Winter
| Die Dinge müssen sich weiterdrehen - Coverinterview mit Hubert Wetschnig | | Zu Tisch mit ... Christoph M. Achammer | | Hoch hinaus - Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge auswirkt | Greenwashing - es braucht mehr Tiefgang | Kommentare unter anderem von Andreas Gobiet, Julia Gorschkowa, Hannes Gerstmann, Clemens Hecht, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Andreas Kreutzer, Yasmin Obojkovits | | Exklusiv im Fokus-Interview: Clemens Demacsek | | Was erwartet die Baubranche: Erich Benischek, Lukas Sattlegger, Georg Stadlhofer | Nachhaltigkeit auf Baustellen mit: Stefan Graf, Helmut Berger, Harald Mezler |mSanieren im Bestand: Herbert Hetzl, Helga Noack, Heinz Hackl, Robert Lechner |
| Die Dinge müssen sich weiterdrehen - Coverinterview mit Hubert Wetschnig |
| Zu Tisch mit ... Christoph M. Achammer |
| Hoch hinaus - Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge auswirkt | Greenwashing - es braucht mehr Tiefgang
| Kommentare unter anderem von Andreas Gobiet, Julia Gorschkowa, Hannes Gerstmann, Clemens Hecht, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Andreas Kreutzer, Yasmin Obojkovits |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Clemens Demacsek |
| Was erwartet die Baubranche: Erich Benischek, Lukas Sattlegger, Georg Stadlhofer | Nachhaltigkeit auf Baustellen mit: Stefan Graf, Helmut Berger, Harald Mezler |mSanieren im Bestand: Herbert Hetzl, Helga Noack, Heinz Hackl, Robert Lechner |
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Die Dinge<br />
müssen sich<br />
weiterdrehen<br />
Hubert Wetschnig<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />
ehl.at
CARE Österreich<br />
CO2-neutral
Worte füllen keine Hilfspakete.<br />
Ihre Spende schon.<br />
paket.care.at
10 Photovoltaik<br />
Grenzenlose Energie<br />
BauTecFokus.Rubrik<br />
Die Dinge müssen<br />
sich weiterdrehen<br />
INTERVIEW MIT HUBERT WETSCHNIG<br />
54<br />
INHALT<br />
WINTER<br />
Rubriken<br />
6 VOM HERAUSGEBER<br />
7 EDITORIAL<br />
51 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
10 BILDSTRECKE PHOTOVOLTAIK<br />
22 KURZ UND BÜNDIG<br />
46 AUFSTEIGER<br />
47 PROJEKT IM FOKUS<br />
48 TOP DEAL<br />
49 START-UP<br />
50 PROBLEMLÖSER<br />
Positionen & Meinungen<br />
54 DIE DINGE MÜSSEN SICH WEITERDREHEN<br />
Coverinterview mit Hubert Wetschnig<br />
64 ZU TISCH MIT ...<br />
Christoph M. Achammer<br />
70 HOCH HINAUS<br />
Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge<br />
auswirkt<br />
76 GREENWASHING<br />
Es braucht mehr Tiefgang<br />
82 HISTORISCHE GEBÄUDE ERHALTEN<br />
Man muss Irrtümer aufklären<br />
90 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Andreas Gobiet<br />
91 VOX FEMINA<br />
Kommentar von Julia Gorschkowa<br />
92 SONNENSCHUTZ ALS SCHLÜSSELTECHNOLOGIE<br />
Kommentar von Hannes Gerstmann<br />
93 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Clemens Hecht<br />
94 STYROPOR IM FOKUS<br />
Interview mit Clemens Demacsek<br />
98 NACHHALTIG UMGEBAUT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
99 MEDIENARBEIT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
und Alexander Bosak<br />
100 UPCYCLING VERSUS RECYCLING<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
101 VERZERRTE WAHRNEHMUNG<br />
Kommentar von Andreas Kreutzer<br />
102 ROHSTOFFPOLITIK NEU DENKEN<br />
Kommentar von Bernd Rießland<br />
103 SORGFÄLTIGE PLANUNG<br />
Kommentar von Yasmin Obojkovits<br />
04 BauTecFokus
76<br />
Es grünt so grün ...<br />
Greenwashing im Fokus<br />
106<br />
Round Tables<br />
Was die Branche bewegt<br />
64<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Christoph M. Achammer<br />
AUSGABE<br />
Fotos: Dany Eid, Adobe Stock<br />
ImFokus<br />
106 ROUND TABLES<br />
118 SCHULTERSCHLUSS<br />
NUR FÖRDERN IST ZU WENIG<br />
120 WEIN & IMMOBILIEN<br />
Kolumne von Lisa Grüner<br />
124 UMFRAGE<br />
Wie geht es 2022 weiter?<br />
130 BUCHTIPPS<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
05
Auf dem<br />
Holzweg?<br />
„Die Entwaldung in<br />
römischer Zeit war ein<br />
Ergebnis des Expansionsstrebens<br />
des<br />
Römischen Reichs.“<br />
B<br />
auboom in den USA und in China.<br />
Russland stoppt den Export und<br />
Kanadas Bäume . In Kanada kämpft<br />
die Forstwirtschaft mit dem Bergkiefernkäfer.<br />
Fazit: Die Preise für Holz in den<br />
nationalen und internationalen Märkten kletterten<br />
wie wild nach oben. Im Mai 2020 kosteten<br />
2,4 Kubikmeter Bauholz an der US-Rohstoffbörse<br />
noch 250 US-Dollar. Im Mai 2021 ist<br />
der Preis auf 1.500 US-Dollar gestiegen. Mittlerweile<br />
hat sich Preisspirale wieder ein wenig<br />
nach unten gedreht.<br />
Ein Problem bleibt: Beim Holz kann man nicht<br />
einfach die Förderung erhöhen. Wald braucht<br />
Zeit. Gut und gerne 30 Jahre dauert es, bis aus<br />
einem Setzling eine veritable Fichte geworden<br />
ist. Nicht alle Setzlinge kommen durch. Trockenheit<br />
und Hitze, Schädlinge und Unwetter<br />
haben Einfluss auf das Wachstum. Nicht zu<br />
vergessen: Waldbrände, die durch den Klimawandel<br />
angefacht werden könnten. Der Waldbrand<br />
im Rax-Schneeberg-Gebiete in diesem<br />
Jahr wütete auf einer Fläche von 115 Hektar.<br />
gehen auf das Konto der Sektoren „Gebäude“<br />
und „Hochbau“. Werden diese Materialien<br />
durch umweltfreundliche Alternativen wie<br />
Holz ersetzt, trägt dies maßgeblich zur Verbesserung<br />
der Energiebilanz eines Gebäudes<br />
bei. Dass dafür zunehmend mehr Waldflächen<br />
geopfert werden, blenden wir aus.<br />
Schon einmal wurde in Europa an den vorhandenen<br />
Ressourcen Raubbau begangen. Die<br />
Entwaldung in römischer Zeit war ein Ergebnis<br />
des Expansionsstrebens des Römischen<br />
Reichs und dessen Bevölkerungswachstums<br />
– und der Kriegslust. Römische Legionen<br />
kannten keine Rücksicht bei der Gewinnung<br />
von Holz für den Lager- und Schiffbau. In<br />
Südamerika hat sich dafür die Brandrodung<br />
zur Gewinnung von Ackerflächen etabliert.<br />
Dass verantwortungsvolles Handeln in der<br />
Holzbranche nicht immer selbstverständlich<br />
ist, dürfen wir nicht einfach nur zur Kenntnis<br />
nehmen. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“:<br />
Das sollten wir beachten. Damit wir eben<br />
nicht am Holzweg sind.<br />
Holz ist zum Rohstoff der Zukunft avanciert.<br />
Darauf ruhen auch große Hoffnungen für<br />
eine emissionsfreie Zukunft. Holz wird immer<br />
wieder nachwachsen. Wird nachhaltig gewirtschaftet,<br />
geht es nie aus und bindet dabei auch<br />
noch kräftig CO2. Aus ökologischer Sicht gilt<br />
Holz deshalb als absoluter Allrounder. Holzfasern<br />
können zum Beispiel sogar Kunststoff<br />
ersetzen.<br />
Holz ist also gut für die Umwelt und fürs<br />
Klima. Oder doch nicht? Im Kampf gegen den<br />
Klimawandel spielt nachhaltiges Bauen eine<br />
entscheidende Rolle. Mehr als ein Drittel des<br />
globalen Energieverbrauchs und rund 40 Prozent<br />
der weltweiten Treibhausgasemissionen<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
06 BauTecFokus
Und täglich<br />
grüßt …<br />
„Das Zauberwort heißt<br />
wie immer TUN.“<br />
H<br />
allo Murmeltier! Hat es wirklich<br />
sein müssen, dass wir diesen<br />
<strong>Winter</strong> genau das Gleiche erleben<br />
wie letztes Jahr? Lockdown,<br />
abgesagte Weihnachtsfeiern, Einschränkungen<br />
und wenig Aussicht auf ein normales<br />
Leben? Natürlich kannst du nichts dafür, liebes<br />
Murmeltier. Hoffentlich wird dir in deinem<br />
Erdloch nicht zu warm. Dafür können nämlich<br />
nur wir Menschen was, mit dem durch uns<br />
verursachten Klimawandel. Die Energiewende,<br />
allen voran die EU-Taxonomie, soll uns nun<br />
aus dem Versäumnis der letzten Jahrzehnte<br />
herausholen. Schmerzfrei wird das nicht gehen,<br />
zu sehr sind unsere Bestandsimmobilien mit<br />
fossilen Kohlenstoffen beheizt. Raus aus Erdöl,<br />
Kohle und Gas! Rettet uns das? Ja. Und es ist<br />
auch unabdingbar. Sonst haben wir bald das<br />
Klima von Dakar.<br />
umdrehen müssen, wird es jedoch schwierig:<br />
Wir haben einen Mangel an Arbeitskräften und<br />
Material, steigende Kosten und davonlaufende<br />
Zeit. Wer clever ist, schaut sich schleunigst um,<br />
seine Immobilie zukunftsfit zu bekommen.<br />
Was uns sonst noch so bewegt? Bei drei hochkarätig<br />
besetzten Round Tables zu den Themen<br />
Vorfertigung und Automatisierung, Nachhaltigkeit<br />
und CO2-Reduktion auf Baustellen,<br />
und Bauen und Sanieren im Bestand wurde<br />
diskutiert, was auf die Baubranche in nächster<br />
Zeit zukommen wird. Im Coverinterview erzählt<br />
Hubert Wetschnig, was die Habau Group<br />
bewegt, und mit Christoph M. Achammer fand<br />
ein spannendes Zu Tisch mit … im ATP-Büro<br />
statt. Viele andere Themen vom Greenwashing<br />
bis zum Styropor haben Eingang in den<br />
BauTecFokus gefunden.<br />
Aber wie kommen wir<br />
aus der Sache raus?<br />
Der Neubau hat es einfach, wenn es um den<br />
Einbau von klimaneutralen Heiz- und Kühlanlagen<br />
geht. Das große Problem ist der<br />
Bestand. Doch auch hier gibt es Hoffnung,<br />
durch Sanieren, Dämmen,<br />
Umstellen auf Erdwärme. Hier<br />
gilt das Zauberwort für fast alles:<br />
TUN. Wenn erst die große Masse<br />
an Immobilienbesitzern auf die<br />
Idee kommt, dass sie ihre Häuser<br />
und Wohnungen energetisch<br />
Viel Vergnügen beim Lesen!<br />
Herzlichst<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
07
Unternehmen & Projekte<br />
10<br />
KRAFT DER SONNE<br />
Wollen wir die Energiewende schaffen,<br />
müssen wir uns umweltfreundlicher und<br />
unbegrenzter Energiereserven bedienen.<br />
Das Gewinnen von Strom ist zu einem<br />
reinen Technologiethema geworden. Die<br />
Entwicklung der Photovoltaik spielt eine<br />
große Rolle.<br />
46<br />
AUFSTEIGER<br />
Gerald Herndlhofer ergänzt als Dritter<br />
die Geschäftsführung von Drees &<br />
Sommer Österreich. Herndlhofer hat<br />
Bauingenieurwesen studiert und bringt mehr<br />
als 15 Jahre Erfahrung als Projektmanager<br />
in der Immobilienbranche sowie im<br />
Energiesektor mit.<br />
47<br />
FRISCH GEDRUCKT<br />
Im niederösterreichischen<br />
Hausleiten entsteht<br />
Österreichs erstes<br />
Gebäude aus<br />
dem 3D-Drucker.<br />
Umgesetzt wird es vom<br />
Bautechnologiekonzern<br />
Strabag gemeinsam<br />
mit dem Gerüst- und<br />
Schalungshersteller und<br />
3D-Betondruck-Pionier<br />
Peri. Der Rohbau wurde<br />
in rund 45 Stunden reiner<br />
Druckzeit fertiggestellt.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
08 BauTecFokus
ARBEITSWELTEN<br />
B&R Innovations- und Bildungscampus<br />
Eggelsberg, 2016-2021<br />
Foto: Dietmar Tollerian<br />
Foto: Martin Steinkellner<br />
SCWP Rechtsanwälte<br />
Linz, 2012-2013<br />
RLB Campus 25<br />
Linz, 2019, Wettbewerbsbeitrag<br />
Infineon F&E Gebäude<br />
Linz, 2017-2020<br />
KAUFMANN HAAS PARTNER<br />
A R C H I T E K T E N<br />
www.khsa.at<br />
Architektur<br />
Generalplanung<br />
Projektsteuerung<br />
Bauleitung<br />
Projektmanagement
Unternehmen & Projekte<br />
Weil uns die<br />
Sonne lacht<br />
Unbegrenzte Energiereserven nutzen. Das Gewinnen von Strom ist zu einem reinen<br />
Technologiethema geworden. Wir haben eine erste Idee, wie man mittels Photovoltaik<br />
Sonnenenergie in Strom verwandeln kann, wir haben auch eine erste Idee, wie man Wärme<br />
erntet, wir haben aber noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder Strom speichern. Die<br />
Photovoltaik hat in den letzten Jahren an Entwicklungspotenzial gewonnen.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
10 BauTecFokus
Foto: Fotowerder<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
11
Unternehmen & Projekte<br />
GRÖSSTE ALPINE SOLARANLAGE<br />
An der Muttsee-Staumauer in den Glarner Alpen<br />
entsteht seit Sommer 2021 eine Solaranlage mit fast<br />
5.000 Solarmodulen. Die Anlage soll nach der vollständigen<br />
Inbetriebnahme im August 2022 jährlich<br />
rund 3,3 Gigawattstunden Strom produzieren. Das<br />
ist so viel, wie rund 740 durchschnittliche Vier-<br />
Personen-Haushalte verbrauchen. Insgesamt nimmt<br />
die Solaranlage eine Fläche von 10.000 Quadratmetern<br />
ein. Das entspricht rund 1,5 Fußballfeldern. Die<br />
Staumauer ist Teil des Pumpspeicherwerks Limmern<br />
in den Glarner Alpen und die höchstgelegene<br />
Staumauer Europas.<br />
Hersteller: Axpo und IWB<br />
Standort: Schweiz<br />
www.alpinsolar.ch<br />
Fotos: Fotowerder, Alpinsolar, Urbasolar<br />
12 BauTecFokus
GRÖSSTES STÄDTISCHES KRAFTWERK<br />
Ein Jahr nach der Installation des ersten Panels hat das bisher größte städtische Kraftwerk seine ersten Kilowattstunden<br />
produziert. Diese 15-MWp-Anlage wurde auf kontaminiertem Land errichtet. Fast 20 Jahre nach der verheerenden<br />
Explosion im Werk „AZF“ zeugt die Eröffnung des Solarkraftwerks davon, wie viel an der Wiederbelebung dieses<br />
Standortes gearbeitet wurde. Dank des Know-hows und der Expertise der Stadt Toulouse Metropole, der Elektrizitätsbehörde<br />
und den Teams von Urbasolar konnten die innovativen Planungs- und Installationsprozesse umgesetzt<br />
werden. Die Photovoltaikanlage entstand als Land-Art-Konzept und zeichnet sich durch ihr innovatives Design aus.<br />
Sie wurde nach dem Entwurf des bildenden Künstlers Damien Aspe aus Toulouse umgesetzt.<br />
Hersteller: Urbasolar<br />
Standort: Frankreich<br />
urbasolar.com<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
13
Unternehmen & Projekte<br />
14 BauTecFokus
SOLARSCHIRME IM TERRA-PAVILLON<br />
Auf der um ein Jahr verschobenen Expo 2020 in Dubai hat sich das glänzende<br />
kreisförmige Dach von „Terra“, dem Pavillon zum Thema Nachhaltigkeit,<br />
zum Wahrzeichen der Expo 2020 entwickelt. In mehreren Monaten sorgfältiger<br />
Arbeit wurden, ausgehend vom Inneren des Dachs, nach und nach die<br />
einzelnen Module nach außen hin verlegt. Insgesamt wurden 1.055 Module<br />
montiert. Die Solarmodule generieren einen Teil der vier Gigawattstunden<br />
Strom, die der Pavillon pro Jahr erzeugt – genug, um mit einem Nissan<br />
Leaf die halbe Strecke zum Mars zu bewältigen oder mehr als 900.000<br />
Mobiltelefone aufzuladen. Der Pavillon wurde vom britischen Architekturbüro<br />
Grimshaw Architects geplant und erfüllt den Platin-Standard von LEED<br />
(Leadership in Energy and Environmental Design) für ökologische Gebäude.<br />
Auftraggeber: Expo 2020<br />
Standort: Dubai<br />
www.expo2020dubai.com<br />
Fotos: Dany Eid<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
15
Unternehmen & Projekte<br />
SONNENGESCHÜTZT STROM GEWINNEN<br />
Das Solarcarport spendet Schatten und erzeugt<br />
Solarstrom für das Elektroauto und das Einfamilienhaus.<br />
15 Quadratmeter erzeugen Strom für<br />
17.500 Kilometer. Als Sonnenschutz auf der Terrasse<br />
werden transparente Solarmodule eingesetzt. Sie<br />
sind lichtdurchlässig, und es sind keine weiteren<br />
Sonnensegel oder Markisen notwendig. Die Module<br />
sind flexibel einbaubar und als Dach, Zaun oder<br />
Abgrenzung einzusetzen.<br />
Hersteller: Solarterrassen & Carportwerk GmbH<br />
Standort: Flexibel<br />
www.solarcarporte.de<br />
Fotos: Alexandre Zveiger, Carportwerk, rh2010 - stock.adobe.com<br />
16 BauTecFokus
<strong>Winter</strong> 2021<br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
ARTENSCHUTZ TRIFFT KLIMASCHUTZ<br />
Am Dach vom Haus des Meeres in Wien produzieren<br />
202 Photovoltaikmodule Sonnenstrom. Auf dem<br />
Dach in 56 Meter Höhe hat Wien Energie innovative<br />
„bifaziale“, also doppelseitige Glas-Glas-PV-<br />
Module verbaut. Diese nutzen die direkte, aber auch<br />
indirekte Lichteinstrahlung zur Energieerzeugung.<br />
Mit dieser neuartigen Technologie wird der Ertrag<br />
der Anlage weiter gesteigert. Insgesamt liefert das<br />
Solardach pro Jahr rund 63.300 Kilowattstunden<br />
Sonnenstrom. Mit dem Ökostrom kann etwa der<br />
gesamte Strombedarf der neuen Zoobereiche im<br />
Zubau abgedeckt werden. Die Anlage dient nicht<br />
nur als Sonnenkraftwerk, sondern auch als Schattenspender<br />
für die Gäste des Dachcafés.<br />
Hersteller: Wien Energie<br />
Standort: Wien<br />
www.haus-des-meeres.at<br />
Fotos: Johannes Zinner, StadtKommunikation/Spatzek<br />
18 BauTecFokus
PHOTOVOLTAIKPARK VERSIEGELT MÜLLDEPONIE<br />
Seit zwölf Jahren ist die Hausmülldeponie Hörtendorf stillgelegt. Bis 2030 muss sie endgültig<br />
verschlossen und abgedichtet sein. Im Zuge dessen plant die Stadt im Sinne ihrer Smart-<br />
City-Strategie als Nachnutzung auf der etwa zehn Hektar großen Fläche der Mülldeponie eine<br />
Dachkonstruktion mit zahlreichen Photovoltaikpaneelen zu errichten. Mit der Photovoltaikanlage<br />
auf der 99.000 Quadratmeter großen Deponieabdeckung könnten 5.000 Haushalte mit<br />
22.300.000 kWh Sonnenenergie versorgt werden. Ein „Blendgutachten“ weist nach, dass es<br />
durch die Photovoltaikpaneele auf der Überdachung zu keiner Blendwirkung und somit zu keinen<br />
Beeinträchtigungen für nahe Gebäude oder den Straßen- und Flugverkehr kommen wird.<br />
Hersteller: Stadtwerke Klagenfurt<br />
Standort: Klagenfurt<br />
www.klagenfurt.at<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
20 BauTecFokus
PHOTOVOLTAIKDACHZIEGEL<br />
Aufgesetzte Solarpanele auf den Dächern sind kein optisches Highlight. Die neue Systemlösung von Eternit heißt<br />
„Sunskin“, das ein durchdachtes Design vorgibt. Mit ihrer rahmenlosen, flachen Form fügen sich die Sunskin-Photovoltaikmodule<br />
in die Dachlandschaft ein und sind so eine ästhetische Alternative zu herkömmlichen Aufdachsystemen.<br />
Sunskin ist für beinahe jede Dachform geeignet. Die Module sind nicht nur gerade, sondern auch versetzt<br />
montierbar und erlauben dadurch eine vielfältige Gestaltung der Dachfläche, ganz auf die individuellen Bedürfnisse<br />
abgestimmt. Hinzu kommen Ergänzungsplatten aus Faserzement.<br />
Hersteller: Eternit<br />
Standort: Flexibel<br />
www.eternit.at<br />
Fotos: Meraner & Hauser OHG<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
21
Unternehmen & Projekte<br />
Baustoffproduzent Wienerberger<br />
Gewinnplus<br />
Wienerberger verzeichnet heuer einen Gewinn<br />
über dem Vorkrisenniveau von 2019.<br />
In den ersten drei Quartalen 2021 verfünffachte<br />
der Baustoffproduzent das Ergebnis<br />
gegenüber der Vorjahresperiode von 43,3 auf<br />
227,3 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 14<br />
Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. „Das Rekord-<br />
Nettoergebnis in Höhe von 114,7 Millionen<br />
Euro im dritten Quartal, das entspricht einer<br />
Steigerung von 58 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr, ist eine Bestätigung für unseren erfolgreich<br />
umgesetzten Wachstumskurs und<br />
zeigt, dass wir – nach einem sehr starken ersten<br />
Halbjahr – auch in den letzten Monaten<br />
in einem herausfordernden Umfeld richtig<br />
reagiert haben“, so Wienerberger-Vorstandsvorsitzender<br />
Heimo Scheuch. Dazu<br />
zählt auch der organische Wachstums kurs<br />
des Unternehmens: 2021 konnten bisher drei<br />
Akquisitionen getätigt werden, etwa mit Flo-<br />
Plast in Großbritannien.<br />
Hochbausparte zieht weiter an<br />
Baupreise steigen<br />
Auch im dritten Quartal 2021 sind die<br />
Baupreise deutlich gestiegen. Vor allem der<br />
Hochbau verzeichnet deutliche Zuwächse.<br />
Hier stiegen die Preise laut Statistik Austria<br />
um 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.<br />
Deutlich geringer war hingegen<br />
der Preiszuwachs im Tiefbau mit 1,3 Prozent.<br />
Der Baupreisindex für Hoch- und Tiefbau<br />
gemeinsam legte um 6,2 Prozent zum dritten<br />
Quartal des Vorjahres zu, im Vergleich<br />
zum Vorquartal stieg er um 1,8 Prozent. Laut<br />
Statistik sind vor allem Bauleistungen wie<br />
Holzbau, Dachabdichtungsarbeiten, Metallbauarbeiten,<br />
Glasfassaden, Beton- und<br />
Stahlbetonarbeiten sowie Aufschließung<br />
und Infrastruktur für den Anstieg in der<br />
Hochbausparte verantwortlich.<br />
Porr erhält größten Hochbau-Einzelauftrag der Firmengeschichte<br />
Volle Hochbau-Pipeline in Deutschland<br />
Der Bauriese Porr wurde mit dem Generalübernehmerauftrag<br />
für die Errichtung<br />
des ABC-Towers am Berliner Alexanderplatz<br />
beauftragt. Mit rund 240 Millionen Euro ist<br />
das Großprojekt der größte Hochbau-Einzelauftrag<br />
in der Geschichte der Porr. Innerhalb<br />
von 41 Monaten Bauzeit soll nach den Plänen<br />
des Architektenbüros O&O Baukunst ein<br />
150 Meter hoher Wohnturm mit über insgesamt<br />
39 Etagen sowie einer Geschossfläche von<br />
42.000 Quadratmetern entstehen. Unter anderem<br />
entstehen 303 Mikroapartments. Schon<br />
jetzt sind die Bauarbeiten in vollem Gange:<br />
Bereits im Spezialtiefbau errichtete die Porr<br />
mit ihrem Tochterunternehmen Stump-Franki<br />
die Baugrube und die damit verbundenen<br />
Dichtungs- und Gründungsaufgaben. Nach<br />
erfolgreichem Abschluss aller Spezialtiefbauarbeiten<br />
im September wurde eine solide Basis<br />
für die Errichtung des zweithöchsten Turms in<br />
Berlin geschaffen. Logistisch herausfordernd<br />
sind die beengten Platzverhältnisse.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
David Schöne und die Projektmanagerin<br />
Carolin Breitschopf stehen ab sofort den bestehenden<br />
und zukünftigen Kunden am neuen Standort von<br />
Drees & Sommer im Zentrum von Linz zur Seite.<br />
Das Wiener Ingenieurbüro<br />
Hoyer Brandschutz verstärkt mit<br />
Martin Tomek als neuen<br />
Projektleiter sein Planungsteam.<br />
News Ticker<br />
Pleite: Der niederösterreichische Hochbau-Verschalungsspezialist VST Building Technologies AG ist pleite und hat ein Sanierungsverfahren<br />
ohne Eigenverwaltung beantragt. Auf Einkaufstour: Der börsennotierte Kranhersteller Palfinger übernimmt die<br />
Unternehmen TSK Kran und Wechselsysteme und TSR Lacktechnik in Duisburg.<br />
Fotos: Austrotherm/Hollaus, pde Integrale Planung / Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst, Drees & Sommer Österreich, Robert Tober, klimaaktivAPA-FotoserviceJuhasz, Strabag<br />
22 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
Elf Unternehmen unterzeichnen<br />
klimaaktiv-Bündnis<br />
Gleich elf heimische Großbetriebe – daunter die Buwog, die<br />
UniCredit Bank Austria und der Leuchtenhersteller Zumtobel<br />
– haben den im Sommer geschlossenen Klimaschutzpakt<br />
„klimaaktiv“ des Umweltministeriums nun auch unterzeichnet.<br />
Sie eint das Ziel, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis<br />
2030 im Vergleich zu 2005 um fast 57 Prozent zu senken. Das<br />
Vorhaben der Unternehmen mit insgesamt rund 110.000 Mitarbeitern<br />
bedeutet den Angaben zufolge eine CO2-Reduktion<br />
von mehr als 8,4 Millionen Tonnen – das entspreche den<br />
durchschnittlichen jährlichen Treibhausgasemissionen von<br />
mehr als 146.000 Autos oder 57.000 Ölheizungen in Einfamilienhäusern.<br />
Bis spätestens 2040 wollen die Firmen komplett<br />
aus Öl und Gas aussteigen. Somit beginnt für die Projektpartner<br />
mit der Aufnahme in den klimaaktiv-Pakt des Klimaschutzministeriums<br />
ein jährlicher strukturierter Prozess zur<br />
Optimierung ihres vorgelegten Klimaschutzkonzepts. Dafür<br />
braucht es ein breites Bündel an betrieblichen Maßnahmen:<br />
sei es in den Bereichen Mobilität oder etwa Sanierung. Für<br />
2022 ist eine weitere Ausschreibung geplant, um zusätzliche<br />
Mitglieder für die Klimaschutzinitiative zu gewinnen.<br />
Austrotherm übernimmt Dämmstoffproduzenten<br />
Erfolgreiches Closing<br />
Die Austrotherm-Gruppe hat im Zuge eines erfolgreichen Closings<br />
den tschechischen Dämmstoffproduzenten DCD IDEAL<br />
spol. s r.o. zu 100 Prozent übernommen. Über den Kaufpreis<br />
wurde Stillschweigen vereinbart. „Wir schließen mit dem Kauf<br />
von DCD den letzten weißen Fleck in unseren Kernmärkten<br />
Zentral- und Osteuropa und stärken damit die Marktposition<br />
von Austrotherm“, freut sich Klaus Haberfellner, Geschäftsführer<br />
der Austrotherm, über den erfolgreichen Abschluss der<br />
Firmenübernahme. Die DCD IDEAL spol. s r.o. ist ein Familienunternehmen<br />
und gilt in Tschechien als einer der führenden<br />
Hersteller von Styropor-Dämmstoffen für die Baubranche mit<br />
Werken in Slavětín und Dynin.<br />
Höhere Bauleistung für die Strabag 2021<br />
Volle Auftragsbücher<br />
Die Bauleistung des größten heimischen Baukonzerns Strabag<br />
soll heuer dank zahlreicher Aufträge weiter wachsen. In<br />
den ersten drei Quartalen 2021 erhöhte sie sich gegenüber der<br />
Vorjahresperiode um 4 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro, im<br />
Gesamtjahr soll sie über dem Wert im ersten Coronajahr 2020<br />
(15,4 Milliarden Euro) liegen. Die höhere Bauleistung bisher sei<br />
vor allem durch Zuwächse in Österreich bedingt. Im Vergleichszeitraum<br />
des Vorjahres hatte eine vorübergehende Einstellung<br />
der Bautätigkeit zu Beginn der Coronavirus-Krise „das Geschäft<br />
getrübt“. Der Auftragsbestand lag zum Stichtag 30. September<br />
mit 21,6 Milliarden Euro um 14 Prozent über dem Vorjahreswert.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen<br />
Gut gefüllte Pipeline<br />
Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten und Simmering<br />
baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio weiter aus: Im<br />
10. Wiener Gemeindebezirk entstehen im „Deck10“ in der Laxenburger<br />
Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten. Im Nachbarbezirk<br />
Simmering erfolgte kürzlich der Spatenstich für<br />
das Projekt „Haller“ in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen.<br />
Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts „Deck<br />
10“ in unmittelbarer Nähe des Wiener Hauptbahnhofs soll<br />
im Herbst 2023 erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten<br />
geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen ausgestattet und<br />
als Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen von 37<br />
bis 98 Quadratmetern konzipiert. Das Projekt „Haller“ wurde<br />
vom Architekturbüro FOAM geplant. Die Anlage besteht aus<br />
drei Baukörpern mit je vier Stockwerken, die Wohnungen<br />
sind zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß. 20 der 79 PKW-<br />
Stellplätze in der hauseigenen Tiefgarage können bei Bedarf<br />
mit E-Ladestationen ausgestattet werden. Die Fertigstellung<br />
ist für den Sommer 2023 geplant. Damit befinden sich aktuell<br />
2.351 Wohnungen der Buwog in Bau, 4.050 weitere sind in<br />
Planung.<br />
Strabag-Geldbuße<br />
Rechtskräftig<br />
Baustoffhersteller Leube kauft zu<br />
Wachstumskurs<br />
Trotz sinkender Umsatzzahlen<br />
Profitsteigerung<br />
Aufgrund der Teilnahme an dem vor<br />
einigen Jahren in Österreich aufgeflogenen<br />
Baukartell ist nun die Geldbuße gegen den<br />
Strabag-Baukonzern von 45,37 Millionen<br />
Euro vom Kartellgericht bestätigt worden.<br />
Die umfängliche Kooperation seitens der<br />
Strabag wirkte sich positiv auf die Höhe des<br />
Bußgelds aus. Die Porr zahlte wegen desselben<br />
Kartellvorwurfs die bisherige Rekordstrafe<br />
von 62 Millionen Euro. Auch dieser<br />
Konzern gab die Preisabsprachen zu. Am<br />
Kartell nahmen laut BWB zahlreiche weitere<br />
Unternehmen teil. Im Frühjahr 2017 hatte<br />
die Bundeswettbewerbsbehörde im Rahmen<br />
ihrer Ermittlungen zu möglichen illegalen<br />
Preisabsprachen in der Bauwirtschaft<br />
Hausdurchsuchungen durchgeführt und<br />
dabei auch umfangreiches Datenmaterial<br />
sichergestellt. Im Herbst 2019 ergingen laut<br />
BWB die ersten Mitteilungen der Beschwerdepunkte<br />
an die betroffenen Unternehmen.<br />
Dabei handelte es sich um einen formalen<br />
Schritt der Wettbewerbshüter, um sich<br />
gegenseitig über die Beschwerdepunkte in<br />
Kenntnis zu setzen.<br />
Die Leube-Gruppe wächst weiter und hat<br />
gleich zwei Unternehmen unter ihrem Dach<br />
vereint: das Betonteile-Werk Wörndl in<br />
Plainfeld und das Unternehmen Burgstaller<br />
Beton in Taiskirchen. Ziel des Expansionskurses<br />
sei es, so Leube, die eigene<br />
Beton- und Betonteil-Expertise weiter auszubauen.<br />
Ab 1. Dezember 2021 firmiert das<br />
Betonteile-Werk Wörndl unter dem Namen<br />
„Leube Betonteile Flachgau GmbH“. Das<br />
Unternehmen hat sich auf die Herstellung<br />
von Fertigteilen aus Beton spezialisiert. 25<br />
Prozent der Firmenanteile bleiben weiterhin<br />
im Besitz des Alleingesellschafters Leonhard<br />
Wörndl-Aichriedler, der auch künftig die<br />
Geschäfte des Unternehmens führen wird.<br />
Das Unternehmen Burgstaller Beton in Taiskirchen<br />
wurde zu 100 Prozent übernommen<br />
und firmiert ab 1. Dezember 2021 unter dem<br />
Namen „Leube Beton Innviertel GmbH“<br />
Sämtliche Mitarbeiter beider Unternehmen<br />
werden übernommen. Die Leube-Gruppe<br />
gilt heute als Profi in den sechs Baustoffsegmenten<br />
und beschäftigt derzeit mehr als<br />
500 Mitarbeiter.<br />
Der Spezialist für technische Gebäudeausrüstung<br />
Caverion verzeichnet im dritten Quartal<br />
2021 mit 493, 7 Millionen Euro einen leichten<br />
Umsatzrückgang (Q3 2022: 515,5 Millionen<br />
Euro. Der Profit hingegen konnte gesteigert<br />
werden. So steigt der Auftragsbestand im dritten<br />
Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um<br />
16,1 Prozent auf 1.889,7 Millionen Euro (1.627,7<br />
Millionen Euro) und um 5,6 Prozent im Vergleich<br />
zum Ende des zweiten Quartals (1.789,0<br />
Millionen Euro). Das bereinigte EBITA verbesserte<br />
sich im dritten Quartal auf 21,5 Millionen<br />
Euro (21,2 Millionen Euro) oder 4,4 Prozent<br />
(4,1 Prozent) des Umsatzes. Das EBITA lag bei<br />
17,7 Millionen Euro (17,7 Millionen Euro) bzw.<br />
3,6 Prozent (3,4 Prozent) des Umsatzes. Caverion<br />
geht davon aus, dass die Marktnachfrage<br />
im Bereich Services insgesamt positiv sein<br />
wird und sich auch im Bereich Projects bis<br />
Ende 2021 verbessern wird. Allerdings können<br />
erhöhte Materialpreise und längere Lieferzeiten<br />
das Geschäft von Caverion in Zukunft<br />
durchaus beeinflussen, somit setzt Caverion<br />
bei seinem Ausblick voraus, dass die Pandemie<br />
unter Kontrolle gehalten werden kann.<br />
Fotos: AIT/APA-Fotoservice/Hinterramsko, BUWOG / Die goldenen Hirschen<br />
24 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
100 Millionen Euro für Werkserweiterungen und Neubauten<br />
Megainvestment für Dachbaustoffe<br />
Der Dachsystemhersteller Paul Bauder mit<br />
Firmensitz in Stuttgart beschließt das größte<br />
Investitionsvolumen der Firmengeschichte<br />
innerhalb der nächsten fünf Jahre. Mehr als<br />
100 Millionen Euro werden investiert. Profitieren<br />
wird davon auch das Werk Bruck bei Wien.<br />
Hier soll neben einer neuen Fertigungslinie<br />
zur Herstellung von Bitumenbahnen auch eine<br />
neue Fertigung für den Hochleistungsdämmstoff<br />
PU-Hartschaum gebaut werden, da dieser<br />
nach Angaben des Dachsystemherstellers vor<br />
allem auf den Märkten in Südosteuropa und<br />
Österreich zunehmend an Bedeutung gewinnen<br />
wird. Auch in Süddeutschland, Frankreich<br />
und der Schweiz steigt die Nachfrage nach<br />
Bitumenbahnen und PU-Hartschaum. Für<br />
den Dachsystemhersteller ist es folglich der<br />
nächste logische Schritt, die Produktion mit<br />
einem Werksneubau im Elsaß weiter auszubauen.<br />
Durch die Werkserweiterungen etwa<br />
in Dresden und Landsberg bei Halle sowie die<br />
Neubauten werden Arbeitsplätze für zusätzlich<br />
knapp 200 Mitarbeiter geschaffen. Und<br />
auch der Vertrieb soll in den kommenden<br />
Jahren in allen Märkten Europas weiter ausgebaut<br />
werden. „Wir wollen in unserer Branche<br />
europaweit der attraktivste Arbeitgeber sein“,<br />
so Geschäftsführer Tim Bauder.<br />
ULI tritt IBPDI bei<br />
Neues Mitglied<br />
Das Urban Land Institute (ULI) Germany/<br />
Austria/Switzerland ist neues Mitglied der<br />
International Building Performance & Data<br />
Initiative (IBPDI). Somit bringt sich das<br />
ULI als weltweite, mitgliedergeführte Forschungs-<br />
und Bildungsorganisation sowie<br />
Think Tank der Immobilienwirtschaft fortan<br />
bei der Entwicklung und Etablierung des<br />
Common Data Models for Real Estate (CDM)<br />
als international einheitliche Datensprache<br />
und -semantik der Immobilienwirtschaft<br />
ein. Die IBPDI wurde 2020 von Building-<br />
Minds, Microsoft, pom+ und der RICS<br />
initiiert.<br />
Fundermax räumt doppelt ab<br />
Ausgezeichnet<br />
Gleich zwei der renommiertesten Werbepreise<br />
des Landes holt sich der Hersteller<br />
hochwertiger Fassadenplatten Fundermax<br />
für seinen neuen Markenauftritt: Gold beim<br />
Kärntner Werbepreis CREOS und Silber in<br />
der Königsklasse der Kommunikationspreise,<br />
dem EFFIE Award. So lautet das Jury-<br />
Urteil beim begehrten Kärntner Werbepreis<br />
CREOS: „Mit klarer Bildsprache, modern<br />
und am Punkt wird die Geschichte und Zukunftsperspektive<br />
des Unternehmens eindrucksvoll<br />
dargestellt – ein ,Best practice‘-<br />
Imagefilm.“ Ähnlich wurde dies von der Jury<br />
beim EFFIE-Award wahrgenommen: „Wenn<br />
ein Traditionsunternehmen im Krisenjahr<br />
die gesamte Unternehmensstrategie durch<br />
die Marke neu ausrichtet, ist das mutig und<br />
weitsichtig zugleich. Eine Markenhaltung,<br />
die sich auch wirtschaftlich bezahlt macht:<br />
tolles Umsatzplus und massive Steigerung<br />
der Online-Präsenz. Glänzende Aussichten<br />
für die Zukunft inklusive – und einen EFFIE<br />
in Silber als Draufgabe!“ „Wir haben unseren<br />
Markenauftritt radikal neu gedacht<br />
und unsere Kunden kompromisslos in das<br />
Zentrum unseres Denkens und Handelns gestellt.<br />
Weil es uns darum geht, Design so zu<br />
verstehen, wie es unser Markt versteht und<br />
dem Kunden dient“, so Gernot Schöbitz, Geschäftsführer<br />
und Unternehmenssprecher<br />
bei Fundermax.<br />
AIT auf der Weltausstellung in Dubai<br />
Tool zur digitalen Stadtplanung<br />
Die Experten des City Intelligence Labs<br />
zeigen im Rahmen der Weltausstellung in<br />
Dubai am 17. Februar 2022, wie Städte unter<br />
den Aspekten des Klimawandels, Energie und<br />
Mobilität geplant werden können. Unter dem<br />
Motto „Sustainable Future Urban Planning“<br />
wird an einem realen Stadtmodell gezeigt, wie<br />
sich die Parameter wie beispielsweise Grünflächen,<br />
Freiflächen, Platzierung und Größe von<br />
Gebäuden auf das Mikroklima im Stadtteil<br />
auswirken können. Das City Intelligence Lab<br />
(CIL) fungiert dabei als internationales Vorzeigelabor.<br />
Hier treffen modernste digitale Technologie<br />
und innovative Ansätze auf Big Data<br />
und durch künstliche Intelligenz (KI) gestützte<br />
Stadtplanungstools. Mittels Augmented Reality<br />
können Prozesse und deren Produkte in<br />
Echtzeit in 3D auf einer interaktiven Plattform<br />
analysiert und simuliert werden. Dank des CIL<br />
können die Ideen von Entwicklern, Investoren<br />
und Stadtplanern schneller und kostengünstiger<br />
zusammengeführt werden. Auch Szenarien<br />
wie die Klimasituation in Stadtteilen können<br />
anschaulich simuliert und durchgeplant<br />
werden. Mit der Infrastruktur des CIL kann<br />
zudem eine Vielzahl von möglichen Planungsszenarien<br />
visualisiert werden – und das per<br />
Knopfdruck.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
Isover launcht neue Website<br />
Nutzerfreundlich<br />
Der Dämmstoffspezialist Isover hat nicht<br />
nur das Design seiner Website erneuert,<br />
sondern auch sämtliche Services und Angebote<br />
neu aufbereitet. „Inspiriert wurde der<br />
Relaunch durch das Feedback der Kunden“,<br />
berichtet Kathrin Resinger, verantwortliche<br />
Projektleiterin Marketing Digital bei Saint-<br />
Gobain Austria.Um auf die Kundenbedürfnisse<br />
einzugehen, kommen die User ab sofort<br />
mithilfe der neuen schlanken und zielgruppengerechten<br />
Navigation noch schneller an<br />
ihr gewünschtes Ziel. Mit nur einem Klick<br />
gelangt man zu zusätzlichen Services wie<br />
Mengenermittlung, bautechnisch relevante<br />
Daten, technische Infos zum Downloaden.<br />
Zusätzlich werden auch markenübergreifende<br />
Infos von RIGIPS angeboten.<br />
Auszeichnung für die Stadtbibliothek Innsbruck<br />
„+ sonderpreis metallbau“<br />
Der Kärntner Metallbaubetrieb Sauritschnig<br />
wurde am 6. Oktober 2021 für die beste Metallbauleistung<br />
im Rahmen des Aluminium-<br />
Architektur-Preises 2020 der Gemeinschaftsmarke<br />
Alu-Fenster ausgezeichnet. Gemeinsam<br />
mit dem siegreichen Metallbaubetrieb wurden<br />
das Architektenteam der LAAC, der Bauherr<br />
Pema, der Aluminium-Profilsystem-Anbieter<br />
AluKönigStahl und der Oberflächenveredelungsbetrieb<br />
Piesslinger mit einer Urkunde<br />
aus Aluminium ausgezeichnet. Die Fachjury,<br />
die paritätisch aus Vertretern der Architektur-<br />
und Metallbaubranche zusammengesetzt<br />
wurde, begründete ihre Entscheidung wie<br />
folgt: „Besonders markant und fordernd ist die<br />
extreme Kleingliedrigkeit der facettenreichen<br />
Außenfassade. Es kommen unterschiedliche<br />
Konstruktionen in verschiedenen Varianten,<br />
die gerade, polygonal und rund gebogen ausgeführt<br />
sind, zur Anwendung. Das Gebäude sieht<br />
von außen glatt aus, hat aber eine große Komplexität<br />
in den Details und wirkt plastisch.“<br />
Schöck mehrfach ausgezeichnet<br />
Architects’ Darling<br />
Bereits seit Jahren zählen Schöck-Produkte<br />
für Architekten und Planer zu den<br />
„Lieblingen der Baubranche“. So ist es wenig<br />
verwunderlich, dass sich der Hersteller<br />
von Bauprodukten auch 2021 wieder über<br />
drei Auszeichnungen freuen darf. Gold<br />
ging an das tragende Wärmedämmelement<br />
Schöck Isokorb in der Kategorie „Balkone/<br />
Loggien/Terrassen“. Das Trittschallschutzsystem<br />
Tronsole wurde in der Kategorie<br />
„Schallschutz“ mit Silber ausgezeichnet.<br />
Nochmals Silber ging an Sconnex, die neue<br />
Produktfamilie für die thermische Trennung<br />
von Wänden und Stützen als „Beste<br />
Produktinnovation (Rohbau)“. Die Preisverleihung<br />
der Architects‘ Darling Awards<br />
fand am 9. November 2021 im Rahmen der<br />
Celler Werktage statt. An der bundesweit<br />
größten Branchenbefragung haben in diesem<br />
Jahrrund 1.800 Architekten und Planer<br />
teilgenommen.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Andreas Brandner wurde<br />
zum neuen Präsidenten des<br />
European Council of Civil<br />
Engineers (ECCE) gewählt.<br />
Die Bundesinnung der<br />
Bauhilfsgewerbe hat seit<br />
1. November 2021 mit Martin<br />
Greiner eine neue Leitung.<br />
Klaus Thürriedl wurde zum<br />
Präsidenten des Europäischen<br />
Rats der Ingenieurkammern<br />
(ECEC) gewählt.<br />
News Ticker<br />
Nachhaltige Pools: BioWaterPools von BioPools sind auf den Einbau von Naturfiltersystemen spezialisiert und deswegen<br />
besonders nachhaltig. Der Kalkstein-Kies-Filter ist bereits in vielen öffentlichen Bereichen, etwa in Hotels, im Einsatz und spart<br />
so nicht nur die Kosten für chemische Zusätze, sondern auch Stromkosten.<br />
Fotos: alufenster.at/Marc Lins, Somfy/Fotostudio Huger, Techwoodhomes, BKZT, Bundeskammer ZT/Sandra Schartel<br />
26 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
Gebäudeautomation digital verwalten<br />
Zentrale Plattform<br />
Mit seinem neuesten Softwareupdate stellt Loxone eine<br />
Online-Bibliothek, die Loxone Library, als Beta-Version zur Verfügung.<br />
Diese beinhaltet mehr als hundert Templates zur Einbindung<br />
von Komponenten anderer Hersteller. So lassen sich<br />
schon jetzt tausende Geräte vereinfacht ansteuern. Dazu zählen<br />
Energiespeicher von Varta, Tesla und Wechselrichter-Lösungen<br />
von SolarEdge, Kostal, Fronius, TV-Geräte von Samsung via<br />
IR-Fernbedienung, aber auch alle Home-Connect-Produkte des<br />
Marktführers BSH (mit den Marken Bosch, Siemens, Neff und<br />
Gaggenau) und viele mehr. Rüdiger Keinberger, CEO von Loxone,<br />
erläutert: „Mit der Loxone Library bieten wir eine offene<br />
Sammlung von Schnittstellen und Vorlagen, die es Partnern mit<br />
wenigen Klicks ermöglicht, externe Geräte zu integrieren und<br />
vorhandene Vorlagen mit anderen zu teilen.“ Dabei setzt Loxone<br />
nicht nur auf eigene Templates, sondern bietet auch anderen<br />
Herstellern, Partnern und Nutzern die Möglichkeit, eigene<br />
Vorlagen zu hinterlegen. Bei allen Vorlagen wird die jeweilige<br />
Version kenntlich gemacht, und sie können vom Ersteller bei<br />
Bedarf geupdatet werden. Auch Technologien und Geräte, die<br />
direkt in der Loxone Config integriert sind, wie etwa EEBus und<br />
Home Connect, werden zusätzlich in der Loxone Library gelistet,<br />
um Partnern und Kunden eine zentrale Anlaufstelle zu bieten<br />
und die Integrationsmöglichkeiten zu prüfen.<br />
Bauzentrum Hannak setzt auf Somfy<br />
Gegen Überhitzung<br />
Der Salzburger Baufachmarkt Hannak vergrößert seinen<br />
Standort in Salzburg-Gnigl mit neuen Ausstellungsflächen und<br />
modernen Büroräumen. Diese Entscheidung fiel bereits 2019.<br />
Und Platz ist genug, da das Areal rund 20.000 Quadratmeter<br />
umfasst. Architektonisch verbindet eine „Brücke“ das Bestandsgebäude<br />
mit dem neuen viergeschossigen Baukörper. Die<br />
Ausstellungshalle erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoss<br />
und ein Galeriegeschoss. Im zweiten und dritten Obergeschoss<br />
befinden sich die neuen Büro-, Besprechungs- und Verwaltungsräume<br />
des Unternehmens. Für viel Tageslicht sorgen die<br />
loggienartigen Außenräume im zweiten Obergeschoss inklusive<br />
einer begrünten Dachterrasse. Um unter anderem die Überhitzung<br />
der Innenräume in den heißen Sommermonaten zu<br />
vermeiden, setzt das Unternehmen auf funkgesteuerte Sonnenschutzlösungen<br />
von Somfy. Ausschlaggebend dafür war nicht<br />
nur die Umsetzung eines einheitlichen Fassadenbilds: „Wir<br />
wollten einen flexiblen Sonnenschutz, mit dem man trotzdem<br />
ins Freie schauen kann. So haben wir uns für funkgesteuerte<br />
Screens entschieden. Uns haben mehrere Faktoren überzeugt:<br />
Das war zum einen der Kostenfaktor und zum anderen der Umstand,<br />
dass durch die Funksteuerung bis zu zwei Drittel weniger<br />
Verkabelung nötig war“, so der angehende Unternehmenschef<br />
Florian Hannak.<br />
Neues Proptech geht an den Start<br />
Smartes Holzhaus<br />
Mit der Techwoodhomes Holding geht ein<br />
neues Proptech-Unternehmen an den Start,<br />
das Smart Home, Nachhaltigkeit und Assisted<br />
Living vereint. Und der Name ist Programm:<br />
Smart-Home-Technologie wird mit Holzbau<br />
kombiniert. Gleich fünf unterschiedliche<br />
Haustypen präsentiert das Unternehmen in<br />
Gaaden bei Mödling nahe Wien. Dieses soll ab<br />
Mai 2022 für Besucher geöffnet werden. Das<br />
Ergebnis ist ein smartes Holzhaus, das mit der<br />
eigens entwickelten Software das Leben im<br />
Haus nachhaltig verändert. Dabei reduziert<br />
die integrierte Thermoenergetik den Energieaufwand<br />
auf ein Minimum und erzeugt ein natürliches<br />
Raumklima. Dieses System lässt sich<br />
bequem via App steuern. Das eigens designte<br />
User Interface ermöglicht eine intuitive Steuerung.<br />
Informationen zum Haus wie z. B. Energieerzeugung,<br />
Strom- und Wasserverbrauch<br />
und Informationen wie Grundbucheintrag,<br />
Einreichplan oder Leitungspläne sind ebenfalls<br />
über die App abrufbar.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
