22.11.2021 Aufrufe

Jahresbericht 2012

Überblick über die Aktivitäten des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, im Kalenderjahr 2012

Überblick über die Aktivitäten des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, im Kalenderjahr 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Jahres<br />

bericht<br />

<strong>2012</strong>


Grenzüberschreiter...................................................................................................................................................6<br />

Friedrich ii. von Preußen und das östliche Europa<br />

Georg Dehio-Buchpreis <strong>2012</strong>.................................................................................................................................8<br />

Maribor/Marburg an der Drau...........................................................................................................................10<br />

Europas Kulturhauptstadt <strong>2012</strong><br />

Deutsche Minderheiten und regionale<br />

Identitäten im östlichen Europa........................................................................................................................12<br />

Kooperationspartnertagung in Groß Stein/Kamień Śląski bei Oppeln/Opole<br />

Ausstellung/Wystawa................................................................................................................................................14<br />

Innovation und Tradition. Hinrich Brunsberg und die spätgotische<br />

Backsteinarchitektur in Pommern und der Mark Brandenburg<br />

Innowacja i tradycja – Henryk Brunsberg i późnogotycka<br />

architektura ceglana na Pomorzu i w Marchii Brandenburskiej<br />

Neuerscheinung im Verlag des<br />

Deutschen Kulturforums östliches Europa..................................................................................................16<br />

Präsentation des Kulturreiseführers Streifzüge zwischen Oder und Drage.<br />

Begegnungen mit der Neumark im Juli <strong>2012</strong><br />

Usedomer Literaturtage <strong>2012</strong>..............................................................................................................................18<br />

Wortreiche Landschaften zwischen der Ostsee und den Karpaten<br />

Das Stadion in Słubice.............................................................................................................................................20<br />

Lokale Sportgeschichte und Erstellung von Audio-Podcasts


Vorbemerkung<br />

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa will mit diesem<br />

Jahresheft einen Überblick über einige Arbeitsschwerpunkte<br />

des Jahres <strong>2012</strong> geben. Seit seiner Gründung erstellt<br />

das Kulturforum interne <strong>Jahresbericht</strong>e, und für die Jahre 2001<br />

bis 2005 liegt ein umfangreicher Bericht auf der Internetpräsenz<br />

zum Abruf bereit. In gedruckter Form wenden wir uns<br />

aber nun erstmals mit einer knappen Bilanz an unser Publikum,<br />

an unsere Partner und Förderer.<br />

Das Jahr <strong>2012</strong> bot manche inhaltliche Höhepunkte. Neben<br />

einem Programmschwerpunkt aus Anlass des Jubiläumsjahres<br />

zu Friedrich II. von Preußen und dem östlichen Europa waren<br />

das etwa die Neuerscheinungen Jeder zweite Berliner über<br />

schlesische Spuren an der Spree sowie der Kulturreiseführer<br />

Streifzüge zwischen Oder und Drage über die Neumark,<br />

die beide – aus Potsdamer und Berliner Perspektive – unsere<br />

nähere Nachbarschaft bekannter machen und besser erschließen<br />

helfen. Als besonders erfreulich sind auch jene Programmangebote<br />

anzusehen, an denen Studierende und Schüler<br />

beteiligt waren, etwa im Rahmen eines in Odessa und Stuttgart<br />

durchgeführten Workshops, bei Projekten im Zusammenhang<br />

mit der Fußball-EM oder bei Schülerrallyes durch Berlin.<br />

Mit 111 Veranstaltungen in elf Bundesländern und zehn Staaten<br />

sowie sechs Neuerscheinungen legte das Kulturforum trotz<br />

Personaleinschnitten ein stattliches Ergebnis vor.<br />

So war das Jahr <strong>2012</strong> für das Team des Kulturforums, für<br />

dessen Vorstand und dessen Gremien angesichts personeller<br />

Veränderungen und Engpässe oft eine Herausforderung.<br />

Als der Georg Dehio-Buchpreis – diesmal recht spät im Jahr<br />

– im Rahmen einer schönen Feier in Berlin verliehen wurde,<br />

war allgemein zu erkennen, dass die gemeinsamen Anstrengungen<br />

erfolgreich waren und dass das Kulturforum festgefügt<br />

dasteht, es nimmt seine Aufgaben ohne Einschränkung<br />

und mit Elan wahr. Intensiven Einsatz erforderte <strong>2012</strong><br />

auch die vollständige Umarbeitung der Internetpräsenz. Die<br />

Inhalte sollten nicht nur übersichtlicher aufbereitet werden,<br />

sondern auch die öffentlichkeitswirksame Forumsfunktion<br />

des Kulturforums für den gesamten Förderbereich des Bundes<br />

zur deutschen Kultur und Geschichte im östlichen Europa<br />

berücksichtigen. Die fruchtbare Kooperation sowohl mit unserem<br />

Fachreferat beim Beauftragten der Bundesregierung für<br />

Kultur und Medien wie auch mit unseren Partnereinrichtungen<br />

bundesweit waren dafür eine gute Grundlage. Das Ergebnis<br />

ist seit 2013 unter www.kulturforum.info online und wird<br />

weiter ausgebaut.<br />

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa freut sich auf<br />

eine weiterhin breitgefächerte Mitwirkung und auf gute<br />

Zusammenarbeit mit seinen zahlreichen Kooperationspartnern<br />

im In- und Ausland.


Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.<br />

(Stich von Friedrich Bernhard Werner )<br />

Banner des Deutschen Kulturforums<br />

östliches Europa<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im<br />

Breslauer Rathaus.<br />

(Stich von Friedrich Bernhard Werner )


Grenzüberschreiter<br />

Friedrich ii. von Preußen und das östliche Europa<br />

Das kulturelle Angebot zum Friedrich-<br />

Jahr <strong>2012</strong> war überwältigend, zumal<br />

im Großraum Berlin-Potsdam. Der 300.<br />

Geburtstag des Preußenkönigs war<br />

Anlass für Ausstellungen jeder Größenordnung,<br />

für Tagungen, Vorträge, Publikationen,<br />

Konzerte. Für das Deutsche<br />

Kulturforum östliches Europa stand<br />

somit fest, dass es sich diesem Thema<br />

als Jahresschwerpunkt nur zuwenden<br />

könne, wenn es sich auf Aspekte konzentriert,<br />

die in der allgemeinen Friedrichbegeisterung<br />

übersehen zu werden<br />

drohten. Gefragt war also der Blick<br />

aus dem Osten. Eine Annäherung an<br />

den Begründer Prußens als europäische<br />

Großmacht wird jedoch schwierig,<br />

sobald man die Perspektive des östlichen<br />

Europa einnimmt. So sehr dem<br />

Attribut »der Große« angesichts seiner<br />

herausragenden Aufbauleistungen<br />

etwa aus märkischer oder ostpreußischer<br />

Sicht zugestimmt werden konnte,<br />

so ganz anders mochte die Einschätzung<br />

in den habsburgischen Ländern<br />

oder unter Polen, aber selbst in Sachsen<br />

sein.<br />

Diese Ambivalenz wurde in mehreren<br />

Potsdamer Vorträgen deutlich.<br />

Hans-Jürgen Bömelburg setzte sich mit<br />

Friedrich II. als Erinnerungsort im deutschen<br />

und polnischen Bewusstsein auseinander,<br />

und Claudia Sinnig erklärte,<br />

weshalb sich Königsberg während der<br />

Siebenjährigen Krieges russischer Herrschaft<br />

unterstellte und seinem König<br />

nicht treu blieb. Die tschechische Perspektive<br />

konnte Miloš Řezník mit seinem<br />

Beitrag über böhmische Emigranten in<br />

Brandenburg und Schlesien in friderizianischer<br />

Zeit aufzeigen. Der erfolgreichen<br />

Peuplierungspolitik widmete sich<br />

auch der Vortrag von Reinhard Schmook<br />

über »Friedrichs neue Untertanen in der<br />

Neumark«.<br />

Dieser Beitrag leitete thematisch zu<br />

einer Neuerscheinung des Kulturforums<br />

über, die im Rahmen des Jahresschwerpunkt<br />

in Schloss Caputh vorgestellt<br />

wurde: »Streifzüge zwischen Oder<br />

und Drage. Begegnungen mit der Neumark«<br />

(herausgegeben von Paweł Rutkowski)<br />

ist ein Kulturreiseführer durch<br />

das ehemalige östliche Brandenburg,<br />

das seine neuzeitliche Blüte wesentlich<br />

Friedrichs Förderung zu verdanken<br />

hat. Schwerpunktmäßig in die Zeit<br />

Friedrichs II. weist auch das Buch von<br />

Hildegard Schieb »Jeder zweite Berliner.<br />

Schlesische Spuren an der Spree«; es<br />

wurde im Frühjahr im Roten Rathaus in<br />

Berlin vorgestellt, und im Laufe des Jahres<br />

konnte die Autorin wiederholt Stadtrallyes<br />

für Schüler durch Berlin anbieten,<br />

so dass sich dem Kulturforum ein neues<br />

Programmformat erschloss.<br />

6


Für eine zentrale Fragestellung konnte einer der besten Kenner<br />

schlesischer Geschichte gewonnen werden: Norbert Conrads<br />

widmete sich dem Verhältnis des schlesischen Adels zu<br />

Friedrich II., dessen Loyalitätsdilemma und der sich allmählich<br />

vollziehenden Orientierung auf den preußischen König. Einige<br />

der geplanten Angebote zum Jahresschwerpunkt konnten<br />

aus Kosten- und Kapazitätsgründen nicht realisiert werden.<br />

Dennoch war es möglich, die oft etwas idealisierende, teils<br />

gar heroisierende Sicht auf Friedrich II. durch differenzierte,<br />

manchmal auch kritische Blicke aus der östlichen Perspektive<br />

zu ergänzen und dadurch abzurunden.<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.<br />

