Stadtstreicher 12.2021-02.2022
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»WER HEUTE<br />
EINEN GEDANKEN<br />
SÄT…«<br />
CHEMNITZMAGAZIN 122021 BIS 022022<br />
CHEMNITZ<br />
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LIEBE LESERINNEN<br />
UND LIEBE LESER,<br />
es nicht nicht zu fassen, wie lange dieses<br />
Grußwort diesmal auf unserer To-Do-Liste<br />
darauf warten musste, abgehakt zu werden.<br />
Selten fiel es schwerer, ein paar einleitende<br />
Worte zu verfassen, die Lust auf das Heft machen<br />
und gleichzeitig den Puls der Zeit einfangen.<br />
Letzteres war der Grund, warum es<br />
an der Tastatur einfach nicht laufen wollte.<br />
Dabei gehört es doch zur Natur eines Schreiberlings,<br />
den Mitteilungsdrang geordnet aufs<br />
Papier zu bringen. Geordnet, so scheint es, ist<br />
in diesen Tagen im November aber gar nichts<br />
mehr. Die Wucht und Komplexität des allumspannenden<br />
Themas Corona lähmt auch<br />
Wir haben uns für dieses Magazin<br />
außerdem mit dem alternden Chemnitz<br />
auseinandergesetzt, mit Wasserstoff, dem<br />
Wirtschaftszweig der Zukunft, mit der<br />
Verwandlung unserer Innenstadt…<br />
uns. Vor allem aber holt es den Respekt vor<br />
den eigenen Worten wieder zurück. Das erleben<br />
wir mittlerweile überall im Alltag: im<br />
Klassenchat mit anderen Eltern, beim Fußballtraining<br />
der Kinder, am Arbeitsplatz,<br />
im Supermarkt. In alltäglichen Gesprächen<br />
schlägt uns schnell ein militanter Ton entgegen,<br />
wenn man Worte nicht mit Bedacht<br />
wählt. Schnell erreicht der alltägliche Dialog<br />
eine sehr persönliche Ebene. Wir lernen<br />
unsere Mitmenschen, Freunde, Partner, Verwandte<br />
und Arbeitskollegen von einer völlig<br />
neuen Seite kennen. Menschen, die Bedenken<br />
zeigen und sich nicht spritzen lassen, werden<br />
zu „Gegnern“, zu Impfgegnern. In welches<br />
Licht werden diese Menschen gerückt, wenn<br />
unser Gesundheitsminister von der „Pandemie<br />
der Ungeimpften“ spricht? Und selbst an<br />
dieser Stelle, fühlt sich der Verfasser dieser<br />
Zeilen fast genötigt, seinen Impfstatus preis-<br />
zugeben. Sonst könnte man das Ganze noch<br />
in den falschen Hals bekommen. Dass die<br />
Pandemie Kurioses zu Tage fördern würde,<br />
konnten wir anfangs allenfalls erahnen. Aber<br />
dass wir uns als Gesellschaft so spalten werden,<br />
war nicht unbedingt abzusehen. Was ist<br />
aus dem Gedanken geworden, dass wir eine<br />
Gemeinschaft sind, in der wir uns gegenseitig<br />
schützen und unterstützen sollten? Dass<br />
dieser Gedanke noch nicht gänzlich im Sande<br />
versiegt ist, zeigt sich manchmal in scheinbar<br />
banalen Dingen: Zum Beispiel dann, wenn<br />
sich Menschen privat treffen und die Geimpften<br />
unter ihnen im Vorfeld ebenfalls einen<br />
Schnelltest machen, um diejenigen zu schützen,<br />
die sich gegen eine Impfung entschieden<br />
haben. Niemand muss die Meinung der Anderen<br />
gutheißen, aber wir sollten respektvoll<br />
damit umgehen, vernünftige Dialoge führen<br />
und gemeinsam Lösungen suchen. Damit soll<br />
nun auch gut sein mit dem Thema! Es gibt<br />
schließlich noch so viel mehr, über das sich zu<br />
schreiben und zu diskutieren lohnt. Beispielsweise<br />
über die etwas provokante Frage: Wie<br />
viele Frauen verträgt Chemnitz? Wir haben<br />
uns für dieses Magazin außerdem mit dem<br />
alternden Chemnitz auseinandergesetzt, mit<br />
Wasserstoff, dem Wirtschaftszweig der Zukunft,<br />
mit der Verwandlung unserer Innenstadt…<br />
Und natürlich behalten wir außerdem<br />
den Weg von Chemnitz zur Kulturhauptstadt<br />
2025 im Auge. Neben dem Geschäftsführer<br />
der neu gegründeten GmbH lassen wir auch<br />
Bilder sprechen. Nun hoffen wir, dass ihr alle<br />
gut über den Winter kommt, euch gegenseitig<br />
mit Respekt begegnet und nicht nur körperlich,<br />
sondern auch mental gesund bleibt.<br />
Die Redaktion.<br />
o<br />
2<br />
3
Wie viele Frauen verträgt Chemnitz? Seite 06<br />
Auf dem Weg<br />
zur Kulturhauptstadt<br />
So kann es doch weitergehen: Ein erstes Monitoring<br />
für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz<br />
2025 bescheinigt der Stadt und dem Organisationsteam<br />
einen hohen Grad an Professionalität.<br />
Der Jurybericht lobt die soliden Fortschritte seit<br />
der Verkündung vor einem Jahr. Natürlich gibt<br />
es auch Kritikpunkte, die unter anderem Stefan<br />
Schmidtke anpacken wird. Im Interview verrät<br />
der Geschäftsführer für<br />
Chemnitz 2025, warum<br />
er dafür in seine Heimat<br />
zurückkehrte.<br />
3 Chemnitz,<br />
4<br />
Stadt des<br />
Wasserstoffs<br />
44<br />
Olympioniken<br />
2 O<br />
Chemnitz und Wasserstoff – da war doch was?<br />
Richtig, ein Megaprojekt: Der Aufbau eines<br />
von morgen<br />
Technologiezentrums, für das die Stadt dieses<br />
Jahr den Zuschlag bekommen hat. Damit fließen<br />
beachtliche Fördermittel nach Chemnitz, wobei es Im Februar messen sich in Peking wieder die<br />
ursprünglich ein paar Euro mehr hätten sein sol-<br />
Besten der Besten bei den Olympischen Winter-<br />
len. Aber Bayern hatte wohl etwas dagegen, dass<br />
Chemnitz nach der Kulturhauptstadt die nächste<br />
große Sache nach Sachsen holt. Wir haben einmal<br />
zusammengefasst, was ihr rund ums Thema<br />
Wasserstoff wissen solltet.<br />
Altes Chemnitz:<br />
Eine Chance für die Stadt? Seite 24<br />
spielen. Doch wie sieht es eigentlich für die kommenden<br />
Jahre aus? Welches Potenzial schlummert<br />
in und um Chemnitz? Welche Nachwuchstalente<br />
werden in den nächsten Jahren um die begehrten<br />
Medaillen kämpfen? Wir haben uns in der Region<br />
einmal umgeschaut und stellen fünf Nachwuchssportler<br />
vor, die auf Skiern, Schlittschuhen oder<br />
Rennschlitten einiges drauf haben.<br />
City-Großprojekt:<br />
Neue Johannisvorstadt Seite 40<br />
Niners:<br />
Hochgefühle nach dem Bayern-Kracher Seite 54<br />
IMPRESSUM<br />
Anschrift:<br />
<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH, Hohe<br />
Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />
Tel.: 0371-383800, Fax: 0371-<br />
3838038<br />
E-Mail: info@stadtstreicher.de<br />
www.stadtstreicher.de,<br />
www.facebook.com/<br />
<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz,<br />
Instagram:<br />
@stadtstreicher_chemnitz<br />
ISSN: 0940-149<br />
Herausgeber & Geschäftsleitung:<br />
Markus Wolf<br />
Redaktion: Rico Hinkel-Schollbach<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Peggy Schellenberger, Hans<br />
Brinkmann, Eske Bockelmann,<br />
Stephan Beckert, Steffi Hofmann,<br />
Matthias Pattloch, Jenny Zichner<br />
Fotografen: Rico Hinkel-Schollbach,<br />
Stephan Beckert, Peggy<br />
Schellenberger, Sylvia Baum,<br />
Kristin Schmidt, Archiv, Agenturen.<br />
Titel: Shutterstock<br />
Controlling/Verkauf:<br />
Denise Frake<br />
Anzeigen und Promotion:<br />
Nico Bazan (0371) 3838080<br />
Layout: <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH<br />
Redaktionssekretariat:<br />
Uta Richter<br />
Vertrieb: Das Heft gibt es für eine<br />
Schutzgebühr an ausgewählten<br />
Vertriebsstellen im Einzelverkauf<br />
für 2,00 EURO oder im Jahresabo<br />
für 10 EURO.<br />
Programminformationen werden<br />
online kostenlos abgedruckt. Eine<br />
Gewähr für die Richtigkeit der<br />
Angaben kann nicht übernommen<br />
werden. Urheberrechte für Beiträge,<br />
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und Anzeigenentwürfe bleiben<br />
beim Verlag bzw. bei den Autoren.<br />
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Manuskripte und Vorlagen kann<br />
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ihres Programms an<br />
die <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH übergeben,<br />
sind für die Forderungen<br />
des Urhebers selbst verantwortlich.<br />
Leserbriefe, Anzeigen und<br />
namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Für alle Verlosungen ist der<br />
Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
Verantwortlich für Redaktionellen<br />
Inhalt: V.i.S.d.P.:<br />
Der Herausgeber<br />
Namentlich gezeichnete Artikel:<br />
Redakteure dieser Ausgabe<br />
Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabe: 20.11.2021<br />
Nächster Anzeigen- und Redaktionsschluss:<br />
15.<strong>02.2022</strong><br />
Anschrift aller Verantwortlichen<br />
ist die Verlagsanschrift.
o 5<br />
4<br />
Im Handumdrehen<br />
lecker<br />
58<br />
Ob Quarantäne oder Lockdown – einige von uns<br />
werden wieder mehr Freizeit haben, als ihnen lieb<br />
ist. Was anfangen mit der ganzen Zeit? Ganz einfach:<br />
Neue Hobbys entdecken, kochen vielleicht.<br />
In unserer Reihe zeigen Falk und Mario seit jeher<br />
wie es geht – ganz ohne Schnörkel oder Blattgold,<br />
wie das Rezept dieser Ausgabe: Hähnchenbrust<br />
auf Kartoffel-Radieschen-Salat.<br />
Lesestoff für kalte Tage<br />
„Es gibt zwei neue Bücher über Chemnitz. Wollen<br />
wir die nicht vorstellen?“ So fing unsere Geschichte<br />
rund um Literatur für die kalte Jahreszeit<br />
an. Und plötzlich ploppten sie auf: immer mehr<br />
Mails mit noch mehr Büchern, die von Chemnitzerinnen<br />
und Chemnitzern verfasst wurden. So<br />
ist einiges an Lesestoff von kreativen<br />
Menschen unserer Stadt<br />
78<br />
zusammen gekommen.<br />
Aber lest selbst.<br />
inhalt<br />
Und was trinkt ihr so?<br />
Während im Sommer die Getränke nicht kalt genug<br />
sein können, stehen im Winter natürlich Heißgetränke<br />
hoch im Kurs. Allen voran der Glühwein,<br />
den wir auch in diesem Jahr wohl lieber zu Hause<br />
genießen. Doch immer nur Glühwein ist doch auch<br />
irgendwann langweilig. Wir haben uns einmal<br />
umgehört, welche Heißgetränke im Streicher-Team<br />
den Winter versüßen – natürlich inklusive Rezepte,<br />
damit ihr gleich probieren könnt.<br />
60<br />
Streicher-Kolumne<br />
zur Kulturhauptstadt Seite 66<br />
Chemnitzer Videoprojekte Seite 68<br />
Persönliche Eindrücke<br />
Kulturelle Einrichtungen haben es in dieser Zeit<br />
wahrlich nicht leicht. Umso bemerkenswerter ist<br />
die Vielzahl an Ausstellungen und Premieren, die<br />
in diesem Jahr schon stattfinden konnten. Unsere<br />
Redakteure haben die Chance genutzt und sich<br />
die neuesten Inszenierungen und Ausstellungen<br />
angeschaut. Ihr Resümee gibt’s wie immer in<br />
unserem Kulturteil. Ab Seite 70<br />
Intro Seite 03<br />
Impressum Seite 04<br />
Veranstaltungstipps Seite 82<br />
Stadtpflaster Seite 88<br />
Fotos:<br />
Kristin Schmidt,<br />
Rico Hinkel-Schollbach,<br />
Stephan Beckert,<br />
Sylvia Baum
Text: Jenny Zichner, Illustrationen Shutterstock<br />
WO SIND<br />
DIE FRAUEN?<br />
Chemnitz fehlt es an Weiblichkeit. Das muss sich ändern.<br />
Aber wo anfangen? Wir haben uns auf die Suche gemacht<br />
nach starken Stimmen und Projekten.<br />
Ob es denn keine geeignete Bewerberin gegeben habe,<br />
fragt ein Kollege zur Pressekonferenz für den neuen<br />
Chef der Kulturhauptstadt GmbH. Schließlich wurde<br />
im letzten Jahr viel darüber diskutiert, dass es im<br />
Team an Frauen mangelt. Die komplette Führungsriege:<br />
nur Männer. Mit Stefan Schmidtke kommt<br />
nun der nächste hinzu. Beim konkreten Machen hingegen sind Frauen<br />
unverzichtbar. Etwa Barbara Holub, die als Kuratorin eines der größten<br />
Projekte umsetzen wird: die Parade der Apfelbäume. Am 6. November<br />
ging’s los, die ersten Bäume wurden gepflanzt. Und mit den Apfelbäumen<br />
sind wir auch gleich beim Anfang der Geschichte - bei Adam und<br />
Eva, dem Sündenfall, dem Mann und ihm zur Seite eine Frau. Alles bekannt<br />
und seit Jahrhunderten die Legitimation des Patriarchats. Klar<br />
haben sich Frauen derweil emanzipiert, wird Gleichstellung inzwischen<br />
gern groß geschrieben. Aber wie steht es tatsächlich um die Macht des<br />
Weiblichen in unserer Gesellschaft? Wie in Chemnitz? Rein statistisch<br />
gesehen halten die Frauen in unserer Stadt die Mehrheit, es gibt etwa<br />
2500 Männer weniger. Bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung<br />
wendet sich das Blatt aber schon, vom durchschnittlichen Einkommen<br />
reden wir noch gar nicht.<br />
Ältere Generationen erinnern noch gern an die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie in der DDR, daran, dass Frauen arbeiteten und finanziell unabhängig<br />
waren. Doch das änderte offenbar nichts am konservativen Rollenbild,<br />
in dem Haushalt und Kinder eben nach wie vor Sache der Frauen<br />
waren. „Meine Mutti ist Abteilungsleiter, alle Tage steht sie ihren Mann“,<br />
hieß es in einem Gedicht, das jeder DDR-Grundschüler beherrschte und<br />
das es Kindern nahelegte, doch im Haushalt zu helfen, um endlich mehr<br />
Zeit mit der Mutter zu haben. Männer, die Väter waren offensichtlich keine<br />
Option. Vom Gender-Desaster dieser Liedzeilen mal abgesehen…
o 7<br />
6
BEI DER<br />
BEWERBUNG UNSERER<br />
PARTNERSTADT TAMPERE ALS<br />
EUROPÄISCHE KULTURHAUPTSTADT<br />
2026 GING ES GANZ ZENTRAL UM DIE<br />
FRAUENFREUNDLICHE STADT.<br />
EIN THEMA, DAS<br />
WIR IN CHEMNITZ<br />
NICHT MAL ERWO-<br />
GEN HABEN.<br />
Fotos für Montage: shutterstock<br />
Halbes Jahrhalbe<br />
Miete<br />
Infos:<br />
0371<br />
38222-229<br />
Pia Hamann<br />
Gleichstellungsbeauftragte<br />
der Stadt Chemnitz<br />
Nichtsdestotrotz wirkt die DDR offenbar bis heute nach. Immerhin<br />
sind derzeit knapp 80 % der Frauen in Sachsen erwerbstätig,<br />
weit mehr als im westlichen Bundesgebiet. Dass sie nach wie vor<br />
auch zumeist diejenigen sind, die am Kindergartentor stehen, die<br />
Wäsche waschen, das Essen auf den Tisch bringen, ist in der Pandemie<br />
ausreichend besprochen worden. Aber es gibt Anzeichen<br />
für eine Veränderung. So informiert eine Stadtsprecherin auf Anfrage:<br />
Beim Erziehungsurlaub werde zwar noch immer überwiegend<br />
das Modell 12 Monate Mutter, 2 Monate Vater in Anspruch<br />
genommen. „Die Tendenz, dass auch die Kindesväter die Elternzeit<br />
und das Elterngeld in Anspruch nehmen, stieg in den vergangenen<br />
Jahren stetig an.“<br />
Gleichberechtigung erfordere nun mal bestimmte Rahmenbedingungen,<br />
konstatiert Pia Hamann. Wer die Gleichstellungsbeauftragte<br />
der Stadt besucht, muss durch den Fahrrad-Abstellraum.<br />
Besser lässt sich die Wertschätzung für das Thema nicht beschreiben.<br />
„Unser gutes Kita- und Hortangebot ist das eine, aber es gehört<br />
viel mehr dazu“, sagt sie. „Skandinavien ist uns da um einiges voraus.<br />
Zum Beispiel ging es in der Bewerbung unserer Partnerstadt<br />
Tampere als europäische Kulturhauptstadt 2026 ganz zentral um<br />
die frauenfreundliche Stadt. Ein Thema, das wir nicht mal erwogen<br />
haben. Und wenn die Rotarier am Roten Turm die Tafeln für berühmte<br />
Persönlichkeiten anbringen, dann muss man sie schon erinnern,<br />
dass da auch Frauen wie Marianne Brandt dazu gehören.“<br />
Jetzt heißt es schnell sein –<br />
Angebot gilt bei Mietbeginn bis zum 31.<strong>12.2021</strong>!<br />
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*Nebenkostenvorauszahlungen sind von der Aktion<br />
ausgeschlossen. Aktion nicht kombinierbar.
Verwunderlich ist das alles nicht: Allein der Blick in die Büros der<br />
Stadtverwaltung ist eindeutig. Es gibt (noch?) keine Bürgermeisterin.<br />
Laut der Gleichstellungsbeauftragten wird auch nur rund ein Drittel<br />
der Fachämter von Frauen geleitet, während Abteilungen wiederum<br />
zu 70 % in weiblicher Hand sind. Es gibt sie also, die weiblichen Führungskräfte.<br />
Nur warum kommen sie nicht ganz oben an? Und warum<br />
sitzen im Stadtrat nicht mal 30 % Frauen?<br />
Weil da die Familie vorgeht? Weil Frauen nicht genug machthungrig<br />
sind? Weil sie schneller an ihren Fähigkeiten zweifeln? „Vielleicht<br />
auch, weil die weiblichen Vorbilder fehlen. Prominente Frauen von<br />
nebenan, die vorleben wie es geht mit Kindern, Karriere und Glücklichsein“,<br />
sagt Theaterpädagogin Gabi Reinhardt und<br />
fordert zugleich neue Narrative ein, fernab von abhängigen<br />
Wesen und einem starken Geschlecht.<br />
Es brauche eine ganz andere Haltung. „Ich<br />
habe zum Beispiel im Abitur an die 20<br />
Bücher lesen müssen, eine einzige Autorin<br />
war darunter“, erinnert sie und<br />
ergänzt: „Ich habe als Frau einfach<br />
keine Lust mehr, andauernd etwas<br />
einzufordern, meinen ganzen Mut<br />
zusammen zu nehmen und Stellung<br />
zu beziehen - und am Ende trotzdem<br />
eine Ohnmacht zu spüren.“<br />
Aber Gabi Reinhardt ist Künstlerin.<br />
Und so gibt sie mittlerweile immer<br />
öfter den Frauen eine Stimme. Zuletzt<br />
mit ihrer Inszenierung „Grrrrl“<br />
im Komplex. Der dokumentarische<br />
Theaterabend basiert auf Erfahrungen<br />
von Frauen verschiedenen Alters mit unterschiedlicher<br />
Herkunft und sexueller Orientierung<br />
und kommt unter anderem zu dem Schluss:<br />
„Ich als Frau wünsche mir, mich nicht immer erklären<br />
zu müssen“. Zu ihren Projekten gehört aber auch „Titten<br />
Thesen Temperamente“, eine Talkshow mit ausschließlich weiblichen<br />
Gästen oder „Bis einer heult“, eine kurze Aufführung über das Jammern<br />
in Zeiten des Feminismus oder „Das F-Wort“, eine feministische<br />
Lesung. Vielleicht ist das ein Weg, über den Frauen sich verstanden<br />
und gestärkt im Alltag durchsetzen. Einer, von so vielen, die<br />
es wohl noch braucht. Denn noch immer zweifeln zu viele Frauen an<br />
ihren Fähigkeiten, an ihrer Führungsstärke.<br />
So sei zum Beispiel die Zahl der Gründerinnen in der Region Chemnitz<br />
in den letzten Jahren stabil geblieben. Kein positiver Trend, obwohl<br />
das Interesse von Frauen an einer Unternehmensgründung grundsätzlich<br />
steige. „Im Unterschied zu männlichen Gründern bereiten<br />
sich Frauen akribischer auf die Unternehmensgründung vor und<br />
setzen sich auch intensiver mit dem Risiko auseinander“, beschreibt<br />
ICH HABE ALS<br />
FRAU EINFACH KEINE<br />
LUST MEHR, ANDAUERND<br />
ETWAS EINZUFORDERN, MEINEN<br />
GANZEN MUT ZUSAMMEN ZU NEHMEN<br />
UND STELLUNG ZU BEZIEHEN –<br />
UND AM ENDE<br />
TROTZDEM EINE<br />
OHNMACHT ZU<br />
SPüREN.<br />
Gabi Reinhardt<br />
Theaterpädagogin<br />
11 0<br />
Dr. Kerstin Küpperbusch, Pressesprecherin der IHK Chemnitz.<br />
Hürden für die Selbstständigkeit seien nach wie vor<br />
die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie. Und so weist das Statistische Landesamt für 2020<br />
in Chemnitz insgesamt 1693 Gewerbeneuanmeldungen aus,<br />
darunter 1259 von Männern und nur 434 von Frauen. Wobei<br />
die meisten Unternehmerinnen im Dienstleistungsbereich und im<br />
Handel zu finden sind, die allerwenigsten im Technologiesektor. Auch<br />
im Handwerk ist das Bild wenig überraschend: „Die Frauen dominieren<br />
nach wie vor eher in handwerklich kreativen Berufen“, sagt Romy<br />
Weisbach von der Handwerkskammer Chemnitz. Ein Trend zu mehr<br />
Handwerkerinnen ließe sich aber leider nicht ausmachen, im Gegenteil.<br />
Waren 2009 noch rund 29 % der Lehrlinge im Handwerk<br />
weiblich, sind es zehn Jahre später nur noch 21 %.<br />
Sind Frauen also eher Kopfarbeiterinnen als<br />
Handwerkerinnen? Jedenfalls gibt es auch im<br />
Arbeitsalltag noch immer Rollenklischees -<br />
und unterschiedliche Karrierechancen.<br />
Und so zeichnet der aktuelle Female<br />
Founders Monitor des Bundesverbandes<br />
Deutsche Start-ups in Zusammenarbeit<br />
mit Google for Startups<br />
ein unmissverständliches Bild:<br />
57 % der deutschen Gründerinnen<br />
bewerten den Zugang zu Risikokapital<br />
als schlecht, während das nur<br />
37 % der Gründer ebenso sehen. Und<br />
tatsächlich sammelte bereits ein Viertel<br />
aller männlichen Start-ups schon<br />
mal Wagniskapital ein, aber nur 5 % der<br />
weiblichen. Nicht zuletzt deshalb gibt es<br />
seit kurzem Encourageventures, nach eigenen<br />
Angaben „Deutschlands größtes Investorinnen-Netzwerk“.<br />
Es vereint 60 Topmanagerinnen, die<br />
es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Anteil von Start-up-<br />
Gründerinnen zu erhöhen.<br />
Viele Nummern kleiner und ganz ohne Kapital, dafür aber mit einem<br />
regen Austausch unterstützt das Chemnitzer Unternehmerinnen-<br />
Netzwerk „Rising Gold“. Anfang 2021 ins Leben gerufen, bringt es<br />
junge Gründerinnen zusammen, die sich über alles austauschten,<br />
was ihnen im Business so an Problemen unterkommt. Eine der Initiatorinnen<br />
ist Laura Dähn, Inhaberin von „Alles Gold was glänzt“<br />
in der Schönherrfabrik. Auf die Frage, warum es ein Business-Netzwerk<br />
für Frauen braucht, antwortet sie: „Frauen gehen einfach ganz<br />
anders an das Business ran und können letztlich untereinander<br />
auch viel offener sprechen, sich ehrlich austauschen.“ Nicht wenige<br />
Unternehmerinnen hätten auf anderen Netzwerktreffen schon die<br />
Erfahrung gemacht, dass sie entweder so ein Mädchen-ich-erklär-
dir-mal-wie’s-geht-Gespräch über sich ergehen lassen mussten<br />
oder gleich mal ein Date angeboten wurde. „Bei uns können sie auch<br />
ihre Kinder mitbringen oder zwischendurch stillen, ohne dass es<br />
jemanden stört“, lacht Laura Dähn und ergänzt: „Wir Frauen müssen<br />
einfach auch immer wieder zeigen: Wir können was reißen.“<br />
Eine, die das seit vielen Jahren schon macht, ist Dr. Micaela Schönherr.<br />
Die einstige Geschäftsführerin von Niles Simmons in Chemnitz<br />
ist heute unter anderem CFO der Berliner Prefere Resins Holding,<br />
stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Kulturhauptstadt<br />
Europas GmbH und Geschäftsführerin des Chemnitzer Markthauses<br />
„The Cook Family“. Außerdem hat sie die Niners als Präsidentin<br />
bis in die erste Liga begleitet. Ein Novum, denn sie war die einzige<br />
Frau an der Spitze eines BBL-Clubs. „Klar ist das aufgefallen, aber<br />
eigentlich fanden es alle immer extrem cool, haben gefragt, wie kam<br />
es dazu und fertig. Da wurde keine große Sache draus gemacht.“<br />
Überhaupt sei ihre Karriere nicht von allzu schlechten Erfahrungen<br />
begleitet, obwohl sie ja in einer sehr konservativen Industrie unterwegs<br />
ist. „Es gab nie eine Schranke, die zugemacht<br />
wurde, weil ich eine Frau bin. Allerdings denke<br />
ich schon, dass der Weg an die Spitze für<br />
Männer nicht so steinig und aufwändig<br />
ist. Frauen müssen oft mehr Expertise<br />
mitbringen“, schätzt sie ein, bemerkt<br />
aber einen beginnenden Wandel.<br />
Hin und wieder treffe sie noch auf<br />
Top-Manager, die Frauen eher<br />
an anderer Stelle sehen, aber sie<br />
ES GAB<br />
NIE EINE SCHRANKE,<br />
DIE ZUGEMACHT WURDE,<br />
WEIL ICH EINE FRAU BIN. ALLER-<br />
DINGS DENKE ICH SCHON,<br />
DASS DER WEG<br />
AN DIE SPITZE FüR<br />
MÄNNER NICHT SO<br />
STEINIG UND AUF-<br />
WÄNDIG IST.<br />
bemühten sich, lacht sie. Zum<br />
Thema Quote ist sie dennoch<br />
zwiegespalten: „Zum einen beobachte<br />
ich, dass es in manchen<br />
Branchen, etwa dem Finanzund<br />
Bankensektor, extrem gut<br />
ausgebildete Frauen gibt, mehr als<br />
Männer, wenn man die Abschlüsse<br />
an den Unis betrachtet, aber in den<br />
Vorständen spiegelt sich das nicht. Wo<br />
bleiben die Frauen hängen? Da könnte<br />
eine Quote was bringen, denn ich glaube,<br />
Frauen kämpfen nicht so auf Biegen und Brechen<br />
um die nächsthöhere Position. Da sind Männer<br />
anders drauf. Andererseits will niemand gern als Quotenfrau vorankommen.<br />
Deshalb muss einfach ein Umdenken einsetzen. Ich finde,<br />
es tut den Männern gut, wenn sie mit Frauen zusammen arbeiten<br />
können. Es entsteht eine andere Kultur, weil Frauen eine andere<br />
emotionale Intelligenz mitbringen. Und schließlich sind Consumer<br />
sowohl Männer als auch Frauen, insofern macht es Sinn, dass sich<br />
das auch in den Führungsetagen von Unternehmen widerspiegelt.“<br />
Dr. Micaela Schönherr<br />
Unternehmerin<br />
Oder auch in der Wissenschaft. Als eine von nur zehn deutschen Hochschulen<br />
trägt die TU Chemnitz seit zwei Jahren das Prädikat „Gleichstellung<br />
ausgezeichnet“. Vorausgegangen ist ein jahrelanges Wertlegen<br />
auf Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit. „Gleichstellung ist<br />
in unserem Leitbild fest verankert und fließt als Querschnittsthema<br />
in die Hochschulentwicklung ein“, sagt Karla Kebsch. Die Gleichstellungsbeauftragte<br />
der Uni sieht zwar noch genügend Herausforderungen,<br />
freut sich aber über einen positiven Trend zu mehr Studentinnen,<br />
mehr Nachwuchswissenschaftlerinnen, mehr Frauen in wissenschaftlichen<br />
Spitzenpositionen. Dafür gibt es aber auch allerhand Programme<br />
und Projekte wie etwa das Mentoringprogramm WoMentYou für<br />
Promovendinnen, den Eleonore-Dießner-Preis und den Marie-Pleissner-Preis<br />
für hervorragende Abschlussarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />
Mentoringprogramme für interessierte Abiturientinnen<br />
oder einen Familienservice. Basis all dieser Maßnahmen ist das<br />
Gleichstellungszukunftskonzept, das 2019 fortgeschrieben wurde und<br />
auf dessen Grundlage von Bund und Land vier unbefristete Professorinnenstellen<br />
für fünf Jahre finanziert werden. „Unsere Aufgabe ist es,<br />
so gute Bedingungen für Wissenschaftlerinnen zu schaffen, dass<br />
sie sich gut vorstellen können, mit ihren Familien nach<br />
Chemnitz zu kommen und an unserer Uni eine Stelle<br />
anzutreten“, umreißt Karla Kebsch das Einfache,<br />
das so schwer zu machen ist. Aber wer sie sprechen<br />
hört, merkt sofort, dass sie mit Herzblut<br />
für Gleichstellung kämpft. Und deshalb ist<br />
die TU Chemnitz nicht nur die erste sächsische<br />
Hochschule gewesen, die 2006<br />
den Titel „familiengerechte Hochschule“<br />
tragen durfte, sie ist inzwischen auch<br />
diejenige, die das Zertifikat dauerhaft<br />
erhielt.<br />
Es geht also nicht um die Frage, schaffen<br />
das Frauen trotz Familie, sondern wie<br />
schaffen das Frauen und Männer trotz Familie.<br />
Micaela Schönherr sagt, sie habe es<br />
gerade wegen ihrer Familie geschafft. Wenn<br />
sie mal wieder den Eindruck hatte, die Männer<br />
machen was unter sich aus, dann hat sie kurz<br />
überlegt: „Wenn jetzt irgendwas mit deinen Kindern<br />
wäre, sie vielleicht im Krankenhaus lägen oder so, dann<br />
wäre das viel schlimmer." So habe sie das belächeln können.<br />
Letztlich geht es auch nicht darum, nun alle Frauen in Führungspositionen<br />
zu bringen, aber Geschlechtergerechtigkeit braucht starke<br />
Entscheidungen. Zu hoffen, dass es Männer richten werden, wäre auf<br />
den Sankt-Nimmerleinstag zu verweisen. Aber vielleicht hat die deutsche<br />
Kulturhauptstadt Europas 2025 noch eine bahnbrechende Idee<br />
für die geschlechtergerechte Stadt.