27
Unternehmen & Projekte<br />
Ausgezeichnet wohnen<br />
Mehrfach zertifiziert<br />
Im Rahmen der Übergabefeier wird die<br />
Wohanlage „Flair in the City“ in Atzergsdorf<br />
erneut für ihre nachhaltige Bauweise ausgezeichnet.<br />
So belegen die Auszeichnung<br />
Xella eXcellence sowie die Nachhaltigkeitszertifikate<br />
Green Pass Gold und klimaaktiv<br />
Bronze höchsten Wohnkomfort. Bei dem<br />
mehrgeschossigen Wohnbau – kombiniert<br />
mit Einfamilienhäusern und Stadtvillen –<br />
wurden erstmals mehrere unterschiedliche<br />
Klimakriterien kombiniert und zertifiziert.<br />
Aufgrund zahlreicher klimatechnischer<br />
und thermischer Gegebenheiten erhielt<br />
diese Wohnanlage das in Österreich erstmals<br />
verliehene internationale Zertifikat<br />
Green Pass Gold sowie das klimaaktiv-<br />
Bronze-Nachhaltigkeitszertifikat des Bundesministeriums<br />
für Umwelt. Die Nachhaltigkeit<br />
des Bauprojekts überzeugte auch den<br />
Baustoffhersteller Xella, der im Rahmen der<br />
Eröffnungsfeier „Flair in the City“ mit der<br />
Auszeichnung Xella eXcellence würdigte.<br />
So wurde die Wohnanlage aus hochwertigen<br />
massiven Materialien mit ausgeklügelter<br />
Bauphysik und hoher Beständigkeit<br />
im Niedrigenergiestandard gebaut. Bei den<br />
mineralisch massiven Außenwänden mit<br />
hervorragenden Wärmedämmeigenschaften<br />
und außenliegendem Vollwärmeschutz<br />
wurden dank der hohen Schall- und wärmedämmenden<br />
Eigenschaften Silka-Kalksandstein<br />
und Ytong-Porenbeton verwendet.<br />
Ein ideales Sorptions- und Feuchtespeicherungsvermögen<br />
wird durch spezielle<br />
mineralische Putze und Mineralfarben im<br />
Zusammenspiel mit den mineralischen<br />
Massivwänden erreicht.<br />
TU Graz forscht an Faltwerklösung für Dachausbauprojekte<br />
Zusätzlichen Wohnraum schaffen<br />
Laut Schätzungen gibt es allein in der Steiermark<br />
rund 400.000 Dachböden. Davon<br />
werden 340.000 nicht als Wohnraum genutzt.<br />
Alleine in diesen ungenutzten Dachböden der<br />
Stadt Graz könnte jedoch schon Wohnraum<br />
für rund 36.000 Menschen geschaffen werden.<br />
Oft scheitert das aber auch am Instandsetzungsbedarf.<br />
Jetzt haben Experten der TU Graz<br />
einen holzbasierten Lösungsansatz vorgestellt,<br />
der den Bestand schützen soll und zugleich<br />
eine stützenfreie und flexible Gestaltung des<br />
Dachraumes ermöglichen kann. Entscheidend<br />
ist dabei vor allem der Baustoff, der bei historischen<br />
Dachausbauprojekten zum Einsatz<br />
Zum zehnten Mal hat Ghezzo in Kooperation<br />
mit der TPA Steuerberatung die GBB Awards<br />
an Projekte und Produkte aus dem Immobilienbereich<br />
vergeben, die einen speziellen Fokus<br />
auf Nachhaltigkeit legen. Berücksichtigt wird<br />
dabei der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie.<br />
Im Rahmen der zwölften GBB Green<br />
& Blue Building Conference wurden am 9.<br />
November die GBB Awards vergeben. Eine<br />
hochkarätige Jury hat unter einer Vielzahl an<br />
Einreichungen die Gewinner ermittelt. In der<br />
Kategorie „Projekte“ wurden Value One für<br />
kommt. Bei der sogenannten „Faltwerk“-Lösung<br />
besteht das Haupttragsystem aus einem<br />
dreieckförmigen zentral geführten Balken aus<br />
Brettsperrholzplatten, der in Firstrichtung verläuft.<br />
Vorgefertigte Holzelemente – ebenso aus<br />
Brettsperrholz (CLT) – werden an diesen „Faltwerkträger“<br />
angelehnt und bilden die tragende<br />
Dachhaut. Diese Konstruktion genügt den Anforderungen<br />
an Gebäude der Altstadtschutzzonen<br />
ebenso wie auch den statistisch-konstruktiven<br />
und bauphysikalischen Ansprüchen. Ein<br />
Pilotprojekt, bei dem die „Faltwerk“-Lösung<br />
der TU Graz im historischen Bestand zum Einsatz<br />
kommt, ist bereits in Planung.<br />
Wärmerückgewinung mit Daikin<br />
Neues Modell<br />
Daikin bringt das Wärmerückgewinnungsystem<br />
der fünften Generation auf den Makt und<br />
will so Impulsgeber in Sachen Nachhaltigkeit<br />
sein und den CO2-Fußabdruck von Gebäuden<br />
deutlich reduzieren. Gelingen soll das mit der<br />
Einführung des Kältemittels R-32. Mit diesem<br />
lässt sich laut Hersteller der Treibhauseffekt<br />
um bis zu 71 Prozent reduzieren. Dabei sorgt ein<br />
hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem<br />
mit drei Leitungen dafür, dass die Räume<br />
- völlig unabhängig on deren Ausrichtung - im<br />
Zuge der Wärmerückgewinnung gleichzeitg<br />
geheizt oder gekühlt werden können.<br />
GBB Award geht an Value One und 3F Solar<br />
Bonsai für nachhaltige Immobilien<br />
die „Tribünen im Viertel Zwei in Wien“ ausgezeichnet.<br />
In der Kategorie „Produkte/Services“<br />
ging der Award an die Firma 3F Solar mit dem<br />
Hybridkollektor „Solar One“. Traditionell werden<br />
bei den GBB Awards keine Statuetten oder<br />
Pokale verliehen. Die Gewinner erhalten einen<br />
Bonsaibaum, der extra für diesen Zweck vom<br />
Bonsaimuseum in Seeboden gepflanzt wird.<br />
Dies soll die Verantwortung in der Immobilienwirtschaft<br />
symbolisieren, denn die Verantwortung<br />
übernimmt der Preisträger für seinen<br />
lebenden Preis.<br />
Fotos: www.alufenster.at/Christian Richters, Daikin, Xella<br />
28 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
Wassersparen mithilfe einer Turbine in der Dusche<br />
CO2-Abdruck reduzieren<br />
Dubai gilt als die Stadt der Superlative: Hier werden Tonnen von<br />
Sand aufgeschüttet, um künstliche Inseln in Palmenform zu schaffen,<br />
und auch die Gebäude sind mitunter die höchsten und größten<br />
der Welt. Doch Dubai hat sich auch zum Ziel gesetzt, Vorreiter<br />
in Sachen CO2-Abdruck zu sein – und das im positiven Sinne. Mit<br />
der sogenannten „Clean Energy Strategy 2050“ möchte Dubai die<br />
Stadt mit dem kleinsten CO2-Abdruck weltweit werden. Mithelfen<br />
soll die Rabmer-Ecoturbino, ein Mini-Teil für die Dusche, das<br />
den Wasserverbrauch um rund 40 Prozent senkt. Die Innovation<br />
stammt vom österreichischen Unternehmen Rabmer mit Sitz in<br />
Oberösterreich und garantiert bei gleichzeitiger Reduktion des<br />
Wasserverbrauchs einen gleichbleibenden Duschkomfort. Zum<br />
Einsatz kommen soll die intelligente Lösung vor allem in Hotels.<br />
Im Zuge der österreichischen Wirtschaftsdelegation unter der Leitung<br />
von Bundesministerin Margarete Schramböck wurde nun in<br />
Dubai die Vertriebspartnerschaft zwischen dem oberösterreichischen<br />
Familienunternehmen Rabmer und der in Dubai ansässigen<br />
Firmengruppe Danway unterzeichnet.<br />
| BA12-20G |<br />
Einfach konfigurierbar:<br />
TwinCAT 3 Lighting<br />
Solution für DALI-2<br />
Zwei Objekte erhalten Aluminium-Architektur-Preis<br />
Doppelsieg<br />
Mit dem Paracelsus-Bad in Salzburg und dem BTV Bank- und<br />
Geschäftshaus in Dornbirn wurden dieses Jahr gleich zwei Objekte<br />
mit dem Aluminium-Architektur-Preis ausgezeichnet.<br />
Berger+Parkkinen Architekten waren gemeinsam mit der SIG<br />
Stadt Salzburg Immobilien und dem Metallbaubetrieb Saller<br />
aus Bischofshofen für das Paracelsus-Bad in Salzburg siegreich.<br />
Das Architektenteam Rainer Köberl wurde gemeinsam mit dem<br />
Bauherren BTV und dem Metallbaubetrieb Jobarid für das BTV<br />
Bank- und Geschäftshaus in Dornbirn ausgezeichnet. Der vom<br />
Aluminium-Fenster-Institut, der Architekturstiftung Österreich<br />
und der IG Architektur ausgeschriebene Aluminium-Architektur-<br />
Preis 2020 wurde im Oktober 2021 zum zwölften Mal vergeben.<br />
Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die<br />
vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte<br />
setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALI-<br />
Linien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber<br />
leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig,<br />
dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen,<br />
Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb<br />
möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.<br />
Scannen und<br />
alles über die<br />
Vorteile der<br />
Lighting Solution<br />
erfahren<br />
Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3<br />
Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung<br />
individueller Lichtlösungen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
29
Unternehmen & Projekte<br />
Dana und Domoferm sorgen für Sicherheit und Eleganz<br />
Türen für Sicherheit im TrIIIple Tower<br />
Über 1.000 Wohnungseingangstüren aus<br />
heimischer Produktion von Dana und Domoferm<br />
sorgen im Wohnprojekt TrIIIple Tower<br />
für Sicherheit und Lebensqualität. Dabei wurden<br />
über 500 Türen für Einbruchschutz und<br />
Sicherheit ausgestattet. Neben der Sicherheit<br />
wurde großes Augenmerk auf die Oberflächen<br />
und Farben gelegt: Durch das satte Weinrot<br />
der Türaußenseiten wird das Fassadendesign<br />
aufgegriffen. Zum Einsatz kommt dabei<br />
Know-how aus Österreich: Für die Wohnungseingangstüren<br />
des Projekts kombinierten die<br />
Planer Entwicklungen von zwei heimischen<br />
Türprofis: Die sicheren Türen wurden von den<br />
Experten des Dana-Türenwerks im oberösterreichischen<br />
Spital am Pyhrn entwickelt und<br />
werden dort auch produziert. Die Domoferm-<br />
Stahlzargen für Türen mit einbruchhemmender<br />
Funktion stammen aus Gänserndorf im<br />
niederösterreichischen Marchfeld. Das Dana-<br />
Sicherheitskonzept beruht auf mehreren Komponenten<br />
sowie der fachgerechten Montage.<br />
Zumtobel erweitert Tecton-Linie<br />
Lichtlösungen<br />
Industriebereiche müssen sich rund um<br />
die Uhr anpassen und agil auf das sich stetig<br />
verändernde Marktumfeld reagieren.<br />
Diese Dynamik verlangt nicht nur perfekt<br />
abgestimmte Prozesse, sondern ebenso<br />
verlässliche Technologien. Und das beginnt<br />
auch beim Beleuchtungskonzept. So kommt<br />
das System Tecton IP64/IP5 4 von Zumtobel<br />
überall da zum Einsatz, wo beispielsweise<br />
Metall, Holz oder Papier verarbeitet und<br />
Parkhäuser beleuchtet werden, denn es ist<br />
staub- und spritzwassergeschützt. Dafür<br />
sorgt ein durchdachtes Dichtungskonzept<br />
etwa mit einer geschlossenen Endkappe an<br />
den Schienenenden. Aufgrund der sorgfältigen<br />
Auswahl an Materialien ist das System<br />
besonders widerstandsfähig gegen chemische<br />
Einflüsse und mechanische Belastungen:<br />
Im Gegensatz zu klassisch verzinkten<br />
Schienen werden dem Zinkbad Magnesium<br />
und Aluminium zulegiert. Hinzu kommt<br />
eine Lackbeschichtung aus Polyesterharz.<br />
In der Montage ist das Beleuchtungskonzept<br />
Tecton für Industrieanlagen einfach: Es<br />
kommt ohne jedes Wekzeug aus und lässt<br />
sich dabei völlig individuell gestalten. So<br />
können jegliche Module auf die einzelnen<br />
Tragschienen angebracht werden.<br />
German Design Award für Duravit<br />
Herausragend<br />
Die Jury des German Design Award 2022<br />
hat Duravit für Designqualität im Produktund<br />
Kommunikationsdesign gewürdigt.<br />
Der Badhersteller erhält je drei Mal die Auszeichnung<br />
„Winner“ und „Special Mention“<br />
in den Kategorien „Excellent Product Design<br />
– Bath and Wellness“ und „Excellent Communications<br />
Design – Integrated Campaigns<br />
and Advertising“. Die erste Auszeichnung<br />
ging an die Produktlinie White Tulip sowie<br />
die Komplettbadserie D-Neo.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Führungswechsel beim österreichischen Leuchtenproduzenten Trilux: Wolfgang Dvoracek und<br />
Klaus Strohmer übernehmen am 1. Januar 2022 die Geschäftsleitung des Beleuchtungsexperten<br />
von Matthias Sporer, der das Unternehmen Ende des Jahres 2021 verlassen wird. Dvoracek ist<br />
seit 2017 für Trilux im Vertriebsaußendienst und als Teamleiter in Wien tätig.<br />
News Ticker<br />
Gemeinsames Projekt: Engie und Leube möchten die Abwärme der Zementproduktion für rund 3.000 Haushalte nutzen. Das<br />
geplante Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 30 Millionen Euro. Erweiterte Ausbaupläne: Der Pelletskesselhersteller<br />
ÖkoFen verdoppelt den Ausbau des Produktionsstandorts in Niederkappel nun auf insgesamt 40.000 Quadratmeter.<br />
Fotos: DANA | JELD-WEN Türen GmbH/Bernhard Schober, Keuco, Ergosun, Panasonic, Trilux<br />
30 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management<br />
„Kaldewei nature protect“<br />
Klimafreundlich<br />
Das Ahlener Sanitärunternehmen Kaldewei<br />
setzt auf klimafreundlichen Stahl. Sogenannter<br />
bluemint Steel von thyssenkrupp<br />
kommt bei der neuen limitierten Produktlinie<br />
„Kaldewei nature protect“ zum Einsatz.<br />
Dabei spart thyssenkrupp bei der Stahlproduktion<br />
100 Prozent CO2 ein. Berücksichtigt<br />
man die Emissionen aus der Vorkette wie<br />
Förderung und Transport der Rohstoffe,<br />
weist das Endprodukt einen um 70 Prozent<br />
geringeren CO2-Fußabdruck nach dem international<br />
anerkannten Green-House-Gas-<br />
Protocol (GHG) aus. Sämtliche Produkte der<br />
Linie werden ab sofort vertrieben.<br />
Baumit simuliert Blackout im Viva-Forschungspark<br />
Wie sich ein <strong>Winter</strong> ohne Heizung anfühlt<br />
Was sich im <strong>Winter</strong> ohne Heizung innerhalb<br />
von 48 Stunden abspielt, haben die Experten<br />
des Viva-Forschungsparks von Baumit in einer<br />
umfassenden Studie simuliert: Im Februar 2020<br />
wurde dazu in zwölf Häuser des Forschungsparks<br />
die Heizung ausgeschaltet. Die anfängliche<br />
Innentemperatur betrug 21 Grad Celsius, die Außentemperatur<br />
lag bei 3 Grad Celsius. „Es macht<br />
einen spürbaren Unterschied, ob ein Gebäude<br />
gedämmt ist oder nicht, ob es in Massiv- oder<br />
Leichtbauweise errichtet wurde. Die aktuelle<br />
Blackout-Simulation zeigt, dass die Kombination<br />
von Wärmedämmung und Speichermasse<br />
eine rasche Abkühlung im Gebäudeinneren<br />
am besten vermeidet und zumindest für 48<br />
Stunden erträgliche Temperaturen sicherstellt“,<br />
bringt Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit,<br />
die Ergebnisse auf den Punkt. Obwohl die<br />
Außentemperaturen in den <strong>Winter</strong>tagen der<br />
Simulation verhältnismäßig mild waren, zeigt<br />
die Auswertung sofort große Temperaturunterschiede<br />
zwischen den getesteten Häusern.<br />
Die niedrigsten Temperaturen wurden im ungedämmten<br />
Viva-Haus mit dem 25-Zentimeter-<br />
Ziegel gemessen. In den gedämmten Häusern<br />
mit Massivwänden lagen die Innentemperaturen<br />
nach zwei Tagen hingegen im Durchschnitt<br />
noch bei erträglichen 17 Grad Celsius.<br />
Keuco vereint Qualität und Design<br />
Passend gemacht<br />
Bei Armaturen im eigenen Bad muss einfach<br />
alles passen: Qualität und Design. Darauf setzt<br />
auch der international tätige Komplettanbieter<br />
für hochwertige Badausstattungen Keuco.<br />
Die Edition 90 etwa, die im Design runde mit<br />
eckigen Elementen verbindet und durch<br />
präzise Oberflächenbearbeitung besonders<br />
langlebig ist. Hier kommt innovative Technik<br />
mit vollautomatischen Robotern zum Einsatz.<br />
Für den letzten Feinschliff sorgt traditionelle<br />
Handarbeit. Dabei werden alle Amaturen am<br />
Hauptsitz im westfälischen Hemer hergestellt<br />
– vom Design bis zum fertigen Produkt.<br />
Integrierte Solardachplatten von Ergosun<br />
Die neue Solarziegel-Generation<br />
Schnell, einfach und ohne jeden Eingriff in<br />
die bestehende Dachstruktur lassen sich die<br />
integrierten Solardachplatten von Ergosun<br />
installieren. Aber die Dachziegel sind nicht nur<br />
einfach zu montieren, sie sind auch noch besonders<br />
leistungsstark: In jeder Dachplatte befindet<br />
sich eine Überbrückungsdiode, um etwa<br />
den Energieverlust durch Lichtreflektion deutlich<br />
zu reduzieren. Laut Hersteller erzeugen<br />
die Solardachplatten damit selbst bei geringem<br />
Lichteinfall und nicht optimaler Ausrichtung<br />
deutlich mehr Strom durch Sonnenenergie als<br />
herkömmliche Sonnenkollektoren. Montiert<br />
werden die Ergosun-Solarziegel, indem sie mit<br />
Schrauben oder Nägeln mit dem Dachgerüst<br />
verbunden werden. Der Photovoltaik-Ziegel<br />
hat bereits ein Solar-PV-Modul, eine Anschlussdose<br />
sowie zwei Steckverbinder für den<br />
einfachen Systemanschluss integriert, sodass<br />
die Bauherren weder zusätzliche Stützsysteme<br />
noch Rahmen benötigen. Die Ergosun-Solarplatten<br />
sind in Matt-Schwarz und als Sonder-<br />
Edition in Terrakotta erhältlich und sind hoch<br />
witterungsbeständig.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
31
Unternehmen & Projekte<br />
Kärntner Holzbaupreis geht an Bürogebäude Theurl<br />
Innenausstattung aus eigener Produktion<br />
Das Bürogebäude Theurl gewinnt in der<br />
Kategorie „Gewerbliche Bauten“ den Holzbaupreis<br />
Kärnten 2021. Die integrale Planung der<br />
beiden Bauabschnitte – High-Tech-Werk und<br />
Bürogebäude – für den Osttiroler Holzproduzenten<br />
erfolgte durch ATP Innsbruck. Das<br />
hochmoderne Werk für Cross-Laminated-Timber-Elemente<br />
(CLT) wurde auf einem rund 12,5<br />
Hektar großen Areal in Kärnten errichtet. Das<br />
Besondere daran: Der Bauabschnitt 1 erzeugte<br />
die Holz-Elemente, aus denen der Bauabschnitt<br />
2 errichtet wurde. Auch innerhalb des Bürogebäudes<br />
kommt der Baustoff Holz zum Einsatz.<br />
So ist nicht nur die Fassade aus Holz, sondern<br />
auch die tragenden Elemente. „Die Holzflächen<br />
der eigenen Produktion und eine zurückhaltende,<br />
aber elegante Innenraumgestaltung<br />
schaffen gemeinsam mit den überhohen Räumen<br />
und einer offenen Büroraumstruktur, die<br />
die Möglichkeit zukünftiger Umstrukturierungen<br />
unterstützt, dennoch ein angenehmes,<br />
großzügiges Raumgefühl und Arbeitsklima.<br />
Insgesamt ein für eine moderne Verwaltung<br />
sehr stimmiges Gebäude und zugleich der perfekte<br />
Werbebotschafter für den Holzbau“, so<br />
die Begründung der Jury.<br />
Signify im Leipziger Stadion<br />
Maßgeschneidert<br />
Bereits 2020 haben der RB Leipzig und<br />
der Weltmarktführer für LED- und Stadionbeleuchtung<br />
Signify eine zukunftsweisende<br />
Partnerschaft abgeschlossen. Im Zuge dieser<br />
Partnerschaft entwickelte Signify ein umfassendes<br />
Lichtkonzept, das unter anderem<br />
die moderne Umrüstung und smarte Steuerung<br />
der Lichtanlagen der Red-Bull-Arena<br />
in Leipzig beinhaltet. Bis Ende 2021 werden<br />
insgesamt circa 2.200 Leuchten installiert,<br />
bis Ende 2022 rund 3.000 Stück. Neben innovativen<br />
Produkten kommt das moderne<br />
IoT-gestützte Lichtmanagement-System<br />
Interact zum Einsatz. Mit diesem lassen sich<br />
die vernetzten Beleuchtungssysteme zentral<br />
und aus der Ferne verwalten. Dieses findet<br />
sich vor allem an der Außenfassade des<br />
Stadions wieder. Konzipiert wurde diese Außenbeleuchtung<br />
von den Lichtplanern der<br />
Licht Kunst Licht AG. Auch in zahlreichen<br />
Bereichen im Innern der Red-Bull-Arena<br />
wurde am Lichtkonzept gefeilt. So transportiert<br />
etwa das Lichtsystem in Zukunft die<br />
Stimmung im Innern: Bei jedem Tor pulsiert<br />
das Stadion mit einer Lightshow in Rot und<br />
Weiß. Um eine optimale Ausleuchtung<br />
für die Zuschauer zu Hause zu garantieren,<br />
wurde auch die Spielfeldbeleuchtung auf ein<br />
neues Level gebracht.<br />
Wietersdorfer revitalisierte Wasserkraftwerke für 12 Millionen Euro<br />
Investment in Grünstrom<br />
Im Oktober 2021 fand die zweijährige Revitalisierung<br />
der Wietersdorfer Kraftwerkskette<br />
entlang der Görtschitz ihren Abschluss. Insgesamt<br />
zwölf Millionen Euro wurden investiert,<br />
um zwei Kraftwerke vollständig neu zu errichten<br />
und ein weiteres zu optimieren. „Durch<br />
umfassende Investitionen in modernste Umwelttechnologie<br />
zählt der Standort Wietersdorf<br />
heute zu den saubersten Zementwerken der<br />
Welt. Deshalb freut es mich, dass wir mit der<br />
Eröffnung der revitalisierten Kraftwerkskette<br />
einen weiteren wichtigen Schritt zu einer<br />
CO2-armen Zementproduktion setzen“, erklärt<br />
Christina Fromme-Knoch, Eigentümervertreterin<br />
und Aufsichtsratsvorsitzende der Wietersdorfer-Gruppe.<br />
Die drei Kraftwerke liefern 18.000 Megawattstunden<br />
Grünstrom, die unter anderem auch<br />
das Zementwerk Wietersdorf zu einem Viertel<br />
mit selbst produzierter erneuerbarer Energie<br />
versorgen. „Das entspricht in etwa der Versorgungsleistung<br />
für 3.600 4-Personen-Haushalte“,<br />
erklärt Florian Salzer, technischer Direktor<br />
von w&p Zement und Verantwortlicher<br />
für die Revitalisierung der Wietersdorfer-Kraftwerkskette.<br />
Sämtliche bauliche Maßnahmen<br />
wurden im Zeitraum von September 2019 bis<br />
Oktober 2021 durchgeführt. Das alte Kraftwerk<br />
in Wietersdorf wurde durch einen Neubau ersetzt,<br />
und die beiden Kraftwerke in Hornburg<br />
und Eberstein wurden zusammengelegt und<br />
ebenfalls durch einen Neubau ersetzt.<br />
Schließlich wurde am dritten Kraftwerk in Wieting,<br />
welches bereits im Jahr 2016 modernisiert<br />
wurde, die Automatisierungstechnik erneuert.<br />
An den Kraftwerksstandorten wurde darüber<br />
hinaus besondere Rücksicht auf ökologische<br />
Begleitmaßnahmen, wie etwa durch den Bau<br />
von Fischaufstiegshilfen im Bereich der Wehranlagen,<br />
genommen. Im Zuge der Kraftwerkserneuerung<br />
wurde die gesamte Produktkompetenz<br />
der Wietersdorfer-Gruppe eingesetzt.<br />
Vom Tochterunternehmen Amiblu, das auf die<br />
Produktion von glasfaserverstärkten Kunststoffrohren<br />
spezialisiert ist, stammen beispielsweise<br />
die verbauten 1.900 Meter Druckrohre.<br />
Das Bindemittel wiederrum stammt von w&p<br />
Zement.<br />
Fotos: HELLA, ATP architekten ingenieure, LAUFEN<br />
32 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management<br />
Resonanz-Schalldämpfer von ATEC<br />
Weniger Lärm<br />
Der Resonanz-Schalldämpfer RSD von ATEC dämpft den Abgasschall<br />
von Blockheizkraftwerken (BHKW) sowie Brennwertgeräten<br />
und ist damit der Spezialist für tiefe Frequenzen – und das nahezu<br />
ohne Druckverlust. Erhältlich ist der Schalldämpfer in zwei verschiedenen<br />
Ausführungen. Das, was den RSD so einzigartig macht, befindet<br />
sich im Innern des robusten Korpus aus Kunststoff-Polypropylen:<br />
Das installierte Edelstahlrohr ist in den ersten 100 Millimetern als<br />
Lochblech ausgeführt. Der Schall dringt durch die Löcher des ansonsten<br />
leeren Korpus ein und wird dann am Schalldämpferboden<br />
reflektiert. Dadurch heben sich die reflektierten und die ankommenden<br />
Schallwellen gegenseitig auf. Der Resonanz-Schalldämpfer<br />
eignet sich im raumluftabhängigen Betrieb für Abgastemperaturen<br />
bis 120 Grad Celsius. Um die Dämpfleistung zusätzlich zu erhöhen,<br />
empfiehlt der Hersteller die Kombination mit Absorptionsschalldämpfern.<br />
Beide Varianten können leicht miteinander verbunden<br />
sowie waagerecht und senkrecht installiert werden. Die Montage der<br />
abgestimmten ATEC-Verbindungshandhabung ist leicht.<br />
Plus X Award für Kasettenmarkisen von Hella<br />
Ausgezeichnet beschattet<br />
Gleich in vier Kategorien wurde die Kasettenmarkise des europäischen<br />
Anbieters für Sonnen- und Wetterschutzsysteme für Gebäude<br />
mit Hauptsitz in Abfaltersbach, Osttirol, Hella mit dem Plus X Award<br />
ausgezeichnet. So überzeugt die Produktreihe die Fachjury in den<br />
Kategorien High Quality, Design, Bedienkomfort und Funktionalität.<br />
Insgesamt bewertet die Fachjury, bestehend aus verschiedenen<br />
Vertretern unterschiedlicher Branchen, die einzelnen Produkte in<br />
Hinblick auf die sieben Gütesiegel-Kategorien Innovation, High<br />
Quality, Design, Bedienkomfort, Funktionalität, Ergonomie und<br />
Ökologie. Die Kassettenmarkisen erhielten im Zuge der Auszeichnung<br />
folgende Gütesiegel: High Quality, Design, Bedienkomfort und<br />
Funktionalität. Die Markisen werden nach Maß gefertigt und lassen<br />
sich frei an der Fassade anbringen.<br />
Design Preis Schweiz für nachhaltige Idee<br />
Kreislauffähige Toilette<br />
Die kreislauffähige Toilette save! von Laufen wurde mit dem<br />
Design Preis Schweiz auszeichnet, und das vor allem weil diese mit<br />
Hilfe des sogenannten „Source Separation Technology“ gleich zwei<br />
Probleme auf einmal löst: die teure und aufwändige Aufbereitung<br />
von Urin im WC-Abwasser und die Verschwendung von wertvollen<br />
Ressourcen. So wird der Urin bereits in der Toilette getrennt gesammelt<br />
und abgeleitet, um die verschiedenen Abwässer dadurch<br />
einfacher verarbeiten zu können. Dabei spielt eine ausgefeilte Geometrie<br />
im Inneren des WC-Keramikbeckens eine zentrale Rolle. So<br />
befindet sich im Keramikkörper eine integrierte „Falle“, die den Urin<br />
unter Ausnutzung der Oberflächenspannung, dem sogenannten<br />
Teekanneneffekt, in Richtung eines eigenen Auslasses leitet und dadurch<br />
separiert. Designt wurde die Toilette in Kooperation mit dem<br />
österreichischen Designstudio EOOS. Laut Nominierungsteam des<br />
Design Preis Schweiz „eine Erfindung, die im zukünftigen Abwassermanagement<br />
eine Schlüsselrolle einnehmen könnte und in ihrer<br />
potenziellen Tragweite kaum zu überschätzen ist.“<br />
Grüne Wasserstoff-Produktion in Gabersdorf<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Die österreichweit erste außerbetriebliche Produktionsanlage für<br />
„grünen“ Wasserstoff wird von der Energie Steiermark Gabersdorf<br />
errichtet. Mit einer Investitionssumme von rund 10 Millionen Euro<br />
wird auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal eine neuartige<br />
Erzeugungsanlage realisiert. Es wird eine Photovoltaik-Großanlage<br />
mit 6.000 Quadratmeter Kollektorfläche gebaut und mit den Ressourcen<br />
einer bereits bestehenden Biogasanlage kombiniert. Baubeginn<br />
ist das Frühjahr 2022, eine Fertigstellung ist für das Jahresende<br />
geplant. Jährlich sollen rund 300 Tonnen grüner Wasserstoff produziert<br />
werden. Damit kann ein Wasserstoff-Auto über 40 Millionen<br />
Kilometer zurücklegen. Mit dem Projekt können bis zu 5.200 Tonnen<br />
CO2 jährlich eingespart werden. Auch der erste Liefervertrag wurde<br />
kürzlich mit Wolfram Bergbau & Hütten unterzeichnet.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
33
Unternehmen & Projekte<br />
Rehau bringt neue Innovation<br />
Sicher schweißen<br />
Kanalrohre werden immer häufiger<br />
verschweißt. Vor allem bei schwierigen Bodenverhältnissen<br />
und zur Ableitung von aggressiven<br />
Industrieabwässern kommt dieses<br />
Verfahren zum Einsatz. Rehau bietet hierfür<br />
ein Komplettsystem aus Polypropylen, das<br />
eine sichere Verbindung der einzelnen Komponenten<br />
ermöglicht. Der neue Schweißadapter<br />
Awadukt PP Fusion ermöglicht die<br />
Verarbeitung von Standardformteilen. Die<br />
Montage erfolgt analog einer Verbindung<br />
mit Standard-Elektroschweißmuffen. Nach<br />
entsprechenden mechanischen Vorarbeiten<br />
werden das Rohr und das Formteil an<br />
den Adapter angeschlossen und fixiert. Die<br />
Verschweißung kann dann mit einem Verbindungskabel<br />
ausgeführt werden.<br />
Null Emissionen<br />
Neue Baugeräte<br />
Wacker Neuson präsentiert Neuerungen<br />
im Bereich der Zero-Emission-Baugeräte.<br />
Mittlerweile werden drei Akkustampfer,<br />
sechs Akkuplatten und ein Innenrüttlersystem<br />
mit demselben leistungsstarken<br />
Lithium-Ionen-Akku angetrieben. Vor<br />
allem für den Innenrüttler mit Akku-<br />
Umformer-Rucksack (ACBe) steht nun ein<br />
neues Akkumodell namens BP500 mit<br />
einem Energieinhalt von 500 Wattstunden<br />
zur Verfügung. Damit wird das Gewicht<br />
des Rucksacksystems nochmals um circa<br />
3,5 Kilogramm auf zehn Kilogramm reduziert.<br />
Das bedeutet für den Bediener noch<br />
höheren Bedienkomfort. Für den Lithium-<br />
Ionen-Akku steht nun ein neues Standard-<br />
Ladegerät zur Verfügung. Damit liegt die<br />
Ladezeit für den leistungsstärksten Akku<br />
BP1400, der für alle Zero-Emission-Verdichtungsgeräte<br />
verwendet werden kann,<br />
bei nur noch 4,6 Stunden.<br />
Premiere für Liebherr-Kompaktkrane mit Seilausschubtechnik<br />
Die Qual der Wahl<br />
Bereits Ende 2020 hat Liebherr erstmals den<br />
Kompaktkran LTC 1050-3.1 mit einer zweiten<br />
Auslegervariante vorgestellt, doch die Idee<br />
wurde bereits auf der Bauma 2019 entwickelt.<br />
Bei dieser Variante handelt es sich um eine Seilausschubmechanik.<br />
So überzeugt der Kompaktkran<br />
LTC 1050-3.1 vor allem bei Halleneinsätzen,<br />
allerdings sei die Technologie, so Peter<br />
Stöttinger, Firma Felbermayr, in der Praxis oft<br />
nicht so vertraut. Aus diesem Grund wurde<br />
der Kompaktkran mit einem neuen Ausleger<br />
ergänzt, der 31 Meter lang ist und aus dem<br />
Anlenkstück und vier Teleskopteilen besteht.<br />
Die Teleskope werden über einen doppelt<br />
wirkenden, zweistufigen Hydraulikzylinder<br />
aus- und eingefahren. Mit Stufe 1 wird das Teleskop<br />
1 direkt ausgeschoben. Stufe 2 schieben<br />
die Teleskopteile 2 bis 4 über einen Zweifach-<br />
Flaschenzug synchron aus. Auch beim neuen<br />
Ausleger sind hohe teleskopierbare Tragkräfte<br />
realisierbar. Das ist ein wichtiges Kriterium für<br />
Kraneinsätze in Hallen.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Christian Küster ist mit Januar 2022 Sprecher der Geschäfstführung bei Kemper. Komplementiert wird<br />
das Trio durch Michael Rehse, der seit 2017 die Geschäftsführung für die Unternehmensbereiche<br />
Guss- und Gebäudetechnik inne hat, und Martin Thiel, der vor fast zwei Jahren geschäftsführend den<br />
Unternehmensbereich Walzprodukte übernommen hat.<br />
News Ticker<br />
Nachhaltiges Handwerk: ISZ-Markt zieht in die Fabrik Klarenbrunn in Bludenz. Auf einer Fläche von 450 Quadratmetern sind<br />
rund 4.000 Artikel für den täglichen Bedarf von Installateuren lagernd. Zertifiziert: Der Verband für Bauwerksbegrünung (VfB)<br />
entwickelte mit dem Forschungslabor GRÜNSTATTGRAU (GSG) ein Gütesiegel für Betriebe der Begrünungsbranche.<br />
Fotos: Kemper, Hartl Haus, Liebherr<br />
34 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
Hartl Haus Möbeltischlerei investiert in CNC-Anlage<br />
Präzise arbeiten mit Holz<br />
Neben einer der modernsten Fertighaus-Produktionsanlagen in<br />
Österreich ist Hartl Haus auch für seine modernen Tischlereibetriebe<br />
bekannt. Mit der Bautischlerei, die mit einer Investition von 6,5 Millionen<br />
Euro im Jahr 2020 neu in Betrieb gegangen ist, wird auch der<br />
Maschinenpark der hauseigenen Möbeltischlerei weiter ausgebaut.<br />
Jetzt hat das Unternehmen rund 100.000 Euro für eine neue CNC-<br />
Anlage im Waldviertler Werk investiert. Diese wird in der Möbelproduktion<br />
vor allem für die Herstellung von Schubladen, Auszügen,<br />
Möbelfronten und Möbelkorpusse eingesetzt. Mit der neuen Anlage<br />
erfolgen Arbeiten wie Bohrungen, Fräsungen und Ausschnitte,<br />
wo zuvor fünf bis sechs Arbeitsschritte notwendig waren, nun in<br />
einem Aufspannvorgang. Dies bedeutet eine große Erleichterung<br />
im täglichen Arbeiten in der Küchen- und Möbelherstellung. Damit<br />
hat Hartl Haus nun insgesamt fünf CNC-Bearbeitungszentren in<br />
den Tischlereien in Betrieb. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren<br />
hat sich Hartl Haus für das Modell Evolution 7405 der Firma<br />
Holzher entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren Referenzen<br />
bekannter Tischlereibetriebe, die bereits positive Erfahrungen in der<br />
Verwendung mit der Anlage gemacht haben, und die Tatsache, hier<br />
ein Produkt mit österreichischem Support anzuschaffen.<br />
VÖB stellt erstmals Referenzwerk vor<br />
Rutschfeste Betonpflastersteine<br />
Aus einem umfangreichen Fundus von<br />
Prüfberichten hat der Verband Österreichischer<br />
Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) zum<br />
ersten Mal in Österreich ein Referenzwerk zum<br />
Rutschwiderstand von Betonpflastersteinen<br />
und -platten veröffentlicht. Dieses inkludiert<br />
alle vier national oder international genormten<br />
Versuchsanordnungen, die für Entscheidungsträger<br />
in der österreichischen Bauindustrie<br />
von höchster Relevanz sind: von Betonplatten-<br />
Herstellern über Bauträger, Planer und Architekten,<br />
Baufirmen, Baustoffhändler bis hin zur<br />
AUVA sowie Gutachter und Sachverständige.<br />
„Dieses Referenzwerk ist eine wesentliche<br />
Grundlage für alle, die an der Produktion,<br />
Planung, Montage und Unfallprävention im<br />
Bereich Betonpflastersteine beteiligt sind. Wir<br />
befinden uns jetzt am Beginn der Feststellung,<br />
wo die einzelnen Messmethoden miteinander<br />
korrelieren, und werden unsere Datenbank in<br />
nächster Zeit laufend im Dialog mit den Anwendern<br />
mit neuen Messwerten ergänzen“,<br />
sagt Paul Kubeczko, VÖB-Geschäftsführer<br />
Technik. Die Übersicht wurde nach Maßgabe<br />
und unter Einhaltung von genormten Laborprüfberichten<br />
aus akkreditierten Prüfanstalten<br />
und aus empirischen Versuchen auf Basis<br />
bauseitiger Messwerte über einen Zeitraum<br />
von zwei Jahren erstellt. „Da für die Inverkehrbringung<br />
von Betonpflastersteinen und<br />
-platten herstellerseitig nur die Deklaration<br />
eines ‚ausreichenden‘ Rutschwiderstandes<br />
im Rahmen der CE-Kennzeichnung verpflichtend<br />
ist, bieten wir mit diesem Referenzwerk<br />
eine zusätzliche Orientierungshilfe. Dadurch<br />
unterstützen wir eine qualitätsvolle Herstellung<br />
und Produktauswahl sowie eine sichere<br />
Nutzung dieser Produkte. Wir stehen mit der<br />
Pionierarbeit allerdings erst am Beginn einer<br />
solchen Wertermittlung und sind zukünftig<br />
auf weitere Informationen und verifizierte<br />
Messwerte aller relevanten Akteure angewiesen“,<br />
sagt Stefan Weissenböck, Produktgruppenvorsitzender<br />
für Betonsteine und -platten<br />
im VÖB. Konkret werden folgende Wertskalen<br />
abgebildet: der USRV-Wert gemäß ÖNORM EN<br />
1338 und EN 1339, die in der gesamten EU als<br />
harmonisierte Norm gelten, der μ-Wert gemäß<br />
ÖNORM Z 1261, der R-Wert gemäß DIN 51130<br />
und der ABC-Wert gemäß DIN 51097.<br />
Beitrag zur Ressourcenschonung<br />
Gipsrecycling<br />
Sowohl Gips als auch weitere Komponenten<br />
in Gipsprodukten, wie zum Beispiel<br />
der Karton bei Gipsplatten, als auch die<br />
Komponenten der Trockenbaukonstruktionen,<br />
wie zum Beispiel Metalle bei den Ständerwandsystemen,<br />
können immer wieder<br />
recycelt (multi-recyclingfähig) und somit in<br />
hochwertigen Kreisläufen geführt werden.<br />
Und die Vorteile des Gipsrecyclings liegen<br />
auf der Hand: Je mehr recyclet wird, umso<br />
geringer ist der Bedarf an Primärrohstoffen,<br />
folglich muss weniger importiert werden.<br />
Gleichzeitig kann eine höhere Qualitäten an<br />
Baustoffen produziert werden, da nach der<br />
Aussortierung gipshaltiger Baustoffe bei der<br />
Herstellung von mineralischen Ersatzbaustoffen<br />
der begrenzende Parameter Sulfat<br />
reduziert wird. Derzeit werden jedoch, laut<br />
einer Hochrechnung für das Jahr 2020 durch<br />
den deutschen Bundesverband der Gipsindustrie,<br />
nur rund 10 Prozent der statistisch<br />
erfassten Gipsabfälle in die Gipsindustrie<br />
zurückgeführt, weitere Anteile werden für<br />
sonstige Verwertungen vermarktet. Und das<br />
obwohl Gipsrecyclinganlagen verfügbar sind.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
35
Unternehmen & Projekte<br />
Bosch bringt Professional-18V-System auf den Markt<br />
Ein Akku für alle Werkzeuge<br />
Alle handgeführten Elektrowerkzeuge<br />
von Bosch lassen sich ab sofort mit derselben<br />
Energiequelle versorgen: den Akkus aus<br />
dem Professional-1V-System. Der Clou: Das<br />
Professional-18V-System von Bosch ist mit den<br />
Werkzeugen zahlreicher Profimarken kompatibel<br />
und macht den Einsatz von spezialisierten<br />
Produkten wie Baustrahlern, Kartuschenpressen,<br />
akkuhydraulischen Schneidwerkzeugen<br />
und zum Beispiel auch UV-Lichtanwendungen<br />
zur zuverlässigen Oberflächendesinfektion<br />
gegen das Corona-Virus für die Profis flexibel<br />
und einfach. Durch die Partnerschaft mit<br />
Brennenstuhl, Cox Sulzer, Fein, Heraeus,<br />
Klauke, Ledlenser, Lena Lighting, Sonlux und<br />
Wagner ermöglicht Bosch ein noch breiteres<br />
Anwendungsspektrum, das über das eigene<br />
Werkzeugportfolio hinausgeht. Und damit<br />
nicht genug: Das Professional-18V-System<br />
wird laufend um Geräte namhafter Hersteller<br />
erweitert. In Österreich erzielte die Bosch-<br />
Gruppe 2020 mit 2.940 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Bosch ist seit<br />
1899 in Österreich präsent.<br />
Brenner Basistunnel<br />
Tunnelbohrung<br />
Der Brenner Basistunnel erreicht erstmals<br />
die Staatsgrenze. Möglich gemacht hat das<br />
die Tunnelbohrmaschine (TBM) „Serena“,<br />
die nach 14 Kilometern und 3,5 Jahren Vortrieb<br />
erfolgreich an ihrem Ziel am Brenner<br />
angekommen ist. Die Reise der Tunnelbohrmaschine<br />
begann im Mai 2018. Sie wurde im<br />
Erkundungsstollen des Brenner Basistunnels,<br />
genau genommen beim Baulos Mauls<br />
gestartet, um einen Abschnitt in diesem<br />
Stollen auf Südtiroler Seite zu durchörtern.<br />
Bei dieser Maschine handelt es sich um eine<br />
Doppelschild-Tunnelbohrmaschine mit<br />
einem Durchmesser von 6,85 Metern. Mit<br />
einer Antriebsleistung von 2.800 Kilowatt<br />
hat die Tunnelbohrmaschine sich nicht<br />
einfach nur durch den Fels gegraben, sondern<br />
gleich in einem Arbeitsgang mittels<br />
Nachläuferkonstruktion Fertigbetonteile als<br />
Innenschale versetzt. Zur Erzeugung dieser<br />
Betonelemente wird das Ausbruchgestein<br />
nachhaltig wiederverwertet. Die Tunnelbohrmaschine<br />
„Serena“ hat eine Länge von<br />
knapp 300 Metern und ein Gewicht von<br />
über 1.200 Tonnen. Insgesamt umfasst das<br />
Tunnelsystem des BBT ca. 230 Tunnelkilometer.<br />
Davon sind derzeit 147 Kilometer<br />
ausgebrochen.<br />
Mineralische Baustoffe<br />
Klimaschutz<br />
Der mineralische Baustoff Ziegel soll einen<br />
Beitrag zum Erreichen der Klimaziele<br />
leisten. Den Beweis dafür liefert die Verleihung<br />
des Energy Globe Award Österreich,<br />
bei der in der Sonderkategorie „Massiv Ökologisch“<br />
alle drei Nominierten aus dem Bereich<br />
des mineralischen Baustoffes kamen.<br />
Ausgezeichnet wurde Michael Wallraff aus<br />
Wien mit einem ökologischen Baugruppenprojekt<br />
aus Ziegel in der Nähe des Wiener<br />
Hauptbahnhofs. Ebenso erhielt Bauhütte<br />
Leitl-Werke den Preis für eine massive Vitalziegel-Holzbalken-Decke.<br />
Dritter Sieger<br />
ist Martin Pichler Ziegelwerk mit dem Pia-<br />
Rollmörtel, der Arbeitszeitersparnis durch<br />
rasches Arbeiten und Materialeinsparung<br />
von Zement und Kalk ermöglicht.<br />
Einzigartige Wandbeschichtung<br />
Ohne Biozide<br />
Die Schimmelbildung wird vor allem durch<br />
abtropfendes Kondenswasser und Feuchtigkeit<br />
in den Wänden begünstigt. Dem Abhilfe<br />
verschaffen lässt sich mit der einzigartigen<br />
biozidfreien Farbbeschichtung von KEFA-<br />
System. Diese gewährleistet einen dauerhaften<br />
Kondensschutz. Die Wirkweise des KEFA-<br />
Systems ist dabei rein physikalisch: Durch die<br />
besondere Beschaffenheit der Beschichtung<br />
wird die Oberfläche vergrößert, und es bilden<br />
sich Mikroporen aus. Diese ziehen über den<br />
Kapillareffekt die Feuchtigkeit aus der Wand<br />
und lösen dabei die Oberflächenspannung<br />
des Wassers auf, sodass es sich nicht mehr in<br />
flüssiger Form halten kann und nach außen<br />
diffundiert. So bleibt die Wand trocken, und<br />
kein neuer Schimmel kann sich bilden.<br />
Fotos: Bosch, KEFA System GmbH<br />
36 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
w&p Zement investiert in Rohsteinaufbereitungsanlage<br />
Nachhaltige Bergbautechnik<br />
Im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit natürlichen<br />
Ressourcen hat w&p Zement über 2,5 Millionen Euro in eine<br />
moderne Rohsteinaufbereitungsanlage am Standort Peggau investiert.<br />
Mit der neuen Anlage soll in Zukunft ein größerer Anteil<br />
des abgebauten Rohguts aufbereitet und anschließend zu hochwertigen<br />
Kalksteinprodukten weiterverarbeitet werden. Bei der<br />
Errichtung setzt das Unternehmen auf lokale Partner: Die Konstruktion<br />
der Anlage erfolgt durch das in Gleisdorf ansässige<br />
Unternehmen Binder+Co in Zusammenarbeit mit dem Wernsteiner<br />
Unternehmen CAB. Die Grazer SteKa zeichnete zudem<br />
für die Elektromontage sowie Porr für sämtliche notwendigen<br />
Baumeisterarbeiten verantwortlich. Erst im Mai dieses Jahres<br />
hatte w&p Zement zwei neue CAT-Muldenkipper für insgesamt<br />
900.000 Euro angeschafft.<br />
REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />
REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />
ImmoFokus und<br />
BauTecFokus immer &<br />
überall lesen, mit<br />
der REMG-App!<br />
Immobilieninvestoren lesen<br />
den ImmoFokus!<br />
Wachstumsmarkt mit Potenzial<br />
Effiziente Bauteilaktivierung<br />
Seit vielen Jahren erhebt das Klimaschutzministerium im Rahmen<br />
der Kooperation mit der Internationalen Energieagentur IEA die<br />
Marktentwicklung innovativer Energietechnologien in Österreich.<br />
Jetzt wurde im Auftrag des BMK erstmals auch eine Markterhebung<br />
„Energiespeicher in Österreich“ für das Jahr 2020 durchgeführt,<br />
unter anderem auch die thermische Bauteilaktivierung. Klares Fazit<br />
der Studie, wie Projektleiter Peter Biermayr vom Ingenieurbüro Enfo<br />
bestätigt: „Bei der Aktivierung von Bauteilen und Gebäuden handelt<br />
es sich um einen Wachstumsmarkt mit einem großen zukünftigen<br />
Potenzial. Aufgrund der seit dem Jahr 2000 kontinuierlich steigenden<br />
Absatzzahlen von Heizungswärmepumpen gewinnt dieses<br />
Heizsystem immer größere Marktanteile.“<br />
Austroflex ist klimaaktiv-Partner<br />
Energieverluste minimieren<br />
Im Rahmen des klimaaktiv-Jahrestreffens am 18. Oktober 2021<br />
wurden 26 neue Partner vor den Vorhang geholt, die Klimaschutz in<br />
ihren Unternehmen bereits aktiv praktizieren, Qualitätsstandards<br />
umsetzen, diese gemeinsam mit klimaaktiv weiterentwickeln und<br />
als Netzwerkpartner ihr Know-how in die Breite tragen. Zu diesen<br />
Partnern zählt auch der österreichische Produzent von Rohrisoliersystemen<br />
Austroflex. „Die Bereiche Nah- und Fernwärme, Wärmepumpen<br />
und Solaranschlussleitungen und die Dämmung betriebstechnischer<br />
Anlagen haben entscheidendes Einsparpotenzial,<br />
welches mit Austroflex-Produkten und -Know-how realisiert werden<br />
kann“, erklärt dazu Business-Development-Manager Christian Engel.<br />
So erzielen etwa die mit flexiblen AustroPUR plus gedämmten<br />
Rohre bei neuen Netzen die geringsten Verluste.<br />
www.immofokus.at<br />
www.bautecfokus.at<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
37
Unternehmen & Projekte<br />
Baustart für Wohnbauprojekte „Deck 10“ und „Haller“<br />
Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen<br />
ATP in Deutschland<br />
Mühlenbau<br />
Das Mühlenunternehmen GoodMills<br />
erteilt dem Wiener Standort von ATP architekten<br />
ingenieure den Auftrag zur integralen<br />
Planung einer neuen Getreidemühle in<br />
Krefeld. Die Getreidemühle am Krefelder<br />
Rheinhafen hat eine Vermahlungskapazität<br />
von 408.000 Tonnen Getreide pro Jahr.<br />
