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procontra Ausgabe 06-2021

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www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Dezember/Januar <strong>2021</strong>|2022 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

FINANZEN<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Kryptowährungen<br />

Coins fluten den Markt – was<br />

unterscheidet „hot“ von „Schrott“<br />

und was dient als Wertanlage?<br />

E-Mobilität<br />

Eröffnen die Stromer neue<br />

Beratungsfelder oder übernehmen<br />

jetzt die Autobauer?<br />

NFT-Investments<br />

Der Kunstmarkt wird digital<br />

– Chancen und Risiken des<br />

Trends mit Non-Fungible Token


ARBEITSKRAFTSICHERUNG MIT DER ALLIANZ<br />

Starker Schutz<br />

für jeden Bedarf<br />

Ob Schüler, Studierende, Beamte, Angestellte oder auch körperlich Tätige –<br />

mit der Arbeitskraftsicherung der Allianz haben Sie für jede Zielgruppe ein<br />

passgenaues und starkes Angebot.<br />

Davon profitieren Ihre Kundinnen und Kunden:<br />

• Hohe Annahmequote<br />

• Geringes Verteuerungsrisiko<br />

• Hohe Leistungsquote<br />

→ Mehr dazu bei Ihrer persönlichen Maklerbetreuung<br />

oder unter makler.allianz.de/aks


EDITORIAL<br />

»Reformen, Skandale<br />

und Innovationen«<br />

Rückblick Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Der Blick auf die vergangenen Monate<br />

erinnert an 2020, als eine weitere Welle der Corona-Pandemie – die man meinte im Sommer<br />

überstanden zu haben – alle anderen Themen zu überlagern drohte. Doch wir wollen<br />

im Rückblick dieser <strong>Ausgabe</strong> erinnern und die Highlights und prägendsten Ereignisse des<br />

Jahres noch einmal Revue passieren lassen. Was Günther Jauchs „Menschen, Bilder, Emotionen“<br />

in der Vorweihnachtszeit sind, sind unsere „Reformen, Skandale, Innovationen“<br />

– die klingen vielleicht nicht ganz so melodisch, wurden aber kurzweilig kuratiert und sind<br />

dazu hoch relevant für Ihre Beratung und die Vorsorge- und Absicherungssituation Ihrer<br />

Kunden.<br />

Ausblick Wir wollen nicht nur erinnern, sondern vorausblicken. Mut machen,<br />

Ideen befeuern und Trends einordnen. Auch hier besteht die Gefahr eines Déjà-vus, denn<br />

diesen Ansatz schreiben wir uns in jeder <strong>Ausgabe</strong> auf die Fahnen. Daher haben Sie längst<br />

über die unmittelbaren Aufhänger zum Jahreswechsel – den sinkenden Höchstrechnungszins<br />

oder die Zuschusspflicht der Arbeitgeber für bestehende Entgeltumwandlungen – bei<br />

uns gelesen und sie für Ihre Kundenansprache genutzt.<br />

Neben dem Jahresrückblick beleuchten wir in dieser <strong>Ausgabe</strong> wieder zahlreiche Themen,<br />

die in den kommenden Monaten und Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden. Damit<br />

Sie neue Beratungsansätze gewinnen und Ihr Geschäftsmodell gegebenfalls frühzeitig<br />

nachjustieren können.<br />

Die <strong>procontra</strong>-Redaktion bedankt sich bei Ihnen für Ihre Treue als Leser, Ihre Kritik als<br />

Experten und Ihre motivierenden Kommentare und Interaktionen mit uns. Das spornt uns<br />

auch für das kommende Jahr erneut an, unabhängig die relevantesten Themen für Ihre<br />

Beratung zu finden und aufzubereiten. Genießen Sie die Feiertage, rutschen Sie gut ins neue<br />

Jahr und vor allem: Bleiben Sie gesund!<br />

LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21 3


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

INHALT<br />

18, 34, 58, 70<br />

Highlights <strong>2021</strong><br />

Wir erinnern in jeder Rubrik an<br />

die wichtigsten und prägendsten<br />

Ereignisse in diesem Jahr.<br />

38<br />

Pflege bleibt<br />

Pflegefall<br />

Auswege und<br />

Ansätze,<br />

um die private<br />

Pflegevorsorge zu<br />

verbessern.<br />

Rettet die Kaufkraft!<br />

Warum der Erhalt der Kaufkraft<br />

stärker in den Fokus<br />

der Beratung rücken muss.<br />

20<br />

76<br />

Kunst-voll digitalisiert<br />

Warum Non-Fungible Token<br />

(NFTs) das Potenzial zum<br />

Zukunftstrend mitbringen.<br />

4 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />

PANORAMA<br />

13 Weniger ist mehr Hans-Jörg<br />

Naumer über Zentralbankliquiditäten<br />

und den anhaltenden Anlagenotstand<br />

INVESTMENTFONDS<br />

18 Investment-Highlights <strong>2021</strong><br />

20 Rettet die Kaufkraft! Gekommen,<br />

um zu bleiben? Wie nachhaltig die<br />

aktuellen Inflationsrekorde wirklich<br />

sind und welche Auswirkungen sie<br />

auf Vermögenswerte haben werden<br />

VERSICHERUNGEN<br />

34 Versicherungs-Highlights <strong>2021</strong><br />

38 Pflege bleibt Pflegefall Ansätze,<br />

um die Schere zwischen der Notwendigkeit<br />

einer privaten Pflegevorsorge<br />

und der momentanen Absicherungsquote<br />

zu verkleinern<br />

14 Panorama Fakten für Vertrieb<br />

und Stammtisch<br />

16 Leserbriefe<br />

Highlights <strong>2021</strong> Menschen, Bilder,<br />

Emotionen – Günther Jauchs<br />

Jahresrückblick erinnert traditionell<br />

an die Highlights des Jahres. Auch<br />

<strong>procontra</strong> blickt in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

auf die wichtigsten Themen der<br />

Branche im Jahr <strong>2021</strong> zurück.<br />

24 »Aktiv« noch zeitgemäß? Immer<br />

passiver und selten Outperformer -<br />

aktives Fondsmanagement auf dem<br />

Prüfstand<br />

28 Alles für die Tonne?! Abfallverwertung<br />

spielt in vielen Branchen schon<br />

länger eine wichtige Rolle. Wie die<br />

Fondsindustrie den Recyclingtrend<br />

jetzt aufgreift<br />

42 Alles drin, alles einfach?! Allgefahrenversicherungen<br />

schwappen<br />

immer mehr ins Privatsegment.<br />

Dennoch stehen sie nicht bei allen<br />

Anbietern im Rampenlicht.<br />

46 Teilzeit-Tücken in der bAV Wie<br />

Mängel in der Versorgungsordnung<br />

vermieden werden können und<br />

Teilzeitbeschäftigten dadurch eine<br />

höhere Betriebsrente winkt<br />

48 E-Mobilität: Bitte einsteigen?<br />

Lohnt sich die Spezialisierung auf<br />

die Stromer oder geht das Geschäft<br />

künftig an die Autobauer selbst?<br />

52 Vom Payer zum Player Präventive<br />

Maßnahmen helfen den Versicherern<br />

nicht nur ihren Kostendruck zu<br />

reduzieren, sie folgen auch konsequent<br />

dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit.<br />

»Recycling-<br />

Unternehmen sind<br />

die Goldminen des<br />

21. Jahrhunderts.«<br />

ALEXANDER FUNK<br />

Ökoworld<br />

(mehr dazu auf Seite 28)<br />

30 »Motivationen, in Gold oder den<br />

Bitcoin zu investieren, sind vergleichbar«<br />

Prof. Philipp Sandner<br />

über den Krypto-Boom und Kriterien,<br />

wie man in der Coin-Flut den<br />

Durchblick behält<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

5


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

BERATER<br />

58 Berater-Highlights <strong>2021</strong><br />

60 So ist’s Recht Urteile, die Makler<br />

kennen sollten<br />

62 Intelligente Jagd nach<br />

Betrügern Im Wettstreit gegen<br />

Betrüger setzen Versicherer zunehmend<br />

auf künstliche Intelligenz.<br />

Doch auch diese hat ihre Grenzen.<br />

SACHWERTE<br />

70 Sachwerte-Highlights <strong>2021</strong><br />

72 (K)eine Frage des Alters Baufinanzierungen<br />

für die Generation<br />

50plus sind keine Ausnahme mehr.<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

8 Firmen- und<br />

Personenverzeichnis<br />

8 Impressum<br />

82 Privat gefragt<br />

Steckbrief von Philip Wenzel,<br />

Biometrie Expertenservice GmbH<br />

64 Früh berät sich, wer vererben<br />

will Jährlich geht es in Deutschland<br />

um Nachlässe in Milliardenhöhe.<br />

Über ein Generationenmanagement<br />

können Vermittler aktiv begleiten<br />

und Geschäftsansätze schaffen.<br />

68 »Makler müssen in Krisen erreichbar<br />

sein« Michael Blaumoser<br />

von Sius Consulting über erfolgreiches<br />

Krisenmanagement<br />

76 Kunst-voll digitalisiert Non-<br />

Fungible Token (NFTs) boomen auf<br />

dem Kunstmarkt. Haben sie auch<br />

Potenzial zum Zukunftstrend?<br />

80 Mit Schnelligkeit ins Eigenheim<br />

Immobilien stehen oft nur wenige<br />

Stunden zum Angebot. Es braucht<br />

daher schnellere Prozesse, um den<br />

Traum vom Eigenheim auch vermitteln<br />

zu können.<br />

»Ich höre mehr<br />

zu, als dass<br />

ich berate.«<br />

PHILIP WENZEL<br />

Biometrie Expertenservice GmbH<br />

6 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


SI WorkLife<br />

Was auch kommt: Ihre Kunden bleiben in<br />

Balance. Mit ihrem Einkommensschutz.<br />

Ein regelmäßiges Einkommen ist die Basis für den Lebensstandard Ihrer Kunden – und den ihrer Familie. Deshalb halten auch Verbraucherschützer<br />

eine Absicherung der Arbeitskraft für notwendig. Die gute Nachricht: Mit SI WorkLife kann das Einkommen Ihrer Kunden<br />

jetzt ganz individuell geschützt und drohende Einkommensverluste abfedert werden. Wir bieten passgenaue Lösungen, mit denen Sie<br />

Ihren Kunden genau das anbieten können, was sie wirklich brauchen.<br />

Mehr Informationen finden Sie unter<br />

www.signal-iduna.de/worklife-makler.php


SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis<br />

FIRMENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Airbus......................................................................................................18<br />

Albrecht & Cie.................................................................................22<br />

Allianz...................................................................12 f., 43, 58, 62 f.<br />

Amazon.....................................................................16, 35, 53, 78<br />

AMC..........................................................................................................19<br />

Amundi.................................................................................................19<br />

Assekurata.................................................................................36, 68<br />

Aurubis...................................................................................................29<br />

Axa.............................................................................................................43<br />

B<br />

Bavaria Direkt...................................................................................63<br />

Bayerische.....................................................................................43 ff.<br />

Bayerische Vermögen.............................................................21<br />

BCG............................................................................................................29<br />

Berkshire Hathaway..................................................................35<br />

Biometrie Expertenservice.................................................82<br />

BMW.....................................................................................................28 f.<br />

BNP............................................................................................................29<br />

C<br />

Christie’s................................................................................................77<br />

Clark..........................................................................................................14<br />

Commerzbank...........................................................................21 f.<br />

D<br />

DappRadar.........................................................................................77<br />

Deka.........................................................................................................19<br />

Deutsches Institut für Altersvorsorge......................65<br />

Dr. Klein..................................................................................................73<br />

DWS..........................................................................................................19<br />

E<br />

Ebay..........................................................................................................78<br />

Ernst & Young..................................................................................59<br />

Europace..............................................................................................80<br />

F<br />

Fidelity....................................................................................................29<br />

FIN LAW.................................................................................................77<br />

Flossbach von Storch..............................................................21<br />

forsa...........................................................................................................14<br />

Franke und Bornberg..............................................................49<br />

Frankfurter Vermögen............................................................21<br />

Friss............................................................................................................63<br />

Future Business..............................................................................70<br />

G<br />

GameStop..........................................................................................19<br />

Getsafe...................................................................................................58<br />

Getsurance........................................................................................37<br />

Global Finanz...................................................................................21<br />

H<br />

Habbel, Pohlig & Partner......................................................21<br />

Haftpflichtkasse.............................................................................35<br />

HDI.............................................................................................................46<br />

helpcheck...........................................................................................60<br />

Helvetia..............................................................................................43 f.<br />

Heubeck...........................................................................................46 f.<br />

Hiscox............................................................................................43, 77<br />

Huk-Coburg......................................................................................39<br />

I<br />

Ico-Lux....................................................................................................63<br />

Ideal...........................................................................................................39<br />

Infinus............................................................................................60, 70<br />

InShared...............................................................................................16<br />

Interhyp.............................................................................................73 f.<br />

J, K<br />

J.P. Morgan........................................................................14, 26, 35<br />

Jung, DMS & Cie ..........................................................................59<br />

Kassekura.............................................................................................49<br />

L<br />

LKQ............................................................................................................29<br />

Longial....................................................................................................46<br />

Lyxor................................................................................................19, 25<br />

M<br />

Maiestas................................................................................................21<br />

MLP.......................................................................................................73 f.<br />

Morgen & Morgen............................................................40, 59<br />

Morningstar..................................................................................25 f.<br />

N<br />

Nordwest Assekuranzmakler...........................................69<br />

Nürnberger......................................................................37, 49, 60<br />

O<br />

Ökoworld............................................................................................28<br />

ottonova..............................................................................................36<br />

INDEX<br />

P<br />

P&R.............................................................................................................71<br />

Photocert............................................................................................63<br />

PIM.............................................................................................................70<br />

Poly Network...................................................................................71<br />

Porsche..................................................................................................18<br />

Portfolio Concept........................................................................65<br />

Proshares..............................................................................................19<br />

R<br />

R+V......................................................................................40, 49, 58 f.<br />

Robinhood.........................................................................................19<br />

S<br />

S&P.............................................................................................................25<br />

Scope.............................................................................................25, 27<br />

Sirius Campus.................................................................................14<br />

Sius Consulting..............................................................................52<br />

Spiekermann & Co.....................................................................22<br />

Superscript.........................................................................................35<br />

T, U<br />

Talanx.......................................................................................................34<br />

Tesla.............................................................................................35, 49 f.<br />

Tomra......................................................................................................29<br />

Tönnies..................................................................................................53<br />

UmweltDirektInvest..................................................................71<br />

V<br />

Versicherungskammer Bayern..........................39 f., 63<br />

Vontobel...............................................................................................29<br />

W<br />

Walt Disney........................................................................................31<br />

wefox.......................................................................................................58<br />

Willis Towers Watson................................................................69<br />

Wirecard......................................................................................16, 59<br />

Z<br />

Zalando.................................................................................................18<br />

Zurich......................................................................................................34<br />

PERSONENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Ahrens, Petra.....................................................................21<br />

Albert, Christian............................................................. 49<br />

Albrecht, Stephan........................................................ 22<br />

B<br />

Baldwin, Alec......................................................................13<br />

Bauer, Alexander........................................................46 f.<br />

Beeple.....................................................................................77<br />

Behrens, Monika............................................................ 69<br />

Bieger, Peter.................................................................49 ff.<br />

Biehl, Jörg............................................................................70<br />

Blaumoser, Michael..................................................52 f.<br />

Böhm, Matthias.............................................................. 69<br />

Branson, Mark.................................................................59<br />

Braun, Markus...................................................................16<br />

Brechtken, Stefan......................................................... 63<br />

Buhre, Andreas...............................................................44<br />

C<br />

Christie, Agatha.............................................................65<br />

Claus, Barbara..................................................................27<br />

D, E<br />

Dudle, Pascal................................................................... 29<br />

Eilers, Uwe............................................................................21<br />

F<br />

Flossbach, Bert................................................................21<br />

Franke, Jan........................................................................ 63<br />

Franke, Michael............................................................... 49<br />

Funk, Alexander..........................................................28 f.<br />

G<br />

Gabbar, Abdou................................................................ 62<br />

Gondlach, Kai................................................................68 f.<br />

H<br />

Hartmann, Lutz...............................................................60<br />

Haug, Jochen.................................................................. 62<br />

Heiserowski, Thomas.................................................80<br />

Henschel, Nina................................................................40<br />

Hoppstädter, Michael..............................................46 f.<br />

Hufeld, Felix........................................................................59<br />

Hunold, Claus...................................................................43<br />

Hutchins, Halyna.............................................................13<br />

J<br />

Jauch, Günther..................................................................3<br />

Jessel, Katharina..........................................................40<br />

Jochum, Guido................................................................ 39<br />

Jungvogel, Christian.................................................. 39<br />

K<br />

Kleinlein, Axel.....................................................................12<br />

Kohlbrecher, Mirko........................................................ 22<br />

Kolb, Andreas................................................................... 39<br />

Krämer, Jörg.................................................................... 21 f.<br />

Krams, Christian..........................................................62 f.<br />

Küsel, Alexander.........................................................68 f.<br />

L<br />

Lagarde, Christine..........................................................21<br />

Lochner, Lena....................................................................21<br />

Ludwig, Andreas............................................................40<br />

M<br />

Mehta, Amit.........................................................................26<br />

Meyer zu Drewer, Thomas......................................25<br />

Mohr, Mirjam.......................................................................73<br />

Musk, Elon..................................................................32, 78<br />

N<br />

Naumer, Hans-Jörg.......................................................13<br />

Neumann, Michael........................................................73<br />

Noizet, Dominik.................................................................21<br />

P<br />

Pasquer, Prisqua............................................................78<br />

Pillath, Peter......................................................................43<br />

R<br />

Rasch, Holger..................................................................40<br />

Richert, Markus..............................................................65<br />

Rosenberger, Harald....................................................37<br />

S, T<br />

Sandner, Philipp........................................................30 ff.<br />

Scholz, Peter................................................................. 77 f.<br />

Schwanz, Anne...............................................................78<br />

Spahn, Jens.....................................................................35<br />

Sucker, Alina.........................................................43, 77 f.<br />

Tilmes, Rolf....................................................................65 ff.<br />

U<br />

Uhink, Konrad....................................................................77<br />

Unger, Marc-Philipp..................................................73 f.<br />

V<br />

Voigt, Oliver..........................................................................21<br />

von Löbbecke, Fabian.............................................46 f.<br />

W<br />

Wenzel, Philip....................................................................82<br />

Wittkamp, Dennis.......................................................... 68<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />

Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Philipp B. Siebert<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Matthias Hundt<br />

ART DIRECTOR<br />

Niels Flender<br />

LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />

Sabine Müller<br />

BILDREDAKTION<br />

Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

LEKTORAT<br />

TextSchleiferei.de<br />

TEXTBEITRÄGE<br />

Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Mathias von Hofen,<br />

Matthias Hundt, Anne Hünninghaus, Mariam Misakian,<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer, Nina Müller-Peltzer, Hannah<br />

Petersohn, Stefan Terliesner, Martin Thaler, Udo Trichtl,<br />

Anne Mareile Walter<br />

ANZEIGENBERATUNG<br />

Nadin Prüwer<br />

n.pruewer@alsterspree.de<br />

+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Marcel Berno<br />

m.berno@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />

Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />

Matthias Hundt<br />

IMPRESSUM<br />

DRUCKEREI<br />

MÖLLER PRO MEDIA ® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6<br />

16356 Ahrensfelde<br />

www.moellerdruck.de<br />

LESERSERVICE<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

ABONNEMENT<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro<br />

für sechs <strong>Ausgabe</strong>n inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© <strong>2021</strong> für alle Beiträge: <strong>procontra</strong>, <strong>procontra</strong> Spezial,<br />

<strong>procontra</strong>Thema, <strong>procontra</strong>-Sonderteile, <strong>procontra</strong>-<br />

Sonderdrucke (im Heft, Beileger, Beihefter). Alle Rechte<br />

vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste,<br />

Internet und Vervielfältigung auf Datenträger oder<br />

durch andere Verfahren (auch auszugsweise) nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags.<br />

Hinweis: Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />

die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts<br />

keine Haftung übernommen werden. Die in <strong>procontra</strong><br />

gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />

sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />

8 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Stabile<br />

KV-Beiträge<br />

bis mindestens<br />

1.1.2023<br />

Eberhard Sautter<br />

Vorstandsvorsitzender HanseMerkur<br />

Top Produkte zu<br />

fairen Preisen<br />

Darauf ist Verlass<br />

Die HanseMerkur erzielt immer wieder exzellente<br />

Ratings in allen Sparten. Kein Wunder: Denn wir legen<br />

Wert auf innovative Produktgestaltung. Und unsere<br />

vorausschauende Tarifkalkulation sorgt für ein<br />

hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bei langfristig<br />

verlässlichen Konditionen. Echte Mehrwerte<br />

für Ihre Kunden und Rückenwind für Ihren Vertriebserfolg,<br />

denn Hand in Hand ist HanseMerkur.


ANZEIGE DWS<br />

Die Basisrente und<br />

ihre Missverständnisse<br />

Der Fondsanbieter DWS hat sein Riester-Angebot komplett eingestellt und konzentriert sich jetzt auf<br />

seine DWS BasisRente Komfort – ein flexibles Produkt ohne Beitragsgarantie. Zur Zielgruppe gehören nur<br />

Selbstständige und Freiberufler? Falsch! Das innovative DWS-Produkt passt nämlich fast jedermann.<br />

Mit der Basisrente steht ein Altersvorsorgeprodukt<br />

zur Verfügung, dessen steuerliche<br />

Förderung sogar die von Riester-Verträgen<br />

deutlich übertreffen kann. Dennoch ist<br />

dieses Produkt vielen Anlegern noch unbekannt<br />

oder es bestehen zahlreiche Missverständnisse.<br />

Hierzu gehören die Aussagen:<br />

› Die Basisrente ist zu kompliziert.<br />

› Das ist nur was für Selbstständige.<br />

› Die Basisrente lohnt sich nicht, ich lege<br />

lieber direkt in Aktien an.<br />

Wie kompliziert ist die Basisrente?<br />

Grundsätzlich funktioniert die Basisrente<br />

denkbar einfach: Man zahlt einen Beitrag in<br />

eine zertifizierte Basisrente ein und gibt ihn<br />

als Sonderausgaben in der Steuererklärung<br />

an. Und das war es schon. Ein Beispiel: Wer<br />

in diesem Jahr 5.000 Euro einzahlt, kann<br />

davon 92 Prozent, also ganze 4.600 Euro,<br />

steuerlich absetzen und es ergibt sich eine<br />

entsprechende Steuerersparnis. Jeder in<br />

eine Basisrente eingezahlte Euro reduziert<br />

also direkt die eigene Steuerbelastung.<br />

Für wen lohnt sich die Basisrente –<br />

etwa nur für Selbstständige?<br />

1. Selbstständige:<br />

Selbständige sind nicht gesetzlich rentenversichert<br />

und nicht Riester-berechtigt.<br />

Sie haben oft ein überdurchschnittliches<br />

Einkommen und entsprechenden Absicherungsbedarf.<br />

Für sie sind vor allem die<br />

hohen steuerlichen Maximalbeträge interessant.<br />

Konkret können im Jahr <strong>2021</strong> ganze 92<br />

Prozent von maximal 25.787 Euro geltend<br />

gemacht werden. Ein Lediger kann also sein<br />

zu versteuerndes Einkommen um bis zu<br />

23.724 Euro im Jahr senken und eine entsprechende<br />

Steuerrückerstattung erhalten.<br />

Die DWS BasisRente Komfort ist wie eine Jeans. Sie passt fast jedermann.<br />

2. Freiberufler:<br />

Freiberufler sind meist in berufsständischen<br />

Versorgungswerken versichert und dort<br />

nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze<br />

abgesichert. Für höhere Einkommen ist<br />

hier eine zusätzliche Absicherung sinnvoll.<br />

Um nicht von der unsicheren Entwicklung<br />

eines Versorgungswerks abhängig zu sein,<br />

sollten also auch Freiberufler ihre zusätzliche<br />

Vorsorge beispielsweise in eine Basisrente<br />

anlegen. Hierzu kann sich eine eher aktienorientierte<br />

Anlage am Kapitalmarkt anbieten,<br />

wie sie mit der DWS BasisRente Komfort<br />

mit freier Fondsauswahl möglich ist.<br />

3. Angestellte<br />

Angestellte sind in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze<br />

versichert und vom sinkenden<br />

Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

direkt betroffen. Wie Berechnungen<br />

des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung<br />

zeigen, ermöglicht der Steuervorteil<br />

durch Ausnutzen des Sonderausgabenabzugs<br />

bereits ab einem Jahreseinkommen<br />

von 35.000 (Ledige)/70.000 Euro (Verheiratete)<br />

ein attraktives Ergebnis einer Investition<br />

in die Basisrente. 1<br />

10


DWS ANZEIGE<br />

DIE AKTUELLE FONDSPALETTE DER DWS<br />

BASISRENTE KOMFORT IM ÜBERBLICK<br />

AKTIENFONDS<br />

DWS Akkumula LC<br />

DWS Concept DJE Globale Aktien<br />

DWS ESG European Equities LC<br />

DWS Deutschland GLC<br />

DWS Invest Artificial Intelligence LC<br />

DWS Invest Top Dividend LC<br />

DWS Invest Top Asia LC<br />

DWS Invest SDG Global Equities LC<br />

DWS Invest ESG Global Emerging Markets Equities LC<br />

DWS Invest ESG Equity Income LC<br />

DWS Invest ESG Climate Tech LC<br />

ANLEIHEFONDS<br />

DWS ESG Euro Bonds (Long) LC<br />

DWS ESG Euro Bonds (Medium) LC<br />

DWS Floating Rate Notes LC<br />

DWS Invest ESG Euro Bonds (Short) LC<br />

DWS Invest ESG Euro Corporate Bonds LC<br />

DWS Invest ESG Floating Rate Notes LC<br />

DWS Invest ESG Global Corporate Bonds LC<br />

DWS Invest Green Bonds LC<br />

MISCHFONDS<br />

DWS Balance<br />

DWS Concept DJE Alpha Renten Global LC<br />

DWS Concept Kaldemorgen SFC<br />

DWS Defensiv LC<br />

DWS Dynamik LC<br />

DWS ESG Multi Asset Dynamic LC<br />

DWS Invest ESG Multi Asset Defensive LC<br />

Quelle: DWS International GmbH, Oktober <strong>2021</strong>. Stand: 25.10.<strong>2021</strong>, CRS 084437<br />

4. Ehepartner:<br />

Am sträflichsten unterschätzt wird der Absicherungsbedarf<br />

geringfügig oder gar nicht<br />

arbeitender Ehepartner. Auf die gesetzliche<br />

Witwenrente zu vertrauen ist hierbei der<br />

falsche Ansatz. Bei der Basisrente kann jeder<br />

Partner einen eigenen Vertrag abschließen.<br />

Die steuerlichen Vorteile sind unabhängig<br />

davon, wer den Vertrag abgeschlossen<br />

hat, und unabhängig vom Einkommen des<br />

Einzelnen. Bei Verheirateten verdoppelt sich<br />

zudem der Maximalbeitrag. Die Basisrente<br />

kann also von jedem Partner separat abgeschlossen<br />

werden.<br />

5. Generation 55plus<br />

Besonders sinnvoll kann eine Basisrente für<br />

Anleger sein, die kurz vor Rentenbeginn<br />

stehen. Hier kommt gleich ein doppelter<br />

Steuervorteil zum Tragen: die jetzigen Beiträge<br />

können zu einem höheren Prozentsatz<br />

steuerlich abgesetzt werden, als später in<br />

der Rentenphase zu versteuern ist. Und der<br />

persönliche Steuersatz im Rentenalter wird<br />

in aller Regel auch noch niedriger sein. Im<br />

Ergebnis bleibt ein doppelter Effekt, der zu<br />

einem überzeugenden Nachsteuerergebnis<br />

führen kann. 2 Die kurze Mindestlaufzeit von<br />

fünf Jahren in der DWS BasisRente Komfort<br />

bietet hier eine gute Möglichkeit, diesen<br />

Steuereffekt auszunutzen.<br />

Was ist besser:<br />

Basisrente oder Direktanlage?<br />

Man kann sehr wohl die hohen steuerlichen<br />

Vorteile der Basisrente nutzen und gleichzeitig<br />

sein Kapital in aktienorientierte Anlagen<br />

investieren. Bei der DWS BasisRente Komfort<br />

kann der Anleger in bis zu zehn DWS-Fonds<br />

gleichzeitig investieren. Umschichtungen<br />

sind jederzeit kostenfrei möglich. Dazu steht<br />

eine Palette ausgewählter Fonds zur Verfügung<br />

(siehe nebenstehende Liste).<br />

Die Vorteile einer fondsbasierten Basisrente<br />

liegen auf der Hand: Der Anleger kann<br />

kurzfristig durch Umschichtungen auf<br />

Marktentwicklungen reagieren und es fällt<br />

dabei keine Abgeltungsteuer an. Die hohe<br />

Steuerförderung federt mögliche zwischenzeitliche<br />

Kursschwankungen ab.<br />

Fazit:<br />

Die Basisrente ist ein unkompliziertes Instrument,<br />

das sich durch die hohe steuerliche<br />

Förderung der Beiträge sehr gut zum Aufbau<br />

einer zusätzlichen Altersvorsorge eignen<br />

kann. Sie ermöglicht die Umsetzung individueller<br />

Anlagestrategien – insbesondere im<br />

aktuellen Niedrigzinsumfeld.<br />

Hinweis: DWS International GmbH erbringt<br />

keine steuerrechtlichen oder juristischen<br />

Beratungsleistungen. Die steuerliche<br />

Behandlung hängt von den individuellen<br />

Umständen ab und kann sich in der Zukunft<br />

ändern.<br />

1<br />

Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP),<br />

Die Basisrente – Zielgruppen und Argumente für Ihre Beratung, Januar <strong>2021</strong><br />

2<br />

Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), Januar <strong>2021</strong><br />

Wichtige Hinweise: Bei den hier dargestellten Informationen handelt es sich um allgemeine Hinweise zu Basisrenten. DWS International<br />

GmbH erbringt keine steuerrechtlichen oder juristischen Beratungsleistungen. Die steuerrechtlichen Regelungen können sich jederzeit – auch<br />

rückwirkend – ändern. DWS ist der Markenname, unter dem die DWS Group GmbH & Co. KGaA und ihre Tochtergesellschaften ihre Geschäfte<br />

betreiben. Die jeweils verantwortlichen rechtlichen Einheiten, die Kunden Produkte oder Dienstleistungen der DWS anbieten, werden in<br />

den entsprechenden Verträgen, Verkaufsunterlagen oder sonstigen Produktinformationen benannt. Alle Meinungsäußerungen geben<br />

die aktuelle Einschätzung von DWS International GmbH wieder, die sich ohne vorherige Ankündigung ändern kann. Die in diesem<br />

Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung dar, sondern geben lediglich eine zusammenfassende Kurzdarstellung<br />

wesentlicher Merkmale der DWS BasisRente Komfort. Die Einzelheiten sind in den Besonderen Bedingungen sowie in den Hinweisen<br />

auf die Höhe der Entgelte und Kosten im Antragsformular geregelt. Weitere Informationen, insbesondere zur Struktur und den Risiken<br />

der verwendeten Fonds, enthält die Anlageinformation. Die vollständigen Angaben der verwendeten Fonds sind den wesentlichen<br />

Anlegerinformationen und den jeweiligen Verkaufsprospekten, ergänzt durch den jeweiligen letzten geprüften Jahresbericht und den<br />

jeweiligen Halbjahresbericht, falls ein solcher jüngeren Datums als der letzte Jahresbericht vorliegt, zu entnehmen. Diese Unterlagen stellen<br />

die allein verbindliche Grundlage des Kaufs dar. Sie sind in elektronischer oder gedruckter Form kostenlos in deutscher Sprache bei der<br />

DWS Investment GmbH, Mainzer Landstraße 11–17, D-60329 Frankfurt am Main, und, sofern es sich um Luxemburger Fonds handelt, bei<br />

der Deutsche Asset Management S.A., 2, Boulevard Konrad Adenauer, L-1115 Luxembourg, erhältlich. Weitere steuerliche Informationen<br />

der DWS BasisRente Komfort sind den „Kurzangaben zu steuerlichen Vorschriften“, die im Antragsformular beigefügt sind, zu entnehmen.<br />

Nähere steuerliche Informationen zu den Fonds enthält der jeweilige Verkaufsprospekt. Ergänzende Informationen zum sogenannten<br />

Zielmarkt und zu den Produktkosten, die sich aufgrund der Umsetzung der Vorschriften der MiFID-2-Richtlinie ergeben und die die<br />

Kapitalverwaltungsgesellschaft den Vertriebsstellen zur Verfügung stellt, sind in elektronischer Form über die Internetseite der Gesellschaft<br />

unter www.dws.de erhältlich. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur<br />

Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen und Anlagestrategieempfehlungen und unterliegen keinem Verbot<br />

des Handels vor der Veröffentlichung solcher Empfehlungen. Wie im jeweiligen Verkaufsprospekt erläutert, unterliegt der Vertrieb der<br />

oben genannten Teilfonds in bestimmten Rechtsordnungen Beschränkungen. Dieses Dokument und die in ihm enthaltenen Informationen<br />

dürfen nur in solchen Staaten verbreitet oder veröffentlicht werden, in denen dies nach den jeweils anwendbaren Rechtsvorschriften<br />

zulässig ist. So dürfen die hierin genannten Fonds/Teilfonds weder innerhalb der USA noch an oder für Rechnung von US-Personen oder in<br />

den USA ansässigen Personen zum Kauf angeboten oder an diese verkauft werden. DWS International GmbH <strong>2021</strong>.<br />

Stand: 15. 11. <strong>2021</strong>, CRS 084437.<br />

Matthias Dedio<br />

Key Account Manager<br />

Private Vorsorge und Vermögensaufbau<br />

DWS International GmbH<br />

Mainzer Landstraße 11–17<br />

60329 Frankfurt am Main, Germany<br />

Tel.: +49/69/910-14247<br />

matthias.dedio@dws.com<br />

11


PANORAMA Notiert<br />

PANORAMA<br />

STEILE THESEN AUF<br />

DEM PRÜFSTAND<br />

In der Jahresendausgabe 2020 stellten wir eine Reihe<br />

von Thesen für <strong>2021</strong> auf. Einige waghalsig, etwa dass<br />

die EU eine Finanztransaktionssteuer einführt. Einige<br />

nicht ganz ernst gemeint, etwa dass Axel Kleinlein in<br />

den Allianz-Vorstand wechselt.<br />

Viele Thesen allerdings waren nicht ganz aus der Luft<br />

gegriffen: Dem DAX wurden mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 60 Prozent 15.000 Punkte zugetraut. Im November<br />

knackte er sogar die 16.000er-Marke. Banken<br />

forcierten <strong>2021</strong> ihre Verwahrentgelte, ebenso wie immer<br />

mehr Lebensversicherer der schwer darstellbaren<br />

100-Prozent-Beitragsgarantie den Rücken kehrten.<br />

Auch dass die E-Auto-Bauer ihr eigenes Kfz-Geschäft<br />

vorantreiben würden, bewahrheitete sich in diesem<br />

Jahr (mehr zur E-Mobilität auf Seite 48).<br />

»Ich gehe davon<br />

aus, 50 bis 60 Prozent<br />

meines Bestands<br />

zu verlieren.«<br />

Der E-Auto-Markt<br />

wächst rasant – trotzdem<br />

prognostiziert Makler<br />

Peter Bieger für seine<br />

Branche einen Rückgang<br />

des Kundenbestands.<br />

Der Grund: Kfz-Versicherungstarife<br />

für Elektroautos<br />

würden künftig<br />

von den Autobauern<br />

direkt angeboten. Mehr<br />

dazu auf Seite 48.<br />

NEGATIV-<br />

ZINSEN:<br />

BESCHWERDE-<br />

FLUT BEI DER<br />

BAFIN<br />

Die Beschwerdetelefone der BaFin verzeichneten in den vergangenen<br />

Wochen ordentlich Zulauf: Fast 1.000 Bankkunden riefen bei<br />

der Finanzaufsicht an, da ihre Kreditinstitute das Gebührenurteil<br />

des Bundesgerichtshofs nicht umgesetzt hatten. Nach dem Urteil<br />

sind die Banken seit April dazu verpflichtet, bei einer Änderung der<br />

Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden<br />

einzuholen. Gebühren, die ohne Einwilligung erhoben wurden, können<br />

zurückgefordert werden. In den der BaFin vorliegenden Beschwerden<br />

ging es unter anderem darum, dass Verbrauchern statt konkret<br />

berechneten Beträgen Pauschalen angeboten wurden.<br />

12 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Notiert PANORAMA<br />

Weniger ist mehr<br />

DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />

leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />

von Allianz Global Investors<br />

SCHADENSERSATZKLAGE NACH<br />

TOD DER KAMERAFRAU<br />

Schwere Zeiten für Alec Baldwin: Dem Co-Produzenten des<br />

Hollywoodstreifens „Rust“ drohen eine Schadensersatzklage<br />

– trotz Haftpflichtversicherung – und eine Haftstrafe. Während<br />

der Dreharbeiten zu dem Film hatte Baldwin versehentlich die<br />

Kamerafrau Halyna Hutchins erschossen. Daraufhin mehrten<br />

sich die Berichte über zu laxe Sicherheitsvorkehrungen am<br />

Set, angeblich hätten Crewmitglieder mit scharfer Munition auf<br />

Bierdosen geschossen.<br />

Da demnach bestimmte Sicherheitsbedingungen nicht erfüllt<br />

waren, ist nun unklar, ob die Haftpflichtversicherung greift. Sie<br />

war in einer Höhe von einer Million Dollar pro Schadensfall plus<br />

einer gewerblichen Dachpolice von fünf Millionen abgeschlossen<br />

worden. Gut möglich, dass Baldwin mit seinem Privatvermögen<br />

haften muss. Laut Rechtsexperten könnte der Filmstar<br />

zudem wegen „fahrlässiger Tötung“ belangt werden.<br />

30 %<br />

Weniger ist mehr – das gilt mit Blick auf das neue Jahr<br />

ganz besonders bei der Zentralbankliquidität, der wir auch<br />

weiterhin größte Aufmerksamkeit widmen müssen. Fakt<br />

ist: Immer mehr Zentralbanken rund um den Globus haben<br />

begonnen die Leitzinsen anzuheben, und das nicht nur in<br />

den aufstrebenden Ländern. Auch die US-amerikanische<br />

Notenbank schwenkt – langsam zwar, aber immerhin – auf<br />

einen Normalisierungskurs ein. Sie beginnt mit dem sogenannten<br />

„Tapering“, der Verlangsamung ihrer Anleihekäufe.<br />

Diese sollten im Sommer des nächsten Jahres auslaufen.<br />

Erst dann darf mit einer Anhebung des Leitzinses gerechnet<br />

werden. Fakt ist auch: Bei der Europäischen Zentralbank<br />

(EZB) ist davon noch nichts zu merken. Sie diskutiert<br />

lediglich zunehmend inflationäre Risiken. „PEPP“ – das<br />

zusätzliche Anleihekaufprogramm, welches als Antwort<br />

auf die Corona-Pandemie verabschiedet wurde – läuft zwar<br />

im Dezember aus. Damit ist die EZB mit ihren Anleihekäufen<br />

insgesamt aber noch nicht am Ende, und sie lässt auch<br />

keinerlei Erwartungen in diese Richtung aufkommen. Ein<br />

Beenden der Anleihekäufe ist aber die Voraussetzung für<br />

Anhebungen beim Einlagenzinssatz – und Anhebungen<br />

beim Einlagenzins sind die Voraussetzung, dass auch die<br />

Verwahrentgelte (vulgo: „Strafzinsen“) auslaufen. Was<br />

sich also abzeichnet, ist eine Divergenz der Geldpolitik auf<br />

beiden Seiten des Atlantiks. Insgesamt bleibt die geldpolitische<br />

Gemengelage aber dennoch expansiv und vom<br />

verbleibenden Preisdruck unbeeindruckt. „Weniger ist<br />

mehr“ heißt die Parole: Weniger Zentralbank-Geld ist mehr<br />

Vertrauen in die Preisstabilität. So ist zu erwarten, dass<br />

der Anlagenotstand Sachwerte – also Aktien – auch im<br />

neuen Jahr weiter begünstigen wird. Gut, dass sich keine<br />

„Stagflation“ abzeichnet, wie immer wieder in die Diskussion<br />

eingeworfen wird. Weltweit überschreiten die Volkswirtschaften,<br />

regional etwas unterschiedlich, zwar ihren<br />

Wachstumsgipfel, sie lassen aber keinen Wachs tums einbruch<br />

erwarten. Gut so.<br />

Denn beim Wachstum heißt<br />

es in der Nach-Pandemie-<br />

Zeit ganz besonders:<br />

Mehr ist besser.<br />

... weniger Unfälle in der Kfz-Haftpflicht prognostiziert<br />

der GDV bis zum Jahr 2040. Der<br />

Grund: Immer mehr Autos werden bis dahin mit<br />

Notbrems-, Park- und Rangierassistenten ausgestattet<br />

sein. Das Schadensaufkommen soll<br />

um bis zu 25 Prozent sinken.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

13


PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Frauen sind<br />

die wahren<br />

Vorsorgemuffel<br />

<strong>2021</strong> gingen Männer häufiger zu Vorsorgeuntersuchungen als<br />

Frauen. Dies ist das überraschende Ergebnis einer Studie des<br />

digitalen Versicherungsmanagers Clark – bislang galten eher<br />

Männer als die Vorsorgemuffel der Nation. Tatsächlich ließen<br />

26 Prozent der männlichen Befragten in den vergangenen<br />

zwölf Monaten einen Komplett-Check vornehmen, bei den<br />

Frauen waren es hingegen nur 21 Prozent. Auch beim Hautkrebs-Screening<br />

lagen die Männer vorn: 18 Prozent von ihnen<br />

ließen sich auf diese Art durchchecken – und nur 16 Prozent<br />

der Frauen. Ähnlich bei der Vorsorge von Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen und Darmkrebs: Diese Untersuchungen fanden<br />

die Männer ebenfalls wichtiger als die Frauen.<br />

Spontanes Investieren<br />

22 %<br />

36 %<br />

Hartz IV<br />

reicht nicht<br />

85 Prozent der Deutschen glauben nicht, dass die aktuellen<br />

Hartz-IV-Leistungen ausreichen, um den alltäglichen Lebensunterhalt<br />

bestreiten zu können. Laut einer forsa-Umfrage, die vom<br />

Paritätischen Gesamtverband in Auftrag gegeben wurde, werden<br />

im Durchschnitt 811 Euro pro Monat als nötig erachtet. Derzeit<br />

erhalten allein lebende Grundsicherungsbezieher 446 Euro. Der<br />

Paritätische ruft daher die Ampelkoalition dazu auf, die Regelsätze<br />

bedarfsgerecht anzuheben. Nach seinen Berechnungen<br />

müsste der Regelsatz deutlich über 600 Euro liegen. Die geplante<br />

Erhöhung der Hartz-IV-Sätze um 0,7 Prozent zum 1. Januar 2022<br />

sei verfassungswidrig.<br />

MAKLER PUNKTEN<br />

Aus Sicht vieler Deutscher machen Makler einen guten Job. So gaben<br />

33 Prozent der Teilnehmer einer Studie des Beratungsinstituts Sirius Campus<br />

an, dass die Arbeit<br />

von Maklern „ausgezeichnet“<br />

sei. Für die<br />

Arbeit von Versicherungsvertretern<br />

stellten<br />

dieses Prädikat sogar<br />

41 Prozent der Befragten aus. Dabei fühlen sich<br />

75 Prozent der Versi- cherungskunden bei<br />

einem Vertreter besser<br />

aufgehoben als bei der<br />

Zentrale ihres Anbie-<br />

ters (63 Prozent). Die<br />

Kundenbindung ist bei<br />

Maklern und Vertretern<br />

laut Studienautoren dementsprechend auch „deutlich stärker ausgeprägt“<br />

als bei direktem Kontakt zu einem Versicherungshaus. Und: Je stärker die<br />

Kundenbindung, desto höher sei die Weiterempfehlungsquote.<br />

29 %<br />

Viele Deutsche haben in puncto Finanzplanung Nachholbedarf:<br />

So verfügen nach dem Finanzbarometer<br />

<strong>2021</strong> von J.P. Morgan Asset Management 29 Prozent<br />

der Befragten über keine konkrete Planung, sondern<br />

investieren spontan, wenn Geld übrig ist.<br />

Dabei genießt mit 36 Prozent der Rat von Freunden<br />

und Familie den höchsten Stellenwert, wenn es darum<br />

geht, Erspartes anzulegen. Mit 29 Prozent liegen<br />

Infor mationen von der Hausbank an zweiter Stelle,<br />

22 Prozent der Befragten suchen zu diesem Zweck<br />

einen Berater auf.<br />

TEURE<br />

REPARATUREN<br />

Trotz der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie<br />

ist die Zahl der Unfälle mit Wildschweinen, Rehen und<br />

anderen Wildtieren im vergangenen Jahr nur leicht gesunken:<br />

Rund 272.000 Wildunfälle registrierten die deutschen<br />

Autoversicherer. Nach Angaben des GDV stiegen hingegen<br />

die Durchschnittskosten pro Reparatur nach einem Wildunfall.<br />

Sie bezifferten sich 2020 auf 3.100 Euro – und lagen<br />

damit 5 Prozent über dem Vorjahresbetrag. Ein Grund für<br />

den Anstieg der Reparaturkosten waren höhere Preise für<br />

Karosserieteile. Insgesamt zahlten die Versicherer 853 Millionen<br />

Euro für Wildunfallschäden aus.<br />

14 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Stand: November <strong>2021</strong>. Neben dieser Werbemitteilung lesen Sie bitte auch den<br />

Verkaufsprospekt und die Wesentlichen Anlegerinformationen bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.


