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Melange No20

Melange No20 - das Magazin im Süden Bayerns

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ALEXANDER-TECHNIK<br />

AUF ALTEN BÖDEN NEU SCHREITEN<br />

Ruhige und besonnene Menschen gibt es nicht viele, vielleicht<br />

zu wenige – doch jeder von uns kennt einige. Christoph Lutz<br />

ist einer von diesen Menschen, denen man gegenübersitzt und<br />

selbst die Ruhe annimmt. Seine Feinfühligkeit ist schnell spürbar<br />

und doch hat er noch eine andere Ausstrahlung, die ich<br />

erst langsam im Interview fassen konnte.<br />

VOM ÖKOHOF AN DIE MUSIKHOCHSCHULE<br />

Christoph Lutz wuchs in der Nähe von Innsbruck auf einem<br />

Bauernhof auf, den seine Eltern zu der damaligen Zeit unglaublich<br />

fortschrittlich betrieben. Ohne jeglichen Zusatz von<br />

Chemikalien wurde dort angebaut. Lutz war somit, gemeinsam<br />

mit seinen fünf Geschwistern, immer viel in der Natur. Selbstverständlich<br />

hatten seine Eltern mit dem Hof stets viel Arbeit.<br />

Christoph lockte seine Begeisterung schon früh in eine andere<br />

Richtung: die Musik.<br />

Er lernte Klavier und Waldhorn und beschloss mit 16 Jahren,<br />

dass er auf die Musikhochschule nach München möchte. Also<br />

fuhr er mit dem Zug nach München und fragte den dortigen<br />

Professor, ob er ihm etwas vorspielen dürfte, denn in zwei Jahren<br />

möchte er die Aufnahmeprüfung machen.<br />

Diese Entschlossenheit beeindruckte den Professor, sodass er<br />

ihm Unterricht anbot und Lutz im Jahr darauf schon als Jungstudent<br />

an der Musikhochschule studierte.<br />

Es folgte eine musikalische Karriere, die Christoph Lutz Freude<br />

bereitete, doch sie füllte ihn nicht ganz aus.<br />

MEHR ALS DER RICHTIGE TON<br />

Bereits an der Musikhochschule lernte er unterschiedliche<br />

Entspannungstechniken kennen, wie etwa Yoga und auch die<br />

Alexander-Technik.<br />

Die Faszination war gleich da. Platz für eine Ausbildung in<br />

diesem Bereich gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht.<br />

2015 wagte es Christoph Lutz dann, diese umfangreiche Ausbildung<br />

zu beginnen und sich beruflich neu zu orientieren. „Ich<br />

liebe es Musik zu machen. Im Klassik-Musik-Business geht es aber<br />

viel zu häufig darum, die richtigen Töne zum richtigen Zeitpunkt<br />

zu treffen. Ich bin mittlerweile weg von diesem Leistungsgedanken!<br />

Das bedeutet nicht, dass es mir egal ist wie es klingt, aber ich nehme<br />

es an und komme so erst ganz in meinen Ausdruck!“, so Lutz.<br />

REGELBRUCH<br />

Interviews zu führen ist eine besondere Passion von mir geworden.<br />

Immer wieder habe ich dadurch die Möglichkeit auf<br />

unterschiedliche Menschen zu treffen, ihre Geschichten zu hören<br />

und in einen kleinen Teil ihrer Lebensbereiche abtauchen<br />

zu können. Das ist bei jedem Interview eine unglaubliche Bereicherung<br />

für mich und zeigt mir Teile der Welt mit anderen<br />

Augen. Oftmals arbeite ich mich nach den Interviews in die jeweilige<br />

Materie ein, um den Menschen und seine Leidenschaft,<br />

seine Geschichte noch genauer verstehen zu können, bevor ich<br />

dann das Schreiben beginne.<br />

Persönlich möchte ich mich in dem Geschriebenen jedoch<br />

nicht erwähnen und versuche den Spagat aus dem Erlebten<br />

und den Tatsachen des Interviews sachlich zu schildern.<br />

Bei diesem Interview habe ich die Regel gebrochen. Denn es<br />

wäre zu abstrakt geworden über die Technik zu schreiben und<br />

das Erfühlte nicht aus meiner Sicht zu schildern.<br />

Abgesehen von einem umfangreichen Interview mit Christoph<br />

Lutz hatte ich die Möglichkeit, von ihm Alexander-Technik-<br />

Stunden zu bekommen. Durch diese Körpererfahrung gelang<br />

es mir, diese Technik, welche eigentlich einen pädagogischen<br />

Ansatz verfolgt, ganzheitlich zu begreifen.<br />

ALEXANDER-TECHNIK –<br />

LEICHTIGKEIT UND BEWEGUNG<br />

Die Methode wurde von dem Schauspieler und Rezitator Frederick<br />

Matthias Alexander (1869–1955) entwickelt. Beim Rezitieren<br />

wurde er oft heiser, worunter er sehr litt. In einem jahrelangen<br />

Prozess der Selbstbeobachtung begann er, jene<br />

Bewegungsgewohnheiten und Spannungsmuster zu identifizieren,<br />

die seine Heiserkeit hervorriefen, und entwickelte eine<br />

Technik, diese Muster zu unterbinden. Seine Stimmprobleme<br />

verschwanden. Dabei wurde ihm mehr und mehr bewusst, dass<br />

er auf ein allgemein anwendbares Prinzip gestoßen war.<br />

Die Alexander-Technik beschäftigt sich viel mit der Beziehung<br />

zwischen Kopf, Hals, Nacken und dem Rumpf.<br />

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