EIN CHEMNITZER U(H)RGESTEIN FEIERT JUBILÄUM<br />
135 JAHRE BEGEISTERUNG FÜR FEINE UHRMACHERKUNST<br />
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der Familie. Denn seit 1886 ist sie das Herzstück des Unternehmens,<br />
das Carsten Schmidt-Kippig heute bereits in der fünften Generation<br />
fortführt. Betritt man das moderne, dezent luxuriös gestaltete Geschäft<br />
von Juwelier Roller in der Chemnitzer Innenstadt, wird sofort<br />
klar, hier ist Kompetenz in Sachen Zeitmessung zu finden. Zahlreiche<br />
namhafte Hersteller hochpräziser Uhren unterschiedlichster Ausführung<br />
sind in den Schaufenstern und Vitrinen vertreten. Im gläsernen<br />
Uhrmacher-Atelier lassen sich die Profis gern bei der Arbeit über die<br />
Schulter schauen, beantworten Fragen zu ihrer ungewöhnlichen Arbeit<br />
und den Mysterien der verschiedenen Uhrwerke.<br />
Eine besondere Verbindung pflegt Roller zu den Uhrenmanufakturen<br />
aus Glashütte. Schon Anfang des vorigen Jahrhunderts führte der Urgroßvater<br />
von Carsten Schmidt-Kippig sie im Sortiment.<br />
Deshalb wird das Jubiläum mit einer limitierten Sonderedition in Kooperation<br />
mit der traditionsreichen Uhrenmanufaktur Mühle-Glashütte<br />
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Text: Rico Hinkel-Schollbach Fotos: Ernesto Uhlmann<br />
KULTUR-<br />
HAUPTSTADT<br />
IM ZEITRAFFER<br />
Was ist im ersten Jahr nach der<br />
Titelvergabe alles passiert?<br />
Vor einem Jahr, Ende Oktober<br />
2020, wählte die Jury Chemnitz<br />
zur Kulturhauptstadt 2025.<br />
Seitdem ist einiges passiert:<br />
Gründung der Kulturhauptstadt-<br />
GmbH samt Ernennung ihres<br />
Chefs, Wahl des Aufsichtsrates,<br />
Kooperationsvereinbarung mit<br />
dem MDR. Alles nix Greifbares?<br />
Kein Problem, denn auch<br />
die ersten Aktionen und Projekte<br />
sind bereits angelaufen. Denn<br />
Kulturhauptstadt spielt sich<br />
nicht erst im Jahr 2025 ab. Der<br />
Titel ist ein Prozess, der bereits<br />
mit der Bewerbung begann. Wer<br />
sind wir? Was können wir? Wo<br />
wollen wir hin? All das hat die<br />
Stadt im Bidbook festgehalten.<br />
Visionen waren geboren, jetzt<br />
werden sie Realität. Was genau<br />
im ersten Jahr nach der Ernennung<br />
zur Kulturhauptstadt 2025<br />
alles passiert ist, fassen wir auf<br />
den kommenden Seiten in einer<br />
Bilderstrecke zusammen.
15 4<br />
Blühwiesenfest<br />
Bereits 2020 fand im Rahmen der Bewerbung<br />
zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 die erste<br />
stadtweite Blühwiesen-Aktion statt. Gemeinsam<br />
mit dem Grünflächenamt der Stadt machten<br />
sich die Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE) und viele<br />
Wohnungsgenossenschaften auf den Weg, optisch<br />
ansprechendes Stadtgrün auszusäen. Dies<br />
gelang mit Hilfe vieler Chemnitzer. Dieses Jahr<br />
wurden die Flächen verdoppelt. An 32 Standorten<br />
zeigen sie umso mehr: Kulturhauptstadt<br />
beginnt direkt vor der Haustür. Das musste gefeiert<br />
werden! Im Zuge der Neubepflanzungen<br />
verwandelte sich am 11. August der Platz an der<br />
Wenzel-Verner-Straße in einen bunten Festplatz.
Begehungen<br />
European Peace Ride<br />
Die Internationale Friedensfahrt war das<br />
bekannteste Amateurradsport-Event hinter<br />
dem Eisernen Vorhang. Zeitweise wurde es<br />
sogar mit der berühmten Tour de France verglichen.<br />
Wenn Chemnitz im Jahr 2025 Europäische<br />
Kulturhauptstadt ist, soll die legendäre<br />
Friedensfahrt ihre Neuauflage erleben.<br />
Das im Rahmen der Bewerbung um den Titel<br />
entwickelte Projekt „European Peace Ride“<br />
startete bereits in diesem Jahr mit zwei Etap-<br />
pen für ambitionierte Freizeitradsportler. Die<br />
beiden Etappen führten rund 90 Radsportbegeisterte,<br />
unter ihnen auch zehn tschechische<br />
Teilnehmer, im September über rund 400<br />
Kilometer von Chemnitz nach Prag und zurück.<br />
Um die kulturelle Verbindung zwischen<br />
Kunst und Sport hervorzuheben, wurden auf<br />
der Strecke 15 Städte und Gemeinden, die im<br />
Kunstprojekts „Purple Path“ verankert sind,<br />
angefahren.<br />
Lockdowns, Lockerungen, Wellen und Täler<br />
prägten das Motto „Leerzeit“ der diesjährigen<br />
Begehungen. „Leerzeit ist für uns nicht<br />
nur ein Begriff für das Nicht-Funktionieren-<br />
Müssen, das Pausieren, sondern Sinnbild<br />
und Zustandsbeschreibung gleichermaßen“,<br />
hieß es vom gleichnamigen Verein. Das Festival,<br />
das diesmal rund um den stillgelegten<br />
Bahnhof in Chemnitz-Altendorf stattfand,<br />
blickte dabei bereits in die Zukunft: „Wir<br />
haben dieses Jahr wichtige Weichen gestellt,<br />
um unseren Weg zur Kulturhauptstadt mit<br />
dem nötigen Schwung auszustatten, 2025<br />
eine außergewöhnliche Ausstellung präsentieren<br />
zu können“, erklärte Vereinsvorstand<br />
Frank Weinhold. Dabei sollen internationale<br />
und lokale Kooperationen eine wichtige Rolle<br />
spielen. Auf dem Weg von Chemnitz zur<br />
Kulturhauptstadt Europas 2025 soll sich das<br />
Festival in den kommenden Jahren zunächst<br />
verstärkt in kleineren Städten im Umland<br />
präsentieren, wie es im Bewerbungsbuch zur<br />
Kulturhauptstadt heißt. 2025 soll es dann<br />
nach Chemnitz zurückkehren und Räume des<br />
Projekts „Stadt am Fluss“ nutzen.
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Purple Path<br />
Maker Ateliers<br />
Im Kulturhauptstadtjahr 2025 ist der sogenannte<br />
„Purple Path“ das kulturelle Rahmenprogramm<br />
der Region. Der Pfad verbindet<br />
über Rad- und Wanderwege, Landstraßen<br />
und Öffentlichen Verkehrsmittel Chemnitz<br />
als Stadt der Moderne mit rund einer halben<br />
Million Menschen in mehr als dreißig Städten<br />
der Region. Um diesen Kunstweg aus Skulpturen<br />
und Interventionen internationaler und<br />
lokaler Künstlerinnen und Künstler entfaltet<br />
sich eine europäisch begründete Geschichte<br />
des Bergbaus und der Industrialisierung.<br />
Doch das Projekt soll weit über die Werke der<br />
Künstler hinausgehen, wie Kurator Alexander<br />
Ochs betont. Gemeinsam kreieren Bürgerinnen<br />
und Bürger entlang des Purple Path ihre<br />
Region neu und stellen dabei Kinder und junge<br />
Menschen ins Zentrum eines europäisch<br />
orientierten Handelns.<br />
Macherinnen und Macher der Kulturhauptstadt<br />
Europas trafen sich dieses Jahr in sogenannten<br />
Maker Ateliers (dt. Macher-Ateliers).<br />
Im Fokus der sechs maßgeschneiderten Online-Kurse<br />
stand vor allem die Digitalisierung.<br />
Das erste Maker Atelier fand am 21. Mai zum<br />
Thema „Digitale Evaluation und Open Data“<br />
statt. Neben der TU Chemnitz als Hauptpartner<br />
waren auch internationale Gäste eingeladen.<br />
Am 7. Juni folgte ein weiteres Maker Atelier,<br />
das Interessierten vermittelte, wie man<br />
digitale Gemeinschaften oder Communities<br />
aufbaut, gefolgt von einer Veranstaltung zu digitaler<br />
Kommunikation.
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We Parapom<br />
Das Kunstprojekt „WE PARAPOM!“ ist eines der ersten sichtbaren<br />
Projekte im Programm der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Die europäische<br />
Parade der Apfelbäume, kuratiert von der österreichischen<br />
Künstlerin Barbara Holub, wird bald quer durch Chemnitz verlaufen.<br />
Die Parade führt über Grundstücksgrenzen hinweg, bereitet damit<br />
den Nährboden für das Zusammenkommen von Menschen und wird<br />
begleitet von künstlerischen Interventionen, die bis 2025 fortlaufend<br />
realisiert werden. Parade und Apfel seien dabei Symbole für eine Reihe<br />
von Themen, die gezielt durch Künstlerinnen und Künstler aufgegriffen<br />
werden: Normierung und Normen, Migration, Heimat und Klimawandel<br />
ebenso wie Fragen zur aktuellen Situation von Demokratie. Das<br />
Kunstprojekt startete Anfang November auf dem Parkplatz der Albert-<br />
Einstein-Grundschule in Markersdorf, wo in aufwändiger Handarbeit<br />
mit Hammer und Meißel Flächen entsiegelt wurden, um spätere Baumpflanzungen<br />
zu ermöglichen. Die geplante Route der europäische Parade<br />
der Apfelbäume gibt es unter weparapom.eu zu sehen.<br />
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Chemnitz<br />
GemeinsamDurchstarten
„WOW – DIE BAUEN<br />
JA GAR NICHTS“<br />
Chemnitz schlägt Melbourne. Um die Geschäftsführung<br />
für Chemnitz2025 zu übernehmen, hat<br />
Stefan Schmidtke einen Vertrag in Australien aufgelöst.<br />
„So extrem musste das wohl sein“, begründet<br />
er: „Entweder ganz weit weg von Deutschland oder<br />
aber zurück in die Heimat.“ Vielleicht hat auch sein<br />
letztes Engagement als Programmdirektor des Festivals<br />
„Theater der Welt“ dazu beigetragen, dass er<br />
sich für die Heimat entschieden hat. Jedenfalls habe<br />
er im Vorfeld des renommiertesten internationalen<br />
Theaterfestivals in Deutschland über 260 Hotelübernachtungen<br />
in einem Jahr gezählt, unzählige<br />
Flüge rund um den Erdball, Flughäfen, Taxifahrer<br />
- nur für wenige Stunden Kunst. Ein Setting, auf<br />
das er sehr gut verzichten kann. Also ist er nun in<br />
Chemnitz - Kulturhauptstadt Europas machen.
Sie sind Ende September als neuer Geschäftsführer<br />
der Kulturhauptstadt Europas<br />
2025 GmbH vorgestellt worden. Ihren Bezug<br />
zu Chemnitz knüpften sie an das Erleben von<br />
Frank Castorfs Inszenierung „Der Bau“, Ende<br />
der 1980er Jahre. Damals so sagten sie, habe<br />
ihre Kulturreise begonnen. Soll das heißen,<br />
ihre beeindruckende Karriere startete als Zuschauer<br />
im Schauspiel Karl-Marx-Stadt?<br />
Ich habe durchaus noch mehr Karl-Marx-<br />
Stadt-Erlebnisse parat, aber der Blick zurück<br />
auf diese Inszenierung erzählt ja viel mehr,<br />
unter anderem auch über die künstlerische<br />
Haltung. Als die da auf der Bühne plötzlich auf<br />
dem ND (Neues Deutschland, Zentralorgan<br />
der SED) rumtrampelten, dachte ich nur: Wow,<br />
die trauen sich was. Überhaupt: Der Mut von<br />
Hartwig Albiro (damals Schauspieldirektor),<br />
dem geächteten jungen Regisseur die Chance<br />
einzuräumen… Hätte es sonst diese riesige<br />
Theater-Karriere gegeben?<br />
Aber wie gesagt, ich habe in meiner Jugend<br />
schon sehr viel Zeit in Karl-Marx-Stadt verbracht,<br />
einfach, weil es um 22.01 Uhr noch<br />
einen Zug zurück nach Döbeln gab, wo ich<br />
wohnte. Das lag auf der Direktverbindung nach<br />
Berlin und funktionierte perfekt. Nach Leipzig<br />
oder Dresden wäre ich nicht so leicht gekommen.<br />
Und so schrieb ich zum Beispiel auch<br />
meine Kunst-Abschlussarbeit im Abitur zu den<br />
Brunnen auf der Straße der Nationen. Ich hatte<br />
damals eine EXA 1B, mit der ich tolle Fotos gemacht<br />
habe, die ich auch selbst entwickelte und<br />
vergrößerte. Denn nach langem Überreden hatte<br />
mir meine Mutter so ein Vergrößerungsgerät<br />
Meopta Axomat 4 aus der Tschechoslowakei gekauft,<br />
da konnte ich dann schöne große Abzüge<br />
machen, die ich mit Tusche besprühte - mit so<br />
einem Haarlack-Zerstäuber. Das sollte dann ein<br />
bisschen wie Wassertropfen wirken. Also alles<br />
schon echt künstlerisch wertvoll…<br />
Nun sind Sie also als Profi zurück. Aber einer mit<br />
ihrer Biografie schreibt doch keine Bewerbung…<br />
Doch, das Bewerbungsschreiben gehört schon<br />
dazu. Aber die Stadt hatte ja zwei Firmen beauftragt,<br />
die auf das Rekruting von Kulturpersonal<br />
spezialisiert sind. Und so bekam ich gleich mehrere<br />
Anrufe: „Willst du dich da nicht bewerben?“<br />
„Könntest du dir das nicht vorstellen?“ Das war<br />
allerdings genau in der Zeit, als für mich als<br />
Programmleiter in Düsseldorf gerade „Theater<br />
der Welt“ über die Bühne ging. Das heißt, wir<br />
hatten 18 Festivaltage mit über 350 Künstlern<br />
aus 17 Ländern weltweit. Das ist ein Rund-umdie-Uhr-Job,<br />
der genau bis zum 4. Juli ging, dem<br />
letzten Tag der Bewerbungsfrist. Also hab ich<br />
dann nachts, wenn die letzten Künstler verabschiedet<br />
waren, das Bid-Book zur Hand genommen<br />
und gelesen. Und ganz ehrlich: Ich war<br />
begeistert, weil es so anders war als all die Bid-<br />
Books, die ich bisher kannte. Nach meiner Erfahrung<br />
in Tallinn, Europäische Kulturhauptstadt<br />
2011, hätte ich auch nie gedacht, dass<br />
ich nochmal für ein Kulturhauptstadt-Projekt<br />
arbeite. Denn bei den meisten ging es nur um<br />
repräsentative Bauten und Projekte, Chöre vor<br />
toller neuer Kulisse, Performances im neuen<br />
Kunstzentrum, all so ein Zeug. Aber beim Lesen<br />
des Chemnitzer Buches dachte ich immer nur:<br />
Wow, die bauen gar nix. Die entwerfen da einen<br />
kulturell-künstlerischen Erlebnisparcours quer<br />
durch die Stadt und alles greift ineinander: die<br />
Themen unserer Zeit. Jetzt warst du 30 Jahre<br />
nicht dort, empfindest aber irgendwie auch<br />
eine moralische Pflicht. Allein schon, weil mir<br />
2018 doch sehr nahe ging. Und das schlechte<br />
Bild wiegt immer noch schwer. In der Welt zu<br />
erzählen, man kommt aus Sachsen, ist bis heute<br />
schwierig. Und wenn ich jetzt Freunden erzähle,<br />
egal ob in Kanada oder Australien, ich geh<br />
nach Chemnitz, dann fragen die bestürzt: „Why<br />
are you going to that City?“<br />
Trotzdem oder gerade deshalb fand ich, ich sollte<br />
es wagen: Zurück in die Heimat und eine Aufgabe<br />
annehmen, die mich neu fordert. Ich habe<br />
also nachts, so halb in Trance eine Bewerbung<br />
geschrieben - und die war offenbar nicht die<br />
schlechteste, denn ich wurde eingeladen.<br />
Und Sie haben das Rennen gemacht. Kein<br />
Wunder, die Ausschreibung klingt wie für Sie<br />
geschrieben.<br />
Ich war mir echt nicht sicher. Ich dachte einfach,<br />
rede mit denen, hau alle Fakten auf den<br />
Tisch und sage ehrlich, was du schwierig findest.<br />
So entwickelte sich gleich das erste Treffen<br />
mit der Findungskommission wie ein Arbeitsgespräch,<br />
ein konstruktiver Austausch, ohne<br />
dieses vorsichtige Abklopfen. Ich hatte für mich<br />
das Gefühl, wenn wir jetzt also schon mit der<br />
Arbeit angefangen haben, würde ich auch gern<br />
weitermachen. Aber dann abends mit Abstand<br />
war ich mir nicht so klar, ob das alles gut war.<br />
Ich dachte: Was für ein scheiß Gespräch, du hast<br />
so viel kritisiert. Erlösung kam aber gleich am<br />
nächsten Tag: Die Mitarbeiterin aus dem Rekruting<br />
rief mich an: Glückwunsch, du bist in<br />
der nächsten Runde. Da wusste ich, das passt.<br />
21 o<br />
Sie haben sich bisher<br />
immer um die programmatische<br />
Ausrichtung<br />
gekümmert. Sei es<br />
bei den Wiener Festwochen,<br />
beim Festival Theaterformen<br />
in Hannover/Braunschweig,<br />
bei<br />
der europäischen Kulturhauptstadt Tallinn<br />
2011 oder beim Humboldt Forum Berlin. Jetzt<br />
aber ist das Programm schon geschrieben.<br />
Was reizt Sie trotzdem?<br />
Das Bid-Book ist eine Sammlung an Ideen und<br />
kreativen Köpfen. Das umzusetzen, braucht<br />
jetzt höheres Management. Das ist kein Standard-Kulturhauptstadt-Ding,<br />
vielmehr haben<br />
wir ein prozessuales Ineinander, was wir erst<br />
analysieren müssen. Erst dann können wir<br />
eine Firma bauen, die diesem Programm entspricht.<br />
Ich kann jetzt also keine GmbH gründen<br />
und sagen: Hier ist die Abteilung Theater,<br />
hier ist die Abteilung Mitmachprojekte und so<br />
weiter, weil das alles in einem Hierarchiebruch<br />
völlig neu angeordnet sein muss. Und das finde<br />
ich eine absolute Sensation. Ich hab immer<br />
nur gedacht: Wie geil ist das denn? Da geht’s<br />
um Demokratie. Dann machen die was mit Garagen.<br />
Dann tippen die die Leute an, die keine<br />
Lust haben auf Politik. Das ist aber eigentlich<br />
auch Kunst, auf der anderen Seite auch sozial.<br />
Dann pflanzen die Bäume, das ist Klima,<br />
eigentlich sind das aber Community-Projekte.<br />
Und da habe ich gedacht: Wer managt das? Wie<br />
kriegt man das hin? Das hat mich interessiert.<br />
Deshalb hab ich gesagt, okay das ist eine wahnsinnig<br />
große professionelle Herausforderung
und mit meinen 53 Jahren kann ich durchaus<br />
noch was dazulernen. Was ich in dem Prozess<br />
relativ gut auf der Kanne habe, ist, Verbindungen<br />
zu schaffen. Also wenn ich mit den<br />
Leuten sitze, kann ich sagen: Das haben die<br />
im Humboldt Forum so und so gemacht, oder<br />
guck mal in Berlin im Helmholtz-Cluster Bild<br />
und Medien, die hatten ein ähnliches Projekt<br />
oder da gibt's in Ipswich das Spill Festival, die<br />
haben so ein Projekt mit der Polizei initiiert.<br />
Da kann ich ganz easy in die vorhandenen<br />
regionalen Ideen noch was einstreuen, was<br />
möglicherweise das Ganze noch ein bisschen<br />
anrockt. Oder wenn man sagt, wir bringen<br />
euch noch Partner aus Tansania, gucken, wie<br />
wir mit Polen arbeiten können und wir uns<br />
mit Manchester connecten. Das ist das, was<br />
ich aus der Hosentasche holen kann. Bei allen<br />
anderen Aspekten heißt es Lösungen finden.<br />
Wie kriegen wir das hin? Eine großartige und<br />
lohnende Herausforderung.<br />
ICH DENKE IMMER: DIE<br />
HABEN HIER SO KLASSE<br />
LEUTE, DIE MACHEN EIN-<br />
FACH UND DAS WIRD<br />
NICHT NOCH MAL<br />
LACKIERT ODER MIT<br />
GOLDSTAUB VERSEHEN!<br />
Was sind so ihre ersten Eindrücke von Chemnitz<br />
nach so langer Zeit?<br />
Ich war schon immer mal wieder da: zur „Götterdämmerung“<br />
von Elisabeth Stöppler oder<br />
auch zu Inszenierungen von Enrico Lübbe,<br />
der ja immerhin auch acht Jahre in Chemnitz<br />
war. Aber mit so einer Einladung, hier einen<br />
Job zu machen, der ja gar kein Job ist, sondern<br />
eher ein Bekenntnis, habe ich gemerkt, dass<br />
ich in einem Commitment bin, also in einer<br />
ganz festen Verabredung. Ich lerne hier gerade<br />
unglaublich spannende Leute kennen - von<br />
der Zeitungsverkäuferin, die die rote Fahne,<br />
dieses alte KPD-Blatt verkauft bis zur Kulturszene.<br />
Und ich denke immer: Wow, die haben<br />
hier so klasse Leute, die machen einfach und<br />
das wird nicht noch mal lackiert oder mit<br />
Goldstaub versehen. Man ist hier sehr konkret<br />
und wenn die Dinge einmal gemacht sind,<br />
werden sie nicht noch einmal verkauft. Also<br />
alles sehr bodenständig. Und die Leute sind<br />
sehr herzlich. - Alles Böse verbirgt sich noch<br />
vor mir. Noch. Im Moment sitze ich abends<br />
gern im „Haineck“ und quatsche mit Leuten.<br />
Das macht mir Laune, weil ich auch merke,<br />
die Menschen hier sind Ansprechpartner. Das<br />
ist keine verhärmte abgeschlossene Gesellschaft,<br />
sondern ich treffe patente freundliche<br />
Menschen.<br />
Ich denke nur an Frau Kupfer, die Direktorin<br />
der Albert-Einstein Grundschule. Das ist die<br />
Frau, die gesagt hat, wir hacken auf unserem<br />
Parkplatz einfach sechs Meter auf, weil ich für<br />
meine Kinder will, dass da zwei Apfelbäume<br />
stehen als Teil des Projekts „We parapom!“.<br />
Und die dann auch keine Rede gehalten, sondern<br />
sechs Kinder aus der Schule hingestellt<br />
hat und jedes sagte in seiner Muttersprache:<br />
Apfel. Das muss man nicht mehr kommentieren.<br />
Das war so stark. Geile Leute.<br />
Mit „We parapom!“ ist ein konkreter sichtbarer<br />
Auftakt jetzt gemacht. Wie geht es die<br />
nächsten Wochen und Monate weiter?<br />
Wir haben hier 60 Seiten voll mit Projekten. Da<br />
stehen hunderte Namen drunter und mein Job<br />
ist es jetzt, alle diese Leute persönlich zu treffen.<br />
Darauf freue ich mich sehr. Das wird, glaube<br />
ich, wahnsinnig interessant. Denn das BidBook<br />
ist ja wie gesagt eine Ideensammlung. Mein Job<br />
ist, daraus Projekte zu machen, die gedanklich<br />
strukturell bis Mitte 2023 fertig sein sollen.<br />
Schließlich hat uns die EU den Auftrag gegeben,<br />
das Ideen-Konglomerat, was im Buch steht, in<br />
die Wirklichkeit zu überführen. Das heißt nicht,<br />
dass jeder Titel, der hier drin steht, auch bleiben<br />
muss ,sondern es bleiben nur die Titel, die sich<br />
auch wirklich zu Projekten formen lassen.