(Stich von Friedrich Bernhard Werner )<br />

xxxxxxxxxxxxxx<br />

7


Georg Dehio-Buchpreis <strong>2012</strong><br />

Das Kulturforum vergibt seit 2003 jeden Herbst in jährlichem<br />

Wechsel den vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien ausgelobten Georg Dehio-Kulturpreis sowie<br />

den Georg Dehio-Buchpreis. Der Georg Dehio-Buchpreis wird<br />

Autoren verliehen, die Themen der gemeinsamen Kultur und<br />

Geschichte der Deutschen und ihrer östlichen Nachbarn in<br />

ihrem literarischen, wissenschaftlichen oder publizistischen<br />

Werk aufgreifen, auf hohem Niveau reflektieren und breiten<br />

Kreisen anschaulich vermitteln. Der Georg Dehio-Buchpreis<br />

ist aufgeteilt in einen Hauptpreis und einen Ehrenpreis.<br />

Der Hauptpreis würdigt ein publizistisches bzw. literarisches<br />

Gesamt- und Lebenswerk. Mit dem Ehrenpreis werden Verfasser<br />

einer herausragenden Publikation sowie Übersetzer<br />

ausgezeichnet.<br />

Die siebenköpfige Jury tagte am 18. April <strong>2012</strong> unter dem Vorsitz<br />

von Manfred Sapper (Chefredakteur der Zeitschrift osteuropa)<br />

und sprach den Hauptpreis dem in den USA lebenden<br />

Autor und Germanisten Peter Demetz zu.<br />

Peter Demetz wurde 1922 in Prag geboren und wuchs in<br />

einer katholisch-jüdischen Familie auf. Während der deutschen<br />

Besatzung wurde er von der Gestapo verhaftet und musste<br />

Zwangsarbeit leisten. 1949 ging er in den Westen, zunächst<br />

nach München, 1953 wanderte er in die USA aus, wo er bis zu<br />

seiner Emeritierung an der Yale-Universität in New Haven als<br />

Professor für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft<br />

wirkte. Seine Dissertation zu Franz Kafka und sein Buch<br />

René Rilkes Prager Jahre (1953) waren nur der Auftakt zu einer<br />

ganzen Reihe von vielbeachteten Arbeiten zur Germanistik.<br />

Neben seiner akademischen Tätigkeit war Peter Demetz auch<br />

immer als kritischer Beobachter der zeitgenössischen deutschsprachigen<br />

Literatur präsent, u. a. lange Jahre als Mitglied<br />

der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises. Vor allem in den<br />

vergangenen zwei Jahrzehnten setzte er sich in zahlreichen<br />

Publikationen und Essays mit der gemeinsamen deutschtschechisch-jüdischen<br />

Kultur und Geschichte seiner Heimat<br />

Böhmen auseinander. Die Bücher Böhmische Sonne, mährischer<br />

Mond. Essays und Erinnerungen (1996), Prag in Schwarz<br />

und Gold (1998) und Mein Prag. Erinnerungen (2007) wurden<br />

in englischer, deutscher und tschechischer Sprache veröffentlicht<br />

und fanden große Beachtung.<br />

Mit dem Ehrenpreis wurde die tschechische Autorin Radka<br />

Denemarková und die Übersetzerin Eva Profousová für das<br />

Buch Ein herrlicher Flecken Erde ausgezeichnet. Radka Demenarková,<br />

1968 in Kutná Hora (dt. Kuttenberg) geboren, studierte<br />

Germanistik und Bohemistik an der Karls-Universität in<br />

Prag, wo sie 1997 promovierte. Sie arbeitet als freie Schriftstellerin<br />

und Journalistin sowie als Übersetzerin aus dem Deutschen.<br />

Ein herrlicher Flecken Erde, ihr dritter Roman, wurde<br />

2007 mit dem renommierten tschechischen Buchpreis »Magnesia<br />

Litera« in der Kategorie »Prosa« ausgezeichnet. In der<br />

Kategorie »Publizistik« erhielt sie den »Magnesia Litera« im<br />

Jahr 2009 für ihr Buch Smrt, nebudeš se báti aneb příběh petra<br />

lébla (»Tod, Du wirst Dich nicht fürchten, oder Die Geschichte<br />

des Petr Lébl«) sowie im Jahr 2011 in der Kategorie »Übersetzung«<br />

für ihre tschechische Übertragung des Buches Atemschaukel<br />

der Nobelpreisträgerin Herta Müller.<br />

8


Die gebürtige Pragerin und überzeugte<br />

Hamburgerin Eva Profousová<br />

ist seit 2002 als freie Literaturübersetzerin<br />

und Publizistin tätig. Sie hat sich<br />

vor allem mit Übertragungen aktueller<br />

tschechischer Autoren einen Namen<br />

gemacht. 2010 erhielt Sie für ihre Übersetzung<br />

von Jáchym Topols Roman Die<br />

Teufelswerkstatt den Förderpreis der<br />

Hansestadt Hamburg für Literarische<br />

Übersetzung.<br />

Die Preisverleihung geschah in festlichem<br />

Rahmen am 29. November <strong>2012</strong><br />

im gut besuchten Atrium der Deutschen<br />

Bank in Berlin. Die Laudatio auf den<br />

Hauptpreisträger Peter Demetz hielt<br />

der Berliner Germanist und Mitherausheber<br />

der »Tschechischen Bibliothek«<br />

Hans Dieter Zimmermann, der Historiker<br />

und Buchautor Andreas Kossert<br />

hielt die Preisrede auf Radka Denemarková<br />

und Eva Profousová. Die Urkunden<br />

überreichte die Stellvertreterin des<br />

Kulturstaatsministers, Frau Dr. Ingeborg<br />

Berggreen-Merkel.<br />

Zusätzlich zur festlichen Preisverleihung<br />

hatte das interessierte Publikum<br />

Gelegenheit, die Georg-Dehio-Preisträger<br />

und ihre Werke in zwei besonderen<br />

literarischen Abendveranstaltungen<br />

zu erleben. Im Veranstaltungssaal der<br />

Tschechischen Botschaft befragte am<br />

30. November Peter Becher, Geschäftsführer<br />

des Adalbert-Stifter-Vereins, Peter<br />

Demetz über sein bewegtes Leben zwischen<br />

Prag und New Jersey. Anschließend<br />

las Demetz aus seinem Prag-Buch<br />

sowie aus seinen Übertragungen von<br />

Gedichten des tschechischen Dichters<br />

Jiří Orten.<br />

Das Literaturhaus Berlin war schließlich<br />

der passende Ort für eine Lesung,<br />

in der Radka Denemarková gemeinsam<br />

mit der Übersetzerin Eva Profousová<br />

am 4. Dezember den preisgekrönten<br />

Roman Ein herrlicher Flecken Erde vorstellten.<br />

Im Gespräch mit Ernest Wichner,<br />

dem Leiter des Literaturhauses, der<br />

auch Mitglied der Jury des Georg Dehio-<br />

Buchpreises ist, erfuhren die aufmerksamen<br />

Zuhörer viel Interessantes über<br />

die Arbeitsweise der Autorin und der<br />

Übersetzerin.<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände<br />

1741 im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich<br />

Bernhard Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände<br />

1741 im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich<br />

Bernhard Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände<br />

1741 im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich<br />

Bernhard Werner )<br />

9


Maribor/Marburg an der Drau<br />

Europas Kulturhauptstadt <strong>2012</strong><br />

Zahlreiche derjenigen Städte, die sich jeweils ein Jahr lang mit<br />

dem Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt schmücken<br />

dürfen, sind einer breiten Öffentlichkeit nur wenig bekannt.<br />

Von diesen Städten liegen wiederum viele nicht nur im Arbeitsgebiet<br />

des Kulturforums, sondern waren in der Vergangenheit<br />

auch häufig Zentren deutschsprachigen Lebens. So auch<br />

Maribor/Marburg an der Drau in Slowenien, wo bis 1918 aufgrund<br />

der Zugehörigkeit zum Habsburgerreich mehrheitlich<br />

deutsch gesprochen wurde. Die Slowenisierung des Stadtnamens<br />

fällt in Zeit des Völkerfrühlings in der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

und orientierte sich spiegelbildlich an der Eindeutschung<br />

der slawischen Bezeichnung Brandenburgs, Branibor<br />

– so wurde aus Marburg Maribor.<br />

Andere historische und vor allem kunsthistorische Besonderheiten<br />

lassen sich entdecken mit dem Reiseführer Maribor/<br />

Marburg an der Drau. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang von<br />

