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CONNECT Magazin 21-04

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20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>04</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

DIE WELT BRAUCHT<br />

MEHR KOOPERATION<br />

GLOBALE ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE<br />

UND NEUE GESCHÄFTSCHANCEN<br />

Kräftiges Wachstum erwartet<br />

Interview mit Dr. Stephan<br />

Kothrade, BASF Greater China<br />

Aus Xinjiang in die Welt<br />

Goldwind: Grüner Strom und<br />

nachhaltige Lieferketten<br />

UN Global Compact<br />

CHKD Mitglieder unterstützen<br />

Nachhaltigkeitsziele


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Editorial<br />

1<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Abb.: Have a nice day Photo, Shutterstock<br />

„In der Forschung herrscht der Konsens: Es gibt<br />

keine Nachweise dafür, dass China strategisch<br />

Länder in Schuldenfallen treibt“, sagte Marina<br />

Rudyak, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut<br />

für Sinologie der Universität Heidelberg,<br />

im Oktober in „China.Table“. Zwar hieße das<br />

nicht, dass es keine Schuldenfallen gäbe, so die<br />

Expertin für Chinas Außenbeziehungen, nur würden<br />

diese nicht aus einem taktischen Vorgehen<br />

Chinas resultieren, sondern weil Regierungen sich<br />

überschulden – und zwar nicht nur bei China,<br />

sondern auch bei den europäischen Privatbanken.<br />

Hier zeigt sich beispielhaft, dass Vorwürfe gegenüber<br />

China und dem Engagement chinesischer<br />

Unternehmen im Ausland oftmals unfundiert<br />

sind. Refinitiv, einer der weltweit größten Anbieter<br />

von Finanzmarktdaten und -infrastruktur,<br />

nennt für 631 verschiedene Projekte in mehr als<br />

120 Ländern der Seidenstraßen-Initiative eine<br />

Stornierungsrate von nur 0,3 Prozent. Durch die<br />

zusätzlichen Finanzierungsangebote von China<br />

haben Entwicklungsländer mehr Wahlfreiheit<br />

und damit eine bessere Verhandlungsmacht.<br />

Die Antwort auf die Frage, wie wir mit den<br />

zukünftigen globalen Herausforderungen umgehen,<br />

sollte daher nicht heißen: Wir müssen<br />

China in die Schranken weisen. Sondern vielmehr:<br />

Wir brauchen einen faktenbasierten Dialog und<br />

mehr statt weniger Kooperation.<br />

Die aktuelle <strong>CONNECT</strong>-Ausgabe macht deutlich,<br />

dass globale Umweltkrisen, Bevölkerungswachstum,<br />

Bekämpfung des Terrorismus und<br />

Armutsbekämpfung nur mit einer noch intensiveren<br />

globalen Zusammenarbeit zu bewältigen<br />

sind und dass durch den damit einhergehenden<br />

Wohlstandsgewinn alle Länder gewinnen können.<br />

Ein wirtschaftlich stärkeres China, Indien oder<br />

Afrika gibt Unternehmen bessere Geschäftschancen,<br />

welche durch Decoupling hingegen<br />

genauso zerstört würden wie langfristiger Wohlstand.<br />

Dass zunehmend gleiche Spielregeln gelten, zeigt<br />

das Interview mit Dr. Stephan Kothrade von<br />

BASF. Darin gibt der Präsident und Vorsitzende<br />

von BASF China Einblicke in den neuen Verbundstandort<br />

in Zhanjiang, in den der Chemiekonzern<br />

aus Ludwigshafen zehn Milliarden Euro investiert.<br />

Genauso wie den Windanlagenhersteller Goldwind<br />

zeichnen BASF ökologische und sozial<br />

saubere Lieferketten schon in der Produktion<br />

sowie bei den Zulieferern und der schnelle Weg<br />

in CO 2<br />

-freies Wirtschaften aus.<br />

Am Beispiel von Goldwind wird deutlich, mit<br />

welchen Herausforderungen global aufgestellte<br />

chinesische Unternehmen auf dem Weg zu<br />

Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und überprüfbar<br />

sauberen Lieferketten konfrontiert sind.<br />

Der Weg, den Goldwind dabei einschlägt, sollte<br />

als Vorbild für andere Unternehmen dienen: von<br />

unabhängigen Prüforganisationen anerkannte<br />

Nachhaltigkeitsstandards und Mitwirkung in<br />

internationalen Organisationen, welche diese<br />

Standards weiterentwickeln.<br />

Neben diesen Themen berichten wir in der aktuellen<br />

Ausgabe über das Bekenntnis chinesischer<br />

Unternehmen zu den zehn UN-Nachhaltigkeitszielen,<br />

ihren Beitrag zur deutschen Wirtschaft<br />

und Gesellschaft und wie die Unternehmen ihr<br />

Engagement auf dem deutschen und europäischen<br />

Markt erfolgreich ausweiten. Darüber hinaus<br />

haben wir wie gewohnt zahlreiche weitere<br />

Beiträge und Neuigkeiten rund um die chinesisch-deutsche<br />

Wirtschaftszusammenarbeit<br />

zusammengestellt und blicken zurück auf den<br />

China Day 20<strong>21</strong> digital.<br />

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche<br />

Lektüre!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

www.chk-de.org


2<br />

Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Die Welt braucht mehr<br />

Kooperation<br />

<strong>04</strong><br />

Kurzmeldungen<br />

12<br />

Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />

Kooperationen und Investitionen<br />

Interview<br />

<strong>04</strong> 12<br />

...<br />

Dr. Stephan Kothrade,<br />

BASF Greater China<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

Services<br />

31<br />

Community<br />

31<br />

Kultur: Chinesische Kunst<br />

erzählt Geschichte<br />

<strong>04</strong> Intelligente Technik als Trainer der<br />

Olympia-Athleten in Beijing 2022<br />

<strong>04</strong> Taikonauten erreichen chinesische<br />

Raumstation<br />

<strong>04</strong> 278 Straßen in Beijing für Tests mit<br />

selbst fahrenden Fahrzeugen geöffnet<br />

<strong>04</strong> China-Blitzlichter<br />

05 Huawei eröffnet neuen Standort im<br />

Saarland<br />

05 CATL plant Recyclingfabrik für<br />

Batterie materialien in China<br />

05 Great Wall Motor eröffnet<br />

Europazentrale in München<br />

05 NIOs Europastart in Norwegen<br />

06 Conti gründet Joint Venture mit chinesischem<br />

KI-Start-up Horizon Robotics<br />

06 Polestar-Autos kommen per Zug von<br />

China nach Deutschland<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 Daimler eröffnet Entwicklungszentrum<br />

in Beijing<br />

Titelstory<br />

08 Die Welt braucht mehr Kooperation<br />

12 Interview mit Dr. Stephan Kothrade,<br />

Präsident und Vorsitzender von BASF<br />

Greater China<br />

14 Hochrangige Experten diskutieren<br />

Zukunftsthemen<br />

15 Goldwind: Grüner Strom braucht<br />

Nachhaltigkeit der Produktionsanlagen<br />

16 Metz und Skyworth: mit Tradition und<br />

Innovation zum Erfolg<br />

17 Weichai Power unter den Top Ten der<br />

weltweit größten Automobilzulieferer<br />

18 Zukunftsweisende Technologien zu<br />

ehrlichen Preisen<br />

20 Zukünftige Herausforderungen der<br />

weltweiten Entwicklung<br />

22 Zahlen – Daten – Fakten<br />

24 China Day 20<strong>21</strong> digital<br />

26 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

28 Brockhaus & Kollegen und Republic<br />

Affairs: Starke Partner für<br />

internationale Unternehmen<br />

Community<br />

30 Reise: Winterzauber vor der Haustür<br />

31 Kultur: Chinesische Kunst erzählt<br />

Geschichte<br />

32 Sport: FIS Tour de Ski macht Station<br />

in Oberstdorf<br />

33 Gesundheit: Best Practice OPPO:<br />

Wie chinesische Unternehmen von<br />

TK-Services profitieren<br />

34 Ein Tag im Leben von David Wang,<br />

Huawei<br />

36 Gastkommentar<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

29 Impressum<br />

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WeChat-Kanal<br />

Ausgabedatum: 10. Dezember 20<strong>21</strong><br />

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4<br />

Kurzmeldungen<br />

China Trends<br />

Intelligente Technik als Trainer der Olympia-Athleten in Beijing 2022<br />

In einem Forschungslabor in Beijing arbeiten<br />

Wissenschaftler an einem intelligenten<br />

Trai-ningsmanagement-System, welches als<br />

personalisierte Unterstützung für Athleten diverser<br />

olympischer Wintersportarten wie Skispringen<br />

oder Skeleton dienen soll.<br />

Über Elektroden, angebracht auf der Haut der<br />

Sportler, werden Muskelaktivierung und -kraft<br />

gemessen. Zudem lässt sich mit Hochge schwindig<br />

keitskameras die Haltung der Sportler im<br />

Training dreidimensional erfassen. Das Trainingssystem<br />

ermöglicht aerodynamische und kinematische<br />

Analysen sowie Analysen der Skelettmuskeldynamik.<br />

Die entstehenden Daten können<br />

Trainer anschließend nutzen, um ein präziseres<br />

und gezielteres Training für ihre Athleten zu<br />

erstellen.<br />

Quelle: en.people.cn<br />

Abb.: Beijing Institute of Technology<br />

278 Straßen in Beijing für Tests mit selbst fahrenden<br />

Fahrzeugen geöffnet<br />

Abb.: China Aerospace Science and Technology Corporation<br />

Taikonauten erreichen<br />

chinesische Raumstation<br />

Am Freitag, den 15. Oktober erreichten<br />

Taikonauten die chinesische Raumstation<br />

Tiangong („Himmlischer Palast“), die im<br />

nächsten Jahr in Betrieb gehen soll. Das dreiköpfige<br />

Team besteht aus dem Kommandeur ZHAI<br />

Zhihang, dem Militärpiloten YE Guangfu und der<br />

Militärpilotin WANG Yaping. Mit ihr ist erstmals<br />

eine Frau an Bord.<br />

Geplant sind sechs Monate im All. Für diese Zeit<br />

sind drei „komplexe“ Weltraumspaziergänge<br />

vorgesehen, bei denen Ausrüstung zur Vorbereitung<br />

des Ausbaus der Raumstation installiert<br />

werden soll.<br />

Quelle: tagesschau.de<br />

Auf den Straßen in Yizhuang staunten andere<br />

Verkehrsteilnehmer nicht schlecht,<br />

als sie ein autonomes Fahrzeug passierte.<br />

Das Auto fährt fahrerlos. Im Inneren befinden<br />

sich große Bildschirme, die zahlreiche Informationen<br />

über den Verkehrszustand und die Route<br />

anzeigen.<br />

China-Blitzlichter<br />

• Markt für virtuelle Promis in China soll bis 2023 auf 333 Milliarden RMB wachsen<br />

• Modebranche in China: „Guochao“-Bewegung inspiriert Designer und Marken zu Neudefinition<br />

von „Made in China“<br />

• 99,99 Prozent Erfolgsquote: Das neue fahrerlose Auto von Baidu Apollo befördert Passagiere<br />

zuverlässig<br />

• China Mobile, China Telecom und China Unicom führen neuen, fortschrittlichen SMS-<br />

Service „5G Messaging“ ein<br />

• Zusammenarbeit der Tech-Unternehmen: Tencent Payment ist jetzt auch auf Alibaba-Plattformen<br />

nutzbar<br />

• Huawei bringt neues Betriebssystem „openEuler“ auf den Markt<br />

Nach Angaben des Beijing Innovation Center for<br />

Mobility Intelligence wurden bis Ende September<br />

insgesamt 278 Straßen mit einer Länge von mehr<br />

als 1.027 Kilometern in Beijing für Tests mit selbst<br />

fahrenden Fahrzeugen freigegeben.<br />

• Beijing möchte „Benchmark-Stadt“ für die globale digitale Wirtschaft werden<br />

Quelle: en.people.cn<br />

Quelle: daoinsights.com<br />

www.chk-de.org


Kurzmeldungen<br />

5<br />

Huawei eröffnet neuen Standort im Saarland<br />

Huawei Technologies Deutschland eröffnete am 11.11. sein Digital Competence Center in<br />

Saarbrücken. Ein Team von ausgewiesenen Expertinnen und Experten wird in den<br />

Bereichen Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit deutschlandweit und grenzüberschreitend<br />

mit Partnern aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten.<br />

Quelle: sr.de<br />

Great Wall Motor eröffnet<br />

Europazentrale in München<br />

Abb.: Great Wall Motor<br />

Abb.: Dr. Victor Wong, Shutterstock<br />

CATL plant Recyclingfabrik für Batteriematerialien in China<br />

CATL strebt den Bau einer Recyclingfabrik<br />

für Batteriematerialien in der<br />

zentralchinesischen Provinz Hubei<br />

an. Konkret plant der Konzern ein Joint<br />

Venture mit dem Unternehmen Hubei<br />

Yihua Chemical Industry, um Materialien<br />

wie Kobalt und Lithium aus gebrauchten<br />

Batterien von Elektrofahrzeugen zu recyceln.<br />

Nach Reuters-Informationen beziffert<br />

der chinesische Batteriezellen-Hersteller die<br />

Investition in die geplante Fabrik auf bis zu<br />

4,3 Milliarden Euro. Ein Engagement im Recyclingbereich ist für CATL relativ neu. Laut der Nachrichtenagentur<br />

dürften unter anderem neue, von der chinesischen Regierung formulierte Standards<br />

und Richtlinien zur Förderung des Batterierecyclings bei der Investitionsentscheidung von CATL<br />

eine Rolle gespielt haben.<br />

Quelle: reuters.com<br />

Nachdem Great Wall Motor (GWM) auf der<br />

IAA Mobility 20<strong>21</strong> im September mit der<br />

Präsentation der Premium-SUV-Marke<br />

WEY und der Elektro-Lifestyle-Marke ORA<br />

erfolgreich sein Europadebüt gegeben hat, eröffnet<br />

der chinesische Automobilhersteller nun<br />

in der bayerischen Landeshauptstadt die Türen<br />

zu seinem Europabüro. Damit wird München<br />

zum zentralen Standort für den kontinentalen<br />

Markt. Das Team soll bereits 2022 auf rund 300<br />

Mitarbeiter anwachsen. „Als einer der erfolgreichsten<br />

Automobilhersteller Chinas haben wir<br />

bereits in vielen internationalen Märkten erfolgreich<br />

Fuß gefasst. Der Start in Europa ist ein<br />

wichtiger Meilenstein für Great Wall Motor. Wir<br />

haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele“,<br />

sagte QIAO Xianghua, CEO von Great Wall Motor<br />

Europe.<br />

Quelle: Great Wall Motor<br />

NIOs Europastart in Norwegen<br />

Das erste europäische Land, in dem NIO seine E-Autos verkauft, ist Norwegen. Seit<br />

September 20<strong>21</strong> nimmt NIO Norwegen Bestellungen für den großen Elektro-SUV<br />

NIO ES8 entgegen. Zudem wurde das NIO House in Oslo eröffnet, und das Unternehmen<br />

verkündete seine Ambitionen, ein umfangreiches Power-Swap-Netzwerk aufzubauen<br />

sowie den norwegischen Nutzern Battery-as-a-Service (BaaS) anzubieten. NIO<br />

plant, bis Ende 2022 insgesamt 20 Power-Swap-Stationen in den wichtigsten norwegischen<br />

Städten und entlang der verkehrsreichsten Strecken aufzubauen. Im vierten Quartal<br />

2022 plant NIO den Markteinstieg in Deutschland.<br />

Quelle: NIO<br />

Abb.: NIO<br />

www.chk-de.org


6<br />

Kurzmeldungen<br />

Conti gründet Joint Venture mit chinesischem<br />

KI-Start-up Horizon Robotics<br />

Unternehmensticker<br />

Abb.: www.continental.com<br />

Continental und das chinesische Start-up<br />

Horizon Robotics, ein Spezialist für<br />

künstliche Intelligenz (KI), wollen künftig<br />

in einem Joint Venture zusammenarbeiten. Das<br />

Gemeinschaftsunternehmen soll Hardware und<br />

Software für Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes<br />

Fahren herstellen. Continental wird<br />

dabei der Mehrheitsgesellschafter sein. Das<br />

Joint Venture soll seinen Sitz im Jiading District<br />

in Shanghai haben und 200 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Das neue Unternehmen soll sowohl den chinesischen<br />

Markt als auch internationale OEMs<br />

weltweit bedienen. Das 2015 gegründete Unternehmen<br />

Horizon Robotics hat seinen Sitz in<br />

Beijing. Horizon zählt zu den zehn vielversprechendsten<br />

Start-ups der chinesischen Automobilbranche.<br />

Es entwickelt unter anderem KI-<br />

Chips. Zu den Investoren gehört unter anderem<br />

CATL.<br />

Quelle: automobil-industrie.vogel.de<br />

Geely: Autobauer plant Netz für Lade -<br />

s tationen – Geely will bis 2025 in China<br />

rund 5.000 Ladestationen in Betrieb<br />

nehmen, bei denen die Batterie nicht aufgeladen,<br />

sondern ausgetauscht wird. So<br />

dauert der Vorgang nur etwa eine Minute.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Alibaba plant, den CO 2<br />