Nun ist das Bid-Book ja eine Zustandsbeschreibung<br />
aus 2019/20. Ist denn im Realisierungsprozess<br />
für 2025 auch noch Platz für<br />
neue, aktuelle Ideen?<br />
Ja. Zuerst reden wir pflichtgemäß mit allen, die<br />
im Bid-Book drin sind, und in der zweiten Jahreshälfte<br />
2022 machen wir die Türen nochmal<br />
auf für Nachzügler. Aber erstmal sind wir<br />
den Bid-Book-Leuten verpflichtet, weil deren<br />
Ideen uns zum Titel geführt haben.<br />
Was glauben Sie? Ist das, was wir uns mit<br />
dem Buch vorgenommen haben - die Stadt<br />
aus der Reserve zu locken, der stillen Mitte<br />
ein Podest zu bauen usw. - wirklich möglich?<br />
Das Bid-Book liefert die Grundlage. Die sehe<br />
ich, sonst wäre ich nicht angetreten. Wie wir<br />
es hinkriegen, ob wir es hinkriegen, das entscheidet<br />
sich 2022-24. Es ist jetzt einfach<br />
harte Arbeit. Das ist das, was es chemnitzmäßig<br />
macht. Aber ich habe schon einige tolle<br />
Leute getroffen, die alle auf ihre Weise verstehen,<br />
Energiefelder zu schaffen. Also bin<br />
ich jetzt nicht unoptimistisch. Z. B. auch wie<br />
„Parapom!“ angelaufen ist, mit unzähligen<br />
Leuten, die da gleich mitmachen wollen, das<br />
ist schon klasse. Die Message hat gesessen.<br />
Das Spannende ist ja: Bei Festivals wollen<br />
die Leute eigentlich immer gern produzieren,<br />
aber dafür reicht das Geld nicht. Also wird<br />
kuratiert und eingeladen. Hier aber können<br />
wir produzieren und es geht ums Verstehen,<br />
wie Kunst entsteht. Ich möchte auch, dass die<br />
Akteure unterwegs sein können und Erfahrungen<br />
sammeln. Das wirkt alles nach.<br />
Ich hoffe, bis nächsten Sommer sind wir in<br />
der Phase, wo Kontinuität im Austausch ist.<br />
Dann lässt sich viel in diesem Konzept dezentral<br />
regeln, ohne Hierarchien. Das Geld dafür<br />
haben wir. Die Unterschrift von Frau Grütters,<br />
Herrn Kretschmer und Herrn Schulze<br />
hab ich immer dabei. Und das Papier nehm<br />
ich auch gerne früh zur Hand und mache mir<br />
Mut. Das Geld kommt - wir kriegen das hin.<br />
Eigentlich sind Sie erst ab 1. Dezember als<br />
Geschäftsführer berufen, arbeiten aber<br />
schon von früh bis spät. Haben Sie denn<br />
auch schon eine Wohnung in Chemnitz?<br />
Noch bin ich auf der Suche. Ich muss ganz ehrlich<br />
sagen, ich hab anfänglich auf dem Sonnenberg<br />
gesucht, merke aber, dass dieses Hinter-dem-<br />
Bahnhof-sein und Über-die-Schiene-müssenum-in-die-Stadt-zu-kommen,<br />
sich für mich<br />
nicht so richtig gut anfühlt. Deshalb suche ich<br />
jetzt mehr so in Richtung Schlossteich und<br />
Küchwald. Aber das ist alles noch offen. Ich<br />
habe bei Immoscout so einen Suchauftrag gestartet,<br />
und jetzt kommt gefühlt alle drei Stunden<br />
eine Nachricht: Wir haben wieder 20 neue<br />
Angebote für sie. Das gibt es, glaube ich, auch in<br />
keiner anderen Stadt.<br />
Text: Jenny Zichner,<br />
Fotos: Kristin Schmidt<br />
23<br />
2
Text: Rico Hinkel-Schollbach, Fotos: shutterstock<br />
ALTES<br />
CHEMNITZ<br />
WIE AUS DER »SCHWÄCHE«<br />
EINE CHANCE WIRD<br />
Unser Verhältnis zur unumgänglichen<br />
Tatsache, dass jeder von uns<br />
altert, ist zwiegespalten. Natürlich<br />
wünschen wir uns alle ein langes<br />
Leben. Aber alt sein oder uns alt<br />
fühlen? Das wollen wir dennoch<br />
nicht. Schließlich wird das Alter<br />
heutzutage oftmals mit körperlichen<br />
Einschränkungen und sozialer<br />
Isolation gleichgesetzt. Dabei ist die<br />
Menschheit schon jetzt technologisch<br />
dazu in der Lage, mit entspre-
MOBILITÄT<br />
WOHN-<br />
KONZEPTE<br />
DER ZU-<br />
KUNFT<br />
DIGITALE<br />
GESUND-<br />
HEITS-<br />
VERSOR-<br />
GUNG<br />
25 4<br />
ONLINE<br />
IM ALTER
chenden Entwicklungen die Grenzen<br />
des Alters aufzuheben. Dank<br />
E-Bikes können ältere Menschen<br />
bereits wieder mit ihren Kindern<br />
und Enkelkindern mithalten. Auch<br />
das autonome Fahren lässt uns<br />
künftig lange mobil bleiben und<br />
digitale Anwendungen helfen schon<br />
heute, den Alltag im Alter zu meistern.<br />
Dieser Wirtschaftszweig,<br />
auch „Silver Economy“ genannt,<br />
wächst und ruft etablierte Unternehmen<br />
wie Start-ups auf den Plan, die<br />
sich in den kommenden Jahren im<br />
besten Falle in Chemnitz ansiedeln.<br />
Diese Vision verfolgen Frank Theeg<br />
und Mario Geißler, Gründer des<br />
Chemnitzer Unternehmens Q-HUB,<br />
das seit 2018 junge Start-ups mit zukunftsorientierten<br />
Mittelständlern<br />
aus dem Großraum Chemnitz vernetzt,<br />
um neue Geschäftsmodelle<br />
voranzutreiben. Mitte November<br />
luden sie zur 3. AgeTech-Konferenz<br />
nach Chemnitz ein, einer Veranstaltung,<br />
die europaweit einzigartig ist.<br />
Im Interview verrät Mario Geißler,<br />
was es damit auf sich hat und welche<br />
Rolle die Stadt bei der Entwicklung<br />
künftiger Alltagshelfer spielt.<br />
Die Q-HUB-Gründer Frank Theeg und Mario Geißler wollen internationales Know-know in Chemnitz bündeln.
(c) Q-Hub<br />
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NITZERINNEN UND CHEMNITZERN<br />
ENTWICKELT WERDEN.<br />
27 6<br />
Mario, Du hast dieses Jahr Dein 40. Lebensjahr<br />
vollendet. Gibt es schon jetzt Momente,<br />
in denen Du Dich alt fühlst?<br />
(lacht). Ja, ich hatte tatsächlich schon so ein<br />
Aha-Erlebnis, als junge Mitarbeiter zum ersten<br />
Mal feststellten, dass ich eine Generation<br />
weiter bin. Schon als Juniorprofessor an der<br />
Uni hatte ich nie einen großen Altersabstand<br />
zu meinen Studenten. Auch im Q-HUB waren<br />
wir anfangs eine gemeinsame Altersgruppe.<br />
Mit den jungen Mitarbeitern, die jetzt nachkommen,<br />
wird einem immer bewusster, dass<br />
die Zeit nicht stillsteht und man tatsächlich<br />
älter wird. Viele Menschen verbinden mit<br />
dem Älterwerden negative Gefühle. Dabei<br />
sind wir in Zukunft länger alt als jung. Der<br />
Lebensabschnitt wird deshalb zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
Vor diesem Hintergrund widmet ihr euch<br />
seit geraumer Zeit dem Thema AgeTech.<br />
Was ist darunter zu verstehen?<br />
AgeTech umfasst Dienstleistungen, Lifestyle-<br />
Produkte und digitale Elemente, die Spaß<br />
und Freude geben und die negativen Begleiterscheinungen<br />
des Alterns minimieren. Diese<br />
Produkte und Anwendungen – beispielsweise<br />
zur Unterstützung von Gesundheitsprävention,<br />
Mobilität und Fitness – können ein selbstbestimmtes<br />
Leben mit Freude bis ins hohe Alter<br />
gewährleisten. Mit AgeTech gewinnen wir<br />
wertvolle Jahre in der Mitte unseres Lebens.<br />
Vor drei Jahren haben wir mit der AgeTech-<br />
Konferenz eine Plattform ins Leben gerufen,<br />
auf der sich Unternehmen und Start-ups zu<br />
diesem Thema austauschen können. Es war<br />
ein erstes Herantasten, um zu sehen, ob diese<br />
Branche an solch einem gemeinsamen Netzwerk<br />
überhaupt interessiert ist.
Das Interesse scheint vorhanden, schließlich<br />
habt ihr dieses Jahr im Kraftverkehr<br />
Chemnitz bereits zur dritten Auflage der<br />
Konferenz eingeladen.<br />
Die Resonanz war hervorragend. Heute gibt<br />
es europaweit keine vergleichbare Veranstaltung.<br />
Zur diesjährigen Konferenz waren mehr<br />
als 30 innovative Unternehmen aus Deutschland<br />
und Europa zu Gast. Top Referenten wie<br />
Michael Maier, Fitbit-Chef Europa, oder Box-<br />
Weltmeister Henry Maske sowie zahlreiche<br />
Start-ups aus Aachen über Berlin bis Zürich<br />
waren in Chemnitz zu Gast. Experten wie<br />
Bradley Schurman, Demografie-Experte aus<br />
den USA, wurden dem Event digital aus Washington<br />
D.C. zugeschaltet. Am Folgetag haben<br />
wir die Chemnitzerinnen und Chemnitzer<br />
in die Kraftverkehr-Halle eingeladen, um sich<br />
selbst ein Bild davon zu machen, welche Produkte<br />
und Anwendungen es bereits gibt und<br />
welche Entwicklungen derzeit auf den Weg<br />
gebracht werden.<br />
Die Chemnitzer Bevölkerung spielt<br />
in eurer Vision ja eine wichtige<br />
Rolle…<br />
Richtig. Chemnitz ist mit einem<br />
Durchschnittsalter von 52 Jahren<br />
die älteste Region in Europa.<br />
Diese vermeintliche Schwäche<br />
wollen wir in einen Standortvorteil<br />
verwandeln. Was auf viele<br />
andere Städte in den nächsten<br />
30 Jahren zukommt, ist bei uns<br />
schon Realität. Diesen Vorteil<br />
können wir nutzen, um vor Ort<br />
ein Netzwerk aufzubauen. Age-<br />
Tech-Innovationen erfordern<br />
das Zusammenspiel von innovativen<br />
Gründern, etablierten<br />
Unternehmern, potenziellen<br />
Kunden und Anwendern – ein<br />
Ökosystem, das marktnahe Tests<br />
unterstützt. Chemnitz ist perfekt dafür.<br />
Hier können neue Produkte, Dienstleistungen<br />
und digitale Elemente direkt am Nutzer<br />
und in Zusammenarbeit mit den Chemnitzerinnen<br />
und Chemnitzern entwickelt werden.<br />
Wichtig dabei ist, dass wir künftig Angebote<br />
brauchen, die Ältere nutzen wollen und auch<br />
können. Das heißt, Technologien dürfen nicht<br />
zu kompliziert sein. Wir müssen diese bestenfalls<br />
auch intuitiv bedienen können.<br />
Seht ihr in AgeTech auch die Chance für<br />
einen wirtschaftlichen Strukturwandel?<br />
Absolut, ja. Wir haben in der Stadt jede Menge<br />
Produktions-know-how, das in den kommenden<br />
Jahren neue Märkte erschließen muss.<br />
Denken wir zum Beispiel an Kfz-Teile, die<br />
im Zuge des elektrischen Pkw-Zeitalters irgendwann<br />
nicht mehr benötigt werden. Diese<br />
Produktionsstätten könnten ihr Portfolio<br />
um AgeTech-Produkte erweitern. Aber das<br />
ist noch Zukunftsmusik. Zunächst wollen wir<br />
etablierte Unternehmen und Start-ups ermutigen,<br />
in der Stadt einen Standort zu erschließen,<br />
um Innovationen hier vor Ort voranzutreiben<br />
und zu entwickeln. Unsere Aufgabe im<br />
Q-HUB wird es sein, die Unternehmen miteinander<br />
zu vernetzen, Ideengeber und Produktionsstätten<br />
an einen Tisch zu holen.<br />
Schauen wir abschließend in die Kristallkugel:<br />
In zehn Jahren wird AgeTech…<br />
…noch mehr im gesellschaftlichen Bewusstsein<br />
verankert sein. Mit dem Standort Chemnitz<br />
haben wir uns dann längst einen Standortvorteil<br />
erarbeitet. Beim Thema AgeTech<br />
kommt kein Unternehmen der Branche an<br />
unserer Stadt vorbei.<br />
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!<br />
Sehr gerne.<br />
(c) Q-Hub
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Ältere Menschen können mit neuen Technologien nichts anfangen? Das ist ein Vorurteil,<br />
wie Studien längst ergeben haben. Demnach sei die Nutzung lediglich abhängig von der<br />
Bedienbarkeit. Die besten Helfer nützen eben nichts, wenn sie keiner versteht. Vor allem in<br />
Sachen Digitalisierung müssen künftig einfache Lösungen her, denn hier laufen zwangsläufig<br />
die Fäden zusammen: das leichtere Leben im „Smart Home“, ein per App bestellbarer<br />
Shuttlebus, Gesundheitsvorsorge via Smartphone – das alles spielt sich bald schon vorwiegend<br />
digital ab. Doch wie genau könnte das Leben im Alter künftig aussehen?<br />
Wir haben uns schlau gemacht und sind dabei auch auf regionale Projekte gestoßen.<br />
Beispiel I<br />
MOBILITÄT<br />
Nur wenige Menschen geben gerne das Steuer aus der Hand. Mit zunehmendem<br />
Alter kann das jedoch hilfreich und entlastend sein. Bevor<br />
wir uns aber irgendwann von einem autonom fahrenden Fahrzeug<br />
ganz automatisch zum Wunschziel befördern lassen können, werden<br />
wir uns mit den öffentlichen Verkehrsangeboten auseinandersetzen<br />
müssen. Das Problem dabei: vorgegebene Haltestellen, die oftmals<br />
einen gewissen Fußmarsch erfordern – barrierefreie Angebote müssen<br />
her. Das FI Freiberg Institut für vernetzte Energieautarkie GmbH<br />
erprobt aktuell eine Alternative: Im Quartier der Wohnungsgenossenschaft<br />
„Glück Auf“ Ehrenfriedersdorf eG holt ein E-Shuttle die Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern bei Bedarf direkt vor der Haustür ab<br />
und bringt sie wieder zurück. Mit nutzerabhängigen Haltezeiten und<br />
Assistenzdienstleistungen, welche durch den Fahrer des Shuttles erbracht<br />
werden, kann individuell auf die Bedürfnisse einzelner Fahrgäste<br />
eingegangen werden. Arztpraxen, Geschäfte, Ämter oder die<br />
Kirchgemeinde fährt das E-Shuttle regelmäßig an. Mit Hilfe des Ansprechpartners<br />
vor Ort können<br />
auch „Sonderfahrten“ ins nähere<br />
Umland organisiert werden.<br />
Die Projektverantwortlichen<br />
verknüpfen neue technische<br />
Lösungen mit einem sozialen<br />
Quartiersmanagement. Im Fokus<br />
des Projektes „SHIQ“ (kurz<br />
für Shuttle im Quartier) liegt die<br />
Altersgruppe 65+. Die Zielstellung:<br />
Eine Erhöhung der Mobilität<br />
und der sozialen Interaktion<br />
der Mietergruppe, um das Verbleiben<br />
in der eigenen Wohnung<br />
zu ermöglichen. Dadurch soll auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen<br />
entstehen. Das Projekt wird bis August 2023 vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Energie mit einem Betrag von 1,4 Millionen Euro<br />
gefördert. Mobilität ist übrigens einer der Bereiche, in dem in den<br />
nächsten Jahren mit deutlichen Verbesserungen der Lebensumstände<br />
älterer Menschen durch technische Hilfssysteme zu rechnen ist.<br />
Mehr unter https://www.shiq-fahren.de/start
31 0<br />
Beispiel II<br />
DIGITALE GESUNDHEITS-<br />
VERSORGUNG<br />
Die Anwendungen im Gesundheitsbereich sind schier<br />
endlos. Klar, eine stabile Gesundheit ist ausschlaggebend<br />
für ein langes Leben. Und so rückt das<br />
Thema mit zunehmendem Alter immer mehr<br />
in den Fokus. Wahrscheinlich kauft man<br />
sich doch irgendwann die Smartwatch<br />
– die man in seinen 30er Jahren<br />
noch als vollkommen überflüssig<br />
bewertete – und überwacht am<br />
Handgelenkt alle wichtigen<br />
Vitalfunktionen. Die<br />
Helfer warnen bereits<br />
vor unregelmäßigem<br />
Herzrhythmus oder Vorhofflimmern und eine sogenannte „fall<br />
detection“ ruft automatisch den Notarzt bei gefährlichen Stürzen.<br />
Sicher ist eben sicher. Vorstellbar ist auch, dass wir künftig während<br />
einer Fahrt im autonom fahrenden Fahrzeug einen medizinischen<br />
Check-up durchführen oder in speziellen Body-Check-Kapseln<br />
unsere Vitaldaten analysieren lassen. Auch im Therapiebereich<br />
hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten: Die in Leipzig entwickelte<br />
App eCovery bietet beispielsweise schon heute ein medizinisches<br />
Physiotherapie-Training bei Gelenkschmerzen für zuhause<br />
an. Die Therapie-App liefert Videos und interaktive Übungen für<br />
das Heimtraining sowie ein Schmerztagebuch und eine Dokumentation.<br />
Künftig spielt auch die Künstliche Intelligenz (KI) eine<br />
entscheidende Rolle, vor allem bei der Diagnose. Die Unmengen<br />
vorhandenen Bildmaterials durch CT-Scans, Röntgenbilder oder<br />
EKGs eignen sich dabei hervorragend als Trainingsmaterial für<br />
maschinelles Lernen und das Testen von Algorithmen. KI- Systeme<br />
können deutlich mehr Faktoren berücksichtigen als es je in einer<br />
klinischen Studie möglich wäre. Sie können Patienten auch in viel<br />
mehr Kategorien einordnen, um wirkliche personalisierte Betreuung<br />
anzubieten als dies in heutigen Prozeduren der Fall ist.
