Florian Wellmann Immobilienzeitung (Ausgabe 12/21 • Bremen)
Neues aus der Immobilienlandschaft Bremens.
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Burger und Pizza<br />
nach dem Spiel?<br />
KEIN<br />
PROBLEM!<br />
Dürfen Profifußballspieler beim Essen auch<br />
mal „cheaten“? Welches Gericht ist besonders<br />
beliebt und welche Rolle spielt Alkohol im Leistungssport?<br />
<strong>Florian</strong> <strong>Wellmann</strong> wirft im Gespräch mit Mannschaftskoch<br />
Jens Vaassen einen Blick auf die kulinarische Seite von<br />
Werder <strong>Bremen</strong>.<br />
FLORIAN WELLMANN: JENS, DU BIST SEIT VIER JAHREN<br />
MANNSCHAFTSKOCH BEI WERDER BREMEN. WIE HAST<br />
DU DIESEN TOLLEN JOB ERGATTERT?<br />
Jens Vaassen: Ich bin quasi über acht Ecken an den Job gekommen.<br />
Das glaubt mir immer keiner, aber es war eigentlich ganz<br />
einfach. Ich habe ein großes soziales Netzwerk und habe damals<br />
eine Anfrage bei Facebook bekommen, ob ich mir die Tätigkeit<br />
vorstellen könnte. Das erste Treffen mit den Verantwortlichen<br />
fand witzigerweise in Hamburg statt. Danach habe ich noch<br />
mit Teammanager Tim Barten und Clemens Fritz, dem Leiter<br />
Scouting und Profifußball bei Werder, gesprochen, und das<br />
war’s. Jetzt bin ich bereits in der vierten Saison mit dabei.<br />
FLORIAN WELLMANN: WIE SIEHT EIN NORMALER<br />
ARBEITSTAG BEI DIR AUS?<br />
Jens Vaassen: Um 8:30 Uhr gibt es erstmal Frühstück für<br />
die Profis. Um 10 Uhr findet dann das Training statt und ab<br />
11:30 Uhr essen die Spieler zu Mittag. Wenn sie zweimal am Tag<br />
trainieren, dann gibt es zwischen 16:30 Uhr und 18:30 Uhr das<br />
zweite Essen. An diesen Tagen haben wir dann etwas mehr zu<br />
tun, aber wir sind ja insgesamt zu viert. Neben mir ist noch ein<br />
Koch dabei und zwei Küchenkräfte.<br />
FLORIAN WELLMANN: WIE VIELE UNTERSCHIEDLICHE<br />
GERICHTE KOCHST DU PRO MAHLZEIT? WAS BIETEST<br />
DU ALLES AN?<br />
Jens Vaassen: Wir bieten immer ein Fleischgericht an, dann oft<br />
noch ein Fischgericht und eine vegetarische Variante. Dazu gibt<br />
es drei bis vier unterschiedliche Beilagen. Regionale und saiso-<br />
nale Gemüsesorten sind bei jeder Mahlzeit auch sehr wichtig<br />
und werden auf den Trainingsplan abgestimmt. Beispielsweise<br />
verwenden wir oft Brokkoli, weil dieser sehr viel Magnesium<br />
enthält und die Lust auf Zucker bremst. Süßigkeiten sollten<br />
natürlich generell nur in Maßen konsumiert werden. Einige<br />
Vorteile bietet Zartbitterschokolade mit einem Kakaoanteil von<br />
mindestens 70 Prozent. Wenn du davon einen Riegel isst – am<br />
besten vor dem Schlafengehen –, dann werden die Botenstoffe<br />
Serotonin und Melatonin ausgeschüttet, wodurch du glücklich<br />
einschläfst. Spieler haben des Öfteren Schlafprobleme, weil<br />
sie so unter Strom stehen. Zartbitterschokolade hilft einigen,<br />
abends abzuschalten.<br />
FLORIAN WELLMANN: WELCHES GERICHT IST BEI DEN<br />
SPIELERN AM BELIEBTESTEN?<br />
Jens Vaassen: Bei den Cheat-Gerichten liegen Hamburger<br />
und Pizza ganz klar vorne. Die Jungs leben nahezu die ganze<br />
Woche diszipliniert, aber nach einem Spiel wird auch gerne mal<br />
eine Ausnahme gemacht. Von unseren Gerichten ist der Crispy<br />
Chicken Burger mit einer Süß-Sauer-Soße oder Wok-Gemüse als<br />
Beilage ein Highlight. Bei den vegetarischen Mahlzeiten erfreut<br />
sich das Kichererbsen-Ragout mit Reis und Curry großer<br />
