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Stadtstreicher 12.2021-02.2022

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»WER HEUTE<br />

EINEN GEDANKEN<br />

SÄT…«<br />

CHEMNITZMAGAZIN 122021 BIS 022022<br />

CHEMNITZ<br />

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Chemnitz<br />

Weil‘s um mehr als Geld geht.<br />

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LIEBE LESERINNEN<br />

UND LIEBE LESER,<br />

es nicht nicht zu fassen, wie lange dieses<br />

Grußwort diesmal auf unserer To-Do-Liste<br />

darauf warten musste, abgehakt zu werden.<br />

Selten fiel es schwerer, ein paar einleitende<br />

Worte zu verfassen, die Lust auf das Heft machen<br />

und gleichzeitig den Puls der Zeit einfangen.<br />

Letzteres war der Grund, warum es<br />

an der Tastatur einfach nicht laufen wollte.<br />

Dabei gehört es doch zur Natur eines Schreiberlings,<br />

den Mitteilungsdrang geordnet aufs<br />

Papier zu bringen. Geordnet, so scheint es, ist<br />

in diesen Tagen im November aber gar nichts<br />

mehr. Die Wucht und Komplexität des allumspannenden<br />

Themas Corona lähmt auch<br />

Wir haben uns für dieses Magazin<br />

außerdem mit dem alternden Chemnitz<br />

auseinandergesetzt, mit Wasserstoff, dem<br />

Wirtschaftszweig der Zukunft, mit der<br />

Verwandlung unserer Innenstadt…<br />

uns. Vor allem aber holt es den Respekt vor<br />

den eigenen Worten wieder zurück. Das erleben<br />

wir mittlerweile überall im Alltag: im<br />

Klassenchat mit anderen Eltern, beim Fußballtraining<br />

der Kinder, am Arbeitsplatz,<br />

im Supermarkt. In alltäglichen Gesprächen<br />

schlägt uns schnell ein militanter Ton entgegen,<br />

wenn man Worte nicht mit Bedacht<br />

wählt. Schnell erreicht der alltägliche Dialog<br />

eine sehr persönliche Ebene. Wir lernen<br />

unsere Mitmenschen, Freunde, Partner, Verwandte<br />

und Arbeitskollegen von einer völlig<br />

neuen Seite kennen. Menschen, die Bedenken<br />

zeigen und sich nicht spritzen lassen, werden<br />

zu „Gegnern“, zu Impfgegnern. In welches<br />

Licht werden diese Menschen gerückt, wenn<br />

unser Gesundheitsminister von der „Pandemie<br />

der Ungeimpften“ spricht? Und selbst an<br />

dieser Stelle, fühlt sich der Verfasser dieser<br />

Zeilen fast genötigt, seinen Impfstatus preis-<br />

zugeben. Sonst könnte man das Ganze noch<br />

in den falschen Hals bekommen. Dass die<br />

Pandemie Kurioses zu Tage fördern würde,<br />

konnten wir anfangs allenfalls erahnen. Aber<br />

dass wir uns als Gesellschaft so spalten werden,<br />

war nicht unbedingt abzusehen. Was ist<br />

aus dem Gedanken geworden, dass wir eine<br />

Gemeinschaft sind, in der wir uns gegenseitig<br />

schützen und unterstützen sollten? Dass<br />

dieser Gedanke noch nicht gänzlich im Sande<br />

versiegt ist, zeigt sich manchmal in scheinbar<br />

banalen Dingen: Zum Beispiel dann, wenn<br />

sich Menschen privat treffen und die Geimpften<br />

unter ihnen im Vorfeld ebenfalls einen<br />

Schnelltest machen, um diejenigen zu schützen,<br />

die sich gegen eine Impfung entschieden<br />

haben. Niemand muss die Meinung der Anderen<br />

gutheißen, aber wir sollten respektvoll<br />

damit umgehen, vernünftige Dialoge führen<br />

und gemeinsam Lösungen suchen. Damit soll<br />

nun auch gut sein mit dem Thema! Es gibt<br />

schließlich noch so viel mehr, über das sich zu<br />

schreiben und zu diskutieren lohnt. Beispielsweise<br />

über die etwas provokante Frage: Wie<br />

viele Frauen verträgt Chemnitz? Wir haben<br />

uns für dieses Magazin außerdem mit dem<br />

alternden Chemnitz auseinandergesetzt, mit<br />

Wasserstoff, dem Wirtschaftszweig der Zukunft,<br />

mit der Verwandlung unserer Innenstadt…<br />

Und natürlich behalten wir außerdem<br />

den Weg von Chemnitz zur Kulturhauptstadt<br />

2025 im Auge. Neben dem Geschäftsführer<br />

der neu gegründeten GmbH lassen wir auch<br />

Bilder sprechen. Nun hoffen wir, dass ihr alle<br />

gut über den Winter kommt, euch gegenseitig<br />

mit Respekt begegnet und nicht nur körperlich,<br />

sondern auch mental gesund bleibt.<br />

Die Redaktion.<br />

o<br />

2<br />

3


Wie viele Frauen verträgt Chemnitz? Seite 06<br />

Auf dem Weg<br />

zur Kulturhauptstadt<br />

So kann es doch weitergehen: Ein erstes Monitoring<br />

für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz<br />

2025 bescheinigt der Stadt und dem Organisationsteam<br />

einen hohen Grad an Professionalität.<br />

Der Jurybericht lobt die soliden Fortschritte seit<br />

der Verkündung vor einem Jahr. Natürlich gibt<br />

es auch Kritikpunkte, die unter anderem Stefan<br />

Schmidtke anpacken wird. Im Interview verrät<br />

der Geschäftsführer für<br />

Chemnitz 2025, warum<br />

er dafür in seine Heimat<br />

zurückkehrte.<br />

3 Chemnitz,<br />

4<br />

Stadt des<br />

Wasserstoffs<br />

44<br />

Olympioniken<br />

2 O<br />

Chemnitz und Wasserstoff – da war doch was?<br />

Richtig, ein Megaprojekt: Der Aufbau eines<br />

von morgen<br />

Technologiezentrums, für das die Stadt dieses<br />

Jahr den Zuschlag bekommen hat. Damit fließen<br />

beachtliche Fördermittel nach Chemnitz, wobei es Im Februar messen sich in Peking wieder die<br />

ursprünglich ein paar Euro mehr hätten sein sol-<br />

Besten der Besten bei den Olympischen Winter-<br />

len. Aber Bayern hatte wohl etwas dagegen, dass<br />

Chemnitz nach der Kulturhauptstadt die nächste<br />

große Sache nach Sachsen holt. Wir haben einmal<br />

zusammengefasst, was ihr rund ums Thema<br />

Wasserstoff wissen solltet.<br />

Altes Chemnitz:<br />

Eine Chance für die Stadt? Seite 24<br />

spielen. Doch wie sieht es eigentlich für die kommenden<br />

Jahre aus? Welches Potenzial schlummert<br />

in und um Chemnitz? Welche Nachwuchstalente<br />

werden in den nächsten Jahren um die begehrten<br />

Medaillen kämpfen? Wir haben uns in der Region<br />

einmal umgeschaut und stellen fünf Nachwuchssportler<br />

vor, die auf Skiern, Schlittschuhen oder<br />

Rennschlitten einiges drauf haben.<br />

City-Großprojekt:<br />

Neue Johannisvorstadt Seite 40<br />

Niners:<br />

Hochgefühle nach dem Bayern-Kracher Seite 54<br />

IMPRESSUM<br />

Anschrift:<br />

<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH, Hohe<br />

Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />

Tel.: 0371-383800, Fax: 0371-<br />

3838038<br />

E-Mail: info@stadtstreicher.de<br />

www.stadtstreicher.de,<br />

www.facebook.com/<br />

<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz,<br />

Instagram:<br />

@stadtstreicher_chemnitz<br />

ISSN: 0940-149<br />

Herausgeber & Geschäftsleitung:<br />

Markus Wolf<br />

Redaktion: Rico Hinkel-Schollbach<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Peggy Schellenberger, Hans<br />

Brinkmann, Eske Bockelmann,<br />

Stephan Beckert, Steffi Hofmann,<br />

Matthias Pattloch, Jenny Zichner<br />

Fotografen: Rico Hinkel-Schollbach,<br />

Stephan Beckert, Peggy<br />

Schellenberger, Sylvia Baum,<br />

Kristin Schmidt, Archiv, Agenturen.<br />

Titel: Shutterstock<br />

Controlling/Verkauf:<br />

Denise Frake<br />

Anzeigen und Promotion:<br />

Nico Bazan (0371) 3838080<br />

Layout: <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH<br />

Redaktionssekretariat:<br />

Uta Richter<br />

Vertrieb: Das Heft gibt es für eine<br />

Schutzgebühr an ausgewählten<br />

Vertriebsstellen im Einzelverkauf<br />

für 2,00 EURO oder im Jahresabo<br />

für 10 EURO.<br />

Programminformationen werden<br />

online kostenlos abgedruckt. Eine<br />

Gewähr für die Richtigkeit der<br />

Angaben kann nicht übernommen<br />

werden. Urheberrechte für Beiträge,<br />

Fotografien, Zeichnungen<br />

und Anzeigenentwürfe bleiben<br />

beim Verlag bzw. bei den Autoren.<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Vorlagen kann<br />

keine Garantie übernommen<br />

werden. Der Verlag kann<br />

diese abändern. Veranstalter, die<br />

honorarpflichtige Fotos zur Ankündigung<br />

ihres Programms an<br />

die <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH übergeben,<br />

sind für die Forderungen<br />

des Urhebers selbst verantwortlich.<br />

Leserbriefe, Anzeigen und<br />

namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Für alle Verlosungen ist der<br />

Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

Verantwortlich für Redaktionellen<br />

Inhalt: V.i.S.d.P.:<br />

Der Herausgeber<br />

Namentlich gezeichnete Artikel:<br />

Redakteure dieser Ausgabe<br />

Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe: 20.11.2021<br />

Nächster Anzeigen- und Redaktionsschluss:<br />

15.<strong>02.2022</strong><br />

Anschrift aller Verantwortlichen<br />

ist die Verlagsanschrift.


o 5<br />

4<br />

Im Handumdrehen<br />

lecker<br />

58<br />

Ob Quarantäne oder Lockdown – einige von uns<br />

werden wieder mehr Freizeit haben, als ihnen lieb<br />

ist. Was anfangen mit der ganzen Zeit? Ganz einfach:<br />

Neue Hobbys entdecken, kochen vielleicht.<br />

In unserer Reihe zeigen Falk und Mario seit jeher<br />

wie es geht – ganz ohne Schnörkel oder Blattgold,<br />

wie das Rezept dieser Ausgabe: Hähnchenbrust<br />

auf Kartoffel-Radieschen-Salat.<br />

Lesestoff für kalte Tage<br />

„Es gibt zwei neue Bücher über Chemnitz. Wollen<br />

wir die nicht vorstellen?“ So fing unsere Geschichte<br />

rund um Literatur für die kalte Jahreszeit<br />

an. Und plötzlich ploppten sie auf: immer mehr<br />

Mails mit noch mehr Büchern, die von Chemnitzerinnen<br />

und Chemnitzern verfasst wurden. So<br />

ist einiges an Lesestoff von kreativen<br />

Menschen unserer Stadt<br />

78<br />

zusammen gekommen.<br />

Aber lest selbst.<br />

inhalt<br />

Und was trinkt ihr so?<br />

Während im Sommer die Getränke nicht kalt genug<br />

sein können, stehen im Winter natürlich Heißgetränke<br />

hoch im Kurs. Allen voran der Glühwein,<br />

den wir auch in diesem Jahr wohl lieber zu Hause<br />

genießen. Doch immer nur Glühwein ist doch auch<br />

irgendwann langweilig. Wir haben uns einmal<br />

umgehört, welche Heißgetränke im Streicher-Team<br />

den Winter versüßen – natürlich inklusive Rezepte,<br />

damit ihr gleich probieren könnt.<br />

60<br />

Streicher-Kolumne<br />

zur Kulturhauptstadt Seite 66<br />

Chemnitzer Videoprojekte Seite 68<br />

Persönliche Eindrücke<br />

Kulturelle Einrichtungen haben es in dieser Zeit<br />

wahrlich nicht leicht. Umso bemerkenswerter ist<br />

die Vielzahl an Ausstellungen und Premieren, die<br />

in diesem Jahr schon stattfinden konnten. Unsere<br />

Redakteure haben die Chance genutzt und sich<br />

die neuesten Inszenierungen und Ausstellungen<br />

angeschaut. Ihr Resümee gibt’s wie immer in<br />

unserem Kulturteil. Ab Seite 70<br />

Intro Seite 03<br />

Impressum Seite 04<br />

Veranstaltungstipps Seite 82<br />

Stadtpflaster Seite 88<br />

Fotos:<br />

Kristin Schmidt,<br />

Rico Hinkel-Schollbach,<br />

Stephan Beckert,<br />

Sylvia Baum


Text: Jenny Zichner, Illustrationen Shutterstock<br />

WO SIND<br />

DIE FRAUEN?<br />

Chemnitz fehlt es an Weiblichkeit. Das muss sich ändern.<br />

Aber wo anfangen? Wir haben uns auf die Suche gemacht<br />

nach starken Stimmen und Projekten.<br />

Ob es denn keine geeignete Bewerberin gegeben habe,<br />

fragt ein Kollege zur Pressekonferenz für den neuen<br />

Chef der Kulturhauptstadt GmbH. Schließlich wurde<br />

im letzten Jahr viel darüber diskutiert, dass es im<br />

Team an Frauen mangelt. Die komplette Führungsriege:<br />

nur Männer. Mit Stefan Schmidtke kommt<br />

nun der nächste hinzu. Beim konkreten Machen hingegen sind Frauen<br />

unverzichtbar. Etwa Barbara Holub, die als Kuratorin eines der größten<br />

Projekte umsetzen wird: die Parade der Apfelbäume. Am 6. November<br />

ging’s los, die ersten Bäume wurden gepflanzt. Und mit den Apfelbäumen<br />

sind wir auch gleich beim Anfang der Geschichte - bei Adam und<br />

Eva, dem Sündenfall, dem Mann und ihm zur Seite eine Frau. Alles bekannt<br />

und seit Jahrhunderten die Legitimation des Patriarchats. Klar<br />

haben sich Frauen derweil emanzipiert, wird Gleichstellung inzwischen<br />

gern groß geschrieben. Aber wie steht es tatsächlich um die Macht des<br />

Weiblichen in unserer Gesellschaft? Wie in Chemnitz? Rein statistisch<br />

gesehen halten die Frauen in unserer Stadt die Mehrheit, es gibt etwa<br />

2500 Männer weniger. Bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung<br />

wendet sich das Blatt aber schon, vom durchschnittlichen Einkommen<br />

reden wir noch gar nicht.<br />

Ältere Generationen erinnern noch gern an die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie in der DDR, daran, dass Frauen arbeiteten und finanziell unabhängig<br />

waren. Doch das änderte offenbar nichts am konservativen Rollenbild,<br />

in dem Haushalt und Kinder eben nach wie vor Sache der Frauen<br />

waren. „Meine Mutti ist Abteilungsleiter, alle Tage steht sie ihren Mann“,<br />

hieß es in einem Gedicht, das jeder DDR-Grundschüler beherrschte und<br />

das es Kindern nahelegte, doch im Haushalt zu helfen, um endlich mehr<br />

Zeit mit der Mutter zu haben. Männer, die Väter waren offensichtlich keine<br />

Option. Vom Gender-Desaster dieser Liedzeilen mal abgesehen…


o 7<br />

6


BEI DER<br />

BEWERBUNG UNSERER<br />

PARTNERSTADT TAMPERE ALS<br />

EUROPÄISCHE KULTURHAUPTSTADT<br />

2026 GING ES GANZ ZENTRAL UM DIE<br />

FRAUENFREUNDLICHE STADT.<br />

EIN THEMA, DAS<br />

WIR IN CHEMNITZ<br />

NICHT MAL ERWO-<br />

GEN HABEN.<br />

Fotos für Montage: shutterstock<br />

Halbes Jahrhalbe<br />

Miete<br />

Infos:<br />

0371<br />

38222-229<br />

Pia Hamann<br />

Gleichstellungsbeauftragte<br />

der Stadt Chemnitz<br />

Nichtsdestotrotz wirkt die DDR offenbar bis heute nach. Immerhin<br />

sind derzeit knapp 80 % der Frauen in Sachsen erwerbstätig,<br />

weit mehr als im westlichen Bundesgebiet. Dass sie nach wie vor<br />

auch zumeist diejenigen sind, die am Kindergartentor stehen, die<br />

Wäsche waschen, das Essen auf den Tisch bringen, ist in der Pandemie<br />

ausreichend besprochen worden. Aber es gibt Anzeichen<br />

für eine Veränderung. So informiert eine Stadtsprecherin auf Anfrage:<br />

Beim Erziehungsurlaub werde zwar noch immer überwiegend<br />

das Modell 12 Monate Mutter, 2 Monate Vater in Anspruch<br />

genommen. „Die Tendenz, dass auch die Kindesväter die Elternzeit<br />

und das Elterngeld in Anspruch nehmen, stieg in den vergangenen<br />

Jahren stetig an.“<br />

Gleichberechtigung erfordere nun mal bestimmte Rahmenbedingungen,<br />

konstatiert Pia Hamann. Wer die Gleichstellungsbeauftragte<br />

der Stadt besucht, muss durch den Fahrrad-Abstellraum.<br />

Besser lässt sich die Wertschätzung für das Thema nicht beschreiben.<br />

„Unser gutes Kita- und Hortangebot ist das eine, aber es gehört<br />

viel mehr dazu“, sagt sie. „Skandinavien ist uns da um einiges voraus.<br />

Zum Beispiel ging es in der Bewerbung unserer Partnerstadt<br />

Tampere als europäische Kulturhauptstadt 2026 ganz zentral um<br />

die frauenfreundliche Stadt. Ein Thema, das wir nicht mal erwogen<br />

haben. Und wenn die Rotarier am Roten Turm die Tafeln für berühmte<br />

Persönlichkeiten anbringen, dann muss man sie schon erinnern,<br />

dass da auch Frauen wie Marianne Brandt dazu gehören.“<br />

Jetzt heißt es schnell sein –<br />

Angebot gilt bei Mietbeginn bis zum 31.<strong>12.2021</strong>!<br />

www.siedlungsgemeinschaft.de<br />

*Nebenkostenvorauszahlungen sind von der Aktion<br />

ausgeschlossen. Aktion nicht kombinierbar.


Verwunderlich ist das alles nicht: Allein der Blick in die Büros der<br />

Stadtverwaltung ist eindeutig. Es gibt (noch?) keine Bürgermeisterin.<br />

Laut der Gleichstellungsbeauftragten wird auch nur rund ein Drittel<br />

der Fachämter von Frauen geleitet, während Abteilungen wiederum<br />

zu 70 % in weiblicher Hand sind. Es gibt sie also, die weiblichen Führungskräfte.<br />

Nur warum kommen sie nicht ganz oben an? Und warum<br />

sitzen im Stadtrat nicht mal 30 % Frauen?<br />

Weil da die Familie vorgeht? Weil Frauen nicht genug machthungrig<br />

sind? Weil sie schneller an ihren Fähigkeiten zweifeln? „Vielleicht<br />

auch, weil die weiblichen Vorbilder fehlen. Prominente Frauen von<br />

nebenan, die vorleben wie es geht mit Kindern, Karriere und Glücklichsein“,<br />

sagt Theaterpädagogin Gabi Reinhardt und<br />

fordert zugleich neue Narrative ein, fernab von abhängigen<br />

Wesen und einem starken Geschlecht.<br />

Es brauche eine ganz andere Haltung. „Ich<br />

habe zum Beispiel im Abitur an die 20<br />

Bücher lesen müssen, eine einzige Autorin<br />

war darunter“, erinnert sie und<br />

ergänzt: „Ich habe als Frau einfach<br />

keine Lust mehr, andauernd etwas<br />

einzufordern, meinen ganzen Mut<br />

zusammen zu nehmen und Stellung<br />

zu beziehen - und am Ende trotzdem<br />

eine Ohnmacht zu spüren.“<br />

Aber Gabi Reinhardt ist Künstlerin.<br />

Und so gibt sie mittlerweile immer<br />

öfter den Frauen eine Stimme. Zuletzt<br />

mit ihrer Inszenierung „Grrrrl“<br />

im Komplex. Der dokumentarische<br />

Theaterabend basiert auf Erfahrungen<br />

von Frauen verschiedenen Alters mit unterschiedlicher<br />

Herkunft und sexueller Orientierung<br />

und kommt unter anderem zu dem Schluss:<br />

„Ich als Frau wünsche mir, mich nicht immer erklären<br />

zu müssen“. Zu ihren Projekten gehört aber auch „Titten<br />

Thesen Temperamente“, eine Talkshow mit ausschließlich weiblichen<br />

Gästen oder „Bis einer heult“, eine kurze Aufführung über das Jammern<br />

in Zeiten des Feminismus oder „Das F-Wort“, eine feministische<br />

Lesung. Vielleicht ist das ein Weg, über den Frauen sich verstanden<br />

und gestärkt im Alltag durchsetzen. Einer, von so vielen, die<br />

es wohl noch braucht. Denn noch immer zweifeln zu viele Frauen an<br />

ihren Fähigkeiten, an ihrer Führungsstärke.<br />

So sei zum Beispiel die Zahl der Gründerinnen in der Region Chemnitz<br />

in den letzten Jahren stabil geblieben. Kein positiver Trend, obwohl<br />

das Interesse von Frauen an einer Unternehmensgründung grundsätzlich<br />

steige. „Im Unterschied zu männlichen Gründern bereiten<br />

sich Frauen akribischer auf die Unternehmensgründung vor und<br />

setzen sich auch intensiver mit dem Risiko auseinander“, beschreibt<br />

ICH HABE ALS<br />

FRAU EINFACH KEINE<br />

LUST MEHR, ANDAUERND<br />

ETWAS EINZUFORDERN, MEINEN<br />

GANZEN MUT ZUSAMMEN ZU NEHMEN<br />

UND STELLUNG ZU BEZIEHEN –<br />

UND AM ENDE<br />

TROTZDEM EINE<br />

OHNMACHT ZU<br />

SPüREN.<br />

Gabi Reinhardt<br />

Theaterpädagogin<br />

11 0<br />

Dr. Kerstin Küpperbusch, Pressesprecherin der IHK Chemnitz.<br />

Hürden für die Selbstständigkeit seien nach wie vor<br />

die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie. Und so weist das Statistische Landesamt für 2020<br />

in Chemnitz insgesamt 1693 Gewerbeneuanmeldungen aus,<br />

darunter 1259 von Männern und nur 434 von Frauen. Wobei<br />

die meisten Unternehmerinnen im Dienstleistungsbereich und im<br />

Handel zu finden sind, die allerwenigsten im Technologiesektor. Auch<br />

im Handwerk ist das Bild wenig überraschend: „Die Frauen dominieren<br />

nach wie vor eher in handwerklich kreativen Berufen“, sagt Romy<br />

Weisbach von der Handwerkskammer Chemnitz. Ein Trend zu mehr<br />

Handwerkerinnen ließe sich aber leider nicht ausmachen, im Gegenteil.<br />

Waren 2009 noch rund 29 % der Lehrlinge im Handwerk<br />

weiblich, sind es zehn Jahre später nur noch 21 %.<br />

Sind Frauen also eher Kopfarbeiterinnen als<br />

Handwerkerinnen? Jedenfalls gibt es auch im<br />

Arbeitsalltag noch immer Rollenklischees -<br />

und unterschiedliche Karrierechancen.<br />

Und so zeichnet der aktuelle Female<br />

Founders Monitor des Bundesverbandes<br />

Deutsche Start-ups in Zusammenarbeit<br />

mit Google for Startups<br />

ein unmissverständliches Bild:<br />

57 % der deutschen Gründerinnen<br />

bewerten den Zugang zu Risikokapital<br />

als schlecht, während das nur<br />

37 % der Gründer ebenso sehen. Und<br />

tatsächlich sammelte bereits ein Viertel<br />

aller männlichen Start-ups schon<br />

mal Wagniskapital ein, aber nur 5 % der<br />

weiblichen. Nicht zuletzt deshalb gibt es<br />

seit kurzem Encourageventures, nach eigenen<br />

Angaben „Deutschlands größtes Investorinnen-Netzwerk“.<br />

Es vereint 60 Topmanagerinnen, die<br />

es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Anteil von Start-up-<br />

