Bergwelten Osttirol
OSTTIROL Stille Pracht Ganz in Weiß: den Winter in Osttirol genießen. Die schönsten Touren, die gemütlichsten Hütten, die besten Pisten
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- Seite 28 und 29: Die stillen Täler Aufatmen und ent
- Seite 30 und 31: Durch den Schnee Der Weg, der hier
- Seite 32 und 33: Unterwegs im Nationalpark. Vier Wan
- Seite 34 und 35: Wenn die Eisblumen blühen Sehen, s
- Seite 36 und 37: ESSAY Mit einer großen Portion Her
- Seite 38 und 39: • H Ü T T E N Z A U B E R • Ho
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- Seite 42 und 43: AUF DER PISTE Wenn die Freude mitsc
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- Seite 46 und 47: Gerade hat sich der tief im Tal hä
- Seite 48 und 49: Geschmackvolle Jause Spinatstrudel
- Seite 50 und 51: Osttirol für daheim Der Großglock
OSTTIROL<br />
Stille Pracht<br />
Ganz in Weiß: den Winter in <strong>Osttirol</strong> genießen.<br />
Die schönsten Touren, die gemütlichsten Hütten, die besten Pisten
spur<br />
Berg liebe<br />
winter<br />
hunger<br />
sucht<br />
© German Adventurer<br />
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Winter, so wie er sein soll<br />
Inmitten einer wundervollen Bergkulisse begrüßen wir Sie im Gasthaus Post in Matrei<br />
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Gipfelbuch<br />
Dass <strong>Osttirol</strong> ein Paradies für Skifahrer ist,<br />
ist längst kein Geheimnis mehr. Natürlich<br />
schwingt da viel Gefühl mit, ein gewisses<br />
G’spür für die weiße Pracht, aber diese ganz<br />
besondere Ahnung lässt sich auch mit Fakten<br />
stützen. Die Zahlen zum großen Vergnügen:<br />
170, 2.050, 10.000. 170 Zentimeter war die bisher<br />
größte an einem Tag gemessene Neuschneemenge<br />
(und steht damit symbolisch für die<br />
Schneesicherheit). 2.050 Stunden scheint die<br />
Sonne pro Jahr in Lienz. Und 10.000 Quadratmeter<br />
groß ist der Platz, den jeder einzelne<br />
Skifahrer auf <strong>Osttirol</strong>s Pisten genießen kann<br />
(noch mehr Zahlen auf den Seite 12 und 13).<br />
Die 49 Hütten, die im Winter geöffnet<br />
haben und Speckjause, Schlipfkrapfen und<br />
„Pregler“ offerieren, seien hier nur am Rande<br />
erwähnt. Kleine Anmerkung für alle, die <strong>Osttirol</strong><br />
hier zum ersten Mal genießen: Pregler ist<br />
ein traditionell hergestellter Obstbrand aus<br />
heimischen Äpfeln und Birnen.<br />
Damit der Freuden aber noch lange nicht<br />
genug: <strong>Osttirol</strong> ist im Winter auch ein Paradies<br />
für Tourengeher, Schneeschuh-Liebhaber<br />
und Winterwanderer. Allen, die am liebsten<br />
durch verschneite Landschaften spazieren,<br />
empfehlen wir den Besuch eines der vielen<br />
stillen Täler <strong>Osttirol</strong>s (ab Seite 28), wo man<br />
abseits des Trubels den Winter noch richtig<br />
genießen kann.<br />
Dass Skitouren in diesem wunderbaren<br />
Fleckchen Heimat mit gezählten 266 Dreitausendern<br />
besonders gepegt werden, ist wenig<br />
überraschend, aber besonders erfreulich – die<br />
schönsten haben wir für Sie in dieser Ausgabe<br />
zusammengestellt (ab Seite 16).<br />
Und vielleicht geht es Ihnen nach Lektüre<br />
dieses Magazins und einem Besuch in diesem<br />
Land der Berge am Ende wie unserer Autorin<br />
Uschi Korda: Sie hat ihr Herz längst verloren,<br />
an <strong>Osttirol</strong> – nachzulesen ab Seite 36.<br />
Die Redaktion<br />
BERGWELTEN 3
Inhalt<br />
44 16<br />
38<br />
12 Rechnen mit <strong>Osttirol</strong><br />
Schlipfkrapfen, Bartgeier<br />
und Skitouren – interessante<br />
Zahlen aus <strong>Osttirol</strong><br />
14 Jeder Gipfel ein Glück<br />
Skiführer Egon Kleinlercher<br />
über Stille, Verantwortung<br />
und Schnee aus Südwest<br />
16 Zum Bösen Weibl<br />
Unterwegs zum Balkon der<br />
Alpen. Plus: die schönsten<br />
Skitouren in <strong>Osttirol</strong><br />
26 Bestens ausgerüstet<br />
Was Bergführer Vittorio<br />
Messini mithat, wenn er mit<br />
Skiern einen 3000er erklimmt<br />
28 Stille Täler<br />
Aufatmen und entspannen –<br />
herrliche Kraftorte, wo wir<br />
die Ruhe genießen<br />
36 Mit ganzem Herzen<br />
Eine Liebeserklärung an<br />
<strong>Osttirol</strong> und seine Bewohner<br />
– von Uschi Korda<br />
38 Hüttenzauber<br />
Genussvoll Pause machen:<br />
neun Hütten, die eine Einkehr<br />
lohnenswert machen<br />
42 Freude schwingt mit<br />
Skirennläufer und ÖSV-<br />
Trainer Mario Scheiber über<br />
Pistenvergnügen in <strong>Osttirol</strong><br />
44 Zeit zum Gleiten<br />
Weitwandern auf Langlaufskiern<br />
– ein Einsteigerbericht.<br />
Plus: gute Routen<br />
Impressum<br />
Chefredaktion: Markus Honsig Redaktion: Wolfgang Wieser (Projektleitung), Marlies Czerny, Katharina Lehner Kolumnisten:<br />
Egon Kleinlercher, Uschi Korda, Mario Scheiber Art Direction: Tino Liebmann Head of Photo: Isabella Russ Fotoredaktion:<br />
Elisabeth Prattes Executive Creative Director: Markus Kietreiber Herstellung: Veronika Felder Produktion: Martin Brandhofer,<br />
Markus Neubauer Lektorat: Hans Fleißner Lithografie: Clemens Ragotzky Sales Management: Britta Pucher Co-Publishing:<br />
Susanne Degn-Pfleger, Elisabeth Staber Commercial Design: Martina Maier Offenlegung: gemäß § 25 Mediengesetz:<br />
Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Webadresse auffindbar: bergwelten.com/<br />
impressum Druck: Druck Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., A-3580 Horn Medieninhaber, Eigentümer & Verleger:<br />
Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg,<br />
ATU63611700 Herausgeber & Geschäftsführer: Andreas Kornhofer Managing Director: Stefan Ebner Redaktionsanschrift:<br />
Heinrich-Collin-Straße 1/1, A-1140 Wien, Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-DW: 27930 E-Mail: redaktion@bergwelten.com<br />
Ein Produkt aus dem<br />
In Kooperation mit Tourismusverband <strong>Osttirol</strong>, osttirol.com<br />
COVERFOTO: W9 STUDIO; FOTOS INHALT: BERG IM BILD, ELIAS HOLZKNECHT, GRAFIK ZLOEBL; ILLUSTRATION: ANDREAS POSSELT<br />
4 BERGWELTEN
Griaß enk!<br />
<strong>Osttirol</strong> auf einen Blick.<br />
Wo sich Skifahrer,<br />
Tourengeher und<br />
Winterwanderer<br />
wohlfühlen.<br />
BERGWELTEN 5
Panorama<br />
Der Winter in <strong>Osttirol</strong>: Pulverschnee ohne Ende, grandiose Ausblicke<br />
abseits jedes Trubels und das etwas andere Abenteuer im Eis.<br />
Und wann der Schnee staubt …<br />
… dann hab i alles Glück in mir<br />
vereint“, singt Wolfgang Ambros<br />
in „Schifoan“. Glück ist in diesem<br />
Fall eine Freeride-Abfahrt vom<br />
Grumauerberg (2.670 m) hinunter<br />
um das Kamplasegg (Bild) zum<br />
Kamelisenweg. Im Hintergrund die<br />
Villgrater Berge Mosesgungge<br />
und Kreuzspitze, dahinter<br />
Hoch- und Wildgall.<br />
FOTO: TIROL WERBUNG/ ROBERT PUPETER<br />
6 BERGWELTEN
BERGWELTEN 7
Hol dir dein Eis<br />
Ein Mann hängt in der Wand,<br />
wirft einen prüfenden Blick<br />
auf das Eis. Gleich wird er<br />
einsteigen. Wir befinden uns<br />
im Eispark <strong>Osttirol</strong>, dem größten<br />
künstlichen Eiskletterpark<br />
Österreichs. Er liegt 20 Minuten<br />
hinter dem Matreier Tauernhaus.<br />
Bis zu 80 Routen können hier<br />
bewältigt werden.<br />
FOTO: RAMONA WALDNER<br />
8 BERGWELTEN
BERGWELTEN 9
Das Glück abseits<br />
Zwei Skifahrer, etwas abseits<br />
der Kammabfahrt vom<br />
Thurntaler im Skizentrum<br />
Hochpustertal-Sillian.<br />
Aus der Wolkendecke blitzt<br />
der Karnische Kamm hervor.<br />
FOTO: BERG IM BILD<br />
10 BERGWELTEN
BERGWELTEN 11
Rechnen Sie<br />
mit <strong>Osttirol</strong><br />
Wo jeder Einheimische fast so viele Schlipfkrapfen isst, wie es Dreitausender gibt,<br />
Adler und Bartgeier um die Gipfel kreisen und Skifahrer so viel Platz haben<br />
wie sonst nirgendwo – Zahlen zu einem besonders feinen Plätzchen Österreichs.<br />
Text: Wolfgang Wieser Illustration: Andreas Posselt<br />
8<br />
Gondelbahnen, 15 Sessellifte,<br />
19 Schlepplifte und<br />
1 Kombibahn – so wird der<br />
Gipfelsturm herrlich leicht.<br />
1.500<br />
Quadratkilometer <strong>Osttirol</strong>er Natur<br />
sind weitgehend unberührt.<br />
611<br />
Quadratkilometer beträgt<br />
der Anteil <strong>Osttirol</strong>s am<br />
Nationalpark Hohe Tauern<br />
(bei einer Gesamtfläche von<br />
1.856 Quadratkilometern).<br />
500<br />
Steinböcke leben in <strong>Osttirol</strong>,<br />
die meisten im Nationalpark.<br />
Dazu kommen rund 11.500 Gämsen.<br />
400<br />
Kilometer Langlaufloipen<br />
können im Winter<br />
genutzt werden.<br />
232<br />
Schlipfkrapfen isst jeder <strong>Osttirol</strong>er jährlich,<br />
schätzt Schlipfkrapfen-Spezialistin Lydia Nöckler<br />
aus St. Veit in Defereggen. Sie fertigt im Jahresschnitt<br />