Das Planungsteam von ATP entwarf einen<br />
geschlossenen Gesamtkomplex, um den<br />
Kernprozess des Gebäudes – die Vermahlung<br />
von Weizen und Roggen sowie den An- und<br />
Abtransport des Getreides bzw. Mehls – optimal<br />
zu unterstützen. Dabei sind die großvolumigen<br />
Gebäudeteile so arrangiert, dass sie<br />
einen trimodalen Warenumschlag erlauben:<br />
Die Getreideanlieferung erfolgt auf allen<br />
Verkehrswegen – über Bahn, Lkw und Schiff.<br />
Bei der Planung und Ausführung stellte<br />
die Gleitbauweise, die mit konventioneller<br />
Stahlbetonbauweise kombiniert wurde, eine<br />
besondere Herausforderung dar. Ausschlaggebend<br />
für diese Art des Schalverfahrens<br />
war vor allem der rasche Baufortschritt, den<br />
es ermöglicht. „Der verriebene Sichtbeton<br />
ist völlig homogen, ohne Durchankerlöcher<br />
und Rahmentafelabdrücke. Das sieht eigentlich<br />
aus wie ein Stück Textil und ist eine Betonqualität,<br />
die man im Industriebau selten<br />
hat“, erklärt Gesamtprojektleiter Ingo Koller.<br />
Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten<br />
und Simmering baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio<br />
weiter aus: Im 10. Wiener Gemeindebezirk<br />
entstehen im „Deck 10“ in der<br />
Laxenburger Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten.<br />
Im Nachbarbezirk Simmering erfolgte<br />
kürzlich der Spatenstich für das Projekt „Haller“<br />
in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen.<br />
Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts<br />
„Deck 10“ in unmittelbarer Nähe des<br />
Wiener Hauptbahnhofs soll im Herbst 2023<br />
erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten<br />
geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen<br />
ausgestattet und als Ein- bis Vierzimmerwohnungen<br />
mit Wohnflächen von 37 bis 98 Quadratmetern<br />
konzipiert. 138 Wohneinheiten sind<br />
freifinanzierte Mietwohnungen, die restlichen<br />
91 sind Eigentumswohnungen. Das Projekt<br />
„Haller“ wurde vom Architekturbüro FOAM<br />
geplant und befindet sich in fußläufiger Entfernung<br />
zu den beiden U3-Stationen Zippererstraße<br />
und Gasometer. Die Wohnungen sind<br />
zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß und<br />
verfügen über private Freiflächen wie Balkon,<br />
Terrasse oder Eigengarten. Die Fertigstellung<br />
ist für den Sommer 2023 geplant.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Harald Gindl wird in den Finanzvorstand von Swietelsky berufen<br />
und neuer CFO der Unternehmensgruppe. Für die Leitung des<br />
Auslandsressorts konnte Klaus Bleckenwegner gewonnen werden,<br />
der ab April 2022 in den Vorstand einziehen wird.<br />
Christoph Paulweber wurde in<br />
den Aufsichtsrat des Bausparerheims<br />
gewählt. Dieser zählt zur<br />
Salzburg-Wohnbau-Gruppe.<br />
News Ticker<br />
Mega Uni-Projekt: Der Architekturwettbewerb für das 313-Millionen-Neubauprojekt des Graz Center of Physics ist abgeschlossen.<br />
Das Siegerprojekt stammt vom Wiener Architekturbüro fasch&fuchs.architekten. Sanierungsstartschuss: Bis 2024 wird<br />
das WUK für rund 22 Millionen Euro umfassend saniert.<br />
Fotos: : SWIETELSKY/Grünwald, BKK3/Laxenburger Straße, Robert Perkovatz/Sedlak Ges.m.b.H., ATP/Friedmann, www.wildbild.at<br />
38 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />
Campus V in Dornbirn<br />
Fortschritt<br />
Im Frühjahr 2021 wurde für das dritte<br />
Neubaugebäude am Campus V in Dornbirn<br />
ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.<br />
Jetzt steht das Siegerprojekt fest: Gewonnen<br />
hat der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft<br />
Zaffignani Malin López Architekten. Der<br />
Umsetzungsbeginn des Projekts der Prisma-<br />
Unternehmensgruppe ist im Herbst 2022 geplant.<br />
Das neue Gebäude am Campus V soll<br />
zukünftig Unternehmen aus den Bereichen<br />
Innovation, Technologie, Digitalisierung,<br />
Kreativität und Wirtschaftsdienstleistung<br />
beheimaten. Die Erdgeschosszone wird<br />
eine besondere Raum- und Nutzungskonfiguration<br />
erhalten, die durch Transparenz,<br />
Flexibilität und Kooperation geprägt sein<br />
wird. Die dazugehörige Tiefgarage wird<br />
zweigeschossig errichtet. Damit ist der Campus<br />
V Vorarlbergs erster impulsgebender<br />
Unternehmerstandort für Wirtschaft, Wissen<br />
und Kreativität. Mit der Fertigstellung<br />
umfasst das Quartier unter anderem Hochschul-<br />
und Forschungseinrichtungen, eine<br />
Kinderbetreuung, Coworking-Spaces sowie<br />
Restaurants.<br />
Die Sanierungsförderung ist nur die Basis für die Gebäudesanierung<br />
Anreize für Gebäudesanierung<br />
Klimaministerium und Baustoffindustrie<br />
forderten zusätzlich zur Förderung bau- und<br />
wohnrechtliche Regelungen, noch mehr<br />
Fachkräfte für alle Sanierungsphasen und viel<br />
Kommunikation. Schaffte man im geförderten<br />
Bereich vor zehn Jahren Spitzenwerte von<br />
40.000 umfassend sanierten Wohnungen,<br />
waren es 2018 nur noch 13.000 – und waren<br />
2020 nur unwesentlich mehr. Im gleichen<br />
Zeitraum verminderten sich die geförderten<br />
Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Fensteroder<br />
Heizungstausch, von 50.000 auf 20.000.<br />
Insgesamt sank die Sanierungsförderung der<br />
Länder zwischen dem Höchstwert 2009 und<br />
dem Tiefstwert 2018 um mehr als zwei Drittel<br />
und legte seither nur geringfügig zu. Auch<br />
die Zahl ungeförderter Generalsanierungen<br />
halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn<br />
Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten<br />
sich die Einzelbauteilsanierungen<br />
positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahre in rund<br />
60.000 Wohnungen thermisch-energetische<br />
Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren es zuletzt<br />
110.000. Derzeit liegt die Sanierungsrate<br />
in Österreich bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte<br />
der im aktuellen Regierungsprogramm angepeilten<br />
3 Prozent. Doch Wolfgang Amann, der<br />
Geschäftsführer des IIBW, zeigt sich weiterhin<br />
optimistisch: Es sei möglich, bis 2050 eine<br />
Sanierungsrate von 2,5 Prozent zu erreichen.<br />
Dabei sei Sanierungsförderung lediglich die<br />
Basis, sind sich die Experten einig. Darüber<br />
hinaus braucht es Kompetenzzentren, an die<br />
sich jene wenden können, die bereit sind zu<br />
sanieren wie etwa die Sanierungsberatung<br />
„Hauskunft“ der Stadt Wien. Auch eine breite<br />
Informationsoffensive würde dazu beitragen,<br />
die Sanierungsrate zu erhöhen. „Dass die Menschen<br />
bezüglich Gebäudesanierung derzeit<br />
mit ihrer Bereitschaft und all dem Aufwand<br />
in Sachen Förderung allein gelassen werden,<br />
hemmt Wirtschaft und Klimaschutz“, stellte<br />
Obmann Robert Schmid abschließend fest.<br />
„Umso mehr freuen wir uns über die gemeinsame<br />
Anstrengung von Politik und Wirtschaft,<br />
um alle Möglichkeiten in diesem Bereich anzukurbeln.“<br />
Bei der Umsetzung der Sanierungen<br />
sei die gesamte Baubranche gefordert, vor allem<br />
auch was die notwendige Ausbildung von<br />
Fachkräften angeht.<br />
Wiener ÖJAB-Pflegewohnhaus<br />
Dachgleichefeier<br />
Bis Herbst 2022 entstehen in Wien Meidling<br />
am künftigen Hermann-Glück-Weg<br />
in Summe 214 stationäre Pflegeplätze. Als<br />
Bauunternehmen wurde die Wilhelm-Sedlak-<br />
Gesellschaft beauftragt. Das angrenzende<br />
bisherige Pflegewohnhaus-Gebäude wird<br />
renoviert und von der ÖJAB für Kinderbetreuung,<br />
als Stützpunkt für Hauskrankenpflege,<br />
für Pflegeausbildung und für Generationen-<br />
Wohnen genutzt. Gleich nebenan werden<br />
WBV-GPA und Neues Leben den „Lebenscampus<br />
Wolfganggasse“ errichten. Dort wird das<br />
Berufspädagogische Institut (BPI) der ÖJAB<br />
einziehen. „Das Pflegewohnhaus setzt ökologische<br />
Akzente mit einer Fassadenbegrünung,<br />
Photovoltaik und einer thermischen Bauteilaktivierung,<br />
welche die Gebäudemasse zur<br />
Temperaturregulierung nützt“, erläutert Generalplaner<br />
Architekt Christian Krakora von der<br />
B18 Architekten ZT Gmbh.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
39
Unternehmen & Projekte<br />
Haus der Physik in Innsbruck<br />
Planungsphase<br />
Das Finanzministerium und das Wissenschaftsministerium erteilten<br />
die Planungsfreigabe für das Bauprojekt „Haus der Physik“,<br />
das die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) für die Universität<br />
Innsbruck errichten wird. Ganze 180,8 Millionen Euro investiert die<br />
BIG am Standort. Der Baubeginn ist für Herbst 2024 geplant. Die<br />
Fertigstellung soll dann 2028 erfolgen. Das Haus der Physik wird<br />
am Campus Technik der Universität Innsbruck im Westen der Tiroler<br />
Landeshauptstadt errichtet und soll mit Fertigstellung Platz für<br />
rund 850 Studierende und über 500 Mitarbeiter bieten. Außerdem<br />
können bisher auf den Campus verteilte Institute in einem Gebäude<br />
untergebracht werden. Der Architekturwettbewerb für die Planung<br />
des Neubaus läuft bereits. Im Sommer 2022 soll das Siegerprojekt<br />
feststehen. Das Land Tirol beteiligt sich mit drei Millionen Euro.<br />
Austria Center Vienna wird umgestaltet<br />
Modernisierungsschritt<br />
Das donauSEGEL und der neue Panorama-Walk sind bereits fertiggestellt,<br />
auch die Arbeiten am neuen Zugangsgebäude sind nahezu<br />
abgeschlossen. Nun wird die Eingangshalle modernisiert, auch die<br />
Säle E und F sowie Lounge-Bereiche werden erneuert. Die Fertigstellung<br />
ist für Ende 2022 geplant. Das Großprojekt mit einem Gesamtbudget<br />
von 25,1 Millionen Euro ist bereits seit Sommer 2021 in vollem<br />
Gange. Die Projektsteuerung übernimmt die ARGE HPM Weiner,<br />
als Generalplaner fungiert Vasko + Partner, welcher in Folge eines<br />
Verhandlungsverfahrens beauftragt wurde. Ausführende Generalunternehmer<br />
sind die Firmen Sedlak (Bau), Bacon (Gebäudetechnik)<br />
und Fleck (Elektroinstallationen). Die Fertigstellung ist für Ende 2022<br />
vorgesehen – eine Teilfertigstellung ist bereits für das Frühjahr 2022<br />
beim Radiologenkongress ECR geplant.<br />
ÖBB investiert in den Franz-Josefs-Bahnhof<br />
Barrierefrei reisen<br />
Die Arbeiten am Althan-Quartier oberhalb des Franz-Josefs-Bahnhofs<br />
im neunten Wiener Gemeindebezirk haben längst begonnen,<br />
nun soll auch der Bahnhof mit über 8.000 Fahrgästen einladend, hell<br />
und vor allem barrierefrei werden. Die ÖBB investiert für die Sanierungsarbeiten<br />
bis Juli 2023 insgesamt 54 Millionen Euro. Nicht nur<br />
die Eingangshalle wird komplett erneuert, sondern auch die Gleise<br />
und Weichen zwischenWiens Franz-Josefs-Bahnhof und Spittelau.<br />
Besonders aufwändig sei die Baustelle aufgrund der Überplattung<br />
des Franz-Josefs-Bahnhofes. Für mehr Barrierefreiheit werden alle<br />
fünf Bahnsteige inklusive Bahnsteigausstattung wie Sitzgelegenheiten,<br />
Mistkübel, Wegeleitsystem neu errichtet. Weiters wird das<br />
taktile Leitsystem für sehbehinderte und blinde Menschen über den<br />
gesamten Bahnhof ausgedehnt.<br />
Schweizer Baukonzern errichtet fünf Gebäude im neuen Wohn- und Geschäftsquartier „Central Malley“<br />
Implenia sichert sich Großauftrag in Lausanne<br />
Der Schweizer Baukonzern Implenia hat<br />
von der SBB einen Auftrag im Volumen von<br />
rund 200 Millionen Franken (191,3 Millionen<br />
Euro) erhalten. Als Generalunternehmer baut<br />
Implenia fünf Gebäude im neuen Wohn- und<br />
Geschäftsquartier „Central Malley“ in Lausanne.<br />
Das Projekt „Central Malley“, die erste<br />
Etappe der Sanierung der Industriebrache<br />
Malley in den Gemeinden Prilly und Renens<br />
westlich von Lausanne, sieht vor, inmitten<br />
von Grünflächen ein nachhaltiges Stadtquartier<br />
mit Wohnungen, Büroräumen und<br />
Gewerbeeinheiten zu erstellen. Das Projekt<br />
wurde im Hinblick auf die ökologischen Herausforderungen<br />
konzipiert und ist integraler<br />
Bestandteil des Raumentwicklungsplans des<br />
Ballungszentrums Lausanne, der eine Reihe<br />
ehrgeiziger architektonischer Entwürfe mit<br />
Schwerpunkt auf neue Lebensformen vorsieht.<br />
Implenia erhielt den Zuschlag für den Bau von<br />
fünf Gebäuden, darunter zwei Hochhäuser mit<br />
19 sowie 24 Stockwerken. Die Gebäude weisen<br />
eine Gesamtfläche von 42.200 Quadratmeter<br />
auf, von denen 23.700 Quadratmeter für<br />
Büroflächen, 14.700 Quadratmeter für rund<br />
200 Wohnungen und 3.800 Quadratmeter für<br />
Gewerbeeinheiten vorgesehen sind, und sollen<br />
mit dem Umweltlabel Minergie P-Eco zertifiziert<br />
werden. Das Projekt war 2018 Gegenstand<br />
zweier getrennter Architekturwettbewerbe,<br />
die von den Büros Aeby Perneger & Associés<br />
und Pont 12 Architectes gewonnen wurden.<br />
Jens Vollmar, Head Division Buildings von<br />
Implenia, freut sich über den komplexen<br />
Großauftrag: „Wir haben das Projekt mit einer<br />
Vielfalt von Planungs- und Ausführungskompetenzen<br />
verfolgt und freuen uns darauf, es<br />
jetzt gemeinsam mit SBB Immobilien erfolgreich<br />
zu realisieren.“<br />
Fotos: ÖBB-Feuchtenhofer Archtitekten ZT GmbH, KSP Engel, Modesta<br />
40 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />
U-Bahn-Bau in Wien<br />
Im Zeitplan<br />
Laut Wiener Linien liegt der Ausbau des<br />
Wiener U-Bahn-Netzes im Zeitplan. Bereits<br />
seit einem Jahr laufen die Bauarbeiten für<br />
die neue U5 bzw. die Verlängerung der U2.<br />
Es handelt sich um ein hochkomplexes U-<br />
Bahn-Bauprojekt, das es in dieser Dimension<br />
seit dem Bau der U3 in der Innenstadt in den<br />
1990er Jahren nicht mehr gegeben hat. Derzeit<br />
sind die Arbeiten in vollem Gange. Mehr als<br />
700 Menschen sind tagtäglich auf den Baustellen.<br />
Rund 60 Unternehmen sind beteiligt.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt 2,1 Milliarden<br />
Euro. 2022 sollen die Bauarbeiten verstärkt unterirdisch<br />
stattfinden. Im Rahmen der Netzerweiterung<br />
wird die U2 bis zum Matzleinsdorfer<br />
Platz verlängert. Das Gesamtprojekt soll 2028<br />
fertiggestellt werden.<br />
Niederösterreich plant Einschnitte<br />
Infrastrukturbau<br />
Für 2022 und 2023 ist ein Haushaltsvolumen<br />
von gesamt 14,4 Milliarden Euro geplant,<br />
das Defizit beträgt für beide Jahre in Summe<br />
868 Millionen Euro und wird den Schuldenstand<br />
weiter erhöhen. Während unter<br />
anderem verstärkt in Kinderbetreuung, Bildung<br />
und Forschung investiert werden soll,<br />
werde beim Bau von Infrastruktur gespart,<br />
sagte Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko<br />
(ÖVP) Anfang November. Für 2022 sind im<br />
Doppelbudget Ausgaben in Höhe von 7,1<br />
Milliarden Euro und ein Saldo von minus 530<br />
Millionen Euro vorgesehen. Für 2023 sind 7,3<br />
Milliarden Euro an Ausgaben und ein Saldo<br />
von minus 338 Millionen Euro geplant. Der<br />
Gesamtschuldenstand des Landes soll damit<br />
auf 7,829 Milliarden Euro steigen.<br />
Flexipark Wien Nord<br />
Baustart<br />
Mitte November startete im Gewerbegebiet<br />
Stockerau Ost der Bau von Flexiparks<br />
Wien Nord. Goldbeck Rhomberg wurde<br />
mit der Planung und dem Bau des Gewerbeparks<br />
beauftragt. Die Fertigstellung der<br />
beiden Hallen ist für das zweite Quartal<br />
2022 geplant. Auf dem ca. 10.000 Quadratmeter<br />
großen Grundstück, direkt an<br />
der Autobahnausfahrt A22 Stockerau Ost,<br />
entsteht in den kommenden Monaten ein<br />
moderner Gewerbepark mit zwei Hallen, der<br />
aufgrund seines innovativen und flexiblen<br />
Flächenkonzepts eine breite Kundenspanne<br />
aus unterschiedlichsten Branchen bedienen<br />
wird. Insgesamt werden 3.700 Quadratmeter<br />
Hallenfläche für Lager-, Logistik- und<br />
City-Logistiknutzung sowie für Showrooms<br />
und leichte Produktion entstehen. Büroeinheiten,<br />
Sozialflächen und sonstige kundenspezifische<br />
Anforderungen können dabei<br />
an die individuellen Bedürfnisse der Mieter<br />
angepasst werden. Mit Halleneinheiten ab<br />
130 Quadratmeter bis hin zu 1.800 Quadratmeter<br />
ist Flexiparks Wien Nord sowohl<br />
für KMU als auch für führende international<br />
tätige Unternehmen eine passende Lösung<br />
für einen neuen oder zusätzlichen Unternehmensstandort.<br />
Architektenwettbewerbe im Mainzer Zollhafen entschieden<br />
Siegerprojekte stehen fest<br />
Die LBBW Immobilien-Gruppe hatte die Baufelder<br />
Hafeninsel I und Marina mit einer Bruttogeschossfläche<br />
von rund 14.000 Quadratmetern<br />
nach einem mehrstufigen Bieterprozess<br />
Ende des vergangenen Jahres erworben. Im<br />
Architekturbewerb konnten sich die Entwürfe<br />
von KSP Engel sowie Rapp+Rapp und zanderrotharchitekten<br />
durchsetzen. Auf dem Baufeld<br />
Marina entstehen zwei Bauten, die jeweils von<br />
den Architekturbüros KSP Engel, Frankfurt am<br />
Main (Marina A) und Rapp+Rapp, Amsterdam<br />
(Marina B) gestaltet werden. Der Siegerentwurf<br />
im Projekt Hafeninsel I stammt von zanderrotharchitekten,<br />
Berlin. Der Entwurf ist als<br />
strukturell klassischer Wohnungsbau angelegt.<br />
Der siegreiche Entwurf im Projekt Marina<br />
B stammt vom Architekturbüro Rapp+Rapp.<br />
Hier soll ein Bürogebäude mit Loftcharakter<br />
entstehen. Das Fassadenmaterial besteht über<br />
alle Geschosse hinweg aus hochwertigen Betonfertigteilen.<br />
Im Mainzer Zollhafen entsteht<br />
ein Stadtquartier mit einer urbanen Mischung<br />
aus Stadthäusern, Eigentumswohnungen und<br />
modernen Büroimmobilien.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
41
Unternehmen & Projekte<br />
Alpacem setzt auf Drohnen & Co<br />
Betriebstechnik<br />
HuppView sorgt für Produktivitätssteigerung am Bau<br />
Assistenzsysteme für Bagger<br />
Mit digitalen Extras sorgt Huppenkothen<br />
Baumaschinen mit Sitz in Vorarlberg für eine<br />
deutliche Produktivitätssteigerung auf der<br />
Baustelle. Das gelingt mit dem neuen elektronischen<br />
Assistenzsystem für Bagger der<br />
Mini- und Kompaktklasse HuppView, das nun<br />
nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit auf<br />
den Markt kommt. Es ergänzt die Hub- und<br />
Schwenkbegrenzung HuppLimit. Mithilfe<br />
von HuppView können Baggerfahrer auf der<br />
Baustelle ab sofort viel Zeit einsparen, denn<br />
ein Display im Inneren der Fahrerkabine bildet<br />
die exakte Höhenposition der Löffelschneide<br />
in Relation zum individuell definierbaren Referenzpunkt<br />
ab – und das in Echtzeit. Der Baggerfahrer<br />
kann via Touchscreen Soll-Höhen<br />
und ‐Tiefen festlegen, die ebenfalls visualisiert<br />
werden. Dasselbe gilt für Soll-Winkel, wenn<br />
Gefälle oder Steigungen hergestellt werden<br />
müssen. So lassen sich Messvorgänge und Arbeitsschritte<br />
bei gleichzeitiger präziser Arbeit<br />
einsparen. Anfang 2022 will Huppenkothen<br />
das halbautomatische Planiersystem HuppLevel<br />
auf den Markt bringen. Alle drei Module<br />
sind miteinander kombinierbar und bilden das<br />
elektronische Assistenzsystem HuppTronic.<br />
Die Digitalisierungsoffensive der<br />
Alpacem-Unternehmensgruppe ist in den<br />
vergangenen fünf Jahren voll angelaufen. In<br />
diesem Zeitraum wurden an den Standorten<br />
in Österreich, Slowenien und Italien über<br />
fünf Millionen Euro in Anlagen- und Umwelttechnik<br />
investiert. Heute schwirren in<br />
den Steinbrüchen Drohnen durch die Luft,<br />
in der Produktion laufen tausende Prozessdaten<br />
von einem Punkt zum nächsten, und<br />
Datenbrillen lassen virtuelle Technikwelten<br />
vor den Augen der Mitarbeiter entstehen.<br />
Die Datenbrille kommt vor allem zum Einsatz,<br />
um Know-how länderübergreifend<br />
verfügbar zu machen: „Der Einsatz von<br />
Datenbrillen ermöglicht es uns, technische<br />
Probleme in Rekordzeit zu lösen, und bringt<br />
zudem CO2-Einsparungen durch reduzierte<br />
Reisetätigkeiten von Spezialisten“, erklärt<br />
Lutz Weber, Geschäftsführer von Alpacem<br />
für die Bereiche Technik, Personal und Einkauf.<br />
Der Einsatz von Drohnen hingegen,<br />
etwa in den Steinbrüchen im österreichischen<br />
Wietersdorf, dient unter anderem<br />
dazu, die Sprengungen im Bergbau exakter<br />
planen zu können und Inspektionsflüge<br />
an Orten durchzuführen, die dank Drohne<br />
leichter erreichbar sind.<br />
German Design Award für Bauwerk<br />
Goldstatus<br />
Nach dem Red Dot Design Award hat der<br />
Projektentwickler Bauwerk nun den zweiten<br />
Designpreis in Folge für den Relaunch<br />
seiner Website erhalten: Das Unternehmen<br />
ist Preisträger des renommierten German<br />
Design Awards 2022 in der Kategorie „Excellent<br />
Communications Design – Web“. Die<br />
Jury verlieh an die Webpräsenz die höchste<br />
Auszeichnung „Gold“. Im Rahmen eines<br />
Rebrandings erhielt die Website ein völlig<br />
neues Design.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Seit September ist der Holzbaumeister<br />
Karl Hintermeyer<br />
Werksleiter im Produktionswerk<br />
in Groß-Enzersdorf bei Glorit.<br />
Nach 13 erfolgreichen Jahren verlässt Geschäftsführer<br />
Christian Bolsmann das Unternehmen Pluggit im kommenden<br />
Jahr. Mit dem Abschied von Marketingleiter Dieter Frost steht zum<br />
1. Dezember 2021 ein weiterer Wechsel in der Personalstruktur an.<br />
News Ticker<br />
Aus für Öl und Gas: Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts zeigt anhaltend hohe Treibhausgasemissionen in den<br />
Bundesländern. Diese nimmt die Umweltschutzorganisation Global 2000 zum Anlass für einen Appell an die Länder. Global<br />
2000 sieht Wasserstoff und erneuerbares Gas als Teil der Lösung.<br />
Fotos: Saint-Gobain Austria GmbH, RMBH GmbH/Herrieden, Markus Frühmann, Glorit<br />
42 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />
Josef Rädlinger setzt auf OneStop Pro<br />
Präzise digitale Lösung<br />
Bereits seit über einem Jahr nutzt das Familienunternehmen Josef<br />
Rädlinger die Bausoftware OneStop Pro und bildet mit der Software<br />
den rund 4.500 Maschinen und Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark<br />
digital ab. Mithilfe der cloudbasierten Lösung und baustellentauglichen<br />
QR-Codes werden die Fahrzeuge, Baugeräte und -maschinen<br />
digital am PC oder mobil auf der Baustelle verwaltet. So können zu<br />
jeder Zeit und an jedem Ort sämtliche Daten des Maschinen- und<br />
Fuhrparks eingesehen und aktuelle Standorte, Bewegungen oder<br />
Betriebsstunden der Maschinen, Geräte und Fahrzeuge in Echtzeit<br />
erfasst und einheitlich auf einer Karte abgebildet werden. Zusätzlich<br />
lassen sich alle anstehenden Wartungen und Prüfungen in der Software<br />
speichern. In Zukunft will das Bauunternehmen zusätzlich alle<br />
aktiven Baustellen mithilfe der Software erfassen.<br />
Weber Terranova geht mit neuer App digital<br />
Digitales Servicetool<br />
Mit der neuen Weber-App können Handwerker, Bauingenieure<br />
und Architekten ab sofort auf sämtliche Informationen von Weber<br />
Terranova zu jeder Zeit und an jedem Ort zugreifen. Das neue digitale<br />
Servicetool kann kostenlos über den Apple Store oder über den<br />
Google Play Store installiert werden. Die neue App schafft Abhilfe,<br />
zum durch die umfassende Produkt- und Servicevielfalt zu navigieren,<br />
die von einfach zu verarbeitenden Baustoffen für die Bereiche<br />
Fassade, Wand, Wärmedämmung, Beton und Mauermörtel bis hin<br />
zum Boden reicht. Die App bietet zudem die Möglichkeit, Favoriten<br />
zu markieren und so schnell auf die relevanten Themenfelder zuzugreifen.<br />
Unter dem Menüpunkt „myWEBER“ können häufig benötigte<br />
Informationen wie zum Beispiel Kontakte zur Technik-Hotline,<br />
Objekt- und Kundenberater etc.individuell abgespeichert werden.<br />
1. Österreichische Bodenschutzstrategie<br />
Bodenverbrauch reduzieren<br />
Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) hat unter<br />
dem Vorsitz von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger<br />
(ÖVP) die „1. Österreichisches Bodenschutzstrategie“ auf den Weg<br />
gebracht. Ziel ist es, bis 2030 den Bodenverbrauch um 80 Prozent<br />
auf 2,5 Hektar zu reduzieren. Binnen eines Jahres soll die Strategie<br />
im Einvernehmen von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden beschlossen<br />
werden. Die Kernthemen sind die Ausarbeitung nationaler<br />
Zielsetzungen, die Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Monitoringsystems<br />
und bessere Daten für den Bodenverbrauch sowie<br />
der Schutz landwirtschaftlicher Böden und nachhaltige Entwicklung<br />
der Natur-, Grün- und Erholungsräume. Zudem soll ein Aktionsplan<br />
„mit konkreten Aktivitäten, Meilensteinen und Zielhorizonten für<br />
die Umsetzung bis 2030“ ausgearbeitet werden.<br />
Problemlöser von RMBH<br />
Alu-Deckenstrahlplatte<br />
Die neue Aluminium-Deckenstrahlplatte Radia Expert KIT von<br />
RMBH bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich: Sie weist eine<br />
hohe Wärmeleistung auf, ist modular aufgebaut und aufgrund des<br />
Materials vor allem eines – leicht. So ist etwa die Wärmeleistung eines<br />
KIT-Elements laut Hersteller nicht nur um rund 25 Prozent höher als<br />
bei gängigen Produkten, es ist auch noch um 30 Prozent leichter. Das<br />
kann vor allem bei Hallen, bei denen die maximale Dachlast zum Beispiel<br />
durch eine Photovoltaikanlage bereits ausgereizt ist, von Vorteil<br />
sein. Die Deckenstrahlplatte aus Aluminium ist in einer Länge von<br />
bis zu sechs Metern erhältlich und über drei Meter breit. Die einzelnen<br />
Platten sind auf der Baustelle zu Elementen von 720, 1.100 und<br />
1.500 Millimeter Breite zusammenzufügen. Dieses Baukastenprinzip<br />
ist nicht nur praktisch, es spart auch noch Frachtkosten.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
43
Unternehmen & Projekte<br />
easy Controls 3.0 von Helios<br />
Smarte Steuerung<br />
Kontrollierte Wohnraumlüftung mit<br />
Wärmerückgewinnung ist in vielen Einoder<br />
Mehrfamilienhäusern längst keine<br />
aufregende Neuheit mehr. Intuitiv und<br />
individuell lässt sich diese jetzt mit dem<br />
smarten Steuerungskonzept easy controls<br />
3.0 von Helios bedienen. Je nach Wunsch<br />
lässt sich die Wohnraumlüftung intuitiv via<br />
Bedienelement, internem Webserver oder<br />
völlig ortsunabhängig per Cloud bedienen.<br />
Das smarte Touch-Bedienelement ist in den<br />
Farben Schwarz und Weiß erhältlich und<br />
laut Hersteller mit nahezu jedem Schalterprogramm<br />
kompatibel.<br />
Forschungsprojekt CICO geht in die nächste Phase<br />
Kreislaufwirtschaft in der Praxis<br />
Aus einem alten Haus ein neues zu bauen,<br />
das ist das Kernziel des Forschungsprojekts<br />
CICO (Circular Concrete), das vor rund einem<br />
Jahr auf Initiative der Salzburg Wohnbau mit<br />
prominenten Partnern gestartet wurde und<br />
sich über drei Jahre und vier Projekte erstreckt.<br />
Praxis und Forschung laufen dabei Hand in<br />
Hand. Aktuell wird mittels BIM (Building Information<br />
Modelling) und einer besonderen<br />
Digitalisierungstechnologie kombiniert mit<br />
einer weiterentwickelten Schad- und Störstoffanalyse<br />
Projekt Nummer drei, der Rückbau<br />
des alten Seniorenwohnheims in Golling, in<br />
Angriff genommen. Gewonnenes Abbruchmaterial,<br />
das in Zukunft als Rohstoff bezeichnet<br />
wird, wird dort für den Neubau einer Wohnanlage<br />
mit 36 Eigentums-, Mietkauf- und<br />
Mietwohnungen fragmentiert und aufbereitet.<br />
So können beim Abbruch des alten Seniorenwohnheims<br />
am Gangsteig in Golling mit der<br />
Anwendung der weiterentwickelten Methoden<br />
rund 4.300 Tonnen an Recyclingmaterial<br />
gewonnen werden. Mehr als ein Drittel davon<br />
wird für die Errichtung der neuen Wohnanlage<br />
Verwendung finden. Darunter auch der alte<br />
Holz-Dachstuhl und 570 Tonnen Ziegel. Der<br />
Baustart für das Wohnbauprojekt der Salzburg<br />
Wohnbau ist im Juli 2022 geplant.<br />
Digitales Baustellenmanagement dank Cathago<br />
Baustoff-Software im Einsatz<br />
Denkmalschutz<br />
Schonend sanieren<br />
In den historischen Gemäuern der ehemaligen<br />
Austria-Tabak-Werke in Fürstenfeld wird<br />
das insgesamt 10.000 Quadratmeter große<br />
Areal unter Berücksichtigung von Denkmalschutzvorgaben<br />
saniert und revitalisiert. Um<br />
die Denkmalschutzauflagen einzuhalten, liefert<br />
der Vorarlberger Baustoffhersteller und -anbieter<br />
Röfix für das Projekt spezielle Systeme und<br />
Materialien sowie eine Reihe von Dienstleistungen.<br />
So wird das Angebot des Baustoffherstellers<br />
durch speziell auf den Denkmalschutz<br />
angepasste Beratungsleistungen ergänzt.<br />
Mit der cloud-basierten Software Cathago<br />
können Unternehmen Baustelle, Einkauf und<br />
Lieferanten digital vernetzen, um alle Materialströme<br />
zentral zu steuern und alltägliche<br />
Prozesse zu automatisieren. Aktuell kommt die<br />
Software bei großen Generalbauunternehmen<br />
wie dem Unternehmen Richard Ditting zum<br />
Einsatz. Die cloud-basierte Software bietet eine<br />
Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten: Bestell- und<br />
Anlieferungsprozesse lassen sich schnell umsetzen.<br />
Zusätzlich kann neben einer direkten<br />
Anbindung an externe Lieferanten auch der<br />
unternehmensinterne Bauhof durch Schnittstellen<br />
über die Software integriert werden. So<br />
können interne Bestellungen von der Baustelle<br />
an das Lager über die Software durchgeführt<br />
werden oder die Verfügbarkeit von Mengengeräten<br />
geprüft werden. Das Berliner Start-up<br />
Cathago wurde Anfang des Jahres 2021 unterstützt<br />
durch die Initiative Mittelstand-Digital<br />
und das Kompetenzzentrum Planen und Bauen<br />
gegründet. Emil Buxmann, Gründer von Cathago:<br />
„Wir haben Cathago stets in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Markt entwickelt und<br />
können dadurch reale Probleme in der Materialbeschaffung<br />
im Baugewerbe lösen.“<br />
Velux-Konzept „Build for Life“<br />
Neue Denkweisen<br />
Wie können Gebäude das Wohlergehen<br />
von Menschen und unserem Planeten fördern?<br />
Mit dieser Frage befasst sich das Konzept<br />
„Build for Life“ des Dachflächenfensterherstellers<br />
Velux. Das Konzept basiert auf<br />
der Erkenntnis, dass die Art und Weise, wie<br />
wir heute bauen, enorme Auswirkungen auf<br />
die Menschen und Ökosysteme hat. Es dient<br />
als Richtungsweiser für Designer, Stadtplaner<br />
sowie Baufachleute. „Häuser und Gemeinden<br />
sollten auf gesunde und regenerative<br />
Designprinzipien ausgerichtet sein und<br />
sowohl für Menschen als auch für den Planeten<br />
entworfen werden. ‚Build for Life‘ ist<br />
mehr als ein Designkonzept, es ist eine Art<br />
zu denken und zu leben“, erklärt Lone Feifer,<br />
Direktorin für nachhaltige Gebäude bei der<br />
Velux-Gruppe. Das Konzept wird durch ein<br />
Kompassmodell erweitert, das sieben strategische<br />
Leitlinien umfasst: Flexibilität, Qualität,<br />
Umwelt, Gesundheit, Gemeinschaft,<br />
Lokalität und Erschwinglichkeit. Mit diesen<br />
sollen Bau- und Entwicklungsprozesse<br />
gesteuert und branchenübergreifende Zusammenarbeit<br />
in einem einfachen, offenen<br />
Rahmen für die Entwicklung und Umgestaltung<br />
von Gebäuden für die Zukunft ermöglicht<br />
werden. Das Kompassmodell wurde<br />
von der Velux-Gruppe in Zusammenarbeit<br />
mit EFFEKT architects, MOE engineers und<br />
LeaderLab entwickelt.<br />
Fotos: Siemens, Röfix AG<br />
44 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />
Aspern Smart City Research (ASCR)<br />
Forschungszeit<br />
Grundlegendes Ziel der ASCR ist es, skalierbare und wirtschaftliche<br />
Lösungen für die Energiezukunft im urbanen<br />
Raum zu entwickeln. Ins Leben gerufen wurde das einzigartige<br />
Forschungsprojekt von der Stadt Wien in Kooperation<br />
mit Siemens. Im Jahr 2023 endet die zweite Forschungsperiode,<br />
die sich mit der Anwendung der gesammelten Daten<br />
in der Praxis befasst. Dabei spielt die Reduktion der Systemkomplexität<br />
für die Anwender, die Automatisierung<br />
von Betriebsprozessen auf Basis der gewonnenen Daten<br />
und Betriebserfahrungen eine wesentliche Rolle. Ziel ist<br />
die Schaffung von praxistauglichen Lösungen für Bewohnerinnen<br />
und Bewohner, Netz- und Gebäudebetreiber sowie<br />
Energielieferanten. Die Basis dafür bildet die nahtlose<br />
Kommunikation von Gebäuden mit ihren Bewohnern, dem<br />
intelligenten Netz und Energiemärkten über Aggregatoren,<br />
Energiedienstleistern und Handelsplattformen sowie<br />
darüber hinaus das smarte Laden von Elektro- und Hybrid-<br />
Autos und die Analyse neuer Ansätze der Bereitstellung<br />
thermischer Energie für dezentrales Heizen und Kühlen.<br />
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
45
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Drees & Sommer mit<br />
drittem Geschäftsführer<br />
Aller guten Dinge sind drei. Gerald Herndlhofer ergänzt das Team rund um Philipp Gansch und<br />
Georg Stadlhofer. Herndlhofer hat Bauingenieurswesen studiert und bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung<br />
als Projektmanager in der Immobilienbranche sowie im Energiesektor mit. Er soll sich nun auf den Ausbau<br />
der Generalplanung konzentrieren.<br />
1 2003<br />
Gerald Herndlhofer beginnt das berufsbegleitende<br />
Studium Bauingenieurwesen/Baumanagement<br />
am FH Campus Wien, das er 2007<br />
mit der Vertiefung Projektentwicklung/Projektmanagement<br />
abschließt.<br />
4 2012<br />
Herndlhofer wechselt vom Hochbaubereich<br />
in den Bereich der erneuerbaren Energie und<br />
wird Senior Project Manager beim Windkraftanlagenhersteller<br />
ENERCON. Er verantwortet<br />
bei ENERCON großvolumige Windparkprojekte<br />
in Österreich und steigt 2014 zum Abteilungsleiter<br />
für das Projektmanagement in<br />
Österreich auf.<br />
7 2021<br />
Der 38-Jährige wird bei Drees & Sommer Österreich<br />
Geschäftsführer und ist für den Ausbau<br />
der Bereiche Projektmanagement und Generalplanung<br />
verantwortlich.<br />
7<br />
2 2005<br />
Nachdem Herndlhofer seine erste Berufserfahrung<br />
in einem Ziviltechnikerbüro gesammelt<br />
hat, wechselt er zur Siemens AG Österreich<br />
in den Real-Estate-Bereich, wo er als technischer<br />
Assistent der Projektleitung das Projekt<br />
Siemens City Vienna betreut. Für Siemens<br />
schreibt Herndlhofer auch seine Diplomarbeit<br />
zum Thema Standort- und Marktanalyse.<br />
1<br />
2<br />
3 2008<br />
Nach Abschluss des Studiums wechselt Herndlhofer<br />
zur bau-control ZT GmbH in die Projektsteuerung.<br />
Neben einigen Logistikprojekten im<br />
CEE-Raum betreut Herndlhofer in Österreich<br />
u. a. auch ein großes Universitätsprojekt in<br />
Wien als stellvertretender Projektleiter.<br />
3<br />
5 2016<br />
Herndlhofer kehrt in den Hochbau zurück<br />
und wird bei ILF Consulting Engineers Austria<br />
Gruppenleiter für das Projektmanagement.<br />
Neben der übergeordneten Gesamtprojektleitung<br />
eines Krankenhausprojekts in Wien ist er<br />
für das Business Development und den Aufbau<br />
der Gruppe verantwortlich.<br />
4<br />
6 2018<br />
Der Diplomingenieur erhält die Möglichkeit<br />
als nebenberuflicher Vortragender an seine<br />
Hochschule, den FH Campus Wien, zurückzukehren.<br />
Der zertifizierte Projektmanager<br />
hält seit dem Sommersemester 2018 Vorträge<br />
zum Thema Controlling bei Bauvorhaben im<br />
berufsbegleitenden Masterstudium Bauingenieurwesen.<br />
5<br />
6<br />
Foto: Drees&Sommer<br />
46 BauTecFokus
Projekt<br />
ImFokus<br />
2021<br />
Im niederösterreichischen Hausleiten entsteht<br />
Österreichs erstes Gebäude aus dem 3D-Drucker.<br />
Umgesetzt wird es vom Bautechnologiekonzern<br />
Strabag gemeinsam mit dem Gerüst- und Schalungshersteller<br />
und 3D-Betondruck-Pionier Peri.<br />
Fotos: STRABAG/PERI<br />
1<br />
3D-Druck bietet dort,<br />
wo er technisch und<br />
finanziell eingesetzt<br />
werden kann,<br />
mehrere Vorteile: Die<br />
maximale Druckgeschwindigkeit<br />
des in<br />
Hausleiten eingesetzten<br />
BOD2 Portaldruckers<br />
liegt bei einem<br />
Meter pro Sekunde<br />
und verkürzt die<br />
Bauzeit deutlich.<br />
215<br />
Von der Idee bis zum ersten Druck-Tag dauerte es 215 Werktage.<br />
Mitgeplant sind bereits alle Leitungen und Anschlüsse für Wasser,<br />
Strom etc., die der Drucker während des Druckvorganges berücksichtigt.<br />
Der BOD2 ist so zertifiziert, dass auch während des Drucks<br />
im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten, z. B. das<br />
Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise<br />
einfach in den Druckprozess integriert werden.<br />
45<br />
Der Rohbau wurde in rund 45<br />
Stunden reiner Druckzeit fertiggestellt.<br />
Darüber hinaus<br />
ermöglicht der 3D-Druck<br />
Gestaltungsfreiräume<br />
gegenüber dem klassischen<br />
Betonbau wie z.B.<br />
architektonisch ansprechende<br />
abgerundete<br />
Formen.<br />
125<br />
Die Nutzfläche beim Bürozubau<br />
beträgt rund 125 Quadratmeter<br />
und schafft zwölf neue Arbeitsplätze.<br />
Der Trockenmörtel für<br />
den 3D-Druck des Bürozubaus<br />
der Asphaltmischanlage in Hausleiten<br />
kommt von Lafarge. Dieser<br />
garantiert lange Verarbeitbarkeit<br />
und gute Pumpbarkeit.<br />
2<br />
Für die Bedienung des Druckers<br />
sind nur zwei Personen notwendig.<br />
Durch den Einsatz der<br />
3D-Technologie soll langfristig<br />
der massive Fachkräftemangel<br />
abgefedert werden.<br />
4<br />
Der 3D-Drucker trägt das Druckmaterial,<br />
den Trockenmörtel, schichtweise<br />
auf, wodurch die vier Wände<br />
entstehen. Durch das Herstellen<br />
von zwei parallelen Druckbahnen<br />
entsteht eine Hohlwand, die mit Ortbeton<br />
hinterfüllt wird und statisch<br />
als tragendes System wirkt.<br />
3<br />
Peri setzt beim Druckprojekt in Hausleiten den Portaldrucker COBOD BOD2 ein.<br />
Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller COBOD, an dem PERI<br />
bereits seit 2018 beteiligt ist. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über<br />
drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Damit kann sich der Drucker<br />
an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal<br />
kalibriert werden.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
47
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Eingekauft<br />
Gleisgebundene Schotterbettreinigung. Die Rhomberg Sersa Rail Group (RSRG) übernimmt<br />
von Balfour Beatty U.S. den Geschäftsbereich „Track Solutions“. Mit dem Kauf steigt die<br />
österreichisch-schweizerische RSRG erstmals in den US-amerikanischen Markt ein.<br />
D<br />
ie Abteilung des US-Eisenbahngeschäfts<br />
der britischen Bauunternehmung<br />
wird in Rhomberg<br />
Sersa North America (RSNA)<br />
umbenannt. Damit steigt RSNA zum größten<br />
Serviceanbieter der gleisgebundenen Schotterbettreinigung<br />
in Nordamerika auf. Bisher<br />
ist die RSRG in sieben Ländern auf den drei<br />
Kontinenten Europa, Australien und Nordamerika<br />
tätig. Mit den USA kommt nun neben<br />
Kanada der größte Bahnmarkt der Welt dazu.<br />
„Mit über 250.000 Kilometern an Güterverkehrsstrecken<br />
und über 40 Großstädten mit<br />
städtischen Bahninfrastrukturen hat das Autoland<br />
USA die mit Abstand größten Gleiskilometer<br />
weltweit“, erklärt der für die RSRG-<br />
Gruppenstrategie verantwortliche CTO Garry<br />
Thür. „Das amerikanische Bahnnetz ist allerdings<br />
im Überlandverkehr im Vergleich mit dem<br />
europäischen Schienennetz sehr stark auf den<br />
Güterverkehr ausgerichtet und hat andere<br />
Instandhaltungsanforderungen.“<br />
Marktführende<br />
Inspektionstechnologien<br />
„Track Solutions“ ist in den USA führend in der<br />
Schotterbett- und Gleisinstandhaltung sowie<br />
in Inspektionstechnologien, der übernommene<br />
Unternehmensteil scannt und analysiert<br />
den Zustand von mehr als 48.000 Gleiskilometern<br />
jährlich.<br />
Mit den marktführenden Inspektionstechnologien<br />
können den Kunden End-to-end-Lösungen<br />
für die Instandhaltung und Sanierung<br />
ihrer Bahninfrastruktur angeboten werden.<br />
Dafür ist eine Flotte von acht Schotterbettreinigungsmaschinen,<br />
darunter drei neue<br />
Plasser-RM80-Maschinen, in Nordamerika<br />
unterwegs, die von mehr als 30 Technikern<br />
betreut werden. Die spezialisierten Power-<br />
Waggons ermöglichen es der RSNA zudem,<br />
noch mehr End-to-end-Lösungen für Schottererneuerungsprojekte<br />
anzubieten.<br />
RSNA wird die bestehenden Verträge mit<br />
öffentlichen und privaten Unternehmen<br />
übernehmen und das Geschäft in den USA<br />
ausbauen. Zum bestehenden Kundenstamm<br />
gehören New Jersey Transit, MTA New York,<br />
das größte US-amerikanische Schienengüterverkehrsnetz<br />
Burlington Northern Santa Fe<br />
(BNSF) und die öffentliche US-Personenverkehrsgesellschaft<br />
Amtrak. <br />
Foto: RSRG<br />
48 BauTecFokus
Start-Up<br />
ImFokus<br />
Atilla Färber, Mitgründer &<br />
CEO Raumpioniere<br />
Gründung<br />
Das Start-up Raumpioniere wurde 2020<br />
von Atilla Färber, Christoph Giger und<br />
Tamás Kiss ins Leben gerufen.<br />
Gründer<br />
Zwei der drei Gründer sind studierte<br />
und tech-begeisterte Architekten, der<br />
dritte ein Werber.<br />
Umsatz<br />
Umsatzerwartung für 2022 350.000<br />
Franken, Tendenz steigend.<br />
Mitarbeitende<br />
5<br />
Bauen<br />
ohne Land<br />
Kampf der Bodenversiegelung. Um die fortlaufende Zersiedelung<br />
zu bremsen, gilt es, Grund und Boden restriktiv zu nutzen, Bestand zu<br />
optimieren und nach innen zu verdichten. Das Start-up Raumpioniere<br />
verspricht eine Lösung.<br />
Die Meinung des Profis<br />
Grundkosten steigen, Raum wird<br />
knapp – utopisch? Mitnichten.<br />
Die Verdichtung von Lebensräumen<br />
wird Häuslbauer und Baubranche<br />
in diesem Jahrhundert<br />
noch ziemlich beschäftigen. Die<br />
Raumpioneere sind wirklich zur<br />
rechten Zeit am rechten Knopf, äh<br />
Ort. Genial!<br />
Foto: Raumpioniere<br />
D<br />
as Start-up aus der Ostschweiz<br />
verspricht Bauen ohne Land.<br />
Raumpioniere hat ein intelligentes<br />
Tool entwickelt, das Verdichtungs-<br />
und Optimierungspotenzial für jedes<br />
Grundstück, jede Liegenschaft und jedes Immobilienportfolio<br />
sichtbar macht. In der ersten<br />
Phase einer Immobilienentwicklung wird das<br />
Potenzial errechnet, gleichzeitig mögliche<br />
Strategien aufgezeigt und per Knopfdruck<br />
eine verlässliche Entscheidungsgrundlage<br />
geboten. Zusätzlich bieten die Raumpioniere<br />
eine Art Landkarte an, mit deren Hilfe sie die<br />
Baulandmobilisierung smarter und effizienter<br />
machen. Konkret lassen sich damit im Bestand<br />
Grundstücke und Liegenschaften mit allen<br />
möglichen und unmöglichen Eigenschaften<br />
finden, auch solche, die in naher Zukunft veräußert<br />
werden.<br />
Nachdem die Raumpioniere aktuell in den<br />
Schweizer Markt eintreten, planen sie, 2022 im<br />
Sinn eines Pilots auch zwei „Footprints“ in Österreich,<br />
das heißt, urbane Regionen mit einem<br />
hohen Siedlungsdruck sowie einer optimalen<br />
Datenlage, zu bearbeiten.<br />
IDEE<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
TIMING<br />
Sabina Berloffa,<br />
BSC Strategy<br />
Consulting GmbH<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
49
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Alfred<br />
Hagenauer<br />
Geschäftsführer<br />
