Ein Bauerhaustor in der Stadt<br />
125 Ein Nikolaus mit Zertifikat<br />
<strong>Möhnesee</strong><br />
6 Bürgermeisterin Maria Moritz<br />
20 Das Mondschein-Haus<br />
<strong>Rüthen</strong><br />
10 Panorama<br />
32 Ortsporträt Meiste<br />
62 CONSTAB<br />
56 Rentiere am Hohlen Stein<br />
58 Kallenhardter Strickclub<br />
122 Michael Stappert, ein Meister<br />
Schwerpunkt “Erfindungen und Patente<br />
aus dem Sauerland” ab Seite 35<br />
Aus dem Sauerland<br />
19 Die <strong>Winter</strong>jacke<br />
99 LWL Marsberg<br />
39 REMBE<br />
100 Tiergehege im Enser Gewerbegebiet<br />
44 Miele-Werk Arnsberg<br />
102 Gespräch mit einer hörgeschädigten Mutter<br />
50 Rehatechnik Heymer<br />
104 Krankenhaus Maria Hilf Brilon<br />
55 Rose Handwerk<br />
106 Tiger Tec & Systems<br />
58 Hasse chehört<br />
108 Der Mensch dahinter<br />
67 Pausenbutze<br />
111 Der Raubritter vom Wallenstein<br />
83 Witteler Automobile<br />
112 Robert geht wandern<br />
86 Wohnraumgalerie<br />
115 WGB Mainzer<br />
88 Heiraten im Sauerland<br />
118 Der Rally Opel Manta 400<br />
93 Gendern im Sauerland<br />
121 Alexa Macketing<br />
94 Geschichte des alten Klosters in Oventrop 124 Kuhgeflüster<br />
98 <strong>Winter</strong>gedicht<br />
128 Sauerländer Botschaft<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Schweifstern der Renaissance<br />
Im <strong>Winter</strong>kleid<br />
Die meisten Menschen kleiden<br />
sich im <strong>Winter</strong> mit gedeckten<br />
Farben. Unbewusst<br />
macht man das, um die Verbundenheit<br />
mit der Natur<br />
zu zeigen. Und dort sieht<br />
man überwiegend Erd- und<br />
Nebelfarben und gedeckte<br />
Rot- und Blautöne. Weiß leider<br />
immer seltener.<br />
Durch Erwähnung<br />
seines Vornamens wird<br />
bei einigen die Speichelproduktion<br />
angeregt,<br />
andere wissen, dass Giotta<br />
di Bondone ein<br />
bekannter italienischer<br />
Maler und Bildhauer<br />
war. In seinem Gemälde „Anbetung der Heiligen drei Könige“ ist<br />
ein Schweifstern zu sehen. Höchstwahrscheinlich hat der Maler 1301<br />
den Halleyschen Kometen gesehen und dieses Erlebnis in das Bild<br />
eingearbeitet.<br />
Die Rose<br />
von Jericho<br />
Die Ägypter gaben der Rose<br />
von Jericho den Namen<br />
„Handballen der Maria“ (Kaff<br />
Maryam). Maria soll sie auf<br />
der Flucht nach Ägypten<br />
gesegnet und ihr ewiges Leben<br />
verliehen haben.<br />
Eigentlich ist sie keine Pflanze,<br />
sondern eine Wurzel und<br />
Zweigknäuel. Geschlossen<br />
sind ihre Samen gut in der<br />
Rosette geschützt. Wenn sie<br />
sich mit Wasser vollgesaugt<br />
hat, beginnt sie sich zu öffnen<br />
und zu grünen. Ein Vorgang,<br />
der vor allem in den<br />
Wüstengegenden, in der sie<br />
beheimatet ist, Sinn macht.<br />
Eigentlich ist das Ganze ein<br />
physikalischer Effekt, aber<br />
trotzdem auch ein kleines<br />
Wunder.<br />
Walnüsse als Hirnnahrung<br />
Wer vorsichtig eine Walnuss öffnet, fühlt sich schnell an zwei Gehirnhälften<br />
erinnert. Seltsam ist, dass gerade diese Nüsse die Gehirntätigkeit besonders<br />
ankurbeln. Treibstoffe sind vor allem die in Walnüssen enthaltenen verschiedenen<br />
B-Vitamine und das Lecithin.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 5
Interview mit <strong>Möhnesee</strong>s Bürgermeisterin Maria Moritz<br />
Matthias Koprek<br />
Bürgermeisterin Maria Moritz vor einem großflächigen Luftbild der<br />
2007 zuletzt übergelaufenen Talsperre.<br />
„ICH KANN MIR GAR NICHT MEHR<br />
VORSTELLEN, DASS ICH MAL<br />
ETWAS ANDERES GEMACHT HABE“<br />
S<br />
eit gut einem Jahr ist das Bürgermeisterbüro<br />
von <strong>Möhnesee</strong> der neue Arbeitsplatz von Maria<br />
Moritz. Einst der Arbeit wegen in die Gemeinde<br />
gekommen, hat sich die Münsterländerin schnell<br />
in die von Wasser und Wald geprägte Landschaft und<br />
ihre Bewohner verliebt. Im Interview spricht sie über<br />
ihre Motivation, sich in den Dienst der Gemeinde zu<br />
stellen, und über die Entwicklung des Tourismus am<br />
<strong>Möhnesee</strong>.<br />
Woll: Frau Moritz, was war Ihre bisher größte Herausforderung<br />
als Bürgermeisterin?<br />
Maria Moritz: Schwere Frage. Ich glaube, das Ankommen<br />
war für mich das Schwierigste. Es braucht seine Zeit<br />
zu verstehen, wie das Rathaus im Detail arbeitet. Wie<br />
die Strukturen hier sind. Wie zum Beispiel das Baurecht<br />
funktioniert. Das Ankommen war schon eine Herausforderung.<br />
Aber heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen,<br />
dass ich mal etwas anderes gemacht habe – so viel<br />
Spaß macht mir die Arbeit. Vor allem auch im Austausch<br />
mit den Bürgern.<br />
Welches Thema liegt den Bürgern am meisten auf dem<br />
Herzen?<br />
Es gibt viele, viele Themen, die die Bürger beschäftigen.<br />
Das Thema Verkehr ist sicher ein verdammt großes. Daran<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
arbeiten wir aber sehr gern. Wir versuchen im Rahmen<br />
der Regionale wirklich tolle Projekte zu entwickeln. Das<br />
bindet Zeit, macht aber unheimlich viel Spaß. Auch, weil<br />
unglaublich viele Ideen von den Bürgern selbst kommen.<br />
Mit dem Amt der Bürgermeisterin haben Sie auch Verantwortung<br />
für mehr als 100 Mitarbeiter übernommen.<br />
Was ist Ihnen bei der Führung des<br />
Rathauses und der anderen kommunalen<br />
Einrichtungen wichtig?<br />
Durch die Leitung von Seminarhäusern<br />
habe ich bereits Führungserfahrung<br />
mitgebracht,<br />
wenngleich es jetzt natürlich<br />
deutlich mehr Mitarbeiter sind.<br />
Vieles habe ich auch durch die<br />
Führung von Schulklassen gelernt.<br />
Glauben Sie mir, in der Schule<br />
sammeln Sie viel Führungserfahrung<br />
(lacht). Zumal das ja in der Berufsschule<br />
auch junge Erwachsene waren. Ich kann in<br />
der Tat auf einiges, was ich dort gelernt habe, in der<br />
Mitarbeiterführung zurückgreifen. Unheimlich wichtig<br />
ist mir der Kontakt zu den Mitarbeitern. Deshalb gehe ich<br />
auch einfach gern in die Büros, statt zum Hörer zu greifen<br />
oder die Akte ins Fach zu legen. So ergeben sich schöne<br />
Gelegenheiten mal persönlich ein paar Worte auszutauschen.<br />
Und die Bewegung tut ja auch gut.<br />
Wie hat sich Ihr Stresslevel im Vergleich zu früher verändert,<br />
seitdem Sie Bürgermeisterin sind?<br />
Ich arbeite sicherlich mehr als früher, aber mehr Arbeit<br />
bedeutet für mich nicht zwangsläufig mehr Stress. Stress<br />
ist eigentlich etwas Negatives und viel Arbeit ist nicht<br />
unbedingt negativ. Das Arbeitspensum ist groß, aber die<br />
Arbeit macht mir unheimlich viel Spaß und ist deshalb<br />
kein Stress für mich. Auch wenn ich meist nicht um 16:30<br />
Uhr Feierabend habe, wie viele denken, und auch mal am<br />
Samstag oder Sonntag arbeite.<br />
Maria Moritz an ihrem höhenverstellbaren<br />
Schreibtisch im ersten<br />
Stock des Rathauses, wo sie mit<br />
zwei Bildschirmen arbeitet.<br />
Was macht Ihnen an Ihrer neuen Aufgabe am meisten<br />
Spaß?<br />
Ich liebe den Kontakt zu den Bürgern. Die Bürgernähe<br />
war mir schon im Wahlkampf unheimlich wichtig. Ich<br />
bin damals nicht ohne Grund mit dem Fahrrad von Haus<br />
zu Haus gefahren, auch wenn ich nie geklingelt habe.<br />
Aber ich habe die Menschen angesprochen, die ich unterwegs<br />
angetroffen habe. Das war von zehn Haushalten im<br />
Schnitt einer. In der Zeit konnte ich viele spannende Gespräche<br />
führen und diese Gespräche führe ich auch heute<br />
noch – zum Beispiel bei Bürgerstammtischen.<br />
Wie können Sie den Kontakt zu den Bürgern während<br />
der Pandemie aufrechterhalten?<br />
Während der Coronapandemie sind die<br />
persönlichen Begegnungen natürlich<br />
weniger geworden. Ich habe lange<br />
überlegt, ob ich als Ersatz virtuelle<br />
Sprechstunden anbiete. Ich<br />
habe mich letztlich dagegen entschieden,<br />
weil der persönliche<br />
Kontakt schon etwas anderes ist.<br />
Dafür rufen die Bürger mittlerweile<br />
gern an. Sie wissen, dass sie<br />
mich freitagnachmittags im Büro<br />
erreichen und ich dann ein offenes<br />
Ohr für sie habe.<br />
Im Rahmen der Regionale 2025 arbeiten die Sauerland-Seen<br />
gemeinsam daran, für Einheimische und<br />
Touristen attraktiver zu werden. Was sind Ihre Pläne?<br />
Mein großes Ziel ist es, dass <strong>Möhnesee</strong> im Rahmen der<br />
Regionale zur Modellkommune wird. Dadurch bekommen<br />
wir die Möglichkeit verschiedene Dinge auszuprobieren<br />
– auch in Verbindung mit den Baulastträgern.<br />
Das wäre zum Beispiel eine Einbahnstraßenregelung am<br />
Südufer, die ohne Weiteres gar nicht möglich ist. Aber als<br />
Modellkommune haben wir da noch mal andere Testmöglichkeiten.<br />
Oder man könnte für einen temporären<br />
Zeitraum Hop-On Hop-Off ausprobieren. Also die Menschen<br />
schon vor ihrer Ankunft am See motivieren, zum<br />
Beispiel auf das Fahrrad oder den Bus umzusteigen. Auch<br />
ein Verkehrsleitsystem gehört zu den Ideen. Als Modellkommune<br />
können wir auf ganz andere Förderprogramme<br />
zurückgreifen, die uns all das überhaupt erst ermöglichen.<br />
Das Problem, das wir in <strong>Möhnesee</strong> haben, das haben die<br />
anderen Sauerländer Seen auch. Vielleicht nicht ganz so<br />
extrem, weil wir den Rundlauf um den See haben, aber die<br />
„Für mich sind die Menschen, die<br />
hier im Rathaus arbeiten, unheimlich<br />
wertvoll. Jeder von ihnen soll gern zur<br />
Arbeit kommen.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 7
Probleme sind trotzdem überall ähnlich. Und sie werden stärker. Was<br />
uns einerseits freut, weil uns viele Gäste besuchen. Aber die Probleme<br />
müssen dennoch gelöst werden.<br />
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Wie hat sich der Tourismus am <strong>Möhnesee</strong> in der letzten Zeit – vielleicht<br />
auch durch Corona – entwickelt?<br />
Die Gäste bleiben länger. Wir haben wirklich Urlauber, die, statt ein<br />
oder zwei Tage, bis zu zehn Tage am See bleiben. Das war früher viel<br />
seltener. Diese Gäste sind die ruhigeren Urlauber, die man nicht so<br />
stark merkt. Der Tagestourismus ist der belastende Tourismus. Hier<br />
müssen wir uns die Frage stellen, wie wir damit umgehen. Die sind hier<br />
genauso herzlich willkommen und wir wollen niemanden vertreiben.<br />
Aber wir müssen eine gute Synergie zwischen Tagestouristen, längerfristigen<br />
Erholungsurlaubern und Anwohnern schaffen. Wir müssen<br />
sanften Tourismus hinbekommen. Das heißt Angebote, die nicht für<br />
noch mehr Lärm sorgen und die sich auf die verschiedenen Ortsteile<br />
verteilen.<br />
Was hat Sie – aus dem Münsterland kommend – an den <strong>Möhnesee</strong><br />
verschlagen?<br />
Mein Mann hat mich in einem Januar zu einem Vorstellungsgespräch<br />
begleitet. Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir am Bismarckturm<br />
runterfuhren. Etwa auf Höhe der Drüggelter Kapelle hat sich der<br />
wunderschöne Blick auf den See eröffnet. Da sagte mein Mann: „Hier<br />
würde es sich auch leben lassen.“ Damals gar nicht mit dem Gedanken,<br />
dass ich hier wirklich mal hinziehen würde. Geschweige denn mal<br />
Bürgermeisterin werden würde. Aber mir ist <strong>Möhnesee</strong> sehr schnell ans<br />
Herz gewachsen.Ich habe damals noch miterlebt, wie die Autos rechts<br />
und links entlang der Straßen wild geparkt haben. Es war wirklich<br />
alles vollgeparkt. Die Mülltonnen liefen über. Ich dachte anfangs, die<br />
Müllabfuhr würde streiken. Es hat sich in den letzten Jahren also schon<br />
extrem viel getan – gerade auch was das Dauerthema Verkehr angeht.<br />
Auch, wenn man das nicht immer gleich so wahrnimmt.<br />
Es ist viel passiert. Der <strong>Möhnesee</strong> ist traumhaft schön. Und es ist für<br />
mich jeden Tag aufs Neue eine Motivation, wenn ich morgens vom<br />
Südufer über die Brücke zur Arbeit fahre. Ich weiß, wofür ich das tue:<br />
Damit wir <strong>Möhnesee</strong>r hier weiterhin gut leben und Urlauber hier Erholung<br />
finden können. Dafür werde ich alles tun, was in meiner Macht<br />
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„Mir ist <strong>Möhnesee</strong> sehr schnell ans<br />
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Perspektive<br />
Die “Spitze Warte” in <strong>Rüthen</strong><br />
1856 wurde diese Windmühle gebaut. Sie befindet sich 150 Meter nordöstlich der<br />
einstigen Warte. Ursprünglich waren es drei Warttürme an der östlichen Grenze der<br />
mittelalterlichen Feldmark der Stadt <strong>Rüthen</strong>.<br />
S. Droste<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 11
Übung für Fortgeschrittene (Karl Enste)<br />
CALISTHENICS?<br />
Was ist das denn?<br />
Outdoor-Sport an moderner Anlage in idealer Lage von <strong>Warstein</strong><br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Sportliches Miteinander – jeder macht seine Übungen<br />
„W<br />
arst du auch schon beim Calisthenics?“<br />
Eine solche Frage hört man seit<br />
einigen Wochen in <strong>Warstein</strong> häufiger.<br />
Wer da denkt, es handle sich um neumodischen<br />
Schnickschnack, der wird sich wundern. Der Name des<br />
Fitness-Trends geht zurück auf die griechischen Wörter<br />
„kalos“ („schön“) und „sthenos“ („Kraft“). Es geht<br />
vielfach um Sportübungen, die wir alle schon mal im<br />
Schulunterricht kennengelernt haben – allerdings mit<br />
frischer Luft statt Turnhallen-Mief und Bewegungsfreude<br />
statt Leistungsdruck.<br />
„Die Anlage wird gut angenommen“, erzählt uns Maximilian<br />
Spinnrath. Der junge <strong>Warstein</strong>er Politiker hatte<br />
sich, gemeinsam mit anderen, für die Anschaffung dieser<br />
Sportanlage eingesetzt, nachdem eine Umfrage in der Bevölkerung<br />
auf diesen Bedarf schließen ließ. „Hier in der<br />
unmittelbaren Nähe zum Schoren-Sportplatz steht nun<br />
unsere brandneue Calisthenics-Anlage täglich im Rahmen<br />
der komfortablen Öffnungszeiten kostenlos zur Verfügung.“<br />
Die Erfahrung zeigt: Wer das Sportgelände beispielsweise<br />
zum Joggen nutzt oder dort Basketball spielt,<br />
macht inzwischen gern auch den Schlenker ums Eck, um<br />
hier zumindest mal zu gucken.<br />
Schöne<br />
Weihnachtszeit!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 13
Für Trizeps, Brust, Rücken & Co.<br />
Der gute alte Klimmzug – wer hat ihn nicht früher im<br />
Garten an der Teppichstange geübt? Stangen, die gibt es<br />
hier auch, allerdings im umfangreichen Set. Wie ein großer<br />
Würfel aus Edelstahl-Streben, erscheint das Turngerät<br />
zunächst. Nach und nach erkennt der Betrachter die<br />
Möglichkeiten, die dem Turner zur Verfügung stehen. Ob<br />
Sprossenwand oder Hängelleiter – da kommt schnell das<br />
erste „Aha, so geht das“. Ein paar Dips an den halbhohen<br />
Holmen zur Verbesserung von Trizeps, Brustmuskeln und<br />
Schulter bekommt man auch ohne Anleitung hin.<br />
Wer jedoch mehr Inspiration benötigt, kann sich an einer<br />
großen Infotafel Übungen ansehen, die in unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsgraden sowohl von Anfängern als auch<br />
von echten Cracks geturnt werden können.<br />
Maximilian Spinnrath, Mitorganisator<br />
„Oder man schaut sich halt was von denen ab, die solche<br />
Übungen schon gut beherrschen“, empfiehlt Karl Enste.<br />
Er ist heute einer von denen, für die Calisthenics nichts<br />
Neues ist und deren geturnte Übungen durchaus begeistern.<br />
Sein Handstand auf den Quer-Holmen wirkt durch-<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. - Fr. 09:00 Uhr - 18:00 Uhr<br />
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< Markenunabhängige Beratung<br />
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Das gibt Bauchmuskeln…<br />
(Louisa Topp und<br />
Dominik Jäkel)<br />
aus sehenswert. „Aber wir geben, wenn wir hier sind, auch<br />
gern mal Tipps für Leute, die sich verbessern wollen“, ergänzt<br />
Spinnrath.<br />
Könner und Anfänger –<br />
und Zuschauer<br />
Louisa Topp und Dominik Jäkel aus Arnsberg sind durchaus<br />
fitnessbegeistert und wollten diesen Outdoor-Sport<br />
einfach mal ausprobieren. „Die Anlage wirkt sehr einladend<br />
und gepflegt“, meint Louisa und startet gegen Ihren<br />
Freund einen kleinen Wettkampf im Knieheben in der<br />
Hängeposition.<br />
Die Cousins Justin und Jakob Schrewe hingegen zeigen<br />
derweil ihr Können bei einer Rolle an den Ringen und<br />
beim ‚Front Heaver‘ an der ‚Monkey Bar‘. Am Rande der<br />
Anlage haben sich zwischenzeitlich etliche Zuschauer<br />
versammelt. Muskeln sollen ja auch schon vom Gucken<br />
wachsen, oder?<br />
Mut und Konzentration erforderlich – kopfüber<br />
an den Ringen (Louisa Topp)<br />
wovon fast die Hälfte für den hochwertigen Untergrund<br />
draufging. Auch damit unterscheiden wir uns von ähnlichen<br />
Anlagen mit der kostengünstigeren Hackschnitzelvariante.“<br />
Beim Blick in die Herbstsonne schmunzelt er<br />
und weist uns darauf hin, dass sogar mit dem Standort<br />
ein echter Glücksgriff gelungen ist. „Wir haben Sonne am<br />
Morgen und dann wieder abends. Dazwischen gewähren<br />
hohe Bäume das Training im Schatten. Ein idealer Standort<br />
also für unsere Calisthenics-Anlage.“<br />
Und? Waren auch Sie schon beim Calisthenics? Trauen Sie<br />
sich, denn Übung macht den Meister! ■<br />
<strong>Warstein</strong>er öffneten<br />
das Portemonnaie<br />
Maximilian Spinnrath freut sich über die Entscheidung für<br />
diese Anschaffung. „Sie wurde zum großen Teil durch die<br />
Leader-Projekt-Förderung möglich, aber auch aus Mitteln<br />
der Stadt. Der Rest kam durch Crowdfunding zusammen.<br />
Wir haben gestaunt, wie bereitwillig die <strong>Warstein</strong>er Bürger<br />
und Unternehmen ihr Portemonnaie geöffnet haben,<br />
egal ob für einen vierstelligen Betrag oder einen 10-Euro-Schein,<br />
der ja z. B. für einen Schüler ja auch viel Geld<br />
ist. Insgesamt haben wir rund 44.000 Euro investiert,<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 15
Zu Besuch bei den „Sprach-Kitas“ <strong>Warstein</strong><br />
SPRACHE SCHAFFT<br />
SELBSTBEWUSSTSEIN<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Sprache bedeutet verstehen<br />
Die ersten Wörter lernen Kinder meist von ihren<br />
Eltern. Je älter sie werden, desto größer wird<br />
die Rolle, die das weitere soziale Umfeld spielt.<br />
Das Familienzentrum „Haus für Kinder“ und die KiTa<br />
Kunterbunt in <strong>Warstein</strong> nehmen jetzt bereits seit drei Jahren<br />
am Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ teil. Wir trafen<br />
Bianca Bräutigam, die Leiterin des Familienzentrums,<br />
Heike Behme, Leiterin der KiTa Kunterbunt und ihre<br />
Fachkraft für Sprache, Jutta Schulte, zum Gespräch.<br />
Die Sprache in den Vordergrund rücken<br />
„Sprache ist Übungssache und schafft Selbstbewusstsein“,<br />
erklärt Heike Behme. Daher versuchen die Fachkräfte, den<br />
Kindern immer wieder sprachliche Anreize zu geben. Wichtig<br />
dabei ist, dass es um Dinge geht, die die Kinder interessieren.<br />
Wie etwa das Thema Herbst oder eine Baustelle, an der die<br />
Kinder jeden Tag auf dem Weg zur KiTa vorübergehen. „Die<br />
meisten Kinder brennen richtig darauf, darüber zu reden.“<br />
Doch nicht jedes Kind kommt von allein aus sich heraus. Die<br />
Erzieherinnen versuchen, auch mit schüchternen Kindern ins<br />
Gespräch zu kommen. Dabei ist es wichtig, die Kleinen nicht<br />
direkt auf ihre Fehler hinzuweisen. „Wenn ein Kind etwas<br />
falsch sagt, wiederholen wir es richtig“, erzählt Jutta Schulte.<br />
So hört das Kind den richtigen Terminus, ohne das Gefühl zu<br />
haben, etwas falsch gemacht zu haben.<br />
„Die sprachliche Bildung der Kinder fängt mit der<br />
Begrüßung an und endet mit der Verabschiedung“<br />
(Jutta Schulte)<br />
Überhaupt ist die Art und Weise, wie mit den Kindern kommuniziert<br />
wird, ein wichtiges Thema in den beiden Einrichtungen.<br />
Gemeinsam mit der Sprachexpertin Daniela Todaro<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
nehmen die drei Frauen regelmäßig an Schulungen der FABI-<br />
DO (Familienergänzende Bildungseinrichtungen für Kinder<br />
in Dortmund) teil. Dabei profitieren beide Einrichtungen von<br />
der engen Zusammenarbeit und dem regelmäßigen Austausch<br />
an Erfahrungen.<br />
Ein wichtiger Schritt, den Kindern das Konzept der Sprache<br />
näher zu bringen, ist, sie auch an geschriebene Sprache zu gewöhnen.<br />
Bianca Bräutigam und ihre Kolleginnen haben zu<br />
diesem Zweck einiges in der Einrichtung verändert. So sind<br />
beispielsweise Beschriftungen an Türen jetzt auf Augenhöhe<br />
der Kinder angebracht. Auf einer Tafel steht, was es mittags<br />
zu essen gibt, und zwar mit den passenden Bildkarten dazu.<br />
Die Kinder lernen also, Wörter mit bestimmten Bildern in<br />
Zusammenhang zu bringen. „Das Ganze geschieht spielerisch<br />
und alltagsintegriert“, erzählt Bianca Bräutigam. Wie auch<br />
durch Fotos, unter denen der Name des abgebildeten Kindes<br />
steht.<br />
„Boah, so hört sich also Arabisch an!“<br />
Auch die Eltern werden aktiv mit eingebunden. Das ist besonders<br />
spannend, wenn ein Vater oder eine Mutter eine andere<br />
Sprache spricht. So wurden bei einem Vorlesetag Eltern<br />
eigeladen, Geschichten in ihrer „Herzsprache“ vorzulesen.<br />
Jutta Schulte lächelt. „Die Kinder haben so gestaunt und<br />
sagten ‚Boah, so hört sich also Arabisch an!‘“ Mehrsprachig<br />
Beschriftungen auf Kinderhöhe – das macht Sinn!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 17
Bianca Bräutigam und Jutta Schulte vom Familienzentrum „Haus für Kinder“ und<br />
Heike Behme, Leiterin der KiTa Kunterbunt.<br />
aufzuwachsen, empfinden die pädagogischen Fachkräfte als<br />
Bereicherung. Sich für die Herzsprachen anderer Kinder zu<br />
interessieren, ist ein wichtiger Schritt. „Denn nur wer in seiner<br />
Muttersprache, seiner Herzsprache gefestigt ist, kann andere<br />
Sprachen gut lernen“, erklärt Bianca Bräutigam. Mittlerweile<br />
haben auch die Erzieherinnen schon Wörter aus anderen<br />
Sprachen aufgeschnappt. Heike Behme lacht. „‚Trusy‘<br />
heißt ‚Unterhose‘ auf Russisch, und ‚Erik‘ ist Türkisch<br />
für ‚Pflaume‘.“<br />
„Miteinander zu kommunizieren ist eines der<br />
wichtigsten Dinge der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungsarbeit“ (Bianca Bräutigam)<br />
bei einer gemeinsamen Mahlzeit. Das wünsche ich allen,<br />
auch Menschen ohne Kinder.“ Auch der Umgang mit Medien<br />
ist hier wichtig. „Dass man sich immer noch etwas<br />
erzählt, statt einfach nur Fotos zu zeigen.“<br />
Aber wieso heißt es eigentlich „Herzsprache“ statt „Muttersprache“?<br />
„Weil die Herzsprache die Sprache ist, in der<br />
Eltern ihr Kind in den Schlaf singen“, sagt Heike Behme.<br />
„Das ist die Sprache, in der Sie Ihrem Kind sagen, dass Sie<br />
es lieben.“ ■<br />
Egal, um welche Sprache es geht, es sind vor allem die Eltern<br />
gefragt. Daher wünscht sich Bianca Bräutigam, dass<br />
Zuhause viel Sprache stattfindet. „Am besten sollte es jeden<br />
Tag die Möglichkeit geben, sich auszutauschen, etwa<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
DIE WINTERJACKE<br />
Wir waren 14 Jahre lang das perfekte<br />
Paar. Dann war da plötzlich dieser<br />
Riss, der sich bei aller Liebe nicht mehr<br />
kitten ließ. Schweren Herzens hängte ich die Jacke<br />
weg, schob den Kauf einer neuen aber ein halbes<br />
Jahr vor mir her. Denn mir war klar, ich würde nie<br />
wieder eine Jacke finden, die so perfekt war.<br />
Monika Loerchner<br />
Anke Kemper<br />
Doch seltsamerweise lässt sich das Wetter von meinen<br />
Ängsten nicht beeinflussen. Und so verkünde<br />
ich eines eisigen Morgens meiner Familie: „Ich<br />
fahre jetzt los, mir eine neue <strong>Winter</strong>jacke kaufen.“<br />
Ich kehre mit leeren Händen heim. Vollkommen<br />
schuldlos, wie ich betonen möchte. Denn in dem,<br />
was gerade “in” ist, sehe ich einfach aus wie ein<br />
Sack. Meine Familie ist sich einig: „Es ist doch<br />
nur eine <strong>Winter</strong>jacke!?“ „Nur“, ha! Gürtel, Futter,<br />
Reißverschluss. Kapuze, Knöpfe, Kordeln. Stoff,<br />
Schnitt, Taschen. Eleganz, Funktionalität, Kompatibilität<br />
- da muss einfach alles stimmen! Und dann<br />
hat so eine Jacke ja nun mal auch einen recht komplexen<br />
und mitunter teilweise anstrengenden<br />
Inhalt: mich. Egal, welche Stimmung oder<br />
welches Outfit, ich muss mich wohlfühlen.<br />
Aber vielleicht bietet mir das Schicksal ja<br />
auch eine Chance. Wieso nicht mal etwas<br />
Neues wagen? Weg vom alten Stil, auf<br />
zu neuen <strong>Winter</strong>jackenabenteuern. Mein<br />
Mann möchte mir helfen. „Guck mal die<br />
da“, sagt er und zeigt auf eine Jacke. „Nee“,<br />
sage ich, „die ist doch viel zu rot!“ – „Und die<br />
blaue da?“ – „Die ist zu blau!“ Nach vielen<br />
qualvollen Tagen des Suchens werde ich<br />
doch noch fündig. Sie ist nicht perfekt, aber<br />
nahe dran. Ich vergieße eine leise Träne, als<br />
ich die alte Jacke dem Kleidercontainer überlasse.<br />
Doch auch wenn ich sie nie vergessen werde,<br />
muss ich zugeben, dass der Glanz des Neuen<br />
auch etwas für sich hat. Stolz führe ich die neue<br />
Jacke Zuhause vor. Die Familie ist sich einig:<br />
„Steht dir gut“ und „Sieht aus wie die alte.“ ■<br />
Frohe Weihnachten<br />
UND EIN GESUNDES NEUES JAHR 2022<br />
Seite 1<br />
Familienunternehmen mit Verantwortung<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 19
Das Mondscheinhaus<br />
In Körbecke beliebt, in Lettland gefeiert<br />
Christel Zidi Marc Niemeyer<br />
W<br />
ar es der romantische<br />
Name des Hauses, des<br />
“Mondscheinhauses”. Die<br />
Vorstellung des einsam am Seeufer sitzenden<br />
Mannes - die Angelrute in der<br />
Hand, die Augen auf vorbeiziehende<br />
Kraniche gerichtet? Oder war es das<br />
Foto des Dichters in jungen Jahren,<br />
dessen lockig in die Stirn fallenden<br />
Haare ihm etwas Verwegenes verliehen?<br />
Jedenfalls wollte ich mehr von<br />
dem lettischen Nationaldichter erfahren,<br />
der seine letzten Lebensjahre am<br />
<strong>Möhnesee</strong> verbrachte.<br />
„Zurückhaltend, aber liebenswürdig“ –<br />
so bezeichneten ihn die Körbecker, manche<br />
nannten ihn auch „den Weisen vom<br />
See“. Man mochte ihn und seine Familie,<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
auch wenn die Kontakte in den ersten<br />
Jahren nicht sehr intensiv waren. 1948<br />
waren sie – nach Flucht und einigen Umwegen<br />
- in Körbecke angekommen. Ihr<br />
neues Zuhause, das damals abgelegene<br />
„Mondscheinhaus“ am Südufer, wurde<br />
im Laufe der Jahre zum Treffpunkt lettischer<br />
Exilanten, westfälischer Künstler<br />
und Schriftsteller.<br />
„Wärmere Bekanntschaften begannen, als<br />
ich Menschen mit ähnlichen Berufen traf.<br />
Stück für Stück krochen solche hervor wie<br />
Krebse aus dem Sand“<br />
Zwei deutsche Dichterkollegen waren es,<br />
mit denen er sich besonders anfreundete:<br />
Der in Meschede geborene Hannes<br />
Tuch und der Schriftsteller Erwin Sylvanus,<br />
welcher in <strong>Möhnesee</strong>-Völlinghausen<br />
wohnte. Ebenso war er auch befreundet<br />
mit dem dort lebenden Bildhauer Robert<br />
Ittermann sowie dem Journalisten Friedhelm<br />
Kaiser aus Soest.<br />
„Dieser See bereitet mir besondere Freude,<br />
denn er erinnert mich an Lettlands größten<br />
Fluß, die Düna“<br />
Jānis Jaunsudrabiņš (1877-1969) war<br />
nicht nur Dichter und Maler, sondern<br />
auch begeisterter Angler, weiß Jürgen<br />
Sittel, stellvertr. Vorsitzender des Heimatvereins<br />
<strong>Möhnesee</strong>. „Er verbrachte<br />
viele Mußestunden am <strong>Möhnesee</strong>. Hier<br />
entstanden auch seine in Deutschland<br />
bekanntesten Werke: „Kraniche über<br />
dem <strong>Möhnesee</strong>“ und „Erzählungen aus<br />
Lettland“. Leider fand er zu Lebzeiten<br />
keine geeigneten zuverlässigen Übersetzer<br />
außer seinen Schwiegersohn Willi<br />
Stöppler und der Deutschbaltin Martha<br />
von Dehn-Grubbe. Wenn das Heimweh<br />
nicht so schmerzen würde, hätte er<br />
sich in Körbecke fast glücklich fühlen<br />
können, schrieb Jaunsudrabiņš 1949 an<br />
einen Freund.<br />
Die frühen Jahre<br />
Der begabte Sohn eines Landarbeiters<br />
aus dem südlettischen Dorf Nereta (Kurland)<br />
lernte schon früh Russisch und<br />
Deutsch, besuchte eine Landwirtschaftsschule<br />
und arbeitete später als Verwalter<br />
deutschbaltischer Adelsgüter. In dieser<br />
Zeit begann er zu malen und schriftstellerisch<br />
tätig zu sein.<br />
1899 gab er seine Tätigkeit als Gutsverwalter<br />
auf und studierte an der privaten<br />
Kunstschule von Benjamin Blum in<br />
Riga, an der Janis Rozentāls unterrichtete.<br />
Ein Mäzen ermöglichte ihm 1908,<br />
zwei Semester als Meisterschüler bei Lovis<br />
Corinth in Berlin zu studieren. Anschließend<br />
kehrte Jaunsudrabiņš nach<br />
Lettland zurück, arbeitete als Redakteur,<br />
Schriftsteller und Zeichenlehrer.<br />
Literarisches und<br />
künstlerisches<br />
Schaffen<br />
In den 1920er<br />
Jahren war<br />
Jaunsudrabiņš<br />
der meistgelesene<br />
lettische<br />
Prosa-Schriftsteller.<br />
Sein Publikum<br />
erreicht er<br />
durch seine Bücher,<br />
Beiträge in Zeitschriften<br />
und Zeitungen<br />
und auch durch den<br />
aufkommenden Rundfunk.<br />
Nach dem Ende des<br />
II. Weltkrieges und seiner<br />
Flucht nach Deutschland<br />
war er u. a. auch als Zeichenlehrer<br />
und Journalist<br />
tätig. Zahlreiche westfälische<br />
Zeitungen, Zeitschriften<br />
und Heimatkalender<br />
veröffentlichten seine Beiträge.<br />
Jaunsudrabiņš malte Landschaften, Porträts,<br />
illustrierte Bücher (einschließlich<br />
seiner eigenen) und schrieb Artikel über<br />
Kunst. In seinen Büchern hat Jaunsudrabinš<br />
vor allem sein Leben verarbeitet: seine<br />
Kindheit und Jugend in Lettland, die<br />
Flucht aus Lettland, das Leben in Körbecke.<br />
In seinen Werken erzählt er vom<br />
Leben einfacher Menschen, realistisch<br />
und humorvoll. Manche verglichen ihn<br />
mit Mark Twain und Thomas Hardy.<br />
Jaunsudrabinš Erzählungen zählen heute<br />
zum Kanon der lettischen Literatur. Der<br />
P.E.N.-Club ehrte ihn 1952 für sein Lebenswerk.<br />
Die Frauen des Dichters<br />
Jaunsudrabiņš war vier Mal verheiratet.<br />
Mit seiner ersten Frau Līze bekam er<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 21
Im Mondscheinhaus verbrachte der lettische<br />
Nationaldichter die letzten 14 Jahre seines<br />
Leben. Einfach und sehr bescheiden.<br />
Tochter Lilija (1902-1969). Nach ihrem<br />
Tod (1921) heiratete er Elza. Die Ehe lief<br />
nicht gut, schon nach drei Jahren floh<br />
er aus dieser unglücklichen Beziehung.<br />
Mit seiner dritten Frau, Frīda Balode,<br />
war er nur ein Jahr glücklich, dann starb<br />
sie. Drei weitere Jahre später heiratete<br />
er Natālija Valdmane. Sie begleitete ihn<br />
1944 auf seiner Flucht vor den heranrückenden<br />
Sowjettruppen und überlebte<br />
ihn um 14 Jahre. Jānis Jaunsudrabiņš<br />
starb 1962 im Alter von 85 Jahren. Er<br />
wurde in Körbecke beigesetzt. 1997 wurden<br />
die sterblichen Überreste des Dichters,<br />
seiner Frau und seiner Tochter Lilija<br />
(1902–1969) nach Lettland überführt.<br />
Nach einem Staatsakt im Dom zu Riga<br />
fanden sie ihre endgültige Ruhe in Nereta,<br />
dem Geburtsort des Dichters. Jürgen<br />
Sittel weiß auch, woher der Einnerungsort<br />
an den lettischen Nationaldichter, das<br />
denkmalgeschützte Mondscheinhaus,<br />
seinen Namen hat: „Seinen Namen erhielt<br />
das „Mondscheinhaus“ (Mēnesnīca)<br />
durch Jānis Jaunsudrabiņš wegen einer<br />