-Ausstoß am<br />

Singles’ Day um 26.000 Tonnen zu reduzieren<br />

– Voraussichtlich 30 Millionen kWh<br />

grüne Energie sollen am Festtag genutzt<br />

werden. Auf das Umweltbewusstsein der<br />

Einkaufenden soll mit grünen Coupons<br />

und dem Sammeln grüner Punkte aufmerksam<br />

gemacht werden.<br />

Quelle: daoinsights.com<br />

Polestar-Autos kommen per Zug von China<br />

nach Deutschland<br />

Gotion High-Tech will bis zum Jahr 2025<br />

ein Batteriezellen-Produktionsvolumen<br />

von 300 GWh erreichen – dreimal so viel<br />

wie bisher geplant. Auch in Deutschland –<br />

in einem ehemaligen Bosch-Werk in Göttingen<br />

– sollen Zellen von Gotion vom Band<br />

laufen.<br />

Quelle: electrive.net<br />

Abb.: media.polestar.com<br />

E-Auto-Hersteller Polestar wird künftig<br />

seine Produkte per Zugtransport nach<br />

Europa liefern lassen. Bisher war es üblich,<br />

dass die in China produzierten E-Autos per<br />

Containerschiff verfrachtet werden. Jetzt hat<br />

Polestar, ein Joint Venture zwischen Volvo und<br />

Geely, angekündigt, in Zukunft vermehrt auf den<br />

Schienenverkehr setzen zu wollen.<br />

„In einem ersten Schritt werden wir die Autos<br />

zukünftig auch per Schiene nach Deutschland<br />

bringen“, sagte Polestar-CEO Thomas Ingenlath<br />

in einem Bericht von „Auto Motor und Sport“.<br />

Zudem kündigte Ingenlath an, dass sein Unternehmen<br />

plane, Produktionsstätten in den USA<br />

und in Europa zu errichten.<br />

„Unsere Idee ist ja nicht, ein Produkt ‚made in<br />

China‘ zu fertigen. Wenn unser Absatzvolumen<br />

weiter so wächst, dann bin ich zuversichtlich,<br />

dass wir unseren Produktionsverbund nutzen<br />

können und künftig auch in einem der Volvo-Werke<br />

in Europa fertigen können. Den Polestar<br />

3 bauen wir ja künftig auch in South Carolina,<br />

USA, also außerhalb von China.“<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Ausländische Investitionen in China<br />

werden 20<strong>21</strong> voraussichtlich 160 Milliarden<br />

Dollar übersteigen – In seinem neuen<br />

Fünfjahresplan machte Chinas Handelsministerium<br />

klar, dass es die wirtschaftliche<br />

Öffnung in wichtigen Sektoren in<br />

den nächsten Jahren weiter vorantreiben<br />

werde.<br />

Quelle: german.china.org.cn<br />

Exporte der deutschen Elektroindustrie<br />

nach China steigen im August um 11,1<br />

Prozent – China bleibt damit Deutschlands<br />

größter Abnehmer auf dem Gebiet<br />

der Elektronik mit Exporten in Höhe von<br />

16,5 Billionen Euro in den ersten acht Monaten<br />

dieses Jahres.<br />

Quelle: en.people.cn<br />

www.chk-de.org


7<br />

Daimler eröffnet Entwicklungszentrum in Beijing<br />

Am 20. Oktober hat Daimler in Beijing sein neues<br />

„R&D Tech Center China“ in Betrieb genommen. Das<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrum soll Entwicklungs-<br />

und Testkapazitäten unter einem Dach vereinen<br />

und die Lokalisierung neuer Modelle, einschließlich Elektroautos,<br />

beschleunigen.<br />

Der deutsche Autobauer hat nach eigenen Angaben 1,1 Milliarden<br />

RMB, umgerechnet rund 145 Millionen Euro, in das<br />

Entwicklungszentrum investiert. An dem neuen Standort<br />

werden rund 1.000 Ingenieure beschäftigt sein, wie Daimler<br />

mitteilt. Ein intelligentes Gebäudekonzept soll es im Rahmen<br />

künftiger Investments ermöglichen, weitere Technologien zu<br />

bearbeiten und die Kapazitäten zu erweitern. Im Testgebäude<br />

befinden sich unter anderem ein „eDrive Lab“ für die<br />

Erprobung von Elektrofahrzeugen der nächsten Generation<br />

unter realistischen Bedingungen und ein Labor für Ladetechnik.<br />

Das neue Testgebäude soll mehr als 300 Testfahrzeuge<br />

gleichzeitig aufnehmen können.<br />

Quelle: electrive.net<br />

Abb.: media.daimler.com<br />

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8<br />

Titel<br />

Die Welt braucht<br />

mehr Kooperation<br />

China öffnet weitere Wirtschaftsbereiche / Förderung<br />

der Binnenwirtschaft und Welthandel stimulieren sich<br />

gegenseitig<br />

Globale Umweltkrisen, Bevölkerungswachstum, Bekämpfung des Terrorismus<br />

und Armutsbekämpfung sind nur mit einer noch intensiveren globalen Zusammenarbeit<br />

zu bewältigen. Durch den damit einhergehenden Wohlstandsgewinn<br />

können alle Länder profitieren. Ein wirtschaftlich stärkeres China, Indien oder Afrika<br />

gibt den Unternehmen bessere Geschäftschancen. Decoupling dagegen zerstört langfristig<br />

Wohlstand und Geschäftschancen und könnte längerfristig alle Lebensgrundlagen<br />

zerstören, da die ökologischen Zukunftsprobleme nur durch ein gemeinsames<br />

Vorgehen der Staatengemeinschaft gelöst werden können.<br />

Abb.: Sergey Nivens, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


9<br />

www.chk-de.org


10 Titel<br />

China könnte für eine schnelle Modernisierung<br />

weiter Teile der Welt als Modell<br />

dienen. Doch zurzeit nimmt im Westen die<br />

Kritik an China eher zu, und man sieht die Vormachtstellung<br />

des Westens gefährdet. „Für<br />

China läuft es wirtschaftlich sehr gut. Aber die<br />

Essenz unseres Positionspapiers ist: ‚Es könnte<br />

noch besser laufen‘“, sagt Jörg Wuttke, Präsident<br />

der Europäischen Handelskammer in China. Er<br />

beklagt, dass die Staats- und Parteiführung des<br />

Landes sich zunehmend nach innen wende und<br />

die Wirtschaft des Landes tendenziell vom Rest<br />

der Welt abschotte.<br />

Dem stehen jedoch die Wirtschaftsdaten entgegen,<br />

zeigt selbst Wuttke in seinem Bericht. So<br />

hätten viele Unternehmen im vergangenen Jahr<br />

wieder einmal Rekordzahlen bei Umsatz und<br />

Gewinn erzielt, was sich in naher Zukunft auch<br />

nicht ändern dürfte. Und auch kurzfristig blieben<br />

die Aussichten für europäische Unternehmen, die<br />

in China tätig sind, insgesamt positiv, so der<br />

Kammerbericht.<br />

Am Beispiel BASF und Goldwind wird deutlich,<br />

dass zunehmend gleiche Spielregeln gelten.<br />

Ökologische und soziale saubere Lieferketten<br />

schon in der Produktion und bei den Zulieferern<br />

und der schnelle Weg in CO 2<br />

-freies Wirtschaften<br />

zeichnen diese Unternehmen aus. Gleiche, von<br />

unabhängigen Instanzen kontrollierte Spielregeln<br />

sollten jedoch auch gleiche Maßstäbe für<br />

Kritik an Unternehmen nach sich ziehen. Doch<br />

Unternehmen aus China stehen oftmals unfundiert<br />

in der Kritik.<br />

Verbesserter Schutz des geistigen<br />

Eigentums<br />

Das Unbehagen mit Chinas Wirtschaftspolitik<br />

kommt zu einem großen Teil daher, dass chinesische<br />

Unternehmen technologisch stark aufholten.<br />

Im Bereich Elektronik oder neue Antriebstechniken<br />

sind einige chinesische Konzerne<br />

mittlerweile Weltmarktführer. Dies geht jedoch<br />

nicht, wie oft kritisiert, durch Technologieklau<br />

und Missachtung von Patenten. Im Gegenteil:<br />

Chinesische Technologiekonzerne haben großes<br />

Interesse an funktionierenden Schutzrechten,<br />

welche weltweit auch durchgesetzt werden<br />

können.<br />

Die chinesische Regierung hat daher neue Pläne<br />

zum weiteren Ausbau des Schutzes von geistigem<br />

Eigentum verabschiedet. Diese skizzieren Richtlinien<br />

und Gesetze, die von den Regierungsministerien<br />

konkretisiert werden sollen sowie<br />

Ziele für 2025.<br />

Der Plan zum Ausbau der Schutzrechte ist eine<br />

Erweiterung der Strategie „Made in China 2025“<br />

aus dem Jahr 2015, die darauf abzielt, chinesische<br />

Unternehmen mit niedriger und mittlerer Wertschöpfung<br />

zu Schöpfern und Eigentümern immaterieller<br />

Vermögenswerte zu machen. Chinas<br />

Schritte zur Verbesserung seines IP-Rechtssystems<br />

waren nur teilweise auf Druck ausländischer<br />

Wirtschaftsverbände und Regierungen<br />

zurückzuführen. Chinas Hauptmotivation war<br />

Eigeninteresse, kommentiert das MERICS diese<br />

Pläne.<br />

Auch die Europäische Handelskammer in China<br />

bescheinigt eine stetige Verbesserung der Durchsetzung<br />

von Rechten des geistigen Eigentums in<br />

China. Der IP-Schutz wird weiter gestärkt, beispielsweise<br />

durch erhöhte Schadensersatzansprüche<br />

für IP-Verletzungen. Multinationale<br />

Unternehmen können damit weitere Hightech-<br />

Produktion und F&E nach China verlagern.<br />

Die Wirtschaftsstruktur ändert sich durch diese<br />

Forschungsoffensive schnell, und auf diesen<br />

„China Speed“ müssen sich ausländische Unternehmen<br />

einstellen. Jens Hildebrandt, Chef der<br />

Außenhandelskammer in Beijing, schildert im<br />

CEO-Talk mit Frank Sieren in China.Table die<br />

Herausforderungen, vor denen deutsche Unternehmen<br />

in China stehen: Reisebeschränkungen<br />

wegen Corona, Wettbewerbs- und Innovationsdruck<br />

durch chinesische Konkurrenten. Er ruft<br />

dazu auf, von Beijings staatlicher Förderung und<br />

den mutigen Start-up-Unternehmen der Volksrepublik<br />

zu lernen. Sein Motto: „Risiken eingehen<br />

und einfach mal was Neues wagen.“ Deutschen<br />

Unternehmen rät er, sich flexibler und schneller<br />

auf chinesische Kundenwünsche einzustellen. In<br />

den Bereichen der Industrieautomatisierung und<br />

Dekarbonisierung gebe es noch viel Wachstumspotenzial<br />

für Deutschlands „Hidden Champions“.<br />

Dienstleistungs- und Finanzindustrie<br />

öffnet sich<br />

Auch der Dienstleistungssektor wird weiter geöffnet,<br />

was sich auch auf der China International<br />

Fair for Trade in Service im September zeigte.<br />

Bereits jetzt ist China der fünftgrößte Handelspartner<br />

der EU für Dienstleistungen. Die EU erwirtschaftet<br />

dabei einen hohen Handelsüberschuss.<br />

Für die EU besteht hier noch ein großes<br />

Potenzial, da bis 2025 die Dienstleistungsindustrie<br />

60 Prozent des chinesischen BIP ausmachen<br />

soll.<br />

Auch die Öffnung der Finanzindustrie soll weiter<br />

systematisch beschleunigt werden, woran sich<br />

bislang viele internationale Investoren beteiligten.<br />

Ausländische Investoren schichteten ihre Bestände<br />

in inländische Renminbi-Vermögenswerte<br />

Abb.: fanjianhua, Shutterstock<br />

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11<br />

Abb.: GTIC2020<br />

um und erhöhten ihre Bestände einschließlich<br />

Aktien, Anleihen, Einlagen und Krediten im ersten<br />

Halbjahr 20<strong>21</strong> auf 1,27 Billionen RMB (197 Milliarden<br />

US-Dollar), erklärte der Vizegouverneur<br />

der People’s Bank of China, CHEN Yulu. Viele<br />

neue Geschäftsfelder im Finanzsektor entstehen.<br />

Doch der Finanzsektor braucht gleichzeitig eine<br />

verbesserte Regulierung, nicht zuletzt, um<br />

globale Finanzkrisen im Vorfeld zu verhindern.<br />

Dafür sind internationale Regeln notwendig, die<br />

auch verstärkt von Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

in denen die Bevölkerungsmehrheit<br />

unserer Welt lebt, mitgestaltet werden müssen.<br />

Und die Finanzpolitik ist kein Freiraum, sondern<br />

muss den Menschen und der Wirtschaft nachhaltig<br />

nutzen.<br />

Die Öffnung muss daher mit Augenmaß in allen<br />

Ländern erfolgen, warnte ZHOU Liang, stellvertretender<br />

Vorsitzender der Aufsichtskommission<br />

für Banken und Versicherungen. Die Stimulierungs<br />

politik in manchen westlichen Ländern könne<br />

zwar kurzfristig die Märkte befeuern aber keine<br />

strukturellen Probleme lösen. Eine unbegrenzte<br />

quantitative Lockerung in den Industrieländern<br />

verzerre die Kapitalpreise mit weitreichenden<br />

Folgen für die Wirtschaft.<br />

In diesem Zusammenhang wird oft das neue<br />

chinesische Konzept der zwei sich ergänzenden<br />

Wirtschaftskreisläufe kritisiert, ohne dies genau<br />

studiert zu haben. Den Binnenkonsum anheizen<br />

und die Exportabhängigkeit Chinas reduzieren<br />

– das ist der Grundgedanke der Dual Circulation,<br />

so die Deutsche Welle. Beides kann Chinas<br />

Handelspartnern helfen. Ein hoher Binnenkonsum<br />

in China war für manches deutsche<br />

Industrieunternehmen ein Rettungsanker in<br />

Coronazeiten. Eine Reduzierung der Exportabhängigkeit<br />

könnte die oft schiefen Handelsbilanzen<br />

in Einklang bringen.<br />

„Die Politik der zwei Kreisläufe zeigt, dass China<br />

erkannt hat, dass es sich in den nächsten zwei<br />

Jahrzehnten nicht mehr so sehr auf den Handel<br />

verlassen kann wie in den beiden vorangegangenen<br />

Jahrzehnten“, bringt es Stephen Olson<br />

von der amerikanischen Hinrich Foundation in<br />

der Deutschen Welle auf den Punkt. Statt auf<br />

eine Weltwirtschaft zu setzen, die sich vor<br />

allem um die Wirtschafts-Supermacht USA<br />

dreht, setzt Peking in Zukunft auf mehr Konsum<br />

im Innern und stärkeren Warenaustausch mit<br />

regionalen Handelsbündnissen, vor allem in<br />

Asien und Europa.<br />

Zwei Kreisläufe. Dies bestimmt auch in der EU<br />

und den USA das Wirtschaftskonzept, indem die<br />

nationale Forschung gefördert, der inländische<br />

Konsum stimuliert und die regionale Industriestruktur<br />

gestärkt, aber gleichzeitig die Vorteile<br />

der Internationalisierung noch besser ausgeschöpft<br />

werden sollen. Unternehmen bauen in<br />

unterschiedlichen Weltregionen eigene Produktionskapazitäten<br />

und Lieferketten auf und produzieren<br />

vor Ort. Dies ist jedoch meist keine<br />

Abschottung, sondern eher ein Zeichen von verstärkter<br />

Internationalisierung. Mit Corona gewannen<br />

auch Themen wie Sicherung der glo -<br />

balen Lieferketten und Aufrechterhaltung der<br />

Indus trieproduktion in Krisenzeiten an Stellenwert.<br />

Und es ist auch in Chinas Interesse, wenn<br />

durch zwei sich stimulierende Kreisläufe die<br />

Wirtschaft und insbesondere die Infrastruktur<br />

der EU und der USA sich weiter modernisieren.<br />

Die Modernisierung muss weiter ausstrahlen auf<br />

die Modernisierung in den Ländern Afrikas,<br />

Südamerikas und den asiatischen Entwicklungsländern.<br />

Globale Normen und eine globale Entwicklungsperspektive<br />

sind erforderlich, um die<br />

Milliarden Menschen aus ihrer Armut zu führen<br />

und gleichzeitig eine umweltgerechte Wirtschaft<br />

aufzubauen. China verkündete auf der UN-<br />

Vollversammlung, dass es keine neuen Kohlekraftwerke<br />

mehr im Ausland bauen wird. Die<br />

Technologie für eine CO 2<br />

-freie Wirtschaft in<br />

den Entwicklungsländern muss aus China und<br />

den Industrieländern kommen. Im Gegenzug<br />

würden Milliarden neuer Konsumenten allen<br />

Unternehmen zusätzliche Geschäftschancen<br />

bieten.<br />

Erzwungene Abkopplung<br />

Die schnelle Modernisierung wird auch von<br />

außen erzwungen. So gibt es insbesondere im<br />

Halbleitersektor umfassende Lieferverbote für<br />

ausländische Unternehmen. China ist dadurch<br />

gezwungen, in diesen Bereichen eigene Produktionskapazitäten<br />

aufzubauen. Das von den westlichen<br />

Wirtschaftsvertretern in China kritisierte<br />

Decoupling geht daher auch von diesen oft wirtschaftspolitisch<br />

motivierten Handels beschränkungen<br />

insbesondere der USA aus. Eine mutwillige<br />

Abkopplung der EU von China würde<br />

jedoch beiden Seiten schaden, so das Fazit einer<br />

Diskussion in der Reihe „Global China Conversations“<br />

des IfW Kiel.<br />

Pläne zum stärkeren IP-Schutz in China<br />

• Bis 2025 soll die Wertschöpfung der patentintensiven Industrien 13 Prozent des BIP ausmachen<br />

und der jährliche Handel mit IP-Lizenzgebühren 350 Milliarden RMB erreichen.<br />

• Pro 10.000 Einwohner sollen zwölf hochwertige Erfindungspatente erreicht werden. Dafür<br />

werden Unternehmen, die IP-Rechte wie Patente und Marken herstellen, gefördert.<br />

• Das IP-Rechtssystem insbesondere in neuen Bereichen wie Big Data, KI und Gentechnologie<br />

wird verbessert. Die Schadensersatzansprüche und Strafen für IP-Verletzungen werden<br />

erhöht.<br />

• China beteiligt sich noch stärker am Aufbau und der Reform der globalen IPR-Governance,<br />

beispielsweise durch die Förderung bi- und multilateraler Verhandlungen über geistiges<br />

Eigentum und den Informationsaustausch.<br />

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12 Interview<br />

Kräftiges Wachstum. Das erwartet BASF von<br />

ihrem neuen Verbundstandort in Zhanjiang in<br />

der südchinesischen Provinz Guangdong, der<br />

bis 2030 fertiggestellt sein soll. Bereits 2018<br />

sprach <strong>CONNECT</strong> mit Dr. Stephan Kothrade<br />

über die Pläne und Potenziale des neuen<br />

Projekts. Im kommenden Jahr geht nun die<br />

erste Anlage in Zhanjiang in Betrieb. Ein guter<br />

Anlass, um erneut mit dem Präsidenten und<br />

Vorsitzenden von BASF Greater China zu<br />

sprechen – über den neuen Standort, CO 2<br />

-<br />

Neutralität, soziale und ökologische Standards<br />

und die Bedeutung des chinesischen Markts<br />

für BASF in der Zukunft.<br />

Interview<br />

DR. STEPHAN KOTHRADE<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Dr. Kothrade,<br />

erste Anlagen am Verbundstandort Zhanjiang<br />

in China nehmen im nächsten Jahr den Betrieb<br />

auf. Er ist nicht nur größer als zunächst geplant,<br />

sondern auch nachhaltiger. Was bedeutet das?<br />

Dr. Stephan Kothrade: Nachhaltigkeit spielt bei<br />

all unseren Aktivitäten eine zentrale Rolle. In<br />

Zhanjiang planen wir eine integrierte und nachhaltige<br />

Verbundproduktion. Sie reicht von einer<br />

hocheffizienten thermischen Anlage zur Energierückgewinnung<br />

für die Abfallverarbeitung über<br />

fortschrittliche Technologien zur Abwasserbehandlung,<br />

die einen niedrigen Schadstoffgehalt<br />

im Abwasser gewährleisten, bis zu intelligenten<br />

Konzepten für eine effiziente Energienutzung.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welchen Weg gehen Sie konkret in<br />

