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MinD-Mag 145

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

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Dezember 2021<br />

Das Projekt Neue Webseite<br />

Eine neue Haustür<br />

für Mensa<br />

MAGAZIN <strong>145</strong><br />

Wir sind wieder da!<br />

Ein Rückblick auf die KiJu Camps 2021<br />

Alles fließt<br />

Die 19. Mind-Akademie<br />

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EDITORIAL<br />

Umbruch und Veränderung<br />

Von Erwin Klein<br />

Ein scheinbar unpassendes Titelbild, eine neue Webseite, Fragen und Antworten –<br />

eine kurze Bilanz zum Jahresende..<br />

B<br />

eim ersten Blick auf den <strong>Mag</strong>-Titel passt<br />

das gar nicht: Fröhliche Jugendliche, die<br />

den Sommer genießen, in KiJu Camps, die endlich<br />

wieder stattfanden.<br />

Dagegen die Realität: Rasant steigende Inzidenz-Zahlen,<br />

Debatten über Impfpflicht und<br />

Lockdown. Der Sommer scheint sehr weit zurückzuliegen<br />

und wie aus einer anderen Zeit.<br />

Wir haben diskutiert, deswegen das Titelbild<br />

zu ändern. Irgendetwas Winterliches oder<br />

leicht Depressives hätte sich schon gefunden.<br />

Wir haben es nicht gemacht – ein bisschen<br />

aus Trotz, ein bisschen aus Corona-Erschöpfung.<br />

Und eine kleine Wut auf diejenigen, die<br />

sich der Impfung verweigern und damit allen<br />

die erneuten Einschränkungen aufzwingen,<br />

schwingt auch mit.<br />

Zusatz-Info zum KiJu-Spirit: Kurz vor Abgabe<br />

tauchten Zweifel auf, ob alle auf Seite 1 Abgebildeten<br />

ihre Zustimmung zur Veröffentlichung<br />

gegeben hatten. Unruhe, leichte Panik.<br />

Michael Bonfert übernahm, leitete die Nachfrage<br />

weiter und innerhalb von zehn (!) Minuten<br />

gab es vier Freigaben. Die fünfte Person wurde<br />

nach einer halben Stunde aufgetrieben, gab<br />

auch ihr Okay, und dann konnte losgedruckt<br />

werden. So kann man arbeiten.<br />

2021 war für Mensa in Deutschland ein Jahr<br />

des Umbruchs und der Veränderung. Ein neu<br />

gewählter Vorstand packt eine Menge Baustellen<br />

an – einiges davon ist bereits sichtbar,<br />

weiteres in Arbeit, vieles passiert kaum wahrnehmbar<br />

im Hintergrund.<br />

Natürlich berichten wir darüber, in dieser<br />

Ausgabe besonders ausführlich. Strategievorstand<br />

Christian Ambach stellt die gerade freigeschaltete<br />

Webseite vor, und zusammen mit<br />

Administrations-Vorstand Ansgar Lindhauer<br />

beantwortet er <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Fragen zum Stand<br />

der Dinge. Antworten, wohin die Vereins-Reise<br />

gehen könnte, gibt es auch.<br />

Wortmeldungen dazu sind ausdrücklich erwünscht.<br />

Schließlich sind wir alle Mensa in<br />

Deutschland, und Ansgar bringt es auf den<br />

Punkt: Der Vorstand kann nicht einfach „von<br />

oben“ eine neue Linie einführen. Wir freuen<br />

uns auf eine lebhafte Diskussion – hier in der<br />

nächsten Ausgabe beziehungsweise auf der<br />

Confluence-Seite des <strong>Mag</strong>s.<br />

Ein zentrales Vorstandsvorhaben ist die Verbesserung<br />

des Umgangs miteinander auf den<br />

Mailinglisten.<br />

Es ist lediglich ein subjektiver Eindruck, aber<br />

die Häufigkeit verbissener Auseinandersetzungen<br />

und persönlicher Attacken scheint in den<br />

vergangenen Monaten stark abgenommen zu<br />

haben. Welche Gründe dafür auch immer eine<br />

Rolle spielen: Besonnenheit und – teilweise –<br />

beherztes Eingreifen aller Listen-Verantwortlichen<br />

sollen an dieser Stelle<br />

ausdrücklich gelobt werden.<br />

Ich wünsche allen Ms weihnachtlichen<br />

Frieden und einen<br />

guten Rutsch.<br />

Bleibt bitte gesund!<br />

Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>s.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 3


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>145</strong><br />

Der Vorstand<br />

wünscht allen Ms<br />

sowie deren Freunde<br />

und Familien ein friedliches<br />

Weihnachtsfest<br />

und einen guten Start<br />

ins neue Jahr.<br />

Editorial<br />

Umbruch und Veränderung<br />

Eine kurze Bilanz zum Jahresende ..................................... 3<br />

Schwarzes Brett<br />

Veranstaltungen noch verantwortbar? ............................... 5<br />

Hochbegabung bei der Bahn ............................................... 5<br />

Aus der Redaktion .................................................................. 5<br />

Internationaler Fotowettbewerb: die Siegerfotos ............ 6<br />

Ruben Talberg und sein Museum .........................................7<br />

Die M von nebenan<br />

Eintauchen in andere Zeiten<br />

Sybille Angharad Beyer über Naturverbundenheit,<br />

Späterkanntsein und das „Fertig machen“ .......................8<br />

KiJu Camps<br />

Wir sind wieder da!<br />

Die KiJu Sommercamps 2021 .............................................16<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Was hilft hochbegabten Underachievern?<br />

Tanja Gabriele Baudson über das Problem, weniger zu<br />

leisten, als das eigene Potenzial eigentlich hergäbe .....20<br />

Startup<br />

Von der Idee hin zu 1.000 Kartons im Keller<br />

„Bahn Frei“ – ein mensanisches Spiele-Startup. .............32<br />

Prismenfernglas<br />

Das f-chen umfahren<br />

Spielereien mit Präfixen und Suffixen ..............................34<br />

MHN<br />

Alles fließt<br />

Auf der 19. Mind-Akademie in Mannheim ........................36<br />

Filmkunst<br />

Wer kommt nach Bond?<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten .................................40<br />

Rezensionen<br />

Leben – so viel Vielfalt<br />

Vorgestellt: Zwei neue M-Bücher .......................................42<br />

Medizin<br />

Mein Lasererlebnis<br />

Ein Erfahrungsbericht übers Augenlasern nebst<br />

Entscheidungshilfen, Teil 2 ................................................44<br />

Leserbrief<br />

Eine Operation ohne Komplikationsmöglichkeiten<br />

gibt es nicht! ...................................................................... 47<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Sprachkurs und Alkohol: das passt<br />

So macht Wissenschaft Spaß .............................................48<br />

<strong>MinD</strong> im Netz<br />

Eine neue Haustür für Mensa<br />

Projekt Webseite: Wie wir uns der Welt zeigen. .............. 24<br />

Merry Christmas<br />

Weihnachten mit der BoutIQe .......................................29<br />

Mensa Polen<br />

Als Gast beim „Najazd“ in Łódź<br />

Eine sehr spontane, sehr polnische und sehr<br />

erfolgreiche Veranstaltungsreihe ......................................30<br />

Rätsel<br />

Rollercoaster<br />

Eine der schönsten Erfindungen der letzten Jahre .......49<br />

Information ............................................................................50<br />

Vorstand, Impressum ...........................................................52<br />

Scheer Ware<br />

Zugehörigkeit ist allein unmöglich<br />

Oder: Resonanz entsteht erst durch Interaktion ............54<br />

4 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021<br />

Titelfoto: Michael Bonfert


Terminkalender<br />

Schwarzes Brett<br />

Sind Veranstaltungen noch verantwortbar?<br />

Wir haben uns als Vorstandsmitglieder<br />

für das Vereinsleben zusammen<br />

mit unseren Koordinatorinnen<br />

und Koordinatoren der Veranstaltungsressorts<br />

ausgetauscht und<br />

einen Beschluss gefasst. (Wortlaut<br />

hier: https://mind-mag.de/link/beschluss)<br />

Damit wollen wir allen Ehrenamtlichen<br />

den Rücken stärken,<br />

die strengere Regeln für ihre Treffen<br />

anwenden wollen als die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen. Leider hatte dafür<br />

bisher nicht jed-M Verständnis.<br />

Selbstverständlich muss jedes<br />

Event im Veranstaltungskalender<br />

mindestens die gesetzlichen Vorgaben<br />

erfüllen.<br />

Unser Appell: Bitte nutzt eure Intelligenz<br />

nicht dazu, Regelungslücken<br />

zu finden, sondern verantwortungsvoll<br />

am Vereinsleben teilzunehmen<br />

– gerne auch durch<br />

vermehrte Online-Events im Cyberspace.<br />

Mel & Swante<br />

Hochbegabung bei der Bahn<br />

Anfang November fand bei der Deutschen<br />

Bahn die konzernweite Diversity<br />

Week statt.<br />

Also eine gute Gelegenheit, das<br />

Thema Hochbegabung einem breiten<br />

Publikum vorzustellen.<br />

Als Expertin sprach Tanja Gabriele<br />

Baudson, Professorin für differentielle<br />

Psychologie und psychologische<br />

Begabungsforschung sowie Ressortleiterin<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

bei <strong>MinD</strong>. Neben Erkenntnissen aus<br />

der Wissenschaft referierte sie über<br />

ganz alltägliche Herausforderungen<br />

in der Praxis und räumte mit Vorurteilen<br />

und Klischees („Nerds“, „Klugscheißer“)<br />

auf. Im Anschluss beantwortete<br />

sie eine Vielzahl von Fragen<br />

aus dem Kreise der Teilnehmenden<br />

(Moderation: Simone Dogu).<br />

Auch die Anfragen und E-Mails<br />

im Nachgang zeigten, dass Interesse,<br />

aber auch Bedarf an Aufklärung<br />

zu diesem Thema besteht.<br />

Kurz: Ein toller Erfolg! Zudem spendete<br />

die DB Systel GmbH als Veranstalter<br />

einen Geldbetrag zur Unterstützung<br />

der Projekte der <strong>MinD</strong>-<br />

Stiftung. Ein Dankeschön hierfür!<br />

<br />

Simone Dogu<br />

Aus der<br />

Redaktion<br />

Die Corona-Depression<br />

schlägt auch in der <strong>Mag</strong>-<br />

Redaktion zu. Eigentlich<br />

wollten wir nach über zwei<br />

Jahren endlich wieder im<br />

Dezember ein richtiges<br />

analoges Redaktionstreffen<br />

veranstalten. Online-Konferenzen<br />

sind schön und<br />

gut, wir haben uns daran<br />

gewöhnt und in manchen<br />

Punkten erleichtern und<br />

verbessern sie auch die Redaktionsarbeit.<br />

Aber es ist wie allgemein<br />

im Leben: Nichts geht über<br />

das direkte Gespräch, das<br />

Zusammensitzen und Rumspinnen.<br />

Alles war geplant – bis wegen<br />

der aktuellen Welle leider<br />

schnell klar wurde: Das<br />

können wir vergessen.<br />

Vorerst also kein Treffen,<br />

wir trösten uns mit einem<br />

Extra-Glühwein, konferieren<br />

weiter im Netz und versuchen<br />

es im kommenden<br />

Jahr wieder.<br />

Dann noch eine Korrektur<br />

(ja, wir machen Fehler!):<br />

Im Sonderheft zum 75sten<br />

Mensa-Geburtstag hatte<br />

Udo Schultz über die Vergangenheit<br />

von <strong>MinD</strong> geschrieben<br />

und dazu auch<br />

Fotos geliefert. Die Bilder<br />

auf Seite 17 vom OB-Empfang<br />

in Bochum hatte allerdings<br />

nicht Udo gemacht,<br />

sondern Thomas R. Wilke.<br />

Sorry, ist uns durchgerutscht.<br />

Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />

19.12.2021 15:00 bis 19:00 Online Krimi: Der Fall Berlin,<br />

Hilfe in letzter Sekunde<br />

online<br />

27.12.2021 bis 02.01.2022 Silvesterfeier von Mensa Youth Helsinge MY-SIG<br />

28.12.2021 bis 01.01.2022 Silvensa 2021 - die internationale Mensa<br />

Silvesterveranstaltung<br />

Sundsvall<br />

Dieter Bernd Lamberty<br />

Mensa Schweden<br />

09.04.2022 bis 24.04.2022 Mensa Juniors Ostercamps 2022 <strong>Mag</strong>deburg Mensa in Deutschland<br />

20.04.2022 bis 24.04.2022 Jahrestreffen und Mitgliederversammlung Nürnberg Mensa in Deutschland


Schwarzes Brett<br />

Internationaler Fotowettbewerb: Die Siegerfotos<br />

Platz 1: Angler angling – John Page, Great Britain<br />

Platz 2a: Pas de côté – Franck Citarel, Frankreich<br />

Platz 4: Nicht Stolpern!!! – Michael Riese, Deutschl. Platz 5: Three – Radosław Jerzy Utnik, Polen<br />

Berry sagt<br />

„Durch Sanftmut besiegt man<br />

den Zornigen, durch Güte<br />

den Bösen, durch Spenden<br />

den Geizhals, durch Wahrheit<br />

den Lügner.“<br />

Altes persisches Sprichwort<br />

aus vorislamischer Zeit<br />

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Sinnlicher Mann, gut geerdet und<br />

spirituell versiert, alleinerziehend,<br />

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sportliche Reisen. Ankommen<br />

– alleine, zu zweit, als Familie. Ich<br />

freue mich auf deine Nachricht:<br />

tango78@t-online.de<br />

Wer auch dabei sein will: Mail<br />

an chefredakteur@mensa.de<br />

genügt.<br />

Leserbrief<br />

Wirtschaftswachstum ist nicht<br />

zwangsläufig begrenzt<br />

Platz 2b: Balance for life –<br />

Jim Shane, USA<br />

H<br />

ier die ersten fünf Plätze<br />

des internationalen<br />

Mensa-Fotowettbewerbs<br />

2021 mit dem Thema Ausgeglichenheit<br />

– Balance.<br />

Das Thema des Wettbewerbs<br />

2022 wird Ende Januar bekannt<br />

gegeben.<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 144, Börsen-Serie<br />

von Gero Zimmermann<br />

Gero stellt in Folge drei seiner<br />

Serie zu Anlage-Strategien wiederholt<br />

die Hypothese auf, dass<br />

es auf einem endlichen Planeten<br />

kein unendliches Wirtschaftswachstum<br />

geben könne.<br />

Tatsächlich ist das Gegenteil<br />

plausibel. Denn das Wirtschaftswachstum<br />

besteht nicht<br />

nur aus Mengen-, sondern auch<br />

aus Qualitätswachstum: Durch<br />

technologischen Fortschritt<br />

können bessere Güter und<br />

Dienstleistungen mit gleichem<br />

oder sogar geringerem Ressourcen-Einsatz<br />

als zuvor hergestellt<br />

werden. Auch die Mengen-Komponente<br />

des Wirtschaftswachstums<br />

ist nicht zwangsläufig begrenzt.<br />

Denn es gibt im zunehmenden<br />

Maße Dienstleistungen<br />

und Produkte (zum Beispiel Online-Content<br />

und Software), die<br />

allenfalls indirekt durch endliche<br />

Ressourcen beschränkt sind.<br />

Solange es technologischen<br />

Fortschritt gibt, wird es daher<br />

auch in einer nachhaltigen Welt<br />

und ohne Bevölkerungswachstum<br />

noch ein mittleres Wirtschaftswachstum<br />

geben.<br />

<br />

Frank Schröder


Ruben Talberg: Seit zehn<br />

Jahren ein eigenes Museum<br />

Vor zehn Jahren hat er den<br />

Traum vieler Künstler wahrgemacht:<br />

ein eigenes Museum.<br />

Es steht in der Ludwigstraße<br />

in Offenbach/Main, Ruben (57,<br />

Mensaner seit 1992) lebt und<br />

arbeitet dort.<br />

Für den Deutsch-Israeli ist<br />

2021 ein besonderes Jahr: Neben<br />

seinem privaten Jubiläum<br />

ist es das Gedächtnisjahr für<br />

1700 Jahre jüdischen Lebens<br />

in Deutschland. Ruben ist Mitglied<br />

der Jüdischen Gemeinde<br />

in Offenbach und beschreibt<br />

sich als jüdischen Künstler.<br />

In seinem Museum zeigt er in<br />

erster Linie Reliefs und Skulpturen,<br />

die sogenannten Manifolds.<br />

Manifolds sind das, was<br />

der Name vermuten lässt: Viele-Falten!<br />

Die Inspiration für Manifolds<br />

kam Talberg in Bellagio, Italien<br />

– vor mehr als 30 Jahren. Seit<br />

diesem Tag war er besessen<br />

von Falten – seinen Manifolds.<br />

Bis heute hatte Talberg mehr<br />

als 100 internationale Einzeloder<br />

Gruppenausstellungen.<br />

Mehr als 200 Kunstsammler<br />

weltweit besitzen mindestens<br />

ein Manifold.<br />

Der Künstler hinter einem seiner<br />

Manifolds.<br />

Fotos: Talberg<br />

Talbergs Produktion in seiner<br />

gesamten Lebenszeit wird auf<br />

insgesamt 888 Manifolds begrenzt<br />

sein. Warum 888? Nun,<br />

– es ist seine Glückszahl. Die<br />

Nachfrage wächst, es gibt inzwischen<br />

eine Warteliste.<br />

Ruben Talberg: „Ich arbeite<br />

immer an mehreren Objekten,<br />

die einander befruchten. Im<br />

Atelier findet dann über Monate<br />

ein zwölf-stufiger alchemischer<br />

Prozess statt, eine Art<br />

Auto-Rotation, in dem Material<br />

und Energie von Manifold<br />

zu Manifold wandert, bis sich<br />

herauskristallisiert, um was es<br />

sich überhaupt handelt. Die<br />

Manifolds entwickeln irgendwann<br />

beinahe wie von selbst<br />

Strahlkraft und Energie, eine<br />

Wirkung, die sich potenziert.”<br />

Dazu angemessen ist Talbergs<br />

Credo: „Finis Coronat<br />

Opus <strong>Mag</strong>num.” (Das Ende<br />

krönt das große Werk).<br />

Besucherinnen und Besuchern<br />

steht das Talberg-Museum<br />

offen. Ruben macht zwar<br />

selbst keine Führungen, aber er<br />

steht für Gespräche zur Verfügung.<br />

Mit der Zeit hat sich ein<br />

Freundeskreis etabliert und die<br />

Einrichtung wird vom privaten<br />

bürgerschaftlichen Engagement<br />

und den Kunstverkäufen<br />

getragen. Bis heute hat er keine<br />

Subventionen aus öffentlicher<br />

Hand erhalten. ek<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.talberg.org<br />

Eins der geplanten 888 Manifolds.<br />

Das Talberg-Museum in der Offenbacher Ludwigstraße.


DIE M VON NEBENAN<br />

Eintauchen in andere Zeiten<br />

Sybille Angharad Beyer über Naturverbundenheit,<br />

Späterkanntsein und das „Fertig machen“.<br />

Die frischgebackene Wildnislehrerin ist außerdem Geschichtsvermittlerin, Schreinerin,<br />

Patientenfürsprecherin und Journalistin. Ihr Interview für das „M von nebenan“ verläuft<br />

genauso wie ihr Lebensweg: Mit vielen spannenden Abbiegungen.<br />

Angharad, vielen Dank, dass du die<br />

Zeit für ein Gespräch gefunden hast.<br />

Du hast ja gerade verschiedene<br />

Projekte, die dich sehr beschäftigen.<br />

Ja, zum einen habe ich meinen<br />

neuen Job als Patientenfürsprecherin<br />

beim Landratsamt angefangen,<br />

zum anderen habe ich<br />

gerade meine vierjährige Ausbildung<br />

zur Wildnislehrerin beendet.<br />

In naher Zukunft möchte<br />

ich mit Leuten rausgehen und<br />

ihnen helfen, ihre Naturverbundenheit<br />

auszubauen.<br />

Eine Anmerkung: In der Geschichtsdarstellung<br />

und im Naturbereich<br />

bin ich unter meinem<br />

selbstgewählten Namen<br />

Angharad bekannt, den ich auch<br />

als Künstlernamen in den Personalausweis<br />

eingetragen habe.<br />

Der Name kommt aus dem Walisischen<br />

und steht für die Bereiche<br />

meines Lebens, in denen<br />

ich erfolgreich und auch glücklich<br />

bin, wogegen der offizielle<br />

Name Sybille mit all den schwierigen<br />

Zeiten, von der Schule bis<br />

zum Berufsleben, verbunden ist.<br />

Wie bist du in zwei so<br />

unterschiedliche Gebiete gerutscht?<br />

Die Belebung eines spätmittelalterlichen<br />

Stadthauses im Themenpark<br />

Archeon in den Niederlanden.<br />

In den letzten zwanzig Jahren<br />

habe ich so genannte „heritage<br />

interpretation“ betrieben. Das<br />

ist eine Form der Natur- und<br />

Museumspädagogik, die Ende<br />

des neunzehnten, Anfang des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts in<br />