Klangähnlichkeit. Der Fluss „Möh-<br />
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ne“, wird in lettischer Aussprache, die<br />
kein „ö“ kennt, zur Mēne -daher also ≈<br />
Mēnesee. Der Mond heißt im Lettischen<br />
„mēness“ - folglich wird bei J.J. der <strong>Möhnesee</strong><br />
zu „mēness ezers“ = Mondsee. ■<br />
Quellen:<br />
Wolfhard Raub, Asyl in Westfalen - Janis Jaunsudrabins<br />
1944 - 1962<br />
Aus „Kleine Rede zur 80-Jahr-Feier in Münster“<br />
„Mein Leben“ Jānis Jaunsudrabiņš<br />
Stadtarchiv Körbecke<br />
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Jutta Meschede, Lucky und Lia beim Unterricht<br />
In <strong>Warstein</strong> lernen Kinder und Jugendliche<br />
Reiten und Verantwortung<br />
„Was ich dir nicht beibringen kann,<br />
bringen dir die Pferde bei!“<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Das Team des Reitvereins <strong>Warstein</strong> legt großen<br />
Wert darauf, Kinder und Jugendliche auch<br />
an die Verantwortung für die Tiere heranzuführen,<br />
die damit verbunden ist. Franz-Bernd<br />
Köster und Evelin Dresbur sind sich daher auch einig:<br />
Es gibt keine bessere Erziehungsmethode. Und<br />
auch Reitlehrerin Jutta Meschede stimmt dem zu:<br />
„Mein Papa hat immer gesagt: ‚Was ich dir nicht<br />
beibringen kann, bringen dir die Pferde bei!‘“.<br />
Während des großen Lockdowns gingen die Schulpferde<br />
in ihre wohlverdiente Rente. Jetzt möchte der Reitverein<br />
neu durchstarten. Wir besuchten Evelin Dresbur, 2. Vorsitzende,<br />
den Vorsitzenden Franz-Bernd Köster, Reitlehrer,<br />
Reitschüler und natürlich jede Menge Pferde.<br />
„Wir haben zwei neue Schulpferde: Vitze und Tinker. Und<br />
den halben da hinten“, erzählt Franz-Bernd Köster und zeigt<br />
auf Rocky. Dabei ist das schwarz-weiße Pony ein echter Hin-<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 23
„Ponys haben alle ihren eigenen Kopf.“<br />
(Franz-Bernd Köster)<br />
„Schulpferde müssen nämlich grottenbrav sein“, so der gelernte<br />
Kaufmann. Sie müssen auch dann ruhig bleiben, wenn das<br />
Kind auf ihnen zappelt oder mal abrutscht. Immerhin kann<br />
man sich in <strong>Warstein</strong> schon ab einem Alter von sechs Jahren<br />
in den Sattel schwingen. Sofern man ihn vorher am Pferd<br />
befestigt hat, versteht sich. Das müssen die Kinder nämlich<br />
– natürlich mit Hilfe der Reitlehrer – von Anfang an selbst<br />
machen.<br />
Neuzugang Lucky<br />
kommt frisch von der Ponyschule<br />
gucker und hat schon viele Fans unter den Reitschülern. „Dass<br />
das Pferd hübsch ist, ist nicht so wichtig“, erklärt der 1. Vorsitzende<br />
des Reitvereins <strong>Warstein</strong>. Vielmehr kommt es darauf<br />
an, dass der Charakter passt. Der zeigt sich bereits in der Ausbildung<br />
der Tiere.<br />
Der Charakter der Schulpferde<br />
Kein Problem für Merle und Lia, beide sieben. Die beiden<br />
kennen sich schon richtig gut mit Ponys aus und haben auch<br />
gar keine Angst. Im Gegenteil: Für Lia ist es am schönsten, zu<br />
galoppieren.<br />
Verantwortung lernen<br />
„Vor der Reitstunde müssen die Kinder alle benötigten Sachen<br />
holen, ihr Pferd putzen und aufsatteln, und nach dem Reiten<br />
dasselbe rückwärts“, so der Franz-Bernd Köster. Denn: „Ein<br />
Pferd ist ja kein Tennisschläger, den man einfach so wieder<br />
weglegen kann.“ Das Team des Reitvereins legt großen Wert<br />
darauf, Kinder und Jugendliche an die Verantwortung heranzuführen,<br />
die so ein Tier und eine Versorgung mit sich bringt.<br />
Franz-Bernd Köster und Evelin Dresbur sind sich daher auch<br />
einig: Es gibt keine bessere Erziehungsmethode.<br />
Die Möglichkeit zu reiten<br />
Da erscheint es nur logisch, dass die Kinder der beiden Vereinsvorsitzenden<br />
ebenfalls reiten. Franz-Bernd Kösters und<br />
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24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Evelin Dresbur haben auch eigene Pferde. Dennoch ist ihnen<br />
wichtig, dass der Verein bestehen bleibt. Denn: „Nicht jeder<br />
kann sich ein eigenes Pferd leisten“, so Evelin Dresbur. Sie<br />
selbst und ihr Mann lernten ebenfalls in einem Verein reiten.<br />
Diese Möglichkeit möchten sie auch den Kindern aus <strong>Warstein</strong><br />
und Umgebung bieten.<br />
Franz-Bernd Köster ist fasziniert von Pferden. Er und seine<br />
Frau waren früher Sportreiter. Nun haben sie ihre eigene<br />
Zucht. Sein Lieblingspferd ist das erste eigengezogene Tier,<br />
eine Hannoveraner-Stute namens Taycara. Den ungewöhnlichen<br />
Namen kreierte der Diplom-Kaufmann übrigens aus<br />
dem Porsche-Modell „Taycan“. Seine Pferdeleidenschaft<br />
schenkt ihm viel Freude, schafft aber auch eine Menge Arbeit:<br />
„Unter drei Stunden täglich läuft da nichts.“<br />
Franz-Bernd Köster und Evelin Dresbur mit Merle und Vitze.<br />
Unterricht, Lehrgänge, Turniere<br />
Viel zu tun, gibt es auch im Verein. Evelin Dresbur ist an vier<br />
Tagen die Woche hier, andere jeden Tag. Da will der Unterricht<br />
in den beiden Reithallen geplant und durchgeführt werden,<br />
die Tiere müssen versorgt, regelmäßig untersucht und auf<br />
die Koppel und zurückgebracht werden. Neben den normalen<br />
Reitstunden bietet der Verein auch sportorientierten Unterricht<br />
für Reiter mit eigenem Pferd an. Es gilt, eigene Turniere<br />
zu organisieren - sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene<br />
Reiter. Alsbald soll es auch theoretische Stunden<br />
und Abzeichenlehrgänge geben.<br />
„Wir sind hier alle pferdeverrückt“, erzählt Franz-Bernd Köster<br />
und lacht. Für ihn sind die sanftmütigen Vierbeiner die tollsten<br />
Tiere der Welt. Dem können Nicole und Josefin, beide<br />
acht, nur zustimmen: „Die sind sooo süß!“ Na, dann ist ja<br />
alles klar. ■<br />
Josefine und Nicole (v.l.)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 25
Dietmar Lange, Ortsvorsteher von <strong>Warstein</strong><br />
„SCHLAU SIND SIE ALLE<br />
WIE DIE DOHLEN“<br />
Sabina Butz<br />
Georg Giannakis<br />
W<br />
er sich mit Heimatgeschichte beschäftigt, erfährt<br />
so manch „Unterhaltsames, Spannendes<br />
und Anekdotisches“ aus der Geschichte <strong>Warstein</strong>s.<br />
Das verspricht der Ortsvorsteher der Stadt <strong>Warstein</strong>,<br />
Dietmar Lange. Und wer nicht schon vorher vergnügt<br />
war, ist das spätestens nach einem seiner unterhaltsamen<br />
Vorträge oder nach einem anregenden Gespräch mit ihm.<br />
„Geschichte“ dürfte für die meisten Bürger Assoziationen zu<br />
mühsamem Zahlenauswendiglernen, verstaubten Ereignissen<br />
und komplizierten Zusammenhängen hervorrufen. Das<br />
musste in der Schule einfach ausgestanden werden, und damit<br />
hat es sich. Historiker, wie die Geschichtskundigen heißen,<br />
haben es schwer, in der Laienmenge Interesse hervorzurufen,<br />
von einigen spektakulären historischen Funden oder neuen<br />
Erkenntnissen einmal abgesehen. Genau da setzt Dietmar<br />
Lange ein: „Menschen sind in ihrer Heimat immer direkt von<br />
der Geschichte, ihrer Geschichte betroffen. Sie können sich<br />
dem nicht entziehen, und wer sich darauf einlässt, gewinnt<br />
Einblicke in seine Identität, Verständnis für seine Regionalund<br />
Lokalgeschichte, für seine Heimat und manchmal sogar<br />
amüsantes Detailwissen.“<br />
Der Sauerländer aus unterschiedlicher Sicht<br />
„Nehmen wir einmal zwei Beschreibungen des Sauerländers<br />
aus dem 19. Jh. und vergleichen sie: In den „Westfälischen<br />
Skizzen“ in der Zeitschrift „Deutsches Museum“ von R. Prutz<br />
heißt es 1854 „Man mag nun vom Paderbornschen, Waldeckschen<br />
oder Hessischen ins Sauerland kommen, gleich bemerkt<br />
man einen gefälligen Menschen. Der Sauerländer, auch der ärmere,<br />
besitzt der Regel nach einen Anstrich von Bildung, weiß<br />
sich zu benehmen und hat eine immer flügge Rede. Schlau<br />
sind sie alle wie die Dohlen, praktische Köpfe…“ Aus einer<br />
nur einige Jahrzehnte früher entstandenen Beschreibung heißt<br />
es hingegen in der Sicht auf das Herzogtum Westfalen aus der<br />
Sicht eines Preußen 1797: „Städte und Dörfer sind durchaus<br />
schlecht gebaut. Die Einwohner sind im Ganzen armselig und<br />
liederlich (leichtlebig). Die Religion ist durchaus katholisch.<br />
Aufklärung und Geisteskultur gehören hier nicht zuhause.<br />
(…) Auffallend bei der herrschenden Armut und Dummheit<br />
ist der Hang des Volkes zu Vergnügungen und Lustbarkeiten.<br />
An den Sonn- und Festtagen wimmelt es in den Wirts- und<br />
Bierhäusern von Betrunkenen und Schwärmern.“ Das sollen<br />
ein und dieselben Menschen sein? Wie passt der katholische,<br />
in Maßen gebildete, anständige und gefällige Mensch zu dem<br />
armseligen, leichtlebigen Schwärmer? Andere Sichtweisen,<br />
andere Vorlieben?<br />
„Kleine Bonbons“ bei der Recherche<br />
„Geschichte konstituiert sich nicht ausschließlich aus den<br />
großen Ereignissen, sondern findet überall da statt, wo<br />
Menschen zusammen sind und ihren Alltag Revue<br />
passieren lassen. Nicht selten entstehen und entstanden<br />
dabei Lieder oder Gedichte über die<br />
engere und weitere Heimat, so beispielsweise,<br />
wie Lange berichtet, von „Herrlichen<br />
Städten im Wästertal“ (<strong>Warstein</strong>) oder<br />
von Hirschberg, das mit den Worten<br />
„die Perle wirst genannt“ besungen<br />
wird. Besonders originell erscheint<br />
dabei wohl gar ein Gedicht über<br />
Suttrop, in dem es heißt: „Auch<br />
Schätze birgt die Heimat<br />
mein, es ist der rote Eisenstein,<br />
wie auch Kristalle<br />
selt´ner Art, birgt unser<br />
Boden rauh und hart.<br />
(…) So hört mich jetzt<br />
und schaut mich an,<br />
bei uns gefällt es jeder-<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
mann. Gibt´s in der Welt auch Saus und Braus, ich gehe nie<br />
aus Suttrop raus.“ Volkstümliche Zeugnisse einer stimmigen<br />
Alltagskultur, die die Menschen in ihrer heimatlichen Hingezogenheit<br />
schildert und ernst nimmt. Und das sind manchmal<br />
für den Historiker die „kleinen Bonbons“ bei der historischen<br />
Recherche. Auch wenn oft nach Niederschriften, Protokollen<br />
und Statistiken gefragt wird, manchmal blitzen diese kleinen<br />
amüsanten Kostproben von einst durch, die zum Schmunzeln<br />
und Amüsieren aufrufen.<br />
Geschichte - ein zeitintensives,<br />
sehr bereicherndes Hobby<br />
„Da bleibt eigentlich nicht mehr viel Zeit für weitere<br />
Hobbys, obwohl man meine Reiseleidenschaft<br />
vielleicht<br />
noch anführen<br />
müsste“, so Dietmar Lange. „Pilger- und Studienfahrten leite<br />
ich gern europaweit und manchmal auch zwei Mal pro<br />
Jahr. Das Interesse steigt wieder an: 2019 waren wir mit<br />
114 <strong>Warstein</strong>er Pilgern in Rom, ein unvergessliches Erlebnis,<br />
das Geschichts- und Kunstinteresse mit geistlichen Akzenten<br />
vereint und in einer fröhlichen Gemeinschaft gelebt<br />
wurde.“ Die „Königin der Instrumente“ lässt ihn nicht los<br />
„Ob man mein Orgelspiel als Hobby bezeichnen kann, mag<br />
ich nicht beurteilen: Ich spiele schon mein Leben lang, habe es<br />
mir selber beigebracht, wobei ich immer in der Alten Kirche<br />
in <strong>Warstein</strong> üben durfte. Zu unserer Hochzeit 1988 bekam<br />
ich „Eine Stunde Orgelspiel im Dom von Passau“ geschenkt.<br />
Dort habe ich mich sogar ganz mutig in das Gästebuch der<br />
„Menschen sind in ihrer Heimat immer direkt von der<br />
Geschichte, ihrer Geschichte betroffen“ (Dietmar Lange)<br />
Dietmar Lange im Haus Kupferhammer<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 27
großen Orgelspieler eingetragen. Im Petersdom durfte ich die<br />
Orgel spielen und am 03.10.1990 habe ich tatsächlich in Wurzen<br />
(Partnerstadt in Sachsen) an der Orgel gesessen. Die Königin<br />
der Instrumente lässt mich nicht los, und das ist gut so.“<br />
Zum Abschluss formuliert Dietmar Lange für alle Mitbürger,<br />
besonders natürlich für seine <strong>Warstein</strong>er: „Pflegt unsere<br />
Lokalgeschichte, nehmt sie wahr als unsere Identität, die uns<br />
geprägt hat und stets bereichert.<br />
Helmut Kohl vertrat einst die Meinung: ‚Wer die Vergangenheit<br />
nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die<br />
Zukunft nicht gestalten‘. Das gilt doch besonders auch für die<br />
Regional- und Heimatgeschichte. ■<br />
Dietmar Lange vor der Orgel<br />
Dietmar Lange, geboren 1960 in Meschede, aufgewachsen und<br />
bis heute sesshaft in <strong>Warstein</strong>, verheiratet, zwei erwachsene Söhne,<br />
beide ebenfalls wohnhaft in <strong>Warstein</strong> unterrichtet als Oberstudienrat<br />
am Gymnasium Marienschule Lippstadt die Fächer<br />
Geschichte, kath. Religionslehre und Latein. Seit 1986 ist er Kustos<br />
des Haus Kupferhammer in <strong>Warstein</strong>, seit 2014 Ortsvorsteher<br />
von <strong>Warstein</strong>. Er war lange Zeit Mitglied des Rates seiner Heimatstadt.<br />
Seit mehr als 45 Jahren spielt er Orgel, seit 2008 nun an<br />
der St. Clemens-Pfarrkirche in Kallenhardt.<br />
Die<br />
Nr. 1<br />
in <strong>Warstein</strong><br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Horst Stallmeister begutachtet eine Kaffeemaschine<br />
Tüfteln und Reparieren im <strong>Warstein</strong>er Repair Café<br />
„Wir fangen an, wo andere aufhören“<br />
Christel Zidi<br />
Georg Giannakis<br />
V<br />
erflixt! Ausgerechnet dann, wenn es so gar nicht<br />
passt, geben Fön oder Kaffeemaschine ihren Geist<br />
auf. Schon wieder ein Teil für den Müll. Dabei hat<br />
man sich doch so fest vorgenommen, weniger wegzuwerfen,<br />
mehr für die Umwelt zu tun. Aber alle zwei, drei Jahre…<br />
komisch - fast genau alle zwei Jahre… geht wieder etwas<br />
kaputt. Doch Wegwerfen muss nicht die nächste Option<br />
sein. Zumindest nicht, wenn man ein Repair-Café in seiner<br />
Nähe hat.<br />
Horst Stallmeister vom Repair Café in <strong>Warstein</strong> kennt das<br />
Problem der Obsoleszenz* nur zu gut: „Viele Kaffeemaschinen<br />
sind so gebaut, dass sie nur eine gewisse Zeit halten. Dann<br />
ist der Durchlauferhitzer durchoxidiert, Wasser tritt aus, es<br />
kommt zum Kurzschluss.“ Oft überschreiten die Kosten für<br />
ein Ersatzteil die Kosten der Neuanschaffung. Die meisten<br />
Geräte landen deshalb auf dem Müll. Bei anderen Geräten<br />
würde ein Ersatzteil zwar nur zwei, drei Euro kosten, aufgrund<br />
der Bauweise ist ein Austausch aber nicht möglich.<br />
Wenn Können wertgeschätzt wird<br />
Kaffeevollautomaten repariert<br />
Stallmeister übrigens am<br />
liebsten: „Die sind sehr<br />
kompliziert, eine Herausforderung<br />
für mich<br />
- aber man hat auch<br />
sehr häufig Erfolg“.<br />
Der gelernte Elektriker<br />
hat 42 Jahre<br />
in der LWL-Klinik<br />
Im Fahrradlager<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 29
gearbeitet. 30 Jahre lang hatte er – im Zusammenhang mit<br />
der Arbeitstherapie - eine Fahrradwerkstatt. Die betreibt er,<br />
jetzt als Rentner, ehrenamtlich weiter. Einmal in der Woche<br />
ist sie geöffnet. Dazu kommt die Arbeit im Repair-Café: „Es<br />
ist schön, wenn man seine Fähigkeiten weiter unter Beweis<br />
stellen kann.“ Mit ihm arbeiten hier Siegfried Schenuit, ebenfalls<br />
Elektriker, und Egbert Risse, gelernter Schlosser, als ehrenamtliche<br />
Handwerker.<br />
2020 wurde das Repair Café gegründet, gemeinsam von „Wir<br />
für <strong>Warstein</strong>“ und dem Stadtmarketing. Lieselotte Alz, eine<br />
der Mitbegründerinnen, ist voll des Lobes für die Handwerker:<br />
„Hilfsbereitschaft, Offenheit und Umweltbewusstsein<br />
zeichnen die drei Männer aus. Es sind ganz nette, aufgeschlossene<br />
Menschen, denen es um die Freude am Reparieren geht.“<br />
Davon kann sich jeder bei einem Besuch im Repair-Café<br />
überzeugen. Wer mit seinen defekten Gerätschaften kommt,<br />
wird auch gleich in den Reparaturprozess mit einbezogen.<br />
„Unsere Hilfe soll Hilfe zur Selbsthilfe sein“, beschreibt das<br />
Lieselotte Alz. Wer möchte, kann die Wartezeit auch im Café<br />
verbringen, schließlich ist es ein Repair-Café.<br />
Das Repair Café hat jeden<br />
2. Mittwoch im Monat geöffnet<br />
Viele – meist ältere Menschen - sind froh, dass es das Repair-<br />
Café überhaupt gibt. Auf ihre Gerätschaft, die viele Jahre ihren<br />
Dienst getan hat, möchten sie nicht gern verzichten. Wenn<br />
eine Reparatur gelungen ist, sind sie glücklich und dankbar.<br />
Die Reparaturen übernehmen die Ehrenamtlichen kostenlos,<br />
freuen sich aber auch über „einen Obolus ins Schweinchen –<br />
für den guten Zweck“.<br />
Die Frauen im Team<br />
Tüfteln muss Bärbel Grewe nicht, aber auch sie trägt auch<br />
zur Nachhaltigkeit bei. Die Hobbyschneiderin erledigt die ein<br />
oder andere kleine Näharbeit, damit Kleidungsstücke nicht<br />
weggeworfen werden müssen: „Einige Männer können z. B.<br />
Hand-in-Hand-Arbeiten<br />
Die Atmosphäre untereinander ist spürbar gut, man hilft<br />
sich gegenseitig. Wenn einer der Elektriker nicht da ist, hilft<br />
Egbert Risse mit, nimmt Geräte an, wirft einen ersten Blick<br />
darauf: „Ich bin zuständig für alles, was keinen Strom hat.“<br />
Die Reparatur an Elektrogeräten übernimmt grundsätzlich<br />
ein Elektriker. „Nur zuhause darf ich auch mal ein Elektroteil<br />
reparieren“, sagt der gelernte Schlosser. Seinen Elektriker-Kollegen<br />
guckt er gern mal bei der Arbeit zu - und lernt dabei:<br />
„Letztens war noch ein Kärcher-Sauger hier, der Anschalter<br />
war kaputt. Unser Elektriker, der Siegfried, hat dann einen<br />
ganz normalen Wippschalter eingebaut. Es muss nicht immer<br />
Original-Hersteller-Teil sein. Auch so ist die Funktion da und<br />
die Sicherheit gegeben.“<br />
Freunde am Tüfteln und Reparieren<br />
Alle drei Handwerker haben Freude am Reparieren und Tüfteln,<br />
egal ob es die Kaffeemaschine, der Rasenmäher, der Papierschredder<br />
die Heckenschere und Motorsäge ist. Die Bandbreite<br />
ist groß. „Aufgeben ist die letzte Option. Wir fangen<br />
da an, wo andere aufgeben“, sagt denn auch Egbert Risse und<br />
lacht. „Manchmal haben wir ja Glück, dass wir wieder etwas<br />
reparieren können - manchmal auch nicht.“<br />
Egbert Risse wirft einen ersten Blick auf die Weihnachtsbeleuchtung<br />
In der Wirtschaft nennt man das „Veralten von<br />
Produkten durch die begrenzte Haltbarkeit<br />
technischer Bauteile“ Obsoleszenz. Aus marktstrategischen<br />
Gründen wird dieser Prozess von<br />
einigen Firmen bewusst herbeigeführt. Man<br />
spricht dann von „geplanter Obsoleszenz“.<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
IMMOBILIEN SEIT 1820<br />
Bärbel Grewe bei der "Reparatur" von Kleidungsstücken<br />
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für eine professionelle Bewertung Ihrer Immobilie<br />
Und selbstverständlich gibt es im Repair Café auch Kaffee und Kuchen<br />
Ehrenamtliche Handwerker<br />
sind herzlich willkommen<br />
keine Knöpfe annähen, das nehme ich dann in die Hand.“ Um den Empfang und<br />
das Café kümmern sich die Frauen im Team. Das Café ist zum gern genutzten<br />
Treffpunkt geworden. Platz ist reichlich vorhanden im Haus Nr. 33 in der Lindenstraße.<br />
„Die Räume wurden kostenfrei vom LWL zur Verfügung gestellt.“ berichtet<br />
Lieselotte Alz. In Zukunft wird der Standort aber verlegt, weiter in Richtung<br />
Stadtmitte. Darauf freut sie schon, genauso wie Doris Gerntke-Ehrenstein,<br />
die die Leitung des Repair-Cafés hat. Nachhaltiges Handeln wird im <strong>Warstein</strong>er<br />
Repair Café vorgelebt. Eine Lebenseinstellung, die auch immer mehr junge Menschen<br />
fordern. Obwohl es bisher überwiegend ältere Menschen sind, die den Weg<br />
ins Repair-Cafés finden. Bisher… ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 31<br />
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Ungetrübte Dorfidylle im „Dreiländereck“<br />
Sonja Nürnberger<br />
©MeisterWerke Schulte GmbH & privat<br />
Gelegen im „Dreiländereck“ - dem Kreis Soest, dem<br />
Kreis Paderborn und dem Hochsauerland -<br />
kreis - liegt Meiste. Ein kleines Dorfidyll umgeben<br />
von Wald, Feldern und Tälern östlich von <strong>Rüthen</strong>, das<br />
von seinen Bewohnern gehegt und gepflegt wird. Im Jahr<br />
1183 das erste Mal urkundlich erwähnt, blickt Meiste auf<br />
eine lange Geschichte zurück, in der sich das kleine Dorf<br />
enorm entwickelt hat.<br />
Vom größten Arbeitgeber der Stadt <strong>Rüthen</strong> bis zu glücklichen<br />
Strohschweinen – Meiste kann von (Kunst-)Handwerk bis<br />
hin zur Landwirtschaft so einiges an interessanten Institutionen<br />
vorweisen. Davon abgesehen bietet die Gegend rund um<br />
Meiste auch einen hohen Freizeitwert mit einer Vielzahl an<br />
Rundwegen, die zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden<br />
können. Grillhütte und Dorfplatz laden zum Verweilen ein,<br />
die barocke Pfarrkirche St. Ursula zum stillen Gebet. In den<br />
Sommermonaten finden Ferienlager für Kinder und Jugendliche<br />
hinter der Schützenhalle statt. Für die Versorgung fahren<br />
die Meister Richtung <strong>Rüthen</strong>, Paderborn oder in den HSK.<br />
Trotz der eher bescheidenen Einwohnerzahl hat das Dorf doch<br />
einigen Dörfern etwas voraus. Sogar ein eigener Kindergarten<br />
und eine Kneipe gibt es dort. Diese Vielfalt macht das Dorf zu<br />
einem sehr lebenswerten Fleckchen Erde. Noch mehr tragen<br />
aber seine Bewohner dazu bei. 351 Menschen leben derzeit<br />
im Dorf – und sie leben gerne dort: „Dem Dortmunder geht<br />
es in Dortmund gut, dem Gelsenkirchener in Gelsenkirchen<br />
und uns Meistern eben in Meiste. Wenn man in den Urlaub<br />
fährt und zurück nach Meiste kommt, dann denkt man sich<br />
jedes Mal wieder, wie schön es doch ist, hier zuhause zu sein“,<br />
so Ortsvorsteher Rolf Langer. „Gerade in Pandemiezeiten haben<br />
wir hier wieder ganz stark gemerkt, dass es nicht nur das<br />
Schützenfest und die Dorffeste sind, die wir vermisst haben,<br />
sondern der Umgang mit unseren Mitmenschen – Jung und<br />
Alt, Groß und Klein –, die Gesellschaft, egal welcher Verein<br />
oder welche Einrichtung.“<br />
Dorfcheck bestanden<br />
Damit es so schön bleibt, sind die Meister immer in Aktion.<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Stroh-Ferkel<br />
„Wir stecken uns immer neue Ziele. Die Homepage musste<br />
beispielsweise überarbeitet werden, der Spielplatz verschönert<br />
und erweitert und neue Bäume gepflanzt werden. Wir schauen<br />
immer, welche Fördertöpfe wir für uns nutzen können und<br />
machen das dann auch. Wir bleiben immer am Ball und können<br />
am Ende sagen, dass wir wieder etwas gemeinsam erreicht<br />
haben.“ Ganze zehn Vereine gibt es in dem kleinen Dorf, die<br />
immer dafür sorgen, dass es in Meiste vorangeht.<br />
Und das spiegelt sich auch im Stimmungsbild wider. „Vor einiger<br />
Zeit hat eine hier gern gelesene Zeitung einen Dorfcheck<br />
mit 60 Dörfern in der Umgebung durchgeführt“, erzählt der<br />
Ortsvorsteher. Online wurden verschiedene Aspekte wie „Leben<br />
Sie gerne in Meiste?“ oder „Wie sicher fühlen Sie sich im<br />
Dorf?“ bewertet – beide Fragen erhielten mehr als neun Punkte.<br />
Das spricht für sich. 76 Einwohner haben am Dorfcheck<br />
teilgenommen und Meiste ist mit einer Gesamtnote von 7,9<br />
im oberen Drittel aller Dörfer gelandet. „Manche Dinge, wie<br />
etwa die Mobilität, haben es einfach schwer auf dem Land,<br />
gerade in so einem kleinen Dorf wie Meiste. Mit anderen wiederum<br />
sind wir extrem zufrieden.“ Bei der Seniorenfreundlichkeit<br />
hat Meiste sehr gut abgeschnitten. Das ist auch kein<br />
Wunder, denn hier wird viel getan: Jede Woche wird zum<br />
Mittwochskaffee geladen, es gibt einen Liturgiekreis und<br />
regelmäßige Ausflüge. Und auch beim Punkt „Wie lebendig<br />
ist die Dorfgemeinschaft?“ gab es volle acht Punkte. „Es sind<br />
die Kleinigkeiten, die Meiste ausmachen: Eine spontane Vollmondwanderung<br />
mit anschließendem Lagerfeuer.“ Aber auch<br />
viele feste Veranstaltungen, die jedes Jahr stattfinden: vom<br />
Sternsingen über den Faschingsball bis hin natürlich zum<br />
Schützenfest an Christi Himmelfahrt.<br />
“Der dicke Bär”<br />
Und dann gibt es natürlich wie in jedem Dorf auch noch ganz<br />
spezielle Bräuche. In Meiste ist das „Der dicke Bär“: „Die Junggesellen<br />
ziehen zum Ausklang von Fasching von Haus zu Haus.<br />
Einer von ihnen ist in Heu eingewickelt. Dann sammeln sie<br />
Würste und Eier an den Haustüren und suchen sich einen Ort,<br />
wo sie das alles in Ruhe zubereiten und verspeisen können.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 33
meiste<br />
Rolf Langer fühlt sich wohl in Meiste: „Ich bin hier geboren und hier geblieben,<br />
weil das Dorf so vielfältig ist. Da ist diese Ruhe, die von der umliegenden Natur<br />
ausgeht und gleichzeitig diese lebendige Dorfgemeinschaft. Ich habe einmal<br />
gesagt: In der aktiven Dorfgemeinschaft kann jeder in Meiste sein Dorfglück<br />
finden. Das stimmt so definitiv. Aber es geht natürlich auch, wenn man<br />
sich weniger aktiv einbringt – und das ist total in Ordnung und auch gut so.“ ■<br />
Abteiwaren aus<br />
Königsmünster auch<br />
in Meiste<br />
In unserem kleinsten Abteiladen<br />
verkaufen wir vor allem erlesene<br />
Klosterprodukte aus Meister<br />
Strohschwein, welches nebenan in<br />
artgerechter Haltung aufwächst.<br />
Die Meister Junggesellen<br />
Blick in das prachtvolle Innere der Kirche<br />
Die St. Ursula-Kirche<br />
Lange Str. 33<br />
59602 <strong>Rüthen</strong>-Meiste<br />
Öffnungszeiten<br />
jeden Freitag 14 bis 18 Uhr<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Foto: AdobeStock_ 55396423_stokkete<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Erfindungen + Patente<br />
aus dem Sauerland<br />
INHALT<br />
Karriere bei<br />
innovativen Firmen im Sauerland<br />
36 Patente sind Gold wert<br />
39 Produkte, um Leben zu schützen<br />
40 Den Kopf voller Ideen...<br />
42 Weibliche Kompetenz bei Patenten<br />
44 Kompetenzzentrum für saubere Luft<br />
46 Haus der kleinen Forscher<br />
48 Patente für Nachhaltigkeit<br />
50 Mobilität hat einen Namen<br />
52 Prof. Matthias Hermes<br />
56 Sauerländer Geistesblitze<br />
58 Hasse chehört<br />
59 Das Kapitänspatent<br />
60 Kleiner Schalter - riesen Wirkkraft<br />
62 Nachhaltigkeit und Kunststoffe<br />
64 Ein genialer Brückenkonstrukteur<br />
66 Emsige Erfinder<br />
www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de
Mittelstand im Fokus: Fach- und<br />
Patentanwälte sorgen für den Schutz<br />
des geistigen Eigentums, denn …<br />
„<br />
PATENTE<br />
SIND GOLD<br />
WERT<br />
“<br />
Paul Senske<br />
Marc Niemeyer<br />
P<br />
atente und der Schutz des geistigen Eigentums<br />
sind ein hohes Gut. Patente gelten als Indikatoren<br />
für die Innovationskraft eines Unternehmens, als<br />
Puls des technologischen Fortschritts und damit als Treiber<br />
für die Wirtschaft. Die Zahl der Patente ist in den<br />
letzten Jahren weltweit gestiegen, die Folge ist ein schwer<br />
durchschaubares Patentdickicht. „Patente sind Gold<br />
wert“, sagt Marco Hoffmann. „Sie können aber auch strategisch<br />
eingesetzt und als Machtmittel missbraucht werden.<br />
Diese Zweckentfremdung schadet der Wirtschaft und<br />
geht besonders zu Lasten des Mittelstands.“<br />
Hoffmann weiß, wovon er spricht. Er ist seit 1994 Rechtsanwalt<br />
der bundesweit und mit Kooperationspartnern sogar<br />
weltweit operierenden Neheimer Kanzlei FRITZ Patent- &<br />
Rechtsanwälte Partnerschaft mbB und<br />
für den „gewerblichen Rechtsschutz“<br />
zuständig. Dabei geht es um den<br />
Schutz vor Produktnachahmungen<br />
durch das Patent-, Marken-, Design-,<br />
Wettbewerbsrecht- und das Recht der<br />
Geschäftsgeheimnisse. Der Großteil<br />
der Klienten stammt aus dem innovativen<br />
Mittelstand, dem Motor der deut- s c h e n<br />
Wirtschaft. „Wir sprechen die Sprache der Sauerländer Unternehmer“,<br />
betont Hoffmann, der auch Mitglied im Fachverband<br />
GRUR (Deutsche<br />
Starkes Plädoyer und Einsatz für den Mittelstand: Marco Hoffmann.<br />
Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht)<br />
und im Vorstand der Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten<br />
der IHK Arnsberg ist. Die präventive Beratung<br />
der Firmen nimmt einen hohen Stellenwert<br />
ein. „Bei Streitigkeiten über<br />
mögliche Patentverletzungen versuchen<br />
wir diese ohne Gericht zu<br />
lösen. Das gelingt in vielen Fällen.“<br />
Natürlich landen Patentverletzungen<br />
durch andere Firmen auch vor Gericht.<br />
Dafür ist in der Regel das Landgericht Düsseldorf zuständig.<br />
Das Bundespatentgericht in München trifft Entscheidungen<br />
über den Rechtsbestand von Patenten und über Beschwerden<br />
gegen Beschlüsse des Deutschen Patent- und Markenamts,<br />
ebenfalls in München ansässig.<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Patentschutz gilt für 20 Jahre<br />
Ein Patent ist das traditionsreichste unter den gewerblichen<br />
Schutzrechten. Es gilt für 20 Jahre und muss vier Kriterien<br />
enthalten: Neuheit, erfinderische Tätigkeit, gewerblicher<br />
Nutzen und Technizität, die dabei eine dominierende Rolle<br />
spielt. Ein Schutzrecht für Produkte vom Originalhersteller ist<br />
sinnvoll, weil die Opfer von Plagiaten sich nur in diesem Fall<br />
rechtlich wehren und Schadensersatz verlangen können. Für<br />
die Formulierung der Patentschrift, das Verfassen des Patentanspruchs<br />
und die (elektronische) Übermittlung ans Deutsche<br />
Patent- und Markenamt bzw. das Europäische Patentamt sind<br />
die Patentanwälte zuständig. Sie sind Naturwissenschaftler<br />
mit einer dreijährigen Zusatzausbildung (Praktika und auf<br />
den Beruf passendes rechtswissenschaftliches Fernstudium).<br />
„Die Patentanwälte arbeiten bei der umfassenden und spannenden<br />
Patentrecherche und bei der Formulierung der wichtigen<br />
Patentansprüche an der Schnittstelle von Technik und<br />
Recht“, betont Hoffmann. Patentanmeldungen sind nicht billig.<br />
Der Bund unterstützt daher mit seinem Programm „Wipano“<br />
kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Neben Firmen können auch Einzelpersonen Anträge auf Patente<br />
stellen. Die Palette der (möglichen) Erfindungen dieser<br />
Einzelerfinder ist reichhaltig. Kofferraum-Aufhalter, Haarwuchsmittel<br />
oder Getränkedosen-Verschluss sind einige Beispiele.<br />
„Das Problem ist nicht die Anmeldung, sondern die<br />
meistens fehlende Vermarktungsmöglichkeit“, so Hoffmann.<br />
Vielen Sauerländern ist die Biogasanlage von Bauer Frese in<br />
Medebach-Titmaringhausen ein Begriff. Vor über 30 Jahren<br />
hat er ein entsprechendes Patent für die erste Anlage dieser Art<br />
im Hochsauerlandkreis erhalten.<br />
Schwer durchschaubares<br />
Patentdickicht<br />
Weltweit hat die Zahl der Patente exorbitant zugenommen.<br />
Experten sprechen von Patentdickicht, begleitend von zunehmenden<br />
Verletzungen des Patenrechts, von einer wahren Flut<br />
an schwer durchschaubarer und auswertbarer Patentliteratur<br />
sowie von Missbrauch als Macht- und Druckmittel. „Es ist<br />
schon regelrechte Detektivarbeit erforderlich, um einigermaßen<br />
durchzublicken“, sagt Hoffmann. Die mögliche Folge: Firmen,<br />
die innovative Produkte auf den Markt bringen wollen, werden<br />
angesichts der nicht nur für Laien schwer zu beurteilenden Lage<br />
verunsichert, weil sie Klagen befürchten. Hoffmann sorgt sich<br />
daher um den Mittelstand, für den ein besserer Schutz im Patent-<br />
und Markenrecht von<br />
existenzieller<br />
Bedeutung ist.<br />