Richtung einer CO 2<br />

-freien Produktion?<br />

Dr. Kothrade: Bis 2030 wollen wir unsere absoluten<br />

CO 2<br />

-Emissionen global im Vergleich zu<br />

2018 um 25 Prozent reduzieren und bis 2050 für<br />

unsere eigenen Produktionsstandorte Nettonull-Emissionen<br />

bei BASF erreichen. Im Wesentlichen<br />

geht es um die Verwendung von Strom aus<br />

erneuerbaren Energien, um neue Technologien<br />

zur Herstellung von sauberem Wasserstoff wie<br />

Methanpyrolyse und Wasser-Elektrolyse. Dazu<br />

gehören auch die kontinuierliche Verbesserung<br />

unserer operativen Prozesse und die Vorteile, die<br />

sich aus einer integrierten Produktion im Verbund<br />

ergeben.<br />

Wenn alle Anlagen des Verbundstandortes<br />

Zhanjiang 2030 in Betrieb sind, werden die CO 2<br />

-<br />

Emissionen um mehr als 50 Prozent niedriger sein<br />

als die eines gasbasierten petrochemischen<br />

Standorts ähnlichen Umfangs. Der Weg dorthin<br />

erfordert Innovationen und die lösungsorientierte<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten. Ein Beispiel<br />

dafür ist die Versorgung mit grünem Strom für<br />

die ersten Anlagen, die 2022/2023 ihren Betrieb<br />

aufnehmen werden. BASF ist das erste Unternehmen,<br />

das grünen Strom über die neuen Pilothandelsregeln<br />

in Guangdong beziehen kann. Mit<br />

der Unterstützung der Behörden von Guangdong<br />

war BASF maßgeblich daran beteiligt, den direkten<br />

Bezug von erneuerbarem Strom aus dem Netz<br />

einzuführen. Derzeit nehmen sechs BASF-Produktionsstandorte<br />

in Shanghai, Jiangsu und<br />

Guangdong an dem Pilotprojekt zum Handel mit<br />

Strom aus erneuerbaren Energien teil.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und wie werden BASF-Produkte<br />

umweltfreundlicher?<br />

Dr. Kothrade: Wir können den Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />

für jedes unserer Produkte in seiner<br />

spezifischen Anwendung bewerten. Unsere Accelerator-Produkte<br />

leisten einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette.<br />

Dazu gehören beispielsweise bioabbaubare<br />

Mulchfolien für die Landwirtschaft oder auch<br />

wasserbasierte Lösemittel für Farben. Wir wollen<br />

unseren Umsatz mit diesen Accelerator-Produkten<br />

bis 2025 auf 22 Milliarden Euro erhöhen.<br />

BASF-Produkte sind zudem auch in zahlreichen<br />

Klimaschutztechnologien enthalten. So ermöglichen<br />

wir Energieeffizienz und Klimaschutz in<br />

verschiedenen Sektoren wie beispielsweise im<br />

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13<br />

Gebäudebereich, in der Automobilbranche und<br />

in industriellen Prozessen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Das Thema soziale und ökologische<br />

Standards hat in letzter Zeit noch mal an Bedeutung<br />

gewonnen. Wie werden Standards in<br />

Ihren Lieferketten garantiert?<br />

Dr. Kothrade: Wir erwarten von unseren Lieferanten,<br />

dass sie geltende Gesetze in vollem Umfang<br />

einhalten und international anerkannte Umwelt-,<br />

Sozial- und Corporate-Governance-Standards<br />

befolgen. Wir erwarten zudem, dass sie sich bemühen,<br />

diese Standards auch bei ihren Lieferanten<br />

und Zulieferern umzusetzen. Neben unserem<br />

Verhaltenskodex für Lieferanten sind die Auswahl,<br />

Bewertung und Auditierung von Lieferanten<br />

wichtige Bestandteile unseres nachhaltigen<br />

Liefer kettenmanagements. Als Gründungsmitglied<br />

der Initiative Together for Sustainability (TfS)<br />

entwickeln und implementieren wir mit führenden<br />

Chemieunternehmen weltweit einen verantwortungsvollen<br />

Rahmen für die Versorgung mit<br />

Gütern und Dienstleistungen in der chemischen<br />

Industrie. Im Jahr 2020 führten die Mitglieder<br />

der TfS-Initiative weltweit 4.675 Nachhaltigkeitsbewertungen<br />

online und 258 Nachhaltig keitsaudits<br />

vor Ort durch. In China waren es <strong>21</strong>4 ONline-Nachhaltigkeitsbewertungen<br />

und 40 Nachhaltigkeitsaudits<br />

vor Ort bei lokalen Lieferanten.<br />

<strong>CONNECT</strong>: BASF ist in China breit aufgestellt.<br />

Können Sie dazu einen Überblick geben?<br />

Dr. Kothrade: Bereits seit 1885 ist BASF in China<br />

aktiv. Das Geschäft der BASF in Greater China<br />

umfasst alle Unternehmensbereiche der<br />

BASF-Gruppe. Wir betreiben dort derzeit 28<br />

hundertprozentige Tochtergesellschaften, sieben<br />

Joint Ventures, 27 Produktionsstandorte und 24<br />

Vertriebsbüros. Zum Jahresende 2020 beschäftigten<br />

wir dort insgesamt 8.948 Mitarbeitende<br />

und haben in den vergangenen 20<br />

Jahren mehr als sechs Milliarden Euro investiert.<br />

In Ostchina liegt unser Verbundstandort Nanjing.<br />

Die BASF-YPC Company Limited ist ein 50:50-Joint-Venture<br />

zwischen BASF und SINOPEC. Der<br />

integrierte Petrochemiestandort produziert jährlich<br />

rund drei Millionen Tonnen hochwertige<br />

Chemikalien und Polymere für den chinesischen<br />

Markt. In Zhanjiang, in der südchinesischen Pro-<br />

vinz Guangdong, planen wir die Errichtung eines<br />

weiteren integrierten Verbundstandorts. Mit dem<br />

Bau haben wir bereits begonnen, er soll planmäßig<br />

bis 2030 abgeschlossen sein. Zudem nutzen<br />

wir unsere Position in China, um unser<br />

Wachstum bei Batteriematerialien weltweit weiter<br />

zu beschleunigen. In diesem Jahr haben wir<br />

zusammen mit Shanshan ein Joint Venture gegründet,<br />

das sich auf das schnell wachsende Segment<br />

für Elektrofahrzeuge in China konzentriert,<br />

dem weltweit größten Markt für Batteriematerialien.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Auswirkungen haben die<br />

Werke in China auf die Produktion in Deutschland?<br />

Dr. Kothrade: BASF produziert vorwiegend vor<br />

Ort für die lokalen Märkte. Unser Engagement<br />

in China ist im Wachstumspotenzial des chinesischen<br />

Marktes, das heißt in der chinesischen<br />

Inlandsnachfrage, begründet. Viele Funktionen<br />

und Aktivitäten der BASF weltweit und auch in<br />

Deutschland sind mit den Aktivitäten in China<br />

verbunden.<br />

<strong>CONNECT</strong>: BASF forscht auch in China. Können<br />

Sie dies auch für Ihre Produktion außerhalb von<br />

China gut nutzen?<br />

Dr. Kothrade: Der BASF-Forschungsbereich Advanced<br />

Materials & Systems Research wird von<br />

Shanghai aus geleitet. Er ist einer von derzeit<br />

drei global aufgestellten Forschungsbereichen,<br />

die zusammen mit den Entwicklungseinheiten<br />

unserer Unternehmensbereiche den Kern unseres<br />

weltweiten Kompetenz- und Wissensverbunds<br />

bilden.<br />

Der Innovation Campus Shanghai hat sich zu<br />

einem Innovationstreiber für BASF und ihre Partner<br />

entwickelt. Der Standort spielt eine zunehmende<br />

Rolle bei der Entwicklung von Innovationen<br />

für die Automobil-, Bau- und Konsumgüterindustrie.<br />

In solchen weltweit aufgestellten<br />

Forschungsverbünden arbeiten wir beispielsweise<br />

an der Entwicklung von Batteriematerialien. So<br />

tragen Forscher aus der ganzen Welt gleichermaßen<br />

dazu bei, nachhaltige Innovationen<br />

voranzutreiben.<br />

Eine Reihe von wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

in China gehört zu unserem weltweiten Netzwerk<br />

mit exzellenten Universitäten, Forschungsinstituten<br />

und Unternehmen. Der Kontakt ist bereits<br />

intensiv und wird zunehmend enger.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wagen wir zum Schluss noch einen<br />

Blick in die Zukunft. Was ist in China von BASF<br />

weiter geplant?<br />

Dr. Kothrade: Das globale Wachstum der Chemieproduktion<br />

bis 2030 wird von Greater China bestimmt,<br />

das in diesem Zeitraum mehr als zwei<br />

Drittel des Gesamtwachstums ausmachen wird.<br />

BASF ist sehr gut positioniert, zusammen mit<br />

Kunden dort weiter zu wachsen. Mit unserem<br />

Partner SINOPEC planen wir einen weiteren<br />

Ausbau des Standorts Nanjing. In Zhanjiang<br />

haben wir bereits mit dem Bau der ersten Anlagen<br />

für den geplanten neuen Verbundstandort<br />

begonnen. Diese Anlagen werden technische<br />

Kunststoffe und thermoplastische Polyurethane<br />

produzieren, die in der Provinz Guangdong sehr<br />

gefragt sind. Die erste dieser Anlagen soll bereits<br />

2022 in Betrieb gehen. Das Herzstück des Verbunds<br />

wird der Steamcracker sein. Dieser und<br />

einige der zugehörigen nachgelagerten Anlagen<br />

werden ab 2025 den Betrieb aufnehmen, weitere<br />

Produktionslinien folgen ab 2028.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Dr. Kothrade, herzlichen<br />

Dank für das spannende Interview!<br />

Milestones<br />

Dr. Stephan Kothrade<br />

• 1995 Eintritt in die BASF AG,<br />

Polymerforschung, Ludwigshafen<br />

• 1998–2008 Leitende Funktionen bei<br />

BASF in Ludwigshafen, Budapest und<br />

Antwerpen<br />

• 2012–2015 Präsident BASF-YPC<br />

Company Ltd. und Geschäftsführer<br />

Verbundstandort Nanjing, China<br />

• seit 2016 Präsident Functions Asia<br />

Pacific; Präsident & Vorsitzender BASF<br />

Greater China, Shanghai, China<br />

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14 Titel<br />

Hochrangige Experten<br />

diskutieren Zukunftsthemen<br />

Der China Day etabliert sich als eine der bedeutendsten<br />

chinesisch-deutschen Wirtschaftskonferenzen<br />

Am 15. September fand der China Day 20<strong>21</strong><br />

digital statt. Das Leitevent der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland<br />

(CHKD) wurde erneut online abgehalten und erfreute<br />

sich wie die erste digitale Ausgabe im<br />

vergangenen Jahr großer Beliebtheit. Über 1.200<br />

Gäste aus China und Deutschland nahmen teil.<br />

Veranstaltet wurde die mittlerweile sechste Ausgabe<br />

des China Day von der CHKD in Kooperation<br />

mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag.<br />

Das Online-Event bot erneut hochrangigen Vertretern<br />

aus Politik und Wirtschaft beider Länder<br />

die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen,<br />

Trends sowie Chancen und Herausforderungen<br />

in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />

auszutauschen.<br />

Während bei vielen etablierten China-Veranstaltungen<br />

in Deutschland die chinesische<br />

Perspektive unterrepräsentiert ist, hat der China<br />

Day den Anspruch, eine ausgeglichene Verteilung<br />

der Redebeiträge und somit den Dialog auf<br />

Augenhöhe zu ermöglichen. Dadurch gibt die<br />

Veranstaltung auch chinesischen Unternehmen<br />

eine Plattform, sich einem breiten Publikum zu<br />

präsentieren und ihre Sichtweise auf aktuelle<br />

Themen mit den Diskussionsteilnehmern und<br />

Gästen zu teilen.<br />

Aus den zahlreichen interessanten Beiträgen<br />

fassen wir den Bericht von Frau SUI Xiaowen,<br />

General Manager Goldwind Europe aus der<br />

Panel-Diskussion zum Thema „Der Weg zur<br />

CO 2<br />

-neutralen Wirtschaft in China und Deutschland<br />

– Chancen und Herausforderungen“ zusammen.<br />

Darin legt Frau Sui anschaulich die<br />

Herausforderungen ihres global aufgestellten<br />

Unternehmens auf dem Weg zu Nachhaltigkeit,<br />

Kreislaufwirtschaft und überprüfbarer sauberer<br />

Lieferketten dar.<br />

Panel auf unserem Youtube-Kanel ansehen >><br />

Goldwind: Grüner Strom braucht Nachhaltigkeit der Produktionsanlagen<br />

Als globaler Konzern garantiert Goldwind nachvollziehbare,<br />

ökologisch und sozial einwandfreie Lieferketten<br />

Grünen Strom in umweltbelastenden Anlagen<br />

zu produzieren, ist nicht nachhaltig.<br />

Bei Goldwind habe man 2019 damit begonnen,<br />

eine Umweltdeklaration für die Produkte<br />

zu erstellen. Das würde auch von den Kunden<br />

verlangt, vor allem von großen Energieversorgern.<br />

„Wir müssen für jede Schlüsselkomponente während<br />

des gesamten Lebenszyklus eine Erklärung<br />

vorlegen“, berichtet Frau Sui. Dabei gehe es<br />

um den Einfluss und die Auswirkungen auf die<br />

Umwelt – vom Rohmaterial über die Herstellung<br />

bis hin zum Transport, der Errichtung, dem 20-<br />

jährigen Betrieb bis zur Stilllegung. All das habe<br />

man bei Goldwind analysiert und von einer Drittpartei<br />

aus Europa prüfen lassen. Das Ergebnis<br />

zeige, dass 70 Prozent der Emissionen aus dem<br />

Herstellungsprozess der Anlage stammen und der<br />

Turm einer Windkraftanlage einen großen Anteil<br />

daran hat. Wenn man also grünen Stahl für den<br />

Turm verwenden könnte, sei dies ein großer Beitrag<br />

zur endgültigen Performance des gesamten<br />

Produkts. Ein weiterer Punkt auf dem Weg zur<br />

Nachhaltigkeit sei die Verbesserung der Versorgungssicherheit.<br />

Eine große Herausforderung<br />

für die Windenergie sei die Stabilität der Energieversorgung,<br />

vor allem für das Stromnetz. Was oft<br />

darauf hinausläuft, dass, wenn kein Wind weht,<br />

es auch keinen Strom gibt. Aber die Technologie<br />

zur Versorgungssicherheit, so Sui, werde stark<br />

vorangetrieben.<br />

Goldwind sehe dabei, dass ihre Technologie einen<br />

Beitrag zur Wasserstofferzeugung leisten könne<br />

– im Moment ein ganz heißes Thema. Aber um<br />

wirklich mit Wind und Wasserstoff kombiniert<br />

zu arbeiten, brauche man große Offshore-Projekte.<br />

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15<br />

»Wir arbeiten seit<br />

vielen Jahren am Thema<br />

Nachhaltigkeit, nicht<br />

nur in Hinblick auf die<br />

Umwelt, sondern auch<br />

bei Menschenrechten,<br />

Arbeitsrechten und auch<br />

bei der Nachhaltigkeit<br />

der Lieferketten.«<br />

SUI Xiaowen<br />

General Manager, Goldwind Europe<br />

Dafür arbeite Goldwind bereits mit verschiedenen<br />

Partnern zusammen. Derzeit sei man jedoch noch<br />

nicht so weit, groß in den europäischen Offshore-<br />

Markt einzusteigen, jedoch auf dem Weg dorthin<br />

und sehe einen riesigen Markt und Möglichkeiten,<br />

Offshore-Projekte mit Was serstoff zu<br />

kombinieren, vor allem auf dem deutschen Markt,<br />

so Sui.<br />

auch bei der Nachhaltigkeit der Lieferketten“,<br />

referiert Sui. Wenn man sich diesen Herausforderungen<br />

stelle, habe das keine großen Auswirkungen<br />

auf das internationale Geschäft, weil<br />

bei Goldwind eine systematische Regulierung im<br />

Unternehmen für die gesamte Gruppe existiere,<br />

egal, ob die Produktionsanlagen in Xinjiang<br />

ste hen oder in andern Teilen Chinas und der Welt.<br />

In der Praxis bedeute dies, dass alle Vorschriften<br />

eingehalten werden, nicht nur bei Goldwind<br />

selbst, sondern auch mit Einfluss auf die Lieferanten.<br />

Goldwind habe einen sehr klaren Verhaltenskodex<br />

für seine Zulieferer und ein jähr-<br />

liches Assessment aller Lieferanten, nicht nur in<br />

Bezug auf Qualität, sondern auch auf Nachhaltigkeit.<br />

All diese Aktivitäten sollen sicherstellen,<br />

dass Goldwind in der Zusammenarbeit<br />

mit internationalen Kunden oder internationalen<br />

Geschäften alle Anforderungen einhalten könne.<br />

Um das zu unterstreichen, sei Goldwind im Mai<br />

dem United Nations Global Compact (UNGC) beigetreten<br />

und unterstütze damit die zehn Prinzipien<br />

für Nachhaltigkeit, fasst Sui den Goldwind-<br />

Verhaltenskodex zusammen.<br />

Damit ist Goldwind besser aufgestellt als manches<br />

westliche Unternehmen, und auch hinsichtlich<br />

des neuen Lieferkettengesetzes gibt sich Frau Sui<br />

entspannt. „Wir sind voll und ganz vorbereitet.<br />

Wir arbeiten mit einer Drittpartei zusammen,<br />

einem unabhängigen Auditor aus Frankreich, um<br />

die Due-Diligence-Prüfung für Goldwind insbesondere<br />

in Hinblick auf die Nachhaltigkeit in<br />

den vier Bereichen Umwelt, Geschäftsethik,<br />

nachhaltige Lieferketten und Einhaltung der<br />

Menschenrechte durchzuführen“, so Sui.<br />

Auch bei sozialen Kriterien müssen die Lieferketten<br />

nachvollziehbar sauber sein. Goldwind<br />

sieht sich als Unternehmen mit Wurzeln in Xinjiang<br />

oft mit unfundierter Kritik konfrontiert. Die<br />

Antwort darauf sind von unabhängiger Seite<br />

kontrollierte Lieferketten und weltweit geltende<br />

soziale Maßstäbe für die Lieferketten. „Goldwind<br />

wurde in Xinjiang gegründet, weil es dort die<br />

besten Windressourcen in China gibt. Wir arbeiten<br />

seit vielen Jahren am Thema Nachhaltigkeit,<br />

nicht nur in Hinblick auf die Umwelt, sondern<br />

auch bei Menschenrechten, Arbeitsrechten und<br />

Von unabhängigen Prüforganisationen anerkannte<br />

Nachhaltigkeitsstandards und Mitwirkung<br />

in internationalen Organisationen, welche diese<br />

Standards weiterentwickeln: Diesen Weg sollten<br />

alle Unternehmen einschlagen, die global Geschäfte<br />

machen. So entstehen einheitliche Spielregeln<br />

für alle Konzerne.<br />

United Nations Global Compact (UNGC)<br />

Mehr zum United Nations Global Compact auf Seite 23<br />

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16<br />

Titel<br />

Metz und Skyworth:<br />

Mit Tradition und Innovation zum Erfolg<br />

Interview<br />

Steven Wang<br />

Chief Operating Officer (COO), Metz Consumer<br />

Electronics GmbH<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Wang, viele deutsche<br />

