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HANSA 10-2017

Fährschifffahrt | Brexit | HIPER | Schifffahrt der Zukunft | Börsenbericht | US Ports & Hurricanes | Abwasser | Häfen Niedersachsen | HVAC | Job-Börse | Offshore-Marktkompass

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Finanzierung | Financing<br />

Zukunft von Marenave<br />

nach Machtkampf offen<br />

Ernst Russ hat sich vorerst durchgesetzt und sich mehr<br />

Einfluss bei der börsennotierten AG gesichert. Die Offen<br />

Group und die DEVK ziehen sich als Investoren zurück<br />

Es ist ein Konflikt gleichlaufender Interessen,<br />

die aber gegenläufig wirkten.<br />

Vor der Hauptversammlung standen sich<br />

zwei Lager gegenüber: Die Ernst Russ AG,<br />

mit knapp 30% größter Anteilseigner der<br />

Marenave Schiffahrts AG, und die Investorengruppe<br />

von CPO Investments und<br />

DEVK. Also zwei Schwergewichte aus der<br />

Hamburger Schifffahrtsszene. Beide wollten<br />

den Zugriff auf die seit 2006 an der<br />

Hamburger Wertpapierbörse gelistete AG.<br />

Durchgesetzt hat sich Ernst Russ.<br />

Marenave ist nach dem Abverkauf der<br />

gesamten Flotte (elf Schiffe) zur Begleichung<br />

von Bankschulden zwar eine leere,<br />

aber offenbar begehrte »Hülle«. Eine Aktiengesellschaft<br />

nach deutschem Recht,<br />

womöglich bestens geeignet als Asset-<br />

Plattform, um dort künftig Schiffe zu<br />

platzieren und Investoren anzulocken.<br />

Der Vorstand hatte nach der erfolgreichen<br />

Enthaftung der Gesellschaft im Juni<br />

eine Kapitalherabsetzung vorgeschlagen.<br />

Für die eine Seite (Offen/DEVK) war dies<br />

eine unabdingbare Voraussetzung für die<br />

geplante Sanierung und Reaktivierung<br />

des Unternehmens. Die Anderen (Ernst<br />

Russ) fürchteten dagegen eine Abwertung<br />

der eigenen Anteile und damit eine<br />

Verringerung des Einflusses.<br />

Ernst Russ hatte durch Aktienaufkauf<br />

sukzessive die Beteiligung an Marenave<br />

auf zuletzt 29,98% erhöht. Damit kann<br />

das Unternehmen Entscheidungen, die<br />

75% der Stimmen erfordern, verhindern.<br />

Die Gesellschafter vertagten auf Antrag<br />

von Russ die Kapitalherabsetzung.<br />

Außerdem wurden mit Jens Mahnke und<br />

Michael Schmidt-Dencker zwei Vertreter<br />

von Ernst Russ in den auf vier Positionen<br />

vergrößerten Aufsichtsrat gewählt, Gremiums-Vize<br />

Klaus Meyer verlor dagegen<br />

seinen Posten.<br />

Die Offen-Gruppe und die Versicherung<br />

DEVK reagierten sofort und wie für<br />

den Fall einer solchen Entscheidung bereits<br />

angekündigt: »Die Investorenvereinbarung<br />

ist gescheitert und wird nicht weiter<br />

verfolgt«, hieß es in einer Mittteilung.<br />

INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL<br />

FORUM<br />

SCHIFFFAHRT<br />

FINANZIERUNG<br />

Die im Februar getroffene Vereinbarung<br />

sah eine »anfängliche Mindestfinanzierung«<br />

in Höhe von 2 Mio. € vor. Je nach<br />

Projektverlauf sollten weitere 14 Mio. €<br />

hinzukommen. Im Gegenzug sollte es<br />

Positionen im Aufsichtsrat und im Vorstand<br />

für die Offen Gruppe geben.<br />

Stattdessen legten direkt nach der Abstimmung<br />

der bisherige Aufsichtsratschef<br />

Bernd Zens (Vorstand DEVK) und<br />

das Gremiumsmitglied Henning Winter<br />

(ehemals Deutsche Schiffsbank) ihre Ämter<br />

nieder. Zum neuen Chefaufseher wurde<br />

Schmidt-Dencker gewählt.<br />

Neuer Kurs wird noch gesucht<br />

Wie es nun weitergeht, gilt als offen. Im<br />

Juli war die Marenave von den finanzierenden<br />

