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Vitalstoffe 4/2021

Vitalstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist. Leser sind Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln, Vermarkter, Lohnhersteller und Rohstoffhersteller bis hin zum Point of Sales sowie Ärzte, Ernährungsspezialisten und Apotheker.

Vitalstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

Leser sind Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln, Vermarkter, Lohnhersteller und Rohstoffhersteller bis hin zum Point of Sales sowie Ärzte, Ernährungsspezialisten und Apotheker.

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Omega 3<br />

Hypertriglyzeridämie werden bis zu 4 g /<br />

Tag eingesetzt (6).<br />

Die Bioverfügbarkeit von EPA und DHA<br />

ist allerdings komplex: Sie variiert interindividuell<br />

mit einem Faktor 13, ist mit<br />

einer fettreichen Mahlzeit um den Faktor<br />

13 besser als ohne fettreiche Mahlzeit;<br />

weitere Einflüsse wie Emulgierung existieren<br />

(4, 5, 7). Deshalb ist es unmöglich,<br />

die Bioverfügbarkeit von EPA und<br />

DHA bei einer Person vorherzusagen,<br />

was die Empfehlung einer fixen Dosis<br />

für Jedermann in Frage stellt. Wie gerade<br />

diskutiert, wird dieses Problem noch<br />

durch Unkenntnis der Ausgangsspiegel<br />

in Studien oder im klinischen Alltag<br />

kompliziert.<br />

Spiegel von EPA und DHA in Erythrozyten<br />

(Omega-3-Index) werden oft als<br />

ihr Prozentsatz von insgesamt 26 gemessenen<br />

Fettsäuren angegeben. Es gibt<br />

ein standardisiertes Messverfahren, das<br />

durch 346 Publikationen in internationalen<br />

Journalen belegt ist (HS-Omega-<br />

3-Index ® )(5). Dieses Verfahren hat eine<br />

analytische Variabilität von 4%, und die<br />

biologische Variabilität von EPA und<br />

DHA in Erythrozyten ist niedrig (5). Mit<br />

anderen analytischen Methoden erhält<br />

man teils stark abweichende Ergebnisse<br />

(5). EPA und DHA in Erythrozyten sind<br />

repräsentativ für EPA und DHA in allen<br />

anderen bisher untersuchten Zellen (4).<br />

Logischerweise korrelieren klinische Effekte<br />

von EPA und DHA enger mit ihren<br />

Spiegeln in Erythrozyten als mit ihrem<br />

Verzehr (5).<br />

Spiegel von EPA und DHA können auch<br />

in anderen Proben oder Fettsäurekompartments<br />

gemessen werden. Kurzfristige<br />

Veränderungen von EPA und DHA<br />

bilden sich in den Fettsäuren von Plasma,<br />

Plasma-Phospholipiden oder Serum<br />

ab, wie in Einzeldosis-Bioverfügbarkeitsstudien<br />

gemessen (5, 7). Hinsichtlich<br />

klinischer Endpunkte sind diese<br />

Kompartments weniger informativ, während<br />

EPA und DHA in Cholesterin-Estern<br />

oder im Fettgewebe keine Aussagen<br />

zulassen (8, 9). Die biologische Variabilität<br />

von Fettsäuren in Plasma-Phospholipiden<br />

ist größer als in Erythrozyten,<br />

was das Signal-Rausch-Verhältnis für<br />

EPA und DHA in Erythrozyten günstiger<br />

gestaltet als in Plasma-Phospholipiden<br />

(5). Zudem wurde bisher kein standardisiertes<br />

Messverfahren für Fettsäuren<br />

in Plasma-Phospholipiden etabliert (5).<br />

Ein nicht-standardisiertes Messverfahren<br />

kann verlässliche Ergebnisse innerhalb<br />

einer Studie offerieren (interne<br />

Validität), während ein standardisiertes<br />

Messverfahren externe Validität liefert,<br />

da die Ergebnisse mit identisch erhobenen<br />

anderen Resultaten vergleichbar<br />

sind. Letzteres ist die Voraussetzung für<br />

die Verwendung eines Laborparameters<br />

in der klinischen Medizin. Insgesamt hat<br />

das standardisierte Messverfahren für<br />