PANORAMA Leserbriefe<br />

KOMMENTIERT<br />

»Wo hört man auf?«<br />

Das Corona-Virus grassiert international<br />

weiter, viele Infektionen und volle Krankenhäuser<br />

sind die Folge. Ein Schweizer Ökonom<br />

schlug kürzlich vor, ungeimpfte Intensivpatienten,<br />

die eine Corona-Schutzimpfung<br />

aus freien Stücken abgelehnt hatten, an<br />

den durch ihre Erkrankung verursachten<br />

Behandlungskosten zu beteiligen. Für dieses<br />

zusätzliche Risiko von Ungeimpften seien<br />

aber auch privatwirtschaftliche Zusatzversicherungen<br />

denkbar.<br />

Dann sollen sich auch verunfallte Radfahrer<br />

beteiligen, die ohne Helm fahren, Autofahrer,<br />

die aufgrund überhöhter Geschwindigkeit<br />

oder nicht angepasster Geschwindigkeit<br />

verunglücken, Raucher, die Krebs bekommen,<br />

und so weiter.<br />

NILS FISCHER<br />

via Facebook<br />

FATALER IRRGLAUBE ÜBER RICHTIGES SPAREN<br />

Milliarden liegen auf Sparbüchern, die von der Inflation immer mehr aufgefressen werden.<br />

»Und sie zahlt doch«<br />

Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun<br />

erhält aus seiner D&O-Versicherung mindestens<br />

Leistungen zur Verbesserung seines<br />

Rufs in der Öffentlichkeit. Das entschied<br />

kürzlich das Oberlandesgericht Frankfurt<br />

am Main in einem Eilverfahren. Ob Brauns<br />

Managerhaftpflicht über die PR-Kosten<br />

hinaus auch seine gesamten Anwaltskosten<br />

übernehmen muss, war zum Redaktionsschluss<br />

vom Gericht noch nicht entschieden<br />

worden.<br />

Und da heißt es immer: „Die Versicherung<br />

zahlt eh ned!“<br />

STEFAN KRAUSS<br />

via Facebook<br />

»Vorsicht, reduzierte Gesundheitsfragen«<br />

Bei der Geburt eines Kindes oder dem<br />

Schritt ins Eigenheim bieten zum Beispiel<br />

Risikolebensversicherer ihren Kunden einen<br />

stark reduzierten Katalog an Gesundheitsfragen.<br />

Was zunächst attraktiv klingt, sollte<br />

aber mit Vorsicht genossen werden, schrieb<br />

Makler Tobias Bierl in einem Gastbeitrag auf<br />

<strong>procontra</strong>-online. Auf Facebook machte er<br />

selbst noch mal auf die Brisanz des Themas<br />

aufmerksam.<br />

Vielen herzlichen Dank, dass ich und wir<br />

uns zu dieser wichtigen Thematik äußern<br />

durften. Im Detail entscheiden sich die<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

TOP 5 DER AUSGABE<br />

+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />

Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />

PKV-RATING<br />

Die besten Vollversicherungen in drei Preisklassen<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/pkv-rating<br />

GKV-LEISTUNGEN<br />

Was seit 1989 gestrichen wurde<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/gkv-leistungen<br />

LV-FINANZSTÄRKE<br />

Bei 44 Lebensversicherern sind die Spielräume gering<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/lv-finanzstaerke<br />

BAV-DIGITALISIERUNG<br />

Am Makler vorbei?<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/bav-digital<br />

IT-PROBLEME<br />

Viele Versicherer verzweifeln an ihren Systemen<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/it-probleme<br />

Gesundheitsfragen ja sehr – da kann man<br />

schon mal näher hinblicken bei der Risikolebensversicherung<br />

–, insbesondere bei einer<br />

„Aktion“ wie der Geburt eines Kindes oder<br />

einer Immobilienfinanzierung.<br />

TOBIAS BIERL<br />

via Facebook<br />

»Es darf nichts passieren«<br />

In der diesjährigen Kfz-Wechselsaison buhlte<br />

auch InShared um Kunden. Das besondere<br />

Merkmal des deutschen Ablegers eines<br />

niederländischen Kfz-Versicherers: Er nimmt<br />

nur Kunden ab 21 Jahren und mit günstigem<br />

Schadensverlauf an.<br />

Na dann viel Spaß mit diesem Rosinenpicker,<br />

wenn es große Hagelereignisse oder<br />

Flutkatastrophen wie in Bad Neuenahr<br />

gibt und die „Hotline“ und die Handvoll<br />

Schadensachbearbeiter zum Flaschenhals<br />

werden. Hier gilt die Devise: „Es darf nichts<br />

passieren.“<br />

SVEN DEDERICHS<br />

via Facebook<br />

»Jeder hat sein Spezialgebiet«<br />

Amazon bietet seit Kurzem Versicherungen<br />

16 Illustration: Lenard Nick Liebetruth


Leserbriefe PANORAMA<br />

für Unternehmen in Großbritannien an. In<br />

unserem Format pro/contra stellten wir die<br />

Frage: Wird der Tech-Gigant damit zu einer<br />

Gefahr für die Branche?<br />

Professionelle Beratung nach deutschen<br />

Standards hat nichts mit Amazon zu tun.<br />

Man geht auch nicht zum Discounter, um<br />

tagesfrische Ware direkt vom Hersteller zu<br />

bekommen. Jeder hat sein Spezialgebiet und<br />

das Gebiet gehört eben nicht zu Amazon.<br />

ANTONIO FONTANA CONSULENTE<br />

via Facebook<br />

»Debeka warnt per SMS«<br />

Die Debeka will ihre Kunden besser vor<br />

Extremwetterereignissen schützen. Deshalb<br />

sollen Inhaber von Wohngebäudeversicherungen<br />

künftig per SMS über kommende<br />

Unwetter informiert werden. Droht beispielsweise<br />

ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten<br />

ab 100 Stundenkilometern, Starkregen oder<br />

Hagel, erhalten Debeka-Kunden in Zukunft<br />

eine entsprechende Nachricht auf ihr<br />

Smartphone geschickt. Datengrundlage sind<br />

dabei neben der Postleitzahl auch die Geodaten<br />

der jeweiligen Nutzer. Die Menschen<br />

sollen durch diese Warnungen ihr Haus<br />

schneller wetterfest machen oder sich im<br />

Extremfall in Sicherheit bringen können.<br />

Die Idee finde ich nicht schlecht. Bin aber<br />

auf die Umsetzung gespannt.<br />

ADRIAN KNAB<br />

via Facebook<br />

»Auf alle Fälle<br />

schlecht für den<br />

Kunden! Never ever!«<br />

MAIK SEMBOWSKI ÜBER KFZ-TELEMATIKTARIFE<br />

»Katastrophales Fehlurteil«<br />

Die Schadensregulierung in der Wohngebäudeversicherung<br />

sorgt immer wieder für<br />

Streitigkeiten vor Gericht – besonders wenn<br />

es um die versicherte Gefahr Leitungswasser<br />

geht. Der Bundesgerichtshof entschied<br />

kürzlich, dass ein Wohngebäudeversicherer<br />

nicht für Nässeschäden aufkommen<br />

muss, die aus einer undichten Silikonfuge<br />

zwischen einer Duschwanne und einer<br />

angrenzenden Wand entstehen. Die Richter<br />

sahen keine Anhaltspunkte dafür, dass die<br />

Duschwanne, die Fugen, die angrenzenden<br />

Wände und die sonstigen Bauteile einer Dusche<br />

als einheitliche Einrichtung anzusehen<br />

sind, die über den Zulauf (Duschkopf) und<br />

Ablauf (Abwasserleitung) mit dem Rohrsystem<br />

verbunden ist und somit als sonstige<br />

Einrichtung mitversichert gewesen wäre.<br />

Als wäre ein Duschkopf nicht ein mit dem<br />

Rohrsystem verbundener Schlauch ... Katastrophales<br />

Fehlurteil meiner Meinung nach.<br />

CLAUDE BURGARD<br />

via Facebook<br />

BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />

Doppelt punkten mit<br />

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Zwei Anlagen im unschlagbaren Zusammenspiel,<br />

eine bequeme Lösung und null Sorgenfalten<br />

beim Verkauf – die smarte Rente ist da.<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

17


HÖHEPUNKTE DES JAHRES Investmentfonds<br />

HIGHLIGHTS <strong>2021</strong><br />

Grünere Beratung ++ DAX-Reform ++ Riester-Ende ++ Schwarmkäufe ++ Krypto-Hype<br />

März<br />

EU-OFFENLEGUNGSVERORDNUNG<br />

TRITT IN KRAFT<br />

Am 10. März trat die Offenlegungsverordnung – in Englisch:<br />

Sustainable Finance Disclosure Regulation – in Kraft. Sie ist Teil<br />

des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen und<br />

soll das Thema Nachhaltigkeit transparenter und zwingender<br />

auf die Beratungstische bringen. Im Zusammenspiel mit dem<br />

Klassifizierungssystem für nachhaltige Geschäftsaktivitäten, der<br />

sogenannten Taxonomie-Verordnung, ist das Regelwerk ein<br />

gigantisches Regulierungsprojekt. Auch Versicherungs- und<br />

Finanzanlagenvermittler schließt die Verordnung mit ein. Der<br />

Beratungsprozess selbst ist aber erst ab 2022 betroffen. Dann<br />

müssen in der Anlageberatung die Nachhaltigkeitswünsche<br />

des Kunden abgefragt werden.<br />

September<br />

40 STATT 30 UNTERNEHMEN –<br />

DER DAX WIRD REFORMIERT<br />

Der deutsche Leitindex DAX bekam Zuwachs. Seit seiner<br />

Gründung im Juli 1988 notierten stets die 30 größten deutschen<br />

Aktiengesellschaften darin. Nun wurde im September<br />

auf 40 Unternehmen aufgestockt. Airbus, Zalando und Porsche<br />

gehören zu den bekanntesten Neulingen.<br />

Juni<br />

FONDSVERMÖGEN ÜBERSTEIGT<br />

3,4 BILLIONEN EURO<br />

Die Nachfrage nach Investmentanlagen ist ungebrochen. Laut<br />

Halbjahreszahlen des BVI kletterte das Nettovermögen offener<br />

Fonds erstmalig auf 3,437 Billionen Euro. Verteilt auf 1,3 Billionen<br />

Euro in Publikumsfonds und rund 2,1 Billionen in offenen<br />

Spezialfonds. Allein Aktienfonds legten unter Privatanlegern im<br />

Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 um fast 200 Milliarden zu,<br />

Mischfonds um 65 Milliarden und Rentenfonds um 12 Milliarden.<br />

Die anziehende Inflationsrate dürfte der Nachfrage nach<br />

Investmentfonds weiter Schub verleihen.<br />

18 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Investmentfonds HÖHEPUNKTE DES JAHRES<br />

Oktober<br />

INFLATIONSRATE KLETTERT AUF 4,5 PROZENT<br />

Im Oktober notierte die Inflationsrate in Deutschland<br />

mit 4,5 Prozent so hoch wie zuletzt im Dezember 1993<br />

(4,3 Prozent). Im Jahresschnitt lag die Teuerungsrate in<br />

Deutschland damit bei 2,71 Prozent. Größter Preistreiber<br />

waren die Energiekosten. Als Gründe für die<br />

Rekordwerte gelten Basiseffekte, also niedrige Preise<br />

im Vorjahr, die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer<br />

(auf 16 Prozent), die seit Januar wieder auf dem alten<br />

Niveau (19 Prozent) taxiert wird. Hinzu kommt die Einführung<br />

der CO 2<br />

-Bepreisung. Obwohl Experten daher<br />

ab 2022 wieder mit niedrigeren Raten rechnen, bleibt<br />

der Kaufkrafterhalt ein großes Thema für Privatanleger.<br />

Oktober<br />

ERSTER BITCOIN-<br />

ETF ZUGELASSEN<br />

Januar<br />

Der Run auf Kryptowährungen<br />

lässt nicht nach. An der New Yorker<br />

Börse wurde am 19. Oktober der<br />

erste Bitcoin-Future-ETF zugelassen.<br />

Proshares bietet ihn unter dem<br />

Namen „Bito“ an und hat dafür die<br />

Genehmigung der zuständigen<br />

US-Börsenaufsicht SEC bekommen.<br />

Der ETF bildet allerdings nur den<br />

Preis von Bitcoin-Futures ab, nicht<br />

den eigentlichen Bitcoin-Preis.<br />

SCHWARMKÄUFE PUSHEN<br />

GAMESTOP<br />

Ende Januar verabredeten sich zahlreiche Kleinanleger<br />

im sozialen Netzwerk Reddit zum Kauf der GameStop-<br />

Aktie. Der Kurs schnellte daraufhin von knapp 20 auf<br />

zeitweise über 480 Dollar. Den Hauptschaden trugen<br />

etliche Hedgefonds, die zuvor über Leerverkäufe auf<br />

fallende Kurse gesetzt hatten. Weitere Kursspitzen verursachte<br />

die Reddit-Crowd in der Folge unter anderen<br />

bei AMC oder Robinhood. Die Zockerei dient als Beleg<br />

dafür, wie einflussreich die Social-Media-Community<br />

sein kann, wenn sie sich zum Handel einer sogenannten<br />

Meme-Aktie verabredet.<br />

April<br />

GRÖSSTER ETF-<br />

ANBIETER EUROPAS<br />

Mit der Übernahme seines französischen<br />

Konkurrenten, Lyxor Asset Management,<br />

wird Amundi zum größten ETF-Anbieter Europas.<br />

Als Kaufpreis werden 825 Millionen<br />

Euro kolportiert. Der Deal soll im Februar<br />

2022 abgeschlossen sein.<br />

November<br />

DAX mit neuem<br />

Alltime-High<br />

Der deutsche Leitindex knackte am<br />

9. November die Marke von 16.000<br />

Punkten, lag zwischenzeitlich bei<br />

knapp 16.100 Punkten. Zu Jahresbeginn<br />

notierte er noch bei 13.650<br />

Punkten – ein Plus von rund 18 Prozent<br />

im Jahresverlauf.<br />

November<br />

Bitcoin mit Rekordkurs<br />

Zu Beginn des Jahres lag der Kurs<br />

der bekanntesten Kryptowährung,<br />

des Bitcoins, noch bei 23.929 Euro.<br />

Im November waren es dann, nach<br />

einigen heftigen Kursbewegungen<br />

über das Jahr verteilt, stolze 58.800<br />

Euro – ein Plus von 145 Prozent.<br />

April<br />

BGH untersagt stillschweigende<br />

Zustimmung<br />

Das Urteil des Bundesgerichtshofs im<br />

April dieses Jahres hat die Bankenbranche<br />

in Aufruhr versetzt: Geldhäuser<br />

müssen von nun an, wenn<br />

sie Gebührenentgelte einführen, die<br />

dezidierte Zustimmung ihrer Kunden<br />

einholen. Das Schweigen der Kundschaft<br />

gilt nicht mehr wie zuvor als<br />

stilles Einverständnis.<br />

Juli<br />

DWS stellt Riester-<br />

Neugeschäft ein<br />

Zum 1. Juli stellte die DWS das<br />

Neugeschäft mit sämtlichen Riester-<br />

Produkten ein. Die vollständige Beitragsgarantie<br />

der Riester-Produkte<br />

erwiese sich im Umfeld anhaltender<br />

Niedrigzinsen zunehmend als Bürde<br />

für Vorsorgesparer und wenig zeitgemäß.<br />

Im Oktober kündigte auch<br />

die Deka an, sich aus dem Riester-<br />

Geschäft zurückziehen zu wollen.<br />

Lesen Sie die Hintergründe, Zusatzberichte<br />

und Interviews zu diesen und<br />

weiteren Highlights des Jahres unter:<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/<strong>2021</strong><br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

19


INVESTMENTFONDS Inflation<br />

RETTET DIE KAUFKRAFT!<br />

Geld verliert so schnell an Wert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie Sparer und Anleger ihr<br />

Vermögen jetzt schützen sollten, ergab eine Umfrage von <strong>procontra</strong>.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

Es ist Winter, aber der Wert von Geld<br />

schmilzt wie Eis in der Sonne. Über 6 Prozent<br />

beträgt die Inflation in den USA. Das<br />

ist der höchste Wert seit 31 Jahren. Die Eu-<br />

ro-Inflation ist im Oktober auf 4,1 Prozent<br />

gesprungen. Und für Deutschland melden<br />

die Statistiker 4,5 Prozent – ebenfalls happig!<br />

Für Sparer besteht Handlungsbedarf.<br />

Sie sollten ihre Vermögen vor Entwertung<br />

schützen. Das war die einhellige Meinung<br />

der von <strong>procontra</strong> befragten Vermögensverwalter.<br />

Schutz gewährten Aktien, zum<br />

20 Illustration: Roman Kulon


Inflation INVESTMENTFONDS<br />

Teil auch Immobilien und Gold. Um das<br />

Anlagerisiko zu streuen, böten sich Fonds<br />

an.<br />

REALER VERLUST<br />

Was Inflation für Bargeld und den „Spargroschen“<br />

auf einem unverzinsten Konto<br />

bedeutet, zeigt eine simple Rechnung:<br />

10.000 Euro über zehn Jahre mit der aktuellen<br />

Inflation in Deutschland abgezinst, ergeben<br />

rund 6.439 Euro. Nun sagt Christine<br />

Lagarde, die Chefin der Europäischen Notenbank,<br />

die Geldentwertungsrate sei nur<br />

vorübergehend so hoch und werde sich bei<br />

2 Prozent einpendeln. Aber selbst bei dieser<br />

Rate würde der Betrag von heute 10.000<br />

Euro auf rund 8.203 abschmelzen.<br />

Ohnehin erwarten immer mehr Ökonomen,<br />

dass die Inflation gekommen ist,<br />

um zu bleiben. „In ein paar Jahren droht<br />

ein beträchtliches Inflationsproblem“, sagt<br />

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank<br />

(siehe Interview auf der Folgeseite).<br />

Auch Bert Flossbach, Fondsmanager und<br />

Vorstand beim Asset-Manager Flossbach<br />

von Storch, sieht „ein neues Inflationsregime“<br />

heraufziehen. Er nennt eine Rate von<br />

in Zukunft 3 bis 4 Prozent.<br />

Gleichzeitig würden die Zinsen nicht<br />

deutlich steigen. In der Folge bleibe der<br />

Realzins negativ und die Sparvermögen<br />

schmölzen dahin. Dieser Negativzins ergibt<br />

sich aus dem Nominalzins für ein Wertpapier<br />

oder Sparbuch abzüglich der Inflationsrate.<br />

Tatsächlich geben Banken für Geld<br />

auf einem Sparkonto oft nichts mehr. Eine<br />

zehnjährige Bundesanleihe – der Maßstab<br />

für „sichere“ Zinstitel – rentiert aktuell bei<br />

minus 0,25 Prozent. Hinzu kommen bei<br />

immer mehr Banken Verwahrentgelte auf<br />

neue Spareinlagen. Diese Gebühren vergrößern<br />

den Effekt nochmals.<br />

»GELDAUFBEWAHRUNG BEENDEN«<br />

Vor diesem Hintergrund hat Uwe Eilers,<br />

Vorstand bei der Frankfurter Vermögen,<br />

einen eindeutigen Ratschlag für Sparer:<br />

„Jede Form von Barvermögen, egal ob Festgeld,<br />

Kontoguthaben oder Bargeld, verliert<br />

durch die hohe Inflation real deutlich an<br />

Wert. Gleiches gilt für die meisten in Euro<br />

ausgegebenen Anleihen, da die Zinshöhe<br />

durch die Europäische Zentralbank massiv<br />

künstlich nach unten getrieben wurde. Somit<br />

sollte man diese genannten Formen der<br />

Geldaufbewahrung beenden.“ Stattdessen<br />

sollten Anleger „ihre Aktieninvestments<br />

1985 bekam<br />

man sechs<br />

Kugeln für<br />

1,50 Euro.<br />

INFLATION LÄSST NICHT NUR EISTÜTEN SCHMELZEN<br />

1985<br />

stärker gewichten“. Schließlich profitierten<br />

Unternehmen im Regelfall von steigenden<br />

Preisen und höheren Margen. Dadurch entstünden<br />

auf Dauer höhere Gewinne und<br />

damit höhere Bewertungen der jeweiligen<br />

Aktien. Ebenso sehen das Petra Ahrens,<br />

Vorstand bei Maiestas, und Oliver Voigt,<br />

»Barvermögen<br />

verliert durch die<br />

hohe Inflation real<br />

deutlich an Wert.«<br />

UWE EILERS, FRANKFURTER VERMÖGEN AG<br />

Finanzplaner bei Habbel, Pohlig & Partner.<br />

Beide legen den Fokus aber explizit auf<br />

„gut situierte Qualitätsunternehmen mit einer<br />

starken Marktposition“ bzw. auf „Unternehmen,<br />

die mit stabilen Bilanzkennzahlen<br />

aufwarten und Preissteigerungen an<br />

die Verbraucher weitergeben können“.<br />

FONDS ALS INFLATIONSRETTER<br />

Auch solche Präzisierungen verdeutlichen,<br />

dass es in Zukunft noch stärker auf die<br />

Auswahl der Unternehmen ankommt. „Dabei<br />

lohnt es sich, auf Profis zu vertrauen“,<br />

meint Dominik Noizet, Regionaldirektionsleiter<br />

für Global Finanz. Da sich nicht<br />

Wie die Inflation das Geld entwertet<br />

Heute kostet<br />

eine Kugel Eis<br />

oft 1,50 Euro.<br />

2020<br />

Im Jahr 2055<br />

werden Kinder<br />

dafür nur noch<br />

eine Mini-Kugel<br />

bekommen.<br />

2055<br />

Quelle: Berechnungen der V-Bank<br />

jeder Anleger einen eigenen Vermögensverwalter<br />

leisten könne, biete sich für Privatleute<br />

eine Anlage in Fonds an. Für Anleger,<br />

die vor einer reinen Aktienanlage zurückschreckten,<br />

seien Mischfonds optimal. Mit<br />

Blick auf immer mögliche Verwerfungen an<br />

den Märkten sei es wichtig, „einen ausreichend<br />

langen Anlagehorizont zu haben“.<br />

Noizet denkt dabei an „mindestens zehn<br />

Jahre“. Andere Investmentprofis wie zum<br />

Beispiel Lena Lochner von Bayerische Vermögen<br />

halten fünf Jahre für ausreichend.<br />

Flossbach geht davon aus, dass Anlegern<br />

während der Übergangszeit in das neue<br />

Inflationsregime auch mal ruppige Zeiten<br />

bevorstehen. „Damit muss man leben können,<br />

denn kurzfristige Schwankungen sind<br />

nun einmal der Preis für langfristigen, realen<br />

Wertzuwachs“, betont der Fondsmanager.<br />

Wichtig bei seinen Überlegungen sei<br />

aber, dass das Zinsniveau nicht wesentlich<br />

steigt. „Dann würde die Bewertung von<br />

Aktien sinken, so wie es in den 1970er-Jahren<br />

der Fall war.“<br />

»GOLD EINSAMMELN«<br />

Neben Aktien sieht Flossbach Gold als<br />

Inlationsschutz an. „Seit Ende 1973, als<br />

sich der Kurs nach der Freigabe des Goldpreises<br />

bei gut 100 Dollar eingependelt hat,<br />

ist er um 6,1 Prozent pro Jahr und damit<br />

zwei Prozentpunkte stärker gestiegen als<br />

die Inflation.“ Auch in Zukunft werde das<br />

Edelmetall seiner Funktion als langfristiger<br />

Inflationsschutz gerecht. Ähnlich sieht<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

21


INVESTMENTFONDS Inflation<br />

»EZB bringt zu viel Geld in Umlauf«<br />

JÖRG KRÄMER, Chefvolkswirt der Commerzbank<br />

<strong>procontra</strong>: Herr Krämer, welche Faktoren treiben<br />

derzeit die Inflation in Deutschland?<br />

Jörg Krämer: Es gibt mehrere Treiber. Zum<br />

einen die Energiekosten und hier vor allem der<br />

gestiegene Ölpreis. Das hat die Inflationsrate um<br />

1,5 Prozentpunkte erhöht. Ein weiterer knapper<br />

Prozentpunkt geht auf die Wiedereinführung der<br />

Mehrwertsteuer zurück. Ein dritter Grund sind<br />

die Materialengpässe.<br />

<strong>procontra</strong>: Hält der Preisauftrieb im neuen Jahr<br />

an?<br />

Krämer: Der Mehrwertsteuereffekt fällt zur<br />

Jahreswende weg. Die Wirkung der CO 2<br />

-Preis-<br />

Einführung vor einem Jahr ebenfalls. Und der<br />

Ölpreis dürfte nicht weiter so stark steigen wie<br />

zuletzt. Das sind Argumente für eine fallende<br />

Inflation. Aber Ende 2022 dürfte sie sich auf<br />

Werte einpendeln, die höher sind als vor der<br />

Pandemie. Außerdem wird sie danach wohl wieder<br />

nach oben driften. In ein paar Jahren droht<br />

ein beträchtliches Inflationsproblem.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie begründen Sie das in Zukunft<br />

höhere Niveau?<br />

Krämer: Erstens kauft die EZB seit Beginn der<br />

Pandemie in sehr großem Umfang Staatsanleihen.<br />

Sie finanziert die kompletten Haushaltsdefizite<br />

der Staaten im Euroraum. So gelangt zu viel<br />

Geld in Umlauf. Zweitens haben viele Menschen<br />

in der Pandemie hohe Ersparnisse gebildet. Der<br />

Konsumstau wird sich in zusätzlicher Nachfrage<br />

entladen und für steigende Preise sorgen.<br />

Drittens hat die aktuell bereits hohe Inflation die<br />

Inflationserwartungen steigen lassen. In einem<br />

solchen Umfeld ist es einfacher, Preise und<br />

Löhne stärker anzuheben.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird die EZB zur Inflationsbekämpfung<br />

demnächst auf die Bremse treten?<br />

Krämer: Die Märkte erwarten, dass die EZB Ende<br />

kommenden Jahres ihren Leitzins anhebt. Die<br />

EZB selbst tut aber alles, um diese Erwartung<br />

zu zerstreuen. Ich selbst glaube auch nicht an<br />

eine Leitzinserhöhung bereits 2022, auch wenn<br />

ich sie begrüßen würde. Die EZB schielt halt auf<br />

das hoch verschuldete Italien. Auch andere südliche<br />

Länder der Eurozone fordern eine lockere<br />

Geldpolitik. Und in Frankreich haben sie einen<br />

mächtigen Verbündeten. Die EZB ist deshalb<br />

nicht wirklich frei, das zu tun, was notwendig<br />

wäre.<br />

<strong>procontra</strong>: Was bedeutet all das für Anleger?<br />

Krämer: Zunächst einmal muss jeder Sparer<br />

und Anleger auf sein eigenes Risikobudget<br />

und seine eigenen finanziellen Ziele schauen.<br />

Ich kann nur Folgendes sagen: Wir treten in<br />

eine heikle Phase ein. Während überall in der<br />

westlichen Welt die Notenbanken die Zügel<br />

anziehen, hält die EZB die Geldschleusen offen.<br />

Daher dürften 2022 die Anleiherenditen in der<br />

Eurozone sehr niedrig bleiben. Viele Anleger<br />

werden also weiterhin die Tendenz haben, auf<br />

der Suche nach Erträgen auf Immobilien und<br />

Aktien auszuweichen. Im neuen Jahr dürfte<br />

die Vermögenspreisinflation also weitergehen.<br />

Aber das Umfeld insbesondere für zinsempfindliche<br />

Anlageformen wird schwieriger. Denn auf<br />

Dauer kann sich die EZB nicht vom Trend hin zu<br />

höheren Leitzinsen abkoppeln.<br />

das Stephan Albrecht, Vorstand bei<br />

Albrecht & Cie. Er rät dazu, etwas Gold<br />

in Schwächephasen wie aktuell „einzusammeln“.<br />

Bei Immobilien als Inflationsschutz gehen<br />

die Meinungen auseinander. Mirko<br />

Kohlbrecher von Spiekermann & Co. hält<br />

grundsätzlich einen Immobilienanteil im<br />

Portfolio von 10 Prozent für sinnvoll. Dieser<br />

ließe sich über den Kauf von Anteilen an<br />

einem Immobilienfonds oder von Immobilienaktien<br />

(REITs) realisieren. Eilers dagegen<br />

meint, dass in den vergangenen 30 Jahren<br />

vor allem der Zinsverfall und damit die<br />

billige Finanzierung die Immobilienpreise<br />

in die Höhe getrieben habe. „Sofern die Inflationsraten<br />

sich verstetigen, wird die EZB<br />

nicht umhinkommen, ihre Anleihekäufe<br />

sukzessiv zu beenden, was zu Zinssteigerungen<br />

führen würde.“ Steigende Zinsen<br />

wiederum würden die Immobilienpreise ins<br />

Rutschen bringen.<br />

KEIN DEUTLICHER ZINSANSTIEG<br />

Fazit: Die Inflation ist zurück. Vermutlich<br />

bildet sich ein höherer Inflationssockel,<br />

wenngleich die Basiseffekte (siehe Interview)<br />

im kommenden Jahr auch wieder<br />

verschwinden werden. Vor allem Aktien<br />

bieten einen gewissen Schutz und ermöglichen<br />

einen realen Wertzuwachs. Nur ein<br />

deutlich steigendes Zinsniveau oder eine<br />

dauerhaft schrumpfende Wirtschaft würde<br />

die Attraktivität von Aktien schmälern.<br />

Beides kann momentan als unwahrscheinlich<br />

gelten. <br />

CHANCEN 2022<br />

Finanzberater sprechen Kunden jetzt<br />

auf das Thema Inflationsschutz an<br />

In unsicheren Zeiten können Finanzberater<br />

ihren Kunden Halt geben<br />

Die Vermittlung von Aktienfonds bringt<br />

mitunter attraktive Provisionen<br />

Aktieninvestments lassen sich auch<br />

über Fondspolicen realisieren<br />

22 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Liquidität als Schlüssel<br />

für langfristigen Erfolg<br />

IM GESPRÄCH: Thomas Wimmer, 34, CFO der Nutz GmbH, über unternehmerisches<br />

Wachstum, fi nanzielle Spielräume und die richtigen Partner.<br />

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Herr Wimmer, Sie sind CFO der Nutz GmbH,<br />

ein internationaler Anbieter für Elektro-,<br />

Daten- und Sicherheitstechnik sowie Gebäudeautomation<br />

mit acht Standorten in Deutschland,<br />

Tschechien und der Schweiz. Was macht<br />

die Nutz GmbH aus?<br />

Nutz steht für drei Dinge: Solidität, Qualität und<br />

familiären Zusammenhalt. Als kaufmännischer<br />

Geschäftsführer sorge ich gemeinsam mit dem<br />

gesamten Team dafür, dass sich diese Werte in<br />

unserem Handeln wiederfinden – denn neben<br />

monetären Zielen und Wachstum steht für uns<br />

die Zufriedenheit unserer Kunden und Mitarbeitenden<br />

an vorderster Stelle.<br />

Welchen Einfluss haben Sie darauf in Ihrer<br />

Rolle als Geschäftsführer und CFO?<br />

Nach meiner Aus- und Weiterbildung bei einer<br />

großen deutschen Privatbank bin ich 2015 zur<br />

Nutz GmbH gekommen – zunächst einige Zeit<br />

im Controlling, später mit kaufmännischer Verantwortung<br />

und dann seit 2019 als Teil der Geschäftsführung.<br />

Mir war es zunächst wichtig, zu<br />

verstehen, wie unser Unternehmen tickt, auch<br />

wie die einzelnen Prozesse ablaufen, um dann<br />

dort Hilfestellung zu leisten, wo sich Probleme<br />

aufzeigen. Dadurch haben wir eine starke Verbindung<br />

zu unseren Mitarbeitenden geschaffen,<br />

die es uns ermöglicht, Herausforderungen<br />

schnell und effizient zu begegnen – denn alle bei<br />

Nutz ziehen an einem Strang!<br />

Eine Eigenschaft, die wohl auch in der<br />

Corona-Pandemie durchaus wichtig war.<br />

Wie steht die Nutz GmbH heute dar?<br />

Unsere Auftragslage ist nach wie vor sehr gut. Im<br />

letzten Jahr konnten wir unseren Umsatz trotz<br />

der unsicheren Gesamtsituation sogar um 40 %<br />

steigern.<br />

Nutz ist also klar auf Wachstumskurs?<br />

Definitiv. Allein im letzten Jahr konnten wir 70<br />

Mitarbeitende einstellen und 17 Ausbildungsstellen<br />

schaffen. Zusätzlich planen wir derzeit<br />

ebenfalls einen Ausbau unserer Geschäftszentrale<br />

in Bayern.<br />

Welche Rolle spielt hierbei das Thema<br />

Liquidität?<br />

Oft wird nur auf die Rentabilität oder den Gewinn<br />

eines Unternehmens geachtet, weniger jedoch<br />

auf die finanzielle Unabhängigkeit – sprich<br />

Liquidität. Dabei brauchen wir Liquidität, um<br />

erfolgreich arbeiten zu können. Viele Unternehmen<br />

scheitern mit vollen Auftragsbüchern, da es<br />

ihnen schlicht an finanziellem Spielraum fehlt.<br />

Um Liquidität zu gewährleisten, arbeitet Nutz<br />

unter anderem auch mit AXA zusammen.<br />

Worauf achten Sie als CFO bei der Auswahl<br />

Ihrer Geschäfts- und Kooperationspartner?<br />

Liquidität ist – wie nahezu alle Themen im Finanzbereich<br />

– ein sehr sensibles Feld. Voraussetzung,<br />

um mit Partnern über Liquidität zu<br />

sprechen, ist daher ein hohes Vertrauen und gegenseitige<br />

Wertschätzung. Auch Zuverlässigkeit<br />

und eine hohe Fachexpertise sind für uns unmittelbar<br />

damit verbunden.<br />

Wo sehen Sie Unterschiede gegenüber<br />

klassischen Finanzierungslösungen von<br />

Banken?<br />

Natürlich arbeiten wir auch sehr vertrauensvoll<br />

mit unserer Hausbank zusammen. Ein wesentlicher<br />

Vorteil, Bürgschaften und Avale auf einen<br />

weiteren, starken Partner auslagern zu können,<br />

liegt für uns allerdings darin, flexibel auf neue<br />

oder unerwartete Situationen reagieren zu<br />

önnen, ohne die eigene Liquidität zusätzlich zu<br />

belasten.<br />

Was bietet AXA, was andere vielleicht nicht<br />

können?<br />

Einfache Lösungen für standardisierte Vorgänge,<br />

z. B. durch das AXA Online-Tool, in dem<br />

ich jederzeit meine Avale abrufen kann, in Kombination<br />

mit einer persönlichen und professionellen<br />

Beratung. Dadurch kann AXA die nötige<br />

Flexibilität und Unabhängigkeit garantieren, die<br />

es uns als Unternehmen ermöglicht, weiter zu<br />

wachsen.<br />

Wie waren Ihre ersten Eindrücke in Bezug auf<br />

die Zusammenarbeit mit AXA?<br />

Bereits in den ersten Gesprächen habe ich eine<br />

sehr persönliche Wertschätzung durch unsere<br />

Ansprechpartner und ein aufrichtiges In teresse<br />

an unserem Unternehmen erlebt. Im Gegensatz<br />

zu anderen Anbietern stand in der Zusammenarbeit<br />

nie der vertriebliche Erfolg im Vordergrund.<br />

Vielmehr signalisierte AXA immer, dass<br />

es ihnen – genauso wie mir – um eine bestmögliche<br />

Lösung für unsere Herausforderungen<br />

ging. Dieser Eindruck hat sich glück licherweise<br />

bis heute fortgesetzt.<br />

Abschließend – wenn Sie ein Fazit ziehen<br />

müssten, wie würde dieses ausfallen?<br />

Alles, was wir bisher gemeinsam mit AXA umgesetzt<br />

haben, verlief außerordentlich professionell<br />

und zu unserer vollsten Zufriedenheit. Das<br />

bekräftigt uns tagtäglich in unserer Entscheidung,<br />

in Sachen Liquidität auf einen Experten<br />

gesetzt zu haben!<br />

Top-Finanzierung?<br />

Ein Anruf genügt.<br />

Mit Ihnen. Und AXA.<br />

Wachstum gesichert!<br />

– Thomas Wimmer, CFO des Technologiedienstleisters<br />

Nutz GmbH


INVESTMENTFONDS Investmentstrategien<br />

»AKTIV« NOCH ZEITGEMÄSS?<br />

Zahlreiche Studien belegen, dass nur ein Bruchteil der Fondsmanager ihre<br />

Benchmark schlägt und oft kaum „aktiver“ agiert als die Benchmark.<br />

Wo punkten sie dennoch und wie sind Kosten und Nutzen abzuwägen?<br />

– TEXT: UDO TRICHTL –<br />

24 Illustration: Roman Kulon


Investmentstrategien INVESTMENTFONDS<br />

Es ist ein beliebter Streitpunkt der Finanzwelt:<br />

Seit dem kometenhaften Aufstieg<br />

börsengehandelter Indexfonds (Exchange-<br />

Traded Funds, ETFs) wird heiß darüber<br />

debattiert, was nun für Anleger die bessere<br />

Wahl sei – passive Index-Imitate oder<br />

doch aktiv gemanagte Investmentfonds.<br />

In Wahrheit handelt es sich jedoch nur um<br />

eine Schein-aktiv-versus-passiv-Debatte.<br />

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein<br />

sehr klares Bild, das nur wenig Raum für<br />

Interpretationen lässt.<br />

Klassische Investmentfonds werden von<br />

professionellen Fondsmanagern verwaltet.<br />

Sie investieren das Geld ihrer Anleger<br />

am Kapitalmarkt und entscheiden anhand<br />

einer bestimmten Anlagestrategie, welche<br />

Wertpapiere ins Portfolio sollen und welche<br />

wieder verkauft werden. Dabei treten die<br />

Asset-Manager mit dem Versprechen an,<br />

durch ihre Expertise den breiten Markt zu<br />

schlagen. Soll heißen: Sie wollen mit ihrer<br />

Anlagemethode eine Rendite erzielen, die<br />

höher liegt als die Performance eines Vergleichsindex.<br />

Ob ein Fondsmanager seinen<br />

Job gut macht oder nicht, wird also daran<br />

bemessen, ob der Fonds besser abschneidet<br />

als die Benchmark.<br />

AKTIV AUF LANGER SICHT HINTER PASSIV<br />

Anteil der Fonds, die hinter der Benchmark zurückbleiben<br />

FONDSKATEGORIE BENCHMARK 1 JAHR 3 JAHRE 5 JAHRE 10 JAHRE<br />

Europe Equity S&P Europe 350 50,7 72,3 73,2 84,8<br />

Eurozone Equity S&P Eurozone BMI 75,4 81,4 87,5 92,0<br />

Nordic Equity S&P Nordic BMI 34,8 65,2 77,8 83,3<br />

France Equity S&P France BMI 63,3 93,5 94,5 94,1<br />

Germany Equity S&P Germany BMI 44,1 66,3 71,4 81,8<br />

Italy Equity S&P Italy BMI 40,0 72,1 84,6 75,4<br />

Spain Equity S&P Spain BMI 44,0 84,1 77,9 82,6<br />

Netherlands Equity S&P Netherlands BMI 66,7 100,0 87,5 100,0<br />

Lesebeispiel: 73,2 Prozent aller aktiven europäischen Aktienfonds bleiben über 5 Jahre hinter ihrer Benchmark (S&P Europe 350) zurück.<br />