A-NULL Bausoftware<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Die BIM-Planung ist ein junges Feld. Erste Pilotprojekte sind umgesetzt,<br />
die Anforderungen von Bauherren und Auftraggebern sind dennoch schwer<br />
einzuordnen. Bestehende Mitarbeiter mit viel Erfahrung in der Planung<br />
widmen sich BIM oft nur zögerlich. Dementsprechend schwierig ist es, hoch<br />
qualifizierte Mitarbeiter mit Praxiserfahrung für BIM-Projekte zu gewinnen.<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Das Unternehmen A-NULL spezialisiert sich seit über<br />
30 Jahren auf Software und bietet Dienstleistungen,<br />
die speziell auf die Bedürfnisse der Bauplanenden<br />
ausgerichtet sind. Die Lösungen sind darauf ausgerichtet,<br />
dass sich die Planer BIM- und Softwarewissen<br />
in absehbarer Zeit aneignen können. Die dafür<br />
entwickelte A-NULL Fitnesscard begleitet Unternehmen<br />
bei der nachhaltigen Qualifizierung ihrer Mitarbeiter,<br />
die ein ganzes Jahr lang nahezu alle Kurse aus<br />
dem A-NULL Schulungsprogramm besuchen können.<br />
Zusätzlich bietet das Unternehmen Consulting bei<br />
der Umsetzung von Projekten.<br />
3<br />
DIE ZAHL<br />
A-NULL bietet BIM-<br />
Qualifizierung auf drei<br />
Ebenen: Mit der A-NULL<br />
Fitnesscard, den erprobten<br />
Softwarelösungen<br />
und den Consulting-<br />
Paketen sollen Planungswerkzeuge<br />
der Zukunft<br />
erfolgreich eingesetzt<br />
werden können.<br />
Foto: A-NULL<br />
50 BauTecFokus
Vorschau<br />
IMPRESSUM<br />
Lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe:<br />
Grün, resilient, nachhaltig. Ohne Windkraft und<br />
Photovoltaik keine klimaneutrale Energieversorgung -<br />
Verdichten: Wohnen über dem Supermarkt - Re-Use<br />
und Recycling: Neues Leben für Baumaterialien - Zu<br />
Tisch mit … - Das große Interview mit …<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik & Layout<br />
Eva Stern<br />
Lektorat<br />
Dr. Melanie Knünz<br />
Michaela Hocek<br />
Ingeborg Morawetz, BA<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />
Mag. Michael Neubauer, Gisela Gary,<br />
Mag. Gerald Wagenhofer, sowie die<br />
Kommentatoren<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Frühling 2022<br />
Täglich top informiert: www.bautecfokus.at<br />
Den BauTecFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />
Head of Sales & Relations<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Gabriel Alarcon,<br />
Michael Hetzmannseder, Katharina Schiffl,<br />
Richard Tanzer<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der BauTecFokus wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />
Nachhaltig<br />
innovativ<br />
bauen<br />
Renate Hammer<br />
Herbst 2021<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />
ehl.at<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
51
Positionen & Meinungen<br />
54<br />
INNOVATIONSGETRIEBEN<br />
Im Coverinterview<br />
spricht Hubert<br />
Wetschnig, CEO der<br />
Habau Group über BIM,<br />
Digitalisierung und die<br />
veränderte Arbeitswelt<br />
auf der Baustelle. Er steht<br />
Veränderungen sehr<br />
offen gegenüber und<br />
findet, die Dinge<br />
müssen sich<br />
weiterdrehen.<br />
64<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
ATP-CEO Christoph M. Achammer im<br />
Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale<br />
Planung, Frauen in Führungspositionen und<br />
warum er ein Kroatienfan ist. Er vertritt die<br />
Meinung, dass zukünftig ohne ESG nichts<br />
mehr gehen wird.<br />
94<br />
SCHLECHTES IMAGE<br />
Styropor wird immer wieder als<br />
umweltfeindliches Dämmmaterial<br />
angefeindet. Zurecht? Clemens<br />
Demacsek, Geschäftsführer von der<br />
Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-<br />
Hartschaum nimmt Stellung zum<br />
vermeintlichen Problemstoff.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
52 BauTecFokus
Gute Aussichten<br />
Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />
Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />
Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />
Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />
Grätzelentwicklung, …<br />
Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />
Wohnen und Bauen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />
DiePresse.com/immobilien
Positionen & Meinungen<br />
54 BauTecFokus
Die Dinge<br />
müssen sich<br />
weiterdrehen<br />
Innovationsgetrieben. Der CEO der Habau Group<br />
Hubert Wetschnig im Interview über BIM, Digitalisierung<br />
und die veränderte Arbeitswelt auf der Baustelle.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Die Lockdowns haben die Digitalisierung<br />
angetrieben. Was ist Ihr Resümee?<br />
Hubert Wetschnig: Ich stehe Veränderungen<br />
sehr offen gegenüber und finde, die Dinge<br />
müssen sich weiterdrehen. Wenn man etwas<br />
Positives an der COVID-Situation finden will,<br />
dann ist das in meiner Sicht der Schub, den<br />
die Digitalisierung erhalten hat. Wir wurden<br />
gezwungen, virtuell und hybrid zu arbeiten.<br />
Glücklicherweise waren wir darauf vorbereitet<br />
und hatten die IT-Ausrüstung und Installationen<br />
bereits. Damit war es einfach, auf virtuelle<br />
Kommunikation umzustellen.<br />
Stieß die virtuelle Kommunikation auf<br />
Widerstand?<br />
Bei einem Change-Thema ist die Kommunikation<br />
das Allerwichtigste. Der Lockdown war<br />
ein sehr harter und plötzlicher Change, und<br />
da konnte man nur mehr über den Bildschirm<br />
kommunizieren. Die Leute waren generell<br />
sehr verunsichert durch COVID-19, dazu<br />
kamen die Menschen, die mit Veränderungen<br />
große Probleme haben.<br />
Wie haben Sie das Problem gelöst?<br />
Wir haben uns vermehrt mit den Führungskräften<br />
ausgetauscht und seit dieser Zeit<br />
auch viele andere Projekte umgesetzt, wobei<br />
wir die Digitalisierung bei uns nicht als<br />
Projekt sehen, sondern als einen Teil unserer<br />
Unternehmensstrategie. Wir sehen sie als<br />
Notwendigkeit, um unsere Ziele zu erreichen<br />
und unsere Mitarbeiter zu unterstützen, damit<br />
sie ihre Aufgaben erledigen können. Wenn<br />
man sich so ein Projekt wie diese Baustelle<br />
hier in der Dresdnerstraße in Brigittenau<br />
ansieht, dann läuft die Arbeit ganz anders als<br />
noch vor zehn oder 20 Jahren. Es haben sich<br />
die Aufgaben der Bauleiter verändert. Auch<br />
ihr Verantwortungsbereich, die Kontrollen<br />
von Arbeitspapieren, Sicherheitsthemen usw.<br />
ist viel höher, schon allein deshalb müssen wir<br />
die jungen Mitarbeiter mit digitalen Möglichkeiten<br />
unterstützen.<br />
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />
In meiner Zeit habe ich noch ein Handbuch<br />
von Baugeräten auf der Baustelle gehabt und<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
55
Positionen & Meinungen<br />
„BIM bringt dem<br />
Kunden sehr viel und wir<br />
können damit effizienter<br />
arbeiten und Fehler<br />
vermeiden.“<br />
Hubert Wetschnig,<br />
Habau Group<br />
musste dort nachschlagen, wann die nächste<br />
Überprüfung notwendig ist. Heute kommt ein<br />
E-Mail: „Achtung, die Krankette ist wieder von<br />
einem Zivilingenieur zu überprüfen.“ Solche<br />
Dinge laufen digital, da haben wir große<br />
Schritte gemacht.<br />
Wie ist der Stand zu BIM?<br />
BIM ist ein Beispiel, um effizient zu werden.<br />
Da wird einerseits sehr viel geredet, andererseits<br />
sind die Baufirmen nicht so weit,<br />
wie man überall lesen kann. Wir versuchen,<br />
diese Art des Arbeitens möglichst strukturiert<br />
einzusetzen, um möglichst alle Variablen<br />
bestmöglich zu greifen und proaktiv unsere<br />
Projekte voranzutreiben.<br />
Hat die Pandemie BIM gepusht?<br />
Nein, das hat sie nicht. Die Pandemie hat bei<br />
unseren älteren, konservativen Mitarbeitern<br />
die Einstellung zu digitalen Tools verändert.<br />
Einer unserer Geschäftsführer, der bereits<br />
über 60 ist, war sehr gegen virtuelle Meetings,<br />
in der ersten Woche der Pandemie war er<br />
von der Möglichkeit einer Videokonferenz<br />
begeistert. Da konnten wir die letzten Skeptiker<br />
überzeugen. BIM hätten wir so und anders<br />
gepusht, weil wir der Meinung sind, dass man<br />
BIM-Modelle als modernes Unternehmen einsetzen<br />
muss. Einerseits bringt es dem Kunden<br />
sehr viel, andererseits können wir aber auch<br />
effizienter arbeiten. Wir vermeiden dadurch<br />
Fehler. Früher wurden die Mengen in jedem<br />
Geschoss händisch gerechnet. Mit BIM geht<br />
das auf Knopfdruck, und das hilft vor allem,<br />
wenn der Kunde Änderungen wünscht. Wenn<br />
das Gebäude dann fertig ist, hat der Kunde ja<br />
auch sehr viel von einem auf BIM aufgesetzten<br />
Projekt, weil er eine digitale Übersicht über<br />
alle zu wartenden Teile hat und alles gut<br />
dokumentiert und hinterlegt ist. Beim Betrieb<br />
ist das sehr hilfreich.<br />
Können Sie ein Digitalisierungsbeispiel<br />
anführen?<br />
Wie alle Bauunternehmen müssen wir für den<br />
Kunden alle Kosten zusammentragen, denn<br />
der will einen Preis haben. Um das machen<br />
zu können, haben wir ein eigenes Kalkulationsprogramm<br />
verwendet, dass berechnet, wie<br />
viele Arbeitsstunden, welche Mengen etc. wir<br />
für das Projekt brauchen. Dieses langjährig<br />
eingesetzte Kalkulationsprogramm musste<br />
nun ersetzt werden, weil es nicht mehr stateof-the-art<br />
und mit digitalen Medien nicht<br />
mehr kompatibel war.<br />
Wir hatten dann die Aufgabe, tausende<br />
Mitarbeiter auf das neue Programm zum<br />
Kalkulieren zu schulen. Dies erfolgte über ein<br />
56 BauTecFokus
Hubert Wetschnig<br />
E-Learning-Programm, und die Mitarbeiter<br />
konnten dann eine Prüfung ablegen. Das hat<br />
super funktioniert.<br />
Wird die Digitalisierung durch ESG noch<br />
weiter gepusht?<br />
Das ESG ist ein wesentliches Thema. Da<br />
wir uns als Familienunternehmen mit<br />
Handschlagqualität sehen, gehen wir<br />
wertschätzend mit den Projektparteien um.<br />
Daher behaupten wir, schon sehr weit bei<br />
den drei Buchstaben zu sein. Das Thema<br />
Nachhaltigkeit beschäftigt uns massiv. Es<br />
wird derzeit noch wenig von Kundenseite<br />
gefordert, aber es gibt viele Prozesse, die im<br />
Hochbau und im Infrastrukturbau laufen,<br />
um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.<br />
Eingesetzte Produkte sollten immer wieder<br />
verwendet werden. Wir sind gerade dabei, mit<br />
der TU Graz eine Testphase beziehungsweise<br />
ein Forschungsprojekt umzusetzen, wie man<br />
digital den CO2-Fußabdruck ermitteln kann.<br />
Das Thema beschäftigt die ganze Industrie.<br />
Als Familienunternehmen sehen wir uns<br />
da auch in der Verantwortung. Alle unsere<br />
Standorte sind zum Beispiel mit Photovoltaik-<br />
Anlagen ausgestattet. Ein weiterer Schritt<br />
ist, mehr elektroangetriebene Baugeräte<br />
einzusetzen. Wir sind auch innerhalb der<br />
Unternehmensgruppe dabei zu erforschen,<br />
Hubert Wetschnig studierte Bauingenieurwesen an der TU<br />
Graz und begann seine Karriere 1990 als Leiter für Hochbau<br />
bei der STUAG AG in Wien. Nach der Eingliederung in die Strabag<br />
AG wurde er dort zum Leiter des Bereichs Ingenieurbau<br />
ernannt. 2004 wechselte Wetschnig zur Porr, wo er in unterschiedlichen<br />
Führungspositionen agierte, zuletzt als Executive-<br />
Board-Mitglied. Seit 2017 ist Hubert Wetschnig Geschäftsführer<br />
der HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H. sowie CEO<br />
der Habau Group. Er verantwortet nicht nur technisch das<br />
Geschick der Organisationen, sondern treibt auch mit großem<br />
Erfolg interne Change-Prozesse und den Bereich der Digitalisierung<br />
voran.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
57
Positionen & Meinungen<br />
wo wir noch in Richtung Nachhaltigkeit<br />
drehen können. Das Recyclingthema liegt<br />
uns am Herzen, weil wir ein Unternehmen<br />
sind, dass sich aus dem Erdbau entwickelt<br />
hat. Damit war die Materialgewinnung, auch<br />
im Abbruch, und die ganze Entsorgungskette<br />
immer im Fokus. Die Habau-Gruppe hat ja<br />
108 Jahre Geschichte.<br />
Sie setzen auf die altbewährte Handschlagqualität<br />
…<br />
Wir als Habau-Unternehmensgruppe sind<br />
mit 1,7 Milliarden Umsatz und rund 5.500<br />
Mitarbeitern die Nummer vier am Markt. Wir<br />
sind ein Konzern, aber wir sind ein Familienunternehmen.<br />
Es gibt die zwei Familien,<br />
die Eigentümer sind, die sind auch immer<br />
wieder präsent. Wir haben als oberösterreichisches<br />
Unternehmen die Philosophie der<br />
Handschlagqualität. Wir machen etwas aus,<br />
wir halten das ein, wir kommunizieren direkt<br />
und arbeiten lösungsorientiert mit unseren<br />
Projektpartnern. Das kommt gut an und<br />
spricht sich auch herum.<br />
Was sind die Problemkinder bei den<br />
Abbruchmaterialien?<br />
Asbest ist immer wieder eine große Herausforderung.<br />
Die größte Herausforderung ist<br />
aber, Materialien, die wir bei einem Abbruch<br />
58 BauTecFokus
„Die größte Herausforderung<br />
ist, Materialien, die wir bei<br />
einem Abbruch gewinnen,<br />
just in time bei einem<br />
anderen Projekt einzubauen.“<br />
Hubert Wetschnig,<br />
Habau Group<br />
gewinnen, just in time bei einem anderen<br />
Projekt einzubauen. Kann das Material gerade<br />
nicht verwertet werden, dann muss man es<br />
zwischenlagern. Da haben wir im Flughafenbereich<br />
die Möglichkeiten dazu.<br />
Welche Materialien lassen sich besonders<br />
gut weiterverwenden?<br />
Alles, was im Abbruchbereich ist und nicht<br />
kontaminiert ist, bauen wir bei unseren<br />
Projekten im Straßenbau oder im Tiefbau ein.<br />
Das Material muss ja regional verbaut werden,<br />
es macht keinen Sinn, es lange herumzutransportieren.<br />
Der Transport im Sinne der<br />
Umweltoptimierung wäre kontraproduktiv.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
59
Positionen & Meinungen<br />
„Die Arbeit am Bau wird noch<br />
digitaler werden, und man muss Projekte<br />
mit weniger Personal umsetzen.“<br />
Hubert Wetschnig,<br />
Habau Group<br />
Ändert sich etwas im Einkauf von Material?<br />
Werden vermehrt Ökomaterialien<br />
gekauft?<br />
Es gibt schon ein Umdenken, aber dabei liegt<br />
nicht unbedingt der Fokus auf Ökomaterialien,<br />
sondern eher auf der Durchgängigkeit,<br />
wo wir Verträge mit unseren Kunden eingehen.<br />
Haben wir gewisse Vorgaben im Vertrag<br />
drinnen, dann geht die Kette bei unseren<br />
Lieferanten weiter. Ist keine Vorgabe vom<br />
Kunden da, dann sorgen wir dafür, dass wir<br />
uns flexibel auf zwei, drei Lieferanten stützen,<br />
wo wir früher nur einen hatten. Wir haben<br />
einfach gemerkt, dass Materialausfall schneller<br />
passieren kann, als wir es gewohnt sind.<br />
Vor der Pandemie hat es das nicht gegeben,<br />
dass ein Material gar nicht verfügbar war.<br />
Wie wird sich die Baubranche die nächsten<br />
fünf Jahre entwickeln?<br />
Wir haben einen ganz hohen Zug drauf, um<br />
die Dinge noch weiter zu digitalisieren. Ich<br />
erwarte, dass die Branche noch effizienter<br />
wird und verstärkt auf modulare Bauweisen<br />
setzt. Nachhaltigkeit und biologische Baustoffe<br />
werden an Bedeutung gewinnen. Wir<br />
müssen uns auch darauf einstellen, dass wir<br />
nicht mehr die Mitarbeiteranzahl bekommen,<br />
die wir gewohnt waren. Es kommen jetzt die<br />
geburtenschwächeren Jahrgänge, die gerade<br />
ihr Studium abschließen und in die Branche<br />
einsteigen. Kurz gesagt, es wird noch digitaler<br />
werden, und man muss Projekte mit weniger<br />
Personal umsetzen können. Die papierlose<br />
Baustelle hat sich auch durchgesetzt. Es wird<br />
immer weniger Papier eingesetzt, nur die<br />
Pläne werden noch ausgedruckt und aufgehängt.<br />
Wie sieht es mit Innovationen aus?<br />
Wir beschäftigen uns sehr stark mit Innovationen;<br />
zum Beispiel in Perg in Oberösterreich<br />
haben wir ein großes Werk, wo wir selbst<br />
Betonfertigteile produzieren. Sehr komplexe<br />
und spezielle Aufhängungen, um die Platten<br />
bei den Fassaden zum Halten zu bringen,<br />
werden mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Es<br />
ist toll, da schon so weit zu sein, die Materialien,<br />
die wir brauchen, mit einem Drucker<br />
auszudrucken.<br />
Wie sieht es mit dem Einsatz von Robotik<br />
auf Baustellen aus?<br />
Das ist sicher ein Thema. Vor allem Hilfsmittel<br />
zum Heben werden verstärkt kommen. Auch<br />
der Roboterhund wäre für uns interessant, der<br />
herumgeht, alles festhält und genau dokumentiert.<br />
Wir sind sehr offen für die nächsten<br />
und übernächsten Schritte. Wir waren in<br />
puncto Technik immer ganz vorne mit dabei,<br />
aber der Einsatz muss Sinn machen. Wir<br />
sind sehr hellhörig, welche neuen Dinge und<br />
Entwicklungen es in diesem Bereich gibt.<br />
Inwieweit wirken sich die verzögerten<br />
Baugenehmigungen aus?<br />
Wir wünschen uns natürlich, dass es mit den<br />
Baugenehmigungen weitergeht, sonst wird es<br />
die nächsten Projekte nicht geben. Ich setze<br />
immer wieder bei Ministern ab, dass wir das<br />
Investment auch in den Regionen brauchen.<br />
Wir haben große Organisationen, die ihre<br />
60 BauTecFokus
WORDRAP MIT HUBERT WETSCHNIG<br />
Ihr größtes Laster?<br />
Ausdauer und<br />
Konsequenz!<br />
In den nächsten zehn<br />
Jahren möchten Sie<br />
unbedingt…<br />
Die geplanten Ziele der<br />
Habau Group<br />
erreichen.<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Ferialjob in einer<br />
Papierfabrik.<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Ja, soweit es<br />
vertretbar ist.<br />
Ihr<br />
Lieblingshobby?<br />
Golf.<br />
Welches Buch liegt<br />
auf Ihrem Schreibtisch?<br />
Keines liegt am<br />
Schreibtisch!<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Mit meiner Frau und<br />
meiner Tochter.<br />
Ihren Kaffee trinken<br />
Sie am liebsten…<br />
Schwarz.<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Morgen- und<br />
Abendmensch<br />
Wenn Sie das Radio<br />
im Auto aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Lounge Motion FM<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen<br />
würden, was<br />
machen Sie damit?<br />
Mich freuen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
61
Positionen & Meinungen<br />
62 BauTecFokus
Habau Group<br />
Die Habau Group ist das Dach für 18 Gesellschaften aus den Bereichen<br />
Hochbau, Tiefbau, Fertigteilbau, Pipelinebau, Untertagebau,<br />
Stahl- und Stahlanlagenbau sowie Holzbau und industrielle Fertigungsstätten<br />
für Fertigteilbau, unter ihnen die Habau Hoch- und<br />
Tiefbaugesellschaft m.b.H., die Held & Francke Baugesellschaft<br />
sowie Karl Seidl Bau und Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau. Alle Konzernunternehmen<br />
treiben Innovationsthemen wie Digitalisierung,<br />
neue Verfahrenstechniken und Baustoffrecycling voran. Insgesamt<br />
beherbergt der Konzern, dessen Wurzeln als Familienunternehmen<br />
die Unternehmenskultur stark prägen, rund 5.500 Mitarbeiter und<br />
zählt mit einem jährlichen Bauvolumen von 1,5 Milliarden Euro zu den<br />
Top vier der österreichischen Bauindustrie.<br />
Tätigkeiten im Gemeindebereich haben und<br />
nicht nur von einzelnen Großprojekten leben.<br />
Die brauchen diese kleinen Baustellen, das<br />
sogenannte Flächengeschäft wie Gehsteige,<br />
Kanalanschlüsse etc. Da brauchen wir die<br />
Unterstützung für die Gemeinden.<br />
Helfen Förderungen?<br />
Die COVID-Förderungen von sieben bis 14<br />
Prozent waren sehr hilfreich. Viele Betriebe,<br />
die eine Vergrößerung oder einen Umbau<br />
fertig in der Lade liegen hatten, haben diese<br />
Projekte dann doch umgesetzt, weil sie die<br />
Förderung bekommen haben.<br />
Jetzt haben wir den nächsten Lockdown …<br />
Für uns ist wichtig, dass wir weiterhin Klarheit<br />
haben, unter welchen Bedingungen wir auf<br />
den Baustellen und Betrieben arbeiten dürfen.<br />
Wir haben hunderte Mitarbeiter auf den<br />
einzelnen Baustellen, da müssen wir wissen,<br />
wann eine Maske zu tragen ist, wie es mit<br />
der gemeinsamen Anfahrt zur Baustelle und<br />
mit Firmenquartieren aussieht. Diese Dinge,<br />
die aktuell klar sind, müssen wir fortführen,<br />
damit wir Rechtssicherheit und Sicherheit für<br />
unsere Mitarbeiter gewährleisten können.<br />
Führt das zu einem weiteren Materialmangel,<br />
wenn die Supply Chain wieder gestört<br />
wird?<br />
Wir sind es jetzt schon gewohnt, mit diesem<br />
Thema umzugehen. Das heißt nicht, dass es<br />
leicht ist. Manche Dinge haben sich entspannt.<br />
Wir haben circa fünf Hauptbaustoffe, wo wir<br />
Probleme hatten, wie Holz, wo das Material<br />
„Durch die hohen<br />
Materialpreise kommen<br />
Kunden durchaus<br />
in Schwierigkeiten,<br />
weil sich am Ende das<br />
Projekt nicht mehr<br />
rechnet.“<br />
Hubert Wetschnig,<br />
Habau Group<br />
nicht zu bekommen war oder wenn, dann nur<br />
sehr teuer. Das hat sich eingependelt. Dann<br />
haben wir das Stahl- und Bewehrungsthema,<br />
da gibt es eine leichte Entspannung. Alu für<br />
große Fassaden ist noch ein Problem, weil es<br />
sehr teuer ist. Und dann noch Kunststoff für<br />
PVC-Rohre und Dämmstoffe, die wir deshalb<br />
bekommen, weil wir ein gutes partnerschaftliches<br />
Verhältnis mit unseren Lieferanten<br />
haben. Das kommt uns jetzt zugute. Vorbei<br />
ist das Problem mit dem Material aber nicht<br />
und führt bei unseren Kunden durchaus zu<br />
Schwierigkeiten, weil sich am Ende das Projekt<br />
nicht mehr rechnet. Die Lieferkettenthematik<br />
ist mehr im Hochbau ein Problem als im Tiefbau,<br />
da sind diese Materialien nicht im Einsatz.<br />
Wird Urban Mining damit zum Thema?<br />
Das ist bei uns aktuell noch nicht im Fokus.<br />
Wenn die Rohstoffe knapper werden, könnte<br />
es aber durchaus Thema werden. Derzeit<br />
versuchen wir als Firmengruppe eine hohe<br />
Wertschöpfungstiefe und die Produkte selbst<br />
in der Hand zu haben. Wo es möglich ist, recyclen<br />
wir, damit wir nicht abhängig sind. Wir<br />
haben Ressourcenabbaustellen, wo wir selbst<br />
abbauen. Aber wer weiß … in fünf oder zehn<br />
Jahren können sich die Dinge noch ändern.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
63
Positionen & Meinungen<br />
Ohne ESG geht<br />
nichts mehr<br />
Weitblick. ATP-CEO Christoph M. Achammer im Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale Planung, Frauen in<br />
Führungspositionen und warum er ein Kroatienfan ist.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
A<br />
uf dem Weg in das Büro von<br />
Christoph M. Achammer werde<br />
ich für eine Studentin gehalten,<br />
außerdem sei er ja gar nicht in<br />
Wien, heißt es seitens eines Mitarbeiters. Beide<br />
Missverständnisse können gleich aufgeklärt<br />
werden. Ich bin hier, um ein Interview zu führen,<br />
und ja, der Top-Architekt ist auch in seinem Büro,<br />
das wir nach ersten Schwierigkeiten, weil abends<br />
der Lift gesperrt wird, dann auch finden. Coronabedingt<br />
führen wir unser „Zu Tisch mit …“ im<br />
Wiener ATP-Büro. Gecatert wird von Dario, dem<br />
Besitzer des Lubin in der Hainburgerstraße 48<br />
im dritten Bezirk. „Das ist quasi unsere Kantine“,<br />
scherzt Achammer. „Besser man hat nachher<br />
keine Termine mehr.“ Damit fängt er an, von<br />
Kroatien zu schwärmen. „Ein sehr unterschätztes<br />
Land in meinen Augen. Stellen Sie sich vor,<br />
da gibt es Austern im See und am Land herrliche<br />
Trüffel, besser geht es doch gar nicht.“ Um mich<br />
davon zu überzeugen, dürfen wir zwei Austern<br />
probieren. Dazu bekommen wir einen Krauthaker<br />
Sauvignon aus Slavonien.<br />
„Herrlich, nicht wahr?“ Achammers Augen<br />
leuchten. Ich möchte ein bisschen etwas von<br />
ihm persönlich erfahren. Der studierte Architekt<br />
erzählt, dass er in Chicago arbeitete, als<br />
sein Vater anrief und ihn fragte, ob er nicht<br />
das Büro in Wien übernehmen möchte, das er<br />
ausbauen wollte. „Ich habe gesagt, ich komme,<br />
wenn du gehst, und er hat ja gesagt. Meinem<br />
Chef in Chicago habe ich gesagt, dass ich drei<br />
Monate unbezahlten Urlaub nehme und dann<br />
zurückkomme. Am 21. August 1987 sind wir<br />
durch das Büro gegangen, und mein Vater hat<br />
mich als neuen Chef vorgestellt. Am 22. August<br />
hat er das Büro geräumt. Das hat mich so beeindruckt,<br />
dass ich das Unternehmen mit meinem<br />
Senior-Partner Sigfried Tritthart neu aufgestellt<br />
und eine Verfassung im Bereich Nachhaltigkeit<br />
festgesetzt habe, und so ist ATP architekten<br />
ingenieure entstanden. Das mache ich jetzt 34<br />
Jahre.“ Der fünffache Vater ist seit 2002 Universitätsprofessor.<br />
„Noch bis nächstes Jahr lehre<br />
ich dort integrale Planung und Industriebau.<br />
Da spielt Nachhaltigkeit schon seit 15 Jahren in<br />
meinem Bestreben eine große Rolle. Wobei –<br />
ich habe immer gesagt, dass ein Umschwung<br />
zur Nachhaltigkeit passiert, wenn es in der Finanzbranche<br />
ankommt. Interessanterweise ist<br />
das im Schatten der COVID-19-Pandemie nun<br />
passiert. Das Nachhaltigkeitsthema ist voll angekommen,<br />
wenn man die Taxonomie, in welcher<br />
Tiefe sie auch kommt, ernst nehmen will.<br />
Jedenfalls ist sie da, und wenn ein Larry Fink von<br />
BlackRock sagt, „we don’t buy other stuff“, dann<br />
ist das sehr ernst zu nehmen. Achammer ist in<br />
einigen Aufsichtsräten von Immobilienfonds<br />
und stellt fest, dass die Kunden aus der Immo-<br />
bilienindustrie massiv auf die EU-Taxonomie<br />
reagieren. „Die Fondsinhaber fragen sich, was<br />
sie jetzt tun müssen, und am schnellsten reagieren<br />
die Banken. Vor eineinhalb Jahren haben sie<br />
noch gelacht, jetzt am Jahresende müssen sie in<br />
irgendeiner Form gemäß der ESG-Kriterien ihre<br />
Kreditportfolios darstellen und ab nächstem<br />
Jahr immer wieder.“<br />
Die Fonds müssen reagieren<br />
„Bei den Neubauten ist es das Problem der<br />
Anbieter“, so Achammer. „Wenn du nicht<br />
taxonomiekonform baust, wird es nicht gekauft.“<br />
Dabei verweist er auf das Dilemma,<br />
das die Architekten geschaffen haben. „Es gibt<br />
keinen kreativen Beruf in der ganzen Industrie,<br />
dem es gelungen ist, seine Bedeutung so zu<br />
minimieren. Im gesamten Lebenszyklus eines<br />
Gebäudes machen die Architekten und Ingenieure<br />
einen Kostenfaktor von unter zwei Prozent<br />
aus. Mit diesen zwei Prozent beeinflussen<br />
wir fast 50 Prozent derselben, sind aber in der<br />
Wertschätzung des Gesamtprozesses quasi bedeutungslos.“<br />
Dabei verweist er auf Produkte<br />
vom Auto bis zur Zahnpasta, wo das Design,<br />
aber auch die Gesamtkonzeption einen großen<br />
Stellenwert haben. „Ich habe für die Automobilindustrie<br />
Designcenter gebaut, da werden<br />
die Entwürfe für neue Modelle in einem fast<br />
sakralen Akt genauestens angesehen.“<br />
64 BauTecFokus
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Christoph M.<br />
Achammer<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
65
Positionen & Meinungen<br />
66 BauTecFokus
Als ersten Gang bekommen wir Calamari,<br />
Jakobsmuscheln, Garnelen und Oktopus. Ich<br />
möchte wissen, ob es bei den Planern angekommen<br />
sei, wie wichtig ESG in ihrer Arbeit ist.<br />
„Ich denke schon. Aber die meisten Planungsprozesse<br />
sind so aufgestellt, dass sie diese nicht<br />
erfüllen können.“ ATP sei mit dem Unternehmen<br />
ATP sustain gut aufgestellt. Achammer<br />
verweist auf drei Alleinstellungsmerkmale von<br />
ATP: „Das erste ist, wir sind in Europa von der<br />
Größenordnung mit über tausend Mitarbeitern<br />
Nummer eins und gehen bei jeder Aufgabe<br />
vom Kernprozess des zukünftigen Nutzers<br />
aus. Das zweite und entscheidende ist, dass wir<br />
schon seit 1976 integral aufgestellt sind, von<br />
den damals 60 Angestellten waren 40 Architekten<br />
und die anderen 20 Tragwerksplaner,<br />
HKLS-Ingenieure, Logistiker etc. Das haben<br />
wir vom Prozentsatz beibehalten. Die dritte<br />
Unterscheidung vom Markt ist, dass wir kein<br />
Signature-Office, sondern ein Corporate-Office<br />
sind, in einer lernenden Organisation. Wir haben<br />
keine Finanzbeteiligung, wir gehören nur<br />
den tätigen Architekten und Ingenieuren.“<br />
Bei der Planung eines Gebäudes ist Achammer<br />
bedingungslos. „Wir bauen ein Haus nur dann,<br />
wenn wir nach dem durchgängigen Verstehen<br />
des Kernprozesses, den dieses Haus bedienen<br />
soll, von diesem überzeugt sind. Wir haben<br />
schon Kunden für immer gewonnen, indem<br />
wir beim ersten Mal kein Haus für sie gebaut<br />
haben.“ Die DNA von ATP ist der Industriebau.<br />
„Da kommen wir her. Wir bauen immer noch<br />
25 bis 30 Prozent für Forschung, Entwicklung<br />
und Produktion. Die Planung für die Industrie<br />
hat eine andere Logik als die Immobilienindustrie.<br />
Wir schauen uns beispielsweise genau<br />
an, wie ein Auto zusammengebaut wird, dann<br />
schauen wir uns die Facilities an und planen<br />
erst dann, wenn alles funktional ist.“<br />
Ein Bild im Kopf<br />
Als nächstes serviert uns Dario istrische<br />
Fuzi mit schwarzen Trüffeln und dazu einen<br />
Kozlović Malvazija, eine starke Rebsorte, die<br />
typisch für die istrische Region ist. Die kroatischen<br />
Weine haben sich gut entwickelt, stelle<br />
ich fest. Achammer erzählt von seinen 20<br />
ATP architekten ingenieure<br />
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architektur und Ingenieurwesen sowie<br />
modernes Wissensmanagement ließen ATP architekten ingenieure zum führenden<br />
europäischen Büro für integrale Planung werden. Mehr als 1.000 Mitarbeitende<br />
an derzeit elf Standorten in DACH+CEE planen für Auftraggeber aus Forschung &<br />
Industrie, Handel, Immobilienwirtschaft und Gesundheitswesen, unterstützt durch<br />
eigene Forschungs-, Sonderplanungs- und Consulting-Gesellschaften.<br />
Jahren Lehrtätigkeit an der Universität. „Interdisziplinarität<br />
muss man täglich üben, weil<br />
unsere Branche so heterogen ist. „Ein junger<br />
Mensch, der sich entscheidet, Architektur zu<br />
studieren, hat ein Bild im Kopf. Nach 20 Jahren<br />
erhält er schwarz gekleidet den Pritzker-Preis<br />
und weist in seiner Dankesrede auf die hin,<br />
die ihm den Weg dorthin erschwert haben, die<br />
Bauherren, die Ingenieure etc. Die Ingenieure<br />
der Tragwerksplanung müssen die Bilder, die<br />
ihm die Architekten vorlegen, dazu bringen,<br />
dass sie gebaut werden können, und die Haustechnik<br />
sorgt dafür, dass die Gebäude bewohnt<br />
werden können. Auf den Universitäten wird<br />
massiv akademisch gelehrt, wie das geht. In<br />
der Praxis muss dann die Interdisziplinarität<br />
gelernt werden.“<br />
ATP habe eine Größe erreicht, wo es gelinge,<br />
über Standorte hinweg das Thema Zusammenarbeit<br />
zu leben und diesen integralen<br />
Ansatz zu beschleunigen. „Wenn man daran<br />
denkt: Am Anfang saßen sechs Architekten<br />
und drei Haustechniker, ein Tragwerksplaner<br />
und ein Elektriker zusammen, und es war extrem<br />
schwierig, denen beizubringen, dass sie<br />
gemeinsam ein Haus entwerfen sollen. Da hat<br />
sich viel getan.“<br />
Integrale Planung<br />
Eine Übernahme eines Haustechnikbüros in<br />
Zürich ist gescheitert. „Der Chef war von der<br />
Idee der integralen Planung begeistert, die<br />
Mannschaft bestand aus großartigen Haustechnikern.<br />
Ein Jahr haben wir auf Probe zusammengearbeitet,<br />
bevor wir die Übernahme<br />
besiegeln hätten sollen. Es ging um eine Fabrik<br />
für die IWC, da sitzen viele Uhrmacher und<br />
bauen die Uhren zusammen. Das Projekt war<br />
prädestiniert für die Zusammenarbeit von<br />
Architektur und Haustechnik, ein Schmuckstück.<br />
Doch die Haustechniker wollten einen<br />
Plan zum Rechnen haben. Sie könnten nicht<br />
entwerfen, das sei Aufgabe der Architekten,<br />
sagten sie. Die Erkenntnis daraus war, dass in<br />
der Regel ein, zwei Jahre notwendig sind, bis<br />
ein integraler Kreis entsteht. Es überfordert<br />
immer noch die Leute, auch die Architekten,<br />
wenn sie sich plötzlich mit Tragwerksplanern<br />
und Haustechnikern im Entwurf auseinandersetzen<br />
müssen.“<br />
Die Arbeit in der Praxis<br />
ATP arbeitet in drei Ringen. Im Zentrum sind<br />
die Architekten und Ingenieure, außen die Forschungs-<br />
und Sonderplanungsgesellschaften,<br />
ATP sustain, Health und die MINT architects<br />
in Zürich und Deutschland für Interior, ganz<br />
außen gibt es Consultingeinheiten. „Das sind<br />
jene, die die Verbindung zwischen der Unternehmens-<br />
und Immobilienstrategie vermitteln.<br />
Diese drei Ringe sind derzeit unser Unternehmensorbit,<br />
und aus dem heraus kommt<br />
das Nachhaltigkeitsthema, das wir schon lange<br />
spielen. Dieses bilden wir auch virtuell ab. Seit<br />
sechs Jahren bauen wir unsere Häuser nur<br />
mehr virtuell. Oft müssen wir uns damit abfinden,<br />
dass viele Projektsteuerer unsere Modelle<br />
nicht in Pläne umsetzen können. Aber im Wesentlichen<br />
ist die Modellierung des Gebäudes<br />
der Beginn dieser Nachhaltigkeitsgeschichte.<br />
Wir simulieren im Planungsstadium nicht<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
67
Positionen & Meinungen<br />
nur den Betrieb nach CO2-Werten, sondern<br />
auch die verwendeten Materialien nach CO2-<br />
Werten. Das bedeutet, jedes Element, das wir<br />
da im 3D-Modell einbauen, hat ein Attribut<br />
mit CO2-Belastungen, und daher können wir<br />
jederzeit sagen, was der CO2-Wert der grauen<br />
Energie und auch der CO2-Wert im Betrieb ist.“<br />
Wo es hakt<br />
Dario serviert uns einen Anglerfisch Brudet<br />
mit marinierter Polenta, dazu kredenzt er<br />
einen Korta Katarina 2019 Rosip, einen etwas<br />
stärkeren Wein mit 13,5 Prozent, rauchigem<br />
Abgang und Zimtgeschmack nach hinten.<br />
„Die größte Herausforderung ist es, eine verbundene<br />
Lösung zu schaffen, weil die Dinge<br />
nicht eindimensional betrachtet werden können.<br />
Auf der Kundenseite war Nachhaltigkeit<br />
sehr lang eine ökonomische Frage. Sie finden<br />
heute keinen Auftraggeber, der etwas macht,<br />
wenn es nicht ökonomisch darstellbar ist. Der<br />
Bestand ist natürlich ein Problem. „Viele Immobilien<br />
verlieren im Vergleich zu anderen an<br />
Wert. Wir werden zu intelligenten Lösungen<br />
kommen müssen, abreißen können wir sie<br />
nicht. Wir wollen den CO2-Ausstoß reduzieren.<br />
Das bedeutet, wir müssen aufhören, Kohlenwasserstoffe<br />
zu verbrennen, also Kohle, Gas<br />
und Öl, das ist die Aufgabe bei den Häusern.<br />
Heizung und Kühlung sind ein Thema. Wir<br />
müssen die unendlich vorhandene Energie der<br />
Sonne ausbeuten. Das ist ein reines Technologiethema.<br />
Wir haben eine erste Idee, wie man<br />
mittels Photovoltaik Sonnenenergie in Strom<br />
verwandeln kann, wir haben auch eine erste<br />
Idee, wie man Wärme erntet, wir haben aber<br />
noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder<br />
„Aus meiner Lehrtätigkeit<br />
an der Universität<br />
weiß ich, dass man die<br />
Interdisziplinarität täglich<br />
üben muss.“<br />
Christoph M. Achammer,<br />
ATP architekten ingenieure<br />
Strom speichern. Das hat erst in den letzten<br />
Jahren an Entwicklung zugenommen. Parallel<br />
dazu müssen wir überlegen, wie wir intelligente<br />
Häuser bauen können, die bewohnbar<br />
sind, ohne dass wir im <strong>Winter</strong> viel Wärme und<br />
im Sommer viel Kälte zuführen müssen. Das<br />
muss man dann so umsetzen, dass diese Gebäude,<br />
wenn man sie baut, kein CO2 freisetzen.<br />
Das ist der Job der Architekten.“<br />
Logistik entwickelt sich massiv<br />
ATP sei schon immer stark in der Logistik<br />
gewesen: „Zum Beispiel für Aldi haben wir<br />
außerhalb von Deutschland sämtliche Logistik<br />
gemacht, in Österreich, der Schweiz, in Griechenland,<br />
England. Die Distributionslogistik<br />
hat sich geändert. Heute machen wir zwölf<br />
Amazon-Projekte. Das ist eine ganz andere<br />
Logistik. Ein LKW kommt rein und hunderte<br />
Sprinter wieder raus, weil die Packerl zum Endkunden<br />
fahren. In einem normalen Lager haben<br />
die ein Parkhaus für bis zu 400 Sprinter.“<br />
Und der Retail?<br />
„Der stationäre Handel muss mehr machen als<br />
nur Bedarf zu stillen. Der digitale Handel vermittelt<br />
Perfektion, man klickt drauf und kauft.<br />
Der stationäre Handel muss Überraschung und<br />
menschliche Interaktion bieten. In Zukunft<br />
wird der Handel im Wesentlichen nur mehr im<br />
Erdgeschoß, im Untergeschoß und maximal<br />
im ersten Stock stattfinden.<br />
Christoph M. Achammer<br />
Der Architekt Christoph M. Achammer ist Vorstandsvorsitzender von ATP architekten<br />
ingenieure und Universitätsprofessor an der TU Wien, wo er sich am Lehrstuhl<br />
für Integrale Bauplanung und Industriebau am Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement<br />
mit der Forschung zu integraler Planung, Nachhaltigkeit, BIM und<br />
Digitalisierung beschäftigt.<br />
Quartiersbildungen<br />
Bei Quartiersbildung sieht Achammer eine<br />
hohe Chance. „Gibt man die Autos weg, hat<br />
man die Straße als kostenlose Erweiterung des<br />
Wohnraums. Das ist auch eine Möglichkeit,<br />
die Versiegelung aufzubrechen, inklusive<br />
einer enormen Erhöhung des Werts der Immobilien<br />
und Lebensqualität. Definiert man eine<br />
Fläche von 400 mal 400 Metern als autofreie<br />
Zone, muss man Transportachsen definieren<br />
68 BauTecFokus
und Stellplätze bauen, aber das Quartier selbst<br />
ist aufgewertet. Dem Ganzen steht das private<br />
Grundstückseigentum im Weg. Da hat die<br />
öffentliche Hand eine Aufgabe, das private<br />
Grundstück aus der Spekulation herauszunehmen.<br />
Intelligente Planungslösungen werden<br />
durch die Spekulation verhindert, weil die Entwickler<br />
keine Grundstücke zu vernünftigen<br />
Preisen bekommen.“<br />
Mitarbeiter und Potenzial<br />
Bei einer hausgemachten Rozada, einer kroatischen<br />
Creme Karamell mit Erdbeeren, Physalis<br />
und Feigen, begleitet von einem halbsüßen<br />
Wein Kozlović Muskat Momjanski kommen<br />
wir auf die Mitarbeiter zu sprechen. „25 Prozent<br />
unserer Mitarbeiter sind in der Partnerschaft.<br />
Das hat mit der Hierarchie nichts zu tun, sondern<br />
ist eine parallele Sache. Einmal im Jahr<br />
treffen wir uns und wählen neue Associates<br />
und Associate Partners, das ist ein aufwändiger<br />
Prozess. 50 Associates und Associate Partners<br />
und alle Sprecher der Standorte treffen sich<br />
über eine Videokonferenz und stellen Wahlvorschläge<br />
vor. Sie schildern, was der oder die<br />
für das Unternehmen bringen kann, und dann<br />
wird abgestimmt. Wir haben 70 verschiedene<br />
Nationen, eine tolle Diversity, aber immer<br />
noch nicht genügend Frauen in Führungspositionen.<br />
Vor allem bei den Bauingenieurinnen<br />
und in der Haustechnik zu wenige. Wir haben<br />
einmal eine Task Force für Frauen ins Leben<br />
gerufen. Damit wollten wir Hindernisse identifizieren,<br />
die verhindern, dass Frauen Karriere<br />
machen. Ich war auch für eine Quote, das ist<br />
aber gar nicht so gut angekommen. Die Skandinavier<br />
und Amerikaner sind uns da weit<br />
voraus. Hierzulande ist es noch gewollt, dass<br />
Kinder ein Karriereknick sind. In den Niederlanden<br />
gibt es eine hochqualifizierte Kinderbetreuung,<br />
da gehen Frauen nach drei Monaten<br />
wieder arbeiten. Bei uns sind Frauen oft drei<br />
bis vier Jahre weg, auch patriarchale Strukturen<br />
unserer Industrie spielen eine Rolle.“ ATP<br />
habe hauseigene Kindergärten im Unternehmen<br />
geschaffen, wo Kinder ab sechs Monaten<br />
bis sechs Jahre betreut werden. „Sogar Männer<br />
bringen die Kinder mit. Die Kindergärten<br />
haben sich sehr bezahlt gemacht. Die Väter<br />
gehen in der Mittagspause mit den Kindern in<br />
den Park und kommen dann wieder. In Wien<br />
war das kein Problem, aber in Tirol im Stammhaus<br />
war es sehr schwierig, einen privaten<br />
Kindergarten zu etablieren.“ Damit stoßen<br />
wir mit dem letzten Achterl an und lassen den<br />
wunderbaren Abend ausklingen.<br />
Das Lubin<br />
Das Restaurant Lubin hat uns aufgrund des<br />
Lockdowns mit dalmatinischen Spezialitäten<br />
im ATP-Büro verwöhnt.<br />
Restaurant Lubin,<br />
Hainburgerstraße 48,<br />
1030 Wien<br />
www.lubin.at<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
69
Positionen & Meinungen<br />
Alles aufsteigend<br />
Auswirkungen der Pandemie. Die Nachfrage nach Liftanlagen ist hoch, demgegenüber stehen Wartezeiten<br />
auf Material und gestiegene Kosten. Wie wirkt sich das auf bestehende Wartungsverträge aus und wie geht es<br />
2022 weiter?<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
I<br />
n einem Punkt sind sich alle Aufzugsfirmen<br />
einig: Sie konnten keine wesentlichen<br />
Auswirkungen der COVID-<br />
19-Pandemie auf Wartungsverträge<br />
wahrnehmen, wobei diese Aussage für sowohl<br />
bestehende als auch neu aufgesetzte Verträge<br />
gilt. „Schon vor der Pandemie hatten unsere<br />
Kunden die Möglichkeit, sich aus einer Vielzahl<br />
von Vertragsbausteinen einen auf ihre Bedürfnisse<br />
zugeschnittenen Vertrag zusammenzustellen“,<br />
erklärt Christoph Sengstschmid, Managing<br />
Director von Otis Österreich. „Dieses<br />
Konzept zeigt jetzt umso mehr seine Stärken,<br />
da sich unsere Kunden nun noch mehr Individualität<br />
wünschen, und darauf haben wir mit<br />
unseren Signature-Service-Verträgen die richtige<br />
Antwort.“ Für den Kone-Finanzvorstand<br />
Christian Wukovits war es überraschend, dass<br />
die Nachfrage nach Hygienelösungen, wie<br />
beispielsweise Luftreiniger in Aufzügen oder<br />
Handlauf-Desinfektionseinrichtungen für<br />
Rolltreppen, überschaubar ist. „Hier hätten wir<br />
mit größerer Investitionsbereitschaft seitens<br />
der Gebäudebetreiber gerechnet.“<br />
Schindler hat die Pandemie genutzt und<br />
schnell auf die neuen Bedürfnisse des Marktes<br />
reagiert. „Im Rahmen unserer CleanMobility-<br />
Lösungen bieten wir aktuell ein Produkt für<br />
Fahrtreppen und zwei Produkte für Aufzüge<br />
an“, so Daniel Reisenberger, Geschäftsführer<br />
von Schindler. „Zum Einsatz kommt ultraviolettes<br />
Licht, das die Oberflächen desinfiziert<br />
und somit den Einsatz von herkömmlichen<br />
Desinfektionsmitteln weitgehend reduziert.“<br />
Für Aufzüge gibt es den „UV CleanAir“. Mittels<br />
UV-Strahlen und einem speziellen Filter wird<br />
die Kabinenluft in kürzester Zeit gereinigt. Bei<br />
der Lösung „UV CleanCar“ wird die gesamte<br />
Kabine mittels UV-C-Licht desinfiziert. Drei<br />
ausfallsichere Sensoren prüfen, dass dieser<br />
Vorgang nur erfolgt, wenn keine Fahrgäste<br />
in der Kabine sind, diese steht und die Türen<br />
geschlossen sind.<br />
Service und Reaktionszeit<br />
Fragt man nach, wie die derzeitige Reaktionszeit<br />
auf Wartung, Service und Reparaturen ist,<br />
so fällt die Antwort unterschiedlich aus. „Wir<br />
haben mit unseren Wartungsunternehmen<br />
die Reaktionszeit für den Bedarfsfall genau<br />
verhandelt und diese im Wartungsvertrag<br />
festgehalten“, so Hans-Peter Kranz, Geschäftsführer<br />
von Arealis. „Diese Reaktionszeiten<br />
bzw. Wartungs- und Servicearbeiten konnten<br />
auch in der COVID-19-Pandemie großteils<br />
eingehalten werden.“ Die Reaktionszeit im<br />
Falle von eingeschlossenen Personen ist durch<br />
den Gesetzgeber vorgegeben und ist damit<br />
