HANSA 10-2017
Fährschifffahrt | Brexit | HIPER | Schifffahrt der Zukunft | Börsenbericht | US Ports & Hurricanes | Abwasser | Häfen Niedersachsen | HVAC | Job-Börse | Offshore-Marktkompass
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Häfen | Ports<br />
ziert. Dies würde steigende Anforderungen an logistische<br />
Abläufe erfordern. Man freue sich daher,<br />
dass für das kommende Jahr die Investitionsmittel<br />
für die Häfen aufgestockt worden seien und würde<br />
es sehr begrüßen, wenn dieses Niveau auch von<br />
der zukünftigen Landesregierung verstetigt werden<br />
würde.<br />
Als eine Stärke der niedersächsischen Häfen gilt<br />
auch die Offshore-Branche, auf die in Cuxhaven<br />
ein besonderer Fokus gelegt wurde. In einer Podiumsdiskussion<br />
unter der Leitung von Jan Rispens,<br />
Geschäftsführer der Erneuerbare Energien Clusteragentur,<br />
wurden insbesondere die Ausbauziele<br />
thematisiert. Lies sprach davon, dass die Akzeptanz<br />
für die Offshore-Energie mittlerweile deutlich<br />
gestiegen sei. »Die Offshore-Energie ist der wesentliche<br />
Faktor für eine gelungene Energiewende«, unterstrich<br />
er. Bis zum Jahr 2030 würden nach seiner<br />
Einschätzung mindestens 20GW benötigt. Das<br />
wären 5GW mehr als die bisher kommunizierten<br />
15GW. Für das Jahr 2035 prognostizierte der Minister<br />
gar 30GW. Entsprechend forderte er, die Netze<br />
zügig auszubauen.<br />
Mehr und größere Offshore-Windanlagen<br />
Irina Lucke von EWE Offshore Service & Solutions,<br />
betonte ihre Erwartung, aus den bestehenden Anlagen<br />
noch mehr Leistung herausholen zu können. Sie<br />
rechnet bis Mitte der 2020er-Jahre mit bis zu 12 MW<br />
starken Turbinen. Wichtig sei in jedem Fall, dass die<br />
Anlagen zuverlässig liefen und auch wirtschaftlich<br />
betrieben werden könnten, ergänzte Carsten-Sünnke<br />
Berendsen von Siemens Wind Power, der bei derartigen<br />
Leistungssprüngen auf eine geänderte Technologie<br />
hinwies und sich darüber hinaus von der Politik<br />
klare und verlässliche Rahmenbedingungen<br />
wünscht, »damit wir investieren können.«<br />
Berendsen sieht die Zukunft derweil in einem<br />
Mix aus Energien. Die Digitalisierung könne helfen,<br />
die Systeme sinnvoll zu koppeln. Ferner sollte<br />
die überschüssige Windenergie gespeichert werden,<br />
damit sie zur Verfügung stehe, wenn sie benötigt<br />
werde. Der Hafen Cuxhaven sei ein positives Beispiel<br />
für die Offshore-Entwicklung in Deutschland.<br />
Durch das neue Siemens-Werk würden rund<br />
1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Nicht nur die einheimischen<br />
Offshore-Windparks, sondern beispielsweise<br />
auch der derzeit in Bau befindliche belgische<br />
Windpark Rentel wird vom Hafen an der<br />
Elbmündung aus beliefert.<br />
Er bekommt 42 Turbinen der 7 bis 8MW-Klasse<br />
von Siemens, die im neuen Werk in Cuxhaven hergestellt<br />
werden. Die Auslieferung soll im März 2018 beginnen.<br />
Berendsen ist zuversichtlich, dass sich noch<br />
weitere Zulieferer in Cuxhaven ansiedeln werden,<br />
denn hier habe man die Nähe zu den Kunden, darüber<br />
hinaus eröffne die neue RoRo-Rampe zusätzliche<br />
Möglichkeiten für die Verladung schwerer Komponenten<br />
mit einem Gewicht von bis zu 1.000 kg. Zudem<br />
soll der Hafen weitere Liegeplätze erhalten (siehe<br />
Interview rechts).<br />
M<br />
5 Fragen an …<br />
Das Land Niedersachsen wird<br />
im kommenden Jahr zusätzlich<br />
<strong>10</strong> Mio. € für die Infrastruktur<br />
der Häfen zur Verfügung stellen<br />