Basierend auf absoluten Wertsteigerungen. Stichtag: 30. Juni <strong>2021</strong><br />

Quelle: S&P Dow Jones Indices (SPIVA)<br />

Jahren unterliegen sogar 84,8 Prozent. In<br />

den USA sehen die Zahlen ähnlich aus: Je<br />

länger der Anlagehorizont, desto größer<br />

der Anteil der Nachzügler. „Es ist vor allem<br />

auf längere Sicht sehr schwierig, konsistent<br />

besser als der Marktdurchschnitt zu sein“,<br />

bestätigt Thomas Meyer zu Drewer, Ge-<br />

schäftsführer des ETF-Anbieters Lyxor. Daher<br />

lohne es sich für Anleger schlichtweg<br />

nicht, langfristig einer überdurchschnittlichen<br />

Wertentwicklung hinterherzujagen.<br />

Ein ETF, der immerhin die Marktperformance<br />

sichert, ist in dieser Hinsicht das<br />

bessere Investment.<br />

AKTIVE MANAGER SCHLAGEN DEN MARKT NICHT<br />

Das Problem bei der Sache: Nur eine Minderheit<br />

der Fondsmanager schafft es, die<br />

Benchmark tatsächlich zu übertreffen. Das<br />

belegen zahlreiche Untersuchungen wie<br />

die regelmäßigen Aktiv-passiv-Barometer<br />

der Fondsratingagenturen Scope und Morningstar.<br />

Dass Fondsmanager vor allem<br />

langfristig nicht dazu in der Lage sind, den<br />

Markt zu schlagen, zeigt sich besonders<br />

eindrücklich an den Auswertungen des Indexanbieters<br />

S&P Dow Jones Indices. Die<br />

Analysten vergleichen in ihrer halbjährlichen<br />

Spiva-Studie die Performance aktiv<br />

gemanagter Aktienfonds weltweit mit entsprechenden<br />

Referenzindizes aus dem eigenen<br />

Haus.<br />

Die Ergebnisse sind schlichtweg enttäuschend:<br />

Auf Ein-Jahres-Sicht gelingt<br />

gerade einmal 49,3 Prozent der aktiven<br />

EU-Aktienfonds die Outperformance. Bei<br />

jedem zweiten Fonds wären Anleger also<br />

mit einem passiven Investment, welches die<br />

Entwicklung eines Index eins zu eins nachbildet,<br />

besser gefahren. Auf Drei-Jahres-<br />

Sicht performten bereits 72,3 Prozent aller<br />

aktiven Fonds schlechter als der Vergleichsindex<br />

S&P Europe 350. Auf Sicht von zehn<br />

»Es ist vor allem auf<br />

längere Sicht sehr<br />

schwierig, konsistent<br />

besser als der Marktdurchschnitt<br />

zu sein.«<br />

THOMAS MEYER ZU DREWER, LYXOR<br />

HOHE KOSTEN BELASTEN AKTIVES MANAGEMENT<br />

Ein Grund für die schlechte Performance<br />

sind die zum Teil sehr hohen Kosten, die<br />

mit aktivem Management einhergehen und<br />

entsprechend die Anlegerrendite drücken.<br />

Dahingegen kommen „Kosten, die bei<br />

einem passiven Investment nicht entstehen,<br />

der persönlichen Wertentwicklung zugute“,<br />

sagt Meyer zu Drewer. „Das wirkt sich vor<br />

allem langfristig ganz entscheidend auf die<br />

Rendite aus.“ Damit sind die Kosten ein<br />

entscheidender Faktor bei der Wahl eines<br />

geeigneten Fonds. Diese Wahl wird durch<br />

allerhand Fallstricke erschwert – und birgt<br />

damit Chancen für Berater: Sie können Aufklärungsarbeit<br />

betreiben und Kunden auf<br />

versteckte Kosten hinweisen. So vermeiden<br />

Berater, dass sich ihre Kunden unbewusst<br />

teure Fonds ins Depot holen und der draus<br />

resultierende Ärger die Kundenbeziehung<br />

nachhaltig schädigt.<br />

Der erste Blick gilt der Gesamtkostenquote,<br />

der Total Expense Ratio (TER).<br />

Diese Kennzahl gibt Auskunft über die laufenden<br />

Kosten eines Fonds und muss von<br />

den Investmentgesellschaften verpflichtend<br />

im Informationsblatt, dem Factsheet, angegeben<br />

werden. In der TER stecken Ver-<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

25


INVESTMENTFONDS Investmentstrategien<br />

»Eigenes Research bietet<br />

Informationsvorsprung«<br />

AMIT MEHTA, Fondsmanager für Schwellenländer-Aktien bei J.P. Morgan Asset Management<br />

<strong>procontra</strong>: Untersuchungen zeigen, dass aktiv<br />

gemanagte Fonds die größten Erfolgsquoten in<br />

Nischen und Nebenwerten aus Schwellenländern<br />

vorweisen. Weshalb sind aktive Fonds in<br />

diesen Unterkategorien erfolgreich?<br />

Amit Mehta: Investments in Schwellenländeranlagen<br />

haben eine stärkere Schwankungsintensität<br />

als die Anlagen in Unternehmen<br />

der Industrienationen. Ein Grund ist, dass<br />

Corporate Governance und Transparenz des<br />

Managements in vielen Ländern und Unternehmen<br />

noch nicht so etabliert sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie gehen aktive Manager hier<br />

vor?<br />

Mehta: Wichtig ist eine intensive Kenntnis der<br />

Marktgegebenheiten – dafür ist Expertise vor<br />

Ort essenziell: Nur im engen Austausch mit<br />

den Unternehmen kann man sich von der<br />

Qualität des Geschäftsmodells und Managements<br />

überzeugen. So erfahren Manager, ob<br />

beispielsweise Bewertungen gerechtfertigt<br />

und Unternehmen liquide genug für ein<br />

Fondsinvestment sind. Ein weiteres Argument<br />

für ein aktives Management ist, dass<br />

Nischen themen oder Small Caps aufgrund der<br />

geringeren Abdeckung durch die Analysten im<br />

Vergleich zu Large Caps größere Ineffizienzen<br />

aufweisen.<br />

<strong>procontra</strong>: Kann man daraus schlussfolgern,<br />

dass die Stärke des aktiven Fondsmanagements<br />

Marktineffizienzen sind?<br />

Mehta: Grundsätzlich bietet aktives Management<br />

die Chance, durch fundamentale<br />

Aktienauswahl gegenüber dem Referenzindex<br />

Überschussrenditen zu erzielen. In<br />

einem Universum mit niedrigeren Renditen<br />

können die durch ein aktives Management<br />

erzielten Überschüsse einen größeren Beitrag<br />

zur gesamten Aktienperformance leisten.<br />

Zugegebenermaßen ist der Informationsgewinn<br />

in weniger effizienten Märkten wie in den<br />

Schwellenländern größer. Aber auch in den<br />

USA und Europa bietet aktives Management<br />

nach wie vor Mehrwert.<br />

<strong>procontra</strong>: Auf den Punkt gebracht: Wann und<br />

warum sollten Berater Anlegern Ihrer Ansicht<br />

nach zu einem aktiven Fonds und nicht zu<br />

einem ETF raten?<br />

Mehta: Neben den Möglichkeiten, durch<br />

aktives Research unterbewertete Aktien<br />

ausfindig zu machen und Überschussrenditen<br />

zu erzielen, lassen sich mit aktiven Strategien<br />

beispielsweise auch bestimmte Investmentkriterien<br />

wie ESG (Umwelt, Soziales, Governance)<br />

einbeziehen. Hier sind die Daten, die<br />

von den Indexanbietern und Researchhäusern<br />

zur Verfügung gestellt werden, gerade<br />

in Schwellenländern nicht einheitlich und<br />

eigenes Research bietet einen Informationsvorsprung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was spricht noch für aktives<br />

Management?<br />

Mehta: Aktiv gemanagte Fonds können in<br />

verschiedenen Marktumfeldern effektiv sein,<br />

nicht nur bei steigenden Märkten. Wenn ein<br />

aktiver Manager beispielsweise auf Qualitätsunternehmen<br />

mit starkem Wachstum und<br />

hoher Rentabilität setzt, erwarten wir eine Outperformance<br />

gegenüber dem breiten Markt in<br />

stark rückläufigen Märkten. Last, but not least<br />

bedeutet ETF nicht automatisch „passiv“. Es<br />

existieren auch aktive ETF-Strategien, die<br />

höhere positive Zusatzerträge bei geringem<br />

aktivem Risiko bieten.<br />

»Insbesondere in<br />

wenig effizienten<br />

Märkten bestehen<br />

gute Chancen für<br />

aktive Manager.«<br />

BARBARA CLAUS, SCOPE<br />

waltungs- und Depotgebühren genauso<br />

wie Kosten für Wirtschaftsprüfer und Betriebskosten.<br />

Sie beträgt bei aktiven Aktienfonds<br />

im Schnitt jährlich 1,6 Prozent, bei<br />

Aktien-ETFs mit ihren deutlich geringeren<br />

Verwaltungskosten zwischen 0,2 und 0,5<br />

Prozent. Das ist ein gewaltiger Unterschied,<br />

der sich angesichts des Track Records aktiver<br />

Fonds nur schwer gegenüber Kunden<br />

begründen lässt.<br />

Doch damit nicht genug: Kreativ, wie<br />

Fondsmanager nun mal sind, entspricht die<br />

Gesamtkostenquote paradoxerweise nicht<br />

immer den gesamten Kosten eines aktiven<br />

Fonds. So fällt beim Kauf von Fondsanteilen<br />

oft ein <strong>Ausgabe</strong>aufschlag, auch Agio<br />

oder Front Load genannt, an. Zudem werden<br />

gerne die Transaktionskosten, die beim<br />

Umschichten des Portfolios entstehen, an<br />

die Anleger weitergegeben. Die wenigen<br />

Fondsmanager, die es schaffen, ihre Benchmark<br />

zu schlagen, verlangen womöglich<br />

auch noch ein Erfolgshonorar, die Performance<br />

Fee.<br />

Die Kostenquote aktiver Fonds ist noch<br />

aus einem weiteren Grund interessant: Auswertungen<br />

von Morningstar belegen, dass<br />

so manches Portfolio aktiver Manager nur<br />

unwesentlich von der Zusammensetzung<br />

ihrer Benchmark bzw. der passiven Variante<br />

abweicht. Das ist insofern bemerkenswert,<br />

als die Kosten schließlich für das<br />

gesamte Fondsvolumen erhoben werden –<br />

selbst wenn sich die Aktivität der Manager<br />

auf nur einen kleinen Teil des Portfolios<br />

bezieht. Der Aktivitätsgrad wird mit der<br />

Kennzahl Active Share gemessen. Ein Wert<br />

von 100 entspricht der größtmöglichen Aktivität<br />

bzw. Abweichung vom Vergleichsindex,<br />

ein Wert von null der geringsten.<br />

Berater sollten daher ein prüfendes Auge<br />

darauf werfen, wie aktiv das vermeintlich<br />

26 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Investmentstrategien INVESTMENTFONDS<br />

aktive Fondsmanagement wirklich seinem<br />

Leistungsversprechen nachkommt.<br />

AKTIVE FONDS PUNKTEN IN DEN NISCHEN<br />

Wo Managern aktiver Fonds die Outperformance<br />

allerdings doch gelingt, das sind die<br />

Nischenmärkte abseits der großen Indizes.<br />

„Insbesondere in wenig effizienten Märkten<br />

bestehen gute Chance für aktive Manager“,<br />

betont Barbara Claus, Leiterin der<br />

Investmentfondsabteilung bei Scope. Dazu<br />

zählen ihrer Einschätzung nach Schwellenländer<br />

und Investmentthemen, für die<br />

es gar keine Indizes gibt. Je effizienter ein<br />

Markt funktioniert, desto schwieriger ist<br />

es für den Fondsmanager, einen Mehrwert<br />

gegenüber seiner Benchmark zu erzielen,<br />

da sich die Wertpapiere tendenziell ihrem<br />

fairen Wert (englisch: fair value) annähern.<br />

Als besonders effizient gelten etwa US-Large-Caps.<br />

Demgegenüber können Marktineffizienzen<br />

durch aktives Management<br />

ausgenutzt werden: Die Profi-Investoren<br />

können durch tiefgehende Analysen einen<br />

Informationsvorsprung gegenüber anderen<br />

Marktteilnehmern erzielen. Die Ineffizienz<br />

ist sozusagen der Nährboden für das Alpha,<br />

eine abweichende Wertentwicklung<br />

gegenüber der Benchmark.<br />

Darüber hinaus schneiden aktive Manager<br />

relativ gut bei Nebenwerten ab. Wie die<br />

Untersuchung „Aktiv versus Passiv 2020“<br />

von ScopeExplorer zeigt, konnte immerhin<br />

der Hälfte aller untersuchten aktiven Fonds<br />

in der Kategorie „Aktien Deutschland“ den<br />

MSCI Germany im vergangenen Jahr schlagen.<br />

Das gelang den Managern, indem sie<br />

Mid und Small Caps deutlich stärker gewichteten<br />

als die Benchmark.<br />

„Ein weiteres Feld für aktive Fonds sind<br />

bestimmte Anlagethemen, bei denen ein<br />

rein technisch basierter Index für die Titelauswahl<br />

zu kurz greift“, führt Claus aus.<br />

Die Expertin verweist auf Nachhaltigkeitsstrategien,<br />

bei denen der laufende Dialog<br />

mit den Unternehmen und die Weiterverarbeitung<br />

und Interpretation von ESG-Daten<br />

eine wichtige Rolle spielen. <br />

AKTIV VERSUS PASSIV:<br />

DREI WICHTIGE TIPPS<br />

Aktive Fonds schaffen es langfristig nicht,<br />

ihre Benchmark zu schlagen. Für Kunden mit<br />

einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont<br />

sind ETFs daher besser geeignet<br />

Aktive Fonds weisen im Vergleich zu ETFs eine<br />

sehr hohe Intransparenz auf – Makler sollten<br />

auf verstecke Kosten hinweisen<br />

Aktive Fonds sind die bessere Wahl bei Kunden,<br />

die großen Wert auf ESG legen oder an<br />

Nischenmärkten interessiert sind<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

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27


INVESTMENTFONDS Investments in Recycling<br />

ALLES FÜR DIE TONNE?!<br />

Angesichts weltweit wachsender Müllberge und schwindender Rohstoffe gewinnt die<br />

Abfallverwertung an Relevanz. Auch die Fondsbranche hat den Recycling-Trend erkannt.<br />

– TEXT: ANNE HÜNNINGHAUS –<br />

Ein eleganter Müllwagen? Klingt nach<br />

einem Widerspruch in sich. Doch der „i Vision<br />

Circular“, den BMW kürzlich auf der<br />

Mobilitätsausstellung IAA präsentierte,<br />

sieht aus wie ein schnittiger Zukunftsimport.<br />

Der Elektrokleinwagen soll aber auch<br />

keine Abfälle transportieren. Stattdessen<br />

ist er selbst aus recycelten Altmaterialien –<br />

sprich: Müll – gefertigt und bedient damit<br />

einen Trend.<br />

Nicht nur in der Automobilindustrie ist<br />

die Kreislaufwirtschaft ein riesiges Thema,<br />

sondern in so gut wie allen Branchen.<br />

Die Zeit drängt: Der Konsum in der Welt<br />

wächst, die Müllberge türmen sich immer<br />

höher. Die Weltbank prognostiziert eine<br />

Masse von 3,4 Milliarden Tonnen Müll bis<br />

zum Jahr 2050. Kein Wunder also, dass besonders<br />

ein Wirtschaftszweig an Relevanz<br />

gewinnt: die Recycling- und Abfallwirtschaft.<br />

Die Fondsbranche hat den Trend erkannt<br />

und bietet bereits einige Fonds und ETFs<br />

an, die ihn aufgreifen. „Besonders in Zeiten<br />

der Rohstoffknappheit wird es immer wichtiger,<br />

Materialien zurück in den Sekundärkreislauf<br />

zu überführen“, sagt Alexander<br />

Funk, Manager des Investmentfonds Ökoworld<br />

Klima. Auch er setzt im Portfolio auf<br />

Unternehmen, die helfen, den Raubbau an<br />

der Natur zu mindern, unter anderem solche<br />

aus dem Bereich Recycling und Müllverwertung.<br />

„Recycling-Unternehmen sind<br />

die Goldminen des 21. Jahrhunderts“, ist<br />

Funk überzeugt.<br />

Das gilt vor allem im Fall von Wiederverwertern<br />

seltener Rohstoffe. Hier gibt<br />

es Nachholbedarf: Laut einer Studie des<br />

United Nations Institute for Training and<br />

Research wurden im Jahr 2019 lediglich<br />

17,4 Prozent des globalen Elektroschrotts<br />

ausreichend recycelt. Auch die eingangs<br />

genannte Automobilindustrie, in der es<br />

28 Illustration: Roman Kulon


Investments in Recycling INVESTMENTFONDS<br />

durch aktuelle Zuliefererprobleme immer<br />

häufiger an Ersatzteilen mangelt, setzt zunehmend<br />

auf ein zweites Leben der einzelnen<br />

Bestandteile. Im Klimafonds setzt<br />

Funk hier zum Beispiel auf die nordamerikanische<br />

LKQ Corp. Was auffällt: Viele<br />

der innovativen Unternehmen in der Recyclingbranche<br />

stammen aus Europa. Darunter<br />

etwa die norwegische Tomra, die neue<br />

Pfandlösungen und Recyclinginnovationen<br />

für Plas tik entwickelt.<br />

RAUS AUS DER NISCHE<br />

Die Recyclingbranche ist vor allem für Vertriebler<br />

ein spannendes Segment, die ihren<br />

Kunden ESG-Produkte vorstellen. Dabei<br />

müssen es nicht immer ausschließlich erneuerbare<br />

Energien & Co. sein – Berater<br />

können auch Themen wie Müll und Recycling<br />

noch stärker in den Nachhaltigkeitsfokus<br />

rücken.<br />

Mit Aktien oder Fonds in die Kreislaufwirtschaft<br />

zu investieren, klingt zunächst<br />

einmal nach einer Win-win-Situation: Die<br />

Entwicklung neuer Technologien, um die<br />

Müllprobleme besser in den Griff zu bekommen,<br />

wird angetrieben, Produzenten<br />

stehen vergünstigte Rohstoffe zur Verfügung,<br />

Investoren tun etwas Gutes und kassieren<br />

damit sogar ansehnliche Renditen.<br />

Das ist auch für Vermittler ein entscheidendes<br />

Argument.<br />

EINE WACHSENDE AUSWAHL<br />

Berater müssen sich folglich entweder jeden<br />

Einzeltitel genau anschauen, oder sie stellen<br />

ihren Kunden für eine breitere Streuung<br />

aktiv gemanagte Recycling-Fonds vor. Inzwischen<br />

gibt es einige Fonds zur Auswahl,<br />

darunter der BNP Paribas Easy ECPI Circular<br />

Economy Leaders UCITS ETF. Fidelity<br />

bietet mit dem Sustainable Waste & Water<br />

Fund ebenfalls einen eigenen Themenfonds<br />

an. Auch bei Vontobel gibt es mit dem Clean<br />

Technology Fund ein entsprechendes<br />

Angebot. Rund ein Zehntel des Portfolios<br />

bestreitet die Abfall- und Recyclingbranche.<br />

Wobei Fondsmanager Pascal Dudle<br />

eine klare Umgrenzung vermeiden möchte:<br />

„Kreislaufwirtschaft ist kein isolierter<br />

Bereich, dem nur einzelne Unternehmen<br />

zuzuordnen sind“, hebt er hervor. Um reine<br />

Endlösungen für Müll gehe es eher weniger,<br />

erklärt er: „Wir möchten in erster<br />

Linie in Unternehmen investieren, die Abfall<br />

vermeiden oder reduzieren, langlebige<br />

Produkte herstellen oder auf Materialien<br />

setzen, die sich leicht abbauen oder weiter<br />

benutzen lassen.“<br />

Der Markt wächst und diversifiziert sich.<br />

So resultiert zum Beispiel aus der Verbreitung<br />

der Windkraft ein dringender Bedarf,<br />

Recyclinglösungen für Rotorblätter von<br />

Windturbinen zu finden. „Das ist ein Trend<br />

mit guten Aussichten“, schätzt Fondsmanager<br />

Dudle ein. Gleiches gilt für die Rück-<br />

»Recycling-<br />

Unternehmen sind<br />

die Goldminen des<br />

21. Jahrhunderts.«<br />

ALEXANDER FUNK, ÖKOWORLD<br />

INNOVATIONEN DRINGEND BENÖTIGT<br />

Neue Technologien helfen, die Verschwendung von Rohstoffen zu minimieren.<br />

Verpackungen<br />

sind jährlich für<br />

50 Prozent der weltweiten<br />

Abfallproduktion verantwortlich.<br />

fall- und Recyclingwirtschaft gibt es nicht.<br />

Die Aufwände für die Rückführung von<br />

Papier, Baustoffen, Metallen und Elektroschrott<br />

unterscheiden sich stark.<br />

Nur 17,4 Prozent<br />

des 2019 weltweit erzeugten<br />

Elektroschrotts wurde<br />

nachweislich gesammelt und<br />

ordnungsgemäß recycelt.<br />

Fast 85 Prozent<br />

der Textilien landen<br />

jedes Jahr auf<br />

der Mülldeponie.<br />

Quelle: Capgemini Research Institute, Weltwirtschaftsforum, United Nations Institute for Training and Research<br />

Dennoch gelingt es nicht allen Unternehmen,<br />

am Boom teilzuhaben. Das Hamburger<br />

Unternehmen Aurubis wäre mit seiner<br />

Kupferrecycling-Sparte eigentlich perfekt<br />

aufgestellt, die Aktie profitiert zurzeit dennoch<br />

nicht. Fondsmanager Funk erklärt:<br />

„Das Umfeld passt zwar, aber das Unternehmen<br />

hat mit einer hohen Kostenquote<br />

zu kämpfen, da das Kupferrecycling sehr<br />

energieintensiv ist.“ Und weil Energie gerade<br />

teurer ist, beeinträchtigt dieser Umstand<br />

auch die Aktie. Das Beispiel lehrt: Die Abführung<br />

seltener, schwer recycelbarer Rohstoffe<br />

und Metalle wie Kupfer, Kobalt oder<br />

Nickel.<br />

Ein weiteres Argument für Investitionen<br />

in die Kreislaufwirtschaft dürfte in der aktuellen<br />

Lieferkettenkrise und Phase steigender<br />

Inflation ziehen: Unternehmen, die<br />

stark nachgefragte Rohstoffe in den Wirtschaftskreislauf<br />

zurückführen, machen sich<br />

unabhängiger und können ihre Preise stabilisieren.<br />

Die zirkuläre Wirtschaft könnte bis<br />

2030 allein in Deutschland ein Marktvolumen<br />

von bis zu 200 Milliarden Euro erreichen,<br />

hat jüngst die Beratungsgesellschaft<br />

BCG für das „Handelsblatt“ errechnet. Davon<br />

möchten auch Anleger profitieren. Die<br />

Dringlichkeit für Unternehmen, sich hier zu<br />

bewegen, erwächst nicht nur aus regulatorischem<br />

Druck – sondern auch im Unternehmensinteresse.<br />

Prestigeprojekte wie der<br />

schicke „Müllwagen“ von BMW sind da<br />

nur ein PR-trächtiger Anfang.<br />

CHANCEN MIT RECYCLING<br />

Der Trend ist ein guter Tipp für Anleger mit<br />

Interesse an ESG-Themen<br />

Investitionen in die Kreislaufwirtschaft führen<br />

zu einer Win-win-Situation für Unternehmen<br />

und Investoren<br />

Das Thema hat angesichts rarer Rohstoffe<br />

und steigender Inflationsraten viel Potenzial<br />

und steht in mancher Branche noch ganz am<br />

Anfang<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

29


INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />

»Motivationen, in Gold oder<br />

den Bitcoin zu investieren,<br />

sind vergleichbar«<br />

Prof. Philipp Sandner über den (Mehr)Wert des aktuellen Krypto-Booms<br />

– TEXT: MATTHIAS HUNDT –<br />

Bitcoin, Ethereum oder auch Cardano sind<br />

relativ bekannt und etabliert. Doch fast<br />

täglich ergänzen weitere Kryptowährungen<br />

das Angebot. Ein diffuses Ökosystem aus<br />

Krypto-Start-ups wirbt dabei um Anleger<br />

oder auch nur Fans. Hinzu kommen Begrifflichkeiten,<br />

die eher Fragen aufwerfen als<br />

Verständnis schaffen. Ist das nun alles reine<br />

Spekulation? Was steht hinter den Coins<br />

an tatsächlichen Werten? Was hat der<br />

Krypto-Boom mit der Zukunft von Euro & Co.<br />

zu tun? <strong>procontra</strong> sprach darüber mit Prof.<br />

Dr. Philipp Sandner, Leiter des Blockchain<br />

Centers an der Frankfurt School of Finance<br />

& Management und Mitglied des FinTech-<br />

Rats des Bundesministeriums der Finanzen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist, vor allem aus aufsichtsrechtlicher<br />

Perspektive, zu erklären, dass<br />

es mittlerweile über 10.000 verschiedene<br />

Kryptowährungen gibt?<br />

Prof. Dr. Philipp Sandner: Die Vielzahl an<br />

Angeboten kann einen wirklich erschlagen.<br />

Weltweit werden immer mehr Token-Projekte<br />

gestartet mit Zigtausenden Menschen<br />

und einer immensen Programmierpower.<br />

Die Vorgaben und die aufsichtsrechtliche<br />

Erlaubnis beziehen sich aber auf Wertpapiere.<br />

Vereinfacht ausgedrückt, stellt<br />

sich also die Frage, ob es sich bei Kryptowährungen<br />

überhaupt per Definition<br />

um Wertpapiere handelt. Ist Dezentralität<br />

gegeben, wie beispielsweise beim Bitcoin,<br />

dann handelt es sich eben nicht um ein<br />

Wertpapier. Für diese Kryptowährungen<br />

stellen sich dann auch die aufsichtsrechtlichen<br />

Hürden nicht. Regulatorisch ist<br />

jedoch die Frage erlaubt, was dafür stärker<br />

wiegt – allein eine dezentrale Technik oder<br />

doch ein fester und damit zentraler Sitz<br />

der jeweiligen Firma hinter dem Token-<br />

Projekt? Das ist bislang noch nicht ausreichend<br />

geklärt.<br />

<strong>procontra</strong>: Vereinfacht gesagt, denken sich<br />

Programmierer eine neue Kryptowährung<br />

aus, cooler Name, süßes Tierlogo, und<br />

starten einfach ihre Währung?<br />

Sandner: Technisch ja, aber das erfolgt<br />

nicht nur aus reinem Spaß unter Nerds<br />

heraus. Ziel ist es, ein neues Ökosystem<br />

zu einem jeweiligen Thema bzw. Projekt<br />

aufzubauen. Nicht immer gelingt das, das<br />

ist natürlich klar. In manchen Fällen gibt<br />

es auch offensichtlichen Betrug.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch werden nicht alle<br />

Coins eine Daseinsberechtigung haben.<br />

Wie kann man sich dem Thema nähern,<br />

wenn schon allein die Anzahl an Coins<br />

kaum messbar ist?<br />

Sandner: Das stimmt. Eine erste Orientierung<br />

liefert die jeweilige Marktkapitalisierung.<br />

Dort konzentrieren sich aktuell rund<br />

zwei Drittel des Marktes auf den Bitcoin<br />

und Ethereum mit einem Marktanteil von<br />

rund 44 bzw. 19 Prozent. Dahinter wird<br />

der Markt also sehr kleinteilig, wenn sich<br />

weitere Tausende Coins nur noch etwa ein<br />

Drittel aufteilen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Rest dann überhaupt<br />

überlebensfähig?<br />

Sandner: Absolut. Schaut man sich die<br />

Liste der Top 50 oder auch Top 100 nach<br />

Marktkapitalisierung an, dann sind das<br />

größtenteils Projekte mit einem wirklich<br />

innovativen und soliden Kern. Würde man<br />

die gesamte Liste an Kryptowährungen<br />

betrachten, bräuchte man nicht nur sehr<br />

viel Zeit, sondern würde feststellen, dass<br />

da auch sehr viel Schrott dabei ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Kann man als außenstehender<br />

Anleger diesen Schrott überhaupt erkennen?<br />

»Unter der Gesamtheit<br />

aller Kryptowährungen<br />

ist auch viel<br />

Schrott dabei.«<br />

Sandner: Man muss sich schon sehr<br />

intensiv mit den einzelnen Coins beschäftigen,<br />

um Differenzen auszumachen und<br />

das jeweilige Projekt dahinter einschätzen<br />

zu können. Das wird mit abnehmender<br />

Marktkapitalisierung immer schwieriger,<br />

bei der hohen Dynamik und Wachstumsschnelligkeit<br />

den Überblick zu behalten.<br />

Man kann davon ausgehen, dass vor allem<br />

die oberen Ränge gute Projekte sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Was ist unter den „Projekten<br />

dahinter“ konkret zu verstehen?<br />

Sandner: Abstrakt erklärt, funktionieren<br />

ganz viele Projekte so, dass sie mit den<br />

Token ein Ökosystem geschaffen haben.<br />

Diese Ökosysteme liefern einen Nutzen,<br />

und die Verrechnungseinheit dafür ist der<br />

30 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Kryptowährungen INVESTMENTFONDS<br />

ZUR PERSON<br />

Prof. Dr. Philipp Sandner leitet<br />

das Frankfurt School Blockchain<br />

Center (FSBC) an der Frankfurt<br />

School of Finance & Management.<br />

Zu seinen Themengebieten<br />

gehören die Blockchain-<br />

Technologie im Allgemeinen und<br />

insbesondere Kryptowerte wie<br />

Bitcoin und Ethereum, der digitale<br />

programmierbare Euro, Tokenisierung<br />

von Rechten und Assets<br />

und der Bereich digitale Identität.<br />

Seit 2017 ist er im FinTechRat des<br />

Bundesministeriums der Finanzen<br />

und im Blockchain Observatory<br />

der Europäischen Union.<br />

Token. Ein Beispielprojekt ist „Cloud-<br />

Computing“, das über Prozessoren<br />

Rechenleistung zur Verfügung stellt. Wer<br />

diese Rechenleistung in Anspruch nehmen<br />

will, zahlt mit dem jeweiligen Token<br />

eine Gebühr an das Ökosystem. Weitere<br />

Projekte können Speicherkapazitäten,<br />

Transaktionsplattformen oder der Handel<br />

von Assets am Kapitalmarkt sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Sie es noch etwas anschaulicher<br />

machen?<br />

Sandner: Angenommen, Walt Disney hat<br />

einen Animationsfilm produziert, der mit<br />

Millionen von Rechenprozessen gerendert<br />

werden muss, damit der finale Film<br />

entsteht. Im „alten System“ wäre man<br />

von der eigenen Serverkapazität abhängig.<br />

Da kann das Rendern schon mal einige<br />

Wochen dauern. Im Blockchain-Ökosystem<br />

könnten Hunderte Server gleichzeitig<br />

genutzt werden, um den Film auch über<br />

Nacht fertigzustellen. Walt Disney sucht<br />

sich dann ein Cloud-Computing-Projekt,<br />

kauft dessen Token, also die Systemgebühr,<br />

und beauftragt das Ökosystem dann mit<br />

dem Rendern des Films. Mit dieser Nachfrage<br />

ergibt sich dann auch der Preis des<br />

Tokens und der Wert eines Projekts.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum muss das aber über Token<br />

erfolgen? Man könnte diese Rechenleistung<br />

doch auch in Euro, Dollar oder<br />

sonstigen klassischen Währungen direkt<br />

bezahlen. Welchen Nutzen hat dieser vorherige<br />

Wechsel in eine Kryptowährung?<br />

Sandner: Transaktionen jeglicher Art lassen<br />

sich über Smart Contracts viel leichter<br />

digital abbilden und automatisiert durchführen.<br />

Zusätzlich können so Ressourcen<br />

auch handelbar gemacht werden. Im Beispiel<br />

Walt Disney könnte das Unternehmen<br />

seine Rechenleistung, in Form von Tokens,<br />

bei zum Beispiel geringerem Bedarf als<br />

erwartet wieder am freien Markt anbieten.<br />

<strong>procontra</strong>: Jetzt mal konkret anhand einer<br />

Kryptowährung: Ethereum ist, gemessen<br />

an der Marktkapitalisierung, nach dem<br />

Bitcoin die zweitgrößte. Was genau macht<br />

Ethereum?<br />

Sandner: Ethereum ist eine Transaktionsplattform,<br />

über die verschiedene<br />

Währungen von A nach B überwiesen<br />

werden können. Dafür erhält Ethereum<br />

eine Transaktionsgebühr. Im Gegensatz<br />

zur klassischen Bankenwelt geschieht das<br />

innerhalb von Sekunden, länderübergreifend<br />

und kostengünstiger. Alles was<br />

Sender und Empfänger benötigen, sind ein<br />

Endgerät, zum Beispiel ein Smartphone,<br />

und Internetverbindung. Damit erschließt<br />

sich die Zahlungswelt auch Menschen, die<br />

vielleicht gar kein Bankkonto haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch bin ich noch darauf<br />

angewiesen, eine Währung zu benutzen,<br />

mit der ich vor Ort auch mein Auto tanken,<br />

Rechnungen oder im Supermarkt meine<br />

Lebensmittel bezahlen kann. Letztlich<br />

muss ich also die Kryptowährung immer<br />

wieder umtauschen, richtig?<br />

Sandner: Immer mehr Länder, zuletzt El<br />

Salvador, akzeptieren auch Kryptowährungen<br />

als offizielles Zahlungsmittel.<br />

Damit verringert sich dieser Zwang des<br />

beschriebenen Rücktausches in klassische<br />

Währungen immer mehr. Im langfristigen<br />

Trend etablieren sich so mehrere Landeswährungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Oder eben nicht, wenn Regierungen<br />

sie nicht anerkennen. So wie in<br />

China geschehen, das den Bitcoin nicht als<br />

offizielles Zahlungsmittel akzeptieren will.<br />

Sandner: Das stimmt. Allerdings hatten<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