„Wir sprechen die Sprache<br />
der Sauerländer Unternehmen“<br />
(Marco Hoffmann)<br />
Der Rechtsanwalt gehört der Kommission Recht des<br />
Bunde sverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW)<br />
an, die sich auf Bundesebene explizit für diesen Schutz einsetzt.<br />
Große Gefahr durch Patent-Trolle<br />
Gefahren für den Mittelstand lauern besonders durch das<br />
aggressive Auftreten von Patent-Trollen, auch als Patent-Haie<br />
oder Patent-Jäger bezeichnet. Ihr Geschäftsmodell: Sie sind<br />
weder erfinderisch tätig, noch verwenden sie eine patentierte<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 37
Erfindungsidee für die eigene Produktion. Sie missbrauchen<br />
ihre zweifelhaften Patente ausschließlich zur<br />
Erwirtschaftung von Gewinnen durch Klagen, erwirken<br />
Unterlassungsansprüche und setzen Firmen mit<br />
hohen Lizenzgebühren erheblich unter Druck.<br />
Der BVMW fordert in diesem Zusammenhang eine<br />
verbesserte Patentsicherheit für den Mittelstand.<br />
Knapp die Hälfte aller Patente werden auf Bundesund<br />
Europaebene im Einspruchs- bzw. Nichtigkeitsverfahren<br />
widerrufen. Besonders das Europäische Patentamt<br />
vernachlässige die Patentqualität zugunsten<br />
hoher Neupatentierungen, so heißt es in einem von<br />
Hoffmann verfassten Positionspapier des BVMW<br />
weiter. Die Sicherstellung der Patentqualität sei für<br />
den Mittelstand von hoher Priorität. Zudem wird eine<br />
Verkürzung der Patent-Prüfungsverfahren bzw. der<br />
Rechtsbestandsverfahren angemahnt, damit die Mittelständler<br />
während der Verfahren keine Klagen von<br />
Patent-Trollen mit Zwangsgeldern befürchten müssen.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die Absolutheit des patentrechtlichen<br />
Unterlassungsanspruchs. Beim Bau einer<br />
vernetzten, hochkomplexen Firmen-Anlage greift man<br />
zum Beispiel in den Schutzbereich von Hunderten Patenten<br />
ein. Der Inhaber eines ganz kleinen Patents wie<br />
eines Schalters kann durch einen entsprechenden Unterlassungsanspruch<br />
den Bau stoppen. „Das ist unverhältnismäßig<br />
und kann erhebliche negative Folgen für<br />
die Firma haben“, erklärt Hoffmann. Die Forderung:<br />
Bei unverhältnismäßiger Härte soll die Unterlassung<br />
gerichtlich nicht anzuordnen sein. Das kürzlich verabschiedete<br />
zweite Patentmodernisierungsgesetz weist<br />
in die entsprechende Richtung.<br />
Ein wichtiges Zukunftsthema werden für den Mittelstand<br />
die standardessenziellen Patente (SEP) sein.<br />
In vielen Bereichen ist man immer mehr auf das Zusammenspiel<br />
verschiedener technologieübergreifender<br />
Systeme abhängig. Die Entwicklungen verschiedener<br />
Patentanmelder kommen zusammen und werden genormt,<br />
damit die Produkte entsprechend vom Endverbraucher<br />
genutzt werden können. Musterbeispiel<br />
ist die 5G-Technik, die Gegenstand Tausender standardessenzieller<br />
Patente ist. Diese müssen bei der Implementierung<br />
genutzt werden. Dafür benötigen die<br />
Firmen Lizenzen, die viel Geld kosten können. „Da<br />
kommt was auf die Unternehmen zu“, so Hoffmann.<br />
„Sie müssen sich rechtzeitig um die Lizenzen kümmern<br />
oder Patente tauschen.“ ■<br />
Marco Hoffmann<br />
Zentralbehörde für den gewerblichen<br />
Rechtsschutz<br />
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) mit Hauptsitz in<br />
München sowie Nebenstellen in Jena und Berlin gilt als das Kompetenzzentrum<br />
für gewerblichen Rechtsschutz in Deutschland. Als<br />
gesetzlicher Auftrag ist der Schutz des geistigen Eigentums definiert.<br />
Das DPMA prüft Erfindungen, erteilt Patente, registriert Marken,<br />
Gebrauchsmuster und Designs, verwaltet Schutzrechte und informiert<br />
darüber die Öffentlichkeit.<br />
Neben dem DPMA führt das Europäische Patentamt - Europäische<br />
Patentorganisatin (EPO) mit Hauptsitz ebenfalls in München - ein<br />
eigenständiges Patenterteilungsverfahren durch. Ein europäisches<br />
Patent kann für die 38 Vertragsstaaten des Europäischen<br />
Patentübereinkommens (EPÜ) beantragt werden. Das Patent gilt<br />
aber nicht einheitlich für alle Vertragsstaaten. Es kann ausgewählt<br />
werden, in welchen EPÜ-Staaten das europäische Patent gelten<br />
soll. Die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO – World<br />
Intellectual Property Organization) hat ihren Sitz in Genf. Eine<br />
wesentliche Aufgabe ist die weltweite Förderung von Rechten an<br />
immateriellen Gütern.<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Anzeige<br />
PRODUKTE UND<br />
DIENSTLEISTUNGEN,<br />
UM LEBEN ZU SCHÜTZEN<br />
Paul Senske<br />
„REMBE® erfüllt höchste Qualitätsansprüche“:<br />
Dr.-Ing. Stefan Rüsenberg, der<br />
technische Leiter des Unternehmens.<br />
REMBE® GmbH Safety + Control<br />
Brilon zu Hause, in der Welt mit großem<br />
Erfolg und großer Reputation unterwegs: Das<br />
In 1973 von Bernhard Penno gegründete Unternehmen<br />
REMBE® GMBH SAFETY + CONTROL ist<br />
ein Spezialist für Druckentlastungssysteme in den Bereichen<br />
Explosionsschutz und Prozesssicherheit und mit<br />
seinen Produkten und Dienstleistungen breit aufgestellt.<br />
REMBE® Produkte zur Druckentlastung und als Explosionsschutzsysteme<br />
in Industrieanlagen werden in Brilon<br />
weltweit für die Chemie-, Pharma-, Lebensmittel-, holzverarbeitende<br />
Industrie oder die Luft- und Raumfahrt<br />
hergestellt. „Ein großer Zukunftsmarkt ist der Energiemarkt“,<br />
betont Dr.-Ing. Stefan Rüsenberg, der technische<br />
Leiter des Unternehmens, das neben dem Standort Brilon<br />
weltweit zehn Verkaufsbüros („Satelliten“) unterhält und<br />
insgesamt rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
unterwegs als in der Vergangenheit“, sagt Rüsenberg. Neun<br />
Patente sind angemeldet, weitere acht stehen zur Prüfung aus.<br />
Zudem sind über 70 Marken angemeldet sowie zwölf Geschmacksmuster<br />
(Designschutz).<br />
Eine bedeutende Rolle spielen für die „REMBE®-Familie“<br />
auch die Themen Ausbildung und Weiterentwicklung. Der<br />
Grad der Ausbildung ist signifikant hoch. 17 Auszubildende<br />
lernen und arbeiten derzeit am Standort Brilon, der rund 220<br />
Mitarbeiter*innen aufweist. Dabei geht es auch und besonders<br />
darum, den Wissenstransfer von innen nach außen und<br />
umgekehrt zu ermöglichen. „Die jungen REMBE® Familienmitglieder<br />
(RFM) lernen von den erfahrenen und bringen<br />
gleichzeitig ihre Ideen ein.“ Jedes neue RFM brauche -so Rüsenberg<br />
- zwei bis drei Jahre, um die „komplexen Zusammenhänge“<br />
im Unternehmen zu realisieren und sich an REMBE®<br />
zu gewöhnen. „Berstscheiben zu bauen, lernt man hier.“ ■<br />
„Safety is for life“: Mit diesem Slogan ist die Unternehmensphilosophie<br />
bestens umschrieben. „Unsere Produkte und<br />
ARRIERE<br />
Dienstleistungen schützen im Extremfall Leben“, so Rüsenberg.<br />
Die Produktpalette reicht von Standard- bis zu Sonderlösungen.<br />
„Mit den Sonderlösungen sind wir groß geworden,<br />
daraus haben sich zum Teil Standardlösungen entwickelt.<br />
N BRILON<br />
Unsere Leistungen und Produkte erfüllen höchste Qualitätsansprüche.<br />
Wir machen das, was keiner machen kann oder<br />
machen will.“ So liefert das Unternehmen beispielsweise seit<br />
zwei Jahren Sicherheitskonzepte für japanische Kernkraftwerke.<br />
Bei einer stetig wachsenden Globalisierung mit steigender<br />
REMBE<br />
Transparenz durch internationale Digitalisierung geht es auch<br />
® GmbH Safety + Control<br />
darum, die eigenen Produkte zu schützen. „Durch den internationalen<br />
Erfolg rücken wir natürlich verstärkt in den Fokus 59929 Brilon<br />
Gallbergweg 21<br />
des Wettbewerbs. Mit der Patentierung sind wir heute stärker Deutschland<br />
ttttttttttttttttttttttttt<br />
e suchen eine neue Herausforderung? Dann sind<br />
e bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />
r hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
Hier geht’s zum Video:<br />
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www.rembe.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 39
Den Kopf voller Ideen…<br />
Besondere Erfinder und Erfindungen aus dem Sauerland<br />
Christel Zidi<br />
Es den bisher noch niemand<br />
reicht nicht, eine gute Idee<br />
zu haben, einen Einfall,<br />
hatte. Eine Menge Ehrgeiz gehört<br />
ebenfalls dazu, gegen Widerstände<br />
hinweg an der Umsetzung der Idee zu<br />
arbeiten. Die hier vorgestellten Erfinder<br />
hatten es ebenfalls nicht leicht.<br />
Teils wurden sie belächelt und verspottet.<br />
Nicht jede Erfindung schaffte<br />
es zur Patentierung. Heute können<br />
wir von der Beharrlichkeit und dem<br />
Schöpfergeist dieser Vier profitieren<br />
und stolz auf diese außergewöhnlichen<br />
Sauerländer sein. Wer weiß, wie<br />
viele Erfindungen es noch gäbe, wenn<br />
so manch „heller Kopf“ mehr Mut<br />
und mehr Ausdauer gehabt hätte…<br />
Vielleicht sollte scheinbar desinteressierten<br />
und aufmüpfigen Jugendlichen<br />
mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden…<br />
Zumindest könnte man auf den<br />
Gedanken kommen, wenn man die Lebensgeschichte<br />
des Franz Anton Lohage<br />
liest.<br />
Ein aufsässiger Sohn<br />
Der 1815 geborene Grevensteiner sollte<br />
eigentlich Schneider werden. Ebenso<br />
wie schon sein Vater, wahrscheinlich<br />
auch der Großvater. Aber der 12-Jährige<br />
zeigte deutlich sein Desinteresse an diesem<br />
Beruf. So musste er also zunächst als<br />
Ackerknecht arbeiten, später als Arbeiter<br />
in der Chemischen Fabrik Wocklum.<br />
Mit seinen „Verbesserungsvorschlägen<br />
zur Arbeitsvereinfachung“ handelte er<br />
sich - ungerechterweise – allerdings seine<br />
Entlassung ein. Als Ludwig von Vincke,<br />
Oberpräsident von Westfalen, von<br />
diesem Vorfall erfuhr, ermöglichte er<br />
dem Jungen den Besuch der Gewerbeschule<br />
in Hagen, später besuchte Lohage<br />
als Stipendiat das Gewerbeinstitut in<br />
Berlin, ein Vorgänger der Technischen<br />
Hochschule. Franz Anton Lohage gründete<br />
später in Dortmund eine Stearinfabrik.<br />
Als er 1848 im Auftrag des preußischen<br />
Staates eine Studienreise nach<br />
England und Schottland unternahm,<br />
beschäftigte er sich – gemeinsam mit<br />
einem Bekannten - mit Verfahren zur<br />
Herstellung von Stahl. Unter strikter<br />
Überwachung und Steuerung des Glühvorgangs<br />
gelang es den beiden, harten<br />
Stahl im Puddelofen zu erzeugen. Das<br />
neue Verfahren schuf ein hochwertiges<br />
Zwischenprodukt, den Schweiß-Stahl.<br />
Die gemeinsame Erfindung, eine Weiterentwicklung<br />
des sogenannten Puddelverfahrens,<br />
wurde von vielen Werken<br />
übernommen. Ab 1857 war er für<br />
führende Eisen- und Stahlunternehmen<br />
als Berater tätig. Darunter waren die<br />
Gutehoffnungshütte in Oberhausen, ein<br />
Unternehmen in Sheffield und auch die<br />
Wilhelmshütte in <strong>Warstein</strong>. Während<br />
seiner Zeit für die Bochumer Gussstahlhütte<br />
gelang es ihm, große Gussstahlblöcke<br />
herzustellen. Dieses Verfahren<br />
wurde in Großbritannien und den USA<br />
patentiert. Was den Erfinder früherer<br />
Zeiten von den angestellt Forschenden<br />
moderner Entwicklungsbüro unterscheidet,<br />
trifft auch für Lohage zu: Er<br />
beschäftigte sich mit völlig unterschiedlichen<br />
Bereichen, so<br />
z. B. mit der Theorie<br />
der Bierherstellung<br />
und der Entfernung<br />
von Chlor<br />
aus der Bleiche.<br />
Vom Waisenkind<br />
zum Industriellen<br />
Auch und besonders der Neheimer<br />
Hugo Bremer war für seinen Ideenreichtum<br />
bekannt. So forschte er an beheizbaren<br />
Mänteln, meldete die Herstellung<br />
von Papierbleistiften, die Zange zum Befestigen<br />
von Ösenknöpfen mittels Drahtstifte<br />
und den Fahrzeug-Kühlergrill als<br />
Patent an. Vor allem durch das nach ihm<br />
benannte „Bremer Licht“ geriet Bremer<br />
buchstäblich ins Licht der Öffentlichkeit.<br />
Auf der Pariser Weltausstellung<br />
1900 erhielt er für die hell brennenden<br />
Intensivflammenbogenlampen den<br />
„Grand Prix“, die höchste Auszeichnung.<br />
Thomas A. Edison, den er während eines<br />
Amerikaaufenthalts kennengelernt haben<br />
soll, hat vermutlich mehr als 1.000<br />
Patente angemeldet. Bremer kam auf immerhin<br />
mehr als 170 Patente und zahlreiche<br />
Gebrauchsmuster. Wie schwer das<br />
Patentrecht zu durchschauen ist, hat der<br />
Neheimer bald erkennen müssen. Zahlreiche<br />
Prozesse führte er u.a. gegen den<br />
Großkonzern Siemens. Der in Elberfeld<br />
geborene Hugo Bremer war schon<br />
mit drei Jahren Vollwaise. Er wuchs im<br />
Heim auf, machte eine kaufmännische<br />
Ausbildung und betrieb später eine Heftzwecken-Produktionsfirma<br />
in Menden.<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Nach der Trennung von seinem Geschäftspartner<br />
verlegte er die Produktion<br />
nach Neheim. Dort nahm er zusätzlich<br />
Schuhknöpfe ins Sortiment auf.<br />
Hugo Bremer erregte in Neheim nicht<br />
nur durch seine Erfindungen Aufsehen,<br />
sondern fiel in den letzten Lebensjahren<br />
auch durch seine Eigenarten auf. So soll<br />
er bei jedem Wetter einen Regenschirm<br />
mit sich geführt und stets zwei unterschiedliche<br />
Schuhe getragen haben.<br />
Breit gefächert und vor<br />
allem praktisch<br />
Auch der Neheimer Hubert Wiegelmann<br />
war mit nicht nur einer Erfindung<br />
erfolgreich. In den 1940er-Jahren beteiligte<br />
er sich maßgeblich an der Entwicklung<br />
der Röntgenraumsicht und meldete<br />
ein Patent für Höhenausgleichssysteme<br />
für Möbel an, ebenso wie für die Schalteinrichtungen<br />
von Krankenbetten oder<br />
elektrisch betriebene Rasierapparate mit<br />
Luftsaugvorrichtung.<br />
Kabinettstückchen und<br />
„coole“ Erfindung<br />
Nicht nur die Erfinder aus der Vergangenheit<br />
beeindrucken. Auch in der<br />
Gegenwart gibt es besonders helle Köpfe.<br />
Zum Bespiel Friedhelm Hillebrand,<br />
der 1940 in Sichtigvor bei <strong>Warstein</strong> geboren<br />
wurde. Hillebrand war zu Beginn<br />
der 1980er-Jahre bei der Telekom deutscher<br />
Projektleiter eines neuen analogen<br />
deutsch-französischen Mobiltelefonsystems.<br />
1984 stand er vor der Herausforderung,<br />
ein System zu entwickeln, das<br />
in der Lage war, mit dem Mobiltelefon<br />
Nachrichten ohne Zusatzgeräte wie den<br />
Laptop senden und empfangen zu können:<br />
„Um SMS in jedem Endgerät und<br />
jedem Netz verfügbar zu haben, war<br />
eine kostengünstige Implementierung<br />
erforderlich“, berichtet Hillebrand, „Ich<br />
habe das Konzept 1984 entwickelt. Es<br />
stieß auf große Widerstände, konnte<br />
aber doch 1985 im Standard verankert<br />
werden. Ab 1993/4 war SMS in jedem<br />
GSM-Netz und Endgerät verfügbar.<br />
Aber niemand nutzte es, bis es von der<br />
Jugend als „cool“ entdeckt wurde und<br />
Teil der Jugendkultur wurde. Hillebrand<br />
bezeichnet SMS eher als Kabinettstückchen:<br />
„So bezeichnet man in<br />
der Malerei ein kleinformatiges Meisterwerk<br />
und so etwas ist SMS. SMS war der<br />
Öffner für alle Dienste, die das Telefon<br />
direkt als Datenterminal benutzten. In<br />
der Spitze wurde mehr als 100 Mrd. €<br />
Umsatz der Netzbetreiber erreicht. Heute<br />
dominieren Spezialanwendungen und<br />
Notrufe.“ Von 1994 bis 1996 war Hillebrand<br />
der erste Technische Direktor des<br />
Weltverbandes der GSM-Netzbetreiber.<br />
Mit seiner Erfindung, dem Konzept für<br />
SMS (einschl. Cell Broadcast) reiht er<br />
sich in die Reihe der großen Sauerländer<br />
Erfinder ein. Auch wenn es völlig unterschiedliche<br />
Menschen sind, verbinden<br />
sie doch drei konstitutive Eigenschaften:<br />
Sie haben ein Problem als solches<br />
erkannt, hatten den Willen, es auf neue<br />
kreative technische Art und Weise zu<br />
lösen und waren mindestens einmal in<br />
ihrem Leben dabei erfolgreich. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 41
Schützenkönigin Katharina Figge<br />
und ihr Mann Heiko<br />
Entwicklungsingenieurin Katharina Figge aus Medebach-Referinghausen<br />
Weibliche Kompetenz - auch bei<br />
Neuentwicklungen und Patenten<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
„Tu, was du für richtig hältst“ - Diesen Rat ihres Chefs Dr.<br />
Dresel hat sich Entwicklungsingenieurin Katharina Figge<br />
zu Herzen genommen und maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass nun ein Patent zur Energieeinsparung angemeldet<br />
werden konnte<br />
Katharina Figge ist eine selbstbewusste, sympathische junge<br />
Frau, die mitten im Leben steht. Abgesehen davon, dass sie<br />
gerade Schützenkönigin ist, gerne durchs Sauerland radelt, im<br />
Orchester Klarinette spielt und in vielen Vereinen engagiert<br />
ist, hat sie auch einen (für eine Frau) eher ungewöhnlichen<br />
Beruf, sie ist Entwicklungsingenieurin.<br />
Ungewöhnlich, aber leider ist es immer noch viel zu selten<br />
geschieht es, dass Frauen technische Berufe ergreifen und im<br />
MINT-Bereich tätig werden (MINT = Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften, Technik).<br />
Umso mehr freut sich Dr. Christian Dresel, Inhaber des Unternehmens<br />
Condensator Dominit in Brilon-Wald, dass Katharina<br />
Figge sich vor rund vier Jahren, nach ihrem Studium<br />
an der RWTH Aachen, für eine Stelle bei ihm entschieden<br />
hat. „Sie ist eine echte Bereicherung für unser Team,“ erklärt<br />
er mir. „Dass wir jetzt ein neues Patent anmelden konnten, ist<br />
maßgeblich auch ihr Verdienst.“<br />
„SIMΩN, so heißt unsere Erfindung, läuft gerade in der Bemusterung,<br />
unter anderem bei VW. Sie wird als komplett<br />
neue Produktreihe auf der Hannovermesse 2022 vorgestellt<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hier steckt die neue Erfindung drin: Sie heißt SIMΩN (Simulation<br />
Ohmscher Netze) und ist eine Hommage an den großen Elektroingenieur<br />
Georg Simon Ohm)<br />
Wo früher ein Großteil der Projektarbeit beim Modelle bauen und<br />
löten verbracht wurde, findet heute viel über Computersimulationen<br />
an modernen, freundlichen Arbeitsplätzen statt.<br />
dann noch hohe Intelligenz und ein gesundes Selbstbewusstsein<br />
hinzukommen, ist das einfach ideal. Oh ja, da müssen die<br />
Jungs manchmal in Deckung gehen.“<br />
Dr. Dresel ist für klare Worte bekannt und nimmt kein Blatt<br />
vor den Mund. „Männer und Frauen ergänzen sich fantastisch.<br />
Wir sollten bloß nie den Fehler machen, Frauen zu<br />
Männern machen zu wollen. Ich will doch keine Kampfemanzen,<br />
sondern Frauen, die mit gesundem Selbstbewusstsein<br />
und aus Überzeugung das tun, was sie machen möchten.<br />
Weil sie Freude daran haben, und nicht, weil sie irgendjemanden<br />
etwas beweisen wollen.“<br />
Katharina Figge ist fest im Sauerland verwurzelt<br />
und hat hier ihren Traumjob gefunden<br />
werden“, fährt er fort. „Uns ist es gelungen, Störungen in<br />
Stromnetzen nicht nur zu eliminieren, sondern in nutzbare<br />
Energie umzuwandeln, quasi Energierecycling zu betreiben<br />
und Prozesse zu optimieren.“<br />
Klingt kompliziert. Ist es auch. Aber im Team mit Dr. Dresel,<br />
Entwicklungsleiter Kuhnhenne, Entwicklungsingenieurin<br />
Figge und in Zusammenarbeit mit der FH Soest ist es in monatelanger<br />
Arbeit, mit unendlich vielen Computersimulationen<br />
und anschließenden Modellbauten tatsächlich gelungen,<br />
eine Lösung zu finden.<br />
„Oh ja. Da müssen die Jungs manchmal<br />
in Deckung gehen“ (Dr. Dresel)<br />
„Es tut jedem Team gut, eine Frau dabei zu haben,“ ist sich<br />
Dr. Dresel sicher. „Vielleicht klingt es wie ein Stereotyp, aber<br />
Eigenschaften wie Besonnenheit, Sorgfalt, Ruhe, Kommunikationsfähigkeit,<br />
die findet man verstärkt bei Frauen. Wenn<br />
„Mein Chef hat viel Vertrauen in mich gesetzt und hat mir<br />
große Freiräume gelassen. Das hat mich zusätzlich motiviert,“<br />
so Katharina Figge, die ihren Beruf mit viel Begeisterung und<br />
Leidenschaft ausübt.<br />
„Es würde mich freuen, wenn ich für die eine oder andere<br />
junge Frau, die sich in der Berufswahl befindet, ein Beispiel<br />
sein könnte,“ fährt sie fort. Vorbild könnte man natürlich<br />
auch sagen…<br />
„Die Energiewende wächst nicht auf Bäumen,“<br />
resümiert Dr. Dresel. „Mehr junge Menschen<br />
sollten daher soziale Verantwortung<br />
übernehmen und sich in technischen<br />
Berufen engagieren, um dafür<br />
zu sorgen, dass wir auch morgen<br />
noch genug Energie haben werden -<br />
und zwar saubere.“ ■<br />
Unternehmer Dr. Christian Dresel im Gespräch:<br />
„Es werden dringend mehr Frauen<br />
in technischen Berufen gebraucht!“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 43
Anzeige<br />
MIELE-WERK ARNSBERG<br />
Kompetenzzentrum für „saubere Luft“ in der Küche<br />
Miele<br />
Miele & W. Böinghoff<br />
H<br />
igh-Tech nach Maß bekommen<br />
Miele-Kundinnen und<br />
Kunden aus Arnsberg – dem<br />
Kompetenzzentrum für die Entwicklung<br />
und Fertigung leistungsstarker<br />
Dunstabzugshauben der Miele Gruppe.<br />
260 Beschäftigte entwickeln und<br />
fertigen hier jährlich etwa 140.000 Geräte<br />
für den weltweit führenden Anbieter<br />
von Premium-Hausgeräten für die<br />
Küche, Wäsche- oder Bodenpflege.<br />
Das Arnsberger Werk gehört seit der<br />
Übernahme des Küchengeräteherstellers<br />
Imperial im Jahre 1989 zur Miele<br />
Gruppe. Dabei sorgt die hohe Fertigungstiefe<br />
und -flexibilität im Werk<br />
für eine große Auswahl an Bauformen,<br />
Designs und Größen. Ob Abluft oder<br />
Umluft, an der Decke oder im Kochfeld<br />
installiert, dezent versteckt oder<br />
als markanter Blickfang, ob Standardformat<br />
oder Maßanfertigung: „Bei uns<br />
finden Kundinnen und Kunden auf der<br />
ganzen Welt für jede Küchensituation<br />
die passende Haube“, sagt Werkleiter<br />
Stefan Krüger. Auch die Farbauswahl<br />
ist groß: von der Haube im klassischen<br />
Edelstahl bis zu Pulverbeschichtung in<br />
einem RAL-Ton nach Wahl. „Unsere<br />
Kundinnen und Kunden erhalten in jedem<br />
Fall ein Produkt, das Maßstäbe in<br />
Design, Leistung und Qualität setzt“,<br />
so Krüger weiter. Die Wandhaube PUR<br />
98W ist der aktuelle Testsieger bei der<br />
Stiftung Warentest. Überzeugend: Das<br />
Gerät filtert bis zu 90 Prozent der Fette<br />
aus den Kochdünsten heraus. Für ihre<br />
Verarbeitung erhielt die PUR 98 W als<br />
einziges Gerät im Test ein „sehr gut“.<br />
Bei Miele in Arnsberg wird stetig weiter<br />
an Innovationen gearbeitet. Für die<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Mielestr. 1<br />
59759 Arnsberg<br />
Telefon: (02932) 305-0<br />
www.miele.de<br />
Werkleiter Stefan Krüger<br />
Viel mehr als nur eine Umlufthaube: Die<br />
Aura 4.0 Ambient vereint außergewöhnliches<br />
Design, individuelle Ambientebeleuchtung<br />
und zarte Düfte für ein angenehmes<br />
Raumklima mit einer smarten Bedienung.<br />
Beim Einschalten fährt der schlanke Haubenkörper<br />
der „Black Levantar“ in seine Arbeitsposition.<br />
Hier ist Handarbeit erforderlich<br />
Serienfertigung mit hohem Automatisierungsgrad<br />
sogenannte Downdraft-Haube „Black<br />
Leventar, die während des Kochens aus<br />
der Arbeitsplatte herausfährt und die<br />
außergewöhnliche Aura 4.0, die wie<br />
eine Designerlampe über dem Kochfeld<br />
zu schweben scheint, sind allein<br />
20 Patentschriften entstanden. Damit<br />
bietet Miele exklusive Funktionen wie<br />
motorisch bewegliche Hauben oder<br />
Filter, die Feuchtigkeit beim Kochen<br />
adsorbieren und später sensorgesteuert<br />
wieder an die Raumluft abgeben.<br />
In die permanente Modernisierung des<br />
Standortes hat der Hausgerätehersteller<br />
in den vergangenen Jahren Millionenbeträge<br />
investiert. Hightech-Metallverarbeitung<br />
und Handwerksarbeiten<br />
auf höchstem Niveau sorgen für die<br />
erstklassige Qualität der Geräte. Gemäß<br />
dem Markenversprechen „Immer<br />
besser“ ist es unabdingbar, dass die Bleche<br />
vor allem im Sichtbereich sauber<br />
und ohne scharfe Kanten oder Spalten<br />
verarbeitet werden. Rechteckige Wrasenschirme<br />
beispielsweise werden zunächst<br />
mehrfach gekantet und dann an<br />
den Ecken sauber verschweißt, bevor<br />
die Naht nachgeschliffen wird. Bei einigen<br />
Modellen ist nach wie vor echte<br />
Handarbeit erforderlich - ausgeführt<br />
von Konstruktionsmechanikern, gelernten<br />
Schweißern und Metallschleifern.<br />
„Wir beschäftigen eine Reihe<br />
hochqualifizierter Handwerker. Ein gelernter<br />
Metallschleifer benötigt fast ein<br />
Jahr Einarbeitungszeit, um das gesamte<br />
Produktspektrum zu beherrschen. Und<br />
der Bedarf an Fachkräften wächst weiter.<br />
Werkleiter Krüger: „Wir freuen uns<br />
auch im kommenden Jahr auf neue Auszubildende<br />
und erfahrene Kräfte.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 45
„Haus der kleinen Forscher“ in Freienohl<br />
Mathe, Deutsch, Robotik – wie schon<br />
Grundschüler das Programmieren lernen<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Anna Reinelt und die kleinen Forscher<br />
S<br />
ie arbeiten hochkonzentriert und zumeist in<br />
Zweierteams. Stecken die Köpfe zusammen, deuten<br />
auf Baupläne oder Programmierbausteine. Diskutieren<br />
Probleme, untereinander oder mit den anderen<br />
Teams. Dann startet die heiße Phase: Der Versuchsaufbau<br />
muss sich in der Praxis beweisen. Spannung liegt in der<br />
Luft. Dann strahlende Gesichter und Lachen. Oder Stirnrunzeln<br />
und Kopfschütteln: Nein, da müssen wir noch mal<br />
dran! Die Kinder der vierten Klasse von Anna Reinelt an<br />
der Nikolaus-Grundschule am Hauptstandort in Freienohl<br />
bauen und programmieren heute Roboter.<br />
Als erste Grundschule im HSK zertifiziert<br />
„Wir wurden 2016 zum ersten Mal als ‚Haus der kleinen Forscher’<br />
ausgezeichnet“, erzählt die Grundschullehrerin. Seitdem<br />
ist die Nikolausschule Freienohl regelmäßig rezertifiziert<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
worden. Dafür muss die Schule nachweisen, dass sie die<br />
Kinder regelmäßig in verschiedenen Fächern forschen<br />
lässt. Im Sachunterricht können Bienen ebenso erforscht<br />
werden, wie der Wald, auf den man vom Forscherraum<br />
aus einen herrlichen Ausblick hat. In Sachen Mathematik<br />
soll es bald um das Pascal´sche Dreieck gehen, im Fach<br />
Deutsch kann man viel zum Thema Kommunikation<br />
experimentieren. Heute ist aber erst einmal die Konstruktion<br />
eines eigenen kleinen Roboters dran. Die dazu nötigen Baukästen<br />
kann die Schule dank ihres Zertifikats bei der ZDI- (Anmerk.<br />
d. Red.: = „Zukunft durch Innovation“) Netzwerk Soest<br />
ausleihen.<br />
Kinder wachsen mit anderer Technik auf<br />
„Die Kinder lernen auf diese Art, dass sie<br />
es selbst in der Hand haben, Probleme zu<br />
lösen, Teams zu bilden oder mit anderen<br />
zu kooperieren“ (Anna Reinelt)<br />
Integrationskraft Diana Kraft ist von dem Konzept der kleinen<br />
Forscher ebenfalls begeistert: „Es ist immer schön, wenn der<br />
Unterricht so gestaltet ist, dass die Kinder gar nicht merken,<br />
dass es welcher ist.“ Und es funktioniert. Alle arbeiten emsig<br />
und konzentriert getreu dem berühmten Satz des Konfuzius:<br />
„Sagst du es mir, so vergesse ich es. Zeigst du es mir, so behalte<br />
ich es. Lässt du mich es tun, so verstehe ich es.“<br />
„Jede Schule hat ja ihren Schwerpunkt; unserer liegt im MINT-<br />
Bericht, also auf den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik“, so die Lehrerin. Dank moderner<br />
Technik wie Schüler-Tablets können die Kinder so auch neue<br />
Medien aktiv in ihre Forschung einbauen. „Anders als wir<br />
wachen die Kinder heute mit Smartphones, Laptops und Tablets<br />
auf.“ Daher sieht es Anna Reinelt als wichtige Aufgabe<br />
der Schulen an, die Kinder auch im Schulalltag im Umgang<br />
mit den Geräten zu schulen. Die neuste Anschaffung im Forscherraum<br />
ist eine digitale Tafel. Schülerinnen, Schüler und<br />
Lehrkräfte können diese mit ihren eigenen Tablets verbinden.<br />
„Uns ist wichtig, dass die Kinder selbstständig lernen können.“<br />
Und das kommt bei den Kindern richtig gut an. Egal, ob extrovertiert<br />
oder schüchtern, Junge oder Mädchen: Alle sind mit<br />
Feuereifer dabei. Anna Reinelt lacht. „Ich glaube, ich könnte<br />
jetzt rausgehen und die Kinder würden es nicht mal merken.“<br />
So auch Mats und Arne. Die beiden Neunjährigen bilden ein<br />
tolles Team, ihr Roboter funktioniert. Ob das jeder lernen<br />
kann? „Na klar!“, sagen die Jungs. Beide sind sportlich aktiv,<br />
wollen Profisportler werden. Oder Polizist oder Sänger oder<br />
Lohnunternehmer. Aber erstmal träumen sie vom nächsten<br />
Forscherprojekt, denn bei dem sind sie sich einig: „Einen Hubschrauber<br />
bauen, das wäre cool!“ ■<br />
Entdeckerfreude<br />
Das Roboter-Projekt steuert auf seinen Höhepunkt zu. Nachdem<br />
die Kinder ihren Roboter mit Hilfe visualisierter Programmierbausteine<br />
zum Rollen gebracht haben, beginnt der eigentliche<br />
Versuch: Mit wieviel Zugladung schafft es der Roboter<br />
noch zu fahren, wann bleibt er stehen? Treffen zwei Maschinen<br />
aufeinander, welche schafft es, die andere zu sich zu ziehen?<br />
Und wieso funktioniert der Sensor auf einmal nicht mehr?<br />
Viel ausprobieren und beobachten, aber auch messen, notieren<br />
und auswerten ist hier gefragt. Ein echtes Experiment eben.<br />
„Die Kinder lernen auf diese Art, dass sie es selbst in der Hand<br />
haben, Probleme zu lösen, Teams zu bilden oder mit anderen zu<br />
kooperieren. Dass man nicht so schnell aufgeben soll, dass es<br />
immer etwas zu entdecken gibt.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 47
Patente für Nachhaltigkeit,<br />
nachhaltige Patente<br />
Christel Zidi<br />
J<br />
edes Unternehmen möchte wachsen, jedes die Nase<br />
ganz weit vorn haben. Neue Technologien sollen<br />
Wettbewerbsvorteile schaffen. Doch die Konkurrenz<br />
schläft nicht. Schon bald ziehen Mitbewerber mit ähnlichen<br />
Technologien nach. Was tun? Ständig neue Technologien<br />
auf den Markt bringen, ist eine Möglichkeit. Aber<br />
bleibt da nicht die Nachhaltigkeit auf der Strecke? Es gibt<br />
nicht wenige Sauerländer Unternehmen, die auf nachhaltige<br />
Produkte setzen, sie zum Patent anmelden – damit äußerst<br />
erfolgreich sind.<br />
Nachhaltigkeit ist eines der Ziele der Weltgemeinschaft. Deshalb<br />
wurde mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS)<br />
beschlossen, dass „der notwendige Strukturwandel für globales<br />
nachhaltiges Produzieren und die dafür nutzbar zu machenden<br />
technischen Modernisierungen wirtschaftlich erfolgreich sowie<br />
im deutschen und globalen Kontext ökologisch und sozial<br />
tragfähig sein sollen“. Schutzrechte können einen erheblichen<br />
Beitrag dazu liefern, Innovationen zu sichern, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigern. Sie können zum Treiber von Innovation und<br />
Kreativität werden und als Multiplikatoren wirken.<br />
Eine gute Sache, denn oft ist wochen-, monate-, manchmal<br />
auch jahrelanges Forschen nötig, um ein neues Produkt oder<br />
eine Technologie mit Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten.<br />
Um sich dann nicht unnötigem Leistungsdruck auszusetzen,<br />
sich ein größeres Zeitfenster zu verschaffen und so den Strukturwandel<br />
zu vollziehen, macht es also Sinn, seine Forschungen<br />
und Entwicklungen zu schützen. Mit der Anmeldung von<br />
Patenten und Schutzrechten verschafft man sich einen klaren<br />
Zeitvorsprung. Besonders Start-ups können davon profitieren,<br />