Amerika im Zusammenhang<br />

mit der Errichtung der ersten<br />

Nationalparks begründet wurde.<br />

Dahinter steht der Gedanke: Um<br />

Dinge jemandem als schützenswert<br />

zu vermitteln, muss ich die<br />

Menschen dazu bringen, deren<br />

Wert zu erkennen.<br />

Dazu kommt ein Konzept von<br />

Wissensvermittlung, bei dem<br />

die Menschen nicht in einem<br />

Vortrag mit Zahlen und Fakten<br />

zugeschmissen und belehrt<br />

werden, sondern bei dem man<br />

Geschichten erzählt und Emotionen<br />

weckt. Die Idee ist, dass<br />

man gewisse Personen sprechen<br />

lässt, die aus der Geschichte<br />

kommen, also zum Beispiel<br />

Fallensteller oder einen Flößer.<br />

Da man keinen echten zur Verfügung<br />

hat, braucht man einen<br />

Darsteller, der sich möglichst<br />

authentisch anzieht und auch<br />

authentisch spricht und riecht.<br />

Das klingt wie die Nachtwächteroder<br />

Hebammenführungen,<br />

die es in vielen Städten<br />

gibt, nur mit Naturbezug.<br />

Bitte nicht. Diese Nachtwächtervorführungen<br />

sind nach den<br />

Maßstäben der heritage interpretation<br />

meist völliger Blödsinn.<br />

Über die Wichtigkeit von<br />

korrekter Ausstattung und Aussehen<br />

einer historischen Darstellung<br />

haben mein Kollege<br />

8 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


DIE M VON NEBENAN<br />

und ich auch einige Fachvorträge<br />

gehalten. In diesem Bereich<br />

werden leider auch im musealen<br />

Bereich viele Fehler gemacht.<br />

Die heritage interpretation<br />

hat sich dann irgendwann aufgeteilt:<br />

Auf der einen Seite liegt<br />

der Fokus auf der Bewahrung<br />

der Natur und der Vermittlung<br />

der Naturgeschichte, zum Beispiel<br />

durch Parkranger, auf der<br />

anderen in der historischen<br />

Darstellung. Und da gibt es in<br />

Angharad mit einem<br />

selbstgebauten<br />

Tragekorb aus<br />

Haselruten und<br />

Rohhautstreifen.<br />

Alle Fotos: Sybille<br />

Angharad Beyer<br />

Amerika und in Großbritannien<br />

richtig hochklassige Angebote,<br />

bei denen ganze Siedlungen<br />

nachgebaut sind, zum Beispiel<br />

Colonial Williamsburg oder Plimoth<br />

Plantation.<br />

Ich habe mein Handwerk in<br />

dieser Form der Museumsarbeit<br />

bei einem Mann gelernt, der im<br />

Tower of London die living history<br />

mitgestaltet: Neben ganz<br />

viel Vorwissen über die zu vermittelnde<br />

Epoche braucht man<br />

idealerweise die komplette Ausstattung<br />

einer Person dieser<br />

Epoche, also Kleidung, Schuhe,<br />

Schmuck, passende Trinkgefäße.<br />

Auf jeden Fall gibt’s nichts,<br />

was aus der Zeit fallen würde,<br />

wie beispielsweise Brillen.<br />

Auch die Sprache der Zeit<br />

muss man lernen oder nachahmen,<br />

damit der Besucher wie<br />

durch einen Zeittunnel in die<br />

Zielzeit eintauchen kann. „Heritage<br />

interpretation“ ist der<br />

Überbegriff, weil es wörtlich<br />

übersetzt nur „Vermittlung von<br />

Erbe“ bedeutet, und zwar kulturellem<br />

oder dem der Natur. Und<br />

„living history“ – „lebendige Geschichte“<br />

– wird häufig für die<br />

Vermittlungsarbeit in Freilichtmuseen<br />

genutzt.<br />

Viele der Darsteller erarbeiten<br />

sich all das Wissen und das Material<br />

als Hobby. In Deutschland<br />

ist Napoleonik ganz beliebt.<br />

Und das Mittelalter?<br />

Ja, das ist die Gelddruckmaschine<br />

mit all diesen Märkten<br />

und Spektakeln, deren historische<br />

Korrektheit meist zu wünschen<br />

übriglässt! Allerdings bin<br />

auch ich über Mittelaltermärkte<br />

zur living history gekommen.<br />

Dieses Konzept kennt man in<br />

Deutschland etwa seit dem Jahrtausendwechsel,<br />

Mittelaltermärkte<br />

gibt es schon seit den<br />

Siebzigerjahren. Eine richtig<br />

gute Darstellung in der living<br />

history oder heritage interpretation<br />

hat eine fundierte wissenschaftliche<br />

Basis: Du musst<br />

Quellen lesen und Quellenkritik<br />

beherrschen und wissen, woher<br />

du Infos zu deiner Darstellung<br />

bekommst: Was hatte deine<br />

Figur an? Wie wurde es genäht?<br />

Aus welchem Material<br />

war es gefertigt? War das verar-<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 9


DIE M VON NEBENAN<br />

beitet wie heute? Woher bekomme<br />

ich ein Schnittmuster? Welche<br />

Schuhe trug die Figur? Welchen<br />

Schmuck?<br />

Und wenn ich jetzt mehr als<br />

nur eine Führung im Museum<br />

mache, sondern im Lager bin,<br />

brauche ich Ausstattung: Keramik,<br />

Kochgefäße, Trinkgefäße.<br />

Wie sahen die in der jeweiligen<br />

Epoche aus? In den Neunzigern<br />

gab es vieles noch nicht zu kaufen.<br />

Heute gibt es alles zwischen<br />

Made-in-China-Niveau und<br />

wirklich super Handarbeiten.<br />

Du hast auch eine Schublade<br />

voller historisch korrekt<br />

handgefertigter Messer, von<br />

deren Herstellungsprozess du sehr<br />

leidenschaftlich berichten kannst.<br />

Wie wurde diese Begeisterung<br />

ursprünglich in dir geweckt?<br />

Eigentlich wollte ich nach<br />

dem Abi Archäologie studieren.<br />

Ich habe mich schon als Kind für<br />

diesen ganzen Geschichtskram<br />

interessiert und wie ein normales<br />

HB-Kind die halbe Bibliothek<br />

einmal quergelesen. „Mit<br />

dem Fahrstuhl in die Römerzeit“<br />

oder „Götter, Gräber und Gelehrte“<br />

sind zwei berühmte Titel.<br />

In den Siebzigerjahren kamen<br />

die Kelten langsam ins öffentliche<br />

Bewusstsein – und meins.<br />

Außerdem Germanen und Ritter.<br />

Und „Die Höhlenkinder“<br />

von Alois Theodor Sonnleitner,<br />

wo zwei Kinder in einem<br />

Alpental festsitzen und lernen<br />

müssen, sich selbst zu versorgen.<br />

Ich war sofort angefixt und<br />

wollte das auch alles ausprobieren!<br />

Das gleiche galt für die Ritter:<br />

Ich wollte in meinem Leben<br />

einmal ein Schwert in der Hand<br />

halten und mit allen Sinnen in<br />

diese Zeit eintauchen!<br />

Mir ist ein Stein, ach was, ein<br />

ganzes Gebirge vom Herzen<br />

gefallen, Schuldgefühle sind von<br />

mir abgefallen. Vor allem dieses<br />

Gefühl, nicht richtig zu sein,<br />

sich nicht anpassen zu können.<br />

Zwei Varianten merowingischer<br />

Tracht, die Puppe war eine Auftragsarbeit<br />

für das Heimatmuseum<br />

Meckenheim.<br />

Mit fünfzehn schrieb ich einen<br />

Brief an einen Historiker,<br />

woher ich denn Schnittmuster<br />

für die mittelalterliche Kleidung<br />

bekommen könnte.<br />

Zehn Jahre später, also 1988,<br />

war dann Marcus Junkelmann<br />

für einen Vortrag hier in Mergentheim,<br />

ein deutscher Historiker<br />

und Experimentalarchäologe,<br />

der dafür bekannt geworden<br />

ist, dass er anlässlich des<br />

zweitausendjährigen Bestehens<br />

der Römergründung Augsburg<br />

einen Marsch über die Alpen<br />

mit originalgetreu römischer<br />

Ausrüstung gemacht hat.<br />

Da bin ich natürlich hin als jugendliche<br />

25-Jährige und war<br />

hin und weg, denn er hatte tatsächlich<br />

sein römisches Kettenhemd<br />

und sein römisches Reiterschwert<br />

dabei! Und als er<br />

dann fragte, ob es sich jemand<br />

mal anziehen wolle, war das<br />

für mich natürlich der absolute<br />

Wahnsinn! Du merkst, ich<br />

schwärme heute noch von diesem<br />

Moment! Das war wie eine<br />

direkte Verbindung in die Vergangenheit.<br />

Kurz danach war ich dann<br />

auf meinem ersten Mittelaltermarkt,<br />

habe Leute kennengelernt,<br />

als Aushilfe bei einem<br />

Stand gearbeitet, begonnen, mir<br />

Kostüme zu nähen – eins kam<br />

zum anderen.<br />

Vor allem im Sommer war ich<br />

fast jedes Wochenende auf einem<br />

anderen Markt, und nach<br />

und nach hatte man immer<br />

mehr Ausstattung angesammelt<br />

und hat von Veranstaltern Geld<br />

bekommen, wenn man sich mit<br />

seinem Zeug präsentiert hat.<br />

Dabei war es einfach eine geile<br />

Zeit, abends ums Lagerfeuer zu<br />

sitzen, zu singen, und tagsüber<br />

mit stumpfen Schwertern aufeinander<br />

einzuhauen.<br />

Schließlich habe ich um 1999<br />

Leute kennengelernt, die das<br />

ganze authentischer machen<br />

wollten: Wir nähten unsere Klamotten<br />

nicht mehr mit der Nähmaschine,<br />

sondern mit Nadel<br />

und Faden und mit historisch<br />

korrekter Naht, und machten<br />

uns Gedanken über die Art der<br />

Wolle, welche Farben man überhaupt<br />

färben konnte und so fort.<br />

Der nächste Schritt war, dass<br />

wir auf den Märkten auch dem<br />

Publikum vermitteln wollten,<br />

10 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


was wir tun, wie und warum.<br />

Wir hingen nun nicht mehr zur<br />

Selbstbespaßung auf den Veranstaltungen<br />

herum, sondern<br />

haben den Besucherinnen und<br />

Besuchern erklärt, wie man mittelalterliches<br />

Essen kocht und<br />

so weiter. Zusammen mit einem<br />

Freund bin ich dann schnell in<br />

den musealen Vermittlungsbereich<br />

gerutscht und wir haben<br />

eine GbR gegründet.<br />

Hattest du in der Museumspädagogik<br />

dann ein Spezialgebiet?<br />

Was die Zeiten angeht, bin<br />

ich ganz breit aufgestellt von<br />

der Steinzeit bis ins ausgehende<br />

Mittelalter. Mein Kernthema<br />

sind Textilkunde und Alltagsleben,<br />

Schwerpunkt natürlich<br />

Frauen. Ich kann mit der Handspindel<br />

spinnen, am Gewichtswebstuhl<br />

weben, mit Pflanzen<br />

färben, Leder auf ursprüngliche<br />

Weise gerben, Schnüre aus<br />

Pflanzenfasern drehen, und in<br />

Tontöpfen auf offenem Feuer<br />

kochen. Das Feuer mache ich<br />

ohne Streichhölzer an.<br />

Angefangen haben wir über<br />

einen Mentor, der bei Staatliche<br />

Schlösser und Gärten Baden-<br />

Württemberg living history für<br />

einige Schlösser angeboten hat.<br />

2002 wurden wir beauftragt, für<br />

das neue Klostermuseum Alpirsbach<br />

Puppen mit Repliken<br />

der dort gefundenen Kleidung<br />

der Klosterschüler aus der Reformationszeit<br />

zu versehen. Das<br />

war unser Einstieg in die Museumsszene.<br />

Danach habe ich sechzehn<br />

Jahre lang in Aachen gewohnt<br />

und unter anderem fürs Rheinische<br />

Landesmuseum Bonn<br />

im Living-history-Bereich gearbeitet.<br />

Von einer Epoche bin ich<br />

Ich war sofort angefixt<br />

und wollte das auch alles<br />

ausprobieren! Das gleiche<br />

galt für die Ritter: Ich wollte<br />

in meinem Leben einmal<br />

ein Schwert in der Hand<br />

halten und mit allen Sinnen<br />

in diese Zeit eintauchen!<br />

zur nächsten gekommen: Dreizehntes<br />

Jahrhundert, dann die<br />

Frankenzeit und Karl der Große,<br />

dann Römer, Germanen, Kelten.<br />

Und schließlich gab es die<br />

Jubiläumsfeier zur 150-jährigen<br />

Entdeckung des ersten Neandertaler-Skeletts,<br />

für die wir<br />

dann Steinzeitausrüstung angeschafft<br />

haben.<br />

Aber auch in anderen Museen<br />

sind wir mit unserem Wissen<br />

von den Fachleuten als gleichwertig<br />

anerkannt worden, weil<br />

wir über manche Details aus<br />

dem Alltagsleben deutlich mehr<br />

wussten als die Archäologen<br />

oder Historiker selbst.<br />

Dann kam leider die Wirtschaftskrise,<br />

die Museen bekamen<br />

weniger Geld und wir weniger<br />

Aufträge. Mein Freund<br />

verließ die gemeinsame Firma.<br />

Ich zog aus Aachen weg und bin<br />

seitdem ziemlich raus aus der<br />

Szene. Hier in Mergentheim arbeite<br />

ich nebenher als Führerin<br />

im Residenzschloss. Und eigentlich<br />

gäbe es auch eine Kostümführung<br />

zur Jungsteinzeit im<br />

Taubertal, aber da kam Corona<br />

dazwischen.<br />

Die Wildnispädagogikausbildung hast<br />

du ja schon vor Corona begonnen.<br />

Ja, ich bin über eine Freundin<br />

darauf gekommen, die weiß,<br />

DIE M VON NEBENAN<br />

dass ich mich viel mit Spiritualität<br />

und Naturvölkern beschäftige.<br />

Wildnispädagogik beinhaltet<br />

nämlich sehr viel mehr als<br />

Bäumchen erkennen und Tierspuren<br />

lesen, sondern hilft bei<br />

intensiver Beschäftigung, sich<br />

selbst als Menschen wieder neu<br />

in der Schöpfung zu verorten.<br />

Gerade waren wir als letzter<br />

Teil der Ausbildung drei<br />

Wochen im Wald in Schweden.<br />

Wildnispädagogin durfte<br />

ich mich schon vorher nennen,<br />

aber mit dem Abschluss dieses<br />

Ausbildungsmoduls bin ich nun<br />

auch Wildnislehrerin. Das Ganze<br />

ist keine staatlich anerkannte<br />

Ausbildung, aber unglaublich<br />

persönlichkeitsbildend.<br />

Und in Zusatzkursen wie dem<br />

zum Naturhandwerk nimmt<br />

man noch ganz praktische Dinge<br />

mit wie Transportbehälter<br />

aus Haselnussruten und Rohhaut,<br />

Werkzeuge aus Knochen<br />

und Flintstein, Gefilztes und Gegerbtes.<br />

Wie verbringt man denn drei<br />

Wochen in Schweden als<br />

Wildnispädagogin? An und für sich<br />

sind drei Wochen Schweden ja<br />

erstmal nichts Spektakuläres.<br />

Für diesen Abschlusskurs geht<br />

es entweder nach Schweden<br />

oder in die Karpaten, wo man in<br />

der Gruppe mit einem überaus<br />

übersichtlichen Ausrüstungssatz<br />

möglichst naturnah lebt<br />

und sich teilweise selbst versorgt.<br />

Wir haben unter anderem geangelt,<br />

leider wegen des anfangs<br />

kalten Wetters erst gegen Ende<br />

Fische gefangen. Natürlich haben<br />

wir auch das Feuer nicht<br />

mit dem Streichholz angemacht,<br />

sondern einen Feuerbohrer be-<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 11