verpflichtend einzuhalten. „Bei Wartungen<br />
und Reparaturen ist es Vereinbarungssache<br />
zwischen uns und unseren Auftraggebern“,<br />
so Sengstschmid. „Auf Wunsch des Kunden<br />
garantieren wir auch gerne Verfügbarkeiten<br />
von Anlagen, verbunden mit Pönalvereinbarungen<br />
bei Unterschreiten der vereinbarten<br />
Verfügbarkeit.“ Auch bei Kone wird die<br />
Reaktionszeit, also die maximal vereinbarte<br />
Zeitspanne zwischen Meldung einer Störung<br />
und der definierten Reaktion, individuell<br />
für Anlagen vereinbart und ist vertraglich<br />
festgehalten. „Bei Wartungen haben wir pro<br />
70 BauTecFokus
Anlage einen individuellen Terminplan. Auf<br />
Kundenwunsch können Termine individuell<br />
vereinbart oder im Voraus definiert werden,<br />
wie es beispielsweise in den Segmenten<br />
Handel und Gesundheitswesen üblich ist“,<br />
so Wukovits. „Durch unsere patentierte Modulwartung<br />
Kone Care, bei welcher einzelne<br />
Module der Anlage zu flexiblen Terminen<br />
gewartet werden können, konnten wir auch in<br />
Zeiten des Lockdowns die Wartungstermine<br />
nach Rücksprache mit den Kunden individuell<br />
vereinbaren und somit die vertraglich vereinbarte<br />
Wartungsleistung erbringen.“<br />
Digitalisierung<br />
Die digitale Vernetzung nimmt im Bereich der<br />
Wartung bei allen Firmen eine sehr wichtige<br />
Rolle ein und konnte ihre Bedeutung während<br />
der Pandemie nochmals verstärken. „Dank<br />
unserem Ahead Remote Monitoring kann<br />
die Aufzugsanlage von jedem Ort überwacht<br />
werden. Es bildet zusammen mit Ahead Action<br />
Board und Connectivity die dritte Säule der<br />
Ahead-Core-Produktwelt“, so Reisenberger.<br />
„Das intelligente System sammelt, analysiert<br />
und übermittelt anlagenrelevante Daten in<br />
Echtzeit, erkennt Abweichungen vom Normalbetrieb<br />
und passt die Wartungsroutine flexibel<br />
an. So können wir schon reagieren, bevor es<br />
überhaupt zu einem Problem kommt.“<br />
Durch die vorausschauende Wartung können<br />
zum Beispiel Verschleißteile rechtzeitig ausgewechselt<br />
werden, bevor sie einen Ausfall des<br />
Aufzugs provozieren. Bei einem Störfall erhalten<br />
Einsatzzentrale und in weiterer Folge die<br />
Techniker sämtliche relevante Informationen<br />
auch auf ihre Mobiltelefone. Dann kann sofort<br />
entschieden werden, welches Ersatzteil notwendig<br />
ist bzw. welcher Prozess angestoßen<br />
werden soll.<br />
Auch bei View Elevator setzt man auf Digitalisierung:<br />
„Unsere Aufzugsmanagementplattform<br />
wird über Metadaten in der Lage sein, die<br />
Antworten auf viele Fragen zu liefern, die mit<br />
der Wartung und LifeCycle-Kosten zusammenhängen“,<br />
erklärt Johannes Schober, Geschäftsführer<br />
bei View Elevator. „Vorausschauende<br />
Prognosen zu den Folgen einer pandemisch<br />
bedingten Rohstoff- und Logistikkrise sind da<br />
eine andere Dimension.“<br />
Foto: Kone<br />
Lieferkettenproblematik<br />
Kranz sieht die Lieferketten aufgrund der<br />
Pandemie auf globaler Ebene zum Teil stark<br />
beeinträchtigt. „Daraus resultieren auch für<br />
uns in Österreich in weiterer Folge in diversen<br />
Branchen längere Wartezeiten bei der Materialbeschaffung“,<br />
so der Arealis-Geschäftsführer.<br />
Auch Otis spürt derzeit den Materialengpass<br />
und die damit verbundenen längeren Lieferzeiten.<br />
„Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
eine rasche Kommunikation mit unseren<br />
Kunden“, so Sengstschmid. „Das gibt ihnen<br />
die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren.“ Bei<br />
Kone soll es laut eigenen Angaben angeblich zu<br />
keinen Lieferverzögerungen im Servicebereich<br />
geführt haben, die Versorgung bei Ersatzteilen<br />
sei derzeit gewährleistet, heißt es. „Bei versorgungskritischen<br />
Komponenten gibt es ein<br />
geregeltes Vorrangsystem für Anlagen, die aufgrund<br />
von Störungen ausgefallen sind“, so Wukovits.<br />
Schindler Österreich ist in der komfortablen<br />
Position, direkt „vor den Toren Wiens“<br />
zu produzieren. „So haben wir für Bauprojekte<br />
in Österreich sehr kurze Transportwege und<br />
können sehr rasch Aufzugsmaterial auf die<br />
Baustelle schaffen“, ist Reisenberger stolz.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
71
Positionen & Meinungen<br />
„Steigende Kosten für<br />
Material und Logistik,<br />
das ist real.“<br />
Christian Wukovits,<br />
Kone<br />
Dennoch sieht hier auch Schober die Lage skeptisch:<br />
„Supplychain-Probleme in der aktuellen<br />
Ausprägung sind tatsächlich eine besondere<br />
und in diesem Ausmaß eine Herausforderung,<br />
da sie nicht bloß von den Marktentwicklungen<br />
einzelner Rohstoffe, sondern zusätzlich von<br />
einer temporären Limitierung der gesamten<br />
globalen Logistik beeinflusst sind.“<br />
Hört man auf die Kunden, so werden durchaus<br />
ärgerliche Stimmen laut, dass die Aufzüge<br />
nicht so schnell wie gewohnt wieder flott<br />
gemacht werden. „Natürlich ist das für die<br />
Kunden nicht erfreulich, für uns ja ebenfalls<br />
nicht, vor allem, weil eine Aufzugsanlage eine<br />
Erleichterung im Alltag bieten soll“, so Kranz<br />
aus Hausverwaltersicht. „Wenn die Aufzugsanlage<br />
aufgrund von Lieferverzögerungen<br />
wochenlang ausfällt, dann können wir den<br />
Unmut unserer Kunden durchaus nachvollziehen.<br />
Dennoch sind wir als Hausverwaltung<br />
immer sehr bemüht, derartige Ausfälle zu vermeiden<br />
oder wenigstens zu minimieren.“<br />
Materialverteuerung<br />
„Steigende Kosten für Material und Logistik,<br />
das ist real“, so Wukovits. „Das kriegen wir<br />
momentan überall zu spüren und wir als Kone<br />
natürlich auch. Deshalb kommen wir auch um<br />
Preisanpassungen nicht herum. Die halte ich<br />
aber noch für moderat, weil wir versuchen,<br />
viel durch langfristige Lieferverträge und<br />
Alternativen abzupuffern. Im Servicebereich<br />
beispielsweise spüren wir die Verteuerung von<br />
72 BauTecFokus
„Wir spüren in mehreren<br />
Branchen längere<br />
Wartezeiten bei der<br />
Materialbeschaffung.“<br />
Hans-Peter Kranz,<br />
Arealis<br />
Materialien nur sehr individuell bei speziellen<br />
Teilgruppen. Bisher haben wir daher bei<br />
Wartungsverträgen, die eine Abdeckung der<br />
Reparaturen beinhalten, keine Kostenadaptierungen<br />
vorgenommen.“ Bei Otis zeichnet<br />
sich ein ähnliches Bild. „Grundsätzlich kann<br />
gesagt werden, dass es keinen Bereich gibt,<br />
wo wir eine verbesserte Kostensituation vorfinden.<br />
In einigen Bereichen, beispielsweise in<br />
der Logistik, sind wir mit hohen zweistelligen<br />
Prozentsatzsteigerungen konfrontiert“, so<br />
Sengstschmid. „Das macht eine Weitergabe<br />
der Kosten unumgänglich, wir müssen unsere<br />
Verkaufspreise nach oben anpassen. Auch hier<br />
gilt eine Transparenz unseren Kunden gegenüber.<br />
Auf diese Weise erreichen wir ein gutes<br />
Maß an Akzeptanz.“<br />
Auch die Hausverwalter spüren die Kostensteigerungen.<br />
„In unseren Wartungsverträgen<br />
sind diverse Reparaturen oder Erhaltungskosten<br />
genau definiert“, so Kranz. „Sollte es zu<br />
etwaigen notwendigen Reparaturen kommen,<br />
die im Zuge der Wartung nicht abgedeckt sind,<br />
so ist das bestehende Wartungsunternehmen<br />
verpflichtet, uns ein schriftliches Offert zukommen<br />
zu lassen. Diese Angebote werden<br />
von unserer Fachabteilung genau geprüft,<br />
ausverhandelt und anschließend freigegeben.<br />
Es ist uns natürlich aufgefallen, dass die Materialien<br />
im Vergleich zum vorherigen Jahr<br />
teurer geworden sind. Diese Preiserhöhungen<br />
können jedoch zu einem großen Anteil<br />
den erschwerten Bedingungen aufgrund der<br />
COVID-19-Pandemie und den allgemeinen<br />
Preiserhöhungen, die jetzt in unserem Alltag<br />
stattfinden, zugeordnet werden.“<br />
Insgesamt muss man erkennen, dass es nicht<br />
nur den einen Grund für höhere Preise im<br />
Service gibt, sondern viele Faktoren hineinspielen:<br />
Umstieg auf alternative Formen der<br />
Mobilität, Kosten durch Corona, Schulungsund<br />
Personalkosten und natürlich der harte<br />
Wettbewerb um Fachkräfte.<br />
Fotos: Arnaud Février/OTIS, Philipp Schmidli, View, Katharina Schiffl, Christian Strobl<br />
Schwierige Lieferketten<br />
Für Schober stellt sich die Lage folgendermaßen<br />
dar: „Es kann davon ausgegangen werden,<br />
dass die Lieferfähigkeit der Ersatzteile für Auf-<br />
„Supplychain-Probleme<br />
in der aktuellen Ausprägung<br />
sind tatsächlich<br />
eine Herausforderung.“<br />
Johannes Schober,<br />
View Elevator<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
73
Positionen & Meinungen<br />
züge kurzfristig nicht dramatisch betroffen ist.<br />
Diese unterliegen einer Lagerhaltung mit entsprechender<br />
Bevorratung. Allerdings könnte<br />
hier bei Andauern der Probleme ein mittelfristiges<br />
Problem entstehen. Anders gestaltet sich<br />
die Situation im Neuanlagenbereich. Denn<br />
diese Systeme werden – auch wenn sie hochgradig<br />
standardisiert und modularisiert sind<br />
– tatsächlich auftragsspezifisch produziert<br />
werden. Wenn hier auch nur einzelne – und<br />
noch so kleine – Komponenten nicht verfügbar<br />
sind, können sehr wohl deutliche Veränderungen<br />
der Lieferzeiten, aber auch der Preise<br />
entstehen. Angebote werden üblicherweise<br />
mit einer definierten Gültigkeitsdauer erstellt,<br />
und in Kaufverträgen wird üblicherweise die<br />
Auswirkung von Preisänderungen bis zur Lieferung<br />
geregelt.“<br />
Kone sieht seine eigenen Lieferketten sehr<br />
stabil, es wurde global vorgesorgt. „Bislang gab<br />
es wenig Probleme, Stahl und Aluminium für<br />
Rolltreppengerüste und Fahrkörbe zu bekommen.<br />
Auch die Zulieferung von Wand- und<br />
Bodenbelägen und von Chips und Halbleitern<br />
für die Anlagensteuerung funktioniert. Toi<br />
toi toi, dass das auch so bleibt, denn in der Tat<br />
herrscht global eine schwierige Situation in<br />
Sachen Lieferketten zurzeit“, so Wukovits. Otis<br />
ist da ähnlich gut aufgestellt. „Wir können die<br />
Herausforderungen, die uns die Lieferketten<br />
bescheren, gut abfedern“, so Sengstschmid.<br />
„Schon in der Vergangenheit war für uns das<br />
Thema Ersatzteilverfügbarkeit und die damit<br />
verbundene lokale Bevorratung dieser von<br />
größter Wichtigkeit.“<br />
Bauboom<br />
Vom Bauboom profitieren natürlich die Aufzugsfirmen.<br />
„Das Neuanlagengeschäft hat<br />
sich trotz der Pandemie von 2019 bis 2021<br />
positiv entwickelt und ist durchschnittlich<br />
um zwei Prozent gestiegen. Die Nachfrage<br />
konnte seitens Kone sehr gut bedient werden,<br />
und es gab bisher keine Schwierigkeiten<br />
in der Abwicklung“, so Wukovits. „Trotzdem<br />
spüren wir natürlich, dass es auf manchen<br />
Baustellen stockt. Wenn ein anderes Gewerk<br />
nicht arbeiten kann, weil selbst Verbrauchsmaterialien<br />
wie Kleber nicht zu bekommen<br />
sind, zieht das Verzögerungen nach sich. Da<br />
müssen wiederum wir flexibel sein.“ Auch<br />
„Wir haben für Bauprojekte<br />
in Österreich sehr<br />
kurze Transportwege.“<br />
Daniel Reisenberger,<br />
Schindler<br />
das Neuanlagengeschäft von Otis profitiert<br />
von der hohen Auftragslage am Bausektor<br />
und zeigt diesbezüglich auch Wachstum. „Die<br />
Nachfrage können wir mit unseren kurzen<br />
Lieferzeiten sehr gut bedienen, weil unsere<br />
Partner durch diese Art der Kurzfristigkeit<br />
ein hohes Maß an Flexibilität gewinnen“, so<br />
Sengstschmid.<br />
Schober sieht hier mögliche Preissteigerungen:<br />
„Da Aufzugspreise in Österreich in der<br />
Beobachtung der letzten drei Jahrzehnte auch<br />
indexbereinigt – entgegen der allgemeinen<br />
Preis- und Kostensteigerungen – stark rückläufig<br />
waren, obwohl die Nachfrage im gesamten<br />
Beobachtungszeitraum stets gestiegen ist,<br />
74 BauTecFokus
„Wir können die Herausforderungen,<br />
die uns die<br />
Lieferketten bescheren,<br />
gut abfedern.“<br />
Christoph Sengstschmid,<br />
Otis Österreich<br />
könnte die aktuelle Verknappung zu einer<br />
Preiskorrektur nach oben führen.“<br />
Ausblick 2022<br />
Schindler setzt weiter auf Digitalisierung<br />
und die Neuentwicklung von modularen<br />
Produkten. „Diese neue Produktgeneration<br />
beeindruckt mit multimedialer Onboard-<br />
Unterhaltung, informiert vorausschauend den<br />
Wartungsservice und ermöglicht maximale<br />
Flexibilität bei Planung, Ausstattung und<br />
Design“, so Reisenberger. „Mit zunehmender<br />
Urbanisierung und einer immer älter werdenden<br />
Bevölkerung steigt auch in Österreich der<br />
Bedarf an Smart Citys, die sich an den Ansprüchen<br />
ihrer Bewohner ausrichten. In diesem<br />
Fotos: Philipp Schmidli, Wilke, Otis<br />
Kontext haben wir mit unserer neuen modularen<br />
Aufzugsgeneration genau den Trend der<br />
Zeit getroffen. Egal ob Werbung bzw. Information<br />
vor oder im Aufzug, 2022 wird man noch<br />
weniger an unseren digitalen Out-of-Home-<br />
Produkten vorbeikommen.“<br />
Auch Otis setzt voll auf die Digitalisierung seines<br />
Wartungsportfolios und auf das damit eng<br />
verbundene Thema Internet of Things (IoT).<br />
Der Kundennutzen liegt klar auf der Hand:<br />
Eine erhöhte Verfügbarkeit der Aufzugsanlagen<br />
durch prädiktive Wartung. „Außerdem<br />
erhöhen wir durch die Bereitstellung von<br />
Echtzeitdaten unsere Transparenz und die<br />
Möglichkeit, proaktiv zu kommunizieren“, so<br />
Sengstschmid. „Derzeit arbeiten wir sehr intensiv<br />
mit den unterschiedlichsten Marktplayern<br />
daran, was wir mit den durch die Digitalisierung<br />
verfügbaren Daten gemeinsam alles<br />
machen können – ich bin überzeugt, dass wir<br />
hier erst am Anfang einer spannenden Reise<br />
stehen.“<br />
Der Fokus von Kone im Neubau für das Jahr<br />
2022 liegt auf dem Thema Nachhaltigkeit.<br />
Es geht um Klimaschutz, um soziale Verantwortung<br />
und um lebenswerte Städte.<br />
„Zudem stehen auf unserer Agenda nach wir<br />
vor neben unseren Kernprodukten ebenfalls<br />
unsere smarten und digitalen Lösungen, um<br />
gemeinsam mit unseren Kunden zukunftsfähige<br />
Gebäude zu entwickeln. Auch das verstehen<br />
wir unter Nachhaltigkeit“, so Wukovits.<br />
Unternehmen wollen Büros in Gebäuden, die<br />
in Errichtung und Betrieb umweltfreundlich<br />
sind. Weil die Unternehmen die Gebäude nicht<br />
selbst bauen, sondern anmieten, lassen immer<br />
mehr Investoren ihre Gebäude zertifizieren.<br />
„Wenn du als Bauherr oder Projektentwickler<br />
und Investor am Markt erfolgreich sein willst,<br />
musst du Gebäude errichten, die immer höhere<br />
Anforderungen erfüllen“, so Wukovits<br />
weiter. „Entsprechend sind wir im Bereich<br />
Fördertechnik und People Flow als Partner<br />
gefragt, unseren Teil beizutragen, und das ist<br />
uns eine große Freude.“ Insgesamt kann man<br />
feststellen, dass die Aufzugsbranche einem<br />
guten Jahr 2022 entgegenblickt.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
75
Positionen & Meinungen<br />
76 BauTecFokus
Es grünt so grün …<br />
Greenwashing. Ein Begriff erobert nun auch die Baubranche. Die Meinungen gehen auseinander, was genau<br />
unter Greenwashing zu verstehen ist. Fakt ist, eine begrünte Fassade, ein paar kleine Bäumchen oder ein<br />
begrüntes Dach reichen nicht aus, um von einer nachhaltigen Immobilie sprechen zu können. Dazu braucht es<br />
schon mehr Tiefgang – und vor allem eine gemeinsame Anstrengung.<br />
Autor: Gisela Gary<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
D<br />
er Modekonzern, der Shirts um<br />
fünf Euro verkauft, die zwar aus<br />
Biobaumwolle sind, aber aus<br />
Bangladesch kommen – die<br />
Wandfarbe, die der Gesundheit gut tut, aber<br />
Bestandteile aus Kautschuk enthält – das Holz,<br />
das ein Nachhaltigkeitsgütesiegel hat, aber<br />
dennoch aus Rumäniens Urwäldern herangekarrt<br />
wird… Beispiele für auf den ersten Blick nicht<br />
offensichtliches Greenwashing gibt es viele.<br />
Der Begriff Greenwashing stammt von USamerikanischen<br />
Umweltaktivisten aus den<br />
70er Jahren. Er beschreibt alles, was umweltfreundlich<br />
wirken soll, es aber nicht ist. Auch<br />
die Bauwirtschaft ist vor dem nicht wirklich<br />
neuen Phänomen nicht gefeit. Man macht halt<br />
alles, was sich gut verkauft. Bio, Öko, Grün –<br />
wie auch immer Baustoffe genannt werden,<br />
der Name alleine macht sie nicht umweltfreundlich.<br />
Zu Inhaltsstoffen und Materialien<br />
kommt beispielsweise noch die sogenannte<br />
graue Energie hinzu, die zur Erzeugung benötigt<br />
oder auch beim Transport verursacht wird.<br />
Auch diese muss einberechnet werden, wenn<br />
ein Produkt als „grün“ eingestuft werden soll.<br />
Doch wie viele andere Kriterien wird auch sie<br />
meist vergessen.<br />
Doch wie soll die Bauwirtschaft – die Bauherren<br />
und letztlich die Konsumenten – mit<br />
der ganzen Grünfärberei umgehen? Sollen<br />
neue Zertifizierungen und weitere Gütesiegel<br />
erfunden werden? Davon raten Experten,<br />
wie Robert Lechner vom Österreichischen<br />
Ökologie-Institut und Vorsitzender des Wiener<br />
Klimarates, ab. „In Österreich ist die Lage<br />
eigentlich sehr klar, es gibt keinen Kampf der<br />
Zertifizierungen“, erklärt er, „Die meisten<br />
Gebäude werden über klimaaktiv ertifiziert.<br />
Doch grüne Fassaden, ein paar kleine Bäume,<br />
und schon sprechen wir von Klimaschutzmaßnahmen<br />
– das ist Greenwashing. Wir brauchen<br />
eine möglichst fossilfreie Gebäudetechnik, die<br />
das Klima schützt, wir brauchen Baustoffe, die<br />
nachhaltig sind, und wir brauchen Gebäude,<br />
die weit über den üblichen Lebenszyklus<br />
nutzbar sind, die flexibel sind, denen man eine<br />
neue Nutzung zuführen kann.“<br />
Der Holzbau werde gern als die einzige Methode<br />
des „grünen Bauens“ bezeichnet – das<br />
ist Greenwashing, vor allem dann, wenn zu<br />
viele Bäume als CO2-Speicher dadurch verloren<br />
gehen, oder wenn der wertvolle Rohstoff<br />
aus anderen Ländern importiert wird. Hier<br />
brauche es, meint Lechner, wieder ein wenig<br />
„Ordnung“ und „Wahrheit“. Gerade würden<br />
bei dem empfindlichen Thema zu viele simple<br />
Abkürzungen genommen. Um emotionale<br />
Missverständnisse gleich vorab aus dem Weg<br />
zu räumen, erläutert Lechner: „Der Holzbau<br />
hat eine große Bedeutung für die Bauzukunft.<br />
Aber eben nur dann, wenn er auch höchst energieeffizient<br />
ist, und Holz nicht quer durch die<br />
Welt gekarrt werden muss. Das gleiche Prinzip<br />
„Wir brauchen eine<br />
möglichst fossilfreie<br />
Gebäudetechnik, die<br />
das Klima schützt.“<br />
Robert Lechner,<br />
Österreichisches<br />
Ökologie-Institut<br />
gilt aber auch für Bauten aus Ziegel oder Beton,<br />
für alle Bauten.“<br />
Boom an Klimaschutzideen<br />
Der Klimawandel ist in aller Munde – die Planer<br />
und die Baubranche sprühen vor Ideen<br />
und Innovationen, die auf eine deutliche CO2-<br />
Reduktion von Gebäuden abzielen. Neben der<br />
Errichtung stehen ebenso die Erhaltungs- und<br />
Betriebskosten, innovative Gebäudetechnikkonzepte<br />
wie auch optimierte Gebäudehüllen<br />
im Fokus. Doch halten die Konzepte, was sie<br />
versprechen? Oder führt der Boom an Klima-<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
77
Positionen & Meinungen<br />
„Es gibt eine sehr<br />
starke fossile Lobby.“<br />
Christian Steininger,<br />
Vasko+Partner Ingenieure<br />
schutzideen zu noch mehr Greenwashing – frei<br />
nach dem Motto: Öko-Pickerl erhalten und wir<br />
machen weiter wie bisher...?<br />
Lechner beruft sich auf das Pariser Klimaschutzabkommen<br />
aus dem Jahr 2015: „Diese<br />
internationale Einigung war entscheidend. Mit<br />
der jetzt dazu gekommenen EU-Taxonomie<br />
gibt es sechs einfache Kriterien: Klimaschutz,<br />
Klimawandel, Ressource Wasser, Kreislaufwirtschaft,<br />
Umweltverschmutzung, und<br />
Biodiversität und Ökosystem Und das sind zugleich<br />
unsere Schwerpunkte, an denen wir uns<br />
orientieren müssen.“ Bis 2040 soll Österreich<br />
den Ausstieg aus fossiler Energie geschafft<br />
haben. Dazu braucht es noch viel mehr Energieeffizienz,<br />
erneuerbare Energien vor Ort<br />
und Betriebsoptimierungen. Zersiedelung und<br />
Versiegelung müssten ein Ende haben, so Lechner<br />
– denn wie nachhaltig kann ein fossilfreier<br />
Wohnbau mitten auf einer grünen Wiese sein?<br />
„Raus aus Gas“ ist das Stichwort, und zugleich<br />
eine gewaltige Herausforderung für<br />
alle. Christian Steininger, Gebäudetechnikexperte<br />
bei Vasko+Partner Ingenieure und<br />
Vorsitzender der Fachgruppe TGA, beobachtet,<br />
dass scheinbar gerade das Thema Klimaschutz<br />
und Energieeffizienz dazu führt, dass<br />
bei einer Äußerung, einem Bauvorhaben<br />
oder einer Zertifizierung schnell Greenwashing<br />
vermutet wird: „Es gibt eine sehr starke<br />
fossile Lobby, die sich redlich bemüht, all ihre<br />
Produkte als öko und sauber zu vermarkten.<br />
Wir machen Projekte für große Bauträger,<br />
da sind wir immer wieder in Besprechungen,<br />
wo ich erst mal erklären muss, was ein<br />
nachhaltiges Gebäude ausmacht, und dass<br />
ein begrüntes Dach eine Alibiübung ist, wenn<br />
es kein Klimaschutz-Konzept für das gesamte<br />
Gebäude gibt.“<br />
Fakt ist, der EU-Aktionsplan wird die Bau- und<br />
Immobilienbranche gewaltig verändern. Um<br />
das in Glasgow beschlossene 1,5-Grad-Ziel<br />
zu erreichen, darf nur noch eine bestimmte<br />
Menge an CO2-Emissionen ausgestoßen werden.<br />
Immobilien sind immerhin für rund 40<br />
Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich.<br />
Antje Schulz-Eickhorst, Leiterin Advisory<br />
Services bei dem Planungs- und Beratungsbüro<br />
Arup, ist davon überzeugt, dass der EU-<br />
Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen<br />
Wachstums ein gut durchdachter Katalog<br />
ist: „Bislang war der Begriff Nachhaltigkeit in<br />
der Immobilienwirtschaft nicht klar definiert<br />
und eröffnete somit weite Interpretationsspielräume.<br />
Die im März dieses Jahres in Kraft<br />
getretene Offenlegungsverordnung für nachhaltige<br />
Investitionen hat die Möglichkeiten<br />
des Greenwashings stark eingeschränkt. Mit<br />
der angekündigten Präzisierung der Taxonomie<br />
als Bezugspunkt für die Offenlegungsverordnung<br />
und der weiteren Maßnahmen<br />
des EU-Aktionsplans wird dem Greenwashing<br />
langfristig die Grundlage entzogen.“<br />
Entscheidung durch Emotionen<br />
Die Psychologie weiß, dass Entscheidungen<br />
oftmals aufgrund von Emotionen und daher<br />
zu einem guten Teil unterbewusst getroffen<br />
werden. Dabei spielen viele Faktoren eine<br />
Rolle. Auch Farben und ihre Symbolwirkung<br />
können einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung<br />
haben – so auch die Farbe Grün, die<br />
für Umweltschutz und Achtsamkeit steht.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />
lässt niemanden mehr kalt: jeder Wohnbau,<br />
jedes Unternehmen will grün sein, koste es,<br />
78 BauTecFokus
„Mit der EU-Taxonomieverordnung<br />
und dem<br />
EU-Aktionsplan wird dem<br />
Greenwashing langfristig<br />
die Grundlage entzogen.“<br />
Antje Schulz-Eickhorst,<br />
Arup<br />
Fotos: Aleksandra Pawloff, Adobe Stock<br />
„Erdgas ist alles andere<br />
als sauber, noch viel<br />
mehr: Gas ist Teil des<br />
Problems.“<br />
Johannes Wahlmüller,<br />
Global 2000<br />
was es wolle. So kommt es manchmal auch<br />
mit guten Absichten zu unerwünschtem<br />
Greenwashing.<br />
Doch wird bewusst getäuscht oder nur gut<br />
gemeint? Streng genommen beschreibt der Begriff<br />
Greenwashing eine bewusste Täuschung<br />
eines Konsumenten, der auf der Suche nach<br />
umweltfreundlichen Produkten ist. Die Umweltorganisation<br />
Greenpeace hält dazu fest,<br />
dass hinter Greenwashing auch der Versuch<br />
steht, ein umweltbelastendes Kerngeschäft zu<br />
tarnen. Diese Behauptung kann mit Zahlen<br />
gestützt werden, denn oftmals wird in Werbekampagnen<br />
insgesamt mehr investiert als in<br />
den Umweltschutz. Engagement gegen Greenwashing<br />
kommt nun auch von der IG Lebenszyklus.<br />
Vorstandsmitglied Stephan Heid, Heid<br />
& Partner Rechtsanwälte, initiierte gemeinsam<br />
mit Markus Beham von der Universität Passau<br />
eine „Charta gegen Greenwashing“. Die Charta<br />
stellt sich der aktuellen „Mode“ entgegen, Geschäftsmodelle<br />
zu „begrünen“, und dabei Konsumenten<br />
mittels Marketing-Kampagnen zu<br />
täuschen. Heid und Beham formulierten zehn<br />
Prinzipien, die eine rasche Ersteinschätzung<br />
der „realen Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells<br />
ermöglichen. Um der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung gegenüber zukünftigen<br />
Generationen gerecht zu werden, stellen die<br />
Initiatoren das Gemeinwohl in den Zielfokus,<br />
und nicht die PR-getriebene Optimierung der<br />
eigenen Marktposition.<br />
Ein aktuelles Beispiel für Greenwashing liefert<br />
das Thema Gas. Es ist zu beobachten, dass in<br />
Werbekampagnen klimaschädliches Gas als<br />
„natürlich“, „sauber“, „umweltfreundlich“<br />
oder als „Partner der erneuerbaren Energien“<br />
präsentiert wird. Erdgas ist allerdings, so Umweltschützer,<br />
alles andere als sauber, es ist<br />
sogar Teil des Problems: „Öl, Gas und Kohle<br />
sind hoch klimaschädlich und sollten rasch<br />
ersetzt werden. Durch Greenwashing wird die<br />
Bevölkerung aber getäuscht und die Politik zur<br />
weiteren Untätigkeit gebracht. Wir fordern die<br />
österreichische Energiewirtschaft dazu auf,<br />
die umfangreichen Greenwashing-Aktivitäten<br />
zu beenden, und stattdessen umsetzbare Lösungsstrategien<br />
für den Ausstieg aus Erdgas<br />
auszuarbeiten“, so Johannes Wahlmüller,<br />
Klima- und Energiesprecher von Global 2000.<br />
Ein ähnliches Urteil fällen Experten über den<br />
Begriff „grünes Gas“ – grünes Gas in der Raum-<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
79
Positionen & Meinungen<br />
„Regionale Produkte,<br />
Rohstoffe und Güter<br />
forcieren.“<br />
Klaus Reisinger,<br />
iC consulenten<br />
„Es braucht auch die<br />
Bauherren, die zu nachhaltigen<br />
Investitionen<br />
stehen.“<br />
Marianne Durig,<br />
Burtscher-Durig ZT<br />
wärme gibt es (noch) nicht, aber der Begriff<br />
klingt gut.<br />
Der weite Weg<br />
Das Engagement von Bauschaffenden ist beeindruckend<br />
– Ingenieure, Architekten und auch<br />
Bauherren liefern wertvollen Input auf dem<br />
Weg zur CO2-Neutralität. Ähnliches gilt auch<br />
für Strom. Klaus Reisinger, iC consulenten, will<br />
regionale Produkte, Rohstoffe und Güter forcieren.<br />
Das spart CO2 und kurbelt die regionale<br />
Wirtschaft an, sofern der Strom für die Produktion<br />
ebenfalls „grün“ bezogen wird. Dafür ist<br />
es notwendig, das Preisniveau von Baustoffen<br />
an ihre tatsächliche Kostenwahrheit mit Blick<br />
auf die Umwelteinwirkungen anzupassen. Einberechnet<br />
werden der CO2-Ausstoß und die<br />
Emissionen anderer Schadstoffe während der<br />
Produktion und des Transports.<br />
Marianne Durig, Architektin, Burtscher-Durig<br />
ZT, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit<br />
dem Thema „Nachhaltig bauen“: „Wir haben<br />
die ersten Schulturnsäle mit Null-CO2 gebaut,<br />
wir haben genug Erfahrung – aber es braucht<br />
auch die Bauherren, die zu nachhaltigen Investitionen<br />
stehen.“ Als aktuelle Referenzen<br />
nennt sie das Vienna Internationale Busterminal<br />
oder das Landesdienstleistungszentrum<br />
Salzburg: „Da müssen wir in der weiteren<br />
Planung bis zur Bauökologie alles erfüllen.<br />
Nachhaltig bauen ist mittlerweile in jedem Architekturbüro<br />
angekommen. Schwierig finde<br />
ich, dass nachhaltige Ansätze oft bei den ersten<br />
Kostenschätzungen gestrichen werden. Aber<br />
auch, dass ein nachhaltiges Gebäude mit einer<br />
komplexen Haustechnik häufig sich selbst<br />
überlassen wird, halte ich für Greenwashing.“<br />
Bernd Vogl, MA 20, Energieplanung, räumt<br />
ein, dass die perfekte Lösung nicht immer<br />
gleich am Tisch liegt: „Doch wenn wir uns<br />
anschauen, was wir vor 20 Jahren gemacht<br />
haben, wissen wir, dass wir heute viel besser<br />
sind. Wir wissen heute sehr wohl die richtige<br />
Richtung: möglichst intensive Nutzung von<br />
erneuerbarer Energie vor Ort, und gewisse<br />
Qualitäten wie Temperierung von Gebäuden.<br />
Früher hat man die erneuerbaren Energien<br />
mit dem Wirtschaftlichkeitsargument quasi<br />
weggerechnet. Mittlerweile ist klar, dass wir<br />
das Ziel des Umstiegs erreichen wollen und<br />
müssen. Jetzt wird gegen die erneuerbaren<br />
Energien mit Greenwashing argumentiert!<br />
Gut ist, wir haben in Wien eine qualitativ sehr<br />
hochwertige Kultur der Planung, die uns hilft,<br />
optimale Lösungen zu finden, womit wir weltweit<br />
im Spitzenfeld sind.“<br />
Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat,<br />
um jeglichem Greenwashing gleich im Vorfeld<br />
einen Riegel vorzuschieben, mit dem Holistic<br />
Building Program einen Kriterienkatalog für<br />
nachhaltiges Bauen und Betreiben entwickelt.<br />
Dirk Jäger, Nachhaltigkeitsexperte der BIG, erläutert<br />
dazu: „Für uns war schon früh klar: Das<br />
Ziel, klimaneutral bis 2040, ist ambitioniert<br />
und eine echte Herausforderung für unseren<br />
80 BauTecFokus
„Wichtiger als am<br />
Papier ist, wie effizient<br />
ein Gebäude im realen<br />
Betrieb funktioniert.“<br />
Dirk Jäger,<br />
Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)<br />
„Früher hat man die Erneuerbaren<br />
mit dem Wirtschaftlichkeitsargument<br />
quasi weggerechnet.“<br />
Bernd Vogl,<br />
MA20<br />
Fotos: Stefan Seelig, Adobe Stock<br />
großen Bestand, aber wir arbeiten daran, das<br />
auch zu schaffen. Mit dem Holistic Building<br />
Program, plus einem eigenen Onlinetool,<br />
haben wir Standards gesetzt, die für unsere<br />
Gebäude umgesetzt werden müssen. Wichtiger<br />
als am Papier ist, wie effizient ein Gebäude<br />
im realen Betrieb funktioniert. Wir wollen<br />
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.“ Nachhaltigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit – ein Ziel, das<br />
die Baubranche eint. Die grünen Meilensteine<br />
bis dahin müssen gemeinsam mit höchster<br />
Transparenz und Effizienz erreicht werden.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
81
Positionen & Meinungen<br />
Historische Gebäude<br />
erhalten – mit<br />
Innovation, Tradition und<br />
EU-Projektförderung<br />
Auf den Punkt gebracht. Historische Gebäude bilden etwa fünf Prozent der europäischen Bausubstanz<br />
und sollen der Nachwelt erhalten bleiben. Da braucht es kreative und innovative Ansätze, vor allem wenn ihr<br />
positiver Einfluss auf die Energiebilanz berücksichtigt wird. Es ist also Zeit, Flagge zu zeigen und vorhandene<br />
Irrtümer aufzuklären.<br />
Autor: Gerald Wagenhofer<br />
L<br />
aut Klimaschutz- und Energiepolitik<br />
der EU muss jeder Mitgliedstaat<br />
eine Reihe von Energieeffizienzzielen<br />
und -vorschriften entwickeln<br />
und festlegen. Dabei sind Gebäude ein Schlüsselelement,<br />
um die gesetzten Ziele zu erreichen.<br />
In Europa gibt es aber zahlreiche historische<br />
Gebäude, die ständig gewartet und saniert<br />
werden müssen, um den Anforderungen an<br />
Nachhaltigkeit und Nutzung gerecht zu werden.<br />
Wenn die verantwortlichen Stellen also ohnehin<br />
Geld ausgeben, erscheint es ökonomisch<br />
und ökologisch sinnvoll, solche Instandhaltungsverfahren<br />
anzuwenden,<br />
• die Kosten sparen,<br />
• die langfristig den Energieverbrauch der<br />
Gebäude senken und<br />
• die den langfristigen Erhalt des Gebäudes<br />
ohne Substanzverlust sichern.<br />
Dies ist eine Herausforderung für die beteiligten<br />
Fachleute, die traditionelles Wissen mit<br />
modernen digitalen Werkzeugen verbinden<br />
müssen. Ohne entsprechende Ausbildung ist<br />
das aber unmöglich.<br />
Die Lösung heißt EU-Projekte! Mit europäischem<br />
Mehrwert wird maßgeschneiderte<br />
Weiterbildung geschaffen, die genau auf die<br />
Bedürfnisse historischer Gebäude zugeschnitten<br />
ist.<br />
Europas Energiefahrplan für Gebäude<br />
Im Jahr 2012 verabschiedete die Europäische<br />
Kommission die Energieeffizienzrichtlinie,<br />
die das Ziel von 20 Prozent Energieeffizienz<br />
bis 2020 festlegt. Im Jahr 2011 wurde bereits<br />
die Initiative BUILDUP Skills (BUS) ins Leben<br />
gerufen, um die Unabhängigkeit Europas von<br />
Energieimporten zu erhöhen. Der Bausektor<br />
soll signifikant zu den Energiezielen für 2020<br />
beitragen.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
82 BauTecFokus
In der Energieeffizienzrichtlinie 2012 wurde jedoch<br />
eine Ausnahme für traditionelle Gebäude<br />
festgelegt. Im Jahr 2018 wiederum, dem Europäischen<br />
Jahr des Kulturerbes, hat der Rat der<br />
Europäischen Union eine OMK-Arbeitsgruppe<br />
(Offene Methode der Koordinierung) eingesetzt.<br />
Diese Gruppe erstellte einen Bericht über<br />
die „Förderung der Zusammenarbeit in der EU<br />
in Bezug auf Qualifikationen, Ausbildung und<br />
Wissenstransfer in Berufen des kulturellen<br />
Erbes“. Ziel war, die Nachhaltigkeit des europäischen<br />
Kulturerbes zu gewährleisten. Anhand<br />
einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen,<br />
Chancen, Bedrohungen) wurden die Auswirkungen<br />
auf die europäische Landschaft für<br />
Berufe im Bereich des Kulturerbes aufgelistet<br />
(nur ein Auszug).<br />
Aber hat der Sektor des kulturellen Erbes wirklich<br />
Einfluss auf die Energieeffizienzrichtlinie<br />
der Europäischen Kommission?<br />
Stärken<br />
Schwächen<br />
Chancen<br />
Bedrohungen<br />
Verbesserung der Zugänglichkeit<br />
Nationale Zusammenarbeit/<br />
Netzwerk<br />
Formale Bildung<br />
Berufliche Weiterbildung/<br />
Lebenslanges Lernen/Nichtformale<br />
Bildung<br />
Akkreditierung und Zertifizierung<br />
Einbindung der Gesellschaft<br />
Einbindung junger Menschen<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
Steigerung der Bedeutung des<br />
immateriellen Erbes<br />
Blühendes Handwerk und<br />
Fertigkeiten<br />
Gefährdete Qualifikationen<br />
Bildungslücken<br />
Probleme mit der<br />
Qualitätssicherung im Beruf<br />
Keine Politik zur Förderung von<br />
Berufen im Handwerk und im<br />
Kulturerbe<br />
Europäischer Qualifikationsrahmen<br />
(EQR) und Validierung von<br />
früherem und informellem Lernen<br />
Neue Lernansätze und<br />
Ausbildungsformate<br />
Steigendes Interesse und<br />
Beteiligung am kulturellen Erbe<br />
Sektorenübergreifende<br />
Partnerschaften<br />
Kulturerbe als Schlüsselfaktor für<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Kulturerbesektor und der formalen<br />
Bildung<br />
Gesetzgebung zur Unterstützung<br />
der Weitergabe von Wissen und<br />
Fähigkeiten<br />
Akademisierung der Gesellschaft<br />
Demografische Auswirkungen<br />
auf die Arbeitskräfte:<br />
Einstellungsprobleme<br />
Kürzung der öffentlichen Mittel und<br />
institutionelle Instabilität<br />
Marktbedingungen und<br />
kommerzieller Druck<br />
Negative Ansichten über das<br />
Kulturerbe<br />
Widersprüchliche Interessen<br />
setzen das Kulturerbe unter Druck<br />
Auswirkungen von Digitalisierung,<br />
Robotik, Automatisierung und<br />
neuen Technologien<br />
Kulturerbe kurbelt die Wirtschaft an<br />
Historische Bauten sind anders<br />
Statistiken zu historischen Gebäuden in<br />
Europa fehlen derzeit. Der Wechsel von der<br />
traditionellen zur modernen Bauweise wurde<br />
in EU-Ländern zu unterschiedlichen Zeiten<br />
zwischen 1920 und 1950 vollzogen. Es werden<br />
daher alle Gebäude vor 1945 in die Analyse<br />
einbezogen.<br />
Typ vor 1945 1945–1969 1970–1979 1980–1989 1990–1999 2000–2010 nach 2010 Summe Altersklassen<br />
Mio Gebäude<br />
Wohngebäude 23,42 24,33 16,97 14,88 13,20 15,51 9,83 118,14<br />
Nicht-Wohngebäude 3,20 2,03 1,08 1,79 1,79 1,93 0,83 12,64<br />
Gesamt 26,63 26,35 18,04 16,67 14,99 17,44 10,65 130,78<br />
Anteil 20,36% 20,15% 13,80% 12,75% 11,46% 13,34% 8,15% 100,00%<br />
Anzahl der Gebäude pro Altersklasse in EU28<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
83
Positionen & Meinungen<br />
Etwa ein Fünftel aller Gebäude in der EU sind<br />
vor 1945 entstanden. Die Zahl denkmalgeschützter<br />
Objekte ist aber wesentlich geringer,<br />
zum Beispiel in Österreich insgesamt 38.519<br />
Denkmäler. Davon sind ca. 26.000 als Gebäude<br />
zu klassifizieren. Dies entspricht bei ca.<br />
2,19 Millionen Gebäuden in Österreich etwa<br />
1,19 Prozent aller Gebäude.<br />
Diese Gebäude benötigen besondere Aufmerksamkeit<br />
in der Erhaltung und damit bestens<br />
geschulte Fachleute. Da die notwendigen traditionellen<br />
Fertigkeiten gefährdet sind, muss<br />
eine lernende Organisation etabliert werden,<br />
die die kulturellen Unterschiede berücksichtigt,<br />
aber auch die verschiedenen Handwerker<br />
in ganz Europa miteinander verbindet.<br />
Historische Gebäude oder Stätten bestehen<br />
in der Regel aus verschiedenen (alten)<br />
Materialien, Stilen und dicken Mauern. Oft<br />
stehen sie unter Denkmalschutz, was häufig<br />
zu Einschränkungen bei der Nutzung und<br />
Zugänglichkeit führt. Dieser Schutz und die<br />
eventuellen Einschränkungen führen zu der<br />
Annahme, dass traditionelle Gebäude immer<br />
ca. 200 kW/h pro m² und mehr haben werden.<br />
Oft herrscht die Vorstellung, dass traditionelle<br />
Gebäude nicht nur in Bezug auf die<br />
Nachhaltigkeit schlecht abschneiden, sondern<br />
dass nur wenige und extrem teure Maßnahmen<br />
zur Verbesserung ihrer Effizienz<br />
ergriffen werden können. Ein Grund dafür<br />
ist, dass die Ausbildung an den Hochschulen<br />
sich fast immer auf Neubauten bezieht, so<br />
dass historische Gebäude in der Praxis falsch<br />
behandelt werden.<br />
Die meisten traditionellen Gebäude verfügen<br />
über Fenster, Türen und andere wichtige Merkmale,<br />
die von Handwerkern auch thermisch<br />
verbessert werden können. Ein gutes Beispiel<br />
aus der Forschung von Historic Scotland zeigt,<br />
dass ein Fenster in schlechtem Zustand, das<br />
normalerweise einen U-Wert von 3,5 hat, leicht<br />
um über 50 Prozent auf einen Wert von 1,7 verbessert<br />
werden kann.<br />
PRO-Heritage greift hier ein und sorgt vor allem<br />
durch internationalen Austausch für die Wiederbelebung<br />
von traditionellem Handwerk.<br />
Wie kann Energieverbrauch historischer<br />
Gebäude gesenkt und die<br />
Barrierefreiheit erhöht werden?<br />
Die Antwort der Bauwirtschaft wird sein, die<br />
Gebäude zu isolieren und die Fenster auszutauschen.<br />
Doch so einfach ist das nicht:<br />
• Das Dämmen einer denkmalgeschützten<br />
Mauer wird von den Denkmalbehörden<br />
untersagt.<br />
• Die Dämmung einer gegliederten Wandfläche<br />
ist mit natürlichen Materialien weder<br />
denkmalverträglich noch kostengünstig<br />
herzustellen.<br />
• Die Dämmung einer Wand oder eines<br />
Daches aus historisch gewachsenen, natürlichen<br />
Materialien wie Kalkstein, Kreide,<br />
Sandstein, Holz usw. muss sachgerecht<br />
ausgeführt werden.<br />
• Der Einbau von luftdichten Fenstern beeinflusst<br />
das natürliche Belüftungssystem im<br />
Gebäude.<br />
• Luftdichte Fenstern mit Isolierverglasung<br />
besitzen kurzfristig gute u-Werte, nach<br />
Ablauf von zehn Jahren verliert sich diese<br />
Wirkung und wird daher von der Fensterindustrie<br />
auch nicht garantiert. Vorher-/<br />
Nachher-Messungen in Schottland belegen,<br />
dass traditionelle Kastenfenster (in gutem<br />
Zustand) über ihre Lebensdauer von mehr<br />
als 100 Jahren konstant niedrigere u-Werte<br />
aufweisen.<br />
Die Anwendung von Isolierung, richtigen<br />
Fenstern und neuen Technologien ist in diesem<br />
Umfeld viel anspruchsvoller als in modernen<br />
Gebäuden oder Gebäudeblocks, da die Bauphysik<br />
dieser Gebäude komplexer ausgelegt ist, als<br />
meist vermutet wird. Diese Besonderheiten<br />
im Umgang mit traditionellen Gebäuden sind<br />
auch nicht in den BUS-Roadmaps enthalten.<br />
Das macht es noch dringender, ein solides Weiterbildungssystem<br />
für Fachleute und Handwerker<br />
sowie Lehrlinge zu entwickeln, die an,<br />
in und mit historischen Gebäuden arbeiten.<br />
84 BauTecFokus
Instandhaltungsmanagement für<br />
gebautes kulturelles Erbe<br />
Das Erasmus+ Projekt MODI-FY bildet Personen<br />
weiter, die im Bereich historische Gebäude<br />
arbeiten und denen es an erforderlichen Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen mangelt.<br />
Bei der Entwicklung der Trainingsmaterialien<br />
arbeitete der Projektkoordinator Gerald<br />
Wagenhofer und sein Team mit Partnern<br />
aus ganz Europa zusammen, darunter der<br />
National Trust of England, die portugiesische<br />
Präsidentschaftskanzlei und ein Forschungszentrum<br />
in Italien. Es wurde eine standardisierte<br />
Kompetenzkarte für „Cultural Heritage<br />
Management – Maintenance Manager“ mit<br />
den erforderlichen zertifizierten Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen erstellt.<br />
Die entwickelten Trainingskurse sind umfassend<br />
und decken die Instandhaltung des kulturellen<br />
Erbes ab.<br />
Hand in Hand mit dem Abschluss des EU-<br />
Projektes MODI-FY ging die Gründung von The<br />
European Heritage Academy (EHA), die die im<br />
Projekt entwickelten Trainings anbietet und<br />
durchführt. Die Akademie ist eine Kooperation<br />
zwischen Burghauptmannschaft Österreich<br />
und Bundesdenkmalamt mit Sitz in der Kartause<br />
Mauerbach. Über die EHA-Website ist<br />
auch ein E-Learning-Portal aufrufbar, auf dem<br />
die Teilnehmer ihr vorhandenes Wissen über<br />
das gebaute Kulturerbe testen können.<br />
Energieeffizienz in<br />
historischen Gebäuden<br />
Im Jahr 2019 finanzierte die EU im Rahmen<br />
des Programms H2020 das Projekt PRO-<br />
Heritage – PROtect Traditional Built Heritage<br />
Skills. Die Partner des Horizon-2020-Projekts<br />
PRO-Heritage haben sich zum Ziel gesetzt,<br />
eine laufende Weiterbildung für Fachleute<br />
und Handwerker anzubieten, die traditionelle<br />
Kompetenzen und Fertigkeiten für das<br />
gebaute Kulturerbe vermittelt. Darüber hinaus<br />
wird PRO-Heritage quasi die traditionelle<br />
Walz wieder aufleben lassen. Also eine Art<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
85
Positionen & Meinungen<br />
regelmäßige Studienreisen für Handwerke,<br />
die den Austausch und die Sicherung von<br />
Kompetenzen und Fertigkeiten in ganz Europa<br />
weiter fördert. Damit erfüllt PRO-Heritage<br />
die Hauptbedürfnisse:<br />
• Schutz traditioneller Kompetenzen und<br />
Fertigkeiten für gebautes Kulturerbe, relevant<br />
für Energieeffizienz und erneuerbare<br />
Energien<br />
• Notwendigkeit, angemessen ausgebildete<br />
und geschulte Fachleute und Handwerker<br />
in die „sanfte“ Erhaltung, Instandhaltung<br />
und laufende Pflege einzubeziehen<br />
• Notwendigkeit, Fachleute und Handwerker<br />
zu zertifizieren, um Anerkennung ihrer<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten zu ermöglichen.<br />
Anforderungen der Praxis<br />
In einem Workshop wurde die folgende Vision<br />
festgelegt: Was ist ein intaktes traditionelles<br />
Gebäude? Und was muss getan werden, um es<br />
intakt zu halten? Eine weitere Schlussfolgerung<br />
war, dass es an Trainings für Handwerker im<br />