Gründerinnen zu erhöhen.<br />

Viele Nummern kleiner und ganz ohne Kapital, dafür aber mit einem<br />

regen Austausch unterstützt das Chemnitzer Unternehmerinnen-<br />

Netzwerk „Rising Gold“. Anfang 2021 ins Leben gerufen, bringt es<br />

junge Gründerinnen zusammen, die sich über alles austauschten,<br />

was ihnen im Business so an Problemen unterkommt. Eine der Initiatorinnen<br />

ist Laura Dähn, Inhaberin von „Alles Gold was glänzt“<br />

in der Schönherrfabrik. Auf die Frage, warum es ein Business-Netzwerk<br />

für Frauen braucht, antwortet sie: „Frauen gehen einfach ganz<br />

anders an das Business ran und können letztlich untereinander<br />

auch viel offener sprechen, sich ehrlich austauschen.“ Nicht wenige<br />

Unternehmerinnen hätten auf anderen Netzwerktreffen schon die<br />

Erfahrung gemacht, dass sie entweder so ein Mädchen-ich-erklär-


dir-mal-wie’s-geht-Gespräch über sich ergehen lassen mussten<br />

oder gleich mal ein Date angeboten wurde. „Bei uns können sie auch<br />

ihre Kinder mitbringen oder zwischendurch stillen, ohne dass es<br />

jemanden stört“, lacht Laura Dähn und ergänzt: „Wir Frauen müssen<br />

einfach auch immer wieder zeigen: Wir können was reißen.“<br />

Eine, die das seit vielen Jahren schon macht, ist Dr. Micaela Schönherr.<br />

Die einstige Geschäftsführerin von Niles Simmons in Chemnitz<br />

ist heute unter anderem CFO der Berliner Prefere Resins Holding,<br />

stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Kulturhauptstadt<br />

Europas GmbH und Geschäftsführerin des Chemnitzer Markthauses<br />

„The Cook Family“. Außerdem hat sie die Niners als Präsidentin<br />

bis in die erste Liga begleitet. Ein Novum, denn sie war die einzige<br />

Frau an der Spitze eines BBL-Clubs. „Klar ist das aufgefallen, aber<br />

eigentlich fanden es alle immer extrem cool, haben gefragt, wie kam<br />

es dazu und fertig. Da wurde keine große Sache draus gemacht.“<br />

Überhaupt sei ihre Karriere nicht von allzu schlechten Erfahrungen<br />

begleitet, obwohl sie ja in einer sehr konservativen Industrie unterwegs<br />

ist. „Es gab nie eine Schranke, die zugemacht<br />

wurde, weil ich eine Frau bin. Allerdings denke<br />

ich schon, dass der Weg an die Spitze für<br />

Männer nicht so steinig und aufwändig<br />

ist. Frauen müssen oft mehr Expertise<br />

mitbringen“, schätzt sie ein, bemerkt<br />

aber einen beginnenden Wandel.<br />

Hin und wieder treffe sie noch auf<br />

Top-Manager, die Frauen eher<br />

an anderer Stelle sehen, aber sie<br />

ES GAB<br />

NIE EINE SCHRANKE,<br />

DIE ZUGEMACHT WURDE,<br />

WEIL ICH EINE FRAU BIN. ALLER-<br />

DINGS DENKE ICH SCHON,<br />

DASS DER WEG<br />

AN DIE SPITZE FüR<br />

MÄNNER NICHT SO<br />

STEINIG UND AUF-<br />

WÄNDIG IST.<br />

bemühten sich, lacht sie. Zum<br />

Thema Quote ist sie dennoch<br />

zwiegespalten: „Zum einen beobachte<br />

ich, dass es in manchen<br />

Branchen, etwa dem Finanzund<br />

Bankensektor, extrem gut<br />

ausgebildete Frauen gibt, mehr als<br />

Männer, wenn man die Abschlüsse<br />

an den Unis betrachtet, aber in den<br />

Vorständen spiegelt sich das nicht. Wo<br />

bleiben die Frauen hängen? Da könnte<br />

eine Quote was bringen, denn ich glaube,<br />

Frauen kämpfen nicht so auf Biegen und Brechen<br />

um die nächsthöhere Position. Da sind Männer<br />

anders drauf. Andererseits will niemand gern als Quotenfrau vorankommen.<br />

Deshalb muss einfach ein Umdenken einsetzen. Ich finde,<br />

es tut den Männern gut, wenn sie mit Frauen zusammen arbeiten<br />

können. Es entsteht eine andere Kultur, weil Frauen eine andere<br />

emotionale Intelligenz mitbringen. Und schließlich sind Consumer<br />

sowohl Männer als auch Frauen, insofern macht es Sinn, dass sich<br />

das auch in den Führungsetagen von Unternehmen widerspiegelt.“<br />

Dr. Micaela Schönherr<br />

Unternehmerin<br />

Oder auch in der Wissenschaft. Als eine von nur zehn deutschen Hochschulen<br />

trägt die TU Chemnitz seit zwei Jahren das Prädikat „Gleichstellung<br />

ausgezeichnet“. Vorausgegangen ist ein jahrelanges Wertlegen<br />

auf Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit. „Gleichstellung ist<br />

in unserem Leitbild fest verankert und fließt als Querschnittsthema<br />

in die Hochschulentwicklung ein“, sagt Karla Kebsch. Die Gleichstellungsbeauftragte<br />

der Uni sieht zwar noch genügend Herausforderungen,<br />

freut sich aber über einen positiven Trend zu mehr Studentinnen,<br />

mehr Nachwuchswissenschaftlerinnen, mehr Frauen in wissenschaftlichen<br />

Spitzenpositionen. Dafür gibt es aber auch allerhand Programme<br />

und Projekte wie etwa das Mentoringprogramm WoMentYou für<br />

Promovendinnen, den Eleonore-Dießner-Preis und den Marie-Pleissner-Preis<br />

für hervorragende Abschlussarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />

Mentoringprogramme für interessierte Abiturientinnen<br />

oder einen Familienservice. Basis all dieser Maßnahmen ist das<br />

Gleichstellungszukunftskonzept, das 2019 fortgeschrieben wurde und<br />

auf dessen Grundlage von Bund und Land vier unbefristete Professorinnenstellen<br />

für fünf Jahre finanziert werden. „Unsere Aufgabe ist es,<br />

so gute Bedingungen für Wissenschaftlerinnen zu schaffen, dass<br />

sie sich gut vorstellen können, mit ihren Familien nach<br />

Chemnitz zu kommen und an unserer Uni eine Stelle<br />

anzutreten“, umreißt Karla Kebsch das Einfache,<br />

das so schwer zu machen ist. Aber wer sie sprechen<br />

hört, merkt sofort, dass sie mit Herzblut<br />

für Gleichstellung kämpft. Und deshalb ist<br />

die TU Chemnitz nicht nur die erste sächsische<br />

Hochschule gewesen, die 2006<br />

den Titel „familiengerechte Hochschule“<br />

tragen durfte, sie ist inzwischen auch<br />

diejenige, die das Zertifikat dauerhaft<br />

erhielt.<br />

Es geht also nicht um die Frage, schaffen<br />

das Frauen trotz Familie, sondern wie<br />

schaffen das Frauen und Männer trotz Familie.<br />

Micaela Schönherr sagt, sie habe es<br />

gerade wegen ihrer Familie geschafft. Wenn<br />

sie mal wieder den Eindruck hatte, die Männer<br />

machen was unter sich aus, dann hat sie kurz<br />

überlegt: „Wenn jetzt irgendwas mit deinen Kindern<br />

wäre, sie vielleicht im Krankenhaus lägen oder so, dann<br />

wäre das viel schlimmer." So habe sie das belächeln können.<br />

Letztlich geht es auch nicht darum, nun alle Frauen in Führungspositionen<br />

zu bringen, aber Geschlechtergerechtigkeit braucht starke<br />

Entscheidungen. Zu hoffen, dass es Männer richten werden, wäre auf<br />

den Sankt-Nimmerleinstag zu verweisen. Aber vielleicht hat die deutsche<br />

Kulturhauptstadt Europas 2025 noch eine bahnbrechende Idee<br />

für die geschlechtergerechte Stadt.


EIN CHEMNITZER U(H)RGESTEIN FEIERT JUBILÄUM<br />

135 JAHRE BEGEISTERUNG FÜR FEINE UHRMACHERKUNST<br />

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der Familie. Denn seit 1886 ist sie das Herzstück des Unternehmens,<br />

das Carsten Schmidt-Kippig heute bereits in der fünften Generation<br />

fortführt. Betritt man das moderne, dezent luxuriös gestaltete Geschäft<br />

von Juwelier Roller in der Chemnitzer Innenstadt, wird sofort<br />

klar, hier ist Kompetenz in Sachen Zeitmessung zu finden. Zahlreiche<br />

namhafte Hersteller hochpräziser Uhren unterschiedlichster Ausführung<br />

sind in den Schaufenstern und Vitrinen vertreten. Im gläsernen<br />

Uhrmacher-Atelier lassen sich die Profis gern bei der Arbeit über die<br />

Schulter schauen, beantworten Fragen zu ihrer ungewöhnlichen Arbeit<br />

und den Mysterien der verschiedenen Uhrwerke.<br />

Eine besondere Verbindung pflegt Roller zu den Uhrenmanufakturen<br />

aus Glashütte. Schon Anfang des vorigen Jahrhunderts führte der Urgroßvater<br />

von Carsten Schmidt-Kippig sie im Sortiment.<br />

Deshalb wird das Jubiläum mit einer limitierten Sonderedition in Kooperation<br />

mit der traditionsreichen Uhrenmanufaktur Mühle-Glashütte<br />

gefeiert. Ausgewählt mit Gespür für Präzision, Design, Werthaltigkeit<br />

und Stil gibt es diese gemeinsam entwickelten Uhren<br />

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Text: Rico Hinkel-Schollbach Fotos: Ernesto Uhlmann<br />

KULTUR-<br />

HAUPTSTADT<br />

IM ZEITRAFFER<br />

Was ist im ersten Jahr nach der<br />

Titelvergabe alles passiert?<br />

Vor einem Jahr, Ende Oktober<br />

2020, wählte die Jury Chemnitz<br />

zur Kulturhauptstadt 2025.<br />

Seitdem ist einiges passiert:<br />

Gründung der Kulturhauptstadt-<br />

GmbH samt Ernennung ihres<br />

Chefs, Wahl des Aufsichtsrates,<br />

Kooperationsvereinbarung mit<br />

dem MDR. Alles nix Greifbares?<br />

Kein Problem, denn auch<br />

die ersten Aktionen und Projekte<br />

sind bereits angelaufen. Denn<br />

Kulturhauptstadt spielt sich<br />

nicht erst im Jahr 2025 ab. Der<br />

Titel ist ein Prozess, der bereits<br />

mit der Bewerbung begann. Wer<br />

sind wir? Was können wir? Wo<br />

wollen wir hin? All das hat die<br />

Stadt im Bidbook festgehalten.<br />

Visionen waren geboren, jetzt<br />

werden sie Realität. Was genau<br />

im ersten Jahr nach der Ernennung<br />

zur Kulturhauptstadt 2025<br />

alles passiert ist, fassen wir auf<br />

den kommenden Seiten in einer<br />

Bilderstrecke zusammen.


15 4<br />

Blühwiesenfest<br />

Bereits 2020 fand im Rahmen der Bewerbung<br />

zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 die erste<br />

stadtweite Blühwiesen-Aktion statt. Gemeinsam<br />

mit dem Grünflächenamt der Stadt machten<br />

sich die Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und<br />

Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE) und viele<br />

Wohnungsgenossenschaften auf den Weg, optisch<br />

ansprechendes Stadtgrün auszusäen. Dies<br />

gelang mit Hilfe vieler Chemnitzer. Dieses Jahr<br />

wurden die Flächen verdoppelt. An 32 Standorten<br />

zeigen sie umso mehr: Kulturhauptstadt<br />

beginnt direkt vor der Haustür. Das musste gefeiert<br />

werden! Im Zuge der Neubepflanzungen<br />

verwandelte sich am 11. August der Platz an der<br />

Wenzel-Verner-Straße in einen bunten Festplatz.


Begehungen<br />

European Peace Ride<br />

Die Internationale Friedensfahrt war das<br />

bekannteste Amateurradsport-Event hinter<br />

dem Eisernen Vorhang. Zeitweise wurde es<br />

sogar mit der berühmten Tour de France verglichen.<br />

Wenn Chemnitz im Jahr 2025 Europäische<br />

Kulturhauptstadt ist, soll die legendäre<br />

Friedensfahrt ihre Neuauflage erleben.<br />

Das im Rahmen der Bewerbung um den Titel<br />

entwickelte Projekt „European Peace Ride“<br />

startete bereits in diesem Jahr mit zwei Etap-<br />

pen für ambitionierte Freizeitradsportler. Die<br />

beiden Etappen führten rund 90 Radsportbegeisterte,<br />

unter ihnen auch zehn tschechische<br />

Teilnehmer, im September über rund 400<br />

Kilometer von Chemnitz nach Prag und zurück.<br />

Um die kulturelle Verbindung zwischen<br />

Kunst und Sport hervorzuheben, wurden auf<br />

der Strecke 15 Städte und Gemeinden, die im<br />

Kunstprojekts „Purple Path“ verankert sind,<br />

angefahren.<br />

Lockdowns, Lockerungen, Wellen und Täler<br />

prägten das Motto „Leerzeit“ der diesjährigen<br />

Begehungen. „Leerzeit ist für uns nicht<br />

nur ein Begriff für das Nicht-Funktionieren-<br />

Müssen, das Pausieren, sondern Sinnbild<br />

und Zustandsbeschreibung gleichermaßen“,<br />

hieß es vom gleichnamigen Verein. Das Festival,<br />

das diesmal rund um den stillgelegten<br />

Bahnhof in Chemnitz-Altendorf stattfand,<br />

blickte dabei bereits in die Zukunft: „Wir<br />

haben dieses Jahr wichtige Weichen gestellt,<br />

um unseren Weg zur Kulturhauptstadt mit<br />

dem nötigen Schwung auszustatten, 2025<br />

eine außergewöhnliche Ausstellung präsentieren<br />

zu können“, erklärte Vereinsvorstand<br />

Frank Weinhold. Dabei sollen internationale<br />

und lokale Kooperationen eine wichtige Rolle<br />

spielen. Auf dem Weg von Chemnitz zur<br />

Kulturhauptstadt Europas 2025 soll sich das<br />

Festival in den kommenden Jahren zunächst<br />

verstärkt in kleineren Städten im Umland<br />

präsentieren, wie es im Bewerbungsbuch zur<br />

Kulturhauptstadt heißt. 2025 soll es dann<br />

nach Chemnitz zurückkehren und Räume des<br />

Projekts „Stadt am Fluss“ nutzen.


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Purple Path<br />

Maker Ateliers<br />

Im Kulturhauptstadtjahr 2025 ist der sogenannte<br />

„Purple Path“ das kulturelle Rahmenprogramm<br />

der Region. Der Pfad verbindet<br />

über Rad- und Wanderwege, Landstraßen<br />

und Öffentlichen Verkehrsmittel Chemnitz<br />

als Stadt der Moderne mit rund einer halben<br />

Million Menschen in mehr als dreißig Städten<br />

der Region. Um diesen Kunstweg aus Skulpturen<br />

und Interventionen internationaler und<br />

lokaler Künstlerinnen und Künstler entfaltet<br />

sich eine europäisch begründete Geschichte<br />

des Bergbaus und der Industrialisierung.<br />

Doch das Projekt soll weit über die Werke der<br />

Künstler hinausgehen, wie Kurator Alexander<br />

Ochs betont. Gemeinsam kreieren Bürgerinnen<br />

und Bürger entlang des Purple Path ihre<br />

Region neu und stellen dabei Kinder und junge<br />

Menschen ins Zentrum eines europäisch<br />

orientierten Handelns.<br />

Macherinnen und Macher der Kulturhauptstadt<br />

Europas trafen sich dieses Jahr in sogenannten<br />

Maker Ateliers (dt. Macher-Ateliers).<br />

Im Fokus der sechs maßgeschneiderten Online-Kurse<br />

stand vor allem die Digitalisierung.<br />

Das erste Maker Atelier fand am 21. Mai zum<br />

Thema „Digitale Evaluation und Open Data“<br />

statt. Neben der TU Chemnitz als Hauptpartner<br />

waren auch internationale Gäste eingeladen.<br />

Am 7. Juni folgte ein weiteres Maker Atelier,<br />

das Interessierten vermittelte, wie man<br />

digitale Gemeinschaften oder Communities<br />

aufbaut, gefolgt von einer Veranstaltung zu digitaler<br />

Kommunikation.


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Das Kunstprojekt „WE PARAPOM!“ ist eines der ersten sichtbaren<br />

Projekte im Programm der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Die europäische<br />

Parade der Apfelbäume, kuratiert von der österreichischen<br />

Künstlerin Barbara Holub, wird bald quer durch Chemnitz verlaufen.<br />

Die Parade führt über Grundstücksgrenzen hinweg, bereitet damit<br />

den Nährboden für das Zusammenkommen von Menschen und wird<br />

begleitet von künstlerischen Interventionen, die bis 2025 fortlaufend<br />

realisiert werden. Parade und Apfel seien dabei Symbole für eine Reihe<br />

von Themen, die gezielt durch Künstlerinnen und Künstler aufgegriffen<br />

werden: Normierung und Normen, Migration, Heimat und Klimawandel<br />

ebenso wie Fragen zur aktuellen Situation von Demokratie. Das<br />

Kunstprojekt startete Anfang November auf dem Parkplatz der Albert-<br />

Einstein-Grundschule in Markersdorf, wo in aufwändiger Handarbeit<br />

mit Hammer und Meißel Flächen entsiegelt wurden, um spätere Baumpflanzungen<br />

zu ermöglichen. Die geplante Route der europäische Parade<br />

der Apfelbäume gibt es unter weparapom.eu zu sehen.<br />

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Chemnitz<br />

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„WOW – DIE BAUEN<br />

JA GAR NICHTS“<br />

Chemnitz schlägt Melbourne. Um die Geschäftsführung<br />

für Chemnitz2025 zu übernehmen, hat<br />

Stefan Schmidtke einen Vertrag in Australien aufgelöst.<br />

„So extrem musste das wohl sein“, begründet<br />

er: „Entweder ganz weit weg von Deutschland oder<br />

aber zurück in die Heimat.“ Vielleicht hat auch sein<br />

letztes Engagement als Programmdirektor des Festivals<br />

„Theater der Welt“ dazu beigetragen, dass er<br />

sich für die Heimat entschieden hat. Jedenfalls habe<br />

er im Vorfeld des renommiertesten internationalen<br />

Theaterfestivals in Deutschland über 260 Hotelübernachtungen<br />

in einem Jahr gezählt, unzählige<br />

Flüge rund um den Erdball, Flughäfen, Taxifahrer<br />

- nur für wenige Stunden Kunst. Ein Setting, auf<br />

das er sehr gut verzichten kann. Also ist er nun in<br />

Chemnitz - Kulturhauptstadt Europas machen.