rund viermal so viele Schlipfkrapfen wie <strong>Osttirol</strong><br />
Einwohner hat (48.738), also rund 200.000 Stück.<br />
12 BERGWELTEN
266<br />
Dreitausender gibt es in <strong>Osttirol</strong>. Dazu<br />
gehört auch Österreichs höchster Berg,<br />
der Großglockner mit 3.798 Metern.<br />
165<br />
eingetragene Skitouren in allen<br />
Schwierigkeitsstufen eröffnen<br />
wunderbare <strong>Bergwelten</strong>.<br />
2.050<br />
Sonnenstunden werden im<br />
Jahresdurchschnitt in Lienz gezählt.<br />
13<br />
Steinadlerpaare sind im<br />
Nationalpark Hohe Tauern heimisch.<br />
Die Zahl der Bartgeier wird auf<br />
vier bis sechs geschätzt.<br />
150<br />
Pistenkilometer lassen uns<br />
freudig talwärts kurven.<br />
Winterwanderwege<br />
sind im Bergsteigerdorf<br />
Kartitsch (auf 1.356 Meter<br />
9Höhe) zertifiziert.<br />
29,8<br />
Grad – minus! Das ist der Rekordwert<br />
für <strong>Osttirol</strong>, gemessen am 7. Jänner<br />
1985 in St. Jakob im Defereggental.<br />
170<br />
Zentimeter Neuschnee fielen<br />
am 1. Februar 1986 in Sillian. Das ist<br />
der höchste jemals in Österreich<br />
gemessene Tageswert.<br />
10.000<br />
Quadratmeter Piste für jeden Skifahrer.<br />
<strong>Osttirol</strong> hat viel Platz fürs Pistenvergnügen.<br />
BERGWELTEN 13
BRIEF AUS OSTTIROL<br />
Jeder Gipfel ein Glück<br />
Berg- und Skiführer Egon Kleinlercher über die fröhliche Stille,<br />
seine große Verantwortung und die weiße Pracht aus Südwest.<br />
Bei uns ist alles unberührt, frei –<br />
und wenn ich auf meinen Skiern<br />
durch den Schnee hochsteige,<br />
Schritt für Schritt, Stunde um Stunde,<br />
und weit und breit keine Spuren<br />
zu sehen sind, genieße ich diese<br />
wunderbare, beinahe fröhliche Stille.<br />
An ganz besonderen Tagen kann<br />
es sein, dass mich ein Gefühl purer<br />
Grenzen losigkeit überkommt. Trotz<br />
der vielen Berge ringsherum. 266<br />
Dreitausender gibt es bei uns in <strong>Osttirol</strong>,<br />
und jeder Gipfel ist ein Glück.<br />
Ich bin viel draußen unterwegs.<br />
Unsere Natur ist für mich Berufung<br />
und Beruf gleichermaßen. Ich bin<br />
auf einem Bergbauernhof aufgewachsen<br />
und arbeite seit mehr als<br />
drei Jahrzehnten als Berg- und Skiführer.<br />
Dafür musst du geboren<br />
sein, du musst ein freiheitsliebender<br />
Mensch sein. Und du musst bereit<br />
sein, Verantwortung zu übernehmen<br />
– für alle, die du mit in die<br />
Berge nimmst (und für dich selbst<br />
natürlich auch). Viele unserer Gäste<br />
kenne ich seit Jahren. Und ich weiß,<br />
wozu sie imstande sind. Wenn ich<br />
dich aber nicht kenne, liegt es an<br />
mir, das richtige Ziel für dich zu<br />
definieren. Schließlich sind die<br />
Touren, die wir hier in <strong>Osttirol</strong> gehen<br />
können, sehr unterschiedlich.<br />
„Um den Schnee<br />
müssen wir uns<br />
nicht sorgen – im<br />
Vorjahr waren es<br />
zwei Meter.“<br />
Natürlich ist es aufregend, immer<br />
wieder die Herausforderung zu suchen,<br />
schlussendlich aber gilt es, die<br />
richtige Tour für jeden zu finden.<br />
Keine Gedanken machen wir<br />
uns in <strong>Osttirol</strong> über den Schnee. Im<br />
Vorjahr hatten wir zwei Meter und<br />
mehr. Selbst in den Tälern. Wobei<br />
es gut zu wissen ist, dass viele davon<br />
höher als 1.000 Meter liegen. Dazu<br />
kommt, dass wir vom Wetter begünstigt<br />
sind. Bei uns schneit es immer.<br />
Meistens bringt die klassische<br />
Südwestströmung die weiße Pracht,<br />
manchmal kommt der Schnee aus<br />
dem Norden. Sicher ist: Er kommt.<br />
Und er bleibt.<br />
Belohnung genießen<br />
Wohin es mich selbst zieht? Dorthin,<br />
wo wenig los ist. Ich mag unsere<br />
Abgeschiedenheit. Auf den Hochgall<br />
(3.436 m) gehe ich gern, meist<br />
allein. Auf der Fleischbachspitze<br />
(3.157 m) erfreue ich mich an der<br />
Aussicht auf die Dolomiten und<br />
den Alpenhauptkamm. Oft bin ich<br />
noch im Frühjahr unterwegs, bis in<br />
den Mai hinein. Ich mag den Winter,<br />
er ist schon lässig. Und du wirst<br />
für jeden Schritt bergauf belohnt –<br />
mit einer grandiosen Abfahrt.<br />
EGON<br />
KLEINLERCHER<br />
Jahrgang 1965, ist<br />
Obmann der <strong>Osttirol</strong>er<br />
Berg- und<br />
Skiführer. Er lebt in<br />
St. Jakob in Defereggen,<br />
wo er einen Hof<br />
bewirtschaftet.<br />
ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER<br />
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16 BERGWELTEN<br />
FOTO: WILLI SEEBACHER
Spuren im Schnee<br />
Vom Lucknerhaus aufs<br />
Böse Weibl (Bildmitte,<br />
mit dem Kreuz auf<br />
dem Gipfel) – Aufstieg<br />
über die Nordseite.<br />
Unterwegs<br />
zum Bösen Weibl<br />
Wild, einsam – und wunderschön. Eine Tour zum Balkon der Alpen,<br />
mit Hüttenzauber, Gröstl und ein, zwei Stamperln Pregler.<br />
Text: Marlies Cerny<br />
BERGWELTEN 17
Auf dem Sattel<br />
Der südseitige Aufstieg<br />
erfolgt über die Lesachalm.<br />
Hier sind wir auf<br />
dem Tschadinsattel.<br />
Im Hintergrund ist die<br />
Schobergruppe zu sehen.<br />
FOTOS: ELIAS HOLZKNECHT<br />
18 BERGWELTEN
Gut gelaunt<br />
Katrin aus Kals<br />
genießt die Ruhe<br />
in den Weiten<br />
des Lesachtals.<br />
NNicht nur die Kärntner, auch die<br />
Kalser in <strong>Osttirol</strong> haben ein<br />
„Lesach tål“. Von dem bekommen<br />
die wenigsten Gipfelstürmer in Kals<br />
am Großglockner etwas mit. Denn<br />
die meisten wollen dort höher hinaus,<br />
so hoch, wie es sonst nirgends<br />
in Österreich geht, auf 3.798 Meter.<br />
Mir ging es stets ähnlich. Eine leichte<br />
Form von Bergblindheit?<br />
Diesmal schauen wir aber über<br />
den ersten Talausgang des berühmten<br />
Bergdorfs in <strong>Osttirol</strong> nicht hinweg,<br />
wir folgen ihm.<br />
Eine Stunde geht es einwärts, auf<br />
einer Forststraße den Lesachbach<br />
entlang, bis in wilder Umgebung<br />
eine Handvoll Hütten auftauchen<br />
und wenige Schritte danach noch<br />
ein paar.<br />
In einer einzigen brennt Licht,<br />
in der Staller Alm. Als Christian<br />
Riepler die Küchentür öffnet, steigt<br />
der Geruch frischer Kaspressknödel<br />
in unsere Nasen. Wir treten ein in<br />
die warme Stube, der dunkle Holzboden<br />
knarrt. Die Gelassenheit hat<br />
1.968 Meter über dem Meer und<br />
1.830 Meter unter dem Glockner-<br />
Gipfel einen Rückzugsort gefunden.<br />
Das Feuer knistert im Ofen, darauf<br />
brodelt die Rindsuppe. Christian<br />
Riepler ist dankenswerterweise<br />
nachmittags vorausgegangen, um<br />
die unbewirtschaftete Almhütte auf<br />
Betriebstemperatur zu bringen. In<br />
der Stube gelingt ihm das herzerwärmend.<br />
Der Bergführer aus<br />
Kals ist gebürtiger <strong>Osttirol</strong>er und gelernter<br />
Koch: Er begrüßt uns mit<br />
einem Stamperl Pregler, einem<br />
Obstler, Marke <strong>Osttirol</strong>, aus separat<br />
gebrannten Äpfeln und Birnen. Hat<br />
der Volksmund recht, dann gibt der<br />
Pregler Kraft und Lebensfreude,<br />
schützt vor bösen Geistern und Langeweile,<br />
fördert die Verdauung, steigert<br />
das Lebensgefühl und so manches<br />
andere auch. Christian schickt<br />
zum besseren Verständnis vor dem<br />
ersten Nippen voraus: Die Kalser<br />
sprechen mit ihrem sonderbaren<br />
Dialekt in vielen Wörtern das „A“<br />
als „E“ aus, ein „O“ wird oft zum<br />
BERGWELTEN 19
Herrliches Hüttenleben<br />
Ein Prost mit ein paar Stamperln<br />
Pregler – er löst die Zunge, klärt<br />
aber nicht alle Fragen.<br />
Oben: Blättern im Liederbuch.<br />
Immer noch aktuelles Motto: „Wohlauf<br />
die Luft geht frisch und rein …“<br />
Damit wir besser gestärkt sind, brutzelt<br />
ein Tiroler Gröstl in der großen Pfanne.<br />
„Ö“. Da wird die Wand zur Wend<br />
und das Tanzen zum Tenzen. Verstanden?<br />
Unsere Hütte, die Staller Alm,<br />
können Gäste im Sommer mieten –<br />
allerdings nur inklusive Bergführer<br />
und Koch. Ein uriger Luxus. „Es ist<br />
eine brutal wilde Gegend und skitechnisch<br />
anspruchsvoll“, sagt unser<br />
Bergführer Matthias Wurzer. Der<br />
Star in der Manege ist aber nicht<br />
der Großglockner, sondern es sind<br />
Glödis, Ganot und Hochschober.<br />
Diese Gipfel setzen dem Talkessel<br />
mit ihren scharfen Graten oberhalb<br />
der Dreitausendermarke eine Krone<br />
auf.<br />
Sonne als Versprechen<br />
Was wir morgen vorhätten, sei die<br />
gemäßigtste Tour in dieser Gegend,<br />
schickt unser Bergführer voraus.<br />
Klingen tut’s, als wär’s die wildeste:<br />
Auf das Böse Weibl wollen wir.<br />
Mit seinem feministisch fragwürdigen<br />
Namen steht der 3.119 Meter<br />
hohe Berg nicht allein da. So heißen<br />
in Tirol einige wenige Gipfel,<br />
die als Wetterwinkel immer wieder<br />
Anziehungspunkt für böse Unwetter<br />