DIE M VON NEBENAN<br />

nutzt. Das ist nicht nur Übungssache,<br />

sondern hängt wie so vieles<br />

beim Draußenleben von der<br />

Einstellung ab.<br />

Es geht also zum einen darum,<br />

dem Menschen das Wissen darüber<br />

zurückzugeben, was er alles<br />

aus der ihn umgebenden Natur<br />

nachhaltig und selbst nutzen<br />

kann, wie es bei uns nur<br />

noch ältere Landbewohner haben:<br />

Hier wachsen die leckeren<br />

Beeren, Fische gibt es am ehesten<br />

an diesem Ufer des Sees, diese<br />

Pflanze ist grundsätzlich essbar,<br />

zu der Jahreszeit muss ich<br />

dorthin wandern und so weiter.<br />

Zum anderen wird man auf<br />

das zurückgeführt, was man<br />

wirklich braucht: Wenn man<br />

zehn Minuten zur Trinkwasserquelle<br />

läuft, entwickelt man<br />

eine ganze neue Dimension von<br />

Ruhe im Tagesablauf.<br />

Aber auch die Bedürfnisse<br />

meines Körpers haben sich in<br />

dieser Zeit nachhaltig verändert:<br />

Ich kaufe noch weniger<br />

verarbeitete Produkte als vorher.<br />

Und die „Nature Awareness“,<br />

wie es ursprünglich heißt,<br />

unterscheidet sich vom Survival<br />

im Grundansatz: Survival heißt<br />

quasi „Hilfe, holt mich hier raus<br />

(in die Zivilisation)“, unser Thema<br />

ist „Auswildern“, also draußen<br />

wieder heimisch werden<br />

und sich zurechtfinden, wohlfühlen.<br />

Kochen auf offenem Feuer in der Kleidung des 12. Jahrhunderts.<br />

Möchtest du also künftig<br />

auch solche Waldkurse als<br />

Wildnislehrerin anbieten?<br />

Nein, keine dreiwöchigen; das<br />

ist ja der Abschluss eines langen<br />

Weges und ich fühle mich noch<br />

lange nicht fähig, diese intensive<br />

Zeit mit ihren teils heftigen<br />

persönlichen und gruppenbezogenen<br />

Prozessen zu begleiten.<br />

Ein Wochenende oder mehrere<br />

aufeinanderfolgende reichen<br />

auch schon, um überhaupt eine<br />

Naturverbundenheit wiederzuerwecken.<br />

Für ein Leben in der<br />

Natur sind wir ausgelegt.<br />

Was wir als Menschen in den<br />

letzten paar tausend Jahren führen,<br />

ist ein denaturiertes Leben,<br />

das uns körperlich und psychisch<br />

krank macht. Das merkt<br />

man, wenn man den härtesten<br />

Manager ans Lagerfeuer setzt:<br />

Man hat einen anderen Menschen<br />

vor sich.<br />

Und parallel zu der Ausbildung<br />

hast du jetzt zum 1.10. auch noch<br />

einen neuen Job angefangen.<br />

Von irgendwas muss frau ja leben.<br />

Aus dem Archäologiestudium<br />

ist ja nichts geworden: Ich<br />

bin spät erkannt und habe erst<br />

dann verstanden, dass das Studium<br />

vielleicht doch eine realistische<br />

Alternative gewesen wäre.<br />

2015 bin ich das erste Mal auf<br />

die Idee gebracht worden, dass<br />

ich hochbegabt sein könnte, und<br />

habe 2016 den Test gemacht. Da<br />

habe ich dann exakt den so oft<br />

von Späterkannten geschilderten<br />

Moment erlebt: Mir ist ein<br />

Stein, ach was, ein ganzes Gebirge<br />

vom Herzen gefallen, und so<br />

viel anderes hat sich an seinen<br />

Platz gerüttelt, Schuldgefühle<br />

sind von mir abgefallen.<br />

Vor allem dieses Gefühl, nicht<br />

richtig zu sein, sich nicht anpassen<br />

zu können. All das war weg<br />

in dem Moment, wo ich schriftlich<br />

hatte, dass ich eben wirklich<br />

anders bin als 98 oder 99<br />

Komma irgendwas Prozent der<br />

Menschen.<br />

Und mit der Archäologie war<br />

es so: Kurz vorm Abi hat mir<br />

ein Archäologe erzählt, dass es<br />

überhaupt keine Stellen gäbe,<br />

dass man eigentlich nur studiere,<br />

um danach arbeitslos zu sein.<br />

Die sichere Bank war dann,<br />

wie meine Familie in die Jour-<br />

12 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


nalismuslaufbahn einzusteigen.<br />

Ich hab es drauf ankommen lassen<br />

und bin zweigleisig gefahren:<br />

Wenn ich bis zum letzten<br />

Tag, an dem ich mich in der Uni<br />

einschreiben müsste, keinen<br />

Ausbildungsplatz als Journalistin<br />

habe, studiere ich Archäologie.<br />

Doch ich habe eine Ausbildungsstelle<br />

bei einer fünfzig<br />

Kilometer entfernten Tageszeitung<br />

bekommen.<br />

Die Ausbildung war wie die<br />

Schulzeit davor die Hölle: Auch<br />

hier war ich wieder die Außenseiterin<br />

und hab noch dazu<br />

kaum Anleitungen bekommen,<br />

weil ich ja als Journalistenkind<br />

schon alles können sollte. Daher<br />

habe ich die Ausbildung<br />

dann ganz knapp vorm Ende der<br />

zweijährigen Ausbildungsdauer<br />

abgebrochen. Etwas später hab<br />

ich die fehlende Zeit nachgeholt,<br />

um meine 24 Monate voll<br />

zu kriegen.<br />

Anschließend wollte ich gerne<br />

etwas mit Englisch machen,<br />

das Arbeitsamt hat mich aber<br />

in eine Umschulung zur EDV-<br />

Kauffrau gesteckt. Damals, 1987,<br />

Was wir als Menschen in den<br />

letzten paar tausend Jahren<br />

führen, ist ein denaturiertes<br />

Leben, das uns körperlich<br />

und psychisch krank macht.<br />

war das total modern, die Kombination<br />

von Computergrundlagen,<br />

Programmierung und einer<br />

kaufmännischen Ausbildung.<br />

Als ich dann gerade diese Umschulung<br />

begonnen hatte, bekam<br />

ich einen Anruf vom Rundfunk,<br />

bei dem ich ein Praktikum<br />

gemacht hatte, ob ich nicht<br />

bei ihnen in der Redaktion anfangen<br />

wolle. Da ich aber nicht<br />

wieder etwas abbrechen wollte,<br />

habe ich abgelehnt. Ich schreie<br />

heute noch, wenn ich daran<br />

denke.<br />

Aber den giftigen Satz meines<br />

Großvaters, der eigentlich ein<br />

total netter Mensch war, hatte<br />

ich damals im Hinterkopf:<br />

„Du fängst immer alles an und<br />

machst nichts fertig.“<br />

Dieses Etikett habe ich für<br />

mich übernommen. Ich bin<br />

DIE M VON NEBENAN<br />

nun mal ein Scannertyp und<br />

interessiere mich für unglaublich<br />

viel. Aber Folgendes konnte<br />

ich damals noch nicht abstrahieren:<br />

Was heißt denn „fertig<br />

machen“? Habe ich etwas nicht<br />

„fertig gemacht“, wenn ich nach<br />

vier Jahren den Ballettunterricht<br />

abbreche, weil mir der Lehrer<br />

zwischen die Beine gegriffen<br />

hat? Habe ich etwas nicht „fertig<br />

gemacht“, wenn ich nicht mehr<br />

zum Gitarrenunterricht kann,<br />

weil der Lehrer in einem Endloskrankenschein<br />

verschwindet?<br />

Aber die Zeitungsausbildung hast<br />

du dann doch fertig gemacht!<br />

Aber das Abbrechen selbst hat<br />

mich dennoch verfolgt: Ich war<br />

Anfang zwanzig, wusste nicht,<br />

was mit mir los ist, nicht, was<br />

ich wirklich, wirklich will.<br />

Meine alleinerziehende Mutter<br />

hat mir als Modell ganz<br />

klar vorgelebt, dass ich irgendwie<br />

auf eigenen Beinen stehen<br />

und meine Brötchen verdienen<br />

muss.<br />

Also habe ich mich durch<br />

die miserable Umschulung zur<br />

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DIE M VON NEBENAN<br />

EDV-Kauffrau gequält. Damit<br />

habe ich tatsächlich auch eine<br />

Stelle bekommen, allerdings<br />

spielte das Programmieren dabei<br />

keine Rolle, sondern ich<br />

habe kaufmännisch gearbeitet<br />

beziehungsweise im Kundendienst.<br />

Auch bei den nachfolgenden<br />

Jobs ging es in die Richtung<br />

Kundenbetreuung oder<br />

Marketing.<br />

Ich hatte nie einen Job mit einem<br />

klaren Etikett. Dazu gab es<br />

alle zwei oder drei Jahre einen<br />

Wechsel, da ich ständig rausgeflogen<br />

bin, weil irgendeine Vorgesetzte<br />

mit mir Schwierigkeiten<br />

hatte. Jedes Mal. Ich habe<br />

mir das immer selbst vorgeworfen<br />

und mich gefragt, was ich<br />

falsch mache.<br />

Irgendwann hatte ich vom<br />

Büro die Nase voll und habe<br />

eine Schreinerlehre gemacht,<br />

das hat mir sehr gut gefallen<br />

und lag mir. War aber schwierig,<br />

als Frau eine Stelle zu bekommen,<br />

ich hätte mich gerne zur<br />

Restauratorin weitergebildet.<br />

Ich habe wegen dieser Probleme<br />

und Selbstzweifel mehrmals<br />

eine Therapie gemacht. Traurigerweise<br />

hat mein erster Therapeut,<br />

und nur der, die HB erkannt,<br />

aber er drückte es in der<br />

Vergangenheit aus: „Sie waren<br />

wohl ein hochbegabtes Kind“.<br />

Mir wäre viel erspart geblieben,<br />

wenn ich damals schon das<br />

über HB gewusst hätte, was ich<br />

heute weiß. Das Bedauern über<br />

diese quasi vergeudete Lebenszeit<br />

und die Jahre voller Selbstzweifel<br />

und Selbstvorwürfe kennen<br />

ja viele Späterkannte.<br />

Mittlerweile bist du aber mit<br />

dir ins Reine gekommen. Wie<br />

hast du das geschafft?<br />

Nach der Bestätigung meiner<br />

Hochbegabung im Jahr 2016<br />

habe ich dann endlich bei einem<br />

Mensa-Jahrestreffen die Erklärung<br />

bekommen, dass ich anscheinend<br />

mein Leben lang völlig<br />

unbewusst ein so genanntes<br />

Hochrangverhalten an den Tag<br />

gelegt habe.<br />

Dazu gehören das schnelle<br />

Sprechen, die schnelle Auffassungsgabe,<br />

das Überblicken von<br />

Zusammenhängen, Finden von<br />

Lösungen und eigenständiges<br />

Arbeiten. All diese Dinge werden<br />

von Arbeitgebern verlangt,<br />

aber wehe, du tust sie wirklich!<br />

Dann ist dein Chef oder vor allem<br />

deine Chefin schnell dabei,<br />

Panik zu schieben, dass du an<br />

ihrem Stuhl sägen könntest.<br />

Die fragwürdige Lösung ist,<br />

dass du dich als Hochbegabte<br />

an einem Arbeitsplatz, an dem<br />

du nicht das Glück hast, so akzeptiert<br />

zu werden, wie du bist,<br />

permanent verstellen und zurücknehmen<br />

und gleichzeitig<br />

das eigene Verhalten auf Hochrangverhaltensmerkmale<br />

hinterfragen<br />

musst.<br />

Den giftigen Satz meines<br />

Großvaters, der eigentlich ein<br />

total netter Mensch war, hatte<br />

ich damals im Hinterkopf:<br />

„Du fängst immer alles an<br />

und machst nichts fertig.“<br />

Angharad und LISAR, eine rekonstruierte<br />

Frau aus der Bandkeramik-Zeit<br />

im Museum in Landau<br />

an der Isar.<br />

Und kommst du im Beruf besser<br />

zurecht, seitdem du von deiner<br />

Hochbegabung weißt?<br />

Das wird sich noch zeigen.<br />

Nach fünfjähriger Arbeitslosigkeit<br />

mit einer kurzen Unterbrechung<br />

kann ich das neue Wissen<br />

über mich selbst und meine<br />

Hochbegabung jetzt erstmals in<br />

einem Halbtagsjob anwenden,<br />

in dem ich viele Möglichkeiten<br />

zum eigenständigen Arbeiten<br />

habe. Sogar meine Arbeitszeiten<br />

teile ich mir zu großen Teilen<br />

selbst ein. Das ist sehr praktisch<br />

für meine Museumstermine<br />

hier im Residenzschloss<br />

in Mergentheim. Und natürlich<br />

für meine zukünftigen Angebote<br />

im Naturmentoring.<br />

Für viele potentielle Arbeitgeber<br />

war meine vielseitige Aufstellung<br />

leider mehr ein Grund,<br />

mich als schwer vermittelbar zu<br />

sehen: Ob ich denn überhaupt<br />

fähig sei, ein stetiges Arbeitsverhältnis<br />

einzugehen, wurde<br />

ich dauernd gefragt.<br />

Die letzten fünf Jahre habe ich<br />

mich also sehr fleißig beworben.<br />

Die Arbeit als Patientenfürsprecherin<br />

klang direkt passend:<br />

Ich habe ja selbst Therapieerfahrung,<br />

viele Freunde, bei denen<br />

irgendwas klemmt, und ein<br />

14 | mind magazin 144/Oktober 2021


paar Jahre als Schreibkraft und Sekretärin in<br />

der Psychiatrie gearbeitet habe ich auch schon.<br />

Und durch die Wildnispädagogikausbildung,<br />

die nebenher lief, habe ich auch einige Softskills<br />

wie Gesprächsführung dazu erworben.<br />

Große Sprünge kann ich mit dieser Halbtagsstelle<br />

und dem Mini-Job nicht machen, aber<br />

es ist so toll, nichts mehr mit dem Jobcenter<br />

zu tun haben zu müssen. Generell ist der Tonfall,<br />

mit dem man dort behandelt wird, unterirdisch.<br />

Wie geht es mit deiner Wildnispädagogik weiter?<br />

Hast du schon eine Homepage, oder arbeitest du erst<br />

einmal über Mundpropaganda? Was sind deine Pläne?<br />

Ich habe angefangen, eine Webseite zu erstellen,<br />

aber es fehlt gerade das Geld, um sie<br />

professionell aufbereiten zu lassen. Die Bilder<br />

möchte ich eh selbst machen. Mit den Texten<br />

mühe ich mich auch noch etwas ab: Weil ich<br />

so begeistert von dem Thema bin, fällt es mir<br />

schwer, kurz und knackig auf den Punkt zu<br />

kommen, worum es mir bei der Wildnispädagogik,<br />

besser Naturmentoring, eigentlich geht.<br />

Beides hast du ja im Interview gemerkt.<br />

Es ist aber ohnehin schwer, einen geeigneten<br />

Ort zur Ausrichtung zu finden: Man muss<br />

zelten und Feuer machen dürfen, etwas abgelegen<br />

soll der Platz auch sein, und idealerweise<br />

gibt es einen wetterfesten Unterstand. Jetzt<br />

habe ich erst einmal eine kostengünstige Wiese<br />

am Bach gefunden. Eine Handvoll Interessierter<br />

habe ich schon über Mundpropaganda<br />

zusammen, für die ich gerne ein erstes Seminar<br />

im April anbieten würde.<br />

Wie würdest du heutzutage deinem Großvater<br />

antworten, wenn du ihn nochmal träfst und er dich<br />

fragte, was du nun eigentlich „fertig gemacht“ hast?<br />

Ich glaube, ich würde ihm erklären, dass es<br />

einfach viele Dinge gibt, die mich interessieren<br />

und in die ich reinschnuppern möchte, und<br />

dass es weniger wichtig ist, Dinge „fertig zu<br />

machen“, als neugierig zu bleiben. Schließlich<br />

verlangt niemand von mir, dass ich in irgendetwas<br />

die Meisterschaft erreiche. Ich möchte lieber<br />

die Vielseitigkeit erhalten, die ich nun endlich<br />

zu genießen gelernt habe.<br />

Die Fragen stellte Tina Zejewski<br />

mind magazin 144/dezember 2021 | 15<br />

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KIJU-CAMPS<br />

Wir sind wieder da!<br />

Die KiJu Sommercamps 2021.<br />

Von Sarah Elizabeth Riemann<br />

Auf dem Silvestercamp 2019/20 konnte noch niemand<br />

ahnen, dass dies das letzte Camp für eine lange Zeit bleiben<br />

würde. „Wir sehen uns beim Ostercamp wieder!“, lautete eine<br />

häufig gehörte Verabschiedung.<br />

D<br />

och dann: eine Pandemie.<br />

Eine Veranstaltung nach<br />

der anderen wird abgesagt oder<br />

ins Virtuelle verlegt, darunter<br />

auch die KiJu Camps der folgenden<br />

anderthalb Jahre.<br />

Umso größer war die Freude,<br />

als sich abzeichnete, dass in<br />

diesem Sommer wieder Veranstaltungen<br />

möglich sein würden.<br />

Enthusiastisch organisierten<br />

wir gleich drei verschiedene<br />

Formate und konnten so sechs<br />

Gelegenheiten schaffen, um einander<br />

endlich auch persönlich<br />

wiederzusehen. Maskenpflicht<br />

in den öffentlichen Teilen der<br />

Jugendherbergen, tägliche<br />

Selbsttests, viele Veranstaltungen<br />

an der frischen Luft und ein<br />

durchdachtes Hygienekonzept<br />

ermöglichten es uns schließlich,<br />

in diesem Sommer wunderschöne<br />

und sichere Wochen miteinander<br />

zu verbringen.<br />

Zuerst die Juniors<br />

Den Auftakt machten die<br />

Mensa Juniors Sommercamps.<br />

Zwischen dem 23. Juli<br />

und dem 15. August<br />

trafen sich insgesamt<br />

drei Gruppen von je<br />

etwa 30 Teilnehmenden<br />

zwischen 12 und 17<br />

Jahren, um jeweils eine<br />

spannende Woche im wunderschönen,<br />

wenn auch sehr hügeligen<br />

Rottweil zu verbringen.<br />

Vormittags wurde beispielsweise<br />

Improtheater gespielt, die<br />

Gedankenwelt antiker Philosophen<br />

erkundet oder nach Sicherheitslücken<br />

in alten und<br />

neueren Verschlüsselungstechniken<br />

gesucht.<br />

Anna, die in der ersten Woche<br />

mit dabei war, berichtet: „Ich<br />

fand sehr schön, dass man im<br />

Kurs mitteilen konnte, wie man<br />

die Zeit gerne gestalten würde,<br />

und dass man die Ideen dann<br />

auch in den Unterricht eingebaut<br />

hat. Ich fand meinen Projektleiter<br />

sehr sympathisch<br />

und wir haben vieles spielerisch<br />

gelernt, darum gingen die<br />

drei Stunden Kurs pro Tag sehr<br />

schnell vorbei.“<br />

Auch die bunt gemischten<br />

freiwilligen Programmpunkte<br />

nachmittags und abends fanden<br />

viel Anklang, unabhängig<br />

davon, ob gerade Museumsbesuche,<br />

Nachtwanderungen<br />

oder Karaoke<br />

auf dem Plan standen.<br />

Johann erinnert sich<br />

an die erste Woche zurück:<br />

„Mein persönliches<br />

Highlight waren<br />

die Male, als wir<br />

abends rausgegangen sind. Der<br />

Quizabend und die Abschiedsveranstaltung<br />

haben auch viel<br />

Spaß gemacht.“<br />

Möglichkeiten<br />

zum Rückzug<br />

Trotz der vielen Angebote war<br />

es auch immer möglich, sich<br />

zurückzuziehen und auszuruhen.<br />

„Wenn es einem zu viel<br />

wird, kann man auch eine Pause<br />

machen. Es wurde sehr auf<br />

einen geachtet und das fand ich<br />

persönlich sehr schön“, schreibt<br />

Anna.<br />

Nicht nur für die Rücksichtnahme<br />

wurde das soziale Gefüge<br />

während der Camps geschätzt,<br />

sondern auch für inspirierende<br />

und belebende Begegnungen.<br />

16 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


KIJU-CAMPS<br />

Spaß, Gruppenerlebnisse und Herausforderungen<br />

bei den verschiedenen<br />

Camps. Fotos: Michael Bonfert,<br />

Martin Prost, Birgit Eisen<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 17


KIJU-CAMPS<br />

Marie erzählt aus der zweiten<br />

Woche der Juniors Camps: „Die<br />

Veranstaltungen, die Gespräche<br />

zwischendurch auf dem Gang,<br />

beim Essen et cetera, die Atmosphäre,<br />

die Menschen, einfach<br />

alles in der Summe war ein<br />

Highlight in dem Sommer. Ich<br />

bin sehr froh, dort gewesen zu<br />

sein, sonst hätte ich einige tolle<br />

Menschen nicht kennengelernt.“<br />

So fielen auch die Abschiede<br />

am Ende der jeweiligen<br />

Juniors Camps schwer, doch<br />

nicht zu schwer: Ein paar der<br />

Teilnehmenden würden sich<br />

schon wenige Wochen später<br />

beim Juniors Sommerseminar<br />

wiedersehen.<br />

Mensa Clever<br />

Children Camps<br />

Eine ganz andere Zielgruppe<br />

hingegen haben die Mensa<br />

Clever Children Camps, kurz<br />

MCCCs, die sich mit Teilnehmenden<br />

von 9 bis 12 Jahren an<br />

eine jüngere Altersklasse richten.<br />

Während die Sommercamps<br />

in der Regel am selben<br />

Ort und in derselben Jugendherberge<br />

stattfinden, gibt es üblicherweise<br />

mehrere MCCCs an<br />

unterschiedlichen Orten, um<br />

den Teilnehmenden möglichst<br />

kurze Anreisewege zu bieten. So<br />

auch in diesem Jahr: Zunächst<br />

fand das MCCC Nord vom 25.<br />

Juli bis zum 1. August in Bad Segeberg<br />

statt, dann folgte vom 8.<br />

bis zum 15. August das MCCC<br />

Süd in Pforzheim.<br />

Hier gab es keine Projekte zu<br />

belegen, doch deswegen nicht<br />

weniger Programmpunkte und<br />

Ausflüge. Neben dem ohnehin<br />

schon aufregenden Erlebnis,<br />

Neue Freunde finden,<br />

Gemeinschaft erleben<br />

und Neues erfahren<br />

– die Camps<br />

bieten für jede und<br />

jeden eine Fülle von<br />

Möglichkeiten, die<br />

gern angenommen<br />

werden.<br />

Fotos: Michael Bonfert<br />

18 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


KIJU-CAMPS<br />

ohne die eigenen Eltern in einer<br />

neuen Stadt Urlaub zu machen,<br />

gab es auch spannende Erkundungstouren,<br />

bunt gemischte<br />

Aktivitäten in den Jugendherbergen<br />

und natürlich viele<br />

Gelegenheiten, neue Freundschaften<br />

zu knüpfen – auch mit<br />

dem Maskottchen Fiete Fuchs,<br />

das von uns allen wohl mittlerweile<br />

die meisten MCCCs besucht<br />

haben dürfte.<br />

Das Experiment<br />

Nach diesen fünf gelungenen<br />

Camps mit etablierten Konzepten<br />

wagten wir uns schließlich<br />

noch an ein Experiment: Den<br />

Abschluss machte das Mensa Juniors<br />

Sommerseminar, das erste<br />

seiner Art.<br />

Nicht nur dem Namen nach<br />

liegt dieses Format zwischen<br />

den Juniors Sommercamps und<br />

Herbstseminaren. Wie für Juniors<br />

Seminarveranstaltungen üblich<br />

richtet es sich mit Teilnehmenden<br />

von 14 bis 19 an die älteste<br />

unserer Zielgruppen. So<br />

konnten wir auch Teilnehmenden,<br />

die während der Pandemie<br />

volljährig geworden waren, die<br />

Gelegenheit bieten, eine letzte<br />

Juniors Sommerveranstaltung<br />

zu besuchen.<br />

Diese Gelegenheit wurde mit<br />

Dankbarkeit und Begeisterung<br />

genutzt, als vom 21. bis zum 28.<br />

August eine Gruppe von gut 30<br />

Menschen im Landhaus Gröden<br />

zusammenkam.<br />

Unter diesen Menschen war<br />

Jared, der die Woche folgendermaßen<br />

beschreibt: „Das Sommerseminar<br />

2021 bot trotz der<br />

vergleichsweise geringen Teilnehmerzahl<br />

ein sehr heimeliges<br />

Camp-Gefühl und setzte da<br />

an, wo vergangene Camps aufgehört<br />

hatten. Aufgrund einiger<br />

struktureller Änderungen erinnerte<br />

das Seminar vom Aufbau<br />

her nämlich tatsächlich mehr<br />

an die klassischen Camps als an<br />

ein Seminar, was mir allerdings<br />

nicht störend auffiel. Es war<br />

eine gelassene Stimmung voller<br />

interessanter Gespräche und<br />

lustiger Spiele. Was an Teilnehmenden<br />

fehlte, wurde durch frohes<br />

Engagement wettgemacht,<br />

und zwischen einem voll ausgewachsenen<br />

Wahlkampf und<br />

gleich mehreren Tanz- und Karaokeabenden<br />

war das kleine<br />

Landhaus von morgens bis<br />

abends gefüllt mit Leben.“<br />

Genau dieses Engagement<br />

machte das Juniors Sommerseminar<br />

zu einer bisher einzigartigen<br />

Veranstaltung, denn gerade<br />

älteren und teils volljährigen<br />

Teilnehmenden trauen wir eine<br />

hohe Selbstverantwortung zu.<br />

Sieg für Obst<br />

auf Pizza<br />

So glückte auch das Experiment,<br />

das Programm in enger<br />

Zusammenarbeit zwischen den<br />

Teilnehmenden und dem Betreuungsteam<br />

auszugestalten.<br />

Viele Programmpunkte wurden<br />

von den Teilnehmenden selbst<br />

organisiert und geleitet. Vom<br />

Knüpfen von Freundschaftsbändchen<br />

über Schachtheorie<br />

und Nachtwanderungen bis hin<br />

zu Diskussionen und Spielerunden<br />

gab es eine Menge zu lernen,<br />

zu tun und zu genießen.<br />

Der Pizzawahlkampf ergab im<br />

Übrigen eine knappe Entscheidung<br />

für die Akzeptanz von<br />

Obst auf Pizza. Sogar die Köchin<br />

des Landhauses unterstützte<br />

uns und bewies durch ihre<br />

Kochkünste beim Mittagessen,<br />

dass nicht nur Ananas, sondern<br />

sogar Mango, Äpfel und Mandarinen<br />

eine tolle Kombination<br />

mit Teig, Käse und Tomatensoße<br />

darstellen. Auch die Opposition<br />

war mit ihrer klassischen Pizza<br />

Margherita zufrieden.<br />

Doch auch die schönsten Wochen<br />

gehen irgendwann zu<br />

Ende. Den Teilnehmenden des<br />

Sommerseminars blieb es genauso<br />

wenig erspart, Abschied<br />

zu nehmen, wie denen der vorhergegangenen<br />

Sommercamps.<br />

Die Verabschiedung fiel vielleicht<br />

etwas vorsichtiger als Anfang<br />

2020 aus, doch ganz bestimmt<br />

nicht weniger herzlich.<br />

„Sehen wir uns wieder?“, wurde<br />

immer wieder gefragt. „Vielleicht<br />

auf dem nächsten Herbstseminar?<br />

Oder beim Silvestercamp?“<br />

Ja! Dank Hygienekonzepten,<br />

Vorsicht und einer hohen Impfquote<br />

sind wir zuversichtlich,<br />

dass wir unsere Formate von<br />

nun an wieder in gewohnter Regelmäßigkeit<br />

anbieten können.<br />

Mit dem European Mensa Juniors<br />

Camp wagen wir uns im<br />

nächsten Jahr sogar an ein neues<br />

internationales Format. Alle<br />

Termine und weitere Informationen<br />

zu den kommenden Veranstaltungen<br />

sind unter https://<br />

www.mensa.de/camps/termine/<br />

zu finden. Sei du doch beim<br />

nächsten Mal auch mit dabei!<br />

Mit Unterstützung von Anna Iwer,<br />

Johann Schiller, Marie J. Middendorf<br />

und Jared Gebru<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 19


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Was hilft hochbegabten<br />

Underachievern?<br />

Von Tanja Gabriele Baudson<br />

Weniger zu leisten, als das eigene Potenzial eigentlich hergäbe: Das ist ein Problem, das<br />

nicht nur Hochbegabte betrifft, das bei ihnen aber oft besonders schmerzlich deutlich wird.<br />