Sie sind Ende September als neuer Geschäftsführer<br />

der Kulturhauptstadt Europas<br />

2025 GmbH vorgestellt worden. Ihren Bezug<br />

zu Chemnitz knüpften sie an das Erleben von<br />

Frank Castorfs Inszenierung „Der Bau“, Ende<br />

der 1980er Jahre. Damals so sagten sie, habe<br />

ihre Kulturreise begonnen. Soll das heißen,<br />

ihre beeindruckende Karriere startete als Zuschauer<br />

im Schauspiel Karl-Marx-Stadt?<br />

Ich habe durchaus noch mehr Karl-Marx-<br />

Stadt-Erlebnisse parat, aber der Blick zurück<br />

auf diese Inszenierung erzählt ja viel mehr,<br />

unter anderem auch über die künstlerische<br />

Haltung. Als die da auf der Bühne plötzlich auf<br />

dem ND (Neues Deutschland, Zentralorgan<br />

der SED) rumtrampelten, dachte ich nur: Wow,<br />

die trauen sich was. Überhaupt: Der Mut von<br />

Hartwig Albiro (damals Schauspieldirektor),<br />

dem geächteten jungen Regisseur die Chance<br />

einzuräumen… Hätte es sonst diese riesige<br />

Theater-Karriere gegeben?<br />

Aber wie gesagt, ich habe in meiner Jugend<br />

schon sehr viel Zeit in Karl-Marx-Stadt verbracht,<br />

einfach, weil es um 22.01 Uhr noch<br />

einen Zug zurück nach Döbeln gab, wo ich<br />

wohnte. Das lag auf der Direktverbindung nach<br />

Berlin und funktionierte perfekt. Nach Leipzig<br />

oder Dresden wäre ich nicht so leicht gekommen.<br />

Und so schrieb ich zum Beispiel auch<br />

meine Kunst-Abschlussarbeit im Abitur zu den<br />

Brunnen auf der Straße der Nationen. Ich hatte<br />

damals eine EXA 1B, mit der ich tolle Fotos gemacht<br />

habe, die ich auch selbst entwickelte und<br />

vergrößerte. Denn nach langem Überreden hatte<br />

mir meine Mutter so ein Vergrößerungsgerät<br />

Meopta Axomat 4 aus der Tschechoslowakei gekauft,<br />

da konnte ich dann schöne große Abzüge<br />

machen, die ich mit Tusche besprühte - mit so<br />

einem Haarlack-Zerstäuber. Das sollte dann ein<br />

bisschen wie Wassertropfen wirken. Also alles<br />

schon echt künstlerisch wertvoll…<br />

Nun sind Sie also als Profi zurück. Aber einer mit<br />

ihrer Biografie schreibt doch keine Bewerbung…<br />

Doch, das Bewerbungsschreiben gehört schon<br />

dazu. Aber die Stadt hatte ja zwei Firmen beauftragt,<br />

die auf das Rekruting von Kulturpersonal<br />

spezialisiert sind. Und so bekam ich gleich mehrere<br />

Anrufe: „Willst du dich da nicht bewerben?“<br />

„Könntest du dir das nicht vorstellen?“ Das war<br />

allerdings genau in der Zeit, als für mich als<br />

Programmleiter in Düsseldorf gerade „Theater<br />

der Welt“ über die Bühne ging. Das heißt, wir<br />

hatten 18 Festivaltage mit über 350 Künstlern<br />

aus 17 Ländern weltweit. Das ist ein Rund-umdie-Uhr-Job,<br />

der genau bis zum 4. Juli ging, dem<br />

letzten Tag der Bewerbungsfrist. Also hab ich<br />

dann nachts, wenn die letzten Künstler verabschiedet<br />

waren, das Bid-Book zur Hand genommen<br />

und gelesen. Und ganz ehrlich: Ich war<br />

begeistert, weil es so anders war als all die Bid-<br />

Books, die ich bisher kannte. Nach meiner Erfahrung<br />

in Tallinn, Europäische Kulturhauptstadt<br />

2011, hätte ich auch nie gedacht, dass<br />

ich nochmal für ein Kulturhauptstadt-Projekt<br />

arbeite. Denn bei den meisten ging es nur um<br />

repräsentative Bauten und Projekte, Chöre vor<br />

toller neuer Kulisse, Performances im neuen<br />

Kunstzentrum, all so ein Zeug. Aber beim Lesen<br />

des Chemnitzer Buches dachte ich immer nur:<br />

Wow, die bauen gar nix. Die entwerfen da einen<br />

kulturell-künstlerischen Erlebnisparcours quer<br />

durch die Stadt und alles greift ineinander: die<br />

Themen unserer Zeit. Jetzt warst du 30 Jahre<br />

nicht dort, empfindest aber irgendwie auch<br />

eine moralische Pflicht. Allein schon, weil mir<br />

2018 doch sehr nahe ging. Und das schlechte<br />

Bild wiegt immer noch schwer. In der Welt zu<br />

erzählen, man kommt aus Sachsen, ist bis heute<br />

schwierig. Und wenn ich jetzt Freunden erzähle,<br />

egal ob in Kanada oder Australien, ich geh<br />

nach Chemnitz, dann fragen die bestürzt: „Why<br />

are you going to that City?“<br />

Trotzdem oder gerade deshalb fand ich, ich sollte<br />

es wagen: Zurück in die Heimat und eine Aufgabe<br />

annehmen, die mich neu fordert. Ich habe<br />

also nachts, so halb in Trance eine Bewerbung<br />

geschrieben - und die war offenbar nicht die<br />

schlechteste, denn ich wurde eingeladen.<br />

Und Sie haben das Rennen gemacht. Kein<br />

Wunder, die Ausschreibung klingt wie für Sie<br />

geschrieben.<br />

Ich war mir echt nicht sicher. Ich dachte einfach,<br />

rede mit denen, hau alle Fakten auf den<br />

Tisch und sage ehrlich, was du schwierig findest.<br />

So entwickelte sich gleich das erste Treffen<br />

mit der Findungskommission wie ein Arbeitsgespräch,<br />

ein konstruktiver Austausch, ohne<br />

dieses vorsichtige Abklopfen. Ich hatte für mich<br />

das Gefühl, wenn wir jetzt also schon mit der<br />

Arbeit angefangen haben, würde ich auch gern<br />

weitermachen. Aber dann abends mit Abstand<br />

war ich mir nicht so klar, ob das alles gut war.<br />

Ich dachte: Was für ein scheiß Gespräch, du hast<br />

so viel kritisiert. Erlösung kam aber gleich am<br />

nächsten Tag: Die Mitarbeiterin aus dem Rekruting<br />

rief mich an: Glückwunsch, du bist in<br />

der nächsten Runde. Da wusste ich, das passt.<br />

21 o<br />

Sie haben sich bisher<br />

immer um die programmatische<br />

Ausrichtung<br />

gekümmert. Sei es<br />

bei den Wiener Festwochen,<br />

beim Festival Theaterformen<br />

in Hannover/Braunschweig,<br />

bei<br />

der europäischen Kulturhauptstadt Tallinn<br />

2011 oder beim Humboldt Forum Berlin. Jetzt<br />

aber ist das Programm schon geschrieben.<br />

Was reizt Sie trotzdem?<br />

Das Bid-Book ist eine Sammlung an Ideen und<br />

kreativen Köpfen. Das umzusetzen, braucht<br />

jetzt höheres Management. Das ist kein Standard-Kulturhauptstadt-Ding,<br />

vielmehr haben<br />

wir ein prozessuales Ineinander, was wir erst<br />

analysieren müssen. Erst dann können wir<br />

eine Firma bauen, die diesem Programm entspricht.<br />

Ich kann jetzt also keine GmbH gründen<br />

und sagen: Hier ist die Abteilung Theater,<br />

hier ist die Abteilung Mitmachprojekte und so<br />

weiter, weil das alles in einem Hierarchiebruch<br />

völlig neu angeordnet sein muss. Und das finde<br />

ich eine absolute Sensation. Ich hab immer<br />

nur gedacht: Wie geil ist das denn? Da geht’s<br />

um Demokratie. Dann machen die was mit Garagen.<br />

Dann tippen die die Leute an, die keine<br />

Lust haben auf Politik. Das ist aber eigentlich<br />

auch Kunst, auf der anderen Seite auch sozial.<br />

Dann pflanzen die Bäume, das ist Klima,<br />

eigentlich sind das aber Community-Projekte.<br />

Und da habe ich gedacht: Wer managt das? Wie<br />

kriegt man das hin? Das hat mich interessiert.<br />

Deshalb hab ich gesagt, okay das ist eine wahnsinnig<br />

große professionelle Herausforderung


und mit meinen 53 Jahren kann ich durchaus<br />

noch was dazulernen. Was ich in dem Prozess<br />

relativ gut auf der Kanne habe, ist, Verbindungen<br />

zu schaffen. Also wenn ich mit den<br />

Leuten sitze, kann ich sagen: Das haben die<br />

im Humboldt Forum so und so gemacht, oder<br />

guck mal in Berlin im Helmholtz-Cluster Bild<br />

und Medien, die hatten ein ähnliches Projekt<br />

oder da gibt's in Ipswich das Spill Festival, die<br />

haben so ein Projekt mit der Polizei initiiert.<br />

Da kann ich ganz easy in die vorhandenen<br />

regionalen Ideen noch was einstreuen, was<br />

möglicherweise das Ganze noch ein bisschen<br />

anrockt. Oder wenn man sagt, wir bringen<br />

euch noch Partner aus Tansania, gucken, wie<br />

wir mit Polen arbeiten können und wir uns<br />

mit Manchester connecten. Das ist das, was<br />

ich aus der Hosentasche holen kann. Bei allen<br />

anderen Aspekten heißt es Lösungen finden.<br />

Wie kriegen wir das hin? Eine großartige und<br />

lohnende Herausforderung.<br />

ICH DENKE IMMER: DIE<br />

HABEN HIER SO KLASSE<br />

LEUTE, DIE MACHEN EIN-<br />

FACH UND DAS WIRD<br />

NICHT NOCH MAL<br />

LACKIERT ODER MIT<br />

GOLDSTAUB VERSEHEN!<br />

Was sind so ihre ersten Eindrücke von Chemnitz<br />

nach so langer Zeit?<br />

Ich war schon immer mal wieder da: zur „Götterdämmerung“<br />

von Elisabeth Stöppler oder<br />

auch zu Inszenierungen von Enrico Lübbe,<br />

der ja immerhin auch acht Jahre in Chemnitz<br />

war. Aber mit so einer Einladung, hier einen<br />

Job zu machen, der ja gar kein Job ist, sondern<br />

eher ein Bekenntnis, habe ich gemerkt, dass<br />

ich in einem Commitment bin, also in einer<br />

ganz festen Verabredung. Ich lerne hier gerade<br />

unglaublich spannende Leute kennen - von<br />

der Zeitungsverkäuferin, die die rote Fahne,<br />

dieses alte KPD-Blatt verkauft bis zur Kulturszene.<br />

Und ich denke immer: Wow, die haben<br />

hier so klasse Leute, die machen einfach und<br />

das wird nicht noch mal lackiert oder mit<br />

Goldstaub versehen. Man ist hier sehr konkret<br />

und wenn die Dinge einmal gemacht sind,<br />

werden sie nicht noch einmal verkauft. Also<br />

alles sehr bodenständig. Und die Leute sind<br />

sehr herzlich. - Alles Böse verbirgt sich noch<br />

vor mir. Noch. Im Moment sitze ich abends<br />

gern im „Haineck“ und quatsche mit Leuten.<br />

Das macht mir Laune, weil ich auch merke,<br />

die Menschen hier sind Ansprechpartner. Das<br />

ist keine verhärmte abgeschlossene Gesellschaft,<br />

sondern ich treffe patente freundliche<br />

Menschen.<br />

Ich denke nur an Frau Kupfer, die Direktorin<br />

der Albert-Einstein Grundschule. Das ist die<br />

Frau, die gesagt hat, wir hacken auf unserem<br />

Parkplatz einfach sechs Meter auf, weil ich für<br />

meine Kinder will, dass da zwei Apfelbäume<br />

stehen als Teil des Projekts „We parapom!“.<br />

Und die dann auch keine Rede gehalten, sondern<br />

sechs Kinder aus der Schule hingestellt<br />

hat und jedes sagte in seiner Muttersprache:<br />

Apfel. Das muss man nicht mehr kommentieren.<br />

Das war so stark. Geile Leute.<br />

Mit „We parapom!“ ist ein konkreter sichtbarer<br />

Auftakt jetzt gemacht. Wie geht es die<br />

nächsten Wochen und Monate weiter?<br />

Wir haben hier 60 Seiten voll mit Projekten. Da<br />

stehen hunderte Namen drunter und mein Job<br />

ist es jetzt, alle diese Leute persönlich zu treffen.<br />

Darauf freue ich mich sehr. Das wird, glaube<br />

ich, wahnsinnig interessant. Denn das BidBook<br />

ist ja wie gesagt eine Ideensammlung. Mein Job<br />

ist, daraus Projekte zu machen, die gedanklich<br />

strukturell bis Mitte 2023 fertig sein sollen.<br />

Schließlich hat uns die EU den Auftrag gegeben,<br />

das Ideen-Konglomerat, was im Buch steht, in<br />

die Wirklichkeit zu überführen. Das heißt nicht,<br />

dass jeder Titel, der hier drin steht, auch bleiben<br />

muss ,sondern es bleiben nur die Titel, die sich<br />

auch wirklich zu Projekten formen lassen.


Nun ist das Bid-Book ja eine Zustandsbeschreibung<br />

aus 2019/20. Ist denn im Realisierungsprozess<br />

für 2025 auch noch Platz für<br />

neue, aktuelle Ideen?<br />

Ja. Zuerst reden wir pflichtgemäß mit allen, die<br />

im Bid-Book drin sind, und in der zweiten Jahreshälfte<br />

2022 machen wir die Türen nochmal<br />

auf für Nachzügler. Aber erstmal sind wir<br />

den Bid-Book-Leuten verpflichtet, weil deren<br />

Ideen uns zum Titel geführt haben.<br />

Was glauben Sie? Ist das, was wir uns mit<br />

dem Buch vorgenommen haben - die Stadt<br />

aus der Reserve zu locken, der stillen Mitte<br />

ein Podest zu bauen usw. - wirklich möglich?<br />

Das Bid-Book liefert die Grundlage. Die sehe<br />

ich, sonst wäre ich nicht angetreten. Wie wir<br />

es hinkriegen, ob wir es hinkriegen, das entscheidet<br />

sich 2022-24. Es ist jetzt einfach<br />

harte Arbeit. Das ist das, was es chemnitzmäßig<br />

macht. Aber ich habe schon einige tolle<br />

Leute getroffen, die alle auf ihre Weise verstehen,<br />

Energiefelder zu schaffen. Also bin<br />

ich jetzt nicht unoptimistisch. Z. B. auch wie<br />

„Parapom!“ angelaufen ist, mit unzähligen<br />

Leuten, die da gleich mitmachen wollen, das<br />

ist schon klasse. Die Message hat gesessen.<br />

Das Spannende ist ja: Bei Festivals wollen<br />

die Leute eigentlich immer gern produzieren,<br />

aber dafür reicht das Geld nicht. Also wird<br />

kuratiert und eingeladen. Hier aber können<br />

wir produzieren und es geht ums Verstehen,<br />

wie Kunst entsteht. Ich möchte auch, dass die<br />

Akteure unterwegs sein können und Erfahrungen<br />

sammeln. Das wirkt alles nach.<br />

Ich hoffe, bis nächsten Sommer sind wir in<br />

der Phase, wo Kontinuität im Austausch ist.<br />

Dann lässt sich viel in diesem Konzept dezentral<br />

regeln, ohne Hierarchien. Das Geld dafür<br />

haben wir. Die Unterschrift von Frau Grütters,<br />

Herrn Kretschmer und Herrn Schulze<br />

hab ich immer dabei. Und das Papier nehm<br />

ich auch gerne früh zur Hand und mache mir<br />

Mut. Das Geld kommt - wir kriegen das hin.<br />

Eigentlich sind Sie erst ab 1. Dezember als<br />

Geschäftsführer berufen, arbeiten aber<br />

schon von früh bis spät. Haben Sie denn<br />

auch schon eine Wohnung in Chemnitz?<br />

Noch bin ich auf der Suche. Ich muss ganz ehrlich<br />

sagen, ich hab anfänglich auf dem Sonnenberg<br />

gesucht, merke aber, dass dieses Hinter-dem-<br />

Bahnhof-sein und Über-die-Schiene-müssenum-in-die-Stadt-zu-kommen,<br />

sich für mich<br />

nicht so richtig gut anfühlt. Deshalb suche ich<br />

jetzt mehr so in Richtung Schlossteich und<br />

Küchwald. Aber das ist alles noch offen. Ich<br />

habe bei Immoscout so einen Suchauftrag gestartet,<br />

und jetzt kommt gefühlt alle drei Stunden<br />

eine Nachricht: Wir haben wieder 20 neue<br />

Angebote für sie. Das gibt es, glaube ich, auch in<br />

keiner anderen Stadt.<br />

Text: Jenny Zichner,<br />

Fotos: Kristin Schmidt<br />

23<br />

2


Text: Rico Hinkel-Schollbach, Fotos: shutterstock<br />

ALTES<br />

CHEMNITZ<br />

WIE AUS DER »SCHWÄCHE«<br />

EINE CHANCE WIRD<br />

Unser Verhältnis zur unumgänglichen<br />

Tatsache, dass jeder von uns<br />

altert, ist zwiegespalten. Natürlich<br />

wünschen wir uns alle ein langes<br />

Leben. Aber alt sein oder uns alt<br />

fühlen? Das wollen wir dennoch<br />

nicht. Schließlich wird das Alter<br />

heutzutage oftmals mit körperlichen<br />

Einschränkungen und sozialer<br />

Isolation gleichgesetzt. Dabei ist die<br />

Menschheit schon jetzt technologisch<br />

dazu in der Lage, mit entspre-


MOBILITÄT<br />

WOHN-<br />

KONZEPTE<br />

DER ZU-<br />

KUNFT<br />

DIGITALE<br />

GESUND-<br />

HEITS-<br />

VERSOR-<br />

GUNG<br />

25 4<br />

ONLINE<br />

IM ALTER


chenden Entwicklungen die Grenzen<br />

des Alters aufzuheben. Dank<br />

E-Bikes können ältere Menschen<br />

bereits wieder mit ihren Kindern<br />

und Enkelkindern mithalten. Auch<br />

das autonome Fahren lässt uns<br />

künftig lange mobil bleiben und<br />

digitale Anwendungen helfen schon<br />

heute, den Alltag im Alter zu meistern.<br />

Dieser Wirtschaftszweig,<br />

auch „Silver Economy“ genannt,<br />

wächst und ruft etablierte Unternehmen<br />

wie Start-ups auf den Plan, die<br />

sich in den kommenden Jahren im<br />

besten Falle in Chemnitz ansiedeln.<br />

Diese Vision verfolgen Frank Theeg<br />

und Mario Geißler, Gründer des<br />

Chemnitzer Unternehmens Q-HUB,<br />

das seit 2018 junge Start-ups mit zukunftsorientierten<br />

Mittelständlern<br />

aus dem Großraum Chemnitz vernetzt,<br />

um neue Geschäftsmodelle<br />

voranzutreiben. Mitte November<br />

luden sie zur 3. AgeTech-Konferenz<br />

nach Chemnitz ein, einer Veranstaltung,<br />

die europaweit einzigartig ist.<br />

Im Interview verrät Mario Geißler,<br />

was es damit auf sich hat und welche<br />

Rolle die Stadt bei der Entwicklung<br />

künftiger Alltagshelfer spielt.<br />

Die Q-HUB-Gründer Frank Theeg und Mario Geißler wollen internationales Know-know in Chemnitz bündeln.


(c) Q-Hub<br />

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NITZERINNEN UND CHEMNITZERN<br />

ENTWICKELT WERDEN.<br />

27 6<br />

Mario, Du hast dieses Jahr Dein 40. Lebensjahr<br />

vollendet. Gibt es schon jetzt Momente,<br />

in denen Du Dich alt fühlst?<br />

(lacht). Ja, ich hatte tatsächlich schon so ein<br />

Aha-Erlebnis, als junge Mitarbeiter zum ersten<br />

Mal feststellten, dass ich eine Generation<br />

weiter bin. Schon als Juniorprofessor an der<br />

Uni hatte ich nie einen großen Altersabstand<br />

zu meinen Studenten. Auch im Q-HUB waren<br />

wir anfangs eine gemeinsame Altersgruppe.<br />

Mit den jungen Mitarbeitern, die jetzt nachkommen,<br />

wird einem immer bewusster, dass<br />

die Zeit nicht stillsteht und man tatsächlich<br />

älter wird. Viele Menschen verbinden mit<br />

dem Älterwerden negative Gefühle. Dabei<br />

sind wir in Zukunft länger alt als jung. Der<br />

Lebensabschnitt wird deshalb zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

Vor diesem Hintergrund widmet ihr euch<br />

seit geraumer Zeit dem Thema AgeTech.<br />

Was ist darunter zu verstehen?<br />

AgeTech umfasst Dienstleistungen, Lifestyle-<br />

Produkte und digitale Elemente, die Spaß<br />

und Freude geben und die negativen Begleiterscheinungen<br />

des Alterns minimieren. Diese<br />

Produkte und Anwendungen – beispielsweise<br />

zur Unterstützung von Gesundheitsprävention,<br />

Mobilität und Fitness – können ein selbstbestimmtes<br />

Leben mit Freude bis ins hohe Alter<br />

gewährleisten. Mit AgeTech gewinnen wir<br />

wertvolle Jahre in der Mitte unseres Lebens.<br />

Vor drei Jahren haben wir mit der AgeTech-<br />

Konferenz eine Plattform ins Leben gerufen,<br />

auf der sich Unternehmen und Start-ups zu<br />

diesem Thema austauschen können. Es war<br />

ein erstes Herantasten, um zu sehen, ob diese<br />

Branche an solch einem gemeinsamen Netzwerk<br />

überhaupt interessiert ist.


Das Interesse scheint vorhanden, schließlich<br />

habt ihr dieses Jahr im Kraftverkehr<br />

Chemnitz bereits zur dritten Auflage der<br />

Konferenz eingeladen.<br />

Die Resonanz war hervorragend. Heute gibt<br />

es europaweit keine vergleichbare Veranstaltung.<br />

Zur diesjährigen Konferenz waren mehr<br />

als 30 innovative Unternehmen aus Deutschland<br />

und Europa zu Gast. Top Referenten wie<br />

Michael Maier, Fitbit-Chef Europa, oder Box-<br />

Weltmeister Henry Maske sowie zahlreiche<br />

Start-ups aus Aachen über Berlin bis Zürich<br />

waren in Chemnitz zu Gast. Experten wie<br />

Bradley Schurman, Demografie-Experte aus<br />

den USA, wurden dem Event digital aus Washington<br />

D.C. zugeschaltet. Am Folgetag haben<br />

wir die Chemnitzerinnen und Chemnitzer<br />

in die Kraftverkehr-Halle eingeladen, um sich<br />

selbst ein Bild davon zu machen, welche Produkte<br />

und Anwendungen es bereits gibt und<br />

welche Entwicklungen derzeit auf den Weg<br />

gebracht werden.<br />

Die Chemnitzer Bevölkerung spielt<br />

in eurer Vision ja eine wichtige<br />

Rolle…<br />

Richtig. Chemnitz ist mit einem<br />

Durchschnittsalter von 52 Jahren<br />

die älteste Region in Europa.<br />

Diese vermeintliche Schwäche<br />

wollen wir in einen Standortvorteil<br />

verwandeln. Was auf viele<br />

andere Städte in den nächsten<br />

30 Jahren zukommt, ist bei uns<br />

schon Realität. Diesen Vorteil<br />

können wir nutzen, um vor Ort<br />

ein Netzwerk aufzubauen. Age-<br />

Tech-Innovationen erfordern<br />

das Zusammenspiel von innovativen<br />

Gründern, etablierten<br />

Unternehmern, potenziellen<br />

Kunden und Anwendern – ein<br />

Ökosystem, das marktnahe Tests<br />

unterstützt. Chemnitz ist perfekt dafür.<br />

Hier können neue Produkte, Dienstleistungen<br />

und digitale Elemente direkt am Nutzer<br />

und in Zusammenarbeit mit den Chemnitzerinnen<br />

und Chemnitzern entwickelt werden.<br />

Wichtig dabei ist, dass wir künftig Angebote<br />

brauchen, die Ältere nutzen wollen und auch<br />

können. Das heißt, Technologien dürfen nicht<br />

zu kompliziert sein. Wir müssen diese bestenfalls<br />

auch intuitiv bedienen können.<br />

Seht ihr in AgeTech auch die Chance für<br />

einen wirtschaftlichen Strukturwandel?<br />

Absolut, ja. Wir haben in der Stadt jede Menge<br />

Produktions-know-how, das in den kommenden<br />

Jahren neue Märkte erschließen muss.<br />

Denken wir zum Beispiel an Kfz-Teile, die<br />

im Zuge des elektrischen Pkw-Zeitalters irgendwann<br />

nicht mehr benötigt werden. Diese<br />

Produktionsstätten könnten ihr Portfolio<br />

um AgeTech-Produkte erweitern. Aber das<br />

ist noch Zukunftsmusik. Zunächst wollen wir<br />

etablierte Unternehmen und Start-ups ermutigen,<br />

in der Stadt einen Standort zu erschließen,<br />

um Innovationen hier vor Ort voranzutreiben<br />

und zu entwickeln. Unsere Aufgabe im<br />

Q-HUB wird es sein, die Unternehmen miteinander<br />

zu vernetzen, Ideengeber und Produktionsstätten<br />

an einen Tisch zu holen.<br />

Schauen wir abschließend in die Kristallkugel:<br />

In zehn Jahren wird AgeTech…<br />

…noch mehr im gesellschaftlichen Bewusstsein<br />

verankert sein. Mit dem Standort Chemnitz<br />

haben wir uns dann längst einen Standortvorteil<br />

erarbeitet. Beim Thema AgeTech<br />

kommt kein Unternehmen der Branche an<br />

unserer Stadt vorbei.<br />

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!<br />

Sehr gerne.<br />

(c) Q-Hub


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Ältere Menschen können mit neuen Technologien nichts anfangen? Das ist ein Vorurteil,<br />

wie Studien längst ergeben haben. Demnach sei die Nutzung lediglich abhängig von der<br />

Bedienbarkeit. Die besten Helfer nützen eben nichts, wenn sie keiner versteht. Vor allem in<br />

Sachen Digitalisierung müssen künftig einfache Lösungen her, denn hier laufen zwangsläufig<br />

die Fäden zusammen: das leichtere Leben im „Smart Home“, ein per App bestellbarer<br />

Shuttlebus, Gesundheitsvorsorge via Smartphone – das alles spielt sich bald schon vorwiegend<br />

digital ab. Doch wie genau könnte das Leben im Alter künftig aussehen?<br />

Wir haben uns schlau gemacht und sind dabei auch auf regionale Projekte gestoßen.<br />

Beispiel I<br />

MOBILITÄT<br />

Nur wenige Menschen geben gerne das Steuer aus der Hand. Mit zunehmendem<br />

Alter kann das jedoch hilfreich und entlastend sein. Bevor<br />

wir uns aber irgendwann von einem autonom fahrenden Fahrzeug<br />

ganz automatisch zum Wunschziel befördern lassen können, werden<br />

wir uns mit den öffentlichen Verkehrsangeboten auseinandersetzen<br />

müssen. Das Problem dabei: vorgegebene Haltestellen, die oftmals<br />

einen gewissen Fußmarsch erfordern – barrierefreie Angebote müssen<br />

her. Das FI Freiberg Institut für vernetzte Energieautarkie GmbH<br />

erprobt aktuell eine Alternative: Im Quartier der Wohnungsgenossenschaft<br />

„Glück Auf“ Ehrenfriedersdorf eG holt ein E-Shuttle die Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern bei Bedarf direkt vor der Haustür ab<br />

und bringt sie wieder zurück. Mit nutzerabhängigen Haltezeiten und<br />

Assistenzdienstleistungen, welche durch den Fahrer des Shuttles erbracht<br />

werden, kann individuell auf die Bedürfnisse einzelner Fahrgäste<br />

eingegangen werden. Arztpraxen, Geschäfte, Ämter oder die<br />

Kirchgemeinde fährt das E-Shuttle regelmäßig an. Mit Hilfe des Ansprechpartners<br />

vor Ort können<br />

auch „Sonderfahrten“ ins nähere<br />

Umland organisiert werden.<br />

Die Projektverantwortlichen<br />

verknüpfen neue technische<br />

Lösungen mit einem sozialen<br />

Quartiersmanagement. Im Fokus<br />

des Projektes „SHIQ“ (kurz<br />

für Shuttle im Quartier) liegt die<br />

Altersgruppe 65+. Die Zielstellung:<br />

Eine Erhöhung der Mobilität<br />

und der sozialen Interaktion<br />

der Mietergruppe, um das Verbleiben<br />

in der eigenen Wohnung<br />

zu ermöglichen. Dadurch soll auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen<br />

entstehen. Das Projekt wird bis August 2023 vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie mit einem Betrag von 1,4 Millionen Euro<br />

gefördert. Mobilität ist übrigens einer der Bereiche, in dem in den<br />

nächsten Jahren mit deutlichen Verbesserungen der Lebensumstände<br />

älterer Menschen durch technische Hilfssysteme zu rechnen ist.<br />

Mehr unter https://www.shiq-fahren.de/start


31 0<br />

Beispiel II<br />

DIGITALE GESUNDHEITS-<br />

VERSORGUNG<br />

Die Anwendungen im Gesundheitsbereich sind schier<br />

endlos. Klar, eine stabile Gesundheit ist ausschlaggebend<br />

für ein langes Leben. Und so rückt das<br />

Thema mit zunehmendem Alter immer mehr<br />

in den Fokus. Wahrscheinlich kauft man<br />

sich doch irgendwann die Smartwatch<br />

– die man in seinen 30er Jahren<br />

noch als vollkommen überflüssig<br />

bewertete – und überwacht am<br />

Handgelenkt alle wichtigen<br />

Vitalfunktionen. Die<br />

Helfer warnen bereits<br />

vor unregelmäßigem<br />

Herzrhythmus oder Vorhofflimmern und eine sogenannte „fall<br />

detection“ ruft automatisch den Notarzt bei gefährlichen Stürzen.<br />

Sicher ist eben sicher. Vorstellbar ist auch, dass wir künftig während<br />

einer Fahrt im autonom fahrenden Fahrzeug einen medizinischen<br />

Check-up durchführen oder in speziellen Body-Check-Kapseln<br />

unsere Vitaldaten analysieren lassen. Auch im Therapiebereich<br />

hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten: Die in Leipzig entwickelte<br />

App eCovery bietet beispielsweise schon heute ein medizinisches<br />

Physiotherapie-Training bei Gelenkschmerzen für zuhause<br />

an. Die Therapie-App liefert Videos und interaktive Übungen für<br />

das Heimtraining sowie ein Schmerztagebuch und eine Dokumentation.<br />

Künftig spielt auch die Künstliche Intelligenz (KI) eine<br />

entscheidende Rolle, vor allem bei der Diagnose. Die Unmengen<br />

vorhandenen Bildmaterials durch CT-Scans, Röntgenbilder oder<br />

EKGs eignen sich dabei hervorragend als Trainingsmaterial für<br />

maschinelles Lernen und das Testen von Algorithmen. KI- Systeme<br />

können deutlich mehr Faktoren berücksichtigen als es je in einer<br />

klinischen Studie möglich wäre. Sie können Patienten auch in viel<br />

mehr Kategorien einordnen, um wirkliche personalisierte Betreuung<br />

anzubieten als dies in heutigen Prozeduren der Fall ist.