waren. Warum nicht „Böses<br />
Mandl“? Immerhin heißt es ja auch<br />
der Blitz, der Donner, der Wolkenbruch,<br />
der Wind. Das können wir<br />
auch beim zweiten Stamperl Pregler<br />
nicht klären.<br />
Uns wird für morgen die Sonne<br />
versprochen. Damit wir noch besser<br />
gestärkt sind, brutzelt ein Tiroler<br />
Gröstl in der großen Pfanne. Wir<br />
sitzen um einen von zwei Holztischen<br />
in der guten Stube der Staller<br />
Hütte, aus dem Fenster leuchtet<br />
bald nur noch Kerzenschein. ><br />
FOTOS: ELIAS HOLZKNECHT<br />
20 BERGWELTEN
Stilles Vergnügen<br />
Die Abfahrt führt über<br />
unberührte Hänge, wo<br />
man die Ski laufen lassen<br />
kann. Im Hintergrund<br />
die Nordwand des<br />
Dreitausenders Ganot.<br />
BERGWELTEN 21
Kräftige Brotzeit<br />
Bergführer Matthias Wurzer genießt<br />
eine Stärkung auf der Staller Alm.<br />
Rechts: Zum Frühstück ist der Tisch<br />
mit Bauernbrot, Biobutter und<br />
anderen Köstlichkeiten gedeckt.<br />
Die Staller Alm gehört Alois<br />
Holaus, zu Hause ist er am Stallerhof<br />
in Lesach. Er ist Bergführer, der<br />
älteste der Kalser Führungsebene.<br />
Wer Hüttencharme in einer verborgenen<br />
Winterwelt erleben will und<br />
nicht den Komfort eines Hotels<br />
sucht, der wird hier glückliche Tage<br />
verbringen.<br />
Zum Frühstück haben wir uns<br />
den Apfelstrudel aufgehoben. Wir<br />
wandern gähnend in das Tal hinein.<br />
Dort, wo im Sommer vierzig Kühe<br />
und zweihundert Schafe weiden,<br />
scheint uns die Sonne ins Gesicht.<br />
Mit einem breiten Grinsen lassen<br />
wir unsere Ski in den Nationalpark<br />
Hohe Tauern gleiten. „Hier ist nur<br />
Natur. Keine Hütte, du bist weit<br />
und breit allein“, sagt Katrin Polentz<br />
aus Kals, die uns heute begleitet,<br />
und strahlt eine unglaubliche<br />
Ruhe aus. Vor uns werden linker<br />
Hand immer mehr Zacken der Krone<br />
sichtbar.<br />
Am Balkon der Alpen<br />
Talauswärts öffnet sich ein Weitblick<br />
über die Granatspitzgruppe<br />
hinweg. Weil es hier so schön ist,<br />
beschließen wir, unsere Gruppe zu<br />
tei len. Die einen genießen die Ruhezone,<br />
die anderen mit Matthias<br />
ein Blitzdate mit dem Bösen Weibl.<br />
Ein Aufschwung in spitzen Kehren,<br />
schon peitscht uns der Wind<br />
heftig um die Ohren – ein bisschen<br />
böse darf’s doch sein, das Weibl.<br />
Wir stehen am Balkon der Alpen.<br />
Der Großglockner hätte die ganze<br />
Bühne für sich. Aber im Wolkenkleid<br />
bleibt sein Auftritt kurz. Und<br />
auch wir sind wieder schnell weg.<br />
Matthias Wurzer fährt voraus.<br />
Große Abstecher lassen wir heute<br />
aus, immerhin wartet bereits eine<br />
Speckjause auf uns. Die schmeckt<br />
nach dem Ausflug über die Dreitausendergrenze<br />
und der freudigen Abfahrt<br />
bis direkt vor die Hüttentür<br />
besonders gut.<br />
Und teilen müssen wir hier auch<br />
mit niemandem – weder die Butter<br />
noch den Firn.<br />
FOTOS: ELIAS HOLZKNECHT<br />
22 BERGWELTEN
Wanderhotel Taurerwirt<br />
SPORTLICH AKTIV UND<br />
WOHLFÜHLEN AM GROSSGLOCKNER<br />
Naturverbunden und sportbegeistert, so präsentiert<br />
sich das Wanderhotel Taurerwirt in<br />
Kals. Gerne begleitet die Familie die Gäste<br />
als Wander- und Naturführer zu einzigartigen<br />
Wanderungen und Touren in den Nationalpark<br />
Hohe Tauern. Auch im Haus selbst steht die<br />
Natur im Mittelpunkt,<br />
Umweltbewusstsein und Regionalität liegt<br />
allen am Herzen: Küchenchef Sigi verwöhnt<br />
die Gäste mit Kalser Wild, Fleisch und Milchprodukten<br />
von Kalser Bauern und anderen<br />
regionalen Produkten. Der „GlocknerSpa“ lädt<br />
zur Erholung ein. Verschiedene Saunen, Ruheräume,<br />
Massagen und Kosmetikanwendungen<br />
sind Wohltaten für Körper und Seele. Bei<br />
so viel Entspannung können die Gäste nach<br />
geführten Schneeschuhwanderungen „schlafen<br />
wie die Murmeltiere“. Die Lage des Taurerwirts<br />
am Ende des Tales garantiert Ruhe und<br />
Entschleunigung.<br />
Kals am Großglockner | Nationalparkregion<br />
Wanderhotel Taurerwirt ★★★★<br />
Burg 12, A-9981 Kals am Großglockner<br />
Tel. +43.4876.8226, info@taurerwirt.at<br />
www.taurerwirt.at<br />
TOP WINTER ANGEBOT<br />
Großglockner – „Skitour Pur“-Woche<br />
20. bis 27. März 2021<br />
• 7 Nächte<br />
• Taurerwirt-Verwöhnpension<br />
• Wohlfühlen im „GlocknerSpa“<br />
• Eine wohltuende Bergsteigermassage<br />
• 4 – 5 Skitouren mit den Kalser Bergführern<br />
ab 1.360,- Euro pro Person<br />
Hotel - Gasthof<br />
Angebot Dolomitenschnuppern:<br />
3 Nächte<br />
ab € 317<br />
• 3 Übernachtungen im Doppelzimmer<br />
• Begrüßungsschnapserl<br />
• Reichhaltiges <strong>Osttirol</strong>er Frühstück<br />
• 3 x 3-Gang Genuss-Wahlmenü mit Salat am Abend<br />
• 3 Tage Skipass SKI-HIT <strong>Osttirol</strong> & Mölltaler Gletscher<br />
• Gribelehof Inklusivleistungen<br />
• Benützung der Kombisauna (Finn- und Kräuterdampf)<br />
• Infrarotwärmekabine<br />
• W-LAN im Hotelbereich<br />
• Bademantel für die Dauer des Aufenthaltes im Zimmer<br />
• Parkplatz vor dem Hotel<br />
• Rodelverleih / Skibus im Lienzer Talboden<br />
pro Person<br />
Gastfreundschaft, Tradition & Gemütlichkeit<br />
Einzigartige, ruhige Panoramalage oberhalb von Lienz<br />
Faszinierend im Winter<br />
Ausgangspunkt für Winter-Erlebnisse<br />
Skifahren in den Lienzer Dolomiten<br />
Skitouren am Hausberg<br />
Schneeschuhwanderungen<br />
direkte Liftnähe zum Skigebiet Hochstein<br />
Winterwandern vom Hotel auf den Berg<br />
SKI IN<br />
SKI OUT<br />
Familie Nothdurfter | Schlossberg 10 | A-9900 Lienz/<strong>Osttirol</strong><br />
Tel.: +43 (0) 4852 62191 | gribelehof@aon.at | www.gribelehof.com
Die schönsten Ski-Touren in <strong>Osttirol</strong><br />
Wo Spitzenkehren Spaß machen – und Traumabfahrten warten<br />
Zum Figerhorn<br />
Von der Kalser Glocknerstraße folgt<br />
man einem Forstweg bis zu den Greiwiesen.<br />
Auch gemütliche Geher und<br />
Einsteiger werden mit dieser Tour<br />
ihre Freude haben – zumindest bis<br />
unterhalb der Gipfelflanke. Erst geht<br />
man den Weg über der Waldgrenze<br />
einen Bergrücken entlang, um nach<br />
knapp zwei Stunden unter dem steilen<br />
Schlusshang (35 Grad) zu stehen.<br />
Wer diesen in Spitzkehren meistert,<br />
der wird mit einem Glockner-Blick<br />
aus der ersten Reihe belohnt.<br />
Start: Kalser Glocknerstraße<br />
Länge: 3,5 km Zeit: 2,5 h<br />
Höhenunterschied: 889 m<br />
Zur Glorer Hütte<br />
Zwei bis zweieinhalb Stunden dauert<br />
der Anstieg vom Lucknerhaus. Man<br />
folgt einem Forstweg, der in mehreren<br />
Kehren an Höhe gewinnt. Nach<br />
einer Unterstandshütte geht es über<br />
breite und nur mäßig steile Hänge<br />
taleinwärts und nach einem kleinen<br />
Sattel über den großen Boden zur<br />
Glorer Hütte. Der Tee und die Kost<br />
sind selbst mitzubringen – im Winter<br />
ist die Hütte nämlich nicht bewirtschaftet.<br />
Unterwegs auf dem Zettersfeld – mit<br />
herrlicher Aussicht auf die Lienzer<br />
Dolomiten und den Lienzer Talboden.<br />
Start: Lucknerhaus<br />
Länge: 4 km Zeit: 2,5 h<br />
Höhenunterschied: 735 m<br />
Hoch Tirol<br />
Die „Hoch Tirol“ führt vom Südtiroler<br />
Ahrntal über den Großvenediger<br />
bis zum Großglockner. Geschlafen<br />
wird auf Hütten und Gasthöfen.<br />
Die Transversale ist eine Mission<br />
für Routiniers mit Topkondition, die<br />
Route führt teilweise über Gletscher.<br />
Wer sich hier nicht völlig sicher ist,<br />
vertraut sich einem Bergführer an.<br />
Start in <strong>Osttirol</strong>: Essener-<br />
Rostocker-Hütte<br />
Länge: 140 km Zeit: 6 Tage<br />
Höhenunterschied: 18.000 m<br />
Almerhorn<br />
In der Sonnseite des Staller Sattels,<br />
am Eingang in die Rieserfernergruppe,<br />
erhebt sich die schroffe Pyramide<br />
des Almerhorns. Der Gipfel ist über<br />
die westseitig gelegene steile Jägerscharte<br />
(2.939 m) leicht ersteigbar<br />
und gilt als beliebtes Tourenziel unter<br />
fortgeschrittenen Skitourengehern.<br />
Vor allem die nordseitige Abfahrt<br />
vom Almerhorn ins Patschertal gehört<br />
zu den besonderen Skitourenzuckerln.<br />
Sie erfordert Ortskenntnis<br />
und darf nur bei sicheren Schneeverhältnissen<br />
angegangen werden.<br />
Start: Staller Sattel<br />
Länge: 3,6 km Zeit: 3 h<br />
Höhenunterschied: 984 m<br />
Rotes Kinkele<br />
Das Rote Kinkele steht meist ganz<br />
oben auf dem Villgrater Skitouren-<br />
Wunsch zettel, hat es doch für jeden<br />
etwas zu bieten: einen langen Forstweg,<br />
eine schöne Alm mit Kapelle,<br />
Mulden, Steilhänge und zu guter<br />
Letzt einen aussichtsreichen Gipfelgrat<br />
mit Tiefblick zu einsamen<br />
Bergseen. Der kurze abschließende<br />
Nordgrat stellt kein Problem dar und<br />
