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Arabische Pferde IN THE FOCUS 3/201 - Gestütsportrait Vogelsberg Araber

Zeitschrift für Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes

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<strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> spielten schon recht<br />

früh im Leben von Maria Sens eine<br />

Rolle, und alles begann, nachdem sie<br />

Hadban Enzahi gesehen hatte. „Der hat mir<br />

damals als Kind gut gefallen, da ist der Funke<br />

übergesprungen“, erzählt Maria, als wir<br />

gemütlich im Garten des <strong>Vogelsberg</strong>-<strong>Araber</strong>-Gestüts<br />

sitzen. Die zweite Begegnung<br />

mit dieser Rasse fand während eines Besuchs<br />

mit dem Reitverein auf der Equitana statt, wo<br />

ihr ein Schimmelviererzug mit <strong>Araber</strong>n in Erinnerung<br />

blieb – so wurde das Interesse für<br />

diese Rasse wachgehalten, denn es gab in<br />

Deutschland ja noch nicht so viele davon, damals<br />

in den 1960er Jahren.<br />

Nach Abitur und Studium der Agrarwissenschaften<br />

zog sie mit Kind und Mann in<br />

den <strong>Vogelsberg</strong>kreis auf einen Resthof. Der<br />

Warmblutwallach aus Kindertagen war mittlerweile<br />

in die Jahre gekommen, sodass sie<br />

sich anfangs der 1990er nach einem neuen<br />

Pferd umsah. Über eine Verkaufsanzeige<br />

wurde sie auf die Vollblutaraberstute Galima<br />

(Ibn Galal-5 / Golda) *1980 aufmerksam, und<br />

kurze Zeit später stand sie bei ihr im Stall –<br />

tragend von Abu Ibn Galal, sodass der Grundstein<br />

für die weitere züchterische Tätigkeit<br />

gelegt war. Die Hengstwahl fiel dann auf den<br />

Russen Karavan (Naslednik / Carolina) *1975,<br />

der bei John Jessen stand. „Die Karavan-Fohlen<br />

waren komplett andere <strong>Pferde</strong> als die von<br />

Abu Ibn Galal“, erläutert Maria. „Sie waren einfacher<br />

im Umgang, ruhig und ausgeglichen<br />

und mehr im Reitpferdetyp - und so bin ich<br />

zu den ‚Russen’ gekommen!“<br />

Zucht<br />

Der eigene Hof<br />

Karavan hat sie so überzeugt, dass kurze Zeit<br />

später eine weitere Tochter von ihm aus der<br />

Zucht von John Jessen im Stall stand: Ravenna<br />

(a.d. Natasha II) *1996, ein gutes Reitpferd,<br />

aber da ihr erstes Fohlen ein bunter Fuchs<br />

war, und Maria mit so viel Weiß gar nicht<br />

glücklich war, wurde sie wieder verkauft.<br />

„Heute würde ich das vermutlich nicht mehr<br />

machen und ihr eine zweite Chance geben“,<br />

sagt sie. Es war auch die Zeit, als sie sich von<br />

ihrem Mann trennte und Harald Frey kennenlernte,<br />

der damals eine Kubinec-Tochter besaß,<br />

Karmen IV (a.d. Bonita) *1994, mit der er<br />

züchtete. Somit hatten sie zusammen bereits<br />

sechs <strong>Pferde</strong>, für die sie einen Hof suchten,<br />

den sie dann hier in Gemünden fanden. „Das<br />

war keine leichte Entscheidung, schließlich<br />

hatte ich ein kleines Kind und einen Job –<br />

und sich dann so ein landwirtschaftliches Anwesen<br />

zu kaufen, war ein großer Schritt“. Harald,<br />

der sowohl ein erfahrener <strong>Pferde</strong>mann<br />

als auch gelernter Handwerker ist, war von<br />

nun an für die Landwirtschaft zuständig und<br />

die ganzen handwerklichen Arbeiten, die auf<br />

so einem Hof anfallen. Mit dem Hof war jetzt<br />

auch genügend Platz vorhanden, zehn Hektar<br />

Wiesen und Weiden konnten zu den zwei<br />

Links der 2020 auf den <strong>Vogelsberg</strong> gekommene Hengst A Magic<br />

Man of Kossack (S.M.A. Magic One / Abakana Kossack) *<strong>201</strong>7, bester<br />

Eintragungshengst, gekörter Prämienhengst des VZAP.<br />

Alle Fotos: Gudrun Waiditschka<br />

3/2021 - www.in-the-focus.com<br />

Der Magic-Man-Sohn HF Maraval (A Magic Man of Kossack / Makemba) *2021 hat den Blick und<br />

den Typ von seinem Vater geerbt und wurde wie sein Bruder HF Magic Moment als Prämienfohlen<br />

ausgezeichnet.<br />

Hektar eigenem Land zugepachtet werden,<br />

und so begann 1998 die eigentliche Zucht<br />

der „<strong>Vogelsberg</strong>-<strong>Araber</strong>“. Seither wurden hier<br />

immer zwischen zwei und sieben Fohlen pro<br />

Jahr geboren, „nur ein Jahr nicht, da hatten<br />

wir den Mut verloren, weil der Absatz fehlte,<br />

daher haben wir <strong>201</strong>5 nicht gedeckt“, erläutert<br />

Maria.<br />

Kamerton zieht ein<br />

Noch einmal zurück zum Beginn: Die ersten<br />

Jahre hatte man mit verschiedenen Hengsten<br />

gedeckt, meist russischer Blutführung. Aber<br />

bei durchschnittlich vier Fohlen im Jahr läuft<br />

auch das ins Geld, und so war ein Hengstkauf<br />

durchaus eine Option, zumal man mit dem<br />

eigenen Hof ja auch die räumlichen Voraussetzungen<br />

für die Hengsthaltung hatte. Harald<br />

und Maria waren zu dieser Zeit regelmä-<br />

19<br />

ßige Besucher des Tersk Holland Sales. Als sie<br />

2003 dort waren, war ihre erste Begegnung<br />

mit dem Hengst Kamerton, als dieser aus<br />

dem Stall kam, stieg, sich losriss und dann<br />

frei auf dem Gestütsgelände herumlief. „Den<br />

Idioten will ich nicht“, war Marias spontaner<br />

Gedanke. „Aber laufen konnte er damals<br />

schon, er fiel gerade dadurch auf, dass er sich<br />

elastisch und mit viel ‚Gummi’ bewegte. Und<br />

dann kam er in den Auktionsring – und keiner<br />

wollte ihn haben. Das Mindestgebot wurde<br />

nicht erreicht – back to the stable!“ Zwischenzeitlich<br />

aber war Harald aufgestanden<br />

und weggegangen. Er ging in den Stall und<br />

schaute sich den Hengst nochmals genauer<br />

an: Kein Überbiss, kein Kryptorchide, alle vier<br />

Beine und Sehnen glasklar, und anfassen ließ<br />

er sich auch überall. Minuten später war er<br />

gekauft! Harald war schon immer der mutigere<br />

von den beiden...<br />

Kamerton stellte sich als Glücksgriff heraus,<br />

denn seine Nachkommen sind klar im Kopf,<br />

haben gute Reiteigenschaften und beste<br />

Gänge. „Wir hatten uns schon sehr früh für

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