HANSA 02-2019
Nord-Ostsee-Kanal | MSC Zoe | Reefer-Report | Nordfrost | MacGregor | Neues Bergungsmanöver | Ships made in Germany 2018 | Havarien & Brandschutz | Rudolf A. Oetker
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Schifffahrt | Shipping<br />
Offen setzt ganz auf eigene Containerschiffe<br />
Der Hamburger Reeder Claus-Peter Offen hat weitere acht Tanker verkauft. Künftig<br />
will er sich als Schiffseigner ganz auf die eigenen Groß-Containerschiffe konzentrieren,<br />
die Bereederung für Dritte ist kein strategisches Ziel mehr. Von Krischan Förster<br />
© Wägener<br />
Nach zwei 52.000-Tonnern gingen<br />
jetzt auch acht Handysize-Schiffe<br />
endgültig an Tufton Oceanic, nachdem<br />
auch für die drei letzten Schiffe der Verkauf<br />
besiegelt werden konnte. Die Schiffe<br />
waren seinerzeit alle von der Commerzbank<br />
finanziert worden, die bekanntlich<br />
den Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung<br />
forciert und auf den Verkauf gedrängt<br />
hatte. Der britische Investor hat damit<br />
nach den 36 Mio. $ für die beiden MR2-<br />
Tanker »CPO China« und »CPO India«<br />
weitere 96 Mio. $ für acht kleinere Einheiten<br />
mit je 37.300 tdw nachgeschoben.<br />
Dabei handelt es sich um die Tanker<br />
»CPO France«, »CPO Sweden«, »CPO<br />
Germany«, »CPO Finland«, »CPO Norway«,<br />
»CPO Russia«, »CPO Italy« und<br />
»CPO England«. Während Tufton die<br />
Tankerflotte damit auf jetzt 18 Einheiten<br />
im Eigentum ausbaut, verbleiben die<br />
Schiffe künftig lediglich noch in der Bereederung<br />
bei Offen. Die Zahl der eigenen<br />
Schiffe sinkt dagegen auf sechs.<br />
Angesichts eines weiter herausfordernden<br />
Marktumfeldes sei es darum gegangen,<br />
die eigenen finanziellen Ressourcen<br />
gezielt einzusetzen. Bei einer Refinanzierung<br />
der Tanker hätte auch ein Eigenanteil<br />
eingebracht werden müssen. Geplant<br />
ist dagegen ein Teil-Rückzug aus der Bereederung<br />
für Dritte. »Dieses Geschäft<br />
werden wir zwar weiter betreiben, aber<br />
künftig nicht aktiv ausbauen«, sagt Offen.<br />
Der strategische Fokus liege auf der<br />
Sicherung einer langfristigen Beschäftigung<br />
für die großen Containerschiffe<br />
(Post-Panamax). Für neun der größten<br />
Einheiten konnte Offen kurz vor<br />
dem Jahreswechsel bestehende Charterverträge<br />
mit MSC noch einmal deutlich<br />
verlängern. Es sind die größten Einheiten<br />
in der Flotte mit einer Kapazität von<br />
je 14.000 TEU. Die Laufzeit sei um sechs<br />
Jahre bis 2<strong>02</strong>9 gestreckt worden.<br />
Im Gegenzug werden die Schiffe (Baujahr<br />
2010–2011) von der Reederei auf eigene<br />
Kosten mit Scrubbern ausgerüstet.<br />
»Für beide Seiten eine win-win-Situation«,<br />
sagt Offen. Der Charterer sichere<br />
sich einen Preisvorteil bei den erwartet<br />
höheren Bunkerkosten ab spätestens<br />
2<strong>02</strong>0 (Sulphur Cap). Er liege bei etwa<br />
25.000 $ pro Tag und Schiff im Vergleich<br />
zu dem dann vorgeschriebenen Kraftstoff<br />
mit maximal 0,5% Schwefelanteil.<br />
Die Reederei sichere sich im Gegenzug<br />
garantierte Einnahmen für ein ganzes<br />