den Omega-3-Index eine große Datenbasis,<br />

weitere wichtige Vorteile und bietet<br />

sich daher primär für Forschung und klinische<br />

Medizin an.<br />

In jeder bisher untersuchten Population<br />

hatte der Omega-3-Index eine statistische<br />

Normalverteilung; Mittelwerte<br />

variierten allerdings erheblich (5). Patienten<br />

mit Herzinsuffizienz, mit eingeschränkter<br />

linksventrikulärer Funktion<br />

(HFrEF) oder mit majorer Depression<br />

sind durch ihren niedrigen Omega-3-Index<br />

charakterisiert, während deutsche<br />

Mittachtziger ohne Demenz oder gesunde<br />

Japaner einen Omega-3-Index im<br />

Zielbereich von 8 – 11% aufweisen (10,<br />

11, 12). Bisher gibt es keine Nachweise<br />

zu Menschen mit einem Omega-3-Index<br />

20% ausfindig gemacht werden (5).<br />

Zusammengefasst machen es die gerade<br />

diskutierten Tatsachen unsinnig,<br />

Teilnehmer für Interventionsstudien mit<br />

EPA und DHA zu rekrutieren, ohne ihren<br />

Ausgangs-Omega-3-Index zu bestimmen.<br />

Diese Fakten machen es auch erforderlich,<br />

den Omega-3-Index während<br />

der Studie zu verfolgen, individuell die<br />

Dosis von EPA und/oder DHA anzupassen<br />

und die Studie aus der Perspektive<br />

des Omega-3-Index auszuwerten.<br />

Der Einsatz von EPA und DHA in der<br />

klinischen Routine sollte dem gleichen<br />

Muster folgen: erst die Notwendigkeit<br />

einer Supplementation bestimmen, ggf.<br />

damit beginnen, nach Kontrolle des<br />

Omega-3-Index nach drei bis vier Monaten<br />

die Dosis adjustieren, mit anschließenden<br />

jährlichen Kontrollen.<br />

Omega-3-Spiegel und<br />

Studien-Design und<br />

-Ergebnisse<br />

Wird für eine Interventionsstudie eine<br />

Population mit Ausgangsspiegeln nahe<br />

dem Zielbereich für den Omega-3-Index<br />

(8 – 11 %) rekrutiert, so können keine<br />

Effekte von EPA und DHA erwartet<br />

werden, und das Studienergebnis wird<br />

neutral sein, wie dies ASCEND gezeigt<br />

hat (15). Wird eine Studienpopulation<br />

ohne Ansehen der Ausgangsspiegel rekrutiert<br />

und eine niedrige Dosis EPA<br />

und DHA eingesetzt (z. B. um 900 mg/<br />

Tag), werden sich wegen der komplexen<br />

Bioverfügbarkeit von EPA und DHA ihre<br />

Spiegel in Verum und Placebo nur unwesentlich<br />

unterscheiden, wie viele Studien<br />

mit neutralen Ergebnissen zeigten (z. B.<br />

SU.FO.MOL, OMEGA, ORIGIN oder<br />

Vital) (4, 5). Im Gegensatz dazu zeigen<br />

Interventionsstudien in Populationen mit<br />

niedrigem Ausgangs-Omega-3-Index,<br />

wie in Patienten mit HFrEF oder mit einer<br />

hohen Dosis wie in REDUCE-It oder<br />

JELIS, positive Ergebnisse (4, 5, 10, 11,<br />

16, 17). Bei REDUCE-It wurde nicht<br />

nur die Verum- mit der Placebo-Gruppe<br />

verglichen, sondern auch die klinischen<br />

Ereignisse auf die erreichten Serum-<br />

Spiegel bezogen (17, 18). Die Häufigkeit<br />

der meisten Endpunkte war minimal<br />

mit mittelhohen Spiegeln, was mit<br />

einem Omega-3-Index im Zielbereich<br />

vergleichbar sein könnte. Der primäre<br />

Endpunkt wurde um 25% reduziert (im<br />

Vergleich Verum – Placebo), bzw. um<br />

65% (im Vergleich optimale – niedrige<br />

Spiegel) (17, 18).<br />

Entsprechende Zahlen für die Gesamtmortalität<br />

waren 13% bzw. 40%, oder für<br />

Schlaganfall 28% bzw. 50%, mit ähnlichen<br />

Unterschieden für andere Endpunkte<br />

(17, 18). Die Werte auf Basis der Spiegel<br />

entsprechen den epidemiologischen<br />

Daten auf Basis des Omega-3-Index und<br />

November <strong>2021</strong><br />

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