Beispiel IV<br />
ONLINE IM ALTER<br />
Beispiel III<br />
WOHNKONZEPTE<br />
DER ZUKUNFT<br />
Viele Menschen im hohen Alter sind heute lebensfroher und fitter denn<br />
je. Da die Lebenserwartung der Menschen steigt, sind neue Ideen für<br />
das Wohnen im Alter gefragt. Altersheime, wie wir sie heute kennen,<br />
können dem demographischen Wandel nicht gerecht werden. Deswegen<br />
arbeiten Planer und Bauingenieure an neuen Wohnkonzepten,<br />
die für die „Best Ager“ besser passen und weit vor dem Altersheim<br />
angesiedelt sind. Dabei geht es nicht nur um barrierefreies Wohnen,<br />
sondern auch um Unabhängigkeit. Das soll durch Wohnkomplexe<br />
erreicht werden, in die Angebote wie Fitness- oder Kochkurse und<br />
altersrelevante Dienstleistungen bereits integriert sind – beispielsweise<br />
Freizeitangebote, eine Einkaufshilfe oder die häusliche Pflege.<br />
Smarte Technologien wie Sensoren in der Wohnung sollen den Bewohnern<br />
Arbeit abnehmen. Sie erkennen beispielsweise, wann Licht<br />
eingeschaltet, der Herd ausgeschaltet oder wann eine offene Balkontür<br />
geschlossen werden muss. Unfall- und Einbruchsrisiken werden so<br />
minimiert. Aber auch der soziale Aspekt spielt zunehmend eine Rolle.<br />
Ältere Menschen sollen sowohl Kontakt zu anderen Senioren haben,<br />
aber auch zu jüngeren Generationen. Zusätzlich rücken auch so genannte<br />
„Shared Spaces“ in den Fokus. Das sind Bereiche, welche die<br />
Bewohner gemeinsam nutzen. Das können sowohl Fitnessräume oder<br />
Bibliotheken sein, aber auch Gemeinschaftsküchen oder Räume für gemeinsame<br />
Treffen. So können die Bewohner des Hauses miteinander<br />
kommunizieren und gemeinsam Zeit verbringen. Schon heute vereint<br />
das Dresdner Wohnkonzept Vivienda in seiner Philosophie diese drei<br />
Säulen: Gemeinschaft, Aktivität und Service. Laut einer internen Studie<br />
ist die wichtigste Triebfeder für die Bereitschaft zur Veränderung<br />
im Alter der Wunsch nach Gemeinschaft. Die Maxime lautet: Glückliche<br />
Beziehungen zu unseren Mitmenschen haben eine heilsame Wirkung<br />
auf Körper und Geist.<br />
Digitalisierung ist eine der zentralen Entwicklungen unserer Zeit.<br />
Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen betreffen<br />
nicht nur eine Teilgruppe, sondern alle Mitglieder der Gesellschaft.<br />
Immer wieder neue digitale Technologien und entsprechende<br />
Geräte und Anwendungen kennenzulernen, sie zu nutzen und das<br />
eigene Leben damit zu gestalten, wird auch für ältere Menschen zu<br />
einem selbstverständlichen Teil des Alltags. Viele Studien zeigen jedoch,<br />
dass in den letzten Jahren zwar immer mehr ältere Menschen<br />
das Internet nutzen, dass die digitale Kluft zwischen jüngeren und<br />
älteren Menschen aber immer noch groß ist. Um die digitale Exklusion<br />
bestimmter Gruppen älterer Menschen zu vermeiden, müssen<br />
künftig Zugangs- und Nutzungshindernisse abgebaut werden. Denn<br />
Fakt ist: Viele Erleichterungen des Alltags, wie Smart-Home-Anwendungen,<br />
Mobilitätsangebote oder Gesundheitsversorgung sind<br />
an die digitale Welt gekoppelt. Hier ist ein Grundverständnis gefragt,<br />
das geschult werden muss. Digital souverän handeln zu können,<br />
bedeutet eben mehr, als nur zu wissen, wie man eine App auf<br />
sein Smartphone herunterlädt oder Onlinebanking anwendet. So<br />
gehören auch entsprechende niederschwellige Bildungsangebote<br />
zwangsläufig in die Wirtschaftssparte der „Silver Economy“, die sich<br />
systematischer mit den Bedürfnissen und Konsumwünschen älterer<br />
Menschen beschäftigt.
CH₂EMNITZ<br />
STADT DES<br />
WASSER<br />
STOFFS<br />
Die Stadt hat den Zuschlag zum Aufbau eines Wasserstofftechnologiezentrums<br />
bekommen. Damit fließen beachtliche Fördergelder nach Chemnitz.<br />
Aber was wird damit gemacht? Und warum ist Wasserstoff so wichtig<br />
für die Zukunft? Wir haben uns dazu mal schlaugemacht.
35 4<br />
Ein Schriftzug auf<br />
dem 37.000 Quadratmeter<br />
großen HIC-Campus an der<br />
Fraunhoferstraße verkündet<br />
in großen Buchstaben:<br />
Bereit für Wasserstoff.<br />
Text & Fotos: Stephan Beckert<br />
Chemnitz wird neben Duisburg, Pfeffenhausen und<br />
dem Schiff- und Luftfahrtcluster Norddeutschland<br />
ein Standort des bundesweiten Wasserstofftechnologiezentrums.<br />
Dafür gibt der Bund 60 Millionen<br />
Euro Fördergeld in die Stadt, die vom Freistaat<br />
Sachsen aufgestockt werden. Mit diesem Geld soll<br />
eine Forschungsinfrastruktur aufgebaut werden,<br />
mit der vor allem Anwendungen der mobilen Wasserstofftechnologie<br />
entwickelt werden sollen. Im Mittelpunkt steht dabei<br />
das Hydrogen and Mobility Innovation Center in Chemnitz (HIC).<br />
Das HIC soll am Technologie-Campus in direkter Nachbarschaft zur<br />
Technischen Universität entstehen. Auf einer Fläche von 37.000 Quadratmetern<br />
werden Labore, Tankstellen, Seminarräume und Werkstätten<br />
errichtet. Im Jahr 2024 wird mit der Einweihung der ersten<br />
Gebäude auf dem Gelände gerechnet.<br />
In diesem Wasserstoffzentrum sollen 25 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />
arbeiten und die Forschung und die Wertschöpfung von Fahrzeug-Anwendungen<br />
auf Basis von Brennstoffzellen vorantreiben. Unternehmen<br />
wie Automobilzulieferer sollen im HIC die Möglichkeit haben,<br />
ihre Innovationen zu testen und zu zertifizieren. Direkt um das HIC sollen<br />
sich weitere Forschungseinrichtungen und Unternehmen ansiedeln.<br />
Einer der Initiatoren, der sich maßgeblich für die Bewerbung von<br />
Chemnitz eingesetzt hat, ist Thomas von Unwerth, Professor für alternative<br />
Antriebssysteme an der TU Chemnitz und Vorstand des Innovationscluster<br />
HZwo. Das Innovationscluster hat die Standortbewerbung<br />
koordiniert, es besteht aus 69 sächsischen und überregionalen<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Den Zuschlag erklärt<br />
Professor von Unwerth damit, dass in Chemnitz seit Jahren erfolgreich<br />
an der TU, den Fraunhofer-Instituten und weiteren Partnern an Wasserstofftechnologien<br />
geforscht wurde.<br />
Der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lobte<br />
bei der Vergabe im Sommer dann auch die hervorragende Forschungs-<br />
und Testinfrastruktur für Brennstoffzellen und Wasserstoff-Technologien<br />
in Chemnitz sowie sein ausgedehntes Netzwerk<br />
an starken Partnern.<br />
Zu den Partnern zählen mehrere Autohersteller, Automobilzulieferer,<br />
der Freistaat Sachsen und Verbünde wie der „Smart Rail Connectivity<br />
Campus“ Digitalisierung und Automatisierung des Schienenverkehrs<br />
und viele mehr.<br />
Foto: HZwo e.V. / VideoVison
EINE VERGABE MIT<br />
BEIGESCH₂MACK<br />
Zunächst wurde davon ausgegangen, dass nur ein Standort in Deutschland<br />
den Zuschlag für den Aufbau eines Wasserstoffzentrums erhält<br />
– und viele hatten aufgrund von Machbarkeitsstudien Chemnitz auf<br />
dem Schirm. Doch bei der Vergabeverkündung<br />
am 2. September<br />
durch den ehemaligen Verkehrsminister<br />
Scheuer wurden<br />
dann drei Standorte benannt,<br />
unter denen die 290 Millionen<br />
Euro Fördergeld aufgeteilt werden.<br />
Das sorgte in Sachsen für<br />
Verwunderung: „Chemnitz hatte<br />
die beste Bewerbung, das überzeugendste<br />
Konzept. Daher hat<br />
uns die Netzwerklösung, welche<br />
Bundesminister Scheuer überraschend<br />
präsentiert hat, etwas<br />
erstaunt”, heißt es auf Anfrage<br />
aus dem Sächsischen Wirtschaftsministerium<br />
in Dresden.<br />
„Auch wenn wir uns mehr erhofft<br />
hätten, gibt uns die Standortentscheidung<br />
Rückenwind.“<br />
Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete<br />
Detlef Müller<br />
sieht die Vergabeentscheidung<br />
noch etwas kritischer. „Die ursprüngliche<br />
Pressekonferenz<br />
„Der Forschungsstandort wird<br />
viel Aufmerksamkeit auf uns<br />
ziehen. Die Stadt wird international<br />
deutlich sichtbarer sein”<br />
Thomas von Unwerth, Professor für alternative Antriebssysteme<br />
an der TU Chemnitz und Vorstand des Innovationscluster HZwo<br />
zur Verkündung der Ergebnisse<br />
wurde zur Verwunderung aller<br />
kurzfristig durch eine Intervention<br />
des bayrischen Ministerpräsidenten<br />
Markus Söder<br />
(CSU) bei seinem bayrischen<br />
Parteikollegen, Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer, neu terminiert“, erklärt der SPD-Politiker. „Die<br />
Mittelvergabe und die Verteilung der Forschungsschwerpunkte haben<br />
sich seitdem von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie zugunsten<br />
des bayrischen Mitbewerbers verschoben“, betont Müller, der sich<br />
dennoch über den Zuschlag freut: „Das neue Wasserstoffzentrum ist<br />
für Chemnitz eine Riesensache! Für die Stadt als Forschungs-, Wissenschafts-<br />
und Wirtschaftsstandort hat es einen ähnlich großen Stellenwert<br />
wie die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas 2025”, sagt<br />
der Bundestagsabgeordnete. „Es werden wichtige Forschungs- und Arbeitsplätze<br />
entstehen, die sich mit<br />
einer der wichtigsten Zukunftstechnologien<br />
beschäftigen.”<br />
Die Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) sieht im Wasserstoffkompetenzzentrum<br />
ebenfalls<br />
TU CHEMNITZ<br />
einen großen Gewinn für die sächsische<br />
Wirtschaft und den Forschungsstandort.<br />
„Für die Stadt<br />
und Region ergeben sich vielfältige<br />
Chancen wie zum Beispiel<br />
durch die gezielte Neuansiedlung<br />
von Unternehmen und durch den<br />
Erhalt von Arbeitsplätzen durch<br />
Kompetenzsteigerung in etablierten<br />
Unternehmen“, sagt Sprecherin<br />
Kerstin Küpperbusch.<br />
Schaut Initiator Professor von<br />
Unwerth 20 Jahre in die Zukunft,<br />
dann sieht er viele Investoren,<br />
die nach Chemnitz kommen und<br />
eine große Wasserstoff-Infrastruktur<br />
in der Stadt aufbauen<br />
werden. „Der Forschungsstandort<br />
wird viel Aufmerksamkeit<br />
auf uns ziehen. Die Stadt wird<br />
international deutlich sichtbarer<br />
sein”, sagt der Wissenschaftler,<br />
der auch eine Wasserstoff-Straßenbahn<br />
in dieser Zeitspanne<br />
für möglich hält. Das ist zumindest<br />
zum derzeitigen Zeitpunkt<br />
noch nicht geplant. Die Chemnitzer Verkehrsbetriebe haben eine<br />
Studie über alternative Antriebe für Omnibusse mit der Stadt beauftragt,<br />
wobei ein finales Ergebnis noch nicht präsentiert werden kann,<br />
sagt Pressesprecherin Juliane Kirste. Darüber hinaus prüfe die CVAG<br />
mit dem Innovationscluster HZwo gemeinsame Projekte hinsichtlich<br />
Mobilität und Infrastruktur.
von grauem Wasserstoff. Stammt die Energie<br />
aus Wind und Sonne, dann ist von grünem<br />
Wasserstoff die Rede. Für die erneuerbaren<br />
Energien wird Wasserstoff auch als idealer<br />
Speicher gesehen, um die Energiemengen an<br />
Tagen mit hoher Einspeisung zwischenspeichern<br />
zu können.<br />
Wie funktioniert der<br />
Wasserstoff-Antrieb?<br />
Ein Auto mit Wasserstoff-Antrieb ist im eigentlichen<br />
Sinne auch ein Elektro-Auto, nur<br />
muss der Fahrstrom erst gewonnen werden.<br />
Das passiert in einer Brennstoffzelle. Darin<br />
reagiert der Wasserstoff, der aus einem Tank<br />
zugeführt wird, mit Sauerstoff aus der Luft.<br />
Bei dieser Reaktion entsteht Wärme und elektrische<br />
Energie, die das Auto antreibt. Es ist<br />
quasi die umgekehrte Elektrolyse. Zum Einsatz<br />
kommt auch eine Batterie, die aber kleiner<br />
ist als in rein batteriebetriebenen Elektro-Autos.<br />
Die Batterie im Wasserstoff-Auto<br />
wird bei Lastspitzen beispielsweise während<br />
der Beschleunigung gebraucht und zur Zwischenspeicherung<br />
von Rekuperationsenergie,<br />
die beim Bremsen anfällt.<br />
Was ist überhaupt<br />
Wasserstoff und warum<br />
ist er ein wichtiger<br />
Energieträger?<br />
Wasserstoff ist ein chemisches Element mit<br />
dem Symbol H – übrigens das erste im Periodensystem<br />
der Elemente – und kann Energie<br />
speichern. Um in Zukunft unabhängig von Öl<br />
und anderen fossilen Brennstoffen zu werden<br />
und die Klimaziele zu erreichen, will Deutschland<br />
eine Wasserstoff-basierte Industrie aufbauen.<br />
Das bedeutet natürlich, dass viel mehr<br />
Wasserstoff als heute hergestellt und an vielen<br />
Orten zur Verfügung stehen muss.<br />
Wie wird Wasserstoff<br />
hergestellt, und warum<br />
spricht man von grünem<br />
und von grauem<br />
Wasserstoff?<br />
Eigentlich gibt es genügend Wasserstoff in<br />
unserer Umwelt. Allerdings kommt er auf<br />
der Erde weniger als Gas vor, sondern meistens<br />
gebunden mit Sauerstoff als Wasser. Um<br />
Wasserstoff-Gas herzustellen, muss es mittels<br />
Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden.<br />
Und das kostet erstmal Energie. Stammt die<br />
Energie aus Kohle oder Erdgas, spricht man
Was fährt sich besser:<br />
Batterie oder Brennstoffzelle?<br />
39 8<br />
Betrachtet man die Zulassungszahlen, dann<br />
liegt klar das rein batterieelektrische Auto<br />
vorn. Bis zum Juli 2021 waren etwa 440.000<br />
Fahrzeuge zugelassen. Zum Vergleich: Nur<br />
etwa 800 zugelassene Pkw mit Wasserstoff-<br />
Brennstoffzelle sind auf deutschen Straßen<br />
unterwegs.<br />
Allerdings sind dafür nur knapp 100 Wasserstoff-Zapfsäulen<br />
in Deutschland zu finden,<br />
und damit weit weniger als Ladestationen für<br />
Batterien, deren Anzahl auf mehr als 25.000<br />
geschätzt wird. Die Bundesregierung will<br />
zwar den weiteren Ausbau fördern, aber als<br />
Zielmarke stehen hier nur 400 Wasserstoff-<br />
Tankstellen bis zum Jahr 2025.<br />
Im Moment setzen die deutschen Autohersteller<br />
zumindest bei Pkw eher auf batterieelektrische<br />
Fahrzeuge. Der Grund ist auch<br />
die Effizienz: Professor Maximilian Fichtner,<br />
Vize-Direktor des Helmholtz-Instituts<br />
für Elektrochemische Energiespeicherung<br />
in Ulm, erklärt das mit einem niedrigen<br />
Wirkungsgrad: Wasserstoff müsse erst aufwändig<br />
per Elektrolyse erzeugt und dann<br />
wiederum in der Brennstoffzelle zu Strom<br />
umgewandelt werden.<br />
Eine Zukunft wird die Brennstoff-Zelle aus<br />
jetziger Sicht eher in der Lkw-Branche haben<br />
– dort, wo viel Gewicht über lange Strecken<br />
transportiert werden muss und mit einem<br />
rein batterieelektrischen Antrieb keine große<br />
Reichweite erzielt werden kann. So stecken<br />
die Hersteller Daimler und Volvo gerade viel<br />
Geld in die Entwicklung des Brennstoffzellen-Antriebes<br />
für ihre Lkw-Flotte. Professor<br />
von Unwerth sieht die Stärken der Brennstoffzelle<br />
aber auch für den Einsatz im Pkw-<br />
Bereich. Ein Wasserstoff-Auto lasse sich innerhalb<br />
von drei Minuten so betanken, dass es<br />
problemlos eine Reichweite von mehr als 500<br />
km schaffe, begründet er. Das sei nicht viel<br />
schlechter als das Betanken mit Diesel oder<br />
Benzin. Und neue Zapfsäulen für Wasserstoff<br />
könne man auch an bestehenden Tankstellen<br />
nachrüsten, sagt der Wissenschaftler.<br />
Wird in Sachsen<br />
bereits Wasserstoff<br />
produziert?<br />
Testanlagen für grünen Wasserstoff sind bei<br />
der Sunfire GmbH sowie beim Fraunhofer<br />
IKTS in Betrieb. Industrieanlagen, die aktuell<br />
grauen Wasserstoff erzeugen, betreibt<br />
Wacker Chemie in Nünchritz. Nach Angaben<br />
des Wirtschaftsministeriums planen weitere<br />
Unternehmen im Raum Chemnitz den Aufbau<br />
von Elektrolyseuren zur Herstellung von<br />
grünem Wasserstoff.<br />
Für den Einsatz von Wasserstoff sind laut der<br />
IHK in Chemnitz viele Projekte in der Recherche-<br />
und Planungsphase. Demnach fertigt<br />
die Flexiva Automation & Robotik GmbH in<br />
Amtsberg Brennstoffzellen für den autarken<br />
Betrieb, die Wutas - Wärmetauscher Sachsen<br />
GmbH in Olbernhau hat Bipolarplatten für<br />
Brennstoffzellen auf Messen vorgestellt und<br />
die Agraset in Erlau hat ein Planungsbüro zur<br />
Konzeption einer Windkraftanlagen-Elektrolyse-Wasserstoffspeicherung<br />
beauftragt. Das<br />
sind nur einige Beispiele.<br />
(c) Alle Fotos shutterstock
@Hansa Real Estate Beteiligungs AG, @BPD Immobilienentwicklung<br />
von Peggy Schellenberger<br />
GROSSPROJEKT<br />
NEUE JOHANNIS-<br />
VORSTADT<br />
Die „Neue Johannisvorstadt“ ist ein weiterer<br />
Meilenstein im Prozess der Chemnitzer Innenstadtentwicklung.<br />
Die HANSA Real Estate<br />
GmbH ist Projektträger des ambitionierten<br />
Vorhabens. Nach den Umsetzungen der umfangreichen<br />
Sanierungen des Poelzig-Areals<br />
am Fuße des Kaßbergs und der ehemaligen<br />
Riemann-Fabrik auf der Humboldthöhe startete<br />
das Unternehmen mit Sitz in Leipzig nun<br />
ihr bisher größtes Innenstadtprojekt.
Auf dem geschichtsträchtigen Areal zwischen der Augustusburger<br />
Straße, Zschopauer Straße, Bahnhofstraße und Moritzstraße wird bis<br />
2028 eine Mischung aus vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entstehen.<br />
Mit der Entwicklung einer Vielzahl von verknüpften öffentlichen<br />
und privaten Räumen soll ein hoher Erholungs- und Freizeitwert erreicht<br />
werden. Eine Neubepflanzung des Gebietes mit Bäumen und<br />
Sträuchern wird für ein naturverbundenes Umfeld sorgen. Zudem<br />
sieht das Projekt vor, einen Großteil der Dächer zu begrünen.<br />
Was beinhaltet die<br />
neue Johannisvorstadt?<br />
Ein großes Gesundheitszentrum zur ambulanten Versorgung, Büround<br />
Gewerbeflächen, ein Hotel, zwei attraktive Wohnkomplexe, eine<br />
Seniorenresidenz und großzügige Tiefgaragen sind geplant. „Damit<br />
sollen langjährige Brachflächen in der Innenstadt wieder neue Impulse<br />
bekommen und belebt werden“, sagt Aline Heinemann, Projektmanagerin<br />
von Hansa Real Estate. Mit einer hochwertigen Architektur,<br />
so betonen die Projektentwickler, werde das Vorhaben im<br />
Chemnitzer Zentrum für zeitgemäße Akzente sorgen. Umrahmt wird<br />
die neue Johannisvorstadt von den ehemaligen Kaufhäusern Schocken<br />
und Tietz sowie dem bereits fertiggestellten Johannisquartier<br />
entlang der Bahnhofstraße.<br />
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Chemnitz<br />
Zahlen und Fakten<br />
Areal: Zschopauer Straße, Bahnhofstraße, Moritzstraße<br />
Grundstücksfläche: ca. 13.200 m²<br />
Wohnfläche: ca. 20.700 m²<br />
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Fertigstellung: geplant 2028<br />
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Foto: istock/Cecilie Arcurs
Baufeld 3<br />
Gesundheitszentrum<br />
Ganzheitliche Versorgung an<br />
zentralem Medizinstandort<br />
Mit rund 10.300 Quadratmetern nimmt das<br />
geplante Gesundheitszentrum eine der zentralen<br />
Rollen in der neuen Johannisvorstadt<br />
ein. Hier wird direkt im Chemnitzer Zentrum<br />
die ganzheitliche medizinische Versorgung<br />
gewährleistet. Eine enge Vernetzung der<br />
Fachgebiete und die Kooperation zwischen<br />
ambulanten und stationären Einrichtungen<br />
sollen die medizinische Infrastruktur erheblich<br />
verbessern. Berücksichtigt werden hierbei<br />
Standort entscheidende Faktoren wie<br />
Barrierefreiheit, optimale ÖPNV-Anbindung<br />
sowie eine helle und moderne Architektur.<br />
Baufeld 5<br />
Hotel<br />
Aufenthaltsqualität für Gäste in<br />
Chemnitz weiter verbessern<br />
Die Stadt bietet mit den zahlreichen innerstädtischen<br />
Events nicht nur den Chemnitzer<br />
Bürgern vielfältige Höhepunkte. Beispiele<br />
sind das Hutfestival, Tage der Industriekultur,<br />
SCHLINGEL-Filmfestival oder das Weinfest.<br />
Zudem sorgen die verstärkte Ansiedlung von<br />
Unternehmen mit vielen Tagungen und Kongressen<br />
sowie die Chemnitz Arena mit Messen,<br />
Konzerten und Sportveranstaltungen in pandemiefreien<br />
Zeiten für steigende Übernachtungszahlen.<br />
Der Bedarf für zentrumsnahe<br />
Hotels wird, so hofft man, auch lange nach dem<br />
Kulturhauptstadtjahr 2025 hoch sein.<br />
Baufelder 3 und 5<br />
Handel und Gewerbe<br />
Geschäfte ankurbeln und<br />
Netzwerke aufbauen<br />
Zu den wichtigsten Faktoren für gehobene<br />
Lebensqualität zählen Dienstleistungen aller<br />
Art, Einzelhandel und Restaurants. Dies<br />
steigert die Motivation, in der neuen Johannisvorstadt<br />
Büro- und Gewerbeeinheiten zu<br />
beziehen. Bei der Projektentwicklung legt<br />
man Wert darauf, den Standort für Niederlassungen<br />
aus den verschiedensten Branchen<br />
attraktiv zu gestalten und somit ein großes<br />
Netzwerk aufzubauen.<br />
Baufelder 4 und 6<br />
Wohnen<br />
Mit dem Trend:<br />
Wohnraum in der City<br />
Die Projektentwickler der neuen Johannisvorstadt<br />
folgen einem nicht aufzuhaltenden<br />
Trend und schaffen mit den Baufeldern 4<br />
und 6 mitten im Zentrum von Chemnitz modernes<br />
innerstädtisches Wohnen. Die weit<br />
über 300 Tiefgaragenplätze bieten nicht nur<br />
genügend Stellfläche für Gewerbetreibende<br />
und medizinisches Personal, sondern auch<br />
für die Anwohner des Wohnareals. Im Baufeld<br />
6 werden Townhouses sowie gemütliche<br />
und imposante Wohneinheiten entstehen.<br />
Verantwortlich ist dafür die Gesellschaft<br />
Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD)<br />
mit Sitz in Frankfurt am Main.
