SCHEER WARE Zugehörigkeit ist allein unmöglich Oder: Resonanz entsteht erst durch Interaktion. Von Heinz-Detlef Scheer F rank erzählt: „Warum merkt eigentlich niemand, wie gut ich bin? Die Kollegen schielen auf meine Arbeit. Ich habe den Eindruck, die kapieren gar nicht, was ich mache. Aber es spricht mich auch keiner an. Mein Chef ist da ganz ähnlich. Der redet sowieso kaum. Nur wenn er mit seinem eigenen Chef Ärger kriegt, weil wir irgendwelche Termine nicht einhalten, dann gibt es richtig Stunk. Der weiß kaum, woran ich gerade im Detail arbeite. Aber warum soll ich ihm das erklären? Er ist schließlich der Chef und sollte das ja wohl wissen. Wenn ich dann ein Projekt richtig rausgerissen habe und den ganzen Laden vor Problemen bewahrt habe, dann stellt er sich im Meeting hin und mich als Musterknaben dar. Das kann ich gar nicht ab. Da hat er dann wohl in einem Management-Buch gelesen, dass man seine Mitarbeiter loben muss. Danach ignoriert er mich wieder. Ich glaube, ich suche mir einen anderen Job. Das wäre der vierte in drei Jahren, aber so geht es auch nicht weiter. Das Problem: Der Job an sich ist o.k., die Aufgaben sind herausfordernd, aber ich kriege null Anerkennung und die anderen meiden den Kontakt zu mir. Aber das war schon immer so. Ich esse eben nicht in der Kantine (das hat sich ja Gott sei Dank seit Corona erledigt), den Fraß kriegt ja keiner runter. Und Geburtstagsfeiern, Kegelabende oder was weiß ich, was die alles unternehmen, das hängt mir alles zum Hals raus. Das langweilt mich zu Tode.“ Die ’Investitionʻ hat sich gelohnt! Martin erzählt: „Ich habe ja jetzt, nachdem meine letzte Firma sich (vorhersehbar) in Wohlgefallen aufgelöst hat, einen neuen Job. Und diesmal war es echt kurios. Nach nur zwei Jahren einen neuen Job, und dann kennst du wieder keinen. Meine Frau, die gerade eine neue Stelle in der Chirurgie angetreten hatte, sagte: ’Wozu haben wir eigentlich das Haus jetzt fertig und die große Terrasse? – Lad´ doch deine Kollegen und Kolleginnen zum Grillabend ein, das geht doch jetzt wieder bei den Corona-Zahlen, und unser Garten ist groß.ʻ Ich gebe ja zu, ich hatte da meine Zweifel, aber ich sagte mir: ’Einen Abend lang hältst du das wohl aus.ʻ Außerdem grille ich aus Leidenschaft. Und was soll ich sagen: Die ’Investitionʻ hat sich gelohnt! Mit dem einen und der anderen werde ich wohl nicht warm, aber der Peter hat sich als Doppelkopf-Fan herausgestellt und die Ute liebt Brettspiele. Wir sind schon verabredet. Die haben regelmäßige Termine. Und der Chef hat sich angenehm zurückgehalten. Als der Klaus das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> auf meinem Schreibtisch entdeckt hatte, hat er gleich nachgefragt. Er schaute fast schon ehrfürchtig, als ich ihm von Mensa erzählte, meinte aber, zum nächsten Stammtisch würde er auch mal vorbeischauen, wenn das ginge. Natürlich geht das, wir sind ja offen für Gäste! Meine Frau mit einem letzten Glas Rotwein in der Hand auf der Terrasse: ’Siehste, das wird anders als beim letzten Job-Wechsel! Allein kann man eben kein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln!ʻ Wo sie das wohl wieder gelesen hat?“ 54 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021
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