31


INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />

DIE 15 GRÖSSTEN KRYPTOWÄHRUNGEN NACH MARKTKAPITALISIERUNG<br />

# COIN<br />

KURS<br />

in €<br />

MARKTKAPITALI­<br />

SIERUNG<br />

in Mrd. €<br />

MARKTANTEIL<br />

RENDITE <strong>2021</strong><br />

in %<br />

MAXIMALER<br />

WERTVERLUST * <strong>2021</strong><br />

in %<br />

1 Bitcoin 54.737,82 1.007,1 43,9 113,5 -53,1<br />

2 Ethereum 3.847,04 443,7 19,4 1.038,7 -58,3<br />

PROJEKTTHEMA<br />

Knappheit von 21 Mio. Coins,<br />

digitales Gold<br />

globaler Zahlungstransfer,<br />

Smart Contracts<br />

3 Binance Coin 471,10 76,5 3,4 1.829,5 -67,0 Smart Contracts (zentralisiert)<br />

4 Cardano 1,71 56,6 2,5 2.039,4 -55,6 Smart Contracts<br />

5 Solana 178,40 52,9 2,3 13.704,4 -60,3 Smart Contracts<br />

6 XRP 0,95 44,2 1,9 367,5 -72,7 Zahlungsverkehr<br />

7 Polkadot 43,43 38,6 1,8 1.084,7 -78,0 Multi-Chain Smart Contracts<br />

8 Dogecoin 0,24 30,8 1,3 10.444,8 -77,0 Meme-Coin<br />

9 Terra 37,59 14,9 0,7 15.245,2 -80,8 Stablecoin-Plattform<br />

10 Avalanche 56,95 12,1 0,5 1.703,0 -83,6 Smart Contracts<br />

11 Litecoin 173,41 11,4 0,5 258,0 -72,6 Zahlungsverkehr<br />

12 Polygon 1,66 11,2 0,5 13.885,8 -71,6 Layer2 Ethereum Scaling<br />

13 Algorand 1,63 9,7 0,4 636,8 -60,6 Smart Contracts<br />

14 Bitcoin Cash 516,38 9,6 0,4 129,4 -74,5 Zahlungsverkehr<br />

15 Stellar 0,32 7,6 0,3 383,7 -72,6 Zahlungsverkehr<br />

*<br />

Ein theoretisches Investment am Höchststand und einem späteren Verkauf auf dem Tiefstand (maximaler Wertverlust) Quelle: CoinMarketCap.com_Stand: 1.11.<strong>2021</strong><br />

einen festen Gegenwert dar. Je inflationärer<br />

die Geldpolitik agiert, desto höher<br />

die Nachfrage nach stabilen Assets, die die<br />

Kaufkraft erhalten. Aktuell hat sich der<br />

Zinssatz von der Inflationsrate abgekoppelt,<br />

was diese Nachfrage weiter befeuern<br />

wird. Und in diese Nachfrage reiht sich der<br />

Bitcoin nun ein in etablierte Sachwerte wie<br />

Aktien, Immobilien oder Gold.<br />

<strong>procontra</strong>: Apropos Gegenwert. Was konkret<br />

beeinflusst den Kurs einer Kryptowähviele<br />

Experten gedacht, dass nach dem<br />

chinesischen Verbot der Kryptomarkt zusammenbrechen<br />

könnte. Das Gegenteil ist<br />

der Fall. Der Bitcoin notiert heute 30 Prozent<br />

über dem Niveau zum Zeitpunkt des<br />

Verbots. Das zeigt, dass diese Ökosysteme<br />

auch unabhängig von der Willkür einzelner<br />

großer Staaten funktionieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum nimmt der Bitcoin unter<br />

den Zigtausenden Coins eine Sonderstellung<br />

ein?<br />

Sandner: Während hinter den meisten<br />

Coins ein Projekt steht, wie eben beschrieben,<br />

ist der Bitcoin einfach nur knapp. Er<br />

ist auf 21 Millionen Token beschränkt.<br />

Wenn Sie so wollen, ist er begrenzt verfügbar,<br />

ähnlich wie ein Rohstoff. Daraus<br />

entsteht sein Wert.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Bitcoin dann mit Gold<br />

vergleichbar?<br />

Sandner: Im Grunde schon. Die Motivationen,<br />

in Gold oder den Bitcoin zu investieren,<br />

sind sehr gut vergleichbar. In einer<br />

Zeit, wo der Euro, Dollar und im Grunde<br />

alle Währungen immer weicher werden,<br />

stellen beide Assets durch ihre Knappheit<br />

»Die Ökosysteme der<br />

Kryptowährungen<br />

funktionieren auch<br />

unabhängig von der<br />

Willkür einzelner<br />

großer Staaten.«<br />

rung? Ein Tweet von Elon Musk, nur die<br />

Nachfrage neuer Fans oder reale Werte?<br />

Sandner: Die Anlage ist sehr volatil, das<br />

haben verschiedene Kursverläufe in der<br />

Vergangenheit gezeigt. Auch aufgrund<br />

bewusster und unbewusster Äußerungen<br />

einflussreicher Investoren. Langfristig wird<br />

der Kurs aber hauptsächlich von Anlegern<br />

getrieben, die ebenfalls an diese Idee<br />

glauben.<br />

<strong>procontra</strong>: Also reine Spekulation?!<br />

Sandner: Das sehe ich nicht so. Die<br />

Menschen haben sich schon immer hin zu<br />

harten Assets orientiert, wo sie ihr Geld<br />

aufbewahren konnten. Das war mit der<br />

Deutschen Mark so, dem Schweizer Franken,<br />

Immobilien oder auch Gold. Je weicher<br />

die klassischen Währungen werden,<br />

desto mehr nimmt der Härtegrad anderer<br />

Assets zu. Und zu diesen Kaufkraftträgern<br />

zählen Anleger auch immer mehr Kryptowährungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch spekulieren viele<br />

Anleger darauf, über die enormen Kurssteigerungen<br />

ihrer Kryptowährungen auf<br />

Euro-Basis ein Vermögen aufzubauen.<br />

32 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Kryptowährungen INVESTMENTFONDS<br />

Der Euro wird aber immer weicher. Wie<br />

sinnvoll ist das?<br />

Sandner: Das ist richtig. Doch was würde<br />

man dann tun? Man würde nur für den<br />

kurzen Moment des Konsums zurück in<br />

den Euro tauschen. Beispielsweise um<br />

zu tanken, einzukaufen, Rechnungen zu<br />

bezahlen etc. Die klassischen Währungen<br />

sind ja weiterhin sinnvoll, weil sie so<br />

verbreitet akzeptiert werden. Aber halt nur<br />

als Zahlungsmittel für den Leistungsaustausch<br />

und eben nicht mehr als Wertaufbewahrung.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch dominieren Euro und<br />

Dollar die Anlegerköpfe. Und die wollen<br />

irgendwann Kasse machen, also ihren<br />

Krypto-Gewinn in Euro realisieren. Ist das<br />

ein Denkfehler?<br />

Sandner: Dieser Gedanke ist nachvollziehbar.<br />

Aber nur, wenn Ihre Basisverrechnungseinheit<br />

der Euro ist. Die Frage<br />

ist dann nämlich, welche Kaufkraft mein<br />

Euro-Vermögen noch hat. Wahrscheinlich<br />

nicht mehr die gleiche wie vor der Investiti-<br />

on in eine Kryptowährung. Dann fühlt sich<br />

der Anleger vielleicht vermögend, kann<br />

sich von seinem Euro aber trotzdem nicht<br />

mehr leisten, weil die Preise für seinen<br />

Lebensunterhalt mindestens im gleichen<br />

»Ohne eigene Recherche<br />

ist ein Investment<br />

hoch riskant und kann<br />

sehr schnell zum<br />

Totalverlust führen.«<br />

Maße gestiegen sind. Im Grunde ist es das<br />

gleiche Verhältnis wie zwischen dem Euro<br />

und einer hoch inflationären Währung wie<br />

der türkischen Lira. Auch hier würde man<br />

schnellstmöglich versuchen, die Lira wieder<br />

zurück in den Euro zu tauschen, weil der<br />

Wert der Lira schwindet und im Verhältnis<br />

der Euro die härtere Währung ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Noch einmal zurück zu den<br />

Projekten: Wie kann der Auswahlprozess<br />

aussehen, wenn sich mehrere Coins mit<br />

den gleichen Projekten, beispielsweise<br />

Zahlungsströme, Speicherkapazitäten oder<br />

Rechenleistungen, beschäftigen?<br />

Sandner: Das ist sehr unterschiedlich. Die<br />

Marktkapitalisierung gibt hier schon einmal<br />

Aufschluss über die Größe. Das kann<br />

ein Kriterium sein. Elementar wichtig ist es<br />

aber, sich vorab intensiv mit den potenziellen<br />

Kryptowährungen auseinanderzusetzen.<br />

Welches Projekt steht dahinter?<br />

Wie funktioniert es? Was ist der innovative<br />

Kern? Wer sind die Menschen im Hintergrund?<br />

Sind sie vertrauenswürdig? Ohne<br />

eigene Recherche ist ein Investment hoch<br />

riskant und kann sehr schnell zum Totalverlust<br />

führen, gerade wenn man bei wenig<br />

kapitalisierten Coins nur auf die große<br />

Kursexplosion spekuliert. <br />

In fallende Messer<br />

greift man nicht.<br />

Diese und weitere Weisheiten im<br />

täglichen <strong>procontra</strong>-Nachrichtenupdate.<br />

<strong>procontra</strong>-online.de/newsletter<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin<br />

33


HÖHEPUNKTE DES JAHRES Versicherungen<br />

HIGHLIGHTS <strong>2021</strong><br />

Elementar wichtig ++ Cyberattacke ++ Amazons Gehversuche ++ Zinsen & Reformen<br />

Juli<br />

DEBATTE UM ELEMENTARPFLICHT-<br />

VERSICHERUNG ENTFLAMMT<br />

Das Unwetter „Bernd“ hinterließ im Sommer nicht nur seine<br />

Wassermassen und ein unfassbares Schadenausmaß an Menschen<br />

und Objekten, sondern entfachte auch die bekannte<br />

Diskussion um den Elementarschutz. Muss er nun zur Pflicht<br />

werden, damit die derzeitige Quote von unter 50 Prozent<br />

spürbar erhöht wird und die Menschen nicht vor den Trümmern<br />

ihres Hab und Guts stehen? Die Debatte darüber hält<br />

weiter an. Versicherer sollen bezahlbaren Schutz ermöglichen,<br />

meint der Verbraucherschutz. Die Beratung müsse stärker für<br />

Kosten/Nutzen sensibilisieren, heißt es selbstkritisch aus der<br />

Branche. Einen ersten Erfolg vermeldete der GDV im November:<br />

400.000 neue Elementarversicherungen wurden allein im<br />

dritten Quartal neu abgeschlossen.<br />

März<br />

ERSTES SOZIALPARTNERMODELL<br />

VERABSCHIEDET<br />

Knapp drei Jahre<br />

nach Inkrafttreten<br />

des Betriebsrentenstärkungsgesetzes,<br />

in<br />

dem die Möglichkeit<br />

einer reinen Beitragszusage<br />

verankert wurde,<br />

wurde nun das<br />

erste Sozialpartnermodell vermeldet. Erfolgreich darüber verhandelt<br />

hatten zuvor das Konsortium „Die Deutsche Betriebsrente“,<br />

bestehend aus den Versicherern Zurich und Talanx,<br />

und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Ab Juli sollten<br />

Beschäftigte der Talanx-Gruppe die Möglichkeit bekommen,<br />

eine betriebliche Altersversorgung auf Grundlage einer Beitragszusage<br />

abzuschließen. Der Termin konnte allerdings nicht<br />

gehalten werden – die BaFin-Prüfung verzögerte sich.<br />

Januar<br />

VERSICHERER WOLLEN BIS 2050<br />

KLIMANEUTRAL INVESTIEREN<br />

„Erkennbar nachhaltiger“, möchte die deutsche Versicherungswirtschaft<br />

schon bis 2025 zunächst durch eine erweiterte<br />

Produktpalette und veränderte interne Strukturen werden.<br />

Dafür hatte das GDV-Präsidium zu Jahresbeginn ein Positionspapier<br />

verabschiedet. Darin wurde auch festgeschrieben, dass<br />

Kundengelder – insgesamt handelt es sich dabei in Deutschland<br />

um ein Volumen von 1.700 Milliarden Euro – bis 2050<br />

CO 2<br />

-neutral angelegt werden sollen.<br />

34 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Versicherungen HÖHEPUNKTE DES JAHRES<br />

Juli<br />

CYBERANGRIFF AUF HAFTPFLICHTKASSE<br />

Oktober<br />

TESLA STARTET TELEMATIKTARIF<br />

Im Herbst gab der US-Autobauer Tesla bekannt, in<br />

Texas zukünftig einen eigenen Telematiktarif anzubieten.<br />

Daten über das Fahrverhalten werden in Echtzeit<br />

erhoben und beeinflussen so die Versicherungsprämie<br />

– positiv oder negativ. Über Kooperationen wie<br />

„InsureMyTesla“ ist Tesla bereits in der DACH-Region<br />

tätig. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Autobauer<br />

zukünftig das Kfz-Policengeschäft, auch in Deutschland,<br />

komplett selbst mit abwickelt.<br />

Im Juli wurde die Haftpflichtkasse Opfer eines Hackerangriffs,<br />

der in dieser Größenordnung in der Versicherungsbranche<br />

bislang einzigartig war. IT-Systeme<br />

gingen vom Netz, die Homepage war tagelang nicht<br />

erreichbar, ebenso die Telefonleitungen. In den Tagen<br />

danach wurde das Ausmaß immer mehr bekannt:<br />

Diebstahl personenbezogener Daten per Ransomware-<br />

Attacke. Dabei verschlüsseln die Täter häufig einen Teil<br />

der Daten und geben diese – wenn überhaupt – erst<br />

nach Zahlung eines Lösegelds wieder frei. Die Haftpflichtkasse<br />

wurde erpresst. Erst drei Wochen nach der<br />

Attacke konnten die Systeme wieder weitestgehend<br />

störungsfrei eingesetzt werden.<br />

Juni<br />

SPAHNS PFLEGEREFORM<br />

WIRD VERRISSEN<br />

Nachdem das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf<br />

zur heiß diskutierten Pflegereform durchgewinkt hatte,<br />

ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. Die privaten<br />

Pflegeanbieter sprachen sogar von einem „schwarzen<br />

Tag für die private Altenpflege“. „Unausgegoren“,<br />

„Stückwerk“, „Eine Ohrfeige für Betroffene“ attestierte<br />

man dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens<br />

Spahn und seinen Plänen. Positiv sicherlich: die bessere<br />

Entlohnung der Pflegekräfte. Die finanzielle Entlastung<br />

der Betroffenen schätzt der Verbraucherschutz als<br />

minimal ein und fordert daher sofortige Nachbesserungen<br />

von der neuen Regierung.<br />

Juni<br />

Amazon, Teil 1: Krankenversicherer<br />

eingestellt<br />

Drei Jahre nach Gründung des Krankenversicherers<br />

„Haven Healthcare“<br />

stellte der Zusammenschluss des<br />

Handelsriesen Amazon mit Berkshire<br />

Hathaway und J.P. Morgan das Geschäft<br />

wieder ein. Die Begründung<br />

fiel ebenso knapp aus wie der Erfolg:<br />

Man wolle die aus dem Gemeinschaftsprojekt<br />

erworbenen Kenntnisse<br />

nur noch für die jeweiligen<br />

eigenen Angestellten nutzen.<br />

August<br />

Amazon, Teil 2: Klare Vorgaben<br />

für Haftpflichtpolicen<br />

Über das neu gegründete Netzwerk<br />

„Amazon Insurance Accelerator“<br />

möchte Amazon in den USA seine<br />

Kunden stärker gegen Sach- und<br />

Personenschäden absichern. Schäden<br />

bis 1.000 Dollar würde Amazon<br />

direkt regulieren, Händler bleiben<br />

bis dahin außen vor. Vorausgesetzt,<br />

sie haben eine Haftpflichtversicherung<br />

abgeschlossen. Für deren<br />

Ausgestaltung insbesondere in der<br />

Schadensregulierung diktiert Amazon<br />

klare Vorgaben in Richtung der<br />

teilnehmenden Versicherer.<br />

September<br />

Amazon, Teil 3: Eintritt in<br />

britischen Versicherungsmarkt<br />

Amazon vollzieht einen weiteren<br />

Schritt in Richtung Versicherungsgeschäft:<br />

Laut einer Meldung der<br />

Nachrichtenagentur Reuters hat<br />

sich der Handelskonzern hierfür mit<br />

dem britischen Makler Superscript<br />

zusammengetan, um künftig Inhalts-,<br />

Cyber- sowie Haftpflichtpolicen<br />

gezielt an kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) aus dem Vereinigten<br />

Königreich zu verkaufen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

35


HÖHEPUNKTE DES JAHRES Versicherungen<br />

April<br />

SENKUNG DES HÖCHSTRECHNUNGSZINSES<br />

BESCHLOSSEN<br />

Bereits im Januar empfahl die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) den Höchstrechnungszins<br />

in der Lebensversicherung zu senken. Im April bestätigte das Bundesfinanzministerium<br />

dann die Senkung zum 1. Januar 2022 von 0,9 auf 0,25 Prozent.<br />

Mit dieser Bekanntgabe entbrannte zudem die Diskussion um die 100-prozentige<br />

Bruttobeitragsgarantie, die in Riester-Verträgen und auch in der bAV, konkreter der<br />

Beitragszusage mit Mindestleistungen (BZML), gefordert wird und für die Anbieter<br />

kaum noch darstellbar ist.<br />

Februar<br />

ÜBERSCHÜSSE DER LEBENS-<br />

VERSICHERER SINKEN WEITER<br />

<strong>2021</strong> sank die laufende Verzinsung für Klassik-Produkte der<br />

privaten Rentenversicherung von durchschnittlich 2,29 Prozent<br />

2020 auf nun 2,14 Prozent. Der langfristige Trend sinkender<br />

Deklarationen setzte sich damit weiter fort. Hinzu kommt, dass<br />

immer weniger Anbieter überhaupt noch Klassik-Tarife anbieten.<br />

Bei einem Vertrag, der über die nächsten 25 Jahre läuft,<br />

prognostiziert Assekurata bei gleichbleibendem Zinsniveau<br />

eine illustrierte Beitragsrendite von nur noch 1,88 Prozent.<br />

September<br />

D&O-SCHÄDEN AUF REKORDNIVEAU<br />

Oktober<br />

OTTONOVA WILL LEBENS-<br />

VERSICHERER WERDEN<br />

Der private Krankenversicherer ottonova will sein Portfolio<br />

erweitern und in die Leben-Sparte einsteigen. Auf Produktebene<br />

will man mit Policen in den Bereichen BU und Risikoleben<br />

starten. Die Genehmigung der BaFin steht dazu allerdings<br />

noch aus.<br />

Im September gab der GDV konkrete Zahlen zur Managerhaftpflicht<br />

(D&O) bekannt. Demnach stieg das Schadensvolumen<br />

2020 mit rund 14 Prozent stärker als die eingenommenen<br />

Beiträge (9 Prozent). Die Schaden-Kosten-Quote lag bei<br />

110 Prozent. 2019 war das Geschäft für die Anbieter mit einer<br />

Schaden-Kosten-Quote von 85 Prozent noch lukrativ.<br />

36 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Versicherungen HÖHEPUNKTE DES JAHRES<br />

Januar<br />

Februar<br />

SYSTEM-<br />

UMSTEL-<br />

LUNG BEI<br />

REISEAB-<br />

SICHERUNG<br />

NÜRNBERGER ÜBERNIMMT GETSURANCE<br />

Das insolvente InsurTech Getsurance war lange auf der Suche nach einem Lead-<br />

Investor, den es in der Nürnberger Versicherung zum Jahresanfang dann endlich<br />

fand. Diese will das Know-how von Getsurance vor allem für die Weiterentwicklung<br />

der eigenen digitalen Prozesse nutzen. „Getsurance gibt uns wertvolle Impulse für<br />

den digitalen Vertrieb von Einkommensschutz-Produkten“, erläutert der Nürnberger-<br />

Lebensversicherungs-Vorstand Harald Rosenberger den Einstieg als Investor.<br />

Das Bundeskabinett hat einen Insolvenzschutz<br />

für Pauschalreisende beschlossen.<br />

Zum 1. November sollte er in Kraft<br />

treten. Der dafür eingerichtete Reisesicherungsfonds,<br />

in dem die Reiseveranstalter<br />

selbst Rückstellungen bilden, soll<br />

die bisherige Absicherung aus Versicherungen<br />

oder Bankbürgschaften ablösen.<br />

Der Fonds soll zunächst noch unter<br />

staatlicher Absicherung stehen, aber bis<br />

zum 31. Dezember 2026 ein Zielkapital<br />

von 750 Millionen Euro erreichen.<br />

Lesen Sie die Hintergründe, Zusatzberichte<br />

und Interviews zu diesen und<br />

weiteren Highlights des Jahres unter:<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/<strong>2021</strong><br />

Franz Hackel, Münster<br />

Super und informativ! VIELEN DANK an alle<br />

Beteiligten. Bis zum nächsten mal. :-)<br />

Paula Gaede, Referenten-Team<br />

Das waren spannende Fragen. Ich<br />

hoffe, wir konnten alle beantworten.<br />

Rainer Eisbein, Kiel<br />

Interessant, vor allem auch die kritischen<br />

Anmerkungen. Ich freu mich auf die<br />

Fortführung!<br />

Alexandra Thormann, profino Team<br />

Hier gibts die Tickets für den kommenden Kongress:<br />

www.altersvorsorge.profino.online<br />

Wir freuen uns!<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

Der neue Maßstab<br />

PROFINO 3.0<br />

37


VERSICHERUNGEN Pflegevorsorge<br />

PFLEGE BLEIBT PFLEGEFALL<br />

Die Wichtigkeit der privaten Pflegezusatzversicherung wird von Versicherern<br />

ebenso wie von Pflegeexperten und Verbraucherschützern stets betont.<br />

Trotzdem tritt die Sparte in Deutschland weiter auf der Stelle.<br />

– TEXT: MATHIAS VON HOFEN –<br />

38 Illustration: Eleonora Mavromati


Pflegevorsorge VERSICHERUNGEN<br />

Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung<br />

sind angesichts der hohen Kosten<br />

für stationäre und ambulante Pflege<br />

unzureichend. Das hat die Zahl der Neuabschlüsse<br />

in den letzten Jahren nur wenig<br />

beeinflusst, wenn man vom Sonderfall<br />

Pflege-Bahr einmal absieht. So lag die Zahl<br />

der Pflegezusatzversicherungen Ende 2019<br />

bei 3,8 Millionen gegenüber 2,2 Millionen<br />

2013. Doch etwa ein Viertel der Verträge<br />

von 2019 stellen die Pflege-Bahr-Tarife, die<br />

2013 eingeführt wurden. Davon abgesehen<br />

gab es wenig Zuwachs bei Pflegezusatzpolicen.<br />

Warum verbreitet sich der Schutz nicht<br />

schneller, wenn der Bedarf doch so groß erscheint?<br />

Braucht es bessere Produkte? Eine<br />

gezieltere Beratung? Oder sind die von der<br />

Politik abgesteckten Rahmenbedingungen<br />

ungünstig?<br />

ZUSATZVERSICHERUNG: KAUM BEREITSCHAFT ZUR VORSORGE<br />

Planen Sie demnächst eine Pflegezusatzversicherung abzuschließen,<br />

um die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung aufzustocken?<br />

WEISS NICHT, KEINE ANGABE: 17 %<br />

JA: 5 %<br />

NEIN: 79 %<br />

n = 1.421 Quelle: Befragung im Insa-Meinungstrend <strong>06</strong>.09.<strong>2021</strong><br />

POLITIK IST GEFORDERT<br />

Die Politik kann einiges tun, um die Pflegezusatzversicherung<br />

attraktiver zu machen.<br />

So betont etwa Guido Jochum, Abteilungsleiter<br />

Huk-Coburg-Krankenversicherung:<br />

„Es würde der Attraktivität einer Pflegezusatzversicherung<br />

sicher nützen, wenn Versicherte<br />

Beiträge zur Pflegezusatzversicherung<br />

steuerlich voll geltend machten bzw.<br />

Geringverdiener einen direkten Zuschuss<br />

erhielten, der über die heutige Förderung<br />

des ‚Pflege-Bahr‘ hinausgeht.“ Ähnlich<br />

die Forderung des Verbands der Privaten<br />

Krankenversicherer PKV: „Steuerabzug für<br />

Beiträge zur Pflegezusatzversicherung (bei<br />

Produkten mit angemessenem Leistungsumfang)<br />

bzw. Zuschüsse für Personen, die<br />

nicht von einer Steuerbegünstigung profitieren<br />

würden, weil sie keine oder nur wenig<br />

Steuern zahlen.“<br />

Aus Sicht der Versicherer bieten die Regelungen<br />

für Pflege-Bahr und Vorsorgeaufwendungen<br />

nicht genügend Anreiz für<br />

den Abschluss einer Zusatzversicherung.<br />

Andreas Kolb, Vorstandsvorsitzender der<br />

Krankenversicherungen der Versicherungskammer<br />

Bayern, fordert: „Ein sehr guter<br />

Ansatzpunkt wäre, analog zur betrieblichen<br />

Krankenversicherung eine betriebliche<br />

Pflegeversicherung einzuführen und<br />

diese staatlich zu fördern. Wir wissen, dass<br />

die Arbeitgeber bereit sind, in die Gesundheit<br />

ihrer Mitarbeiter zu investieren.“<br />

Die Beiträge sollten „steuer und sozialabgabenfrei<br />

sein“. Diese Forderung wird<br />

auch von Jochum unterstützt, der zudem<br />

NEUE CHANCEN FÜR VERMITTLER<br />

Ein Teil der Vermittler ist bei der Ansprache<br />

der privaten Pflegeabsicherung zurückhaltend,<br />

da der (eigene) Pflegefall ein sensibles<br />

Thema ist, oft sogar tabuisiert wird. Zudem<br />

haben viele Versicherte oft drängendere<br />

Probleme wie die Absicherung der eigenen<br />

Arbeitskraft oder den Schutz für Haus oder<br />

Wohnung. Dass laut einer Insa-Umfrage<br />

aus <strong>2021</strong> fast 80 Prozent der Deutschen<br />

keine Pflegezusatz abschließen wollen, ist<br />

dennoch alarmierend. Hier kann die Beratung<br />

aufklärend einwirken, die richtigen<br />

Prioritäten in der Vorsorge zu setzen.<br />

Helfen können auch neue Angebote der<br />

Gesellschaften. So fördert die Ideal Versicherung<br />

den Vertrieb ihres Pflegetagegelds,<br />

das sie im Januar <strong>2021</strong> auf den Markt gebracht<br />

hat, durch Services wie eine Pflegeplatzgarantie<br />

innerhalb von 24 Stunden<br />

und eine optional wählbare Soforthilfe im<br />

Pflegefall durch Einmalzahlung. Die Versicherungskammer<br />

Bayern hat ein digivorschlägt,<br />

dass die Regelungen für die<br />

betriebliche Pflegeversicherung „nur dann<br />

nicht greifen, wenn Arbeitnehmer aktiv widersprechen<br />

(Opt-out-Möglichkeit)“.<br />

Unterstützung kommt vonseiten der<br />

Gewerkschaften. Christian Jungvogel, Abteilungsleiter<br />

Tarifpolitik der IG Bergbau,<br />

Chemie, Energie: „Die Unterstützung des<br />

»Ein Ansatz wäre<br />

die betriebliche<br />

Pflegeversicherung.<br />

Arbeitgeber sind bereit,<br />

in die Gesundheit<br />

ihrer Mitarbeiter<br />

zu investieren.«<br />

ANDREAS KOLB, VERSICHERUNGSKAMMER BAYERN<br />

Gesetzgebers bei der betrieblichen Pflegeversicherung<br />

wäre wie bei der betrieblichen<br />

Altersvorsorge hilfreich und sinnvoll.“<br />

Die Versicherer sehen aber auch ein<br />

Kommunikationsproblem der Politik.<br />

Kolb führt aus: „Aus unserer Sicht muss<br />

die Politik noch viel deutlicher machen,<br />

wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, für<br />

den eigenen Pflegefall vorzusorgen.“ Bisher<br />

hat die Politik die Dringlichkeit einer<br />

zusätzlichen privaten Absicherung bei der<br />

Pflege selten betont. Denn dies wäre auch<br />

ein Offenbarungseid, dass die Leistungen<br />

der gesetzlichen Pflegeversicherung absolut<br />

unzureichend sind.<br />

Mit den Vorschlägen zur betrieblichen<br />

Pflegeversicherung, dem Steuerabzug für<br />

Beiträge zur Pflegezusatzversicherung und<br />

mehr Förderung liegen konkrete Forderungen<br />

an die neue Regierung auf dem<br />

Tisch. Damit liegt der Ball im Feld der Politik.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

39


VERSICHERUNGEN Pflegevorsorge<br />

»Berater sind gefordert«<br />

ANDREAS LUDWIG, Bereichsleiter Rating & Analyse, Morgen & Morgen<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erklären sich die Prämienunterschiede<br />

zwischen Pflegerente und Pflegetagegeld?<br />

Andreas Ludwig: Pflegetagegelder sind anfänglich<br />

deutlich günstiger. Sie haben im Gegensatz<br />

zu den garantierten Beiträgen bei der Pflegerente<br />

eine Beitragsanpassungsklausel. Dies<br />

entspricht dem Beitragsanpassungsrecht der<br />

KV. Aufgrund des medizinischen Fortschritts und<br />

der älter werdenden Gesellschaft muss es zu<br />

Beitragsanpassungen kommen. Dagegen müssen<br />

die Lebensversicherer bei der Pflegerente<br />

von Beginn mögliche Beitragssteigerungen<br />

einkalkulieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum sind Pflegerenten weniger<br />

verbreitet als Pflegetagegeld?<br />

Ludwig: Ich denke, es liegt hauptsächlich am<br />

Preis. Es gibt aber noch einen anderen Punkt.<br />

Vor etwa vier Jahren wurde der Pflegegrad 1<br />

im Zuge der Pflegereform eingeführt. Bei den<br />

allermeisten Tagegeldern kann der Pflegegrad 1<br />

mitversichert werden. Bei der Pflegerente ist die<br />

Pflegestufe 1 dagegen schwer versicherbar, da<br />

hier noch keine Erfahrungswerte vorhanden<br />

waren und zugleich der Lebensversicherer ja die<br />

Beiträge garantieren muss. Bis auf eine Ausnahme<br />

ist daher der Pflegegrad 1 bei der Pflegerente<br />

nicht versicherbar.<br />

<strong>procontra</strong>: Könnte ein weiterer Grund sein, dass<br />

von den Maklern lieber das KV-Produkt Pflegetagegeld<br />

angesprochen wird?<br />

Ludwig: Ich glaube, dass die Makler da nicht<br />

zwischen Leben und Kranken unterscheiden.<br />

Wenn ein Makler das Pflegerisiko absichern<br />

will, hat er beides mit auf dem Schirm. Doch<br />

letztendlich wird er aufgrund der Beiträge eher<br />

zum Pflegetagegeld tendieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist für die Kunden das Pflegetagegeld<br />

oder die Pflegerente sinnvoller, wenn man speziell<br />

die Versicherungsbedingungen betrachtet?<br />

Ludwig: Im Rentenbereich werden in der Regel<br />

die sogenannten ADL-Punkte (Activities of Daily<br />

Living), die in den Versicherungsbedingungen<br />

definiert sind, bei der Pflegeeinstufung zugrunde<br />

gelegt. Je nachdem, ob einzelne definierte<br />

Aktivitäten wie Waschen oder Rasieren noch<br />

eigenständig durchgeführt werden können, wird<br />

der Pflegegrad festgelegt. Das ist dann aber<br />

auch auf die Vertragslaufzeit festgeschrieben.<br />

In der KV, also dem Pflegetagegeld, könnte dies<br />

dagegen auch angepasst werden. Hier spielt<br />

das Sozialgesetzbuch bei der Einstufung die<br />

entscheidende Rolle und weniger die ADL-<br />

Punkte. Es lässt sich nur individuell beantworten,<br />

was besser ist, am besten mithilfe eines<br />

qualifizierten Beraters.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann vonseiten der Anbieter<br />

geleistet werden, um die Verbreitung der Pflegeversicherung<br />

stärker zu fördern?<br />

Ludwig: Es gibt sowohl im Pflegerenten- als<br />

auch im Pflegetagegeldsektor sehr gute Tarife.<br />

Daneben gibt es auch sehr gute Startertarife,<br />

wo es sehr günstige Angebote gibt und man<br />

seine Gesundheit quasi „einfrieren“ kann. Das<br />

ist ein Vorteil, da im höheren Alter Versicherte oft<br />

ein Problem haben, noch eine Pflegeversicherung<br />

ohne größere Zuschläge abschließen zu<br />

können. Wir haben also sehr gute Tarife, aber für<br />

viele Leute haben andere Themen wie Berufsunfähigkeit<br />

und Altersvorsorge einfach Vorrang.<br />

Deshalb ist besonders der Berater gefordert,<br />

seine Kunden auf das Thema Pflege hinzuweisen.<br />

An Informationen vonseiten der Versicherer<br />

fehlt es den Vermittlern meist nicht. So<br />

hebt Katharina Jessel, Vorstandsmitglied<br />

Krankenversicherungen der VKB, hervor:<br />

„Unsere Makler und Vermittler werden<br />

regelmäßig mit Vertriebsinformationen, Beratungsleitfäden<br />

und aktuellen Informationen<br />

aus Markt und Politik versorgt. Dabei<br />

setzen wir mit unserer Multikanal-Strategie<br />

nicht nur auf klassische Wege, wie E-Mail<br />

und POS-Werbung, sondern auch interaktive<br />

Videoformate und Podcasts.“<br />

Letztendlich sind die Vermittler aber<br />

selbst gefordert, das Thema Pflege offensiver<br />

anzusprechen. Pflegeexperte Holger<br />

Rasch, Betreiber des Portals „Pflegeversicherung<br />

Spezialisten“: „Sehen Sie Pflegebetales<br />

Pflege-Portal eingeführt. Kunden<br />

mit einer Pflegetagegeldversicherung stellt<br />

die VKB einmalig für maximal drei Monate<br />

einen persönlichen Pflegeberater an die Seite.<br />

Es gibt auch immer mehr variable Tarife<br />

am Markt, bei denen der Versicherte<br />

die Höhe des Pflegegelds frei wählen kann.<br />

Neues Vertriebspotenzial bieten arbeitgeberfinanzierte<br />

Pflegezusatzversicherungen<br />

wie CareFlex in der Chemieindustrie, die<br />

vom 1. Juli bis 10. November <strong>2021</strong> bereits<br />

430.000 Beschäftigte abgeschlossen haben.<br />

Nina Henschel, Vorständin der R+V Krankenversicherung,<br />

betont, dass CareFlex<br />

Chemie „ein Modell und Vorbild für andere<br />

Branchen“ sein könne.<br />

ratung nicht als Produktverkauf, sondern<br />

helfen Sie den Menschen, ihr Vermögen zu<br />

sichern und die Selbstbestimmung zu bewahren.“<br />

CHANCEN MIT DER PFLEGE<br />

Arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherungen<br />

erschließen neue Kundengruppen<br />

Neue und verbesserte Serviceleistungen im<br />

Pflegefall sind starkes Vertriebsargument<br />

Variable Tarife bieten zusätzliche Vertriebsmöglichkeiten<br />

40 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


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VERSICHERUNGEN Allgefahrendeckung<br />

ALLES DRIN, ALLES EINFACH?!<br />

Allgefahrenversicherungen klingen für Kunden komfortabel. Doch die meisten Produktgeber<br />

machen kein großes Aufsehen um ihr Rundum-sorglos-Angebot. Dafür gibt es Gründe.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

So einfach geht die Absicherung von Risiken:<br />

Mit Abschluss einer Police ist alles<br />

versichert, was nicht explizit ausgeschlossen<br />

ist. Das Bedingungswerk ist kurz und<br />

eindeutig. Wichtige Deckungen wie Elementarschäden<br />

sind automatisch enthalten.<br />

Das Zauberwort dafür lautet: Allgefahrenversicherung.<br />

Im Gewerbegeschäft sind<br />

sie durchaus üblich. Neuerdings stellt der<br />

eine oder andere Versicherer aber auch sein<br />

Angebot an All-Risk-Policen im privaten<br />

Bereich ins Schaufenster. Beispiele sind<br />

42 Illustration: Roman Kulon


Allgefahrendeckung VERSICHERUNGEN<br />

Helvetia mit dem neuen Komplettschutz<br />

Helvetia eCar und die Bayerische mit einer<br />

Überarbeitung der Meine-eine-Police (siehe<br />

Interview).<br />

VORTEILE FÜR MAKLER<br />

Den Anbietern zufolge haben All-Risk-Policen<br />

Vorteile für Kunden und Makler. „Sie<br />

erleichtern Vermittlern das Thema Haftung<br />

und lassen Kunden nicht rätseln, ob<br />

bestimmte Fälle jetzt versichert sind oder<br />

nicht“, erläutert Alina Sucker, Underwriting<br />

Manager Art & Private Clients bei Hiscox<br />

Deutschland. Und weiter: „Keine komplizierten<br />

prozentualen Wertsachenanteile<br />

sind versichert, sondern beispielsweise der<br />

Schmuck ist zur genannten Summe weltweit<br />

abgesichert, auch gegen Verlieren und<br />

Liegenlassen.“ Die Nachfrage nach diesem<br />

Produkt steige deutlich. „Immer mehr Kunden<br />

wollen einen Rundumschutz und sich<br />

nicht die Frage stellen, ob der Versicherer<br />

zahlt, wenn das Kind ein Kunstwerk aus<br />

Versehen zerstört.“ Konkrete Absatzzahlen<br />

nannte der Versicherer bei der Anfrage von<br />

<strong>procontra</strong> allerdings nicht.<br />

Hiscox ist auf gewerbliche Bürorisiken<br />

spezialisiert, wie sie vor allem bei IT-<br />

Firmen, Dienstleistern und Beratungsunternehmen<br />

bestehen. Das Privatgeschäft<br />

mit Allgefahrenschutz macht Hiscox<br />

praktischerweise gleich mit. „All unsere<br />

Privatkunden-Versicherungen sind Allgefahrenprodukte“,<br />

erklärt Sucker. Damit sei<br />

All-Risk keinesfalls ein Nischenprodukt für<br />

den Spezialversicherer. Die Zielgruppe bestehe<br />

aus vermögenden Privatkunden, die<br />

sich rundum gut abgesichert wissen wollen.<br />

Ebenso Kunden, die ihre „Schätzchen“, wie<br />

etwa das Ferienhaus, das wertvolle Kunstwerk<br />

oder den geliebten Oldtimer, umfassend<br />

absichern möchten.<br />

SCHUTZ FÜR PRIVATE<br />

Auch Branchenprimus Allianz offeriert<br />

nicht nur Gewerbe- und Industriekunden<br />

Allgefahrenschutz, sondern auch Privatleuten.<br />

Laut einer Sprecherin des Versicherers<br />

erfolgt das Angebot in einzelnen Tarifen der<br />

folgenden Kategorien: Hausrat und Wohngebäude<br />

(Tarif Premium), Kunst (Allianz<br />

Art Privat), Ausstellungen (Transport-/<br />

Kunst-Police) sowie Auto (Akku von Elektro-/Hybridfahrzeugen,<br />

Oldtimer). Wettbewerber<br />

Axa bietet in der Kfz-Versicherung<br />

in der Produktlinie Mobil Komfort eine Allgefahrendeckung<br />

als festen Bestandteil des<br />

UMFASSENDER SCHUTZ<br />

Klassische Deckung vs. Allgefahrendeckung anhand dreier Beispiele<br />

STURMSCHADEN IM FREIEN<br />

(HAUSRAT)<br />

Durch den letzten kräftigen<br />

Hagelsturm haben die<br />

Terrassenmöbel und das<br />

Trampolin bei Familie Müller<br />

einen enormen Schaden davongetragen.<br />

In einer klassischen Versicherung<br />

bezeichnet Sturm eine genau definierte<br />

Mindestwindstärke von 8. Was bei Windstärke<br />

7 zu Bruch geht, übernimmt sie in der<br />

Regel nicht.<br />

› LEISTUNG MIT 250 EURO SELBSTBEHALT<br />

› LEISTUNG BIS 3.000 EURO<br />

Produkts. „Dies ist für risikoaverse Kunden<br />

interessant und bietet ein Maximum an<br />

Absicherung“, meint Claus Hunold, Leiter<br />

Maklervertrieb bei Axa. Aufgrund der Vielzahl<br />

an Tarifmerkmalen könne Axa kein<br />

aussagekräftiges Preisbeispiel geben. Die<br />

Bayerische nennt zwar auch keine Kosten,<br />

zeigt in ihrer Produktbroschüre zur Meineeine-Police<br />

aber Leistungsbeispiele (siehe<br />

Textkästen).<br />

»All-Risk-Policen erleichtern<br />

Vermittlern<br />

das Thema Haftung.«<br />

ALINA SUCKER, HISCOX DEUTSCHLAND<br />

FAHRRADSCHÄDEN<br />

(HAUSRAT)<br />

Bei der Fahrradtour<br />

durch den Bayerischen Wald ist Herr<br />

Gruber in der Kurve von seinem Rennrad<br />

gefallen. Danach benötigt sein Rennrad<br />

einige Reparaturen.<br />

In einer klassischen Versicherung muss<br />

der Schaden aufgrund einer versicherten<br />

Gefahr (Feuer, Leitungswasser, Sturm oder<br />

Einbruchdiebstahl) entstanden sein. In der<br />

Regel wäre der Schaden daher nicht versichert,<br />

in der Meine-eine-Police aber schon.<br />

› ÜBERNAHME DER REPARATURKOSTEN<br />

ODER GEGEBENENFALLS ERSATZ DES<br />

FAHRRADS BEI STURZSCHÄDEN<br />

UNERWARTETER<br />

BESUCH<br />

(WOHNGEBÄUDE)<br />

Nach einer scheinbar<br />

normalen Nacht findet Herr Weber seinen<br />

neu gemachten Garten völlig verwüstet<br />

vor. In der Nacht hatten Wildschweine dem<br />

Anwesen einen Besuch abgestattet und<br />

den Aufstellpool platt getrampelt.<br />

In einer klassischen Versicherung muss<br />

der Schaden aufgrund einer versicherten<br />

Gefahr (Feuer, Leitungswasser oder Sturm)<br />

entstanden sein. In der Regel wäre der<br />

Schaden daher nicht versichert, in der<br />

Meine-eine-Police aber schon.<br />

› LEISTUNG FÜR DIE REPARATUR DES POOLS<br />

Quelle: die Bayerische<br />

Dass die Prämie einer Allgefahrenversicherung<br />

in der Regel höher ist als bei einer<br />

herkömmlichen Versicherung, deren Schutz<br />

sich über eine Liste bekannter Gefahren<br />

erstreckt, ist einleuchtend. Höhere Prämie<br />

bedeutet für Vermittler auch attraktivere<br />

Courtage. Dem steht allerdings der Abschluss<br />

nur eines Versicherungsvertrags<br />

gegenüber, was tendenziell wiederum in<br />

Summe weniger Vergütung bedeutet. Unter<br />

Maklern sind All-Risk-Policen daher umstritten.<br />

Ihre Allgefahrenversicherungen<br />

adressieren Vermittler auf ihren Websites<br />

fast nur an Gewerbekunden, insbesondere<br />

kleine und mittlere Unternehmen.<br />

UMKEHR DER BEWEISLAST<br />

Ein großer Vorteil von Allgefahrenversicherungen<br />

ist die Umkehr der Beweislast<br />

im Schadensfall. Normalerweise muss der<br />

Versicherungsnehmer das Vorliegen des<br />

Versicherungsfalls nachweisen. Dies gilt<br />

auch, wenn eine klassische Deckung um<br />

sogenannte „unbenannte Gefahren“ erweitert<br />

wird. Bei All-Risk-Policen dagegen ist<br />

der Versicherer in der Pflicht. Dazu Peter<br />

Pillath, Underwriter Manager Commercial<br />

Property & General Liability bei Hiscox<br />

Deutschland: „Während bei einer Benannte-Gefahren-Deckung<br />

der Kunde dafür verantwortlich<br />

ist, wenn etwas nicht versichert<br />

ist, was er gegebenenfalls hätte versichern<br />

wollen oder sollen, trägt bei der Allgefahrenversicherung<br />

der Versicherer die Verantwortung,<br />

wenn er nicht etwas aus-<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

43


VERSICHERUNGEN Allgefahrendeckung<br />

»Makler werden unser<br />

Produkt nicht unbedingt finden«<br />

ANDREAS BUHRE, Leiter Underwriting und Portfoliomanagement, die Bayerische<br />

<strong>procontra</strong>: Worin liegt der Charme einer<br />

privaten Allgefahrenversicherung?<br />

Andreas Buhre: Wir bieten bei unserer<br />

Meine-eine-Police echte Allgefahrendeckungen<br />

für die Sparten Hausrat/<br />

Glas, Haftpflicht, Unfall und Wohngebäude<br />

an. Alles ist versichert, was<br />

nicht ausgeschlossen ist. Das ist für den<br />

Kunden praktisch. Vorteilhaft ist auch<br />

die Umkehr der Beweislast. Bei einer<br />

echten All-Risk-Versicherung muss – im<br />

Vergleich zu einem Allgefahren-Baustein<br />

– der Versicherer nachweisen, dass der<br />

Schaden nicht so wie vom Kunden beschrieben<br />

eingetreten ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo liegt der Vorteil für<br />