(c) Peggy Schellenberger<br />
Grabungen in der<br />
Chemnitzer Geschichte<br />
Bevor die neuen Gebäude aus dem Boden<br />
schießen, wird erstmal in den Tiefen der<br />
Chemnitzer Geschichte archäologisch geforscht.<br />
Die wohl größte Innenstadtgrabung<br />
Sachsens läuft aktuell auf Hochtouren auf<br />
dem Areal der zukünftigen Johannisvorstadt.<br />
Bis zu zehn Mitarbeiter des Landesamtes für<br />
Archäologie legen in mühsamer Kleinarbeit<br />
Keller der ehemaligen Gründerzeithäuser,<br />
die der Bombardierung im März 1945 zum<br />
Opfer fielen. Pro Baufeld sind drei Monate<br />
archäologische Ausgrabungen geplant. Zudem<br />
hoffen die Archäologen, Zeugnisse einer<br />
Besiedlung aus dem 11./12. Jahrhundert zu<br />
bekommen. Die Existenz dieser Siedlung weit<br />
vor Gründung der Stadt ist bisher weder bewiesen<br />
noch widerlegt. Die Grabungen auf<br />
den Baufeldern 5 und 6 sind abgeschlossen.<br />
Seit einigen Wochen laufen die Arbeiten auf<br />
dem ehemaligen Parkplatz an der Johanniskirche<br />
auf mehr als 11.000 Quadratmetern.<br />
Gefunden wurden bereits Küchenutensilien,<br />
wie ein Fleischwolf, Salzstreuer, Messer und<br />
Reste von Tongeschirr. Auch Schallplatten,<br />
Keramikfliesen, Bierflaschen und Wanderer-<br />
Schreibmaschinen kamen zum Vorschein.<br />
Die Historie der Johannisvorstadt:<br />
Wo alles begann und Neues beginnt<br />
Die ehemalige Johannisvorstadt war<br />
vor dem Zweiten Weltkrieg ein dicht<br />
bebautes Stadtquartier, welches sich<br />
außerhalb der Chemnitzer Stadtmauern<br />
befand. Bis heute existiert die Johanniskirche,<br />
die im 13. Jahrhundert erstmals<br />
urkundlich erwähnt wurde. Beim schweren<br />
Bombenangriff auf unsere Stadt im<br />
März 1945 wurde die Johannisvorstadt<br />
weitestgehend zerstört. Der unversehrte<br />
43 2<br />
Heute kaum wiederzuerkennen: Das Areal um 1960<br />
(links) und in einem Modell, das 1969 entstand. Die<br />
Johannisvorstadt (Mitte) ist hier in eine Schnellstraße<br />
integriert, die parallel zur Bahnhofstraße hätte<br />
verlaufen sollen. Umgesetzt wurde jedoch das Bauensemble<br />
der Stadthalle mit dem Hotelhochhaus<br />
„Kongreß“ – im Bild oben rechts zu erkennen.<br />
Teil des Viertels wurde Ende der 1960er<br />
Jahre ebenfalls abgerissen. Bis heute<br />
fehlt die dichte Bebauung dieses großen<br />
Areals und stellt zwischen den imposanten<br />
Bauten Tietz und Schocken ein echtes<br />
Manko dar. 2015 eröffnete die Stadt<br />
einen Wettbewerb zur städtebaulichen<br />
Weiterentwicklung. Bis 2028 entsteht<br />
hier nun ein multifunktionales und zukunftsträchtiges<br />
Innenstadtquartier.<br />
@Hansa Real Estate Beteiligungs AG, @BPD Immobilienentwicklung , Archiv, privat
Wenn im Februar im chinesischen Peking die nächsten Olympischen<br />
Winterspiele ausgetragen werden, schauen auch bei<br />
uns wieder zahlreiche Sportliebhaber gebannt zu. Wer springt<br />
am weitesten mit Skiern durch die Luft? Wer legt die eleganteste<br />
Kür mit Schlittschuhen aufs Glatteis? Oder wer rodelt<br />
am schnellsten mit dem Schlitten die Bahn hinunter? Doch<br />
Text: Steffi Hofmann<br />
Fotos: Kristin Schmidt
nicht nur im fernen Asien gibt es Talente, die sich messen. Wir<br />
haben uns in der Region einmal umgeschaut und stellen fünf<br />
Nachwuchssportler vor, die auf Skiern, Schlittschuhen oder<br />
Rennschlitten schon so einiges drauf haben. Und vielleicht sehen<br />
wir sie schon bei den nächsten Spielen in vier Jahren um<br />
das olympische Edelmetall kämpfen.<br />
45 4<br />
DIE<br />
SE<br />
WINTER-<br />
SPORT-<br />
TALENTE<br />
HA<br />
BEN<br />
NOCH EINIGES VOR<br />
So steht’s in der Region<br />
um den Sportlernachwuchs
T<br />
G
IMON<br />
RANCAGNOLO<br />
Rennrodler<br />
Die Bronzemedaille bei den Olympischen Jugendspielen<br />
2020, mehrere Weltcupsiege und<br />
nationale Meistertitel hat Timon Grancagnolo<br />
bereits in der Tasche. Seit er fünf Jahre alt ist,<br />
schlägt sein Herz fürs Rennrodeln. „Es gab in<br />
meinem Kindergarten eine Sportgruppe und der<br />
Leiter dieser Gruppe ist auch der der Sportabteilung<br />
Rennrodeln im ESV Lok Chemnitz. Ab<br />
und zu wurde dann gefragt, ob wir mal rodeln<br />
wollen. Da hab ich zugesagt und mir hat es gleich<br />
sehr gefallen“, erinnert sich der mittlerweile<br />
18-Jährige an seine Anfänge.<br />
Timon Grancagnolos Heimatverein ist der ESV<br />
Lok Chemnitz. Er trainiert an mindestens fünf<br />
Tagen in der Woche – im Winter sogar oft mehr.<br />
„Es macht mir unglaublich viel Spaß, mich mit<br />
anderen zu messen und mich ständig zu verbessern“,<br />
erzählt der 1,91 Meter große Rodler. Seine<br />
Ziele: Im Juniorengesamtweltcup in den Top 3<br />
sein sowie bei der Junioren-WM in Winterberg<br />
Ende Januar 2022 teilnehmen und dort ebenso<br />
mit einer Top 3-Platzierung nach Hause gehen.<br />
Neben dem Rennrodeln hat Timon Grancagnolo<br />
auch Spaß am Ballsport. „Wir spielen oft im<br />
Training Volleyball und mein Vater hatte es früher<br />
auch im Verein gespielt“, so der junge Mann.<br />
Zudem war Timon Grancagnolo früher parallel<br />
zum Rodeln im Handball aktiv. „Aber irgendwann<br />
musste ich mich zwischen diesen beiden<br />
Sportarten entscheiden, weil beides nicht machbar<br />
war“, so Grancagnolo, der übrigens in diesem<br />
Sommer – coronabedingt mit etwas Verspätung<br />
– zum Oberwiesenthaler Eliteschüler des<br />
Sports 2020 gekürt worden ist.<br />
47 6
Eisschnellläufer<br />
RICHARD<br />
SCHREITER<br />
Richard Schreiter ist seit sechs Jahren im Eisschnelllauf<br />
aktiv. „Es hat in der Grundschule<br />
angefangen. Da habe ich beim Schuleislaufen<br />
einen Brief vom Eisschnelllauf Club Chemnitz<br />
bekommen“, erzählt der jetzt 17-Jährige. Mittlerweile<br />
trainiert er bis zu zehn Mal in der<br />
Woche. „Die Geschwindigkeiten, die man nur<br />
mit eigener Muskelkraft aufbaut, faszinieren<br />
mich“, sagt Richard Schreiter.<br />
Sein größtes Ziel ist es, bei Olympia 2026 zu<br />
starten. Außerdem würde er gern bei World-<br />
cups und Weltmeisterschaften beziehungsweise<br />
Europameisterschaften an den Start<br />
gehen. „Das wäre in zirka drei bis vier Jahren<br />
für mich möglich“, so Schreiter. Bis dahin<br />
heißt es: fleißig weiter trainieren, trainieren,<br />
trainieren. Neben dem Eisschnelllauf fährt<br />
der Teenager gern Rennrad und Mountainbike.<br />
Was ihn ebenso fasziniert, ist Kraftsport.<br />
Richard Schreiter ist somit ein Sporttalent<br />
durch und durch.
Alles okay<br />
im Dekolleté.<br />
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ANNE-MARIE<br />
WOLF<br />
Eistänzerin<br />
Das Motto „Früh übt sich“ trifft auch auf<br />
Anne-Marie Wolf zu: Mit drei Jahren stand<br />
sie das erste Mal auf dem Eis. „Alles begann<br />
durch ein Angebot im Kindergarten, in dem<br />
die USG Chemnitz Kinder für einen Schnupperkurs<br />
gesucht hatte“, erinnert sich Anne-<br />
Marie. Ihre damalige Kindergärtnerin habe<br />
ihre Mutter auf das Angebot aufmerksam<br />
gemacht mit dem Hinweis, dass dem kleinen<br />
Mädchen diese Sportart eventuell Spaß<br />
machen könnte. „Ich hatte schon damals viel<br />
Motivation für sportliche Aktivitäten übrig“,<br />
so die heute 19-Jährige.<br />
Mit ihrem Partner Max Liebers trainiert Anne-Marie<br />
Wolf mittlerweile sechs Tage die<br />
Woche. Die Disziplin Eistanz sei sehr vielseitig<br />
und zeichne sich somit durch jede Menge<br />
Besonderheiten aus. „Zum einen müssen wir<br />
als Sportler athletisch sein, da die Sportart<br />
Kondition, aber auch Spritzigkeit und Leichtigkeit<br />
benötigt“, erklärt die junge Frau. Zum<br />
anderen biete der Eistanz einen Raum für<br />
Emotionen und die eigene Kreativität, da die<br />
ausgewählten Programmmusiken mit Choreografien<br />
gefüllt werden. „Diese Verbindung<br />
aus Sport und Kunst lässt viele einzigartige<br />
Momente entstehen und gibt mir eine<br />
gewisse Freiheit“, sagt Anne-Marie Wolf.<br />
Weitere Sportarten, die sie gern in ihrer<br />
Freizeit ausführt, sind Fahrrad fahren,<br />
Schwimmen und Rennen: „Die lassen immer<br />
etwas frischen Wind in meinen Kopf!“ Außerdem<br />
geht die 19-Jährige gern in der Natur<br />
spazieren und trifft Freunde und Familie, um<br />
einen Ausgleich zu schaffen.
Eistänzer<br />
Schon als kleines Kind – mit drei Jahren –<br />
hat Max Liebers Eishallenluft geschnuppert:<br />
„Meine ältere Schwester hatte ein Schnuppertraining<br />
in der Eishalle mitgemacht. Da<br />
war ich dann ja zwangsläufig auch schon<br />
dort und wollte unbedingt ebenfalls aufs<br />
Eis“, erinnert sich der heute 22-Jährige. Die<br />
Grundlagen für seine Eiskunstlaufkarriere<br />
wurden also sehr früh gelegt. Bis zur Einschulung<br />
war er im Hobbybereich aktiv, ab<br />
der ersten Klasse zunächst als Leistungssportler<br />
im Einzellauf. Doch das war nicht<br />
das Richtige für ihn. „Im Jahr 2016 habe ich<br />
die Disziplin gewechselt und gehe nun seit<br />
dieser Saison mit meiner jetzigen Partnerin<br />
Anne-Marie Wolf im Eistanzen auch international<br />
bei den Senioren – der ehemaligen<br />
Meisterklasse – an den Start“, berichtet Max<br />
Liebers. Im letzten Jahr hat sich das Duo den<br />
Landesmeistertitel im Eistanzen geholt.<br />
MAX<br />
LIEBERS<br />
Seit September 2019 ist Liebers bei der Bundeswehr<br />
als Sportsoldat in Frankenberg angestellt,<br />
wodurch es ihm möglich ist, neben<br />
dem täglichen Training auch noch ein Studium<br />
im Gartenbau zu finanzieren. Er trainiert<br />
täglich, wenn möglich zweimal, und<br />
sonntags einmal. Samstags ist frei. „Mich<br />
reizt besonders der Tanz mit meiner Partnerin<br />
zur Musik und die Musik auf dem Eis<br />
darzustellen“, erzählt Max Liebers. In diesem<br />
Jahr zielt er auf einen dritten Platz bei<br />
der Deutschen Meisterschaft und eine Teilnahme<br />
an der Winteruniversiade in Luzern.<br />
Das Hauptziel sei natürlich die Olympiade<br />
2026, so der Eiskunstläufer. Viel Zeit für andere<br />
große Hobbys bleibe da kaum. „Aber ich<br />
treffe mich gern mit Freunden, beschäftige<br />
mich mit Pflanzen, Technik und Computern“,<br />
so Max Liebers.<br />
51 0
Skispringerin<br />
LILLY<br />
KÜBLER<br />
Die einen sind total fasziniert von den fliegenden<br />
Skiern – anderen wird bereits beim<br />
Zuschauen regelrecht mulmig zumute. Pia-<br />
Lilian Kübler, genannt Lilly, ist bereits im<br />
zarten Alter von sechs Jahren zum Skispringen<br />
gekommen. „Mein Vater und ich haben<br />
damals bei einem Training zugeschaut und<br />
das hat mich so fasziniert, dass ich das auch<br />
mal ausprobieren wollte. Seitdem bin ich mit<br />
großer Begeisterung dabei“, erzählt die heute<br />
19-Jährige, die mittlerweile schon bei einer<br />
Junioren-WM dabei war und im Heimspiel<br />
in Oberwiesenthal mit Bronze im Teamwettbewerb<br />
glänzte.<br />
Lilly Kübler ist Chemnitzerin und besucht seit<br />
2017 die Sportschule in Klingenthal. Sie trainiert<br />
fast jeden Tag – bis auf sonntags, da hat<br />
sie frei und verbringt die Zeit gern mit ihren<br />
Freunden oder der Familie. „Am Skispringen<br />
reizt mich besonders das Fliegen. Vor allem<br />
bei einem gut getroffenen Sprung macht es<br />
viel Spaß. Das Adrenalin, das man vor und<br />
nach jedem Sprung fühlt und auch mal größere<br />
Schanzen springen zu dürfen, ist super“,<br />
erzählt die Sportlerin. Auf die Frage nach ihren<br />
Zielen sagt sie: „Verletzungsfrei zu bleiben<br />
und einfach Spaß zu haben.“ Unter anderem<br />
möchte Lilly Kübler auch zur letzten Junioren-WM,<br />
die für sie in Frage kommt, fahren,<br />
dort ihre bestmöglichen Leistungen abrufen<br />
und sich für den B-Kader qualifizieren. Neben<br />
dem Skispringen spielt Lilly Kübler gern Volleyball,<br />
wie sie sagt. „Außerdem gehe ich sehr<br />
gerne Skifahren.“
53 2
EINE BE-<br />
55 4<br />
SONDERE<br />
SYMBIOSE<br />
Mehr als 20 Jahre arbeiteten die NINERS Chemnitz auf ihren großen<br />
Traum hin, doch ausgerechnet ihre allererste Saison in Deutschlands<br />
höchster Spielklasse fand gänzlich ohne Zuschauer statt. Nun durften die<br />
Fans zurückkehren, genießen jede einzelne Sekunde in der Messehalle und<br />
machen das Team mit ihrem leidenschaftlichen Support noch stärker.<br />
Das musste jüngst sogar der große FC Bayern München erfahren.<br />
Wenn die Topstars der Liga ihr Gesicht in<br />
den Händen vergraben, verzweifelt mit den<br />
Schiedsrichtern hadern und sogar die Trainerlegende<br />
entnervt aus der Halle fliegt, dann<br />
weißt du, dass du einiges richtig gemacht hast.<br />
So geschehen am denkwürdigen 14. Novem-<br />
ber, als Chemnitz im Pokalviertelfinale die haushoch favorisierten<br />
Bayern-Basketballer phasenweise an die Wand spielte und letztlich<br />
mit einem hart erkämpften 85:80 aus dem Wettbewerb kegelte. Es<br />
war nicht der erste große Coup der NINERS in dieser noch jungen<br />
Saison. Schon gegen die letztjährigen Playoffteilnehmer Oldenburg,<br />
Ulm, Hamburg und Ludwigsburg ging das Team von Cheftrainer
Rodrigo Pastore als durchaus überraschender<br />
Sieger vom Feld. Doch das Spiel gegen<br />
München toppte alle vorherigen Partien,<br />
weil die „Orange Army“ mit dem Einzug ins<br />
Pokalhalbfinale den größten Erfolg der Vereinsgeschichte<br />
schaffte – und weil endlich<br />
wieder diese verrückten Chemnitzer Fans<br />
dabei sein durften.<br />
Wie sehr haben sie nach solch einem Moment<br />
gelechzt. Nach einer Sensation, die<br />
man live in der Halle, und nicht wie letzte<br />
Saison nur vor dem TV-Bildschirm verfolgen<br />
durfte. Nach einem Sieg, zu dem<br />
man als Fan wirklich selbst aktiv beitragen<br />
konnte. Bei jeder strittigen Schiedsrichterentscheidung,<br />
bei jedem Freiwurf des Gegners,<br />
bei jeder geilen Aktion des eigenen<br />
Teams. „Es ist unfassbar, was hier abgeht.<br />
Die Zuschauer sind von der ersten Sekunde<br />
da, gehen immer mit und verleihen uns so<br />
viel zusätzliche Energie“, schwärmt Isiaha<br />
Mike, der die Messe bislang nur ohne Publikum<br />
kannte und in dieser Saison endlich<br />
den euphorischen Applaus für seine spektakulären<br />
Flugeinlagen genießen kann. „Ich<br />
habe mein ganzes Leben vor Fans gespielt.<br />
Diese Stimmung macht den Sport doch erst<br />
so einzigartig. Deshalb bin ich froh, dass die Zuschauer endlich<br />
wieder dabei sind“, ergänzt Gerald Robinson, der beim Sieg gegen<br />
München sichtlich Spaß hatte.<br />
Wie auch all seine Teamkameraden. Selbst Nelson Weidemann, der<br />
verletzungsbedingt ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Club zuschauen<br />
musste und mit gebrochener Hand noch bis ins neue Jahr<br />
hinein ausfallen wird. Beim Halbzeitinterview gegen Bayern wurde<br />
er dennoch oder gerade deshalb besonders lautstark gefeiert.<br />
„DIE ZU-<br />
SCHAUER<br />
SIND VON<br />
DER ERSTEN<br />
SEKUNDE DA,<br />
GEHEN IM-<br />
MER MIT UND<br />
VERLEIHEN<br />
UNS SO VIEL<br />
ZUSÄTZLICHE<br />
ENERGIE“<br />
Isiaha Mike<br />
Es ist unübersehbar, dass in Chemnitz eine<br />
ganz besondere Symbiose zwischen Fans<br />
und Team besteht, die selbst neue Spieler<br />
binnen weniger Wochen gänzlich einfängt<br />
und zu großen Taten verhilft. Dem Spektakel<br />
gegen Bayern folgen in den kommenden<br />
Monaten noch zahlreiche weitere Begegnungen<br />
in der Messe Chemnitz. Mit ihren<br />
Fans im Rücken stehen die Siegchancen der<br />
NINERS wohl nie ganz schlecht und selbst<br />
Niederlagen werden von der Anhängerschar<br />
zumeist mit Fassung getragen, münden<br />
kaum in Frust, sondern vielmehr in<br />
aufmunternden Worten und unterstützenden<br />
Gesängen.<br />
Kein Wunder also, dass manch einer schon<br />
vom Erreichen der Playoffs träumt, dass<br />
man sich sogar im Pokalhalbfinale gegen<br />
den amtierenden deutschen Meister ALBA<br />
Berlin zumindest eine Außenseiterchance<br />
erhofft. Die Vorfreude auf die kommenden<br />
Wochen könnte kaum größer sein, doch der<br />
Blick in die Realität abseits des Basketballfeldes<br />
verrät, dass allen, den NINERS und<br />
ihren Fans ungewisse Zeiten bevorstehen.<br />
Denn vor der aktuellen Dynamik der Coronapandemie<br />
kann niemand seine Augen verschließen.<br />
Die Folgen für Großveranstaltungen sind unlängst spürbar,<br />
weitere notwendige Maßnahmen zumindest zu erahnen. Neben<br />
den bereits bestehenden 2G-Regeln könnten dauerhafte Maskenpflicht,<br />
verbindliche COVID-Tests für alle Besucher oder Platzreduktionen<br />
zumindest über die Wintermonate hinzukommen. Letztlich<br />
gilt es wohl, den Rahmen temporär so anzupassen, dass aus den<br />
NINERS-Festspielen nicht wieder Geisterspiele werden.<br />
(Text: Matthias Pattloch, Fotos: Ernesto Uhlmann)
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Spieler bei NINERS Chemnitz
Text & Fotos:<br />
Rico Hinkel-Schollbach<br />
IM HANDUMDREHEN<br />
LECKER<br />
Kochen ist im Grunde keine Kunst: Zutaten und Gewürze ins<br />
richtige Verhältnis zueinander setzen und die unterschiedlichen<br />
Garzeiten beachten – klingt eigentlich ganz simpel, oder?<br />
In der Praxis sieht das aber oft ganz anders aus. Da warten<br />
schon bei den scheinbar einfachsten Gerichten jede Menge<br />
Stolperfallen. Doch zum Glück gibt’s Mario, der uns in jeder<br />
Streicher-Ausgabe ein wenig an seiner Kochkunst teilhaben<br />
lässt. Heute kreiert er ein Gericht, das schnell zubereitet ist<br />
und noch dazu einfach fantastisch schmeckt! Wir kredenzen:<br />
Hähnchenbrust auf Kartoffel-Radieschen-Salat. So geht’s:
5 9<br />
8<br />
KOCHEN<br />
MiT MARi0<br />
Die Brust am besten mit Knochen vom Maishähnchen<br />
lösen und zubereiten – für Mario<br />
ist das ein Qualitätsmerkmal. Wer kein ganzes<br />
Maishähnchen verarbeiten möchte, kauft das<br />
Teilstück natürlich einfach beim Fleischer des<br />
Vertrauens. Die Hähnchenbrust mit Meersalz<br />
würzen und in etwas Olivenöl von beiden Seiten<br />
leicht anbraten. Danach bei zirka 120 Grad<br />
für 12 bis 14 Minuten im Backofen durchgaren<br />
lassen. Währenddessen die Kartoffeln in kochendes<br />
Wasser geben. Die kleinen Exemplare<br />
sind oft in unter zehn Minuten gar. Deshalb<br />
unser Tipp: die Uhr im Blick behalten! In der<br />
Zwischenzeit die Radieschen in dünne Scheibchen<br />
schneiden. Etwas groben Senf sowie<br />
einen Schluck Apfelessig – nach belieben auch<br />
etwas Sherry-Essig – in eine Schüssel geben<br />
und die Radieschen mit dem Dressing vermengen.<br />
Anschließend die Kartoffeln abgießen, von<br />
ihrer Schale befreien, halbieren und mit in die<br />
Schüssel geben. Das Ganze je nach Geschmack<br />
mit etwas Salz würzen. Die durchgebackene<br />
Hähnchenbrust aus dem Ofen nehmen, zwei<br />
Blätter frischen Lorbeer in der Pfanne platzieren,<br />
gegebenenfalls etwas Öl nachgießen. Das<br />
Lorbeeraroma kurz entfalten lassen, danach<br />
die Brust mit dem Öl beträufeln und halbieren.<br />
Zusammen mit dem Salat anrichten und<br />
als Topping die Kürbiskerne im Öl der Hähnchenbrust<br />
kurz anrösten. Wir wünschen viel<br />
Freude beim Nachkochen!<br />
Zutaten für<br />
zwei Personen<br />
2 Brüste vom<br />
Maishähnchen<br />
1 Handvoll<br />
Radieschen<br />
1 Handvoll Kartoffeln<br />
(klein)<br />
2 frische<br />
Lorbeerblätter<br />
Grober Senf<br />
Essig (Apfel,<br />
Sherry)<br />
Olivenöl<br />
Kürbiskerne<br />
Meersalz
UND WAS<br />
Text: Rico Hinkel-Schollbach,<br />
Fotos: Sylvia Baum<br />
TRINKT IHR SO?<br />
Der Winter ist wie dafür gemacht, sich zu Hause in eine Decke<br />
einzumummeln und leckere Heißgetränke zu genießen. Wir haben uns im<br />
Streicher einmal umgehört, welche Getränke in den kalten Monaten<br />
hoch im Kurs stehen. Herausgekommen ist eine bunte Mischung, manchmal<br />
mit, manchmal ohne Schuss, aber immer lecker!<br />
Nico: Glühwein<br />
Für mich ist und bleibt der Glühwein ein Klassiker, der<br />
rund um die Adventszeit nicht fehlen darf. Mit der Balance<br />
zwischen Frucht und Würze gehört das Heißgetränk<br />
ebenso zur Weihnachtszeit wie Lichterbögen und<br />
Adventskalender. Glühwein schmeckt übrigens nicht<br />
nur auf Weihnachtsmärkten, sondern auch selbst zubereitet<br />
richtig gut. Mein Tipp: Für den Geschmack ist die<br />
Wahl des Weins entscheidend. Er sollte nicht allzu süß<br />
oder schwer schmecken. Am besten einen trockenen oder<br />
halbtrockenen Tropfen wählen, der neben den intensiven<br />
Gewürzen bestehen kann.<br />
Glühwein<br />
(4 Portionen)<br />
1 Flasche trockener<br />
Bio-Weißwein (alternativ<br />
Rotwein)<br />
(z. B. Spätburgunder)<br />
1 Bio-Orange in Scheiben<br />
2 Stangen Ceylon-Zimt<br />
3 Gewürznelken<br />
2-3 EL Zucker, Honig<br />
oder Agavendicksaft<br />
nach Geschmack einige<br />
Kapseln Kardamom<br />
optional: Vanilleschote<br />
oder 2-3 Sternanis<br />
Wein in einem großen<br />
Topf erwärmen, nicht<br />
kochen. Währenddessen<br />
die restlichen<br />
Zutaten hinzugeben.<br />
Topf vom Herd<br />
nehmen und alles zugedeckt<br />
eine Stunde<br />
ziehen lassen. Vor<br />
dem Servieren erneut<br />
erwärmen und durch<br />
ein Sieb in Gläser<br />
umfüllen.