lässt sich bei genügend Schnee mit<br />
den Skiern begehen. Die Abfahrt ist<br />
über den Sommerweg zu empfehlen.<br />
Start: Innervillgraten, Schettlet<br />
Länge: 5,8 km Zeit: 3,5 h<br />
Höhenunterschied: 1.000 m<br />
Hochgasser<br />
Ausgangspunkt der Tour auf den<br />
Hochgasser (2.922 m) ist das Südportal<br />
(1.600 m). Wie bei der Skitour<br />
zur Amertaler Höhe folgen wir dem<br />
neu errichteten Forstweg oberhalb<br />
FOTO LINKE SEITE: WILLI SEEBACHER; FOTOS RECHTE SEITE: PETRA RAPP, MARLENESLEBEN<br />
24 BERGWELTEN
Auf dem Ködnitzkees unterwegs<br />
zum Großglockner – übrigens auch die<br />
letzte Etappe der „Hoch Tirol“-Tour.<br />
der Parkplätze, der uns durch<br />
den Waldgürtel in freies Gelände<br />
bringt. Über Grünseehütte und<br />
Messlingscharte führt die Spur<br />
zum höchsten Punkt mit seiner<br />
nahezu senkrecht ins Amertal<br />
abbrechenden Nordwand. Abfahrt<br />
entlang der Aufstiegsspur.<br />
Start: Matreier Tauernhaus<br />
Länge: 4,5 km Zeit: 4 h<br />
Höhenunterschied: 1.240 m<br />
Ödkarscharte<br />
Die Skitour findet ihren Ausgangspunkt<br />
beim Gasthof Kreithof<br />
und erreicht die Dolomitenhütte<br />
(1.616 m) am Eingang ins<br />
Laserz über die von der Rodelbahn<br />
begleitete Skiabfahrt. In<br />
Folge empfiehlt es sich, die Abkürzungen<br />
in Richtung Marcherstein<br />
weiterzubenützen. Hier ist<br />
die Karlsbader Hütte zum ersten<br />
Mal ersichtlich. Bei günstigen<br />
Verhältnissen eröffnen sich dem<br />
Skitourengeher mehrere Möglichkeiten,<br />
sich zu verausgaben.<br />
Gute Spitzkehrentechnik und<br />
Lawinenkenntnisse notwendig.<br />
Start: Tristach, Kreithof<br />
Länge: 7,6 km Zeit: 4,5 h<br />
Höhenunterschied: 1.550 m<br />
Kreuzspitze<br />
Am Weg nach Innervillgraten<br />
sticht dem Skitourengeher schon<br />
von weitem die Kreuzspitze mit<br />
ihren steilen Flanken ins Auge.<br />
Sie ist wohl eines der beliebtesten<br />
Tourenziele im Villgratental und<br />
wird bei entsprechenden Verhältnissen<br />
den ganzen Winter über<br />
bestiegen. Abfahrt über schöne<br />
Rinnen und Mulden – meist mit<br />
guten Schneeverhältnissen.<br />
Start: Innervillgraten, Kalkstein<br />
Länge: 4,7 km Zeit: 3 h<br />
Höhenunterschied: 1.000 m<br />
Öfenspitze<br />
Die Öfenspitze zählt zu den<br />
steileren Skitouren am Karnischen<br />
Kamm und sollte aufgrund der<br />
Nähe zum Talort nicht unterschätzt<br />
werden. Ausgangspunkt<br />
ist die kleine Fraktion Rauchenbach.<br />
Die Schneeverhältnisse<br />
müssen für das Befahren der<br />
Gipfelhänge passen, da diese<br />
vor allem nach Schlechtwetterperioden<br />
mit trügerischem Triebschnee<br />
gefüllt sind.<br />
Start: Kartitsch, Rauchenbach<br />
Länge: 4 km Zeit: 2,5 h<br />
Höhenunterschied: 820 m<br />
<strong>Bergwelten</strong>-Tipp:<br />
Das Skitourenfestival<br />
Treff für Touren-Freunde.<br />
Das Austria Skitourenfestival<br />
bringt Experten und Hobbysportler<br />
zusammen. Ziel ist es,<br />
nicht nur zu vermitteln, wie<br />
viel Freude das Tourengehen<br />
bereitet, sondern auch über<br />
Sicherheitsvorkehrungen<br />
zu informieren – in Theorie<br />
und Praxis: mit Vor trägen und<br />
Filmen, aber auch bei Touren<br />
mit Berg- und Skiführern.<br />
Bitte aktuelle Infos beachten:<br />
austria-skitourenfestival.at<br />
BERGWELTEN 25
Gebürtig bin ich aus Florenz in der<br />
Toskana, wo meine Eltern eine Olivenöl-Wirtschaft<br />
hatten. Gemeinsam<br />
mit meinem Vater war ich im Apennin,<br />
im Norden Italiens, wandern<br />
und Ski fahren, und wir haben Klettersteige<br />
absolviert. Im Jahr 1998<br />
habe ich als Jugendlicher im Urlaub<br />
mit einem Bergführer den Großglockner<br />
bestiegen. Seitdem sind<br />
mir die Berge nicht mehr aus dem<br />
Kopf gegangen.<br />
Kurz danach entschieden sich<br />
meine Eltern, nach Österreich zu ziehen.<br />
Daher ging ich in Lienz zur<br />
Schule und habe in Innsbruck Geologie<br />
studiert.<br />
Durch meine Ausbildung zum<br />
Bergführer konnte ich meine Passion<br />
zum Beruf machen. Heute bin<br />
ich Ausbildner der Bergrettung sowie<br />
im Bergführer verband und<br />
konnte berühmte Berge wie den<br />
Mount Fitz Roy und den Cerro Torre<br />
in Patagonien, die Trango-Türme<br />
GEPÄCKKONTROLLE<br />
Durch die Rinne<br />
Auf höchste Gipfel: Was Bergführer Vittorio Messini<br />
dabeihat, wenn er einen Dreitausender mit Skiern besteigt.<br />
Redaktion: Klaus Haselböck Foto: Michael Zechany<br />
in Pakistan und den Shivling in<br />
Indien besteigen.<br />
Es zieht mich aber nicht nur in<br />
die Ferne: Der Glockner ist längst<br />
mein Hausberg, und beim Matreier<br />
Tauernhaus habe ich mit Matthias<br />
Wurzer den „Eispark <strong>Osttirol</strong>“ (siehe<br />
Seite 8) ins Leben gerufen: Jeden<br />
Winter vereisen wir dort Felswände,<br />
an denen bis Anfang März bis zu<br />
80 Eiskletter-Routen möglich sind.<br />
Ob als Eiskletterer oder als Bergsteiger:<br />
Wer unsere Gipfel erklimmen<br />
will, braucht die richtige Ausrüstung.<br />
Meine besteht bei Touren<br />
üblicherweise aus 44 Teilen. Auf den<br />
ersten Blick scheint das ganz schön<br />
viel Gepäck zu sein. Aber bisher habe<br />
ich es noch nie bereut, sorgfältig<br />
gepackt zu haben – im Gegenteil:<br />
Wenn ich hoch geklettert bin oder<br />
sogar am Berg ausharren musste, war<br />
ich noch immer für jedes einzelne<br />
Stück meiner umfangreichen Packliste<br />
dankbar.<br />
01. Hochtourenpickel (Grivel)<br />
02. Gore-Tex-Jacke (Salewa)<br />
03. Daunenjacke (Salewa)<br />
04. Langarmshirt (Salewa)<br />
05. Tourenski (Dynafit)<br />
06. Stöcke (Salewa)<br />
07. Rucksack, 40 Liter (Salewa)<br />
08. Sonde (Pieps)<br />
09. LVS-Gerät (Pieps)<br />
10. Fotoapparat (Sony)<br />
11. Mütze (Salewa)<br />
12. Skitourenhelm (Dynafit)<br />
13. Stirnlampe (Lupine)<br />
14. Skibrille (Julbo)<br />
15. Handschuhe, dick (Salewa)<br />
16. Steigeisen (Grivel)<br />
17. Halbseil, 30 m (Beal)<br />
18. Langarmshirt (Salewa)<br />
19. Skitourenfell (Pomoca)<br />
20. Reparaturset<br />
21. Hochtourengurt (Beal)<br />
22. Tape<br />
23. Biwaksack<br />
24. Skitourenschuh (Dynafit)<br />
25. Handschuhe, dünn (Salewa)<br />
26. Erste-Hilfe-Set (Salewa)<br />
27. Stirnband (Grivel)<br />
28. Lawinenschaufel (Ortovox)<br />
29. Trockenobst<br />
30. Sonnencreme (Piz Buin)<br />
31. Snacks<br />
32. Harscheisen (Dynafit)<br />
33. Thermoskanne (Salewa)<br />
34. Eisschraube (Grivel)<br />
35. Schnappkarabiner (Grivel)<br />
36. Rettungssortiment (Tibloc,<br />
Messer, Reepschnur, Karabiner)<br />
37. GPS-Gerät (Garmin)<br />
38. Mobiltelefon (Apple)<br />
39. Autoschlüssel<br />
40. Sonnenbrille (Julbo)<br />
41. Kompass<br />
42. Skitourenkarte (ÖAV)<br />
43. Schraubkarabiner (Grivel)<br />
44. Karabiner mit Rolle (Petzl)<br />
26 BERGWELTEN
03.<br />
04.<br />
01.<br />
05.<br />
06.<br />
02.<br />
07.<br />
08.<br />
09.<br />
11.<br />
13.<br />
10.<br />
12.<br />
15.<br />
14.<br />
18.<br />
16.<br />
17.<br />
19.<br />
20.<br />
21.<br />
22.<br />
23.<br />
25.<br />
26. 27.<br />
24.<br />
28.<br />
29.<br />
30.<br />
31.<br />
41.<br />
32.<br />
33.<br />
34.<br />
35.<br />
36.<br />
37. 38. 39. 40.<br />
42. 43. 44.<br />
BERGWELTEN 27
Die stillen Täler<br />
Aufatmen und entspannen: Wo die Natur unberührt ist,<br />
uralte Bauernhäuser unter Denkmalschutz stehen und<br />
Wanderer nur das Knirschen des Schnees hören.<br />
Text: Uschi Korda & Wolfgang Wieser<br />
28 BERGWELTEN
FOTO: TIROL WERBUNG/ HEINZLMEIER BERT<br />
Tiefe Einblicke<br />
Blick auf den zu Innervillgraten<br />
gehörenden Weiler Kalkstein<br />
mit der Wallfahrtskirche<br />
Maria Schnee. Im Hintergrund:<br />
(von links) Blankenstein, Ternegg.<br />
BERGWELTEN 29
Durch den Schnee<br />
Der Weg, der hier zu sehen<br />
ist, heißt „Hohe Bank“ und<br />
führt nach Prägraten am<br />
Großvenediger (ganz<br />
hinten im Tal).<br />
FOTO: MARCO ROSSI<br />
30 BERGWELTEN
Gerade, ehrlich und mit einem<br />
ordentlichen Sturschädel ausgestattet –<br />
die <strong>Osttirol</strong>er sind herzliche Menschen.<br />
J<br />
Ja, ja! Genau so sans, die Villgrater!“,<br />
Alois Mühlmann, kurz „der<br />
Lois“ und Wirt vom Gannerhof, ist<br />
ehrlich amüsiert. Genau so, wie sie<br />
ein Stammgast gerade mit Hingabe<br />
und viel Gefühl beschrieben hat,<br />
„genau so sans“. Also gerade, ehrlich<br />
und – ehrlicherweise – auch<br />
durchaus stur, aber auch ungemein<br />
herzlich. Und die Reaktion des Wirtes<br />
ist der beste Beweis für die Richtigkeit<br />
dieser Behauptung: „Die Bevölkerung<br />
hier hatte keine andere<br />
Chance“, sagt der Lois, „man lebte<br />
so abgeschlossen, dass man lernen<br />
musste, grad und ehrlich miteinander<br />
auszukommen.“<br />