teils auch durch Zuschüsse und Fördergelder.<br />
Nachhaltige Gemüse Growbags<br />
Einige gestandene Sauerländer Unternehmen sind in Sachen<br />
Nachhaltigkeit und Innovation schon ganz weit vor.<br />
Das Westfälische Erdenwerk Kleeschulte aus <strong>Rüthen</strong> zum Beispiel<br />
hat mit seinen nachhaltigen Gemüse Grow Bags ein Produkt<br />
auf den Markt gebracht, das nicht nur durch Nachhaltigkeit<br />
von sich reden macht, sondern mit dem Gemüsesubstrat<br />
– aus topora® und Perlite – auch für höhere Ernteerträge sorgt.<br />
Sogar höhere Erträge (bis zu 20 % ) als mit den üblichen Substraten<br />
auf Steinwoll- oder Kokos-Basis sind möglich. Die <strong>Rüthen</strong>er<br />
haben dazu eine Substratfaser entwickelt, zu der Rohstoffe<br />
aus den heimischen Wäldern verwendet und in einem einzigartigen<br />
Verfahren verarbeitet werden. Wie an dem RAL- Zeichen<br />
ersichtlich, haben KLEESCHULTE ERDEN rechtzeitig dafür<br />
gesorgt, dass ihr Verfahren auch gesetzlich geschützt wird. Den<br />
<strong>Rüthen</strong>ern ist es wichtig, „dass Ressourcen nicht überlastet, verschwendet<br />
oder gar vernichtet werden!“. Mit dieser Einstellung<br />
schützen sie nicht nur die Umwelt, sondern haben sich auch<br />
den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design“ im Jahre 2020<br />
verdient.<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Recycelte Oberschwingungen<br />
Condensator Domininit aus Brilon ist nachhaltig in einem völlig<br />
anderen Bereich, und zwar innerhalb der Energieversorgung.<br />
Mit dem patentierten Filtersystem SIMΩN® werden nachweislich<br />
gefilterte Oberschwingungen lokal wieder ins Netz gespeist<br />
und damit sozusagen recycelt. Mit diesem Filtersystem wird die<br />
Reduktion von Störpegeln innerhalb von elektrischen Energieversorgungsnetzen<br />
erreicht. Besonders dann, wenn eine breitbandige<br />
Filterung über einen weiten Frequenzbereich erforderlich<br />
ist.<br />
Leuchtenkörper aus Maisstärke<br />
Auch Unternehmen der Sauerländer Leuchtenindustrie gehen<br />
mit gutem Beispiel voran: TRILUX ist eine international agierende<br />
Unternehmensgruppe, die schon seit Jahren auf Umwelt,<br />
Energie- und Ressourcenschutz setzt. „Nachhaltigkeit beeinflusst<br />
alle Prozesse und Entscheidungen zur kontinuierlichen<br />
Verbesserung der Klimabilanz – denn 2025 werden wir in<br />
Deutschland eine klimaneutrale Produktionsstätte haben“, erklärt<br />
Katrin Discher, Nachhaltigkeitsmanagerin bei TRILUX,<br />
TRILUX treibt auch das Thema Forschung und Entwicklung<br />
alternativer Materialien kontinuierlich voran, bspw. im Rahmen<br />
einer Studie zur Parelia LED auf Mais-Basis. Der Leuchtenkörper<br />
wird aus Poly-Milchsäure PLA herstellt, die man umweltfreundlich<br />
aus Maisstärke gewinnt. Der gewonnene Stoff<br />
zeichnet sich durch eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme und<br />
Flammbarkeit sowie eine hohe UV-Beständigkeit, Farbechtheit<br />
und Biegefestigkeit aus. Außerdem ist er unter industriellen<br />
Kompostierungsbedingungen innerhalb weniger Monate<br />
vollständig zersetzt. Letztlich überzeugt die TRILUX-Leuchte<br />
auch durch ihr Design: „Unser Ziel ist es, die hohen lichttechnischen<br />
und ästhetischen Ansprüche an eine Architektur-Lösung<br />
mit einer neuen Nachhaltigkeit zu verbinden. Mit dem Parelia-<br />
PLA-Prototypen setzen wir neue Impulse in Sachen Umweltverträglichkeit<br />
und werden unserem Ruf als Innovationstreiber<br />
gerecht“, erklärt Katrin Discher.<br />
Unter den hier kurz vorgestellten Unternehmen sind gleich zwei<br />
Weltmarktführer. Weltmarktführer u. a. auch deshalb, weil<br />
sie ihre Erfindung/Technologie rechtzeitig haben patentieren<br />
lassen. Auch und besonders die, bei denen es um das Thema<br />
Nachhaltigkeit geht. ■<br />
ERFINDERGEIST VS. VIREN<br />
Die Corona-Zeit hat auch im Sauerland den einen<br />
oder anderen Produktentwickler auf den Plan gerufen:<br />
Schmelter LED-Technology aus Bestwig hat mit<br />
UVCARE ® ein Produkt auf den Markt gebracht, dass<br />
als Teil effektiver Corona-Schutzsysteme überall dort<br />
sinnvoll ist, wo mehrere Menschen zusammenkommen,<br />
sei es in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen,<br />
Praxen oder Privat. Bei diesem Produkt wird die Viren<br />
zerstörende UVC-Strahlung im Innern gekapselt und<br />
die Luft dieser vorbeigeführt; die Ansteckungsgefahr<br />
kann durch die flexible Standortwahl, nahe der Aerosolquelle,<br />
minimiert werden. Jochen Schmelter: “Es ist<br />
das einzige mir derzeit bekannte Produkt, das neben<br />
dem Wirksamkeitsnachweis der Forschungsuniversität<br />
der Helmholtz Gemeinschaft (KIT) bei einem extrem<br />
niedrigen Verbrauch ein so hohes Fördervolumen hat<br />
und gleichzeitig so leise ist.” Dazu ist UVCARE ® relativ<br />
günstig und – mit nur einem Ein-Aus-Schalter - simpel in<br />
der Anwendung. Unter bestimmten Voraussetzungen ist<br />
für Kitas und Grundschulen auch eine Förderung von<br />
bis zu 100 % möglich.<br />
Schmelter LED-Technology GmbH<br />
Wiemecker Feld 14 | 59909 Bestwig<br />
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Anzeige<br />
Mit Hilfe des Transfer-Toiletten-Gurtes<br />
können Rollstuhlfahrer aus dem Sitzen bis<br />
in den Stand aufgerichtet werden<br />
Rehatechnik Heymer GmbH<br />
MOBILITÄT HAT EINEN NAMEN<br />
Rehatechnik Heymer<br />
M<br />
an kann pflegebedürftigen Menschen im Alltag<br />
durch Pflegepersonal helfen. Beiden zu helfen, das<br />
ist möglich durch die Entwicklung und Fertigung<br />
entsprechend hochwertiger Produkte. Letzteres hat sich die<br />
Firma Rehatechnik Heymer aus Arnsberg-Bergheim zur Aufgabe<br />
gemacht. Mit Erfolg – denn aus diesen Entwicklungen<br />
gingen im Laufe der Jahre bereits vier europäische Patente und<br />
20 Gebrauchsmuster hervor.<br />
Als Dipl. Ing. Reinhard Heymer 1988 sein Rehatechnik-<br />
Unternehmen gründete, hatte er genau dieses Ziel vor Augen: die<br />
Entwicklung und Fertigung von hochwertigen Produkten, um<br />
Behinderten und Pflegenden den Alltag zu erleichtern. Und er<br />
hat schon so einiges auf den Weg gebracht – im wahrsten Sinne<br />
des Wortes. So wurden z. B. Zusatzantriebe für Faltrollstühle<br />
entwickelt: Der „Radun“ als Schiebehilfe zur Unterstützung der<br />
Begleitperson, die den Rollstuhl schiebt. Der „Rasant“ als Zusatzantrieb,<br />
der den manuellen Faltrollstuhl zu einem Elektrorollstuhl<br />
umfunktioniert. Die Vorteile dieser Zusatzantriebe<br />
der Firma Rehatechnik Heymer liegen darin, dass man sie<br />
demontieren und im Auto verladen kann. So ist man auch beim<br />
Einkaufen und auf Reisen mobil.<br />
Innerhalb geschlossener Räume ist es nicht leicht für gehbehinderte<br />
Menschen, selbst nahgelegene Ziele zu erreichen: zum Bei-<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
spiel die Toilette, die Badewanne oder den Ruhesessel. Selbst mit<br />
Hilfe erweist sich das oft als schwierig. Für diesen Transfer hat<br />
Rehatechnik Heymer die passenden Hilfsmittel entwickelt: der<br />
fahrbare Aufricht- und Umsetzlifter „StehFix“<br />
und den stationären Lifter „KlemmLi“, der<br />
besonders in kleinen und engen Badezimmern<br />
sinnvoll zum Einsatz kommt.<br />
Wie gut, dass es Menschen gibt, die sich Gedanken<br />
darum machen, wie die unterschiedlichsten<br />
Probleme gelöst werden können.<br />
Und die – wie eben Rehatechnik Heymer –<br />
auch eine Lösung finden:<br />
Schlaganfallpatienten, die aufgrund einer halbseitigen<br />
Lähmung ihre Dusche nicht betreten können, müssten im Normalfall<br />
viel Zeit und Geld für den Umbau des Bades investieren.<br />
Mit dem „DuSi“ ist dieser Umbau gar nicht mehr nötig, denn<br />
der verschiebbare Duschsitz auf Schienen wird in die vorhandene<br />
Dusche eingebaut.<br />
Faltrollstuhlfahrer können neben der Treppe direkt auf das<br />
Podest gelangen, wenn sie die akkubetriebene Hubbühne „Hub-<br />
E“ besitzen. Durch die „Hub-E“ können auch größere Geländearbeiten<br />
im Außenbereich vermieden werden.<br />
Heymer entwickelte aus diesem Grund den Treppendeckenlift<br />
„Trio“ . Mit diesem Lift kann der Ein- oder Anbau eines Fahrstuhles<br />
vermieden werden.<br />
Das jüngste europäische Patent der Firma Rehatechnik<br />
Heymer bezieht sich auf einen Transfer-Toiletten-<br />
Gurt TTG, mit dem man Rollstuhlfahrer aus dem<br />
Sitzen bis in den Stand aufrichten kann. So wird<br />
es für den Pflegebedürftigen und die Pflegekräfte<br />
wesenlich komfortabler, Kleidungsstücke aus- und<br />
anzuziehen, da der gesamte Beckenbereich frei<br />
bleibt. Der „TTG“ wird darüber hinaus auch für<br />
den Toilettengang, die Intimpflege, das Windeln<br />
wechseln im Stehen, für Sitzplatzwechsel und für Gehübungen<br />
genutzt.<br />
Mit seinen Erfindungen und Produkten macht Rehatechnik<br />
Heymer das Leben von Pflegebedürftigen und Pflegenden<br />
definitiv ein Stück leichter und lebenswerter.<br />
Prospekte und Videos unter www.rehatechnik-heymer.de ■<br />
Manch einer hat schon über den Einbau eines Treppenlifts nachgedacht,<br />
um vom Erdgeschoss ins Obergeschoss zu gelangen. Der<br />
Einbau scheitert oft an der Tatsache, dass die Treppe zu steil oder<br />
zu schmal ist. Oder aus Sicherheitsgründen, wenn durch einen<br />
Treppenlift kein Fluchtweg mehr vorhanden ist. Rehatechnik<br />
Rehatechnik Heymer GmbH<br />
Von Siemensstr. 15a<br />
59757 Arnsberg<br />
Tel.: 02932 902 200<br />
info@rehatechnik-heymer.de<br />
www.rehatechnik-heymer.de<br />
Rehatechnik Heymer GmbH aus Arnsberg Bergheim
Prof. Matthias Hermes von der Fachhochschule in Meschede<br />
„Beim Erfinden kommt es darauf an,<br />
kreativ zu sein. Und hartnäckig“<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
W<br />
er sich mit dem Thema „Technische Patente<br />
aus dem Sauerland“ beschäftigt, kommt an diesem<br />
Mann nicht vorbei: Matthias Hermes ist seit<br />
2013 Professor für Fertigungstechnik und Umformtechnik<br />
an der Fachhochschule Südwestfalen, Standort Meschede.<br />
Der Prof. Dr.-Ing. hat bereits ein Dutzend Patente angemeldet.<br />
Für seine innovativen Ideen wurde er zudem mit<br />
zahlreichen Preisen geehrt. Höchste Zeit, dem Professor mal<br />
bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.<br />
Die Versuchshallen in Sachen Maschinenbau befinden sich<br />
außerhalb der Fachhochschule. „Das hier ist die schmuddelige<br />
Seite der FH“, sagt Professor Hermes und lacht. Er<br />
führt uns durch ein wahres Labyrinth aus Gängen, die in<br />
regelmäßigen Abständen von schweren Brandschutztüren<br />
unterbrochen sind. Schließlich erreichen wir den Raum, in<br />
dem der sympathische Dozent seinen Studenten und Studentinnen<br />
die Praxis des Ingenieurwesens beibringt.<br />
Erstes Patent bereits als Student<br />
Überhaupt ist ein Praxisbezug für ihn das A und O eines Studiums.<br />
„Ich habe nach dem Abitur eine Lehre zum Werkzeugbauer<br />
gemacht, weil ich eben keine Lust mehr auf Theorie hatte“,<br />
erzählt der 44-Jährige. Da ihn die Lehre dann aber doch<br />
nicht ausreichend forderte, schickte ihn sein Meister kurzerhand<br />
noch nebenbei zur Fachhochschule Soest. „Ich habe mir<br />
damals quasi ein eigenes Duales Studium gebastelt.“<br />
Bereits als „HiWi“ (= wissenschaftlicher Mitarbeiter) an der Uni<br />
Dortmund reichte er dann gemeinsam mit seinem Professor<br />
sein erstes Patent ein. Die Freude am Entwickeln und Tüfteln<br />
hat der zweifache Familienvater bis heute nicht verloren. Auf die<br />
Frage nach einer seiner Erfindungen zeigt er uns ein gebogenes<br />
Blech.<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Erfindungen im Zeichen des Umweltschutzes<br />
„Wenn man das so sieht, wirkt es nicht besonders spektakulär“,<br />
sagt Matthias Hermes – und erzählt im selben Atemzug von<br />
der großartigen Neuerung, die eben dieses Stück Metall darstellt.<br />
Zwei bis drei Jahre Forschung stecken in dem Blech, das<br />
durch Hermes´ innovatives Verfahren in Sachen Metallfirmung<br />
perfekt in eine Flugzeugturbine passt. Der Professor zeigt uns<br />
eine Zeichnung, die aus Sicherheitsgründen geheim bleiben<br />
muss. „Hier wird das Blech angebracht“, sagt er und zeigt auf<br />
einige Teile. Sein Blech wird die Reibung verringern und sorgt<br />
so dafür, dass der Luftstrom besser genutzt werden kann. So<br />
zumindest haben wir es verstanden. Im Endeffekt bedeutet das<br />
vor allem: „Eine höhere Effizienz und somit weniger Kerosinverbrauch,<br />
weniger Kosten und vor allem weniger Umweltverschmutzung.“<br />
Und all das dank eines unscheinbaren Stückes<br />
Metall.<br />
Der Professor zeigt uns ein seine erste Erfindung. Ich rätsele<br />
eine Weile herum, wo es Verwendung finden könnte, und liege<br />
erstaunlicherweise richtig - wenn auch einen halben Meter zu<br />
tief: Das Teil ist für ein Auto bestimmt. Auch hier geht es letztendlich<br />
um Sicherheit, aber auch eine leichtere Bauweise und<br />
somit einen geringeren Energieverbrauch. Umweltschutz also,<br />
direkt vom Entwickler.<br />
In den Maschinenbau-Versuchshallen wird mit Präzision...<br />
... und Hochdruck gearbeitet<br />
Gemeinsam mit zwölf Angestellten forscht, schraubt, tüftelt<br />
und erfindet Professor Hermes hier Sachen. Dass es dabei nicht<br />
immer ernst zugeht, ist Ehrensache. „Einmal haben wir eine riesige<br />
Rauchtrommel gebaut und dann Rauchringel quer durch<br />
den Hörsaal gejagt.“<br />
Schon in seiner Jugend hat Matthias Hermes gern an Zweirädern<br />
gebastelt. Zu seinem 14. Geburtstag bekam er einen<br />
1954er-Traktor geschenkt, einen blauen Eicher mit 16 PS. Der<br />
steht heute noch einsatzbereit in seiner Garage. Sehr zur Freude<br />
seiner Töchter, die einmal in die Fußstapfen ihres Vaters treten<br />
möchten. Der hat nichts dagegen; im Gegenteil wünscht er<br />
sich, dass sich viel mehr Mädchen und Frauen für Maschinenbau<br />
begeistern. „Unsere Frauenquote ist wirklich Mist, dabei<br />
sind meine weiblichen Studenten echt gut!“<br />
Direkter Bezug zur Praxis<br />
Zurück zum Erfinden: Wie kommt man überhaupt darauf?<br />
„Oft erhalten wir Forschungsaufträge oder Anfragen von Firmen“,<br />
so der Professor, „da geht es dann auch oft um Problemlösungen.“<br />
Dann macht er sich allein oder mit Kollegen daran,<br />
eine Lösung zu finden. Ein Prozess, der ihm viel Freude bereitet<br />
– und oft alles andere als geradlinig ist. Die Spezialität des<br />
Lippstädters ist die Metallumformung. So kann er zum Beispiel<br />
durch spezielle Verfahren Rohren ganz bestimmte Formen geben,<br />
ohne dass diese wie früher zusammengelötet werden müssten.<br />
Das bedeutet, weniger Materialverschleiß, weniger Fehler,<br />
weniger Schwachstellen, weniger Energieverbrauch. Und somit,<br />
wie gehabt, weniger Umweltbelastung. Viele Werkzeuge, die<br />
für den Bau der nötig sind, fertigen der Professor und seine<br />
Mitarbeiter übrigens selbst an. Oder zumindest fast: Roboter<br />
„Roby“ ist in der Fertigungskabine im wahren Sinne des Wortes<br />
für die ganz heißen Eisen zuständig. Ständige Zusammenarbeit<br />
mit Kollegen und Kolleginnen andere Fachbereiche wie etwa<br />
der Informatik sind ebenfalls an der Tagesordnung.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 53
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Große Auswahl an <strong>Winter</strong>mode<br />
„Wenn man feststellt, dass es so nicht<br />
geht, dann geht es halt irgendwie<br />
anders.“ (Prof. Hermes)<br />
milie<br />
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amilie<br />
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„Mir kommen ständig irgendwelche Ideen.“ Der Erfinder deutet<br />
auf die Halle voller Maschinen, Geräte, Werkzeuge, Rohre,<br />
Bleche, Schrauben und Tische. „Und ich habe das große Privileg,<br />
dass ich hier auch frei forschen kann.“.<br />
Hochgeschwindigkeitshochdruckumformen<br />
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Eine seiner neuen Erfindungen ist eine<br />
Maschine, die Metallrohre innerhalb<br />
einer Millisekunde unter<br />
einem Druck von 4.000 Bar<br />
bearbeitet – angetrieben von<br />
Hydraulik. „Da merkt das<br />
Rohr gar nicht, dass es umgeformt<br />
wird!“<br />
®<br />
Demnächst möchte das<br />
Team um Professor Hermes<br />
papierdünne Fahrradrahmen<br />
aus Titan herstellen, die dann ganz<br />
individuell an den Fahrer angepasst werden<br />
können. Das können wir uns zwar nicht so recht vorstellen,<br />
aber sehen möchten wir es natürlich gerne.<br />
Beim Erfinden kommt es darauf an, kreativ zu sein. Und hartnäckig.<br />
Hat der Erfinder dennoch schon mal vor einem Problem<br />
kapituliert? Er schüttelt den Kopf. „Wenn man feststellt,<br />
dass es so nicht geht, dann geht es halt irgendwie anders.“<br />
Geschenktipp 2021: Der Heide Modegutschein!<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
Mode für die ganze<br />
Familie einkaufen und<br />
direkt bei uns als Geschenk<br />
verpacken lassen.<br />
Eine echte Flugzeugturbine hat die Halle des Professors übrigens<br />
noch nicht gesehen. Die Konstruktionspläne sind aber<br />
so genau, dass sein Blech trotzdem auf den Zehntelmillimeter<br />
passt. „Bei so etwas wie Flugzeugtriebwerken macht jeder<br />
ein kleines Pömpelchen, da bin ich sozusagen nur ein kleines<br />
Rädchen“, sagt der Professor. Und sein Blech ist nur ein Blech.<br />
Doch die Wirkung ist eine ganz, ganz große! ■
www.rose-handwerk.de<br />
www.esstisch-baumkante.de<br />
www.elisabeth-rose.de<br />
www.joachim-gerhard-collection.com
Sammelsurium Sauerländer Geistesblitze<br />
Erfinden – Entwickeln - Patentieren<br />
Christel Zidi<br />
Das Sauerland ist voller Erfinder und Erfindungen. Kaum möglich, über alle zu berichten. Manchmal war<br />
es ein Geistesblitz des Erfinders, meist aber das jahrelange Forschen und Entwickeln eines Produktes. Eine<br />
kleine Auswahl bedeutender Erfindungen haben wir für Sie zusammengestellt, die Sie – wie auch uns zuvor<br />
– wohl in Erstaunen versetzen wird.<br />
1. Die “Flotte Lotte” aus Eslohe<br />
Spätestens dann, wenn Sie auch Marmeladen<br />
einkochen oder ihrer Mutter<br />
beim Marmeladenkochen zugesehen<br />
haben, wird Ihnen die “Flotte Lotte”<br />
ein Begriff sein. Vielleicht nicht jedem<br />
bekannt ist die Tatsache, dass dieser<br />
Begriff für die Passiermühle eine geschützte<br />
Marke der GEFU Küchenboss<br />
GmbH ist. GEFU, der Küchenwerkzeugspezialist<br />
aus Eslohe, hat diesen<br />
Klassiker schon seit mehr als 65 Jahren<br />
im Programm. Kaum verändert, trotzdem<br />
kontinuierlich optimiert, kommt<br />
die “Flotte Lotte” in drei unterschiedlichen<br />
Varianten auch in modernen<br />
Küchen zum Einsatz. Dann, wenn<br />
Marmeladen, aber auch feine Suppen,<br />
Babybreis, Gelees oder Gemüsepürees<br />
zubereitet werden sollen. Funktional<br />
und mit schönem Design – ein Klassiker<br />
eben.<br />
2. Eine Lampe gegen Viren...<br />
… und nicht nur gegen die. Denn<br />
UV-C-Strahlung wirkt bekanntermaßen<br />
stark bakterizid. Die kurzwellige<br />
Strahlung macht Mikroorganismen<br />
wie Bakterien, Hefe, Pilze und eben<br />
auch Viren im Bruchteil von Sekunden<br />
unschädlich. Von der Schmelter<br />
LED-Technology GmbH aus Bestwig<br />
wurde die UVC-Lampe als UVCA-<br />
RE® entwickelt. Die UVCARE® hat<br />
eine spezielle Luftführung, sodass die<br />
Luft im Inneren des Hohlzylinders,<br />
trotz gleichbleibend hohem Fördervolumens,<br />
doppelt so lange verbleibt.<br />
Die UVC-Beleuchtungsstärke und Beleuchtungszeit<br />
bewirken nachgewiesen<br />
eine mindestens 96%ige Desinfektion<br />
der Raumluft.<br />
Bei max. 30,5 W Stromverbrauch und<br />
einem Luftdurchsatz von 135 m³/h sowie<br />
Verzicht auf Chemikalien und Filter<br />
wird die UVCARE®midi lt. Herstellerangaben<br />
zu einem, wenn nicht sogar<br />
zu dem effektivsten Gerät auf dem<br />
Markt. Und das auch noch formschön<br />
und leise und mit dem RedDot Innovations<br />
ausgezeichnet. Außerdem ist das<br />
Produkt komplett recyclingfähig.<br />
3. Geschenk-Gutscheine<br />
über die Webseite<br />
Nicht nur jetzt in der Vorweihnachtszeit<br />
sind Gutscheine ein praktisches<br />
und schnell zur Verfügung stehendes<br />
Geschenk. Aber welche Firma hat denn<br />
die Zeit, Gutscheine auf seiner Webseite<br />
einzubinden und sich um deren Abwicklung<br />
zu kümmern?<br />
Die Firma FIRMEDIA aus Willingen<br />
hat deshalb ein eigenes Gutscheinsystem<br />
entwickelt, das die unterschiedlichsten<br />
Unternehmen auf ihrer<br />
Webseite einbinden können. Die Gutscheine<br />
und auch Gutschein-Deals<br />
oder Tickets mit festen Terminen können<br />
direkt darüber verkauft werden.<br />
Gut für die Firmen, aber auch gut für<br />
Kunden, die so eine perfekte Übersicht<br />
aller Anbieter der Region haben.<br />
4. Ein Brauseschlauch aus<br />
Nuttlar<br />
Zahlreiche Patente hat das Familienunternehmen<br />
RAMSPOTT aus Nuttlar<br />
in den über 60 Jahren seines Bestehens<br />
schon auf den Weg gebracht. Derzeit<br />
aktiv und im Einsatz sind: vier europäische<br />
Patentanmeldungen, 10 Marken<br />
im In- und Ausland, 13 Designschutzrechte<br />
und zwei Gebrauchsmuster.<br />
RAMSPOTT geht es immer wieder<br />
um die Verbesserung der Schläuche, sei<br />
es in funktionaler oder optischer Hinsicht.<br />
Zuletzt wurde ein Brauseschlauch<br />
entwickelt, der in der wasserführenden<br />
Schicht PVC-frei ist, gleichzeitig die<br />
Festigkeit und alle Vorteile eines herkömmlichen<br />
PVC-Schlauches besitzt.<br />
Die Brauseschläuche aus Kunststoff,<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Metall oder anderen Materialien sind<br />
sowohl günstig als auch hochwertig.<br />
RAMSPOTTs Brauseschläuche haben<br />
eben den besonderen Sauerländer Pfiff.<br />
5. Schluss mit dem Kabelgewirr<br />
Waffeln schmecken das ganze Jahr über.<br />
Dass die Handhabe mit dem Waffelautomaten<br />
so gut funktioniert, ist der<br />
Firma CLOER aus Neheim-Bergheim<br />
zu verdanken. Vor genau 40 Jahren<br />
brachte sie den ersten Waffelautomaten<br />
mit Backampel auf den Markt. Das<br />
allein war schon ein Fortschritt, doch<br />
Cloer optimierte den Waffelautomaten<br />
und stattete ihn mit einem akustischen<br />
Signal aus, damit auch in der Hektik<br />
des Backens nicht überhört wird, wenn<br />
die nächsten Waffeln fertig sind. Dass<br />
anschließend auch das Aufräumen gut<br />
funktioniert, ist ebenfalls der Firma<br />
CLOER zu verdanken, denn mit der<br />
neuesten patentierten Erfindung wird<br />
dafür gesorgt, dass die Kabelaufwicklung<br />
das Gerät gleichzeitig verriegelt.<br />
Auch für den Cloer-Eierkocher gibt es<br />
die passende Kabelaufwicklung.<br />
6. Sicher unterwegs - mit<br />
SCHROTH-Gurten<br />
Bei der Neheimer Firma SCHROTH<br />
Safety Products dreht sich alles um die<br />
Sicherheit. Hier werden Sicherheitsgurte<br />
entwickelt, die nicht nur in der PKW-<br />
Industrie eingesetzt werden, sondern<br />
auch in der Luftfahrt, beim Rennsport<br />
und beim Militär und sogar in der<br />
Raumfahrt eingesetzt werden. Mit dem<br />
Patent US 9,821,913 B1 wird der Monument<br />
Mounted Airbag beschrieben,<br />
ein Airbagsystem, das auf Passagiersitzen<br />
in Flugzeugen Anwendung findet:<br />
Moderne Business Class Sitze sind häufig<br />
in einem Winkel zur Flugrichtung<br />
angeordnet. Dadurch besteht im Falle<br />
eines Crashs, z. B. bei Start oder Landung,<br />
die Gefahr, dass der Kopf des<br />
Insassen auf die Sitzstruktur prallt und<br />
der Passagier verletzt wird. Die Erfindung<br />
der SCHROTH Safety Products<br />
beschreibt einen Airbag, der sich um<br />
die Kontur der Sitzstruktur herumlegt,<br />
den Aufprall des Kopfes abmildert und<br />
auf diese Weise schwere Verletzungen<br />
verhindert. ■<br />
3.<br />
1. „Flotte Lotte“ von GEFU<br />
2. UVCARE® von Schmelter<br />
4. Brauseschläuche<br />
von Ramspott<br />
5. Cloer-Waffeleisen mit Kabelaufwicklung<br />
6. Airbagsystem von Schroth<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 57
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Fine, wat macht denn dein Otto<br />
den Friedel wuschig mit seiner neuesten<br />
„Hömma<br />
Erfindung? Der Friedel is ja janz ausm<br />
Häuschen, woll?“<br />
„Ach, hörmirauf. Ich kannet auch schon nich mehr hören.“<br />
„Ja, wat hat denn der Otto überhaupt erfunden?“<br />
„Na, ne Schnappes-Brennmaschine, weißte. Abba dat is<br />
noch cheheim.“<br />
„Wieso dat denn?“<br />
„Na, weil der Otto da nen Patent drauf anmelden will. Abba<br />
dat is ja so teuer, da muss er erst mal unter der Hand so einiges<br />
an Schnappes verkaufen, woll?“<br />
„Is dat denn lejal?“<br />
„Ne, nich so janz. Ich chlaube nur für den Eigengebrauch.<br />
Abba, dat muss der Otto ja auch selber wissen. Da halte ich<br />
mich raus. Weißte noch Lisbett, als ich ma ne Strickmaschine<br />
haben wollte, da hat er doch zu mir jesacht, dat lohnt nich,<br />
mach dat ma weiter mit der Hand, da bleibste fit. Und jetzt<br />
sowat. Typisch Mann.“<br />
„Jau, isso. Abba Schnappes wird doch schon imma chebrannt.<br />
Dat chibt et doch schon seit ein paar hundert Jahren!<br />
Wat will er denn da neuet anmelden?“<br />
„Ich habe es ja auch nich verstanden. Is zuviel technisches<br />
Jedöns. Abba auf jeden Fall kann er den Gärprozess um einen<br />
janzen Tach verkürzen.“<br />
„Haste Töne! Einen janzen Tach bei einer Gärung von mehreren<br />
Wochen? Dat lohnt doch jarnich, wennde noch einen<br />
Tach länger watten musst odda nich! Dat macht doch den<br />
Kohl auch nich fett.“<br />
„Hab ich ihm auch jesacht, abba kennst ja de Mannsleute.<br />
Er is so stolz auf seine Erfindung. Da hat er Monate dran<br />
jetüftelt.“<br />
„Also, wenn er es schafft, aus nem Schlehenschnaps nen<br />
Kirschlikör zu machen, dann is dat reif für ein Patent, abba<br />
sonst…<br />
„Sonst is es janz einfach ne Schnapsidee.“ ■<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Das Kapitänspatent<br />
WAS ERFINDEN<br />
DENN KAPITÄNE?<br />
Kapitän George William Manbyn (1766-1854) erfand<br />
einige Geräte zur Seenotrettung. Außerdem war der<br />
Engländer Erfinder des ersten modernen<br />
Feuerlöschers. Errungenschaften, die nicht nur für Seeleute<br />
nützlich sind.<br />
Trotzdem gehört das Erfinden nicht wirklich zu den Aufgaben<br />
eines Kapitäns. Ein Kapitänspatent allerdings muss heutzutage<br />
jeder Kapitän besitzen, der auf größeren Gewässern<br />
und mit großen und leistungsstarken Schiffen unterwegs sind.<br />
Dieses Patent ist quasi ihr Führerschein.<br />
Mit Erfindungen brachte man Patente im 17. Jahrhundert,<br />
also vor der Einführung des modernen Patentwesens, noch<br />
nicht in Verbindung. Entlehnt wurde das Wort dem französischen<br />
„patente“, was soviel bedeutet wie Gewerbeschein. Die<br />
Franzosen wiederum verkürzten damit das lateinische Wort<br />
„littera patens“, womit die „Urkunde über bestimmte Rechte<br />
gemeint war.<br />
Übrigens dürfen die Kapitäne auf Henne-, Möhne- und Sorpesee<br />
auch ohne Kapitänspatent unterwegs sein. Zumindest<br />
wenn ihr Motorboot eine Stärke von 15 PS nicht überschreitet.<br />
Das ist auf jeden Fall so bei dem Boot von Carsten Ross.<br />
Der Angler ist oft und gern auf dem <strong>Möhnesee</strong> unterwegs ist.<br />
Hier in Begleitung der fünfjährigen Annie aus Berlin. (c.z.) ■<br />
Fotoquelle: Wirtschafts- und Tourismus GmbH <strong>Möhnesee</strong><br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 59
Der Elleringhauser Franz Josef<br />
Schulte machte eine erstaunliche<br />
Erfindung<br />
KLEINER<br />
SCHALTER MIT<br />
RIESEN-WIRKKRAFT<br />
Sonja Funke<br />
Iris Böning<br />
E<br />
nergie sparen - ein Thema der Jungen? Von wegen.<br />
„Lass nie eine Lampe zu viel brennen!“ Diese goldene<br />
Regel seiner Eltern aus den 50ern hat sich bei<br />
Franz Josef Schulte aus Elleringhausen fest ins Bewusstsein<br />
gebrannt. So sehr, dass er sich Mitte der 90er für einen kleinen<br />
Sparschalter einsetzte, um ganz viel Strom bei Geräten<br />
im Standby-Betrieb zu sparen. Kostenpunkt beim Einbau<br />
für die Hersteller: ca. 50 Cent. Stromersparnis in Europa<br />
pro Jahr: mindestens der jährliche Stromverbrauch ganz<br />
Dänemarks.<br />
Seit Ende 2013, rund 15 Jahre nach Schultes erstem Intervenieren,<br />
und dank des vehementen Einsatzes des heimischen<br />
Europa-Abgeordneten Dr. Peter Liese, darf kein Gerät mehr auf<br />
den europäischen Markt - auch nicht aus China - das mehr als<br />
0,5 Watt im Standby verbraucht. „Ich kannte einen Olsberger,<br />
dessen Fernseher kam in den 90ern im Standbybetrieb auf stolze<br />
70 Watt Strom“, sagt Schulte. Der Diplom-Ingenieur hatte<br />
selbst bei seinem Freund gemessen. Das ist heute Vergangenheit.<br />
Aber was passiert, wenn heute das kleine rote Lämpchen<br />
am Fernseher leuchtet? „Das Gerät ist aus, der Stromverbrauch<br />
ist nahe Null und es leuchtet nur die Standby-LED zur Anzeige,<br />
dass das Funksignal der Fernbedienung erwartet wird“,<br />
erklärt Schulte.<br />
„Allein durch diese Reduzierung kann die Leistung von vier<br />
Atomkraftwerken in Europa eingespart werden“, betonte Dr.<br />
Peter Liese, nachdem die Richtlinie 2013 nach einer Übergangszeit<br />
in Kraft getreten war. Mit der zunehmenden Technisierung<br />
der Gesellschaft wird bis heute vermutlich doppelt so<br />
viel eingespart, schätzt Franz Josef Schulte. Das in seiner Firma<br />
damals „eigentlich als Microcontroller-Übung für einen Ingenieur“<br />
produzierte Gerät, das zwischen Fernseher und Steckdose<br />
eingebaut werden sollte, bekam die besten Noten der Stiftung<br />
Warentest. Nur: Es kostete u. a. wegen es aufwändigen Gehäuses<br />
und anderer Bestandteile 59 DM. „Geld habe ich mit dem<br />
Gerät keins verdient. Es ging mir um das Ideelle, zu zeigen, wie<br />
einfach diese gewaltige Ersparnis für alle Bürger umzusetzen<br />
ist. Besonders erfreulich ist auch der Wegfall des ewigen Streits<br />
in Familien über die vergessene Abschaltung von Elektrogeräten.“<br />
In fast allen Industriestaaten ist die Standby-Schaltung<br />
heutzutage Pflicht.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Franz Josef Schulte hat sich einer neuen Sache zugewendet,<br />
die er schon seit Jahren verfolgt und mit seinen 72 Jahren<br />
noch zu Ende bringen möchte: „Dass mindestens in 30 Prozent<br />
aller Haushalte die Hälfte des Stroms selbst erzeugt<br />
wird und das zur richtigen Zeit, so ganz nebenbei.“ Wie? „Es<br />
sind immer einfache Fragen, die man nur stellen und beantworten<br />
muss. Die Mehrheit nutzt im Haus eine Heizung, die<br />
mit Pellets, Heizöl oder Gas befeuert wird. Alle haben eine<br />
Flammtemperatur zwischen 1.200 und 1.400 Grad Celsius.<br />
In den Gebäuden braucht man allerdings nur etwa 60 Grad<br />
Vorlauftemperatur für die Heizkörper und fürs Brauchwasser.“<br />
Die einfache Frage: Kann man diese Temperaturdifferenz<br />
zur Stromerzeugung nutzen? Wie macht man das? Auch<br />
das hat er zusammen mit Partnern inzwischen bis zur Serienreife<br />
entwickelt. Aber das ist eine neue Geschichte. ■<br />
Franz Josef Schulte arbeitet schon an seiner nächsten Erfindung<br />
WO LICHT IST, IST LEBEN<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 61
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CONSTAB – Masterbatches & Compounds für<br />
eine nachhaltige Zukunft<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH<br />
Das international tätige <strong>Rüthen</strong>er Unternehmen<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH, seit<br />
2003 Teil der israelischen KafritGroup, ist nun<br />