Makler?<br />

Buhre: Die Einfachheit minimiert das<br />

Risiko einer Falschberatung und reduziert<br />

– wegen der Beweislastumkehr – die<br />

Arbeit im Schadensfall. Zudem ist das<br />

Produkt in keinem Vergleichsprogramm<br />

zu finden. Das erschwert zwar den<br />

Marktvergleich. Aber die Unauffindbarkeit<br />

des Produkts in Kundenportalen<br />

mit Kündigungsalarm gibt dem Makler<br />

eine gewisse Bestandssicherheit gegen<br />

die Roboter der InsurTechs. Weiterhin<br />

vereinfacht die „Inzahlungnahme“ bestehender<br />

Versicherungen im Rahmen der<br />

Konditionsdifferenzdeckung dem Makler<br />

die Arbeit.<br />

<strong>procontra</strong>: Makler finden das Produkt<br />

in Vergleichssoftware ebenfalls nicht.<br />

Wie entwickelt sich der Vertrieb über<br />

Makler?<br />

Buhre: Wir sind sehr zufrieden mit dem<br />

Absatz. Und es stimmt, ein Makler wird<br />

unser Produkt nicht unbedingt finden.<br />

Dafür muss man Anhänger von uns oder<br />

unserer Allgefahrenpolicen sein. Wir sind<br />

froh, im Maklermarkt unsere Fans zu<br />

haben. Und diese werden stetig mehr: Bei<br />

den diesjährigen „Makler-Champions“<br />

wurden wir erneut zu den besten Anbietern<br />

gewählt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie kalkulieren Sie die<br />

Meine-eine-Police?<br />

Buhre: Weil einige Schäden mitversichert<br />

sind, die normale Policen nicht decken,<br />

ist die Prämie etwas höher. Kunden<br />

können sich für einen Jahresselbstbehalt<br />

über alle Sparten in Höhe von 2.000<br />

Euro entscheiden, das macht sich in der<br />

Prämie bemerkbar. Zudem bieten wir<br />

einen jährlichen Risiko-Check an. Auch<br />

hier kommt es zu einer Enthaftung für<br />

Makler.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie funktioniert der Risiko-<br />

Check?<br />

Buhre: Einmal im Jahr schreiben wir unsere<br />

Kunden an und möchten von jedem<br />

einzelnen wissen, ob sich seine Situation<br />

verändert hat. Wenn der Kunde zum<br />

Beispiel inzwischen einen Hund besitzt,<br />

so ist auch der bis zur Abfrage mitversichert.<br />

Beim Risiko-Check muss der<br />

Kunde den Hund angeben, sonst ist das<br />

Tier nicht mitversichert. Wir informieren<br />

auch den Makler über anstehende<br />

Risiko-Checks, sodass er gemeinsam mit<br />

dem Kunden über eine Anpassung des<br />

Versicherungsschutzes sprechen kann.<br />

Das ist für jeden Makler immer eine<br />

gute Gelegenheit, mit dem Kunden ins<br />

Gespräch zu kommen.<br />

geschlossen hat, was er eigentlich nicht<br />

hätte versichern wollen. Der Nachweis,<br />

dass ein Ausschluss im konkreten Schadenfall<br />

greift, obliegt dem Versicherer.“<br />

Allgefahrenversicherungen können aus<br />

einem weiteren Grund sinnvoll sein: wenn<br />

bei Kunden und Maklern eine vergleichsweise<br />

hohe Unsicherheit in Bezug auf mögliche<br />

Risiken besteht. Dies gilt zum Beispiel<br />

für den noch jungen Markt für Elektroautos.<br />

Für viele Menschen seien noch zu<br />

viele Fragen offen, um sich auf diese Art<br />

»Allgefahrendeckung<br />

ist für risikoaverse<br />

Kunden interessant<br />

und bietet ein<br />

Maximum an<br />

Absicherung.«<br />

CLAUS HUNOLD, AXA<br />

der Mobilität einlassen zu können, schreibt<br />

Helvetia in einer Pressemitteilung zur neuen<br />

Helvetia eCar. Daher habe Helvetia eine<br />

Kfz-Versicherung auf den Markt gebracht,<br />

„die einfach alles versichert“.<br />

E-AUTOS IM FOKUS<br />

Helvetia eCar sei ein monatlich kündbarer<br />

Komplettschutz. Die Allgefahren-Kfz-Haftpflichtversicherung<br />

inklusive Vollkasko<br />

decke gezielt die Risiken ab, die mit batteriebetriebenen<br />

Fahrzeugen verbunden sind,<br />

inklusive Cyberschutz bei Manipulation der<br />

Software im Fahrzeug. Ebenfalls enthalten<br />

sei Hilfe, falls das Fahrzeug aufgrund eines<br />

leeren Akkus liegen bleibt. Dann könne<br />

der Fahrer sein Auto von einer Pannenhilfe<br />

zur nächsten Ladestation abschleppen<br />

lassen. Wallboxen und Ladezubehör seien<br />

ebenfalls mitversichert. Weitere Leistungen<br />

kämen hinzu. Die gesamten Versicherungsbedingungen<br />

seien auf „nur sieben Seiten“<br />

beschrieben, skizziert Helvetia einen weiteren<br />

Vorteil für Kunden und Makler.<br />

Am offensivsten geht die Bayerische mit<br />

dem Thema Allgefahrenversicherung um.<br />

Die seit 2016 im Markt erhältliche Meineeine-Police<br />

hat der Versicherer eigenen An-<br />

44 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Allgefahrendeckung VERSICHERUNGEN<br />

gaben zufolge jetzt komplett überarbeitet.<br />

Sie enthalte nun nachhaltige Leistungen<br />

in den Bereichen Hausrat, Haftpflicht und<br />

Wohngebäude ohne Mehrbeitrag. Zum<br />

Beispiel übernehme der Versicherer bis<br />

zu 20 Prozent des Anschaffungswerts für<br />

nachhaltig produzierte Möbel oder für<br />

Haushaltsgeräte der höchsten Energieeffizienzklasse.<br />

Auch Wandladestationen für<br />

Elektroautos seien mitversichert. Weitere<br />

Verbesserungen wie Leistungsgarantien kämen<br />

hinzu.<br />

AUCH ALS BÜNDELPRODUKT<br />

Wie die Bayerische berichtet, bündelt das<br />

Produkt bis zu sieben Komposit-Bausteine<br />

in nur einem Vertrag. Bestehende Versicherungen<br />

– auch von Fremdanbietern –<br />

könnten eingebunden werden. Einige Komponenten<br />

der Meine-eine-Police folgten<br />

dem Allgefahrenprinzip – und zwar: Wohngebäude,<br />

Hausrat/Glas und Haftpflicht. In<br />

diesen Bereichen sei alles mitversichert, was<br />

nicht ausdrücklich anders geregelt ist. Das<br />

Schutzpaket richte sich an Familien, die in<br />

Einfamilienhäusern wohnen und einen umfassenden<br />

Versicherungsservice wünschen.<br />

Das kann ein Vorteil sein. Denn Veränderungen<br />

im Familienleben sind vom ersten<br />

Moment an mitversichert. Und lebhaft geht<br />

es in vielen Familien zu: Geburt eines Kindes,<br />

Auszug eines Kindes, Kinder ziehen mit<br />

eigenen Kindern wieder ein, Oma und/oder<br />

Opa leben im Haushalt und so weiter. Das<br />

freilich sind auch alles Beratungsanlässe<br />

für einen Makler. Die fallen vielleicht nicht<br />

gänzlich weg, Inhaber einer Allgefahrenversicherung<br />

fühlen sich vermutlich aber „gut<br />

versorgt“ und wünschen mitunter weniger<br />

Beratung. Das ist der Nachteil aus Maklersicht.<br />

Der Nachteil aus Kundensicht: All-<br />

Risk-Policen sind relativ teuer.<br />

Turteltauben.<br />

Abschluss.<br />

Piepen.<br />

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Im Gewerbegeschäft sind<br />

Allgefahrenversicherungen üblich<br />

Im Privatgeschäft können All-Risk-Policen<br />

auch sinnvoll sein<br />

Höhere Prämie bedeutet oft<br />

auch höhere Courtage<br />

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* Teilnahmebedingungen: Diese Aktion gilt, wenn zwei Partner (Ehe-partner,<br />

unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem Lebenspartner schaftsgesetz), die im<br />

gleichen Haushalt leben (identische Postadresse), jeweils eine Risikolebensversicherung<br />

(E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch generiertem Antrag beantragen. Die Anträge<br />

müssen gleichzeitig und zusammen mit dem „Gutschein“, der den Antragsunterlagen<br />

beigefügt ist, in der Zeit vom 01.10.<strong>2021</strong> bis zum 31.12.<strong>2021</strong> bei der EUROPA<br />

eingereicht werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert geprüft. Die<br />

Laufzeit der Verträge muss jeweils mindestens zwei Jahre betragen. Jeder<br />

Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit ein Beitragsguthaben in Höhe von<br />

25 €, von denen durch Verrechnung mit den fälligen Beiträgen im ersten Jahr 15 €<br />

verdient sind, im zweiten Jahr 10 €. Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung<br />

per SEPA-Lastschriftverfahren erforderlich. Sollte es nicht zur Antrags stellung beider<br />

Verträge kommen oder sind die oben genannten Voraussetzungen nicht erfüllt,<br />

erhält der Vertrag kein Beitragsguthaben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine<br />

Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren, Ansprüche sind nicht übertragbar. 45


VERSICHERUNGEN bAV und Teilzeit<br />

TEILZEIT-TÜCKEN IN DER BAV<br />

Immer wieder sind Teilzeitbeschäftigte überrascht, dass sie nicht mehr Betriebsrente<br />

bekommen. Das liegt auch an Mängeln in der Versorgungsordnung. Ausführliche<br />

Informationen sind notwendig.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

Die Kombination Teilzeit und Betriebsrente<br />

ist durchaus heikel. Wie das Beratungsunternehmen<br />

Longial berichtet, landet die<br />

Frage nach der Berechnung der Betriebsrente<br />

bei Teilzeitbeschäftigten häufiger vor<br />

Gericht. Meist gerate die Versorgungsordnung<br />

in den Fokus. Denn es gebe eine Fülle<br />

an Regelungen und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zu berücksichtigen – entsprechend<br />

leicht könne es zu Fehlern kommen. Das<br />

sei für Makler „sehr relevant“, wie Longial-Geschäftsführer<br />

Michael Hoppstädter<br />

betont. „Ein Makler muss die passende<br />

Produktlösung zu den Vorgaben der Versorgungsordnung<br />

finden bzw. umsetzen.“<br />

Und Fabian von Löbbecke, Chef von HDI<br />

Pensionsmanagement und Vorstand der<br />

HDI Leben, ergänzt auf Anfrage: „Der<br />

Denkanstoß für eine Versorgungsordnung<br />

in kleineren und mittleren Betrieben geht<br />

meist vom Vermittler aus. Deren Installation,<br />

Überprüfung und Aktualisierung stärkt<br />

die Kundenbeziehung und liefert neue Beratungsansätze.“<br />

GROSSER FRUST<br />

Es ist für einen Makler sinnvoll, die Tücken<br />

bei der Gestaltung der Versorgungsordnung<br />

insbesondere im Zusammenhang<br />

mit Teilzeit zu kennen, wenn der Vermittler<br />

sich als geeigneter und kompetenter Partner<br />

des Unternehmens erweisen will. Dies gilt<br />

auch mit Blick auf die Bezugsberechtigten<br />

einer bAV. Wenn die irgendwann feststellen<br />

sollten, dass ihre Betriebsrente geringer<br />

ausfällt als jahrelang angenommen, ist der<br />

Frust groß. Auch Alexander Bauer, Leiter<br />

des Rechtsbereichs bei Heubeck, einem Beratungsunternehmen<br />

in allen Fragen der Altersvorsorge,<br />

sieht hier Potenzial für Streitfälle.<br />

„Wie sich die Teilzeitbeschäftigung<br />

genau auf die Höhe der bAV auswirkt,<br />

sollte in der Versorgungsordnung explizit<br />

geregelt sein“, lautet seine Empfehlung.<br />

Und weiter: „Fehlt eine explizite Regelung,<br />

46 Illustration: Eleonora Mavromati


AV und Teilzeit VERSICHERUNGEN<br />

muss die Versorgungsregelung für die betriebliche<br />

Praxis unter Berücksichtigung<br />

der Vorgaben des Teilzeit- und Befristungsgesetzes<br />

ausgelegt werden.“ Dann sind<br />

Konflikte fast zwangsläufig.<br />

Verantwortlich für die Versorgungsordnung<br />

ist laut Hoppstädter zwar der Arbeitgeber,<br />

weil er die „Leitplanken“ für<br />

das betriebliche Versorgungswerk festlegt.<br />

„Dabei können sich Arbeitgeber von Pensionsberatern<br />

unterstützen lassen, wenn<br />

diese die Erlaubnis zur Rechtsberatung<br />

haben.“ Standard-Mustervereinbarungen<br />

würden zwar auch von Produktgebern zur<br />

Verfügung gestellt, müssten aber häufig an<br />

die individuellen Wünsche und Ausgangslage<br />

des jeweiligen Unternehmens angepasst<br />

werden. Heubeck-Experte Bauer erinnert<br />

daran, dass eine Arbeitnehmervertretung<br />

an der Gestaltung der Versorgungsordnung<br />

beteiligt werden muss, sofern diese im Unternehmen<br />

vorhanden ist.<br />

KEINE BENACHTEILIGUNG<br />

Den Fachleuten zufolge lautet der wichtigste<br />

Grundsatz bei der Berechnung einer<br />

bAV für einen Teilzeitbeschäftigten: Es<br />

darf zu keiner Benachteiligung kommen.<br />

„Das heißt“, erläutert Hoppstädter, „dass<br />

ein Arbeitnehmer in Teilzeit eine Leistung,<br />

beispielsweise die bAV, in dem Umfang<br />

erhalten muss, der anteilig der Arbeitszeit<br />

eines vergleichbaren Vollbeschäftigten entspricht.“<br />

Zudem sei zu beachten, dass die<br />

bAV eine Versorgung ist, „die sich Beschäftigte<br />

durch die Betriebszugehörigkeit im gesamten<br />

Arbeitsverhältnis erdienen“. Daher<br />

sei es rechtlich geboten, ein Versorgungsniveau<br />

nach den Verhältnissen während der<br />

Gesamtdauer des Arbeitsverhältnisses zu<br />

bemessen. Für jeden Monat der Betriebszugehörigkeit<br />

des Mitarbeiters werde festgelegt,<br />

mit welchem Beschäftigungsanteil<br />

er beschäftigt war – ausgehend von einer<br />

Vollzeitbeschäftigung. Die Tabelle zeigt ein<br />

Beispiel für die Berechnung des Gesamtbeschäftigungsgrades.<br />

Dieser beträgt hier<br />

87,842 Prozent (333,8/380) und wird bei<br />

der Berechnung der zugehörigen Betriebsrente<br />

herangezogen.<br />

Hoppstädter verweist auf eine typische<br />

Fehlinterpretation in der Praxis. Tückisch<br />

seien Versorgungszusagen, die eine Begrenzung<br />

der versorgungsfähigen Dienstzeit<br />

vorsehen. Hat ein Arbeitgeber hier zum<br />

Beispiel die Grenze bei 25 Jahren bzw.<br />

300 Monaten festgelegt, sei dies die ver-<br />

BERECHNUNGSBEISPIEL FÜR GEWICHTETE MONATE<br />

Ermittlung des Gesamtbeschäftigungsgrads zur Berechnung der Betriebsrente<br />

VON … BIS BESCHÄFTIGUNGSGRAD MONATE GEWICHTET<br />

1.1.90 – 31.12.09 100 % 240 240,00<br />

1.1.10 – 31.12.16 75 % 84 63,00<br />

1.1.17 – 31.8.21 55 % 56 30,80<br />

Summe 380 333,80<br />

Gesamtbeschäftigungsgrad = 333,8 : 380 = 87,842 Prozent <br />

sorgungsfähige Dienstzeit. In diesem Fall<br />

würden Teilzeitbeschäftigte oft argumentieren,<br />

dass ihre versorgungsfähige Dienstzeit<br />

sogar überschritten ist, wie in der Beispiel-<br />

Tabelle mit 333,8 Monaten bzw. 27,82<br />

Jahren. Das Bundesarbeitsgericht habe in<br />

den vergangenen Jahren und zuletzt im<br />

Urteil vom 23. März <strong>2021</strong> (Aktenzeichen<br />

»Wie sich die Teilzeitbeschäftigung<br />

genau<br />

auf die Höhe der bAV<br />

auswirkt, sollte in der<br />

Versorgungsordnung<br />

explizit geregelt sein.«<br />

ALEXANDER BAUER, HEUBECK<br />

3 AZR 24/20) betont, dass zunächst der<br />

Höchstrentenanspruch eines Vollzeitmitarbeiters<br />

zu ermitteln ist. Darauf sei dann der<br />

Gesamtbeschäftigungsgrad der jeweiligen<br />

Teilzeitkraft anzurechnen. Zahlt ein Arbeitgeber<br />

in diesem Beispiel pro Dienstjahr<br />

10 Euro Betriebsrente, beträgt der Höchstrentenanspruch<br />

wegen des Deckels bei 25<br />

Jahren: 10 Euro x 25 Jahre = 250 Euro.<br />

Der Teilzeitmitarbeiter bekäme 250 Euro x<br />

87,842 Prozent = 219,61 Euro, und nicht<br />

wie angenommen die maximale Betriebsrente<br />

von 250 Euro.<br />

EINDEUTIGE REGELUNG<br />

Diese Zusammenhänge seien vielen Beschäftigten<br />

nicht bewusst. Daher sagt<br />

Quelle: Longial<br />

Hoppstädter: „Eine aktuelle und rechtlich<br />

sichere Versorgungsordnung gewährleistet,<br />

dass Arbeitnehmer über die vereinbarten<br />

Konditionen zur bAV ausführlich informiert<br />

sind, und bewahrt Arbeitgeber vor<br />

späteren Rechtsstreitigkeiten.“ Wichtig dabei:<br />

Die Regelungen zur Teilzeit sollten eindeutig<br />

klarstellen, was wirklich gewollt ist.<br />

Ratsam sei, in einer Versorgungsordnung<br />

anhand von Beispielen die Berechnungen<br />

zur Höhe der Betriebsrente darzulegen. Sowohl<br />

Arbeitnehmer mit wechselndem als<br />

auch solche mit gleichbleibendem Teilzeitgrad<br />

seien dabei zu berücksichtigen. Auch<br />

von Löbbecke betont: „Um Unklarheiten,<br />

Fehler und damit Haftungsrisiken in einer<br />

Versorgungsordnung zu vermeiden, ist es<br />

dringend zu empfehlen, die Versorgungsordnung<br />

von einer sachkundigen Person<br />

erstellen zu lassen, die im besonderen Arbeitsrecht<br />

der bAV hinreichend qualifiziert<br />

ist.“ Dabei handelt es sich oft um spezialisierte<br />

Rechtsanwälte, Rentenberater oder<br />

Beratungshäuser, für deren Juristen die Erstellung<br />

von Versorgungsordnungen, maßgeschneidert<br />

auf das Unternehmen, Tagesgeschäft<br />

ist.<br />

CHANCEN 2022<br />

Kunden auf eine mögliche „Betriebsrentenlücke“<br />

hinweisen<br />

Makler beugen Enttäuschungen bei<br />

Kunden vor. Das festigt die Beziehung<br />

Teilzeit und Kurzarbeit haben in der<br />

Pandemie zugenommen<br />

Makler können mit Weitsicht und<br />

bAV-Know-how glänzen<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

47


VERSICHERUNGEN Spezialisierung<br />

E-MOBILITÄT: BITTE EINSTEIGEN?<br />

Elektrofahrzeuge sind der Mobilitätstrend für die nächsten Jahrzehnte und<br />

haben teils einen anderen Versicherungsbedarf als Verbrenner.<br />

Lohnt sich für Makler eine Spezialisierung auf Stromer?<br />

– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />

E-Autos werden in Deutschland immer<br />

beliebter. Im Oktober <strong>2021</strong> wurden hierzulande<br />

30.560 Pkw mit reinem Elektroantrieb<br />

zugelassen. Damit lag die Anzahl<br />

ihrer Neuzulassungen <strong>2021</strong> mit 267.255<br />

kommt ein ebenfalls starker Zuwachs<br />

bei Hybridfahrzeugen. Zwar spielen den<br />

Stromern dabei auch die aktuellen Lieferengpässe<br />

für klassische Verbrenner in die<br />

Hände, durch die weniger diesel- und benbereits<br />

deutlich über dem Gesamtwert des<br />

Vorjahres (194.163). Damals, 2020, machten<br />

sie 6,7 Prozent aller Neuzulassungen<br />

(2,9 Millionen Pkw) aus. Mittlerweile hat<br />

sich ihr Anteil schon fast verdoppelt. Dazu<br />

48 Illustration: Roman Kulon


Spezialisierung VERSICHERUNGEN<br />

zinbetriebene Autos gebaut werden können.<br />

Dennoch: Der Trend ist klar – und er<br />

hat auch Auswirkungen auf die Versicherungsbranche.<br />

Beispielsweise gab die R+V ebenfalls<br />

im Oktober bekannt, dass die Anzahl der<br />

von ihr versicherten Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />

nach dem dritten Quartal die<br />

100.000er-Marke geknackt habe – ein Zuwachs<br />

um mehr als 60 Prozent gegenüber<br />

2020. Die Nürnberger Versicherung teilte<br />

jüngst mit, dass sich jeder zweite ihrer E-<br />

Auto-Fahrer zusätzlich für den Baustein<br />

„Elektro Plus“ entscheide. Dieser sichert<br />

weitergehende Schadensereignisse mit ab,<br />

zum Beispiel Tierbissfolgeschäden an der<br />

Fahrzeugelektronik, und er schließt die<br />

Wallboxen (Ladestationen) an privaten<br />

Wohngebäuden mit ein. „Spezieller Versicherungsschutz<br />

für Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />

wird sich durchsetzen und zu<br />

einem wichtigen Qualitätskriterium entwickeln.<br />

Die Gesellschaften sind gut beraten,<br />

ihre Kundinnen und Kunden auf dem Weg<br />

in eine CO 2<br />

-neutrale Zukunft zu begleiten“,<br />

hebt Michael Franke, Gründer und<br />

geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur<br />

Franke und Bornberg, hervor.<br />

POTENZIAL ODER FLAUTE?<br />

Aber welche Möglichkeiten bieten sich<br />

durch diese Entwicklungen den Maklern?<br />

Wenn hier eine Umwälzung der gesamten<br />

Kfz-Versicherung stattfindet, könnte das<br />

wiederum großteilige Kundenwanderungen<br />

auslösen. Lohnt sich vielleicht sogar eine<br />

Spezialisierung auf die Kfz-Versicherung<br />

für E-Autos? „Die Zahl der Kunden, die ein<br />

E-Auto fahren, steigt auch bei mir. In meiner<br />

Beratungsarbeit wälzt das aber nichts<br />

um“, sagt Christian Albert, Geschäftsführer<br />

des Maklerunternehmens Kassekura<br />

in Fritzlar. Er relativiert die Euphorie, es<br />

könne sich für Makler besonders lohnen,<br />

sich jetzt tiefgehend mit der Versicherung<br />

von E-Autos zu beschäftigen, vielleicht sogar<br />

darauf zu spezialisieren. Zwar sei der<br />

Beratungsaufwand für E-Auto-Tarife teilweise<br />

höher als der für Verbrenner – neben<br />

dem Akkuschutz beispielsweise auch wegen<br />

Themen wie Hackerangriffen auf die Fahrzeugsoftware<br />

oder Diebstahl von Ladekabeln.<br />

Die Versicherungsbeiträge wären aber<br />

größtenteils gleich hoch und damit auch die<br />

sich daraus ergebende Provision.<br />

Wenn der Ertrag den Aufwand nicht<br />

rechtfertigt, klingt eine Spezialisierung auf<br />

Beliebtestes E-Auto-<br />

Modell in Deutschland<br />

ist der Renault Zoe (über 30.000<br />

Zulassungen 2020) *<br />

Im Jahr 2020 waren 54 Prozent<br />

der Neuzulassungen in<br />

Norwegen reine Elektro autos =<br />

Weltspitze. Zum Vergleich<br />

Deutschland: 6,7 Prozent *<br />

IN DEUTSCHLAND NOCH EINE MINDERHEIT<br />

5 Fakten über E-Autos<br />

Der Akku ist das Herzstück des E-Autos (Kosten: rund 10.000 Euro).<br />

Häufig muss aber nicht der ganze Akku, sondern nur eines seiner Module<br />

getauscht werden. Kostenpunkt: rund 2.000 Euro ***<br />

E-Autos natürlich wenig lukrativ. Außer es<br />

ließe sich noch an der Verdienstschraube<br />

drehen. These: E-Autos haben, unter anderem<br />

aufgrund der verbauten Technik, in der<br />

Kaskoversicherung relativ hohe Typklassen.<br />

Zudem kommen in diesem Segment<br />

»Spezieller Versicherungsschutz<br />

für<br />

Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />

wird sich<br />

durchsetzen.«<br />

MICHAEL FRANKE, FRANKE UND BORNBERG<br />

viele Neuwagen auf den Markt, darunter<br />

relativ viele hochpreisige, zum Beispiel<br />

die des Herstellers Tesla. Entsprechend<br />

müssten die Beiträge in der Kfz-Versicherung<br />

höher liegen und dadurch mehr Courtage<br />

für Makler ermöglichen. Dazu kommt,<br />

dass die Fahrer teurer Autos meistens auch<br />

finanziell gut situiert sind – und damit eine<br />

interessante Klientel im Hinblick auf Cross-<br />

Selling sind.<br />

Das KfW-Förderprogramm des<br />

Bundes für private Ladestationen<br />

an Wohngebäuden (Wallboxen)<br />

wurde bereits im Oktober <strong>2021</strong> komplett<br />

ausgeschöpft: 800 Millionen<br />

Euro für rund 900.000 Wallboxen **<br />

Wer einen Verbrenner abmeldet<br />

und sich seinen ersten Stromer<br />

zulegt, kann seinen Schadenfreiheitsrabatt<br />

für diesen<br />

einfach weiterverwenden. Es muss<br />

kein eigener E-Auto-SFR aufgebaut<br />

werden. *<br />

Quelle: *GDV, **Bundesregierung, ***eigene Recherche<br />

AUTOBAUER ALS GROSSE KONKURRENZ<br />

Eine These, die Makler Peter Bieger grundsätzlich<br />

bestätigen kann. Er ist seit fünf<br />

Jahren auf die Kfz-Versicherung von E-Autos<br />

spezialisiert und damit ein echter Exot<br />

in der Vermittlerlandschaft. Tatsächlich<br />

könne er gut von den Abschluss- und Bestandsprovisionen<br />

der Kfz-Verträge leben,<br />

sogar ohne Cross-Selling (siehe Interview).<br />

Jedoch geht er davon aus, dass er bald einen<br />

Großteil seines Bestands verlieren wird,<br />

weil die Autobauer eigene Versicherungskonzepte<br />

direkt an ihre Kunden bringen<br />

werden. „Dann bin ich als Makler in vielen<br />

Fällen raus“, sagt Bieger. Sich jetzt noch als<br />

Makler auf Kfz-Versicherungen für E-Autos<br />

zu spezialisieren, davon rät er ab.<br />

Glaubt man Bieger, dann ist der E-Auto-<br />

Boom aus Vermittlersicht bereits vorbei,<br />

bevor er so richtig begonnen hat. Komplett<br />

links liegen lassen sollten Makler das Thema<br />

aber nicht. Denn wer sich bei den speziellen<br />

Schutzbedürfnissen von Elektrofahrzeugen<br />

als fachkundig erweist, kann auf<br />

diesem Wege Neukunden gewinnen und<br />

Bestandskunden, die sich ein E-Auto zulegen<br />

möchten, an sich binden. Vor allem die<br />

zweite Gruppe dürfte sich in den nächsten<br />

Jahren stark vergrößern. <br />

Lesen Sie zum Thema auch das Interview auf Seite 50.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

49


VERSICHERUNGEN Spezialisierung<br />

»Die Autobauer werden uns Makler mit<br />

ihren Versicherungskonzepten verdrängen«<br />

PETER BIEGER ist als Makler seit fünf Jahren auf Kfz-Versicherungen für E-Autos spezialisiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben sich als Makler auf die<br />

Versicherung von E-Autos spezialisiert. Wie kam<br />

es denn dazu?<br />

Peter Bieger: Im April 2016 habe ich mir einen<br />

Renault Zoe mit Elektroantrieb bestellt. Bei der<br />

Recherche nach Kfz-Versicherungstarifen für E-<br />

Autos gab es damals nur wenige Möglichkeiten.<br />

Also habe ich begonnen, mir Bedingungen im<br />

Detail anzusehen, und die Ergebnisse in einer<br />

Tabelle festgehalten. Ziel war es, den Menschen<br />

Infos zur Verfügung zu stellen, die es sonst<br />

nirgendwo gab, und erst einmal in Vorleistung zu<br />

gehen und etwas zu geben, ohne direkt etwas<br />

zurückzubekommen. Bei dieser Vorgehensweise<br />

konnten potenzielle Kunden mein Know-how<br />

nutzen und den Abschluss alleine machen; aber<br />

es gab auch viele, die erkannt haben, dass da<br />

jemand mehr Ahnung als alle anderen hat, und<br />

das Beratungsangebot gerne angenommen<br />

haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Schritte waren notwendig,<br />

bis Sie von sich behaupten konnten, Profi auf<br />

diesem Gebiet zu sein?<br />

Bieger: Ganz entscheidend war, dass ich da­<br />

mals den Zugang<br />

zu zwei großen<br />

Internetforen für<br />

E-Auto-Fahrer<br />

gefunden habe.<br />

Eines davon ist<br />

speziell für Tesla-<br />

Fahrer. Dort konnte<br />

ich Beiträge<br />

schreiben und die<br />

Fragen anderer<br />

Nutzer beantworten.<br />

Die Kunden<br />

kamen dann<br />

bald von ganz<br />

allein. Außerdem<br />

habe ich mir eine<br />

Internetseite<br />

gebaut, die meine<br />

Spezialisierung<br />

auf E-Autos<br />

herausstellt. Zusätzlich wurde ich auch offizieller<br />

Werbepartner für eines der Internetforen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie viele Kfz-Versicherungen für E-<br />

Autos haben Sie denn bisher vermittelt?<br />

Bieger: Zu Beginn, also 2016, waren es 30. Ein<br />

Jahr später dann 120. Mittlerweile habe ich circa<br />

1.800 Fahrzeuge im Bestand. Das sind ganz<br />

überwiegend Privatkunden und davon viele<br />

Tesla-Fahrer.<br />

»Die Kfz-Versicherungen<br />

machen etwa<br />

85 Prozent meines<br />

Einkommens aus. «<br />

<strong>procontra</strong>: Die durchschnittliche Jahresprämie<br />

für eine Kfz-Haftpflichtdeckung plus Vollkasko<br />

liegt bei knapp 600 Euro. Ihren Umsatz machen<br />

Sie dann vor allem über Cross-Selling?<br />

Bieger: Nein, die Kfz-Versicherungen machen<br />

etwa 85 Prozent meines Einkommens aus. Da<br />

es sich bei den Fahrzeugen meiner Kunden<br />

in vielen Fällen um relativ neue, hochwertige<br />

Autos handelt, liegt die Durchschnittsprämie in<br />

meinem Bestand eher so bei 800 Euro. Damit<br />

fahren viele von ihnen preislich aber relativ<br />

günstig.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Sie so hohe Rabatte geben?<br />

Bieger: Rabatte hängen ausschließlich mit den<br />

Möglichkeiten der Maklerdienstleister zusammen,<br />

mit denen ich zusammenarbeite. Da gibt<br />

es durchaus Unterschiede. Ganz wichtig war für<br />

mich der Zugang zu einem Pauschalpreiskonzept<br />

für Elektroautos. Als 2012 die ersten Renault<br />

Zoe, Nissan Leaf und Tesla zugelassen wurden,<br />

gab es kaum Kfz-Versicherer, die sich mit<br />

so einer kleinen Nische beschäftigen wollten.<br />

Deshalb suchten damals alle E-Auto-Käufer<br />

händeringend nach Versicherungsmöglichkeiten,<br />

die sie bei ihrem ‚Stammversicherer‘ nicht<br />

gefunden haben. Da die Pauschalpreiskonzepte<br />

damals auch sehr niedrige Preise hatten und die<br />

Community unter E-Auto-Fahrern in den Foren<br />

hervorragend funktionierte, verkauften sich die<br />

Tarife fast von allein.<br />

<strong>procontra</strong>: Wenn Sie so viel mit der Kfz-Versicherung<br />

beschäftigt sind, haben Sie dann das<br />

Geschäft in anderen Sparten dafür zurückgestellt?<br />

Bieger: Ja. Natürlich hat sich immer mal etwas<br />

ergeben, aber ich habe das nicht forciert.<br />

<strong>procontra</strong>: Nun wächst der E-Auto-Markt rasant,<br />

Elektromobilität gilt als die Zukunft und Sie<br />

sind bereits gut aufgestellt. Rechnen Sie in den<br />

nächsten Jahren mit einer Vervielfachung Ihres<br />

Kundenbestands?<br />

Bieger: Nein, ganz im Gegenteil. Ich gehe davon<br />

aus, dass ich 50 bis 60 Prozent meines Bestands<br />

verlieren werde.<br />

<strong>procontra</strong>: Wieso denn das?<br />

Bieger: Weil die Autobauer zunehmend eigene<br />

Versicherungskonzepte für E-Autos anbieten.<br />

Bei Tesla verdichten sich ja die Absichten, in<br />

50 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Spezialisierung VERSICHERUNGEN<br />

Deutschland eine eigene Kfz-Versicherung für<br />

die Kunden zu etablieren. In Kalifornien, wo es<br />

das schon gibt, sind die Prämien direkt von Tesla<br />

etwa 30 Prozent günstiger als der Markt. Tesla<br />

hat von jedem seiner Kunden die Daten zum<br />

Fahrverhalten und den direkten Kontakt, kann<br />

also ganz individuelle Preise berechnen. Wenn<br />

die sich als Hersteller jetzt melden und ein sehr<br />

günstiges Angebot machen – wovon auszugehen<br />

ist –, dann bin ich als Makler in vielen Fällen<br />

raus. Im Carsharing-Bereich wird es sich ähnlich<br />

entwickeln. Der Trend geht dahin, dass nicht<br />

mehr jeder ein eigenes Auto besitzt. Beide Entwicklungen<br />

werden die Anzahl der potenziellen<br />

Kunden deutlich reduzieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Das klingt ja ganz schön ernüchternd.<br />

Dann sind E-Autos also kein toller Zukunftsmarkt,<br />

auf den sich Makler spezialisieren<br />

sollten?<br />

Bieger: Es dauert halt einige Zeit, bis man in<br />

diesem Bereich Fuß fasst, also bis man sich<br />

wirklich gut auskennt und auch viele potenzielle<br />

Kunden einen kennen. Und dann sollte man natürlich<br />

auch den Zeitaufwand abfedern können,<br />

den zum Beispiel Übertragungen von Sondereinstufungen<br />

von einem Versicherer zum anderen<br />

mit sich bringen. Da ist auch oft viel Kommunikation<br />

nötig. Da inzwischen nahezu jeder Kfz-<br />

Versicherer Lösungen für seine Kunden hat, ist<br />

es viel weniger notwendig, sich noch woanders<br />

zu orientieren. Folglich gibt es bei den meisten E-<br />

Auto-Käufern keine Notwendigkeit mehr, im Web<br />

nach einer Lösung zu suchen, denn der bisherige<br />

Vermittler bietet ja eine Lösung. Insgesamt<br />

glaube ich, dass es nicht funktionieren wird,<br />

wenn jemand, der selbst noch kein E-Auto fährt<br />

und nicht mit Herzblut dabei ist, jetzt anfängt<br />

und sich als Makler für E-Autos aufstellen will.<br />

<strong>procontra</strong>: Ganz ausblenden sollten Vermittler<br />

die Kundengruppe der E-Auto-Fahrer aber lieber<br />

nicht, oder?<br />

Bieger: Nein, das ist auf jeden Fall die Zukunft,<br />

und man sollte sich als Makler damit grundlegend<br />

auskennen. Schließlich werden sich auch<br />

immer mehr der eigenen Bestandskunden<br />

E-Autos zulegen. Diese will man dann ja mitversichern<br />

können, allein schon, um die Kundenbeziehung<br />

zu sichern.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie werden Sie Ihr Geschäftsmodell<br />

umbauen, sollten Sie tatsächlich mehr als die<br />

Hälfte Ihres Bestands verlieren?<br />

Bieger: In diesem Fall werde ich bei einer Reihe<br />

von Kunden das Cross-Selling vorantreiben.<br />

Dazu bin ich in den letzten Jahren kaum gekommen,<br />

und dann hätte ich ja genug Zeit. <br />

CHANCEN DURCH STROMER<br />

Cross-Selling-Potenzial bei E-Auto-Fahrern<br />

Höhere Kfz-Prämien = höhere Courtage<br />

Expertise aufbauen: Neukunden gewinnen<br />

Expertise ausbauen: Bestandskunden halten<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

51


VERSICHERUNGEN Schadensprävention<br />

VOM PAYER ZUM PLAYER<br />

Durch Kosten- und Ertragsdruck sowie steigende Schadenshöhen fokussieren die Versicherer<br />

immer stärker präventive Maßnahmen, anstatt sich mit der klassischen Rolle des Regulierers<br />

abzufinden. Eine Kehrtwende, die auch dem Anspruch an Nachhaltigkeit nachkommt<br />

– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />

In der Versicherungsbranche gilt mehr denn<br />

je: Der beste Schaden ist der, der gar nicht<br />

erst entsteht. Dennis Wittkamp, Analyst<br />

bei der Kölner Ratingagentur Assekurata,<br />

ist überzeugt, dass das Thema Prävention<br />

weiter an Bedeutung gewinnen wird. „Aufgrund<br />

des Niedrigzinsumfeldes und der in<br />

der Folge unverändert rückläufigen Kapitalmarktrenditen<br />

müssen die Versicherer<br />

verstärkt auf die Profitabilität ihres Versicherungsgeschäfts<br />

achten“, erläutert er.<br />

Während der Fokus der Versicherer früher<br />

auf der Schadensregulierung lag, zwingt der<br />

gestiegene Kosten- und Ertragsdruck die<br />

Branche aktuell zum Umdenken. <strong>2021</strong> wird<br />

mit rund 11,5 Milliarden Euro das wohl<br />

teuerste Naturgefahrenjahr seit 50 Jahren,<br />

heißt es seitens des Gesamtverbands der<br />

Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).<br />

Die Branche müsse sich demnach gerade in<br />

den Schadens- und Unfallsparten auf ein<br />

negatives Geschäftsergebnis einstellen.<br />

Im Gesundheitssektor ist Prävention<br />

schon lange ein Riesenthema. Ob Schrittzähler,<br />

Vorsorgeuntersuchungen oder Fitnesskurse:<br />

Krankenkassen und -versicherer<br />

subventionieren seit Jahren das gesunde<br />

Verhalten ihrer Kundschaft. „Vom Payer<br />

zum Player“ lautet eine Redewendung, die<br />

die Entwicklung vom Leistungserstatter hin<br />

zum Gesundheitsdienstleister treffend beschreibt.<br />

Früher seien 95 Prozent der <strong>Ausgabe</strong>n<br />

bei den Krankenkassen für kurative<br />

und der Rest für vorbeugende Maßnahmen<br />

ausgegeben worden, sagt Zukunftsforscher<br />

Kai Gondlach. „Das wollen die Krankenversicherer<br />

komplett umdrehen.“ Auch<br />

über Anreizsysteme: „Wer gesund bleibt,<br />

bekommt am Ende des Jahres Geld von<br />

der Krankenkasse zurück.“ Ein System,<br />

das sich auch auf Haftpflicht, Hausrat oder<br />

Rechtsschutz übertragen ließe.<br />

VORSICHT VOR SCHEINSICHERHEIT<br />

Und das passiert bereits: Erste Versicherer<br />

senken mittlerweile die Prämien für Kunden,<br />

die sich Warnsysteme in ihre Häuser<br />

einbauen lassen. Alexander Küsel, Leiter<br />

der Schadenverhütung Sachversicherung<br />

beim GDV, sieht Smarthome-Technologien<br />

aber auch kritisch. „Die Anbieter kommen<br />

oft aus der Unterhaltungselektronik und<br />

beispielsweise nicht aus dem Alarmanlagenbereich,<br />

in dem es wesentlich höhere<br />

Anforderungen an das System gibt.“ Das<br />

52 Illustration: Eleonora Mavromati


Schadensprävention VERSICHERUNGEN<br />

führe zu einer Scheinsicherheit. Es gibt bereits<br />

Versicherer, die ihren Kunden eigene<br />

präventive Lösungen anbieten: „Manche<br />

kooperieren zum Beispiel mit Produktherstellern<br />

aus dem Sicherheitsbereich, die<br />

eine eigene Alarm- und Notrufzentrale betreiben“,<br />

sagt Küsel. Derlei Kooperationen<br />

gebe es auch beim Thema Leitungswasser,<br />

immerhin eine der häufigsten Schadensursachen.<br />

Professionell installierte Sensorsysteme<br />

melden dem Kunden wichtige Daten<br />

in Echtzeit und schalten bei einer Leckage<br />

oder einem zu starken Durchfluss die Anlage<br />

ab. Das verhindert zwar nicht den<br />

Schaden, begrenzt ihn aber. Kunden, die<br />

ein solches Warnsystem nutzen, könnten<br />

ebenfalls mit günstigeren Prämien rechnen,<br />

so Küsel.<br />

Zwar liege der Fokus der Versicherer<br />

nach wie vor eher auf der Prävention großer<br />

Industrieschäden, aber er verschiebe<br />

sich allmählich auf Privatschäden wie Einbruch,<br />

Diebstahl und Leitungswasser sowie<br />

Naturgefahren.<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

6,8<br />

MILLIARDENSCHÄDEN DURCH NATURGEFAHREN<br />

Schadensaufwand in der Sach- und Kraftfahrtversicherung 1<br />

7,6<br />

11,5 11,3<br />

1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 3<br />

Ab 2002: Sturm und Hagel weitere Naturgefahren (Elementar) Kfz 2<br />

1<br />

Sach: Sturm/Hagel, ab 2002 auch weitere Naturgefahren (Elementar); Kfz: Sturm, Hagel, Blitz und Überschwemmung; hochgerechnet auf Bestand und Preise 2020 in<br />

Mrd. Euro. 2 Kfz: bis 1983 Meldejahrsystematik, ab 1984 Ereignisjahrsystematik. 3 Vorläufig. 4 Prognose. Stand August <strong>2021</strong>. Angaben in Mrd. €<br />

Quelle: GDV<br />

6,4<br />

9,6<br />

11,5 4 1,65<br />

7,8<br />

2,0<br />

PRÄVENTION AUCH AUF KUNDENSEITE GEFRAGT<br />

Versicherer müssen insgesamt stärker in<br />

die Risikoprävention gehen, davon ist<br />

auch Monika Behrens, Geschäftsführerin<br />

von Willis Towers Watson Versicherungsmakler,<br />

überzeugt. Zumal sie zunehmend<br />

verpflichtende Auflagen für ihre Kunden<br />

aussprechen. „Im Bereich der Cyberversicherung<br />

werden Mindestanforderungen an<br />

die IT-Sicherheit gestellt, ansonsten schauen<br />

Versicherer sich diese Risiken gar nicht erst<br />

an, geschweige denn bieten Versicherungsschutz<br />

an“, erklärt die Geschäftsführerin.<br />

Oder die Prämienhöhe werde für Unternehmen<br />

unbezahlbar.<br />

Und auch wenn sich nicht immer ein konkretes<br />

Prämieneinsparpotenzial ableiten<br />

lässt: Sinkt der Gesamtschadensaufwand<br />

aufseiten der Versicherer, führt das wiederum<br />

zu besseren Konditionen für die Kunden.<br />

Die zunehmenden Unwetterereignisse<br />

und die Pandemie haben das Bewusstsein<br />

für vorbeugende Maßnahmen in den vergangenen<br />

Monaten deutlich gesteigert, sagt<br />

Gondlach. Allerdings gebe es ein Problem,<br />

nämlich das sogenannte Präventionsparadox:<br />

Wenn durch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen<br />

der Schaden ausbleibt, sinkt das<br />

Bewusstsein für die entsprechende Gefahr<br />

und Menschen lassen sich von bestimmten<br />

Maßnahmen nicht mehr überzeugen, denn:<br />

Es ist ja nichts passiert.<br />

NACHHALTIGKEITSTREND FÖRDERT PRÄVENTION<br />

Der Nachhaltigkeitstrend befeuert zudem<br />

den Run auf präventive Maßnahmen.<br />

Mit jedem verhinderten Schaden werden<br />

schließlich Ressourcen geschont. „Schadenprävention<br />

ist per se nachhaltig“, bewertet<br />

Gondlach. Nachhaltigkeit wird<br />

so zum Treiber für Prävention. Matthias<br />

Böhm, Geschäftsführer der Bremer Nordwest<br />

Assekuranzmakler GmbH, beobachtet<br />

zudem, dass Versicherer, die sich selbst<br />

das Thema Corporate Social Responsibility<br />

auf die Fahne schreiben, auch gerne Kunden<br />

versichern, die es ihnen gleichtun. Der<br />

Hintergedanke: Wer achtsamer mit den<br />

Ressourcen umgeht, agiert womöglich insgesamt<br />

präventiver. „Das ist der Brückenschlag<br />

zur Prävention“, so Böhm.<br />

PRÄVENTION ALS USP DES MAKLERS?!<br />

Aber wie sollten Makler mit dem Thema<br />

Prävention umgehen? „Ich bin überzeugt,<br />

dass der Makler der Sachwalter<br />

der Gesamt risiko kosten der Kunden ist“,<br />

sagt Böhm. Wer sich nur auf die Prämien<br />

fokussiere, werde beliebig und austauschbar.<br />

Zumal: Wenn ein Unternehmen zehn<br />

Millionen Euro Umsatz im Jahr macht und<br />

nur einen Bruchteil davon für die Versicherungskosten<br />

aufwenden muss, seien noch<br />

niedrigere Prämien eher uninteressant.<br />

„Wenn Makler aber erklären, wie durch<br />

präventive Maßnahmen der Umsatz stabil<br />

gehalten werden kann, wird er als Kümmerer<br />

Teil der Sicherung des eigentlichen<br />

Geschäftsmodells.“ So erfasst der Präventionsgedanke,<br />

initiiert von den Produktgebern,<br />

auch die Kundschaft.<br />

GDV-Mann Küsel glaubt, dass Makler<br />

mit der Aufklärung rund um Schadensvorbeugung<br />

ein Alleinstellungsmerkmal für<br />

sich beanspruchen können und sich damit<br />

einen Wettbewerbsvorteil sichern. „Wenn<br />

Makler aktiv auf ihre Kunden zugehen und<br />

ihnen die finanziellen Vorteile aufzeigen,<br />

führt das zu einer langfristigen Kundenbindung.“<br />

Jedoch sei es nicht immer leicht,<br />

Kunden von präventiven Maßnahmen zu<br />

überzeugen. „Noch ist die Flut im kollektiven<br />

Gedächtnis, aber nach ein, zwei Jahren,<br />

das merken wir auch in der Beratung,<br />

treten solche Ereignisse immer mehr zurück.“<br />

Der Angsteffekt nutzt sich über die<br />

Zeit ab und das Präventionsparadox entfaltet<br />

wieder seine Wirkung.<br />

CHANCEN 2022<br />

Kundenbindung durch Präventionsberatung<br />

Hohe Kosteneinsparungen möglich<br />

Prävention fördert Nachhaltigkeit<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

53


FOKUS Concordia<br />

INNOVATIV<br />

NEU<br />

ERSTKLASSIG<br />

MODERN<br />

WIR NENNEN DAS PRONEO HAUSRAT!<br />

EINE NEUE PRODUKTMARKE<br />

IM VERSICHERUNGSMARKT<br />

Unter der Produktmarke Proneo startet ein neues, digitales Angebot exklusiv für den<br />

Markt der freien Vermittler*innen und Vertriebspartner*innen.<br />

Proneo Hausrat ist das erste Produkt, das unter dem Markennamen an den Start geht. Mit Proneo<br />

Hausrat können Sie preis-leistungsorientierten Kund*innen ein ausgezeichnetes Angebot machen<br />

und mit einer einzigartigen Kombination aus Leistungsvielfalt und Innovation punkten.<br />

Die durchdachte Digitalisierung schafft einfache, schnelle Prozesse für Tarifierung, Angebot,<br />

Antrag und die Dokumentenlieferung.<br />

Neugierig geworden?<br />

Dann werfen Sie einen Blick auf die Homepage und lernen Sie Proneo kennen.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit<br />

WWW.PRONEO.DE<br />

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Concordia FOKUS<br />

FOKUS<br />

CONCORDIA<br />

Hausrat – das Herzstück<br />

der Sachversicherung<br />

Foto: iStock / Eoneren<br />

Drei Viertel der Deutschen haben sie<br />

bereits. Die Hausratversicherung<br />

gehört damit zu den besonders weitverbreiteten<br />

Versicherungspolicen. Kein<br />

Wunder, sie gilt als unverzichtbar, deckt<br />

sie doch grundsätzlich die Bedürfnisse des<br />

täglichen Lebens in Bezug auf den Hausrat<br />

ab. Sie versichert sämtliche Hausratgegenstände,<br />

die dem privaten Haushalt<br />

des Versicherungsnehmers zum Ge- und<br />

Verbrauch dienen.<br />

Auf diesem Feld gab es einige Innovationen<br />

in den letzten zwei Dekaden. So hat<br />

die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes<br />

2008 dazu geführt, dass mittlerweile<br />

grob fahrlässiges Verhalten des<br />

Versicherungsnehmers im Schadensfall in<br />

vielen Hausratprodukten abgedeckt ist.<br />

Markt- oder sogenannte Bestleistungsgarantien<br />

sorgen dafür, dass Bestandskunden<br />

generell von Leistungsverbesserungen der<br />

Branche profitieren. Dadurch werden die<br />

Versicherungsbedingungen automatisch an<br />

die höchste Leistung anderer frei zugänglicher<br />

Tarife angepasst. Die vergleichsweise<br />

neuen und teils schwerwiegenden Risiken<br />

im Bereich Cyberkriminalität und Smarthome<br />

lassen sich ebenfalls über moderne<br />

Hausratpolicen abdecken.<br />

Bei der Kundenberatung zu diesem Kernprodukt<br />

in der Sachversicherung und im<br />

Massengeschäft stehen Vermittler vor einer<br />

riesigen Produktauswahl. Vergleichsplattformen,<br />

Aggregatoren oder auch Vergleichsrechner<br />

spielen daher im Vertrieb<br />

eine wesentliche Rolle. Sie helfen mit<br />

überschaubarem Aufwand die optimale<br />

Lösung für den Kunden zu finden. Die<br />

Versicherungsgesellschaften streben daher<br />

danach, in den wesentlichen Vergleichskriterien<br />

relativ zum Markt bestmöglich<br />

abzuschneiden.<br />

Das gilt auch für die Concordia Versicherung,<br />

die mit „Proneo Hausrat“ ein neues<br />

Produkt lanciert hat, das bewusst im oberen<br />

Leistungssegment angesiedelt ist, um<br />

für möglichst viele Risiken als optimale<br />

Lösung infrage zu kommen. Lesen Sie im<br />

Interview auf den nächsten Seiten, wie das<br />

Produkt konzipiert wurde, welche Leistungsmerkmale<br />

und Garantien es umfasst<br />

und wie die Concordia Vermittler aktiv bei<br />

der Beratung unterstützt.<br />

Produktauswahl und<br />

Preisunterschiede bei der<br />

Hausratversicherung sind<br />

groß – ein sachkundiger<br />

Vergleich ist unerlässlich.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit<br />

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55


FOKUS Concordia<br />

»Hausratversicherung<br />

komplett neu gedacht«<br />

Sascha Beck, Abteilungsleiter Vertrieb/Maklerunterstützung der Concordia,<br />

über den neuen Hausrattarif seines Hauses und die damit verbundenen Vorteile für<br />

Makler:innen und Kunden:innen<br />

– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />

<strong>procontra</strong>: Mit Proneo beanspruchen Sie,<br />

Hausrat völlig neu gedacht zu haben. Wie<br />

lautet Ihr Ansatz?<br />

Sascha Beck: Die Concordia hat sich in ihrer<br />

langfristigen Ausrichtung klar auf den<br />

personengebundenen Vertrieb positioniert.<br />

Unser Geschäftsmodell setzt auf Betreuung<br />

und Service durch die Persönlichkeit der<br />

Vertriebspartner:innen ergänzt um moderne,<br />

schlanke Prozesse und wettbewerbsfähige,<br />

attraktive Produkte. Hierzu haben<br />

wir ein komplett neues Hausratprodukt<br />

entwickelt, das speziell und ausschließlich<br />

auf den Markt der freien Vermittler:innen<br />

zugeschnitten ist. Ein Gesamtpaket, das<br />

sonst kaum zu finden ist – alle wichtigen<br />

Leistungen des Marktes und optimierte Arbeitsprozesse<br />

gebündelt in einem Produkt.<br />

<strong>procontra</strong>: Was bedeutet der Produktname?<br />

Beck: Die Produktmarke Proneo symbolisiert<br />

die Leistungsstärke des Produktes<br />

sowie die Professionalität des Unternehmens.<br />

Sie steht insgesamt für das Neue:<br />

PRO = „für“ und NEO = „das Neue“.<br />

Ein zeitgemäßes Produkt, neue schlanke<br />

Vertriebsprozesse und moderne Kommunikationsmittel<br />

– zu einem Spitzenpreis!<br />

<strong>procontra</strong>: Wie beurteilen Sie den Qualitätsstandard<br />

der Hausratversicherung?<br />

Beck: Durch Best Advice und das Marktgeschehen<br />

gibt es in Deutschland quasi<br />

keine schlechten Hausratprodukte. Im<br />

Markt ist es üblich, zur Hausratversicherung<br />

als Versicherer mehrere Produktlinien<br />

anzubieten. Neben einer oft abgespeckten<br />

Grunddeckung werden auch sehr umfassende<br />

Deckungen angeboten. Dieser<br />

Tarifdschungel kann letztendlich nur von<br />

Profis überblickt werden. Bei unserer<br />

Lösung Proneo Hausrat setzen wir daher<br />

bewusst auf Klarheit und bieten neben<br />

dem sehr umfangreichen Produkt Pro<br />

Home nur noch Pro Home Max an, das<br />

mit den Erweiterungen Marktgarantie,<br />

Cyber und unbenannte Gefahren antritt.<br />

Proneo Hausrat wird in allen eingängigen<br />

Vergleichsprogrammen platziert.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit wird die Smarthome-<br />

Technik bereits in moderne Hausratpolicen<br />

miteinbezogen?<br />

»Proneo Hausrat<br />

deckt auch polizeilich<br />

angezeigte Straftaten<br />

ab und damit<br />

Schadensereignisse,<br />

die nicht explizit<br />

in den Bedingungen<br />

definiert sind.«<br />

Beck: Smarthome-Geräte gehören grundsätzlich<br />

zu den versicherten Sachen. Auch<br />

wenn die Geräte sicherlich zum Beispiel<br />

keine vollwertige Einbruchmeldeanlage<br />

ersetzen, können viele Geräte den individuellen<br />

Sicherheitsstandard erhöhen,<br />

wenn sie richtig konfiguriert sind. Bereits<br />

über die Leistungen aus Pro Home sind<br />

bestimmte Risiken wie beispielsweise<br />

Phishing und Datenverlust mitversichert.<br />

Abgerundet wird dies durch die Cyberdeckung<br />

in Pro Home Max.<br />

<strong>procontra</strong>: Was umfasst diese Absicherung<br />

von Cybergefahren konkret?<br />

Beck: Für die meisten Menschen ist es<br />

mittlerweile selbstverständlich, Bankgeschäfte<br />

online zu tätigen oder Käufe über<br />

das Internet vorzunehmen. Die hiermit einhergehenden<br />

Risiken, Opfer von Cyberkriminellen<br />

zu werden, gehören mittlerweile<br />

zum Risiko des täglichen Lebens. Eine<br />

moderne Hausratversicherung sollte daher<br />

auch eine Antwort auf die Absicherung<br />

von Cybergefahren bieten. Unsere Antwort<br />

hierauf ist unter anderem die Leistung<br />

„Internet“, die in Pro Home Max mitversichert<br />

ist. Hier besteht Versicherungsschutz<br />

für Vermögensschäden durch Identitätsdiebstahl<br />

aufgrund von Phishing, Pharming<br />

oder Hacking mit missbräuchlicher<br />

Nutzung im Internet sowie bei privaten<br />

Käufen in Internetshops.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit können hier auch<br />

Elementargefahren abgedeckt werden?<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit<br />

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Concordia FOKUS<br />

Sascha Beck, Abteilungsleiter Vertrieb/Maklerunterstützung der Concordia Versicherungen<br />

Beck: Grundsätzlich sind etwa 99 Prozent<br />

der Haushalte problemlos gegen weitere<br />

Naturgefahren versicherbar. Seit Jahren<br />

verzeichnen wir eine deutliche Nachfrage<br />

nach der Absicherung der weiteren<br />

Naturgefahren, sodass dieses Thema in<br />

den Beratungsgesprächen auch einen festen<br />

Platz einnimmt. In der Hausratversicherung<br />

ist es manchmal etwas schwierig, die<br />

Notwendigkeit des Einschlusses der weiteren<br />

Naturgefahren auch Versicherungsnehmern<br />

zu verdeutlichen, wenn diese zum<br />

Beispiel im fünften Stock wohnen. Was<br />

hier oft vergessen wird, ist jedoch, dass<br />

häufig auch ein Kellerraum vorhanden ist,<br />

in dem sich versicherte Hausratgegenstände<br />

befinden.<br />

<strong>procontra</strong>: Verfügen Sie mit Proneo über<br />

ein Alleinstellungsmerkmal im Markt?<br />

Beck: In Proneo Hausrat steckt ein einzigartiger<br />

Kundenvorteil: Der Versicherungsschutz<br />

deckt auch polizeilich angezeigte<br />

Straftaten ab. Sämtliche Schadensereignisse<br />

also, die nicht explizit in den Bedingungen<br />

definiert sind. Solange die Kunden:innen<br />

diese bei der Polizei anzeigen, wird der<br />

Schaden reguliert.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Zielgruppen legen Sie<br />

den Vermittlern speziell ans Herz?<br />

Beck: Proneo ist besonders leistungsstark<br />

und auch für preissensible Kunden kalkuliert.<br />

Durch seine Preisstruktur ist Proneo<br />

Hausrat besonders attraktiv für Bewohner<br />

von Zwei- und Mehrfamilienhäusern.<br />

Personen ab einem Alter von 55 Jahren<br />

und Menschen ohne Hausratvorschaden<br />

profitieren zusätzlich von weiteren Vergünstigungen.<br />

Mit Proneo Hausrat können<br />

Vermittler:innen Preis-Leistungs-orientierten<br />

Kunden:innen ein außerordentlich<br />

attraktives Angebot machen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Summen- und Konditionsdifferenzdeckung<br />

bieten Sie an?<br />

Beck: Mit der Summen- und Konditionsdifferenzdeckung<br />

schließen Kunden:innen<br />

Risiken bei einem Wechsel zu Proneo aus.<br />

Die vollen Proneo-Leistungen sind ihnen<br />

bereits ab Antragsunterzeichnung bis zu<br />

15 Monate sicher, sollte der Vorvertrag<br />

jene nicht absichern. Zusammen mit den<br />

Proneo-Garantien schafft das auch den<br />

Vertriebspartner:innen Haftungssicherheit.<br />

<strong>procontra</strong>: Von welchen Garantien profitieren<br />

Kunden mit Proneo?<br />

Beck: Wir bieten verschiedene Garantien.<br />

Die Besserstellungs-Garantie deckt<br />

versicherte Leistungen des Vorversicherers<br />

bis zu fünf Jahre ab. Die Leistungsverbesserungs-Garantie<br />

greift bei kostenfreien<br />

Leistungen, die Produktverbesserungs-<br />

Garantie bei kostenpflichtigen Leistungen.<br />

Und mit der Leistungs-Garantie haben<br />

Kunden:innen die Sicherheit, dass die<br />

Mus terbedingungen des GDV erfüllt sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie profitieren Makler bei<br />

Beratung und Vertrieb von Proneo von der<br />

Digitalisierung in Ihrem Hause?<br />

Beck: Proneo sorgt mit einer durchdachten<br />

Digitalisierung für eine einfache und<br />

schnelle Durchführung vieler Prozesse.<br />

Dabei setzen wir auf den BiPRO-Branchenstandard<br />

beispielsweise für Tarifierung,<br />

Angebot und Antrag (TAA) oder<br />

bei der Dokumentenlieferung. Wir haben<br />

eine TAA-BiPRO-Strecke für wesentliche<br />

Vergleicher implementiert und bieten<br />

Vermittler:innen einen Onlinerechner,<br />

der mit nur drei Klicks Ergebnisse liefert.<br />

Beide Tools führen zur direkten Dunkelpolicierung.<br />

Wir versenden die Police<br />

dann per E-Mail an den Kunden – schnell,<br />

kostengünstig und umweltschonend.<br />

Vertriebspartner:innen erhalten die Vertragskopie<br />

anschließend via Dokumentenschnittstelle<br />

430.1 BiPRO oder können sie<br />

im Extranet abholen. In Verbindung mit<br />

der Summen- und Konditionsdifferenzdeckung<br />

sowie der Besserstellungs-Garantie<br />

kann der Antrag direkt und fallabschließend<br />

bearbeitet werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie unterstützen Sie Makler bei<br />

Vermittlung und Kundenansprache?<br />

Beck: Grundsätzlich agieren Makler:innen<br />

in Bezug auf Kundenansprache ausgesprochen<br />

eigenständig und unabhängig. Selbstverständlich<br />

bieten wir hier auch bedarfsgerechte<br />

und individuelle Unterstützung<br />

an. Zudem sind wir auf der Marketing-<br />

Automatisierungsplattform „digidor“<br />

aktiv. Dort stellen wir Makler:innen ein<br />

umfangreiches Kampagnenprogramm für<br />

diverse Produkte zur Verfügung. Selbstverständlich<br />

auch für Proneo Hausrat.<br />

Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit Karl-Wiechert-Allee 55 3<strong>06</strong>25 Hannover Telefon: 0511/5701-0<br />

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57


HÖHEPUNKTE DES JAHRES Berater<br />

HIGHLIGHTS <strong>2021</strong><br />

Garantien bröckeln ++ Krisenjahr bei der BaFin ++ DIN-Norm ++ Übernahmen & Milliardenbewertung<br />

Januar/Juli<br />

SCHLUSS MIT 100 PROZENT<br />

BEITRAGSGARANTIE<br />

Bereits Ende des vorherigen Jahres wurde es bekannt, zum<br />

1. Januar <strong>2021</strong> griffen dann die neuen Maßnahmen. Mit der Allianz<br />

und der R+V strichen gleich zwei Dickschiffe im Markt die<br />

volle Beitragsgarantie bei klassischen Lebensversicherungen.<br />

Weitere Anbieter folgten. Der anhaltende Niedrigzins lasse<br />

keine Alternative zu dieser Maßnahme, die Beitragsgarantien<br />

abzusenken. Mit der Senkung des Höchstrechnungszinses<br />

zum 1. Januar 2022 verstärkt sich dieser Effekt noch weiter,<br />

vor allem für Riester- und bAV-Verträge wird es nun eng. Der<br />

Gesetzgeber folgt hier (noch) nicht den Forderungen der Branche,<br />

das volle Garantieniveau abzuschaffen.<br />

Die Lösung der Allianz im Juli sah dann so aus, dass man künftig<br />

in der bAV einfach keine Gruppenverträge über Beitragszusage<br />

mit Mindestleistung (BZML) mehr abschließen werde. Der<br />

Fokus wurde auf die beitragsorientierte Beitragszusage (BoLZ)<br />

verlagert, wo ein flexibleres Beitragsniveau möglich ist.<br />

Oktober<br />

GETSAFE ERHÄLT VERSICHERER-<br />

LIZENZ<br />

Juni<br />

WEFOX-BEWERTUNG STEIGT<br />

AUF 3 MILLIARDEN<br />

2014 als Makler gestartet und zum Assekuradeur weiterentwickelt<br />

– nun erhielt Getsafe von der BaFin im Herbst sogar<br />

die Zulassung für den eigenen Versicherungsbetrieb. Getsafe<br />

bietet in Deutschland bislang Privathaftpflicht-, Hausrat- und<br />

Hundehaftpflichtversicherungen an. Als Assekuradeur bleiben<br />

die Heidelberger mit ihren Kfz- und Rechtsschutzpolicen weiter<br />

aktiv. Insgesamt verfügt das Unternehmen mittlerweile über<br />

rund 250.000 Kunden.<br />

In einer dritten Finanzierungsrunde sammelte das InsurTech<br />

wefox frische 650 Millionen Dollar ein. Das war nicht nur die<br />

größte Series-C-Finanzierungsrunde eines InsurTechs, sondern<br />

schraubte die Gesamtbewertung des Unternehmens auf über<br />

drei Milliarden US-Dollar.<br />

58 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Berater HÖHEPUNKTE DES JAHRES<br />

Januar<br />

BAFIN, TEIL 1: WEGEN WIRECARD –<br />

ANZEIGE GEGEN EIGENEN MITARBEITER<br />

Februar<br />

BAFIN, TEIL 2: PRÄSIDENT HUFELD MUSS GEHEN<br />

Nicht zuletzt wegen der desaströsen Figur, die die Ba-<br />

Fin im Wirecard-Skandal abgab, waren personelle Konsequenzen<br />

erforderlich. Im Februar traf es Felix Hufeld,<br />

zuvor sechs Jahre als BaFin-Präsident tätig. Gemeinsam<br />

mit dem Bundesfinanzministerium habe man sich einvernehmlich<br />

geeinigt, dass es neben organisatorischen<br />

Veränderungen auch einen personellen Neustart an<br />

der Spitze der BaFin geben musste.<br />

August<br />

Der Wirecard-Skandal entblößte die Inkompetenz der<br />

BaFin in Sachen Frühwarnsystem erneut. Zu Jahresbeginn<br />

erstattete die Behörde Anzeige gegen einen<br />

eigenen Mitarbeiter. Ihm wird Insiderhandel vorgeworfen,<br />

da er am 17. Juni strukturierte Produkte mit dem<br />

Basiswert Wirecard verkauft habe. Einen Tag später<br />

rauschte die Aktie von Wirecard um 60 Prozent in die<br />

Tiefe, nachdem der Zahlungsanbieter die Veröffentlichung<br />

seines Jahresabschlusses für das Jahr 2019<br />

erneut verschieben musste. Der Grund: Die Abschlussprüfer<br />

von EY hatten zuvor bekannt gegeben, dass es<br />

über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten<br />

in Höhe von 1,9 Milliarden Euro keine ausreichenden<br />

Prüfungsnachweise gebe. Der Anfang vom<br />

Ende Wirecards.<br />

BAFIN, TEIL 3: BRANSON WILL »WELTKLASSE«<br />

Am 2. August nahm Mark Branson als neuer BaFin-Präsident<br />

und Nachfolger von Felix Hufeld seine Arbeit auf.<br />

Zugleich formulierte er große Ziele. So sei Aufseher zu<br />

sein vielmehr Berufung als Beruf. Die neuen Strukturen<br />

sollten gewährleisten, dass die BaFin eine „Aufsichtsbehörde<br />

von Weltklasse“ wird, so Branson bei seinem<br />

Amtsantritt. Ende Oktober wurden zumindest erste<br />

Reformentwürfe präsentiert. Unter anderem soll die<br />

Stabsstelle „Koordination Fokusaufsicht und Taskforce“<br />

Finanzdienstleister mit komplexen oder innovativen Geschäftsmodellen<br />

überwachen. Hier will die BaFin künftig<br />

ganzheitlicher und intensiver arbeiten, um Risiken frühzeitiger<br />

zu identifizieren und ihnen entgegenzuwirken.<br />

September<br />

Versicherungsmakler muss<br />

5,1 Millionen Euro zahlen<br />

Das Hamburger Landgericht verurteilte<br />

einen Versicherungsmakler zu<br />

einer Zahlung von 5,1 Millionen Euro<br />

wegen Falschberatung. Der Makler<br />

beriet eine Firma, die unter anderem<br />

für den Flutschutz mehrerer Hamburger<br />

Gebäude zuständig war. Ein<br />

Wasserschaden verursachte einen<br />

Millionenschaden. Der Betriebshaftpflichtversicherer<br />

(R+V) will nicht<br />

zahlen, da die schadensursächliche<br />

Tätigkeit „Flutschutz“ im Versicherungsschutz<br />

nicht mit eingeschlossen<br />

war. Daraufhin verklagte die Firma<br />

ihren Berater. Dessen VSH würde maximal<br />

für 2,5 Millionen Euro haften,<br />

sollte das Urteil rechtskräftig werden.<br />

Juni<br />

Jung, DMS & Cie. übernimmt<br />

Morgen & Morgen<br />

Der Münchener Maklerpool JDC<br />

erschloss sich mit dem Kauf des<br />

Analysehauses nach eigenen Angaben<br />

das fehlende Puzzleteil für sein<br />

Plattformangebot, um über sämtliche<br />

Datendimensionen Tarife vergleichen,<br />

bewerten und mithilfe von<br />

Algorithmen und künstlicher Intelligenz<br />

Produktempfehlungen und<br />

-abschlüsse generieren zu können.<br />

September<br />

DIN-Norm für Gewerbeberatung<br />

veröffentlicht<br />

Nach der DIN-Norm für Privathaushalte<br />

(2019) wurde im September<br />

nun auch die DIN-Norm 77235<br />

für die Finanz- und Risikoanalyse<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

veröffentlicht. Beide Standards sind<br />

nicht verpflichtend, ihre Anwendung<br />

können sich Makler aber zertifizieren<br />

lassen.<br />

Lesen Sie die Hintergründe, Zusatzberichte<br />

und Interviews zu diesen und<br />

weiteren Highlights des Jahres unter:<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/<strong>2021</strong><br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

59


BERATER So ist’s Recht!<br />

SO IST’S<br />

RECHT!<br />

Relevante Urteile,<br />

die Makler kennen sollten<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

Rechtsschutz<br />

HELPCHECK DARF WEITER HONORARE KASSIEREN<br />

Der Internet-Rechtsdienstleister helpcheck darf weiterhin für die Rückabwicklung von Lebensversicherungen<br />

ein Erfolgshonorar kassieren. Das entschied das Landgericht Düsseldorf nach einer<br />

Klage der Nürnberger Versicherung, die in dem Erfolgshonorar einen Rechtsverstoß gesehen hatte.<br />

Der Hintergrund: Laut einem BGH-Urteil dürfen Versicherungsberater keine Erfolgshonorare vereinbaren<br />

– in der Vergangenheit hatte helpcheck über eine Erlaubnis als Versicherungsberater verfügt,<br />

das Erfolgshonorar war nach Auffassung der Nürnberger daher unzulässig. Da das Unternehmen<br />

aus Sicht der Richter allerdings keine Beratung im Bereich Lebensversicherungen durchführte, habe<br />

es auch keine Überschneidung von Beratung und Honorierung gegeben. Wie helpcheck außerdem<br />

mitteilte, sei die Berater-Lizenz inzwischen wieder zurückgegeben worden.<br />

Landgericht Düsseldorf, 37 O 137/19<br />

Haftpflicht<br />

STREIT UM SCHMERZENSGELD<br />

Krankenkassen<br />

STREITFALL HANDPROTHESE<br />

Bei einem Reitunfall, der sich durch einen<br />

Reitfehler und nicht durch eine Tiergefahr<br />

ereignete, muss die Pferdehalterversicherung<br />

nicht für die Unfallfolgen aufkommen.<br />

Zu diesem Urteil gelangten die Richter am<br />

Oberlandesgericht Oldenburg. Geklagt hatte<br />

eine Frau, die nach einem Sturz vom Pferd ein<br />

Schädel-Hirn-Trauma erlitt und daraufhin von<br />

der Haftpflichtversicherung des Pferdebesitzers<br />

ein Schmerzensgeld von 2.000 Euro<br />

bekam. Zu wenig, befand sie. Das Gericht wies<br />

die Klage jedoch zurück, da die Frau laut Zeugenaussage<br />

durch unsicheres Agieren dem<br />

Pferd falsche Befehle gegeben habe.<br />

Oberlandesgericht Oldenburg, 2 U 1<strong>06</strong>/21<br />

»Ein Honorar erhalten<br />

wir lediglich für<br />

die erfolgreiche<br />

Rückabwicklung der<br />

Verträge.«<br />

LUTZ HARTMANN<br />

VERANTWORTLICHER MITARBEITER HELPCHECK<br />

Die Kosten für die Anschaffung von Prothesen<br />

muss die gesetzliche Krankenversicherung<br />

auch dann übernehmen, wenn dadurch<br />

Funktionsausfälle nur teilweise ausgeglichen<br />

werden. Das entschied nun das Hessische<br />

Landessozialgericht nach der Klage einer<br />

34-Jährigen, die unter einer angeborenen Fehlbildung<br />

der linken Hand leidet. Die Kasse hatte<br />

die Erstattung der vom Arzt verordneten, 17.600<br />

Euro teuren Prothese abgelehnt, da angeblich<br />

rein ästhetische Gründe für eine Anschaffung<br />

gesprochen hätten. Nach dem Gutachten eines<br />

Sachverständigen gaben die Richter der Klage<br />

der Frau jedoch recht.<br />

Landessozialgericht Hessen, L 8 KR 477/20<br />

Kapitalanlagebetrug<br />

INFINUS-MANAGER ENDGÜLTIG HINTER GITTERN<br />

Die Angeklagten der Infinus-Gruppe müssen nach einem Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs nun ihre restlichen Haftstrafen antreten. Damit<br />

wurde das Urteil des Dresdner Landgerichts bestätigt, gegen das<br />

die Beklagten Revision eingelegt hatten. Im Juli 2018 hatte das Landgericht<br />

die fünf Ex-Manager wegen banden- und gewerbsmäßigen<br />

Betrugs mit Kapitalanlagebetrug sowie einen weiteren Angeklagten<br />

wegen Beihilfe zu Haftstrafen zwischen 4,5 und 8 Jahren verurteilt:<br />

Anlegern wurden scheinbar lukrative Geldanlagen in Form von Nachrangdarlehen<br />

und Anleihen vermittelt – funktioniert hatte dies durch<br />

ein Schneeballsystem, das durch die Gewinnung immer neuer Anleger<br />

am Laufen gehalten wurde. Mehr als 20.000 Anleger investierten<br />

540 Millionen Euro, nur ein Teil wurde zurückgezahlt.<br />

Bundesgerichtshof, 5 StR 443/19<br />

Kfz-Versicherung<br />

VERTRAGSSTRAFE NACH ÜBERSCHRITTENER FAHRLEISTUNG<br />

Vertragsstrafen dürfen Versicherungsnehmer nicht unangemessen benachteiligen.<br />

Zu diesem Urteil kam das Landgericht Koblenz, nachdem ein Kfz-<br />

Versicherer Klage gegen einen Versicherungsnehmer eingereicht hatte. Im<br />

Zuge einer Unfallregulierung war aufgefallen, dass der Mann die vertraglich<br />

vereinbarte maximale Fahrleistung von jährlich 15.000 Kilometer überschritten<br />

und dies der Versicherung nicht angezeigt hatte. Daraufhin wurde eine<br />

Vertragsstrafe von 500 Euro verhängt, deren Zahlung der Versicherungsnehmer<br />

ablehnte. Da Vertragsstrafen nur bei Vorsatz gerechtfertigt seien und die<br />

Strafe im Hinblick auf den Vertragsverstoß unverhältnismäßig ausfalle, wiesen<br />

die Richter die Klage des Versicherers zurück. Dabei zogen sie aber nicht die<br />

Vertragsstrafe an sich in Zweifel: Denn ohne Sanktionen könnten Versicherungsnehmer<br />

grundsätzlich ihre Jahresfahrleistung möglichst gering halten.<br />

Landgericht Koblenz, 16 S 2/21<br />

60 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


April/Mai 2020 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

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#02 | 2020<br />

April/Mai 2020<br />

Regulieren oder haften?<br />

Welche Fragen jetzt durch Coronabedingte<br />

Betriebsschließungen<br />

auf Vermittler zukommen<br />

Nachhaltige Standards<br />

Wie sich die EU mit ihrer Taxonomie<br />

für nachhaltige Geldanlagen<br />

selbst im Weg steht<br />

pro/contra Grundrente<br />

SPD und FDP im Schlagabtausch<br />

über Lösungen zur<br />

Bekämpfung von Altersarmut<br />

<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin


BERATER Versicherungsbetrug<br />

INTELLIGENTE JAGD NACH<br />

BETRÜGERN<br />

Versicherungsbetrug sorgt Jahr für Jahr für Milliardenschäden bei den Versicherern, die<br />

Pandemie hat diese Entwicklung noch weiter befeuert. Im Wettstreit mit den Betrügern setzen<br />

viele Versicherer auf künstliche Intelligenz – die jedoch ihre Grenzen hat.<br />