Jahrzehnt dank »gut auskömmlicher Raten«<br />
über dem heutigen Marktniveau. Für<br />
weitere 10 bis 20 Schiffe sollen daher in<br />
diesem Jahr vergleichbare Abschlüsse erzielt<br />
werden, danach werde es um die kleineren<br />
Einheiten gehen. Die Flottenliste<br />
weist 31 Containerschiffe mit Kapazitäten<br />
von 5.500 TEU bis 14.000 TEU aus, dazu<br />
kommen acht Schiffe der 100%-Tochter<br />
Conti Reederei mit je 8.000 TEU.<br />
Bei den Scrubbern handelt es sich um<br />
Hybrid-Anlagen, die sowohl im »offenen«<br />
als auch im »geschlossenen« System<br />
gefahren werden können. Dies werden<br />
zunehmend von den Verladern<br />
gefordert, außerdem haben weltweit bereits<br />
zahlreiche Häfen wie zuletzt Singapur<br />
und China einen Bann für sogenannte<br />
»open loop«-Scrubber verhängt.<br />
Offen, der neben den eigenen Einheiten<br />
auch Schiffe von Dritten betreibt, sieht<br />
sein Unternehmen künftig klar in der<br />
Rolle des Schiffseigners und nur nachrangig<br />
noch als Third Party Manager,<br />
das technische Management werde daher<br />
nicht weiter ausgebaut.<br />
Bestehende Verträge würden selbstverständlich<br />
erfüllt, aber »wir werden uns<br />
nicht aktiv um neues Geschäft bemühen«,<br />
sagt der Reeder gegenüber der <strong>HANSA</strong>.<br />
Dafür seien in einem umkämpften Markt<br />
die Margen zu gering und die Marktführer<br />
dank ihrer Größe klar im (Preis-)Vorteil.<br />
Auch für die verbleibenden Bulker- und<br />
die Tankerflotten gebe es keine Abbaustrategie,<br />
die Schiffe würden weiter fahren, »so<br />
lange es für uns wirtschaftlich sinnvoll ist«.<br />
Die Gesamtflotte der Offen Group umfasst<br />
derzeit rund 150 Schiffe.<br />
n<br />
439 MIO. $ AN INVESTITIONEN<br />
MSC glaubt an den Vorteil von Scrubbern<br />
Nach dem Deal mit Claus-Peter Offen<br />
über die Nachrüstung von Charterschiffen<br />
mit Scrubbern hat die Linienreederei MSC<br />
auch für die eigenen Flotte eine Entscheidung<br />
getroffen: Auf 86 Schiffen, knapp der<br />
Hälfte der 195 eigenen Einheiten, werden<br />
für 439 Mio. $ Abgaswäscher installiert.<br />
Für die Finanzierung sorgen fünf Banken<br />
unter Führung der BNP Paribas.<br />
Die in Genf beheimatete Reederei der<br />
Familie Aponte wählt damit – wie angekündigt<br />
– die Option, weiter das bislang<br />
gebräuchliche Schweröl auf den Schiffen<br />
einsetzen zu können. MSC setzt dabei auf<br />
den erwarteten Preisvorteil gegenüber<br />
schwefelarmem Kraftstoff (0,5%), der von<br />
der IMO ohne die Verwendung von Scrubbern<br />
ab dem 1. Januar 2<strong>02</strong>0 vorgeschrieben<br />
sein wird (Sulphur Cap). Experten<br />
halten eine Preisdifferenz von etwa 250 $/t<br />
für wahrscheinlich. MSC hatte für diesen<br />
Fall einen Anstieg der jährlichen Betriebskosten<br />
um rund 2 Mrd. $ vorausgesagt und<br />
vorsorglich die Einführung einer »Global<br />
Fuel Surcharge« angekündigt – wie alle<br />
anderen Linienreedereien von Maersk bis<br />
Hapag-Lloyd auch. <br />
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22 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – <strong>2019</strong> – Nr. 2