Beispiel IV<br />

ONLINE IM ALTER<br />

Beispiel III<br />

WOHNKONZEPTE<br />

DER ZUKUNFT<br />

Viele Menschen im hohen Alter sind heute lebensfroher und fitter denn<br />

je. Da die Lebenserwartung der Menschen steigt, sind neue Ideen für<br />

das Wohnen im Alter gefragt. Altersheime, wie wir sie heute kennen,<br />

können dem demographischen Wandel nicht gerecht werden. Deswegen<br />

arbeiten Planer und Bauingenieure an neuen Wohnkonzepten,<br />

die für die „Best Ager“ besser passen und weit vor dem Altersheim<br />

angesiedelt sind. Dabei geht es nicht nur um barrierefreies Wohnen,<br />

sondern auch um Unabhängigkeit. Das soll durch Wohnkomplexe<br />

erreicht werden, in die Angebote wie Fitness- oder Kochkurse und<br />

altersrelevante Dienstleistungen bereits integriert sind – beispielsweise<br />

Freizeitangebote, eine Einkaufshilfe oder die häusliche Pflege.<br />

Smarte Technologien wie Sensoren in der Wohnung sollen den Bewohnern<br />

Arbeit abnehmen. Sie erkennen beispielsweise, wann Licht<br />

eingeschaltet, der Herd ausgeschaltet oder wann eine offene Balkontür<br />

geschlossen werden muss. Unfall- und Einbruchsrisiken werden so<br />

minimiert. Aber auch der soziale Aspekt spielt zunehmend eine Rolle.<br />

Ältere Menschen sollen sowohl Kontakt zu anderen Senioren haben,<br />

aber auch zu jüngeren Generationen. Zusätzlich rücken auch so genannte<br />

„Shared Spaces“ in den Fokus. Das sind Bereiche, welche die<br />

Bewohner gemeinsam nutzen. Das können sowohl Fitnessräume oder<br />

Bibliotheken sein, aber auch Gemeinschaftsküchen oder Räume für gemeinsame<br />

Treffen. So können die Bewohner des Hauses miteinander<br />

kommunizieren und gemeinsam Zeit verbringen. Schon heute vereint<br />

das Dresdner Wohnkonzept Vivienda in seiner Philosophie diese drei<br />

Säulen: Gemeinschaft, Aktivität und Service. Laut einer internen Studie<br />

ist die wichtigste Triebfeder für die Bereitschaft zur Veränderung<br />

im Alter der Wunsch nach Gemeinschaft. Die Maxime lautet: Glückliche<br />

Beziehungen zu unseren Mitmenschen haben eine heilsame Wirkung<br />

auf Körper und Geist.<br />

Digitalisierung ist eine der zentralen Entwicklungen unserer Zeit.<br />

Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen betreffen<br />

nicht nur eine Teilgruppe, sondern alle Mitglieder der Gesellschaft.<br />

Immer wieder neue digitale Technologien und entsprechende<br />

Geräte und Anwendungen kennenzulernen, sie zu nutzen und das<br />

eigene Leben damit zu gestalten, wird auch für ältere Menschen zu<br />

einem selbstverständlichen Teil des Alltags. Viele Studien zeigen jedoch,<br />

dass in den letzten Jahren zwar immer mehr ältere Menschen<br />

das Internet nutzen, dass die digitale Kluft zwischen jüngeren und<br />

älteren Menschen aber immer noch groß ist. Um die digitale Exklusion<br />

bestimmter Gruppen älterer Menschen zu vermeiden, müssen<br />

künftig Zugangs- und Nutzungshindernisse abgebaut werden. Denn<br />

Fakt ist: Viele Erleichterungen des Alltags, wie Smart-Home-Anwendungen,<br />

Mobilitätsangebote oder Gesundheitsversorgung sind<br />

an die digitale Welt gekoppelt. Hier ist ein Grundverständnis gefragt,<br />

das geschult werden muss. Digital souverän handeln zu können,<br />

bedeutet eben mehr, als nur zu wissen, wie man eine App auf<br />

sein Smartphone herunterlädt oder Onlinebanking anwendet. So<br />

gehören auch entsprechende niederschwellige Bildungsangebote<br />

zwangsläufig in die Wirtschaftssparte der „Silver Economy“, die sich<br />

systematischer mit den Bedürfnissen und Konsumwünschen älterer<br />

Menschen beschäftigt.


CH₂EMNITZ<br />

STADT DES<br />

WASSER<br />

STOFFS<br />

Die Stadt hat den Zuschlag zum Aufbau eines Wasserstofftechnologiezentrums<br />

bekommen. Damit fließen beachtliche Fördergelder nach Chemnitz.<br />

Aber was wird damit gemacht? Und warum ist Wasserstoff so wichtig<br />

für die Zukunft? Wir haben uns dazu mal schlaugemacht.


35 4<br />

Ein Schriftzug auf<br />

dem 37.000 Quadratmeter<br />

großen HIC-Campus an der<br />

Fraunhoferstraße verkündet<br />

in großen Buchstaben:<br />

Bereit für Wasserstoff.<br />

Text & Fotos: Stephan Beckert<br />

Chemnitz wird neben Duisburg, Pfeffenhausen und<br />

dem Schiff- und Luftfahrtcluster Norddeutschland<br />

ein Standort des bundesweiten Wasserstofftechnologiezentrums.<br />

Dafür gibt der Bund 60 Millionen<br />

Euro Fördergeld in die Stadt, die vom Freistaat<br />

Sachsen aufgestockt werden. Mit diesem Geld soll<br />

eine Forschungsinfrastruktur aufgebaut werden,<br />

mit der vor allem Anwendungen der mobilen Wasserstofftechnologie<br />

entwickelt werden sollen. Im Mittelpunkt steht dabei<br />

das Hydrogen and Mobility Innovation Center in Chemnitz (HIC).<br />

Das HIC soll am Technologie-Campus in direkter Nachbarschaft zur<br />

Technischen Universität entstehen. Auf einer Fläche von 37.000 Quadratmetern<br />

werden Labore, Tankstellen, Seminarräume und Werkstätten<br />

errichtet. Im Jahr 2024 wird mit der Einweihung der ersten<br />

Gebäude auf dem Gelände gerechnet.<br />

In diesem Wasserstoffzentrum sollen 25 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

arbeiten und die Forschung und die Wertschöpfung von Fahrzeug-Anwendungen<br />

auf Basis von Brennstoffzellen vorantreiben. Unternehmen<br />

wie Automobilzulieferer sollen im HIC die Möglichkeit haben,<br />

ihre Innovationen zu testen und zu zertifizieren. Direkt um das HIC sollen<br />

sich weitere Forschungseinrichtungen und Unternehmen ansiedeln.<br />

Einer der Initiatoren, der sich maßgeblich für die Bewerbung von<br />

Chemnitz eingesetzt hat, ist Thomas von Unwerth, Professor für alternative<br />

Antriebssysteme an der TU Chemnitz und Vorstand des Innovationscluster<br />

HZwo. Das Innovationscluster hat die Standortbewerbung<br />

koordiniert, es besteht aus 69 sächsischen und überregionalen<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Den Zuschlag erklärt<br />

Professor von Unwerth damit, dass in Chemnitz seit Jahren erfolgreich<br />

an der TU, den Fraunhofer-Instituten und weiteren Partnern an Wasserstofftechnologien<br />

geforscht wurde.<br />

Der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lobte<br />

bei der Vergabe im Sommer dann auch die hervorragende Forschungs-<br />

und Testinfrastruktur für Brennstoffzellen und Wasserstoff-Technologien<br />

in Chemnitz sowie sein ausgedehntes Netzwerk<br />

an starken Partnern.<br />

Zu den Partnern zählen mehrere Autohersteller, Automobilzulieferer,<br />

der Freistaat Sachsen und Verbünde wie der „Smart Rail Connectivity<br />

Campus“ Digitalisierung und Automatisierung des Schienenverkehrs<br />

und viele mehr.<br />

Foto: HZwo e.V. / VideoVison


EINE VERGABE MIT<br />

BEIGESCH₂MACK<br />

Zunächst wurde davon ausgegangen, dass nur ein Standort in Deutschland<br />

den Zuschlag für den Aufbau eines Wasserstoffzentrums erhält<br />

– und viele hatten aufgrund von Machbarkeitsstudien Chemnitz auf<br />

dem Schirm. Doch bei der Vergabeverkündung<br />

am 2. September<br />

durch den ehemaligen Verkehrsminister<br />

Scheuer wurden<br />

dann drei Standorte benannt,<br />

unter denen die 290 Millionen<br />

Euro Fördergeld aufgeteilt werden.<br />

Das sorgte in Sachsen für<br />

Verwunderung: „Chemnitz hatte<br />

die beste Bewerbung, das überzeugendste<br />

Konzept. Daher hat<br />

uns die Netzwerklösung, welche<br />

Bundesminister Scheuer überraschend<br />

präsentiert hat, etwas<br />

erstaunt”, heißt es auf Anfrage<br />

aus dem Sächsischen Wirtschaftsministerium<br />

in Dresden.<br />

„Auch wenn wir uns mehr erhofft<br />

hätten, gibt uns die Standortentscheidung<br />

Rückenwind.“<br />

Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete<br />

Detlef Müller<br />

sieht die Vergabeentscheidung<br />

noch etwas kritischer. „Die ursprüngliche<br />

Pressekonferenz<br />

„Der Forschungsstandort wird<br />

viel Aufmerksamkeit auf uns<br />

ziehen. Die Stadt wird international<br />

deutlich sichtbarer sein”<br />

Thomas von Unwerth, Professor für alternative Antriebssysteme<br />

an der TU Chemnitz und Vorstand des Innovationscluster HZwo<br />

zur Verkündung der Ergebnisse<br />

wurde zur Verwunderung aller<br />

kurzfristig durch eine Intervention<br />

des bayrischen Ministerpräsidenten<br />

Markus Söder<br />

(CSU) bei seinem bayrischen<br />

Parteikollegen, Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer, neu terminiert“, erklärt der SPD-Politiker. „Die<br />

Mittelvergabe und die Verteilung der Forschungsschwerpunkte haben<br />

sich seitdem von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie zugunsten<br />

des bayrischen Mitbewerbers verschoben“, betont Müller, der sich<br />

dennoch über den Zuschlag freut: „Das neue Wasserstoffzentrum ist<br />

für Chemnitz eine Riesensache! Für die Stadt als Forschungs-, Wissenschafts-<br />

und Wirtschaftsstandort hat es einen ähnlich großen Stellenwert<br />

wie die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas 2025”, sagt<br />

der Bundestagsabgeordnete. „Es werden wichtige Forschungs- und Arbeitsplätze<br />

entstehen, die sich mit<br />

einer der wichtigsten Zukunftstechnologien<br />

beschäftigen.”<br />

Die Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) sieht im Wasserstoffkompetenzzentrum<br />

ebenfalls<br />

TU CHEMNITZ<br />

einen großen Gewinn für die sächsische<br />

Wirtschaft und den Forschungsstandort.<br />

„Für die Stadt<br />

und Region ergeben sich vielfältige<br />

Chancen wie zum Beispiel<br />

durch die gezielte Neuansiedlung<br />

von Unternehmen und durch den<br />

Erhalt von Arbeitsplätzen durch<br />

Kompetenzsteigerung in etablierten<br />

Unternehmen“, sagt Sprecherin<br />

Kerstin Küpperbusch.<br />

Schaut Initiator Professor von<br />

Unwerth 20 Jahre in die Zukunft,<br />

dann sieht er viele Investoren,<br />

die nach Chemnitz kommen und<br />

eine große Wasserstoff-Infrastruktur<br />

in der Stadt aufbauen<br />

werden. „Der Forschungsstandort<br />

wird viel Aufmerksamkeit<br />

auf uns ziehen. Die Stadt wird<br />

international deutlich sichtbarer<br />

sein”, sagt der Wissenschaftler,<br />

der auch eine Wasserstoff-Straßenbahn<br />

in dieser Zeitspanne<br />

für möglich hält. Das ist zumindest<br />

zum derzeitigen Zeitpunkt<br />

noch nicht geplant. Die Chemnitzer Verkehrsbetriebe haben eine<br />

Studie über alternative Antriebe für Omnibusse mit der Stadt beauftragt,<br />

wobei ein finales Ergebnis noch nicht präsentiert werden kann,<br />

sagt Pressesprecherin Juliane Kirste. Darüber hinaus prüfe die CVAG<br />

mit dem Innovationscluster HZwo gemeinsame Projekte hinsichtlich<br />

Mobilität und Infrastruktur.


von grauem Wasserstoff. Stammt die Energie<br />

aus Wind und Sonne, dann ist von grünem<br />

Wasserstoff die Rede. Für die erneuerbaren<br />

Energien wird Wasserstoff auch als idealer<br />

Speicher gesehen, um die Energiemengen an<br />

Tagen mit hoher Einspeisung zwischenspeichern<br />

zu können.<br />

Wie funktioniert der<br />

Wasserstoff-Antrieb?<br />

Ein Auto mit Wasserstoff-Antrieb ist im eigentlichen<br />

Sinne auch ein Elektro-Auto, nur<br />

muss der Fahrstrom erst gewonnen werden.<br />

Das passiert in einer Brennstoffzelle. Darin<br />

reagiert der Wasserstoff, der aus einem Tank<br />

zugeführt wird, mit Sauerstoff aus der Luft.<br />

Bei dieser Reaktion entsteht Wärme und elektrische<br />

Energie, die das Auto antreibt. Es ist<br />

quasi die umgekehrte Elektrolyse. Zum Einsatz<br />

kommt auch eine Batterie, die aber kleiner<br />

ist als in rein batteriebetriebenen Elektro-Autos.<br />

Die Batterie im Wasserstoff-Auto<br />

wird bei Lastspitzen beispielsweise während<br />

der Beschleunigung gebraucht und zur Zwischenspeicherung<br />

von Rekuperationsenergie,<br />

die beim Bremsen anfällt.<br />

Was ist überhaupt<br />

Wasserstoff und warum<br />

ist er ein wichtiger<br />

Energieträger?<br />

Wasserstoff ist ein chemisches Element mit<br />

dem Symbol H – übrigens das erste im Periodensystem<br />

der Elemente – und kann Energie<br />

speichern. Um in Zukunft unabhängig von Öl<br />

und anderen fossilen Brennstoffen zu werden<br />

und die Klimaziele zu erreichen, will Deutschland<br />

eine Wasserstoff-basierte Industrie aufbauen.<br />

Das bedeutet natürlich, dass viel mehr<br />

Wasserstoff als heute hergestellt und an vielen<br />

Orten zur Verfügung stehen muss.<br />

Wie wird Wasserstoff<br />

hergestellt, und warum<br />

spricht man von grünem<br />

und von grauem<br />

Wasserstoff?<br />

Eigentlich gibt es genügend Wasserstoff in<br />

unserer Umwelt. Allerdings kommt er auf<br />

der Erde weniger als Gas vor, sondern meistens<br />

gebunden mit Sauerstoff als Wasser. Um<br />

Wasserstoff-Gas herzustellen, muss es mittels<br />

Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden.<br />

Und das kostet erstmal Energie. Stammt die<br />

Energie aus Kohle oder Erdgas, spricht man


Was fährt sich besser:<br />

Batterie oder Brennstoffzelle?<br />

39 8<br />

Betrachtet man die Zulassungszahlen, dann<br />

liegt klar das rein batterieelektrische Auto<br />

vorn. Bis zum Juli 2021 waren etwa 440.000<br />

Fahrzeuge zugelassen. Zum Vergleich: Nur<br />

etwa 800 zugelassene Pkw mit Wasserstoff-<br />

Brennstoffzelle sind auf deutschen Straßen<br />

unterwegs.<br />

Allerdings sind dafür nur knapp 100 Wasserstoff-Zapfsäulen<br />

in Deutschland zu finden,<br />

und damit weit weniger als Ladestationen für<br />

Batterien, deren Anzahl auf mehr als 25.000<br />

geschätzt wird. Die Bundesregierung will<br />

zwar den weiteren Ausbau fördern, aber als<br />

Zielmarke stehen hier nur 400 Wasserstoff-<br />

Tankstellen bis zum Jahr 2025.<br />

Im Moment setzen die deutschen Autohersteller<br />

zumindest bei Pkw eher auf batterieelektrische<br />

Fahrzeuge. Der Grund ist auch<br />

die Effizienz: Professor Maximilian Fichtner,<br />

Vize-Direktor des Helmholtz-Instituts<br />

für Elektrochemische Energiespeicherung<br />

in Ulm, erklärt das mit einem niedrigen<br />

Wirkungsgrad: Wasserstoff müsse erst aufwändig<br />

per Elektrolyse erzeugt und dann<br />

wiederum in der Brennstoffzelle zu Strom<br />

umgewandelt werden.<br />

Eine Zukunft wird die Brennstoff-Zelle aus<br />

jetziger Sicht eher in der Lkw-Branche haben<br />

– dort, wo viel Gewicht über lange Strecken<br />

transportiert werden muss und mit einem<br />

rein batterieelektrischen Antrieb keine große<br />

Reichweite erzielt werden kann. So stecken<br />

die Hersteller Daimler und Volvo gerade viel<br />

Geld in die Entwicklung des Brennstoffzellen-Antriebes<br />

für ihre Lkw-Flotte. Professor<br />

von Unwerth sieht die Stärken der Brennstoffzelle<br />

aber auch für den Einsatz im Pkw-<br />

Bereich. Ein Wasserstoff-Auto lasse sich innerhalb<br />

von drei Minuten so betanken, dass es<br />

problemlos eine Reichweite von mehr als 500<br />

km schaffe, begründet er. Das sei nicht viel<br />

schlechter als das Betanken mit Diesel oder<br />

Benzin. Und neue Zapfsäulen für Wasserstoff<br />

könne man auch an bestehenden Tankstellen<br />

nachrüsten, sagt der Wissenschaftler.<br />

Wird in Sachsen<br />

bereits Wasserstoff<br />

produziert?<br />

Testanlagen für grünen Wasserstoff sind bei<br />

der Sunfire GmbH sowie beim Fraunhofer<br />

IKTS in Betrieb. Industrieanlagen, die aktuell<br />

grauen Wasserstoff erzeugen, betreibt<br />

Wacker Chemie in Nünchritz. Nach Angaben<br />

des Wirtschaftsministeriums planen weitere<br />

Unternehmen im Raum Chemnitz den Aufbau<br />

von Elektrolyseuren zur Herstellung von<br />

grünem Wasserstoff.<br />

Für den Einsatz von Wasserstoff sind laut der<br />

IHK in Chemnitz viele Projekte in der Recherche-<br />

und Planungsphase. Demnach fertigt<br />

die Flexiva Automation & Robotik GmbH in<br />

Amtsberg Brennstoffzellen für den autarken<br />

Betrieb, die Wutas - Wärmetauscher Sachsen<br />

GmbH in Olbernhau hat Bipolarplatten für<br />

Brennstoffzellen auf Messen vorgestellt und<br />

die Agraset in Erlau hat ein Planungsbüro zur<br />

Konzeption einer Windkraftanlagen-Elektrolyse-Wasserstoffspeicherung<br />

beauftragt. Das<br />

sind nur einige Beispiele.<br />

(c) Alle Fotos shutterstock


@Hansa Real Estate Beteiligungs AG, @BPD Immobilienentwicklung<br />

von Peggy Schellenberger<br />

GROSSPROJEKT<br />

NEUE JOHANNIS-<br />

VORSTADT<br />

Die „Neue Johannisvorstadt“ ist ein weiterer<br />

Meilenstein im Prozess der Chemnitzer Innenstadtentwicklung.<br />

Die HANSA Real Estate<br />

GmbH ist Projektträger des ambitionierten<br />

Vorhabens. Nach den Umsetzungen der umfangreichen<br />

Sanierungen des Poelzig-Areals<br />

am Fuße des Kaßbergs und der ehemaligen<br />

Riemann-Fabrik auf der Humboldthöhe startete<br />

das Unternehmen mit Sitz in Leipzig nun<br />

ihr bisher größtes Innenstadtprojekt.


Auf dem geschichtsträchtigen Areal zwischen der Augustusburger<br />

Straße, Zschopauer Straße, Bahnhofstraße und Moritzstraße wird bis<br />

2028 eine Mischung aus vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entstehen.<br />

Mit der Entwicklung einer Vielzahl von verknüpften öffentlichen<br />

und privaten Räumen soll ein hoher Erholungs- und Freizeitwert erreicht<br />

werden. Eine Neubepflanzung des Gebietes mit Bäumen und<br />

Sträuchern wird für ein naturverbundenes Umfeld sorgen. Zudem<br />

sieht das Projekt vor, einen Großteil der Dächer zu begrünen.<br />

Was beinhaltet die<br />

neue Johannisvorstadt?<br />

Ein großes Gesundheitszentrum zur ambulanten Versorgung, Büround<br />

Gewerbeflächen, ein Hotel, zwei attraktive Wohnkomplexe, eine<br />

Seniorenresidenz und großzügige Tiefgaragen sind geplant. „Damit<br />

sollen langjährige Brachflächen in der Innenstadt wieder neue Impulse<br />

bekommen und belebt werden“, sagt Aline Heinemann, Projektmanagerin<br />

von Hansa Real Estate. Mit einer hochwertigen Architektur,<br />

so betonen die Projektentwickler, werde das Vorhaben im<br />

Chemnitzer Zentrum für zeitgemäße Akzente sorgen. Umrahmt wird<br />

die neue Johannisvorstadt von den ehemaligen Kaufhäusern Schocken<br />

und Tietz sowie dem bereits fertiggestellten Johannisquartier<br />

entlang der Bahnhofstraße.<br />

DEIN BESTES<br />

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(DQR 7* Master-Ebene)<br />

21.<strong>02.2022</strong> – 22.07.2022, Vollzeit<br />

23.<strong>02.2022</strong> – 28.09.2023, Teilzeit (Mi/Do)<br />

08.04.2022 – 26.08.2023, Präsenz-Online-Kombination (Fr/Sa)<br />

LEHRGANGSORT<br />

Chemnitz<br />

Zahlen und Fakten<br />

Areal: Zschopauer Straße, Bahnhofstraße, Moritzstraße<br />

Grundstücksfläche: ca. 13.200 m²<br />

Wohnfläche: ca. 20.700 m²<br />

Tiefgarage:<br />

376 Stellplätze<br />

Fertigstellung: geplant 2028<br />

ANSPRECHPARTNERIN<br />

Annett Kolbenschlag | Tel.: 0371 5364-161 | a.kolbenschlag@hwk-chemnitz.de<br />

Die Hauptabteilung Bildung der Handwerkskammer Chemnitz ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001.<br />

* DQR – Deutscher Qualifikationsrahmen<br />

Alle Infos und Anmeldung unter:<br />

www.hwk-chemnitz.de/gepruefter-betriebswirt<br />

Foto: istock/Cecilie Arcurs


Baufeld 3<br />

Gesundheitszentrum<br />

Ganzheitliche Versorgung an<br />

zentralem Medizinstandort<br />

Mit rund 10.300 Quadratmetern nimmt das<br />

geplante Gesundheitszentrum eine der zentralen<br />

Rollen in der neuen Johannisvorstadt<br />

ein. Hier wird direkt im Chemnitzer Zentrum<br />

die ganzheitliche medizinische Versorgung<br />

gewährleistet. Eine enge Vernetzung der<br />

Fachgebiete und die Kooperation zwischen<br />

ambulanten und stationären Einrichtungen<br />

sollen die medizinische Infrastruktur erheblich<br />

verbessern. Berücksichtigt werden hierbei<br />

Standort entscheidende Faktoren wie<br />

Barrierefreiheit, optimale ÖPNV-Anbindung<br />

sowie eine helle und moderne Architektur.<br />

Baufeld 5<br />

Hotel<br />

Aufenthaltsqualität für Gäste in<br />

Chemnitz weiter verbessern<br />

Die Stadt bietet mit den zahlreichen innerstädtischen<br />

Events nicht nur den Chemnitzer<br />

Bürgern vielfältige Höhepunkte. Beispiele<br />

sind das Hutfestival, Tage der Industriekultur,<br />

SCHLINGEL-Filmfestival oder das Weinfest.<br />

Zudem sorgen die verstärkte Ansiedlung von<br />

Unternehmen mit vielen Tagungen und Kongressen<br />

sowie die Chemnitz Arena mit Messen,<br />

Konzerten und Sportveranstaltungen in pandemiefreien<br />

Zeiten für steigende Übernachtungszahlen.<br />

Der Bedarf für zentrumsnahe<br />

Hotels wird, so hofft man, auch lange nach dem<br />

Kulturhauptstadtjahr 2025 hoch sein.<br />

Baufelder 3 und 5<br />

Handel und Gewerbe<br />

Geschäfte ankurbeln und<br />

Netzwerke aufbauen<br />

Zu den wichtigsten Faktoren für gehobene<br />

Lebensqualität zählen Dienstleistungen aller<br />

Art, Einzelhandel und Restaurants. Dies<br />

steigert die Motivation, in der neuen Johannisvorstadt<br />

Büro- und Gewerbeeinheiten zu<br />

beziehen. Bei der Projektentwicklung legt<br />

man Wert darauf, den Standort für Niederlassungen<br />

aus den verschiedensten Branchen<br />

attraktiv zu gestalten und somit ein großes<br />

Netzwerk aufzubauen.<br />

Baufelder 4 und 6<br />

Wohnen<br />

Mit dem Trend:<br />

Wohnraum in der City<br />

Die Projektentwickler der neuen Johannisvorstadt<br />

folgen einem nicht aufzuhaltenden<br />

Trend und schaffen mit den Baufeldern 4<br />

und 6 mitten im Zentrum von Chemnitz modernes<br />

innerstädtisches Wohnen. Die weit<br />

über 300 Tiefgaragenplätze bieten nicht nur<br />

genügend Stellfläche für Gewerbetreibende<br />

und medizinisches Personal, sondern auch<br />

für die Anwohner des Wohnareals. Im Baufeld<br />

6 werden Townhouses sowie gemütliche<br />

und imposante Wohneinheiten entstehen.<br />

Verantwortlich ist dafür die Gesellschaft<br />

Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD)<br />

mit Sitz in Frankfurt am Main.