genau 50 Jahre einer der Qualitäts- und Marktführer im<br />
weltweiten Masterbatches und Compounds Geschäft.<br />
Schwerpunkt Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit und Kunststoffe – zwei vermeintliche Gegenspieler,<br />
die in der öffentlichen Debatte rund um den<br />
Klimawandel, Ocean Littering und den Verbrauch fossiler<br />
Rohstoffe immer wieder bemüht werden. Dabei werden oft<br />
die wichtigen Eigenschaften z. B. von Kunststoffverpackungen<br />
zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung<br />
unterschlagen. Das Unternehmen ist sich seiner Verantwortung<br />
gegenüber der Gesellschaft und seinem Mitarbeiterteam<br />
dabei absolut bewusst: „CONSTAB bewegt sich in<br />
einer Branche, die im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung<br />
steht, deshalb ist mir eine proaktive Positionierung<br />
der CONSTAB zum Thema Nachhaltigkeit im Markt so<br />
wichtig und deshalb gehen wir am Standort fokussiert<br />
diesen Weg“, so Olaf Allekotte, der seit 2016 als Geschäftsführer<br />
die Geschicke des Traditionsbatchers leitet, welcher<br />
mehr als 130 Menschen Arbeit gibt.<br />
CONSTABs Nachhaltigkeitsreise begann schon vor<br />
einigen Jahren, als man durch freiwillige Kompensation<br />
von unvermeidbaren CO2-Emissionen Klimaneutralität<br />
auf Unternehmensebene erreichte. Diesen Weg<br />
gehen die <strong>Rüthen</strong>er konsequent auch in den kommenden<br />
Jahren, ergänzt durch ein vielfältiges Nachhaltigkeitsprogramm,<br />
das am Firmenstandort unter anderem darauf<br />
abzielt, die Gesamtmenge der Emissionen durch Effizienzsteigerungen,<br />
Analysen von Lieferketten und Optimierung<br />
der Transportwege zum Kunden stetig zu<br />
reduzieren, um so auf das EU-Ziel des klimaneutralen<br />
Kontinents einzuzahlen.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Innovative Produktlösungen<br />
Außerdem betont Fabian Schulte, Leiter des Nachhaltigkeitsprojekts,<br />
dass CONSTAB die von den zahlreichen<br />
nationalen wie internationalen Kunden geschätzte Innovationskraft<br />
des Unternehmens explizit in die Entwicklung<br />
neuer, nachhaltigerer Produktlösungen<br />
investiert. So ist zum Beispiel die<br />
BOPE Produktpalette CON-X zu<br />
nennen, die die Herstellung von<br />
leistungsfähigen Folien aus einem<br />
einzigen Kunststoff, Polyethylen,<br />
ermöglicht und somit als sogenannte<br />
Monomateriallösung das Recycling<br />
deutlich erleichtert.<br />
Auch das gemeinsam mit dem Institut für Kunststofftechnik<br />
der Universität Stuttgart entwickelte Produkt<br />
CONSTAB® CON-Batch 30X leistet einen großen<br />
Beitrag zu verbesserten Nachhaltigkeitseigenschaften von<br />
Thermoformfolien, die durch Energie- und Materialeinsparung<br />
wesentlich ressourcenschonender produziert<br />
werden können.<br />
CONSTAB als Unterstützer und Arbeitgeber in<br />
der Region<br />
Ebenfalls hat die CONSTAB als offizielle Unterstützerin<br />
der Allianz für Entwicklung und Klima, einer Initiative des<br />
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung, das Engagement vor Ort im Blick. So<br />
fördert das Unternehmen nicht nur aktiv den <strong>Rüthen</strong>er<br />
Förderverein Zukunftswald, der sich um die Wiederaufforstung<br />
nach der Borkenkäferplage verdient macht, sondern<br />
auch zahlreiche lokale Vereine und Gruppierungen.<br />
Schließlich – und dies ist CONSTABs Personalchefin<br />
Christin Korb ganz besonders wichtig – ist das Unternehmen<br />
als familienfreundliches Unternehmen im<br />
Kreis Soest stolz auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die täglich zum Gelingen beitragen und regelmäßig<br />
weitergebildet werden, um fit für die beruflichen<br />
Herausforderungen zu sein. Gesundheits- und Bike-<br />
Leasing-Angebote sind dabei nur einige der vom<br />
Arbeitgeber angebotenen Benefits.<br />
Interessierte Bewerberinnen und Bewerber sind herzlich<br />
eingeladen auf der Karriereseite des Unternehmens zu<br />
stöbern und sich bei Christin Korb zu melden. Denn klar<br />
ist für Geschäftsführer Olaf Allekotte, dass „die erfolgreiche<br />
Zukunft des Unternehmens neben innovativen Entwicklungen<br />
und einer zielgerichteten Nachhaltigkeitsstrategie<br />
insbesondere auch von einer motivierten und leistungsfähigen<br />
Belegschaft abhängt.“ ■<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH<br />
Industriestraße Möhnetal 16<br />
59602 <strong>Rüthen</strong><br />
www.constab.com<br />
Personalabteilung – Christin Korb - working@constab.com<br />
Marketing – Birgit Plenge – marketing@constab.com<br />
Nachhaltigkeitsmanager – Fabian Schulte – f.schulte@constab.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 63
Der Herdringer Ulrich Diehl und seine Visionen<br />
ARNSBERGER ERFINDET DIE ERSTE<br />
WAGGONBRÜCKE DEUTSCHLANDS<br />
Gisela Wilms<br />
Tom Linke & privat<br />
Brückenbau inn Heiligenhaus (Kreis Mettmann)<br />
In Juni 2012: „Mit der Waggonbrücke Nr. 1 haben<br />
einem Brief an Ulrich Diehl schrieb der damalige<br />
Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus am 1.<br />
Sie das Stadtbild in Heiligenhaus nachhaltig bereichert,<br />
geprägt und zugleich eine bleibende Erinnerung an den<br />
einstigen Bahnbetrieb in unser sich wandelnden Stadt geschaffen.“<br />
Wie kam der Herdringer auf die Idee, einen ausrangierten<br />
Eisenbahnwaggon zu einer Fußgänger-Brücke umzufunktionieren?<br />
Den Diplom-Ingenieur treibt seit Jahren der Umweltgedanke<br />
um, lange bevor Fridays-for-Future auf die Straßen<br />
ging. „Ressourcen sind, wie jeder wissen sollte, begrenzt.<br />
Deshalb dürfen funktionsfähige, intakte Dinge nicht einfach<br />
weggeworfen werden. Wir alle sind aufgefordert, uns um die<br />
Wiederverwendbarkeit Gedanken zu machen.“ Nachdem er<br />
urplötzlich, um genauer zu sagen, mitten in einer Nacht, eine<br />
zündende Idee hatte, stand er auf und kritzelte Notizen auf ein<br />
Blatt Papier.<br />
In Hüsten saniert<br />
Aus diesen Notizen entstand die erste Waggonbrücke Deutschlands,<br />
die als Fußgänger- und Radfahrerbrücke 2009 in Heiligenhaus<br />
in Betrieb genommen wurde. Vorher war der 20<br />
Meter lange und 26 Tonnen schwere Güterwagen aus dem<br />
Jahr 1976 in Hüsten saniert worden. Am eigentlichen Waggon<br />
wurde nichts geändert, denn das wäre dem Anspruch von<br />
Ulrich Diehl nicht gerecht geworden. „Viele haben es nicht<br />
verstanden, dass mein Hauptantrieb für dieses Projekt eine<br />
wirtschaftliche Verwendung ausrangierter Waggons war. Sozusagen<br />
Recyling auf hohem Niveau. Alle Originalteile - Räder,<br />
Puffer, Schläuche, Leitungen - wurden verwendet, Zeichen<br />
und Beschriftungen an ihrem alten Ort angebracht.“ Hätte<br />
Diehl den Eisenbahnwagen nicht zu neuem Leben erweckt,<br />
wäre er geschreddert und eingeschmolzen worden. Rohstoffe<br />
und Energie wären verschwendet worden, ganz abgesehen vom<br />
CO2-Ausstoß durch die Arbeiten. Dass mit dieser ersten Waggonbrücke<br />
Deutschlands eine Steigerung der Attraktivität von<br />
Fuß- und Radwegen und somit ein touristischer Anziehungs-<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land<br />
Ulrich Diehl<br />
punkt geschaffen oder allgemein das Interesse für technisches<br />
Arbeiten geweckt wurde, ist für den Tüftler aus Herdringen<br />
nur ein sekundärer Effekt.<br />
Kein Ding ohne Ing<br />
„Gerne hätte ich auch für meine Heimatstadt Arnsberg eine<br />
solche Überquerung gebaut“, sagte Diehl, „als Verbindung<br />
zwischen Rathaus und Bahnhof. Aber das hat leider nicht geklappt.“<br />
In diesem Zusammenhang scheint ein Bibelzitat passend:<br />
„Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland.“<br />
Vielleicht fehlte den Entscheidern damals das Geld oder<br />
der Mut. Vielleicht aber auch beides. Nun schmückt sich die<br />
Stadt Heiligenhaus mit der ersten Waggonbrücke Deutschlands,<br />
erfunden von dem Arnsberger Ulrich Diehl.<br />
Ideen hat der Herdringer noch reichlich. „An der Wiese am<br />
Ruhrtalradweg könnte ein ausrangierter Speisewagen als gastronomische<br />
Einrichtung umfunktioniert werden Ein weiteres<br />
Modell habe ich für einen Übergang über die Ruhr am Arnsberger<br />
Bahnhof gebaut: Ein beladener Langholzwagen als Gedenkstätte<br />
für Kyrill. Fußgänger und vor allem Radfahrer hätten<br />
hier die Möglichkeit, sich das Ausmaß und die Folgen des<br />
damaligen Sturmes anschaulich vor Augen zu führen.“ Diehls<br />
Einfallsreichtum beschränkt sich nicht auf neue Verwendungsmöglichkeiten<br />
von Eisenbahnwagen. Er besitzt Patente für den<br />
Umbau von LKW, Schiffen oder Flugzeugen. Ihn reizt es, Gegenstände<br />
einer anderen Nutzung zuzuführen als ursprünglich<br />
gedacht. Wie den Zugwaggon, der nun eine Brücke ist und<br />
viele Touristen anzieht. Wer weiß, möglicherweise nutzen die<br />
Vertreter unserer Stadt doch irgendwann einmal die Ressourcen<br />
ihres erfindungs reichen Bürgers. ■<br />
„Manchmal liegt der Charme im<br />
Gebrauchten.“ (Ulrich Diehl)<br />
Ulrich Diehl musste sich oft für seine teils ausgefallenen Ideen<br />
belächeln lassen. Seit die Verbindung über die Bahnhofsstraße<br />
in Heiligenhaus (Kreis Mettmann) von vielen bewundert<br />
wird, lächelt niemand mehr über seine Vorstellungen. Mehrere<br />
Fernsehsender berichteten über die Realisierung seiner<br />
kühnen Idee, eine Miniatur steht im Miniatur Wunderland<br />
Hamburg und beim Projekt „Kein Ding ohne Ing“, einer<br />
Kampagne der Inge nieurkammer-Bau NRW, wurde die Waggonbrücke<br />
als Beispiel für Ingenieurkunst ausgewählt. Anfragen<br />
erhielt er aus ganz Deutschland. Die Freude über die<br />
Resonanz ist ihm auch heute noch anzumerken. Seine Vision<br />
wurde Wirklichkeit, ein schier unbeschreibliches Gefühl im<br />
Leben eines Erfinders.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 65
EMSIGE ERFINDER IM SAUERLAND<br />
Arnsberg hat die meisten Erfinder- und Anmeldersitze im HSK, in<br />
Meschede wohnen die meisten freien Erfinder.<br />
Christel Zidi<br />
H<br />
eutzutage hat fast jede größere<br />
Firma eine Abteilung,<br />
die sich mit Forschung und<br />
Entwicklung beschäftigt. Eine Patentanmeldung<br />
erfolgt in der Regel über<br />
das Unternehmen, das später auch die<br />
Patentrechte besitzt. Freie Erfinder,<br />
sogenannte „Garagentüftler“, die ihre<br />
Erfindung zum Patent anmelden, sind<br />
relativ selten.<br />
Laut den Daten über Patenanmeldungen<br />
aus dem Jahr 2018, die uns das Institut<br />
der Deutschen Wirtschaft zur Verfügung<br />
stellte, gab es 112,2 Patentanmeldungen<br />
mit Erfindersitz im HSK. Aus Arnsberg<br />
stammten mit Abstand die meisten Anmeldungen<br />
(48,4). Dann folgten Sundern<br />
(11,5,) und Brilon (10,6). Anmeldungen<br />
mit dem Anmeldersitz im HSK<br />
gab es insgesamt 92 (Arnsberg 56, Brilon<br />
10 und Sundern 8). Dass es sich nicht immer<br />
um ganze Zahlen handelt, liegt daran,<br />
dass z. B. eine Patentanmeldung zwei<br />
Erfinder hat. Der Unterschied zwischen<br />
den 112,2 Patentanmeldungen nach dem<br />
Erfindersitz und den 92 Anmeldungen<br />
nach dem Anmeldersitz kommt dadurch<br />
zustande, dass einige Erfinder pendeln<br />
und für ein oder mehrere Unternehmen<br />
außerhalb des HSK tätig waren. Von den<br />
92 Anmeldern mit Sitz im HSK, waren<br />
es 12,5 natürliche Personen und 79,5<br />
juristische, also Unternehmen, Hochschulen<br />
etc. Hier hatte Meschede mit<br />
vier Personen die Nase vorn, gefolgt von<br />
Arnsberg mit drei und Marsberg mit<br />
zwei Personen.<br />
Landes- und bundesweiter<br />
Vergleich<br />
Der Bundesdurchschnitt der Patentanmeldungen<br />
lag im Jahre 2018 bei 56<br />
Anmeldungen pro 100.000 Einwohner.<br />
Dabei waren es vor allem zwei Bundesländer,<br />
Bayern und Baden-Württemberg,<br />
die mit ihren gut doppelt so hohen Werten<br />
den Durchschnitt nach oben trieben.<br />
In NRW lag die Zahl lt. dem Umfrageinstitut<br />
Statista bei 38 pro 100.000 Einwohner.<br />
Vergleicht man diesen Wert einmal<br />
mit den HSK-Zahlen, so steht das<br />
Sauerland recht gut da. Hier gab es bei<br />
261.591 Einwohnern in 2018 sogar 43<br />
Anmeldungen pro 100.000!<br />
Weniger Garagentüftler,<br />
mehr Forschung in der Kfz-Industrie<br />
Während die Patentanmeldungen einzelner<br />
Erfinder in den letzten Jahren<br />
stark zurückgegangen sind, sieht Oliver<br />
Koppel, Senior Economist für Innovationen<br />
und MINT beim Institut der<br />
Deutschen Wirtschaft - und geborener<br />
Arnsberger - die Forschungen im Bereich<br />
der Kfz-Industrie – auf ganz Deutschland<br />
bezogen – als Innovationstreiber.<br />
(Quelle: Pressemitteilung Kfz-Industrie:<br />
Innovativ wie nie). ■<br />
Anm. : Patentanmeldungen werden frühestens 18 Monate nach der Einreichung offengelegt werden; die Daten für das Jahr 2019 stehen demnach erst Mitte 2022 bereit.<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
STRANDKORB WAR GESTERN<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 67
Ziel Fürstenbergkapelle<br />
Wanderung auf dem Berg des Fürsten<br />
Matthias Koprek<br />
Wo<br />
einst Burgen<br />
über Neheim<br />
thronten, steht<br />
heute - von Bäumen umgeben - die<br />
pittoreske Fürstenbergkapelle. Der<br />
Platz mutet wie ein Balkon über<br />
dem Ruhrtal an und bietet eine der<br />
schönsten Aussichten auf Neheim.<br />
Für Kulturinteressierte gibt es auf<br />
dem Fürstenbergrundweg noch viel<br />
mehr zu entdecken.<br />
Wer heute durch den Wald auf dem<br />
Fürstenberg streift, der versteht, wie<br />
schnell Geschichte geschrieben wird.<br />
Wo vor drei Jahren noch Baum an<br />
Baum stand, machen sich heute – wie<br />
in allen Sauerländer Wäldern – als<br />
Folge von Hitzesommern und Borkenkäfern<br />
zunehmend die Kahlflächen<br />
breit. Dabei sind drei Jahre in<br />
der Historie des altehrwürdigen Fürstenbergs<br />
nicht einmal ein Wimpernschlag.<br />
Umkämpfter Fürstenberg<br />
Die 279 Meter hohe Erhebung, die<br />
zur Gemarkung Höingen gehört, war<br />
schon immer Grenzgebiet. Heute zwischen<br />
den Kreisen Hochsauerland und<br />
Soest, früher zwischen der Grafschaft<br />
Arnsberg und dem Herzogtum Westfalen.<br />
Ein strategisch wichtiger und<br />
hart umkämpfter Standort für die damaligen<br />
Herrscher. Sie bauten Burgen<br />
entlang ihres Herrschaftsgebietes, um<br />
ihr Areal vor der feindlichen Eroberung<br />
zu schützen.<br />
Schon im 8. Jahrhundert stand auf<br />
dem Fürstenberg die Burg Oldenburg,<br />
die der örtlichen Bevölkerung während<br />
des Sachsenkrieges als Fliehburg<br />
diente. Die Burganlage bestand aus<br />
drei, hintereinander gestaffelten Wällen.<br />
Die Wallburg wurde im 14. Jahrhundert<br />
zerstört.<br />
Die nach dem bischöflichen Kurfürsten<br />
und Landesherrn des Herzogtums<br />
Westfalen benannte Burg Fürstenberg<br />
wurde im Jahre 1295 erstmals<br />
erwähnt. Die Hauptburg lag auf einer<br />
vorspringenden Bergnase, die als<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Die Fürstenbergkapelle<br />
Hinweisschild zu „Richters Köpfchen“<br />
„Richters Köpfchen“ bezeichnet wird. Die Vorburg stand<br />
auf dem Platz der heutigen Kapelle, die etwa 400 Meter<br />
entfernt steht. 1343/44 wurde die Burg von den verbündeten<br />
Streitkräften des Grafen von Arnsberg und des<br />
Grafen von der Mark vollkommen zerstört.<br />
Fürstenbergrundweg lädt<br />
zum Wandern ein<br />
Blick auf den Altar<br />
Viele Pfade und Wege über den Fürstenberg führen über<br />
die ringförmigen Wälle, die bis heute von den ehemaligen<br />
Burganlagen erzählen und als Bodendenkmäler<br />
geschützt sind. Auch der vom Sauerländer Gebirgsverein<br />
(SGV) ausgewiesene Fürstenbergrundweg. Der mit<br />
einem weißen, offenen Dreieck auf schwarzem Grund<br />
Wir haben für jeden Anwendungsbereich die<br />
maßgeschneiderte Heizungs-, Lüftungs-,<br />
<br />
Sanitär- und Solaranlage.<br />
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Ob im Bereich Neubau oder Altbausanierung. <br />
Erlenweg 2 · 59581 <strong>Warstein</strong>-Mülheim<br />
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über<br />
<br />
Jahre<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 69
gekennzeichnete Wanderweg ist etwas<br />
mehr als sieben Kilometer lang. Er<br />
beginnt mit einem Zugangsweg am<br />
Parkplatz Ackerstraße unmittelbar vor<br />
dem Möhnesportplatz.<br />
Auch von Ense aus gelangt man<br />
schnell auf den Rundweg. In der<br />
Nähe von Lüttringen bietet sich der<br />
Parkplatz am Forsthaus Fürstenberg<br />
als Ausgangspunkt an. Das schmucke<br />
Fachwerkhaus, das heute privat bewohnt<br />
wird, steht auf den Grundmauern<br />
eines alten Badehauses, das hier<br />
1749 errichtet wurde und 1817 einem<br />
Brand zum Opfer fiel. Es nutzte eine<br />
damals aktive Heilquelle aus.<br />
Vom Forsthaus kommend erreicht<br />
man über den schnurgeraden Wirtschaftsweg<br />
bald den Kreuzweg, der<br />
zur Fürstenbergkapelle führt. Die<br />
Kapelle wurde am 12. Oktober 1429<br />
erstmals urkundlich erwähnt und im<br />
Laufe der Zeit mehrmals zerstört und<br />
wieder aufgebaut, zum Beispiel während<br />
des Dreißigjährigen Krieges. Der<br />
heutige Bau stammt von 1826, wie die<br />
Inschrift über dem Eingangsportal<br />
verrät.<br />
Barockaltar und<br />
Strahlenmadonna<br />
Im Inneren weiß der kleine, aber<br />
durchaus prachtvolle und farbenfrohe<br />
Barockaltar aus dem Jahre 1665 zu<br />
überraschen. Um das zentrale Altargemälde<br />
(ca. 1830) gruppieren sich die<br />
fast lebensgroßen Figuren der Apostel<br />
Philippus und Jakobus, denen sie<br />
geweiht ist. Von der Decke der einschiffigen<br />
und einjochigen Kapelle<br />
hängt eine doppelseitige Strahlenmadonna<br />
aus dem Jahr 1710.<br />
Die Fürstenbergkapelle, die im Besitz<br />
der Familie von Fürstenberg-Herdringen<br />
ist, wurde zwischen 1991 und<br />
1998 aufwendig restauriert und besticht<br />
seitdem in hellen Farben. 1993<br />
wurde ein bisher verborgenes Wandgemälde<br />
entdeckt. Es zeigt den heiligen<br />
Philippus und stammt vermutlich<br />
aus der Zeit von Ferdinand von Fürstenberg.<br />
Heute ist es in Teilen freigelegt<br />
und kann bestaunt werden. Der<br />
aus Eichenholz gebaute Glockenturm<br />
auf der Westseite beheimatet eine mittelalterliche<br />
Glocke. Nur wenn sie zur<br />
Messe läutet, dann ist die Kapelle zugänglich<br />
und kann besichtigt werden.<br />
Auf der Rückseite der Kapelle eröffnet<br />
sich ein wunderschöner Blick auf den<br />
Dom zu Neheim – und den gesamten<br />
Stadtteil. Eine Bank lädt dazu ein sich<br />
niederzulassen und die Aussicht zu<br />
genießen. Im Spätsommer bieten die<br />
zahlreichen wilden Brombeersträucher<br />
rund um die Fürstenbergkapelle<br />
einen kleinen Snack für rastende<br />
Wanderer. ■<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Digitale Reichweite<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 71
SANTAS<br />
HAUSTIERE<br />
IN KALLENHARDT<br />
Rentiere findet man heute fast nur noch in den<br />
nördlichen Ländern. Vor mehr als 10.000<br />
Jahren sah das noch ganz anders aus. Es gab auch<br />
im Sauerland kaum Bäume. Dafür aber Moose und Flechten,<br />
die Hauptnahrungsquelle der Rens. In Herden zogen<br />
sie damals auch am Hohlen Stein in Kallenhardt vorbei.<br />
Knochenfunde haben das bestätigt. Rentiere sind übrigens<br />
die einzige Hirschart, die domestiziert wurde. Zumindest<br />
zum Teil. So ganz gehorchen Dasher, Dancer, Prancer,<br />
Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen und natürlich<br />
Rudolph nur einem… (c.z.) ■<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Die Höhle Hohler Stein.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 73
EINE<br />
<strong>WOLL</strong>-MÜTZE<br />
IN SIEBEN STUNDEN<br />
Die strickenden Frauen<br />
von Kallenhardt<br />
Christel Zidi<br />
S. Droste<br />
Mitstrickerinnen jeden Alters sind immer willkommen<br />
W<br />
enn es im <strong>Winter</strong> knackig kalt ist und einem<br />
der Wind nur so um die Ohren peitscht, geht<br />
nichts über eine warme Strickmütze. Am besten<br />
mit einem dicken Bommel obendrauf, der beim Hin- und<br />
Her-Wippen für gute Laune sorgt. Eine Mütze, die man seinem<br />
Lieblingsmenschen schenkt oder sich gleich selbst auf<br />
den Kopf setzt. Aber das Selber-Stricken ist bei den meisten<br />
schon etwas länger her. Deshalb haben wir ein paar Expertinnen<br />
gefragt: die strickenden Frauen von Kallenhardt.<br />
Der Kaffee dampft, die selbstgebackenen Plätzchen sehen zum<br />
Anbeißen aus. Wenn Claudia Kramer, Brigitte Werner, Ilona<br />
Finger, Birgit Aust, Margaretha Wenzel, ….(wird ergänzt) um<br />
den gedeckten Kaffeetisch sitzen und mit den Stricknadeln<br />
klappern, fühlt man sich gleich wie Zuhause. Ein bisschen hineinversetzt<br />
in die Zeit, als das Handarbeiten noch eine Selbstverständlichkeit<br />
war. Jeden Mittwoch trifft sich die muntere Frauenrunde,<br />
Und das schon seit sehr vielen Jahren. „Entstanden<br />
ist die Gruppe durch die Caritas“, erzählt uns Claudia Kramer.<br />
Man traf sich zunächst im Pfarrheim und in einer Gaststätte.<br />
Aber im <strong>Winter</strong> war es dort oft zu kalt, deshalb fanden die Treffen<br />
bald abwechselnd bei den Strickfrauen statt.<br />
Heute sind wir bei Claudia Kramer zu Gast, in ihrer modernen<br />
und überaus gemütlichen Küche. Sieben Frauen gehören zur<br />
Kallenhardter Strickrunde: „Stricken ist wieder voll im Trend“<br />
- da sind sich alle am Tisch einig. Und so entstehen während<br />
dieser angeregten Stunden die feinsten Strickwaren. Manche der<br />
Frauen haben sich spezialisiert: „Hildegard strickt ausschließlich<br />
Strümpfe“, erfahren wir. Die einzige Nicht-Strickerin in<br />
der Runde – sie häkelt – ist Ilona Finger. Als Linkshänderin ist<br />
es für wesentlich schwieriger, nach Anleitung zu stricken, denn<br />
die sind immer für Rechtshänder gemacht. Ilona Finger hat zur<br />
Runde auch einen Teller mit Plätzchen mitgebracht – zum Anbeißen<br />
schön, aber nicht genießbar. Wolle schmeckt.<br />
Dass es für ihr schönes Hobby keine Altersgrenze gibt, beweist<br />
Margaretha Wenzel. Die 95 Jahre sieht man ihr kaum an –<br />
Stricken hält eben jung. Gerade strickt sie ein paar Fäustlinge für<br />
ihr Urenkel, das ein Viertel Jahr alt ist. „Mit Band dran, damit<br />
man sie nicht verliert.“ Stricken ist ein wunderbares und kreatives<br />
Hobby. Besonders in geselliger Runde, wenn man nicht nur etwas<br />
Schönes schaffen kann, sondern nebenher von interessanten<br />
Menschen erfährt. Aber darüber mehr in unseren nächsten Ausgaben.<br />
Jetzt erst mal zur Anleitung für die gestrickte Mütze:<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
v.l. hinten: Margarete Wenzel, Brigitte Werner, Friederike Aust, Ilona Finger<br />
Margarete Wenzel<br />
Claudia Cramer, Birgit Aust<br />
Selbstgestrickte Socken<br />
SIE BRAUCHEN:<br />
1 Rundstricknadel 60 cm<br />
200 g mittelstarke Wolle<br />
Tipp aus der Strickrunde: Lieber eine hochwertige Wolle<br />
verwenden, erst damit kommt die wertvolle Handarbeit<br />
wirklich zur Geltung.<br />
90 Maschen aufnehmen und abwechselnd zwei Maschen<br />
rechts, zwei Maschen links stricken bis ca.30 cm Länge<br />
erreicht sind. So erhält man einen breiten Rand zum<br />
Umschlagen. Zum Abschluss der Arbeit die Maschen auf<br />
einen Faden ziehen und gut vernähen. Anschließend noch<br />
einen Bommel (Pompom) aufnähen. Und schon die Mütze<br />
ist fertig.<br />
Birgit Aust gibt als Zeitangabe an, dass die Mütze von<br />
weniger Geübten in sechs bis sieben Stunden („ohne<br />
Aufribbeln“) gestrickt sein kann. Geübte Strickerinnen<br />
schaffen es natürlich in kürzerer Zeit. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 75
Anja Schulte<br />
Lisa Zölzer<br />
Das City Lab Südwestfalen untersucht die Zukunft der Innenstädte<br />
„DIE KLEINEREN STÄDTE<br />
MÜSSEN IHRE STÄRKEN<br />
AUSSPIELEN.“<br />
Carla Wengeler<br />
City Lab Südwestfalen<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Beim Bummel durch die Innenstadt fällt auf:<br />
Es steht schon wieder ein Ladenlokal leer! Leider<br />
ist das im Sauerland kein Einzelfall, große<br />
und kleine Städte haben hier mit Leerstand zu kämpfen.<br />
Was man dagegen tun kann und wie es konkret um<br />
Sundern steht, dass haben Lisa Zölzer und Anja Schulte<br />
vom Projekt City Lab Südwestfalen im <strong>WOLL</strong>-Interview<br />
beantwortet.<br />
Alles ist im Wandel<br />
Onlinekonkurrenz, demografischer Wandel und Nachfolgeprobleme<br />
verändern die Städte. Das City Lab hat es<br />
sich zur Aufgabe gemacht, die Attraktivität sowie die Aufenthaltsqualität<br />
für Einwohner und Besucher der Städte<br />
zu erhöhen. Das Projekt wird dabei von fünf Partnern<br />
unterstützt: der IHK Arnsberg-Hellweg Sauerland, der<br />
Südwestfälischen Industrie- und Handwerkskammer zu<br />
Hagen, der Fachhochschule Südwestfalen, dem Competence<br />
Center E-Commerce (CCEC) und der Technischen<br />
Universität Dortmund. Außerdem wird das Projekt vom<br />
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />
gefördert.<br />
Der Sache auf den Grund gehen<br />
Das Projekt hat insgesamt eine Laufzeit von drei Jahren,<br />
die im Oktober 2019 begann und im September des<br />
nächsten Jahres enden wird. „Zu Anfang wurden Städteprofile<br />
von allen teilnehmenden 25 Städte erstellt, Umfragen<br />
durchgeführt und Innenstadtszenarien erfasst“, erklärt<br />
Anja Schulte vom CCEC. Wodurch zeichnet sich die<br />
Stadt aus? Was schätzen die Einwohner und Besucher? Wo<br />
besteht noch Verbesserungspotential? Analysiert wurden<br />
unter anderem das Ortsbild, Mobilität oder auch die Digitalisierung.<br />
„Die digitale Sichtbarkeit ist unter anderem<br />
ein sehr großer Faktor für die Attraktivität einer Stadt“, erläutert<br />
Lisa Zölzer von der Fachhochschule Südwestfalen.<br />
Wie steht es um Sundern?<br />
Gerade Randstädte, die in der Nähe zu größeren Städten<br />
liegen, haben mehr Probleme damit, Besucher anzulocken.<br />
„Kleinere Städte müssen ihre Stärken ausspielen“,<br />
so Anja Schulte. Wichtig sind dann Alleinstellungsmerkmale.<br />
Für Sundern, eine der teilnehmenden Kommunen,<br />
ist das beispielsweise der Sorpesee. Darüber hinaus freuen<br />
sich Einwohner und Besucher über das zwei Stunden<br />
lang kostenlose Parken, die ausreichende Beschränkung<br />
des Autoverkehrs in der Fußgängerzone, die Erreichbarkeit<br />
der Innenstadt mit dem Auto und das gute Handwerk<br />
vor Ort. Ausbaufähig sind hingegen die Verfügbarkeit von<br />
E-Ladestationen und der Leerstand in einigen Geschäftsräumen.<br />
Mit rund 600 Teilnehmenden war die Beteiligung<br />
Sunderns an der Umfrage sehr hoch, was für viele<br />
Interessierte spricht.<br />
Hilfestellung an der richtigen Stelle<br />
Um die Städte zu unterstützen, bietet das City Lab Südwestfalen<br />
regelmäßig kostenlose Workshops an. Egal ob<br />
SEO, Marketing oder eine Einführung in die Basics der<br />
Onlinewelt, das City Lab bietet bei allen wichtigen Themen<br />
eine Hilfestellung. „Wir sind mit der Beteiligung bei<br />
unseren Workshops zufrieden“, erzählt Lisa Zölzer. Auf<br />
den Social-Media-Kanälen des Projektes kann man aktuelle<br />
Themen mitverfolgen. Werl und Iserlohn sind seit April<br />
diesen Jahres Modellkommunen, hier sind beide Frauen<br />
als „Kümmerinnen“ Ansprechpartner vor Ort, wenn neue<br />
Innovationen getestet werden. „Unser Ziel ist es in erster<br />
Linie, dass alle Städte von unserer Arbeit profitieren können.<br />
Drei Jahre sind keine lange Zeit, aber wir hoffen, dass<br />
unser Projekt positiv zur Entwicklung der Städte beitragen<br />
wird“, wünschen sich die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen.<br />
■<br />
Die 25 Partnerkommunen sind:<br />
• Altena<br />
• Arnsberg<br />
• Bad Sassendorf<br />
• Balve<br />
• Geseke<br />
• Gevelsberg<br />
• Hagen<br />
• Hemer<br />
• Herdecke<br />
• Iserlohn<br />
• Lippstadt<br />
• Lüdenscheid<br />
• Medebach<br />
• Meinerzhagen<br />
• Menden<br />
• Meschede<br />
• Schwelm<br />
• Soest<br />
• Sprockhövel<br />
• Sundern<br />
• <strong>Warstein</strong><br />
• Werdohl<br />
• Werl<br />
• Wetter (Ruhr)<br />
• <strong>Winter</strong>berg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 77
Höchste Ehrung für Klaus Vielberg<br />
Bundesverdienstkreuz<br />
statt<br />
Strafzettel<br />
Matthias Koprek<br />
Als Klaus Vielberg am 3. November 2020 den Brief<br />
vom Kreis Soest aus dem Briefkasten fischte,<br />
schwante ihm nichts Gutes. Doch statt des vermuteten<br />
Strafzettels wurde der Ehrenamtliche beim Deutschen<br />
Roten Kreuz mit der höchsten Anerkennung überrascht,<br />
die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl<br />
zu vergeben hat – dem Bundesverdienstkreuz.<br />
Es ist bei Weitem nicht die erste Auszeichnung, die Klaus<br />
Vielberg erhält. Noch besitzt er zwar keine Vitrine, aber so<br />
manche Schublade wird mit Ehrennadeln und Urkunden<br />
schon gefüllt. Kein Wunder, wenn man weiß, dass Vielberg<br />
sein Leben quasi dem Deutschen Roten Kreuz gewidmet hat.<br />
Bilderbuchkarriere beim DRK<br />
Angefangen hat alles im Alter von 13 Jahren. Der gebürtige<br />
Ense-Bremer sprang bei einer DRK-Übung für seinen verhinderten<br />
Bruder ein und spielte ein verletztes Unfallopfer.<br />
Seitdem war er Mitglied im Jugendrotkreuz und stieg fortan<br />
Schritt für Schritt die „Karriereleiter“ in der Hilfsorganisation<br />
empor: Eintritt 1976. Erste-Hilfe-Ausbilderschein 1982. Sanitäter-Ausbildung<br />
1987. Ausbildung zum Rettungssanitäter<br />
1996. Rettungsassistent 2000. Ausbildung zum Zugführer<br />
2002. Verbandsführer seit 2006.<br />
Ganze 30 Jahre lang – von 1989 bis 2019 – war Vielberg<br />
Rotkreuzleiter beim DRK-Ortsverein Ense. Eine verantwortungsvolle<br />
Tätigkeit, die in der Spitze fast so viel Zeit beansprucht<br />
hat, wie sein Job als Rohrnetzmeister bei den Stadtwerken<br />
Werl. Natürlich engagiert sich Vielberg nach wie vor<br />
beim DRK. 40 bis 50 Stunden im Monat investiert er noch<br />
immer in das Ehrenamt, das ein zentraler Bestandteil seines<br />
Lebens ist. Das DRK-Gen zieht sich durch die ganze Familie:<br />
Auch für seine Frau und die drei Kinder ist es selbstverständlich,<br />
sich im Roten Kreuz zu engagieren.<br />
Stille Freude statt Eigenlob<br />
„Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Benachrichtigung<br />
bekam. Aber natürlich schaut man erst einmal, was das den<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
überhaupt konkret bedeutet und was da jetzt auf einen zukommt“,<br />
sagt Vielberg. Statt sich mit der ruhmreichen Nachricht<br />
zu brüsten, hat er die frohe Kunde erst einmal nur mit<br />
seiner Frau geteilt. Einige Tage später erfuhren dann seine<br />
Kinder davon. Die Vereinskollegen erst aus der Presse.<br />
Für das Bundesverdienstkreuz kann man sich nicht bewerben.<br />
Man wird vorgeschlagen. Vielberg wurde heimlich, still und<br />
leise von Juliana Thiele anempfohlen, die beim DRK Ense<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Von ihrer Aktion<br />
berichtete sie niemandem, so dass auch der 58-Jährige keine<br />
Vorahnung hatte.<br />
Vielberg erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande – eine<br />
von neun verschiedenen Stufen. 2020 wurde insgesamt 1.250<br />
Personen der Orden verliehen. Bei der Verleihung in Soest,<br />
die Corona-bedingt erst fast ein Jahr später stattfand, lobte<br />
Landrätin Eva Irrgang neben der Fachkompetenz die ruhige<br />
und sachliche Art des Rotkreuzlers. Der sieht sich in seiner<br />