– TEXT: MARTIN THALER –<br />

Versicherungsbetrug ist alles andere als eine<br />

Lappalie: Die deutschen Versicherer schätzten<br />

bereits 2018 jede zehnte Schadensmeldung<br />

als dubios ein – durch professionelle<br />

Banden und „Gelegenheitsschummler“<br />

entsteht so pro Jahr ein Schaden von bis zu<br />

fünf Milliarden Euro.<br />

Die Corona-Krise wirkt zudem als Verstärker<br />

dieser Entwicklung. „Aufgrund<br />

finanzieller Notlagen könnte es eine Zu-<br />

vor Corona hätten Gewerbekunden eingereicht,<br />

berichtete Haug und vermutete<br />

einen Zusammenhang zu den Lockdownbedingten<br />

Schließungen.<br />

Eine Entwicklung, die sich bei anderen<br />

Versicherern ebenfalls zeigt: „Auch wir<br />

stellen gewisse pandemiebezogene Entwicklungen<br />

fest und haben unsere Mitarbeiter<br />

dafür entsprechend sensibilisiert“,<br />

berichtet Christian Krams, Schadenvornahme<br />

von ‚Gelegenheitsbetrügern‘ geben“,<br />

vermutete im vergangenen Jahr der<br />

Kölner Rechtsanwalt Abdou Gabbar. Zwar<br />

gibt es keine branchenweite Auswertung,<br />

doch Zahlen der Allianz stützen die Vermutung<br />

Gabbars. Seit Beginn der Pandemie<br />

seien Betrugsversuche um gut 10 Prozent<br />

gestiegen, meldete im Juni Jochen Haug,<br />

Vorstand der Allianz Versicherungs AG.<br />

25 Prozent mehr Wasserschäden als noch<br />

62 Illustration: Roman Kulon


Versicherungsbetrug BERATER<br />

stand der zur Versicherungskammer Bayern<br />

gehörenden Bavaria Direkt. „Dabei handelt<br />

es sich etwa um mehr betrugsverdächtige<br />

Schäden aus Branchen, die vom Lockdown<br />

besonders betroffen waren.“ Dazu gehören<br />

etwa der Ausfall von Kühlaggregaten in<br />

Gastronomiebetrieben oder Brandschäden<br />

in Friseurbetrieben.<br />

Die Schäden für die Versicherer und<br />

letztlich auch die Versichertengemeinschaft<br />

gehen in die Millionen – allein bei der Allianz<br />

sorgen Betrügereien jährlich für Schäden<br />

im dreistelligen Millionenbereich.<br />

Entsprechend soll in die Aufklärung investiert<br />

werden – zumal sich der Betrug<br />

auch immer stärker in den virtuellen Raum<br />

verlagert. Statt sich – wie in der Vergangenheit<br />

– zum inszenierten Autounfall zu verabreden,<br />

wird der Schaden am Auto digital<br />

per Bildbearbeitungsprogramm erzeugt.<br />

Rechnungen lassen sich mittels PDF-Editor<br />

schnell so verändern, dass der Rechnungsbetrag<br />

ein Vielfaches der tatsächlichen<br />

Summe ausmacht.<br />

AUTOMATISIERTE BETRUGSERKENNUNG<br />

Laut einer Untersuchung des auf Versicherungsbetrugserkennung<br />

spezialisierten<br />

niederländischen Unternehmens Friss will<br />

über die Hälfte der international befragten<br />

»Ersetzen können<br />

Software und IT die<br />

Intuition und den<br />

gesunden Menschenverstand<br />

unserer Mitarbeitenden<br />

nicht.«<br />

CHRISTIAN KRAMS, BAVARIA DIREKT<br />

450 Versicherungsexperten in Zukunft stärker<br />

auf automatisierte Betrugserkennung<br />

setzen. Die Software von Friss ist laut Unternehmensangaben<br />

bereits europaweit bei<br />

über 200 Versicherern im Einsatz. Weitere<br />

Unternehmen drängen zudem mit neuen<br />

Angeboten auf den Markt. Hierzu gehört<br />

das 2016 gegründete Londoner Unternehmen<br />

Photocert, das sich auf das Aufspüren<br />

manipulierter Fotos spezialisiert hat. Zum<br />

VERSICHERUNGSBETRUG IST KEIN EINZELFALL<br />

Repräsentative Umfrage zum Versicherungsbetrug<br />

Haben Sie gegenüber Ihrer Versicherung schon einmal einen Schaden gemeldet,<br />

der nur teilweise oder gar nicht entstanden war,<br />

um Geld von der Versicherung zu erhalten?<br />

Nein, wissen aber<br />

von einem konkreten<br />

Versicherungsbetrug:<br />

4 %<br />

Ja: 6 %<br />

einen bietet das Unternehmen eine App an,<br />

mit der sich Fotos authentifizieren lassen:<br />

Das Programm gleicht beispielsweise ab, ob<br />

GPS-Daten und Zeitstempel mit den Angaben<br />

des Versicherungsnehmers übereinstimmen.<br />

Zudem analysiert das System, ob das<br />

Foto nicht vom Kunden stammt, sondern<br />

zuvor schon an anderer Stelle veröffentlicht<br />

wurde, beispielsweise in einer Zeitschrift<br />

oder im Internet.<br />

Auch Ico-Lux aus Jena hat sich der<br />

Bildforensik verschrieben – statt Aufnahmen<br />

beschädigter Fahrzeuge zu prüfen,<br />

konzentriert sich Ico-Lux jedoch auf die<br />

Überprüfung eingereichter Rechnungen.<br />

Mittlerweile arbeitet das Unternehmen mit<br />

fünf Krankenversicherern zusammen, drei<br />

weitere Unternehmen sollen bald hinzukommen.<br />

Darüber hinaus prüft die Firma,<br />

ob sich das bislang für die PKV entwickelte<br />

System auch auf andere Versicherungsbereiche<br />

oder auf Banken ausweiten lässt.<br />

KI SELEKTIERT VOR<br />

„Unser System schafft es, Millionen Rechnungen<br />

und Belege auf Auffälligkeiten zu<br />

untersuchen. Hiervon ist rund 1 Prozent<br />

fragwürdig – die verdächtigsten davon<br />

werden an Sachbearbeiter weitergeleitet“,<br />

erklärt Gründer Jan Franke. Die Datengrundlage<br />

hierfür musste sich Ico-Lux<br />

selbst schaffen. Ein echter Zeittreiber dabei<br />

seien auch die datenschutzrechtlichen<br />

Bestimmungen gewesen, berichtet CTO<br />

Stefan Brechtken. „Gesundheitsdaten ge-<br />

Nein: 90 %<br />

Quelle: infas quo GmbH, GDV, 2020<br />

nießen berechtigterweise die höchsten Datenschutzanforderungen.<br />

Aber ganz ohne<br />

Daten eine entsprechende Technologie zu<br />

entwickeln, ist eine echte Herausforderung.“<br />

Auch anderswo ist die Datengrundlage<br />

die Achillesverse der künstlichen Intelligenz.<br />

Laut Friss-Umfrage sehen die befragten<br />

Versicherungsexperten die unzureichende<br />

Datenqualität sowie den strengen<br />

Datenschutz als größte Hindernisse bei der<br />

Betrugserkennung. So erleichtern künstliche<br />

Intelligenz und neue Tools zwar die<br />

Aufdeckung von Betrugsfällen, schaffen<br />

letztlich zu den digital aufrüstenden Betrügern<br />

aber nur ein Gleichgewicht. Nach<br />

wie vor wird es weiterhin auf das Bauchgefühl<br />

der Schadensbearbeiter ankommen, ist<br />

Bavaria-Direkt-Vorstand Krams überzeugt.<br />

„Bei der Betrugsbekämpfung werden Software<br />

und IT zwar immer wichtiger, ersetzen<br />

können sie die Intuition und den gesunden<br />

Menschenverstand unserer Mitarbeitenden<br />

aber nicht.“<br />

CHANCEN 2022<br />

Hohes Einsparpotenzial für Versicherer<br />

Selektion von Verdachtsfällen<br />

für Schadensbearbeiter<br />

Neue Möglichkeiten durch<br />

Bild- und Textforensik<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

63


BERATER Erben und Schenken<br />

FRÜH BERÄT SICH,<br />

WER VERERBEN WILL<br />

Deutsche vererben jährlich mehrere Hundert Milliarden Euro. Bei den Nachkommen ist das<br />

Erbe oft Grund für Zwist. Finanzberater können ihre Kunden beim Generationenmanagement<br />

unterstützen – und so wichtige Geschäftsansätze schaffen.<br />

– TEXT: MARIAM MISAKIAN –<br />

64 Illustration: Eleonora Mavromati


Erben und Schenken BERATER<br />

Über der Familie Lemesurier schwebt ein<br />

schrecklicher Fluch. Jeder Erstgeborene ist<br />

dazu verdammt, zu sterben, bevor er sein<br />

Erbe antreten kann. Als Vincent Lemesuriers<br />

Vater nach einem Reitunfall im Sterben<br />

liegt, erahnt er sein Schicksal bereits, kann<br />

seinen eigenen Tod aber nicht mehr verhindern.<br />

Kurze Zeit später verstirbt auch<br />

der nächste in der Erbfolge, sein jüngerer<br />

Bruder Ronald. Wie Agatha Christies Meisterdetektiv<br />

Hercule Poirot in einem seiner<br />

ersten Fälle, „Das Erbe der Familie Lemesurier“,<br />

schlussendlich aufdeckt, steckt<br />

natürlich kein Fluch, sondern Mord hinter<br />

den kuriosen Geschehnissen. Der missgünstige<br />

Onkel, Hugo Lemesurier, wollte sich<br />

auf diese grausame Art sein Erbe sichern.<br />

Ganz so dramatisch läuft es im wahren<br />

Leben wohl eher selten ab, doch gemäß<br />

dem Spruch „Redet ihr noch miteinander<br />

oder habt ihr schon geerbt?“ sorgt der<br />

Nachlass bei Erben oft für Streit. Dabei<br />

wird das Thema in Deutschland immer<br />

wichtiger: Allein zwischen den Jahren 2015<br />

und 2024 werden in Deutschland 3,1 Billionen<br />

Euro vererbt, schätzt das Deutsche<br />

Institut für Altersvorsorge (DIA). Mit steigendem<br />

Wohlstand hat das Erbvolumen in<br />

den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen.<br />

Um Streit zu verhindern, sollten sich Erblasser<br />

noch zu Lebzeiten Gedanken über<br />

das Thema machen und ihren Nachlass klar<br />

regeln. Dabei können Berater eine wichtige<br />

Stütze sein. „Sobald Vermögenswerte<br />

vorhanden sind, sollte man sich mit dem<br />

Thema Nachlass befassen“, sagt Markus<br />

Richert, Anlageberater beim Vermögensverwalter<br />

Portfolio Concept. „Der Berater<br />

kann dabei für verschiedene Möglichkeiten<br />

und wichtige Fragen sensibilisieren.“<br />

Berater sollten ihren Kunden vor allem<br />

eines klarmachen: Wenn diese sich nicht<br />

mit dem Thema Erbe befassen, greift<br />

nach dem Tod automatisch die gesetzliche<br />

Erbfolge. Dann erben in erster Linie<br />

Ehepartner, Kinder und Enkelkinder, in<br />

späterer Reihenfolge weitere Verwandte.<br />

„Im schlimmsten Fall greift die Erbengemeinschaft.<br />

Dabei treffen unterschiedliche<br />

Personen mit unterschiedlichen Interessen<br />

aufeinander“, warnt Richert. Bei einer Erbengemeinschaft<br />

verwalten alle Erben den<br />

Nachlass nämlich so lange gemeinsam,<br />

bis das Erbe aufgeteilt ist – Streit ist also<br />

vorprogrammiert. Besonders dann, wenn<br />

die Familienkonstellation kompliziert ist,<br />

HOHE ANZAHL AN ERBSCHAFTEN UND SCHENKUNGEN<br />

Aufgrund der Freibeträge wird viel Vermögen allerdings auch ohne Steuerpflicht vererbt.<br />

160.000<br />

140.000<br />

120.000<br />

100.000<br />

80.000<br />

60.000<br />

40.000<br />

20.000<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />

Erbschaften<br />

Schenkungen<br />

es also beispielsweise Kinder aus unterschiedlichen<br />

Ehen gibt. Manchmal zanken<br />

Erben dabei um große Summen – etwa, ob<br />

das Elternhaus verkauft werden soll oder<br />

ob einer der Erben darin wohnen darf. Oft<br />

geht es aber auch um ideelle Werte: Wer<br />

beispielsweise die Manschettenknöpfe des<br />

Großvaters bekommt, kann ebenfalls zum<br />

Streitthema werden.<br />

»Finanzplaner haben<br />

die perfekte<br />

Grundlage, über das<br />

Thema Nachlass<br />

zu sprechen.«<br />

MARKUS RICHERT, PORTFOLIO CONCEPT<br />

DEN ANFANG MACHEN<br />

Eine der wichtigsten Aufgaben des Vermittlers<br />

ist deshalb, seine Kunden auf solche<br />

Probleme aufmerksam zu machen und unter<br />

Umständen alle Familienmitglieder an<br />

einen Tisch zu setzen. Der Berater kann als<br />

eine Art Moderator dabei helfen, das Ge-<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: März <strong>2021</strong><br />

spräch zu strukturieren. Das Problem dabei:<br />

Der Tod gilt als Tabuthema, mit dem<br />

sich viele Menschen nur ungern befassen.<br />

Für Berater stellt sich also die Frage, wie<br />

sie dieses unangenehme Thema möglichst<br />

sensibel beim Kunden angehen können.<br />

Richert sieht dafür viel Gelegenheit: „Finanzplaner<br />

haben die perfekte Grundlage,<br />

über das Thema Nachlass zu sprechen. Im<br />

Finanzplan sind alle Vermögenswerte erfasst,<br />

davon ausgehend kann der Berater<br />

ein Gespräch darüber anstoßen, was später<br />

mal damit passieren soll.“<br />

Dabei muss es nicht zwangsläufig um den<br />

Tod gehen – immerhin lässt sich das Erbe<br />

oder ein Teil davon auch schon zu Lebzeiten<br />

über Schenkungen weiterreichen. An<br />

Ehegatten und eingetragene Lebenspartner<br />

sind Schenkungen in Höhe von bis zu<br />

500.000 Euro steuerfrei möglich, an Kinder<br />

jedes Elternteils bis zu 400.000 Euro und<br />

an Enkel bis zu 200.000 Euro. Gerade bei<br />

großem Vermögen können Erblasser ihren<br />

Nachkommen einen Gefallen tun, wenn sie<br />

zu Lebzeiten einen Teil des Vermögens verschenken,<br />

denn so können die Erben später<br />

Erbschaftssteuer sparen.<br />

„Es ist nie zu früh, sich Gedanken über<br />

den eigenen Nachlass zu machen“, meint<br />

auch Rolf Tilmes, Finanzprofessor an der<br />

EBS Universität für Wirtschaft und<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

65


BERATER Erben und Schenken<br />

»Generationenmanagement<br />

gefragt«<br />

Der Aufgabenbereich von Vermögensberatern beim Thema Erbe umfasst nur bestimmte<br />

Leistungen. Finanzprofessor ROLF TILMES erklärt die Grenzen.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum ist Generationenmanagement<br />

für Berater ein attraktives Geschäftsfeld?<br />

Rolf Tilmes: Angesichts der steigenden<br />

Erbschaftsvolumina ist Generationenmanagement<br />

ein wichtiges Feld, für das es noch zu<br />

wenige Beraterinnen und Berater gibt, obwohl<br />

sich immer mehr darauf spezialisieren. Gerade<br />

in Niedrigzinsphasen suchen Vermögensberater<br />

nach spannenden neuen Geschäftsfeldern.<br />

Manchen ist das wiederum zu heikel.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum?<br />

Tilmes: Bestimmte Dinge darf nur der<br />

Rechtsanwalt oder der Steuerberater. Es gibt<br />

Grenzen, die Vermögensberater nicht überschreiten<br />

dürfen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche wären das?<br />

Tilmes: Der Anlageberater darf dem Kunden<br />

zum Beispiel nicht sagen, er solle ein Berliner<br />

Testament aufsetzen und welche Punkte<br />

er dort hineinzuschreiben hat. Das darf nur<br />

der Rechtsanwalt. Er darf ihm auch<br />

nicht auf den letzten Cent genau<br />

ausrechnen, welche Erbschaftssteuer<br />

seine Nachkommen zahlen werden –<br />

verbindliche Angaben machen darf nur<br />

der Steuerberater. Auch das Testament<br />

für den Kunden darf er nicht schreiben.<br />

Das ist nur gültig, wenn der Kunde es<br />

selbst handschriftlich verfasst. Testamentsvollstrecker<br />

darf der Berater aber<br />

sein. Es gibt keinen besseren Beweis<br />

für eine gute Kundenbeziehung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was darf der Berater noch?<br />

Tilmes: Sehr viel! In erster Linie setzt er<br />

sich mit dem Kunden zusammen und<br />

macht eine Aufstellung über dessen<br />

Ziele und Wünsche, was die Verteilung<br />

des Erbes betrifft. Er darf dann über<br />

alles aufklären, was Vermögen, die<br />

Versorgung des Partners und eine<br />

gerechte Verteilung des Erbes und<br />

Streitvermeidung angeht.<br />

Es gibt außerdem jede Menge Konfliktpotenzial<br />

sowie Fallstricke, über die er Kunden<br />

informieren kann. Ist dem Kunden erst mal<br />

klar, was er will und worum er sich kümmern<br />

muss, kommen Anwälte und Steuerberater<br />

zum Einsatz, die alle Details ausarbeiten. Der<br />

Berater muss den Kunden aber erst mal dort<br />

hinbringen. Er hat dabei viele Rollen: Er initiiert<br />

den Prozess, kann Moderator für die Familie<br />

sein und auch Übersetzer zwischen verschiedenen<br />

Kundenzielen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie tief muss der Berater sich<br />

selbst mit der Materie auskennen?<br />

Tilmes: Das Erbrecht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch<br />

geregelt. Auch wenn er den Kunden<br />

nicht bis zur letzten Wendung selbst begleiten<br />

darf, sollte der Vermögensberater alles<br />

verstehen. Ich würde jedem, der das Thema<br />

Generationenmanagement angeht, eine Weiterbildung<br />

empfehlen. Wenn dem Vermögensberater<br />

Wissen fehlt, fliegt das auf. Dann ist er<br />

beim Kunden schnell aus dem Spiel.<br />

Recht in Wiesbaden. Er sieht den nahenden<br />

Tod ebenfalls nicht als einzigen<br />

Anlass für ein Beratungsgespräch zum Thema<br />

Erbe. Eine angenehmere Gelegenheit<br />

sei etwa eine Eheschließung beim Kunden.<br />

„Dann wird zum Beispiel das Thema Güterstand<br />

interessant, ebenso wie die Versorgung<br />

des Partners, für den Fall, dass dem<br />

Kunden etwas zustößt“, erklärt Tilmes. So<br />

können Versicherungsmakler zum Beispiel<br />

auf Risikolebensversicherungen aufmerksam<br />

machen.<br />

Auch die Themen Betreuungsvollmacht<br />

und Patientenverfügung sind erste Ansatzpunkte,<br />

um Kunden für das Thema Erbe zu<br />

sensibilisieren. „Sollte der Kunde eines Tages<br />

nicht mehr zurechnungsfähig sein, ist es<br />

vorab wichtig zu entscheiden, wer stellvertretend<br />

handeln soll. Das alles sind Themen,<br />

die auch schon junge Menschen betreffen“,<br />

sagt Tilmes. Eine Dienstleistung, die der Berater<br />

seinem Kunden in diesem Zusammenhang<br />

anbieten kann, ist das gemeinsame<br />

Erstellen eines Notfallordners. Darin sind<br />

nicht nur Patientenvollmacht und Betreuungsverfügung,<br />

sondern auch der digitale<br />

Nachlass gesichert. Für den Todesfall ist es<br />

nämlich auch wichtig, einer Person seines<br />

Vertrauens ein aktuelles Dokument mit den<br />

eigenen Onlinekonten sowie Passwörtern<br />

zu hinterlassen – entweder in gedruckter<br />

Form oder auf einem USB-Stick.<br />

Ein weiterer Tipp des Experten: eine Infoveranstaltung<br />

zum Thema Erbe aufsetzen,<br />

gemeinsam mit einem Rechtsanwalt<br />

und einem Steuerberater. „Solche Veranstaltungen<br />

sind in der Regel ausgebucht,<br />

das Interesse ist groß“, betont Tilmes. Davon<br />

ausgehend können sich Anlageberater<br />

als Experten positionieren und den einen<br />

oder anderen Kunden an Land ziehen.<br />

CHANCE FÜR KUNDENBINDUNG<br />

Berater sollten sich bei diesem Thema auf<br />

jede Menge Kundenfragen einstellen, denn<br />

oft fehlt grundlegendes Wissen. „Viele wissen<br />

zum Beispiel nicht, wie die Erbquoten<br />

geregelt sind, welche Steuerfreibeträge es<br />

gibt oder wie der Zugewinnausgleich zwischen<br />

Ehepartnern geregelt ist“, erzählt<br />

Tilmes. Bei Letzterem kann der Berater die<br />

Kunden zum Beispiel zum Nachrechnen<br />

bringen – wie war das Anfangsvermögen<br />

vor der Ehe und was war der gemeinsame<br />

Zugewinn? Auch wie die Bewertung des<br />

Nachlasses funktioniert, ist vielen nicht bewusst,<br />

etwa dass sich der Depotwert an den<br />

66 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Erben und Schenken BERATER<br />

»Angesichts der<br />

steigenden Erbschaftsvolumina<br />

ist Generationenmanagement<br />

ein attraktives<br />

Geschäftsfeld.«<br />

PROF. DR. ROLF TILMES, EBS UNIVERSITÄT<br />

Aktienkursen am Todestag orientiert, der<br />

Immobilienwert am Verkehrswert und der<br />

Wert eines Unternehmens vom Bewertungsverfahren<br />

abhängt. So mancher Erblasser<br />

lebt außerdem in dem Irrtum, er könnte<br />

ein aus seiner Sicht „missratenes“ Kind einfach<br />

enterben. Doch in Deutschland ist das<br />

nur in absoluten Ausnahmefällen möglich,<br />

etwa nach einem Mordversuch. Für Bera-<br />

ter gibt es also jede Menge Gelegenheit für<br />

Aufklärungsarbeit.<br />

Das alles mag zunächst nach viel Aufwand<br />

und wenig Ertrag klingen, doch es<br />

zahlt sich aus. „Jemand, der lediglich Lebensversicherungen<br />

oder Fondssparpläne<br />

verkauft, ist für den Kunden austauschbar“,<br />

führt Tilmes aus. „Doch wer mit<br />

Weitblick mit dem Kunden über dessen<br />

Nachfolge spricht, hat schnell eine engere<br />

Bindung zu ihm.“ Nebenbei erfahre man<br />

auch allerhand über den Kunden, seine<br />

Familienkonstellation und Wünsche. „Als<br />

Finanzdienstleister habe ich so jede Menge<br />

Ansatzpunkte, mein Geschäftsfeld zu erweitern“,<br />

betont der Wirtschaftsprofessor.<br />

Auf diese Art finde man Details heraus, wie<br />

etwa, dass der Ex-Ehemann noch Begünstigter<br />

bei der Lebensversicherung der Kundin<br />

ist und die Auszahlung bekommt, wenn<br />

sie stirbt. Auf diese Weise können Berater<br />

ihre Kunden über Fallstricke aufklären, die<br />

andernfalls womöglich nicht ans Tageslicht<br />

gekommen wären. <br />

CHANCEN 2022<br />

Das Erbvolumen in Deutschland wächst, der<br />

Beratungsbedarf ist entsprechend hoch<br />

Berater erfahren viel über ihre Kunden: Das<br />

stärkt die Kundenbeziehung<br />

Generationenmanagement bietet<br />

Ausgangspunkt für weiteres Geschäft,<br />

etwa Risikolebensversicherung<br />

G L Ü C K S<br />

STRASSENKIND<br />

<br />

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Keine Verwaltungskosten<br />

durch ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Eine echte 1-zu-1-Hilfe<br />

Jeder Euro kommt in Afrika an<br />

Hohe Effektivität<br />

Unsere Institution ist klein und übersichtlich<br />

Vollständige Transparenz<br />

Offene Buchhaltung im Internet<br />

100-prozentige Gemeinnützigkeit<br />

Ausstellung von Spendenquittungen möglich<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

FURAHA PHÖNIX Kinderhaus e. V.<br />

c/o HAMBURGER PHÖNIX AG<br />

Glockengießerwall 2 in 20095 Hamburg<br />

Telefon: 0 40 / 23 85 66-0 / Telefax -10<br />

Vorstand: Oliver Drewes, Kai Säland,<br />

Christian Hempen, Christine Drewes<br />

Internet: www.Phoenix-Kinderhaus.de<br />

Registrierung des Vereins:<br />

Amtsgericht Hamburg, VR-Nr.: 18 63 9<br />

Finanzamt Hamburg, St.Nr.: 17/441/16186<br />

FURAHA PHÖNIX<br />

Spendenkonto<br />

Deutsche Bank Hamburg<br />

Spendenkonto: 0 36 36 <strong>06</strong><br />

BIC: DEUTDEDBHAM<br />

IBAN: DE83 2007 0024 0036 36<strong>06</strong> 00<br />

67


BERATER Krisenmanagement<br />

»Makler müssen in Krisen<br />

erreichbar sein«<br />

In einem Notfall sind Versicherungsmakler oft erste Ansprechpartner ihrer Kunden und<br />

müssen schnelle Lösungen liefern. Michael Blaumoser von Sius Consulting berät Firmen zum<br />

Krisenmanagement und beschreibt, worauf es ankommt.<br />

– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />

übergreifen, kann das existenzbedrohende<br />

Ausmaße annehmen. In diesem Fall spricht<br />

man von einer Krise. Übrigens: Ein Groß<strong>procontra</strong>:<br />

Krisenmanagement ist beim<br />

Makler nicht erst seit Corona gefragt. Die<br />

Unwettereignisse im Sommer erforderten<br />

auch die sensible Begleitung im Schadensfall.<br />

Was ist das Besondere an diesem<br />

Krisenmanagement?<br />

Michael Blaumoser: Nehmen wir als Beispiel<br />

den Makler in einem Flutgebiet, der<br />

selbst von der Katastrophe betroffen ist:<br />

Für ihn gilt im Prinzip das Gleiche wie für<br />

die Beschäftigten der Hilfsorganisationen<br />

wie der Freiwilligen Feuerwehren: Er sollte<br />

auch dann „ausrücken“, wenn er selbst<br />

von einem Ereignis betroffen ist. Ihm muss<br />

klar sein, dass er Abstriche machen und<br />

für seine Kunden erreichbar sein sollte.<br />

Weil bei solchen Lagen oft das Telefonnetz<br />

nicht mehr funktioniert, sollte er sich<br />

daher vorab überlegen, wie er dennoch<br />

eine gewisse Erreichbarkeit im Ereignisfall<br />

sicherstellen kann. Vieles lässt sich bereits<br />

im Vorfeld proaktiv vorbereiten.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie beraten Unternehmen im Bereich<br />

„Notfall- und Krisenmanagement“.<br />

Worin besteht der Unterschied zwischen<br />

einem Notfall und einer Krise?<br />

Blaumoser: Grundsätzlich wird zwischen<br />

Störung, Notfall, Krise und Katastrophe<br />

unterschieden. Nehmen wir als Beispiel<br />

ein defektes Stromkabel: Es kann den<br />

Arbeitsalltag stören, weil die Stromzufuhr<br />

unterbrochen ist. Wenn sich das Kabel<br />

entzündet, eskaliert die Störung zu einem<br />

Notfall, der einen Schaden nach sich<br />

ziehen kann und eigenständig, also ohne<br />

Brandschutzkenntnisse, nur schwer zu<br />

beheben ist. Wenn dann die Flammen auf<br />

den gesamten Bereich oder gar die Etage<br />

schadensereignis, das sich im öffentlichen<br />

Raum ereignet und durch Behörden und<br />

Hilfsorganisationen nur unter einheitlicher<br />

68 Foto: Sandra Kühnapfel-Frank


Krisenmanagement BERATER<br />

Leitung der Katastrophenschutzbehörden<br />

bewältigt werden kann, ist eine Katastrophe.<br />

Ein Terroranschlag oder das Flutereignis<br />

im Raum Ahrweiler zählen beispielsweise<br />

in diese Kategorie.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sollten sich Makler denn<br />

auf einen Notfall bzw. auf eine Krise<br />

vorbereiten?<br />

Blaumoser: Makler sind das Sprachrohr<br />

zwischen Versicherten und Versicherern.<br />

Im Fall der Flutkatastrophe würde ich<br />

Maklern raten, sich bereits vorab ein<br />

Dokument zu erstellen, in dem auf der<br />

einen Seite die gegen Elementarschaden<br />

versicherten Kunden und auf der anderen<br />

Seite die unversicherten Kunden stehen.<br />

Dann sollte man die Zielgruppen betrachten,<br />

denn die Kommunikation muss jeweils<br />

eine andere sein, Stichwort: Empathie.<br />

Makler müssen sich die Fragen stellen:<br />

Worin bestehen meine Aufgaben, bevor ein<br />

Ereignisfall eintritt und im Schadensfall?<br />

Bei solchen Ereignissen wie in Ahrweiler<br />

muss man natürlich bedenken, dass man<br />

auch bei versicherten Personen nicht<br />

freudestrahlend sagen sollte: „Wunderbar,<br />

Herr Müller, Sie sind versichert!“<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Makler mit Kunden<br />

ohne eine entsprechende Versicherung<br />

umgehen?<br />

Blaumoser: Sehr ähnlich: Man hat es in<br />

beiden Fällen mit Personen zu tun, die<br />

eventuell traumatisiert sind, wenn Angehörige<br />

vermisst werden und/oder das gesamte<br />

Hab und Gut zerstört wurde. Das ist eine<br />

enorme psychische Ausnahmesituation,<br />

in der Menschen meist nicht auf Anhieb<br />

wissen, an wen sie sich wenden können.<br />

Im Zweifelsfall rufen sie ihren Makler an,<br />

weil sie davon ausgehen, dass er es weiß.<br />

Eine Lösung für betroffene Kunden könnte<br />

darin bestehen, die Katastrophenschutzbehörde<br />

auf dem Schirm zu haben. Dann<br />

könnte man sie noch darüber informieren,<br />

dass es in der Regel eine staatliche Unterstützung<br />

gibt. Grundsätzlich gilt: Man<br />

muss sich diese Informationen im Vorfeld<br />

zurechtlegen und im Katastrophenfall<br />

griffbereit haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was raten Sie Maklern, die von<br />

einer Situation selbst betroffen sind?<br />

Blaumoser: Sie sollten in einem solchen<br />

Moment zurückstecken und für ihre Kunden<br />

da sein. Das ist Teil des Jobs, so wie<br />

es auch bei Feuerwehrleuten oder Ärzten<br />

der Fall ist. Kunden haben die berechtigte<br />

Erwartungshaltung, dass Makler in einem<br />

solchen Fall für sie da sind. Das ist aber<br />

insofern herausfordernd, weil gleichzeitig<br />

das Zeitempfinden ein anderes geworden<br />

ist: Menschen wollen heute immer alles<br />

sofort haben und nicht mehr warten.<br />

Wenn sie etwas zügig benötigen, bestellen<br />

sie es beispielsweise bei Amazon, weil es<br />

dann schnell geliefert wird. Ähnlich ist<br />

es bei Versicherungen: Viele wollen nicht<br />

lange in der Servicehotline des Versicherers<br />

hängen, sondern rufen lieber ihren Makler<br />

an. Darauf sollte man sich einstellen.<br />

<strong>procontra</strong>: Worin bestehen die häufigsten<br />

Fehler im Notfall- und Krisenmanagement?<br />

»Wenn ein Makler im<br />

Nachhinein feststellt,<br />

dass er Mist gebaut<br />

hat, dann muss er<br />

mit offenen Karten<br />

spielen.«<br />

Blaumoser: Der größte Fehler, der meist<br />

von familiengeführten, mittelständischen<br />

Unternehmen begangen wird, besteht darin,<br />

sich nicht oder nicht ausreichend auf<br />

Notfälle und Krisen vorzubereiten und im<br />

Ereignisfall gar nicht oder zu spät zu kommunizieren.<br />

Das eskaliert dann schnell.<br />

Wer zu spät kommuniziert, provoziert<br />

manchmal sogar noch. Das führt dann<br />

häufig zu einer Eskalation, wie es zum<br />

Beispiel beim Schlachtbetrieb Tönnies der<br />

Fall war. Das ist in der heutigen Zeit der<br />

völlig falsche Ansatz. Selbst wenn genaue<br />

Fakten noch nicht vorliegen, muss etwas<br />

getan werden: Es geht im Prinzip erst mal<br />

darum, dass man Flagge zeigt. Hier greift<br />

im Übrigen auch der Spruch „Wer nicht<br />

handelt, wird behandelt!“ Das trifft auf die<br />

Krisenkommunikation meines Erachtens<br />

ganz gut zu. Man muss noch schneller als<br />

früher versuchen, das Sprachrohr zu sein,<br />

bevor sich die Kommunikation verselbstständigt.<br />

Ich rate auch dringend davon ab,<br />

in solchen Fällen in den sozialen Medien<br />

irgendetwas Irrelevantes zu posten:<br />

Also zum Beispiel, wenn ein Makler im<br />

Flutgebiet die Schippe in die Hand nimmt,<br />

sich dabei fotografieren lässt und das Bild<br />

online postet, mag das fürs Ego gut sein.<br />

Aber Versicherte interessiert das herzlich<br />

wenig, schließlich packen ja alle mit an.<br />

<strong>procontra</strong>: Trotz guter Vorbereitung<br />

werden sich Fehler nicht immer vermeiden<br />

lassen, wodurch das Kundenvertrauen<br />

Schaden nehmen kann. Wie können<br />

Makler verloren gegangenes Vertrauen<br />

zurückgewinnen?<br />

Blaumoser: Wenn ein Makler im Nachhinein<br />

feststellt, dass er ziemlichen Mist<br />

gebaut hat, also während der Flutkatastrophe<br />

nicht ans Telefon gegangen<br />

ist, weil er sich um sein eigenes Haus<br />

gekümmert hat, oder falsch beraten hat,<br />

dann muss er mit offenen Karten spielen.<br />

Man sollte sich in einer ruhigen Minute<br />

hinsetzen und alles aufschreiben, was man<br />

falsch gemacht hat und was einem vorgeworfen<br />

wird. Dazu muss man sich die<br />

Antworten notieren wie zum Beispiel: Das<br />

Telefonnetz war ausgefallen, niemand war<br />

erreichbar. Wer falsch beraten hat, sollte<br />

das zugeben und erklären können, wie es<br />

dazu gekommen ist. Gerade für Makler,<br />

die in kleineren Regionen arbeiten, ist ein<br />

schlechter Ruf existenzbedrohend. Fehler<br />

müssen auch eingestanden werden und<br />

sollten dazu anregen, es zukünftig besser<br />

zu machen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was ärgert Sie besonders im<br />

Umgang mit Katastrophen?<br />

Blaumoser: Was mich fuchsig macht, ist,<br />

wenn einzelne Stellen vehement behaupten,<br />

sie hätten die Katastrophe ja nicht<br />

kommen sehen. Institutionen, aber auch<br />

jeder Einzelne sollten sich mit Krisen und<br />

Katastrophen auseinandersetzen. Alle<br />

sollten sich mit präventiven Maßnahmen<br />

beschäftigen und sich überlegen, wie sie im<br />

Ereignisfall reagieren wollen – auch wenn<br />

solche Fälle nur selten eintreten. Denn<br />

wenn sie auftreten, dann meist mit voller<br />

Wucht und ziemlich gnadenlos. Man darf<br />

dabei aber auch nicht den Fehler machen,<br />

so zu tun, als hätte man vorher schon alles<br />

gewusst. Wichtig ist es, nach einem Ereignisfall<br />

im Idealfall überregional aus den<br />

Erkenntnissen zu lernen und Maßnahmen<br />

zur „Fehlerbehebung“ und Optimierung<br />

zu ergreifen, die sich gegebenenfalls auch<br />

auf andere Bereiche projizieren lassen.<br />

Denn nur so geht eine Verbesserung –<br />

Schuldzuweisungen und Lippenbekenntnisse<br />

helfen da nur wenig.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

69


HÖHEPUNKTE DES JAHRES Sachwerte<br />

HIGHLIGHTS <strong>2021</strong><br />

Infinus-Akte geschlossen ++ Turbulenter Berliner Wohnungsmarkt ++ Kleinanleger geprellt & entschädigt<br />

Oktober<br />

INFINUS-MANAGER ZUR<br />

HAFT VERURTEILT<br />

Die Insolvenz der Infinus AG zählt zu den größten Finanzskandalen<br />

Deutschlands. Über 22.000 Anleger wurden um über<br />

300 Millionen Euro betrogen. Im Juli 2015 wurden die fünf<br />

Hauptbeschuldigten angeklagt, im Juli 2018 verurteilte die<br />

Große Wirtschaftskammer den Gründer des Mutterkonzerns<br />

Future Business, Jörg Biehl, und vier frühere Führungskräfte<br />

wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs in besonders schwerem<br />

Fall und Kapitalanlagebetrugs zu Haftstrafen zwischen 4,5<br />

und acht Jahren.<br />

Gegen dieses Urteil wurde damals Revision eingelegt. Diese<br />

wurde nun im Oktober vom Bundesgerichtshof größtenteils<br />

abgewiesen. Die Angeklagten müssen folglich ihre restlichen<br />

Haftstrafen antreten.<br />

April<br />

BERLINER MIETENDECKEL GEKIPPT<br />

Im April erklärte das Bundesverfassungsgericht den Berliner<br />

Mietendeckel für nichtig. Er sei mit dem Grundgesetz nicht<br />

vereinbar. Nach dem Urteil hat die Berliner Landesregelung<br />

verfassungsrechtlich keinen Bestand. Das Mietpreisrecht sei<br />

vom Bundesgesetzgeber abschließend geregelt, die Länder<br />

hätten deshalb keine Gesetzgebungsbefugnis, lautete die<br />

Begründung. Im Februar 2020 war der Mietendeckel in Berlin<br />

in Kraft getreten, um vor steigenden Mieten zu schützen.<br />

Februar<br />

PIM-ANLEGER ERHALTEN<br />

ENTSCHÄDIGUNG<br />

Anfang des Jahres erhielten die Gläubiger der insolventen PIM<br />

Gold GmbH eine erste Abschlagszahlung. Liquidiert wurde dafür<br />

der sichergestellte Edelmetallbestand. Ein Tropfen auf den<br />

geprellten Anlegerstein – die Zahlung entsprach nur 7,5 Prozent<br />

der eigentlichen Forderungen in Höhe von rund 178 Millionen<br />

Euro. Das Unternehmen hatte an über 7.000 Anleger<br />

Goldinvestments verkauft mit der Aussicht auf zweistellige<br />

Renditen, die durch Kauf und Recycling von Altgold erwirtschaftet<br />

werden sollten. Im September 2019 meldete PIM Gold<br />

Insolvenz an.<br />

70 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


Sachwerte HÖHEPUNKTE DES JAHRES<br />

Juni<br />

UDI: PLEITE DER »SAUBEREN RENDITE«<br />

Mit dem Slogan „Grünes Geld. Saubere Rendite“<br />

versprach der Finanzvertrieb UmweltDirektInvest (UDI)<br />

den Traum eines jeden nachhaltig orientierten Kleinanlegers<br />

zu realisieren. Spezialisiert auf erneuerbare<br />

Energien, wurden über Nachrangdarlehen Investments<br />

in Biogasanlagen oder Solarparks angeboten. Ein<br />

jährlicher Festzins zwischen 4 und 6,5 Prozent sollte das<br />

grüne Investment versüßen. Im Juni ordnete die BaFin<br />

wegen unwirksamer Vertragsklauseln die „Einstellung<br />

und Abwicklung des Einlagengeschäfts“ für mehrere<br />

Festzins-Gesellschaften an. Die Anlegergelder sollten<br />

„unverzüglich und vollständig“ zurückgezahlt werden.<br />

Das konnte UDI nicht und meldete daher für knapp ein<br />

Dutzend Gesellschaften Insolvenz an.<br />

August<br />

September<br />

BERLINER SENAT BEKOMMT<br />

ENTEIGNUNG AUF DEN TISCH<br />

Im Zuge der Bundestagswahl gab es in Berlin einen<br />

Volksentscheid zum Thema Enteignung bzw. Vergesellschaftung<br />

privater Wohnungskonzerne. 56 Prozent<br />

der teilnehmenden Wahlberechtigten stimmten dafür<br />

und zwingen den neuen Senat zunächst dazu, sich mit<br />

dieser Frage auseinanderzusetzen. Ob mit einer eventuellen<br />

Enteignung tatsächlich auch der gewünschte<br />

Effekt eintritt, nämlich bezahlbaren Wohnraum zu<br />

schaffen, wird indes kontrovers debattiert.<br />

KRYPTOWÄHRUNGEN: WHITE-HAT-HACKER<br />

ERBEUTEN 600 MILLIONEN EURO<br />

Hacker stahlen bei der auf den Transfer von Kryptowährungen<br />

spezialisierten Firma Poly Network die Einlagen<br />

Zehntausender Kunden und leiteten sie auf andere<br />

Konten um. Der Gesamtschaden belief sich auf über<br />

600 Millionen US-Dollar – der größte Krypto-Coup der<br />

Geschichte. Wenige Tage später wurde die Summe<br />

allerdings vom unbekannten Hacker scheibchenweise<br />

zurück transferiert. Es sei ihm nie um die eigene Bereicherung<br />

gegangen, sondern um das Aufdecken von<br />

Sicherheitslücken (White-Hat-Hack), ließ er zur Erklärung<br />

verlauten.<br />

Mai<br />

Gesetz verbietet Blindpools<br />

Am 20. Mai wurde im Bundestag das<br />

Gesetz „zur weiteren Stärkung des<br />

Anlegerschutzes“ verabschiedet. Die<br />

Hauptkonsequenz bekommen nun<br />

Anbieter sogenannter Blindpool-<br />

Konzepte zu spüren. Diese sind<br />

künftig verboten. Somit ist es nicht<br />

mehr möglich, in Vermögensanlagen<br />

zu investieren, bei denen bei<br />

Prospekterstellung die konkreten<br />

Anlageobjekte noch nicht feststehen.<br />

Auch Semi-Blindpools sind nun verboten.<br />

Viele Experten sehen durch<br />

das Gesetz sinnvolle Investitionen in<br />

volkswirtschaftlich relevante Sachwerte<br />

gefährdet.<br />

Mai<br />

P&R: Banken zu<br />

Schadensersatz verurteilt<br />

Nachdem im Januar das Landgericht<br />

Kleve bereits eine Bank zu Schadensersatz<br />

verurteilt hatte, legte Mitte des<br />

Jahres das Münchener Landgericht<br />

nach. Sie verurteilte die Münchener<br />

Bank eG zu einem Schadensersatz<br />

gegenüber einer Kundin in Höhe<br />

von 55.000 Euro. Konkret ging es<br />

vor Gericht um die Jahresabschlüsse<br />

der vier insolventen Containergesellschaften<br />

P&R. Darin hatten die P&R-<br />

Gesellschaften keinerlei Angaben<br />

zu nicht in der Bilanz enthaltenen<br />

Geschäften bzw. zum Gesamtbetrag<br />

der sonstigen finanziellen Verpflichtungen<br />

gemacht. Auch die Gesamtbezüge<br />

der Geschäftsführer wurden<br />

nicht bekannt gegeben. Infolgedessen<br />

hatte der Wirtschaftsprüfer die<br />

Bestätigungsvermerke jeweils mit<br />

Einschränkungen versehen. Genau<br />

über diese hätten die Anleger jedoch<br />

informiert werden müssen, befanden<br />

die Richter.<br />

Lesen Sie die Hintergründe, Zusatzberichte<br />

und Interviews zu diesen und<br />

weiteren Highlights des Jahres unter:<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/<strong>2021</strong><br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

