MinD-Mag 145
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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Happy End nach<br />
einem Monat<br />
Am zweiten Abend war es mit<br />
der Blendempfindlichkeit auch<br />
schon vorbei und ich konnte sogar<br />
an einer Rollenspielrunde<br />
teilnehmen, nachdem mir meine<br />
Charakterkarte vorgelesen<br />
worden war; eine Woche später<br />
bin ich mit dem Auto schon wieder<br />
quer durch Deutschland gefahren.<br />
Die Schilder habe ich dabei<br />
noch nicht alle lesen können,<br />
aber verrückterweise reichen<br />
die siebzig beziehungsweise<br />
neunzig Prozent, die mir in der<br />
ersten Nachuntersuchung bescheinigt<br />
worden waren, offiziell<br />
schon zum Fahren.<br />
Die ersten fünf Tage nach der<br />
OP waren unglaublich beeindruckend:<br />
Ich hatte nicht erwartet,<br />
dass die Augen so schnell<br />
heilen und die Sicht so schnell<br />
besser wird. Nach ziemlich genau<br />
einem Monat waren dann<br />
auch die letzten 3D-Effekte<br />
und Schlieren beim Lesen verschwunden<br />
und ich konnte<br />
meine Bildschirme auf der Arbeit<br />
wieder auf normale Größen<br />
runterskalieren und lesen.<br />
Sich an ein Leben ohne Brille<br />
zu gewöhnen, ging erstaunlich<br />
schnell. Meine neun alten Gestelle<br />
sind schon lange bei der<br />
Brillenspende angelangt und<br />
auch den obligatorischen Griff<br />
auf die Nase, bevor ich vorm<br />
Einschlafen das Licht ausknipse,<br />
hatte ich mir nach zwei Monaten<br />
abtrainiert.<br />
Die neue Freiheit im Gesicht<br />
ist fantastisch. Ich würde es immer<br />
wieder tun.<br />
Eine Operation ohne<br />
Komplikationsmöglichkeiten<br />
gibt es nicht<br />
LESERBRIEF<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin 144 „Intelligenzsymbol<br />
oder einfach<br />
überflüssig – die Brille“<br />
Es ist erfreulich, dass die Autorin<br />
so positive Erfahrungen mit<br />
dem „Augenlasern“ (die Anführungsstriche<br />
deshalb, weil sehr<br />
verschiedene Laser-Typen zur<br />
Behandlung sehr unterschiedlicher<br />
Augenerkrankungen eingesetzt<br />
werden) gemacht hat.<br />
In der Tat ist der Einsatz von<br />
Lasern zur Behandlung von<br />
Brechkraftfehlern des Auges<br />
in vielen Fällen eine wertvolle<br />
Behandlungsoption. Zu ihren<br />
Motiven schreibt die Autorin<br />
„stellte ich fest, dass absolut<br />
jeder in meinem Dunstkreis positive<br />
Erfahrungen mit dem Augenlasern<br />
gemacht hatte“ und<br />
„dass während der OP eigentlich<br />
nichts schief gehen kann – unabhängig<br />
davon, für welche Methode<br />
man sich entscheidet“.<br />
Da sträuben sich mir, der in<br />
seinem Leben mehrere 10.000<br />
Patientinnen und Patienten an<br />
den Augen operiert hat, die Nackenhaare!<br />
Der Dunstkreis der<br />
Autorin ist offensichtlich sehr<br />
beschränkt.<br />
Eine Operation ohne Komplikationsmöglichkeiten<br />
gibt es<br />
nicht – es gilt der alte Grundsatz:<br />
was man vor einer Operation<br />
hat, weiß man in der Regel<br />
recht genau, was man nach<br />
einer Operation hat, das hofft<br />
man. Dies gilt umso mehr, wenn<br />
es verschiedene Verfahren zur<br />
Behandlung des gleichen Leidens<br />
(hier Refraktionsfehler<br />
vulgo Brechkraftfehler des Auges)<br />
gibt. Hier gilt der nächste<br />
alte Grundsatz: Wann immer<br />
es in der Medizin verschiedene<br />
Verfahren zur Behandlung des<br />
gleichen Problems gibt, muss<br />
dies als strenges Indiz dafür gewertet<br />
werden, dass keines dieser<br />
Verfahren optimal ist; sonst<br />
hätte es sich als einziges Verfahren<br />
durchgesetzt. Natürlich<br />
gibt es bei der Laserbehandlung<br />
von Brechkraftfehlern des Auges<br />
ernsthafte Komplikationen.<br />
Und wenn es nur ein Prozent<br />
der Fälle beträfe, bei 100.000<br />
Behandlungen wären das 1.000<br />
Menschen, die nach dem Eingriff<br />
schlechter sehen, weil sie<br />
keine Brille tragen wollen.<br />
In Deutschland werden viel<br />
zu viele Menschen mit überflüssigen<br />
Operationen beglückt.<br />
Dies gilt auch für das „Augenlasern“<br />
bei Brechkraftfehlern. Es<br />
ist ein wenig entlarvend, wenn<br />
die Autorin im Schlussabschnitt<br />
schreibt „ich habe mich vor allem<br />
(Hervorhebungen von mir)<br />
auf Anraten einer befreundeten<br />
Mensanerin, die für einen<br />
der Marktführer in der Laserentwicklung<br />
arbeitet, für eine<br />
… entschieden“. Es sind wirtschaftliche<br />
Interessen, die dazu<br />
führen, dass bei uns mehr und<br />
mehr Patienten Operationen erhalten,<br />
die im Einzelfall überflüssig<br />
und risikobehaftet sind.<br />
Dr. med. Thomas Schneider,<br />
Augenarzt und Mensaner<br />
mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 47