6 1<br />
0<br />
Denise: Pumpkin Spice Latte<br />
Das warme Kürbisgetränk habe ich zum ersten Mal in den Vereinigten<br />
Staaten getrunken. Das war an einem 35 Grad warmen Novembertag<br />
und hat mich an den Herbst in der Heimat erinnert, auf den ich mich<br />
dann auch richtig gefreut habe. Da haben sich Sommer-Urlaubsfeeling<br />
und meine Liebe zu bunten Herbsttagen zu einem wundervollen<br />
Moment vereint.<br />
Pumpkin Spice Latte<br />
- Kürbis Latte Macchiato<br />
(1 Portion)<br />
50 ml Wasser<br />
125 g Zucker<br />
2 EL feines Kürbispüree<br />
1 Pck. Vanillezucker<br />
3 TL Zimtpulver<br />
1 TL Nelkenpuler<br />
1 TL Ingwerpulver<br />
150 ml Milch<br />
1 Espresso<br />
Wasser mit Zucker<br />
u. Vanillezucker in<br />
einem Topf erhitzen,<br />
kochen lassen bis es<br />
dickflüssig ist. Topf<br />
vom Herd nehmen,<br />
das Kürbispüree in<br />
den warmen Zuckersirup<br />
geben. Zimt-,<br />
Nelken- und Ingwerpulver<br />
mischen, zum<br />
Sirup geben.<br />
Milch aufschäumen,<br />
in ein Glas geben.<br />
Espresso kochen und<br />
einen TL Sirup unterrühren.<br />
Espresso<br />
langsam in die Milch<br />
gießen. Den Milchschaum<br />
oben nach<br />
Geschmack mit etwas<br />
Sirup dekorieren und<br />
servieren.<br />
Den restlichen Sirup<br />
im Kühlschrank aufbewahren.<br />
biomarkt.de
Heißer Sanddorn<br />
(2 Portionen)<br />
100 ml Sanddornsaft<br />
(ungesüßt)<br />
250 ml Orangensaft<br />
(Direktsaft)<br />
250 ml Apfelsaft (naturtrüb)<br />
1 EL Cranberrysirup<br />
(optional)<br />
3-4 EL Honig<br />
Saft 1 Limette<br />
Sanddornsaft mit<br />
dem Orangen- und<br />
Apfelsaft in einem<br />
Topf verrühren und<br />
erwärmen. Honig<br />
und evtl. Cranberrysirup<br />
unterrühren<br />
und nach Geschmack<br />
Limettensaft zugeben.<br />
In Gläser füllen<br />
- fertig.<br />
Für den „Schuss“<br />
empfiehlt sich Amarettolikör<br />
oder Rum.<br />
Uta: Heißer Sanddorn<br />
Entdeckt habe ich dieses superleckere und auch noch sehr gesunde<br />
Heißgetränk an der Ostsee – wo sonst?. Ich war mit einer Freundin in<br />
der Nachsaison dort und die Abende waren schon recht kühl. Wir sind<br />
nahezu jeden Abend in das Restaurant mit Meerblick eingekehrt und<br />
haben heißen Sanddorn getrunken. Unser Favorit war die Variante mit<br />
einem Schuss Amarettolikör.<br />
Heißer Eierlikörpunsch<br />
(4 Portionen)<br />
300 ml Eierlikör<br />
350 ml Weißwein<br />
(lieblich)<br />
1 1/2 Pck. Vanillezucker<br />
1 Schuss Rum<br />
Optional: Sprühsahne<br />
Eierlikör und<br />
Weißwein mit dem<br />
Schneebesen in einem<br />
Topf gut verrühren,<br />
beide Flüssigkeiten<br />
sollten in etwa die<br />
gleiche Temperatur<br />
haben. Alles langsam<br />
erhitzen, den Vanillezucker<br />
zugeben und<br />
unter Rühren erhitzen<br />
(nicht kochen!)<br />
Zum Schluss den<br />
Rum unterrühren. In<br />
Gläser füllen und wer<br />
mag, mit Sprühsahne<br />
garnieren.<br />
Rico:<br />
Heißer Eierlikörpunsch<br />
Wann habe ich eigentlich Gefallen an Eierlikör<br />
gefunden? Ich glaube, die kleinen Waffelbecher<br />
mit Schokoladenüberzug waren ursprünglich<br />
Schuld daran. Zusammen mit dem Likör<br />
– ein Fest! Als heiße Variante probiert man am<br />
besten den Eierpunsch mit – Vorsicht: Katergefahr!<br />
– lieblichem Wein und einem Schuss<br />
Rum. Mein Tipp: Vorher gut essen und am<br />
nächsten Morgen ausschlafen. Andernfalls den<br />
Eierlikör lieber pur im Waffel-Schoko-Becher<br />
genießen. Aber auch dann bitte nur in Maßen.
Aronia-Lebkuchen-<br />
Punsch<br />
400 ml Aronia-<br />
Direktsaft<br />
Saft einer Orange<br />
Saft einer halben<br />
Zitrone<br />
1 Prise Lebkuchengewürz<br />
Honig oder Rohzucker<br />
zum Süßen<br />
Alle Zutaten bis auf<br />
Honig bzw. Rohzucker<br />
mischen und erhitzen.<br />
Nicht kochen.<br />
Zum Schluss nach<br />
Bedarf süßen.<br />
Markus:<br />
Aronia-Lebkuchen-Punsch<br />
Lebkuchen sind natürlich der kulinarische Inbegriff für Weihnachten.<br />
Mit Lebkuchengewürz stellt sich das Advents-Feeling dabei ohne<br />
lästige Kalorien ein. Zusammen mit der Aronia-Beere wird daraus<br />
nicht nur eine gesunde Versuchung, sondern auch ein wunderbarer<br />
Winterdrink, der ganz ohne Alkohol auskommt. Kaum ein Heißgetränk<br />
passt besser zu kalten Winterabenden.
KOLUMNE<br />
von Jenny Zichner<br />
Endlich geht’s los. Und es<br />
geht vielversprechend los.<br />
Vielleicht waren die Plakate<br />
nicht unbedingt selbsterklärend<br />
und damit werbewirksam,<br />
die Lernkurve<br />
bekam am ersten Novemberwochenende<br />
dennoch<br />
einen großen Schub.<br />
„We parapom!“ ist europäische Kulturhauptstadt,<br />
ist dieses „Apfelbaumprojekt“. Kuratorin<br />
Barbara Holub hat es wirklich wunderbar<br />
beschrieben, was sich mit dem Pflanzen einer<br />
- sind 4000 Bäume tatsächlich realistisch? -<br />
Apfelbaumparade so alles verbindet: Gemeinschaftsgefühl,<br />
Ökologie, Klima, (Grundstücks)<br />
Grenzen werden überwunden, versiegelte<br />
Flächen der Natur zurück gegeben, (Sorten)<br />
Vielfalt erhalten und gepflegt, europäische<br />
Normierung in Frage gestellt, Migration spielt<br />
eine Rolle, der Sündenfall… Jedenfalls wird mit<br />
diesem Projekt die große Chemnitzer Bewerbungsidee<br />
real: Nachhaltige Community-Projekte<br />
mit einem künstlerischen Anspruch zu<br />
realisieren. Doch was bei aller Euphorie so ein<br />
bisschen untergeht: die Chemnitzer Ideengeber<br />
einzubeziehen. Schon 2016 hat Reiner Amme,<br />
der als Pomologe unter anderem beim BUND<br />
sachsenweit das Thema Streuobst betreut, das<br />
Projekt „Apfel2000“ ins Leben gerufen. Sein<br />
Ziel: Rund 2000 noch existierende Apfelsorten<br />
Foto : shutterstock<br />
VON BÄUMEN UND<br />
ANDEREN ÄPFELN
im Stadtgebiet anbauen, um einen Beitrag zum<br />
Erhalt der Biodiversität zu leisten, die Vielfalt<br />
zu retten. Immer zwei Exemplare einer Sorte<br />
sollen es sein, insgesamt 4000. Die Zahlen, die<br />
Äpfel - das alles taucht in „We parapom!“ wieder<br />
auf, nicht aber der Anschluss an das bereits<br />
begonnene Chemnitzer Projekt, bei dem schon<br />
über 200 Apfelbäume gepflanzt wurden, unter<br />
anderem auf einer großen Streuobstwiese in<br />
Chemnitz-Hilbersdorf, die mittlerweile als<br />
„NABU-Obstsortenparadies“ ausgezeichnet<br />
ist. Sicher ist die ursprüngliche Idee mit „We<br />
parapom!“ zu einer viel größeren und strahlkräftigeren<br />
Vision geworden, aber bekommt<br />
das Ringen um Sortenvielfalt damit eigentlich<br />
WELCHE SORTEN WURDEN<br />
JETZT ZUM AUFTAKT GEPFLANZT?<br />
WELCHE WERDEN FOLGEN?<br />
WER BEHÄLT DAS IM ÜBERBLICK?<br />
WER BRINGT DIE EXPERTISE EIN?<br />
noch einen Schub? Welche Sorten wurden jetzt<br />
zum Auftakt gepflanzt? Welche werden folgen?<br />
Wer behält das im Überblick? Wer bringt die<br />
Expertise ein, die die Künstlerkollektive gar<br />
nicht haben können? Die Fachverbände derzeit<br />
nicht. Auch dass bei den sächsischen Baumschulen<br />
in Größenordnungen bestellt wurde,<br />
ist nicht bekannt. Aber die Zeit läuft. Und es ist<br />
ja auch verschenktes Potential, wenn die bürgerschaftlichen<br />
Netzwerke rund um NABU,<br />
BUND und die Agenda 21/AG Ökologie unbeachtet<br />
bleiben. Zumal das wirklich nachhaltige<br />
an diesem Projekt tatsächlich die Bäume sind<br />
und stadtgesellschaftliches Engagement sozusagen<br />
die DNA der Bewerbung ist. Vielleicht<br />
ist der nahe Winter ein guter Zeitpunkt, um<br />
über den Fortgang des Projekts nicht nur mit<br />
Künstlerinnen und Künstlern zu sprechen,<br />
sondern auch mit denen, die das Fachwissen<br />
zum Apfelbäume pflanzen und pflegen mitbringen,<br />
aber als Pioniere der Idee nicht wirklich<br />
vorkommen - nicht zur Eröffnung, nicht<br />
auf der Webseite. Sie könnten helfen, dass das<br />
Projekt auch Früchte trägt.
Foto : Michael Schmidt/Red Tower Films<br />
Für die Arte-Doku „We wear the crown“ reisten René Kästner und<br />
DJ Ron (v.l.) gemeinsam mit Falk Schacht (r.) quer durch Deutschland.<br />
FILM/MUSIK<br />
IRGENDWIE<br />
LOGISCH…<br />
T<br />
aucht man in die Geschichte des<br />
Deutschrap ein, kommt man an unserer<br />
Stadt bekanntlich nicht vorbei.<br />
Um die Jahrtausendwende ebnete<br />
das Hip-Hop-Duo Tefla & Jaleel von Chemnitz<br />
aus seinen Weg in die Charts. Nicht zuletzt<br />
denken wir mit einem weinenden Auge<br />
gerne auch an das Hip-Hop-Festival Splash<br />
zurück, das uns bis 2006 am Stausee viele<br />
… dass Chemnitzer an diesen<br />
Projekten beteiligt sind<br />
einzigartige Momente im Dunstkreis angesagter<br />
Rap-Acts bescherte. Und wenn es<br />
darum geht, sich mit Musik gegen Rechtsextremismus<br />
zu positionieren, dann gibt<br />
es wahrscheinlich ebenfalls kein besseres<br />
Pflaster als diese Stadt. So erscheint es nur<br />
logisch, dass nun zwei Videoprojekte die<br />
Runde machen, die mit Chemnitzer Beteiligung<br />
entstanden sind…<br />
Klappe, die Erste:<br />
Chemnitzer produzieren<br />
Rap-Doku<br />
für Arte<br />
Diese beiden Chemnitzer haben definitiv einen<br />
Draht zueinander. Das wurde Hörern schnell<br />
klar, als René Kästner den bekannten Chemnitzer<br />
DJ Ron vergangenes Jahr zum Plaudern<br />
einlud. In seinem Podcast „Zentralhaltestelle“<br />
kramten die beiden im Dezember 2020 teils<br />
tief in der Vergangenheit und sorgten mit einem<br />
Anekdoten-Feuerwerk für eine rundum<br />
gelungene Ausgabe. Ein Jahr später machen<br />
die beiden nun erneut von sich reden. Gemeinsam<br />
mit dem Musikjournalisten Falk Schacht<br />
haben sie für Arte die mehrteilige Web-Doku<br />
„We Wear the Crown – 40 Jahre Rap aus<br />
Deutschland“ produziert. In sieben Teilen<br />
versuchen sie die 40-jährige Geschichte von<br />
Sprechgesang und Rap in Deutschland chronologisch<br />
zu erzählen. Dafür haben sie unter<br />
anderem insgesamt 100 Interviews geführt<br />
und so viel Material produziert, das 2022<br />
sogar eine 2. Staffel veröffentlicht wird. Die<br />
Doku erzählt die Geschichte der deutschen<br />
Rapmusik eher als Aneinanderreihung von<br />
Schnappschüssen denn mit Anspruch auf<br />
Vollständigkeit. Die Serie, die zu einem neuen<br />
Hip-Hop-Schwerpunkt auf Arte gehört, ist vor<br />
allem eines: kurzweilig. Atemlos bewegt sich<br />
die Produktion von René Kästner (Red Tower<br />
Films), Falk Schacht und Ron Schindler durch<br />
jede ihrer 25-minütigen Episoden. Los geht’s<br />
mit „Rappers Deutsch, der Sound der 80er“.<br />
Damals rappte Thomas Gottschalk im TV eine<br />
deutsche Version von „Rappers Delight“, die<br />
Breakdance-Welle überschwemmte Deutschland<br />
und Falco hatte mit „Der Kommissar“<br />
einen weltweiten Hit.<br />
„We wear the Crown – 40 Jahre Rap aus<br />
Deutschland“ läuft online auf Arte und wird<br />
wöchentlich auch auf Youtube um eine weitere<br />
Folge ergänzt.
Klappe, die Zweite:<br />
Musikalische<br />
Statements für<br />
Weltoffenheit<br />
Im Musikvideo-Format „Machiavelli Sessions“<br />
des WDR COSMO setzen Musikerinnen<br />
und Musiker fortlaufend und gemeinsam ein<br />
Zeichen gegen Rechtsextremismus und gegen<br />
jegliche Art von Menschenfeindlichkeit. Dabei<br />
treffen zarte Streicher auf die harte Sprache<br />
der Straße. In Kooperation mit dem KOSMOS<br />
Chemnitz, dem Festival für Weltoffenheit<br />
und Demokratie, sind kürzlich drei Videos in<br />
Chemnitz entstanden. Nach dem erfolgreichen<br />
Auftakt mit Nura und ihrem Track „Fair“, der<br />
bereits millionenfach auf YouTube geklickt<br />
wurde, führte Sugar MMFK diese mit seinem<br />
Track „BLM“ fort. Max Herre bildet mit dem<br />
Song „Dunkles Kapitel“ das Finale der diesjährigen<br />
„Machiavelli Sessions“. Aufgenommen<br />
wurden die sinfonischen Interpretationen<br />
im Opernhaus mit der Robert-Schumann-<br />
Philharmonie der Theater Chemnitz, komponiert<br />
und dirigiert vom australischen<br />
Dirigenten Gordon Hamilton.<br />
Unser Tipp: Unbedingt auch das 20-minütige<br />
Interview mit Max Herre anschauen,<br />
das im Vorfeld der Interpretation von<br />
„Dunkles Kapitel“ entstanden ist. Der Track erschien<br />
auf dem vierten Soloalbum „Athen“ von<br />
Max Herre, der in diesem Track das dunkle Kapitel<br />
der deutschen Geschichte aufschlägt und<br />
schonungslos beleuchtet, wie Geschichte dabei<br />
ist, sich zu wiederholen. Ein Song, der thematisch<br />
das mit aufgreift, was 2018 in Chemnitz<br />
passiert ist.<br />
Rico Hinkel-Schollbach<br />
69 8<br />
Rap-Legende<br />
Max Herre performte<br />
im Rahmen der<br />
Machiavelli Sessions<br />
gemeinsam mit der<br />
Robert-Schumann-<br />
Philharmonie der<br />
Theater Chemnitz.<br />
Foto : Ernesto Uhlmann
Foto Nasser Hashemi<br />
BÜHNE<br />
EIN NEUANFANG?<br />
VERRÜCKT!<br />
Die „Polonaise von Oginski“<br />
oder der Abschied vom Vaterland<br />
Das steht sie nun. Heimgekehrt und<br />
doch nicht zu Hause. Gescheitert<br />
an ihrem neuen Leben und das alte<br />
gibt's nicht mehr. Tanja ist als Di-<br />
plomatentochter in Moskau aufgewachsen,<br />
flieht jedoch ins Exil nach New York, nachdem<br />
die Eltern im politischen Hauen-und-<br />
Stechen der Perestroika-Jahre zu Tode kamen.<br />
So richten sich inzwischen die einstigen<br />
Bediensteten in der Luxuswohnung ein und<br />
überstehen die Wendejahre, in dem sie das<br />
zurückgelassene Mobiliar verhökern, die alten<br />
Kleider auftragen und irgendwelche Gelegenheitsjobs<br />
annehmen. Als Tanja nach zehn<br />
Jahren beschließt, in ihr altes Heim zurückzukehren,<br />
beginnt eine ebenso humorvolle wie<br />
schmerzhafte Geschichte des Scheiterns. Der<br />
Text gibt dafür die Anleitung, das Ensemble
liefert die psychologischen Gründe und ausgelassene<br />
Spielfreude dazu. Allen voran versteht<br />
es Katka Kurze, Tanjas Verzweiflung<br />
facettenreich auszuloten. Aus Sehnsucht<br />
nach dem alten Zuhause und ihrer großen<br />
Liebe Dima scheint sie nie wirklich in Amerika<br />
angekommen zu sein, doch die Jahre<br />
ihrer Abwesenheit verhindern auch, dass das<br />
Heimatgefühl sie noch trägt, dass ein Neuanfang<br />
möglich ist. Und Dima wiederum, so<br />
erzählt Dirk Glodde mit stoischer Ruhe, hat<br />
alle Leidenschaft verloren im Warten und<br />
Hoffen, im Lieben und Über-Wasser-halten<br />
und Aufgeben. Dagegen hat Susanne Stein als<br />
Ludmilla einen widerstandsfähigen Pragmatismus<br />
gefunden. Glücklich sieht anders aus,<br />
aber die ehemalige Hausangestellte versteht<br />
es, den Vorteil zu riechen und die Schwäche<br />
anderer als eigene Stärke auszulegen. Ihren<br />
Mann Sergej spielt Christian Ruth unterdessen<br />
als stillen Mitläufer und Christian<br />
Schmidt macht aus dem vierten Mitbewohner<br />
Iwan ein wahres Schlitzohr. Allein diese<br />
unglücklich-illusionslose Gesellschaft breitet<br />
ein vielschichtiges Repertoire der Tatenlosigkeit<br />
und des Selbstmitleids aus, doch als<br />
dann auch noch der transsexuelle Amerikaner<br />
David, gespielt von Patrick Wudtke, hinzu<br />
kommt, erreicht das Geschehen eine neue Dimension<br />
der Angst.<br />
Regisseur Paolo Magelli verortet die Abgehängten<br />
nicht ausdrücklich in Moskau, lässt<br />
DDR-Lieder singen bis die Parallelen auch<br />
dem Letzten auffallen. Und irgendwie erinnert<br />
selbst der Stil der Inszenierung an frühere<br />
Tage. Das fühlt sich zwar zuweilen ein<br />
bisschen überlebt an, ist aber stringent in der<br />
Erzählung dieser Figuren, die allesamt doch<br />
eher in der Vergangenheit als auf dem Weg zu<br />
neuen Horizonten leben. Deshalb geht es auch<br />
aus wie es ausgeht. Alles, was die mühsam eingerichtete<br />
Lebenslüge entlarven könnte, wird<br />
einfach für verrückt erklärt.<br />
Man müsste ja sonst raus aus<br />
der Komfortzone, in der es DEZEMBER<br />
sich gut schimpfen und nicht<br />
ganz so schlecht leben lässt.<br />
29.<br />
Jenny Zichner<br />
weitere Vorstellung:
BÜHNE<br />
DER KONZERT-<br />
MEISTERHerrlich, es geht wieder richtig international<br />
zu: Der „Tristan“ hat<br />
nach Chemnitz gerufen und schon<br />
drängt man von allen Seiten ins<br />
große Haus, soweit man darin eben schon<br />
wieder drängen darf. „Tristan“, so kürzt man<br />
ja seltsamerweise das Werk in der Regel ab,<br />
obwohl es nicht minder nach der edlen Frau<br />
Isolde genannt ist, jenes Werk, das sich Richard<br />
Wagner immerhin als Denkmal einer<br />
höchsten, grenzenlosen Liebe erdacht hat.<br />
Aber nach Chemnitz gerufen haben da ohnehin<br />
noch drei weitere Frauen, die genannt sein<br />
Liebe gegen die Liebe: Richard<br />
Wagners „Tristan und Isolde“<br />
sollen, nämlich die für Regie, Bühne und Kostüme<br />
zuständigen Elisabeth Stöppler, Annika<br />
Haller und Gesine Völlm, international dafür<br />
bekannt, dass ihnen die Arbeit an der letzten<br />
Chemnitzer „Götterdämmerung“ die höchste<br />
Auszeichnung eingetragen hat, die Deutschland<br />
für dergleichen vergibt. Und so war man
natürlich weithin darauf gespannt, wie dem<br />
Trio nun die am schwersten zu inszenierende<br />
Oper Wagners gelingen würde. Und ich sage:<br />
Sie ist ihnen trefflich gelungen.<br />
Schwer zu inszenieren ist diese „Handlung<br />
in drei Aufzügen“, wie Wagner sie nennt, weil<br />
sie drei Aufzüge lang kaum Handlung bietet.<br />
Die Liebe, von der sie handeln soll, spricht<br />
so sehr viel mehr, als sie handelt. Unter welchem<br />
Zwang sich diese Liebe erklärt, wonach<br />
sie sich sehnt und woraus dieses Sehnen entspringt,<br />
das tragen hauptsächlich Text und<br />
Musik vor; während alles, was sonst irgendwie<br />
vor sich geht, nur „stört“ – so sagt es Tristan<br />
ganz offen. Allerdings haben es Text und Musik<br />
auch ordentlich in sich. Und auf eben das,<br />
was sie da in sich haben, hat die Regie hier in<br />
Chemnitz endlich einmal so genau hingehört,<br />
dass ihr daraus das Nötige zu machen gelingt:<br />
Handlung! Sie lässt uns szenisch erleben, welche<br />
Art von Rausch es ist, der sich da als Liebe<br />
versteht. Und um es gleich offen zu sagen:<br />
Darin zeigt sich nicht allzu viel Liebe. Dass bei<br />
manchen Zuschauern eine solche Darstellung<br />
für Unmut und Enttäuschung sorgt, ist verständlich<br />
und ich habe am Premierenabend<br />
solche Stimmen gehört. Ich dagegen bin nur<br />
dankbar für die erregende Klarheit, mit welcher<br />
der düstere Sinn dieses Rausches hier<br />
fühlbar gemacht wird. Enttäuscht mag sein,<br />
wer sich beim „Tristan“ allein auf den Liebesrausch<br />
freut, in dem die Musik dahinströmt<br />
und zu dem das gesungene Wort nur lallendes<br />
Beiwerk bleibt – was es leider ohnedies allzu<br />
oft tut: „Ohne Wähnen sanftes Sehnen, ohne<br />
Wehen hehr Vergehen, ohne Schmachten“, o<br />
ja, „hold Umnachten“. Statt jedoch enttäuscht<br />
zu sein, sollte man erkennen, dass wir hier<br />
wirklich einer Handlung folgen, dass jedem<br />
Satz auf der Bühne eine Situation geschaffen<br />
ist, ein Geschehen, ein Anlass oder wäre es nur<br />
eine Geste, die seine genaue Bedeutung vor<br />
Augen führen. Eine Fülle von Details hält uns<br />
in Spannung und lässt empfinden, was wirklich<br />
mit Tristan und Isolde geschieht – und was<br />
sie ja wirklich alles aussprechen. Trotz einem<br />
Jojo hier und einer Pistole da sind es nicht irgendwelche<br />
von der Regie dazuerfundenen<br />
Dinge, die von einer sonstigen Leere ablenken<br />
müssten, sondern ist alles präzise Darstellung<br />
dessen, was da Wagner als der Liebe Höchstes<br />
gedacht und geschaffen hat.<br />
Und das, zugegeben, macht einem zu schaffen.<br />
Der Liebesrausch, für den Tristan und der<br />
„Tristan“ stehen, ist nicht süßes Verlangen, das<br />