71


SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

(K)EINE FRAGE DES ALTERS<br />

Auch Menschen über 55 Jahre bekommen für ihren Traum vom Eigenheim ein Darlehen von<br />

der Bank. Vorausgesetzt, sie beachten ein paar Besonderheiten und umkurven die Tücken<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

72 Illustration: Roman Kulon


Immobilienfinanzierung SACHWERTE<br />

Mit 66 Jahren fängt nicht nur das Leben an,<br />

sondern kommt mitunter auch der Wunsch,<br />

das Eigenheim umzubauen, zu modernisieren<br />

oder eine Immobilie erstmalig zu kaufen.<br />

Weil die Menschen in Deutschland<br />

immer älter werden, spielt das Thema Kreditfähigkeit<br />

im Alter seit Jahren eine wichtige<br />

Rolle. Eine Zeit lang war es für Ältere<br />

fast unmöglich, einen Immobilienkredit<br />

zu bekommen, weil eine EU-Richtlinie die<br />

vollständige Tilgung des Darlehens noch zu<br />

Lebzeiten verlangte. Dagegen wehrten sich<br />

viele Banken. Im Jahr 2018 dann brachte<br />

der sperrige Begriff der „Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinien-Verordnung“<br />

gewisse Erleichterungen.<br />

MIT ODER OHNE ALTERSGRENZE<br />

Dennoch: Ein Selbstläufer ist der Darlehenswunsch<br />

von Menschen über 55 Jahren<br />

nicht. Michael Neumann, Vorstandschef<br />

des Finanzdienstleisters Dr. Klein, betont:<br />

„Etwas schwieriger kann es für Ältere<br />

werden, weil die Kreditinstitute sehr unterschiedlich<br />

mit dem Thema Alter umgehen.“<br />

Er rät zu Anfragen bei mehreren Geldhäusern.<br />

„Es gibt viele Banken, die keine Altersgrenze<br />

haben und Kunden bis ins hohe<br />

Alter Immobiliendarlehen bewilligen.“<br />

Einzige Voraussetzung sei, dass auch im<br />

Ren ten al ter die Monatsrate zu jeder Zeit<br />

gezahlt werden kann.<br />

Unabhängig davon sollten ältere Kreditnehmer<br />

ein paar Dinge beachten. Unverändert<br />

gilt die auch von Verbraucherschützern<br />

vorgetragene Leitlinie: Bis zum Eintritt<br />

in den Ruhestand sollte allenfalls eine überschaubare<br />

Restschuld vorhanden sein. Das<br />

Einbringen von möglichst viel Eigenkapital<br />

in die Finanzierung erleichtert dieses Unterfangen<br />

enorm. Das erklärt auch Marc-<br />

Philipp Unger, Leiter Finanzierung bei MLP<br />

(siehe Interview).<br />

Grundsätzlich sollte jeder angehende<br />

Schuldner vor einer Kredit aufnahme einen<br />

Kassensturz machen. Der schützt vor<br />

finanzieller Überforderung. An dieser Stelle<br />

kommen auch Versicherungsmakler ins<br />

Spiel, die ja in Sachen private Finanzplanung<br />

erfahren sind.<br />

KREDIT FÜR BARRIEREFREIHEIT<br />

Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft<br />

bei Interhyp, kennt die Gründe für<br />

die Aufnahme eines Immobilienkredits im<br />

Alter: Neben dem Kauf und der Anschlussfinanzierung<br />

sei hier die Modernisierung<br />

> 76<br />

66 bis 75<br />

56 bis 65<br />

46 bis 55<br />

36 bis 45<br />

26 bis 35<br />

18 bis 25<br />

x-Achse: Angaben in %<br />

KREDITNEHMER NACH ALTERSGRUPPEN<br />

Durchschnittliches Alter der befragten Kunden: 39 Jahre<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

eines Objekts zu nennen. „In der Beratung<br />

beobachten wir, dass barrierefreies<br />

Wohnen eine Rolle spielt“, berichtet die<br />

Fachfrau. Ein weiterer Anlass sei die Liquiditätsbeschaffung.<br />

So nutzten Ältere ihr<br />

abbezahltes Eigenheim, um ihre finanzielle<br />

Lage aufzubessern. Der Anteil der über<br />

55-Jährigen an allen Darlehen zur Kapitalbeschaffung<br />

betrage rund 30 Prozent.<br />

»Kreditinstitute<br />

gehen sehr unterschiedlich<br />

mit dem<br />

Thema Alter um.«<br />

MICHAEL NEUMANN, DR. KLEIN PRIVATKUNDEN AG<br />

Bei einer Kapitalbeschaffung werde das<br />

Objekt beliehen und im Gegenzug die Kreditsumme<br />

ausgezahlt. Das Objekt diene als<br />

Sicherheit für ein im Vergleich zum Konsumentenkredit<br />

zinsgünstiges Darlehen. Dazu<br />

wieder Mohr: „Mit dem Geld wollen Ältere<br />

zum Beispiel Kinder unterstützen oder sich<br />

Wünsche erfüllen.“ Auch das ist aus Maklersicht<br />

interessant, können Personen über<br />

55 auf diese Weise doch Geld für wichtigen<br />

Versicherungsschutz mobilisieren – zum<br />

Beispiel eine private Pflegepolice.<br />

Wenn absehbar ist, dass Kreditnehmer<br />

das Darlehen nicht bis zum Renteneintritt<br />

zurückzahlen können, verlangen Banken<br />

Quelle: Europace<br />

laut Interhyp in der Regel eine Rentenvorausberechnung<br />

oder einen Rentennachweis.<br />

Zudem liege der mögliche Beleihungsauslauf<br />

oft zwischen 70 und 90 Prozent.<br />

Ältere Menschen müssten damit mehr Eigenkapital<br />

einbringen, um den Beleihungsauslauf<br />

niedrig zu halten und damit ihre<br />

Chancen auf einen Kredit zu erhöhen. Der<br />

Beleihungsauslauf ist definiert als Quotient<br />

aus dem Darlehensbetrag und dem Beleihungswert<br />

einer Immobilie. Er ist also aus<br />

Sicht einer Bank ein Risikomaß. Sofern ältere<br />

Menschen die genannten Bedingungen<br />

erfüllen, steht dem Kredit nichts mehr im<br />

Weg. Dazu Mohr: „Für ältere Menschen ist<br />

es nicht schwieriger geworden, einen Kredit<br />

zu erhalten.“ Denn das Alter allein sei oft<br />

nicht entscheidend, sondern die gesamte finanzielle<br />

Situation.<br />

HOHE TILGUNG IST WICHTIG<br />

Dazu zählten vor allem die Zeit für die<br />

Rückzahlung des Darlehens und die Sicherheit,<br />

die der Immobilienwert bietet. „Banken<br />

erwarten in der Regel, dass die Bonität<br />

und die Zeit ausreichen, um das Darlehen<br />

bis zum 80. oder 85. Lebensjahr zu tilgen.“<br />

Für ältere Kreditnehmer sei dies oftmals<br />

mit einer höheren Tilgung verbunden, damit<br />

sie das Darlehen rechtzeitig abbezahlen<br />

können. Mohr zufolge verlangen etliche<br />

Banken ab einem bestimmten Alter eine<br />

Mindesttilgung von 3 Prozent. Die höhere<br />

Tilgung könne auch ein Vorteil sein, da sich<br />

der Kreditzinssatz unter anderem an der<br />

Tilgungshöhe und am Beleihungsauslauf<br />

orientiert.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

73


SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

Ȁltere sollten maximalen<br />

Tilgungssatz wählen«<br />

MARC-PHILIPP UNGER, Leiter Finanzierung bei MLP<br />

<strong>procontra</strong>: Vor fast vier Jahren trat die<br />

Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinien-<br />

Verordnung – kurz: ImmoKWPLV – in Kraft. Laut<br />

Gesetzgeber dient das Regelwerk dem Verbraucherschutz.<br />

Was hat die Verordnung in der<br />

Praxis bewirkt?<br />

Marc-Philipp Unger: Wenig – die Kreditvergabe<br />

hängt immer noch am Einzelfall, also der<br />

Situation des Darlehensnehmers sowie den<br />

individuellen Vergabekriterien der kreditgebenden<br />

Bank.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es für ältere Menschen schwieriger<br />

geworden, einen Kredit zu erhalten?<br />

Unger: Der Gesetzgeber hat 2018 mit Inkrafttreten<br />

der ImmoKWPLV zwar etwas nachge-bessert.<br />

Es gilt aber weiterhin: Je älter der Kreditnehmer<br />

ist, desto geringer sind die Chancen<br />

für ein Immobiliendarlehen – zumal Rentner<br />

meistens ohnehin über ein geringeres Einkommen<br />

verfügen.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben Sie Finanzierungstipps für<br />

Ältere?<br />

Unger: Ältere Menschen sollten einen maximal<br />

machbaren Tilgungssatz wählen, der idealerweise<br />

den Kredit innerhalb der gewählten<br />

Zinsbindung ablöst – ohne sich dabei am Ende<br />

selbst zu überfordern. Das Einbringen von<br />

maximal möglichem Eigenkapital wirkt sich nicht<br />

nur auf den Beleihungswert und dadurch auf<br />

einen günstigeren Zins, sondern generell auf<br />

die positive Kreditvergabe aus. Der Kreditgeber<br />

berücksichtigt auch sonstiges Einkommen,<br />

Ersparnisse und andere Vermögenswerte, dazu<br />

gehören aber auch zukünftige Einnahmen<br />

wie zum Beispiel der Ablauf und die<br />

Auszahlung von Lebensversicherungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein Hemmnis für<br />

den Immobilienkauf sind<br />

die vielerorts hohen Preise.<br />

Geht der Anstieg weiter oder kommt bald die<br />

Wende nach unten?<br />

Unger: Pauschal lässt sich das natürlich nicht<br />

sagen. Während einige Städte bereits ein sehr<br />

hohes Niveau erreicht haben, gibt es in anderen<br />

immer noch Chancen. Hinzu kommt eine Reihe<br />

individueller Parameter, allen voran die Lage der<br />

angestrebten Immobilie. Grundsätzlich lässt sich<br />

auch noch feststellen, dass trotz der gestiegenen<br />

Immobilienpreise die Belastungen für die<br />

Miete oder für den Kapitaldienst bei Eigenheimen<br />

mit circa einem Drittel des verfügbaren<br />

Haushaltseinkommens gleich geblieben sind<br />

bzw. in Relation zu den gestiegenen Preisen sogar<br />

fallend waren. Hintergrund sind die nach wie<br />

vor günstigen Zinsen sowie der hohe Einsatz<br />

von Eigenkapital.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein Politikum ist auch die Zinsentwicklung.<br />

Erwarten Ihre Fachleute eine Zinserhöhung<br />

der EZB im kommenden Jahr?<br />

Unger: Der nach wie vor niedrige Stand bei<br />

den Hypothekenzinsen ist erneut ein aktuelles<br />

Beispiel dafür, wie unkalkulierbar dessen<br />

Entwicklung ist und bleibt. Denn in der jüngsten<br />

Sitzung des EZB-Rates wurden die Leitzinsen<br />

nicht verändert, obwohl die aktuelle Inflation in<br />

Deutschland im Oktober dieses Jahres 4,5 Prozent<br />

betrug. <br />

Dr. Klein-Chef Neumann berichtet von<br />

Kunden, die sogar mit geringer Tilgung<br />

eine wesentlich längere Gesamtlaufzeit<br />

vereinbaren, als sie statistisch erleben werden.<br />

„Dann könnten die Erben den Kreditvertrag<br />

weiterführen oder die Immobilie<br />

kaufen.“ Ein weiterer Tipp für Menschen<br />

ab 55 ist die Vereinbarung flexibler Darlehensbedingungen.<br />

Lässt sich der laufende<br />

Tilgungssatz mehrmals an eine steigende<br />

Gehaltsentwicklung anpassen, könnte die<br />

Kreditschuld möglicherweise sogar vor<br />

dem Ruhestand abgetragen sein. Falls<br />

nicht, könnte der Kreditnehmer die Tilgung<br />

dann an das geringere Renteneintrittsalter<br />

anpassen. Das sollte wesentlich zu einem<br />

entspannten Lebensabend beitragen.<br />

ERBEN ÜBERNEHMEN KREDITVERTRAG<br />

Grundsätzlich, so die abschließende Einschätzung<br />

auch von Interhyp, sind Finanzierungen<br />

auch für 70- oder 75-Jährige<br />

möglich. Voraussetzung seien eine entsprechende<br />

Rentenhöhe oder Einkünfte, mit denen<br />

Kreditnehmer die höheren Raten stemmen<br />

können, die eine hohe Tilgung mit sich<br />

bringt.<br />

Selbst wenn die rechtzeitige Rückzahlung<br />

bis zum 80. oder 85. Lebensjahr nicht<br />

möglich ist, sei die Chance auf ein Darlehen<br />

nicht vergeben. So könnten Senioren<br />

prüfen, ob jüngere Darlehensnehmer oder<br />

Erben in den Kreditvertrag aufgenommen<br />

werden können. Auch an dieser Stelle<br />

könnten Makler und andere Finanzberater<br />

behilflich sein, denn vor allem sie haben<br />

einen ganzheitlichen Blick auf die persönlichen<br />

Finanzen.<br />

CHANCEN FÜR MAKLER<br />

Vor dem Kreditantrag kommt der persönliche<br />

Kassensturz mit dem Makler<br />

Ein Immobiliendarlehen kann auch nur der<br />

Kapitalbeschaffung dienen<br />

Die ganzheitliche Sicht eines Finanzberaters<br />

ermöglicht den Immobilienkredit<br />

74 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


WERDEN<br />

SIE CHANCEN-<br />

STIFTER!<br />

Mit der Zustiftung einer Immobilie können Sie Kinder und<br />

Jugendliche nachhaltig fördern. Unterstützen Sie junge<br />

Menschen und werden Sie Teil der SOS-Stiftungsfamilie!<br />

Mehr Infos unter www.sos-kinderdorf-stiftung.de


SACHWERTE NFT-Investments<br />

KUNST-VOLL DIGITALISIERT<br />

Die Krypto-Welt setzt auf neue Anlagestrategien: Der Handel mit digitalen<br />

Echtheitszertifikaten, sogenannten Non-Fungible Token, boomt. Auf dem NFT-Markt werden<br />

Milliarden umgesetzt. Ein Investmenttrend mit Zukunft?<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

76 Illustration: Eleonora Mavromati


NFT-Investments SACHWERTE<br />

Verschlungene Äste, moosbewachsene Felsen,<br />

knotige Wurzeln. 100 Ethereum kostet<br />

das mystische Wald-Labyrinth, umgerechnet<br />

rund 400 Euro. Für das verpixelte<br />

Porträt einer rauchenden Frau sind 28<br />

Ethereum angesetzt, und das mobile Kartenspiel<br />

„CryptoSpells“ verspricht Käufern<br />

den Hinzuverdienst von Kryptogeld<br />

durch Kartentausch. Auf der Handelsplattform<br />

OpenSea werden computergenerierte<br />

Kunstwerke, Elemente aus Computerspielen,<br />

Musiksongs oder virtuelle Kartenspiele<br />

als sogenannte Non-Fungible Token<br />

(NFTs) in rauen Mengen verkauft, bezahlt<br />

wird vorzugsweise in der Kryptowährung<br />

Ethereum.<br />

NFTs sind digitale Echtheits- oder Eigentumszertifikate,<br />

die als Nachweis dienen,<br />

dass es sich bei dem erworbenen digitalen<br />

Kunstobjekt oder dem Computerspiel-Element<br />

um das Original handelt. Dazu wird<br />

das NFT auf einer Blockchain registriert,<br />

wo Eigentümer sowie Käufe und Verkäufe<br />

eingetragen sind. Mit der Registrierung bekommt<br />

das NFT eine einzigartige digitale<br />

Signatur – dabei macht es die Blockchain-<br />

Technologie weitgehend fälschungssicher.<br />

2017 ging das erste NFT mit dem digitalen<br />

Kunstprojekt CryptoPunks online.<br />

In der ersten Hälfte dieses Jahres erlebten<br />

NFTs einen regelrechten Boom: Das Handelsvolumen<br />

der NFT-Handelsplattform<br />

OpenSea lag im August <strong>2021</strong> bei rund vier<br />

Milliarden US-Dollar, im Januar waren es<br />

nicht einmal zehn Millionen US-Dollar.<br />

Nach Angaben der Ethereum-Plattform<br />

Dune Analytics ging die Ethereum-Aktivität<br />

auf OpenSea im September zwar auf drei<br />

Milliarden US-Dollar zurück, hohe Summen<br />

werden hier aber nach wie vor umgesetzt:<br />

Nach der monatlichen Aufschlüsselung<br />

des Analysehauses DappRadar betrug<br />

das Handelsvolumen des gesamten NFT-<br />

Marktes im September vier Milliarden US-<br />

Dollar, die Daten vom Oktober liegen noch<br />

nicht vor.<br />

EINE REVOLUTION AUF DEM KUNSTMARKT?<br />

Einen absoluten Rekordpreis erzielte<br />

im März das Londoner Auktionshaus<br />

Christie’s mit der Versteigerung eines NFT<br />

des Digital-Künstlers Beeple: 69 Millionen<br />

Dollar gingen für die aus 5.000 digitalen<br />

Bildern bestehende Collage über den Tisch.<br />

Sind NFTs also eine Revolution auf dem<br />

Kunstmarkt oder baut sich mit dem Boom<br />

eine Blase auf?<br />

»MEMES« ALS DIGITALE KUNST<br />

Auktionspreise für NFTs * bekannter Internet-»Memes«<br />

Disaster Girl 573.136<br />

Nyan Cat 515.817<br />

Overly Attached Girlfriend 459.260<br />

Grumpy Cat 100.860<br />

Bad Luck Brian 45.517<br />

Leave Britney Alone 43.027<br />

Success Kid 35.204<br />

*<br />

NFT = Non-Fungible Token: ein nicht austauschbares, nicht replizierbares Token, das die zugehörige Datei eindeutig identifiziert.<br />

Alle NFTs wurden in der Kryptowährung Ethereum bezahlt; Preise in US-Dollar umgerechnet zum Zeitpunkt der Auktion.<br />

Peter Scholz, Professor an der Hamburg<br />

School of Business Administration (HSBA),<br />

betrachtet den Hype um die digitalen Echtheitszertifikate<br />

mit Skepsis. Er sagt: „In diesem<br />

Markt werden aberwitzige Summen investiert,<br />

da kann sich eine Blase aufbauen.“<br />

Wenn Menschen jedoch nur einen kleinen<br />

»Anleger müssen<br />

damit rechnen,<br />

dass es für das NFT<br />

zu einem späteren<br />

Zeitpunkt keinen<br />

Markt mehr gibt.«<br />

KONRAD UHINK, FACHANWALT<br />

Teil ihres Vermögens in NFTs investieren,<br />

spreche nichts gegen diese Art der Anlage.<br />

„Wenn man für Beträge NFTs kauft, die<br />

man ansonsten ins Spielcasino getragen<br />

oder mit denen man Lotto gespielt hätte,<br />

dann bringt das einen nicht um – Spielsüchtige<br />

möchte ich von dieser Feststellung<br />

allerdings ausnehmen“, erklärt Scholz. Die<br />

Gefahren bei dieser Art des Investierens<br />

müssten Anlegern einfach bewusst sein.<br />

Rechtsanwalt Dr. Konrad Uhink von der<br />

Quelle: Statista<br />

Frankfurter Kanzlei FIN LAW kann sich<br />

im Einzelfall vorstellen, in NFTs zu investieren.<br />

„Wenn ich von der Idee eines NFT<br />

überzeugt bin, sehe ich keinen Grund, nicht<br />

zu investieren“, meint er. Ob sich am Horizont<br />

des NFT-Markts eine Blase abzeichnet,<br />

könne er nicht einschätzen. „Wenn<br />

aber jemand bereit ist, 70 Millionen Euro<br />

für ein NFT zu zahlen, und diese Person<br />

hat das Geld, dann ist das eben der Marktpreis.“<br />

Dass hohe Renditechancen mit<br />

großen Verlustrisiken einhergehen, ist eine<br />

uralte Anlegerweisheit – und die gilt auch<br />

für das NFT-Segment. „Anleger müssen damit<br />

rechnen, dass es für das NFT zu einem<br />

späteren Zeitpunkt keinen Markt mehr<br />

gibt“, hebt Uhink hervor.<br />

DIE SPREU VOM WEIZEN TRENNEN<br />

Dass NFTs weiter Bestand in der digitalen<br />

Welt haben – darauf setzt der Spezialversicherer<br />

Hiscox. Er überarbeitet aktuell seine<br />

Kunstversicherung im Hinblick auf die Versicherbarkeit<br />

tokenisierter Kunstobjekte.<br />

„Hierzu müssen etliche juristische Fragen<br />

geklärt werden. Zum Beispiel, ob digitale<br />

Daten als Sache gelten“, erklärt Alina Sucker,<br />

Underwriting Manager Art & Private<br />

Clients bei Hiscox. Nach einer Hiscox-Erhebung<br />

ist die Zahl der Online-Kunstplattformen,<br />

die Blockchain-Technologie in ihr<br />

Geschäft einbinden wollen, in diesem Jahr<br />

deutlich angestiegen. 14 Prozent der Kunstplattformen<br />

haben aktuell NFTs in ihr<br />

Angebot aufgenommen, immerhin 38<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

77


SACHWERTE NFT-Investments<br />

»Der NFT-Markt wird weiterwachsen«<br />

PETER SCHOLZ ist Professor an der Hamburg School of Business Administration (HSBA)<br />

Prozent planen dies. „Der NFT-Markt<br />

wird nicht komplett verschwinden. Aber es<br />

wird sich die Spreu vom Weizen trennen“,<br />

prognostiziert Sucker.<br />

Ähnliches prognostiziert die Kölner Galeristin<br />

Prisqua Pasquer, die NFT-produzierende<br />

Künstler vertritt. Eine Konkurrenz<br />

zum herkömmlichen Kunstmarkt sieht sie<br />

in den digitalen Handelsplattformen nicht.<br />

„Aktuell ist hier der Wilde Westen, aber es<br />

braucht Kuratoren, um zu filtern“, erklärt<br />

sie. Da pro Tag 20 neue NFT-Plattformen<br />

aus dem virtuellen Boden sprießen würden<br />

und die Community mittlerweile sehr groß<br />

sei, glaube sie nicht an ein schnelles Ende<br />

des Hypes. Zudem bräuchten die Krypto-<br />

Millionäre neue Anlageformen: „Sie kön<strong>procontra</strong>:<br />

Der Hype um Bitcoin & Co. hält seit<br />

mehr als zehn Jahren an. Seit 2017 steigt das<br />

Investitionsvolumen in die Krypto-Anlagen der<br />

Non-Fungible Token. Wie beurteilen Sie den NFT-<br />

Boom? Sind das Gewinn versprechende Investments<br />

oder handelt es sich um eine Blase?<br />

Peter Scholz: Das Risiko, dass Anleger mit einem<br />

NFT-Investment ihr Geld verlieren, ist definitiv<br />

hoch. Es werden aberwitzige Summen in diesen<br />

Markt investiert, da kann sich eine Blase aufbauen.<br />

Es spricht aber nichts dagegen, wenn<br />

Menschen einen kleinen Teil ihres Vermögens investieren.<br />

Wenn man für Beträge NFTs kauft, die<br />

man ansonsten ins Spielcasino getragen oder<br />

mit denen man Lotto gespielt hätte, dann bringt<br />

das einen nicht um – Spielsüchtige möchte ich<br />

von dieser Feststellung allerdings ausnehmen.<br />

Anleger müssen sich bewusst sein, was sie tun,<br />

und sie müssen mit dem Risiko leben können.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie wird sich der NFT-Markt in naher<br />

Zukunft entwickeln?<br />

Scholz: Hier herrscht aktuell eine große Goldgräberstimmung<br />

– ähnlich wie am Neuen Markt<br />

vor 20 Jahren. Aus meiner Sicht wird der NFT-<br />

Markt erst einmal weiterwachsen und morgen<br />

noch nicht zusammenbrechen. Und wenn<br />

er zusammenbricht, wird es einzelne Token<br />

geben, die weiterexistieren. Als im Jahr 2000<br />

die Dotcom-Blase geplatzt ist, sind auch nicht<br />

alle Unternehmen in die Insolvenz gegangen:<br />

Amazon und Ebay waren die großen Player, die<br />

überlebt haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Vor allem seit Anfang dieses Jahres<br />

wird auf dem NFT-Markt ein Milliardenumsatz<br />

generiert. Woher kommt dieser Boom und welchen<br />

Einfluss hatte die Pandemie?<br />

Scholz: Ich kann schlecht einschätzen,<br />

was die Pandemie bewirkt hat.<br />

Aber sicher hat es dem NFT-<br />

Markt nicht geschadet, dass die<br />

Menschen viel Zeit zu Hause<br />

vor dem Computer verbracht<br />

haben. Dass der Verkauf von NFTs derart durch<br />

die Decke geht, ist aber vor allem dem Krypto-<br />

Hype geschuldet. Hier spekuliert eine neue<br />

Generation, der „Krypto-Milliardäre“ wie Elon<br />

Musk als Vorbild dienen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Rat geben Sie Anlegern, die<br />

trotz des hohen Verlustrisikos in NFTs investieren<br />

wollen?<br />

Scholz: Die rechtlichen Aspekte können beim<br />

Erwerb knifflig sein. Für Laien ist es oft schwer<br />

nachvollziehbar, was sie mit dem Token erwerben.<br />

Der Verkäufer entscheidet, welche Rechte<br />

er dem Käufer abtritt. Im Regelfall erwirbt man<br />

das Eigentum an einer digitalen Datei, beispielsweise<br />

Kunstwerke, die nur als NFT existieren.<br />

Man könnte sich aber auch NFTs vorstellen,<br />

die das Eigentum an einem in der realen Welt<br />

existierenden Kunstwerk verbriefen. In diesem<br />

Fall wäre es wohl nicht möglich, mit einem Token<br />

von der Mona Lisa in den Louvre zu gehen und<br />

dort die echte Mona Lisa mit nach Hause zu<br />

nehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hoch ist das Fälschungsrisiko?<br />

Scholz: Eine Fälschung ist im Prinzip nicht<br />

möglich. Die Kosten, den in der Blockchain<br />

hinterlegten Code zu knacken, sind zu hoch. Allerdings<br />

könnte das Passwort für den Speicherplatz<br />

des Tokens entwendet werden. Das Risiko<br />

eines Diebstahls gibt es daher schon. <br />

nen auf Dauer nicht nur neue Sneaker<br />

kaufen.“ Grundsätzlich sieht Pasquer die<br />

Entwicklung aber positiv.<br />

Auch die Berliner Galeristin Anne<br />

Schwanz befasst sich seit einiger Zeit mit<br />

der Entwicklung der Non-Fungible Token.<br />

Sie ist überzeugt: „In dem Markt steckt noch<br />

großes Potenzial.“ Vor allem die jungen, digitalaffinen<br />

Anleger, die den Weg in eine Galerie<br />

bislang scheuten, würden sich auf den<br />

NFT-Handelsplattformen tummeln.<br />

NFTs seien vergleichbar mit früheren<br />

Kunstentwicklungen, beispielsweise mit<br />

dem Aufkommen der Fotografie. „Die Fotografie<br />

ist nicht mehr wegzudenken.“ Auch<br />

die NFTs seien eine Entwicklung, die bleiben<br />

werde.<br />

TIPPS & CHANCEN IM NFT-MARKT<br />

Neue Anlageform mit hoher Renditechance<br />

Nur geringe Geldbeträge investieren<br />

Digitale Expertise nötig<br />

Käufer sollten sich über die mitverkauften<br />

Rechte informieren<br />

Risiko im Blick behalten<br />

Digitale Komponente für den Kunstmarkt<br />

78 Foto: Jana Tolle


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Beratungstisch bringen soll<br />

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Wie Vermittler nachhaltig denkende<br />

Kunden glaubhaft und<br />

passend ansprechen können<br />

Grüne Etikette<br />

Warum nachhaltige Siegel und<br />

Ratings die Beratung unterstützen<br />

und zugleich verwirren<br />

<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin


SACHWERTE Immobilienkompass<br />

MIT SCHNELLIGKEIT INS EIGENHEIM<br />

Der Run auf Immobilien ist ungebrochen. Für Kreditanbieter und Verbraucher heißt es heute<br />

mehr denn je, schneller zu sein als der Wettbewerb. Dem entgegen stehen Wartezeiten für<br />

Kreditzusagen von teilweise mehreren Monaten.<br />

– TEXT: NINA MÜLLER-PELTZER –<br />

Auch wenn der Immobilienmarkt heute<br />

mit Argusaugen beobachtet wird und viele<br />

eine Blase wittern, so gebärdet er sich doch<br />

immer noch höchst stabil, die Nachfrage<br />

nach Wohneigentum scheint ungebrochen.<br />

Die Kurve der Hauspreis-Entwicklung zeigt<br />

weiterhin steil nach oben. Nachdem der<br />

Wohnungsbau der Nachfrage kaum gerecht<br />

werden kann, gewinnt auch das Segment<br />

der Bestandshäuser zunehmend an Attraktivität<br />

und schließt zu den anderen Segmenten<br />

schnell auf.<br />

Häuser und Wohnungen, gerade in den<br />

Ballungszentren, werden in kürzester Zeit<br />

gekauft, nicht selten ungesehen – nur auf<br />

Basis eines Exposés, der Lage und vielleicht<br />

noch einer Onlinebesichtigung.<br />

„Die attraktiven Anzeigen sind nach kürzester<br />

Zeit vom Markt. Vermittler stehen<br />

vor der Herausforderung, das kleiner werdende<br />

Zeitfenster für ihre Kunden zu bedienen.<br />

Die Beratung braucht jetzt verlässliche<br />

Tools, die Kredite schnell gewähren“, so<br />

Thomas Heiserowski, Vorstand und Co-<br />

CEO der Europace AG.<br />

Um die Frage zu klären, ob sie sich eine<br />

Immobilie überhaupt leisten können, nutzen<br />

über 80 Prozent der Befragten neben der<br />

Verwandtschaft mindestens noch eine weitere<br />

Quelle zur Beratung, 43 Prozent mindestens<br />

vier. Genutzt werden dabei vor der<br />

klassischen Bankberatung zunehmend auch<br />

Immobilienportale und Suchmaschinen<br />

im Netz, so eine aktuelle Europace-Studie<br />

zum Informationsverhalten von Verbrauchern<br />

und Verbraucherinnen im Baufinanzierungsprozess.<br />

Gleichzeitig verändert die<br />

Digitalisierung auch den Beratungsprozess.<br />

Er wird schneller, weniger bürokratisch, es<br />

bleibt mehr Zeit für individuelle Beratung.<br />

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit,<br />

bis neben der Immobilienanzeige auch ein<br />

Kaufbutton zu finden ist. Da hilft es aber<br />

nicht, einfach mehr Angebote zu digitalisieren,<br />

wer den Entscheidungsprozess merklich<br />

beschleunigen will, muss Finanzierung<br />

neu denken“, weiß Heiserowski. So sehen<br />

es auch die Kreditinstitute. Neben der Vereinfachung<br />

der Unterlagenprozesse und<br />

einer frühzeitigen, verlässlichen Objektbewertung<br />

zählt ein schneller Kreditentscheidungsprozess<br />

zu den Top-3-Prioritäten<br />

deutscher Bankentscheider in der Baufinanzierung.<br />

Es gilt für Vermittler, den gesamten Zeitraum<br />

zwischen Inserat und Finanzierung<br />

zu begleiten und dabei mit der wachsenden<br />

Beschleunigung Schritt zu halten. Digitale<br />

Lösungen für Sofortkreditentscheidungen<br />

können diesen Prozess beschleunigen. Mithilfe<br />

von künstlicher Intelligenz und Deep-<br />

Learning-Methoden sollen zahlreiche Parameter<br />

in kürzester Zeit abgeprüft werden<br />

und umfangreich validierte Daten für die<br />

Kreditentscheidung zur Verfügung stehen<br />

und somit Verbindlichkeit schaffen. Verbindlichkeit,<br />

auf die Kreditinstitute, Vermittler<br />

und Verbraucher gleichermaßen<br />

schnell und verlässlich bauen können.<br />

WOHN- UND FINANZIERUNGS-<br />

MARKTANALYSE<br />

Europace wertet monatlich die<br />

bundesweite Preisentwicklung<br />

von Wohneigentum aus.<br />

https://report.europace.de/<br />

80 Foto: iStock / Ross Helen


Immobilienkompass SACHWERTE<br />

BESTANDSHÄUSER HOLEN AUF, ETW ENTEILEN<br />

DER EUROPACE HAUSPREIS-INDEX VERZEICHNET MONAT UM MONAT REKORDHÖHEN.<br />

220<br />

210<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

Bestandshäuser<br />

Neubauhäuser<br />

Eigentumswohnungen<br />

Gesamtindex<br />

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 <strong>2021</strong><br />

WELCHE SCHRITTE WOLLEN DIE VERBRAUCHER SELBSTSTÄNDIG ÜBER DAS INTERNET (OHNE EXPERTEN) ABSOLVIEREN?<br />

PHASE 1: INFORMATION<br />

PHASE 2: ENTSCHEIDUNG<br />

PHASE 3: KAUF<br />

Entscheidung darüber, ob ich lieber kaufe oder<br />

weiterhin zur Miete wohne<br />

20<br />

Entscheidung darüber, wie teuer die Immoblie<br />

maximal sein darf<br />

56<br />

60<br />

Entscheidung darüber, wie hoch meine<br />

monatliche Rate sein darf<br />

15<br />

Entscheidung darüber, welche Zinsbindung<br />

ich haben möchte<br />

47<br />

61<br />

Konfiguration meiner eigenen Finanzierung<br />

50<br />

22<br />

Abschluss der Finanzierung<br />

48<br />

25<br />

16<br />

24<br />

sehr gut vorstellbar<br />

überhaupt nicht vorstellbar<br />

Angaben in %<br />

Auswahl der Anbieter mit den für mich<br />

besten Konditionen<br />

19<br />

53<br />

WIE EIGENSTÄNDIG INFORMIEREN SICH DIE VERBRAUCHER ZU DEN EINZELNEN FRAGEN?<br />

KANN ICH MIR EINE IMMOBILIE LEISTEN?<br />

WELCHE FINANZIERUNG KOMMT INFRAGE?<br />

ANGEBOTE EINHOLEN, VERGLEICHEN, ENTSCHEIDEN<br />

76 % sprechen mit Finanzberatern<br />

8 % ausschließlich<br />

24 % haben gar nicht mit Finanzberatern gesprochen<br />

65 % nutzen Self-Service-Angebote wie Online-Finanzanbieter, Vergleichsportale und Onlinerechner<br />

6 % ausschließlich<br />

37 % haben ganz auf Expertenwissen gesetzt<br />

16 % haben sich nicht auf Expertenwissen verlassen<br />

94 % holen sich Angebote bei Finanzberatern<br />

68 % ausschließlich hier<br />

31 % holen Angebote bei Finanzanbietern<br />

im Internet<br />

5 % ausschließlich hier<br />

64 % hatten großes Vertrauen in die Informationen von Experten<br />

44 % hatten großes Vertrauen in die Informationen, die sie selbst gefunden haben<br />

Quelle: Europace<br />

<strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21<br />

81


PRIVAT GEFRAGT Philip Wenzel, Biometrie Expertenservice GmbH<br />

»Ich höre mehr<br />

zu, als dass<br />

ich berate.«<br />

PHILIP WENZEL<br />

Geschäftsführer Biometrie Expertenservice<br />

GmbH seit 2020, Jahrgang 1980,<br />

verheiratet, zwei Töchter<br />

IHRE MEINUNG, HERR WENZEL:<br />

Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />

Finanzen und Versicherungen<br />

In der Regel sind Versicherungsbedingungen<br />

viel zu unverständlich<br />

formuliert<br />

Jeder sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

oder eine passende<br />

Alternative haben<br />

Beim Thema Altersvorsorge hat die<br />

deutsche Politik versagt<br />

In Deutschland hat jeder die Chance,<br />

finanziell selbstbestimmt zu leben<br />

Entgegen einer weitverbreiteten Meinung<br />

leisten Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />

zuverlässig<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

meistens Toast, manchmal Müsli.<br />

Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als<br />

entspannt und produktiv.<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

auch bei Online-Terminen fokussiert dabei<br />

zu bleiben und nicht nebenbei E-Mails zu<br />

beantworten.<br />

Meine wahre Leidenschaft sind<br />

Musik, Bücher und Filme.<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten damit,<br />

etwas mit meiner Familie zu machen.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient mit<br />

einem Ferienjob in einem Leergut-Lager.<br />

Darum habe ich mich auf Biometrie und<br />

Arbeitskraftabsicherung spezialisiert:<br />

weil es darüber am meisten zu lesen gibt.<br />

Meine aktuelle Serienempfehlung:<br />

McCartney 1,2,3 und Cruella.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

vor Leuten zu sprechen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />

mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />

Ich will eigentlich gar nicht tauschen.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

Zeit mit meiner Familie.<br />

Mein liebstes Reiseziel ist:<br />

Am liebsten fahre ich immer wieder heim.<br />

Meine erste Tat zu Beginn<br />

eines Arbeitstages:<br />

einmal Social Media querlesen, ob in der<br />

Branche etwas Wichtiges passiert ist.<br />

Das Radio drehe ich lauter bei:<br />

Im Radio hör ich nur selten Musik. Und<br />

meine Lieblingsmusik kommt da auch nicht.<br />

Aber zum Beispiel Sia oder Macklemore<br />

drehe ich laut.<br />

Das hat mich dazu gebracht, ein eigenes<br />

Fachbuch zu schreiben:<br />

Der Verlag hat gefragt.<br />

Der größte Missstand in meiner Branche ist,<br />

dass sie viele Menschen anlockt, die durch<br />

Geld motiviert sind.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

Schwierig. Man kann zwar Bildungszeiten<br />

vorschreiben, aber nicht, dass ich dabei<br />

auch tatsächlich etwas lerne.<br />

Das unterscheidet meine Beratung als<br />

Biometrie-Experte von anderen:<br />

Ich vermute mal, dass ich weniger berate<br />

und mehr zuhöre. Ich habe aber auch noch<br />

nicht so viele Beratungen von Kollegen live<br />

erlebt.<br />

Eine (unternehmerische) Entscheidung, die<br />

ich gern rückgängig machen würde, war:<br />

Da gibt es nichts. Dass ich jetzt hier bin, ist<br />

ja die Summe aller Entscheidungen. Und<br />

das ist schon gut so. :-)<br />

Wenn ich einen Tag Kanzler wäre,<br />

würde ich Folgendes veranlassen:<br />

Das Schöne an einer Demokratie ist ja, dass<br />

ein Kanzler nichts einfach so veranlassen<br />

kann. Wenn ich es aber könnte, würde ich<br />

den Etat für Bildung an den für Rüstung<br />

knüpfen. <br />

82 <strong>procontra</strong> <strong>06</strong>|21


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