Marjeta Ciglenečki, den das Kulturforum gemeinsam mit dem<br />

Verlag Schnell und Steiner anlässlich des Kulturhauptstadtjahres<br />

<strong>2012</strong> herausgegeben hat. Die Publikation ist Teil eines<br />

Programms, das das Kulturforum seit 2007 für die in seinem<br />

Interessenbereich liegenden Kulturhauptstädte organisiert,<br />

um ein größeres Publikum darauf aufmerksam zu machen:<br />

Im Vorfeld des jeweiligen Kulturhauptstadtjahrs gibt es eine<br />

mehrtägige Exkursion für Journalisten, die sich jedes Mal in<br />

ausführlichen Pressebeiträgen niederschlägt. Auf der Frankfurter<br />

Buchmesse wird die jeweilige Kulturhauptstadt im Weltempfang<br />

in Halle 5 im Jahr zuvor präsentiert und ein vom<br />

Kulturforum gestalteter Kalender begleitet durch das Kulturhauptstadtjahr.<br />

Und schließlich sorgt ein Stadtschreiber, der<br />

Stadtschloss von Marburg/Maribor mit Loretto-Kapelle und Floriani-Statue<br />

(© H. Roth, Deutsches Kulturforum östliches Europa)<br />

für ein paar Monate in das Treiben der jeweiligen Kulturhauptstadt<br />

eintaucht und seine Eindrücke in einem Blog dokumentiert,<br />

für eine ganz persönliche Information des Publikums. Im<br />

Fall von Maribor wurde für dieses Stipendium der Journalist<br />

und Publizist Fredy Gareis ausgewählt, der fünf Monate lang<br />

10


aus Maribor berichtete – unter anderem<br />

über die landschaftliche Schönheit,<br />

verschiedene Gaumenfreuden,<br />

die Bewohner und nachwirkende vergangene<br />

sowie aktuelle Begebenheiten.<br />

Ein vielfältiges, reichhaltiges Bild<br />

der Kulturhauptstädte kann zudem<br />

über die Thementage des Kulturforums<br />

vermittelt werden. So gab es zu<br />

Maribor eine mehrteilige Veranstaltung<br />

mit Musik, Kurzvorträgen, Bildern und<br />

einer Gesprächsrunde. Hier erfuhr das<br />

in großer Zahl erschienene Publikum<br />

staunend, dass in Maribor die älteste<br />

Weinrebe der Welt rankt – sie wurde<br />

gegen Ende des 16. Jahrhunderts an<br />

der Vorderfront des Hauses Nr. 8 auf<br />

dem Vojašniški trg gepflanzt; die jährliche<br />

Weinlese, die bis zu dreißig Liter<br />

Wein bringt, ist ein großes Fest. Außerdem<br />

wurde es mit dem Konzept des Kulturhauptstadtbüros<br />

bekannt gemacht,<br />

das als Motto den Titel »Wendepunkt/<br />

Zravrtimo skupaj« trägt. Der Stadtschreiber<br />

Fredy Gareis konnte sich während<br />

seines Aufenthalts in Maribor diesem<br />

Motto kaum entziehen: »Nach und<br />

nach merkte ich, dieser Wendepunkt,<br />

der die Stadt von einem ehemaligen<br />

Industriezentrum in etwas anderes verwandeln<br />

soll, er ist nicht der einzige in<br />

der Geschichte. Ganz im Gegenteil:<br />

alleine im 20. Jahrhundert hat sie dreimal<br />

ihre Identität gewechselt. Dazu<br />

muss man ja nur mal auf die Straßennamen<br />

schauen, wie Drago Jančar in seinem<br />

Buch ‚Nordlicht‘ schreibt: Aus der<br />

Goethestraße wird die Prešerenstraßen,<br />

dann löste ihn Goethe wieder ab, am<br />

Ende siegte aber doch der slowenische<br />

Dichter. So erging es den meisten<br />

Straßen und Plätzen in dieser Stadt, die<br />

immer wieder aus ihrer Identität gerissen<br />

wurde, durch das Zusammenbrechen<br />

von Reichen, durch Besatzungen,<br />

durch Befreiungen, durch das Platzen<br />

von großen Ideen und das kindstotplötzliche<br />

Sterben der Industrie. Ein<br />

Übermaß an Geschichte sozusagen.«<br />

In der mit dem Verlag Schnell und<br />

Steiner gemeinsam ins Leben gerufenen<br />

Reihe »Große Kunstführer in der<br />

Potsdamer Bibliothek östliches Europa«<br />

sind bisher kunsthistorische Stadtspaziergänge<br />

durch die Europäischen<br />

Kulturhauptstädte Sibiu/Hermannstadt<br />

(2007, Rumänien), Pécs/Fünfkirchen<br />

(2010, Ungarn), Tallinn/Reval (2011,<br />

Stadtschloss von Marburg/Maribor mit Loretto-<br />

Kapelle und Floriani-Statue (© H. Roth, Deutsches<br />

Kulturforum östliches Europa)<br />

Estland) und Maribor/Marburg (<strong>2012</strong>,<br />

Slowenien) erschienen. Zur Leipziger<br />

Buchmesse 2013 wird die Reihe um<br />

die ostslowakische Metropole Košice/<br />

Kaschau ergänzt.<br />

11


Deutsche Minderheiten und regionale Identitäten<br />

im östlichen Europa<br />

Kooperationspartnertagung in Groß Stein/Kamień Śląski bei Oppeln/Opole<br />

Mit der Kooperationspartnertagung wollte das Kulturforum<br />

Vertreter deutschsprachiger Minderheitenorganisationen aus<br />

möglichst vielen Ländern des östlichen Europa versammeln,<br />

um sich über die Arbeit auszutauschen, gemeinsame Anliegen<br />

zu eruieren und über Perspektiven für künftige Vorhaben<br />

zu sprechen.<br />

Tagungsort war mit Groß Stein in der Nähe des berühmten<br />

Annaberges ein Ort, der in Oberschlesien liegt und somit<br />

in einer für die nationale Zugehörigkeit besonderen Region.<br />

Viele Schlesier fühlen sich weder eindeutig polnisch noch<br />

deutsch, die Anerkennung einer schlesischen Nationalität<br />

scheiterte aber bisher. Seit der Wende dürfen sich nationale<br />

Minderheiten in Polen wieder organisieren, so auch die Deutschen.<br />

Sie haben bereits in zahlreichen Gemeinden Oberschlesiens<br />

Deutsch als Hilfssprache bei den Behörden sowie zweisprachige<br />

Ortsschilder durchgesetzt. Schwerpunkt der Arbeit<br />

der deutschen Minderheit ist die Einführung eines bilingualen<br />

Erziehungssystems, Zweisprachigkeit, so Rafał Bartek,<br />

Leiter des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit<br />

in Gliwice/Gleiwitz, soll zur Normalität werden. In dieser Hinsicht<br />

ist bei der deutschen Minderheit in Ungarn schon Vieles<br />

selbstverständlicher, wie Dr. Gábor Frank aus Fünfkirchen<br />

(Pécs) erläuterte – so werden beispielsweise Geografie- und<br />

Geschichtsunterricht für die deutsche Minderheit in deutscher<br />

Sprache abgehalten.<br />

Diese beiden Kurzvorträge zur Situation der deutschen<br />

Minderheit in Polen bzw. Ungarn fanden innerhalb der vier<br />

Sektionen statt, innerhalb derer sich die Vertreter der Minderheiten<br />

unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten<br />

austauschten – in der ersten Sektion ging es um Bildung, Sprache,<br />

Jugend; in der zweiten um Politik, Verbände, Minderheiten;<br />

in der dritten um Medien und in der vierten um Kultur,<br />

Kunst, Wissenschaften, Literatur.<br />

In der Medien-Sektion präsentierten sich vor allem die<br />

Rumäniendeutschen mit einem vielfältigen Programm an<br />

deutschen Zeitungen und Verlagen, die in deutscher Sprache<br />

veröffentlichen. Nicht zuletzt dem engagierten Eintreten<br />

der Chefredakteurin Beatrice Ungar ist es zu verdanken, dass<br />

die Hermannstädter Zeitung auch heute noch in deutscher<br />

Sprache berichtet, und der Verlag Hora präsentiert sich mit<br />

einer deutschsprachigen Homepage und Büchern zu siebenbürgisch-sächsischen<br />

Persönlichkeiten, zu Kunstdenkmälern<br />

und zu anderen touristischen Attraktionen. Auch die Banater<br />

Berglanddeutschen im Südwesten Rumäniens, so ihr Vorsitzender<br />

Ernst Josef Ţigla, können mit der Deutschen Vortragsreihe<br />

Reschitza, die <strong>2012</strong> ihr 25-jähriges Jubliäum feiert, eine<br />

Erfolgsgeschichte vorweisen, die sich vornehmlich aus der<br />

Bewahrung der Sprache und des Brauchtums speist.<br />

Zur Situation der deutschen Minderheit in Odessa sprach<br />

die Leiterin des Kultur- und Begegnungszentrums des Bayerischen<br />

Hauses, Professor Natalja Köhn. Einerseits kümmert sich<br />

das Bayerische Haus um die Pflege deutscher Kultur und Sprache<br />

im Schwarzmeergebiet, andererseits spielt für die aktive<br />

Pflege deutschsprachiger Traditionen die gerade fertig renovierte,<br />

riesige lutherische Kirche, Sitz der deutschen Minderheit,<br />

eine wichtige Rolle. An beiden Institutionen bestehen<br />

Chöre, von denen auch Frau Köhn einige leitet.<br />

12


Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich<br />

von Friedrich Bernhard Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich<br />