(c) Peggy Schellenberger<br />

Grabungen in der<br />

Chemnitzer Geschichte<br />

Bevor die neuen Gebäude aus dem Boden<br />

schießen, wird erstmal in den Tiefen der<br />

Chemnitzer Geschichte archäologisch geforscht.<br />

Die wohl größte Innenstadtgrabung<br />

Sachsens läuft aktuell auf Hochtouren auf<br />

dem Areal der zukünftigen Johannisvorstadt.<br />

Bis zu zehn Mitarbeiter des Landesamtes für<br />

Archäologie legen in mühsamer Kleinarbeit<br />

Keller der ehemaligen Gründerzeithäuser,<br />

die der Bombardierung im März 1945 zum<br />

Opfer fielen. Pro Baufeld sind drei Monate<br />

archäologische Ausgrabungen geplant. Zudem<br />

hoffen die Archäologen, Zeugnisse einer<br />

Besiedlung aus dem 11./12. Jahrhundert zu<br />

bekommen. Die Existenz dieser Siedlung weit<br />

vor Gründung der Stadt ist bisher weder bewiesen<br />

noch widerlegt. Die Grabungen auf<br />

den Baufeldern 5 und 6 sind abgeschlossen.<br />

Seit einigen Wochen laufen die Arbeiten auf<br />

dem ehemaligen Parkplatz an der Johanniskirche<br />

auf mehr als 11.000 Quadratmetern.<br />

Gefunden wurden bereits Küchenutensilien,<br />

wie ein Fleischwolf, Salzstreuer, Messer und<br />

Reste von Tongeschirr. Auch Schallplatten,<br />

Keramikfliesen, Bierflaschen und Wanderer-<br />

Schreibmaschinen kamen zum Vorschein.<br />

Die Historie der Johannisvorstadt:<br />

Wo alles begann und Neues beginnt<br />

Die ehemalige Johannisvorstadt war<br />

vor dem Zweiten Weltkrieg ein dicht<br />

bebautes Stadtquartier, welches sich<br />

außerhalb der Chemnitzer Stadtmauern<br />

befand. Bis heute existiert die Johanniskirche,<br />

die im 13. Jahrhundert erstmals<br />

urkundlich erwähnt wurde. Beim schweren<br />

Bombenangriff auf unsere Stadt im<br />

März 1945 wurde die Johannisvorstadt<br />

weitestgehend zerstört. Der unversehrte<br />

43 2<br />

Heute kaum wiederzuerkennen: Das Areal um 1960<br />

(links) und in einem Modell, das 1969 entstand. Die<br />

Johannisvorstadt (Mitte) ist hier in eine Schnellstraße<br />

integriert, die parallel zur Bahnhofstraße hätte<br />

verlaufen sollen. Umgesetzt wurde jedoch das Bauensemble<br />

der Stadthalle mit dem Hotelhochhaus<br />

„Kongreß“ – im Bild oben rechts zu erkennen.<br />

Teil des Viertels wurde Ende der 1960er<br />

Jahre ebenfalls abgerissen. Bis heute<br />

fehlt die dichte Bebauung dieses großen<br />

Areals und stellt zwischen den imposanten<br />

Bauten Tietz und Schocken ein echtes<br />

Manko dar. 2015 eröffnete die Stadt<br />

einen Wettbewerb zur städtebaulichen<br />

Weiterentwicklung. Bis 2028 entsteht<br />

hier nun ein multifunktionales und zukunftsträchtiges<br />

Innenstadtquartier.<br />

@Hansa Real Estate Beteiligungs AG, @BPD Immobilienentwicklung , Archiv, privat


Wenn im Februar im chinesischen Peking die nächsten Olympischen<br />

Winterspiele ausgetragen werden, schauen auch bei<br />

uns wieder zahlreiche Sportliebhaber gebannt zu. Wer springt<br />

am weitesten mit Skiern durch die Luft? Wer legt die eleganteste<br />

Kür mit Schlittschuhen aufs Glatteis? Oder wer rodelt<br />

am schnellsten mit dem Schlitten die Bahn hinunter? Doch<br />

Text: Steffi Hofmann<br />

Fotos: Kristin Schmidt


nicht nur im fernen Asien gibt es Talente, die sich messen. Wir<br />

haben uns in der Region einmal umgeschaut und stellen fünf<br />

Nachwuchssportler vor, die auf Skiern, Schlittschuhen oder<br />

Rennschlitten schon so einiges drauf haben. Und vielleicht sehen<br />

wir sie schon bei den nächsten Spielen in vier Jahren um<br />

das olympische Edelmetall kämpfen.<br />

45 4<br />

DIE<br />

SE<br />

WINTER-<br />

SPORT-<br />

TALENTE<br />

HA<br />

BEN<br />

NOCH EINIGES VOR<br />

So steht’s in der Region<br />

um den Sportlernachwuchs


T<br />

G


IMON<br />

RANCAGNOLO<br />

Rennrodler<br />

Die Bronzemedaille bei den Olympischen Jugendspielen<br />

2020, mehrere Weltcupsiege und<br />

nationale Meistertitel hat Timon Grancagnolo<br />

bereits in der Tasche. Seit er fünf Jahre alt ist,<br />

schlägt sein Herz fürs Rennrodeln. „Es gab in<br />

meinem Kindergarten eine Sportgruppe und der<br />

Leiter dieser Gruppe ist auch der der Sportabteilung<br />

Rennrodeln im ESV Lok Chemnitz. Ab<br />

und zu wurde dann gefragt, ob wir mal rodeln<br />

wollen. Da hab ich zugesagt und mir hat es gleich<br />

sehr gefallen“, erinnert sich der mittlerweile<br />

18-Jährige an seine Anfänge.<br />

Timon Grancagnolos Heimatverein ist der ESV<br />

Lok Chemnitz. Er trainiert an mindestens fünf<br />

Tagen in der Woche – im Winter sogar oft mehr.<br />

„Es macht mir unglaublich viel Spaß, mich mit<br />

anderen zu messen und mich ständig zu verbessern“,<br />

erzählt der 1,91 Meter große Rodler. Seine<br />

Ziele: Im Juniorengesamtweltcup in den Top 3<br />

sein sowie bei der Junioren-WM in Winterberg<br />

Ende Januar 2022 teilnehmen und dort ebenso<br />

mit einer Top 3-Platzierung nach Hause gehen.<br />

Neben dem Rennrodeln hat Timon Grancagnolo<br />

auch Spaß am Ballsport. „Wir spielen oft im<br />

Training Volleyball und mein Vater hatte es früher<br />

auch im Verein gespielt“, so der junge Mann.<br />

Zudem war Timon Grancagnolo früher parallel<br />

zum Rodeln im Handball aktiv. „Aber irgendwann<br />

musste ich mich zwischen diesen beiden<br />

Sportarten entscheiden, weil beides nicht machbar<br />

war“, so Grancagnolo, der übrigens in diesem<br />

Sommer – coronabedingt mit etwas Verspätung<br />

– zum Oberwiesenthaler Eliteschüler des<br />

Sports 2020 gekürt worden ist.<br />

47 6


Eisschnellläufer<br />

RICHARD<br />

SCHREITER<br />

Richard Schreiter ist seit sechs Jahren im Eisschnelllauf<br />

aktiv. „Es hat in der Grundschule<br />

angefangen. Da habe ich beim Schuleislaufen<br />

einen Brief vom Eisschnelllauf Club Chemnitz<br />

bekommen“, erzählt der jetzt 17-Jährige. Mittlerweile<br />

trainiert er bis zu zehn Mal in der<br />

Woche. „Die Geschwindigkeiten, die man nur<br />

mit eigener Muskelkraft aufbaut, faszinieren<br />

mich“, sagt Richard Schreiter.<br />

Sein größtes Ziel ist es, bei Olympia 2026 zu<br />

starten. Außerdem würde er gern bei World-<br />

cups und Weltmeisterschaften beziehungsweise<br />

Europameisterschaften an den Start<br />

gehen. „Das wäre in zirka drei bis vier Jahren<br />

für mich möglich“, so Schreiter. Bis dahin<br />

heißt es: fleißig weiter trainieren, trainieren,<br />

trainieren. Neben dem Eisschnelllauf fährt<br />

der Teenager gern Rennrad und Mountainbike.<br />

Was ihn ebenso fasziniert, ist Kraftsport.<br />

Richard Schreiter ist somit ein Sporttalent<br />

durch und durch.


Alles okay<br />

im Dekolleté.<br />

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ANNE-MARIE<br />

WOLF<br />

Eistänzerin<br />

Das Motto „Früh übt sich“ trifft auch auf<br />

Anne-Marie Wolf zu: Mit drei Jahren stand<br />

sie das erste Mal auf dem Eis. „Alles begann<br />

durch ein Angebot im Kindergarten, in dem<br />

die USG Chemnitz Kinder für einen Schnupperkurs<br />

gesucht hatte“, erinnert sich Anne-<br />

Marie. Ihre damalige Kindergärtnerin habe<br />

ihre Mutter auf das Angebot aufmerksam<br />

gemacht mit dem Hinweis, dass dem kleinen<br />

Mädchen diese Sportart eventuell Spaß<br />

machen könnte. „Ich hatte schon damals viel<br />

Motivation für sportliche Aktivitäten übrig“,<br />

so die heute 19-Jährige.<br />

Mit ihrem Partner Max Liebers trainiert Anne-Marie<br />

Wolf mittlerweile sechs Tage die<br />

Woche. Die Disziplin Eistanz sei sehr vielseitig<br />

und zeichne sich somit durch jede Menge<br />

Besonderheiten aus. „Zum einen müssen wir<br />

als Sportler athletisch sein, da die Sportart<br />

Kondition, aber auch Spritzigkeit und Leichtigkeit<br />

benötigt“, erklärt die junge Frau. Zum<br />

anderen biete der Eistanz einen Raum für<br />

Emotionen und die eigene Kreativität, da die<br />

ausgewählten Programmmusiken mit Choreografien<br />

gefüllt werden. „Diese Verbindung<br />

aus Sport und Kunst lässt viele einzigartige<br />

Momente entstehen und gibt mir eine<br />

gewisse Freiheit“, sagt Anne-Marie Wolf.<br />

Weitere Sportarten, die sie gern in ihrer<br />

Freizeit ausführt, sind Fahrrad fahren,<br />

Schwimmen und Rennen: „Die lassen immer<br />

etwas frischen Wind in meinen Kopf!“ Außerdem<br />

geht die 19-Jährige gern in der Natur<br />

spazieren und trifft Freunde und Familie, um<br />

einen Ausgleich zu schaffen.


Eistänzer<br />

Schon als kleines Kind – mit drei Jahren –<br />

hat Max Liebers Eishallenluft geschnuppert:<br />

„Meine ältere Schwester hatte ein Schnuppertraining<br />

in der Eishalle mitgemacht. Da<br />

war ich dann ja zwangsläufig auch schon<br />

dort und wollte unbedingt ebenfalls aufs<br />

Eis“, erinnert sich der heute 22-Jährige. Die<br />

Grundlagen für seine Eiskunstlaufkarriere<br />

wurden also sehr früh gelegt. Bis zur Einschulung<br />

war er im Hobbybereich aktiv, ab<br />

der ersten Klasse zunächst als Leistungssportler<br />

im Einzellauf. Doch das war nicht<br />

das Richtige für ihn. „Im Jahr 2016 habe ich<br />

die Disziplin gewechselt und gehe nun seit<br />

dieser Saison mit meiner jetzigen Partnerin<br />

Anne-Marie Wolf im Eistanzen auch international<br />

bei den Senioren – der ehemaligen<br />

Meisterklasse – an den Start“, berichtet Max<br />

Liebers. Im letzten Jahr hat sich das Duo den<br />

Landesmeistertitel im Eistanzen geholt.<br />

MAX<br />

LIEBERS<br />

Seit September 2019 ist Liebers bei der Bundeswehr<br />

als Sportsoldat in Frankenberg angestellt,<br />

wodurch es ihm möglich ist, neben<br />

dem täglichen Training auch noch ein Studium<br />

im Gartenbau zu finanzieren. Er trainiert<br />

täglich, wenn möglich zweimal, und<br />

sonntags einmal. Samstags ist frei. „Mich<br />

reizt besonders der Tanz mit meiner Partnerin<br />

zur Musik und die Musik auf dem Eis<br />

darzustellen“, erzählt Max Liebers. In diesem<br />

Jahr zielt er auf einen dritten Platz bei<br />

der Deutschen Meisterschaft und eine Teilnahme<br />

an der Winteruniversiade in Luzern.<br />

Das Hauptziel sei natürlich die Olympiade<br />

2026, so der Eiskunstläufer. Viel Zeit für andere<br />

große Hobbys bleibe da kaum. „Aber ich<br />

treffe mich gern mit Freunden, beschäftige<br />

mich mit Pflanzen, Technik und Computern“,<br />

so Max Liebers.<br />

51 0


Skispringerin<br />

LILLY<br />

KÜBLER<br />

Die einen sind total fasziniert von den fliegenden<br />

Skiern – anderen wird bereits beim<br />

Zuschauen regelrecht mulmig zumute. Pia-<br />

Lilian Kübler, genannt Lilly, ist bereits im<br />

zarten Alter von sechs Jahren zum Skispringen<br />

gekommen. „Mein Vater und ich haben<br />

damals bei einem Training zugeschaut und<br />

das hat mich so fasziniert, dass ich das auch<br />

mal ausprobieren wollte. Seitdem bin ich mit<br />

großer Begeisterung dabei“, erzählt die heute<br />

19-Jährige, die mittlerweile schon bei einer<br />

Junioren-WM dabei war und im Heimspiel<br />

in Oberwiesenthal mit Bronze im Teamwettbewerb<br />

glänzte.<br />

Lilly Kübler ist Chemnitzerin und besucht seit<br />

2017 die Sportschule in Klingenthal. Sie trainiert<br />

fast jeden Tag – bis auf sonntags, da hat<br />

sie frei und verbringt die Zeit gern mit ihren<br />

Freunden oder der Familie. „Am Skispringen<br />

reizt mich besonders das Fliegen. Vor allem<br />

bei einem gut getroffenen Sprung macht es<br />

viel Spaß. Das Adrenalin, das man vor und<br />

nach jedem Sprung fühlt und auch mal größere<br />

Schanzen springen zu dürfen, ist super“,<br />

erzählt die Sportlerin. Auf die Frage nach ihren<br />

Zielen sagt sie: „Verletzungsfrei zu bleiben<br />

und einfach Spaß zu haben.“ Unter anderem<br />

möchte Lilly Kübler auch zur letzten Junioren-WM,<br />

die für sie in Frage kommt, fahren,<br />

dort ihre bestmöglichen Leistungen abrufen<br />

und sich für den B-Kader qualifizieren. Neben<br />

dem Skispringen spielt Lilly Kübler gern Volleyball,<br />

wie sie sagt. „Außerdem gehe ich sehr<br />

gerne Skifahren.“


53 2


EINE BE-<br />

55 4<br />

SONDERE<br />

SYMBIOSE<br />

Mehr als 20 Jahre arbeiteten die NINERS Chemnitz auf ihren großen<br />

Traum hin, doch ausgerechnet ihre allererste Saison in Deutschlands<br />

höchster Spielklasse fand gänzlich ohne Zuschauer statt. Nun durften die<br />

Fans zurückkehren, genießen jede einzelne Sekunde in der Messehalle und<br />

machen das Team mit ihrem leidenschaftlichen Support noch stärker.<br />

Das musste jüngst sogar der große FC Bayern München erfahren.<br />

Wenn die Topstars der Liga ihr Gesicht in<br />

den Händen vergraben, verzweifelt mit den<br />

Schiedsrichtern hadern und sogar die Trainerlegende<br />

entnervt aus der Halle fliegt, dann<br />

weißt du, dass du einiges richtig gemacht hast.<br />

So geschehen am denkwürdigen 14. Novem-<br />

ber, als Chemnitz im Pokalviertelfinale die haushoch favorisierten<br />

Bayern-Basketballer phasenweise an die Wand spielte und letztlich<br />

mit einem hart erkämpften 85:80 aus dem Wettbewerb kegelte. Es<br />

war nicht der erste große Coup der NINERS in dieser noch jungen<br />

Saison. Schon gegen die letztjährigen Playoffteilnehmer Oldenburg,<br />

Ulm, Hamburg und Ludwigsburg ging das Team von Cheftrainer


Rodrigo Pastore als durchaus überraschender<br />

Sieger vom Feld. Doch das Spiel gegen<br />

München toppte alle vorherigen Partien,<br />

weil die „Orange Army“ mit dem Einzug ins<br />

Pokalhalbfinale den größten Erfolg der Vereinsgeschichte<br />

schaffte – und weil endlich<br />

wieder diese verrückten Chemnitzer Fans<br />

dabei sein durften.<br />

Wie sehr haben sie nach solch einem Moment<br />

gelechzt. Nach einer Sensation, die<br />

man live in der Halle, und nicht wie letzte<br />

Saison nur vor dem TV-Bildschirm verfolgen<br />

durfte. Nach einem Sieg, zu dem<br />

man als Fan wirklich selbst aktiv beitragen<br />

konnte. Bei jeder strittigen Schiedsrichterentscheidung,<br />

bei jedem Freiwurf des Gegners,<br />

bei jeder geilen Aktion des eigenen<br />

Teams. „Es ist unfassbar, was hier abgeht.<br />

Die Zuschauer sind von der ersten Sekunde<br />

da, gehen immer mit und verleihen uns so<br />

viel zusätzliche Energie“, schwärmt Isiaha<br />

Mike, der die Messe bislang nur ohne Publikum<br />

kannte und in dieser Saison endlich<br />

den euphorischen Applaus für seine spektakulären<br />

Flugeinlagen genießen kann. „Ich<br />

habe mein ganzes Leben vor Fans gespielt.<br />

Diese Stimmung macht den Sport doch erst<br />

so einzigartig. Deshalb bin ich froh, dass die Zuschauer endlich<br />

wieder dabei sind“, ergänzt Gerald Robinson, der beim Sieg gegen<br />

München sichtlich Spaß hatte.<br />

Wie auch all seine Teamkameraden. Selbst Nelson Weidemann, der<br />

verletzungsbedingt ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Club zuschauen<br />

musste und mit gebrochener Hand noch bis ins neue Jahr<br />

hinein ausfallen wird. Beim Halbzeitinterview gegen Bayern wurde<br />

er dennoch oder gerade deshalb besonders lautstark gefeiert.<br />

„DIE ZU-<br />

SCHAUER<br />

SIND VON<br />

DER ERSTEN<br />

SEKUNDE DA,<br />

GEHEN IM-<br />

MER MIT UND<br />

VERLEIHEN<br />

UNS SO VIEL<br />

ZUSÄTZLICHE<br />

ENERGIE“<br />

Isiaha Mike<br />

Es ist unübersehbar, dass in Chemnitz eine<br />

ganz besondere Symbiose zwischen Fans<br />

und Team besteht, die selbst neue Spieler<br />

binnen weniger Wochen gänzlich einfängt<br />

und zu großen Taten verhilft. Dem Spektakel<br />

gegen Bayern folgen in den kommenden<br />

Monaten noch zahlreiche weitere Begegnungen<br />

in der Messe Chemnitz. Mit ihren<br />

Fans im Rücken stehen die Siegchancen der<br />

NINERS wohl nie ganz schlecht und selbst<br />

Niederlagen werden von der Anhängerschar<br />

zumeist mit Fassung getragen, münden<br />

kaum in Frust, sondern vielmehr in<br />

aufmunternden Worten und unterstützenden<br />

Gesängen.<br />

Kein Wunder also, dass manch einer schon<br />

vom Erreichen der Playoffs träumt, dass<br />

man sich sogar im Pokalhalbfinale gegen<br />

den amtierenden deutschen Meister ALBA<br />

Berlin zumindest eine Außenseiterchance<br />

erhofft. Die Vorfreude auf die kommenden<br />

Wochen könnte kaum größer sein, doch der<br />

Blick in die Realität abseits des Basketballfeldes<br />

verrät, dass allen, den NINERS und<br />

ihren Fans ungewisse Zeiten bevorstehen.<br />

Denn vor der aktuellen Dynamik der Coronapandemie<br />

kann niemand seine Augen verschließen.<br />

Die Folgen für Großveranstaltungen sind unlängst spürbar,<br />

weitere notwendige Maßnahmen zumindest zu erahnen. Neben<br />

den bereits bestehenden 2G-Regeln könnten dauerhafte Maskenpflicht,<br />

verbindliche COVID-Tests für alle Besucher oder Platzreduktionen<br />

zumindest über die Wintermonate hinzukommen. Letztlich<br />

gilt es wohl, den Rahmen temporär so anzupassen, dass aus den<br />

NINERS-Festspielen nicht wieder Geisterspiele werden.<br />

(Text: Matthias Pattloch, Fotos: Ernesto Uhlmann)


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Jan Niklas Wimberg,<br />

Spieler bei NINERS Chemnitz


Text & Fotos:<br />

Rico Hinkel-Schollbach<br />

IM HANDUMDREHEN<br />

LECKER<br />

Kochen ist im Grunde keine Kunst: Zutaten und Gewürze ins<br />

richtige Verhältnis zueinander setzen und die unterschiedlichen<br />

Garzeiten beachten – klingt eigentlich ganz simpel, oder?<br />

In der Praxis sieht das aber oft ganz anders aus. Da warten<br />

schon bei den scheinbar einfachsten Gerichten jede Menge<br />

Stolperfallen. Doch zum Glück gibt’s Mario, der uns in jeder<br />

Streicher-Ausgabe ein wenig an seiner Kochkunst teilhaben<br />

lässt. Heute kreiert er ein Gericht, das schnell zubereitet ist<br />

und noch dazu einfach fantastisch schmeckt! Wir kredenzen:<br />

Hähnchenbrust auf Kartoffel-Radieschen-Salat. So geht’s:


5 9<br />

8<br />

KOCHEN<br />

MiT MARi0<br />

Die Brust am besten mit Knochen vom Maishähnchen<br />

lösen und zubereiten – für Mario<br />

ist das ein Qualitätsmerkmal. Wer kein ganzes<br />

Maishähnchen verarbeiten möchte, kauft das<br />

Teilstück natürlich einfach beim Fleischer des<br />

Vertrauens. Die Hähnchenbrust mit Meersalz<br />

würzen und in etwas Olivenöl von beiden Seiten<br />

leicht anbraten. Danach bei zirka 120 Grad<br />

für 12 bis 14 Minuten im Backofen durchgaren<br />

lassen. Währenddessen die Kartoffeln in kochendes<br />

Wasser geben. Die kleinen Exemplare<br />

sind oft in unter zehn Minuten gar. Deshalb<br />

unser Tipp: die Uhr im Blick behalten! In der<br />

Zwischenzeit die Radieschen in dünne Scheibchen<br />

schneiden. Etwas groben Senf sowie<br />

einen Schluck Apfelessig – nach belieben auch<br />

etwas Sherry-Essig – in eine Schüssel geben<br />

und die Radieschen mit dem Dressing vermengen.<br />

Anschließend die Kartoffeln abgießen, von<br />

ihrer Schale befreien, halbieren und mit in die<br />

Schüssel geben. Das Ganze je nach Geschmack<br />

mit etwas Salz würzen. Die durchgebackene<br />

Hähnchenbrust aus dem Ofen nehmen, zwei<br />

Blätter frischen Lorbeer in der Pfanne platzieren,<br />

gegebenenfalls etwas Öl nachgießen. Das<br />

Lorbeeraroma kurz entfalten lassen, danach<br />

die Brust mit dem Öl beträufeln und halbieren.<br />

Zusammen mit dem Salat anrichten und<br />

als Topping die Kürbiskerne im Öl der Hähnchenbrust<br />

kurz anrösten. Wir wünschen viel<br />

Freude beim Nachkochen!<br />

Zutaten für<br />

zwei Personen<br />

2 Brüste vom<br />

Maishähnchen<br />

1 Handvoll<br />

Radieschen<br />

1 Handvoll Kartoffeln<br />

(klein)<br />

2 frische<br />

Lorbeerblätter<br />

Grober Senf<br />

Essig (Apfel,<br />

Sherry)<br />

Olivenöl<br />

Kürbiskerne<br />

Meersalz


UND WAS<br />

Text: Rico Hinkel-Schollbach,<br />

Fotos: Sylvia Baum<br />

TRINKT IHR SO?<br />

Der Winter ist wie dafür gemacht, sich zu Hause in eine Decke<br />

einzumummeln und leckere Heißgetränke zu genießen. Wir haben uns im<br />

Streicher einmal umgehört, welche Getränke in den kalten Monaten<br />

hoch im Kurs stehen. Herausgekommen ist eine bunte Mischung, manchmal<br />

mit, manchmal ohne Schuss, aber immer lecker!<br />

Nico: Glühwein<br />

Für mich ist und bleibt der Glühwein ein Klassiker, der<br />

rund um die Adventszeit nicht fehlen darf. Mit der Balance<br />

zwischen Frucht und Würze gehört das Heißgetränk<br />

ebenso zur Weihnachtszeit wie Lichterbögen und<br />

Adventskalender. Glühwein schmeckt übrigens nicht<br />

nur auf Weihnachtsmärkten, sondern auch selbst zubereitet<br />

richtig gut. Mein Tipp: Für den Geschmack ist die<br />

Wahl des Weins entscheidend. Er sollte nicht allzu süß<br />

oder schwer schmecken. Am besten einen trockenen oder<br />

halbtrockenen Tropfen wählen, der neben den intensiven<br />

Gewürzen bestehen kann.<br />

Glühwein<br />

(4 Portionen)<br />

1 Flasche trockener<br />

Bio-Weißwein (alternativ<br />

Rotwein)<br />

(z. B. Spätburgunder)<br />

1 Bio-Orange in Scheiben<br />

2 Stangen Ceylon-Zimt<br />

3 Gewürznelken<br />

2-3 EL Zucker, Honig<br />

oder Agavendicksaft<br />

nach Geschmack einige<br />

Kapseln Kardamom<br />

optional: Vanilleschote<br />

oder 2-3 Sternanis<br />

Wein in einem großen<br />

Topf erwärmen, nicht<br />

kochen. Währenddessen<br />

die restlichen<br />

Zutaten hinzugeben.<br />

Topf vom Herd<br />

nehmen und alles zugedeckt<br />

eine Stunde<br />

ziehen lassen. Vor<br />

dem Servieren erneut<br />

erwärmen und durch<br />

ein Sieb in Gläser<br />

umfüllen.


