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CityGlow Hannover Dezember 2021

Erstellt für die, die eine gute und exklusive Mischung aus regionalen Themen aus Hannover und Umgebung schätzen. Hier erfahren Sie nicht nur das Neuste aus der Mode und Luxuswelt sondern auch Freizeit, Kunst, Kultur, Wohnen und kulinarisches findet hier Platz. Genießen Sie jede Seite unseres Juni Magazins.

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Foto: © Constanze Ast<br />

ALLES EINE FRAGE DER<br />

Eine Dokumentation über bekannte Street Fotografen<br />

in New York brachte ihn wieder auf den Weg. Er<br />

erinnerte sich an die Freude und Leidenschaft.<br />

Heute ist er ein erfolgreicher Künstler, seine minimalistischen<br />

Architektur- und Street Fotografien<br />

werden international gezeigt und gewinnen viele<br />

Auszeichnungen.<br />

„Mittlerweile weiß ich, dass es bei der Fotografie<br />

nicht darauf ankommt, wie klein die Buchstaben<br />

sind, die man beim Sehtest erkennen kann. Es geht<br />

in der künstlerischen Fotografie nicht darum wieviel<br />

man sieht. Es geht darum, wie man sieht und wie<br />

man es umsetzen kann. Durch die Fotografie gehe<br />

ich an und über die Grenzen meines Sehens“.<br />

Seine aktuelle Serie „Loosing one dimension“ ist<br />

auch eine Reaktion auf die Pandemie: „Als Corona<br />

Deutschland erreichte, arbeitete ich an einer Serie,<br />

die das Spannungsverhältnis zwischen den urba-<br />

nen Räumen und ihren Bewohnern<br />

untersucht. Doch mit dem Lockdown<br />

verschwanden die Menschen von den<br />

Straßen. Das brachte mich dazu, die<br />

Architektur ganz neu zu entdecken.<br />

Ich streife bevorzugt durch <strong>Hannover</strong>s<br />

Außenbezirke, in denen sich viele<br />

nüchterne, aber bunte Betriebe und<br />

Einkaufszentren befinden. Dort kann<br />

ich verschiedene Ebenen der Gebäude<br />

durch Wahl des richtigen Blickwinkels<br />

übereinanderlegen. Durch die Reduktion<br />

der optischen Anhaltspunkte durch<br />

den entsprechenden Ausschnitt wird aus<br />

dreidimensionaler Architekturfotografie<br />

etwas, dass sich zwischen Malerei und<br />

Fotografie bewegt. Man kann hier und<br />

dort noch Hinweise auf Gebäude finden,<br />

doch oft bleibt es zwischen dem Konkreten<br />

und Abstrakten.Ich arbeite daran,<br />

dass meine Bilder etwas Rätselhaftes behalten.<br />

Ich möchte die Betrachter einladen,<br />

sich mit dem Prozess des Sehens zu<br />

beschäftigen: Was ist in dem Bild vorne,<br />

was ist hinten, wie setzt es sich zusammen?<br />

Und ich möchte dazu einladen,<br />

achtsamer durch die Straßen zu gehen,<br />

sich an Farben und Formen zu erfreuen,<br />

die uns umgeben.“<br />

Wie ein Mensch die Welt wahrnimmt, hat einen entscheidenden Einfluss darauf,<br />

wie er sich in ihr bewegt. Unsere Wahrnehmung bestimmt auch stark über unsere<br />

beruflichen, wie auch privaten Werdegang.<br />

Wie er die Welt sieht? Das ist eine Frage,<br />

die Guido Klumpe schon häufiger<br />

gehört hat. Der Fotokünstler, geboren<br />

1971 in Osnabrück, ist seit Geburt stark<br />

sehbehindert. Auf der linken Seite ist<br />

er blind, auf der rechten Seite hat er<br />

ein Sehvermögen von 25 Prozent. Seine<br />

Wahrnehmung ist zweidimensional<br />

und hat wenig Details: „Für mich ist die<br />

Welt ein bisschen wie ein Internetvideo<br />

mit geringer Datenrate. Bei einem einzelnen<br />

Gesicht erkenne ich Einzelheiten,<br />

Gesichter in einer Menschenmenge sind<br />

nur noch Flächen“.<br />

Mit 16 Jahren entdeckt er seine Passion<br />

für die Fotografie. Zunächst auf Konzerten<br />

für ein Jugendzentrum, später<br />

auch im wiederbelebten Fotolabor mit<br />

eigenen Workshops in Bildentwicklung.<br />

Nach dem Abitur reist er für ein Jahr<br />

durch Südostasien und entdeckt die Magie<br />

der Street Fotografie.<br />

Intuitiv erfasst er fotografisch den entscheidenden<br />

Augenblick in Szenen der<br />

menschlichen Interaktion, ohne das<br />

Genre überhaupt zu kennen.<br />

Zurück in Deutschland wollte er sich für<br />

ein Studium der Fotografie einschreiben,<br />

doch die deutsche Bürokratie hielt<br />

ihn auf. Als sehbehinderter Mensch sei<br />

er nicht geeignet für das Studium.<br />

Aktuell kann man seinen Kalender<br />

„<strong>Hannover</strong> „Minimal“ in der Bäckerei<br />

„Linden backt!“ an der Limmerstr. 58,<br />

und in der KaffeeBar Rossi Weidestraße<br />

6, 30453 <strong>Hannover</strong> kaufen. Den Kalender,<br />

ein Kunstkarten-Set und limitierte<br />

Drucke in Galeriequalität seiner Arbeiten<br />

bekommt man auch online auf seiner<br />

Seite Minimal-city.de.<br />

„Damals habe ich die Meinung verinnerlicht,<br />

ich könnte kein erfolgreicher<br />

Fotograf werden. Stattdessen studierte<br />

ich soziale Arbeit und leiste heute psychosoziale<br />

Beratung für Menschen, die<br />

früher als Kinder in Behinderteneinrichtungen<br />

schlimme Erfahrungen machen<br />

mussten“.<br />

minimal_city<br />

guido_klumpe<br />

Foto: © Guido Klumpe<br />

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