sich an die geliebten Züge des Anderen heften<br />
würde. Dieser Liebesrausch gilt nicht Isolde,<br />
wie hold sie auch sein mag, er gilt dem grauen<br />
Rauschen eines Nichts, in das sich Tristan<br />
sehnt sterbend zu vergehen und das er aber<br />
überhöht zu einem nicht endenden Alles, das<br />
damit erreicht wäre. Natürlich, wo nichts ist,<br />
endet auch nichts, auch keine Liebe. Aber dies<br />
als ihre Unendlichkeit zu ersehnen und zu besingen,<br />
heißt mitsamt der ganzen erfahrbaren<br />
Welt die Liebe selbst vernichten zu wollen.<br />
Isolde ist daher für Tristan kaum mehr als<br />
die nötige Bedingung dafür, seine Sehnsucht<br />
nach Tod und Vernichtung zum Liebessehnen<br />
verklären zu können. All das lässt Wagner die<br />
beiden offen und in zahllosen Wendungen aussprechen<br />
– Wagner, der sich selbst inbrünstig<br />
zu solcher Verneinung und Abwehr im Vergessen<br />
bekannt hat. Die Inszenierung nimmt ihn<br />
nur beim Wort.<br />
Das auf der Bühne zu erleben, ist beklemmend,<br />
ja. Wenn Tristan und Isolde im zweiten Aufzug<br />
endlich so ganz einander gegeben sind, versinken<br />
sie nicht ineinander, sondern erhebt sich<br />
diese gedachte Einlösung ihrer Liebe, nämlich<br />
Erlösung von allem, was sie „Tag“ nennen, als<br />
ein finsterer Zwang zwischen ihnen, der nur<br />
schwer auszuhalten ist. Doch zugleich ist es<br />
erhellend, ja, hat es etwas Befreiendes, den<br />
Zwang als solchen zu erkennen. Und dies Befreiende<br />
setzt die Regie genial in Szene mit den<br />
sehr lebendig charakterisierten Figuren, die<br />
sonst nur neben Tristan und Isolde agieren.<br />
Während sich diese beiden ihnen ganz im Sinne<br />
von Wagners Abwehr mehr und mehr entziehen,<br />
sind es Tristans Vertrauter Kurwenal,<br />
der tief getroffene König Marke und ist es vor<br />
allem Isoldes ergriffen mitleidende Dienerin<br />
Brangäne, in denen die Gewitter jener Gefühle<br />
toben, die Tristan mit Isolde vernichtet<br />
wünscht. Die bewegende Handlung, der diese<br />
sich verwehren, geben sie uns zu erleben. Und<br />
darin herrscht nicht nur Gewitter. Darin gibt<br />
es auch Momente wie jenen unsagbar schönen,<br />
den einzigen Moment, wo diese Oper der<br />
73 2<br />
Liebe von der Wärme weiß, die wahrhaft Liebe<br />
ist: als Brangäne erscheint, um das nachts<br />
vereinte Paar sorgend vor dem nahenden Tag<br />
zu warnen: „Einsam wachend in der Nacht“<br />
– Himmel! Sophia Maeno singt das zum Erschauern<br />
schön und ergreifend. Allein für diesen<br />
Moment…<br />
Schauen Sie sich diesen „Tristan“ an – schauen<br />
Sie ihn sich dieses eine Mal an! Denn, auch<br />
wenn ich mir an dieser Stelle leider versagen<br />
muss, mehr davon zu sagen, musikalisch wird<br />
man ihn nie besser zu hören bekommen.<br />
Eske Bockelmann ist<br />
der Klassik-Kenner<br />
beim <strong>Stadtstreicher</strong><br />
Fotos: privat, Nasser Hashemi
KUNST<br />
GEDANKEN-<br />
GANG<br />
ZUR POCHEN-<br />
BIENNALE<br />
von Hans Brinkmann
Technische Masken<br />
von Lydia Thomas<br />
75 4<br />
Neulich im „Open Space“, der,<br />
glaube ich, nicht mehr so heißt,<br />
aber immer noch gelegentlich<br />
öffnet, in den Räumen hinterm<br />
Nischel also – fand ein Symposium<br />
zur „Pochen-Biennale 2022“ statt. Ich<br />
war dort am 23. Oktober und hörte zu. Diesmal<br />
ist die künstliche Intelligenz (K. I.) Thema,<br />
nachdem früher Wismut und Treuhand Anlass<br />
für Kunst boten. Der Sprung aus der jüngeren<br />
Geschichte in die höchst gegenwärtige Sience-<br />
Fiction holt das „Pochen“ näher an den Alltag<br />
der Beteiligten heran. Algorithmen sind unter<br />
uns. Oder über uns? Dahinter? Daneben? Es<br />
diskutierten A. Kubicka-Dzieduszycka (die<br />
Kuratorin), Prof. Dr. W. Einhäuser-Treyer<br />
(TU Chemnitz) und Lajla Fetic (Bertelsmann-<br />
Stiftung) über alles, was Künstler*innen vom<br />
Stand der Dinge wissen sollten. Kunst, hieß<br />
es, könne einen Beitrag zur Versinnlichung<br />
leisten. Den Forschungsstand illustrieren. Sofort<br />
kam aus dem Publikum die Frage, warum<br />
immer Künstler wissen müssten, was Wissenschaftler<br />
tun, hingegen die Wissenschaft kaum<br />
wüsste, was Kunst selbst leistet. Was, wenn<br />
die Kunst längst weiß, wo das Problem liegt,<br />
nur noch nicht weiß, dass sie es weiß? Tja ...<br />
Ich denke da z. B. an eine Figur in verschiedenen<br />
Fernsehkrimiserien der letzten Jahre,<br />
den „Freak im Team“ – kein schönes Wort, na<br />
ja: Aber genau. Im Labor und mit Computern<br />
arbeitet neuerdings ein Mensch mit schwachem<br />
Autismus (Asperger) plus Inselbegabung<br />
d. h. hohe logische Intelligenz, aber wenig soziale.<br />
Kaum Sinn für die Gefühle anderer; versteht<br />
weder Humor noch Ironie; wird panisch<br />
bei Unordnung und irrationalem Verhalten.<br />
– Trifft das nicht alles auch für die K. I. zu?<br />
Im Fernsehen wird der Kollege ins Ermittler-<br />
Team inkludiert, nicht integriert. Ohne Anpassungszwang,<br />
respektvoll. Wäre das nicht<br />
genau die soziale Aufgabe heute: Inklusion der<br />
denkenden Werkzeuge? K. I. ist die Andersdenkende.<br />
Nicht menschlich. Aber sie denkt.<br />
– Warum allerdings mit hohem Energie- und<br />
Arbeitsaufwand versucht wird, sie exakt so<br />
menschendumm und menschenklug werden<br />
zu lassen, als gäbe es nicht Menschen genug<br />
und als bräuchten wir kein punktuell besseres<br />
Denken, weiß ich auch nicht.<br />
Info und Kontakt: https://www.pochen.eu
Gunzenhauser<br />
KUNST<br />
MIT DEM HAND-<br />
WAGEN DURCH<br />
DAS ANDERE ICH<br />
Simon Weckert<br />
stellt im „Gunzenhauser“<br />
die digitale<br />
Vertrauensfrage<br />
Sehnt sich da jemand nach der Zeit zurück, als<br />
noch Menschen vor dem Aquarium nach einer<br />
Weile unwillkürlich die Mundbewegungen<br />
der Fische nachahmten, als wären sie hypnotisiert?<br />
(Waren sie nicht. Nur ein Scherz für<br />
Kinder.) – Gleich eingangs der Schau erleben<br />
wir Entschleunigung. Das bleibt so. „Ubuntu<br />
– the other me!“ irritiert aber auch. – Langsam<br />
verändern sich die Gesichter auf drei<br />
Bildschirmen, „morphen“ von jung zu alt,<br />
JANUAR<br />
BIS<br />
09.<br />
männlich zu weiblich, heller zu dunkler Haut,<br />
Haarpracht zu Glatze und umgekehrt. Solches<br />
betrachtend, verschwimmen Identitätsfragen,<br />
lösen sich in graduelle Unterschiede auf. Und<br />
man fragt sich, wo die Kategorien bleiben, das<br />
feststehende Geschlecht, das Alter oder, besonders<br />
unsäglich, die „Rasse“. Auf dem Müllhaufen<br />
der Geschichte? Auch das Ich? Getrennter<br />
Elektroschrott erwartet uns an der<br />
nächsten Station: „Digital Nature“. Aus jedem<br />
Häufchen schallt ein anderer Text, Geister<br />
oder einfach Geräusche der „Natur“, die sich<br />
auf 34 Monitore zurückgezogen hat? Simon<br />
Weckert, in Chemnitz geboren, wurde durch<br />
„Google Maps Hacks“ bekannt, eine Aktion, in<br />
der er mittels Handy-GPS in langsam durch<br />
Leipzig gezogenem Handwagen eine Staumeldung<br />
bei Google Maps provozierte. Wird<br />
natürlich auch gezeigt. Es folgt Mitmach-<br />
Kunst, etwa „35 Seconds“, ein Videostück,<br />
in das der Betrachter selbst eintritt. Seine<br />
Bewegung wird im Bild aufgefangen, zerlegt<br />
und 35 Sekunden lang auf eine Reise – wohin?<br />
– geschickt. Sieht so ein Datenpaket aus?<br />
Schärfe deine Sinne, Mensch! Unglaubliches<br />
wird angestellt. Vertrauensfragen, die die digitale<br />
Welt betreffen, sind Machtfragen und<br />
betreffen auch die „äußere“ Realität, etwa die<br />
Darstellung umstrittener Grenzen in staatlich<br />
genehmen Varianten: „Google Maps Borders“.<br />
Die Ausstellung macht auf amüsante Weise<br />
misstrauisch. Gut so.<br />
Hans Brinkmann<br />
bis 9. Januar. Museum Gunzenhauser,<br />
Stollberger Str. 2, Chemnitz.
„<br />
DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM DRESDEN<br />
Unsere Ausstellungen<br />
Foto: Oliver Killig<br />
DAUERAUSSTELLUNG<br />
KINDER-MUSEUM<br />
IM GEFÄNGNIS bis 2. Januar 2022<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ab 6. November 2021<br />
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr<br />
Lingnerplatz 1 · 01069 Dresden<br />
Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei<br />
Image-2021-<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz.indd 1 11.10.21 15:20
BUCH<br />
KEIN WINTER OHNE<br />
SCHÖNE BÜCHER!<br />
Einfach mal ausschalten - dieses Handy. Kein Facebook, kein Telegram, kein Insta,<br />
kein YouTube - nur Bücher, gedruckt wie eh und je. Das ist wirklich erholsam<br />
und befreiend. Ein guter Wein dazu und ein kuscheliges Sofa, was könnte einen da<br />
noch aus der Ruhe bringen? Zumal es auch wieder ein paar schöne Empfehlungen<br />
gibt: Bücher über Chemnitz, Bücher von Chemnitzerinnen und Chemnitzern.<br />
Wir haben da mal so einiges zusammengetragen.
Lesen macht glücklich<br />
Glücklich in Chemnitz? Zweifele nicht mal<br />
ansatzweise. Und wenn doch, dann lies. Sara<br />
Winter hat nämlich nicht nur 80 „Glücksorte<br />
in Chemnitz“ aufgespürt, sondern dann<br />
auch noch so liebevoll und poetisch darüber<br />
geschrieben, dass einem unwillkürlich das<br />
Herz aufgeht. Klar sind da auch bekannte<br />
Seelenschmeichler dabei wie „Haamit“ oder<br />
„Emmas Onkel“ auf dem Kaßberg, „Sinneswelten“<br />
in der Schönherrfabrik, der Rosengarten<br />
im Stadtpark oder „Choco del Sol“ im<br />
Knackfrisch-Biomarkt an der Zschopauer<br />
Straße. Aber es gibt auch echte Geheimtipps,<br />
so verwunschen und verbogen, dass bei<br />
vielen der Entdeckergeist geweckt werden<br />
dürfte. Oder war jeder schon mal im „Honigkuchenpferd“<br />
in Gablenz oder am Indianerteich<br />
in Glösa-Draisdorf? Für die Auswahl<br />
der Chemnitzer Glücksorte hat die Sozialpädagogin<br />
und Glücksforscherin 2020 alle<br />
Chemnitzerinnen und Chemnitzer aufgerufen,<br />
ihre Lieblingsorte preiszugeben - und so<br />
kann sie nun allerhand stadtgemeinschaftliches<br />
Glück teilen und mit Sicherheit auch<br />
echte Chemnitz-Tausendsassas noch überraschen.<br />
Von Rabenstein bis zum Zeisigwald<br />
und von Röhrsdorf bis Einsiedel reicht das<br />
Terrain des guten Gefühls, bei dem die Liebe<br />
mal durch den Magen, dann wieder durch<br />
die Atemwege oder auf die Ohren geht.<br />
Jedenfalls gilt nicht nur „Fahr hin & werd<br />
glücklich“ - wie es auf dem Buchtitel steht,<br />
sondern auch „Sei da & und sei glücklich“.<br />
Was für eine gute Botschaft.<br />
Sara Winter: Glücksorte in Chemnitz, Droste<br />
Verlag 2021, 168 Seiten, 14,99 Euro<br />
Staunen erwünscht<br />
Jahrelang kam Chemnitz in den Buchreihen<br />
über deutsche Städte nicht vor. Aber<br />
nun gilt: C the unseen. Und so existiert inzwischen<br />
in der 111-Orte-Reihe des emons:<br />
Verlages auch eine Ausgabe über die Kulturhauptstadt<br />
Europas 2025, geschrieben<br />
und fotografiert von zwei Mitmenschen, die<br />
nicht gebürtig aus der Stadt stammen. Um<br />
so eindrücklicher beschreiben Lea Becker<br />
und Benjamin Schaller, was sie an ihrer<br />
Wahlheimat so lieben. Da ist zum Beispiel<br />
der Innenhof vom Weltecho, die Tour mit<br />
dem Ringbus, das Panorama Restaurant des<br />
Dorint Hotels, die Gartensparte „Sonnige<br />
Höhe“, die Schaukel im Schönherrpark oder<br />
der Arktisch-Alpine Garten. Aber nicht nur<br />
Orte haben es den Beiden angetan, auch<br />
Anekdoten und Heldenerzählungen aus der<br />
Geschichte, etwa über die Eselsbrücke in<br />
Rabenstein, über Max Klingers Bodybuilder,<br />
Stefan Heyms Keule oder über Falko<br />
Weißpflog, den Skispringer der BSG Motor<br />
Grüna. Kurzum, was die Beiden da an Wissens-<br />
und Staunenswertem zusammengestellt<br />
haben, ist nicht nur spannend für<br />
Touristen. Auch Einheimische erfahren garantiert<br />
allerhand Neues und sind mit diesem<br />
Buch gut gerüstet für das nächste Gespräch<br />
über die Heimatstadt: „Was gibt’s bei<br />
euch in Chemnitz eigentlich zu sehen?“ Allee<br />
des Lichts, Fenster in die Erdgeschichte,<br />
Brunnen der Jugend, Clubkino Siegmar,<br />
Hartmannsiedlung, Wendeltreppe in der<br />
Uni, Tatrabahn vorm Kraftverkehr, Totensteinturm,<br />
Stern-Garage… Reicht das? Nein<br />
- da ist noch viel viel mehr, neben regelmäßig<br />
besprochenen Highlights der Stadt<br />
auch eher unbekannte oder oft vergessene<br />
Schätze. Das Ganze ist wirklich aufwändig<br />
recherchiert, in journalistischer Sachlichkeit<br />
geschrieben und recht pur fotografiert.<br />
Ein Buch für alle, die Chemnitz mögen oder<br />
künftig lieben wollen.<br />
Lea Becker | Benjamin Schaller: 111 Orte<br />
in Chemnitz, die man gesehen haben muss,<br />
emons: Verlag 2021, 240 Seiten, 16,95 Euro<br />
In der kalten Jahreszeit kann man<br />
nie genug Lesestoff haben – besonders<br />
dann, wenn draußen sowieso<br />
nix los ist. Da igeln wir<br />
uns doch lieber gemütlich<br />
zu Hause ein und<br />
79<br />
lassen uns in den Bann<br />
8<br />
der neuen Bücher<br />
von Chemnitzer Autorinnen<br />
und Autoren<br />
ziehen. Hier einige Tipps:<br />
Verena Brade:<br />
Fremde<br />
Wahrheit<br />
Drei Frauen finden<br />
im Laufe von vierzig<br />
Jahren immer<br />
wieder zueinander,<br />
ohne zu wissen,<br />
was in Wirklichkeit<br />
sie am tiefsten verbindet.<br />
Aber zum Anfang:<br />
Es ist der 13. April<br />
1978, als in einem<br />
Leipziger Klinikum<br />
ein Frühchen geboren<br />
und sofort von<br />
der jungen Mutter<br />
getrennt wird, der<br />
man später mitteilt,<br />
dass sie eine Fehlgeburt<br />
erlitten hätte.<br />
War das so, oder<br />
doch Praxis in der<br />
DDR jener Zeit, um<br />
technologische Defizite<br />
zu kaschieren<br />
und Statistiken zu<br />
schönen, ein ungeschriebenes<br />
Gesetz,<br />
dem man frag- und<br />
kritiklos Folge leistete?<br />
Und doch gibt es<br />
Personal in dieser<br />
Klinik, das sich mit<br />
dem Urteil, welches<br />
über das Kind gefällt<br />
wurde, nicht<br />
abfinden kann und<br />
möchte. Hinter<br />
einem Vorhang<br />
kommt es zu einer<br />
Auseinandersetzung,<br />
die Basis für<br />
das Schicksal der in<br />
diesem Roman handelnden<br />
Personen<br />
ist. Eine von ihnen<br />
ist die Schwesternschülerin<br />
Pia, die<br />
Zeugin der Geburt<br />
war und nun vor<br />
dem Vorhang steht.<br />
erschienen/bestellen<br />
im Einbuch-Verlag<br />
Leipzig
Alexander<br />
Büttner<br />
(ehemaliger <strong>Stadtstreicher</strong>-Redakteur):<br />
Aquileria -<br />
Geschichten<br />
Band II<br />
Willkommen in einer<br />
fantastischen mittelalterlichen<br />
Welt, die es<br />
genau so hätte geben<br />
können, wenn sich<br />
unsere Erde ein wenig<br />
anders entwickelt hätte.<br />
Aquileria ist eine Welt<br />
mit eigenen Landschaften,<br />
Königreichen, Kulturen,<br />
Religionen und<br />
Zeitrechnungen. Eine<br />
Welt, in der es ganz besondere<br />
Orte, Pflanzen,<br />
Tiere und Phänomene<br />
gibt, ebenso wie ganz<br />
besondere Heldinnen<br />
und Helden, die sich<br />
nie als solche verstehen<br />
und bezeichnen würden.<br />
Es ist eine Welt,<br />
in der die Menschen<br />
forschen, erkunden,<br />
glauben und beten, in<br />
der sie staunen und zerstören,<br />
einander helfen<br />
und belügen, in der sie<br />
das Leben feiern und<br />
um es kämpfen. Eine<br />
Welt voller Geschichten,<br />
die von Menschen und<br />
ihren Schicksalen handeln,<br />
von ihren Stärken<br />
und Schwächen, ihren<br />
Entscheidungen und<br />
deren Konsequenzen.<br />
Manche prägen ganze<br />
Zeitalter, manche<br />
Königreiche oder ihre<br />
Dynastien, manche nur<br />
einzelne Personen und<br />
ihr Umfeld. Und eine<br />
jede ist es wert, erzählt<br />
zu werden.<br />
Bestellung: skalatar.<br />
de/produkt-kategorie/<br />
aquileria<br />
BUCH<br />
Hans Brinkmann:<br />
Fabelbuch<br />
Sagt die Deutschlehrerin: Eine Fabel ist eine kurze<br />
Erzählung in der Tiere wie Menschen agieren<br />
und am Ende steht eine allgemeingültige Moral.<br />
Soso. Schauen wir also mal, was das „Fabelbuch“<br />
dazu sagt:<br />
Es sagt: 21 Prosatexte auf 44 Seiten. – Eindeutig<br />
Kurzprosa.<br />
Es sagt schon auf den ersten Seiten: Karnickel,<br />
Schlange, Kuckuck, Schaf. – Passt soweit. Und<br />
es verspricht noch im ersten Drittel: „Geschichte<br />
mit Moral“. – Na bitte!<br />
So einfach wie das klingt macht es uns Brinkmann<br />
natürlich nicht, zum Glück. „Ich bin das<br />
Fabeltier, sagte das Fabeltier. – Komisch, dachte<br />
der Igel, ich bin auch ein Tier in einer Fabel, aber<br />
ich heiße: der Igel; ein Tier, das einfach das Fabeltier<br />
heißt, hat man ja noch nie gesehen …“ Und<br />
so ist es wohl: Solche Fabeln hat man ja noch nie<br />
gesehen.<br />
Bunt geht es zu. Dafür haben auch Lydia Thomas<br />
und Eva Blanché gesorgt. Ihre Bilder, Graphiken<br />
bereichern das Bändchen, reagieren schelmisch<br />
auf die Lektüre.<br />
Ein kleines Büchlein mit fabelhaften Bildern und<br />
bildschönen Fabeln.<br />
erschienen/bestellen:<br />
Eichenspinner-Verlag Chemnitz<br />
Sigrid Klemm:<br />
Maskenball<br />
– Wie<br />
ein Virus<br />
die Welt<br />
verändert.<br />
Zeitgeschichte in<br />
Kunst und Poesie<br />
Das Buch dokumentiert<br />
den Beginn der Corona-Pandemie<br />
aus Sicht<br />
einer Chemnitzerin.<br />
Die Autorin und Künstlerin<br />
Sigrid Klemm hat<br />
den Zweiten Weltkrieg<br />
erlebt. Jetzt beschäftigt<br />
sie eine neue Krise, die<br />
alte Ängste wachruft.<br />
Über ein Jahr lang hat<br />
sie die Geschehnisse<br />
rund um die Pandemie<br />
beobachtet und sich<br />
dazu ihre Gedanken<br />
Caroline Loße:<br />
Vegane Heimatküche<br />
Deutsche Küche und österreichische<br />
Schmankerl<br />
vegan interpretiert.<br />
Suppen, Salate, Hauptgerichte,<br />
Desserts, Kuchen<br />
und Torten. Hier<br />
bleiben keine Wünsche<br />
gemacht. Diese hielt<br />
sie in Gedichten und<br />
Bildern fest. Ermutigt<br />
und unterstützt wurde<br />
Sigrid Klemm dabei von<br />
der Journalistin Conny<br />
Hartmann. Entstanden<br />
ist ein sehr persönliches<br />
und liebevoll gestaltetes<br />
Buch. Ein Stück Zeitgeschichte<br />
in Kunst und<br />
Poesie.<br />
Bestellung: Mail an buch@<br />
conny-hartmann.de<br />
offen. Vegane Heimatküche,<br />
das heißt kochen<br />
wie früher, kochen wie<br />
die Oma, nur eben ohne<br />
Fleisch, Ei und Milchprodukte.<br />
Diese 50<br />
traditionellen Rezepte<br />
in veganem Gewand beweisen,<br />
dass die vegane<br />
Küche viel mehr zu bieten<br />
hat als die üblichen<br />
Bowls, Currys oder den<br />
Quinoasalat. Genieße<br />
Apfelküchle, Rote-Bete-Schupfnudeln<br />
oder<br />
Kohlrouladen. Früher<br />
war Fleisch Luxus und<br />
Gemüserezepte die<br />
Norm. Also: Back to the<br />
roots! Und das Beste<br />
daran: Man muss sich<br />
gar nicht mit veganer<br />
Küche auskennen.<br />
erschienen bei Christian<br />
Verlag GmbH, erhältlich<br />
im Buchhandel
200 Seiten<br />
nur 12,90 EUR<br />
(zzgl. Versand von 2,90 €)<br />
(Bei Abholung nur<br />
Barzahlung möglich)<br />
JETZT BESTELLEN ODER<br />
SELBST ABHOLEN!<br />
<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH,<br />
Hohe Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />
Öffnungszeiten: Mo-Fr von 9 - 16 Uhr,<br />
telefonische Bestellung unter:<br />
Telefon 0371/383800<br />
Chemnitz schreibt<br />
Geschichte(n)<br />
Chemnitz von 1900 bis 2000<br />
Ein Jahrhundert voller Anekdoten, amüsanter Nebensächlichkeiten,<br />
wichtiger Großereignisse, denkwürdiger Augenblicke, Menschlichkeit<br />
und Gräueltaten.<br />
Das etwas andere Lesebuch für Chemnitzfans. Nicht im Buchhandel erhältlich!