und plant, dies zu verstetigen.<br />
Was genau ist geplant?<br />
Holger Banik: Anfang des Jahres<br />
haben wir <strong>2017</strong> als »Das Jahr der<br />
Meilensteine« beschrieben. Viele<br />
Projekte sind fertig, zwei wichtige<br />
Großprojekte stehen kurz vor<br />
der Fertigstellung. Vor Weihnachten<br />
werden wir das Ende<br />
der Schleusensanierung in Emden<br />
mit einer Schiffsdurchfahrt<br />
feiern und wenige Tage später<br />
die Infrastruktur des neuen Liegeplatzes<br />
4 in Cuxhaven. Parallel<br />
dazu haben wir schon die Planung<br />
für die nächsten Projekte<br />
auf den Weg gebracht. Das sind<br />
u.a. der Großschiffsliegeplatz in<br />
Emden, die Liegeplätze 5-7 in<br />
Cuxhaven sowie die Erneuerung<br />
des Hafens auf Wangerooge.<br />
Welchen Häfen räumen Sie die<br />
größten Entwicklungspotenziale<br />
ein? Wo ist dringender Bedarf<br />
an Investitionen?<br />
Banik: Wir haben für unsere Häfen<br />
Wachstumsmärkte identifiziert<br />
– Energie, Agrarprodukte,<br />
Fahrzeuge sowie Eisen und Stahl<br />
– und richten die Investitionen danach<br />
aus. Darüber hinaus investieren<br />
wir in die individuellen Stärken<br />
der Häfen. Diese haben wir<br />
in den Perspektivpapieren analysiert<br />
und darüber den Handlungsbedarf<br />
für die Zukunft definiert.<br />
Das Containeraufkommen am<br />
JadeWeserPort ist durch den Anlauf<br />
der Ocean Alliance deutlich<br />
gestiegen. Minister Lies spricht<br />
von einem realistischen Umschlag<br />
in Höhe von 1 Mio. TEU<br />
in 2018 und erwägt bereits die<br />
nächste Ausbaustufe. Teilen Sie<br />
seine Einschätzungen?<br />
Banik: Die Erfahrung zeigt, dass<br />
Infrastrukturprojekte in der Vorbereitung<br />
länger dauern als in<br />
der tatsächlichen Bauzeit. Daher<br />
ist es wichtig, mit den Planungen<br />
frühzeitig zu beginnen. Wir<br />
rechnen bei einem Projekt dieser<br />
Foto: NPorts<br />
Holger Banik,<br />
Geschäftsführer NPorts<br />
und der JadeWeserPort<br />
Realisierungsgesellschaft<br />
Größenordnung mit einem Zeitraum<br />
von insgesamt rund zehn<br />
Jahren für die Planfeststellung<br />
und die Bauzeit.<br />
Auch den niedersächsischen Offshore-Häfen<br />
werden gute Perspektiven<br />
eingeräumt. Fürchten<br />
Sie keine Konkurrenz aus dem<br />
Ausland?<br />
Banik: Für den Service und den<br />
Umschlag von Offshore-Windkraftanlagen<br />
zählen für die Betreiber<br />
am Ende die Flexibilität,<br />
die Erreichbarkeit und die Leistungsfähigkeit<br />
der Häfen. Wir<br />
sind in unseren Häfen wirklich<br />
gut aufgestellt und investieren<br />
auch weiterhin in moderne Hafeninfrastruktur.<br />
Daher fürchten<br />
wir die Wettbewerber nicht,<br />
wir lassen uns sogar gern an ihnen<br />
messen.<br />
Wie rüsten sich Niedersachsens<br />
Häfen für den Wettbewerb mit<br />
anderen Standorten?<br />
Banik: Eine moderne und leistungsfähige<br />
Infrastruktur sowie<br />
Hinterlandanbindung zur<br />
Verfügung stellen, ist das eine.<br />
Da wir wissen, dass Infrastrukturprojekte<br />
in der Planung ihre<br />
Zeit benötigen, weil sie für mehrere<br />
Jahrzehnte und Generationen<br />
voraus gedacht werden<br />
müssen, sind wir permanent<br />
mit Zukunftsfragen beschäftigt.<br />
Wir schauen über den Tellerrand<br />
und stellen uns den Zukunftsthemen,<br />
auch den gesellschaftlichen:<br />
Industrie 4.0, Digitalisierung,<br />
Nachhaltigkeit. Nur so<br />
können wir Themenstellungen<br />
frühzeitig erkennen und uns darauf<br />
einstellen.<br />
<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong> 87