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HANSA 10-2017

Fährschifffahrt | Brexit | HIPER | Schifffahrt der Zukunft | Börsenbericht | US Ports & Hurricanes | Abwasser | Häfen Niedersachsen | HVAC | Job-Börse | Offshore-Marktkompass

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Offshore<br />

Foto: Dong Energy<br />

Foto: Vattenfall<br />

Das Service Operation Vessel »Normand Jarl« dient als Mutterschiff<br />

Eine Wohnplattform mit stationärer Plattform für »DanTysk«<br />

gleich würden verschiedenste Kriterien<br />

wie Wetterbedingungen sowie die Verfügbarkeit<br />

von Personal, Schiffen und<br />

Ersatzteilen dynamisch abgeglichen, um<br />

zu sehen, ob ein Einsatz der Techniker<br />

zu diesem Zeitpunkt überhaupt möglich<br />

sei. Das entwickelte Modell ermögliche<br />

zugleich eine genaue wie auch transparente<br />

Darstellung, da alle ablaufenden<br />

Prozesse in 2D am Computer nachvollziehbar<br />

seien. »Der Vorteil gegenüber anderen<br />

bisher gängigen Modellen ist, dass<br />

sich damit das sehr komplexe System Offshore-Windpark<br />

mit seinen stochastisch<br />

verteilten Ereignissen realitätsnah auch<br />

für einzelne Monate abbilden lässt.«<br />

Betriebsbasis an Land<br />

Für seine Dissertation hat Münsterberg<br />

drei unterschiedliche Arten von Logistikkonzepten<br />

überprüft: onshore-basierte,<br />

offshore-basierte mit Mutterschiff<br />

und offshore-basierte mit stationärer<br />

Plattform im Windpark. Bei onshorebasierten<br />

Konzepten werden die Windparks<br />

mit kleineren Transferschiffen und<br />

Helikoptern von Land aus versorgt, was<br />

bedeutet, dass die zurückgelegten Strecken<br />

länger und damit die Abhängigkeiten<br />

von den Wetterbedingungen größer<br />

sind. Offshore-basierte Konzepte nutzen<br />

Spezialschiffe oder eben Plattformen,<br />

die zur Unterbringung der Service-<br />

Techniker sowie als Lager für Ersatzteile<br />

und Betriebsmittel dienen. Sie sind angesichts<br />

hoher Anschaffungskosten und Logistikaufwendungen<br />

teurer, führen aber<br />

zu geringeren Einnahmeausfällen für die<br />

Betreiber, da bei fehlerbedingtem Anlagenstillstand<br />

die Reaktionszeiten kürzer<br />

sind. Diese drei Konzepttypen wurden<br />

für unterschiedliche Windparkgrößen<br />

und Küstenentfernungen in jeweils neun<br />

Szenarien durchgerechnet, die wiederum<br />

in jeweils vier Varianten (je nach Zahl<br />

der eingesetzten Transferschiffe) untergliedert<br />

waren. Insgesamt führte Münsterberg<br />

so <strong>10</strong>8 unterschiedliche Simulationsexperimente<br />

mit insgesamt fast<br />

3.000 simulierten Jahren durch.<br />

Das Ergebnis: Für die meisten Offshore-Windparks<br />

ist ein onshore-basiertes<br />

Logistikkonzept bei den gewählten<br />

Annahmen am kosteneffzientesten.<br />

Offshore-basierte Konzepte rechnen sich<br />

erst ab einer Windparkgröße von mindestens<br />

90 Anlagen und einer Küstenentfernung<br />

ab <strong>10</strong>0 km. Dann aber auch nur<br />

die mit einem Mutterschiff im Windpark<br />

– das plattformbasierte Konzept war in<br />

keinem der durchgerechneten Szenarien<br />

das preiswerteste.<br />

Das günstigste Konzept müsse für ein<br />

Projekt aber nicht zwingend auch das<br />

beste sein, betont Münsterberg mit Blick<br />

auf die Wohnplattform, die Vattenfall<br />

und Stadtwerke München vorigen Sommer<br />

für ihre Windparks »DanTysk« und<br />

»Sandbank« in Betrieb genommen haben.<br />

»Ich habe das Ganze rein ökonomisch<br />

betrachtet. Es gibt aber auch weiche<br />

Faktoren, die nicht zu unterschätzen<br />

und schwer monetär auszudrücken sind:<br />

Zum Beispiel die Frage, wie schnell Service-Techniker<br />

seekrank werden oder wie<br />

Abstract: Optimized logistics saves a lot of money<br />

attraktiv ein Plattformkonzept mit all<br />

seinen Annehmlichkeiten für neue Mitarbeiter<br />

ist. Letztlich sollten solche Aspekte<br />

auch in die Entscheidungsfindung<br />

mit einfließen.«<br />

Flexibilität hilft<br />

Eine weitere Erkenntnis aus den Berechnungen<br />

des Wissenschaftlers ist, dass<br />

keines der verglichenen Logistikkonzepte<br />

über das ganze Jahr hindurch optimal<br />

ist, da der Aufwand insbesondere<br />

für den Seetransport von den Jahreszeiten<br />

abhängig ist. Als Beispiel führt er das<br />

offshore-basierte Mutterschiffonzept<br />

ohne eigenes Transferschiff an, das von<br />

Oktober bis März die effzienteste Variante<br />

ist. Von April bis September hingegen<br />

ist das onshore-basierte Konzept<br />

mit zwei Transferschiffen das günstigste.<br />

Eine Kombination beider Varianten könne<br />

etwa <strong>10</strong>% der Kosten sparen, heißt es<br />

in der Untersuchung. »Das Modell wurde<br />

entwickelt, um die Offshore-Branche dabei<br />

zu unterstützen, die Logistikkosten in<br />

der Betriebsphase zu senken«, sagt Münsterberg.<br />

Erste vielversprechende Gespräche<br />

mit interessierten Unternehmen seien<br />

bereits geführt worden: »Ich bin optimistisch,<br />

dass es demnächst auch in der Praxis<br />

zur Anwendung kommen wird.« M<br />

What is the optimal logistics concept for the operation of offshore wind parks? And<br />

how much money can be saved? Torsten Münsterberg from the Fraunhofer Center for<br />

Maritime Logistics and Services CML has given attention to these questions. Based on<br />

his own simulation model, he concluded that only for very large wind parks located<br />

far off the coast offshore-based concepts are the most cost-effcient solution. Another<br />

finding of this research is that combining different concepts depending on the season<br />

can save a lot of money.<br />

Further information: redaktion@hansa-online.de<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong> 77

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