Bescheidenheit stellvertretend ausgezeichnet für all die Ehrenamtlichen,<br />
die sich im - nicht zuletzt dank ihm - hoch<br />
angeseh enen Enser Ortsverein engagieren.<br />
„Leute, engagiert euch!“<br />
Alle rund 100 aktiven Mitglieder investieren nicht nur ihre<br />
Freizeit. Weil der Verein keine öffentlichen Mittel erhält und<br />
sich ausschließlich selbst finanzieren muss – von der Arbeitshose<br />
bis zum Vereinsheim –, fließt fast schon zwangsläufig<br />
auch privates Geld in das Hobby, das der Allgemeinheit zugutekommt.<br />
Denn die wenigen Einnahmen, die zum Beispiel<br />
durch Sanitätsdiente oder Fördermitgliedschaften generiert<br />
werden, reichen längst nicht aus. Trotzdem ruft der frischgebackene<br />
Ordensträger dazu auf: „Leute, engagiert euch!<br />
Das Ehrenamt ein ganz hohes Gut. Und es macht unheimlich<br />
viel Spaß.“ Dabei sind gerade die Rotkreuzler natürlich auch<br />
mit unschönen Situationen konfrontiert – vor allem im Sanitätsbereich,<br />
der einer der Schwerpunkte des DRK Ense ist.<br />
Trotzdem kann Vielberg sogar der aktuellen Pandemie etwas<br />
Positives abgewinnen: „So ernst der Hintergrund auch ist –<br />
wir hatten bei der Arbeit im Enser Testzentrum, das wir gemeinsam<br />
mit der Feuerwehr betrieben haben, Spaß hoch drei.<br />
Wenn man quasi jede Woche die gleichen Leute testet, erkennt<br />
man sie irgendwann an der Nase – oder auch am Bart.“<br />
Dass ihm das Verdienstkreuz nicht vom Bundespräsidenten<br />
persönlich überreicht wurde, ist nur halb so schlimm.<br />
Schließlich durfte Klaus Vielberg 2013, nachdem er ein Jahr<br />
zuvor mit dem Ehrenamtspreis des Kreises Soest ausgezeichnet<br />
wurde, beim Sommerfest des Bundespräsidenten im<br />
Garten von Schloss Bellevue dabei sein. Damals noch unter<br />
Joachim Gauck, dem er schöne Grüße aus der Soester Börde<br />
bestellte. ■<br />
„Als ich den Brief in der Hand hielt,<br />
dachte ich als Erstes an einen Strafzettel“<br />
(Klaus Vielberg)<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 79<br />
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GmbH, 02921−94334<br />
02921−94334 GmbH, Hof Hof 35Haulle,
Quelle: https://belecke.de<br />
Ursprünglicher Text: Michael Sprenger<br />
Das Hameckeweib<br />
Große Not herrschte 1769 auch im Raum Belecke.<br />
Es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges. Kaum<br />
gab es genug Nahrung für Mensch und Tier. Wer<br />
Vieh besaß, brachte es meist am frühen Morgen auf eine<br />
Viehweide in den Belecker Wald, Richtung Suttrop. Einige<br />
brachte ihre Tiere in den Wald westlich von Belecke,<br />
auch wenn der Weg dorthin beschwerlicher und länger<br />
war. Dort im Bereich der Hülsenbüsche war das Futter<br />
für das Vieh viel reichhaltiger. Hier gab es Eicheln, Bucheckern,<br />
Kastanien und einiges mehr.<br />
Meist waren es Kinder, die das Vieh hüteten: die Ziegen, Schweine,<br />
Rinder und manchmal sogar Pferde. Auch die Bauern Caspar<br />
Stracke und Anna-Sophia Sprenger brachten ihre beiden Pferde<br />
dorthin. Die Braunen waren ihr wertvollster Besitz. Ihr ganzes<br />
Erspartes hat sie ausgegeben, um die Tiere zu einem günstigen<br />
Preis vom Militär abzukaufen und für die Arbeit auf ihrem Hof<br />
einzusetzen. Mit den Pferden konnten sie auf den Feldern die<br />
gleiche Arbeit verrichten wie mit vier Ochsen. Eine enorme Erleichterung.<br />
Als sie ihre Tiere am Abend abholen wollten, waren<br />
diese nicht zu finden. Die Hüteknechte und andere Bauern, die<br />
ihre Tiere abholten, halfen bei der Suche. Doch vergebens, die<br />
Tiere waren nicht aufzufinden. Die Bauern Stracke-Sprenger<br />
waren am Boden zerstört. Ohne Erfolg gingen alle wieder zurück,<br />
beteten und zündeten in der Propsteikirche Kerzen an,<br />
um ihre Pferde gesund wiederzufinden.<br />
Am nächsten Tag hatten sich weitere Helfer den beiden angeschlossen.<br />
Sie suchten im gesamten Wald, sahen die Kirchturmspitze<br />
von Hirschberg, suchten in jeder Senke, in jedem Dickicht,<br />
auf Lichtungen, bis ins Möhne- und Romecketal - wieder vergebens.<br />
Am dritten Tag, so heißt, soll das Hameckeweib den Suchenden<br />
in der Romecke zugerufen haben: „Kommt zum Priemplatz,<br />
hier steh´n eure Braunen“. Und tatsächlich dort fanden<br />
Caspar Stracke und Anne-Sophie<br />
Sprenger ihre beiden Pferde,<br />
die sie drei Tage vorher in<br />
den Wald geschickt hatten. Sie<br />
waren gesund und wohlernährt.<br />
Zum Dank des Wiederauffindens errichtete die<br />
beiden Bauern den Gedenkstein aus <strong>Rüthen</strong>er Sandstein am<br />
Priemplatz. Dort steht er nun schon seit über 250 Jahren. Er<br />
wird von einigen Beleckern immer noch gepflegt und ist bis<br />
heute ein wichtiges Zeugnis dafür, wie wertvoll Pferde im 18.<br />
Jahrhundert für die Menschen waren. ■<br />
Der Priemplatz heißt so, weil sich hier<br />
einst die Arbeiter kurz trafen, eine kleine<br />
Pause einlegten und sich eine Pfeife<br />
rauchten oder Kautabak zu sich nahmen.<br />
Priem ist das alte Wort für Kautabak.<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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gestattet.<br />
Die nächste Ausgabe<br />
erscheint März 2022<br />
www.woll-magazin.de<br />
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82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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EIN ATTRAKTIVER ARBEITSPLATZ<br />
FÜR AZUBIS<br />
Paul Senske<br />
Philipp Nolte<br />
Das Unternehmen Paul Witteler GmbH & Co. KG<br />
mit den Mercedes-Standorten Brilon, <strong>Winter</strong>berg,<br />
Frankenberg ist ein renommiertes, in der Region<br />
fest verankertes Autohaus, Mitglied der Briloner „Big Six“<br />
und legt großen Wert auf die Ausbildung seiner künftigen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Ausbildung spielt<br />
bei uns eine enorm wichtige Rolle“, sagt Thomas Skoczylas,<br />
der Koordinator Ausbildung im Unternehmen. „Azubis zu<br />
finden, wird allerdings immer schwieriger, das ist offensichtlich<br />
ein generelles Problem in den handwerklich-technischen<br />
Berufen. Einige Azubis haben uns zudem nach dem Abschluss<br />
ihrer Ausbildung verlassen, um sich weiterzubilden.“<br />
Auch das Interesse möglicher Praktikanten sei spürbar geringer<br />
geworden, so Skoczylas. „Ein Praktikum bietet eine gute<br />
Gelegenheit, den Beruf kennen- und schätzen zu lernen.<br />
zehn Azubis in der PKW- und LKW-Werkstatt. Am Standort<br />
<strong>Winter</strong>berg ist ein „wissbegieriger“ Azubi aus der Volksrepublik<br />
China beschäftigt.<br />
Große Probleme hat Witteler Auszubildende für die Lackiererei<br />
zu finden. Derzeit lernt dort nur ein Auszubildender. „Das ist<br />
natürlich viel zu wenig“, betont Friedhelm Fehst, der Leiter der<br />
Lackiererei und für die Ausbildung zuständig. „Dabei bietet die<br />
Lackiererei ein attraktives, umfangreiches und anspruchsvolles<br />
Arbeitsfeld.“ Unfallgeschädigte Teile der Oberfläche des Fahrzeugs<br />
wieder so herzustellen, wie sie vorher war, ist die zentrale<br />
Aufgabe dieser Werkstatt. „Vorbereitende und begleitende Arbeiten<br />
wie Grundieren, Spachteln, Schleifen, Farbtöne mischen sowie<br />
Abdecken bzw. Abkleben runden das Tätigkeitsfeld ab.“ ■<br />
Vor dem Hintergrund der „zukunftsträchtigen technischen Umbruchphase“<br />
der Automobilbranche ist der Bedarf an künftigen<br />
Mechatronikern für PKWs und Nutzfahrzeuge (LKWs) groß<br />
und bietet sichere Arbeitsplätze bei Witteler mit seinen derzeit<br />
ARRIERE<br />
rund 150 Beschäftigten und seinem „guten Arbeitsklima“. Zudem<br />
- so Skoczylas - gehen mittelfristig fünf erfahrene Mitarbeiter<br />
in den Ruhestand. „Auszubildende haben an unseren Standorten<br />
glänzenden Perspektiven.“ Derzeit lernen und arbeiten jeweils<br />
N BRILON<br />
Paul Witteler GmbH & Co KG. | Möhnestraße 54 | D-59929 Brilon<br />
Telefon: 0 29 61 / 74 04 - 0 | Telefax: 0 29 61 / 50 37 - 8 | info@witteler-automobile.de<br />
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Hier geht’s zum Video:
Weihnachtsdecken –<br />
aus Waldecker Spinnstuben<br />
In der Spinnstube<br />
Christel Zidi<br />
W<br />
as wäre das Weihnachtsessen ohne festlich<br />
geschmückte Tafel? Selbst Tischdecken-Muffel<br />
müssen lobend anerkennen, dass der Anblick<br />
von Omas Damasttischdecke – frisch gestärkt und gemangelt<br />
– die feierliche Stimmung zusätzlich hebt. Wo das<br />
gute Stück vor langer Zeit gefertigt wurde, lässt sich jetzt<br />
kaum noch feststellen? Vielleicht war es sogar an einem der<br />
Webstühle in der alten Grafschaft Waldeck ...<br />
Ein bronzener Leinenhändler steht an der Waldecker Straße<br />
in Willingen. Er erinnert an die Zeit, als der Leinenhandel<br />
noch die Haupteinnahmequelle des Ortes war. Hans-Herbert<br />
Kesper, Vorsitzender des Heimat- Kultur- und Geschichtsvereins<br />
Willingen kennt sich in der Heimatgeschichte bestens aus<br />
und weiß, „dass es die Wanderhändler in Willingen schon im<br />
Mittelalter gab. Man hat mit Eisen gehandelt. In der Epoche<br />
‚Hammer- und Hüttenwesen’ hat man schmiedbares Eisen erzeugt<br />
und das Roheisen wurde nach außen verkauft. Nach<br />
dem Erliegen des Hammer- und Hüttenwesens wurde der<br />
Wanderhandel - und zwar speziell der Leinenhandel (Linnenkerle)<br />
- für 100 Jahre der absolute Schwerpunkt, die Einnahmequelle.<br />
Zunächst waren es gesponnene Wollwaren, später<br />
und dann aber fast nur noch Leinenhandel.”<br />
Heimat-, Kultur und Geschichtsverein Willingen<br />
Reine Frauenarbeit<br />
Das Leinen wurde aus Flachs gewonnen, der im Sauerland<br />
und im Waldecker besonders gut gedieh. Bis aus Flachs aber<br />
Stoff entstand, war viel Arbeit, Mühe und das Wissen um die<br />
richtige Verarbeitung nötig. Mit der Hand wurden die Flachspflanzen<br />
samt Wurzeln aus dem Boden gezogen, später die getrockneten<br />
Stengel für den “Gärvorgang” auf dem Feld ausgebreitet<br />
und bis zu vier Wochen lang alle zwei Tage gewendet.<br />
Erst wenn der Pflanzenleim gelöst, die Holz- und Rindenteile<br />
mürbe waren, konnten die Fasern vom Stroh getrennt werden.<br />
Dazu wurde das Flachsstroh mit einem Schlegel gebrochen<br />
und später gehechelt, also durch ein kammartiges, landwirtschaftliches<br />
Gerät gezogen. So aufbereitet kamen die Flachsfasern<br />
zu den Spinnerinnen, die aus den einzelnen Fasern<br />
Fäden spannen. Von der Aussaat des Flachs bis zum Weben<br />
lagen diese zeitaufwändigen Arbeiten fast ausschließlich in<br />
der Hand der Frauen.<br />
Aus dem Leinen wurden Tücher, Bettwäsche und Kleidung<br />
gefertigt. Manchmal wurde nicht nur einfaches Leinen, sondern<br />
auch besonders schönes. In Diemelsee-Benkhausen z. B.<br />
fertigte man früher “Tirtelei”: grobes, dicht gewebtes Material<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Schwalefelder Frauen beim Flachsbrechen und -hämmern<br />
mit schönem Glanz: der Waldecker Damast. Es gab ihn auch<br />
mit Bildwerk, also eingewebten Pflanzen, Tieren und Ornamenten.<br />
Für die Niedersfelder war der Flachsanbau bis 1929 ein wichtiger<br />
Erwerbszweig. Auch in Meschede-Eversberg und Sichtigvor<br />
bei <strong>Warstein</strong> waren die Leinenweber noch lange aktiv,<br />
bis ins späte 19. Jahrhundert hinein.<br />
Dann aber verdrängten andere Stoffe wie die Baumwolle das<br />
Leinen fast vollständig. Heute wird aus dem anspruchslosen<br />
Flachs vor allem Leinsamenöl und Leinsamen gewonnen, von<br />
besonders ernährungsbewussten Menschen vor allem wegen<br />
seiner gesunden Omega-3-Fettsäure geschätzt.<br />
Die Flachspflanze ist aber nicht nur sehr nützlich,<br />
sondern bietet mit ihren wunderschönen,<br />
blauen Blüten auch<br />
einen herrlichen Anblick.<br />
Nicht nur im <strong>Winter</strong>berger<br />
Raum, sondern auch<br />
im Waldeck´schen gab<br />
es viele Wanderhändler<br />
wie diesen Linnenhändler.<br />
■<br />
Quelle:<br />
Jubiläumsfestschrift<br />
925 Jahre<br />
Benkhausen<br />
Waldecker Linnenhändler<br />
Kein Flachs: Sportgeräte aus Flachs<br />
Erst in der jüngeren Zeit entdeckt man den Flachs als Rohstoff<br />
in der Textilverarbeitung zurück. Außerdem - kein Flachs –<br />
findet Flachs auch in der Autoindustrie Verwendung, denn er<br />
ist die beliebteste Zugabe für Naturverbundstoffe. Flachs ist<br />
sehr reißfest und leichter als Glasfasern. Zusammen mit Polymeren,<br />
entstehen dann auch z. B. hochwertige Helme und<br />
Sportgerät aus der alten Nutzpflanze.<br />
Der Ausdruck “Mach keinen Flachs” geht<br />
wohl darauf zurück, dass die Frauen sich bei<br />
der anstrengenden und eintönigen Arbeit<br />
gern mal unterhielten, auch mal ein paar<br />
Scherze oder Späße machten.<br />
Tolle Geschenke im WortReich!<br />
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Wir freuen uns auf Sie!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 85
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IN WEHRSTAPEL<br />
Ihr neues Badezimmer aus der Wohnraumgalerie<br />
Britta Melgert<br />
Philipp Nolte<br />
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ür viele Eigenheim-Besitzer steht beim Thema<br />
Renovierung der Wunsch nach einem komfortableren,<br />
zeitgemäßen Badezimmer an vorderer Stelle.<br />
Ein ansprechendes Ambiente und hochwertige, aufeinander<br />
abgestimmte Badprodukte – der Traum vieler Sauerländer.<br />
Jetzt wird die Umsetzung dieses Traums leichter,<br />
denn in Meschede-Wehrstapel eröffnete kürzlich die<br />
Wohnraumgalerie.<br />
„Mit unseren neuen Ausstellungsräumen wollten wir etwas<br />
ganz Besonderes schaffen“, erzählt Daniel Hauke, Inhaber<br />
der Wohnraumgalerie. „Inzwischen sind alle Pläne umgesetzt<br />
worden und wir können voller Freude und Stolz die Türen für<br />
unsere Kunden öffnen. Mit viel Sorgfalt, Sachverstand und<br />
Liebe zum Detail haben wir ein Potpourri an Bad- und Bodenprodukten<br />
erstellt, um aus unseren guten Ideen realitätsnahe<br />
Vorstellungen in den Köpfen der Bauherren zu machen.“<br />
Neue Ideen bekommen durch 3D-Visualisierung<br />
„Richtig“, ergänzt Mitarbeiterin Claudia Fokkens. „Bei uns<br />
kann man nicht nur die neuesten Trends ansehen und die<br />
schönen Materialien befühlen, sondern sich auch von uns die<br />
verschiedenen Produkte ins eigene Badezimmer visualisieren<br />
lassen - natürlich in 3D. Es ist durchaus interessant, zu sehen,<br />
wie beispielsweise diese modernen Graffiti-Fliesen in Ihren<br />
Räumen wirken würden. Wer es lieber klassisch marmoriert<br />
oder einfarbig im Bad mag, wird überrascht sein, wie cool<br />
dazu eine Eyecatcher-Fliese als besonderer Akzent aussehen<br />
kann. Man kann so viele tolle Sachen machen!“<br />
Großraumfliesen – modern und beeindruckend<br />
Claudia Fokkens, die Bauwesen mit der Fachrichtung Einrichtungsberatung<br />
studiert hat, zeigt uns aber auch stolz die<br />
große Vielfalt der angesagten Großraumfliesen. „Die haben<br />
Maße von bis zu 270 x 120 cm und wirken allein schon aufgrund<br />
ihrer Dimension beeindruckend“, erklärt sie. „Natürlich<br />
sind unsere Mitarbeiter gut geschult für die Herausforderungen,<br />
die bei der Verlegung beachtet werden müssen.<br />
Wir bieten sowohl den kompletten Handwerker-Service an<br />
als auch den reinen Produktverkauf. Und sogar wer lediglich<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Man kann so viele<br />
tolle Sachen machen“<br />
einen besonderen Fliesenkleber oder speziellen Fugen-Mörtel<br />
sucht, wird bei uns fündig.“<br />
Marie oder Carmen? Der Geschmack entscheidet!<br />
Während wir noch die verschiedenen Musterwände bestaunen,<br />
stehen wir plötzlich vor einladenden Badewannen. „Legen<br />
Sie sich ruhig mal hinein und erleben Sie die Gemütlichkeit“,<br />
rät die Beraterin und zeigt auf das moderne, freistehende<br />
Modell ‚Carmen‘. Doch vielleicht lockt uns die etwas altmodische<br />
Optik der Wanne ‚Marie‘ mit ihren Löwenfüßen und<br />
historisch anmutenden, wenngleich technisch hochmodernen<br />
Armaturen noch etwas mehr? Eine Frage des Geschmacks!<br />
Hölzer aus dem Sauerland für natürliche Böden<br />
Auf eine langjährige Erfahrung blickt man bei Hauke auch<br />
auf das Angebot und den Einbau von Holzböden, nicht nur<br />
für Bäder, zurück. „Hier bei uns gibt es die besonderen Holzdielen<br />
und Parkett; meist direkt aus dem Sauerland“, informiert<br />
uns Daniel Hauke über die naturnahe Alternative zur<br />
Einrichtungsberaterin<br />
Claudia Fokkens<br />
Bodenfliese im Badezimmer. „Wer Wert auf gute Qualität<br />
und heimische Hölzer legt, ist bei uns immer richtig!“<br />
Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann besuchen Sie die neue<br />
Ausstellung der Wohnraumgalerie in Meschede-Wehrstapel –<br />
oder informieren Sie sich gern vorab auf unserer Homepage ■<br />
Wohnraumgalerie<br />
Am Bahnhof 1<br />
59872 Meschede-Wehrstapel<br />
Telefon: 0291-95289-161<br />
Mail: info@wohnraumgalerie.de<br />
Web: www.wohnraumgalerie.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 87
Heiraten<br />
im Sauerland<br />
Am Tag deiner Hochzeit im Sauerland soll alles perfekt sein.<br />
Bei der Organisation einer Hochzeitsfeier solltest du allerdings<br />
einiges beachten. Du weißt nicht so recht, wo du bei der<br />
Hochzeitsplanung anfangen sollt? Wir haben die wichtigsten<br />
Punkte auf einen Blick für dich zusammengefasst:<br />
Vom Programm vor der Hochzeit über die Planung des großen<br />
Tages selbst bis hin zu Tipps für die Flitterwochen und Gastgeschenken<br />
nach der Hochzeit.<br />
Das Programm vor der Hochzeit <br />
Viele Paare stimmen sich bereits vor der Hochzeit auf ihren<br />
großen Tag ein. Doch auch Junggesellenabschied und Polterabend<br />
wollen gut organisiert sein.<br />
Junggesellenabschied <br />
Miete eine schicke Limousine, reserviere Plätze in einem angesagten<br />
Lokal oder lasse witzige T-Shirts für deinen Junggesellenabschied<br />
bedrucken. Feiere vor deiner Hochzeit noch<br />
einmal so richtig mit den besten Freunden oder Freundinnen<br />
- ganz gemütlich, ausgelassen, einen ganzen Tag oder ein<br />
Wochenende lang.<br />
Der Polterabend <br />
Vor deiner Hochzeit soll ausgiebig gepoltert werden? Wie auch<br />
für die eigentliche Hochzeitsfeier ist eine passende Location<br />
für den Polterabend von Bedeutung: Ist sie zu groß, kommt<br />
nur schwer Stimmung auf und die Feier verläuft sich. Auch<br />
Platzmangel kann unangenehm sein und die Laune drücken.<br />
Mit professionell gestalteten Einladungskarten schürst<br />
du die Vorfreude deiner Hochzeitsgäste und erhältst<br />
rechtzeitig die nötige Rückmeldung.<br />
Tipp:<br />
Erfrage früh genug die Gästezahl sowohl für den<br />
Polterabend als auch die Hochzeitsfeier. Damit vermeidest<br />
du schlechte Stimmung oder Platzmangel!<br />
Der schönste Tag<br />
deines Lebens<br />
Hochzeit planen und<br />
unbeschwert feiern<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hochzeitsfeier richtig planen <br />
Für den schönsten Tag deines Lebens bieten dir Veranstalter,<br />
Geschäfte, Friseure und Dienstleister im Sauerland<br />
zahlreiche Möglichkeiten.<br />
Von Hochzeitskleid und Mode für den Bräutigam über<br />
ausgezeichnete Hochzeitslocations mit professionellem<br />
Catering und ausreichend Tanzfläche bis hin zu DJs,<br />
Musikbands sowie Animateuren zum Anheizen der<br />
Stimmung. Auch Floristen, Dekorateure, Juweliere,<br />
Konditoren, Hochzeitsfotografen und Friseure stehen<br />
dir mit tatkräftiger Unterstützung zur Seite, um deine<br />
Hochzeit im Sauerland in ein ganz besonderes Erlebnis<br />
zu verwandeln. Für die Fahrt zur Hochzeitslocation<br />
nach der Trauung mietest du dir ein schickes Auto oder<br />
eine Kutsche. Auch die Organisation eines Fahrdienstes<br />
für deine Gäste ist möglich.<br />
Kleinigkeiten mit großer Wirkung <br />
Du freust dich, endlich mit den liebsten Menschen dein<br />
Glück zu feiern und bist dankbar, dass sie Teil deines<br />
großen Tages sind. Viele Brautpaare entscheiden sich<br />
für kleine Gastgeschenke, um dieser Wertschätz ung<br />
Ausdruck zu verleihen – gerne auch personalisiert.<br />
Denn ohne Gäste wäre deine Hochzeit nur halb so aufregend,<br />
halb so lustig und halb so schön. Dabei musst<br />
du dich für die kleinen Aufmerksamkeiten nicht in Unkosten<br />
stürzen. Wie wäre es mit Kleinigkeiten direkt aus dem<br />
Sauerland? Säckchen gefüllt mit Bonbons aus der Region,<br />
Fläschchen mit heimischen Likören oder kleine Holzscheiben<br />
beschriftet mit dem Namen des jeweiligen Gastes: Mit<br />
liebevollen Überraschungen fühlt sich jeder Gast auf deiner<br />
Hochzeitsfeier im Sauerland willkommen.<br />
Unsere Tipps<br />
Denk daran, den Termin der Trauung rechtzeitig mit<br />
dem Standesamt oder der Kirche festzumachen!<br />
Beginne zeitnah mit den Tanzstunden für deinen<br />
Hochzeitstanz.<br />
Kümmere dich rechtzeitig um einen Hochzeitsfotografen,<br />
um den schönsten Tag deines Lebens in Bildern<br />
festzuhalten.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 89
Nach der Hochzeitsfeier <br />
Auch die Zeit nach deiner Hochzeit solltest du im Voraus<br />
planen. Wie und wo verbringst du mit deinem<br />
Ehepartner die Flitterwochen? Es muss ja nicht<br />
gleich die Karibik sein - auch das Sauerland hält<br />
viele tolle Optionen bereit. Lass dich von Kopf<br />
bis Fuß in einem der zahlreichen Luxushotels verwöhnen,<br />
spann in einem kleinen Wellnessurlaub<br />
aus oder genieße die idyllische Natur des Sauerlandes.<br />
Du möchtest deinen Gästen gerne noch<br />
einmal für die gelungene Hochzeitsfeier danken?<br />
Liebevoll gefertigte Danksagungen mit<br />
professionellen Fotos von der Hochzeitsfeier<br />
halten den Liebsten diesen Tag<br />
noch lange in Erinnerung.<br />
Svenja und Jens Figge vor Kloster Flechtdorf,<br />
Fotos: sabrinity<br />
Außergewöhnliche Hochzeitslocations<br />
im Sauerland <br />
Egal ob du in 300 Meter Tiefe oder bei einer frischen Brise<br />
auf einem See heiraten möchtest – das Sauerland macht's<br />
möglich! In unserer schönen Heimat gibt es vielfältige<br />
Möglichkeiten, um sich an außergewöhnlichen Orten das<br />
Ja-Wort zu geben.<br />
HOCHZEITSFOTOS<br />
AFTERWEDDINGSHOOTINGS<br />
TRASH YOUR DRESS<br />
EROTISCHE FOTOGRAFIE<br />
FAMILIENFOTOS<br />
BUSINESS-SHOOTINGS<br />
Deine Lieblingsfotografin aus Brilon
Behalte während der gesamten Organisation deiner<br />
Hochzeit stets dein gesetztes Budget im Blick, um böse<br />
Überraschungen zu vermeiden und unbeschwert in die<br />
Flitterwochen starten zu können.<br />
. .<br />
Die schonsten<br />
Hochzeitslocations im Sauerland<br />
Haus Delecke <strong>Möhnesee</strong><br />
Kahler Asten <strong>Winter</strong>berg<br />
Fort Fun Abenteuerland Bestwig Kloster Bredelar Marsberg<br />
Gut Glindfeld Medebach<br />
Rathaus Eversberg Meschede<br />
Haus Kupferhammer <strong>Warstein</strong> Schloss Melschede Sundern<br />
Jagdschloss Herdringen Arnsberg
Online Spezial<br />
mit vielen Locations und<br />
Dienstleistern im Sauerland<br />
imsauerland.de/heiraten<br />
www.woll-magazin.de I www.imsauerland.de<br />
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Der Ring, das Zeichen der Unendlichkeit <br />
Die ganze Hochzeitsgesellschaft hält den Atem an, wenn der Augenblick<br />
des Ringtauschens gekommen ist. Spätestens dann kullern die<br />
ersten Freuden-Tränen. Bestimmt auch bei dir...<br />
Der Ring, das Zeichen der Unendlichkeit, das Symbol für eure Liebe<br />
und Treue. Du hast dich dafür entschieden, ihn am linken Ringfinger<br />
zu tragen, obwohl in Deutschland meist der rechte dafür gewählt<br />
wird. Links, weil man früher annahm, dass von diesem Finger eine<br />
Ader direkt zum Herzen führt. Naja, du hattest schon immer eine sehr<br />
romantische Ader. Aber klassisch wolltest du ihn, schlicht und in Gelbgold.<br />
Selbstverständlich mit Namensgravur und dem Datum eures<br />
großen Tages. Die Wahl ist dir – trotz der vielfältigen Auswahl - nicht<br />
schwergefallen. Und du liegst mit deiner Entscheidung sogar wieder<br />
im Trend, wie uns Nina Drees aus Sundern verriet.<br />
Gerne<br />
planen wir<br />
mit Ihnen<br />
Ihre<br />
individuellen<br />
Trauringe.<br />
Die Goldschmiede-Meisterin betont aber: „Alles ist möglich. Jeder<br />
hat seinen persönlichen Geschmack. Wir Goldschmiede möchten<br />
natürlich rauskitzeln, was am besten zum Paar passt.“ Eine wichtige<br />
Ent scheidung, denn schließlich sind Trauringe für ein Leben lang<br />
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93
Hochschule für Philosophie<br />
und Theologie sowie Ausgangspunkt<br />
der Welt-Mission<br />
AUCH JOSEPH<br />
RATZINGER<br />
REFERIERTE<br />
IN OEVENTROP<br />
Paul Senske<br />
Karl Hesse und Hiltruper Missionare<br />
Auf diese Epoche der Geschichte kann Oeventrop<br />
stolz sein. Das (ehemalige) Kloster an<br />
der Egge war über 60 Jahre eine renommierte<br />
Hochschule für Philosophie und Theologie der Missionare<br />
vom Heiligen Herzen Jesu aus Hiltrup. Von<br />
1902 bis 1969 wurden in dem aus rotem Klinker errichteten<br />
imposanten Gebäude Priester ausgebildet,<br />
die als Missionare in Papua-Neuguinea, Peru und<br />
in Afrika wirkten. Einer der in Oeventrop geweihten<br />
und ins Dorfleben eingebundenen Seminaristen<br />
und Patres war der gebürtige Voßwinkeler und spätere<br />
Erzbischof von Rabaul (Papua-Neuguinea) Karl<br />
Hesse (85). Die mit dem Kloster einhergehende Thomas-Akademie<br />
war hoch angesehen. Als einer der Dozenten<br />
referierte 1965 der Theologie-Professor Joseph<br />
Ratzinger über das Zweite Vatikanische Konzil.<br />
Dass der als „Konzils-Theologe“ berufene Professor Ratzinger,<br />
damals mit Lehrauftrag an der Universität in<br />
Münster, später als Papst Benedikt XVI. gewählt wurde,<br />
war 1965 natürlich nicht vorauszusehen. Im Nachhinein<br />
hat Ratzingers Teilnahme an der Thomas-Akademie<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
10.03.1965 Prof. Ratzinger in Oeventrop<br />
aber eine besondere Dimension. Der Professor referierte über<br />
das Konzil, genau über die Beziehung zwischen Bischofs- und<br />
Papstamt. „Welche Zukunftssymbolik lag in diesem für Oeventrop<br />
ausgewählten Vortragsthema“, sagte der damalige<br />
Arnsberger Bürgermeister Hans-Josef Vogel bei seinem Festvortrag<br />
zum 775-jährigen Oeventroper Jubiläum am 5. Mai<br />
2007. „Pater Superior Martin Kleespies führte den zukünftigen<br />
Bischof und Papst durch Kloster und Missionsseminar. In<br />
Bayern gibt es den touristischen Benedikt-Weg, der die Stationen<br />
des Papstes verbindet. Oeventrop liegt heute am Benedikt-Weg<br />
zwischen Münster, wo Ratzinger damals Professor<br />
war, und Rom.“<br />
Ratzingers Vortrag war einer der Höhepunkte im Klosterleben.<br />
Im 1902 von den Hiltruper Missionaren errichteten, offiziellen<br />
„Herz-Jesu-Missionshaus“, wurden Abiturienten zunächst<br />
in Philosophie und danach in Theologie unterrichtet.<br />
93 Studenten waren beispielsweise 1938 eingeschrieben, die<br />
von 18 Hochschullehrern unterrichtet wurden. Der Zweite<br />
Weltkrieg beendete zunächst die Blütezeit des Klosters. Nach<br />
der Beschlagnahme diente es als Lazarett für lungenkranke<br />
Soldaten. Davon sind 1.300 im Kloster gestorben und wurden<br />
auf dem Oeventroper Soldatenfriedhof bestattet. Später waren<br />
auch alte und kranke Menschen aus Dortmund im Kloster<br />
untergebracht. Nach dem Krieg nahmen Seminar und Lehrtätigkeit<br />
wieder an Fahrt auf. Welche Bedeutung und Dimension<br />
die Lehrstätte hatte, verdeutlicht einmal mehr die fundamentale<br />
Bibliothek mit 45.000 Bänden, die sich heute im<br />
Besitz des Erzbistums Paderborn befindet. Aufgebaut wurde<br />
auch ein Missionsmuseum „Schätze der Südsee“. In die Südsee,<br />
genau nach Papua-Neuguinea, führte es 1966 auch Karl<br />
Hesse aus Arnsberg-Voßwinkel. Der heute 85 Jahre alte emeritierte<br />
Erzbischof von Rabaul wirkte über 50 Jahre als Missionar.<br />
Sein Studium absolvierte er im Herz-Jesu-Missionshaus<br />
Oeventrop (HJMOe) und wurde am 23. Mai 1963 zusammen<br />
mit sieben Mitbrüdern von Johannes Hoehne, dem damaligen<br />
neuen Erzbischof von Rabaul, in der Kapelle des Klosters<br />
zum Priester geweiht. Vier Jahre studierte Karl Hesse in Oeventrop:<br />
„Das HJMOe spielte eine wichtige Rolle in Oeventrop<br />
und Umgebung. Durch die seelsorgerischen Tätigkeiten<br />
der Patres und der handwerklichen Arbeiten der Brüder war<br />
es ein Ausgangspunkt des christlichen Lebens in der Region.“<br />
„Missionare reden nicht nur,<br />
sie packen auch an“ (Karl Hesse)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 95
Die Elf mit Karl Hesse (4. v.r.)<br />
Auf den Dörfern Kartoffeln gesammelt<br />
Er erinnert sich auch an Traktorfahrten sowie Fahrten mit einem<br />
Pferdewagen durch verschiedene Dörfer, um Kartoffeln<br />
und andere Lebensmittel von den Bauern „zu erbitten“. Denn,<br />
so Karl Hesse, es fehlte den Patres an Geldern, um Lebensmittel<br />
zu kaufen. Zudem wurden die Seminaristen in die Dörfer<br />
des Sauerlandes geschickt, um den Hiltruper Jahreskalender<br />
zu verkaufen. „Das war keine angenehme Tätigkeit, aber so<br />
lernten wir die Menschen kennen und die Art und Weise, mit<br />
ihnen auszukommen.“ Ein Anziehungspunkt des Klosters waren<br />
die Ausstellung von Kulturelementen der Missionsgebiete<br />
Peru und Papua-Neuguinea. Ein Hobby der Seminaristen war<br />
der Fußball. „Gepöhlt“ wurde auf dem Kloster eigenen Bolzplatz,<br />
u. a. gegen seinen Voßwinkeler Jahrgang oder Vereine.<br />
Auch der TuS Oeventrop spielte eine Rolle. Walter Gödt<br />
schaffte es als Seminarist und Pater gar in die erste Mannschaft,<br />
die in der Landesliga spielte. Gödt war Torjäger und<br />
kam immer mit „Kutte und Sporttasche zum Sportplatz“, wie<br />
sich seine Sportkameraden erinnern. Überhaupt waren die<br />
Patres und Missionare in Oventrop hoch angesehen und verwurzelt.<br />
Sie gehörten dazu – Oeventrop als weltoffene und<br />
gastgeberfreundliche Gemeinde. Karl Hesse reiste im Juni<br />
1966 mit drei Mitbrüdern auf dem Auswandererschiff Achille<br />
Lauro von Rotterdam aus als Missionar nach Papua-Neuguninea.<br />
Dass er als Missionar nach dorthin ging, daran hatte der<br />
erfahrene Missionar Pater Karl Laufer großen Anteil. „Durch<br />
seine Vorlesungen und seine ausstrahlende Persönlichkeit<br />
wurde ich bestärkt, als Missionar nach Papua-Neuguinea auszureisen.“<br />
Dort arbeitete er als „Mann Gottes und Mann des Volkes“,<br />
gab einen von der örtlichen Regierung in die Berge abgeschobenen<br />
Stamm von rund 3.000 Menschen Selbstvertrauen und<br />
Identität zurück, baute das Schul- und Gesundheitssystem auf.<br />
„Missionare reden nicht nur, sie packen auch an, vor allem als<br />
Sauerländer“, so Karl Hesse, der mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet wurde und von der britischen Königin<br />
zum „Mitglied des Britischen Empire“ ernannt wurde. „Liebe<br />
und Gerechtigkeit standen immer an erster Stelle. Den Willen<br />
und die Bedürfnisse der Menschen habe ich immer akzeptiert.<br />
Die Menschen sind mir ans Herz gewachsen.“<br />
Seinen Lebensabend genießt er in Papua-Neuguinea: „Voßwinkel<br />
ist meine Heimat, Papua-Neuguinea ist mein Zuhause.“<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Weihnachten auf Papua-Neuguinea: Karl Hesse<br />
Und Oeventrop: „Ich bin sehr dankbar für die vier Studienjahre<br />
im HJMOe. Sie haben mich geprägt.“ 1969 wurde das<br />
Seminar in Oeventrop geschlossen. Die Seminaristen absolvierten<br />