Banken enthaftet worden, die finanzielle<br />

Restrukturierung ist demnach<br />

bereits erfolgt. Die DEVK ist mit rund<br />

20% Anteilseigner an der Marenave, das<br />

in Aussicht gestellte neue Geld aber wird<br />

vorerst nicht investiert. Denn jetzt ist die<br />

Ernst Russ AG am Zug.<br />

Zunächst müssen die beiden vakanten<br />

Aufsichtsratsposten neu besetzt werden.<br />

Früheste Gelegenheit dafür ist eine neuerliche<br />

Hauptversammlung, möglicherweise<br />

Ende des Jahres. Auch die Kapitalherabsetzung<br />

bleibt auf der Agenda,<br />

aber dann zu einem Ernst Russ genehmen<br />

Zeitpunkt. Die Herabsetzung des<br />

Grundkapitals soll die Kapitalmarktfähigkeit<br />

der Gesellschaft verbessern.<br />

Die Bilanz wies zum 31. Dezember<br />

2015 einen Verlust von 56 Mio. € aus. Das<br />

gezeichnete Kapital betrug rund 30 Mio. €<br />

– macht einen Fehlbetrag von knapp<br />

26,5 Mio. €. Daher sollte das Grundkapital<br />

laut Vorschlag des Vorstands auf<br />

1,5 Mio. € reduziert werden, um es an die<br />

tatsächlichen Vermögensverhältnisse anzupassen<br />

und den Einstieg von Investoren<br />

zu ermöglichen, heißt es.<br />

Aktuelle Geschäftszahlen aus 2016 liegen<br />

noch nicht vor, auch das sorgte vor<br />

der Hauptversammlung für Kritik. M<br />

INVESTORENSUCHE<br />

Aderlass bei Reederei<br />

H Schuldt?<br />

Die Norddeutsche Reederei H. Schuldt<br />

bangt um den Großteil ihrer Flotte. Auf<br />

Druck der hsh portfoliomanagment<br />

AöR, die »faule« Kredite aus dem ehemaligen<br />

Bestand der HSH Nordbank<br />

verwaltet, wird ein Investor gesucht, der<br />

die Beteiligungen an insgesamt 35 Containerschiffen<br />

übernimmt. Die Boston<br />

Consulting Group (BCG) wurde mit<br />

dem Verfahren beauftragt.<br />

Bernd Kortüm, seit 2000 Eigner der<br />

Reederei, hatte zuletzt Ende 2016 wegen<br />

es Schuldenerlasses der HSH Nordbank<br />

in Höhe von 547 Mio. € für Aufsehen<br />

gesorgt. Die Wellen schlugen hoch<br />

– in Schifffahrts- und Bankenkreisen,<br />

aber auch im Hamburger Rathaus und<br />

in Kiel bei der Landesregierung.<br />

47 Schiffe in der Flotte<br />

Der Branchendienst VesselsValue listet<br />

aktuell noch 47 Schiffe im Bestand<br />

der Norddeutschen Reederei H. Schuldt<br />

auf, darunter zwei Bulker (Handymax<br />

28.000 dwt + Supramax 57.000 dwt) sowie<br />

45 Containerschiffe von 1.200 TEU<br />

bis 8.800 TEU mit einer Gesamtkapazität<br />

von 226.500 TEU. Der Marktwert dieser<br />

Flotte liegt demnach bei einem durchschnittlichen<br />

Alter von neun Jahren bei<br />

rund 685 Mio. $, der Schrottwert immerhin<br />

noch bei 396 Mio. $. Vor drei Jahren<br />

(2014) waren es noch 70 Schiffe. M<br />

ANLEIHE PLATZIERT<br />

MPC Container Ships<br />

will weiter wachsen<br />

MPC Container Ships hat eine Anleihe<br />

über <strong>10</strong>0 Mio. $ herausgegeben, um<br />

weitere Schiffe am Second-Hand-Markt<br />

aufzukaufen. Damit setzt das Unternehmen<br />

den Expansionskurs seines<br />

Börsen-Vehikels fort. Die Flotte ist inzwischen<br />

auf 20 Schiffe angewachsen.<br />

Das bei zwei Kapitalrunden eingesammelte<br />

Geld in Höhe von 175 Mio. $ ist<br />

somit nahezu ausgegeben.<br />

Für das erste Halbjahr <strong>2017</strong> meldet<br />

das in Oslo gelistete Unternehmen einen<br />

Verlust von 0,4 Mio. $. Schuld daran<br />

seien unter anderem die Anlaufkosten<br />

und die anfangs eingeschränkte Charteraktivität,<br />

heißt es.<br />

M<br />

22 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong>

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