Traditionsmarken verschwanden. Metz hat<br />

durch den Einstig des chinesischen Elektronikkonzerns<br />

Skyworth überlebt. Wie lief dieser Einstieg<br />

2015 ab?<br />

Steven Wang: Aufgrund unterschiedlicher kultureller<br />

Hintergründe, Branchen und Entwicklungsstadien<br />

verlaufen solche Übernahmen nicht immer<br />

reibungslos, da war die Zusammenarbeit zwischen<br />

Skyworth und Metz keine Ausnahme. Um Missverständnisse<br />

zu verringern und die Kommunikation<br />

zwischen beiden Seiten effizienter zu gestalten,<br />

hat Skyworth schnell dafür gesorgt, dass<br />

chinesische Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen<br />

nach Deutschland kommen. Eine weitere<br />

Herausforderung war, dass unsere Branche aufgrund<br />

der Diversifizierung der Unterhaltungsmöglichkeiten<br />

in den letzten Jahren für viele Experten<br />

ja eine „untergehende“ Industrie ist. Damit<br />

haben wir uns nach der Übernahme gemeinsam<br />

intensiv beschäftigt, und am Ende waren wir uns<br />

einig: Es spielt keine Rolle, wie das Fernsehen der<br />

Zukunft aussieht oder wie es heißen wird. Es<br />

genügt, sich auf das Wesentliche zu besinnen<br />

und zu schauen, wofür die Verbraucher unsere<br />

Fernsehgeräte nutzen: Design, Sound, Nutzererlebnis<br />

und Qualität – all das muss stimmen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie haben sich Umsatz und Beschäftigtenzahl<br />

seither entwickelt?<br />

Wang: Skyworth hat nach der Übernahme kein<br />

Personal eingespart, sondern Kernpositionen<br />

personell aufgestockt und chinesische Mitarbeiter<br />

entsandt, um das lokale Personal bei der Kommunikation<br />

mit dem Hauptsitz zu unterstützen.<br />

Heute beschäftigt Metz 150 Mitarbeiter, von<br />

denen ein Drittel in Forschung und Entwicklung<br />

tätig sind. Seit 2017 erzielt Metz in drei aufeinanderfolgenden<br />

Jahren Gewinne und kann ein<br />

zweistelliges Umsatzwachstum vorweisen. Ich<br />

finde es bemerkenswert, dass das Unternehmen<br />

trotz aller Widrigkeiten durch die Pandemie und<br />

die Volatilität des Marktes seine Größe und<br />

Rentabilität steigern konnte. Im Jahr 20<strong>21</strong> werden<br />

wir voraussichtlich einen Umsatz von über<br />

100 Millionen Euro erzielen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wenn man sich die Unternehmenspräsentation<br />

im Internet oder bei den Handelspartnern<br />

ansieht, so zeigt diese den gewachsenen<br />

Markenkern Metz. Wird dieser nicht<br />

durch den neuen Eigentümer beeinflusst?<br />

Wang: Als traditionsreiches Unternehmen hat<br />

Metz seine Marke immer weiter ausgebaut und<br />

schreibt durch das Generationenerbe sowie den<br />

Innovationsgeist seine Erfolgsgeschichte fort. Im<br />

Vergleich dazu ist Skyworth ein viel jüngeres<br />

Unternehmen. Es mag überraschen, dass beide<br />

Unternehmen so gut zusammenpassen. Doch das<br />

liegt an der gemeinsamen Philosophie: das unermüdliche<br />

Streben nach neuen Produkten und<br />

Qualität. Als hochwertige, klassische deutsche<br />

Marke liegt Metz preislich zwei- bis dreimal<br />

höher als andere Hersteller, was auf die hohen<br />

Qualitätsansprüche und -kontrollen zurückzuführen<br />

ist. Skyworth verfolgt eine klare produktorientierte<br />

Strategie und investiert jedes Jahr in<br />

großem Umfang in Forschung und Entwicklung<br />

sowie in Produktinnovationen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Kann Metz auch von dem weltweiten<br />

Vertriebsnetz von Skyworth profitieren?<br />

Wang: Neben den lokalen Märkten wie Deutschland<br />

und Europa ist die Marke Metz bereits<br />

erfolgreich in Indien, Südkorea, Australien und<br />

Hongkong vertreten. 2020 wurde in China das<br />

Label „Metz black“ mit einem Verkaufspreis von<br />

über 170.000 RMB erfolgreich eingeführt. Der<br />

Absatz in China explodierte regelrecht, und<br />

unsere „Metz black“-Produkte wurden zum<br />

Leuchtturm der Branche.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie wird sich Metz auf dem schnell<br />

wachsenden Markt für Unterhaltungselektronik<br />

in der Zukunft entwickeln?<br />

Wang: Als einer der größten TV-Hersteller der<br />

Welt verkauft Skyworth fast 20 Millionen TV-<br />

Geräte pro Jahr und hat einen jährlichen Umsatz<br />

von über 40 Milliarden RMB. Mit weltweit 22<br />

Niederlassungen im Ausland hat das Unternehmen<br />

25.000 Vertragskunden auf dem chinesischen<br />

Markt. Für die Entwicklung und Herstellung von<br />

Produkten aus der Unterhaltungselektronik sind<br />

die Geschwindigkeit des Generationswechsels für<br />

eine Technologie und eine stabile und effiziente<br />

Lieferkette von größter Bedeutung. In Zukunft<br />

wird sich Metz auch auf Europa konzentrieren<br />

und schrittweise den globalen Markt erschließen,<br />

um diese jahrhundertealte deutsche Marke weltweit<br />

noch bekannter zu machen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Interview, Herr<br />

Wang!<br />

Abb.: Metz Consumer Electronics GmbH<br />

www.chk-de.org


17<br />

Weichai Power unter den Top Ten der<br />

weltweit größten Automobilzulieferer<br />

KION Group profitiert von chinesischen Forschungskapazitäten für<br />

Zukunftstechnologien und expandiert kräftig<br />

Der Gabelstapler- und Intralogistik-Konzern<br />

KION setzt auf nachhaltige Logistiklösungen,<br />

steuert auf eine CO 2<br />

-freie Wirtschaft<br />

zu und expandiert kräftig. „In den ersten<br />

neun Monaten des Jahres 20<strong>21</strong> ist die KION<br />

Group mit hoher Dynamik gewachsen und hat<br />

den Rückschlag im Corona-Jahr 2020 mehr als<br />

ausgeglichen“, sagte KION-CEO Gordon Riske. Die<br />

gesetzten Ziele für 20<strong>21</strong> wolle das Unternehmen<br />

trotz Problemen bei der Materialverfügbarkeit<br />

und höherer Rohstoffpreise erreichen.<br />

Im dritten Quartal 20<strong>21</strong> stieg der Auftrags eingang<br />

um ein Drittel auf 3,11 Milliarden Euro. Der<br />

Umsatz kletterte um knapp ein Viertel auf 2,57<br />

Milliarden Euro, das bereinigte EBIT sogar um 44<br />

Prozent auf 229 Millionen Euro. Die bereinigte<br />

EBIT-Marge verbesserte sich auf 8,9 (Vorjahr: 7,7)<br />

Prozent. Unter dem Strich erwirtschaftete das<br />

Wiesbadener Unternehmen einen Konzerngewinn<br />

von 137 Millionen Euro, nach 85 Millionen im<br />

Vorjahreszeitraum beziehungsweise 1,<strong>04</strong> (Vorjahr:<br />

0,72) Euro je Aktie. Dies ermöglichte einen<br />

gewaltigen Kurssprung von 36,30 Euro im März<br />

2020 auf 94,40 Euro Ende Oktober 20<strong>21</strong>.<br />

Dabei hatten KION und seine Tochtergesellschaften<br />

nicht zuletzt durch an schnellen Gewinnen<br />

interessierte Finanzinvestoren eine turbulente<br />

Zeit hinter sich, bevor ab 2012 Weichai<br />

Power einstieg. Zunächst gab es Ängste vor einem<br />

Ausverkauf. Jedoch auch die Beschäftigten sehen<br />

den Einstieg inzwischen als Erfolgsgeschichte.<br />

2012 waren <strong>21</strong>.000 Mitarbeiter beschäftigt, jetzt<br />

sind es über 36.000. Weichai hält derzeit etwa<br />

45 Prozent der Anteile. KION kann jedoch weiterhin<br />

als eigenständiges Unternehmen handeln und<br />

gleichzeitig auf die Ressourcen des Mutterkonzerns<br />

zurückgreifen.<br />

Diese sind gewaltig. Weichai Power war die erste<br />

Dieselmotorenfabrik in China, setzt jedoch jetzt<br />

auf Zukunftstechniken wie Brennstoffzellen und<br />

Kfz-Elektronik. In der Berylls-Top-100-Zulie ferer<br />

studie 2020 stieg Weichai Power auf Platz<br />

zehn auf. Damit schaffte es erstmals ein chinesischer<br />

Zulieferer unter die Top Ten.<br />

Doch ist die reine Größe nicht das wichtigste<br />

Element in der Unternehmensstrategie von<br />

Weichai Power. Der Konzern hat heute mit einer<br />

tra ditionellen Motorenfabrik kaum mehr etwas<br />

zu tun und investiert stattdessen große Summen<br />

in Forschung und Entwicklung für zukunftsfähige<br />

und ökologische Logistiklösungen. Gleichzeitig<br />

entwickelt sich Weichai immer mehr zu einem<br />

global agierenden Konzern. Die Exporte stiegen<br />

innerhalb eines Jahres um über 100 Prozent. Dies<br />

macht sich bereits bei den Gewinnen bemerkbar,<br />

die im ersten Halbjahr 20<strong>21</strong> um 33,8 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahreswert zulegten. Die globale<br />

Energiewende kann nur gelingen, wenn<br />

Lastkraftwagen, Baumaschinen, Landwirtschaftsmaschinen<br />

und Logistiksysteme umweltfreundlichere<br />

Antriebe bekommen. Weichai hat dafür<br />

nicht nur Elektro-, Hybridantriebe und leistungsfähige<br />

elektronische Steuerungssysteme,<br />

sondern ist auch führend in der Wasserstofftechnologie.<br />

Mit diesen zukunftsfähigen Technologien kann<br />

Chinas Zulieferindustrie weltweit punkten. 2020<br />

lagen die Umsätze der 100 größten Automobilzulieferer<br />

um 12,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau.<br />

Der Rückgang der Profitabilität lag bei<br />

58,1 Prozent, so die Berylls-Studie. Auch ersichtlich<br />

aus der Liste der 100 größten Zulieferer: Mit<br />

Weichai Power, CATL und China Fast Gear kommen<br />

drei von lediglich fünf Umsatzgewinnern<br />

2020 aus China. „Die Performance des chinesischen<br />

Motorenspezialisten überrascht nur auf<br />

den ersten Blick“, sagte Berylls Partner und Zuliefererexperte<br />

Dr. Jan Dannenberg. „Sie war zwar<br />

selbst im schwierigen Jahr 2020 so gut, dass<br />

Weichai Power zu den ganz wenigen Umsatzgewinnern<br />

zählt, was nicht zuletzt auf dessen<br />

M&A-Aktivitäten zurückzuführen ist. Tatsächlich<br />

ist der chinesische Konzern aber ein guter Bekannter<br />

innerhalb der Top 100. 2011, in der ersten<br />

Auflage der Zulieferer-Studie, lag Weichai<br />

Power zwar noch auf Platz 25, hat allerdings seither<br />

eine beeindruckende Entwicklung gezeigt,<br />

auch was die Transformation hin zu Themen der<br />

Elektromobilität angeht.“ Von dieser Entwicklung<br />

könnten auch Unternehmen aus Deutschland<br />

profitieren, die wie KION auf Kooperationen mit<br />

China setzen.<br />

Abb.: KION Mediathek<br />

www.chk-de.org


18<br />

Titel<br />

Zukunftsweisende Technologien zu<br />

ehrlichen Preisen<br />

Interview<br />

Alan Chen Li<br />

Country Manager, Xiaomi Deutschland<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Li, in nur zehn<br />

Jahren hat sich Xiaomi zu einem der größten<br />

Smartphone-Hersteller der Welt entwickelt.<br />

Wie hat Ihr Unternehmen das geschafft?<br />

Alan Chen Li: Vor elf Jahren waren wir noch ein<br />

Start-up mit einem Dutzend Mitarbeiter:innen,<br />

und sind jetzt die Nummer zwei weltweit, mit<br />

der größten AIoT-Plattform für Verbraucher.<br />

Das klingt unglaublich, aber wenn man sich die<br />

Leiden schaft unserer Kolleg:innen weltweit an -<br />

schaut, kommt das nicht von ungefähr.<br />

Der Traum unseres Gründers Lei Jun war es, die<br />

besten Smartphones der Welt herzustellen und<br />

zum halben Preis anzubieten, damit jeder ein<br />

besseres und smarteres Leben durch innovative<br />

Technologie genießen kann. Das haben wir die<br />

letzten zehn Jahre getan: hochwertige Unterhaltungselektronik<br />

zu sehr erschwinglichen<br />

Preisen anzubieten.<br />

Innovationen für alle zu günstigen Preisen anzubieten<br />

ist das Markenzeichen von Xiaomi, aber<br />

nicht unser einziger Schlüssel zum Erfolg. Auch<br />

viele weitere Entscheidungen haben dazu beigetragen,<br />

zum Beispiel die ständige Suche nach<br />

Innovationen, die Nähe zu unseren Nutzer:innen,<br />

die Entwicklung der Xiaomi-Fankultur, effiziente<br />

Produktion und unsere Internet-Verkaufsmentalität.<br />

Um unsere Mission zu erfüllen, versprechen wir<br />

unseren Nutzer:innen seit 2018, dass unser<br />

gesamtes Hardware-Geschäft eine maximale<br />

Netto gewinnmarge von fünf Prozent pro Jahr<br />

erwirtschaften darf. Darüber hinaus gehende<br />

Beträge lassen wir unseren Nutzer:innen wieder<br />

zukommen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Noch vor Kurzem war Xiaomi in<br />

Deutschland eher bei preis- und qualitätsbewussten<br />

jüngeren Käufern beliebt. Jetzt<br />

präsentiert sich das Unternehmen in der<br />

Spitzenklasse. Was ist für den europäischen<br />

Markt weiter geplant?<br />

Li: In Europa sind wir bereits die Nummer eins<br />

bei Smartphones. In Deutschland sind wir<br />

Nummer drei, aber auch erst seit zwei Jahren am<br />

Markt. Wir wollen Produkte mit zukunftsweisender<br />

Technologie zu ehrlichen Preisen anbieten.<br />

Das schließt auch das Premiumsegment<br />

ein. Und wir bringen mehr Ecosystem-Produkte<br />

nach Europa.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie garantiert Xiaomi Datensicherheit?<br />

Li: Der Schutz der Nutzerdaten und der Privatsphäre<br />

hatte für Xiaomi schon immer Priorität.<br />

Xiaomi erfüllt alle Anforderungen der DSGVO,<br />

www.chk-de.org


19<br />

einschließlich der Verwendung, Verarbeitung und<br />

Übertragung von Verbraucherdaten. Unsere<br />

Com pliance gilt für alle Systeme, Apps und<br />

Dienste. Jegliche Verwendung personenbezogener<br />

Daten erfordert die Zustimmung der<br />

Verbraucher:innen und erfolgt stets in Übereinstimmung<br />

mit den lokalen oder regionalen Gesetzen<br />

und Vorschriften der Europäischen Union<br />

und ihrer Mitgliedsstaaten.<br />

Bereits 2014 hat Xiaomi seinen Ausschuss für<br />

Sicherheit und Datenschutz gegründet und erhielt<br />

2016 als erstes chinesisches Unternehmen<br />

die Zertifizierung von TrustArc. 2018 hat Xiaomi<br />

die GDPR der EU als Compliance-Bewertung<br />

übernommen. Im Jahr 2019 wurden die Sicherheits-<br />

und Datenschutzpraktiken von Xiaomi<br />

nach ISO/IEC 27001 und ISO/IEC 27018 zertifiziert.<br />

Außerdem wurde die erste Version des<br />

MIUI-Whitepapers zu Sicherheit und Datenschutz<br />

veröffentlicht.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Seit Januar 2020 ist Xiaomi Unterzeichner<br />

des UN Global Compact. Welche Verpflichtungen<br />

ergeben sich für Sie daraus?<br />

Li: Seit 2020 sind wir stolzes Mitglied des Global<br />

Compact der Vereinten Nationen und verpflichten<br />

uns, jährlich Informationen gemäß den zehn<br />

Nachhaltigkeitsprinzipien zu veröffentlichen.<br />

Diese umfassen die Bereiche Menschenrechte,<br />

Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Gibt es konkrete Maßnahmen im<br />