von Friedrich Bernhard Werner )<br />

In der letzten Sektion präsentierte Sirje Kivimäe aus Tallinn<br />

das deutsche Erbe in Estland anhand der Geschichte ihrer<br />

Gutshäuser und stellte ihre ehemaligen Besitzer vor. Die meisten<br />

dieser Gutshäuser stammen aus der zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts und aus dem 19. Jahrhundert, als Estland zum<br />

Russischen Reich gehörte. Die heutige Nutzung der Gutshäuser<br />

fällt sehr unterschiedlich aus, manche werden als Hotels<br />

oder Kulturzentren genutzt, einige sind zur Besichtigung freigegeben<br />

wie das Herrenhaus in Palmse. Dieses bekannteste<br />

Landgut Estlands wurde schon Ende des 13. Jahrhunderts<br />

erwähnt, doch erst die Adelsfamilie von der Pahlen besaß es<br />

über einen längeren Zeitraum.<br />

Ganz deutlich fasste am Abend Dr. Koloman Brenner, Vorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten<br />

in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, die<br />

Bedürfnisse der deutschsprachigen Minderheiten zusammen:<br />

Es gehe nicht darum, mit finanziellen Zuwendungen bedacht<br />

zu werden – die könnten zwar auch helfen, seien aber zweitrangig.<br />

Viel wichtiger für die erfolgreiche Arbeit sei vielmehr<br />

politisch hochrangige Unterstützung aus Deutschland, vor<br />

allem in Form von überall gehörten Worten; sie könnten echte<br />

Türöffner sein.<br />

Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender des Kulturforums,<br />

betonte zum Abschluss der regen zwei Tage, dass die Minderheiten<br />

überall auf der Welt wahre Schutzengel seien, die sich<br />

für Vielfalt, Toleranz und politische Partizipation engagierten.<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer<br />

Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard Werner )<br />

13


Ausstellung/Wystawa<br />

Innovation und Tradition. Hinrich Brunsberg und die spätgotische<br />

Backsteinarchitektur in Pommern und der Mark Brandenburg<br />

Innowacja i tradycja – Henryk Brunsberg i późnogotycka architektura<br />

ceglana na Pomorzu i w Marchii Brandenburskiej<br />

Hinrich Brunsberg (um 1350 bis nach<br />

1428) ist einer der bedeutendsten spätgotischen<br />

Baumeister und als solcher<br />

einer der wenigen namentlich bekannten<br />

im Bereich der Backsteingotik im<br />

südlichen Ostseeraum. Der Ausgangspunkt,<br />

eine bestimmte Architekturgestaltung<br />

mit seinem Namen zu verbinden,<br />

ist die Bauinschrift an der<br />

Katharinenkirche in Brandenburg an der<br />

Havel. An prominenter Stelle, dem Portal<br />

der Nordkapelle, dem ehemaligen<br />

Haupteingang der Kirche, angebracht,<br />

weist sie darauf hin, dass der Meister<br />

Hinrich Brunsberg aus Stettin die Kirche<br />

im Jahr 1401 errichtet habe. Gebäude<br />

mit gleich hoher bautechnischer Qualität,<br />

innovativem Aufbau sowie mit ähnlichem<br />

reichem Bauschmuck entstanden<br />

Ende des 14. und Anfang des 15.<br />

Jahrhundert in Pommern und der Mark<br />

Brandenburg. Es liegt nahe, sie mit der<br />

Katharinenkirche in Brandenburg und<br />

ihrem Baumeister in Zusammenhang<br />

zu bringen.<br />

Das älteste dieser Bauwerke, die<br />

den für Brunsberg so typischen Dekor,<br />

bestehend aus aufwendigen Formsteinprofilen,<br />

feingliedrigen Maßwerkfüllungen<br />

und Ziergiebeln aus gebranntem<br />

Ton, aufweist, ist der um 1398 fertig<br />

gestellte Chor der Marienkirche im Stargard/Stargard<br />

Szczeciņski. Etwa zur gleichen<br />

Zeit wie die Marienkirche wurde<br />

mit dem Bau der Jakobikirche im – mit<br />

Stargard nicht nur auf wirtschaftlicher<br />

Ebene rivalisierenden – Stettin/Szczecin<br />

begonnen. Der Grundriss mit nach<br />

innen gezogenen Strebepfeilern, zwischen<br />

denen sich Kapellen unter einem<br />

emporenartigen Umgang befinden, ist<br />

ähnlich wie der der Stargarder Marienkirche,<br />

ebenso die Schmuckformen der<br />

Wandvorlagen an der Außenseite der<br />

Strebepfeiler im Untergeschoss des südlichen<br />

Seitenschiffes. Auch die Fassaden<br />

der Kirche St. Peter und Paul in Stettin<br />

sowie des Rathauses der Stadt weisen<br />

diese aufwendige Zierarchitektur auf.<br />

Bauwerke mit vergleichbarer Gestaltung<br />

wie die Marienkirche in Stargard<br />

finden sich außerdem in Königsberg in<br />

der Neumark/Chojna, in Prenzlau, Gartz<br />

und Tangermünde. Neben Kirchen sind<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741<br />

im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

es Rathäuser und Toranlagen der Stadtbefestigung,<br />

die in diesem repräsentativen<br />

und reichen Stil errichtet wurden.<br />

Die Bauwerke orientieren sich an<br />

der höfisch-französischen Architektur<br />

und der Gestaltung in Haustein. Sie<br />

gehören zur Blütephase der Spätgotik<br />

in der Region. Mit ihrem aufwendigen<br />

Schmuck unterscheiden sie sich von<br />

den gleichzeitig errichteten schlichten<br />

14


Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich<br />

von Friedrich Bernhard Werner )<br />

Bauwerken in den Hansestädten im südlichen Ostseeraum,<br />

die einem anderen Gestaltungsprinzip folgen.<br />

Die genannten Bauwerke entstanden zum Teil parallel. So<br />

wurde in Königsberg mit dem Bau der Marienkirche begonnen<br />

noch bevor die Arbeiten an der Stargarder Marienkirche<br />

abgeschlossen waren. Aber nicht nur Hinrich Brunsberg war<br />

in leitender Position an der Errichtung dieser verschiedenen<br />

Bauwerke beteiligt. Die Bauinschrift an dem 1411 fertig gestellten<br />

Mühlentorturm in Brandenburg nennt den ebenfalls aus<br />

Stettin stammenden Nikolaus Craft als Baumeister. Der mit<br />

der Nordkapelle an der Marienkirche in Prenzlau im Zusammenhang<br />

stehende Claus Brunsberg war sicherlich mit Hinrich<br />

Brunsberg verwandt. Über Hinrich Brunsberg selbst ist<br />

wenig bekannt. Aufgrund seines Namens wird vermutet, dass<br />

er oder zumindest seine Familie aus Braunsberg/Braniewo<br />

in Ostpreußen stammte. Über seine Tätigkeit als Baumeister<br />

weiß man nur aufgrund der Inschrift an der Brandenburger<br />

Katharinenkirche. Nur die beiden in Brandenburg an der<br />

Havel entstandenen Gebäude tragen Inschriften, die auf den<br />

jeweiligen Erbauer verweisen. Vermutlich waren die aus Stettin<br />

stammenden Baumeister in Pommern und in den näher<br />

daran angrenzenden Gebieten bekannt.<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich<br />