In einer leistungsorientierten Gesellschaft zählt das bloße Potenzial leider oft wenig – egal,<br />

wie hoch es ist. Daher überrascht es kaum, dass Underachievement häufig Anlass dafür ist,<br />

eine Begabungsberatung in Anspruch zu nehmen.<br />

U<br />

nderachievement hat die<br />

ungute Tendenz zur Chronifizierung;<br />

und oft genug stecken<br />

in dem Päckchen, das Underachiever<br />

mit sich herumtragen,<br />

noch eine ganze Reihe von<br />

weiteren psychosozialen Problemen.<br />

Verständlich – Leistung<br />

spielt in unserer Gesellschaft<br />

eine wichtige Rolle. Dass gerade<br />

diejenigen mit dem größten Potenzial<br />

besonders unter ihrem<br />

Underachievement leiden, verwundert<br />

daher nicht.<br />

Manche Forschende sprechen<br />

angesichts der psychischen Kollateralschäden<br />

gar von einem<br />

„Underachievement-Syndrom“.<br />

Umso wichtiger ist es also, so<br />

früh wie möglich etwas dagegen<br />

zu unternehmen. Doch das<br />

ist gar nicht so leicht. Sind die<br />

Leistungen einmal im Sinkflug,<br />

nehmen auch Motivation und<br />

die Überzeugung, etwas zu können,<br />

ab.<br />

Und von anderen hagelt es<br />

dann dezente (und manchmal<br />

auch deutlichere) Vorwürfe,<br />

weshalb man sich denn nicht<br />

einfach ein bisschen anstrengen<br />

würde – man habe es doch<br />

eigentlich drauf. Als ob das so<br />

einfach wäre!<br />

Aber nicht nur für das Individuum<br />

ist Underachievement<br />

kein schöner Zustand. Auch die<br />

Gesellschaft ist darauf angewiesen,<br />

dass Menschen ihr Potenzial<br />

entfalten und in die Gemeinschaft<br />

einbringen – mit dem<br />

netten Nebeneffekt, dass sie<br />

dann auch weniger auf soziale<br />

Unterstützung angewiesen sind<br />

und es ihnen insgesamt besser<br />

geht. All das wäre in einer vernunftbasierten<br />

und marktwirtschaftlich<br />

orientierten Politik<br />

wiederum ein gutes Argument,<br />

um nachweislich funktionierende<br />

Interventionen flächendeckend<br />

umzusetzen.<br />

Lange Zeit galt chronisches<br />

Underachievement als kaum<br />

behandelbar und für Betroffene<br />

wie für Behandelnde als gleichermaßen<br />

frustrierend. Eine<br />

frühe Übersichtsstudie kam zu<br />

dem pessimistischen Schluss,<br />

dass die untersuchten Interventionen<br />

recht konsistent erfolglos<br />

wären, das Problem Underachievement<br />

vor allem bei Hochbegabten<br />

tiefer ginge als die<br />

Versuche, es zu lösen*.<br />

Eine Übersichtsstudie ist das<br />

Thema nun erneut systematisch<br />

angegangen: Wie wirksam sind<br />

Interventionen gegen Underachievement?<br />

Und worauf wirken<br />

sie sich aus – leisten die Betroffenen<br />

nach der Intervention<br />

* „The programs we reviewed were rather consistent in reporting the ineffectiveness of interventions. The problem of underachievement<br />

with gifted seems more profound than the attempted solutions“ (Dowdall & Colangelo, 1982, S. 182).<br />

20 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

tatsächlich mehr, oder geht es<br />

ihnen „nur“ besser mit dem Status<br />

quo (oder möglicherweise<br />

sogar beides)? Und welche Faktoren<br />

beeinflussen den Erfolg einer<br />

Maßnahme?<br />

Ein paar methodische<br />

Anmerkungen<br />

Das alles liest sich recht einfach,<br />

hat es methodisch aber<br />

durchaus in sich – denn um solche<br />

umfassende Aussagen treffen<br />

zu können, muss eine gewisse<br />

Vergleichbarkeit zwischen<br />

den Studien gewährleistet<br />

sein. Die Schwierigkeiten<br />

fangen schon bei der Definition<br />

der Zielgruppe an, oder psychologisch<br />

gesprochen: bei der<br />

Operationalisierung, der Messbarmachung<br />

unseres Kriteriums<br />

Underachievement.<br />

Reichen schlechte Noten bei<br />

hoher Intelligenz? Wenn ja, wie<br />

schlecht müssen die Noten sein<br />

und wie hoch die Intelligenz?<br />

Es hagelt dann dezente (und<br />

manchmal auch deutlichere)<br />

Vorwürfe, weshalb man sich<br />

denn nicht einfach ein bisschen<br />

anstrengen würde – man habe<br />

es doch eigentlich drauf.<br />

Und wären standardisierte Leistungstests<br />

nicht eigentlich die<br />

bessere Wahl, wenn man sich<br />

anschaut, wie subjektiv Noten<br />

manchmal ausfallen? Oder,<br />

ganz anders gedacht: Reicht es<br />

vielleicht sogar, wenn andere<br />

denken, jemand könnte eigentlich<br />

mehr? Und wenn ja, wen<br />

fragt man da am besten?<br />

Sogenannte „Metaanalysen“<br />

versuchen, mehrere Einzelstudien<br />

zusammenzufassen und so<br />

eine Gesamtaussage zu treffen –<br />

in diesem Fall, wie wirksam Interventionen<br />

gegen Underachievement<br />

sind. Da die wenigsten<br />

Einzeluntersuchungen repräsentative<br />

Stichproben befragen,<br />

erhofft man sich durch dieses<br />

Vorgehen, systematische Verzerrungen<br />

weitgehend herauszunullen<br />

und so der Frage, wie<br />

groß ein Effekt in Wirklichkeit<br />

ist, näher zu kommen.<br />

Dabei wird auch gewichtet,<br />

wie viele Personen an einer Studie<br />

teilgenommen haben – kleine<br />

Studien, bei denen die Verzerrungsgefahr<br />

größer ist, fallen<br />

weniger stark ins Gewicht<br />

als große. Weitere sogenannte<br />

„Moderatorvariablen“ können<br />

berücksichtigt werden, um<br />

herauszufinden, unter welchen<br />

Umständen die Effekte stärker<br />

oder schwächer ausfallen.<br />

Effekte werden üblicherweise<br />

in Standardabweichungen angegeben<br />

– auf die IQ-Skala übersetzt,<br />

kann man sich das so vorstellen,<br />

dass ein Zugewinn von<br />

einer Standardabweichung 15<br />

IQ-Punkten mehr entsprechen<br />

würde**.<br />

Welche Studien überhaupt in<br />

eine Metaanalyse eingehen, legen<br />

die Forschenden anhand<br />

** Es geht hier nur darum, die Größenordnung zu verdeutlichen – der IQ ist deutlich stabiler als Leistungen oder psychosoziales Wohlbefinden.<br />

Programme zur Steigerung der Intelligenz würden also kaum solche Erfolge zeitigen.<br />

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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

klarer Kriterien fest; hierfür gibt<br />

es auch Richtlinien.<br />

Rein qualitative Untersuchungen<br />

werden beispielsweise nicht<br />

berücksichtigt, schlichtweg,<br />

weil sie die notwendigen statistischen<br />

Angaben zur Größe von<br />

Effekten nicht erfassen. Auch<br />

muss berichtet werden, welche<br />

Datenbanken und welche Suchbegriffe<br />

und gegebenenfalls<br />

welche weiteren Quellen zum<br />

Auffinden der Originalstudien<br />

verwendet werden.<br />

Ferner werden Interventionen,<br />

die keine Wirkung hatten, seltener<br />

veröffentlicht – auch diesen<br />

sogenannten „Publikationsbias“<br />

muss man also berücksichtigen.<br />

Was untersucht<br />

wurde<br />

Die Diskrepanz zwischen Potenzial<br />

und Leistung ist zwingendes<br />

Definitionskriterium<br />

von Underachievement. Einfach<br />

nur geringe Leistungen genügen<br />

also nicht.<br />

In dieser Studie untersuchten<br />

die Forschenden Underachievement<br />

über das gesamte Fähigkeitsspektrum<br />

– denn bekanntlich<br />

können nicht nur Hochbegabte<br />

unter ihren Möglichkeiten<br />

bleiben. Möglicherweise unterscheiden<br />

sich zwar die Faktoren,<br />

die bei Hoch- und durchschnittlich<br />

Begabten zu Underachievement<br />

beitragen; an systematischen<br />

Untersuchungen, die die<br />

beiden Gruppen direkt verglichen<br />

haben, mangelt es jedoch<br />

noch. Einbezogen wurden Studien,<br />

die die Auswirkungen von<br />

Underachievement-Interventionen<br />

auf die Leistung und/oder<br />

auf sozioemotionale Variablen<br />

untersucht und eine Kontroll-<br />

Dass die Wirkung unabhängig<br />

vom Begabungsniveau<br />

der Teilnehmenden ist,<br />

könnte man auf den ersten<br />

Blick so interpretieren,<br />

dass Hochbegabte keine<br />

„Extrawurst“ brauchen.<br />

gruppe implementiert (oder zumindest<br />

einen Vorher-Nachher-<br />

Vergleich vorgenommen) hatten.<br />

In diesem Fall kamen von ursprünglich<br />

3.302 Zitationen 331<br />

Untersuchungen in die engere<br />

Wahl, von denen nach Anwendung<br />

aller Auswahlkriterien 42<br />

Studien übrig blieben, die zwischen<br />

1960 und 2016 veröffentlicht<br />

worden waren. Das klingt<br />

auf den ersten Blick nach einem<br />

ziemlichen Schwund, ist aber<br />

völlig im Rahmen.<br />

Was kam heraus?<br />

Wirken Interventionen gegen<br />

Underachievement? Ja! Die 38<br />

Studien, die sich mit den Auswirkungen<br />

auf Leistungen befassten,<br />

fanden 73 positive, 18<br />

negative und acht Nulleffekte.<br />

Im Durchschnitt verbesserte<br />

sich die Leistung um 0,45 Standardabweichungen.<br />

Bei den 33 Studien, die sich<br />

Einflüsse auf psychosoziale Variablen<br />

anschauten (in 29 Untersuchungen<br />

wurde beides berücksichtigt),<br />

fanden sich 182<br />

positive und 108 negative Effekte,<br />

im Mittel eine Verbesserung<br />

von 0,35 Standardabweichungen<br />

– und das alles, obwohl die<br />

Stichproben äußerst heterogen<br />

waren.<br />

Was fanden die Forscher noch<br />

heraus? Je früher man interveniert,<br />

desto besser die Wirkung;<br />

das passt zu früheren Befunden,<br />

dass sich Underachievement<br />

mit dem Ende der Grundschulzeit<br />

zu stabilisieren scheint. Ob<br />

jemand hochbegabt ist oder<br />

nicht, hat hingegen keine Auswirkungen.<br />

Auch der Fokus der Intervention<br />

– Aufholen der Lerndefizite<br />

versus psychosoziale Beratung –<br />

macht keinen statistisch signifikanten<br />

Unterschied. Einen kleinen<br />

Effekt hatte außerdem, wie<br />

Underachievement operationalisiert<br />

wurde – ein Hinweis darauf,<br />

wie wichtig es ist, sich über<br />

die Begrifflichkeiten im Klaren<br />

zu sein.<br />

Interessant war außerdem,<br />

dass das Entstehungsjahr einen<br />

leichten Einfluss auf die<br />

Leistungsgewinne hatte: Jüngere<br />

Studien zeigten eher größere<br />

Effekte, was zeigt, dass sich<br />

die Qualität der Interventionen<br />

langsam, aber stetig verbessert.<br />

Ein kleiner Wermutstropfen:<br />

Es gab Hinweise auf einen Publikationsbias<br />

insofern, als kleinere<br />

Studien mit negativen Effekten<br />

gar nicht erst berücksichtigt<br />

wurden. Veröffentlicht werden<br />

also eher Programme mit ausreichender<br />

Datengrundlage, die<br />

funktionieren.<br />

Was bedeutet<br />

das praktisch?<br />

Dass Interventionen im Sekundar-<br />

und Tertiärbereich<br />

nicht mehr so gut wirken, heißt<br />

nicht, dass Bemühungen in diese<br />

Richtung völlig umsonst wä-<br />

22 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


en. Möglicherweise passen die vorhandenen<br />

Interventionen einfach besser zum Entwicklungsstand<br />

jüngerer Kinder, sodass<br />

man für Ältere eventuell spezialisiertere<br />

Programme entwickeln müsste.<br />

Dass die Wirkung unabhängig vom Begabungsniveau<br />

der Teilnehmenden ist, könnte<br />

man auf den ersten Blick so interpretieren,<br />

dass Hochbegabte keine „Extrawurst“<br />

brauchen.<br />

Die Autoren weisen jedoch darauf hin,<br />

dass die einzelnen Studien möglicherweise<br />

auch ihre Intervention genau auf die Zielgruppe<br />

abgestimmt haben könnten (was<br />

nicht Teil der Analysen war); und bekanntlich<br />

ist ja die Wirkung bei optimaler Passung<br />

maximal und möglicherweise eben<br />

auch über die Gruppen ähnlich, wenn jede<br />

schlicht das bekommt, was sie braucht.<br />

Vor dem Hintergrund, dass Underachiever<br />

extrem heterogen sind, erscheint ein solches<br />

differenzierteres Vorgehen nur sinnvoll.<br />

Hier müssen wir wohl einfach warten,<br />

was zukünftige, systematischere Forschung<br />

bringt; dass diese nötig ist, ist ein Fazit, das<br />

auch die Autoren ziehen.<br />

Dass jüngere Studien Leistungsdefizite<br />

tendenziell wirksamer abbauen können,<br />

ist jedenfalls ermutigend – und zukünftige<br />

Praxisinterventionen tun gut daran, aktuelle<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse zu nutzen,<br />

um bestmögliche Wirkungen zu erzielen.<br />

Denn letztlich geht es um das Wohlergehen<br />

von Menschen.<br />

Quelle der Studie: Snyder, K. E., Fong, C. J.,<br />

Painter, J., Pittard, C., Barr, S. & Patall, E. A.<br />

(2019). Interventions for academically underachieving<br />

students: A systematic review and<br />

meta-analysis. Educational Research Review, 28,<br />

Article 100294.<br />

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Tanja Gabriele Baudson leitet bei Mensa das<br />

Ressort Wissenschaft und Forschung. Sie ist<br />

Professorin für Differentielle Psychologie und<br />

psychologische Begabungsforschung an der<br />

Hochschule Fresenius Heidelberg.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 23<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing.<br />

Michael Schulte, Finanzwirt (CoB)<br />

Telefon: 0221 92428460<br />

ms@vermoegen-besser-planen.de<br />

www.vermoegen-besser-planen.de<br />

Lindenstr. 14 · 50674 Köln


MIND IM NETZ<br />

Eine neue Haustür<br />

für Mensa<br />

Projekt Webseite: Wie wir uns der Welt zeigen.<br />

Von Christian Ambach<br />

Manche Projekte benötigen einen längeren Anlauf. Das Thema Webseite begleitet die<br />

To-Do-Listen des Vorstands schon seit einigen Jahren. Nun ist unter neuer Projektleitung<br />

und noch dazu ohne externe Vergabe und nahezu kostenneutral ein Ergebnis in greifbare<br />

Nähe gerückt. Eventuell ist die neue Webseite bereits online, wenn du dieses <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> liest.<br />

Was aber macht eine Webseite zu einem so aufwändigen Projekt und wie hat <strong>MinD</strong> es dann<br />

letztlich umgesetzt? In diesem Artikel geben wir euch Einblicke in den Entstehungsprozess<br />