Villgratental, Virgental, Gailund<br />
Lesachtal und selbst im Defereggental<br />
– in den stillen Tälern<br />
<strong>Osttirol</strong>s läuft das Leben anders als<br />
wir es gewohnt sind: ruhig, bewusst,<br />
den Traditionen verbunden. Wer<br />
den Bewohnern der besonderen<br />
vier allerdings den Stempel eines eigenbrötlerischen<br />
Bergvolkes aufdrücken<br />
möchte, liegt falsch.<br />
Hier wird dem Fremden mit offenem<br />
Blick begegnet, der ehrliches<br />
Interesse fern von plumper Anbiederung<br />
signalisiert. Der sagt: Mir<br />
san mir und wir haben unsere Traditionen,<br />
wir schauen aber nur allzu<br />
gerne auch über die Bergkuppen<br />
hinweg und verschließen uns neuen<br />
Ideen nicht.<br />
Es sind Leichtigkeit und Gelassenheit,<br />
die die Menschen hier prägen,<br />
die Neid und Missgunst, wie<br />
sie in jeder Gemeinschaft vorkommen,<br />
kleinhalten, wie hier in Villgraten.<br />
Vielleicht liegt es an der<br />
sanfthügeligen Weite des Tales, umrahmt<br />
von hohen Bergspitzen, die<br />
aber nicht so nahe und apokalyptisch<br />
in den Himmel ragen, dass sie<br />
lange, dunkle Schatten werfen können.<br />
Selbst im Winter zählt man<br />
BERGWELTEN 31
Unterwegs im Nationalpark. Vier Wanderer<br />
hüpfen lachend bergab. Sie sind mit Schneeschuhen<br />
rund um den Obersee unterwegs.<br />
hier täglich fünf bis sechs Sonnenstunden,<br />
die das Gemüt erhellen.<br />
Von der Sonne schwarz gefärbte<br />
Holzhäuser passiert man, wenn<br />
man nach Innervillgraten kommt.<br />
Man lässt den Blick über jungfräulich<br />
verschneite Hänge gleiten, die<br />
weiter oben von dunklen Lärchenund<br />
Fichtenwäldern gesäumt sind,<br />
über denen wiederum markante<br />
Gipfel thronen. Man schlendert<br />
den Bach entlang, atmet tief ein –<br />
und plötzlich erkennt man, was<br />
fehlt: Hier gibt es keine Bettenburgen,<br />
keine dröhnenden Schirmbars,<br />
keinen Lift. „Kommen Sie zu uns,<br />
wir haben nichts“, sagen die Innervillgrater.<br />
Doch dieses „Nichts“ ist<br />
ganz schön viel – und es gibt es auch<br />
in den anderen Tälern: unberührte<br />
Natur, herzliche Menschen und<br />
Handwerker, die zwar auf Tradition<br />
bauen, dafür jedoch auch durchaus<br />
moderne Techniken nutzen.<br />
Werfen wir einen Blick ins Virgental<br />
mit den Orten Virgen und<br />
Prägraten am Großvenediger. Eingebettet<br />
zwischen Großglockner und<br />
Großvenediger gibt es auf einer Länge<br />
von immerhin 25 Kilometern<br />
nichts – außer stiller Schönheit.<br />
Kartitsch ist dafür ideal. Das auf<br />
1.356 Metern gelegene Bergdorf ist<br />
seit 2018 das erste Winterwanderdorf<br />
Österreichs. Die ursprüngliche<br />
Landschaft des höchstgelegenen Tales<br />
<strong>Osttirol</strong>s ist Kulisse für neun<br />
Routen (1,8 bis 10,5 Kilometer<br />
lang), die den gesamten Winter<br />
über gewartet und geräumt werden,<br />
um entspanntes Wandern durch die<br />
verschneite Winterlandschaft möglich<br />
zu machen.<br />
Geprägt ist das Gail- und Lesachtal<br />
vom Tagwerk der Bauern, die sich<br />
bis heute mit großer Mühe dieser<br />
einzigartigen Landschaft widmen.<br />
Hier liegt auch Obertilliach, das<br />
32 BERGWELTEN
Unter Schneehauben<br />
Obertilliach im Winter<br />
mit traumhafter Bergkulisse:<br />
(von links) Porze, Hoher<br />
Bösring, Hochegg<br />
und Öfenspitze<br />
FOTOS: NATIONALPARK HOHE TAUERN/ MARTIN LUGGER, HANSJÖRG SCHNEIDER<br />
BERGWELTEN 33
Wenn die Eisblumen blühen<br />
Sehen, staunen – und die Schwarzach<br />
plätschern hören. Wer möchte bei<br />
solchen Bedingungen nicht auf die<br />
Schwefel brunn loipe im Defereggental<br />
einsteigen?<br />
FOTOS: ROMAN WAGNER, TIROL WERBUNG/FRANK STOLLE<br />
34 BERGWELTEN
Geprägt ist die einzigartige Landschaft<br />
von Flüssen, Mooren und Gletschern –<br />
selbst Heilwasser sprudelt aus den Tiefen.<br />
wegen seiner oft hunderte Jahre<br />
alten Bauernhäuser auch „hölzernes<br />
Dorf“ genannt wird – und dessen<br />
Ortskern deshalb sogar denkmalgeschützt<br />
ist.<br />
Das Defereggental schließlich<br />
wird eingerahmt von den Villgrater<br />
Bergen, der Rieserfernergruppe, der<br />
Lasörlinggruppe und der Schobergruppe.<br />
Der Schutz des Nationalparks<br />
Hohe Tauern macht das Defereggental,<br />
bei aller Lebendigkeit in<br />
manchen Orten, zu einem der unberührtesten<br />
Alpentäler.<br />
Geprägt ist die einzigartige Landschaft<br />
von Flüssen, Mooren und<br />
Gletschern – und selbst Heilwasser<br />
sprudelt hier aus den Tiefen. „Kommen<br />
Sie zu uns, wir haben nichts“,<br />
wie die Innervillgrater gerne sagen,<br />
ist ein – wie wir erkennen – herber<br />
Schmäh. Denn die stillen Täler <strong>Osttirol</strong>s<br />
haben viel, aber sicher nicht<br />
„nichts“.<br />
<strong>Bergwelten</strong>-Tipp:<br />
Die Winterwandertage<br />
Wandern, Rodeln, Picknicken.<br />
Durch Kartitschs wunderschöne<br />
Winterlandschaft spazieren,<br />
im Freien picknicken und eine<br />
flotte Rodelpartie genießen –<br />
bei den Winterwandertagen<br />
ist all das möglich. Plus: Ein<br />
offizieller Wanderführer begleitet<br />
jede Tour. Und das bedeutet,<br />
dass es nicht nur tolle<br />
Ausblicke gibt, sondern auch<br />
feine Einsichten über Land<br />
und Leute vermittelt werden.<br />
winterwandern.osttirol.com<br />
BERGWELTEN 35
ESSAY<br />
Mit einer<br />
großen Portion Herz<br />
Eine Liebeserklärung an <strong>Osttirol</strong> und die <strong>Osttirol</strong>er.<br />
Von Servus-Autorin Uschi Korda.<br />
Was wäre, wenn Albert Uderzo und René<br />
Goscinny, die französischen Väter von „Asterix<br />
und Obelix“, Österreicher gewesen wären?<br />
Hmmm, sagen Sie jetzt vielleicht. Ganz einfach,<br />
antworte ich: Dann wäre das kleine gallische<br />
Dorf voller liebenswerter, aber recht eigensinniger<br />
Charaktere mit Sicherheit <strong>Osttirol</strong><br />
gewesen. Die kleine Tiroler Exklave klebt am<br />
südwestlichsten Zipfel Österreichs – von Nordtirol<br />
durch den Pinzgau, von Südtirol und<br />
Venetien durch eine Staatsgrenze getrennt, entwickelte<br />
sich in dieser Abgeschiedenheit eine<br />
Kultur, die stark von Autarkie und Nachbarschaftshilfe<br />
geprägt ist. In der es zwar oft hitzige<br />
Streitereien gab und gibt, letztendlich aber<br />
alle gemeinsam an einem Strang ziehen.<br />
Die Fingerspitzen von Daumen, Zeige- und<br />
Mittelnger zusammengepresst und himmelwärts<br />
gehalten, dann den Arm vom Kinn<br />
Richtung Tischplatte runtergeschnalzt – das<br />
war das erste Mal, wie mir ein <strong>Osttirol</strong>er mit<br />
„Die Verwandlung vom<br />
Bauern zum Liftburschen<br />
widersprach dem hier<br />
herrschenden Freigeist.“<br />
einer Handbewegung versucht hat, den Charakter<br />
seiner Landsleute zu erklären. Gerade,<br />
ehrlich, mit einem ordentlichen Quantum<br />
Sturschädel ausgestattet, sollte das heißen,<br />
und weil das mit der linken Hand ausgeführt<br />
wurde, war auch eine große Portion Herz dabei.<br />
Es war vermutlich der Moment, in dem<br />
ich mich in diesen Flecken Erde verliebt habe.<br />
Ein Flecken, in dem die imposante Bergwelt<br />
ihre Gipfel zwar mächtig in den Himmel reckt,<br />
aber die meisten Täler in sicherer Entfernung<br />
umkränzt, sodass sie nicht allzu lange dunkle<br />
Schatten werfen. Das Villgratental zum Beispiel,<br />
ein Hochtal, in dem sich auch im Winter<br />
ein paar Sonnenstunden täglich ausgehen.<br />
Auch das Defereggental ist, abgesehen von ein<br />
paar Engstellen, von großzügiger Weitläugkeit,<br />
so wie Kals, von wo man den Aufstieg auf<br />
Österreichs höchsten Berg, den Großglockner<br />
(3.798 m), angehen kann.<br />
Man kann den <strong>Osttirol</strong>ern Rauheit und Verwegenheit<br />
nachsagen, die Wilden hinterm<br />
Berg oder gar hinterwäldlerisch sind sie nicht.<br />
Im Gegenteil, manch hartnäckiger Kampf gegen<br />
Obrigkeit und Zeitgeist hat sich im Nachhinein<br />
als beinahe prophetischer Weitblick<br />
erwiesen. So waren es zum Beispiel die Kalser<br />
ILLUSTRATIONEN: ANDREAS POSSELT, ROLAND VORLAUFER<br />
36 BERGWELTEN
Frauen, die vor dreißig Jahren ein gigantisches<br />
Kraftwerk verhinderten, bei dem das<br />
Dorfertal als Wanderparadies und dazu gleich<br />
17 sprudelnde Bäche verlorengegangen wären.<br />
Inklusive der Isel, eines der letzten unverbauten<br />
Gletscherüsse der Alpen.<br />
Knapp ein Drittel von <strong>Osttirol</strong> gehört heute<br />
zum Nationalpark Hohe Tauern, was eine<br />
intakte Natur garantiert, mit der man aber<br />
jahrelang nicht so wirklich Geld machen konnte.<br />
Ein klein wenig neidisch schielte man nach<br />
Nord- und Südtirol oder Kärnten, wo riesige<br />
Skischaukeln entstanden und alle den großen<br />