Bereich Corporate Social Responsibility (CSR)<br />

in Deutschland und Europa?<br />

Li: Durch unsere geografische Reichweite konnten<br />

wir 2020 während der Pandemie Menschen<br />

auf der ganzen Welt mit Spenden helfen. Wir<br />

haben in Europa mehr als 800.000 Schutzmasken<br />

und -kleidung sowie Luftreiniger gespendet.<br />

Umweltschutz nehmen wir ernst und<br />

arbeiten daran, Abfall zu vermeiden und plastikfreie<br />

Verpackungen zu entwickeln, sowie die<br />

Langlebigkeit unserer Produkte zu erhöhen, etwa<br />

durch leichtere Reparierbarkeit. Bis Ende 20<strong>21</strong><br />

werden wir in der Lage sein, unsere Produkte in<br />

China, Indien und Europa zu sammeln und zu<br />

recyceln. Außerdem gehen wir Kooperationen<br />

mit staatlichen Stellen, Universitäten, wissenschaftlichen<br />

Forschungseinrichtungen und<br />

Branchenexperten ein.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Neue E-Autos haben eher den<br />

Charakter eines Smartphones auf vier Rädern.<br />

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch<br />

Xiaomi nun in diesen Markt einsteigt. Ab<br />

wann kann man ein smartes Xiaomi-Elektrofahrzeug<br />

kaufen?<br />

Li: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch nicht<br />

sagen, wann genau unser erstes smartes Elektrofahrzeug<br />

erhältlich sein wird, aber wir werden<br />

Sie auf dem Laufenden halten. Unseren EV-<br />

Businessplan mit einer Anfangsinvestition von<br />

zehn Milliarden RMB und einem Investment von<br />

circa zehn Milliarden USD über die nächsten zehn<br />

Jahre setzen wir Schritt für Schritt um: Im September<br />

hat unsere Tochter Xiaomi EV Company<br />

Limited die Unternehmensregistrierung mit einem<br />

Stammkapital von zehn Milliarden RMB abgeschlossen,<br />

Ende August haben wir die Über -<br />

nahme der Deepmotion Tech für autonome Fahrtechnologie<br />

angekündigt.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Li!<br />

Hier entstehen<br />

Lösungen<br />

Die Sozietät Bietmann zählt zu den führenden Arbeits- und Wirtschaftsrechtskanzleien<br />

in Deutschland. Mit mehr als 50 Berufsträgern<br />

stehen wir unseren Mandanten aus Wirtschaft, Politik<br />

und öffentlichem Raum bundesweit als Dienstleister zur Verfügung.<br />

Das Zusammenwirken der Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />

mit ihren jeweils fachlichen Spezialitäten und die<br />

Einbindung der Berufsträger in eine Vielzahl gesellschaftlicher<br />

Gruppierungen und Netzwerke eröffnen der Sozietät die Kompetenz,<br />

Lebenssachverhalte zu analysieren, zu bewerten und wirtschaftlich<br />

und gesellschaftlich sinnvolle Lösungen zugunsten<br />

unserer Mandantschaft durchzusetzen.<br />

Der Erfolg der zurückliegenden Jahrzehnte und unser Konzept<br />

der „Beratung unter einem Dach“ geben uns RECHT.<br />

Berlin<br />

Jägerstraße 51<br />

10117 Berlin<br />

Köln<br />

Martinstraße 22-24<br />

50667 Köln<br />

Bonn<br />

Karl-Carstens-Straße 10<br />

53113 Bonn<br />

Erfurt<br />

Hefengasse 3<br />

99084 Erfurt<br />

München<br />

Prinzregentenstraße 67<br />

81675 München<br />

Duisburg<br />

Großenbaumer Allee 101<br />

47269 Duisburg<br />

www.bietmann.eu<br />

Bietmann Rechtsanwälte<br />

Steuerberater PartmbB<br />

Partnerschaftsregister<br />

AG Essen PR 4052<br />

www.chk-de.org


20<br />

Titel<br />

Zukünftige Herausforderungen der<br />

weltweiten Entwicklung<br />

Schwellen- und Entwicklungsländer lassen sich nicht in die Schranken<br />

weisen / Wirtschaftlicher Aufstieg von Entwicklungsländern gibt chinesischen<br />

und europäischen Unternehmen neue Geschäfts- und Kooperationschancen.<br />

Von Dr. Thomas Kiefer, Wirtschaftsjournalist und China-Experte<br />

W<br />

ir müssen China in die Schranken<br />

weisen.“ Diese These löst bei seinen<br />

Auslandsvorlesungen beispielsweise<br />

in Mexiko zunächst Heiterkeit und anschließend<br />

Ärger aus, berichtet Prof. Wolfram Elsner, Professor<br />

für Volkswirtschaftslehre an der Universität<br />

Bremen in einem Interview auf Youtube.<br />

Wir, das sei das alte Europa und die USA, die<br />

ehemaligen weltbeherrschenden Kolonialmächte,<br />

die zusammen jedoch nur etwa fünf Prozent der<br />

Weltbevölkerung stellen. Es geht in diesem Denken<br />

nicht nur um China, sondern um die Verhinderung<br />

von Entwicklungschancen für die Bevölkerungsmehrheit<br />

der Erde.<br />

Die Entwicklung dieser Länder und die damit<br />

zusammenhängenden Probleme der Zukunft, wie<br />

der Klimawandel, können nur in einer globalen<br />

Kraftanstrengung gelöst werden. „Dialog und Inklusion“<br />

forderte XI Jinping in einer Videobotschaft,<br />

die für die UN-Vollversammlung ausgestrahlt<br />

wurde. „Unterschiede und Probleme<br />

zwischen Ländern“, welche kaum vermeidbar<br />

seien, müssten auf der „Grundlage von gegenseitigem<br />

Respekt behandelt werden“, sagte Xi.<br />

Immer wieder betonte er, dass China sich an alle<br />

Absprachen halte, die von der internationalen<br />

Gemeinschaft getroffen wurden. Ob beim<br />

Umweltschutz, der Entwicklungshilfe, im Kampf<br />

gegen die Pandemie – ja, auch beim Einhalten<br />

von Demokratie und Menschenrechten.<br />

Demokratie und Menschenrechte<br />

Diese Begriffe sind in verschiedenen Weltregionen<br />

unterschiedlich definiert. Nicht nur in arabischen<br />

Ländern oder Afrika kann das westliche System<br />

nicht einfach übergestülpt werden. Die „Wirtschaftswoche“<br />

empfiehlt in ihrer China-Literaturübersicht<br />

das Buch „China“ des Hamburger<br />

Asienwissenschaftlers Oskar Weggel, erstmals<br />

bereits 1979 erschienen. Ein Buch über die Eckpfeiler<br />

des chinesischen Gesellschaftssystems,<br />

das sich elementar unterscheidet vom Europa seit<br />

Renaissance und Aufklärung, bilanziert die Zeitschrift.<br />

Selbstzügelung statt unverantwortlicher<br />

Selbstverwirklichung. Harmoniestreben statt<br />

reine Streitkultur. Sozialrechte statt abstrakter<br />

Menschenrechte.<br />

Doch auch in China entstanden in den vergangenen<br />

Jahren gesetzlich geschützte Menschenrechte.<br />

Diese lassen sich jedoch nicht von außen<br />

aufzwingen, zeigte nicht zuletzt der westliche<br />

Militäreinsatz in Afghanistan, der 240.000<br />

Menschenleben forderte und viele Millionen<br />

Menschen in die Flucht trieb. Die Schätzungen<br />

für die Kosten der Militäreinsätze der Regierung<br />

von Präsident Barack Obama lagen bei rund einer<br />

Billion US-Dollar – eine Eins mit zwölf Nullen.<br />

Das Watson Institute für Internationale Studien<br />

der Brown University schätzt diese allein für die<br />

USA weitaus höher, auf 3,3 bis 4 Billionen<br />

US-Dollar. Gelder, welche für die eigene Entwicklung<br />

fehlen und zu einer astronomischen<br />

Verschul dung führten.<br />

An Afghanistan und Pakistan grenzt die chinesische<br />

Provinz Xinjiang, in der der Westen an die<br />

Bekämpfung des Extremismus andere Maßstäbe<br />

anlegt. Grundsätzliche Vorwürfe werden ohne<br />

Überprüfung von Zeitschriften und Instituten von<br />

dem „wiedergeborenen“ Christen Adrian Zenz<br />

übernommen, der seinen Kampf gegen China als<br />

göttlichen Auftrag sieht und von rechten amerikanischen<br />

Kreisen unterstützt wird. Die in einem<br />

Bericht vom März 20<strong>21</strong> veröffentlichten Anschuldigungen<br />

des Washingtoner Thinktanks<br />

Newlines Institute for Strategy and Policy beruhten<br />

aus einer „Aneinanderreihung von ungeprüften<br />

Sekundärinformationen und Aussagen<br />

von im Ausland lebenden Uiguren“ und basierten<br />

„letztendlich auf der Internetrecherche des<br />

Anthropologen Adrian Zenz“, so Uwe Behrens in<br />

seinem jüngst erschienenen Buch „Feindbild<br />

China“.<br />

Die Lage in Afghanistan, Pakistan und in Xinjiang<br />

ist schwierig. Doch die Boykottpolitik, die sich in<br />

Xinjiang insbesondere gegen die chinesische<br />

Baumwollproduktion richtet, dürfte überwiegend<br />

wirtschaftlich motiviert sein. Weltweit größter<br />

Baumwollexporteur bleiben die USA mit Ausfuhren<br />

von 3,3 Millionen Tonnen. Durch Handelsvereinbarungen<br />

mit China haben die Vereinigten<br />

Staaten schon heute bei ihren Exporten die<br />

vergangene Saison um 45 Prozent übertroffen.<br />

Die Baumwollausfuhren nach China sind dabei<br />

um 600 Prozent gestiegen.<br />

„Die Schlafstellen nur wenige Zentimeter voneinander<br />

entfernt, die Toiletten regelmäßig überflutet.<br />

In den Zelten wimmelte es von Insekten,<br />

die Kleidung der Gefangenen wurde zusammen<br />

mit den Wischmopps gewaschen“, berichtet „Die<br />

Tageszeitung“ über ein Gefängnis in Texas. Nach<br />

Daten von Statista sitzen weltweit mehr als elf<br />

Millionen Menschen in Gefängnissen. Die meiswww.chk-de.org


<strong>21</strong><br />

Abb.: udn.com<br />

ten davon (in absoluten Zahlen sowie je 100.000<br />

Einwohner) sind in den USA inhaftiert, wie aktuelle<br />

Daten der Organisation World Prison Brief<br />

zeigen. Aktuell kommen in den USA 629 Häftlinge<br />

auf 100.000 Einwohner. Schwarze stellen<br />

zwölf Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung,<br />

aber 33 Prozent der Menschen, die eine Haftstrafe<br />

absitzen, berichtet die Deutsche Welle.<br />

Dies verdeutlicht, dass China-Boykotte aus<br />

wirtschaftlichen Interessen erfolgen. Bei der<br />

Frage von sauberen Lieferketten müssen jedoch<br />

einheitliche, von allen beteiligten Ländern vereinbarte<br />

Maßstäbe angelegt werden. Baumwollproduzenten<br />

aus Xinjiang, die von den Boykottmaßnahmen<br />

betroffen sind, klagen dagegen, da<br />

sie nachweislich saubere, ökologische und sozial<br />

abgesicherte Produktionsbedingungen ohne<br />

Zwangsarbeit haben. Pauschale Boykotte führen<br />

zu Massenarbeitslosigkeit und rauben unzähligen<br />

Menschen ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage.<br />

Afrika. Nach der Suspendierung chinesischer<br />

Unternehmen durch die Demokratische Republik<br />

Kongo wegen illegaler Aktivitäten sagte Peking,<br />

es werde Sanktionen gegen die Unternehmen<br />

verhängen, wenn sie für schuldig befunden werden.<br />

Angesichts der Frage, inwieweit die Demokratische<br />

Republik Kongo von ihren eigenen Mineralien<br />

profitiert, überprüft das Land seine Bergbauabkommen<br />

mit ausländischen Interessen -<br />

gruppen, einschließlich chinesischer Investoren,<br />

meldet qz.com. Am Beispiel Kongo wird verständlich,<br />

warum China in diesem ehemaligen Privatbesitz<br />

des belgischen Königs mit dem damals<br />

brutalsten Regime der Welt beliebter ist als der<br />

Westen. Dies gilt für fast ganz Afrika.<br />

Für Millionen Menschen ist das elementarste<br />

Menschenrecht, das ihnen nicht gewährt wird,<br />

das Recht auf Überleben, die Möglichkeit, ihre<br />

Existenz durch ihre Arbeit zu sichern. Die Zahl der<br />

Hungernden wächst und liegt bei 720 Millionen<br />

bis 811 Millionen Menschen. Das ist ungefähr jede<br />

und jeder Zehnte, so die Daten des vergangenen<br />

Ernährungsgipfels der UN. Diese Herausforderung<br />

zu lösen, erfordert viel Geld, jedoch auch neue<br />

Konzepte. „Gib einem Hungernden einen Fisch,<br />

und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und<br />

er wird nie wieder hungern“, soll Laotse gesagt<br />

haben. Mit seiner Neuen Seidenstraße bringt<br />

China Arbeitsplätze, Einkommen und Infrastruktur<br />

in unterentwickelte Länder.<br />

Das ist dringend notwendig. In Afrika dürfte<br />

sich die Bevölkerung von heute 1,4 auf 4,3<br />

Milliarden Menschen bis <strong>21</strong>00 mehr als verdreifachen.<br />

Chinas oft kritisiertes Konzept der<br />

Neuen Seidenstraße könnte dabei helfen, die<br />

damit verbundenen enormen Herausforderungen<br />

zu meistern. Die Entwicklung bedarf jedoch eines<br />

Zusammenspiels aller Kräfte. Dies kann nur in<br />

einer globalen Anstrengung gelingen, und davon<br />

können wiederum – wie auch im Falle von Chinas<br />

Aufstieg – westliche Unternehmen profitieren.<br />

China ist dafür bekannt, Projekte schnell umzusetzen.<br />

Der Westen und besonders Deutschland<br />

sind für Gründlichkeit und Planungskompetenz<br />

bekannt. Die Entwicklung in einer zukünftigen,<br />

digital vernetzten Welt lässt sich nicht von einer<br />

Minderheit in die Schranken weisen.<br />

Nach Prognosen der Universität von Washington<br />

ist es möglich, dass <strong>21</strong>00 nur noch 730 Millionen<br />

Menschen in China wohnen, das afrikanische<br />

Nigeria hätte dann mit 790 Millionen Menschen<br />

mehr Einwohner. Doch wie sind die sozialen und<br />

ökologischen Herausforderungen in dem afrikanischen<br />

Kontinent zu bewältigen, wo bereits<br />

heute in vielen Ländern ein Großteil der Bevölkerung<br />

keine Perspektive sieht und emigrieren<br />

möchte? Durch Bildung, Stärkung der Frauenrechte<br />

und Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft.<br />

Durch eine friedliche internationale Kooperation.<br />

Dass diese auf Boykott und Eindämmung abzielenden<br />

Kritiken eher wirtschafts- und machtpolitisch<br />

motiviert sind, lässt sich auch aus einer<br />

neuen Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zum<br />

Sicherheitsempfinden der Deutschen ablesen.<br />

Jede und jeder zweite Befragte hat keine große<br />

Angst vor Spannungen zwischen Europa und<br />

China. Und Angst vor Spannungen hat die<br />

deutsche Bevölkerung auch gegenüber anderen<br />

Ländern.<br />

Soziale und ökologische Standards<br />

Soziale und ökologische Kriterien sollten weltweit<br />

gelten, jedoch auch von allen Ländern mitgestaltet<br />

werden. Das zeigt sich besonders in<br />

Abb.: hk01.com<br />

www.chk-de.org


22 Zahlen – Daten – Fakten<br />

Chinesische Unternehmen leisten positiven<br />

Beitrag zur Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

Anteil lokaler Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen in Deutschland<br />

7% 93 %<br />

Entsandte Mitarbeiter<br />

Lokale Mitarbeiter<br />

Investitionen und Wachstum<br />

50.000<br />

Anzahl Mitarbeiter in<br />

den rund 350 Mitgliedsunternehmen<br />

der CHKD<br />

Corporate Social<br />

Responsibility (CSR)<br />

Hat Ihr Unternehmen gesellschaftliches<br />

Engagement in seinen Unternehmensleitlinien<br />

verankert?<br />

Investitionspläne für die nächsten 3–5 Jahre in Deutschland<br />

Ja<br />

93% 7%<br />

Nein<br />

73% 27%<br />

Weitere Investitionen geplant<br />

Keine Investitionen geplant<br />

Hat Ihr Unternehmen in der Vergangenheit<br />

bereits CSR-Projekte in Deutschland<br />

durchgeführt?<br />

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Investitionspläne<br />

Ja<br />

73% 27%<br />

Nein<br />

Mehr investiert als geplant<br />

Weniger investiert als geplant<br />

Quelle: CHKD Mitgliederumfrage<br />

13%<br />

53%<br />

Genauso viel investiert wie geplant<br />

27%<br />

7%<br />

Keine Investitionen geplant<br />

Plant Ihr Unternehmen in der Zukunft CSR-<br />

Projekte in Deutschland durchzuführen?<br />

Ja<br />

87% 13%<br />

Nein<br />

www.chk-de.org


23<br />

United Nations Global Compact<br />

Unternehmen aus China setzen sich ein für eine inklusivere,<br />

nachhaltige Wirtschaft<br />

Die globale wirtschaftliche Entwicklung befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess,<br />

der sozial und ökologisch gestaltet werden muss. Deshalb steht die<br />

Förderung nachhaltigen unternehmerischen Handelns bei der Chinesischen Handelskammer<br />

in Deutschland (CHKD) oben auf der Agenda. Hierzu zählt u. a. die wirkungsvolle<br />

Umsetzung der Prinzipien des United Nations Global Compact (UNGC), der auf Grundlage der zehn universellen Prinzipien<br />

und der 17 Sustainable Development Goals die Vision einer inklusiveren und nachhaltigen Wirtschaft verfolgt.<br />

CHKD-Mitglieder, deren Muttergesellschaften Unterzeichner des UNGC sind:<br />

BOE Technology Europa GmbH<br />

Baosteel Europe GmbH<br />

Minmetals Germany GmbH<br />

China Mobile International (Germany) GmbH<br />

China Unicom (Europe) Operations Limited German Branch<br />

Fosun Management (Germany) GmbH<br />

Huawei Technologies Deutschland GmbH<br />

NIO GmbH<br />

OROPE Germany GmbH<br />

Sanhua Automotive Europe GmbH<br />

Sinosteel Germany GmbH<br />

State Grid Corporation of China European Representative Office<br />

Sungrow Deutschland GmbH<br />

Vivo Tech GmbH<br />

Xiaomi Technology Germany GmbH<br />

Yanfeng Europe Automotive Interior Systems Management Ltd. & Co. KG<br />

ZTE Deutschland GmbH<br />

Zahl der Beitritte in China steigt<br />

Über 18.500 Unternehmen und Organisationen haben den UNGC bisher unterzeichnet. Die Zahl der<br />

jährlichen Neu-Beitritte weist seit etwa drei Jahren ein stärkeres Wachstum auf. In diesem Jahr<br />