AUSSTELLUNG<br />
Der Freistaat Sachsen hat<br />
erneut die Notbremse gezogen.<br />
Die neue Sächsische Coronaschutz-Verordnung<br />
legt den<br />
Kultursektor vorerst bis<br />
12. Dezember komplett lahm.<br />
Kultureinrichtungen, Museen,<br />
Galerien, Kinos, Bars, Clubs und<br />
Diskotheken sind geschlossen.<br />
Wie es danach weiter geht, ist<br />
unklar. Alle hier abgedruckten<br />
Veranstaltungen finden unter<br />
Vorbehalt der Corona-Lage<br />
statt. Bitte informiert euch auf<br />
den Webseiten der Veranstalter.<br />
Im Gefängnis -<br />
Vom Entzug der Freiheit<br />
Sieht die Welt hinter Gittern wirklich so aus wie in Filmen und Serien?<br />
Sorgt das Gefängnis für Gerechtigkeit, bietet es Schutz vor weiteren<br />
Verbrechen und können Haftanstalten tatsächlich ihr Ziel der Resozialisierung<br />
erfüllen? Mit Hilfe von Alltagsobjekten, historischen Zeugnissen,<br />
audiovisuellen Medien und Kunst „aus dem Gefängnis“ zeigt die<br />
Ausstellung, wie das Leben der Gefangenen in europäischen Ländern<br />
und in den USA heute aussieht.<br />
bis zum 02. Januar, di-so 10-18 Uhr, Deutsches Hygienemuseum,<br />
Dresden; Eintritt: 10 €/erm. 5 €; Kinder bis 16. Jahre frei.<br />
Infos: www.dhmd.de<br />
(c) Foto: Radek Brunecky/Gestaltung: Holzer<br />
/ Kobler Architekturen (Zürich, Berlin)<br />
DEZEMBER<br />
18<br />
(c) Wolfgang Schmidt<br />
ETC.<br />
DEZEMBER<br />
19<br />
Öffentliche Führung<br />
durch die Sonderausstellung<br />
MaschinenBoom<br />
Seit jeher haben Maschinen nicht nur grundlegend unsere Arbeitswelt verändert.<br />
Sie sind vielmehr zu täglichen Begleitern geworden, die immer mehr Einzug in<br />
unser Privatleben halten. Ausgewählte Exponate verdeutlichen markante Entwicklungen<br />
und die wechselvolle Geschichte des sächsischen Maschinenbaus.<br />
Bei dieser letzten öffentlichen Führung stehen die Highlight-Exponate der Ausstellung<br />
und die spannenden Geschichten dahinter im Mittelpunkt.<br />
14:00 Industriemuseum, Chemnitz<br />
Infos: www.saechsisches-industriemuseum.de
Wichtig!<br />
Ausbildungen<br />
mit Spaß und<br />
Perspektive<br />
Unsere Ausbildungen<br />
in Chemnitz und Zwickau:<br />
Ergotherapeut/in<br />
(auch verkürzt*)<br />
Logopäde/Logopädin<br />
Medizinisch-technische/r<br />
Laboratoriumsassistent/in<br />
Pflegefachmann/frau*<br />
Pharmazeutischtechnische/r<br />
Assistent/in*<br />
* Förderung durch Jobcenter<br />
oder Arbeitsagentur möglich<br />
Bewerbung jederzeit<br />
möglich<br />
Was? Wann? Wo?<br />
www.ludwig-fresenius.de<br />
Ob im Bereich Pflege, Medizin,<br />
Labor oder Therapie – der<br />
Bedarf an gut ausgebildeten<br />
Fachkräften ist groß. Für<br />
qualifizierten Nachwuchs in<br />
der Region sorgen die Ludwig<br />
Fresenius Schulen in Chemnitz<br />
und Zwickau.<br />
Schulabgänger, die in ihrem<br />
zukünftigen Beruf mit Menschen<br />
arbeiten möchten,<br />
können in Chemnitz eine Ausbildung<br />
in der Logopädie oder<br />
Pflege absolvieren. Wer sich<br />
für Naturwissenschaften<br />
interessiert, kann in Zwickau<br />
die Ausbildungen Pharmazeutisch-technische<br />
Assistenz<br />
(PTA) oder Medizinischtechnische<br />
Laboratoriumsassistenz<br />
(MTLA) beginnen.<br />
Zum Bildungsangebot in<br />
Zwickau gehört außerdem die<br />
Ergotherapie-Ausbildung.<br />
Bewerbungen sind jederzeit<br />
online möglich. Termine und<br />
weitere Infos gibt es unter<br />
www.ludwig-fresenius.de.
(c) Filmstill "Maly Cousteau"/Kita-Programm "Ein Spritzer Farbe"<br />
FILM<br />
DEZEMBER<br />
21<br />
Kurzfilmtag 2021:<br />
Fundstücke<br />
„Manche Dinge sind besser, wenn sie kurz sind“, werben u. a.<br />
Yvonne Catterfeld und Bjarne Mädel für das Kurzfilmereignis<br />
des Jahres, das unter dem Titel „Fundstücke“ den Blick auf besondere<br />
Gegenstände, vergessene Geschichten und Kurzfilmperlen<br />
lenkt. Vom 22. bis 31. Dezember können ausgewählte<br />
Filme über die Kino-Video-on-Demand-Plattform Cinemalovers<br />
geschaut werden.<br />
Die tagesaktuelle Veranstaltungsübersicht gibt es auf<br />
www.kurzfilmtag.com<br />
Urban Priol: Tilt!<br />
Der Jahresrückblick<br />
Auch in diesem Jahr war nichts so wie sonst. Die Pandemie hat das<br />
Land weiterhin im Griff und die Bundestagswahl hat neue Mehrheiten<br />
geschaffen. Doch einer bleibt stabil und blickt pointiert auf das vergangene<br />
Jahr zurück. Schonungslos, schnell und wortgewandt kredenzt<br />
Urban Priol seine hochprozentig angesetzte Jahresendbowle für Hirn<br />
und Herz. Da bleibt nichts ausgespart, was Medien und Menschen,<br />
Politik und Gesellschaft im letzten Jahr bewegte.<br />
JANUAR<br />
30<br />
ETC.<br />
18:00 Stadthalle, Großer Saal, Chemnitz,<br />
Eintritt zw. 27,20 € u. 33,70 €; Infos: www.c3-chemnitz.de<br />
JANUAR<br />
16<br />
BÜHNE<br />
Lichtmess<br />
Bevor Gräfin Frederike von Grünberg und ihre Mägde den Weihnachtsschmuck<br />
in der Hutzenstube zum Ende der Weihnachtszeit abbauen,<br />
erzählen sie heitere Anekdoten und Geschichten über das Erzgebirge<br />
und seine Traditionen, auch über das Lichtmessfest. Um 18 Uhr<br />
schließlich erlischt die weihnachtliche Beleuchtung im Wasserschloß<br />
Klaffenbach. Im Schein selbst mitgebrachter oder gebastelter Laternen<br />
ziehen die Besucher in die Winterlandschaft hinaus.<br />
(c) DIrk Hanus<br />
15:00 Wasserschloss Klaffenbach, Schloßhof, Chemnitz,<br />
Infos: www.c3-chemnitz.de
2x in Chemnitz<br />
wir sind für sie da!<br />
„Christbaumbrettl“<br />
Weihnachten mit<br />
Karl Valentin<br />
02.12. um 19 Uhr &<br />
03. u. 04.12. um 20 Uhr<br />
„Heilige Nacht“<br />
Konzert mit Tino<br />
Eisbrenner<br />
05.12. um 16 Uhr<br />
„Früher war mehr<br />
Lametta“ Weihnachten<br />
mit Familie<br />
Hoppenstedt<br />
09. u. 16.12. um 19 Uhr<br />
11. u. 18.12. um 20 Uhr<br />
12. und 19.12. um 16 Uhr<br />
„Gatte gegrillt“<br />
böse Beziehungskomödie<br />
30.12. um 19 Uhr<br />
Kirchhoffstraße 34 - 36 I 09117 Chemnitz<br />
Tel. 0371 8747270 I www.fritz-theater.de<br />
www.admedia.de<br />
Premiere am 01.12. 20 Uhr<br />
„Abgebrannt am<br />
Glühweinstand“<br />
Weitere Termine:<br />
19.12. 15 Uhr 05.12. 18 Uhr<br />
04., 11., u. 18.12. 17 Uhr<br />
03., 08., 14., 15., 16., 18., 21., 23. u. 25.12. 20 Uhr<br />
Merken!<br />
Das Chemnitzer Kabarett GmbH<br />
An der Markthalle 1 - 3, 09111 Chemnitz<br />
Telefon: 0371 675090<br />
Öffnungszeiten Büro: Montag 10 - 14 Uhr,<br />
Dienstag bis Freitag 10 - 18 Uhr
(c) Michael Mieke<br />
AUSSTELLUNG<br />
JANUAR<br />
BIS<br />
30<br />
Bürgerliche Welt in Klein<br />
ETC.<br />
Mobil³ das Testival für<br />
Auto + Motorrad + Rad<br />
Die MOBIL³ ist sachsenweit die einzige Mobilitätsmesse, welche die<br />
Themen Auto, Motorrad, Fahrrad und zukünftige Mobilitätskonzepte<br />
für den ÖPNV/ÖPFV in einer Messe integriert. Am 19. und 20. März<br />
2022 gibt es neben Expertenwissen und vielfältigen Infos für Mobilitätsbegeisterte<br />
viel zu entdecken, vom Parcours auf einer Indoor- und<br />
Outdoorstrecke über Contests bis hin zu Meet & Greet, Probefahrten,<br />
Spiel- und Bastelangeboten mitsamt Laufradrennen.<br />
10:00 Messe Chemnitz, Halle 1 und Freigelände,<br />
Infos: www.mobilhoch3.de<br />
(c) Wolfgang Schmidt<br />
Von der Berliner Sammlerin Anne Kamratowski zusammengetragen,<br />
werden Puppen und Puppenstuben von 1820 bis 1920 gezeigt. Sowohl<br />
Bekleidung der Puppen als auch die möblierten Stuben, Küchen und<br />
Läden sind Miniaturausgaben der originalen Ausstattungen und eröffnen<br />
einen Blick auf die (Einrichtungs-)Moden vom Biedermeier bis<br />
in die Zwanziger Jahre. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich um<br />
Unikate und um Beispiele der damaligen Serienfertigung.<br />
Di-So 11-17 Uhr (bis zum 30 Januar), Wasserschloß Klaffenbach,<br />
Infos: www.c3-chemnitz.de<br />
MÄRZ<br />
19<br />
APRIL<br />
AUSSTELLUNG<br />
BIS<br />
03<br />
Analog Total -<br />
Fotografie heute<br />
(c) Günter Derleth, Weihnachtskugelpralinenpackungkaffeedosencameraobscura,<br />
2018<br />
Während die digitale Fotografie das Feld des Dokumentarischen fast komplett abgelöst hat, behauptet<br />
sich die analoge Fotografie immer stärker als Medium für das Künstlerische. Das Spektrum<br />
reicht dabei von der Fotografie ohne Kamera über die Nutzung von Fototechniken des 19.<br />
Jahrhunderts bis hin zum analog-digitalen „Hybrid“. In der Ausstellung wird diese Bandbreite<br />
anhand von Einzelbildern, Serien und dreidimensionalen Objekten gezeigt.<br />
Di-So ab 10 Uhr (bis 3. April 2022), Grassi-Museum,<br />
Leipzig; Infos: grassimak.de
CORPORATE DESIGN I KLASSISCHE WERBUNG<br />
ONLINE MARKETING I SOCIAL MEDIA<br />
www.machkrach.com
STADT<br />
PFLASTER<br />
Seit dem letzten Streicher-Magazin ist einiges<br />
passiert in unserer Stadt. Das Wichtigste gibt es<br />
an dieser Stelle wie immer in aller Kürze.<br />
(c) Kristin Schmidt<br />
Neue Shops von<br />
und für Kreative<br />
Gleich zwei neue Läden ziehen neuerdings Sammler in ihren<br />
Bann. So finden sich an der Franz-Mehring-Straße 8 jetzt<br />
zahlreiche Kleinserien im Nischel-Style, wie Shirts, Tassen,<br />
Schlüsselanhänger oder individuelle Geschenke. In der „Kreativfabrik<br />
Chemnitz“ werden alle fündig, die ihre Stadt lieben<br />
und das auch nach außen tragen möchten. Neben eigenen Produkten<br />
bieten die Inhaber Achim Symanek, Thomas Kaufmann<br />
und Robert Richter auch Objekte anderer Künstler an. Homepage:<br />
(kreativfabrikchemnitz.de). Wer selbst kreativ werden<br />
möchte und dabei an Klemmbausteinen Gefallen findet, ist<br />
bei Patrick Engert in Altchemnitz an der richtigen Adresse. In<br />
seinem Laden setzt der ehemalige Altenpfleger jetzt nicht nur<br />
auf Neuheiten aus dem Hause Lego, sondern vor allem auf exklusive<br />
Sammelsets mit mehreren tausend Teilen. Zu finden<br />
ist „Patbricks“ an der Erdmannsdorfer Straße 4. Geöffnet ist<br />
Dienstag bis Samstag, jeweils ab 9 Uhr.
Deutsches Hygiene-Museum<br />
Maschinen — Lernen — Menschheitsträume<br />
Höhere<br />
Berufsbildung<br />
6. November 2021<br />
—— 28. August 2022<br />
Ausstellung<br />
Ausbilder<br />
Lehrgänge &<br />
Seminare<br />
Lingnerplatz 1 • 01069 Dresden • Di – So 10 – 18 Uhr<br />
IHK WEITERBILDUNGS-<br />
PROGRAMM 2022<br />
Schon jetzt online unter<br />
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und ab 6. Dezember druckfrisch erhältlich.<br />
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Halbzeit<br />
auf der<br />
Hartmann-<br />
Baustelle<br />
Eines der größten Bauvorhaben der Stadt<br />
nimmt Gestalt an: Mit der Fertigstellung des<br />
Rohbaus der künftigen Oberschule Am Hartmannplatz<br />
wurde im November traditionsgemäß<br />
Richtfest gefeiert. Im 32,6 Millionen<br />
Euro teuren Neubau entsteht eine neue vierzügige<br />
Oberschule für insgesamt 672 Schülerinnen<br />
und Schüler in 24 Klassen. Mit<br />
diesem zentralen Schulstandort wird entsprechend<br />
der Schulnetzplanung die Kapazität<br />
im Bereich der Oberschulen in der Innenstadt<br />
erweitert. Die künftigen Nutzer können<br />
die neue Schule – anders als geplant – erst<br />
mit Beginn des Schuljahres 2023/2024 in<br />
Besitz nehmen. Grund: Die Baustelle musste<br />
im Frühjahr 2020 ruhen, weil die Sondierung<br />
nach Kampfmitteln nicht stattfinden<br />
konnte. Eine Evakuierung nach einem Bombenfund<br />
wäre pandemiebedingt nicht möglich<br />
gewesen. Dadurch habe sich der Bauablauf<br />
verzögert, teilt die Stadt mit.<br />
(c) Andreas Seidel<br />
(c) CVAG<br />
So günstig fahren<br />
die Chemnitzer<br />
Günstig oder teuer – wie attraktiv ist der öffentliche Nahverkehr in<br />
Deutschland? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat zum dritten<br />
Mal die Angebote der Verkehrsbetriebe aller Landeshauptstädte<br />
und aller Städte über 200.000 Einwohner miteinander verglichen.<br />
Das Ergebnis: Chemnitz landet im Ranking der insgesamt 43 Städte<br />
auf Platz 4! Die einfache Fahrt in Chemnitz für 2,30 Euro liegt auf<br />
Platz 3 im Bundesvergleich, die Tageskarte ist mit 4,60 Euro sogar<br />
die zweitgünstigste in Deutschland. Zum Vergleich: Dresden verlangt<br />
2,50 Euro für das Einzelticket (Platz 9 von 43), Leipzig sogar<br />
3 Euro (Platz 31 von 43). Lobenswert sei das in Sachsen eingeführte<br />
„BildungsTicket“ für alle Schüler für nur 15 Euro im Monat. Das<br />
bedeutet in Chemnitz eine Preissenkung um rund 60 Prozent. Übrigens:<br />
Die Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) ersetzt<br />
alte Dieselfahrzeuge ihrer Busflotte durch 30 barrierefreie Niederflurbusse<br />
mit Biomethan-Antrieb. Für die Modernisierung der 23<br />
Gelenk- und sieben Standard-Linienomnibusse erhält das Nahverkehrsunternehmen<br />
fast 9,5 Millionen Euro vom Freistaat.
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CHEMNTZ
(c) www.glicerink.com/shutterstock/google_stadtsteicher<br />
Schlittschuhlaufen<br />
mitten in der City<br />
Vom 4. bis 27. Februar wird die Chemnitzer<br />
Siedlungsgemeinschaft (CSg) eine Eisfläche<br />
mitten in der Chemnitzer City realisieren.<br />
Das Besondere: Die Bahn besteht nicht aus<br />
Eis. Die verwendeten Polyethylen-Kunststoffplatten,<br />
die eine Fläche von insgesamt<br />
450 Quadratmetern umfassen, sind damit<br />
komplett unabhängig von der Außentemperatur.<br />
Innenstadtkoordinator Sven Hertwig<br />
plant sogar schon weiter: Es gebe in der Innenstadt<br />
noch mehr Flächen, auf denen solche<br />
künstlichen Eisbahnen gelegt werden<br />
könnten. Diese könnten dann mit Kanälen<br />
zu einem Rundlauf verbunden werden. Mit<br />
der neuen Eisbahn auf dem Neumarkt zwischen<br />
Rathaus und Turmbrauhaus sollen<br />
im Februar außerdem bis zu acht Cateringstände<br />
und große Weihnachtskugeln als<br />
mietbare Räume für Veranstaltungen aufgebaut<br />
werden. Darüber hinaus ist ein buntes<br />
Programm mit Eisdisko, Penalty-Challenge<br />
und Schaulaufen geplant. Der Eintritt<br />
soll sich um die 5 Euro bewegen – inklusive<br />
Schlittschuhverleih. Im Innenstadt-Wettbewerb<br />
„Ab in die Mitte! Die City-Offensive<br />
Sachsen“ gewann das Vorhaben ein Preisgeld<br />
in Höhe von 9.000 Euro zur Projektfinanzierung.
HEIMAT INKLUSIVE<br />
SÄCHSISCHES BRAUHANDWERK SEIT 1857<br />
Feuerwehrverein<br />
Dobareuth e.V.<br />
BC Vogtland<br />
Ranch Linedancer Plauen<br />
Obervogtländischer<br />
Eisenbahnverein<br />
STERNQUELL HILFT<br />
Wir machen euer Projekt zu unserem Projekt!<br />
Weitere tolle Projekte von Vereinen wurden gefördert und<br />
freuen sich über einen Sternquell-Scheck:<br />
Der „Löschangriff Nass“ ist eine Mannschaftsdisziplin im Feuerwehrsport.<br />
Sternquell unterstützt den Feuerwehrverein Dobareuth e.V.<br />
mit neuen Profihelmen. Sternquell hilft den Landesligagirls vom<br />
BC Vogtland mit neuen Trikots. Sternquell hilft den Ranch Linedancer<br />
Plauen mit einem Zuschuss für den Tanzboden im neuen<br />
Saloon. Beim Erhalt des historischen Haltepunktes „Gunzen“, hilft<br />
Sternquell dem Obervogtländischen Eisenbahnverein.<br />
NEUES JAHR, NEUE PROJEKTE:<br />
STERNQUELL HILFT freut sich auch 2022,<br />
ehrenamtlichen Vereinen in Sachsen oder<br />
Thüringen finanziell unter die Arme zu greifen.<br />
Bewerbt euch jetzt unter<br />
www.sternquell.de!
(c) Peggy Fritzsche<br />
Roland Keilholz, Susan Hutter und Dr. Micaela Schönherr<br />
Symbiose aus<br />
Handel und Gastronomie<br />
Neues Konzept im Pumpwerk an der Zschopauer Straße: Mit der<br />
Eröffnung im November verschmelzen bei „The Cook Family –<br />
Das Markthaus“ Handel und Gastronomie zu einer einzigartigen<br />
Symbiose. Das Markthaus empfängt seine Besucher mit nachhaltigem,<br />
gesundem und hochqualitativ sortiertem Angebot sowie<br />
individueller Gastronomie mitten im Denkmal und umgeben<br />
von Kunst und ausgefallener Architektur. Das Markthaus zeichnet<br />
sich insbesondere durch seine Transparenz aus. Herzstück<br />
ist der Salt-Aging-Bereich mit einer zweiseitig verglasten Kühlzelle.<br />
Für den Gast einsehbar können hier bis zu anderthalb Tonnen<br />
Frischfleisch unter Aufsicht eines Fleischsommeliers reifen.<br />
Das Fleischangebot wird auch im Partnerrestaurant alexxanders<br />
sowie für die Herstellung der „Cook in the Boxx“-Liefergerichte<br />
auf à-la-carte-Niveau verwendet. Parallel dazu wird eine für<br />
den Besucher offen einsehbare hauseigene Metzgerei betrieben,<br />
in der Fleischermeister nach überlieferten Hausrezepten regionale<br />
Wurstspezialitäten herstellen – frei von Haltbarmachern<br />
sowie E-und Konservierungsstoffen. Das Markthaus verfügt außerdem<br />
über eine gläserne Bäckerei und Spezialitäten aus Molkereien,<br />
nachhaltiger Fischzucht, von Winzern, Kaffeeröstern,<br />
Schokoladenmachern sowie von Obst- und Gemüsebauern.
Weihnachtsbummel<br />
2.0<br />
Weihnachtsfeeling muss wohl auch 2021 in den eigenen<br />
vier Wänden zelebriert werden. Und so können<br />
wir uns erneut glücklich schätzen, im digitalen Zeitalter<br />
zu leben. Die meisten Hersteller und Händler von<br />
erzgebirgischem Kunsthandwerk sind nämlich im Internet<br />
mit einem eigenen Shop vertreten. Seit Anfang<br />
November ist auch der virtuelle Weihnachtsmarkt auf<br />
dem Seiffener Rathausplatz wieder per Mausklick begehbar.<br />
Bereits im Sommer 2020 investierte die Genossenschaft<br />
Dregeno in die Entwicklung eines virtuellen<br />
Marktplatzes, um die Holzkunstbetriebe der Region<br />
zu unterstützen, die von und für Weihnachten leben.<br />
In einem 360-Grad-Panorama am Fuße der weltbekannten<br />
Seiffener Kirche entstand mit Hilfe sächsischer<br />
VR-Spezialisten der erste virtuell begehbare<br />
Weihnachtsmarkt. Etwa 40 sächsische Hersteller<br />
präsentieren hier ihre Manufakturwaren.<br />
www.erzgebirgischer-weihnachtsmarkt.online<br />
(c) Dregeno<br />
Kfz-Mechatroniker (m/w/d) gesucht!<br />
Wir bieten:<br />
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CBT<br />
CHEMNITZER BAU- UND<br />
FAHRZEUGTECHNIK GMBH<br />
AUTOFIT<br />
CBT - Chemnitzer Bau- und Fahrzeugtechnik GmbH<br />
Tel. 0371 8000103 I Mail: info@cbt-chemnitz-gmbh.de
(c) Anja Grams (C3 GmbH)<br />
Noch mehr Sammelleidenschaft gibt es im<br />
Wasserschloß Klaffenbach zu sehen. Puppen<br />
und Puppenstuben, liebevoll zusammengetragen<br />
von der Berliner Sammlerin<br />
Anne Kamratowski, lassen den Zeitgeist<br />
vom Biedermeier bis in die zwanziger Jahre<br />
lebendig werden. Die in Berlin geborene<br />
Unternehmerin und Sammlerin erforscht<br />
seit nunmehr 50 Jahren leidenschaftlich<br />
Geschichte<br />
mal anders<br />
die Alltagsgeschichte der letzten 250 Jahre.<br />
„Schon als kleines Kind interessierte ich<br />
mich für die Geschichten, wie Großeltern<br />
und Urgroßeltern früher gelebt haben und<br />
löcherte sie mit meinen Fragen.“ Verrät<br />
Anne Kamratowski. „Mit 14 Jahren eröffnete<br />
ich die erste Puppenklinik in Deutschland.<br />
Schon damals begann ich einzelne<br />
Stücke zurückzuhalten und zu sammeln.“<br />
Die Bekleidung der Puppen eröffnet einen<br />
Blick auf die Mode der damaligen Zeit; die<br />
eingerichteten Stuben, Küchen und Läden<br />
sind Miniaturausgaben der originalen Einrichtungen<br />
und Ausstattungen. Viele der<br />
rund 50.000 Einzelteile wurden in Manufakturen<br />
in Sachsen und Thüringen gefertigt.<br />
Zu sehen ist die Ausstellung „Bürgerliche<br />
Welt in Klein“ bis zum 30. Januar.<br />
Marktbrunnen auf dem<br />
Weg nach Chemnitz<br />
Der künftige Chemnitzer Marktbrunnen nimmt Gestalt an: Im März dieses<br />
Jahres liefen die vorbereitenden Baumaßnahmen für die Errichtung des<br />
Brunnens an. Im November konnte die technische Ausstattung im Unterbau<br />
des Brunnens mit einer ersten Funktionsprobe erfolgreich abgenommen<br />
werden. Unterdessen sind in China die Brunnenfiguren fertiggestellt und vom<br />
Künstler vor Ort abgenommen worden. Wenn der Transport nach Plan verläuft,<br />
treffen die Brunnenteile bis zum Jahreswechsel in Hamburg ein. In Abhängigkeit<br />
der Witterung kann die Brunnenanlage voraussichtlich bis Ende<br />
März 2022 fertiggestellt werden. Das Werk des in London lebenden deutschen<br />
Künstlers Daniel Widrig mit dem Titel „Manifold“ gewann im Juni 2019<br />
den internationalen künstlerischen Wettbewerb für einen Marktbrunnen in<br />
Chemnitz. Die bis zu 2,80 Meter großen Plastiken des Brunnens bestehen aus<br />
einem glänzenden, hellen Edelstahl.<br />
(c) Daniel Widrig
Chemnitz | Freiberg | Plauen<br />
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