Prot vor Augen hatten. Die <strong>Osttirol</strong>er aber<br />
waren schlau genug, den sirenenhaften Ein<br />
üsterungen zu misstrauen. Die Verwandlung<br />
vom Bauern zum Liftburschen widersprach<br />
dem hier herrschenden Freigeist.<br />
Natürlich krachten die Meinungen ordentlich<br />
aufeinander, auch innerhalb von Familien.<br />
Den Ausverkauf ihrer Landschaft aber<br />
haben sich die <strong>Osttirol</strong>er erspart. Es gibt ein<br />
paar kleine, aber anspruchsvolle Skigebiete,<br />
so gut wie kein lärmendes Après-Ski, es gibt<br />
nur Natur. Und das in einer unaufdringlichen<br />
Grandezza, die einem den Atem raubt.<br />
In solch beinahe klischeehafter Schönheit<br />
kennt man das Bergland sonst nur noch aus<br />
dem Heimatlm.<br />
Im Virgental zum Beispiel kleben uralte Gehöfte<br />
wie Adlerhorste an den steilen Mähdern<br />
und haben die Zeiten an sich vorüberziehen<br />
lassen. Unbeeindruckt und stolz, weil die Altvorderen<br />
schon wussten, wo sie was hinbauen<br />
können ohne Lawinen- oder Hochwassergefahr.<br />
Wie einst wird in den Sommern das<br />
Bergheu hoch droben mit der Sense gemäht,<br />
um im Winter auf Holzkufen gebündelt in<br />
wilden Höllenritten ins Tal geführt zu werden.<br />
Fürs Vieh und weil es anders kaum gehen würde,<br />
auf keinen Fall aber als Attraktion für Touristen,<br />
die als Zaungäste unerwünscht sind.<br />
Ansonsten wird der Gast auf Händen getragen,<br />
weil alle, die diesen besonderen Flecken entdecken,<br />
das Besondere lieben. Das Ruhige, das<br />
Stille, das Unverbrauchte. Und das Ehr liche,<br />
in dem eine große Portion Herz steckt.<br />
USCHI KORDA<br />
Die Autorin des Magazins<br />
„Servus in Stadt & Land“<br />
schreibt seit vielen Jahren<br />
Geschichten über <strong>Osttirol</strong><br />
und stillt so ihre Sehnsucht<br />
nach unberührter Bergwelt.<br />
BERGWELTEN 37
• H Ü T T E N Z A U B E R •<br />
Hoch droben<br />
in <strong>Osttirol</strong><br />
Wie ein Adlerhorst thront die Dolomitenhütte auf 1.616 Metern –<br />
ein Rundum-sorglos-Refugium für Bergfreunde.<br />
Plus: acht herrliche Hütten mit ganz besonderem Flair.<br />
FOTOS: XXXXXXX<br />
38 BERGWELTEN
DOLOMITEN HÜTTE<br />
Hütte mit Vielfalt<br />
Einfach die Aussicht<br />
genießen, eine<br />
nächtliche Skitour<br />
unternehmen oder mit<br />
der Rodel losziehen.<br />
Die Dolomitenhütte (1.616 m) wird<br />
gerne als „Adlerhorst“ bezeichnet,<br />
da sie spektakulär auf einem<br />
hohen Felsen liegt. Eine moderne,<br />
gut ausgestattete und bewirtschaftete<br />
Hütte in den Lienzer<br />
Dolomiten.<br />
Anreise: Die Dolomitenhütte ist<br />
im Winter am besten vom Landgasthaus<br />
Kreithof aus zu erreichen.<br />
Der einfache Zustieg erfolgt<br />
entweder per Tourenski über die<br />
meist präparierte Piste oder zu<br />
Fuß über die Rodelbahn.<br />
Gut zu wissen: In Zimmern mit<br />
Glasfronten genießt man vom<br />
Bett aus einen malerischen Blick<br />
auf die Lienzer Dolomiten. Eine<br />
zum Teil beleuchtete Rodelstrecke<br />
führt von der Hütte ins Tal.<br />
Und sie ist Ausgangspunkt für<br />
den Skitouren-Klassiker auf die<br />
Ödkarscharte (2.596 m).<br />
dolomitenhuette.at<br />
FOTOS: GRAFIK ZLOEBL, RAMONA WALDNER (3)<br />
Eine ansehnliche Köstlichkeit:<br />
deftiges Tiroler Gröstl mit Spiegelei<br />
als perfekte Krönung.<br />
BERGWELTEN 39
BADL ALM<br />
WÜRFELEHÜTTE<br />
Ein Hütte mit besonderer Atmosphäre,<br />
gelegen auf 1.380 Metern<br />
in Virgen in der Venedigergruppe.<br />
In diesen besonderen<br />
Zeiten angenehm: die große<br />
Sonnenterrasse, die mehr als<br />
80 Gästen Platz bietet.<br />
Anreise: im Winter zu Fuß vom<br />
Parkplatz Tratte. Nach einer<br />
halben Stunde erreicht man die<br />
Würfelehütte.<br />
Gut zu wissen: Hier gibt es eine<br />
2,1 Kilometer lange Rodelstrecke<br />
(Höhenunterschied: 280 m), die<br />
nachts geöffnet/beleuchtet ist.<br />
virgental.at/wuerfelehuette<br />
Die Badl Alm liegt auf 1.640<br />
Meter Höhe. Die Region gilt als<br />
absolutes Paradies für Tourengeher.<br />
Einheimische wie Wirt<br />
Gebhard Walder kennen alle<br />
Routen. Es sind immerhin 34,<br />
die im Villgratengebirge warten.<br />
Anreise: über Außer- und Innervillgraten<br />
nach Kalkstein. Die<br />
Badl Alm liegt neben der Wallfahrtskirche<br />
„Maria Schnee“.<br />
Gut zu wissen: weitgehend unberührte<br />
Region, Harry Prünster<br />
war mit seiner „Liabste Hütt’n“<br />
zu Besuch auf der Badl Alm.<br />
badl-alm.at<br />
FOTOS: BADL ALM, LORENZ MARIACHER, OSTTIROL WERBUNG (2), CONNY ALM, HERMANN ORTNER/THURNTALER RAST, WILLI SEEBACHER, MANFRED BERMADINGER<br />
40 BERGWELTEN
ALPE STALLE<br />
CONNYALM<br />
ADLER LOUNGE<br />
Urige Hütte auf 1.714 Meter<br />
Höhe. Wirt Bruno Gasser serviert<br />
Spezialitäten wie Kasknödel<br />
und Schlipfkrapfen,<br />
Apfel- und Topfenstrudel.<br />
Anreise: Die Alpe Stalle ist in<br />
knapp einer Stunde von Maria<br />
Hilf auch für ungeübte Wanderer<br />
leicht erreichbar.<br />
Gut zu wissen: Im Winter gibt<br />
es eine beleuchtete, 2,5 Kilometer<br />
lange Rodelbahn.<br />
alpengasthof-patsch.at<br />
Eine Aussicht, wie sie schöner<br />
kaum sein kann: Von der Connyalm<br />
(2.050 m) aus offenbaren<br />
sich Karnische Alpen,<br />
Dolomiten und Lesachtal.<br />
Anreise: Mit der Doppelsesselbahn<br />
Golzentipp von Obertilliach<br />
aus erreichbar – die<br />
Hütte liegt an der Bergstation.<br />
Gut zu wissen: familienfreundliches<br />
Skigebiet mit flotter<br />
Rodelbahn.<br />
connyalm.at<br />
Modernes Wohlfühl-Paradies<br />
auf 2.421 Metern mit einem<br />
atemberaubenden Ausblick<br />
vom Cimaross auf mehr als<br />
60 Dreitausender.<br />
Anreise: Wer hinauf zur Adler<br />
Lounge will, nimmt von Kals<br />
aus die Gondelbahn – und<br />
steigt direkt vor ihr aus.<br />
Gut zu wissen: Die Lounge<br />
liegt im Großglockner Resort<br />
mit 44,6 Pistenkilometern.<br />
adlerlounge.at<br />
ESSENER-<br />
ROSTOCKER-HÜTTE<br />
VINZENZ-BIEDNER-<br />
HÜTTE<br />
THURNTALER<br />
RAST<br />
Die Hütte auf 2.208 Metern im<br />
Kerngebiet des Nationalparks<br />
Hohe Tauern gilt als idealer<br />
Ausgangspunkt für Touren zu<br />
mächtigen Dreitausendern.<br />
Anreise: vom Parkplatz<br />
Ströden über die Stoanalm<br />
(1.450 m) das Maurertal entlang<br />
in 2,5 Stunden zur Hütte.<br />
Gut zu wissen: Im Winter<br />
ist diese Hütte erst ab März<br />
geöffnet.<br />
alpenvereinaktiv.com<br />
Am Zettersfeld am Fuß der<br />
Schobergruppe gelegen.<br />
Begehrt bei Skitourengehern,<br />
Alpinskifahrern, Schneeschuhwanderern<br />
und Rodlern.<br />
Anreise: von der Bergstation<br />
der Zettersfeld-Seilbahn bzw.<br />
der Talstation Faschingtalalm<br />
in jeweils 30 Minuten zu Fuß.<br />
Gut zu wissen: Die Hütte<br />
heißt im Volksmund Naturfreundehütte.<br />
naturfreunde-tirol.at<br />
Die „Thurntaler Rast“ gilt als<br />
gemütliche (Ski-)Hütte am<br />
Villgrater Hausberg. Seit dem<br />
Baujahr 1974 wird sie von der<br />
Familie Ortner betrieben.<br />
Anreise: über die Gemeindestraße<br />
(6,5 Kilometer von<br />
Außervillgraten), die Straße<br />
wird im Winter geräumt.<br />
Gut zu wissen: Wer es urig<br />
mag, nutzt die Almhütte –<br />
ohne Strom, ohne Fließwasser.<br />
thurntaler-rast.at<br />
BERGWELTEN 41
AUF DER PISTE<br />
Wenn die Freude<br />
mitschwingt<br />
Der Skirennläufer und ÖSV-Trainer Mario Scheiber über<br />
Carven am Morgen, kindlichen Ärger und nachhaltiges Reisen.<br />
Mir geht es wie dem Wolferl. Wenn<br />
ich morgens zum ersten Mal die<br />
Stöcke in den Schnee stoße, mit<br />
ein paar entspannten Schlittschuhschritten<br />
losfahre und schließlich<br />
in die Knie gehe, um den ersten<br />
langen Schwung zu ziehen, könnte<br />
ich singen, wenn ich es könnte (stell<br />
dir hier bitte einen Smiley vor) –<br />
wie der Wolfgang Ambros habe ich<br />
dann alles Glück in mir vereint.<br />
Wie ich fahre? Wo ich fahre?<br />
Kommt ganz darauf an, wie ich<br />
mich fühle. Ich carve, wenn<br />
mir danach ist – und Platz<br />
dafür ist auf unseren Pisten<br />
immer –, ich schwinge kurz,<br />
wenn’s steil wird. Hin und<br />
wieder gehe ich Touren.<br />
Freies Gelände muss nicht sein. Ich<br />
hab’s gerne, wenn eine Hütte in der<br />
Nähe ist, dann kann ich mich im<br />
Fall des Falles mit einem Weizen<br />
stärken.<br />
Ich fahre bei mir daheim im<br />
Defereggental, am Thurntaler im<br />
Hochpustertal oder in Matrei – weil<br />
ich Abwechslung mag. Und zum<br />
Glück gibt’s die bei uns in <strong>Osttirol</strong>.<br />
Wenn genug Schnee liegt, probiere<br />
ich mit meinen Kindern im<br />
Wald gerne Wellenbahnen, das ist<br />
gut für ihre Kondition und ihre<br />
Koordination – und außerdem erinnert<br />
es mich an meine Kindheit.<br />