(Stand: 9. November ’<strong>21</strong>) war die Zahl der Neu-Beitritte in China erstmals höher als in Deutschland.<br />

Anzahl der dem UNGC beigetretenen Unternehmen in Deutschland und China (2012–20<strong>21</strong>)<br />

779<br />

+172<br />

179<br />

in Deutschland<br />

201<br />

+22<br />

228<br />

266<br />

bis 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 20<strong>21</strong><br />

Mehr Informationen finden Sie unter www.chk-de.org/de.<br />

+27<br />

305<br />

73 81 92 107 123<br />

+16<br />

+8<br />

+11<br />

in China<br />

+38<br />

+15<br />

+39<br />

362<br />

+57<br />

140<br />

+17<br />

4<strong>21</strong><br />

+59<br />

162<br />

+22<br />

492<br />

+71<br />

249<br />

+87<br />

607<br />

+115<br />

370<br />

+1<strong>21</strong><br />

569<br />

+199<br />

Quelle: www.unglobalcompact.org<br />

www.chk-de.org


24 China Day 20<strong>21</strong> digital<br />

» In jeder Krise liegen auch Chancen. Bei allen Herausforderungen,<br />

die es derzeit für internationale Unternehmen<br />

gibt – weltweit, in China, in Deutschland. Bei allen<br />

Hindernissen, mit denen auch unsere Mitglieder konfrontiert<br />

sind: Wir sehen weiterhin große Chancen, großes<br />

Potenzial für die Wirtschaftszusammenarbeit zwischen<br />

China und Deutschland in der Zukunft. Wir setzen ganz<br />

klar auf Zusammenarbeit! «<br />

DUAN Wei<br />

Hauptgeschäftsführer, Die Chinesische<br />

Handelskammer in Deutschland<br />

Panel I<br />

Der Weg zur CO 2<br />

-neutralen Wirtschaft in China und Deutschland<br />

– Chancen und Herausforderungen<br />

NI Zhijun<br />

General Manager, Baosteel Europe<br />

» Der Versuch, Wasserstoff zu verwenden, ist für die Baowu Group möglicherweise die Lösung<br />

für die CO 2<br />

-Neutralität im Jahr 2050. Einerseits versuchen wir, dieses Ziel endlich mit Wasserstoff<br />

zu erreichen. Auf der anderen Seite versuchen wir, entweder selbst oder mit Partnerschaften<br />

in China in Anlagen zur Wasserstoffproduktion zu investieren. Wir verstehen, dass die Reaktion<br />

auf den Klimawandel eine gemeinsame Verantwortung für die Welt ist. Protektionismus<br />

ist also für dieses gemeinsame Ziel nicht gesund. «<br />

» Goldwind ist seit 2008 in Europa präsent. Wir haben also tatsächlich von Europa,<br />

insbesondere von Deutschland, gelernt, wie man dem Klimawandel begegnet und<br />

wie man mit den Herausforderungen der CO 2<br />

-Neutralität umgeht. Mit dem EU-Ziel<br />

der CO 2<br />

-Neutralität bis 2050, das also auf jeden Fall vor dem Chinas liegt, können<br />

wir Erfahrungen sammeln und sind jetzt in der richtigen Position, zu lernen und uns<br />

darauf vorzubereiten, diese Ziele zu erreichen. «<br />

SUI Xiaowen<br />

General Manager, Goldwind Europe<br />

Jörg Wuttke<br />

Chefrepräsentant, BASF China<br />

» Wir haben den Klimaschutz in Deutschland entwickelt, aber in China treiben wir ihn weiter<br />

voran. Hier haben wir einen wunderbaren Boden dafür, wir haben die Regierung, die mitgehen<br />

möchte, sowie Partner in China. […] Dies unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit auf<br />

den verschiedenen Ebenen. Unternehmen müssen gemeinsam an einem globalen Wissenspool<br />

arbeiten und offene Grenzen haben, um die Technologien zu generieren, die der Klimawandel<br />

erfordert. «<br />

www.chk-de.org


25<br />

Panel II<br />

Digitalisierung als Motor für die Zukunft der chinesisch-deutschen<br />

Wirtschaftszusammenarbeit? Perspektiven und Trends<br />

» SAP ist bereits seit mehr als 26 Jahren ein aktiver Player in China. Wir betrachten China<br />

nicht nur als Markt, sondern vor allem auch als Innovationsstandort. Wenn wir über Innovation<br />

sprechen, geht es vor allem um Co-Innovation, die Zusammenarbeit mit unseren chinesischen<br />

Kunden und Partnern in China – und für China. «<br />

Andreas Hube<br />

Global Vice President,<br />

Head of China Liaison Office, SAP<br />

Martin Schmoll<br />

Director Business Innovation,<br />

TD Reply<br />

» Die Analyse digitaler Daten mithilfe von künstlicher Intelligenz und komplexen<br />

Algorithmen spielt global eine immer größere Rolle für Unternehmen. Ein wichtiger<br />

und hierzulande eher vernachlässigter Ansatz ist beispielsweise das sogenannte<br />

Social Listening – die Analyse von Social-Media-Reaktionen zu relevanten Themen.<br />

Damit können Unternehmen quasi in Echtzeit herausfinden, wie gut bestimmte Marketingaktivitäten<br />

bei den Zielgruppen ankommen und welche Themen gerade überhaupt<br />

populär sind. Besonders hilfreich kann das für deutsche Unternehmen sein,<br />

die ein besseres Verständnis für ihre chinesischen Zielgruppen erlangen wollen. «<br />

» NIOs Mission ist es, mit smarten Premium-Elektrofahrzeugen und einem herausragenden<br />

Nutzererlebnis Lebensfreude zu vermitteln. Neben allen Services, die wir rund ums Auto anbieten,<br />

wollen wir vor allem eine Community aufbauen. Unser Angebot erstreckt sich von unseren<br />

NIO Houses über Power-Swap-Stationen bis hin zu sorgenfreien Battery-as-a-Service-Abonnements<br />

und bequemen Onlinediensten. Und ab Ende 2022 wollen wir mit diesem Ansatz auch in<br />

Deutschland am Start sein. «<br />

ZHANG Hui<br />

Vice President, NIO Group<br />

David Wang<br />

President of Global<br />

Government Affairs, Huawei<br />

» Es gibt zwei wesentliche Triebkräfte für Innovationen: wissenschaftlicher Durchbruch<br />

und Marktnachfrage. Deutschland verfügt über eine sehr umfassende und<br />

tiefe Wissensbasis und einen Talentpool. China hat einen riesigen Markt mit einer<br />

dynamischen Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen. Wenn Deutschlands wissenschaftliche<br />

Forschungstalente und der chinesische Markt eng miteinander verbunden<br />

sind, werden viele großartige Dienstleistungen und andere technologische<br />

Ergebnisse erzielt, von denen alle profitieren. «<br />

www.chk-de.org


26<br />

Services<br />

Neues aus dem<br />

Beraternetzwerk<br />

Kann die Konjunktur mithilfe des internationalen Unternehmenstransfers positiv<br />

beeinflusst werden?<br />

Der Fachkräftemangel macht auch vor Europas<br />

stärkster Volkswirtschaft keinen Halt. Fachkräfte<br />

gelten als entscheidender Wirtschaftsfaktor,<br />

weshalb deutsche, aber auch viele internationale<br />

Unternehmen mit deutschem Standort ihre konjunkturelle<br />

Leistung stark durch den Fachkräftemangel<br />

betroffen sehen.<br />

Im Zuge dieser kritischen Entwicklung in<br />

Deutsch land sowie in ganz Europa trat bereits<br />

im Juli 2018 die EU-Entsenderichtlinie in Kraft.<br />

Deutschland hat diese Richtlinie mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />

seit März 2020<br />

umgesetzt. Darin wird die Einwanderung ausländischer<br />

qualifizierter Fachkräfte aus Nicht-<br />

EU-Ländern geregelt.<br />

Ein besonderer Fokus liegt auf der Gleichstellung<br />

ausländischer Fachkräfte in allen Bereichen. Der<br />

Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit am<br />

gleichen Ort“ soll so erfüllt werden. Den Unternehmen<br />

wird in diesem Zusammenhang eine besondere<br />

Rolle zuteil, da sie maßgeblichen Einfluss<br />

auf die Gleichstellung der Fachkräfte in ihrem<br />

Unternehmen in Deutschland haben.<br />

Aber wie können diese benötigten Fachkräfte tatsächlich<br />

in Deutschland tätig werden? Im internationalen<br />

Konzernverbund ist dies beispielsweise<br />

mithilfe der ICT- (Intra-Corporate-Transfer)<br />

und mobilen ICT-Karte oder dem Personalaustausch<br />

flexibel möglich. Bei allen ist eine begrenzte<br />

Einsatzzeit innerhalb der EU vorgesehen.<br />

Das Arbeitsverhältnis mit dem ausländischen<br />

Arbeitgeber besteht fort und ruht lediglich für<br />

die Dauer der Entsendung. Für den Personalaustausch<br />

ist die Entsendung deutscher Fachkräfte<br />

zwingend erforderlich.<br />

Nach genauer Prüfung der deutschen Behörden,<br />

unter Berücksichtigung der lokalen Anforderungen<br />

sowie des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und<br />

sofern alle Voraussetzungen gänzlich eingehalten<br />

werden, kann der befristeten Entsendung von<br />

Fachkräften zugestimmt werden. Idealerweise<br />

kann auf diesem Weg dem Fachkräftemangel<br />

entgegengewirkt und die Konjunktur angekurbelt<br />

werden.<br />

Bereitgestellt von:<br />

Carolin Hickler, Christian Glagla und ZHAO Zhiruo,<br />

TMF Deutschland AG<br />

Den gesamten Beitrag<br />

finden Sie hier >><br />

Abb.: fizkes, Shutterstock<br />

Europäische FDI-Screening-Regeln: Top 20 Q&A für Nicht-EU-Investitionen in Europa<br />

Am 1. Mai 20<strong>21</strong> ist die 17. Novelle der Außenwirtschaftsverordnung<br />

in Kraft getreten. Die Novelle<br />

hat den Anwendungsbereich des deutschen<br />

Investitionskontrollregimes erheblich erweitert,<br />

insbesondere für Unternehmen, die im Hochtechnologiesektor<br />

tätig sind.<br />

Darin spiegelt sich die seit einiger Zeit zu beo b-<br />

achtende Tendenz wider, den Anwendungsbereich<br />

der deutschen Investitionskontrolle<br />

stetig zu erweitern und die Bewertungsmaßstäbe<br />

kontinuierlich zu verschärfen. Bereits im vergangenen<br />

Jahr hatte der deutsche Gesetzgeber<br />

mehrere Änderungen im Zusammenhang mit der<br />

Umsetzung europarechtlicher Anforderungen<br />

und der COVID-19 Pandemie vorgenommen.<br />

In einem Beitrag auf der CHKD-Homepage beantworten<br />

Experten von Ernst & Young (EY) die<br />

häufigsten Fragen zu den neuen Regelungen der<br />

deutschen Investitionskontrolle wie zum Beispiel:<br />

Welche Sektoren sind betroffen, welche Interventionsrechte<br />

hat das zuständige Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie, und wie lange<br />

dauern die einzelnen Verfahrensschritte üblicherweise.<br />

Darüber hinaus erhalten Sie Hinweise<br />

dazu, was im Rahmen einer investitions kon trollrechtlichen<br />

Meldung beachtet werden muss.<br />

Bereitgestellt von:<br />

RA Hubertus Kleene, Ernst & Young Law GmbH<br />

Rechtsanwaltsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft<br />

YI Sun, Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Den gesamten Beitrag<br />

finden Sie hier >><br />

www.chk-de.org


27<br />

Abb.: ALBA Group<br />

Das neue Datenschutzgesetz in China: Wettbewerbsvorteil für deutsche Unternehmen<br />

Mit der Eröffnungsrede auf der China Inter national<br />

Fair for Trade in Services (CIFTIS) gab<br />

der chinesische Staatspräsident XI Jinping der<br />

Marschrichtung für Digitalisierung zwischen<br />

China und seinen Handelspartnern ein neues Ziel.<br />

Die Seidenstraße soll fortan auch digital China<br />

mit dem Rest der Welt verbinden und so zu einer<br />

Win-win-Situation aller Beteiligten auf Ebene der<br />

Digitalisierung führen. Hierauf abgestimmt verabschiedete<br />

China sein eigenes – stark an der<br />

euro päischen DSGVO angelehntes – privates<br />

Datenschutzrecht, welches zum 1. November<br />

20<strong>21</strong> in Kraft trat.<br />

Sowohl Kritiker als auch Datenschutz-En thusiasten<br />

waren gespannt, was nach der Ankündigung<br />

des „strengsten Datenschutzrechts weltweit“<br />

tatsächlich zwischen den Artikeln des<br />

neuen Gesetzes zu finden ist. Ein Blick in den<br />

ersten der 74 Artikel lässt viel hoffen. So heißt es<br />

dort: Das Gesetz dient dem Schutz der Rechte<br />

und Interessen an personenbezogenen Daten, es<br />

reguliert deren Verarbeitung und unterstützt den<br />

vernünftigen Umgang mit persönlichen Informationen.<br />

Insoweit unterscheidet sich die selbst<br />

gesetzte Zielsetzung wenig von der uns bekannten<br />

DSGVO. Auch die folgenden Artikel über die Anwendbarkeit<br />

des Gesetzes, unterteilt im Standortprinzip<br />

und dem Marktortprinzip, sind deckungsgleich.<br />

Die in Artikel 5 DSGVO genannten<br />

Grundsätze zur Verarbeitung von personenbezogenen<br />

Daten – unter anderem Transparenzgebot,<br />

legitimes Ziel, Datenminimierung, Speicherbegren<br />

zung usw. – finden sich im chinesi schen<br />

Pendant. Die Unterschiede findet man bei genauem<br />

Studium der Lektüre, für die meisten Anwendungsbereiche<br />

fallen sie jedoch nur marginal<br />

ins Gewicht. So sind zum Beispiel Einwilligungen<br />

von Minderjährigen bereits ab 14 Jahren (EU ab<br />

16 Jahre) ohne Mitwirkung der Eltern möglich.<br />

Ein neues Gesetz bedeutet für Unternehmen erst<br />

mal zusätzliche Kosten – sei es in Zeit zur eigenen<br />

Erarbeitung oder für externe Beratungsleistungen.<br />

Dadurch, dass das neue Gesetz allerdings<br />

sehr an die inzwischen allseits bekannte<br />

DSGVO angelehnt wurde, wird einem der Einstieg<br />

in dieses Gebiet auf exterritorialer Ebene deutlich<br />

erleichtert. Für deutsche Unternehmen mit Blick<br />

nach China bedeutet dieses Gesetz zudem die<br />

Chance, sich von Anfang an rechtssicher und<br />

datenschutzkonform zu positionieren, ohne<br />

von bereits etablierten Gewohnheiten Abstand<br />

nehmen zu müssen. Das Gesetz bedeutet für<br />

Unternehmen mit bereits existierendem Datenschutzkonzept<br />

auf europäischem Niveau bereits<br />

jetzt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber solchen,<br />

die sich erst mit dieser Frage beschäftigen<br />

müssen.<br />

Timo Schneiders, YK Law Germany<br />

BERLIN: IHR TOR NACH EUROPA<br />

Berlin bietet Ihnen optimale Bedingungen,<br />

um den europäischen Markt zu erschließen.<br />

Die deutsche Hauptstadt steht für Technologie,<br />

Kultur, Startups und gut ausgebildete<br />

Talente aus aller Welt.<br />

Wir helfen Ihnen, in Berlin erfolgreich<br />

zu sein. Sprechen Sie uns an!<br />

www.berlin-partner.de<br />

www.chk-de.org


28 Services<br />

Neues aus dem<br />

Beraternetzwerk<br />

Brockhaus & Kollegen und Republic Affairs:<br />

Starke Partner für internationale Unternehmen<br />

Der Zusammenhang zwischen einer Anwaltskanzlei, einer Agentur für<br />

Politikberatung und Jaxin, einem Importeur von Wein & Spirituosen aus<br />

China, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Bei näherem Hinsehen<br />

wird deutlich, worin die Stärke der Partner liegt.<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Behmer, lieber<br />

Herr Rousta, Sie führen gemeinsam mit Claus<br />

Brockhaus die Geschäfte der Republic Affairs<br />

GmbH, die mitten aus dem Berliner Regierungsviertel<br />

heraus politische Beratung für<br />

nationale und internationale Mandanten anbietet.<br />

Wofür stehen Sie mit Ihrer Beratungsgesellschaft,<br />

was sind Ihre Ziele?<br />

Republic Affairs: Wir sind fest davon überzeugt,<br />

dass der Austausch zwischen Politik und Wirtschaft<br />

eine wichtige Grundlage für unsere demo<br />

kratische Entscheidungsfindung bildet. Für<br />

politische Vertreter ist es oft eine große Herausforderung,<br />

die richtigen Entscheidungen für<br />

Wirtschaft und Gesellschaft zu treffen. Andererseits<br />

wissen Unternehmen häufig nicht, an wen<br />

sie sich in der Politik mit ihren innovativen Ideen<br />

wenden sollen. Deshalb unterstützen wir die<br />

Unternehmen beim Dialog mit Regierungen und<br />

Parlamentariern auf den Ebenen des Bundes, der<br />

Länder und Kommunen sowie der Europäischen<br />

Union, bei der Erweiterung ihres unterneh merischen<br />

Netzwerkes und bei der Anbahnung neuer<br />

Geschäftsbeziehungen. Hier verstehen wir uns<br />

als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Politik und<br />

den Medien. Transparenz, Glaubwürdigkeit und<br />

Inte grität bilden den Grundsatz unserer Bera -<br />

tung.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wer steht hinter dem Namen Republic<br />

