07.12.2021 Aufrufe

MinD-Mag 145

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIE M VON NEBENAN<br />

nutzt. Das ist nicht nur Übungssache,<br />

sondern hängt wie so vieles<br />

beim Draußenleben von der<br />

Einstellung ab.<br />

Es geht also zum einen darum,<br />

dem Menschen das Wissen darüber<br />

zurückzugeben, was er alles<br />

aus der ihn umgebenden Natur<br />

nachhaltig und selbst nutzen<br />

kann, wie es bei uns nur<br />

noch ältere Landbewohner haben:<br />

Hier wachsen die leckeren<br />

Beeren, Fische gibt es am ehesten<br />

an diesem Ufer des Sees, diese<br />

Pflanze ist grundsätzlich essbar,<br />

zu der Jahreszeit muss ich<br />

dorthin wandern und so weiter.<br />

Zum anderen wird man auf<br />

das zurückgeführt, was man<br />

wirklich braucht: Wenn man<br />

zehn Minuten zur Trinkwasserquelle<br />

läuft, entwickelt man<br />

eine ganze neue Dimension von<br />

Ruhe im Tagesablauf.<br />

Aber auch die Bedürfnisse<br />

meines Körpers haben sich in<br />

dieser Zeit nachhaltig verändert:<br />

Ich kaufe noch weniger<br />

verarbeitete Produkte als vorher.<br />

Und die „Nature Awareness“,<br />

wie es ursprünglich heißt,<br />

unterscheidet sich vom Survival<br />

im Grundansatz: Survival heißt<br />

quasi „Hilfe, holt mich hier raus<br />

(in die Zivilisation)“, unser Thema<br />

ist „Auswildern“, also draußen<br />

wieder heimisch werden<br />

und sich zurechtfinden, wohlfühlen.<br />

Kochen auf offenem Feuer in der Kleidung des 12. Jahrhunderts.<br />

Möchtest du also künftig<br />

auch solche Waldkurse als<br />

Wildnislehrerin anbieten?<br />

Nein, keine dreiwöchigen; das<br />

ist ja der Abschluss eines langen<br />

Weges und ich fühle mich noch<br />

lange nicht fähig, diese intensive<br />

Zeit mit ihren teils heftigen<br />

persönlichen und gruppenbezogenen<br />

Prozessen zu begleiten.<br />

Ein Wochenende oder mehrere<br />

aufeinanderfolgende reichen<br />

auch schon, um überhaupt eine<br />

Naturverbundenheit wiederzuerwecken.<br />

Für ein Leben in der<br />

Natur sind wir ausgelegt.<br />

Was wir als Menschen in den<br />

letzten paar tausend Jahren führen,<br />

ist ein denaturiertes Leben,<br />

das uns körperlich und psychisch<br />

krank macht. Das merkt<br />

man, wenn man den härtesten<br />

Manager ans Lagerfeuer setzt:<br />

Man hat einen anderen Menschen<br />

vor sich.<br />

Und parallel zu der Ausbildung<br />

hast du jetzt zum 1.10. auch noch<br />

einen neuen Job angefangen.<br />

Von irgendwas muss frau ja leben.<br />

Aus dem Archäologiestudium<br />

ist ja nichts geworden: Ich<br />

bin spät erkannt und habe erst<br />

dann verstanden, dass das Studium<br />

vielleicht doch eine realistische<br />

Alternative gewesen wäre.<br />

2015 bin ich das erste Mal auf<br />

die Idee gebracht worden, dass<br />

ich hochbegabt sein könnte, und<br />

habe 2016 den Test gemacht. Da<br />

habe ich dann exakt den so oft<br />

von Späterkannten geschilderten<br />

Moment erlebt: Mir ist ein<br />

Stein, ach was, ein ganzes Gebirge<br />

vom Herzen gefallen, und so<br />

viel anderes hat sich an seinen<br />

Platz gerüttelt, Schuldgefühle<br />

sind von mir abgefallen.<br />

Vor allem dieses Gefühl, nicht<br />

richtig zu sein, sich nicht anpassen<br />

zu können. All das war weg<br />

in dem Moment, wo ich schriftlich<br />

hatte, dass ich eben wirklich<br />

anders bin als 98 oder 99<br />

Komma irgendwas Prozent der<br />

Menschen.<br />

Und mit der Archäologie war<br />

es so: Kurz vorm Abi hat mir<br />

ein Archäologe erzählt, dass es<br />

überhaupt keine Stellen gäbe,<br />

dass man eigentlich nur studiere,<br />

um danach arbeitslos zu sein.<br />

Die sichere Bank war dann,<br />

wie meine Familie in die Jour-<br />

12 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!