Als Bub hätte ich übrigens fast<br />
aufs Skifahren gepffen. Vor unserem<br />
Haus ist es ein bisserl bergab gegangen.<br />
Dort habe ich es probiert.<br />
Aber weil es nicht so funktioniert<br />
„Ich hab’s gern, wenn<br />
in der Nähe eine Hütte ist –<br />
falls ich Stärkung brauche.“<br />
hat, wie ich mir das vorgestellt hatte,<br />
bin ich zurück ins Haus, hab die Ski<br />
in ein Eck geschmissen und gesagt:<br />
„Ich fahr nie wieder.“<br />
Heute kann ich darüber lachen.<br />
Vor allem, wenn meine Kinder<br />
hinter mir herzischen. Zwischen<br />
meinem kindlichen Frust von damals<br />
und den Familienausügen<br />
von heute liegen – wenn ich darüber<br />
nachdenke – eine erstaunliche Zahl<br />
an Jahren, mehr als hundert Weltcuprennen<br />
und viele, viele Pisten in<br />
aller Herren Länder. Geblieben ist<br />
die Freude am Skifahren.<br />
Ein kleines Postskriptum erlaube<br />
ich mir noch – weil es mir besonders<br />
wichtig ist. Was nämlich noch für<br />
<strong>Osttirol</strong> spricht – neben den netten<br />
Leuten, unserer Schneesicherheit<br />
und dem Sonnenschein –, ist, dass<br />
wir auf Nachhaltigkeit<br />
achten. Praktisch jede Piste<br />
ist von jedem Quartier<br />
aus ganz einfach per Bus<br />
zu erreichen.<br />
MARIO SCHEIBER<br />
Der frühere Skirennläufer<br />
(mehr<br />
als 100 Weltcuprennen),<br />
Jahrgang<br />
1983, arbeitet heute<br />
als Trainer für den<br />
C-Kader des ÖSV.<br />
Er lebt in St. Jakob<br />
im Defereggental.<br />
ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER<br />
42 BERGWELTEN
Die schönsten Skipisten in <strong>Osttirol</strong><br />
Für Sonnenanbeter, Kinderfreunde und anspruchsvolle Carver<br />
Schwungvolle Abfahrt<br />
im Skizentrum Sillian.<br />
Hinten der Karnische Kamm.<br />
FOTOS: BERG IM BILD, PROFER & PARTNER<br />
Skizentrum St. Jakob<br />
im Defereggental<br />
Abseits des Ansturms in vielen<br />
anderen Skigebieten besticht das<br />
Skizentrum St. Jakob im Defereggental<br />
durch Überschaubarkeit.<br />
Pisten: 23,7 km Lifte: 7<br />
Gut zu wissen: anspruchsvolle<br />
Pisten; Freeriden<br />
Saison: 5. 12. bis 10. 4.<br />
Info: stjakob-ski.at<br />
Großglockner Resort<br />
Kals-Matrei<br />
Das Großglockner Resort<br />
Kals-Matrei ist das größte Skigebiet<br />
<strong>Osttirol</strong>s und für variantenreiche<br />
Familienpisten bekannt.<br />
Plus: Blick auf den Großglockner!<br />
Pisten: 44,6 km Lifte: 18<br />
Gut zu wissen: neue Sechsersesselbahn<br />
in Kals-Großdorf<br />
Saison: 5. 12. bis 10. 4. (Kals),<br />
12. 12. bis 10. 4. (Matrei)<br />
Info: gg-resort.at<br />
Lienzer Bergbahnen<br />
Über 2.000 Sonnenstunden im<br />
Jahr machen Lienz und das Skigebiet<br />
Zettersfeld zu einer eindrucksvollen<br />
Sonnenterrasse.<br />
Das Skigebiet Hochstein lädt<br />
anspruchsvollere Skifahrer zum<br />
Carven auf der Weltcupstrecke.<br />
Pisten: 37 km Lifte: 10<br />
Gut zu wissen: Fun Area<br />
Saison: 5. 12 bis 5. 4 (Zettersfeld);<br />
19. 12. bis 14. 3. (Hochstein)<br />
Info: lienzer-bergbahnen.at<br />
Skizentrum<br />
Sillian Hochpustertal<br />
Das schneesichere und von der<br />
Sonne verwöhnte Skigebiet ist<br />
mit seinen breiten Pisten besonders<br />
interessant für Familien.<br />
Pisten: 22,4 km Lifte: 7<br />
Gut zu wissen: weitläufige Pisten<br />
Saison: 5. 12. bis 5. 4.<br />
Info: hochpustertal-ski.at<br />
Obertilliacher<br />
Bergbahnen<br />
Im Skigebiet Golzentipp trifft<br />
die beschauliche Atmosphäre für<br />
Familien auf Schneereichtum der<br />
Extraklasse. Die Pisten hat man<br />
fast für sich alleine – ein Geheimtipp<br />
für Familien und Skianfänger.<br />
Pisten: 16 km Lifte: 5<br />
Gut zu wissen: direkt beim Ort<br />
Saison: 18. 12. bis 11. 4.<br />
Info: obertilliacherbergbahnen.com<br />
<strong>Bergwelten</strong>-Tipp:<br />
Der Terrassenskilauf<br />
Für Genießer. Der Terrassenskilauf<br />
ist eine Kombination<br />
aus Pistenvergnügen und<br />
Gourmetfreuden. Das Prinzip:<br />
Sechs Hütten bieten an bestimmten<br />
Tagen besondere<br />
Köstlichkeiten an. Die Naturfreundehütte<br />
wird am<br />
Mittwoch beispielsweise zur<br />
Kaiserschmarrn-Terrasse. Plus:<br />
Das gesamte Skigebiet Lienz<br />
bietet als Sonnenterrasse ein<br />
traumhaftes Panorama.<br />
terrassenskilauf-lienz.at<br />
BERGWELTEN 43
Lange Tage,<br />
dünne Bretter<br />
Weitwandern auf Langlaufskiern? „Nicht ganz normal“,<br />
wurden wir gewarnt. Stimmt, unsere Gleitzeit<br />
durchs Hochpustertal war etwas ganz Besonderes.<br />
Text: Katharina Lehner<br />
FOTO: CHRISTIAN RIEPLER<br />
44 BERGWELTEN
Tiefster Winter<br />
Der niedrigste Punkt<br />
des Lesachtals, durch<br />
das die Grenzlandloipe<br />
führt, liegt auf 1.092,<br />
der höchste auf 1.522<br />
Metern. Angezuckerte<br />
Bäume sind hier also<br />
keine Seltenheit.<br />
W<br />
Wenn die Knopperin ins Auto<br />
steigt, weiß man im Örtchen Strassen,<br />
dann dauert es, bis man sie wieder<br />
zu Gesicht bekommt. Knopper,<br />
das ist der Name, unter dem Irmgard<br />
Huber in der Gegend bekannt<br />
ist. Die 45-Jährige ist nicht nur inmitten<br />
der <strong>Osttirol</strong>er Berge zu Hause,<br />
sondern auch auf ihnen. Und so<br />
kommt es, dass sie ausrückt und erst<br />
Stunden später wieder daheim auf<br />
ihrem Bauernhof ist.<br />
Von den Bergen erzählt sie wie<br />
von guten Bekannten, empehlt<br />
aufregende Aufstiege und Plätze<br />
zum Sitzen und Innehalten. Tatsächlich<br />
scheint sie auf jedem Gipfel<br />
gestanden, jede Tour im Umkreis<br />
schon mindestens einmal gemacht<br />
zu haben: „Manche denken,<br />
da muss man ein bisschen verrückt<br />
sein, aber ich bin ganz normal“, beteuert<br />
sie.<br />
Was aber selbst Irmgard Huber,<br />
Bergwanderführerin und Siegerin<br />
diverser Bergläufe, nicht ganz normal<br />
ndet, ist unser Vorhaben: ein<br />
mehrtägiger Langlauf durchs Hochpustertal.<br />
Tatsächlich war es gar<br />
nicht so einfach, eine Begleitung für<br />
diese Tour zu nden. Da „nicht<br />
ganz normal“ aus dem Mund der<br />
Knopperin aber ohnehin ein Kompliment<br />
zu sein scheint, ist sie dann<br />
schnell überzeugt.<br />
Weitwandern, im Winter, auf<br />
Langlaufskiern, das haben bisher<br />
noch wenige für sich entdeckt. Die<br />
Regionen brauchen dafür ein zusammenhängendes<br />
Loipennetz und<br />
eine Organisation über Orts- und<br />
mitunter auch Landesgrenzen hinaus<br />
– und die Sportlerinnen und<br />
Sportler eine gute Kondition. Wer<br />
denkt: „So ein bisschen Langlaufen,<br />
wie anstrengend kann das schon<br />
sein?“, irrt gewaltig.<br />
Das Hochpustertal, das sich<br />
westwärts von <strong>Osttirol</strong> nach Südtirol<br />
zieht, ist eines der wenigen Gebiete<br />
in den Alpen, in denen sich<br />
entlang der Loipen Ort um Ort auffädelt.<br />
Eine mehrtägige Tour ist somit<br />
machbar. Ofziell beginnt die<br />
„Trans Dolomiti“-Strecke in Obertilliach<br />
(ein Start in Lienz ist ebenso<br />
möglich), verläuft nach Sillian und<br />
über die italienische Grenze bis<br />
BERGWELTEN 45
Gerade hat sich der tief im Tal hängende<br />
Nebel verzogen, und die Schneedecke<br />
glitzert im frühen Sonnenschein.<br />
nach Cortina d’Ampezzo. Wir beginnen<br />
unsere Tour in Strassen. Von<br />
hier kann man besagte Strecke über<br />
die Grenzloipe nach Südtirol in Angriff<br />
nehmen. Oder man fährt noch<br />
ein Stück nach Kartitsch, um das<br />
Lesachtal mit den Orten Obertilliach,<br />
Untertilliach, Maria Luggau<br />
und St. Lorenzen über die Grenzlandloipe<br />
zu entdecken.<br />
Doppelstock, rechts, links<br />
Gerade hat sich der über Nacht tief<br />
im Tal hängende Nebel verzogen,<br />
und die Schneedecke glitzert im frühen<br />
Sonnenschein. Es ist reichlich<br />
kalt an diesem Morgen. Vielleicht<br />
auch deshalb, weil man nicht allzu<br />
viel anhat; beim Langlaufen wird einem<br />
sehr schnell sehr warm. Wer<br />
zur Sicherheit die Skihose anlegt,<br />
wird das bald bereuen.<br />
Doppelter Stockeinsatz bei jedem<br />
zweiten Beinabstoß. Rechts<br />
gleiten, links gleiten, rechts und<br />
links. Ziel beim Skating ist, möglichst<br />
lange auf einem Bein zu bleiben.<br />
So riskiert man zwar Stürze –<br />
aber wer hier auf Nummer sicher<br />
gehen will, verbraucht viel mehr<br />
Kraft und Energie.<br />
Beobachtet man die Menschen<br />
auf der Loipe, sieht das oft sehr<br />
mühelos aus, auch bei Kindern. Warum<br />
man sich dabei selbst so plagen<br />
muss, beginnt man sich irgendwann<br />
zu fragen – und warum es eigentlich<br />
ständig bergauf geht.<br />
Irmgard zieht ohne erkennbare<br />
Anstrengung davon: „Ungeübte laufen<br />
meist zwanzig Minuten, dann<br />
sind sie fertig.“ Ihr Rat: Bevor man<br />