von Friedrich Bernhard Werner )<br />

Mit der Foto-Ausstellung Innovation und Tradition – Hinrich<br />

Brunsberg und die spätgotische Backsteinarchitektur<br />

in Pommern und der Mark Brandenburg / Innowacja i tradycja<br />

– Henryk Brunsberg i późnogotycka architektura ceglana<br />

na Pomorzu i w Marchii Brandenburskiej will das Deutsche<br />

Kulturforum östliches Europa an Hand der Gebäude, die mit<br />

dem Namen Hinrich Brunsberg verbundene Architektur mit<br />

ihren charakteristischen Schmuckelementen vorstellen. Außerdem<br />

will sie demonstrieren, dass die Mark Brandenburg und<br />

Pommern um 1400 einem einheitlichen Kulturraum angehörten.<br />

Für die Realisierung konnten der Bauhistoriker Dirk Schumann<br />

und der Berliner Fotograf Thomas Voßbeck gewonnen<br />

werden. Die zweisprachige Ausstellung entstand in Kooperation<br />

mit dem Nationalmuseum Stettin / Muzeum Narodowe w<br />

Szczecinie und der Erzdiözese Stettin-Cammin / Archidiecezją<br />

Szczecińsko-Kamieńską und wird in Zusammenarbeit mit dem<br />

Pommerschen Landesmuseum in Greifswald in verschiedenen<br />

Orten in Deutschland und Polen gezeigt.<br />

Bisher war die Ausstellung in Brandenburg an der Havel und<br />

Tangermünde zu sehen. Zurzeit befindet sie sich im Stadtgeschichtlichen<br />

Museum in Stettin. In diesem Jahr wird sie u.a.<br />

15


Neuerscheinung im Verlag des<br />

Deutschen Kulturforums östliches Europa<br />

Präsentation des Kulturreiseführers Streifzüge zwischen Oder und Drage.<br />

Begegnungen mit der Neumark im Juli <strong>2012</strong><br />

Der Verlag des Kulturforums veröffentlicht in seiner Potsdamer<br />

Bibliothek östliches Europa Kulturreiseführer, Monografien,<br />

Text- und Bildbände, Ausstellungskataloge, literarische<br />

Reiseführer sowie Lesebücher und Musik vergessener Schriftsteller<br />

und Komponisten aus dem östlichen Europa bzw. wenig<br />

beachteter Schaffensperioden dieser Künstler. In diesem Jahr<br />

konnte der Reihe Kulturreisen ein bedeutender Band hinzugefügt<br />

werden – neben den Burgen, Schlössern, Herrenhäusern<br />

und Parks im Hirschberger Tal sowie den Kirchenburgen und<br />

Städten im südlichen Siebenbürgen kann man jetzt die Neumark<br />

mit ihren idyllischen Bruchlandschaften der Warthe und<br />

Netze erkunden. Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen<br />

mit der Neumark – dieses Buch ist »nicht weniger als<br />

eine kulturhistorische Bestandsaufnahme der gesamten Neumark,<br />

dieser Region, die sowohl in Deutschland als auch in<br />

Polen fast in Vergessenheit geriet« (Das Polen Magazin).<br />

Die historische Landschaft der Neumark, im Mittelalter als<br />

Terra Transoderana bezeichnet, ist im 21. Jahrhundert weitgehend<br />

eine Terra Incognita. Die Kulturgeschichte dieser Region<br />

zwischen Brandenburg, Pommern, Großpolen und Schlesien,<br />

die bis 1945 zu Deutschland gehörte, ist dort großenteils in<br />

Vergessenheit geraten, während sie in Polen oft unbekannt<br />

blieb. Das vielgestaltige Gebiet birgt reiche Spuren der älteren<br />

und der jüngsten Vergangenheit Deutschlands und Polens:<br />

Städte, Marktflecken und Dörfer, Paläste und Parks, Kirchen<br />

und Klöster. Einige Objekte sind in ihrem ursprünglichen, häufig<br />

mittelalterlichen Erscheinungsbild erhalten, andere stehen<br />

nur noch als Ruine. Neben Einzelbeschreibungen gehen vier<br />

Themenkapitel auf für die gesamte Region bedeutsame Entwicklungen<br />

ein: die Bautätigkeit und Alltagskultur verschiedener<br />

Orden, die Sakralarchitektur des Mittelalters, die Entstehung<br />

der Städte sowie der Schlösser und Herrenhäuser.<br />

Eine historische Einführung gibt einen Einblick in das Werden<br />

dieser Landschaft.<br />

Kurzbiografien werfen ein Licht auf Persönlichkeiten, die<br />

ihre Geburts- oder Wirkungsstätte in der Neumark hatten: Victor<br />

Klemperer und Christa Wolf stammten aus Landsberg an<br />

der Warthe, an das sich die berühmte Schriftstellerin in ihrem<br />

Roman Kindheitsmuster erinnerte, Friedrich II. trug dazu bei,<br />

Warthe- und Netzebruch trockenzulegen, um besiedelbares<br />

Land zu schaffen, Karl Friedrich Schinkel schuf Kirchenbauten<br />

16


Huldigung der niederschlesischen Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

– und, nicht zuletzt, Lars von Trier drehte<br />

hier Szenen für seinen Film Europa.<br />

Herausgeber und Autor Paweł Rutkowski<br />

ist Historiker und studierte in<br />

Thorn/Toruń und Potsdam. Er kuratierte<br />

mehrere Ausstellungen, u. a. »Die Neumark.<br />

Begegnung mit einer historischen<br />

Landschaft« 2005–07. Ein Jahr später war<br />

er als Koordinator der archäologischen<br />

Grabungen im neumärkischen Quartschen/Chwarszczany<br />

tätig. Er leitet die<br />

deutsch-polnische Agentur, die zahlreiche<br />

deutsch-polnische Kulturprojekte<br />

organisiert. Mitautor Zbigniew Czarnuch<br />

ist Regionalhistoriker in Witnica/<br />

Vietz in der Neumark, wo er mit den Hinterlassenschaften<br />

vor allem auch der<br />

deutschsprachigen Kultur einen »Park<br />

der Wegweiser« geschaffen hat.<br />

»Den hohen Gebrauchswert des Buches<br />

macht auch der reichhaltig bestückte<br />

Anhang aus, zu dem ein umfangreiches<br />

Glossar genauso gehört, wie Kurzbiografien,<br />

ein Personenverzeichnis, ein<br />

Ortsverzeichnis mit Konkordanz und<br />

ein Literaturverzeichnis. Für viele Polenreisende<br />

ist die Neumark eine Landschaft,<br />

die man einfach nur so schnell<br />

wie möglich durchquert auf der Fahrt<br />

zum Urlaubsziel an der Ostsee, in Masuren,<br />

Warschau oder Schlesien. Das Blättern<br />

in Rutkowskis Kulturführer aber<br />

macht Lust mal einen Stop einzulegen.<br />

Ob es eines der Schlösser ist oder eine<br />

der typisch pommerschen Kleinstädte,<br />

die Neumark ist eine Entdeckung wert.<br />

Wie wäre es beispielsweise, das Landsberg<br />

an der Warthe (Gorzow Wielkopolski)<br />

einmal auf den Spuren von Christa<br />

Wolf zu erkunden? Auch dabei hilft<br />

dieser empfehlenswerte, keine Fragen<br />

offen lassende Kulturreiseführer, der<br />

eine kleine, aber feine Perle auf dem<br />

Büchermarkt ist.«<br />

Das Polen Magazin<br />

17


Usedomer Literaturtage <strong>2012</strong><br />

Wortreiche Landschaften zwischen der Ostsee und den Karpaten<br />

Die Usedomer Literaturtage <strong>2012</strong> widmeten sich vom 28. März<br />

bis zum 1. April den wortreichen Landschaften zwischen<br />

der Ostsee und den Karpaten. In Lesungen und Gesprächen<br />

blätterten namhafte Schriftsteller, Publizisten und Filmemacher<br />

die multikulturelle und multinationale Geschichte Rumäniens<br />

auf und begaben sich auf deutsche Spurensuche in den<br />

Regionen Siebenbürgen, Banat und der Bukowina sowie nach<br />

Niederschlesien, Kasachstan, in den Nordkaukasus und in die<br />

ehemalige DDR. Mit der thematischen Dichte und der inhaltlichen<br />

Qualität haben sich die Literaturtage auf der deutschpolnischen<br />

Insel zu einem wichtigen Podium für den europäischen<br />

Austausch entwickelt. Jedes Jahr versammeln sich<br />

die prägendsten Literaten und Kenner mit diesem Schwerpunkt<br />

auf Usedom.<br />

Wie in den vergangenen Jahren stieß das Programm der<br />

Literaturtage auch <strong>2012</strong> auf reges Interesse und versammelte<br />