Affairs?<br />

Republic Affairs: Republic Affairs gibt es seit<br />

dem 1. Oktober ’<strong>21</strong>. Entstanden sind wir aus dem<br />

Zusammenschluss zweier, im politischen Berlin<br />

bekannten und angesehen Agenturen. Zum einen<br />

aus der PKS GmbH, die über langjährige Erfahrung<br />

in der Politik-, Kommunikations- und Strate<br />

gieberatung verfügt. Ihre namhaften Gründer,<br />

Staatssekretär a. D. Friedhelm Ost und Staatsminister<br />

a. D. Ernst Schwanhold, haben nach ihrer<br />

politischen Laufbahn über 14 Jahre lang erfolgreich<br />

die Geschäfte geführt und wollen mit dem<br />

Wechsel in die neue Gesellschaft das Unternehmen<br />

zukunftsfähig machen. Gemeinsam<br />

mit Partner:innen, die über langjährige Erfahrung<br />

in Regierungen und Parlamenten sowie in verschiedenen<br />

Bereichen der Wirtschaft verfügen,<br />

haben sie zahlreiche Projekte erfolgreich abgeschlossen.<br />

Der Zusammenschluss mit der<br />

Agentur Jan Strecker & Kollegen GmbH erweitert<br />

nicht nur den Kundenstamm, sondern auch die<br />

Bandbreite der Handlungsfelder und Instrumente.<br />

Für bestehende und zukünftige Mandanten<br />

bedeutet dies: Gemeinsam sind die beiden Player<br />

unter dem neuen Namen Republic Affairs weit<br />

mehr als die Summe ihrer einzelnen bisherigen<br />

Leistungen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Warum trägt Ihre Agentur den<br />

Namen „Republic Affairs“?<br />

Republic Affairs: Am Anfang war es ein Wortspiel.<br />

Und alle, denen wir von der Idee erzählten,<br />

mussten darüber schmunzeln. Eine kleine Vorsilbe<br />

macht aus dem Gattungsbegriff Public<br />

Affairs einen Markennamen – in dem sofort auch<br />

ein hoher Anspruch mitschwingt. Genau den<br />

verfolgen wir im Interesse unserer Mandanten:<br />

Wir kümmern uns um die Angelegenheiten und<br />

Themen der Republik, bei denen es einen Ausgleich<br />

zwischen regulatorischen, gesellschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen und politischen Interessen<br />

braucht.<br />

www.chk-de.org


29<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wo liegen Ihre Schwerpunkte auf<br />

internationaler Ebene?<br />

Republic Affairs: Wir begleiten Projekte mit<br />

internationalen Partnern, zum Beispiel bei ihren<br />

Gründungsvorhaben in Deutschland, und unterstützen<br />

deutsche Unternehmen beim Eintritt in<br />

internationale Märkte. Der Fachkräftemangel in<br />

Deutschland ist für uns auch ein wichtiges<br />

Thema. Wir haben ein Pilotprojekt gestartet und<br />

vermitteln ausländische Pflegekräfte für eine<br />

Beschäftigung an deutsche Kliniken. Wir helfen<br />

bei der Bewältigung der sprachlichen Hürden und<br />

bei der Eingliederung in den Alltag. Hier kommt<br />

auch die Kanzlei Brockhaus & Kollegen ins Spiel,<br />

die dieses Projekt bei allen rechtlichen Themen<br />

mit ihrer Expertise großartig begleitet.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Frau Wu, Sie sind Geschäftsführerin<br />

der Jaxin Wein & Spirituosen GmbH<br />

und größter Baijiu-Importeur in Europa.<br />

Mittlerweile kann man die chinesischen<br />

Spirituosen in den Berliner Galeries Lafayette<br />

oder auch in za hlreichen Supermärkten kaufen.<br />

Seit wann gibt es Baijiu in Deutschland?<br />

Jaxin: Jaxin ist der einzige offizielle Importeur<br />

und Vertreter chinesischer Baijiu-Spirituosen in<br />

Deutschland. 2002 wurde Jaxin gegründet, und<br />

seit 2018 sind wir mit Jaxin Wein & Spirituosen<br />

GmbH in Berlin auch auf dem deutschen Markt<br />

zu finden. Wir haben Büros und Netz werke in<br />

Düsseldorf, Köln und Hamburg. Unser deutschchinesisches<br />

Team versteht Baijiu nicht nur als<br />

eine Brücke zwischen der deutschen und chinesischen<br />

Kultur, sondern auch als Chance, ein<br />

hochqualitatives, exquisites chinesisches Produkt<br />

auf dem deutschen Markt vorzustellen.<br />

Am 18. Juni haben wir einen Flagship-Store der<br />

chinesischen Baijiu-Marke Fenjiu in Köln-Innenstadt<br />

eröffnet. Einer unserer hochrangigen Gäste<br />

war der ehemalige Minister für Wirtschaft und<br />

Energie des Landes NRW und Geschäftsführer<br />

der PKS GmbH, Ernst Schwanhold. Wir sind<br />

dankbar für die Möglichkeit der wirtschaftlichen<br />

Kooperation, die sich hier für uns ergeben hat.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Erklären Sie uns bitte: Wie wird<br />

Baijiu eigentlich hergestellt?<br />

Jaxin: Archäologische Funde in Henan weisen<br />

darauf hin, dass Baijiu bereits in der Zeit von<br />

7000 bis 5800 v. Chr. aus einer Mischung aus<br />

Weintrauben, Weißdorn, Honig und Reis in China<br />

hergestellt wurde. Die Erfindung von Qu in der<br />

Han-Dynastie markiert den ersten Schritt zur<br />

Herstellung des Baijiu innerhalb der chinesischen<br />

Alkoholkultur. Der Inhaltsstoff Qu spielt eine<br />

ähn liche Rolle wie Hefe in der westlichen Alkohol<br />

brauindustrie. Mit Getreide vermischt, verwandelt<br />

es sich in Stärke, Zucker und Alkohol.<br />

Etwas später kam die ausländische Technik des<br />

Destillierens. Nach dem Ende der Qing-Dynastie<br />

fing China an, seine Alkoholproduktion zu modernisieren.<br />

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts<br />

wurde das Herstellungsverfahren weiter verfeinert.<br />

Heute ist der Baijiu ein Luxusgut.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Herr Brockhaus, mit Republic Affairs<br />

bilden Sie eine starke Partnerschaft insbesondere<br />

beim Thema Fachkräfte. Wo genau<br />

liegen in diesem Zusammenhang die Schwerpunkte<br />

Ihrer Kanzlei?<br />

Brockhaus & Kollegen: Der Schwerpunkt unserer<br />

Rechts- beratung liegt im Ausländerrecht. Qualifizierte<br />

Arbeitskräfte zu finden ist für deutsche<br />

Unternehmen mittlerweile ein großes Problem. Die<br />

Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland<br />

wird in Zukunft unverzichtbar sein. Zwar hat das<br />

neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz schon<br />

Erleich terung gebracht. Der Notstand in vielen<br />

Industriebereichen, im Handwerk, der Gastronomie<br />

und besonders in der Pflege sind unübersehbar und<br />

wird so schnell nicht abgebaut werden können.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und inwiefern beraten Sie beispielsweise<br />

Unternehmen wie Jaxin?<br />

Brockhaus & Kollegen: Die Frage, die sich hier<br />

den Unternehmen häufig stellt, ist: Was muss<br />

ich als deutscher Unternehmer beim Eintritt in<br />

internationale Märkte beachten, oder mit welchen<br />

rechtlichen Herausforderungen muss sich<br />

ein chinesisches Unternehmen auseinandersetzen,<br />

wenn es im deutschen Markt Fuß fassen<br />

will. Vieles ist bekannt, aber nicht alles ist durchschaubar.<br />

Jiaxin haben wir geholfen Plattformen<br />

zu finden, auf denen sie ihr Produkt platzieren<br />

konnten.<br />

>> Impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e. V.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 20 91 75 22<br />

Telefax: +49 30 20 91 73 40<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD), ZHANG Yuan<br />

Telefon: +49 30 20 91 75 22<br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Valentin Hatzmann<br />

Ninette Hoy<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Wolfgang Hirn<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e. V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

GESTALTUNG<br />

X+Y Design, XU Yan<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

reisnertext.com<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e. K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: melnikof, Shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>04</strong> Ausgabedatum: 10. 12. 20<strong>21</strong><br />

www.chk-de.org


30 Community<br />

Winterzauber vor der Haustür<br />

Der Berg ruft. Teufelsberg, Müggelberge, Fichtenberg,<br />

Hahneberg und weitere Rodelpisten laden<br />

besonders Familien mit Kindern in Berlin zum<br />

Rodelvergnügen ein. Übers Stadtgebiet verstreut locken<br />

beliebte Eisbahnen zum Schlittschuhlauf. Nach dem<br />

Bilderbuchwinter vom vergangenen Jahr kommen<br />

immer mehr Bewohner der Hauptstadt darauf, dass ihr<br />

Wintersportparadies vor der Haustür beginnt. Und wer<br />

richtig zum Wintersport in die Berge fahren möchte:<br />

Von Berlin ist das Erzgebirge auch für einen Wochenendausflug<br />

zu erreichen. Wenn man früh aufsteht.<br />

Auch in anderen Ballungszentren fernab der Alpen<br />

etabliert sich der Wintersport. Das Alpincenter Bottrop<br />

wirbt damit, die längste Piste des Ruhrgebiets zu<br />

unterhalten – schneesicher in einer Halle, der längsten<br />

Skihalle der Welt. Im ganzen Ruhrgebiet gibt es viele<br />

Rodelpisten und Schlittschuhbahnen. Dieses Jahr soll<br />

auch „Essen on Ice“ nach der unfreiwilligen Corona-<br />

Pause wieder stattfinden.<br />

Und Nordrhein-Westfalen hat im Sauerland auch große<br />

Wintersportzentren. Für die Orte Winterberg oder<br />

Schmallenberg sind diese ein wichtiger Wirtschaftsfaktor,<br />

und nach der in der vergangenen Saison erzwungenen<br />

Pause ist die Region gut auf Winterurlauber<br />

vorbereitet. Natürlich unter den aktuell geltenden<br />

Hygieneregeln.<br />

Die Wintersportgebiete in unmittelbarer Nähe ersetzen<br />

sicherlich nicht ganz die Alpen oder das Erzgebirge als<br />

Ziele eines Winterurlaubs. Aber oftmals ist ein kurzer<br />

Winterausflug vor der Haustür erholsamer, als im Gedränge<br />

der Wintersport-Hotspots an den Liften anzustehen.<br />

Dafür nehmen auch die Wintersport-Angebote<br />

in den Mittelgebirgen zu. Schwäbische Alp, Schwarzwald<br />

oder auch der Pfälzerwald bieten zunehmend Wintersport-Aktivitäten<br />

an. Und falls die Schneelage mal kein<br />

ausgiebiges Skierlebnis zulässt: Langeweile muss trotzdem<br />

nicht aufkommen. Ein Spaziergang durch den stillen<br />

Weihnachtswald ist immer möglich und erholsam.<br />

Wintersport in Berlin<br />

Alpincenter Bottrop<br />

Winterberg<br />

Abb.: www.visitberlin.de<br />

Abb.: www.alpincenter.com<br />

Abb.: www.winterberg.de<br />

www.chk-de.org


31<br />

Museum für Asiatische Kunst, Humboldt Forum, Berlin<br />

Chinesische Kunst erzählt Geschichte<br />

Abb.: Humboldt Forum<br />

Die ersten Besucher waren begeistert, und<br />

fast jeder berichtete von einzelnen Objekten,<br />

die besonders sehenswert sind.<br />

Unglaublich viele und eindrucksvolle Exponate<br />

gibt es in der dritten Etage des Humboldt Forums<br />

in Berlin zu entdecken. „Zu wenig Zeit“, beklagen<br />

die meisten Besucher. Man sollte also keinen<br />

Schnelldurchlauf planen, da einige Exponate einmalig<br />

und unbeschreiblich sind. Direkt im Kuppel -<br />

saal befindet sich beispielsweise die bombastische<br />

„Höhle der 16 Schwertträger“ aus Kizil in<br />

Nordwestchina. Es empfiehlt sich, das Museum<br />

mehrmals zu besuchen und laufend Neues zu<br />

entdecken. Nehmen Sie sich Zeit dafür, und entfliehen<br />

Sie im Berliner Zentrum der Hektik der<br />

Großstadt in eine zauberhafte Welt.<br />

Die Ausstellung zeigt nicht nur Objekte, sie erzählt<br />

Geschichte und Geschichten. Einen Grundstein<br />

für die Berliner Asiensammlung legten die<br />

Preußenkaiser. Das über fünf mal zehn Meter<br />

messende Seidengemälde der „Buddhapredigt“,<br />

das jeweils nur wenige Minuten in gedämpftem<br />

Licht gezeigt werden kann, ist das 1770 geschaffene<br />

Alterswerk des Hofmalers DING Guanpeng.<br />

Wilhelm II. erwarb es 1902. Aber das Humboldt<br />

Forum steht auch auf den Trümmern des<br />

Zentrums der untergegangenen DDR. Eine große<br />

Vitrine in der Mitte des Saales zeigt Objekte, die<br />

die Volksrepublik China am Vorabend ihres zehnten<br />

Staatsgründungstages der gleich alten DDR<br />

vermachte. Die kostbaren Schalen und Gefäße<br />

werden als Staatsgeschenk gezeigt, nicht sortiert<br />

nach Chronologie oder Gattungen. Bei all diesen<br />

Objekten ist zu sehen: Deutschland begegnete<br />

der chinesischen Kultur meist mit großer Hochachtung.<br />

Doch auch die Diskussion um Kolonialgeschichte<br />

und koloniale Verbrechen begleitet das Humboldt<br />

Forum seit Jahren. In den Ausstellungen ist es<br />

gelungen, diese Thematik informativ und unverkrampft<br />

zu erzählen. Medienstationen klären auf,<br />

und die 10.000 Objekte sind mit Hinweisen zu<br />

ihrer Erwerbsgeschichte versehen. Laufend kommen<br />

neue Objekte aus dem riesigen Berliner Bestand<br />

dazu. Laufend werden die Geschichten der<br />

Ausstellungsstücke neu bewertet und neu erzählt,<br />

erklären die Ausstellungsmacher.<br />

Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst:<br />

www.humboldtforum.org/de/programm/dauerangebot/ausstellung/ethnologisches-museum-und-museum-fuer-asiatische-kunst-31113<br />

Adresse:<br />

Humboldt Forum, Schloßplatz, 10178 Berlin<br />

Informationen zu Anfahrt, Öffnungszeiten und Eintritt:<br />

www.humboldtforum.org/de/besuch<br />

www.chk-de.org


32 Community<br />

FIS Tour de Ski macht Station in Oberstdorf<br />

Die Langlaufelite wird auch im Winter 20<strong>21</strong>/22 im<br />

Rahmen der härtesten Skilanglaufserie der Welt auf<br />

den WM-Loipen von 20<strong>21</strong> in Oberstdorf um Sekunden<br />

für die Gesamtwertung kämpfen. Die Tour de Ski ist<br />

das erste große Highlight des Olympia-Jahres.<br />

Bereits seit dem Winter 2006/07 bildet das<br />

mehrtägige Etappenrennen rund um den<br />

Jahreswechsel das erste große Highlight<br />

der Saison im Kalender der Langlaufsportler:innen.<br />

Waren es in den ersten Jahren noch bis zu<br />

neun Rennen innerhalb von zehn bis elf Tagen<br />

an fünf verschiedenen Orten in drei Ländern, ist<br />

die Tour de Ski mittlerweile mit sechs bis sieben<br />

Etappen in drei Orten und drei Ländern etwas<br />

kürzer geworden. An Spannung hat sie aber<br />

nichts verloren. Die einzelnen Etappen beinhalten<br />

Sprint- und Mitteldistanzrennen in der freien und<br />

der klassischen Technik.<br />

Das Highlight bildet aber seit der ersten Austragung<br />

der steile Schlussanstieg über eine<br />

Skipiste zur Alpe Cermis in Val di Fiemme. Auch<br />

Oberstdorf war als Etappenort bereits bei der ersten<br />

Austragung dabei und ist seitdem fester Bestandteil<br />

der Serie.<br />

Für die Gesamtwertung sind nicht nur die Einzelresultate<br />

auf den jeweiligen Etappen maßgebend,<br />

über Bonussekunden in Zwischensprints oder für<br />

den Tagessieg bleibt es bis zum Schluss spannend.<br />

Die Premiere 2006/07 konnte damals Tobias Angerer<br />

für sich entscheiden, bis heute der einzige<br />

deutsche Gesamtsieger.<br />

In diesem Winter stehen ein Massenstartrennen<br />

in der freien Technik (Damen 10 km, Herren 15<br />

km) am 31. Dezember 20<strong>21</strong> sowie ein Sprintwettkampf<br />

in der klassischen Technik (Damen 1,2 km,<br />

Herren 1,5 km) am 1. Januar 2022 auf dem<br />

Programm in Oberstdorf.<br />

Die weiteren Stationen der Tour de Ski: Val Mustair/Schweiz<br />

(28./29. Dezember 20<strong>21</strong>) und Val di<br />

Fiemme/Italien (3./4. Januar 2022).<br />

Alle weiteren Informationen<br />

zur FIS Tour de Ski in Oberstdorf<br />

finden Sie unter:<br />

www.tour-de-ski.info<br />

Abb.: Skiclub Oberstdorf Veranstaltungs GmbH<br />

Abb.: www.helgacup.de<br />

www.chk-de.org


Best Practice OPPO:<br />

Wie chinesische Unternehmen<br />

von TK-Services profitieren<br />

Die Techniker Krankenkasse (TK) ist seit zwei Jahren der<br />

offizielle Gesundheitspartner der Chinesischen Handelskammer<br />

in Deutschland (CHKD). Wie chinesische Unternehmen in<br />

Deutschland erfolgreich mit der TK zusammenarbeiten und<br />

insbesondere bei der Einstellung internationaler Fachkräfte<br />

von den TK-Services profitieren können, erfahren Sie im Interview<br />

mit Ramona Theis, HR-Managerin bei OPPO.<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: OPPO ist einer der führenden<br />

