HEIMATLIEBE-BIGGESEE Augabe 14 Winter 2021
Die Ausgabe für die Region Biggesee - Heimatliebe – Dein Magazin, Deine Region, Deine Geschichten.
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Meinolf Besting und seine Hirsche<br />
Vor ein paar hundert Jahren wäre er ein König oder Fürst gewesen. Da nämlich hielten sich<br />
diese an ihren Höfen Damwild. Die neuzeitliche Geschichte dieser Hirsche in Deutschland<br />
beginnt 1577, als der dänische König Friedrich II. dem hessischen Landgrafen Ludwig IV.<br />
ein kleines Rudel Damhirsche sandte. Und so erklärt sich auch der Name: aus Dänenwild<br />
wurde Dannewild und dann Damwild. Aus den Parks jedenfalls gelangte das Damwild<br />
schließlich in die freie Wildbahn. Das älteste Damwildvorkommen in Nordrhein-Westfalen<br />
datiert sich auf 1883.<br />
Direkt an der Repetalstraße, zwischen<br />
Repe und der Abzweigung Rieflinghausen,<br />
liegt das Hubertusgehege von<br />
Meinolf Besting. Hier äst friedlich<br />
Dam- und Sikawild. An die 50 Stück<br />
Hirsche, Kühe und Kälber. Dazu<br />
kommt noch eine kleine Herde Mufflons.<br />
Die Tiere finden hier alles, was sie<br />
brauchen: Wiese, Weide und Mischwald<br />
zur Deckung und Äsung.<br />
Paarungszeit im Gatter<br />
Es ist Herbst, Mitte Oktober, als die<br />
<strong>HEIMATLIEBE</strong> Meinolf Besting und<br />
sein Wild besucht. Und es ist Brunft.<br />
Im Gehege herrscht eine gewisse Nervosität.<br />
Der Platzhirsch stolziert herum.<br />
Röhrt, rülpst und knört und ist<br />
weithin zu hören. Damit lockt er die<br />
Damen an und hält seine Herausforderer<br />
auf Distanz. Während die Junghirsche<br />
unruhig abseitsstehen, kommt<br />
es zwischen den Alten zur Machtprobe.<br />
Sie senken die Köpfe, prallen mit ihren<br />
Geweihen aufeinander und messen<br />
sich im Schiebekampf. „Das ist ein<br />
wirklich sehenswertes Schauspiel“, sagt<br />
Besting.<br />
Unglaubliche Ruhe<br />
Gebaut wurde das Gehege Mitte der<br />
1980er Jahre von Hubert Schmelter,<br />
einem Onkel von Besting. „Lange<br />
Jahre hatte er den Traum. Dann hat er<br />
ihn verwirklicht, starb aber leider zwei<br />
Jahre später. Ich habe es sozusagen<br />
geerbt“, erzählt Besting. Viele Stunden<br />
in der Woche verbringt er hier, weil er,<br />
wie er es ausdrückt, ganz einfach Spaß<br />
an den Tieren hat. Das ist allerdings<br />
eine absolute Untertreibung. Wer ihm<br />
zuhört, merkt sofort: Er liebt die Tiere!<br />
Mehrmals die Woche sitzt er am Wiesenrand<br />
auf einem Stuhl und beobachtet<br />
– oft stundenlang. „Sie strahlen eine<br />
unglaubliche Ruhe aus. Da geht der<br />
Kreislauf runter.“<br />
Füttern verboten<br />
Ein Wildgehege ist nicht nur mit sinnlichem<br />
Genuss, sondern auch mit viel<br />
Arbeit verbunden. Das ganze Jahr über<br />
müssen die Zäune kontrolliert, im<br />
Sommer Heu gemacht und im <strong>Winter</strong><br />
zugefüttert werden. Und dann gibt es<br />
die Pflege der kranken Tiere, verursacht<br />
durch falsche Nahrung. „Viele<br />
Spaziergänger kommen hier vorbei.<br />
Das freut mich sehr, denn sie sollen ja<br />
auch etwas von den Tieren haben.<br />
Einige von ihnen aber halten sich nicht<br />
an das Fütterungsverbot“, bedauert<br />
Besting und erzählt von jenen, die versuchen,<br />
die Hirsche mit Brot, Keksen<br />
oder sogar Chips anzulocken. „Darauf<br />
sind die Tiere nicht ausgelegt. Sie<br />
ernähren sich hauptsächlich von dem,<br />
was sie abhängig von den Jahreszeiten<br />
hier finden. Gräser, Kräuter und im<br />
<strong>Winter</strong> Konservatfutter, das von den<br />
Flächen gewonnen wird.“ Von vielen<br />
solcher Begebenheiten kann Besting<br />
berichten. Früher, in den Anfangszeiten,<br />
sind gar Tiere abhandengekommen.<br />
Nicht durch natürliche Feinde –<br />
tatsächlich sind Luchs und Wolf die<br />
einzigen, die gefährlich werden könnten<br />
–, sondern durch Diebstahl.<br />
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