MinD-Mag 145
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STARTUP<br />
Von der Idee hin zu<br />
1.000 Kartons im Keller<br />
„Bahn Frei“ – ein mensanisches Spiele-Startup.<br />
Von Erwin Klein<br />
I<br />
m März 2020 ging Hartmut<br />
Haas (41, Mensaner seit 2019)<br />
„ins Risiko“. Er beschloss, sein<br />
Projekt allein durchzuziehen,<br />
ohne eine zuvor angestrebte<br />
Kooperation mit einem Verlag.<br />
Heute, eineinhalb Jahre später<br />
und mitten im Weihnachtsgeschäft,<br />
kann er sagen, es hat sich<br />
gelohnt.<br />
Sein Projekt heißt „Bahn Frei“<br />
– und ist eine Spiel-Idee rund um<br />
die Deutsche Bahn und ihre notorischen<br />
Verspätungs- und Anschlussprobleme.<br />
Geboren – na<br />
klar – anlässlich einer abgesagten<br />
ICE-Fahrt von Köln nach<br />
Frankfurt.<br />
Im richtigen Leben berät Hartmut<br />
die Personalabteilungen<br />
großer Unternehmen. Er absolvierte<br />
eine private Wirtschafts-<br />
Uni, machte seinen Doktor, alles<br />
lief Richtung konventionelle<br />
Karriere, nichts deutete auf ein<br />
Spiele-Startup hin. Die Karriere<br />
macht er natürlich trotzdem,<br />
„Bahn Frei“ läuft sozusagen auf<br />
einem Nebengleis mit.<br />
Als die Idee da war, Hartmut<br />
sie auch nach mehrmaligem<br />
Überdenken immer noch gut<br />
fand, und er von anderen Spiele-Enthusiasten<br />
darin bestärkt<br />
Der Erfinder, sein Spiel und die<br />
gestapelten Kartons im Keller:<br />
Hartmut Haas hat mit „Bahn Frei“<br />
seine Verspätungs-Erfahrungen<br />
mit der Deutschen Bahn in ein<br />
Startup umgesetzt.<br />
Fotos: Haas<br />
wurde, machte er sich an die<br />
praktische Arbeit. Der Markt<br />
wurde gecheckt (welche Bahn-<br />
Spiele gibt es schon?), ein Prototyp<br />
wurde erstellt und ein Tisch<br />
beim Spieleautoren-Treffen gemietet.<br />
Diese jährliche Göttinger<br />
Veranstaltung ist ein Pflichttermin<br />
für Verlage und Kreative<br />
– hier setzen sich neue Ideen<br />
durch oder eben auch nicht.<br />
Hartmut kam mit mehreren<br />
Verlagen ins Gespräch, Interesse<br />
und Zuspruch waren vorhanden,<br />
aber er war nicht zufrieden.<br />
„Man gibt ein Stück Kontrolle ab,<br />
weiß nicht, wann und wie eine<br />
Idee umgesetzt wird. Das wollte<br />
ich nicht.“<br />
Er ging ins besagte Risiko, und<br />
das hieß zunächst Crowdfunding:<br />
Sein Ziel waren 4.800<br />
Euro Startkapital, am Ende war<br />
die Summe mehr als doppelt so<br />
hoch und rund 200 Vorbestellungen<br />
lagen vor.<br />
Dann kamen die Mühen der<br />
Umsetzung. Design und Spielanleitung<br />
lagen bereits vor, die<br />
Webseite wurde aufgesetzt. Bei<br />
der technischen Umsetzung<br />
ging noch Einiges schief, doch<br />
schließlich wurden eintausend<br />
Spiele zu Hartmut nach Hause<br />
32 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021