und Hintergrundinformationen zu den getroffenen Projektentscheidungen.<br />

E<br />

ine neue Webseite kann<br />

man auch als ein Eisberg-<br />

Projekt bezeichnen. Was letztlich<br />

für alle von der neuen Webseite<br />

zu sehen ist, ist nur ein<br />

kleiner Teil des Projektumfangs.<br />

Der Großteil der Arbeiten findet<br />

lange vor der eigentlichen Programmierung<br />

und Gestaltung<br />

statt. So war es auch bei Mensa.<br />

Am Anfang standen mehrere<br />

Fragen: Wie will sich <strong>MinD</strong> der<br />

Welt zeigen? Soll der Schwerpunkt<br />

auf Mitgliederwerbung,<br />

Aufklärung zum Thema Hochbegabung,<br />

Darstellung der Vereinsstruktur,<br />

Informationen<br />

aus den Ressorts oder auf etwas<br />

ganz anderes gelegt werden?<br />

Dabei geht es nicht um eine Entweder-Oder-Entscheidung,<br />

sondern<br />

vielmehr um ein sorgfältiges<br />

Abwägen der einzelnen Aspekte<br />

und die Übertragung in<br />

eine konkrete Zieldefinition.<br />

Danach folgt die Frage, wie<br />

man die Informationen aufbereitet<br />

und bündelt. Besucher<br />

von mensa.de sind bisher<br />

hauptsächlich (noch) Nicht-Mitglieder.<br />

Deswegen kann man<br />

nicht davon ausgehen, dass sie<br />

bereits mit der Vereinsstruktur<br />

vertraut sind. Eine aus Mitgliedersicht<br />

nachvollziehbare Gliederung<br />

zum Beispiel nach Ressorts<br />

wäre deshalb nicht sinnvoll.<br />

Besser ist die Strukturierung<br />

von Inhalten nach Themen<br />

und Zielgruppen, was auf der<br />

neuen Seite auch so realisiert<br />

wurde.<br />

Als nächstes ist die Art der<br />

Ansprache und die Bild-, Farbund<br />

Formsprache zu definieren.<br />

Selbstverständlich wollte<br />

<strong>MinD</strong> eine Webseite, die freundlich<br />

und einladend ist, wichtige<br />

Schlüsselwörter prominent auf<br />

der Seite zeigt und zum Weiterlesen<br />

animiert.<br />

24 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MIND IM NETZ<br />

Gesetzte Grundvoraussetzungen<br />

waren dabei, dass alle Inhalte<br />

auch auf mobilen Geräten<br />

zugänglich sein sollen und die<br />

Webseite möglichst barrierearm<br />

genutzt werden kann.<br />

Eine Webseite muss natürlich<br />

auch zum restlichen Erscheinungsbild<br />

des Vereins passen.<br />

Das bedeutet, dass alle anderen<br />

Druckartikel, Social-Media-<br />

Auftritte, Präsentationen und<br />

so weiter ihren Spiegel in der<br />

Webseite finden. Als Basis dafür<br />

diente der neue Styleguide, der<br />

bereits in der ersten Jahreshälfte<br />

2021 ebenfalls intern und ehrenamtlich<br />

unter Leitung der im<br />

Juni neu eingesetzten Ressortleitung<br />

Marketing erstellt wurde<br />

und seitdem als Basis für alle<br />

neuen (zunächst externen) Layouts<br />

genutzt wird.<br />

Der Styleguide<br />

als Richtschnur<br />

In diesem Styleguide wurden<br />

bereits einige wichtige Designentscheidungen<br />

festgehalten,<br />

die nun auch auf der Webseite<br />

genutzt und weiterentwickelt<br />

werden konnten.<br />

Eine wesentliche Änderung<br />

war der Wechsel von Rot auf<br />

Gelb als Leitfarbe. Auf der alten<br />

Webseite dominierten die<br />

Farben Schwarz, Weiß und Rot –<br />

was gerade in Deutschland eine<br />

ungünstige Farbkombination<br />

ist. Es ist bei Farbpaletten nicht<br />

sinnvoll, einfach nur eine Farbe<br />

auszutauschen, da der Rest<br />

der Palette die Leitfarbe harmonisch<br />

ergänzen soll. Außerdem<br />

muss die Palette groß genug<br />

sein, um alle Designanforderungen<br />

unterstützen zu<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 25


MIND IM NETZ<br />

können (zum Beispiel zur Abgrenzung<br />

verschiedener Inhalte).<br />

Letztlich fiel nach turbulenter<br />

Debatte die Wahl auf das bereits<br />

bekannte Mensa-Gelb, das<br />

so auch von Mensa International<br />

genutzt wird.<br />

Ausgehend von dieser Leitfarbe<br />

und dem unveränderten<br />

komplementären Dunkelblau<br />

der <strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH wurde<br />

dann die Palette noch um zusätzliche<br />

Gelb-, Blau- und Grautöne<br />

erweitert. Eine Kombination,<br />

die sich hervorragend dafür<br />

eignet, eine helle, freundliche<br />

und offene Webseite zu designen.<br />

Nachdem die Richtung festgelegt<br />

war, ging es um die Frage<br />

der technischen Plattform.<br />

Auch hier gab es wieder einige<br />

grundsätzliche Entscheidungen<br />

zu treffen. So blieb es bei Word-<br />

Press als Content-Management-<br />

System.<br />

Word-Press als<br />

Plattform<br />

Bei WordPress handelt es sich<br />

um eine der besterprobten Plattformen<br />

in diesem Bereich mit<br />

einem hohen Grad an Flexibilität.<br />

Weiterhin verfügt die interne<br />

IT schon über gutes Know-<br />

How zum Betrieb einer solchen<br />

Plattform. Um die Wartung zu<br />

vereinfachen und die Wahrscheinlichkeit<br />

für Softwarekonflikte<br />

zu minimieren, sollte<br />

die Anzahl der Zusatzprodukte<br />

(Plug-Ins) möglichst gering gehalten<br />

werden. Weiterhin sollte<br />

die Pflege der Seite auch mit unterschiedlichen<br />

Kenntnisstufen<br />

möglich sein.<br />

Neben den Administratoren,<br />

die WordPress selbst pflegen<br />

und die Webseite als Ganzes aktuell<br />

halten und weiterentwickeln<br />

müssen, gibt es auch noch<br />

andere Benutzergruppen, zum<br />

Beispiel Autoren, die nur Inhalte<br />

einzelner Seiten bearbeiten<br />

können. Das Ganze sollte natürlich<br />

an das vorhandene Benutzer-<br />

und Rechtesystem bei Mensa<br />

angebunden sein, das heißt,<br />

man meldet sich auf der Webseite<br />

ganz normal mit Mitgliedsnummer<br />

und Passwort an.<br />

Das Layout sollte außerdem<br />

möglichst individuell und flexibel<br />

sein. Unter Berücksichtigung<br />

dieser Vorgaben wurde<br />

entschieden, kein vorgefertigtes<br />

Template zu nutzen, sondern<br />

ein eigenes Baukastensystem zu<br />

26 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MIND IM NETZ<br />

nicht immer leicht zu lösen und<br />

erforderten viel Aufwand.<br />

Nachdem auch hier eine gute<br />

Lösung gefunden war, ging es<br />

um die Frage der Illustrationen.<br />

Eine gute und anschauliche<br />

Webseite lebt natürlich auch<br />

vom Bildmaterial. Aber auch<br />

hier steckt der Teufel im Detail.<br />

Natürlich wollten wir – wo<br />

immer möglich – „echte“ Ms in<br />

Szene setzen. Allerdings erwies<br />

es sich als schwierig, entsprechendes<br />

Bildmaterial zu finden.<br />

entwickeln, in dem man grundlegende<br />

Layoutblöcke in einer<br />

Bibliothek speichern und wiederverwenden<br />

kann. Auf diese<br />

Weise sind Anpassungen und<br />

Erweiterungen der Webseite<br />

schnell möglich und das Gestaltungsraster<br />

bleibt einheitlich.<br />

Im nächsten Schritt wurden<br />

die Inhalte der alten Webseite<br />

analysiert und nach den oben<br />

genannten Prinzipien gewichtet<br />

und neu zusammengestellt.<br />

Dazu kam die Zusammenarbeit<br />

mit den einzelnen Ressorts und<br />

Teams, die auch noch zusätzlichen<br />

Inhalt liefern konnten. Der<br />

ganze Input musste dann noch<br />

redaktionell überarbeitet werden,<br />

damit der Text der Webseite<br />

sich beim Lesen „wie aus einem<br />

Guss“ anfühlt.<br />

Anschließend erfolgte die<br />

erste konkrete Umsetzung der<br />

Struktur- und Designentwürfe<br />

in ein echtes Weblayout in Form<br />

eines Prototyps, für den die interne<br />

IT kompetent und unkompliziert<br />

eine Plattform zur Verfügung<br />

stellte.<br />

Viele Arbeitsstunden flossen<br />

in eine ausführliche Feinjustierung<br />

von Struktur und Design –<br />

vor allem auch im Hinblick auf<br />

unterschiedlich umfangreiche<br />

Inhalte und Synergien zwischen<br />

einzelnen Bereichen sowie deren<br />

Erweiterbarkeit. Besonders<br />

die Punkte Suchmaschinenfreundlichkeit<br />

und Tauglichkeit<br />

für mobile Plattformen waren<br />

Die Probleme der<br />

Bildauswahl<br />

Bei der Bildauswahl sind einige<br />

Punkte zu beachten. Am Anfang<br />

steht natürlich die Frage<br />

nach den Persönlichkeitsrechten.<br />

Nicht jedes M will prominent<br />

auf der Webseite zu sehen<br />

sein. Für den Verein ist es wichtig,<br />

eine gewisse Rechtssicherheit<br />

bei der Verwendung zu haben,<br />

und nicht jedes M will seine<br />

Zustimmung zeitlich unlimitiert<br />

und auch für andere Produkte<br />

(Prospekte, Flyer, Videos et cetera)<br />

und Retuschen erteilen.<br />

Es ist aber wichtig, eine gewisse<br />

Konstanz bei den Bildern<br />

zu gewährleisten, da sie ja auch<br />

in anderen (Druck-)Produkten<br />

zu finden sein sollen, um einen<br />

möglichst hohen Wiedererkennungswert<br />

zu gewährleisten.<br />

Danach ist die Frage der Bildinhalte<br />

zu klären. Die Bilder auf<br />

der Webseite sind im Wesentlichen<br />

Symbolfotos, die den Text<br />

unterstützen. Es hilft also nicht,<br />

eine große Anzahl von Schnappschüssen<br />

zu haben, sondern es<br />

müssen auch die „passenden“<br />

sein. Last but not least: Sie müsmind<br />

magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 27


MIND IM NETZ<br />

sen auch ins Farbschema passen.<br />

Das bedeutet, dass die dominierende<br />

Farbe zum Beispiel<br />

auf den Vereinsseiten eher Gelb<br />

ist und bei Themen, die zur Stiftung<br />

gehören eher Blau.<br />

Bei diesem Beispiel zeigt sich<br />

auch, wie eng ineinandergreifend<br />

die einzelnen Faktoren<br />

sind. Würde man zum Beispiel<br />

die Leitfarbe ändern, müsste<br />

nicht nur die Farbpalette angepasst<br />

werden, sondern auch<br />

weite Teile der Webseite müssten<br />

bearbeitet werden. Am Ende<br />

stand das Team vor der Entscheidung,<br />

entweder entsprechende<br />

Fotos mit Ms neu zu produzieren,<br />

was einen erheblichen<br />

Zeit- und Kostenaufwand bedeutet<br />

hätte, oder zunächst mit<br />

Stock-Fotomaterial zu beginnen<br />

und dann nach und nach die Bilder<br />

auszutauschen.<br />

Letzteres erwies sich als die<br />

beste Lösung und wurde vom<br />

Vorstand so beauftragt.<br />

Erst jetzt begann die Arbeit,<br />

das „Skelett“ der Webseite mit<br />

„Fleisch“ zu füllen, und es folgten<br />

geschäftige Wochen mit viel<br />

Nachtarbeit und langen Videokonferenzen.<br />

Im letzten Drittel<br />

des Projekts wurde dann vom<br />

zuständigen Vorstand für Marketing<br />

(Yu Jin Son) ein Kommunikationsplan<br />

ausgearbeitet. In<br />

diesem waren neben einer ausgedehnten<br />

Testphase auch mehrere<br />

Feedbackschleifen und<br />

auch ein Walk-Through-Webinar<br />

enthalten, sodass sich zunächst<br />

Vorstand, Führungsteam<br />

und Funktionsträger mit der<br />

neuen Webseite vertraut machen<br />

konnten.<br />

Parallel begann die Umsetzung<br />

der internen Bereiche der<br />

Webseite, damit alle Mitglieder<br />

auch nach dem Login die gewohnten<br />

Inhalte finden konnten.<br />

Auch hier wurde neu geordnet<br />

und gepackt. Zum Teil wurden<br />

Dokumente auch schon ins<br />

neue Layout übertragen, aber<br />

hier wird in der zweiten Phase<br />

des Projekts noch einiges zu<br />

tun sein.<br />

Auf der Webseite finden sich<br />

viele „Neubauten“. Es gibt eine<br />

interaktive Karte, auf der man<br />

sein LocSec-Gebiet finden kann<br />

(Erweiterungen, wie beispielsweise<br />

eine Postleitzahlensuche,<br />

sind geplant), ein überarbeitetes<br />

IQ-Test-Rätsel und sogar der Adventskalender<br />

hat ein neues Gewand<br />

bekommen – um nur einige<br />

zu nennen.<br />

Ein Blog mit<br />

aktuellen Inhalten<br />

Eine wesentliche Herausforderung<br />

für eine funktionelle<br />

und effektive Webseite ist es,<br />

den Besucher möglichst lange<br />

auf der Seite zu halten – wir<br />

wollen ja auch möglichst umfassend<br />

über den Verein und Hochbegabung<br />

aufklären. Deswegen<br />

sind aktuelle Inhalte wichtig.<br />

Aus diesem Grund gibt es nun<br />

auch einen Blog auf der Webseite,<br />

der sich in positiver Weise<br />

mit Hochbegabung und dem<br />

Verein auseinandersetzt.<br />

Diese Inhalte können auch als<br />

Inhalt für unsere Social-Media-<br />

Posts dienen, damit wir nicht<br />

immer auf fremde Seiten verlinken<br />

müssen. Das ist auch für ein<br />

gutes Suchmaschinenranking<br />

wichtig.<br />

Leider ist „Mensa“ allein<br />

schon durch den Begriff, der<br />

in einem anderen Kontext viel<br />

häufiger gebraucht wird, schwer<br />

auf vorderen Plätzen der Suchmaschinen<br />

zu platzieren. Deswegen<br />

ist es besonders wichtig,<br />

dass wir mit aktuellen Inhalten<br />

immer wieder neu von den<br />

Suchmaschinen besucht werden<br />

und nicht bei jedem Link<br />

den Besucher wieder an eine externe<br />

Webseite weiterleiten.<br />

Wie bei allen komplexen Projekten<br />

ist der Launch der neuen<br />

Seite nur ein erster Meilenstein.<br />

Einiges kann noch verbessert<br />

werden, und es gibt auch<br />

viele Ideen für spannende Erweiterungen.<br />

Deswegen endet<br />

das Projekt auch nicht, sondern<br />

schließt nur Phase 1 ab: Die<br />

neue Webseite geht online.<br />

Wie es weitergeht, hängt auch<br />

von euch ab. Wir freuen uns<br />

über jeden Freiwilligen mit entsprechenden<br />

Kenntnissen aus<br />

den Themenkreisen Grafik, Design,<br />

Programmierung, Redaktion.<br />

Verstärkung gesucht<br />

Das Mensa Marketing-Team plant<br />

noch viele weitere große und kleine<br />

spannende Projekte. Dafür suchen<br />

wir noch Verstärkung!<br />

Aktuell werden Aktive für das<br />

Webteam, Webprogrammierung,<br />

aber auch Text, Grafik und (Print-)<br />

Layout gesucht.<br />

Mehr Details findet Ihr hier:<br />

https://confluence.mensa.de/x/<br />

vIcVBQ<br />

28 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


Weihnachten mit<br />

der BoutIQe<br />

MERRY CHRISTMAS<br />

Es weihnachtet mit Macht, die vierte Kerze brennt,<br />

der Baum steht noch ungeschmückt auf dem Balkon,<br />

letzte Geschenke werden besorgt und verpackt.<br />

In dieser stressigen Zeit bietet die BoutIQe praktische<br />

Inspiration mit dem Weihnachtsbaumanhänger<br />

„Stern“ im überzeugenden 4er-Set. Ökologisch<br />

korrekt aus Holz, mit eingraviertem M-blem sieht<br />

damit jeder Baum sofort besser und intelligenter aus.<br />

Preis: 6,90 Euro, Lieferzeit: 5 bis 7 Werktage (also<br />

schnell ordern!), Kontakt: boutique.mensa.de.<br />

Frohes Fest!<br />

Fotos: Mel Jäger<br />

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MENSA POLEN<br />

„Das letzte Frühstück des Najazd“ ist der Titel dieses Fotos. Woran erinnert das nur ... ?<br />

Foto: Rafał Czekajewski<br />

Als Gast beim<br />

„Najazd“ in Łódź<br />

Eine sehr spontane, sehr polnische und<br />

sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihe.<br />

Von Peter Oehlke<br />

„Najazd“ ist ein polnisches Wort,<br />

das sich am ehesten mit „Überfall“<br />

übersetzen lässt. Najazd ist<br />

auch der Name einer sehr erfolgreichen<br />

Veranstaltungsreihe,<br />

bei der Ms aus ganz Polen<br />

übers Wochenende in einer<br />

Stadt „einfallen“, diese besichtigen,<br />

neue Leute kennenlernen<br />

und – dieses Mal ein ganz neuer<br />

Programmpunkt – sich denen<br />

dann gleich in abendlichen Billard-<br />

und Bowlingturnieren stellen.<br />

Vom 15. bis 17. Oktober war es<br />

wieder so weit. Diesmal ging es<br />

nach Lodz. Das liegt fast in der<br />

Mitte von Polen, und schreibt<br />

sich eigentlich so: Łódź. Die polnische<br />

Aussprache hat nicht<br />

wirklich viel mit unserem<br />

„Lodsch“ zu tun, sie ist in etwa<br />

„Wudschi“ wobei das „i“ am<br />

Ende für deutsche Ohren fast<br />

unhörbar kurz und das „u“ dafür<br />

um so länger ist.<br />

Da mit dieser Aussprache aber<br />

keiner bei uns was anfangen<br />

kann, bleibe ich einfach bei den<br />

Buchstaben, die sich auf unseren<br />

Tastaturen finden, und erzähle<br />

euch davon, dass ich am<br />

Freitag, den 15. Oktober, in den<br />

Zug nach Lodz gestiegen bin,<br />

um abends mit dabei zu sein, als<br />

wir uns in einer netten Bar im<br />

Stadtzentrum getroffen haben.<br />

Erst dort sieht man, wer wirklich<br />

alles gekommen ist, denn<br />

die Anmeldung per Excel-Tabelle<br />

ist nicht wirklich verbindlich.<br />

Einen Orga-Beitrag gibt es nicht,<br />

und auch sonst muss man vorher<br />

nichts bezahlen, abgesehen<br />

von den T-Shirts, die es neuerdings<br />

gibt und die ziemlich gut<br />

aussehen. Spontan kommen<br />

geht also immer.<br />

In der Tabelle und dazugehörigen<br />

Facebook- und Slack-Gruppen<br />

finden sich auch Informationen,<br />

wo es am nächsten Tag<br />

weitergehen könnte. In den Pal-<br />

30 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MENSA POLEN<br />

„Mensa isst Zapiekankas“. Zapiekanka<br />

ist eine Art überbackenes<br />

Baguette.<br />

menhäusern im Park Źródliska<br />

zum Beispiel. Eine Stadtführung<br />

mit Schwerpunkt auf den<br />

Wandbildern überall in der Innenstadt<br />

oder den einen oder<br />

anderen Escape-Room hätte es<br />

auch noch gegeben.<br />

Wir sind dann aber ziemlich<br />

spontan über die Piotrkowska,<br />

die Flaniermeile von Lodz, gelaufen<br />

und haben uns dabei einen<br />

der in Polen sehr beliebten<br />

Pfannkuchen gegönnt. Dann<br />

ging es weiter zur Manufaktura.<br />

Das war früher mal eine riesige<br />

Fabrik, jetzt ist es ein Einkaufsund<br />

Kulturzentrum, in dem sich<br />

gefühlt die ganze Stadt trifft.<br />

Alte Fabriken und die Villen<br />

deren ehemaliger Besitzer findet<br />

man auch an anderen Stellen<br />

immer wieder. Sie haben<br />

Lodz im 19. Jahrhundert überhaupt<br />

erst zu der Stadt gemacht,<br />

die es heute ist. Vor 200 Jahren<br />

lebten hier nämlich nur ein paar<br />

hundert Leute. Heute sind es<br />

fast siebenhunderttausend. Und<br />

einige davon waren abends in<br />

der Bowlinghalle, in der wir uns<br />

getroffen haben. Dort gab es erst<br />

Pizza und Cocktails und dann<br />

die jeweils ersten Billard- und<br />

Bowlingturniere, die Mensa Polen<br />

offiziell ausgerichtet hat. So<br />

richtig mit Pokalen und Medaillen<br />

und Siegerehrung und jeder<br />

Menge Spaß.<br />

Am nächsten Morgen – naja,<br />

eher Mittag – gab es dann ein<br />

Wiedersehen mit dem Park<br />

Źródliska. Dort gibt es ein kleines<br />

Café, in dem wir uns getroffen<br />

und Frühstück gegessen und<br />

eine kleine Fotosession eingelegt<br />

haben. Und dann ging es für<br />

mich auch schon zum Bahnhof,<br />

mit jeder Menge schöner Erinnerungen<br />

und Vorfreude auf<br />

das nächste Najazd.<br />

Schon im November ist es<br />

wahrscheinlich soweit, dann ist<br />

Krakau dran.<br />

Eindrücke aus Łódź: Oben die Einkaufsstraße Piotrkowska, darunter<br />

eine Einhorn-Skulptur. <br />

Fotos: Peter Oehlke<br />

Beata, Iza und Adam mit dem<br />

Najazd Lodz T-Shirt auf dem Siegerpodest<br />

des Billiard- und des<br />

Bowlingturniers.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 31


STARTUP<br />

Von der Idee hin zu<br />

1.000 Kartons im Keller<br />

„Bahn Frei“ – ein mensanisches Spiele-Startup.<br />

Von Erwin Klein<br />

I<br />

m März 2020 ging Hartmut<br />

Haas (41, Mensaner seit 2019)<br />

„ins Risiko“. Er beschloss, sein<br />

Projekt allein durchzuziehen,<br />

ohne eine zuvor angestrebte<br />

Kooperation mit einem Verlag.<br />

Heute, eineinhalb Jahre später<br />

und mitten im Weihnachtsgeschäft,<br />

kann er sagen, es hat sich<br />

gelohnt.<br />

Sein Projekt heißt „Bahn Frei“<br />

– und ist eine Spiel-Idee rund um<br />

die Deutsche Bahn und ihre notorischen<br />

Verspätungs- und Anschlussprobleme.<br />

Geboren – na<br />

klar – anlässlich einer abgesagten<br />

ICE-Fahrt von Köln nach<br />

Frankfurt.<br />

Im richtigen Leben berät Hartmut<br />

die Personalabteilungen<br />

großer Unternehmen. Er absolvierte<br />

eine private Wirtschafts-<br />

Uni, machte seinen Doktor, alles<br />

lief Richtung konventionelle<br />

Karriere, nichts deutete auf ein<br />

Spiele-Startup hin. Die Karriere<br />

macht er natürlich trotzdem,<br />

„Bahn Frei“ läuft sozusagen auf<br />

einem Nebengleis mit.<br />

Als die Idee da war, Hartmut<br />

sie auch nach mehrmaligem<br />

Überdenken immer noch gut<br />

fand, und er von anderen Spiele-Enthusiasten<br />

darin bestärkt<br />

Der Erfinder, sein Spiel und die<br />

gestapelten Kartons im Keller:<br />

Hartmut Haas hat mit „Bahn Frei“<br />

seine Verspätungs-Erfahrungen<br />

mit der Deutschen Bahn in ein<br />

Startup umgesetzt.<br />

Fotos: Haas<br />

wurde, machte er sich an die<br />

praktische Arbeit. Der Markt<br />

wurde gecheckt (welche Bahn-<br />

Spiele gibt es schon?), ein Prototyp<br />

wurde erstellt und ein Tisch<br />

beim Spieleautoren-Treffen gemietet.<br />

Diese jährliche Göttinger<br />

Veranstaltung ist ein Pflichttermin<br />

für Verlage und Kreative<br />

– hier setzen sich neue Ideen<br />

durch oder eben auch nicht.<br />

Hartmut kam mit mehreren<br />

Verlagen ins Gespräch, Interesse<br />

und Zuspruch waren vorhanden,<br />

aber er war nicht zufrieden.<br />

„Man gibt ein Stück Kontrolle ab,<br />

weiß nicht, wann und wie eine<br />

Idee umgesetzt wird. Das wollte<br />

ich nicht.“<br />

Er ging ins besagte Risiko, und<br />

das hieß zunächst Crowdfunding:<br />

Sein Ziel waren 4.800<br />

Euro Startkapital, am Ende war<br />

die Summe mehr als doppelt so<br />

hoch und rund 200 Vorbestellungen<br />

lagen vor.<br />

Dann kamen die Mühen der<br />

Umsetzung. Design und Spielanleitung<br />

lagen bereits vor, die<br />

Webseite wurde aufgesetzt. Bei<br />

der technischen Umsetzung<br />

ging noch Einiges schief, doch<br />

schließlich wurden eintausend<br />

Spiele zu Hartmut nach Hause<br />

32 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


STARTUP<br />

Gemeinsam gegen das<br />

Beschwerd-o-meter<br />

Von Jan Zbikowski<br />

geliefert und säuberlich im Keller<br />

aufgestapelt. Dort werden<br />

sie von ihm nach Bestelleingang<br />

eigenhändig adressiert und zur<br />

Post gebracht.<br />

Noch ist Hartmut nicht in den<br />

schwarzen Zahlen, aber der Stapel<br />

schrumpft, die Rezensionen<br />

sind positiv, das Weihnachtsgeschäft<br />

läuft, die Tendenz<br />

stimmt. Vor allem der Grundgedanke,<br />

ein kooperatives Spiel,<br />

bei dem alle Mitspieler nur gemeinsam<br />

gewinnen (oder verlieren)<br />

können, kommt gut an.<br />

Viel Zuspruch gab es unter anderem<br />

aus der Spiele-SIG, die<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Besprechung steht<br />