6 1<br />

0<br />

Denise: Pumpkin Spice Latte<br />

Das warme Kürbisgetränk habe ich zum ersten Mal in den Vereinigten<br />

Staaten getrunken. Das war an einem 35 Grad warmen Novembertag<br />

und hat mich an den Herbst in der Heimat erinnert, auf den ich mich<br />

dann auch richtig gefreut habe. Da haben sich Sommer-Urlaubsfeeling<br />

und meine Liebe zu bunten Herbsttagen zu einem wundervollen<br />

Moment vereint.<br />

Pumpkin Spice Latte<br />

- Kürbis Latte Macchiato<br />

(1 Portion)<br />

50 ml Wasser<br />

125 g Zucker<br />

2 EL feines Kürbispüree<br />

1 Pck. Vanillezucker<br />

3 TL Zimtpulver<br />

1 TL Nelkenpuler<br />

1 TL Ingwerpulver<br />

150 ml Milch<br />

1 Espresso<br />

Wasser mit Zucker<br />

u. Vanillezucker in<br />

einem Topf erhitzen,<br />

kochen lassen bis es<br />

dickflüssig ist. Topf<br />

vom Herd nehmen,<br />

das Kürbispüree in<br />

den warmen Zuckersirup<br />

geben. Zimt-,<br />

Nelken- und Ingwerpulver<br />

mischen, zum<br />

Sirup geben.<br />

Milch aufschäumen,<br />

in ein Glas geben.<br />

Espresso kochen und<br />

einen TL Sirup unterrühren.<br />

Espresso<br />

langsam in die Milch<br />

gießen. Den Milchschaum<br />

oben nach<br />

Geschmack mit etwas<br />

Sirup dekorieren und<br />

servieren.<br />

Den restlichen Sirup<br />

im Kühlschrank aufbewahren.<br />

biomarkt.de


Heißer Sanddorn<br />

(2 Portionen)<br />

100 ml Sanddornsaft<br />

(ungesüßt)<br />

250 ml Orangensaft<br />

(Direktsaft)<br />

250 ml Apfelsaft (naturtrüb)<br />

1 EL Cranberrysirup<br />

(optional)<br />

3-4 EL Honig<br />

Saft 1 Limette<br />

Sanddornsaft mit<br />

dem Orangen- und<br />

Apfelsaft in einem<br />

Topf verrühren und<br />

erwärmen. Honig<br />

und evtl. Cranberrysirup<br />

unterrühren<br />

und nach Geschmack<br />

Limettensaft zugeben.<br />

In Gläser füllen<br />

- fertig.<br />

Für den „Schuss“<br />

empfiehlt sich Amarettolikör<br />

oder Rum.<br />

Uta: Heißer Sanddorn<br />

Entdeckt habe ich dieses superleckere und auch noch sehr gesunde<br />

Heißgetränk an der Ostsee – wo sonst?. Ich war mit einer Freundin in<br />

der Nachsaison dort und die Abende waren schon recht kühl. Wir sind<br />

nahezu jeden Abend in das Restaurant mit Meerblick eingekehrt und<br />

haben heißen Sanddorn getrunken. Unser Favorit war die Variante mit<br />

einem Schuss Amarettolikör.<br />

Heißer Eierlikörpunsch<br />

(4 Portionen)<br />

300 ml Eierlikör<br />

350 ml Weißwein<br />

(lieblich)<br />

1 1/2 Pck. Vanillezucker<br />

1 Schuss Rum<br />

Optional: Sprühsahne<br />

Eierlikör und<br />

Weißwein mit dem<br />

Schneebesen in einem<br />

Topf gut verrühren,<br />

beide Flüssigkeiten<br />

sollten in etwa die<br />

gleiche Temperatur<br />

haben. Alles langsam<br />

erhitzen, den Vanillezucker<br />

zugeben und<br />

unter Rühren erhitzen<br />

(nicht kochen!)<br />

Zum Schluss den<br />

Rum unterrühren. In<br />

Gläser füllen und wer<br />

mag, mit Sprühsahne<br />

garnieren.<br />

Rico:<br />

Heißer Eierlikörpunsch<br />

Wann habe ich eigentlich Gefallen an Eierlikör<br />

gefunden? Ich glaube, die kleinen Waffelbecher<br />

mit Schokoladenüberzug waren ursprünglich<br />

Schuld daran. Zusammen mit dem Likör<br />

– ein Fest! Als heiße Variante probiert man am<br />

besten den Eierpunsch mit – Vorsicht: Katergefahr!<br />

– lieblichem Wein und einem Schuss<br />

Rum. Mein Tipp: Vorher gut essen und am<br />

nächsten Morgen ausschlafen. Andernfalls den<br />

Eierlikör lieber pur im Waffel-Schoko-Becher<br />

genießen. Aber auch dann bitte nur in Maßen.


Aronia-Lebkuchen-<br />

Punsch<br />

400 ml Aronia-<br />

Direktsaft<br />

Saft einer Orange<br />

Saft einer halben<br />

Zitrone<br />

1 Prise Lebkuchengewürz<br />

Honig oder Rohzucker<br />

zum Süßen<br />

Alle Zutaten bis auf<br />

Honig bzw. Rohzucker<br />

mischen und erhitzen.<br />

Nicht kochen.<br />

Zum Schluss nach<br />

Bedarf süßen.<br />

Markus:<br />

Aronia-Lebkuchen-Punsch<br />

Lebkuchen sind natürlich der kulinarische Inbegriff für Weihnachten.<br />

Mit Lebkuchengewürz stellt sich das Advents-Feeling dabei ohne<br />

lästige Kalorien ein. Zusammen mit der Aronia-Beere wird daraus<br />

nicht nur eine gesunde Versuchung, sondern auch ein wunderbarer<br />

Winterdrink, der ganz ohne Alkohol auskommt. Kaum ein Heißgetränk<br />

passt besser zu kalten Winterabenden.


KOLUMNE<br />

von Jenny Zichner<br />

Endlich geht’s los. Und es<br />

geht vielversprechend los.<br />

Vielleicht waren die Plakate<br />

nicht unbedingt selbsterklärend<br />

und damit werbewirksam,<br />

die Lernkurve<br />

bekam am ersten Novemberwochenende<br />

dennoch<br />

einen großen Schub.<br />

„We parapom!“ ist europäische Kulturhauptstadt,<br />

ist dieses „Apfelbaumprojekt“. Kuratorin<br />

Barbara Holub hat es wirklich wunderbar<br />

beschrieben, was sich mit dem Pflanzen einer<br />

- sind 4000 Bäume tatsächlich realistisch? -<br />

Apfelbaumparade so alles verbindet: Gemeinschaftsgefühl,<br />

Ökologie, Klima, (Grundstücks)<br />

Grenzen werden überwunden, versiegelte<br />

Flächen der Natur zurück gegeben, (Sorten)<br />

Vielfalt erhalten und gepflegt, europäische<br />

Normierung in Frage gestellt, Migration spielt<br />

eine Rolle, der Sündenfall… Jedenfalls wird mit<br />

diesem Projekt die große Chemnitzer Bewerbungsidee<br />

real: Nachhaltige Community-Projekte<br />

mit einem künstlerischen Anspruch zu<br />

realisieren. Doch was bei aller Euphorie so ein<br />

bisschen untergeht: die Chemnitzer Ideengeber<br />

einzubeziehen. Schon 2016 hat Reiner Amme,<br />

der als Pomologe unter anderem beim BUND<br />

sachsenweit das Thema Streuobst betreut, das<br />

Projekt „Apfel2000“ ins Leben gerufen. Sein<br />

Ziel: Rund 2000 noch existierende Apfelsorten<br />

Foto : shutterstock<br />

VON BÄUMEN UND<br />

ANDEREN ÄPFELN


im Stadtgebiet anbauen, um einen Beitrag zum<br />

Erhalt der Biodiversität zu leisten, die Vielfalt<br />

zu retten. Immer zwei Exemplare einer Sorte<br />

sollen es sein, insgesamt 4000. Die Zahlen, die<br />

Äpfel - das alles taucht in „We parapom!“ wieder<br />

auf, nicht aber der Anschluss an das bereits<br />

begonnene Chemnitzer Projekt, bei dem schon<br />

über 200 Apfelbäume gepflanzt wurden, unter<br />

anderem auf einer großen Streuobstwiese in<br />

Chemnitz-Hilbersdorf, die mittlerweile als<br />

„NABU-Obstsortenparadies“ ausgezeichnet<br />

ist. Sicher ist die ursprüngliche Idee mit „We<br />

parapom!“ zu einer viel größeren und strahlkräftigeren<br />

Vision geworden, aber bekommt<br />

das Ringen um Sortenvielfalt damit eigentlich<br />

WELCHE SORTEN WURDEN<br />

JETZT ZUM AUFTAKT GEPFLANZT?<br />

WELCHE WERDEN FOLGEN?<br />

WER BEHÄLT DAS IM ÜBERBLICK?<br />

WER BRINGT DIE EXPERTISE EIN?<br />

noch einen Schub? Welche Sorten wurden jetzt<br />

zum Auftakt gepflanzt? Welche werden folgen?<br />

Wer behält das im Überblick? Wer bringt die<br />

Expertise ein, die die Künstlerkollektive gar<br />

nicht haben können? Die Fachverbände derzeit<br />

nicht. Auch dass bei den sächsischen Baumschulen<br />

in Größenordnungen bestellt wurde,<br />

ist nicht bekannt. Aber die Zeit läuft. Und es ist<br />

ja auch verschenktes Potential, wenn die bürgerschaftlichen<br />

Netzwerke rund um NABU,<br />

BUND und die Agenda 21/AG Ökologie unbeachtet<br />

bleiben. Zumal das wirklich nachhaltige<br />

an diesem Projekt tatsächlich die Bäume sind<br />

und stadtgesellschaftliches Engagement sozusagen<br />

die DNA der Bewerbung ist. Vielleicht<br />

ist der nahe Winter ein guter Zeitpunkt, um<br />

über den Fortgang des Projekts nicht nur mit<br />

Künstlerinnen und Künstlern zu sprechen,<br />

sondern auch mit denen, die das Fachwissen<br />

zum Apfelbäume pflanzen und pflegen mitbringen,<br />

aber als Pioniere der Idee nicht wirklich<br />

vorkommen - nicht zur Eröffnung, nicht<br />

auf der Webseite. Sie könnten helfen, dass das<br />

Projekt auch Früchte trägt.


Foto : Michael Schmidt/Red Tower Films<br />

Für die Arte-Doku „We wear the crown“ reisten René Kästner und<br />

DJ Ron (v.l.) gemeinsam mit Falk Schacht (r.) quer durch Deutschland.<br />

FILM/MUSIK<br />

IRGENDWIE<br />

LOGISCH…<br />

T<br />

aucht man in die Geschichte des<br />

Deutschrap ein, kommt man an unserer<br />

Stadt bekanntlich nicht vorbei.<br />

Um die Jahrtausendwende ebnete<br />

das Hip-Hop-Duo Tefla & Jaleel von Chemnitz<br />

aus seinen Weg in die Charts. Nicht zuletzt<br />

denken wir mit einem weinenden Auge<br />

gerne auch an das Hip-Hop-Festival Splash<br />

zurück, das uns bis 2006 am Stausee viele<br />

… dass Chemnitzer an diesen<br />

Projekten beteiligt sind<br />

einzigartige Momente im Dunstkreis angesagter<br />

Rap-Acts bescherte. Und wenn es<br />

darum geht, sich mit Musik gegen Rechtsextremismus<br />

zu positionieren, dann gibt<br />

es wahrscheinlich ebenfalls kein besseres<br />

Pflaster als diese Stadt. So erscheint es nur<br />

logisch, dass nun zwei Videoprojekte die<br />

Runde machen, die mit Chemnitzer Beteiligung<br />

entstanden sind…<br />

Klappe, die Erste:<br />

Chemnitzer produzieren<br />

Rap-Doku<br />

für Arte<br />

Diese beiden Chemnitzer haben definitiv einen<br />

Draht zueinander. Das wurde Hörern schnell<br />

klar, als René Kästner den bekannten Chemnitzer<br />

DJ Ron vergangenes Jahr zum Plaudern<br />

einlud. In seinem Podcast „Zentralhaltestelle“<br />

kramten die beiden im Dezember 2020 teils<br />

tief in der Vergangenheit und sorgten mit einem<br />

Anekdoten-Feuerwerk für eine rundum<br />

gelungene Ausgabe. Ein Jahr später machen<br />

die beiden nun erneut von sich reden. Gemeinsam<br />

mit dem Musikjournalisten Falk Schacht<br />

haben sie für Arte die mehrteilige Web-Doku<br />

„We Wear the Crown – 40 Jahre Rap aus<br />

Deutschland“ produziert. In sieben Teilen<br />

versuchen sie die 40-jährige Geschichte von<br />

Sprechgesang und Rap in Deutschland chronologisch<br />

zu erzählen. Dafür haben sie unter<br />

anderem insgesamt 100 Interviews geführt<br />

und so viel Material produziert, das 2022<br />

sogar eine 2. Staffel veröffentlicht wird. Die<br />

Doku erzählt die Geschichte der deutschen<br />

Rapmusik eher als Aneinanderreihung von<br />

Schnappschüssen denn mit Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Die Serie, die zu einem neuen<br />

Hip-Hop-Schwerpunkt auf Arte gehört, ist vor<br />

allem eines: kurzweilig. Atemlos bewegt sich<br />

die Produktion von René Kästner (Red Tower<br />

Films), Falk Schacht und Ron Schindler durch<br />

jede ihrer 25-minütigen Episoden. Los geht’s<br />

mit „Rappers Deutsch, der Sound der 80er“.<br />

Damals rappte Thomas Gottschalk im TV eine<br />

deutsche Version von „Rappers Delight“, die<br />

Breakdance-Welle überschwemmte Deutschland<br />

und Falco hatte mit „Der Kommissar“<br />

einen weltweiten Hit.<br />

„We wear the Crown – 40 Jahre Rap aus<br />

Deutschland“ läuft online auf Arte und wird<br />

wöchentlich auch auf Youtube um eine weitere<br />

Folge ergänzt.


Klappe, die Zweite:<br />

Musikalische<br />

Statements für<br />

Weltoffenheit<br />

Im Musikvideo-Format „Machiavelli Sessions“<br />

des WDR COSMO setzen Musikerinnen<br />

und Musiker fortlaufend und gemeinsam ein<br />

Zeichen gegen Rechtsextremismus und gegen<br />

jegliche Art von Menschenfeindlichkeit. Dabei<br />

treffen zarte Streicher auf die harte Sprache<br />

der Straße. In Kooperation mit dem KOSMOS<br />

Chemnitz, dem Festival für Weltoffenheit<br />

und Demokratie, sind kürzlich drei Videos in<br />

Chemnitz entstanden. Nach dem erfolgreichen<br />

Auftakt mit Nura und ihrem Track „Fair“, der<br />

bereits millionenfach auf YouTube geklickt<br />

wurde, führte Sugar MMFK diese mit seinem<br />

Track „BLM“ fort. Max Herre bildet mit dem<br />

Song „Dunkles Kapitel“ das Finale der diesjährigen<br />

„Machiavelli Sessions“. Aufgenommen<br />

wurden die sinfonischen Interpretationen<br />

im Opernhaus mit der Robert-Schumann-<br />

Philharmonie der Theater Chemnitz, komponiert<br />

und dirigiert vom australischen<br />

Dirigenten Gordon Hamilton.<br />

Unser Tipp: Unbedingt auch das 20-minütige<br />

Interview mit Max Herre anschauen,<br />

das im Vorfeld der Interpretation von<br />

„Dunkles Kapitel“ entstanden ist. Der Track erschien<br />

auf dem vierten Soloalbum „Athen“ von<br />

Max Herre, der in diesem Track das dunkle Kapitel<br />

der deutschen Geschichte aufschlägt und<br />

schonungslos beleuchtet, wie Geschichte dabei<br />

ist, sich zu wiederholen. Ein Song, der thematisch<br />

das mit aufgreift, was 2018 in Chemnitz<br />

passiert ist.<br />

Rico Hinkel-Schollbach<br />

69 8<br />

Rap-Legende<br />

Max Herre performte<br />

im Rahmen der<br />

Machiavelli Sessions<br />

gemeinsam mit der<br />

Robert-Schumann-<br />

Philharmonie der<br />

Theater Chemnitz.<br />

Foto : Ernesto Uhlmann


Foto Nasser Hashemi<br />

BÜHNE<br />

EIN NEUANFANG?<br />

VERRÜCKT!<br />

Die „Polonaise von Oginski“<br />

oder der Abschied vom Vaterland<br />

Das steht sie nun. Heimgekehrt und<br />

doch nicht zu Hause. Gescheitert<br />

an ihrem neuen Leben und das alte<br />

gibt's nicht mehr. Tanja ist als Di-<br />

plomatentochter in Moskau aufgewachsen,<br />

flieht jedoch ins Exil nach New York, nachdem<br />

die Eltern im politischen Hauen-und-<br />

Stechen der Perestroika-Jahre zu Tode kamen.<br />

So richten sich inzwischen die einstigen<br />

Bediensteten in der Luxuswohnung ein und<br />

überstehen die Wendejahre, in dem sie das<br />

zurückgelassene Mobiliar verhökern, die alten<br />

Kleider auftragen und irgendwelche Gelegenheitsjobs<br />

annehmen. Als Tanja nach zehn<br />

Jahren beschließt, in ihr altes Heim zurückzukehren,<br />

beginnt eine ebenso humorvolle wie<br />

schmerzhafte Geschichte des Scheiterns. Der<br />

Text gibt dafür die Anleitung, das Ensemble


liefert die psychologischen Gründe und ausgelassene<br />

Spielfreude dazu. Allen voran versteht<br />

es Katka Kurze, Tanjas Verzweiflung<br />

facettenreich auszuloten. Aus Sehnsucht<br />

nach dem alten Zuhause und ihrer großen<br />

Liebe Dima scheint sie nie wirklich in Amerika<br />

angekommen zu sein, doch die Jahre<br />

ihrer Abwesenheit verhindern auch, dass das<br />

Heimatgefühl sie noch trägt, dass ein Neuanfang<br />

möglich ist. Und Dima wiederum, so<br />

erzählt Dirk Glodde mit stoischer Ruhe, hat<br />

alle Leidenschaft verloren im Warten und<br />

Hoffen, im Lieben und Über-Wasser-halten<br />

und Aufgeben. Dagegen hat Susanne Stein als<br />

Ludmilla einen widerstandsfähigen Pragmatismus<br />

gefunden. Glücklich sieht anders aus,<br />

aber die ehemalige Hausangestellte versteht<br />

es, den Vorteil zu riechen und die Schwäche<br />

anderer als eigene Stärke auszulegen. Ihren<br />

Mann Sergej spielt Christian Ruth unterdessen<br />

als stillen Mitläufer und Christian<br />

Schmidt macht aus dem vierten Mitbewohner<br />

Iwan ein wahres Schlitzohr. Allein diese<br />

unglücklich-illusionslose Gesellschaft breitet<br />

ein vielschichtiges Repertoire der Tatenlosigkeit<br />

und des Selbstmitleids aus, doch als<br />

dann auch noch der transsexuelle Amerikaner<br />

David, gespielt von Patrick Wudtke, hinzu<br />

kommt, erreicht das Geschehen eine neue Dimension<br />

der Angst.<br />

Regisseur Paolo Magelli verortet die Abgehängten<br />

nicht ausdrücklich in Moskau, lässt<br />

DDR-Lieder singen bis die Parallelen auch<br />

dem Letzten auffallen. Und irgendwie erinnert<br />

selbst der Stil der Inszenierung an frühere<br />

Tage. Das fühlt sich zwar zuweilen ein<br />

bisschen überlebt an, ist aber stringent in der<br />

Erzählung dieser Figuren, die allesamt doch<br />

eher in der Vergangenheit als auf dem Weg zu<br />

neuen Horizonten leben. Deshalb geht es auch<br />

aus wie es ausgeht. Alles, was die mühsam eingerichtete<br />

Lebenslüge entlarven könnte, wird<br />

einfach für verrückt erklärt.<br />

Man müsste ja sonst raus aus<br />

der Komfortzone, in der es DEZEMBER<br />

sich gut schimpfen und nicht<br />

ganz so schlecht leben lässt.<br />

29.<br />

Jenny Zichner<br />

weitere Vorstellung:


BÜHNE<br />

DER KONZERT-<br />

MEISTERHerrlich, es geht wieder richtig international<br />

zu: Der „Tristan“ hat<br />

nach Chemnitz gerufen und schon<br />

drängt man von allen Seiten ins<br />

große Haus, soweit man darin eben schon<br />

wieder drängen darf. „Tristan“, so kürzt man<br />

ja seltsamerweise das Werk in der Regel ab,<br />

obwohl es nicht minder nach der edlen Frau<br />

Isolde genannt ist, jenes Werk, das sich Richard<br />

Wagner immerhin als Denkmal einer<br />

höchsten, grenzenlosen Liebe erdacht hat.<br />

Aber nach Chemnitz gerufen haben da ohnehin<br />

noch drei weitere Frauen, die genannt sein<br />

Liebe gegen die Liebe: Richard<br />

Wagners „Tristan und Isolde“<br />

sollen, nämlich die für Regie, Bühne und Kostüme<br />

zuständigen Elisabeth Stöppler, Annika<br />

Haller und Gesine Völlm, international dafür<br />

bekannt, dass ihnen die Arbeit an der letzten<br />

Chemnitzer „Götterdämmerung“ die höchste<br />

Auszeichnung eingetragen hat, die Deutschland<br />

für dergleichen vergibt. Und so war man


natürlich weithin darauf gespannt, wie dem<br />

Trio nun die am schwersten zu inszenierende<br />

Oper Wagners gelingen würde. Und ich sage:<br />

Sie ist ihnen trefflich gelungen.<br />

Schwer zu inszenieren ist diese „Handlung<br />

in drei Aufzügen“, wie Wagner sie nennt, weil<br />

sie drei Aufzüge lang kaum Handlung bietet.<br />

Die Liebe, von der sie handeln soll, spricht<br />

so sehr viel mehr, als sie handelt. Unter welchem<br />

Zwang sich diese Liebe erklärt, wonach<br />

sie sich sehnt und woraus dieses Sehnen entspringt,<br />

das tragen hauptsächlich Text und<br />

Musik vor; während alles, was sonst irgendwie<br />

vor sich geht, nur „stört“ – so sagt es Tristan<br />

ganz offen. Allerdings haben es Text und Musik<br />

auch ordentlich in sich. Und auf eben das,<br />

was sie da in sich haben, hat die Regie hier in<br />

Chemnitz endlich einmal so genau hingehört,<br />

dass ihr daraus das Nötige zu machen gelingt:<br />

Handlung! Sie lässt uns szenisch erleben, welche<br />

Art von Rausch es ist, der sich da als Liebe<br />

versteht. Und um es gleich offen zu sagen:<br />

Darin zeigt sich nicht allzu viel Liebe. Dass bei<br />

manchen Zuschauern eine solche Darstellung<br />

für Unmut und Enttäuschung sorgt, ist verständlich<br />

und ich habe am Premierenabend<br />

solche Stimmen gehört. Ich dagegen bin nur<br />

dankbar für die erregende Klarheit, mit welcher<br />

der düstere Sinn dieses Rausches hier<br />

fühlbar gemacht wird. Enttäuscht mag sein,<br />

wer sich beim „Tristan“ allein auf den Liebesrausch<br />

freut, in dem die Musik dahinströmt<br />

und zu dem das gesungene Wort nur lallendes<br />

Beiwerk bleibt – was es leider ohnedies allzu<br />

oft tut: „Ohne Wähnen sanftes Sehnen, ohne<br />

Wehen hehr Vergehen, ohne Schmachten“, o<br />

ja, „hold Umnachten“. Statt jedoch enttäuscht<br />

zu sein, sollte man erkennen, dass wir hier<br />

wirklich einer Handlung folgen, dass jedem<br />

Satz auf der Bühne eine Situation geschaffen<br />

ist, ein Geschehen, ein Anlass oder wäre es nur<br />

eine Geste, die seine genaue Bedeutung vor<br />

Augen führen. Eine Fülle von Details hält uns<br />

in Spannung und lässt empfinden, was wirklich<br />

mit Tristan und Isolde geschieht – und was<br />

sie ja wirklich alles aussprechen. Trotz einem<br />

Jojo hier und einer Pistole da sind es nicht irgendwelche<br />

von der Regie dazuerfundenen<br />

Dinge, die von einer sonstigen Leere ablenken<br />

müssten, sondern ist alles präzise Darstellung<br />

dessen, was da Wagner als der Liebe Höchstes<br />

gedacht und geschaffen hat.<br />

Und das, zugegeben, macht einem zu schaffen.<br />

Der Liebesrausch, für den Tristan und der<br />

„Tristan“ stehen, ist nicht süßes Verlangen, das<br />

sich an die geliebten Züge des Anderen heften<br />

würde. Dieser Liebesrausch gilt nicht Isolde,<br />

wie hold sie auch sein mag, er gilt dem grauen<br />

Rauschen eines Nichts, in das sich Tristan<br />

sehnt sterbend zu vergehen und das er aber<br />

überhöht zu einem nicht endenden Alles, das<br />

damit erreicht wäre. Natürlich, wo nichts ist,<br />

endet auch nichts, auch keine Liebe. Aber dies<br />

als ihre Unendlichkeit zu ersehnen und zu besingen,<br />

heißt mitsamt der ganzen erfahrbaren<br />

Welt die Liebe selbst vernichten zu wollen.<br />

Isolde ist daher für Tristan kaum mehr als<br />

die nötige Bedingung dafür, seine Sehnsucht<br />

nach Tod und Vernichtung zum Liebessehnen<br />

verklären zu können. All das lässt Wagner die<br />

beiden offen und in zahllosen Wendungen aussprechen<br />

– Wagner, der sich selbst inbrünstig<br />

zu solcher Verneinung und Abwehr im Vergessen<br />

bekannt hat. Die Inszenierung nimmt ihn<br />

nur beim Wort.<br />

Das auf der Bühne zu erleben, ist beklemmend,<br />

ja. Wenn Tristan und Isolde im zweiten Aufzug<br />

endlich so ganz einander gegeben sind, versinken<br />

sie nicht ineinander, sondern erhebt sich<br />

diese gedachte Einlösung ihrer Liebe, nämlich<br />

Erlösung von allem, was sie „Tag“ nennen, als<br />

ein finsterer Zwang zwischen ihnen, der nur<br />

schwer auszuhalten ist. Doch zugleich ist es<br />

erhellend, ja, hat es etwas Befreiendes, den<br />

Zwang als solchen zu erkennen. Und dies Befreiende<br />

setzt die Regie genial in Szene mit den<br />

sehr lebendig charakterisierten Figuren, die<br />

sonst nur neben Tristan und Isolde agieren.<br />

Während sich diese beiden ihnen ganz im Sinne<br />

von Wagners Abwehr mehr und mehr entziehen,<br />

sind es Tristans Vertrauter Kurwenal,<br />

der tief getroffene König Marke und ist es vor<br />

allem Isoldes ergriffen mitleidende Dienerin<br />

Brangäne, in denen die Gewitter jener Gefühle<br />

toben, die Tristan mit Isolde vernichtet<br />

wünscht. Die bewegende Handlung, der diese<br />

sich verwehren, geben sie uns zu erleben. Und<br />

darin herrscht nicht nur Gewitter. Darin gibt<br />

es auch Momente wie jenen unsagbar schönen,<br />

den einzigen Moment, wo diese Oper der<br />

73 2<br />

Liebe von der Wärme weiß, die wahrhaft Liebe<br />

ist: als Brangäne erscheint, um das nachts<br />

vereinte Paar sorgend vor dem nahenden Tag<br />

zu warnen: „Einsam wachend in der Nacht“<br />

– Himmel! Sophia Maeno singt das zum Erschauern<br />

schön und ergreifend. Allein für diesen<br />

Moment…<br />

Schauen Sie sich diesen „Tristan“ an – schauen<br />

Sie ihn sich dieses eine Mal an! Denn, auch<br />

wenn ich mir an dieser Stelle leider versagen<br />

muss, mehr davon zu sagen, musikalisch wird<br />

man ihn nie besser zu hören bekommen.<br />

Eske Bockelmann ist<br />

der Klassik-Kenner<br />

beim <strong>Stadtstreicher</strong><br />

Fotos: privat, Nasser Hashemi


KUNST<br />

GEDANKEN-<br />

GANG<br />

ZUR POCHEN-<br />

BIENNALE<br />

von Hans Brinkmann


Technische Masken<br />

von Lydia Thomas<br />

75 4<br />

Neulich im „Open Space“, der,<br />

glaube ich, nicht mehr so heißt,<br />

aber immer noch gelegentlich<br />

öffnet, in den Räumen hinterm<br />

Nischel also – fand ein Symposium<br />

zur „Pochen-Biennale 2022“ statt. Ich<br />

war dort am 23. Oktober und hörte zu. Diesmal<br />

ist die künstliche Intelligenz (K. I.) Thema,<br />

nachdem früher Wismut und Treuhand Anlass<br />

für Kunst boten. Der Sprung aus der jüngeren<br />

Geschichte in die höchst gegenwärtige Sience-<br />

Fiction holt das „Pochen“ näher an den Alltag<br />

der Beteiligten heran. Algorithmen sind unter<br />

uns. Oder über uns? Dahinter? Daneben? Es<br />

diskutierten A. Kubicka-Dzieduszycka (die<br />

Kuratorin), Prof. Dr. W. Einhäuser-Treyer<br />

(TU Chemnitz) und Lajla Fetic (Bertelsmann-<br />

Stiftung) über alles, was Künstler*innen vom<br />

Stand der Dinge wissen sollten. Kunst, hieß<br />

es, könne einen Beitrag zur Versinnlichung<br />

leisten. Den Forschungsstand illustrieren. Sofort<br />

kam aus dem Publikum die Frage, warum<br />

immer Künstler wissen müssten, was Wissenschaftler<br />

tun, hingegen die Wissenschaft kaum<br />

wüsste, was Kunst selbst leistet. Was, wenn<br />

die Kunst längst weiß, wo das Problem liegt,<br />

nur noch nicht weiß, dass sie es weiß? Tja ...<br />

Ich denke da z. B. an eine Figur in verschiedenen<br />

Fernsehkrimiserien der letzten Jahre,<br />

den „Freak im Team“ – kein schönes Wort, na<br />

ja: Aber genau. Im Labor und mit Computern<br />

arbeitet neuerdings ein Mensch mit schwachem<br />

Autismus (Asperger) plus Inselbegabung<br />

d. h. hohe logische Intelligenz, aber wenig soziale.<br />

Kaum Sinn für die Gefühle anderer; versteht<br />

weder Humor noch Ironie; wird panisch<br />

bei Unordnung und irrationalem Verhalten.<br />

– Trifft das nicht alles auch für die K. I. zu?<br />

Im Fernsehen wird der Kollege ins Ermittler-<br />

Team inkludiert, nicht integriert. Ohne Anpassungszwang,<br />

respektvoll. Wäre das nicht<br />

genau die soziale Aufgabe heute: Inklusion der<br />

denkenden Werkzeuge? K. I. ist die Andersdenkende.<br />

Nicht menschlich. Aber sie denkt.<br />

– Warum allerdings mit hohem Energie- und<br />

Arbeitsaufwand versucht wird, sie exakt so<br />

menschendumm und menschenklug werden<br />

zu lassen, als gäbe es nicht Menschen genug<br />

und als bräuchten wir kein punktuell besseres<br />

Denken, weiß ich auch nicht.<br />

Info und Kontakt: https://www.pochen.eu


Gunzenhauser<br />

KUNST<br />

MIT DEM HAND-<br />

WAGEN DURCH<br />

DAS ANDERE ICH<br />

Simon Weckert<br />

stellt im „Gunzenhauser“<br />

die digitale<br />

Vertrauensfrage<br />

Sehnt sich da jemand nach der Zeit zurück, als<br />

noch Menschen vor dem Aquarium nach einer<br />

Weile unwillkürlich die Mundbewegungen<br />

der Fische nachahmten, als wären sie hypnotisiert?<br />

(Waren sie nicht. Nur ein Scherz für<br />

Kinder.) – Gleich eingangs der Schau erleben<br />

wir Entschleunigung. Das bleibt so. „Ubuntu<br />

– the other me!“ irritiert aber auch. – Langsam<br />

verändern sich die Gesichter auf drei<br />

Bildschirmen, „morphen“ von jung zu alt,<br />

JANUAR<br />

BIS<br />

09.<br />

männlich zu weiblich, heller zu dunkler Haut,<br />

Haarpracht zu Glatze und umgekehrt. Solches<br />

betrachtend, verschwimmen Identitätsfragen,<br />

lösen sich in graduelle Unterschiede auf. Und<br />

man fragt sich, wo die Kategorien bleiben, das<br />

feststehende Geschlecht, das Alter oder, besonders<br />

unsäglich, die „Rasse“. Auf dem Müllhaufen<br />

der Geschichte? Auch das Ich? Getrennter<br />

Elektroschrott erwartet uns an der<br />

nächsten Station: „Digital Nature“. Aus jedem<br />

Häufchen schallt ein anderer Text, Geister<br />

oder einfach Geräusche der „Natur“, die sich<br />

auf 34 Monitore zurückgezogen hat? Simon<br />

Weckert, in Chemnitz geboren, wurde durch<br />

„Google Maps Hacks“ bekannt, eine Aktion, in<br />

der er mittels Handy-GPS in langsam durch<br />

Leipzig gezogenem Handwagen eine Staumeldung<br />

bei Google Maps provozierte. Wird<br />

natürlich auch gezeigt. Es folgt Mitmach-<br />

Kunst, etwa „35 Seconds“, ein Videostück,<br />

in das der Betrachter selbst eintritt. Seine<br />

Bewegung wird im Bild aufgefangen, zerlegt<br />

und 35 Sekunden lang auf eine Reise – wohin?<br />

– geschickt. Sieht so ein Datenpaket aus?<br />

Schärfe deine Sinne, Mensch! Unglaubliches<br />

wird angestellt. Vertrauensfragen, die die digitale<br />

Welt betreffen, sind Machtfragen und<br />

betreffen auch die „äußere“ Realität, etwa die<br />

Darstellung umstrittener Grenzen in staatlich<br />

genehmen Varianten: „Google Maps Borders“.<br />

Die Ausstellung macht auf amüsante Weise<br />

misstrauisch. Gut so.<br />

Hans Brinkmann<br />

bis 9. Januar. Museum Gunzenhauser,<br />

Stollberger Str. 2, Chemnitz.


„<br />

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM DRESDEN<br />

Unsere Ausstellungen<br />

Foto: Oliver Killig<br />

DAUERAUSSTELLUNG<br />

KINDER-MUSEUM<br />

IM GEFÄNGNIS bis 2. Januar 2022<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ab 6. November 2021<br />

Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr<br />

Lingnerplatz 1 · 01069 Dresden<br />

Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei<br />

Image-2021-<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz.indd 1 11.10.21 15:20


BUCH<br />

KEIN WINTER OHNE<br />

SCHÖNE BÜCHER!<br />

Einfach mal ausschalten - dieses Handy. Kein Facebook, kein Telegram, kein Insta,<br />

kein YouTube - nur Bücher, gedruckt wie eh und je. Das ist wirklich erholsam<br />

und befreiend. Ein guter Wein dazu und ein kuscheliges Sofa, was könnte einen da<br />

noch aus der Ruhe bringen? Zumal es auch wieder ein paar schöne Empfehlungen<br />

gibt: Bücher über Chemnitz, Bücher von Chemnitzerinnen und Chemnitzern.<br />

Wir haben da mal so einiges zusammengetragen.


Lesen macht glücklich<br />

Glücklich in Chemnitz? Zweifele nicht mal<br />

ansatzweise. Und wenn doch, dann lies. Sara<br />

Winter hat nämlich nicht nur 80 „Glücksorte<br />

in Chemnitz“ aufgespürt, sondern dann<br />

auch noch so liebevoll und poetisch darüber<br />

geschrieben, dass einem unwillkürlich das<br />

Herz aufgeht. Klar sind da auch bekannte<br />

Seelenschmeichler dabei wie „Haamit“ oder<br />

„Emmas Onkel“ auf dem Kaßberg, „Sinneswelten“<br />

in der Schönherrfabrik, der Rosengarten<br />

im Stadtpark oder „Choco del Sol“ im<br />

Knackfrisch-Biomarkt an der Zschopauer<br />

Straße. Aber es gibt auch echte Geheimtipps,<br />

so verwunschen und verbogen, dass bei<br />

vielen der Entdeckergeist geweckt werden<br />

dürfte. Oder war jeder schon mal im „Honigkuchenpferd“<br />

in Gablenz oder am Indianerteich<br />

in Glösa-Draisdorf? Für die Auswahl<br />

der Chemnitzer Glücksorte hat die Sozialpädagogin<br />

und Glücksforscherin 2020 alle<br />

Chemnitzerinnen und Chemnitzer aufgerufen,<br />

ihre Lieblingsorte preiszugeben - und so<br />

kann sie nun allerhand stadtgemeinschaftliches<br />

Glück teilen und mit Sicherheit auch<br />

echte Chemnitz-Tausendsassas noch überraschen.<br />

Von Rabenstein bis zum Zeisigwald<br />

und von Röhrsdorf bis Einsiedel reicht das<br />

Terrain des guten Gefühls, bei dem die Liebe<br />

mal durch den Magen, dann wieder durch<br />

die Atemwege oder auf die Ohren geht.<br />

Jedenfalls gilt nicht nur „Fahr hin & werd<br />

glücklich“ - wie es auf dem Buchtitel steht,<br />

sondern auch „Sei da & und sei glücklich“.<br />

Was für eine gute Botschaft.<br />

Sara Winter: Glücksorte in Chemnitz, Droste<br />

Verlag 2021, 168 Seiten, 14,99 Euro<br />

Staunen erwünscht<br />

Jahrelang kam Chemnitz in den Buchreihen<br />

über deutsche Städte nicht vor. Aber<br />

nun gilt: C the unseen. Und so existiert inzwischen<br />

in der 111-Orte-Reihe des emons:<br />

Verlages auch eine Ausgabe über die Kulturhauptstadt<br />

Europas 2025, geschrieben<br />

und fotografiert von zwei Mitmenschen, die<br />

nicht gebürtig aus der Stadt stammen. Um<br />

so eindrücklicher beschreiben Lea Becker<br />

und Benjamin Schaller, was sie an ihrer<br />

Wahlheimat so lieben. Da ist zum Beispiel<br />

der Innenhof vom Weltecho, die Tour mit<br />

dem Ringbus, das Panorama Restaurant des<br />

Dorint Hotels, die Gartensparte „Sonnige<br />

Höhe“, die Schaukel im Schönherrpark oder<br />

der Arktisch-Alpine Garten. Aber nicht nur<br />

Orte haben es den Beiden angetan, auch<br />

Anekdoten und Heldenerzählungen aus der<br />

Geschichte, etwa über die Eselsbrücke in<br />

Rabenstein, über Max Klingers Bodybuilder,<br />

Stefan Heyms Keule oder über Falko<br />

Weißpflog, den Skispringer der BSG Motor<br />

Grüna. Kurzum, was die Beiden da an Wissens-<br />

und Staunenswertem zusammengestellt<br />

haben, ist nicht nur spannend für<br />

Touristen. Auch Einheimische erfahren garantiert<br />

allerhand Neues und sind mit diesem<br />

Buch gut gerüstet für das nächste Gespräch<br />

über die Heimatstadt: „Was gibt’s bei<br />

euch in Chemnitz eigentlich zu sehen?“ Allee<br />

des Lichts, Fenster in die Erdgeschichte,<br />

Brunnen der Jugend, Clubkino Siegmar,<br />

Hartmannsiedlung, Wendeltreppe in der<br />

Uni, Tatrabahn vorm Kraftverkehr, Totensteinturm,<br />

Stern-Garage… Reicht das? Nein<br />

- da ist noch viel viel mehr, neben regelmäßig<br />

besprochenen Highlights der Stadt<br />

auch eher unbekannte oder oft vergessene<br />

Schätze. Das Ganze ist wirklich aufwändig<br />

recherchiert, in journalistischer Sachlichkeit<br />

geschrieben und recht pur fotografiert.<br />

Ein Buch für alle, die Chemnitz mögen oder<br />

künftig lieben wollen.<br />

Lea Becker | Benjamin Schaller: 111 Orte<br />

in Chemnitz, die man gesehen haben muss,<br />

emons: Verlag 2021, 240 Seiten, 16,95 Euro<br />

In der kalten Jahreszeit kann man<br />

nie genug Lesestoff haben – besonders<br />

dann, wenn draußen sowieso<br />

nix los ist. Da igeln wir<br />

uns doch lieber gemütlich<br />

zu Hause ein und<br />

79<br />

lassen uns in den Bann<br />

8<br />

der neuen Bücher<br />

von Chemnitzer Autorinnen<br />

und Autoren<br />

ziehen. Hier einige Tipps:<br />

Verena Brade:<br />

Fremde<br />

Wahrheit<br />

Drei Frauen finden<br />

im Laufe von vierzig<br />

Jahren immer<br />

wieder zueinander,<br />

ohne zu wissen,<br />

was in Wirklichkeit<br />

sie am tiefsten verbindet.<br />

Aber zum Anfang:<br />

Es ist der 13. April<br />

1978, als in einem<br />

Leipziger Klinikum<br />

ein Frühchen geboren<br />

und sofort von<br />

der jungen Mutter<br />

getrennt wird, der<br />

man später mitteilt,<br />

dass sie eine Fehlgeburt<br />

erlitten hätte.<br />

War das so, oder<br />

doch Praxis in der<br />

DDR jener Zeit, um<br />

technologische Defizite<br />

zu kaschieren<br />

und Statistiken zu<br />

schönen, ein ungeschriebenes<br />

Gesetz,<br />

dem man frag- und<br />

kritiklos Folge leistete?<br />

Und doch gibt es<br />

Personal in dieser<br />

Klinik, das sich mit<br />

dem Urteil, welches<br />

über das Kind gefällt<br />

wurde, nicht<br />

abfinden kann und<br />

möchte. Hinter<br />

einem Vorhang<br />

kommt es zu einer<br />

Auseinandersetzung,<br />

die Basis für<br />

das Schicksal der in<br />

diesem Roman handelnden<br />

Personen<br />

ist. Eine von ihnen<br />

ist die Schwesternschülerin<br />

Pia, die<br />

Zeugin der Geburt<br />

war und nun vor<br />

dem Vorhang steht.<br />

erschienen/bestellen<br />

im Einbuch-Verlag<br />

Leipzig


Alexander<br />

Büttner<br />

(ehemaliger <strong>Stadtstreicher</strong>-Redakteur):<br />

Aquileria -<br />

Geschichten<br />

Band II<br />

Willkommen in einer<br />

fantastischen mittelalterlichen<br />

Welt, die es<br />

genau so hätte geben<br />

können, wenn sich<br />

unsere Erde ein wenig<br />

anders entwickelt hätte.<br />

Aquileria ist eine Welt<br />

mit eigenen Landschaften,<br />

Königreichen, Kulturen,<br />

Religionen und<br />

Zeitrechnungen. Eine<br />

Welt, in der es ganz besondere<br />

Orte, Pflanzen,<br />

Tiere und Phänomene<br />

gibt, ebenso wie ganz<br />

besondere Heldinnen<br />

und Helden, die sich<br />

nie als solche verstehen<br />

und bezeichnen würden.<br />

Es ist eine Welt,<br />

in der die Menschen<br />

forschen, erkunden,<br />

glauben und beten, in<br />

der sie staunen und zerstören,<br />

einander helfen<br />

und belügen, in der sie<br />

das Leben feiern und<br />

um es kämpfen. Eine<br />

Welt voller Geschichten,<br />

die von Menschen und<br />

ihren Schicksalen handeln,<br />

von ihren Stärken<br />

und Schwächen, ihren<br />

Entscheidungen und<br />

deren Konsequenzen.<br />

Manche prägen ganze<br />

Zeitalter, manche<br />

Königreiche oder ihre<br />

Dynastien, manche nur<br />

einzelne Personen und<br />

ihr Umfeld. Und eine<br />

jede ist es wert, erzählt<br />

zu werden.<br />

Bestellung: skalatar.<br />

de/produkt-kategorie/<br />

aquileria<br />

BUCH<br />

Hans Brinkmann:<br />

Fabelbuch<br />

Sagt die Deutschlehrerin: Eine Fabel ist eine kurze<br />

Erzählung in der Tiere wie Menschen agieren<br />

und am Ende steht eine allgemeingültige Moral.<br />

Soso. Schauen wir also mal, was das „Fabelbuch“<br />

dazu sagt:<br />

Es sagt: 21 Prosatexte auf 44 Seiten. – Eindeutig<br />

Kurzprosa.<br />

Es sagt schon auf den ersten Seiten: Karnickel,<br />

Schlange, Kuckuck, Schaf. – Passt soweit. Und<br />

es verspricht noch im ersten Drittel: „Geschichte<br />

mit Moral“. – Na bitte!<br />

So einfach wie das klingt macht es uns Brinkmann<br />

natürlich nicht, zum Glück. „Ich bin das<br />

Fabeltier, sagte das Fabeltier. – Komisch, dachte<br />

der Igel, ich bin auch ein Tier in einer Fabel, aber<br />

ich heiße: der Igel; ein Tier, das einfach das Fabeltier<br />

heißt, hat man ja noch nie gesehen …“ Und<br />

so ist es wohl: Solche Fabeln hat man ja noch nie<br />

gesehen.<br />

Bunt geht es zu. Dafür haben auch Lydia Thomas<br />

und Eva Blanché gesorgt. Ihre Bilder, Graphiken<br />

bereichern das Bändchen, reagieren schelmisch<br />

auf die Lektüre.<br />

Ein kleines Büchlein mit fabelhaften Bildern und<br />

bildschönen Fabeln.<br />

erschienen/bestellen:<br />

Eichenspinner-Verlag Chemnitz<br />

Sigrid Klemm:<br />

Maskenball<br />

– Wie<br />

ein Virus<br />

die Welt<br />

verändert.<br />

Zeitgeschichte in<br />

Kunst und Poesie<br />

Das Buch dokumentiert<br />

den Beginn der Corona-Pandemie<br />

aus Sicht<br />

einer Chemnitzerin.<br />

Die Autorin und Künstlerin<br />

Sigrid Klemm hat<br />

den Zweiten Weltkrieg<br />

erlebt. Jetzt beschäftigt<br />

sie eine neue Krise, die<br />

alte Ängste wachruft.<br />

Über ein Jahr lang hat<br />

sie die Geschehnisse<br />

rund um die Pandemie<br />

beobachtet und sich<br />

dazu ihre Gedanken<br />

Caroline Loße:<br />

Vegane Heimatküche<br />

Deutsche Küche und österreichische<br />

Schmankerl<br />

vegan interpretiert.<br />

Suppen, Salate, Hauptgerichte,<br />

Desserts, Kuchen<br />

und Torten. Hier<br />

bleiben keine Wünsche<br />

gemacht. Diese hielt<br />

sie in Gedichten und<br />

Bildern fest. Ermutigt<br />

und unterstützt wurde<br />

Sigrid Klemm dabei von<br />

der Journalistin Conny<br />

Hartmann. Entstanden<br />

ist ein sehr persönliches<br />

und liebevoll gestaltetes<br />

Buch. Ein Stück Zeitgeschichte<br />

in Kunst und<br />

Poesie.<br />

Bestellung: Mail an buch@<br />

conny-hartmann.de<br />

offen. Vegane Heimatküche,<br />

das heißt kochen<br />

wie früher, kochen wie<br />

die Oma, nur eben ohne<br />

Fleisch, Ei und Milchprodukte.<br />

Diese 50<br />

traditionellen Rezepte<br />

in veganem Gewand beweisen,<br />

dass die vegane<br />

Küche viel mehr zu bieten<br />

hat als die üblichen<br />

Bowls, Currys oder den<br />

Quinoasalat. Genieße<br />

Apfelküchle, Rote-Bete-Schupfnudeln<br />

oder<br />

Kohlrouladen. Früher<br />

war Fleisch Luxus und<br />

Gemüserezepte die<br />

Norm. Also: Back to the<br />

roots! Und das Beste<br />

daran: Man muss sich<br />

gar nicht mit veganer<br />

Küche auskennen.<br />

erschienen bei Christian<br />

Verlag GmbH, erhältlich<br />

im Buchhandel


200 Seiten<br />

nur 12,90 EUR<br />

(zzgl. Versand von 2,90 €)<br />

(Bei Abholung nur<br />

Barzahlung möglich)<br />

JETZT BESTELLEN ODER<br />

SELBST ABHOLEN!<br />

<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH,<br />

Hohe Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />

Öffnungszeiten: Mo-Fr von 9 - 16 Uhr,<br />

telefonische Bestellung unter:<br />

Telefon 0371/383800<br />

Chemnitz schreibt<br />

Geschichte(n)<br />

Chemnitz von 1900 bis 2000<br />

Ein Jahrhundert voller Anekdoten, amüsanter Nebensächlichkeiten,<br />

wichtiger Großereignisse, denkwürdiger Augenblicke, Menschlichkeit<br />

und Gräueltaten.<br />

Das etwas andere Lesebuch für Chemnitzfans. Nicht im Buchhandel erhältlich!