in den Folgejahren ihre Ausbildung in Innsbruck.<br />
1975 wurde „Auf der Alm“ ein neues Kloster errichtet, es<br />
war zunächst ein Altersheim für ehemalige Missionare und<br />
ältere Patres. Inzwischen ist es verkauft und nicht mehr im<br />
kirchlichen Besitz. ■<br />
Herz-Jesu-Missionare wirken weltweit<br />
Der Orden der Herz-Jesu-Missionare (MSC) wurde<br />
1854 von P. Jules Chevalier in Issoudun, Diözese<br />
Bourges (Frankreich) gegründet. Das Herz als Symbol<br />
für die Liebe, die Gott in Gestalt von Jesus den Menschen<br />
und der Welt schenkt, war der Leitgedanke der<br />
Gründung mit der Mission als eine der zentralen Aufgaben.<br />
Weltweit wirkt der Orden heute mit rund 1800<br />
Patres, Brüder und Novizen in über 50 Staaten und<br />
auf allen Kontinenten. 1956 wurde der Schwesternorden<br />
der Missionarinnen Christi gegründet.<br />
Das Generalat, die zentrale Leitung, sitzt in Rom. Die<br />
Herz-Jesu-Missionare der norddeutschen Provinz sind<br />
in Hiltrup bei Münster ansässig und als „Hiltruper<br />
Missionare“ bekannt. 1897 gründeten „die Hiltruper“<br />
ein Gymnasium, das nach 1945 den Namen Kardinalvon-Galen-Gymnasium<br />
erhielt und seit 1975 in Trägerschaft<br />
des Bistums Münster ist. Das Gymnasium<br />
hat einen exzellenten Ruf.<br />
Ausbildung bei WEPA<br />
Gemeinsam Zukunft gestalten<br />
Du hast Lust auf ein zukunftsorientiertes Familienunternehmen?<br />
Du möchtest jeden Tag aufs Neue über Dich<br />
hinauswachsen? Dann bist Du bei uns genau richtig!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 97
<strong>Winter</strong>zeit = Freud und Leid<br />
Robert Dröge<br />
Als Letzter in der Jahreszeit<br />
macht der <strong>Winter</strong> sich bereit,<br />
tiefer Frost und Schneegestöber<br />
darüber freut sich nun nicht jeder.<br />
<strong>Winter</strong>sportler, Kinder freuen sich<br />
fällt der Schnee so richtig dicht.<br />
Skier, Schlitten werden eingepackt,<br />
zum Skigebiet sich aufgemacht.<br />
Per Lift geht´s dann Berg hinauf<br />
und runter dann mit vollem Lauf.<br />
Egal, ob Schlitten, Snowboard, Skier,<br />
rauf und runter immer wieder,<br />
und das auch oft noch bei Dunkelheit<br />
.. das Flutlicht den Weg der Piste zeigt.<br />
Ja, das wünscht sich Tag für Tag,<br />
ein jeder, der den <strong>Winter</strong> mag.<br />
Doch wer tagtäglich am Steuer sitzt,<br />
wenn Glatteis, Schnee auf den Straßen ist,<br />
wer täglich den Bürgersteig vom Schnee befreit,<br />
für den ist der <strong>Winter</strong> keine sehr schöne Zeit.<br />
unser Dank gilt dem fleißigen Räumdienst,<br />
durch den Straße und Gehweg sicher ist,<br />
er sichert uns ab … rund um die Uhr,<br />
was machen wir ohne deren Einsatz nur?<br />
So hält der <strong>Winter</strong> für jeden etwas bereit,<br />
für den einen Mühe, für den anderen Freud.<br />
Doch seien wir ehrlich, Als Mädchen und Jungen<br />
fanden wir den <strong>Winter</strong> immer gelungen,<br />
kamen wir auch durchgefroren abends im Haus,<br />
uns Kindern machte das gar nichts aus. ■<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Anzeige<br />
Sara Fleschenberg, Sophia Scholand, Diana Emmerich,<br />
Matthias Hüllen und Julia Hollwedel (v.l.)<br />
LWL-Einrichtungen Marsberg<br />
präsentieren sich als starker Arbeitgeber<br />
Großformatige Plakate, folierte Autos und Banner sind<br />
Mosaiksteine der neuen Kampagne der LWL-Einrichtungen<br />
Marsberg, um neue Arbeitnehmer:innen<br />
zu gewinnen. Sophia Scholand vom Team Personalmarketing<br />
und Recruiting erklärt: „Unser Leitmotiv ist es authentisch<br />
zu sein. Auf unseren Fotos sind zum Beispiel echte<br />
Mitarbeiter:innen zu sehen. Die Aussagen fußen auf ihren<br />
Erfahrungswerten, die von einer Werbetexterin auf den<br />
Punkt gebracht wurden.“ Eine der Mitabeiter:innen auf den<br />
Plakaten ist Vanessa Priebe. „Erst war das total ungewohnt<br />
vor der Kamera zu stehen. Aber dann hat es auch Spaß gemacht“,<br />
sagt sie. „Ich werde oft angesprochen und freue mich<br />
über die große Resonanz. Bei uns im LWL gibt es vielfältige<br />
Möglichkeiten und tolle Berufsperspektiven.“<br />
Insgesamt sei die Kampagne unter Mitarbeit von Vertreter:innen<br />
aller fünf LWL-Einrichtungen am Standort Marsberg entstanden.<br />
„Der demokratische Prozess der Kampagnenplanung<br />
ist ein starkes Beispiel für die Vorteile des öffentlichen Dienstes“,<br />
sagt Sophia Scholand. „Neben einem sicheren Arbeitsplatz,<br />
Bezahlung nach Tarif, verschiedenen Arbeitszeitmodellen,<br />
30 Tage bezahlten Urlaub und einer ergänzenden Altersvorsorge<br />
ist es eben die sinnstiftende Tätigkeit in Kombination mit der<br />
Mitbestimmung, die das Arbeiten im öffentlichen Dienst so attraktiv<br />
macht.“<br />
verrichten einen Dienst am Menschen und somit für die gesamte<br />
Gesellschaft“, betont Scholand. Die LWL-Einrichtungen seien<br />
ein attraktiver Arbeitgeber in der Region.<br />
Dafür lassen sie sich immer wieder etwas Neues einfallen. Wie<br />
das Programm für ausländische Fachkräfte. Daniela Frackowiak<br />
erklärt das Konzept: „Da sind wir Pioniere. Wir helfen ausländischen<br />
Mediziner:innen hier Fuß zu fassen, stehen zur Seite<br />
bei der Erledigung der Formalitäten, vermitteln Sprach- und<br />
Prüfungsvorbereitungskurse und sind bei der Wohnungssuche<br />
behilflich. Aktuell arbeiten wir an einem Programm für ausländische<br />
Pflegekräfte. Die neuen digitalen Angebote erleichtern die<br />
ersten Kontaktaufnahmen.“<br />
Digitale Wege geht auch die neue Kampagne. „Wir sind da,<br />
wo sich die Menschen nach neuen Perspektiven umsehen: im<br />
Internet, auf Online-Jobbörsen und den sozialen Medien“,<br />
so Scholand. „Manche von unseren Ärzt:innen und Psycholog:innen<br />
stammen aus umliegenden Universitätsstädten wie<br />
Kassel oder Paderborn. Dort haben uns viele noch nicht auf<br />
dem Schirm. Aber das wird sich jetzt ändern.“ ■<br />
Ein Ziel der neuen Kampagne sei es, mit ausdrucksstarken Motiven<br />
dem „etwas angestaubten“ Image des öffentlichen Dienstes<br />
frische Impulse entgegenzusetzen. „Viele junge Menschen sind<br />
auf der Suche nach einem Job mit Sinn. Die LWL-Einrichtungen<br />
LWL - Klinik Marsberg<br />
Weist 45<br />
34431 Marsberg<br />
Tel.: (02992) 601 10 00<br />
lwl-ep-marsberg@lwl.org<br />
www.lwl-klinik-marsberg.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 99
Wie der Enser Bernd<br />
Schwane zum „Herrn<br />
der Tiere“ wurde<br />
Bernd Schwane und Jan Heimann<br />
Ein Tiergehege rund um das Firmengebäude<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Bernd Schwane ist 58 Jahre alt, Versandleiter<br />
eines Unternehmens der HEICO-Gruppe mit<br />
300 Mitarbeitern und er betreut 30 Tiere. Den<br />
„Herrn der Tiere“ nennen sie ihn in den Dörfern rund<br />
um das Gewerbegebiet Ense-Höingen. Und das kam<br />
so…<br />
Als HEICO-Chef Jan Heimann vor einigen Jahren mit<br />
seinen Kindern im Streichelzoo war, keimte in dem<br />
44-Jährigen eine Idee: Wieso nicht ein eigenes Tiergehege<br />
auf dem großläufigen Firmengelände errichten? Den Anfang<br />
machte die Ziege Knut; mittlerweile sind 30 Tiere im<br />
Industriegebiet Ense-Höingen zuhause.<br />
„Wir haben vier Miniaturpferde, das Fohlen ist 14 Wochen<br />
alt, dazu zwei Esel, fünf Schafe und sechzehn Ziegen“,<br />
zählt Bernd Schwane auf. Hinzu kommen drei Alpaka-<br />
Damen, von denen zwei derzeit tragend sind. Gemeinsam<br />
mit seinem Chef ist Bernd Schwane für das Wohl der Tiere<br />
zuständig. Drei weitere Mitarbeiter kümmern sich um<br />
die technische Wartung des Geheges und der Ställe.<br />
Angefangen mit einem kleinen Gehege, hat das Team das<br />
firmeneigene Tiergehege nach und nach ausgebaut. Im<br />
Frühjahr wird das Gehege der Tiere 5.000 Quadratmeter<br />
groß sein und fast ganz um das Firmengebäude herum<br />
gehen. Den menschlichen Angestellten stehen im Gehege<br />
übrigens Bänke und Liegen zur Verfügung.<br />
In der Pause: Tiere streicheln<br />
Wichtig für die Tiere ist nicht nur das Futter, sondern<br />
sind auch die täglichen Streicheleinheiten Wie Eselsdame<br />
Grisella, die es sich nicht nehmen lässt, an meiner Tasche<br />
zu knabbern. Ziege Knut mag es, zwischen den Hörnern<br />
gekrault zu werden. Nur die Schafe sind ihrem Wesen entsprechend<br />
erstmal scheu.<br />
Jeden Morgen, jeden Abend und auch an den Wochen-<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Bei den Tieren kann man sich entspannen,<br />
abschalten und Kraft tanken.“<br />
(Chef Jan Heimann)<br />
enden versorgt Bernd Schwane seine vierbeinigen<br />
Freunde. Das ungewöhnliche<br />
Tiergehege hat sich längst in der<br />
Gegend herumgesprochen.<br />
Dann wird Bernd Schwane<br />
auch schonmal im Supermarkt<br />
angesprochen:<br />
„Sie sind doch von der<br />
Firma mit den vielen<br />
Tieren, oder?“ Auch<br />
Schulen und Kitas<br />
nutzen gern das Angebot<br />
der Firma HEI-<br />
CO, nach Absprache<br />
das Tiergehege besuchen<br />
zu dürfen. Die Kita<br />
„Zauberwald“ wird bald<br />
sogar eigene Räume im Firmengebäude<br />
haben und dann<br />
bis zu dreimal die Woche die Tiere<br />
besuchen. Für andere firmenfremde Besucher<br />
steht die Handynummer von Bernd Schwane auf einem Schild unten<br />
am Tor: „Wenn Leute um 10 Uhr anrufen, dass sie um 11 Uhr kommen<br />
wollen, bin ich zur Stelle!“<br />
„Hier bei den Tieren kann ich Kraft tanken.“<br />
(Jan Heimann)<br />
Meine Fotografin und ich lassen uns herumführen, bewundern die winzigen<br />
Ponys, kraulen die flauschigen Alpakas, knuddeln die Ziegen und<br />
stupsen allzu freche Esel zur Seite. „Ich glaube schon, dass meine Mitarbeiter<br />
jetzt besser gelaunt sind“, erzählt Jan Heimann. Sein Lieblingstier<br />
ist übrigens Ziege Knut. „Bald wird es in Sachen Tiere noch eine große<br />
Überraschung geben“, verspricht Bernd Schwane. Mehr möchte er uns aber<br />
nicht verraten.<br />
Langsam wird es Zeit, dass sich die Herren wieder an die Arbeit machen.<br />
Versandleiter Schwane wird allerdings immer freigestellt, wenn Besucher<br />
vor der Tür stehen. Und er macht es gerne, mit viel Leidenschaft und Herzblut.<br />
Allerdings hat er jetzt ein kleines Problem: Unsere Fotografin und ich,<br />
wir wollen hier gar nicht mehr weg! ■<br />
KOPFKINO FÜR<br />
DAS SAUERLAND<br />
Was passiert, wenn herzergreifende Geschichten<br />
aus unserer Heimat auf über 300.000 Print-Lesende<br />
pro Quartal und über 83.000 Fans und Follower<br />
in den sozialen Netzwerken treffen? Richtig:<br />
Es entsteht allerfeinstes Kopfkino!<br />
Und wozu ist das für Firmen gut? Nun, wenn man<br />
alles richtig macht, wird man zur Marke.<br />
Mit einer Marke kann man die attraktiveren Kunden<br />
gewinnen, höhere Preise durchsetzen und<br />
als Arbeitgebermarke die besten Talente der Region<br />
anziehen.<br />
Wir von axo.media helfen mit einem Team aus<br />
über 40 festen und freien Redakteuren, Fotografen,<br />
Videoleuten, Medienberatern und Grafikern<br />
dabei, aus Firmen echte Sauerland- und Südwestfalen<br />
Marken zu machen.<br />
www.axo.media
W<br />
O<br />
Planzeichnung für das Gesellenhaus.<br />
Gespräch mit einer hörgeschädigten Mutter<br />
Wenn Hände sprechen<br />
E<br />
ine junge Mutter geht mit ihrer 1 ½ Jahre<br />
alte Tochter spazieren. Als das Kind einen Vogel<br />
sieht, zeigt es mit der Hand dorthin. Dabei<br />
führt es Zeigerfinger und Daumen mehrfach zusammen.<br />
Die Mutter macht dasselbe und antwortet: „Ja,<br />
ein Vogel“. Die Neugierde des Autors, selbst von einer<br />
Hörschädigung betroffen, ist geweckt. Mit der Gebärde<br />
für „Guten Morgen“ ist der Kontakt schnell hergestellt.<br />
Angelika Gerke aus Brilon, kann keine hohen<br />
Töne hören. Da dazu auch Kinderstimmen wie die<br />
ihrer Tochter zählen, hat die junge Mutter einen guten<br />
Weg gefunden, wie sie ihre Tochter „hören“.<br />
Die Hörschädigung liegt schon lange bei mir vor. Ausschließlich<br />
lautsprachliche Kommunikation klappt bei mir<br />
nicht so gut. Informationen können verloren gehen. Das<br />
Gesagte kommt in meinem Ohr nicht so an, wie es gesagt<br />
Woll: Sie ergänzen ihr kommunikatives Miteinander<br />
durch den Einsatz ihrer Hände und der Mimik. Um<br />
was für eine „Sprache“ handelt es sich dabei?<br />
Angelika Gerke: Lautsprachlich begleitende Gebärden,<br />
kurz LBG.<br />
Wie sind sie darauf gekommen, das fehlende Hören<br />
oder besser gesagt, das Verstehen, durch die Unterstützung<br />
von Gebärden auszugleichen?<br />
Angelika Gerke mit ihrer Tochter<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
L<br />
L<br />
Manfred Eigner<br />
sabrinity<br />
Mandolinenabteilung der Kolpingfamilie 1925<br />
wurde. Das führt oft zu Missverständnissen. Lautsprachliche<br />
Kommunikation ist dann für beide Seiten frustrierend,<br />
weil es nicht zum gewünschten Ergebnis kommt.<br />
Ihre Tochter wächst dann ja zweisprachig auf. Wie<br />
stellen Sie sicher, dass auch die Lautsprachenentwicklung<br />
optimal gefördert wird?<br />
LBG stellt keine eigene Sprache dar und darf nicht mit<br />
Deutscher Gebärdensprache (DGS) verwechselt werden.<br />
Meine Tochter wächst „normal“ in einem hörenden Umfeld<br />
auf. Im Familien- Freundes- und Bekanntenkreis<br />
wird ganz „normal“ gesprochen. Lediglich bei der Kommunikation<br />
mit mir soll sie unterstützend zur Lautsprache<br />
Gebärden einsetzen.<br />
Wie reagieren Ihr Umfeld, Familie, Freunde, Bekannte<br />
aber auch Fremde darauf, dass Sie - und natürlich<br />
ihre Tochter - durch den Gebrauch der Gebärdensprache<br />
miteinander reden?<br />
Meine Tochter kann mit eineinhalb Jahren noch nicht<br />
sprechen. Es fällt also derzeit kaum auf. Sie kann sich aber<br />
durch Gebärden tatsächlich schon relativ gut äußern. Dies<br />
wird allerdings nicht so wahrgenommen, dass dies auch<br />
langfristig so angewendet werden soll.<br />
Menschen mit Hörschädigungen gibt es mehr, als man<br />
auf den ersten Blick erkennen kann. Der Laie denkt sicher<br />
sofort an ein Hörgerät und gut ist es. Doch so einfach<br />
ist es ja scheinbar nicht. Welche Ideen haben Sie<br />
aus eigener Erfahrung, damit Hörgeschädigte im alltäglichen<br />
Leben hilfreiche Unterstützung bekommen?<br />
Zum einen durch Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen<br />
durch Aufklärung jedes hörgeschädigten Menschen selbst.<br />
Durch die derzeit bestehende Maskenpflicht fehlt das<br />
Mundbild und zusätzlich wird die Lautstärke gedämpft.<br />
Hier erfahren auch oft Guthörende, dass Verstehen nicht<br />
mehr so einfach ist. ■<br />
Manfred Eigner hat´s (noch) nicht<br />
verstanden = “ein Loch im Kopf”<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 103
Anzeige<br />
Das Briloner Krankenhaus Maria-Hilf<br />
baut Pflege-Ausbildung aus<br />
OFFENSIVE FÜR<br />
DEN DIENST AM<br />
MENSCHEN<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
ist ein so sinnstiftender Beruf“, ist die<br />
gelernte Krankenschwester und jetzige<br />
„Es Lehrerin für Pflegeberufe Claudia Hundertmark-Vogel<br />
nach wie vor von ihrer Arbeit begeistert, „die<br />
Perspektiven sind gut, auch wenn die aktuellen Bedingungen<br />
herausfordernd sind!“ Sie muss es wissen, denn sie ist Kursleiterin<br />
am Briloner „Bildungszentrum für Gesundheitsberufe<br />
BfG. Das Bildungszentrum ist direkt an das Maria-<br />
Hilf-Krankenhaus angeschlossen.<br />
ARRIERE<br />
N BRILON<br />
Mit 100 Plätzen war das Bildungszentrum des „Maria-Hilf“ bisher<br />
schon großzügig aufgestellt, im kommenden Jahr sollen es<br />
150 werden. Im Fokus steht die Pflege am Patienten im Krankenhaus,<br />
dem Bewohner in der stationären Langzeitpflege und dem<br />
Klienten in der ambulanten Versorgung, sei es nun als Pflegefachmann/<br />
Pflegefachfrau oder als Pflegefach-Assistent/in. Die<br />
Ausbildung ist intensiv, sie dauert zum Pflegefach-Assistent/in<br />
ein Jahr, zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau drei Jahre.<br />
Gute Chancen für alle Bildungsabschlüsse<br />
ttttttttttttttttttttttttt<br />
Wer Pflegefach-Assistent werden will, muss mindestens den klas-<br />
e suchen sischen eine Hauptschulabschluss neue Herausforderung? in Tasche haben. Nach Dann dem sind<br />
Abschluss ist es möglich und gewünscht, die 3-jährige Ausbil-<br />
e bei uns dung genau aufzusatteln. richtig. Beim Pflegefachmann/Pflegefachfrau Die „,Big Six BRILON“ muss stehen<br />
es mindestens der Hauptschulabschluss nach der Klasse 10 sein.<br />
r hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
milienfreundlichen Region. Hier finden Sie zum<br />
Abiturienten bzw. Fachabiturienten können parallel ein duales<br />
Studium zum „Bachelor in Pflege“ aufnehmen. Auch Migranten<br />
und Flüchtlinge sind in der Assistenzausbildung hoch willkommen.<br />
„Ich kann nur allen Mut machen, sich zu bewerben. Wir<br />
helfen gerne, Fragen zur Ausbildung zu beantworten.“ Der früheste<br />
Ausbildungsbeginn ist im April nächsten Jahres, Infos unter<br />
www.krankenhaus-brilon.de ■<br />
Hier geht’s zum Video:<br />
Am Schönschede 1 | 59929 Brilon<br />
Tel: 0 29 61/780 – 0<br />
Fax: 0 29 61/780 – 12 40<br />
info@kh-brilon.de
Foto: Martin Richter | Kahler Asten mit selbst illuminierten Bäumen und Milchstraße.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 105
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WIR HELFEN IHREN<br />
BAUMASCHINEN<br />
AUF DIE SPRÜNGE<br />
Nutzfahrzeugbereich neu aufgestellt bei TIGER TEC & TOOLS<br />
Britta Melgert<br />
Georg Giannakis & Tiger Tec & Tools<br />
W<br />
er mit seinem PKW Probleme hat, fährt in<br />
eine Kfz-Werkstatt. Nicht ganz so einfach ist<br />
es für einen Handwerksbetrieb, der ein Problem<br />
mit seinem Transporter, dem Anhänger und gleichzeitig<br />
noch seiner Baumaschine hat. Eine gute Lösung<br />
ist dann, Kontakt zu TIGER TEC & TOOLS zu suchen.<br />
Der Spezialist für Baumaschinen hat sein Dienstleistungsspektrum<br />
kürzlich um den Bereich Nutzfahrzeuge<br />
erweitert und trifft damit den Bedarf vieler Gewerbetreibender,<br />
die bisher vergeblich nach einem solchen<br />
umfassenden Service suchten.<br />
„Uns gibt es bereits seit einigen Jahren im Mescheder Gewerbegebiet<br />
‚Schwarzer Bruch‘, und bestimmt hat jeder in<br />
der Gegend schon einmal unser Logo auf unseren Miet-<br />
Baumaschinen und Service-Fahrzeugen gesehen“, schätzt<br />
Geschäftsführer David Lenze. „Nun erweitern wir unseren<br />
Service um eine freie Kfz-Werkstatt mit dem Schwerpunkt<br />
leichte Nutzfahrzeuge. Wir sind dabei herstellerunabhängig<br />
aufgestellt, sodass wir nun auch der richtige Partner bei Reparaturen<br />
oder Wartung von Transporten und Anhängern<br />
sind. Gleichzeitig bieten wir hier auch eine große Auswahl<br />
an Zubehör an.“ Für die Geschäftsausweitung wurde eine<br />
neue Werkstatthalle auf dem großen Bauhof eingerichtet,<br />
die zusätzlich zur bisherigen genutzt wird. Hell und einladend<br />
wirkt sie – und aufgeräumt. Ein guter Platz für perfekt<br />
ausgebildete Spezialisten! „Regelmäßige Fortbildung unserer<br />
neun Mitarbeiter ist bei uns eine Selbstverständlichkeit“,<br />
erfahren wir von Lenze, „und natürlich bilden wir auch<br />
selbst aus.“<br />
Anhänger namhafter Hersteller<br />
Auch der Kauf von Anbaugeräten für Baumaschinen,<br />
Schnellwechselsystemen und vielem weiteren rund um die<br />
Baumaschine ist bei TIGER TEC & TOOLS möglich.<br />
Hinzugekommen ist der Verkauf von Anhängern namhafter<br />
Hersteller, die zum großen Teil ab Lager zum Kauf oder<br />
zur Miete verfügbar sind.<br />
Hydraulikschläuche und modernste Technik<br />
Große Kompetenz zeigt man bei TIGER TEC & TOOLS<br />
in der Hydraulikschlauchfertigung. Speziell geschulte Mitarbeiter<br />
kommissionieren und verpressen vor Ort Schläuche<br />
bis DN32. „Durch einen umfangreichen Lagerbestand<br />
kann hier innerhalb kürzester Zeit dem Kunden weitergeholfen<br />
werden. Diesen Service nutzen auch immer mehr<br />
Kunden aus der Landwirtschaft“, weiß Lenze. Der Kfz-<br />
Meister führt stolz durch die neue Werkstatt und lenkt unsere<br />
Aufmerksamkeit auf ein Diagnosegerät für Baumaschinen.<br />
„Da steckt die allerneueste Technik drin. Bei TIGER<br />
TIGER Tec & Tools GmbH & Co. KG<br />
Jahnstr. 38<br />
59872 Meschede<br />
Ansprechpartner: David Lenze<br />
Fon 0291 2994-52<br />
Fax 0291 2994-62<br />
lenze@tiger-tec.com<br />
www.tiger-tec.com
TEC & TOOLS wollen wir stets mit der Zeit gehen und<br />
dem Kunden den bestmöglichen Service bieten, vor allem<br />
in technischer Hinsicht.<br />
Mit dem mobilen Bohrwerk raus zum Kunden<br />
Service der besonderen Art leistet das Team von TIGER<br />
TEC & TOOLS mit einem mobilen Bohrwerk und vier<br />
voll ausgestatteten Servicewagen. „Stellen Sie sich vor“, so<br />
Lenze, „Ihre Bau– oder Forstmaschine streikt mitten im<br />
Einsatz. Der Weg zur Werkstatt ist nicht möglich oder<br />
wäre sehr teuer. Dann kommen wir halt dorthin und<br />
helfen Ihnen schnell wieder auf die Sprünge. Und dank<br />
unseres Netzwerks an Partnern und Lieferanten ist auch<br />
ein eventuell nicht vorrätiges Ersatzteil schnell besorgt.“<br />
Mit dem professionellen Umbau und der Montage von<br />
Schnellwechselsystemen hat sich TIGER TEC & TOOLS<br />
inzwischen weit überregional einen Namen gemacht; die<br />
Kunden kommen aus dem gesamten Bundesgebiet.<br />
Der Universalzerkleinerer<br />
Arjes Impaktor 250 kann für<br />
den gelegentlichen Bedarf<br />
gemietet werden<br />
Praktisch: Der Vermietungsservice für den<br />
gelegentlichen Bedarf<br />
„Doch auch wenn Sie nur gelegentlichen Bedarf für beispielsweise<br />
den Universalzerkleinerer Arjes Impaktor<br />
250 oder eine andere Baumaschine, aber auch für einen<br />
Anhänger haben, ist es eine gute Idee, TIGER TEC &<br />
TOOLS einzuschalten“, rät David Lenze. „Und unser<br />
9-Sitzer-Bus wird von Firmen gerne als Team-Fahrzeug<br />
genutzt.“ Zusammenfassend kann man sagen, dass nun<br />
für die Region Hochsauerland und darüber hinaus ein einzigartiger<br />
Rundumservice durch TIGER TEC & TOOLS<br />
geboten wird. Technisches Know-how, gepaart mit kurzen<br />
Wegen, Schnelligkeit und dem Verständnis für das, was<br />
gebraucht wird – auf einen solchen Partner haben viele<br />
Gewerbetreibende gewartet! ■<br />
David Lenze und<br />
Franz-Josef Gödde<br />
Der Tiger Service-Wagen rückt<br />
aus, um den Harvester vor Ort<br />
zu reparieren<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 107
AUTODIDAKT JOSEF GEORG<br />
POLLMANN UND SEIN<br />
WISSENSDRANG<br />
Sabina Butz<br />
Tom Linke<br />
M<br />
anche Menschen gehören einfach<br />
zum Stadtbild. Der Neheimer<br />
Josef Georg Pollmann<br />
ist so einer. Dass er sympathisch und<br />
bescheiden ist, wissen auch die, die<br />
ihn nur flüchtig kennen. Wer<br />
sich allerdings etwas länger mit<br />
ihm unterhält, ist verblüfft,<br />
wieviel Wissendrang in<br />
ihm steckt.<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter<br />
Wissenschaftler oder Forscher,<br />
die ihren Lebensunterhalt<br />
nicht aus diesen<br />
Tätigkeiten bestreiten<br />
mussten, hat es immer<br />
schon gegeben. Ab dem<br />
19. Jahrhundert wurden<br />
solche unabhängigen Forscher<br />
„Privatgelehrte“ genannt.<br />
Die Privatgelehrten<br />
konnten sich in der Regel<br />
ein freies, ungebundenes Leben<br />
leisten, sie waren begütert<br />
und mussten sich nicht um ihren<br />
Lebensunterhalt kümmern. Heute<br />
arbeiten die meisten Wissenschaftler<br />
und Forscher an Hochschulen oder Forschungsinstituten,<br />
also mit institutioneller<br />
Unterstützung zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts.<br />
Josef Georg Pollmann ist weder „begütert“<br />
noch kann er auf eine akademische<br />
Ausbildung zurückgreifen. Er ist<br />
Arbeiter, wie sein Vater vor ihm, er<br />
hat sich sein Wissen ausschließ-<br />
108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
lich selbst angeeignet, ohne institutionelle<br />
Unterstützung, und er<br />
ist ein bescheidener, sympathischer<br />
Mitmensch, der seine Leistungen<br />
und Forschungsergebnisse lieber herunterspielt<br />
und jeden Geschichts-,<br />
Architektur- und Umwelt-Interessierten<br />
zunächst einmal verblüfft.<br />
Woher weiß der das alles?<br />
„Ich lese natürlich gern und viel,<br />
und was ich in Büchern nicht finden<br />
kann, erkunde ich selbst. So einfach<br />
ist das.“ Los ging es mit der eigenen<br />
Familiengeschichte. Die Pollmanns<br />
können ihre ostwestfälischen Vorfahren<br />
bis zum 30-jährigen Krieg<br />
zurückverfolgen. Erst um 1900<br />
siedelten sie sich im Sauerland an.<br />
Überwiegend waren sie Landarbeiter,<br />
Kleinbauern und später Industriearbeiter.<br />
Die Familiengeschichte<br />
führt zu den eigenen Wurzeln, verbindet<br />
unsere Vergangenheit mit<br />
der Gegenwart und schenkt uns<br />
Identität. Über die Ahnenforschung<br />
in eigener Sache gelangte Pollmann<br />
zur Lokalgeschichte: „Beim Joggen<br />
und Wandern stieß ich immer<br />
wieder auf Kreuze, die am Wege<br />
stehen, da wollte ich einfach mehr<br />
wissen, warum, weshalb, wieso dieses<br />
Kreuz genau hier stand“. Seine<br />
diesbezüglichen Fragen an in der<br />
Nähe wohnende Bürger wurden<br />
genau und ausführlich beantwortet.<br />
Daraus erstand ein 260 Seiten<br />
umfassendes Kompendium unter<br />
dem gleichen Namen „Kreuze, die<br />
am Wege stehen“, welches 1988<br />
von der Verlagsgemeinschaft Franz<br />
Josef Molitor in Oeventrop herausgegeben<br />
wurde und viel Beachtung<br />
fand. Es sollte die erste von insgesamt<br />
über 100 weiteren Veröffentlichungen<br />
Pollmanns sein.<br />
Der Mensch dahinter<br />
Pollmann hatte die Lokalgeschichte<br />
für sich entdeckt, die ihn zur Architektur<br />
führte. Wie genau sahen die<br />
Bauernhäuser, die Gutshäuser, aber<br />
auch die kleinen Häuser der Arbeiter<br />
aus? Unzählige Dachstühle,<br />
Häuser und andere Bauten wurden<br />
vermessen. Die differenzierten und<br />
exakten Zeichnungen dazu fertigte<br />
Pollmann selbst an. Wer sonst? Unglaublich,<br />
welche Fertigkeiten sich<br />
ein Mensch selbst aneignen kann.<br />
Sein Interesse galt und gilt bis heute<br />
aber immer „dem Menschen dahinter“.<br />
Wie haben die Menschen<br />
gelebt? Was hat sie bewegt? Wie<br />
sind sie miteinander umgegangen?<br />
Seine Forschungsobjekte in Lokal-<br />
Regional- und sonstiger Geschichte<br />
suchte Pollmann nicht; sie ergaben<br />
Der Marketing Club<br />
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Mitglieder und Interessierte<br />
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Marketing Club Hochsauerland | Oststraße 43<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 109<br />
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sich von selbst: „Ich beschäftige<br />
mich mit den Sachen,<br />
die andere noch nicht gemacht<br />
haben, ob es nun<br />
um Kreuze, Sakralbauten,<br />
Scheunen oder einfach<br />
nur Auffälligkeiten<br />
geht.“<br />
Die Perspektive<br />
wechseln<br />
Seit der Wiedervereinigung<br />
fasziniert Pollmann der Osten<br />
Deutschlands, auch über die Grenzen<br />
hinaus. Zwei Rundfahrten durch<br />
die Neuen Bundesländer brachten neue Perspektiven.<br />
Polen war schließlich das Land, das ihn besonders<br />
faszinierte: Historische Plätze, Dorfgeschichte,<br />
immer im Hinblick auf die Menschen, die dort gelebt<br />
haben, gerieten in den Mittelpunkt seines Interesses. Die<br />
Gemeinde Gmina Krzeszyce, südwestlich von Landsberg<br />
an der Warthe zeichnete ihn aus für seine Arbeiten zur<br />
Gemeindegeschichte. Das deutsch-polnische Miteinander<br />
fand in Pollmann einen neuen leidenschaftlichen Verfechter.<br />
sehr am Herzen liegt: Jede<br />
Raupe wird gerettet, jeder<br />
Schmetterling behütet,<br />
was er mit vielen<br />
wunderschönen,<br />
selbst erstellten Fotos<br />
und als Mitglied der<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
biologischer Umweltschutz<br />
belegen kann.<br />
Auf seine herausragenden<br />
Beobachtungen,<br />
Veröffentlichen und Studien<br />
angesprochen, erklärt<br />
Pollmann: „Es geht alles nur<br />
miteinander. Ohne Mentoren hätte<br />
ich nicht so viel erarbeiten können. Für<br />
alle meine Unterstützer möchte ich exemplarisch einen<br />
benennen: Zbigniew Czarnuch, meinen polnischen Mentor,<br />
der meine Arbeiten in Polen unermüdlich fördert und<br />
unterstützt.“<br />
Josef Georg Pollmann<br />
Eigentlich zwangsläufig und irgendwie selbstverständlich<br />
hat Pollmann inzwischen als Autodidakt so viel polnisch<br />
gelernt, dass er sich unterhalten und polnische Texte lesen<br />
kann.<br />
Es geht nur miteinander<br />
Neben seinen geschichtlichen Arbeiten findet Pollmann<br />
noch Zeit für den Umwelt- und Naturschutz, der ihm<br />
Ein wirklich guter Geschichts- und Architektur-Experte,<br />
ein Umweltschützer, aber in erster Linie ein aufrichtiger<br />
Menschenfreund, so könnte man Josef Georg Pollmann<br />
wohl am besten beschreiben. ■<br />
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110 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
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Hart an der Wenne erhebt sich zwischen Calle und Berge<br />
eine nach allen Seiten steil abfallende Kuppe, der Wallenstein.<br />
Auf einem Gipfel findet man noch heute die<br />
Mauerreste einer alten Burg. Sie soll – wie die Leute im unteren<br />
Wennetal erzählen – vor langen Jahren der Sitz eines Raubrittergeschlechtes<br />
gewesen sein.<br />
DAS ENDE<br />
DES LETZTEN<br />
RAUBRITTERS<br />
VOM<br />
WALLENSTEIN<br />
Damals war das Sauerland schon kurkölnisch, und der Talweg<br />
entlang der Wenne und der Höhenweg über das Hallo hatten<br />
als Handelsverbindungen zwischen Ruhr und Lenne eine große<br />
Bedeutung. Die Beschwerden der Kaufleute über die Schandtaten<br />
des Wallensteiners häuften sich zuletzt derart beim Kurfürsten<br />
von Köln, dass dieser sich entschloss, mit seinen Reisigen* gegen<br />
den Raubritter ins Feld zu ziehen. Die Burg auf dem Wallenstein<br />
wurden belagert. Lange Zeit trotzte der Wallensteiner den Belagerern.<br />
Als aber die Lebensmittel ausgingen und die Burginsassen<br />
in höchste Bedrängnis kamen, sprengte der Raubritter auf seinem<br />
Ross plötzlich aus der Burg heraus – mitten durch die Reihen der<br />
nichtsahnenden Belagerer hindurch – und entkam nach Norden.<br />
Er war schon ein gutes Stück Weges entflohen, als endlich der<br />
überraschte Kurfürst mit einigen Rittern die Verfolgung aufnahm.<br />
Auf dem Bremkebach östlich von Freienohl stand damals eine<br />
Mühle, deren Fischteiche noch heute im Bremketal zu finden sind.<br />
Zu dieser Mühle hin sprengte der flüchtige Raubritter mit seinem<br />
keuchenden und schweißbedeckten Ross. Der Müller saß gerade<br />
vor seiner Mühle und schärfte mit einem Meißel einen Mühlstein.<br />
Er war nicht wenig überrascht, als er plötzlich vor sich den Wallensteiner<br />
sah, dessen Schandtat er wohl kannte und schon oft selber<br />
zu spüren bekommen hatte. Der Raubrittter sprang vom Ross<br />
und forderte vom den Müller ungestüm und drohend ein ausgeruhtes<br />
Pferd. Den Müller jedoch überkam ein gerechter Zorn.<br />
Er schlug den Wallensteiner mit dem Meißel den Schädel ein.<br />
Kurze Zeit darauf ritt der verfolgende Kurfürst mit seinen Rittern<br />
auf den Mühlenhof ein. Er hatte sich nach dem Weg erkundigen<br />
wollen und war nicht wenig erstaunt, den Wallensteiner erschlagen<br />
in der Mühle zu finden. Der Kurfürst lobt die mannhafte Tat<br />
des Müllers und schenkte ihm zum Dank für seinen Anteil an der<br />