Beliebtheit.<br />
FLORIAN WELLMANN: ESSEN DIE SPIELER<br />
IMMER ZUSAMMEN ODER MANCHMAL<br />
AUCH EINZELN?<br />
Jens Vaassen: Es ist meistens so, dass die<br />
Spieler verschiedene Behandlungen haben und<br />
noch dazu individuelle Trainingspläne. Daher<br />
kommen die meisten in kleinen Gruppen zum<br />
Essen. Die sind aber oft durcheinandergewürfelt,<br />
weil die Spieler nach dem Training immer unterschiedliche<br />
Termine haben.<br />
FLORIAN WELLMANN: GIBT ES AKTUELL VEGETARIER<br />
ODER VEGANER UNTER DEN SPIELERN?<br />
Jens Vaassen: Wir haben einen höheren Anteil an Vegetariern<br />
und Veganern als früher, das ist hochinteressant. Insgesamt<br />
kommen wir so auf sieben bis acht Spieler, die keine tierischen<br />
Produkte essen. Das große Problem beim Verzehr von Fleisch<br />
ist nämlich, dass es extrem entzündungsfördernd ist. Manche<br />
Leuten meinen ja: „Früher haben wir unsere Currywurst und<br />
unsere Pizza gegessen und sind Deutscher Meister geworden!“<br />
So ist es heute keinesfalls mehr. Gesunde und sportlergerechte<br />
Ernährung spielt eine ganz wichtige Rolle bei den Hochleistungssportlern.<br />
Daher empfehle ich, pro Woche lediglich ein- bis<br />
zweimal Fleisch zu essen und Wurst am besten komplett wegzulassen.<br />
Daran halte ich mich privat auch. Ich kann nur jedem<br />
raten, das einmal auszuprobieren. Außerdem ist die vegetarische<br />
und vegane Küche so vielfältig. Viele Gerichte mit Fleisch sind<br />
dagegen Einheitsbrei.<br />
FLORIAN WELLMANN: KOMMEN WIR ZU EINEM ANDEREN<br />
SPANNENDEN THEMA, UND ZWAR ZUM THEMA<br />
ALKOHOL. GIBT ES DIESBEZÜGLICH REGELN, DIE DU UND<br />
DER TRAINER AUFSTELLT, ODER WIE HANDHABT IHR DAS?<br />
Jens Vaassen: Ich stelle hier keine Regeln auf, sondern setze die<br />
Vorgaben aus dem Trainerteam bestmöglich um. Ob die Spieler<br />
nach dem Spiel ein Bierchen trinken dürfen oder nicht, ist Sache<br />
des Trainers. Die Profis sind aber so verantwortungsbewusst und<br />
fokussiert, dass sie bezüglich Alkohol eigentlich keine Regeln<br />
brauchen. Außerdem kommt es auch sehr darauf an, wie eng<br />
der Zeitplan getaktet ist. Wenn du zum Beispiel eine englische<br />
Woche spielst, dann passt Alkohol da einfach nicht rein. Viele<br />
Profis trinken auch alkoholfreies Bier – was natürlich am besten<br />
ist.<br />
FLORIAN WELLMANN: ZUM ABSCHLUSS NOCH ETWAS<br />
ALLGEMEINES: WAS GEFÄLLT DIR AM BESTEN AN<br />
DEINER ARBEIT BEI WERDER BREMEN?<br />
Jens Vaassen: Mir gefällt am besten, dass wir eine große<br />
Werder-Familie sind. Es ist tatsächlich so, wie man sich das vorstellt,<br />
und zwar seit dem ersten Tag. Zum anderen betreue ich ja<br />
auch das Fußballinternat. Da ist es toll zu sehen, wie die Spieler<br />
sich weiterentwickeln. Manche Jungs kennst du seit ihrem<br />
14. Lebensjahr und siehst dann, wie sie aufsteigen. Das ist sehr<br />
spannend. Und natürlich begeistert mich die kulinarische Vielfalt<br />
bei Werder. Ich glaube, es gibt acht oder neun Bundesligaköche<br />
Werder-<br />
Mannschaftskoch<br />
Jens Vaassen im<br />
Gespräch<br />
in der ersten und zweiten Liga, die wertig kochen. Vor<br />
dem Gesundheitsaspekt gibt es wenige, die<br />
so kochen dürfen wie wir. Bei uns geht es<br />
nicht nur darum, dass es den Spielern<br />
schmeckt. Die Wertigkeit beim Essen<br />
wird großgeschrieben, und das gefällt<br />
mir ganz besonders.<br />
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