MinD-Mag 145
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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MEDIZIN<br />
ten und vor allem bezahlten<br />
Eingriff in meinem Briefkasten<br />
fand, datiert auf einen Tag nach<br />
OP. Denn, genau, hier war nichts<br />
mit Ratenzahlung, sondern: Bitte<br />
Bankauszug zum OP-Termin<br />
mitbringen, der die erfolgte<br />
Überweisung bezeugt, sonst<br />
können Sie wieder nach Hause<br />
fahren. Einen OP-Bericht habe<br />
ich bis heute nicht erhalten.<br />
Der Geizhals in mir ist dennoch<br />
sehr zufrieden und bereut<br />
nicht, denn – Spoiler – trotz Chaos<br />
lief alles super.<br />
Die OP selbst:<br />
Tut das weh?<br />
Nein. Der Eingriff selbst hat<br />
genau vier Atemzüge pro Auge<br />
gedauert. In OP-Kleidung betritt<br />
man das Zimmerchen, in dem<br />
der Laser steht, und legt sich darunter.<br />
Der Kopf wird sanft eingespannt,<br />
Wimpern und Augenbrauen<br />
werden abgeklebt, damit<br />
sie nicht in den Laser kommen,<br />
das Lid wird mit einem<br />
Tröpfchen betäubt, damit es<br />
sich nicht an der Metallhalterung,<br />
die das Auge während des<br />
Eingriffs offenhält, stört.<br />
Dann blinkt für fünfzig Sekunden<br />
ein kleines, grünes<br />
Licht überm Auge, die Sicht verschwimmt,<br />
das Auge wird gespült,<br />
die Kontaktlinse wird<br />
eingesetzt – fertig. Die einzige<br />
Überraschung für mich war der<br />
deutliche olfaktorische Sinnesreiz:<br />
Es roch plötzlich intensiv<br />
nach Schweißerei, nach Metallverarbeitung.<br />
Die unbrauchbar gewordenen Brillen wurden gespendet. Foto: T. Zejewski<br />
Zwei harte Tage<br />
Quasi direkt aus dem OP-Saal<br />
sind wir erstmal zur Eisdiele gegangen.<br />
Sicht: Nicht scharf, aber<br />
deutlich besser als vorher und<br />
vor allem merklich ohne Hornhautverkrümmung,<br />
die mir vorher<br />
jeden Schritt ohne Brille etwas<br />
mulmig gemacht hat.<br />
Die von der Klinik bereitgestellte<br />
Sonnenbrille brauchte<br />
ich in den ersten zwei Stunden<br />
mehr als Schutz vor Wind und<br />
Dreck als wegen der angekündigten<br />
Blendempfindlichkeit.<br />
Auf der Rückfahrt ließ dann<br />
die Betäubung nach und meine<br />
Augen tränten dreißig Stunden<br />
lang ununterbrochen durch. Die<br />
von Ärztin und Arzthelferin widersprüchlich<br />
beantwortete Frage,<br />
„Augen nach der OP auf oder<br />
zu“, hätte ich also gar nicht stellen<br />
müssen: Einerseits musste<br />
ich sie alle dreißig Minuten<br />
kurz öffnen, um die ganze Tränenflüssigkeit<br />
herausschwappen<br />
zu lassen. Andererseits ließen<br />
sie sich kaum öffnen und<br />
ich war froh, wenn ich sie alle<br />
dreißig Minuten weit genug<br />
aufgesperrt bekam, um die verordneten<br />
Tropfen reinzugeben:<br />
In der ersten Woche dreimal<br />
täglich ein Antibiotikum und<br />
halbstündlich jeweils im Wechsel<br />
Cortison und Befeuchtungstropfen.<br />
Der im Internet für diese Zeit<br />
oft genutzte Beschreibung als<br />
„Schmerzen“ kann ich allerdings<br />
nicht zustimmen. Es hat<br />
gebrannt, ja. „Schmerzen“ ist,<br />
was ich bei Migräne oder Menstruationskrämpfen<br />
habe. Der<br />
Nacheffekt der Laser-OP war<br />
ein leichtes Brennen und Blendempfindlichkeit<br />
für etwa zwei<br />
Tage.<br />
Ich hatte mir ein Hörbuch zurechtgelegt<br />
und habe dank der<br />
OP endlich „Die Brechtrommel“<br />
„gelesen“. Allerdings bin<br />
ich beim Hörbuchhören ständig<br />
eingeschlafen, was dem Heilungsprozess<br />
bestimmt nicht geschadet<br />
hat. Ein möglicher Zeitvertreib<br />
für diese zwei Tage ist<br />
auch, eine Serie zu schauen, die<br />
einem nicht allzu sehr am Herzen<br />
liegt (denn man sieht nicht<br />
viel von ihr), um sich zu zwingen,<br />
die Augen aufzulassen, damit<br />
Sauerstoff an die Wunde<br />
kommt. Ansonsten gilt: Viel<br />
Ruhe, viel Dunkelheit, viel trinken,<br />
viel tropfen.<br />
46 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021