Hinblick auf traditionelle Fertigkeiten, einschließlich<br />
des Energieaspekts, mangelt. Da es<br />
sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt,<br />
gibt es eine Behörde, die genehmigt, was zu<br />
tun ist – die Zertifikate haben also einen Zweck<br />
und einen Nutzen; natürlich auch für private<br />
Bauherren – man denke an die Fragen der Substanzerhaltung,<br />
der Bodenversiegelung, des<br />
Abrisses traditioneller Gebäude gegenüber der<br />
Sanierung und Instandhaltung. Das Problem ist<br />
ein Mangel an qualifizierten Handwerkern, die<br />
ein traditionelles Gebäude mit den richtigen<br />
Methoden instand halten. Daher wurde definiert,<br />
die EHA zu erweitern, um die Position der<br />
Handwerker im Wettbewerb zu stärken. Heute<br />
wird in der Regel der billigste Anbieter gewählt,<br />
aber durch die Einführung eines Zertifikats für<br />
Handwerker, die in der Lage sind, auch historische<br />
Gebäude zu sanieren, erhalten diese<br />
Betriebe einen Wettbewerbsvorteil, da zum<br />
Beispiel die Burghauptmannschaft Österreich<br />
diese Zertifikate auch einfordert.<br />
Der folgende Ansatz wurde für PRO-Heritage<br />
umgesetzt:<br />
1. Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses<br />
für Energieeffizienz traditioneller<br />
Gebäude<br />
Abbildung: Energieeffizienz von traditionellen Gebäuden<br />
Feuchtigkeitsabwehr<br />
Dampf<br />
undurchlässig<br />
Feuchtigkeitsmanagement<br />
Dampf<br />
durchlässig<br />
Nicht<br />
atmungsaktiv<br />
Nicht<br />
atmungsaktiv<br />
Dampfdicht<br />
Dampfoffen<br />
86 BauTecFokus
Die Energieeffizienz umfasst:<br />
• Alle Möglichkeiten, Gebäude energieeffizienter<br />
zu machen<br />
• Das ursprüngliche Gebäude so gut wie<br />
möglich instand zu setzen, ohne etwas hinzuzufügen<br />
• Nachrüstung<br />
• Ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes<br />
als System, als „kommunizierendes Gefäß“<br />
Gerald Wagenhofer,<br />
UBW<br />
Ganzheitlich bedeutet hier:<br />
Der effektivste Weg, Energieeffizienz und<br />
Nachhaltigkeit zu gewährleisten, besteht darin,<br />
historische Gebäude instand zu halten.<br />
Damit sie so lange wie möglich halten, nicht<br />
ersetzt werden müssen und nicht unter vermeidbarem<br />
Verfall leiden, dessen Behebung<br />
Energie und CO2 erfordern würde. Dazu muss<br />
man das Gebäude verstehen, also die Werte,<br />
den Bestand und den Zustand.<br />
Gerald Wagenhofer<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der<br />
UBW Unternehmensberatung Wagenhofer.<br />
Seit 30 Jahren in der Unternehmensberatung<br />
mit Schwerpunkten in<br />
den Bereichen Prozessgestaltung, Prozessmanagement,<br />
Prozesscontrolling,<br />
Aufbauorganisation und Wirtschaftlichkeitsanalysen<br />
unterstützt der Betriebswirt<br />
seine Kunden bei der Projektdefinition,<br />
der Programmauswahl, der Antragseinreichung,<br />
dem Projektmanagement,<br />
dem Projekt-monitoring (-controlling)<br />
und der externen Projektevaluation von<br />
EU-Projekten. Wagenhofer ist auch zertifizierter<br />
Trainer und Projektkoordinator des<br />
Erasmus+ Projekt MODI-FY<br />
Abbildung: Behandlung von denkmalgeschützten, traditionellen und modernen Gebäuden<br />
Traditionelle Bauweise<br />
Moderne Bauweise<br />
Traditionell und denkmalgeschützt Traditionell, aber nicht denkmalgeschützt Modern, nicht denkmalgeschützt<br />
Behandelt als traditionelles Gebäude<br />
Behandelt als modernes Gebäude<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
87
Positionen & Meinungen<br />
2. Identifizieren und Auswählen relevanter<br />
Handwerker:<br />
• Schmied<br />
• Zimmermann<br />
• Dachdecker<br />
• Spengler<br />
• Steinmetz<br />
• Maler/Dekorateur<br />
• Maurer<br />
• (Bau-)Tischler<br />
• Konservator<br />
• Elektriker<br />
• Facility Manager<br />
3. Definieren traditioneller Kompetenzen und<br />
Fertigkeiten für das gebaute Kulturerbe<br />
4. Evaluieren ausgewählter Aus- und<br />
Weiterbildungsanbieter für traditionelle<br />
baukulturelle Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
5. Ausarbeiten und Durchführen von Trainings<br />
mit folgenden Schwerpunkten:<br />
• Was ist für Handwerker wichtig, um erfolgreich<br />
in/an traditionellen Gebäuden<br />
zu arbeiten?<br />
• Wie können/werden die richtigen Verfahren<br />
die Energieeffizienz historischer<br />
Gebäude verbessern?<br />
• Welche Auswirkungen des Klimawandels<br />
müssen wir berücksichtigen und<br />
bewältigen?<br />
6. Ableiten von Empfehlungen zu traditionellen<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten für<br />
Energieeffizienz in Kulturstätten<br />
7. Entwickeln einer strukturierten Zertifizierung<br />
auf der Grundlage des ECQA-Systems<br />
Ein europaweit anerkanntes Zertifikat für PRO-<br />
Heritage Energy Experts für Handwerker und<br />
andere Fachleute, die im Bereich historischer<br />
Gebäude arbeiten<br />
Das Projekt trägt dazu bei, Handwerke und<br />
Kompetenzen am Leben zu erhalten, die als<br />
gefährdet oder sogar aussterbend gelten. In<br />
PRO-Heritage werden ausgewählte traditionelle<br />
Handwerke erforscht, aufgelistet und in<br />
ein anspruchsvolles Berufsbildungsangebot<br />
(Vocational Education and Training) überführt,<br />
um diejenigen zu unterstützen, die diese<br />
Handwerkskunst noch ausüben. Gleichzeitig<br />
wird es für neue und junge Handwerker am<br />
Leben erhalten, wodurch die Vermittlung<br />
traditioneller Fertigkeiten und Kompetenzen<br />
sichergestellt wird, die der europäische Kulturerbesektor<br />
dringend benötigt.<br />
Formelle und strukturierte Weiterbildungskurse<br />
über Energieeffizienz und erneuerbare<br />
Energien, die auf traditionelle Gebäude angewandt<br />
werden, sind immer noch Mangelware.<br />
In den meisten Fällen handelt es sich um Projekte,<br />
viele davon von der EU finanziert, die zu<br />
Leitlinien bei der Sanierung von historischen<br />
Gebäuden führen. Es gibt in den meisten EU-<br />
Ländern Universitätskurse und Masterstudiengänge,<br />
die sich mit der Instandhaltung, Restaurierung<br />
und Konservierung von Gebäuden<br />
oder mit Energieeffizienz und erneuerbaren<br />
Energien befassen. Allerdings ohne einen speziellen<br />
Schwerpunkt auf die Energieeffizienz<br />
88 BauTecFokus
traditioneller Handwerkstechniken für traditionelle<br />
Gebäude zu haben.<br />
Eine Verbesserung der Weiterbildung in<br />
Fragen der Energieeffizienz für Fachleute in<br />
Fragen zu Wärmedämmung, Zugluftschutz,<br />
Tischlerei, Verglasung, Instandhaltung oder<br />
Technologien für Energieeffizienz hat das Potenzial,<br />
den Sektor des Kulturerbes in Bezug<br />
auf die Nachhaltigkeit erheblich positiv zu<br />
beeinflussen. Dies würde die Unabhängigkeit<br />
Europas von Energieimporten im Einklang mit<br />
der Energieeffizienzrichtlinie (2012/27/EU)<br />
und der BUS-Initiative erhöhen.<br />
In der Hofburg Wien hat die Burghauptmannschaft<br />
Österreich verschiedene Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Energieeffizienz umgesetzt<br />
und weist nun einen Energieverbrauch<br />
von ca. 80 kW/h pro m² auf.<br />
In einer Auswertung der genehmigten Projekte<br />
in Österreich hat das Bundesdenkmalamt<br />
festgestellt, dass die durchschnittliche Verbesserung<br />
der Energieeffizienz bei historischen<br />
Gebäuden ca. 90 kWh pro m² und Jahr beträgt.<br />
PRO-Heritage-Trainingskurse unterstützen<br />
die Eigentümer traditioneller Gebäude eine<br />
Reduktion um 90 kWh pro m² und Jahr zu erreichen.<br />
Damit kann der Endenergieverbrauch<br />
in den nächsten fünf Jahren in Europa um circa<br />
0.3 PJ reduziert werden. So wie es die Hofburg<br />
Wien bereits tut, ist eine Reduktion von<br />
130 kWh pro m² und Jahr erreichbar.<br />
Die Ausgangsfrage war, ob die Steigerung der<br />
Energieeffizienz traditioneller Gebäude Auswirkungen<br />
auf die Energieeffizienzrichtlinie<br />
der Europäischen Kommission haben könnte.<br />
Die Antwort ist ein klares und lautes JA! Der<br />
Aufwand für eine sachgerechte Instandhaltung<br />
entsteht ohnehin, da die Länder ihr kulturelles<br />
Bauerbe erhalten wollen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
89
Zum Autor<br />
Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker-<br />
und Ingenieurbetriebe (VZI).<br />
Kreislaufwirtschaft: Die Wiederentdeckung<br />
des Ur-Menschlichen<br />
Kommentar: Andreas Gobiet<br />
Recycling und Wiederverwendung sind natürliche Verhaltensweisen<br />
des Menschen seit tausenden von Jahren. Allerdings hat erst die Moderne<br />
das Nicht-Recycling erfunden. Doch werfen wir mal einen kurzen<br />
Rückblick in unsere „nähere“ Vergangenheit: Schon in der Steinzeit<br />
wurden Werkzeuge oder Bauten recycliert und wiederverwendet. Vor<br />
etwa 2.000 Jahren, also bei den gar nicht so „alten Römern“, wurde das<br />
Prinzip des Wiederverwendens von Baustoffen ökonomisiert, das heißt,<br />
in sämtlichen Städten des Imperiums gab es in der Nähe von Friedhöfen<br />
(sic!) Wertstoffhöfe, wo Baumaterialien von „rückgebauten“ Häusern,<br />
Tempeln etc. gesammelt, klassifiziert und an damalige Baufirmen zum<br />
Bau von neuen Gebäuden wieder verkauft wurden. Das nenne ich mal<br />
eine durchdachte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft der Antike!<br />
Neu als Trend<br />
Erst mit der industriellen Revolution und des damit einher gehenden<br />
gewinnmaximierenden Wirtschaftssystems wurde es „en vogue“ alles<br />
neu zu produzieren, zu bauen, zu konsumieren. Das ging eine Zeit lang<br />
gut, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, da sich das Klima begann zu ändern,<br />
Umweltkatastrophen häufiger wurden und die Ressourcen merklich immer<br />
weniger wurden. Das Prinzip des Neuen und des immer mehr<br />
bekam ein Fragezeichen zur Seite gestellt, das seit einigen Jahren<br />
immer größer wurde. Aus dem Fragezeichen wurde rasch der hart<br />
gefühlte Klimawandel, Baustoffe wurden und werden immer teurer<br />
und rarer, Immobilienpreise explodieren und wir fragen uns:<br />
Wie kann Wohnen leistbar bleiben (wieder werden)?<br />
Bevor das geschehen kann, müssen alle Materialien für den Bau gesammelt,<br />
klassifiziert und digital erfasst werden. Das ist die Stunde des<br />
BIM-Merkmalservers, in dem genau diese Daten gesammelt und dann<br />
genutzt werden können.<br />
Gemeinsam mit Digital Findet Stadt, dem AIT Austrian Institute of<br />
Technology, Austrian Standard und zahlreichen anderen Playern der<br />
Branche arbeitet der VZI an der Weiterentwicklung der bestehenden<br />
BIM-Definitionen. Es geht darum, eine gemeinsame Sprache für BIM<br />
zu finden, ein einheitliches BIM-Vokabular. Dafür sollen 30.000 Properties/Merkmale<br />
produkt-, hersteller- und interessensneutral definiert<br />
werden, die kostenlos für alle zugänglich sein sollen und die Basis für<br />
eine zeitgemäße und digital funktionierende Kreislaufwirtschaft sind.<br />
Damit sichern sich die Städte ihre Zukunft, in dem sie Umweltschäden<br />
vermeiden, den Menschen ihre (leistbare) Lebensqualität und auch in<br />
Zukunft eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sichern. Und das gelingt<br />
nur, wenn die Wertschöpfung vom Verbrauch endlicher Ressourcen<br />
entkoppelt wird, damit diese nachhaltig wird.<br />
Daten sammeln<br />
Dem Fetisch des ungehemmten Ressourcenverbrauchs in der<br />
Bauwirtschaft muss eine Ökonomie des Teilens, der Wiederverwendung<br />
und Recyclings entgegengestellt werden. Das heißt, dass<br />
die aktuelle lineare Ökonomie durch eine vernunftbasierte und<br />
nachhaltige zyklische Kreislaufwirtschaft ersetzt werden muss,<br />
die alle Materialien in den Produktionszyklus zurückfließen lässt.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
90 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Arch. Julia Gorschkowa hat auf der TU Wien Architektur<br />
studiert. Seit 2011 ist sie als selbstständige Architektin und<br />
Immobilienprojektentwicklerin mit Schwerpunkt Wohnbau<br />
mit ihrem Unternehmen REOconsult e.U. in Wien tätig.<br />
Kreislaufbauwirtschaft<br />
ist eine Querschnittsmaterie<br />
Kommentar: Julia Gorschkowa<br />
* VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 9. März 2011<br />
**KreislaufBAUwirtschaft – Skizze White Paper Umweltbundesamt 2021<br />
Jede Erneuerung und jeder Wandel sind in der Regel lange Prozesse,<br />
egal, in welchem Bereich sie stattfinden. Da Bauabfälle mindestens 30<br />
Prozent der gesamten Abfälle bilden, passiert gerade ein Umdenken auf<br />
allen Ebenen unserer Gesellschaft. Die Bereitschaft für die Wiederverwertung<br />
der Baustoffe, um unsere globalen Ressourcen zu schonen und<br />
den voranschreitenden Klimawandel zu stoppen, steigt.<br />
Wie sieht ein kreislauffähiges Gebäude aus? *<br />
• Das Bauwerk, seine Baustoffe und Teile müssen nach dem Abriss wiederverwendet<br />
oder recycelt werden können.<br />
• Das Bauwerk muss dauerhaft sein.<br />
• Für das Bauwerk müssen umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe<br />
verwendet werden.<br />
Wo liegen die Probleme bei der Umsetzung<br />
der Kreislauffähigkeit am Bau? **<br />
• Es gibt noch zu wenig Wissen bei der Qualitätssicherung von Recycling-Materialien.<br />
• Die gesetzlichen Rahmenbedingungen verursachen einen hohen bürokratischen<br />
Aufwand.<br />
• Investoren, die eine Immobilie nicht selbst bewirtschaften, haben oft<br />
keine Motivation, die Mehrkosten für ein kreislaufähiges Gebäude zu<br />
tragen.<br />
• Die Investition in die erforderliche komplexere Planung und Errichtung<br />
eines kreislauffähigen Gebäudes hängt stark von der Motivation<br />
der Bauherren ab.<br />
• Das bereits vorhandene Wissen über Lebenszykluskosten wird in der<br />
Praxis noch nicht angewandt – es fehlt an langfristigen Umsetzungsstrategien.<br />
Welche Konzepte und Instrumente<br />
stehen uns zur Verfügung?<br />
Um nur ein paar Beispiele zu nennen:<br />
• Investieren in den Bestand. Ein ressourcenschonendes Gebäude<br />
ist ein am längsten genutztes, das immer wieder saniert oder modernisiert<br />
werden kann. In diesen Bereich fallen beispielsweise gut<br />
bewährte Wiener Gründerzeithäuser als lebendes Beispiel mit hoher<br />
Flexibilität in der Umnutzung.<br />
• Weiterentwicklung der Verwendung der modularen Bauweise aus<br />
nachwachsenden Baustoffen wie Holz. Dafür sollen die Flexibilität<br />
der Flächenwidmungen und Vorschriften für ihre Umsetzung bestmöglich<br />
verbessert werden.<br />
• Sorgfältige und gezielte Planung und Dokumentation (BIM) von Anfang<br />
an, die das zukünftige Recycling des Gebäudes mitberücksichtigt<br />
und dessen Wert für die aktuellen und zukünftigen Immobilienbesitzer<br />
und Käufer klar darstellt bzw. sichtbar (Stichwort Zertifizierung) macht.<br />
Das Thema kann nur unter der engen Mitwirkung aller in die Bauwirtschaft<br />
führend involvierten Akteure wie Gesetzgeber und Behörden,<br />
Bauherren, Baustoffproduzenten und Planer gemeinsam forciert werden.<br />
Es soll ein freundliches Klima für Förderungen erreicht und Forschung<br />
und Entwicklung samt Wissensverbreitung erhöht werden. Das<br />
heißt, wir haben noch viel zu tun.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
91
Zum Autor<br />
Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes<br />
Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält<br />
er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />
Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />
Sonnenschutz ist eine Schlüsseltechnologie<br />
zur Erreichung der Klimaziele!<br />
Kommentar: Hannes Gerstmann<br />
Am 29. Juli 2021 trat das Europäische Klimagesetz in Kraft. Dieses<br />
legt ein rechtlich verbindliches Ziel von Netto-Treibhausgasemissionen<br />
bis 2050 fest. Die Dekarbonisierung der Energieversorgung stellt eine<br />
enorme Herausforderung dar. Jede zusätzliche Belastung erhöht das<br />
Risiko, dass dieses Ziel nicht erreicht wird.<br />
Die aktive Raumkühlung in Gebäuden dürfte in Europa bis 2050 rasch<br />
zunehmen. Haupttreiber für den steigenden Kühlbedarf sind sowohl die<br />
zunehmende Überwärmung von Gebäuden aufgrund des Klimawandels<br />
als auch der gestiegene Komfortbedarf der Gebäudebenutzer.<br />
Bedarf an Kühlung steigt<br />
Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt in ihrem „Business-asusual“-Szenario,<br />
dass in Europa die Anzahl an Klimageräten von derzeit<br />
115 auf 275 Millionen Einheiten im Jahr 2050 ansteigen wird. Außerdem<br />
werden sich die Betriebsstunden der bestehenden und zukünftigen<br />
Anlagen erhöhen. Mehr Klimaanlagen benötigen mehr Strom und das<br />
wirkt sich auch auf die Treibhausgasemissionen aus, denn nicht jede<br />
Anlage wird mit erneuerbarer Energie betrieben.<br />
Nicht außer Acht lassen darf man<br />
in diesem Zusammenhang das Aufheizen<br />
der Außentemperatur durch Abwärme.<br />
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass<br />
das Potenzial bewährter Technologien<br />
wie die Prävention gegen Überwärmung<br />
mittels passiver Systeme (temporärer<br />
Außenbeschattungen von Fenstern und<br />
Fassaden) voll ausgeschöpft wird, um den<br />
Strombedarf für Raumkühlung so gering<br />
wie möglich zu halten, damit bis 2050 die<br />
Klimaneutralität erreicht und das Pariser<br />
Abkommen erfüllt wird.<br />
Dynamischer Sonnenschutz an transparenten Bauteilen ist eine Schlüsseltechnologie,<br />
um die Überhitzungen von Gebäuden zu vermeiden<br />
bzw. den Einsatz von Kühlgeräten hinsichtlich der Dimensionierung<br />
und Betriebsstunden zu minimieren. Das Ziel muss sein, den klimabedingten<br />
zusätzlichen Energiebedarf für Raumkühlung gering zu halten<br />
und die Außentemperatur nicht durch Abwärme zusätzlich zu belasten.<br />
Ganzheitliche Betrachtung<br />
Der Schutz vor Überwärmung muss in der Planung stets ganzheitlich<br />
betrachtet werden, damit keine Reboundeffekte in Kauf genommen und<br />
Einsparpotenzial beim Kühlen nicht oder nur teilweise realisiert werden.<br />
Eine intelligent gesteuerte Beschattung von transparenten Flächen<br />
gewährleistet sowohl die Nutzung solarer Gewinne als auch die Versorgung<br />
von Innenräumen mit natürlichem Licht. Zum einen erreicht man<br />
damit eine Reduktion des Heizenergieverbrauchs, denn im Vergleich zu<br />
unbeweglichen oder manuell betriebenen Beschattungen, maximieren<br />
automatisierte Systeme temporär die passiven solaren Wärmegewinne<br />
und zum anderen wird die Tageslichtautonomie ganzjährig verbessert,<br />
was sich positiv auf die Energieverbrauch<br />
der Beleuchtung auswirkt.<br />
Dieser Dreifachnutzen des automatisierten,<br />
dynamischen Sonnenschutzes<br />
ist, wie der Smart Readiness Indikator<br />
(SRI) zeigt, ein wesentliches Element<br />
zur Optimierung der Energieeffizienz<br />
und mindert die Emissionen im Bereich<br />
des Kühlens, Heizens und Beleuchtens.<br />
Dynamischer Sonnenschutz ist eine bewährte<br />
Schlüsseltechnologie mit großem<br />
Potenzial hinsichtlich der Anpassung des<br />
europäischen Gebäudebestands an den<br />
Klimawandel.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
92 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />
(QG), Referent an der WKO, Geschäftsführer<br />
der Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI), Tätigkeit in<br />
verschiedenen nationalen und europäischen Verbänden.<br />
Wie werden Wandflächen rund?<br />
Durch Kreislaufwirtschaft!<br />
Kommentar: Clemens Hecht<br />
Für den Vollwärmeschutz wird in Österreich zu etwa 80 Prozent<br />
Extrudiertes Polystyrol (EPS), umgangssprachlich auch als Styropor bekannt,<br />
für die Dämmung verwendet. Da diese Komponente wesentlich<br />
für den Vollwärmeschutz ist, dreht sich für die Kreislaufwirtschaft auch<br />
alles um die Frage: „Was tun mit dem EPS, wenn es nicht mehr gebraucht<br />
wird?“ EPS besteht zu circa 98 Prozent aus Luft, die restlichen zwei Prozent<br />
Material können in den Rohstoffkreislauf zurückkehren, für neues<br />
EPS. In Holland wurde dieses Jahr eine solche Wiederverwertungsanlage<br />
in Betrieb genommen. Wir, die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme,<br />
sind Mitglied der Non-Profit-Genossenschaft PolyStyreneLoop<br />
(www.polystyreneloop.eu).<br />
Möglichkeiten nutzen<br />
Auch wenn sich aufgrund der langen Lebensdauer der verwendeten<br />
WDVS (Wärmedämmverbundsysteme) die aktuellen Rücklaufmengen<br />
in Grenzen halten, gibt es Verwertungsmöglichkeiten für den<br />
Dämmstoff EPS. Solvolyse nennt sich die Lösung.<br />
Die technische und wirtschaftliche<br />
Durchführbarkeit von EPS-Recycling wurde 2016 mit einer Pilotanlage<br />
aufgezeigt. Basis dafür ist CreaSolv®, ein Prozess entwickelt vom Fraunhofer<br />
Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV.<br />
Langfristig gesehen soll überhaupt nichts mehr entsorgt werden. Unser<br />
Ziel ist, alles was produziert wird, im Kreislauf zu halten. Grundsätzlich gibt<br />
es drei Möglichkeiten der Weiter- bzw. Wiederverwertung von Alt-EPS:<br />
- Aufdoppelung auf bestehende WDVS (sollte das System dann tatsächlich<br />
irgendwann nicht mehr verwendet und rückgebaut werden,<br />
gelten die zwei folgenden Punkte)<br />
- Rohstoffliche Verwertung: Zuführung in den Produktionskreislauf<br />
der Dämmstoffe (u. a. CreaSolv®-Verfahren)<br />
- Energetische Verwertung: Dieser Bereich ist von großer praktischer<br />
Bedeutung- EPS kann z. B. zu einem Anteil von 2 Prozent des Brenngutgewichts<br />
mit dem Hausmüll restlos verbrannt werden.<br />
Langlebigkeit<br />
Aufgrund der Langlebigkeit von (qualitativ verarbeiteten) WDVS gibt es<br />
aktuell ein sehr geringes Abfallaufkommen von EPS aus WDVS, selbst<br />
der Pilotanlage fehlte es an Versuchsmaterial. Da hier das Stichwort<br />
Flammschutzmittel themenschwer wiegt: HBCD als Flammschutzmittel<br />
wird für die Produktion von EPS in Österreich bereits seit Anfang<br />
2016 nicht mehr verwendet. HBCD wurde durch ein polymeres<br />
Flammschutzmittel ersetzt. In der Experimente-Show „DämmWeise“<br />
mit Kabarettist Martin Puntigam (bekannt von den Science Busters)<br />
veranschaulichte ich übrigens diesen Rückgewinnungsprozess.<br />
https://www.youtube.com/watch?v=tkDuM6oMJx8<br />
Rund vierzig Prozent der verbrauchten Energie in Europa entfallen auf<br />
den Gebäudesektor. Das bedeutet, dass Klimaziele nur mit erheblichen<br />
Verbesserungen bei der Energieeffizienz im Gebäudebestand erreicht<br />
werden können. Daher mein Fazit: Dämmen macht Sinn.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
93
Positionen & Meinungen<br />
Viel Luft<br />
um nichts?<br />
Schlechtes Image. Styropor wird immer wieder als umweltfeindliches<br />
Dämmmaterial angefeindet. Zurecht? Clemens Demacsek,<br />
Geschäftsführer von der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum<br />
nimmt Stellung zum vermeintlichen Problemstoff.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Mit welchen Vorurteilen muss Styropor<br />
kämpfen?<br />
Clemens Demacsek: Heute dreht sich alles<br />
um zwei Kernthemen: Schonung fossiler<br />
Ressourcen und Kreislaufwirtschaft. In beiden<br />
Fällen hat Styropor zu Unrecht mit Vorurteilen<br />
zu kämpfen.<br />
Styropor ist zwar ein Erdölprodukt, benötigt<br />
aber außerordentlich wenig von diesem<br />
wertvollen Rohstoff, da es zu 98 Prozent aus<br />
Luft und zu lediglich 2 Prozent aus Polystyrol,<br />
dem Zellgerüst, besteht. Über die Lebensdauer<br />
des Produktes betrachtet können mit jedem Liter<br />
Erdöl, aus dem Styropor zur Dämmung von<br />
Gebäuden hergestellt wird, bis zu 200 Liter<br />
Heizöl eingespart werden. Es gibt somit wohl<br />
kaum eine bessere Verwendung für Erdöl, als<br />
Dämmstoff daraus zu erzeugen!<br />
Styropor hat das beste Recyclingkonzept.<br />
Unsere Produkte sind – einmal verbaut – bis zu<br />
100 Jahre im Einsatz, bevor sie dann wiederverwendet<br />
werden können. Der damit in den<br />
Gebäuden „im Einsatz“ befindliche Styropordämmstoff<br />
ist somit unser Rohstoff der<br />
Zukunft. Das ist ökonomisch wie ökologisch<br />
äußerst sinnvoll.<br />
Warum ist das so?<br />
Aus dem Bauch heraus würde man meinen,<br />
dass Styropor bei der Herstellung große<br />
Mengen fossiler Ressourcen benötigt. Tut<br />
es aber nicht. Aufklärung findet man in den<br />
Öko-Bilanzen der Produkte. Dabei stellt<br />
man fest, dass jeder Dämmstoff fossile<br />
Ressourcen benötigt. Der eine mehr, der<br />
andere weniger.<br />
Hinzu kommt, dass von Beginn an die Öko-<br />
Kennwerte je Kilogramm angegeben wurden.<br />
Diese dürfen jedoch nicht miteinander verglichen<br />
werden, weil sie nicht berücksichtigen,<br />
wie viel Luft in einem Dämmstoff enthalten<br />
ist. Während nämlich für die Herstellung<br />
von einem Kubikmeter Fassaden-Styropor<br />
lediglich 15 bis 18 Kilogramm Polystyrol<br />
benötigt werden, ist der Materialaufwand bei<br />
„Aufklärung<br />
findet man<br />
in den Öko-<br />
Bilanzen der<br />
Produkte.“<br />
Clemens Demacsek,<br />
Güteschutzgemeinschaft<br />
Polystyrol-Hartschaum<br />
94 BauTecFokus
Clemens Demacsek<br />
Clemens Demacsek hat Bauingenieurswesen<br />
auf der TU-Wien studiert. Seit 2001<br />
ist er Geschäftsführer der Güteschutzgemeinschaft<br />
Polystyrol-Hartschaum und<br />
seit 2017 ist er zusätzlich Geschäftsführer<br />
der GDI 2050 – Gebäudehülle+Dämmstoff<br />
Industrie 2050.<br />
anderen Fassadendämmstoffen bis zu zehn<br />
Mal höher. Beispielsweise liegt die Rohdichte<br />
von Putzträgerplatten aus Holzfaser bei ca.<br />
190 Kilogramm pro Kubikmeter. Aber selbst<br />
volumenbezogene Öko-Kennwerte sind nicht<br />
vergleichbar, weil es auch auf die Wärmeleitfähigkeit<br />
ankommt. Schlechter dämmende<br />
Produkte benötigen eine größere Dämmdicke,<br />
um dieselbe Dämmwirkung zu erzielen. Daher<br />
müssen Dämmstoffe fairerweise je Funktions-<br />
einheit – unter Berücksichtigung von Rohdichte<br />
und Wärmeleitfähigkeit – miteinander<br />
verglichen werden.<br />
Welche Ökobilanz hat Styropor im Vergleich<br />
zu anderen Dämmmaterialien?<br />
Aufgrund seines geringen Rohstoffeinsatzes<br />
(98 Prozent Luft, 2 Prozent Polystyrol) und seiner<br />
sparsamen Herstellung hat Styropor eine<br />
hervorragende Öko-Bilanz. Die Auswertung<br />
der aktuellen Umwelt-Produktdeklarationen<br />
(EPD) hinsichtlich der drei wesentlichen<br />
Kennwerte „Primärenergieinhalt nicht<br />
erneuerbar (PEI n.e.)“, „Treibhauspotential<br />
(GWP100)“ und „Versäuerungspotential (AP)“,<br />
zusammengefasst im ΔOI3-Index, verdeutlicht,<br />
dass sich Styropor durchaus<br />
auf Augenhöhe mit den „ökologischen<br />
Alternativen“ Mineralschaum und<br />
Holzfaser befindet.<br />
Dämmstoff für WDVS PEI n.e. MJ *) GWP100 kg CO 2<br />
-Äquiv. *) AP kg SO 2<br />
-Äquiv. *) ΔOI3 EPD-Nr.<br />
EPS grau 43,19 1,51 0,0038 2,19 EPD-EUM-20160273-IBG1-EN<br />
EPS weiß 48,51 1,69 0,0043 2,47 EPD-EUM-20160269-IBG1-EN<br />
Hanffaser 49,45 -2,77 0,0113 2,69 baubook-Nr. 1383 ip<br />
Holzfaser 98,45 -10,08 0,0116 3,15 EPD-PAV-2013254-CBG2-DE<br />
Mineralschaum 55,35 4,43 0,0067 3,47 EPD-XEL-20180168-IBD1-DE<br />
Steinwolle 49,04 5,25 0,0252 5,87 EPD-DRW-20180118-IBC1-DE<br />
*) je Funktionseinheit (1 m² Fläche mit R = 1 m²·K/W)<br />
Quelle: Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) und baubook<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
95
Positionen & Meinungen<br />
„Styropor<br />
ist regional<br />
verfügbar. Es gibt<br />
zahlreiche über<br />
ganz Österreich<br />
verteilte<br />
Herstellungsbetriebe.“<br />
Clemens Demacsek,<br />
Güteschutzgemeinschaft<br />
Polystyrol-Hartschaum<br />
Wir haben ja sehr viele heimische Styroporhersteller<br />
…<br />
Styropor ist regional verfügbar. Es gibt zahlreiche<br />
über ganz Österreich verteilte Herstellungsbetriebe:<br />
Flatz in Vorarlberg, Steinbacher<br />
in Tirol, Bachl in Oberösterreich, Swisspor und<br />
Austyrol in Niederösterreich, Austrotherm in<br />
Burgenland sowie EPS Industries und Hirsch<br />
Porozell in Kärnten. Zusätzlich gibt es mit<br />
Sunpor in Niederösterreich einen großen<br />
EPS-Rohstoffhersteller. Das schafft Arbeitsplätze<br />
und spart CO2-Emissionen durch kurze<br />
Transportwege!<br />
Wie hoch ist der Styroporbedarf in Österreich?<br />
Wie viel Styropor muss noch<br />
zusätzlich importiert werden?<br />
Die Transportweite von Styropor ist aufgrund<br />
der geringen Dämmstoffkosten sehr<br />
beschränkt. Daher gibt es nur vereinzelte<br />
Importe aus dem angrenzenden Ausland.<br />
Schaut man sich die Dämmstoffimporte<br />
an, zeigt sich ein interessantes Bild.<br />
Steinwolle, Schaumglas, Glaswolle, Kork,<br />
Holzfaser und Jute werden nicht in Österreich<br />
produziert. Warum ist das so?<br />
Bei Stein- und Glaswolle hängt das damit zusammen,<br />
dass solche Werke relativ teuer sind.<br />
Daher gibt es nur wenige in Europa. Bei Kork<br />
ist der Grund, dass die für die Gewinnung notwendige<br />
Korkeiche nur in Portugal vorkommt.<br />
Für Holzfaser gibt es keine Begründung.<br />
Recycling und Kreislaufwirtschaft sind bei<br />
allen Baumaterialien große Themen. Wie<br />
ist der Stand bei Styropor?<br />
Mit dem mechanischen Recycling von<br />
Styropor wurde im Jahr 1963 begonnen. Am<br />
lösemittelbasierten Recycling wird seit 20<br />
Jahren intensiv geforscht. Solche Entwicklungen<br />
benötigen zahlreiche Forschungsprojekte<br />
und viel Zeit, um zur Umsetzung zu gelangen.<br />
Beim lösemittelbasierten Recycling gab es<br />
zunächst eine Pilotanlage im Fraunhofer-<br />
Institut mit einer Jahresleistung von wenigen<br />
Tonnen. Am 16. Juni 2021 wurde in Terneuzen,<br />
Niederlande, die Demoanlage „PolyStyrene-<br />
Loop“ mit einer Recyclingkapazität von 3.300<br />
Tonnen pro Jahr eröffnet. Die nächste Anlage<br />
wird wieder um eine Stufe größer ausfallen<br />
und ist bereits in Planung.<br />
Welche Verfahren zum Recycling von<br />
Styropor gibt es?<br />
Erstens das mechanische Recycling: Bei<br />
diesem Verfahren werden die Styroporabfälle<br />
zu Granulat vermahlen. Es wird zum Beispiel<br />
Wärmedämmplatten zugesetzt, dient aber<br />
auch als Zuschlagstoff für Leichtbeton, gebundene<br />
EPS-Schüttungen und Dämmputze sowie<br />
als Porenbildner in der Ziegelindustrie.<br />
Zweitens das lösemittelbasierte Recycling: Bei<br />
diesem Verfahren wird das Polystyrol unter<br />
Verwendung von Lösungsmitteln wiedergewonnen.<br />
Am bekanntesten ist das CreaSolv®-<br />
Verfahren des deutschen Fraunhofer-Institutes<br />
für Verfahrenstechnik und Verpackung.<br />
Konkret werden zunächst die Styroporabfälle<br />
in kleine Fragmente zerkleinert. Diese kommen<br />
dann in ein spezielles Lösemittel, das se-<br />
96 BauTecFokus
lektiv nur auf das Zielpolymer und bestimmte<br />
lösliche Verunreinigungen wirkt. Entscheidend<br />
dabei ist, dass die Polymerkettenstruktur<br />
des Kunststoffs in der Lösung erhalten bleibt.<br />
Nach dem Herausfiltern der unlöslichen<br />
Verunreinigungen durchläuft die Lösung den<br />
Prozess der Ausfällung, um die verbleibenden<br />
löslichen Verunreinigungen physikalisch vom<br />
reinen Polymer abzutrennen. Dazu wird das<br />
Lösemittel abdestilliert und kann so wieder<br />
in den Prozess zurückgeführt und erneut<br />
verwendet werden. Das ausgefällte Polymer<br />
durchläuft einen Trocknungsprozess und wird<br />
als Feststoff wieder zu neuen Granulaten mit<br />
den gleichen Eigenschaften wie das ursprüngliche<br />
Neumaterial extrudiert.<br />
Der CreaSolv®-Prozess funktioniert wie eine<br />
Waschmaschine auf molekularer Ebene.<br />
Genau wie ein sauberes Hemd aus einer<br />
Maschine erhält man beim CreaSolv®-Prozess<br />
saubere und völlig intakte Polymerketten. Bei<br />
dieser Technologie kommen nur physikalische<br />
Prozessschritte zum Einsatz, was bedeutet,<br />
dass das Polymer immer nur seinen physikalischen<br />
Aggregatzustand von fest zu flüssig<br />
und wieder zurück zu fest ändert. Es finden<br />
keinerlei chemische Reaktionen statt, da diese<br />
das Polymer zerstören würden (siehe auch das<br />
YouTube-Video CreaSolv® Prozess Animation).<br />
Welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Wie<br />
ist es zum Beispiel mit Putzresten?<br />
Putzreste können beim lösemittelbasierten<br />
Recycling herausgefiltert werden.<br />
Das Flammschutzmittel HBCD ist ja ein<br />
Problem und darf nicht mehr verwendet<br />
werden. Kann man das Abbruchmaterial<br />
dann noch verwerten?<br />
Abbruchmaterial kann mit dem lösemittelbasierten<br />
Recycling verwertet werden. Das in<br />
Altdämmstoffen enthaltene Flammschutzmittel<br />
HBCD wird herausgefiltert und zerstört.<br />
Dabei kann das im HBCD enthaltene wertvolle<br />
Brom zurückgewonnen und wiederverwendet<br />
werden.<br />
Zusätzlich kann Abbruchmaterial thermisch<br />
verwertet werden. Ein mechanisches Recycling<br />
ist nicht möglich.<br />
Wie wird sich die Verwendung von<br />
Styropor in den nächsten zehn Jahren<br />
entwickeln?<br />
Die größte Entwicklung der letzten Jahre ist<br />
das expandierte Polystyrol mit Infrarotstrahlungsabsorbern.<br />
Für dieses graue EPS wird<br />
Graphit verwendet, wodurch die Dämmwirkung<br />
um ca. 25 Prozent verbessert wird.<br />
Ohne die Verwendung von EPS-Dämmplatten<br />
wird die Klimakrise im Gebäudebereich bis<br />
2050 kaum zu lösen sein. Daher wird die<br />
Nachfrage in den kommenden 20/30 Jahren<br />
weiter zunehmen.<br />
Warum ist es so schwierig, Recyclingstoffe<br />
als Rohstoff zu bekommen?<br />
Beispielsweise wird der Heizwert von Styropor<br />
in Müllverbrennungsanlagen und in<br />
Zementwerken genutzt: 1 Kilogramm Abfälle<br />
spart 1,3 Liter wertvolles Heizöl. Der Vorteil<br />
dieses Verfahrens liegt darin, dass nur geringe<br />
Anforderungen an die Sauberkeit der Styroporabfälle<br />
gestellt werden.<br />
Sie starten ja im nächsten Jahr ein großes<br />
Kreislaufwirtschaftsprojekt. Können Sie<br />
mir dazu etwas erzählen?<br />
Die österreichische Styroporindustrie startet<br />
2022 ein großes Kreislaufwirtschaftsprojekt<br />
mit allen Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette.<br />
Das Projektkonsortium umfasst<br />
EPS-Rohstoffhersteller, Hersteller von EPS-<br />
Dämmstoffen und -Verpackungen, Verarbeiter<br />
von Dämmstoffen und Abbruchunternehmen,<br />
Hersteller von Elektrogeräten und Händler,<br />
Abfallsammler und -entsorger sowie Hersteller<br />
von Recyclingmaschinen. Im Rahmen des<br />
Projektes sollen insbesondere die folgenden<br />
beiden Fragen geklärt werden:<br />
• Wie können die aktuellen und zukünftigen<br />
EPS-Abfall- und -Recyclingmengen quantifiziert<br />
(= gemessen) werden? Dabei sind<br />
die Abfallströme EPS-Baustellenabfälle,<br />
EPS-Abbruchabfälle und EPS-Verpackungsabfälle<br />
zu unterscheiden.<br />
• Durch welche technischen, organisatorischen<br />
und behördlichen Maßnahmen<br />
können die von der europäischen EPS-<br />
Industrie vereinbarten Recyclingquoten<br />
erreicht werden?<br />
Wie sieht es aus mit Verpackungsmaterial,<br />
zum Beispiel beim Kauf eines Fernsehers?<br />
Wird dieses Styropor recycelt?<br />
Unverschmutztes Verpackungsmaterial kann<br />
problemlos mechanisch recycelt werden.<br />
Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum<br />
Die GPH – Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum – ist die Interessensvertretung<br />
und Verbandsorganisation der Styropor-Hersteller und -Rohstofflieferanten<br />
in Österreich. Angesichts der zunehmenden Umweltproblematik setzt sich die GPH<br />
seit vielen Jahren für die Forcierung von Maßnahmen zur Wärmedämmung ein. Ein<br />
wichtiges Ziel der GPH ist die die möglichst umfassende und neutrale Information der<br />
jeweiligen Zielgruppen über Eigenschaften, Anwendungsgebiete und Kennzeichnung<br />
von Styropor durch Bereitstellung von detailliertem Dokumentationsmaterial.<br />
Welche Recyclingziele müssen erreicht<br />
werden? Braucht es gesetzliche Maßnahmen,<br />
um zu Recyclingmaterial zu<br />
kommen?<br />
Die europäische EPS-Industrie hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, bis 2025 eine Recyclingquote<br />
von 46 Prozent zu erreichen. Dabei sollen<br />
Verpackungsabfälle zu 50 Prozent, Dämmstoffabfälle<br />
aus dem Gebäuderückbau zu 27<br />
Prozent, Dämmstoffabfälle aus dem Neubau<br />
und der Renovierung zu 80 Prozent sowie<br />
EPS-Abfälle aus dem Tiefbau zu 90 Prozent<br />
recycelt werden.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
97
#12<br />
BauKaufmann<br />
Regelmäßige Kolumne über Max B. und<br />
seine Erlebnisse als Mitarbeiter.<br />
Nachhaltig umgebaut<br />
Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
In diesem Monat hat Max B. ein Büro für eine Übergabe an den neuen<br />
Mieter fertigzustellen und legt sich mächtig ins Zeug. Bei diesem Projekt<br />
hat Hubert Allmächtig, der Alleinentscheider und Boss, sich für eine<br />
restlos konsequente Nachhaltigkeit entschieden und Max B. folgendes<br />
Credo auf den Weg mitgegeben: Unser Mieter liebt Blue Buildings. und<br />
wir haben ihm eines verkauft, jetzt liegt es an Ihnen. Enttäuschen Sie<br />
mich nicht und machen Sie uns stolz.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Max B. hat Nachhaltigkeit nicht auf der Uni gelernt und ist etwas ratlos.<br />
Er holt sich Rat bei einem jüngeren Freund, der in diesem Bereich studiert<br />
hat. Max B. durchsucht das Internet und findet zahllose gute Ratgeber<br />
und macht sich an die Umsetzung. Die Ausschreibung ist ein Kinderspiel,<br />
denn er verwendet Mustertexte seines Freundes, und der Umfang der Arbeiten<br />
ist überschaubar. Es gilt, den Teppich zu erneuern. Hier setzt er auf<br />
Cradle-to-Cradle. Bei der Elektrik setzt er auf den KNX-Standard und wird<br />
mit Bewegungsmeldern das Licht nur eingeschaltet lassen, wenn Nutzer<br />
im Büro sind. Mit der intelligenten Steuerung setzt er auf CO2-Messungen<br />
und die KI-basierende Regelung der Lüftung. Bei den Malerarbeiten<br />
will er mineralische Farben verwenden und verzichtet beim Trockenbau<br />
auf die klassischen Platten , die nichts zum Innenraumklima beitragen,<br />
kein Wasser speichern und auch<br />
keine VOCs aus der Luft entfernen<br />
können. Er ist glücklich und zufrieden.<br />
Sein Job scheint ihm dieses<br />
Mal sinnvoller und sinnstiftender<br />
als sonst zu sein. Sein Umbau wird<br />
Menschen ein Umfeld schaffen,<br />
welches zu ihrer Gesundheit beiträgt<br />
und umgekehrt auf keinen<br />
Fall krank machen wird. Innerlich<br />
dankt er Allmächtig für die Chance<br />
und den Freiraum, den er bekommen<br />
hat. Erstmals in seiner langen Zeit beim Unternehmen darf er etwas<br />
mehr ausgeben und gute Qualität einkaufen. So macht Arbeiten Spaß,<br />
und Max B. ist von diesem Projekt restlos begeistert.<br />
Fertigstellung<br />
Freitag, 11 Uhr: Am Montag wird das Objekt übergeben, und Max B. ist<br />
unter Druck. Die Fertigstellung wird bei diesem nachhaltigen Projekt<br />
ein Husarenstück: Alle Beteiligten drängen sich gleichzeitig im Objekt<br />
herum, und vieles ist noch nicht fertig, leider auch durch Lieferverzögerungen<br />
verursacht. Der Elektriker fragt ihn was, der Bodenleger will eine<br />
Entscheidung. Dort gilt es eine Entscheidung zu treffen, dort einen Kompromiss<br />
zu suchen, damit der Übergabetermin nicht gefährdet wird. Alle<br />
helfen zusammen, alle geben ihr Bestes. Der eine organisiert noch schnell<br />
etwas beim Baumarkt, der andere holt etwas vom Lieferanten. Es zeigt sich<br />
wieder einmal: Wenn alle zusammenhelfen, ist Unmögliches möglich.<br />
Montag, 9.15 Uhr: Übergabe. Der Mieter ist gekommen und will zur<br />
Überraschung die Qualität überprüfen. So etwas gab es noch nie. Er will<br />
eine Innenraumluftmessung, eine VOC-Messung. Max B. ist verwirrt.<br />
Allmächtig stimmt den Wünschen des Mieters zu.<br />
Das Ergebnis ist da und ist niederschmetternd:<br />
Die Werte sind<br />
katastrophal, und der Mieter zieht<br />
nicht ein. Was ist passiert? Bei der<br />
kurzfristigen Fertigstellung sind<br />
Materialien eingebracht worden,<br />
die einfach nicht passen. Keiner<br />
kontrollierte, was am Freitag vor<br />
Fertigstellung an Klebern, Schäumen<br />
oder Holz kurzfristig organisiert<br />
wurde. Das Ergebnis ist jetzt<br />
leider aktenkundig .<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
98 BauTecFokus
BauMarketing<br />
Gedankensplitter zum Marketing<br />
als regelmäßige Kolumne.<br />
Grundbausteine für die Medienarbeit<br />
Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />
In der letzten Kolumne haben wir uns mit dem PR-Einmaleins auseinandergesetzt<br />
und uns Gedanken zu „A guate G’schicht“ gemacht. Am<br />
Schluss ging es um die Unterschiede einer Presseaussendung, einer<br />
Pressekonferenz bzw. eines Events zu einer exklusiven Geschichte in einem<br />
einzelnen Medium. Am Ende all dieser Überlegungen steht ein Jahresplan<br />
bzw. ein Kommunikationskonzept fürs Unternehmen, bei dem<br />
die jeweiligen Instrumente in unterschiedlicher Intensität eingesetzt<br />
werden. Ein guter Plan ist die beste Voraussetzung für den Erfolg, und<br />
gerade eine integrierte Kommunikation will gut überlegt sein. Neben<br />
der tagesaktuellen Medienarbeit gibt es aber eine Basisarbeit; hier steht<br />
nicht der schnelle einzelne Artikel im Vordergrund, sondern die Basis<br />
für die langfristige Zusammenarbeit. Wir sprechen vom Aufbau und der<br />
Pflege der Journalistenkontakte.<br />
Journalistenbeziehung<br />
Immens wichtig für eine langjährige, erfolgreiche Medien- und Pressearbeit<br />
ist eine gute Beziehung zu den Personen, die darüber schreiben:<br />
den Journalisten. Wie erreicht man dies am<br />
besten? Mit guten Geschichten, gutem Bildmaterial,<br />
dem Vermeiden von PR-Floskeln, der<br />
Verwendung von konkreten Inhalten bzw.<br />
Zitaten mit „Fleisch“. Und vor allem: mit<br />
Ehrlichkeit. Ehrlichkeit währt auch<br />
im Journalismus bzw. in der<br />
PR-Arbeit am längsten. Dies<br />
heißt nicht, dass man jedes<br />
noch so kleine Detail öffentlich<br />
machen muss, aber bei<br />
Nachfragen gilt es, die Wahrheit<br />
zu sagen, auch wenn dies<br />
unangenehm ist. Die allermeisten<br />
Journalisten werden es Ihnen<br />
danken. Zudem ist die Fähigkeit,<br />
schnell reagieren zu können, das A und O. Die meisten Journalisten<br />
stehen selbst unter massivem Zeitdruck und warten maximal ein paar<br />
Stunden, denn mehrere Tage auf ihr Material. Dies bietet auch Chancen<br />
für PR-Verantwortliche, die auf Anfragen schnell reagieren können.<br />
Eine gute Möglichkeit, die Beziehung aufzubauen, sind beispielsweise<br />
Hintergrundgespräche. Dieser Beziehungsaufbau sollte nicht zur Rush-<br />
Hour stattfinden und auch nicht unter Druck. Bei diesen Aktivitäten ist<br />
es auch nicht das Ziel, mit einer Geschichte durchzudringen , vielmehr<br />
lernt der Journalist Sie und Ihr Unternehmen kennen, und Sie haben die<br />
Chance, eine Vertrauensbasis aufzubauen.<br />
Clipping-Report<br />
Wenn alles geschafft ist, geht es an die Nacharbeiten. Wer hat was, wann,<br />
wo und wie geschrieben? Je nachdem, wie groß das Unternehmen ist, ist es<br />
mal einfacher, mal schwieriger, sämtliche erschienenen Artikel über das<br />
eigene Unternehmen zu finden. Hier bieten sich automatische Clipping-<br />
Dienste oder Google an. Bezahlte Dienste suchen aktiv<br />
nach den Artikeln, insbesondere in Printmedien.<br />
Diese gibt es in preiswerten bis zu<br />
sehr teuren Kategorien. Wofür man<br />
sich auch entscheidet, eine professionelle<br />