gleich nebenan.<br />

Hartmut hat seinen Schritt<br />

ins Spiele-Business nicht bereut.<br />

Würde er ihn noch einmal<br />

gehen? „Aber ja, das war bisher<br />

eine tolle Erfahrung.“<br />

Hat schon ein neues Spiel<br />

im Kopf? „Es gibt da eine Idee.<br />

Schauen wir mal.“<br />

Webseite: bahn-frei.de<br />

Weitere Spiele rund<br />

um die Bahn:<br />

• Zug um Zug,<br />

Hersteller: Asmodee<br />

• Trans Europa,<br />

Hersteller: Ravensburger<br />

• Switch & Signal,<br />

Hersteller: Kosmos<br />

D<br />

as Spiel „Bahn Frei“ ist<br />

in einiger Hinsicht besonders:<br />

Nicht nur ist der<br />

Entwickler Hartmut Haas<br />

Mensaner, er hat die Markteinführung<br />

auch durch eine Crowdfunding-Kampagne<br />

finanziert.<br />

Das Spiel selber folgt außerdem<br />

einem kooperativen Spielprinzip:<br />

Das Spielbrett ist eine<br />

Deutschlandkarte mit einem<br />

stilisierten Fernverkehrs-Bahnnetz.<br />

Jede und jeder der Mitspielenden<br />

hat einen eigenen Zug,<br />

arbeitet aber mit allen anderen<br />

zusammen, um die Fahrgäste<br />

zu ihren Reisezielen zu bringen.<br />

Dazu sprechen sich die Mitspielenden<br />

ab, wie sie innerhalb der<br />

folgenden, auf 30 Sekunden begrenzten<br />

Spielrunde ihre Züge<br />

auf dem Netz „fahren“ lassen<br />

und die Fahrgäste darin befördern.<br />

Diese werden durch Karten repräsentiert<br />

und möchten natürlich<br />

ihr Fahrtziel pünktlich erreichen,<br />

das heißt maximal in<br />

der auf der Fahrkarte angegebenen<br />

Anzahl von Runden.<br />

Gelingt das nicht, schlägt das<br />

Beschwerd-o-meter aus. Erreicht<br />

es vor der 15. Runde einen<br />

Stand von acht, hat das Team<br />

verloren. Anders als beim Vorbild<br />

lassen sich dabei Verspätungen<br />

mit Verfrühungen aufwiegen.<br />

Außer der begrenzten Zeit<br />

gibt es natürlich noch weitere<br />

Schwierigkeiten wie Verspätungen<br />

und Streckensperrungen,<br />

die durch Ereigniskarten repräsentiert<br />

werden.<br />

Mein Eindruck vom Spiel: Es<br />

macht für mich nicht nur als<br />

Bahnfan eine Menge Spaß, auch<br />

den kooperativen Ansatz finde<br />

ich angenehm. Originell auch,<br />

dass sich die Crowdfunder auf<br />

Wunsch als gezeichnete Fahrgäste<br />

auf den Spielkarten verewigen<br />

lassen konnten (allerdings<br />

nicht mit ihren bevorzugten<br />

Fahrstrecken).<br />

Die Spielsituation erinnert<br />

eher an den Störungsfall (der ja<br />

auch den Autor inspiriert hat)<br />

als an den Regelbetrieb. Jedenfalls<br />

würde man sich das Bestreben,<br />

in solchen Situationen für<br />

die Fahrgäste an einem Strang<br />

zu ziehen, auch bei der echten<br />

Bahn öfter wünschen.<br />

Ironischerweise scheiterte<br />

eine zweite Spielrunde, bei der<br />

ich für diese Rezension besonders<br />

auf die Details des Spiels<br />

achten wollte, letztendlich an<br />

einer Bahnverspätung …<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 33


PRISMENFERNGLAS<br />

Das f-chen umfahren<br />

Spielereien mit Präfixen und Suffixen.<br />

Von Hartmut Blessing<br />

„Ein Verkehrsschild umfahren“,<br />

das ist doppeldeutig. Einerseits<br />

kann es bedeuten, dass man darum<br />

herum fährt, andererseits<br />

kann aber auch gemeint sein,<br />

dass man darauf fährt und es<br />

umknickt. Hansgeorg Stengel<br />

schlug als Biographietitel für<br />

den früheren Chef der Staatssicherheit<br />

in der DDR, Mielke,<br />

den Satz vor: „Ich habe gehorcht.“<br />

Damit kann gemeint<br />

sein, dass er nur Befehlen folgte,<br />

wie es solche Leute oft zu ihrer<br />

Rechtfertigung sagen. Es drückt<br />

aber auch aus, dass er Tausende<br />

von Leuten durch „Lauschangriffe“<br />

ausspioniert hat. Oder<br />

ein Satz wie: „Er hat die Leute<br />

angeführt.“ Damit kann gemeint<br />

sein, dass jemand Leuten<br />

half, indem er sie geleitet hat, er<br />

kann sie aber auch hereingelegt<br />

haben.<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

Gerade solche Präfixe, wie<br />

um-, ge- oder an-, führen, wie<br />

man an den Beispielen sieht, zu<br />

Mehrdeutigkeit, wenn man sie<br />

Verben voranstellt. Das Verb,<br />

dem die meisten Präfixe vorangestellt<br />

werden können, ist<br />

vermutlich „legen“. Ich fand 23<br />

Möglichkeiten, wie „belegen“,<br />

„verlegen“ oder „zerlegen“. „Setzen“<br />

bietet immerhin noch 21<br />

und „stellen“ 19 Möglichkeiten.<br />

Etwa 95 Prozent aller Verben mit<br />

nicht trennbarem Präfix fangen<br />

mit den Vorsilben „ver-“, „be-“,<br />

„ent-“ und „er-“ an.<br />

Viele Adjektive haben die Suffixe<br />

-ig, -lich und -isch, und so<br />

habe ich mal in einem Mensanerforum<br />

nach einem Adjektiv<br />

mit allen drei Suffixen gesucht.<br />

„Zweier“ gibt es einige,<br />

wie „wendig“ und „wendisch“<br />

(in „wetterwendisch“), „geistig“<br />

und „geistlich“ (was oft verwechselt<br />

wird) oder „gallig“ und<br />

„gallisch“. Eine Mensanerin fand<br />

„bündig“, „bündlich“ und „bündisch“.<br />

Ich selbst fand „heimelig“,<br />

„heimlich“ und „heimisch“,<br />

wobei mich in „heimelig“ das „e“<br />

stört. Die Leserinnen und Leser<br />

meines Anliegens fanden es jedoch<br />

gut. Oder auch „händig“,<br />

„handlich“, „händisch“, wobei in<br />

„handlich“ der Umlaut fehlt. Ein<br />

anderer fand „bergig“, „berglich“,<br />

„bergisch“. Interessant<br />

wäre überhaupt ein Adjektiv<br />

mit vielen Suffixen, als deren im<br />

Internet genannt werden: -bar,<br />

-en, -erig, -ern, -haft, -ig, -isch,<br />

-lich, -los, -mäßig, -sam, -sch<br />

und -voll. Beispielsweise „herzhaft“,<br />

„herzlich“, „herzlos“ und<br />

„herzig“. Oder auch „wunderbar“,<br />

„wunderlich“, „wundersam“<br />

und „wundervoll“. Oder „lustbar“,<br />

„lüstern“, „lusthaft“, „lustig“,<br />

„lustlos“ und „lustvoll“.<br />

Bei kleinen Buchstaben ergeben<br />

sich mit den Suffixen -lein<br />

und -chen, in gesprochener<br />

Form, sinnvolle Wörter: a-lein,<br />

c-lein, f-chen, n-chen, q-chen<br />

und viele mehr, stehen für allein,<br />

Zehlein, Äffchen, Ännchen und<br />

Kuchen. Interessant ist es, „Köpfe“<br />

zu suchen, die sowohl mit<br />

-lein als auch mit -chen Wörter<br />

bilden: Männchen, Männlein,<br />

Weibchen, Weiblein, Hölzchen,<br />

Hölzlein, wobei die Formen mit<br />

-lein seltener vorkommen und<br />

schon veraltet klingen.<br />

34 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


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Alles fließt<br />

Auf der 19. Mind-Akademie in Mannheim.<br />

Von Christiane Zehrer<br />

W<br />

enn mir im Corona-<br />

Herbst 2020 jemand erzählt<br />

hätte, dass ich im Herbst<br />

2021 mit 180 anderen Menschen<br />

zusammen in einer Jugendherberge<br />

(mit Mehrbettzimmern)<br />

übernachten, essen und bis in<br />

die Nacht zusammensitzen und<br />

diskutieren würde – ich hätte<br />

mich vorsichtig pessimistisch<br />

gezeigt.<br />

Wenn meinen Eltern in der<br />

1980er-Jahren jemand erzählt<br />

hätte, dass ein Kind wie ich,<br />

ohne Akademikerinneneltern,<br />

das Äquivalent von zwei Schuljahren<br />

besser lesen muss als ein<br />

Kind von Akademikern – sie<br />

hätten mich eine Pessimistin geziehen<br />

mit dem Argument des<br />

sozialen Aufstiegs durch das öffentliche<br />

Bildungssystem.<br />

Und selbst wenn uns allen die<br />

Kunde vom Klimawandel schon<br />

länger aus allen Rohren entgegenschallt<br />

– hättet ihr gedacht,<br />

dass es bereits letzten Sommer<br />

möglich war, mit dem Schiff<br />

ganz nah an den Nordpol heranzufahren,<br />

weil es selbst dort<br />

kaum noch Meereis gibt?<br />

Diese drei Erlebnisse und Erkenntnisse<br />

von der diesjährigen<br />

Mind-Akademie zeigen,<br />

dass das Thema nicht treffender<br />

hätte gewählt sein können:<br />

„Wandel“. Er findet gerade überall<br />

statt, und wie die vier Akademietage<br />

zeigen sollten, treibt<br />

er intelligente und interessierte<br />

Menschen auch um – und zusammen.<br />

Ankunft mit<br />

Hindernissen<br />

Dabei begann die Konfrontation<br />

mit dem Akademiethema für<br />

mich wie wohl auch die meisten<br />

anderen bereits mit der Anreise.<br />

Denn der Hauptbahnhof Mannheim<br />

wandelt sich. Mit unmärchenhafter<br />

Mühsal und daher<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

wird dort gebaut.<br />

Eine der Folgen: Der Hinterausgang,<br />

der noch direkter zur<br />

Jugendherberge führen würde,<br />

ist geschlossen, verrammelt<br />

mit kaum zu durchbrechenden<br />

Sperrholzplatten. Das Orgateam<br />

hatte sich zwar mit dem<br />

gutgemeinten Tipp gemeldet,<br />

wir sollten doch den Ausgang<br />

nahe Gleis 1 nehmen. Was ich<br />

nur mit halbem Auge las, ohnehin<br />

nicht verstand und so eine<br />

erste „Stadtbesichtigung“ mit<br />

Querung des gesamten Gleiskörpers<br />

auf einer Autobrücke<br />

durchmachte.<br />

Danach wurde es dann deutlich<br />

besser: Das Orgateam hatte<br />

bereits seit Mittwoch sichtbar<br />

viel Engagement investiert, um<br />

die Jugendherberge in ein Denkerinnendomizil<br />

zu verwandeln.<br />

Und die Freiwilligen am Empfang<br />

bereiteten allen neu Eintreffenden<br />

ein herzliches Willkommen.<br />

Sobald mensch Namensschild<br />

und die Zugangskarte zum zugeteilten<br />

Zimmer am Shirt beziehungsweise<br />

in der Hand hatte,<br />

konnte es losgehen. Und das<br />

bedeutete in erster Linie: Vorträge<br />

mit neuen Erkenntnissen<br />

und echten Take-Aways sowie<br />

daran anschließende Gespräche<br />

bis in die Nacht.<br />

Wie immer ein<br />

breites Angebot<br />

Das inhaltliche Spektrum der<br />

gebotenen Vorträge und Workshops<br />

reichte wie gewohnt von<br />

Acroyoga bis Tablequiz, vom<br />

Bunten Abend bis zur Spaziergangswissenschaft,<br />

und dieses<br />

Mal im wörtlichen Sinne vom<br />

Nord- bis zum Südpol.<br />

Der Nordpol – oder besser: der<br />

Vortrag über die Arktisexpedition<br />

MOSAiK – stellte aus meiner<br />

36 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MHN<br />

Prof. Dr. Markus Rex referiert über die Arktisexpedition auf dem Forschungseisbrecher „Polarstern“.<br />