sich mehrere Tage auf den Weg<br />
macht, sollten zwei Langlaufwinter<br />
in den Beinen stecken.<br />
Die schlechte Nachricht: Unsere<br />
Beine haben in diesem Winter<br />
noch sehr wenig Übung.<br />
Die beruhigende: Wer es nicht<br />
mehr packt, steigt in Bus oder Zug.<br />
Man kommt immer wieder an Haltestellen<br />
vorbei.<br />
Die gute: Das Mehrtagesgepäck<br />
muss nicht mitgeschleppt werden –<br />
es wartet schon in der nächsten Unterkunft.<br />
„2:1 symmetrisch“ heißt die Technik,<br />
die Skating-Langläufer über<br />
FOTO: SAM STRAUSS<br />
46 BERGWELTEN
Perfekte Technik<br />
Die <strong>Osttirol</strong>erin Irmgard<br />
Huber ist auf den Gipfeln,<br />
in den Tälern und auf<br />
den Loipen rund um Sillian<br />
daheim. Die richtige<br />
Langlauftechnik darf man<br />
sich von ihr abschauen.<br />
BERGWELTEN 47
Geschmackvolle Jause<br />
Spinatstrudel mit herzhaftkräftiger<br />
Käsefüllung.<br />
Rechts: Irmgard Huber zeigt<br />
der Autorin den Streckenverlauf.<br />
lange, ache Strecken bringt: Doppelstock-Einsatz<br />
und rechtes Bein,<br />
links gleiten; Doppelstock und gleiten.<br />
Kilometer um Kilometer.<br />
Irgendwann geht einem der Knopf<br />
auf, und man itzt nur so dahin.<br />
Geht doch. Wir sind die Meisterinnen<br />
des Langlaufs, Bezwingerinnen<br />
der Tagesstrecke!<br />
Bis der Wald kommt und damit<br />
der Schatten. Der Schnee ist kälter,<br />
das Wachs auf den Brettln nicht<br />
optimal auf den Temperaturwechsel<br />
abgestimmt – schon pickt man am<br />
Boden. Oder ist man nur müde<br />
und hat die Technik letztlich doch<br />
nicht drauf?<br />
Hände, Arme, Schultern, Rücken<br />
und Bauch, Gesäß und Beine<br />
– jeder Muskel muss beim Lang-<br />
laufen mithelfen. Der Hirnmuskel<br />
verwaltet die hochtourige Anstrengung,<br />
und so entgeht einem fast,<br />
wie idyllisch es hier ist. In den vergangenen<br />
Tagen hat es geschneit,<br />
eine dicke weiße Decke überzieht<br />
die Landschaft, ligrane Eiskristalle<br />
glitzern abertausendfach auf ihr.<br />
Schwarze Baumstämme, grüne Nadeln.<br />
Links und rechts ragen die<br />
Berge in die Höhe.<br />
Ein Stückchen noch durch diesen<br />
Märchenwald und dann zurück<br />
in die Sonne: Schon fällt das Gleiten<br />
wieder leichter. Bis ein Anstieg<br />
kommt. Wie war das noch einmal?<br />
Diagonaltechnik? Jeder Stock einzeln<br />
und gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden<br />
Ski? Die Herzfrequenz<br />
steigt, der Atem wird laut.<br />
Wirklich egal, wie das jetzt aussieht<br />
– solange man oben ankommt.<br />
Auf den Hochpustertaler Loipen<br />
sind viele Langläufer unterwegs –<br />
Anfänger und richtige Könner, in<br />
klassischer Technik und beim Skating.<br />
Aber beim Mehrtageslanglauf,<br />
scheint es, gibt es noch nicht so<br />
viele Gleichgesinnte – trotz Gepäcktransport<br />
von Ort zu Ort. Weiß also<br />
nicht nur Irmgard, dass das „nicht<br />
ganz normal ist“?<br />
Den Winter jedenfalls, der unseren<br />
Beinen gefehlt hat, den haben<br />
wir auf der ersten Tagesetappe<br />
bereits aufgeholt. Und ungelogen:<br />
Wir freuen uns auf die nächste.<br />
FOTOS: SAM STRAUSS<br />
48 BERGWELTEN
Die schönsten Langlauf-Loipen in <strong>Osttirol</strong><br />
Flott, romantisch und herausfordernd – eine Auswahl<br />
FOTOS: OSTTIROL WERBUNG, EXPA/ DOMINIK ANGERER<br />
Grenzlandloipe<br />
Die Grenzlandloipe verdankt ihren<br />
Namen der Nähe zu Italien,<br />
Kärnten und Südtirol und gilt als<br />
eine der schönsten und abwechslungsreichsten<br />
Loipen <strong>Osttirol</strong>s.<br />
Sie führt von Hollbruck über Kartitsch<br />
nach Obertilliach – und bietet<br />
danach viele Möglichkeiten<br />
zur individuellen Routenplanung<br />
(deshalb auch keine Zeitangabe).<br />
Start: Hollbruck<br />
Länge: 24 km Zeit: k. A.<br />
Höhenunterschied: 351 m<br />
Oberseeloipe<br />
Die im Rundkurs verlaufende<br />
Oberseeloipe startet beim Umkehrplatz<br />
des Skibusses und verläuft<br />
in Richtung Staller Sattel.<br />
Entlang des Obersee-Ufers führt<br />
die Loipe zur Oberseehütte und<br />
zurück zum Parkplatz.<br />
Start: Alpengasthaus Obersee<br />
Länge: 5,9 km Zeit: 50 min<br />
Höhenunterschied: 170 m<br />
Bobojach-Loipe<br />
Nach Querung einer Brücke führt<br />
die Loipe oberhalb eines Bauernhofs<br />
vorbei. Nach einer flotten<br />
Abfahrt überquert man eine enge<br />
Schlucht. Der Weg zurück führt<br />
steil ansteigend über die Perlogbrücke<br />
retour bis zum Freizeitzentrum.<br />
Start: Freizeitzentrum Bobojach<br />
Länge: 7,2 km Zeit: 1 h 15 min<br />
Höhenunterschied: 136 m<br />
Romantikloipe Kals<br />
Die Einstiegsstelle der Romantikloipe<br />
befindet sich beim Hotel<br />
Taurerwirt am Talschluss, wenige<br />
Kilometer nördlich von Kals am<br />
Großglockner. Im Uhrzeigersinn<br />
geht es einmal rund um den kleinen<br />
Talkessel. Der Taurerwirt bietet<br />
sich am Ende zur Einkehr an.<br />
Start: Hotel Taurerwirt, Kals<br />
Länge: 3,6 km Zeit: 30 min<br />
Höhenunterschied: 100 m<br />
Lavant-Runde<br />
Gestartet wird beim Clubhaus der<br />
Dolomitengolfanlage. Zunächst<br />
verläuft die Loipe flach in Richtung<br />
Ortskern von Lavant. Hier<br />
erfolgt ein mittelschwieriger<br />
Anstieg. Danach führt eine kurze<br />
Abfahrt Richtung Clubhaus.<br />
Start: Dolomitengolfplatz<br />
Länge: 5 km Zeit: 40 min<br />
Höhenunterschied: 30 m<br />
Unterwegs auf der Oberseeloipe,<br />
im Hintergrund der Panargenkamm,<br />
links der schneebedeckte Obersee.<br />
<strong>Bergwelten</strong>-Tipp:<br />
Der Dolomitenlauf<br />
Die richtige Herausforderung.<br />
Der Dolomitenlauf ist die<br />
größte Langlaufveranstaltung<br />
Österreichs. „Egal ob für Profis<br />
oder Amateure – wir bieten für<br />
jeden den richtigen Bewerb<br />
mit der passenden Herausforderung.<br />
Und das vor einer beeindruckenden<br />
Naturkulisse!“,<br />
sagt Organisator Franz Theurl.<br />
Infos: dolomitensport.at<br />
BERGWELTEN 49
<strong>Osttirol</strong> für daheim<br />
Der Großglockner als kuschelige Decke, Whisky aus heimischer Gerste,<br />
ein Shirt mit pulsierendem Herzschlag – Schönes für zu Hause.<br />
Text: Wolfgang Wieser<br />
1<br />
2<br />
1 KOPFSCHMUCK<br />
Reger Geist dank schützender<br />
Haube, mit feinem<br />
Fleeceband, ¤ 32,99.<br />
2 WÄRMFLASCHE<br />
Whisky aus <strong>Osttirol</strong>er<br />
Gerste, für Wärme aus<br />
dem Inneren, ¤ 57,70.<br />
3<br />
3 LIEBESBEWEIS<br />
Wer zeigen will, wofür<br />
sein Herz schlägt,<br />
Langarm-Shirt, ¤ 44,90.<br />
4 MUNTERMACHER<br />
Bio-Latschenkieferöl<br />
macht müde Pistenflitzer<br />
munter, ¤ 10,50.<br />
4 5<br />
5 BLUMENGRUSS<br />
Auf der Suche nach<br />
Edelweiß? Bitte, hier<br />
als Flachmann, ¤ 29,90.<br />
6<br />
6 HOCHGENUSS<br />
Eine runde Sache:<br />
Glocknerkugeln aus<br />
Ziegenmilch, ¤ 5,20.<br />
7 8<br />
7 KASTLDENKEN<br />
Schöner schreiben –<br />
mit Füller und Roller aus<br />
Zirbenholz, auf Anfrage.<br />
8 GIPFELTUCH<br />
Der Glockner zum Zudecken<br />
– aus 100 % Bio-<br />
Baumwolle, ¤ 89,90.<br />
WO GIBT’S WAS?<br />
1, 3, 5, 8 Tirol Shop Lienz<br />
2 kuenz-schnaps.at<br />
4 unterweger-wellness.com<br />
6 osttirol-kostbar.at<br />
7 haus-veidlis.com<br />
FOTOS: MARTIN KREIL/ RBMH, HERSTELLER<br />
50 BERGWELTEN
Unweit von der charmanten Lienzer Altstadt, und trotzdem<br />
in ruhiger Lage befindet sich unser Ferienhotel<br />
Moarhof.<br />
Lieben Sie es, auf bestens präparierten Pisten zu carven?<br />
Lienz bietet im Winter gleich 2 Skigebiete, die mit unserem<br />
hoteleigenen Skibus in kürzester Zeit erreicht werden<br />
können. Entdecken Sie mit dem Skipass „Ski-Hit“<br />
alle Skigebiete in <strong>Osttirol</strong> inklusive Mölltaler Gletscher.<br />
Entspannung nach solch eindrucksvollen Urlaubstagen<br />
verspricht auch unsere Saunawelt „Alpinarium“. Wir<br />
sind der ideale Ausgangpunkt für Erholungssuchende<br />
und Aktivurlauber zu jeder Jahreszeit.<br />
Ski-Hit <strong>Osttirol</strong> - Winterangebot<br />
• ab 3 Übernachtungen<br />
inkl. Verwöhnhalbpension<br />
• ab 2-Tages-Skipass „Ski-Hit“ <strong>Osttirol</strong><br />
ab € 308,- pro Person<br />
FERIENHOTEL MOARHOF ANGEBOTE<br />
<strong>Osttirol</strong>-Aktiv-Tage - Sommerangebot<br />
• ab 3 Übernachtungen<br />
inkl. Verwöhnhalbpension<br />
• 3in7 Tage <strong>Osttirol</strong>`s Glockner-<br />
Dolomiten-Card ab € 287,- pro Person<br />
Ferienhotel Moarhof ★★★★<br />
| Moarfeldweg 18, A-9900 Lienz | Tel. +43 4852 67567 | info@hotel-moarhof.at | www.hotel-moarhof.at<br />
Eines der am schönsten<br />
gelegenen Hotels in <strong>Osttirol</strong><br />
Besuchen Sie uns gerne für ein maßgeschneidertes Angebot<br />
auf goldried.at!
www.osttirol.com<br />
Winter, so wie er sein soll