zahlreiche Literaturbegeisterte in sehr gut besuchten Sälen.<br />

Eröffnet wurden die Usedomer Literaturtage am 28. März<br />

mit dem Dokumentarfilm »Die Wahrheit über Dracula« von<br />

Stanisław Mucha, der mit eindringlichen Bildern und einer<br />

großen Portion Ironie und Humor ein Portrait des heutigen<br />

Rumänien zeichnete. Skurriles traf hierbei auf Nachdenkliches,<br />

was in den Köpfen der Zuschauer für langen Nachhall sorgte.<br />

Im Anschluss an den Film diskutierten Tanja Dückers, Ilma<br />

Rakusa, Ernest Wichner und Stanisław Mucha über den<br />

Landstrich, der einst von Deutschen geprägt wurde, die dort<br />

heute jedoch kaum noch anzutreffen sind.<br />

Die Polin Joanna Bator und die rußlanddeutsche Autorin<br />

Eleonora Hummel berichteten am nächsten Tag im polnischen<br />

Swinemünde/Świnoujście über die komplizierte<br />

Geschichte ihrer Heimatregionen und über die von ihnen<br />

erlebte Zeit des Sozialismus. In der deutsch-polnischen Veranstaltung<br />

standen zwei Familienromane im Mittelpunkt, die<br />

aus der Perspektive der Frau von Ängsten, Problemen und<br />

Träumen in einem repressiven System erzählen.<br />

Mit dem Buch »Rote Handschuhe« von Eginald Schlattner<br />

und der dazugehörigen bildgewaltigen Verfilmung von Radu<br />

Gabrea bewegte die Veranstaltung im restlos ausverkauften<br />

Saal des Hotel Palace in Zinnowitz. Thematisiert wurden die<br />

unmenschlichen Verhältnisse im stalinistischen Rumänien<br />

anhand der autobiografischen Geschichte des Siebenbürger<br />

Pfarrers Eginald Schlattner. Das anschließende Gespräch<br />

beleuchtete die Situation in den 50er Jahren, als die rumänische<br />

Staatsmacht mit diktatorischen Werkzeugen Menschen,<br />

darunter viele Rumäniendeutsche, unterdrückte und zerstörte.<br />

Einer der geistreichsten Köpfe des Klaviers und der Poesie,<br />

der 1931 bei Olmütz geborene Alfred Brendel, war am 31. März<br />

zu erleben. Er sprach über sein Leben sowie über das Komische<br />

in den Werken von Haydn, Mozart und Beethoven. Dabei<br />

spürte er pianistisch und wortgewandt mit seinen spitzfindigen<br />

Gedichten das Komische in der klassischen Musik auf.<br />

Unter dem Titel »Mit deutschem Migrationshintergrund auf<br />

dem Balkan« widmeten sich die Schriftsteller Jan Koneffke<br />

(Deutschland) und Filip Florian (Rumänien) den deutschen<br />

Auswanderern in der rumänischen Hauptstadt Bukarest zu verschiedenen<br />

Zeiten der Geschichte. Besucht wurde die Lesung<br />

18


von der Gesandten der Rumänischen<br />

Botschaft in Berlin Adriana Stanescu.<br />

In einer weiteren Veranstaltung<br />

stellte Arne Franke sein Buch »Das<br />

wehrhafte Sachsenland« über die Kirchenburgen<br />

in Siebenbürgen vor. Während<br />

einer szenischen Lesung konnte<br />

man Oskar Ansull auf seiner literarischen<br />

Reise nach Czernowitz folgen.<br />

Ergänzt wurde das Programm durch<br />

die Literarische Inselrundfahrt und eine<br />

Schülerlesung mit Sarah Jana Portner<br />

und Paulina Schulz. Großes Interesse<br />

fand die Ausstellung »In Tallinn leben –<br />

Geschichten von Menschen und Häusern«<br />

von Sarah Jana Portner. Zu entdecken<br />

waren Fotos und Geschichten<br />

aus der estnischen Hauptstadt, die die<br />

junge Schriftstellerin und Journalistin<br />

als Stadtschreiberin Reval/Tallinn 2011<br />

aufgenommen hat.<br />

Die Usedomer Literaturtage sind<br />

mit der Verleihung des Usedomer Literaturpreises<br />

am 1. April <strong>2012</strong> zu Ende<br />

gegangen. In einer feierlichen Veranstaltung<br />

überreichte die Preisträgerin<br />

2011, Radka Denemarková, die Auszeichnung<br />

an die polnische Autorin<br />

Olga Tokarczuk. Die 1962 geborene<br />

Autorin gilt als eine der bekanntesten<br />

und bedeutendsten polnischen Schriftstellerinnen.<br />

Die Laudatio hat Marta<br />

Kijowska gehalten, die als Übersetzerin<br />

und Journalistin mit besonderem<br />

Schwerpunkt auf polnischer Literatur<br />

und Geschichte in München arbeitet.<br />

Die Jury schrieb in der Begründung:<br />

»Olga Tokarczuk erhält den Usedomer<br />

Literaturpreis für ihr bisheriges literarisches<br />

Schaffen sowie für die literarische<br />

und intellektuelle Manifestierung der<br />

Region Niederschlesien in der europäischen<br />

Geschichtserfahrung und in der<br />

polnischen Sprache. Ihre mutigen, bisweilen<br />

radikalen Inhalte kleidet sie in<br />

klare, ruhige Worte und erschafft eine<br />

geheimnisvolle Poesie.« Ihre Werke sind<br />

mehrfach ausgezeichnet und wurden in<br />

23 Sprachen übersetzt.<br />

Die Usedomer Literaturtage sind<br />

eine gemeinsame Veranstaltungsreihe<br />

des Usedomer Musikfestivals in<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Kulturforum östliches Europa sowie der<br />

Gemeinde Ostseebad Heringsdorf. Wie<br />

in den letzten drei Jahren übernahm<br />

der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Erwin Sellering,<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741<br />

im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741<br />

im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741<br />

im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

19


Das Stadion in Słubice<br />

Lokale Sportgeschichte und Erstellung von Audio-Podcasts<br />

Anlässlich der Fußball-EM in Polen und der Ukraine im Juni<br />

<strong>2012</strong> fand an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)<br />