Wiederherstellung des Landfriedens den Grundbesitz des erschlagenen<br />
Raubritters. Der Kurfürst soll gesagt haben: Es ist schade,<br />
dass Du nur ein Müller bist, ich hätte sonst wohl Lust, Dich zu<br />
einem Ritter zu machen!“ Der Müller hat sich von der Zeit an<br />
Bauer Schade – oder, wie andere erzählen, Freiherr von Schade –<br />
genannt. ■<br />
(Hugo Blessenohl) Aus: Sagen des Mescheder Landes<br />
*Berittene Begleitpersonen<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 111
Robert geht Wandern ... im Arnsberger Wald<br />
VOM<br />
WALDBAHNHOF<br />
UND SICH<br />
ERHOLENDER<br />
NATUR<br />
Robert Hinkel<br />
Blick auf den Flughafen<br />
112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Robert Hinkel ist zertifizierter Wanderführer.<br />
Einer der jüngsten im Sauerland, aber trotz<br />
dem mit jeder Menge Erfahrung, denn er wandert<br />
bereits seit frühester Kindheit durch das Sauerland und die<br />
Alpen. Nach einem Wanderführer-Seminar bekam Robert<br />
eine Teilnahmebescheinigung - die ihm allerdings nicht<br />
reichte: „Ich wollte auch das Zertifikat“. Das hat er dann<br />
auch bekommen und zeigt unseren Lesern seitdem – mit bescheinigter<br />
Kompetenz - die schönsten Wanderstrecken im<br />
Sauerland.<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche Strecke wanderst du dieses Mal?<br />
Robert: Diesmal geht’s durch den 600 km² großen Arnsberger<br />
Wald. Das ist ein Rechteck mit 15 km Länge und 40 km Breite,<br />
vereinfacht gesprochen. Er gehört zu den größten zusammenhängenden<br />
Waldgebieten Deutschlands. Allerdings war der<br />
Arnsberger Wald im Spätmittelalter nur ein Teil des noch viel<br />
größeren Lürwalds, der weite Teile des Herzogtums Westfalen<br />
bedeckte.<br />
Es ist eine Rundwanderung mit Start und Ziel am Wanderparkplatz<br />
Bockstall. Der befindet sich auf dem höchsten Punkt<br />
der B 229 zwischen Arnsberg und Breitenbruch. Google findet<br />
ihn. Erst geht es nach Altenbreitenbruch, dann ostwärts mitten<br />
in den Wald hinein. Wenn wir auf den Dinscheder Weg<br />
treffen, geht es hoch zum Dinscheder Bahnhof. Der Rückweg<br />
führt über den Plackweg (X1). Das sind knapp 14 km, Abkürzungen<br />
sind möglich, indem man schon früher rechts bergauf<br />
geht.<br />
Ein Bahnhof mitten im Wald auf einem Berg?<br />
Ja. Sowohl der Begriff „Bahn“ als auch „Hof“ sind wesentlich<br />
älter als die Eisenbahn. Ein Viehgespann auf einem Jahrhunderte<br />
alten Handelsweg wie dem Plackweg hat sicherlich mal<br />
eine Pause gebraucht. Der Dinscheder Bahnhof eignete sich<br />
wohl besonders dafür. Das Wort Bahn hatte früher die Bedeutung<br />
von „Durchhau durch einen Wald“ oder „festgeschlagener<br />
Weg“, als Hof bezeichnete man ursprünglich ein Areal, einen<br />
Freiraum. Möglich ist auch die Herkunft vom „“bâmhof“, was<br />
Baumgarten bedeutet.<br />
Für wen eignet sich die Wanderung? Wie schwer ist sie?<br />
Für knapp 14 km braucht man natürlich etwas Kondition. Sie<br />
ist wellig, aber für Sauerländer Verhältnisse relativ flach. Kein<br />
Vergleich mit meinen Wanderungen auf den Bastenberg oder<br />
den Olsberg im letzten <strong>Winter</strong> und Frühling. Tiefster und<br />
Pferde auf der Weide zwischen Alt-Breitenbruch<br />
und Breitenbruch<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 113
höchster Punkt liegen 150 Höhenmeter auseinander. Schwierigkeitsgrad<br />
3 von 7.<br />
Welche Besonderheiten bietet sie?<br />
Wälder und Ton-Boden speichern Feuchtigkeit ziemlich gut.<br />
Das gilt auch für die Wege, wenn der Boden nicht oberflächlich<br />
gefroren oder ausgetrocknet ist (nach einer Kälte- bzw. Hitzewelle).<br />
Der Arnsberger Wald ist – übertrieben formuliert – ein<br />
einziges Moor mit teils spezieller Vegetation. Seit der Borkenkäfer-Plage<br />
gibt es aber auch schöne Aussichtsstellen, zum Beispiel<br />
nach Süden über das Ruhrtal hinweg. Der Arnsberger Wald<br />
war so ziemlich früh vom Borkenkäfer betroffen. Deshalb kann<br />
man jetzt mit als Erstes sehen, wie sich die Natur nach zwei,<br />
drei Jahren langsam regeneriert. ■<br />
Dinscheder Bahnhof<br />
Wer diese Strecke mit Robert wandern<br />
möchte, findet sich am 06. Februar 2022<br />
um 10 Uhr am Parkplatz Bockstall ein.<br />
114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
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Sauerland<br />
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
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Christel Zidi<br />
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Dieses prachtvolle Portal ist<br />
mehr als nur das übrig gebliebene<br />
Tor eines alten Bauernhauses.<br />
Es verkörpert ein Stück<br />
Stadtgeschichte. Der gesamte Hof<br />
stand einst - fast genau - auf dem gleichen<br />
Platz. Er war der schönste und<br />
größte Hof in <strong>Warstein</strong>.<br />
Der Erbauer, Johannes Konrad Cramer,<br />
war ein Sohn der <strong>Warstein</strong>er Brauerfamilie.<br />
Er hatte sich sein Erbteil auszahlen<br />
lassen und war ins Wästertal gezogen,<br />
auf ein Grundstück der Familie Kaiser.<br />
„Die Bebauung des Wästertals als Unterstützung<br />
geschah vom Stadtberg aus ab<br />
dem 17. Jahrhundert“, berichtet uns dazu<br />
<strong>Warstein</strong>s Ortsvorsteher Dietmar Lange,<br />
„sodass es seit dieser Zeit eine Oberstadt<br />
auf dem Stadtberg und eine Unterstadt<br />
im Tal gab, was bis zum Stadtbrand am<br />
31.12.1802 so war.“<br />
Da Konrads Ehefrau Anna Maria Christina<br />
geb. Hötte aus wohlhabendem Hause<br />
kam, konnte das Paar hier 1784 ein<br />
besonders schönes und repräsentatives<br />
Fachwerkhaus errichten.<br />
Ihre Tochter Petronella, die auf dem Hof<br />
blieb, heiratete später Franz Göke. Und<br />
so hieß der Hof denn auch bis zu seinem<br />
Abbruch: Göke-Kaiser.<br />
In den 1950er Jahren kaufte die Stadt<br />
<strong>Warstein</strong> den Hof auf. Die Rangekreuzung<br />
musste erweitert werden und der<br />
Neubau der Sparkasse war geplant. Das<br />
Freilichtmuseum Detmold interessierte<br />
sich für das schöne Hallenhaus und<br />
ließ den damals 170 Jahre alten Hof demontieren<br />
und einlagern, um ihn später<br />
im Museum wieder aufzubauen. Doch<br />
ein zerstörerischer Pilz hatte die Balken<br />
des Hauses befallen. Lediglich das alte<br />
Tor war soweit erhalten geblieben, dass<br />
es 2011 – auf Initiative der Bullerteichfreunde<br />
- nach <strong>Warstein</strong> zurückgeholt<br />
werden konnte. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 117
DER<br />
RALLYE-<br />
MANTA<br />
400<br />
IM SAUERLAND<br />
Christel Zidi<br />
Marc Niemeyer<br />
118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Manta 400 Gruppe B<br />
1982<br />
4 Zylinder<br />
ca. 300 PS<br />
weiß-blau-rotgold*<br />
215 km/h<br />
ca 4,5 Sek.<br />
*Rothmans Design<br />
Das Sauerland hat sich zum Bikerland entwickelt. Das<br />
bedeutet aber nicht, dass hier nicht immer wieder<br />
auch ganz besondere Autos unterwegs sind. Eines<br />
davon hat unser Fotograf Marc Niemeyer in Oeventrop entdeckt.<br />
Ein Opel Manta – aber was für einer.<br />
Zwar ist es nicht das Original-Fahrzeug, das der finnische<br />
Rennfahrer Henri Toivonen (1956-1986), der leider viel zu<br />
früh bei einer Rallye verstarb, fuhr. Aber dieses flotte Teil ist<br />
schon sehr nah dran. Vier Jahre, unzählige Stunden hat der<br />
Oeventroper Rallye-Auto-Besitzer investiert, bis der Manta<br />
so – fast originalgetreu - dastand. „Aber das größte Problem<br />
ist, alle Teile, die zu so einem Auto gehören, zusammenzutragen“,<br />
so der Oeventroper. Seine Mühe hat sich gelohnt. Im<br />
November kam das Fahrzeug bei der Retro Rallye Hessisches<br />
Bergland zum Einsatz und konnte von Manta- und Rallye-<br />
Fans bestaunt werden.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 119
Ganz so schnell wie der Finne Toivonen war unser Oeventroper<br />
wohl kaum am Start, denn der fuhr 1983 bei der Manx<br />
International Rallye auf der Isle of Man das Original-Fahrzeug<br />
gegen Marken wie Audi Quattro A2 oder den Lancia<br />
037, die zu dieser Zeit die Rallye-Welt beherrschten. Obwohl<br />
der Manta untermotorisiert war, gewann Toivonen – beim<br />
ersten Versuch. ■<br />
120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Alexa,<br />
was ist eigentlich eine Marke?“<br />
„Ich habe das hier im <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> gefunden:“<br />
Das Sauerland ist, wie wohl<br />
jeder Dorfbewohner weiß,<br />
die Heimat von herausragenden<br />
Marken. Jedes Dorf hat seine<br />
bekannten Marken. Heißt es doch:<br />
„Der Schulten Jupp, das ist auch so‘ne<br />
Marke!“ Schauen wir uns nun Schulten<br />
Jupp und das, was er so macht, genauer<br />
an, erfahren wir, was eine Marke auszeichnet<br />
und unverwechselbar macht.<br />
1. Schulten Jupp ist eine Marke. Er<br />
ist bekannt wie’n bunter Hund.<br />
2. Schulten Jupp erkennst Du<br />
sofort an seinem harten Sauerländer<br />
Dialekt, an seiner recht<br />
lauten Stimme und bestimmt<br />
an seiner eigenwilligen Lache.<br />
Den brauchst Du nicht zu<br />
sehen, den hörst Du.<br />
3. Schulten Jupp ist ehrlich. Der<br />
sagt, was er denkt. Und er macht,<br />
was er sagt.<br />
4. Auf Schulten Jupp ist immer<br />
Verlass. Wenn Du Hilfe brauchst,<br />
Schulten Jupp ist da und macht<br />
das.<br />
Es gibt noch viel mehr über Schulten<br />
Jupp zu erzählen. Aber das muss<br />
reichen. Jetzt verstehst Du, was eine<br />
Marke ist. Oder immer noch nicht?<br />
Dann habe ich für Dich noch ein<br />
Beispiel. Das Sauerland ist eine Marke.<br />
Und was für eine. Die Menschen im<br />
Sauerland mögen ihre Marke. Sie sind<br />
stolz darauf. Ihr Herz schlägt für das<br />
Sauerland. Auf das Sauerland lassen sie<br />
nichts kommen. Egal, wie Du Sauerland<br />
schreibst: groß, klein, mit dicken<br />
Buchstaben, mit geschwungenen<br />
Buchstaben, mit oder ohne Bild. Sauerland<br />
bleibt Sauerland. Und es ist ja in<br />
den Herzen. Damit identifiziert man<br />
sich. Das nennt man Identität. Manche<br />
sprechen sogar von Sauerlandität.<br />
Also merke Dir!<br />
● Sauerland ist eine Marke<br />
● Man spricht von der Sauerländer<br />
Lebensart<br />
● Sauerland ist eine Lebensform,<br />
sagt zumindest Ulrich Raulff.<br />
Und der muss es wissen.<br />
Er ist ein bekannter Historiker<br />
und Autor.<br />
Eine Marke musst Du natürlich pflegen.<br />
Immer und überall. Dann macht<br />
sie Dein Leben einzigartig und schön.<br />
Du lächelst, wenn Du den Namen<br />
hörst. Dein Gegenüber auch. Du<br />
verbindest viel Schönes mit dem Sauerland.<br />
Dein Gegenüber auch. Du erzählst<br />
mit Stolz<br />
über das Sauerland. Dein<br />
Gegenüber hört gespannt zu. Du<br />
merkst, man interes siert sich für Dich,<br />
pardon für das Sauerland. Was gibt es<br />
Schöneres.<br />
Aber beachte! Überall lauern Gefahren<br />
und Neider, die am Glanz der<br />
Marke kratzen wollen, die ihr den<br />
Erfolg nicht gönnen. Oder, die von<br />
der Bekanntheit, dem Image und<br />
Vertrauen der Marke etwas abbekommen<br />
möchten. Du musst die Marke<br />
schützen. Sie muss unverwechselbar,<br />
einzigartig, begehrenswert und immer<br />
sympathisch bleiben.<br />
Jetzt weißt Du, was eine Marke ist.<br />
Und schau Dich mal um im Sauerland,<br />
wo Du überall bekannte, sympathische<br />
und einzigartige Marken fin dest.<br />
Sauer land ist ein Markenland. Das<br />
kann ich Dir versprechen. ■<br />
www.marketingclub-hsk.de<br />
Mein Name ist Macketing. Alexa Macketing. Ich bin Dozentin im Fachbereich<br />
„Dönekes“ an der Sauerland-Universität zu Blüggelscheidt-Mosebolle.<br />
Zusammen mit meinem Marketingclub-Team forsche ich am Geheimnis,<br />
warum es so viele welt-erfolgreiche Sauerländer Unternehmen gibt. Zugegeben:<br />
Noch tappen wir ein wenig im Dunkeln, aber wir bleiben am Ball…<br />
Mehr Marketing-Dönekes in den kommenden <strong>WOLL</strong>-Ausgaben!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 121
Drei Männer im Sauerland des 17. Jahrhunderts<br />
Christel Zidi<br />
JÄGER, GEJAGTER<br />
- UND MICHAEL STAPPERT<br />
Drei Männer trafen sich im<br />
Juni 1617 in <strong>Warstein</strong>-Allagen. Drei Männer,<br />
wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten: ein<br />
Hexenkommissar, ein Bierbrauer und ein Pfarrer. Eine<br />
schicksalhafte Begegnung.<br />
Der junge Michael Stappert hatte schon einigen Prozessen<br />
beigewohnt, bei denen Menschen der Hexerei angeklagt und<br />
zum Tode verurteilt worden war. Als Pfarrer kam er hinzu, um<br />
geistlichen Trost zuzusprechen. Bei diesen Gesprächen hörte<br />
er immer wieder, wie die Verurteilten zu ihren Geständnissen<br />
gebracht worden waren: durch suggestive Fragen und durch<br />
Folter.<br />
Noch gar nicht lange her war es, dass der aus <strong>Rüthen</strong>-Meiste<br />
stammende Stappert - auch Michael Stapirius genannt – sich als<br />
Pfarrer der Kirchengemeinde St. Christophorus Hirschberg für<br />
die Ausrottung der Hexen aussprach. Aber waren diese Menschen,<br />
die da vor ihm saßen, wirklich Hexen…? Es gab einige<br />
unter ihnen, die ausdrücklich darum baten, das, was sie ihm<br />
anvertrauten, nicht den Richtern mitzuteilen. Zu groß war die<br />
Angst vor weiteren Folterungen. Lieber wollten sie sterben…<br />
Dieser neue Richter aus Köln, Dr. Heinrich Schultheiß, hatte<br />
in den letzten beiden Jahren schon so einige Prozesse geführt.<br />
Nun stand sein 13. Fall an: Steffen von Niederbergheim. Stappert<br />
kannte ihn. Die Niederbergheimer war ungefähr in seinem<br />
Alter. Eigentlich kannte ihn jeder in der Umgebung, denn mit<br />
dem Wasser aus der Wäster braute Steffen besonders gutes Bier.<br />
Aber dieser Bierbrauer, der da auf der Anklagebank saß, hatte<br />
doch mit Hexerei nun wirklich nichts im Sinn. Natürlich vernebelte<br />
zu viel seines Bieres einem schon mal den Kopf, aber<br />
das tat anderes Bier ebenso. Als Michael dem jungen Brauer<br />
die letzte Beichte abnahm, hört er fast das Gleiche, das er zuvor<br />
auch von den anderen Verurteilten erfahren hatte. Von denen<br />
in Kallenhardt, Hirschberg, Hellefeld und jetzt hier in Allagen.<br />
Die Zweifel des Priesters<br />
Die schon zuvor aufgekommenen Zweifel des Pfarrers verstärkten<br />
sich. Für Steffen konnte er nichts mehr tun, aber er wollte<br />
seinen Blick mal genauer auf das richten, was bei diesen Prozessen<br />
wirklich vor sich ging. Michael Stappert war bis 1821 in<br />
Hirschberg tätig, dann zog er nach Grevenstein. In den Jahren<br />
1628/1629 war er bei Hexenprozessen in Anröchte, Balve, Calle<br />
und Hirschberg dabei. Dieses Mal führte er aber nicht nur Gespräche<br />
mit den Verurteilten und ihren Verwandten, sondern<br />
auch mit anderen Geistlichen, mit den Gefängniswärtern.<br />
Foto: Hexenhammer: Sprenger, Jakob, Public domain, via Wikimedia Commons<br />
Jetzt wollte er genau wissen, was wirklich bei den Hexenprozessen<br />
und den Folterungen geschah. Dazu nahm er auch den Hexenkommissar<br />
genauer unter die Lupe.<br />
122 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Der Bauernsohn aus Stormede<br />
Heinrich Schultheiß stammte aus ein reichen Großbauernfamilie aus Scharmede<br />
bei Salzkotten. Was hat ihn zu dem werden lassen, der er war? Seine Lehrer an<br />
der Jesuitenschule in Paderborn oder später die an den Universitäten in Köln und<br />
Würzburg, die keinen Zweifel an der<br />
Notwendigkeit der Hexenverfolgung<br />
ließen. Hatte ihn der Verfolgungseifer<br />
der Brüder Dietrich und Kaspar von<br />
Fürstenberg angesteckt? Der eine Bischof<br />
im Hochstift, der andere Landdrost<br />
im Herzogtum Westfalen. Oder<br />
war es die Tatsache, dass sein Vater,<br />
als Schöffe an einem Hexenprozess<br />
Das Pfarrheim in Grevenstein wurde Michael<br />
Stappert gewidmet<br />
Hier in der Arnsberger Altstadt<br />
wohnte der Hexenkommissar<br />
beteiligt - damals wurden zwölf Frauen<br />
verurteilt und hingerichtet – vom<br />
Sohn einer Verurteilten wegen Rechtsbeugung<br />
verklagt wurde? Was hatte<br />
Schultheiß zum unbarmherzigen Hexenkommissar<br />
werden lassen? Mischte<br />
sich da der Kampf gegen den Protestantismus<br />
und mit der Bekämpfung<br />
des „Hexenunwesens“? Um 1614 war<br />
Schultheiß nach Arnsberg gekommen,<br />
zunächst als kurfürstlicher Rat, dann<br />
als Vertreter des Fiskus bei Prozessen.<br />
Der Scharmede Bauernsohn kam bei<br />
seinen Vorgesetzten gut an und wurde<br />
später sogar in den Adelsstand erhoben.<br />
1633, während des 30-jährigen Krieges musste er vor den protestantischen<br />
Truppen nach Köln fliehen, kehrte aber wieder nach Arnsberg zurück, war 1643<br />
an den „Zaubereiprozessen“ in Werl beteiligt. Dr. Heinrich von Schultheiß starb<br />
1646 in Arnsberg. Den Angeklagten Geständnisse abzuverlangen, gelang Schulte<br />
fast immer. Entweder durch Suggestivfragen – oder eben durch Folter. Da machte<br />
er auch vor dem damaligen Bürgermeister der Stadt Arnsberg - Henneke von Essen<br />
- nicht halt.<br />
Die Erkenntnisse, die Michael Stappert erlangt hatte, führten zu einem vollständigen<br />
Sinneswandel. Er schrieb diese nieder und wandte sich fortan gegen das Unrecht,<br />
gegen gnadenlose Folterung und die Verurteilung Unschuldiger als Hexen,<br />
gegen deren Tod auf dem Scheiterhaufen. Seine Schrift wurde allerdings erst 1676<br />
in dem Buch des Amsterdamer Kaufmanns Hermann Löher veröffentlicht.<br />
MUSTERHAUS<br />
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Michael Stappert, der von 1621 bis zu seinem Tod im Jahre 1663 in Grevenstein<br />
wirkte, hat sich neben seiner pastoralen Tätigkeit für die Verbesserung des Schulwesens<br />
engagiert. ■<br />
Fotoautoren:<br />
Thomas Jostes (Michael-Stappert-Haus)<br />
ArtMechanic, via Wikimedia Commons<br />
(Haus zur Krim)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 123<br />
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Kuhgeflüster im <strong>Winter</strong><br />
Kuhgeflüster im Herbst<br />
Peter P. Neuhaus<br />
Vom Mittelmaß<br />
von Peter P. Neuhaus<br />
Die Kuh flog niemals auf den Mond,<br />
sah nie Amerika.<br />
Sie ist zufrieden, wo sie wohnt –<br />
wie Tante Erika.<br />
Die Kuh schrieb niemals ein Poem,<br />
obwohl sie’s sicher kann.<br />
Sie fuhr nicht selbst nach Bethlehem,<br />
sie schickte ihren Mann.<br />
Sie schnurrt nicht und sie haart nicht sehr,<br />
taugt nicht als Kind-Ersatz.<br />
Sie fährt nicht mit dem Nahverkehr,<br />
zahlt Standardsteuersatz.<br />
Ist keine, die sich groß beschwert,<br />
braucht keine Majestät,<br />
geht ungern nur ins Jazzkonzert,<br />
sah niemals Breaking Bad.<br />
Sie denkt nicht übers Große nach,<br />
das Ganze juckt sie kaum.<br />
Und liegt sie dann im Schlafgemach,<br />
vergisst sie Zeit und Raum.<br />
Die Kuh, sie ist zufrieden schon<br />
mit wenig. Von derWelt<br />
erwartet sie nicht Gotteslohn,<br />
nicht Auto, Haus, nicht Geld.<br />
124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
Die Kuh isst nicht beim Sternekoch<br />
und trinkt nur selten Gin.<br />
Am Abend sagt sie:„Sicher doch …“<br />
und legt sich friedlich hin.<br />
Sie hofft nicht auf den großen Spaß.<br />
Sie ist und bleibt bloß: Kuh.<br />
Ist glücklich mit dem Mittelmaß,<br />
genau wie ich und Du.<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann und die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
im Buch "Kuhgeflüster – Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland"<br />
15,90 € / ISBN-978-3-943681-63-5 / Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag<br />
Erhältlich im www.woll-onlineshop.de oder in den Sauerländer Buchhandlungen<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann und die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
im Buch "Kuhgeflüster – Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland"<br />
15,90 € / ISBN-978-3-943681-63-5 / Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag<br />
Erhältlich im www.woll-onlineshop.de oder in den Sauerländer Buchhandlungen<br />
„Das ganze Buch ist gut.“<br />
Thomas Gsella<br />
Auf den sauerländischen Weiden und in den dunklen<br />
Wäldern der berühmten Mittelgebirgs region zwischen<br />
Ural und französischem Zentralmassiv tummeln sich Tiere,<br />
die sich allerlei zu erzählen haben.<br />
Das wird von Rüdiger Tillmann genaustens beobachtet<br />
und in bunten Cartoons festgehalten. Und darüber muss<br />
man Worte verlieren. Also reimt Peter P. Neuhaus, was<br />
die Tierwelt hergibt.<br />
Immer wieder steht im Zentrum dieser Beobachtungen<br />
die Kuh, die Symbolfigur des Lands der tausend Berge, in<br />
dem am Ende der Geschichte manchmal sogar Cowboys<br />
gen Horizont ziehen sollen. Und wenn die grad nicht da<br />
sind, tut’s eben die Kuh.<br />
Geschichten und Gedichte aus dem Sauerland R. Tillmann / P. P. Neuhaus<br />
ÜSTER<br />
Rüdiger Tillmann Peter P. Neuhaus<br />
KUHGEFLÜSTER<br />
aus dem Sauerland
Ein<br />
Nikolaus<br />
mit Zertifikat<br />
Andreas Wiemar aus <strong>Warstein</strong><br />
Helmut Gaida<br />
sabrinity<br />
Andreas Wiemar aus <strong>Warstein</strong> ist ein vielbeschäftigter<br />
Mann. Das ganze<br />
Jahr über. Doch in der Vorweihnachtszeit<br />
ist er in besonderer<br />
Mission unterwegs. Dann nämlich tritt<br />
er in die Fußstapfen des Heiligen Nikolaus<br />
und bringt großen und kleinen<br />
Menschen Freude.<br />
Andreas Wiemar zieht ein rotes Kostüm<br />
an, setzt die Mitra auf und nimmt den<br />
Bischofsstab zur Hand. Jetzt ist er der<br />
Nikolaus. Um ein solcher zu werden,<br />
hat der 52-jährige Wiemar eigens einen<br />
Ausbildungs-Kurs des Erzbistums Paderborn<br />
besucht und das „Nikolaus-<br />
Zertifikat“ erhalten. Als Nachfolger<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 125
Das erste Kostüm nähte seine Frau Haare und Bart wachsen erst ab Ende November Knecht Ruprecht muss dem Nikolaus dienen<br />
des heiligen Nikolaus von Myra, der für Selbstlosigkeit und<br />
Nächstenliebe steht, besucht er seitdem in der Vorweihnachtszeit<br />
die Menschen und schenkt ihnen ein bisschen Freude.<br />
Wie auch einem kleinen Mädchen, im letzten Dezember vor<br />
dem Hirschberger Rathaus. Die Kleine zupfte schon eine ganze<br />
Weile an seinem Gewand. Auf seine Frage, was sie denn<br />
möchte, antwortete das Mädchen mit glänzenden Augen: „Der<br />
Bauch ist echt. Du bist der richtige Nikolaus.“<br />
Wenn er zu Kindern geht, ist er meist allein unterwegs. Denn<br />
um die Kleinen nicht zu verängstigen, verzichtet er auf den Einsatz<br />
des furchteinflößenden Knecht Ruprecht: „Kinder sollen<br />
im positiven Sinne vom Nikolaus träumen.“ Aus dem gleichen<br />
Grund gibt es bei seinen Worten keine erzieherischen Reden,<br />
sondern nur Geschenke und eine schöne Zeit.<br />
Anders, wenn es zu abendlichen Nikolausfeiern geht. Dann<br />
tritt er meist im Dreiergespann auf, mit dem dunklen Gesellen<br />
Knecht Ruprecht (Andreas Reineke), der schon mal die Rute<br />
auspacken muss, und einem Rentier (Markus Kruse) hoch aus<br />
dem Norden (des Sauerlandes). Andreas Wiemar: „Es ist ein<br />
schönes Miteinander und ein wunderbarer Job.“<br />
Ein Job, der ihm viel Freude bereitet, aber durchaus nicht der<br />
einzige. Weil es für Andreas Wiemar eine Selbstverständlich-<br />
Du möchtest im<br />
Sauerland<br />
etwas bewegen und an sympathischen<br />
Marken mitarbeiten?
Der Bart muss in Form gebracht werden Die Mitra auf den Kopf, die Brille auf... ... und dann hinein die blankgeputzten Schuhe.<br />
keit ist, ehrenamtlich tätig zu sein, ist er schon seit langer Zeit<br />
bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt. Der 52-jährige <strong>Warstein</strong>er<br />
ist gern unter Menschen, sowohl bei der <strong>Warstein</strong>er<br />
Brauerei, wo er als Betriebsrat arbeitet, als Vorsitzender des Vereinsbürgerrings<br />
oder beim Karneval. Und natürlich ist er auch<br />
regelmäßig auf dem Fußballplatz zu finden, äh zu hören, denn<br />
Wiemar ist Stadionsprecher des TuS <strong>Warstein</strong>.<br />
Aber jetzt freut sich Andreas Wiemar erst einmal auf seinen<br />
nächsten Besuch in den Werkstätten für Behinderte. Hier wird<br />
seiner Ankunft förmlich entgegengefiebert. ■<br />
Bischof Nikolaus von Myra wurde vermutlich zwischen<br />
270 und 286 geboren, in Patara/ Lykien,<br />
der heutigen Türkei geboren. Er starb an einem 6.<br />
Dezember zwischen 343 und 351 in Myra.<br />
Nach seiner Priesterweihe war Nikolaus zunächst<br />
Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Das<br />
große Vermögen, das er von seinen Eltern geerbt hatte,<br />
verwendete er, um armen Menschen zu helfen.<br />
Sales Manager Digital Media (m/w/d)<br />
Stellvertretende<br />
Redaktionsleitung (m/w/d)<br />
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Deine Gedanken werden Zukunft<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 127
Menschen, Ideen und Lösungen in Berlin vernetzen<br />
Sauerländer Anlaufpunkt<br />
in der Hauptstadt<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Sauerländer Botschaft<br />
Sauerländer Lebensart. Sauerland als Lebensform. Sauerländer Botschaft in Berlin. Das Sauerland und<br />
seine Menschen machen sich zunehmend bemerkbar. Und das ist gut so. Jedenfalls, wenn man zurückschaut<br />
und sich wundert, warum es der Region mitten im Herzen von Deutschland, oder wie es ein Schmallenberger<br />
Unternehmen einmal sagte: „im Herzen Europas“, an hoher Bekanntheit und einem unverwechselbaren<br />
Image mangelt.<br />
Seit kurzem gibt es den Verein Sauerländer Botschaft in<br />
Berlin. Die Gründer und Initiatoren sind der Überzeugung,<br />
dass es einen zentralen Anlaufpunkt in der Bundeshauptstadt<br />
geben sollte, der Sauerländerinnen und<br />
Sauerländer in Berlin zusammenführt. Seien es ‚Exil-Sauerländer‘,<br />
die in Berlin leben und arbeiten, seien es Sauerländer<br />
Unternehmen die geschäftlich in Berlin vertreten<br />
sind, seien es Politikerinnen und Politiker, die unsere Region<br />
vertreten oder einfach heimatverbundene Menschen<br />
aus dem Sauerland, die an einem spannenden Netzwerk<br />
interessiert sind. Die Sauerländer Botschaft in Berlin als<br />
„Schützenhalle“ im unübersichtlichen Häusermeer einer<br />
Großstadt.<br />
Treffen und bei einem Sauerländer Pils<br />
nett unterhalten<br />
„Eine erste Abfrage in der Region zeigt: Nicht nur wir<br />
Initiatoren haben großes Interesse daran, auch viele Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in Sauerländer Unternehmen,<br />
heimische Politikerinnen und Politiker sowie weitere<br />
Funktionäre fänden es klasse, wenn wir Sauerländer in<br />
Berlin eine zentrale Anlaufstelle hätten.“ Emanuel Homann<br />
aus Alme, ein forscher Sauerländer Dorfjunge, Inhaber<br />
eines bundesweit agierenden Architekturbüros mit<br />
Standorten in Frankfurt, Düsseldorf, Brilon und Berlin,<br />
einer der Gründer der Sauerländer Botschaft, berichtet<br />
128 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
mit großer Begeisterung über die Entwicklung in den<br />
vergangenen Wochen und Monaten. „Zu unserem ersten<br />
Treffen am 9. November in der Parlamentarischen<br />
Gesellschaft kamen mehr als 80 Sauerländerinnen und<br />
Sauerländer. Die Medien haben bundesweit darüber berichtet.<br />
Man kennt uns jetzt nicht nur im Sauerland.“<br />
Sein Bruder Cornelius, der als Rechtsanwalt, unter anderem<br />
als Fachanwalt für Bau- und Architekturrecht, in<br />
Brilon tätig ist, ergänzt: „So wie wir uns im Sauerland<br />
beim Schützenfest ungezwungen treffen und sich jeder<br />
mit jedem unterhält, so soll das auch bei der Sauerländer<br />
Botschaft in Berlin sein.“<br />
Sauerländer haben Ahnung und teilen<br />
sie gerne mit Gleichgesinnten<br />
Der Journalist und Buchautor Ulrich Raulff hat erst<br />
kürzlich in seinem Esay „Das Sauerland als Lebensform“<br />
trefflich über die Sauerländer formuliert: „Sie haben Ahnung.<br />
Diese Gabe prägt ihre Lebensform und verbindet<br />
sich mit ihrem natürlichen Realismus. Aber anders als<br />
Annette (Anm. der Redaktion: hier meint der Autor die<br />
Dichterin Annette von Droste-Hülshoff) meinte, macht<br />
sie die Sauerländer nicht zu erfolgreichen Spekulanten.<br />
Sie macht sie zu phantastischen Fabrikanten.“<br />
Diese Fabrikanten, Unternehmer, Macher und Vordenker<br />
will die Sauerländer Botschaft zusammenbringen.<br />
Und ihnen, wenn sie dann in der Hauptstadt geschäftlich<br />
Vorstandsvorsitzender Cornelius Homann aus Brilon (Foto privat)<br />
NEUES JAHR,<br />
NEUES GLÜCK!<br />
2022B<br />
AUSSTELLUNG<br />
AUSSTELLUNG<br />
Haus Garten Technik<br />
Haus Haus Haus Garten Garten Technik<br />
Technik<br />
Meschede<br />
Meschede<br />
Täglich<br />
10:30 bis<br />
17:30 Uhr<br />
Täglich<br />
St. Georgs Halle Meschede<br />
10:30 bis<br />
Haus Garten Technik<br />
Haus Haus Haus Garten Garten Technik<br />
Technik<br />
Sa. 12. Feb.<br />
So. 13. Feb.<br />
Sa. 12. Feb.<br />
So. 13. Feb.<br />
17:30 Uhr<br />
www.BauLokal.de<br />
St. Georgs Halle Meschede<br />
www.BauLokal.de<br />
Wir hoffen auf eine mögliche Durchführung der<br />
BauLokal Ausstellung im Februar 2022, und zwar „live<br />
und in Farbe“! Natürlich kann man nicht messerscharf<br />
in die Zukunft blicken, doch wir sind optimistisch,<br />
dass unsere beliebte Baumesse im kommenden Jahr<br />
stattfinden wird.<br />
Für interessierte Aussteller: Es gibt 100%<br />
Rücktrittsrecht ohne Kosten, falls aufgrund Covid die<br />
Veranstaltung nicht stattfinden kann. Melden Sie sich<br />
gern bei uns und sichern Sie sich Ihre Standfläche.<br />
Kontakt: Oliver Schaeffer<br />
02904 / 711 80-20 oliver@axo-media.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 129<br />
B<br />
N<br />
Wi<br />
im<br />
nic<br />
da<br />
Fü<br />
fal<br />
Sie<br />
Ko
Über besondere Leistungen und Erfolge der heimischen<br />
Unternehmen oder über Politiker, Sportler, Künstler und<br />
andere Menschen aus dem Sauerland, die gerade etwas Bemerkenswertes<br />
gesagt oder getan haben. Man fühlt sich<br />
wohl in der Gemeinschaft von Menschen, deren Herz für<br />
das Sauerland schlägt und ist wohl auch ein bisschen stolz<br />
auf das, was uns verbindet.“<br />
oder privat unterwegs sind, einen vertrauten Ort zum Gedanken-<br />
und Meinungsaustausch anbieten. Barbara Maria<br />
Lempp, geboren und aufgewachsen in Serkenrode und<br />
jetzt Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher Energiehändler<br />
e.V. in Berlin freut sich auf die Treffen mit den<br />
Sauerländerinnen und Sauerländern und allen, die Freude<br />
an Sauerländer Gemütlichkeit haben. „Wann immer Menschen<br />
aus dem Sauerland fern der Heimat zusammenkommen,<br />
haben sie sich meist etwas „Sauerländisches“ zu erzählen.<br />
Über das Dorf oder die Stadt aus der sie stammen.<br />
Nach einhelliger Meinung der drei Vorstandsmitglieder<br />
der Sauerländer Botschaft ist der erste wichtige Schritt<br />
nun getan. Wie es weitergeht, darüber wird das <strong>WOLL</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> an dieser Stelle und über die Online-Kanäle<br />
regelmäßig berichten. Wer bereits jetzt mehr über die<br />
Sauerländer Vertretung in Berlin wissen möchte oder an<br />
einer Mitgliedschaft interessiert ist, findet auf der Website<br />
www.sauerland.berlin weitere Informationen. ■<br />
www.sauerland.berlin<br />
Vorstand und Gäste des ersten Sauerländer Abends in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin - am 9. November 2021 (Foto privat)<br />
130 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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