Region Tirol – Ausgabe Dezember 2021

REGION Reutte
ANLAUFSTELLE
für Pferde in Not
HAPPY END
Haflingerstute „Daisy“ gehört
zu den ersten Pferde-Vermittlungen
der Pferdeklappe
in Reutte. Die 19 Jahre alte
Stute verbrachte ihre Sommer
bisher auf der Alm und
wurde während der kühleren
Jahreszeiten in einer
Box mit Paddock, inklusive
Weidegang in einer Herde,
gehalten. Ihre Besitzerin, die
sich aus zeit- und finanziellen
Gründen schweren Herzens
von ihr trennen musste, beschrieb
sie bei der Aufnahme
als sensibel, sehr lieb im
Umgang, familientauglich
und brav. Gesucht wurde ein
Herzensmensch, der fortschrittlich
reiten können sollte
und Erfahrung mit Pferden
mitbringt. Nach nur einem
Monat in der Pferdeklappe
in Reutte wurde für Daisy
ein perfektes neues Heim
gefunden. Ihre neue Familie
musste sich von einem ihrer
beiden betagten Haflingerpferde
verabschieden und
war auf der Suche nach einer
neuen Gefährtin für die verbliebene
Stute. Dabei wurden
sie auf Daisy aufmerksam.
Nach einigen Telefonaten
fand das Kennenlernen in der
Pferdeklappe in Reutte statt
und die Herzen flogen. Nicht
nur die Augen der beiden
kleinen Töchter der Familie
leuchteten, auch Daisy war
ganz angetan von den vielen
Kuscheleinheiten!
An Liebe und Aufmerksamkeit
wird es der süßen Stute
im neuen Zuhause gewiss
nicht mangeln und auch
Ausritte in der wundervollen
Bergwelt warten auf Daisy.
Besonders schön: die Sommer
darf sie wie gewohnt
auch zukünftig auf weiten
Almwiesen verbringen. „Solche
Erfolgsgeschichten zeigen
uns, wie wichtig es ist
Zeit, Geld und Energie in das
Projekt ‚Pferdeklappe‘ zu stecken“,
sagt Eva Malle, die Geschäftsführerin
des Österreichischen
Tierschutzvereins,
und ergänzt: „Wir wissen,
dass wir nicht jedem Pferd
helfen können. Aber auch,
dass unsere Hilfe für die Pferde
denen wir helfen können,
die Welt bedeutet.“
Wenn Pferde in eine Notlage geraten, weil ihre BesitzerInnen sie nicht
mehr versorgen können, führt an einer Abgabe des Tiers meist kein Weg
vorbei. Die Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins am
ehemaligen Gestüt Stegerberg in Reutte nimmt seit Juli 2021 Pferde auf,
deren HalterInnen von einem Schicksalsschlag getroffen wurden.
Wir helfen HalterInnen
in Notlagen und deren
Pferden, die dadurch ihr
Zuhause verlieren. Aufgrund
der Dringlichkeit werden solche
Tiere häufig an PferdehändlerInnen verkauft,
finden keinen beständigen Platz
oder landen gar beim Schlachter. Vor
diesem Schicksal möchten wir die Pferde
bewahren“, erklärt Eva Malle, Geschäftsführerin
des Österreichischen Tierschutzvereins.
Da die Abgabe eines schutzbedürftigen
Wesens mit Angst und Scham
verbunden sein kann, besteht ab 2022
die Möglichkeit einer anonymen Abgabe
der Tiere. Dafür wird es dann eine eigene
„Begrüßungsbox“ geben, in die Pferde
anonym eingestellt werden können. Die
Tierschützer gehen aber davon aus, dass
Papiere, Impfungen und ähnliche Ausweise
mit abgegeben werden.
Sprungbrett statt Gnadenhof
M EVELYN HARTMANN
Eine klare Abgrenzung gibt es zu Gnadenhof
und Tierklinik. Das Konzept funktioniert
dann am besten, wenn die Pferde
zügig weitervermittelt werden können.
Dazu gibt es nach der Aufnahme zuerst einen
Rundumcheck: „Jedes neu aufgenommene
Pferd wird vom Tierarzt untersucht
und bekommt bei Bedarf eine entsprechende
Behandlung. Außerdem erstellen
wir individuelle Sozialbetreuungspläne,
um unsere Schützlinge artgerecht zu
versorgen, bis der richtige Mensch für sie
kommt“, erklärt Malle. Dann werden die
Pferde sozusagen zur Adoption freigegeben,
bleiben dabei aber lebenslang unter
dem Schutz des Tierschutzvereins. Und
sie verlassen die Pferdeklappe erst dann,
wenn ein wirklich passender Mensch und
Platz gefunden ist. Zwei große Stalltrakte
und zusätzliche Paddockboxen bieten
Platz für insgesamt 28 Pferde. Allein in
den ersten fünf Wochen wurden dort 25
Pferde abgegeben. Die Anlage, die zu diesem
Zweck von Familie Schwarzkopf-Hilti
zur Verfügung gestellt wird, bietet den
Pferden während ihrer Wartezeit ein paradiesisches
Zuhause mit 3,3 Hektar großen
Weideflächen, großen Aufläufen mit
befestigten Sandböden für die Winterzeit,
eine große, helle Bewegungshalle und
einen großzügigen Sandplatz, um die
Pferde zu gymnastizieren.
Wichtig sei trotzdem, dass alle mithelfen, appelliert
Malle: „Getreu unserem Vereinsmotto
„Einer für alle“ soll die Pferdeklappe ein
Gemeinschaftsprojekt mit allen Tierschutzbegeisterten
werden. Zusammen können
wir Pferden in Not ein Zuhause und eine
zweite Chance geben!“ Spenden und Fördermitgliedschaften
sind dabei die Hilfe, auf die
der Österreichische Tierschutzverein für den
Erfolg der Pferdeklappe angewiesen ist.
Helfen und adoptieren
Wer die Adoption eines Pferdes aus der
Pferdeklappe in Betracht zieht, kann sich
auf der Homepage des Österreichischen
Tierschutzvereins genauer dazu informieren
und eine Liste der Vermittlungspferde
sehen. Dass es wirklich passt zwischen
Pferd und Mensch, ist dem Tierschutzverein
ein großes Anliegen, und weil es manchmal
dauert, bis es funkt, wurde eine Warteliste
eingerichtet, über die InteressentInnen
sich regelmäßig über Neuzugänge
informieren lassen können.
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KONTAKT
Wer mehr über die Pferdeklappe erfahren
oder Fördermitglied werden
möchte, der kann sich unter www.
tierschutzverein.at informieren, oder
den Österreichischen Tierschutzverein
unter 0662/84 32 55 oder office@tierschutzverein.at
kontaktieren.
16 REGION TIROL Dezember 2021 Österreichischen Tierschutzverein