<br />

Alle Fotos: Tina Zejewski<br />

Sicht dann auch eins der Highlights<br />

der Akademie dar. Professor<br />

Dr. Markus Rex als Expeditionsleiter<br />

berichtete in lockerem<br />

Plauderton und untermalt von<br />

faszinierenden Fotos und Filmaufnahmen<br />

davon, wie der Forschungseisbrecher<br />

„Polarstern“<br />

sich auf die Suche nach einer<br />

großen Eisscholle begab, sich<br />

dort einfrieren ließ und mitsamt<br />

Besatzung die „Arctic Ice<br />

Drift“, also die natürliche Bewegung<br />

des Eises in Richtung Süd-<br />

Südwest, mitmachte.<br />

In Dunkelheit und Stürmen<br />

(und ab März dann auch wieder<br />

bei Tageslicht) betreuten, hegten<br />

und pflegten die Forscher<br />

und Forscherinnen auf der Eisscholle<br />

installierte Messgeräte,<br />

ließen Sonden mit Wetterballons<br />

aufsteigen und entnahmen<br />

Wasser- und Eisproben.<br />

Dass Eisbären auf derartigen<br />

Expeditionen ein einzukalkulierendes<br />

Risiko darstellen und<br />

es gegen sie ein eigenes Schutzkonzept<br />

gibt, war eines der unerwarteten<br />

Take-aways dieses<br />

Vortrags.<br />

Erwartet waren hingegen Informationen<br />

zum Klimawandel.<br />

So zeigte Professor Rex anhand<br />

von Bildern, wie sehr sich das<br />

Packeis bei der norwegischen<br />

Inselgruppe Svalbard (Spitzbergen)<br />

in den rund dreißig Jahren<br />

seit seiner ersten Expedition zurückgezogen<br />

hat. Er berichtete<br />

von einem mittsommerlichen<br />

Sonnenuntergang nahe dem<br />

von flüssigem Meerwasser umgebenen<br />

Nordpol. Anhand einiger<br />

prägnanter Grafiken erläuterte<br />

er sodann, dass die Erwärmung<br />

der Arktis den Polarwirbel<br />

instabil werden lässt. Dies<br />

wiederum führt zu Hitze- und<br />

Flutkatastrophen sowie längeren<br />

Kälteperioden auch in unseren<br />

Breiten.<br />

Manchmal muss mensch Phänomene<br />

von einem Spitzenforscher<br />

erklärt bekommen, um ihr<br />

wahres Ausmaß zu begreifen …<br />

Eine Besonderheit der Mind-<br />

Akademie besteht darin, dass<br />

mensch auch Vorträge mitbekommt,<br />

die er oder sie nicht<br />

selbst besucht. Zumindest dann,<br />

wenn diese Vorträge faszinierend<br />

oder zumindest verstörend<br />

genug sind, dass es in den Pausen<br />

Bedarf zur Nachbereitung<br />

gibt.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 37


MHN<br />

Hoch in der Gunst:<br />

Strollology<br />

Die Antarktis schaffte es – zumindest<br />

bei mir – leider nicht<br />

über die Wahrnehmungsschwelle.<br />

Dafür stand die „Strollology“,<br />

eine fast schon lautmalerische<br />

englische Wortschöpfung<br />

für Spaziergangswissenschaft,<br />

recht hoch in der Gunst<br />

derjenigen, die sich im Vortrag<br />

von Professor Martin Schmitz<br />

darauf einließen.<br />

Mit ganz anderen Dimensionen<br />

von Wahrnehmung und<br />

Bewusstsein konfrontiert fühlten<br />

sich offensichtlich die Teilnehmenden<br />

des Vortrags „Nahtoderfahrungen“.<br />

Diese würde<br />

– ganz gemäß dem Akademiethema<br />

– einen Wandel der<br />

Selbst-Welt-Beziehung hervorrufen,<br />

der seinerseits zu mehr<br />

Verständnis (für andere) und<br />

Nachsicht (mit sich selbst) führe.<br />

Ebenfalls heiß weiterdiskutiert<br />

wurde der Vortrag über<br />

„Erfolgreiche Staaten“ von (Dr.)<br />

Davoud Taghawi-Nejad, einem<br />

MHN-Mitgründer und -Urgestein.<br />

Inzwischen als Politikberater<br />

im Nahen Osten tätig,<br />

drehte Davoud in seinem Vortrag<br />

die Rede von den „Failed<br />

States“ um.<br />

Debatten über<br />

Ungleichheit<br />

Weltraumwissenschaftlerin und Planetologin Prof. em. Kathrin Altwegg<br />

stellte die Nachhaltigkeitsfrage aus universeller Sicht.<br />

Alsdann legte er dem verblüfften<br />

Publikum dar, dass eine<br />

freiheitliche und rechtsstaatliche<br />

Demokratie westlichen Zuschnitts<br />

nicht für alle Gesellschaften<br />

der ideale Weg zu Frieden<br />

und relativem Wohlstand<br />

ist. Diese empirisch untermauerte<br />

Erkenntnis gibt dabei nicht<br />

wieder, was der Vortragende<br />

oder die Verfasserin dieses Textes<br />

als wünschenswert erachten.<br />

Gerade dieser Aspekt – Positionen<br />

zu diskutieren, die dem eigenen<br />

Weltbild widersprechen –<br />

verlieh diesem Thema eine ganz<br />

besondere Note, die sich so vielleicht<br />

nur auf Mind-Akademien<br />

entfaltet.<br />

Ebenfalls Anlass zu gesellschaftspolitischen<br />

Debatten wie<br />

auch persönlichen Einlassungen<br />

bot der Vortrag des Elitenforschers<br />

Professor Dr. Michael<br />

Hartmann zu „seinem“ Thema.<br />

Völlig frei zeigte er anhand<br />

zahlreicher aktueller und historischer<br />

Daten auf, dass sich<br />

Deutschland seit den 1990er-<br />

Jahren wieder in Richtung Ungleichheit<br />

entwickelt. Sehr angemessen<br />

für die Zielgruppe<br />

erwähnte Hartmann auch,<br />

weshalb der häufig genutzte Gini-Index<br />

für finanzielle (Un-)<br />

Gleichheit diese Entwicklung<br />

gar nicht so deutlich zeige, und<br />

der Theil-Index sich hierfür viel<br />

besser eigne.<br />

Das Aufzeigen einer großen<br />

und wachsenden Ungleichheit<br />

wie auch die Darlegung einer<br />

Studie, die ergab, dass Finanzpolitikerinnen<br />

und -politiker<br />

genau die Politik machen,<br />

die der sozialen Schicht ihrer Eltern<br />

entspricht (und zwar parteiunabhängig!),<br />

führten zu Nachfragen<br />

im Saal und nicht immer<br />

optimistischen Überlegungen<br />

beim anschließenden Mittagessen:<br />

Wenn die Superreichen<br />

– wie Hartmann ebenfalls ausführte<br />

– häufig nur einen Anruf<br />

benötigen, um mit ihren Anliegen<br />

zu Entscheidungsträgerinnen<br />

und -trägern durchzudringen:<br />

Welche Möglichkeiten, politisch<br />

oder gesellschaftlich etwas<br />

zu bewegen, hat dann eine<br />

finanziell durchschnittlich oder<br />

gar unterdurchschnittlich ausgestattete<br />

Person?<br />

Die Frage konnte im Rahmen<br />

der Akademie nicht abschließend<br />

beantwortet werden. Und<br />

38 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MHN<br />

einen bunten Abend. Die Klap-<br />

SIG traf sich und es gab ein Bücherschaulaufen,<br />

bei dem ohne<br />

Ironie Ovids „Metamorphosen“<br />

auf Latein als Lesevorschlag vorkamen.<br />

Biorhythmen treten<br />

offen zutage<br />

Entspannte Atmosphäre mit Kuscheltier in der Chill-Zone. Außerdem<br />

im Relax-Programm: Die Süßigkeiten-Flatrate.<br />

während die Verfasserin dieses<br />

Textes noch mit einer versteckten<br />

Gehirnwindung hoffte, dass<br />

sich Intelligenz zumindest in<br />

bescheidenem Umfang positiv<br />

auswirken könnte, war das Akademiegeschehen<br />

schon weiter<br />

gezogen.<br />

Physisch unter den blauen<br />

Himmel, unter dem es sich<br />

bei schönstem Sonnenschein<br />

herrlich auf der Terrasse Mittag<br />

essen und in der vom Orga-<br />

Team im Innenhof ausgerufenen<br />

„Outdoor-Lounge“ klönen<br />

ließ. Geistig und mental zu<br />

den noch ausstehenden Vorträgen,<br />

den Plänen für einen Besuch<br />

der örtlichen Eisdiele oder<br />

sportliche Aktivitäten entlang<br />

des Rheins. Denn nur, wo du gejoggt<br />

bist, warst du wirklich.<br />

Kunsthalle Mannheim<br />

„kompatibel“<br />

Am Ende, zeitlich parallel zum<br />

kollektiven Abbau des Denkerinnendomizils,<br />

gab es dann<br />

noch ein weiteres Highlight.<br />

Als hätte sie’s geahnt, zeigte<br />

die Kunsthalle Mannheim eine<br />

Ausstellung mit dem provokanten<br />

Titel „Mind Bombs“. Von der<br />

französischen Revolution über<br />

den „deutschen Herbst“ bis hin<br />

zu 9/11 und dem NSU zeigten<br />

und hinterfragten zahlreiche<br />

Gemälde und Installationen die<br />

Rolle der Bilder für terroristische<br />

Bewegungen.<br />

Kurator Dr. Sebastian Baden<br />

hatte sichtlich Freude daran,<br />

die von ihm zusammengestellten<br />

Exponate den vier wackeren<br />

MHNlern zu erläutern. Dabei<br />

wurde klar, dass sich mit den<br />

Medien – vom Druck über das lineare<br />

Fernsehen bis hin zum Internet<br />

– auch die (Selbst-)Darstellung<br />

der Terrorismen wandelte.<br />

Bei so viel Wandel vergisst<br />

sich schnell, was sich bewährt<br />

hat und deshalb bleibt: Die<br />

Mind-Akademie ist weiterhin<br />

die einzige Konferenz mit Süßigkeiten-Flatrate.<br />

Es wurde viel<br />

gespielt, es gab eine Lounge und<br />

Bemerkenswert auch die Biorhythmen,<br />

die nirgends so offen<br />

zutage treten wie auf der Akademie.<br />

Für die Belegung der Mehrbettzimmer<br />

durfte mensch neben<br />

gemischt- oder doch lieber<br />

gleichgeschlechtlich vor allem<br />

angeben, ob er/sie „für Mind-<br />

Akademie-Verhältnisse eher<br />

früh schlafen“ geht.<br />

Trotz des erheblichen Interpretationsspielraums<br />

hinsichtlich<br />

der letztgenannten Option<br />

hatte ich persönlich es ganz<br />

gut getroffen. Meine Mit-Schläferinnen<br />

sah ich im wachen Zustand<br />

nie. Und wir störten uns<br />

auch nicht über Gebühr, wenn<br />

es zwischen ein und drei Uhr in<br />

die Koje ging.<br />

Und dann trafen wir uns beim<br />

Frühstück. „Wir sind im selben<br />

Zimmer.“ – „Ach, echt???“ Eh<br />

vorbei und gerne wieder.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 39


FILMKUNST<br />

Wer kommt nach Bond?<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

Von Karin Polz<br />

„Keine Zeit zu sterben“ war der<br />

letzte James-Bond-Film mit Daniel<br />

Craig. Während die Fans<br />

rätseln, wer ihn beerben könnte,<br />

stehen seine Nachfolgerinnen<br />

und Nachfolger quasi<br />

schon bereit. Geheimagentinnen<br />

und -agenten überzeugen<br />

im Kino nämlich nicht nur in<br />

der 007-Reihe.<br />

„James Bond will return“ verspricht<br />

der Abspann des jüngsten<br />

007-Abenteuers vollmundig.<br />

Doch wie die Rückkehr<br />

aussehen könnte, darüber<br />

herrscht Uneinigkeit. Vor Daniel<br />

Craig war James Bond eine<br />

reine Kunstfigur; Daniel Craig<br />

hat ihm Menschlichkeit eingehaucht.<br />

Jetzt wäre der nächste<br />

Schritt fällig, fordern viele Zuschauer<br />

und Schauspieler – also<br />

ein schwarzer, homosexueller<br />

oder weiblicher Bond. Letzteres<br />

lehnt 007-Produzentin Barbara<br />

Broccoli aber definitiv ab.<br />

Schauen wir uns also mal außerhalb<br />

der Kult-Reihe nach einer<br />

zeitgemäßen Bond-Nachfolge<br />

um!<br />

355<br />

(Filmstart 6. Januar)<br />

S<br />

ie sind cooler, tougher und<br />

besser aussehend als James<br />

Bond jemals sein wird: Die fünf<br />

Agentinnen von „355“ sind die<br />

besten, die ihr Land zu bieten<br />

hat. Ob CIA, deutscher oder chinesischer<br />

Geheimdienst: Um einen<br />

dritten Weltkrieg zu verhindern,<br />

müssen die fünf Frauen<br />

zusammenarbeiten und alte Rivalitäten<br />

ausblenden.<br />

Mit Jessica Chastain, Lupita<br />

Nyong’o, Penélope Cruz, Diane<br />

Kruger und Fan Bingbing sind<br />

die Hauptrollen hochkarätig besetzt.<br />

Auffällig ist, dass schon<br />

im Trailer offensichtlich Wert<br />

darauf gelegt wird, dass die fünf<br />

Agentinnen genau jene Eigenschaften<br />

mitbringen, die James<br />

Bond oft fehlten: Teamfähigkeit,<br />

Verletzlichkeit, Realitätsnähe,<br />

Familiensinn. Gleichzeitig setzen<br />

die Frauen aber Gewalt und<br />

Waffen genauso ein wie ihre<br />

männlichen Widersacher. Mit<br />

lustigen, mädchenhaften Spionageabenteuern<br />

wie in „Drei Engel<br />

für Charlie“ hat „355“ jedenfalls<br />

nichts gemeinsam. Stattdessen<br />

gibt es schnelle, brutale<br />

Actionszenen und – jedenfalls<br />

im Trailer – einen energetischen<br />

Soundtrack.<br />

Der Filmtitel leitet sich übrigens<br />

vom Codenamen eines der<br />

ersten weiblichen Spione der<br />

Vereinigten Staaten ab: Agentin<br />

355. Dass eine dreistellige<br />

Zahl irgendwie auch an den bekanntesten<br />

Agenten der Filmgeschichte<br />

mit dreistelliger Zahl<br />

erinnert, ist sicher nur Zufall.<br />

Operation Fortune:<br />

Ruse de guerre<br />

(Geplanter Filmstart 24. Februar)<br />

N<br />

och ist vieles im Ungewissen<br />

– unter anderem, ob der „Untitled<br />

film by Guy Ritchie“ auch<br />

in Deutschland unter dem Titel<br />

„Operation Fortune: Ruse de guerre“<br />

laufen wird und ab wann.<br />

Sicher ist aber: Mit diesem Film<br />

tritt Guy Ritchie ganz bewusst in<br />

Konkurrenz zu James Bond. Allerdings<br />

sind Hauptfiguren in<br />

Guy-Ritchie-Film nie klassisch,<br />

stilvoll und charmant. Vielmehr<br />

ist der Prototyp eines Guy-Rit-<br />

40 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


FILMKUNST<br />

chie-Helden kantig, kauzig und<br />

mehr Prolet und Gangster als<br />

Gentleman.<br />

Ein Typ wie Jason Statham<br />

eben, der in diesem Agententhriller<br />

die Hauptrolle spielt: Er<br />

ist Orson Fortune, ein knallharter<br />

MI6-Agent, der von dem globalen<br />

Geheimdienst-Bündnis<br />

Five Eyes rekrutiert wird, um<br />

eine tödliche neue Waffentechnologie<br />

aufzuspüren und ihren<br />

Verkauf zu verhindern, bevor sie<br />

die Weltordnung zerstört.<br />

Typisch 007-mäßig verteilen<br />

sich die Actionszenen auf spektakuläre<br />

Schauplätze rund um<br />

den Globus. Vor allem an die<br />

frühen Bond-Filme erinnert die<br />

aufwändige Inszenierung eines<br />

Super-Bösewichts, der natürlich<br />

für ein bisschen mehr Publicity<br />

auch super-bekannt sein muss.<br />

Letzteres ist Hugh Grant auf jeden<br />

Fall. Ob er aber auch furchterregend<br />

sein kann? Das werden<br />

wir sehen, wenn Guy Ritchie seine<br />

James-Bond-Alternative auf<br />

die Leinwand schickt.<br />

D<br />

ieser<br />

The King's Man: The<br />

Beginning<br />

(Filmstart 6. Januar)<br />

Film ist schon so lange<br />

verschoben worden, dass er<br />

vor mehr als einem Jahr schon<br />

mal an dieser Stelle vorgestellt<br />

wurde. Jetzt muss er zwingend<br />

noch einmal ins Blatt – denn<br />

von aller möglichen James-<br />

Bond-Konkurrenz und -Nachfolge<br />

ist „The King’s Man“ derjenige,<br />

der am deutlichsten<br />

an die frühen James-Bond-Filme<br />

erinnert. Modisch korrekt<br />

und etwas überzeichnet waren<br />

schließlich auch die makellosen<br />

Helden, die Sean Connery<br />

und Pierce Brosnan darstellten.<br />

Stereotype, die sich vor allem<br />

durch Quasi-Rituale („geschüttelt,<br />

nicht gerührt“) auszeichneten.<br />

Basierend auf einer Comic-Serie<br />

wirken auch die Kingsmen<br />

etwas realitätsfern, dafür aber<br />

plakativ und stilbildend. Den<br />

Rang als die bestgekleideten Geheimagenten<br />

der Filmgeschichte<br />

laufen die Gentleman-Spione<br />

James Bond mittlerweile auf<br />

jeden Fall ab. Schließlich setzt<br />

die geheime Organisation auch<br />

im dritten Teil der Reihe auf Stil,<br />

Eleganz und Manieren. Durch<br />

einen Zeitsprung zeigt das Prequel,<br />

wie die fiktive Kingsman-<br />

Organisation zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts gegründet wurde.<br />

Ein Ende der Reihe ist noch<br />

nicht in Sicht: Angeblich sollen<br />

schon bis zu sieben weitere Filme<br />

geplant sein. Was 007 kann,<br />

können die Kingsmen allemal!<br />

Extra-Fakten:<br />

Wie viele Identitäten<br />

hat 007?<br />

D<br />

er nächste James Bond wird<br />

wieder ein Mann – dessen<br />

ist sich 007-Produzentin Barbara<br />

Broccoli sicher. Allerdings<br />

gilt gleichzeitig: Im aktuellen<br />

Film ist 007 eine Frau. Denn<br />

007 ist nur die Dienstnummer<br />

von James Bond, und die trägt<br />

in „Keine Zeit zu sterben“ Lashana<br />

Lynch. Laut einer beliebten<br />

Fantheorie ist allerdings auch<br />

James Bond nur ein Codename.<br />

Dieser werde von unterschiedlichen<br />

Personen genutzt, jeder<br />

Schauspieler stelle somit einen<br />

anderen Agenten dar. Diese geben<br />

den Codenamen sozusagen<br />

von einem zum nächsten weiter.<br />

Das soll erklären, wieso James<br />

Bond immer wieder anders aussieht<br />

und nicht gravierend altert.<br />

Über was sich Fans so ihre<br />

Gedanken machen.<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 41


REZENSIONEN<br />

Leben – so viel Vielfalt<br />

Von Swen Neumann<br />

Die Aufarbeitung der<br />

eigenen Geschichte<br />

als Roman<br />

D<br />

ie Aufarbeitung der DDR-<br />

Zeit hat gerade Konjunktur.<br />

Vieles kommt in diesem Zusammenhang<br />

politisch daher, auch<br />

die Literatur. Ist individuell gestaltete<br />

Selbstreflektion, das Leben<br />

an sich vorbeiziehen lassen,<br />

auch politisch? So muss es nicht<br />

wirken und ist es doch. „Dunkeldeutschland“<br />

ist ein angenehm<br />

ruhig beschreibender Roman,<br />

der genau dadurch eine besondere<br />

– ja, auch politische – Wirkung<br />

entfaltet.<br />

Der Plot: Ein Mann (aufgewachsen<br />

in der DDR) ist mit seiner<br />

Halbschwester (aufgewachsen<br />

in der Bundesrepublik) zu<br />

einem ersten Treffen verabredet.<br />

Sie erscheint nicht. Unfall.<br />

Koma. Der Mann begleitet sie<br />

über eine lange Zeit in diesem<br />

Zustand. Seine Gedanken wandern<br />

zurück in die Zeit seiner Jugend,<br />

seiner Geschichte mit der<br />

Mutter, der Schule, der Liebe.<br />

Ein Aufwachsen in einem Staat,<br />

der so anders ist als sein jetziges<br />

Leben in einem Staat, den<br />

er sich aussuchte und der dann<br />

plötzlich für alle da ist, verfügbar<br />

ist. Seine Entwicklung, die<br />

Erlebnisse, wenn man nicht<br />

vollständig konform ist. Der<br />

Alltag der Ausbildung, der von<br />

Engpässen, von Verteilung unterm<br />

Ladentisch geprägt ist. Es<br />

entsteht ein Bild, wie es seiner<br />

Schwester fremd wäre. So überhaupt<br />

nicht in ihre Erlebniswelt<br />

passend. Und es befremdete den<br />

Protagonisten selbst, genauso<br />

wie sein aktuelles Leben.<br />

Dieser Roman hat eine unaufgeregte<br />

Erzählweise und besticht<br />

gerade dadurch. Er transportiert<br />

Eindrücke und Empfindungen<br />

schleichend und mächtig.<br />

Spannend erzählt, schafft<br />

es der Roman, einen in die Geschichte<br />

zu ziehen. Angenehm<br />

aufwendig produziert, kann<br />

man diesen Lesegenuss nur<br />

empfehlen.<br />

Udo Taubitz:<br />

Dunkeldeutschland<br />

254 Seiten, 20,00 EUR<br />

BoD – Books on Demand, 2020<br />

ISBN 978-3-75196-902-4<br />

Erinnerungen des<br />

Abiturjahrgangs 1976<br />

eines altsprachlichen<br />

Bremer Gymnasiums<br />

W<br />

arum sollte man diese Geschichten<br />

lesen? Weil sie<br />

gut und lebendig erzählt sind.<br />

Weil die Veränderungen des Lebens<br />

so spannend sind. Und weil<br />

uns vieles begegnet, was uns bewegt<br />

und die später Geborenen<br />

aus erster Hand lesen können.<br />

Da sind die verschiedenen<br />

Wahrnehmungen der 70er und<br />

der Zeit um das Abitur. Ein<br />

Stück Zeitgeschichte von Personen,<br />

die erkennbar in ihrer<br />

Vorstellung vom gesellschaftlichen<br />

Leben (oder auch politischer<br />

Gesinnung) grundverschieden<br />

sind. Da leben die Proteste<br />

wieder auf, die Streiks,<br />

die in der bremischen Schülerschaft<br />

noch bis in die 80er obligatorisch<br />

waren – und sicher<br />

auch anderweitig. Die Lebenswege<br />

sind dann in ihrer Verschiedenheit<br />

von den Interessen<br />

der einzelnen Personen geprägt,<br />

auch wenn sich diese zuweilen<br />

erst deutlich nach dem<br />

Abitur herausschälten. Es gibt<br />

viel über Bücher, Biologie, Musik,<br />

Psychologie und vieles andere<br />

mehr zu entdecken. Es wird<br />

auch von Sorgen und Nöten berichtet.<br />

Schließlich hatte einer<br />

der ersten „starken“ Geburts-<br />

42 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


Anzeige<br />

jahrgänge nicht nur der Ölkrise<br />

wegen so seine Schwierigkeiten,<br />

am Arbeitsmarkt anzukommen.<br />

Da half dann mal der Zufall<br />

und irgendwann jemand, den<br />

man kannte. Die Berichte entführen<br />

uns auch in die Lebenswelten<br />

über den Atlantik oder<br />

ans Mittelmeer. Erlebbar wird<br />

auch aktuelles Tagesgeschehen<br />

mit humanistischem Engagement<br />

für Flüchtlinge. Und wenn<br />

man dann den einen oder anderen<br />

der Autoren kennt, die eine<br />

oder andere Begebenheit selbst<br />

erlebt hat, fühlt man sich in der<br />

Zeit zurückversetzt. All das lebt<br />

lebendig wieder auf.<br />

Es finden sich klassisch chronologische<br />

Beiträge, stark reflektierte,<br />

anekdotische oder<br />

mit zeitlichem Schwerpunkt<br />

versehene. Das Buch ist hervorragend<br />

lektoriert und hochwertig<br />

gedruckt. Ein wirklich gelungenes<br />

Projekt der Zeitgeschichte,<br />

nicht nur für Bremer, AGler,<br />

in den 50ern geborene Menschen,<br />

sondern auch für all die<br />

anderen, die an dieser wunderbaren<br />

Vielfalt des Lebens Freude<br />

haben. Das hat richtig Spaß<br />

gemacht.<br />

Wenn es<br />

um deine<br />

Sicherheit<br />

geht.<br />

Sprich mich an. Von der Versicherung<br />

gegen Handyschäden bis zur Absicherung<br />

deines kompletten Eigenheims.<br />

Ich bin für dich und deine<br />

Finanzen da. Als Finanzcoach kann<br />

ich dich zu allen Finanzthemen aus<br />

den Bereichen Versicherung und<br />

Vorsorge, Bank und Investment<br />

sowie Finanzierung und Bausparen<br />

vor Ort oder online unterstützen.<br />

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Hans Gehrt von Aderkas,<br />

Heinz-Detlef Scheer:<br />

Schule fürs Leben<br />

281 Seiten, 16,90 EUR<br />

Schünemann Verlag 2021<br />

ISBN 978-3-7961-1137-2<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 43<br />

Bachelor of Arts / Master of Laws<br />

Regionaldirektion<br />

Markus Sliwka<br />

Hauptstraße 51<br />

72667 Schlaitdorf<br />

Telefon 07127 931011<br />

Markus.Sliwka@dvag.de


MEDIZIN<br />

Mein Lasererlebnis<br />

Ein Erfahrungsbericht übers Augenlasern<br />

nebst Entscheidungshilfen, Teil 2.<br />

Von Tina Zejewski<br />

Nachdem ihr in der letzten Ausgabe einen Überblick über die verschiedenen Methoden<br />

bei einem Lasereingriff für die Augen bekommen habt, teilt Tina Zejewski ihre eigenen<br />