Smartphone-Hersteller weltweit und treibt<br />

seine Internationalisierung nicht zuletzt durch<br />

die Gründung seiner Europa-Zentrale in Düssel<br />

dorf weiter voran. Dabei beschäftigt OPPO<br />

Mitarbeiter aus dem Ausland. Welche Herausforderungen<br />

hat Ihr Unternehmen bei der Einstellung<br />

von internationalen Beschäftigten in<br />

Deutschland?<br />

Ramona Theis: OPPO ist seit 2019 in Deutschland,<br />

und mittlerweile sind wir auf rund 150 Mitarbeiter<br />

angewachsen. Da wir ein neues Unternehmen<br />

in einem anderen Land aufbauen,<br />

brauchen wir natürlich das Know-how unserer<br />

OPPO-Mitarbeiter aus der Zentrale in China. Deshalb<br />

haben wir derzeit rund 30 Expats hier in<br />

Deutschland.<br />

Die Reise von China nach Deutschland ist mit<br />

vielen Herausforderungen verbunden. Natürlich<br />

müssen wir ein Visum besorgen und die Expats<br />

bei ihrer Reise sowie bei der Wohnungssuche<br />

unterstützen. All das ist in Corona-Zeiten eine<br />

große Herausforderung. Die größte Neuerung für<br />

unsere Expats ist allerdings das deutsche Versicherungssystem,<br />

vor allem, weil es so viele<br />

Unterschiede zwischen dem deutschen und dem<br />

chinesischen System gibt. Es gibt viele Schritte<br />

beim Onboarding unserer Expats. Dabei unterstützt<br />

uns die Techniker Krankenkasse.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie sieht diese Unterstützung aus,<br />

und was sind die Vorteile der Zusammenarbeit<br />

mit der TK?<br />

Theis: Wir haben einen Ansprechpartner, der<br />

jederzeit per Telefon, per E-Mail oder in einem<br />

persönlichen Gespräch zur Verfügung steht. Für<br />

das Onboarding selbst verschickt die TK ein<br />

digitales Willkommenspaket an die neuen Mitarbeiter.<br />

Darin enthalten sind viele Materialien,<br />

die sowohl auf Chinesisch als auch auf Englisch<br />

verfügbar sind. Das ist wirklich hilfreich, um die<br />

ersten Schritte so einfach wie möglich zu machen.<br />

Unsere Expats erhalten dadurch Informationen<br />

über die Dienstleistungen der TK, wie sie diese in<br />

Anspruch nehmen können und welche zusätzlichen<br />

Leistungen es gibt, wie zum Beispiel eine<br />

Familienversicherung. Sie bekommen außerdem<br />

ein digitales Zertifikat über ihre Versicherung.<br />

Die Zusammenarbeit ist ziemlich unkompliziert.<br />

Das liegt vor allem daran, dass die TK weiß, welche<br />

Herausforderungen ein internationales Unter<br />

nehmen bei der Einstellung internationaler<br />

Kolle gen zu bewältigen hat.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche konkreten Maßnahmen hat<br />

OPPO bereits gemeinsam mit der TK durchgeführt?<br />

Theis: Nach einem Jahr Zusammenarbeit können<br />

wir auf viele Aktivitäten zurückblicken, die TK<br />

und OPPO gemeinsam durchgeführt haben. Wir<br />

haben die TK in unser Büro eingeladen, wobei alle<br />

internationalen Kollegen ihre Fragen zur Registrierung<br />

oder zu den von der TK angebotenen<br />

Dienstleistungen stellen konnten. Diese Treffen<br />

sind auch für uns von der Personalabteilung<br />

wichtig, denn wir bekommen Updates und den<br />

aktuellen Stand zum Thema Sozialversicherung.<br />

Es gab einen speziellen Fall: Als einer unser Mitarbeiter<br />

nach Deutschland kam, hatte er noch<br />

keine Versicherungskarte, musste aber zum Arzt.<br />

Dort hat die TK schnell gehandelt, indem sie dem<br />

Arzt einen digitalen Nachweis geschickt hat,<br />

sodass der Mitarbeiter den Termin wahrnehmen<br />

konnte. Sie sehen also, die TK und OPPO lassen<br />

ihre Mitarbeiter nie allein.<br />

Sehen Sie sich das<br />

Interview als Video an! >>


34 Community<br />

Ein Tag im Leben von<br />

David Wang, Huawei<br />

Huawei ist sicher das bekannteste chinesische Unternehmen in Deutschland, aber auch das umstrittenste. Fast jeder kennt diesen Telekommunikationskonzern,<br />

aber viele in Politik und Medien unterstellen ihm böse Absichten. Der Mann, der gegen diese (Vor-)Urteile ankämpfen<br />

muss, ist David Wang. Er ist Chefrepräsentant von Huawei in Deutschland mit Sitz in Berlin. Er hat mit dem operativen Geschäft nichts zu tun.<br />

Das wird von der Europazentrale in Deutschland gesteuert. Wangs Job ist es, vor allem deutsche Bürokraten und Politiker zu überzeugen, dass<br />

Huawei zu Unrecht an den Pranger gestellt wird, dass Huawei kein weisungsabhängiger Staatskonzern ist, wie viele suggerieren. „Huawei ist<br />

ein privates Unternehmen“, sagt Wang.<br />

Er muss es wissen, denn seit 23 Jahren arbeitet<br />

er für das Unternehmen aus Shenzhen.<br />

Als David Wang sich nach seinem Wirtschaftsstudium<br />

an der Northern-Jiaotong-Universität<br />

in Beijing bei Huawei bewarb, überraschte<br />

ihn die unkonventionelle Art im Unternehmen.<br />

Damals war es üblich, dass die privaten<br />

Arbeitgeber die Studiengebühren ihrer neuen,<br />

jungen Mitarbeiter übernahmen, dies aber mit<br />

einer Verpflichtung für mehrere Jahre verbanden.<br />

Huawei zahlte auch Wangs aufgelaufene Studiengebühren,<br />

aber bestand auf keiner Klausel,<br />

dass er drei oder noch mehr Jahre bei Huawei<br />

bleiben musste. Huawei war damals noch ein<br />

kleiner, relativ unbekannter Konzern. „Wir machten<br />

gerade mal 600 Millionen Dollar Umsatz“,<br />

erinnert sich Wang. Keiner ahnte damals, dass<br />

20 Jahre später der Umsatz auf das 200-fache<br />

explodierte.<br />

Für seinen ersten Job zog es Wang nach Hongkong.<br />

Dort arbeitete er in der Finanzabteilung,<br />

wo er für Käuferkredite zuständig war. Es folgten<br />

Stationen rund um den Globus, zunächst in den<br />

südostasiatischen Ländern Malaysia, Philippinen<br />

und Singapur, danach Australien und die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate. Vor drei Jahren<br />

dann der Umzug nach Deutschland, erst nach<br />

Düsseldorf in die Deutschland- und Europazentrale.<br />

Was wusste er damals über das neue<br />

Gastland? Er lächelt – und er lächelt oft – und<br />

sagt nur wenige Worte: „Bier, Fußball und gute<br />

Autos. Daran denken viele Chinesen zuerst. Ich<br />

bin da nicht anders.“ In Düsseldorf zog er mit der<br />

Familie ins Umland, knapp 20 Minuten von der<br />

Stadt entfernt. Diese Nähe von Stadt und Land<br />

hat ihn überrascht: „Bei uns sind Stadt und Land<br />

zwei sehr verschiedene Welten“, sagt er.<br />

www.chk-de.org


35<br />

40 Gespräche mit Abgeordneten in<br />

drei Monaten<br />

Vor zwei Jahren dann ein zweifacher Wechsel.<br />

Aus dem stellvertretenden CEO wurde der Chief<br />

Representative, der direkt nach Shenzhen berichtet.<br />

Und diese neue Funktion konnte er besser<br />

in der deutschen Hauptstadt ausüben. „Das<br />

Headquarter erkannte die Bedeutung Berlins für<br />

das Unternehmen“, sagt er. Huawei war damals<br />

sehr unter politischem und medialen Beschuss<br />

und brauchte deshalb einen ständigen Ansprechpartner<br />

– man kann auch Lobbyisten sagen - in<br />

Berlin. Deshalb wechselte Wang nach Berlin, um<br />

näher an den Entscheidungsträgern zu sein.<br />

War es schwierig mit diesen in Kontakt zu kommen?<br />

Wang: „Kurze Antwort: Nein.“ Allein in den<br />

ersten drei Monaten seiner Amtszeit in Berlin<br />

habe er mit 40 Abgeordneten Gespräche geführt.<br />

Außerdem stand er in der Anhörung des Auswärtigen<br />

Ausschusses des Bundestages Rede<br />

und Antwort. Er konstatiert ein großes Informations<br />

bedürfnis bei den Parlamentariern und Beamten.<br />

„Sie wollen mehr über das Unternehmen<br />

Huawei wissen, aber sie interessieren sich auch<br />

für Themen wie 5G und Cybersecurity.“ Die<br />

Gespräche seien meist sehr sachlich und konstruktiv.<br />

Nächster Karriereschritt<br />

Zum Ende des Jahres 20<strong>21</strong> geht David<br />

Wang zurück nach China und übernimmt<br />

die Position des President of Global Government<br />

Affairs.<br />

»Wenn Sie nächstes<br />

Mal nach China gehen,<br />

besuchen Sie in der Nähe<br />

Ihres Hotels mal nachts<br />

um 2 oder 3 Uhr eine Bar.<br />

Dann werden Sie sehen,<br />

wie verrückt unsere junge<br />

Generation ist. Da gibt es<br />

keinen Unterschied zu den<br />

jungen Deutschen.«<br />

Asymmetrisch: Chinas Image in Deutschland<br />

und Deutschlands Image in China<br />

Zeit also, um sich ein paar Gedanken über Huawei<br />

hinaus zu machen. Zum Beispiel über das<br />

Image Chinas hierzulande. Ihn habe überrascht,<br />

wie wenig Deutsche, darunter auch die sogenannten<br />

Experten, über China wissen. Viele<br />

hätten noch ein Bild Chinas aus den 80er- und<br />

90er-Jahren vor Augen. Dies sei aber längst überholt.<br />

Er empfiehlt: „Wenn Sie nächstes Mal nach<br />

China gehen, besuchen Sie in der Nähe Ihres Hotels<br />

mal nachts um 2 oder 3 Uhr eine Bar. Dann<br />

werden Sie sehen, wie verrückt unsere junge Generation<br />

ist. Da gibt es keinen Unterschied zu<br />

den jungen Deutschen.“ Viele deutsche Manager,<br />

die in China sind, würden dieses neue China ken-<br />

nen. Aber viele von ihnen würden sich nicht an<br />

den öffentlichen Debatten über China beteiligen.<br />

Das bedauert er. Stattdessen beherrschen die<br />

Medien die Diskussion, die sehr negativ über<br />

China berichten würden. So konstatiert er ein<br />

asymmetrisches Paradoxon: Die Chinesen sehen<br />

fast alles Deutsche positiv, umgekehrt sehen<br />

viele Deutsche alles Chinesische negativ.<br />

Er jedenfalls gehört zu denen, die mehr über<br />

andere Kulturen wissen wollen. Wenn es ihm die<br />

Zeit erlaubt, reist er oft am Wochenende in Europas<br />

Metropolen – von Budapest bis Paris. „In<br />

diesen Städten besuche ich meist die Museen“,<br />

sagt er, „denn ich will mehr über die Geschichte<br />

erfahren.“ Dabei überrascht ihn immer wieder<br />

die Vielfalt Europas. „Es gibt doch sehr viele<br />

Unterschiede von Land zu Land, ja von Region<br />

zu Region.“ Das gilt auch kulinarisch. Wobei er<br />

schon sehr deutsch geprägt ist. Er mag Brot,<br />

Würste und Bier. Und wie steht es mit dem chinesischen<br />

Essen hierzulande? Das ist für ihn eine<br />

große Enttäuschung. In vielen Restaurants sei<br />

die Zeit stehen geblieben: „Speisekarte und Einrichtung<br />

in vielen China-Restaurants erinnern<br />

mich an alte Bruce-Lee-Filme“, sagt er. Ein modernes<br />

Restaurant jenseits dieses Klischees empfiehlt<br />

er dann doch noch: das „Jolly“ in Berlin.<br />

Das ist auch der Lieblings-Chinese der Bundeskanzlerin,<br />

die um die Ecke wohnt. Getroffen<br />

haben sie sich aber dort noch nie. Huaweis Cheflobbyist<br />

und die Kanzlerin – das wäre allerdings<br />

auch ein gefundenes Fressen für die Paparazzi<br />

gewesen.<br />

Er konzediert, dass die vergangenen drei Jahre<br />

sehr herausfordernd waren. Der Druck – vor<br />

allem aus den USA - auf die politischen Entscheidungsträger<br />

sei sehr groß gewesen. Aber<br />

die Kunden von Huawei – und damit meint er vor<br />

allem die Telekom-Gesellschaften – hätten zu<br />

seinem Unternehmen gestanden. Das hätte in<br />

der Diskussion sehr geholfen. Wang glaubt, dass<br />

sich das Image von Huawei inzwischen verbessert<br />

hat. Jedenfalls ist es in den vergangenen<br />

Monaten etwas ruhiger um Huawei geworden.<br />

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36 Gastkommentar<br />

Chancen und Herausforderungen multinationaler Unternehmen in China<br />

und globaler chinesischer Unternehmen<br />

Internationalisierung am Scheideweg<br />

Multinationale Unternehmen beginnen, ihre gesamten Industrieketten in China aufzubauen. Der Bestand und das zusätzliche Volumen, das der<br />

chinesischen Wirtschaft durch den externen Kreislauf zugeführt wird, darf nicht unterschätzt werden. Das Prinzip der „Wettbewerbsneutralität“<br />

wird nicht nur Chinas entschlossenes Engagement für die Globalisierung unterstreichen, sondern auch dazu beitragen, die Schwierigkeiten<br />

chinesischer Unternehmen im Ausland zu mildern.<br />

Multinationale Unternehmen in China<br />

Chinesische Unternehmen werden global<br />

Im Vergleich zu den ersten 20 Jahren der Reformund<br />

Öffnungspolitik haben sich die Ziele multinationaler<br />

Unternehmen (MNC) in China mittlerweile<br />

grundlegend geändert. Der Trend geht nun<br />

dahin, dass viele Unternehmen chinesische<br />

„Corporate Citizens“ werden wollen. Sie bauen<br />

vor Ort nicht nur ihre Produktion, sondern auch<br />

ihre gesamten Industrieketten auf. Viele Unternehmen<br />

haben bereits F&E-Zentren in China errichtet<br />

und verfügen über ein Markendesign,<br />

das speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten<br />

ist, gleiches gilt für Herstellung und<br />

Vertrieb.<br />

China entwickelt sich aktuell zu einer Hochburg<br />

für Innovationen, die auch ins Ausland überschwappen.<br />

MNCs experimentieren auf dem chinesischen<br />

Markt und bringen ihre Ergebnisse<br />

dann zurück in ihre Heimat. Dies liegt zum einen<br />

daran, dass in China einige der fortschrittlichsten<br />

Technologien vorhanden sind und neue Modelle,<br />

Technologien und Produkte sehr schnell ausprobiert<br />

und weiterentwickelt werden, zum anderen<br />

an der Größe des Marktes. So ist beispielsweise<br />

der chinesische Onlinehandel technologisch<br />

auf der Überholspur. Mit der rasanten<br />

Entwicklung des Internets und der mobilen Endgeräte<br />

hat China viele Entwicklungsstadien, die<br />

Europa bereits durchlaufen hat, übersprungen<br />

und ist direkt an die Spitze gestiegen. Ein Beispiel<br />

ist das mobile Bezahlen, wo man im Ausland nach<br />

wie vor stark auf Schecks, Kreditkarten und so<br />

weiter angewiesen ist.<br />

Wenn die Abdeckung und Marktdurchdringung<br />

dieser Technologien und Anwendungen hoch ist<br />

und gleichzeitig die Finanzprodukte schnell<br />

weiterentwickelt werden, wird China an der<br />

Dr. DING Yuan ist Vizepräsident und<br />

Dekan sowie Professor für Rechnungswesen<br />

am Cathay Capital Chair der<br />

China Europe International Business<br />

School (CEIBS) in Shanghai.<br />

Spitze stehen. Die langjährigen Erfahrungen<br />

haben dem Land viele fortschrittliche technologische<br />

Fähigkeiten verschafft, und diese bringen<br />

Spillover-Effekte mit sich. Einige dieser Effekte<br />

hat China auch seinem großen Markt und den<br />

staatlichen Fördermaßnahmen zu verdanken.<br />

In der Vergangenheit kamen multinationale<br />

Unternehmen vielleicht mit dem Ziel nach China,<br />

einfach ihre Produktionskapazitäten zu erweitern.<br />

Heute jedoch geht es eher darum, die<br />

Vorteile des chinesischen Marktes zu nutzen und<br />

Geschäftstätigkeiten in China auszuüben, die<br />

wirklich die gesamte Industriekette umfassen.<br />

Heute kann der chinesische Markt allein 30, 40<br />

Prozent oder sogar mehr als die Hälfte der Einnahmen<br />

und Gewinne eines multinationalen<br />

Unternehmens tragen. Dadurch hat sich die Stellung<br />

des chinesischen Geschäfts innerhalb der<br />

Unternehmen grundlegend verändert.<br />

Im Rahmen von Chinas Vorhaben, ein neues, sich<br />

wechselseitig verstärkendes zweistufiges Entwicklungskonzept<br />

der „zwei Kreisläufe“ aufzubauen,<br />

ist es wichtig und notwendig die „Wettbewerbsneutralität“<br />

zu bekräftigen. Das international<br />

anerkannte Konzept der „Wettbewerbs -<br />

neutralität“ umfasst ein breites Spektrum von<br />

Elementen, von kommerziellen Erträgen über<br />

gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, Besteuerung,<br />

Regulierung, Subventionsbeschränkungen<br />

bis hin zum öffentlichen Beschaffungswesen.<br />

Mit der Bekräftigung dieses Grundsatzes demonstriert<br />

China seine Entschlossenheit, die Globalisierung<br />

zu fördern und sich in die Welt zu integrieren.<br />

Dies wird außerdem dazu beitragen,<br />

Schwierigkeiten chinesischer Unternehmen im<br />

Ausland zu mildern. Denn in diesen Tagen ist es<br />

für chinesische Unternehmen nicht einfach, ins<br />

Ausland zu gehen. Natürlich möchte jeder seine<br />

eigenen Interessen schützen. Die USA wollen<br />

keinen sogenannten „globalen Markt“ aufrechterhalten.<br />

Europa wirkt planlos, scheint sich aber<br />

auch in diese Richtung zu bewegen.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Trend, dass<br />

globale Zölle sanken und Investitionsschwellen<br />

sowie weitere Hemmnisse fielen, was sich vorteilhaft<br />

für alle beteiligten Länder auswirkte.<br />

Jetzt kehrt sich dieser Trend um, und die Tendenz<br />

zum nationalen Wirtschaften prägt sich immer<br />

weiter aus. Es scheint, als habe man im Ausland<br />

noch nicht akzeptiert, dass China eine so wichtige<br />

Position einnimmt. Wenn die beiden Parteien<br />

es nicht richtig angehen, entstehen Konflikte. Ein<br />

guter und angemessener Dialog hingegen kann<br />

diese Probleme mit Sicherheit entschärfen.<br />

Abb.: DING Yuan<br />

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Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V.<br />

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