AUSSTELLUNG<br />

Der Freistaat Sachsen hat<br />

erneut die Notbremse gezogen.<br />

Die neue Sächsische Coronaschutz-Verordnung<br />

legt den<br />

Kultursektor vorerst bis<br />

12. Dezember komplett lahm.<br />

Kultureinrichtungen, Museen,<br />

Galerien, Kinos, Bars, Clubs und<br />

Diskotheken sind geschlossen.<br />

Wie es danach weiter geht, ist<br />

unklar. Alle hier abgedruckten<br />

Veranstaltungen finden unter<br />

Vorbehalt der Corona-Lage<br />

statt. Bitte informiert euch auf<br />

den Webseiten der Veranstalter.<br />

Im Gefängnis -<br />

Vom Entzug der Freiheit<br />

Sieht die Welt hinter Gittern wirklich so aus wie in Filmen und Serien?<br />

Sorgt das Gefängnis für Gerechtigkeit, bietet es Schutz vor weiteren<br />

Verbrechen und können Haftanstalten tatsächlich ihr Ziel der Resozialisierung<br />

erfüllen? Mit Hilfe von Alltagsobjekten, historischen Zeugnissen,<br />

audiovisuellen Medien und Kunst „aus dem Gefängnis“ zeigt die<br />

Ausstellung, wie das Leben der Gefangenen in europäischen Ländern<br />

und in den USA heute aussieht.<br />

bis zum 02. Januar, di-so 10-18 Uhr, Deutsches Hygienemuseum,<br />

Dresden; Eintritt: 10 €/erm. 5 €; Kinder bis 16. Jahre frei.<br />

Infos: www.dhmd.de<br />

(c) Foto: Radek Brunecky/Gestaltung: Holzer<br />

/ Kobler Architekturen (Zürich, Berlin)<br />

DEZEMBER<br />

18<br />

(c) Wolfgang Schmidt<br />

ETC.<br />

DEZEMBER<br />

19<br />

Öffentliche Führung<br />

durch die Sonderausstellung<br />

MaschinenBoom<br />

Seit jeher haben Maschinen nicht nur grundlegend unsere Arbeitswelt verändert.<br />

Sie sind vielmehr zu täglichen Begleitern geworden, die immer mehr Einzug in<br />

unser Privatleben halten. Ausgewählte Exponate verdeutlichen markante Entwicklungen<br />

und die wechselvolle Geschichte des sächsischen Maschinenbaus.<br />

Bei dieser letzten öffentlichen Führung stehen die Highlight-Exponate der Ausstellung<br />

und die spannenden Geschichten dahinter im Mittelpunkt.<br />

14:00 Industriemuseum, Chemnitz<br />

Infos: www.saechsisches-industriemuseum.de


Wichtig!<br />

Ausbildungen<br />

mit Spaß und<br />

Perspektive<br />

Unsere Ausbildungen<br />

in Chemnitz und Zwickau:<br />

Ergotherapeut/in<br />

(auch verkürzt*)<br />

Logopäde/Logopädin<br />

Medizinisch-technische/r<br />

Laboratoriumsassistent/in<br />

Pflegefachmann/frau*<br />

Pharmazeutischtechnische/r<br />

Assistent/in*<br />

* Förderung durch Jobcenter<br />

oder Arbeitsagentur möglich<br />

Bewerbung jederzeit<br />

möglich<br />

Was? Wann? Wo?<br />

www.ludwig-fresenius.de<br />

Ob im Bereich Pflege, Medizin,<br />

Labor oder Therapie – der<br />

Bedarf an gut ausgebildeten<br />

Fachkräften ist groß. Für<br />

qualifizierten Nachwuchs in<br />

der Region sorgen die Ludwig<br />

Fresenius Schulen in Chemnitz<br />

und Zwickau.<br />

Schulabgänger, die in ihrem<br />

zukünftigen Beruf mit Menschen<br />

arbeiten möchten,<br />

können in Chemnitz eine Ausbildung<br />

in der Logopädie oder<br />

Pflege absolvieren. Wer sich<br />

für Naturwissenschaften<br />

interessiert, kann in Zwickau<br />

die Ausbildungen Pharmazeutisch-technische<br />

Assistenz<br />

(PTA) oder Medizinischtechnische<br />

Laboratoriumsassistenz<br />

(MTLA) beginnen.<br />

Zum Bildungsangebot in<br />

Zwickau gehört außerdem die<br />

Ergotherapie-Ausbildung.<br />

Bewerbungen sind jederzeit<br />

online möglich. Termine und<br />

weitere Infos gibt es unter<br />

www.ludwig-fresenius.de.


(c) Filmstill "Maly Cousteau"/Kita-Programm "Ein Spritzer Farbe"<br />

FILM<br />

DEZEMBER<br />

21<br />

Kurzfilmtag 2021:<br />

Fundstücke<br />

„Manche Dinge sind besser, wenn sie kurz sind“, werben u. a.<br />

Yvonne Catterfeld und Bjarne Mädel für das Kurzfilmereignis<br />

des Jahres, das unter dem Titel „Fundstücke“ den Blick auf besondere<br />

Gegenstände, vergessene Geschichten und Kurzfilmperlen<br />

lenkt. Vom 22. bis 31. Dezember können ausgewählte<br />

Filme über die Kino-Video-on-Demand-Plattform Cinemalovers<br />

geschaut werden.<br />

Die tagesaktuelle Veranstaltungsübersicht gibt es auf<br />

www.kurzfilmtag.com<br />

Urban Priol: Tilt!<br />

Der Jahresrückblick<br />

Auch in diesem Jahr war nichts so wie sonst. Die Pandemie hat das<br />

Land weiterhin im Griff und die Bundestagswahl hat neue Mehrheiten<br />

geschaffen. Doch einer bleibt stabil und blickt pointiert auf das vergangene<br />

Jahr zurück. Schonungslos, schnell und wortgewandt kredenzt<br />

Urban Priol seine hochprozentig angesetzte Jahresendbowle für Hirn<br />

und Herz. Da bleibt nichts ausgespart, was Medien und Menschen,<br />

Politik und Gesellschaft im letzten Jahr bewegte.<br />

JANUAR<br />

30<br />

ETC.<br />

18:00 Stadthalle, Großer Saal, Chemnitz,<br />

Eintritt zw. 27,20 € u. 33,70 €; Infos: www.c3-chemnitz.de<br />

JANUAR<br />

16<br />

BÜHNE<br />

Lichtmess<br />

Bevor Gräfin Frederike von Grünberg und ihre Mägde den Weihnachtsschmuck<br />

in der Hutzenstube zum Ende der Weihnachtszeit abbauen,<br />

erzählen sie heitere Anekdoten und Geschichten über das Erzgebirge<br />

und seine Traditionen, auch über das Lichtmessfest. Um 18 Uhr<br />

schließlich erlischt die weihnachtliche Beleuchtung im Wasserschloß<br />

Klaffenbach. Im Schein selbst mitgebrachter oder gebastelter Laternen<br />

ziehen die Besucher in die Winterlandschaft hinaus.<br />

(c) DIrk Hanus<br />

15:00 Wasserschloss Klaffenbach, Schloßhof, Chemnitz,<br />

Infos: www.c3-chemnitz.de


2x in Chemnitz<br />

wir sind für sie da!<br />

„Christbaumbrettl“<br />

Weihnachten mit<br />

Karl Valentin<br />

02.12. um 19 Uhr &<br />

03. u. 04.12. um 20 Uhr<br />

„Heilige Nacht“<br />

Konzert mit Tino<br />

Eisbrenner<br />

05.12. um 16 Uhr<br />

„Früher war mehr<br />

Lametta“ Weihnachten<br />

mit Familie<br />

Hoppenstedt<br />

09. u. 16.12. um 19 Uhr<br />

11. u. 18.12. um 20 Uhr<br />

12. und 19.12. um 16 Uhr<br />

„Gatte gegrillt“<br />

böse Beziehungskomödie<br />

30.12. um 19 Uhr<br />

Kirchhoffstraße 34 - 36 I 09117 Chemnitz<br />

Tel. 0371 8747270 I www.fritz-theater.de<br />

www.admedia.de<br />

Premiere am 01.12. 20 Uhr<br />

„Abgebrannt am<br />

Glühweinstand“<br />

Weitere Termine:<br />

19.12. 15 Uhr 05.12. 18 Uhr<br />

04., 11., u. 18.12. 17 Uhr<br />

03., 08., 14., 15., 16., 18., 21., 23. u. 25.12. 20 Uhr<br />

Merken!<br />

Das Chemnitzer Kabarett GmbH<br />

An der Markthalle 1 - 3, 09111 Chemnitz<br />

Telefon: 0371 675090<br />

Öffnungszeiten Büro: Montag 10 - 14 Uhr,<br />

Dienstag bis Freitag 10 - 18 Uhr


(c) Michael Mieke<br />

AUSSTELLUNG<br />

JANUAR<br />

BIS<br />

30<br />

Bürgerliche Welt in Klein<br />

ETC.<br />

Mobil³ das Testival für<br />

Auto + Motorrad + Rad<br />

Die MOBIL³ ist sachsenweit die einzige Mobilitätsmesse, welche die<br />

Themen Auto, Motorrad, Fahrrad und zukünftige Mobilitätskonzepte<br />

für den ÖPNV/ÖPFV in einer Messe integriert. Am 19. und 20. März<br />

2022 gibt es neben Expertenwissen und vielfältigen Infos für Mobilitätsbegeisterte<br />

viel zu entdecken, vom Parcours auf einer Indoor- und<br />

Outdoorstrecke über Contests bis hin zu Meet & Greet, Probefahrten,<br />

Spiel- und Bastelangeboten mitsamt Laufradrennen.<br />

10:00 Messe Chemnitz, Halle 1 und Freigelände,<br />

Infos: www.mobilhoch3.de<br />

(c) Wolfgang Schmidt<br />

Von der Berliner Sammlerin Anne Kamratowski zusammengetragen,<br />

werden Puppen und Puppenstuben von 1820 bis 1920 gezeigt. Sowohl<br />

Bekleidung der Puppen als auch die möblierten Stuben, Küchen und<br />

Läden sind Miniaturausgaben der originalen Ausstattungen und eröffnen<br />

einen Blick auf die (Einrichtungs-)Moden vom Biedermeier bis<br />

in die Zwanziger Jahre. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich um<br />

Unikate und um Beispiele der damaligen Serienfertigung.<br />

Di-So 11-17 Uhr (bis zum 30 Januar), Wasserschloß Klaffenbach,<br />

Infos: www.c3-chemnitz.de<br />

MÄRZ<br />

19<br />

APRIL<br />

AUSSTELLUNG<br />

BIS<br />

03<br />

Analog Total -<br />

Fotografie heute<br />

(c) Günter Derleth, Weihnachtskugelpralinenpackungkaffeedosencameraobscura,<br />

2018<br />

Während die digitale Fotografie das Feld des Dokumentarischen fast komplett abgelöst hat, behauptet<br />

sich die analoge Fotografie immer stärker als Medium für das Künstlerische. Das Spektrum<br />

reicht dabei von der Fotografie ohne Kamera über die Nutzung von Fototechniken des 19.<br />

Jahrhunderts bis hin zum analog-digitalen „Hybrid“. In der Ausstellung wird diese Bandbreite<br />

anhand von Einzelbildern, Serien und dreidimensionalen Objekten gezeigt.<br />

Di-So ab 10 Uhr (bis 3. April 2022), Grassi-Museum,<br />

Leipzig; Infos: grassimak.de


CORPORATE DESIGN I KLASSISCHE WERBUNG<br />

ONLINE MARKETING I SOCIAL MEDIA<br />

www.machkrach.com


STADT<br />

PFLASTER<br />

Seit dem letzten Streicher-Magazin ist einiges<br />

passiert in unserer Stadt. Das Wichtigste gibt es<br />

an dieser Stelle wie immer in aller Kürze.<br />

(c) Kristin Schmidt<br />

Neue Shops von<br />

und für Kreative<br />

Gleich zwei neue Läden ziehen neuerdings Sammler in ihren<br />

Bann. So finden sich an der Franz-Mehring-Straße 8 jetzt<br />

zahlreiche Kleinserien im Nischel-Style, wie Shirts, Tassen,<br />

Schlüsselanhänger oder individuelle Geschenke. In der „Kreativfabrik<br />

Chemnitz“ werden alle fündig, die ihre Stadt lieben<br />

und das auch nach außen tragen möchten. Neben eigenen Produkten<br />

bieten die Inhaber Achim Symanek, Thomas Kaufmann<br />

und Robert Richter auch Objekte anderer Künstler an. Homepage:<br />

(kreativfabrikchemnitz.de). Wer selbst kreativ werden<br />

möchte und dabei an Klemmbausteinen Gefallen findet, ist<br />

bei Patrick Engert in Altchemnitz an der richtigen Adresse. In<br />

seinem Laden setzt der ehemalige Altenpfleger jetzt nicht nur<br />

auf Neuheiten aus dem Hause Lego, sondern vor allem auf exklusive<br />

Sammelsets mit mehreren tausend Teilen. Zu finden<br />

ist „Patbricks“ an der Erdmannsdorfer Straße 4. Geöffnet ist<br />

Dienstag bis Samstag, jeweils ab 9 Uhr.


Deutsches Hygiene-Museum<br />

Maschinen — Lernen — Menschheitsträume<br />

Höhere<br />

Berufsbildung<br />

6. November 2021<br />

—— 28. August 2022<br />

Ausstellung<br />

Ausbilder<br />

Lehrgänge &<br />

Seminare<br />

Lingnerplatz 1 • 01069 Dresden • Di – So 10 – 18 Uhr<br />

IHK WEITERBILDUNGS-<br />

PROGRAMM 2022<br />

Schon jetzt online unter<br />

www.chemnitz.ihk24.de/weiterbildungsprogramm<br />

und ab 6. Dezember druckfrisch erhältlich.<br />

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Halbzeit<br />

auf der<br />

Hartmann-<br />

Baustelle<br />

Eines der größten Bauvorhaben der Stadt<br />

nimmt Gestalt an: Mit der Fertigstellung des<br />

Rohbaus der künftigen Oberschule Am Hartmannplatz<br />

wurde im November traditionsgemäß<br />

Richtfest gefeiert. Im 32,6 Millionen<br />

Euro teuren Neubau entsteht eine neue vierzügige<br />

Oberschule für insgesamt 672 Schülerinnen<br />

und Schüler in 24 Klassen. Mit<br />

diesem zentralen Schulstandort wird entsprechend<br />

der Schulnetzplanung die Kapazität<br />

im Bereich der Oberschulen in der Innenstadt<br />

erweitert. Die künftigen Nutzer können<br />

die neue Schule – anders als geplant – erst<br />

mit Beginn des Schuljahres 2023/2024 in<br />

Besitz nehmen. Grund: Die Baustelle musste<br />

im Frühjahr 2020 ruhen, weil die Sondierung<br />

nach Kampfmitteln nicht stattfinden<br />

konnte. Eine Evakuierung nach einem Bombenfund<br />

wäre pandemiebedingt nicht möglich<br />

gewesen. Dadurch habe sich der Bauablauf<br />

verzögert, teilt die Stadt mit.<br />

(c) Andreas Seidel<br />

(c) CVAG<br />

So günstig fahren<br />

die Chemnitzer<br />

Günstig oder teuer – wie attraktiv ist der öffentliche Nahverkehr in<br />

Deutschland? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat zum dritten<br />

Mal die Angebote der Verkehrsbetriebe aller Landeshauptstädte<br />

und aller Städte über 200.000 Einwohner miteinander verglichen.<br />

Das Ergebnis: Chemnitz landet im Ranking der insgesamt 43 Städte<br />

auf Platz 4! Die einfache Fahrt in Chemnitz für 2,30 Euro liegt auf<br />

Platz 3 im Bundesvergleich, die Tageskarte ist mit 4,60 Euro sogar<br />

die zweitgünstigste in Deutschland. Zum Vergleich: Dresden verlangt<br />

2,50 Euro für das Einzelticket (Platz 9 von 43), Leipzig sogar<br />

3 Euro (Platz 31 von 43). Lobenswert sei das in Sachsen eingeführte<br />

„BildungsTicket“ für alle Schüler für nur 15 Euro im Monat. Das<br />

bedeutet in Chemnitz eine Preissenkung um rund 60 Prozent. Übrigens:<br />

Die Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) ersetzt<br />

alte Dieselfahrzeuge ihrer Busflotte durch 30 barrierefreie Niederflurbusse<br />

mit Biomethan-Antrieb. Für die Modernisierung der 23<br />

Gelenk- und sieben Standard-Linienomnibusse erhält das Nahverkehrsunternehmen<br />

fast 9,5 Millionen Euro vom Freistaat.


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als App für Android<br />

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und auch im Web.<br />

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können via Pushnachrichten<br />

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(c) www.glicerink.com/shutterstock/google_stadtsteicher<br />

Schlittschuhlaufen<br />

mitten in der City<br />

Vom 4. bis 27. Februar wird die Chemnitzer<br />

Siedlungsgemeinschaft (CSg) eine Eisfläche<br />

mitten in der Chemnitzer City realisieren.<br />

Das Besondere: Die Bahn besteht nicht aus<br />

Eis. Die verwendeten Polyethylen-Kunststoffplatten,<br />

die eine Fläche von insgesamt<br />

450 Quadratmetern umfassen, sind damit<br />

komplett unabhängig von der Außentemperatur.<br />

Innenstadtkoordinator Sven Hertwig<br />

plant sogar schon weiter: Es gebe in der Innenstadt<br />

noch mehr Flächen, auf denen solche<br />

künstlichen Eisbahnen gelegt werden<br />

könnten. Diese könnten dann mit Kanälen<br />

zu einem Rundlauf verbunden werden. Mit<br />

der neuen Eisbahn auf dem Neumarkt zwischen<br />

Rathaus und Turmbrauhaus sollen<br />

im Februar außerdem bis zu acht Cateringstände<br />

und große Weihnachtskugeln als<br />

mietbare Räume für Veranstaltungen aufgebaut<br />

werden. Darüber hinaus ist ein buntes<br />

Programm mit Eisdisko, Penalty-Challenge<br />

und Schaulaufen geplant. Der Eintritt<br />

soll sich um die 5 Euro bewegen – inklusive<br />

Schlittschuhverleih. Im Innenstadt-Wettbewerb<br />

„Ab in die Mitte! Die City-Offensive<br />

Sachsen“ gewann das Vorhaben ein Preisgeld<br />

in Höhe von 9.000 Euro zur Projektfinanzierung.


HEIMAT INKLUSIVE<br />

SÄCHSISCHES BRAUHANDWERK SEIT 1857<br />

Feuerwehrverein<br />

Dobareuth e.V.<br />

BC Vogtland<br />

Ranch Linedancer Plauen<br />

Obervogtländischer<br />

Eisenbahnverein<br />

STERNQUELL HILFT<br />

Wir machen euer Projekt zu unserem Projekt!<br />

Weitere tolle Projekte von Vereinen wurden gefördert und<br />

freuen sich über einen Sternquell-Scheck:<br />

Der „Löschangriff Nass“ ist eine Mannschaftsdisziplin im Feuerwehrsport.<br />

Sternquell unterstützt den Feuerwehrverein Dobareuth e.V.<br />

mit neuen Profihelmen. Sternquell hilft den Landesligagirls vom<br />

BC Vogtland mit neuen Trikots. Sternquell hilft den Ranch Linedancer<br />

Plauen mit einem Zuschuss für den Tanzboden im neuen<br />

Saloon. Beim Erhalt des historischen Haltepunktes „Gunzen“, hilft<br />

Sternquell dem Obervogtländischen Eisenbahnverein.<br />

NEUES JAHR, NEUE PROJEKTE:<br />

STERNQUELL HILFT freut sich auch 2022,<br />

ehrenamtlichen Vereinen in Sachsen oder<br />

Thüringen finanziell unter die Arme zu greifen.<br />

Bewerbt euch jetzt unter<br />

www.sternquell.de!


(c) Peggy Fritzsche<br />

Roland Keilholz, Susan Hutter und Dr. Micaela Schönherr<br />

Symbiose aus<br />

Handel und Gastronomie<br />

Neues Konzept im Pumpwerk an der Zschopauer Straße: Mit der<br />

Eröffnung im November verschmelzen bei „The Cook Family –<br />

Das Markthaus“ Handel und Gastronomie zu einer einzigartigen<br />

Symbiose. Das Markthaus empfängt seine Besucher mit nachhaltigem,<br />

gesundem und hochqualitativ sortiertem Angebot sowie<br />

individueller Gastronomie mitten im Denkmal und umgeben<br />

von Kunst und ausgefallener Architektur. Das Markthaus zeichnet<br />

sich insbesondere durch seine Transparenz aus. Herzstück<br />

ist der Salt-Aging-Bereich mit einer zweiseitig verglasten Kühlzelle.<br />

Für den Gast einsehbar können hier bis zu anderthalb Tonnen<br />

Frischfleisch unter Aufsicht eines Fleischsommeliers reifen.<br />

Das Fleischangebot wird auch im Partnerrestaurant alexxanders<br />

sowie für die Herstellung der „Cook in the Boxx“-Liefergerichte<br />

auf à-la-carte-Niveau verwendet. Parallel dazu wird eine für<br />

den Besucher offen einsehbare hauseigene Metzgerei betrieben,<br />

in der Fleischermeister nach überlieferten Hausrezepten regionale<br />

Wurstspezialitäten herstellen – frei von Haltbarmachern<br />

sowie E-und Konservierungsstoffen. Das Markthaus verfügt außerdem<br />

über eine gläserne Bäckerei und Spezialitäten aus Molkereien,<br />

nachhaltiger Fischzucht, von Winzern, Kaffeeröstern,<br />

Schokoladenmachern sowie von Obst- und Gemüsebauern.


Weihnachtsbummel<br />

2.0<br />

Weihnachtsfeeling muss wohl auch 2021 in den eigenen<br />

vier Wänden zelebriert werden. Und so können<br />

wir uns erneut glücklich schätzen, im digitalen Zeitalter<br />

zu leben. Die meisten Hersteller und Händler von<br />

erzgebirgischem Kunsthandwerk sind nämlich im Internet<br />

mit einem eigenen Shop vertreten. Seit Anfang<br />

November ist auch der virtuelle Weihnachtsmarkt auf<br />

dem Seiffener Rathausplatz wieder per Mausklick begehbar.<br />

Bereits im Sommer 2020 investierte die Genossenschaft<br />

Dregeno in die Entwicklung eines virtuellen<br />

Marktplatzes, um die Holzkunstbetriebe der Region<br />

zu unterstützen, die von und für Weihnachten leben.<br />

In einem 360-Grad-Panorama am Fuße der weltbekannten<br />

Seiffener Kirche entstand mit Hilfe sächsischer<br />

VR-Spezialisten der erste virtuell begehbare<br />

Weihnachtsmarkt. Etwa 40 sächsische Hersteller<br />

präsentieren hier ihre Manufakturwaren.<br />

www.erzgebirgischer-weihnachtsmarkt.online<br />

(c) Dregeno<br />

Kfz-Mechatroniker (m/w/d) gesucht!<br />

Wir bieten:<br />

» leistungsgerechte Vergütung<br />

» angenehmes Arbeitsklima<br />

» junges, dynamisches Team<br />

Unsere Anforderungen:<br />

» entsprechende Berufserfahrung<br />

» Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit<br />

» Kenntnisse bei vielen Fahrzeugtypen<br />

Interessiert?<br />

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CHEMNITZER BAU- UND<br />

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AUTOFIT<br />

CBT - Chemnitzer Bau- und Fahrzeugtechnik GmbH<br />

Tel. 0371 8000103 I Mail: info@cbt-chemnitz-gmbh.de


(c) Anja Grams (C3 GmbH)<br />

Noch mehr Sammelleidenschaft gibt es im<br />

Wasserschloß Klaffenbach zu sehen. Puppen<br />

und Puppenstuben, liebevoll zusammengetragen<br />

von der Berliner Sammlerin<br />

Anne Kamratowski, lassen den Zeitgeist<br />

vom Biedermeier bis in die zwanziger Jahre<br />

lebendig werden. Die in Berlin geborene<br />

Unternehmerin und Sammlerin erforscht<br />

seit nunmehr 50 Jahren leidenschaftlich<br />

Geschichte<br />

mal anders<br />

die Alltagsgeschichte der letzten 250 Jahre.<br />

„Schon als kleines Kind interessierte ich<br />

mich für die Geschichten, wie Großeltern<br />

und Urgroßeltern früher gelebt haben und<br />

löcherte sie mit meinen Fragen.“ Verrät<br />

Anne Kamratowski. „Mit 14 Jahren eröffnete<br />

ich die erste Puppenklinik in Deutschland.<br />

Schon damals begann ich einzelne<br />

Stücke zurückzuhalten und zu sammeln.“<br />

Die Bekleidung der Puppen eröffnet einen<br />

Blick auf die Mode der damaligen Zeit; die<br />

eingerichteten Stuben, Küchen und Läden<br />

sind Miniaturausgaben der originalen Einrichtungen<br />

und Ausstattungen. Viele der<br />

rund 50.000 Einzelteile wurden in Manufakturen<br />

in Sachsen und Thüringen gefertigt.<br />

Zu sehen ist die Ausstellung „Bürgerliche<br />

Welt in Klein“ bis zum 30. Januar.<br />

Marktbrunnen auf dem<br />

Weg nach Chemnitz<br />

Der künftige Chemnitzer Marktbrunnen nimmt Gestalt an: Im März dieses<br />

Jahres liefen die vorbereitenden Baumaßnahmen für die Errichtung des<br />

Brunnens an. Im November konnte die technische Ausstattung im Unterbau<br />

des Brunnens mit einer ersten Funktionsprobe erfolgreich abgenommen<br />

werden. Unterdessen sind in China die Brunnenfiguren fertiggestellt und vom<br />

Künstler vor Ort abgenommen worden. Wenn der Transport nach Plan verläuft,<br />

treffen die Brunnenteile bis zum Jahreswechsel in Hamburg ein. In Abhängigkeit<br />

der Witterung kann die Brunnenanlage voraussichtlich bis Ende<br />

März 2022 fertiggestellt werden. Das Werk des in London lebenden deutschen<br />

Künstlers Daniel Widrig mit dem Titel „Manifold“ gewann im Juni 2019<br />

den internationalen künstlerischen Wettbewerb für einen Marktbrunnen in<br />

Chemnitz. Die bis zu 2,80 Meter großen Plastiken des Brunnens bestehen aus<br />

einem glänzenden, hellen Edelstahl.<br />

(c) Daniel Widrig


Chemnitz | Freiberg | Plauen<br />

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