und schnelle Pressearbeit<br />
ist ohne einen solchen Clipping-<br />
Report fast nicht möglich.<br />
Abschließend noch ein Praxistipp:<br />
Nutzen Sie die Zeit für<br />
den Beziehungsaufbau und<br />
rufen Sie Michael Neubauer<br />
an – es gibt keinen besseren<br />
Journalisten in der Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
99
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />
und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real<br />
Estate Asset Management Association.<br />
Upcycling versus Recycling<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
Upcycling ist eine kreative, positive Art mit dem Müllproblem der<br />
Gegenwart umzugehen, aber keine Lösung für die Zukunft. Ganz im<br />
Gegenteil.<br />
Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die zugleich eine Wegwerfgesellschaft<br />
ist. Wir leisten uns Tag für Tag, Wertstoffe auszusortieren und zu<br />
entsorgen, die ihre Aufgabe durchaus noch erfüllen könnten: Kleidung,<br />
Deko und insbesondere elektronische Geräte. Unsere Überflussgesellschaft<br />
ist so getaktet, dass ständig schon neuere Produkte auf dem Markt<br />
verfügbar sind. Wegen diesem Zuviel, das unseren Bedarf weit übersteigt,<br />
findet sich in unserem Abfall immer etwas, das sich upcyceln lässt.<br />
Aus alt mach neu<br />
Wegwerfen war gestern. Upcycling ist der Trend, wenn es darum geht,<br />
aus Altem etwas Neues zu machen. Aus Anzugshosen werden<br />
Röcke, aus LKW-Planen werden Taschen und alte Flaschen<br />
werden zu Lampen. Ist Upcycling besser als Recycling?<br />
Der Vorteil besteht darin, dass das Leben von Produkten<br />
verlängert und dadurch Müll vermieden wird, wobei<br />
das jedoch eher eine lebensverlängernde Maßnahme<br />
ist, da früher oder später die meisten upgecycelten<br />
Produkte auf dem Müll landen. Genau wie<br />
ihre nicht-upgecycelten Gegenstücke.<br />
Aber ist das gut?<br />
Auch wenn man durch Upcycling Müll<br />
vermeidet bzw. die Müllentstehung nach<br />
hinten verschiebt, löst es nicht das Problem<br />
des Ressourcenverbrauchs. Ist eine<br />
als Tischvase umgebaute PET-Flasche<br />
nachhaltig? Eher nicht, denn um sie im<br />
Recyclingkreislauf zu ersetzen, muss<br />
mit Rückgriff auf Erdöl eine neu produziert<br />
werden. Für eigentlich gute Zwecke werden tausende Flaschen dem<br />
Recycling entzogen.<br />
Der Upcycling-Trend signalisiert, dass wir vieles zu früh ausrangieren<br />
und entsorgen. Andererseits ist Upcycling eine Quelle neuer Wertschöpfung,<br />
die Arbeitsplätze schafft. Dieser Effekt ist in weniger überfließenden<br />
Gesellschaften als der unseren gut zu beobachten.<br />
Wir sollten uns vor dem Kauf jedes upgecycelten Produkts aber überlegen,<br />
ob es wirklich Sinn macht. Fragwürdig ist insbesondere der Trend,<br />
aus neuen Materialien vermeintlich hippe Upcycle-Produkte zu machen,<br />
wie z. B. der stylische Kronleuchter aus nie benutzten Weinflaschen oder<br />
coole Wohnzimmermöbel aus nagelneuen Europaletten, bei denen der<br />
Used-Look nur aufgemalt wird.<br />
Fotos: Stephan Huger, Sima.pix, Adobe Stock<br />
100 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />
Marktanalysen und Projekten.<br />
Verzerrte Wahrnehmung<br />
Kommentar: Andreas Kreutzer<br />
Das Verhältnis von Wahrnehmung zu Wirklichkeit stellt ein Grundproblem<br />
dar, das für Philosophie und Wissenschaft seit der Antike zu<br />
den großen Herausforderungen zählt. Speziell die öffentliche Wahrnehmung<br />
ist oftmals nicht viel mehr als Fiktion. So auch beim Thema<br />
Baustoff-Recycling. Denn das ubiquitäre Deutungsmuster hat nur noch<br />
bedingt etwas mit der Realität zu tun. Baustoff-Recycling wird in Österreich<br />
seit Beginn der 1990er-Jahre professionell betrieben<br />
– ob mobil auf Baustellen oder stationär. Aufbereitungsanlagen<br />
sind flächendeckend vorhanden. Zuletzt wurden<br />
über achtzig Prozent der mineralischen Fraktion der<br />
Verwertung zugeführt. Mehr als sieben Millionen<br />
Tonnen Recycling-Baustoffe kommen Jahr für Jahr<br />
zum Einsatz. Die Gründe liegen nicht zuletzt in<br />
den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die<br />
es in Österreich zum Teil seit Jahrzehnten<br />
gibt, wie etwa das Altlastensanierungsgesetz,<br />
die Deponieverordnung und die Recycling-Baustoff-Verordnung.<br />
Für viele<br />
Bauunternehmen ist Baustoff-Recycling<br />
bereits Usus. Strabag erzeugte<br />
bzw. verwendete im Geschäftsjahr<br />
2020 rund 500.000 Tonnen Sekundärbaustoffe.<br />
Bei Porr werden jährlich rund<br />
zwei Millionen Tonnen an Baurestmassen<br />
recycelt.<br />
Ende der Deponien<br />
Laut aktuellster Novelle der Deponieverordnung dürfen ab 2024 die<br />
meisten mineralischen Baustoffe – etwa Ziegel aus der Produktion, dem<br />
Straßenaufbruch und dem Betonabbruch – in keinem Fall mehr deponiert<br />
werden. In den Jahren 2026/2027 wird die Liste auf Gipsplatten,<br />
Gipswandbauplatten, faserverstärkte Gipsplatten sowie künstliche Mineralfasern<br />
erweitert. Doch auch in anderen bauaffinen Warengruppen<br />
landet kaum noch etwas auf der Deponie. So werden seit vielen Jahren<br />
etwa von allen in Österreich ausgebauten, weil erneuerten Kunststofffenstern<br />
91 Prozent nachweislich einer Wiederverwertung zugeführt.<br />
Zugegeben, bei Verbundmaterialien ist eine industrielle Lösung für eine<br />
sortenreine Trennung nach wie vor nicht wirklich in Sicht. Aber Hand<br />
aufs Herz, hat aus umwelttechnischer Sicht die Wiederverwertung von<br />
Baustoffen wirklich höchste Priorität, zumal deren Lebenszyklus<br />
deutlich länger ist, als der der meisten anderen Waren<br />
und Güter, die unsere Volkwirtschaft begründen?<br />
Äpfel- und Birnenvergleich<br />
Fenster werden im Durchschnitt alle 45 Jahre<br />
erneuert, Vollwärmeschutz nach rund sechzig<br />
Jahren und Dachmaterial für Steildächer nicht<br />
vor siebzig Jahren. Dem gegenüber stehen<br />
etwa Mobiltelefone mit einer durchschnittlichen<br />
Nutzungsdauer von drei Jahren und<br />
Kleidungsstücke werden nach rund fünf<br />
Jahren entsorgt. Hat eigentlich schon<br />
jemand erhoben, wie viele ungetragene<br />
Teile direkt im Altkleidercontainer landen?<br />
Durch geplante Obsoleszenz fallen alleine<br />
in Österreich jährlich hunderte Tonnen<br />
an zusätzlichem Elektroschrott an. Nicht, dass<br />
deshalb ein Recycling von Baumaterialen nicht<br />
notwendig wäre, aber haben wir in Sachen Kreislaufwirtschaft<br />
nicht andernorts dringenderen Handlungsbedarf? Um am<br />
Bau zu bleiben, beispielsweise im angesagten Holzbau: Brettsperrholz<br />
und Leimbinder können aufgrund des Bindemittels im Prinzip nicht<br />
wiederverwertet, sondern nur verbrannt werden. Verbrennt man Holz,<br />
wird die viel gelobte CO2-Senke aber wieder aufgefüllt. Vielleicht sollten<br />
wir öfter mal die durch eine Nachhaltigkeits-Olympiade getriebenen<br />
Argumentationen zu Ende denken.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
101
Zum Autor<br />
Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen.<br />
Nach Stationen im Wirtschaftsministerium,<br />
bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010<br />
Vorstandsmitglied der SOZIALBAU AG.<br />
Rohstoffpolitik neu denken<br />
Kommentar: Bernd Rießland<br />
Ohne Baustoffe kein Bauen – so einfach ist das. Und<br />
gleichzeitig so schwierig, wie die aktuelle Situation zeigt.<br />
Denn die momentane Krise am Baustoffmarkt trifft auch<br />
die gemeinnützigen Bauträger mit voller Wucht. Darum<br />
erleben wir gerade eine sehr merkwürdige Situation: Vieles<br />
soll gebaut oder saniert werden, aber immer mehr Projekte<br />
stehen still. Das Fehlen einzelner, vermeintlich unbedeutender<br />
Produkte kann die zügige Umsetzung großer Investitionen<br />
aufhalten.<br />
Daraus ergeben sich in unserer Branche mehrere Probleme.<br />
Probleme für die ausführenden Baufirmen, die vertragliche<br />
Verpflichtungen nicht einhalten können. Probleme für<br />
die Investierenden, die ihre Unternehmensziele nicht einhalten<br />
können. Vor allem aber Probleme bei den Bewohnern,<br />
bei denen das Grundbedürfnis Wohnen mangels zu<br />
geringem Angebots nicht zu leistbaren Preisen befriedigt<br />
werden kann.<br />
Problem der Abhängigkeit<br />
Lösungen zu dieser Baustoffkrise sind nicht einfach zu finden. Durch<br />
die Auslagerung vieler Produktionsstätten aus Europa in andere Erdteile<br />
haben wir uns in Abhängigkeiten begeben. Dieses selbst gemachte<br />
Problem, gepaart mit hoher bzw. zu hoher Nachfrage, war ein Baustein<br />
dieser kritischen Situation. Bei der Gesundheitsversorgung (Stichwort<br />
Maskenverfügbarkeit) und Energie (Stichwort Blackout) ist das für jeden<br />
sofort ersichtlich. Aber auch beim Wohnen entsteht durch geringes Angebot<br />
mangels Baustopps physischer Mangel an zusätzlichen Wohnungen.<br />
Die Preisspirale bei Eigentumsobjekten und Grundstücken dreht<br />
sich daher nach oben. Aber auch hohe Preisanstiege bei der Wiedervermietung<br />
schon bestehender individueller und institutioneller Anlegerwohnungen<br />
gehen damit einher, was gerade in den letzten Monaten<br />
wieder deutlich vor Augen geführt wurde.<br />
Umdenken bei den Rohstoffen<br />
Zwei Ansatzpunkte müssen wir daher verstärkt angehen: Den sorgsamen<br />
Umgang mit Baustoffen, wozu z.B. auch das Baustoffrecycling<br />
zählt. Dies ist ein wichtiger Ansatz, der in Österreich noch immer in den<br />
Kinderschuhen steckt. Derzeit werden österreichweit beispielsweise nur<br />
zehn Prozent des Altbetons recycelt. Diese Versäumnisse gilt es schleunigst<br />
aufzuholen.<br />
Der zweite Ansatz muss die Regionalisierung der Lieferketten sein. Aus<br />
Umweltsicht sind regionale Kreisläufe anzustreben, um die Umweltbelastung<br />
durch Verkehrsströme zu minimieren. Sie können aber auch für<br />
Innovation genutzt werden. Nicht zuletzt geht es um das Zurückgewinnen<br />
von Arbeitsplätzen und damit regionaler Wirtschaftsleistung sowie<br />
regionaler Haushaltseinkommen. Packen wir es an.<br />
Fotos: Horst Dockal, Adobe Stock<br />
102 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Yasmin Obojkovits leitet die Abteilung Baumanagement<br />
der EHL Immobilien Management und ist in dieser Funktion<br />
für die Koordination von baulichen Erhaltungsarbeiten bis<br />
hin zu Gewerbe- und Wohnungsumbauten, verantwortlich.<br />
Reduktion von „grauer Energie“ und Ressourcen im<br />
Bauwesen – am Anfang steht die sorgfältige Planung<br />
Kommentar: Yasmin Obojkovits<br />
Das Errichten und Betreiben von<br />
Gebäuden ist mittlerweile für rund 40<br />
Prozent der globalen CO₂-Emissionen<br />
verantwortlich. Um dieser unerfreulichen<br />
Entwicklung entgegenzuwirken,<br />
sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen.<br />
Ein Gebäude nachhaltig zu gestalten,<br />
bedeutet nicht allein die Energieeinsparung<br />
während des Betriebs. Denn<br />
betrachtet man den Lebenszyklus<br />
eines Bauwerks, so entfällt ein großer<br />
Teil der erzeugten Gesamtemissionen auf die Phase vor der ersten Nutzung.<br />
Daher ist bereits vor Errichtung eines Objekts zu prüfen, wie diese<br />
sogenannten „grauen Energien“ bestmöglich reduziert werden können.<br />
Der indirekte Energiebedarf setzt sich unter anderem aus der Gewinnung,<br />
Herstellung und Lagerung der Baustoffe, den Transport und Logistikwegen<br />
sowie dem Bauvorgang selbst zusammen.<br />
Zuerst die Parameter bewerten<br />
Hat man diese Parameter bewertet, ist in weitere Folge zu analysieren,<br />
wieviel an Emissionen für laufende Wartungen und Instandhaltungen<br />
ausgestoßen werden. Abschließend müssen auch der Abbruch und die<br />
Entsorgung evaluiert werden.<br />
Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse können diese Vielzahl an Informationen<br />
gebündelt und die grauen Emissionen berechnet werden. Die LCA<br />
(Life Cycle Assessment) bewertet den Umwelteinfluss von Produkten<br />
und Prozessen über deren ganzen Lebenszyklus. Mithilfe von Benchmarking<br />
ist es möglich, in der eigenen Planung in Relation zu Referenzgebäuden<br />
Emissionstreiber zu identifizieren und diese zu optimieren.<br />
Als Folge von Bevölkerungs- und<br />
Wirtschaftswachstum sowie<br />
fortschreitender Urbanisierung<br />
steigt auch der Ressourcenkonsum<br />
im Bauwesen. Anstatt Rohstoffe<br />
immer wieder der Natur<br />
zu entnehmen, wäre es wichtig,<br />
Materialien im Sinne eines Kreislaufansatzes<br />
wiederzuverwenden<br />
und zu verwerten. Optimal wäre<br />
es, wenn Bestandsgebäude als<br />
temporäre Ressourcenspeicher<br />
dienen und der Abbruch wieder in<br />
einen Neubau zurückfließen kann. Voraussetzung dafür ist, dass sich<br />
die einzelnen Bauteile sortenrein trennen lassen, daher muss bereits<br />
bei der Planung ein Rückbau und Verwertungskonzept für Baustoffe<br />
entwickelt werden.<br />
Der Planungsprozess wird aufwändiger<br />
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Planungsprozess künftig aufwändiger<br />
werden wird. Die Planer müssen sich mit den Themen der<br />
Ökologie auseinandersetzen und die verschiedenen Baustoffe für die<br />
jeweilige Ausführung vergleichen, um Bewertungen über „graue Energie“<br />
und den Ressourceneinsatz machen zu können. Vernünftig wäre es<br />
Materialien dort einzusetzen, wo sie nachhaltig, dauerhaft, optisch ansprechend,<br />
ausführungstechnisch und kostentechnisch gut realisierbar<br />
sind. Aus diesen Kriterien ergeben sich meist hybride Gebäudekonstruktionen,<br />
die langlebig und kreislauffähig sind.<br />
Wir, im EHL Baumanagement beraten unsere Kunden gern bezüglich<br />
CO2-Reduktion und Ressourcenschonung und zeigen mögliche Optionen<br />
auf um diese dann gemeinsam mit dem Liegenschaftseigentümer<br />
umzusetzen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
103
ImFokus<br />
106<br />
ROUND TABLES<br />
Bei drei hochkarätig besetzten Round<br />
Tables zu den Themen Vorfertigung und<br />
Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO 2<br />
-<br />
Reduktion auf Baustellen und Bauen und<br />
Sanieren im Bestand wurde diskutiert,<br />
was auf die Baubranche in nächster Zeit<br />
zukommen wird.<br />
120<br />
QUALITÄTSSTEIGERUNG<br />
Technik und Automatisierung bergen ein<br />
hohes Einsparungspotenzial. Grundlage dafür<br />
ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und<br />
Analyse von Daten. Eine Herausforderung,<br />
erklärt Christian Pillwein, Leiter der<br />
Gebäudeautomation bei Beckhoff.<br />
124<br />
WAS ERWARTET UNS 2022?<br />
Die Auftragsbücher sind<br />
voll, wie geht es weiter?<br />
Der BauTecFokus hat<br />
herumgefragt: Werden<br />
Bauvorhaben aufgrund<br />
der hohen Baupreise<br />
stillgelegt, verschoben<br />
oder eingestellt? Wie<br />
sieht es mit Investitionen<br />
in die Infrastruktur aus?<br />
Foto: Adobe Stock<br />
104 BauTecFokus
Entgeltliche Einschaltung<br />
Packen wir’s an<br />
Unter diesem Motto widmet sich die AUVA im Rahmen ihres aktuellen<br />
Präventionsschwerpunkts Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />
Foto: Fotolia<br />
S<br />
chmerzen in Rücken, Nacken oder<br />
Gelenken – wer kennt das nicht?<br />
Werden diese körperlichen Probleme<br />
hauptsächlich durch die Arbeit<br />
verursacht, dann spricht man von arbeitsbedingten<br />
Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE).<br />
Sie sind in Europa das häufigste arbeitsbedingte<br />
Gesundheitsproblem, der Fehlzeitenreport 2020<br />
belegt auch für Österreich hohe Zahlen. Demzufolge<br />
waren MSE im Vorjahr für rund ein<br />
Fünftel (21,3 Prozent) aller Krankenstandstage<br />
verantwortlich. Erkrankungen des Bewegungsund<br />
Stützapparats haben freilich nicht nur negative<br />
Auswirkungen auf das Wohlbefinden der<br />
Beschäftigten, sie erzeugen auch massive Kosten.<br />
Hohe Kosten<br />
Nicht weniger als 1,6 Milliarden Euro für Betriebe,<br />
Gesundheits- und Sozialsystem sowie<br />
die Betroffenen selbst lassen sich jährlich<br />
insgesamt auf arbeitsbedingte MSE zurückführen.<br />
Das geht aus einer Schätzung der AUVA<br />
auf Basis des Fehlzeitenreports sowie einer<br />
WIFO-Studie aus 2020 zu den Kosten arbeitsbedingter<br />
Erkrankungen hervor. Von MSE sind<br />
Beschäftigte in vielen Branchen und Bereichen<br />
betroffen. Einer der größten Risikofaktoren ist<br />
das Heben und Bewegen schwerer Lasten wie<br />
es etwa bei Tätigkeiten auf Baustellen häufig<br />
vorkommt. Auch wiederholte Hand- und<br />
Armbewegungen oder Vibrationen wie sie<br />
beim Bedienen von handgeführten Maschinen<br />
auftreten sowie Arbeiten in ermüdenden<br />
Positionen, z. B. bei Überkopfarbeiten, können<br />
Beschwerden verursachen.<br />
Ganzheitlicher Ansatz<br />
Zur Vorbeugung von MSE ist ein ganzheitlicher<br />
Ansatz wichtig, der von technischen<br />
Lösungen wie Bauaufzügen über organisatorische<br />
Maßnahmen bis hin zu Schulungen zum<br />
richtigen Heben und Tragen reicht. Manchmal<br />
sind es ganz einfache und kostengünstige<br />
Maßnahmen, die viel bewirken können: Etwa<br />
die regelmäßige Wartung von Transporthilfen,<br />
damit diese leichtgängig<br />
bleiben und auch wirklich<br />
verwendet werden. Auch ein<br />
genauerer Blick auf Pausen,<br />
Arbeitsdichte und -tempo<br />
kann bei der Belastungsreduktion<br />
helfen.<br />
Partner der Unternehmen<br />
Die AUVA steht Unternehmen in Sachen<br />
Prävention beratend zur Seite, auch im<br />
Rahmen der Präventionsschwerpunkte.<br />
2021/2022 stehen Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
im Fokus, angeboten werden Veranstaltungen,<br />
Publikationen, Ergonomie-<br />
Tools sowie direkte Beratung vor Ort in<br />
den Betrieben. Workshops, Seminare und<br />
Webinare zum Thema können während<br />
des Schwerpunkts um die Hälfte reduziert<br />
gebucht werden.<br />
Speziell auf das Bau- und Baunebengewerbe<br />
ist das Präventionsprogramm<br />
„baufit“ zugeschnitten. Es umfasst die Vermittlung<br />
von Wissen über körpergerechtes<br />
Arbeiten, Ausgleichsübungen, die sich<br />
gut in den Arbeitsalltag integrieren lassen,<br />
die Förderung des Gefahrenbewusstseins<br />
sowie arbeitspsychologische Aspekte.<br />
Alle Infos zum Schwerpunkt finden Interessierte<br />
auf www.auva.at/mse<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
105
ImFokus<br />
Was erwartet die<br />
Baubranche 2022?<br />
Erster Round Table. Bei drei hochkarätig besetzten Round Tables zu den Themen Vorfertigung und<br />
Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO 2<br />
-Reduktion auf Baustellen und Bauen und Sanieren im Bestand wurde<br />
diskutiert, was auf die Baubranche in nächster Zeit zukommen wird.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
B<br />
eim Round Table zum Thema<br />
Vorfertigung und Automatisierung<br />
in der Baubranche diskutierten<br />
Glorit-Geschäftsführer Lukas<br />
Sattlegger, Geschäftsführer von Drees & Sommer<br />
Georg Stadlhofer und Erich Benischek,<br />
Geschäftsführer des Fertighauszentrums Blaue<br />
Lagune, was die Baubranche nächstes Jahr<br />
bewegen wird.<br />
„Vor 30 Jahren habe ich gesagt, irgendwann<br />
geht alles in Richtung Vorfertigung“, eröffnet<br />
Benischek. „Es ist hat bei den kleinen Häusern<br />
begonnen, ist immer mehr in den großvolumigen<br />
Bau gekommen, und was derzeit einen<br />
steilen Aufstieg macht, ist der Modulbau als<br />
solcher, also die klassische Raumzellenfertigung.“<br />
Benischek geht davon aus, dass sich der<br />
Bereich der Vorfertigung massiv entwickeln<br />
wird. Nicht zuletzt wegen des Arbeitskräftemangels.<br />
„Früher haben wir uns die Leute aus<br />
dem Osten geholt, aber die bekommen wir jetzt<br />
nicht mehr“, fügt er hinzu. „Diese kritische<br />
Situation unterstützt natürlich die Vorfertigung.“<br />
Den Knackpunkt sieht er derzeit bei den<br />
hierfür notwendigen Investitionen, da die Produktionsanlagen<br />
verbessert werden müssen.<br />
Für Stadlhofer wird das nächste Jahr für die<br />
Baubranche ein Jahrzehnt der Veränderungen<br />
einläuten. „Die Taxonomie-Verordnung, die<br />
seit 2018 in Kraft ist, zwingt die Unternehmen<br />
zur Offenlegung ihrer Bauweisen“, so der<br />
Geschäftsführer von Drees & Sommer. „Die<br />
nächsten drei Kriterien kommen nächstes<br />
Jahr ins Spiel, und das bedeutet, dass sich jeder<br />
überlegen muss, wie er seine Objekte kreislauffähig<br />
machen kann.“ Nachfrage und Bedarf<br />
an kreislauffähigen Materialien steigen, und<br />
Drees & Sommer verzeichnet immer mehr<br />
Anfragen diesbezüglich. „Nächstes Jahr im<br />
März ist der Jahresbericht fällig, dazu kommt<br />
das Thema der nachhaltigen Finanzierung, das<br />
bedeutet, dass jeder Euro dahin zu bewerten<br />
ist, ob er nachhaltig investiert ist.“<br />
106 BauTecFokus
Dazu bringt Benischek das Problem der Kreislaufwirtschaft<br />
auf den Punkt: „Niemand hat<br />
das bis jetzt gelernt, das bedeutet, man muss<br />
sich in die Thematik hineindenken.“ Laut ihm<br />
beginnt das Thema bereits bei der Definition.<br />
„Man muss die Langlebigkeit des Gebäudes<br />
und die Nachnutzung im Auge haben. Auch<br />
wäre es wichtig, eine Baudokumentation, aber<br />
auch eine Aufbau- und Montagedokumentation<br />
zu haben.“ Hier fordert er ein Umdenken<br />
ein. „Man muss die Gebäude wieder zerlegen<br />
beziehungsweise abtragen können. Das bedeutet,<br />
dass Leim durch Steckverbindungen<br />
ersetzt werden muss und Verschraubungen<br />
Sinn machen.“ Dazu muss man prinzipiell in<br />
Basisfunktionen und Nachnutzungsmöglichkeiten<br />
denken. „Baue ich ein Hotel, muss ich<br />
mir jetzt schon überlegen, was ist, wenn es in<br />
20 Jahren nicht mehr geht. Will ich es in Offices<br />
umbauen, brauche andere Raumhöhen.“ Man<br />
muss vom Denken des maximalen Ertrages<br />
von der ersten Sekunde weggehen und in die<br />
Köpfe bringen, dass diese Dinge Geld kosten.<br />
Sattlegger bricht das Thema auf die Sicht<br />
eines Bauträgers und ausführenden Betriebs<br />
herunter. „Die EU-Taxonomie schärft das Bewusstsein<br />
für Nachhaltigkeit, und da gibt es<br />
einen Aufholbedarf. Wir sind mit dem Einsatz<br />
von Holz und unserer Holzriegelbauweise gut<br />
aufgestellt“, erklärt er. „Es werden aber auch<br />
andere Werkstoffe, also ökologische Baustoffe<br />
in den Vordergrund treten, und die haben ein<br />
anderes Preisniveau.“ Für Benischek ist klar,<br />
dass es zu einer Koexistenz der Baustoffe kommen<br />
werde. „Man muss sich überlegen, welche<br />
Hölzer man einsetzt. Es wird auch derzeit viel<br />
experimentiert, zum Beispiel mit Stroh und<br />
Lehm, aber das kann derzeit nur kleinvolumig<br />
eingesetzt werden.“ So benötigt eben jeder<br />
Baustoff seine Zeit. Benischek erinnert sich<br />
daran, wie sehr Asbest gehypt wurde, bevor er<br />
dann verteufelt wurde. Das Gleiche mit Spanplatten<br />
und Formaldehyd. „Man muss weg<br />
von Verbundstoffen, die Bindemittel werden<br />
da eine wichtige Rolle spielen.“ Sattlegger bestätigt,<br />
dass bei den Materialien viel getestet<br />
werde. „Aber ein gesamtheitliches System zu<br />
einem vernünftigen Preis gibt es noch nicht.<br />
Bei Glorit setzen wir auf qualitätsvolle und<br />
langzeiterprobte Systeme.“<br />
Für Stadlhofer ist die Kompetenz einer kreislauffähigen<br />
Planung wichtig. „Hier haben wir<br />
noch viel zu lernen. Die Planung ist beim Holzbau<br />
anders als beim Stahlbetonbau. Man muss<br />
„Niemand hat die Kreislaufwirtschaft<br />
bis jetzt<br />
gelernt, das bedeutet,<br />
man muss sich in die<br />
Thematik hineindenken.“<br />
Erich Benischek,<br />
Blaue Lagune<br />
vieles durchdenken, um ein Standardprodukt<br />
entwickeln zu können. Eine Baudatenbank,<br />
aber auch die Modularisierung helfen da sehr.“<br />
Beim Baupreis geht er davon aus, dass sich dieser<br />
auf einem gewissen Niveau normalisieren<br />
wird. Beim Thema leistbarer Wohnraum kann<br />
Vorfertigung und Standardisierung helfen,<br />
günstiger zu bauen. Zusammenfassend meint<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
107
ImFokus<br />
„Unsere langjährigen<br />
Partnerschaften mit Lieferanten<br />
und Geschäftspartnern<br />
waren für uns<br />
ein wesentlicher Faktor.“<br />
Lukas Sattlegger,<br />
Glorit<br />
er, dass man neue Materialien und Planungsansätze<br />
zusammengenommen neu denken<br />
muss.<br />
Benischek bringt das Beispiel der Materialnomaden<br />
zur Diskussion. Er wurde gemeinsam<br />
mit einem Team vor die Aufgabe gestellt, sich<br />
die Nachnutzung eines Parkdecks zu überlegen.<br />
Der Aha-Effekt war für ihn, dass man<br />
Träger und Stützen zerlegen kann. Es wurde<br />
aber auch die Idee geboren, einen Markt oder<br />
ein Fachmarktzentrum in das Erdgeschoss zu<br />
bauen, oben das Parkdeck zu belassen und das<br />
Obergeschoss als Urban Farming zu nutzen.<br />
„Schlussendlich waren wir bei fünf Prozent<br />
Abfall, das ist die Erkenntnis von ‚learning by<br />
doing‘.“<br />
Sattlegger sieht, dass sich bei den Baupreisen<br />
eine Entspannung abzeichnet – zumindest<br />
beim Holz, bei Kunststoffen allerdings noch<br />
nicht. Auch das Verfügbarkeitsproblem flaut<br />
langsam wieder ab. „Die Preise sind um 13<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.<br />
Es hat einen Aufholeffekt gegeben, der<br />
sich wohl 2022 wieder normalisieren wird.“<br />
Benischek sieht das ähnlich: „Aufholeffekt<br />
und Materialmangel beruhigen und pendeln<br />
sich ein. Jedenfalls hat uns die Pandemie die<br />
Abhängigkeit von Asien drastisch vor Augen<br />
geführt. Wir haben es vernachlässigt, bei uns<br />
zu produzieren. Gestemmt wurden die Probleme<br />
bei der Materialverfügbarkeit vor allem<br />
dort, wo gute Partnerschaften gelebt wurden.“<br />
Hier hackt Sattlegger ein: „Unsere langjährigen<br />
Partnerschaften mit Lieferanten und<br />
Geschäftspartnern waren für uns ein wesentlicher<br />
Faktor. Wir konnten dadurch durchproduzieren<br />
und waren immer handlungsfähig.<br />
Da wir zudem stark auf Regionalität setzen,<br />
sind wir unabhängiger als andere. Das klingt<br />
einfach, ist es auch – es bedarf aber schon einer<br />
nachhaltigen Strategie und entsprechender<br />
Aufbauarbeit.“<br />
Für Benischek ist klar, dass es immer wichtiger<br />
wird, Aufklärungsarbeit zu leisten: „Gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen sind notwendig,<br />
aber wir müssen auch nachdenken, was uns<br />
die Zukunft wert ist.“ Dazu ergänzt Stadlhofer,<br />
108 BauTecFokus
dass der Zwang zur Wirtschaftlichkeit bestehen<br />
bleibe. „Aber was sich schon geändert hat,<br />
sind gewisse Regeln in der Beurteilung und<br />
ein gewisser Abwertungsdruck für Bestandsimmobilien.<br />
Natürlich will der Investor den<br />
maximalen Profit herausbekommen.“ Für<br />
den Bestand fordert er Fördersysteme, da dieser<br />
sonst nicht geschaffen werden kann. „Es<br />
braucht eine Dokumentation. Beim Neubau<br />
ist das kein Problem, aber beim Bestand weiß<br />
ich nicht, was da drin ist. Es gibt keinen Standard,<br />
wie beim Auto zum Beispiel das Serviceheft.“<br />
Hier ergänzt Benischek, dass man in die<br />
Tiefe gehen müsse: „Auch die Vorlieferanten<br />
müssen bekanntgegeben werden. Man muss<br />
zur Wurzel gehen, bis ins letzte Detail.“ Da<br />
müssen Digitalisierung, BIM und Materialdatenbanken<br />
eingesetzt werden. „Aber es sind<br />
noch keine Lösungen out of the box“, ergänzt<br />
Stadlhofer.<br />
Beim Thema Vorfertigung wirft Benischek<br />
ein, dass sich die Produktionsstätten sehr<br />
gewandelt hätten. „Wo früher 60 Leute tätig<br />
waren, arbeiten heute 5–6 Menschen. Wir sind<br />
auf Kurs der Industrialisierung und Robotik.<br />
Aber was machen wir mit den Menschen?“<br />
Hier sieht Stadlhofer keinen Grund zur Sorge.<br />
„Die Arbeitskräfte schaffen Produktivität für<br />
andere hoch qualitative Arbeit. Sie müssen<br />
sich weiterbilden und lernen, komplexe Steuersysteme<br />
managen zu können.“ Sattlegger<br />
setzt bei Glorit auf einen hohen Vorfertigungsgrad:<br />
„Wand und Deckenelemente sind<br />
fix und fertig, die Fassade ist vorbereitet und<br />
vernetzt, dann wird auf der Baustelle alles<br />
montiert.“ Bei Glorit werden etwa 60 Prozent<br />
des Hauses im Werk vorgefertigt. „Da wir<br />
unsere Grundrisse perfekt an die Gegebenheiten<br />
des Grundstücks anpassen, ist für uns<br />
ein noch höherer Vorfertigungsgrad nicht<br />
sinnvoll möglich.“<br />
Als gemeinsame Problemlösung, die alle als<br />
Wunsch für die nächsten Jahre formulieren,<br />
wäre eine Homogenisierung der Bauordnung,<br />
also österreichweite Vorschriften. Diese<br />
Maßnahme würde zu einer Innovationsförderung<br />
führen, so Benischek, Sattlegger und<br />
Stadlhofer.<br />
„Die Arbeitskräfte<br />
müssen sich weiterbilden<br />
und lernen, komplexe<br />
Steuersysteme managen<br />
zu können.“<br />
Georg Stadlhofer,<br />
Drees & Sommer<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
109
ImFokus<br />
Nachhaltigkeit<br />
auf Baustellen<br />
Zweiter Round Table. Zum Schwerpunktthema „Nachhaltigkeit auf<br />
Baustellen“ diskutierten Stefan Graf, geschäftsführender Gesellschafter von<br />
Leyrer + Graf, Helmut Berger, Geschäftsführer von Allplan, und Harald Mezler,<br />
Geschäftsführer von Lindner, miteinander. Dabei ging es um die Themen<br />
Energieeffizienz und CO 2<br />
-Reduzierung im Baubetrieb beziehungsweise<br />
auf Baustellen, Nachhaltigkeit, ESG und EU-Taxonomie.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
W<br />
ir als Bauunternehmen sind<br />
extrem stark im ausführenden<br />
Prozess tätig, weil es<br />
bei uns darum geht, gewisse<br />
Elemente zusammenzufügen. Wir haben wenig<br />
Einfluss auf Materialien, die werden vom Ausschreiber<br />
und vom Planer vorgegeben. Unser<br />
Hebel ist die Ausführung, also das Zusammenfügen“,<br />
eröffnet Graf. „Wir bewegen auf den<br />
Baustellen große Massen, wir bewegen sie<br />
horizontal als auch vertikal, und dort ist der<br />
große Energiebedarf angesiedelt. Hier muss<br />
man auf die Optimierung der Bauabläufe setzen<br />
und versuchen, sowohl Ressourcen als auch<br />
Energie einzusparen. Der zweite Hebel ist die<br />
Logistik, Stichwort Transporteffizienz.“<br />
Leyrer + Graf setzt zusätzlich auf Photovoltaik<br />
beim Betrieb der Büros und beschäftigt sich<br />
mit dem Einsatz von Grünstrom, wie man von<br />
gasbetriebenen Anlagen auf elektrische um-<br />
stellen und den Fuhrpark auf E-Mobilität<br />
umstellen kann. „Etwas weitergedacht, aber<br />
nicht mehr ganz auszuschließen ist Wasserstoff“,<br />
ergänzt Stefan Graf. „Es ist noch Zukunftsmusik,<br />
aber definitiv auf unserem Schirm.“<br />
Mezler, der auf Innenausbau spezialisiert ist,<br />
führt an, dass bei Familienunternehmen das<br />
„S“ in ESG ohnehin gelebt wird und oft als<br />
selbstverständlich gilt. „Wir sind auch Gründungsmitglied<br />
von DGNB und beschäftigen<br />
uns schon lange mit Nachhaltigkeit“, so Mezler.<br />
„Wir haben auch vor einigen Jahren begonnen,<br />
unsere Produkte mit einem Mehrwert abzubilden.“<br />
So existieren für alle Produkte UPD (Umweltproduktdeklarationen).<br />
Darüber hinaus<br />
sind viele Produkte Cradle-to-Cradle zertifiziert<br />
und die Werke ökozertifiziert. „Zudem ist<br />
es wichtig, sich anzusehen, was die Produkte<br />
im Gebäude zusätzlich zu ihrer Grundfunktion<br />
leisten. Zum Beispiel für die Gesundheit<br />
der Mitarbeiter und was sie an visuellem und<br />
thermischem Komfort bringt.“ Nachhaltigkeit<br />
sieht er als Grundbestreben seines Unternehmens.<br />
In Baden hat Lindner mit der Gemeinde<br />
ein Wasserkraftwerk gebaut. Mit dem Strom<br />
lädt Lindner unter anderem seine Elektroautos.<br />
„Wir sind auch ein produzierendes Unternehmen,<br />
die Lindner-Gruppe macht circa ein<br />
Drittel des Umsatzes mit Industrieproduktion,<br />
da hat man andere Hebel“, so Mezler. „Da geht<br />
es natürlich um CO2 bei der Produktion, aber<br />
auch darum, was verwende ich? Holzplatten,<br />
die CO2 binden, oder Platten aus Kalziumsulfat,<br />
die ich mehrmals im Kreislauf führen und<br />
als Gebrauchtplatten einsetzen kann.“ Für ihn<br />
ist das Thema Kreislaufwirtschaft sehr wichtig.<br />
Die großen Hürden, die 2026/27 vor uns liegen,<br />
wie Deponierungsverbot von Mineralwolle<br />
und Gips, zeigen, wohin die Reise gehen kann.<br />
110 BauTecFokus
„Etwas weitergedacht,<br />
aber nicht mehr ganz<br />
auszuschließen ist<br />
Wasserstoff.“<br />
Stefan Graf,<br />
Leyrer + Graf<br />
Damit wird die Rücknahme ihrer Produkte<br />
für die Hersteller ein Thema. Für manche<br />
Materialien wie zum Beispiel Gips kann man<br />
Wiederverwertung wahrscheinlich nur über<br />
die Entsorgungskosten steuern, da der Grundstoff<br />
so günstig ist, dass sich Recycling sonst<br />
nicht rechnet. „Da werden sich einige neue<br />
Geschäftsmodelle auftun.“<br />
„In der Gebäudetechnik muss man effizient<br />
planen, um mit möglichst wenig Energieeinsatz<br />
auszukommen, in den letzten Jahren wird<br />
immer mehr auf Zertifizierungen Wert gelegt“,<br />
so Berger. „Für gute Haustechnik gibt man da<br />
und dort auch mehr Geld aus.“ Sieht man sich<br />
die Baustelle selber an, so erklärt er weiter, so<br />
könne die Gebäudetechnik komplett vom Gebäude<br />
getrennt werden, sodass die Materialien<br />
im Kreislauf gehalten werden können. Allplan<br />
ist neben der Gebäudetechnik in der zweiten<br />
Schiene weltweit als Consulter im Bereich<br />
Energie- und Ressourceneffizienz und CO2-<br />
Vermeidung tätig. „Wir sehen, dass wir Europäer<br />
weltweit einen besonders hohen Standard<br />
haben, wo man sich Zeit nimmt, Probleme<br />
auf eine vernünftige Art zu lösen“, so Berger.<br />
„Gerade wir Europäer müssen uns die Zeit nehmen,<br />
Lösungen zu finden und diese international<br />
bereitzustellen, vor allem für Länder, die<br />
die Mittel nicht haben.“ Der Allplan-Geschäftsführer<br />
ist zuversichtlich, dass die komplette<br />
Dekarbonisierung von einzelnen Sektoren im<br />
nächsten Jahrzehnt möglich ist. „2030 sollte<br />
es in Wien einen CO2-neutraler Zement geben.<br />
Das ist ein Riesenschritt, weil man Zement<br />
maximal 150 Kilometer transportiert, da er extrem<br />
schwer und billig ist.“ In die Entwicklung<br />
des CO2-neutralen Zements sollen sehr viele<br />
Förderungen hineinfließen. Lafarge, Verbund,<br />
OMV und Borealis, aber auch die Voest mit<br />
Stahlproduktion mit Wasserstoff haben die<br />
Chance erkannt und versuchen, die Fördertöpfe<br />
auszuschöpfen.<br />
„Der Trend zur Digitalisierung wird gerade vom<br />
Megatrend Nachhaltigkeit, das Schlagwort für<br />
alles, was mit Klima und Klimawandel zu tun<br />
hat, abgelöst“, so Graf. „Das ist wichtig, weil<br />
die Effekte auf die Umwelt bereits beobachtbar<br />
sind. Jetzt liegt es an uns, eine technische und<br />
eine wirtschaftliche Sichtweise einzunehmen,<br />
um das Problem zu lösen.“ Graf spricht<br />
in diesem Zusammenhang den Verzicht an.<br />
„Über den wird es nicht funktionieren, weil<br />
die Masse nicht bereit ist, auf Wohlstand und<br />
Annehmlichkeit zu verzichten. Man hört ja<br />
beispielsweise von Entwicklungsländern, die<br />
ihr Recht auf Umweltverschmutzung nahezu<br />
einfordern.“ Daher ist für Graf klar, dass das<br />
Klima nur durch neue Technologien und eine<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
111
ImFokus<br />
„Für jeden neue Mieter<br />
muss man neu ausbauen,<br />
das ist eine Chance, Materialien<br />
in die Kreislaufwirtschaft<br />
hineinzubekommen.“<br />
Helmut Berger,<br />
Allplan<br />
stete Forschung und Entwicklung gerettet<br />
werden kann. „Der technologische Fortschritt<br />
ist da. Derzeit ist der Wirkungsgrad bei Wasserstofferzeugung<br />
noch gering und die Frage<br />
offen, ob es auch wirtschaftlich darstellbar<br />
und die Technologie skalierbar ist.“ Dennoch<br />
ist Graf optimistisch, da es viele Visionen und<br />
Ideen zur Rettung des Klimas gibt, der Teufel<br />
aber oft im Detail steckt.<br />
Mezler stellt hier die philosophische Frage, was<br />
genau Verzicht sei. „Ist es Verzicht, wenn wir<br />
Doppelbodenplatten wiederverwenden und der<br />
Kunde kein neues Produkt bekommt, oder ist<br />
das clevere Kreislaufwirtschaft?“ Alles, was man<br />
nicht produzieren muss, spart CO2, es fällt nur<br />
das CO2 vom Transport an. „Interessant wird es<br />
dann, wenn das Wiederverwenden einen Kostenvorteil<br />
bringt“, so Mezler weiter. „Langfristig<br />
werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass<br />
manche Sachen nicht neu sind.“ Als weiteren<br />
Punkt führt er die Option an, dass man Produkte<br />
in Zukunft nicht mehr verkauft, sondern vermietet.<br />
„Betrachten wir einen Businesspark auf<br />
der grünen Wiese: Der steht circa 30 Jahre. Ist<br />
es dann nicht ein attraktives Geschäftsmodell,<br />
wenn ich das Gebäude miete? Der Eigentümer<br />
nimmt die Wertsteigerung des Grundstücks<br />
mit, der Errichter und Vermieter baut das Gebäude<br />
ab, das gleichzeitig ein Rohstofflager ist<br />
und für die Neuerrichtung verwendet werden<br />
kann.“ Dabei spielt er darauf an, dass man<br />
eigentlich seit 2013 weiß, dass das kanadische<br />
Holz aufgrund von Bränden und Borkenkäfer<br />
knapp wird, dennoch war man 2021 diesbezüglich<br />
überrascht. Da muss man sich die Frage<br />
stellen, was man sonst noch übersieht? „Vielleicht<br />
ist es nicht schlecht, in 40 Jahren Holz,<br />
Beton, Stahl etc. in einem Gebäude ‚gelagert‘<br />
zu haben.“ Ergänzend führt er an, dass Lindner<br />
eine Rücknahmegarantie auf Doppelböden aus<br />
Kalziumsulfat hat. „Die hätten wir heuer gut<br />
brauchen können, aber es kam wenig zurück.“<br />
Im Innenausbau geht es immer noch mehr in<br />
Richtung modulares Bauen. Dabei haben Produkte<br />
unterschiedliche Lebenszyklen. „Ein Bodenbelag<br />
ist das am schnellsten drehende Produkt<br />
und kommt oft schon nach zehn Jahren<br />
raus, ein Doppelboden und eine Metalldecke<br />
werden erst alle 30 bis 40 Jahre ersetzt, aber<br />
das Gebäude planen wir meist für einen viel<br />
längeren Zeitraum“, so Mezler. Berger findet<br />
die Tatsache interessant, dass man sich beim<br />
Bau eines Gebäudes auf das Grundstück, den<br />
Skelettbau und die Fassade konzentriert und<br />
den Innausbau mietet. „Man muss mit jedem<br />
Mieter innen neu ausbauen. Das kann man<br />
112 BauTecFokus
als Chance sehen, Materialien in die Kreislaufwirtschaft<br />
hineinzubekommen“, so Berger.<br />
„Wobei ein Mietsystem nur Sinn macht, wenn<br />
es günstiger ist.“<br />
Mezler hakt da ein: „Man muss die Produkte<br />
in ihrer Langlebigkeit verbessern und sie dann<br />
refurnishen und idealerweise so lange im<br />
Kreislauf halten, wie auch das CO2 in der Luft<br />
bleibt.“ Klar ist, dass immer der Preis entscheidet,<br />
aber Miete sei seiner Meinung nach auch<br />
ein Weg, um Lebenszykluskosten sichtbar zu<br />
machen. „Ein Beispiel: Zahlen wir die Waschmaschine<br />
nach Waschgang und nicht pro<br />
Stück, würden diese so gebaut werden, dass<br />
sie 20.000 Gänge aushalten“, so der Lindner-<br />
Geschäftsführer. „Bei großen Druckern haben<br />
wir bereits den Preis pro Kopie, also eigentlich<br />
ein auf das Ergebnis bezogenes Mietsystem,<br />
im Gegensatz zu Haushaltsdruckern oder Kapselkaffeemaschinen,<br />
die in der Anschaffung<br />
günstig sind, die Druckerpatronen oder die<br />
Kaffeekapseln aber teuer sind.“<br />
Graf begrüßt das Modell, zeigt aber auch die<br />
Herausforderung auf, die das mit sich bringt.<br />
„Die Berechnung bei einem Drucker, Scanner<br />
etc. ist im Vergleich zu einem Gebäude<br />
simpel“, erklärt der CEO von Leyrer + Graf.<br />
„Gebäude sind nicht so leicht simplifizierbar,<br />
dahinter steht ein enormer Kapital- und Ressourceneinsatz.“<br />
Zudem gäbe es Modelle wie<br />
das Bauträger-Modell bereits. Hier ergänzt<br />
Mezler, dass diese aber noch weitergedacht<br />
werden können. Er führt als leichter greifbares<br />
Beispiel den Bodenbelag als Mietsystem an.<br />
„Dieser wird einmal im Jahr grundgereinigt,<br />
alle zehn Jahre bekommt man einen neuen<br />
Belag. Nimmt man dann weiter die Trennwand<br />
und den Doppelboden dazu, hätte man schon<br />
einen vermietbaren Innenausbau.<br />
„In der Haustechnik ist das hauptsächlich<br />
eingesetzte Material Stahl, da kann ich alles<br />
wieder zerlegen und wiederverwenden. Derzeit<br />
wird recycelt, Refurnishment ist mir nicht<br />
bekannt. Natürlich könnte man zum Beispiel<br />
Lüftungskanäle oder andere Komponenten abbauen<br />
und wiederverwenden, da sind aber die<br />
Kosten des Neuen zu gering, und bei Pumpen,<br />
Gebläsen oder Kältemaschinen sind die neuen<br />
Komponenten effizienter als die alten“, meint<br />
„Interessant wird die<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
dann, wenn das<br />
Wiederverwenden einen<br />
Kostenvorteil bringt.“<br />
Harald Mezler,<br />
Lindner<br />
Berger. Für Graf ist klar, dass zukünftig Standardisierung<br />
und Modularisierung stärker<br />
Thema werden – auf Kosten der Individualität.<br />
„Es ist immer auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.<br />
Bei vielen historischen Gebäuden<br />
kostet die Sanierung mehr als ein Neubau.“<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
113
ImFokus<br />
Sanieren im Bestand<br />
Dritter Round Table. Zum Thema „Bauen und Sanieren im Bestand“ diskutierten Robert Lechner,<br />
Geschäftsführer des Österreichischen Ökologie-Instituts und von pulswerk, Helga Noack, Geschäftsführerin<br />
von DenkMalNeo, Herbert Hetzel, Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy und Heinz Hackl, Public Affairs<br />
Manager von Velux.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
H<br />
etzel eröffnet die Diskussion:<br />
„Ich gehe davon aus, dass 2022<br />
ein Gamechanger für Bestandsimmobilien<br />
wird. Das liegt an<br />
den Anforderungen aus der EU-Taxonomie,<br />
die in den ersten sechs Monaten des nächsten<br />
Jahres durchschlagen werden und eine Großzahl<br />
an Veränderungen auslösen wird“, ist der<br />
Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy<br />
überzeugt. Er geht davon aus, dass die EU-<br />
Taxonomie-Regeln, da sie zum ersten Mal von<br />
der Finanzierungsseite ausgehen, einen völlig<br />
neuen Bedarf in diesem Markt identifizieren<br />
werden. „Die Bestandhalter sind sensibel, denn<br />
nicht alle Immobilien der institutionellen In-<br />
vestoren sind mit Eigenkapital finanziert. Ich<br />
gehe davon aus, dass das einen Sanierungsbedarf<br />
auslösen wird, der nicht befriedigt werden<br />
kann“, so Hetzel. „Das steht in keinem Verhältnis<br />
zu dem, was der laufende Wohnbedarf in<br />
dieser Stadt ausmacht, die Dimension, um die<br />
es geht, ist riesig, und es werden alle auf den<br />
Zug aufspringen.“ Da man aber heute schon<br />
nicht wisse, wo man die Mitarbeiter herbekommen<br />
soll, werde es ein großes Problem werden.<br />
„Derzeit haben wir eine Sanierungsquote von<br />
zwei Prozent, was passiert, wenn die restlichen<br />
98 Prozent in Bewegung kommen“, fragt er in<br />
die Runde. „Das wird spannend und aufregend<br />
werden.“<br />
Hier schließt sich Hackl an: „Ich kann eher für<br />
den kleinvolumigen Bereich sprechen, da ist<br />
während der Corona-Zeit viel spontan renoviert<br />
worden. Die Menschen hatten viel Zeit,<br />
einen Sanierungsbedarf wahrzunehmen, und<br />
davon haben wir geschäftlich profitiert.“ Laut<br />
