<strong>Vogelsberg</strong>-<strong>Araber</strong> Zucht Erfolg braucht seine Zeit Seit rund 20 Jahren züchten Maria Sens und Harald Frey arabische <strong>Pferde</strong> im schönen <strong>Vogelsberg</strong>kreis, zwischen Gießen und Kassel gelegen. Sie haben ihre Nische im bunten Spektrum der Blutlinien und Verwendungszwecke gefunden und züchten arabische Reitpferde aus überwiegend russisch-polnischen Linien. Konsequenz und Durchhaltevermögen wird belohnt – dieses Jahr hatten sie mit Abstand die beste Decksaison. 18 © ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/2021
<strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> spielten schon recht früh im Leben von Maria Sens eine Rolle, und alles begann, nachdem sie Hadban Enzahi gesehen hatte. „Der hat mir damals als Kind gut gefallen, da ist der Funke übergesprungen“, erzählt Maria, als wir gemütlich im Garten des <strong>Vogelsberg</strong>-<strong>Araber</strong>-Gestüts sitzen. Die zweite Begegnung mit dieser Rasse fand während eines Besuchs mit dem Reitverein auf der Equitana statt, wo ihr ein Schimmelviererzug mit <strong>Araber</strong>n in Erinnerung blieb – so wurde das Interesse für diese Rasse wachgehalten, denn es gab in Deutschland ja noch nicht so viele davon, damals in den 1960er Jahren. Nach Abitur und Studium der Agrarwissenschaften zog sie mit Kind und Mann in den <strong>Vogelsberg</strong>kreis auf einen Resthof. Der Warmblutwallach aus Kindertagen war mittlerweile in die Jahre gekommen, sodass sie sich anfangs der 1990er nach einem neuen Pferd umsah. Über eine Verkaufsanzeige wurde sie auf die Vollblutaraberstute Galima (Ibn Galal-5 / Golda) *1980 aufmerksam, und kurze Zeit später stand sie bei ihr im Stall – tragend von Abu Ibn Galal, sodass der Grundstein für die weitere züchterische Tätigkeit gelegt war. Die Hengstwahl fiel dann auf den Russen Karavan (Naslednik / Carolina) *1975, der bei John Jessen stand. „Die Karavan-Fohlen waren komplett andere <strong>Pferde</strong> als die von Abu Ibn Galal“, erläutert Maria. „Sie waren einfacher im Umgang, ruhig und ausgeglichen und mehr im Reitpferdetyp - und so bin ich zu den ‚Russen’ gekommen!“ Zucht Der eigene Hof Karavan hat sie so überzeugt, dass kurze Zeit später eine weitere Tochter von ihm aus der Zucht von John Jessen im Stall stand: Ravenna (a.d. Natasha II) *1996, ein gutes Reitpferd, aber da ihr erstes Fohlen ein bunter Fuchs war, und Maria mit so viel Weiß gar nicht glücklich war, wurde sie wieder verkauft. „Heute würde ich das vermutlich nicht mehr machen und ihr eine zweite Chance geben“, sagt sie. Es war auch die Zeit, als sie sich von ihrem Mann trennte und Harald Frey kennenlernte, der damals eine Kubinec-Tochter besaß, Karmen IV (a.d. Bonita) *1994, mit der er züchtete. Somit hatten sie zusammen bereits sechs <strong>Pferde</strong>, für die sie einen Hof suchten, den sie dann hier in Gemünden fanden. „Das war keine leichte Entscheidung, schließlich hatte ich ein kleines Kind und einen Job – und sich dann so ein landwirtschaftliches Anwesen zu kaufen, war ein großer Schritt“. Harald, der sowohl ein erfahrener <strong>Pferde</strong>mann als auch gelernter Handwerker ist, war von nun an für die Landwirtschaft zuständig und die ganzen handwerklichen Arbeiten, die auf so einem Hof anfallen. Mit dem Hof war jetzt auch genügend Platz vorhanden, zehn Hektar Wiesen und Weiden konnten zu den zwei Links der 2020 auf den <strong>Vogelsberg</strong> gekommene Hengst A Magic Man of Kossack (S.M.A. Magic One / Abakana Kossack) *<strong>201</strong>7, bester Eintragungshengst, gekörter Prämienhengst des VZAP. Alle Fotos: Gudrun Waiditschka 3/2021 - www.in-the-focus.com Der Magic-Man-Sohn HF Maraval (A Magic Man of Kossack / Makemba) *2021 hat den Blick und den Typ von seinem Vater geerbt und wurde wie sein Bruder HF Magic Moment als Prämienfohlen ausgezeichnet. Hektar eigenem Land zugepachtet werden, und so begann 1998 die eigentliche Zucht der „<strong>Vogelsberg</strong>-<strong>Araber</strong>“. Seither wurden hier immer zwischen zwei und sieben Fohlen pro Jahr geboren, „nur ein Jahr nicht, da hatten wir den Mut verloren, weil der Absatz fehlte, daher haben wir <strong>201</strong>5 nicht gedeckt“, erläutert Maria. Kamerton zieht ein Noch einmal zurück zum Beginn: Die ersten Jahre hatte man mit verschiedenen Hengsten gedeckt, meist russischer Blutführung. Aber bei durchschnittlich vier Fohlen im Jahr läuft auch das ins Geld, und so war ein Hengstkauf durchaus eine Option, zumal man mit dem eigenen Hof ja auch die räumlichen Voraussetzungen für die Hengsthaltung hatte. Harald und Maria waren zu dieser Zeit regelmä- 19 ßige Besucher des Tersk Holland Sales. Als sie 2003 dort waren, war ihre erste Begegnung mit dem Hengst Kamerton, als dieser aus dem Stall kam, stieg, sich losriss und dann frei auf dem Gestütsgelände herumlief. „Den Idioten will ich nicht“, war Marias spontaner Gedanke. „Aber laufen konnte er damals schon, er fiel gerade dadurch auf, dass er sich elastisch und mit viel ‚Gummi’ bewegte. Und dann kam er in den Auktionsring – und keiner wollte ihn haben. Das Mindestgebot wurde nicht erreicht – back to the stable!“ Zwischenzeitlich aber war Harald aufgestanden und weggegangen. Er ging in den Stall und schaute sich den Hengst nochmals genauer an: Kein Überbiss, kein Kryptorchide, alle vier Beine und Sehnen glasklar, und anfassen ließ er sich auch überall. Minuten später war er gekauft! Harald war schon immer der mutigere von den beiden... Kamerton stellte sich als Glücksgriff heraus, denn seine Nachkommen sind klar im Kopf, haben gute Reiteigenschaften und beste Gänge. „Wir hatten uns schon sehr früh für