auf Initiative des Deutschen Kulturforums östliches Europa<br />

Potsdam ein Seminar statt, das sich der lokalen, deutsch-polnischen<br />

Geschichte aus einer sporthistorischen Perspektive<br />

widmete und dabei das Stadion in Słubice – das frühere Ostmarkstadion<br />

von Frankfurt (Oder) – in den Fokus nahm. Als<br />

Dozenten wurden die beiden Studierenden Dorothee Ahlers<br />

und Jakob Venuß gewonnen, die bereits bei einem früheren<br />

Projekt des Kulturforums mitgewirkt hatten.<br />

Die beiden Dozenten hatten sich für die Aufbereitung des<br />

Stoffes eine einleuchtende und abwechslungsreiche Struktur<br />

überlegt: Am ersten Wochenende des Blockseminars präsentierten<br />

Dorothee Ahlers und Jakob Venuß den geschichtlichen<br />

Kontext des Stadionbaus chronologisch in mehreren<br />

bebilderten Kurzvorträgen – Beginn der Turnbewegung, Stadionbau,<br />

Sport in der Nazizeit. Nach jeder Informationseinheit<br />

zur jeweiligen Periode wurde Quellenmaterial ausgeteilt, das<br />

sich auf Frankfurt und seine Dammvorstadt (heute Slubice)<br />

bezog, die Teilnehmer erhielten Fragen zu den Quellen und<br />

erarbeiteten sich so das zuvor Gehörte für den konkreten Ort.<br />

Während des zweiten Wochenendes des Blockseminars<br />

erfolgte der praktische Teil: Zunächst erkundete die Gruppe<br />

unter der Leitung eines deutschen und eines polnischen Regionalhistorikers<br />

– Eckhard Reiß und Roland Semik – das Stadion<br />

selbst, das heute am Rande des großen Basars auf der polnischen<br />

Seite, in Slubice, liegt. Oberhalb des Stadions befindet<br />

sich noch immer die Wiese, die Turnvater Jahn hier ursprünglich<br />

für die Übungen benutzt hatte. Im Wald liegen außerdem<br />

die Reste eines Türmchens, die zum Kleistturm gehörten, der<br />

auf einem Bergrücken hinter dem Stadion zu Ehren des Dichters<br />

und Schlachtteilnehmers im Siebenjährigen Krieg (1756–<br />

1763), Ewald Christian von Kleist, errichtet wurde. Deutsche Soldaten<br />

sprengten ihn 1945 bei ihrer Flucht vor der Roten Armee,<br />

um den Russen einen geeigneten Peilungspunkt zu nehmen.<br />

Ziel des Seminars war neben der theoretischen Beschäftigung<br />

und der Besichtigung des Ortes auch eine praktische<br />

Verarbeitung der gelernten Inhalte in Form von Audiobeiträgen.<br />

Unter der Anleitung der DozentInnen Dorothee Ahlers<br />

und Jacob Venuß sind fünf Beiträge von Max Hege, Jan Körting,<br />

Fabian Sader, Paula Voigt sowie Ariane Afsari entstanden,<br />

die sich unterschiedlichen Themen der Stadiongeschichte<br />

widmen.<br />

Paula Voigt versuchte durch Interviews in Słubice herauszufinden,<br />

was heutige Bewohner und Besucher vom Stadion wissen,<br />

und forschte darüber hinaus in der Rezeptionsgeschichte<br />

zum Stadion. Ariane Afsari begann noch vor den Anfängen des<br />

Stadions, nämlich bei dem kleinen Turnplatz oberhalb des Stadions,<br />

der bis heute nicht überwuchert ist und den Friedrich-<br />

Ludwig-Jahn im Jahr 1813 einrichtete. Nach ihm war auch die<br />

Straße benannt, an der das Stadion liegt. Fabian Sader beschäftigt<br />

sich in seinem Beitrag mit den Anfängen des Stadions im<br />

Ersten Weltkrieg, als russische Kriegsgefangene aus dem nahe<br />

gelegenen Kriegsgefangenenlager Gronenfelde die mühevollen<br />

Erdarbeiten für das zukünftige Stadion verrichteten – was<br />

ist von ihnen geblieben? Jan Körting zeigt aus der Perspektive<br />

eines zufälligen Entdeckers des Słubicer Stadions, wie viele<br />

Geschichten sich auftun, wenn man sich mit der Historie des<br />

20


Ortes beschäftigt, das im deutschen Ostbrandenburg , in der<br />

Frankfurter Dammvorstadt, eröffnet wurde und das seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg jenseits der Oder im polnischen Słubice<br />

liegt. Max Hege wollte wissen, was es mit der irreführenden<br />

und falschen Bezeichnung »Olympiastadion« auf sich hat(te),<br />

unter dem das Stadion lange Zeit firmierte und unter dem es<br />

auch heute noch in großen Teilen der Bevölkerung bekannt<br />

ist. Die Beiträge können auf der Homepage des Kulturforums<br />

heruntergeladen werden.<br />

Fotos: Stadion vs-Kopie, BU: Max Hege, Jakob Venuß und Jan<br />

Körting im Stadion von Slubice, im Hintergrund die Tribüne.<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände 1741<br />

im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich Bernhard<br />

Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen<br />

Stände 1741 im Breslauer Rathaus.(Stich<br />

von Friedrich Bernhard Werner )<br />

Huldigung der niederschlesischen Stände<br />

1741 im Breslauer Rathaus.(Stich von Friedrich<br />

Bernhard Werner )<br />

21


Kalender <strong>2012</strong><br />

Thementage<br />

Maribor/Marburg an der Drau. Europas Kulturhauptstadt <strong>2012</strong>: Berlin<br />

(Februar)<br />

Halbzeitkonferenz. Fußball als Spiegel ethnischer und regionaler Identitätssuche<br />

in MittelOsteuropa: Berlin (Juni)<br />

Der Himmel über Danzig. Johannes Hevelius - Nachtleben und Nachleben<br />

eines Astronomen: Berlin (August)<br />

Donaudelta und Dobrudscha. Heimat vieler Völker: Berlin (Oktober)<br />

München (November)<br />

Deutsche Minderheiten und regionale Identitäten im östlichen<br />

Europa: Kooperationspartnertagung, Groß Stein/Kamien Śląski<br />

(November)<br />

Buchvorstellungen, Buchmessen<br />

HinterNational – Johannes Urzidil: Wien, Linz, Salzburg (Januar), Heppenheim<br />

(April), Berlin (Juni)<br />

Maribor/Marburg an der Drau: München (März), Bad Kissingen (Mai),<br />

Ulm (Mai)<br />

Buchmesse Leipzig: Deutschsprachige Siedler in Slowenien, Danziger<br />

Identitäten, Eginald Schlattner: Mein Nachbar, der König (März)<br />

Jeder zweite Berliner. Schlesische Spuren an der Spree: Berlin (April),<br />

Görlitz (November), Königswinter-Heisterbacherott (November), Berlin<br />

(November, Dezember)<br />

Spurensuche in der Gottschee. Deutschsprachige Siedler in Slowenien:<br />

Regensburg (April)<br />

Bessarabien. Deutsche Kolonisten am Schwarzen Meer: Belgorod<br />

Dnjestrowski (Mai), München (Juni), Minneapolis/North Dakota (Juli),<br />

Stuttgart (September), Czernowitz (September)<br />

Wędrówki między Odrą a Dragą. Spotkanie z Nową Marchią: Landsberg<br />

a.d.Warthe/Gorzów Wlkp. (Mai), Grünberg/Zielona Góra (Oktober)<br />

Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der Neumark:<br />

Caputh (Juli), Fürstenwalde (September), Słubice (Oktober),<br />

Potsdam (November)<br />

Buchmesse Frankfurt: mit Podiumsgespräch Košice/Kaschau Interface<br />

2013 (Oktober)<br />

Theodor Lepner: Der Preusche Littau (1690): Vorstellung der zweisprachen<br />

Edition, Berlin (November)<br />

Lesungen, Filmreihen<br />

Fanny Lewald. Eine emanzipierte Schriftstellerin aus Königsberg:<br />

Lesungen mit Einführung und Kommentar, Weimar, Stuttgart,<br />

Düsseldorf (Januar)<br />

Wortreiche Landschaften. Zwischen Ostsee und Karpaten. Vierte Usedomer<br />

Literaturtage: Podiumsdiskussionen, (Schul-)Lesungen, Buchpräsentation,<br />

Gespräch, Musik, Film, Ausstellung (März)<br />

Anziehung und Distanz. Deutsche im tschechischen Film: Filmreihe,<br />

Freiburg (Mai)<br />

Stadtschreiber Maribor <strong>2012</strong>: Einführung des Stadtschreibers, Marburg<br />

a.d. Drau/Maribor (Juni)<br />

Wer kennt noch Gerhart Hauptmann? Ein west-östlicher Klassiker wird<br />

150: Podiumsdiskussion und Film in der Reihe »Forum Neuer Markt,<br />

Potsdam: Feste feiern und Geschichte vergessen« (September)<br />

Vorträge<br />

Wieder entdeckt: Martin Opitz: Vorträge und Konzert, Görlitz (Februar)<br />

Friedrich II. von Preußen als Erinnerungsort im deutschen und polnischen<br />

Bewusstsein: Potsdam (März)<br />

Friedrichs neue Untertanen in der Neumark. Die Kolonisierung des<br />

Oder- und Warthebruchs: Potsdam (Mai)<br />

Die Wiederentdeckung des Kulturerbes der Neumark nach 1945: Potsdam<br />

(Mai)<br />

Die mittelalterlichen Orden und ihr Beitrag zur Entwicklung der Neumark:<br />

Potsdam (Juni)<br />

Warum blieb Königsberg seinem König nicht treu?: Potsdam (September)<br />

Zwischen Österreich und Preußen. Friedrich II. und der schlesische<br />

Adel: Potsdam (Oktober)<br />

Zum Gedenken an Hugo Rokyta (1912–1999): München (Oktober)<br />

Böhmische Dörfer an Havel, Spree und Oder: Potsdam (Oktober)<br />

Struktur und Architektur. Das postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens:<br />

Multimediapräsentation, Potsdam (November)<br />

Ostpreußische Städte im Ersten Weltkrieg. Wiederaufbau und Neuerfindung:<br />

Berlin (Dezember)<br />

Workshops<br />

Spurensuche. Multinationale Heimatkunde in Odessa: Workshop für<br />

Studierende, Odessa (März), Stuttgart (August)<br />

Zeichen der Teilung. Das Erbe der Architekturmoderne in Oberschlesien<br />

heute: Exkursion für Studierende, Kattowitz/Katowice, Hindenburg/Zabrze<br />

(Mai)<br />

Das Stadion in Słubice. Lokale Sportgeschichte und Erstellung von<br />

Audiopodcasts: Workshops für Studierende, Frankfurt/O., Słubice (Juni)<br />

Suche schlesische Spuren in Deiner Stadt: Schülerstadtrallyes, Berlin<br />

(Juni), (August)<br />

Kulturhauptstadt Europas 2013 Kaschau/Košice: Informationsfahrt für<br />

Medienvertreter, Kaschau/Košice (September)<br />

22


Henry van de Velde in Polen: Studienfahrt mit der Bauhaus-Universität<br />

Weimar, Trebschen/Trzebiechów (Oktober)<br />

Konzerte<br />

Von Wien nach St. Petersburg. Violinsonaten von Haydn, Mozart und<br />

Titz: Hannover (Mai)<br />

»Die Nacht, die will verbergen sich« - geistliche und weltliche Lieder<br />

aus der Glogauer Handschrift: Konzerte, Berlin-Kreuzberg, Brandenburg<br />

(September)<br />

Wie das Quartett nach Russland kam. Hoffmeister-Quartett: Usedomer<br />

Musikfestival (Oktober)<br />

Georg Dehio-Buchpreis <strong>2012</strong><br />

Preisverleihung und Begleitveranstaltung mit Peter Demetz, Berlin<br />

(November)<br />

Begleitveranstaltung mit Radka Denemarková und Eva Profousová,<br />

Berlin (Dezember)<br />

Wanderausstellungen<br />

Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen von Dönhoff: Düsseldorf<br />