Hackl fehlt aber der Plan für eine strukturierte<br />
Sanierung. Auch er sieht nicht, wie diese arbeitskräftetechnisch<br />
umgesetzt werden können.<br />
„Wir haben die Menge an ausgebildeten<br />
Kräften nicht. Daher braucht es einen Wandel<br />
in Richtung serieller Sanierung, industrieller<br />
oder halbindustrieller Vorfertigung und neue<br />
Technologien“, fügt der Velux-Geschäftsführer<br />
hinzu.<br />
114 BauTecFokus
„Das Jahr 2022 wird aufgrund<br />
der EU-Taxonomie<br />
ein Gamechanger für<br />
Bestandsimmobilien.“<br />
Herbert Hetzl,<br />
Beyond Carbon Energy<br />
ten Prozent der Gebäude gehören.“ Das würde<br />
bedeuten, dass ein Gründerzeithaus den energietechnischen<br />
Anforderungen der letzten<br />
zehn bis 15 Jahre entsprechen muss, damit sie<br />
taxonomiekonform ist, egal wie das erreicht<br />
wird. „Was macht also der Markt, wenn viel<br />
Geld da ist? – Und es ist viel Geld am Markt. Der<br />
wird taxonomiekonforme Immobilien in Österreich<br />
nicht so schnell finden und weicht auf<br />
Neubauten aus, weil diese jetzt schon auf den<br />
technischen Standard vorbereitet sind.“ Damit<br />
widerspricht er Hetzel, dass die Entwicklung<br />
nicht nach innen, also Richtung Sanierung<br />
gehe, auch wenn das gut wäre. Aber in Bezug<br />
auf die Finanzierung glaubt er, dass der Neubau<br />
weiter boomen werde. „Vor allem, wenn<br />
das Geld schnell ausgegeben werden muss.“<br />
Damit greift er auch schon das nächste Thema<br />
auf: „Wir müssen weg vom Flächenfraß in<br />
Richtung qualitätsvolle Nachverdichtung“,<br />
erklärt er. Hier sollten auch durch die Raumordnung<br />
Schranken gesetzt werden, damit<br />
nicht mehr in die grüne Wiese gebaut, sondern<br />
saniert werde. „Da braucht es mutige Leute, die<br />
sich über so was auch drübertrauen.“<br />
Serielle Sanierung wird notwendig<br />
Noack findet das Tempo spannend, mit dem<br />
es in die Umsetzung gehen soll. „Das geht nur<br />
mit serieller Sanierung“, so die DenkMalNeo-<br />
Geschäftsführerin. „Man muss sich überlegen,<br />
wie wir das notwendige Know-how entwickeln<br />
und weitergeben. Generell wird die Frage spannend,<br />
wie wir in Zukunft miteinander arbeiten<br />
werden. Da wird sich die gesamte Arbeitswelt<br />
mitentwickeln müssen, vor allem im Hinblick<br />
auf die höheren Klimaziele.“<br />
Lechner schließt sich der Meinung von Herbert<br />
Hetzel an. „Die EU-Taxonomie wird einen<br />
Schub in Richtung Nachhaltigkeit auslösen.“<br />
Er ist aber skeptisch, dass der österreichische<br />
Markt darauf vorbereitet ist. „Die Taxonomie<br />
für Bestandsimmobilien, also alles, was vor<br />
Dezember 2020 errichtet wurde, sieht vor, dass<br />
sie dann konform sind, wenn sie zu den 15 bes-<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
115
ImFokus<br />
„Die Umsetzung der Sanierungen<br />
wird nur mit<br />
dem Einsatz von serieller<br />
Sanierung möglich sein.“<br />
Helga Noack,<br />
DenkMalNeo<br />
Ein weiteres Problem des Bestandes sei, erklärt<br />
Hetzel, dass das Wohnungseigentumsgesetz<br />
es nicht ermögliche, dass die Immobilien die<br />
nächsten 200 Jahre erleben könnten, weil man<br />
nichts verändern könne, wenn sich einer querlege.<br />
An den Zinshäusern werde ständig etwas<br />
verändert und modernisiert, je nach Mietrechtsgesetz.<br />
Es werden Bäder gebaut, Gas eingeleitet<br />
etc., und man habe sie über 200 Jahre gebracht.<br />
Die Häuser haben sich viel gefallen lassen, weil<br />
es Reserven gegeben habe und einen Eigentümer,<br />
der Entscheidungen getroffen habe. Bei<br />
neuen Wohnungseigentumsobjekten gehe es<br />
nicht, weil man technische Reserven habe. Man<br />
könne dort keine Wohnungen zusammenlegen<br />
oder trennen oder ein Büro daraus machen etc.<br />
Daher werden diese Immobilien eine kurze<br />
Halbwertszeit haben.<br />
Problem Arbeitskräftemangel<br />
Zum Arbeitskräftethema fügt er hinzu, dass<br />
die Pandemie gezeigt habe, was passiere,<br />
wenn die Grenzen geschlossen seien. „Wir<br />
haben am Bau schon lange keine Tagespendler<br />
mehr, die Leute kommen von weiter her und<br />
bleiben einen Monat oder länger und gehen<br />
dann zurück. Wenn sie nicht kommen dürfen,<br />
dann kommt es zu bösen Verzögerungen.“<br />
Man werde sehen, wie der jetzige Lockdown<br />
das aktive Baugeschehen dämpfe. Hackl fügt<br />
hinzu, dass die Arbeitskräfte nicht nur im städtischen,<br />
sondern mittlerweile auch im ländlichen<br />
Bereich fehlen, da in puncto Ausbildung<br />
viel verschlafen worden sei.<br />
„Beim Thema Geld muss man unterscheiden,<br />
ob wir von Geld reden, das eine Veranlagung<br />
sucht und noch keine gefunden hat, oder über<br />
das Geld, das schon investiert ist“, so Hetzel.<br />
„Das Geld, das schon in den Immobilien steckt,<br />
ist ein Problem, weil sich das bestehende Portfolio<br />
bei fehlender Taxonomiekonformität<br />
abwertet. Die Diskussion führen wir erst, wenn<br />
die Banken die Kredite teuer machen. Aber das<br />
wirkliche Thema ist, dass die Investoren nicht<br />
mehr transaktionsfähig sind. Die alten Spielregeln<br />
gelten nicht mehr, sprich die Mieten steigen<br />
nach dem VPI, haben eine Finanzierung,<br />
und dann findet der Investor keinen, der ihm<br />
dieses Haus abkauft. Deswegen verliert es über<br />
Gebühr an Wert, „Taxonomie beats Location“.<br />
Wertverlust bei schlechten Immobilien<br />
Lechner stellt dazu eine spannende These auf:<br />
„Produzieren wir jetzt eine strukturelle, praktisch<br />
legistisch vorgegebene Blase, weil wir Taxonomie<br />
leben müssen? Das würde bedeuten,<br />
dass Kartenhäuser zusammenbrechen, wenn<br />
die Immobilien weniger wert werden, genauso<br />
wie die Altersversorgung.“ Hetzel bestätigt<br />
das, worauf Hackl die Zusatzfrage stellt, ob das<br />
den betroffenen Bestandhaltern bewusst sei.<br />
Hetzel verneint dies. „Die meisten Menschen,<br />
die eine Wohnung kaufen, beschäftigen sich<br />
nicht so intensiv mit Immobilien, tätigen aber<br />
damit die oft größte Investition ihres Lebens.“<br />
„Wenn ich den Designern der Taxonomie guten<br />
Willen unterstelle, dann ist das intelligent<br />
aufgezogen“, meint Lechner. „Dennoch muss<br />
man sich bewusst sein, dass die Taxonomie<br />
auch toxische Bestimmungen enthält, wie<br />
zum Beispiel, dass auf Ackerflächen mit mittlerer<br />
und hoher Bonität nicht mehr neu gebaut<br />
werden darf. Damit wäre die Stadtentwicklung<br />
in Wien, Linz, Graz etc. vorbei. Das ist in der Begutachtung<br />
durchgerutscht, wenn es so gelebt<br />
wird.“<br />
Noack wirft ein, dass die Taxonomie zunächst<br />
ein Werkzeug sei. „Was wir wissen, ist, dass<br />
ab jetzt Berichtspflichten für gewisse Kreise<br />
gelten. Was wir noch nicht wissen, ist, wofür<br />
die Taxonomie in Zukunft außerdem noch<br />
„Es fehlen der Plan<br />
für eine strukturierte<br />
Sanierung und die<br />
Arbeitskräfte für die<br />
Umsetzung.“<br />
Heinz Hackl,<br />
Velux<br />
116 BauTecFokus
„Bestandsimmobilien<br />
müssen energieeffizienter<br />
werden, und Sanierungsförderungen<br />
müssen<br />
abgeholt werden.“<br />
Robert Lechner,<br />
Ecology, pulswerk<br />
hergenommen wird. Wenn man es herunterbricht<br />
und seinen eigenen Immobilienbestand<br />
beleuchten möchte, sehe ich noch gar nicht<br />
die Maßstäbe. Wie kommen wir denn überhaupt<br />
zu den Zahlen, dass man das Portfolio<br />
vergleichbar bewerten kann?“ Hetzel meint,<br />
dass dies fix geregelt sei. „Verbessern sich die<br />
Zahlen bei sogenannten schlechten Immobilien<br />
nicht, so erhöhen die Banken ihren Eigenkapitalanteil<br />
für die Finanzierung, und damit<br />
machen sie die Finanzierung teuer.“<br />
Noack meint dazu, dass erkannt wrde, dass der<br />
Klimawandel eine Menge Geld kosten werde<br />
und dass die Idee hinter der Taxonomie sei,<br />
Finanzströme umzuleiten. Hetzel hat darauf<br />
mit seiner Firma Beyond Carbon Energy eine<br />
Antwort: „Ich bin ein Unternehmer, der das<br />
Problem mit einer CO2-freien Wärme-Kälte-<br />
Versorgung löst.“<br />
Technologie wird den Ausschlag geben<br />
„Es gibt viel gute Technologieentwicklung“,<br />
so Lechner. „Aber nicht jedes Gebäude, das<br />
schon steht, hat das Recht stehen zu bleiben,<br />
weil es schon mal da ist. In der Gründerzeit<br />
hat man viel abgerissen und umgesiedelt, hat<br />
Wien praktisch neu gebaut, eben gegründet<br />
im wahrsten Sinne des Wortes. Es würde<br />
heute nicht diese Bauten geben, wenn nicht<br />
ordentlich investiert worden wäre. Manche<br />
Gebäude kann man nur neu bauen, weil es viel<br />
aufwändiger wäre zu sanieren.“ Hackl meint,<br />
dass man aufpassen müsse, dass man es sich<br />
mit dem Abreißen nicht zu einfach mache. Er<br />
führt das Gebäude von „Universalversand“ in<br />
Salzburg, ein Betonbunker, an, wo überlegt<br />
wurde, es zu sprengen. Stattdessen wurde im<br />
Bestand adaptiert, weil sehr viel Beton dort<br />
eingesetzt worden sei.<br />
Dem fügt Noack hinzu, dass eine profunde Prüfung<br />
vor dem Abriss notwendig sei. „Am Anfang<br />
muss man sich intensiv mit der Bausubstanz<br />
auseinandersetzen, es bauhistorisch und<br />
bauphysikalisch prüfen etc.“, so Noack. „Wir<br />
haben theoretisch so viel Baubestand, dass wir<br />
gar nicht neu bauen müssten. Ziel der Immobilienbranche<br />
kann es nicht sein, wie Autos und<br />
Fleisch an den Pranger gestellt zu werden. Man<br />
muss Gebäude bis zum Ende des Lebenszyklus<br />
denken und neue Modelle finden.“<br />
Für Hetzel ist eines klar: „Wenn es gelingt, dass<br />
wir aus dem Gas rauskommen, dann schaffen<br />
wir den Klimawandel, denn wenn dort der<br />
größte Impact möglich ist, dann muss ich dort<br />
das Problem lösen.“ Lechner sieht das große<br />
Problem in Wien, wo sehr viele Wohnungen<br />
mit Gas beheizt werden. „2035 müssen wir aus<br />
dem Gas raus, da muss man den Markteilnehmern<br />
klarmachen, dass diese Heizungsart vorbei<br />
ist. Bestandsimmobilien müssen energieeffizienter<br />
werden, und Sanierungsförderungen<br />
müssen abgeholt werden.“<br />
Eine Möglichkeit, aus dem Heizungsdilemma<br />
herauszukommen, sei die Suche nach systemischen<br />
umweltfreundlichen Lösungen, die man<br />
schnell skalieren könne. Auch eine Energie-<br />
Flatrate wäre denkbar, denn man spare beim<br />
Verwalten und Verrechnen von Energie.<br />
Stattdessen lege man bei den Gesamtinvestitionskosten<br />
ein bisschen drauf und refinanziere<br />
langfristig über die Miete.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
117
ImFokus<br />
Fördern allein ist<br />
zu wenig<br />
Sanieren aktivieren. Politik und Wirtschaft fordern konkrete Anreize. Die Renovierung bestehender<br />
Gebäude anzukurbeln, ist für die Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 unerlässlich und<br />
sichert zudem Wertschöpfung und Arbeitsplätze.<br />
S<br />
elten verbinden sich die Benefits<br />
für Klima und Wirtschaft so gut<br />
wie beim Sanieren“, stellte Sektionschef<br />
Jürgen Schneider aus dem<br />
Klimaministerium fest. Er bezog sich damit<br />
auf eine Studie zur Gebäudesanierung in<br />
Österreich, die das Institut für Immobilien,<br />
Bauen und Wohnen (IIBW) gemeinsam mit<br />
dem Umweltbundesamt erstellt und vor Ort<br />
präsentiert wurde.<br />
„Die Ergebnisse zeigen, dass Fördern allein zu<br />
wenig ist, um bei der Wohnhaussanierung in<br />
die Gänge zu kommen“, analysierte der Geschäftsführer<br />
des IIBW. Es brauche darüber<br />
hinaus bau- und wohnrechtliche Regelungen,<br />
noch mehr Fachkräfte für alle Sanierungsphasen<br />
und viel Kommunikation. Schaffte<br />
man im geförderten Bereich vor zehn Jahren<br />
Spitzenwerte von 40.000 umfassend sanierten<br />
Wohnungen, waren es 2018 nur noch 13.000<br />
– und waren 2020 nur unwesentlich mehr.<br />
Im gleichen Zeitraum verminderten sich die<br />
geförderten Einzelmaßnahmen, wie zum<br />
Beispiel Fenster- oder Heizungstausch, von<br />
50.000 auf 20.000. Insgesamt sank die Sanierungsförderung<br />
der Länder zwischen dem<br />
Höchstwert 2009 und dem Tiefstwert 2018<br />
um mehr als zwei Drittel und legte seither nur<br />
geringfügig zu.<br />
„Förderungen für<br />
Sanieren müssen<br />
vereinfacht werden.“<br />
Jürgen Schneider,<br />
Klimaministerium<br />
Foto: Fachverband der Stein- und keramischen Industrie/APA-Fotoservice/Juhasz<br />
118 BauTecFokus
„Sanierungsförderung<br />
ist nur die Basis. Weitere<br />
attraktive Anreize müssen<br />
geschaffen werden.“<br />
Robert Schmid,<br />
Fachverbandes der Steinund<br />
keramische Industrie<br />
„Fördern allein ist zu<br />
wenig, um bei der<br />
Wohnhaussanierung in<br />
die Gänge zu kommen.“<br />
Wolfgang Amann,<br />
Institut für Immobilien, Bauen<br />
und Wohnen (IIBW)<br />
Auch die Zahl ungeförderter Generalsanierungen<br />
halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn<br />
Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten<br />
sich die Einzelbauteilsanierungen<br />
positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahren in<br />
rund 60.000 Wohnungen thermisch-energetische<br />
Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren<br />
es zuletzt 110.000.<br />
Anhebung der Sanierungsrate auf 2,5<br />
Prozent bis 2025 möglich<br />
Derzeit liegt die Sanierungsrate in Österreich<br />
bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte der im aktuellen<br />
Regierungsprogramm angepeilten 3<br />
Prozent. Amann zeigte sich jedoch optimistisch,<br />
was die Potenziale der Sanierung angeht:<br />
Es sei möglich, die Sanierungsrate bis 2025<br />
um 1 Prozentpunkt auf 2,5 Prozent zu heben.<br />
Dies sei wesentlich am Weg zur Klimaneutralität<br />
bis 2040. In den Jahren von 2005 bis<br />
2012 wurden die Treibhausgasemissionen im<br />
Sektor Gebäude um ein Drittel gesenkt, das<br />
sind 4 Millionen Tonnen CO2. „Wir brauchen<br />
dieselbe Performance in den kommenden sieben<br />
Jahren. Was schon einmal ging, ist wieder<br />
möglich“, so Amann.<br />
Kompetenzzentren schaffen,<br />
Wertschöpfung aufzeigen<br />
Robert Schmid, der Obmann des Fachverbandes<br />
der Stein- und keramischen Industrie, hakte<br />
hier ein: „Wir sehen ja, dass großes Interesse an<br />
Sanierungen besteht. Dieses Potenzial gilt es zu<br />
aktivieren.“ Schmid zeigte zudem auf, wie dies<br />
erreicht werden könne: „Die zur Verfügung<br />
gestellte Sanierungsförderung ist nur die Basis,<br />
im nächsten Schritt müssen weitere attraktive<br />
Anreize geschaffen werden.“ Dazu gehöre in<br />
erster Linie der Aufbau von Kompetenzzentren<br />
als Anlaufstelle für Sanierungswillige – ein<br />
One-Stop-Shop, wie etwa die Sanierungsberatung<br />
„Hauskunft“ der Stadt Wien.<br />
Zudem brauche es dringend eine breite Informationsoffensive<br />
in Richtung Endkonsumenten,<br />
damit die Fördergelder auch tatsächlich<br />
abgeholt werden. Die Gesellschaft müsse von<br />
der Notwendigkeit der Gebäudesanierung<br />
überzeugt werden – nur dann könne die Sanierungsrate<br />
umgehend erhöht werden. Andererseits<br />
bedeuten die genannten Maßnahmen<br />
allein in der Hochbausanierung eine Steigerung<br />
des Produktionsvolumens um 60 Prozent<br />
von derzeit rund 10 Milliarden Euro auf rund<br />
16 Milliarden Euro bis 2025 – „das nützt nicht<br />
nur dem Klima, da entstehen Arbeitsplätze für<br />
Fachkräfte“, so Schmid.<br />
Sanierungen steuerlich begünstigen<br />
Zur hohen Zahl der ungeförderten Sanierungen<br />
kommentierte Schneider: „Hier zeigt sich ganz<br />
klar das Interesse, die Bereitschaft und nicht zuletzt<br />
das Bewusstsein der Bürger. Dass bisher so<br />
viele ohne Förderungen sanieren, zeigt die Notwendigkeit<br />
der Vereinfachung.“ Zugleich sollen<br />
die Bundesförderungen aufgestockt werden,<br />
zusätzlich zu der mit 650 Millionen Euro dotierten<br />
Sanierungsoffensive 2021/2022. Schneider<br />
konnte hier auch schon ins Detail gehen: „Es<br />
wird 2022 und 2023 jeweils 90 Millionen Euro<br />
mehr geben für den Umstieg von fossilen auf<br />
klimafreundliche Heizsysteme, die Mittel für<br />
soziale Abfederung für einkommensschwache<br />
Haushalte werden ebenfalls 2022 und 2023 von<br />
jährlich 50 auf 90 Millionen Euro erhöht. Dazu<br />
kommen 2022 zusätzlich 60 Millionen Euro für<br />
den mehrgeschossigen Wohnbau.“ Zudem werden<br />
als Teil der Öko-Steuerreform Sanierungen<br />
künftig steuerlich begünstigt.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
119
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Lokalstreifzug in<br />
der Gösser Bierklinik mit Christian Pillwein, Leiter<br />
der Gebäudeautomation bei Beckhoff.<br />
Immobilien<br />
werden Richtung<br />
Qualität gedrillt<br />
Green Deal und Nachhaltigkeit. Technik und Automatisierung bringen ein hohes Einsparungspotenzial.<br />
Grundlage dafür ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und Analyse von Daten. Eine Herausforderung.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
N<br />
omen est omen“ ist ein lateinisches<br />
Sprichwort. Deswegen wollte ich<br />
Christian Pillwein unbedingt im<br />
Rahmen meiner Weinkolumne<br />
interviewen. Doch dieser bevorzugt Bier. Frau<br />
ist ja auch flexibel und bestellt sich ein Krügerl<br />
Gösser Zwickel. Was die Branche im Moment<br />
so durchrüttelt, möchte ich wissen. „Der Entstehungsprozess<br />
der Immobilien wird derzeit<br />
stark in Richtung Qualität gedrillt. EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz)<br />
ist ein großes Thema<br />
und der Green Deal ein guter Hebel, um Gedachtes<br />
auf den Boden zu bringen“, so Pillwein. „Es<br />
wird Zeit, dass alle – vom Investor, Bauherrn,<br />
Planer, Betreiber – ins Tun kommen.“ Für ihn<br />
ist fix, dass Entscheider, die eine Immobilie bauen<br />
und bis jetzt nur kaufmännische Ziele hatten,<br />
jetzt darauf achten müssen, dass die Immobilie<br />
einen langfristigen Wert hat. Dafür müssen sie<br />
eine Basis für verschiedene Nutzungsarten<br />
einbauen, also Flexibilität mitdenken. Durch<br />
die EU-Taxonomie sind jetzt Geldinstitute involviert,<br />
und das verändert die Bewertung, erhöht<br />
den Druck. Finanzierungen werden dann freigegeben,<br />
wenn die Immobilien eine gewisse<br />
Grundqualität haben, optisch gut auszusehen<br />
genügt nicht mehr. Doch nicht nur die Funktionalität,<br />
auch der Nutzer muss im Vordergrund<br />
stehen. Dass nicht mehr der Return of Investment<br />
im Vordergrund steht, bedeutet eine grundlegende<br />
Veränderung für die Branche. „Der Investor und<br />
Bauherr muss sich noch viel mehr überlegen,<br />
was er genau will, und seine Bestellqualität<br />
überdenken. Baut man Glasfronten, so hat das<br />
einen Impact auf den Betrieb, die Kubatur hat<br />
Einfluss auf Technik. Häuser kann man so bauen,<br />
dass zum Beispiel Lüftungs- und Kälteanlagen<br />
überflüssig werden.“ Für Pillwein steht außer<br />
Frage, dass Betreiber mehr Mitspracherecht bei<br />
120 BauTecFokus
Fotos: Beckhoff, Adobe Stock<br />
der Planung bekommen sollten. „Sie haben die<br />
Erfahrung, wie man Gebäude steuert und betreibt.“<br />
Als Flaschenhals sieht er den Ansatz des gegenwärtigen<br />
Planungsprozesses und das Verständnis<br />
von Digitalisierung. „Jeder versteht unter<br />
Digitalisierung etwas anderes. Hier wäre es<br />
wichtig, alle Disziplinen abzuholen.“ Schwierig<br />
ist, dass der Investor sehr früh indirekt über den<br />
Einsatz von Technik entscheidet und somit den<br />
CO2-Ausstoß während des Lebenszyklus zu<br />
wenig im Fokus hat. „Im Betrieb ist ein geringer<br />
CO2-Ausstoß eine Gewinnsteigerung.“<br />
„Den Lebenszyklus muss<br />
man im Fokus haben, denn<br />
im Betrieb ist ein geringer<br />
CO2-Ausstoß eine große<br />
Gewinnsteigerung.“<br />
Alle reden von BIM<br />
Bei einem Schladminger Märzen sind wir auch<br />
schon beim ewigen Thema BIM. „Die einen<br />
reden über BIM und meinen 3D-Planung“, so<br />
Pillwein. „Dass aber auch die Funktionalität<br />
abgebildet werden muss, ist vielen noch nicht<br />
klar, beziehungsweise stehen noch keine geeigneten<br />
Werkzeuge dafür zur Verfügung. Da<br />
braucht es noch Aufklärungsarbeit und Zusammenarbeit<br />
aller am Planungsprozess beteiligten<br />
Disziplinen. Alles, was physisch vorhanden<br />
ist, wird in heutigen Planungswerkzeugen<br />
bereits abgebildet, jedoch die Funktionalitäten,<br />
die zum Beispiel eine Raumkonditionierung<br />
beschreiben, fehlt in den Planungsunterlagen.<br />
Dass das in BIM dargestellt werden kann, übersteigt<br />
so manchen Horizont.“ Dass es ein sehr<br />
komplexes Thema ist, streitet Pillwein nicht<br />
ab. „Wir durften bei verschiedenen Planungen<br />
mitwirken und unseren Input eingeben. Da haben<br />
wir selbst gesehen, wie schwierig es ist, Digitalisierung<br />
in die bestehenden BIM-Modelle<br />
zu integrieren. Die Haustechnik besteht aus<br />
vielen Silo-Themen, Zutrittssystemen, Multimedia,<br />
Beleuchtung, Antriebstechnik, Fenster,<br />
Lüftung etc. Hier gilt es, die Informationen<br />
zusammenzuführen. Vereinfacht gesagt spielen<br />
zum Beispiel Beleuchtung und Heizung<br />
zusammen, aber auch ein Beschattungssystem<br />
mit der Kühlung. Die Gewerke brauchen einen<br />
gemeinsamen Nenner, um die relevanten<br />
Daten miteinander verschränken zu können<br />
– dazu werden sinnvolle Schnittstellen benötigt.<br />
Aus einem großen Datenpool werden<br />
dann Daten mittels Analysetools evaluiert und<br />
Algorithmen zugeführt. Als individuelle Variable<br />
bleibt immer der Nutzer. Füttert man den<br />
Algorithmus mit den relevanten Informationen,<br />
kann dieser mitlernen und immer besser<br />
werden.“ Woran scheitert es dann? „Immer<br />
an der gemeinsamen Datenbasis“, so Pillwein.<br />
„Die Kreativität der einzelnen Branchen ist<br />
sehr groß, wenn es darum geht, ihren Markt zu<br />
schützen. Das bedeutet, dass sie sich wehren,<br />
Daten zur Verfügung zu stellen.“ Diesbezüglich<br />
Christian Pillwein,<br />
Beckhoff<br />
verweist er darauf, dass technisch schon sehr<br />
viel möglich und vorhanden ist. „Interessant<br />
ist, dass gerade jetzt sehr viele Start-ups entstehen,<br />
die dem Planer die Arbeit abnehmen und<br />
helfen, den Weg der Digitalisierung zu gehen.“<br />
In Gesetzestexten steht, dass Immobilien<br />
ein Monitoring haben müssen, um Energiesparpotenziale<br />
zu heben. Daten werden auf<br />
Servern abgelegt, doch es braucht jemanden,<br />
der die Daten analysiert, verknüpft und einen<br />
Mehrwert kreiert. „Es gibt noch zu wenige<br />
Firmen, die sich damit beschäftigen, zum<br />
Beispiel Bewegungsmuster zu analysieren. In<br />
der Hotellerie kann man viele Informationen<br />
über den Gast sammeln und entsprechende<br />
Rückschlüsse ziehen.“ Für viele Firmen ist<br />
es nach wie vor ein großer Akt, die Daten<br />
zur Verfügung zu stellen, dabei könnte es so<br />
einfach sein: eine Lüftungsanlage oder eine<br />
Zutrittskontrolle, die sich selbst optimieren.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
121
Pillwein plädiert darauf, aus diesem Silodenken<br />
auszubrechen. „Es braucht neue Disziplinen,<br />
die mit Daten, Wissen und Verknüpfung<br />
umgehen können.“ Hier ist seine Hoffnung die<br />
integral-interdisziplinäre Planung. „Man muss<br />
ein Gebäude so gesamtheitlich sehen wie die<br />
Anatomie eines Menschen.“<br />
Bei der Planung von Gebäuden kann von vielen<br />
Inhalten und Ansätzen profitiert werden. Je<br />
weniger Technik man braucht, umso geringer<br />
sind die Kosten. Intelligente Beleuchtungskonzepte<br />
mit Bewegungsmeldern sparen Geld,<br />
setzt man so wenig Sensoren wie möglich ein,<br />
spart man noch mehr. „Bei einem Hotel haben<br />
wir durch intelligente und ganzheitliche<br />
Automatisierung 3.500 Stück Sensoren à 200<br />
Euro eingespart. Dazu kommen die nicht notwendigen<br />
Wartungskosten und Flexibilitäten<br />
für Umnutzungen“, erzählt Pillwein. „Dahinter<br />
steht ein mathematisches Modell. Zum Beispiel<br />
kann ich Daten einer intelligenten Wetterstation,<br />
geografische und geometrische Daten mit<br />
der Azimutberechnung in einem Modell hinterlegen<br />
und spare dadurch Helligkeitssensorik im<br />
Raum ein. Das kann alles im digitalen Zwilling<br />
abgebildet werden und auf beliebig viele Räume<br />
skaliert werden. Und dann hast du eine Technik,<br />
die du nicht bemerkst, weil sie einfach perfekt<br />
funktioniert.“ Dazu bringt er ein Beispiel in<br />
Hagenberg, wo Räume über eine ganzheitliche<br />
Gebäudeautomation gesteuert werden. „Im<br />
Outlook wird ein Termin eingetragen, dass ein<br />
Meeting mit x Personen stattfindet. Der Raum<br />
arbeitet mit diesen Informationen. Das Licht<br />
geht rechtzeitig an, die Präsentation ist gestartet,<br />
die Raumklimatisierung perfekt eingestellt.<br />
Während der Präsentation ist die Beschattung<br />
gesperrt. Das alles ist möglich.“ Dennoch, so<br />
fügt er hinzu, wollen Menschen durch ein<br />
Bedienelement Einfluss auf die Umgebung<br />
nehmen. „Manchmal will man die Möglichkeit<br />
haben, zum Beispiel das Licht zu dimmen oder<br />
die Beschattung zu bedienen.“<br />
Geringer Ressourcenverbrauch<br />
Es macht Sinn, sich mit den Materialien auseinanderzusetzen.<br />
Die Natur beeinflusst die Technik<br />
maßgeblich. In Deutschland gibt es einen<br />
interessanten Investor, der so ökologisch wie<br />
möglich baut. Der hat keine Lüftungsanlage<br />
im Gebäude, sondern lüftet über die Fenster situativ<br />
und automatisch. Die Mitarbeiter fühlen<br />
sich im Gebäude wohl, die Investitionskosten<br />
waren geringer als herkömmlich, und auch<br />
die Betriebskosten betragen nur ein Achtel<br />
eines vergleichbaren Gebäudes. „Innovationen<br />
werden durch Regulatorien verhindert“,<br />
so Pillwein. „Es werden Lüftungsanlagen<br />
vorgeschrieben, wo es keine braucht, anstatt<br />
zu fragen, wann eine Lüftungsanlage sinnvoll<br />
eingesetzt ist.“<br />
Als Letztes bestellen wir ein Staro brno und<br />
schließen den Kreis, indem wir wieder zum<br />
Green Deal zurückkommen: „Die Entwicklungen<br />
in der Energiewirtschaft wirken sich<br />
auf die Immobilienbranche aus“, so Pillwein.<br />
„Die Erneuerbaren-Energiegemeinschaft ist<br />
perfekt für den lokalen Austausch von Energie<br />
und auch die Bürgergemeinschaft, wo Energie<br />
überregional ausgetauscht werden kann. Gerade<br />
beim Thema Versorgungssicherheit und<br />
Resilienz ist es sinnvoll, die Energie dort zu<br />
erzeugen, wo sie benötigt wird. Beim Wärmeund<br />
Heizungsbedarf ist die Immobilie gefragt.<br />
Aber man sollte nicht nur von Energieeffizienz,<br />
sondern von Ressourceneffizienz reden<br />
und auch Technik einsparen. Denn auch in<br />
technischen Geräten sind Materialien enthalten,<br />
wofür in anderen Ländern die Natur<br />
ausgebeutet wird.“<br />
122 BauTecFokus
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ImFokus<br />
124 BauTecFokus
Die Auftragsbücher<br />
sind voll, wie geht<br />
es weiter?<br />
Herumgefragt. Werden Bauvorhaben aufgrund der hohen Baupreise stillgelegt,<br />
verschoben oder eingestellt? Wie sieht es mit Investitionen in die Infrastruktur aus?<br />
Der BauTecFokus hat um einen Forecast für das erste und zweite Halbjahr 2022<br />
gebeten. Dazu wurde noch gefragt, welche Lehren aus der Pandemie gezogen<br />
wurden und was sich bei der Angebotslegung geändert hat.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
125
ImFokus<br />
Thomas Wetzstein,<br />
Vasko+Partner<br />
Ja, uns geht’s aktuell sehr gut. Wie es weitergeht,<br />
ist immer die Gretchenfrage am Bau –<br />
doch wir sind zuversichtlich. Zudem haben wir<br />
einige große Bauvorhaben, die in jedem Fall die<br />
kommenden Jahre für eine gute Auslastung<br />
unseres Büros sorgen werden. Und nein, wir<br />
haben das Glück, dass kein einziges Projekt, an<br />
dem wir maßgeblich beteiligt sind, eingestellt<br />
werden musste – aufgrund der Pandemie gab<br />
es natürlich Leistungsverschiebungen, aber<br />
die haben wir bereits wieder eingeholt. Unsere<br />
Lehre aus der Pandemie ist vor allem, dass wir<br />
mit wesentlich höherer Effizienz bei Besprechungen<br />
auskommen. Das sehen auch unsere<br />
Bauherren und Projektpartner so. Virtuelle<br />
Besprechungen sind, wenn sie gut organisiert<br />
und vorbereitet sind, für uns eine neue Erfahrung<br />
und ein toller Erfolg. Denn wir arbeiten<br />
nun mit Sicherheit noch effizienter – mit kleineren<br />
Besprechungsrunden und mit weniger<br />
Reibungsverlusten. Voraussetzung für virtuelles<br />
Arbeiten ist jedoch eine gute Datenübertragung/Netzwerkverbindung.<br />
Mal sehen, ob<br />
das so bleibt. Wir bei Vasko+Partner setzen<br />
jedenfalls weiter auf Videokonferenzen, soweit<br />
es gut klappt. In puncto Angebotslegung sehen<br />
wir keine großen Veränderungen. Eventuell<br />
hat sich bei dem einen oder anderen Bauherren<br />
– ohne Namen zu verraten – aber vielleicht<br />
doch die Bestellqualität verbessert. Insgesamt<br />
sind wir zufrieden und blicken optimistisch in<br />
die Zukunft.<br />
Karl-Heinz Strauss,<br />
Porr<br />
Wenn wir in die Zukunft schauen, sehen wir die<br />
Bauindustrie als großen Gewinner, besonders<br />
in den nächsten drei bis fünf Jahren. Wir als<br />
Porr haben einen sehr hohen Auftragsbestand,<br />
und es gibt Förderprogramme der Regierung<br />
und der Europäischen Union, deren Auswirkungen<br />
jetzt spürbar werden. Auch der Klimawandel<br />
wird uns natürlich beschäftigen und –<br />
bei allen negativen Auswirkungen – auch viele<br />
neue Geschäftsmodelle aufzeigen. Die Porr ist<br />
schon heute bestens dafür aufgestellt, auch alle<br />
anderen Megatrends – von der Urbanisierung<br />
über die Mobilität bis zur Digitalisierung – zu<br />
bedienen. LEAN und BIM sind bereits großflächig<br />
im Einsatz. Beim Bauablauf wird es Unterstützungsleistungen<br />
durch Automatisierung<br />
und Roboter geben. Darüber hinaus sind wir<br />
schon sehr nahe an der papierlosen Baustelle.<br />
Was den Materialmangel betrifft, können wir<br />
heute sagen, dass das nur noch Halbleiter und<br />
dadurch verursachte Verzögerungen betrifft.<br />
Es gibt noch ein paar logistische Probleme,<br />
aber es ist mehr oder weniger alles vorhanden.<br />
Man muss nur früher bestellen. Aber da haben<br />
wir als Porr vorausschauend agiert. Wie auch<br />
bei der Covid-19-Pandemie. Die wird uns noch<br />
länger begleiten. Aber durch eine sehr hohe<br />
Impfquote bei der Porr – im Büro und auf der<br />
Baustelle – konnten und können wir Schlimmeres<br />
verhindern. Wir werden auch weiterhin<br />
Impfungen anbieten und flächendeckend testen.<br />
In allen Märkten der Porr.<br />
126 BauTecFokus
Stephan Messner,<br />
AluKönigStahl<br />
Foto: Sissi Furgler, Leo Hagen, Klaus Vyhnalek, Astrid Knie, V+P, Foto Tschank GmbH, Adobe Stock<br />
Wir sehen aktuell, dass viele unserer Kunden<br />
eine sehr gute Auslastung bis weit in das<br />
nächste Jahr 2022 haben, allerdings sehen<br />
wir auch, dass der Ausschreibungsmarkt, vor<br />
allem in Bezug auf das Volumen, aktuell etwas<br />
nachlässt. Das ist aber nach so intensiven und<br />
boomenden Jahren nicht ganz ungewöhnlich.<br />
Man darf auch nicht vergessen, dass sich die<br />
Auslastung der Firmen auch durch die noch<br />
immer aktuellen Liefer-/Verfügbarkeitsthemen<br />
verschieben. Wir sehen aber auch viele<br />
neue, interessante und größere Projekte, allerdings<br />
kommen die erst frühestens 2023 auf<br />
den Markt.<br />
Zusätzlich haben die gestiegenen Baupreise<br />
dazu geführt, dass viele Projekte auf der<br />
Bremse stehen oder insgesamt verschoben<br />
wurden, da die Entscheidungsträger die aktuell<br />
überhitzte Phase abwarten und die prognostizierte<br />
Beruhigung der Marktpreis- und<br />
Liefersituation auch generieren wollen. Wann<br />
das passiert ist aber schwer vorauszusagen.<br />
Das ist auch der Grund, warum eine Prognose<br />
für 2022 nicht so einfach ist. Trotz der<br />
aktuell erkennbaren Stagnation planen wir<br />
optimistisch.<br />
Schauen wir auf die aktuellen Projekte und<br />
Ausschreibungen gehen wir davon aus, dass<br />
das erste Halbjahr 2022 auch noch durch<br />
Verschiebungen der laufenden Projekte unterstützt<br />
wird. Das zweite Halbjahr 2022 wird aber<br />
davon abhängig sein, wie schnelle die Bremse<br />
bei vielen in der Entscheidung befindlichen<br />
Projekten gelöst werden kann.<br />
Schauen wir auf aktuelle Trends in der Immobilienentwicklung,<br />
sehen wir zusätzliche Chancen<br />
durch den (wieder) weiterwachsenden<br />
Trend, nachhaltig und ressourcenschonend zu<br />
bauen und vor allem auch zu sanieren. Mit unseren<br />
Metallbausystemen, Schüco und Jansen,<br />
können wir Konzepte wie Cradle-to-Cradle im<br />
Bau und die Reduktion des CO2-Fußabdruckes<br />
bestehender und zukünftiger Immobilien, sehr<br />
gut unterstützen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
127
ImFokus<br />
Thomas Birtel,<br />
Strabag SE<br />
Wir blicken derzeit im Konzern auf einen<br />
Rekordauftragsbestand von über 21 Milliarden<br />
Euro, auch in Österreich konnten wir<br />
außerordentlich viele Auftragseingänge verzeichnen.<br />
Im Hochbau sind nur noch wenige<br />
Corona-Auswirkungen zu spüren. Auch wenn<br />
gewisse Asset-Klassen wie Hotels gelitten haben,<br />
wird dies kompensiert durch Wohn- und<br />
Büroimmobilien. Im Verkehrswegebau sind<br />
die Projekte traditionell kürzer, die Visibilität<br />
für das Jahr 2022 damit noch nicht ganz so gut<br />
gegeben. Aber dennoch stimmen uns die in<br />
Aussicht gestellten Investitionen in Infrastruktur<br />
hier positiv. Auch bei den Baumaterialien<br />
stabilisiert sich – wie von uns erwartet – der<br />
Markt wieder. Mengenseitig sehen wir deutlich<br />
weniger Einschränkungen, die Preise haben<br />
sich auf hohem Niveau stabilisiert. In der<br />
Angebotslegung versuchen wir stärker, Partneringmodelle,<br />
bei STRABAG nennen wir das<br />
teamconcept, zu forcieren. Gerade die Corona-<br />
Pandemie hat gezeigt, dass die partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber<br />
und Auftragnehmer der beste Weg ist, um Krisen,<br />
welcher Art auch immer, zu bewältigen.<br />
Wir hoffen, dass wir künftig nicht nur private,<br />
sondern auch vermehrt öffentliche Auftraggeber<br />
davon überzeugen können.<br />
128 BauTecFokus
Wolfgang Kradischnig,<br />
Delta<br />
Ich denke, dass sich die „überhitzte“ Marktsituation<br />
wieder etwas abkühlen wird. Das<br />
heißt, dass die Auftragslage mit Frühjahr<br />
2022 wieder auf dem Niveau der Vorjahre sein<br />
wird. Die Rohstoffthematik hat sich bis dahin<br />
wahrscheinlich auch entspannt, dennoch bin<br />
ich der Überzeugung, dass die Endlichkeit der<br />
Ressourcen dazu führen wird, dass Gebäude<br />
rohstoffsparsamer (Bestandssanierungen) und<br />
rohstofferhaltender (Rückbaukonzepte, Urban<br />
Mining) geplant werden müssen. Bauprojekte<br />
werden sich aufgrund der hohen Baupreise<br />
maximal verschieben, aber nicht stillgelegt<br />
werden – wenn der Bedarf da ist, muss letztlich<br />
trotzdem gebaut werden. Entscheidend sind<br />
dabei die EU-Taxonomie und der European<br />
Green Deal: Wir müssen Gebäude nachhaltig<br />
bauen, damit sie finanzierbar bleiben.<br />
Investitionen in die Infrastruktur kann ich<br />
aus unserer Hochbauexpertise heraus so<br />
einschätzen, dass diese notwendig sind und<br />
weiterhin sein werden – mehr denn je werden<br />
Kindergärten, Schulen und Wohnungen sowie<br />
gesundheitstechnische und pharmatechnische<br />
Bauten gebraucht. Ich glaube, dass es<br />
der Wirtschaft gutgehen wird, allerdings wird<br />
ein immer stärkerer Druck auf jenen lasten,<br />
die nicht in der Lage sind, ihr Business nachhaltig<br />
auszurichten. Jene Unternehmen, die<br />
sich jetzt auf nachhaltige Lösungen und Geschäftsmodelle<br />
vorbereiten, werden hingegen<br />
weiterhin gefragt sein. Wir haben gelernt, mit<br />
der Pandemie umzugehen, und sind mittlerweile<br />
in der Lage, sowohl im Bürobereich als<br />
auch im Baustellenbereich durch Einhaltung<br />
entsprechender Hygiene- und G-Regeln unser<br />
Business erfolgreich weiter zu betreiben. Auch<br />
in der Angebotslegung hat sich durch Corona<br />
eigentlich nichts wesentlich geändert.<br />
Erich Frommwald,<br />
Kirchdorfer-Gruppe<br />
Auch in der Kirchdorfer-Gruppe sind die Auftragsbücher<br />
bis weit in das kommende Jahr<br />
gut gefüllt, insbesondere in den Bereichen<br />
Hoch- und Tiefbau sowie Infrastruktur. Es gibt<br />
einige Projekte, die von diesem Jahr auf 2022<br />
verschoben wurden. Den Hauptgrund hierfür<br />
sehen wir in der mangelnden Verfügbarkeit<br />
von Rohstoffen, Vormaterialien und vor allem<br />
von Personal. Möglicherweise spielen auch die<br />
höheren Herstellungskosten eine Rolle.<br />
Eine durchaus positive Entwicklung lässt sich<br />
bei zukünftigen Investitionen in die Infrastruktur<br />
feststellen. Speziell der Bahnbereich<br />
wird weiterhin eine große Rolle spielen. Wir<br />
gehen davon aus, dass die Umsätze des ersten<br />
Halbjahres 2022 nicht ganz denen von 2021<br />
entsprechen werden. Im zweiten Halbjahr<br />
sollten wir aber zumindest die Umsätze dieses<br />
Jahres erreichen.<br />
Die Pandemie hat uns gelehrt, dass es zu unvorhersehbaren<br />
„Störungen“ von bisher ungeahnter<br />
Tragweite kommen kann. Dadurch<br />
wurde unser Risikobewusstsein geschärft. Projekte<br />
jeglicher Art – nicht zuletzt zukünftige<br />
Investitionen – wurden kritischer betrachtet.<br />
Skurrile Preisentwicklungen von beispielsweise<br />
Energie, Treibstoffen oder Stahl haben<br />
zu einer unerwarteten Veränderung in der<br />
Angebotslegung geführt. Angebote haben<br />
eine kürzere Gültigkeit, und Indikatoren für<br />
die wesentlichen Kostentreiber wie Stahl oder<br />
CO2 werden nun miteinbezogen.<br />
<strong>Winter</strong> 2021<br />
129
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
189 Seiten<br />
ISBN: 9783800753093<br />
VDE-Verlag | 2021<br />
€ 56,00<br />
Heiko Schwarzburger, Sven Ullrich<br />
Sonnenstrom aus der Gebäudehülle<br />
Bauwerkintegrierte Photovoltaik, abgekürzt BIPV (Building Integrated Photovoltaic), hat sich mittlerweile<br />
zu einem interessanten Geschäftsfeld entwickelt. Die Möglichkeiten, Solarpaneele in Fassade oder Dach zu<br />
integrieren, werden technisch und ästhetisch immer ausgefeilter und wirtschaftlicher. Das Interesse, diese<br />
Möglichkeiten kennenzulernen und zu nutzen, steigt – auch vor dem Hintergrund der seit 2021 geltenden EU-<br />
Gebäuderichtlinie, die für neue Gebäude eine weitgehend ausgeglichene Energiebilanz (nearly zero energy)<br />
fordert. Dieses Werk richtet sich an B2B-Zielgruppen, die Dächer und Fassaden für Solarstrom nutzen wollen<br />
– im Neubau und in der Bestandssanierung. Die Autoren zeigen anhand von zahlreichen Fotos die vielfältigen<br />
Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von BIPV, geben ausführliche Hinweise zur Technik, Planung und<br />
Wirtschaftlichkeit und präsentieren Tipps zum Betrieb und zur Wartung der Anlagen.<br />
Wer modern baut, baut mit der Sonne.<br />
297 Seiten<br />
ISBGN: 9783738802771<br />
Fraunhofer Irb Stuttgart Verlag | 2021<br />
€ 71,00<br />
180 Seiten<br />
ISBN: 9783879076741<br />
Wichmann Herbert Verlag | 2021<br />
€ 32,00<br />
Mike de Saldanha<br />
Smart Bauen<br />
Smart zu bauen bedeutet, ein ganzheitliches<br />
Konzept zu entwickeln, das für die<br />
jeweilige Bauaufgabe sowohl eine Optimierung<br />
des Energie- und Materialverbrauchs<br />
als auch der Behaglichkeit und Gestaltung<br />
zum Ziel hat. Der Autor stellt eine Vielzahl<br />
von zukunftsorientierten Baukonzepten vor – ausgehend vom einzelnen Raum<br />
über die Fassade und das Gebäude bis hin zu ganzen Stadtteilen. Die Strategien<br />
und Konstruktionsprinzipien werden jeweils unter dem Aspekt einer intelligenten<br />
und energieoptimierten Bauweise betrachtet und anhand von zahlreichen<br />
Praxisbeispielen anschaulich vermittelt. Experten und Akteure kommen dabei<br />
zu Wort und geben ihre Erfahrungen weiter. Durch den interdisziplinären und<br />
themenübergreifenden Ansatz wendet sich dieses Werk gleichermaßen an Architekten<br />
und Ingenieure wie an Bauherren und alle, die sich für Architektur<br />
und Stadtplanung im Kontext der Energiewende interessieren.<br />
Josef Kauer, Hardy Lehmkühler,<br />
Rasso Steinmann<br />
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Sowohl BIM (Building Information Modelling)<br />
als auch GIS (Geoinformationssysteme) beschreiben<br />
die uns umgebende räumliche Welt in digitaler Form. Beide Welten<br />
existieren seit mehr als 30 Jahren. Die moderne IT ermöglicht nun erstmals die<br />
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auf, wie bessere Entscheidungen durch die kombinierte Nutzung beider Welten<br />
erzielt werden und wo es u. a. noch Handlungsbedarf in Deutschland gibt, um<br />
diese Mehrwerte zu heben. Untermauert wird das Buch durch internationale<br />
und nationale Best-Practice-Beispiele – dort wo die Synergien aus beiden Welten<br />
schon sichtbar werden.<br />
144 Seiten<br />
ISBN: 9783955535292<br />
Detail Verlag | 2021<br />
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Isabella Marbo<br />
Bauen für die Gemeinschaft in Wien<br />
Die vorgestellten Wohnprojekte in Wien entstanden aus dem Wunsch, Lebenskonzepte zu entwickeln, die den Gemeinschaftssinn<br />
stärken und zu einer solidarischen Gesellschaft beitragen – Baugruppen und partizipative Projekte, Quartiershäuser, temporäre<br />
oder permanente soziale Wohn- und Arbeitsformen für Randgruppen wie Obdachlose und Asylberechtigte.<br />
Privatwohnungen können verkleinert werden, wenn es mehr gemeinsam genutzte Flächen gibt. Das reduziert den Bedarf an<br />
Grund und Boden und gibt dem Gemeinschaftsleben Spiel- und Möglichkeitsräume. Die Kürzel der Baugruppe B.R.O.T. tragen<br />
ihr Programm im Namen: Begegnen, Reden, Offensein, Teilen. Bei diesen Wohn- und Lebensmodellen geht es um Alternativen<br />
zum kapitalistischen Investorendenken. Die Nutzer bringen sich ein, auch bei der Projektplanung.<br />
130 BauTecFokus
Unser Fokus:<br />
vorausblickend<br />
nachhaltig.<br />
Foto: Marjolein den Hartog<br />
Der bewusste Umgang mit Ressourcen steht bei Wienerberger stets im Fokus.<br />
Diese Verantwortung nehmen wir bereits bei der Rohstoffgewinnung ernst:<br />
So werden z.B. Tongruben nach dem Abbau nicht einfach zurückgelassen,<br />
sondern schrittweise wieder ins Ökosystem eingegliedert. Auf diese Weise<br />
erwächst aus Baugruben wieder ein artenreicher Lebensraum.<br />
we are wienerberger
Wir leben<br />
Know-how.<br />
Den Durchblick behalten.<br />
Mit den EHL Marktberichten.<br />
Büro | Einzelhandel | Wohnen | Vorsorge | Zinshaus<br />
Die ständige Beobachtung und Analyse des Marktes durch unser Market Research Team sowie<br />
der laufende Dialog mit unseren KundInnen sind die Grundlage für die EHL Marktberichte.<br />
Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />
Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />
Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />
Office<br />
Wir leben<br />
Büromarktbericht<br />
Wien |Herbst 2021<br />
Vorsorge<br />
Wir leben<br />
Vorsorgewohnungen in Wien<br />
Marktbericht | Herbst 2021<br />
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
Alle EHL Marktberichte sowie<br />
unsere 30 Jahre Jubiläumsbroschüre<br />
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