07.12.2021 Aufrufe

MinD-Mag 145

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MEDIZIN<br />

ten und vor allem bezahlten<br />

Eingriff in meinem Briefkasten<br />

fand, datiert auf einen Tag nach<br />

OP. Denn, genau, hier war nichts<br />

mit Ratenzahlung, sondern: Bitte<br />

Bankauszug zum OP-Termin<br />

mitbringen, der die erfolgte<br />

Überweisung bezeugt, sonst<br />

können Sie wieder nach Hause<br />

fahren. Einen OP-Bericht habe<br />

ich bis heute nicht erhalten.<br />

Der Geizhals in mir ist dennoch<br />

sehr zufrieden und bereut<br />

nicht, denn – Spoiler – trotz Chaos<br />

lief alles super.<br />

Die OP selbst:<br />

Tut das weh?<br />

Nein. Der Eingriff selbst hat<br />

genau vier Atemzüge pro Auge<br />

gedauert. In OP-Kleidung betritt<br />

man das Zimmerchen, in dem<br />

der Laser steht, und legt sich darunter.<br />

Der Kopf wird sanft eingespannt,<br />

Wimpern und Augenbrauen<br />

werden abgeklebt, damit<br />

sie nicht in den Laser kommen,<br />

das Lid wird mit einem<br />

Tröpfchen betäubt, damit es<br />

sich nicht an der Metallhalterung,<br />

die das Auge während des<br />

Eingriffs offenhält, stört.<br />

Dann blinkt für fünfzig Sekunden<br />

ein kleines, grünes<br />

Licht überm Auge, die Sicht verschwimmt,<br />

das Auge wird gespült,<br />

die Kontaktlinse wird<br />

eingesetzt – fertig. Die einzige<br />

Überraschung für mich war der<br />

deutliche olfaktorische Sinnesreiz:<br />

Es roch plötzlich intensiv<br />

nach Schweißerei, nach Metallverarbeitung.<br />

Die unbrauchbar gewordenen Brillen wurden gespendet. Foto: T. Zejewski<br />

Zwei harte Tage<br />

Quasi direkt aus dem OP-Saal<br />

sind wir erstmal zur Eisdiele gegangen.<br />

Sicht: Nicht scharf, aber<br />

deutlich besser als vorher und<br />

vor allem merklich ohne Hornhautverkrümmung,<br />

die mir vorher<br />

jeden Schritt ohne Brille etwas<br />

mulmig gemacht hat.<br />

Die von der Klinik bereitgestellte<br />

Sonnenbrille brauchte<br />

ich in den ersten zwei Stunden<br />

mehr als Schutz vor Wind und<br />

Dreck als wegen der angekündigten<br />

Blendempfindlichkeit.<br />

Auf der Rückfahrt ließ dann<br />

die Betäubung nach und meine<br />

Augen tränten dreißig Stunden<br />

lang ununterbrochen durch. Die<br />

von Ärztin und Arzthelferin widersprüchlich<br />

beantwortete Frage,<br />

„Augen nach der OP auf oder<br />

zu“, hätte ich also gar nicht stellen<br />

müssen: Einerseits musste<br />

ich sie alle dreißig Minuten<br />

kurz öffnen, um die ganze Tränenflüssigkeit<br />

herausschwappen<br />

zu lassen. Andererseits ließen<br />

sie sich kaum öffnen und<br />

ich war froh, wenn ich sie alle<br />

dreißig Minuten weit genug<br />

aufgesperrt bekam, um die verordneten<br />

Tropfen reinzugeben:<br />

In der ersten Woche dreimal<br />

täglich ein Antibiotikum und<br />

halbstündlich jeweils im Wechsel<br />

Cortison und Befeuchtungstropfen.<br />

Der im Internet für diese Zeit<br />

oft genutzte Beschreibung als<br />

„Schmerzen“ kann ich allerdings<br />

nicht zustimmen. Es hat<br />

gebrannt, ja. „Schmerzen“ ist,<br />

was ich bei Migräne oder Menstruationskrämpfen<br />

habe. Der<br />

Nacheffekt der Laser-OP war<br />

ein leichtes Brennen und Blendempfindlichkeit<br />

für etwa zwei<br />

Tage.<br />

Ich hatte mir ein Hörbuch zurechtgelegt<br />

und habe dank der<br />

OP endlich „Die Brechtrommel“<br />

„gelesen“. Allerdings bin<br />

ich beim Hörbuchhören ständig<br />

eingeschlafen, was dem Heilungsprozess<br />

bestimmt nicht geschadet<br />

hat. Ein möglicher Zeitvertreib<br />

für diese zwei Tage ist<br />

auch, eine Serie zu schauen, die<br />

einem nicht allzu sehr am Herzen<br />

liegt (denn man sieht nicht<br />

viel von ihr), um sich zu zwingen,<br />

die Augen aufzulassen, damit<br />

Sauerstoff an die Wunde<br />

kommt. Ansonsten gilt: Viel<br />

Ruhe, viel Dunkelheit, viel trinken,<br />

viel tropfen.<br />

46 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!