(Januar-März)<br />

Struktur und Architektur. Das postindustrielle Kulturerbe Oberschlesiens:<br />

Stettin (Januar-März), Waldenburg/Walbrzych (April-Juni), Oppeln/<br />

Opole (Juni-August), Buchwald/Bukowiec (September-Dezember),<br />

Potsdam (November-Januar 2013)<br />

Zeit-Reisen. Historische Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach:<br />

Hirschberg/Jelenia Góra (Januar-Juni), Reutlingen (September-Oktober)<br />

Brückenschläge – Daniel Jablonski im Europa der Frühaufklärung:<br />

horn/Toruń (poln., Februar), Oldenburg (dt., April-Mai), Breslau/Wrocław<br />

(poln., Mai-Juli), Emden (dt., Juni-Juli), Memel/Klaipeda<br />

(dt., August-September), Vilnius (dt., Oktober), Halle/S. (dt., November-Februar<br />

2013)<br />

In Tallinn leben – Geschichten von Menschen und Häusern: Heringsdorf<br />

(März-Mai), Passau (November)<br />

Die Neumark. Begegnungen mit einer historischen Landschaft: Potsdam,<br />

Caputh (Mai-Juli), Frankfurt/Oder (September-Oktober), Berlin<br />

(November-Februar 2013)<br />

Siebenbürgen - eine Wissenschaftslandschaft: Dinkelsbühl, Gundelsheim<br />

(Mai-Juni), Heidelberg, Gundelsheim (September), Bad<br />

Kissingen (September-November), Schäßburg/Sighişoara (November),<br />

Kronstadt/Braşov (November-Dezember), Hermannstadt/Sibiu<br />

(Dezember-Januar 2013)<br />

Zoppot, Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert:<br />

Kiel (Juni), Ellingen (Juli-Dezember)<br />

Adel in Schlesien: Potsdam (August-Oktober)<br />

Hinrich Brunsberg und die Backsteingotik in Pommern und Brandenburg:<br />

Brandenburg (September-Oktober), Tangermünde (November-<br />

Januar 2013)<br />

Neuerscheinungen<br />

Arne Franke, Hermannstadt/Sibiu. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang<br />

durch die Stadt am Zibin. Illustrierter Stadtführer, in Kooperation mit<br />

Schnell und Steiner in der Reihe Große Kunstführer in der Potsdamer<br />

Bibliothek östliches Europa, 2., korr. Aufl., 48 S., geb., € 9,95 (Januar)<br />

Marjeta Ciglenečki, Maribor/Marburg an der Drau. Ein kunstgeschichtlicher<br />

Rundgang. Illustrierter Stadtführer, in Kooperation mit Schnell<br />

und Steiner in der Reihe Große Kunstführer in der Potsdamer Bibliothek<br />

östliches Europa, 48 S., geb., € 9,95 (Januar)<br />

Paweł Rutkowski (red.), Wędrówki między Odrą a Drawą. Spotkanie z<br />

Nową Marchią. Die polnischsprachige Publikation informiert über die<br />

Geschichte der Neumark, einer historischen Landschaft, die in Polen<br />

und in Deutschland in Vergessenheit geraten ist. Schlösser, Herrenhäuser,<br />

Kirchen, Klosteranlagen – die architektonischen Zeugnisse<br />

der Vergangenheit – werden in diesem Kulturreiseführer beschrieben<br />

und auf historischen Abbildungen und zeitgenössischen Fotografien<br />

gezeigt. Mit hist. Einf. u. vier Themenkapiteln dt. u. pl. Fachleute, zahlr.<br />

farb. u. S.-W.-Abb., Kurzbiografien, Glossar, Karten u. umfangr. Registern,<br />

219 S., geb., € 19,80 (Januar)<br />

Roswitha Schieb, Jeder zweite Berliner. Schlesische Spuren an der<br />

Spree. Auf drei großen Spaziergängen durch die architektonische,<br />

künstlerische und literarische Stadtlandschaft zeigt das reich bebilderte<br />

und mit Karten versehene Buch typisch schlesische Phänomene<br />

der Industrie-, Theater-, Kunst- und Gesellschafts-geschichte Berlins.<br />

Die Thematik dieser Einzelpublikation ist bisher in dieser Form noch nie<br />

auf dem deutschen Buchmarkt präsentiert worden. Mit zahlr. farb. u. S.-<br />

W.-Abb., Kurzbiografien, Verzeichnis Berliner Straßen mit schlesischem<br />

Bezug und Registern, 388 S., geb. m. Lesebändchen, € 19,80 (April)<br />

Paweł Rutkowski (Hg.), Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen<br />

mit der Neumark. Die Übersetzung der polnischsprachigen<br />

Publikation (s. o.) ins Deutsche enthält neben allen Inhalten der Urfassung<br />

elf weitere Objekttexte und wurde an ein deutsches Lesepublikum<br />

angepasst. Mit hist. Einf. u. vier Themenkapiteln dt. u. pl. Fachleute,<br />

zahlr. farb. u. S.-W.-Abb., Kurzbiografien, Glossar, Karten und umfangr.<br />

Registern, 256 S., geb. m. Lesebändchen, € 19,80 (Juli)<br />

Ute Schmidt, Bessarabien. Deutsche Kolonisten am Schwarzen<br />

Meer Buch über die gut 125-jährige Vergangenheit (1814–1940) der<br />

deutschen Kolonien an der nordwestlichen Schwarzmeerküste, 2.,<br />

aktual., erw. u. korr. Aufl., mit zahlr. farb. u. S.-W.-Abb., Zeittafel, Ortsnamenkonkordanz<br />

u. Einsteckkarte, 420 S., geb., € 19,80 (September)<br />

23


Team des Kulturforums:<br />

(Stand: 1. Januar 2013)<br />

Saskia Aberle, Assistenz Direktion, Veranstaltungsorganisation<br />

Ariane Afsari, Verlag, Fachreferat Kulturelle Bildung<br />

Susanna Becker, Assistenz Verlag, Elektronische Medien<br />

Dr. Klaus Harer, Fachreferat Musik, Länderreferat Osteuropa<br />

Frauke Kraft, Verwaltungsleiterin<br />

Tanja Krombach, Leitung Verlag, Länderreferat Tschechien und Slowakei<br />

Dr. Harald Roth, Fachreferat Geschichte, Länderreferat Südosteuropa, ab April <strong>2012</strong> kommissarischer Direktor<br />

Thomas Schulz, Fachreferat Literatur, Länderreferat Polen<br />

Hana Kathrin Stockhausen, Grafik, Design<br />

Dr. Claudia Tutsch, Fachreferat Kunstgeschichte, Länderreferat Baltikum<br />

Ilona Wäsch, Sachbearbeiterin Verwaltung, Buchhaltung<br />

André Werner, Redaktionsleitung Website<br />

Vorstand (Stand: 1. Januar 2013)<br />

MinDgt. i.R. Winfried Smaczny, Berlin, Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Elisabeth Fendl, München<br />

MinDir. Hans-Heinrich von Knobloch, Berlin<br />

Kuratorium:<br />

Sabine Deres, Ministerialrätin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Vorsitz)<br />

Dr. Markus Bauer, Vertreter der Mitgliederversammlung im Kuratorium<br />

Magdalena Erdman, Vertreterin der Botschaft der Republik Polen<br />

Prof. Oliver Günther, Ph.D., Präsident der Universität Potsdam<br />

Dr. Uwe Koch, Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg<br />

Martin Sarvaš, Direktor des Slowakischen Instituts Berlin<br />

Prof. Dr. Matthias Weber, Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa<br />

24


Impressum<br />

Herausgeber: Deutsches Kulturforum östliches Europa e. V.<br />

Berliner Straße 135, Haus K1<br />

D–14467 Potsdam<br />

www.kulturforum.info<br />

deutsches@kulturforum.info<br />

© 2013. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Diese Publikation wurde gefördert vom Beauft ragten der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.<br />

Redaktion: xxxxxxe<br />

V. i. S. d. P.: Dr. Harald Roth<br />

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung der Autorin/des Autors<br />

wieder, nicht die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers.<br />

Abbildungen und Bildrechte: xxxxxx<br />

Gestaltung und Satz: Hana Kathrin Stockhausen<br />

Druck und Bindung: Flyeralarm Würzburg<br />

25


Deutsches Kulturforum östliches Europa<br />

Berliner Straße 135 · 14467 Potsdam<br />

Tel. +49(0)331/20098-0<br />

Fax +49(0)331/20098-50<br />

deutsches@kulturforum.info<br />

www.kulturforum.info<br />

26<br />

Das Kulturforum wird gefördert vom Beauftragten<br />

der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund<br />

eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!