Erfahrungen rund um ihren Lasereingriff mit euch.<br />

Die Wahl: TransPRK/<br />

Smart Surface<br />

Von den vielen erwähnten Methoden<br />

habe ich mich auf Anraten<br />

einer befreundeten Mensanerin,<br />

die für einen der Marktführer<br />

in der Laserentwicklung<br />

arbeitet, für eine TransPRK/<br />

Smart Surface entschieden, weil<br />

es eine sehr bewährte und gut<br />

erforschte Methode ist. Zudem<br />

war mir bei dem Gedanken an<br />

die Narbe im Auge, an die man<br />

monatelang nichts kommen lassen<br />

darf, nicht ganz wohl, und<br />

zu guter Letzt hat vermutlich<br />

auch der monetäre Unterschied<br />

von zweitausend Euro in meine<br />

Entscheidungsfindung hineingespielt.<br />

Die meisten seriösen<br />

OP-Zentren bieten allerdings<br />

auch eine Ratenzahlung an.<br />

Das erste Eis mit „neuen“<br />

Augen: „Ich würde es immer<br />

wieder tun.“<br />

Foto: Carsten Kraus<br />

Wahl des richtigen<br />

Laserzentrums:<br />

Erreichbarkeit, Preis<br />

und Stressresistenz<br />

Nun ist es mit der Seriosität<br />

leider so eine Sache. Oben<br />

erwähnte Mensanerin hatte<br />

mir die ReVis Augenklinik in<br />

Aschaffenburg empfohlen. Allerdings<br />

erfolgt die Nachsorge<br />

nach einer Augenkorrektur<br />

optimalerweise sehr engmaschig<br />

mit bis zu sechs Folgeterminen<br />

im nächsten halben Jahr.<br />

Da man nach einem TransPRK-<br />

Eingriff am nächsten Tag eben<br />

nicht ohne Begleitperson das<br />

Haus verlassen kann, empfiehlt<br />

sich eine Klinik, zu der man<br />

erstmal zweihundert Kilometer<br />

durch die Republik fahren muss,<br />

nicht.<br />

44 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


MEDIZIN<br />

Fürsorgliche<br />

Einzelklinik …<br />

In zehn Minuten Fußentfernung<br />

von mir liegt das Augenlaserzentrum<br />

Pforzheim, bei dem<br />

ich die TransPRK sehr gerne für<br />

die in der Sprechstunde genannten<br />

2.400 Euro hätte durchführen<br />

lassen. Meine Dioptrienwerte<br />

waren ungefähr -3,75 und<br />

-4,5 in Kombination mit -1,5 und<br />

-0,75 Astigmatismus. Laut Broschüre<br />

des Laserzentrums bietet<br />

es TransPRK für bis zu minus<br />

sechs Dioptrien an. Allerdings<br />

hat mit dieses hochgerühmte<br />

Laserzentrum, bei dem ein<br />

Großteil meiner Arbeitskolleginnen<br />

und Arbeitskollegen seine<br />

(Femto-)LASIK bekommen<br />

hat, nach der Voruntersuchung<br />

ebenfalls nur Femto-LASIK angeboten<br />

– für 4.400 Euro und<br />

zwar ohne Begründung dafür,<br />

warum eine TransPRK nicht<br />

möglich sei. (Nach ein paar Monaten,<br />

als ich angeschrieben<br />

wurde, warum ich mich offensichtlich<br />

gegen eine Behandlung<br />

in Pforzheim entschieden<br />

habe, und meine Begründung<br />

mitteilte, wurde die Erklärung<br />

dann doch noch nachgeliefert:<br />

Bei höheren Dioptrienwerten<br />

werde die offene Fläche bei<br />

der TransPRK größer, sodass bei<br />

der Operation eine Substanz namens<br />

Mitomycin beigefügt werden<br />

müsse, die man nicht verwenden<br />

wolle, weshalb Pforzheim<br />

sich einen internen Grenzwert<br />

von minus drei Dioptrien<br />

für eine TransPRK gesetzt habe.<br />

Mittlerweile hat das Augenlaserzentrum<br />

Pforzheim den<br />

Dioptriengrenzwert für die<br />

TransPRK auch direkt auf seiner<br />

Startseite von minus sechs<br />

auf minus drei Dioptrien angepasst.)<br />

Wer ohnehin die Femto-<br />

LASIK vorziehen würde, dem<br />

kann ich Pforzheim dennoch<br />

empfehlen.<br />

Die Betreuung in der ersten<br />

Sprechstunde und bei der Voruntersuchung<br />

war ansonsten<br />

hervorragend: Jedes Gerät wurde<br />

ausführlich erläutert und<br />

sein Einsatz begründet. Der<br />

Kontrast zu der Klinik, in der ich<br />

die OP am Ende habe durchführen<br />

lassen, war in diesem Punkt<br />

gigantisch.<br />

… vs. Kette<br />

Meine Zweitmeinung habe ich<br />

mir nämlich bei einer badenwürttembergischen<br />

Augenlaserkette<br />

mit über dreißig Niederlassungen<br />

eingeholt. Während<br />

alle Filialen die Vor- und<br />

Nachsorge für einen Lasereingriff<br />

anbieten und ansonsten<br />

die übliche Palette der Augenheilkunde<br />

abdecken, gibt es nur<br />

ein Laserset im Hauptstandort<br />

in Ulm.<br />

Die Filiale in Karlsruhe war<br />

für mich schlichtweg am nächsten,<br />

und eine Fahrt nach Ulm<br />

schien verschmerzbar. Und siehe<br />

da, hier war meine Hornhaut<br />

plötzlich dick oder dünn genug<br />

für alle drei Methoden – Femto-<br />

LASIK, LASEK und TransPRK sowie<br />

ICL; das recht neue FLEX boten<br />

im Frühjahr 2021 beide Kliniken<br />

noch nicht an – und mir<br />

wurde freie Hand in der Wahl<br />

der Methode gelassen.<br />

Danach begann allerdings<br />

das Chaos, was angeblich für<br />

OP-Zentren mit mehreren Niederlassungen<br />

typisch ist: Voruntersuchungen<br />

zur Laserberatung<br />

waren in meiner Filiale<br />

nur einmal pro Woche möglich.<br />

Die eine zuständige Ärztin fuhr<br />

spontan in Urlaub, sodass mein<br />

Anamnesetermin sich um zwei<br />

Wochen verschob.<br />

Die Ärztin in Karlsruhe und<br />

die Arzthelferin in Ulm widersprachen<br />

sich hinsichtlich der<br />

Frequenz der Nachuntersuchungen<br />

und Schutzmaßnahmen:<br />

Unbedingt am nächsten<br />

Tag zur Nachuntersuchung!<br />

– Nein, bloß nicht, ruhen Sie<br />

sich aus und kommen Sie nach<br />

vier Tagen! – Die Augen nach<br />

dem Eingriff für 24 Stunden geschlossen<br />

halten! – So viel Sauerstoff<br />

wie möglich an die Augen<br />

lassen! – Nachts eine Augenklappe<br />

tragen! – Augenklappe<br />

brauchen Sie nicht.<br />

Die Arzthelferin, die die Nachuntersuchung<br />

machte, wusste<br />

nicht, welche Tropfen ich eigentlich<br />

bekomme, und ob ich<br />

nun eine Schutzkontaktlinse<br />

im Auge habe oder nicht. In<br />

Ulm hieß es erst, mein Freund,<br />

der mich hingefahren hatte und<br />

zurückfahren würde, dürfe wegen<br />

Corona nicht in der Praxis<br />

warten, solle aber erstmal Platz<br />

nehmen, und wurde dann nach<br />

neunzig Minuten gemeinsamer<br />

Wartezeit doch noch für die<br />

zehn Minuten, die ich im OP-<br />

Saal verbrachte, rausgeschickt.<br />

Dazu immer wechselnde Arzthelferinnen<br />

und Ärztinnen, bestimmt<br />

fünf oder sechs – oder<br />

auch nicht, keine Ahnung, für<br />

Gesichtsblinde wie mich der<br />

Horror, wenn die Leute sich<br />

nicht mal mit Namen vorstellen.<br />

Mein Highlight war aber<br />

der Kostenvoranschlag, den ich<br />

eine Woche nach dem erfolgmind<br />

magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 45


MEDIZIN<br />

ten und vor allem bezahlten<br />

Eingriff in meinem Briefkasten<br />

fand, datiert auf einen Tag nach<br />

OP. Denn, genau, hier war nichts<br />

mit Ratenzahlung, sondern: Bitte<br />

Bankauszug zum OP-Termin<br />

mitbringen, der die erfolgte<br />

Überweisung bezeugt, sonst<br />

können Sie wieder nach Hause<br />

fahren. Einen OP-Bericht habe<br />

ich bis heute nicht erhalten.<br />

Der Geizhals in mir ist dennoch<br />

sehr zufrieden und bereut<br />

nicht, denn – Spoiler – trotz Chaos<br />

lief alles super.<br />

Die OP selbst:<br />

Tut das weh?<br />

Nein. Der Eingriff selbst hat<br />

genau vier Atemzüge pro Auge<br />

gedauert. In OP-Kleidung betritt<br />

man das Zimmerchen, in dem<br />

der Laser steht, und legt sich darunter.<br />

Der Kopf wird sanft eingespannt,<br />

Wimpern und Augenbrauen<br />

werden abgeklebt, damit<br />

sie nicht in den Laser kommen,<br />

das Lid wird mit einem<br />

Tröpfchen betäubt, damit es<br />

sich nicht an der Metallhalterung,<br />

die das Auge während des<br />

Eingriffs offenhält, stört.<br />

Dann blinkt für fünfzig Sekunden<br />

ein kleines, grünes<br />

Licht überm Auge, die Sicht verschwimmt,<br />

das Auge wird gespült,<br />

die Kontaktlinse wird<br />

eingesetzt – fertig. Die einzige<br />

Überraschung für mich war der<br />

deutliche olfaktorische Sinnesreiz:<br />

Es roch plötzlich intensiv<br />

nach Schweißerei, nach Metallverarbeitung.<br />

Die unbrauchbar gewordenen Brillen wurden gespendet. Foto: T. Zejewski<br />

Zwei harte Tage<br />

Quasi direkt aus dem OP-Saal<br />

sind wir erstmal zur Eisdiele gegangen.<br />

Sicht: Nicht scharf, aber<br />

deutlich besser als vorher und<br />

vor allem merklich ohne Hornhautverkrümmung,<br />

die mir vorher<br />

jeden Schritt ohne Brille etwas<br />

mulmig gemacht hat.<br />

Die von der Klinik bereitgestellte<br />

Sonnenbrille brauchte<br />

ich in den ersten zwei Stunden<br />

mehr als Schutz vor Wind und<br />

Dreck als wegen der angekündigten<br />

Blendempfindlichkeit.<br />

Auf der Rückfahrt ließ dann<br />

die Betäubung nach und meine<br />

Augen tränten dreißig Stunden<br />

lang ununterbrochen durch. Die<br />

von Ärztin und Arzthelferin widersprüchlich<br />

beantwortete Frage,<br />

„Augen nach der OP auf oder<br />

zu“, hätte ich also gar nicht stellen<br />

müssen: Einerseits musste<br />

ich sie alle dreißig Minuten<br />

kurz öffnen, um die ganze Tränenflüssigkeit<br />

herausschwappen<br />

zu lassen. Andererseits ließen<br />

sie sich kaum öffnen und<br />

ich war froh, wenn ich sie alle<br />

dreißig Minuten weit genug<br />

aufgesperrt bekam, um die verordneten<br />

Tropfen reinzugeben:<br />

In der ersten Woche dreimal<br />

täglich ein Antibiotikum und<br />

halbstündlich jeweils im Wechsel<br />

Cortison und Befeuchtungstropfen.<br />

Der im Internet für diese Zeit<br />

oft genutzte Beschreibung als<br />

„Schmerzen“ kann ich allerdings<br />

nicht zustimmen. Es hat<br />

gebrannt, ja. „Schmerzen“ ist,<br />

was ich bei Migräne oder Menstruationskrämpfen<br />

habe. Der<br />

Nacheffekt der Laser-OP war<br />

ein leichtes Brennen und Blendempfindlichkeit<br />

für etwa zwei<br />

Tage.<br />

Ich hatte mir ein Hörbuch zurechtgelegt<br />

und habe dank der<br />

OP endlich „Die Brechtrommel“<br />

„gelesen“. Allerdings bin<br />

ich beim Hörbuchhören ständig<br />

eingeschlafen, was dem Heilungsprozess<br />

bestimmt nicht geschadet<br />

hat. Ein möglicher Zeitvertreib<br />

für diese zwei Tage ist<br />

auch, eine Serie zu schauen, die<br />

einem nicht allzu sehr am Herzen<br />

liegt (denn man sieht nicht<br />

viel von ihr), um sich zu zwingen,<br />

die Augen aufzulassen, damit<br />

Sauerstoff an die Wunde<br />

kommt. Ansonsten gilt: Viel<br />

Ruhe, viel Dunkelheit, viel trinken,<br />

viel tropfen.<br />

46 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


Happy End nach<br />

einem Monat<br />

Am zweiten Abend war es mit<br />

der Blendempfindlichkeit auch<br />

schon vorbei und ich konnte sogar<br />

an einer Rollenspielrunde<br />

teilnehmen, nachdem mir meine<br />

Charakterkarte vorgelesen<br />

worden war; eine Woche später<br />

bin ich mit dem Auto schon wieder<br />

quer durch Deutschland gefahren.<br />

Die Schilder habe ich dabei<br />

noch nicht alle lesen können,<br />

aber verrückterweise reichen<br />

die siebzig beziehungsweise<br />

neunzig Prozent, die mir in der<br />

ersten Nachuntersuchung bescheinigt<br />

worden waren, offiziell<br />

schon zum Fahren.<br />

Die ersten fünf Tage nach der<br />

OP waren unglaublich beeindruckend:<br />

Ich hatte nicht erwartet,<br />

dass die Augen so schnell<br />

heilen und die Sicht so schnell<br />

besser wird. Nach ziemlich genau<br />

einem Monat waren dann<br />

auch die letzten 3D-Effekte<br />

und Schlieren beim Lesen verschwunden<br />

und ich konnte<br />

meine Bildschirme auf der Arbeit<br />

wieder auf normale Größen<br />

runterskalieren und lesen.<br />

Sich an ein Leben ohne Brille<br />

zu gewöhnen, ging erstaunlich<br />

schnell. Meine neun alten Gestelle<br />

sind schon lange bei der<br />

Brillenspende angelangt und<br />

auch den obligatorischen Griff<br />

auf die Nase, bevor ich vorm<br />

Einschlafen das Licht ausknipse,<br />

hatte ich mir nach zwei Monaten<br />

abtrainiert.<br />

Die neue Freiheit im Gesicht<br />

ist fantastisch. Ich würde es immer<br />

wieder tun.<br />

Eine Operation ohne<br />

Komplikationsmöglichkeiten<br />

gibt es nicht<br />

LESERBRIEF<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin 144 „Intelligenzsymbol<br />

oder einfach<br />

überflüssig – die Brille“<br />

Es ist erfreulich, dass die Autorin<br />

so positive Erfahrungen mit<br />

dem „Augenlasern“ (die Anführungsstriche<br />

deshalb, weil sehr<br />

verschiedene Laser-Typen zur<br />

Behandlung sehr unterschiedlicher<br />

Augenerkrankungen eingesetzt<br />

werden) gemacht hat.<br />

In der Tat ist der Einsatz von<br />

Lasern zur Behandlung von<br />

Brechkraftfehlern des Auges<br />

in vielen Fällen eine wertvolle<br />

Behandlungsoption. Zu ihren<br />

Motiven schreibt die Autorin<br />

„stellte ich fest, dass absolut<br />

jeder in meinem Dunstkreis positive<br />

Erfahrungen mit dem Augenlasern<br />

gemacht hatte“ und<br />

„dass während der OP eigentlich<br />

nichts schief gehen kann – unabhängig<br />

davon, für welche Methode<br />

man sich entscheidet“.<br />

Da sträuben sich mir, der in<br />

seinem Leben mehrere 10.000<br />

Patientinnen und Patienten an<br />

den Augen operiert hat, die Nackenhaare!<br />

Der Dunstkreis der<br />

Autorin ist offensichtlich sehr<br />

beschränkt.<br />

Eine Operation ohne Komplikationsmöglichkeiten<br />

gibt es<br />

nicht – es gilt der alte Grundsatz:<br />

was man vor einer Operation<br />

hat, weiß man in der Regel<br />

recht genau, was man nach<br />

einer Operation hat, das hofft<br />

man. Dies gilt umso mehr, wenn<br />

es verschiedene Verfahren zur<br />

Behandlung des gleichen Leidens<br />

(hier Refraktionsfehler<br />

vulgo Brechkraftfehler des Auges)<br />

gibt. Hier gilt der nächste<br />

alte Grundsatz: Wann immer<br />

es in der Medizin verschiedene<br />

Verfahren zur Behandlung des<br />

gleichen Problems gibt, muss<br />

dies als strenges Indiz dafür gewertet<br />

werden, dass keines dieser<br />

Verfahren optimal ist; sonst<br />

hätte es sich als einziges Verfahren<br />

durchgesetzt. Natürlich<br />

gibt es bei der Laserbehandlung<br />

von Brechkraftfehlern des Auges<br />

ernsthafte Komplikationen.<br />

Und wenn es nur ein Prozent<br />

der Fälle beträfe, bei 100.000<br />

Behandlungen wären das 1.000<br />

Menschen, die nach dem Eingriff<br />

schlechter sehen, weil sie<br />

keine Brille tragen wollen.<br />

In Deutschland werden viel<br />

zu viele Menschen mit überflüssigen<br />

Operationen beglückt.<br />

Dies gilt auch für das „Augenlasern“<br />

bei Brechkraftfehlern. Es<br />

ist ein wenig entlarvend, wenn<br />

die Autorin im Schlussabschnitt<br />

schreibt „ich habe mich vor allem<br />

(Hervorhebungen von mir)<br />

auf Anraten einer befreundeten<br />

Mensanerin, die für einen<br />

der Marktführer in der Laserentwicklung<br />

arbeitet, für eine<br />

… entschieden“. Es sind wirtschaftliche<br />

Interessen, die dazu<br />

führen, dass bei uns mehr und<br />

mehr Patienten Operationen erhalten,<br />

die im Einzelfall überflüssig<br />

und risikobehaftet sind.<br />

Dr. med. Thomas Schneider,<br />

Augenarzt und Mensaner<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 47


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Sprachkurs und Alkohol:<br />

das passt<br />

Von Marc-André Kaiser<br />

Eine häufig<br />

wahrgenommene These ist,<br />

dass Alkohol die Fähigkeit<br />

verbessert, eine fremde<br />

Sprache zu sprechen. In<br />

einer aktuellen Studie aus<br />

Maastricht wurde diese<br />

Vermutung nun einmal<br />

genauer getestet.<br />

Die Methode<br />

Fünfzig Probandinnen und Probanden,<br />

die in Maastricht im<br />

Rahmen ihres Psychologiestudiums<br />

einen niederländischen<br />

Sprachkurs hinter sich hatten,<br />

bekamen zufällig entweder<br />

eine niedrige Dosis Alkohol<br />

oder Wasser zu trinken. Die<br />

Teilnehmenden sollten dabei<br />

nicht wissen, was sie getrunken<br />

haben. Es ist zu vermuten, dass<br />

der Geschmack des Wassers<br />

dazu verändert wurde. Die Teilnehmenden<br />

nahmen anschließend<br />

an einer standardisierten<br />

Diskussion auf Niederländisch<br />

teil, die anschließend anonymisiert<br />

bewertet wurde (observerrating).<br />

Die Bewertenden wussten<br />

nicht, wer Alkohol konsumiert<br />

hatte und wer nicht.<br />

Die Teilnehmenden bewerteten<br />

ebenfalls ihre eigene sprachliche<br />

Performance (self-rating).<br />

Das Ergebnis<br />

Probandinnen und Probanden,<br />

die Alkohol konsumiert hatten,<br />

erzielten bessere observerratings<br />

als die Vergleichsgruppe<br />

ohne konsumierten Alkohol.<br />

Ihre niederländische Sprachfähigkeit<br />

wurde besser bewertet.<br />

Im Besonderen stach dabei<br />

eine verbesserte Aussprache<br />

hervor. Interessanterweise hatte<br />

der Alkohol keinen messbaren<br />

Einfluss auf die self-ratings<br />

der Teilnehmenden. Die Studie<br />

kommt zu dem Schluss, dass<br />

der Alkohol-Konsum einen förderlichen<br />

Effekt auf die Aussprache<br />

einer fremden Sprache<br />

bei Personen hat, die gerade<br />

eine neue Sprache gelernt<br />

haben.<br />

Die Kritik<br />

50 Personen sind auch eine geringe<br />

Anzahl, mehr wäre in Bezug<br />

auf die Signifikanz sicherlich<br />

besser gewesen. Nur zwei<br />

Menschen aus den Niederlanden<br />

führten die observer-rating-Bewertungen<br />

durch, ohne<br />

diese Bewertung wissenschaftlich<br />

besonders zu standardisieren.<br />

Ob die Teilnehmenden<br />

erkennen konnten, ob sie Alkohol<br />

bekamen, ist nicht ganz<br />

klar, und so gibt es vielleicht<br />

auch einen psychologischen Effekt<br />

mit einem entsprechenden<br />

Anteil an der gemessenen Wirkung.<br />

Die Zusammenfassung<br />

Es handelte sich hier um geringe<br />

Mengen Alkohol und das Erlernen<br />

einer Sprache ist noch<br />

immer die Voraussetzung zum<br />

Sprechen. Ich persönlich kann<br />

mir vorstellen, dass ähnliche<br />

Erfolge auch mit Lockerungsübungen<br />

und Sprachtrainings<br />

erreicht werden, wie das zum<br />

Beispiel professionelle Sprecherinnen<br />

und Sprecher vor<br />

einem Auftritt machen. Vielleicht<br />

sprechen wir mal bei einem<br />

Kaltgetränk darüber, gerne<br />

auch in einer anderen Sprache.<br />

Quelle: Renner, F. et al. (2018)<br />

‘Dutch courage? Effects of acute alcohol<br />

consumption on self-ratings<br />

and observer ratings of foreign<br />

language skills’, Journal of Psychopharmacology,<br />

32(1), pp. 116–122.<br />

doi: 10.1177/0269881117735687.<br />

Link<br />

https://mind-mag.de/link/alkohol<br />

48 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


RÄTSEL<br />

Dies ist der Rollercoaster,<br />

der in ähnlicher<br />

Form (ohne Leerfelder)<br />

seit mehreren Jahren<br />

bei Meisterschaften<br />

populär ist. Wenn<br />

man sich etwas hineingedacht<br />

hat, ist er in<br />

meinen Augen eine der<br />

schönsten Erfindungen<br />

der letzten Jahre. Leider<br />

konnte ich nicht zurückverfolgen,<br />

wem die<br />

Idee zu verdanken ist;<br />

wahrscheinlich ist es<br />

der geniale türkische<br />

Autor Serkan Yurekli,<br />

Rollercoaster<br />

der ein Exemplar davon<br />

2016 auf der Seite www.<br />

gmpuzzles.com veröffentlicht<br />

hat. S. Berendes<br />

Anleitung:Zeichnen<br />

Sie einen Rundweg in<br />

das Diagramm ein, der<br />

orthogonal von Feldmittelpunkt<br />

zu Feldmittelpunkt<br />

verläuft und<br />

nicht alle Felder durchqueren<br />

muss. Tragen<br />

Sie dann auf jedes Feld<br />

des Rundwegs eine Zahl<br />

von 1 bis n ein, wobei<br />

nxn die Größe des Diagramms<br />

ist. In jeder Zeile<br />

und Spalte dürfen nur<br />

unterschiedliche Zahlen<br />

stehen. Die Zahlen<br />

links des Diagramms<br />

geben die Summen<br />

von waagerecht durchlaufenden<br />

Feldern des<br />

Rundwegs in der richtigen<br />

Reihenfolge an, die<br />

Zahlen oberhalb des<br />

Diagramms geben die<br />

Summen von senkrecht<br />

durchlaufenden Feldern<br />

des Rundwegs in<br />

der richtigen Reihenfolge<br />

an.<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 144<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 49


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 – 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />

21… 0162-4 291 482<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

22…<br />

Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />

0152 – 51 364 568<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160 – 7 082 153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 0162 – 8 492 917<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

67…<br />

68…<br />

69…<br />

Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />

2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0151 – 72 712 329<br />

50 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

76…<br />

77…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />

Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / CHRISTIAN ROSENKRANZ /<br />

0176 – 61 198 156<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84...<br />

85…<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96…<br />

Bamberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

Bamberg / CORNELIA SCHUMANN / 0151 – 401 419 32<br />

96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 – 4 162 631<br />

Termine &<br />

Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 51


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Camps:<br />

Michael Bonfert<br />

Regional:<br />

Annette Schlüter<br />

Daniela Hirscheider<br />

Volker Schwarz<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-ko@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />

IBAN:<br />

DE26 5109 0000 0071 4576 05<br />

BIC: WIBADE5W<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE03 5109 0000 0071 4586 01<br />

BIC: WIBADE5W<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

ì peter.froehler@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Christine Ryser<br />

Ruchackerweg 5<br />

CH-4565 Recherswil<br />

ì chair@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

52 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Christian Ambach<br />

Wissenschaft & Forschung,<br />

Bildung, Strategie,<br />

Marketing, Webseite<br />

Impressum<br />

<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Anzeigen<br />

n. n.<br />

mindmag@mensa.de<br />

0171 / 749 11 08<br />

ì christian.ambach@mensa.de<br />

Melanie Jäger<br />

Regionale Struktur,<br />

Mensa Youth Regional,<br />

KiJu Regional, Testbetrieb,<br />

Ortsblätter, BoutIQue<br />

ì melanie.jaeger@mensa.de<br />

Rüdiger Klings<br />

IT, Datenschutz (IT),<br />

Organisation,<br />

Vorschlagswesen,<br />

Ansprechpartner GF<br />

ì ruediger.klings@mensa.de<br />

Ansgar Lindhauer<br />

Recht & Compliance,<br />

Datenschutz (Recht),<br />

Finanzen<br />

ì ansgar.lindhauer@mensa.de<br />

Swante Scholz<br />

Mensa Youth Überregional,<br />

Großveranstaltungen,<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>, Prävention,<br />

Mitgliederbetreuung, SIGs<br />

ì swante.scholz@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Vorsitz,<br />

Internationales,<br />

Kooperationen,<br />

Presse & Öffentlichkeitsarbeit<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Swante Scholz<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

Bäckerklint 12<br />

38100 Braunschweig<br />

Redaktion<br />

Babette Mairoth-Voigtmann<br />

Christina Zejewski<br />

Cornelia Capito<br />

Jan Zbikowski<br />

Julian Lemburg<br />

Kathrin Viergutz<br />

Katrin Sluka<br />

Martin Sluka<br />

Monika Besselmann<br />

Natalie Lehmann<br />

Ralf Müller<br />

Sören Köser<br />

Swen Neumann<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Uta Viegener<br />

Layout<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 146: 15. Dezember 2021<br />

Ausgabe 147: 15. Februar 2022<br />

Ausgabe 148: 15. April 2022<br />

mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021 | 53


SCHEER WARE<br />

Zugehörigkeit ist<br />

allein unmöglich<br />

Oder: Resonanz entsteht erst durch Interaktion.<br />

Von Heinz-Detlef Scheer<br />

F<br />

rank erzählt: „Warum merkt<br />

eigentlich niemand, wie gut<br />

ich bin? Die Kollegen schielen<br />

auf meine Arbeit. Ich habe den<br />

Eindruck, die kapieren gar nicht,<br />

was ich mache. Aber es spricht<br />

mich auch keiner an. Mein Chef<br />

ist da ganz ähnlich. Der redet<br />

sowieso kaum. Nur wenn er<br />

mit seinem eigenen Chef Ärger<br />

kriegt, weil wir irgendwelche<br />

Termine nicht einhalten, dann<br />

gibt es richtig Stunk. Der weiß<br />

kaum, woran ich gerade im Detail<br />

arbeite. Aber warum soll ich<br />

ihm das erklären? Er ist schließlich<br />

der Chef und sollte das ja<br />

wohl wissen. Wenn ich dann<br />

ein Projekt richtig rausgerissen<br />

habe und den ganzen Laden vor<br />

Problemen bewahrt habe, dann<br />

stellt er sich im Meeting hin und<br />

mich als Musterknaben dar. Das<br />

kann ich gar nicht ab. Da hat er<br />

dann wohl in einem Management-Buch<br />

gelesen, dass man<br />

seine Mitarbeiter loben muss.<br />

Danach ignoriert er mich wieder.<br />

Ich glaube, ich suche mir einen<br />

anderen Job. Das wäre der<br />

vierte in drei Jahren, aber so<br />

geht es auch nicht weiter. Das<br />

Problem: Der Job an sich ist<br />

o.k., die Aufgaben sind herausfordernd,<br />

aber ich kriege null<br />

Anerkennung und die anderen<br />

meiden den Kontakt zu mir.<br />

Aber das war schon immer so.<br />

Ich esse eben nicht in der Kantine<br />

(das hat sich ja Gott sei Dank<br />

seit Corona erledigt), den Fraß<br />

kriegt ja keiner runter. Und Geburtstagsfeiern,<br />

Kegelabende<br />

oder was weiß ich, was die alles<br />

unternehmen, das hängt mir alles<br />

zum Hals raus. Das langweilt<br />

mich zu Tode.“<br />

Die ’Investitionʻ<br />

hat sich gelohnt!<br />

Martin erzählt: „Ich habe ja<br />

jetzt, nachdem meine letzte Firma<br />

sich (vorhersehbar) in Wohlgefallen<br />

aufgelöst hat, einen<br />

neuen Job. Und diesmal war es<br />

echt kurios. Nach nur zwei Jahren<br />

einen neuen Job, und dann<br />

kennst du wieder keinen. Meine<br />

Frau, die gerade eine neue Stelle<br />

in der Chirurgie angetreten<br />

hatte, sagte: ’Wozu haben wir<br />

eigentlich das Haus jetzt fertig<br />

und die große Terrasse? – Lad´<br />

doch deine Kollegen und Kolleginnen<br />

zum Grillabend ein, das<br />

geht doch jetzt wieder bei den<br />

Corona-Zahlen, und unser Garten<br />

ist groß.ʻ<br />

Ich gebe ja zu, ich hatte da<br />

meine Zweifel, aber ich sagte<br />

mir: ’Einen Abend lang hältst du<br />

das wohl aus.ʻ Außerdem grille<br />

ich aus Leidenschaft. Und was<br />

soll ich sagen: Die ’Investitionʻ<br />

hat sich gelohnt! Mit dem einen<br />

und der anderen werde ich wohl<br />

nicht warm, aber der Peter hat<br />

sich als Doppelkopf-Fan herausgestellt<br />

und die Ute liebt Brettspiele.<br />

Wir sind schon verabredet.<br />

Die haben regelmäßige Termine.<br />

Und der Chef hat sich angenehm<br />

zurückgehalten.<br />

Als der Klaus das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />

auf meinem Schreibtisch entdeckt<br />

hatte, hat er gleich nachgefragt.<br />

Er schaute fast schon<br />

ehrfürchtig, als ich ihm von<br />

Mensa erzählte, meinte aber,<br />

zum nächsten Stammtisch würde<br />

er auch mal vorbeischauen,<br />

wenn das ginge. Natürlich geht<br />

das, wir sind ja offen für Gäste!<br />

Meine Frau mit einem letzten<br />

Glas Rotwein in der Hand<br />

auf der Terrasse: ’Siehste, das<br />

wird anders als beim letzten<br />

Job-Wechsel! Allein kann man<br />

eben kein Zugehörigkeitsgefühl<br />

entwickeln!ʻ Wo sie das wohl<br />

wieder gelesen hat?“<br />

54 | mind magazin <strong>145</strong>/dezember 2021


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